Das große Lexikon der Astrologie 3809415561

Von Abendstern bis Zyklus Über 500 Stichwörter aus allen Bereichen der modernen Astrologie, schulenübergreifend, infor

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Das große Lexikon der Astrologie
 3809415561

Table of contents :
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Titel
Vorwort
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Anmerkungen
Literatur
Impressum

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Daniela Weise Klemens Ludwig

Uon flbendstern bis Zyklus Über 500 Stichwörter aus allen Bereichen der modernen Astrologie, schulenübergreifend, informativ und verständlich erläutert. • Das Basiswissen: die Tierkreiszeichen, Planeten, Aspekte, Häuser • Verschiedene Anwendungsgebiete wie Individualastrologie, psychologische Astrologie, Stundenastrologie, karmische Astrologie • Alle wichtigen Prognosemethoden • Astronomische Grundlagen • Mythologische Wurzeln • Neue Entwicklungen und neue Planeten • Grundlegendes zur Astrologie anderer Kulturen: die indische, indianische, chinesische und arabische Astrologie

Das Lexikon der Astrologie richtet sich an interessierte Einsteigerinnen und Einsteiger wie auch an Fortgeschrittene. Ein ebenso fundiertes wie informatives Nachschlagewerk und eine Fundgrube für jeden am Thema Astrologie Interessierten. Daniela Weise ist geprüfte Astrologin des Deutschen Astrologen

Verbandes (DAV). Ausbildung in der Astrologieschule Ernst Ott. Sie hat eine astrologische Beratungspraxis in München und ist als freie Autorin und Verlagsredakteurin tätig. Klemens Ludwig, freier Autor und Journalist, ist geprüfter Astrologe des DAV. Er absolvierte seine Ausbildung bei Erich Bauer und in der Astrologieschule Ernst Ott. Er ist durch zahlreiche Buchveröffent­ lichungen bekannt und arbeitet als astrologischer Berater in Tübingen.

Basserlnann www.Bassermann-Verlag.de ISBN 3-8094-1556-1

lllllllllllllllllllllllll 9 783809 415565 Einbandabbildungen: Archiv für Kunst und Geschichte, Berlin

Daniela Weise und Klemens Ludwig

Das große Lexikon der Astrologie

Basser ann

Begriffen und Informationen. Wofür steht eigentlich der Aszendent? Arbeiten die Astrologen mit dem richtigen Tierkreis, oder ist der selbstbewusste Löwe eigentlich ein sensibler Krebs? Was sind die charakteristi­ schen Eigenschaften der Luftzeichen? Auch Seit Jahrtausenden versuchen die Menschen, diejenigen, die schon tiefer eingestiegen sich den Sinn ihrer Existenz und ihren Platz sind, tun sich bei der Vielfalt an Anwen­ dungsgebieten und Methoden der Astro­ im Kosmos zu erklären. Eines der wichtigs­ ten Modelle dafür bietet die Astrologie. Die logie häufig noch schwer. Vorstellung, dass die sichtbare Ordnung am Dieses Lexikon wendet sich an Anfänger wie an Fortgeschrittene. Es informiert über alle Himmel etwas über die weniger sichtbare Ordnung auf der Erde aussagen kann, ist relevanten Begriffe im Zusammenhang mit uralt. der Astrologie. Dabei war es uns wichtig, die Beiträge ausführlich und verständlich zu Auch den Menschen heute hat die Astrolo­ formulieren. Dies entspricht nicht unbedingt gie viel zu sagen: Sie wird inzwischen im Wesentlichen als Menschenkunde genutzt, dem Stil eines Lexikons, in dem gewöhnlich auf engstem Raum so viele Informationen als ein Weg zur Selbsterkenntnis. Sie zeigt Anlagen und Potenziale und weist Wege der wie möglich untergebracht sind und Abkür­ zungen das Lesen zusätzlich erschweren. Persönlichkeitsentwicklung. Da das Horo­ skop auch abbildet, was ein Mensch als „von Für uns standen hingegen Klarheit, Einfach­ außen" auf ihn zukommend erlebt, kann es heit, innere Logik und Nachvollziehbarkeit helfen, ein selbst bestimmtes Leben zu der Texte im Vordergrund, denn dieses führen. Lexikon soll nicht nur Auskünfte geben, sondern auch dazu einladen, sich näher mit Die Astrologie stellt den Menschen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Mithin hängt der Astrologie und ihren vielen Facetten sie keinem veralteten Weltbild an. Vielmehr zu befassen. Wir haben auch unterschied­ lässt sie sich hervorragend mit modernen liche Sichtweisen zu einzelnen Themen psychologischen Erkenntnissen vereinbaren. beschrieben. In den letzten Jahrzehnten hat die Astrologie Zahlreiche Querverweise stellen Verbindun­ einen enormen Aufschwung erlebt. Im Zuge gen zwischen einzelnen Stichwörtern her. dessen sind auch zahlreiche Bücher erschie­ Doch haben wir der besseren Lesbarkeit we­ nen, die Laien einen leichten Einstieg und gen darauf verzichtet, auf Basisbegriffe der Fortgeschrittenen umfangreiche Möglichkei­ Astrologie wie etwa die zwölf Tierkreiszei­ ten der Weiterbildung bieten. Die Zahl der chen oder die Hauptaspekte zu verweisen. Ausbildungszentren ist ebenfalls gestiegen. Es ist selbstverständlich, dass diese mit aus­ führlichen Stichwörtern gewürdigt sind. Dadurch können immer mehr Berufsastro­ logen einem wachsenden Bedürfnis nach Den astronomischen sowie den mythologi­ fundierter astrologischer Beratung nach­ schen Grundlagen haben wir ausreichend kommen. Raum eingeräumt. Natürlich sind auch neue Doch bei vielen Menschen herrscht Unklar­ Entwicklungen der Astrologie berücksich­ heit angesichts der Fülle von astrologischen tigt. Nicht zuletzt gibt es viele praktische

Vorwort

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Vorwort

Deutungshilfen und Beispiele. Auch Begrif­ fen wie „Einfluss", „Glaube" oder „freier Wille", die Fragen anschneiden, mit denen sich irgendwann jeder Astrologie-Interes­ sierte beschäftigt, sind eigene Stichwörter gewidmet. Vorgestellt werden in diesem Lexikon darüber hinaus folgende Themen: Geschichte der Astrologie, die wichtigsten Schulen und Dachverbände im deutschspra­ chigen Raum - wir selbst gehören keiner speziellen Schule an -, Astrologiesysteme anderer Kulturen, die bekanntesten Astro­ loginnen und Astrologen. Hierbei haben wir uns auf historische beschränkt. Die Auf­ nahme bedeutender Fachleute der Gegen­ wart hätte den Rahmen dieses Lexikons gesprengt. Ein Hinweis noch zur Sprache: In aller Regel haben wir die männliche Form ge­

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wählt, denn sie ist in unserer Sprache nach wie vor bevorzugt. Der Grund liegt allein in der besseren Lesbarkeit. Unsere Leserinnen mögen es uns nachsehen. Wir möchten folgenden Menschen danken: unseren Lehrern Erich Bauer, Geesje Dorenbos, Ernst Ott und Eva Stangenberg. All je­ nen, die uns mit Auskünften weitergeholfen haben: Herbert Böss, Dr. Baldur R. Ebertin, Manfred Gerling, Nikolaus Holz, Detlef Hover, Louise Huber, Beate Metz, Udo Rudolph und Dr. Christoph SchubertWeller. Darüber hinaus allen Astrologinnen und Astrologen, von deren Veröffentlichun­ gen wir inspiriert wurden.

Daniela Weise und Klemens Ludwig

AC

gen maß man diesem Tatbestand eine große Bedeutung bei - spätestens seit Py­ Der Planet Venus, wenn er abends am westlichen Himmel nach der Sonne unter­ thagoras (ca. 580 - 470 v. Chr.) war be­ geht. Im Tierkreis befindet er sich dann kannt, dass es sich bei Hesperos und vor der Sonne. Beispiel: Die Sonne steht in Phosphoros um ein und denselben Plane­ den Fischen, Venus im Widder. ten handelte1. Auch heute kann man die Mit dem Begriff Abendstern wird genauso Tatsache, ob es sich bei den beiden Plane­ ten um einen Morgen- oder einen Abend­ der Planet Merkur bezeichnet, wenn er stern handelt, bei der Deutung berück­ sich in diesem Verhältnis zur Sonne befin­ det. Wenn allerdings von dem Abendstern sichtigen und damit feinere Nuancen in die Rede ist, ist Venus gemeint. In der An­ die Interpretation einbringen: tike nannte man Venus als Abendstern Denn Venus ist Herrscherin ( Herrscher) zweier Tierkreiszeichen: Stier und Waage. Hesperos. Als Abendstern entfaltet sie eher die Ei­ Da Venus und Merkur als einzige Plane­ ten die Sonne innerhalb der Erdumlauf­ genschaften des Waage-Zeichens. So wie bahn umkreisen, befinden sie sich von der die Sonne in der Waage den Herbst mit Erde aus gesehen immer in der Nähe der seinen immer kürzer werdenden Tagen Sonne (Venus kann sich maximal 47 Grad und damit eine Wendung nach innen ein­ von ihr entfernen, Merkur höchstens läutet, so erscheint der Abendstern als 28 Grad, Elongation). So können sie nie­ Künder der Nacht. mals am mitternächtlichen Himmel auf­ Auch Merkur herrscht über zwei Zeichen: tauchen, zeitweilig sind sie auch gar nicht Zwillinge und Jungfrau. Als Abendstern zu sehen, nämlich wenn sie weniger als entfaltet er eher die Eigenschaften der in­ 10 Grad von der Sonne entfernt sind. Auf­ trovertierten Jungfrau, des Zeichens, das grund dieser Besonderheit, die mit sich für die Ernte steht. bringt, dass diese beiden Planeten immer Abgehängter Planet in Horizontnähe auftauchen und wenn, Gelegentlich verwendeter Ausdruck für dann häufig in der Übergangszeit Däm­ merung, haben sie von jeher die Aufmerk­ unaspektierte Planeten. samkeit der Menschen auf sich gezogen, Absteigender Mondknoten vor allem Venus, die nach Sonne und Mond das hellste Gestirn am Himmel ist. Derjenige der beiden Schnittpunkte zwi­ Wenn Venus oder Merkur am östlichen schen Sonnenbahn ( Ekliptik) und Himmel vor der Sonne aufgehen, werden Mondbahn, den der Mond bei seinem sie Morgenstern genannt. Der Morgen­ Umlauf von Norden nach Süden über­ stern ist wiederum Venus, und als solche quert. Synonym: südlicher Mondknoten. wurde sie früher Phosphoros, die Licht­ Genau gegenüber liegt der aufsteigende bringerin, genannt. oder nördliche Mondknoten ( Mond­ Deutung: Ob Venus und Merkur Morgen­ knoten). stern oder Abendstern sind, wird in der modernen Astrologie in der Regel relativ AC wenig berücksichtigt. Im Altertum hinge­ Abkürzung für Aszendent.

Abendstern

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Achse

Achsenbindung

Achse

Ein Planet befindet sich in einem Horo­ Mit den Achsen im Horoskop sind zu­ skop in Achsenbindung, wenn er einen meist die Verbindung zwischen Aszen­ Hauptaspekt zu einer der Achsen bildet. dent und Deszendent, die so genannte Wenn er beispielsweise ein Trigon zum Horizontachse, sowie die Verbindung Aszendenten bildet, steht er gleichzeitig zwischen Medium coeli und Imum coeli, im Sextil zum Deszendenten, er aspektiert die so genannte Vertikalachse, gemeint. also die ganze Achse. Ein Planet mit Ach­ Sie werden auch Hauptachsen genannt (Abbildung Seite 92). senbindung ist in einem Horoskop domi­ nant gestellt, also von herausragender Be­ Jede Achse teilt das Horoskop in zwei Hälften: Die Horizontachse teilt es in die deutung, insbesondere wenn er eine Kon­ junktion zu Aszendent, Deszendent, Taghälfte (oben) und die Nachthälfte Medium coeli oder Imum coeli bildet (unten), die Vertikalachse in die Osthälf­ ( Dominanz). Umgekehrt färbt ein Planet te (links nach astrologischer Tradition) mit Achsenbindung natürlich die von ihm und die Westhälfte (rechts). Die zwei Achsen bilden zusammen das Achsen­ aspektierte Achse auch mit seiner Eigen­ art ein. So hat, vereinfacht gesagt, ein kreuz und teilen das Horoskop in vier Löweaszendent in Konjunktion mit Pluto Quadranten. Unabhängig davon, wel­ ches Häusersystem man verwendet, auch etwas von einem Skorpionaszen­ denten. sind die beiden Hauptachsen für ein be­ stimmtes Horoskop immer identisch, nur Achsenkreuz die Zwischenhäuserspitzen ( Häuser­ Die beiden Achsen Aszendent/Deszen­ spitze) unterscheiden sich bei den einzel­ dent und Medium coeli/Imum coeli bil­ nen Häusersystemen voneinander. den im Horoskop ein Kreuz und teilen es Oft wird der Begriff Achse nur für Aszen­ in vier Quadranten. Das Achsenkreuz dent, Deszendent, Medium coeli oder ist bei einem bestimmten Horoskop ein­ Imum coeli verwendet, ohne dass der ge­ genüberliegende Part mit einbezogen wird. deutig definiert und bleibt immer dassel­ Im eigentlichen Sinn verbindet eine Achse be, unabhängig davon, welches Häuser­ system man anwendet. aber immer zwei einander gegenüberlie­ Das Achsenkreuz stellt den Menschen in gende Punkte, so beispielsweise die eine räumliche und eine zeitliche Perspek­ Mondknotenachse ( Mondknoten). Auch jeweils zwei einander gegenüberliegende tive. Der Horoskopeigner steht symbo­ lisch am Kreuzungspunkt der beiden Häuser werden als Achse bezeichnet: So gelten die Häuser eins-sieben als Ich/DuAchsen, also in der Mitte (Abbildung Sei­ te 92). Die Horizontachse stellt ihn in sei­ Achse, die Häuser zwei-acht als Substanz­ nem räumlichen Umfeld dar: Am Aszen­ achse, die Häuser drei-neun als Kommu­ denten ist er, wie er sich der Welt zeigt, nikationsachse, die Häuser vier-zehn als Eltern- und Skriptachse, die Häuser fünf­ am Deszendenten, wie andere auf ihn zu­ kommen. Die Vertikalachse zeigt ihn in elf als Kreativitätsachse und schließlich die Häuser sechs-zwölf als Existenz- und zeitlicher Perspektive: Das Imum coeli entspricht seiner Vergangenheit und beTranszendenzachse. 8

Adler, Oskar

schreibt, wo er herkommt und was seine Wurzeln sind, das Medium coeli schließ­ lich ist die Zukunft und beschreibt, wo er hin soll, was sein Ziel ist.

symbolisiert das achte Haus das Vermö­ gen der anderen, sofern man daran in irgendeiner Weise teilhat. Adler, Oskar

Achtes Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Skorpion Herrscherplanet: Pluto (früher Mars) Element: Wasser Qualität: fix Quadrant: dritter Quadrant, Taghälfte Deutung: Das achte Haus steht für Um­ wandlungsprozesse des Menschen, wie sie vor allem durch Krisen, die eine grundlegende Regeneration nach sich zie­ hen, erfolgen. Es ist das Haus des Todes, der auch als Umwandlungsprozess ver­ standen werden kann; es sagt aber nichts über den Zeitpunkt des Todes aus ( Tod). Alle anderen „Tode" unterstehen ebenfalls der Domäne dieses Hauses: von der tiefen Sexualität mit ihrer spirituellen Kompo­ nente, bei der das Ich in der Vereinigung mit dem Du aufgeht, bis hin zu allen Los­ löseprozessen, bei denen eine Sache oder ein Mensch für immer aufgegeben wer­ den. Das Zeichen an der Spitze des achten Hauses ( Häuserspitze) sowie etwaige in ihm vorhandene Planeten sagen etwas darüber aus, wie ein Mensch mit diesem ewigen „Stirb und Werde" umgeht. Wie man sich tiefer bindet - über die im siebten Haus stattfindende Begegnung hinaus -, darüber informiert das achte Haus und ebenso über Tabuthemen und Hintergründiges aller Art. Auch das geis­ tige und das materielle Erbe (damit sind auch Erbschaften gemeint) gehören in den Bereich des achten Hauses. Während es im gegenüberliegenden zwei­ ten Haus um das eigene Vermögen geht,

Oskar Adler (geboren am 4. 6. 1875, um 5.35 Uhr in Wien, gestorben am 15. 5. 1955 in London) war ein bedeutender Vertreter der esoterischen Astrologie. Er war Arzt und Musiker, und als solcher befasste er sich nicht nur mit Musiktheorie, sondern fand auch als Geigensolist große Auf­ merksamkeit. Er verfügte über eine außer­ gewöhnliche Bildung. Am Wiener Volks­ bildungsverein und an der Volkshoch­ schule hielt er jahrelang Vorträge über Musik und über esoterisches Denken. Als sich die Nationalsozialisten daran machten, seine Heimat Österreich zu be­ setzen, siedelte er nach England über, wo er bis zu seinem Lebensende blieb. Die Wiener Astrologin Baronin Hamar hatte den Hochgebildeten schon vor dem Ersten Weltkrieg zum ersten Mal mit der Astrologie in Verbindung gebracht. Schon bald ging er eigene Wege und wollte sich zunächst über die „erkenntniskritischen Grundlagen jenes Wissens" klar werden, wie er selbst sagt. Seine tiefen Erkenntnisse vermittelte er in den Jahren 1930 bis 1938 einem kleinen Schülerkreis in zahlreichen Vorträgen, die später zur Basis seines vierbändigen Wer­ kes „Das Testament der Astrologie" wur­ den. Der erste Teil erschien zunächst be­ zeichnenderweise unter dem Titel „Ein­ führung in die Astrologie als Geheim­ wissenschaft". Adlers Anliegen war es nicht, sein breites Wissen der klassi­ schen Astrologie dazu zu nutzen, Horo­ skope zu deuten, und ihm ging es nicht um technische Spitzfindigkeiten. 9

Ägyptische Astrologie

Was ihn interessierte, waren die geistigen Grundlagen der Astrologie und das, wozu sie einem Menschen verhelfen kann: seine Anlagen zu erkennen und schließlich Ver­ antwortung für sich selbst zu überneh­ men. Geheimwissen kann nach Ansicht Adlers letztlich nicht vermittelt, sondern nur selbst gesucht und gefunden werden. Der Schüler muss den ihm gewiesenen Weg selbst gehen. Ägyptische Astrologie

Das alte Ägypten gilt aus gutem Grund als eine der bedeutenden Hochkulturen der Erde. Das bezieht sich nicht nur auf äußere Hinterlassenschaften wie Pyrami­ den und Tempel, sondern auch auf das spirituelle Wissen. Dabei spielte die Stern­ deutung eine wichtige Rolle. Die altägyp­ tische Astrologie basierte auf einem ande­ ren System als die abendländische. Es gab beispielsweise keinen Tierkreis als Grund­ lage für die Deutung. Der ägyptischen Weltanschauung lag ein zyklisches Denken zugrunde. Das innere und äußere Leben orientierte sich an im­ mer wiederkehrenden Perioden. Die wichtigste war der scheinbare Lauf der Sonne um die Erde. Das ägyptische Jahr bestand aus 360 Tagen, die in drei Jahres­ zeiten unterteilt waren. Neujahr wurde gefeiert, wenn der Nil über die Fluten trat. Das war nach dem ältesten Kalender der 19. Juli. Gleichzeitig fiel es mit dem Aufgang des Sirius' zusammen, dem hellsten Fixstern der nördlichen Hemis­ phäre, der für die Ägypter eine besondere Bedeutung hatte. Damit begann die erste Jahreszeit, die Periode der Flut, die bis zum 18. November dauerte. Darauf folgte bis zum 18. März die Periode der Vegetati­ on und schließlich die Zeit der Ernte bis 10

zum Ende des ägyptischen Jahres. Das Jahr wurde außerdem in 12 Monate mit je 30 sowie in 36 Dekane mit je 10 Tagen un­ terteilt. Über Letztere herrschten 36 De­ kangottheiten, die als Personifizierung von Zeit und Raum galten. Den ägypti­ schen Astronomen war bekannt, dass der scheinbare Sonnenumlauf fünf Tage län­ ger dauert. Um die Differenz auszuglei­ chen, führten sie fünf Schalttage ein, die sie nach den wichtigen Gottheiten Horus, Isis, Osiris, Nephthys und Seth benann­ ten. Im Laufe der Zeit erkannten sie schließlich am sich verändernden Auf­ gang des Sirius, dass die fünf Tage nicht ausreichten. Diese Einsicht hatte jedoch keine praktischen Konsequenzen. Sie hiel­ ten bis zur Antike an der vertrauten Zeit­ einteilung fest. Der kleinste Zyklus war der Tag, die Dre­ hung der Erde um ihre eigene Achse. Es gab eine Tag- und eine Nachtepoche von jeweils zwölf Stunden, die - wie die Deka­ ne - einer bestimmten Gottheit zugeord­ net waren. Unter babylonischem Einfluss wurden daraus zwölf Doppelstunden. Die Gottheiten der Dekane sowie der Tagund Nachtperioden waren mit bestimm­ ten Themen oder Energien verbunden. Diese Zuordnung bildete ein wichtiges Element in der Sterndeutung. Sie war die Grundlage für Prognosen und Orakel, denn es war die Aufgabe der Sternkundi­ gen, die Energien zu deuten. Gestützt auf die Erfahrung konnten sie Aussagen tref­ fen, welches Unternehmen zu welcher Zeit begünstigt war oder wo Schwierig­ keiten zu erwarten waren. Die periodische Unterteilung zeigt auch eine individuelle Ausprägung der Astrologie, wie sie in vie­ len frühen Kulturen nicht immer gegeben war. Durch den stündlichen Wechsel der

Alterspunkt

24 Tagesherrscher, die in gewisser Weise mit dem Aszendenten verglichen werden können, sowie den zehntägigen Wechsel der Dekanherrscher, vergleichbar den Tierkreiszeichen, waren selbst in kurzen Zeitabständen zahlreiche Kombinationen möglich. Die hierarchische Gesellschaft beschränk­ te die astrologische Deutung jedoch auf die politische und religiöse Führung. Als Vermittler der Götter sowie als Repräsen­ tanten des Staates schlechthin war es nur ihnen vorbehalten, an diesem Wissen An­ teil zu haben. Die meisten Prognosen und Orakel befassten sich ohnehin mit gesell­ schaftlichen Ereignissen. Nicht nur der Zyklus und die Qualität der Zeit prägten die altägyptische Astrologie. Auch der Himmel selbst galt als Spiegel­ bild der Erde. Die Ägypter sahen in allen Himmelserscheinungen ihre Gottheiten. Nut, die Himmelsgöttin, bildete das Fir­ mament, auf dem Re, der Sonnengott sei­ ne ewige Bahn zog. Schu, der Gott des Raumes und der Atmosphäre, sowie seine Zwillingsschwester Tefnut, die Göttin der Feuchtigkeit, verbanden das Himmelsge­ wölbe mit der Erde, die wiederum von dem Gott Geb beherrscht wurde, dem männlichen Gegenpol zu Nut. Geb und Nut stammten aus der Verbindung von Schu und Tefnut. Der Lauf der Sonne sowie der anderen Gestirne über das Firmament wurde von den ägyptischen Astronomen genau beo­ bachtet. Dabei spielten nicht nur die Pla­ neten und die Fixsterne der Sonnenbahn eine Rolle, sondern auch andere auffällige Fixsterne wie der erwähnte Sirius. Da in allen Gestirnen die Götter gesehen wur­ den, war das Schauspiel am Himmel der äußere Ausdruck für das göttliche Walten.

Der Lauf der Gestirne schuf auch die Ver­ bindung zum Zyklus und zur Qualität der Zeit. Die Ägypter glaubten, dass die Him­ melsgötter auf den Stationen ihrer ewigen Bahnen ihre Energien verteilten, die jeden Teil des Firmaments prägten. Unter den Gestirnen nahm die Sonne im Laufe der Zeit die zentrale Stellung ein. Mehr als in anderen Kulturen dominierte sie die Astrologie sowie die gesamte Weltan­ schauung. Der Pharao als oberster Herr­ scher galt als direkter Abkomme des Son­ nengottes. Darüber hinaus waren die Ägypter vermutlich das erste Volk, das einen reinen Sonnenkalender benutzte ( Kalender). Alterspunkt

Eine von Bruno Huber entwickelte Me­ thode, bei der ein fiktiver Punkt durch die Häuser des Radixhoroskops geschoben wird, und zwar vom Aszendenten ausge­ hend und im Tierkreissinn. Voraussetzung sind eine genaue Geburtszeit und die Anwendung des Koch- Häusersystems (auch GOH genannt). Berechnung: Der Alterspunkt benötigt für jedes Haus sechs Jahre. In den ersten sechs Lebensjahren wandert der Alters­ punkt durchs erste Haus, von sieben bis zwölf durchs zweite Haus usw. So befin­ det er sich bei Gleichaltrigen immer im selben Haus. Mit 36 Jahren ist er beispiels­ weise am Deszendenten, mit 42 Jahren be­ tritt er das achte Haus. Ein individueller Faktor wird er durch die individuelle Zei­ chenaufteilung des Radixhoroskops und durch die jeweiligen Aspekte, die er zu Planeten bildet. Um genau zu berechnen, in welchem Jahr sich der Alterspunkt wo befindet, muss man die Gradzahl des Hauses, in dem er 11

Analogie

aktuell ist, errechnen - die Häuser sind Analytischer Aspekt beim Koch-Häusersystem unterschiedlich Von Thomas Ring geprägter Begriff für groß. Man teilt diese Zahl durch sechs einen spannungsreichen, herausfordern­ und hat so die Gradzahl, um die sich der den, früher oft als „schlecht" bewerteten Alterspunkt pro Jahr weiter bewegt. Aspekt. Ring bezeichnete damit die Oppo­ Deutung: Es wird vor allem auf Folgen­ sition, das Quadrat, das Halbquadrat und des geachtet: das Anderthalbquadrat. Das Gegenteil ist Stellung im Haus, insbesondere der ein synthetischer Aspekt. Bei dieser Ein­ Wechsel in ein neues Haus teilung nehmen die Konjunktion und der Stellung im Zeichen, insbesondere der Quinkunx eine Zwischenstellung ein. Wechsel in ein neues Zeichen Aspekte (Konjunktion und Opposition) Anderthalbquadrat zu Planeten im Radixhoroskop Symbol: Q Der Alterspunkt soll keineswegs der Er­ Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im eignisprognose dienen. Er zeigt auch gar Winkelabstand von 135 Grad zueinander nicht so sehr äußere Ereignisse an, son­ befinden. Das Anderthalbquadrat gilt als dern vielmehr innere Entwicklungen und Nebenaspekt. Es kann mit einem Or­ Bewusstseinsprozesse. bis von 2 bis 3 Grad berechnet werden. Darüber hinaus wird er zur Geburtszeit­ Die Energie des Anderthalbquadrats korrektur eingesetzt. ähnelt der des Quadrats. Es zählt zu den analytischen Aspekten, die Spannungen Analogie anzeigen und eine Herausforderung dar­ Eines von zwei grundlegenden Er­ stellen, daran zu arbeiten und zu lernen. klärungsmodellen der Astrologie. Danach Anders als beim Quadrat sind die Kon­ wirken die Gestirne nicht direkt auf die Er­ flikte jedoch nicht so offenkundig. Sie de, sondern sie dienen als Anzeiger. Die können leichter verdrängt werden, und Erde ist demnach das Abbild des Kosmos. daher kommt es nicht zu einem Lernef­ Alles, was sich auf ihr ereignet, hat seine fekt. Anderthalbquadrate zeigen eher eine schwelende Auseinandersetzung an, die Entsprechung am Himmel. Die Gestirne zeigen es an, und deshalb können Astrolo­ lieber unter den Teppich gekehrt wird. gen aus ihrem Stand Rückschlüsse auf irdi­ Die damit verbundene scheinbare Ent­ sche Ereignisse und Personen ziehen. Die spannung ist zumeist nur von kurzer psychologische Astrologie sieht die Ge­ Dauer. Anderthalbquadrate signalisieren stirne als Indikatoren für seelische Prozes­ deshalb langfristige und hartnäckige se. Die analoge Erklärung der Astrologie Themen. Der Astrologe Thomas Ring spricht auch von einem „Riss im Gefüge". geht zurück auf Hermes Trismegistos. Die Astrologiegegner ignorieren bei der In der Kosmobiologie gelten Andert­ grundlegenden Ablehnung der Astrologie halbquadrate als wichtige Aspekte. zumeist das Analogie-Modell und kon­ zentrieren sich auf das alternative Modell Anima/Animus der Kausalität, das einen Ursache-Wir­ Ein aus der analytischen Psychologie von kungs-Zusammenhang postuliert. C. G. Jung entlehntes Begriffspaar für 12

Applikativer Aspekt

die archetypische Vorstellung vom ande­ ren Geschlecht. Dabei bezeichnet Anima das Urbild, das sich der Mann von der Frau macht. Animus beschreibt das Ur­ bild, das sich die Frau vom Mann macht. Das Bild hat mit der realen Partnerschaft häufig wenig gemein. Es wird von Vor­ stellungen geprägt, die aus einem unbe­ wussten Stadium stammen (frühkindlich, vorgeburtlich oder aus früheren Inkarna­ tionen). Zum Wachstumsprozess des Men­ schen gehört es, sich über die Konzepte klar zu werden und sie bewusst in eine Partnerschaft zu integrieren. In der Astrologie geben die so genannten weiblichen bzw. männlichen Planeten ( Polarität) Auskunft über die AnimaAnimus-Vorstellungen: Die Haus- und Zeichenstellung sowie die Aspekte von Venus und Mond im Horoskop eines Mannes kennzeichnen seine Anima-Konzeption. Sind diese zum Beispiel skorpionisch geprägt, sucht er zumindest unbe­ wusst eine leidenschaftliche Frau mit Tief­ gang, die mit den Abgründen des Lebens vertraut ist. Überwiegen dagegen die Zwillinge-Energien, sehnt er sich nach ei­ ner aufgeschlossenen, leichtfüßigen, intel­ lektuellen Frau, die nicht auf den Mund gefallen ist und sich mit ihm immer Neu­ em öffnet. Im Horoskop der Frau zeigen die Haus­ und Zeichenstellung sowie die Aspekte von Mars und Sonne ihre Animus-Konzeption. Werden diese zum Beispiel von Stier-Qualitäten bestimmt, sucht sie einen stabilen, sinnlichen und materiell gut aus­ gestatteten Partner, auf den sie sich immer verlassen kann. Bei einer Löwe-Prägung der männlichen Planeten sehnt sie sich be­ wusst oder unbewusst nach dem strahlen­ den Helden, den sie bewundern kann.

Antiszie

Ein Punkt auf dem Tierkreis, der sich in Bezug auf die Achse von 0 Grad Krebs zu 0 Grad Steinbock spiegelt, woher auch die alternative Bezeichnung rührt: Spie­ gelpunkt. So spiegelt sich 25 Grad Zwil­ linge in 5 Grad Krebs, oder 21 Grad Fische spiegelt sich in 9 Grad Waage. Befinden sich Planeten auf Antiszien, so ergibt dies eine aspektähnliche Verbin­ dung. Es gibt auch die Spiegelung über die Ach­ se von 0 Grad Widder zu 0 Grad Waage. Sie wird Gegenantiszie genannt. Aphel

Sonnenferne. Derjenige Punkt der ellipti­ schen Bahn, die ein Planet um die Sonne beschreibt, welcher der Sonne am fernsten ist. Der sonnennächste Punkt ist das Perihel. In der Astrologie hat das Aphel der Erde als so genannte schwarze Sonne eine Be­ deutung. Apogäum

Erdferne. Derjenige Punkt auf der ellipti­ schen Bahn, welche der Mond um die Er­ de beschreibt, der am weitesten von der Erde entfernt ist. Die Erdnähe ist das Perigäum. In der Astrologie ist das Apogäum Lilith. Applikativer Aspekt

Ein Aspekt, der sich erst noch bildet, auch Applikation (wörtlich: Zuführung) ge­ nannt. Das heißt, der schnellere der bei­ den an einem Aspekt beteiligten Planeten nähert sich der Stelle, wo der Aspekt ge­ nau wird. Das Gegenteil ist ein separativer Aspekt, also ein Aspekt, der bereits 13

Apsiden

stattgefunden hat. Die beiden Planeten trennen sich wieder voneinander. Der applikative Aspekt gilt als stärker, denn hier bündeln sich die Kräfte, der Höhepunkt steht noch bevor. Daher gilt bei Transiten - und natürlich auch bei Methoden wie Direktionen und Progressionen - ein größerer Orbis, wenn sich der Transitplanet in der Phase der Applikation befindet. Der Transit ist bei genauer Beobachtung schon einige Grade bevor es zu einem exakten Aspekt kommt spürbar, wohingegen die Wirkung schnell nachlässt, wenn der Transitplanet den genauen Aspekt überschritten hat. Apsiden

Die zwei Punkte größter Entfernung bzw. Annäherung auf der Ellipsenbahn eines Himmelskörpers um ein Zentrum. Das sind im Falle der Bahn eines Planeten um die Sonne Aphel (Sonnenferne) und Perihel (Sonnennähe) und im Falle der Mondbahn um die Erde Apogäum (Erd­ ferne) und Perigäum (Erdnähe). Äquatorsystem

Eines der Koordinatensysteme, die der Positionsbestimmung von Himmelskör­ pern dienen. Das System der Längen- und Breitengrade auf der Erde ist ebenfalls ein äquatoriales Koordinatensystem. Äquinoktialpunkte

Zusammenfassende Bezeichnung für den Frühlingspunkt und den Herbst­ punkt. Äquinoktium

Tagundnachtgleiche. Es gibt das Früh­ lings-Äquinoktium (Frühlings-Tagund­ nachtgleiche), das um den 21. März, und 14

das Herbst-Äquinoktium (Herbst-Tagund­ nachtgleiche), das um den 23. September stattfindet. Ersteres leitet den Frühling ein, Letzteres den Herbst. Die Äquinoktien ereignen sich dann, wenn die Sonne auf ihrem scheinbaren Weg entlang der Ekliptik den Him­ melsäquator - den in den Weltraum hi­ nausprojizierten Erdäquator - überquert (Abbildung Seite 99): von Süden nach Norden zum Frühlings-Äquinoktium und von Norden nach Süden zum HerbstÄquinoktium. Zu beiden Zeitpunkten sind überall auf der Erde Tag und Nacht gleich lang. Der Zeitpunkt, zu dem die Sonne ihre größte Abweichung vom Himmelsäquator erreicht - in nördlicher wie in südlicher Richtung heißt Solstitium (Sonnen­ wende). Arabische Astrologie

Eine nennenswerte arabische Astrologie existiert erst seit dem Aufkommen des Is­ lam im 7. Jahrhundert. Das, was seitdem unter arabischer Astrologie verstanden wird, beschränkt sich nicht streng auf die Araber als ethnische Einheit, sondern wurde auch von anderen Völkern über­ nommen und beeinflusst, die zum Islam bekehrt wurden. Man könnte deshalb auch von einer islamischen Astrologie sprechen. Im arabisch-islamischen Kulturbereich war die Einstellung zur Astrologie ambi­ valent. Epochen großer Blüte wechselten mit Verfolgung und Verflachung ab. Auch theologisch gab es unterschiedliche Inter­ pretationen bei der Beurteilung der Astro­ logie. Diese Zwiespältigkeit geht schon auf den Propheten Mohammed zurück, der ebenfalls nicht eindeutig dazu Stel-

Arabische Astrologie

lung genommen hat und deshalb ver­ schiedenen Interpretationen Raum gab. Die Sterndeutung war im Koran nicht ausdrücklich verboten, doch genoss sie keinen guten Ruf. Am Beispiel Abrahams kommt dies in der 6. Sure, Vers 77-80 deutlich zum Ausdruck: „Als die Dunkelheit der Nacht ihn (Abra­ ham) beschattete, sah er einen Stern und er sprach: ,Das ist mein Herr'. Als dieser aber unterging sagte er: ,Ich liebe die Un­ tergehenden nicht.' Und als er den Mond aufgehen sah, da sagte er:,Wahrlich, das ist mein Herr.' Als aber auch dieser unter­ ging, da sagte er: ,Wenn mein Herr mich nicht leitet, so bin auch ich wie dies irren­ de Volk.' Und als er nun die Sonne aufge­ hen sah, da sagte er:,Siehe, das ist mein Gott, denn dies ist das größte Wesen.' Als aber auch die Sonne unterging, da sagte er: ,Oh, mein Volk, ich nehme keinen An­ teil mehr an Eurem Götzendienste, ich wende mein Angesicht zu dem, der Him­ mel und Erde erschaffen hat.'" Auf der anderen Seite kam der von Teilen der Astrologie vertretene Determinis­ mus dem im Islam verbreiteten Glauben an die Vorherbestimmung alles Seienden entgegen. Vor dem Aufkommen des Islam war die Astrologie in der arabischen Welt nicht weit entwickelt. Die zumeist nomadischen Völker orientierten sich auf ihren Wande­ rungen zwar am Sternenhimmel und es gab auch einen einfachen Sternenkult, doch ein System der Deutung hatten sie nicht entwickelt. Nach der Übernahme des Islam unterwarfen die Araber in weni­ gen Jahrhunderten ein Reich, das sich vom Atlantischen Ozean im Westen bis Südostasien im Osten erstreckte. Dadurch gerieten nicht nur zahllose Völker unter

die arabische Herrschaft; die Araber selbst sahen sich ihrerseits fremden Kulturein­ flüssen ausgesetzt. Das betraf auch die Astrologie, die in vielen der unterworfe­ nen Regionen eine wichtige Rolle spielte. Die wichtigsten Einflüsse auf die arabi­ sche Astrologie kamen aus dem hellenisti­ schen, indischen und persischen Kultur­ kreis sowie aus der jüdischen Kabbala. Als Grundlage übernahmen die Araber den von den Griechen aus babylonischen Quellen entwickelten Tierkreis mit den sieben klassischen Planeten, die sieben Tagen und sieben Körperteilen zugeord­ net waren. Von der indischen Astrologie stammte die besondere Bedeutung der Mondhäuser. Die Araber orientierten sich zudem an einem Mondkalender, der bis heute für den Beginn des Fastenmonats Ramadan herangezogen wird. Arabische Astrologen übersetzten Werke der klassischen Antike und der indischen Sterndeutung in ihre Sprache. Damit er­ wiesen sie vor allem der abendländischen Kulturgeschichte einen unschätzbaren Dienst, denn viele griechische und römi­ sche Bücher haben die Zeit der Inquisition und anderer Verfolgungen nur als arabi­ sche Übersetzungen überstanden. Doch die arabische Astrologie beschränkte sich nicht allein darauf, altes Wissen zu über­ liefern. Sie gab auch wichtige Impulse für die Weiterentwicklung und setzte vor al­ lem im mathematischen und astronomi­ schen Bereich neue Maßstäbe. Arabische Astrologen waren die ersten, die ein voll­ ständiges Häusersystem entwickelten. Auch bei der Berechnung der Direktio­ nen gelangen ihnen wichtige Verbesserun­ gen. So wurde die Prognose zu einem wesentlichen Bestandteil der arabischen Astrologie. Da die Araber durch den hel15

Arabischer Punkt

darin eine Konkurrenz zum Willen Gottes lenistischen Einfluss mit der Erstellung ei­ sahen, und schließlich zu einem allmähli­ nes individuellen Horoskops vertraut wa­ chen Niedergang der Astrologie. Darüber ren, beschränkte sich die Prognose nicht hinaus bedrohten mongolische und persi­ auf allgemeine Vorhersagen und Orakel. sche Invasionsheere seit dem 13. Jahrhun­ Dank ihrer mathematischen Fähigkeiten dert die Hochburgen der arabischen Kul­ erreichte sie eine hohe Präzision. Die tur, die dadurch an Bedeutung verloren. Stundenastrologie und die Elektion Die Mauren in Spanien blieben noch zwei wären ohne die arabische Vorarbeit kaum denkbar. weitere Jahrhunderte die Hüter der astro­ Darüber hinaus widmeten sich die Araber logischen Tradition. Mit ihrer Vertreibung der Mundanastrologie, vor allem der verlor die arabische Astrologie ihre uni­ astrologischen Geschichtsbetrachtung. verselle Bedeutung. Heute dient sie in einigen arabischen Staaten noch als Ora­ Auf der Basis von Planetenzyklen ver­ kel; von ihrem Glanz aus dem Mittelalter suchten sie bestimmte historische Themen zu erschließen. Da Uranus, Neptun und ist jedoch nur noch die Erinnerung geblieben. Pluto noch nicht bekannt waren, studier­ ten sie vor allem den Zyklus von Jupiter Arabischer Punkt und Saturn, deren alle 20 Jahre stattfin­ Synonym für sensitiver Punkt. Ein sol­ dende Konjunktion ein wichtiges astrolo­ gisches Ereignis ist ( Große Konjunk­ cher Punkt wird aus der Position zweier tion). Planeten sowie des Aszendenten oder des Schließlich führte das astronomische und Medium coeli abgeleitet. Die bekanntes­ ten sensitiven Punkte sind: mathematische Wissen auch dazu, dass die Kategorisierung der Fixsterne in Glückspunkt Berufspunkt 48 Sternbilder, die Ptolemäus vorge­ Liebespunkt nommen hatte, überarbeitet wurde und die Fixsterne teilweise neue Namen er­ Vaterpunkt Mutterpunkt hielten. Heute noch kennen wir beispiels­ Todespunkt weise Aldebaran, den hellsten Stern des Stiers, Beteigeuze und Rigel aus dem Ori­ on, Deneb, den hellsten Stern des Archetyp Schwans oder Fomalhaut in den Fischen. Der Begriff, vom griechischen archetypon Den Fixsternen wurde auch eine bestimm­ (Urbild) abgeleitet, hat in der antiken Phi­ te Energiequalität zugeschrieben. An der losophie eine wichtige Rolle gespielt. Er Zahl von 48 Sternbildern hielten die bezeichnete grundlegende Ideen und Araber jedoch fest. Prinzipien, die in der geistigen Welt exis­ Schon während der Blütezeit der arabi­ tieren und alles Seiende hervorgebracht haben. schen Astrolgie etwa vom 9. bis 13. Jahr­ hundert waren auch okkulte Praktiken C. G. Jung hat den Terminus aufgegrif­ verbreitet, mit denen das Schicksal beein­ fen. Er meint damit seelische Urbilder aus dem kollektiven Unbewussten, die durch flusst werden sollte. Das führte zur hefti­ gen Abwehr durch die Theologen, die Vererbung oder allgemeine frühkindliche 16

Aspekt

Prägungen weitergegeben werden. Sie be­ stimmen die menschlichen Erfahrungen, Wahrnehmungen und das Handeln, noch bevor ein Individualisierungsprozess ein­ gesetzt hat. Dabei geht es vor allem um allgemeingültige Themen wie Geburt, Partnerschaft, Krankheit und Tod. Mär­ chen und Mythen sind Träger der archety­ pischen Bilder, in Träumen können sie in­ dividuell zum Ausdruck kommen. Die moderne Astrologie, die von der Jungschen Tiefenpsychologie beeinflusst ist, sieht in den Energien der Planeten und Tierkreiszeichen archetypische Bil­ der. Das gilt vor allem dann, wenn das Horoskop benutzt wird, um die seelische Struktur zu erkennen. So ist der Planet Pluto ein Archetyp für alles, was mit Ge­ burt, Sexualität, Wandlung, Sterben und Vergehen zu tun hat. Diese sehr allge­ meine Zuordnung des Archetyps verrät noch nichts darüber, wie er bei einem bestimmten Menschen zum Ausdruck kommt. Die Hausstellung und die Po­ sition Plutos im Tierkreis sowie seine Aspekte zu anderen Planeten bestimmen die individuelle Ausprägung. Durch zeit­ liche Auslösungen können die mit den Planeten verknüpften archetypischen Bil­ der für eine bestimmte Zeit eine beson­ dere Bedeutung erhalten. Aspekt

Winkelverbindung zwischen zwei Plane­ ten, aber auch zwischen einem Planeten und einer Achse. Dadurch kommt es zu einem Austausch der beteiligten Kräfte. Für die Gültigkeit von Aspekten gibt es einen bestimmten zu definierenden Spiel­ raum, in der Fachsprache als Orbis be­ zeichnet. Ein Aspekt, der aus einem ge­ wählten Orbis herausfällt, aber dennoch

in die Deutung einbezogen wird, heißt plaktischer Aspekt. Es gibt Haupt- und Nebenaspekte, auch große und kleine Aspekte genannt. Hauptaspekte (auch ptolemäische Aspekte genannt) sind: Konjunktion (0 Grad) Astronomie: Einer der Kentauren un­ ter den Kleinplaneten. Die Kentauren nehmen wohl eine Zwischenstellung zwi­ schen Kometen und Asteroiden ein. Pholus bewegt sich zwischen der Saturnund der Neptun-Bahn. Er wurde am 9. Ja­ nuar 1992 im US-amerikanischen Kitt Peak, Tucson, von David L. Rabinowitz entdeckt. Sein geschätzter Durchmesser beträgt 192 Kilometer, der mittlere Son­ nenabstand 3 023,4 Millionen Kilometer. Für einen siderischen Umlauf auf einer stark elliptischen, exzentrischen Bahn benötigt er 90,9 Jahre.63 Mythologie: In der antiken Mythologie ist Pholos (griechische Schreibweise) einer der Kentauren, wie die Wesen mit dem Ober­ körper eines Mannes und dem Unterleib eines Pferdes genannt werden. Obwohl auch er Schattenseiten hat, verfügt er eben­ so wie Chiron über ein gemäßigteres Naturell als die anderen Kentauren. Einmal besuchte Herakles bei der Jagd nach dem Erymanthischen Eber den Pho­ los. Dieser bewirtete den Gast großzügig, gab ihm jedoch nichts zu trinken. Als He­ rakles ein Fass Wein entdeckte, beschwer­ te er sich über den vermeintlichen Geiz. Er bestand darauf, davon trinken zu dür­ fen. Pholos gab nach und öffnete den Wein. Der süße Duft zog viele wilde Ken­ tauren an, die sich zügellos auf den Wein stürzten, den sie Herakles neideten. Der Held versuchte sie abzuwehren. Er tötete viele mit seinen Giftpfeilen und schlug die anderen in die Flucht. Pholos nahm ei­ nen der tödlichen Pfeile auf. Er betrachte­ te ihn voller Verwunderung darüber, wie ein solch kleiner Pfeil so mächtige Wesen wie die Kentauren zur Strecke bringen

konnte. Dabei glitt ihm der Pfeil aus der Hand und ritzte seinen Fuß auf. Das Gift tötete Pholos auf der Stelle. Deutung: Obwohl die Entdeckung des Pholus noch nicht sehr lange her ist, gibt es von Robert von Heeren und Dieter Koch schon eine detaillierte und fundierte Studie über ihn.64 Eine treffende Charak­ terisierung von Pholus lautet: „Die Pholuskraft bewegt einen dazu, sich aus einer Laune der Neugier oder Langeweile he­ raus auf Dinge einzulassen, deren große Konsequenzen oder Gefahren man eigent­ lich kennt, aber für einen Augenblick ver­ drängt. Sie ziehen den sofortigen ,Tod' nach sich, in dem Sinne, dass das Leben nicht mehr in der gleichen Weise weiter­ gehen kann."65 Und: „Pholus intensiviert den von ihm aspektierten Radixfaktor derart, dass wir in diesem Bereich zu un­ gewöhnlichen und oft unüberlegten Handlungen gedrängt werden. Häufig fühlt man sich dabei irgendwie ,angesta­ chelt' und unter einer kaum erträglichen Dauerspannung. Es taucht eine unterent­ wickelte Facette des angesprochenen Teils unserer Persönlichkeit auf. Dies gibt uns einerseits oft spontane Einsicht in unsere diesbezüglichen Defizite und Mängel. Es treibt uns andererseits aber auch umso mehr zur Veränderung. Pholus scheint uns immer wieder in unerwartete Grenz­ situationen zu katapultieren, in denen wir uns überfordert fühlen und letztlich unse­ re alten Grenzen überschreiten."66 Placidus-Häusersystem

Dasjenige Häusersystem, das neben dem Koch-Häusersystem (= GOH) am häufigsten verwendet wird. Es wurde von Placidus de Titis (1603-1668), einem itali­ enischen Geistlichen, geschaffen. 171

Plaktischer Aspekt

Plaktischer Aspekt

Ein Aspekt, der sinnvollerweise in die Deutung mit einbezogen wird, obwohl er außerhalb eines gewählten Orbis liegt. Planet

Wandelstern am gestirnten Himmel, im Unterschied zu den Fixsternen. Der Begriff geht auf das griechische Wort pla­ nes zurück, das der Umherschweifende bedeutet. Astronomie: Die Astronomie bezeichnet damit die neun Himmelskörper Mer­ kur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, die sich in un­ serem Sonnensystem auf elliptischen Bahnen um die Sonne drehen und selbst nicht leuchten. Ihre Entfernung von der Sonne bestimmt ihre Umlaufzeit: Je weiter sie von der Sonne entfernt sind, desto län­ ger dauert diese. Von der Erde aus können nur Merkur, Ve­ nus, Mars, Jupiter und Saturn mit bloßem Auge gesehen werden. Daher erregten sie von frühester Zeit an die Aufmerksamkeit der Menschen ( Geschichte der Astrolo­ gie). Uranus, Neptun und Pluto wurden erst, dank technischer Hilfsmittel (Tele­ skope), in der Neuzeit entdeckt. Man unterscheidet die inneren Planeten (Merkur und Venus), deren Umlaufbah­ nen sich innerhalb derjenigen der Erde be­ finden, von den äußeren (Mars, Jupiter und Saturn), die außerhalb der Erdbahn um die Sonne kreisen (Abbildung Sei­ te 211). Von der Beschaffenheit her gelten Merkur, Venus, Erde und Mars als erdarti­ ge Planeten; Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun als jupiterartige oder Riesenpla­ neten. Allein Pluto wird als Eisartiger be­ zeichnet. Die Masse aller Erdartigen ist geringer als die der Erde, die der Riesen­ 172

planeten zum Teil beträchtlich größer. Ju­ piter enthält 318-mal die Erdmasse und Saturn 95-mal. Bei Pluto ist die Masse am geringsten. Bis auf Merkur und Venus werden alle Planeten von mindestens ei­ nem Mond begleitet. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis heute wurden zahlreiche Kleinplaneten ent­ deckt ( Asteroiden, neue Planeten, Kentauren, Kuiper-Gürtel), und es sind auch in der Zukunft weitere Ent­ deckungen zu erwarten. Astrologie: Die Astrologie unternimmt ei­ ne andere Einteilung als die Astronomie. Sie rechnet Sonne und Mond zu den Pla­ neten und lässt mehrheitlich die Erde weg, denn sie ist der Standpunkt des Be­ trachters. Auf diese Weise kam es zu den sieben klassischen Planeten in der Astrologie: Sonne, Mond, Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn ( Zahlenmys­ tik). Seit der Entdeckung von Uranus, Neptun und Pluto arbeitet man in der Re­ gel mit zehn Planeten. Auch der Kleinpla­ net Chiron erfreut sich bei Astrologen immer größerer Beliebtheit. Die (Haupt-)Planeten werden in per­ sönliche, gesellschaftliche und in geistige Planeten eingeteilt. Letztere sind die drei neu entdeckten Planeten, die gesellschaftlichen sind Jupiter und Saturn, die persönlichen schließlich die anderen fünf Planeten. Alle Planeten bis auf Sonne und Mond sind nach antiken Göttergestalten be­ nannt. Die Geschichte der Namensgeber spielt bei der astrologischen Deutung eine wichtige Rolle. Von den sieben klassi­ schen Planeten galten Mond, Venus und Saturn als weiblich, Sonne, Mars und Ju­ piter als männlich sowie Merkur als zwei­ geschlechtlich.

Platonisches Jahr

Die Planeten sind neben dem Tierkreis f = Jupiter und den Häusern die wichtigste g = Mars Grundlage der Astrologie, um zu Deu­ a = Sonne tungsaussagen zu gelangen. Sie repräsen­ h = Merkur tieren die Wesenskräfte des Menschen Sie erzeugen die Sphärenharmonie, und erhalten durch die Stellung in den die für die mittelalterliche Musik von großer Bedeutung war. Auf der Erde sind Tierkreiszeichen bestimmte Eigenschaften. Die Stellung in den Häusern schließlich die Töne allerdings nicht zu hören. In der sagt etwas darüber aus, in welchen Le­ jüngsten Zeit hat sich vor allem Joachimbensbereichen sie ihre Kräfte entfalten. Ernst Berendt mit den kosmischen Tönen Ob die Energien der Planeten unmittelbar befasst. auf die Einwirkung der entsprechenden Planetoid Himmelskörper zurückgehen ( Kausa­ Synonym zu Asteroid und Klein­ lität) oder ob sie von diesen nur angezeigt planet. werden ( Analogie), ist eine Frage, über die bei Astrologen keine Einigkeit besteht. Platonisches Jahr Die Bedeutung der Planeten ist kurz ge­ Die Bezeichnung für den größten kosmi­ sagt folgende (Näheres ist unter den ein­ schen Zyklus aus geozentrischer Sicht. Es zelnen Planeten nachzulesen): umfasst den Zeitraum, in welchem der Sonne: Lebenskraft, Wille, Geist Mond: Gefühle, Empfängnisbereitschaft, Frühlingspunkt ( Präzession) einmal die gesamte Ekliptik durchwandert. Dies Körper dauert 25 729 Jahre (einer anderen An­ Merkur: Denken, Kommunikation gabe zufolge 25 771 Jahre). Durchschnitt­ Venus: Ästhetik, Selbstwert lich verweilt der Frühlingspunkt damit Mars: Durchsetzungskraft, Eroberungs­ 2 144 Jahre in einem Zeichen. Die Epoche wille wird als platonischer Monat bezeichnet. Jupiter: Expansion, sinngebendes Prin­ Ein platonischer Tag beträgt demnach et­ zip Saturn: Konzentration, grenzsetzendes wa 72 Jahre, das durchschnittliche Alter Prinzip eines Menschen. Der Durchlauf durch ein Sternbild des Uranus: grenzsprengendes Prinzip siderischen Tierkreises prägt nach Mei­ Neptun: grenzauflösendes Prinzip Pluto: Transformation nung vieler Menschen ein Zeitalter von gut 2 000 Jahren. Da der siderische Tier­ Planetare (kosmische) Töne kreis nicht eindeutig in Bezug auf seine Stellung an der Himmelskugel defi­ Die spirituelle Astrologie ordnet den sie­ niert werden kann ( Ayanamsha), ist es ben klassischen Planeten die sieben Töne schwierig, den Beginn eines neuen Zeital­ der Tonleiter zu, und zwar in dieser Rei­ ters genau zu datieren. Man muss wohl henfolge: c = Venus bei so großen Zeiträumen ohnehin längere d = Mond Übergangszeiten - von Jahrzehnten bis zu e = Saturn Jahrhunderten - einkalkulieren. Derzeit, 173

Pluto

so die Ansicht von New-Age-Vertretern ( New Age), neigt sich das Fischezeital­ ter dem Ende entgegen und geht ins Wassermannzeitalter über. Pluto

Symbole: Q)toJ "X E Astronomie: Pluto ist der am weitesten von der Sonne entfernte Planet. Er wurde am 18. Februar 1930 von Clyde William Tombaugh im Observatorium von Flagstaff, Arizona, entdeckt, nachdem Percival Lowell schon einige Jahre vorher einen weiteren Planeten jenseits von Nep­ tun vermutet und wichtige Forschungen in dieser Richtung unternommen hatte. Erst am 13. März gaben die Astronomen die Entdeckung bekannt. Pluto ist mit ei­ nem Äquatordurchmesser von 2 320 Kilo­ metern relativ klein. Die mittlere Entfer­ nung von der Sonne beträgt 5 960 Millio­ nen Kilometer. Für einen Umlauf um die Sonne auf einer relativ exzentrischen Bahn benötigt er 248 Jahre, wobei seine Bahn gegenüber denjenigen der anderen Planeten stark geneigt ist (Abbildung Sei­ te 211). Manchmal befindet sich Pluto in­ nerhalb der Bahn Neptuns. Seine Ta­ gesbewegung beträgt maximal 2,3 Bo­ genminuten, im Durchschnitt sind es 14 Bogensekunden. Mythologie: Hades (lateinisch Pluto) war der Herrscher über die Unterwelt, das To­ tenreich. Er und seine Brüder Zeus (Jupi­ ter), der Herr des Himmels, sowie Posei­ don (Neptun), der Herr der Meere, hatten nach der Entmachtung ihres Vaters Kro­ nos das Universum unter sich aufgeteilt. Hades' Reich war besonders gefürchtet. Die Griechen glaubten, die Menschen leb­ ten dort als Schatten ihrer ehemaligen Existenz und gingen ohne Bewusstsein 174

den Betätigungen nach, die sie auf der Er­ de ausgeübt hatten. Hermes begleitete die Toten über den Fluss Styx, der die Grenze zur bewussten Welt bildete. Auf der ande­ ren Seite wachte der Höllenhund Ker­ beros darüber, dass niemand die Unter­ welt mehr verließ. Außer Merkur durften nur wenige Helden, darunter Herakles, Odysseus und Psyche, in die Unterwelt hinab- und wieder hinaufsteigen - Hades' Welt war ein Reich ohne Wiederkehr. Da Pluto von den Menschen mehr ge­ fürchtet als verehrt wurde, ranken sich nur wenige Mythen um ihn. Der bekann­ teste handelt von seiner Frau Persephone, der Tochter der Fruchtbarkeitsgöttin De­ meter. Hades hatte hinter beider Rücken mit Zeus ausgehandelt, dass Persephone seine Frau werden sollte. Dazu musste sie Narzissen pflücken, die Hades geweihten Blumen. Obwohl ihre Mutter sie davor eindringlich gewarnt hatte, verführte Zeus sie auf einem besonders schönen Narzissenfeld dazu. Kaum hatte sie eine gepflückt, tat sich die Erde auf, und Ha­ des raubte Persephone. Als ihre Mutter daraufhin alles verdorren ließ und Zeus fürchten musste, dass es bald keine Men­ schen mehr geben würde, die ihm Opfer bringen konnten, verhandelte er mit sei­ nem Bruder über die Rückkehr von Perse­ phone. Bevor sie sich aufmachte, gab ihr Hades einen Granatapfel, das Symbol für die Ehe. Persephone biss hinein und somit war sie auch an Hades gebunden. Schließ­ lich verbrachte sie zwei Drittel des Jahres über der Erde und ein Drittel bei ihrem Ehemann in der Unterwelt; ein Symbol dafür, dass zur Ganzheit die bewusste und die unbewusste Welt gehören. Das Erschreckende von Hades wurde in späterer Zeit dadurch abgemildert, dass er

Pluto

mit Pluton, dem Gott des Reichtums, gleichgesetzt wurde. Körper: Pluto unterstehen die Sexualorga­ ne, die dem Menschen beim Geschlechts­ verkehr den „kleinen Tod", wie die Fran­ zosen den Orgasmus nennen, verschaffen, aber auch Dickdarm und Mastdarm, wo unverwertbare Nahrungsreste zersetzt und ausgeschieden werden. Deutung: Zusammen mit Uranus und Neptun ist Pluto einer der drei geisti­ gen Planeten, die über die Grenzen der

Giovanni Lorenzo Bernini, Raub der Persephone, um 1622 (Galleria Borghese, Rom).

Materie, die von Saturn symbolisiert wird, hinausweisen. Insbesondere Pluto berührt dabei zutiefst beängstigende Ebenen. In die Zeit seiner Entdeckung (1930) fallen das Aufkommen des Nationalsozialismus sowie die Entdeckung der Kernspaltung (1938). Deshalb wird Pluto auch mit Mas­ senbewegungen und kollektiven Phä­ nomenen in Verbindung gebracht sowie mit tief greifenden Wandlungsprozessen. Es ist jedoch zu kurz gegriffen, nur die be­ drohliche Seite von Pluto zu sehen, denn er steht nicht nur für die Krise, sondern dadurch, dass er alles Verdrängte und Verbotene ans Licht zerrt, letztlich für Ganzwerdung und Heilung. Pluto ist das Symbol für Transformation im Sinne einer umfassenden Wandlung, die Kräfte von einer Intensität und Urgewalt freisetzen kann, die kaum für möglich gehalten wer­ den. Ob diese Kräfte genutzt werden, um der Gemeinschaft zu dienen oder um egoistische Interessen durchzusetzen, ist eine andere Frage. Plutothemen sind Macht und Ohnmacht, Abhängigkeit bis hin zu seelischen Ver­ strickungen, Sexualität, Tabuthemen aller Art. Im besten Sinne steht Pluto für die vollkommene Hingabe an den Augenblick und damit für höchste Intensität, für den wahren Kern einer Sache, für enorme Heilkräfte. Pluto weist auch auf kollektive Notwendigkeiten hin, denen sich der Ein­ zelne beugen muss. Durch seine langsame Umlaufzeit steht Pluto im Horoskop ganzer Generationen im selben Zeichen (er hält sich unter­ schiedlich lang in den einzelnen Tierkreis­ zeichen auf - zwischen 12 und 32 Jahren). Daher ist im individuellen Horoskop in erster Linie die Hausstellung zu deuten, dann die Zeichenstellung. Die Hausstel175

Polarität

lung sagt etwas darüber aus, in welchem Bereich ein Mensch in seinem Leben tiefs­ ten Wandlungsprozessen unterliegt, aber auch wo er über den größten inneren Reichtum verfügt und wo er mit Macht und Abhängigkeit konfrontiert ist. Im Aspekt zu anderen Planeten oder zu einer Achse steht Pluto für eine Inten­ sivierung des betroffenen Faktors, für Stirb-und-werde-Prozesse und für Tief­ gangWenn er im Transit einen anderen Pla­ neten oder eine Achse berührt, wan­ delt er den damit verbundenen Bereich vollkommen. Dieser Prozess ist häufig mit Schmerzen verbunden, denn er erfordert immer das Aufgeben von etwas, das über­ holt ist. Am Ende führt er indes zu Ganz­ heit und Heilung. Pluto ist Herrscher des Zeichens Skorpion und im Stier im Exil. Er ist erhöht im Löwen und im Wassermann im Fall. Polarität

Ein grundlegendes Erklärungsmodell vie­ ler esoterischer Lehren, das auch in der Astrologie eine wichtige Rolle spielt. Die Polarität lehrt, dass sich Gegensätze nicht ausschließen, sondern einander bedingen. Die Grunderfahrung ist der Atem, der nur dann möglich ist, wenn es Ein- und Aus­ atmen gibt. Weitere grundlegende Pola­ ritäten sind Tag und Nacht, Sommer und Winter, Licht und Schatten, warm und kalt, männlich und weiblich usw. In der chinesischen Tradition gibt es die Polarität von Yin (weiblich, passiv, Nacht) und Yang (männlich, aktiv, Tag). Das bekannte Symbol ( Yin/Yang) zeigt deutlich, dass es sich erstens um ein dynamisches Prin­ zip handelt, und zweitens, dass das eine im anderen enthalten ist. 176

Wertungen sind also nicht angebracht. Vielmehr kann das eine nicht ohne das an­ dere bestehen. Es gibt nicht Licht ohne Schatten und nicht Nacht ohne Tag. Es geht immer darum, beide Pole zu inte­ grieren. Richtet sich die gesamte Aufmerksamkeit auf den vermeintlich guten Pol, wird der andere unbewusst gestärkt. Häufig entfal­ tet er sich dann unkontrolliert. Thorwald Dethlefsen erklärt so zum Beispiel die praktischen Konsequenzen des Christen­ tums, das wie kaum eine andere Religion die universelle und grenzenlose Liebe propagiert und in dessen Namen gleich­ zeitig über viele Jahrhunderte hinweg durch Inquisition, Hexenwahn und Kolo­ nisation Millionen Menschen auf grausa­ me Art ermordet wurden - vermutlich mehr als durch jede andere Ideologie der Menschheitsgeschichte. In der Astrologie bilden zunächst die zwölf Tierkreiszeichen sechs polare Paare mit jeweils zwei einander gegenüberlie­ genden Zeichen: Widder/Waage = Ich und Du Stier/Skorpion = Festhalten und Loslassen Zwillinge/Schütze = Kommunikation und Erkenntnis Krebs/Steinbock = Privatheit und äuße­ re Anerkennung Löwe/Wassermann = Individualität und Gruppe Jungfrau/Fische = Strukturieren und Auflösen Entsprechendes gilt für jeweils zwei ei­ nander gegenüber liegende Häuser. Im engeren Sinn ist mit Polarität in der Astrologie die Einteilung der Tierkreiszei­ chen in extrovertierte und introvertierte gemeint. Erstere werden auch als männ-

Priapus

lieh, elektrisch, aktiv oder positiv bezeich­ net, Letztere als weiblich, magnetisch, passiv oder negativ. Extrovertiert sind die Feuer- und die Luftzeichen (Widder, Zwil­ linge, Löwe, Waage, Schütze und Wasser­ mann), introvertiert die Erd- und Wasser­ zeichen (Stier, Krebs, Jungfrau, Skorpion, Steinbock und Fische). Populäre Astrologie

Ein anderer Ausdruck für die so genannte Vulgärastrologie. Pränatal

Ein Horoskop mit Transiten.

konversen

Präzession

Die durch die langsame Kreiselbewegung der Erde verursachte Verschiebung des Frühlingspunktes (Schnittpunkt zwi­ schen Himmelsäquator und Eklip­ tik). Man spricht auch von der Präzession der Tagundnachtgleiche bzw. Äqui­ noktien, weil zu dem Zeitpunkt, zu dem die Sonne den Frühlingspunkt berührt, Tag und Nacht gleich lang sind. Der Frühlingspunkt wandert auf diese Weise rückwärts durch den Tierkreis, und zwar etwa alle 72 Jahre um 1 Grad. Er be­ findet sich derzeit im Sternbild Pisces (Fische). Bis er einmal durch den ganzen Tierkreis gewandert ist, dauert es knapp 26 000 Jahre (ein Zeitraum, der als platonisches Jahr bezeichnet wird). Der so genannte tropische Tierkreis, dessen Beginn durch den Frühlingspunkt markiert ist und mit dem die meisten westlichen Astrologen arbeiten, bewegt sich damit ebenso gegenüber dem Fix­ sternhimmel. Dies führt von Seiten der Astrologiegegner immer wieder zu dem

Vorwurf, die Sternbilder der Astrologie seien gar nicht die richtigen, denn die Astrologen definierten 0 Grad Widder (den Beginn des tropischen Tierkreises) an einer Stelle, die sich im Sternbild Fische befinde. Tatsächlich arbeiten westliche Astrologen nicht mit den Sternbildern, sondern mit den Tierkreiszeichen. Diese haben zwar ihre Namen von den Sternbil­ dern, befinden sich aber an anderer Stelle: Dazu wird die Ekliptik in zwölf gleich große Abschnitte von je 30 Grad geteilt. Als die Symbolik des Tierkreises aus den Sternbildern abgeleitet wurde, waren bei­ de identisch. Die Astrologen sind sich seit der Antike über die Präzession im Klaren. Bei der Deutung spielt sie jedoch keine Rolle. Priapus

Derjenige Punkt auf dem Tierkreis, der der Lilith exakt gegenüberliegt. Astronomie: Definiert man Lilith als den­ jenigen Punkt auf der Umlaufbahn des Mondes um die Erde, der von dieser am weitesten entfernt ist - also als Apo­ gäum so entspricht Priapus dem erd­ nächsten Punkt, dem Perigäum. Pria­ pus ist wie Lilith ein sensitiver Punkt im Horoskop und bildet mit ihr zusam­ men eine Achse. Mythologie: In der Mythologie ist Priapos (griechische Schreibweise) ein kleinasiati­ scher Fruchtbarkeitsgott, der mit einem überdimensional großen Phallus darge­ stellt wird. Deutung: Bislang wird Priapus von Astro­ logen nur wenig berücksichtigt, und es gibt kaum Untersuchungen über ihn. Der Astrologin Bibiana Maria Wachter zufolge hat dieser Punkt im Horoskop eine Ventil­ funktion für den Druck, den man am 177

Primärdirektion

Punkt der Lilith angesammelt hat.67 Ver­ steht man Lilith als eine Aufforderung, mit weiblicher Macht umzugehen, so zeigt Priapus, wo Ausgleich zu überzoge­ nen patriarchalen Machtstrukturen erfol­ gen kann. Beides gilt für Frauen wie für Männer. Priapus wird dem Zeichen Krebs zugeordnet, sofern man Liliths Domizil im Steinbock sieht. Primärdirektion

Eine Prognosemethode, die auf der Ei­ genumdrehung der Erde beruht. Etwa je 4 Minuten nach der Geburt, die Zeitspan­ ne, die das Medium coeli benötigt, um sich 1 Grad weiter zu bewegen (1 Grad Rektaszension des Medium coeli, RAMC), entsprechen einem Lebensjahr. Es werden nur die Achsen nach dieser Methode dirigiert, die Planeten werden nach anderen Methoden vorgeschoben, beispielsweise nach der Sekundärpro­ gression, bei der ein Tag nach der Geburt einem Lebensjahr entspricht. Um mit primär dirigierten Achsen zu ar­ beiten, benötigt man eine minutengenaue Geburtszeit, andernfalls sind die Unge­ nauigkeiten in der Prognose einfach zu groß: Bei einer vierminütigen Abwei­ chung von der tatsächlichen Geburtszeit liegt die Prognoseaussage ein ganzes Jahr daneben. Deutung: Folgendes ist zu berücksich­ tigen: Bildet eine Achse einen Aspekt zu ei­ nem Faktor des Radixhoroskops, so ist dies eine Auslösung, das heißt, der betreffende Faktor erfährt eine Akti­ vierung. Wechselt eine dirigierte Achse das Tier­ kreiszeichen oder das Radixhaus, so be­ ginnt ein neuer Themenabschnitt. 178

Prognose

Die Prognose (wörtlich: das Vorauswis­ sen) gehört zum Faszinierendsten, was die Astrologie zu bieten hat, und zugleich ist sie einer der Gründe, weshalb die Astrologie im Lauf der Geschichte immer wieder in Verruf geraten ist. Für viele Lai­ en ist Astrologie nichts anderes als Pro­ gnose, was nicht stimmt. Sie ist in erster Linie Menschenkunde. Zunächst einmal muss man verstehen, wie astrologische Prognose funktioniert. Das Radixhoroskop ist eine Abbildung der Planetenstände zum Zeitpunkt der Geburt eines Menschen. Es beschreibt, was in diesem Menschen im Keim vor­ handen ist und im Lauf des Lebens zur Entfaltung gebracht werden soll. Wann ein bestimmter Teil der Persönlichkeit ei­ nen „Wachstumsschub" oder unter Um­ ständen auch eine Umwandlung erlebt, darüber geben Auslösungen eine Aus­ kunft, wie sie beispielsweise mit Tran­ siten, Sekundärprogressionen oder Finsternissen einhergehen. Worum es dabei geht, das sagt der durch die Auslö­ sung betroffene Horoskopfaktor, wel­ cher Art die Auslösung ist, darüber sagt der auslösende Faktor etwas aus. Grundsätzlich ist jeder Horoskopfaktor ein Symbol (und natürlich auch jeder aus­ lösende Faktor), das sich auf verschiede­ nen Ebenen manifestieren kann. Das mög­ liche Spektrum ist unendlich breit, solan­ ge der Bezug zur dahinter stehenden Idee besteht ( Entwicklungsniveau). Es ist dem Horoskop nicht zu entnehmen, auf welcher Ebene jemand die einzelnen Fak­ toren seines Horoskops lebt. Je einge­ schränkter die Möglichkeiten sind, sein Leben selbst zu gestalten, desto leichter ist das, was er macht, vorhersagbar. So er­

Prognosemethoden

klären sich manche treffsichere astrologi­ ren wird. Ebenso wenig kann man sagen, sche Prognosen aus früheren Zeiten, als ob der betreffende Mensch darunter eher die Lebensläufe in viel stärkerem Maße leidet, weil er sich etwa eingeschränkt vorgegeben waren. Heute haben die Men­ fühlt, oder ob er dies als eine Zeit der Ern­ schen viele Wahlmöglichkeiten, welchen te empfindet, in der er die Früchte dessen Lebensweg sie gehen möchten, und vor genießen kann, wofür er gearbeitet hat. allen Dingen: Sie können zu verschiede­ Nicht nur aus diesem Grund lehnen Astrologen zunehmend Ereignispro­ nen Zeitpunkten ihres Lebens gewichtige Entscheidungen neu treffen. So wird es gnosen ab. Diese bergen darüber hinaus beispielsweise immer unüblicher, dass ein die Gefahr der sich selbst erfüllenden Pro­ phezeiung. Mensch im Lauf seines Lebens nur einen Auslösungen zeigen innere Entwicklun­ Beruf ausübt. Immer mehr Astrologen sind sich darin gen an, sie sind jedoch nicht der Grund einig, dass Sinn und Zweck der Anwen­ dafür. In der psychologischen Astrolo­ dung von Prognosemethoden darin gie geht man davon aus, dass ein Mensch liegen, den Menschen darauf aufmerksam äußere Ereignisse anzieht, die ihn dazu zwingen, sich auf bestimmte Erfahrungen zu machen, welche Entwicklungen zu ei­ nem gegebenen Zeitpunkt anstehen, und einzulassen, wenn er die anstehenden in­ ihm Vorschläge zu unterbreiten, wie er neren Entwicklungen nicht zur Kenntnis diese in einer möglichst konstruktiven nimmt. Man darf dabei aber nicht außer Weise nützen kann. Acht lassen, dass jeder Mensch, egal wie weit er in seiner persönlichen Entwick­ Je deutlicher ein Astrologe einen Klienten auf das aufmerksam macht, was dieser lung gediehen ist, von Zeit zu Zeit mit et­ tun kann, desto mehr spricht er in ihm die was konfrontiert ist, das über seine Per­ Seite an, die bereit und auch fähig ist, Ver­ sönlichkeit hinausgeht. Schließlich ist er antwortung für das eigene Leben zu über­ Teil einer Gemeinschaft bzw. Gesellschaft. nehmen. Je mehr er dagegen den Klienten Auslösungen können durchaus auch An­ zeiger für das sein, was dem Menschen auf das hinweist, was als scheinbar unab­ wendbares Schicksal auf ihn zukommt aufgrund dieser Tatsache widerfährt. Aber sei dies nun positiver oder negativer auch hier sagen sie nichts über Ereignisse Art -, desto mehr spricht er in ihm den aus, vielmehr darüber, wie ein Mensch passiven Anteil an. solche Kräfte erlebt und welche Bedeu­ tung er ihnen beimisst. Tatsächlich sollte man bei einer Prognose das, was stattfindet, zunächst neutral for­ Prognosemethoden mulieren, um es wirklich verstehen zu können. Nimmt man beispielsweise einen Es gibt eine Vielzahl von Methoden für Saturntransit über die Sonne, so könnte die astrologische Prognose. Die wich­ das lauten: Das Zentrum der Persönlich­ tigsten sind: keit (Sonne) erfährt eine Konzentration Transite Sekundärprogression auf das Wesentliche (Saturn im Transit). Das steht fest. Nicht fest steht, ob sich dies Tertiärprogression in einem bestimmten Ereignis manifestie­ Solarhoroskop 179

Prognostische Astrologie

Lunarhoroskop Sonnenbogendirektion Primärdirektion Man kann Prognosemethoden nicht ge­ geneinander aufwiegen mit dem Ziel fest­ zustellen, welche besser und welche schlechter ist. Jeder Astrologe macht eige­ ne Erfahrungen mit bestimmten Metho­ den und wird Unterschiedliches herausar­ beiten, je nachdem, welchen Zugang er dazu hat. Mit den einzelnen Methoden werden nicht nur unterschiedliche Ebenen ange­ sprochen, sondern auch verschiedene Zeiträume abgedeckt, sodass sie schon von daher nicht gleichwertig sind. Will man herausfinden, welche Themen ( Thema) in einem bestimmten Zeitraum auftauchen, so empfiehlt sich die Kombi­ nation von zwei oder drei Methoden, die ähnliche Zeiträume abdecken. Ein Ver­ gleich kann dann zeigen, ob sich Schwer­ punkte abzeichnen. Wenn man allein die Transite in Betracht zieht, wird deutlich, wie viele Auslösungen bei einem Men­ schen in einem bestimmten Zeitraum wirksam sind. Schon deshalb ist man ge­ zwungen, eine Auswahl zu treffen, um nicht von einer verwirrenden Vielzahl, die alles relativiert, erdrückt zu werden. Die gebräuchlichsten Methoden sind die Tran­ site, die überaus einfach in der Anwen­ dung sind, Sekundärprogressionen sowie das Solarhoroskop. Für größere Zeiträume wird man auf die Prognosemethoden zurückgreifen, die größere Entwicklungen anzeigen, also bei Transiten auf diejenigen der langsam laufenden Planeten Saturn, Uranus, Nep­ tun und Pluto, die zwischen einigen Mo­ naten und mehreren Jahren umfassen; bei Sekundärprogressionen auf diejenigen 180

von Sonne, Merkur, Venus und Mars, die ein halbes bis ein ganzes Jahr oder mehr umfassen; auf das Solarhoroskop, das ein Lebensjahr abdeckt. Will man dann ins Detail gehen, so kann man den sekundär­ progressiven Mond, Tertiärprogressionen, Lunare und die Transite der schnell lau­ fenden Planeten Sonne, Merkur, Venus und Mars hinzuziehen. Um ein Gefühl für das zu bekommen, wie sich etwas in der Zukunft entwickeln könnte, empfiehlt es sich, die Prognose­ methoden metagnostisch, also rückwir­ kend anzuwenden und zu schauen, wie der betreffende Mensch in der Vergangen­ heit mit den fraglichen oder ähnlichen Auslösungen umgegangen ist bzw. wel­ chen Themen er begegnet ist. Prognostische Astrologie

Die früher am weitesten verbreitete Form der Astrologie. Dabei geht es darum, durch den vorausberechneten Stand der Gestirne Ereignisse und Tendenzen vor­ herzusagen ( Prognose). Die Ereignis­ prognose, die in der Vergangenheit für die Astrologie eine viel wesentlichere Bedeu­ tung hatte, wird heute von vielen Astrolo­ gen (zumindest in der Theorie) abgelehnt. Stattdessen werden Themen und Trends, die sich ankündigen, vorhergesagt, mit dem Ziel, einen Menschen auf bestimmte Entwicklungen vorzubereiten und ihm zu ermöglichen, das Bestmögliche daraus zu machen und die Zeit konstruktiv und kreativ zu nutzen. Zu den gebräuchlichsten Prognoseme­ thoden zählen Solarhoroskop Transite Sekundärprogression Direktion

Projektion

Progression

Ein Überbegriff für bestimmte astrologi­ sche Prognosemethoden, bei denen ein definierter Zeitraum nach der Geburt als symbolische Entsprechung für einen an­ deren, wesentlich größeren Zeitraum ge­ sehen wird. Es geht um die realen Plane­ tenbewegungen nach der Geburt, im Un­ terschied zu denjenigen bei der Direk­ tion, mit der die Progression nicht ver­ wechselt werden darf. Methoden: Die verschiedenen Progressi­ onsmethoden unterscheiden sich durch den Zeitraum, der zu dem real gelebten Zeitraum in Entsprechung gesetzt wird. Dies ist der Schlüssel: Sekundärprogression (Schlüssel: ein Tag nach der Geburt entspricht einem Le­ bensjahr). Die Sekundärprogression ist die am häufigsten verwendete Progres­ sionsmethode und normalerweise ge­ meint, wenn von Progression die Rede ist. Tertiärprogression I (Schlüssel: ein Tag nach der Geburt entspricht einem Lebensmonat). Tertiärprogression II (Schlüssel: ein Mo­ nat nach der Geburt entspricht einem Lebensjahr). Konverse Progression (verschiedene Schlüssel, je nach Methode). Deutung: Was bei der Deutung zu berücksichtigen ist, unterscheidet sich bei den einzelnen Methoden teilweise vonein­ ander und ist jeweils dort nachzulesen. Achsen: Bei der Arbeit mit sekundärpro­ gressiven Achsen - die nach verschiede­ nen Methoden berechnet werden können - ist eine minutengenaue Geburtszeit erforderlich, weil sich sonst zu große Un­ genauigkeiten ergeben, die eine Prognose sinnlos machen.

Projektion

Ein Begriff aus der Psychologie, demzu­ folge jemand eigene Persönlichkeitsantei­ le, die er nicht als solche erkennt, in der Außenwelt wiederfindet. Dies ist ein un­ bewusster Prozess. Es kann sowohl etwas Negatives als auch etwas Positives proji­ ziert werden. Und es muss nicht unbe­ dingt ein anderer Mensch ein Empfänger der Projektion sein. Es kann ebensogut beispielsweise eine Idee sein oder eine an­ dere Kultur. Eine Projektion geschieht etwa, wenn je­ mand Schwierigkeiten hat, sich durchzu­ setzen, und ihm Durchsetzungsschwäche immer wieder bei anderen Menschen auf­ fällt. Projektion ist nicht unbedingt etwas Ne­ gatives: „Ein projiziertes Bild ist ein im ei­ genen Inneren verborgenes Potenzial. Wenn es notwendig wird, dass das Bild zutage tritt, besteht der erste Schritt oft darin, es in jemand anderem wahrzuneh­ men. Im positiven Fall erkennen wir dann, dass es etwas mit uns zu tun hat, und nehmen es bewusst in uns auf."68 Ziel ist es, Projektionen in die eigene Per­ sönlichkeit zu integrieren, und dabei kann die Astrologie gute Dienste leisten, denn das Horoskop bildet alle Seiten eines Menschen ab, die geliebten und die unge­ liebten, die Licht- und die Schattenseiten. Die Neigung zu projizieren, erkennt man im Horoskop vor allem am Deszen­ denten, dem Du-Punkt im Horoskop, und an der Besetzung des siebten Hauses. Auch ein nicht oder nur schwach besetz­ tes Element oder ein eingeschlosse­ nes Zeichen sowie alle schwierigen The­ men liefern Hinweise darauf, wo der Horoskopeigner möglicherweise proji­ ziert. Der so genannte Schatten wird 181

Psychologische Astrologie

auch projiziert; sein Merkmal ist die be­ sondere Heftigkeit, mit der der Betreffen­ de es ablehnt, bestimmte Persönlichkeits­ anteile als zu ihm gehörig wahrzuneh­ men, und in der Folge die ständige Konfrontation mit diesen Themen. Psychologische Astrologie

Ein wichtiges Teilgebiet der zeitgenössi­ schen Astrologie. Die psychologische Astrologie gehört ihrerseits zur Indi­ vidualastrologie. Sie sieht das Horoskop als Abbild der Seele. Es gilt, dieses zu verstehen und sich auf diese Weise selbst besser kennen zu lernen und im Idealfall mit allen Licht- und Schattenseiten anzu­ nehmen. Ein beratender Astrologe mit psychologi­ scher Orientierung enthält sich in der Re­ gel jeder Wertung bei der Deutung eines Horoskops. Er betont die Verantwortung und den freien Willen des Horoskop­ eigners und bespricht mit diesem Anlagen und Chancen, aber auch Schwächen und gegebenenfalls Verdrängtes und Projizier­ tes ( Projektion, Schatten). Prognose wird im Rahmen der psycho­ logischen Astrologie insofern genutzt, als die Frage gestellt wird, wie aufgrund von aktuellen Auslösungen eine Entwick­ lung der Persönlichkeit möglich ist. Die aufgrund verschiedener Prognoseme­ thoden angesprochenen Themen und Trends, die sich in der näheren Zukunft abzeichnen, werden auf Chancen und Ge­ fahren hin besprochen, und man sucht nach konstruktiven Möglichkeiten, damit umzugehen. Eine Beratung bei einem psycholo­ gisch orientierten Astrologen darf jedoch nicht mit Psychotherapie gleichgesetzt werden. 182

Von seifen der Astrologen besteht eine in­ tensive Auseinandersetzung mit der Psy­ chologie. Viele haben eine psychologische Ausbildung. Umgekehrt gibt es zwar auch viele Psychologen, die mit der Astrologie arbeiten, doch dies scheint mehr auf einer inoffiziellen Ebene zu geschehen, müssen doch Psychologen, die die Astrologie in ihre Behandlungsformen einbeziehen, un­ ter Umständen mit beruflicher Diskrimi­ nierung rechnen.69 Ptolemäische Aspekte

Die Hauptaspekte: Konjunktion, Oppositi­ on, Quadrat, Trigon und Sextil ( Aspekt). Ptolemäisches Weltbild

Das geozentrische Weltbild, im Unter­ schied zum heliozentrischen bzw. Kopernikanischen Weltbild. Ptolemäus, Claudius

Über das Leben des bekanntesten Astrolo­ gen und Astronomen der Antike weiß man relativ wenig. Vermutlich lebte er zwischen 100 und 160 unserer Zeitrech­ nung; manche Quellen siedeln ihn auch 10 bis 15 Jahre früher an. Er war griechi­ scher Abstammung und wirkte im ägypti­ schen Alexandria. Für Ptolemäus waren Naturwissenschaft und Astrologie eins. In seinem Werk „Almagest" (eigentlich: „Megale syntaxis tes astronomias") fasste er die Arbeiten früherer griechischer Astronomen zusam­ men. Es behandelt unter anderem die Be­ rechnung von Sonnen- und Mondfinster­ nissen und enthält Theorien über Sonne, Mond, Planeten und Fixsterne sowie ei­ nen Sternenkatalog mit 1 028 Objekten. Derartige Erkenntnisse halfen den Astro­ nomen der Neuzeit, die Eigenbewegung

Quadrant

der Fixsterne zu berechnen. Darüber sich nicht mit Sterndeutung befasst. Jetzt hinaus systematisierte Ptolemäus das möchte ich aber von der zweiten Wissen­ geozentrische Weltbild (was sich auch schaft sprechen. Diese ist zwar nicht so in der Bezeichnung Ptolemäisches Welt­ wohl begründet und vollkommen, doch bild spiegelt), das wie die meisten seiner denke ich ihr auf philosophischem Weg Theorien bis zur kopernikanischen beizukommen ,.."70 Wende das Bewusstsein der Menschen prägte. Die auch zu seiner Zeit schon ver­ Quadrant breitete Spekulation des griechischen Jedes Horoskop ist in vier Quadranten un­ Astronomen Aristarch von Samos über ein terteilt, die sich aufgrund des durch die heliozentrisches Weltbild geriet nach Achsen Aszendent/Deszendent sowie Veröffentlichung des Almagest für über Medium coeli/Imum coeli gebildeten ein Jahrtausend in Vergessenheit. Achsenkreuzes ergeben (Abbildung Zu einem der wichtigsten Bücher in der Seite 92). Jeder Quadrant umfasst drei Geschichte der Astrologie wurde Pto­ Häuser, erst ein kardinales, dann ein fixes lemäus' Werk „Tetrabibios" (Vier Bücher). und zum Abschluss ein veränderliches Darin systematisierte er das astrologische ( Qualität). Die Quadranten sind in der Wissen seiner Zeit und schuf wichtige Regel unterschiedlich groß. Ihre genaue Grundlagen für die Individual- und Ausdehnung hängt von dem Ort und der Mundanastrologie, den Häuser- und Zeit ab, auf die das Horoskop erstellt Tierkreis, die Elementenlehre, die Deu­ wurde. In Mitteleuropa (um 50 Grad tung der Planeten, die Prognose sowie die nördliche Breite) sind die Quadranten dann gleich groß, wenn sich der Aszen­ Aspekte. Ptolemäus vereinte darin end­ gültig den Tierkreis mit der auf den Stand dent in der zweiten Hälfte Jungfrau oder der Planeten ausgerichteten Astrologie in der ersten Hälfte Waage sowie gegen­ über in der zweiten Hälfte Fische oder in ( Geschichte der Astrologie). Fixsterne der ersten Hälfte Widder befindet. Die außerhalb des Tierkreises verloren ihre Quadrantenaufteilung ist in einem Horo­ astrologische Bedeutung. In der Einlei­ tung schreibt er: „Die Sterndeutung be­ skop unabhängig vom Häusersystem, da die vier Achsen feststehen und nicht ruht im Wesentlichen auf zwei Gundwisvom Häusersystem tangiert werden. senschaften. Die eine, die Astronomie, lehrt uns die Bewegungen von Sonne, Die Quadranten werden wie die Häuser Mond und Sternen, ihre Stellung zu jedem gegen den Uhrzeigersinn gezählt: Das ers­ Zeitpunkt, sowohl untereinander als ge­ te bis dritte Haus bilden den ersten Qua­ genüber der Erde. Die andere, die Astrolo­ dranten, das vierte bis sechste den zwei­ gie, betrachtet die Veränderungen und ten, das siebte bis neunte den dritten und Wirkungen, die von den Gestirnen her­ das zehnte bis zwölfte den vierten. vorgebracht werden, gemäß den ihnen in­ Die unterschiedliche Prägung der Qua­ newohnenden Kräften und dem Einfluss dranten ergibt sich aus der Achseneintei­ ihrer jeweiligen Stellung. Die erste ver­ lung. Die Osthälfte des Horoskops gilt als langt ein unabhängiges geistiges Eindrin­ Ich-Hälfte, die Westhälfte als Dugen und ist dessen wert, auch wenn man Hälfte. Die obere Hälfte ( Taghälfte) 183

Quadrat

repräsentiert das Außen, die untere geht es um überpersönliche Themen, ( Nachthälfte) das Innen. Somit steht der denn der vierte Quadrant hat nicht die erste Quadrant für das „Innen-Ich", der Subjektivität des ersten. Es ist wichtig, zweite für das „Innen-Du", der dritte für dass die Aufgaben des ersten Quadranten das „Außen-Du" und der vierte für das gelöst werden und der Selbstausdruck „Außen-Ich". entwickelt wird, denn sonst bleibt der Im ersten Quadranten kommen die The­ vierte Quadrant mit seinem Anspruch men zum Ausdruck, die das Selbst unmit­ unklar und verschwommen. telbar umsetzen will. Diese Themen drän­ gen sich im Leben besonders stark auf, sie Quadrat können nicht oder nur mit Kraftanstren­ Symbol: □ gung verdrängt werden. Der erste Qua­ Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im drant wird am direktesten von allen erfah­ Winkelabstand von 90 Grad (rechter Win­ ren. Die dort angesiedelten Planetenenergi­ kel) zueinander befinden. Ein Quadrat gilt en gestalten aktiv die Persönlichkeit. als starker analytischer Aspekt. (Zum Im zweiten Quadranten geht es um den Orbis siehe die Übersicht auf Seite 166.) Kontakt mit dem anderen auf einer inne­ Die beiden Planeten gehören im Normal­ ren, seelischen Ebene. Dieser Abschnitt fall Zeichen derselben Qualität, doch wird deshalb auch als „seelischer Qua­ unterschiedlicher Elemente an. drant" bezeichnet. In ihm finden sich die Quadrate haben ein hohes Konfliktpoten­ Themen, die ein Mensch zusammen mit zial und sind damit eine große Herausfor­ anderen erleben will, um daraus den inne­ derung. Die Beziehungen der betreffen­ ren Wachstumsprozess voranzubringen. den Planeten untereinander sind spanIm dritten Quadranten geht es um den di­ nungs- und konfliktgeladen, ungeachtet rekten Kontakt mit der Außenwelt. Er dessen, ob sie ähnliche oder unterschiedli­ zeigt an, welche Vorstellungen die betref­ che Energien haben. Sie schränken sich gegenseitig in ihrer Entfaltung ein. In der fende Person von einer Partnerschaft hat und wie diese auch in schwierigen Zeiten wertenden Terminologie früherer Zeiten verwirklicht werden kann. Weiterhin wurde das Quadrat deshalb als hemmen­ zählen dazu offizielle Kontakte mit der der oder harter Aspekt bezeichnet. Die Gesellschaft, etwa in Form von Verträgen. „harte" Qualität von Quadraten ist auch Der dritte Quadrant bringt auch zum Aus­ der Hintergrund, warum Anthroposo­ druck, was in den ersten beiden gelernt phen rechte Winkel in ihren Gebäuden vermeiden. und integriert werden konnte. Im vierten Quadranten geht es darum, die Die heutige Astrologie betont die spezielle eigenen Themen nach außen zu bringen Aufgabe dieser Konstellation. In den Qua­ und damit Wirkung in der Öffentlichkeit draten, die ein Horoskop aufweist, zeigt zu erzielen. Dieser Quadrant geht über sich, woran der Horoskopeigner arbeiten die Selbstverwirklichung des ersten hin­ muss und welche Prüfungen er zu beste­ aus. Das, was als Bestandteil der eigenen hen hat, um zu einer reifen Persönlichkeit Persönlichkeit erkannt und erarbeitet zu werden. Quadrate sind somit ein stän­ wurde, drängt nun nach außen. Dabei diger Anstoß, nicht in Lethargie oder 184

Quinkunx

Selbstgefälligkeit zu verfallen. Wichtig für den konstruktiven Umgang mit ihnen ist es, sich diese Funktion bewusst zu ma­ chen, statt über die Schwierigkeiten zu klagen oder gar andere dafür verantwort­ lich zu machen. Qualität

sungsfähig, tut sich jedoch schwer, Anre­ gungen konkret aufzugreifen und durch­ zusetzen. Alles, was sich in einer materiellen Erscheinungsfrom manifestiert, muss zunächst aufgebaut, dann stabilisiert und schließlich aufgelöst werden. Es gibt auch eine Zuordnung dreier Planeten zu den Qualitäten: Jupiter steht für die kardinale, Saturn für die fixe und Merkur für die auflösende Kraft. Die Qualitäten geben je­ dem der vier Elemente unterschiedliche Nuancierungen: Die drei Feuerzeichen kommen in den drei Qualitäten vor und ebenso die drei Erd-, die drei Luft- und die drei Wasserzeichen. In vielen alten Kulturen gilt die Dreiheit aus schöpferischer, fixer und auflösender bzw. zerstörerischer Kraft als das Symbol des Göttlichen schlechthin. Sie steht auch für die Einteilung in Seele (kardinal), Kör­ per (fix) und Geist (veränderlich). Im Hin­ duismus ist Brahma der Schöpfer, Vishnu der Bewahrer und Shiva der Zerstörer. Dem entspricht die Einteilung in Gottva­ ter, Sohn und Heiliger Geist der christli­ chen Kirche. Allerdings geht es beim Hei­ ligen Geist im Gegensatz zu Shiva eher um die auflösende als um die zerstöreri­ sche Kraft. In der englischen Sprache setzt sich das Wort Gott zusammen aus G wie genesis (Entstehung), O wie obtain (bewah­ ren) und D wie destroy (zerstören).

Neben der Einteilung in die Elemente ist diejenige in Qualitäten eine weitere wichtige Unterteilung des Tierkreises. Die drei Qualitäten sind: kardinal, fix und veränderlich. Für Letztere gibt es auch die Bezeichnungen beweglich oder auflösend, gelegentlich ist aus sprachlicher Unacht­ samkeit von labil die Rede. Je vier Zeichen sind einer der drei Qualitäten zugeordnet. Sie liegen in einem Winkelabstand von 90 Grad zueinander, bilden also zusam­ men ein Kreuz. Das kardinale Kreuz umfasst Widder, Krebs, Waage und Steinbock. Kardinal steht für die aufbauende, schöpferische Kraft. Bei einer Betonung kardinaler Zei­ chen im Horoskop wird man gern neue Impulse aufnehmen, tut sich jedoch schwer, das Erreichte abzusichern. Darauf folgt das fixe Kreuz mit den Zeichen Stier, Löwe, Skorpion und Wassermann. Fix, im Sinne von fixieren, steht für die erhalten­ de, stabilisierende Kraft. Sind die fixen Zeichen betont, ist man stabil und aus­ dauernd und hält gern fest, läuft aber Ge­ fahr, den richtigen Zeitpunkt zum Loslas­ Quinkunx sen zu verpassen. Schließlich kommt das veränderliche Kreuz mit den Zeichen Zwil­ Symbol: Ä linge, Jungfrau, Schütze und Fische. Es ist Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im die auflösende, schon auf das Neue ver­ Winkelabstand von 150 Grad zueinander weisende Kraft. Ein Mensch, in dessen befinden. Der Quinkunx gilt als einer der Horoskop die veränderlichen Zeichen be­ wichtigsten Nebenaspekte. Er kann tont sind, kann Dinge zu Ende bringen mit einem Orbis von bis zu 3 Grad be­ und Neues vorbereiten und ist anpas­ rechnet werden. Selbst Astrologen, die ge185

Quintil

wohnlich nicht mit Nebenaspekten arbei­ tung zumeist wenig Beachtung, auch ten, beziehen den Quinkunx häufig mit wenn es als günstiger Aspekt gilt. Es kann mit einem Orbis von 2 bis 3 Grad berech­ ein. Der Quinkunx ist weder eindeutig den net werden. Das Quintil zeigt Begabungen und Poten­ analytischen oder herausfordernden noch den synthetischen oder harmoni­ ziale über die Hauptaspekte hinaus an. Das betrifft vor allem den künstlerischen schen Aspekten zuzuordnen. Er deutet ein Potenzial an, das aber nicht immer ver­ Bereich. Der Astrologe Michael Roscher wirklicht werden kann. Er verlangt einen schreibt: „Quintile sind in ihrer Bedeu­ tung ähnlich den Trigonen, mit dem Un­ großen Einsatz, ohne Erfolg zu garantie­ terschied, dass sie zum Schöpferischen ren. Dabei mag die Aussicht zunächst herausfordern. Planeten, die zueinander günstig erscheinen. Am Ende gelingt es je­ im Quintil stehen, zeigen Lebensbereiche doch häufig nicht, die beteiligten Energien wirklich zu integrieren. Wenn zum Bei­ an, in denen man die Wirklichkeit durch spiel Venus und Mars im Quinkunx zuei­ kreatives, künstlerisches Handeln und nander stehen, versucht der Horoskopeig­ Schaffen Überhöhen möchte."71 ner vielleicht, Tatkraft und Energie darauf Fünf Quintile, die den Kreis schließen, ' zu verwenden, dass sich Ästhetik entfal­ ergeben als Aspektfigur ein Penta­ gramm, eines der ältesten magischen ten kann und daraus ein stabiles Selbst­ Symbole. Mit dem Kopf nach oben steht wertgefühl entsteht. Allerdings wird zu­ es für den Menschen, mit dem Kopf nach meist ein Gefühl bleiben, dass alle An­ unten für schwarze Magie oder den Teu­ strengungen nie ganz genügen und die fel. Das aufrechte Pentagramm diente in letzte Befriedigung versagt bleibt. Daher vielen spirituellen und magischen Zusam­ gilt der Quinkunx eher als schwieriger menschlüssen dazu, Dämonen abzuweh­ oder auch als Sehnsuchtsaspekt. Auf der anderen Seite zeigt er aber wichtige The­ ren. Darüber hinaus ist das Pentagramm men an, denen sich ein Horoskopeigner ein Symbol für Gesundheit. stellen muss. Der ausbleibende Erfolg kann dazu führen, das eigene Verhalten Radix(horoskop) und die Muster zu überdenken und gege­ Bezeichnung für jegliches Horoskop, von benenfalls zu revidieren. In dem Sinne dem andere Horoskope abgeleitet werden zeigt der Quinkunx neue Wege auf. Im können - beispielsweise sämtliche Pro­ Gegensatz zum Quadrat oder zur Opposi­ gnosemethoden, die Astro*Carto*Gration wirkt er dabei nicht als ständiger Sta­ phy, Combin und Composit oder chel im Fleisch. auch Personare. Der Begriff stammt vom lateinischen radix (Wurzel). Das Ra­ Quintil dixhoroskop ist sozusagen das Grundla­ Symbol: Q oder O genhoroskop oder der Ausgangspunkt für Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im die anderen Horoskope. Oft lassen sich Winkelabstand von 72 Grad zueinander abgeleitete Horoskope nicht deuten, ohne befinden. Das Quintil gilt als Neben­ dass das Radixhoroskop hinzugezogen aspekt und findet in der praktischen Deu­ wird. 186

Rektaszension RAMC

Abkürzung für Rektaszension (gerade Aufsteigung) des Medium coeli. Dieser Wert ist in den Häusertabellen angege­ ben. Es handelt sich bei ihm um den auf dem Himmelsäquator gemessenen Bogen zwischen dem Frühlingspunkt und dem Meridian. Raum

Neben der Zeit die zweite wichtige Be­ zugsgröße in der Astrologie. Denn um ein Horoskop zu erstellen, benötigt man ne­ ben der genauen Zeit auch den Ort des Geschehens. Ähnlich wie das Erleben der Zeit ist das Erleben des Raumes eine Grunderfahrung des Menschen. Es ist die Welt der drei Di­ mensionen Länge, Breite und Höhe. Seit Jahrtausenden beschäftigen sich Philoso­ phen und Naturwissenschaftler mit der Frage, ob Raum endlich oder unendlich ist. Durch die Arbeiten von Nikolaus Kopernikus (1473-1543, kopernikanische Wende) und Giordano Bruno (1548 - 1600) kam erstmals die Vorstellung von einem unendlichen astronomischen Raum auf, die allerdings von der modernen Physik wieder in Frage gestellt wird. Seit Ein­ steins Relativitätstheorie wird Raum als von Gravitationsfeldern gekrümmt ge­ dacht - eine Vorstellung, die in der Astro­ logie bereits Jahrhunderte vorher Anwen­ dung fand: Es war für die Astrologie eine ihrer schwierigsten Herausforderungen, die scheinbare Unendlichkeit des Raumes so wiederzugeben, dass sie in einem Horoskop dargestellt werden kann. Dazu verhalf die Entwicklung der Häuser­ systeme. Die Häuser spiegeln die räumliche Di­ mension des Horoskops wider. Im enge­

ren Sinn beschreibt die Aszendent/Deszendent-Achse die räumliche Perspektive des Horoskops: Hier begegnet der Horo­ skopeigner der Außenwelt. Hingegen stellt die Imum-coeli-/Medium-coeli-Ach­ se die zeitliche Perspektive dar: von den Wurzeln hin zum Lebensziel, von der Ver­ gangenheit zur Zukunft. Rechtläufigkeit

Synonym für Direktläufigkeit, die normale Laufrichtung der Planeten ent­ lang der Ekliptik. Regent

Synonym für

Herrscher.

Rektaszension

Wörtlich: gerade Aufsteigung. Abkür­ zung: RA, auch AR (für ascensio recta). Entlang des Himmelsäquators (das ist der in den Weltraum hinausprojizierte Erdäquator) gemessener Winkel zwischen dem Frühlingspunkt und dem Schnitt­ punkt des so genannten Stundenkrei­ ses eines Planeten mit dem Himmelsäqua­ tor. (Der Stundenkreis ist der gedachte Kreis senkrecht zum Himmelsäquator, der durch den Planeten um die Himmels­ kugel führt.) Die Rektaszension wird in Zeit- oder in Gradeinheiten gemessen, und zwar vom Frühlingspunkt ausgehend - also 0 Uhr bzw. 0 Grad - in östlicher Richtung (Abbildung Seite 99). Dabei entspricht 1 Stunde 15 Bogengraden, und 24 Stunden entsprechen 360 Bogen­ graden. Zusammen mit der Deklination dient die Rektaszension der genauen Positions­ bestimmung eines Planeten. Vergleicht man das Koordinatensystem der Himmelskugel mit demjenigen der Erd187

Rektifikation

kugel - wobei Erstere die in den Welt­ raum hinausprojizierte Erweiterung der Erde ist dann entspricht die Rektaszen­ sion den Längengraden auf der Erde. Rektifikation

Synonym für

Geburtszeitkorrektur.

Relokationshoroskop

Ein Horoskop, das auf die Geburtszeit ei­ nes Menschen, aber nicht auf seinen Ge­ burtsort, sondern auf einen anderen Ort ausgestellt ist. Es zeigt, wie sich dessen Wesenskräfte an dem neuen Ort darstel­ len. Bei näher liegenden Orten sind die Unterschiede gegenüber dem auf den Ge­ burtsort ausgestellten Horoskop gering, können aber durchaus beispielsweise ei­ nen anderen Aszendenten ergeben. Bei weiter entfernten Orten ist die Häuserauf­ teilung vollkommen anders. Natürlich ist die Planetenkonstellation immer dieselbe, denn sie gilt ja für ein und denselben Zeit­ punkt auf der ganzen Erde. Sein Geburts­ horoskop nimmt der Betreffende überall­ hin mit. Es ist daher stets als Grundlage anzusehen. Will man auf einen Blick sehen, an wel­ chen Orten bestimmte Planetenprinzipien besonders intensiv und verstärkt zum Ausdruck kommen, so bedient man sich der Astro*Carto*Graphy. Mit ihr kann man zeigen, wo in der Welt zum Zeit­ punkt der Geburt eines Menschen welche Planeten besonders stark gestellt sind, das heißt, sich in Konjunktion mit Aszendent, Deszendent, Medium coeli oder Imum coeli befinden. Retrograd

Synonym für rückläufig ( keit).

Rückläufig­

188

Revidierte Astrologie

Die Weiterentwicklung der klassischen Astrologie im 20. Jahrhundert im deutsch­ sprachigen Raum, auch Revidierte Klassik genannt. Die Astrologen Thomas Ring und Herbert Freiherr von Klöckler schufen Grundlagenwerke für die Revi­ dierte Astrologie. Ring bestreitet den Einfluss der Gestirne im mechanischen Sinn. Er wendet sich ge­ gen starre Deutungsregeln, jede Form von Determinismus sowie konkrete Er­ eignisprognosen. Außerdem sprach er von den Aussagegrenzen des Horoskops. Demnach können bestimmte Angaben wie der Zeitpunkt des Todes, das Geschlecht sowie die Entwicklungs- und Intelligenz­ höhe dem Horoskop nicht entnommen werden. Die Revidierte Astrologie hat vie­ le moderne astrologische Richtungen, ins­ besondere die psychologische Astrolo­ gie, entscheidend beeinflusst. Im Umgang mit den Aspekten hat Tho­ mas Ring ebenfalls neue Wege eingeschla­ gen. Er lehnt eine Wertung ab und spricht stattdessen von analytischen (statt „schwierigen") und synthetischen (statt „guten") Aspekten. Ring hat zudem für die Tierkreiszeichen und Planeten überaus prägnante Begriffe geschaffen. Bei den Tierkreiszeichen taucht für jedes Element immer dasselbe Attribut auf: Das Feuerelement ist danach das Willensmäßige; das Erdelement das Stoffliche; das Luftelement das Geistige und das Wasserelement das Seelische: Widder: das willensmässig Antreibende Stier: das stofflich Grundlegende Zwillinge: das geistig Fluktuierende Krebs: das seelisch Schöpferische Löwe: das willensmäßig Zusammen­ fassende

Ring, Thomas

Jungfrau: das stofflich Eingrenzende Waage: das geistig Lenkende Skorpion: das seelisch Spannungstra­ gende Schütze: das willensmäßig Zielstrebige Steinbock: das stofflich Bewegende Wassermann: das geistig Ordnende Fische: das seelisch Teilhabende Die Charakterisierungen der zehn Plane­ ten lauten: Sonne: das Lebensschöpferische Mond: das Traumhafte Merkur: das Intelligenzhafte Venus: das Ästhetische Mars: das Trieb- und Dranghafte Jupiter: das Sinngebende Saturn: das Grenzsetzende Uranus: das Umschwungbewirkende Neptun: das Grenzüberschreitende Pluto: das Gestaltwandelnde. Revidierte Klassik

Synonym zu

Revidierte Astrologie.

Rezeption

Zwei Planeten befinden sich in Rezeption, wenn beide jeweils im Domizil des an­ deren stehen, also in dem Tierkreiszei­ chen, in dem der jeweils andere Herr­ scher ist. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn Merkur, der Herrscher der Zwillin­ ge, im Widder steht und gleichzeitig Mars, der Herrscher des Widder, in den Zwillingen. (Eine Übersicht, wer in welchem Tierkreiszeichen Herrscher ist, findet sich unter dem Stichwort Domizil.) Eine Rezeption stellt eine Beziehung zwi­ schen zwei Planeten her, die einem Aspekt ähnlich ist, auch ohne dass die beiden beteiligten Planeten durch einen Aspekt miteinander verbunden wären.

Ring, Thomas

Thomas Ring (geboren am 28. 11. 1892 um 18.02 Uhr in Nürnberg, gestorben am 24. 8. 1983 in Schärding/Inn) hat die Öff­ nung der Astrologie für moderne psycho­ logische Einflüsse entscheidend geprägt. Zunächst machte er sich jedoch als Maler einen Namen. Er verbrachte seine Jugend in Berlin, wo er 1911 ein Kunststudium aufnahm. Bis an sein Lebensende blieb er der Malerei ebenso verbunden wie der Astrologie, der er sich seit den Zwanzi­ gerjahren verstärkt zuwandte. Zuvor hat­ te er sie eher abgelehnt und sich an der Kunst, der Philosophie und der Psycholo­ gie orientiert. In englischer Kriegsgefan­ genschaft während des Ersten Weltkriegs kam er der Astrologie näher, die er auf ausgesprochen produktive Weise mit der Psychologie in Verbindung brachte. Als entschiedener Gegner des Nationalso­ zialismus verließ Ring mit seiner Familie Berlin kurz vor der Machtergreifung Rich­ tung Österreich. Dort holte ihn das Schicksal jedoch 1938 ein. Er erhielt Malund Publikationsverbot. Nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem er seine Frau verlor, knüpfte er an die The­ men der Dreißigerjahre an. Bis ins hohe Alter blieb er als Astrologe und Maler ausgesprochen kreativ. Ring wurde zum Begründer der Revi­ dierten Astrologie. In seinem vierbändi­ gen Hauptwerk „Astrologische Men­ schenkunde" schuf er die Basis für eine grundlegende Neuorientierung der astro­ logischen Deutung. Er wandte sich gegen jedweden Determinismus sowie gegen die Vorstellung, die Gestirne hätten eine Wirkung im mechanischen Sinn. Er wies vor allem auch auf die Aussagegrenze des Horoskops hin, wonach bestimmte Fakto189

Rückkehrhoroskop

ren wie Geschlecht, Entwicklungs- und Intelligenzhöhe und der Tod dem Horo­ skop grundsätzlich nicht zu entnehmen sind. Ring prägte sehr prägnante Begriffe für die Planeten, Zeichen und Häuser ( Revidierte Astrologie). Rückkehrhoroskop

Ein Horoskop, das auf die Rückkehr eines Planeten zu seiner Geburtsposition ausge­ stellt ist. Das bekannteste ist das Solar, das alljährlich zum Geburtstag oder am Tag davor oder danach auf den genauen Zeitpunkt der Wiederkehr der Sonne zur Position im Geburtshoroskop erstellt wird und die Themen der Selbstentfaltung - ei­ ne Sonne-Entsprechung - des kommen­ den Jahres beschreibt. Ebenso können mo­ natliche Lunare - sie werden auf den Zeitpunkt der Mondwiederkehr ausge­ stellt - etwas über das Gefühlsleben (Mond-Entsprechung) aussagen. Außer­ dem sind auch Merkurrückkehr-, Venusrückkehr- und MarsrückkehrHoroskope üblich. Die ersten beiden gel­ ten jeweils für ein Jahr, Letzteres entspre­ chend der Marsumlaufzeit für knapp zwei Jahre. Inhaltlich geht es immer um die Themen des jeweiligen Planeten, und die­ ser steht mit seiner Hausstellung und sei­ nen Aspekten (das Tierkreiszeichen ist ja mit demjenigen des Geburtshoroskops identisch) bei der Deutung im Mittel­ punkt. Alle Rückkehrhoroskope dürfen nur vor dem Hintergrund des zugehöri­ gen Geburtshoroskops gedeutet werden. Weiteres zur Deutung sowie zur Berech­ nung ist unter dem Stichwort Solarhoro­ skop nachzulesen. Da Merkur, Venus und Mars im Gegen­ satz zu Sonne und Mond rückläufig wer­ den können ( Rückläufigkeit), passieren 190

sie manche Tierkreisgrade dreimal. Wenn das an der Rückkehrposition stattfindet, müsste man drei Rückkehrhoroskope er­ stellen. Die größte Aussagekraft hat aber das auf den dritten (und letzten) Über­ gang ausgestellte Horoskop.72 Wenn je­ doch die Rückkehr eines dieser drei Pla­ neten in eine Phase des (Fast-)Stillstands ( stationäre Phase) fällt, ist es unmög­ lich, ein Rückkehrhoroskop zu erstellen, weil dann die Häuserspitzen und da­ mit Aszendent und Medium coeli nicht genau bestimmt werden können. Rückläufigkeit

Die Laufrichtung der Planeten entgegen der normalen Bewegung. Diese ist die Direktläufigkeit. Dabei wandern die Planeten aus der Sicht der Erde von Osten nach Westen bzw. auf der Horoskop­ zeichnung im Tierkreissinn, also entgegen dem Uhrzeigersinn. Außer Sonne und Mond wechseln alle Planeten aus geozen­ trischer Perspektive ( geozentrisches Weltbild) von Zeit zu Zeit die Laufrich­ tung: von der Direktläufigkeit zur Rück­ läufigkeit und wieder zur Direktläufig­ keit. Dies ist natürlich nicht tatsächlich der Fall: Die Planeten ziehen stets ihre Bahnen in einer Richtung um die Sonne. Der optische Effekt der Rückläufigkeit er­ gibt sich bei Merkur und Venus - den bei­ den Planeten, die sich innerhalb der Erd­ umlaufbahn um die Sonne bewegen und die daher auch innere Planeten genannt werden -, wenn diese sich aus der Sicht der Erde vor der Sonne befinden. (Direkt­ läufig sind sie, wenn sie sich aus der Sicht der Erde hinter der Sonne befinden.) Bei den äußeren Planeten - also Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto, die ih­ re Bahn um die Sonne außerhalb der Erd-

Rückläufigkeit

bahn ziehen - kommt es zum Phänomen der Rückläufigkeit, wenn die Erde schnel­ ler ist als sie, was immer dann der Fall ist, wenn sie sich gegenüber der Sonne befin­ den, also eine ungefähre Opposition zu dieser bilden (siehe Abbildung). In den Ephemeriden und in Horoskop­ zeichnungen sind rückläufige Planeten mit einem „R" versehen (auch im Engli­ schen heißt es: retrograde). Ehe die Planeten ihre Laufrichtung än­ dern, also von der Direktläufigkeit zur Rückläufigkeit wechseln bzw. umgekehrt, werden sie immer langsamer, bis sie für eine Weile scheinbar völlig zum Stillstand kommen. Dies nennt man die statio­ näre Phase.

Die Abbildung zeigt anhand des Planeten Mars, wie es aus der Sicht der Erde zum Phänomen der Rückläufigkeit kommt.

Die Planeten werden für folgende Zeiträu­ me rückläufig: Merkur dreimal im Jahr für 3 Wochen, Venus etwa alle anderthalb Jahre für un­ gefähr 40 bis 44 Tage, Mars etwa alle zwei Jahre und zwei Mo­ nate für ungefähr 60 bis 80 Tage, Jupiter etwa alle 13 Monate für unge­ fähr 4 Monate, Saturn etwa alle 12 V2 Monate für etwa 4 V2 Monate, Uranus etwa alle 12 Monate für 5 Monate, Neptun etwa alle 12 Monate für 5 Mo­ nate und 7 Tage, Pluto etwa alle 12 Monate für 5 bis 6 Monate. Uranus, Neptun und Pluto sind also fast die Hälfte der Zeit rückläufig. Deutung: Rückläufige Planeten sind An­ zeiger einer nach innen gerichteten Kraft. Es besteht zunächst nicht so leicht die Möglichkeit, diese Wesenskräfte unver­ mittelt zum Ausdruck zu bringen. Um sie zu entwickeln, bedarf es einer innerlichen Verarbeitung und einer längeren Ausei­ nandersetzung. Wie bei allen schwierigen Themen im Horoskop ist auch die Band­ breite der darin enthaltenen Möglichkei­ ten groß, die man im Lauf des Lebens im­ mer mehr ausschöpfen kann. In diesem Zusammenhang sind Sekundärpro­ gressionen von besonderem Interesse, ei­ ne Prognosemethode, bei der jeweils ein Tag nach der Geburt einem Lebensjahr gleichgesetzt wird und die wichtige inne­ re Entwicklungen verdeutlicht. Zumin­ dest ein bei der Geburt rückläufiger Mer­ kur und eine rückläufige Venus werden im Lauf des Lebens in der Sekundärpro­ gression direktläufig und können dann leichter gehandhabt werden. 191

Rudhyar, Dane

Philosophien spürbar, die den Menschen Ein rückläufiger Planet hat die Stelle, an in einem größeren Zusammenhang sehen der er steht, bereits vor der Geburt einmal und die Individualität stets vor dem Hin­ passiert. Daher deuten rückläufige Plane­ tergrund transpersonaler Kräfte betrach­ ten auch auf etwas Vertrautes hin, etwas, das von Anfang an wie selbstverständlich ten. Keiner verstand es so überzeugend, diese beiden scheinbar gegensätzlichen gegeben ist, ohne dass es dafür eine ratio­ Ansätze zu verbinden. Er selbst bezeich­ nale Erklärung gäbe. nete seine Arbeit häufig als humanistische Wenn Planeten im Transit rückläufig Astrologie. Als sein wichtigstes Werk gilt werden, berühren sie bestimmte Tierkreis­ grade ein zweites Mal oder sogar - im Fal­ die „Astrologie der Persönlichkeit". le von Fünffachtransiten - ein viertes Mal. Es geht hierbei wiederum um eine beson­ Sabische Symbole dere Vertiefung der beim ersten Durchlauf 360 kurze und prägnante, bildhafte Sätze, angesprochenen Themen. die jeweils einem der Tierkreisgrade zuge­ ordnet sind. Damit erhält jeder Grad eine Rudhyar, Dane symbolische Bedeutung. Entwickelt hat die Sabischen Symbole der Astrologe Geboren als Daniel Chenneviere (am 23. 3. 1895 um 0.40 Uhr in Paris, gestorben Marc Edmund Jones (1888-1980). Sie wur­ den, wie er selbst schreibt, im Jahr 1925 am 13. 9. 1985 in Kalifornien), wurde er unter seinem Pseudonym Dane Rudhyar „mit hellseherischen Mitteln gefunden".73 (= Sämann) zu einem der bedeutendsten Bekannt wurden die Symbole vor allem durch Dane Rudhyar. Astrologen des 20. Jahrhunderts. Zu Be­ Im Folgenden werden einige Sabische ginn des Ersten Weltkriegs zog es ihn aus Symbole wiedergegeben, um einen Ein­ seiner Heimatstadt Paris nach New York, druck von ihnen zu vermitteln: wo er sich dem Buddhismus sowie ande­ ren östlichen Religionen und Weisheits­ 1 Grad Stier: Ein klarer Gebirgsbach. 13 Grad Jungfrau: Ein mächtiger Staats­ lehren widmete. Dabei wurde er auch von der Theosophie beeinflusst. mann überwindet politische Hysterie. Dane Rudhyar brachte mit seinem Le­ 20 Grad Waage: Ein jüdischer Rabbi. 8 Grad Skorpion: Der Mond scheint benswerk die Astrologie, die Philosophie, über einem See. die Psychologie sowie die Kunst zu einer 2 Grad Wassermann: Ein plötzliches eindrucksvollen Synthese. Er betätigte sich als Maler, Komponist, Lyriker und, in Gewitter. Zeiten finanzieller Not, als Autor von 18 Grad Fische: Ein riesiges Zirkuszelt. Science-fiction-Romanen. Um seine Aner­ Zu beachten ist: Es gilt für alle nicht vol­ kennung als Astrologe musste er lange len Grade die jeweils nächst höhere Grad­ ringen. Erst seit den Sechzigerjahren wird zahl: So sucht man beispielsweise für die Position 16 Grad 1 Minute Widder das un­ ihm die gebührende Anerkennung zuteil. ter 17 Grad Widder aufgeführte Symbol. Die psychologische Astrologie hat er maßgeblich geprägt und dabei den Men­ Die Sabischen Symbole eignen sich sehr schen radikal in den Mittelpunkt gestellt. gut für eine intuitive Herangehensweise Gleichzeitig ist der Einfluss der östlichen an ein Horoskop. 192

Sasportas, Howard

Sanduhrfigur

Eine Konstellation, bei der sich die Plane­ ten jeweils in einem Viertel des Horo­ skops gegenüberstehen. Es ist eines der Aspektmuster von Marc Edmund Jones ( Aspektbild). Die Sanduhrfigur signali­ siert Ausgewogenheit, Stabilität und Ver­ lässlichkeit, doch kann es bisweilen an Flexibilität und Offenheit fehlen. Sarosperiode

Der Zeitraum von 18 Jahren und 10 bis 11 Tagen, innerhalb dessen eine Fins­ ternis an ungefähr derselben Stelle im Tierkreis wieder auftritt ( Saroszyklus). Saroszyklus

Alle 18 Jahre und 10 bis 11 Tage findet ei­ ne Finsternis an ungefähr derselben Stelle im Tierkreis statt, genauer gesagt: um 10 V2 Grad im Tierkreis nach vorne verschoben (zu einer Finsternis kommt es immer dann, wenn Neumond bzw. Voll­ mond im Bereich der Mondknoten stattfinden). Dies ist eine Sarosperiode. Die erste Finsternis eines Saroszyklus ist eine partielle Finsternis, die in weitest mögli­ chem Abstand zur Mondknotenachse stattfindet. Bei einer partiellen Finsternis ist die Sonne (im Fall einer Sonnenfinster­ nis) bzw. der Mond (im Fall einer Mond­ finsternis) nur teilweise bedeckt. Diese Bedeckung nimmt bei jeder weiteren, in 18-jährigem Abstand stattfindenden Fins­ ternis zu, was bedeutet, dass sich der Neumond (im Fall einer Sonnenfinsternis) bzw. der Vollmond (im Fall einer Mond­ finsternis) immer mehr der Mondknoten­ achse annähert, bis sie schließlich den Orbisbereich ( Orbis) der Mondknotenach­ se betreten, innerhalb dessen es zu einer totalen Verfinsterung kommt. Im weiteren

Verlauf des Zyklus kommen Neumond bzw. Vollmond auf der Mondknotenachse zu liegen, treten dann langsam aus dem Orbisbereich der totalen Verfinsterung heraus und in denjenigen der partiellen Verfinsterung hinein, bis es zur letzten (partiellen) Finsternis des gesamten Saros­ zyklus kommt. Ein Saroszyklus von Sonnenfinsternissen umfasst etwa 70 Sonnenfinsternisse in ei­ nem Zeitraum von 1200 bis 1400 Jahren; ein Saroszyklus von Mondfinsternissen umfasst etwa 45 Mondfinsternisse in ei­ nem Zeitraum von ungefähr 800 Jahren.74 Zwischen den Finsternissen eines Saros­ zyklus bestehen inhaltliche Übereinstim­ mungen. Die Kenntnis der Saroszyklen ist wegen ihrer großen zeitlichen Dimensio­ nen für die astrologische Geschichtsbe­ trachtung von Interesse. Sie kann ebenso dazu dienen, eine bestimmte Finsternis besser zu verstehen, indem man sich mit anderen Finsternissen desselben Zyklus auseinandersetzt, insbesondere mit derje­ nigen, die den Zyklus eröffnete.75 Sasportas, Howard

Howard Sasportas (geboren am 12. April 1948 um 1.46 Uhr in Hartford, Connec­ ticut, USA, gestorben am 12. Mai 1992 in London) gehört zu den prägenden Gestal­ ten der Astrologie des ausgehenden 20. Jahrhunderts. Er studierte zunächst Psychologie und siedelte nach seinem Examen 1973 nach London über, wo er die „Faculty of Astrological Studies" besuch­ te. Gemeinsam mit Liz Greene gründete er dort zehn Jahre später das „Centre for Psychological Astrology". Es wurde zu ei­ ner der weltweit einflussreichsten Institu­ tionen seiner Art. Als Lehrer an seinem In­ stitut erfreute sich Sasportas großer Wert193

Saturn

Schätzung. Darüber hinaus war er ein pro­ duktiver Autor, dessen Schriften (darunter vor allem „Astrologische Häuser und As­ zendenten" und „Götter des Wandels") sich durch eine ebenso klare wie einfühl­ same Sprache auszeichnen. Er bezog sich in ihnen wie seine Kollegin Liz Greene ausführlich auf die antike Mythenwelt. Wenn es in den Achtziger- und Neunzi­ gerjahren vor allem im angelsächsischen Raum gelungen ist, manche Vorbehalte der Psychologie gegen die Astrologie auf­ zubrechen und die Astrologie in die Bera­ tung einzubeziehen, dann war das maß­ geblich Sasportas' Verdienst. In seinen letzten Lebensjahren war er von einer angeborenen Wirbelsäulenverfor­ mung sowie einer HIV-Infektion gezeich­ net. Die schweren Krankheiten taten sei­ ner Produktivität keinen Abbruch. Gefes­ selt an den Rollstuhl nahm er bis kurz vor seinem Tod an Kongressen und Seminaren teil. In Anwesenheit seiner engsten Freun­ de starb er, wie seine Kollegin Erin Sulli­ van schrieb, „in Frieden, voller Mut und bewusst". Saturn

Symbol: Tj, Astronomie: Saturn ist der am weitesten von der Sonne entfernte Planet, der noch mit bloßem Auge gesehen werden kann. Sein Äquatordurchmesser beträgt 120 536 Kilometer. Er ist damit etwa neunmal so groß wie die Erde, kann es aber an Um­ fang nicht ganz mit dem anderen Riesen­ planeten, Jupiter, aufnehmen. Auch sein Licht leuchtet wesentlich matter als das des Jupiter. Der mittlere Abstand des Sa­ turn von der Sonne beträgt 1 427 Millio­ nen Kilometer. Für einen Umlauf um die Sonne benötigt er fast 29‘ä Jahre. Die 194

Tagesbewegung beträgt maximal 7,1 Bogenminuten, im Durchschnitt sind es 2 Bogenminuten. Auffallend am Saturn sind seine Ringe, bestehend aus Gesteins- und Eisbrocken verschiedenster Größe. Sie machen die Be­ trachtung dieses Planeten durch ein Tele­ skop zu einem beeindruckenden Erlebnis. Mythologie: Kronos (lateinisch Saturn) war vor Zeus der oberste Gott. Er ent­ stammte dem Geschlecht der Titanen. Auf Initiative seiner Mutter Gaia entmannte und kastrierte er seinen Vater Uranos, denn der hatte all seine Kinder, die ihm nicht gefielen, wieder in den Bauch der Mutter gestopft. Damit ihn seine Kinder nicht dereinst auch stürzen könnten, ver­ schlang Kronos sie unmittelbar nach der Geburt. Allein Zeus, sein Jüngster, entkam dem Schicksal durch eine List von Kro­ nos' Frau Rhea. Tatsächlich schwang sich Zeus später zum Rächer seiner Geschwister auf. Er ent­ machtete und entmannte seinen Vater Kronos. Der Gestürzte wurde in die Un­ terwelt verbannt, doch bald hatte Zeus ein Einsehen mit ihm. Er begnadigte Kronos und schickte ihn auf die Insel der Seligen im westlichen Ozean. Dort prägte Kronos als weiser alter Herrscher das Goldene Zeitalter. Von den Kämpfen der Olympi­ schen Götter hielt er sich fern; in seiner Welt ging es friedlich und gemächlich zu, wie der Zyklus des Saturn am Himmel. Den beschaulichen, friedlichen Eigen­ schaften des Kronos entspricht Saturnus, ursprünglich der Gott des Ackerbaus im alten Italien. Er war zudem ein weiser Lehrer, denn er brachte den Menschen die Landwirtschaft und die Errungenschaften der Zivilisation nahe. In Erinnerung an ihn feierten die Römer alljährlich Mitte

Saturn

Dezember die Saturnalien, Feste, bei de­ nen alle Konventionen auf den Kopf ge­ stellt wurden und unter anderem die Her­ ren ihre Sklaven im eigenen Haus bedie­ nen mussten. Körper: Saturn wird das Knochengerüst zugeordnet, das dem Körper Halt und Stütze gibt, aber auch die Haut als Grenze des Körpers. Als Sinnesorgan untersteht sie hingegen der Venus. Deutung: Saturn als letzter sichtbarer Pla­ net unseres Sonnensystems gilt seit alter Zeit als „Hüter der Schwelle". Er ist Sym­ bol für Begrenzungen und steht als „Herr der Zeit" für das Ende ebenso wie für das Unendliche, denn er unterliegt der Zeit nicht mehr. Wie Jupiter gilt Saturn als ei­ ner der gesellschaftlichen Planeten. Er weist den Einzelnen auf die Begrenzun­ gen hin, die ihm dadurch gesetzt sind, dass er ein soziales Wesen und nicht allein

Der Geburtsmythos von Zeus: Kronos emp­ fängt von Rhea den in Windeln gewickelten Stein, um ihn zu verschlingen, römisches Marmorrelief (Kapitolinische Museen, Rom).

auf der Welt ist. Daher ist Saturn Symbol für gesellschaftliche Regeln, für Recht und Ordnung, im Unterschied zum Recht im Sinne von Gerechtigkeit, das von Jupiter symbolisiert wird. Das von Saturn verkörperte Prinzip lautet Konzentration, wobei es ihm um das We­ sentliche, die Essenz der Dinge geht. Hie­ rin stellt er einen Gegensatz zu dem von Jupiter verkörperten Prinzip der Expansi­ on dar. Als Struktur gebendes Prinzip ver­ leiht Saturn Halt und Festigkeit. Er ver­ körpert das Materielle, im Unterschied zu den drei transsaturnischen Planeten Ura­ nus, Neptun und Pluto, die das Geistige darstellen. Für einen Durchlauf durch ein Tierkreis­ zeichen benötigt er durchschnittlich zwei­ einhalb Jahre, sodass er bei allen Men­ schen, die in diesem Zeitraum geboren wurden, im selben Zeichen steht. Mit sei­ ner Haus- und Zeichenstellung, aber auch über die Aspekte symbolisiert Saturn einen Bereich, der dem betreffenden Men­ schen in der Regel schwer fällt, in dem er gehemmt ist oder sich beschränkt fühlt oder vor dem er Angst hat. Er ist angehal­ ten, sich hier durch stete Arbeit weiterzu­ entwickeln. Gerade weil er hier immer wieder auf Schwierigkeiten stößt, kann er es in dem angesprochenen Bereich zur Meisterschaft und zu höchster Reife brin­ gen. Dies wird ihm in der Regel nach der ersten Saturn-Wiederkehr leichter fallen, also etwa um das 30. Lebensjahr, wenn der transitierende Saturn zum ersten Mal an die Geburtsstelle zurückgekehrt ist, ein Transit, der als entscheidender Rei­ fungsschritt im Leben eines Menschen an­ gesehen wird. Saturn-Transite zeigen eine Verlangsa­ mung an, eine Konzentration auf das We195

Schatten

sentliche. Sie zwingen zu Verantwortung und Reife. Meist stehen sie für Zeiten har­ ter Arbeit, aber auch für die Früchte, die diese hervorbringt. In der traditionellen Astrologie war Sa­ turn als Symbol für Unglück, Tod und Teufel gefürchtet. Die psychologische Astrologie ist heute allerdings zu einer ganz anderen Sichtweise gelangt: Wenn­ gleich es Saturn den Menschen nicht leicht macht, so verleiht er doch denen, die sich seinem Gesetz unterwerfen, ein großes Potenzial. Sein Gesetz ist Geduld und die Bereitschaft, hart an sich zu arbei­ ten. Dadurch können wirkliche Selbster­ kenntnis und innere Freiheit erreicht wer­ den76 ( freier Wille). Die Schmerzen, die solche Prozesse mit sich bringen können, sind der Motor, der einen Menschen auf seinem Entwicklungsweg beständig vo­ rantreibt. Saturn ist Herrscher des Zeichens Stein­ bock und im Krebs im Exil. Er ist erhöht in der Waage und im Widder im Fall. Vor der Entdeckung des Uranus war er auch Herrscher des Wassermanns und entspre­ chend im Zeichen Löwe im Exil. Schatten

Mit dem Begriff Schatten, der aus der Jungschen Psychologie stammt ( C. G. Jung), sind diejenigen Anteile der Persön­ lichkeit gemeint, die ein Mensch als nicht zu ihm gehörig empfindet, weil sie nicht seinem Bild von sich selbst entsprechen, denen er aber in der Außenwelt immer wieder begegnet. Gleichwohl sind sie mit seinem bewussten Ich aufs Engste verbun­ den. Es kann sich dabei sowohl um etwas handeln, was von der Gesellschaft abge­ lehnt wird, als auch um etwas, was dem persönlichen Wertesystem nicht ent­ 196

spricht. Schattenanteile können durchaus auch positiver Natur sein. Weil der Schat­ ten als nicht zur eigenen Person gehörig empfunden wird, wird er auf andere pro­ jiziert ( Projektion), das heißt, man nimmt die abgelehnten Eigenschaften bei anderen verstärkt wahr. Dass es sich um Schattenanteile handelt, erkennt man an der Heftigkeit der Reaktion: So kann die glühende Verehrung für einen anderen Menschen darauf hinweisen, dass die ei­ gene Großartigkeit nicht gesehen wird. Das Gleiche gilt für das andere Extrem, beispielsweise den ständigen Ärger mit dem Nachbarn: Der oder die Betreffende will dann einfach nicht wahrhaben, dass er selbst die Eigenschaften aufweist, die er jenem vorwirft. Schattenanteile sind verkümmerte Persön­ lichkeitsanteile. Sie hatten nie die Mög­ lichkeit, sich zu entwickeln. Das Geburtshoroskop ist ein hervorragen­ des Instrument, um die möglichen Schat­ tenanteile eines Menschen zu benennen und ihm Wege aufzuzeigen, diese anzu­ nehmen, zu integrieren, zu entwickeln und damit zu einer ganzen Persönlichkeit zu werden. Ziel ist nicht etwa, diese Sei­ ten „abzuschaffen", sondern vielmehr ihr positives Potenzial zu erkennen und zu nutzen. Die Faktoren, die in einem Horoskop auf Schattenanteile hinweisen können, wer­ den im Folgenden genannt. Man kann daraus jedoch nicht zwangsläufig schlie­ ßen, dass es sich um Schattenanteile han­ delt. Jeder Horoskopfaktor beinhaltet ein breites Spektrum an Möglichkeiten, die vom negativen bis zum positiven Extrem reichen. Der Mensch ist frei in der Wahl des Entwicklungsniveaus. Bei den im Folgenden genannten Faktoren ist jedoch

Schütze

die Wahrscheinlichkeit, dass er sie zumin­ mit denjenigen Jupiters und der lang­ dest für bestimmte Zeiträume auch als sam laufenden Planeten Saturn, Uranus, schattenhaft erlebt, groß. Neptun und Pluto. Rückläufige persönliche Planeten, al­ so Merkur, Venus und Mars ( Rückläu­ Schüsselfigur figkeit), Eine Konstellation, bei der alle Planeten in Planeten am absteigenden Mondkno­ einer Hälfte des Horoskops konzentriert sind. Es ist eines der Aspektmuster von ten sowie Haus und Zeichen des abstei­ genden Mondknotens, Marc Edmund Jones ( Aspektbild). Die Aspekte zu persönlichen Planeten Herausforderung bei der Schüsselfigur ist und Achsen sowie Häuser- und Zei­ es, sich über die fehlende Hälfte bewusst chenstellung von Saturn und Pluto, zu werden und sie zu integrieren. unaspektierte Planeten. Im weiteren Sinn können auch folgende Schütze Faktoren zu den Schattenthemen gezählt Symbol: werden: Element: Feuer Planeten im vierten, achten und zwölf­ Qualität: veränderlich ten Haus, den drei Wasserhäusern, Polarität: Yang/männlich Deszendent und Planeten im siebten Herrscherplanet: Jupiter Sonne im Schützen: etwa vom 22. No­ Haus, dem Partnerschaftshaus, ein nicht oder kaum besetztes Element, vember bis zum 21. Dezember Aspekte zu persönlichen Planeten und Jahreszeit: Dunkelheit, nackte Äste, Ende Achsen sowie Häuser und Zeichenstel­ des Lebenszyklus lung von Uranus und Neptun. Kultur: Vorboten des neuen Lebens, Lich­ Schattenthemen sind schwer zu handha­ ter des Advent, Luzia, die Lichtbringerin, ben und können einem Menschen große Barbarazweige, die Knospen im Winter, Probleme verursachen, solange sie ihm Nikolaus nicht bewusst sind. Zugleich bergen sie Körperbereich: Hüft- und Oberschenkel­ region, Leber aber auch ein ungeheures Potenzial in sich, wenn man die damit verbundenen Namen gebendes Sternbild: Sagittarius Probleme als Aufgaben versteht, die zu Mythologie des Sternbilds: Der Schütze bewältigen eine enorme Energie freisetzen wird zumeist mit einem Kentauren in kann. Jede Konstellation, und sei sie noch Verbindung gebracht, einem Wesen mit so schwierig, birgt auch eine Chance in dem Oberkörper eines Mannes und dem sich. Je größer die Herausforderung, desto Unterkörper eines Pferdes. In der Mytho­ größer sind auch die darin enthaltenen logie stehen die Kentauren für die Ambi­ Möglichkeiten. valenz zwischen der triebhaften, unbe­ wussten Welt der Tiere sowie der durch Schnell laufende Planeten Geist und Bildung erhöhten, bewussten Die persönlichen Planeten Sonne, Welt der Menschen. Dadurch waren sie Mond, Merkur, Venus und Mars. Ihre Um­ unberechenbar. Einige von ihnen, allen laufzeiten sind relativ kurz, verglichen voran Chiron, zeichneten sich durch 197

Schütze

hohe Bildung und die Sehnsucht nach spi­ ritueller Erkenntnis aus. Chiron war ein Lehrender und Lernender, der beständig sein Wissen erweiterte. Andere waren triebhaft, streitsüchtig, tranken und verge­ waltigten gerne. In ihrer blinden Kampfeswut zogen sie gegen Helden wie He­ rakles jedoch zumeist den Kürzeren. Einer anderen Version zufolge handelt es sich bei dem Sternbild um den Satyrn Krotos, ein menschengestaltiges Wesen mit einem Pferdeschweif, Bockshörnern und Bocksbeinen, der die Kunst des Bo­ genschießens erfand. Er war unter den neun Musen aufgewachsen, denn er war der Sohn ihrer Amme. Den Satyrn werden ähnlich ambivalente Eigenschaften zuge­ schrieben wie den Kentauren. Sie konnten zivilisiert und verantwortungsvoll, aber auch triebhaft und hemmungslos sein.

Deutung: Der Schütze ist das neunte Zei­ chen des Tierkreises. Hier geht es darum, das erworbene Wissen in einen größeren Zusammenhang zu stellen. Der Blick des Schützen schweift in die Ferne - er orien­ tiert sich am Zukünftigen und sucht den allem innewohnenden Sinn. Er erfasst die Welt ganzheitlich. Menschen, die von diesem Zeichen ge­ prägt sind, sind beständig dabei, ihren Horizont zu erweitern, sei es, indem sie weite Reisen unternehmen und fremde Kulturen kennen lernen oder indem sie sich mit philosophischen Themen beschäf­ tigen. Sie wollen sich ein Bild von der Welt machen und eignen sich zu diesem Zweck ein breites Wissen an. Ihnen geht es dabei jedoch nicht darum, möglichst viele Fakten anzusammeln, vielmehr wol­ len sie diese Fakten in ein umfassendes

Schütze, französische Buchmalerei um 1423 (British Library, London). 198

Schweizer Astrologenbund

Weltbild stellen und den dahinter liegen­ den Sinn verstehen. Daher interessieren sie sich häufig für Religion oder Spiritua­ lität. Glauben und erfahren ist für sie wichtiger als Wissen. In ihrem Optimis­ mus vergessen sie bisweilen, dass das Le­ ben auch düstere Seiten hat und auf Höhen wieder Tiefen folgen. Eine solche Sicht kann überwältigend und ansteckend sein. Andererseits folgt bei Schütze-Gebo­ renen oft auf das Himmelhoch-Jauzend ein Zu-Tode-Betrübt, ohne dass sie es er­ klären könnten. Schütze-Persönlichkeiten brauchen Über­ zeugungen. Und sie verstehen es bestens, andere dabei mitzureißen. Das kann je­ doch auch ins Negative umschlagen: wenn nämlich der Glaube zum Fanatis­ mus wird und andere missioniert werden sollen oder wenn die Selbstgerechtigkeit überhand nimmt. Das Tierkreiszeichen Schütze verleiht Achsen und Planeten, die sich in ihm befinden, Optimismus, Größe und Weite. Mit seinem Oppositionszeichen Zwillinge hat der Schütze die Vielseitigkeit gemein. Doch während diese für den Zwilling ein Selbstzweck ist, stellt sie für den Schützen ein Mittel zum Zweck dar: nämlich zu ei­ nem umfassenden Verständnis zu gelan­ gen. Mit den anderen beiden Feuerzei­ chen, Widder und Löwe, teilt der Schütze die Fähigkeit, aktiv das Leben zu gestal­ ten. Dabei startet der Widder immer wie­ der durch, der Löwe stellt sich in den Mit­ telpunkt, und der Schütze trägt seine Ideen weiter. Von den beiden Zeichen, die zu ihm im Quadrat stehen, kann der Schütze Hingabe ans Detail (Jungfrau) und Vertrauen in den Fluss der Dinge (Fische) lernen. Im Schützen ist Merkur im Exil.

Schwarzer Mond

Synonym zu Lilith. Astronomisch ist der Schwarze Mond das Apogäum, der erdfernste Punkt auf der Umlaufbahn des Mondes um die Erde, oder aber der zwei­ te Brennpunkt der Ellipse der Mondbahn (der erste Brennpunkt ist die Erde). Vom Tierkreisgrad her macht dies keinen Un­ terschied aus. Astrologisch ist der schwarze Mond ein sensitiver Punkt. Schwarze Sonne

Astrologische Bezeichnung für das Aphel, denjenigen Punkt auf der Um­ laufbahn der Erde, der am weitesten von der Sonne entfernt ist. Aus geozentrischer Perspektive ist es derjenige Punkt, wo die Sonne am weitesten von der Erde entfernt ist. Das Gegenstück ist der Diamant, der dem Perihel, dem sonnennächsten Punkt, entspricht. Nur die wenigsten Astrologen beziehen die Schwarze Sonne in die Deutung mit ein. Schweizer Astrologenbund

Der am 18. Januar 1983 um 21.09 Uhr in Zürich gegründete Schweizer Astrologen­ bund (SAB) ist eine schulenübergreifende Vereinigung von Astrologen und Astrolo­ ginnen. Er steht der psychologischen Astrologie nahe und wendet sich gegen Determinismus und wahrsagerische Prak­ tiken. Als sein wichtigstes Ziel sieht der SAB, „Astrologie als Lebenshilfe und als Berufsstand vor allem durch seriöse Infor­ mation und Aufklärung der Öffentlichkeit zu fördern". Dazu dienen Seminare, Kur­ se und Informationsveranstaltungen. Der Präsident des SAB, Claude Weiss, ist zu­ dem Herausgeber der Zeischrift „Astrolo­ gie heute". 199

Sechstes Haus

Der SAB unterscheidet zwischen ordentli­ chen und Fachmitgliedern. Als ordentli­ ches Mitglied ist jeder zugelassen. Nach mindestens einem Jahr und der Absolvie­ rung einer Prüfung kann die Fachmit­ gliedschaft erworben werden.

als Teil des Universums fühlen kann, geht es im sechsten Haus um die Fähigkeit, sich an die konkreten Gegebenheiten an­ zupassen. Nicht zuletzt werden dem sechsten Haus Mitarbeiter und Angestellte zugeordnet, ebenso Haustiere.

Sechstes Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Jungfrau Sekundärdirektion Herrscherplanet: Merkur Häufig für Sekundärprogression ver­ wendeter Begriff. Element: Erde Qualität: veränderlich Quadrant: zweiter Quadrant, Nachthälfte Sekundärprogression Deutung: Das sechste Haus ist das Haus Eine Prognosemethode, bei der jeweils der Gesundheit und der Arbeit. Wie diese ein Tag nach der Geburt einem Lebensjahr beiden Bereiche Zusammenhängen, erklärt gleichgesetzt wird. Die Planetenstellun­ gen 24 Stunden nach der Geburt spiegeln Howard Sasportas: „Das sechste Haus untersucht die Beziehung zwischen unse­ das Leben zum Zeitpunkt des ersten Ge­ rem Inneren und dem, was uns umgibt burtstags wider, 48 Stunden später den das Verhältnis zwischen der inneren Welt Zeitpunkt des zweiten Geburtstags usw. des Denkens und Fühlens und der äuße­ Das um einen, zwei Tage usw. vorgerück­ ren Welt der Form und der Körperlich­ te Horoskop ist das (sekundär)progressive keit."77 Wenn Innen und Außen nicht mit­ Horoskop. Die Sekundärprogression ist einander übereinstimmen, kann sich dies eine sehr gebräuchliche Prognosemetho­ in Krankheiten äußern. Jede Krankheit de. In der Regel ist sie gemeint, wenn von kann auch als ein Symbol verstanden wer­ Progression die Rede ist. Im Unterschied zu den beiden Arten der den, das einen Hinweis darauf gibt, wo Innen und Außen nicht mehr übereinstim­ Tertiärprogression, bei denen die Bewe­ men78 ( medizinische Astrologie). Auch gung des Mondes von Bedeutung ist, geht der Arbeitsalltag (nicht die Berufung, die es bei der Sekundärprogression um die zum zehnten Haus gehört) ist ein Anzei­ Bewegung der Sonne: Ein Tag (= eine Dre­ ger, inwieweit die Ansprüche mit der hung der Erde um sich selbst) entspricht äußeren Wirklichkeit in Einklang gebracht einem Jahr (= ein scheinbarer Lauf der werden. Da man in aller Regel hierbei ge­ Sonne durch den Tierkreis). Die Sekun­ wisse Abstriche vornehmen muss, sagen därprogression deckt wesentlich größere das Zeichen an der Spitze des sechsten Zeiträume ab als die Tertiärprogressionen Hauses ( Häuserspitze) und etwaige in und ist somit oft Anzeiger größerer inne­ ihm stehende Planeten auch etwas darü­ rer Entwicklungen. ber aus, wie man sich in gegebene Bedin­ Deutung: Bei der Sekundärprogression gungen einfügt. arbeitet man im Wesentlichen nur mit den Im Unterschied zum gegenüberliegenden persönlichen Planeten, Sonne, Mond, zwölften Haus, in dem sich der Mensch Merkur, Venus und Mars, weil sich die an­ 200

Sekundärprogression

deren Planeten (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto) in den fraglichen Zeiträumen - es handelt sich ja um einzel­ ne Tage - so langsam bewegen, dass es in der Regel zu keinen nennenswerten Auslösungen kommt. Bei der Deutung schenkt man vor allem folgenden Faktoren Aufmerksamkeit: Wenn ein progressiver Planet einen Aspekt zu einem Planeten oder zu einer Achse des Radixhoroskops bildet, so bedeutet dies eine Aktivierung und einen Austausch der damit verbunde­ nen Kräfte. In erster Linie geht es aber um den Radixplaneten bzw. die Ra­ dixachse, der bzw. die durch diesen Aspekt angesprochen wird. Zu einem gegenseitigen Austausch zweier Kräfte kommt es, wenn zwei progressive Planeten zueinander einen Aspekt bilden. Die progressiven Stellungen von Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto wer­ den nur dann ausnahmsweise in die Deutung einbezogen, wenn ein Aspekt, den sie zu einem anderen Planeten im Radixhoroskop bilden, in der Sekundär­ progression exakt, also minutengenau wird ( Bogenminute). Wenn ein progressiver Planet das (Radix-)Haus oder das Tierkreiszeichen wechselt, beginnt ein neuer Abschnitt. Das Radixhaus, in dem sich der progres­ sive Mond befindet, wird aktiviert. Wenn ein progressiver Planet die Lauf­ richtung wechselt, also rückläufig oder direktläufig wird ( Rückläufigkeit), zeigt dies eine Wende hinsichtlich der damit verbundenen Kraft an. Zeiträume: Die progressive Sonne bewegt sich pro Lebensjahr 1 Bogengrad nach vorne, denn sie legt pro Tag etwa 1 Bogen­

grad zurück. Bei Venus sind es durch­ schnittlich 1,5 Grad und bei Mars 0,5 Grad pro Tag und damit pro Lebensjahr. Nur Merkur bewegt sich mit durchschnittlich 2 Grad etwas schneller. Den Orbis, also den Spielraum, innerhalb dessen man bei der Sekundärprogression von einem Aspekt und damit von einer Auslösung spricht, muss man angesichts der langsa­ men Bewegungen bei dieser Methode re­ lativ gering ansetzen: etwa ein halbes Grad. Damit umfasst man ohnehin Zeiträume von ungefähr einem halben bis einem Jahr oder mehr. Natürlich fokus­ siert sich die angesprochene Thematik, wenn der Aspekt exakt wird. Eine Ausnahme stellt der schnellste der Planeten dar, der progressive Mond: Er legt etwa ein Bogengrad pro Lebensmonat zurück. Daher bildet er relativ häufig Aspekte zu Radixplaneten. Durchschnitt­ lich bleibt er zweieinhalb Jahre in einem Radixhaus und in einem Tierkreiszeichen, und er aktiviert diese in dem Zeitraum. Man kann beim progressiven Mond einen Orbis von einem Grad ansetzen, womit aktuelle Zeiträume von zwei Monaten an­ gesprochen sind. Aspekte: Die Art des Aspektes, den Son­ ne, Merkur, Venus oder Mars in der Se­ kundärprogression zu einem Radixplane­ ten bildet, darf nicht überbewertet werden ( synthetische, analytische Aspekte). Im Vordergrund stehen die beiden betei­ ligten Planeten bzw. die Thematik, um die es dabei geht. Denn es kommt selten zu Hauptaspekten zwischen zwei beteilig­ ten Faktoren: Wenn die progressive Sonne ein Quadrat (= 90-Grad-Winkel) zu einem Radixplaneten bildet, kommt es erst 30 Jahre später (!) zum nächsten Hauptas­ pekt, einem Trigon (= 120-Grad-Winkel). 201

Selbst

Achsen: Einen Sonderfall stellen die pro­ gressiven Achsen dar. Will man mit Aus­ lösungen durch die progressiven Achsen arbeiten, so benötigt man eine minutenge­ naue Geburtszeit, andernfalls kann man sich um ein Jahr bei der Prognose vertun. Ist die exakte Geburtszeit be­ kannt, so gibt es verschiedene Methoden der Berechnung. Relativ gebräuchlich ist diejenige Methode, wonach das Medium coeli (MC) um die gleiche Strecke ver­ schoben wird wie die sekundärprogressi­ ve Sonne, also um den so genannten Son­ nenbogen. Dadurch bleibt der Abstand zwischen Sonne und MC im progressiven Horoskop gegenüber dem Radixhoroskop immer gleich.79 Der Aszendent und die anderen Häuserspitzen werden vom MC abgeleitet. Selbst

Ein aus der Psychologie stammender Aus­ druck, der das Bewusstsein von der eige­ nen Identität bezeichnet. Häufig wird das Selbst mit Persönlichkeit gleichgesetzt. Bei einer differenzierteren Betrachtung wird zwischen dem materiellen Selbst, dem seelischen Selbst, dem geistigen Selbst so­ wie dem sozialen Selbst unterschieden. Das Selbst umfasst also den physischen Körper mit Merkmalen und Verhaltens­ mustern, das psychische Empfinden mit Ängsten, Blockaden und Freuden, das geistige Potenzial mit Weltanschauungen und Glaubenssätzen sowie das soziale Verhalten mit der Fähigkeit zu Kontakt­ aufnahme und Abgrenzung. Die Astrologie ordnet diese Einteilung be­ stimmten Planeten zu wie Saturn (Materi­ elles), Mond (Psychisches), Jupiter (Geisti­ ges) und Merkur (Soziales). Vor allem die psychologische Astrologie sieht ihre 202

Aufgabe darin, durch die Deutung des Horoskops Auskunft über die Anlagen zum Selbst zu geben und damit die Ent­ wicklung hin zu einer integrierten Persön­ lichkeit im tiefenpsychologischen Sinn un­ terstützen zu können. Die esoterische Astrologie arbeitet außerdem mit dem Begriff Höheres Selbst, um die Entwicklung des Selbst über die irdische Existenz hinaus zu be­ schreiben. Selbstbild

In der Psychologie der Begriff für die Wahrnehmung der eigenen Persönlich­ keit. Die psychologische Astrologie hat diese Vorstellung übernommen. Über das Selbstbild des Mannes geben danach vor allem der Aszendent und die Stellungen der männlichen Planeten Sonne und Mars Auskunft, über das Selbstbild der Frau der Aszendent und die Stellungen der weiblichen Planeten Mond und Venus, außerdem bei beiden weitere, stark beton­ te Faktoren im Horoskop. Sensitiver Punkt

Ein Punkt im Horoskop, der aus der Posi­ tion zweier Planeten sowie des Aszenden­ ten oder des Medium coeli errechnet wird. Die Auffassungen darüber, ob bei der Berechnung ein Unterschied zwischen Tag- und Nachtgeburten gemacht wird, gehen auseinander. Diese sensitiven Punkte werden auch als arabische Punkte bezeichnet. Im weiteren Sinn werden auch andere Punkte im Horoskop als sensitiv bezeich­ net, beispielsweise Lilith, die Mondknoten oder der vorgeburtli­ che Neumond. Auch Aszendent und Me­ dium coeli sind sensitive Punkte.

Sextil

Die sensitiven (arabischen) Punkte geben Septil Auskunft über bestimmte allgemein gülti­ Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im ge Themen im individuellen Horoskop. Winkelabstand von 51 Grad 26 Minuten Die bekanntesten sind: zueinander befinden. Das Septil gilt als Glückspunkt Nebenaspekt und findet in der prakti­ Berufspunkt schen Deutung nur wenig Beachtung. Es kann mit einem Orbis von 1 bis 2 Grad Liebespunkt Vaterpunkt berechnet werden. Mutterpunkt Das Septil zeigt eine Chance an, die Ener­ Todespunkt gien der beteiligten Planeten auf einer tie­ Berechnung: Für die Berechnung (Nähe­ feren, spirituellen Ebene zu erfahren. So res dazu unter den einzelnen Stichworten) geht es bei einem Venus/Jupiter-Septil muss man die Gradzahl eines Zeichens in zum Beispiel nicht nur darum, seine die absolute Gradzahl umrechnen, ausge­ Ästhetik und Schönheit in der Fülle zum hend von 0 Grad Widder. So entspricht Ausdruck zu bringen, sondern auch der ein Aszendent auf 9 Grad Löwe 129 Grad, Frage nachzugehen, wo der Selbstwert eine Sonne auf 4 Grad Stier entspricht genährt wird und Wachstumsimpulse er­ 34 Grad und ein Mond auf 6 Grad Wasser­ hält. Um die subtilen Energien eines Sepmann entspricht 306 Grad. Beim Glücks­ tils zu spüren, ist eine besondere Sensibi­ lität erforderlich. punkt beispielsweise muss (im Falle einer Taggeburt) die Mondposition zu derjeni­ gen des Aszendenten gezählt und die Son­ Sextil nenposition wiederum davon abgezogen Symbol: X Ein Aspekt, bei dem sich zwei Planeten im werden. Das ergibt in diesem Beispiel Winkelabstand von 60 Grad zueinander 401 Grad. Da der Tierkreis nur 360 Grad befinden. Das Sextil ist ein halbiertes Tri­ umfasst, muss diese Größe wieder von dem Ergebnis abgezogen werden. So lau­ gon und gilt als synthetischer Aspekt. (Zum Orbis siehe die Übersicht auf Sei­ tet das Endergebnis 41 Grad. Dies wieder­ te 166.) Die Planeten stehen dabei norma­ um entspricht 11 Grad Stier. lerweise in Zeichen, die sich ergänzenden Separativer Aspekt Elementen angehören (Feuer und Luft Ein Aspekt, der bereits stattgefunden hat. oder Wasser und Erde). Die den synthetischen Aspekten eigene Man spricht auch von Separation (wört­ gegenseitige Unterstützung wirkt beim lich: Trennung). Der schnellere der beiden Sextil auf andere Art als beim Trigon, wo beteiligten Planeten hat die Stelle über­ sie leicht und gleichsam selbstverständ­ schritten, wo der Aspekt exakt war, und lich vorhanden ist. Das Sextil ist dagegen entfernt sich von diesem. Jetzt nimmt die Wirkung, die sich mit dem Exakt-Werden ein Potenzial, das sich nicht automatisch entfaltet. Die Chance muss ergriffen wer­ des Aspektes aufgebaut hat, rasch ab. Da­ den, kann aber auch vorübergehen, wenn her gilt ein separativer Aspekt auch als we­ niger stark als ein applikativer Aspekt, man zaudert. Dann bleibt die Konstellati­ on recht unverbindlich. Wird das Sextil bei dem sich der Aspekt erst bildet. 203

Siderisch

von Planeten gebildet, die eine ähnliche Energie symbolisieren (Mond/Venus oder Mars/Sonne), fällt es leichter, sein Poten­ zial zu nutzen, als bei Planeten mit sehr unterschiedlicher Färbung (Mond/Saturn oder Mars/Neptun). Das Sextil ist also eine Aufforderung zur Tat, allerdings nicht wie bei den analy­ tischen Aspekten aufgrund des Drucks, eine Herausforderung zu bestehen. Hier gibt es die Möglichkeit, auf angenehme Art zu lernen und den Horizont zu er­ weitern. Siderisch

Auf die

Fixsterne bezogen.

Siderischer Mondlauf/Mondmonat

Der Zeitraum, den der Mond für eine Erd­ umrundung benötigt, gemessen von ei­ nem Durchgang des Mondes durch den Stundenkreis eines Fixsterns bis zum nächsten Durchgang. Er beträgt 27 Tage, 7 Stunden und 43 Minuten und ist damit etwas kürzer als der synodische Mondlauf. Der Stundenkreis ist der ge­ dachte Kreis senkrecht zum Himmels­ äquator, der wiederum der in den Welt­ raum hinaus projizierte Erdäquator ist. Siderischer Tierkreis

Derjenige Tierkreis, bei dem Tierkreiszei­ chen und Sternbilder miteinander identisch sind. In der westlichen Astrolo­ gie arbeitet man jedoch in der Regel mit dem tropischen Tierkreis, bei dem das nicht der Fall ist. Der Beginn des tropi­ schen Tierkreises ist eindeutig definiert: Er fängt nämlich dort an, wo die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf den Him­ melsäquator von Süden nach Norden überquert. Diese Eindeutigkeit ist beim 204

siderischen Tierkreis - mit dem in der indischen Astrologie gearbeitet wird nicht ohne weiteres gegeben. Sicher ist nur, dass sich der tropische Tierkreis vom siderischen aufgrund der Präzession etwa alle 72 Jahre um einen weiteren Grad entfernt. Ein relativ gebräuchlicher Ayanamsha-Wert - dieser gibt die Ab­ weichung der beiden Tierkreise voneinan­ der an - beträgt 23 Grad 51 Minuten 11 Sekunden für den 1. Januar 2000 (nach N. C. Lahiri). Demnach entsprechen 0 Grad Widder im tropischen Tierkreis 6 Grad 8 Minuten 49 Sekunden Fische im siderischen Tierkreis. Es existieren aber auch Ayanamshas, die einige Grade von diesem Wert abweichen. Wie der tropische wird auch der siderische Tierkreis in zwölf gleich große Ab­ schnitte zu 30 Grad unterteilt. Natürlich ist auch die Reihenfolge der Tierkreiszei­ chen identisch. Siebtes Haus

Analoges Tierkreiszeichen: Waage Herrscherplanet: Venus Element: Luft Qualität: kardinal Quadrant: dritter Quadrant, Taghälfte Deutung: Im siebten Haus geht es um die Begegnung mit anderen Menschen. Das Zeichen an der Spitze dieses Hauses ( Häuserspitze), das zugleich der Des­ zendent ist, sowie etwaige in ihm stehen­ de Planeten sagen etwas darüber aus, was ein Mensch bei anderen sucht und zu­ gleich was ihm von anderen entgegenge­ bracht wird. Das siebte Haus symbolisiert den Liebes­ partner bzw. die Liebespartnerin, sofern sie etwas repräsentieren, was der Horo­ skopeigner als nicht zu ihm gehörig emp-

Skorpion

findet und was er deshalb bei anderen sucht. Das siebte gilt auch als das Haus der offenen Feinde (die heimlichen Feinde gehören zum zwölften Haus), denn diese sind die Empfänger negativer Projek­ tionen. Auch Geschäftspartner gehören zur Domäne dieses Hauses, ebenso Rechts­ streitigkeiten und Prozesse. Im Unterschied zum gegenüberliegenden ersten Haus, das den Einzelnen in seiner Unreflektiertheit beschreibt, ist das siebte Haus dasjenige, welches ihn als Wesen erfasst, das sich in einem Gegenüber spiegelt. Signifikator

Das zu einem bestimmten Thema, Faktum oder einer bestimmten Person gehörige astrologische Symbol bzw. der zu­ gehörige Horoskopfaktor. Um in einem Horoskop Signifikatoren zu finden, geht man umgekehrt wie bei der üblichen Deutung vor: Während man bei dieser die Horoskopfaktoren interpretiert und sozusagen mit Leben füllt, liegen im ande­ ren Fall konkrete Fakten vor, die nun in die astrologische Symbolik zurücküber­ setzt werden. Geht es beispielsweise um das Thema Religion, wird man sein Au­ genmerk auf das neunte Haus und auf den Planeten Jupiter lenken, aber auch auf andere Planeten im Tierkreiszeichen Schütze sowie auf die Häuserspitze(n), die dieses Zeichen anschneiden. Diese Herangehensweise ist nicht nur für den Lernprozess im Umgang mit Horo­ skopen wichtig, sondern überhaupt für das Verständnis von Horoskopen. Es ist dabei zu beachten, dass die Begriffe, mit denen wir die Welt erfassen, nicht im­ mer eindeutige Parallelen in der astrologi­

schen Symbolik haben. Man denke bei­ spielsweise an die Haut: Als Organ, über das der Mensch Zärtlichkeiten mit einem anderen austauscht, ist Venus ihr Signifi­ kator, als äußerste materielle Hülle des Körpers hingegen Saturn. Kosmische Sprache und irdische Gegebenheiten sind also nicht unbedingt identisch. Skorpion

Symbol: TTL, Element: Wasser Qualität: fix Polarität: Yin/weiblich Herrscherplanet: Pluto, früher Mars Sonne im Skorpion: etwa vom 23. Okto­ ber bis zum 21. November Jahreszeit: Absterben der Natur, Nebel, Vergänglichkeit Kultur: Totenkulte, Allerheiligen, Aller­ seelen, Halloween, Faschingsbeginn Körperbereich: Geschlechtsorgane, Dick­ darm und Mastdarm Namen gebendes Sternbild: Scorpius Mythologie des Sternbilds: Die Mythen um den Skorpion stehen in enger Verbin­ dung mit dem triebhaften Jäger Orion, der ebenso lüstern wie jagdgierig war. Nach­ dem er seine Schwiegermutter vergewal­ tigt hatte, wurde er von ihrem Mann, Kö­ nig Oinopion, geblendet. Mit Hilfe des göttlichen Schmiedes Hephaistos erlangte er sein Augenlicht jedoch wieder. Sofort sann er auf Rache, die sich gegen die ge­ samte Natur richtete. Aus Sorge, er könne in seiner triebhaften Blindheit alle Tiere vernichten, schuf Artemis, die Göttin und Hüterin der Jagd ( Mond), einen riesigen Skorpion, der Orion mit einem Biss tötete. Eine andere Version besagt, dass Orion so­ gar Artemis vergewaltigen wollte und die Göttin deshalb den Skorpion entstehen 205

Skorpion

ließ. Auf jeden Fall wurde der triebhafte Jäger von dem Tier zur Strecke gebracht, das selbst als eines der ältesten und trieb­ haftesten gilt. Aufgrund der Feindschaft von beiden sind Skorpion und Orion nie gleichzeitig am Himmel zu sehen. Deutung: Der Skorpion ist das achte Zei­ chen des Tierkreises. Wegen der großen Bandbreite seiner Entfaltungsmöglichkei­ ten sowie seiner unergründlichen Art gilt er als das schillerndste Tierkreiszeichen. Ob eine Skorpionpersönlichkeit ihr Leben getrieben von ihren Instinkten lebt oder ob sie sich in Gestalt des Adlers zu höchs­ ten Höhen emporschwingt - immer ist sie fähig, sich von Grund auf zu regenerieren und etwas ganz Neues anzufangen. Sie lebt mit Intensität und Leidenschaft, aber es setzt einen hohen Reifegrad voraus,

dass sie das, was sie am meisten liebt und was ihr am wichtigsten ist, nicht mit ihrem Giftstachel zerstört. Menschen mit einer Betonung des Zei­ chens Skorpion neigen bisweilen zu extre­ men Handlungsweisen. Alles oder nichts!, lautet ihre Devise. Dabei lassen sie sich nur ungern in die Karten schauen. Sie las­ sen sich kaum anmerken, was in ihrem In­ neren vor sich geht, auch wenn es dort noch so sehr brodelt. Die Intensität ihrer Existenz erfordert es, dass sie sich einer Sache mit Haut und Haaren verschreiben, die über ihre persönlichen Belange hi­ nausreicht. Dabei ist ihnen ein Hang zur Dramatik nicht abzusprechen. Sie interessieren sich für alles Hintergrün­ dige und Geheimnisvolle, für Tabuthemen und die Abgründe des Lebens. Dort, wo

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cftwrbit rörir; farteto mr cn fon tnnjB cfaftun viuotr tuftunmr Skorpion, französische Buchmalerei um 1423 (British Library, London). 206

Solar(horoskop)

andere sich mit Schrecken abwenden, er­ wacht bei ihnen gerade der Forschergeist. Das Thema Macht in seiner subtilen, heimlichen Form ist für sie von großer Be­ deutung. Indem sie andere kontrollieren, meinen sie, die Macht in Händen zu hal­ ten, doch geraten sie dadurch ihrerseits in Abhängigkeiten, die sie eigentlich so sehr fürchten. Nicht zuletzt verfügen Skorpion-Gebore­ ne über ein großes heilerisches Potenzial, mit dem sie nicht nur sich selbst, sondern auch anderen zu helfen vermögen. Das Tierkreiszeichen Skorpion verleiht Achsen und Planeten, die sich in ihm befinden, etwas Tiefgründiges, Absolutes und Eindringliches. Mit seinem Oppositionszeichen Stier hat der Skorpion die Leidenschaftlichkeit ge­ mein. Doch während der Stier damit das Leben auskostet, dient sie dem Skorpion dazu, dem Dasein auf den Grund zu ge­ hen. Mit den anderen beiden Wasserzei­ chen, Krebs und Fische, teilt der Skorpion das Einfühlungsvermögen. Der Krebs lässt es seinen Lieben zugute kommen, der Skorpion kann damit den wunden Punkt eines anderen ausmachen und ihn verlet­ zen oder aber diese Fähigkeit zu dessen Heilung einsetzen. Die Fische schließlich können sich dadurch eins mit allen Men­ schen fühlen. Von den beiden Zeichen, die zu ihm im Quadrat stehen, kann der Skor­ pion lernen, wie man seine Kräfte nach außen kehrt (Löwe) und wie man sie zum Wohl der Gesellschaft einsetzt (Wasser­ mann). Im Skorpion ist Uranus erhöht, Venus im Exil und der Mond im Fall. Solar(horoskop)

Ein Rückkehrhoroskop, genauer: das auf den exakten Zeitpunkt der Sonnen­

wiederkehr ausgestellte Horoskop - also wenn sich die Sonne an derselben Stelle befindet wie zur Geburt eines Menschen. Dies findet einmal jährlich, entweder am Geburtstag, am Tag davor oder danach statt. Es sagt etwas über die im kommen­ den Lebensjahr anstehenden Themen und ist eine wichtige, auf eine sehr lange Tra­ dition zurückblickende astrologische Pro­ gnosemethode. Meist machen sich die Themen bereits ein bis zwei Monate vor dem Geburtstag bemerkbar. Berechnung: Das Solarhoroskop wird auf der Grundlage des bogensehmdengenauen Standes der Sonne im Radixhoroskop errechnet, und zwar ungeachtet der Tatsa­ che, ob die Geburtszeit, die nicht selten auf fünf Minuten gerundet ist, diese Ge­ nauigkeit rechtfertigt. Auf dieser Basis er­ mittelt man die Uhrzeit, zu der dieser Sonnenstand in dem betreffenden Jahr er­ reicht wird, und stellt das Horoskop auf den zu definierenden Solarort: Ort: Es gibt drei Möglichkeiten, nämlich entweder den aktuellen Wohnort, den Ge­ burtsort oder den Aufenthaltsort zu dem Zeitpunkt, an dem die Sonne zur Geburts­ position zurückkehrt. Vieles spricht für den Wohnort - also den Ort, wo der Horo­ skopeigner den größten Teil des kommen­ den Jahres verbringt -, aber auch der Ge­ burtsort hat seine Berechtigung. Viele Astrologen nehmen auch den Ort des vorübergehenden Aufenthalts zum Zeit­ punkt der Sonnenwiederkehr. Wenn die­ ser Ort sehr weit entfernt ist, stehen ge­ genüber dem auf den Wohn- oder Ge­ burtsort ausgestellten Solarhoroskop die Achsen und Häuserspitzen an ganz an­ derer Stelle. Deutung: Das Solarhoroskop kann immer nur vor dem Hintergrund des Radixhoro207

Solstitialpunkt

skops gedeutet werden. Es macht keinen Sinn, es für sich allein zu interpretieren. Im Folgenden werden einige wichtige An­ haltspunkte für die Deutung gegeben: Der Solar-Aszendent: Er zeigt die Art, wie man im aktuellen Jahr an die Dinge herangeht. Das Solar-Medium-coeli: Es zeigt das Ziel des aktuellen Jahres. Aktiviert werden folgende Häuser: Das Radixhaus, in das der Solaraszendent, und das Radixhaus, in das das SolarMedium-coeli fällt. Das Radixhaus und das Solarhaus, in das der Herrscher des Solar-Aszendenten fällt. Das Solarhaus, in dem die Sonne steht. Das Solarhaus, in dem sich drei oder mehr Solarplane­ ten befinden. Planeten in Achsenbindung im Solar: Insbesondere wenn sie sich in Konjunk­ tion zum Aszendenten befinden, spielen sie eine bedeutsame Rolle. Aspektwiederholungen: Wenn sich im So­ larhoroskop Aspekte befinden, die be­ reits im Radix vorhanden sind, so muss man auch auf sie sein Augenmerk rich­ ten. Die Thematik aus dem Radix wird aufgegriffen und erhält neue Aus­ drucksformen. Findet sich beispielswei­ se im Radix ein Sonne-Saturn-Quadrat und im Solar ein Sonne-Saturn-Trigon, so kann man mit der Konstellation im aktuellen Jahr vermutlich leichter um­ gehen. Planeten des Radix-Horoskops, die von vielen Solarplaneten Aspekte empfan­ gen, werden in dem Jahr aktiviert. Eine detaillierte psychologische Deutung, wie sie beim Radixhoroskop vorgenom­ men wird, ist beim Solarhoroskop nicht angebracht.80 Hier kann man wesentlich konkreter werden - damit sind keine 208

Ereignisprognosen gemeint. Das Radix enthüllt die tieferen Beweggründe das Solar kommentiert das aktuelle Ge­ schehen. Man kann nicht nur für die Sonne Rück­ kehrhoroskope erstellen, sondern auch für den Mond ( Lunar), für Merkur ( Mer­ kurrückkehr-), Venus ( Venusrückkehr-) und Mars ( Marsrückkehr-Horoskop). Solstitialpunkt

Zusammenfassende Bezeichnung für die beiden Punkte auf der Ekliptik, an de­ nen sich die Sonne bei ihrem scheinbaren Lauf um die Erde an den Wendepunkten befindet ( Solstitium). Solstitium

Sonnenwende. Es gibt das Sommer-Solstitium, das um den 22. Juni, und das Winter-Solstitium, das um den 22. Dezember stattfindet. Ersteres leitet den Sommer, Letzteres den Winter ein. Sie ereignen sich, wenn die Sonne auf ihrem scheinba­ ren Weg um die Erde ihre größte (Sommer-Solstitium) bzw. ihre kleinste De­ klination (Winter-Solstitium) erreicht (Ab­ bildung Seite 99) - die Deklination ist der Winkelabstand vom Himmelsäquator. Zum Sommer-Solstitium findet auf der Nordhalbkugel der Erde der längste Tag statt, zur Zeit des Winter-Solstitiums der kürzeste Tag. Auf der Südhalbkugel ist es umgekehrt. Den Zeitpunkt, zu dem die Sonne den Schnittpunkt zwischen Ekliptik und Himmelsäquator überquert, nennt man Äquinoktium. Sommerzeit

Gegenüber der Zonenzeit ( Zeitzone) oder der Landeszeit meist um eine Stunde

Sonne

vorverlegte Uhrzeit in den Sommermona­ ten. Der Vorzug liegt darin, dass damit das Tageslicht länger ausgenutzt werden kann und so Stromkosten gespart werden. Während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach galt in zahlreichen Mo­ naten in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Sommerzeit, einmal in Deutschland sogar die doppelte Sommer­ zeit, die um zwei Stunden von der norma­ len Zeit abweicht. Die Sommerzeit wurde 1980 in Deutschland und Österreich wie­ der eingeführt, 1981 auch in der Schweiz. Sie geht der Greenwich-Zeit zwei Stunden vor. Das Kürzel für die mitteleu­ ropäische Sommerzeit lautet: MESZ. Bei der Berechnung eines Geburtshoro­ skops muss berücksichtigt werden, ob die Geburt zu einem Zeitpunkt stattfand, als Sommerzeit herrschte. Sonne

Symbol: ® Astronomie: Die Sonne ist das Zentralge­ stirn unseres Sonnensystems. Ihr Durch­ messer beträgt 1,392 Millionen Kilome­ ter, die mittlere Entfernung von der Erde 149 597 870 Kilometer. Auf dem 360-GradKreis, den sie bei ihrem scheinbaren Lauf um die Erde beschreibt, hat sie von dieser aus gesehen einen Durchmesser von etwa 32 Bogenminuten, also 1/2Grad ( Mond). Täglich legt sie im Durch­ schnitt 59,1 Bogenminuten zurück. Die Sonne ist eine Kugel, bestehend aus glühenden Gasen. Sie spendet der Erde Licht und Wärme. Durch ihre Anzie­ hungskraft hält sie die Erde und die ande­ ren Planeten des Sonnensystems in ihren Bahnen. Die Sonne kann ebenso wie der Mond nie­ mals rückläufig werden.

Mythologie: Viele alte patriarchale Hoch­ kulturen (Ägypter, Babylonier, Perser, Maya) haben die Sonne zur ihrer wich­ tigsten Gottheit am Himmel erhoben. In der griechischen Mythologie verkörperten zwei Götter das Sonnenprinzip: Helios und Apollon, der Zwillingsbruder der Mondgöttin Artemis ( Mond). Helios lenkt jeden Tag einen Wagen mit vier feu­ rigen Rossen von seinem Palast im Osten über den Himmel zu seinem Palast im Westen, angekündigt von Eos, der Mor­ genröte. Er zeichnet sich dadurch aus, dass er alles sieht und alles hört. Deshalb wurde er bei Eiden als Zeuge angerufen. Phaeton, einer seiner zahlreichen Söhne, stieg eines Morgens in den Wagen und wollte es seinem Vater gleichtun. Doch er lenkte den Wagen zu hoch und stürzte ab. Weit mehr als Helios genoss Apollon, der auch Phoibos (der Strahlende) hieß, die Verehrung der Menschen. Seine Domäne war die Kunst, vor allem die Musik, das Heilwissen, die Weissagung und das Bo­ genschießen. Apollon war ein Sohn des Göttervaters Zeus mit der Titanin Leto. Als Kind wurde er mit Nektar und Am­ brosia genährt, eine Götternahrung, die ewige Jugend und Schönheit verleiht. Sei­ ne wichtigsten Errungenschaften waren das Orakel von Delphi, der Ort, wo er die hellseherische Schlange Python getötet hatte, sowie das Spiel der Laute und der Leier. Letztere hatte er von seinem Halb­ bruder Hermes erhalten ( Merkur). Ungeachtet seiner Schönheit und seiner künstlerischen Begabung gingen ihm Frauen und junge Männer, die er auch begehrte, lieber aus dem Weg - ein Sym­ bol dafür, dass die Sonne, wenn sie unge­ hindert strahlt, für Sterbliche kaum zu er­ tragen ist. Man muss sich vor ihr schüt209

Sonnenbogen

zen. Zudem war Appollon ein Verfechter patriarchaler Strukturen. Wenn es darum ging, die Vorherrschaft des männli­ chen Prinzips zu festigen, war er beson­ ders aktiv. Sein Orakel in Delphi hatte den Leit­ spruch: „Erkenne dich selbst - damit du Gott erkennst!". Das charakterisiert tref­ fend die von der Sonne im Horoskop ge­ stellte Aufgabe. Körper: Als zentrales Organ des Körpers entspricht das Herz dem Sonnenprinzip. Auch der Blutkreislauf, der sämtliche Organe mit Blut versorgt, wird ihr zuge­ ordnet. Deutung: Die Sonne ist das Symbol für die Lebenskraft schlechthin. Im Horoskop ist sie das Kernstück der Persönlichkeit. Es ist eine Lebens- und Entwicklungsauf­ gabe, das zur Entfaltung zu bringen, was sie durch ihre Hausstellung und das Tier­ kreiszeichen, in dem sie steht, an Potenzi­ al enthält. Sie ist grundlegend für die Identität eines Menschen. Von daher er­ klärt sich, warum die Vulgärastrologie allein das Tierkreiszeichen berücksichtigt, in dem sich die Sonne befindet, das so ge­ nannte Sternzeichen. Es hat im Horo­ skop eine herausragende Bedeutung, wenngleich es viel zu kurz greift, es zur ausschließlichen Deutungsgrundlage zu machen. Der Mond ist der Sonne gegenüber nicht minder wichtig. Der Unterschied besteht darin, dass er etwas aufnimmt und es ver­ arbeitet, wohingegen die Sonne etwas in die Welt hinein erschafft. Wie der Mond so wird auch die Sonne in der Astrologie als Planet bezeichnet. Die Sonne steht darüber hinaus für den Willen und für den Geist, das Prinzip, das aktiv etwas erschaffen möchte. Sie ist die 210

Dirigentin im Orchester der Planeten und hat als solche eine integrierende Kraft. Dem kleinen Kind steht die volle Sonnen­ kraft noch nicht zur Verfügung, erst etwa ab dem siebten Lebensjahr oder später be­ ginnt sie sich zu entwickeln. Mit ihrer Haus- und Zeichenstellung im Horoskop beschreibt sie den zentralen Be­ reich und die Art der Selbstentfaltung. Planeten und Achsen, zu denen sie ei­ nen Aspekt bildet, sind darin mit einge­ bunden. Im Transit, der nur einen oder zwei Ta­ ge spürbar ist, sorgt sie für Bewusstwerdung. Die Sonne stellt das männliche Prinzip dar, und zwar dessen väterliche Seite. Im engeren Sinn steht sie im Horoskop eines Menschen für dessen Vater oder eine an­ dere Autoritätsperson. Im Horoskop eines Mannes ist die Sonne Teil seiner männli­ chen Identität, zusammen mit dem Plane­ ten Mars. Entsprechend geben Sonne und Mars im Horoskop einer Frau Auskunft über deren Männerbild. Im Horoskop eines Landes steht die Sonne für den Herrscher oder die Herr­ scherin. Die Sonne ist Herrscherin des Tierkreis­ zeichens Löwe und erhöht im Widder; im Wassermann befindet sie sich im Exil und in der Waage im Fall. Sonnenbogen

Die Strecke, gemessen in Bogengraden entlang der Ekliptik, die die Sonne in­ nerhalb eines bestimmten Zeitraums zurücklegt. Bei vielen Direktions- und Progressionsmethoden ( Direktion, Progression) wird das Medium coeli nach dem Sonnenbogen weiterbewegt, das heißt: der Abstand zwischen Sonne

Sonnenfinsternis

und Medium coeli bleibt immer gleich. Alle anderen Häuserspitzen werden dann nach dem Medium coeli berechnet. Es gibt den mittleren und den wahren Sonnenbogen. Ersterer stellt, wie der Na­ me sagt, einen Mittelwert dar und wird nach dem so genannten Naibodschlüssel berechnet, der eine Tagesstrecke der Sonne von 59 Bogenminuten und 8,33 Bo­ gensekunden zugrunde legt. Der wahre Sonnenbogen eines bestimmten Tages wird durch Interpolation herausgefun­ den. Er entspricht der von der Sonne tatsächlich zurückgelegten Strecke, weicht aber vom mittleren Sonnenbogen letztlich nur geringfügig ab. Sonnenbogendirektion

Eine Prognosemethode, bei der alle Planeten und Achsen pro Lebensjahr um die Strecke verschoben werden, die die Sonne pro Tag nach der Geburt zurückgelegt hat. Um diese zu ermitteln, berechnet man entweder die Strecke, die die Sonne in dem fraglichen Zeitraum tatsächlich zurückgelegt hat - das ist der wahre Sonnenbogen -, oder man nimmt einen Durchschnittswert - den mittleren Sonnenbogen -, der mit dem Naibodschlüssel gefunden wird.

Deutung: Vor allem folgende Punkte wer­ den bei der Deutung berücksichtigt: Wenn ein dirigierter Planet oder eine dirigierte Achse einen Aspekt zu einem Faktor des Radixhoroskops bildet, so ist dies eine Auslösung, das heißt der betreffende Faktor erfährt eine Akti­ vierung. Der Orbis ist relativ gering anzusetzen, um einiges geringer als ein Grad, sodass Zeiträume von einigen Monaten erfasst sind. Wenn ein dirigierter Planet oder eine di­ rigierte Achse das Tierkreiszeichen oder das Radixhaus wechselt, beginnt ein neuer Abschnitt. Achsen: Bei der Arbeit mit dirigierten Achsen ist eine minutengenaue Ge­ burtszeit erforderlich, weil sich sonst zu große Ungenauigkeiten in der Progno­ se ergeben. Sonnenfinsternis

Die ganze oder teilweise Verdunkelung der Sonne durch den Mond ( Finsternis). Dazu kommt es, wenn eine Sonne-MondKonjunktion, also Neumond, auf oder in der Nähe der Mondknotenachse ( Mond­ knoten) stattfindet. Der Fachbegriff lautet: Neumondeklipse. Eine Sonnenfinsternis kann ein machtvoller Auslöser sein.

Merkur Venus Erde Mars Jupiter Saturn Uranus Neptun Pluto

Die Umlaufbahnen der Planeten um die Sonne. 211

Sonnensystem

Die Größenverhältnisse von Planeten und Sonne. Sonnensystem

Die Sonne mit sämtlichen Himmelskör­ pern, die sie umkreisen: den neun Plane­ ten (Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto) und deren Monden; zahlreichen Kleinpla­ neten; Kometen; Meteoroiden, Trüm­ mern bis hin zu Gas- und Staubpartikeln. Sonnenwende

Synonym zu

Solstitium.

Soziale Planeten

Synonym für ten.

dicht ausgelegt ist mit Scheiben dichten Goldes. Jede, auch die kleinste Kugel, die du wahrnimmst Singt in ihrer Bewegung wie ein Engel Und gesellt sich zu den Cherubim mit dem ewig jungen Auge. Solche Harmonie erfüllt die Seelen der Unsterblichen. Aber solange uns dieser vergängliche Leib aus Staub, die grobe Umhüllung umkleidet, können wir es nicht hören."

gesellschaftliche Plane­ Sphärische Observation

Die Wahrnehmung des die Erde umge­ benden Himmelsgewölbes als scheinbare Kugel. Diese Wahrnehmung war ein wich­ tiger Schritt von der bloßen Sternenbeo­ bachtung zur Astrologie ( Geschichte der Astrologie). Im Horoskop wird sie durch die Häuser dargestellt.

Sphärenharmonie

In der mittelalterlichen Musik eine weit verbreitete Vorstellung, wonach die Plane­ ten Tönen zugeordnet werden können. Sie gründet sich auf die analoge Deutung der Astrologie ( Analogie) und geht da­ von aus, dass die Abstände der Planeten den Intervallen der Tonleiter entsprechen. Spiegelpunkt Zu den prominentesten Anhängern der Synonym für Antiszie. Idee von der Sphärenharmonie zählen Johannes Kepler und William Shakes­ Spirituelle Astrologie peare. Letzterer beschreibt in seiner Eine Astrologie, die das Horoskop als Komödie „Der Kaufmann von Venedig": Wegweiser für eine der spirituellen Ent­ „Sieh das Firmament, wie der Himmels­ wicklung dienende Lebensweise sieht. plan Synonym für esoterische Astrologie. 212

Statistik und Astrologie

Stationäre Phase

Die Übergangsphase von der Direkt­ läufigkeit zur Rückläufigkeit und um­ gekehrt im Lauf eines Planeten. Bei man­ chen Computerprogrammen taucht als Kürzel ein „S" während dieser Phase auf. Wenn der Planet die Richtung wechselt (er tut dies nicht tatsächlich, sondern es stellt sich von der Erde aus so dar), wird er immer langsamer, bis er stehenbleibt, um schließlich in der anderen Richtung weiter zu laufen. Die Dauer der Phase richtet sich nach der Umlaufzeit des Pla­ neten. Bei den Langsamläufern Saturn, Uranus, Neptun und Pluto kann sie bis zu vier Wochen dauern, wenn man einen Orbis von einigen Bogenminuten zulässt. Deutung: Während ein direktläufiger Pla­ net seine Kraft nach außen richtet und ein rückläufiger nach innen, symbolisiert ein Planet während der stationären Phase ei­ ne stark konzentrierte Kraft, die kurz da­ vor ist, sich in die eine oder andere Rich­ tung zu entladen. Wenn ein Planet im Transit während der stationären Phase einen Aspekt zu einem Planeten im Ra­ dixhoroskop bildet, ist die Wirkung be­ sonders nachhaltig. Statistik und Astrologie

Astrologen, die die Anerkennung durch die Wissenschaft suchen, bemühen häufig die Statistik, um signifikante Übereinstim­ mungen zwischen dem Stand der Gestirne und den Verhaltensweisen von Menschen bzw. dem Geschehen auf Erden deutlich zu machen ( Wissenschaft und Astrolo­ gie). Dadurch soll die Astrologie eine ob­ jektive Beweiskraft erhalten. Der Franzose Paul Choisnard (Paul Flam­ bard) und der Schweizer Karl-Ernst

Krafft waren zu Beginn des 20. Jahrhun­ derts die Ersten, die sich um eine statisti­ sche Bestandsaufnahme astrologischer Zusammenhänge bemühten. Auf ihren Forschungen baute der Franzose Mi­ chel Gauquelin auf, der bis heute als der bedeudendste Statistiker unter den Astro­ logen gilt. Gauquelin benutzte nur Ra­ dixhoroskope, also die Geburtshoroskope von Menschen, als Basis für seine Arbeit. Da Charaktereigenschaften kaum statis­ tisch erfasst werden können, legte er den Schwerpunkt darauf, bei berühmten Per­ sönlichkeiten nach einem Zusammenhang von Beruf und Planetenstellungen zu su­ chen. Er zog die Horoskope von Ärzten, Wissenschaftlern, Sportlern, Schriftstel­ lern, Schauspielern und Militärs heran. Bei Sportlern fand er den Mars hochsigni­ fikant betont, bei Schauspielern den Jupi­ ter, bei Ärzten und Wissenschaftlern den Saturn. Dieses Phänomen ist unter dem Namen „Mars-Effekt" bekannt geworden. Unter hochsignifikanter Betonung ist zu verstehen, dass sich die genannten Plane­ ten in der Nähe von Aszendent oder Me­ dium coeli - in zweiter Linie auch von Deszendent oder Imum coeli - befinden, und zwar, im Tierkreissinn gedacht, kurz davor, das heißt im Falle des Aszendenten im zwölften Haus, im Falle des Medium coeli im neunten Haus. Als Korrektiv für seine Erkenntnisse un­ tersuchte Gauquelin die Horoskope zahl­ reicher Personen ohne klares Berufsprofil. Bei ihnen fand er keine dieser signifikan­ ten Planetenstellungen. Inzwischen bauen zahlreiche weitere Ar­ beiten auf Gauquelin auf. Im deutschspra­ chigen Raum sind vor allem die Psycholo­ gen Professor Suitbert Ertel, Professor Hans Eysenck und Dr. Peter Niehenke be213

Steinbock

senschaftlichen Vorbehalte gegen die kannt. Professor Ertel hat die Untersu­ chungen nach Geschlechtern differenziert, Astrologie ( Astrologiegegner) wurden dadurch nicht aufgebrochen. was bei Gauquelin kaum eine Rolle ge­ spielt hat, da er fast nur Horoskope von Männern untersucht hat. Dabei kam Ertel Steinbock Symbol: unter anderem zu dem Ergebnis, dass der Element: Erde Mars-Effekt bei Sportlerinnen noch ausge­ prägter ist als bei Sportlern. Offenkundig Qualität: kardinal benötigen Frauen in Männerdomänen Polarität: Yin/weiblich noch mehr männliche Energien, um sich Herrscherplanet: Saturn durchzusetzen. Niehenke kommt aller­ Sonne im Steinbock: etwa vom 22. De­ zember bis zum 19. Januar dings zu dem Schluss, dass Astrologie sta­ tistisch kaum nachgewiesen werden kann. Jahreszeit: Wintersonnenwende, Rückzug der Natur auf den tiefsten Punkt, Härte Ende der Neunzigerjahre sorgte Gunter Sachs mit einer statistischen Studie für und Kälte Aufsehen, die er zusammen mit der Uni­ Kultur: Weihnachten, Mithras-Kult der unbesiegbaren Sonne, Wiedergeburt des versität München erstellt hat. Er versuchte herauszufinden, ob es statistisch nach­ Lichts, Raunächte weisbare Korrelationen zwischen be­ Körperbereich: Knochengerüst und Knie stimmten typischen Verhaltensweisen und Namen gebendes Sternbild: Capricornus den einzelnen „Sternzeichen" gibt. Mythologie des Sternbilds: Das Sternbild Sachs als Astro-Skeptiker kam zu dem stellt ein Wesen mit dem Kopf und den Schluss, dass es zum Beispiel bei der Part­ Vorderbeinen einer Ziege sowie einem nerwahl eine signifikante Häufung in der Fischschwanz dar. Diese Symbolik, die Er­ Kombination bestimmter Zeichen gibt. de und Wasser, Materie und Gefühl ver­ „Wir wollten ... mit einer breit angelegten eint, war bereits den Babyloniern vertraut. wissenschaftlichen Studie einen mögli­ C. G. Jung schreibt dazu: „Die Sonne chen Einfluss der Sternzeichen auf das steigt wie eine Ziege auf den höchsten menschliche Verhalten überprüfen. ... Am Berg und ist in der Tiefe des Meeres wie Ende unserer Arbeit, nach der Computerein Fisch."82 Bisweilen wird die Ziege Auswertung von Millionen Daten, steht auch mit dem Einhorn in Verbindung ge­ so der statistische Nachweis, dass Stern­ bracht, einem alten Symbol für die höhe­ zeichen in allen von uns untersuchten Be­ ren Welten, nach denen sich der Steinbock reichen einen gewissen Einfluss auf das so sehr sehnt. Verhalten von Menschen ausüben."81 Die antike Mythologie bringt den Stein­ Astrologen kritisierten an dieser Untersu­ bock in erster Linie mit dem Gott Pan in chung vor allem, dass sie lediglich das Verbindung. Er ist ein Sohn des Hermes Sonnenzeichen, das so genannte Sternzei­ und zählt zu den Satyrn, menschengestalchen, berücksichtigt. tigen Wesen mit Bockshörnern und Bocks­ Alle statistischen Ergebnisse bestätigten beinen und einem Rossschweif. Da seine letztlich jedoch nur diejenigen, die sich Mutter entsetzt über seinen Anblick da­ bestätigen lassen wollen. Die naturwis­ vonlief, zogen ihn Nymphen auf. Pan 214

Steinbock

hütete Schafe und Ziegen und war ein be­ gnadeter Musiker. Gleichzeitig trieb ihn seine Lüsternheit zu den Nymphen, die wegen seines Aussehens zumeist in pani­ scher (!) Furcht die Flucht ergriffen. Als die Nymphe Syrinx ihm nicht mehr ent­ kommen konnte, bat sie darum, in Schilf verwandelt zu werden. Daraus schuf Pan die bekannte Pan-Flöte. Einmal war Pan selbst vor dem Ungeheuer Typhon auf der Flucht. Dabei wollte er sich in einen Fisch verwandeln, doch die Verwandlung ge­ lang ihm nicht ganz. Er unterstützte je­ doch Zeus im Kampf gegen Typhon, und zum Dank setzte ihn der Göttervater als Sternbild an den Himmel. Deutung: Der Steinbock ist das zehnte Zeichen des Tierkreises. Hier geht es um

die gesellschaftliche Perspektive. Der Ein­ zelne ist eingebunden in eine Gemein­ schaft und muss sich bestimmten Regeln unterwerfen. Gleichzeitig handelt er je­ doch ausgesprochen eigenverantwortlich. So verstehen es Menschen, die mit einer Betonung dieses Zeichens geboren wur­ den, hervorragend, die Pflichten, die die­ ser Umstand mit sich bringt, zu erfüllen: Sie halten sich an die vorgegebenen Re­ geln und Gesetze. Es ist für sie von großer Bedeutung, von der Gesellschaft, für die sie sich einsetzen, Anerkennung zu be­ kommen. Sie können Verantwortung übernehmen, sich auf das Notwendige und Wesentliche beschränken und nicht zuletzt hart arbeiten. Sie haben einen lan­ gen Atem und viel Geduld, denn sie ori-

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V . Steinbock, französische Buchmalerei um 1423 (British Library, London). 215

Stellatium

entieren sich an längerfristigen Zielen und Im Steinbock ist Mars erhöht, der Mond an der übergeordneten Aufgabe. Mit Fleiß im Exil und Jupiter im Fall. und Beharrlichkeit nehmen sie lange Stellatium Durststrecken in Kauf, um schließlich die Früchte ihres Bemühens zu ernten. Sie Stellium. sind diszipliniert und wollen zum Kern Stellium der Dinge vorstoßen. Und sie sorgen für Struktur und Ordnung. Mehr als zwei Planeten, die eng beieinan­ Die Gefahr liegt darin, dass der Steinbock der stehen - in einem Haus oder über die über seinem Ziel jeglichen ethischen An­ Häusergrenze hinweg bzw. in einem Zei­ chen oder über die Zeichengrenze hin­ spruch vergisst und als Motto wählt: „Der Zweck heiligt die Mittel". Zudem kann weg. Es gibt auch die Bezeichnung Stel­ das Pflichtbewusstsein alles andere über­ latium. Mehr noch als die Konjunktion bedeutet tönen, sodass man freudlos und hart an das Leben herangeht. eine solche Konstellation die Betonung ei­ Zu den Schattenseiten der Steinbocknes bestimmten Themas, das durch das Energie gehört die Tendenz, die Regeln Zeichen bzw. das Haus, in dem sie vor­ und Gesetze der Gemeinschaft über alles kommt, angegeben ist. Die Planeten be­ andere zu stellen und die individuellen einflussen sich ständig wechselseitig. Ob Möglichkeiten dabei zu übersehen. sie sich dabei in ihrer Wirkung unterstüt­ Nicht zuletzt orientieren sich Steinbockzen oder blockieren, hängt davon ab, wel­ Geborene stark am Althergebrachten und che Energien sie symbolisieren. Die Kon­ versuchen das, was sich bewährt hat, zu stellation des Stelliums bringt es aller­ konservieren. dings mit sich, dass in der Regel nicht alle Das Tierkreiszeichen Steinbock verleiht Planeten miteinander in Harmonie ste­ Achsen und Planeten, die sich in ihm hen. Ähnlich wie bei der Konjunktion be­ befinden, Ernsthaftigkeit, Ausdauer und stimmt dann häufig das Umfeld - das Zei­ Beharrungsvermögen. chen, das Haus oder weitere Aspekte Mit seinem Oppositionszeichen Krebs hat welche Energie dominant ist. der Steinbock den Bezug zur Vergangen­ Oft ist durch eine so starke Betonung, wie heit gemein: Beim Krebs ist es die Famili­ sie ein Stellium darstellt, auch das ge­ genüber liegende Haus oder Zeichen auf engeschichte, beim Steinbock sind es die althergebrachten Ordnungen. Mit den an­ den Plan gerufen und spielt ebenfalls eine deren beiden Erdzeichen, Stier und Jung­ wichtige Rolle im Leben des Betreffenden. frau, teilt der Steinbock den Pragmatis­ mus: Der Stier nutzt ihn zu mehr Bequem­ Sternbild lichkeit, die Jungfrau orientiert sich damit Gruppierung von Fixsternen. Die Stern­ in der Welt, und der Steinbock setzt ihn formationen wurden von alters her als ein, um weiterzukommen. Von den beiden Bilder gedeutet. Man hat sich heute inter­ Zeichen, die zu ihm im Quadrat stehen, national auf 88 Sternbilder geeinigt. kann der Steinbock Spontanität (Widder) Die Sternbilder entlang der Ekliptik und Freude am Schönen (Waage) lernen. haben den Tierkreiszeichen die Namen 216

Stern von Bethlehem

gegeben, sind aber nicht mit diesen iden­ tisch. Als der heutige Tierkreis als Basis für die Astrologie entstand, waren sie es noch. Durch die Präzession hat sich aber eine Verschiebung um fast ein Tier­ kreiszeichen ergeben. Daraus wird immer wieder fälschlich der Schluss gezogen, die Astrologen arbeiteten mit den falschen Sternbildern: Ein Löwe sei also zum Bei­ spiel eigentlich ein Krebs, denn zum Zeit­ punkt seiner Geburt sei die Sonne vor dem Sternbild Krebs gestanden. Dieses Argument ist nicht richtig. Die (westli­ chen) Astrologen arbeiten mit den Tier­ kreiszeichen, nicht mit den Sternbildern. Der Tierkreis, der ihrer Arbeit zugrunde liegt, ist der so genannte tropische Tierkreis. Seine Unterteilung in zwölf gleich große Abschnitte ergibt die zwölf Tierkreiszeichen. Er beginnt per definitionem am Frühlingspunkt - eben dem Punkt, der sich verschiebt. Anders als die zwölf Tierkreiszeichen sind die Sternbil­ der nicht gleich groß, sondern von unter­ schiedlicher Länge. Stern von Bethlehem

Der Evangelist Matthäus hat durch die Beschreibung eines Sternes, der zur Ge­ burt Jesu erschien und drei so genannte Magier (Traum- und Sterndeuter) aus dem Osten dorthin geleitete, die Fantasie der Menschen bis heute angeregt. In seinem Evangelium heißt es: „Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, zog vor ihnen her, bis er schließ­ lich über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war." Die Spekulationen darüber, um was für eine Art von Himmelserschei­ nung es sich handeln könnte, wuchern noch immer. Zu den astrologisch relevan­ ten und populärsten zählt eine Dreifach­

Konjunktion von Jupiter und Saturn, die im Mai, Oktober und Dezember des Jah­ res 7 vor Christus im Sternbild Fische stattfand (die alle 20 Jahre stattfindende Konjunktion von Jupiter und Saturn wird als große Konjunktion bezeichnet). Die Symbolik passt, denn Jupiter steht für ei­ nen König, während Saturn Israel dar­ stellt. Darüber hinaus offenbart der My­ thos von Kronos (lateinisch Saturn) eine interessante Parallele zu den biblischen Texten: Kronos verschlang alle seine Kin­ der, aus Angst, einer seiner Söhne könne ihn später entmachten. Aus demselben Grund ließ König Herodes alle Knaben unter zwei Jahren töten. Nicht zuletzt wird das Christentum dem Fischezeitalter zugeordnet ( astrologische Zeitalter). Eine andere in Frage kommende Konjunk­ tion ist die von Jupiter und Venus. Auch hier ist die Symbolik stimmig: Der Planet des Königs trifft den Planeten der Liebe, denn das war die Essenz von Jesu Bot­ schaft. Eine dritte mögliche Konjunktion ist die von Jupiter mit Regulus, dem hellsten Stern des Löwe-Sternbilds, im selben Zeit­ raum. Einer neuen Hypothese von Dieter Koch zufolge war der Stern von Bethlehem die Venus, die nach einer Phase der Unsicht­ barkeit wieder als Morgenstern sicht­ bar war83. Es gibt noch weitere Deutungen: Eine sieht in dem Stern von Bethlehem den Halleyschen Kometen. Der war von Au­ gust bis Oktober des Jahres 12 vor Chris­ tus zu sehen und damit zu früh für Jesu Geburt. Eine andere vermutet eine Nova oder Supernova, ein Phänomen, bei dem ein Stern sich zu einem so genannten Ro­ ten Riesen aufbläht und für einige Wo217

Sternzeichen

chen millionenfach heller leuchtet als nor­ mal. Chinesische und koreanische Quellen berichten von einer Supernova im März/ April des Jahres 5 vor Christus, die zehn Wochen lang zu sehen gewesen sein soll. Von ihr fehlt jedoch jede Erwähnung in anti­ ken Quellen, die zu der Zeit in der Him­ melsbeobachtung ausgesprochen versiert waren. Ein solches Ereignis wäre sicher auch von Astrologen im Mittelmeerraum wahrge­ nommen und aufgezeichnet worden. Vielleicht gehört es zur Faszination des Sterns von Bethlehem, dass sein Rätsel niemals gelöst werden kann, weil es Mat­ thäus gar nicht darum ging, ein konkretes Himmelsereignis zu beschreiben, sondern ein Bild zu schaffen, das der Geburt des Erlösers angemessen ist.

tag bzw. bürgerlichen Tag kommt es des­ halb, weil dieser nicht nur die Umdre­ hung der Erde um sich selbst umfasst, sondern auch noch die Strecke mit einbe­ zieht, um die sich die Sonne in diesem Zeitraum auf ihrem scheinbaren Weg wei­ ter bewegt hat. Mit anderen Worten: Ein Sonnentag, den wir in 24 Stunden eintei­ len, ist der Zeitraum, den die Sonne von einer bis zur nächsten Kulmination braucht. Die Sternzeit muss bei der Horoskopbe­ rechnung berücksichtigt werden. Darüber hinaus muss noch eine Sternzeitkor­ rektur vorgenommen werden. In den Ephemeriden findet sich dieser Wert für jeden Tag unter S. T. (sidereal time). Sternzeitkorrektur

Sternzeichen

1) Umgangssprachlich das Tierkreiszei­ chen, in dem die Sonne bei der Geburt ei­ nes Menschen stand. Die Vulgärastro­ logie stützt sich bei ihren Deutungen na­ hezu ausschließlich auf das „Sternzei­ chen" eines Menschen. 2) Synonym für Tierkreiszeichen. Letzte­ res ist jedoch die korrekte Bezeichnung, wohingegen der Begriff Sternzeichen den Unterschied zwischen Tierkreiszeichen und Sternbild verwässert. Ursprüng­ lich waren die Sternbilder tatsächlich Sternzeichen. Sternzeit

Da in den Ephemeriden nur die Sternzeit für 0 Uhr (bzw. 12 Uhr, wenn es sich um Mittagsephemeriden handelt) angegeben ist, muss für die Horoskopbe­ rechnung noch die Abweichung berück­ sichtigt werden, die sich zur in die Greenwich-Zeit (GZ) umgerechneten Geburtszeit ergibt. Dies ist die Sternzeit­ korrektur. Die Sternzeit läuft täglich um fast 4 Minuten weiter, also 10 Sekunden pro Stunde. Bei einer Geburtszeit von 10.30 Uhr (GZ) ergibt sich eine Sternzeit­ korrektur von 105 Sekunden = 1 Minute 45 Sekunden. Stier

Die Differenz zwischen Sonnentag (= 24 Stunden) und Sterntag. Letzterer be­ schreibt die Zeit, die der Fixsternhimmel aus geozentrischer Sicht für eine Umrun­ dung benötigt, nämlich 23 Stunden 56 Mi­ nuten und 4,1 Sekunden. Zu der Abwei­ chung um knapp 4 Minuten vom Sonnen218

Symbol: 'ö' Element: Erde Qualität: fix Polarität: Yin/weiblich Herrscherplanet: Venus Sonne im Stier: etwa vom 21. April bis zum 20. Mai

Stier

Jahreszeit: Der Frühling in seiner Pracht, Schönheit, Düfte, Töne Kultur: Walpurgisnacht, Maifeiern, Mai­ baum, Christi Himmelfahrt Körperbereich: Mund, Schlund und Spei­ seröhre, Hals, Nacken und Schultern Namen gebendes Sternbild: Taurus Mythologie des Sternbilds: Der Stier ist eines der beliebtesten mythischen Symbo­ le der Antike. Entsprechend zahlreich sind die Geschichten, die mit dem Sternbild in Verbindung gebracht werden. Zeus selbst verwandelte sich in einen wunderschönen weißen Stier, als er die phönizische Prin­ zessin Europa begehrte. Kaum hatte sich die Ahnungslose auf seinem Rücken nie­ dergelassen, erhob er sich und floh mit ihr nach Kreta. Dort offenbarte Zeus ihr seine

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wahre Gestalt und machte sie zu seiner Geliebten. Einer der Söhne dieser Verbin­ dung war Minos, der König über Kreta wurde. Im Streit mit seinen Brüdern bat er einmal den Meeresgott Poseidon um Un­ terstützung. Dafür wollte er ihm ein wür­ diges Opfer bringen. Poseidon ließ da­ raufhin einen makellosen Stier aus dem Meer entsteigen, von dem Minos so ange­ tan war, dass er ihn nicht opfern wollte. Aus Rache über den Wortbruch veranlass­ te Poseidon, dass sich Minos' Frau Pasiphae, eine Tochter des Sonnengottes Heli­ os, in den Stier verliebte. Der Handwerker Daidalos musste ihr eine hohle Kuh bau­ en, in der sie sich verbarg, damit der Stier sie besteigen konnte. So gebar sie den Minotauros, ein Ungeheuer mit dem Ober-

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Stier, französische Buchmalerei um 1423 (British Library, London). 219

Stier

körper eines Stiers und dem Unterleib ei­ nes Menschen, das Menschenopfer ver­ langte. Um die Kreter vor ihm zu schüt­ zen, baute Daidalos ein Labyrinth, in dem Minotauros untergebracht wurde. Theseus gelang es schließlich mit Hilfe von Minos' Tochter Ariadne, den Minotauros zu besiegen. Ein weiterer Mythos, der mit dem Stern­ bild Taurus in Verbindung gebracht wird, handelt von der Königstochter Io. Zeus machte auch sie zu seiner Geliebten und verwandelte sie in eine Kuh, um sie vor der Rache seiner Gemahlin Hera zu schützen. Deutung: Der Stier ist das zweite Zeichen des Tierkreises. Hier geht es um das In­ nehalten und das Wahrnehmen der Welt mit den Sinnen: schmecken, berühren, se­ hen, hören und riechen. So ist den Men­ schen, die eine Betonung dieses Zeichens aufweisen, eine starke Sinnlichkeit und Genussfreude eigen. Mit Leidenschaft widmen sie sich dem, was die Sinne zu bieten haben. Sie sind von einer ausge­ prägten Körperlichkeit. Das Grundprinzip ist ein „Sich-einverleiben-Wollen"84, und so spielen neben den leiblichen Genüssen auch materielle Werte bei diesem Zeichen eine wichtige Rolle: Dinge besitzen, etwas sein Eigen nennen können, lautet hier die Devise. Beim Stier geht alles langsam vonstatten, dafür aber umso nachhaltiger. Er ist ver­ lässlich und beständig und kann tatkräftig zupacken. Er fühlt sich im Kreise Vertrau­ ter gut aufgehoben. Sein Sicherheitsbe­ dürfnis kann ihn im schlechten Fall dazu verleiten, sich an seinen Besitz zu klam­ mern und/oder den Partner eifersüchtig festzuhalten. Der Stier hat sehr viel Ge­ duld und Ausdauer. Die Palette der Ei­ 220

genschaften, die sich daraus ergibt, reicht von Bedächtigkeit, Beschaulichkeit und Gelassenheit auf der einen Seite bis hin zu Sturheit und einer Schwerfälligkeit, die ei­ ne Vorwärtsbewegung behindert, auf der anderen. Der Stier ist konservativ-bewahrend. Seine Aufmerksamkeit gilt dem, was er kennt, nicht dem Neuen und Unbe­ kannten, auf das kein Verlass ist. Wichtig sind für ihn Grenzen, und er beharrt mit Entschiedenheit darauf. Der Stier strahlt Ruhe aus und kann schwierigen Situationen wie ein Bollwerk widerstehen. Wenn er Arger zu lange in sich hineinfrisst, staut sich dieser auf und entlädt sich unter Umständen mit einer für Außenstehende erschreckenden Hef­ tigkeit. So kommt die dunkle Seite dieses Zeichens zum Vorschein, im Mythos von Minotauros symbolisiert. Das Tierkreiszeichen Stier verleiht Achsen und Planeten, die sich in ihm befinden, Langmut, Beständigkeit und Sinnlichkeit. Mit den beiden anderen Erdzeichen, Jung­ frau und Steinbock, hat der Stier die Bo­ denständigkeit und den Sinn fürs Mach­ bare gemein. Sein Tummelplatz sind die saftig-grünen Wiesen, wo er sich genieße­ risch niederlässt, während die Jungfrau nach der Ernte die Spreu vom Weizen trennt und der Steinbock sich in die kar­ gen Höhen der Berge vorkämpft. Mit sei­ nem Oppositionszeichen Skorpion teilt der Stier die Körperfreuden, wobei für den Stier das lustvolle Genießen im Vor­ dergrund steht, wohingegen es beim Skor­ pion die tief greifende innere Wandlung der Sexualität ist. Von seinen Quadratzei­ chen kann der Stier die Kunst der Selbst­ darstellung (Löwe) und die Fähigkeit, an­ ders als die anderen zu sein und trotzdem

Symbolik

dazuzugehören (Wassermann), lernen. Im Stier ist der Mond erhöht, Mars und Pluto sind im Exil und Uranus ist im Fall. Stundenastrologie

Ein Teilgebiet der Astrologie, bei dem es darum geht, eine konkrete Frage aus ei­ nem Horoskop zu beantworten. Dieses wird auf den Moment, in dem die Frage formuliert wird, und auf den Ort, an dem sich der Astrologe befindet85, erstellt; viele stundenastrologische Beratungen finden telefonisch statt, weshalb sich der Klient nicht unbedingt am selben Ort wie der Astrologe befindet. Für gewöhnlich bezie­ hen sich die Fragen auf eine Entscheidung oder auf ein Ereignis, über das Unsicher­ heit herrscht, zum Beispiel im Bereich Ge­ sundheit, Beruf, Partnerschaft oder Reise. Bei der Deutung berücksichtigt der Astro­ loge weniger das Horoskop in seiner Ge­ samtheit, sondern in erster Linie spezielle Signifikatoren, die mit der Frage Zu­ sammenhängen. Das können nur wenige Planeten, Zeichen oder Häuser sein. Um überhaupt das Fragehoroskop deuten zu können, muss dieses die Frage widerspie­ geln. Außerdem gibt es folgende Deu­ tungseinschränkungen: Liegt der Aszen­ dent zwischen 0 Grad und 3 Grad bzw. zwischen 27 und 30 Grad eines Tierkreis­ zeichens, ist es für die Beantwortung der Frage zu früh bzw. zu spät. Wie bei Elektionen, bei denen es um die Wahl des richtigen Zeitpunkts nach astrologischen Gesichtspunkten geht, ge­ schieht die Deutung nach den Regeln der klassischen Astrologie. So wird bei­ spielsweise mit den alten Herrschern gearbeitet - wenngleich die modernen Planeten Uranus, Neptun und Pluto in der Deutung durchaus eine Rolle spielen

können und die Aspekte werden in „gute“ und „schlechte“ eingeteilt. Wie bei den Elektionen sollen möglichst konkrete Aussagen gemacht werden, und entspre­ chend streng sind die Deutungsregeln. Ei­ ne psychologische Deutung eines Frage­ horoskops ist jedenfalls fehl am Platz. Stundenkreis

Ein Kreis entlang der Himmelskugel (der in den Weltraum hinausprojizierten Erdkugel), der senkrecht zum Himmels­ äquator (dem auf die Himmelskugel projizierten Erdäquator) verläuft. Jeder Stundenkreis führt durch den Himmels­ nordpol und den Himmelssüdpol, die Entsprechungen der beiden Erdpole an der Himmelskugel (siehe Abbildung Seite 99). Es ist öfters vom Stundenkreis eines Pla­ neten oder eines Fixsterns die Rede. Das ist die gedachte Linie bzw. der ge­ dachte Kreis senkrecht zum Himmels­ äquator, der durch den Planeten bzw. den Fixstern führt. Südlicher Mondknoten

Derjenige der beiden Schnittpunkte zwi­ schen Sonnenbahn ( Ekliptik) und Mondbahn, den der Mond bei seinem Umlauf von Norden nach Süden über­ quert. Synonym: absteigender Mondkno­ ten. Gegenüber liegt der nördliche oder aufsteigende Mondknoten ( Mond­ knoten). Symbolik

Der Begriff stammt vom griechischen symballein (zusammenfügen). Ursprünglich ist damit gemeint, aus Einzelstücken ein Ganzes zusammenzufügen. Im übertra­ genen Sinn bezeichnet Symbol ein Sinn221

Symbolik

bild oder Zeichen, das ein komplexes Ganzes repräsentiert. Die Astrologie ist eine Sprache der Sym­ bole. Dadurch können ihre Aussagen glei­ chermaßen einfach wie komplex und viel­ schichtig sein. Die Symbole zu entschlüs­ seln und zu übersetzen, ist Aufgabe der Astrologen ( Deutung). Der zwölfteilige Tierkreis bezieht seine Symbolik überwiegend aus der Natur und der Lehre von den vier Elementen. Die Zeichen stehen für bestimmte Erfah­ rungen, die zum kollektiven Wissens­ schatz der Menschheit zählen. Anhand der beiden ersten soll diese Symbolik deutlich gemacht werden: Der Widder steht für die Dynamik des Anfangs, den Ansporn, den Aufbruch zu neuen Welten, er bahnt sich seinen Weg und setzt sich über Hindernisse hinweg. Die WidderEnergie ist kühn, optimistisch, mutig, di­ rekt, und sie entwickelt ein ausgeprägtes Konkurrenzverhalten. Es kann schließlich nicht jeder der erste sein. Widder fällt zu­ sammen mit dem Frühlingsbeginn, wenn sich die Natur nach langer Ruhepause wieder entfalten kann und die ersten Trie­ be sich ihren Weg nach außen bahnen. Mit seiner negativen Seite ist der Widder ein Symbol dafür, rücksichtslos mit dem Kopf durch die Wand zu rennen, egoistisch nur seine Interessen zu verfolgen und schnell die Ausdauer zu verlieren. Der Stier, der auf den Widder folgt, steht als Symbol für den Boden unter den Füßen und den Genuss am Leben. Er trachtet danach, sich die Umgebung zu schaffen, in der er sich wohl fühlt. In der Natur erreicht der Frühling seinen Höhe­ punkt, die Wiesen blühen in voller Pracht. In dieser Umgebung von Lebensfreude und Üppigkeit versteht es der Stier zu ge­ 222

nießen und seine Sinnlichkeit zu entfalten. Dabei ist er ausdauernd, treu und gedul­ dig. Die negative Seite liegt in Bequem­ lichkeit und Lethargie, in Sturheit und ei­ ner Angst vor Veränderungen. Bei den Planeten treffen wir auf die Sym­ bolik der griechischen und römischen My­ thenwelt. Die antiken Götter standen Pate bei der Benennung der Planeten, und die Zuordnung ist keineswegs willkürlich oder zufällig. Dazu ein Beispiel: Venus symbolisiert die Energien, die mit der an­ tiken Göttin Aphrodite (lateinisch Venus) in Verbindung gebracht wurden. Der Pla­ net leuchtet nach dem Mond als hellstes Gestirn am nächtlichen Himmel. Ihr Licht hat etwas Freundliches und verheißt Schönes. Darüber hinaus zieht Venus von allen Planeten die gleichmäßigsten Bahn­ bewegungen. Tatsächlich war die mytho­ logische Aphrodite die Göttin der Liebe und der Schönheit, und in der Astrologie steht Venus für all das, was das Leben schön und angenehm macht. Allein Sonne und Mond entziehen sich der Namensgebung. Sie repräsentieren die männliche und die weibliche Urenergie. Die Planeten werden durch Symbole dar­ gestellt, die ebenfalls einen tiefen Sinnge­ halt vermitteln. Bei den Symbolen gibt es drei Formen oder Grundsymbole, die im­ mer wiederkehren, bisweilen leicht abge­ wandelt, doch mit klar erkennbarem Ur­ muster. Die drei Symbole sind der Kreis, der Halbmond und das Kreuz. Der Kreis steht für den Geist, der Halbmond bzw. der geöffnete, empfangende Kreis für die Seele und das Kreuz für den Körper. So ergibt sich folgende Deutung: Die Sonne ® symbolisiert den reinen Geist, der Mond J) die reine Seele.

Synastrie

Ein Planet, der nur mit einem Kreuz dar­ Die astrologischen Aspekte werden durch gestellt wäre, kommt nicht vor. Die Ener­ geometrische Symbole dargestellt, die all­ gie des reinen Körpers ist in der Astrolo­ gemein verständlich sind und eher prakti­ gie nicht vorstellbar. sche Bedeutung haben. Ein Dreieck steht Merkur besteht aus Geist, Seele und zum Beispiel für das Trigon. Körper. Dabei verbindet der Geist die Zur Symbolik gehört schließlich noch die Seele mit dem Körper. Das entspricht Zahlenmystik. ganz seiner Aufgabe als Götterbote, dem es obliegt, die Verbindung zwi­ Symbolische Astrologie schen den verschiedenen Ebenen herzu­ Diejenige Richtung der Astrologie, die auf stellen. dem Erklärungsmuster der Analogie Bei Venus $ herrscht der Geist über basiert und die Planeten als Symbole für den Körper, eine bemerkenswerte Sym­ irdische Gegebenheiten ansieht, nicht als Verursacher. bolik, die zeigt, wie hoch die Liebesgöt­ tin in der Astrologie geschätzt wird. Symbolische Direktion Bei Mars CT herrscht der Körper über Eine Methode der Direktion, die nicht den Geist. Die Verwandlung des Kreu­ auf tatsächlichen Bewegungen der Plane­ zes in einen Pfeil ändert nichts an dem ten beruht und auch keine astronomische ursprünglichen Gehalt, sondern unter­ streicht nur den dynamischen Aspekt Begründung hat. Dazu gehört beispiels­ weise der Hubersche Alterspunkt, der des Kriegsgottes. sich, beginnend am Aszendenten, durch Im Jupiter-Symbol regiert die Seele über den Körper, denn die Seele ist der die Häuser eines individuellen Horoskops Ort, in dem die hohen Ideale ihren Platz bewegt, wobei er, unabhängig von der haben. Größe eines Hauses, für jedes Haus sechs Bei Saturn T}, ist es umgekehrt, dort re­ Jahre benötigt. giert der Körper, der konkrete, stabile Teil des Menschen, über die Seele. Synastrie Bei den drei transsaturnischen, erst in den Man spricht von einer Synastrie, wenn zwei Horoskope zueinander in Beziehung vergangenen Jahrhunderten entdeckten Planeten ist die Zeichensymbolik folgen­ gesetzt werden, indem die Planeten des dermaßen zu interpretieren: einen in das Horoskop des anderen einge­ zeichnet werden. Sodann werden so ge­ Beim Uranus-Symbol § deutet der nach oben weisende Pfeil den Aufbruch in ei­ nannte Interaspekte ausgemacht, also ne neue Dimension an. Aspekte von den Planeten und Achsen Bei Neptun herrscht die Seele mit ih­ des einen zu denjenigen des anderen rer intuitiven Energie über den Körper. Horoskops. Außerdem wird festgestellt, Pluto f enthält wie Merkur alle drei Be­ in welche Häuser des zweiten Horoskops reiche, doch ist diesmal die Seele der Planeten und Achsen des ersten Horo­ skops fallen und umgekehrt. Man kann ei­ verbindende Teil. Bei dem anderen häu­ fig verwendeten Pluto-Symbol Q) ge­ ne Synastrie für alles, was zueinander in hen Geist und Seele ineinander über. Beziehung steht, erstellen, etwa Politiker 223

Synchronizität

zur Entwicklung der beiden Beteiligten und Staat, Aktie und Spekulant, für Ge­ schäftspartner, Arbeitskollegen, Mutter beiträgt.86 Weil das, worum es geht, bzw. Vater und Kind und natürlich Lie­ häufig schwer greifbar ist, können da­ mit Schwierigkeiten einhergehen. Diese bespartner. Die Synastrie ist eine ebenso kann man besser einordnen, wenn man einfache wie aussagekräftige Methode, vergleichbar den Transiten bei den Beziehungen nicht als Renommierpro­ Prognosemethoden. Sie wird auch an­ jekte sieht, sondern die ihnen zugrunde gewandt, wenn ein Radixhoroskop mit liegende Entwicklungsaufgabe wahr­ einem Solarhoroskop in Beziehung nimmt. Die drei geistigen Planeten gesetzt wird. und zwar die im eigenen Horoskop und Hier einige grundlegende Regeln für die diejenigen im Horoskop eines wichtigen Menschen, die Planeten im eigenen Deutung, wenn es um die Horoskope Horoskop aspektieren - führen zum ei­ zweier Menschen geht: Je mehr Interaspekte vorhanden sind, genen Selbst, also zu der zu erfüllenden umso mehr fließt die Energie. Wenn we­ Entwicklungsaufgabe. Aspekte zwischen dem Saturn des einen nig Interaspekte vorhanden sind, findet auch wenig Austausch statt. Analyti­ Partners zu einem der persönlichen Pla­ sche Aspekte können den Austausch er­ neten des anderen Partners können schweren, bergen aber auch ein großes ebenfalls Schwierigkeiten mit sich brin­ gen, sorgen aber auch für Stabilität und Entwicklungspotenzial beider Partner in sich. Es sind Reibeflächen, die beide Be­ Sicherheit. Sie sind daher für eine dau­ teiligten zwingen, daran zu arbeiten. erhafte Beziehung oder Partnerschaft Durch synthetische Aspekte können von großem Wert. sie sich gegenseitig beflügeln. Unter Bei der Interpretation der Synastrie muss Umständen haben diese Aspekte aber zunächst jedes einzelne Horoskop gedeu­ tet und verstanden werden. Das Ent­ auch etwas Lähmendes, eben weil sie so selbstverständlich sind. wicklungsniveau eines jeden Partners ist natürlich ebenfalls von wesentlicher Be­ Mehrere Planeten oder eine Achse von Partner A in einem bestimmten Haus deutung - und es ist nicht dem Horoskop von Partner B rücken den Themenbe­ zu entnehmen. reich dieses Hauses bei Partner B in den Andere Möglichkeiten, etwas über eine Be­ Vordergrund. ziehung zwischen zwei Menschen auszusa­ Aspekte zwischen den persönlichen gen, bieten Composit und Combin. (Sonne, Mond, Merkur, Venus und Mars) oder den gesellschaftlichen Synchronizität Planeten (Jupiter und Saturn) des einen Ein Begriff aus der Jungschen Psychologie Partners zu den geistigen Planeten ( C. G. Jung), der die Gleichzeitigkeit von Ereignissen beschreibt, zwischen de­ (Uranus, Neptun oder Pluto) des ande­ ren Partners haben oft etwas Zwingen­ nen kein kausaler, aber ein sinnhafter Zu­ des, das sich die beiden nicht erklären sammenhang besteht. Die Bezeichnung können. Sie weisen auf die tiefere Di­ stammt vom griechischen syn (zusam­ mension der Beziehung hin, die letztlich men) und chronos (Zeit). Auch das gleich224

Taghälfte

zeitige Auftauchen einer Idee an unter­ Tagesbewegung schiedlichen Orten der Welt kann mit die­ Diejenige Strecke, die ein Planet innerhalb sem Konzept erfasst werden. von 24 Stunden zurücklegt. Bei den Plane­ Das Konzept der Synchronizität lässt sich ten, die rückläufig werden können, hervorragend mit dem analogen Er­ schwanken die Strecken stark ( Rückläu­ klärungsmodell der Astrologie ( Analo­ figkeit, stationäre Phase), insbesonde­ gie) vereinbaren, wonach die Planeten re bei den inneren Planeten Merkur nicht die Ursache für Ereignisse auf der und Venus, weshalb bei diesen im Folgen­ Erde sind, sondern deren Indikatoren: Wir den kein Durchschnittswert angegeben beobachten beispielsweise am Sternen­ wird. himmel, wie Merkur rückläufig wird, und stellen fest, dass es jetzt um das Aufarbei­ Durchschnitt Maximum ten von Gedanken geht, die in den voran­ Sonne: 59' 8" gehenden Wochen eine Rolle spielten. Et­ Mond: 13° 10' was geschieht im Kosmos und gleichzeitig Merkur: 2°12' findet etwas Gleichartiges im innerseeli­ Venus: 1°15' schen Erleben statt. 40' Mars: 31' Synodisch

Bezogen auf die Stellung von Sonne und Erde zueinander. Synodischer Mondlauf/Mondmonat

Jupiter: 5' 12,76' Saturn: 7,1' 2' 42" Uranus: 3,39' Neptun: 22" 2,04' 14" Pluto: 2,3' (° = Bogengrad,' = Bogenminute, " = Bogensekunde)

Der Zeitraum, den der Mond für eine Erd­ umrundung benötigt, gemessen von ei­ nem Neumond zum nächsten oder aber Tageshoroskop von einer anderen Mondphase zur selben Eine Prognosemethode, bei der ein be­ nächsten. Er beträgt 29 Tage, 12 Stunden stimmter Tag folgendermaßen untersucht und 44 Minuten und ist damit etwas län­ wird: Es wird ein Horoskop erstellt auf ger als der siderische Mondlauf. die Uhrzeit und den Ort der Geburt, nur das Datum ist anders: Es ist das des ge­ Synthetischer Aspekt wünschten Tages. Von Thomas Ring geprägter Begriff für Taghälfte einen harmonischen, früher oft als „gut" bewerteten Aspekt. Ring bezeichnete da­ Bei der üblichen Darstellung des Horo­ mit folgende Haupt- und Neben­ skops ( Horoskopzeichnung) die ober­ aspekte: das Trigon, das Sextil, das halb der Aszendent/Deszendent-Achse Quintil und das Biquintil sowie befindliche Hälfte (Abbildung Seite 159). das Halbsextil. Das Gegenteil ist ein Das Gegenstück ist die Nachthälfte. analytischer Aspekt. Bei dieser Eintei­ Die Taghälfte besteht aus dem siebten bis zwölften Haus bzw. dem dritten und vier­ lung nehmen die Konjunktion und der Quinkunx eine Zwischenstellung ein. ten Quadranten. Ihr zentraler Punkt ist 225

Tagundnachtgleiche

das Medium coeli. Die Taghälfte - sie wird auch öffentliche Hälfte genannt - ist der nach außen gerichtete, bewusste Be­ reich des Horoskops. Zeichen und Plane­ ten in dieser Hälfte geben Auskunft über die gesellschaftlichen Aktivitäten des Horoskopeigners. Tagundnachtgleiche

Synonym zu

Äquinoktium.

Tertiärprogression

Eine Prognosemethode. Es gibt die Ter­ tiärprogression I (T I) und die Tertiärpro­ gression II (T II). Bei der ersten Methode, T I, entspricht ein Tag nach der Geburt symbolisch einem Mondumlauf im Leben des Betroffenen, bei der zweiten, T II, ent­ spricht ein Mondumlauf nach der Geburt symbolisch einem Lebensjahr. Diese bei­ den Methoden werden wenig angewen­ det, sind aber deshalb nicht minder aussa­ gekräftig. Anders als bei der sehr gebräuchlichen Sekundärprogression, bei der jeweils ein Tag nach der Geburt einem Lebensjahr entspricht, können bei beiden Tertiärpro­ gressionen die langsam laufenden Pla­ neten Saturn, Uranus, Neptun und Pluto mit einbezogen werden, darüber hinaus auch Jupiter, der ebenfalls relativ langsam ist. In der Sekundärprogression hingegen bewegen sich diese Planeten nur minimal, sodass sie in der Regel für die Deutung keine Rolle spielen. Während die Sekundärprogression einen Bezug zur Sonne aufweist, haben die bei­ den Tertiärprogressionen einen Bezug zum Mond. Deutung: Man schenkt bei der Deutung von T I vor allem folgenden Faktoren Auf­ merksamkeit: 226

Ein neuer Abschnitt beginnt, wenn ein progressiver Planet das Tierkreiszeichen wechselt. Wichtige Auslöser sind stationä­ re Phasen und Finsternisse im Aspekt zu Planeten und Achsen des Radixhoroskops, ebenso Aspekte (Konjunktion, Opposition oder Qua­ drat) von (tertiärprogressiven) Achsen und Planeten zu Achsen und Planeten des Radixhoroskops. Bei T II sind es ebenfalls die genannten Faktoren, jedoch wird man hier - dies gilt natürlich nicht für die Finsternisse - sinn­ vollerweise insbesondere auf die Planeten Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto achten, sofern man nicht an Tagesauslö­ sungen interessiert ist ( Auslösung). Zeiträume: Die beiden Methoden der Ter­ tiärprogression umfassen wesentlich klei­ nere Zeiträume als die Sekundärprogressi­ on und eignen sich daher für eine detail­ liertere Prognose. Bei T I bewegt sich die Sonne monatlich ungefähr 1 Grad wei­ ter und entspricht darin dem sekundär­ progressiven Mond. An ihr lässt sich auch die Geschwindigkeit der anderen Plane­ ten messen ( Tagesbewegung für Durch­ schnittswerte der einzelnen Planeten). Bei T II bewegen sich die Planeten zwölfmal so langsam wie tatsächlich: Der Mond bei­ spielsweise legt jeden (realen) Tag ein Grad zurück, die Sonne etwa 2 ’AGrad im Monat. Achsen: Die Achsen können ebenso wie bei der Sekundärprogression nach ver­ schiedenen Methoden vorgerückt werden. Am einfachsten wählt man den Son­ nenbogen, bei dem das Medium coeli (MC) um die gleiche Strecke verschoben wird wie die (tertiär)progressive Sonne, womit der Abstand zwischen Sonne und

Tibetische Astrologie

MC im tertiärprogressiven Horoskop ge­ genüber dem Radixhoroskop immer gleich bleibt. Die anderen Häuserspitzen werden dann vom MC abgeleitet. Thema

Weise bis in die Details vordringen, deren Sinn einem verschlossen bliebe, würde man die Einzelfakten einfach aneinander reihen. Der amerikanische Astrologe Ste­ phen Arroyo drückt es so aus: „Wenn Sie einen Faktor im Horoskop gründlich ver­ stehen, wird er Sie zum Zentrum führen, welches alles ausstrahlt. Mit anderen Wor­ ten, fangen Sie einfach an, über etwas zu sprechen, was Sie verstehen, beziehen Sie das auf die persönliche Erfahrung und das persönliche Verstehen der Person und lassen Sie es dann von selbst weiterströ­ men. Wie Albert Einstein einst bemerkte, wenn Sie zum Kern irgendeiner Sache vordringen, werden Sie schließlich auf die tiefste Realität und Wahrheit stoßen."87 Insbesondere in einer astrologischen Beratung erweist es sich als sinnvoll, Schwerpunktthemen zum Gegenstand des Gesprächs zu machen. Während der übli­ chen Dauer von ein bis zwei Stunden er­ fährt der Klient mehr, wenn zwei oder drei Themen oder auch nur eines ausführ­ lich besprochen werden - sei es aus dem Geburtshoroskop oder aus den aktuellen Trends ( Prognose) -, als wenn er mit vielen scheinbar unzusammenhängenden Fakten konfrontiert wird.

Im Grunde genommen jede Konstella­ tion im Horoskop. Im engeren Sinn ein Schwerpunkt innerhalb eines Horoskops. Ein Horoskop kann durchaus mehrere Schwerpunkte aufweisen. Ein Schwer­ punkt ergibt sich, wenn eine Konstellation mindestens zweimal auf verschiedene Weise zum Ausdruck kommt - etwa gleichzeitig Venus im Steinbock (= VenusSaturn) und Saturn im zweiten Haus (= Sa turn-Venus) - oder wenn eine starke Betonung eines Tierkreiszeichens, eines Hauses oder eines Elements gegeben ist: wenn sich also mindestens drei Planeten oder zwei Planeten und Aszendent oder Medium coeli darin befinden. Nicht gemeint sind hier Themen, die man in einem Horoskop zur Beantwortung be­ stimmter Fragen sucht und zu denen es in jedem Horoskop eine Aussage gibt, bei­ spielsweise das Thema Liebe (über das insbesondere der Planet Venus und die Häuser fünf, sieben und acht Auskunft geben) oder das Thema Beruf (vor allem Tibetische Astrologie Medium coeli sowie die Häuser zwei, sechs und zehn). Die tibetische Astrologie ist eine Synthese Jedes Horoskop weist eine Fülle von In­ aus den unterschiedlichen Systemen der formationen zu den individuellen Themen indischen und der chinesischen Astrologie. Dazu kommen spezifisch tibe­ auf. Sie sind so vielschichtig wie der Mensch selbst. Um zu relevanten Aussa­ tische Elemente, die das Verständnis der gen zu gelangen, ist es von großer Bedeu­ Zeit und die Anwendung der Astrologie tung, die Hauptthemen eines Horoskops betreffen. zu verstehen, die eine Art Leitmotivcha­ Wie die indische, so arbeitet auch die tibe­ rakter haben. Da das Horoskop ein Gan­ tische Astrologie mit dem siderischen zes ist, in dem alle Teile miteinander in Tierkreis. Die Vorlage für die Zeichnung Verbindung stehen, kann man auf diese ist rechteckig, die Häuser sind äqual 227

Tibetische Astrologie

( Häusersystem) und werden im Uhrzei­ gersinn eingezeichnet. Für die Deutung werden die sieben klassischen Plane­ ten sowie die Mondknoten hinzugezo­ gen; die neu entdeckten geistigen Pla­ neten Uranus, Neptun und Pluto spielen auch heute noch nur eine untergeordnete Rolle. In vielen Horoskopen erscheinen sie gar nicht. Der Mond ist wie in der indischen Traditi­ on von großer Bedeutung. Die Legende vom Mond mit seinen 27 Häusern oder Frauen, die er bei seinem Lauf durch den Tierkreis besucht, hat in Tibet eine leichte Abwandlung erfahren. Dort begegnet der Mond auf seiner Reise 28 Göttinnen in ihren Palästen, doch um mit dem astrono­ mischen Ereignis am Himmel im Einklang zu bleiben, wurden zwei Paläste zusam­ mengelegt, sodass es 27 Mondhäuser gibt. 28 ist jedoch eine wichtige Zahl für die Ti­ beter. Sie steht für die vier Könige der vier Himmelsrichtungen und die sieben Tage oder Planeten. Jeder der vier Könige hat sieben Töchter, deren Paläste um den Wel­ tenberg Meru herum liegen. Meru, der mythische Berg im Zentrum des Univer­ sums, wird häufig mit dem Tierkreis gleichgesetzt. Jeder der 27 Paläste hat eine andere Prägung und wird zur Deutung von Charakter und Zukunftsaussichten eines Individuums herangezogen. Aus der chinesischen Tradition stammt die Grundlage für die Zeitrechnung. Die Vorstellung, dass zehn Himmelsstämme die Energien der Elemente oder Planeten - und zwölf Erdäste - der Zyklus der Zeit - unser Dasein prägen, hat die Tibeter da­ zu veranlasst, neben dem individuellen Tierkreis die Zuordnung von Jahren, Mo­ naten, Tagen und Doppelstunden zu ei­ nem bestimmten Zeichen und Element zu 228

übernehmen. Im Alltag hat sich die Vor­ stellung durchgesetzt, dass jedes Jahr von einem bestimmten Tierkreiszeichen regiert wird, das günstige oder ungünstige Ei­ genschaften aufweisen kann. Dabei haben die Tibeter die chinesische Einteilung übernommen. Für die Berechnung der Zeit haben die Tibeter ihr eigenes, von den Chinesen un­ abhängiges System entwickelt ( Kalen­ der). Das Zeitverständnis ist zyklisch aus­ gerichtet. Die lineare Zählung von Jahren hat sich erst unter dem Einfluss ausländi­ scher Mächte durchgesetzt. Ursprünglich bestand ein Jahr aus 12 Monaten zu 30 Ta­ gen. Um die fehlenden 5 */4 Tage aufzuho­ len, wurde jedes dritte Jahr ein Schaltmo­ nat von 16 Tagen eingefügt. Da das Jahr nach den zwölf chinesischen Tierkreiszei­ chen und den fünf Elementen in männli­ cher und weiblicher Form benannt ist, dauert ein Zyklus zweimal 60 Jahre. Als Beginn des Zyklus gilt das Jahr 1027 unse­ rer Zeitrechnung, als das Kalachakra-Tantra, das so genannte Rad der Zeit, aus dem Sanskrit ins Tibetische übertragen wurde. In der konkreten astrologischen Praxis wird die Lebensspanne nach indischem Vorbild in neun ungleich große Epochen eingeteilt, die von den sieben klassischen Planeten sowie dem aufsteigenden und dem absteigenden Mondknoten be­ herrscht werden und individuell unter­ schiedlich sind. Diese Zuordnung führt zu sehr konkreten Prognosen in Bezug auf beruflichen und finanziellen Erfolg, die Gesundheit und die persönliche Lebens­ gestaltung. Eine wichtige Rolle spielt die Astrologie in der tibetischen Medizin. Darauf weist bereits der Name Men-Tsee-Khang (Tibeti­

Tierkreiszeichen

sches Medizinisches und Astrologisches Institut) hin, das in der nordindischen Exilhauptstadt Dharamsala das traditio­ nelle Heilwissen der Tibeter pflegt. Die ti­ betische Medizin sieht im menschlichen Körper das Abbild des Makrokosmos. Der Mensch besteht danach aus den drei Grundelementen Wind, Galle und Schleim. Wind symbolisiert Luft und Sau­ erstoff; Galle Feuer und Körperwärme; Schleim Wasser und Lymphe. Wenn sie im Einklang miteinander stehen, ist der Mensch gesund. Krankheit signalisiert ein zerstörtes Gleichgewicht, das es wieder­ herzustellen gilt. Ursache dafür sind die drei Grundübel Gier, Hass und Unwissen­ heit. Zu viel Gier sorgt für ein Übermaß an Wind, Hass für ein Übermaß an Galle; Unwissenheit für ein Übermaß an Schleim. Die Astrologie gibt wertvolle Auskünfte, wo die Schwächen eines Men­ schen liegen und wo er Unterstützung benötigt. In dem Sinne geht die tibetische Astrologie über eine reine Prognose hi­ naus und dient mehr als die anderen asia­ tischen Schulen auch dazu, psychische Muster und Prozesse des Individuums zu erkennen und zu dessen Heilung beizu­ tragen. Tierkreis

Das Band der zwölf Tierkreiszeichen ent­ lang der Ekliptik, auf der sich die Son­ ne, der Mond und die Planeten um die Er­ de bewegen. Der Tierkreis wird auch Zodiak genannt. Die Sternbilder, die sich auf der Ekliptik befinden, haben den Tier­ kreiszeichen ihre Namen gegeben, sind aber nicht mit diesen identisch ( tropi­ scher Tierkreis). Die Sternbilder haben oh­ nehin eine unterschiedliche Längenaus­ dehnung, während jedes Tierkreiszeichen

270’

.06

Der Tierkreis: Jedes Tierkreiszeichen umfasst 30 Grad. Außen sind die absoluten Grad­ zahlen des 360-Grad-Kreises eingetragen.

auf dem 360-Grad-Kreis einen Abschnitt von 30 Grad umfasst (siehe Abbildung). Man unterscheidet den tropischen vom siderischen Tierkreis. Mit Ersterem wird in der Regel in der westlichen Astrologie gearbeitet. Tierkreiszeichen

Die zwölf Zeichen des Widder "Y~ Stier (5 Zwillinge K Krebs ® Löwe Q Jungfrau HP

Tierkreises:

Waage — Skorpion TTJ, Schütze / Steinbock