Das karolingische Reichsgut: Eine verfassungs- und verwaltungsgeschichtliche Untersuchung [Reprint 2019 ed.] 9783110829327, 9783110001037

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Das karolingische Reichsgut: Eine verfassungs- und verwaltungsgeschichtliche Untersuchung [Reprint 2019 ed.]
 9783110829327, 9783110001037

Table of contents :
VORWORT
INHALT
ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS
LITERATURVERZEICHNIS
EINLEITUNG
I . DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTEB
II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE LOKALE VERWALTUNG
III. DAS ÜBRIGE KÖNIGSGUT
SCHLUSS
ANHANG
REGISTER

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METZ/DAS KAROLINGISCHE REICHSGUT

WOLFGANG METZ

DAS K A R O L I N G I S C H E

REICHSGUT

EINE VERFASSUNGSU N D VERWALTUNGSGESCHICHTLICHE UNTERSUCHUNG

WALTER DE GRUYTER & CO. VORMALS G. J. G Ö S C H E N ' S C H E V E R L A G S H A N D L U N G — J . GUTTENTAG, VERLAGSBUCHHANDLUNG - GEORG R E I M E R - KARL J . T R Ü B N E R — V E I T & C O M P .

B E R L I N 1960

© Archiv-Nummer: 41 52 60 Copyright 1960 by Walter de Gruyter & Co. — vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp. — Berlin W 35 Printed in Germany — Alle Rechte der Ubersetzung, des Nachdrucks, der photomedianisdien Wiedergabe und der Anfertigung von Mikrofilmen — auch auszugsweise — vorbehalten. Satz u. Drude: Deutsche Zentraldruckerei AG., Berlin SW 61

VORWORT Das vorliegende Buch nimmt seinen Ausgangspunkt zum Teil von landesund verfassungsgeschichtlichen Studien aus den Jahren 1952—1959. Im Anschluß an eine Tätigkeit im Lichtbildarchiv des Marburger mittelalterlichen Instituts und landesgeschichtlichen Amtes beschäftigten mich Jahre hindurch zwei von dem damaligen verehrten Leiter, Herrn Prof. E. E. Stengel aufgerollte Probleme, das System der karolingischen f i s c i und die Existenz eines den Beschreibungen der Königshöfe in den Brevium Exempla in seiner ganzen Anlage sehr nahestehenden Fuldaer Güterverzeichnisses aus dem 9. Jahrhundert. Etwas später kam ein recht anregender Gedankenaustausch mit Herrn Dr. Klaus Yerhein als Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Histórica, Herrn Dr. Otto P. Clavadetscher (Zuoz, jetzt Rorschach) als bestem Kenner des churrätischen Reichsurbars, Herrn Prof. Dr. Walter Schlesinger (Marburg/Frankfurt a. M.), Herrn Prof. Dr. Helmut Weigel (Erlangen, für Ostfranken) und einer Reihe anderer Forscher zustande. Fruchtbar war dann die Beschäftigung mit den Verhältnissen im heutigen Belgien und Nordfrankreich, nicht zuletzt nach den bisher nur selten oder kaum berücksichtigten französischen Königsurkunden; sehr wichtig war mir dabei die immer wieder förderliche Fühlungnahme mit Herrn Prof. Dr. F. L. Ganshof und seinen Schülern J. Dhondt und A. E. Verhulst (Gent). Leider war es nicht möglich, auf Grund der bekannten Quellenpublikationen zu ähnlichen Ergebnissen, wie sie sich in Westfranken boten, auch in Italien zu gelangen. Es erwies sich daher als zweckmäßig, sich bei der Darstellung dortiger Verhältnisse auf ein ziemlich spärliches Material zu beschränken, um so mehr als mir Herr Dr. C. Brühl, Bonn, dessen größere Arbeit über die Königsgastung vor dem Abschluß steht, die geringe Ausgiebigkeit italienischer Quellen bestätigte. Es entspricht dem Sinn jeder Forschungsarbeit, wenn sich von ihr aus gewisse Aussichten und Wünsche für die Zukunft ergeben. Diese gelten im vorliegenden Falle der landesgeschichtlichen Methode, von der auf kleinem Räume eine Intensivierung dessen, was hier erarbeitet werden konnte, zu • erhoffen bleibt. Gewarnt werden muß indessen vor dem — leider immer wieder zu beobachtenden — Verfahren, Begriffe wie etwa curtís oder centena, die sich zwar auf Königsgut möglicherweise beziehen können,

VI

VORWORT

aber keineswegs notwendigerweise müssen, bis zur äußersten Grenze auszuschlachten. Anwendung rückschreitender Betrachtungsweisen kann in einzelnen Fällen recht gute Erfolge aufweisen; ich denke dabei an die Erforschung der Zehntverhältnisse für die frühere Kirchenorganisation. Anhänger derartiger Verfahrensweisen werden in diesem Buche ziemlich vergeblich nach ihrer Anwendung suchen, und manche an sich recht gute Untersuchung, die vorzugsweise oder ganz auf ihr fußt, mußte unbeachtet bleiben. Auch hier schien und scheint mir für künftige Untersuchungen Vorsicht geboten. Der vielleicht vordringlichste Wunsch ist indessen der nach einer Neuherausgabe der Quellen der Reichsgutverwaltung neben dem längst laut gewordenen nach einer neuen Bearbeitung der Kapitularien. Für das Capitulare de villis ist seit Guérard und Boretius viel geleistet worden, zum Teil Mustergültiges, wenn man an die gründlichen Kommentare etwa von Gareis oder Winkler denkt. Aber die Kapitularienkritik hat durch die jüngsten Forschungsergebnisse von F. L. Ganshof einen ungeahnten neuen Antrieb erfahren, und auch abgesehen davon muß manche Note oder mancher Beleg aus den älteren — heute ja schon einige Jahrzehnte zurückliegenden — Ausgaben durch neuere und bessere Angaben ersetzt werden. Die gerade für das Capitulare de villis wichtige philologische Problematik (mir schweben dabei die anscheinend auf griechische Glossare zurückführenden Worte etlehas und enecas vor) ist von allgemeiner Warte aus in der letzten Zeit stark in den Vordergrund gerückt worden, was vor allem von dem Verhältnis des Mittellateinischen zum Althochdeutschen gilt. Es kann heute schon als Irrweg der Forschung angesehen werden, wenn Romanisten bestimmte Wortformen für provenzalisch oder nordfranzösisch ansehen wollten; die fränkische Kanzlei- und Geschäftssprache hat sicher Elemente verschiedener Art amalgamiert. Was endlich den oft erörterten Wert der althochdeutschen Glossen für das mittelalterliche Übersetzungsproblem angeht, so hat schon Gareis sie 1895 herangezogen; aber die damals vorliegenden Glossenausgaben sind heute längst überholt und werden durch die vorschreitende Arbeit am Althochdeutschen Wörterbuche noch mehr überholt werden, so daß sich heute bereits für das Capitulare de villis und im Anschluß an Gareis eine Menge von Belegen aus den Steinmeyerschen Sammlungen — zum Teil sogar ganz zwanglos — anbietet, an denen die Forschung achtlos vorüberging. Ich hoffe, daß mein Buch auch in dieser Richtung einen gewissen Anreiz für künftige Veröffentlichungen der einschlägigen Quellen zu bieten vermag. Wenn ich endlich im Anschluß an diese Darlegungen und Wünsche versuche, allen Förderern meiner Arbeit meinen Dank auszusprechen, so ist

VII

VORWORT

diese Dankespflicht besonders schwerwiegend, da eine wissenschaftliche Arbeit neben der täglichen Berufsarbeit heute ohne stete Anregungen und Hilfeleistungen kaum denkbar ist. Mein Dank gilt daher allen bereits eingangs erwähnten Wissenschaftlern, sowie zahlreichen anderen, die ich leider an dieser Stelle nicht alle nennen kann. Er gilt einer ganzen Reihe von Bibliotheken, so denen in Wolfenbüttel, Karlsruhe und München für bereitwillige Handschriftenauskünfte und Photokopien, wobei andere — so etwa die hiesige mit dem Wirken eines G. H. Pertz auch in ihren Beständen unverkennbar verknüpfte Landesbibliothek oder die in schwierigen Fällen immer wieder unerschöpfliche Göttinger Staats- und Universitätsbibliothek — nur zusammenfassend erwähnt sein mögen. Zu Dank verpflichtet bin ich dem Verlag Walter de Gruyter für sein starkes Interesse für das Zustandekommen und die Drucklegung meines Buches, wie auch für manchen Ratschlag und manches Entgegenkommen während der Arbeit, und nicht zuletzt auch der Göttinger Historischen Schule, der ich mich seit meinen frühen Studiensemestern verbunden wissen darf. Hannover

Wolfgang

Metz

I N H A L T

Seite VORWORT ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS LITERATURVERZEICHNIS EINLEITUNG I . D I E ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTEB

1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.

Die Zusammensetzung der Zentralverwaltung Die Inventarisierung der Krongüter als Werk der Zentrale Zur Entstehung der Brevium Exempla Die Brevium Exempla und das Kloster Fulda Das Lorscher Reidisurbar Das churrätische Reidisurbar Das Polyptychon von Verberie und die übrigen Reichsurbare Das Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum I, 13 Das Capitulare de villis Die übrigen Kapitularien

I I . D I E KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE LOKALE VERWALTUNG. . .

11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21.

Das Wesen der königlichen Grundherrsdiaft. Das Zinsgut Zur Terminologie Die Größe der fisci Verhältnis der Grundherrsdiaft zum Königsitinerar Die Straßenlage Die Verwalter der fisci Die ministerio Das Verhältnis der Krongüter zum Gau (pagus) Das Verhältnis der königlichen Grundherrschaft zur Grafschaft ••• Königsgut und Immunität Die Struktur der königlichen Grundherrsdiaft. Streuung und Konzentration

I I I . D A S ÜBRIGE KÖNIGSGUT

22. 23. 24. 25. 26.

Allgemeines Königliche Lehen und Amtsgut Die Bifänge im königlichen Ausbaulande Das Reichskirchengut Das Verhältnis von Lehen und Bifang zur Grafschaft

V XI XIII 1 11

11 18 26 45 53 60 65 72 77 87 91

91 106 III 119 140 144 155 162 171 180 187 196

196 198 213 220 227

SCHLUISS

230

ANHANG

: Ergänzungen zu den Übersichten bei Ranzi, Königsgut und Königsforst 235

REGISTER

241

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNIS Abh.

Abhandlungen

Abh. Berlin

Abhandlungen der (Berliner) preuß. (deutschen) Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Klasse. Artikel Bibliothèque de l'École des Chartes. Blätter

Art. BÉCh Bll. BM2 DA Diss. dt. Hrsg. HZ Jb. Ma. MG MG Capit. MG D MG Epp. MG Form. MG Poet. Lat. MG SS MG SS rer. Germ. MIÖG

Böhmer-Mühlbacher, Regesta Imperii. Karolingerregesten. 2. Auflage. Deutsches Archiv für Geschichte (Erforschung) des Mittelalters.

Ree.

Dissertation (phil., sonst Fakultätsangabe). deutsch Herausgeber Historische Zeitschrift Jahrbuch Mittelalter Monumenta Germaniae Histórica (mit Unterguppen:) Capitularía Diplomata Epistolae Formulae Poetae Latini Scriptores Scriptores rerum Germanicarum in usum cholarum Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung Monumenta Boica. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Recognovit

SB

Sitzungsberichte

Mon. Boica NA

XII

SB Berlin

ABKÜRZUNGS- UND SIGLENVERZEICHNlS

UB

Sitzungsberichte der (Berliner) preuß. (deutschen) Akademie der Wissenschaften phil.-hist. Klasse Urkundenbuch

VSWG

Vierteljahrsschrift f ü r Sozial- und Wirtschaftsgeschichte

ZRG

Zeitschrift der Savigny-Stiftung f ü r Recfetsgeschichte (mit

Germ. Abt.

Germanistische Abteilung

Kan. Abt.

Kanonistische Abteilung

Rom. Abt.

Romanistische Abteilung

Zs.

Zeitschrift

Untergruppen):

LITERATURVERZEICHNIS D'ACHEBY, ADALHARD

Lucas s.

sive collectio veterum aliquot scriptorum. Statuta ed. Léon Levillain, Le Moyen-Age 13 (1900)

SPICILEGIUM

TON CORBIE:

S. 333-386. rec. GEORG WAITZ. Hannover 1 8 8 3 . (MG S S rer. Germ.) Neuausgabe von REINHOLD RAU (Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte 2 . 1 9 5 8 . ) ANNALES FULDENSES sive Annales regni Francorum orientalis ab Einhaxdo, Rudolfo, Meginhardo.. . rec FRIEDBICH KURZE. Hannover 1891. (MG SS rer. Germ.) Annales regni Francorum unde ab anno 741 usque ad anno 829 rec. FRIEDRICH KURZE. Hannover 1895. (MG SS rer. Germ.) Neuausgabe von REINHOLD RAU (Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte 1. 1955.) APULEIUS MADARAURENSIS: The herbal. Oxford 1925. Astronomus s. Vita Hludovici. Historischer Atlas von Bayern. Abt. Franken. 2. Neustadt-Windsheim, bearb. von HANS HUBERT HOFMANN, München 1 9 5 3 . AUBIN, HERMANN: Die Entstehung der Landesherrschaft nach niederrheinischen Quellen. Berlin 1920. (Historische Studien. Ebering. 143.) BAESECKE, GEORC: Der Vocabularius Sti. Galli in der angelsächsischen Mission. Halle 1933. BAESECKE, GEORG: Glossen, Althochdeutsche, in: Reallexikon der deutschen Literaturgeschichte 1 (1925/26) S. 448-454. BAESECKE, GEORG: Vor- und Frühgeschichte des deutschen Schrifttums. 1 . 2 . Halle ANNALES BERTINIANI

1941-53.

Die deutschen Worte der germanischen Gesetze, in: PAUL und Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 59 (1935) S. 1-101. BAIST, G.: Zur Interpretation der Brevium Exempla und des Capitulare de Villis, in: VSWG 13 (1914) S. 2 2 - 7 0 . BALDAUF, OSKAR: Das karolingische Reichsgut in Unterrätien. Innsbruck 1 9 3 0 . (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs und Liechtensteins. 5.) BENDEL, FRANZ JOSEPH: Die älteren Urkunden der deutschen Herrscher für die ehemalige Benediktiner ab tei Werden a. d. Ruhr. Bonn 1908. BENDER, KLAUS: Das Verzeichnis der königlichen Tafelgüter und Servitien, in: Zs. für Geschichtswissenschaft 2 (1954) S. 772-88. BERGENGRUEN, ALEXANDER: Adel und Grundherrschaft im Merowingerreich. Wiesbaden 1958. (VSWG. Beih. 41.) BAESECKE, GEORG: BRAUNES

LITERATURVERZEICHNIS

XIV

Stand der Forschung um den karolingischen Bauplan von St. Gallen, in: Schweizer Beitr. zur allgem. Geschichte 16 (1958) S. 2 2 9 - 2 3 9 . BEYER, HEINRICH S. Urkundenbuch zur Geschichte der jetzt die Preuß. Regierungsbezirke Coblenz und Trier bildenden mittelrheinischen Territorien. BEYERLE, FRANZ: Die Grundherrschaft der Reichenau, in: Die Kultur der Reichenau 1 (1925) S. 4 5 2 - 5 1 2 . BEYERLE, FRANZ: Die süddeutschen Leges und die merowingische Gesetzgebung, in: ZRG Germ. Abt. 49 (1929) S. 2 6 4 ^ 3 2 . BEYERLE, FRANZ: Ortsnamen der Landnahmezeit und karolingische Personennamen als sozialgeschichtlicher Anschauungsstoff, in: Festschrift KARL H A F F (Innsbruck 1950) S. 1 3 - 3 2 . BEYERLE, KONRAD: Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters, in: Die Kultur der Reichenau 1 (1925) S. 5 5 - 2 1 2 . BEYERLE, KONRAD s. Lex Baiuuariorum. BISCHOFF, BERNHARD: Die südostdeutschen Schreibstuben und Bibliotheken der Karolingerzeit. 1. Leipzig 1940. (Sammlung bibliothekswissenschaftlicher Arbeiten 49. Ser. 2, H. 32.) BISCHOFF, JOHANNES: Die Zeidelhuben und Bienenpflege im Sebalder Reichswald zwischen Erlangen und Nürnberg in siedlungs- und waldgesdiichtlicher Sicht, in: Jb. f ü r fränkische Landesforschung 16 (1956) S. 2 9 - 1 0 7 . BITTERAUF, THEODOR S. Traditionen des Hochstifts Freising. BLOCH, M A R C : La organización de los dominios carolingios y las teorías de DOPSCH, in: Annuario de historia del derecho español 3 (1926) S. 89—119. BOCKSHAMMER, ULRICH: Ältere Territorialgeschichte der Grafschaft Waldeck, mit Beitr. von E. E. STENGEL, C. CRAMER und W. GÖRICH. Marburg 1958. (Schriften des hessischen Landesamtes f ü r geschichtliche Landeskunde. 24.) BÖHMER, JOHANN FRIEDRICH: Regesta Imperii. 1 . Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern; hrsg. von ENGELBERT MÜHLBACHER; 2 . Aufl. hrsg. von JOHANN LECHNER, Innsbruck 1 8 9 9 — 1 9 0 8 . BOHNENBERGER, K A R L : Frühalemannische Landstrichsnamen, in: Zs. f ü r württembergische Landesgeschichte 7 (1943) S. 99—144. BONNELL, HEINRICH E D U A R D : Die Anfänge des karolingischen Hauses. Leipzig 1 8 6 6 . (Jahrbücher d. dt. Geschichte.) BOSL, K A R L : Franken um 8 0 0 . Herrschafts- und Sozialstruktur einer fränkischen Königsprovinz. München 1959. (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. 58.) BOSL K A R L : „Grafschaft", in: RÖSSLER-FRANZ, Sachwörterbuch der dt. Geschichte (1958) S. 370. BOSL, K A R L : Die Reichsministerialität der Salier und Staufer 1 . 2 . Stuttgart 1 9 5 0 bis 51. (Schriften der Monumenta Germaniae Histórica 10.) BOSL, K A R L : Vorstufen der deutschen Königsdienstmannschaft, in: VSWG 3 9 ( 1 9 5 2 )

BESSLER, H A N S :

S. 1 9 3 - 2 1 4 . BOUQUET, M .

289-315.

S. Rerum Gallicarum et Francicarum scriptores.

XV

LITERATURVERZEICHNIS

Gesammelte Aufsätze. Als Festgabe zum 1938 dargebracht. Oldenburg & Berlin 1938.

BRANDI, K A H L :

BRANDI, K A R L ; H . W . KLEWITZ, i n : A U F

70.

Geburtstag am

20.

V.

18 (1944) S. 1 - 2 2 .

Althochdeutsches Lesebuch. 1 3 . Aufl. Halle 1 9 5 8 . BRESSLAÜ, H A R R Y : Der Ambasciatorenvermerk in den Urkunden der Karolinger, in: AUF 1 (1908) S. 1 6 7 - 1 8 4 . BRÜHL, CARLRICHARD: Nodimals die Datierung des Tafelgüterverzeichnisses, in: DA 12 (1956) S. 5 2 7 - 3 5 . BRÜHL, CARLRICHARD: Königspfalz und Bischofstadt in fränkischer Zeit, in: Rheinische Vierteljahrsblätter 23 (1958) S. 1 6 1 - 2 7 4 . BRUNNER, H Ö N R I C H : Abhandlungen zur Rechtsgeschichte 1 . 2 . Weimar 1 9 3 1 . BRUNNER, H E I N R I C H : Ein verschollener morewingisches Königsgesetz, in: SB. Berl. 39 (1901) S. 932—955; Neudr. in: BRUNNBR; Abhandlungen zur Rechtsgeschichte 1 (1931) S. 5 9 8 - 6 2 7 . BRUNNER, HEINRICH: Deutsche Rechtsgeschichte 2. Aufl. 1.2.1906—1928. BRUNNER, H E I N R I C H : Zeugen- und Inquisitionsbeweis im deutschen Gerichtsverfahren der karolingischen Zeit, in: SB Wien 51 (1865) S. 3 4 3 - 5 0 5 . BRUNNER, OTTO: Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Südostdeutschlands im Mittelalter. 3. Aufl. Brünn, München und Wien 1943. (Veröffentlichungen des Instituts f ü r Geschichtsforschung und Archivwissenschaft in Wien 1.) 4. Aufl. 1959. BÜTTNER, HEINRICH: Frühes fränkisches Christentum am Mittelrhein, in: Archiv f ü r mittelrheinische Kirchengesdiichte 3 (1951) S. 9—55. BÜTTNER, H E I N R I C H : Rez. von HILDEGARD DÖLLING, Haus und Hof, in: Blätter f. dt. Landesgeschidhte 94 (1958) S. 270. CALMETTE, J O S E F : Trilogie de l'histoire de France 1 — 3 . Paris 1 9 4 8 — 5 2 . CAI.METTE, J O S E F : Karl der Große. Autor. Übers, a. d. Französ. von THESA D I E Z RÖSING. Innsbruck und Wien 1 9 4 8 . CARO, GEORG: Neue Beiträge zur deutschen Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte. Gesammelte Aufsätze. Leipzig 1911. CARO, GEORG: Die Landgüter in den fränkischen Formelsammlungen, in: H V S 6 BRAUNE, W I L H E L M :

(1903)

S.

309-338.

Ein Urbar des Reichsguts in Churrätien aus der Zeit Ludwigs des Frommen, in: M I Ö G 28 (1907) S. 2 6 1 - 2 7 5 . Cartulaire de L'abbaye de Cysoing et de ses dépendances. Bearb. von IGNACE DE COUSSEMAKER. Lille 1 8 8 3 . Cartulaire de l'abbaye de Saint- Cornelle de Compiègne. 1 2 . P a r E M I L E - E P I P H A N I U S MOREL. Paris 1 9 0 4 - 0 9 . Charles I I roi de France: Recuueil des actes. . . Par GEORGES TESSIER. 1 — 3 . Paris

CARO, GEORG:

1943-55.

Charles I I I roi de France: Recueil des actes. . . publié par P H I L I P P E LAUER. Paris 1940-49. CHAUME, MAURICE: Les origines du duché de Bourgogne. 1 . Dijon 1 9 2 5 .

XVI

LITERATURVERZEICHNIS

Die Bibliothek des Klosters Fulda im 16. Jahrhundert. Leipzig 1933. (Zentralblatt f. Bibliothekswesen. Beih. 64.) CLAUS, M.: Untersuchungen an der Wallanlage „König Heinrichs Vogelherd" bei Pöhlde Kr. Osterode, in: Göttinger Jahrbuch 1957 S. 3 - 2 0 . CLAUS, M . : Neue Ausgrabungsergebnisse an der Wallanlage „König Hemridu Vogelherd" bei Pöhlde Kr. Osterode, in: Göttinger Jb. 1958, S. 6 6 - 7 6 . Vgl. ebenda 1959 S. 7 1 - 7 4 . CLAVADETSCHER, OTTO P . : Die Einführung der Grafschaftsverfassung in Rätien und die Klageschriften Bischof Viktors III. von Chur, in: ZRG Germ. Abt. Kan. Abt. 70 (1953) S. 4 6 - 1 1 1 . CLAVADETSCHER, OTTO P.: Nochmals zum churrätischen Reichsurbar aus der Mitte des 9. Jh. s. in: ZRG. Germ. Abt. 76 (1959) S. 319-328. CLAVADETSCHER, OTTO P . : Zum churrätischen Reidisgutsurbar aus der Karolingerzeit, in: Zs. f. schweizerische Geschichte 30 (1950) S. 161-197. CLAVADETSCHER, OTTO P . : Das dmrrätische Reichsgutsurbar als Quelle zur Geschichte des Vertrags von Verdun, in: ZRG. Germ. Abt. 70 (1953) S. 1 - 6 3 . CLAVADETSCHER, OTTO P . : Verkehrsorganisation in Rätien zur Karolingerzeit, in: Schweizerische Zs. f. Geschichte 5 (1955) S. 1 - 3 0 . Codex diplomaticus Fuldensis. Hrsg. von E R N S T FRIEDRICH JOHANN DRONKE. Cassel 1850-62. Codex diplomaticus Nassoicus. Hrsg. von K . MENZEL und WILHELM SAUER. 1 — 3 . Wiesbaden 1 8 8 5 - 8 7 . Codex Laureshamensis. Bearb. von KARL GLÖCKNER. 1—3. Darmstadt 1929—36. Darmstadt 1929—36. (Arbeiten der Historischen Kommission f. d. Volksstaat Hessen.) Codex Langobardiae. Turin 1873 (Historiae Patriae Monumenta 13.) Codice diplomatico Sant' Ambrosiano delle carte dell'ottavo e nono secolo, ill. con note da ANGELO FUMAGALLI. Milano 1805. Corpus Glossariorum Latinorum. Bd. 1—7. rec GEORG GOETZ. Leipzig und Berlin 1888-1923. CORSTEN, SEVERIN: Das Heinsberger Land im frühen Mittelalter, in: Annalen des Hist. Vereins f. d. Niederrhein 161 (1959) S. 5 - 6 4 . COUSEMAKER, IGNACE DE S. Cartulaire de 1' abbaye de Cysoing. 1 . 1 8 8 6 . DAHN, F E L I X : Vom mcrowingischen Finanzrecht, in: Germanistische Abhandlungen KONRAD VON MAURER dargebr. (Göttingen 1 8 9 3 ) S . 3 3 3 — 3 7 3 . DANNENBAUER, HEINRICH: Freigrafschaften und Freigeridite, in: Das Problem der Freiheit (1953) S. 57—76; Neudr. in: DANNENBAUER, Grundlagen der mittelalterlichen Welt (1958) S. 3 0 9 - 3 2 8 . DANNENBAUER, HEINRICH: Grundlagen der mittelalterlichen Welt. Skizzen u. Studien, Stuttgart 1958. DANNENBAUER, H E I N R I C H : Paraveredus — Pferd, in: ZRG. Germ. Abt. 7 1 ( 1 9 5 4 ) S. 5 5 — 7 3 ; auch in: DANNENBAUER; Grundlagen der mittelalterlichen Welt ( 1 9 5 8 ) S. 2 5 7 - 2 7 0 . CHRIST, K A R L :

LITERATURVERZEICHNIS

xvri

HEINRICH: Das Verzeidinis der Tafelgüter des römischen Königs. Ein Stück des Testaments Kaiser Friedrichs I., in: Zs. für württembergische Landesgeschichte 12 (1953) S . 1—72; Neudr. in: DANNENBAUER: Grundlagen der mittelalterlichen Welt (1958) S. 354-431. DARMSTÄDTER, P A U L : Das Reichsgut in der Lombardei und in Piémont (568—1250) Straßburg 1896. DEERMANN, JOHANN BERNHARD: Ländliche Siedlungs-, Verfassungs-, Redits- und Wirtschaftsgeschichte des Venkigaus und der späteren Niedergrafschaft Lingen. Hildesheim 1912. (Forschungen zur Geschichte Niedersadisens. 4, 3.) DHONDT, J . : Études sur la naissance des principautés territoriales en France (IX e -X e siècle). Brügge 1948. DICUIL: Liber de mensura orbis terrae. Ree. G. Parthey. Berlin 1870. DIEFENBACH, HEINRICH: Der Kreis Marburg, seine Entwicklung aus Gerichten, Herrschaften und Ämtern bis ins 20. Jahrhundert. Marburg 1943. (Schriften des Instituts für geschichtliche Landeskunde von Hessen und Nassau. 21) DIENEMANN-DIETRICH, IRMGARD: Der fränkische Adel in Alemannien im 8 Jahrhundert, in: Vorträge und Forschungen d. Instituts für geschichtliche Landeskunde des Bodenseegebietes 2. Das Problem der Freiheit in der deutschen und schweizerischen Geschichte. (1955) S. 149-192.

DANNENBAUER,

DIENEMANN-DIETRICH S. a . DIETRICH.

Die Ort- und In Pago-Nennungen im bayerischen Stammesherzogtum zur Zeit der Agilolfinger, in: Zs. für bayrische Landesgeschichte 20 (1957) S. 364-436. DIETRICH, IRMGARD: Das Haus der Konradiner. Untersuchungen zur Verfassungsgeschichte der späten Karolingerzeit. Diss. Marburg 1952. (ungedr.) DIETRICH, IRMGARD: Die Konradiner im fränkisch-Sächsischen Grenzsaum von Thüringen und Hessen, in: Hessisches Jb. für Landesgeschidite 3 (1953) S. 57-95. DIETRICH, IRMGARD: Die Traditionsnotiz des Codex Laurishamensis Nr. 3139 und ihr vermeintliches Datum von 772/73, in: Hessisches Jb. für Landesgeschichte 3 (1953) S. 283-291. DINKLAGE, K A R L : Die Besiedlung des Schwabacher Landes in karolingischer Zeit, in: Jb. für fränkische Landesforschung 6/7 (1941) S. 197-219. DIOSCURIDES PEDANIUS: The Greek herbal; ill. by a Byzantine a. d. 5 1 2 . ed by R. T. GUNTHER (mit Register von Saracen [ 1 5 9 8 ] ) . Oxford 1 9 3 4 . DÖLLING, HILDEGARD: Haus und Hof in westgermanischen Volksrediten. Münster 1958. (Veröffentlichungen der Altertumskommission im Provinzialinstitut für westfälische Landes- und Volkskunde. 2.) DOBENECKER, OTTO: Regesta diplomática neenon epistolaria historiae Thuringiae. 1 - 4 . Jena 1896-1939. DOPSCH, ALFONS: Verfassungs- und Wirtschaftsgeschichte des Mittelalters. Ges. Aufsätze zum 60. Geburtstage dargebr. Wien 1928. DIEPOLDER, GERTRUD:

2

METZ, KAROLINGISCHES REIDISGNT

XVIII

LITERATURVERZEICHNIS

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(1958)

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13

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WOLFGANG:

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3 Metz, Karolingisches Reidisgut

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HANS WARTMANN

u. a.

1—6.

Zürich

Salzburger Urkundenbuch. Gesammelt und bearb. von WILLIBALD HAUTHALER U. FRANZ MARTIN. 1 - 3 . Salzburg 1 9 1 0 — 1 8 . Württembergisches Urkundenbuch. 1 — 1 1 . Stuttgart 1 8 9 4 — 1 9 1 3 . Urkundenbuch der Stadt und Landschaft Zürich. Bearb. von J . ESCHER U. PAUL SCHWEIZER. 1—12. Zürich 1888—1939. VANDERKINDERE, LÉON: La formation des principautés Belges au Moyen Age. 1.2. Bruxelles 1902. VERHEIN, KLAUS: Studien zu den Quellen zum Reichsgut der Karolingerzeit I . I I , in: DA 10 (1954) S. 313-394. DA 11 (1955) S. 333-392. VERHULST, ADRIAN E.: De Sint Baafsabdij te Gent en haar grondbezit (VII—XlVe eeuw) Brüssel 1958. (Verhandelingen van de Koninklijke Vlaamse Academie voor Wetensdiappen, letteren en schone kunsten. Kl. der letteren. 30.) Der Vertrag von Verdun. Aufsätze z. Begründung der europäischen Völker- und Staatenwelt. Hrsg. von THEODOR MAYER. Leipzig 1 9 4 3 . Anonymi Vita Hludowici imperatoris. Das Leben des Kaisers Ludwig vom sog. Astronomus, neubearb. von REINHOLD RAU, in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte. 1 ( 1 9 5 5 ) S. 2 5 5 - 3 8 2 . VOIGT, K A R L : Die karolingische Klosterpolitik und der Niedergang des westfränkischen Königtums. Stuttgart 1917. (Kirchenrechtliche Abhandlungen. 90/91.) Vorträge und Forschungen, hrsg. vom Institut für geschichtliche Landeskunde des Bodenseegebietes in Konstanz. Lindau und Konstanz 1955 ff. W A A S , A D O L F : Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter. Berlin 1 9 3 8 . (Historische Studien. 335.) WADSTEIN, E L I A S s. Kleinere altsächsische Sprachdenkmäler.

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WILHELM

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WILHELM

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im

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EINLEITUNG Die verfassungsgeschichtliche Forschung der letzten Jahrzehnte ist mehr und mehr zu der Erkenntnis der hohen Bedeutung des Reichsgutes gekommen. Vor allem bringen die landesgeschichtlichen Atlasarbeiten heute vielfach schon brauchbare Karten desselben. Trotzdem ist die berührte Frage in weiterem Rahmen zur Zeit problematischer denn je. Auf der einen Seite stehen die landesgeschichtlichen Arbeiten, die meistens die hohe Bedeutung der Krongüter für die verfassungsgeschichtliche Entwicklungbetonen oder anerkennen 1 . In einem gewissen Gegensatz dazu stehen die Arbeiten von Dopsch und ihre Nachwirkungen. Während die vor allem von Forschern wie Karl Lamprecht und Karl Theodor v. Inama-Sternegg verkörperte ältere Lehre große geschlossene fisci der königlichen Grundherrschaft annahm 2 , hat Dopsch versucht, die Bedeutung derselben wesentlichgeringer zu veranschlagen 3 . Nachheftigen Auseinandersetzungen mit einer Reihe von Gelehrten vor allem während des zweiten und dritten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts schien zunächst die Ansicht von Dopsch siegreich geblieben zu sein. Allerdings dürfte sie sidi wohl nur auf deutschem Boden einigermaßeh durchgesetzt haben; Gelehrte wie M.Bloch, H. Pirenne, F. L. Ganshof und F. Lot haben dagegen ihren eigenen Standpunkt gegenüber Dopsch stets beibehalten und immer erneut eingenommen 4 . In Deutschland hat sich die landesgeschichtliche Betrachtungsweise zunächst noch weitgehend anDopsch angeschlossen, so etwa bei Th. Ilgen für die Rheinlande, bei A. Schmitt für Hessen-Nassau und bis zu einem gewissen Grade in den älteren Arbeiten auch bei E. Frhr. v. Guttenberg für Ostfranken 5 . Die 1

2

3

4 5

Hierzu darf idi vor allem auf W. Schlesinger, Die Entstehung der Landesherrschaft 1 (1941) verweisen. Vgl. derselbe, Verfassungsgeschichte nnd Landesgeschichte, Hess. Jb. 3 (1953). v. Inama, Deutsche Wirtschaftsgeschichte l 2 S. 387 ff. — Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben l 2 S. 714 ff. Dopsch, Die Wirtsdiaftsentwiddung der Karolingerzeit l 2 S. 141 ff. — Im Sinne von Dopsdi bewegen sich die Arbeiten von A. Schmitt, H. Wieruszowski und Th. Ilgen. Vgl. unter Biodi, Pirenne, Ganshof und Lot im Literaturverzeichnis. Vgl. Anm. 3, zu Frhr. v. Guttenberg dessen Buch: Die Territorienbildung am Obermain.

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EINLEITUNG

fortschreitende landesgeschichtliche Erkenntnis hat sich aber mehr und mehr von Dopsch distanziert 6 , beginnend etwa mit dem Vortrag von K. Glöckner über da« Reichsgut im Rhein-Maingebiet, der Schule von Rudolf Kötzschke (W. Schlesinger) und den Marburger Atlasarbeiten (E. E. Stengel, W. Görich, H. Diefenbach) 7 . Ausgangspunkte f ü r die landesgeschichtliche Betrachtungsweise waren vor allem die Erfassung von Lückengebieten im Bereiche der geistlichen Grundherrschaften (Dreieich bei F r a n k f u r t a. M.), Rückschlüsse von den Besitzungen des Adels her, Patrozinienkunde und kirchliche Organisation, Verwertung späterer Grenzbeschreibungen, Auswertung der Bodenfunde und der Ergebnisse von Siedlungsgeographie, Straßenforschung und Namenkunde. Es kann hier nicht Aufgabe der Darlegung sein, die bereits an anderer Stelle vorgetragenen methodischen Grundsätze nochmals ausführlich zu beschreiben 8 . E s mag genügen, daß die wachsenden Unterschiede in den • Idi nenne von den Schriften des Marburger Landesamtes u. a. die Arbeiten von Bockshammer (1958), Diefenbach (1943), Eisenträger-Krug (1935), Heibig (1938) als Beispiele, aus dem Rheinischen Archiv die Untersuchungen von Rotthoff (1953), Pauly (1957) und Heyen (1956), aus dem fränkischen Räume die verschiedenen Aufsätze von Frhr. v. Guttenberg und H. Weigel (vgl. dazu meinen in Anm. 8 zitierten Aufsatz), aus Thüringen H. Eberhardt (1943), während für Württemberg noch immer eine Beschäftigung mit dem älteren Stälin (1841) lohnt und für Bayern auf die ungedruckte Diss. von E. Hamm (1950) verwiesen werden darf; die Arbeiten über Nordeutschland (Homberg) nenne idi in meinem Aufsatz über das fränkische Reichsgut im sächsischen Stammesgebiet (1959). 7 Glöckner, Das Reidisgut im Rhein-Maingebiet; vgl. auch Anm. 6. Wichtiges Material für Mitteldeutschland bringt Lütge, Die Agrarverfassung des frühen Mittelalters (1937). 8 Zur Forschungsgeschichte vgl. meinen Aufsatz: Zum Stand der Erforschung des fränkischen Reidisgut, Hist. Jb.. 78 S. 1 ff. Das dort gesammelte Material geht in allen wesentlichen Punkten auf die Zeit bis zum Frühjahr 1957 zurück, woraus sidi erklärt, daß sich der Standpunkt der eigenen Darlegungen in der Zwischenzeit in manchen Einzelheiten modifizieren ließ, so z. B. in der Frage der Brevium Exempla und des Capitulare de villis oder zum Problem Grundherrschaft und Itinerar. Daneben muß aber auf den genannten Aufsatz hinsichtlich der Vollständigkeit vor allem auch der benutzten Literatur eigens verwiesen werden, so etwa zu Gesichtspunkten wie Königsgut und Kirchenorganisation, Siedlungsgeographie oder Namenkunde. Es soll an dieser Stelle keineswegs an eine Schmälerung der Verdienste der Forschung auf diesen Gebieten gedacht werden. Für die spezifisch verfassungsgeschichtliche Fragestellung der vorliegenden Untersuchung mußte jedoch eine stärkere Beschränkung auf die zeitgenössischen Quellen erfolgen. Die Notwendigkeit zu einem solchen methodischen Vorgehen dürfte bei einer Lektüre etwa der kleinen Studie von Clavadetscher über die Verkehrsorganisation in Rätien zur Karolingerzeit einleuchten.

EINLEITUNG

3

Forschungsergebnissen der Schule von Dopsch auf der einen und der landesgeschichtlichen Betrachtungsweise auf der anderen Seite zwangsläufig dazu führen mußte, nochmals die gesamte Problematik des karolingischen Reichsgutes aufzurollen. Dabei haben vor allem die im Rahmen der Forschung für die Monumenta Germaniae Historica durchgeführten Arbeiten von K. Verhein eine große Bedeutung, da sie in weitgehendem Ausmaße geeignet waren, die Auffassung von Dopsch an Hand der Quellen — vor allem dem Capitulare de villis und den Brevium Exempla 9 — zu widerlegen10. Damit war f ü r das von der Landesgeschichte mit ihren eigenen methodischen Wegen gewonnene Bild auch der entsprechende verfassungsgeschichtliche Hintergrund zunächst einmal in den Grundzügen gezeichnet worden. Es blieben aber noch eine ganze Reihe von Fragen offen. Wie sah es um die Größe der fisci, ihre Geschlossenheit und ihre verfassungsgeschichtliche Stellung gegenüber der Grafschaftsverfassung aus? Wie verhielt sich die königliche Grundherrschaft zum Königsitinerar; bot sie hinreichende Möglichkeiten für eine Versorgung des Hofhaltes, oder mußte man sich lediglich auf den Ertrag der Stammesgüter des karolingischen Hauses stützen? Welche Rolle kam den Zinsverhältnissen und für deren Entstehung der Rodung zu? In welchem Umfange gelang es der sogenannten Reichsaristokratie, in den Besitz ehemaligen Reichsgutes einzudringen und auf dessen Grundlage eigene Herrschaften aufzurichten? Alle diese Fragen harren der Beantwortung, die hier versucht werden soll. Dabei mußten einige methodische Grundsätze beachtet werden. Es versteht sich, von selbst, daß eine Betrachtung des karolingischen Reichsgutes, ebenso wie etwa eine solche des staufischen11, von der Landesgeschichte und ihren Ergebnissen auszugehen hat. Die Geschichte der einzelnen fisci, ihrer Größe und Struktur läßt sich nur vom Blickwinkel eines verhältnismäßig kleinen Raumes aus erfassen. Hinzu kommt noch, daß die bisherigen Arbeiten über den gesamtenBestand an Krongütern, die sich über einen größeren Raum verbreiten, erhebliche Lücken aufweisen. Die Übersichtstabellen bei Steinitz 12 , die noch vielfach verwendet werden konnten, hören mit dem Tode Ludwigs des Frommen auf, und für Westfranken, hat J. W. Thompson sich anscheinend nicht mehr der Mühe unterzogen, zur Ergänzung die in vielen Punkten außerordent' MG Capit. I Nr. 32 und 128; vgl. auch die Ausg. des Capitulare de Villis von Gareis, Die Landgüterordnung Karls des Großen. 10 Verhein, Studien zu den Quellen zum Reichsgut der Karolingerzeit I, DA 10 (1954) S. 313 ff. 11 So z. B. Bosl, Die Reichsministerialität im Zeitalter der Salier und Staufer. 18 Steinitz S. 490 ff.

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EINLEITUNG

lieb wichtigen Urkunden der späteren Karolinger ergänzend heranzuziehen 13 , so daß es hier noch weitgehend an Vollständigkeit mangelt. Ranzi kritisiert zwar die Mängel der älteren Arbeit von Eggers 14 , benutzt aber fast nur die Böhmerschen Regesten und den ersten Band der deutschen Karolingerdiplome sowie einige — längst nicht alle — darstellende Abhandlungen. Es ist fast erstaunlich, wieviele Belege bei diesem methodischen Vorgehen nicht berücksichtigt wurden. Ich erwähne dabei zunächst einmal einige Kaiserurkunden, die in den Regesten nur summarisch wiedergegeben werden, so etwa die beiden großen Nonen- und Zehntbestätigungen Karls III. und Arnolfs f ü r Altötting und Würzburg oder die Schenkung Arnolfs an den Markgrafen Poppo 15 . Von den Urbaren ist das Lorscher Reichsurbar nur teilweise ausgewertet worden, nämlich soweit es R. Kraft in seiner Darstellung des Reichsgutes im Wormsgau herangezogen hatte; damit fehlt eine ganze Reihe von Orten in der Gegend von Frankfurt 1 6 . Nicht benutzt wurde auch die Beschreibung des Hofes Friemersheim in den Werdener Urbaren, obwohl gegenüber der Aussage der Quelle, daß die Gesamtheit der verzeichneten Hufen in zahlreichen verschiedenen Ortschaften (außer Friemersheim selbst) aus kaiserlicher Schenkung Schenkung stammten, keine Bedenken bestehen 17 . Dasselbe gilt von den umfangreichen im Hersfelder Breviarium Sei Lulli aufgezählten Schenkungen Karls des Großen in Thüringen und am Rhein; auch hier sind nur die zufällig in regionale Untersuchungen aufgenommenen Ortsnamen bei Ranzi aufgeführt worden 18 . Aus Privaturkunden erwähne ich den Tauschvertrag des Popponen Graf Adalbert mit Fulda über Güter in Stockheim (Rhön) gegen solche in der Gemarkung von Milz19, wobei andere Quellen den Sachverhalt, daß Milz Königsgut ist, noch bestätigen 20 . Auch Grenzbeschreibungen nennen den König oft genug als Anlieger, so beispielsweise in Bodenheim bei Oppenheim am Rhein in einer Fuldaer Tradition 21 oder auch in dem nur fragmentarisch überlieferten Traditionskodex des Cassiusstifts in Bonn 22 . Auch da wo nur spätere w

14 15 10 17 18 19 £0 21 25

Thompson, The dissolution of the Carolingian fisc. Vgl. die kritischen Bemerkungen von J. Dhondt, Études sur la naissance des principautés S. 259 ff. Ranzi, Königsgut und Königsforst S. 1 fi. MG D Kar. III 128. MG D Arn. 69 und 174. Glöckner, Codex Laureshamensis 3671—3675. Kötzschke, Urbare der Abtei Werden S. 15 ff. Weiridi Nr. 38; vgl. auch das Zehntverzeicbnis ebenda Nr. 37. Dronke, Codex diplomaticus Nr. 651. Schlesinger a. a. 0. S. 65. Stengel, UB Fulda Nr. 253. Perlbach Nr. 12. 14. 20.

EINLEITUNG

5

Auszüge aus den Kartularen der Klöster erhalten sind, reichen diese noch aus, gelegentlich königliche Schenkungen, die sonst unbekannt sind, erkennen zu lassen. So nennen die Fuldaer Traditionen des Codex Eberhardi die Schenkung eines Königs Karlmann in Gerstungen a. d. Werra und eine solche König Arnolfs (Arnoldus rex) in Ostfranken 23 , Der Korveyer Liber donatorum, an dessen allgemeiner Zuverlässigkeit trotz später Aufzeichnung kein Zweifel besteht, nennt Königsgut Ludwigs des Deutschen in Hemmendorf (wohl Salzhemmendorf südlich von Hannover) und Aschendorf (Emsland) 24 ). Endlich hat F. Beyerle gezeigt, daß selbst eine wegen der Verwendung von Fälschungen nicht immer ganz zuverlässige Quelle wie die Chronik des 'Gallus Oehem von der Reichenau in größerem Zusammenhange durchaus f ü r die Ermittlung von sonst nicht weiter bekanntem Königsgut herangezogen werden kann 25 , Da schließlich vereinzelt noch Urkunden entdeckt oder erschlossen werden können, bereichert sich die Kenntnis der Krongüter wie etwa in einem kürzlich von W. Scherzer veröffentlichten Fund einer Tauschurkunde Karls des Großen mit demBischof von Würzburg 2 6 . Auf den Wert der erzählenden Quellen hinzuweisen, erübrigt sich. So erfährt man etwas aus der Vita Idae, die der Werdener Mönch Uffing niederschrieb, daß Herzfeld an der Lippe unweit Soest im ersten Drittel des 9. Jahrhunderts curtis regia gewesen sei 27 . Die im Rahmen der vorliegenden Arbeit vorgenommene Überprüfung einer ganzen Reihe von Quellen ergibt nicht weniger als rund hundert Orte, die in den Tabellen bei Ranzi f ü r die Karolingerzeit und das deutsche Sprachgebiet fehlen, ein mit etwa 20 °/o der bisher bekannten Belege durchaus ins Gewicht fallender Anteil. Es ist im Hinblick auf die Eigenart der Quellen davon abgesehen worden, eine neue Aufstellung der mit Königsgut ausgestatteten Ortschaften zu bringen 28 . Die späteren Nachrichten wie etwa der Korveyer Liber Donatorum oder gar die Chronik des Gallus Oehem lassen sich nur auf Grund weiteren landesgeschichtlichen Materials überprüfen; so wird man etwa die 23

Dronke, Traditiones c. 4, 116. Stengel, ÜB Fulda Nr. 7. Wilmans, Die Kaiserurkunden der Provinz Westfalen 1 S. 510; Metz, Probleme der fränkischen Reichsgutforschung im sächsischen Stammesgebiet S. 103. 25 Vgl. dazu F. Beyerle, Die Grundherrschaft der Reichenau, in: Die Kultur der Reichenau 1 (1925) S. 454 ff. 470 ff. M Scherzer, Der Übergang des Klosters St. Gumbert zu Ansbach,, in: Herbipolis jubilans (1952) S. 97 ff. 17 Wilmans S. 472 ff. 482. Metz a. a. 0. S. 88. 28 Vgl. die im Anhang S. . . gegebenen Ergänzungen; zu Lothringen: Rotthoff mit Tabellen und Karten; rez. von J. Stiennon, in: Annalen des Hist. Vereins f. d. Niederrhein 157 (1955) S. 216 ff.

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6

EINLEITUNG

Kirche von Aschendorf im Emsland unbedenklich zum Königsgut rechnen dürfen, da die spätere Korveyer Heberolle um 1000 Aschendorf als Korveyer Eigenkirche erscheinen läßt, f ü r deren Herkunft n u r eine Zugehörigkeit zu den königlichen Eigenklöstern in Meppen oder Visbeck in Frage kommt, ein Befund, der freilich nur an Hand landesgeschichtlicher Forschungen gewonnen werden kann 2 9 . Dasselbe gilt von dem soeben erwähnten Herzfeld an der Lippe, dessen Zugehörigkeit zum Königsgut sich auch im Hinblick auf die Anmarschlinie Karls des Großen an der Lippe in den Sachsenkriegen als durchaus richtig erweist. Die Bestimmung des aus den zahlreichen Sammlungen der Privaturkunden noch erschließbaren Königsgutes bedarf ebenso eingehender landesgeschichtlicher Grundlagen; eine Quelle wie etwa die Traditionen des Bonner St. Cassiusstiftes könnte dem nicht mit demlandesgeschichtliehen Schrifttum Vertrauten leicht entgehen. Bestehen solcheSchwierigkeiten, die den Anspruch auf eine Vollständigkeit bei der Verzeichnung des Bestandes an Königsgütern von vornherein problematisch erscheinen lassen, schon in Deutschland, so werden sie im westlichen Frankenreiche noch erheblicher. In welchen der zahlreichen Kartulare westfränkischer Klöster und Stifter können sich noch Hinweise auf das Reich als Anlieger oder Vorbesitzer bei privaten Traditionen finden, und wie wird es im einzelnen Falle möglich sein, die einzelnen Besitzungen dann zu lokalisieren? Bestehen so im Einzelnen noch mannigfache Aufgaben f ü r die landesgeschichtliche Ermittlung der Krongüter 30 , so kann hier trotz des Verzichtes auf vollständige Erfassung aller Besitzungen f ü r eine verfassungs- und wirtschaftsgeschichtlich ausgerichtete Studie auf dem bislang Bekannten aufgebaut werden, zumal die herangezogenen Quellen bereits vielfach eingehende historische Querschnitte auch auf kleinerem Räume ermöglichen. Immerhin darf ein Hinweis auf eine Feststellung von J.Dhondt nicht unterbleiben 31 . Das Königsgut unter Ludwig dem Frommen im Bereiche des heutigen Frankreich kommt in der Übersichtstabelle bei Steinitz zu kurz. Während Steinitz nur etwa 34 Orte mit Königsgut bis 840 nennen kann, stellt Dhondt nicht weniger als 72 Domänen und zahlreiche Mansen unter Karl dem Kahlen fest. Dabei beträgt die Zahl der erst unter diesem König entfremdeten Krongüter nicht weniger als die zweieinhalbfache der entsprechenden f ü r die Zeit Ludwigs des Frommen und die vierfache der f ü r die Zeit Karls des Großen. Auch dieses ZahlenVerhältnis mag durch Funde in Privaturkunden noch etwas modifiziert werden; an dem Gesamtbilde dürfte sich kaum mehr etwas ändern. * Metz a. a. O. S. 103. Vgl. zu den Einzelheiten meinen in Anm. 1 zitierten Aufsatz. u Dhondt S. 164 ff.

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EINLEITUNG

7

Da die Übersichten beiDhondt die jeweils verschenkten Krongüter nachLandschaften aufzählen, ähneln sie in gewisser Weise wieder den älteren von Eggers für Deutschland 32 . Für verfassungsgeschichtliche Zwecke dürfte diese mehr regional orientierte Betrachtungsweise vom heutigen Standpunkte der Forschung aus gesehen vorteilhafter erscheinen als eine rein alphabetische Anordnung, wie sie Steinitz und Ranzi vornehmen. Die landesgeschichtliche Betrachtungsweise hätte es vielleicht gerechtfertigt, auch in einer verfassungsgeschichtlichen Arbeit den nicht aus den schriftlichen Quellen, wohl aber durch Ausgrabungen erschlossenen Königshöfen — wie etwa dem von W. Görich entdeckten „Alten Schloß" über der Salzböde bei Marburg 33 — größere Beachtung zu schenken. Davon wurde aus verschiedenen Erwägungen abgesehen. Die seinerzeit von Schuchhardt mit völliger Sicherheit alskarolingisch angenommenen sächsischen „Königshöfe" 34 erweisen sich nach neueren Grabungen als wesentlich kompliziertere Gebilde, die meist aus mehreren Anlagen mit ganz verschiedener Entstehungszeit bestehen 35 . Dabei darf nicht übersehen werden, daß wahrscheinlich — wenigstens im Falle von Pöhlde 36 — auch karolingische Anlagen neben anderen vorhanden waren. Es ergibt sich aber eine weitere Schwierigkeit: War Pöhlde — um bei diesem Beispiele zu bleiben — nicht Kastell Karls des Großen in den Sachsenkriegen, so liegt eine Herkunft auch der älteren Burg aus der Zeit um 800 aus ludolfingischem Erbgut nahe 37 . Es bedürfte hier wohl noch mancher Feststellungen am Grabungsorte, um die Frage, ob diese vermutlich ludolfingische Anlage vorzugsweise wirtschaftlichen oder strategischen Zwecken zu dienen hatte, zu entscheiden; erst dann ließe sich vielleicht ein Urteil fällen, ob Pöhlde um 800 eine adelige Allodialbesitzung oder nur königliches Lehen oder Amtsgut war; beides wäre im Falle der Ludolfinger denkbar. Etwas klarer scheint mir die Lage in Hessen zu sein, wo das „Alte Schloß" als Straßenfeste anscheinend vorzugsweise strategischen Aufgaben dienen sollte und die wirtschaftlichen in den Hintergrund traten. Es leuchtet ein, daß erst eine Reihe weiterer Grabungen Handhaben geben dürfte zu einer Typologie der einzelnen Gruppen von Befestigungsanlagen in königlichem oder adeligem Besitz, sodaß verfas®s Eggers, Die königliche Grundherrschaft S. 16 ff. »•' Görich, Das Gronauer „Alte Schloß" S. 473 ff. M Schuchhardt, Art. „Königshöfe" (Hoops), Reallexikon d. germ. Altertumswiss. 3. 55 Dölling, Haus und Hof in westgermanischen Volksrechten S. 63 ff. 80 Vgl. die Grabungsberichte von M. Claus, Göttinger Jb. 1957/58. " S. Krüger, Studien zur sächsischen Grafschaftsverfassung S. 69 ff.

8

EINLEITUNG

sungsgeschichtliche Folgerungen heute mehr auf schriftlichen Quellen aufbauen müssen. Zu diesen schriftlichen Quellen gehören aber auch sprachliche Befunde. Die längst bekannte Tatsache, daß f ü r das Mittelalter ein Übersetzungsproblem vom Volkssprachlichen her zum Lateinischen hin bestand, hat in den letzten Jahrzehnten ihren Niederschlag in den verfassungsgeschichtlichen Arbeiten etwa von Ph. Heck, W. Schlesinger und W. Fritze gefunden; kritisch hat sich von philologischer Seite her auch W. Stach geäußert 38 . Das Übersetzungsproblem spielt f ü r unsere Fragestellung nach zwei Seiten hin eine Rolle. Zunächst kommt es darauf an, Anhaltspunkte zu gewinnen, was man sich auf deutscher Seite unter einem fiscus, einer curtis oder einem palatium vorstellte, welche deutsche Entsprechung also f ü r einen lateinischen Begriff zugrunde gelegt wurde. Diese deutsche Vorstellung läßt sich weitgehend mit Hilfe der Glossen, zuweilen aber auch an Hand literarischer Wendungen oder auch der Ortsnamen erschließen. Schwieriger ist es, dem Problem der Ausführung lateinisch verschriftlichter Anweisungen wie etwa der Kapitularien durch die des Lateinischen unkundige Landbevölkerung, zu der hier auch die meisten der Domänenamtleute zu rechnen sind, auf die Spur zu kommen. Die Ansicht von F. L. Ganshof dürfte heute dahin gehen, daß das Capitulare de villis keineswegs jedem einzelnen Domänenamtmann ausgehändigt wurde 39 . Die Sorge um die Durchführung der Kapitularien lag bei den missi, vielfach auch die Anfertigung von Güterverzeichnissen im Anschluß an dieBefragung der Landbevölkerung 4 0 . Die Anordnung der Inventare nach der Art der Glossare läßt deren Verwendung naheliegend erscheinen, besonders da, wo es sich um die lateinische Wiedergabe von Bezeichnungen f ü r Geräte des Ackerbaus oder dergleichen handelte. Die verfassungsgeschichtliche Forschung der letzten Jahrzehnte ist dazu übergegangen, neben einer stärkeren Berücksichtigung philologischer und landesgeschichtlicher Gegebenheiten auch die Personengeschichte mit in ihr 58

Zum Übersetzungsproblem wären zu nennen K. Hegel, Lateinische Worte und deutsche Begriffe, NA 18 (1893); Ph. Heck. Übersetzungsprobleme des frühen Mittelalters (1931); sodann die Arbeiten von W. Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft; Herrschaft und Gefolgschaft; Burg und Stadt (vgl. Literaturverzeichnis); für agrargeschichtliche Zwecke auch Kötzschke, Salhof und Siedelhof S. 7 ff. Materialien liefern auch gelegentlich ältere Werke wie M. Heyne, 5 Bücher deutscher Hausaltertümer. " Ganshof, Recherches sur les capitulaires S. 61. 40 Vgl. Abschnitt I, 2.

EINLEITUNG

9

Programm einzubeziehen41. Dabei sind nicht nur die Familien der „Reichsaristokratie" vonlnteresse; auch dieErfassung der kleineren Leute, der grundherrlichen Verwalter, der „Zeugenführer" in den Urkunden oder der Familien der sonst nicht weiter bekannten Tradenten an die Klöster spielt eine Rolle42. Für die Erforschung des Reichsgutes verdient die Reichsaristokratie mehr wegen ihrer vom Königsgut ausgehenden Besitzungen eine gewisse Beachtung; wichtiger sind die einzelnen Domänenamtleute und ihre Familienzusammenhänge. Dabei sind die Nachrichten, die zur Erhellung dieser Verhältnisse beitragen können, dürftig; sie stehen in keinem Verhältnis zu der Fülle des Materials, das etwa über die Reichsministerialität der Stauferzeit vorliegt 43 . Trotzdem kann man ohne eine Beschäftigung auch mit dem spärlichen Bestand an einschlägigen Quellen nicht auskommen, zumal etwa der Wirkungsbereich der Nanthare um Worms und Kaiserslautern wichtig ist f ü r die Erschließung des Amtsbezirks des Frankfurter Domänenamtmannes 44 . Wir kommen zu einem letzten Punkt. Das karolingische Reichsgut bildet den materiellen Rückhalt des Königtums. Dasselbe lebt auf seinen Krongütern; es vergabt sie zu Lehen, verschenkt sie gegen treue Dienste. Es greift aber auch mit Erlassen in die Verwaltung ein; auch bemüht es sich dabei um eine umfassende Inventarisierung. Sehr mit Recht hat daher das Capitulare de villis immer wieder im Mittelpunkt der Diskussion um das karolingische Reichsgut gestanden, auch im Rahmen der Arbeiten, die seine Bedeutung nur gering veranschlagten. Die Forschungen vor allem von Verhein haben aber gerade die hohe Bedeutung des Capitulare de villis erneut unter Beweis gestellt, mochte dabei auch manche Ansicht etwa von K. Lamprecht oder Th. v. Inama-Sternegg 45 als veraltet nicht wieder anerkannt werden. Bei aller Billigung des Standpunktes von Verhein erschien es indessen im Rahmen dieses Buches unerläßlich, die Frage des Capitulare de villis — wie überhaupt der Quellen der karolingischen zentralen Reichsgutverwaltung — erneut aufzu41

Tellenbach, Zur Bedeutung der Personenforschung für die Erkenntnis des frühen Mittelalters. 1957. Schmid, Zur Problematik von Familie, Sippe und Ge-

42

Sprandel, Das Kloster St. Gallen in der Verfassungsgeschichte des karolingischen Reiches (1958). Kunz, Die Fuldaer Traditionen in Ostfranken als sippenkundliche Quellen der Karolingerzeit, Jb. f. Fränkische Landesforschung 8/9 (1943).

43

Bosl, Reichsministerialität der Salier und Staufer. Vgl. Abschnitt II, 16. Verhein, Studien I S. 313 ff.

schlecht. . . passim.

Bosl, Franken um 800 (19 9) S. 37 ff.

44 45

10

EINLEITUNG

rollen und dabei auch die schon längst in den Vordergrund gerückte Frage der handschriftlichen Überlieferung im Zusammenhange mit der Nachwirkung — auch der sogenannten Brevium Exempla ad describendas res ecclesiasticas et fiscales — zu erörtern. Dabei und vor allem bei der Behandlung der Reichsurbare aus Lorsch und Churrätien konnte weitgehend an eigene ältere Studien angeknüpft werden 46 , obwohl auch hierbei eine erneute Überprüfung des eigenen Standpunktes notwendig war.

46

Metz, Beobachtungen zum Lorsdier Reichsurbar und derselbe, Zur Stellung und Bedeutung des karolingischen Reichsurbars aus Churrätien.

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

1 . D I E ZUSAMMENSETZUNG D E B ZENTRALVERWALTUNG

Das Bild, das v. Inama von der Zentralverwaltung entwarf, hat mit Recht nicht nur den Widerspruch von Dopsch1, sondern auch den von Forschern mit ganz entgegengesetzten Ansichten wie L. Halphen oder M. Bloch hervorgerufen 2 . Die Bedeutung der agraren Gesetzgebung Karls des Großen hat in keinem Falle soweit gereicht, daß sich etwa die im Prümer Polyptychon von 893 sichtbare Art der Inventarisierung und der lokalen Verwaltung auf ihr aufbauen konnte 3 . Ähnlichkeiten in der Anlage der Güterverzeichnisse waren ebenso wie solche in dem Aufbau der grundherrlichen Verwaltung durchaus zufälliger Natur, so daß sich in Fällen, die nicht einmal einen übereinstimmenden Wortlaut der Quellen ergeben, keine Beziehungen erschließen lassen. Vor allem regelte das Capitulare de villis lediglich die Verhältnisse der villae nostrae, quas ad opus nostrum serviendi institutas habemus4. Diesen Sachverhalt hat Dopsch mit Recht hervorgehoben, ihn zugleich aber in ein falsches Licht gerückt. Der Kreis der „villae", welche der König zur Lieferung des eigenen Bedarfs (einschließlich der Hofhaltung) besonders bestimmt hatte, war wesentlich größer als es nach den Darlegungen von Dopsch scheinen konnte. Zu ihm gehörten gleichermaßen grundherrliche Besitzungen in Nordfrankreich, im östlichen Belgien, um Aachen und am Niederrhein, am mittleren Rhein und in Ostfranken, aber auch solche in Baiern und zum Teil auch in Alemannien. In diesen Gegenden lassen sich große fisci mit actores an der Spitze nachweisen, die für den Unterhalt des reisenden Königshofes aufkommen mußten. Wie sah es um die diesen actores vorgesetzte Zentralverwaltung am Königshofe aus? Über ihre Zusammensetzung haben wir — abgesehen von einigen 1 2 3 4

Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 7 zu Inama-Sternegg, Deutsche Wirtschaftsgeschichte l 2 S. 164. L. Halphen, Études critiques sur l'histoire de Charlemagne S. 266 ff., 270. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 82; Ch. E. Perrin, Recherches sur la seigneurie rurale en Lorraine S. 8 ff. MG. Capit. I Nr. 32 c. 1 ; vgl. Verhein, Studien zu den Quellen zum Reichsgut der Karolingerzeit 1 S. 329 ff. Vgl. auch Abschnitt II, 13—18.

12

Í. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Bemerkungen etwa im Capitulare de villis selbst — nur den Bericht Hinkmars in seiner Schrift De Ordine Palatii 5 . Hinkmar erklärt darin selbst, daß er sich genau an einen libellus des Abtes Adalhard von Corbie, des Verwandten und inter primos consiliarios primum gehalten habe. Zweifellos ist die von Halphen angeratene Vorsicht gegenüber dieser mithin nur aus zweiter Hand stammende Schilderung der Zustände am Hofe Karls des Großen durchaus am Platze; aber Calmette weist sehr mit Recht darauf hin, daß Hinkmars Schrift trotzdem eine ungeheure kostbare Quelle ist, die als einzige sozusagen ein Eindringen „in das Innere der Büros" ermöglicht, „in denen die Politik des fränkischen Staates gemacht wird 6 ". Die wichtigsten Hofämter unter Karl dem Großen sind der Erzkapellan, der Pfalzgraf, der Kämmerer, der Seneschalk, der Mundschenk (buticularius) und der Oberstallmeister (comes stabuli). Nach c.23 der Schrift Hinkmars war es Aufgabe von Seneschalk, buticularius und comes stabuli, dafür Sorge zu tragen, daß die actores rechtzeitig von der Ankunft des Königs erfuhren und für die Versorgung des Hofhaltes Sorge trugen. Die weiteren Darlegungen, daß die erforderlichen Maßnahmen zwar Sache auch des buticularius und des comes stabuli, in erster Linie aber des Seneschalks sein sollten (maxima tarnen cura ad senescalcum respiciebat, eo quod omnia caetera, praeter potus vel victus caballorum, ad eundem senescalcum respiceret)7, findet ihre Entsprechung — wie übrigens auch Dopsch eingesteht — in den Bestimmungen von c. 16 und c. 47 des Capitulare de villis. Was der König, die Königin, der Seneschalk oder der Mundschenk in ihremAuftrage anordnen, sollen die Amtleute durchführen: Volumus ut quisquid ños aut regina unicuique iudici ordinaverimus aut ministeriales nostri, sinescalcus et butticularius, de verbo nostro aut reginae ipsis iudicibus ordinaverit. . . impletum habeant9. Jäger, Falkner und die übrigen ministeriales sollen ebenso den Befehlen des Königs und der Königin wie denen des Seneschalk und Mundschenken Folge leisten (secundum quod nos aut regina per litteras nostras iusserimus . . . aut sinescalcus et buticularius de nostro verbo eis aliquid facere praeceperint). Daß diese „Hofbeamten" nicht selbständig in ihren „Ressorts" handeln, sondern nur jeweils im Auftrage des Königs Maßnahmen ergreifen oder Anordnungen erlassen sollen, betont Dopsch. Auch Calmette hebt den teils privaten, teils öffentlichen Charakter der Hofämter und die Möglichkeit, daß der König ihre 5 6 7 8

MG. Capit. II S. 520. Vgl. M. Prou, Hincmar, De Ordine Palatii (1885) S. 20 ff.; L. Halphen, Le de Ordine, Revue historique 1938. so zuletzt in der dt. Übersetzung Calmette, Karl der Große (1948) S. 213 ff. MG. Capit. II S. 525 Nr. 23. Ebenda I Nr. 32 c 16.

1. DIE ZUSAMMENSETZUNG DER ZENTRALVERWALTUNG

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Träger jederzeit auch mit ganz anderen Aufgaben betrauen kann, hervor 9 . Eine Reihe der Träger des Amts des Seneschalks wird aus den Quellen bekannt, so beispielsweise unter Karl dem Großen Audolf, zugleich als regiae mensae praepositus bezeichnet 10 , u n d Eggihardus, der auch magister mensae regis heißt 1 1 . Unter Ludwig dem Frommen tritt der Seneschalk Adalbert zuerst 816 bei einer Streitigkeit zwischen den servi des fiscus Thommen u n d dem Kloster P r ü m wegen eines Waldes in Erscheinung 1 2 ; er nimmt hier als missus die inquisitio vor. Auch der princeps coquorwm Gunzo des Ermoldus Nigellus (826) 1 3 , den Waitz als Seneschalk anspricht 1 4 , wird im Capitulare de disciplina palatii Ludwigs des Frommen mit einer inquisitio bei den Arbeitshäusern (scruas) u n d den mansiones actorum nostrorum betraut 1 5 . Seit etwa 830 ist der Seneschalk Adalhard in Urkunden Ludwigs des Frommen belegt 1 6 . Seine Funktion ist dabei vorzugsweise die des Ambasciators 1 7 . Die Frage der Bedeutung der Wendung Adalhardus ambasciavit ist seit Sickel u n d Breßlau vor allem von der französischen Forschung aufgeworfen worden 1 8 . Dabei stellt sich heraus, daß der Ambasciatorenvermerk in den tironischen Noten der im Original besonders zahlreich erhaltenen U r k u n d e n Ludwigs des Frommen f a s t die Regel ist, außer bei Bestätigungen u n d insbesondere Immunitätsurkunden 1 9 . Ambasciatoren sind dabei neben einflußreichen weltlichen Per9 10 11 12 13 11 15 18 17 18

18

Calmette, Karl der Große S. 215. Waitz, Verfassungsgeschichte 3 3 S. 499 Anm. 3. Einhard, Vita Caroli c. 9 rec. Holder-Egger6 S. 12 ff., Rau S. 178. Beyer I S. 57 Nr. 51. MG. Poet. II S. 71. Waitz a.a.O. S. 500. Capit. I Nr. 146 c. 2. Sickel, Die Urkunden der Karolinger 2 L 348.360.361.370.371.372.375. Dazu Sickel, I S. 71; Breßlau, Ambasciatorenvermerk S. 174. so Lauer, La formule „N. Ambasciavit" dans les diplômes carolingiens S. 187 ff; Jusselin, La chancellerie de Charles le Chauve S. 19 ff. Zur Sache vgl. auch Fleckenstein, Hofkapelle S. 47 ff. 55 ff. Ausnahmen bilden etwa die Stücke bei Sickel 2 L 12 (Tausch), 26 (Zollbefreiung), 74 (Schenkung), 121 (Inquisition), ferner eine Reihe von Stücken für St. Denis auf Bitten Hilduins (137.173.210.218), 144 (Tausch zweier Bischöfe), 153 (Kirchenschenkung), 203 (ebenso), 233 (aber: Schenkung mit Lothar gemeinsam, derselbe könnte hier in die Rolle des Ambasciators versetzt sein), 312 (Schenkung), 319 (Schenkung von 834 mit dem Vermerk ipse dominus imperator fieri iussit!), 351 (Klosterbesitz), 366 (Bestätigung eines Tauschs), 384 (Restitution), 385 (Lehen); der Vermerk bei Nr. 319 legt nahe, daß in den Jahren um 834 keineswegs immer Personal für die Weitergabe der Befehle vorhanden war; vgl. auch Lauer, a.a.O. S. 189 ff.

4 Metz, Karolingisches Reidisgut

14

I. DIE ZENTRALVERWALTÜNG DER KÖNIGSGÜTER

sonen wie dem Grafen Matfrid und der Kaiserin vor allem Geistliche und darunter an bevorzugter Stelle die Erzkapelläne Hilduin, Fulco und Drogo 20 . Unter Ludwig dem Deutschen tritt der Ambasciatorenvermerk in den Urkunden fast ganz zurück; die wenigen Nennungen beziehen sich auf seine Erzkapelläne Gauzbald und Baturich 21 . Für die Kanzlei Karls des Kahlen hat Tessier die lange Reihe der in den Urkunden erwähnten Ambasciatoren zusammengestellt; auch unter ihnen spielen neben Geistlichen (vor allem den Erzkanzlern Ludwig und Josselin) einflußreiche weltliche Personen eine Rolle, so die Königin, der Königssohn Karlmann und zuletzt vor allem Boso22. Jusselin weist auf die Bedeutung mächtiger lokaler Gewalthaber vor allem bei Schenkungen hin 23 . Die Ambasciatoren wurden von Sickel mit den Impetratoren gleichgesetzt; sie hätten demnach die Ausstellung der Urkunde beim Kaiser erwirkt 24 . Demgegenüber hat sich heute in berechtigter Weise mehr und mehr die Ansicht von Breßlau durchgesetzt, daß der Ambasciator den Befehl zur Ausstellung an die Kanzlei überbrachte; die Schreiber wollten sich mit seiner Nennung der Verantwortung entlasten 25 . Wie auch sonst bei den mit Ambasciatoren genannten Urkunden Ludwigs des Frommen begegnen bei denen mit Adalhard einige für die Verwaltung des Reichsgutes interessante Stücke; dazu gehören etwa die Schenkung vonAppendicien des fiscus Bodman mit den Abgaben freier Leute an Reichenau (839), die für dasselbe Kloster bestimmte Schenkung von Königszinsen in der ceniena Eritgaowae oder die Restitution von Privatbesitz in der villa Cammingehunderi (Leeuwarden)26; aber auch die Übertragung von Lehnbesitz zu privatem Eigen oder die Schenkung von Kirchen begegnen hier 27 . ¡Es könnte zunächst möglich erscheinen, daß der Seneschalk Adalhard hier im Rahmen seiner in De Ordine palatii erwähnten amtlichen Funktionen handelt; indessen finden sich nicht minder interessante Stücke unter den Urkunden mit anderen Ambasciatoren; so wird Matfrid etwa für die große Schenkung der Königszinse aus verschiedenen alemannischen Grafschaften an St. Gallen von 817 in dieser Stellung genannt 28 , Hilduin dagegen kommt kaum einmal bei 20 21 22 23 24 26 26 27 28

Matfrid: Sickel 2 L 107.167.196, Kaiserin: L 256, Hilduin L 160.162.165.172. 173.220.253.255.265, Fulco: L 313.316, Drogo L 340.342.356. Sickel 1 S 72 ff. MG. DD. LdDt. im Register unter ambasciator. Tessier 3, S. 103 ff. Jusselin a.a.O. S. 32 ff Sickel 1, S. 70. Breßlau, a.a.O. S. 179 ff. Vgl. auch Lauer S. 195, Tessier 3, S. 103 ff. Sickel L 370.372.375. Ebenda L 348.360.371. Wartmann I S. 217 Nr. 226.

1. DIE ZUSAMMENSETZUNG DER ZENTRALVERWALTUNG

15

Schenkungen von Königsgut vor 29 . Sehr aufschlußreich erscheinen einige Bemerkungen Nithards, die sich auf die Ambasciatoren beziehen. Von Adalhard berichtet er (IV,6), daß der Kaiser ihn so sehr geliebt hätte, daß er in universo imperio getan, was Adalhard gewollt und vor allem das ganze Reichsgut verschleudert hätte 30 . Auch unter Karl dem Kahlen blieb Adalhard als Verwandter der Königin vir illustris undsecretorum regis conscius et administer; als Ambasciator kommt er nicht mehr vor 31 . Über den Mönch Guntbald, der 831 als Ambasciator begegnet32, berichtet Nithard, daß er bei den Verhandlungen Ludwigs des Frommen mit seinen Söhnen Ludwig und Pippin eine Rolle spielte und — weil er viel zur Wiedereinsetzung des Kaisers beigetragen hätte — der nächste nach ihm im Reiche sein wollte (secundus in imperio esse volebat)33. Mit Untersuchungen über zugunsten des fiscus entfremdetes Privatgut ist unter den Ambasciatoren 823 Matfrid, der sonst auch als minister Ludwigs des Frommen erscheint34, betraut 35 . Diese Feststellungen über die übrigen Ambasciatoren mögen genügen, um zu zeigen, daß diese Funktion des Adalhard nicht unmittelbar mit dem Amt des Seneschalks zusammengehangen haben kann. Sie dürfte auf seinen besonders starken Einfluß während des letzten Jahrzehnts Ludwigs des Frommen zurückgehen 36 ; dieselbe Beobachtung ließ sich bei Matfrid und Guntbald machen. Es gibt noch keine fest abgegrenzten Ressorts in der zentralen Verwaltung, obgleich die Zeit Ludwigs des Frommen am meisten dahin tendiert, klarer umrissene Arbeitsgebiete zu schaffen. Durch die ständig schwankende Gunst einzelner Personen bei diesem Herrscher werden die Ansätze dazu aber problematisch. Die Forschungen von Klewitz über die Kanzlei zeigen dies besonders deutlich37. Vorübergehend scheint die Kanzlei einmal den Charakter einer besonderen „Behörde" mit dem sacri palatii summus cancellarius an der Spitze zu werden, und die Schilderung Adalhard-Hinkmars stimmt auch hier mit der zeitweiligen Situation überein 38 . Aber die Voraussetzungen f ü r 2

» Sickel L 160.162.165.172.173.220.253.255. Nithard Historiae IV 6, rec. Müller S. 49 ff., Rau S. 460 ff. 31 Tessier II Nr. 258. 82 Sickel L 279. 33 Nithard I 3, rec. Müller S. 4, rec. Rau S. 390 ff. 34 Sickel L 198. 85 BM2 770 = Mon.Boica 31, 1, S. 48 Nr. XIX. 38 Simson, Ludwig der Fromme 2 S. 241. 37 Klewitz, Cancellaria S. 44 ff., insbes. S. 52 ff. Vgl. aber Fleckenstein, Hofkapelle S. 84. 38 Hincmar, De Ordine, MG. Capit.II S. 521 c. 16. 30

4"

16

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

einen „Behördenapparat" im modernen Sinne fehlen noch ganz. Lamprecht, dessen Darlegungen über die Zentralverwaltung der Königsgüter hier noch von besonderer Wichtigkeit sind, spricht von einer Mittelstellung zwischen der altgermanischen Hofverwaltung und der frühabsolutistischen Kabinettsregierung39. Auch in der Zentralverwaltung des Territorialstaates des ausgehenden Mittelalters dauerte es lange, bis eine gewisse Stetigkeit erreicht wurde40. Die Entwicklung, die dort Jahrhunderte brauchte, ließ sich im Karolingerreiche nicht innerhalb zweier Generationen erreichen. Trotzdem wird man den Berichten der Kapitularien, besonders des Capitulare de villis, im Zusammenhang mit den Darlegungen Adalhard-Hinkmars soviel Bedeutung beimessen dürfen, um aus ihnen auf einen gewissen — wenn auch noch nicht fest umrissenen — Kreis von Hofbediensteten schließen zu können, der im Auftrage des Königs an der zentralen Verwaltung der Krongüter arbeitete. Über diese Gruppe der in De Ordine palatii als besonders wichtig genannten Hofbediensteten hinaus reicht freilich der Kreis derer, die zum consilium des Königs gehören und die man im Anschluß an Notkers Psalmenübersetzung bedenkenlos als den „Rat" oder die „Räte" bezeichnen kann 41 ; ihm fehlt es an Geschlossenheit, da der Herrscher dazu berufen kann, wen er will — auch hier übrigens in Analogie zu den Verhältnissen bei den spätmittelalterlichen „Räten von Haus" der Landesfürsten42. Der König beruft diese Räte zur Vorbereitung der Kapitularien. So wirkt Adalhard von Corbie 823 mit bei der Abfassung von Kapitularien über Kirchengut in den Händen von Laien, und neben ihm wird der Kanzler Helisachar genannt43. Es wäre verlockend, den nahen Verwandten Karls des Großen und Kenner des Hofstaates als Schöpfer von Statuten für sein Kloster Corbie mit wichtigen Bestimmungen für die Bewirtschaftung des Grundbesitzes auch mit der Agrargesetzgebung in Verbindung zu bringen. Obwohl gewisse textliche Anklänge an das Capitulare de villis bestehen, können diese rein zufälliger Natur sein, und vor allem sind die Statuten Adalhards nicht gut genug überliefert, um der Möglichkeit Wahrscheinlichkeitswert zukommen zu lassen 44 . 39 40 41 42 48 44

Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben 1,2 S. 402. so z. B. F. Gundlach, Die hessisdien Zentralbehörden 1 (1931) S. 6 ff. Notker, Psalmen 1,1. 110,1. Vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch Bd. 8 Art. „Rat", Sp. 169. Gundlach I S. 66, Samse S. 24 ff. Ganshof, Recherches S. 23 fï. L. Levillain, Les statuts d'Adalhard, Moyen-Âge 13 (1900) S. 333-386.

1. DIE ZUSAMMENSETZUNG DER ZENTRAL VER WALTUNG

17

Gelegentlich einmal tritt in den Quellen ein f ü r die Verwaltung der königlichen Grundherrschaft zuständiger „Beamter" in Erscheinung, so etwa in der Vita Hludowici des sogenannten Astronomen zu 794 ein comes Richard, den Karl der Große als villarum suarum provisorem als missus zu Ludwig dem Frommen nach Aquitanien schickt, um ihm bei der Restitution von Königsgut behilflich zu sein 45 . Die Möglichkeit, daß der auf Befehl Karls des Großen 787 an der. Inventarisierung der Abtei Jumiéges beteiligte comes Richard derselbe ist, liegt auf der Hand 4 6 . Damit kommt die Sprache auf eine weitere Institution, die der missi, nach dem althochdeutschen Trierer Kapitulare mit Recht Königsboten genannt 4 7 . Die Heranziehung von Pfalzgraf, Seneschalk und anderen Hofbediensteten als missi kommt durchaus vor, so besonders auch bei der Klärung von Besitzstreitigkeiten, die das Königsgut angehen 48 . Die Anfertigung von Güterinventaren durch die missi könnte fast als die Regel angesehen werden, zumal die Amtleute der königlichen Grundherrschaft selbst kaum schreiben konnten. Vorgeschrieben wird die Verzeichnung königlicher Besitzungen, auch der verlehnten, durch die missi im Capitulare de iusticiis faciendis 49 . Da der Kaiser wissen will, quantum etiam de nostro in uniuscuiusque legatione habeamus, dürfte es sich hier — wie schon in den Capitularía missorum specialia von 802 50 — wohl um die festen Amtssprengel der „ordentlichen" missi handeln. Dagegen sollten bei den Vorbereitungen zur Reichsteilung beim Vertrag von Verdun missi strennui ausgewählt werden (deligerentur), die die descriptio vornehmen sollten 51 . An die missi war von den speziellen Bestimmungen über das Reichsgut auch das Capitulare Ambrosianum gerichtet 52 . Sie sollten die Tätigkeit des Amtmannes überprüfen. Offenbar handelt es sich auch bei diesen missi um dieselben wie in den Capitularla missorum specialia von 802, also wieder um die „ordentlichen" missi mit abgegrenzten Bereichen. Auch nach dem Capitulare Aquisgranense von etwa 802/03 5 3 war der Amtmann des 45 46 47 48 49 50 51 52 58

Anonymi Vita Hludovici c. 6, MG. SS. II S. 610 ff., rec. Rau S. 268 ff. MG. SS. II S. 290 ff., dazu Verhein, Studien II S. 378. Inaina S. 460. Braune, Althochdeutsches Lesebuch Nr. XIX. Beyer I S. 57 Nr. 51; vgl. H. Brunner, Zeugenbeweis S. 455 ff. MG. Capit. I Nr. 80 c. 5. Ebenda Nr. 34. Ganshof, Vertrag von Verdun S. 319 ff. ed. Patetta S. 188 c. XX. Zur Datierung Ganshof, Zur Datierung eines Aachener Kapitulars Karls des Großen S. 62 ff.

18

I. D I E ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Krongutes dem missus Rechenschaft schuldig54. Nach den Verzeichnissen der missi mit festem Sprengel von 802 und 825 handelt es sich in der Regel um einen Erzbischof oder Bischof und einen Grafen oder anderen weltlichen missus65. Die Zuständigkeitsbereiche werden zum Teil durch die auch sonst im Zusammenhange mit den Königsgütern erwähnten pagi angegeben; so werden etwa 825 neben anderen Suessionis, Silvanectis, Belvacus, und Laudunum, ferner Noviomacensis, Ambianensis,Tarvanensis und Camaracensis genannt; auch hier zeigt sich noch einmal, daß die Angabe von Gau und Grafschaft f ü r die Lagebezeichnung der Krongüter sehr verschiedene Gründe haben konnte. Die Überwachung der Krongüter durch Personen, die an sich zunächst völlig außerhalb der Krongutverwaltung standen, hatte den Vorteil, daß die Geistlichen auch schriftlich fixierte Anordnungen übermitteln konnten, zugleich aber den Nachteil der Gefahr einer noch leichteren Entfremdung des Reichsgutes. Diese mußte in besonderem Maße mit dem Verfall der Einrichtung der Königsboten seit etwa der Mitte des 9. Jahrhunderts akut werden.

2 . DIE INVENTARISIERUNG DER KRONGÜTER ALS WERK DER ZENTRALB

Welche Funktionen nahm die im vorigen Abschnitt beschriebene Zentralverwaltung gegenüber dem Reichsgut für sich in Anspruch? Ihre Aufgabe war es vor allem immer wieder, die Versorgung der königlichen Hofhaltung zu gewährleisten. Zu diesem Zwecke war eine Kontrolle der ordentlichen Amtsführung der Amtleute erforderlich; zudem mußte auch versucht werden, Überschüsse einzelner Krongüter anderen, z. B. den Pfalzkapellen zugute kommen zu lassen. Derartige Bemühungen fanden ihren Niederschlag in den Kapitularien. Gelegentlich ist auch in erzählenden Quellen davon die Rede, so beispielsweise von den Bemühungen Karls und Ludwigs um eine Verbesserung der Verhältnisse in Aquitanien um 794 1 oder denen Ludwigs des Deutschen um die Rückgewinnung entfremdeten Reichsgutes in Sachsen 852 2 . Von besonderer Wichtigkeit war indessen eine möglichst genaue Kenntnis des Bestandes an Königsgütern. Sie ergab sich einerseits aus der Notwendigkeit, den Bedarf des Königshofes zu decken; zu diesem Zwecke mußte vor 54 55 1 2

MG. Capit. I Nr. 77 c. 19. Ebenda Nr. 34 und Nr. 151, c. 1. Vgl. W. A. Eckhardt, Die Capitularía missorum S. 504 ff. Vgl. Absdinitt I, 1 Anm. 45. Annales Fuldenses zu 852, rec. Kurze S. 42 ff.

2. DIE INVENTARISIERUNG DER KRONGÜTER DER ZENTRALE

19

allem das grundherrliche, nicht zu Lehen ausgetane Land beschrieben werden. Das Lorscher Reichsurbar und die Beschreibung der Königshöfe in den Brevium Exempla sind Versuche, diese Aufgabe zu lösen. Darüber hinaus war aber auch eine Kenntnis der Lehen und der königlichen Eigenkirchen von Wichtigkeit. So wollte Karl der Große nach dem Capitulare de iustitiis faciendis von 811/13 wissen, quantum etiam de nostro (nämlich der beneficia episcoporum, abbatum, abbatissarum atque comitum sive vassallorum) in uniuscuiusque legatione habeamus3. Ein möglichst genaues Wissen um den gesamten Besitzstand mußte für militärische Zwecke wichtig sein, damit Grafen, Vasallen und Kirchengut in angemessener Weise herangezogen werden konnten; schon zur Zeit Karls des Großen bildete die Hufe die Grundlage für das Aufgebot4. Vor allem hat aber die Forschung der letzten Jahre die Bedeutung der Verzeichung des gesamten Königsgutes für die Reichsteilungen hervorgehoben; in diesem Zusammenhange dürfte das churrätische Reichsurbar entstanden sein 5 . Nurwenige Reichsurbare und Reichsgut inven tare haben sich erhalten. Trotzdem muß angenommen werden, daß die Zahl derselben sehr groß gewesen ist, daß aber die — ebenso wie bei den Kapitularien 6 — mangelhafte Aufbewahrung den geringen Anteil heute noch verfügbarer Stücke zur Folge haben mußte. Das ändert aber nichts an der Tatsache der ständigen Bemühungen der Karolinger, sich einen Überblick über das Reichsgut zu verschaffen. Die Nachrichten darüber seien hier zusammengestellt. Jahr 751 755 787/88

3 4 5 6 7

Quelle Ann. Alamannici SS. 1, S. 26 Capit. 1, S. 36 Nr. 14 c. 20 SS. 2 S. 290 ff.

Gegenstand der der Aufnahme

Bemerkungen

Kirchengüter

für divisio

Kirchengüter

Rechnungslegung

Kirchengüter: Kloster St. Wandrille

vgl. Verhein DA 11 S. 378

Capit. I Nr. 80 c. 7. Capit. I Nr. 50 c. 1. Vgl. Abschnitt I, 6. Ganshof, Recherches S. 65. Vgl. dazu Verhein, Studien II S. 378 ff., Inama l 2 S. 460 ff., Clavadetscher, Churrätische Reichsguturbar S. 85 ff. Ganshof, Vertrag von Verdun S. 322 ff., Lesne 3, S. 4 ff.

20

Jahr ca. 790 790

ca. 800

806

811

805/13

819

819

829

829

vor 826/28 831

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Quelle

Gegenstand der der Aufnahme

Capit. 1, S. 201, Nr. 95 c. 14 Hauthaler 1, S. 16

Besitz der Königin Hildegard Kirch engüter: Salzburg

Capitulare de villis Capit. 1, S. 88 Nr. 32, c. 62 Capit. 1, S. 136 Nr. 49 c. 4

Fisci

Capitulare de iustitiis faciendis, Capit. 1, S. 177 Nr. 80 c. 5 - 7 Capitula per missos cognita facta, Capit. 1, S. 157, Nr. 67 c. 4 Catalogus abbatum S. Eugendi Iurensis SS. 13, S. 744 Capitulare missorum Capit. 1, S. 289 Nr. 141, c. 1 Capitulare Wormatiense Capit.2, S. 12, Nr. 191, c. 2 Capitulare pro lege habendum Wormatiense, Capit. 2, S. 19 c. 7 Ermoldus Nigellus Poet. lat. 2, S. 39 v. 521 ff. Hariulf, Chronique de l'abbaye de St. Riquier ed. F. Lot (1894) S. 86

Lehen und Kirchengüter

Lehen und Kirchengüter adventicii

Bemerkungen

cum consensu et licentia domni Karoli. . . regis... Vgl. Abschnitt 3

bei Inama, Deutsche Wirtschaftsgeschichte 1, 2. Aufl. S. 461 nach Pertz zitiert. Datum: Ganshof MIÖG62 (1954) Datierung: Ganshof Recherches S. 113 Datierung: ebenda S. 62

Kloster St. Claude Restitution de rebus iniuste ablatis Kirchengüter

liberi homines in comitatibus Kirdiengüter

Kloster St. Riquier

Datierung: Wattenbach-LevisionLöwe S. 330

2. DIE INVENTARISIERUNG DER KRONGÜTER DER ZENTRALE

Jahr 832

839

Quelle Hlotharii Capitulare missorum, Capit. 2, S. 63, Nr. 202, c. 1.8 Annales Bertiniani ed.Waitz S. 20 ff. Rau 46 ff.

Gegenstand der Aufnahme

descriptio regni f ü r Reichsteilung

842/3

Ann. Fuldenses Nithard, Ann. Bertiniani

Reidisteilung: Fisci, episcopatus, abbatiae, comitatus

845/46

Concilium Meldense Parisienne, Capit. 2, S. 391, 403 c. 20 Capitulare missorum Suessionense, Capit. 2 S. 267, Nr. 259 c. 1 ; S. 408, c. 42 Flodoard Hist. Remensis Ecclesiae 3, 28, SS. 13, S. 552

Königsgut in regio specialiter servitio oder verlehnt Kirdiengüter

ca. 858

Lesne 3,4 Anm. 2

864

Edictum Pístense, Capit. 2, S. 323 Nr. 273 c. 29 vgl. S. 319 c. 22 Lesne a.a.O.

Kirchengüter Soissons coloni tarn fiscales quam et ecclesiastici Kirchengüter St. Vaast

853

u n 853

866 867 868

vor 877

Folcuin, Gesta abb. Lob. SS. 4, S. 61 c. 13 Ann. Bertiniani ed. Waitz S. 98, Rau S. 186 Lesne 2,2,12 und 3,5

vor 921

Lauer 1 S. 263 Nr. CIX

869

Kirchengüter der Diözese Mainz

Klosterbesitz Lobbes Kirdiengüter und Lehen Kirdiengüter: Kloster Charroux und Bistum Laon Fiscus Verberie

21

Bemerkungen

zur Sadie Clavadetsdier ZRG70 Germ. Abt. S. 22 zur Sadie Clavadetscher a.a.O., Ganshof DA 12, S. 320 ff. mit Belegen

Niederschlag 881 beim Konzil zu Firnes Migne PL 125, Sp. 1073 c. 4 nach Verhein DA 11 S. 382 sicut in polypticis continetur

Verhein DA 11. S.382.Lesnea.a.O.

Verhein a.a.O.

ut est scriptum in polipdico de Vermeria.

22

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Diese Belege sollen zwar keineswegs als vollständig angesehen werden, aber genügen, um die ständigen Bemühungen der karolingischen Herrscher um die Inventarisierung des gesamten Reichsgutes u n d Reichskirchengutes darzulegen. Wenn Nachrichten aus dem ostfränkischen Reiche nach 843 ganz fehlen, so liegt das nicht zuletzt an dem Fehlen der Kapitularien, die gerade f ü r das Westreich Karls des Kahlen besonders ausgiebig erscheinen. Dabei handelt es sich keineswegs n u r um Anordnungen einer Inventarisierung, die dann doch nicht durchgeführt wurde. In der Regel dürften die Anweisungen auch von E r folg begleitet gewesen sein, wie sich aus den Nachrichten über den Vertrag von Verdun, der Tatsache des Vorhandenseins entsprechender Aufzeichnungen aus dem Kloster Lobbes 8 oder der Voraussetzung des Bestehens von Polyptychen im Edictum Pistense von 864 und der schon erwähnten Urkunde f ü r Compiegne von 921 ergibt. Wie noch bei den Territorien des ausgehenden Mittelalters 9 konnte sich die Aufnahme der Besitzungen in den Urbarialien nicht mit einem Schlage vollziehen. Es hat wahrscheinlich Jahrzehnte gedauert, bis brauchbare Unterlagen vorlagen. Zudem war die Verwendbarkeit der verschiedenartigen Güterverzeichnisse keineswegs f ü r alle Zwecke die gleiche. Trotz beachtlicher Einzeluntersuchungen zur Geschichte der frühmittelalterlichen Güterverzeichnisse ist die Forschung kaum wesentlich über die Ergebnisse hinausgelangt, die schon Inama und Susta im vergangenen J a h r h u n d e r t erzielten 10 . In jüngerer Zeit erst ist die Forderung nach einer Geschichte des Urbarstils in Anlehnung an das Vorbild der Diplomatik und gleichzeitig mit den Bemühungen um die Kapitularienkritik erhoben worden. Dabei ist die erhebliche Berücksichtigung der „inneren Kriterien" (Clavadetscher) besonders berechtigt 11 , zumal Güterverzeichnisse nicht n u r selbständig, sondern auch inseriert in Urkunden und erzählenden Quellen auftauchen 1 2 . 8 9

10

11

12

Verhein II S. 382. Vgl. z. B. L. Zimmermann, Der ökonomische Staat Landgraf Wilhelms IV. Bd. 1, Bd. 1, S. 120 ff. Vgl. zum Folgenden W. Metz, Zur Geschichte und Kritik der frühmittelalterlichen Güter-Verzeichnisse S. 183 ff. — J. Susta, Zur Geschichte und Kritik der Urbarialaufzeichnungen, S. 1 ff. — Inama-Sternegg, Über Urbarien und Urbarialaufzeichnungen S. 26 ff. Wichtig auch hier wieder die Zusammenstellungen von Lesne 3 S. 1 ff. Auf die Angabe der weiteren in meinem Aufsatz zitierten Literatur kann hier verzichtet werden; auf die dortige Zusammenstellung sei verwiesen. Vgl. dazu Clavadetscher, Churrätische Reichsguturbar S. 28 ff., Metz, Brevium Exempla S. 398. Vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 184 Anm. 5.

2. DIE INVENTARISIERUNG DER KRONGÜTER DER ZENTRALE

23

Von besonderem Interesse f ü r die Erforschung der das Reichsgut beschreibenden Güterverzeichnisse ist dabei die Tatsache, daß sich wenigstens in dem oben angeführten Falle aus der Zeit Karls des Einfältigen ein Polyptychon bei der Ausfertigung einer Königsurkunde herangezogen wurde. Damit ergibt sich, nämlich die neue Problemstellung, aus Urkunden auf das Vorhandensein von Güterverzeichnissen als deren Vorlage oder Unterlage zu schließen. E s ist hier angebracht, sich mit der Frage nach dem Wesen und der Eigenart der frühmittelalterlichen Güterverzeichnisse auf einer allgemeineren Ebene zu befassen. Nur ganz wenige Urbare, wie etwa die von St. Germain des Prés und Werden oder das Fragment von St. Bavo liegen im Original vor. Infolgedessen bleiben mit dem Fehlen der „äußeren Kriterien" ähnlich wie bei den Kapitularien 13 wichtige Fragen nach der Arbeitsweise bei der Entstehung der Güterverzeichnisse unbeantwortet. Noch ein weiteres Problem bleibt offen, das der Ableitung der karolingischenGüterverzeichnisse von den römischen Katastern. Susta hat mit einer solchen Annahme den Widerspruch Taylors hervorgerufen 14 . Perrin weist dagegen erneut auf die Kontinuität des Begriffes Polyptychon seit der Antike hin; er betont zugleich aber auch — wieder in Anlehnung an Susta — das Hinzutreten eines neuen Elements germanischer Prägung, der sogenannten lex saltus der Hintersassen 15 . Bei Gregor von Tours spielen discriptiones, die die Merowingerkönige zum Zwecke der Steuererhebung in ihrem ganzen Reiche vornahmen, eine Rolle 18 . Den Übergang in den grundherrlichen Bereich der Kirchen hat Lot am Beispiele der Domäne Ardin in Poitou aufgezeigt 17 . Die folgerichtige Weiterentwicklung ist dann das Vorkommen zahlreicher ursprünglich öffentlich-rechtlicher Abgaben in den Polyptychen, etwa dem von St. Germain des Présum 829. Beachtung verdient sodann die Beschreibung des Kirchenschatzes in einer ganzen Reihe frühmittelalterlichen Inventare; hier wird man Thompsons Hinweis auf Einflüsse des Liber pontificalis zur Zeit und wohl nicht ohne Beteiligung des Bonifatius zustimmen dürfen 1 8 . Wichtig ist sodann, daß die mit der Herstellung der Urbare betrauten Kommissionen ihre Aufzeichnungen auf Grund der Aussagen der Landbevölkerung niederschrieben, daß sie also — ebenso wie die Schrei18 14 15 18 17 18

Ganshof, Recherches S. 37. Susta S. 30 ff., Taylor, Note on the origin of the polyptychs S. 475 ff. Perrin, Recherches sur la seigneurie rurale eb Lorraine S. 594 ff. Dahn, Zum meröwingisdien Finanzwesen, bes. S. 349. Lot, Un grand domaine à l'époque Franque. Ardin en Poitou S. 109 ff. J. W. Thompson, The Statistical sources, S. 634. Vgl. Liber pontificalis ed Duchesne mit zahlreichen Kirchenschatzbeschreibungen. C. E. Perrin, L'abbaye de St. Germain-des-Prés au début du IX e siècle. Paris 1951.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

ber der Kapitularien 19 von einer mündlichen Verhandlung in vulgärlateinischer oder deutscher Sprache ausgingen; sie behielten dabei entweder — wie im Falle der altsächsischen Heberollen von Essen und besonders von Freckenhorst 2 0 — das einheimische Idiom für die Niederschrift bei oder sie mußten Übersetzungsarbeit leisten. Vielleicht gewährt die Auseinandersetzung zwischen deutscher Rechtssprache und lateinischer Aufzeichnung hier einen besonders aufschluß reichen Einblick 21 , zumal sich andere Rechtsquellen — etwa auch manche Stammesrechte — nicht so leicht lokalisieren lassen. So zeichnet sich etwa das große Prümer Polyptychon von 893 mit seinen vulgärlateinischen Ausdrücken als das Ergebnis der schriftlichen Niederlegung von Aussagen einer den Forschungen Ewigs zufolge damals noch stark romanisch durchsetzten Bevölkerung ab 22 . Von einer Übersetzungsarbeit ist demnach im Prümer Polyptychon keine Rede, höchstens von einer Übertragung vulgärlateinischer Weisungen und Aussagen in die nahe verwandte fränkische Rechtsund Geschäftssprache, die einem Caesarius von Heisterbach barbarisch vorkommen mußte 23 . Demgegenüber muß das älteste Fuldaer Güterverzeichnis mit seinem verhältnismäßig guten Latein als Übersetzungsarbeit auf Grund der Angaben einer althochdeutsch sprechenden Bevölkerung entstanden sein 24 . Vier Typen von 'Güterverzeichnissen lassen sich — um den verschiedenen Erscheinungsformen überhaupt gerecht werden zu können—so herausschälen: 1. die einfachen, rein beschreibenden Hubenlisten ohne nähere Angaben über das Zubehör der Besitzungen und die darauf lastenden Dienste oder Abgaben, 2. die Inventare vom Typ der BreviumExempla mit sehr ausführlichen Beschreibungen des Besitzes, dabei auch Aufzählung von Handwerkern, Tieren, Pflanzen, Geräten und Baulichkeiten, aber in der Regel ohne Angabe der Dienste und Leistungen, 3. die einfachen Heberollen, bei denen im Gegensatz zu den Inventaren das Schwergewicht nicht auf der Verzeichnung der Besitzungen — die oft nicht einmal erwähnt werden, sondern auf den Leistungen liegt, und endlich 19 20

21 22

23

24

Ganshof, Recherdies S. 54.60. H. Gallee, Altsächsische Sprachdenkmäler S. 115, 169. E. Wadstein, kleinere altsächsische Sprachdenkmäler S. 24 ff. Vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 193 ff. E. Ewig, Trier im Merowingerreich. S. 72 ff. Beyer 1 S. 154 Nr. 24. Metz, Güterverzeichnisse S. 201 ff. Vgl. das Prümer Urbar, Beyer 1 S. 142—201 Nr. 135 mit dem Kommentar des Caesarius von Heisterbach S. 144 ff. Drenke, Traditiones c. 44; Metz, Hermeneumata S. 158 ff.

2. DIE INVENTARISIERUNG DER KRONGÜTER DER ZENTRALE

25

4. die Polyptychen mit Verzeichnung der Salländereien und der abhängigen Hufenländereien mit zuweilen ausführlichen Angaben über die Inhaber derselben nach Alter, Stand und Familie, aber vor allem mit meist eingehender Beschreibung der gebräuchlichen Dienste und Abgaben. Das beste der erhaltenen Polyptychen ist das um 829 entstandene des Abtes Irminon von St. Germain des Prés bei Paris 25 ; von den Reichsurbaren gehören hierher das aus Lorsch (allerdings ohne Angabe der Hintersassen), das churrätische (allerdings meist ohne Abgaben und Dienste) und das wenigstens aus den Urkunden erschließbare westfränkische von Verberie. Der Überblick zeigt, daß es keinen besonderen Typ des Güterverzeichnisses für das Reichsgut gegeben hat, obwohl Beispiele für die Verwendung der einfachen Hubenlisten (1) nicht bekannt sind und auch einfache Heberollen (3) fehlen. Das hängt aber wahrscheinlich mit der Entwicklung der Inventarisierung zusammen, da wohl keines der erhaltenen Reichsurbare und -inventare bis in die Zeit vor 800 zurückreicht, während die Blütezeit der einfachen Hubenlisten den bekannt gewordenen Quellen zufolge26 in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts liegt. Dagegen hätte eine Anfertigung reiner Heberollen ohne Angabe der Ländereien nur für solches Reichsgut Sinn gehabt, das in Form, einer reinen oder weitgehenden Rentenwirtschaft ausgenutzt worden wäre. Vorausgesetzt, daß die These von Bloch gegenüber Heusinger zutrifft 27 , könnte das Tafelgüterverzeichnis aus dem 11. oder 12. Jahrhundert hierher gerechnet werden; denn es zählt nur noch die Servitien und Einkünfte aus den einzelnen Kurien, dagegen nicht mehr die Ländereien, auf. Es scheidet für unseren Zusammenhang aus, da die in ihm aufgezählten Königshöfe bereits im Lorscher Reichsurbar vorkommen, sodaß eine Vorlage in Form einer reinen Heberolle aus dem 9. Jahrhundert wohl nicht anzunehmen ist. Diese allgemeinen Betrachtungen zur Geschichte der frühmittelalterlichen Urbarialien soll nicht abgeschlossen werden ohne einen Hinweis auf die Bedeutung der Geistesgeschichte für die Entwicklung der ganzen Quellengattung. Die Kulturmittelpunkte der angelsächsischen Mission in Nordwestdeutschland — darunter Essen, Werden und Freckenhorst verfügen wohl kaum zufällig über Heberollen in altsächsischer Sprache. Daß es den Angelsachsen nicht schwer fiel, Aufzeichnungen in ihrer Muttersprache abzufassen, ist aus der Literaturgeschichte bekannt; zudem stand das Altsächsische dem Angel25

28 27

Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon 1 S. 28 ff. und die Ausgabe von A. Longnon. Metz, Güterverzeichnisse S. 188 ff. Bloch, Organización S. 108 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

sächsischen damals noch so nahe 28 , daß es ein Leichtes gewesen sein dürfte, die insulare Gepflogenheit der Niederschrift in der Volkssprache im sächsischen Stammesgebiete fortzusetzen. Gegenüber den angelsächsischen Missionszellen Sachsens nimmt das benachbarte Korney an der Weser als Gründung westfränkischer Mönche aus Corbie eine Sonderstellung als Wahrer fränkischer Tradition ein29. Es besaß nicht nur westfränkische Handschriften und war auch nicht nur durch die Anknüpfung des Mönches Widukind an die geistige Welt des Frankenreiches mit dieser verbunden; auch die Urbare lehnen getreu an die westfränkischen Polyptychen an 30 . Trotz der insgesamt großartigeren Anlage des Polyptychon Irminons von St. Germain-des-Pres kehrt der Grundtyp in ziemlich reiner Form in Korvey bald nach 1000 wieder. Am Beginn der Aufzählung steht das Salland. Es folgen die namentlich genannten abhängigen Leute mit Anführung ihrer Ländereien nach Größe und Lage sowie den zu entrichtenden Leistungen und deren Fälligkeitsterminen. Dabei erscheint auch die gesamte Art der Einteilung in 30. Bezirke durchaus folgerichtig und völlig analog der der westfränkischen Stücke. Das Korveyer Beispiel zeigt, wie sehr die Anlage von Güterverzeichnissen auch von geistesgeschichtlichen Gesichtspunkten her mitbestimmt werden konnte und daß die praktischen Erwägungen neben diesen keineswegs allein von entscheidender Bedeutung waren.

3 . Z U R ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

Die sogenannten Brevium Exempla ad res ecclestasticas et fiscales describendas 1 haben in der Forschung insofern besonderes Interesse gefunden, als sowohl nach der sachlichen Seite als auch in überlieferungsgeschichtlicher Hinsicht eine enge Beziehung zum Capitulare de villis festgestellt werden muß. Mehr als die sachlichen Berührungspunkte 2 interessiert hier zunächst die Tatsache der gemeinsamen Aufzeichnung des einzigen Exemplars beider Stücke in der Helmstedter Handschrift Nr. 254 der Bibliothek zu Wolfenbüttel 3 . Da28 29 30 1 2 3

R. Drögereit, Sachsen und Angelsachsen S. 1 ff. Metz, Güterverzeichnisse S. 195 ff. mit der dort aufgeführten Literatur. Vgl. auch W. Metz, Beiträge zur Verfassungs- und Sozialgeschichte des nordhessischen Raumes S. 130 ff. MG. Capit. I S. 250—254 Nr. 128; vgl. dazu auch meine früheren, in Einzelheiten überholten Ausführungen in: DA 10, S. 395 ff. Vgl. unten Abschnitt I, 9. Verhein, Studien I S. 363 ff.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

27

bei waren in der richtigen Reihenfolge die Brevium Exempla auf Bl. 9—12r vorangegangen; es folgte Bl. 12v—16 das Capitulare de villis, und schließlich reihen sich demselben 10 Briefe Leos III. an Karl den Großen an. Die Brevium Exempla sind dabei am Anfang nicht vollständig; sie beginnen mitten im Satz einer Beschreibung des Bistums Augsburg 4 mit non pergit. Von diesem ersten Teile der Brevium Exempla ist nur ein Güterverzeichnis des Klosters Staffelsee ganz erhalten. Dasselbe beginnt mit einer ausführlichen Beschreibung der Kirche von Staffelsee mit der dazugehörigen Bibliothek (2—6); es folgt die des Hofes Staffelsee selbst mit seinem Zubehör an Liegenschaften, Tieren, Werkzeugen und Vorräten (7), einem Urbar der abhängigen Hufenländereien mit den darauf lastenden Leistungen (8) und endlich die Schlußabrechnung für das gesamte (sonst verlorene) Güterverzeichnis des Bistums Augsburg. Der zweite Teil enthält zunächst Auszüge aus einem Weißenburger Traditions- und Prekarienverzeichnis (10—16) und solche aus einem ebenfalls nach Weißenburg gehörigen Lehnsverzeichnis (17—24). Der dritte, im vorliegenden Zusammenhange am meisten interessierende Teil (25—39) beschreibt eine Reihe von Königshöfen (fisci) unter der Überschrift De ministerio illius maioris vel ceterorum. Von den Königshöfen sind nur Asnapium (Annappes bei Lille) und Treola namentlich angegeben; die Rekonstruktion des gesamten ministerium dürfte der Forschung inzwischen weitgehend geglückt sein 5 . Als Vorbesitzer der Handschrift wird allgemein Mathias Flacius Illyricus angesehen; derselbe hat sie auch wirklich gekannt 6 . Dopsdi hat sich für die Reichenau als ursprünglichen Herkunftsort entschieden, da die dortigen Bibliothekskataloge von 821—22 eine capitula ... de nutriendis animalibus et laborandi cura in domestica agricultura und 835 bis 842 eine capitula in ómnibus laborandi cura nennen 7 . Dopsdi hat diese Angabe im Anschluß an 0. v. Heinemann auf das Capitulare de villis bezogen und in der Reichenauer Handschrift von 821—22 die heute in Wolfenbüttel erhaltene erblicken wollen. Das nach seiner Ansicht aus Aquitanien stammende Capitulare de villis wäre danach um 817 durch Benedikt von Aniane nach Inden und von dort nach der Reichenau gebracht worden; im Anschluß an seine Bestimmungen hätte dort ein Mönch (Tatto?) die Aufzeichnung der Brevium Exempla als 4 5 6 7

MG. Capit. I S. 250, c. 1. Verhein, Studien II S. 359 ff. Verhein, Studien I S. 365 mit der weiteren Literatur. P. Lehmann, Mittelalterliche Bibliothekskataloge Deutschlands und der Schweiz I. Die Bistümer Konstanz und Chur (1918) S. 247.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

„Werk des Privatfleißes" vorgenommen8. Diese Vermutung hat anfänglich weitgehend Zustimmung gefunden; sie ist aber in dieser Form mit den tatsächlichen Verhältnissen nicht zu vereinbaren. Wie sollte ein Mönch der Reichenau auf Grund eines königlichen Kapitulare dazu gekommen sein, Güteraufnahmen in ganz anderen Gregenden und von dem Besitz fremder Grundherrschaften herzustellen? Entweder wäre die ganze Aufzeichnung ein völlig blutleeres Fantasiegebilde geblieben, oder er hätte eine Ermächtigung besitzen müssen, die abhängige Bevölkerung von Staffelsee, Weißenburg und wohl auch Annappes zu befragen, wie die Rechtsverhältnisse auf den einzelnen Besitzungen waren, ein ohne jeglichen offiziellen Auftrag kaum durchführbares Unterfangen 9 . Muß man also von der an sich so verlockenden Idee einer Aufzeichnung der Brevium Exempla durch einen Reichenauer Mönch Abschied nehmen, so bliebe wenigstens die theoretische Möglichkeit einer Herkunft der gesamten Handschrift von der Reichenau bestehen; sie hätte dann allerdings bereits fertige Güterverzeichnisse — wahrscheinlich zusammen mit dem Capitulare de villis — übernommen. Selbst für diese These spräche noch mancherlei, so vor allem die beiden auf Reichenau entstandenen inhaltlich dem Capitulare de villis und den Brevium Exempla durch die Pflanzennamen nahestehenden Stücke aus dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts, nämlich der Hortulus des Walahfrid Strabo und der St. Galler Klosterplan von 820 10 . Auch das jedenfalls noch der fraglichen Zeit angehörige, bisher überhaupt noch nicht in diesem Zusammenhange beachtete Inventarfragment Aug. 147 der Landesbibliothek Karlsruhe steht den Brevium Exempla nahe und stammt aus der Reichenau; davon wird noch die Rede sein. Indessen muß auch der — abgeschwächten — These einer Herkunft der Handschrift des Capitulare de villis gegenüber Vorsicht angemeldet werden 11 . Abgesehen davon haben die Untersuchungen von Ernst Mayer inzwischen einen ganz anderen Befund ergeben. Mayer untersucht eine Reihe von Glossen, die unmittelbar auf das Capitulare de villes folgen: Hamedii id sunt coniuratores, quos nos geidon diciabiectivit; leudus eius iacet-finitus, id est weregildus12; concapularit id est abiectivit; leudus eius iacet finitus, id est weregildus12; concwpularit id est concidit forheo; livorasset id est vulnerasset. Schon Dopsch hat drei dieser Glossen in der Lex Salica nachweisen können, nämlich leudus, concapulavit 8 9 10 11 12

Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 89 ff. Vgl. dazu Abschnitt I, 2. H. Reinhardt, Der St. Galler Klosterplan S. 23. H. Bessler, Stand der Forschung um den Klosterplan von St. Gallen S. 233. Verhein, Studien I S. 368. MG. Capit. I S. 91 Nr. 32.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

29

und solsatire; aber auch hamedii und livorasset dürfen als Worte der altfränkischen Rechtssprache angesehen werden. Jedoch müssen die weiteren Ausführungen Ernst Mayers dahingehend berichtigt werden, daß die Rechtsworte hamedii und metani nicht mehr als niederfränkisch angesehen werden dürfen, sondern mit ihren lateinischen Endungen bereits als Ausdrücke der fränkischen Kanzleisprache angesprochen werden müssen 13 . In diesem Zusammenhange mag auch Beachtung verdienen, daß concapulare dem copulare, des Capitulare de villis (c. 36) nahesteht und daß leudes in dem verwandten Capitulare Ambrosianum wiederkehrt. Glossierte Worte und Capitulare gehen also zunächst von der gleichen sprachlichen Wurzel, nämlich der fränkisdien Kanzleisprache, aus. Von den mit id est erklärenden Worten könnte weregildus nach Ernst Mayer nach dem niederfränkischen Bereich weisen — also in der latinisierten Form richtiger wohl in die Kanzlei nach Aachen; coniuratores, propinqui, abiecticium, concidit und vulnerasset möchte ich dagegen ebenso wie die id esi-Erklärungen des Capitulare selbst mit der Spradibereinigung um 798 in Zusammenhang bringen, und diese erste Glossierung der Rechtsworte könnte recht gut am Hofe Karls selbst in Aachen stattgefunden haben. Diese Beobachtungen spredien für eine Entstehung der ersten Vorlage der Handschrift in der Zentralverwaltung, es gilt daher diesen Gesichtspunkt auch weiterhin im Auge zu behalten. Eine sprachlich ganz andere Stellung nehmen die Worte der zweiten Glossierung ein: quod nos geidon dicimus und forheo. Sie passen am besten nach Fulda, jedenfalls aber nach Ostfranken 14 . Sie stehen nämlich — was Mayer noch entgangen war — sprachlich der in einem Bruchstück erhaltenen althochdeutschen Lex Salica aus dem 9. Jahrhundert nahe 15 . Auch sie weist lautlich mit nahe verwandten Formen auf for- wie forlaazit, forstilit und foruzan und auf gi- wie gimenit und gibannit nach Fulda. Damit ergibt sich eine mehrfache Beziehung zwischen beiden Handschriften: 1. Beide übersetzen fränkische Rechtssprache. 2. Sie stammen beide aus dem frühen 9. Jahrhundert, dieWolfenbütteler nach dem Befund von B. Bischoff nicht aus der Zeit vor 825. 3. Die erste Auseinandersetzung mit der fränkischen Rechtssprache dürfte in Aachen im Anschluß an Bemühungen Karls des Großen erfolgt sein. 4. Die endgültige sprachliche Festlegung erfolgte in beiden Fällen in Ostfranken, und zwar wahrscheinlich in Fulda. Für die Herkunft wenigstens der Vorlage der erhal13 14 15

E. Mayer, Der Ursprung des Capitulare de villis S. 3 ff. Ebenda S. 4. Braune, Althochdeutsches Lesebuch Nr. XVIII. Vgl. Baesedie, Vor- und Frühgeschichte des dt. Schrifttums 2, 1 S. 66 ff. — W. Metz, Das Problem des Capitulare de villis S. 103 ff.

5 Metz, Karolingisches Reichsgnt

30

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

tenen Wolfenbüttler Handschrift aus Fulda hat sich daher auch Verhein ausgesprochen16. Um 825 muß sich also eine Handschrift des Capitulare de villis und der Brevium Exempla in Fulda befunden haben. Es wäre verlockend, einen unmittelbaren Niederschlag der Brevium Exempla in einem Fuldaer Güterverzeichnis aus der Zeit zwischen 820 und 839 17 zu finden. Werner Hasselbach hat dieses im Codex Eberhardi überlieferte Stück genauer untersucht und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Brevium Exempla festgestellt 18 . Sie stellt dabei eine Ähnlichkeit vor allem zwischen der Beschreibung des Hofes Kissingen (Nr. 48) und der von Staffelsee in den Brevium Exempla (7) fest. Dabei ist die Anordnung der Angaben die gleiche: 1. Grundbesitz (iurnales oder mansus), 2. Vorräte (nicht „Getreidelieferungen": de gramine LX carrade und de annona . . . carradae XXX), 3. Aufzählung des Viehs und 4. totes Inventar (Geräte usw.), wobei sogar die Reihenfolge der einzelnen Gegenstände zum Teil dieselbe ist. Auch die Verwandtschaft des Abschnittes über Solnhofen mit dem von Staffelsee besteht, wobei freilich der Brauch, Kircheninventare mit Besitzerverzeichnissen zu verbinden, in Fulda schon um 800 zu Hause ist und vermutlich auf den Liber pontificalis zurückgeht. Man kann kaum ohne weiteres eine textliche Abhängigkeit des Inventars der Klosterkirche Milz von 800 von den von Staffelsee in Abrede stellen, da es nachträglich in den ursprünglichen Text der Urkunde hinein interpoliert wurde 19 . Andererseits zeigt eine Beschäftigung mit frühmittelalterlichen Güterverzeichnissen und den darin gewählten Ausdrücken und Wendungen immer wieder, welche Vorsicht bei der Rekonstruktion irgendwelcher Abhängigkeitsverhältnisse am Platze ist. So findet sich etwa in den Fuldaer Urkunden schon seit 773 die in Staffelsee (Brevium Exempla c. 7) gebräuchliche Größenangabe prata ad carradas (foeni)20, die auch in den Weißenburger Abschnitten der Brevium (10—22) wiederkehrt 21 . Auch die Lorscher Urkunden kennen sie22. Darüber hinaus erinnert die Beschreibung des Hofes Staffelsee und seiner abhängigen Ländereien und Erträge an den Wortlaut der älteren Lorscher Hubenlisten aus der Zeit um 800 23 . Einige Beispiele seien herausgegriffen: 16 17 18 19 20 21 22 23

Verhein I S. 368 ff. Zu Nom. curta (statt curtis) vgl. unten S. 80. Dronke, Traditiones c. 44. Werner-Hasselbach S. 40 ff. Stengel, Urkundenbuch des Klosters Fulda 1 , 2 Nr. 2 6 4 a. Ebenda Nr. 63. Glöckner, Codex Nr. 1745 (772) und spätere Belege ebenda im Register. s. die nachfolgende Aufzählung der Tiere. Glöckner, Codex Nr. 3 6 7 1 - 3 6 7 7 ; vgl. Metz, Güterverzeichnisse S. 188 ff.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

MG. Capit. 1,251 c. 7ff.: 7. Pertinent ad eandem terra arabili iurnales de pratis . . . carradas De brace

modii

curtem ... ...

XII . . .

De melle sicclus dimidius . . . Feminae . . . sarciles V cum fasciolis IV et camisiles V Est ibi molina 1 ; reddit 8. mansi ingenuiles vestiti ... Ex his reddit unusquisque . . . de annona modios XIV, friskinguas IV . . . pullos II ova X . . . de ligno parafredum

donat carradas donat . . .

...

de

31

Codex Laureshamensis 3 : Nr. 3659. Sunt hube XXII et alia terra arabilis. 3679. de pratis ad . . . carradas . .. 3661a.. . . modios de brace . .. 3661. . . . situlam de melle ... 3654. Ancille faciunt singule sarcile 1 aut camisile I. In . . . est molendinum I, quod solvit . . . (730: mansus vestitus) 3657. . . . hube VII . . . quarum queque solvit . . . modium frumenti et I frinitine . .. pullos II ova X . . . 3660. solvit X carradas de ligno 3680. solvit parafredum ...

Derartige Ähnlichkeiten liegen in der Natur der Sache begründet und setzen keinerlei Abhängigkeitsverhältnis der einzelnen Urbarhandschriften voneinander voraus. In den Lorscher Hubenlisten fehlen zudem solche Aufzählungen der Tiere und der Werkzeuge, wie sie nicht nur in Staffelsee, sondern auch auf den Königshöfen der Brevium Exempla und ebenfalls im Fuldaer Güterverzeichnis vorkommen. Eine von Pistorius überlieferte Fuldaer Tradition bringt zum ersten Male eine Aufzählung der Tiere in einer dem Staffelseer Güterverzeichnis durchaus entsprechenden Reihenfolge 24 : caballos duos et XII boves cum vaccis IV, capras cum hircis, porcos XXIX, freilich nicht so vollständig. Ähnliche Aufzeichnungen begegnen in Fulda auch sonst 25 . Man könnte nun zunächst auch hier an Einflüsse der Brevium Exempla und nachStengel, UB. d. Klosters Fulda 1 Nr. 232. - 5 Dronke, Codex diplomaticus Nr. 280.202.306.309.355.473.539 und spätere Belege.

24

5*

32

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

trägliche Interpolation der betreffenden Stellen denken. Dem steht aber entgegen, daß bereits eine Urkunde des ostfränkischen Herzogs Heden von 704 für Bischof Willibrord in ähnlicher Weise inventarisiert 26 . Die Reihenfolge der Tiere ist, wie schon Baist feststellen konnte 27 , eine lexikographische, und es kommt nun darauf an, deren Quelle ausfindig zu machen. In Fulda, wo man bereits 795 die Tiere so inventarisierte, entstand um 782 den Forschungen Baeseckes zufolge ein althochdeutsches Glossar als gemeinsame Vorstufe des Vocabularius Sti. Galli und der Casseler Glossen28. Man wird sich vielleicht nicht alle Forschungsergebnisse Baeseckes zu eigen machen können 29 , ihm aber doch in entscheidenden Punkten folgen müssen. Das in Fulda erschlossene Glossar geht letzthin auf die Hermeneumata des 3. Jahrhunderts, griechisch-lateinische Glossare, die eine Art Lexikon oder — wohl besser gesagt — Schulbuch abgaben, zurück. Neben St. Gallen hatte vor allem Fulda eine erhebliche Bedeutung für die Fortpflanzung der Hermeneumata-Überlieferung zu den althochdeutschen Glossaren hin. Bei der allgemein wichtigen Stellung des Klosters zur antiken Bildung erscheint das nicht weiter verwunderlich. Darf man aber in der Anordnung der Glossare die Wurzel für die Tierverzeichnisse in den Brevium Exempla suchen? Um zu einer gewissen Vollständigkeit in der lückenhaften Überlieferung zu gelangen, seien die Tiere der Casseler Glossen30 gemäß den Forschungsergebnissen von Baesecke31 neben die der nahe verwandten Hermeneumata Vaticana 32 gestellt und durch die der sonstigen Hermeneumata-Überlieferung 33 und die des Vocabularius selbst ergänzt 34 . Wir lassen dabei die Frage der „romanischen Durchgangsstufe" der Casseler Glossen aus dem Spiele35. Den Glossaren seien hier die Inventare von Staffelsee und Annappes gegenübergestellt: 26 27 28 2C 30 31 32 33 31 35

Dobenecker 1 Nr. 5. G. Baist, Zur Interpretation der Brevium Exempla. S. 24. G. Baesecke, Der Vocabularius Sti. Galli in der angelsächsischen Mission S. 3 4 ff. 36 fi. Kritisch jetzt u. a. zu gewissen Ergebnissen Baeseckes W. Schröder, Zu neuen Verfasserschaften S. 190 ff. Baesecke, Vocabularius S. 70 ff. — Steinmeyer u. Sievers, Die althochdeutschen Glossen 3 (1895)>S. 9-13. Baesecke, Vocabularius S. 36 ff. Corpus Glossariorum Latinorum 3 hrsg. von G. Goetz (1892) S. 431 ff. Ebenda S. 1 ff. Steinmeyer 3 S. 1-8. Baesecke, Vocabularius S. 25—28.45.

33

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

Hermeneumata 38 Vaticana (übrige Herrn.) Codex Glossariorum Latinorum III 4 1

431,71 iumenta 73 animal

Casseler Glossen 36 (und Vokabularius) 39 Steinmeyer III 4 0

10,15 Pecunia fihu 18 Iumenta marhe 22 Ammalia hrindir

16 Cauallus hros 17 Equm hengist 20 Puledro folo

(* equus) 432,11 13 16 20 21

mulus asinus bos uacca uitulus

(* 31 (* 32 37 39

taurus) pecus copra) Hircus haedus oves

40 ouicula 41 arietes 43 agnus 50 porcus

23 24 28 (5,55 (5,56 26 (6,51 (6,53 (6,54 29

Boues ohsun Uaccas choi Fideili colpir Uitulus calp) Taurus far) Pecora scaf [Cap]regaizi Hircus podi) Hedi gaizi) Ouiclas auui

(6,47 10,27 (6,48 (6,49 10,30 10,31

Ouicula au) Pirpici uuidari Aries ram) Agnus lamp) Agnelli lempir Porciu suuinir

51 verris 53 porcellus (* pullos) 435,35 paus 34 87 38

Steinmeyer 3 S. 9 - 1 3 . Bezifferung fingiert. Goetz S. 431 ff.

32 ,35 36 38 42

Staffelsee 37 Capit. I, S. 252, c. 7 (dazu Stengel, UB Fulda 232)

Annappes Capit. I, S. 254, c. 25

1. de peculio 2. iumenta (animalia minora = Jungvieh) 1. Caballum( 1) 3. poledros 4. emissarios

2. boves 3. vaccas 5. vítulos 4. taurum

(2)

6. 5. 7. 8.

asinos boves vaccas vítulos

9. tauros

9. capras (4) 16. capras 8. hircos (5) 18. hircos 17. hedos 10. heéiculos (Dronke, Trad. 44,48) oves 6. vervices

13. vervices 15. arietes 14. agnos

7. agnellos 11. porcos

¥ errat paerfarh Purcelli farhir Aucas cansi Pulii honir Pao phao

(6) 10. porcos maiores 12. verres 11. porcellos 12. porcellos 19. aucas 13. aucas 20. pullos 14. pullos 21. pavones

39

Steinmeyer 3 S. 1— 8.

41

Goetz S. 1 ff.

34

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Bei dieser Gegenüberstellung darf nicht übersehen werden, daß offenbar gewisse Eigentümlichkeiten der lokalen Ausdrucksweise in Erscheinung treten, so die oves in den Fuldaer Güterverzeichnissen und die hier nicht angeführten multones und burdones auf den Königshöfen 42 . Trotz gewisser Abweichungen bleibt die Reihenfolge aber im ganzen gewahrt. So hält sich etwa die Aufzählung der Tiere in Annappes teilweise enger an die Reihenfolge der Glossare. Sie stellt die Schweine vor die Schafe, was übrigens auch bei den Hermeneumata Einsiedlenses der Fall ist 43 , also keineswegs eine Abweichung von der Hermeneumata-Überlieferung schlechthin bedeuten muß. So erscheint es durchaus gerechtfertigt, f ü r die Entstehung der landwirtschaftlichen Inventare der Karolinger eine gewisse Anlehnung an lateinische Glossare anzunehmen; denn diese Glossare waren ja von vornherein f ü r Zwecke des praktischen Lebens bestimmt 44 . Ihre Bedeutung f ü r die deutsche Geistesgeschichte hat Baesecke zum ersten Male richtig zu würdigen gewußt, und es darf nicht übersehen werden, daß die Träger der sogenannten karolingischen Renaissance, wie etwa Rudolf von Fulda, bei der Anfertigung von Kartularen und wohl auch Urbaren beteiligt waren 45 . Vor allem aber stand auch eine literarische Leistung wie der Hortulus des Walahfrid Strabo 46 in der Auswahl der beschriebenen Gewächse den Pflanzenverzeichnissen der Brevium Exempla, des Capitulare de villis und des St. Galler Klosterplanes nahe. Geistige und wirtschaftliche Entwicklung berührten sich also recht eng. Ebenso wie f ü r die Tiere läßt sich die Anlehnung an die Glossare auch f ü r die Benennung und Reihenfolge der Werkzeuge in den Brevium Exempla wahrscheinlich machen. Dabei werden jeweils nur eiserne Werkzeuge aufgezählt (ferrei in den Glossaren); die hölzernen tun die Brevium Exempla (c.25) mit Wendungen wie utensilia sufficient er kurzerhand ab. Hier läßt sich die ursprüngliche Reihenfolge aus dem Vergleich der Casseler Glossen und der Hermeneumata annähernd festlegen. Der Vocabularius Sti. Galli scheidet ebenso wie die Hermeneumata Vaticana aus, da hier keine Werkzeuge mehr genannt werden. Der Inventarisierung nahe steht c. 42 des Capitulare de villis. 42 48 44 45 46

Brevium Exempla a.a.O. c. 31.34. Goetz S. 258, 57. Baesecke, Art. „Glossen, Althochdeutsche", Reallexikon d. dt. Literaturgeschichte 1 (1925/26) S. 448-454. Stengel, Fuldensia I S. 43, Anm. 1. MG. Poet. lat. 2, S. 335 5. Vgl. auch H. Sierp, Walafried Strabos, Gedicht über den Gartenbau (Die Kultur der Reichenau 2, 1925) S. 756 ff.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

Brevium Esempla c. 25 1. calderas 2. sartago 3. gramalium 4. andedum 5. farum (c. 32: patella) 6. secures 7. dolatoria 8.terebros 9. ascia 10. scalprum

Capitulare de villis c. 42 vor Anm.

Casseler Glossen Steinmeyer III, 11

Hermeneumata 47 Montepessulana CGL III S. 325

24 Caldaru chezil 30 sarthago 60

26 Cri(ra)mailas hahla48

59 62

30 Saccuras achus

61

63 i. e. taradros

34 Taradros napugaera 35 Sealpros scaotis(ran)

11. runcina 12. plana 13. falces 14. palas

35

36 Planas pauscapo 33 Falceas segansa 28 Palas scufla

57 securis 56 dolabra 54 terebra 55 ascia 61 scalprum (Herrn. Stephani 369,2: runcina49 64 plana 326,23 falx (Herrn. Stephani 368, 66: pala)

Möglicherweise hängt auch die Verzeichnung des conlaboratus der Brevium Exempla mit dem Abschnitt De agricultura der Hermeneumata zusammen (so vielleicht frumentum, hordeum, faba, pisa), eine Frage, die sich angesichts der Kürze der Aufzählung nicht entscheiden läßt. Sodann begegnen in den Hermeneumata Einsidlensia unter dem Abschnitt artifieibus die meisten der im Capitulare de villis c. 45 (und in den Brevium Exempla wenigstens vorgesehenen) artifices (Handwerker), darunter pistor, piscator, tornator, retiarius, aueupator, venator, carpentarius, scutarius, sutor, faber und aurifex. 47

48

49

Ähnlich, aber nicht so vollständig ist die Reihenfolge der Werkzeuge audi in den Herrn. Monacenses (Goetz S. 204 fi.) und Leidenses (S. 26 ff.) Vgl. Baesedie, Vocabularius S. 34 ff. 68 ff. Vgl. auch Verhein, Studien I S. 338 und 382. Steinmeyer S. 11, 27 ff. folgt eine gewisse Unordnung; dazu Baesedce, Vocubularius S. 57. Kompilation des 16. Jahrhunderts, aber in der Reihenfolge fast genau mit den übrigen Herrn, übereinstimmend; Metz, Brevium Exempla S. 405 Anm. 46.

36

I. DIE ZENTRAL VERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Die Namen sämtlicher in den Brevium Exempla (c. 29. 37. 38) erwähnten Pflanzen kehren in den althochdeutschen Pflanzenglossaren wieder 50 . Für dieselben konnte Steinmeyer — entsprechend wie später Baesecke f ü r die Gruppenglossare — den Zusammenhang mit den lateinisch-griechischen Glossaren des Altertums nachweisen 51 . Im vorliegenden Falle handelt es sich um die sogenannten Hermeneumata medicobotanica vetustiora 52 . Selbstverständlidi dürfen bei dem gegenwärtigen Stand der Forschung nur solche Pflanzennamen, die sowohl in den antiken als auch in den althochdeutschen Pflanzenglossaren vorkommen, f ü r die unmittelbare Anknüpfung an die Hermeneumata-Überlieferung in Anspruch genommen werden. Da die Steinmeyersdie Ausgabe der althochdeutschen Glossen kaum den kritischen Anforderungen der Gegenwart in allen Punkten genügt, soll nicht nur der dortige Hinweis auf die antiken Gegenstücke gebracht, sondern auch das Material der soeben von uns angezogenen Gruppenglossare ausgewertet werden. Ebenso wurden Belege aus dem jedenfalls um 821 in Reichenau bekannten Pseudo-Apuleius beigefügt. Kein Zusammenhang ergibt sich demnach einzig f ü r ascalonia und costus; (cepa) ascalonia ist aber erst eine Neubildung eines Pflanzennamens nach der Stadt Askalon 53 , mithin also in den antiken Glossaren noch nicht zu erwarten, und costus erscheint bereits in den Formulae Marculfl 54 ; auch Guérard, Fischer-Benzon und Verhein haben sich mit diesem Namen befaßt 5 5 . In der von Sticker verwerteten Würzburger Handschrift Mp th F. 146 mit ihren Heilkräutern kommt costo vor 56 , sodaß es sich in der Tat kaum um eine rein südländische Pflanze handeln kann; zudem ist die Zurückführung auf Dioscurides gesichert. Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die Pflanzennamen, die in den Brevium Exempla, dem Capitulare de villis, dem St. Galler Klosterplane und dem Hortulus des Walahfrid Strabo vorkommen, und über deren Zusammenhang mit den althochdeutschen und antiken Glossaren 57 . 50 51 62 M 54 55 58 57

Steinmeyer 3 S. 466 ff. Ebenda S. 470. 473. Vgl. meine Bemerkungen DA 10 S. 405 Anm. 50. Goetz S. 533 ff. Kluge-Götze, Etymologisches Wörterbuch der dt. Sprache, 14. Aufl. (1952) Art. „Schalotte" und „Kohlrabi" (mit dem Hermeneumata-Beleg Goetz 3, 683, 58). MG. Form. 1, S. 49, 11; vgl. Verhein, Studien I S. 342 ff. 346. Ebenda S. 346. Sticker, Die gebräuchlichen Heilkräuter S. 25 ff. Abkürzungen der Pflanzentabelle: CV Capitulare de villis. BE Brevium Exempla. W Walahfrid. G Bauplan Von St. Gallen. FM Formulae Marculfii = MG .Form. S. 49 c. 11. s von Dopschals südländisch angesprochen. H Hermeneumata medicobotanica vetustiora, Goetz

37

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

Karoling. Quellen

Ahd. Glossen

Hermeneumata

1, Kräuter abrotanum absinthium adripia agrimonia aliutn ameum anesum anetum opium ascalonia beta blida brittola cardo careium carvitta caulus cepa cerfolium cicerum (italicum) ciminum coloquintida coriandrum costus cucumis cucurbita diptamnum dracontea eruca (alba)

Steinm. 3, 477,31 HPD CV. BE. 478,1 PD W. CV. 478,5 H BE. W. 478,30 = 514,29 P CV. BE. W. G. 485,21 HD — CV. (s.) CV. 525,11 H 478,3 HPD CV. G. CV. BE. W. G. 478,7 HPD 493,23 CV. G. BE. 478,40 HPD CV. BE. G. 478,36 HD CV. (s.) CV. BE. 486,24 H 496,21 = 511,41 HPD CV. (s.) 478,48 HD CV. 578,16 CV. 495,24 HD CV. BE. W. G. CV. BE. G. 495,37 D 479,16 HP CV. BE. W. G. FM. 495 A. 16 HP CV. (s.) CV. BE. FM. CV. (s.) CV. BE. G. CV. BE. W. G. FM. CV. CV. w. CV. CV. (s.) CV. (s.)

496,43 487,20 479,12 487,22 495,39 495,38 479,45 479,42 480,8

HPD HD PD D PD D HPD HPD HD



M2 LAMEM2SV V LAMEM2SV —

LAMEM2SV LAMENSV —

LAMEM2SV M2 —

LAMM2S —

V

sv

LAMEM2SV

s

EV MESV —

MEM 2 SV —

LAMEM2SV LAMEM2SV —



LAMEM2SV

S. 533 ff. P Pseudo-Apuleius, 821 auf der Reichenau bekannt; P.Lehmann in: Die, Kultur der Reichenau 2, S. 653), Zitate nadi Steinmeyer. L Hermeneumata Leidensia Goetz S. 15, 34 ff. A Hermeneumata Amploniana Goetz S. 88, 36 ff. M Hermeneumata Monacensia Goetz S. 184, 66 ff. E Hermeneumata Einsidlensia Goetz S. 264, 8 ff. Ma Hermeneumata Montepessulana Goetz S. 300 ff. S Hermeneumata Stephani Goetz S. 358, 49 ff. V Hermeneumata Vaticana Goetz S. 428, 22 ff. D Dioscurides; benutzt wurde die Ausgabe von R.T.Gunther, Oxford 1924 mit dem Register von Saracen (1598) S. 681-694. Zu P wurde die Ausg. The herbal of Apuleius Barbarus. Oxford (1925) herangezogen.

38

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÓNIGSGOTER

Karoling. Quellen

Ahd. Glossen

Hermeneumata

1. Krauter ebutus faba (maior) fasiolus febrifugium fenicolum fenigrecum gladiolus git intuba iovisbarba lacterida lactuca levisticum lilium magones malva marrubium menta mentastrum mismalva

W. CV. CV. G. CV. CV. G. W. CV. G. CV. W. G. CV. G. CV. CV. CV. CV. G. CV. BE. W. G. CV. BE. W. G. G. CV. BE. W. CV. BE. W. G. CV. BE. CV. BE. (altea)

nasturtium neptum olisatum papaver parduna pastenaca

CV. CV. BE. W. CV. CV. W. G. CV. CV. G.

pepo petresilenum pisi (maurisci) porri puledium radix ravacaula raphanus rosa ros marinum

CV. W. CV. BE. G. CV. CV. BE. G. CV. W. CV. G. CV. BE. W. CV. G. W. CV. G. (s.)

480,20 HP 571,54 D 488,22 H 585,19 473,12 HP 488,25 H 477,21 HP 474,13 HD 481,1 H 474,24 HP 475,9 HD 475,22 HPD 475,7 502,29 PD (Wort ahd.) 475,36 HD 475,30 HP 481,50 PD 475,41 HP 513,10 469,14 H (altea) 476,22 HPD 476,17 HP 505,26 HP 482,59 HD —

476,53 Anm. 483,13 482,50 507,7 505,39 505,37 507,23 574,28 490,41 507,46 507,22



E LAMEM 2 SV —

AMEM 2 SV ES —

V LAMM 2 SV — —

LAMEM 2 SV s M2V —

LAMEM 2 SV LAMEM 2 SV — — —

MM 2 V LAMEM 2 S LV ESV —

LAMEM 2 SV PD HD HPD HPD HPD HD

LAM 2 S E E LMEM 2 SV LAMM 2 SVE LAMEM 2 SV —

HD HD PD

LAESV (•>.) EM 2 V —

39

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

Karoling. Quellen

Ahd. Glossen

Hermeneumata

1. Kräuter ruta •salvia satureia Savina •sclareia silum sirtapis sisimbrium solsequium squilla tanazita uniones vulgigina warentia viola nigella

CV. BE. W. G. CV. BE. W. G. CV. BE. G. CV. BE. CV. BE. W. CV. (s.) CV. CV. G. CV. BE. CV. CV. (ambrosia) W. BE. CV. CV. CV. W.

483,33 HPD 508,4 HP 483,55 HP 484,20 P 508,53 509,32 = 531,53 H 491,20 HD 508,42 HPD 484,4 H 532,2 D 469,27 H

LAMEN 2 SV —

AMEM2SV V AM (?) ES EM2SV ME —

S



485,5 511,7 = 429,30 HD 545,49 PD



E (betonica) —

2. Bäume amandalarius

CV. G.

avellanarius castanearius cotonarius ficus laurus malus mespilarius morarius nucarius peraricius persicarius pinus pirarius pomarius prunarius sorbarius

CV. BE. G. CV. G. CV. BE. G. CV. G. CV. G. CV. G. CV. BE. G. CV. BE. G. CV. G. BE. CV. CV. BE. G. CV. CV. BE. G. CV. BE. G. CV. BE. G. CV. G.

42,10 490,12 468,52 44,17 473,29 502,12 466,22 504,34 489,52 504,38

H D D HD HD D HD HD



467,35 466,25 D 466,26 195.35 468,32 D 196,1 D

MSV (amygdalum) MES LESV LE LMES ESV LME L LME LMES wohl = pirarius —

M2S LMES LM LM S

40

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Bei allen diesen Aufstellungen muß betont werden, daß auf eine nähere Kennzeichnung der Pflanzen in botanischer Hinsicht kein Anspruch erhoben werden kann. Vor allem kann kein karolingischer lateinischer Pflanzenname mit dem entsprechenden modernen insoweit identifiziert werden, als auch die gleiche Pflanzenart gemeint sein muß. Ich glaube vielmehr, daß die im Capitulare de villis aufgezählten Pflanzennamen auf antiken Studien beruhen. Ein Vertreter der karolingischen Renaissance, der sich nachweislich mit der antiken Überlieferung auf diesem Gebiete befaßte, war Walahfrid Strabo 58 ; aber es besteht aller Grund anzunehmen," daß schon die für das Geistesleben am Hofe Karls des Großen kennzeichnenden Persönlichkeiten derartige Kenntnisse besaßen. So wird man die Anordnungen des Capitulare de villis c. 70 wohl bis zu einem gewissen Grade als die Verwirklichung eines dem Streben nach der Verwirklichung antiker Bildung entsprechenden Ideals ansehen dürfen ohne jede vorangehende Überprüfung der Frage, ob eine solche überhaupt möglich war. Diese Ansicht hat auch Verhein entwickelt59. Was endlich die Pflanzen auf den Königshöfen der Brevium Exempla angeht, so sollte man jede Spekulation hinsichtlich eines etwaigen südländischen Charakters derselben aufgeben. Da die Inventarisierung sonst durchaus glaubwürdige Tatsachen bringt 60 , sollte man nicht an dem tatsächlichen Anbau der Pflanzen in den Gärten der Königshöfe bei Lille zweifeln und die Brevium Exempla mithin als Quelle dafür heranziehen, inwieweit sich die Gedankengänge des Capitulare de villis c. 70 überhaupt verwirklichen ließen und auch welche Pflanze sich von Fall zu Fall hinter einem bestimmten Namen verbirgt. Von Bedeutung ist dann noch eine weitere Beobachtung. Der bereits mehrfach erwähnte Klosterplan von St. Gallen war von Dopsch ebenso wie die Brevium Exempla mit der anianischen Klosterreform Ludwigs des Frommen in Zusammenhang gebracht worden 61 . H.Reinhardt hat diese Auffassung in ihre bestimmten Grenzen zurückgewiesen62; aber er hält an der Abhängigkeit der im Klosterplan erscheinenden Pflanzennamen vom Capitulare de villis fest 63 . Nun haben weitere Erörterungen zum St. Galler Bauplan ihn vor allem dank der Forschungen von K. Beyerle und B. Bischoff mit der Reichenau in nähere 58 BU

61 62 03

Vgl. Anm. 131. Verhein, Studien I S. 386. Verhein, Studien II S. 348 ff. So insbesondere Dopsch, Das Capitulare de villis, die Brevium Exempla und der Bauplan von St. Gallen, VSWG 13 (1916) S. 41-70. Reinhardt S. 17. Ebenda S. 23.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

41

Beziehung gebracht, ohne die Frage der Pflanzen nochmals aufzurollen 64 . Es werden nämlich von 49 Pflanzen des St. Galler Planes fast alle bereits in den alphabetisch geordneten botanischen Glossaren der Antike, den Hermeneumata medicobotanica genannt, deren Kenntnis dann — wie dargelegt — in den althochdeutschen Pflanzenglossaren ihren Niederschlag fand. 42 Pflanzen des St. Galler Bauplanes erscheinen darüber hinaus auch in den sachlich geordneten Hermeneumata, die hier schon für die Tiere und Werkzeuge herangezogen worden sind. In ihnen ist die Auswahl der Pflanzen von vornherein viel enger begrenzt als in den sehr umfangreichen Hermeneumata medicobotanica. Leider läßt sich die These, daß der St. Galler Klosterplan hier unmittelbar aus den Glossaren geschöpft haben könnte, nicht mehr mit derselben Bestimmtheit vertreten wie früher 65 . Es wäre sogar möglich, daß der aus der Reichenau stammende Bauplan bei seiner Entstehung 820 aus dem schon früher erwähnten dortigen Kapitulare geschöpft haben könnte 66 , dessen Inhalt unbekannt ist und das möglicherweise eine Reihe ganz anderer Pflanzennamen als das Capitulare de villis enthalten haben könnte. Dagegen spräche für eine Anlehnung des Klosterplanes an die Glossare eine mehrfach feststellbare Übereinstimmung in der Anordnung der Pflanzen 67 . Die Gemeinsamkeiten der Pflanzennamen bei Capitulare de villis, Brevium Exempla und St. Galler Klosterplan dürfte daher wohl letzthin in der antiken Überlieferung begründet sein, mit der sich der Hortulus Walahfrids ohnedies befaßt haben muß. Mithin bestätigen die Pflanzenverzeichnisse die schon von Reinhardt für den St. Galler Klosterplan beobachtete Anknüpfung an antikes Geistesgut68. An antike Vorbilder dürfte wohl auch die Beschreibung der Königshöfe selbst mit ihren Baulichkeiten in den Brevium Exempla anknüpfen. Inwieweit das über Glossare wie etwa das noch zu betrachtende Reichenauer Fragment 147 geschah69, läßt sich nicht ohne weiteres sagen. Auch die früher für das Anknüpfen an antikes Vorbild in Anspruch genommene Bauweise der karolingischen Kastelle Sachsens und Hessens 70 kann wenigstens bei dem gegen84 85 88 87 88 89 70

K. Beyerle, Von der Gründung bis zum Ende des freiherrlichen Klosters, in: Die Kultur der Reichenau 1 (1925) S. 82. Bessler a. a. 0. Metz, Brevium Exempla S. 409. Vgl. Abschnitt I, 4. Vgl. die Zusammenstellung Metz, Brevium Exempla S. 409 Anm. 59. S. 27. Vgl. dazu unten zu Anm. 80 ff. C. Schudihardt, Art. Königshöfe, in: Hoops Reallexikon der german. Altertumskunde 3 (1915/16) S. 80 ff., ferner A. v. Oppermann u. C. Schuchhardt, Atlas vorgeschichtlicher Befestigungen 1 (1887) S. 9* ff.

42

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

wärtigen Stand der Forschung nicht ins Feld geführt werden, da eine Reihe der Voraussetzungen Schuchhardts, auf denen auch Verhein noch fußte, durch neuere Grabungen als überholt angesehen werden müssen 71 . Zur Zeit läßt sich nicht eine einzige sächsischeBurganlage mit der Beschreibungder Königshöfe der Brevium Exempla in Verbindung bringen 72 . Trotzdem bleibt es bei dem im 8. Jahrhundert „ans Licht gezogenen antiken Schrifttum der Feldmeß- und Festungsbaukunst" 73 und den Bemühungen Karls des Großen, der römischen Bauweise nachzueifern, die etwa von der Aachener Pfalzkapelle her bekannt sind 74 . In Fulda besaß man sicher schon damals den vermutlich noch in insularer Schrift abgefaßten Archetypus der Schrift de Architecturä des Vitruv 75 . Auch bei den Bauten ist also nicht an einen Einfluß der anianischen Klosterreform Ludwigs des Frommen zu denken. Überhaupt kann von einem Zusammenhange der Aufzeichnung der Brevium Exempla und insbesondere der Art der Inventarisierung mit der Klosterreform keine Rede sein 76 . Das schließt nicht aus, daß bei der in den Jahren um 817 überlieferten urbarialen Erfassung klösterlichen Besitzes auf Veranlassung Ludwigs des Frommen Unterlagen von der Art der Brevium Exempla als Vorbild benutzt wurden. Die Brevium Exempla verdanken also in ihren einzelnen Teilen ihre Entstehung nicht der anianischen Klosterreform, hatten vielmehr möglicherweise eine gewisse Bedeutung für die Durchführung der damit verbundenen wirtschaftlichen Maßnahmen. Hier soll zunächst nur von der Entstehung der einzelnen Teile der Brevium Exempla die Rede sein. Die Annahme eines Einflusses der anianischen Klosterreform auf die Entstehung der Brevium Exempla bildete eine der wichtigsten Stützen derTheorie von Dopsch, die den Geltungsbereich des Capitulare de villis auf Aquitanien um 794/95 unter Ludwig dem Frommen eingeschränkt wissen wollte77. Man wird eine gewisse Bedeutung der von Abt Benedikt von Aniane getragenen Reformbewegung für die Verbesserung des Vermögensstandes von Klöstern wie Fulda und Reichenau78 nicht nur zugeben, sondern sogar hervorheben 71 72

73

74

75 76 77 78

Verhein, Studien II S. 352 ff. Vgl. außer der Zusammenstellung bei Dölling, Haus und Hof S. 63 ff. vor allem die verschiedenen Grabungsberichte von M. Claus. So E. E. Stengel, Die fränkischen Wurzeln der mittelalterlichen Stadt in hessischer Sicht S. 42. K. Faymonville, Das Münster zu Aachen, in: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 10. 1 (1916) S. 59. K. Christ, Die Bibliothek des Klosters Fulda S. 269. 289, Nr. IX, 3, 14. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 93 ff. Ebenda S. 60 ff. Vgl. Abschnitt I, 4.

3. ZUR ENTSTEHUNG DER BREVIUM EXEMPLA

43

müssen. Die Art der Inventarisierung, die Dopsch dem Einflüsse eines zunächst rein aquitanischen Capitulare de villis zuschreiben wollte, geht aber nicht auf aquitanische Vorbilder, sondern auf eine Systematik zurück, die der der althochdeutschen und schon der lateinisch-griechischen Gruppenglossare nahesteht oder auf ihr fußt. Dabei muß berücksichtigt werden, daß der des Lateinischen nicht kundige Amtmann keineswegs ohne fremde Hilfe in der Lage war, Inventare der ihm anvertrauten Besitzungen anzulegen, daß aber andererseits die Befragung nicht nur seiner eigenen Person, sondern auch der Hintersassen und der Nachbarn für die Herstellung von Güterverzeichnissen wichtig, wenn nicht unerläßlich war. Im Gebiete der großen Polyptychen Westfrankens spielt dabei das Übersetzungsproblem keine so große Rolle, da die Kenntnis des Vulgärlateinischen nicht nur bei der ländlichen Bevölkerung, sondern auch bei den inventarisierenden Kommissionen vorausgesetzt werden kann 79 . Ganz anders lagen die Dinge in den deutschsprachigen Gebieten des Frankenreiches. Hier mußten die Glossen herangezogen werden, um eine Aufzeichnung der Aussagen der Landleute überhaupt zu ermöglichen. Dasselbe galt wohl auch bei den Beratungen am königlichen Hofe selbst; denn es ist nicht anzunehmen, daß einem Schreiber ohne weiteres die lateinischen Ausdrücke für die verschiedenen Werkzeuge oder Handwerkerbezeichnungen geläufig gewesen wären. Hier setzte der Gebrauch der Glossare für das praktische Leben ein. Daß eine Beziehung zwischen Gruppenglossar und landwirtschaftlichem Inventar nach Art der Brevium Exempla bestand, läßt sich wohl am besten an Hand des Reichenauer Fragments 147 in der Landesbibliothek Karlsruhe veranschaulichen80. Ob das Stück ursprünglich aus der Reichenau stammt, läßt sich freilich zur Zeit weder vom paläographischen Standpunkte noch an Hand von irgendwelchen Namen, die völlig fehlen, feststellen. Indessen sprechen die althochdeutschen Interpretamente wie Höht faz, stuat, chercistal und chornhus für eine alemanische Heimat, und der wenigstens in dem erhaltenen Teile besonders wichtige Weinbau würde wohl am besten zum Bodensee passen. Die Handschriften stammen aus dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts, also aus der gleichen Zeit etwa wie die Brevium Exempla. Ob es sich um ein Gegenstück zu diesen im Zusammenhange mit den im Reichenauer Bibliothekskatalog genannten Kapitularien 81 handelt, läßt sich angesichts des fragmentarischen Charakters des Stückes wohl kaum mehr entscheiden. 79 80 81

Metz, Güterverzeichnisse S. 200 ff. Abdruck von A. Holder in: Die Handschriften der Großh. Badischen Hof- u. Landesbibliothek in Karlsruhe 6, 2 S. 601 ff. Vgl. Anrn. 7.

44

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Dagegen reicht auch das erhaltene Blatt aus, um die nahe Verwandtschaft mit den Brevium Exempla einerseits und den engen Zusammenhang von Inventar und Glossen zu belegen. Wie in c. 7 oder c. 25 der Brevium Exempla befaßt sich das auf der jetzigen Rückseite befindliche Inventar mit den Vorräten (darunter Beständen an Getreide, Wein, Seife, Schinken, Käse); Ausdrücke wie de conlaboratu, de singulas curtes oder invenimus rücken es auch rein terminologisch in die Nähe der Brevium Exempla. Sodann folgen, soweit ersichtlich, Werkzeuge; das Stück nennt caldarias ereas, ferreas, frixorias, catias ferreas, catenas und andere Gegenstände. Ob sich das ganz unten noch lesbare . . .domitas auf Tiere, etwa das im Inventar von Staffelsee erwähnte caballum domitum, bezieht, läßt sich zwar nicht mehr einwandfrei feststellen, ist aber in dem gesamten sonst erkennbaren Zusammenhange mehr als wahrscheinlich. Aber auch die Glossen auf der Vorderseite gehören sämtlich zu einem Güterverzeichnis. Sie beginnen — soweit erhalten — mit der Beschreibung eines Kirchenschatzes, ähnlich der von Staffelsee (Brevium Exempla 2—5), auf der linken Hälfte des Blattes. Oben rechts lassen sich sodann Glossen für Baulichkeiten wie granarii, horreum, scuria, cellaria, pistrinum und Solarium erkennen, die sich auf Beschreibungen wie die der Königshöfe in den Brevium Exempla (c.2S.30: dort graneca statt granarium. 23.34.36) beziehen. Unten rechts folgen endlich Glossen für Tiere. Das Fragment bringt also fast alle wichtigeren Bestandteile der Beschreibungen des Hofes Staffelsee und der Königshöfe in den Brevium Exempla, teils im Güterverzeichnis, teils in den Glossen, nämlich Kirchenschatz, Baulichkeiten, Vorräte, Werkzeuge und Tiere. Ob die Aufzeichnung des Güterverzeichnisses des Fragmentes 147 bereits mit Hilfe der Glossen erfolgte, läßt sich zwar nicht mehr ausmachen; daß man die Glossen aber brauchte, um das Güterverzeichnis überhaupt lesen und verstehen zu können, wird sich wohl nicht in Abrede stellen lassen. Es muß nun als Aufgabe der germanistischen Forschung gelten, die verschiedenen von Steinmeyer als „Gruppenglossare" zusammengestellten Glossare nach sprachwissenschaftlichen Gesichtspunkten dahingehend zu untersuchen, ob sie ihre Entstehung einem rein lexikographischen Prinzip verdankten oder von vornherein, wie die auf Gegenstände der Landwirtschaft bezogenen Schlettstadter Glossen, der Interpretation von Güterverzeichnissen dienen sollten oder ob jeweils beides zutrifft. Steinmeyer hat nämlich sowohl für das Reichenauer Fragment 147 als auch für das Schlettstadter Glossar eine ganze Reihe verwandter Glossare ausfindig gemacht; indessen erscheint es zweifelhaft, ob diese Verwandtschaft in sachlicher Hinsicht ganz zutrifft, da die Anordnung der so zusammengetragenen Glossen bei näherer Prüfung wohl keineswegs immer dieselbe ist und vor allem wohl kaum immer für Güterverzeichnisse

4. DIE BREVIUM EXEMPLA UND DAS KLOSTER FULDA

45

bestimmt war. Es ergeben sich hier also auch für diese noch Fragen, die sich vom augenblicklichen Stand der Forschung aus kaum lösen lassen. Wir haben den Brevium Exempla verhältnismäßig viel Raum gewidmet, da ihre Erforschung in engem Zusammenhange mit der des Capitulare de villis steht und daher bei dessen Behandlung vielfach auf die Ergebnisse dieses Abschnittes zurückgegriffen werden kann. Trotz der Breite der Ausführungen bleiben aber immer noch einige Punkte übrig, auf die bisher noch nicht eingegangen werden konnte. Der eine ist die Frage nach dem Urheber der Beschreibung der Königshöfe, der andere die nach dem des gesamten Schriftstückes und der dritte die nach der Verwendung als Vorbild für andere Urbare. Die Initiative zur Anfertigung der Beschreibung der Königshöfe ging offenbar vom Königtum selbst aus. Es muß an anderer Stelle 82 darauf hingewiesen werden, daß der wandernde König vor allem von den Vorräten der Königshöfe lebte und die Gewißheit haben mußte, daß auch die Unterbringung des Hofhaltes gesichert war. Dagegen interessierte ihn wenigstens zunächst derBestand an abhängigen Hufenländereien und deren Erträgen kaum. Wenn derartige Aufzeichnungen später im Lorscher Reichsurbar vorgenommen wurden, so darf nicht übersehen werden, daß es sich hier um eine für das Königtum besonders wichtige Gegend handelte, in der es nicht nur darauf ankam, vorübergehend bestimmte Vorräte zu verbrauchen, sondern auch darauf, daß regelmäßige Leistungen von den abhängigen Leuten der königlichen Grundherrschaft eingingen. Ich glaube daher nicht, daß die Brevium Exempla in der Beschreibung der Königshöfe ursprünglich Hufenländerein verzeichnet hatten. Die weitere Frage, wer eigentlich die verschiedenen Teile der Brevium Exempla zusammengefügt hat, berührt sich eng mit der, ob sie Vorbild für andere Urbare waren.

4 . D I E BREVIUM EXEMPLA UND DAS KLOSTER FULDA

Die ältere Forschung sah in den Brevium Exempla das Vorbild für andere Urbare, die mehr oder weniger alle der weisen Fürsorge Karls des Großen ihre Entstehung verdankten. Die kritischen Feststellungen von Dopsch haben von dieser Abhängigkeit anderer Urbare zunächst kaum etwas bestehen lassen und die Bedeutung der Leistung Karls des Großen rundweg in Abrede 82

Abschnitt II, 14.

6 Metz, Karolin gis dies Reichsgut

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I. D I E ZENTRAL VERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

gestellt. Immerhin ist die französische Forschung, noch in jüngster Zeit vertreten von R. Latouche, wie vielfach, so auch in diesem Punkte Dopsch nicht gefolgt; sie rechnet durchaus auch heute noch mit der Vorbilder schaffenden Arbeitsweise Karls des Großen1. Eine mehr vermittelnde Stellung nimmt Verhem ein. Er erkennt vor allem die sehr mustergültige Art der Urbaranlage von Staffelsee; aber auch die übrigen Teile hält er für besonders gute Güterverzeichnisse2. Dagegen nimmt er weiterhin an, daß die ganze Sammlung ihren Zweck eines Musters für andere, ähnliche Aufzeichnungen anscheinend verfehlt hat. Immerhin räumt er ein, daß nur ein ganz geringer Rest der früher einmal vorhandenen Urbare wirklich heute noch erhalten ist, was die Möglichkeit eines Einflusses auf Stücke, die er noch nicht kannte, auch nach seiner Ansicht durchaus bestehen läßt. Inzwischen sind nun drei neue, den Brevium Exempla nahestehende Stücke ans Licht gezogen worden: 1. das Fragment 147 aus den Reichenauer Beständen der Landesbibliothek Karlsruhe, von dem soeben die Rede war, 2. das Palimpsestfragment eines Güterverzeichnisses der Abtei St. Bavo in Gent3 und 3. das im Codex Eberhardi entdeckte älteste Fuldaer Güterverzeichnis. Alle drei Stücke gehören in die erste Hälfte oder ins erste Drittel des 9. Jahrhunderts. Sie stehen also auch in rein zeitlicher Hinsicht den Brevium Exempla näher als die früher von der Forschung als ihre Nachbildung in Anspruch genommene Urbare wie das von Prüm. Das Reichenauer Fragment 147 hat bereits Franz Beyerle in seinem Aufsatz über die Grundherrschaft der Reichenau erwähnt 4 . Natürlich wäre es denkbar, daß sich unter der Capitula der karolingischen Herrscher de nutriendis animalibus et laborandi cura in domestica agricultura im Bibliothekskatalog von 821/22 eine Zweitausfertigung des Capitulare de villis oder ein nahe verwandtes Stück verbirgt und daß diesem dann ähnliche Muster wie die Brevium Exempla als Vorbild für das Fragment 147 und die darin be1 2 3

4

Latouche S. 208. Verhein, Studien I S. 342. E. Munding u. A. Dold, Palimpsesttexte des Cod. lat. Monac. 6333 S. 7 ff.; auch das Inventar des Klosters S. Giulio in Brescia gehört in diesen Zusammenhang. Codex Langobardiae (1873) S. 706-721, Nr. 419; vgl. Darmstädter S. 323 ff. und öfter. F. Beyerle, Die Grundherrschaft der Reichenau, in: Die Kultur der Reichenau 1 (1925) S. 509.

4. DIE BREVIUM EXEMPLA UND DAS KLOSTER FULDA

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zeugte Inventarisierung beigefügt gewesen wären. Über diese Möglichkeit hinaus zu einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorzudringen, gestattet die Quellenlage gegenwärtig nicht. Sie ist — auch was die Rolle des Capitulare Ambrosianum und des Reichenauer Mönches Tatto angeht — so undurchsichtig, daß es sich zunächst empfehlen dürfte, die beiden anderen Güterverzeichnisse, von St. Bavo und Fulda, auf ihren Zusammenhang mit den Brevium Exempla hin zu untersuchen. Keine Beziehung zur Reichenau hat jedenfalls das Inventar von St. Bavo, das in dem Palimpsesttext des Cod. lat. Monac. 6333 aus Freising überliefert ist 5 . Nun ist die Frage der Datierung, die Verhulst bisher auf die Zeit nach 819 entschieden hatte 6 , erneut akut geworden, da in dem Abdruck von Munding eine Lesefehler unterlaufen war 7 : Statt von einem libro sei Babonis ist nämlich in der Beschreibung des Kirchenschatzes von einem sepulchro sei Babonis die Rede, so daß die Beziehung dieses Eintrags auf eine Vita des heiligen Bavo, die erst nach 819 entstanden sein kann, wegfällt 8 . Damit ergibt sich vorerst auch kein Anhaltspunkt, der eine textliche Abhängigkeit von den Brevium Exempla in rein zeitlicher Hinsicht stützen könnte. Die Verwandtschaft liegt hier mehr in der ganzen Art der Inventarisierung mit Kirchenschatz, Ländereien (Hufen, auch beneficia), Vorräten und Tieren begründet. Vielleicht bringt die in Aussicht genommene Neuausgabe des Textes die Klärung des Verhältnisses zu den Brevium Exempla. Audi bei dem Fuldaer Güterverzeichnis Dronke c. 44 hatten sich zunächst Gesichtspunkte ergeben, die nicht unbedingt f ü r eine Benutzung der Brevium Exempla sprachen 9 . Infolgedessen hat Verhein es auch bei der Behandlung dieser Frage gar nicht erst in das Blickfeld seiner Betrachtungen mit einbezogen. Zudem besteht zunächst kein zwingender Grund f ü r die Annahme einer textlichen Abhängigkeit. Da die Handschrift der Brevium Exempla und des Capitulare de villis oder deren Vorlage aus Fulda stammt, ergibt sich jedoch eine etwas veränderte Situation: Warum soll die offenbar um 820—40 in Fulda befindliche Handschrift nicht f ü r ein nach ganz ähnlichen Prinzipien angelegtes Fuldaer 'Güterverzeichnis aus etwa der gleichen Zeit als Hilfsmittel herangezogen worden sein? Es sei zugegeben, daß den örtlichen Gepflogenheiten und der Individualität des Schreibers deshalb keineswegs nur Grenzen 5

B. Bischoff, Die südostdeutschen Schreibschulen und Bibliotheken der Karolingerzeit 1 S. 32 ff. 6 A. Verhulst, De Sint-Baafsabdij te Gent en haar grondbezit S. 17 ff. 7 Frdl. Mitteilung von Herrn Dr. A. Verhulst, Gent. 8 Munding S. 26 ff. » Metz, Brevium Exempla S. 398 ff. 6*

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

gesetzt sein mußten; gewisse Eigenheiten, wie etwa die Bemessung der Weinberge nach Ruten (virgae) konnten deshalb in Anlehnung an die Praxis der Urkunden (Rudolfs von Fulda?) 10 durchaus neben dem starren Schema bestehen bleiben. Trotzdem liegt es in jeder Weise nahe, daß bei der Anfertigung eines so umfangreichen Verwaltungswerkes, wie es Fulda damals nicht nur in dem — wahrscheinlich zudem noch vollständig erhaltenen — Güterverzeichnis, sondern vor allem auch in dem groß angelegten Kartularwerk des Abtes Hraban schuf 11 , auch Hilfsmittel herangezogen werden mußten. Zudem könnten gewisse Ausdrücke nach der Aussonderung aller durch die Verwendung der Glossare, der antiken Schriftsteller und auch der Kirchenbeschreibungen der LiberPontificalis bedingten Formulierungen auch unmittelbar auf den Einfluß der Brevium Exempla hindeuten, so beispielsweise die Bezeichnung der Werkzeuge als utensilia, die nidit dem Wortgebrauch der Glossare entspricht 12 . Vor allem lag die Benutzung der Brevium Exempla nahe, da der Zweck des Fuldaer Güterverzeichnisses, ad usus fratrum nostrorum Besitzungen zu inventarisieren, dem der Königshöfe ad opus nostrum serviendum weitgehend entsprach. Aber nicht nur auf das Güterverzeichnis, auch auf die Urkunden der Hrabanischen Kartulare haben die Brevium Exempla anscheinend Einfluß gehabt. Unter den Fuldaer Quellen, die deutlich an die Brevium Exempla erinnern, steht neben dem Güterverzeichnis auch die von Pistorius 13 überlieferte Beschreibung des Inventars der Klosterkirche Milz 14 . Erst nachträglich ist sie in eine Schenkungsurkunde der Äbtissin Emehilt hineininterpoliert und so in dem Grabfeldkartular aufgezeichnet worden, während der Mönch Eberhard anscheinend im 12. Jahrhundert noch die ursprüngliche Fassung 15 ohne das Kircheninventar gekannt haben muß. Dabei ist die gesamte Reihenfolge und Anordnung der Aufzählung die gleiche wie bei der Beschreibung der Kirche von Staffelsee, so daß alle in der Sache selbst begründeten Ähnlichkeiten nicht zur Erklärung ausreichen dürften. Hier wird man kaum ohne die Annahme einer direkten Anlehnung an die Vorlage der Brevium Exempla auskommen. Zudem wird die Beschreibung des Milzer 10 11 12 13 14 15

Werner-Hasselbadi S. 37. Stengel, Fuldensia II S. 2 ff. und jetzt audi in der Einleitung zu Urkundenbuch des Klosters Fulda 1 S. XVIII ff. Die Glossen (vgl. Tabellen zu Absdinitt I, 3) haben ferramenta, die Brevium Exempla MG. Capit. I S. 254 Nr. 128, c. 25 utensilia. J. Pistorius, Rerum Germanicarum veterum iain primum publicati scripores VI, 1607 S. 445-588; vgl. Stengel, Urkundenbuch des Klosters Fulda 1 S. XXI ff. Stengel a. a. 0. Nr. 264 a. Ebenda Nr. 264 b.

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4. DIE BREVIUM EXEMPLA UND DAS KLOSTER FULDA

Kirchenschatzes ausdrücklich als breviarius bezeichnet. Sie sei daher hier vollständig neben die entsprechenden Teile der Brevium Exempla gestellt: Stengel Fuldaer UB 1 Nr. 264 a

Brevium Exempla c. 2—4

Haec sunt ornamenta ecclesiae huius monasterrii id est altare primum auro paratura, cruces tres auro paratae, capsae auratae IX,

2. Invenimus . . . ecclesiam . . . constructam, in qua repperismus altare auro argentoque paratum I. Capsas reliquiarum deauratas ...V. Crucem . . . deauratam I; aliam vero crucem . . . auro vitroque fabricatam 1; aliam vero crucem . . . auro argentoque paratam . . . Pendet super idem altare corona argentea per loca deaurata I . . . Sunt ibi calices argentei 11,quorum unus . . . cum patena sua . . alter vero cum patena sua

calices

argentei

111,

totitem patenae, tres ampullae argentae, cálices cuprini cum patenis tribus, imagines auratea IX, corona und aurea, casulae purpureae duae, ceterae diversi colorís XII, dalmaticae II, ceterae alba e sex, glokkae altarium palliola altarium manicae

3. Ampullam cuprinam I . . . Ampulla s vitreas parvulas ., .

4. Invenimus ibi planetas castaneas . . . dalmaticam I, siricam I, albas VII, amictus IV, fanones lineos sérico paratos ad offeren1111 et unum tintinabulum, dum ad altare XIII. Pallia ad altavestimenta purpurea IX, ría induenda VIII. 1111, reliqua vestimenta Pallia, linteamina sérico parata ad altaría vestienda XX, IX, VI auro

parate,

oraria purpurea X, fanones auro argentoque parati VII, cetera purpurata 111, manicae purpurae X.

Manie as sericeas auro ritis parates IV . . . Orarii II.

et marga-

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Es bleibt somit dabei, daß die Brevium Exempla in Fulda für die im dritten und vierten Jahrzehnt des 9. Jahrhunderts vorgenommene Inventarisierung als Muster herangezogen worden sind. Längst hat die ältere Forschung aus Wendungen wieEt sie cetera breviare debes oder et sie de ceteris omnibus, praeteritis et praesentibus vel reliquis numerabis geschlossen, daß die Brevium Exempla als Musterbeispiele für andere Urbare gedacht gewesen seien 16 . Vor allem das Urbar von Staffelsee ist in Fulda offenbar herangezogen worden17. Auch die Verzeichnisse der Lehen könnten im Fuldaer Güterverzeichnis 18 herangezogen worden sein, und im Laufe des 9. Jahrhunders entstanden dort auch Aufzeichnungen über Prekarienverträge mit genauen Angaben der Hufen und Joche sowie der vorgesehenen Zeit für das Prekarienverhältnis 19 ; hier ließe sich — zwar weniger bei textlichen Anklängen als bei der sachlichen Ergänzung des sonst aus den Brevium Exempla übernommenen Materials an Einflüsse des Weißenburger Abschnittes derselben denken. Mit dem Vorhandensein der Handschrift in Fulda um die genannte Zeit und der daraus offenbar resultierenden Verwendung für die Anfertigung von Güterverzeichnissen ergibt sich die Frage nach dem Wege, den sie nach Fulda zurücklegte, und die weitere danach, wodie Brevium Exempla in ihrer heutigen Form zusammengestellt wurden. Den Anlaß für das Ausleihen und Abschreiben fremder Güterverzeichnisse für Zwecke des Klosters Fulda bot die Notwendigkeit, die Verwaltung des Besitzes nach der als Zeit der Mißwirtschaft angesehenen Regierung des Abtes Ratgar (802—817) zu heben. Die Quellenlage ist dabei nicht ungünstig. Nachdem bereits B. Simson die Fuldaer Verhältnisse unter Ratgar eingehend untersucht hatte 20 , konnte Werner-Hasselbach den Zusammenhang mit der Wirtschaftsgeschichte des Klosters etwas klarer herausarbeiten 21 . Schon im Supplex libellus der Fuldaer Mönche an Karl den Großen aus dem Jahre 812 wandten sie sich gegen die Mißwirtschaft Ratgars. Laien und selbst Leibeigenen habe er die Verwaltung des Klostergutes anvertraut und das Klostergut durch private Geschäfte, Verleihung an Weltliche und Säkularisierung der Besitzungen (privata negotia et saecularia beneficia et divisio possessionum atque agrorum) zersplittert 22 . Noch 819 macht Ludwig der Fromme bei einer Schenkung an Fulda zur Bedingung, daß 14 17 18 18 20 21 22

Verhein, Studien II S. 3 4 8 ff., 3 7 3 ff. Werner-Hasselbach S. 40. Dronke, Traditiones c. 44, 37. Ebenda c. 8, Werner-Hasselbach S. 53. Simson, Ludwig der Fromme I S. 372 ff. Werner-Hasselbach S. 124 ff. Supplex Libellus, in: MG. Epp. IV S. 5 4 8 - 5 5 1 .

4. DIE BREVIUM EXEMPLA UND DAS KLOSTER FULDA

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das Besitztum nicht an Laien zu beneficium ausgetan werden solle23. Die Beschwerde der Mönche bei Karl dem Großen führte nicht zu dem gewünschten Erfolge. Unter Ludwig dem Frommen verließen sie gemeinsam das Kloster; Ratgar wurde jetzt (817) abgesetzt, und westfränkische Mönche beauftragte Ltidwig mit der Wiederherstellung der Ordnung. Aber auch dem neuen Abte Eigil legte der Kaiser eine weise Verwaltung des Klostergutes ans Herz 24 . Es soll damit nicht behauptet werden, daß die Initiative f ü r die wenige Jahre später unter dem Ludwig besonders zugetanen Hrabanus Maurus einsetzenden Maßnahmen ausschließlich vom Kaiser selbst ausging, obwohl bekannt ist, daß derselbe gerade damals (819) auch den Besitzstand des Klosters St. Claud aufzeichnen ließ 25 . Überlegt man einmal, bis zu welchem Grade sich eine Ubersendung der Brevium Exempla während der frühen Regierungszeit Ludwigs des Frommen als Kaiser an Fulda in die oben dargelegten Zusammenhänge einfügen könnte, sc ergibt sich folgendes Bild: Das Capitulare de villis strebte eine ähnliche Verbesserung der Bewirtschaftung der königlichen Domänen an wie sie Ludwig und die Fuldaer Mönche jetzt für das Kloster Fulda für notwendig erachteten. Infolgedessen ist seine Weitergabe an dasselbe in den fraglichen Jahren durchaus naheliegend. Dasselbe gilt von der Beschreibung der Königshöfe in den Brevium Exempla. Auch sie waren als Inventare für die Sicherung des Besitzstandes und die Gewährleistung der Versorgung gedacht. Wie das Capitulare de villis befanden sie sich sicher damals noch im Archiv der Kanzlei26. Ihre Weitergabe an Fulda machte also keine Schwierigkeiten und war im Hinblick auf die dort vorschwebende Verbesserung der Verwaltung damals angebracht. Woher erhielt das Kloster Fulda aber das Urbar von Staffelsee und das Prekarien- und Lehnsverzeichnis von Weißenburg? R. Latouche hat bei seiner Behandlung der Brevium Exempla gezeigt, daß der Abschnitt über die Weißenburger Lehen und Prekarien offenbar in die Sammlung aufgenommen worden war, um einer häufigen Entfremdung von Kirchengut durch ungenügend überprüfte Verlehnungen einerseits und durch die sogenannte Precaria remuneratoria, die dem Tradenten als Entschädigung reichliche Gegengaben an kirchlichem Besitz gewährten, vorzubeugen 27 . Er weist dabei bereits auf das Interesse der Herrscher an der Abstellung dieser Mißstände und 23 24 26 29 27

Dronke, Codex Nr. 176 = Sickel L 141 = BM2 697. Simson S. 376; Vita Eigili V. 12. V. metr. 12-13. MG. SS XIII S. 744, Verhein, Studien II S. 379. Verhein, Studien II S. 375; vgl. Abschnitt I, 9. Latouche S. 268.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

vor allem auch auf das Konzil von Tours im Jahre 813 hin 28 . Die Klageschrift der Fuldaer Mönche von 812 erwähnt ebenfalls die Gefahr der Zersplitterung des Klostergutes durch Verlehnung in die Hände der Laien, und die angezogene Urkunde von 819 zeigt, wie man ihr vorzubeugen suchte. Sache des Kaisers war es also, hier entweder selbst Abhilfe zu schaffen oder dem Kloster die Wege für eine solche zu weisen. Schon Verhein hat auf Grund der Nachrichten über das Interesse der Karolinger an Urbaren des Kirchengutes das Vorhandensein von solchen in der königlichen Kanzlei festgestellt 29 . Es spricht daher alles dafür, daß die Brevium Exempla als Ganzes dort aufbewahrt und zusammengesetzt wurden, um schließlidi in Fulda f ü r die Hebung der klösterlichen Verwaltung und die dortige Inventarisierung zu dienen. Man darf daher die Frage nach der Datierung der einzelnen Stücke der Brevium Exempla noch einmal stellen und mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit an das erste Viertel des 9. Jahrhunderts herankommen. Für die Beschreibung des Hofes Staffelsee hat Verhein bereits die Zeit kurz nach 800 wahrscheinlich gemacht30. Dieselbe wird wohl auch für die Inventarisierung der Königshöfe gelten, zumal dabei das Capitulare de Villis wirklich vorauszusetzen ist 31 . Nur die Datierung des Weißenburger Abschnittes der Brevium Exempla macht, Schwierigkeiten, die vielleicht aber im Zuge der von K. Glöckner vorbereiteten Neuausgabe der Traditiones Wizzenburgenses behoben werden können. Grundsätzlich kann das Weißenburger Material recht gut als vorbildlich f ü r Fulda angesehen worden sein, da die Traditionen vielfach genaue Angaben über die Größe der Schenkungen enthalten. Wahrscheinlich sind die in den Brevium Exempla enthaltenen Weißenburger Stücke aber als Muster ähnlich gekürzt worden wie etwa die Formulae Imperiales! Das ergibt sich aus dem Vergleich mit den übrigen Weißenburger Urkunden hinsichtlich der Datierung und der Zeugenreihen 32 . Zieht man die Schlußfolgerungen aus dem über die Brevium Exempla gesagten, so kann man eine gewisse Aktivität der Zentralverwaltung unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen nicht in Abrede stellen. Höchstwahrscheinlich wurden schon um 800 Königsboten mit umfangreichen Aufgaben der Inventarisierung der Krongüter betraut, und die Beschreibung der 28 28 30 31 32

MG. Concilia 2, 1 S. 2 8 6 ff. Nr. 38 c. 51. -Latouche S. 209. Verhein, Studien II S. 378 ff. Ebenda S. 3 4 4 ff. Ich. verweise dazu auf Abschnitt I, 9 dieser Arbeit. So schon richtig Dopsch, Wirtschaftsentwicklung I 2 S. 91.

5. DAS LORSCHER REICHSURBAR

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Kölligshöfe in den Brevium Exempla ist ein Beispiel eines Stückes, das nach Anfertigung den Anordnungen gemäß in das Archiv der Kanzlei wanderte und dort mit anderen Stücken, darunter auch solchen über das Kirchengut, aufbewahrt wurde. Auch das Capitulare de villis hat sich zunächst — ebenso wie andere Kapitularien 3 3 noch dort befunden. Im Zuge der Bestrebungen Ludwigs des Frommen und der anianischen Klosterreform haben dann anscheinend (und das ist wohl der richtige Kern der Darlegungen vonDopsch) die schon aus der Zeit seines Vaters stammenden Erlasse und Güterverzeichnisse noch einmal ein Vorbild abgegeben,undzwarfür die Verbesserung der klösterlichen Verwaltung. Im Falle von Fulda spricht die gesamte Quellenlage d a f ü r , sowohl was die erzählenden Quellen und die Briefe, als auch was die Brevium Exempla als Muster und die Fuldaer Güterverzeichnisse als Nachbildung bis zu einem gewissen Grade angeht. In der Reichenau mögen sich damals ähnliche Bestrebungen durchgesetzt haben; allerdings ist die Quellenlage dort wie dargelegt nicht so günstig wie in Fulda. Es muß auch mit anderen Möglichkeiten gerechnet werden 34 .

5 . D A S LORSCHER REICHSURBAR

Das Capitulare de villis sieht eine dreifache Rechnungsführung der iudices auf den einzelnen Krondomänen vor (c. 55). Zunächst sollen die Einnahmen, dann die Ausgaben und schließlich die Vorräte verzeichnet werden. Die Inventarisierung der Königshöfe der Brevium Exempla entspricht der Forderung nach der Verzeichnung der Erträge (conlaboratus), des Saatgutes und der Vorräte. Ein Verzeichnis von Ausgaben auf einem Königshofe ist bislang nicht bekannt. Ein Urbar, d. h. ein Verzeichnis der Einnahmen, stellt im wesentlichen das des mittelrheinischen Reichsgutes aus Lorsch dar. Es hat der Forschung seit seiner Entdeckung durch Karl Glöckner nicht sonderlich zu schaffen gemacht 1 . An der sachlichen und zeitlichen Einstufung als Reichsurbar aus der Zeit um etwa 830 bis 850 sind niemals Zweifel erhoben worden. *s Ganshof, Recherches S. 65 ff. 34 Vgl. auch Abschnitt I, 3. 1 Vgl. zum Folgenden W. Metz, Beobachtungen zum Lorscher Reichsurbar mit den wichtigsten Nachweisen zur Forschungsgeschichte S. 471 Anm. 1 und 2; verwiesen sei vor allem auf den grundlegenden Aufsatz von K. Glöckner, Ein Urbar des rheinfränkischen Reichsgutes.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Dabei nimmt dies Reichsurbar sowohl räumlich als auch in seiner Anlage eine Art Sonderstellung ein; es ist nicht nur das einzige Stück auf heute deutschem Boden, sondern darüber hinaus auch das eineige „Urbar" der karolingischen Zentralverwaltung, das bekannt ist: die Beschreibung der Königshöfe in den Brevium Exempla ist ein reines Inventar ohne die für ein Urbar kennzeichnende Aufzeichnung der Erträge, und das churrätische Reichsurbar verzeichnet vorzugsweise königliche Lehen, also auch fast gar keine Einkünfte; allerdings steht auch es den Polyptychen nahe 2 . C. H. Taylor hat innerhalb dieser Gruppe zwei kleinere Abteilungen unterschieden, eine solche mit namentlicher Angabe der Hintersassen und eine ohne dieselbe. Zu der zuerst genannten gehört das Polyptychon Irminons von St. Germain-des-Pr6s und zu der zuletzt genannten das Urbar von ßtaffelsee; aber auch das Lorscher Reichsurbar, das die Hintensassen nicht namentlich aufführt, gehört hierher. Eine unmittelbare Beziehung zu den Erlassen Karls des Großen oder zu den Brevium Exempla läßt sich trotz der von Glöckner festgestellten textlichen Ähnlichkeit mit dem Urbar von Staffelsee nicht mehr nachweisen3. Es muß noch an anderer Stelle festgestellt werden, daß das Lorscher Reichsurbar das ministerium des actor dominicus von Frankfurt beschreibt 4 . Dabei fehlen die Lehen, die allein den beiden Urkunden Ludwigs des Jüngeren von 880 und Karls III. von 882 zufolge 5 in der fraglichen Gegend ziemlich zahlreich waren. Das ungefähre Schema der Aufzeichnungen ist 1. die Aufzählung des Sallandes — auch den nicht am Orte der Königshöfe gelegenen — mit Angaben der Größe von Ackerland, Wiesen und Weinbergen, dagegen hierbei nicht der Erträge, Überschüsse und Vorräte, 2. Angaben über die freien (ingenuales) und unfreien (serviles) Hufen und deren Belastung, auch mit Diensten, beispielsweise der Gestellung des parafredus, und 3. die Zusammenfassung der Summe der zu den einzelnen Königshöfen gehörigenHufen mit ihrer gesamten Belastung. Von diesem Schema abweichend zeigen dann die einzelnen Abschnitte des Urbars gewisse Besonderheiten. In Gernsheim (Cod. Laur. 3671) ist zum Beispiel von Schiffahrtdiensten und der Hufe eines ministerialis sowie von Forstzinsen an Getreide und Wein die Rede, von letzteren auch in Frankfurt-Tribur (3673). Bei der Beschreibung von Nierstein fehlt das Salland (3672), mit dessen Vorhandensein gerechnet werden muß; sehr ausführlich ist dagegen das Weistum über die Belastung der dortigen Hufen, das an die 2 3 4 6

Vgl. Abschnitt I, 2 und 6. Glöckner, Urbar S. 394. Metz, Beobachtungen S. 475 ff. Vgl. Abschnitt II, 17. MG. DLdJ 18 und D Kar. III 65.

5. DAS LORSCHER REICHSURBAR

55

hofrechtlichen Bestimmungen der Lex Baiuuariorum I, 13 erinnert 6 . Die Beschreibung von Frankfurt und Tribur erscheint zusammengefaßt und als Einheit summiert (3673). ZuMörstadt beiWorms (3774,oder zu Worms selbst?) gehören nochmals ähnliche Rechtsweisungen wie zu Nierstein. In Kaiserslautern ist am Schlüsse der Aufzeichnungen von Forsthufen die Rede, die keinen Zins einbringen; über das Salland zu Landstuhl wird vermerkt, daß es zu Zeiten eines Grafen Rupert ein Guntfrid innehatte und — mit Ausnahme der Wiesen — weiter vergabte. Auffällig sind die großen Unstimmigkeiten bei der Summierung der Hufen am Schlüsse der einzelnen Abschnitte. In Gernsheim (3671) konnte Glöckner noch die annähernde Übereinstimmung der Zahlen innerhalb und am Schlüsse des Abschnittes nachweisen. Dagegen sucht man beispielsweise bei der Beschreibung der einzelnen Orte des Fiskus Frankfurt-Tribur vergeblich nach den in der Summe aufgezählten 112 Hufen (mansi) und Lose (sortes), die Tagewerke (iurnales) des Sallandes in dieser Hufenzahl sind nicht mit einbegriffen, d a ihreBelastung nicht mit der der einzelnen Hufen übereinstimmt. Das Beispiel von Gernsheim zeigt zudem, daß zu den am Schlüsse des Abschnittes angeführten Hufen kein Salland gehören kann; dieses ist offenbar niemals in der Schlußabrechnung berücksichtigt worden. Auch die f ü r die Königshöfe Worms und Kaiserslautern (3674, 3674a) jeweils am Schluß angegebenen Hufenzahlen von 64 und 24 sucht man vergeblich innerhalb der zugehörigen Abschnitte. Offenbar haben die vermißten Hufen aber ursprünglich innerhalb der einzelnen Abschnitte gestanden, da die Summe der auf den Hufen lastenden Abgaben der Anzahl der Hufen am Schlüsse eines jeden Abschnittes entspricht. So entfällt etwa in Frankfurt-Tribur auf eine Hufe im Regelfalle ein Schwein, und die 112 Hufen erscheinen entsprechend in der Schlußabrechnung mit 112 Schweinen belastet. In Mörstadt bei Worms lasten auf jeder Hufe neben anderen Leistungen ein Huhn und 10 Eier; die Summe f ü r den Wormser Fiskus (einschließlich Mörstadt) nennt 64 Hufen mit 64 Hühnern und 640 Eiern. Diese Berechnung geht zwar schon wegen der oft ganz verschiedenartigen Belastung der einzelnen Hufen nicht immer restlos auf; aber sie bietet eine gewisse Kontrolle der urbarialen Arbeitsweise, wie sie etwa Lütge f ü r Fulda vornehmen konnte 7 . Sie ergibt zudem, daß der heutige Text des Lorscher Reichsurbars nicht vollständig gewesen sein kann, es aber bei der Anfertigung der Schlußabrechnungen noch gewesen sein muß. Sodann darf man mit erheblichen Kürzungen des Lorscher Kopisten im 12. Jahr6 7

Vgl. Abschnitt I, 8. Lütge, Agrarverfassung des frühen Mittelalters S. 193 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

hundert rechnen, worauf schon Glöckner hingewiesen hat 8 . Vielleicht hat es aber auch ein karolingischer Abschreiber schon an der erforderlichen Sorgfalt fehlen lassen. Zu dieser Vermutung könnten einige Stellen des Urbars berechtigen, die Parallelen zu den „formelhaften" Wendungen der Brevium Exempla darstellen. So entspricht das mehrfache De ipsa villa in Nr. 3675 durchaus denselben, und der Hinweis censum et servitium sicut cetere f ü r die Hufen in Kaiserslautern (3674a), der im nächsten Absatz mit sicut in Lutra geradezu zur Richtschnur erhoben wird, hängt völlig in der Luft. Erklärlich wird damit auch, weshalb man zuweilen Angaben über ganze Dörfer vermißt 9 . Der Abschreiber — oder vielleicht auch: die Abschreiber — konnte gelegentlich Ortsnamen nicht mehr lesen; man machte es sich bequem und ließ sie aus. So mögen beispielsweise die 27 in Wiesoppenheim, Horcheim und Weinsheim bei Worms gelegenen Hufen einer Schenkung Arnolfs, die offenbar in Eigenwirtschaft standen 10 , durchaus zu den 64 Hufen der Wormser Fiskus im Urbar gehört haben; der Ort Weinsheim wird nicht erwähnt, und unter Wiesoppenheim vermißt man die gesuchten Hufen. Es scheint daher, daß die karolingischen Verfasser des Urbars zunächst sauber arbeiteten und daß die großen Auslassungen und scheinbaren Rechenfehler erst den Abschreibern zur Last fallen. Diese Abschreiber, die Ortsnamen am mittleren Rhein um Worms wegließen, weil sie sie nicht verstanden, können natürlich kaum die Schreiber des Codex Laureshamensis im 12. Jahrhundert gewesen sein; denn diese hätten die fraglichen Ortsnamen zweifellos gekannt und wären außerdem zweifellos an der Anmeldung von Besitztiteln an diesen Orten interessiert gewesen! Denn sie hielten das Reichsurbar selbstverständlich nicht mehr f ü r ein solches, sondern f ü r ein Urbar des Klosters Lorsch. So scheiden also die Lorscher Schreiber f ü r die Mängel weitgehend aus. Der ansprechenden Hypothese Glöckners zufolge ist das Reichsurbar mit der Schenkung Gernsheims durch König Arnolf zunächst an Bischof Adalbero von Augsburg und dann in den Besitz des Klosters Lorsch gelangt 11 . Einem nicht ortskundigen Schreiber in der königlichen Kanzlei dürfte es wohl nicht immer geglückt sein, die einzelnen Ortsnamen richtig zu identifizieren; er ließ sie daher weg. Nun würde die ganze Art der Verrechnung aber durchaus f ü r ein lediglich den Belangen der lokalen Hebestelle (judex) dienendes Urbarstück sprechen, 8 9

10 11

Glöckner, Urbar S. 381. Kraft, Reichsgut S. 127, Glöckner, Urbar S. 395. Übrigens sind entgegen der Annahme Glöckners, Reichsgut S. 198, auch abhängige freie Hufen angegeben. MG. D.Arn. 153. Glöckner, Codex Laureshamensis 1 Nr. 53.

5. DAS LORSCHER REICHSURBAR

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ähnlich dem des Amtmannes Gerhard von Sinzig aus dem 13. Jahrhundert. Diese „Sonderverrechnung der einzelnen Hebestellen" würde der Vorstellung von Dopsch entsprechen 12 . In der Tat unterscheidet sich das Lorscher Reichsurbar nennenswert von der Beschreibung der Königshöfe in den Brevium Exempla: dort ein Inventar, das offenbar der königlichen Kanzlei eingereicht worden war zum Zwecke der Einsichtnahme wegen der am Ort benötigten Unterkünfte, Einrichtungsgegenstände und Vorräte — hier ein Urbar mit Verzeichnung der aus der königlichen Grundherrschaft fälligen Einkünfte. Trotzdem kann das Lorscher Reichsurbar keineswegs ausschließlich lokalen Belangen gedient haben: gewiß interessierte man sich in der Zentralverwaltung nicht so sehr für die Einkünfte und Salländereien in jedem kleinen Dorf; aber der königliche Hof hielt sich — wie die Itinerare zeigen13 — ja ungleich häufiger in der Gegend von Frankfurt und Worms auf als in Annappes bei Lille, und mithin erscheint ein verstärktes Interesse an der Bewirtschaftung der einzelnen Krongüter in dieser Gegend durchaus gegeben. Es kam hier weniger auf eine einmalige Verwertung der vorhandenen landwirtschaftlichen Erträge als vor allem auf eine Sicherung regelmäßiger Einnahmen für die Versorgung des in Frankfurt, Ingelheim oder sonst irgendwo in der Nachbarschaft verweilenden Hofes an. Wir glauben daher, auch das Lorscher Reichsurbar als in erster Linie auf Anordnung der königlichen Zentralverwaltung selbst entstanden und auch — im Original oder in Abschrift — im Archiv derselben aufbewahrt ansehen zu dürfen. Von einer gewissen Wichtigkeit ist in diesem Zusammenhange noch die Frage der Entstehungszeit. Die Erwähnung des Grafen Rupert (III.) gab Glöckner Anlaß, die Entstehung des Reichsurbars in den Jahren 830—850 anzunehmen 14 . Glöckner selbst stellte fest, daß der erwähnte Graf Rupert 834 tot war 15 . Clavadetscher erwog daraufhin die Möglichkeit, ob das Urbar nicht ähnlich wie das churrätische von den Königsboten in den Jahren 842/43 für die Reichsteilung von Verdun angelegt worden war 16 . Gegen diese Möglichkeit sprach aber bereits, daß die Lehen, die die beiden Urkunden Ludwigs des Jüngeren und Karls III. von 880 12

MG. Const. II S. 446 ff. Nr. 338. * Vgl. Abschnitt II, 14. u Glöckner, Urbar S. 395. 16 Glöckner, Lorsch und Lothringen. S. 306 ff. 18 Clavadetscher, Churrätisches Reichsurbar S. 48 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

und 882 1 7 nennen, fehlen. Sie spielten den Berichten zufolge gerade bei der Reidisteilung eine große Rolle. Nun macht Clavadetscher geltend, daß sie in der Urschrift desUrbars hätten enthalten und erst in einer späteren Abschrift weggelassen sein können 18 . Wäre das allerdings der Fall, so wäre das Urbar in der überkommenen Form ein ziemlich wertloses Fragment; denn zum Zwecke der Reichsteilung hätte man ja nicht nur die Lehen, sondern auch die z u anderen Krongutbezirken gehörigen Besitzungen um Speyer und Ingelheim und schließlich wohl auch das Kirchengut verzeichnen müssen; dabei müßte auch die Grenze von 843 wohl mehrfach erreicht werden und nicht nur in dem einzigen im Urbar erwähnten Orte Landstuhl. Ich weiß auch nicht, ob man eine derartige Entstellung des Urbars späteren Abschreibern zur Last legen könnte, ob nicht vielmehr von vornherein etwas angefertigt worden wäre, das seinen eigentlichen Zweck niemals hätte erfüllen können. Es kommt nämlich noch hinzu, daß manche Leistungen, wie etwa die Gestellung des parafredus, die Botendienste oder die Belieferung des Kalkofens f ü r die Reidisteilung, bei der es doch vorzugsweise auf die congruentia der Teilreiche ankam, belanglos waren. Ein Inventar nach dem Schema der Königshöfe der Brevium Exempla, das — wie dargelegt — auch anderweitig vorkam, hätte dafür wesentlich bessere Dienste leisten können 19 . Ausgeschlossen ist dagegen nicht, daß das bereits vorhandene Reichsurbar (oder dessen Vorlage) zu den Ermittlungen und Verhandlungen der Jahre 842/43 herangezogen wurde: ich halte dies sogar f ü r sehr naheliegend, d a jaein solches bereits vorhandenes Schriftstück f ü r Ludwig den Deutschen am leichtesten denNachweis derZugehörigkeitlinksrheinischerBesitzungen zu seinem Frankfurter ministerium20 ermöglichen konnte. Einen Anhaltspunkt f ü r die Entstehung des Urbars in der überlieferten Gestalt in zwei möglicherweise verschiedenen Arbeitsgängen bietet die Verwendung des Wortes huba bei der Niederschrift der einzelnen Posten, während die Summierung derselben am Schlüsse der einzelnen Abschnitte durchgehend mansus verwendet. Mit einer Schlußredaktion, die die von den einzelnen Bearbeitern (Kommissionen) überbrachten lokalen Angaben zusammenfaßte und sprachlich vereinheitlichte, 17 18 19

20

MG DLdJ 18 und D Karl. III 65. Clavadetscher a. a. 0. S. 49 ff. Ebenda S. 31 ff. Ihm folgt nicht hinsichtlich des Lorsdier Reichsurbars Ganshof, Vertrag von Verdun S. 325. Vgl. Metz, Beobachtungen S. 474 ff.

5. DAS LORSCHER REICHSURBAR

59

kann also unbedingt gerechnet werden; vermutlich erfolgte sie in der königlichen Kanzlei. Allerdings darf nicht von vornherein angenommen werden, daß die Wendung in .. . inveniuntur n u r von Königsboten als Verfassern der Urbare angewandt worden wäre 21 . Auffällig bleibt indessen — abgesehen von den vorangehenden Erörterungen — die bereits erwähnte Nennung des Grafen Rupert in Landstuhl (3674a). Die Stelle lautet: De Nannenstul. In villa Nannenstul quidquid fuit de dominica terra tulit Guntfrid tempore Ruperti comitis et dedit hominibus qui ibi manent,et adhuc est ibi de pratis ad dominicos usus ad carr. III. Serviles hübe XII simile servitium solvunt sicut in Lutra. Der Wortlaut des Urbars selbst schließt also eine eigene Villikation der Rupertiner im vorliegenden Falle ebenso aus wie eine gräfliche Amtsausstattung aus Königsgut 22 ; denn nicht Rupert, sondern Guntfrid wird als Träger des Sallandes genannt. Wichtiger erscheint aber, daß der im Urbar erwähnte Rupert (III.) 825 als missus in der Mainzer Diözese wirkte 23 . Damit ergibt sich die Möglichkeit, daß Graf Rupert vor 834 als königlicher missus selbst an der ersten Bearbeitung des Urbars beteiligt war. Dieser sehr frühe Zeitansatz findet nun eine wesentliche Stütze in den altertümlichen Ortsnamen des Urbars. Formen wie Teonenheim (Dienheim, Nr. 3672) und Greozesheim (Griesheim, Nr. 3673) sind schon in den ersten Jahrzehnten des 9. Jahrhunderts durch jüngere (auf io) verdrängt worden. Darauf wies neben Glöckner selbst bereits Edward Schröder hin 2 4 . Auch Schreibmüller sprach sich f ü r die Zeit Ludwigs des Frommen aus, und zwar wegen der Dienste im regnurn25. So wird man nicht fehlgehen, wenn man auch das Lorscher Reichsurbar dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts zuweist und seine Aufzeichnung nicht dem — in der Praxis wohl kaum zu so umfangreichen schriftlichen Aufzeichnungen befähigten — Domänenamtmann, sondern den im Auftrage des Königs selbst handelnden Königsboten zuschreibt. 21

22

23

24 25

Invenimus kommt u. a. auch im Preisinger Inventar von Bergkirchen vor; Bitterauf 1 Nr. 652. Mon. Boica 31 S. 43 = BM2 Nr. 699. Vgl. auch unten Abschnitt II, 7 und Metz, Beobachtungen S. 479 Anm. 41. Entgegen meiner früheren Ansicht (a. a. 0. S. 479) glaube ich heute nicht mehr, daß Rupert als missus an der Restitution der Hornbacher Güter von 823 beteiligt war; er hatte offenbar nur Funktionen als Zeuge. E. Schröder in: Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 1 (1912) S. 104 ff. H. Schreibmüller, Die früheste Erwähnung der Orte Kaiserslautern, Landstuhl und Waldmohr, Pfälzische Presse v. 26. 9.1920.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

6 . DAS CHUKRÄTISCHE REICHSURBAE

Das churrätische Reichsurbar hat im Gegensatz zu dem aus Lorsch seit seiner Entdeckung durch G. Caro im Jahre 1907 immer wieder die Forschung von den verschiedensten Seiten her beschäftigt 1 . In bescheidenerem Rahmen hat sich dabei hinsichtlich der Datierung und sachlichen Bedeutung ein ähnlicher Streit wie um das Capitulare de villis entfacht, zumal sich, hier wie dort Landesgeschichtlicher, Verfassungsgeschichtler und Romanisten mit der Problematik befaßt haben 2 . Der Anlageplan des Urbars läßt sich infolge der einzig auf der fragmentarischen Abschrift Tschudis im Cod. 609 der St. Galler Stiftsbibliothek beruhenden Überlieferung, der offenbar bereits nicht mehr das Original zugrundelag, nicht mehr klar erkennen. Es ergeben sich manche Unstimmigkeiten in der Anordnung, so beispielsweise die Einschiebung der Schlußabrechnung der königlichen Einkünfte zwischen die Beschreibung zweier Ministerien (Amter) der Verwaltung 3 . Infolgedessen läßt sich heute folgender Anlageplan erkennen: I. Einzelbeschreibung der ministerio,: 1. Ministerium in pago vallis Drusianae: a) Beschreibung der curtes,beneficia usw. = Bündner UB I, 376—380 b) Einkünfte des Königs und des ¡Schultheißen 380—381 2. Ministerium in Planis: a—c) Beschreibung der curtes, beneficia usw. b) Einkünfte vom Walensee d) Rodel des Klosters Pfäfers (im Orig. eigearbeitet) e) Schluß 1

2

3

381—384 382-383 385—388 fehlt

Bündner UB 1 Anh. S. 373—396. Zuerst erschlossen von G. Caro, Ein Urbar des Reichsguts in Churrätien aus der Zeit Ludwigs des Frommen, MIÖG 28 (1907) S. 261 ff. Weitere Nachweise in meinem Aufsatz W. Metz, Zur Stellung und Bedeutung des karolingischen Reidisurbars aus Churrätien S. 194 ff. und in den verschiedenen Aufsätzen von O. P. Clavadetscher. Zur Forschungsgeschichte Clavadetsdier, Zum churrätischen Reichsgutsurbar aus der Karolingerzeit, Zeitschrift für schweizer. Geschichte 30 (1950) S. 161 ff. und derselbe, Die Einführung der Grafschaftsverfassung in Rätien S. 46 ff. Clavadetsdier, Das churrätische Reichsguturbar als Quelle zur Geschichte des Vertrags von Verdun (zitiert künftig: Clavadetsdier, Churrätisches Reichsguturbar).

61

6. DAS CHURRÄTISCHE REICHSURBAR

3. Ministerium in Tumilasca a) Anfang b) Fragmentarische Beschreibung der curtes usw. c) Einkünfte des Schultheißen 4. Ministerium in Tuverasga a) Beschreibung der curtes usw. b) Einkünfte (aus dem Tal Lugnez)

fehlt 389 389 389—392 392-393

5. Ministerium, in Impidenis (Impitinis) a) Beschreibung der curtes usw. b) Schluß

395—396 fehlt

6—8 (9) Weitere ministeria

fehlen

II. Schlußabrechnung der Einkünfte der ministeria (außer 1?)

393—394

Immerhin läßt sich erkennen, daß wenigstens die erhaltenen Abschnitte des Urbars (Beschreibung der Ministerien Drusentalgau, Planis, Domleschg, Tuverasca (Grub) und Impitinis (Albula oder Oberhalbstein), offenbar nicht wie beim Prümer Polyptychon 4 das Werk mehrerer, die Beschreibung der Güter mit verschiedenen Ausdrücken vornehmenden Kommissionen waren, sondern das einer einzigen. Die Anordnung der Beschreibung ist nämlich in allen wesentlichen Punkten die gleiche; Abweichungen im Ausdruck sind nur geringfügiger Natur; so werden die Salländereien der einzelnen Königshöfe gelegentlich nicht in der üblichen Weise nach Joch (iugera), sondern nach dem Ertrag an Scheffeln (modii) bemessen5, ohne daß dieser Unterschied auf örtlichen Verschiedenheiten beruhen könnte. Audi das inserierte Inventar des Klosters Pfäfers ist nach den gleichen Grundsätzen angelegt worden. Wenn darin namentlich aufgeführte Hintersassen oder Benefiziare fehlen, so stellt das zwar einen Unterschied gegenüber dem Reichsurbar selbst dar, schließt aber die Anfertigung durch die gleichen Beauftragten nicht aus. Innerhalb der acht oder neun in der Schlußabrechnung aufgezählten und zwischen dem heutigen Vorarlberg, dem Rheintal und dem Bergell gelegenen Ministerien werden jeweils mehrere curtes oder curtes dominicae mit oder — seltener—ohneBenefiziar angeführt, sodann die zugehörigen Salländereien an Ackerland, Wiesen, Weinbergen, Mühlen, Alpen und Wäldern, endlich die von den verschiedenen Höfen abhängigen oder unabhängig daneben bestehenden Mansen mit ihren Inhabern sowie eine stattliche Zahl von ebenfalls meistens 4 5

7

Perrin, Recherches sur la seigneurie rurale S. 25 ff. Bündner UB 1, S. 376. 377. 381. 382. 383. 389. 392. Metz, Karolingisches Reidisgut

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

verlehnten Eigenkirchen. Am Schluß der einzelnen Ministerien, denen jeweils ein minister oder Schultheiß vorgestanden haben muß 6 , werden dann noch Angaben über den Königszins gemacht, der hier in Analogie etwa zu den benachbarten alemanischen Gauen geteilt wurde, allerdings nicht wie dort unter König und Grafen, sondern unter König und Schultheißen 7 . In seiner Anlage hat dieser Urbar den westfränkischen Polyptychen nähergestanden, als bisher angenommen wurde 8 . Nur scheinbar nimmt es insofern eine Sonderstellung ein, als es vorzugsweise Lehen und nicht abhängige Ländereien der königlichen Grundherrschaft verzeichnet. Aber auch das Polyptychon des Abtes Irminon von St. Germain-des-Pres enthielt besondere, heute nur noch in einem Fragment erhaltene Lehensverzeichnisse9. Als Beispiele seien gegenübergestellt: Fragmentum I, 3

Bündner UB I, S. 384 Z. 22ff.:

Habet Acoinus in pago Parisiaco in villa Novarito man sum dominicaium cum casa et alia casticia abundanter. Aspiciunt ad ipsum mansum de terra arabili bunuaria XXXVI,

(376,8: . . . in ministerio, quod habuit Siso in pago vallis Drusianae. In Ranguila . . . curtis dominica cum ecclesia) Aspicit namque ad curtem, quae dicitur Meilis de terra iugera CXXXIII. de pratis CLX

de vine a aripennos . . . de prato aripennos X de silva secundum aestimationem ad C p or cos saginandos . . . 5. Theodericus ... tenet mansum ... 14. Sunt in summa beneficio Acoino . . . 6

de vineis carrafas XX . . . mansos Villi. Habet Constantius faber dimidium mansum, silvam ad porcos C . . . Hoc fuit beneficium Adamari . . .

Bündner UB 1, S. 380. 381. 389. 393. Bei den Ministerien handelt es sich offensichtlich um andere Bildungen als bei denen der Amtmänner auf den Krondomänen, zu denen zwar auch Zinsgüter, aber keine Lehen gehörten; vgl. Abschnitt II, 17. 7 Vgl. Wartmann 1 Nr. 226 = BM2 648. Mon. Boica 31, S. 60 = BM2 889. 8 So noch Clavadetscher, Churrätisches Reichsguturbar S. 29; Caro S. 264 und Stutz, Karls des Großen divisio von Bistum und Grafschaft Chur S. 117 nehmen zu Unrecht eine enge Anlehnung an die Brevium Exempla an; kritisch schon Dopsch l 1 (1912) S. 76. • In der Ausg. von Longnon Bd. 2, S. 363 ff. Vgl. Guérard, Polyptyque de l'abbé de St. Remi de Reims S. 93 ff.

6. DAS CHURRÄTISCHE REICHSURBAR

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Audi die Zusammenfassung der Leistungen am Schlüsse der einzelnen Abschnitte entspricht der Praxis der Polyptychen, so etwa auch des Prümer Urbars. Selbstverständlich muß eingeräumt werden, daß das Polyptychon Irminos auch die Belastung der Lehen enthält, das Reichsurbar dagegen in Analogie zu dem aus Lorsch nur die des nicht verlehnten Besitzes. Auf diese Analogie sei besonders hingewiesen; denn in beiden Fällen handelt es sich zum Teil um die gleichen Leistungen der mit dem Königszins belasteten freien Mansen (ingenuales), zu denen beispielsweise die Gestellung von Pferden et aliud adiutorium gehören. Die fränkische Reichsgutverwaltung hat also nicht nur mustergültige Inventare im Anschluß an das Capitulare de villis geschaffen, sondern sich auch — wie das später noch zu behandelnde Polyptychon von Verberie zeigt — die urbariale Technik der Polyptychen angeeignet und sich mithin an den bedeutendsten Leistungen auf diesem Gebiete beteiligt. Diese Feststellung muß besonders unterstrichen werden, da sie die außerordentliche Aktivität der königlichen Agrarpolitik von einer bisher wenig beachteten Seite her kennzeichnet. Was gab nun den Anlaß zur Aufzeichnung eines nicht nur in der Anlage, sondern auch im Hinblick auf die verzeichneten Gegenstände so umfassenden Urbars? Schon Karl der Große hatte nicht nur die Inventarisierung der fisci, sondern auch die der Lehen und Kirchengüter angeordnet 10 , und Ludwig der Fromme hatte sich um die Aufzeichnung besonders der letzteren offenbar sehr bemüht 11 . Aber einen besonderen Anlaß zur Verzeichnung von omnes videlicet episcopatus, abbatias, comitatus, fisca boten eigentlich erst die Reichsteilungen, vor allem die von 837 und besonders die von 842/43 11 . Beim Vertrag von Verdun wurden, wie Clavadetscher und, ihm folgend, Ganshof nachweisen konnten, solche descriptiones, wie sie das churrätische Urbar darstellt, angefertigt 12 . So hat Clavadetscher in einer recht gründlichen Untersuchung die Entstehung des churrätischen Urbars anläßlich des Vertrages von Verdun wahrscheinlich gemacht13. Dabei spielt das in das Urbar eingearbeitete Inventar von Pfäfers eine Rolle; es führt nämlich am Schluß eine Reihe von Besitzungen außerhalb Rätiens auf. Während aber nirgends vermerkt ist, daß 10 11 12 13

T

MG. Capit.I S. 177. Vgl. die Tabelle zu Abschnitt 1,2. Belege bei Ganshof, Vertrag von Verdun S. 324 ff. Verfehlt ist der Versuch von F. Streicher, Zur Zeitbestimmung des sogenannten Churer Reichsguturbars, MIÖG66(1958) S. 93—101; vgl. dazu die Feststellungen Metz, Zur Stellung und Bedeutung S. 208 Anm. 93 und Clavadetscher, Nochmals zum churrätischen Reichsgutsurbar aus der Mitte des 9. Jahrhunderts, ZRG Germ. Abt. 76 (1959).

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

die alemanischen Güter etwa in Alemania gelegen hätten, sind solche in Venustis oder in Italia mit dieser Lagebezeichnung versehen worden 14 , offenbar, weil sie nicht im Reiche Ludwigs des Deutschen, sondern in dem Lothars lagen. Es ist bekannt, daß die Reichsteilungen es den geistlichen Grundherrschaften wie etwa Reims15 sehr erschwerten, ihre Besitztümer in den einzelnen Teilreichen zusammenzuhalten und zu sichern. Insofern muß die Tatsache, daß Pfäferser Klosterbesitz in Italien lag, also getrennt von dem übrigen Besitz, schon bei den Vorverhandlungen zum Vertrage von Verdun eine Rolle gespielt haben. Sodann ist bekannt, daß das Kloster Pfäfers den Verbrüderungsbüchern zufolge romanische Mönche hatte 16 . Da die Ortsnamen im Inventar des Klosters in romanischer Form angeführt werden, nimmt Clavadetscher eine Anfertigung desselben durch die dortigen Mönche an 17 . Jedoch konnten die romanischen Ortsnamen — ähnlich wie übrigens auch Beobachtungen am Prümer Urbar zeigen18 — auf Aussagen der romanisch sprechenden Mönche zurückgehen, die germanischen im Reichsurbar auf solche der germanischen Lehnsträger 19 , der Schultheißen und vielleicht auch Grafen. Dann mußte die Anfertigung des Urbars aber durch eine Instanz erfolgt sein, die sowohl mit der Inventarisierung des Reichsgutes als auch mit der des Kirchengutes beauftragt war, und als solche kamen nicht die Schultheißen, Grafen und Domänenverwalter, sondern nur die Königsboten in Betracht. Bis zum Jahre 842 hatte Rätien zum italienischen Reiche Kaiser Lothars gehört, und dessen italienisch sprechende Königsboten hätten wohl anstelle der im Reichsurbar überlieferten deutschen Formen sculdheizo, sculthacio oder sculdazii für den Schultheißen20 die langobardische Entsprechung sculdasio bevorzugt 21 , und die einheimischen Schreiber schrieben escultaizo. Die 14

15

16 17 18

Bündner U B 1, S. 388. Clavadetscher, Zum churrätischen Reichsgutsurbar aus der Karolingerzeit S. 177 ff. Flodoard, Historia ecclesiae Remensis, MG. SS. XIII S. 539, c. 26. MG. SS.XIII, S. 4 8 4 . 5 7 1 . 5 3 5 ; Dobenecker Nr. 2 4 8 ff. P . I . M ü l l e r , Die Anfänge des Klosters Dissentis S. 58. Clavadetscher, Churrätisches Reichsguturbar S. 47 ff. Metz, Güterverzeichnisse* S. 2 0 0 ff.

19

Bündner UB I, S. 390: Istud

20

Bündner U B I, S. 3 8 0 . 3 8 1 . 3 8 9 . 3 9 3 . Vgl. die Zusammenstellung der deutschen Formen bei Grimm, Rechtsaltertümer 2 4 (Neudr. 1955) S. 3 6 4 ff. und Waitz, Verfassungsgeschichte 2 , 2 4 S. 7.424. Wartmann I Nr. 22.224. Zum langobardischen sculdahis: Fedor Schneider, Staatliche Siedlung S. 115 ff. Vgl. auch Sprandel, St. Gallen S.112.

21

dicit Meroldus

suum esse . . .

7. DAS POLYPTYCHON VON VERBERIE UND DIE REICHSURBARE

65

Königsboten sprachen also offenbar eine deutsche Mundart, gehörten also nicht dem Reiche Lothars an, zu dem Rätien bis zum Vertrag von Verdun gehört hatte, sondern bereits dem Ludwigs des Deutschen. Da ein späterer Zeitpunkt trotz gelegentlicher Vermerke in den erzählenden Quellen — die allerdings nicht als Inventarisierung von Königsgut gewertet werden müssen 22 — nicht in Frage kommt, spricht auch dieser Sachverhalt für die Anfertigung des churrätischen Reichsurbars zum Zwecke der Reichsteilung von Verdun. Dafür spricht auch die sehr geringe Wahrscheinlichkeit einer Übernahme der Art der Inventarisierung nach dem Prinzip der westfränkischen Polyptychen zu einem späteren Zeitpunkte im Reiche Ludwigs des Deutschen. BeiKorvey undPrüm, die Urbare nach der Art der Polyptychen anlegten, bestanden schon lange Beziehungen nach Westfranken, so daß wohl auch hier die Kenntnis der Aufnahmeweise schon vor dem Übergang ans Ostreich 843 (Prüm 870) vorausgesetzt werden darf, wenngleich die urbarialen Aufzeichnungen selbst erst einer späteren Zeit angehören. 23

7 . D A S POLYPTYCHON VON VERBERIE UND DIE ÜBRIGEN REICHSURBARE

In einer Schenkung Karls des Einfältigen für Compiegne aus dem Jahre 921 ist die Rede von drei Mansen in Verberie und den Bebauern derselben ex antiquo, ut est scriptum in polipdico de Vermeria1. Man darf annehmen, daß Karl dem Einfältigen bei der Abfassung der Urkunde ein Polyptychon vorgelegen hat, wie es beispielsweise schon das Edictum Pistense seinesGroßvaters Karl des Kahlen von 864 voraussetzt 2 . Auch die Namhaftmachung der Bebauer spricht dafür, wenn es heißt: Et haec sunt eorum nomina qui eosdem incoluerunt mansos. . .: mansus Anglolfi, mansus Adervoldenge,mansus Tangisi. Ob auch das anschließend verzeichnete Besitztum in Venette aus diesem Polyptychon bekannt war, läßt sich nicht entscheiden. Dagegen hat es sicher auch schon bei einer anderen großen Schenkung Karls des Einfältigen an das Clemensstift Compiegne vorgelegen, in der die Rede ist von duas alios vero mansos in Vermeria interjacentes cum mancipiis, quae sunt haec: Vuandelerus, Hunoldus, Gulfredus et uxor ejus Hamia, cum suis infantibus; unum quoque mansum in Villareis (Villerseau), quem habuit Grimboldus cum mancipiis Adelgero et ipsius conjuge; culturam namque prope pontem VerS2 13 1 2

Annales Fuldenses zu S52 rec. Kurze S. 42. Prüm: Perrin, Seigneurie rurale S. 2 5 ff. Korvey: Schily S. 8 ff. Lauer S. 2 6 3 Nr. CIX = Bouquet 9 S. 552. MG. Capit. Nr. 273.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

meriae, et de ipso quoque fisco conlaboratus nostri nonam partemi3. . . Der Grundsatz, die Bebauer der Mansen mit ihren Kindern anzugeben, entspricht dem Anlageplan des Polyptychon von St. Germain des Prés, so daß an der Richtigkeit der Angabe der Urkunde von 923 kein Zweifel angebracht ist. Mithin ergibt sich die Frage nach der Verwendung von Urbaren bei der Anfertigung von Urkunden. Sie läßt sich bis zu einem gewissen Grade wahrscheinlich machen bei der Schenkung Karls des Einfältigen an die Kapelle in Attigny vom 7. Juni 916; auch hier werden die Hintersassen mit ihrenPrauen und Kindern namhaft gemacht; außerdem kommen sogar vereinzelt Abgaben vor; so nennt die Urkunde etwa Gislulfum cum, alodo suo ad quattuor denarios solventem4. Die Kopie des 11. Jahrhunderts enthält noch einen Nachtrag, dabei mancipium vero unum nomine Erfridum ad quatuor tantum denarios persolvendum. Sicher haben auch sonst in karolingischer Zeit den Urkunden häufiger urbariale Aufzeichnungen zugrunde gelegen, obwohl sich ein Zusammenhang wohl nur in verhältnismäßig wenigen Fällen erschließen läßt. Ein solcher könnte bestanden haben etwa bei der großen Schenkung Ludwigs des Frommen an St. Gallen von 817, in der die mit einem Königszins belasteten Hufen nach folgendem Schema aufgezählt werden: in ministerio Frumaldi comitis mansum Weisarii in Huntingun et Puadonis in Chenigun; dieses Schema wiederholt sich dann immer wieder5. Es wäre reizvoll, festzustellen, ob hier eine allgemeine Einwirkung der gerade damals immer mehr Gewichtigkeit erlangenden Polyptychen vorliegt oder ob eine lokal bedingte besondere Verwandtschaft mit dem churrätischen Reichsurbar besteht. Die Aufzählung von Hufen mit namentlich erwähnten Inhabern innerhalb der ebenfalls genannten Ministerien der (Schultheißen im einen und der Grafen im anderen Falle stellt in jedem Falle eine Übereinstimmung dar, die alleine neben dem von Clavadetscher herangezogenen urkundlichen Beweismaterial 6 ausreichen dürfte, das churrätische Reichsurbar dem 9. Jahrhundert und der gerade in der ersten Hälfte desselben im alemannisch-rätischen Räume gebräuchlichen Art der Inventarisierung von Königsgut zuzuweisen; alle anderen Versuche einer Datierung erscheinen mir schon aus diesen stilistischen Erwägungen heraus verfehlt 7 . 3 4 6 6 7

Lauer S. 219 Nr. XCV = Bouquet 9 S. 538. Vgl. über die Verwendung weiterer Polyptychen in Urkunden audi Lesne 3, 1 S. 13 ff. Lauer S. 194 ff. Nr. LXXXVI. Wartmann I Nr. 266 = BM2. 648. Vgl. vor allem den in Anm. I, 6,2 zuerst genannten Aufsatz. Vgl. Anm. I, 6,13.

7. DAS POLYPTYCHON VON VERBERIE UND DIE REICHSURBARE

67

Die Forschungen der letzten Jahre haben zwei Güterverzeichnisse in den Blickpunkt des Interesses gezogen, die mit einiger Sicherheit als Reichsurbare angesprochen werden dürfen, die Beschreibung des Forstes Banz in Ostfranken und das Inventar des Hofes Limonta am Corner See. Die Beschreibung des Bezirks von Banz fällt aus dem fuldischen Codex Eberhardi, in dem sie überliefert ist, heraus. Es kann hier nicht der Ort sein, die ganze umständliche Beweisführung dafür nochmals zu wiederholen 8 . Fest steht, daß das Kloster Fulda zur Zeit des Mönches Eberhard (Mitte des 12. Jahrhunderts) den Banzforst nicht besaß 9 . Derselbe war vielmehr zugleich mit dem Kloster Banz und weiteren Besitzungen aus den Händen der letzten Schweinfurter Grafen an Bamberg gekommen, und zwar aus deren hereditas10. Nach der gründlichen Untersuchung von Frhr. v. Guttenberg stammt diese hereditas sicher aus der Zeit vor der Empörung Heinrichs von Schweinfurt (1003), also aus dem 10. Jahrhundert, soweit nicht „noch älteres Erbgut vorliegt." Angesichts dieser Sachlage spricht v. Guttenberg die Grenzbeschreibung des Banzforstes im Codex Eberhardi (c. 12) als „Fälschung" an; er hält aber die Vorlage im Hinblick auf den Umfang der späteren Bamberger Forstgerechtsame in diesem Räume für sachlich richtig11. Er erkennt dagegen — soweit ersichtlich — nicht an, daß der Banzforst jemals zu Fulda gehört haben könnte. Mit Recht äußert freilich Werner-Hasselbach, daß die Grenzbeschreibung doch „in Fulda vorhanden" oder wenigstens „so bekannt war, daß sie von Eberhard niedergeschrieben werden konnte" 12 . Dasselbe müßte natürlich auch von den übrigen in engem Zusammenhange mit ihr stehenden Abschnitten über den Baiizforst (Dronke c. 9—11) gelten13. Richtig ist aus den dargelegten Erwägungen heraus, daß die Grenzbeschreibung „aus der Zeit vor der Übertragung des Forstes an Bamberg" stammt 14 . An der sachlichen Echtheit der Vorlage kann übrigens für die Gesamtheit der Stücke nicht gezweifelt werden, da sich der umschriebene Raum weitgehend mit dem „Banzgau" des ältesten Würzburger Zehntenverzeichnisses aus dem 13. Jahrhundert deckt15, 8 9 10 11 12 13 u 15

Vgl. zu allen Einzelheiten W. Metz, Eine Quelle zur Geschichte der fränkischen Reidisgutsverwaltung, DA 11 S. 207-219. v. Guttenberg, Territorienbildung S. 130 ff., Werner-Hasselbach S. 86. Oesterreicher, Geschichte der Herrschaft Banz Nr. 6. v. Guttenberg a.a.O. S. 134, Anm. 156 ff. und Oesterreicher Nr. 31. Werner-Hasselbadi S. 88. Metz a.a.O. S. 211. Werner-Hasselbadi S. 86. Jetzt abgedruckt von W. Engel, Das älteste Urbar der Würzburger Domprobstei, Würzburger Diözesangesdiichtsbll. 18/19 S. 30 ff.

68

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

das nach den überzeugenden Darlegungen von P. Schöffel eine Großpfarrei der Karolingerzeit beschreibt 16 . Für die Karolingerzeit spricht f ü r die Beschreibung von Banz im Codex Eberhardi (c. 9—12) auch die Art der Inventarisierung mit der sauberen Unterscheidung von Hufen und Mansen 17 . Die Unterscheidung von Hufen im weiteren und von Mansen im engeren grundherrlichen Bereiche sind eine Eigentümlichkeit der Karolingerzeit und f ü r verschiedene Grundherrschaften gerade auch in Ostfranken belegt. Sie fehlt dagegen in dem von Frhr. v. Guttenberg veröffentlichten Kitzinger Urbar aus dem 11. Jahrhundert 1 8 , und auch dem des Klosters Theres über Grafenrheinfeld aus etwa der gleichen Zeit ist sie fremd 1 9 , obwohl es sich gerade in letzterem Falle um Schweinfurter Besitz handelt, der in seiner grundherrlichen Struktur kaum wesentlich anders gewesen sein dürfte. Diesen Stücken gegenüber weist aber die Banzer Forstbeschreibung noch einige weitere Besonderheiten auf, die ins frühe Mittelalter zurückweisen. Das gilt etwa von den Schardiensten in Lützelau als dem grundherrlichen Mittelpunkt. Textlich ergeben sich hierbei gewisse Parallelen zwischen den Brevium Exempla, dem Lorscher Reichsurbar und der nachstehend wiedergegebenen Stelle: In Lucelowa . . . mansi. . . Colonus arat XII iugera et VI eodom (adas), Scharam facit. Secundus colonus . . . sicut supra . . . Sextus est legatus20. Dasselbe gilt von den mansi liberorum, die sich nicht minder deutlich von den mansi der servi und ancillae unterscheiden als die mansi ingenuales von den mansi serviles etwa des Lorscher Reichsurbars. Da sie alle auf eine „ältere Zeit" weisen 21 , kann man die Banzer Forstbeschreibung nicht f ü r das 11. oder gar 12. Jahrhundert in Anspruch nehmen. Hinzu kommt ein auffälliges Anklingen an die Wirtschaftsverfassung nach dem Capitulare de villis. Besonders fällt die einzigartige Erwähnung der Handwerker — hier wie dort auf ihren Mansen — auf 2 2 . Da ist der fullo in Unnersdorf, da sind faber, sutor und Besitzer einer picaría in Lützelau sowie der hortulanus in Gleussen, wozu außerdem noch verschiedene Mühlen, Fischteiche, Bienenstöcke 23 , dann aber 16

17 18 19 20 21 22 23

P. Schöffel, Pfarreiorganisation und Siedlungsgeschichte im mittelalterlichen Mainfranken S. 32 ff.; derselbe, Die Großpfarrei Altenbanz S. 142 ff. Vgl. Metz a.a.O. S. 209 mit Belegen. v. Guttenberg, Fränkische Urbare S. 186 ff. Mon. Boica 11,1 S. 372 = MG. DH1V t 440. Dronke, Traditiones c. 10. So Glöckner, Urbar S. 381 ff. 392. MG. Capit.I Nr. 32, c. 10.45.62. J. Bischoff, Die Zeidelhuben und Bienenpflege im Sebalder Reichswald S. 77.

7. DAS POLYPTYCHON VON VERBERIE UND DIE REICHSURBARE

69

auch der bubulcus und die beiden Waldhüter in Zeikhorn und Lützelau kommen. Da in den Banzer Abschnitten des Codex Eberhardi nidit weniger als rund 70 Ortschaften genannt werden, müßte eine frühere Zugehörigkeit des Banzer Besitztums zu Fulda eine Erwähnung wenigstens eines Teiles dieser Orte in den Fuldaer Traditionen voraussetzen. Dieselbe fehlt aber im Gegensatz zu den benachbarten Gebieten völlig; einzig in Staffelstein ist einmal von einer Schenkung an Fulda die Rede24. Fulda kommt mithin auch als Besitzvorgänger der Schweinfurter nicht in Frage 25 . So müssen die Schweinfurter einen anderen Vorläufer in diesem Räume gehabt haben, der dann das Banzer Güterverzeichnis angefertigt haben könnte. Die von Mitis herangezogenen Verbrüderungsbücher bestätigen die alte Lehrmeinung einer Abstammung der Schweinfurter von den Babenberger Popponen 26 ; sie läßt sich auch durch die Übereinstimmung des Besitzes in Frickenhausen, Rheinfeld, Theres, Höchstadt und Etzelskirchen an der Aisch, Königshofen im Grabfeld und Rodach bei Coburg stützen 27 . Gerade auch im Radenzgau westlich von Forchheim läßt sich Besitz der Popponen nachweisen28. Derselbe stammt nachweislich zu einem großen Teile aus Reichsgut; vielleicht bildet dasselbe aber die Wurzel des gesamten Besitztums, da die Babenberger offenbar zu einer Adelsgruppe gehören, die vom mittleren Rhein her erst seit dem 8. Jahrhundert nach Ostfranken vordrangen 29 . Ganz sicher haben sich um 1000 eine Reihe von ehemaligen Reichsrechten in den Händen der Schweinfurter befunden, so die Osterstufe, auf die Frhr. v. Guttenberg hinweisen konnte 30 . Auch die Königshufen in Witzmannsberg und Wohlbach gehören hierher 31 , ferner die Sachsensiedlung Nuwensachsen, die nur in einem Königsforst Sinn haben kann; ähnliche Sachsensiedlungen befinden sich in Ostfranken im Bereiche der Königshöfe Hammelburg und Rietfeld 32 . Schließlich sprechen siedlungsgeschichtliche Erwägungen dafür, daß der Banzforst die Fortsetzung der langen Reihe der 24 25 26 27 28 29 30 31 32

Dronke, Traditiones c. 4, 83. Vgl. meine Ausführungen a.a.O. S. 212. Mitis, Gedenkstiftung der Babenberger S. 257 ff. 266 ff. Metz, Babenberger und Rupertiner S. 297. Schützeichel, Ortsnamen aus den Urkunden Zwentibolds und Ludwigs des Kindes S. 250 betr. Etlaswind bei Fordiheim. Metz, Babenberger und Rupertiner S. 302 ff. vgl. Bosl, Franken S. 37 ff. v. Guttenberg, Territorienbildung S. 65. Ebenda S. 6 ff. Anm. 7 und Metz, Eine Quelle zur Geschichte S. 217 Anm. 85. Auch der Pechzehnt Dronke s. 10 wäre hier zu nennen. Metz, Eine Quelle zur Geschichte S. 215 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Königsforste östlich der Rednitzlinie bildete 33 . Die recta strata, die 1195 quer hindurchzog, ist offenbar identisch mit der alten Königsstraße, die die Königshöfe in Hallstadt und Forchheim mit Erfurt verband 34 . Obwohl Banzgau und Banzforst also nicht ausdrücklich als königliche Schenkung der Babenberger und Schweinfurter erwähnt werden, spricht die Gesamtheit der frühmittelalterlichen Nachrichten dafür, daß das Besitztum aus Reichsgut an diese Geschlechter kam und daß die Banzer Forstbeschreibung noch auf königliche Initiative zurückging und dann vermutlich mit der Schenkung der Gräfin (?) Blitrud in Staffelstein im 9. Jahrhundert an Fulda kam 35 . Dieser Standpunkt ist von der ostfränkischen Forschung übernommen worden. Schon frühzeitig als Reichsurbar ist dagegen die Beschreibung des Hofes Limonta erkannt worden. H. Brunner hat sie als Aufzeichnung im Rahmen einer ebenfalls karolingischen inquisitio a missis imperatoris factae in Anspruch genommen36, obwohl sich keinerlei Anhaltspunkte für einen engeren Zusammenhang zwischen beiden Quellen ergeben. Allerdings ist eine genaue Datierung dadurch erschwert oder unmöglich gemacht, daß die Überlieferung nicht im Original vorliegt 37 . Außer Brunner haben sich G. Caro und U. Stutz noch mit dem Stück befaßt. Es nennt den (zu Lehen vergabten?) Königshof Limonta in pago Mediolanensi mit der Kirche, den zugehörigen Ländereien, den Aldionen, die sich zum Kriegsdienst auf den Hof begeben müssen und einen Zins leisten, und den Olivbäumen. Die Angaben werden von dem dominus scarius, also dem actor imperatoris38, beschworen. Der Wert des Stückes liegt einmal in der Bedeutung für die sozial- und wirtschaftsgeschichtliche Forschung begründet, und hier hat G. Caro es in Zusammenhang mit anderen Quellen über Limonta heranziehen können. Dabei wird man seiner Datierung 83 34

35

86 37 88

v. Guttenberg, Stammesgrenzen und Volkstum S. 66 ff. Oesterreicher Nr. 31; vgl. F. Knauer, Die Altstraße von Erfurt nach Hallstadt, Fränk. Bll. f. Geschichtsforschung und Heimatpflege 5 (1953) Nr. 24 S. 9 3 - 9 6 und Knauer, Hallstadt, ein Knotenpunkt der Altstraßen, Fränkisches Land, Beil. zum Neuen Volksblatt; Bamberg, 1/49 (1953) Nr. 13. Die Straße von Zeikhorn über Buch am Forst nach Altenbanz—Stadel—Hereth ist demnach mit der Königsstraße von Hallstadt nach Erfurt identisch. Dronke, Traditiones c. 4, 83; die Gräfin Blitrud ist vermutlich dieselbe, für die der Einhard-Brief 37 (MG. Epp. V S. 128) bestimmt ist; sie hat abhängige Leute in Mosbach bei Aschaffenburg, was recht gut für eine ähnliche Ausstattung mit Königsgut im neu erschlossenen Land sprechen könnte wie bei den Babenbergern; vgl. Metz, Babenberger und Rupertiner S. 302 ff. H. Brunner, Zeugen- und Inquisitionsbeweis S. 481. Fumagalli S. 172 ff.; Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon 1 S. 344 ff. L. M. Hartmann, Geschichte Italiens im Mittelalter 2,2 (1903) S. 40 ff.

7. DAS POLYPTYCHON VON VERBERIE UND DIE REICHSURBARE

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vor 835 zustimmen, können; denn in diesem Jahre kam Limonta an das Kloster S. Ambrogio in Mailand 39 . Zum anderen handelt es sich um ein sehr instruktives Beispiel dafür, daß Beschreibungen von Königsgut, die noch auf Betreiben der Reichsgutverwaltung angefertigt worden waren, später in den Besitz der geistlichen Besitznachfolger übergingen, im Falle von Limonta im Zusammenhange mit der Schenkung Kaiser Lothars von 835. Nicht ganz sicher ist die Einreihung der Beschreibung des Hofes Friemersheim am Rhein nach den Werdener Urbaren 40 . Sie stammt von verschiedenen Händen, deren älteste der Zeit um 890 angehört. Die ursprüngliche Niederschrift enthielt nichts, was auf eine Zugehörigkeit von Friemersheim zu Werden hinweist; Eintragungen wie etwa die der Schenkung der Berhta filia magni regis Karoli stammen von späteren Händen als Nachträge. Zudem sind auch die rechtlichen Verhältnisse in dem Friemersheimer Besitz ganz andere als in den übrigen Werdener Besitzungen, vor allem denen in Westfalen und im westlichen Niedersachsen. Freilich hat sich die ausgeprägte „Fronhofsverfassung" mit der recht genauen Regelung der Abgaben und vor allem auch der Dienste noch durch Jahrhunderte in Friemersheim erhalten, sodaß das Urbar durchaus Zustände schildern kann, die unter Werdener Herrschaft bestanden. Trotzdem bleibt noch eine Reihe von Besonderheiten wie etwa die Aufzählung der Mansen als Grundlage der Belastung, die in den übrigen Abschnitten der Werdener Urbare vermißt wird. Nun ließe sich vielleicht geltend machen, daß die Hufe (mansus) in Sachsen damals noch nicht die Grundlage der bäuerlichen Wirtschaft abgegeben habe; gegen eine solche Einwendung spricht aber der Wortlaut der Korveyer Traditionen aus dem 9. Jahrhundert, die regelmäßig den mansus als Einheit bei der Übertragung anführen; audi die Korveyer Heberolle aus der Zeit um 1000 bringt ihn. Die Verschiedenartigkeit der Korveyer und der Werdener Aufnahme von Güterverzeichnissen konnte bereits auf Unterschiede in der Art der westfränkischen und der angelsächsischen Aufzeichnungen zurückgeführt werden; die Beschreibung der Mansen des Hofes Friemersheim paßt aber nicht zu den angelsächsischen Gepflogenheiten, sondern zu den fränkischen, d.h. also nicht zu einem ursprünglichen Werdener Urbar, sondern zu einem Reichsurbar. Kötzschke hat die Friemersheimer Güterbeschreibung mit der Bestätigung der Schenkung des Hofes durch König Zwentibold von 898 in Verbindung gebracht und sich zuletzt der Auffassung Bendels, nach der der Schenker des Königshofes selbst nicht Karl der Große, sondern Karl III. (und zwar in den Jahren 882, 884 89 40

BM2 1051. Caro, Neue Beiträge S. 104 ff. Stutz, Gesdiichte 1,1 S. 164. Kötzschke, Die Urbare der Abtei Werden I S. 15 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

oder 885) war, angeschlossen41. Der fragliche Eintrag in der Urbarhandschrift Hl sunt mansi qui ad Frimareshem pertinent quos Imperator Karlus Hildigrimo episcopo, Hildigrimus vero sancti Liudgeri monasterio contulit wäre natürlich recht gut mit der Besitzbestätigung Zwentibolds in Verbindung zu bringen; aber gerade er stammt ja von einer späteren Hand. Da die Beschreibung von Friemersheim anderen Aufzeichnungen aus der Zeit um 890 vorangeht, ergeben sich keine Bedenken, ihre erste Niederschrift entweder überhaupt anläßlich der Schenkung Karls III. oder sogar noch früher anzunehmen. Die erhaltenen Reichsurbare gehören zwar, soweit datierbar, einer etwas früheren Zeit an; indessen wäre ein Zurückgreifen gerade unter Karl III., der in Westfranken eine gegenüber dem Ostreiche jedenfalls stärker ausgeprägte Tendenz zur Schriftlichkeit übernahm, denkbar. Zudem befand sich ja das Lorscher Reichsurbar, vielleicht aber auch das aus Churrätien — damals noch in königlichem Besitz. So spricht nichts dagegen, aber mancherlei dafür, daß die Beschreibung von Friemersheim in ihrer ursprünglichen noch jetzt deutlich erkennbaren Fassung nicht auf die Initiative der Werdener Grundherrschaft, sondern auf die der karolingischen Könige, vielleicht Karls III. aus Anlaß der Schenkung, vielleicht auch schon seiner Vorgänger, zurückgeht.

8 . D A S KOLONENSTATUT DER L E X BAIUUAKIORUM I , 1 3

Die Bedeutung der Kapitularien ist eine andere als die der Urbare. Diese sind Aufzeichnungen über den Bestand der Königsgüter und ihrer Erträge, jene Erlasse, die unmittelbar auf das regelnde Eingreifen des Königtums zurückgehen. Der erste Versuch in dieser Richtung wird durch das Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum 1,13 bekannt und gehört wohl ins 8. Jahrhundert 1 . In den Einzelheiten wird ein Ackerzins (agrarium) gemäß der Schätzung eines judex festgelegt; er soll danach aus der zehnten Garbe bestehen. Außerdem ist ein Weidezins (pascuarium) nach Landesbrauch zu entrichten. Es folgen sodann Angaben über die Dienstleistungen wie Pflügen, Säen, Eggen, Sammeln, Einbringen und Lagern der Frucht, Mähen und Arbeiten auf den Weinbergen. Als Abgaben werden genannt: ein Bündel Lein, zehn Fässer Bienen, vier Hühner und fünfzehn Eier. Außerdem sind Reitpferde (paraveredi) zu 41 1

Bendel Nr. 4; Kötzschke a.a.O. Einleitung S. CCLXXI. MG. DZ 19. MG. LL I, t. 5,2; K. A. Eckhardt in Germanenrechte 2,2 (1934). Vgl. zum folgenden Abschnitt die ausführlicheren Darlegungen W. Metz, Die hofrechtlichen Bestimmungen der Lex Baiuuariorum I, 13; zur Forschungsgeschichte inzwischen auch K. Reindel, Neue Forschungen zur Lex Baiuuariorum, S. 130 ff.

8. DAS KOLONENSTATUT DER LEX BAIUUARIORUM I, 13

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stellen; anscheinend zu Zwecken des Kriegsdienstes haben die Pflichtigen dorthin zu gehen, wo es ihnen auferlegt ist. Fest umschrieben werden die Fahrdienste (angariae cum carra), und ziemlich ausführlich werden die Leistungen bei der baulichen Instandsetzung der Zäune und Herrenhäuser beschrieben. Da dabei von der Belieferung eines Kalkofens mit Holz und Steinen die Rede ist, muß mit Steinbau gerechnet werden. Ferner ergibt sich aus dem gesamten Zusammenhange, daß erst der Schlußabschnitt die Pflichten der Knechte (servi) festlegt und mithin alle zuvor erwähnten Leistungen die (ständisch als frei oder halbfrei geltenden) Kolonen betreffen müssen. Für die Knechte besteht eine Dienstpflicht von drei Tagen in der Woche; die restlichen drei können der eigenen kleinen Wirtschaft zugewandt werden. Zwar werden die servi ausdrücklich als servi ecclesiae bezeichnet; aber schon Heinrich Brunner wollte die Lex Baiuuariorum auf „ein verschollenes merowingisches Königsgesetz" zurückführen 2 . Ihm gelang dabei der Nachweis, daß die in dem fraglichen Kapitel genannten Landmaße andecenna und leuga dem fränkisch-gallischen Kulturbereich angehören und daß weitere Worte Wiedas niederfränkischetunino und auch peditura jedenfalls nicht süddeutsch sein könnten. Nach den heutigen philologischen Erkenntnissen würde man diese Worte alle dem Bereiche der fränkischen Geschäftssprache, deren sich auch die Kapitularien bedienen, zuweisen dürfen 3 . Dasselbe gilt von agrario, paraveredi und angariae, wobei freilich nicht mit Brunner notwendigerweise an die Merowingerzeit zu denken ist; auch das Polyptychon Irminonis bringt diese Ausdrücke 4 . Mit Recht weist Brunner aber sodann darauf hin, daß die Bestimmungen über den Weinbau schlecht nach Baiern passen. Das alles läßt also den heute wohl ziemlich allgemein anerkannten Schluß auf ein fränkisches und nicht bairisches Gesetz zu5. Auch die Betonung des Steinbaus würde sich am besten mit dem westfränkischen Bereiche in Einklang bringen lassen 6 . Nicht minder lehrreich sind sodann die Feststellungen Franz Beyerles, der den Ausdruck „kirchliches Hofrecht" nur noch „vorgreifend" gebraucht. Mit Kap. I, 13 des Baierngesetzes berührt sich nämlich textlich Kap. 21/22, 1 des Alemannengesetzes. Dabei sind die textlichen Berührungen 2

H. Brunner, Ein verschollenes merowingisches Königsgesetz S. 392 ff. Baesecke, Die deutschen Worte der germanischen Gesetze S. 6 ff. Baesecke, Vorund Frühgeschichte des deutschen Schrifttums 2,1 S.61ff. — Vgl. auch K. Beyerle, Lex Baiuuariorum S. XXXIV über die fränkischen Ausdrücke des Kapitels. 4 Metz, Die hofrechtlichen Bestimmungen S. 188 Anm. 4 mit weiteren Belegen. 5 Vgl. jetzt auch Reindel, Neue Forschungen zur Lex Baiuuariorum S. 130 ff. • Heyne, Deutsche Hausaltertümer 1 S. 84.89; Schuchhardt, Art. „Kalk", Hoops Reallexikon d. germ. Altertumswiss. 3, S. 5 ff. 3

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

zwischen den beiden oberdeutschen Leges keineswegs auf diese hofrechtlichen Bestimmungen allein beschränkt, so daß tatsächlich mit einer gemeinsamen Ausgangsposition gerechnet werden muß. Die angeführte Stelle der Lex Alamannorum regelt nun die Leistungen der Knechte bei zum Teil wörtlicher Übereinstimmung mit dem Baierngesetz 7 . Hinsichtlich der kirchlichen Kolonen wird dagegen keine nähere Angabe gemacht, sondern auf die Pflichten der Kolonen der königlichen Grundherrschaft verwiesen. Da das Alemannengesetz über sie nichts aussagt, muß der Vermutung Beyerles, der Text trage von Haus aus fiskalischen Charakter, von vornherein größter Wert beigemessen werden. Das Kolonenstatut wäre dann — Beyerle folgend — erst nachträglich auf die kirchlichen Verhältnisse übertragen worden. Zur Begründung seiner Ansicht beruft sich Beyerle sodann auf die neustrische Praeceptio Chlotars II., in der derselbe die Kirchen für ihr Gebiet die zuvor fiskalischen Gefälle agrarium, pascuarium und Zehntpflicht erließ 8 . Das bedeutet selbstverständlich nicht, daß diese Gefälle aus der königlichen Grundherrschaft verschwunden wären. Die Betrachtung des Lorscher Reichsurbars belehrt eines Besseren. Am stärksten sind nämlich die Anklänge an den Niersteiner Abschnitt (Codex Laureshamensis 3672) 9 : Vergleicht einmal die Bestimmungen von Lex Baiuuariorum I, 13 mit denen des Lorscher Reichsurbars, so ergibt sich ein ziemlich übereinstimmendes Bild 10 : 1. Der Osterstufe der mansi ingenuales entspricht das agrarium. 2. Außerdem wird ein Weidegeld (pascuarium, census forasticus) entrichtet. 3. Hinzu kommen Abgaben an Hühnern, Eiern und Lein. 4. Die Acker- und Weinbaufronden sind in beiden Fällen bemessen. 5. Zu ihnen gesellen sich Bau- und Instandsetzungsarbeiten an Höfen und Zäunen, wie sie übrigens auch für den Hof Friemersheim 11 ausdrücklich genannt werden. Wichtig ist die Belieferung des Kalkofens mit Holz und Steinen. 6. Gemeinsam ist beiden Quellen auch die Verpflichtung zur Gestellung des Reitpferdes (paraveredus) und der damit verbundenen Kriegsdienste. 7 8 9 10

11

F. Beyerle, Die süddeutschen Leges und die merowingische Gesetzgebung S. 318 ff. MG. Capit. I S. 19 c. 11. Metz, a.a.O. S. 191; dort Gegenüberstellung der Texte. Allerdings kann ich die Interpretation von MG. D. Arn. 69 nicht wie a.a.O. S. 193 beibehalten, da es sich offensichtlich um einen Ertragszehnten von gewissen Königshöfen, also nicht um einen reinen Königszins handelt. Am Gesamtbild ändert sich dadurch jedoch nichts. Vgl. Abschnitt 1,7.

8. DAS KOLONENSTATUT DER LEX BAIUUARIORUM I, 13

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7. Audi für die Knechte gilt als gemeinsame Bestimmung die wöchentliche Dreitagesfron, während die in der Lorscher Quelle als Urbar bereits näher beschriebenen Abgaben in der Lex Baiuuariorum nur secundum possessionem suam umschrieben werden. Angaben über das Mägdewerk fehlen der Lex, sie sind aber in der alemannischen Paralelle vorhanden. Die übrigens auch rein textlichen Anklänge finden unschwer ihre Erklärung, wenn man beide Stücke als Werk des fränkischen Königtums ansieht. Die Urbare der Karolingerzeit enthalten zwar mehrfach ähnliche Bestimmungen; die nächste Verwandtschaft besteht aber zwischen den Niersteiner Angaben des Lorscher Reichsurbars und dem Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum. Gemeinsam waren beiden Stücken die Rechtsverhältnisse der abhängigen Bevölkerung als solche und die aus ihnen resultierenden hofrechtlichen Weisungen. Audi die Terminologie führt in dieser Richtung noch ein Stück weiter. Wichtig ist dabei die Bezeichnung judex für den Beamten, der die richtige Ablieferung der Gefälle gewährleisten soll. Bei der fränkischen Rechtssprache gerade des vorliegenden Textes wird man ohne Bedenken auch den Begriff des judex dieser zuweisen dürfen. Das Kolonenstatut sieht vor, daß der judex bestimmte Abgaben eintreiben soll, die von Haus aus fiskalischen Charakter aufweisen. Dazu paßt, daß der fränkische judex in merowingischen Quellen, aber auch im Capitulare de villis, im Capitulare Ambrosianum und nach dem Briefe der westfränkischen Bischöfe an Ludwig den Deutschen von 858 für die Erhebung fiskalischer Gefälle zuständig ist 12 . Dagegen hat der fränkische judex kein Recht, Gefälle aus den kirchlichen Immunitäten zu beziehen. In den Immunitätsurkunden wird der judiciaria potestas die Erhebung derselben ausdrücklich untersagt. In der Praxis dürfte der fränkische judex durchgehend königlicher Beamter gewesen sein, von einem kirchlichen ist nichts bekannt. Noch die Kapitularien Karls des Kahlen kennen den judex als Verwalter der königlichen Grundherrschaft 13 . Auch im Capitulare de villis fällt dem judex die Instandhaltung der Zäune zu, ebenso auch die Aufsicht über die Arbeiten beim Acker- und Weinbau, aber auch hier nur innerhalb der Krondomänen, nicht auf Kirchengut. Interessant sind vor allem die Parallelen zu dem erwähnten Brief von 858, in dem von den judices villarum regiarum die Rede ist. Sie sollen die königlichen Knechte nicht unterdrüdien (servos regios non opprimant), entsprechend dem, was Lex Baiuuariuorum I, 13 aussagt (tarnen iniuste neminem obpremas) gleichfalls in Bezug auf die Knechte. Sie 12

MG. Capit. I I S. 4 3 8 ff.

13

A b s c h n i t t II,

20.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

sollen keine unbemessenen angarias auferlegen, auch hier wieder in voller Entsprechung zum Kolonenstatut: angarias cum carra faciant usque 50lewas; amplius non minentur. Beiden Quellen offenbar gemeinsam ist die Bewirtschaftung und bauliche Beaufsichtigung der Domänen durch die judices; sie sind für die Gestellung der paraveredi zuständig. Einen judex als Verwalter von Kirchengütern kann man nirgends feststellen, und der judex im Königsdienste kann zwar fiskalische 'Gefälle wie agrarium, pascuarium und Zehnt erheben, aber nicht solche aus den kirchlichen Immunitäten. Hier ist seiner Wirksamkeit eine Grenze gezogen. Nach alledem kann kein Zweifel mehr daran bestehen, daß der judex des Kolonenstatuts derselbe ist wie der des Capitulare de villis, ein königlicher Domänenverwalter. Dazu paßt ausgezeichnet, daß er hier in Verbindung gebracht wird mit Bestimmungen, die in ähnlicher Form wieder in dem Briefe von 858 und dem Lorscher Reichsurbar begegnen. Diese sachliche Übereinstimmung berechtigt dazu, eine ziemlich weite Verbreitung der gemeinsamen Bestimmungen auf fränkischen Königshöfen, vor allem der Karolingerzeit, anzunehmen. Dabei wird man wohl von Brunners These eines merowingischen Erlasses für das Kolonenstatut — das bei ihm eine besondere Rolle spielte — Abschied nehmen müssen; in der Tat halten die meisten Forscher an einer späten Entstehung von Kap. I, 13 der Lex Baiuuariorum fest. Die weitere Frage, ob die hofrechtlichen Bestimmungen der Lex in den kirchlichen Grundherrschaf ten Bayerns! selbst Gültigkeit erlangen konnten, soll hier nicht mehr erörtert werden, da schon an anderer Stelle dazu Stellung genommen worden ist 14 . Lediglich der Hinweis sei wiederholt, daß sich recht gut Anklänge der Gesetzgebung in der Beschreibung des Hofes Staffelsee der Brevium Exempla wahrscheinlich machen lassen. Die Frage der Gültigkeit ursprünglich fränkischen Bestimmungen in Bayern ist für die Reichsgutforschung im Hinblick vor allem auch auf den im Capitulare de villis wiederkehrenden judex von Wichtigkeit15. Hier sei abschließend noch auf die Pariser Handschrift 4995 18 der Capitula per se scribenda Ludwigs des Frommen von 818/19 verwiesen, in der das Kolonenstatut in etwas abgewandelter Form aufgenommen worden ist. Boretius als Herausgeber nimmt an, daß es an dieser Stelle völlig fremd sei. Trotzdem glaube ich, daß ein Zusammenhang zwischen dem Inhalt des Kolonenstatus und des Capitulare besteht. In Abschnitt 2 desselben ist von der terra tributaria die Rede, unde tributum ad partem nostram exire solebat. Auch das Kolonenstatut spricht zunächst von den Kolonen, die tributa liefern müs14

15 16

Metz, KolonenstatutS. 196.

MG. Capit. I S. 252 Nr. 128, c. 8. MG. Capit. I S. 286 ff. Nr. 140.

9. D A S CAPITULARE D E VILLIS

77

sen. In Abschnitt 4 ist dann von der terra censali, in diesem Falle allerdings nicht nur der königlichen, sondern auch der kirchlichen Grundherrschaft die Rede, in Abschnitt 5 von Nonen und Zehnten. Sodann befassen sich noch Abschnitt 6 und 7 mit Königsgut. Dies alles läßt annehmen, daß das Kolonenstatut der Lex hier wohl nicht durch eine Schreiberlaune in die Handschrift gekommen ist, sondern durchaus im Zusammenhang mit den Beratungen bei der Anfertigung des Capitulare Ludwigs des Frommen gestanden haben kann 1 7 . Diese Möglichkeit fände eine Stütze in dem Vorhandensein zwar nicht mehr des verschollenen merowingischen oder wenigstens fränkischen Königsgesetzes, wohl aber der Lex Baiuuariorum am Hofe Ludwigs des Frommen. Das Kolonenstatut wäre also als Beispiel f ü r die Zinspflicht auf Königs- und Kirchengut herangezogen worden.

9 . D A S CAPITULARE DE VILLIS

Der Inbegriff des fränkischen Reichsgutes und seiner Verwaltung ist das Capitulare de villis geworden. Den großzügigen Reformwillen Karls des Großen, des allgewaltigen Herrschers, schien es nach der älteren Lehrmeinung zu verkörpern. Sie sah in dem Stück ein „Zeugnis glänzender Regierungskunst und Herrscherweisheit" 1 . Indessen verhielt sich schon Karl Gareis gegenüber dieser Ansicht zurückhaltend 2 , und vernichtend wirkte zunächst die Kritik von Dopsch: 3 Nur f ü r Aquitanien unter Ludwig dem Frommen (794/95) soll es danach bestimmt gewesen sein. Dopsch hat in diesem Punkte in Deutschland vielfach Zustimmung, vor allem im Auslande aber auch Ablehnung gefunden 4 . Der anfangs mit großer Heftigkeit geführte Streit um die Stellung und Bedeutung des Capitulare trat seit etwa 1921 mehr und mehr in den Hintergrund. Einige der in Betracht kommenden Aufsätze aus ausländischen Zeitschriften blieben in Deutschland fast unbekannt 5 , und die Dissertation 17 1

2 3 4

5

8

Vgl. auch Ganshof, Recherches S. 84 ff. Zusammenstellung bei Kötzschke, Karl der Große als Agrarpolitiker S. 182, Verhein Studien S. 317; zum Folgenden auch Metz, Das Problem des Capitulare de villis S. 96 ff. Gareis, Bemerkungen zu Karls d. Gr. Capitulare de Villis S. 207 ff., 238 ff. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 28 ff., 95 ff. Vgl. die Übersicht über die Forschungen im Anschluß an Dopsch Verhein, Studien I S. 318 ff. So etwa die Arbeit von Ernst Mayer, Der Ursprung des Capitulare de Villis. Metz, Karolingisdies Reichsgut

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

von Eisner, die Dopsch schon 1930 in wichtigen Punkten widerlegte, fand wenig Widerhall 6 . Trotzdem ist das Problem nicht n u r als solches so interessant, daß die geplante Neuausgabe des Capitulare de villis dringend erwünscht ist; sondern auch in methodischer Hinsicht erscheint es reizvoll. Nach der Arbeit von Verhein 7 wird von den Thesen von Dopsch kaum mehr etwas übrigbleiben. Wichtige Argumente f ü r denselben waren die Namen der Kulturpflanzen, die Bezeichnung des Domänenamtmannes als judex und die Centenen. Alles dies sollte nach der Ansicht von Dopsch nur f ü r Aquitanien zutreffen, während das Capitulare f ü r das fränkische Gesamtreich keine Bedeutung gehabt hätte. Die Kulturpflanzen weisen nämlich nach den Feststellungen Verheins keineswegs alle auf Aquitanien; die klimatischen Bedingungen hätten dort nämlich nur den Anbau eines Teiles von ihnen zugelassen 8 . Die Pflanzennamen kannte man aus antiken Quellen; man darf ihr Vorkommen mit den Bestrebungen der karolingischen Renaissance, vor allem auch Alkuins, in Verbindung bringen 9 . Auch die Centenen freier Siedler sind keineswegs eine westgotische Angelegenheit, sondern gerade der merowingischen Gesetzgebung eigentümlich 10 . Der judex als Bezeichnung f ü r den Domänenamtmann gehört der fränkischen Kanzlei- und Rechtssprache an 1 1 ; dasselbe gilt zweifellos von einer ganzen Reihe von Ausdrücken vulgärlateinischer oder frankoromanischer Prägung, die zeitweise sogar Kontroversen im Kreise der Romanisten hervorgerufen haben 1 2 . Zwar fehlt es noch an einer Arbeit über die Sprache der Kapitularien; indessen ermöglichen schon jetzt die Abhandlungen von Baesecke, auf denen auch Stach fußt, die Behauptung, daß das Capitulare de villis ebenso wie die übrigen Kapitularien „in der frankogallischen Mischsprache redigiert" war, „auf das man in der Kanzlei seit Generationen eingespielt war" 1 3 . Eine Rolle bei der Beweisführung, die gegen die ausschließliche Abfassung des Capitulare de villis f ü r Aquitanien spricht, spielen — wie bereits darge8

W. Eisner, Zur Entstehung des Capitulare de Villis, Diss. Kiel 1 9 2 9 ; dazu etwa Ganshof, Observatioms sur la localisation du Capitulare de Villis, Le MoyenAge 55 (1949) S. 205 und H. Eberhardt, Das Krongut im nördlichen Thüringen S. 36 ff. 7 Verhein, Studien I S. 374. 8 Ebenda S. 342 ff. » Vgl. Abschnitt 1,3. 10 Verhein, Studien I S. 359 ff. 11 12

13

Vgl. die Belege bei Metz, Kolonenstatut S. 192 ff. Vgl. die bei Verhein, Studien I S. 319 Anm. 23 und 24 zitierten Arbeiten von Winkler, v. Wartburg, Jud und Spitzer. W. Stach, Wort und Bedeutung im mittelalterlichen Latein S. 339 ff.

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9. DAS CAPITULARE DE VILLIS

legt — die Brevium Exempla. Die Beschreibung der im heutigen belgisch-französisdien Grenzgebiet um Lille und Tournai gelegenen Königshöfe im 3. Abschnitt derselben kann nach unseren Darlegungen nicht auf ein aquitanisches Vorbild zurückgehen14. Sie steht aber mit bestimmten Absätzen des Capitulare de villis in engem Zusammenhange. Bislang hat man davon Kenntnis genommen, daß die Beschreibung der mansioniles, darunter Gruson (c. 26. 27), die Aufzählung der Pflanzen (c. 29.37.38), die Erwähnung von Handwerkern und die Anführung der Maße sicut in palatio (c. 29) mit einzelnen Bestimmungen des Capitulare de villis (c. 19.70.45.9) korrespondieren. Vor allem Eisner hat sich mit dieser Frage befaßt, und Verhein hat die Abhängigkeit dadurch sehr wahrscheinlich, wenn nicht sicher erwiesen, daß er aus dem neque argentarlos, ferrarlos, neque ad venandum in c. 29 der Brevium Exempla auf eine Fehlmeldung schließt, die sich nur auf die Forderung eines Sollbestandes nach c. 45 des Capitulare de villis bezogen haben kann 15 . Über Verhein hinaus glaube ich aber, daß noch weitere Aussagen der Brevium Exempla — d. h. der Beschreibung der Königshöfe — unmittelbar auf das Capitulare de villis zurückgehen. Folgende Gegenüberstellung der Verzeichnung der Erträge und Vorräte ergibt diesen Sachverhalt: Capitulare de villis c. 30. Volumus unde servire debent ad opus nostrum ex omni conlaboratu eorum servitium faciant... 33. Post ista omnia segregata et seminata atque peracta, quicquid reliquum fuerit exinde de omni conlaboratu usque ad ver bum nostrum salvetur . . . 31. Ut hoc quod ad provendarios vel genitias dare debent simili modo unoquoque anno separare faciant . . . et nobis dicere sciant . . .

Brevium Exempla c. 25. De

conlaboratu:

Presenti anno fuerunt speltae cor bes CX: seminavit ex ipsis corbes LX, r eli qua repperimus

...

De molinis V: ... dedit (se. maior) prebendariis modios CCXXXX, reliqua repperimus . . .

Die Abschnitte 30, 31 und 33 (denen sich übrigens 32 organisch anfügt) des Capitulare de villis fordern also eine Trennung der jährlichen Erträge der einzelnen Gutshöfe, nach dem was die judices für ihr servitium benötigen, 14 15



Abschnitt 1,3. Eisner, S. 103 ff., Verhein, Studien I S. 378 ff.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

was sie den provendariis und den Arbeitshäusern der Frauen geben, was sie (c. 32) zur Saat brauchen und was übrig bleibt. Entsprechend wird bei den einzelnen Königshöfen der Brevium Exempla (c.25, vgl. c. 30.32.34) — offenbar von den inventarisierenden missi aufgeführt, wie groß die Erträge im vergangenen Jahre waren, wieviel für Zwecke der Saat und auch f ü r die prebendarlos abgezweigt wurde und was zum Zeitpunkt der 'Güterbeschreibung vorgefunden wurde. Audi die anschließenden Angaben über den Zins (de censu) an Butter, Wurst, Schinken, Käse folgen wieder dem nächsten Abschnitt des Capitulare de villis (c. 34). Wir glauben daher die Auffassung, daß das Capitulare de villis bei der Abfassung der Beschreibung der Königshöfe der Brevium Exempla vorgelegen haben muß und wahrscheinlich sogar von den inventarisierenden Königsboten in irgend einer Form mitgeführt wurde, noch unterstreichen zu dürfen. Von einer Beschränkung auf Aquitanien kann also schon insofern keine Rede sein. Schon Verhein hat richtig festgestellt, daß der Abschreiber die Verordnung sowohl im Incipit als auch im Explicit als Capitulare bezeichnet, womit die Einreihung unter die übrigen Kapitularien im Gegensatz zu der Ansicht von Dopsch durchaus gerechtfertigt ist 16 . Man darf aber noch etwas weiter gehen. Schon im Abschnitt über die Brevium Exempla konnte die Geschichte der Handschrift untersucht werden, und dabei ergab sich, daß eine Reihe ostfränkischer Rechtswörterglossen auf den Schluß Explicit capitulare dominicum folgte. Der offenbar in Fulda beheimatete Verfasser der Glossen hatte also das Capitulare in einer Form vor sich, die bereits das Explicit, aber sicher auch das Incipit capitulare de villis et curtis imperialibus enthielt. Denn ohne Zweifel wußte man in Fulda noch zur Zeit der Benutzung der Handschrift für Zwecke der eigenen Güterverwaltung unter Hrabanus Maurus 17 um deren ursprünglichen Sinn und Zweck als Verordnung über die — wenn auch zunächst königlichen, so doch damals jedenfalls — kaiserlichen Höfe. Die Überschrift erscheint mir daher sachlich vom Standpunkte des Fuldaer Abschreibers her gesehen in jeder Weise zutreffend, und ein nur auf Aquitanien bezügliches Capitulare hätte sicher ebenso wie die Constitutiones de Hispanis (mit der Inscriptio: Hoc est praeceptum quod fecit Ludovicus Imperator Hispanis qui ad se perfugeranl) irgendwie seinen regionalen Charakter bezeichnet. Das ist aber nicht der Fall 18 . 16 17 18

Verhein, Studien I S. 393. S. Abschnitt 1,4. Zu Nom. curta in Fulda s. Stengel, UB S. 627. MG. Capit. I Nr. 132.133.

9. DAS CAPITULARE DE VILLIS

81

Während die Frage der sachlichen Bedeutung des Capitulare de villis — eben als Capitulare — und des Wirkungsbereiches — der fränkischen Gesamtmonarchie — so durchaus als geklärt angesehen werden darf, ergeben sich hinsichtlich der Datierung gewisse Schwierigkeiten. Immer wieder hat die Forschung aus der Erwähnung der regina der Kapitel 16, 27, 47 und 58 gefolgert, daß „der Urheber der Verordnung ein verheirateter (fränkischer) König war", in dem man schon wegen der Überlieferung der Briefe Leos III. an Karl den Großen allgemein Karl erblickte. Pippin wäre kaum in Frage gekommen, und an Ludwig den Frommen hätte wegen des Kaisertitels niemand ernstlich gedacht19. Aber mußte die regina wirklich eine „Königin" sein, kam nicht auch eine Kaiserin dafür in Frage? Die Forschung hat allgemein zu wenig beachtet, daß beide Gattinnen Ludwigs des Frommen, Ermengard und Judith in den Urkunden auch unter der Bezeichnung regina vorkommen 20 . Auch die Briefe Leos III. können nicht als entscheidendes Argument f ü r Karl den Großen als Urheber des Capitulare de villis ins Gewicht fallen, da sie einer anderen Lage der Handschrift angehören; darauf hat Dopsch mit Recht hingewiesen21. So reicht die bisherige Beweisführung nicht ganz aus, das Capitulare de villis der Zeit Karls des Großen und nicht der Ludwigs des Frommen zuzuweisen. Trotzdem glaube ich mich dem Ergebnis Verheins, daß das Capitulare de villis noch auf die Zeit Karls des Großen zurückgeht, anschließen zu müssen, wenn auch mit einer etwas anderen Beweisführung. Zur Zeit des Überganges der Handschrift an das Kloster Fulda, also schon während der ersten Regierungsjahre Ludwigs des Frommen, muß das Capitulare offenbar am Kaiserhofe vorhanden gewesen sein. Die kurze Zeit seit dem Tode Karls wäre jedenfalls wesentlich weniger für die Ausfertigung eines so gründlichen Gesetzstückes geeignet gewesen als die lange Regierungszeit dieses Herrschers. Ein weiteres, vielleicht überhaupt das wichtigste Argument für die Zugehörigkeit zur Zeit Karls sind aber die inhaltlichen Anklänge des Capitulare Aquisgranense, das Ganshof jetzt auf etwa 802/03 dadiert hat 22 . Verhein veranschlagt diese Zusammenhänge zwar gering, da er die besonders wichtigen Anordnungen über die Rechnungslegung der judices vermißt oder nur unter dem einen Satz qui sciat rationem misso nostro reddere (sc. 19 20 21 22

Verhein, Studien I S. 323. Sickel 2 L 355.256. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 28 ff. Capit. I Nr. 77, Ganshof, Zur Datierung eines Aachener Kapitulars Karls des Großen passim.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

villicus) zusammengefaßt findet. Nun ist es aber gerade dieser Punkt, dessen Verwirklichung auf die größten Schwierigkeiten stoßen mußte, wenn er so, wie es das Capitulare de villis vorsah, durchgeführt werden sollte. Die Forschungen von Ganshof über die Kapitularien lassen es zumindest sehr wenig wahrscheinlich erscheinen, daß jeder einzelne judex Empfänger des Capitulare de villis gewesen sein soll oder dasselbe überhaupt hätte lesen können 23 . Dazu dürfte es entschieden an den erforderlichen Kenntnissen auf den Gebieten des Lesens und Schreibens und des Lateinischen gefehlt haben. Es ist auch, nicht anzunehmen, daß die judices selbst wirklich Rechnung ablegten wie es c. 55 des Capitulare de villis vorsah.- Die Aufzeichnung der Brevium Exempla, die gerade auch in diesem Punkte nach den vorangehenden Darlegungen sehr eng an die Anordnungen und den Wortlaut des Capitulare de villis anlehnten, lassen vielmehr erkennen, daß die Niederschrift selbst offenbar durch missi erfolgte, während von dem Amtmann (hier wohl als maior) in dritter Person die Rede ist 24 . Maßgeblich war also, daß der judex den missi Rechenschaft ablegte, damit sie ihre Güterbeschreibung durchführen konnten. Muster dafür, wie das zu geschehen hatte, gab es sicher genug, und es bedurfte im Rahmen eines mehr summarisch gefaßten Capitulare wohl nicht nochmals eingehender Vorschriften. Dagegen wiederholen sich in zum Teil verkürzter Form eine ganze Reihe anderer Anordnungen des Capitulare de villis im Capitulare Aquisgranense, darunter (c. 8) solche über die Wölfe (Capitulare de villis c. 69), über die spensa regis (64) 25 , das servitium des villicus (7), die Instandhaltung von Baulichkeiten (41), die Tierhaltung (23, ferner 17—19 und 38), die Fischteiche (21.65), die Forsthufen (10), den Weinbau (8), die Gärten (70), die Rodung (36) und die Frauenarbeit (43). Hinzu kommen noch Anordnungen über die Düngung, die im Capitulare de villis fehlt. Alle diese Weisungen sind im Gegensatz zu der Ausführlichkeit des Capitulare de villis kurz gefaßt (so vor allem c. 19). Entweder handelt es sich — wieder Ganshof folgend — bei dieser Kurzfassung um ein Konzept während der Verhandlungen über ein Capitulare oder um den Versuch, bestimmte bereits bekannte Anordnungen in einer Art „Gedächtnisstütze" bei den missi erneut inErinnerung zu bringen 26 . Die Überlieferung des Capitulare läßt nicht annehmen, daß es sich nur um ein Konzept gehandelt haben könnte; dagegen spricht wohl auch die ganze äußere Form 27 . Mithin nahm man also 23

Ganshof, Recherches S. 61 Anm. 253.

24

MG. Capit. I S. 2 5 4 Nr. 128 c 25; dazu Verhein, Studien I S. 380 ff. Gareis, Bemerkungen S. 2 3 0 ff. Ganshof, Recherches S. 50.81 ff. Ebenda S. 40 ff.

25 28 27

9. DAS CAPITULARE DE VILLIS

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wohl inAachen um 802/03 auf das bereits vorhandene Capitulare de villis bezugund suchte dessen Bestimmungen erneut einzuschärfen. Verhein glaubtdemgegenüber zwar geltend machen zu können, daß man sich ja statt der umständlichen Wiederholung einzelner Bestimmungen — und sei es auch, nur in Kurzform — ja zweckmäßiger auf das bereits vorhandene Capitulare habe berufen können. Der Praxis der karolingischen Verwaltung entsprach ein solches Vorgehen nicht. ImmerwiederwurdenBestimmungen anderer Kapitularien wiederholt, um erneut auf ihre Durchführung hinzuarbeiten; aber keineswegs immer verwies man bei diesen Wiederholungen auf das bereits bestehende ältere Stück. Im Falle der beiden in engstem Zusammenhange miteinander entstandenen Kapitularien Karls des Großen von 802, des Capitulare missorum generale und des Capitulare missorum speciale war das letztere nur ein Auszug aus dem ersteren, das selbst anscheinend in der Kanzlei verblieb; dabei wurden die einzelnen Abschnitte für die verschiedenen missatica28 sogar oft nur in knappster Form mit zwei oder drei Worten stichwortartig notiert 29 . Ich glaube daher durchaus an die Richtigkeit der These von Gareis, daß das Capitulare Aquisgranense einige Bestimmungen des Capitulare de villis auszugartig wiederholte 30 . Allerdings nicht erst um 813, wie Gareis wegen seines späten Zeitansatzes für das Capitulare de villis um 812 annahm, sondern bereits um 802/03. Stellt man sich unter dieser Voraussetzung eine der Gattinnen Karls des Großen unter der regina vor, so ergibt sich etwa folgendes Bild: Die letzte legitime Frau Karls starb 800, so daß der terminus ante quem nach Verhein beibehalten werden darf. Nicht zur Datierungsfrage kann man dagegen das Urbar von Staffelsee in den Brevium Exempla heranziehen 31 , da sich die Abhängigkeit derselben vom Capitulare de villis nicht auf es, sondern nur auf die Beschreibung der Königshöfe bezieht; für diese fehlt ein genauer Zeitansatz 32 . Trotzdem wird man an der Datierung des Capitulare de villis durch Verhein zu 800 oder kurz vorher festhalten dürfen, da gerade dieKurzform der Anordnungen von Aachen zu etwa 802/03 voraussetzt, daß die vorausgehenden ausführlichen Weisungen noch genügend bekannt waren, so daß sie nicht in wesentlich ausführlicherer Weise wiederholt werden mußten. Hinzu kommt noch eine weitere Feststellung: Das Capitulare de villis befand sich offenbar um 802/03 ebenso wie übrigens wohl auch noch vor seiner Weitergabe an Kloster Fulda zur Behebung der dortigen Mißstände unter Ludwig 28 29 30 51 32

W.A. Eckhardts. 514. Ganshof, Recherches S. 48. Gareis, Bemerkungen S. 225 ff. Wie Verhein, Studien I S. 384 ff. tut. Ebenda II S. 388.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

dem Frommen im kaiserlichen Archiv 33 . Das schließt selbstverständlich, nicht aus, daß sich weitere Exemplare im Umlauf befanden, so möglicherweise auf der Reichenau 34 . Die Abhängigkeit einzelner Bestimmungen des Aachener Capitulare von solchen des Capitulare de villis fällt auch gegen die Ansicht von Dopsch über dessen vermeintlich auf Aquitanien beschränkten Wirkungsbereich ins Gewicht. Ebenso wie bei der Beschreibung der Königshöfe im heutigen französisch-belgischen Grenzgebiete muß dasStüdt auch in Aachen vorgelegen haben. Dopsch glaubt zwar im Anschluß an eine Äußerung von Gareis 35 , daß auch das Capitulare Aquisgranense nur in Westfranken gegolten habe. Ausgangspunkt f ü r diese Ansicht bildet der Prolog, nach dem Karl der Große es ex lege Salica, Romana atque Gombata erlassen hatte. Schon Mayer-Homberg hat dieses „aus salischem, römischem und burgundischem Recht" so aufgefaßt, daß sich Karl hier nach den Prinzipien des salischen, römischen und burgundischen Rechts richtete, wobei die Versammelten in der Mehrzahl Salier waren 36 . Dabei war die Lex Salica das Reichsrecht, das vor allem auch auf den karolingischen Königshöfen — die hier von besonderem Interesse sind — galt 37 . Man darf damit die vermeintlich westfränkische Orientierung auch dieses Capitulare als hinfällig ansehen. Das Ergebnis bleibt wie schon bei Verhein, daß das Capitulare de villis als Erlaß Karls des Großen kurz vor 800 entstand und keinerlei räumlicher Beschränkung unterlag. Dabei handelt es sich zum Teil um die Abschaffung von Mißständen, die bezweckt werden soll, zum Teil aber auch um ein Programm. Dem zuerst genannten Zwecke sollten vor allem die Bestimmungen über die Landwirtschaft, insbesondere die Viehzucht, dienen. Gefordert wurden f ü r die einzelnen Krongüter alle möglichen Arten der Tierzucht, so die von Pferden, Rindern, Schweinen, Schafen und Ziegen 38 , sodann die Bienenund Geflügelzucht39. Hinzu kamen die Aufzucht von Hunden 4 0 und die Haltung von Fischteichen 41 . Ferner soll der Weinbau gepflegt werden, die Waldwirt33

Vgl. Abschnitt 1,4. Vgl. Abschnitt 1,3 und 4. 35 Gareis, Bemerkungen S. 225 nadi Boretius, Einleitung zu MG. Capit. I Nr. 77. 36 Mayer-Homberg S. 4 1 3 - 4 1 6 . 37 Stengel, Die fränkische Wurzel S. 52 ff. 38 MG. Capit. I Nr. 32, c. 23. 39 Ebenda c. 17 bis 19 und 38.40. 40 c. 58. " c. 21.

34

9. DAS CAPITULARE DE VILLIS

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Schaft gedeihen, Mühlen und Arbeitshäuser für die Frauen vorhanden sein 42 und f ü r genügend Vorräte verschiedenster Art gesorgt werden 43 . Mag man die Nichterfüllung dieser Bestimmungen allenfalls als Mißstand ansehen 44 , so kannmandas nicht, wennbeispielsweise nicht alle erwähnten Gartenpflanzen 45 angebaut wurden oder nicht alle Handwerker am Ort vorhanden waren 46 oder der judex keine doppelte oder dreifache Buchführung tätigte 47 . Die Pflanzen waren so ausgesucht, daß sie kaum alle an einem einzelnen Königshofe gezüchtet werden konnten 48 , die Handwerker wurden nicht minder nach Vorstellungen der Theorie als der Praxis aufgezählt 49 , und die judices hätten — auch wenn sie gewollt hätten — kaum die Befähigung aufgebracht, die man bei ihnen voraussetzen wollte. So war manches im Capitulare de villis mehr Programm oder — wie sich Verhein ausdrückt 50 — dazu bestimmt, daß „die Amtleute aus den ihrer Verwaltung anvertrauten Domänen so viel wie möglich herausholten." Worin bestand nun die Bedeutung des Capitulare de villis? Mit Recht erhebt Gareis gegenüber den Schriftstellern, die in ihm die hervorragendste Quelle für die Landwirtschaft der Karolingerzeit sehen wollten, den Einwand, daß unser Wissen um die Technik derselben gar nicht berührt wird 51 . „Wir erfahren aus dem Capitulare de villis Nichts über Brache und Fruchtwechsel, über Düngung (diese i s t . . . erst im Cap. Aquigr. von 813 angeordnet) und Getreidearten, Nichts über Sommer- oder Wintersaat, Nichts über Ackergeräthe, Nichts über Be- und Entwässerung usw.". Die Festlegung dieser Dinge geschah — soweit sie überhaupt schriftlich erfolgte — offenbar auf lokaler Ebene. So kann man etwa der Beschreibung des Königshofes Friemersheim mancherlei von dem entnehmen, was Gareis im Capitulare de villis vermißt 52 . Man erfährt darin von dreimaligen Diensten im Jahre, darunter 42 43 44

45 46 47 48 49

50 51 52

c. 8.18.22.31.36.43.48.49. c. 33 bis 35. Vgl. etwa die Bemerkung über das Fehlen der in c. 45 geforderten Handwerker in den Brevium Exempla MG. Capit. I S. 255 Nr. 128, c. 29. Capitulare de villis c. 70. Ebenda c. 45. c. 55. Verhein, Studien I S. 343. Auch hier liegt offenbar ein literarischer Einschlag vor; vgl. zu Capitulare de villis c. 45 Goetz, Codex Glossariorum 3 S. 306—309. Verhein, Studien I, S. 386. Gareis, Bemerkungen S. 241. Vgl. dazu! Abschnitt 1,7.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

der Sommer- und Wintersaat und der Brachlegung (gibrakon), von Ackern und Eggen (giekkian) und andere ähnliche Dinge 53 . Selbst wenn meine Vermutung, daß das Friemersheimer Urbar auf die Initiative des Königtums zurückgeht, nicht zutreffen sollte, spiegeln die Rechtsweisungen von Friemersheim die Zustände auf dem Königshofe wider. Kann man also Gareis' Auffassung, daß offenbar kein Bedürfnis vorhanden war, „die landwirtschaftlich technischen Angelegenheiten von oben herab zu regeln", beipflichten, so zeigen die Urbare, daß sie keineswegs „völlig dem Ermessen der Maier und anderer untergeordneter Organe überlassen" wurden! Das Vorhandensein von Urbaren im königlichen Archiv sicherte eine gewisse Aufsicht über diese Dinge, wenn auch nicht anzunehmen ist, daß das Königtum ernstlich daran dachte, im Bedarfsfalle mithilfe technischer Maßnahmen Verbesserungen anzustreben. Solche hätten sicher auch in der Karolingerzeit von Fall zu Fall eine bessere Versorgung des königlichen Hofhaltes gewährleistet. Im letzten Grunde kam es aber dem Königtum — wenigstens im Zuge der Abfassung des Capitulare de villis — weniger auf das Wie einer ausreichenden Sicherung der Versorgung als auf dieselbe als solche an. Gareis, dem auch Steinitz weitgehend folgt 54 stellt sich unter dem Ertrag der Krongüter das wichtigste materielle Machtmittel des karolingischen Königtums vor. Aber das Capitulare de villis suchte hier eine Sicherung durch das Verbot der Entfremdung der Produkte und Arbeitskräfte (so Kap. 1, 3, 12), durch Festlegung der Befugnisse des judex (Kap. 8) und Bestimmungen über die Buchführung und die Bereitstellung der Vorräte zu schaffen; es hat mithin zweifellos finanzielle Bedeutung im Sinne von Gareis. Daß die landwirtschaftliche Buchführung dann anders als in den Bestimmungen vorgesehen geschah, daß nidit der judex, sondern die missi dafür herangezogen wurden und daß die Urbare um 840 bereits weitgehend an den Typ der Polyptychen anlehnten und grundsätzlich kaum mehr in irgendeinem sachlichen Zusammenhange mit den Bestimmungen des Capitulare de villis standen, war eine Entwicklung, die zwar nach dem heutigen Wissen über die Quellen nicht durch irgendwelche Erlasse hervorgerufen wurde, die aber eine weitgehende Entlastung für die Anordnungen der Zentrale bedeutete; das wenigstens erschließbare Vorhandensein zahlreicher Reichsurbare ermöglichte für die Frage der Verwertung der Erträge der Königsgüter einen wesentlich besseren Überblick als man ihn zunächst vor der Zeit des Capitulare de villis erwarten sollte. So stellt dasselbe in dieser Hinsicht einen wichtigen Markstein auf dem Wege der weiteren Entwicklung wenigstens für einige Jahrzehnte dar. Was endlich die von Gareis sehr be58 64

Kötzschke, Urbare der Abtei Werden 1 S. 17. Steinitz S. 339 fi.

10. DIE ÜBRIGEN KAPITULARIEN

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tonte sozialpolitische Seite angeht, so glaube ich dabei weniger an eine großartige Tendenz, den unteren Klassen der Bevölkerung leichtere Daseinsbedingungen zu schaffen, als an ein zwangsläufiges Ineinandergreifen von Wohl der Hintersassen und Sicherung der Interessen des Königtums gegenüber den judices55. Audi hier hat die Inventarisierung (und die Aufzeichnung der Rechtsverhältnisse insbesondere) weitgehend zu einer Klärung der Verhältnisse beigetragen und die Pflichten der Hintersassen geregelt. Bereits das Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum I, 13 arbeitet ja in dieser Richtung vor. Letzthin erscheint es aber verfehlt, gerade beim Capitulare de villis von einer bedeutsamen sozialpolitischen Gesetzgebung zu sprechen, zumal ja auch die geistlichen Grundherrschaften die Rechtsverhältnisse der abhängigen Bevölkerung genau fixierten, wofür das Polyptychon Irminons von St. Germain des Prés ein Musterbeispiel abgibt. Andererseits kamen Übergriffe der judices, die etwa in dem Beschwerdesdireiben der westfränkischen Bischöfe an Ludwig den Deutschen von 858 gekennzeichnet werden, immer wieder vor 56 . So liegt die sozialpolitische Bedeutung des Capitulare de villis nicht so sehr in den — vielleicht sogar ziemlich rasch verhallenden — Weisungen zugunsten der abhängigen Leute begründet als in den wohl in Zusammenhang mit häufigen anderen Bemühungen angeordneten Urbaraufnahmen, zu denen wenigstens ein gewisser Anstoß gegeben wurde. Es ist gewiß kein Zufall, daß ein Capitulare Karls des Kahlen von 864 hinsichtlich der königlichen und kirchlichen Hintersassen auf die Polyptychen verweist, sie also als maßgebliche Festlegung der Rechtslage derselben voraussetzt, was das Capitulare de villis noch nicht tut. So wie die heutigen Quellenkenntnisse ersehen lassen, hat das Capitulare de villis am Anfang großzügiger und für das ganze frühe und hohe Mittelalter wegweisender Güterbeschreibungen gestanden und diese in größerem Zusammenhange mit angeregt.

1 0 . D I E ÜBRIGEN KAPITULARIEN

Außer dem Capitulare de villis befassen sich noch einige Abschnitte und Fragmente von Kapitularien mit Anordnungen über die Landwirtschaft. In zeitlicher Reihenfolge handelt es sich um das Aachener Capitulare von etwa 802/03 1 , den Eintrag im Reichenauer Bibliothekskatalog 821/22 über ein 65 86 1

So etwa Capitulare de villis c. 4. Capit. II. S. 438 ff. Nr. 297. Ebenda I Nr. 77.

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I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

Capitulare de nutriendis animalibus el laborandi cura in domestica agricultura2, ein 1898 von F. Patetta entdecktes Kapitularienfragment aus der Biblioteca Ambrosiana in Mailand 3 und um einige spätere Anordnungen, vor allem Karls des Kahlen. Von den beiden zuerst genannten Stücken war bereits die Rede. Das sogenannte Capitulare Ambrosianum ist nur in den Abschnitten 18 bis 23 erhalten; diese handeln von den freien Leuten auf königlichem Prekarienland und ihrem Zins, von der königlichen Schutzgewalt (?), von der Berichterstattung der Königsboten, von Bußgeldern (de leudis vel freda vel reliquis compositionibus), die die judices erheben, von einer Reihe anderer Einkünfte und endlich von der Tierhaltung und der Erhebung der 100. oder 50. Garbe durch die missi. Wenn man auch den Erwägungen von Karl Haff, dieselbe setze den Zehnten und damit das Capitulare de villis voraus 4 , nicht unbedingt folgen kann 5 , so läßt die verhältnismäßig späte Abfassung der erhaltenen Handschrift auch an einen Erlaß denken, der etwas später als das Capitulare de villis entstanden sein könnte. Eine Entscheidung dieser Frage ist jedoch im Hinblick auf den fragmentarischen Zustand des Stückes und auf die Art der Aufzeichnung nicht möglich. Bei den einzelnen Abschnitten handelt es sich nämlich nicht wie beim Capitulare de villis um .bestimmte Anordnungen, sondern eher — in einer gewissen Analogie zum Aachener Capitulare — um als Notizen gefaßte Gedächtnishilfen für die missi6, vielleicht auch nur um konzeptartige Aufzeichnungen während der Beratung. Beide würden nämlich ein anderes, größer angelegtes Capitulare voraussetzen, in dem beispielsweise näher ausgeführt worden wäre, was unter de leudis vel freda vel reliquis compositionibus quibus judices nostri recipiunt, quid ad nostrum opus inde perveniat, verstanden werden soll. Ganz ausgeschlossen ist es dabei nicht, daß das Capitulare de villis den Ausgangspunkt zu diesen Aufzeichnungen, die frühere Anordnungen in Erinnerung bringen sollten, bildete, das dann in einigen Punkten (Prekarien, ellimosina) noch ergänzt worden wäre. Allerdings lassen die wenigen erhaltenen Abschnitte auch diese Frage nicht eindeutig entscheiden; es kann sehr wohl auch ein anderes, verlorenes Stück als Ausgangspunkt gedient haben, das sich dann vielleicht seinerseits inhaltlich stärker mit dem Capitulare de villis berührt hätte. 2

Holder S. 75 Nr. 142.

3

F. Patetta, Frammento di un capitolare Franco nel códice A 2 2 0 Inf. della Biblioteca Ambrosiana S. 187 ff. Haff, Die königlichen Prekarien im Capitulare Ambrosianum S. 4 6 4 ff.

4 5 6

Metz, Zum Stand der Erforschung des karolingischen Reichsguts S. 29 ff. Vgl. oben zu Anm. I, 9, 26.

89

10. DIE ÜBRIGEN KAPITULARIEN

So wenig also die soeben angeführten Stücke inhaltlich Neues gegenüber dem Capitulare de villis aussagen, so wichtig sind sie allein durch ihr Vorhandensein. Sie zeigen eine unverkennbare und — im Zusammenhange mit der Handschrift des Capitulare de villis feststellbare — über weitere Teile des Frankenreiches ausgedehnte Bemühung unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen, sich auch in schriftlicher Form in die Güterverwaltung einzuschalten. Es ist gewiß kein Zufall, daß sich die Spuren dieser Gesetzgebung in Westfranken (Brevium Exempla), Aachen (Aachener Capitulare), Fulda (Handschrift) und Reichenau (Bibliothekskatalog) finden. Eine gewisse Fortsetzung in bescheidenstem Rahmen fand sie in Italien und vor allem im Westreiche Karls des Kahlen 7 . Allerdings ergeben sich dabei kaum irgendwelche neuen Gesichtspunkte. In der Regel war zugleich von kirchlichen und königlichen Besitzungen und Hintersassen die Rede. Das Edictum Pistense von 864 — neben der nur für die Zeit der Abwesenheit Karls in Italien vorgesehenen Capitulare von Quierzy von 877 das wichtigste Stück in der aufgezeigten Richtung 8 zeigt, wie sehr man sich in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts auf die Polyptychen stützte 9 . Man darf annehmen, daß das auch im Ostreich, das keine Kapitularien mehr schuf, der Fall war. Es ist gewiß kein Zufall, daß zu den Kreisen um Karl den Großen und Ludwig den Frommen auch Persönlichkeiten wie Irmino von St. Germain des Pres und Adalhard von Corbie gehörten, die ihrerseits zu den schöpferischsten Gestalten auf dem Gebiete der klösterlichen Wirtschaftsverwaltung zählten 10 ; auch die Verwaltungsmaßnahmen des Hrabanus Maurus für die Fuldaer Grundherrschaft fußen auf der Kenntnis der Brevium Exempla und des Capitulare de villis oder lehnten wenigstens daran an. Jahrhunderte hindurch blieben die Errungenschaften der Karolingerzeit in Fulda und Korvey — das hier an sein westfränkisches Mutterkloster anknüpfte 11 — maßgeblich. Man wird sich daher wohl heute wieder 7

Vgl. zu Italien Darmstädter, Das Reichsgut in der Lombardei und in Piémont S. 332 mit den dort angeführten Kapitularien Lothars und Ludwigs II. Zu Westfranken die folgenden Anm.

8

MG. Capit.II Nr. 2 7 3 c. 5.28.29.30.34. Ebenda Nr. 281 c. 2 0 . 2 6 . 2 8 . 3 1 . 3 2 . 3 3 .

9

Coloni . . . fiscales . . . sicut in polypticis continetur et ipsi carropera et manopera ex antiqua consitudine debent .. .

non

denegent,

10

Vgl. S. 26 und die Statuten Adalhards ed. Levillain, Le Moyen-Age 13 (1900) S. 333—386. Weitere Literatur bei Wattenbadi-Levison-Löwe 3 (1957) S. 316 ff.

11

Metz, Güterverzeichnisse S. 195 ff. Ich verzichte hier auf das Zins Verzeichnis des Königshofes Zürich, da seine Abfassung wohl kaum der Zentralverwaltung zuzuschreiben sein dürfte.

90

I. DIE ZENTRALVERWALTUNG DER KÖNIGSGÜTER

daran gewöhnen müssen, die Bedeutung der karolingischen Gesetzgebung f ü r die Krongüter in einem weit weniger düsteren Lichte zu erblicken als Dopsch. Mochten auch die Kapitularien allgemein — nicht nur auf dem wirtschaftlichen Sektor — nach einem verhältnismäßig sehr frühen Zeitraum ein Ende finden, die letzten Auswirkungen der Maßnahmen Karls des Großen und Ludwigs des Frommen hafteten zweifellos wesentlich länger, audi im Bereiche der kirchlichen Grundherrschaften und auch in Deutschland.

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE LOKALE VERWALTUNG

1 1 . D A S W E S E N DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. D A S ZINSGUT

Das Wort „Grundherr" ist wenigstens dem späten Mittelalter nicht ganz fremd 1 . Für die früheren Jahrhunderte ist man auf Rückschlüsse angewiesen. In den Glossen kommt fundus = Grund vor; dasselbe Wort wird im Werdener Urbar von Friemersheim für einen größeren ursprünglich königlichen Fronhof verwandt 2 . Dagegen bleibt die Übereinstimmung von moderner und mittelalterlicher Begriffswelt problematisch. Sowohl fro als auch hertuom beziehen sich in erster Linie auf die Herrschaft des Königs; fronehof ist der fiscus3. Audi dominus bezieht sidi weitgehend auf den König, und dominicus ist in der Rechtssprache der ahd. Lex Salica mit „königlich" gleichzusetzen4. Daß neben Grundherr auch andere Komposita wie Hausherr, Kirchherr, Muntherr, Landherr, Lehnsherr erst den hoch- und spätmittelalterlichen Glossen angehören, kann zwar mit der Überlieferung zusammenhängen, ebensogut aber sachlich mit einer auch sonst in den Quellen erkennbaren Verschiebung des Wesens der „Herrschaft" im Laufe des Mittelalters 5 . Audi die „Grundherrschaft" muß daher Konstruktion bleiben. So rechtfertigt es sich vielleicht, wenn man überhaupt zu einer Deutung des Begriffes „Grundherrschaft" für das frühe Mittelalter gelangen will, den Weg noch einmal zu verfolgen, den die 1

2 3

4 5

Grimm, Deutsches Wörterbuch, Art „Grundherr" Bd. 4,1 (6) Sp. 825 ff., 0 . Stolz, Rechtsgeschichte des Bauernstandes und der Landwirtschaften in Tirol und Vorarlberg (1949) S. 45 ff. Den Hinweis auf die spätmittelalterliche Problematik verdanke ich Herrn Prof. Dr. 0 . Herding, Münster, der darüber gearbeitet hat. Kötzschke, Urbare der Abtei Werden S. 15 ff. Steinmeyer 3,2, 42 (2, 116, 58). Schlesinger, Entstehung der Landesherrschaft S. 113 ff. Derselbe, Herrschaft und Gefolgschaft S. 227 ff. (137 ff.). Braune, Althochdeutsches Lesebuch Nr. XVIII. Schlesinger, Herrschaft und Gefolgschaft a.a.O. und zuletzt K. Schmid, Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht.

92

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHEERSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Forschung im 19. Jahrhundert bei der Prägung des Wortes nahm. Dabei ergibt sich dann, daß die Vorstellung etwa v. Inama-Sterneggs oder Karl Lamprechts irgendwie von den Quellen der Karolingerzeit, vor allem dem Capitulare de villis und den großen Urbaren — darunter etwa dem Polyptychon Irminons von St. Germain-des^Prés—ausging oder von ihnen beeinflußt wurde 6 . Was hier beschrieben wird, oder wofür die Anweisungen gelten, ist eine größere Anzahl von Fronhofsverbänden mit davon abhängigen Ländereien sowie den darauf sitzenden Leuten und deren Belastung; Rechtsstellung der abhängigen Ländereien und Rechtsgrund der Abhängigkeit spielen dabei zunächst wenigstens keine Rolle. Auch die ma. Vorstellung, daß der „Fronhof" wohl zunächst Königshof war, soll hier vorerst nicht berücksichtigt werden. Wie läßt sich nun die königliche „Grundherrschaft" in den Quellen von der Masse der übrigen königlichen Besitzungen unterscheiden? Die Trennung dürfte im einzelnen Falle nicht immer ganz leicht, zuweilen sogar unmöglich sein. Dopsch hatte zur königlichen Grundherrschaft die Lehen, die Zinsgüter und die Regiegüter gerechnet7; aber gerade die Lehen nehmen eine Sonderstellung ein, während Zinsgut und Regiegut in gleicher Weise zum Unterhalt dei königlichen Hofhaltung beitragen. So hat dann J. W. Thompson zwischen den villae nostrae for the benefit of the king — also der „Grundherrschaft" —, den villae vasallorum — also den Lehen und den lands for the direct support of the count — dem gräflichen Amtsgut, unterschieden 8 . Diese Einteilung läßt sich zweifellos noch in Einzelheiten ergänzen, zumal es nicht nur gräfliches, sondern auch anderes Amtsgut gab, solches, das etwa den Domänenverwaltern, dem Türhüter, Seneschalk, Mundschenk und anderen Bediensteten des Königs zukam; zudem nahm das neugewonnene Land im eremus eine besondere Stellung ein, die sich kaum mit einer der drei Gruppen Thompsons in Einklang bringen ließe. Aber schon vor Thompson hat Henri Pirenne in einem Aufsatz, in dem er den Standpunkt F Lots gegenüber Dopsch unterstrich, auf dieselbe Einteilung der Königsgüter hingewiesen, und zwar auf Grund der Terminologie der zeitgenössischen Quellen9. Pirenne stützt sich dabei insbesondere auf eine Urkunde Ludwigs des Frommen für Bischof Wendelmar von 6

Inama, Deutsche Wirtschaftsgeschichte l 2 S. 385 ff. 4 0 4 ff. — Lamprecht, Deutsches Wirtschaftsleben 1,2 S. 702 ff.

7

Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 190 ff. 192. J. W. Thompson, The dissolution of the Carolingian fisc S. 17.

6 9

Pirenne, Le fisc royal de Tournai S. 642 ff.

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

93

Tournai aus dem Jahre 817 10 . Darin erhält das Domstift dreierlei Besitz aus Königsgut: 1. de -proprio fisco nostro, 2. de fisco nostro quem Weremfridus in beneficium habet und 3. de fisco nostro quem Hruocufus comes in ministerium habet. Auch hier also die Unterscheidung zwischen dem „grundherrlich" genutzten Land, dessen Nutzung dem König selbst zustand, den Lehen und dem Amtsgut. Ähnliche Angaben lassen sich dem churrätischen Urbar entnehmen. Zwar kommt man mit der 'Bezeichnung curtis dominica nicht weiter, da die so benannten Höfe meistens verlehnt sind. Dagegen hebt sich neben der Masse der königlichen Lehen ein Besitz im Tal Lugnez ab; es handelt sich um Mansen, qui Semper in dominico fuerunt et vocantur coloni und die im Gegensatz zu den — offenbar militärischen Gesichtspunkten dienenden — Lehen mit einem Zins belastet sind; 5 andere Mansen qui vocantur villici stehen offenbar dem mit der Aufsicht über die übrigen Mansen betrauten villicus zur Verfügung 11 . Audi in derSchlußabrechnung heißt es bei der Aufzählung der—imEinzelnen nicht mehr immer feststellbaren — Königszinse: Poterint ergo in dominico extra his quae in beneficium data sunt libras LX venire; auch hier handelt es sich also um Zinsgüter. Ein Teil der Zinse wird dem Schultheißen oder dem camerarius zugesprochen; hier handelt es sich um eine Amtsausstattung; aus den zufällig erhaltenen Traditionen an den Schultheißen Folkwin in Rankweil geht hervor, wie das ihm aus dem Anteil am Königszins zufließende Eisen dazu dient, eine kleine Grundherrschaft zu schaffen12. Inwieweit eine Berechtigung dazu besteht, die Gesamtheit der im churrätischen Urbar aufgezählten Königszinse als grundherrlich zu bezeichnen, muß an anderer Stelle erörtert werden. Hier kommt es zunächst darauf an, daran festzuhalten, daß dem (im Urbar anscheinend nur zum Teil verzeichneten) Amtsgut die Lehen und eine — wenn auch nur wenig ausgedehnte — Grundherrschaft gegenübergestellt werden. Die zahlreichen Eigenkirchen des Urbars zählen meist als Lehen 13 ; nichts ist ausgesagt über das Rechtsverhältnis des königlichen Eigenklosters in Pfäfers, das ebenfalls mit seinen Besitzungen im Urbar inventarisiert wird. Nicht so klar sind die Einteilungsprinzipien für das Königsgut anläßlich der 10 11 12 13

Bouquet 6 S. 509 = BM2 658. Bündner UB 1 Anh. S. 392. Vgl. ausführlicher Metz, Zur Stellung und Bedeutung des karolingischen Reichsurbars aus Churrätien S. 204 ff. Stutz, Karls des Großen divisio S. 145 ff.

9 Metz, Karolingisdhes Reichsgut

94

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Reichsteilungen14. Die Annales Bertiniani, auf die man sich hierbei in erster Linie beziehen kann und die durch die enge Verbindung zum westfränkischen Königshofe als eine Art offiziöser Aufzeichnung herangezogen werden dürfen, unterscheiden bei der Reichsteilung von 837 zwischen omnes videlicet episcopatus, abbatias, comitatus, fiscos et omnia intra predictos fines consistentia15. Entsprechend drückt sich Nithard aus, wenn er von der Beschreibung von omnes videlicet episcopatus, abbatias, comitatus, fisca bei dem Teilungsvorschlag von 842 spricht 16 . Diesen beiden Berichten zufolge fehlt also eine ähnliche Unterscheidung wie der Urkunde für Tournai von 817. Klarer drückt sich die vielzitierte Stelle der Anweisung Karls des Großen zur Reichsbeschreibung im Capitulare de iustitiis faciendis von 811—813 c. 7 aus, in der es heißt: Ut non solum beneficia episcoporum, abbatum, abbatissarum atque comitum sive vassallorum nostrorum sed etiam nostri fisci describantur17 hier stehen sich also ganz eindeutig wieder Lehen der Grafen und nicht verlehnte fisci gegenüber. Zu diesen darf man auch die in der Ordinatio imperii von 817 Ludwig dem Deutschen neben Kärnten, Baiern und Böhmen zugesprochenen villas dominicales ad suum servitium in pago Nortgao Luttraof et Ingoldesstat, also Lauterhofen und Ingolstadt, rechnen; beide Königshöfe werden schon in der Divisio regnorum von 806 als ehemaliges Lehen Tassilos erwähnt 18 . Vermutlich handelt es sich sodann bei dem districtum Aquense, das der Vertrag von Meerssen (870) neben der Abtei de Aquis nennt, um das ministerium des actor im Capitulare de disciplina palatii Aquisgranense Ludwigs des Frommen 19 . Mehr läßt sich dem Vertragstext nicht entnehmen, da weitere fisci (außer dem von Maastricht?) nicht aufgezählt werden. Als Quellen für die königliche Grundherrschaft kommen sodann vor allem das Capitulare de villis und das Lorscher Reichsurbar in Frage; ergänzend darf aber bedenkenlos auch die Beschreibung des Königshofes Friemersheim am Niederrhein herangezogen werden, die in ihrer völlig von den übrigen Werdener Aufzeichnungen abweichenden Eigenart entweder überhaupt auf ein Reichsurbar zurückgeht oder aber Rechtsweisungen der hofhörigen Bevölkerung aus der Zeit der Niederschrift wiedergibt; auch diese würden sicher 11

15

Clavadetscher, Das churrätische Reichsgutsurbar S. 2 2 ff. Ganshof, Vertrag von Verdun S. 322 Anm. 26. Annales Bertiniani rec. G. Waitz S. 14 ff., rec. Rau S. 34 ff.

16

Nithard IV,3 rec. E. Müller S. 44 ff., rec. Rau S. 452 ff.

17

MG. Capit. Nr. 80 c. 5 - 7 . Ebenda Nr. 136 c. 2.

18 19

Ebenda Nr. 146

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

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in die Zeit vor der Schenkung durch Karl III. (also wohl 882/885) zurückgreifen 20 . Im Capitulare de villis sind die villae (oder fisci) nostrae, die zum scrvitium des Königs bestimmt sind, Gegenstand der Anweisungen. Sie gehören zum ministerium des judex; die abhängigen Leute werden als familia zusammengefaßt; daneben gehören aber auch Franci oder liberi homines dazu. Dem judex unterstehen maiores. Betrieben werden im Rahmen der königlichen Grundherrschaft Ackerbau, Viehzucht, Waldwirtschaft (mit Zeidlerei) und Fischzucht; auch die verschiedensten Gewerbe sieht das Capitulare de villis vor 21 . Klarer vielleicht als dasselbe gibt das Lorscher Reichsurbar in manchen Punkten den Aufbau der königlichen Grundherrschaft wieder: Zu den einzelnen Königshöfen (sie werden in anderen Quellen als fisci oder villae bezeichnet) gehören zunächst A. das Salland (als Länderei ad dominicos usus bezeichnet), mit nach Joch bemessenen Äckern und nach Fudern (carrada) bemessenen Wiesen, sodann B. Hufen (hubq, mansi) verschiedener Qualität. 1. Auf den mansi ingenuales (hubq ingenuales) lasten Abgaben und Akkerdienste, daneben aber auch Boten- und Kriegsdienste (darunter die Gestellung von Pferden, paraveredus); Der Zins wird auch als Osterstufe bezeichnet. Neben den mansi ingenuales stehen 2. die mansi (hubq) serviles; auch auf ihnen ruhen Abgaben und Leistungen; zu letzteren gehört das Mägdewerk. Eine Sonderstellung endlich nehmen die Forsthufen (hubq forestariorum), die im Urbar ohne Belastung erscheinen, sowie Forstzinse ein 22 . Als Urbar unterscheidet sich das Lorscher Reichsurbar in seiner Anlage nicht gerade nennenswert von den anderen Urbaren großer Grundherrschaften, etwa dem Prümer Urbar von 893 oder dem Polyptychon Irminonis 23 . Gemeinsames Merkmal ist immer wieder vor allem das Nebeneinander von Salland (mansus indominicatus) und Hufen verschiedener Rechtsqualität mit verschiedenen Arten der Belastung. Man darf mithin das Lorscher Reichsurbar als mustergültiges Beispiel eines Urbars der königlichen „Grundherrschaft" heranziehen, obwohl es erst lange nach der Prägung dieses Begriffes von Karl Glöckner entdeckt wurde 24 . 20

Vgl. zur Datierung Abschnitt I, 7. MG. Capit. Nr. 32; vgl. jetzt auch Latouche S. 213 ff. 22 Vgl. Abschnitt I, 5. 23 Beyer I S. 142 Nr. 135. 2 * Glöckner, Urbar S. 381 ff.

21

9'

96

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Die Beschreibung des Hofes Friemersheim bei Krefeld am Niederrhein zählt ebenfalls neben dem (allerdings erst von einer späteren Hand ergänzten) Sallande (seliland) dreißig Hufen (mansi) in Friemersheim selbst und fast hundert Hufen an benachbarten Orten auf; die Rechtsqualität der Hufen wird nicht unterschieden; jedoch werden am Schluß der Aufzählung der Pflichten der Hintersassen des Nebenhofes Hochemmerich neben den Hufen noch mancipia genannt. Die Friemersheimer Beschreibung nennt die Lasten in sehr ausführlicher Form, und zwar auf die einzelnen Hufen verteilt. Neben Abgaben in Geld und Naturalien werden Dienstleistungen verschiedener Art angeführt; dazu gehört die Feldbestellung im Herbst und im Frühling; ferner sind Hilfsdienste bei der Heuernte, Einsammeln und Zubereiten von Lein, Gartenarbeiten, Schweinemast, Instandsetzung des Hofzaunes und der Baulichkeiten, Braudienste und Brotbacken neben anderen Leistungen namhaft zu machen. Hier zeichnet sich ein königlicher Wirtschaftsbetrieb ab, der den Bestimmungen des Capitulare de villis nicht allzu ferngestanden haben dürfte. Den beiden Beispielen aus Deutschland sei noch das Urbar des Königshofes Limonta am Comer See zur Seite gestellt 25 . Auch in ihm steht eine mansio parva dominicaia mit Kapelle daselbst (intra cortem) an der Spitze; außerdem gehören dazu 5 manentes, die auf der terra dominica angesetzt sind und verschiedene Abgaben an Getreide, Vieh, Eiern und Geld zu leisten haben; sie werden anschließend als servi bezeichnet, die ein unbebautes Landstück (terra absens) zu bebauen haben. Außerdem werden noch 2 Aldien genannt (aldiones) mit der Verpflichtung zu Kriegsdiensten und zu einem Geldzins. Endlich liefern Olivpflanzungen 60 Pfund Öl. Auch dieses Stück erscheint mii trotz der Besonderheit der italienischen Verhältnisse kennzeichnend für die königliche Grundherrschaft mit Herrenhof und abhängigen Leuten und Ländereien. G. Caro hat die Kämpfe der abhängigen Aldien um ihre Halbfreiheit nach der Vergabung an St. Ambrogio an Hand eines für die Wirtschaftsgeschichte des frühen Mittelalters wohl einzigartig dastehenden Quellenmaterials dargestellt; es genügt hier, auf die Besiegelung des Schicksals der Standesminderung, wie sie 957 endgültig festgelegt wurde, hinzuweisen26. Das Nebeneinander von mansus indominicatus, mansi ingenuiles und mansi serviles begegnet vor allem in westfränkischen Königsurkunden; so gehören beispielsweise zum Königshof Barisis-en-Laonnais 867 der mansus dominicatus mit 4 bunuaria Weinbergen, 27 bunuaria Ackerland, einem bu25 28

Vgl. Absdinitt I, 7. G. Caro, Neue Beiträge S. 104 ff.

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

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zehn mansi ingenuiles und vier mansi serviles; außerdem kommen dieselben Besitzeinheiten noch an verschiedenen Orten mit Nebenhöfen vor 27 ; dem ganzen Komplex hatte jedenfalls unter Ludwig dem Frommen ein major vorgestanden, sodaß sich ein ähnliches System der Haupt- und Nebenhöfe wie in den Brevium Exempla erkennen läßt 28 . Hier zunächst noch zwei weitere westfränkische Beispiele aus Königsurkunden: die villa Floriacus (Fleury-laRiviere) in der Grafschaft Reims besteht ebenfalls aus mansus indominicatus mit Baulichkeiten und Gärten (cum. corte et structura, viridario et orto) Weinbergen, Wiesen und Ländereien, sowie je 7 mansi ingenuiles und serviles am Ort und weiteren an anderen Orten 29 ; ihr zur Seite steht die villa Ponthion, die Pfalz Pippins und Karls des Großen, in einer Urkunde Karls des Einfältigen von 917 für die Pfalzkapelle in Compiegne. Zur villa Ponthiongehören nach derBeschreibung der mansus indominicatus mitbebautem Land (culturae), Wiesen und Weinberg, 20% mansi ingenuiles und 7V2 mänsi serviles30. Es wäre reizvoll, einmal die Frage des Vorkommens des mansus ingenualis in verschiedenen Gegenden, aber auch in verschiedenen Grundherrschaften zu verfolgen und sie mit anderen Gegebenheiten, wie etwa der Ausbreitung des Merowingerreichs oder dem Limes in Zusammenhang zu bringen. Der mansus ingenualis tritt nämlich allem Anschein nach in Ostfranken, Thüringen und Sachsen zurück, und vermutlich steht an seiner Stelle in diesen Landschaften die Hufe (hoba) neben dem mansus. Eine solche Nebeneinanderstellung grundherrlichen Hufen des weiteren und Mansen des engeren Verbandes hat zuerst F. Lütge nach dem Hersfelder Breviarium Sei Lulli mit ziemlicher Sicherheit nachgewiesen, und neuere Arbeiten, vor allem für die Reichsabtei Fulda, haben diesen Befund bestätigt 31 ; in Fulda entspricht der Mansus offenbar der familia. Anscheinend hat sich auch die königliche Kanzlei das Nebeneinander von Hufe und Manse verschiedener rechtlicher oder wirtschaftlicher Stellung im 27 28 29 30

Sl

Tessier II Nr. 303. MG. Capit. I Nr. 128. Über die Zugehörigkeit zur königlichen Grundherrschaft s. Abschnitt I, 9. Tessier II Nr. 299; zu Barisis vgl. Steinitz S. 510 ff. Lauer S. 207 Nr. XCI; allerdings wurde nicht der gesamte Königshof Ponthion verschenkt: Flodoard, Annales zu 952 vgl. Dhondt, Etudes sur la naissance des principautés S. 67. Lütge, Hufe und Mansus S. 105 ff. — Metz, Bemerkungen zum karolingischen Güterverzeichnis des Klosters zu Fulda S. 97 ff.

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II. DIE KÖNIGLICHE G R U N D H E R R S C H A F T U N D IHRE

VERWALTUNG

Rahmen der königlichen Grundherrschaft zu eigen gemacht32; man könnte darauf aus der Urkunde König Arnolds für die Frau Friderun schließen, in der er derselben 891 einen Hof (curtilis) mit 14 Hufen und 20 Mansen in Rügshofen im Volkfeld (in Ostfranken) schenkt33. Andererseits ist das Nebeneinander von mansus ingenuilis und servilis in Westfranken keineswegs eine Besonderheit der königlichen Grundherrschaft; auch die großen geistlichen Grundherrschaften kennen sie, so beispielsweise die von St. Germain des Prés 34 , aber anscheinend auch kleinere weltliche Grundherren; darauf hat kürzlich F. L. Ganshof aufmerksam gemacht35. In Bayern wird das Nebeneinander im Urbar des Hofes Staffelsee in den Brevium Exempla bekannt 36 . Die Forschung ist geneigt, im Anschluß an Feststellungen von Ch. E. Perrin in Lothringen die mansi ingenuiles mit den mansi fiscales zu identifizieren und so auf ehemaliges Königsgut zurückzuführen 37 . Die Verhältnisse in der Grundherrschaft von St. Germain zeigen ähnlich wie das Lorscher Reichsurbar eine besonders starke Belastung der mansi inguiles mit Diensten und Leistungen, die schon Guérard mit Recht der öffentlich-rechtlichen Sphäre römischer Institutionen zugewiesen hat. Die Lage von St. Germain in unmittelbarer Nähe der großen, schon in der Merowingerzeit vorhandenen Fisci wie Compiègne und Soissons läßt den Gedanken eines Überganges alten Königsgutes an das Kloster durchaus naheliegend erscheinen38. Allerdings ergibt sich als Gegenfrage, warum das reich mit karolingischem Königsgut versehene Kloster Prüm in seinem Register von 893 nicht noch öfter mansi ingenuiles verzeichnet, also etwa auch auf den aus Königsgut stammenden Villen von Awans oder Neckerau. Als in einer Art gelehrter Erörterung zählt Cäsarius von Heisterbach in seinem Kommentar das Nebeneinander der Mansen auf, wobei er von den mansi ingenuales vermerkt, daß sie in den Ardennen liegen und jede von ihnen mit einer Größe von 140 Tagewerken (iurnales terre) vulgariter kunihkgeshuue genannt wird 39 . 32

83 84 35 86 37

ss

59

Breviarium Sei Lulli bei Weirich, Hersfelder Urkundenbueh Nr. 38. Fulda: Dronke, Traditiones c. 44. MG. D. Arn. 39. Dazu Th. Mayer, Die Königsfreien und der Staat S. 49. Ganshof, La Belgique Carolingienne S. 9 9 ; ders., Manorial Organization S. 58. MG. Capit. I Nr. 128. Perrin, Essai sur la fortune immobilière de 1 abbaye absacienne de Marmoutier S. 50. Th. Mayer a.a.O. S. 4 2 ff. Auch die Bischöfe von Le Mans haben Hintersassen (famulos) mit germanischen Namen; vgl. für das 7. Jh. Latouche S. 82 ff. Vgl. auch die Kritik von P. Liver in: ZRG. Germ. Abt. 76 (1959) S. 3 6 7 ff. Beyer I S. 166 Nr. 135.

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

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Im Polyptychon von St. Germain ist der mansus ingenuilis nun aber keineswegs immer gleichmäßig mit einem zu Abgaben und Leistungen verpflichteten Freien (Uber homo) besetzt; es gibt Liten und Kolonen auf denselben; vor allem aber fällt auf, daß auch die zu Lehen ausgetanen Mansen hier im Regelfalle mansi ingenuiles sind, womit sie aus der eigentlich „grundherrlichen" Sphäre ausscheiden 40 . Trotzdem oder — besser gesagt — ungeachtet dieser Tatsache darf auch f ü r sie mit gewissen Leistungen, vor allem f ü r den Kriegsdienst, gerechnet werden. Aber auch sonst geht die Gleichung mansus ingenualis = Hufe der mit Königszins belasteten Freien kaum immer auf. Ein census wird dem König nach dem Lorscher Reichsurbar ausdrücklich auch von den dortigen mansi serviles entrichtet 41 , und Leistungen, die in der römisch-rechtlichen Welt zunächst öffentlich waren, Lasten — wie der paraveredus — liegen auch auf Hufen der Liten, so im Rahmen der Grundherrschaft des Klosters Lorsch 42 . Alle diese Unterschiedlichkeiten der Rechtsverhältnisse der Hufen erinnern bereits sehr an die Verhältnisse, die Otto Brunner f ü r die Herrschaft des späten Mittelalters nachweisen konnte 43 . Sie zeigen zugleich, daß es schwierig, wenn nicht einfach sachlich unmöglich ist, bestimmte Erscheinungen wie den Königszins auf einen bestimmten Nenner zu bringen. Homberg hat im Gegensatz zu Schlesinger und Dannenbauer versucht, jede grundherrliche Ableitung des Königszinses in Abrede zu stellen und eine muntrechtliche Herkunft im Sinne von Waas anzunehmen 44 . E r erkennt dabei richtig die nicht rein grundherrliche Bindung mancher „Königsfreier", die auch in der lehnrechtlichen Stellung etwa zahlreicher mansi ingenuiles von St. Germain des Prés ihre Parallele hat. Er übersieht aber völlig, daß der Begriff der Grundherrschaft ja nicht der frühmittelalterlichen Ausdrucksweise entstammt, sondern eine jüngere Terminologie ist. Grundherrlich ist der Königszins in diesem Sinne bestimmt, wenn er etwa im Capitulare Ambrosianum umschrieben wird: de liberis hominibus qui res nostraß per precariam possident et censa redebent15. E r ist es auch im Lorscher Reichsurbar, wo die mansi ingenuales, die die Osterstufe entrichten, regelmäßig nach den Salländereien u n d vor den mansi serviles aufgeführt werden. Aber auch eine Reihe der aus dem alemannischen 40

41 42 43 44 45

Vgl. etwa Polyptychon des Irminon Kap. XV, 92 ff; XVI, 9 0 - 9 2 ; XVIII, 48; XXI, 93; Fragment II, 1. Glöckner, Codex Laureshamensis Nr. 3673. Dannenbauer, Paraveredus — Pferd S. 59. 0 . Brunner, Land und Herrschaft 4 S. 240 ff. 327 ff. Waas, Herrschaft und Staat im deutschen Frühmittelalter S. 78 ff. c. XVIII.

100

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Stammesgebiete stammenden Nachrichten gehören nach den Vorstellungen über die Grundherrschaft, die hier zugrundegelegt worden ist, dieser Sphäre an, so beispielsweise der Zins freier Männer, der ex eisdem hobis (derselben) annualis ad 'publicum persolvebaturw. Ebenso der, den duo liberi homines pro eo quod super terram fisci martere noscuntur. . . persolvant41: Hierher darf man auch den censum de subterscriptis mansis illud quod partibus comitum exire solebat, salva tarnen functione tarn ex censum quam ex tributum vel alia qualibet re partibus palatii nostri exire debent redinen, wobei der gräfliche Anteil als Amtsausstattung angesehen werden kann48. Auch das Capitulare per se scribenda von 818—19 nennt die terra tributaria . . . unde tributum ad partem nostram exire solebant49. Homberg beruft sich auf eine St. Galler Urkunde von 901, nach der die bisherigen Königszinser künftig sub tutela ipsius monasterii stehen sollen50; er folgert daraus, daß das Rechtsverhältnis zum König munt- und nicht grundherrlicher Art war51. Dazu wäre nochmals zu betonen, daß die „Grundherrschaft", wie sie in den Urbaren inErscheinung tritt, eine Bildung vorzugsweise wirtschaftlicher und sozialer Prägung ist und daß die Anwendung des Begriffes daher vorzugsweise von solchen und nicht von rechtsgeschichtlichen Gesichtspunkten ausgehen muß. Die Aufzählung bestimmter sozialer Gruppen und ihrer Leistungen im Rahmen der für die „Grundherrschaft" kennzeichnenden Urbare besagt keineswegs, daß alle dort gemachten Angaben sich nun von vornherein ausschließlich auf die Ländereien und deren Nutzung bezogen haben; Lütge denkt wohl beispielsweise an eine Umlegung der Lasten auf Grund und Boden während des frühen Mittelalters52. Die Belastung der Hufen und der darauf ansässigen Bevölkerung gehört in ihrem Ursprung in der Tat verschiedenen Rechtssphären an, die in den Quellen der Karolingerzeit durchaus noch in Erscheinung treten. Schon die mansi ingenuales des Lorscher Reichsurbars sind nicht nur mit Abgaben und Leistungen als Entgelt für die Nutzung des königlichen Landes belastet; hinzu kommen Leistungen, die der Codex Theodosianus als solche ursprünglich öffentlich-rechtlicher Art erkennen läßt53, darunter vor allem die Gestellung 49 47 48 49

50

Mon. Boica 31 S. 61 = BM 2 899. Sickel L 3 7 0 = Dümg6 S. 68 = BM 2 991. Wartmann Nr. 2 2 6 = BM 2 648. MG. Capit. I Nr. 140 c. 2 Bosl, Franken S. 2 4 irrt also mit der Gleichsetzung in'iuiMJn/Kopfsteuer. Wartmann 2 Nr. 7 2 0 = BM 2 1993.

51

Homberg, Entstehung der westfälischen Freigraf Schäften S. 93 S.

52

Lütge, Agrarverfassung. Dannenbauer, Paraveredus — Pferd S. 55.

58

I I . WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

101

des paraveredus; aber auch die Fahr- und Botendienste gehören in diesen Zusammenhang. Besser noch als im Lorscher Reichsurbar tritt der öffentlichrechtliche Charakter der Fahrdienste im Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum I, 13 in Erscheinung, wo sie als angariae bezeichnet werden 54 ; dieselbe Bezeichnung wird in dem Briefe der westfränkischen Bischöfe auf der Synode von Quierzy an Ludwig den Deutschen verwendet, und zwar stehen die angariae auch hier ausdrücklich dem judex im Sinne des Capitulare de villis zu 55 . Das Verdienst, den Zusammenhang dieser Leistungen imRahmen der „Grundherrschaft" mit dem Codex Theodosianus und damit ihre zunächst öffentlidirechtliche Wesensart erkannt zu haben, kommt noch immer Guérard zu 56 ; auch sein Kommentar zum Capitulare de villis bringt bereits entsprechende Hinweise57, öffentlich-rechtlichen Charakter tragenEinnahmen, die dem königlichen Finanzwesen seit der Merowingerzeit zugutekamen, darunter dem Zoll (teloneum) und weiteren offenbar nahe verwandten Einkünften wie dem pontaticum (Brückenzoll?), portaticum (Hafenzoll?), rotaticum (Wagenabgabe), pulveraticum (Straßengeld) und salutaticum58; diese Einnahmen einzutreiben ist anscheinend wenigstens zum Teil Sache der Domänenverwaltung; jedenfalls nennt sie eine Urkunde Ludwigs des Deutschen im Zusammenhange mit den actores inReichenhall und an anderen Orten 59 . Die große Schenkung Karls des Einfältigen an Compiégne von 918 nennt entsprechend teloneum, moneta, Abgaben von cambis und tabernis (Brauhäusern und Raststätten) sowie vom transitu navium60; auch das Capitulare de villis nennt in seinem Abschnitt über die Schlußabrechnung des judex (c. 62) und anderen Posten quid de campis, quid de pontibus vel navibus61, während das Capitulare Ambrosianum (c. 22) noch erweitert anführt: De p(ontibu)s (?) et pontonis vel mercatis et de diversis teloneis aut piscationibus62. Das churrätische Urbar zeigt nun, wie die soeben angeführten Einkünfte des Königs teilweise nicht direkt abgeführt werden, sondern gegen Entrichtung eines Zinses an Leute, die Clavadetscher nicht ohne Berechtigung f ü r Freie hält, ausgetan worden s< 55 66 57 68

SB 00 M 62

Metz, Kolonenstatut S. 194. Capit. II S. 438 ff. Nr. 297. Guérard, Polyptyque de l'abbé Irminon 1, S. 682 ff. 802 und öfter. Guérard, Explication S. 558 ff. Ganshof, Het tolwezen in het Fränkisch rijk onder de Merowingen S. 23 ff. — Ganshof. A propos du tonlieu à l'époque Carolingien S. 493 ff. MG. D LdD 23. Lauer S. 217 Nr. XCV. MG. Capit. Nr. 32. Ed. Patetta; vgl. Abschnitt I, 7.

102

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

sind 63 . So werden in Schaan, Chur, Ardez, Zuoz und Lantsch/Lenz tabernarü genannt, die jeweils ein Pfund an den König zu entrichten hatten 64 . Eine weitere taberna in Marmorera ist verlehnt. Entsprechend werden außerdem noch zwei mit Zins belastete stabula genannt 65 . Freie Leute (liberi homines) führen die königlichen Schiffe auf dem Walensee und führen dafür jährlich 8 Pfund ab 66 . Clavadetscher hält den Passus über die Schiffahrt noch für eine Besonderheit; immerhin zeigt das oben angeführte Beispiel von Compiégne, daß seinen Darlegungen wahrscheinlich eine größere Bedeutung beizumessen ist, als er selbst zunächst annimmt. Er nennt außerdem noch einen Marktzoll und einen Durchgangszoll am Walensee 67 ; dort besaß die Kirche Wyden des Reichsklosters Pfäfers den dritten Teil eines Hafens (am entgegengesetzten Ufer) 68 . In den gesamten Zusammenhang gehören sodann noch sechs mansiones im Drusentalgau (Vorarlberg), die wahrscheinlich ebenfalls an Königszinser ausgetan waren 69 . Nicht nur die rechtliche, sondern auch die wirtschaftliche Natur des Königszinses zeigt nach den Quellen Verschiedenheiten. Auf die Zahlung in Geld oder Naturalien ist in den bisherigen Untersuchungen wenig geachtet worden. Die Aussagen der Quellen sind verhältnismäßig spärlich, vor allem, wenn man von den auch hier am besten informierenden Reichsurbaren absieht. Nach dem Lorscher Reichsurbar leisten die mansi ingenuales etwa in Nierstein Abgaben in Getreide, Leinen, außerdem als Osterstufe Geld, ein Huhn, 10 Eier und 2 Wagen Holz, die mansi serviles ebenfalls Geld, ein Huhn, 10 Eier und darüber hinaus noch einen Frischling 70 . In der Bestätigung der großen Zehntschenkung an Würzburg durch König Arnolf besteht der steora oder Osterstufe genannte Zins (tributum) aus Honig, Wollröcken oder irgend einer anderen Abgabe 71 . Die Zinsleistungen an den Hof Friemersheim bestehen ebenfalls aus Geld, Hühnern und Eiern 72 . Nur ganz gelegentlich erscheint die Osterstufe im Bereiche des Lorscher Reichsurbars gegen eine Geldabgabe abgelöst. In der Regel lassen gerade auch die Summen am Schluß der 63

Clavadetscher, Verkehrsorganisation S. 16 ff.

64

Bündner UB I Anh. S. 394. Ebenda. Ebenda S. 383.

65 66 67 68 69 70 71 72

Clavadetscher, Verkehrsorganisation S. 19. Bündner UB 1 S. 387. Ebenda S. 380. Glöckner, Codex Laureshamensis 3672. MG. D Arn. 69. Kötzschke, Werdener Urbare I S. 15 ff.

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

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einzelnen Abschnitte des Lorscher Reichsurbars erkennen, daß der Königszins im Bereiche der noch weitgehend unmittelbar durch den König genutzten großen grundherrlichen Höfe zu einem erheblichen Teil in Naturalien geliefert wird. Anders liegen die Verhältnisse in dem n u r selten vom König selbst aufgesuchten und genutzten Bereiche des churrätischen Urbars. Im Drusentalgau besteht der Königszins neben Ackerdiensten aus Abgaben an Eisen, Honig u n d Frischlingen 73 ; dabei ließe sich in der Tat daran denken, daß diese an eine nicht allzuweit entfernte Pfalz, etwa Lustenau, vielleicht aber auch Bodman, abgeführt wurden 7 4 ; f ü r den Drusentalgau darf mit einer solchen Möglichkeit immerhin gerechnet werden. Ganz anders sieht die Schlußabrechnung über eine Reihe von Ministerien (zu denen der Drusentalgau anscheinend nicht gehört?) des Urbars aus. Der Königszins besteht hier ausschließlich aus Geld 75 . Auch bei der Beschreibung der Raststätten kommt nur einmal neben der Geldabgabe die Möglichkeit einer Belieferung (wohl der reisenden Königsboten) in Heu vor 76 . Um eine Geldabgabe handelt es sich offenbar bei dem, was aus dem Erlös verkaufter Ackerbauprodukte (his, quae ad dominicis rebus cum fructuum venditione queruntur) abgeführt wird 77 . Auch die Kolonen des Tales Lugnez haben von ihren Hufen (Mansen) Geld zu entrichten 78 . Bestätigt wird der Befund des churrätischen Urbars durch ein Zinsverzeichnis des Hofes Zürich; auch hier überwiegen die Geldzins« ebenso wie beim Normannentribut bei weitem vor den nur ganz gelegentlich angeführten Naturalabgaben 7 9 . Die Angaben über die Zusammensetzung des Königszinses sind zwar nicht sonderlich zahlreich; trotzdem wird es vielleicht nicht zu gewagt erscheinen, wenn noch einige weitere Folgerungen gezogen werden. In Gebieten mit einer intensiven königlichen Grundherrschaft wie dem um F r a n k f u r t überwog das Interesse des Königtums an der unmittelbaren Nutznießung der agrarischen Produktion; hier wäre ein Verkauf der Güter und die Ablieferung des Ertrages in Geld an eine Zentralstelle in dem naturalwirtschaftlich orientierten Zeitalter von vornherein ziemlich sinnlos gewesen. Anders lagen die Dinge in Gegenden, in denen — wie in Churrätien — der königliche Besitz vorzugsweise 78

74 75 76 77 78 79

Bündner UB 1 Anh. S. 380—381. Clavadetscher, Churrätisches Reichsgutsurbar S. 38 ff. Vgl. Bodman und Lustenau Ranzi S. 13. 34. Bündner UB 1 Anh. S. 3 9 2 - 3 9 4 . Ebenda S. 394. Ebenda. Ebenda S. 392. Schweizer und Escher S. 70 Nr. 160 ff.; Vgl. Siegrist S. 479 ff. 490 ff.

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

zu Lehen ausgetan war; hier überwog das Interesse an der politischen und strategischen Beherrschung, und die Grundherrschaft war angesichts der seltenen Aufenthalte des Königs von geringerer Bedeutung 80 . Man erfährt zwar von einem villicus im Tale Lugnez 81 aber die Aufgaben, die ihm zufielen, können angesichts der wenigen überhaupt vorhandenen nicht verlehnten Ländereien und des geringen Bedarfs des königlichen Hofhalts nicht sehr groß gewesen sein. Ein Vergleich mit der Tätigkeit des judex im Capitulare de villis erscheint nicht erlaubt. Es ist angesichts des geringen Materials nicht leicht zu entscheiden, ob der gräfliche Anteil am Königszins, der sich in den benachbarten alemannischen Gauen feststellen läßt, eine allgemeine Verbreitung hatte, oder ob es sich um eine Besonderheit der Gegend handelte. Sprandel vermutet eine Unterstellung der in der St. Gallener Urkunde von 817 erwähnten Königszinser unter die Grafen 82 . Auch sie läßt sich nicht mit Sicherheit behaupten, da ein Teil der freien Leute in Alemannien zum Fiskus Bodman gehörte und die häufigen königlichen Aufenthalte daselbst ähnliche Wirtschaftsformen voraussetzen mußten, wie sie das Capitulare de villis vorsieht. Etwas günstiger liegen die Verhältnisse beim Fiskus Zürich. Zweimal hat hier, Urkunden aus den Jahren 821 und 875 zufolge, ein Gerold — auch comes genannt — Beziehungen zur Rückerstattung entfremdeter Güter an St. Gallen 83 . Das erste Mal waren dieselben dem Turigus fiscus, das zweite Mal der potestas Zurigaugensis comitatus zugefügt worden. Allerdings könnten Fiskus und gräfliches Amtsgut gemeint sein und unabhängig voneinander bestanden haben. Auffällig bleibt der geschilderte Sachverhalt immerhin. Es mag hier noch ergänzend hinzugefügt werden, daß sich wenigstens ein Teil der Züricher Zinse um 893 in den Händen lokaler Machthaber (Cozpert, Hiltepurc) befindet 84 . Wichtiger als die Frage der verfassungsgeschichtlichen Stellung der Zinsgüter in Gebieten mit einer nur wenig entwickelten königlichen Grundherrschaft ist hier zunächst die Tatsache, daß wenigstens versucht worden ist, auch den Ertrag dieser Zinsgüter wirklich dem Königtume zugute kommen zu lassen. Daß sich hierfür angesichts der Schwierigkeiten bei der Beschaffung des erforderlichen Bargeldes einerseits und der stets drohenden Möglichkeit, daß örtliche Gewalten die Königszinse an sich rissen, keineswegs alle Bemühungen verwirklichen ließen, liegt auf der Hand. 80 81 82 88 84

Vgl. Absdinittll, 14. Bündner UB1 Anh. S. 392. Wartmann 1 Nr. 226 = BM2 648; Sprandel, Sankt Gallen S. 99. Wartmann 1 Nr. 263 = BM2 735; MG DLD 122. Schweizer-Escher Nr. 160.

11. WESEN DER KÖNIGLICHEN GRUNDHERRSCHAFT. DAS ZINSGUT

105

Noch ein weiterer Sachverhalt muß an dieser Stelle geklärt werden: Das servitium der königlichen Zinsgüter war in karolingischer Zeit nicht unbemessen. Schon das Kolonenstatut der Lex Baiuuariorum I, 13 nennt für die {offenbar königliche) Grundherrschaft bestimmte Belastungen der Hintersassen 85 . Auch das Lorsdier Reichsurbar nennt die Belastung der Hufen, die genau festgelegt erscheint, ausdrücklich servitium86. Ob dem König damit die Möglichkeit gegeben war, auf seinen Umritten die Domänen beliebig auszubeuten, muß jedenfalls bezweifelt werden. Heusinger nimmt für die Karolingerzeit eine „unbeschränkte ¡Eigenwirtschaft" des Königs an; er beruft sich dabei auf die Bestimmung des Capitulare de villis, daß der Ertrag der Güter ausschließlich dem König vorbehalten sein soll87. Diese Stelle bezweckt indessen lediglich eine Verhinderung der Entfremdung der königlichen Einkünfte; sie soll gewährleisten, daß der König auf seinen Reisen hinreichende Versorgung seines Hofhaltes hat; die entsprechende Aufgabe des mansionarius schildert Hinkmar in De Ordine palatii 88 . Heusinger zieht sodann eine Urkunde Ottos des Großen für Quedlinburg heran. Danach überträgt der König 936 die Nonen de omni conlaboratu eiusdem curtís; der Vergleich mit der Nonenschenkung Karls III. an das Salvatorstift zu Frankfurt von 882 ist sehr berechtigt 89 . Auch in ihr wird der neunte Teil de omni conlaboratu übertragen, und die Güter dieser Gegend gehören einer Urkunde Arnolfs von 997 zufolge ausdrücklich ad nostrum opus et servitium90. Sodann wird in der Urkunde Karls III. aber auch ausdrücklich aufgezählt, wovon der Neunte entrichtet werden soll, nämlich de annona, vino, freskingis, foeno et argento. Gerade diese Leistungen lasten aber wenigstens zum Teil auf den mansi serviles und ingenuales des Lorscher Reichsurbars 91 . Man wird einwenden, daß auch bei einer Bemessung der Abgaben der Hufenländereien noch genügend Salland dagewesen sein muß, das den königlichen Hofhalt nach der Erschöpfung der Abgaben aus Zinsgut hätte versorgen können. Eine so erhebliche Bedeutung kann dem Sallan de indessen nicht zugekommen sein; seine Größe betrug in Frankfurt 450 Joch und an den anderen Königshöfen des Urbars 85 86 87 88 89

91

Vgl. Metz, Kolonenstatut S. 188 ff. Glöckner a.a.O. 3673. Heusinger, Servitium regis S. 112 ff. Capit. II S. 52 c. XXIII. MG. DO I 1. MG. D Kar. 65; vgl. H. Grotefend , Die Bestätigungsurkunde des Domstifts zu Frankfurt am Main von 882. 1884. MG. D Arn. 153; Heusinger S. 118. Z. B. Nr. 3672.

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

noch wesentlich weniger92. Zu einer unbeschränkten Eigenwirtschaft hätte das Salland nicht ausgereicht. Hinzu kommt eine schon in der Karolingerzeit festzustellende weitgehende Selbständigkeit der Amtleute, die durchaus der entsprach, die Heusinger f ü r die salische Kaiserzeit wahrscheinlich macht93. Es dauerte viele Jahre, bis es dem Königtum gelang, gewisse Eigenmächtigkeiten des Frankfurter actor dominicus rückgängig zu machen94. Es ist auch nicht einzusehen, daß gerade das unter den deutschen Karolingern als Residenz bevorzugte Frankfurt besonders schlechte Möglichkeiten für den Aufenthalt des Königs gewährt haben sollte. Die Beschreibungen anderer fisci, die sich zum Teil wenigstens aus späteren Quellen gewinnen lassen, zeigen ziemlich einheitlich ein Zurücktreten der Salländereien gegenüber den in ganz bestimmter Weise belasteten Hufenländereien. Nicht erst die deutsche Kaiserzeit hat die königlichen Tafelgrundherrschaften weitgehend Zinsländereien werden lassen. Die Karolingerzeit zeigt bereits eine hervorragende Rolle des Zinsgutes im Rahmen der königlichen Grundherrschaft.

1 2 . Z U R TERMINOLOGIE

Einer Beschreibung einzelner Königsgüter müssen zunächst einige Bemerkungen zur Terminologie der Quellen vorweggenommen werden. In den Urkunden und Kapitularien der Karolinger bis zum Vertrag von Verdun spielt der fiscus als Königsgut eine Rolle1. Er tritt im Urkundenwesen der deutschen Karolinger bis auf die Bestätigungen älterer Urkunden fast ganz zurück2, ist aber im Mittel- und vor allem im Westreiche unter Karl dem Kahlen und Karl dem Einfältigen noch außerordentlich häufig 3 . Man geht vielleicht nicht fehl, wenn man den Sprachgebrauch der verschiedenen Kanzleien mit anderen Zusammenhängen in Verbindung bringt. Im Westreiche erhielt sich am längsten die Institution der missi dominici4; die Kapitularien verschwanden wesentlich später als in Ostfranken 5 , und die Geschichte der tironischen Noten läßt den konservativen Charakter gerade des Westens erkennen 6 ; auch die Beamten 82 93 94 1 2 8 4 5 6

Ebenda 3671 ff., Metz, Beobachtungen zum Lorscher Reichsurbar S. 478. Heusinger S. 103 ff. BM2 770. Vgl. die Tabelle bei Steinitz S. 508 ff. Vgl. die Diplomata-Bände im Register. Vgl. v. a. jetzt die Register zu Lauer und Tessier. Krause, Geschichte der missi dominici S. 193 ff. 250 ff. Ganshof, Recherches S. 101 ff. A. Mentz, Die tironischen Noten S. 282 ff.

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12. ZUR TERMINOLOGIE

Schaft der fisci nach dem Capitulare de villis kommt hier — völlig im Gegensatz zum Reiche Ludwigs des Deutschen noch unter Karl dem Kahlen und Karl dem Einfältigen unter den gleichen Bezeichnungen (judex und maior) vor 7 . Wenn das Wort fiscus mithin gleichsam Geistesgut einer spezifisch westfränkischen Kanzleisprache war, erhebt sich die Frage, wie es überhaupt zu der an sich durchaus einleuchtenden Glossierung mit ahd. fronehof kommen konnte. Bei dem verhältnismäßig späten zeitlichen Ansatz der in Frage kommenden Glossare 8 ließe sich eine Antwort erst nach Klärung des Ursprungs derselben finden. Nun ergibt sich aber eine gewisse Bestätigung der Richtigkeit der späten 'Glossierung mit Fronhof durch namenkundliche Beobachtungen. In der Urkunde König Arnolfs über die Zehntschenkungen seiner Vorfahren an Würzburg werden drei fisci Königshofen genannt, neben ihnen erscheinen die fisci Goll(ach)hofen und Iphofen 9 . Alle fünf Orte sind offenbar die Mittelpunkte der sie umgebenden Gaue 10 . Die drei Königshofen verteilen sich gleichermaßen über Grabfeld, Tauber- und Badenachgau (bei Würzburg), und Gollhofen und Iphofen sind die Ausgangspunkte der Krongutorganisation von Gollachgau und Iffgau. Entsprechend gehört zu dem fiscus Schussengau einer Urkunde Ludwigs des Frommen von 816 ein Ort Fronhofen 11 . Die deutsche Entsprechung zu fiscus wäre also Fronhof, aber auch Königshof; denn es ist kaum vorstellbar, daß der Angehörige der Kanzlei Ludwigs des Frommen, der wahrscheinlich zuerst die Bezeichnung fiscus für die drei Königshofen wählte, trotz der Benutzung eines Formulars nicht vom deutschen Begriff, den der Ortsname jeweils nur widerspiegelt, ausgegangen wäre. Jedenfalls erscheint mir der Versuch, das angesichts der methodischen Schwierigkeiten nicht ganz sicher festzulegende Glossenwort durch einen ahd. Ortsnamen zu ermitteln, in vorliegendem Falle durchaus gerechtfertigt. Daß weder das deutsche Wort Königshof noch das lateinische fiscus eine Verlehnung oder Vergabung zu Amtsgut ausschließen, ergibt sich bereits aus der angeführten Urkunde Ludwigs des Frommen für Tournai aus dem Jahre 817. Auch späterhin erscheint fiscus noch mehrfach für einen verlehnten Komplex 12 . Die Masse der ermittelten fisci bezeichnet indessen mit Sicherheit nicht verleimtes Königsgut, über dessen Erträge der König frei verfügt. Im Falle einer 7

Vgl. die Übersicht zu Abschnitt II. 16.

8

H. Reutercrona, Svarabhakti (1920) S. X X X I I I ff.

9

MG. D Arn. 69.

und

Erleichterungsvokal

im

10

Vgl. Abschnitt II, 18.

11

BM 2 6 5 8 ; Fleckenstein, Über die Herkunft der Weifen S. 91.

12

Bouquet 6 S. 5 0 9 = BM 2 6 5 8 .

Althochdeutschen

108

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Verlehnung hätten sich gerade hierfür Schwierigkeiten ergeben. Zweifellos hat sich fiscus auch — und wohl sogar in der Regel — auf Königshöfe bezogen, die in anderen Quellen als villae oder curtes oder sogar als mansus erscheinen. So erscheinen beispielsweise Ingelheim, Nierstein und Kreuznach in der Zehntbestätigung für Würzburg als fisci13 und in der Nonenschenkung Karls III. für Frankfurt von 882 als villae111 und entsprechend begegnen die fisci Theux, Thommen, Glains, Cherain und Klotten einer Zehntschenkung Ludwigs des Frommen von 814 für Stablo 888 15 in einer Urkunde Arnolfs f ü r das Marienstift in Aachen als villae16. K. A. Eckhardt hat sich in Anlehnung an die Arbeiten anderer Rechtshistoriker für die Übersetzung von villa mit Gehöft in der Lex Salica ausgesprochen und Kritik an der Gleichsetzung von Dorf und villa in den Stammesrechten bei H. Dölling geäußert 17 . Die Quellen der Merowingerzeit gebrauchen villa gerade auch in der Bedeutung von Königshof. So nennt Gregor von Tours beispielsweise den Königshof Compiegne villals. Auch die Entsprechung von villa und Dorf ist in den ahd. Glossen noch keineswegs durchgedrungen; für „Dorf" werden als Entsprechungen außer dem nur einmal belegten villa noch locus, municipium, oppidum, pagus, praedium und vicus bekannt 19 . „Dorf" und seine ethymologischen Wurzeln bezeichnen ebenfalls nicht nur das Dorf im heutigen Sinne, sondern ebenso auch das Gehöft, das Landgut, das Haus und das Feld 20 . Infolgedessen entspricht auch die Bedeutung von villa zunächst noch kaum der von Dorf. Mehrfach verschenkt Karl der Große seit 775 Teilerträge (Zehnten) seiner villae in Thüringen an Hersfeld, so beispielsweise von der villa Salzungen oder den villae Zimmern, Gotha und Hasel 21 . Auch in Ortsnamen entsprechen sich villa und Hof; so beispielsweise in karolingischen Urkunden bei Theodonis villa — Diedenhofen 22 . Allerdings schließt das nicht eine langsame Entwicklung zum heutigen Dorf hin aus, die zu klären nicht zuletzt Aufgabe

13 14 15 14 17

18 19

20

MG. D Arn. 69. MG. D Kar. III 65. Halkin-Roland Nr. 26 = BM 2 545. MG. D Arn. 31. Rezension der Arbeit von H. Dölling, Haus und Hof in den germanischen Stammesrechten durch K. A. Eckhardt, Hess. Jb. f. Landesgeschichte 8 (1958) S. 350 ff. Gregor, Historiae IV, 21. VI, 35. Belege bei Grimm, Wörterbudi Art. Dorf und Deutsches Rechtswörterbuch Bd 2 Sp. 1033. Eckhardt a.a.O. S. 3 5 0 ff.

21

MG. D Kar. I Nr. 9 0 . 1 0 3 . 1 0 5 . 1 2 1 = Weirieh Nr. 7.8.9.10.12.

22

Steinitz S. 536.

12. ZUR TERMINOLOGIE

109

der Siedlungsgeographie wäre. In den Stammesrechten ist aber vor allem die Beziehung zum Königshofe nicht in dem Ausmaße gegeben wie etwa f ü r das Wort fiscus23. Audi curtís entspricht fiscus nur mit gewissen Einschränkungen. Die ahd. Glossen bringen als Entsprechungen für curtís vronehof, nur einmal kuningesof, sonst aber auch selihof24. In dieser erweiterten Bedeutung fehlt der curtís eine besondere Beziehung zum Königtum, und zwar anscheinend noch mehr als H. Dölling in ihrer Kritik an der herrschenden Lehre über die königliche curtís annimmt. Die Königshöfe in den Urkunden Karls des Großen und Ludwigs des Frommen heißen nur ganz vereinzelt curtid5. Erst die Kanzlei Ludwigs des Deutschen bedient sich dieses Ausdrucks in stärkerem Ausmaße, und zwar bezeichnenderweise für solche Orte, die in der Terminologie der Urkunden Ludwigs des Frommen noch fiscus heißen, darunter Ingelheim und Zürich26. Seraincourt im Elsaß, die curtís Filicione einer Urkunde Karls des Großen von 775, ist ein verlehnter Königshof; hier erscheint curtís vom Ortsnamen übernommen 27 . Auch im churrätischen Urbar erscheinen — auch hier unter den Söhnen Ludwigs des Frommen — häufiger curtes oder curtes dominicae, die aber meist verlehnt sind 28 . Die Quelle, auf die sich die herkömmliche Lehrmeinung von der königlichen curtís als Wirtschaftshof mit Befestigung bezieht, ist die Beschreibung der Könighöfe in den Brevium Exempla. Aber selbst hier ist die curtís nicht etwa der fiscus, sondern es heißt in den Beschreibungen, daß zum fiscus — wohl als baulicher Haupthof — die curtís gehört 29 . Wichtig ist sodann, daß curtís in den Privaturkunden seit dem 8. Jahrhundert eine größere Rolle spielt. Das gilt von den St. Gallener, Freisinger und Fuldaer Traditionen 30 . Das Wesen der curtes ist auch hier anscheinend unterschiedlich. Gegen Ende des 8. Jahrhunderts erwähnt eine Fuldaer Urkunde in Mainz einen curte locum id est hovastat31. Ein sehr früher Beleg ist die in Monra erwähnte curtís, die der thüringische Herzog Heden im

24 25 2e

27 28 29 30

81

Dölling S. 59 ff. Kötzschke, Salhof und Siedelhof S. 11. Dölling S. 63 ff. MG. DLD im Register unter Ingelheim und Zürich; vgl. die entsprechenden Belege bei Steinitz a.a.O.. Steinitz S. 518; zum «¿rtis-Problem auch Bergengruen S. 131. Bündner UB 1 Anh. S. 376 ff. MG. Cap. I S. 254 ff. Nr. 128. Sprandel Sankt Gallen S. 76; Bitterauf I S. LXXXIV; Stengel, Fuldaer UB I S. 627. Ebenda S. 318.

10 Metz, Karolingisdies Reichsgut

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERBSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Jahre 704 dem hl. Willibrord schenkt; es handelt sich um einen Meierhof mit 7 Hufen, 7 Knechten und zahlreichem anderen Zubehör 32 . Das Ergebnis, daß die curtis vor der Mitte des 9. Jahrhunderts zunächst vorzugsweise den nicht königlichen Hof bezeichnet, mag eigenartig erscheinen. Es hat sich, wie schon H. Büttner sehr treffend in seiner Rezension des Buches von Dölling feststellt, eine mit dem quellenmäßigen Befund keineswegs immer übereinstimmende Terminologie herausgebildet 33 . Dopsch erwähnt neben curtis und villa noch eine Reihe von Wendungen und Ausdrücken, die sich auf den königlidien Besitz beziehen, darunter res proprietatis, res vel facultates, causa, territorium u. a 34 . Er weist vor allem auch darauf hin, daß einige ausdrücklich zum fiscus dominicus in Annappes gehörige mansioniles angeführt werden, quae ad supra dictum mansum aspiciunt35. Dopsch spricht mansus mit Recht als Gutshof an; aber mansus ist deshalb nicht synonym mit fiscus; vielmehr zeigt auch eine Urkunde Karls des Kahlen aus dem Jahre 867, daß der mansus dominicatus innerhalb des schon unter Ludwig dem Frommen erwähnten fiscus Barisis-en-Laonnais als Salhof neben den mansi ingenuiles und serviles steht, also nur das wirtschaftliche Zentrum des fiscus bezeichnet36; mansus indominicatus entspricht für Westfranken der curtis dominica des churrätischen Urbars 37 . Hier liegt eine örtliche Ausdrucksweise vor. So zeichnet sich der Begriff fiscus als die Entsprechung des deutschen Königshofes wesentlich klarer ab als die übrige von Dopsch herangezogene Terminologie. Keineswegs kann man daher mitDopsch jene Unordnung in der lokalen Verwaltung der Krongüter annehmen, zu der derselbe auf Grund dieser Gleichsetzung der verschiedensten Ausdrücke kommt. Vielmehr zeichnen sich überall dort, wo überhaupt Größenverhältnisse bekannt werden, fisci von nicht unbeträchtlicher Größe ab. Infolge der heute zuweilen noch unmöglichen räumlichen Bestimmung der einzelnen fisci ist es nicht immer leicht, sich ein Bild von deren Geschichte zu machen; gerade die westfränkischen und lothringischen Königshöfe sind auch in den letzten Urkundeneditionen noch immer nicht eindeutig zu identifizieren gewesen. Trotzdem gelingt es öfters, auch in Westfranken Größenvorstellungen zu erzielen. 32 33 34 85 36 37

Dobenecfeer I Nr. 7. Blätter für deutsche Landesgeschichte 94 (1958) S. 270. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 148 ff. MG. Capit. I S. 254 Nr. 128. Tessier II Nr. 303. Vgl. Abschnitt I, 6.

13. DIE GRÖSSE DEE FISCI

111

1 3 . D I E GRÖSSE DER FISCI

Zu dem bereits erwähnten fiscus Barisis en Laonnais (Dep. Aisne) gehörten 867, als er bereits verlehnt war und zur Hälfte an die Mönche von St. Amand kam 1 : 1. der mansus dominicatus mit vier bonniers (bunuaria) Weinbergen, siebenundzwanzig bonniers Ackerland, ein bonnier Wiesen, fünzig bonniers Wald und eine Mühle; außerdem kamen hinzu 2. siebzehn mansi ingenuiles und vier mansi serviles. 3. Wo weitere vier mansi serviles und eine Mühle de indominicato lagen, läßt sich nicht mit Sicherheit festlegen; vielleicht gehörten sie zu 4. Crottoir (Cne Barisis), wo dreißig bonniers Wald genannt werden. 5. Im benachbarten Pierremande gehörten zu Barisis eine Kirche mit zwölf bonniers Ackerland und vier Manzipien, ferner ein mansus dominicatus mit vierzig bonniers Ackerland, nicht näher angegebenen Beständen an Wiesen und Wäldern sowie zweiundzwanzig mansi ingenuiles, 6. im gleichfalls benachbarten Loire (wohl Trosly-Loire, Dep. Aisne) ein manstis indominicatus mit achtzehn bonniers Ackerland, zwei bonniers Wald und nicht näher angegebenem Wiesenbestande sowie achteinhalb mansi ingenuiles und schließlich 7. in Marcilly (Cne Faucoucourt) ein bonnier Weinberge und elf mansi serviles. Legt man für das bonnier 1,4 ha und für den mansus 14,40 ha zugrunde 2 , so ergibt sich für den an St. Amand verschenkten Güterbestand des fiscus Barisis etwa folgender Bestand: an Salland über hundert ha Ackerlandes, etwa 115 ha Wald, wahrscheinlich aber noch wesentlich mehr sowie ein verhältnismäßig geringer Anteil an Wiesen und Weinbergen (letztere mit 1,4 ha). Dazu kommen 47V2 mansi ingenuiles — etwa 700 ha und 20 mansi serviles = etwa 288 ha. Für den halben fiscus Barisis ergäbe sich somit eine Größe von 1200 bis 1300 ha, für den ganzen 2600 bis 2800. Dieser Berechnung entspräche ungefähr die von Grierson für den Haupthof Annappes der Brevium Exempla mit 2800 bis 2900 ha 3 . Barisis ist merowingischer Königshof und untersteht (ähnlidi wie Annappes) einem major (831) 4 . 1 2 3 4 10'

Tessier II Nr. 303; die Orte liegen im Abstand von nur durchschnittlich etw a 10 km von Barisis entfernt. Ganshof, Belgique S. 104; Gierson S. 443. Grierson S. 451 ff. Bergengruen S. 200; Vgl. Tabelle unten zu Abschnitll, 16.

112

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Das ebenfalls auf die Merowingerzeit zurückgehende Krongut Ponthion" (Dep. Marne) gehört zu den fisci der großen Zehnt- u n d Güterschenkung f ü r Compiegne von 877. Karl der Einfältige verschenkt im J a h r e 917 die villa Ponthion an das Corneliusstift daselbst. Sie besteht aus dem mansus indominicatus mit zwei culturae (nutzbare Ländereien), zwei Wiesen u n d einem Weinberg, die zum Teil in benachbarten Orten liegen. Die Zahl der mansi ingenuiles beträgt zwanzig u n d eine halbe, die der mansi serviles sieben u n d eine halbe. Dieses Besitztum, das indessen nicht den ganzen1 Fiscus umfaßt, ist also wesentlich kleiner als das von Barisis; immerhin erreicht es eine Größe von insgesamt etwa 30 Mansen, was den f ü r die Gegend berechneten Zahlenverhältnissen zufolge etwa 550 h a entsprechen würde. F ü r die in den Brevium Exempla beschriebenen Königshöfe mit demMittelp u n k t Annappes bei Lille h a t Grierson Größen von 2 8 5 0 bis 1406 h a errechnet 6 . E r geht davon aus, daß die in einer Urkunde der Kaisertochter Gisela, der Gattin des Markgrafen E b e r h a r d von Friaul, erwähnten Höfe Annappes, Vitry en Artois, Cysoing u n d Somain en Ostrevant die fisci der Brevium Exempla sind. In der 868 oder 869 ausgestellten U r k u n d e wird allerdings n u r der f r ü h e r e Königshof Somain beschrieben 7 . Zu ihm gehören 179 b o n niers Ackerland, 32 bonniers Wiesen, 561 bonniers Wald und 93 bonniers huic servientia sowie vier weitere, nicht näher bezeichnete bonniers u n d 9 Mansen. Da Cysoing u n d Somain in zwei U r k u n d e n Gisp'as als fisci bezeichnet werden 8 , d ü r f t e die Annahme Griersons hinsichtlich der Identität hinreichend begründet sein. Ob die heutigen Gemarkungen — wie Grierson u n d Lot annehmen — als Ausgangspunkt f ü r die Größenberechnung geeignet sind, bleibt offen 9 ; vermutlich b e f a n d sich auch hier anderer Besitz — solcher privater N a t u r oder solcher aus königlichem Lehen oder Amtsgut — innerhalb der Gemeindegrenzen; jedenfalls können die Angaben über Somain auch f ü r die anderen fisci zugrundegelegt werden, da die Angaben über die Vorräte u n d Tiere k a u m an erhebliche Größenunterschiede denken lassen; Annappes steht sowohl bei der Berechnung nach heutigen Grenzverhältnissen als bei der nach den Angaben der Brevium Exempla selbst in jedem Falle als größter u n d offenbar wichtigster Königshof an der Spitze. U n k l a r bleibt das Ver5

0 7 8 9

Bergengruen S. 202; Tessier II Nr. 425. Lauer Nr. XCI; allerdings wurde nicht der ganze fiscus Ponthoin verschenkt; vgl. die Belege bei Dhondt S. 67 und Lot, Les derniers Carolingiens S. 182 ff. GriersonS. 451 ff. Coussemaker Nr. 3 = d'Achery, Spicilegium 2 (1723) S. 878 ff. Coussemaker Nr. 3.4. Verhein, Studien II S. 337. Kritisch schon Verhein a.a.O. S. 364.

13. DIE GRÖSSE DER FISCI

113

hältnis zu dem benachbarten fiscus von Tournai, der mit Marquain besonders nahe an die in den Brevium Exempla beschriebene Königshöfe rückt 10 . Im Gebiet der unteren Maas sind Größenangaben für den fiscus Awans westlich von Lüttich bekannt. Er gehört zu den fisci der Zehntschenkung Ludwigs des Frommen an Stablo von 814 11 ; Kaiser Lothar I. schenkt die villa Awans im Jahre 854 an Kloster Prüm 12 . Das Prümer Güterverzeichnis von 893 nennt dort 49 mansa mit einem manso indominico; außerdem macht es noch Angaben über die Belastung der Hufen 13 . Etwas weiter südostwärts schenkt Karl III. 882 an Stablo quendam fisculum nostrum Blandouium nomine (Blendef) mit capella und Zubehör, sowie außerdem mansos lediles XXXII, serviles X// 14 . Die Größe dieses Besitztums entspricht ungefähr der von Awans. Dabei sind diese Größenverhältnisse insofern von Wert, als Blendef, die Richtigkeit der Lokalisierung von HalkinRoland und Rousseau vorausgesetzt, inmitten einer Reihe von anderen Königshöfen liegt, zum Teil im Abstand von nur rund 10 km, darunter Theux, Jupille, Chevremont, Esneux und Sprimont 15 . Aus den späteren Güterverzeichnissen des Marienstiftes, der Pfalzkapelle in Aachen, läßt sich wenigstens entnehmen, daß dieses einen Teil des Königsgutes in Jupille besaß, der insgesamt 17 Mansen umfaßte und zu dem außerdem noch die mater ecclesia mit nona und Zehnt sowie nicht näher bezeichnete curtilia und haistoldi gehörten 16 ; jedoch wird man mit Rotthoff nicht das gesamte Reichsgut in Jupille in Aachener Besitz suchen dürfen; auch der Bischof von Verdun und die Abtei Stablo-Malmedy müssen in den Besitz eines Teiles des alten Königsgutes in Jupille gelangt sein 17 . Wahrscheinlich ergeben die Güterverzeichnisse des Aachener Marienstiftes noch weitere Anhaltspunkte für die Errechnung der Größenverhältnisse der Königsgüter dieser Gegend. Das könnte beispielsweise von Astened, südwestlich von Aachen gelten, wo das Stift 5V2 Hufen, anscheinend aus dem Lehen eines Rohing, das Ludwig IV. an Chevremont schenkte, besaß 18 , ferner vielleicht auch von Herstal an der 10 11 12 18 14 15

S. die Karte ebenda S. 368. Halkin-Roland Nr. 26 = BM 2 545. Beyer I Nr. 87 = BM 2 1165. Beyer I S. 165 ff. Nr. 135. MG. D Kar. III 64. Rousseau, La Meuse S. 221 ff.

18

Quix, Codex diplomaticus Aquensis I S. 29 Nr. 42.

17

Rotthoff S. 96. Quix Nr. 42; Rotthoff S. 73 ff. MG. DLK 18 (Esneux).

18

114

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Maas, einer Schenkung Ottos III. an das Marienstift, und Bastogne, einer solchen Karls III. an dasselbe 19 . Allerdings könnten hier nur die in der Handschrift des Tafelgüterverzeichnisses gemachten Zinsangaben Anhaltspunkte einen Vergleich mit denen für Jupille bieten. Da die aufgeführten Orte nicht ausdrücklich als fisci bezeichnet werden, sei hier auf weite Erörterung dieser Möglichkeiten verzichtet. Für die Besitzverhältnisse am Niederrhein sehr aufschlußreich ist dagegen die'Beschreibung des Krongutes Friemersheim, das von Zwentibold nodi 898 fiscus genannt wird 20 , in den Werdener Urbaren aus der Zeit um 890. Außer dem Salland (seliland) gehörten zu Friemersheim rund 120 Hufen an verschiedenen Orten in konzentrierter Lage und weitere 10 Hufen und ein Herrenhof zu Hochemmerich am Rhein sowie die Kirche daselbst 21 . Ähnliche Größenverhältnisse wie am Niederrhein lassen sich am mittleren Rhein feststellen. Heyen hat die zahlreichen Schenkungen der deutschen Könige benutzt, um ein Bild vom Umfang und der Konzentration des karolingischen fiscus Boppard zu gewinnen22. Nur gelegentlich ist von Hufenzahlen die Rede, so etwa bei der Schenkung Ottos II. an die Kirdie St. Peter in Boppard 23 oder der Ottos III. an das Hochstift Hildesheim 24 . Immerhin läßt ein Vergleich des Besitzes der zahlreichen auswärtigen Kirchen — zu erwähnen wäre noch Herrieden an der Altmühl 25 — auf eine ganze Reihe in sich selbständiger kleinerer Wirtschaftsbetriebe schließen, sodaß die Größe des gesamten fiscus Boppard kaum geringer zu veranschlagen sein dürfte als die von Friemersheim. Dieselbe Beobachtung des Nebeneinanders einer stattlichen Anzahl von Schenkungen aus Königsgut läßt sich in Andernach 26 und Ingelheim machen. So besaß Hersfeld an letzterem Orte schon um 800 2 Hufen und 3 Mansen; Würzburg und das Marienstift in Aachen hatten später ebenso wie Hersfeld Kirchen, das Stift Quedlinburg Weinberge, das Bistum Bamberg ein predium, und St. Ulrich und Afra in Augsburg 2 Hufen 27 . 18 20 21

22 23 24 28 28

27

Vgl. Rotthoff S. 91. BM 2 1974 = MG. D Z 19 = Lacomblet I Nr. 80. Kötzsdike Urbare der Abtei Werden I S. 16; zur Größe Kötzschke, Studien S. 8 ff. und Kötzschke, Urbare Einleitung S. CCLXXII. Heyen S. 48. MG. DO II 101. Heyen S. 104. UB Hildesheim I, 60; Heyen S. 48 ff. 56 ff. Mon.Boica 31, 65 Nr. 28 = BM 2 902. Andernach: MG. DO III 298; Lacomblet I Nr. 4 2 6 ; Bosl, Reidisministerialität I S. 317 ff. Kraft, Reichsgut im Wormsgau S. 2 1 9 ff.

13. DIE GRÖSSE DER FISCI

115

Bestätigt werden diese mehr auf Rückschlüssen aufbauenden Feststellungen durch das Lorsdier Reichsurbar. Von den dort aufgezählten Königshöfen werden Frankfurt, Tribur und Nierstein ausdrücklich fisci genannt. Der hier zusammengefaßte Komplexvon Frankfurt und Tribur umfaßt allein 112 mansi und sortes2S, der vonNierstein 87 29 . Nicht ausdrücklich unter der Bezeichnung fiscus bekannt sind die ebenfalls im Lorscher Reichsurbar beschriebenen Krongutbezirke von Worms mit 64, Kaiserslautern mit 24V», Florstadt in der Wetterau mit 60% und Gernsheim 53 mansi et sortes; in Kaiserslautern kommen dazu noch 39 Forsthufen (hubq forestariorum)30. In der Nachbarschaft der im Lorscher Reichsurbar beschriebenen Königshöfe reihen sich die aus anderen Quellen bekannten fisci Neckarau bei Mannheim und Großumstadt östlich von Darmstadt an 31 . Ludwig der Deutsche bestätigt dem Kloster Prüm 873 eine Schenkung Karls des Großen und Ludwigs des Frommen, nach der die Kirche des fiscus Neckarau mit dem Zehnten daselbst dem Prümer Tochterkloster Altrip zustand 32 . Außerdem hatten schon Pippin und Karl der Große Prüm mit Fischereigerechtsamen daselbst ausgestattet 33 . Dem von den Normannen verwüsteten Kloster schenkte Karl III. 882 seinen Königshof (quandam curtem nostram) Neckarau 34 . Der Prümer Besitz umfaßt nach dem Urbar von 893 30V2 mansa ledilia35. Den Königshof Großumstadt hatte schon Pippin im Jahre 766 an Fulda verschenkt 36 . Einem zwar an sich der Zeit um 1000 zugehörigen Fuldaer Güterverzeichnis ist ein Abschnitt über Groß Umstadt eingereiht, der sicher auf ein älteres Verzeichnis zurückgeht und in seiner Anlage sehr an die Inventarisierung des 9. Jahrhunderts erinnert 37 . Zum Fuldaer Besitz in Großumstadt gehörten danach einst (olim) 30 Liten, 70 Hufen (hubq), 30 Kolonen, 60 servitores triduani und 48 tributarii. Im Verhältnis zu den anderen fisci erscheint Großumstadt nach dem Güterverzeichnis besonders reichlich ausgestattet, sodaß man vielleicht annehmen darf, daß der Besitzstand unter dem Kloster Fulda noch angewachsen ist, sei es, daß die Wirtschaftsfläche durch Rodungen angewachsen oder aber 28

Glöckner, Codex Laureshamensis Nr. 3673. Ebenda 3672. 30 Ebenda 3671.3674.3674 a.3675. 31 Trautz, Neckarland S. 92.96. 32 MG.DLD 145. 33 MG. DLD 136. - Beyer I Nr. 113. 34 MG. D Kar. III 58. 95 Beyer I S . 196 Nr. 135. 3 * Stengel, ÜB d. Klosters Fulda Nr. 43 a. 87 Dronke, Traditiones c. 43,61; Werner-Hasselbach S. 24 ff. 29

116

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

auch daß sie durch Schenkungen privater Grundbesitzer im Laufe der Zeit noch erheblich ausgeweitet wurde. Ähnliche Beobachtungen eines besonders großen Güterbesitzes am Orte ehemaliger Königshöfe lassen sich auch sonst gerade an Hand der Fuldaer Urbare machen. So bringt die Schluß ab rechnung f ü r Salzungen (das sicher auf die alte karolingische villa daselbst zurückgeht) 280 Hufen 38 , f ü r Lupnitz fast 400 Hufen 39 , für Sömmerda 40 166 und für Creuzburg an der Werra 250 Hufen 41 . Schon K. Lamprecht hat einen Teil dieser Werte f ü r seine Berechnung der Größe der Königsgüter zugrundegelegt42, und es ist Dopsch nicht gelungen, dieselben in diesem Punkte zu widerlegen43. Immerhin bleibt das Zustandekommen der hohen Werte in gewisser Weise problematisch. Wahrscheinlich gehörten zu den einzelnen in den GüterVerzeichnissen summarisch angeführten Fuldaer Villikationen jeweils eine ganze Reihe von Besitzungen an verschiedenen Orten, die keineswegs alle auf Königsgut zurückgingen. Insofern dürfte der Versuch Lamprechts, die Zahlenverhältnisse der Fuldaer Güterverzeichnisse um 1000 für die Errechnung der Größe karolingischer fisci heranzuziehen, nicht ganz geglückt sein. Trotzdem darf man von Fall zu Fall Rückschlüsse ziehen, nachdem Frhr. v. Guttenberg bereits den Deininger Abschnitt im ältesten Fuldaer Güterverzeichnis aus der Zeit um 825 44 für die Besitzverhältnisse des Königstums im fränkisch-bairischen Grenzgebiet an der unteren Wörnitz heranziehen konnte 45 . Auch die Angaben dieses älteren Verzeichnisses über Hammelburg lassen mit Sicherheit Rückschlüsse zu, zumal zwischen der Schenkung an Fulda, 7 7 7 46 , und der Inventarisierung des Besitztums um 825 47 nur eine einzige private Tradition in Hammelburg selbst belegt werden kann 48 und die benachbarten Orte, darunter die zum Zubehör gehörigen Höfe in Diebach, Eschenbach und Ertal, selbständig aufgezählt werden. In Hammelburg selbst erwähnt das Güterverzeichnis 43 familie und 4 medie, 20 Vorwerke (territoria), die zu der curia Hammelburg gehören, 40 Litenhufen, 120 Kolonen und 200 Zinsleute 38 39 40 41 42 43 44 45 48 47 48

Dronke a.a.O. c. 43,10; dazu Dronke, Codex Nr. 537. Dronke, Traditiones 43,11; dazu MG. DH II 327. Dronke, Traditiones 43,13; dazu MG. D Kar. 138. Dronke, Traditiones 43,22; dazu MG. DO II. 64. Lamprecht, Wirtschaftsleben S. 717. Dopsch, Wirtschaftsentwicklung l 2 S. 155 ff. geht darauf nicht ein. Dronke, Traditiones c. 44,1; dazu Stengel a.a.O. Nr. 34. v. Guttenberg, Stammesgrenzen S. 32 ff. Stengel Nr. 77.142. Dronke, Traditiones c. 44,26; Werner-Hasselbach S. 39. Dronke, Codex Nr. 344.

13. DIE GRÖSSE DER FISCI

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(tributaria) sowie 100 servi triduani. Außerdem werden in Diebach als Pertinenz des Krongutes Hammelburg jetzt 10 Liten, 20 Mansen, 30 Kolonen, 26 servi triduani (so wohl richtig statt servi tributarii) und 40 Zinsleute (tributarii) verzeichnet; die beiden anderen Pertinenzien, Eschenbach und Ertal, treten mit nur insgesamt 37V2 und 22 Mansen dahinter zurück. Auf eine andere Größe der Hufe wird man die besonders stattliche Ausstattung von Hammelburg wohl kaum zurückführen dürfen; denn auch die Zahl der — wohl das Salland bezeichnenden — Joche (iugera) ist überaus hoch; sie beträgt in Hammelburg 1040, in Eschenbach 258 und in Ertal 400; für Diebach fehlen Angaben. Die ganze Grundherrschaft macht auf Grund der Vergleiche mit anderen Urbaren (Lorscher Reichsurbar, Beschreibung des Hofes Friemersheim) in dieser Gegend einen besonders ausgeprägten Eindruck. Für Hammelburg ist man wenigstens in der Lage, die Vorbesitzer des Königsgutes zu ermitteln; es handelt sich um die Herzogfamilie der Hedene, die hier offenbar einen Mittelpunkt ihrer Verwaltung hatte 49 . Vielleicht hängt die Eigenart der späteren Fuldaer Besitzung in Hammelburg mit diesem Sachverhalt zusammen. Auch in Baiern trat das karolingische Königtum eine reiche Erbschaft an; sie stammte aus dem Besitz des Herzogshauses 50 und dürfte — den Nachrichten über Reichenhall zufolge — kaum hinter der ostfränkischen zurückstehen 51 . Außer Hammelburg sind in Ostfranken noch einige weitere fisci aus späteren Quellen bekannt, so der bereits erwähnte Königshof Rügshofen im Volkfeld (beiGerolzhofen), zu dem 891 14 Hufen und 20 Mansen gehören52. Frhr. v. Guttenberg hat sodann in seiner Untersuchung des Villikationsurbars des Klosters Kitzingen aus dem 11. Jahrhundert darauf hingewiesen, daß die dort beschriebenen besonders großen Höfe (dominicales) Iphofen und Dettelbach einer Restitutionsurkunde Heinrichs III. von 1040 zufolge sehr wahrscheinlich die ehemaligen fisci der Würzburger Zehntschenkung an diesen Orten sind 53 . Zum Hofe Iphofen gehörten danach 30 Hufen (mansi), 3 Mühlen und ein Weingut, zum Hofe Dettelbach 23 mansi, eine taberna, 7 Weinbauern mit ihren Lehen, 4 Fischer mit ihren Lehen, das Lehen des Villicus, sowie einige andere Güter. Man wird hier an die Beschreibung der westfränkischen fisci in den Urkunden Karls des Kahlen und Karls des Einfältigen erinnert. Frhr. v. Guttenberg macht sodann noch auf ein Gegenstück aufmerksam, ein in einer verfälschten Urkunde Heinrichs IV. 49 50 51 52 53

Dobenecker Nr. 5.7; vgl. zuletzt Hofemann S. 102 ff. Hamm S. 17 ff. usw. vgl. dazu Karte 3 S. 191. Hauthalerl S. 5 ff. MG. D Arn. 83. v. Guttenberg, Fränkische Urbare S. 176 ff. 186 ff.

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

von 1094 inseriertes — seinem Inhalt nach unbedenkliches — Güterverzeichnis des Klosters Theres am Main 54 . Es behandelt vorzugsweise die villa Rounveldt (Berg- und Grafenrheinfeld am Main bei Schweinfurt). Zu derselben gehören 21 Hufen (mansi) am Orte selbst und ein großer Gutshof (dominicale magnum), drei Wälder, eine Kapelle mit 2 Hufen, Mühlen und Zubehör an einer Reihe von anderen Orten. Dabei fallen besonders die Königshufen (jeweils unus regius mansus) in Gochsheim und Deckheim auf. Da das Besitztum ebenso wie Kloster Theres selbst und weitere Güter des Bistums Eichstädt und des Erzbistums Magdeburg in Rheinfeld auf die Schweinfurter Grafen zurückgehen 55 entsteht die Frage nach der Herkunft desselben. Dabei fällt auf, daß Rheinfeld und Königshofen im Grabfeld als Schweinfurter Haupthöfe offenbar mit einer Restitution der Höfe des Babenbergers Poppo II. an diesen Orten durch Kaiser Arnolf von 899 in Verbindung stehen 56 . Da sich Schweinfurter und Babenberger Besitz in Ostfranken auch sonst weitgehend decken57, wird man der These von 0. Mitis zustimmen dürfen, daß beide Geschlechter in einem engen genealogischen Zusammenhang miteinander standen 58 ; das Erbe der Babenberger auf dem Grabfelde, das nicht in der großen Fehde konfisziert wurde, ist daher aller Wahrscheinlichkeit nach an die Schweinfurter übergegangen. Königshofen und Rheinfeld sind mithin nichts anderes als die alten fisci, die Arnolf im Jahre 899 dem Markgrafen Poppo II. als früher einmal von seinen Vorgängern geschenkten Besitz restituiert hatte. Kehrt man zum Ausgangspunkt zurück, so ergibt sich, daß Begriffe wie fiscus zwar als Übersetzungen deutscher Worte nicht notwendigerweise einen Anspruch darauf erheben können, immer wirklich ein und dieselbe Sache zu bezeichnen. Die Terminologie ist aber auch nicht so schwankend wie Dopsch annahm. Die hier verwerteten Beispiele für karolingische fisci passen sich immer wieder einer bestimmten Größenordnung ein, die durchschnittlich zwischen 30 und 100 Hufen zu liegen kommt, aber niemals weniger als 30 Hufen umfassen dürfte. Dabei zeigt sich weiterhin, daß diese fisci nicht immer ganz isoliert liegen; in Ostfranken nähern sich die Bereiche von Rheinfeld, Rügshofen und Iphofen räumlich bereits sehr; in unmittelbarer Nachbarschaft liegen aber auch noch weitere fisci wie Prosselsheim, Pleichfeld und Dettelbach. Ganz ähnliche Verhältnisse ergeben sich f ü r das Gebiet an der Maas, wo Blendef, Jupille, Herstal, Theux und Sprimont ein M 85 58 57 58

MG. D HIV 440 = Mon. Boica 31,1 S. 372 Nr. CXCVII. Heidingsfelder Nr. 297. MG. D Am. 174. Metz, Babenberger und Rupertiner S. 297 ff. Mitis, Eine Gedenkstiftung der Babenberger S. 257 ff. 266 ff.

14. V E R H Ä L T N I S D E R G R U N D H E R R S C H A F T ZUM K Ö N I G S I T I N E R A R

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Beispiel räumlich nicht weit voneinander entfernter Königshöfe sind. Dabei fällt auf, daß sich das Vorkommen der fisci (im wörtlichen Sinne) an die widitigsten Aufenthalte der Könige anpaßt, so an der Maas, im Gebiete um Barisis und Orville, aber auch am Rhein und in Ostfranken in der Nähe des von Karl dem Großen und seinen Nachfolgern häufig besuchten Königshofes Salz. Nur die thüringischen fisci (Lupnitz, Gerafeit) und einige alemannische {darunter Zürich) liegen etwas abseits von den Königsitineraren.

1 4 . VERHÄLTNIS DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

Eine ganze Reihe der in den Urkunden genannten fisci begegnet an anderer Stelle wieder als •palatium oder auch ohne diese Bezeichnung — als königlicher Aufenthaltsort. Das gilt in Westfranken vor allem von Compiegne, Attigny, Verberie, Ponthion, Samoussy und Orville1, am Maas und Niederrhein von Düren, Bonn, Sinzig, Thommen, Theux, Wasseiges (nordöstlich Namur) und Glains 2 , am mittleren Rhein von Frankfurt, Ingelheim, Kreuznach, Tribur und Nierstein®, in Ostfranken von Salz4 und weiter südlich von Heilbronn, Rottweil, Sasbach, Kolmar, Bodman und Remiremont 5 . Diese häufige Übereinstimmung von fiscus und Ort des palatium findet wenigstens insofern in den ahd. Glossen ihren Niederschlag, als Pfalz außer mit palatium auch mit curia glossiert wird 6 ; sie ist schon längst am Niederrhein in einer leider unvollendet gebliebenen Arbeiten von K. Wefelsdheid beobachtet worden 7 ; er schreibt: „Die karolingische Pfalz ist ihrem Wesen und ihrer Natur gemäß nur eine für die repräsentativen Bedürfnisse des königlichen Hofes ausgestattete und ausgebaute Guts- und Herrenhofanlage, wie sie dem germanischen Adel seit jeher eigen und vertraut gewesen war." Die Frage der Nutzung der königlichen Grundherrschaft muß sich hier notwendigerweise anschließen. Sie ist für die sächsische und salische Kaiser1

Vgl. Steinitz S. 544 ff. Ebenda. 8 Ebenda und Kraft, Reichsgut im Wormsgau passim. 4 Steinitz S. 549. 5 Zu Steinitz S. 544 ff. vgl. die Diplomata-Ausg. der dt. Karolinger unter Heilbronn, Rottweil und Sasbach im Register. * Steinmeyer I, 448, 17; curiae = phalanza; vgl. M.Heyne, Deutsche Hausaltertümer 1 S. 88 ff. 7 Wefelscheid, Pfalz und Reichsburg am Niederrhein Iff. 14 ff. 2

120

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

zeit in der umfassenden Studie von Bruno Heusinger untersucht worden 8 , und für die Karolingerzeit hat wenigstens auf Grund der Aussagen des Capitulare de villis M. Bloch ein System entwickeln können, das er vor allem Dopsch, aber auch Heusinger entgegenstellte 9 . Grundlage für Heusinger bildete der Indiculus curiarum, das Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs 10 . Heusinger hielt dabei an der Datierung zu 1064/65 fest, die heute nach den Forschungen von Haller und Dannenbauer nicht mehr als unbedingt stichhaltig anzusehen ist 11 . Eine Reihe der angeführten Königshöfe war zu dem fraglichen Zeitpunkte sicher nicht im Besitz des Königs, sodaß mit einer endgültigen Niederschrift in der Aachener Pfalzkapelle, dem Marienstift, erst in staufischer Zeit gerechnet werden kann. Trotzdem wird man im Anschluß an eine Äußerung Schnelbögls nicht umhin können, wie bei anderen mittelalterlichen Güterverzeichnissen eine ältere Grundlage anzunehmen, die mindestens bis in die salische Zeit zurückreicht 12 . Hinzu kommt eine weitere Beobachtung: Das Tafelgüterverzeichnis paßt sich auch dem Itinerar Friedrichs I. und Heinrichs VI. und nicht nur dem Heinrichs IV. an 13 . Insofern bleibt natürlich auch der Weg frei für eine neue Diskussion um die These von Bloch, der — Hallers Datierung weitgehend zustimmend — die Königahöfe des Verzeichnisses für reine Zinsgüter hielt, die bereits der grundherr8

Heusinger S. 82 ff. » Bloch S. 108 ff. 10 Ausg. von Levison u. Schulte. Das Verzeichnis der königlichen Tafelgüter von 1064/65 und seine Handschrift, NA 41 (1919) S. 557-577. 11 J. Haller, Das Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs, NA 45 (1924) S. 48—81; auch in: Haller, Abhandlungen zur mittelalterlichen Geschichte (1944) S. 206. — H. Dannenbauer, Das Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs. Ein Stück vom Testament Kaiser Friedrichs I., Zeitschrift f. württembergische Landesgeschichte 12 (1953) S. 1—72 und in: Dannenbauer, Grundlagen der mittelalterlichen Welt (1958) S. 354—431; ferner dazu: K. Verhein VSWG 41 (1954) S. 274-277; K.Bender Das Verzeichnis der königl. Tafelgüter und Servitien, Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 2 (1954) S. 772—788; K.Brühl, Nochmals die Datierung des Tafelgüterverzeichnisses, DA 12 (1956) S. 527—535; K. A. Eckhardt, Eschwege im Tafelgüterverzeichnis des römischen Königs, Hess. Jb. f. Landesgeschichte 6 (1956) S. 253 ff. und Quellen zur Rechtsgeschichte der Stadt Eschwege (1959) Nr. 18. 12

18

F. Schnelbögl, Nürnberg im Verzeichnis der Tafelgüter des römischen Königs von 1065, Jb. f. fränkischen Landesforschung 10 (1950) S. 2 7 - 4 6 . Allerdings ist diese auf Heusinger zurückgehende Feststellung vielfach überschätzt worden; sie trifft für Italien nicht zu; vgl. die Königsitinerarnachweise bei K. Schrod, Reichsstraßen und Reichsverwaltung im Königreich Italien 1931 (VSWG Beih. 25) S. 194 ff.

14. V E R H Ä L T N I S D E R GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

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lidien Wirtschaftsform des späteren Mittelalters unterlagen und für die wir ein weiteres Beispiel in der Abrechnung des Amtmannes Gerhard von Sinzig besitzen 14 . Heusinger hat diese Quelle aus dem Jahre 1242 zwar herangezogen, aber nur den Unterschied gegenüber dem Tafelgüterverzeichnis betont 15 , der nach den Darlegungen von Bloch kaum in diesem Umfange bestanden haben dürfte. Denn nach diesen lag auch auf den Zinsgütern des Indiculus — als die er sie ansieht — nur eine debita et annua pensio (servitium como fijo, •y verosímilmente como anual), ganz entsprechend der Belastung des Krongutes Sinzig. Diese Frage wird selbstverständlich in ihren Einzelheiten noch weiterer Klärung bedürfen; jedenfalls läßt der Wortlaut des Indiculus mit seinen jeweils genau festgesetzten regelmäßigen Abgaben kaum Zweifel an der Berechtigung der Kritik Blochs an Heusinger zu. Trotzdem bleibt auch die These Heusingers eines engeren Zusammenhanges zwischen dem Tafelgüterverzeichnis und dem Itinerar Heinrichs IV., aber auch Friedrichs I. — vor allem in Italien — bestehen. Man muß daher keineswegs — wie Bloch es tut — gleich an den Dialogus de scaccario denken; eher entspricht das Fehlen des Getreides in den Angaben über das servitium der Verfassung grundherrlicher Besitzungen, wie sie aus einer Reihe von Urbaren des 12. Jahrhunderts bekannt wird und die auch Heusinger bereits im Anschluß an Inama und Dopsch erwähnt — nur mit der völlig irrigen und unbegründeten Annahme, 14

15

MG. Const. II S. 446 Nr. 338; Bloch, La organización de los dominios reales carolingios S. 110 ff. So verlockend eine derartige Aufteilung der zentralen Wirtschaftsverwaltung erscheinen mag, wie sie etwa der Dialogus de scaccario für England schildert, so wenig sind die Voraussetzungen dafür in Deutschland gegeben. Das Bestreben Friedrichs I. geht zweifellos dahin, sich reiche Einnahmen aus den Rekuperationen, von denen Haller mit Recht spricht, zu sichern. Ein solches Vorgehen ist vor allem bei den durchweg mit hohen Geldbeträgen belasteten langobardischen Höfen aus der Turin-Savoyer Erbmasse zu erkennen; im Unterschied zu diesen meist erst in den achtziger Jahren des 12. Jahrhunderts erworbenen Höfen (von Turin bis Seduna) handelt es sich bei den mit Servitien belasteten übrigen langobardischen Höfen von Annone bis Coriana meist um altes Königsgut aus vorsalischer Zeit; man darf daher annehmen, daß die Aufzeichnung — wie etwa in karolingischer Zeit in Limonta auf die Rechtsweisung der ortsansässigen Bevölkerung zurückgeht oder aber tatsächlich ältere Aufzeichnungen voraussetzt, während die hohen Geldbeträge der neu erworbenen Besitzungen selbstverständlich erst von Barbarossa selbst festgelegt worden sind. Daß man sich bei der gerade auch gegen die Auswüchse des Leihezwanges gerichteten Rückerwerbspolitik im 12. Jahrhundert gerne auf ältere Urbare stützte, zeigt der Fuldaer Codex Eberhardi (Dronke, Traditiones, vor allem der Bericht von Abt Markward Nr. 76). Ich hoffe, meine Gedankengänge an anderer Stelle einmal ausführlich darlegen zu können. Vgl. künftig Niedersächsisches Jb. 32 (1960).

122

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

die königliche Wirtschaft habe dann eben der anderer auf dem Wege zur Rentenwirtschaft vorauseilen müssen. Daß eine zwar eingeschränkte, aber jedenfalls noch deutlich erkennbare und sogar umfangreiche königliche Eigenwirtschaft auf den staufischen Domänen bestand, hat sich inzwischen f ü r Altenburg ergeben, das indessen als die östlichste der großen staufischen Pfalzen hier kaum eine Sonderstellung eingenommen haben dürfte 16 . Im Gegensatz zu Bloch und mit Heusinger glaube ich aber an der Verwertung der Erträge am Orte selbst durch den reisenden König festhalten zu müssen. Andere Schwierigkeiten ergeben sich für die Karolingerzeit. Bloch, auf dessen Ausführungen man sich auch hier weitgehend beziehen kann, unterscheidet folgende Arten der Verwertung der Erträge der königlichen Grundherrschaft der Karolingerzeit 17 : 1. Verbrauch an Ort und Stelle für den Unterhalt der abhängigen Leute und der Bediensteten, 2. Verwertung zu Zwecken der Saat, 3. Versorgung des Heeres, 4. Versorgung des Königshofes und 5. Überschüsse der Gutswirtschaft, die aufbewahrt oder verkauft werden. Dabei ist naturgemäß Punkt 4, die Versorgung des königlichen Hofhaltes von besonderem Interesse. Bloch befaßt sich mit diesem Punkte in besonderem Maße, allerdings nur immer auf Grund der Aussagen des Capitulare de villis. Er sieht den Schwerpunkt des servitium des judex darin, daß er bestimmte, meist fixierte Leistungen während des Aufenthaltes des Königs im Bereich seiner Wirksamkeit tätigen muß. Wichtig ist sodann auch hier die Feststellung einer weitgehenden Übereinstimmung mit der vor allem aus den Statuten Adalhards von Corbie bekannten klösterlichen Wirtschaft 18 , wobei der Unterschied in dem festen Sitz des Klosters als Mittelpunkt derselben und dem wandernden Königshofe besteht. Nitzsch war zuerst der Ansicht gewesen, daß die Überschüsse der königlichen Gutswirtschaften jeweils zu einem zentralen Königshofe transportiert wurden, hatte seine Theorie aber angesichts der richtigen Erkenntnis der technischen Schwierigkeiten f ü r den Fernverkehr nicht aufrecht halten können 19 . So entwickelte Karl Lamprecht sein sogenanntes „Palatial-Wirtschaftssystem": Der König war gezwungen, mit 16

H. Patze, Zur Geschichte des Pleißengaues im 12. Jh. S. 96 ff.

17

Bloch S. 103 ff.

18

Vgl. Abschnitt I, 2. K. W. Nitzsch, Die oberrheinische Tiefebene und das deutsche Reich im Mittelalter, Preuß. Jbb. 30 (1872) = Deutsche Studien S. 130.

19

14. VERHÄLTNIS DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

123

seinem Hofhalt von Pfalz zu Pfalz zu ziehen und die Einkünfte seiner Besitzungen am Orte ihrer Produktion zu verzehren 20 . Dieser Auffassung haben sich auch Gelehrte wie S. Rietschel und K. Gareis angeschlossen 21 ; Dopsch hat dagegen versucht, sie zu widerlegen 22 . Ausgangspunkt f ü r ihn bildete die verschiedenartige Bedeutung der einzelnen Pfalzen. So bezeichnet er Aachen als die ständige Residenz Karls des Großen seit 796. Neben Aachen und Ingelheim traten nach seinen Darlegungen eine Reihe anderer Pfalzen wie Quierzy, Remiremont, Thionville, Samoussy, Herstal, Theux, Ver, Servais und Attigny und die Jagdaufenthalte in den Ardennen und den Vogesen besonders stark hervor. Diese Pfalzen sollen nach Dopsch alle in einem Kreise gelegen haben, „wo das alte Stamm- und Hausgut der Arnulfinger bezeugt ist: zwischen Rhein, Maas und Mosel, die Ardennen hindurch". Dopsch beruft sich dabei auf die Untersuchungen von Boneil über den ältesten karolingischen Besitz aus der Hausmeierzeit, der diesen in der Tat in den Gauen Condroz, Fammine und Woevre sowie an Rhein und Mosel belegen kann 2 3 ; an Marne, Oise und Aisne dürfte er dagegen auch der neuesten Untersuchung von A. Bergengruen zufolge kaum zu suchen sein 24 , und die Aufzählung von Quierzy, Samoussy, Ver und Attigny paßt gar nicht dazu. In dieser Gegend lagen vielmehr alte merowingische Pfalzen und Villen wie Compiegne, dessen bevorzugte Bedeutung unter den Karolingern Dopsch anscheinend entgangen ist, und Soissons. Immerhin würden diese Ausnahmen gegenüber einer von Dopsch aufgestellten Regel nicht sonderlich ins Gewicht fallen, wenn nicht weitere Fehlschlüsse hinzukämen. Dopsch beruft sich auf die Beobachtung seines Schülers Steinitz, der in seiner sonst auch heute noch brauchbaren Arbeit gerade das karolingische Stammland als das engere Wirtschaftsgebiet der Karolinger bezeichnet. Zweifellos stimmt die Beobachtung von Steinitz, daß die größere Anzahl der karolingischen fisci links des Rheins lag 25 ; aber Steinitz hat offensichtlich die fisci der Urkunden der deutschen (wie übrigens auch der westfränkischen) Karolinger auch dann nicht berücksichtigt, wenn sie in Bestätigungen wie der großen Arnolfs f ü r Würzburg aus dem Jahre 8 8 9 2 6 vorkommen und mit aller Sicherheit schon in den verlorenen Vorurkun26 21 22 23

Lamprecht, Deutsche Geschichte 2 (1892) S. 55. Rietzschel, Die Civitas auf deutschem Boden (1894) S. 54. Dopsch, Wirts^iaftsentwicklung l 2 S. 187 ff. Bonell S. 78 ff. Vgl. zuletzt audi Zatschek, Wie das Erste Deutsche Reich

entstand S. 30 ff. 24 25 26

Bergengruen S. 118 ff. Steinitz S. 484 ff. MG. D Arn. 69.

124

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

den als fisci bezeichnet werden. Die Vorlage der Urkunde Arnolfs entspricht einer Formel Ludwigs des Frommen 27 ; die Königshöfe lagen mit nur drei Ausnahmen (Ingelheim, Kreuznach und Tribur) in Ostfranken, also rechts des Rheins. Von einem Teil derselben war schon die Rede gewesen. Einer von ihnen, Rheinfeld am Main bei Schweinfurt, dürfte dem fiscus Romfeit einer Urkunde Ludwigs des Frommen von 839 entsprechen, das man ebenso wie das dort zugleich erwähnte Munucherstati vergebens in den Ardennen gesucht hat; es kann sich bei letzterem aber nur um das auch sonst unter ähnlichen Namensformen begegnende Münnerstadt im ostfränkischen Grabfeld handeln 28 . Zu den ostfränkischen kommen sodann noch die b airischen fisci Dingolfing und Tulln in Urkunden Ludwigs des Deutschen29, von denen wenigstens jenes sicher auf altes Herzogsgut zurückgeht 30 . So verschiebt sich das von Dopsch und Steinitz gewonnene Bild bereits bis zu einem gewissen Grade, zumal ja auch die rheinischen fisci zum großen Teile aus einer einzigen Urkunde Ludwigs des Frommen bekannt sind, die er schon 814 für Stablo-Malmedy ausstellte 31 ; 26 Königshöfen der Würzburger stehen 17 der Stabloer Schenkung gegenüber, und es ist interessant, daß beide Schenkungen sich mit Ingelheim und Kreuznach auf der einen und Boppard und Klotten an der Mosel auf der anderen Seite räumlich sehr einander annähern. Auch der Versuch, die Einteilung des Hersfelder Breviarium Sei Lulli in Hufen und Mansen für die Struktur der königlichen Grundherrschaft auszuwerten, dürfte Steinitz mißglückt sein 32 . Das Überwiegen der Hufen gegenüber den Mansen in Ostfranken und Thüringen besagt dafür nicht viel, da die Hufe nach dem heutigen Stande der Forschung das grundherrlich ausgetane Land im weiteren Bereiche, der Mansus entsprechend das im engeren Bereiche darstellen dürfte 33 . Noch in anderer Hinsicht ergeben sich Bedenken gegenüber der von Dopsch vorgetragenen Theorie einer karolingischen Privatwirtschaft auf der Basis der alten Stammesgüter. Schon Verhein hat sich gegen die Unterscheidung 27 28

29 30 31 32 33

MG. Form. S. 316 ff. Form. Imp. Nr. 39. Beyer I Nr. 66 = BM2 995. Zur Namensreform Romfeit: Oeller S. 39; Münnerstadt: Rübel, Die Franken S. 324 ff. Besitz einer Richard-Sippe im Grabfeld: Bosl, Franken S. 67.56. MG. DLD 96 und 11. Bitterauf I Nr. 62. Vgl. MG. Concilia II, S. 93. Halkin-Roland Nr. 26 = BM2 545. Weirich Nr. 38; Steinitz S. 486 ff. Vgl. zum Problem Lütge, Hufe und Mansus S. 123.

14. VERHÄLTNIS DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

125

von Haus- und Reichsgut ausgesprochen34. Immerhin erkennt auch Verhein eine besondere Wichtigkeit der Gegend um Aachen für die königliche Grundherrschaft an, ähnlich der etwa, die später die sächsischen Curien des Tafelgüterverzeichnisses für sich beanspruchen konnten. Man wird diesen Sachverhalt nicht in Abrede stellen, andererseits aber audi nicht übersehen dürfen, daß die Königshöfe um Aachen schon zur Zeit des Vertrags von Verdun (843) kaum mehr als ausreichende Ausstattung für den von seinen Brüdern geschlagenen Lothar angesehen worden sein dürften 35 . Ludwig der Deutsche hatte Baiern mit einem ziemlich reichlichen Besitz an Königshöfen und vor allem das Land am mittleren Rhein mit Frankfurt und Ingelheim erhalten, und Karl der Kahle konnte besonders im Gebiet um Aisne, Oise und Marne über einen reichen Besitz an merowingischem und karolingischem Königsgut verfügen. So mußte die Grenze von Lothars Teilreich damals weiter nach Westen verlegt werden, bis die angestrebte Entsprechung gegenüber der Ausstattung seiner Brüder erreicht war. Sicher hat jeder der drei Brüder einen Anteil an dem besonders dicht gelagerten Krongut zwischen Paris und Frankfurt erhalten; aber altes karolingisches Stammgut lag nur in Lothars Reich; f ü r die wirtschaftliche Grundlegung der Teilreiche Ludwigs und Karls hat es keinerlei Bedeutung erlangt. Ludwig der Deutsche, Ludwig III. (der Jüngere) und späterhin auch Karl der Einfältige haben seit dem Erlöschen der lothringischen Linie der Karolinger auf deren hereditas besonderen Wert gelegt 38 ; aber auch die Königshöfe des westfränkischen Reiches Karls des Kahlen erschienen ebenso wie etwa Italien für Ludwig den Deutschen und seine Söhne als ein erstrebenswerter Besitz. Überprüft man einmal dasltinerar der einzelnen karolingischen Herrscher, so halten sich bei Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen die Aufenthalte in den Stammlanden um Maas und Mosel mit denen am mittleren Rhein um Frankfurt, Worms und Ingelheim annähernd die Waage 37 , während die westfränkischen Pfalzen um Attigny und Compiegne eine wesentlich geringere 34

85 38 37

Verhein, Studien I S. 314 ff. 392 ff. mit weiteren Belegen. Vgl. auch M. Stimming, Das deutsche Königsgut im 11. und 12. Jahrhundert 1 (1922) S. 11 ff. Ganshof, Vertrag von Verdun S. 318. Zatschek, Ludwig der Deutsche, in: Der Vertrag von Verdun (1943) S. 31 ff. Nach den Regesten befindet sich Karl am Niederrhein und an der Maas 769. 70.71.72.73.74.75.76.77.78.79.81.82.83.86.88.89; dann erst wieder 94.95.96. 97.98.99.800.01.02.03.04.05.06.07.08.09.10.11.12.13.14; Ludwig ebenda 814. 15.16.17.18.19.20.21.23.24.25.26.27.28.29.30.3L.33.34.35.36.37.38.39.40.Karl am mittleren Rhein und unteren Main: 770.71.72.74.76.79.80.81.83.84.86.87. 89.90.94.95.800.02.03.07. Ludwig ebenda: 814.815.17.19.22.23.26.28.29.31. 32.33.35.36.38.39.40.

11 Metz, Karolingisches Reichsgut

126

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Bedeutung erlangen, aber keineswegs ganz übersehen werden. Karl läßt sich in etwa jedem dritten oder vierten Jahre seiner Regierung dort nachweisen, Ludwig sogar in jedem zweiten38. In den Jahren 790 bis 793 ist Karl niemals im Bereiche der alten Stammesgüter seiner Familie gewesen39; er hielt sich damals meistens in Ostfranken und Baiern, und zwar vorzugsweise in Salz an der fränkischen Saale (heute Bad Neustadt) und Regensburg auf, in jenem Orte nicht weniger als dreiviertel Jahr (793), von anderen Aufenthalten (790 und 803) ganz abgesehen 40 ; Salz wurde danach auch von Ludwig dem Frommen, Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren (und zwar sogar ziemlich lange, von Februar bis Mai 878) und Arnolf gerne aufgesucht 41 . Baiern tritt unter Ludwig dem Frommen ganz zurück; bis 840 residiert sein Sohn Ludwig der Deutsche dort als Unterkönig 42 , und nach 840 häufen sich dessen Aufenthalte in Baiern so sehr, daß sie ungefähr denen am mittleren Rhein (also vor allem Frankfurt) gleichkommen. Dasselbe gilt dann von der Zeit der Söhne Ludwigs des Deutschen, Karlmann, Ludwig und Karl III., sowie seines Enkels Arnolf. Neben Salz war vor allem Forchheim unter Ludwig dem Deutschen, Ludwig dem Jüngeren und Ludwig dem Kind eine besuchte Pfalz, und in den Jahren von 870 bis 895 (Erhebung Zwentibolds zum König von Lothringen) tritt der Raum um Niederrhein und Maas gegenüber dem mittleren Rhein und Baiern völlig zurück. Keine beondere Rolle spielt in den königlichen Itineraren Alemannien; Ludwig der Fromme verweilt hier im letzten Jahrzehnt seiner Regierung ein paar mal 43 und ebenso Ludwig der Deutsche in den ersten beiden Jahrzehnten 44 , also wohl bis zur Schaffung eines alemannischen Unterkönigtumes für seinen Sohn Karl III. Dieser, in jener Zeit zunächst als Graf im Breisgau bezeugt 45 , ist der einzige Karolinger mit stärkeren Bindungen an den alemannischen Raum 46 ; erst nach dem Tode seines Bruders Ludwig (882) ist er bis zu seiner Abdankung (887) auch außerhalb 38

38 40 41 42 43 44 45 46

Karl i n den westfränkischen Pfalzbereidien um Attigny um Compiegne 769.73. 7 4 . 7 5 . 7 7 . 7 9 . 8 1 . 8 5 . 8 6 , 9 9 . 8 0 0 . 0 4 . Ludwig ebenda: 8 1 6 . 2 0 . 2 2 . 2 3 . 2 4 . 2 7 . 3 0 . 3 2 . 3 3 . 34.37.38.39. BM 2 302 c—327 e. BM 2 306 a—320 f. 398 b. - Zu Salz vgl. Bosl, Franken S. 95 ff. BM 2 832 a. 899 e. 1 0 0 3 g - 1 0 0 5 . 1369 k. 1372 c. 1556 f. 1909 a. 1935 b. Dümmler I 2 S. 2 0 ff. BM 2 899 d (832) 925 b - d (833). 989 a (839). so in den Jahren 8 4 1 . 4 6 . 5 3 . 5 6 . 5 7 . 5 8 . 5 9 . BM 2 1 5 7 6 e . Dümmler 2 2 S. 120. Zatschek, Wie das Erste Reich der Deutschen entstand S. 2 0 0 ff.

14. VERHÄLTNIS DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

127

desselben in Deutschland zur Herrschaft gelangt47. Sein Neffe Arnolf weilte danach mehrfach in Alemannien. Die wichtigste Pfalz war dort Bodman 48 . Eine noch geringere Rolle spielte für die Aufenthalte der letzten Karolinger Sachsen. Schon Ludwig der Fromme urkundete dort nur im Jahre 815; Ludwig der Deutsche reiste dreimal dorthin; aber mit dem Jahre 852 hören auch für ihn die Belege auf. Das sächsische Unterkönigtum seines Sohnes Ludwig des Jüngeren (seit etwa 865) läßt sich nicht eindeutig hinsichtlich seines Schwerpunktes lokalisieren; derselbe ist aber wohl, den späteren Schenkungen. an Gandersheim und Verden zufolge im hessisch-thüringischen Grenzgebiete zu suchen. Nach dem Tode seines Vaters kommt Ludwig der Jüngere nicht mehr nach Sachsen. Sein Neffe Arnolf urkundet hier 889 auf einem Zuge gegen die Abodriten 49 . Die Bedeutung der einzelnen Landschaften läßt sich also folgendermaßen zusammenfassen: Die karolingischen Stammeslande um Niederrhein, Maas und Mosel und das Gebiet am mittleren Rhein dominieren unter Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen; schon zur Zeit des Vertrags von Verdun und erst recht nach dem Vertrag von Meerssen büßt die zuerst genannte Gegend aber allmählich an Bedeutung ein, während Baiern seit dem Unterkönigtum Ludwigs des Deutschen (826) mehr und mehr zur zentralen Landschaft neben der um Frankfurt wird; zwischen beiden fügt sich das ostfränkische Land um Forchheim und Salz an, während Alemannien hinter Baiern zurücktritt und Sachsen keine Rolle mehr spielt. In Westfranken behält die Gegend von Attigny und Compiegne unter den französischen Karolingern ihre alte Bedeutung 50 ; von hier aus dehnt Karl der Einfältige nach 911 seinen Herrschaftsbereich noch einmal auf die alte hereditas seiner Urkunden in Lothringen aus 51 . Wie verhält sich das Itinerar der karolingischen Könige zu der gleichzeitigen königlichen Grundherrschaft? Bildete diese — wie später in der deutschen Kaiserzeit — die Grundlage für die Versorgung des königlichen Hofes, oder wurden die Produkte der karolingischen Stammeslande im Bedarfsfalle jeweils nach Baiern oder Franken geliefert — eine Vorstellung, an der schon Nitzsch nicht festzuhalten vermochte, oder aber wurden die Überschüsse in 47

BM2 1627 a. Betr. Bodman s. Steinitz S. 512 ff. — Th. Mayer, Das schwàbische Herzogtum u. der Hohentwiel S. 89 ff. 49 BM2 1365 k—1369. 1386 a. 1402-1403 a. 1825 a-1827 a. 50 Dhondt S. 60 ff. 67 ff. 51 Parisot, Le royaume de Lorraine (1899) S. 583 ff. 48

u*

128

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

Zeiten der Abwesenheit des Königs auf den Königshöfen an Maas und Niederrhein verkauft und für den Ertrag dann in anderen Gegenden Lebensmittel eingekauft? Das Capitulare de villis (c. 55) spricht — wie auch Bloch betont 52 — von einem Verkauf der Überschüsse auf den königlichen Gütern, und in der Tat wird man 53 , auch dem Beridite des churrätischen Urbars zufolge, mit einem solchen und der Ablieferung des Geldbetrages an den königlichen Schatz rechnen dürfen 54 . AberdieVerkehrsverhältnissewarennicht annähernd soweit entwickelt, um einen geregelten Einkauf in fremden Landschaften aus diesem Ertrage zu ermöglichen. Hier ist eine Stelle aus dem Werke De ordine palatii, Kap. 23, wichtig55, danadi sollten alle Amtmänner der königlichen Domänen rechtzeitig den Besuch des Königs und dessen Dauer erfahren (omnes actores regis praescirent, ubi vel ubi rex illo vel illo tempore tanto vel tanto spacio manere debuisset, propter adductionem vel praeparationem; ne forte tarde scientes, dum inopportuno tempore vel cum nimia festinatione exigeretur, familia regalis per neglegentiam sine necessitate opprimeretur), damit die Versorgung des königlichen Hofhaltes nicht unnötig gefährdet wurde. Ganz eindeutig geht daraus hervor, daß es nicht möglich war, die Versorgung nachzuführen oder unterwegs einzukaufen, sondern, daß die Sorge dafür dem Amtmanne, dem judex des Capitulare de villis und dem actor der anderen Kapitularien zufiel. Die Quellen ermöglichen darüber hinaus aber eine wesentlich bessere Kenntnis der königlichen Grundherrschaft als sie nach den Darlegungen von Dopsch möglich erscheint. Zweifellos läßt sich längst nicht die Gesamtheit des in den Schenkungsurkunden erwähnten Königsgutes zur Grundherrschaft rechnen, da vielfach zuvor bereits verlehntes Gut verschenkt wurde. Auch die wenigen erhaltenen Reichsurbare ermöglichen nicht annähernd eine Übersicht über das gesamte vomKönigtume grundherrlich bewirtschaftete Land; das churrätische Urbar fällt zudem aus dem Rahmen heraus, da es vorzugsweise Lehen und mit 'Geldabgaben belastete Zinsgüter beschreibt. Trotzdem ergaben sich bereits aus den vorangehenden Ausführungen Möglichkeiten, die grundherrliche Wirtschaftsform für eine ganze Reihe von Königsgütern in verschiedenen Gegenden nachzuweisen, vor allem auf Grund der Auswertung 52

53

w 53

MG. Capit. I S. 88 Nr. 32, c. 55. — M. Bloch, La organización de los dominios reales carolingios y las teorías de Dopsch, Annuario de historia del derecho español 3 (1926) S. 104. So etwa auch F. L. Gaiishof, La Belgique carolingienne (1958) S. 116 ff; ders., Manorial organization S. 116 ff. Bündner UB 1, S. 394. MG. Capit. 2 S. 525.

14. VERHÄLTNIS DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSIT1NERAR

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der Verwendung des Wortes fiscus56. Für die folgenden Untersuchungen soll auch weiterhin zunächst die im Capitulare de villis und anderen Kapitularien gebräuchliche Terminologie den methodischen Ausgangspunkt bilden, nämlich 1. die freilich verhältnismäßig seltene Erwähnung von Königsgut, das ausdrücklich ad servitium nostrwn bestimmt war, 2. das Auftreten des Domänenamtmannes (actor, exactor, judex, procurator, villicus oder major) in den Urkunden, Kapitularien und erzählenden Quellen und 3. die Erwähnung des conlaboratus, der grundherrlichen Erträge, vom Fiskalgut. 1. Im Capitulare de villis c. 1 ist von den ville nostre quas ad opus nostrum serviendi institutos habemus die Rede 57 , und ähnlich sind die im Tafelgüterverzeichnis aufgezählten Curien zum servitium regale verpflichtet 58 . Bloch hat gegenüber Dopsch geltend gemacht, daß man dem Worte servitium keine feststehendere Bedeutung zubilligen kann als etwa fiscus oder ministerium59 Wohl mit Recht betont er diesen Sachverhalt auch gegenüber Heusinger. Allerdings kann von der Karolingerzeit bis zur Stauferzeit durchaus ein Sinnwandel in der Bedeutung eines einzelnen Wortes eingetreten sein. Heusinger selbst weist auf die bis in die ahd. Zeit zurück verfolgbare Gleichsetzung von servitium mit Dienst, was grundsätzlich dem Sinn von Abgabe oder Leistung entsprechen dürfte, also weniger den eines militärischen Dienstes einschließt 60 . Dopsch bezieht sich auf das Capitulare Karls des Kahlen von Quierzy (877), in dem er seinem Sohne Ludwig dem Stammler gewisse Rechte 5fi 57 58 50 60

Vgl. oben zu Anm. 132 ff. MG. Capit.IS. 83 c. 1. Vgl. die Ausgabe von A. Schulte in: NA 41 (1919) S. 557 ff. Bloch, Organisation S. 101 ff. Heusinger S. 26 ff. Zu ergänzen wären die im Deutschen Rechtswörterbuch 2 (1932/35) Sp. 856 aufgezählten Glossenbelege für Dienst: functio (Steinmeyer 1,148), milicia (1,458), servitium (1,479.4,97), cultus (1,493), ministerium (2,28), accio (2,127), usus (2,144), subjectio (2,220), obsequium (2,330), officium (2,445), obsequela (4,82). Von einer restlosen Übereinstimmung von servitium und Dienst kann also keine Rede sein. Weitere Erörterungen des Problems müßten freilich schon einer besonderen Untersuchung vorbehalten bleiben, zumal neben der Schwierigkeit der zeitlichen Einstufung der Glossen noch die der textlichen Auswertung in größerem Zusammenhange besteht. Keiner der angeführten Belege nämlich in die bei Steinmeyer Bd. 3 abgedruckten sachlich geordneten Gruppenglossare. Zur Sache auch eine größere von C. Brühl in Aussicht gestellte Arbeit.

130

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDIiERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

in den königlichen Forsten zuweist und dabei auch villae ad servitium nostrum erwähnt; sie lagen wenigstens zum Teil, wie Herstal und Esneux (um dieses handelt es sich wohl bei Astenido) in dem lothringischen Anteil an der Maas, der bei der Teilung von Meerssen Karl dem Kahlen zugefallen war 61 . Aber nicht nur an der Maas, sondern auch am mittleren Rhein bei Worms lag Königsgut, das specialiter ad nostrum opus et servitium bestimmt war und einer Schenkungsurkunde Königs Arnolfs von 897 zufolge in Wiesoppenheim, Horchheim und Weinsheim lokalisiert werden kann 62 ; in Wiesoppenheim handelt es sich um einen schon im Lorscher Reichsurbar um 835 verzeichneten grundherrlichen Besitz63. In Baiern sieht die Ordinatio Imperii von 817 vor, daß die Königshöfe Ingolstadt und Lauterhofen (villas dominicales) Ludwig dem Deutschen ad servitium suum zugeteilt werden 64 . Hier ergibt sich die Schwierigkeit, daß Ingolstadt vor der Schenkung an Abt Gozbald von Niederaltaich 841 bereits an diesen verlehnt gewesen war 65 , was allerdings nicht eine vorangehende grundherrliche Bewirtschaftung durch den bairischen Unterkönig ausschließt. Man wird nicht fehlgehen, auch die quatuor hobq ad cameram nostram pertinentes in Tiufstada und Maisbach im Isengau unter Ludwig IV. (903) hierher zu rechnen66; an verlehntes Königsgut läßt sich schwerlich denken. Endlich läßt sich in diesem Zusammenhange der Sprachgebraudi des Lorscher Reichsurbars heranziehen, in dem es ausdrücklich heißt: solvit simili servitium oder jìt simile servitium ut in Franchenuurt, wobei unter der Rubrik Frankfurt außer der Gestellung des paraveredus nur Abgaben erwähnt werden 67 . Wie Dopsch hinsichtlich des Begriffes fiscus ist Bloch anscheinend hinsichtlich des servitium etwas zu weit gegangen; man wird — trotz gewisser Unterschiedlichkeiten innerhalb der verschiedenen Belege — in den in Frage kommenden Quellen wohl an der Bedeutung von Leistung im Rahmen der Grundherrschaft festhalten dürfen. 2. Belege für den Domänenamtmann als actor lassen sich bislang f ü r die Königshöfe Ver, Orville (Pas de Calais), Theux, Aachen, Remiremont und Frankfurt beibringen, aber auch für Reichenhall und für Ostfranken 68 . Sie 01 62 su 84 65 68 eT es

MG. Capit. 2 S. 361 Nr. 281 c. 32. MG. D Arn. 153. Glöckner, Codex Laureshamensis 3 (1936) Nr. 3674. MG. Capit. I S. 271 Nr. 136 c. 2. MG. D LdD. 30. BM 2 2011 = MG. D L K 2 5 . Glöckner, Codex Laureshamensis 3 Nr. 3673. BM 2 770. MG. Capit. 1 S. 298 Nr. 146 c. 2. - MG. Form. S. 293 ff. Form. Imp. Nr. 9.36.40. MG. DD. LdD. 24. 42. Bosl, Franken S. 23

14. V E R H Ä L T N I S D E R GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

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gehören alle der Zeit Ludwigs des Frommen an. Ihnen gesellen sich Nachweise für königliche procuratores in Oberwesel oder Boppard und später in der Gegend von Worms auf Königsgut zu; (der procurator domus regalis Ruthard, der 897 in Gernsheim tätig ist 69 , gehört allem Anschein nach einem mittelrheinischen Geschlecht an, hat also kaum einen mehr als lokalen Wirkungsbereich 70 . Hinzu kommen noch der exactor palatii in Ingelheim unter Ludwig dem Frommen (835) 71 und ein späterer exactor auf dem Grabfeld auf Königsgut in der Gegend von Milz; dieser wird aber bei seiner Erwähnung im Jahre 906 bereits als vasallus des Babenberger Grafen bezeichnet72. Maiores auf Königsgut sind für Barisis-aux-Bois und Venette sur Oise und wohl Attigny im Bereiche der großen westfränkischen fisci, aber auch für Annappes, Oberwesel und Ingelheim oder Kreuznach bekannt 73 . Königliche villici begegnen endlich in der heutigen Pfalz und im Bereiche des churrätischen Urbars im Tale Lugnez, dort allerdings im Bereiche einer Grundherrschaft, die nur ein sehr geringfügiges für die königliche Wirtschaft verfügbares Bauernland aufweist 74 . Größere Aufmerksamkeit verdienen die Belege aus Ostfranken und Baiern. In der Schenkungsurkunde Ludwigs des Frommen für Würzburg soll nicht nur nullus comes aut judex publicus den Besitzstand Würzburgs stören; sondern auch der actor wird hier eigens genannt, eine Besonderheit, die sich nur aus der Tatsache erklären läßt, daß actores wirklich die grundherrlichen Besitzungen des Königs in Ostfranken, vor allem also wohl im Gebiete der Rednitz und des oberen Mains, verwalteten 75 . Die actores Ludwigs des Deutschen, die keinerlei Zoll noch sonstige Abgabe ( muta, portaticum, pontaticum, rotaticum, pulveraticum und salutaticum) von den 6 Karren Salz des Klosters Kempten in Reichenhall erheben sollten, saßen danach tarn in Hallo quam etiam in ceteris villis nostris (Ludwigs des Deutschen)76; ihre Zuständigkeit dürfte weitgehend der des judex des Capitulare de villis (c. 62) entsprechen 77 . 69 70 71 72 7:1

74 75 70 77

Wandalberti Miracula S. Goaris, MG. SS. XV, S. 365.367. - Glöckner Nr. 53. Ebenda Nr. 218 (Rheingau) u. 3770. Beyer Nr. 62. Dobenecker 1, Nr. 309. Bouquet 6, S. 569. - MG. SS. XV, S. 365.367. - Lauer Nr. 80. - Bouquet 9, S. 538. - Beyer Nr. 62. Bündner BU1, S.392. - Mon. Boica 31,1, S. 44 Nr. 17. MG. Form. Imp. 40 = MG. DD. LdD. 42. Vgl. jetzt Bosl, Franken S. 23 ff. MG. D LdD. 24. MG. Capit. I S. 88 ff.

132

II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

3. Der Begriff des conlaboratus, der grundherrlidien Erträge vom fiskalischen Gute, wird aus dem Capitulare de villis und den Brevium Exempla bekannt. Nach dem Capitulare de villis sollen die judices den vollen Zehnten ex omni conlaboratu an die Kirchen der fisci geben (c. 6); ferner wird ihnen auferlegt, daß sie nach der Saat den verbleibenden Rest de omni conlaboratu aufbewahren sollen, bis der König über die weitere Verwendung entscheidet (c. 33). Die Brevium Exempla zählen unter dem conlaboratus der Königshöfe um Annappes bei Lille vor allem Getreide, aber auch Wurst und Schinken auf 78 , und das ihnen nahestehende Urbarfragment aus der Reichenau nennt einen conlaboratus an Wein 79 . Grundherrlich bewirtschaftet wird auch der bereits öfters erwähnte Besitz um Frankfurt und Worms nach dem Lorsdier Reichsurbar. In enger Anlehnung an den Frankfurter Fiscus hat Ludwig der Deutsche nach dem Vorbilde der Pfalzkapelle in Aachen hier das Salvatorstift gegründet (852) 80 . Die ursprüngliche Datierung wird aus einer Urkunde seines Sohnes Ludwig des Jüngeren von 880 sowie aus deren späteren Bestätigungen bekannt 81 . Von den großen Gütern der königlichen Grundherrschaft um Frankfurt war zunächst die Kirche in Florstadt in der Wetterau mit dem (allerdings nicht ausdrücklich erwähnten) Zehnten des dortigen Königshofes an die neugegründete Pfalzkapelle gekommen. Karl III. ergänzte diese erste Ausstattung 882 noch durch die Nonen der übrigen im Lorsdier Reichsurbar verzeichneten Krongüter in Frankfurt selbst, in Tribur, Gernsheim, Nierstein, Kaiserslautern und in den zu Worms gehörigen „Vogesen" (der Hardt); hinzu kamen damals noch die Nonen von Ingelheim und Kreuznach 82 . Audi für Ingelheim ist die grundherrliche Bewirtschaftung für das 9. Jahrhundert gesichert. Der Ort wird 889 in der Bestätigungsurkunde Arnolfs über die Würzburger Zehnten als fiscus bezeichnet, und 835 ist der erwähnte exactor mit einem maior und Fiskalinen dort tätig 83 . Auch durch die Urkunde Karls III. selbst erfährt man von der grundherrlichen Wirtschaftsform; denn er schenkt darin ausdrüddich nonam partem de omni conlaboratu, videlicet de anona, vino, freskingis, foeno et argento ex nostris indominicatis villis. Vorbild f ü r diese Schenkung war zweifellos die in ihrem Original nidit mehr erhaltene Nonenschenkung Lothars II. an seine Pfalzkapelle, das Marienstift in Aachen. Nach der Bestätigungsurkunde Arnolfs 78 78

80 81 8S

Ebenda S. 254 ff. Nr. 183, c. 25.30.32.34. A. Holder, Die Reichenauer Handschriften, in: Die Handsdiriften der Großh. badisehen Hof- und Landesbibliothek in Karlsruhe 6, 2 (1914) S. 602. W. Lüders, Capella, AUF 2 (1914) S. 70 ff; Fleckenstein, Hofkapelle S. 220. MG. D LdJ. 18. MG. D Kar. III. 65.

14. VERHÄLTNIS DER GRÜNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

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von 888 soll an dasselbe aus 43 Villen in der Gegend von Aachen und an der Maas, darunter Meerssen, Nymwegen, Theux, Herstal, Jupille, Conzen, Düren und Vlatten, von den ministri die pars nona entrichtet werden, und zwar de omni conlaboratu dominii nostri et speciali perculiare, omnium animantiurn et iumentorum seu ex omni censu quarumcunque rerumm. Um Zinsgüter, die nur gegen eine Abgabe an Geld — wie die des churrätischen Urbare — ausgetan sind, handelt es sich hier also nicht. Auch die — wenigstens in der Urkunde angedeutete Möglichkeit, daß die Besitzungen verlehnt sein könnten, spielt zunächst keine Rolle, und schon Helene Wieruszowski hat richtig festgestellt, daß auch diese Villen — ebenso wie die Königshöfe um Frankfurt in Eigenwirtschaft standen, also grundherrlich bewirtschaftet wurden 85 . Es ist möglich, die ferneren Geschicke der verschenkten Nonen sowohl der Aachener wie auch der Frankfurter Pfalzkapelle auf Grund von Besitzbestätigungen, späteren Anweisungen und Güterverzeichnissen teilweise bis ins 12., 13. und 14. Jahrhundert hinein zu verfolgen 86 . Nicht nur Ludwig der Deutsche hat das Aachener Vorbild nachgeahmt. Auch sein westfränkischer Bruder Karl der Kahle schuf im Stift St. Cornelius und Cyprianus in Compiegne eine Pfalzkapelle, die von ihm und seinen Nachfolgern reich dotiert wurde. Karl der Einfältige hat die Schenkung seines Großvaters nicht nur bestätigt, sondern darüber hinaus noch kleinere Pfalzkapellen gegründet, die dann mit dem Corneliusstift verschmolzen werden sollten. Zur Ausstattung der Walpurgiskirche in der Pfalz Attigny gehörten 916 eine Reihe von Mancipien aus dem fiscus Attigny, ferner Hufen, Mühlen und eine cultura (Nutzland) oberhalb der Pfalz bei dem Broil (vgl. zu diesem Begriff Capitulare de villis c. 46) 87 ; vor allem nennt die Urkunde aber auch nonam similiter indominicatam de supra dicto fisco. Schon 918 gelangte die Walpurgiskapelle in Attigny an das Corneliusstift 88 . 915 bereits hatte Karl seiner Gattin Friderun 80 quadros Land zur Gründung der Pfalzkapelle 8S 84 85

88

87

88

Beyer Nr. 62. MG. D Arn. 31, H. Wieruszowski, Reichsbesitz und Reichs rech te im Rheinland 500—1300. Bonner Jahrbücher 131 (1926) S. 131. C. Quix, Geschichte der Stadt Aachen mit einem Codex diplomaticus Aquensis 1 (1840) S. 29* ff. Nr. 42.43 - R. Kraft, Das Reichsgut im Wonnsgau (1934) S. 232 ff. Grotefend, Die Bestätigungsurkunde des Domstifts zu Frankfurt a. M. passim. Lauer Nr. 86 = Bouquet 9, S. 529. Zu cultura: Ganshof, La Belgique carolingienne S. 103. Lauer Nr. 93 = Bouquet 9, S. 537.

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

St. Clemens in Compiegne geschenkt, dazu auch einen mansus des major Baliard im benachbarten Venette sur l'Oise, vermutlich dessen Amtsausstattung 89 . 918 fügte er weitere Mansen in Compiegne, Verberie (einer der benachbarten Pfalzen) und anderen Orten hinzu, außerdem de eodem fisco Compendio totius conlaboratus nostri nonam partem, videlicet in annona, feno, segalibus (Frischlingen) et de hoc quod rustice dicitur silviu, necnon eiiam de hostilitio nostro, sowie de toloneo quidem mercati memoratae villae nonam ac decimam partem, de censo quoque vini quod accipitur de Compendio ac Venetta (Venette sur'Oise) nonam partem, et de moneta eiusdem palatii decimam et nonam partem. Auch von den cambis (Brauhäusern, campis im Capitulare de villis c. 62) und tabernis vinariis sowie de transitu etiam navis in Venette ist der Neunte und Zehnte zu entrichten 90 . In Verberie (Vermeria) soll das Clemensstift de ipso quoque fisco nonam partem, scilicet in annona, feno, segalibus, vino necnon etiam de transitu navium ipsius villae erhalten. Nach dem Ableben des capellanus Madalger fällt das Clemensstift der großen Pfalzkapelle St. Cornelius und Cyprianus zu. Bei der Ausstattung der französischen Pfalzkapelle spielten also die Nonenschenkungen aus dem gesamten conlaboratus, den Erträgen der königlichen Gutswirtschaft, auch der benachbarten fisci, eine Rolle. Wer aber hatte die im Capitulare de villis erwähnten Ertragszehnten erhalten? Vor der Beantwortung dieser Frage sei zunächst noch die Nonenschenkung Karls III. an die Pfalzkapelle in Altötting erwähnt, obwohl die Urkunde von 885 nur die nonas de curtibus nostris und den nonam partem mute von Ranshofen und Tauersheim nennt. Von den zwischen München und Wels (Oberösterreich) gelegenen Königshöfen sind aber Osterhofen, Mattighofen, Ostermieting, Otting und Ranshofen dauernd karolingische Pfalzen gewesen91. Dingolfing wird ausdrücklich fiscus genannt, und in Reichenhall sind actores bezeugt. Ein Anlaß zu Zweifeln, daß auch die bairische Nonenschenkung Karls III. sich auf die königliche Grundherrschaft bezog, ist somit nicht gegeben. Eine weitere Nona gelangte unter Ludwig dem Frommen im Breisgau vom fiscus Sasbach an Reichenau92. Im nordöstlichen Frankreich um Attigny und Compiegne, um Maas und Niederrhein, am Mittelrhein und in Baiern lassen die großen Nonenschenkungen also auf bedeutende königliche Grundherrschaften schließen. Warum wurden die Pfalzkapellen indessen mit den Nonen bedacht und nicht mit den 89 00 91 92

Lauer Nr. 80 = Bouquet9, S. 522. Lauer Nr. 95 = Bouquet 9, S. 538. MG. D. Kar. III 65. - M. Fastlinger, Karolingische Pfalzen S. 284 ff. Württembergisches UB 1, S. 117 Nr. 102. — Ich verweise noch auf MG DO I 313, wo Otto I. einen Zehnt der Erträge in Diedenhofen an St. Maximin bestätigt; Heusinger S. 112.

14. V E R H Ä L T N I S DER GRUNDHERRSCHAFT ZUM KÖNIGSITINERAR

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Zehnten, die ihnen ja nach dem Capitulare de villis zustanden? Um diese Frage beantworten zu können, muß man versuchen, die Zehntverhältnisse auf den Königshöfen kennenzulernen, deren Nonen im 9. Jahrhundert an die Pfalzkapellen kamen. In einer ganzen Reihe von Fällen ist das möglich. Von

Abb. 1: Kerngebiete der königlichen Grundherrschaft nach den großen Zehnt- und Nonenschenkungen. Ingelheim, Kreuznach und Nierstein, deren Nona Karl III. 882 an die Pfalzkapelle in Frankfurt gab, ist bekannt, daß die decima de omni conlaboratu, quod in ipsis fuerit laboratum (d. h. auf den fraglichen fisci) bereits durch eine verlorene Urkunde der Königin Pippin und Karlmann, wahrscheinlich zugleich mit den königlichen basilicae an diesen Orten an Würzburg gelangt war 93 ; freilich wird dieser Sachverhalt erst durch die Bestätigungsurkunde Arnolfs von 889 bekannt; diese steht aber textlich in engem Zusammenhange 83

Mon.Boica 28,1 S. 16 Nr. 11. - MG. DD. LdD. 41. - MG. DD. Arn. 67.

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II. DIE KÖNIGLICHE GRUNDHERRSCHAFT UND IHRE VERWALTUNG

mit einer Formel Ludwigs des Frommen, und deren Vorbild war die große Zehnt- und Kirchenschenkung an Stablo-Malmedy aus dem Jahre 814 94 . Unter den quibusdam fiscis nostris, von denen Ludwig der Fromme darin die capellas simul cum decimis verschenkt, begegnen Düren, Thommen, Glains, Cherain und Theux (die letzteren alle im heutigen Belgien), die dann später in der Nonenschenkung Lothars wiederkehren. An die fisci der Würzburger Zehntschenkung schließt sich in Thüringen eine Gruppe von Krongütern an, deren Zehnten schon Karl der Große in den Jahren 775 bis 779 an Hersfeld schenkt95; es handelt sich um Milinga (Creuzburg an der Werra), Tennstedt, Aplast (Apfelstedt), Mühlhausen, Zimmern, Gotha, Hasel, Lupnitz bei Eisenach, Wölfis und Hochheim. Auch hier ließe sich vielleicht an Herkunft aus dem Besitz der Hedene denken. Entsprechend hat anscheinend schon das bairisdie Herzoghaus über die Zehnten am Orte der späteren karolingischen Königshöfe der Nonenschenkung Karls III. verfügt; wenigstens für die Kirchen ist derartiges bekannt 96 . Besonders aufschlußreich sind aber auch hier wieder die westfränkischen Verhältnisse. Den umfangreichen Schenkungen Karls des Einfältigen an das Stift Compiegne war schon bei der Gründung desselben eine reiche Dotierung durch seinen Großvater Karl den Kahlen vorausgegangen. In einer Urkunde aus dem Jahre 877 wird auf ein Deperditum Bezug genommen, nachdem derselbe decimas etiam fiscorum geschenkt hatte. Es handelt sich dabei, wie aus der erhaltenen Urkunde hervorgeht, um die Zehnten der fisci Verberie, Orville, Samoussy, Attigny, Ponthion und einer ganzen Reihe anderer Königshöfe, die anscheinend nur teilweise aufgezählt werden 97 . Von allen wichtigeren westfränkischen Königshöfen in dem viel aufgesuchten Gebiet um Aisne, Marne und Oise hat das Stift Compiegne also unter Karl dem Kahlen und Karl dem Einfältigen Ertragsanteile an Nonen und Zehnten erlangt, von einigen (Attigny, Verberie) sogar beide. Nicht die gesamte königliche Grundherrschaft dürfte aus den angezogenen Urkunden bekannt werden; es zeigt sich indessen eindeutig, daß die hauptsächlich vom König besuchten Landschaften auch die meisten in Eigenwirtschaft stehenden Güter aufweisen. Mit den 43 Gütern der Nonenschenkung an Aachen und den sich teilweise damit deckenden fisci der Zehntschenkung an Stablo steht das Gebiet um Niederrhein und Maas besonders bevorzugt da; allerdings treten die fisci der Würzburger Zehntschenkung und die — 94 96

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Vgl. die Vorbemerkung zu MG. DD. Arn. 69. MG. DD. Kar. I 90.103.104.105.121 = UB Hersfeld 1,1 S. U f f . Nr. 7.8.9. 10.12. Hauthaler 1, S. 5