Das finale Satzgefüge als Informationskomplex: Analysen aus der spanischen Literatursprache 9783111626406, 3484520434, 9783484520431

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Das finale Satzgefüge als Informationskomplex: Analysen aus der spanischen Literatursprache
 9783111626406, 3484520434, 9783484520431

Table of contents :
INHALTSÜBERSICHT
EINLEITUNG
DIE FORMTYPISCHEN MERKMALE DES FINALEN GEFÜGES
Die Konjunktionen
Modus und Tempus
DAS FINALE SATZGEFÜGE INNERHALB DER KAUSALEN SATZGRUPPE
DIE SINNTYPISCHEN MERKMALE DES FINALEN GEFÜGES
Die Art des Geschehens
Die Verschiebung zur Realitätsferne und die formale Kennzeichnung des übergeordneten Willens
Der Träger des Geschehens
Zusammenfassende Ergebnisse der Analyse sinntypischer Merkmale
VARIANTEN UND GRENZFÄLLE
Operationelle Gefügevarianten genereller Bedeutung
Merkmalsvarianten im Grenzfall
Deformation des Typus
SCHLUSSBEMERKUNGEN
Literaturverzeichnis

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B E I H E F T E ZUR Z E I T S C H R I F T FÜR R O M A N I S C H E P H I L O L O G I E B E G R Ü N D E T VON GUSTAV

GRÖBER

F O R T G E F Ü H R T VON WALTHER VON WARTBURG H E R A U S G E G E B E N VON K U R T Band 138

BALDINGER

ELISABETH R U D O L P H

Das finale Satzgefüge als Informationskomplex Analysen aus der spanischen Literatursprache

MAX NIEMEYER VERLAG T Ü B I N G E N ι 973

ISBN 3-484-52043-4 © Max Niemeyer Verlag Tübingen 1973 Alle Rechte vorbehalten. Printed in Germany

INHALTSÜBERSICHT

Einleitung

1

Aufgabenstellung Theoretische Grundlagen Methodische Grundlagen Wahl des Untersuchungsgegenstandes Anmerkungen zur Terminologie Die bisherige Forschung zum finalen Geftige

1 2 2 3 3 4

Die formtypischen Merkmale des finalen Gefüges

7

Allgemeines Die Herkunft der Finalsätze

7 8

Die Konjunktionen

12

QUE PORQUE PARA QUE Frequenztabelle Mit Substantiven gebildete Konjunktionen A QUE und COMO Korrelate im Obersatz

12 15 19 22 23 26 29

Modus und Tempus

31

Modus Tempus Imperativ

31 34 36

Die normale Zeitenfolge Frequenztabelle Abweichende Tempussetzung Wechsel von Vergangenheit zu Gegenwart Wechsel von Gegenwart zu Vergangenheit Zusammenfassung

38 41 42 44 48 51

V

Das finale Satzgefüge innerhalb der kausalen Satzgruppe

53

Die Leistung der einzelnen Satzgefüge Das eigentliche Kausalgefìige Das Konditionalgefiige Das Korçzessivgefiige Das Konsekutivgefiige Das Finalgefüge Die Reihenfolge der Glieder Der Bezug zur Wirklichkeit Analyse der Konkurrenzformen zum Finalgefüge Die Art des Geschehens Der Träger des Geschehens Zusammenfassung

54 54 55 56 57 58 59 60 61 63 67 69

Die sinntypischen Merkmale des finalen Gefüges

70

Situation und Kontext Das Satzgefügemuster - die Faktoren des äußeren Netzes Das Satzgefügemuster - die Faktoren des inneren Netzes Methodische Fragen bei der Analyse sinntypischer Merkmale

70 71 72 73

Die Art des Geschehens 1. Konkrete Handlungen und Vorgänge 2. Geistige-seelische Vorgänge 3. Zuständliches Kopibinationstypen aus Geschehensmerkmalen Frequenztabelle Belegnachweis für die charakteristischen Kombinationstypen Folgerungen aus der Analyse der Art des Geschehens

75 77 80 81 83 84 86 95

Die Verschiebung zur Realitätsferne und die formale Kennzeichnung des übergeordneten Willens 1. Der Wille des Handelnden 2. Der Wille des Befehlenden 3. Die Notwendigkeit Folgerungen und Frequenzen

97 99 100 102 105

Der Träger des Geschehens Der Haupttypus: Person im Hauptsatz / Person im Finalsatz Die Nebentypen: 1. Person im Hauptsatz / Sache im Finalsatz 2. Sache im Hauptsatz / Person oder Sache im Finalsatz a) indirekte Willens-Relation b) Voraussetzungs-Relation Frequenztabelle Belegnachweis für Nebentypen mit sachlichem Agens

107 108 110 110 113 114 114 117 117

VI

Folgerungen aus der Analyse der Träger des Geschehens Zusammenfassende Ergebnisse der Analyse sinntypischer Merkmale Informationsmodell Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes Sinnpositionen des inneren Netzes Folgerungen

121 .

.

.

.

121 122 123 124 126

Varianten und Grenzfalle

127

Operationelle Gefiigevarianten genereller Bedeutung Die Satzstellung Negation Subjekt-Gleichheit Infinite Haupthandlung

128 128 132 134 137

Merkmalsvarianten i m Grenzfall Die Grenze zum präpositionalen Objektsatz Mafiangabe als bestimmender Faktor

138 139 140

Deformation des Typus Ironie Erstaunliches Ergebnis einer Handlung Pathos

142 142 142 143

Schlußbemerkungen

145

Literaturverzeichnis

147

VII

EINLEITUNG

Aufgabenstellung Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist eine umfassende Bestandsaufnahme des finalen Satzgefüges in der spanischen Literatursprache. Die Komplexität des Satzgefüges zwingt zu einer Analyse des Beispielmaterials nach unterschiedlichen Aspekten. Die Wahl der Betrachtungsebenen steht in enger Beziehung zu den Fragen, auf die aus der Kombination der jeweiligen Befunde eine Antwort gesucht wird. Der Identifizierung des Gefüges dient die Ermittlung der formalen Merkmale - Konjunktion, Modus, Tempus. Da das semantisch-logische Beziehungsverhältnis nicht nur an die formalen Merkmale gebunden ist, sondern auch an inhaltliche, muß die Analyse die sachliche Information der Sätze mit erfassen. Die statistische Distribution des Belegmaterials nach zusammengefaßten Gegenstandsbereichen, denen die Aussagen zuzuordnen sind, ergibt sich aus der Analyse der Grundinformationen beider Sätze. Aus der Kombination der Merkmale von verschiedenen Betrachtungsebenen läßt sich Klarheit über den Informationskomplex gewinnen, der neben den Aussageelementen in seinen Gliedern eine zusätzliche Informationsqualität enthält, die nur durch den Prozeß der Verknüpfung zum Gefüge frei wird. Formale und inhaltliche Fragestellung gelten der Leistung des Gefüges im Normalfall. Die Variationen des Normalfalles bezogen auf Form und Inhalt sind als Typen unterschiedlicher Häufigkeit erfaßt. Aus den Antworten läßt sich das Satzgefügemuster in Kern und Randbedingungen beschreiben. Die verschiedenen Betrachtungsebenen zur Bestandsaufnahme und Analyse müssen jeweils das gesamte Beispielmaterial erfassen, weil es um Fragen genereller Gültigkeit geht. Zur Klärung von Einzelaspekten wie Beziehung zur Wirklichkeit, Stellung der Sätze, Konkurrenz zu anderen Aussageformen und Funktion operationeller Sondertypen sind Ausschnittsanalysen erforderlich.

1

Theoretische Grundlagen Die Auswahl der Texte, aus denen das Beispielmaterial für die Untersuchung gewonnen wurde, beruht auf Überlegungen hypothetischen Charakters. 1. Der Normalfall eines Satzgefüges läßt sich ermitteln aus einer großen Zahl von Beispielen aus allen Zeiten und Literaturgattungen, wenn bei ihnen die Gemeinsamkeiten von größerem Gewicht erscheinen als die Unterschiede. 2. Aus dem Normalfall läßt sich durch Analyse das Satzgefügemuster feststellen, dessen Geltung keinen Einschränkungen unterliegt. 3. Die Erkennbarkeit des Satzgefüges beruht auf der Unwandelbarkeit seines Musters. 4. Das Satzgefüge dient einem besonderen Kommunikationsbedürfnis, das unter analysierbaren Umständen wiederholt auftritt und von kulturhistorischen und literarischen Gegebenheiten nicht beeinflußt wird. Aus Gründen der Einheitlichkeit und wegen der besseren Vergleichsmöglichkeiten wurden nur Texte der spanischen Literatursprache herangezogen. Die Auswahl aus verschiedenen Literaturgattungen (Epos, Lehrgedicht, didaktische Prosa, Drama, Roman, moderne Wissenschaft) erschien dabei ebenso notwendig wie die Auswahl aus der gesamten Zeit der schriftlichen Überlieferung. Lyrische Werke wurden wegen ihrer die sprachliche Norm überdeckenden künstlerischen Zielsetzung nicht untersucht. Die Bestandsaufnahme bezieht sich auf eine Sammlung von rund 1700 Belegen aus Standardwerken der altspanischen und klassischen Zeit und aus moderner Prosa. Die Belege stammen zu je 30% aus dem Altspanischen und der klassischen Zeit und zu 40% aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Methodische Grundlagen Die Bestandsaufnahme, aus der sich die normale Leistung des Gefüges ablesen lassen soll, ist methodisch nicht linear an einen Ansatz zu binden. Bei den formtypischen Merkmalen ist die bei diachronischen Fragestellungen entwickelte Betrachtungsweise der traditionellen Sprachwissenschaft der Ausgangspunkt für die Darstellung des Konjunktionsbestandes. Allerdings ist es nicht das Ziel, eine lückenlose Entwicklungsreihe aufzuzeigen, sondern vielmehr die jeweilige Normalform in der statistischen Häufigkeit zu belegen. Bei der Betrachtung von Modus und Tempus sind grundsätzliche Überlegungen zur kausal-zeitlichen Verknüpfung anzustellen. Norm und Abweichungen in der Consecutio temporum sind aus der Funktion des Tempus der Hauptaussage gesehen. Historische Gesichtspunkte kommen zur Sprache, wenn ein Wandel zu verzeichnen ist, Gleichbleibendes wird nicht von Epoche zu Epoche belegt. Bei den sinntypischen Merkmalen wird in der Analyse des Informationsgehaltes der Äußerungskern im Hinblick auf die Frequenz semer kombinationsfähigen 2

Faktoren untersucht. Das Gefüge ist hier als Redeeinheit gesehen, beiden Teilen gebührt die gleiche Aufmerksamkeit, weil nur dann Kombinationsmerkmale feststellbar sind. Aus der Betrachtung der Rolle der Einzelerscheinungen läßt sich ableiten, fur welche Informationen das Satzgefüge geeignet erscheint und für welche Aussagearten es vorwiegend benutzt wird. Diachronische oder synchronische Fragestellungen spielen in diesem Teil der Arbeit keine Rolle, die Psychologie des Redenden wird ebenso wenig berücksichtigt wie das stilistische Vorhaben des Autors: im Mittelpunkt steht der Empfänger der Information, für den als Leser oder Hörer hinter den akustischen oder graphischen Zeichen das Bezeichnete hervortritt. Entscheidend ist der Kommunikationserfolg. Die Gruppierung nach dem Bezeichneten als dem Sinn ermöglicht trotz gelegentlicher Interpretationsschwierigkeiten die Feststellung der relativen Häufigkeit einer größeren Zahl von Aussagemustern, die im Rahmen des Satzgefügemusters liegen. Die Arbeit ist also methodisch als problemorientiert, nicht als systemorientiert zu bezeichnen.

Wahl des Untersuchungsgegenstandes Der Versuch, die Bestimmung eines Satzgefugemusters durch die Analyse des Informationsgehaltes der Sätze zu vervollständigen, ist nicht an ein bestimmtes Demonstrationsobjekt gebunden. Da aber die Untersuchung dem normalen Grundtypus des Gefüges gelten soll, empfiehlt sich ein möglichst einheitliches Gefüge, das im Idealfall möglichst wenige Varianten oder Abweichungen haben sollte, die eine Sonderinterpretation erfordern. Innerhalb der relativ klar umrissenen Gruppe kausaler Satzverbindungen hebt sich als besonders homogen, auch in formaler Hinsicht, das finale Gefuge hervor. Zwar gibt es formale Differenzierungen (Konjunktionen, Tempus, Satzstellung): sie sind aber weder reichhaltig noch zeigen sich aus ihnen entwickelte semantische Schattierungen wie in anderen Gefügen. Das hat den Vorteil, daß die Untersuchung des Informationskomplexes nicht durch vorgegebene Gliederungen belastet wird.

Anmerkungen zur Terminologie Zu den hier verwendeten Begriffen genügen einige Bemerkungen, da auf eine umfangreiche neue Nomenklatur verzichtet wird. Die Verwendung der Wörter „Information" und „Kommunikation" bedeutet nicht, daß diese Arbeit ein Beitrag zu Kommunikationswissenschaft oder Informationstheorie sei. Der „Inhalt der Information" bezeichnet hier die von allen subjektiven Zutaten entblößte Mitteilung über Fakten und Sachverhalte, die in jedem Hörer eine Kenntnis erzeugt und die unabhängig ist von Wert oder Geltung des Gesagten, wie sie aus formalen Aspekten der Äußerung, aus Sprachbildern oder der In3

tonation hervorgehen, und ebenso unabhängig von den subjektiv im einzelnen Hörer entstehenden Assoziationen. Der „Hörer" ist hier generell jeder beliebige Hörer oder Leser des betreffenden Textes, im speziellen Fall ist es der Verfasser der Arbeit. Die nicht vollständige Kongruenz von Gemeintem beim Sprecher und Verstandenem beim Hörer soll nicht ignoriert werden, aber die schon aus kommunikativen Erwägungen zu postulierende relative Übereinstimmung in den Auffassungen verschiedener Hörer wird bei konkreten Sachverhalten, um die es in finalen Gefugen überwiegend geht, zu einer fast absoluten. Zur Kontrolle der eigenen Interpretation wurden möglichst häufig fremde Übersetzungen herangezogen. Der Ausdruck „Typ", auch in Verbindung mit näheren Bestimmungen, ist hier die Bezeichnung für eine durch Analyse empirisch als zusammengehörig festgestellte Gruppe mit gleichen Merkmalen, unabhängig von Größe der Gruppe oder Art der Merkmale. „Typ" bezeichnet nicht die Position in einem hierarchischen System. Mit „Muster" ist der in einer Sprachgemeinschaft übliche Rahmen für Äußerungen gemeint, der Positionen für Faktoren unterschiedlichen Gewichtes und Umfanges enthält. Da ein Muster kein Idealbild mit festen Bedingungen ist, läßt sich Klarheit über seine Faktoren nur durch empirische Untersuchung gewinnen.

Die bisherige Forschung zum finalen Gefüge In inhaltlicher Einheitlichkeit und formaler Einfachheit des finalen Gefüges läßt sich ein Grund dafür sehen, daß es die Aufmerksamkeit der Syntaktiker bisher kaum gewinnen konnte. Hierin unterscheidet es sich besonders von der hypothetischen Periode, für die sich die Forschung immer wieder interessierte1, und auch vom Modalsatz, dem seit Tobler mehrfach Untersuchungen und Diskussionen galten 2 . Von den Fragen nach Form und Inhalt, die sich bei jeder Auseinandersetzung mit Satzgefügen stellen, werden meist die formalen Aspekte vorrangig behandelt. Der Inhalt wird als semantisch an die Konjunktion gebundenes Beziehungsverhältnis der Aussagen aufgefaßt und am Anfang der Darstellung in definitorischer Kürze erläutert. Bei den Finalsätzen findet sich neben der knappen Nominaldefinition wie „Der Finalsatz gibt Zweck und Absicht an" 3 auch eine den Hauptsatz einbeziehende Formulierung4 wie in der Grammatik der spanischen Akademie (p. 348): ,4as oraciones f i n a l e s . . . expresan el fin o la intención con que se ejecuta lo que se afirma en la oración principal". 1 Ausführliche Zusammenstellung dazu bei Mendeloff, Conditional Sentence 1-23. 2 vgl. die kritische Auseinandersetzung mit diesen Meinungen bei Stempel 111-117 3 Kühner-Stegmann § 186, Ernout-Thomas 342, Bello 284, Cejador y Frauca 422, Menéndez Pidal § 197 4 Sandfeld 400, Busse 1, Waard 79, Schultz § 28, Gili y Gaya 268, Duden 520 § 1086.

4

In umfangreichen syntaktischen Werken (Brunot, Lerch, Ettmayer, Gamillscheg) sind Definitionen und allgemeine Aussagen über eine Satzart von der Gesamtkonzeption des Autors bestimmt. Brunot gruppiert die sprachlichen Phänomene konsequent nach Gesichtspunkten der inneren Logik und lehnt fur Nebensätze programmatisch eine formale Klassifizierung ab 5 . Die enge Beziehung des Finalen zum Konsekutiven und Kausalen erläutert er in didaktischer Fassung an treffenden Beipielen (843,844). Lerch stellt den kausalen Zusammenhang in den Vordergrund, wenn er sagt, (II, 120): „Logisch betrachtet sind die Finalsätze eine Unterart der Kausalsätze: wenn ein Tun in einer bestimmten Absicht geschieht, so bildet diese Absicht eben den Grund für das Tun". Ettmayer faßt Kausales, Finales und Konsekutives als „Die suggestive Satzgruppe" (182 ff.) zusammen und beschreibt dort die Finalität (187): „Abgesehen von Spannungs- und Affektmomenten, die jeden Willensakt begleiten, muß eine Erwartungsvorstellung und eine Handlungsvorstellung in ihr (der Finalität) enthalten sein. Die finale Erwartungsvorstellung nennen wir gewöhnlich „den Zweck". Der Zweck ist eine Vorstellung, welche durch eine Erwartung ausgelöst wird, wie sie jeder Triebhandlung zugrundeliegt, und welche als die eigentliche Quelle des Willens gelten kann. Diese ist selbst noch keine Vorstellung, kann aber eine solche mit Hilfe der Erfahrung nach sich ziehen". Gesondert davon behandelt Ettmayer „Die finale Satzgruppe" (194 ff.), in der es um voluntative Explikativsätze, finale Beziehungssätze, voluntative Objektsätze, finale Modalsätze, finale Konsekutivsätze, finale Temporalsätze und finale Vergleichssätze geht. Dementsprechend erläutert er (194): „Die finale Satzgruppe umfaßt alle Verbindungen zweier Sätze, in denen Willenshandlung und Willenszweck zu getrenntem Ausdruck kommen. Sie umfaßt daher die verschiedensten Satzverbindungen unter dem Gesichtswinkel der Finalität". Gamillscheg vergleicht die Finalität im Satz und im Satzgefüge (710): „Der Finalsatz ist die nach Subjekt und Prädikat gegliederte Zweckbestimmung des einfachen Satzes, vgl. Π l'a fait pour la gloire de son pays neben il l'a fait pour que son pays soit estimé". Er definiert abgrenzend (711): „Der Finalsatz ist also Ausdruck eines Willens oder Wunsches, der aber nicht unmittelbar, sondern in Abhängigkeit von einer vorausgehenden Handlung dargestellt w i r d . . . . Im Gegensatz zum echten Konsekutivsatz, zum Temporalsatz, zu dem Kausalsatz der nachträglichen Begründung usf. ist der Finalsatz psychisch nicht selbständig". Während sich solche den Satzinhalt betreffenden Äußerungen nur in großen syntaktischen Werken finden6, enthalten alle, übrigens meist recht kurzen Darstel5

Brunot 28: „Tout l'effort d'analyse doit porter moins sur des classifications formelles que sur l'intelligence exacte du rôle joué par les éléments de la phrase". 6 Mit einigen dieser Syntaktikeraussagen setzt sich Wunderli 530 kritisch auseinander. Wie er besonders unterstreicht, sind es nicht die „Aspekte von Ursache und Wirkung, die als wesentliche Polarität in den Blick treten, sondern diejenigen von Zweck und Mittel zum Zweck, Ziel und Mittel zur Erreichung dieses Zieles". Mit solchem Hinweis wir der Blick wieder vom kausalen zum finalen Aspekt zurückgewendet, definitorisch ist aber nichts Neues gesagt.

5

lungen eine Beschreibung der formalen Kennzeichen. Verschiedentlich wird auf die Ähnlichkeit des Finalsatzes mit anderen Satzarten hingewiesen7, seltener kommt die Tempusgebung und die Stellung des Finalsatzes im Gefüge zur Sprache 8 . Die Herleitung der Finalsätze aus dem Lateinischen wird zusammen mit der Etymologie der Konjunktion „que" behandelt 9 . In lateinischen Grammatiken finden sich Vermutungen über parataktische und hypotaktische Vorstufen des Finalsatzes 10 . Auch sonst enthalten Darstellungen allgemein sprachlicher Vorgänge bei der Entwicklung der Hypotaxe aus der Parataxe gelegentlich den Finalsatz als Beispiel11. Die neueren Forschungen von Herman und Stempel zur Entstehungsgeschichte der hypotaktischen Konjunktionen behandeln eingehend auch das Spätlateinische und bringen zusammenfassende Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Theorien zur Herkunft des romanischen „que" 1 2 . Uneinheitlich ist die Behandlung von Sätzen mit finaler Konjunktion nach einer Maßangabe im Hauptsatz. Sie werden nur selten als Finalsätze aufgefaßt 13 , öfter als Konsekutivsätze14, wenn sie überhaupt beachtet werden. Ähnlich verhält es sich mit präpositionalen Objektsätzen 15 , die allerdings außer der formalen Übereinstimmung auch inhaltlich eine große Nähe zum Finalsatz aufweisen.

7

8 9 10 11 12 13 14 15

Kausalsätze: Diez III 353, Meyer-Lübke III § 589, Brunot 803/04, 844, Busse 2, Lerch II 69,120, Waard 8, Sandfeld II 330, 404, Herman 52, 56, Stempel 186 Konsekutivsätze: Brunot 843, Ettmayer 189, Waard 79, Schultz § 30, Gamillscheg 708, 710, Herman 142 Objektsätze: Sandfeld II 33/34, 401, Herman 142. zur Tempusgebung: Ettmayer 201, Cejador y Frauca 425, Akademiegramattik 348, zur Stellung des Finalsatzes: Busse 72/73, Lerch II 126 Anm. Meyer-Lübke III, 640, Sneyders de Vogel 318/19, Busse 3, Lerch II 121, Ettmayer 196 Anm., Gamillscheg 711 Kühner-Stegmann § 184, Leumann-Hofmann-Szantyr 631, 642, Ernout-Thomas 291 Lenz 520, Bally 93/94 vgl. im einzelnen Herman 126 ff., Stempel 385 ff. Sandfeld II 403, Busse 8/9 sieht in ihnen determinierende Sätze Lerch II 395/96, Deutschbein 51, Duden 520 Sandfeld II 33/34 und 401

6

DIE FORMTYPISCHEN MERKMALE DES FINALEN GEFÜGES

Allgemeines Am Anfang der Bestandsaufnahme muß die Beschreibung der formtypischen Merkmale stehen, ist in ihnen doch eine Art Erkennungsmarke zur Identifizierung des Gefüges zu sehen. Vollständigen Aufschluß über den Beziehungsgehalt geben sie allerdings nicht, denn dieser ist nicht an das eine oder andere isolierte Merkmal gebunden. Und auch aus der Kombination der formtypischen Merkmale läßt sich eine sinnvolle Information nur entnehmen, wenn die für das Satzgefüge erforderlichen sinntypischen Merkmale gegeben sind. Ziel der hier vorgenommenen Analysen ist eine Beschreibung des Grundtypus für das finale Gefüge im Spanischen. Die hauptsächlichen formtypischen Merkmale -Konjunktion und Konjunktiv— sind im Finalsatz zu finden. Für eine Betrachtung der Tempusgebung muß auch der Obersatz des Gefüges mit herangezogen werden. Prinzipiell kann jeder beliebige Satz — neben Hauptsätzen auch alle Nebensätze — einem Finalsatz übergeordnet werden. Allerdings muß dieser Obersatz einigen nicht formalen Anforderungen genügen, die erst bei der Beschreibung der sinntypischen Merkmale zur Sprache kommen. Die doppelte Kennzeichnung durch einleitende Konjunktion und Konjunktiv des Verbs stellt das finale Gefüge in Gegensatz zu den verwandten Satzarten und läßt zugleich ein konservatives Element erkennen. Das spanische Finalgefuge ist eine konsequente Fortsetzung des lateinischen Finalgefüges. Der Konjunktiv wurde mit unveränderter Tempusgebung beibehalten; eine dem Deutschen vergleichbare und auch im Französischen in Ansätzen vorhandene Tendenz zur Aufgabe dieses Konjunktivs ist nirgend feststellbar. Der Konjunktiv läßt sich im Spanischen sogar als primäres Kombinationsmerkmal der Finalität ansehen, ist er doch auch der Ausdruck eines finalen Nebensinnes zum Beispiel in einem Konsekutivsatz. In engem Zusammenhang mit dieser Priorität des Konjunktivs steht die geringe Vielfalt der Ausbildung von Konjunktionen 1 , die wieder als Tradition aus dem Lateinischen aufgefaßt werden kann. In der Setzung eines Korrelats im Obersatz allerdings setzt sich die lateinische Tradition nicht ungebrochen fort. Zwar ist ein Korrelat auch heute noch ohne weiteres möglich, im Normalfall wird aber das korrelatlose 1

Brunot 852: „C'est un des rares cas où le subjonctif garde une valeur véritable pour l'expression d'un rapport. Il marque la finalité . . . Peut-être est-ce là ce qui explique le développement médiocre des outils de liaison. Le mode est toujours demeuré l'instrument essentiel".

7

Finalgefuge angewendet. Es gibt nur eine eigene, im Spanischen entwickelte finale Konjunktion - PARA QUE -, die sich als häufigste in der Anwendung durchgesetzt hat. Eine zweite, rein finale Konjunktion - A FIN DE QUE - ließ sich in den hier durchgesehenen Texten erst vom 19. Jahrhundert an belegen. Sie ist sehr selten, wird von vielen Schriftstellern ganz gemieden und wirkt wie eine Lehnübersetzung aus dem Französischen oder Italienischen, wo sich parallele Konjunktionen schon früh nachweisen lassen 2 . Außerdem wird das überwiegend kausale PORQUE und gelegentlich COMO und A QUE als finale Konjunktion benutzt.

Die Herkunft der Finalsätze Trotz der offenbaren Parallelen zum Lateinischen wurden die romanischen Finalsätze nicht stets als direkte Fortsetzung der lateinischen Finalsätze aufgefaßt. Toblers Aufsatz über die Modalsätze3 hatte eine anhaltende Wirkung. Die geringe Zahl von Konjunktionen, die sich unmittelbar an klassisch-lateinische Vorbilder anschließen ließen, und das Vorherrschen der Parataxe in den frühen Heldenepen unterstützten die aus dem Geschichtsbild des 19. Jahrhunderts zu verstehende Auffassung, die mittelalterlichen Sprachen befänden sich in einem primitiven Sprachzustand, der, wie Schultz 4 in der Beschreibung des „primitiv-modalen Satzgefüges des bloßen Nebenumstandes" sagt, noch nicht logisch zergliedere, sondern zwei Gedankeninhalte nur nebeneinandersetze und mit der Generalkonjunktion „que" eine unbestimmt gelassene Beziehung andeute. Erst die neueren Forschungen von Stempel und Herman haben gezeigt, daß auch die sogenannten neu gebildeten Konjunktionen des Romanischen in einer über die Brücke des Spätlateinischen nachweisbaren Kontinuität stehen, die sich gerade auf die Bildungsweise bezieht. Das System der spätlateinischen Konjunktionsbildungen ist das Muster der romanischen Konjunktionen der Hypotaxe, auch wenn dieses oder jenes Etymon nicht zu belegen sein mag. Andererseits ist das Vorherrschen der Parataxe in den mittelalterlichen Epen weniger Ausdruck der mittelalterlichen Denkweise als vielmehr des epischen Stils. Der epische Stil ist weder an eine bestimmte Zeit gebunden, noch an eine bestimmte Kultur- oder Sprachstufe eines Volkes. Dies ist z.B. in der von Stempel (94/95) belegten Ähnlichkeit der Verteilung von Parataxe und Hypotaxe in der Aeneis und im Rolandslied erkennbar. Auffallend ist auch die stilistische Parallele von altfranzösischer Chanson de Geste und Bibel, auf die Stempel in anderem Zusammenhang eingeht (375 ff.). Wie er mehrfach betont (92f, 123) darf man das Vorherrschen der Parataxe im epischen Stil nicht auf ein „Unvermögen, gedankliche Beziehungen grammatisch zu formen", zurückfuhren, sondern 2 3 4

Busse 12 ff., Lerch II 132, Waard 87/88 Tobler, Vermischte Beiträge II, 112-123 Schultz § 3

8

muß auch in dem romanisch schreibenden mittelalterlichen Autor den „Schöpfer einer literarischen, auf Wirkung berechneten Darstellung" sehen. Nach diesen mehr die Satzunterordnung allgemein betreffenden Erörterungen ist nun die Frage zu stellen, ob die Herleitung der Finalsätze mit ihrem stark konservativen Gepräge nicht viel einfacher sei. Die Meinungen der Syntaktiker sind hier allerdings recht uneinheitlich 5 . Ettmayer (196 Anm.) und Lerch (II, 121) vermuten zunächst, Finalsätze seien im allgemeinen im Altromanischen wenig beliebt und selten gewesen. Und auch noch im Altfranzösischen wird die Seltenheit von Finalkonstruktionen bemerkenswert gefunden (Stempel 99 mit Literaturangaben). Lerch erwägt eine volkssprachliche Herkunft (II, 124 ff.), für die eine Ellipse angenommen werden müsse, bei der der Finalsatz als von einem unausgesprochenen „weil er will" o.ä. abhängig erklärt wird; er bringt dazu Beispiele für finales „daß" aus der Kindersprache mit der Einschränkung, daß man nicht wissen könne, ob es sich um ein selbständig hervorgebrachtes oder nur von den Erwachsenen übernommenes „daß" handele. Er entscheidet sich dann doch für die Erklärung, nach der das altfranzösische QUE in Nachahmung des lateinischen UT von lateinkundigen Autoren eingeführt worden sei, wobei die volkstümliche Ausdrucksweise diejenige ohne QUE gewesen wäre. Ettmayer dagegen betont, daß die lateinischen UT-finale-Sätze an der Entstehung der französischen Finalsätze am wenigsten beteiligt gewesen seien (199). Er nennt drei Quellen: 1. die finalen Infinitive, die in ein Finitum umgesetzt wurden; 2. die aus dem Acl hervorgegangenen quod-Sätze nach den Verben des Wollens; 3. die neu aufkommenden modalen quod-Sätze, die vor allem das ut-finale absorbierten. Die Kontinuität des finalen Gedankens sieht Ettmayer (196) in der Ausbreitung der finalen Infinitive parallel zum Seltenerwerden der Finalsätze im Spätlateinischen. Weniger einleuchtend als diese Überlegungen ist der Versuch, eine „Entwicklung vom nur-modalen zum logisch gegliederten Satzgefüge" darzustellen, wie ihn Hans Schultz für das Altspanische in Anlehnung an eine ähnliche Untersuchung für das Französische von Heinrichs6 unternimmt. Schultz leitet Konsekutiv- und Finalgefüge vom Modalgefüge her und sieht auch in Kausal- und Adversativsätzen enge Bindungen an die Modalsätze. Nun soll weder das Vorkommen von Modalsätzen im Altspanischen bestritten werden - sie wurden ja bereits für das Spätlateinische festgestellt (Ettmayer 228) -, noch soll angezweifelt werden, daß im frühen Stadium der Sprache die grammatisch noch nicht ausschließlich auf eine Satzart festgelegten Konjunktionen den Anschein von Übergängen zwischen den Nebensätzen erweckten. Dies bedeutet aber nicht, daß eine Entwicklung stattgefunden habe im Sinne einer zeitlichen Folge von zunächst nur modalen zu später auftre5

6

Zum großen Teil beziehen sich die Äußerungen der Syntaktiker nur auf das Französische. Wegen der großen und allgemein anerkannten Ähnlichkeit der syntaktischen Entwicklung in allen romanischen Sprachen müssen aber grundsätzliche Überlegungen als auch für das Spanische geltend angesehen werden. B. Heinrichs, Die Modalsätze im Französischen, Diss. Göttingen, 1903

9

tenden Konsekutiv-, Final- und Kausaigefugen, wie die Darstellung von Schultz es suggeriert, ohne daß die Belege seine Meinung unterstützten 7 . Besonders ungünstig wirkt es, daß Schultz die Finalgefuge im Altspanischen „modal-finale Satzgefüge" nennt, nur weil sie mit einfachem „que" eingeleitet sind. Dies zeigt eine Verkennung der Stärke des finalen Konjunktivs und auch eine Unsicherheit gegenüber den Satzgefügemustern: ein Nebenumstand kann nicht zugleich auch als Ziel, Zweck, Absicht aufgefaßt werden. Daß man die Frage der Entwicklung auch anders sehen kann, zeigt Gamillscheg, der in der Beschreibung der Modalsätze (737/38) für das „bloß verbindende que" verschiedene Herkunftsmöglichkeiten - kausal, konsekutiv, temporal - nennt und dazu sagt: „que verliert im Lauf der Entwicklung jede eigene Funktion und verbindet zwei Aussagen, die ohne gegenseitige Abhängigkeit nebeneinander vor sich gehen oder sich gegenseitig erklären". Bezeichnenderweise ist von Gamillscheg eine finale Herkunftsmöglichkeit nicht erwogen worden. Die Darstellung von Schultz ist also nur zu verstehen aus einer vorgefaßten Meinung, die zu ignorieren geneigt ist, was in das Konzept nicht hineinpaßt. Stempel 114 nennt dies die „Faszination des modalen que", die dazu geführt habe, auch funktional definierte Verbindungen auf eine modale Grundbedeutung zu reduzieren. Ganz gleich, welcher Hypothese der sprachlichen Entwicklung man den Vorzug geben will, eines ist festzuhalten: das Nebeneinander gleicher sprachlicher Inhalte einmal in modaler Fassung, einmal in einem Gefuge der kausalen Satzgruppe läßt auf enge Verwandtschaft schließen, wenn auch nicht unbedingt im Sinne einer Evolution. Vielleicht hat sich die Entwicklung, wenigstens soweit sie die Finalsätze betrifft, auch schon viel früher abgespielt, nämlich bereits in den Anfängen des Lateinischen. Neben der herkömmlichen Auffassung, die das final-konsekutive UT aus dem fragenden und ausrufenden UT herleitet, wird jetzt eine Arbeit von Leumann genannt, in der das noch ungeschiedene final-konsekutive UT auf das modale UT zurückgeführt wird, wobei die Absicht nur durch den Modus ausgedrückt werde 8 . Ganz ähnlich stellt sich bereits Ettmayer die Entwicklung im vorhistorischen Lateinischen vor, wie er in einer Anmerkung bei der Darstellung der Modalsätze (143-56) ausführt. Das Problem der bisher genannten Versuche einer Darstellung der Herkunft des Finalgefüges wie der anderer Satzgefüge liegt darin, daß wegen des Fehlens einer kontinuierlichen schriftlichen Überlieferung vom Lateinischen zu den romanischen Sprachen isolierte Einzelbeobachtungen mit Hypothesen und Vermutungen verbunden werden mußten. So haben erst die Untersuchungen von Stempel und Herman 7

8

Bereits im Cid liegen Konsekutiv-, Final- und Kausalgefiige inhaltlich wie formal voll ausgebildet vor, vgl. Menéndez Pidal, Cid-Grammatik § 146, 180, 196, 197. Danach stehen im Cid nebeneinander: kausales que und por que, pues que, despues que, ebenso finales que und que mit den Korrelaten por esso, por esto, por tal im Hauptsatz: das konsekutive que folgt auf die Korrelate tan, atan, tal, assi, de tal modo, de guisa. Leumann-Hofmann-Szantyr 631

10

-siebzig Jahre nach Tobler- nachgewiesen, daß das Konjunktionssystem der Hypotaxe in den romanischen Sprachen nicht neu erfunden, sondern bereits im Spätlateinischen ausgebildet wurde. Besonders das für das Romanische typische und vom klassischen Lateinischen abweichende Muster der Konjunktionsbildung mit QUE trat schon im Spätlateinischen auf. Bei diesem neuen Typ wurden die zwei Grundfunktionen analytisch ausgegliedert: das erste Element drückt die Art der Beziehung der Inhalte von Hauptsatz und Gliedsatz aus, das zweite zeigt die Tatsache der Unterordnung des Konjunktionalsatzes an und ist reiner Gliedsatzexponent (Stempel 390). Andererseits hat das im frühen Romanischen so häufige einfache QUE das wesentliche Hauptcharakteristikum des vulgärlateinischen QUOD geerbt: es ist sozusagen abstraktes Zeichen der Unterordnung, zeigt die enge logische Verbindung zwischen zwei Sätzen an und kann daher je nach der Struktur des Kontextes fast jede Unterordnungskategorie repräsentieren (Herman 143). Der Hinweis „selon la structure du contexte", den Herman ähnlich (70) auch für das spätlateinische QUOD gibt, deutet daraufhin, daß die Verschiedenheit der Satzgefügemuster über den semantischen Wert von QUOD oder QUE im konkreten Fall entscheidet. Diese neuen Forschungen, die über die Geschichte der Konjunktionen in der für die Frage der Herkunft der Satzarten kritischen Zeit des Überganges vom Lateinischen zum Romanischen Auskunft geben, lassen keinen Zweifel an der ununterbrochenen Kontinuität der Satzgefüge. Die klassisch-lateinischen Konjunktionen, die als Etymon für romanische Konjunktionen nicht in Frage kommen, gingen nicht etwa unter, wie man lange Zeit meinte, weil kein Bedarf vorhanden war, die mit ihnen gekennzeichneten Satzarten zu benutzen, sondern in einem allmählichen Prozeß, der sich über längere Zeit hinzog, wurden die Konjunktionen innerhalb der stets weiter verwendeten Satzgefüge verändert, ausgetauscht, ergänzt, erweitert und umgewandelt. Bei Herman und Stempel läßt sich nachlesen, wie sich auch die Prinzipien der Konjunktionsbildung änderten, einiges aufgegeben, anderes bevorzugt wurde, und wie in der Verteilung der Typen regionale Unterschiede deutlich werden. Die Frage der Herkunft der Finalsätze, um die es in dieser Arbeit geht, scheint nun nicht mehr strittig. Sie sind trotz der Aufgabe des lateinischen UT tatsächlich eine direkte Fortsetzung der lateinischen Finalsätze. Die zu ihrer Einleitung verwendeten Konjunktionen, die als Wörter ihre eigene Geschichte haben, sind prinzipiell nicht auf den Ausdruck nur dieser einen Beziehung festgelegt. Gerade der Konjunktiv als unwandelbares Merkmal der Finalitäf kann die Aufnahme von Konjunktionen aus anderen Satzgefügen erleichtern. Allerdings scheinen sich die semantischen Veränderungen der Konjunktionen meist in den Grenzen bestimmter Bedeutungsfelder zu halten.

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Die Konjunktionen Die zur Einleitung von Finalsätzen verwendeten Konjunktionen sind im Spanischen nicht sehr zahlreich. Im wesentlichen wird das Bild durch drei Konjunktionen bestimmt: QUE 12. bis 14. Jahrhundert, PORQUE 13. bis 17. Jahrhundert, PARA QUE 14. Jahrhundert bis heute. In den nicht genannten Jahrhunderten liegt der Anteil der betreffenden Konjunktion an der Gesamtzahl durchschnittlich unter 10%, oder sie war noch gar nicht in Gebrauch. Es gibt daneben eine Reihe von anderen Konjunktionen, die teilweise aus ihren Bildungselementen oder ihrer Verwendung in anderen Satzarten einen zusätzlichen semantischen Wert haben. Sie sind aber sehr selten (die durchschnittliche Frequenz liegt bei 5%) und haben daher im ganzen keine große Bedeutung, so interessant sie im Einzelfall sein mögen. Die Hauptkonjunktionen, die alle drei bis heute in Gebrauch sind, werden im folgenden kurz mit ihrer Geschichte vorgeführt; bei der mehr enumerativen Darstellung der übrigen Konjunktionen können nur gelegentlich historische Hinweise gegeben werden.

QUE Im 12. und 13. Jahrhundert wird fast ausschließlich die Konjunktion QUE verwendet. Vom 14. Jahrhundert an sinkt ihr Anteil im Verhältnis zur Verwendung anderer Konjunktionen anfangs schnell, dann langsamer, bis im 17. Jahrhundert der auch im Neuspanischen zutreffende Stand erreicht ist, der bei einer Frequenz von unter 5% keine zuverlässigen Mengenaussagen mehr zuläßt. Heute kommt QUE nur noch gelegentlich in finalen Gefügen nach einem Imperativ vor. In etymologischer Hinsicht unterscheidet sich das finale QUE nicht von dem in anderen Gefügen verwendeten QUE, bei dessen formal-phonetischer Herleitung die Forschung vor Probleme gestellt wurde, die die Auffindung eines einheitlichen, alle Funktionen umfassenden Etymons erschwerten. Eine Zusammenstellung und Diskussion der verschiedenen Theorien gibt Herman 125-28. Ungeachtet der etymologischen Schwierigkeiten zeigt das frühromanische QUE in allen seinen Funktionen eine die Kontinuität bestätigende Übereinstimmung mit dem spätlateinischen QUOD (Stempel 454, Herman 143 f.). Funktional setzt auch das finale QUE im Altspanischen das spätlateinische QUOD finale fort (Herman 107), das seinerseits das klassisch lateinische UT finale ersetzt hatte, wobei Verwechslungen mit lateinischem QUO finale nicht ausgeschlossen sind (Herman 51/52). Die Ausdehnung von kausaler zu finaler Verwendung des spätlateinischen QUOD wird von Herman mit der psychologischen Nähe der beiden 12

Unterordnungskategorien erklärt 9 , die durch formale Analogien bei der Korrelatsetzung zusätzlich unterstützt wurde. In der Epoche des häufigsten Vorkommens, der frühen altspanischen Zeit, zeigte die Verwendung von QUE keine Besonderheiten: Cid 168: yo iré convusco, QUE adugamos los marcos, „ich werde mit euch gehen, damit wir das Geld herbringen" Alexandre 895 a-b: A cabo de pocos dias el rrey fue guarido ixio QUE lo vjdiesien de sus armas guarnjdo „Nach wenigen Tagen war der König geheilt; er ging hinaus, damit sie ihn im Schmuck seiner Waffen sahen".

Die grundsätzlichen Charakteristika des finalen Gefüges liegen hier vor: der Finalsatz enthält die Vorstellung eines möglichen Geschehens, das kausal und zeitlich einem anderen Geschehen nachgeordnet ist. Das erste Geschehen ist zielgerichtet auf die Auslösung des zweiten, für dessen Eintreten es die Voraussetzung schafft. Für die Zeit des Seltenerwerdens ist die Frage zu stellen, ob sich gegenüber dem anfänglich uniimitierten Gebrauch von QUE nun besondere Umstände bei der Anwendung erkennen lassen. Im 14. Jahrhundert zeigen sich erstmals Unterschiede von einem Autor zum anderen. Während Don Juan Manuel im Conde Lucapor kein finales QUE mehr verwendet, fangen im Libro de buen amor noch ein Drittel der Finalsätze mit QUE an. Fast die Hälfte davon steht nach einem Imperativ, während sonst im Libro de buen amor Finalsätze nach Imperativen ganz selten sind. In der Verteilung auf Rede und Bericht dagegen zeigen sich keine Unterschiede zwischen den Gefugen mit QUE und denen mit anderen Konjunktionen (in beiden Fällen steht über die Hälfte in direkter Rede). Libro de buen amor 3 9 6 : Tu le ruyes a la oreja e dásle mal consejo, QUE faga to mandado e siga tu trebejo. „Du flüsterst ihr ins Ohr und gibst ihr schlechten Rat, damit sie dir gehorcht und folgt". Libro de buen amor 1 1 9 5 : Guardada, QUE non fuya, que todo el mundo enarta; „Bewacht sie, damit sie nicht flieht, denn sie betrügt alle Welt".

Auch im 15. und 16. Jahrhundert sind wieder ähnliche Unterschiede im Autorenverhalten zu konstatieren. Bei Luis de León, La perfecta casada gibt es kein finales 9

Herman 5 2 : „Le but d'une action peut apparaître dans la conscience du sujet parlant comme la cause subjective de cette action, comme un élément de l'état d'âme ou du raisonnement qui a servi de point de départ à l'action en question". Umfang und Grenzen der Verwandtschaft zwischen Kausal- und Finalgefüge kommen später ausführlich zur Sprache.

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QUE, in der Celestina und im Lazarillo de Tormes kommt QUE noch in rund 10% der Fälle vor. Die wenigen Belege sind uneinheitlich, neben solchen, die zum Relativsatz oder zum Wunschsatz tendieren, gibt es ganz einfache, eindeutig finale: Celestina 87: Las piedras parece que se apartan, y me hacen lugar Q U E pase. Hartmann/Fries 69: „Mir wars, als rollten die Steine beiseite, um mich vorbeizulassen".

Mit dem 17. Jahrhundert ist etwa der Zustand des Neuspanischen erreicht. Wegen des nur vereinzelten Vorkommens lassen sich auch keine Unterschiede im Verhalten der Autoren erkennen. In der Prosa zu Beginn des 17. Jahrhunderts kommt QUE noch in einer der altspanischen Anwendung vergleichbaren vor: Alemán, Guzmán de Alfarache I pte., I 8 (67): Con esto despacharon a Zaragoza QUE se averiguara la verdad y supiera su nacimiento; „Daraufhin schickten sie nach Zaragoza, damit die Wahrheit festgestellt und seine Herkunft in Erfahrung gebracht wurde".

Sonst läßt sich die Tendenz erkennen, einfaches QUE im Neuspanischen eher in direkter Rede nach einem Imperativ zu setzen, wie dies auch aus dem Französischen bekannt ist 10 , ohne daß ein Imperativ ein solches QUE allerdings erfordert: Valle-Inclán, La corte de los milagros 145: Bébé tú, Q U E bebe ése, y a darlo todo por acabado. „Trink du, damit dieser trinkt, und dann Schluß damit".

Zuweilen entsteht dabei der Eindruck, durch die Zeichensetzung unterstützt, daß der Finalsatz sich zum unabhängigen Wunschsatz zu verselbständigen im Begriff steht: Blasco Ibáñez, Entre naranjos 35: - Bernarda, cuida del chico; Q U E no estudie tanto. „Bernarda, pa£> auf den Jungen auf, daß er nicht so viel lernt".

Dennoch kann man auch im 20. Jahrhundert einfaches QUE in erzählenden Textpartien finden: Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 48: Para la carrera de leyes don Cástulo resumía las lecciones de cada asignatura en sendas sinopsis, que luego de bien examinadas y meditadas por doña Micaela se las daban a Urbano Q U E las estudiase, „Für das Jurastudium faßte Don Castulo die Vorlesungen jedes Faches in Auszügen zusammen, die nach Doña Micaelas eingehender Prüfung an Urbano zum Lernen gingen".

Unabhängig von der Bindung an eine bestimmte zeitliche Epoche ist die Verbindung eines finalen Infinitivs mit einem durch QUE eingeleiteten Finalsatz11 :

10 Lerch II, 122-23, Gamillscheg 711. 11 ebenso auch: Cid 1284-86, 3397-3400; Lazarillo de Tormes 62; Alemán, Guzmán de Alfarache I pte, III 2 (87); Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 45; Unamuno, Tres novelas ejemplares 30. Belege für die französische Parallele „pour . . . et q u e " bringt Sandfeld 399. - Dieser T y p

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Valera, Pepita Jiménez 92: Yo me levanté de la silla PARA hablar con ella de pié y QUE la visita fuera corta. „Ich erhob mich vom Stuhl, um stehend mit ihr zu sprechen und damit der Besuch kurz war".

Die Handlung des Hauptsatzes ist in diesen Fällen auf ein doppeltes Ziel gerichtet. Der bei Subjektgleichheit übliche Infinitiv bildet den Anfang der Nebenaussage, der mit QUE angeschlossene Satz beschließt sie. Die Infinitivpräposition ist hierbei als ausreichendes Steuerwort für beide Teile der finalen Aussage anzusehen.

PORQUE Die ersten Belege für die Konjunktion PORQUE finden sich im 13. Jahrhundert. Die Epoche des hauptsächlichen Vorkommens reicht vom 14. bis zum 17. Jahrhundert. Mit Ausnahme einer kurzen Zeitspanne am Anfang der Epoche, in der jeder zweite Finalsatz mit PORQUE eingeleitet wurde, hat diese Konjunktion aber in PARA QUE eine starke Konkurrenz neben sich. In der Moderne ist PORQUE nur noch selten anzutreffen. Die Konjunktion PORQUE ist keine primär finale Konjunktion, normalerweise und zu allen Zeiten hat sie vorwiegend kausalen Wert, und nur in Verbindung mit einem Konjunktiv kann sie auch finale Bedeutung haben. Die etymologische Fragestellung hat sich denn auch stets auf die kausale Konjunktion bezogen, und dabei überwiegend auf Art und zeitliche Fixierung des Zusammenfügens der Teile, die auch in der Konjunktion ihre deutlich erkennbare Grundform beibehielten, für die das Etymon bekannt war oder in ganz anderem Zusammenhang zur Debatte stand 12 . Die Forschung hat sich bei der Entstehungsgeschichte der zusammengesetzten Konjunktionen zunächst vorwiegend auf das französische Sprachmaterial gestützt und in der übrigen Romania nur noch passende Parallelen gesucht, die ergänzend die gefundenen Erklärungen unterstützen. Dies zeigen die älteren Entstehungstheorien. Sie beziehen sich auf die beiden im Altfranzösischen nebeneinander existierenden Typen der Konjunktionsbildung, die sich als ,.Präposition + Pronomen + QUE"

ist zu unterscheiden von der in den älteren romanischen Sprachstufen nicht seltenen Wiederaufnahme einer vollen hypotaktischen Konjunktion durch QUE nach einem Satzeinschub, vgl. Stempel 210 f. 12 Als Etymon für den präpositionalen Teil der Konjunktion wird PRO/PER angegeben: Stempel 406, Herman 180; vgl. auch Meyer-Lübke REW 6396 und 6762.

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(por ço que) einerseits und „Präposition + QUE" (por que) andererseits charakterisieren lassen, wobei lautliche Nebenformen außer Acht bleiben können. Hierfür gab es drei verschiedene Erklärungen: 1. die Theorie der Spezifizierung oder Deklaration der einfachen Kausalkonjunktion QUE, 2. den Vorschlag der Entwicklung von adverbiellem „por ce" zu „por ce que" und 3. die Erklärung nach dem Interlokutor-Schema (por que aus fragendem pro quid? ) 1 3 . Im Spanischen ist, auch in der älteren Zeit, der Typus ohne Pronomen vorherrschend. Für den seltenen Typus mit Pronomen bringt Kretschmann (42 f.) und ihm folgend Herman (181/82) eine Reihe von Belegen, jedoch ohne Angaben über die relative oder absolute Häufigkeit des Vorkommens 14 . Da PORQUE in kausaler Funktion bereits im Cid vorkommt, lehnt Kretschmann (51) mit Recht die älteren Deutungsversuche ab, die ein Zusammenwachsen von „por" und „que" (Hanssen 306) oder eine Vereinfachung aus dem Typus mit Pronomen vorschlagen. Mit einem gewissen Zögern entscheidet er sich für das von Lerch II, 68 vorgeschlagene Interlokutor-Schema. Mittlerweile ist durch die Forschungen von Herman und Stempel nachgewiesen, daß es sich bei den Konjunktionsbildungen mit und ohne Pronomen weniger um neue Entwicklungen in den jungen romanischen Sprachen handelt als vielmehr um eine fortlaufende Kontinuität vom Lateinischen über das Spätlateinische. In der Übergangszeit ( 6. bis 8. Jahrhundert) läßt sich ein Ablösungsprozeß beobachten, bei dem in analytischen Wendungen mit explizitem Gliedsatzexponenten das lexikalische Element nach konstantem Muster ausgewechselt werden kann (Stempel 451). Die gesprochene Form ist aus der geschriebenen der späten vulgärlateinischen Texte nicht ohne weiteres zu entnehmen; wichtig ist aber, daß der Typ existierte und daß nach demselben Muster andere Formen gebildet werden konnten (Herman 197). Die Entwicklungsgeschichte von romanischem PORQUE ist somit klar. Es geht zurück auf spätlateinisches PRO QUOD, das im 6. Jahrhundert belegt ist. Dieses PRO QUOD seinerseits ist eine Weiterbildung aus lateinischem PROPTER QUOD, das schon in der Vulgata vorkommt 15 . 13 Eine ausführliche Darstellung der Theorien und der Frage der zeitlichen Fixierung beider Typen findet sich bei Stempel 395 f. 14 Kretschmann belegt in kausaler Funktion: POR ESTO QTjb (42/43), POR TAL QUE (44), POR TANTO QUE (45), POR LO QUE (47), POR AQUELLO QUE (48) sowie die Nebenformen DESTO QUE, DELO QUE, DAQUELLO QUE. Von diesen Konjunktionsbildungen begegnet POR TAL QUE in finaler Verwendung. Herman (181) gibt außerdem noch je einen Beleg für finales POR AQUELLO QUE und POR AQUESTO QUE aus dem „Fuero de Teruel". - Auch im Altitalienischen gibt es Kausalkonjunktionen mit und ohne Pronomen; über ihre Frequenz sagt Ehrliholzer nichts. 15 vgl. Stempel 405 mit dem Hinweis, daß zwar finales PRO QUOD nicht zu belegen sei, doch sei „diesem Umstand in Anbetracht von finalem PROPTER QUOD (Oribasius) und der im Spätlateinischen allerorts begegnenden Doppelfunktion (kausal und final) von PROPTER, PER und PRO nicht allzugroßes Gewicht beizumessen".

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Die Funktionserweiterung einer Konjunktion, von nur kausaler zu auch finaler Verwendung, wie sie bei der Übernahme von PORQUE ins Finalgefüge vorliegt, hat für die ältere Zeit nichts Überraschendes. Es gibt im Spätlateinischen zahlreiche Vorläufer bei verschiedenen Konjunktionen 16 , und auch im Nebeneinander von QUE in kausaler und finaler Verwendung kann eine Parallele gesehen werden. Die ersten Belege für PORQUE in finaler Verwendung finden sich im Alexanderlied (um 1200), während die kausale Funktion bereits im Cid belegt ist (Menéndez Pidal I, 396): Alexandre 1054 c-d: apeos el buen orne por mejor se encobrir POR QUE non lo pudiessen los griegos perçebir „Der gute Mann stieg vom Pferd ab, um sich besser zu verbergen, damit ihn die Griechen nicht entdecken konnten". Alexandre 1209 a-b: Avn desjr vos qujero otra absolujçion POR QUE non vos temades de una ljsion „Ich will euch noch eine andere Befreiung nennen, damit ihr keine Verletzung fürchtet".

Für die Verwendung im Chronikstil mag ein Beispiel genügen: Primera Crónica General 47: Y esto fizo POR QUE los romanos hobiessen los fructos de la tierra, „Und dies tat er, damit die Römer die Früchte der Erde erhielten".

Im 14. und 15. Jahrhundert ist PORQUE gegen die Konkurrenz der älteren und jüngeren Konjunktion die üblichste Einleitung von Finalsätzen. Ein unterschiedlicher Gebrauch bei verschiedenen Autoren läßt sich nicht feststellen: im Conde Lucanor, im Libro de buen amor und in der Celestina kommen gleichermaßen auf vier Finalsätze mit PORQUE drei anders eingeleitete Finalsätze. In der Zeit des Seltenerwerdens von PORQUE in finaler Funktion, etwa von der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts an, sind wieder wie schon bei QUE Unterschiede im Verhalten der Autoren zu bemerken. Luis de León verwendet PORQUE nur noch ganz selten (in La perfecta casada stehen 5 Finalsätze mit PORQUE gegen 68 mit PARA QUE), während Cervantes im Don Quijote jeden dritten Finalsatz mit PORQUE einleitet. Ähnlich wie Cervantes verhält sich Mateo Alemán (14 PORQUE gegen 36 andere Konjunktionen), während Quevedo im Buscón fast die Hälfte der Finalsätze mit PORQUE beginnt (19 gegen 22 andere Konjunktionen). Bei Gracián im Criticón ist PORQUE selten (6 gegen 21 andere Konjunktionen), beim Padre Isla nur ausnahmsweise anzutreffen (1 gegen 32). Weniger ungleich als die Prosa-Autoren verhalten sich die Dramatiker der klassischen Zeit. Im Durchschnitt ist knapp die Hälfte der Finalsätze mit PORQUE eingeleitet. Dabei sind die Unterschiede von Werk zu Werk größer als die von einem Dichter zum 16 Zahlreiche Belege und Hinweise bei Herman 52, 56, 71, 99, 107, 180/82 und bei Stempel 401, 402, 405, 408.

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anderen 17 . Innerhalb des Verses ist die Stellung der Konjunktion variabel, sie kann am Anfang oder auch am Ende stehen: Lope de Vega, La niña de plata I 15 (137): El parabién vengo a darte de nuestra dichosa suerte, PORQUE también me le des. „Ich komme, dir zu unserem fabelhaften Glück zu gratulieren, damit du dasselbe tust". Calderón, No hay burlas con el amor I 3 (21): Esta es la calle. PORQUE no nos vean, estaremos en algún portal metidos. „Das ist die Straße. Damit sie uns nicht sehen, werden wir uns in einem Portal verstecken".

Tendenzen unterschiedlicher Anwendung ließen sich nicht feststellen, mit einer Ausnahme: fur vorangestellte Finalsätze scheint Calderdn PORQUE zu bevorzugen (11 mal PORQUE bei 15 vorangestellten Finalsätzen). Vom 19. Jahrhundert an ist PORQUE nur noch selten anzutreffen, bei vielen Autoren kommt es überhaupt nicht in finaler Funktion vor. Anders als die AkademieGrammatik, für die Cervantes die meisten Beispiele liefert, zählen moderne Syntaktiker PORQUE denn auch nicht mehr zu den üblichen finalen Konjunktionen. Gili y Gaya erwähnt sein gelegentliches Vorkommen und bemerkt dazu nach einem Cervantes-Beispiel (268): „Este uso, intermedio entre causal y final, se explica por los valores vacilantes de la preposición „por", la cual entra en la composición de „porque." Spaulding nennt PORQUE nicht bei den Finalsätzen, sondern bespricht alle konjunktivischen PORQUE-Sätze gemeinsam (88 f.), wobei die Finalsätze als eigene Gruppe erscheinen (89): „At other times the subjunctive indicates that its clause expresses the intended result or purpose". Bei der Betrachtung der wenigen modernen Beispiele ist man geneigt, eine stilistische Motivierung fur den Gebrauch des PORQUE zu suchen. Tatsächlich hat diese Konjunktion eine besondere Wirkung, wenn das finale Gefüge an einem Höhe17 Durchschnittswerte aus den hier durchgesehenen Werken: PORQUE Lope de Vega 32 Tirso de Molina 31 Calderón 25

andere Konjunktionen 57 30 21

Dagegen die den Durchschnittswerten zugrundeliegenden Einzelergebnisse: PORQUE andere Konju El mejor alcalde el rey 12 3 Lope Fuente Ovejuna 5 7 El cabellero de Olmedo 11 15 La dama boba 4 3 La niña de plata 10 19 Tirso El vergonzoso en palacio 10 12 El burlador de Sevilla 11 8 El amor médico 7 13 No hay burlas con el amor Calderón 7 12 El médico de su honra 18 9

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punkt der Erzählung Aufmerksamkeit erheischt und die durch die Seltenheit bedingte altertümelnde Färbung oder der kausale Signalwert der Konjunktion ausgenutzt werden kann. Valera, Pepita Jiménez 85: Me hallo capaz de imitar a Cristo; y si el enemigo tentador me llevase a la cumbre de la montaña y me ofreciese todos los reinos de la tierra PORQUE doblase ante él la rodilla, yo no la doblaría; pero cuando me ofrece a esta mujer, vacilo aún y no le rechazo. „Ich fühle mich fähig, Christus nachzuahmen; und wenn der Versucher mich auf den Gipfel des Berges führte und mir alle Reiche der Erde anböte, damit ich vor ihm das Knie beuge, würde ich es nicht tun; aber wenn er mir diese Frau anbietet, schwanke ich und weise ihn nicht zurück".

Dem stehen auf den anderen Seite Beispiele gegenüber, in denen von der Banalität der Situation des Geschilderten her kaum eine stilistische Nuance für die Setzung des PORQUE zu vermuten ist und die Wahl eher zufällig wirkt: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 51: - Si puede.- Ya haremos lo posible PORQUE pueda - repuse con fatuidad. „Wenn sie kann. Wir werden schon alles mögliche tun, damit sie kann, antwortete ich albern".

PARA QUE Die erste Konjunktion mit typisch finalem Signalwert ist PARA QUE. Die frühesten Belege stammen aus dem 14. Jahrhundert. Es dauert aber verhältnismäßig lange, bis sich PARA QUE gegen die Konkurrenz von PORQUE durchgesetzt hat. Erst von der Wende des 16./17. Jahrhunderts an überwiegt PARA QUE und wird dann seit dem 19. Jahrhundert in neun Zehnteln der Finalsätze benutzt. In ihrer Bildung folgt die Konjunktion PARA QUE dem im Spanischen vorherrschenden Typus Präposition + QUE, im besonderen also dem Muster von PORQUE 18 . Die präpositionalen Elemente beider Konjunktionen sind seit alters her semantisch benachbart. Auch in der Herkunft unterscheiden sich die Präpositionen POR und PARA nur dadurch, daß letztere eine Erweiterung desselben Etymons PRO durch AD darstellt, was an der altspanischen Form PORA deutlich zu erkennen ist. Im Cid kommen beide Präpositionen in Verbindung mit finalen Infinitiven vor. Zwar ist POR bei weitem häufiger (Verhältnis 29 : 4), Unterschiede im Gebrauch sind aber nicht zu bemerken, wie folgende Belege zeigen: Cid 3335: Nos çercamos el escaño POR curiar nuestro señor, „Wir umringten die Bank, um unseren Herrn zu behüten". Cid 1882: demandemos sus fijas PORA con ellas casar; „Wir wollen seine Töchter fordern, um uns mit ihnen zu verheiraten".

18 vgl. Herman 184

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Aus dem Nebeneinander von Finalsätzen und finalen Infinitiven läßt sich vielleicht Aufschluß über die Entwicklung der Einleitungspartikel gewinnen, besonders eine Erklärung für die zögernde Ausbreitung der Konjunktion PARA QUE. Ergebnisse können hier nicht mitgeteilt werden, wohl aber einige Beobachtungen und Hinweise. Die Finalität als Gefügeinformation erscheint in zwei formalen Ausprägungen, dem Satzgefüge und dem Infmitivgefüge. Verschiedenheit oder Gleichheit der Subjekte der Einzelinformationen sind entscheidende Kriterien für die Zuordnung, nicht aber die Intensität der finalen Knüpfung. Wenn die Infinitivkonstruktion schwächer wirkt, so kann das allerdings daran liegen, daß die als Mittel zum Zweck dienende Haupthandlung von derselben Person getragen wird, die auch Agens der anvisierten Zielhandlung ist, daß also der finale Infinitiv die Eigenaktion bezeichnet, während der Finalsatz stets die Fremdaktion nennt. Im Spanischen dienen die nämlichen Partikeln als Infinitivpräposition und Teil einer finalen Konjunktion und stützen sich daher gegenseitig, indem sowohl ein Verblassen der Bedeutung durch zu hohe Frequenz als auch ein Ungebräuchlichwerden durch zu niedrige Frequenz vermieden wird 19 . In historischer Sicht zeigt sich eine Zunahme der Infinitivkonstruktionen vom Alt- zum Neuspanischen, während die Finalsatzgefüge in ihrer Seltenheit etwa konstant bleiben. Es hat sich also das Verhältnis von Finalsätzen zu finalen Infinitiven geändert. Im Altspanischen kamen durchschnittlich auf einen Finalsatz zwei finale Infinitive, heute sind es vier. Bei einer solchen Entwicklung, die im Altspanischen deutlich abzulesen ist 20 , stellt sich die Frage nach der Distribution von POR und PARA. Folgende Tabelle zeigt die Ausbreitung von PARA im Vergleich zum Stagnieren von POR in altspanischer Zeit, als PORQUE für die Finalsätze die herrschende Konjunktion war; die Klammerwerte geben die Zahl der Finalsätze mit PORQUE bzw. PARA QUE:

Cid Conde Lucanor Libro de buen amor Celestina

absolute Zahlen: PARA POR 29 4 64 (46) 53 (31) 71 (23) 37 ( 1) 57 (44) 125 (25)

Prozentwerte: POR PARA 88% 12% 54% 46% 34% 66% 32% 68%

Historisch interessant ist die Verteilung bei Cervantes. Im Don Quijote I ist das Verhältnis von Finalsätzen zu finalen Infinitiven etwa 1 : 3 , also zwischen Alt- und Neuspanisch liegend. Von den Finalsätzen werden ein Drittel mit PORQUE und zwei Drittel mit PARA QUE eingeleitet, die ältere Konjunktion ist also durchaus noch 19 Man vergleiche dagegen das Nebeneinander verschiedener Partikeln im Deutschen, das eine Abschwächung von „um . . . zu" erleichtert, wie sie im weiterführenden Gebrauch vorliegt (Duden § 1041). 20 Das Verhältnis von Finalsätzen zu finalen Infinitiven: Cid 55 33 = 1 0,6 Conde Lucanor 80 : 117 = 1 1,5 Libro de buen amor 48 : 108 = 1 2,1 Celestina 69 : 182 = 1 2,6

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aktiv. Bei den finalen Infinitiven dagegen ist PARA mit 85% beherrschend, wie es die Konjunktion PARA QUE erst seit dem 19. Jahrhundert ist 21 . Aus diesen Beobachtungen kann man den Schluß ziehen, daß im Bereich der finalen Infinitivkonstruktionen die an den Konjunktionen sichtbare Entwicklung vorweggenommen wurde. Die Ausbreitung der Konjunktion PARA QUE folgt auf die Zunahme der Präposition PARA. Andererseits wird die Konjunktion PORQUE in finaler Funktion durch das Weiterbestehen der Präposition POR beim finalen Infinitiv gestützt, deren relatives Seltenerwerden zunächst durch die erwähnte Ausweitung der Konstruktion in den absoluten Zahlen keinen Niederschlag findet. So ist zum Beispiel in der Celestina die nur ein Drittel der finalen Infinitive umfassende Gruppe mit POR in absoluten Zahlen (57) größer als die Gruppe mit PORQUE (44), die über die Hälfte der Finalsätze ausmacht. Die um Jahrhunderte frühere Entscheidung für PARA in den Infinitivkonstruktionen im Vergleich zu den Finalsätzen mag ihren Grund darin haben, daß der kausale Signalwert der Präposition POR hier nicht durch ein anderes formtypisches Merkmal relativiert wird, wie dies nach der Konjunktion PORQUE durch den Konjunktiv im Finalsatz geschieht, die eindeutige Information also nur durch PARA gewährleistet ist. Die Konjunktion PARA QUE kann, wie bereits erwähnt, schon im frühen 14. Jahrhundert belegt werden (Conde Lucanor, Libro de buen amor). Bei Kretschmann findet sich in der Form PORA QUE sogar ein Beleg aus der General Estoria von 1280 22 . Im Libro de buen amor kommt PARA QUE nur einmal in einem vorangestellten Finalsatz vor: Libro de buen amor 1345: PARA QUE a vos sirva cadal dia lo avivo; „Damit er Euch dient, ermuntere ich ihn täglich".

Bei den Belegen im Conde Lucanor fällt zunächst die ziemlich große Zahl auf, dann aber, daß es sich im wesentlichen um Wiederholungen handelt. Von den 31 Belegen für PARA QUE stehen 24 in der fast stereotypen Einleitungsformel, mit der weit über die Hälfte der Geschichten des Ratgebers Patronio beginnen. Don Juan Manuel, Conde Lucanor 100: Vos digo que este homne non vino a vos sinon por vos engañar; et PARA QUE sepades la manera de su engaño, placerme hía que sopiësedes lo que conteció a los buhos et a los cuervos. Eichendorff 88: Vor allem anderen sage ich Euch: dieser Mensch kam nur, um Euch zu hintergehen, und damit Ihr desto besser hinter seine Schliche kommt, wollte ich, Ihr wüßtet, wie es einmal den Raben und den Uhus ergangen.

Wie in diesem Beispiel sind auch in allen anderen Einleitungsformeln die Finalsätze vorangestellt, die Hauptsätze gleichen sich fast wörtlich und die Information über das Thema der Geschichte enthält erst der letzte Nebensatz der Periode. Von den verbleibenden sieben Belegen mit PARA QUE im Conde Lucanor stehen vier wei21 Bemerkenswert ist dabei, daß die Hälfte der mit POR eingeleiteten finalen Infinitive am Anfang, nämlich in Kapitel 1 bis 11, zu finden ist. 22 Kretschmann 57: „ . . . e lo fizo pora que te penasse e te prouasse, e que se te descubriesse lo que tenies en coraçon . . . " G E 716

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tere ebenfalls in Perioden mit vorangestelltem Finalsatz, nur drei Belege finden sich in Gefiigen mit nachgestelltem Finalsatz: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 180: pero veed si sodes de buena ventura en fallar carrera PARA QUE vos en un punto podades haber perdón de todos vuestros pecados, Eichendorff 153: Sehet also zu, ob Ihr nicht glücklich zu preisen, wenn sich Euch eine Bahn eröffnet, auf einmal alle Eure Sünden abzubüßen.

In einem nachgestellten Finalsatz lassen sich, wie dieses Beispiel zeigt, keine syntaktischen Besonderheiten feststellen. Auch in der folgenden Zeit, in der PARA QUE immer häufiger wird und vom 16. Jahrhundert an die anderen finalen Konjunktionen in der Anwendungsfrequenz hinter sich läßt, können aus dem Beispielmaterial keine Tendenzen abgelesen werden, aus denen heraus die Bevorzugung dieser Konjunktion gegenüber den anderen zwingend erschiene. Schon in der Celestina, in der erst ein Drittel der Finalsätze mit PARA QUE beginnt, gibt es keine besonderen Verwendungstypen mehr wie im Conde Lucanor. Einen Gesamtüberblick über die Entwicklung der Konjunktionen gibt folgende Tabelle: absolute Zahlen Jahrhdt.

QUE

12. 13. 14. 15./16. 17. 18. 19. 20.

48 95 17 12 16 -

5 7

Prozentwerte PORQUE -

42 69 56 164 1 12 6

PARA QUE -

32 96 236 32 394 346

andere Konjkt.

QUE

1 6 3 4 13

97% 66% 14% 7% 4%

-

14 31

-

1% 2%

PORQUE -

30% 57% 33% 38% 3% 4% 1%

PARA QUE -

26% 57% 55% 97% 92% 89%

andere Konjkt. 3% 4% 3% 3% 3% -

3% 8%

Neben der Zusammenfassung der bisher dargestellten Konjunktionenentwicklung zeigt die Tabelle vor allem eines: neben den drei Hauptkonjunktionen spielen alle anderen Konjunktionen keine Rolle. Ihre prozentuale Seltenheit wird in den absoluten Werten dadurch gemildert, daß sie von manchen Autoren gar nicht benutzt werden, bei anderen dafür mit mehreren Belegen vertreten sein können. Für das 13. bis 17. Jahrhundert könnte man allerdings noch weitere Aufschlüsse und differenziertere Ergebnisse aus spezifischen Distributionen erwarten, z. B. im Vergleich verschiedener Textgattungen. Wegen der großen Seltenheit des Finalgefuges reichte das vorliegende Beispielmaterial allerdings für solche Untersuchungen nicht aus. Überdies wäre der größere Zusammenhang auch der anderen hypotaktischen Konjunktionen für einen Vergleich von besonderem Wert. Trotz ihrer geringen Zahl bilden die seltenen Konjunktionen im finalen Gefüge keine Einheit, sie unterscheiden sich in Bildung und Anwendung. Die größere formale Vielfalt verbunden mit geringerer Frequenz und teilweise zeitlicher Begren22

zung zeigen die mit Substantiven gebildeten Konjunktionen.

Mit Substantiven gebildete Konjunktionen Die früheste Form eines konjunktionsartigen Ausdrucks mit Substantiv ist POR AMOR QUE. Alexandre 1287: Asas querie el sol sy pudiese tardar POR AMOR QUE pudiese tan grant mal destornar mas la obediençia non pudo traspasar flaco e desmaydo començo de asomar „Wohl wollte die Sonne, wenn sie es gekonnt hätte, zögern, damit sie ein so großes Unglück abwenden könnte, aber sie durfte den Gehorsam nicht verweigern: fahl und ohnmächtig begann sie aufzugehen".

Der Gebrauch dieses Ausdrucks ist begrenzt, zeitlich auf das 13. Jahrhundert, in der Gattung auf die Versdichtung 23 . Syntaktisch scheint — soweit es die wenigen Belege erkennen lassen — keine Begrenzung gegeben zu sein. Auch räumlich sind die Grenzen nicht eng, Meyer-Lübke (III, § 591) nennt „por amor que" für das Provenzalische in finaler Bedeutung, Ehrliholzer (19/20) belegt altitalienisches „por mor ke" und „per amor k " in konzessiver Bedeutung und nennt die Präposition „por amor di" auch mit finalem Infinitiv. An dieser Präposition, die meist kausal gebraucht ist, zeigt er die Bedeutungserweiterung von „einer Person zuliebe" zu allgemein kausaler Verwendung. Auch aus den altspanischen Belegen läßt sich erkennen, daß den Dichtern die Bedeutung des Wortes „amor" gegenwärtig war. Wie in dem angeführten Beispiel aus dem Alexanderlied handelt es sich auch sonst um entschieden dichterische Passagen. Metrische Gründe scheinen die Wahl dieses Ausdrucks nicht beeinflußt zu haben. Vom 14. Jahrhundert an begegnet die, allerdings nur seltene Bildung von Konjunktionen mit Substantiven aus dem Bedeutungsfeld „Ziel - Zweck - Absicht" 2 4 . Die folgenden Formen fanden sich nur in den hier angeführten Belegen: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 22: Pero, Dios sabe, que lo fizo POR ENTENCION QUE se aprovechasen de lo que el dirla las gentes. Eichendorff 26: Aber Gott weiß, daß er es in der Meinung tat, den nicht so sehr Gebildeten und Weisen durch das von ihm Gesagte zu nützen.

23 Vorkommen von POR AMOR QUE: Alexandre 723, 974, 1287; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 410, Fernán González 482. 24 Kretschmann 50 nennt finales Vorkommen von „por razón (en razón) que", das aber nicht nur äußerst selten ist, sondern wegen der Bedeutung des Substantivs seine kausale Wertigkeit auch in Verbindung mit finalem Konjunktiv beibehält: „et dexo y un su alcayde con pieça de caualleros en razon que ayudasse al rey de Valencia" Ρ C G 560 b 20.

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Luis de León, La perfecta casada 35: Porque cierto es que la naturaleza ordenó que se casasen los hombres, no sólo PARA FIN QUE se perpetuasen en los hijos el linaje y nombre dellos, sino también A PROPOSITO DE QUE ellos mismos en si y en sus personas se conservasen, „Denn sicher ist, daß die Natur den Menschen zu heiraten befahl, nicht nur damit sich in den Kindern ihr Geschlecht und Name fortsetzt, sondern auch damit sie sich selbst und in ihrer Person erhalten".

In der Geschichte der Konjunktionen spielen diese Ausdrücke keine Rolle, sie variieren vorhandene Muster und werden ebenso syntaktischen wie formalen Anforderungen gerecht. Vermutlich handelt es sich um spontane Bildungen. Die Eichendorffsche Übersetzung versucht dies nachzuahmen: die an sich mögliche Konjunktion ist vermieden, der substantivische Ausdruck wirkt adäquat, obwohl die infinitivische Konstruktion eine Umstellung der Satzteile erforderte. Solche besonderen Formulierungen mit stilistischem Wert können jederzeit gebildet werden, wie ein moderner Beleg zeigt: Zunzunegui, Las ratas del barco 273: El Gobierno rojo fué apretando cada vez más el cerco CON EL FIN DE QUE nadie de los que andaban refugiados o escondidos se le escapase. „Die rote Regierung Schloß den Belagerungsring immer enger mit dem Ziel, daß keiner der Flüchtigen oder Versteckten ihr entkam".

Als Muster für die frühen Konjunktionsbildungen mit Substantiven und vielleicht auch noch für A FIN DE QUE, das als finale Konjunktion allgemein anerkannt ist 2 5 , hat man wohl die mit Substantiven zusammengesetzten konsekutiven Konjunktionen anzusehen 26 . Statt eines den konsekutiven Gehalt markierenden Substantivs aus dem Bedeutungsfeld „Art und Weise" steht bei Betonung des finalen Gehalts ein Substantiv des Bedeutungsfeldes „Ziel, Zweck, Absicht" 27 . Die enge Verwandschaft von Konsekutiv- und Finalgefüge gestattet es allerdings mühelos, einen nicht besonders prononcierten finalen Gehalt auch durch einen konjunktivischen Konsekutivsatz auszudrücken. Von dieser Möglichkeit wurde zu allen Zeiten Gebrauch gemacht, und die Zahl der Konsekutivsätze mit mehr oder weniger stark ausgeprätem finalen Nebensinn ist nicht ganz klein 28 . Vielleicht ist dies der Grund dafür, daß rein finale, mit Substantiven gebildete Konjunktionen keine Verbreitung

25 vgl. Akademiegrammatik § 396 b, Gilí y Gaya 268, Spaulding 86. 26 Diese in der ganzen Romania verbreiteten konsekutiven Konjunktionen haben vermutlich auch die sonst im kausalen Bereich isolierten Bildungen mit AMOR gestützt. 27 Die mit Substantiven zusammengesetzten Konjunktionen des Konsekutivgefüges scheinen Neubildungen des Romanischen zu sein. Stempel und Herman geben keinen Hinweis auf das Vorhandensein eines Konjunktions-Musters „Präposition + Substantiv + que/quod" in altromanischen oder spätlateinischen Konsekutivgefügen. Die auf das Lateinische zurückgehende Form des Konsekutivsatzes bezieht sich auf ein Korrelat im Hauptsatz und wird mit einfachem QUE eingeleitet. Im Cid und Alexanderlied kommen die in der älteren Zeit

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fanden. Erst im 19. Jahrhundert begegnet A FIN DE QUE öfters, bleibt aber im ganzen eine seltene Konjunktion, die von vielen Autoren gar nicht benutzt wird 2 9 . Bei den klassischen Autoren des 17. Jahrhunderts1 kommt A FIN DE QUE noch nicht vor. Man kann daher vermuten, daß es unter Einfluß und nach Vorbild des französischen „afin que" entstanden ist, das vom 15. bis 17. Jahrhundert die häufigste finale Konjunktion war 3 0 . Aber auch heute noch hat das seltener gewordene fran-

häufigsten Substantive des Bedeutungsfeldes „Alt und Weise" (guisa und manera) schon in Konsekutivgefügen vor, aber nur in Verbindung mit einem Korrelat, worin man eine Zugehörigkeit zum Hauptsatz erkennen kann: Cid 1492/b: passaion desi Mata de Taranz de tal guisa que ningún miedo non han, Alexandre 233: que el poder de Dario era en tal manera que plegarie dies tantos a vna bos señera. Von Berceo an und häufiger dann in der Primera Crónica General lassen sich die neuen Konjunktionen belegen: Berceo, Milagros de Nuestra Señora 362: Fizolo encender el tocco peccador, de guisa que echava soveio grand calor. Primera Crónica General 694: Vos veredes quel acallonnare los tuertos que nos a fechos, en manera que y poma el cuerpo. Primera Crónica General 738: que se ovieron de amar uno a otro, de manera que ovo en ella Don Gonçalo un fijo. Auch im Französischen kommen die mit Substantiven zusammengesetzten konsekutiven Konjunktionen etwa gleichzeitig auf, vgl. Lerch II, 388: früheste Belege bei Joinville, ebenso auch Waard 70/71. 28 Im Mittel kommt auf zwanzig Konsekutivsätze einer mit finalem Konjunktiv. Bei den an Zahl geringeren Konsekutivsätzen mit einer zusammengesetzten Konjunktion allerdings ist der Anteil wesentlich höher. Manche Konjunktionen wie „de modo que" oder „de forma que" scheinen häufiger in finaler als in konsekutiver Funktion vorzukommen. Der früheste Beleg für eine konsekutive Konjunktion mit finalem Konjunktiv ist Fernán Gonzales 303: Amigos a mester de consejo tomar, de guisa que podamos tal fuerça rencurar. „Freunde, es ist nötig, einen Entschluß zu fassen, so daß wir diese Gewalt rächen können". Eine ganze Reihe weiterer Belege bei Rudolph, Zur Syntax der Konsekutivsätze, 174-92. - Vgl. dazu auch Schultz § 30. 29 Im 17. und 18. Jahrhundert fanden sich keine Belege, im 19. Jahrhundert nur bei Valera, Pepita Jiménez (21, 41, 49, 66, 71, 124, 125, 176), und im 20. Jahrhundert bei Benavente, Al natural I 8 (182), Valle-Inclán, La corte de los milagros 18/19, 21 und Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 53. 30 vgl. Lerch II 132, Gamillscheg 712/13. Die von Lerch ausgesprochene Vermutung, die französische Konjunktion sei im 16. und 17. Jahrhundert durch parallele Bildungen im Italienischen und Spanischen gestützt worden, läßt sich für das Spanische mit dem hier vorliegenden Beispielmaterial nicht untermauern.

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zösische „afin que" eine weit höhere Frequenz als seine spanische Parallele. Der Anteil am Gesamtvolumen finaler Konjunktionen liegt für das französische „afin que" heute etwa bei 8%, während es sich für das spanische A FIN DE QUE im 19. und 20. Jahrhundert nur um etwa 1 bis 2% handelt. Auffallend ist die Verwendung dieser Konjunktion aber bei der Schilderung seltsamer Vorkommnisse, besonderer Begebenheiten oder ungewöhnlicher Gedankengänge: Valera, Pepita Jiménez 49: Hay mucha soberbia en mi, y y o he de procurar humillarme a mis propios ojos, A FIN DE Q U E el espíritu del mal no me humille, permitiéndolo Dios, en castigo de mi presunción y de mi orgullo. „Ich bin sehr stolz und ich muß versuchen, mich vor mir selbst zu demütigen, damit der Geist des Bösen mich nicht demütigt als gottgewollte Strafe meines Dünkels und Hochmutes". Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 53: O bien las historias de la camisa que narra un trovador belga. Una dama envia sucesivamente a sus tres amores una camisa suya, A FIN DE QUE la lleven al torneo sin coraza alguna. „Oder die Hemdgeschichten, die ein belgischer Troubadour erzählt. Eine Dame schickt nacheinander ihren drei Liebhabern eins ihrer Hemden, damit sie es beim Turnier ohne jeden Panzer tragen".

A QUE und COMO Diese beiden Konjunktionen sind für die spanischen Finalsätze - unabhängig von der geringen Häufigkeit ihres Vorkommens (1-2%) - von untergeordneter Bedeutung, weil sie nicht wie die anderen Konjunktionen theoretisch in jeden Finalsatz einsetzbar sind. A QUE ist von vornherein auf nur einige finale Ausdrucksweisen beschränkt und kommt nie in vorangestellten Finalsätzen vor; bei COMO bleibt auch in finaler Verwendung die Grundbedeutung „wie" vorherrschend. In finaler Funktion hat die Konjunktion A QUE keinen besonderen Signalwert, vermutlich weil sie häufiger Sätze einleitet, die nur bedingt oder gar nicht final sind. Echte Finalsätze mit A QUE gibt es nur nach Obersätzen mit einem Bewegungsverb (ir, venir, llevar, traer):

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Baroja, La dama errante 136: Vengo A QUE usted me proteja. „Ich komme, damit Sie mich schützen". Unamuno, Tres novelas ejemplares 83: y la he llevado A QUE se reponga. „Und ich habe sie hergebracht, damit sie sich erholt". Als bedingt final können Sätze mit A Q U E nach Obersätzen mit Ausdrücken des Einladens und Erlaubens angesehen werden. Eigentlich sind es präpositionale Objektsätze, wie die Beispiele zeigen. Verben des Einladens: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 162: Recibi al dia siguiente una carta de don Sabino el capellán, invitándome A QUE pasara por su casa. „Am nächsten Tag bekam ich einen Brief von Don Sabino, der mich einlud, bei ihm vorbeizukommen". Menéndez Pidal, La lengua de Cristóbal Colón 130: La Santa asentía a estas censuras, y cuando el padre carmelita Jerónimo Gracián la instaba A QUE escribiese „Las Moradas", ella se resistía: „Die Heilige stimmte diesen Zensuren zu, und als der Karmeliterpadre Jerónimo Gracián sie aufforderte, Las Moradas zu schreiben, sträubte sie sich". Ausdrücke des Erlaubens: Lope de Vega, La niña de plata I 19 (144): no es justo darle ocasión A QUE un hombre como un Cid llore como una doncella. „es ist nicht richtig, einem Mann wie einem Cid Gelegenheit zu geben, dafi er wie ein Mädchen weint". Cervantes, Don Quijote I 47 (337): porque la escritura desatada destos libros da lugar A QUE el autor pueda mostrarse épico, lírico, trágico, cómico, Anonym III 126: Denn der zwanglose Gang solcher Schriften erlaubt dem Verfasser, sich als epischen, lyrischen, tragischen oder komischen Schriftsteller zu zeigen. Keine Finalität liegt vor in Sätzen mit A QUE nach den Verben „esperar" und „aguardar", die in der Bedeutung „warten bis" mit der Präposition A verbunden sind31. Baroja, La ciudad de la niebla 260: Natalia hizo té, y esperaron sin hablar A QUE avanzara la noche. „N. machte Tee und sie warteten schweigend, bis die Nacht vorrückte". An einem ganz ähnlichen anderen Beispiel wird der Unterschied zwischen diesen Sätzen u n d echten Finalsätzen besonders deutlich:

31 Auch im Französischen steht „a ce que" bei den entsprechenden Verben ohne finalen Sinn, worauf Gamillscheg 712 und 633 hinweist. 27

Cervantes, Don Quijote I 5 (21): pero el labrador aguardò A QUE fuese algo mas noche PORQUE no viesen al molido hidalgo tan mal caballero. Anonym I, 52: „der Bauer aber wartete noch, bis es ein wenig dunkler wurde, damit die Leute den wohlzerbläuten Junker nicht so übel beritten sehen möchten".

Der Satz mit A QUE bringt wie ein Objektsatz nur die Vollendung der Aussage des Obersatzes. Der anschließenden Finalsatz rückt die Hauptaussage (Verb + A QUESatz) in ein neues Licht, indem er das erstrebte Ziel angibt, das nur unter den genannten Voraussetzungen erreichbar ist. Dies läßt sich auch an der konkreten Situation des Beispiels interpretieren: Der Bauer wartet auf die Nacht. Sein Warten kann in Bezug auf die Nacht aber nichts bewirken, diese kommt ohne sein Zutun und unabhängig von seinem eventuellen Wollen. Er kann aber mit seinem Warten noch etwas anderes erreichen wollen, und das tut er hier. Sein Ziel ist die heimliche, ungestörte Heimkehr, die nur bei Dunkelheit möglich ist. Von besonderer Seltenheit ist die finale Verwendung von COMO. Zwar konnte schon das lateinische und spätlateinische „quomodo" final gebraucht werden 32 , ohne jedoch seine Grundbedeutung „auf diese Weise" aufzugeben. Viele Syntaktiker vertreten die Auffassung, finales quomodo sei in allen romanischen Sprachen verbreitet33. Häufigkeitsangaben fehlen, mit Ausnahme des Hinweises, daß es im Altfranzösischen nur die Eulalia-Stelle „com arde tost" gibt 34 . Für das Altspanische bringt Menéndez Pidal I, 397 mit einem Hinweis auf die Seltenheit außer dem Beleg Cid 2915 noch einen weiteren, Kretschmann 63 führt zwei Belege für finales COMO an mit der Bemerkung „Como zeigt des öfteren finale Bedeutung". Dagegen hatte schon Meyer-Lübke (III, § 590) auf die Seltenheit des finalen Gebrauchs von COMO hingewiesen und dazu bemerkt, es handele sich um die Angabe der Art und Weise, wie ein Tun geschehen solle. Herman 166 spricht nur von einer „nuance finale" im Altspanischen und betont sogleich: „il est vrai que les exemples sont fort rares". Er führt außer dem Cid-Beleg noch einen weiteren an und sagt dann: „II est clair que nous avons, ici encore, un emploi secondaire, dérivé, qu'il faille remonter à l'emploi relatif de quomodo „pour que de cette manière" ou bien qu'il faille rapprocher cet emploi (ce qui est beaucoup plus plausible) de l'emploi de cuemo après les verba dicendi, notamment après les verbes de commandement, où la conjonction acquiert facilement une nuance finale". Auch die Akademiegrammatik, die COMO des öfteren in verschiedenen Funktionen nennt, bemerkt einmal (§ 380 d): „En lugar de que se emplea a veces como, con lo cual parece que enunciamos, más bien que el hecho, el modo o manera de su realización". 32 Herman 59 bezieht sich auf ein von Schmalz-Hofmann angeführtes Terenz-Beispiel mit der Bermerkung „quomodo y signifie afin que de cette manière" und bringt selbst einen spätlateinischen Beleg. 33 Stempel 409 Anm. mit Literaturnachweis 34 vgl. Lerch I, 318, Gamillscheg 712, Stempel 409 Anm. Imbs 168/70 bespricht die Stelle ausführlich mit der Interpretation „quomodo ardeat = ut eo modo ardeat = pour que de cette manière elle brûle".

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Schon der Cid-Beleg läßt erkennen, daß die Grundbedeutung beibehalten wurde und der finale Sinn erst sekundär hinzutrat: Cid 2914-15: Adugamelos avistas, o a juntas o a cortes COMO aya derecho de ifantes de Carrion, „Bring sie vor mich, in der Kriegerversammlung oder im Landtag, damit ich auf diese Weise gegenüber den Infanten von Carrion Recht erhalte".

Es erstaunt nun, daß COMO mit finalem Nebensinri öfter genannt wird, während das häufige finale Vorkommen konsekutiver Konjunktionen unbeachtet bleibt. Dabei fällt besonders auf, daß immer wieder derselbe Cervantes-Beleg zitiert wird 35 : Cervantes, Don Quijote I 33 (224): que él le daría lugar y tiempo COMO a sus solas pudiese hablar a Camila, Anonym II, 183: „und Anselmo wollte seinem Freund sowohl Zeit und Gelegenheit, Camilla allein zu sprechen, als auch Geld und Kleinodien zu Geschenken verschaffen".

Der Obersatz dieses Gefiiges enthält nun aber einen Ausdruck des Erlaubens, der in Verbindung mit A QUE gerade als charakteristisch für einen Grenzfall genannt wurde.

Korrelate im Obersatz Ganz auf das frühe Altspanische ist eine Erscheinung beschränkt, in der sich ein besonders enger Anschluß an lateinische Muster erkennen läßt. In der epischen Dichtung des 12. und 13. Jahrhunderts gibt es einige Belege, die im Hauptsatz des Gefiiges ein auf den Finalsatz bezogenes Korrelat aufweisen, und zwar einen zweiteiligen präpositional-pronominalen Ausdruck in der Bedeutung „deshalb" (POR ESTO, POR ESSO, POR TAL): 36 Cid 2948-49: POR ESTO vos besa las manos, commo vassallo a señor, QUE gelos levedes a vistas, o a juntas o a cortes; „Darum küßt er Euch die Hand, wie der Vasall dem Herrn, damit Ihr sie vor Euch holt, bei Gericht oder bei Hofe". Berceo, Milagros de Nuestra Señora 738: POR ESSO es venido a tos pies caer, QUE li fagas cobrar lo que solie aver. „Deshalb ist er gekommen und dir zu Füßen niedergefallen, damit du ihn das wiedererlangen läßt, was er vorher hatte".

35 vgl. Cejador y Frauca 424, Akademie-Grammatik § 396 d, Gili y Gaya 268 mit der Bemerkung: „En la lengua clásica se hallan casos dudosos del uso de como, entre final y modal". 36 Belege für Gefüge mit Korrelat im Obersatz: Cid 433, 1366, 2949, 3196, 3210; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 738: Fernán González 91; Primera Crónica General 710; Celestina 166, 294.

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Cid 432-33: Ante que anochesca pienssan de cavalgar: POR TAL lo faze mio Cid QUE no lo ventasse nadi. „Vor Einbruch der Nacht denken sie loszureiten: deshalb tut es der Cid, damit es niemand bemerkt".

Diese Fügungen sind einerseits aus dem lateinischen Vorbild erklärbar und können die historische Kontinuität des Finalgefüges beweisen 3 7 . Andererseits unterstreichen sie auch die Verwandtschaft zum Kausalgefüge, das dieselben Korrelate kennt 3 8 . Sie unterscheiden sich allerdings wesentlich von den Korrelaten des Konsekutivgefüges, zu dem das Finalgefüge sonst eine engere Verwandtschaft zeigt. Der Unterschied betrifft die syntaktische Qualität des Korrelats. Dieses ist im Konsekutivgefüge als charakteristisches formtypisches Merkmal notwendig zur Identifizierung und ein Bestandteil der Information 3 9 . In Kausal- und Finalgefügen dagegen ist ein Korrelat im Obersatz nur ein sekundäres formtypisches Merkmal, es ist im Aufbau des Gefüges ebenso entbehrlich wie als Bestandteil der Information. Als redundante Partikel kann es einem Bedürfnis nach Betonung, Hervorhebung oder Interesseheischen dienen, das auch aus der psychologischen Situation des Sprechenden zu verstehen ist. Daß das Korrelat im Finalgefüge kein primäres formtypisches Merkmal wurde, mag daran liegen, daß sich auch im Finalgefüge trotz seines konservativen Charakters der Trend zur zusammengesetzten Konjunktion durchsetzte. Fakultativ ist die Verwendung eines Korrelats jederzeit bei entsprechendem Bedürfnis nach einem redundanten Ausdruck möglich, wie das Beispiel in folgendem Dialog zeigt: Zunzunegui, Las ratas del barco 347: Se habia comido ya cuatro plátanos y se quedó mirando al quinto: - Anda, cómetelo. - No sé, me da apuro. - PARA ESO los he traído, PARA QUE os los comáis. - No . . . ; lo que voy a hacer es probar de ese jamón con un poco de pan. „Sie hatte schon vier Bananen gegessen und blickte nun auf die fünfte. - Komm, iß sie. Ich weiß nicht, ob ich noch soll. - Deshalb habe ich sie doch mitgebracht, damit ihr sie eßt. - Nein . . , , was ich aber tun werde ist, daß ich diesen Schinken mit etwas Brot probiere".

Aus dem Kontext kann man ablesen, daß ein alltägliches Gespräch wiedergegeben ist. Ob die Umgangssprache, die ja durch den Wechsel von Redundanz und situationsbedingter Kürze gekennzeichnet ist, von der fakultativen Korrelatsetzung öfters Gebrauch macht, kann hier nur als Frage gestellt werden. Beinhauer erwähnt Korrelate nicht, auch nicht für das Kausalgefüge. 37 Die lateinischen Entsprechungen sind nicht direkt etymologische Vorgänger, sondern Muster für die Bildung aus e igen sprachlichen Elementen, ähnlich wie bei der Bildung der zusammengesetzten Konjunktionen. 38 Zahlreiche Belege für Korrelate in altspanischen Kausalgefügen bringt Kretschmann 42/43 (por eso, por esto), 44 (por tal); er fügt auch einige Belege für Finalgefüge mit Korrelaten hinzu. 39 Als Norm erscheint das Korrelat (TAN, TANTO, TAL, ASI) nur in einer der beiden formalen Ausprägungen des Konsekutivgefüges nach lateinischer Tradition in Verbindung mit einfachem QUE, während die andere Form mit der erst im Romanischen aus Präposition, Substantiv und QUE gebildeten Konjunktion kein Korrelat im Obersatz enthält.

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An der Ausbildung der zusammengesetzten Konjunktionen im Finalsatz haben die Korrelate ihrer auch im Altspanischen geringen Frequenz wegen vermutlich keinen Anteil. Immerhin begegnet sporadisch POR TAL QUE in finaler Verwendung: Fernán González 91 : Fazian semejante que los ivan comer, POR TAL QUE les podiessen mayor miedo meter. „Sie taten so als ob sie sie essen wollten, damit sie ihnen größeren Schrecken einjagen konnten".

Weitere Belege für finales POR TAL QUE bringen Herman 181 und Kretschmann 44, der noch zwei Belege aus der Primera Cronica General mit EN TAL QUE anschließt 40 . Beide Belege sind aber eher konditional aufzufassen, ebenso ein weiterer mit A TAL QUE, der von Pietsch übernommen ist. Pietsch selbst hat zum Abschluß seiner Belegreihe (II, 45/46) eine finale Interpretation ausdrücklich abgelehnt, wenn er bemerkt: „The conditional con tal que would be appropriate in all of them".

Modus u n d T e m p u s Das konstante formtypische Merkmal des finalen Gefüges ist im Spanischen der Konjunktiv im Finalsatz. Seit Beginn der schriftlichen Überlieferung steht wie im Lateinischen jeder Finalsatz im Konjunktiv, Ausnahmen gibt es nicht. Da auch im Französischen der Konjunktiv im Finalsatz das Übliche ist 4 1 , während er im Deutschen nicht mehr generell gesetzt wird 4 2 , können auf das Französische bezogene Forschungen wieder herangezogen werden. Die Meinungen der Syntaktiker zu dem, was der Konjunktiv im Finalsatz leistet, haben keine großen Wandlungen erfahren. Zumeist wird nur das Vorhandensein des Konjunktivs als solches registriert, gelegentliche Eingruppierungen weisen ihn der Kategorie Wunsch, Willen, Begehren zu 4 3 . Auch die neuere Konjunktivforschung hat daran grundsätzlich nichts geändert. 40 Kretschmann 45: E ploguiesse a Dios que tod aquesto te ouiesse yo dado e mas, en tal que no ouiesses auido en to poder mio cuerpo, que yo tenia muy guardado e con muy buen prez e sin toda mala fama! PCG 41 b2Q Et el dixo que farie quanto ellos touiessen por bien, en tal que echassen los almorauides de la villa, ca en otra manera nunca auria tregua nin pleito con el. PCG 571 b 17 41 Wenige Ausnahmen (und oft sind es dieselben Belege) werden genannt bei Busse 23/24, Waard 83, 84, 88, Ettmayer 202, Wunderli 537/38. 42 Paul IV § 425, p. 226, Duden § 1149 43 Brunot 852, Lerch, Modi 23, Ettmayer 194, Gamillscheg 711; so auch Ernout/Thomas 292, Leumann-Hofmann-Szantyr 642.

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Rothe, der zwischen automatischer und oppositioneller Setzung des Konjunktivs unterscheidet, behandelt den Konjunktiv im Finalsatz selbst gar nicht, wohl aber unter der Überschrift „Der finale Sinn" (104 ff.) den eine finale Beziehung markierenden Konjunktiv in Relativ- und Konsekutivsätzen. Durch die interpretatorische Gegenüberstellung von „Sachverhalt der Folge" und „Sachverhalt der Absicht" läßt Rothe erkennen, daß die Zuordnung zum Oberbegriff Opposition speziell auf diese Fälle bezogen ist. Sein Hinweis auf den Kontext, der über Sinn und Nuance einer Äußerung entscheidet, ist zu allgemein, als daß man daraus seine Stellung zum Konjunktiv im Finalsatz ableiten könnte. Aus den Kommutationsproben 44 , die er an knapp zwanzig Belegen vorführt, läßt sich aber am Überwiegen von „vouloir" als Kommutationswort erkennen, daß auch fur ihn der Konjunktiv zum Ausdruck einer Finalität der Kategorie Wunsch, Willen angehört. Wunderli unterscheidet den auf der Ebene der langue liegenden Grundwert des Konjunktivs von dem der Ebene des discours angehörenden Nutzwert. Den Grundwert definiert er als Teilaktualisierung im Gegensatz zur Vollaktualisierung des Indikativs, zur Minimalaktualisierung der Partizipien und zur Nichtaktualisierung des Infinitivs (33/34) 4 5 . Die verschiedenen Nutzwerte werden summarisch erwähnt (42), ein besonders häufiger Nutzwert wird als normalisierter Redeeffekt bezeichnet (48), als Interpretationsprinzip wird dies aber nicht weiter genutzt. Vielmehr haben die detaillierten und teilweise sehr wohlüberlegten Erläuterungen zum Vorkommen des Konjunktivs wohl eher ihre Wurzel in psychologischen Erwägungen (42) und einer aufmerksamen Berücksichtigung von Situation und Kontext (494). So wird auch der Konjunktiv im Finalsatz nicht definiert, sondern aus dem Gehalt der finalen Beziehung die Teilaktualisierung postuliert: daß das Finalsatzgeschehen die Vorstellung des modalen Subjekts wiedergibt (530), stellt Wunderli noch vor die Bemerkungen, daß die modale Stellungnahme volitiver Art sei (530) oder daß nach einer Willens-

44 Gegen die Beweiskraft von Kommutationsproben im syntaktischen Bereich wendet sich Wunderli 46. Tatsächlich zeigen Kommutationsproben voi allem, daß in einer Sprache für dasselbe Informationsziel verschiedene ähnliche Ausdrucksweisen zur Verfügung stehen, wobei der Unterschied zwischen diesen bagatellisiert wird. 45 Unter Aktualisierung versteht Wunderli (34) ausdrücklich „nur und ausschließlich den Übergang von der langue zum discours, von der sprachlichen Virtualität zur sprachlichen Aktualität, die Ausstattung des virtuellen sprachlichen Zeichens mit den auf der Aktualitätsebene erforderlichen Determinanten". Den Konjunktiv bezeichnet er dann (40) als „eine Form, die weniger ausdrückt als der Indikativ, die Zeitmarke fehlt ihm". Schon an anderer Stelle (23) meinte er, der Konjunktiv brächte „eine vollkommene Desinteressiertheit an der zeitlichen Gestalt des Prozesses" zum Ausdruck. Dies steht allerdings in Gegensatz zu Wunderiis eigener Beschäftigung mit Konkordanzproblemen (592 ff.), wo er von der Voraussetzung ausgeht, daß der Subjonctif I in „präsentischem Kontext", der Subjonctif II in „toncalem Kontext" die Norm ist. Es ist also nicht ganz klar, wie sich die „fehlende Zeitmarke" äußert, die doch das wesentliche Charakteristikum der Teilaktualisierung sein soll. Vermutlich bezieht sich das Weniger nicht so sehr auf die Qualität, als vielmehr auf die Quantität der zur Wahl stehenden Elemente (mindestens 7 Indikative gegen höchstens 4 Konjunktive).

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äußerung im Obersatz „zwei voneinander unabhängige zielgerichtete Stellungnahmen des gleichen modalen Subjekts" (531) vorlägen 46 . Es ist also ersichtlich, daß auch in der Konjunktivforschung die Gleichsetzung von Finalität mit dem Merkmal Konjunktiv im abhängigen Satz unbestritten ist. Im Spanischen, das den Konjunktiv strikter setzt als das Französische, kann dieser als Kombinations-Indiz für die Finalität überhaupt gelten. Dementsprechend ist ein Satz, der von Aussage und Kontext her eine finale Interpretation zuließe, aber im Indikativ steht, gerade des fehlenden Konjunktivs wegen kein Finalsatz. Menéndez Pidal zitiert in seiner Studie „El estilo de Santa Teresa" (p. 133) eine Briefstelle, in der ein QUESatz einer Aufforderung folgt: „Tornar a l e e r . . . yo jamás lo hago; si faltaren letras, póngalas allá, QUE luego se entiende lo que quiere decir"

Ein Konjunktiv würde dem QUE-Satz eine finale Wendung verleihen, die er in der vorliegenden Fassung nicht hat. Für dieses Gefüge gilt, was Ettmayer (203) von der strengen Konjunktivsetzung in altfranzösischen Finalsätzen sagt, „daß jeder Indikativ, der sich gelegentlich auch nach voluntativen Hauptsätzen einstellen kann, ipso facto die Finalität in eine Kausalität verwandelt, d Ji. an Stelle des zu erwartenden Finalsatzes einen Konsekutivsatz produziert ". Aus diesem Grunde ist der von Kretschmann 57 angeführte Beleg auch nicht, wie er meint, ein Finalsatz mit dem Indikativ, sondern ein Konsekutivsatz: „Ca el faze sus obras por que marauillar Dende todos se pueden, muy mas spantar". (Rim I 1145)

Der Irrtum ist verständlich, weil an dieser Stelle auch ein Finalsatz denkbar wäre, ähnlich wie in der Briefstelle der Santa Teresa, andererseits aber auch, weil Kretschmann sich in seiner Arbeit immer wieder am französischen Vorbild orientiert, und so fehlt bei den Möglichkeiten der Verwendung hauptsächlich kausaler Konjunktionen in anderen Satzarten (von Kretschmann „Verschiebungen" genannt) die Nennung von PORQUE in Konsekutivsätzen. Solche Konsekutivsätze haben sowohl den Konjunktiv als auch den Indikativ 47 . Die persönliche Interpretation eines Beispiels spielt überhaupt eine große Rolle, auch bei der Beurteilung sprachlicher Tendenzen. Dies zeigt sich an der Bewertung der spätlateinischen Inschrift „ut gratias ago, dedicavi", die von Schmalz für ut finale mit Indikativ zitiert wurde, von Ettmayer (196 Anm.) aber für ut an Stelle eines modalen

46 Eine Abgrenzung von final und volitiv gibt Wunderli 428: „Ein Finalsatz ist in dem Sinne volitiv, als die Erreichung jedes Ziels ein Wollen voraussetzt; ein Befehlssatz ist in dem Maße final, als jeder Befehl ein zu erreichendes Ziel bedingt - in ihrem Grundtenor jedoch sind die beiden Modalitäten nicht identisch". Worin der Unterschied besteht, führt er aber nicht aus. 47 vgl. Schultz § 30 mit Hinweis auf „por que" mit Indikativ und Rudolph, Zur Syntax der Konsekutivsätze 139/40 „por que" mit Indikativ; 175 „por que" mit finalem Konjunktiv.

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quod-Satzes gehalten wird in der Bedeutung „indem ich meinen Dank abstatte". Eine Entscheidung ist hier nicht gut möglich, aber auch nicht nötig, weil es sich sicher nur um einen Einzelfall handelte, der den allgemeinen Entwicklungstrend nicht beeinflußte. Ähnlich sind vielleicht auch die französischen Finalsätze mit Indikativ zu beurteilen, weil es sich um vereinzeltes Vorkommen im Mittelfranzösischen handelt (Wunderli 537), das in neuerer Zeit keine Fortsetzung gefunden hat. Wunderiis Erklärung dieser Indikative, „daß das modale Subjekt das Eintreten des angestrebten Geschehens bereits für sicher hält oder daß es die anvisierte Realisierung suggestiv-vorwegnehmend wiedergibt", klingt sehr überzeugend. Allerdings müßte man bei einer solchen Begründung ein sehr viel häufigeres Vorkommen des Indikativs erwarten, also etwa die Verhältnisse im neueren Deutschen. Mit einer ganz anderen Erklärung führt Rothe 218 ein Beispiel an, in dem ein Konditional statt des in einem explikativen Relativsatz üblichen Konjunktivs steht. Er meint, dies folge dem Bedürfnis nach einer hörbaren Form zur „Unterstreichung des finalen Sinns". Daß man einen finalen Sinn hier nicht unbedingt annehmen muß, zeigt Wunderli 428, der ihn in solchen Fällen ausdrücklich ablehnt. Das von Rothe gewählte Beispiel ist nicht besonders glücklich, weil es sich um einen Satz aus einer sprachwissenschaftlichen Untersuchung handelt, wo die Hörbarkeit sicher kaum eine Rolle spielt. Interessant ist aber der aus einem solchen Beispiel ablesbare Trend des Französischen, den Konjunktiv auch in der Schriftsprache an einer Stelle aufzugeben, wo er bisher als Norm gilt. Vergleichbare Beispiele fanden sich in den hier durchgesehenen spanischen Texten nicht, obwohl auch solche Belege mit beachtet wurden, die nicht alle drei Grundmerkmale für Finalität (Konjunktion, Konjunktiv, final sinnvolle Aussage) aufwiesen. Belegen mit Indikativ fehlte stets die final sinnvolle Aussage. Wie sich schon in der Beibehaltung des Konjunktivs im Finalsatz ein konservativer Zug des Spanischen zeigte, so vor allem auch in der Tempusgebung. Die bereits im Lateinischen typische strenge Regelmäßigkeit der Consecutio temporum wird unverändert fortgesetzt. Der Finalsatz hat nur zwei Tempora, Konjunktiv Präsens oder Konjunktiv Imperfekt, die mit dem Tempus des jeweiligen Obersatzes korrespondieren. Die Ausnahmen sind an Zahl gering und auf wenige Typen beschränkt. Die Handlungen oder Ereignisse, auf die sich die im finalen Gefüge kombinierten Aussagen beziehen, stehen immer in demselben zeitlichen Verhältnis zueinander. Die Handlung des Hauptsatzes realisiert sich zeitlich stets früher als die des Finalsatzes, für deren Eintreten sie die Voraussetzungen schafft. Diese Nachzeitigkeit des Finalsatzgeschehens, die mit Consecutio temporum noch nichts zu tun hat, ist darüber hinaus noch weiter eingeschränkt. Zu dem Zeitpunkt, den die Hauptsatzhandlung in Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft des Redenden festlegt, steht die Handlung des Finalsatzes noch vor ihrer Realisierung. Hier liegt das Limit zur Nachzeitigkeit der Ereignisse, auf die sich das verwandte Konsekutivgefüge bezieht. Das Geschehen des Konsekutivsatzes muß nur später anfangen als das Geschehen 34

des Obersatzes, während das Geschehen des Finalsatzes noch gar nicht begonnen haben darf. Die in beiden Gefügen immanente Nachzeitigkeit der Nebensätze kommt sprachlich, nämlich in der Consecutio temporum, nicht zum Ausdruck. Es genügt das Tempus der Gleichzeitigkeit, d.h. im Finalsatz wird nur nach Gegenwart und Vergangenheit unterschieden 48 . Das Konsekutivgefüge deutet das Nacheinander der Ereignisse durch die feste Satzfolge an, in der der Konsekutivsatz stets die zweite Stelle einnimmt. Während aber jeder vierte Konsekutivsatz von der regelmäßigen Tempusgebung abweicht, gibt es bei den Finalsätzen nur etwa 5% Abweichungen, obwohl in neun Zehntel der Fälle auch der Finalsatz an zweiter Stelle steht. Die größere Regelmäßigkeit der Tempussetzung im Finalsatz hängt einerseits mit dem Konjunktiv zusammen 49 . Zum anderen betrifft die Nachzeitigkeit nur den Geschehensablauf in der Wirklichkeit. In der Konzeption kann es ganz anders sein. In sehr vielen Fällen ist die Aussage des Finalsatzes als das Ziel, dem das gesamte Geschehen zustrebt, zuerst oder gleichzeitig mit dem übergeordneten Satz konzipiert. Man kann also zwei verschiedene Kategorien der Nachzeitkeit unterscheiden: auf der Ebene der Wirklichkeit ist das im Finalsatz genannte Geschehen nachzeitig, auf der Ebene des Denkens dagegen ist oftmals das im Hauptsatz genannte Geschehen nachzeitig. Das Ineinandergreifen der beiden Kategorien läßt sich schon an einfachen Beispielen demonstrieren: Baroja, La dama errante 268: Abrió el automóvil y dió la mano al doctor PARA QUE bajara. „Er öffnete das Auto und gab dem Doktor die Hand, damit er ausstieg". Zunzunegui, Las ratas del barco 103: Ella se volvió PARA QUE no le viese llorar. „Sie drehte sich um, damit er sie nicht weinen sah".

So wie erfahrungsgemäß die Haupthandlung zeitlich am Anfang steht, so geschieht

4 8 Die vereinfachende Bezeichnung Gegenwarts- und Vergangenheitszeiten oder -tempora ist hier bewußt beibehalten worden, weil das Hauptaugenmerk dieser Arbeit nicht auf Fragen der Tempuswahl ruht. Diese Zweiteilung in eine Gruppe von Tempora, in deren Mittelpunkt (oder auf deren Nullstufe) die Gegenwart des Redenden steht, und in eine andere Gruppe mit der Vergangenheit des Redenden als Mittelpunkt folgt der Tradition der klassischen Philologie mit ihrer Unterscheidung in Haupt- und Nebentempora. Dort wurde diese Unterscheidung vor allem auf die Consecutio temporum der konjunktivischen Nebensätze bezogen. Weinrich stellte fest, daß die romanischen und germanischen Sprachen eine generelle Consecutio temporum haben, die „als eine Kombinationsbeschränkung der Tempora außerhalb ihrer Tempusgruppe" (106) aufzufassen ist. An der Strukturgrenze der Consecutio temporum gliederte er die Sprechsituation nach besprochener und erzählter Welt. Die nicht seltenen Fälle von Nichtbeachtung der Strukturgrenze erläutert er als Tempus-Metaphern, die eine „eingeschränkte Gültigkeit" der Rede bezeichnen können. Für die Consecutio temporum in finalen Gefügen können diese Differenzierungen außer acht gelassen werden. 49 Die Zahl der Tempora ist im Konjunktiv viel geringer als im Indikativ, insbesondere gibt es keine Tempora der Nachzeitigkeit, deren Funktion von den Tempora der Gleichzeitigkeit übernommen wird. Die formalen und inhaltlichen Berührungen zwischen Futur und Konjunktiv sind überdies unübersehbar, nicht nur die Formengleichheit bei einigen griechischen und lateinischen Verbklassen, oder der modale Charakter des englischen Futurs, sondern auch der tägliche Umgang mit dem Futur in Aufforderungen und Willenserklärungen (vgl. Rothe 139).

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sie allerdings nur im Hinblick auf das vorbedachte Ziel, das sich als normale Folge voraussichtlich direkt an ihren Vollzug anschließt. Der Unterschied zum Konsekutivgefüge, in dem es oft auch um die normale Folge geht, besteht darin, daß das Ausgangsereignis bewußt wegen seiner Folge herbeigeführt wird. Aber auch bei festgelegter Geschehensfolge bleibt der Zweck wie sonst seinem inneren Wesen nach unreal, d.h. er bezeichnet etwas Vorgestelltes, denn er bezieht sich immer auf etwas, das noch nicht geschehen ist und von dem grundsätzlich nicht sicher ist, daß es geschehen wird. Das hängt nicht damit zusammen, daß im Finalsatz eine andere Person das Agens ist als im Hauptsatz. Vielmehr ist der Ablauf der zweiten Handlung im Gedanklichen so geplant, daß ihr nur möglicher und niemals ganz gewisser Vollzug den Planenden nicht beeinträchtigt. Die Zielvorstellung selbst ist Gegenstand der Aussage und nicht ihr Erfolg oder Mißerfolg. Die Überschneidung des zeitlich Vorhergehenden in einer möglichen Konzeption mit dem zeitlich Folgenden im realen Handlungsablauf ist für einen jeden Finalsatz im Verhältnis zum Obersatz charakteristisch. Daran ändert sich selbst dann nichts, wenn die Aussage des Hauptsatzes in den Bereich der Vorstellung gerückt ist, wenn also das Ziel einer Handlung genannt wird, die gar nicht geschehen ist und die auch nicht geschehen wird: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 22: Poco después que ellas, subimos nosotros a la galería y dimos algunos paseos contra la voluntad de mi patrón, que a todo trance quería llevarme a la casa PAR QUE mudase. „Etwas später als sie gingen wir zur Galerie hinauf und ergingen uns etwas gegen den Willen meines Hausherrn, der mich um jeden Preis nach Hause bringen wollte, damit ich mich umzog".

Auch im abstrakten Bereich des Gedachten, wenn wie hier der Inhalt des gesamten Finalgefuges sich nicht realisiert, nimmt die Handlung des Finalsatzes im vorgestellten Geschehensablauf stets die zweite Stelle ein. Die zeitlichen Verhältnisse, die dem Vorbild der Wirklichkeit folgen, bleiben also unverändert, selbst dann wenn es sich eher um spekulative Gedanken handelt als um eine Darstellung von realen Vorgängen.

Der Imperativ Die Betrachtungen zu Modus und Tempus wären unvollständig ohne den Hinweis auf eine formale Besonderheit des finalen Gefiiges, den Hauptsatz im Imperativ. Dieser gehört zwar nicht zu den formtypischen Merkmalen im engeren Verstände, die wie Konjunktion, Konjunktiv und Consecutio temporum die formale Norm des finalen Gefiiges bilden, wohl aber kann er als formaler Prototyp gelten, der die finale Gefiigeinformation verdeutlicht: ein Wille bestimmt Voraussetzungshandlung und Zielvorstellung. Der Imperativ ist eine jedermann vertraute und - wie es scheint - unzweideutige Verbform. Dennoch stößt seine grammatische Einordnung auf systematische Schwierig36

keiten, seiner eklatanten Formenarmut wegen. Aus dem Lateinsichen erbten die romanischen Sprachen zwei Formen, die die zweite Person nach Singular und Plural unterscheiden, im Französischen wurde noch eine Form für die erste Person Plural entwickelt. Um das normale Personenparadigma zu füllen, werden konjunktivische Ersatzformen mit aufgenommen, wie in der Spanischen Akademie-Grammatik oder bei Weinrich 283 ohne 1. Person Singular, bei Bally § 288 sogar mit dieser. In das System der Modi und Tempora paßt der Imperativ ebensowenig, wieder aus Mangel an Formen. Oft wird er als besonderer Modus geführt. Weinrich, der sich entschieden gegen die Bezeichnung Modus überhaupt wendet, nennt den Imperativ ein Semitempus (283), Wunderli 60 sieht in ihm „eine spezielle Verwendungsart des Indikativs". Jespersen 261/62 unterstreicht den futurischen Charakter des Imperativs und nennt einen perfect imperative (be gone), der in eingeschränkter Verwendung auch im Französischen (Sensine 60: impératif futur antérieur) und Deutschen (Duden § 137) vorkommt. Mit der Sonderstellung des Imperativs begründet Alarcos Llorach (Estructura 81), daß er ihn nicht in sein System der Zeiten und Personen aufnimmt. Die formale Stellung zwischen den Zeiten und Personen wird reflektiert in einer Zwitterstellung hinsichtlich der Leistung, die Informationsfülle mit Anwendungslimitation verbindet. Trotz häufiger Benutzung vor allem in der Alltagsrede ist das Vorkommen des Imperativs eng begrenzt: er verlangt direkte Rede in Dialogsituation, d.h. der angeredete Partner muß gegenwärtig sein (Ausnahme: Gebet), außerdem ist die Befehlbarkeit semantisch bedingt, mediale Vorgänge lassen z.B. keinen Befehl zu. Diese Leistungsbeschränkungen werden aber ausgeglichen durch den Informationsreichtum. Die eine Imperativform informiert über die Identität von Redendem und Befehlendem (=1. Person) und über die Identität von Angeredetem und Handelndem (=2. Person) 5 0 , außerdem über die Tatsache des Befehls und den Befehlsinhalt und schließlich in bezug auf die Tempuseinbindung Uber ein gegenwärtiges Begehren und eine zukünftige Handlung. Damit kann der Imperativ in informativer Hinsicht so viel leisten wie ein Satzgefüge: haz = quiero que hagas. Der generellen Anerkennung dieser Leistung entspricht es, daß der Imperativ in Grammatiken als Satz aufgefaßt wird. Weinrich 287/88 lehnt diese Einschätzung der Grammatiken recht polemisch ab und meint im Gegenteil, man erhalte aus dem Imperativ weniger Information als aus dem persönlichen Infinitiv oder Partizip. Dies stimmt allerdings nur in bezug auf die Möglichkeit, mehrere Tempora zu unterscheiden, während der Imperativ stets dieselbe Tempussituation hat. Die alte Grammatikerstreitfrage, was ein Satz sei, soll hier nicht berührt werden, wohl aber läßt

50 Brandal charakterisiert den Imperativ (wie Alarcos Llorach, Estructura 81 zitiert) als „un rapport intime qui peut être considéré comme une syntèse de la première personne, point de départ, avec la 2 e , point d'aboutissement". 37

sich gerade aus der Verwendung des Imperativs in finalen Satzgefügen der Satzrang für ihn ableiten: die Stelle des Hauptsatzes im Gefüge füllt er hier voll aus. Die psychologische Abgrenzung der Bedeutungsdifferenzierung zwischen Imperativ und Konjunktiv, wie Wunderli 60 sie an der Gegenüberstellung qu'il meure! - meurs! vorführt, kann nicht überzeugen, weil er für den Konjunktiv nicht auch die 2. Person wählte. Was er über den „verschiedenen Grad an Wahrscheinlichkeit des Eintretens" sagt, stimmt natürlich: aber nicht wegen des Konjunktivs hat qu'il meure! eine geringere Wahrscheinlichkeit des Eintretens, sondern wegen der 3. Person. Einen Abwesenden kann man nicht so leicht töten wie ein Gegenüber 51 . In Sprachen, die wie das Spanische wegen des Wandels in den Anredeformen beim Befehl stets das Nebeneinander von familiärem Imperativ und nicht familiärem Konjunktiv ( 3. Person Singular) haben, ist eine solche Abgrenzung müßig, weil keine freie Wahl möglich ist. Im finalen Bereich ist der Imperativ wegen der einfachen Deutlichkeit der Willensbekundung wichtig, die Nahziel (Befehlsinhalt) und Fernziel (Finalsatzinhalt) kombiniert. Funktional bildet er aber mit dem befehlsausdrückenden Konjunktiv im Hauptsatz und dem Begehrssatz nach einem Ausdruck des Willens eine gemeinsame Gruppe, die im Zusammenhang mit dem für das finale Gefüge wichtigen übergeordneten Willen noch zur Sprache kommen wird. Für die Consecutio temporum im finalen Gefuge ist der Imperativ jedenfalls unproblematisch, weil im Finalsatz stets Konjunktiv Präsens steht, ob man nun mehr den präsentischen oder den futurischen Wert in den Vordergrund stellt.

Die normale Zeitenfolge Die regelmäßige Tempusgebung im finalen Gefüge zeigt also im Spanischen dasselbe Bild wie im Lateinischen: im Finalsatz steht ein die Gleichzeitigkeit markierender Konjunktiv. Das bedeutet den Konjunktiv Präsens bei einem Hauptsatz im Präsens, Imperativ, Futur oder im zusammengesetzten Perfekt und den Konjunktiv Imperfekt bei einem Hauptsatz in einer beliebigen Vergangenheitszeit52. Allerdings liegt der Konjunktiv Imperfekt in zwei Formen vor, die historisch durch ihre Herkunft aus dem Lateinischen und durch ihren Gebrauch geschieden sind. Dabei ist die ra-

51 Daß mourir als medialer Vorgang eigentlich nur metaphorisch befehlbar ist, obwohl sein Imperativ als prägnantester und kürzester Ausdruck der Tötungsabsicht keinen Mißverständnissen begegnet, scheint französische Grammatiker weder gestört noch davon abgehalten zu haben, gerade an diesem Wort den Imperativ zu erläutern, Wunderli 58 verweist z.B. auf Bally. 52 Akademie-Grammatik § 396 d) p. 348 und § 384 Β p. 340.

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Form 5 3 i m älteren Spanisch zunächst nur als Indikativtempus verwendet worden. Ihre Wandlung z u m Konjunktiv ist über die Verwendung in hypothetischen Perioden zu verstehen, w o sie mit der se-Form 5 3 alternierend den Irrealis der Vergangenheit bezeichnen kann. Heute besteht praktisch kein Unterschied mehr in der Verwendung von se- und ra-Form, in der gesprochenen Sprache scheint die ra-Form üblicher zu sein54. V o n wann ab die ra-Form als Konjunktiv außerhalb des hypothetischen Gefiiges verwendet werden konnte, ist vielleicht nicht ohne weiteres zu entscheiden, weil sich ein hypothetischer Nebensinn vielerorts einstellen kann. In der Akademie-Grammatik findet sich nur der Hinweis, daß der moderne Gebrauch bei den Klassikern noch nicht vorliegt ( § 3 0 0 e, p. 2 7 4 ). In Finalsätzen begegnet die ra-Form erst v o m 17. Jahrhundert an. Die frühesten Belege zeigen n o c h eine enge Beziehung zu hypothetischen Gedankengängen 5 5 , die ähnlich auch i m weiteren Verlauf des Jahrhunderts bei den generell allerdings n o c h seltenen Beispielen anzunehmen ist. 53 Wegen der im allgemeinen uneinheitlichen Terminologie werden die hier verwendeten Tempusbezeichnungen mit Beispielen und den in der Grammatik der Akademie benutzten Bezeichnungen in einer Liste zusammengestellt. Kürze und Klarheit waren Kriterien für die Wahl der Bezeichnungen, eine Systematisierung nach funktionalen oder anderen Gesichtspunkten wurde nicht angestrebt. Die Bezeichnung „Aorist" wurde im Anschluß an die Ausführungen Jespersens (275 f.) und die Vorlesungen Reichenkrons an der Freien Universität Berlin wegen ihrer Prägnanz gewählt. Indikativ

Modo indicativo

Präsens Imperfekt Aorist Futur Perfekt Plusquamperfekt Aorist II Futur II Konditional

digo decía dije diré he dicho había dicho hube dicho habré dicho diría

Konditional II

habría dicho

Konjunktiv Präsens Konjunktiv se-Form ra-Form re-Form Perfekt Konjunktiv se-Form II ra-Form II re-Form II

presente pretérito imperfecto pretérito indefinido futuro imperfecto pretérito perfecto pretérito pluscuamperfecto pretérito anterior futuro perfecto modo potencial simple o imperfecto modo potencial compuesto o perfecto modo subjuntivo

diga dijese dijera dijere haya dicho hubiese dicho hubiera dicho hubiere dicho

presente (forma en -se) pretérito imperfecto (forma en -ra) pretérito imperfecto futuro imperfecto pretérito perfecto pretérito pluscuamperfecto pretérito pluscuamperfecto futuro perfecto

Imperativ modo imperativo - presente di 54 vgl. Spaulding 59 55 vgl. Cejador y Frauca 425 bei der Besprechung von Modus und Tempus im Finalsatz: „nunca amara en Cervantes, que es forma muy distinta, como queda dicho. Pero amara se emplea, cuando va amara en el resto de la oración".

39

Cervantes, Don Quijote I 34 (239): ¿con qué rostro osas parecer ante quien sabes que es el espejo donde se mira aquel en quien tú te debieras mirar PARA QUE vieras con cuán poca ocasión le agravias? Anonym II 212: mit welcher Stirne darfst du denn vor den Augen derjenigen erscheinen, von welcher du weißt, daß sie der Spiegel ist, der das Bild desjenigen zurückwirft, an welchem du gleichfalls dich spiegeln und bedenken solltest, wie wenig es dir geziemt, ihn zu beleidigen? Gracián, El Criticón III 5 (90): El Desengaño, para bien ir, habia de estar en la misma entrada del mundo, en el umbral de la vida, PARA QUE al mismo punto que el hombre metiera el pie en ella, se le pusiera al lado y le guiara. „Die Enttäuschung mußte im Eingang der Welt selbst sein, an der Schwelle des Lebens, damit sie im selben Moment, wenn der Mensch den Fuß auf sie setzte, sich ihm an die Seite stellte und ihn führte". Die meisten Beispiele sind wie die hier angeführten dadurch gekennzeichnet, daß in nächster Umgebung andere ra-Formen stehen, an denen der hypothetische Gedanke erkennbar ist. Daneben gibt es aber auch im 17. Jahrhundet schon Gefüge mit der raForm, in denen kein hypothetischer Nebensinn mitschwingt. Alemán, Guzmán de Alfarache III I (82): Asi no paré hasta salir de la ciudad, que en una taberna bebi un poco de vino, con que me reformé para poder caminar la vuelta a Roma, donde hice mi viaje, yendo pensando en todo el con qué pesada burla quisieron desterrarme, PORQUE no los deshonrara mi pobreza. „So hielt ich erst außerhalb der Stadt an, wo ich in einer Schenke etwas Wein trank; das erfrischte mich für die Weiterreise nach Rom; während der Reise dachte ich daran, mit was für einem üblen Scherz sie mich verscheuchen wollten, damit meine Armut sie nicht entehrte". Calderón, El médico de su honra III, I (201): vivía en una quinta deleitosa y apacible; y PARA QUE no estuviera en las soledades triste, traje a Sevilla mi casa, y a vivir en ella vine, „Sie lebte in einem lieblichen und ruhigen Landhaus; und damit sie in der Einsamkeit nicht traurig war, zog ich mit meinem Haus nach Sevilla um, wo ich zu leben begann". Für das finale Gefüge hat diese besondere Entwicklung im spanischen Modus-System keine Bedeutung. Wohl aber kann gerade die relativ frühe Anwendung der ra-Form im Finalsatz als ein Beweis dafür angesehen werden, daß sie als Konjunktiv empfunden wurde. Für die normale Zeitenfolge im Finalgefüge - die ra-Form stellt nach einer kurzen Übergangszeit kein Problem mehr dar - ist nun die Frage nach der Verteilung der Tempora im einzelnen zu stellen. Aus der Beziehung der drei Tempusformen im Finalsatz zu den Tempora des Obersatzes ist ein recht differenziertes statistisches Bild zu erwarten, für dessen Darstellung eine tabellarische Übersicht besonders geeignet erscheint.

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Da die Tempusgebung seit den Anfängen unverändert regelmäßig ist, also keine historisch interpretierbaren Unterschiede aufweist, konnte in der folgenden Tabelle auf eine Einteilung nach Jahrhunderten oder Epochen verzichtet werden. Die geringe Zahl von Besonderheiten und Ausnahmen ist in der Tabelle mit enthalten, obgleich dadurch eine gewisse Verminderung der optischen Klarheit bei nur einmal vertretenen Sonderfällen hinzunehmen war. Dafür ist das Bild vollständig und erfordert keine nachträglichen Einschränkungen.

Hauptsatztempus

Konj. Präsens Anzahl %

Präsens Futur Imperativ Konj. Präsens Perfekt Aorist Imperfekt Plusquamperfekt se-Form ra-Form Konditional Futur II

530 138 91 79 51 20 5 1 1 25 1

Summe

942

Finalsatztempus se-Form Anzahl %

ra-Form Anzahl %

11

0,7

0,05 0,05 1,4 0,05

3 296 183 13 36 4 34 1

0,2 17,0 10,5 0,7 2,2 0,25 2,0 0,05

6 90 62 6 8 13 9

0,4 5,2 3,5 0,4 0,5 0,7 0,5

55,15

581

33,60

195

11,25

31,5 8,0 5,2 4,6 3,0 1,0 0,3

1

0,05

Trotz der Differenzierung ist deutlich zu erkennen, daß die Schwerpunkte auch in den Hauptsätzen bei wenigen Zeiten liegen. Präsens und Futur auf der einen, Aorist und Imperfekt auf der anderen Seite in Verbindung mit den regelmäßigen finalen Konjunktiven des Präsens oder der se/ra-Form bestimmen drei Viertel der Gesamtzahl finaler Gefüge. In großen Zügen entspricht das Vorkommen der Hauptsatztempora in finalen Gefügen dem allgemeinen Durchschnitt. Nach den Zählungen von Bull 56 stehen drei Viertel der finiten Verben im modernen Spanisch in einem der drei Kardinaltempora Präsens, Aorist, Imperfekt; außer den diesen entsprechenden einfachen Konjunktiven bleiben die anderen Tempora in ihrer Frequenz weit unter 5%; die sechs seltensten erreichen zusammen nur gerade 1%. In den Hauptsätzen finaler Gefuge liegt die Frequenz der drei Kardinalzeiten etwas niedriger, sie machen zusammen nur gut zwei Drittel aus. Bei den Tempora mittlerer und geringer Frequenz weichen zwei von den Durchschnittswerten ab: das Futur liegt um 5%, das Konditional um 56 Bull 32 zitiert die wesentlichen Ergebnisse seiner früheren Untersuchung „Modern Spanish verb-form frequencies", in der er neben den Zeiten des Indikativs und Konjunktivs auch die Infinitive gesondert erfaßte. Seine Prozentwerte lassen sich daher nicht direkt mit den für die Hauptsatztempora in finalen Gefügen ermittelten-Werten vergleichen.

41

2% höher; von den sechs seltensten Tempora ist nur das Futur II vertreten. Außer in der Gesamtmenge weichen die Kardinalzeiten auch in der Verteilung vom Durchschnitt ab, das Präsens liegt um gut 10% niedriger, der Aorist um gut 5% höher, während das Imperfekt dem Durchschnitt etwa entspricht. Daß das Präsens nicht wie in den von Bull ermittelten Werten eine wesentlich höhere Frequenz aufweist als die beiden Vergangenheitszeiten zusammen, mag an der Auswahl der Texte liegen. Die Erzählung vergangener Ereignisse in Epos und Roman scheint die Vergangenheitstempora zu begünstigen. Allerdings wäre es eine Fehlinterpretation der Tabelle, im finalen Gefüge ein Vorherrschen der Vergangenheit zu sehen und es somit der „erzählten Welt" zuzuordnen. Indiz für die Zuordnung ist das Tempus des Finalsatzes: dort überwiegt eindeutig das Präsens. Die niedrigere Frequenz des Präsens im Hauptsatz hängt mit den höheren Werten von Konjunktiv Präsens, Imperativ und Futur zusammen, die ja alle auch auf die Gegenwart des Sprechenden bezogen sind. Nun kann man als Gegensatz zu Erzählen auch Argumentieren auffassen, und die Argumentation verzichtet nicht auf eingeblendete Beispiele, die ihre Beweiskraft gerade daraus beziehen, daß sie eindeutig der Vergangenheit angehören. Wollte man überhaupt einen geeigneten Ort für das finale Gefüge in Zusammenhängen des Redens und Schreibens suchen, müßte es sich in die Argumentation recht gut einfügen lassen. Dazu paßt, daß finale Gefüge sich ebenso» oft in direkter Rede wie in erzählenden und berichtenden Textpartien finden lassen. Dialogreiche Romane enthalten relativ mehr finale Gefüge als andere, und die Mehrzahl der Belege stehen dort wieder in direkter Rede (Cervantes 70%, Zunzunegui 57%). Der Finalsatz hat in direkter Rede zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich Konjunktiv Präsens, jeder fünfte Beleg zeigt eine Vergangenheitszeit (Cervantes 19 von 82 Belegen in direkter Rede, Zunzunegui 8 von 46).

Abweichende Tempussetzung Die Zahl der Abweichungen von der normalen Tempusfolge ist außerordentlich klein. Die Gesamtfrequenz liegt unter 5%, selbst wenn die Zählung unter rein formalen Gesichtspunkten erfolgt und also auch die Fälle mit erfaßt, in denen die zeitliche Beziehung durch modalen Gebrauch des Obersatz-Tempus verändert ist. Vom Tempus des Finalsatzes aus gesehen lassen sich formal zwei Gruppen unterscheiden. Die erste Gruppe - Vergangenheit im Hauptsatz / Gegenwart im Finalsatz - ist ungleich größer (53 von 1718 Belegen), allerdings überwiegt hier der modale Gebrauch des Hauptsatztempus (28 Belege). Die zweite Gruppe - Gegenwart im Hauptsatz / Vergangenheit im Finalsatz - enthält 12 Belege mit einem Präsens und 9 mit einem Perfekt im Hauptsatz. Die Abweichungen lassen sich zumeist aus der Funktion der Tempora verstehen, wenn man die Funktionsbeschreibungen aus dem grundlegenden Werk von Bull über das spanische Tempussystem heranzieht. Im Unterschied zu anderen Arbeiten, 42

die sich ganz oder teilweise mit Fragen der Funktion und Anwendung der Tempora beschäftigen, stellt Bull an den Anfang grundsätzliche Überlegungen zur Zeit, ihrer sprachlichen Fixierung und der Natur der Ereignisse, aus denen er ein theoretisches Tempussystem aufbaut, das alle vorstellbaren zeitlichen Beziehungen festlegt. Aus der Diskussion möglicher Bezugspunkte für die Fixierungen zeitlicher Ordnung gewinnt Bull die durch Ereignisse oder allgemeine Übereinstimmung der Redenden (common focus) markierten Orientierungsachsen, um die sich die Ordnungskategorien formieren. Die Realität des Sprechenden, d. h. die Gegenwart des denkenden, beobachtenden, redenden Menschen, ergibt die Haupt-Orientierungsachse, die Bull mit PP (=present point) bezeichnet und von der aus der Blick auf der Zeitlinie unlimitiert in beide Richtungen geht. Die Erinnerung an Vergangenes und die Vorausschau auf Künftiges stehen wieder im Mittelpunkt von abhängigen Orientierungsachsen: RP = retrospective point, AP = anticipated point und RAP = retrospective anticipated point 5 7 . Durch alle Orientierungsachsen gehen Zeitlinien, auf denen jeweils die Ereignisse placiert sind. Diese werden sprachlich aber nicht in Bezug auf den Abstand von der Orientierungsachse fixiert, sondern nur in Bezug auf die Richtung des Blicks in die Zeit. Um diese Blickrichtung zu bezeichnen, verwendet Bull zur Vermeidung von Mißverständnissen einen Begriff aus der mathematischen Terminologie, den Vector. Er kann daher auf den Zeitlinien aller Orientierungsachsen Gleichzeitiges (Null-Vector), Vorzeitiges (Minus-Vector) und Nachzeitiges (Plus-Vector) unterscheiden 58 . Die einzelnen Stellen im so entstandenen theoretischen Tempussystem kennzeichnen die Beziehung des Sprechenden zu den Orientierungsachsen und zu den durch Tempusformen ausgedrückten Ereignissen ebenso wie die Beziehungen der Ereignisse untereinander. Das System läßt sich in einem graphischen Modell darstellen, und in der Konfrontation mit dem Formenbestand verschiedener, auch außereuropäischer Sprachen werden Redundanz und Leerstellen sichtbar. Das spanische Tempussystem präsentiert sich wie das anderer europäischer Sprachen in seinem Formenbestand als eine Kombination von Ordnungs- und Aspektkategorien. Ähnlich verhalten sich nur 13 von 50 Sprachen, die Bull untersuchte. In einer ausführlichen Analyse des Standard-Spanischen zeigt Bull, daß neben den aus dem System zu verstehenden Funktionen eine Reihe von gebräuchlichen anderen Funktionen steht, die in Bezug auf Aspekt oder Ordnung vom System abweichen und dadurch semantisch besondere Wirkungen haben können. Die Tragfähigkeit des theoretischen Systems erweist sich in der Definition und Deskription der Funktionen aller spanischen Tempora des Indikativs und Konjunktivs, ergänzt durch reiches Beispielmaterial. Ein Ausweichen in psychologisierende Motivierungen ist ebenso unnötig wie die Annahme exzeptioneller Funktionen. Bull konnte nachweisen, daß 57 Die zwei Tempusgruppen, die Weinrich als Sprechhaltung in Angaben über die besprochene und erzählte Welt unterscheidet, decken sich also nicht mit diesen Orientierungsachsen. 58 Weinrich 2 7 8 / 7 9 unterscheidet ähnlich als Dimension der Sprechperspektive die Tempora der Nullstufe von den Tempora, die von der Sprechsituation aus eine rückschauende oder vorausschauende Perspektive aufweisen.

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selbst die Funktionsbewegungen - wie Ersatzzeiten für Leerstellen, Wanderformen, Standardverwechslungen, Orientierungsfreiheit zu mehreren Achsen - mit erstaunlicher Regelmäßigkeit erfolgen. Diese summarische Darstellung, die nur den Rahmen von Bulls Überlegungen andeutet, soll den Hintergrund zeigen, auf den sich die im folgenden einfach zitierten Funktionsbeschreibungen beziehen. In der ersten größeren Gruppe abweichender Tempussetzung in finalen Gefugen mit dem Wechsel von Vergangenheit zu Gegenwart gibt es drei Typen. Einmal steht die Gegenwart des Redenden zwischen den Aktionen von Ober- und Finalsatz, zum anderen zielt die vollendete Handlung eines Schöpfers auf eine jederzeit wiederholbare Handlung, deren Agens nicht auf eine bestimmte Person festgelegt ist, und schließlich enthält der Obersatz eine „Wanderform", deren Tempusfunktion durch modale Bedeutung überdeckt ist. Bei einer Placierung der Gegenwart des Redenden zwischen die Aktionen von Obersatz und Finalsatz, genauer gesagt fast unmittelbar vor eine mögliche Realisierung des Finalsatzes, stellt das Präsens im Finalsatz die Beziehimg zur Gegenwart her, was zuweilen erwünscht sein kann wie in dem hübschen Zukunftstraum des Don Quijote: Cervantes, Don Quijote I 1 (5): yo soy el gigante Caraculiambro, señor de la insula Melindrania, a quien venció en singular batalla el jamás como se debe alabado D. Quijote de la Mancha, el cual me mandó que me presentase ante la vuestra merced PARA QUE la vuestra grandeza disponga de mi a su talante. Anonym I 21 : ich bin der Riese C., Herrscher der Insel M., welchen in einem Zweikampf der nie genug nach Würden zu lobende Ritter Don Quijote von der Mancha überwand, als welcher mir auch befohlen, mich allhier vor Eurer Gnaden gehorsamlich zu stellen, damit Eure Hoheit nach Dero Beliebung und Gefallen über mich gebiete.

Wenn auch vom finalen Gefüge her keine Notwendigkeit gegeben ist, die Beziehung zur Gegenwart besonders herzustellen, so verlangt dies doch die Gesprächssituation. Dadurch daß das Agens des Finalsatzes die angeredete Person ist, entsteht der Eindruck, als wende sich der Redende direkt an sie mit einer Bitte, während er doch nur Mittler des übergeordneten Willens ist. Nun könnte die Beziehung zur Gegenwart auch schon im Obersatz hergestellt werden, wenn dort ein Perfekt statt des Aorist stünde, wie es in ähnlichen Situationen auch zuweilen tatsächlich vorkommt: Calderón, No hay burlas con el amor II 4 (52): Inés me ha dado licencia PARA QUE en mi nombre vayas hasta su casa con ella: „Ines hat mir die Erlaubnis gegeben, damit du in meinem Namen mit ihr bis nach Hause gehst".

Die Bevorzugung des Aorist gegenüber dem Perfekt in allen Fällen, die nicht unbedingt ein Perfekt erfordern, ist eine Spracheigentümlichkeit des Spanischen (Bull 65), die sich ebenso wenig erklären läßt wie die Bevorzugung des Perfekt im Französischen. Die spezielle, im Cervantes-Beleg vorliegende Funktion des Aorist drückt eine vor der Gegenwart beendete, aber nicht auf die Vergangenheit bezogene Handlung aus. 44

In dieser Hinsicht besteht Funktionsgleichheit von Aorist und P e r f e k t 5 9 . Die Wirksamkeit des übergeordneten Willens tritt bei Anwendung des Aorist besonders in Erscheinung, und zwar wegen des bekundeten Abstandes zwischen der das finale Gefiige eröffnenden Handlung des Obersatzes, die d e m Gesprächsbeginn vorausging, und der Handlung des Finalsatzes, die auch z u m Gesprächszeitpunkt noch bevorsteht. Der übergeordnete Wille bestimmt also außer der Handlung des Obersatzes auch n o c h die Tatsache, daß sie Gegenstand eines Berichtes ist. Handlung und Bericht darüber sind zielgerichtet auf die Auslösung des Finalsatzes, wie noch ein Beispiel zeigen soll, das wie die meisten dieser Gruppe aus der dramatischen Dichtung stammt60: Calderón, El médico de su honra III 1 (201): Sólo a vuestra majestad di parte, PARA QUE evite el daño que no hay; „Nur Eurer Majestät erstattete ich Bericht, damit Sie den Schaden vermeiden, der noch nicht da ist". Ein gelegentliches Imperfekt im Obersatz unterscheidet sich in der zeitlichen Bezogenheit nicht v o m Aorist, es bezeichnet nicht die einzelne Handlung, sondern eine Serie: Pérez Galdós, Angel Guerra I 98: En cuanto a tu ilustre papá, ya sabes que con todo ese republicanismo de cháchara y la farsa de cartearse con D. Manuel, se pasaba las mañanas adulando a D. Basilio Andrés de la Caña, ese que está en Hacienda, PARA QUE le vuelvan a tjombrar inspector del Timbre . . . „Und was deinen erlauchten Vater angeht, weißt du ja, daß er bei all dem republikanischen Gerede und der Angeberei, mit D. Manuel zu korrespondieren, die Vormittage damit verbrachte, D. Basilio zu umschneicheln, der bei der Finanzverwaltung ist, damit man ihn wieder zum Inspektor ernennt". Unproblematisch ist der Tempuswechsel bei d e m nächsten Typ, in dem eine einmalige schöpferische Handlung auf die Auslösung einer beliebig o f t wiederholbaren Handlung mit verschiedenem persönlichem Agens zielt. Das Agens des Obersatzes ist meist G o t t 6 1 : 59 vgl. folgende Funktionsbeschreibungen bei Bull: Perfekt (86) „A single event is terminated anterior to PP but is not oriented to RP"; Aorist (97) „A single event is perfected before PP but is not oriented to RP"; Imperfekt (101) „Either a single event or a series is recalled at PP but is not oriented to RP". - Hierbei ist PP = Orientierungsachse der Gegenwart, RP = Orientierungsachse der Vergangenheit. 60 Weitere Belege hierzu: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 165, Celestina 162; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio 1111 f., Lope de Vega, Fuente Ovejuna III (153), Calderón, El médico de su honra II, 11 (178), III 1 (201), III 12 (219); Valera, Pepita Jiménez 113; Unamuno, Tres novelas ejemplares 13. Die Belege aus dem Cid (533, 1564, 3129) sind wohl eher aus dem dort wie in den mittelalterlichen Epen überhaupt nicht seltenen Wechsel der Erzählperspektive zu verstehen, vgl. Stefenelli-Fiirst 27 f. mit Darstellung bisheriger Forschungsergebnisse. 61 ebenso Luis de León, La perfecta casada 36, 157; Celestina 294; Pérez Galdós, Angel Guerra I 233. - vgl. dazu auch Wunderli 597. 45

Luis de León, La perfecta casada 36: Y de inclinaciones tan diferentes, con arte maravilloso, y como se hace en la música, con diversas cuerdas hizo una provechosa y dulce armonia, PARA QUE cuando el marido estuviere en el campo la mujer asista a la casa, y conserve y endure el uno lo que el otro cogiere. „Und aus so verschiedenen Neigungen machte er in wunderbarer Kunst und, wie man es in der Musik tut, mit verschiedenen Saiten eine niiztliche und süße Harmonie, damit die Frau, wenn der Mann auf dem Felde ist, zu Hause bleibt, und der eine das erhält und bewahrt, was der andere erntet". Die Aussage des Finalsatzes ist in anderem Sinn als sonst zeitlos, sie ist jederzeit wiederholbar, kann sich aber auch schon o f t realisiert haben. Das Tempus des Finalsatzes entspricht hier in seiner Funktion d e m nicht auf eine bestimmte Orientierungsachse bezogenen Präsens, das Bull im Indikativ belegt und definiert (83): „The referent is an axis-free continuum which, abstractly and theoretically, is simultaneous with all possible axes o f orientation; the tense form, as a consequence, preserves only its value as imperfective aspect". Im Prinzip ähnlich, aber von geringerer Allgemeingültigkeit sind Belege, bei denen die schöpferische Handlung im Obersatz nicht Gott als Agens hat u n d die Handlung des Finalsatzes nur unter bestimmten Umständen wiederholbar ist. Gracián, El Criticón, Vorrede zu Teil III (88): Muchos borrones toparás, si lo quieres acertar. Haz de todos uno. Para su enmienda te dejo las márgenes desembarazadas. Que suelo yo decir que se introdujeron PARA QUE el sabio letor las vaya llenando de lo que olvidó o no supo el autor, PARA QUE corrija él lo que erró este. „Viele Flecken wirst du treffen, wenn du sie finden willst. Mach aus allen einen. Für ihre Verbesserung lasse ich dir die freien Ränder. Ich sage immer, daß sie eingeführt wurden, damit der gelehrte Leser sie mit dem füllt, was der Autor vergaß oder nicht wußte, damit er bessert, worin dieser irrte". Die Handlung des Finalsatzes ist zwar auch hier beliebig wiederholbar, als Agentien k o m m e n j e d o c h nur Personen in Frage, die unter die Kategorie „sabio letor" fallen können62. Bei Überdeckung der Tempusfunktion des Obersatzes durch modale Bedeutung handelt es sich eigentlich nur formal u m einen Tempuswechsel. Alexandre 27: Archiles de la cuna comino solemos leer el afogo las serpientes que lo querien comer e }o ya bien deuja en algo aparesçer QUE por fil de Netamo non me ayan a tener. „Von der Wiege aus erdrosselte Achilles, wie wir zu lesen pflegen, die Schlangen, die ihn fressen wollten, und ich müßte schon in irgendetwas hervortreten, damit man mich nicht für den Sohn von Netamo halten soll".

62 Ebenso in einer Vorrede: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 21 und in einer einleitenden Vorstellung einer Person bei Lope de Vega, La niña de plata I 5 (122).

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Baroja, La dama errante 148: -¿Qué te parece - le dijo a Maria -, si escribiera a mi amigo Fournier PARA QUE diga que me han visto alii? „Was meinst du, sagte er zu Maria, wenn ich an meinen Freund Fournier schriebe, damit er sagt, man hätte mich dort gesehen? ". Für die bekannte Verwendung des Imperfekts und der ra-Form zum Ausdruck einer Unsicherheit in Überlegungen und Fragen 63 fanden sich nur die beiden hier genannten Belege. Bull beschreibt die Funktion dieser beiden, im modernen Spanischen zeitlich auf einer Stufe stehenden Formen (102): „A hypothetical event is anticipated at PP. The function exemplifies forward migration". Da die Überlegungen in der Gegenwart stattfinden und sich auf mögliche Vorhaben beziehen, ist das Finalsatztempus ganz regelmäßig. Anders steht es beim Konditional im Obersatz, das auch in potentialer Funktion keine Änderung des Tempus im Finalsatz hervorruft: Batoja, La ciudad de la niebla 225: Además avisaríamos ζ todos los obreros sin trabajo PARA QUE vinieran saquear el Banco. „Außerdem würden wir allen arbeitslosen Arbeitern Bescheid sagen, damit sie zur Plünderung der Bank kommen". Dem scheint die große Zahl von Ausnahmen zu widersprechen, die die Tempus-Tabelle zeigt (von 68 Fällen mit Konditional im Obersatz stehen 25 mit Konjunktiv Präsens im Finalsatz). Von diesen Ausnahme-Belegen stammen 23 aus einem Werk, 64 dem Conde Lucanor des Don Juan Manuel, und dort stehen sie alle in den formelhaften Einleitungsperioden der Geschichten, die bereits durch die Konjunktion PARA QUE und durch die Satzstellung auffielen (vgl. p. 21). Allerdings gibt es daneben im Conde Lucanor auch drei Einleitungsformeln, die bei sonst völlig parallelem Bau die se-Form im Finalsatz haben. Diese gewisse Inkonsequenz in der Behandlung modellhafter Perioden erschwert mögliche Erklärungsversuche, die sich auf die Gesprächssituation und die Voranstellung des Finalsatzes stützen könnten. Zwei Beispiele sollen die Ähnlichkeit der Formulierungen zeigen: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 96: Señor conde Lucanor, como quier que vos facedes razón de vos quejar, PARA QUE en tales cosas como estas ficiesedes lo mejor siempre, placerme hia que sopie'sedes lo que contesció a don Pero Meléndez de Valdés. Eichendorff 85: Hen Graf, erwiderte Patronius, Ihr habt gewiß recht, Euch zu beklagen; damit Ihr aber künftig in dergleichen Dingen jederzeit das Beste trefft, wünschte ich, Ihr hörtet, was dem Don Pero Meléndez de Valdés begegnet ist.

63 vgl. Spaulding 35, der als eine Funktion des Imperfekts nennt: „often to replace the conditional, particularly with the modal auxiliaries", und 47/48 ähnliches auch für die ra-Form konstatiert. Ähnlich auch Weinrich 113 ff.: Das Imperfekt als Tempusmetapher. 64 Die beiden anderen Belege stehen aus formalen und inhaltlichen Gründen nicht auf derselben Stufe. Pérez Galdós, Angel Guerra I 247: A nadie confesaría eso; pero a ti si, PARA QUE me juzgues como quieras. (Im direkt übergeordneten Satz könnte auch ein anderes Tempus von confesar ergänzt werden). Pérez Galdós, Angel Guerra II, 289: . . le pondríamos en guardia PARA QUE no mande decir misas a la buena de Dios . . . (Finalsatz auf der Grenze zum präpositionalen Objektsatz). 47

Don Juan Manuel, Conde Lucanor 103: Señor conde Lucanor, PARA QUE fagades en esto lo que fuere mas a vuestra pro, placerme hia que sopiésedes lo que contesció a un rey con un homne quel dicia que sabia facer alquimia. Eichendorff 91: Herr Graf, erwiderte Patronius, um am vorteilhaftesten aus der Sache zu kommen, solltet Ihr vernehmen, was einmal einem König mit einem angeblichen Goldmacher begegnet ist. Schließlich sei noch das Futur II im Obersatz erwähnt, das nur in zwei Belegen mit verschiedenem Tempus im Finalsatz vorliegt, obwohl es in beiden Fällen keine temporale, sondern modale Funktion zeigt; die Bull 93 so kommentiert: „The speaker does not report a fact but rather a judgment which involves some uncertainty, probability, or wonderment. The event is anterior to PP".: Cervantes, Don Quijote I 28 (185/86): Digo pues que me torné a emboscar, y a buscar donde sin impedimento alguno pudiese con suspiros y lagrimas rogar al cielo se duela de mi desventura, y me de industria y favor para salir della, o para dejar la vida entre estas soledades, sin que quede memoria desta triste, que tan sin culpa suya habrá dado materia PARA QUE de ella se hable y murmure en la suya y en las ajenas tierras. Anonym II 115/16: Genug, ich versteckte mich wieder hier im Walde, und suchte nur einen Ort, wo ich ungestört den Himmel mit Seufzern und Tränen bitten könnte, mich entweder aus dem Unglücke zu befreien oder mein Leben in dieser Einöde zu enden, damit der Unglücklichen nicht mehr gedacht werde, die ohne Schuld ihren Namen in und außer der Heimat dem Tadel ausgesetzt hat. Bei dieser, in direkter Rede stehenden Vermutung ist der Finalsatz nicht gewolltes Ziel, sondern befürchtete Konsequenz einer Handlung, die gar nicht geschehen zu sein braucht. Die Nähe zum Objektsatz ist unverkennbar. Er ist zeitlich auf die Gegenwart des Redenden bezogen, während die Aussage des Obersatzes dieser Gegenwart vorausgeht. In dem anderen Beleg wird ein Ereignis aus der Vergangenheit berichtet, dessen damaliges Ziel angefügt wird, eine Beziehung zur Gegenwart des Gespräches besteht nicht; somit steht im Finalsatz der erwartete Vergangenheitskonjunktiv der se-Form: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 43: ¡Las veces que habrá adelantado el reloj PARA QUE llegase primero el momento del recreo! „Wie oft mag sie die Uhr vorgestellt haben, damit der Augenblick der Pause kam"!

Bei der zweiten kleineren Gruppe abweichender Tempussetzung in finalen Gefugen mit dem Wechsel von Gegenwart zu Vergangenheit müssen die 9 Belege mit einem Perfekt im Obersatz von den 12 Belegen mit einem Präsens geschieden werden. Da auch im Spanischen das Perfekt die eigentlich dem Aorist zukommende Funktion der Angabe eines in der Vergangenheit beendeten Geschehens 65 annehmen kann, 65 vgl. die Funktionsbeschreibungen bei Bull 88 für das Perfekt: „The event is recalled at PP but takes place at RP. The aspect may be initiative or terminative. Usage exemplifies standard confusion and also demonstrates the fact that many Spaniards no longer react to the axis marking function of the auxiliary". Im Vergleich dazu die Hauptfunktionen des Aorist, Bull 95: „The event is recalled at PP but is initiative aspect at RP. That the event is initiative is indicated by context and the fact that

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liegt in diesen Belegen inhaltlich kein Tempuswechsel vor. Ein Beispiel mag zur Demonstration genügen: Valle-Inclán, La corte de los milagros 137: ¡Y aquí estamos! Pero hemos tenido que dar un gran rodeo PARA QUE perdiesen la pista. „Hier sind wir. Aber wir haben einen großen Umweg machen müssen, damit sie die Spur verloren". Die Belege mit einem Präsens im Obersatz sind trotz ihrer geringen Zahl (12) nicht einheitlich. Da gibt es das bekannte historische Präsens 66 aus lebhafter Rede in Dramen: Benavente, Al natural II 7 (267): Yo, dandole vueltas en la cabeza a mi plan de averiguaciones, le ofresco una taza de té, y con el mayor disimulo tropiezo y se la vierto encima de la levita. Debi escaldarle. Le puse perdido. En seguida, lamentando el percance, le obligo a quedarse en mangas de camisa, me ofresco a plancharle yo misma la levita en un momento, PARA QUE se secara y quedara presentable. „Ich überlege mir meinen Untersuchungsplan, biete ihm eine Tasse Tee an und mit größter Verstellung stolpere ich und schütte sie ihm aufs Jacket. Ich mußte ihn verbrühen. Nun war er verloren. Indem ich das Mißgeschick bedaure, nötige ich ihn, in Hemdsärmeln zu bleiben und biete mich an, ihm das Jacket in einem Augenblick selbst zu plätten, damit es trocknete und ansehnlich blieb". Dies ist ein typisches Freundinnengespräch, in dem ein junges Mädchen berichtet, wie sie sich Einblick in den sie interessierenden Inhalt der Brieftasche eines jungen Mannes verschafft hat. Der Kontext zeigt, wie Aorist und Präsens wechseln; bei Lebhaftigkeit steht Präsens. Der Finalsatz gehört nicht dazu, er ist sozusagen mit Augenzwinkern angefügt, denn er gibt das zwar einsehbare, aber nur vorgeschobene Motiv. Funktionale Ähnlichkeit mit diesem historischen Präsens hat ein anderes, das man seines Vorkommens in gelehrten Texten wegen eher „rhetorisches Präsens" nennen könnte 6 7 .

the event is npncyclic" - „The event is recalled at PP but is terminative aspect at RP. That the event is terminative is indicated by context and the fact that the event is cyclic." Zu der in einer Reihe von Sprachen begegnenden Identität von Aorist und Perfekt sagt Bull 65: „This identity may be explained by the fact that RP must be anterior to PP and may, consequently, be treated as the equivalent of the minus vector. Both forms are then perfective and both forms describe events anterior to PP. As a result, in terms of a single axis of orientation, cantó and ha cantado are potential free variants, and for a great many Spaniards there is no significant difference between the simple statements Cantó bien and Ha cantado bien or between Se fué and Se ha ido". 66 Bull 85 beschreibt diese Funktion: „The event is actually recalled at PP but is oriented to RP. The axis is desynchronized and established either by an adverb or by surrounding tense forms used systemically". Eine ausführlichere Auseinandersetzung mit dem historischen Präsens: Bull 56 f. - vgl. auch Weinrich 125. Dasselbe historische Präsens liegt vor in Celestina 122 und Lope, La niña de plata III 14 (212). 67 ebenso auch Ortega y Gasset, El poder social 8

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Luis de León, La perfecta casada 21: Y PORQUE tuviese mayor fuerza el encarescimiento, pònelo por vía de pregunta, diciendo: . . . „Und damit die Empfehlung größere Kraft hat, stellt er sie als Frage und s a g t . . . "

Und dann gibt es die Belege aus dem Cid 68 . Sie bedürfen keiner weiteren Erklärung, wenn man in ihnen den für die mittelalterlichen Heldenepen charakteristischen Tempuswechsel zum Ausdruck eines wechselnden Standpunktes, neuer Erzählaspekte oder nebeneinanderherlaufender Perspektiven sieht. Problematisch ist allerdings, daß der Tempuswechsel im Epos in engem Zusammenhang mit dem parataktischen Stil gesehen wird 69 . Man müßte also ein Übergreifen parataktischer Stilmerkmale auch auf hypotaktische Konstruktionen annnehmen. Dem entspricht folgende Stelle, in der das finale Gefüge Teil einer größeren Periode mit allgemeinem Tempuswechsel ist: Cid 1507-12: Bien salieron den çiento que non parecen mal, en buenos cavallos a cuberturas de çendales e peytrales a cascaviellos, e escudos a los cuellos traen, QUE sopiessen los otros de que seso era Albar Fáñez o quomo saliera de Castiella con estas dueñas que trahe. „Von ihnen ritten wohl hundert los, die nicht schlecht erscheinen, auf guten Pferden mit Schabracken aus Seide und Harnischen mit Schellen, und Schilde tragen sie am Hals, damit die anderen wußten, von welcher Art Albar Fáñez war und wie er aus Kastilien mit diesen Damen, die er bringt, herausgegangen war".

Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, daß der Tempuswechsel generell nur in den erzählenden Teilen der Epen festgestellt wurde, nicht aber in der direkten Rede 70 . Von den sieben Cid-Belegen mit Tempuswechsel Präsens - se-Form stehen nun aber zwei in direkter Rede; wodurch die eben versuchte Deutung eine Einschränkung erfahrt: Cid 2231-33: Por mano del rey Alfons, que a mi lo ovo mandado, dovos estas dueñas, - amas son fijas dalgo QUE las tomássedes por mugieres a ondra e a recabdo. „Durch König Alfons Hand, der es mir aufgetragen hat, gebe ich Euch diese Damen, beide sind Edelfräulein, damit ihr sie ehrenvoll und ordentlich zur Frau nehmt".

Der allgemeine Unterschied zwischen Rede und Bericht, der festgestellt wurde als der Gegensatz zwischen reflektierender Argumentation und erzählender Darstellung, trifft nun auf die finalen Gefüge mit Tempuswechsel nicht zu. Sie sind eher gleichförmig zu nennen.

68 Cid 432-33, 679-80, 1507-12, 1789-91 (Rede), 2231-33 (Rede), 3094-98, 3397-3400. 69 Stefenelli-Fiirst 29 f. 70 Stempel 124 gibt die Erklärung: „Die Rede im Epos umfaßt im Gegensatz zum Recit die logische Argumentation, den Intellektualakt (Urteil, Prognose usw.) und muß sich infolgedessen dem Gesetz der objektiven Zeit fügen, ohne dessen Beachtung sie sich selbst aufheben würde".

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In einer Studie über den epischen Stil des Cid hat Louise H. Allen nachzuweisen versucht, daß dieser eine Kombination von Passagen im poetischen Stil mit Passagen im Chionikstil ist. Vergleicht man ihre Belege mit den Cid-Belegen für Tempuswechsel in finalen Gefügen, so fällt auf, daß sich diese alle dem Chronikstil nähern, gleich ob sie im Bericht oder in direkter Rede stehen. Dem Chronikstil hat Allen in ihrer Charakteristik auch sprachlich eine geringere Regelmäßigkeit und Ausgeglichenheit als dem poetischen Stil bescheinigt 71 . Zum Abschluß dieser detaillierten Darstellungen muß noch einmal betont werden, daß sie sich auf eine nur sehr kleine Anzahl von Beispielen beziehen. Schon bei der nur formalen Abweichung von der normalen Tempusfolge lag die Frequenz mit 74 von 1718 Belegen unter 5%. Nur die Hälfte davon (37 Belege) zeigte eine echte Tempusabweichung, bei der die Betonung des Abstandes zwischen der Handlung des Hauptsatzes und der möglichen Handlung des Finalsatzes (25 Belege) im Vordergrund stand. Schließlich stammten von den 12 Belegen der wirklich auffallenden Tempusfolge Gegenwart - Vergangenheit 7 Belege aus dem Cid. Vergleicht man dieses Ergebnis noch einmal mit der Tempus-Tabelle auf p. 41, wo wird deutlich, daß trotz des Tempusreichtums in den Hauptsätzen die Regelmäßigkeit in der Tempusgebung das Bild beherrscht.

Zusammenfassung Die Analyse der formtypischen Merkmale des finalen Gefüges im Spanischen läßt sich nicht formelartig in einem Satz zusammenfassen. Trotzdem ist im ganzen gesehen das Bild eines wenn nicht einfachen, so doch sehr regelmäßig gebauten Gefüges entstanden. Ausnahmslos stets der Konjunktiv im Finalsatz, aber nur in den beiden einfachen Zeiten der Gegenwart und Vergangenheit. Die auffallend große Regelmäßigkeit in der Tempussetzung dürfte nicht zuletzt darauf beruhen, daß sich der Finalsatz variationslos und fast schematisch dem geltenden Muster anschließt, dem auch die anderen, nicht die Vorzeitigkeit bezeichnenden Nebensätze folgen. Die wenigen Ausnahmen von der regelmäßigen Tempussetzung ließen sich aus besonderen Funktionen der Obersatz-Tempora verstehen. Die Zahl der Konjunktionen ist gering. Im historischen Gesamtüberblick sind es drei Konjunktionen, die nacheinander von Bedeutung waren, aber nur die jüngste PARA QUE - ist fast ausschließlich auf finalen Gebrauch festgelegt, für die beiden anderen, älteren Konjunktionen - QUE und PORQUE - fand die finale Verwendung

71 Allen 382: „It is perhaps not without significance that the material is to a certain degree also linguistically random, since it is much less regular in its grammatical structure than the poetic-style material, parallelism is rare and anacoluthon common".

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nur gelegentlich statt. Im semantischen Wert zeigen diese drei Konjunktionen keine Differenzierung, wenn man davon absieht, daß die jüngste, als sie noch neu war, an stilistisch signifikanter Stelle eingesetzt wurde, und daß die beiden älteren heute, ihrer Seltenheit gemäß, einen besonderen Zug annehmen können. Die anderen Konjunktionen von nur seltenerem Vorkommen scheinen eher geeignet, sich semantisch von den Hauptkonjunktionen abzusetzen. COMO läßt ähnlich, wenn auch nicht ganz so stark wie die konsekutiven Konjunktionen seine Grundbedeutung durchschimmern. A FIN DE QUE, obwohl rein final in der Anwendung, hat vielleicht einen etwas frankophilen Beiklang. A QUE zeigt Beschränkungen in der syntaktischen Anwendbarkeit, es kann in finalem Sinn nur nach Verben der Bewegung, des Einladens und Erlaubens stehen. Die gelegentlichen mittelalterlichen Bildungen von mit Substantiven zusammengesetzten Konjunktionen sind, auch wenn sie öfter als nur einmal belegt werden können, als Übergangserscheinungen zu werten. Trotz der einfachen Regelmäßigkeit der formtypischen Merkmale wurde der Finalsatz zuweilen für kompliziert gehalten und daraus seine zu manchen Zeiten auffallende Seltenheit erklärt (Lerch II, 121; Ettmayer 196). Tatsächlich zeigt die Analyse der zeitlichen Beziehungen, daß diese wegen der Interdependenz der beiden Aussagen des finalen Gefüges ähnlich kompliziert erscheinen können wie die kausale Gedankenverknüpfung, wenn die Nachzeitigkeit im realen Geschehensablauf zur Vorzeitigkeit im gedanklichen Spiel der Möglichkeiten wird. Den einzelnen Sprecher kümmert dies kaum. Er richtet sich, meist ohne sich dessen bewußt zu sein, nach dem in seiner Sprachgemeinschaft üblichen Satzgefügemuster. Die Stabilität des Satzgefugemusters bewahrte sich sogar über die Grenzen hinweg, die eine alte Sprache wie das Lateinische von einer jungen wie dem frühen Spanischen trennt. Dies zeigte die Herkunftsgeschichte der Finalsätze, die ein starkes konservatives Element in der Bildungsweise der Konjunktionen und in der Beibehaltung des Konjunktivs bekundete. Und dies zeigt bis heute die Kontinuität in der Consecutio temporum.

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DAS FINALE SATZGEFÜGE INNERHALB DER KAUSALEN SATZGRUPPE

I η einem größeren Zusammenhang gehört das Finalgefuge neben dem eigentlichen Kausal- und dem Konsekutivgefuge zur Gruppe kausaler Satzverbindungen. Über die Zugehörigkeit des Konditional- und des Konzessivgefiiges zur Kausalgruppe gehen die Meinungen der Syntaktiker auseinander. Gemeinsames Charakteristikum der Gruppe und Entscheidungskriterium für die Zugehörigkeit ist der die temporale Reihenfolge überdeckende ursächliche Zusammenhang zweier in sich abgeschlossener Aussagen, den Brunot „relation logique" nennt, während Ettmayer vom „suggestiven Denken" spricht. Die Begriffspaare Ursache Wirkung und Grund - Folge verweisen auf die enge Verkettung und Interdependenz. Es handelt sich dabei jedoch nicht um primär linguistische Kategorien, sondern um Begriffe aus der philosophischen Terminologie1. Das abendländische Denken war bis in dieses Jahrhundert hinein vom Kausalprinzip geprägt, von der Annahme nämlich, daß jedes Ereignis in gesetzmäßiger Weise von einem anderen Ereignis abhänge. Wenn auch die Naturnotwendigkeit für den kausalen Zusammenhang schon seit Hume bezweifelt wurde, so bestand doch weitgehende Übereinstimmung in der Philosophie, mit Kant eine Denknotwendigkeit zu postulieren, indem nur ein Denken in kausalen Zusammenhängen für möglich erachtet wurde. In der modernen Physik wird die Geltung des Kausalprinzips von verschiedenen Seiten her eingeschränkt, in der Soziologie werden statistische Größen wertfrei als Faktoren nebeneinandergesetzt (man setzt sie in Korrelation und sieht darin keine Kausalität), und so greift ein Zweifel am kausalen Denken um sich. Die auf philosophische Sätze oder naturwissenschaftliche Beobachtungen zurückgehende Kausalitätsbezüge könnte man als objektive Kausalität bezeichnen, um sie in Gegensatz zu der eher subjektiv zu nennenden Kausalität in der Sprache zu

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In der Philosophie wird seit alters her unterschieden zwischen dem allgemeinen Grund-FolgeGesetz, das auf den Satz vom zureichenden Grunde zurückgehend in verschiedenen Formulierungen in Ontotogie, Logik und Erkenntnistheorie eine Rolle spielt, und dem realitätsbezogenen Kausalprinzip von Ursache und Wirkung. Beim Kausalprinzip wurden im Anschlufi an Aristoteles vier Arten von Ursachen unterschieden, von denen eine (causa efficiens) in den Kausalgesetzen der klassischen Naturwissenschaft gemeint ist und von da aus zum allgemeinen Begriff der Ursache wurde. Die Sprachforschung hat sich, auch in ihrer Argumentation zu kausalen Fragestellungen, mehr diesem allgemeinen Sprachgebrauch angeschlossen als den schärferen philosophischen Definitionen.

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setzen. Von den Möglichkeiten eines kausal interpretierbaren sprachlichen Ausdrucks stehen hier nur die kausalen Satzverbindungen zur Debatte. Die Frage, ob der generelle Zweifel am kausalen Denken auch diese subjektive Kausalität der Sprache mit betrifft, ist bisher wohl noch nicht gestellt worden. Speziellere Teilfragen schließen sich an, wie die nach einem möglichen Wandel im Bedarf, der sich in der Häufigkeit der einzelnen Typen äußern dürfte, oder die nach einer Änderung der kausalen Inhalte2. Zuvor aber ist klarzustellen, wie weit die subjektive Kausalität der objektiven entspricht. Während es bei der objektiven Kausalität um die Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung geht (die Ursache Regen hat stets die Wirkung nasse Erdoberfläche), ist die subjektive Kausalität des sprachlichen Ausdrucks nicht so ausschließlich von dem Verhältnis Ursache - Wirkung bestimmt. Bei den Versuchen einer Erklärung menschlicher Handlungen und Verhaltensweisen wird oft eher nach Gründen, Motiven, Anlässen gesucht, psychologische Zusammenhänge sind aufzudecken, zuweilen bietet sich ein ganzes Bündel möglicher kausaler Beziehungen an. Von der objektiven Kausalität wird erwartet, daß sie zwingend ist. Die subjektive Kausalität befriedigt bereits, wenn sie plausibel ist. Die Plausibilität in der subjektiven Kausalität genügt selbst bei Aussagen über Fakten, mit denen sich auch die objektive Kausalität befaßt. „Es ist Morgen, weil die Sonne aufgeht" ist eine subjektiv-kausal richtige Aussage, weil sie plausibel ist, obwohl jeder weiß, daß die Verhältnisse objektiv komplizierter sind. Subjektive und objektive Kausalität sind einander weder direkt gleichzusetzen noch sind es vollkommene Gegensätze. Die kausalen Satzverbindungen als Ausdruck subjektiver Kausalität haben als gemeinsames Charakteristikum die ursächliche Bezogenheit zweier zeitlich aufeinander folgender Ereignisse, die in der übergeordneten gedanklichen Einheit der Kausalkette als Fixpunkte Ursache und Wirkung oder Grund und Folge markieren. Es ist zu vermuten, daß den formalen Unterschieden der einzelnen kausalen Verknüpfungen auch Bedeutungsnuancen entsprechen. Damit stellt sich die Frage nach den hauptsächlichen Leistungen der jeweiligen Satzgefüge. Nach einer Schilderung des funktionalen Wertes der formalen Differenzierungen können tabellarische Vergleiche zeigen, welchen Ausdrucksbedürfnissen die Satzarten dienen. Die Leistung der einzelnen Satzgefüge Beim eigentlichen Kausalgefiige 3 kann in vielen Sprachen durch eine Differenzierung der kausalen Konjunktionen der neue, unbekannte Grund von dem bereits bekannten unterschieden werden. Die in der Stellung der Sätze zueinander liegende Möglichkeit der Unterscheidung - der bekannte Grund steht vor, der unbekannte 2 z.B. der weiterführende Gebrauch des deutschen finalen Infinitivs, Duden § 1041. 3 Bninot 803 f., Lerch II 62 f., Ettmayer 221 f., Kietschmann 24 f, 39 f., Gamillscheg 659 f., Stempel, Subjektivieiende Motivierung, Lorian, Cause, Ehrliholzer 3/4, Akademie-Grammatik 349, Duden 519. 54

Grand steht nach dem Hauptsatz - wird zwar in Grammatiken oft als Tatsache hingestellt, ist aber in der Wirklichkeit sprachlicher Realisierungen nicht voll zu belegen4. Die Glieder der Kausalkette sind so verteilt, daß im Kausalsatz Ursache und Grund stehen, während der Hauptsatz die Angabe von Wirkung oder Folge enthält. Die Tatsache der Knüpfung des Kausalverhältnisses kann durch die Setzung eines Korrelats im Hauptsatz unterstrichen werden5. Die semantische Scheidung nach Ursache, Grand, Motiv hat kein sprachliches Äquivalent. Auch die psychologischen Schattierungen nach Begründung, Erklärung oder Rechtfertigung sind nicht an spezielle Ausdrucksmittel gebunden. Obwohl es in allen Sprachen eine ganze Reihe weiterer Möglichkeiten zur Bezeichnung kausaler Beziehungen gibt (Partizip, Gerundium, Präpositionen mit Infinitiv oder Substantiv), ist das eigentliche Kausalgefüge die bei weitem häufigste kausale Satzverbindung und hat einen nahezu unbeschränkten Anwendungsbereich. Dieser reicht graduell von dem fast nur angedeuteten Zusammenhang bis zur zwingenden Notwendigkeit, von Allgemeinaussagen mit logischem Kalkül und didaktischen Erläuterungen bis zu emotional bestimmten Motivationen. Wo immer ein Kausalzusammenhang zwischen Tatsachen, Ereignissen, Handlungen und Verhältnissen oder auch nur zwischen persönlichem Fühlen und Wollen gesehen wird, läßt er sich in einem Kausaigefuge darstellen. Die Sätze des Erkenntnis- oder Fragegrundes heben sich besonders heraus, weil sie direkt auf den Sprechenden und nur indirekt auf den Inhalt des Hauptsatzes bezogen sind. Sie enthalten den Grand, der den Sprechenden zur Äußerung veranlaßte. Die Kausalkette hat hier ein etwas anderes Gewicht: im Hauptsatz steht eine als Erkenntnis oder Frage formulierte Vermutung. Nur in einigen Sprachen gibt es spezielle formale Mittel zur Kennzeichnung kausaler Hauptsätze; die kausale Beziehung zweier Aussagen erfährt allerdings im parataktischen Gefüge keine Änderung. Für das Konditionalgefiige 6 besitzt gerade das Romanische in der Tempusgebung eine reiche Skala von Möglichkeiten zur Differenzierung des Bedingungsverhältnisses. Neben den verschiedenen Klassifizierungsmöglichkeiten nach logischen oder temporalen Faktoren, nach der Wahrscheinlichkeit^ nach dem Modus, nach der nur bei deutschen Forschern so genannten Zeitstufe heben sich zwei grundsätzliche Aspekte der Konditionalgefiige heraus: 1. In der Vorstellung des Sprechenden wird ein Umstand (Sachverhalt, Tatbestand, Geschehen, Ereignis) angenommen, der das Zustandekommen eines bestimmten anderen Umstandes hervorruft. 2. Der angenommene Umstand = Bedingung kann entweder möglich sein, d.h. wahr4 vgl. Kretschmann 90/91, Lorian Cause 20, 68. 5 vgl. Stempel 391 f., Ehrliholzer 25, 49, 71 6 Brunot 867 f., Lerch II 170 f., Ettmayer 241 f., Gamillscheg 714 f., Hunnius 15, Lorian Hypothèse, Renchon I 33 f., Akademie-Grammatik 390 f., Mendeloff 24, Weinrich 130 f., Wunderli 547 f., Duden 519.

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scheinlich, erfüllbar, realisierbar im sogenannten realen oder potentialen Fall, wobei der Unterschied zwischen real und potential nur graduell aufzufassen ist, da es sich ja beidesmal um eine Annahme handelt - oder er kann unmöglich sein, d.h. unwahrscheinlich, unerfüllbar, nicht realisierbar im sogenannten irrealen Fall. Entsprechend dem angenommenen Umstand ist auch der gefolgerte entweder möglich (real, potential) oder unmöglich (irreal) 7 . Die in der Verteilung der Glieder dem eigentlichen Kausalgefüge entsprechende Kausalkette (Ursache im Konditionalsatz - Wirkung im Hauptsatz) ist sehr eng geknüpft. Die als Bedingung gefaßte Ursache steht meist am Anfang. Bei Nachstellung wirkt der Konditionalsatz eher einschränkend als bedingend 8 . Im Konditionalgefüge wird die Vorstellung suggeriert, daß das Hauptereignis nicht ohne die angegebene Bedingung eintreten kann, bei realisierter Bedingung aber unweigerlich eintreten muß. Dadurch ist dieses Gefüge ebenso geeignet für Versprechungen, Drohungen, Voraussagen und Anweisungen wie für Spekulationen mit Möglichkeiten und das gedankliche Spiel der Folgerungen aus willkürlich gesetzten Annahmen 9 . Beim Konzessivgefüge10 bildet das einfache Kausalverhältnis von Ursache und Wirkung den Erfahrungshintergrund und damit den Maßstab für das Verhältnis der Aussagen. Das Hauptereignis stellt das genaue Gegenteil dessen dar, was als Wirkung aus dem im Konzessivsatz genannten Geschehen hervorgehen müßte. Sprachlich wird zwischen Realität und Annahme unterschieden. Im ersten Fall beziehen sich die beiden in Gegensatz stehenden Aussagen auf tatsächliche Ereignisse; daher Lerchs Bezeichnung „real-konzessiv". Im zweiten Fall beziehen sich die gegensätzlichen Aussagen auf ein Konditionalverhältnis, das als nicht zutreffend abgelehnt wird. Diese zweite Form wird „bedingt-konzessives Gefüge" (Lerch, Gamill7

Die auf Grammatikertradition beruhende Dreiteilung real, potential, irreal wird nicht stets in dieser Form vereinfacht, der potentiate Fall wird nicht selten näher zum irrealen gestellt (vgl. Mendeloff 5, Weinrich 135). Wegen der generellen Schwierigkeit der Grenzziehung zwischen den Fällen fehlt es nicht an Vorschlägen zu ganz anderen Gruppierungen. Wunderli 127 unterscheidet zwischen Annahme und Eventualität und kommt nach verschiedenen Gruppierungsversuchen (144-47) zum Ergebnis, daß die Bedingtheit durch das Zusammenwirken von Kontext, Situation und Inhalt des Eventualsatzes auch für den Hörer wenn auch nicht exakt faßbar, so doch unverkennbar vorhanden ist. Weinrich 137 lehnt alle nicht mit linguistischen Mitteln gewonnenen und daher unzuverlässigen Unterscheidungen ab und läßt nur die durch Tempusmetaphern eingeschränkte Gültigkeit der Rede als gewiß gelten. 8 Lorian Hypothèse 108 f.: im Durchschnitt stehen 2/3 der Konditionalsätze vor und 1/3 nach dem Hauptsatz. 9 Ettmayer 241 f. bezeichnet die spontan erfaßten kausalen, konsekutiven und finalen Prozesse als „impulsives Denken" und setzt ihnen das bewußte Suchen nach Finalität und Kausalität in der hypothetischen Periode als „rationales Denken" gegenüber. Dem widerspricht allerdings die häufig impulsive Anwendung des Gefüges und die Tatsache, daß Kinder nach dem Sprechenlernen gerade das Konditionalgefüge als erstes häufig benutzen. 10 Brunot 855 f., Lerch II 333 f., Ettmayer 282 f., Gamillscheg 692 f., Wunderli 581 f., Akademie-Grammatik 396 f., Duden 520. VgL auch Klare, Konzessive Konjunktionen.

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scheg) oder „konzessive hypothetische Periode" (Ettmayer) genannt11. Die Kausalkette ist durchbrochen: das im Konzessivsatz genannte Faktum kann als wirkungslose Ursache bezeichnet werden, als erfolgloser Gegengrund zum Hauptereignis, das ungeachtet dieses Widerspruchs eintritt, im Gegensatz zur erwarteten Wirkung oder Folge. Man könnte direkt von einem Antikausalgefüge sprechen. Das Konzessivgefiige dient zur Beschreibung erstaunlicher, erfahrungswidriger Phänomene, Handlungen, Verhaltensweisen. Willkür dominiert über Gesetzmäßigkeit. Inhalt und Anwendung des Konzessivgefüges setzen es damit an den Rand der kausalen Satzverknüpfungen. Es hat seinen Wert als Variante des Kausal- und Konditionalgefüges mit negativem Vorzeichen. Da es aber nur eine durchbrochene Kausalkette aufweist, soll das Konzessivgefiige hier nicht weiter berücksichtigt werden. Im Konsekutivgefüge12 entspricht die Reihenfolge der Sätze stets der zeitlichen Aufeinanderfolge der Glieder der Kausalkette. Im Hauptsatz steht Ursache oder Grund, im anschließenden Konsekutivsatz Wirkung, Folge, Ergebnis. Durch seine feste Stellung unterscheidet sich der Konsekutivsatz von den anderen kausalen Satzarten, bei denen die Stellung der Sätze und damit auch die Reihenfolge des Nennens der Kausalglieder wechseln kann. Zunächst erscheint das Konsekutivgefüge als Umkehrung des Kausalgefüges: Ursache oder Grund stehen jetzt im Hauptsatz, und von hier aus geht der Blick weiter auf das, was daraus hervorgehen oder sich ergeben kann. Neben der speziellen Blickrichtung, die ein Korrelat im Hauptsatz signalisiert, wird formal die allgemeinere unterschieden, in der die konsekutive Konjunktion summarisch Art und Weise als Ausgangspunkt bezeichnet. Der auf ein Korrelat folgende Konsekutivsatz gibt eher eine Wirkung an, der mit einer zusammengesetzten Konjunktion angeschlossene eher eine Folge. Nur auf diese zweite Form des Konsekutivsatzes trifft die aus der lateinischen Syntax gewonnene Meinung zu (ut non, selbständiges Tempus), daß die Verbindung mit dem Hauptsatz sehr locker sei 13 . In der anderen, eine Wirkung angebenden Form des Konsekutivsatzes ist die Verbindung zum Hauptsatz durch das dort stehende Korrelat gerade besonders eng. Die Besonderheit der kausalen Verkettung im konsekutiven Gefüge liegt darin, daß 11 Lerch II, 334 erläutert tabellarisch an einem Beleg die kausalen und konditionalen Beziehungen: „kausal: Da sie reich ist, heiratet er sie. - real-konzessiv: Obgleich sie reich ist, heiratet er sie nicht. - konditional: Wenn sie reich wäre, würde er sie heiraten. - bedihgt-konzessiv: Wenn sie auch reich wäre, würde er sie doch nicht heiraten" Brunot, Lerch und Gamillscheg betonen die Nähe des konzessiven zum adversativen Verhältnis. Gamillscheg 985 leitet das konzessive Satzgefüge sogar aus dem adversativen her. 12 Brunot 829, Lerch II, 378 f., Ettmayer 209 f., Gamillscheg 704, Wunderli 519 f., AkademieGrammatik 389, Rudolph, Zur Syntax der Konsekutivsätze 13 f. (Anwendungsbereich), 42 f. (Wirkungssätze), 55 f. (Folgesätze), Duden 520. 13 Die Lockerung kann sogar bis zur Sprengung des Gefüges gehen. Aus dem Konsekutivsatz wird dann ein konklusiver Hauptsatz, der ohne besonderen Bezug allgemein an das Vorhergehende anschließt. Seine Herkunft zeigt sich aber an der konsekutiven Konjunktion. Ähnlich verhält es sich im Spanischen auch bei mit PORQUE eingeleiteten kausalen Hauptsätzen, vgl. Kretschmann 20.

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die Art und Weise des ersten Ereignisses Ausgangspunkt für das zweite Ereignis ist. Und so wird die formale Scheidung zwischen der engeren und der lockeren Verbindung im Gebrauch überspielt: bei beiden Arten kann der Konsekutivsatz zur Steigerung oder Präzisierung der Aussage des Hauptsatzes verwendet werden. Im Finalgefüge wird ein kausales Verhältnis unter dem Aspekt des Willens gesehen. Wie im Konsekutivgeftige steht im Hauptsatz Ursache oder Grund; der Finalsatz enthält Wirkung oder Folge als die Vorstellung eines möglichen Geschehens, auf das sich der im Hauptsatz erkennbare übergeordnete Wille richtet. Unabhängig von der zeitlichen Position der Haupthandlung steht die des Finalsatzes stets noch vor ihrer Realisierung. Die normale Stellung ist die des Finalsatzes nach dem Hauptsatz; die seltene Voranstellung dient keinem besonderen Ausdruck des finalen Gedankens. Wie im Kausalgefüge unterstreicht eine gelegentliche Korrelatsetzung im Hauptsatz die Knüpfung des Kausalverhältnisses. Der für den Finalsatz wesentliche Wille ist meist aus der Handlung des Hauptsatzes selbst ablesbar. Er kann auch formal gesondert kenntlich gemacht werden; dann verschiebt sich die Aussage des Hauptsatzes aus dem Bereich der Wirklichkeit in den der Vorstellung, in dem sich der Finalsatz stets befindet. Die Vorstellung, die der Finalsatz ausspricht, ist von der des Konditionalsatzes zu trennen: nicht willkürlich gesetzte Annahme, sondern gewolltes, erstrebtes Ziel, für dessen Eintreten im Hauptsatz die Voraussetzungen dargelegt sind. Betrachtet man aus psychologischer Sicht die Vorgänge im wollenden Individuum, dann kann die im Finalsatz ausgesprochene Vorstellung dieses Individuums als Motiv die im Hauptsatz genannte Handlung begründen. Da auch auf der Ebene der Vorstellung die durch die Erfahrung bestimmte zeitlich-logische Reihenfolge zweier ursächlich verknüpfter Handlungen bestehen bleibt, kann die als Wirkung vorgestellte Handlung im Finalsatz nicht zugleich als Ausgangspunkt der sie verursachenden Handlung im Hauptsatz angesehen werden. Nicht die im Finalsatz genannte Handlung begründet die Handlung des Hauptsatzes, sondern der Wille, sie realisiert zu sehen. Dieser Wille kann auch der Handlung des Hauptsatzes vorausgehen und dessen sachlichen Inhalt mit bestimmen. Im Finalgefüge ist die Kausalkette sozusagen doppelt geknüpft: auf der Ebene des Handelns steht die Ursache im Hauptsatz und die Wirkung als Vorstellung im Finalsatz - auf der Ebene des Wollens ist das im Finalsatz stehende Ziel für den Willensträger die Motivierung und damit der Grund für das im Hauptsatz genannte Geschehen. Im Unterschied zum finalen Infinitiv ist der Handlungsträger im Finalsatz nicht mit dem der Haupthandlung identisch. Diese Übersicht über die Arten kausaler Satzverknüpfung zeigt Differenzierungen und Variationsbreite des sprachlichen Potentials. Auf dem Wege des Vergleiches lassen sich weitere Aussagen über das Kausalverhältnis gewinnen, über seine Stellung zur Realität und die in den Fixpunkten der Kausalkette genannten sachlichen Fakten. Die Differenzierungen, die das Besondere in der sprachlichen Formulierung 58

des Kausalverhältnisses zeigten, treten in einem solchen Vergleich in den Hintergrund schrumpfen sozusagen zu Vorzeichen der einzelnen Satzarten. Als Vorzeichen lassen sich die grammatischen Namen verwenden. „Kausal" bedeutet dann sozusagen die Null-Ebene. „Konditional" bedeutet, daß die genannten Fakten nur in der Vorstellung des Sprechenden gültig sind, dort aber mit zwingender Ausschließlichkeit Ursache und Wirkung verbinden. „Konsekutiv" heißt, daß die Art und Weise eines Faktums ein anderes hervorrufen. „Final" ist die vom Willen einer Person bestimmte Vorstellung eines Zieles, das nur nach Schaffung der erforderlichen Voraussetzungen erreicht werden kann. „Konzessiv" ist als Negation der Vorzeichen „kausal" und „konditional" aufzufassen. Es bleibt bei den Vergleichen außer Betracht.

Die Reihenfolge der Glieder Der erste Vergleich zeigt in einer Tabelle die Anordnung der Kausalglieder je nach der Stellung der Sätze im Gefüge. A und Β sind die als Handlung, Geschehen, Ereignis oder Tatbestand zu fassenden Fixpunkte in der Reihenfolge ihres Auftretens in der Wirklichkeit. Dabei ist A das erste Kausalglied = Ursache oder Grund, und Β ist das zweite Kausalglied = Wirkung oder Folge. Stellung I Hauptsatz - Nebensatz kausal konditional konsekutiv final

B B A A

A A B B

Stellung II Nebensatz - Hauptsatz A A — B

B B — A

In der Verteilung der Glieder der Kausalkette auf die Sätze des Gefüges ist unabhängig von der möglichen Stellung eine Zweiteilung zu erkennen: Kausal- und Konditionalgefuge bilden den einen Pol mit der Ausgangshandlung A im Nebensatz und der bewirkten Handlung Β im Hauptsatz. Den anderen Pol markieren Konsekutiv- und Finalgefüge mit der Ausgangshandlung A im Hauptsatz und der bewirkten Handlung Β im Nebensatz und der Besonderheit des Konsekutivgefüges, das nur eine Stellung der Sätze im Gefüge kennt. Die der Wirklichkeit der kausalen Verknüpfung entsprechende Reihenfolge Α - Β ist in allen vier Gefügen möglich: Konsekutiv- und Finalgefüge befinden sich dann in Stellung I, während Kausal- und Konditionalgefüge in Stellung II vorliegen. Dies ist die seltenere Reihenfolge im Kausalgefüge, die oft den bekannten Grund angibt, und die häufigere Reihenfolge im Konditionalgefuge. Im Finalgefüge ist es die normale und im Konsekutivgefuge die einzig mögliche Reihenfolge. Die der Wirklichkeit nicht entsprechende Reihenfolge Β - A ist nur in drei Gefügen anzutreffen, bei Stellung I im Kausal- und Konditionalgefüge, bei Stellung II im 59

Finalgefüge. Im Konsekutivgefüge kommt diese Reihenfolge nicht vor. Im Kausalgefiige ist diese Reihenfolge die häufigere, insbesondere üblich für die Angabe des neuen, unbekannten Grundes. Im Konditionalgefuge ist sie viel seltener und markiert dann oft die nachträgliche Einschränkung. Im Finalgefüge ist diese Reihenfolge nur gelegentlich anzutreffen.

Der Bezug zur Wirklichkeit Nicht nur in der Reihenfolge des Nennens der kausal verknüpften Fakten zeigt sich eine Relation zur Wirklichkeit. Auch die Fakten selbst haben je nach Gefüge ein Vorzeichen für ihr Verhältnis zur Realität. So steht das Finalgefüge etwa in der Mitte zwischen der Wirklichkeitsnähe von Kausal- und Konsekutivgefüge und der Realitätsungebundenheit des Konditionalgefüges: die Haupthandlung gehört meist der Realität an, die Handlung des Finalsatzes dagegen gilt nur in der Vorstellung. Verschiebungen in der Beziehung zur Realität sind möglich, aber nur in einer Richtung: die Wirklichkeitsnähe kann aufgegeben werden. Kausal- und Konsekutivgefüge können ganz oder teilweise in den Bereich der Vorstellung verschoben werden, ebenso der Hauptsatz des finalen Geftiges. Unmöglich ist eine gegengerichtete Verschiebung zur Realität hin beim Finalsatz und beim Konditionalgefüge, zu deren Charakteristika gerade die Realitätsferne gehört. Der verschiedene Realitätsbezug soll in den folgenden Tabellen in der Grundform des jeweiligen Gefüges und in den möglichen Verschiebungsstufen dargestellt werden. Grundform Realität kausal konsekutiv final konditional

Hauptsatz Hauptsatz

Nebensatz Nebensatz Hauptsatz

Vorstellung

Nebensatz Hauptsatz

Nebensatz

Ihrem Verhältnis zur Realität entsprechend wurden die Gefüge anders angeordnet als in der vorigen Tabelle. Kausal- und Konditionalgefüge, sonst eng benachbart, sind weit auseinandergerückt. Das Konsekutivgefüge, das bei der Betrachtung der Relation von Kausalkette und Satzstellung wegen der Invariablilität der Stellung eine Sonderposition einnahm, zeigt sich hier in Parallelität zum Kausaigefuge. Das Finalgefüge vermittelt zwischen den Extremen.

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Verschiebung: 1. Stufe Vorstellung

Realität kausal konsekutiv

Hauptsatz Nebensatz Hauptsatz

Nebensatz Hauptsatz Nebensatz

Für die erste Verschiebungsstufe, bei der nur ein Glied der Kette in den Bereich der Vorstellung verschoben wird, das andere aber real bleibt, kommen nur Kausal- und Konsekutivgefiige in Frage. Diese 1. Stufe entspricht der Grundform des Finalgefüges. Allerdings kann nur beim Kausalgefiige der Nebensatz oder der Hauptsatz zur Vorstellung hin verschoben werden, beim Konsekutivgefiige läßt sich wegen der invariablen Stellung nur der Nebensatz verschieben. Die Verschiebungsstufe ist an der Form oder Umschreibung des Verbs oder an Zusatzpartikeln zu erkennen. Verschiebung: 2. Stufe Vorstellung

Realität kausal konsekutiv final

Hauptsatz Hauptsatz Hauptsatz

Nebensatz Nebensatz Nebensatz

In der zweiten Verschiebungsstufe wird auch das bisher noch real gebliebene Glied der Kette in den Bereich der Vorstellung gerückt. Auf dieser Stufe entsprechen Kausal·, Konsekutiv- und Finalgefuge der Grundform des Konditionalgefüges, das seinerseits nicht verschoben werden kann. Beide Glieder der Kette gelten ausschließlich im Bereich der Vorstellung. Die Verschiebungsstufe wird sprachlich zum Ausdruck gebracht, aber nicht immer in beiden Gliedern. Im Finalgefuge kann die Verschiebungsstufe nur am Hauptsatz erkannt werden.

Analyse der Konkurrenzformen zum Finalgefüge In der 1. Verschiebungsstufe, die der Grundform des Finalgefüges entspricht, ist eine Konkurrenz zum Finalgefuge zu vermuten, die an Hand einiger Beispiele untersucht werden soll 1 ^. Zunächst kann das Konsekutivgefiige in der 1. Verschiebungsstufe dem Finalgefuge sehr nahe stehen. Neben die sonst schon vorhandene Übereinstimmung in der Ver-

14 Die bisherige Darstellung zeigte, daß die kausalen Satzverbindungen in den meisten europäischen Sprachen weitgehend Übereinstimmen. Darin bestätigte sich, was Whorf 13 die „Einstimmigkeit der Grundstrukturen" nennt. Es schien daher unbedenklich, für die folgenden Analysen deutsche Beispiele zu bilden.

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teilung der Kausalglieder (Hauptsatz = Ursache, Nebensatz = Wirkung) tritt die übereinstimmende Placierung des Nebensatzes in den Bereich der Vorstellung: konsekutiv entspricht final: „Ich gebe dir das Buch, so daß du es lesen kannst (mußt)" „Ich gebe dir das Buch, damit du es liest" Allerdings haben nicht alle Konsekutivgefüge in der 1. Verschiebungsstufe diese Nähe zum Finalgefüge. Wenn die Aussage des Hauptsatzes nicht zielgerichtete Handlung, sondern festgestellter Zustand ist, läßt sich keine finale Interpretation denken: „Du bist so groß, daß du hinauflangen kannst" bleibt ausschließlich konsekutiv. Beim Kausalgefüge sind in der 1. Verschiebungsstufe zwei Möglichkeiten vorhanden (siehe Tabelle p. 61). Das Buch/Lese-Beispiel läßt beide zu, jedoch steht nur eine in Konkurrenz zum Finalgefüge: „Ich gebe dir das Buch, weil du es lesen sollst" (Konkurrenz) „Weil ich dir das Buch gebe, wirst du es lesen" (keine Konkurrenz) In beiden Formulierungen ist die an zweiter Stelle genannte Handlung in die Vorstellung gerückt. Es ist einmal der Nebensatz, das andere Mal der Hauptsatz. Das zweite Beispiel, bei dem der Kausalsatz vor dem Hauptsatz steht, entspricht in der Reihenfolge der Kausalglieder dem finalen und konsekutiven Gefuge: Ursache steht vor Wirkung. Trotzdem ist hier gerade keine Konkurrenz zum Finalgefüge gegeben. In diesem Beispiel würde ja sonst der Hauptsatz des Kausalgefüges dem Nebensatz des Finalgefüges entsprechen. Vom sachlichen Inhalt her mag eine Ähnlichkeit zu spüren sein: die ist aber immer gegeben, wenn derselbe sachliche Inhalt in verschiedenen Formulierungen vorliegt, weil sich bei der Empfindung für die Wertigkeit der einzelnen Teile des Gefüges der sachliche Inhalt kaum ausschließen läßt. Wenn man aber überhaupt in einem Satzgefüge mehr als eine willkürliche Aneinanderreihung von Aussagen sehen will, muß man unterstellen, daß der Hauptsatz auch die Hauptaussage enthält 15 . Die uns geläufigen Denkschemata lassen nur eine Austauschbarkeit von Sätzen mit entsprechender Wertigkeit im Gefüge zu. Im vorliegenden konkreten Fall kann also ein Kausalgefüge in der 1. Verschiebungsstufe nur in Konkurrenz zu einem Finalgefüge treten, wenn der Kausalsatz in die Vorstellung gerückt ist wie im oben angeführten ersten Beispiel, weil dann der Kausalsatz die Stelle des Finalsatzes einnimmt. Hier entspricht allerdings nun die Reihenfolge der Kausalglieder nicht dem Finalgefüge, wie ein Rückgriff auf die Tabelle p. 59 zeigt. Die psychologische Kausalität des Willens, die im Finalgefüge neben der eigentlichen, die Fakten betreffenden Kausalkette zweitrangig ist, steht im konkurrierenden Kausalgefüge im Vordergrund: das in der Zukunft liegende Ziel motiviert die Haupthandlung. 15 Die Fälle, in denen der grammatische Hauptsatz eher als Einleitung für den die eigentliche Information enthaltenden Nebensatz dient, erhalten ihre Aussagequalität aus der Opposition hierzu.

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Die Motivierung einer Handlung durch eine gewünschte und vorgestellte zweite Handlung hat finalen Gehalt, wenn die zweite Aussage die Vorstellung der wollenden Person wiedergibt, welche die Handlung der ersten Aussage inspirierte. Ein solcher übergeordneter Wille gibt sich im Kausalsatz durch die Umschreibung des Handlungsverbs mit „sollen" zu erkennen. Eme Umschreibung mit „wollen" im Kausalsatz deutet zunächst nur auf den nebengeordneten Willen, wie zum Beispiel: „Ich gebe dir das Buch, weil du es lesen willst". In dieser Abwandlung ist das gewünschte Ereignis nicht zugleich das Ziel der Haupthandlung. Im Gegenteil veranlaßt der Wollende und Handelnde der Nebenhandlung den Träger der Haupthandlung zu seinem Tun. Da der Kausalsatz in diesem Beispiel nicht zugleich Ziel und Motiv der Haupthandlung angibt, steht er nicht in Konkurrenz zum Finalsatz. Wenn der nebengeordnete Wille zugleich der übergeordnete ist, Haupt- und Nebenhandlung also von einer Person bestimmt sind, erhält die Abwandlung wieder finale Färbung: „Ich nehme mir das Buch, weil ich es lesen will" In finaler Formulierung ist allerdings bei Personengleichheit die Infinitivfassung üblich: „Ich nehme mir das Buch, um es zu lesen". Beim Vergleich der konkurrierenden kausalen und finalen Parallelen zeigt sich, daß jedesmal der Nebensatz zugleich das Ziel und das Motiv der Haupthandlung angibt. Nur die Akzente sind verschieden gesetzt: bei finaler Fassung überwiegt das Zielgerichtete der Haupt-Handlung, bei kausaler Fasssung die Motivierung 16 .

Die Art des Geschehens Das Moment des Willens zeigte sich bei der Betrachtung möglicher Konkurrenzen als das entscheidende Kriterium des Finalgefüges. Es bedarf aber keiner langen Überlegung, um festzustellen, daß es Arten von Geschehen gibt, die den Willen implicite voraussetzen, während andere selbst eine explizite Kombination mit 16 Daß man den Inhalt eines Finalsatzes auch durch einen Kausalsatz wiedergeben kann, spielt auf der psychologischen Ebene des Sprechens eine Rolle. Für den Redenden handelt es sich darum, eine Handlung zu erklären, zu begründen, zu verdeutlichen, sie in größere Zusammenhänge zu stellen. Und da steht das Kausale mit seiner Frage nach dem „woher" neben dem Finalen mit der Frage nach dem „wohin". Ein Beispiel für das Nebeneinander kausaler und finaler Nuancen bringt Herman 56 aus Cyprianus: „Et ideo sal terrae dicimur ut ex nobis omnis fraternitas caelesti sapientia saliatur". Er sagt dazu: „que nous considérions ut comme causal ou comme final, la phrase donne un sens satisfaisant, et il n'est pas dit que l'auteur lui-même ait eu un sentiment fort net du rapport logique qu'il voulait exprimer".

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einem Willenselement fragwürdig erscheinen lassen. Gelegentlich wird zur Demonstration dieses Gegensatzes die Opposition statisch - dynamisch herangezogen. Das Finalgefiige wäre dann ein dynamisches Gefüge. Wie verhält es sich nun mit den anderen Gefiigen der kausalen Satzgruppe? Das Modell der Kausalkette, in der eine Ursache eine Wirkung hervorruft, scheint in dem Fixpunkt Ursache eine Handlung zu erfordern. Oder kann auch ein Zustand etwas bewirken? In der syntaktischen Terminologie werden gern die Ausdrücke „Sachverhalt" oder „Tatbestand" verwendet, wenn der Inhalt der Aussage eines Satzes gemeint ist. Es ist also zu fragen, um was für Sachverhalte und Tatbestände es sich in den kausalen Satzverbindungen handelt. Die menschliche Rede ist erfüllt mit Aussagen über Taten, Handlungen, Ereignisse, Zustände, Verhältnisse, Gedanken, Gefühle und vieles mehr. Die Information jeden Satzes und Satzgefüges ist überdies mitbestimmt durch Kontext und Situation. Wenn dennoch eine Antwort auf die gestellte Frage gesucht wird, müssen starke Vereinfachungen in Kauf genommen werden. Die folgenden Überlegungen reduzieren also die Fragestellung auf die Opposition dynamisch - statisch, die in diesem Fall gleichgesetzt wird mit der Opposition Handlung - Zustand. Die Frage gilt dabei nicht primär dem Uberwiegen von Handlung oder Zustand, sondern vor allem den typischen Aussageverknüpfungen. Die Gesichtspunkte, nach denen eine Anzahl von Beispielen für die kausalen Satzverbindungen durchgesehen wurden, lassen sich in folgenden Fragen zusammenfassen: Wird eine Handlung von einer Handlung bewirkt oder auch von einem Zustand? Tritt ein Zustand als Ergebnis einer Handlung auf oder auch als Folge eines anderen Zustandes? Unterscheiden sich die Gefiige in der Häufigkeit des Vorkommens dieser oder jener Aussagenverknüpfung? In der Tabelle sind in Prozenten die Kombinationen der Aussagen über Handlung und Zustand in den einzelnen Gefügen angegeben 17 . Es ist dabei zu berücksichtigen, daß das erste Glied der Kausalkette ( = Ursache ) in Kausal- und Konditionalgefüge im Nebensatz steht, während es in Konsekutiv- und Finalgefiige im Hauptsatz zu finden ist (vgl. p. 59/60). Als Handlung wurden neben Bewegungen, Tätigkeiten und Vorgängen auch Äußerungen und die geistig-seelischen Vorgänge des Wahrnehmens, Denkens und Fühlens gewertet sowie auch der relativ seltene metaphorische Gebrauch von Handlungsverben in Situationsbeschreibungen.

17 Zur Ermittlung der Tabellenwerte wurde nur der Anfang des Don Quijote ausgewertet. Aus Kapitel I bis IXX stammen 237 Kausalgefiige, 168 Konditionalgefüge und 134 Konsekutivgefiige, die der prozentualen Aufschlüsselung als Grundlage dienten. Die Seltenheit des Finalgefüges machte es erforderlich, die dreifache Textlänge auszuwerten, um zu vergleichbaren Mengen zu kommen: 120 Finalgefüge stammen aus Kapitel I bis XLI. - Die Tabelle gibt also streng genommen nur Auskunft über die von Cervantes verwendeten Aussageverknüpfungen. Vergleichswerte aus einer größeren Zahl von Konsekutiv- und Finalgefügen beliebiger Herkunft zeigten aber, wie nahe die Cervantes-Werte beim Durchschnitt liegen. Die Vergleichswerte aus 350 Konsekutivgefügen ergaben (in der Spalte von oben nach unten) 6 2 - 5 - 2 6 - 7%, und die Auswertung von 1100 Finalgefügen ergab 88 - 6 - 5 -1%.

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Als Zustand galten außer den einem Gegenstand oder einer Person zugehörigen Eigenschaften und Funktionen auch Seinsweisen und die Darstellung von Verhältnissen ohne Rücksicht auf ihre temporäre Dauer. kausal

konditional

konsekutiv

final

Handlung als Ursache Handlung als Wirkung

60

63

62

90

Handlung als Ursache Zustand als Wirkung

13

12

9

3

Zustand als Ursache Handlung als Wirkung

21

21

20

6

7

4

9

1

100%

100%

100%

100%

Zustand als Ursache Zustand als Wirkung

Wie die Tabelle zeigt, ist das Verknüpfungsmuster „Handlung bewirkt Handlung" in allen vier Gefiigen das häutigste. Allerdings hebt sich das Finalgefuge, in dem dieses Muster fast ausschließlich herrscht, von den drei anderen Gefügen ab, deren Werte bei etwa zwei Drittel nahe beieinander liegen. In diesen drei Gefügen ist die nächst große Gruppe mit wieder etwa gleichen Werten das Verknüpfungsmuster „Zustand bewirkt Handlung". Wegen seiner Position im Fixpunkt der Kausalkette hat der Zustand hier den Rang einer Ursache. Die Subjektivität kausaler Verknüpfungen in der Sprache, die nicht den Vorstellungen entspricht, die man sich generell von einem ursächlichen Zusammenhang macht, läßt sich hier nun besonders gut demonstrieren. Das Typische zeigen drei auf das Wesentliche gekürzte Beispiele: Kausal: Cervantes, Don Quijote 11 (4): vino a llamarla Dulcinea del Toboso, PORQUE era natural del Toboso. Anonym I 22: und nannte sie Dulcinea von Toboso weil sie von Toboso gebürtig war.

Konditional: Cervantes, Don Quijote I 18 (95): que SI los (fantasmas, moros encantados) hay daré al diablo el hato y el garabato. Anonym I 185: denn, meiner Treu!, wenn's uns wieder so geht, so wünsch' ich vollends Sack und Pack zum Teufel.

Konsekutiv: Cervantes Don Quijote 118 (94): y (Dios) es TAN piadoso QUE hace salir su sol sobre los buenos y malos, Anonym I 184: und (Gott) läßt aus Barmherzigkeit seine Sonne aufgehen über Gute und Böse.

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Der Zustand mit dem Rang einer Ursache bewirkt nichts, er löst auch nichts aus, er existiert nicht einmal in Hinblick auf die Handlung, mit der er verknüpft erscheint. Allerdings ist er eine ausreichende und somit plausible Erklärung für diese Handlung, die mit dem Rang einer Wirkung im zweiten Fixpunkt der Kausalkette steht. Die Ursache schrumpft zur Voraussetzung. Sie ist innerhalb dieser Aussagenverknüpfung notwendig, denn sie macht verständlich, erklärt und erläutert den Zusammenhang des anderen Kausalgliedes. Das Verknüpfungsmuster „Handlung bewirkt Zustand" ist weniger häufig, als man zu erwarten geneigt wäre, da doch das erste Glied der Kausalkette eine Handlung ist. Das hängt vermutlich damit zusammen, daß im zweiten Glied der Kausalkette nur etwas stehen darf, das einen Anfang haben kann oder aber bei fortdauerndem Zustand zumindest eine Beendigung gestattet. Auch dieses Verknüpfungsmuster soll an je einem Beispiel illustriert werden: Kausal: Cervantes, Don Quijote I 18 (89): que fué una de las mejores espadas que tuvo caballero en el mundo, PORQUE fuera que tenia la virtud dicha cortaba como una navaja. Anonym I 174/75: Dies war eines der besten Schwerter, die je ein Ritter in der Welt hatte; denn außer obgedachter geheimer Kraft hatte es eine Schneide wie ein Schermesser.

Konditional: Cervantes, Don Quijote I 9 (38): SI el cielo, el caso y la fortuna no me ayudaran, el mundo quedara falto y sin el pasatiempo y gusto que bien casi dos horas podrá tener el que con atención la leyere. Anonym I 86: wenn Himmel, Glück und Zufall mir nicht beigestanden, die Welt dennoch das Vergnügen von einen paar Stunden und der andächtige Leser manchen Zeitvertreib hätte entbehren müssen".

Konsekutiv: Cervantes, Don Quijote 117 (82): y después me molió de TAL suerte QUE estoy peor que ayer, Anonym I 162: und darauf hat es mich dergestalt zermalmt, daß ich jetzt schlimmer daran bin als gestern.

Selbst hier, wo das zweite Glied der Kausalkette tatsächlich das bewirkte Ergebnis einer Handlung oder einer Handlungsmöglichkeit enthält, steht das Subjektiv-Plausible der Kausalknüpfung im Vordergrund. Wie differenziert die Art des Geschehens sein kann, zeigen schon diese wenigen Beispiele. Typische Aussagemuster für die einzelnen Gefüge können erst als Ergebnis sorgfältiger Analysen erwartet werden. Das Instrument der Opposition Handlung Zustand kann allerdings die Tendenz andeuten und den Rahmen zeigen, in dem spätere Ergebnisse liegen werden. Aus dem Vergleich der vier kausalen Satzgefüge läßt sich aber schon jetzt entnehmen, daß ein kausaler Zusammenhang am meisten zwischen Handlungen hergestellt wird und daß dies für das Finalgefuge fast aus-

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schließlich gilt, während die anderen Gefüge auch dem Zustand als bewirkendes Element einen Platz einräumen.

Der Träger des Geschehens Die Opposition Handlung - Zustand wird nicht selten in Parallele zu einer anderen Opposition gesehen, die nach Person und Sache gegliedert ist. Und tatsächlich läßt sich ein Geschehen erst voll erfassen, wenn auch sein Träger mit betrachtet wird. Die Hypothese, nach der eine Handlung mit persönlichem und ein Zustand mit sachlichem Agens kombiniert wird, ist empirisch zu überprüfen. Die Tabelle zeigt in Prozenten die Kombination von Person und Sache, die in den Fixpunkten der Kausalkette als Agens genannt sind. Hierbei wurden zu Personen neben menschlichen auch göttliche Wesen gerechnet, nicht aber personifizierte Abstrakta oder Allegorien. Zu den Sachen wurden außer Gegenständen auch Tiere, Pflanzen und Naturerscheinungen gerechnet, ebenso alle Abstrakta und die nicht auf Personen bezüglichen unpersönlichen Subjekte. Um einen Vergleich mit der Tabelle auf p. 65 zu ermöglichen, wurden die Kausalketten der Hypothese entsprechend angeordnet 18 . kausal

konditional

konsekutiv

final

Person bei Ursache Person bei Wirkung

63

69

59

77

Person bei Ursache Sache bei Wirkung

12

6

13

9

Sache bei Ursache Person bei Wirkung

18

20

15

13

Sache bei Ursache Sache bei Wirkung

7

5

13

1

100%

100%

100%

100%

Die Parallelität in den Werten beider Tabellen ist allerdings frappant. Das Überwiegen von Personen als Agentien entspricht dem Überwiegen von Handlungen in beiden Gliedern der Kausalkette. Daß eine völlige Gleichsetzung aber ein Trugschluß wäre, zeigt deutlich das Finalgefüge. Der Kombinationstyp Person-Person erreicht nicht so

18 Für beide Tabellen wurden dieselben Beispielgruppen aus dem Anfang des Don Quijote ausgewertet. Die konsekutiven und finalen Vergleichswerte aus einem größeren Korpus zeigen die geringfügige Abweichung vom Durchschnitt. Konsekutiv: 59 - 11 - 16 - 14% und Final: 7 7 - 1 3 - 7 - 3 % .

67

hohe Werte wie das Verknüpfungsmuster Handlung bewirkt Handlung. Daraus ist zu schließen, daß sachliche Agentien auch bei Handlungen vorkommen. Daß andererseits auch persönliche Agentien in zuständlichen Aussagen auftreten, ist nicht nur die naheligende Umkehrung, sondern wird beim Vergleich der Werte des Konditionalgefüges bestätigt. Ähnliches läßt sich auch bei den Differenzen in den Werten der anderen Gefiige feststellen 19 . Für die kausalen Satzverbindungen generell kann man als Ergebnis dieser kurzen Betrachtung festhalten, daß ein kausaler Zusammenhang überwiegend aber nicht ausschließlich in der Bindung an Personen dargestellt wird. Auch die Beziehungen zwischen Person und Sache sind in beiden kausalen Perspektiven von nennenswertem Interesse. Am Rande konnte noch ein für den Vergleich des Finalgefuges mit den anderen Gefügen der kausalen Satzgruppe interessanter Aspekt berücksichtigt werden, das Problem der Subjektgleichheit oder -Verschiedenheit. Meist ist der Träger des Geschehens auch das Subjekt des Satzes. Im F inaige füge ist grundsätzlich in den neueren Sprachen mit zwei verschiedenen Subjekten zu rechnen, weil sich die Anwendung des finalen Infinitivs durchgesetzt hat, wenn die beiden Aussagen dasselbe Subjekt haben. Wie sieht es nun in den benachbarten Gefiigen aus, die keine Infinitivkonstruktion neben sich haben oder nur eine von wesentlich geringerer Bedeutung. Die Fragestellung lautet also: Ist in den' Kombinationstypen Person-Person und Sache-Sache nur von einer Person oder Sache die Rede oder aber von zwei verschiedenen? Eine Aufschlüsselung nach Gleichheit und Verschiedenheit der Positionen nur Personen oder nur Sachen aus der Tabelle p. 67 gibt hierauf die Antwort. kausal verschiedene Personen gleiche Personen

verschiedene Sachen gleiche Sachen

konditional

konsekutiv

final

36 27

40 29

27 32

67 10

63%

69%

59%

77%

5 2

3 2

4 9

1

7%

5%

13%

1%

Nur im Finalgefüge ist die Subjektgleichheit selten, in den anderen Gefügen hegen die Werte zwischen 30 und 40%. In Hinsicht auf die Kausalkette bedeutet

19 Der Tabellenvergleich kann natürlich nur die Mindestwerte der Abweichungen von der Hypothese zeigen, nach der Personen mit Handlungen und Sachen mit Zuständen kombiniert sind. Der metaphorische Gebrauch von Verben ebenso wie die Reduktion einer Verbalaussage auf ein Abstraktum und die Selbstverändlichkeit, daß von einer Person auch Zuständliches ausgesagt wird, lassen größere Überschneidungen vermuten.

68

das aber, daß eine Handlung oder ein Zustand bewirkt wird durch eine von derselben Person oder Sache getragenen Handlung oder durch einen an derselben Person oder Sache wáhrgenommenen früheren Zustand. Die Kausalität vollzieht sich an nur einem Gegenstand, der beide Fixpunkte der Kausalkette besetzt. Das Bedürfnis nach Konstruktionen, durch die das Nacheinander zweier finiter Verben mit gleichem Subjekt vermeidbar ist, wird als einer der Gründe für die Ausbildung des finalen Infinitivs angegeben (vgl. Lerch II, 135). An diesem Grund muß man zweifeln, wenn man sieht, daß eben dieses Nebeneinander in den vergleichbaren anderen Gefügen der kausalen Satzgruppe zum normalen Bestand gehört.

Zusammenfassung Das Charakteristische und Gemeinsame der Gefüge der kausalen Satzgruppe ist die Zurückdrängung des zeitlichen Nacheinander, das wegen der Linearität der Sprache jedem Text anhaftet, sobald die Äußerung die Grenzen des Wortes oder Kurzsatzes überschreitet. Den Vorrang erhält ein anderer Zusammenhang, dessen zeitliche Komponente vom Nacheinander in der Rede unabhängig ist. Das kausale Verhältnis hat dabei von Gefüge zu Gefüge einen so unterschiedlichen Wert, je nachdem welche Nuance in der Knüpfung der Kausalkette den Akzent erhält, daß die Bezeichnungen für die Fixpunkte der Kausalkette bloße Etiketten sind. Der definitorischen Qualität von Ursache und Wirkung, Grund und Folge im außersprachlichen Bereich entspricht hinsichtlich ihrer Anwendung auf sprachliche Fakten eine uniformierende Tendenz. Die Etiketten erwecken den Eindruck, an den jeweils gleichen Fixpunkten der Kausalkette in verschiedenen Gefügen handele es sich auch um das Gleiche. Die in den Leistungsbeschreibungen genannten verschiedenen Anwendungsbereiche der Gefiige ließen die Unterschiede deutlicher hervortreten als die Vergleiche der Stellung der Glieder und der Beziehung zur Wirklichkeit. Die Konfrontation einzelner Beispiele mit Mustern von Aussageverknüpfungen zeigte nicht nur wieder die Unterschiede, sondern vor allem die Subjektivität der sprachlichen Kausalität überhaupt. Diese Subjektivität legt die Vermutung nahe, daß der Zweifel am kausalen Denken die sprachlichen Formen kausaler Verknüpfung weit weniger betrifft als die objektive Kausalität in den naturwissenschaftlichen Bereichen. Die Häufigkeit des Vorkommens in der Literatur ist bestimmt durch literarische Strömungen. Dort ist ein Seltenerwerden durch allgemeinen Kausalitätszweifel ebenso denkbar wie die Füllung kausaler Formen mit neuen Inhalten. In der mit subjektiven Meinungsäußerungen erfüllten Alltagsrede dagegen dürften die kausalen Satzverbindungen ihren Platz behaupten.

69

DIE SINNTYPISCHEN MERKMALE DES FINALEN GEFÜGES

Situation und Kontext In neueren syntaktischen Arbeiten wird immer wieder die Bedeutung von Situation und Kontext für die Zuordnung von Äußerungen zu einem bestimmten Satzgefüge betont. Gerade in Zweifelsfallen - bei der Frage also, welche Nuance ein QUE-Satz hat (Herman 143, Wunderli 494) oder ein Satz, dessen Konjunktion in mehr als einem Gefüge verwendet wird (Rothe 104, Wunderli 513), oder bei der Bedeutungsänderung von Konjunktionen (Herman 99) - wird der Kontext als wesentliche Entscheidungshilfe genannt. Weinrich 161 sieht generell im Zusammenwirken von Kontext und Situation ein „semantisches Grundgesetz" 1 . Da in solchen Fällen der Hinweis auf die Existenz des Kontextes zu genügen scheint und keine näheren Angaben über Art und Umfang im speziellen Fall erforderlich sind, muß man annehmen, daß jeder Hörer aus einem gegebenen Kontext dieselbe Information entnehmen kann. Das heißt aber, daß bestimmte Kontexte mit bestimmten Situationen verbunden sind, während sie in anderen nicht auftreten, und daß die Kenntnis solcher Zusammenhänge grundsätzlich bei jedem vorausgesetzt werden darf. in der übereinstimmenden Interpretation von Kontexten auch in Beispielen älterer Sprachstufen kann eine Bestätigung der eingangs (p.2) aufgestellten Hypothese von der Unwandelbarkeit des Satzgefügemusters gesehen werden. Das Satzgefügemuster gilt per definitionem als Rahmen für jede Realisierung des betreffenden Satzgefüges und seine Kenntnis ist wie die der Satzmodelle als eine wesentliche Voraussetzung fur das Sprechen überhaupt anzusehen 2 . Während der Wortschatz je nach Region,

1

Weiniich 161: „Grundsätzlich wirken Kontext und Situation zusammen, um die Bedeutung der Wörter auf die Meinung des Sprechenden hin zu determinieren und so den Sinn der Rede festzulegen. Das ist eine Grundtatsache der Semantik. Je weniger Situationsdetermination da ist, um so mehr Kontextdetermination muß da sein, und umgekehrt. Die Summe an Determination ist in verständlicher Rede konstant". 2 Mit Kenntnis ist hier der Besitz übereinstimmender Modelle gemeint, durch den in der Kommunikation die Verständigung möglich ist. vgl. Coseriu, Sincronia 34: „La verdad es que los hablantes tienen plena conciencia del sistema y de las llamadas 'leyes de la lengua*. No sólo saben qué dicen, sino también cómo se dice (y cómo no se dice); de otro modo no podrían siquiera hablar. " Whorf 10 spricht in ähnlichem Sinn vom „Hintergrundcharakter der Sprachphänomene".

70

Alter, sozialer Umwelt und Bildung unterschiedlich ist, muß für die Satzgefügemuster neben der begrenzten Zahl die allgemeine Geltung in der Sprachgemeinschaft als charakteristisch angesehen werden. Kontext ist im Zusammenhang des Satzgefügemusters die Füllung des äußeren Rahmens mit Inhalten, die in sinnvoller Kombination ihrer Fakten eine Information vermitteln. Die folgenden Analysen der sinntypischen Merkmale lassen sich auch als den Versuch bezeichnen, die Kontextmöglichkeiten fur das finale Gefüge aufzufinden und darzustellen. Obwohl die Satzgefügemuster allgemeiner Besitz sind, kann man sie nicht leicht auf eine einfache Formel bringen. Dies zeigten die Analysen der kausalen Satzverbindungen, bei denen auf den einzelnen Betrachtungsebenen - generelle Leistung, Stellung der Kausalglieder, Bezug zur Wirklichkeit, Geschehensmerkmale - jeweils verschiedene Gesichtspunkte eine Rolle spielten, die untereinander vielfältige Beziehungen haben und nicht durch Reduktion vereinheitlicht werden können. Für die Gefüge der kausalen Satzgruppe wurde daher auch nicht der Versuch der Aufstellung von Satzgefugemustern unternommen. Besonders auf der Betrachtungsebene der Geschehensmerkmale hatte sich ja am Instrument der einfachen Opposition gezeigt, daß eingehendere Analysen zur Erfassung dessen erforderlich sind, was hier als Kontext als zum selbstverständlichen Sprachbesitz gehörend angesehen wird. Für das Finalgefuge dagegen ist aus der Summe der auf der Betrachtungsebene der formtypischen Merkmale vorgeführten Beispiele ein - vorläufiges - Satzgefügemuster zu entnehmen. Es enthält als eine Art äußeres Netz die Beziehungskategorien semantische, logisch-kausale und zeitliche Faktoren - und als eine Art inneres Netz die Summe der sinntypischen Merkmale. Beide ergänzen einander in der speziellen Kombination zu einer Einheit. Aus Kombinations- und Ausgliederungsfaktoren entsteht ein Informationsmodell, in dessen Toleranzen jede sinnvolle Aussage des Gefüges möglich sein muß.

Das Satzgefügemuster - die Faktoren des äußeren Netzes Im finalen Gefüge sind die Faktoren des äußeren Netzes die semantischen, logischkausalen und zeitlichen Beziehungskategorien. Formtypische Merkmale sind nur den semantischen (Konjunktion und Konjunktiv) und den zeitlichen Beziehungskategorien zugeordnet. Die semantische Beziehung zeigt sich an der Verbindung zweier von einem übergeordneten Willen bestimmten Aussagen, von denen die eine die Voraussetzungen bezeichnet, unter denen die andere eintreten kann, während diese die Vorstellung des Zieles angibt, auf das sich der Wille richtet. Von den drei Faktoren Voraussetzung (Aussage des Hauptsatzes) Zielvorstellung (Aussage des Finalsatzes) übergeordneter Wille (Kombination beider Aussagen) 71

ist der Wille der entscheidende Faktor. Er hält die beiden Aussagen wie eine Klammer zusammen, er ist an ihrer Kombination stets erkennbar, unbeschadet dessen er auch zuweilen im Hauptsatz gesondert kenntlich gemacht werden kann. Jeder Finalsatz erfordert das Vorhandensein eines übergeordneten Willens, weil eine Zielvorstellung immer als an ein Individuum gebunden gedacht werden muß. Die logisch-kausale Beziehung ist durch die unter dem Aspekt des Willens zu sehende Knüpfung der Kausalkette charakterisiert: die Ursache steht im Hauptsatz, die Wirkung als Vorstellung eines möglichen Geschehens im Finalsatz. Andererseits kann für das wollende Individuum die Zielsetzung, d.h. der im Finalsatz stehende Wunsch nach Realisierung eines bestimmten Geschehens, das eigene Tun und Planen motivieren. Diese zweite Knüpfung der Kausalkette betrifft den Willen, während die erste sich auf die in den beiden Sätzen genannten Fakten bezieht. Der in die Knüpfung der Kausalkette mit einbezogene Wille bewirkt eine Interdependenz beider Aussagen. Die zeitliche Beziehung hält sich in strenger Parallelität zur kausalen Beziehung. Bei Betrachtung der Fakten ist der Finalsatz nachzeitig; vom Willen aus gesehen kann er vorzeitig erscheinen (vgl. p. 35/36) 3 . Die Beziehungskategorien des äußeren Netzes sind der Rahmen, der die Kombinationsmöglichkeiten von Aussagen in einem Gefüge eingrenzt. Die gleichbleibenden und festliegenden Einzelfaktoren sind an jedem Beispiel des Gefüges erkennbar. Sie lassen sich auch intuitiv und an wenigen Beispielen erfassen. Allerdings kommen sie nie isoliert vor, der Rahmen erscheint stets gefüllt. Einige Faktoren treten sogar ausschließlich im Gewand von Informationen und ihrer Kombination auf, da ihnen keine formtypischen Merkmale zugeordnet sind. Um also ein vollständiges Bild zu gewinnen, muß die Analyse der Inhalte die Feststellung des Rahmens ergänzen.

Das Satzgefügemuster - die Faktoren des inneren Netzes Die Analyse der Inhalte dient der Feststellung, welche Informationen dem Muster adaptiert werden. Parallel zur Überprüfung und Erhärtung des Satzgefügemusters ergibt sich dabei die Möglichkeit, die Toleranzen des Informationsmodells aufzustellen, aus dem sich die sprachlichen Realisierungsweisen des Satzgefügemusters ablesen lassen. Zur Ermittlung der Informationen ist die Analyse einer größeren Zahl von Beispielen erforderlich, da nur die Positionen für die Merkmale, nicht aber diese selbst festliegen. Als sinntypische Merkmale sind die Bestandteile der Rede anzusehen, die wesentlichen Anteil am Zustandekommen einer Information haben. Trotz der Vielfalt möglicher Informationen können Gruppen ähnlicher Merkmale zusammengefaßt werden. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Umfang der Information je nach 3 Ettmayer 187 sieht nur die ursächliche und zeitliche Vorzeitigkeit des Finalsatzes. Seine Nachzeitigkeit und die kausale Verknüpfung auf der Ebene der Realität berücksichtigt er nicht.

72

Mitteilungsziel innerhalb der durch die Kommunikation bedingten Grenzen größer oder kleiner sein kann. Das Mitteilungsziel soll hier nicht beachtet werden. Daher werden die Inhalte der Informationen auf die Grundelemente der sinntypischen Merkmale reduziert, die den „zentralen Kern der Äußerung" (Martinet 117) bilden. Sie entsprechen im wesentlichen den als Subjekt und Prädikat bezeichneten obligatorischen Elementen des einzelnen Satzes. Die Fragestellung gilt also der Art des Geschehens und dem Träger des Geschehens. Diese Merkmale wurden schon einmal, wenngleich nur summarisch, beim Vergleich der kausalen Satzverbindungen betrachtet. Es zeigte sich ein starkes Überwiegen von Handlungen in beiden Sätzen des Gefüges und ein weniger deutliches Überwiegen von Personen als Handlungsträger. Dies Ergebnis ist nicht nur zu überprüfen, sondern vor allem muß das Merkmal Handlung weiter aufgegliedert werden. Aus den Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes, in denen der Wille als Charakteristikum des Finalgefüges hervortrat, läßt sich die Vermutung ableiten, daß die Aussagen der Hauptsätze verhältnismäßig einheitlich und eher gleichförmig sein werden, weil nur die bewußte Tätigkeit ein Willenselement erkennen läßt. Dagegen müßten die Aussagen der Finalsätze einen weitaus größeren Variationsreichtum aufweisen, der Spielraum dürfte vom bewußten, Aufmerksamkeit erheischenden Tun bis zum fast unbewußten Vorgang reichen.

Methodische Fragen bei der Analyse sinntypischer Merkmale Da das Gefuge eine Kombination von Informationen darstellt, wobei die Kombination selbst noch eine zusätzliche Information vermittelt, betreffen die folgenden Analysen gleichermaßen Haupt- und Finalsatz. Der Terminus Hauptsatz ist hier in einem weiteren Sinn zu verstehen; wie Obersatz bezeichnet er den übergeordneten Satz des Gefuges. Tatsächlich aber handelt es sich auch im engeren Sinn überwiegend um Hauptsätze. Es gibt auch die Gefügekombination Nebensatz + Finalsatz (ca. 15%), dabei ist der Nebensatz meist ein Relativ- oder QUE-Satz, der sich in der Aussagequalität nicht vom Hauptsatz unterscheidet. Die Aussagemodifizierungen, wie sie sich aus der Präsentation einer Information in verschiedenen Satztypen (Aussage, Befehl, Frage) ergeben, wurden trotz der Bedeutung des Befehls als Willensausdruck nicht zur Grundlage der Analyse des finalen Gefüges gemacht. Wie schon beim Imperativ (p. 38)ausgeführt, ist dieser zwar der Prototyp des Befehlssatzes, steht aber hinsichtlich seiner Wirksamkeit im finalen Gefüge auf einer Stufe mit anderen, die Realitätsferne anzeigenden Ausdrücken des Willens im Obersatz. Der Fragesatz schließlich berührt die finale Gefugeinformation gar nicht. Alle Beziehungsfaktoren des äußeren und inneren Netzes bleiben unverändert auch in einer Frage. Auch eine Negation im Obersatz läßt die Beziehungsfaktoren meist unberührt. Ohnehin wird der negierte Satz generell nicht als besonderer Satztypus gewertet, was bei der sehr unterschiedlichen Wertigkeit von Negationen verständlich ist. 73

Finale Gefìige mit einer Negation im Obersatz sind sehr selten. Während im normalen Durchschnitt eines Textes etwa jeder fünfte Satz eine Negation enthält - und in dieser Menge findet sich die Negation auch im Finalsatz -, hat höchstens jeder zwanzigste Obersatz eines Finalgefiiges eine Negation. Im Normalfall hat das finale Gefìige also einen positiven Obersatz. Die Grenzziehung zwischen dem normalen und dem besonderen Fall kann auf der Betrachtungsebene der sinntypischen Merkmale verläßlich nur durch den Vergleich der Frequenzen erfolgen. Typen mit hoher Frequenz repräsentieren den normalen, Typen mit geringer Frequenz eher den besonderen Fall, was allerdings nicht mit Regel und Ausnahme gleichgesetzt werden darf. Tabellarische Statistiken der Typendistributionen erhalten hier eine größere Bedeutung. Nur der Rückgriff auf Zahlen ermöglicht eine Wertung der durch Merkmalsgliederung bedingten größeren Typenvielfalt. Grundlage der Analyse sind wieder alle Belege. Da die Merkmalstypen in Haupt- und Finalsatz vorkommen, wird bei der Typenbeschreibung kein Unterschied zwischen den beiden Sätzen des Gefiiges gemacht, es sei denn bei merklichen Abweichungen in der Frequenz oder in der Ausprägung eines Typs. Bei den Beispielsammlungen für die Kombinationstypen sind wieder zusätzliche Belegstellen angemerkt. Die instrumentale Auffindbarkeit und Lokalisiert)arkeit der einzelnen Merkmalstypen stößt bei der Analyse sinntypischer Merkmale im Gegensatz zu den formtypischen Merkmalen auf Schwierigkeiten, die sich aus dem Umstand ergeben, daß derselbe Mitteilungskern verschieden formuliert werden kann 4 . Ausschließlich formale Kriterien würden hier unspezifische Ergebnisse erbringen. Bei der Betrachtung des Inhaltes der Information richtet sich der Blick ja auf das Bezeichnete, nicht mehr auf das Zeichen. Trotz Verschiedenheit der Zeichen kann Identität des Bezeichneten vorliegen, wie aus folgendem Nebeneinander zu sehen ist. verschiedene Zeichen Substantiv Nominalkette Pronomen Morphem des Verbs

4

=

eine Person Cid el de la luenga barba el mandó

vgl. Peuser IV über die Redundanz sprachlicher Systeme auf syntaktischer Ebene: „ein Syntagma A kann mithin in ein Syntagma Β umformuliert oder übersetzt werden, ohne daß die Information eine nennenswerte Veränderung erleidet". Das Phänomen der Gleichheit von Teilinformationen macht Peuser zur theoretischen Grundlage seiner Arbeit.

74

Hier m u ß die Interpretation als Hilfsmittel einsetzen, ohne die sich die Identität des Bezeichneten nicht feststellen l ä ß t 5 . Allerdings läßt sich bei dieser Methode die Gefahr von Ungenauigkeiten bei nachlassender Aufmerksamkeit nicht ausschalten. So kann die aktuelle Bedeutung dasselbe Verb in verschiedene Merkmalsgruppen stellen, wie der am K o n t e x t erkennbare Unterschied zwischen sinnlicher Wahrnehmung und geistiger Anschauung in folgenden Beispielen zeigt: Cervantes, Don Quijote I 35 (250): llamó la gente de casa PARA QUE viesen la desgracia a Anselmo sucedida Anonym II 228: . . . rief er sein Hausgesinde zusammen, um ihnen zu zeigen, welches Unglück sich fhit Anselmo zugetragen habe. Cervantes, Don Quijote II 6 (398): Todo esto he dicho, ama mia, PORQUE veas la diferencia que hay de unos caballeros a otros; Anonym IV 62: Was ich soeben sagte, meine Liebe, soll dir nur den Unterschied zwischen der einen und anderen Art von Rittern begreiflich machen". Eine solche auf Interpretationsschwankungen beruhende Fehlerquelle, die sich im Gegensatz zu Meß- oder Zählfehlern bei den formtypischen Merkmalen kaum ganz vermeiden läßt, sollte allerdings nicht von dem Versuch abhalten, den methodisch neuen Weg einer Kategorisierung auf Grund der durch Interpretation gewonnenen aktuellen Bedeutung der untersuchten Elemente zu beschreiten 6 .

Die Art des Geschehens Bei der Analyse der Art des Geschehens wird der Aussagegehalt des Prädikats der Sätze i m weitesten Sinne betrachtet. Die Zugehörigkeit der Aussagen zu den einzelnen Kategorien wurde nach dem Bezeichneten bestimmt. Dieses wurde i m Sinne 5

Die Interpretation zur Kategorisierung von Merkmalen mag in der Reduktion der Elemente und im Vergleich zur Wirklichkeit eine Ähnlichkeit zur generativen Grammatik haben. Die Zielsetzung ist aber grundverschieden. Während die generative Grammatik durch Transformationsregeln den Weg beschreibt, der zur Erzeugung von Sätzen und Satzgefügen begangen werden kann, wobei über die grammatische Zulässigkeit des Ergbnisses die Intuition des Verfassers entscheidet (Härtung 203), orientiert sich hier die Analyse an einem Beispielmaterial und bejaht im Gegensatz zu Chomsky (Aspekte 28) die Deskription empirisch gewonnener Daten mit dem Ziel der Ermittlung eines Sprachmusters. 6 Die Schwierigkeit erscheint vielleicht größer, als sie tatsächlich ist. Allerdings gehen in der Sprachwissenschaft die Ansichten über das, was unter Bedeutung zu verstehen sei, seit alters her auseinander (vgl. die ausführliche Zusammenstellung Otto 9-22), und auch in der neuesten Forschung sind die Probleme nicht gelöst, weil kein Konsensus über die Begriffe besteht (vgl. Lepschy 110-14). In dem hier vorliegenden Fall geht es aber: nicht um den Aufbau eines Systems der Klassifizierung von allgemeiner Gültigkeit, sondern um die Frage nach dem sachlichen Inhalt in einem Satzgefüge durch ein Verfahren, das der normalen Auffassungsleistung eines Hörers entspricht.

75

Saussures so verstanden, daß in Analogie zur komplexen Information eines einzelnen Verbs auch die Verbindung mehrerer Zeichen als Äquivalent eines Bezeichneten aufgefaßt wird. Nun kann es vorkommen, daß eine Reihe von Zeichen das Bezeichnete zwar in seiner Geltung, aber nicht faktisch beeinflußt, wie folgendes Beispiel zeigt: Cervantes, Don Quijote I 11 (48): de esa manera, Antonio, bien podrás hacernos placa· de cantar un poco, PORQUE vea este señor huésped que tenemos, que también por los montes y selvas hay quien sepa la música. Anonym I 104/05: So kannst du wohl uns zu Gefallen etwas singen, Antonio, damit der Herr Gast da sieht, daß es in Bergen und Wäldern Leute gibt, die von Musik auch etwas verstehen.

Das, was der Obersatz in diesem Beispiel bezeichnet, könnte auch mit nur einem Zeichen, dem Imperativ „canta", ausgedrückt werden. Das über die Grundinformation Hinausgehende, Geltung und Wert der Aussage Modifizierende (in diesem Fall die freundliche Höflichkeit des Redenden gegenüber dem Angeredeten), ist bei der Frage nach der Art des Geschehens zunächst von der Betrachtung ausgeschlossen. Von den verschiedenen Möglichkeiten der Wertnuancierung des Bedeutungskerns, die außerhalb des verbalen Tempus/Modus-Systems durch Zusatzzeichen gegeben sind, wie zum Beispiel Urteil : Vermutung: persönlicher Eindruck: Wunsch: physischer oder moralischer Zwang:

es bien / mal que; se puede decir que puede ser, debe ser, dicen que parece (que) querer + inf., pensar + inf. hay que, tiene que

spielen nur Wunsch und Zwang im Finalgefüge eine Rolle - indem sie neben Futur, Imperativ und Konjunktiv den Willen im Obersatz kenntlich machen -, andere Formen der Aussagerelativierung kommen fast gar nicht vor. Bei der Gliederung der Aussagen nach dem Bezeichneten läßt sich das gesamte Belegmaterial in Haupt- und Finalsatz in je drei Grundtypen gruppieren 7 , in denen geringer werdende Dynamik mit fallender Frequenz parallel verläuft. Diese Grundtypen enthalten Aussagen über

7

Die Zusammenstellung dieser Grundtypen f u ß t nicht auf Vorbildern in der bisherigen Forschung. Die Aufstellung von Kategorien zur Abgrenzung von Wortbedeutungen steht in enger Beziehung zu philosophischen Gesichtspunkten der Begriffsbildung (vgl. Matthes 86 f.). Bei der Klassifizierung von Begriffsbedeutungen spielen syntaktische Prägungen und also auch die Wortarten keine Rolle (vgl. Otto 116), insbesondere wenn es sich um die Darstellung des Wortschatzes als Gesamtgefüge im Sinne der Lexikographie handelt (vgl. Hallig/ v. Wartburg p. XX). Bedeutungsunterschiedene Verbgruppen werden in syntaktischen Arbeiten wie in der Schulgrammatik meist nur im Zusammenhang mit ihren Funktionen oder dem Wandel der Funktionen (Acl, abhängiger Konjunktiv, besondere Wortstellung) erwähnt. - Davon unterscheidet sich Ettmayer 816 f., der den Gesamtkomplex verbaler Aussage in acht „species verbi" gruppiert, wobei das polare Spannungsfeld

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1. konkrete Handlungen und Vorgänge, 2. geistig-seelische Vorgänge, 3. Zuständliches. Bei der Differenzierung dieser Grundtypen wurde das Prinzip größtmöglicher Sparsamkeit beachtet 8 . Sprachliche Bilder wurden nicht gesondert zusammengefaßt, d.h. konkrete und bildhafte Verwendung eines Ausdrucks wurden in dieselbe Kategorie aufgenommen. So wurde der Unterschied zwischen dem konkreten „yo pongo mala cara" (Benavente, Teatro 326) und dem bildhaften „eso que llaman la cosa pública te ponga la cara fea" (Pérez Galdós, Angel Guerra 147) nicht bei den Geschehensmerkmalen gesehen, sondern in der Verbindung mit persönlichem oder abstraktem Agens. Dagegen war bei der übertragenen Bedeutung, die als konventionalisiertes Bild nicht mehr direkt gemeint ist, die aktuelle Wertigkeit ausschlaggebend, auch wenn dadurch dasselbe Verb in verschiedenen Kategorien vorkam. Das trifft vor allem bei Verben zu, bei denen Umfang, Dauer und Art der Tätigkeit vom Objekt bestimmt wird. So sind „guardar un libro" und „guardar una casa" als komplexe Handlungen und Tätigkeiten von dem geistig-seelischen Vorgang „guardar un recuerdo" unterschieden. Der Anteil dieser nicht ganz eindeutigen Fälle, die nicht weiter diskutiert zu werden brauchen, an der Gesamtzahl ist gering. Bei der detaillierten Beschreibung der einzelnen Typen werden im folgenden zur Demonstration eine Reihe von Aussagen angeführt; sie entstammen alle dem für diese Untersuchung zusammengetragenen Beispielmaterial.

1. Konkrete Handlungen und Vorgänge Wenn bisher bei allgemeiner Betrachtung des finalen Verhältnisses meist von Handlungen gesprochen wurde, so findet das in der absoluten Häufigkeit von Aussagen über Handlungen, Vorgänge, Tätigkeiten und Äußerungen in beiden Sätzen des Gefüges seine Bestätigung.

von konkret zu abstrakt in psychologischer Sicht den kategorialen Rahmen liefert: am Anfang stehen Vorgangs- und Zustandsverben, am Ende Auxiliaría. Die Kategorien Ettmayers konnten aber bei der Ermittlung von Aussagegruppen für die sinntypischen Merkmale in finalen Gefiigen nicht herangezogen werden, weil hier die durch das Moment des Willens bestimmte Polarität von Dynamik zu Statik den Ausgangspunkt der Gliederung bildet, die bei Ettmayer in einer Gruppe stehenden konkreten Verben der Bewegung und des Zustandes hier Anfang und Ende der Reihe markieren. 8 Wenn die Zahl der Untergruppen zu groß wird, ist für die Kombination von Merkmalen keine Repräsentativität mehr gegeben.

77

Aus der Fülle der Möglichkeiten in der Gruppierung und Auffindung von Einzeltypen ist hier der Gesichtspunkt Dynamik gewählt, ausgehend von der Proportionalität; je größer die wahrnehmbare Dynamik einer Handlung, desto sicherer ist auf einen dahinterstehenden Willen zu schließen. Danach sind zwei Handlungstypen und der als Aktion aufgefaßte Typ Sagen zu unterscheiden:

1 a Bewegungen und bewegungsabhängige Handlungen Bei den Bewegungen überwiegen Verben der Fortbewegung in beiden Sätzen; meist sind sie perfektiv wie venir, volver, salir, entrar, bajar. Imperfektives andar, ir, seguir, volar findet man eher im Finalsatz, wo auch als Bewegungen wahrnehmbare, an sich aber eher mediale Vorgänge wie caer und desmayarse vorkommen. Daneben gibt es Bewegungen des Körpers wie dar la mano, dar un pisotón oder cubrir los ojos con la mano, wozu auch comer und beber gehören. Im ganzen häufiger sind einfache, meist nur punktuelle Handlungen mit körperlicher Bewegung. Dabei geht es um die Bewegung eines Gegenstandes (abrir, cerrar, mover, tirar), seinen Transport (traer, llevar), die Transmission (dar, alargar, entregar) oder um Beginn und Ende einer Ortsveränderung des Gegenstandes (sacar, tomar - colocar, poner). Diese einfachen, bewegungsabhängigen Handlungen sind vor allem in den Obersätzen zu finden, in den Finalsätzen halten sich Bewegungen als solche und bewegungshafte Handlungen etwa die Waage. Dieser Typus, dessen Kriterium die Bewegung oder Fortbewegung eines Gegenstandes oder des Körpers selbst ist, findet sich gleichermaßen in beiden Sätzen des Finalgefuges. Verschieden ist allerdings die Frequenz; in den Hauptsätzen haben rund 25% diesen Typus, in den Finalsätzen nur rund 15%.

1 b Komplexe Tätigkeiten, Handlungen, Vorgänge Menschliches Tun in seiner Vielfalt und unterschiedlichen Dauer läßt sich nur in einem Typus zusammenfassen, wenn man den gemeinsamen Aspekt betont, der in der Konzentration und Anwendung geistiger und körperlicher Fähigkeiten zu einem Ziele hin gesehen werden kann. Dieser Aspekt findet sich ähnlich von Lessing in den Vordergrund gestellt, als er in seinen Abhandlungen über die Fabel aus dem Jahre 1759 eine Definition der Handlung gab 9 : „Eine Handlung nenne ich eine Folge von Veränderungen, die zusammen ein Ganzes ausmachen. Diese Einheit des Ganzen beruhet auf der Übereinstimmung aller Teile zu einem Endzweck".

9 vgl. auch Fritz Mauthner, Beiträge zu einer Kritik der Sprache, III, 55

78

Wenn jetzt einige zu diesem Typ gehörende Gruppen von Aussagen aufgezählt werden, so soll dies die Bandbreite demonstrieren, die der Typ auch in finalen Gefligen hat. In relativer Nähe zu den bewegungsabhängigen Handlungen steht die an ein Werkzeug gebundene Tätigkeit wie construir, planchar, calentar, auch hacer + gegenständliches Objekt, ebenso ohne die Assoziation Arbeit: escribir und tocar música. Diese sachbezogenen Tätigkeiten kommen in beiden Sätzen des Finalgefiiges vor, aber relativ selten. Häufiger sind Handlungen mit Beteiligung mehrerer Personen wie acompañar, tratar, llevar de la mano, casarse, premiar, castigar, aceptar, enseñar und aprender. , Sehr oft tritt die Personen- oder Sachbezogenheit zurück hinter der übergeordneten Tendenz einer Folge von Tätigkeiten. Zuweilen ist dies die Disposition zu einer Handlung (servir, esforzarse), meist aber ihr Resultat (escapar, sujetar, destrozar, registrar, comprar, pagar) oder die Handlung als solche (educar, curar, estudiar, ayudar, vigilar, defender, ejecutar, cumplir). Alle bisher genannten Handlungen und Tätigkeiten sind gleichermaßen im Hauptund im Finalsatz anzutreffen. Sie bilden die Hauptmenge der eine Handlung bezeichnenden Aussagen. Zwei Gruppen von niedriger Frequenz sind dem Typus komplexer Handlungen hinzugezählt, weil sie in gewisser Weise stellvertretend für Handlungen gesetzt werden. Dies sind meist im Finalsatz stehende Ausdrücke des Geschehens (suceder, resultar, producirse un acontecimiento) und Vorgänge wie vivir und morir in Verbindung mit en paz o.ä. sowie die auf den Hauptsatz beschränkten Ausdrücke mit offener Handlungskomponente wie hacer lo posible, dar motivo, ocasión, facilidades, bei denen allenfalls aus dem Zusammenhang auf die Art der Handlung geschlossen werden kann, deren Tendenz und Zielgerichtetsein dann aus dem Finalsatz hervorgeht. Kriterium dieses Typus, dessen Umfang die Aufzählungen gerade nur andeuten können, ist die Komplexheit der Handlungen, die immer aus mehreren Teilhandlungen zusammengesetzt sind. Er ist in Haupt- und Finalsatz in etwa gleicher Menge (je rund 40%) vertreten.

1 c Äußerungen der Kategorie „sagen" Alles, was Äußerungen durch Laute bezeichnet, ist in diesem Typ zusammengefaßt, nicht nur die verba dicendi im eigentlichen Sinn. Relativ am häufigsten sind decir und llamar; daneben stehen aber eine Menge anderer Verben, mit denen die Situation des Redens (preguntar, responder, leer, proponer, avisar, confesar) oder eine besondere Tendenz (pedir, rogar, suplicar, ofrecer, prometer, denunciar, persuadir, invitar) gemeint sein kann oder auch nur eine spezielle Art der Äußerung (dar gritos, provocar, afirmar). In der Häufigkeit des Vorkommens in beiden Sätzen des Gefüges verhält sich dieser Typ sehr unterschiedlich: während über 20% der Hauptsätze den Typ aufweisen, 79

liegt seine Frequenz in den Finalsätzen unter 10%.

2. Geistig-seelische Vorgänge Geringere Dynamik und selteneres Vorkommen charakterisieren den zweiten Grundtypus von Aussagen. Seine Frequenz in finalen Gefügen ist auffallend verschieden: sie beträgt 10% in den Hauptsätzen, aber 30% in den Finalsätzen. Es sind wieder drei Typen - Wahrnehmen, Denken, Fühlen - zu unterscheiden.

2 a Sinnliche Wahrnehmung Gegenüber der Fülle von Verben und verbalen Ausdrücken in den anderen Typen herrscht hier Gleichförmigkeit. Das absolut häufigste Verb ist ver, es steht in vier Fünfteln aller zu diesem Typ gehörenden Sätze, daneben gibt es noch mirar, oir, sentir. Für die geringe Zahl von Verben ist die Frequenz des Typs in den Finalsätzen mit rund 10% beachtlich; in den Hauptsätzen allerdings kommt er fast gar nicht vor.

2 b Aktive und rezeptive Vorgänge der Kategorie „denken" Die aktiven geistigen Vorgänge, als deren Bezeichnung pensar, imaginar, adivinar, sospechar, presumir anzusehen sind, kommen nur etwa halb so oft vor wie die rezeptiven Vorgänge dieses Typs, bei denen saber, creer und entender dominieren. Dass die Zahl verschiedener Ausdrücke nicht so groß ist wie in anderen Typen, hängt mit der Nachbarschaft zusammen, in der die rezeptiven geistigen Vorgänge zur sinnlichen Wahrnehmung stehen; teilweise können dieselben Verben zu beiden Typen gehören wie entender. Die Häufigkeit des Vorkommens entspricht etwa der des Typs der Wahrnehmung: 10% bei den Finalsätzen und nur ausnahmsweise einmal in einem Hauptsatz. Die wenigen Fälle des Vorkommens im Hauptsatz gehören zur Gruppe der rezeptiven geistigen Vorgänge und stehen in einer Aufforderung.

2 c Gefühle und Empfindungen Aus der reichen Skala von Ausdrücken für Gefühle und Empfindungswerte sind es vor allem zwei begrifflich zusammenfaßbare Gruppen, die in Finalgefügen verwenddet werden. Einmal ist es die Einstellung zu Menschen, Dingen, Begriffen: amar, querer, respetar, adorar, ennoblecer, llevar seguridad, aborrecer, molestar. Dazu gehören auch olvidar und acordarse, die nicht selten mit Gefühlsnuancen kombiniert sind. Zum anderen geht es um Tendenzen des Empfindens, der Stimmung einer Person mit positiver Färbung, d.h. Ausdrücke für deprimierte Stimmungen treten 80

negiert auf: ser dichoso, divertirse, estar holgado, estar triste, desesperar, haber consuelo, deponer el enojo. Die Frequenz entspricht den beiden vorherigen Typen: rund 10% der Finalsätze zeigen diesen Typ, aber nur sehr wenige Hauptsätze, in denen der Gefühlswert gefordert oder negiert wird.

3. Zuständliches Statische Aussagen über dauerndes oder temporäres Sein, Angaben von Merkmalen und Funktionen sind in diesem dritten Grundtypus zusammengefaßt 10 . Seine Frequenz ist mit rund 5% in beiden Sätzen des Finalgefüges recht gering. Das Gemeinsame der verschiedenen Ausprägungen dieses Typs besteht in der Abwesenheit konkreter Handlungen; er ist also negativ bestimmt. Die Skala möglicher Aussagen über Zuständliches ist sonst ähnlich weit gespannt wie die der Aussagen über Handlungen Die Unterscheidung zweier Typen folgt hier wieder dem Prinzip der geringeren Dynamik.

3 a Veränderlicher Zustand In diesem Typ lassen sich Reste von Handlungen erkennen, die den Zustand herbeigeführt haben wie beim Zustandspassiv11 und verwandten Aussagen (estar echado, estar siempre encubierto, parece puesto), oder die als tatsächliches oder mögliches Geschehen die Grundlage für die bewertende Kennzeichnung von persönlichen Eigenschaften bilden (ser fiel, ser útil, ser humilde, ser fuerte). Eine Handlungsbereitschaft steht hinter Funktionsangaben wie ser rey, ser dueño de casa, ser un grosero; alle Funktionen, in denen eine Person gedacht oder die einer Person zugedacht sein können, geben sich jeweils in einer Reihe von Handlungen zu erkennen, die allerdings hier, wo es sich um die Bereitschaft handelt, nicht genannt sind. Auch Handlungsabstrakta wie esfuerzo, preparación, cuidado, prohibición, pretexto, die nur teilweise in zuständlichen Aussagen stehen, sind bei diesem Typ mit erfaßt, wenn von ihnen ein Finalsatz abhängt, sie also einen Obersatz mit einer Handlung vertreten. 10 Reichenkron 4 wählte für Zustandsaussagen im verbalen Bereich den Ausdruck „Stativum" mit der Definition „Das Wesentliche des Stativums ist, einen Zustand anzugeben. Ob dieser dauernd oder vorübergehend ist, ist dabei gleichgültig. Ist der Zustand dauernd, so kommt er leicht einer Eigenschaft gleich". Der Ausdruck Stativum wurde hier nicht übernommen, weil der Typus Zuständliches auch adjektivische und substantivische Zustandsaussagen enthält. 11 vgl. Reichenkron 4, wo auch das Zustandspassiv zum Stativum gezählt ist, wenn es das „Endresultat" einer Handlung oder Veränderung betont.

81

Etwa die Hälfte der zuständlichen Aussagen gehört in beiden Sätzen des Gefiiges zu diesem Typ. Dabei sind die Eigenschaften fast ausschließlich im Finalsatz zu finden, und die Handlungsabstrakta kommen nur im Hauptsatz vor.

3 b Unveränderlicher Z u s t a n d Der reine Zustand als Feststellung der Existenz und des Vorhandenseins einer Person, einer Sache, eines Begriffes enthält keine Handlungskomponente und ist insofern frei von Veränderungen; das bedeutet aber nicht, daß er von besonders langer Dauer sein müßte. Für die Existenz stehen die Aussagen ser, existir, quedar, für das Vorhandensein estar mit näheren Bestimmungen wie cerca oder aquí, jeweils in Verbindungen mit Personen oder Sachen. Nur im Hauptsatz finden sich die beurteilenden Feststellungen des Vorhandenseins abstrakter Beziehungen, für die im wesentlichen die Formulierungen hay (es) razón, causa, motivo dienen. Überwiegend im Finalsatz kommen deskriptive Merkmalsangaben vor, wie ser grande, rico, viejo, auténtico, abundante, die als Charakteristikum der Gesamtbeschaffenheit eines betrachteten Objektes anzusehen sind und sich nicht in Handlungen äußern. Die Frequenz dieses Typs ist wieder in beiden Sätzen des finalen Gefiiges sehr niedrig; gleichermaßen gehört die Hälfte der Gesamtzahl zuständlicher Aussagen dazu.

3 c Medien Mediale Aussagen müßten wegen der negativen Definition des Typus Zuständliches als Abwesenheit von Handlung hier mit genannt werden. Sie finden sich nur im Finalsatz und sind an Zahl äußerst gering. Da sie aber weniger formal als vom Bezeichneten her eine Sonderstellung einnehmen 12 , werden sie trotzdem in der quantitativen Erfassung als eigener Typ behandelt. Trotz der geringen Zahl kann es verschiedene mediale Vorgänge im Finalsatz geben. Neben dem Ablauf von Naturgeschehen (crecer, granar, madurar) steht die Veränderung der Merkmale eines Gegenstandes (volverse blanco, secarse, romperse) oder der Ausdruck einer physikalischen Beschaffenheit (lucir, alumbrar).

12 Reichenkron 2 zitiert eine von Gamillscheg gegebene Definiton des Mediums: „Eine Veränderung am Subjekt vollzieht sich unter Einwirkung einer sinnlich nicht faßbaien, z.B. übernatürlichen, daher auch sprachlich nicht bezeichneten Kraft", und fügt zur Kennzeichnung medialer Verben hinzu, daß sie alle intransitiv und meist perfektiv sind und ihr Subjekt inaktiv ist. Er nennt (54-61) mit Belegen aus den frühen romanischen Sprachstufen rund 25 verschiedene Sinngruppen des eigentlichen Mediums.

82

Kombinationstypen aus Geschehensmerkmalen Nach diesem Überblick über die in finalen Gefügen vorkommenden Aussagetypen (wobei wegen der Übersichtlichkeit von konkreten Einzelbeispielen abgesehen werden mußte) ist die Frage nach der häufigsten und darum typischen Kombination von Merkmalen der Art des Geschehens zu betrachten. Aus Anzahl und unterschiedlicher Frequenz der Einzeltypen läßt sich der Schluß ziehen, daß die Mehrzahl der (rund 70) möglichen Kombinationstypen nur selten anzutreffen ist. Eine Demonstration der Wertigkeiten im großen Zusammenhang muß daher der Differenzierung im einzelnen vorangehen. Dementsprechend ist in der folgenden Tabelle zunächst nur die Kombination der Grundtypen in absoluten Zahlen und Prozentwerten festgehalten.

Finalsatz Hauptsatz

Handlungen

Geistig-

Zustände

Medien

Seelisches Handlungen

Summe Hauptsatz

923

53%

425

25%

90

5%

26

Seelisches

83

5%

66

4%

10

1%

1

Zustände

54

3%

25

2%

3

-

4

Summe Finalsatz

1060

61%

516 31%

103

2%

1464

85%

-

160

10%

-

86

5%

1710

100%

Geistig-

6%

31

2%

Die Aktion bestimmt das finale Geschehen. Der reine Kombinationstyp aus Handlungen (Bewegung, Tätigkeit, Sagen) in beiden Sätzen des Gefüges gibt jedem zweiten Finalsgefìige das Gepräge. Die Auslösung geistig-seelischer Vorgänge (Wahrnehmen, Denken, Fühlen) durch Aktion charakterisiert einen zweiten Kombinationstyp, der das Muster jeden vierten Finalgefüges ist. Neben diesen beiden Haupttypen fallen alle anderen Typen in der Frequenz stark ab. Keiner davon kann mehr als 5% der Fälle repräsentieren, und alle zusammen erreichen nur ein gutes Fünftel. Die beiden häufigsten Kombinationstypen Handlung/Handlung und Handlung/Geistig-Seelisches lassen überdies noch erkennen, daß dem Finalsatz tatsächlich eine größere Ausdrucksvielfalt zu Gebote steht als dem Hauptsatz. Diese erste Tabelle zeigte allerdings nur die Kombination der Grundtypen, die ja in sich noch weiter spezifiziert sind. In einer zweiten Tabelle kann eine vollständige 83

Aufgliederung über die Verteilung der Kombinationstypen im einzelnen Aufschluß geben. Wegen der teilweise sehr niedrigen Frequenz der Typen enthält diese Tabelle nur absolute Zahlen 13 . Finalsatz Hauptsatz

Bewegung

Tätigkeit

Sagen

Wahr- Den- Füh- ZuMenehmen ken len stände dien

Summe Hauptsatz

Bewegung

131

110

36

57

29

30

23

12

428

Tätigkeit

72

314

43

52

61

64

57

13

676

Sagen

54

120

43

44

54

34

10

1

360

Wahrnehmen

1

5

4

9

4

2

Denken

2

24

7

6

5

15

2

Fühlen

6

25

9

7

12

6

8

1

74

Zustände

17

30

7

7

9

9

3

4

86

Summe Finalsatz

283

628

149

182

174

160

103

31

1710

25

-

61

-

In dieser zweiten Tabelle enthalten die beiden Summenspalten die Zahlen, auf denen die Frequenzangaben bei der Beschreibung der einzelnen Aussagetypen beruhen. Sie bieten einen interessanten Vergleich in der Aufgliederung der Grundtypen von Aussagen. Neben der etwa gleichmäßigen Verteilung der einzelnen Aussagegruppen im Typus Geistig-Seelisches (das Merkmal Wahrnehmen im Hauptsatz hat fast keine Bedeutung) steht die recht unterschiedliche Gruppierung im Aktionstypus. Daß Tätigkeiten in beiden Sätzen das Hauptgewicht haben, überrascht nicht sehr, der reine Kombinationstyp Tätigkeit-Tätigkeit ist denn auch der mit Abstand häufigste Typ. Auffallender sind die Werte für Bewegung und Sagen. Sie zeigen, wo die eigentlichen Aussageunterschiede hegen, die sich in der ungleichen Häufigkeit des Handlungsmerk13 Da bei der Zuordnung des einzelnen Beispiels zu den verschiedenen Aussagetypen, wie bereits p. 75 erwähnt, Irrtümer nicht auszuschließen sind, müssen die vorgelegten Zahlen mit einem gewissen Vorbehalt versehen werden. Die Interpretationsschwankungen betreffen aber meist benachbarte Einzeltypen desselben Grundtypus wie die Grenzfälle zwischen den Handlungstypen Bewegung und Tätigkeit oder die zwischen sinnlicher Wahrnehmung und geistiger Anschauung. Bei mehrfach im Lauf der Untersuchung angestellten Zwischenzählungen ergaben

84

mais in beiden Sätzen des Ge füge s äußern. Zum einen sind beide Gruppen, Bewegung wie Sagen, im Hauptsatz häufiger, bemerkenswerter ist aber die Art der Kombination. Während die Gruppe Bewegung die größte Affinität zur selben Gruppe hat - der reine Kombinationstyp Bewegung-Bewegung ist der zweithäufigste -, ist die Gruppe Sagen nur im gemischten Kombinationstyp Sagen-Tätigkeit von höherer Frequenz, alle anderen Kombinationstypen, in denen Sagen in Haupt- oder Finalsatz vorkommt, sind von mittlerer Frequenz. Schließlich ist noch der Kombinationstyp Bewegung-Tätigkeit zu erwähnen, der im Häufigkeitsrang die vierte Stelle einnimmt. Neben diesen vier Kombinationstypen höherer Frequenz stehen zwanzig Kombinationstypen mittlerer Häufigkeit und über dreißig, bei denen es 0 bis 1% Fälle gibt. Die Kombinationstypen mittlerer Frequenz sind es nun, an denen sich der Variationsreichtum der Finalsatzaussagen beweist. Die meisten von ihnen sind Kombinationen, in deren Obersatz nur die Aussagen Bewegung, Tätigkeit und Sagen stehen. Zusammen können sie über 40% aller Fälle auf sich vereinen und bilden mit den vier häufigsten Kombinationstypen, die ebenfalls rund 40% umfassen, den Normalfall des Finalgefüges. Die typische Aussageverknüpfung im normalen Finalgefüige ist also charkaterisiert durch die Einschränkung im Hauptsatz auf die aktionsreichen Aussagetypen Bewegung, Tätigkeit, Sagen, der im Finalsatz eine große Freiheit in der Wahl der Aussage gegenübersteht. Es sind praktisch alle Aussagetypen vertreten, und zwar in recht gleichmäßiger Verteilung, wenn man davon absieht, daß auch im Finalsatz das Aussagemerkmal Tätigkeit das größte Gewicht hat.

sich immer wieder fast dieselben Prozentwerte für die Grundtypen, die Abweichungen lagen unter 2%. Dies verdient deshalb Erwähnung, weil sich die Anteile der Beispiele aus verschiedenen Sprachepochen änderten. Eine Vergleichszählung auf der Basis von 1 1 0 0 Belegen hatte bei den Grundtypen des Finalsatzes dieselben Prozentwerte, die Werte des Hauptsatzes differierten um 2% von der Abschlußzählung auf der Basis von 1 7 0 0 Belegen, obwohl die hinzugekommenen 6 0 0 Belege ausschließlich aus der Moderne stammen.

85

Belegnachweis für die charakteristischen Kombinationstypen Die folgende Beispielsammlung zur Demonstration der wichtigsten Kombinationstypen von Geschehensmerkmalen geht v o m Finalsatz aus. Mit je einem Beispiel werden die einzelnen Aussagetypen des Finalsatzes in Verbindung mit den drei häufigsten Hauptsatztypen belegt. Dieses Prinzip wird lediglich dort durchbrochen, w o innerhalb eines Kombinationstyps auffallende Häufungen von Beispielen ähnlicher oder gleicher Wortwahl anzuzeigen sind. Bewegungen und bewegungsabhängige Handlungen im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Blasco Ibáñez, Entre naranjos 93: Le asia del primer sitio que encontraba; elevábale hasta el nivel nivel del santo, PARA QUE besase el bronce, y lo devolvía como una pelota a los brazos de su madre. „Er ergriff ihn an der ersten Stelle, die er fand, hob ihn auf die Höhe des Heiligen hinauf, damit er die Bronze küßte, und gab ihn wie einen Ball in die Arme seiner Mutter z u r ü c k " ^ . Valle-Inclán, Sonata de otoño 12: el molinero desataba las muías y del ronzal las sacaba hasta el camino, PARA QUE montásemos. „Der Müller machte die Maultiere los und zog sie am Strick bis zum Weg, damit wir aufstiegen^. Pérez Galdós, Angel Guerra I 103: Me cuentas eso, PARA QUE entre. „Du erzählst mir das, damit ich eintrete"

14 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Bewegung im Finalsatz Alexandre 721; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 37; Libro de buen amor 1197; Celestina 253, 324; Luis de León, La perfecta casada 52; Cervantes, Don Quijote I 7 (28/29); Quevedo, Vida del Buscón I 6 (51), Il 5 (101); Pérez Galdós, Angel Guerra I 185, II 40, 75, 244, 255, 306/07, III 196, 226, 377/78; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 49, 83, 135; Baroja, La dama errante 268, La ciudad de la niebla 99, 195, 240; Valle-Inclán, La corte de los milagros 52, 80, 134, 145; Cela, Lazarillo 199, 200, 206; Zunzunegui, Las ratas del barco 79, 138, 221, 347. 15 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / Bewegung im Finalsatz Berceo, Milagros de Nuestra Señora 157; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 70; Celestina 194, 198/99; Cervantes, Don Quijote I 33 (220), 34 (237); Quevedo, Vida del Buscón II 7 (112); Valera, Pepita Jiménez 69, 114, 124, 134; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 188, 189; Zunzunegui, Las ratas del barco 140, 280. 16 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Bewegung im Finalsatz Libro de buen amor 1079; Cervantes, Don Quijote I 28 (182); Isla, Fray Gerundio 42; Pérez Galdós, Angel Guerra I 103, II 321/22, III 135; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 211; Valera, Pepita Jiménez 84; Cela, Lazarillo 47; Zunzunegui, Las ratas del barco 186.

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Komplexe Tätigkeiten, Handlungen, Vorgänge im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Lope de Vega, La dama boba III 24 (101): Vengo A QUE os sirváis de mi. „Ich komme, damit Ihr Euch meiner bedient".^ Valle-Inclán, La corte de los milagros 35: En Francia, algunos emigrados fomentaban una intriga PARA QUE abcicase la Señora. „Ich Frankreich schmiedeten einige Emigranten eine Intrige, damit die Königin abdankte". ^ ^ Zunzunegui, Las ratas del barco 276: Las emisoras llamaban angustiosamente a hombres, mujeres y niños PARA QUE se apercibiesen a defender Madrid. „Verzweifelt riefen die Sender Männer, Frauen und Kinder, damit sie sich auf die Verteidigung Madrids vorbereiteten". ^

17 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Tätigkeit im Finalsatz Alexandre 834; Cid 168, 445, 559-63; Libro de buen amor 776; Celestina 138, 232, 304; Alemán, Guzmán de Alfarache I pte, I 8 (68); Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 718 f, El amor médico 318 f; Quevedo, Vida del Buscón I 7 (57), II 2 (91); Isla, Fray Gerundio 42, 100; Valera, Pepita Jiménez 149, 177, 183; Pérez Galdós, Angel Guerra I 88, 360, II 58, 178, III 49; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 81; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 85, 145; Unamuno, Tres novelas ejemplares 84; Valle-Inclán, La corte de los milagros 18/19, Sonata de invierno 140; Cela, Lazarillo 175; Zunzunegui, Las ratas del barco 30, 67, 140, 210. 18 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / Tätigkeit im Finalsatz Alexandre 953; Fernán González 62; Primera Crónica General 42, 68, 106; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 112; Libro de buen amor 267, 395; Cervantes, Don Quijote I 4 (17), 28 (179), 33 (223); Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte, I 8 (32, 37, 66, 69); Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 56, 63, 80, Fuente Ovejuna 153, La dama boba 42, 82, La niña de plata 157, 160; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 1650 f., Quevedo, Vida del Buscón I 3 (29, 36), I 4 (39); Zorilla, Don Juan Tenorio I 14 (30), I 15 (31); Valera, Pepita Jiménez 7; Pérez Galdós, Marianela 70, 244; Angel Guerra I 116, 206, II 21, 58, 112, 253, 290, 320, 324, III 187, 278; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 22, 90, 84, 93, 133, 144, 193, 259, 302; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 35, 73; Baroja, La ciudad de la niebla 40, Zalacaín 44; Benavente, La propia estimación II 1 (20), III 1 (41), Los intereses creados II 9 (136), Rosas de otoño I 8 (362); Al natural II 7 (267); Valle-Inclán, La corte de los milagros 35, 153, Sonata de primavera 19, Sonata de otoño 30, 34, Sonata de invierno 109, 141, 151; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 177, 178; Zunzunegui, Las ratas del barco 34, 138, 187, 205, 211, 224, 227, 263, 265, 320, 330.

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Äußerungen der Kategorie „sagen" im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Isla, Fray Gerundio 83: algunos le tiraban por el hábito y por las mangas PARA QUE les contestase, „einige zogen ihn an der Kleidung und an den Ärmeln, damit er ihnen antwortete". 2 ® Celestina 120: su lengua le querría prestar PARA QUE hablase presto. Hartmann/Fries 101: Seine Zunge möcht er ihr ausleihn, damit sie schneller spräche. 2 ^ Cervantes, Don Quijote I 34 (239): pero PORQUE no digas que no respondo a tus preguntas, digo que conozco a tu esposo Anselmo, Anonym II 212: Damit du mir jedoch nicht vorwirfst, ich lasse deine Fragen unbeantwortet, so gestehe ich dir, dafi dich deinen Gemahl Anselmo kenne. 2 2

19 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Tätigkeit im Finalsatz Libro de buen amor 396, 652; Celestina 109; Cervantes, Don Quijote I 13 (61), I 41 (290/91); Alemán, Guzmán de Alfarache I pte, I 8 (53),2 pte II 2 (110), III 9 (130); Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 50, Fuente Ovejuna 121; Calderón, No hay burlas con el amor 45, El médico de su honra 141, 153, 201; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 1457; El burlador de Sevilla III 285, El amor médico 2520; Isla, Fray Gerundio 64; Valera, Pepita Jiménez 112; Pérez Galdós, Angel Guerra I 141, II 118; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 205; Baroja, Là ciudad de la niebla 124, 226; Zalacain 57; Benavente, La propia estimación II 1 (20), Rosas de otoño I 3 (331); Valle-Inclán, La corte de los milagros 87, 188, 239; Sonata de primavera 43, 56, Sonata de otoño 16, 24, Sonata de invierno 105; Zunzunegui, Las ratas del barco 121, 125, 178, 228, 246, 266, 275, 298 330. 20 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Sagen im Finalsatz Cid 728, 820-25, 1813-14; Celestina 290; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 1269 f., El amor médico 318 f.; Isla, Fray Gerundio 83; Pérez Galdós, Angel Guerra I 363, II 76, 240; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 112; Valle-Inclán, Sonata de primavera 59; Cela, Lazarillo 208; Zunzunegui, Las ratas del barco 300. 21 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / Sagen im Finalsatz Alexandre O 123; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 53, 204; Lope de Vega, La niña de plata 143, 188; Calderón, No hay burlas con el amor 67; El médico de su honra 178; Isla, Fray Gerundio 55/56; Pérez Galdós, Angel Guerra I 79/80; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 87, 181; Benavente, Rosas de otoño I 9 (364); Zunzunegui, Las ratas del barco 174, 260, 312. 22 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Sagen im Finalsatz Alexandre 933; Alemán, Guzmán de Alfarache I pte III 2 (88); Lope de Vega, La niña de plata 137, 202, El caballero de Olmedo 93; Calderón, No hay burlas con el amor 112, El médico de su honra 156; Gracián, El Criticón I 13 (70); Pérez Galdós, Angel Guerra I 34, II 46/47, 66; Baroja, Zalacain 68; Benavente, La propia estimación III 1 (41); Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiél 45; Cela, Lazarillo 193.

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Sinnliche Wahrnehmung im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Alexandre 895: A cabo de pocos días el rrey fue guarido ixio QUE lo vjdiesien de sus armas guarnjdo „Nach wenigen Tagen war der König geheilt; er ging hinaus, damit sie ihn im Schmuck seiner Waffen sahen". ^

Außerdem begegnet dieser Kombinationstyp wiederholt in der Form: Bewegung im Hauptsatz / negiertes ver im Finalsatz: Zunzunegui, Las ratas del barco 103: Ella se volvió PARA QUE no le viese llorar. „Sie wandte sich ab, damit er sie nicht weinen sah". Cervantes, Don Quijote I 34 (234) y quitábale todos los estorbos PARA QUE no fuese visto de su marido; Anonym II 202: und ihr jedes Hindernis aus dem Wege räumte, damit nur ihr Gemahl nichts erführe.

Der Kombinationstyp Sagen im Hauptsatz / Wahrnehmen im Finalsatz begegnet fast ausschließlich in zwei Formulierungsvarianten25: Cervantes, Don Quijote I 35 (250): llamó a la gente de casa PARA QUE viesen la desgracia a Anselmo sucedida, Anonym II 228: rief er sein Hausgesinde zusammen, um ihnen zu zeigen, welches Unglück sich mit Anselmo zugetragen. Pérez Galdós, Angel Guerra I 162: Esto se lo dijo a sus compañeros PARA QUE lo entendiera Angel, „Dies sagte er seinen Begleitern, damit Angel es hörte". 23 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Wahrnehmen im Finalsatz Alexandre 895; Primera Crónica General 718; Cervantes, Don Quijote I 25 (154); Alemán, Guzmán de Alfarache 2 pte III 9 (137); Lope de Vega, La niña de plata 176; El caballero de Olmedo 48; Calderón, El médico de su honra 226; Tirso de Molina, El amor médico 2615; Pérez Galdós, Angel Guerra II 256, III 93; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 25; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 75; Valle-Inclá, La corte de los milagros 353, Sonata de invierno 162; Zunzunegui, Las ratas del barco 103, 127, 140. 24 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / Wahrnehmen im Finalsatz Cid 432/33; Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte I 8 (59); Quevedo, Vida del Buscón I 13 (79); Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 33, 55, La niña de plata 190; Calderón, El médico de su honra 142, 207, No hay burlas con el amor 21; Pérez Galdós, Marianela 234; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 35, 245; Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiél 69, Zunzunegui, Las ratas del barco 162, 235, 307. 25 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Wahrnehmen im Finalsatz Libro de buen amor 1315; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 79; Celestina 146; Luis de León, La perfecta casada 162; Cervantes, Don Quijote I 31 (207); Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte II 10 (76); Lope de Vega, La dama boba 79; Tirso de Molina, El burlador de Sevilla I 961 f; Pérez Galdós, Angel Guerra II 283; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 203; Baroja, Zalacain 91; Menéndez Pidal, El idioma español en sus primeros tiempos 154; Zunzunegui, Las ratas del barco 129.

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Vorgänge der Kategorie „denken" im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 240: Si; voy - añadió en voz baja y con acento rápido - PARA QUE Isabel no se figure que me estoy muriendo de pena. „Ja, ich gehe, fügte er schnell und leise hinzu, damit Isabel nicht denkt, ich verginge vor Kummer". 2 ® Calderài, No hay burlas con el amor I 10 (38): Aquel hombre que dejaste aquí, PARA QUE supiese yo quién era, te buscaba a ti, señora, con este papel; „Damit ich erfuhr, wer jener Mann ist, den du hier ließest, suchte ich dich mit diesem Papier". 2 7 Cervantes, Don Quijote I 15 (74): Digo esto PORQUE no pienses que puesto que quedamos desta pendencia molidos, quedamos afrentados Anonym I 147/48: Dies sag ich dir zum Tröste, daß du nicht etwa glaubest, daß wir durch die empfangene Prügel beschimpft wären 2 ®

Gefühle und Empfindungen im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 183: Dame la mano, QUE me confie a ti, como a un amigo del corazón. „Gib mir die Hand, damit ich mich dir wie einem Herzensfreund anvertraue". 26 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Denken im Finalsatz Don Juan Manuel, Conde Lucanor 38, 135; Celestina 135; Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte I 8 (63, 67), Lope de Vega, La niña de plata 152, 169, 212; Isla, Fray Gerundio 55; Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiel 48; Valle-Inclán, Sonata de estio 121. 27 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersate / Denken im Finalsatz Primera Crónica General 43; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 133, 156; Cervantes, Don Quijote I 18 (93); Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 50; La dama boba 99, El caballero de Olmedo 36, 86, 95; Calderón, No hay burlas con el amor 38, 108; El médico de su honra 195; Isla, Fray Gerundio 86; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 136; Zunzunegui, Las ratas del barco 352. 28 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Denken im Finalsatz: Alexandre 232; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 294; Primera Crónica General 717; Celestina 138; Cervantes, Don Quijote I 15 (74), 26 (160); Tirso de Molina, El amor médico 3355; Calderón, El médico de su honra 157; Gracián, El Criticón 11 (38); Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte III 2 (89); Pérez Galdós, Angel Guerra I 93, II 21; Valle-Inclán, Sonata de primavera 79, Sonata de estio 94; Cela, Lazarillo 215. 29 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / Fühlen im Finalsatz Tirso de Molina, El burlador de Sevilla III 684; El amor médico 1141; Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 49, 135; Calderón, El médico de su honra 154, 229; Valera, Pepita Jiménez 150; Pérez Galdós, Angel Guerra III 304; Benavente, Rosas de otoño 469; Valle-Inclán, La corte de los milagros 213.

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Benavente, Rosas de otoño 11 (312): rogándome por lo más sagrado que hiciera lo posible PORQUE Maria Antonia olvidara a Enrique; „und bat mich inständig, alles nur irgend mögliche zu tun, damit Maria Enrique vergißt".3^ Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 122: y PARA QUE usté no se agravie con el parecido he dicho yo lo de antes, „Und damit Sie sich durch Ähnliches nicht beleidigt fühlen, habe ich das vorhin gesagt". Veränderlicher Zustand im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Valera, Pepita Jiménez 132: Las mozas solteras venian a la fuente del ejido a lavarse la cara PARA QUE fuese fiel el novio a la que le tenia, „Die jungen Mädchen kamen zur Quelle der Gemeindetrift, um sich das Gesicht zu waschen, damit der Bräutigam derjenigen treu blieb, die einen hatte", Pérez Galdós, Maráñela 176: y le enseñaré mil cosas PARA QUE sea util en una casa, „und ich werde ihr tausend Dinge beibringen, damit sie in einem Hause nützlich ist" 3 3 Cervantes, Don Quijote I 41 (285): Hecha esta diligencia me faltaba hacer otra, que era la que más me convenía, y era la de avisar a Zoraida en el punto que estaban los negocios, PARA QUE estuviese apercibida y sobre aviso, Anonym III 30: Nun blieb mir noch das Wichtigste übrig, nämlich Zoraiden zu benachrichtigen, damit sie wachsam und bereit sei.3"*

30 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / Fühlen im Finalsatz Berceo, Milagros de Nuestra Señora 708; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 210; Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte, I 8 (66); Lope de Vega, La dama boba 99, La niña de plata 157; Calderón, No hay burlas con el amor 57, El médico de su honra 229; Tirso de Molina, El amor médico 2423; Quevedo, Vida del Buscón I 5 (43); Zorilla, Don Juan Tenorio III 5 (63); Valera, Pepita Jiménez 21; Benavente, Al natural 163; Cela, Lazarillo 99; Zunzunegui, las ratas del barco 79, 297. 31 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / Fühlen im Finalsatz Alexandre 1209; Lope de Vega, El caballero de Olmedo 71; Zorilla, Don Juan Tenorio II 6 (42); Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 250. 32 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / veränderlicher Zustand im Finalsatz Luis de León, La perfecta casada 123; Lope de Vega, La dama boba 67; Tirso de Molina, El burlador de Sevilla I 1003 f; Gracián, El Criticón 69; Pérez Galdós, Angel Guerra II 282, III 255. 33 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / veränderlicher Zustand im Finalsatz Alexandre 303; Cid 3574/75; Primera Crónica General 700; Luis de León, La perfecta casada 77; Lope de Vega, Fuente Ovejuna 87, La niña de plata 148, 189; Calderón, No hay burlas con el amor 56, 62, El médico de su honra 224; Valera, Pepita Jiménez 72, 176; Unamuno, Tres novelas ejemplares 96; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 63, 71, 136; ValleInclán, La corte de los milagros 369. 34 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / veränderlicher Zustand im Finalsatz Cid 2328-29; Zunzunegui, Las ratas del barco 281.

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Unveränderlicher Zustand im Finalsatz kombiniert mit Bewegung, Tätigkeit, Sagen im Hauptsatz Pérez Galdós, Marianela 223/24: ¿ No sientes también la abnegación, por la cual nos complacemos en sacrificarnos por los demás, y hacernos pequeñitos PARA QUE otros sean grandes? „Fühlst du nicht auch die Entsagung, durch die wir uns gern fur andere opfern und uns ganz klein machen, damit andre groß sind"? Cervantes, Don Quijote I 28 (180): Finalmente D. Fernando supo que mis padres andaban por darme estado, por quitarle a él la esperanza de poseerme, o a lo menos PORQUE yo tuviese más guardas para guardarme, Anonym II 104: Genug, Don Fernando erfuhr, daß meine Eltern willens waren, mich zu verheiraten, damit sie ihm alle Hoffnung benähmen, mich zu besitzen, oder damit ich wenigstens noch mehr Hüter um mich hätte, die mich bewachten. ° Zunzunegui, Las ratas del barco 210: si usted cree conveniente, avise al médico que la ha visto PARA QUE esté aquí. „Wenn sie meinen, können Sie dem Arzt, der sie gesehen hat, Bescheid geben, damit er hier ist". ^

Nachzutragen sind nun noch einige Beispiele mit den bisher nicht genannten Aussagetypen des Hauptsatzes. Die Aussagetypen Sinnliche Wahrnehmung und geistige Anschauung in der Kategorie „denken" kommen nur in Aufforderungen vor und entsprechen einander weitgehend: Isla, Fray Gerundio 72: y PARA QUE veas cuán sin ella habla ese santo hombre, oye un argumento sencillo, „und damit du siehst, wie dieser heilige Mann ohne solches spricht, höre ein einfaches Beispiel". 3 8

35 Kombinationstyp Bewegung im Obersatz / unveränderlicher Zustand im Finalsatz Fernán González 45; Luis de León, La perfecta casada 163; Cervantes, Don Quijote I 27 (169); Unamuno, Tres novelas ejemplares 119; Zunzunegui, Las ratas del barco 33, 329. 36 Kombinationstyp Tätigkeit im Obersatz / unveränderlicher Zustand im Finalsatz Alexandre 742, 1153; Luis de León, La perfecta casada 21, 39, 139; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 202; Celestina 325, 334; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio II 657 f., Unamuno, Tres novelas ejemplares 14; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 110; Menéndez Pidal, La lengua de Cristóbal Colón 103; Cela, Lazarillo 139; Zunzunegui, Las ratas del barco 285. 37 Kombinationstyp Sagen im Obersatz / unveränderlicher Zustand im Finalsatz Alexandre 1174; Lope de Vega, La niña de plata 125; Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 200. 38 Kombinationen mit Wahrnehmen im Obersatz: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 211; Libro de buen amor 1421; Isla, Fray Gerundio 77; Ortega y Gasset, El poder social 89; Lope de Vega, La niña de plata 195.

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Celestina 123: Asi que, PARA QUE tu descanses y tengas reposo mientras te contaré por extenso el proceso de mi habla y la causa que tuve para entrar, sabe que el fin de su razón y habla fué muy bueno. Hartmann/Fries 104: „Damit du aber beruhigt wirst und dich nicht länger aufregst, während ich dir ausführlich über den Verlauf meines Gesprächs berichte sowie über den Vorwand, unter dem ich bei ihr eintrat, so wisse daß ihre letzten Worte das Allerbeste verheißen".^

Die Funktion der Imperative „oye" und „sabe" besteht darin, den Gesprächspartner fur das folgende zu interessieren. Dasselbe leistet allerdings ebenso das häufigere „decir" in der 1. Person wie z.B.: Celestina 146: Una cosa te diré, PORQUE veas qué madre perdiste. Hartmann/Fries 124: Ich will dir einen Vorfall erzählen, damit du siehst, was für eine Mutter du verloren hast.

Der Aussagetyp Gefühle und Empfindungen begegnet im Obersatz ebenfalls nur in Aufforderungen; wirkungsvoll insbesondere in erregter Sprache: Calderón, El médico de su honra 117 (160): ¡ El mismo dolor sientas que siento, y a ver llegues, bañado en tu sangre, deshonras tuyas, PORQUE mueras con las mismas armas que matas, amén, amén ! ,rDu sollst denselben Schmerz fühlen, den ich fühle,-und du sollst blutgebadet deine Entehrung sehen, damit du durch dieselben Waffen stirbst, mit denen du tötest, amen!"'"'

Die beiden Zustandtypen kommen im Hauptsatz meist, aber nicht ausschließlich in Aufforderungen vor 41 : 39 Kombinationen mit Denken im Obersatz: Primera Crónica General 717; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 214; Libro de buen amor 436, 442; Celsestina 123, 303; Luis de León, La perfecta casada 173; Cervantes, Don Quijote I 8 (35), 19 (99), 23 (131), 25 (145), 31 (206); Lope de Vega, El caballero de Olmedo 101; Calderón, No hay burlas con el amor 45; Baioja, La dama errante 44. 40 Kombinationen mit Fühlen im Obersatz: Cid 2031/32; Celestina 229; Cervantes, Don Quijote 111 (48); Mateo Alemán, Guzmán de Alfarache II pte III 4 (120); Lope de Vega, El caballero de Olmedo 73, 92, La niña de plata 192; Calderón, No hay burlas con el amor 45, 50, 118; Pérez Galdós, Angel Guerra II 173/74; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 130; Valle-Inclán, Sonata de otoño 63. 41 Kombinationen mit veränderlichem Zustand im Obersatz: Alexandre 208, Luis de León, La perfecta casada 24: Cervantes, Don Quijote I 23 (130); Valera, Pepita Jiménez 185; Pérez Galdós, Marianela 68/69; Baroja, La ciudad de la niebla 225; Lope de Vega, El caballero de Olmedo 42; Calderón, El médico de su honra 152, 186, No hay burlas con el amor 72; Unamuno, Tres novelas ejemplares 13; Menéndez Pidal, La lengua de Cristóbal Colón 10; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 138, 139, 182; Zunzunegui, Las ratas del barco 31, 306. Kombinationen mit unveränderlichem Zustand im Obersatz: Don Juan Manuel, Conde Lucanor 29, 200, 202; Tirso de Molina, El amor médico 2893; Gracián, el Criticón 90; Pérez Galdós, Angel Guerra I 12, 288, 309; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 31, 40, 166; Benavente, Rosas de otoño 326, 331, 334; Menéndez Pidal, El idioma español en sus primeros tiempos 148.

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Betceo, Milagros de Nuestra Señora 865: Ella nos sea guarda en esta luz mezquina, QUE caer non podamos en la mala ruina. „Sie sei uns in diesem trüben Licht eine Beschützerin, damit wir nicht ins Unglück stürzen können". Quevedo, Vida del Buscón I 6 (54): llegaron a casa; y yo, PORQUE no me conociesen, estaba echado en la cama con un tocador y con una vela en la mano, y un Cristo en la otra, y un compañero clérigo, ayudándome a morir; „Sie kamen ins Haus, und damit sie mich nicht erkannten, war ich ins Bett gelegt mit einer Schlafmütze und mit einer Kerze in einer Hand und einem Kruzifix in der anderen, und ein Gefährte half mir als Priester beim Sterben". Valera, Pepita Jiménez 178: Los catecúmenos que me trajese de por allá seria menester que estuvieran a respetable distancia PARA QUE no me inficionasen, „Die Katecheten, die er mir von dort drüben brächte, müßten sich in beträchlicher Entfernung halten, damit sie mich nicht anstecken". Cervantes, Don Quijote I 28 (180); y esta nueva o sospecha fué causa PARA QUE hiciese lo que ahora oiréis, Anonym II 105: Diese Nachricht oder diese Vermutung bewog ihn zu einem Schritte, den ich euch jetzt erzählen muß.

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Folgerungen aus der Analyse der Art des Geschehens Nach der vorbereitenden Schilderung der Aussagetypen und der tabellarischen Präsentation der Kombinationstypen hat das Beispielmaterial gezeigt, was für Toleranzen das Satzgefügemuster für die Füllung der Geschehenspositionen im Informationsmodell bereithält. Im Normalfall erweist sich das Finalgefuge als ein dynamischer Äußerungstyp. Bewegungshafte Handlungen, bewußte Tätigkeit und Reden als Aktion bestimmen den Hauptsatz und da dieser auf das Ziel des Finalsatzes hin gewendet ist, prägen sie den Charakter des Gefüges im ganzen. Der Finalsatz mit seiner breiteren Fächerung der Aussagen beweist vor allem, daß die Dynamik von Einseitigkeit weit entfernt ist. Die Kombinationstypen mit den weniger dynamischen Aussagemerkmalen im Hauptsatz sind trotz ihrer geringen Frequenz nicht als Ausnahmen zu werten. Der Grund liegt in unkomplizierter Wortwahl und thematischer Einfachheit, mit der sie ebenso wie die häufigen Typen zu belegen sind (vgl. p. 92 - 94). Der übergeordnete Wille, der Voraussetzung und Zielvorstellung als Klammer zusammenhält, ist in den häufigen Kombinationstypen an der dynamischen Hauptsatzaussage zu erkennen. Die für die Handlung erforderliche Willensstärke ist nicht ausschlaggebend, sie kann recht gering sein, und es gibt auch Handlungen, die dem eigenen Willen entgegengesetzt sind. Willensunabhängige Vorgänge und Zustände, die in den Hauptsätzen nur selten anzutreffen sind (vgl. p. 93), werden aber mit einem besonderen Ausdruck des Willens versehen. Die kausalen und zeitlichen Beziehungsverhältnisse im finalen Gefüge sind, wie bereits mehrfach erwähnt 42 , etwas kompliziert und werden auch in der wissenschaftlichen Beurteilung nicht einheitlich aufgefaßt. Sie gewinnen aber an Klarheit, wenn man die Wirksamkeit des übergeordneten Willens anerkennt. Dieser bewirkt die logisch-kausale und die dazu parallele zeitliche Interdependenz der beiden Aussagen, durch die der Finalsatz ebenso die Zielvorstellung wie das Motiv für das Hauptgeschehen angibt und bei Betrachtimg der Realitäten nachzeitig, in psychologischer Sicht vorzeitig zum Hauptsatz erscheint. Fragt man sich, weshalb trotz dieser gedanklich komplexen Beziehungen bei finalen Gefugen kaum Ausnahmen von der logischen und zeitlichen Richtigkeit zu konstatieren sind, so findet man eine Antwort in den Aussagetypen und ihrer Kombination. Aus der Darstellung der Einzeltypen und mehr noch aus den angeführten Beispielen, ist zu erkennen, daß im konkreten Einzelfall einfache Beziehungen Gegenstand finaler Gedankengänge sind. Aus der vielfältigen Verwobenheit kausaler Ketten ist eine geradlinige Beziehung herausgegriffen, bei der die genaue Festlegung der Aussage des Finalsatzes den Spielraum dessen einschränkt, was mit der Hauptaussage gemeint sein könnte. Die alte Formel „do ut des" ist hierfür beispielhaft. Die erste Handlung (do) ist zielgerichtet auf die Auslösung der zweiten Handlung (des), die nach Meinung des 42 vgl. p. 35/36, 58 und 71/72.

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Redenden erst nach Vollzug der ersten eintreten kann. Durch seine Handlung schafft der Redende die Voraussetzungen für ein mögliches Eintreten der von ihm gewünschten zweiten Handlung. Die Folge muß möglich, sie braucht aber nicht zwingend notwendig zu sein, d.h. für „do" können beliebige Aussagen eingesetzt werden, für die nur zu fordern ist, daß sie als Voraussetzung für sonst ebenfalls beliebige Aussagen „des" dienen können. Der Finalsatz ist ein geeignetes Ausdrucksmittel, wenn eine planvoll erscheinende Handlung auf verschiedene Ziele gerichtet sein könnte. Spekulationen über den Sinn der Handlung brauchen nicht angestellt zu werden; durch das Ziel wird sie als gewollt quasi determiniert. In der Formel „do ut des" ist also festgelegt, unter welchem Gesichtspunkt die Haupthandlung erfolgt, obwohl durchaus andere Ziele denkbar wären. Im allgemeinen ist man in diesem Fall der Deduktion aus einer Formel auf Behauptungen angewiesen — oder auf ein schier endloses Beispielmaterial. Und gerade bei der besonderen Seltenheit finaler Gefüge scheint es aussichtslos, überhaupt die Wiederholung einer Situation zu suchen. Trotzdem konnte bereits mehrfach auf Situationsvarianten verwiesen werden (p. 89, 92/93), und bei Valle-Inclán läßt sich nun sogar mehrfach dieselbe Situation belegen, was sich zur Demonstration besonders eignet. 1. Valle-Inclán, La corte de los milagros 87/88: Julián Romea llamó al criado PARA QUE le librase de botas y espuelas. „Julián Romea rief den Diener, damit er ihn von Stiefeln und Sporen befreite". 2. Sonata de primavera 26: - ¿ Quieres que llame a tu doncella PARA QUE te acueste? „Möchtest du, daß ich deine Zofe rufe, damit sie dich ins Bett bringt? " 3. Sonata de primavera 56:Un momento crei, que llamase a sus criados PARA QUE me arrojasen del Palacio, „Einen Augenblick glaubte ich, er würde seine Diener rufen, damit sie mich aus dem Palast würfen". 4. Sonata de otoño 16: - Quería llamar a mi doncella PARA QUE viniera a vestirme. „Ich wollte meine Zofe rufen, damit sie mich anzieht". 5. Sonata de otoño 24: - ¿ Quieres llamara Candelaria (Name der Zofe) PARA QUE me guie por esos corredores? „Ruf doch bitte Candelaria, damit sie mich durch diese Korridore führt".

Der Ruf nach dem Diener ist zugleich der Ruf nach der Dienstleistung: in diesem inneren Kern sind die Beispiele alle gleich. Abgesehen davon aber sind die Unterschiede spürbarer als die Ähnlichkeiten. Zwar sind Dienstleistungen generell Tätigkeiten und Handlungen, sie haben aber einen recht weiten Spielraum. Welches Ziel der Handelnde oder Redende mit dem Ruf nach dem Diener im Auge hat oder haben könnte, präzisiert der Finalsatz. An diesen fünf von der Aussage des Obersatzes her gleichen Beispielen läßt sich 96

noch etwas anderes zeigen: Kontext und modaler Wert des Obersatzes sind für das finale Verhältnis nicht von Belang. Ob es sich um die einfach deskriptive Aussage (1), eine Frage (2), Vermutung (3), ein nicht ausgeführtes Vorhaben (4) oder eine Bitte (5) handelt, spielt keine Rolle. Die Voraussetzung für ein mögliches Eintreten der Aussage des Finalsatzes wird ausschließlich durch den Inhalt der Aussage des Obersatzes geschaffen, nicht durch Umstände, psychologische Einbindung oder die grammatisch-syntaktische Form dieser Aussage.

Die Verschiebung zur Realitätsferne und die formale Kennzeichnung des übergeordneten Willens Die Beziehung zwischen einer sprachlichen Äußerung und dem, was man objektive Realität, existenzielle oder außersprachliche Wirklichkeit nennt, sind vielfältig. Abgesehen vom sachlichen Inhalt der Information steht auch die Äußerung als solche in einem Verhältnis zur Wirklichkeit. Dabei bedeutet es eher einen graduellen als einen grundsätzlichen Unterschied, ob die Wirklichkeit Gegenstand darstellender Abbildung ist oder der Hintergrund, auf den das Gesagte als Annahme, Vermutung oder Wunsch projiziert ist. In welcher möglichen Beziehung zur Realität eine sprachliche Äußerung steht, läßt sich aus ihr selbst ablesen. Kontext, Mimik und Tonfall spielen dabei ebenso eine Rolle wie die Tempus- und Modus-Morpheme oder auch geltungsnuancierende Zusatzzeichen. Die Klarheit der Beziehung zur Wirklichkeit wird auch durch Ironie, Scherz oder Hintersinn nicht aufgehoben. Diese kônnén ja nur verstanden werden, wenn zunächst einmal ein Ordnungssystem als verbindlich anerkannt ist 4 3 . Das finale Gefüge zeigt eine differenzierte Beziehung zur Wirklichkeit. Während der Hauptsatz meist die Wirklichkeit eines gegenwärtigen oder vergangenen Geschehens bezeichnet, gehört die Aussage des Finalsatzes immer in den Bereich der Vorstellung (formales Kennzeichen hierfür ist im Spanischen der Konjunktiv). Es fehlt also die Möglichkeit, daß die Aussagen beider Sätze direkt die Wirklichkeit bezeichnen, wie dies in den Grundformen von Kausal- und Konsekutivgefüge der Fall ist. Die Grundform des Finalgefüges kann aber im Kausal- und Konsekutivgefüge eine Entsprechung finden, wenn diese — in der ersten Verschiebungsstufe - ein Glied der Kette in den Bereich der Vorstellung rücken, während das andere real bleibt (vgl. p. 60 f.). Das Finalgefuge kann auch selbst in eine Verschiebungsstufe treten, wenn beide Sätze nur im Bereich der Vorstellung gelten. Dies entspricht dann der zweiten Verschiebungsstufe des Kausal- und Konsekutivgefüges (vgl. p. 61). Da die Verschiebung im Finalgefüge nur den Hauptsatz betrifft (der Finalsatz gehört in seiner Aussage ohnehin stets dem Bereich der Vorstellung an), wird sie auch nur im Hauptsatz kenntlich gemacht. 43 Über die aus der Wirklichkeit abgeleiteten Ordnungssysteme, besonders in zeitlicher Hinsicht vgl. Bull p. 8 f, 14 f. Bemerkenswert ist Bulls Auseinandersetzung mit den einen Potentialis oder Irrealis bezeichnenden Verbformen (p. 60-62), die er aus der Inkompatibilität der gewählten Ordnungssysteme erklärt.

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In den Bereich der Vorstellung wird eine Aussage generell durch alle Zeichen gerückt, die das Bezeichnete, ohne es selbst zu ändern, als nicht existent darstellen. Außer dem Konjunktiv, für den dies oft als Grundfunktion angenommen wird, können auch andere Formen und geltungsnuancierende Zeichen die Beziehung zur Wirklichkeit in Richtung auf die Realitätsferne verschieben. Dabei ist das Futur oft geltungsneutral 44 , während der Imperativ und Umschreibungen mit wollen, sollen und müssen ebenso wie wertende Ausdrücke zusätzlich Aufschluß über Meinungen oder die Beziehung des Redenden zum Inhalt des Gesagten geben. Die Realitätsferne sollen diese Zeichen auch weit weniger andeuten als vielmehr, daß die Aussage vor der Realisierung steht, teilweise auch, daß die Realisierung gewollt oder gewünscht ist. Diese doppelte Leistung der eine Verschiebungsstufe markierenden Zeichen und Ausdrücke dient im Finalgeftige dazu, den Ubergeordneten Willen besonders zu betonen. Eine solche Betonung des Willens ist nicht erforderlich bei den vorherrschenden dynamischen Aussagetypen im Hauptsatz, wohl aber bei den Aussagen der sinnlichen und geistigen Wahrnehmung, die nicht ohne weiteres als willensgesteuerte Ereignisse zu erkennen sind. Das Mitspielen psychologischer Faktoren erschwert eine Unterscheidung von Verschiebungsstufe, Bevorstehendem und Willenskundgebung. So kann die Konstruktion mit querer zuweilen eine geringere Willensstärke markieren als das Futur, und sogar der Imperativ kann als Ausdruck einer Bitte und eines Hoffens in Gebeten den Willen des Redenden weit zurücktreten lassen. Für das Finalgefuge ist nun die andere Frage wichtig, wessen Wille gegebenenfalls betont werden soll. Der Willensträger muß ja nicht gleichzeitig Agens der Hauptaussage sein; er kann als Redender auch außerhalb des Geschehens stehen, wenn er einen Befehl gibt. Damit ist die Frage nach der Identität von Handelndem, Wollendem und Redendem gestellt. Der Wille des Handelnden ist danach von dem Willen des Befehlenden zu unterscheiden und auch von einer allgemeinen Notwendigkeit, die nur bedingt auf einen persönlichen Willen zurückzuführen ist. In der Grundform des finalen Gefüges herrscht Identität von Handelndem und Wollendem, daher läßt sich ja der übergeordnete Wille aus der Handlung des Hauptsatzes ablesen. Die Identität kann sich auf den Redenden erstrecken oder auch nicht, d.h. der Redende kann bei Darstellung in der 1. Person gleichzeitig wollen und handeln, während bei der Darstellung in der 2. und 3. Person dies nicht der Fall ist. In der Verschiebungsstufe gibt es neben völliger Entsprechung zur Grundform mit Identität von Handelndem und Wollendem auch eine Nicht-Identität. Bei der Nicht-Identität kann der Redende nur mit dem Handelnden, nur mit dem Wollenden oder mit keinem identisch sein. Faßt man die verschiedenen Zeichen für die Verschiebungsstufe im Obersatz unter dem Gesichtspunkt des Willens zusammen, so ergeben sich folgende drei Konstellationen für die Rolle des Willens zwischen den Aussagegliedern: der Wille des Handelnden, der Wille des Befehlenden und die Notwendigkeit im Falle des nicht persönlichen Willens. 44 zur Stellung des Futur als Ausdruck der Realitätsferne vgl. Rothe 138/39.

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1. Der Wille des Handelnden Formale Kennzeichen: Futur, querer + Infinitiv; pensar/tratar/procurar/intentar etc. + Infinitiv 4 5 . Im Futur wird ein geringer Willensaufwand mit großer Sicherheit der Realisierung des Geschehens verbunden. Dabei überwiegen Belege mit der 1. Person (meist Singular), in denen also von der bevorstehenden eigenen Handlung gesprochen wird. Dann liegt Identität von Handelndem, Wollendem und Redendem vor: Cid 168: yo iré convusco, QUE adugamos los marcos, „ich werde mit euch gehen, damit wir die Gelder herbeiholen". In den selteneren Fällen mit der 3. Person (etwa ein Fünftel der Belege im Futur) besteht Identität von Handelndem und Wollendem, während der Redende außerhalb steht: Benavente, La propia estimación II 1 (20): hay otros muchos y una casa de comercio importante, que pondrán todos los medios PARA QUE se le detenga, „es gibt noch viele andere und ein bedeutendes Handelshaus, die alle Mittel einsetzen werden, damit man ihn festnimmt". Bei „querer + Infinitiv" ist der Wille direkt genannt, der Wollende ist stets mit dem Handelnden identisch, meist auch mit dem Redenden. Die Belege zeigen o f t große Ähnlichkeit mit denen i m Futur: Celestina 253: Yo quiero bajarme a la puerta PORQUE duerma mi amo sin que ninguno le impida. Hartman/Fries 220: „Ich werd hinuntergehn zur Haustür . . . damit er in Ruhe schlafen möge". Celestina 232: A buscarnos quiere venir PARA QUE nos den mal año. Hartmann/Fries 202: „Er will uns holen kommen, damit uns die Ernte verhagelt wird". 45 Belege mit Futur: Cid 1813/14; Alexandre 63, 953, 1089; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 79, 143; Celestina 138, 146, 290; Cervantes, Don Quijote I 28 (175), 34 (237), 41 (290); Alemán, Guzmán de Alfarache I pte I 8 (32, 66), II pte III 4 (120); Lope de Vega, El caballero de Olmedo 36, 101; Fuente Ovejuna 89; Calderón, No hay burlas con el amor 21, El médico de su honra 141, 142; Tirso de Molina, El burlador de Sevilla II 684 f., El amor médico 1097 f., 3355 f., Valera, Pepita Jiménez 72, 124, 286; Pérez Galdós, Angel Guerra I 34, 88, 93, II 118, III 19, 135, 278; Unamuno, Tres novelas ejemplares 14, 151; Zunzunegui, Las ratas del barco 121, 127, 138, 210, 302. Belege mit „querer + Inf.": Alexandre 232, 933, 1209; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 441; Primera Crónica General 718; Libro de buen amor 12, 652, 1421; Fernán González 575, Celestina 10, 232, 253, 324; Cervantes, Don Quijote I 28 (179); Lope de Vega, La niña de plata 157, 166; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 568; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 22, 144; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 5, 61, 117, 180; Benavente, La propia estimación 23, 28, 50. Belege für „pensar/tratar etc. + Inf.": Alexandre 721; Libro de buen amor 395; Cervantes, Don Quijote I 13 (61), 34 (236); Alemán, Guzmán de Alfarache 66; Gracián, El Criticón 36; Pérez Galdós, Angel Guerra I 29, 141; Valle-Inclán, La corte de los milagros 287, Sonata de otoño 16; Zunzunegui, Las ratas del barco 33.

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Planung, Überlegung, Versuch kennzeichnen die anderen Infinitiv-Konstruktionen, bei denen die Sicherheit der Realisierung schwächer, der Wille aber stärker erscheint: Pérez Galdós, Angel Guerra II 58: y pienso meterle en el Instituto PARA QUE se nos haga sabio, „und ich gedenke, ihn in das Institut zu stecken, damit er uns gelehrt wird". Cela, Lazarillo 103: Nos vestimos, nos arrimamos otro poco a las brasas, tratamos de animarlas PARA QUE ellas nos animasen a nosotros, „wir zogen uns an, näherten uns der Glut noch etwas mehr, versuchten sie zu beleben, damit sie uns belebte", Das Gemeinsame der Belege dieser Gruppe besteht in dem dichten Nebeneinander von Wille und Vollzug, wobei der zeitliche Abstand zwischen Willensbekundung und Vollzug allerdings unterschiedlich sein kann und nur bei „tratar" ein Minimum beträgt. Das Nebeneinander betrifft die Person: Wille und Vollzug liegen in einer Hand. Der die Handlung Wollende hat normalerweise auch die Möglichkeit, sie auszuführen. Daher ist für die mit Sicherheit zu erwartende Realisierung kein besonders großer Willensaufwand erforderlich und die im Futur indirekte Willensbekundung ausreichend.

2. Der Wille des Befehlenden Formale Kennzeichen: Imperativ, Konjunktiv 4 6 Die Belege mit einem Imperativ oder dem ihn ersetzenden Konjunktiv im Hauptsatz

46 Belege mit Imperativ: Cid 445, 820-25; Alexandre 120, 121; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 828, 911, 665; Libro de buen amor 13, 776, 1079, 1197; Fernán González 40; Primera Crónica General 684; Celestina 135, 304; Cervantes, Don Quijote I 18 (93), 31 (207); Alemán, Guzmán de Alfarache 53; Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 49, 63; Fuente Ovejuna 121, 135; La niña de plata 157, 169, 205; El caballero de Olmedo 37, 48, 86; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio III 718 f., El burlador de Sevilla I 961, III 985; El amor médico 318, 2520; Calderón, El médico de su honra 229; Gracián, El criticón 59, 91; Valera, Pepita Jiménez 150; Pérez Galdós, Marianela 168; Angel Guerra I 25, 35; Blasco Ibañez, Entre naranjos 35, 231; Valle-Inclán, La corte de los milagros 145, 287; Sonata de otoño 60, Sonata de invierno 140; Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiél 134, 183; Cela, Lazarillo 175,199, 206; Zunzunegui, Las ratas del barco 34, 140, 162, 246, 329, 348. Belege mit Konjunktiv: Cid 2031; Cid 2031; Alexandre 1016; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 45, 294, 865; Fernán González 575; Primera Crónica General 684, 698; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 200, Libro de buen amor 12, 444, 1605; Celestina 225, 284; Cervantes, Don Quijote I 23 (131), 36 (253); Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 55, 76; Fuente Ovejuna 117, 142; La niña de plata 156, 195; Calderón, El médico de su honra 154, 160, 207; Tirso de Molina, El burlador de Sevilla I 1003, III 1023; Pérez Galdós, Angel Guerra II 21; Valera, Pepita Jiménez 71; Palacio Valdés, La hermana San Sulpicio 83, 203, 205; Unamuno, Tres novelas ejemplares 70.

100

stehen alle in der direkten Rede: der Sprechende bekundet seinen Willen. Gracián, El Criticón 11 (38): Habla, dijo el filósofo, PARA QUE te conozcan. „Sprich, sagte der Philosoph, damit sie dich erkennen". Cervantes, Don Quijote I 25 (154): Ea pues, dijo Sancho, ponga vuestra merced en esotra vuelta la cédula de los tres pollinos, y fírmela con mucha claridad PORQUE la conozcan en viéndola. Anonym II 60: „Nun", sprach Sancho, „setzt nun auf die andere Seite auch den Wechsel wegen der drei jungen Esel, und unterschreibt ihn ja fein deutlich, damit man's auch lesen kann". Nicht-Identität von Wollendem und Handelndem charakterisiert diese Gruppe. Der Imperativ ebenso wie der entsprechende Konjunktiv bezeichnen den Willen des Redenden und die Handlung des Angeredeten, (siehe p. 3 6 f . ) Die Willensbekundung ist eindeutig u n d unmißverständlich; die Stärke des Willens ist generell groß genug, auch eventuelle Widerstände des angeredeten Handlungsträgers zu überwinden. Trotzdem ist die Sicherheit der Realisierung geringer als bei Identität von Handelndem und Wollendem. Auch bei der Aufforderung an die 1. Person Plural ist die Identität nur partiell: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 203: - Ante todo, hablemos bajito PARA QUE no se enteren esos señores . . . „Vor allem wollen wir ganz leise sprechen, damit diese Herren nichts erfahren". Der Wille des Befehlenden — oder Wünschenden - findet außerdem seinen Ausdruck in Formen, die dem Imperativ in der Funktion nahestehen, wie in der 2. Person im Futur oder bei „querer + Inf.": Pérez Galdós, Angel Guerra II 118: De Dios, puedes ser todo lo esclava que quieras; pero en tu comunidad mandarás como superiora, y harás reglas o constituciones PARA QUE las cumplan las demás hermanas. „Gottes Sklavin kann du sein, so viel du willst; aber in deinem Kloster wirst du als Superiorin befehlen, und du wirst die Regeln und Anordnungen treffen, damit die anderen Schwestern sie befolgen". Valle-Inclán, Sonata de otoño 24: — ¿Quieres llamar a Candelaria PARA QUE me guie por esos corredores? „Willst du nicht Candelaria rufen, damit sie mich durch diese Korridore führt? " Auch in der abhängigen Form in Begehrssätzen der direkten oder indirekten Rede wird der Wille eines Wünschenden oder Befehlenden genannt, der mit dem Handelnden nicht identisch ist: Zunzunegui, Las ratas del barco 300: Ya estoy deseando que venga por aqui un día cualquiera PARA QUE nos explique cómo va todo, „Ich wünsche mir schon, daß er einmal eines Tages hier vorbeikommt, damit er uns erklärt, wie alles geht".

101

Cervantes, Don Quijote I 26 (160): y le pidieron que dijese la carta otras dos veces, PARA QUE ellos ansimismo la tomasen de memoria para trasladarla a su tiempo. Anonym II 70: und baten ihn, daß er ihnen den Brief noch ein paarmal vorsagte, damit sie ihn auch merken und zu seiner Zeit aufschreiben könnten.

Allen Formen der Aufforderung ist gemeinsam, daß der Wollende nicht identisch ist mit dem Handelnden, daß der Wille zum Vollzug der Handlung betont erscheint, daß dabei eine mehr oder weniger große Unsicherheit besteht, ob die geforderte Handlung auch geschieht. Wie die Belege zeigen, wird aber eine Handlung gefordert oder gewünscht, die ausführbar ist und zu dem im Finalsatz genannten Ziel führen kann (vgl. auch die Belege p. 93 f.).

3. Die Notwendigkeit Die Verschiebungsstufe im Hauptsatz wird schließlich noch durch eine Reihe von Formulierungen angezeigt, die eine Notwendigkeit zum Ausdruck bringen, der direkt kein persönlicher Wille zugrunde liegt 4 7 . Persönliche und unpersönliche Formulierungen stehen nebeneinander. persönliche Formeln: deber/necesitar + inf. haber de + inf. tener que/ haber que + inf. es menester / es preciso + que-Satz

unpersönliche Formeln: conviene + inf. hay que + inf. es menester / es necesario / es preciso + inf./+subst.

Die verschiedenen Bedeutungsnuancen der Formeln haben im finalen Gefüge kein Gewicht, wohl aber besteht ein Unterschied zwischen den persönlichen und unpersönlichen Fügungen darin, daß nur bei der persönlichen Fügung das Agens der geforderten Handlung festgelegt ist, während bei der unpersönlichen Fügung die Handlung als solche gefordert ist:

47 Belege mit einem Ausdruck der Notwendigkeit: Alexandre 27, Primera Crónica General 717, 718; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 64; Fernán González 62; Celestina 134, 198; Luis de León, La perfecta casada 3, 21, 77, 184; Cervantes, Don Quijote I 33 (220, 223), 34 (237, 239); Lope de Vega, La dama boba 82, La niña de plata 176, El cabellero de Olmedo 95, 105; Calderón, No hay burlas con el amor 118, El médico de su honra 195; Isla, Fray Gerundio 55; Valera, Pepita Jiménez 106, 167, 175, 199; Pérez Galdós, Marianela 146, 244; Angel Guerra I 114, 321, II 46, 102, 225; III 255, 304; Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiél 10, 67; Valle-Inclán, La corte de los milagros 137, 188; Sonata de invierno 94; Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 31, 40, 63, 81, 125, 138, 139, 166, 177, 182; Cela, Lazarillo 17, 47; Zunzunegui, Las ratas del barco 205, 246, 263, 278, 280, 285, 352, 354.

102

Cervantes, Don Quijote I 34: (237/38): Ya voy a llamarle, señora mía, dijo Leonela; mas hasme de dar primero esa daga, PORQUE no hagas cosa en tanto que falto que dejes con ella que llorar toda la vida a todos los que bien te quieren. Anonym II 209: „Gleich will ich ihn rufen, sagte Lionella, allein Ihr müßt mir vorher den Dolch geben, damit Ihr nicht, indem ich den Rücken kehre, eine That begeht, welche allen die Euch kennen, lebenslang Thränen kosten würde". Valle-Inclán, La corte de los milagros 188: El Gobernador es un novato con mucha fantasía, y conviene advertir a los amigos PARA QUE suman, en tanto dura esta justicia de enero. „Der Gouverneur ist ein Neuling mit viel Phantasie, und man muß die Freunde warnen, damit sie untertauchen, solange diese strenge Rechtspflege dauert".

Die unpersönliche Formel erhält ihren stark fordernden Charakter vor allem aus der Abwesenheit eines Handlungsträgers: es soll etwas Bestimmtes geschehen: wer es tut, ist dabei gleichgültig. Bei beiden Formulierungen aber verbirgt sich der Willensträger hinter der postulierten Notwendigkeit. Der Redende unterstellt dabei, daß die Notwendigkeit allgemein anerkannt ist und daß sie als außerhalb der Sprechenden stehende Autorität von jedem als für sich bindend angesehen wird. Dann aber eignen sich Ausdrücke der Notwendigkeit im Obersatz besonders gut dazu, das finale Gefiige zu spekulativen Gedankengängen in der Form logischer Operationen zu verwenden, nach dem Muster: „wenn man das eine will, muß vorher das andere geschehen" oder „damit das eine eintritt, muß das andere geschehen". Finale Gefüge dieser Art finden sich gehäuft bei Ortega y Gasset (10 Belege von insgesamt 38 Belegen in den Ensayos escogidos, außerdem aber keine weiteren Belege in der Verschiebungsstufe): Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 182: PARA QUE la caceria sea posible es menester, ciertamente, una preparación artificial. ro-ro-ro 78: „Damit das Jagen möglich sei, ist allerdings eine künstliche Vorbereitung notwendig". ebenso 177: El pasado engendra la fuerte resaca de una bajamar, y hay que agarrarse bien al presente PARA QUE no nos arrastre y absorba. „Die Vergangenheit erzeugt den kräftigen Sog eines Ebbestroms, und man muß sich an der Gegenwart gut festklammern, damit er uns nicht fortspült und in die Tiefe zieht".

In Überlegungen wie diesen fehlt nicht nur die Nennung eines Willensträgers, er fehlt überhaupt. Zwar kann man bei bildlicher Fassung des abstrakten Sachverhaltes wie in den vorliegenden Beispielen dahinter ein wirkliches Geschehen sehen, in dem die übergeordnete Handlung durchaus willensbetont wäre. Das ist aber nicht erforderlich, wie ein im Abstrakten verharrendes Beispiel zeigt: Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 81: PARA QUE haya metáfora, es preciso que nos demos cuenta de esta duplicidad. „Damit es Metaphern gibt, müssen wir uns dieser Duplizität bewußt sein".

103

Generell stehen die Ausdrücke der Notwendigkeit in der Gegenwart. Als Besonderheit ist aber zu erwähnen, daß sie auch nur dann die Verschiebungsstufe markieren. Treten sie in die Vergangenheit, so bezeichnen sie eine realisierte Handlung unter Zwang: Baioja, Zalacaln 54: La Ignacia tuvo que guardar la botella del medicamento PARA QUE el infermo no se la bebiera de un trago. „Ignacia mußte die Medizinflasche verwahren, damit der Kranke sie nicht mit einem Zug austrank".

Da Zwang und Notwendigkeit nicht selten wie in diesem Beleg von den Umständen und Verhältnissen abhängen, können sie auch als Entschuldigung herangezogen werden, wenn jemand behauptet, er habe eigentlich gegen seinen Willen, aber doch zur Erreichung des angestrebten Zieles notwendig handeln müssen: Valle-Inclán, La corte de los milagros 137: ¡Y aquí estamos! Pero hemos tenido que dar un gran rodeo PARA QUE perdiesen la pista. „Hier sind wir! Aber wir mußten einen großen Umweg machen, damit sie die Spur verlieren".

Mit den eine Notwendigkeit anzeigenden Formeln stoßen die Finalgefuge teilweise schon an den Rand des vom Satzgefügemusters vorgegebenen Spielraums (p. 103), teilweise dagegen verbirgt sich nur der Redende als Willensträger hinter der Notwendigkeit. Diese Spannweite ist möglich, weil in diesem Typus der Willensträger stets ungenannt bleibt.

Folgerungen und Frequenzen Über die Häufigkeit des Vorkommens finaler Gefüge in der Verschiebungsstufe und mit einer Kennzeichnung des Willens informiert folgende Tabelle, die kombiniert ist mit einer Aufschlüsselung der Aussagetypen in den Hauptsätzen. 48

48 Bei der Zählung für diese Tabelle war die Interpretation wieder ausschlaggebender als das formale Zeichen: Belege im Futur oder mit querer gehören in die Gruppe „Wille des Befehlenden", wenn dieser aus der Art der Anrede deutlich wird. Nach demselben Prinzip konnten auch Doppelnennungen vermieden werden: bei der Kombination Futur/Notwendigkeit überwog beispielsweise stets die Notwendigkeit. Andererseits wurden in der Gruppe „Notwendigkeit" alle Belege gezählt, obwohl 36 von ihnen in der Vergangenheit stehen und also nur (Jen Willen, nicht aber zugleich die Verschiebungsstufe markieren.

104

Gesamtzahl 1710

Wille des Handelnden

Wille des Befehlenden

Notwendigkeit

Summe

Bewegung

40

48

15

103

Tätigkeit

65

39

47

151

Sagen

44

27

14

85

Wahrnehmen

-

19

6

25

Denken

25

24

12

61

Fühlen

27

26

11

64

6

8

2

16

10

8

11

29

217

199

118

534

veränderl. Zustand dauernd Summe Prozentwert von 1710

=

13%

=

11%

7%

= 3 Ii

Die Tabelle, bei der wegen der niedrigen Einzelwerte nur in der Summenspalte auch Prozentwerte ermittelt wurden, läßt folgende Schlüsse zu. Verschiebungsstufe und Kennzeichnung des Willens betreffen fast ein Drittel aller Beispiele und sind daher zu häufig, als daß in ihnen eine Ausnahme gesehen werden könnte. Sie gehören als Ausdrucksmöglichkeit zum festen Bestand des finalen Gefüges. Die allgemein häufigsten Aussagetypen (Handeln und Reden) sind auch in Verbindung mit einem Willensausdruck in der Mehrzahl. Ihr Überwiegen ist zwar relativ etwas geringer (85% allgemein, 60% in der Verschiebungsstufe), das hängt aber damit zusammen, daß bei den Aussagetypen der niedrigen Frequenzen stets (Wahrnehmen, Denken, Fühlen) oder sehr oft (Zustände) ein gesonderter Ausdruck des Willens erforderlich ist. Nun ist aus den Aussagetypen des Handelns und Redens an sich das Element des Willens schon ablesbar und verlangt nicht nach gesonderter Kennzeichnung. Wenn diese Aussagetypen hier trotzdem überwiegen, so darf man hinter der Willenskundgebung auch psychologische und stilistische Gesichtspunkte vermuten, die hier nicht untersucht werden. Auffallend ist die besondere Häufigkeit von Beispielen in der direkten Rede (rund 85% gegenüber generell etwa 40%). Genaue Zahlenangaben wären aber

105

nur bei Aufschlüsselung nach Literaturgattungen möglich 49 . Festzuhalten ist die nicht geringe Zahl von Fällen, in denen der Willensträger nicht zugleich der Handelnde sein kann, weil er einen Befehl gibt oder sich hinter dem Ausdruck der Notwendigkeit verbirgt. Dies betrifft fast jedes fünfte finale Gefüge. Zusammenfassend läßt sich zu den drei Varianten der Verschiebungsstufe sagen, daß die Sicherheit der Realisierung der Stärke des Willens umgekehrt proportional ist. Je schwächer der Wille, desto sicherer die Realisierung, und umgekehrt: je stärker der Wille, desto unsicherer die Realisierung. Dies hängt mit den am Geschehen beteiligten Personen zusammen. Bei Identität von Willens- und Handlungsträger ist die Realisierung ziemlich sicher. Ist der Wollende nicht mit dem Vollziehenden der Handlung identisch (Befehl), muß sein Wille relativ stärker sein, um wirksam zu werden; dabei verringert sich die Gewißheit der Realisierung. Wenn der Willensausdruck mit der Anerkennung einer Notwendigkeit gemischt ist, geht der Wille nicht direkt von einer Person aus. In dieser Variante kann der Wille seinen stärksten Ausdruck finden, wenn die Notwendigkeit nur vorgeschoben ist, — aber auch den schwächsten, wenn die Notwendigkeit zum Handeln unter Zwang führt, in Verbindung mit der größtmöglichen Sicherheit der Realisierung in der bereits vollzogenen Handlung. Schließlich ist die Frage zu stellen und zu beantworten, ob die geltungsnuancierenden Ausdrücke der Verschiebungsstufe auch im Finalsatz vorkommen, dessen Realitätsferne ja durch den Konjunktiv bereits markiert ist. Es kommen also nur Ausdrücke der Notwendigkeit in Frage. Tatsächlich gibt es vereinzelt einige Belege dafür 5 0 . Benavente, La propia estimación III 1 (41): Dispongo el embalaje de muebles y Topas, PARA QUE Aurelio no tenga que intervenir en nada. „Ich besorge die Verpackung von Möbeln und Wäsche, damit Aurelio sich um nichts zu kümmern braucht".

Ebenso wie dieses Beispiel stehen auch die anderen in direkter Rede. Eine Situationen außerhalb des Finalgefüges vorhandene Notwendigkeit wird aufgehoben oder in Abrede gestellt. Die finale Knüpfung wird dadurch nicht berührt. Statt auf die Auslösung eines Geschehens richtet sich der übergeordnete Wille in diesem Fall auf die Aufhebung der Notwendigkeit. Dies ist wie stets im Finalgefuge erst durch die im Hauptsatz genannten Voraussetzungen möglich.

49 Außer in der direkten Rede, in der alle Beispiele aus Dramen und keines aus philosophischen und didaktischen Texten stehen, unterscheiden sich die finalen Gefüge nicht nach Literaturgattungen. Die Häufigkeit des Vorkommens in einem Text, die Frequenz der Verschiebungsstufe, die Verteilung der Aussagetypen zeigen ebenso wenig wie die Wahl der Konjunktionen Besonderheiten je nach Literaturgattung. Die feststellbaren Unterschiede von Autor zu Autor scheinen mehr mit der Neigung zu eher reflektierter oder eher unreflektierter Darstellungsweise zusammenzuhängen, die nicht an die Gattung gebunden ist. 50 Außer diesem Beleg fanden sich nur noch: Alexandre 27 und Celestina 199. 106

Der Träger des Geschehens Bei der Ermittlung eines Satzgefügemusters, das für typische Aussageverknüpfungen in einem Informationsmodell die Grenzen absteckt, ist die Analyse des Geschehensträgers die notwendige Ergänzung der Analyse von Geschehensmerkmalen. Für das finale Gefüge gilt dies in besonderem Maße, weil der das finale Geschehen bestimmende übergeordnete Wille vielfach, aber nicht immer der Wille des Geschehensträgers im Hauptsatz ist. Wichtig ist der Geschehensträger aber in jedem Fall als Kriterium für die aktuelle Bedeutung bei den vielen Geschehensausdrücken, die semantisch nicht eng begrenzt sind. Bei der Analyse wird der Geschehensträger also vielfach nicht isoliert, sondern in Verbindung mit dem Geschehen zu betrachten sein. Dabei ist in gewisser Parallelität zur Art des Geschehens zu vermuten, daß auch hier einer größeren Einheitlichkeit im Hauptsatz eine entschiedene Vielfalt und reiche Variationsmöglichkeit im Finalsatz gegenüberstehen. Aus der Aussagenverknüpfung von Geschehensmerkmalen, die den Normalfall des finalen Gefüges charakterisiert — Handeln und Reden im Hauptsatz kombiniert mit Handeln, Reden und geistig-seelischen Vorgängen im Finalsatz (vgl. p. 85, 95) —, ist zu schließen, daß der Träger des Geschehens in beiden Sätzen des Gefüges meist eine Person ist. Neben diesem Haupttypus der Kombination von Geschehensträgern sind zwei Nebentypen zu betrachten, die Verbindung von Person im Hauptsatz mit Sache im Finalsatz und die Verbindung von Sache im Hauptsatz mit Sache oder Person im Finalsatz. Besonders aus den beiden Nebentypen sind Aufschlüsse über die Toleranzen des Informationsmodells zu erwarten. Die Bedeutung der Interpretation zur Feststellung der Gruppenzugehörigkeit ist hier noch wichtiger als bei der Analyse der Art des Geschehens, weil für ein Bezeichnetes stets mehrere Zeichen — Morphem, Pronomen, Substantiv — zur Verfugung stehen (vgl. p. 74). Der erweiterte Textzusammenhang ist meistens (rund drei Viertel der Fälle), nicht nur in wenigen Zweifelsfällen wie bei der Art des Geschehens, bei der Analyse zur Benennung des Agens heranzuziehen. Obwohl der Träger des Geschehens im Finalsatz nicht mit dem des Hauptsatzes identisch ist — bei Subjektgleichheit herrscht die Infinitivkonstruktion —, kommt die substantivische Nennung vergleichsweise selten vor. Von den möglichen Kombinationen der Zeichen Morphem, Pronomen, Substantiv steht der Struktur des Spanischen entsprechend die Kombination Morphem/Morphem mit über der Hälfte der Fälle weitaus an der Spitze. Die Gewichtsverteilung zeigt in prozentualer Darstellung folgende Übersicht:

107

Anzahl 54% 13% 8% 13% 8% 4% 100%

Hauptsatz-Agens

Finalsatz-Agens

Morphem Pronomen Morphem Morphem od. Pronomen Substantiv Substantiv

Morphem Morphem Pronomen Substantiv Morphem od. Pronomen Substantiv

Beim Agenstyp Person betrifft die Analyse meist nur die substantivische Fügung, beim Agenstyp Sache dagegen ist in der Analyse auch das außerhalb des Satzes stehende Substantiv, wenn es durch Morphem oder Pronomen aufgenommen wird, zur Eingruppierung mit heranzuziehen.

Der Haupttypus: Person im Hauptsatz / Person im Finalsatz Der Mensch als bewußt handelndes Wesen, der durch sein Tun einen anderen Menschen zu einer Handlung veranlassen kann und will - das ist das Grundthema des finalen Gefiiges. Die meisten bisher angeführten Belege repräsentieren als Variationen dieses Grundthemas die statistische Mehrzahl. Der Typus Person zeigt bei substantivischer Formulierung — so selten sie ist - verschiedene Ausdrucksvarianten: neben der spezifischsten Form der Eigennamen und der allgemeinsten wie hombre, mujer, gente ist die Stellung innerhalb der Familie (padre, madre, hijo, hermano, tío, abuelo, marido, casada) und im sozialen und beruflichen Leben (compañero, amigo, caballero, señor, patrón, amo, labrador, molinero, capellán, doctor, capitán, conde, rey) zu nennen. Wegen der Parallelität im Handeln sind dem Typus Person außerdem die Bezeichnungen des Göttlichen zugeordnet. Die häufig nur indirekte Benennung der Person im Hauptsatz ist daraus zu verstehen, daß sie als Protagonist meist schon früher in Erscheinung getreten ist und in der direkten Rede nicht mit Namen zu erscheinen braucht. Im Finalsatz ist der Träger des Geschehens in über der Hälfte der Fälle als Objekt oder durch die Anrede im Hauptsatz bekannt gemacht, wie folgende Belege zeigen: Akkusativ-Objekt: Quevedo, Vida del Buscón I 3 (36): Metió en casa la vieja por ama, PARA QUE guisase y sirviese a los pupilos . . . „Er stellte die Alte als Haushälterin an, damit sie kochte und den Schülern aufwartete".

108

Dativ-Objekt: Alemán, Guzmán de Alfaiache I pte I 8 (53): Dame cuenta de tu fortuna, PARA QUE pueda en algo cancelar parte de las obras de ti recibidas. „Berichte mir dein Schicksal, damit ich wenigstens einen Teil der von dir empfangenen Werke wieder gutmachen kann". angeredete Person: Tirso de Molina, El burlador de Sevilla II 488/489: Vamos, y poneos mi capa, PARA QUE mejor lo deis. „Los, und zieht meinen Mantel an, damit Ihr es noch besser macht". Innerhalb des Haupttypus hebt sich eine kleine Gruppe heraus (etwa 5%), in der das Agens in einem Satz eine göttliche Person ist. Überwiegend erscheint Gott als Handlungsträger im Hauptsatz. Zumeist ist das finale Gefüge dann als Interpretation göttlichen Tuns und Willens aufzufassen: Celestina 166: por eso hizo Dios un dia tras otro, PORQUE lo que el uno no bastase se cumpliese en otro. Hartmann/Friesl43: „Deshalb nämlich erschuf Gott einen Tag nach dem anderen, daß man am nächsten vollbringt, wofür der eine nicht ausreicht". Zunzunegui, Las ratas del barco 307: - Dios escribe a veces torcido, sin duda PARA QUE le entendamos mejor - aseguró Pepa. „Gott schreibt manchmal gewunden, ohne Zweifel, damit wir ihn besser verstehen", sagte Pepa. In Gebeten, die vorwiegend im älteren Spanisch anzutreffen sind, bestimmt der Wille des Betenden, nicht der des göttlichen Handlungsträgers, das Gefüge: (vgl. p. 100 102): Berceo, Milagros de Nuestra Señora 45: La Gloriosa me guie QUE lo pueda complir, „Die Ruhmreiche leite mich, damit ich es vollenden kann". Libro de buen amor 13: Tu, Señor Dios mio, que el home crieste, Enforma e ayuda a mi el tu arcipreste, QUE pueda facer un libro de buen amor aqueste „Du, mein Hen Gott, der den Menschen schuf, unterrichte und unterstütze mich, deinen Erzpriester, damit ich ein Buch von jener guten Liebe machen kann". In diesen Hilfegebeten ist das Agens im Finalsatz die 1. Person; das erwünschte Ziel ist also die eigene Handlung des Betenden. Die Voraussetzung für ihr Gelingen wird im göttlichen Tun gesehen. Im Finalsatz ist Gott als Agens vergleichsweise selten anzutreffen, was nicht weiter überrascht, gehört doch eine gewisse Naivität dazu, göttliches Handeln von einer durch menschliches Tun geschaffenen Voraussetzung abhängig zu machen: Cervantes, Don Quijote I 27 (162): Despidieronse de todos y de la buena de Maritornes, que prometió de rezar un rosario, aunque pecadora, PORQUE Dios les diese buen suceso 109

en tan arduo y tan cristiano negocio como era el que habían emprendido; Anonym II 74: Sie nahmen von allen Abschied, unter andern auch von der guten Maritornes, welche, obgleich selbst eine Sünderin, doch einen Rosenkranz zu beten versprach, daß ihnen Gott in einem so schweren und christlichen Vorhaben Gran' und Segen verleihen möchte.

Die Nebentypen Für die Ermittlung des Satzgefügemusters sind die Typen, die im einen oder anderen Satz des Gefüges ein sachliches Agens haben, von besonderem Interesse. Die Analysen zur Art des Geschehens hatten ja gezeigt, daß fast alle Aussagetypen (bis auf einen Teil der zuständlichen Aussagen) menschliches Handeln oder Sein betreffen. Daher stellt sich hier die Frage, welche Art von sachlichen Agentien in finalen Gefügen vorkommen und ob sich Unterschiede in den sachlichen Agentien zwischen Hauptsatz und Finalsatz feststellen lassen. Die Analysen konzentrieren sich jetzt jeweils auf den Satz des Gefüges, in dem das sachliche Agens steht. Beim sachlichen Agens im Finalsatz interessiert, ob sich eine ähnliche Ausdrucksvielfalt erkennen läßt wie bei den Geschehensmerkmalen, bei denen sich der Finalsatz dadurch von den eher gleichförmigen Hauptsätzen unterschied. Bei einem sachlichen Agens im Hauptsatz gilt die Aufmerksamkeit dagegen der Frage nach Erkennbarkeit und Vorhandensein eines übergeordneten Willens.

1. Nebentypus: Person im Hauptsatz / Sache im Finalsatz Durch das persönliche Agens im Hauptsatz steht diese Kombination dem Haupttypus nahe: der handelnde Mensch will durch sein Tun oder Planen ein Ereignis auslösen, in dessen Mittelpunkt aber nicht wieder ein Mensch steht. Allerdings zeigt sich, daß Abstrakt a häufiger sind als Konkreta und daß innerhalb der Abstrakta die einem Verbalausdruck 51 entsprechenden Substantive weitaus überwiegen. Die Abstrakta sind fast stets im Finalsatz genannt, die Konkreta ergeben sich in der Hälfte der Fälle aus dem Kontext. Der nicht genannte Mensch ist trotzdem meist gegenwärtig. Die Abstrakta weisen zumeist die von den Aussagetypen her bekannten Gruppen auf. Im Vordergrund stehen hier allerdings geistig-seelische Vorgänge (memoria, recuerdo, opinión, idea, metáfora, fe, amor, desengaño, afecto, embarazo, afrenta, mal humor, gusto,

51 vgl. bei Knobloch, Sprachwissenschaftliches Wörterbuch 27 den Hinweis auf Porzig, der den Begriff der echten Abstrakta den vorliegenden Befunden entsprechend als „Vergegenständlichungen eines Satzinhaltes vom Prädikat aus" definiert.

110

dolor). Bei den Handlungen steht die präzise Einzelaktion (golpe, persecución, agitación, dibujo, visita, crimen) allgemeinen Geschehensausdrücken gegenüber (actividad, acontecimiento, caso, hecho, vida). Zustände lassen sich auf Eigenschaften (mal, pobreza, satisfacción, color, azul) oder Seinsweisen (presencia, ausencia) zurückfuhren. Daneben gibt es auch die zusammenfassenden Begriffe fur menschliche Einrichtungen Vorstellungen, Verhältnisse und Beziehungen (honor, honra, privilegio, noviazgo, Iglesia, guerra, resortes) und schließlich Bezeichnungen des Zeitmaßes (tiempo, prêt sente, momento, rato, noche). Die Konkreta gehören recht verschiedenen Gruppierungen an. Gegenstände menschlicher Herstellung bilden hier die größte Gruppe, jedoch ohne Übereinstimmung in Größe und Verwendungszweck (nave, casa, muros, lámpara, libros, carta, caja, alhaja, manto, espada, lanzón). Bei den Objekten der belebten Natur lassen sich Tiere (animal, perirò burro, cabra, cerdo, zorzal), Pflanzen (plantas, cereales, almendrales, ramas, rosalitó) und die durch sie gewonnenen Lebensmittel (frutas, huevos, queso) in Gruppen zusammenfassen. Bei den Objekten der unbelebten Natur heben sich Bezeichnungen des geographischen Ortes (lugar, hacienda, parque, isla, Castilla, España) von physikalischen Erscheinungen oder Gegebenheiten ab (luz, aire, rayos, brasas, menas, polvo). Für sich stehen schließlich Körperteile, die nicht pars pro toto bedeuten (corazón, cabellos, mano, lágrimas). Dié Ausdrucksvielfalt im Finalsatz kann in einer solchen Aufzählung nur angedeutet werden. Sie ergibt sich tatsächlich erst aus dem Zusammentreffen der sachlichen Agentien mit den Aussagtypen im Kern der Äußerung. Im Finalsatz überwiegt auch in Verbindung mit sachlichen Agentien der Aussagetyp Handlung; die übrigen Werte weichen dann aber sehr vom Durchschnitt ab, wie er in der Tabelle der Aussagetypen (p. 83) vorliegt. Aussagen über geistig-seelische Vorgänge sind ungleich seltener (nur ca. 10%), während zuständliche (ca. 10%) und vor allem mediale Aussagen (cal. 20%) häufiger sind. Diese Beobachtung paßt zu der Vorstellung vom inaktiven sachlichen Subjekt, wirft aber die Frage auf, welcher Art die Handlungen sind, die hier sinnvolle Verbindungen eingehen können. Die Abstrakta, die in ihrer Mehrheit einen Verbalbegriff repräsentieren, bewirken entweder eine Bedeutungsverengung des mit ihnen verbundenen Verbs, das nur noch die Angabe des Aspektes zu leisten hat, oder aber sie stehen als Kürzel für einen Begleitumstand bei der Darstellung einer persönlichen Situation, wie sich an je einem Beleg erkennen läßt: Valle-Inclán, La corte de los milagios 287: - Luisito, procura correr las órdenes PARA QUE cese la persecución de mi administrador Segismundo Olmedilla. „Luisito, versuche die Befehle rückgängig zu machen, damit die Verfolgung meines Verwalters aufhört".

111

Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 109: Al mismo tiempo sabia dar cierta inflexión solemne a sus palabras y mantener su rostro en equilibrio PARA QUE la frase obtuviera el éxito apetecido. „Gleichzeitig wußte er seinen Worten eine gewisse Feierlichkeit zu geben und sein Gesicht unbewegt zu halten, damit der Satz den gewünschten Erfolg erzielte".

Bei Ausdrücken des Zeitmaßes, die generell mit Verben der Bewegung verbunden werden, ist dagegen nicht an eine der menschlichen Aktivität ähnliche Art des Geschehens gedacht. Es handelt sich, wie folgender Beleg zeigt, um die konventionell übliche Form der Veranschaulichung des Zeitablaufs: Valera, Pepita Jiménez 41: Cuando volvemos a casa de cualquiera de estas expediciones, vuelvo a insistir con mi padre en mi ida con usted A FIN DE QUE llegue el suspirado momento de que yo me vea elevado al sacerdocio; „Wenn wir von einer dieser Expeditionen nach Hause kommen, bestehe ich immer wieder meinem Vater gegenüber auf meinem Weggehen mit Ihnen, damit der ersehnte Augenblick kommt, daß ich mich zum Priesteramt erhoben sehe".

Die Konkreta üben generell keine Wirkung auf ihre Verben aus. In ihrer Mehrheit sind sie als Subjekte des Finalsatzes inaktiv, besonders in Verbindung mit medialen oder zuständlichen Aussagen. Sie können dann eigentlich nicht als Agentien bezeichnet werden, weil keine Handlung stattfindet: Unamuno, Tres novelas ejemplares 119: Diriase que el día mismo en que estrenaba un traje se frotaba con él en las paredes PARA QUE pareciese viejo. „Man könnte sagen, daß er am selben Tag, da er einen Anzug zum erstenmal trug, mit ihm an den Wänden entlang scheuerte, damit er alt aussah".

Nicht aktiv handelnd sind Konkreta auch, wenn eine von ihnen ausgehende Wirkung beschrieben wird oder wenn sie im sachlichen Bereich Objekt oder Mittel einer Handlung sind, während die sprachliche Formulierung sie zum Agens dieser Handlung macht, was aber nichts mit der Subjektänderung bei passivischen Transformationen zu tun hat. Dabei stehen konventionalisierte Anschauungsformen und nahezu feste Verbindungen neben bewußten sprachlichen Bildern. Die hier angeführten Beispiele zeigen das nicht so deutlich wie die spätere Belegsammlung. Blasco Ibáñez, Entre naranjos 200: emprendía aquel camino que era su calle de Amargura, andando como una señorita PARA QUE el polvo no amortiguase el brillo de sus botas. „Er begann jenen Gang, der sein Leidensweg war, und ging wie ein Fräulein, damit der Staub nicht den Glanz seiner Schuhe abschwächte". Benavente, La propia estimación II 3 (28): ¿Quiere usted firmar las cartas PARA QUE puedan llegar a Madrid a tiempo del correo? „Wollen Sie bitte die Briefe unterschreiben, damit sie rechtzeitig in Madrid ankommen können? "

Der Nebentypus „Person im Hauptsatz / Sache im Finalsatz" zeigt tatsächlich Fülle und Reichhaltigkeit des Ausdrucks in den Finalsätzen, denen verhältnismäßig ein112

heitliche Hauptsätze gegenüberstehen. In den Hauptsätzen sind überall Personen in Aktion. Die relativ gleichförmigen Hauptaussagen garantieren die Einheitlichkeit des Typus. Dieser ist zu charakterisieren als die Handlung einer Person, deren Ziel weniger die Auslösung einer weiteren Handlung ist als vielmehr die Herbeiführung von Umständen und sachbezogenen Situationen.

2. Nebentypus: Sache im Hauptsatz / Person oder Sache im Finalsatz Bei diesem Typ zeigt sich in besonderen Maße, wie wichtig die Analyse sinntypischer Merkmale für die Ermittlung des Satzgefugemusters ist, weil die Dimensionen des äußeren Rahmens erst aus seiner Füllung mit Informationsinhalten abzuschätzen sind. Die Frage nach dem übergeordneten Willen stellt sich in diesem Typ mit einem sachlichen Agens im Hauptsatz als Kernfrage, ist doch hier die sonst vorherrschende Identität von Agens und Willensträger faktisch ausgeschlossen. In der Art der sachlichen Agentien ebenso wie in ihrer Verbindung mit den Aussagetypen zeigt dieser Nebentyp mit einer Sache im Hauptsatz einige Unterschiede zum Finalsatz mit sachlichem Agens. Abstrakta sind entschieden häufiger als Konkreta (Verhältnis 3 : 2), Substantive sind öfter im Satz genannt als aus dem Kontext zu entnehmen. Im Detail überwiegen bei den Abstrakta Ausdrücke des Sagens gegenüber Handlungen, Seinsweisen und Eigenschaften (frase, sentencia, consejo, homilía, nueva, sospecha gegenüber esfuerzos, preparación, parto, vida, presencia, diferencia, inteligencia, ansia, celos). Daneben finden sich abstrakta Vorstellungen (razón, coyuntura, condiciones, perfección, naturazela, hado) und Substantive, die nur gelegentlich als Abstrakta verwendet werden (camino, papel, cielo). Die Konkreta umfassen Gegenstände (cosa, coche, ciudad, villa, gabán, soplete, fuella, puerta, semanario), Objekte der unbelebten Natur (piedra, agua, sol), Pflanzen, Tiere und Körperteile (troncos, animal, ojos, carne, lágrimas). Im Kern der Äußerung stehen diese sachlichen Agentien gleich häufig ( je ca. 40%) mit den Aussagetypen Handlung und Zustand, seltener mit dem Aussagetyp geistigseelische Vorgänge (ca. 20%). Hier liegt ein Unterschied zur Situation in den Finalsätzen (p. 111), mehr aber noch zum allgemeinen Durchschnitt (Tabelle p. 83). Der hohe Anteil zuständlicher Aussagen — Medien gibt es auch in Verbindung mit sachlichen Agentien nicht im Hauptsatz — läßt vermuten, daß sich dieser Nebentypus in wesentlichen Zügen vom Haupttypus unterscheidet. Dies bestätigt sich in der Analyse zur Feststellung des übergeordneten Willens. Entscheidend ist hier die Willenszugehörigkeit, d. h. ob ein Willensträger erkennbar ist und welche Rolle er gegebenenfalls in der Äußerung übernimmt. Von den bei der Analyse der Verschiebungsstufe (p. 99 f.) festgestellten drei Konstellationen gehören zwei — der Wille des Handelnden und der Wille des Befehlenden — eng zusammen, weil sie den Träger des Willens erkennen lassen. Bei den Ausdrücken der Not113

wendigkeit ist dies nicht der Fall. Je nach Erkennbarkeit des Willens hat dieser Nebentyp zwei unterschiedliche Ausprägungen.

a) Persönlicher Willensträger im Hauptsatz erkennbar: indirekte Willens-Relation Der Wille des Handelnden, der bei persönlichem Agens in Grundform und Verschiebungsstufe generell (80 % der Fälle) der übergordnete Wille ist, kann auch beim sachlichen Agens gemeint sein, wenn dieses stellvertretend für eine Person steht. Neben personifizierten Abstrakta kommt auch die anschauliche Formulierung vor, in der das Mittel oder Objekt einer Handlung statt des als Person nicht bekannten oder austauschbaren Handlungsträgers als Subjekt gesetzt wird: Blasco Ibáñez, Entre naranjos 37: Estos triunfos no tardaban en ser propalados por el semanario del partido, que PARA aumentar la gloria del jefe y QUE los enemigos no le tachasen de parcialidad, comenzaba siempre: „Diese Erfolge wurden schnell im Parteiwochenblatt verbreitet, das um den Ruhm des Chefs zu erhöhen und damit die Feinde ihm keine Parteilichkeit vorwarfen, immer begann:"

Hinter der Andeutung einer Schicklichkeit kann sich auch der Wille des Befehlenden verbergen, oder bisweilen eher der Wille des Redenden, weil es mehr Wünsche als Befehle sind oder auch bloße Meinungsäußerungen: Celestina 225: ¿Yo Señor? Nunca Dios mande que sea en dañar lo que no concerté ; mejor será que tu presencia sea su primer encuentro, PORQUE viéndome a mi no se turbe . . . Hartmann/Fries 195/96: Ich, Herr? Verhüte Gott, daß ich verderbe, was ich nicht verbrochen hab. Es wird schicklicher sein, Herr, sie trifft gleich auf dich, sonst verliert sie womöglich die Fassung.

Der Wille des Handelnden und der Wille des Redenden sind in diesen Fällen für das finale Verhältnis entscheidender als die verschlüsselte Formulierung des jeweiligen Obersatzes, die sich nicht selten auch in einfache personenbezogene Kerne übersetzen läßt (wie die Übertragung Celestina 225 zeigt). Der Rahmen des Satzgefügemusters ist unverändert, alle Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes sind nachweisbar, und in den Sinnpositionen des inneren Netzes wird der Mensch hinter der abstrakt-unpersönlichen Ausdruckweise sichtbar.

b) Kein persönlicher Willensträger im Hauptsatz erkennbar: Voraussetzungs-Relation Die Formeln zum Ausdruck einer Notwendigkeit dienen, wie bereits gezeigt wurde (p. 102 - 04), zur Kaschierung eines persönlichen Willens ebenso wie zur Darstellung spekulativer Gedankengänge in logischem Gewand. In Verbindung mit sachlichen Agentien scheinen sie besonders geeignet, das existenzielle Sein und das aktuelle 114

So-Sein bei Abstrakta und Konkreta dem Muster des finalen Gefüges anzupassen. Zwar kann bei einer wirklichkeitsbezogenen Äußerung ein Wille erkennbar sein, wie dieser Beleg zeigt: Alexandre 208: Disjenle luenga rretorica de muchas trayçiones de muchas malâs fenbras muchos malos varones por do deuje toda la villa seyer caruones QUE de tan malas vides non saliesen murgones „Sie hielten eine lange Rede über vielerlei Verrat, Uber viele schlechte Frauen und Männer, weshalb die ganze Stadt Kohle sein sollte, damit aus so schlechtem Leben keine Brut hervorgeht".

In spekulativen Überlegungen dagegen wird mit der Formel der Notwendigkeit das logische Kalkül angedeutet: Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 63: La humanidad necesita periódicamente sacudir el árbol del arte PARA QUE caigan todas las frutas podridas. „Die Menschheit muß regelmäßig den Baum der Kunst schütteln, damit alle faulen Früchte fallen". Baroja, La dama enante 99: PARA QUE el instinto cambie, ya es imprescindible mucho tiempo; PARA QUE el color del pelo varie, se necesita la vida de varias generaciones; y PARA QUE un hueso se transforme ya son indispensables eternidades. „Damit der Instinkt sich wandelt, ist schon viel Zeit erforderlich; damit die Haarfarbe sich ändert, ist das Leben vieler Generationen nötig, und damit ein Knochen sich verändert, sind bereits Ewigkeiten unerläßlich".

Wenn ein übergeordneter Wille wie in diesen Beispielen weder erkennbar noch für das Verständnis erforderlich ist, kann man dann noch von finalen Gefugen sprechen? Die Antwort auf diese Frage hängt von der Art der Grenzziehung ab, mit der man von einem zum anderen Gefüge formale Kriterien, grammatische Funktion und informationelle Aussageverknüpfung unterscheidet. Folgende Überlegungen sprechen dafür, auch diese Ausprägungen des Nebentyps trotz ihrer Randlage als zum finalen Gefuge gehörig einzustufen. Nimmt man das Satzgefügemuster als Kriterium, so ist festzustellen, daß die wichtigen Faktoren des äußeren Netzes vorhanden sind, und dabei scheinen die logisch-kausalen Beziehungen als fur den Aussagenkomplex wesentlich hervorzutreten. Der Finalsatz enthält eine Vorstellung; sie ist als Zielvorstellung akzeptabel, wenn man hypothetisch die Parallelität zu einem Willensträger setzt. An die Stelle des persönlichen Willens tritt im Ausdruck der Notwendigkeit die Forderung, das Bestehen einer Voraussetzung-Relation zwischen den genannten Fakten anzuerkennen. Die Voraussetzung als Bestandteil der semantischen Beziehungsfaktoren ist in jedem finalen Gefuge existent. Meist wird die Voraussetzungs-Relation aber überdeckt von der in den Vordergrund tretenden Willens-Relation, durch die die Voraussetzung aus dem Bereich allgemeiner Kausalverhältnisse herausgehoben wird in den der bewußten Absicht. Wie sonst der Wille schafft nun hier die Voraussetzung aus dem allgemeinen ein spezifisches, explizit bezeichnetes Verhältnis der Kausalverknüpfung: die Voraus115

Setzung ist als notwendig für die Zielvorstellung anzuerkennen. Der Gedanke wendet sich von der Vorstellung des Zieles aus rückwärts zu seinen möglichen Voraussetzungen. Die Voraussetzungs-Relation gestattet noch weitere Operationen. So kann sie als Frage formuliert sein: Ortega, Ensayos escogidos 40: ¿ como tiene que ser la vida PARA QUE la casa resulte un castillo? „Wie muß das Leben sein, damit aus dem Haus eine Burg wird? "

Statt an eine anerkannte Notwendigkeit kann die Voraussetzung auch an sehr subjektive Spekulationen in der Form einer Vermutung geknüpft sein: Ortega, Ensayos escogidos 166: A la perfección no se llega nunca en nada, y acaso ella existe precisamente PARA QUE no se le llegue nunca, como pasa con los puntos cardinales. rororo 64: Zur Vollkommenheit gelangt man nie und in nichts, aber vielleicht ist sie eben darum da, daß man sie wie die Himmelsrichtungen nie erreicht.

Die Vermutung, ausgehend von einem erstaunlichen Faktum, für dessen Zustandekommen plausible Erklärungen gesucht werden, kann statt in der Spekulation auch in einem Bild geäußert werden, in dem personifizierte Abstrakta in einen Handlungsrahmen finalen Musters gestellt sind: Pérez Galdós, Angel Guerra II 249: Nunca viene sola una desgracia, y parece que el Hado las envia en cuadrilla PARA QUE no se pierdan por el camino. „Niemals kommt ein Unglück allein, und es scheint, daß das Schicksal sie im Trupp schickt, damit sie sich unterwegs nicht verlieren".

Das erstaunliche Faktum, an dem sich der Gedanke entzündete, ist als Information dem Finalgefuge vorangestellt; der Finalsatz variiert diese Information. Da es ein Merkmal des finalen Geschehens ist, daß sein Inhalt nicht der Realität angehört, erübrigt sich auch die Frage, ob mit der Vermutung das Richtige getroffen ist. Eine plausible Ereignisfolge aus Voraussetzung und Ziel entspricht dem Muster des finalen Gefiiges. Die Analyse der Nebentypen des Merkmals Geschehensträger, wenn eine Sache die Position des Agens innehat, zeigt das Finalgefüge in einem besonderen Licht. Gerade das Gefüge mit Betonung der Voraussetzungs-Relation kann bei zunehmender Versachlichung in der Ausdrucksweise, wie sie sich in der Sprache der Journalisten allenthalben ankündigt, an Bedeutung gewinnen. Vorläufig aber ist es der seltenere Fall. Eine abschließende Tabelle zeigt noch einmal, in welchem Maße der einfache Haupttypus Person im Hauptsatz / Person im Finalsatz das Gefüge beherrscht:

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Finalsatz Hauptsatz Person Sache Summe Finalsatz

Person

Sache

1317 = 77%

218=13%

119=

7%

1436 = 84%

56=

3%

274 = 16%

Summe Hauptsatz 1535 =

90%

175 =

10%

1710 = 100%

Belegnachweis für Nebentypen mit sachlichem Agens in einem der Sätze des Gefüges 1. Nebentypus: Person im Hauptsatz / Sache im Finalsatz 5 2 . Angabe des Aspektes bei Abstrakta: Pérez Galdós, Angel Guerra II 173: y empleaba mil artimañas PARA Q U E de la simpatía saltara el amor. „und sie versuchte tausend Kniffe, damit aus der Sympathie Liebe würde". Blasco Ibáñez, Entre naranjos 297: Al terminar el venerable orador se levantó Rafael, pálido, tirando de los puños de la camisa, dejando pasar algunos minutos PARA Q U E se calmara la agitación de la Cámara, „ . . . und er ließ einige Minuten verstreichen, damit sich die Unruhe in der Kammer legte". 52 Belege für Abstrakta: Fernán González 587; Celestina 218, 318; Luis de León, La perfecta casada 24; Cervantes, Don Quijote I 23 (130), 28 (177); Alemán, Guzmán de Alfarache 73, 82; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio I 53; Lope de Vega, Fuente Ovejuna 135, La niña de plata 157, El caballero de Olmedo 35, 45, 71; Calderón, No hay burlas con el amor 56, 62, 72; El médico de su honra 135, 186, 219; Isla, Fray Gerundio 96; Valera, Pepita Jiménez 41, 92, 125, 136, 179; Pérez Galdós, Angel Guerra I 29, 52, 329, III 19, 255; Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 39; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 61, 231, 297; Ortega y Gasset, Ensayos 66, 71, 74, 81, 84, 110, 133, 138, 139, 177, 178, 182; Cela, Lazarillo 56, 72. Belege flit Konkreta: Alexandre 742, 1098; Cid 3073-79; Don Juan Manuel, Conde Lucanor 168, 208; Luis de León, La perfecta casada 123; Celestina 137, 234; Berceo, Milagros de Nuestra Señora 334; Cervantes, Don Quijote 1 1 1 (48), 17 (85); Alemán, Guzmán de Alfarache 116, 117; Tirso de Molina, El vergonzoso en palacio I 241; Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 12, 49; Calderón, El médico de su honra 154; Quevedo, Vida del Buscón 35, 37, 109; Gracián, El Criticón 35; Isla, Fray Gerundio 30; Valera, Pepita Jiménez 108, 122; Pérez Galdós, Angel Guerra I 6, 26, 67, 170, II 76, 102, III 36/37; Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 122, 179; Blasco Ibáñez, Entre naranjos 113, 200; Baroja, La dama errante 73, 220; Zunzunegui, Las ratas del barco 34, 67, 79, 205; Ortega y Gasset, Ensayos 40, 63, 136, 158.

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Kürzel fur Begleitumstand bei Abstrakta: Isla, Fray Gerundio 85/86: hice juicio que debia hablarte ya más en público, PARA QUE no trascendiese a ellos tu mal ejemplo. „beschloß ich, daß ich zu dir in größerer Öffentlichkeit sprechen müsse, damit dein schlechtes Beispiel sich nicht auf sie überträgt". Pérez Galdós, Marianela 261: Echamos perros al moribundo PARA QUE el dolor de las mordidas le haga vivir un poco más. „Wir jagen den Sterbenden mit Hunden, damit der Schmerz der Bisse ihn noch etwas mehr leben läßt". Konkreta mit Medium: Tirso de Molina, El burlador de Sevilla I 423-26: Mi honor conservo en pajas como fruta sabrosa, vidrio guardado en ellas PARA QUE no se rompa. „Ich bewahre meine Ehre in Stroh, wie eine wohlschmeckende Frucht, ein Glas, das darin aufgehoben wird, damit es nicht zerbricht". Luis de León, La perfecta casada 49/50: Y de la manera que el agricultor sabio a las plantas que miran y se inclinan al suelo, y que si las dejasen se tenderían rastrando por él, no las deja caer, sino con orquillas y estacas que les arrima las endereza y levanta, PARA QUE crezcan el cielo, sondern mit Stützen und Stöcken, an die er sie lehnt, richtet und erhebt er die Pflanzen, damit sie zum Himmel emporwachsen". Konkreta mit Wirkungsweise: Quevedo, La vida del Buscón I 3 (35): y asi, tenja una caja de hierro toda agujereada como salvadera; abriàla, y metia un pedazo de tocino en ella, que la llenase, y tornábala a cerrar, y metíala colgando de un cordel en la olla, PARA QUE la diese algún zumo por los agujeros, y quedase para otro dia el tocino. „und so hatte er eine ganz durchlöcherte Blechschachtel, er öffnete sie, tat ein Stück Speck hinein, der sie ausfüllte, Schloß sie wieder und ließ sie an einer Schnur in den Topf hängen, damit sie ihm etwas Saft durch die Löcher gab und der Speck für den nächsten Tag blieb". Konkreta als Agens statt Objekt oder Mittel einer Handlung: Cervantes, Don Quijote I 39 (270): porque un nuestro tio compro toda la hacienda y la pago de contado, PORQUE no saliese del tronco de la casa. Anonym III 3: Denn ein Verwandter kaufte das ganze Gut und zahlte es bar, damit es nicht von der Familie komme. Blasco Ibáñez, Entre naranjos 113: Y para asegurar más su desprecio por el rico manto, embozó al joven en él, golpeando sus hombros PARA QUE amoldara más a su cuerpo. „Und um seine Nichtachtung des kostbaren Mantels zu zeigen, hüllte er den Jungen darin ein und schlug ihm auf die Schultern, damit er sich seinem Körper besser anschmiegte".

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Pérez Galdós, Marianela 71: La Nela apartaba las ramas PARA QUE no picaran el rostro de su amigo. „Nela bog die Zweige auseinander, damit sie ihren Freund nicht ins Gesicht stachen".

Fast stehende Redewendung bei atmosphärischen Erscheinungen: Bajora, La ciudad de la niebla 152: En la pared habla estantes llenos de libros, una chimenea tapada con una tabla PARA QUE no entrara el viento, y varias perchas. „An der Wand waren Regale voller Bücher, ein Kamin, zugedeckt mit einer Platte, damit der Wind nicht hineinkam, und verschiedene Kleiderhaken".

2. Nebentypus: Sache 53 im Hauptsatz / Person oder Sache im Finalsatz a) Persönlicher Willensträger erkennbar: Calderón, No hay burlas con el amor 45: . . . Y de esta suerte, templado estuviera el daño. Mas PARA QUE no se temple, quiere el cielo que a ninguna crea, y que en las dos sospeche. und auf diese Weise wäre der Schaden gemildert. Aber damit er sich nicht mildert, will der Himmel, daß ich keiner glaube und alle beide beargwöhne". Luis de León, La perfecta casada 35/36: Y, asi, la naturaleza, en todo proveída, los ayuntó, PARA QUE, prestando cada uno dellos al otro su condición, se conservasen juntos los que no se pudieran conservar apartados. „Und so verband sie die mit allem versehene Natur, damit sie sich zusammen erhielten, die es getrennt nicht könnten, indem jeder dem anderen seine Art leiht". Cervantes, Don Quijote I 34 (229): y su honestidad tuvo harto que hacer en acudir a los ojos PARA QUE no diesen muestras de alguna amorosa compasión, Anonym II 193: und sie alle Sittsamkeit aufbieten mußte, damit ihre Blicke nicht etwas von zärtlichem Mitleid verrieten,

Wille des Redenden: Tirso de Molina, El burlador de Sevilla I 621-24: A Dios, zagala, plugiera

53 Belege für Abstrakta: Luis de León, La perfecta casada 2, 35, 36, 77, 144, 155, 162; Celestina 225; Cervantes, Don Quijote I 5 (21), 27 (171), 31 (205), 41 (290); Tirso de Molina, El burlador de Sevilla III 594 f.; Calderón, No hay burlas con el amor 45, El médico de su honra 135; Gracián, El Criticón 11 (36); Pérez Galdós, Angel Guerra I 293, II 68; Ortega Y Gasset, El poder social 89, Ensayos 31, 40, 63, 139, 166, 168, 178, 182; Pérez de Ayala, Luna de miel, luna de hiél 67, 201; Cela, Lazarillo 80. Belege für Konkreta: Celestina 87; Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 50, Fuente Ovejuna 117; La dama boba 42; Gracián, El Criticón I 2 (46), III 12 (136); Blasco Ibáñez, Entre naranjos 37, 146; Pérez Galdós, Angel Guerra I 133, II, 330; Baroja, Zalacaln 80; Valle-Inclán, Sonata de estio 121.

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que el agua me anegara PARA QUE cuerdo acabara y loco en vos no muriera; „Gott möge es gefallen, Hirtin, dafi das Wasser mich verschlingt, damit ich ein vernünftiges Ende nehme und nicht verrückt euretwegen sterbe". Lope de Vega, El mejor alcalde, el rey 12: le dije al sol de tu cara, con que tanta luz le das, que mirase el agua más, PORQUE se viese más clara. „sagte ich der Sonne deines Gesichtes, mit der du ihm so viel Licht gibst, sie sollte weiter ins Wasser blicken, damit sie sich deutlicher sähe". Valera, Pepita Jiménez 179: yo buscaré, o tengo buscado ya, un fuelle o soplete útilísimo que contribuya a avivar el fuego PARA QUE el metal se derrita pronto. „ich werde einen sehr nützlichen Blasebalg oder ein Lötrohr suchen, der dazu beiträgt, das Feuer zu schüren, damit das Metall schnell schmilzt".

Voraussetzungs-Relation: Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte I 8 (45): Paciencia y sufrimiento quieren las cosas, PARA QUE pacificamente se alcance el fin délias. „Geduld und Ausdauer verlangen die Dinge, damit man friedlich ihr Ende erreicht". Alemán, Guzmán de Alfarache 1 pte I 8 (49): Pocos fueron menester PARA QUE el toro como un rabioso, dejando los de caballo, viniera para él. „Es waren nur wenige nötig, damit sich der Stier in voller Wut, die Berittenen zurücklassend, auf ihn stürzte". Pérez Galdós, Marianela 68/69; y donde hay unos troncos muy grandes que parecen puestos allí PARA QUE nos sentemos nosotros, „und wo einige sehr große Stämme sind, die dort hingelegt scheinen, damit wir uns setzen". Pérez de Ayala, Luna de miei, luna de hiel 67: PARA QUE el amante se aventure a desahogar estos ahogos, con superabundantes expiraciones, es menester que le asistan una, de dos únicas coyunturas propicias: la soledad, „Damit der Liebende es wagt, sich aus diesen Ängsten zu befreien, mit tiefen Atemzügen, muß ihm eine der zwei einzigen geeigneten Gelegenheiten helfen: die Einsamkeit". Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 125: Pues bien; PARA QUE se produzca genuinamente ese preciso acontecimiento que llamamos cacería es menester que el animal procurado tenga su chance, que pueda, en principio, evitar su captura; rororo 29: „Damit nun wirklich dieses bestimmte Ereignis zustandekommt, das wir Jagd nennen, muß das begehrte Tier seine Chance haben, muß es grundsätzlich auch entwischen können";

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Folgerungen aus der Analyse der Träger des Geschehens Die den Rahmen des finalen Gefüges füllenden Informationen drehen sich fast ausschließlich um den Menschen. Als aktives Wesen, als Handelnder und Planender steht der Mensch mit den Zielen, die er in seiner Einwirkungsmöglichkeit auf andere Menschen hat, im Mittelpunkt des Aussagenkomplexes. Der persönliche Wille spielt im Informationszusammenhang insofern eine besondere Rolle, als es der in der Aussage des Hauptsatzes erkennbare Willensträger ist, dessen Zielvorstellung der Finalsatz enthält. Personengebunden ist das Geschehen nicht nur, wenn Willensträger und Geschehensträger im Hauptsatz identisch sind, sondern auch, wenn sich der Redende in Befehl, Aufforderung und Anrede als Willensträger erweist. Unter dieser Bedingung braucht das Agens des Hauptsatzes keine Person zu sein; trotzdefti sind auch hier sachliche Agentien in der Minderzahl. Im Finalsatz, der als Vorstellunginhalt des Willensträgers von Bindungen an persönliche Träger des Geschehens frei zu sein scheint, gruppieren sich dennoch die meisten Informationen wieder um eine Person. Verhaltensweisen von Sachen und Wirkungsarten der Eigenschaften von Gegenständen zeigen die andere Dimension eines personen-unabhängigen Geschehens. Abstrakta dagegen lassen in künstlerischen und auch in konventionellen Formulierungen den Menschen als Handelnden, Empfindenden, Betroffenen wieder hervortreten. Vom Willen her ist das Überwiegen persönlicher Geschehensträger in beiden Sätzen des Gefüges zu verstehen. Der von einer Person ausgehende Wille richtet sich mit Vorliebe wieder auf eine Person. Sachliche Agentien tendieren außerdem zu einer Verbindung mit zuständlichen und medialen Aussagen, deren Vorkommen im finalen Gefüge limitiert ist: im Hauptsatz müssen sie ein Ziel haben können, im Finalsatz einen Anfang. Neben der generell dominierenden Willens-Relation ließ sich bei sachlichen Agentien im Hauptsatz die Voraussetzungs-Relation feststellen. Während die Willens-Relation durch die Blickrichtung nach vorwärts, vom aktuellen Ausgangspunkt auf das Ziel hin charakterisiert ist, geht es bei der Voraussetzungs-Relation um die gegenläufige Blickrichtung, vom Ziel rückwärts auf die zu seiner Erreichung notwendigen, den Ausgangspunkt büdenden Gegebenheiten. Der Wille kann dabei auf eine spekulative Annahme reduziert sein oder ganz fehlen; an seine Stelle tritt die Anerkennung einer Notwendigkeit. Das finale Gefüge begegnet in der Voraussetzungs-Relation dem Bedürfnis, ein Ereignis als Vorstellung und am Ende einer Kausalkette darzustellen.

Zusammenfassende Ergebnisse der Analyse sinntypischer Merkmale In drei großen Betrachtungsebenen konnte mit den aus den Analysen der Informationsinhalte gewonnenen Merkmalen des inneren Netzes das Satzgefügemuster vervollständigt und zugleich die Geltung des eingangs aufgestellten Rahmens überprüft und erhärtet werden. 121

Dabei erhielt das Faktum als das unabhängig von der Dauer grundsätzlich Wiederholbare den Vorrang: Handlungen, Vorgänge und Zustände gleichen einander in der jedesmaligen Aktualisierung auch bei verschiedenen Agentien. Dagegen ist das Agens als Seiendes von grundsätzlich begrenzter Dauer und nicht wiederholbarer Identität; es ist daher nur in Gattungsgruppen zusammenfaßbar. Die zwischen Personen und Sachen stehenden Abstrakta eignen sich zur Verschlüsselung einer persönlichen Handlung wie eines sachlichen Umstandes. Dem besonderen Ausdruck für den Willen wurde als verbindendem Element, formal an die Verbalform geknüpft, auch im systematischen Aufbau des Kapitels die verbindende, mittlerer Position zugewiesen. Der im Hauptsatz als Handeln, Planen, Fordern geäußerte Wille ist einem Individuum zugeordnet, das meist in einem der beiden Sätze des Gefüges der Träger des Geschehens ist. Die zusammenfassenden Schlußfolgerungen aus diesen drei Betrachtungsebenen stehen jeweils am Ende der Analysen (p. 95, 106, 121). Bei der Überprüfung der Ergebnisse soll jetzt versucht werden, ein Informationsmodell für das finale Gefuge durch die Koordination der Einzelfaktoren zusammenzustellen.

Informationsmodell Das Informationsmodell enthält zwei Komplexe, die als inneres und äußeres Netz aufgefaßt werden können. Das äußere Netz besteht aus der Gesamtheit der Faktoren, die das Satzgefüge in semantischer, logischer und kausal-zeitlicher Beziehung prägen. Diese Faktoren sind an jedem Beispiel erkennbar, ihre Existenz entscheidet in Zweifelsfällen über die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Gefüge. Durch die Festlegung scharf umrissener Beziehungsfaktoren erhält das äußere Netz eine gewisse Starrheit und Invariabilität. Das innere Netz wird aus den wenigen Positionen gebildet, die als Minimum in jedem Satzgefüge zu füllen sind. Dies sind die Grundelemente im Kern der Äußerung der das Gefüge bildenden Sätze. Die Besetzung der Positionen mit Einzelkategorien innerhalb enger oder weiter Toleranzen hängt vom jeweils aktuellen Sinn ab. Erst eine größere Zahl von Beispielen läßt die Gewichtsverteilung innerhalb der Kategorien erkennen, die aber nicht hierarchisch aufzufassen ist. Durch die Wahlfreiheit bei der Setzung der Kategorien in den Sinnpositionen erhält das innere Netz eine große Variabilität. Im Zusammentreffen und Ineinandergreifen der beiden Netze im Informationsmodell wird die Variabilität des inneren Netzes der Sinnpositionen durch die festen Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes limitiert. Dabei bestätigt sich die Auffassung, daß das Satzgefüge eine Information vermittelt, die über das hinausgeht, was seine Einzelsätze an Information enthalten.

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Die Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes Die semantischen Beziehungsfaktoren sind hier an erster Stelle zu nennen. Ihre formtypischen Merkmale — Konjunktion und Konjunktiv des Verbs im Finalsatz - machen auf das Beziehungsverhältnis aufmerksam, das aus folgenden Faktoren besteht: in der Hauptsatz-Information: Voraussetzung, die durch ein Ereignis für ein nächstes Ereignis geschaffen wird, und Hinwendung auf seine Auslösung — Träger des Interesses an beiden Aktionen in der Finalsatz-Information: Zielvorstellung des Interesseträgers — Abhängigkeit des Ereignisses von den Voraussetzungen des Hauptsatzes. Verbundfaktor: Wille, dessen Träger der Interessierte ist. Der Wille ist als Klammer der Informationen, aus der sich die Gefüge-Information ergibt, den anderen Faktoren übergeordnet. Das bedeutet nicht die Unterordnung nur des Finalsatzes unter diesen Willen — die Hauptsatzaktion ist ihm ebenso unterstellt. Die logischen Faktoren stehen in enger Korrelation zu den semantischen, jedoch ohne Zuordnung formtypischer Merkmale; sie sind als Forderungen zu begreifen: Hauptsatz-Ereignis muß ein Ziel haben können Finalsatz-Ereignis muß auf Voraussetzungen beruhen und somit einen Anfang haben können Bei aller Ähnlichkeit sind die semantischen Faktoren eher deskriptiv, die logischen dagegen prüfend-limitierend. Zu den logischen Faktoren gehören auch die im engeren Sinne kausalen Relationen, die sich als Interdependenz-Faktoren erweisen. Dabei sind zu unterscheiden: Informationskausalität (Realitäts-Folgerichtigkeit): Ursache im Hauptsatz Wirkung als Vorstellung im Finalsatz Kombinationskausalität (Willensbegründung): Zielvorstellung im Finalsatz ist Motiv Geschehen oder Planung im Hauptsatz ist Konsequenz Die zeitlichen Faktoren haben eine vergleichsweise geringere Relevanz, weil der Finalsatz als Angabe einer Vorstellung streng genommen! außerhalb zeitlicher Fixierung steht. Als abhängige Funktion der Kausalität halten sich die zeitlichen in enger Parallelität zu den kausalen Faktoren. Die Reihefolge ist also: auf der Ebene der Realität: Hauptsatzereignis zeitlich vor Finalsatzereignis auf konzeptueller Ebene: Finalsatzereignis zeitlich vor Hauptsatzereignis. Zeitliche Abstände wie der zwischen Vollendung des Hauptsatzereignisses und einem 123

möglichen Eintritt des Finalsatzereignisses oder der zwischen dem Gedanken an das Ziel und dem Beginn der Hauptsatzaktion bleiben unberücksichtigt.

Die Sinnpositionen des inneren Netzes Die variablen Sinnpositionen scheinen sich auf Grund der Bandbreite der Einzelkategorien für die Darstellung in einem Informationsmodell weniger zu eignen. Wegen ihrer Bedeutung fur die jeweils aktuelle Aussage (und erst aus einer großen Zahl aktueller Aussagen läßt sich überhaupt ein generelles Aussagemuster gewinnen) dürfen die Sinnpositionen aber nicht fehlen. Sie sind die Substanz, ohne die es keine Aussage gibt. Im Gegensatz zu den Faktoren des äußeren Netzes, die gerade durch ihre Ungleichheit in Haupt- und Finalsatz das Spezifische des Gefüges charakterisieren, herrscht bei der Besetzung der Sinnpositionen in beiden Sätzen große Ähnlichkeit, wie die herausschälbaren Äußerungskerne in den Grundelementen — Art des Geschehens und Träger des Geschehens — zeigen. Die Grenzwertbestimmungen der Sinnpositionen ergeben sich aus dem Zusammenspiel beider Netze im Informationsmodell durch die semantisch-logischen Beziehungsfaktoren. Die Geschehensposition kann im Hauptsatz mit folgenden Kategorien besetzt werden: intransitive Bewegung = Fortbewegung Bewegung von Gegenständen allgemeine Tätigkeiten, komplexe Handlungen, teilweise mehrere Abläufe Reden als Aktion aktionsparallele Zustände: Stativum, Funktionsangaben aktionsungebundenes Wahrnehmen, Denken, Fühlen mit Willensbetonung aktionsfreie Zustände: Existenz l Vorhandensein, abstrakte Beziehungsfeststellung· mit Betonung der Voraussetzungs-Relation Grenzwertbestimmung: Die Geschehensposition wird nur von bewußten Ereignissen besetzt, die ohne zwingende Kausalität ein Ziel haben können. Das implizierte Ziel einer Handlung, d. h. die bei normalen Gegebenheiten stets eintretende Wirkung oder Folge eines Tuns, ist fast nie Gegenstand eines finalen Gefüges. Denn der Finalsatz enthielte dann kaum eine eigene Information, sondern nur die tautologische Umschreibung des ohnehin Bekannten, was allerdings unter besonderen künstlerisch motivierten Umständen erwünscht sein kann. Für die Geschehensposition im Finalsatz stehen folgende Kategorien zur Verfügung: 124

intransitive Bewegung = Fortbewegung Bewegung von Gegenständen mediale Bewegung Tätigkeiten und komplexe Handlungen aus mehreren Teilhandlungen allgemeine Geschehensbezeichnungen Reden und Sagen Wahrnehmen, meist als Anschauung Denken, oft als rezeptiver geistiger Vorgang Fühlen als soziale Einstellung in der Kommunikation Empfinden als Stimmungstendenz positiver Färbung zuständliche Kennzeichnung von bewerteten Eigenschaften deskriptive Merkmalsangaben mediale Naturvorgänge und Merkmalsänderung von Gegenständen Grenzwertbestimmung: Die Geschehensposition wird nur von Ereignissen besetzt, die einen Anfang haben können und auf Voraussetzungen rückfiihrbar sind. Die Rückwärtskoppelung des Finalsatzes an die Voraussetzungen im Hauptsatz entspricht der Vorwärtsbindung der willentlich gesteuerten Aktion im Hauptsatz an die Zielvorstellung. Für die Position des Geschehensträgers spielt in Haupt- und Finalsatz nur die Kategorie Person eine Rolle. Die sachlichen Kategorien sind von untergeordnetem Wert, nicht nur wegen ihrer geringen Zahl, sondern vor allem weil sie ganz uneinheitlich sind und nicht selten das reale Agens eines Tuns subjektiv umschreibend verschleiern. Grenzwertbestimmung für Geschehensträger im Hauptsatz. Wenn der Geschehensträger nicht gleichzeitig Willensträger ist, muß die Willens- oder Voraussetzungs-Relation betont werden. Grenzwertbestimmung für Geschehensträger im Finalsatz: Der Geschehensträger darf weder als Person noch als Sache mit dem Geschehensträger des Hauptsatzes identisch sein. Die aus dem äußeren Netz der Beziehungsfaktoren abgeleiteten Grenzwertbestimmungen fur die Sinnpositionen des inneren Netzes runden das Informationsmodell ab. Will man danach das Muster des finalen Gefuges auf eine einfache Formel bringen, so müßte diese etwa lauten: Eine bewußte Initial-Aktion bildet die Voraussetzung für eine als Konsequenz mögliche Sekundär-Aktion, die vor Eintritt in die Realität die vom Willen bestimmte Zielvorstellung des Interesseträgers ist. 125

Folgerungen Die Konsequenz aus einer so formulierten Funktionsbeschreibung des finalen Gefiiges wäre die Vermutung, daß es sich um eine der selteneren sprachlichen Erscheinungen handeln müßte. Wann kann das Bedürfnis bestehen, eine Folge von Fakten so zu kombinieren, daß sie einem Willen unterstellt werden und die Realisation des zeitlich späteren Fakts belanglos ist? Tatsächlich kommt das finale Gefuge selten vor, wie schon mehrfach bemerkt wurde, ist aber aus der Tatsache dieser Seltenheit heraus tendenziell zur Hervorhebung einer einzelnen Aktion innerhalb einer Kette von Aktionen geeignet: das Finalgefuge ist dann sozusagen das Signal fur eine Ereignis-Verdichtung. Aufschlußreich ist die Information des finalen Gefüges, wenn die Hauptaktion durch die in der Zielvorstellung enthaltene Sekundäraktion in das rechte Licht gerückt oder erst eigentlich verständlich gemacht wird. Wichtig ist die Information des finalen Gefuges, wenn eine Initialhandlung sich auf verschiedene Ziele richten könnte und durch den Finalsatz nun eines der möglichen Ziele als das aktuell gemeinte, oft überraschende Ziel bezeichnet wird, oder wenn ein Ereignis auf erstaunlichen Voraussetzungen beruht. Eine besondere Aufgabe erfüllt das finale Gefüge in der direkten Rede. Die Vervollständigung der Aussage durch Angabe der Zielvorstellung oder die Hervorhebung eines Zieles unter mehreren möglichen dient häufig dazu, die eigene Handlung oder den ausgesprochenen Wunsch des Redenden motivisch zu erläutern. Seltener ist der Interpretationsversuch einer fremden Handlung oder eines anderen Wunsches durch die Unterstellung einer Absicht. Die motivische Erläuterung der eigenen Aktion ebenso wie die Interpretation einer fremden Absicht kann je nach Kontext von heftiger Emphase bis zu kühler Argumentation reichen. Das Maß an innerer Beteiligung des Redenden oder Schreibenden ist im Finalgefuge nicht ausschlaggebend für den Umfang des Informationsgehaltes. Trotzdem wird das finale Gefüge nur sehr selten zur Darstellung von Nebensächlichem oder Selbstverständlichem eingesetzt.

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VARIANTEN UND GRENZFÄLLE

Das Satzgefugemuster kann in seinem äußeren Rahmen intuitiv erfaßt werden, läßt sich aber als Grundlage fur die Realisierungen von Satzgefügen erst nach Analysen und empirischem Vergleich einer größeren Zahl von Beispielen beschreiben. Die Merkmalskombinationen zeigten als Ergebnis das Zusammenspiel von invariablen äußeren Faktoren und recht variablen Positionen der inneren Faktoren, aus denen die Toleranzen fur den Normalfall abzulesen sind. Die form- und sinntypischen Merkmale des Funktionsplans erfüllen die Bedingung der Nachweisbarkeit an jedem beliebigen Beleg für das betreffende Satzgefüge. Alles, was die so verstandene Norm in grammatischer, stilistischer, rhetorischer und operationeller Hinsicht ergänzt, überschreitet oder nicht erreicht, ist in den bisherigen Beschreibungen nicht enthalten. War auf der Suche nach der Norm die Häufigkeit des Vorkommens ein Aktivposten in der Bewertung eines Phänomens, weil auf jeder Betrachtungsebene alle Beispiele analysiert wurden, so ist jetzt unabhängig von der Frequenz an der feststehenden Norm zu messen, was als Abweichung, als Grenzfall, als Variante zu werten ist. Die im ganzen heterogenen Aspekte, unter denen sich jeweils eine kleine Gruppe von Satzgefügen sammeln läßt, könnten den Oberbegriffen grammatisch, syntaktisch und stilistisch zugeordnet werden. Eine klare Grenzziehung ist aber oft nicht möglich, zumal die Zugehörigkeit zu einer Gruppe die zu einer anderen nicht ausschließt. Es wird hier nun unterschieden zwischen Aspekten, die außer im finalen auch in anderen Satzgefügen eine Rolle spielen (Stellung, Negation, Subjektgleichheit), und anderen Aspekten, in denen die Norm in einem oder mehreren Merkmalen nicht voll erfüllt scheint, wobei sich die Grenzen zu anderen Satzgefügen öffnen. Den Abschluß bildet wieder der engste Bereich des finalen Gefüges, wenn operationelle Varianten und besondere Akzente ihren Wert vor dem Hintergrund des Satzgefügemusters erhalten.

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Operationelle Gefügevarianten genereller Bedeutung Die Satzstellung Die an den Ablauf der objektiven Zeit gebundene Linearität jeder sprachlichen Äußerung (Saussure 82, 155, Bull 5) ist zwar auf keiner Ebene linguistischer Betrachtung gleichgültig, sie gewinnt aber an Bedeutung, je größer die betrachteten Einheiten sind. Während die Erfassung des Bezeichneten in Einzelwörtern oder in kleinen Wortgruppen ganzheitlich erfolgt, spielt die Linearität auf der Ebene des Satzes insofern eine Rolle, als der Inhalt des Gesagten nur schubweise verstanden werden kann und eine Erfassung der ganzen Information erst am Ende des Satzes möglich ist 1 . Bei der Kombination von Sätzen zu einem Gefiige hat die Anordnung der Elemente Bedeutung für die Informationsaufnahme durch den Hörer, zugleich aber kann durch die Reihenfolge der im Gefüge verbundenen Teilinformationen die Gesamtinformation qualitativ beeinflußt werden, wenn die Reihenfolge nicht obligatorisch ist. Im Gefüge werden die Informationen der Sätze gesondert erfaßt und kombiniert, die Linearität als das Nacheinander der Einzeläußerungen erleichtert oder erschwert das Verständnis. Dabei ist eine übliche, d. h. die Konzeption des Sprechers wie das Verständnis des Hörers erleichternde Stellung des Nebensatzes vor oder nach dem Hauptsatz nicht nur von Gefüge zu Gefüge verschieden 2 , sondern teilweise auch innerhalb des einzelnen Satzgefügetyps je nach der Sinnschattierung3. Welche Stellung als die jeweils übliche für ein Gefiige oder eine Sinnschattierung angesehen wird, ist weitgehend von der grammatischen Tradition bestimmt 4 . Ge1

Die Speicherung der gehörten Elemente vor endgültiger Klarheit über die Satzstruktur (Erwartungsschema, patterns of expectation) spielt nicht nur beim Dolmetschen eine Rolle, wird aber von der Übersetzungswissenschaft besonders hervorgehoben. Vgl. L. Römer, Einige syntaktische Gesetzmäßigkeiten beim Simultandolmetschen, in: Grundfragen der Übersetzungswissenschaft II, Leipzig 1968. 2 Lerch III 495/96: „Die Nebensätze sind entweder 'Start' oder 'Ziel' der Aussage. In ruhiger, auf den Hörer eingestellter Rede wird der 'Start' an den Anfang, das 'Ziel' an das Ende gesetzt, in impulsiver Rede umgekehrt". Imbs 81: „L'ordre objectif, qui répond à un point de vue didactique, a tendence à antéposer le fait psychologiquement le moins important, c'est-à-dire le fait supposé connu et qui sert de base de départ à la pensée . . . . L'ordre subjectif ou impressif, qui est plus spontané et plus affectif, tend au contraire à antéposer le prédicat ou propos, qui est l'objet propre et la raison d'être de l'énoncé, le substratum ne venant en fin de phrase que pour la compléter en vue de la clarté de l'énoncé".. 3 Vgl. Stempel, Kausalsätze 4 Man vergleiche bei Leumann-Hoffmann-Szantyr 733 die summarische Aufzählung der häufigeren Stellung des Nebensatzes und ihre knappe Erklärung, dies sei „in der inneren Logik begründet, wonach das zeitlich Frühere in der Äußerung zuerst kommt, das zeitlich Spätere folgt" mit den sehr allgemeinen Bemerkungen bei Paul IV 315, in denen die Stellung des Nebensatzes nicht an der außersprachlichen Realität gemessen, sondern in Relation zu den sprachlichen Intentionen des Redenden gesetzt wird.

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naueres kann man aus Statistiken oder an der Häufigkeit orientierten Belegsammlungen erfahren 5 . Die Relativität eben dieser Statistiken erschwert aber die Beurteilung. Bei genauerem Hinsehen wird das Bild immer uneinheitlicher, weil sich nicht nur Unterschiede von einem Autor z u m anderen zeigen, sondern häufig ebenso große von Werk zu Werk bei demselben A u t o r 6 . In finalen Gefügen ist die Abweichung von der normalen Nachstellung des Finalsatzes mit rund 10% selten. Wegen der generell sehr niedrigen Frequenz finaler Gefüge läßt sich allerdings aus dem auch hier verschiedenen Verhalten der einzelnen Autoren stilkritisch kaum etwas entnehmen. Folgende Tabelle zeigt die Problematik der kleinen Zahlen, die erst in der Addition prozentuale Ermittlungen gestatten. Das Altspanische wurde wegen des Mangels an Repräsentativität ausgelassen 7 .

5 vgl. für Kausalsätze die Statistiken bei Lorian und Belegsammlungen bei Kretschmann. Danach würde im Altspanischen der bekannte Grund eher vor dem Hauptsatz stehen (70 zu 30 Belege), während der neue Grund öfter nachgestellt ist (100 zu 50 Belegen). Im modernen Französischen dagegen überwiegt die Nachstellung ganz entschieden (Lorian 20, 68 f.), nicht nur bei parce que mit 95%, sondern auch bei puisque mit 73%, obwohl hierfür bei den Grammatikern die Voranstellung angenommen werde, weil es den bekannten Grund in logischer Argumentation bringe. Leider fehlen ähnliche Statistiken für das offenbar seltenere comme. Aus den absoluten Zahlen läßt sich aber wegen der entschieden größeren Frequenz von parce que (811 gegenüber 421 puisque) ablesen, daß vorangestellte Kausalsätze im modernen Französischen recht selten sind, vermutlich nicht über 15%. 6 vgl. Lorian Hypothèse 109 und 111, die Schwankungsbreite im Verhältnis von vor- und nachgestellten Konditionalsätzen beträgt bis zu 20%. Bei vorangestellten Konditionalsätzen, die im Mittel 66% umfassen, reicht die Schwankungsbreite von 58% bis 79%, und zwar sowohl bei verschiedenen Schriftstellern mit Werken ähnlichen Stils als auch bei einem Schriftsteller in Werken unterschiedlichen Stils. Zur geringen Einheitlichkeit in der Stellung äußert sich auch Kretschmann 90/91. 7 Bei den altspanischen Autoren liegen die Prozentwerte für die Voranstellung zwischen 0 und 10%, mit einer Ausnahme: Don Juan Manuel hat im Conde Lucanor von 80 Finalsätzen 34 in Voranstellung, das sind über 40%, die meisten davon sind aber fast wörtliche Wiederholungen, vgl. p. 22 und 47.

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Gesamtzahl der Finalsätze

vorangestellte Finalsätze

Addition nach Epochen und Prozentwerte

Addition nach Gattung und Prozentwerte

Theater Lope Tirso Calderón

89 61 46

12 11 13

36 von 196 = 18,5%

Zorilla Marquina Benavente

11 12 56

2 0 4

6 von 79 = 7,5%

Cervantes Alemán Quevedo Isla

115 59 43 33

16 1 14 4

35 von 250 = 14%

Valera Pérez Galdós Blasco Ibáfiez

70 234 45

5 21 1

27 von 349 = 7,5 %

Baroja Unamuno Pérez de Ayala Valle-Inclán Cela Zunzunegui

61 18 22 83 33 80

7 0 2 3 1 2

30 62 25

4 8 3

1288

134

42 von 275 = 1'5%

Erzählung

77 von 896 = 8,5%

15 von 297 = 7,5 %

Essay Gracián Ortega y Gasset Menéndez Pidal Gesamtsumme

15 von 117 = 13%

= 10,5%

Welche Gründe kann es für die Voranstellung eines Finalsatzes geben? Wegen der Seltenheit des Finalgefuges ist eine einfache Opposition zur normalen Stellung im Sinne einer Hervorhebung kaum anzunehmen. Tatsächlich heben sich recht verschiedene Gründe voneinander ab. Neben der Motivierung aus der Gesprächssituation, die den größten Umfang hat, kann man in der Erzählung eine subjektivierende und im Essay eine didaktisch-demonstrative Motivierung unterscheiden, und es gibt auch situationsbedingte psychologische Gründe. 130

1. Rhetorische Motivierung im Dialog: Der Redende ist gleichzeitig Willensträger und m u ß damit rechnen, daß der Gesprächspartner das auch weiß. Es kann also nur die suggestiv am Anfang stehende Zielangabe interessieren. Die Redewendungen sind fast stereotyp und wiederholen sich oft: Cervantes, Don Quijote I 34 (239): Pero PORQUE no digas que no responde a tus preguntas, digo que conozco a tu esposo Anselmo. Anonym II 212: Damit du mir jedoch nicht vorwirfst, ich lasse deine Fragen unbeantwortet, so gestehe ich dir, daß ich deinen Gemahl Anselmo kenne, Isla, Fray Gerundio 72: y PARA QUE veas cuán sin ella (experiencia) habla ese santo hombre, oye un argumento sencillo, pero convincente. „und damit du siehst, wie dieser heilige Mann ohne Erfahrung redet, höre ein kurzes, aber überzeugendes Beispiel". In lebhafter Argumentation wünscht der Sprecher den Hörer zunächst darüber im unklaren zu lassen, mit welchen Voraussetzungen er das finale Geschehen in Verbindung setzt = Überraschungsmoment: Pérez Galdós, Angel Guerra I 173/74: Nada, nada, PARA QUE yo sea persona decente, digna de alternar con los Médinas, Bringas y Taramundis, es preciso que abomine de aquella infeliz mujer, „Nichts davon; damit ich ein anständiger Mensch bin, würdig des Umganges mit den Medina, Bringa und Taramundi, ist es nötig, daß ich diese unglückliche Frau verabscheue".

2. Subjektivierende Motivierung in der Erzählung: Die Zielvorstellung am Anfang erscheint für den Handelnden vorrangig und enthält eine besondere Informationsqualität. Sie ist der subjektivierenden Voranstellung der Kausalsätze vergleichbar 8 : Quevedo, La vida del Buscón II 2 (86): Sucedió, pues, que vió desde lejos un hombre que le sacaba los ojos (según dijo) por una deuda, mas no podia el dinero; y PORQUE no le conociese soltó detrás de las orejas el cabello, que traia recogido, y quedó nazareno entre verónico y caballero lanudo, plantóse un parche en un ojo, y púsose hablar italiano conmigo. „Es geschah also, daß er von fern einen Mann sah, der ihn wegen einer Schuld suchte, wie er sagte, aber er hatte kein Geld; und damit er ihn nicht erkannte, holte er das Haar, das er zurückgestrichen trug, hinter den Ohren hervor und erschien als Nazarener zwischen Ehrenmann und Landstreicher, er klebte sich ein Pflaster auf ein Auge und fing an, mit mir italienisch zu reden".

8

Stempel Kausal 305 verweist bei der Subjektivierung besonders darauf, daß zur Deutung der Voranstellung im Recit größere Zusammenhänge berücksichtigt werden müssen.

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3. Didaktische Demonstration im Essay: Bei Betonung der Voraussetzung-Relation kann sowohl die Suche nach einer Voraussetzung als auch die „dozierende Entwicklung eines Gedankens" (Stempel, Kausal 305) die Voranstellung motivieren: Ortega y Gasset, El poder social 24: PARA QUE una mujer se enamore de un hombre o viceversa, es preciso que antes se „fije" en él. „Damit eine Frau sich in einen Mann verliebt oder umgekehrt, muß sie sich vorher auf ihn „einstellen".

4. Psychologische Gründe: Der Sprechende läßt in der Erregung die sprachlichen Muster unbeachtet und äußert nur das, was ihm wichtig ist: Expression statt Kommunikation: Celestina 332: y PORQUE el incogitado dolor te dé más pena, todo junto sin pensarlo, PORQUE más presto vayas al sepulcro, PORQUE no llore yo sólo la pérdida dolorida de entrambos, ves alii a la que tú pariste y yo engendré, hecha pedazos. Hartmann/Fries 289: Daß der nie gefühlte Schmerz1 dich noch härter, unvermutet und mit einem Mal trifft, daß du um so schneller ins Grab sinkst, daß ich nicht allein den unersetzlichen Verlust beweine, den wir beide erütten; sieh, da hegt zerschmettert am Boden, die du gebarst und ich erzeugte".

Negation Die Wirkung der Negation innerhalb eines Satzgefüges wird im Romanischen meist dann beachtet, wenn in dem von einem negierten Satz abhängigen Nebensatz der Konjunktiv auftritt, für den erklärende Bezeichnungen gesucht werden 9 . Dieser abhängige Konjunktiv findet sich vor allem in QUE-Sätzen nach Verben des Sagens und Denkens, im Spanischen auch nach Verben der Wahrnehmung, außerdem in Relativsätzen, wenn das Beziehungswort im Obersatz verneint ist 1 0 , und ebenso in Konsekutivsätzen, wenn die Negation das Korrelat im Obersatz betrifft 11 . Wie die Einschränkungen zeigen, bewirkt die Negation den Konjunktiv unter der Bedingung, daß die Aussage des Nebensatzes etwas nur Gedachtes und nicht Wirkliches angibt, sonst hat der Nebensatz auch bei negiertem Obersatz den Indikativ. 9

Gamillscheg (Romanisches Jahrbuch V 1952, p. 27) nennt ihn „Konjunktiv des psychologischen Subjekts", Lerch (Modi 72) meint, daß der „Inhalt des que-Satzes zu einem lediglich vorgestellten" wird. Ähnlich spricht Wunderli 203 vom „Vorstellungscharakter des ganzen, aus Ober- und Untersatz bestehenden Komplexes". 10 vgl. Akademie-Grammatik 338, § 383 b für Verben der Wahrnehmung und 333 § 376 c für Relativsätze nach einer Negation. 11 Rudolph, Konsekutivsätze 155f., Folgesätze nach einem Obersatz ohne Korrelat behalten den Indikativ, auch wenn der Obersatz verneint ist; solche Gefüge sind aber sehr selten.

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Welche Wirkung kann die Negation im Obersatz in einem Gefüge haben, dessen Nebensatz wie im Finalgefüge ohnehin im Konjunktiv steht und bei dem jeder dritte von allen Fällen auch im Obersatz etwas nicht Wirkliches bezeichnet? Es ist hier zu beachten, daß die Negation nicht nur verschiedene Teile des Satzes betrifft, in dem sie steht, sondern auch Unterschiedliches bezeichnen kann, wenn sie Verben verschiedener Oppositionsverhältnisse betrifft 1 2 . So wird in einem Drittel der finalen Gefüge mit einer Negation im Obersatz etwas Positiv-Existentes bezeichnet, weil die Negation nur formalen Wert hat 1 3 . Die Fälle, in denen die Negation im Obersatz wirksam ist, sind nicht einheitlich, indem verschiedene Teile des Komplexes negiert sein können. Die Grundkonzeption des positiv gefaßten Satzgefugemusters ist aber überall erkennbar. 1. Die Unterlassung eines Tuns ist Voraussetzung. Parallel zum normalen Finalgefüge nimmt hier die Unterlassung eines bestimmten, vom Kontext her erwarteten Tuns die Position der Haupthandlung ein; die Unterlassung ist gewollt und hat die Auslösung des finalen Geschehens zum Ziel; ebenso beim negierten Imperativ: Primera Crónica General 718: Et el conde, pues que salió, non se espidió nin fablo, POR QUE por Ventura non fuesse entendudo. „Und als der Graf ging, verabschiedete er sich nicht und sprach auch nicht, damit er nicht durch Zufall gehört werden könnte". Celestina 107: Pues, madre, no le des parte de lo que pasó a ese caballero, PORQUE no me tenga por cruel. Hartmann/Fries 89: „Und daß du dem Herrn nichts von dem verrätst, was hier vorfiel, Muhme, damit er mich nicht für unhöflich, jähzornig oder gar herzlos hält".

2. Die Voraussetzung ist negiert. Das ganze Gefüge ist als eine nicht wirkliche Geschehensfolge, als bloße Spekulation ausgewiesen. Dabei steht im Hintergrund ein positives Ereignis mit seiner möglichen Zielvorstellung. Cervantes, Don Quijote I 5 (22) Mas yo me tengo la culpa de todo, que no avisé a vuestras mercedes de los disparates de mi señor tio PARA QUE lo remediaran antes de llegar a lo que ha llegado, Anonym I 53: Bald möchte ich mir die Schuld von allem dem beimessen, weil ich Euch nicht in Zeiten was von den Anfällen meines Herrn Onkels sagte. Vielleicht hättet Ihr wohl noch Mittel finden können, eh' es so weit gekommen wäre. 12 Bei Verben, die in bipolarer Opposition zu anderen stehen (fehlen - vorhanden sein), bezeichnet die Negation einfach das andere Oppositionsglied. Bei Verben mit multilateraler Opposition (gehen - sitzen/stehen/liegen oder gehen - wandern/laufen) und bei Verben ohne klare Opposition (sehen) wird das Bezeichnete durch die Negation ersatzlos ausgeschlossen. 13 31 Fälle von 109; und zwar 20 bei bipolar oppositionellem Verb (faltar, quitar, dejar) 7 Formeln wie no más que, 4 rhetorische Negationen.

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Cervantes, Don Quijote I 27 (171): No me dio lugar mi suspensión y arrobamiento PARA QUE mirase y notase en particular lo que traía vestido. Anonym II 88: Die heftige Spannung erlaubte mir nicht, ihren Anzug genau zu beobachten.

3. Die Absicht ist negiert. Trotz der Negation bezeichnet der Obersatz eine tatsächlich realisierte Aktion. Diese könnte sich auch auf das im Finalsatz angegebene Ziel richten, gerade das aber wird abgelehnt: Cervantes, Don Quijote I 2 (8): pero non vos lo digo PORQUE os acuitedes ni mostredes mal talante, Anonym I 27: wiewohl ich dies nicht sage, um Euch weh zu tun oder Euch übler Laune zu machen.

Besonders deutlich ist die Negation der Absicht, wenn sich dem als unzutreffend bezeichneten Ziel in einem zweiten Finalsatz noch das tatsächlich gemeinte Ziel anschließt: Cervantes, Don Quijote I 22 (123): que aquellos señores no le dieron esa vara PARA QUE maltratase a los pobretes que aqui vamos, sino PARA QUE nos guiase y llevase adonde su majestad manda. Anonym II 10: die Obrigkeit hat Euch ja den Stab nicht in die Hand gegeben, daß Ihr uns arme Teufel miflhandeln, sondern an den Ort bringen sollt, wohin seine Majestät befiehlt".

Auch formal erkennbar als Doppelfinalität mit verschiedenem Vorzeichen sind Fälle, in denen die Negation direkt vor der Konjunktion steht: Ortega y Gasset, El poder social 89: La carne nos presenta su forma y color, no PARA QUE los veamos, sino PARA QUE „al través" de ellos, como al través de un cristal, vislumbremos el alma. „Das Fleisch zeigt uns seine Form und Farbe, nicht damit wir sie sehen, sondern damit wir durch sie hindurch wie durch einen Kristall die Seele ahnen".

Die Gesamtfrequenz von finalen Gefugen mit einer Negation im Obersatz ist sehr niedrig, besonders wenn man sie mit dem Vorkommen der Negation im Durchschnitt bei allen Sätzen vergleicht (generell kommt auf vier positiv gefaßte Sätze einer mit einer Negation). Von 1710 Belegen haben 109 eine Negation im Obersatz. Wirksam ist die Negation in 78 Fällen (= 4,5%), und zwar 1. Unterlassung eines Tuns = 18 Fälle; 2. Negation der Voraussetzung = 35 Fälle; 3. Negation der Absicht = 22 Fälle, davon 15 mit Doppelfinalität.

Subjekt-Gleichheit Das Nebeneinander von Satzgefügen und Infinitivkonstruktionen zum Ausdruck desselben logisch-semantischen Beziehungsverhältnisses mit dem Erfordernis, bei gleichem Subjekt den Infinitiv zu wählen, bei verschiedenem Subjekt aber das finite Verb im Nebensatz, gibt es in dieser Strenge nur im finalen Gefiige und auch erst 134

seit romanischer Zeit 1 4 . Die bisherigen Untersuchungen legen den Gedanken nahe, daß gerade die große Verbreitung finaler Infinitivkonstruktionen, denen lateinisches Gerundium und Supinum entsprechen, in der engen Verknüpfung begründet ist, die das finale Geschehen als Vorstellung des Willensträgers an das ebenfalls vom Willensträger bestimmte Hauptgeschehen bindet. Finalsätze scheinen nur in den Anfängen der spanischen Zeit häufiger gewesen zu sein als finale Infinitive (vgl. p. 20 Anm. 20), im 13. Jahrhundert waren sie bereits seltener. Aber auch im Cid mit 55 Finalsätzen gegenüber 33 finalen Infinitiven war die Subjektgleichheit nicht häufiger als sonst im Altspanischen 15 . Eine Konkurrenz zu finalen Infinitiven ist bei den Finalsätzen mit Subjektgleichheit, deren Frequenz unter 5% liegt, nicht zu konstatieren, worin wieder eine Bestätigung der inneren Regelmäßigkeit des finalen Gefìiges zu erkennen ist. Die Eigentümlichkeit besteht nämlich darin, daß der formalen Gleichheit nicht wie sonst meist die Identität von Wollendem und Handelndem entspricht. 1. Gleiches Agens, verschiedener Willensträger. Hierzu gehören über die Hälfte der Belege; meist steht im Obersatz ein Imperativ 16 , zuweilen auch die parallelen Formen von Konjunktiv oder Futur (vgl. p. 131 f.) oder von,.müssen". Cela, Lazarillo 175: Torna, Lázaro, PARA QUE te alimentes. „Nimm, Lazaro, damit du dich ernährst". Lazarillo 46: mozo, pásate alli y verás cómo hacemos esta cama, PARA QUE la sepas hacer de aqui adelante. Henze 41: Nun, mein Junge, stell dich daher und gib acht, wie wir das Bett richten, damit du es von nun an allein machen kannst.

Entsprechend verhält es sich dann auch in den indirekten Formen der Erzählung: Don Juan Manuel, Conde Lunanor 173: Et ellos dijiéronle que PORQUE viese que non querían engañar, que los mandase encerrar. Eichendorff 147: „sie aber baten, er möge sie in den Palast einschließen lassen, damit er sich überzeuge, daß sie ihn nicht hintergehen wollten".

Der Redende ist jeweils der Willensträger, der Angeredete aber das Agens. Der Finalsatz enthält hier wie stets die Zielvorstellung des Wollenden und nicht des in beiden Sätzen Handelnden. Aus diesem Grund sieht man in diesen Belegen keine Konkurrenz zum finalen Infinitiv. 14 Herkunft und Etymologie finaler Infinitiv-Konstruktionen behandelt Lerch II 135 f. ausführlich. Er sieht im Bedürfnis nach Vermeidung zweier finiter Verben mit gleichem Subjekt ein Motiv fur die Ausbildung von Konstruktionen ohne infinites Verb schon im Lateinischen. Allerdings ist auch in anderen Satzgefügen die Subjekt-Gleichheit nicht selten (siehe p. 68) und trotzdem wurden Infinitiv-Konstruktionen nicht zur Regel. 15 Von den vier Belegen mit Subjektgleichheit im Cid haben drei (105, 121, 445) einen Imperativ im Obersatz, einer (2985) scheint auch infinitivisch möglich. 16 Zur Sonderstellung des Imperativs zwischen den Personen und Zeiten vgl. p. 36 f. 135

2. Verschiedenes Agens, Obersatz-Agens ist Willensträger. Diese Formel charakterisiert die Fälle mit einem Passiv in einem der beiden Sätze: Cervantes, Don Quijote I 5 (22): Esto digo yo también, dijo el cura, y a fe que no se pase el dia de mañana sin que dellos no se haga acto público, y sean condenados al fuego, PORQUE no den ocasión a quien los leyere de hacer lo que mi buen amigo debe de haber hecho. Anonym I 53: „Das sag ich auch", versetzte der Pfarrer, „und bei meinem Wort, die Sonne soll morgen nicht untergehen, ohne daß ich an ihnen ein Exempel statuiert und sie zum Feuer verdammt hätte, damit sie nicht irgend noch einmal bei jemand, der darüber kommt und sie liest, so ein Unglück anrichten, als sie bei meinem guten Freunde angerichtet haben". Gracián, El Criticón I 2 (46): Y en el mismo sol fué favor que se ausentase de noche PARA QUE fuese deseado en la mañana. „Und bei der Sonne selbst war es eine Gunst, daß sie sich nachts entfernte, damit sie morgens ersehnt würde". 3. Perioden mit mehrschichtiger Abhängigkeit Wenn dem Finalsatz die Verbindung von Haupt- und Objektsatz mit verschiedenen Subjekten übergeordnet ist, von denen eines mit dem Subjekt des Finalsatzes übereinstimmt, scheint dieser aus Gründen der Deutlichkeit gewählt zu sein: Cervantes, Don Quijote I 3 (14): Don Quijote le preguntó cómo se llamaba, PORQUE él supiese de allí adelante a quién quedaba obligado por la merced recibida, Anonym I 38: Don Quijote fragte sie um ihren Namen, damit er hinfüro wisse, wem er für diese empfangene Gnade verbunden sei. Nicht viel anders ist es, wenn der Finalsatz zwei Aussagen enthält, von denen eine ein gleiches Subjekt wie ein Teil des übergeordneten Komplexes hat: Isla, Fray Gerundio 58: Pero sea lo que fuere, prosiguió el Provincial, yo quiero ver, en presencia de vuestras paternidades, si con maña y con suavidad puedo hacer que este muchacho conozca su boberla, estudie, se aplique y lea a lo menos buenos libros de sermones, PARA QUE tome el verdadero gusto de predicar, y la orden se aproveche de sus especiosos talentos. „Aber, wie dem auch sei, fuhr der Provinzial fort, ich möchte sehen, ob ich in Gegenwart Eurer Väterlichkeiten mit List und Sanftmut erreichen kann, daß dieser Knabe seine Albernheit erkennt, studiert, sich anstrengt und zumindest gute Gebetsbücher liest, damit er wirklichen Genuß am Predigen hat und der Orden aus seinen hervorragenden Talenten Nutzen zieht". Der Wunsch nach Deutlichkeit ist in diesem Beleg vermutlich kombiniert mit einer besonderen Betonung der am Schluß der Periode in einem Satz zusammengefaßten finalen Aussagen. Sonst wird bei einem solchen Abhängigkeitsverhältnis die Verbindung von finalem Infinitiv und mit QUE eingeleitetem Finalsatz bevorzugt (vgl. p. 14/15.) 4. Opposition zum finalen Infinitiv. Es gibt auch einige echte Konkurrenzfälle mit vorangestelltem Finalsatz oder mit sprichwörtlich klingenden Wendungen: 136

Fernán González 28: PORQUE el non reinasse andava ascondido; nonbre se puso Vanba por non ser conosçido. „Damit er nicht regierte, hielt er sich verborgen; er nannte sich Vamba, um nicht erkannt zu werden". Cela, Lazarillo 62: A mí aquella historia del abuelo del violinista no me pareció demasiado verdadera, bien es cierto, pero como el hombre parecía que gozaba en contármela y en la vida bastantes embustes mete uno PARA Q U E no aguante los de los demás, hico como que me lo creia. „Mir erschien jene Geschichte vom Großvater des Violinisten nicht besonders wahrhaftig, das stimmt schon, aber da der Mann Vergnügen daran zu haben schien, sie mir zu erzählen, und man im Leben genug Scherze macht, damit man nicht die der anderen erduldet, tat ich so, als ob ich ihm glaubte".

Die Frequenzangaben zeigen die unterschiedliche Gewichtsverteilung; es bedurfte großer Aufmerksamkeit, gerade die ersten Gruppen aufzufinden, weil der Finalsatz dort natürlich erscheint: 1. Agens ist Angeredeter dasselbe indirekt 2. Passiv in einem Satz 3. Mehrschichtigkeit 4. Opposition zum Infinitiv

44 8 9 11 11 83 Belege von 1710.

Infinite H a u p t h a n d l u n g In Sprachen, die wie die romanischen über eine Reihe von infiniten Formulierungen zum Ausdruck von Satzinhalten verfügen, wirkt es ganz natürlich, daß nicht nur Neben- und Zusatz-Aussagen in diesen Kurzformen erscheinen, sondern daß sie selbst als Hauptaussagen fungieren, d. h. daß ein Nebensatz von einem infiniten Ausdruok abhängt und nicht von dem finiten Verb des entsprechenden Satzes. Obwohl diese spezielle Abhängigkeit die Vorstellung von einem Satzgefüge fast in Frage zu stellen scheint, wird sie bei der Behandlung von Satzgefügen nicht erwähnt. Infinitiv, Gerundium und Partizip enthalten fast stets Teilinformationen, d. h. sie wiederholen nicht die im Satz enthaltenen und sie mitbetreffenden Informationen. Zum Verständnis ist der ganze Satz erforderlich. Dies trifft im Spanischen allerdings auch auf viele sozusagen vollständige Sätze zu, deren Subjekt aus dem Vorherigen mitzuverstehen ist. Wenn nun wie in dieser Arbeit das Bezeichnete als Kriterium für die Beurteilung vorrangig gewertet wird, kann der Funktionsplan des Satzgefugemusters auch dann als erfüllt gelten, wenn die Geschehensposition des Obersatzes nur mit einem infiniten Ausdruck besetzt ist. 137

Infinitiv: Pérez Galdós, Angel Guerra II 137: Andando de puntillas, condújole al museo, después de darle una buena manta PARA QUE se abrigase. „Auf Zehenspitzen führte er ihn ins Museum, nachdem er ihm eine gute Decke gegeben hatte, damit er sich schützte".

Gerundium: Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 24: Y reinó un silencio embarazoso por algunos segundos, hasta que uno de los bañistas, volviéndose PARA QUE no se le viera reír, entabló otra conversación. „Einige Sekunden herrschte ein peinliches Schweigen, bis einer der Badegäste, indem er sich umdrehte, damit man ihn nicht lachen sah, eine andere Unterhaltung begann".

Partizip: Celestina 234: A medio lado, abiertas las piernas, el pie izquierdo adelante puesto en huida, las faldas en la cinta, la adarga arrollada y so el sobaco PORQUE no me empache; Hartmann/Fries 204: Halb zur Seite gekehrt, die Beine gespreizt, den linken Fuß zur Flucht vorgestellt, die Rockschöße im Gürtel, die Tartsche untern Arm geklemmt, damit sie mir nicht beim Laufen in die Quere kommt.

Das Agens ist jeweils aus dem Kontext zu erschließen; es ist mit dem Willensträger identisch. In der direkten Rede kommt diese besondere Gefugeform fast gar nicht vor.

Merkmalsvarianten im Grenzfall Daß die einzelnen Satzgefüge nicht durch starre Grenzen voneinander getrennt sind, tritt durch den systemorientierten Aufbau der meisten Grammatiken in den Hintergrund 17 . Nur bei der historischen Betrachtung von Satzverknüpfungen kommen die Übergänge zwischen Sätzen benachbarten Inhaltes öfter zur Sprache, erkären sie doch gerade die Verwendung einer Konjunktion in verschiedenen Sätzen und spielen auch bei der Bildung von Konjunktion eine Rolle 1 8 . Abgesehen von Satzverwandtschaften, die durch die psychologische Situation des Sprechens immer wieder vertieft werden wie im Verhältnis von Kausal- und Finalsatz 1 9 , gibt es Verwandtschaften, die auf einer teilweisen Übereinstimmung des Satzgefugemusters beruhen. Eine solche Teilkongruenz der Satzgefugemuster läßt die Grenzen verschwimmen und erleichtert den Austausch eines Satzes durch den anderen oder das Hinzutreten der semantischen Eigentümlichkeit des einen Satzes zum anderen, wie dies im Nebeneinander von Konsekutiv- und Finalsätzen öfter zu 17 Das ist selbst dann der Fall, wenn ein Forscher wie Sandfeld einleitend die Schwierigkeiten der Klassifizierung kommentiert und erklärt (Bd. 2,XV): „La délimitation du groupe des propositions adverbiales restera forcément flottante". 18 vgl. Stempel 391 f. und dort die weitere Literatur. 19 vgl. Herman 52, 56, 71.

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beobachten ist 20 . Dabei kann die Grenzverwischung spontan einem momentanen Ausdrucksbedürfnis folgen, wofür der finale Nebensinn in verschiedenen Satzarten ein Beispiel ist 2 1 , oder es kann sich um konventionelle Grenzfälle handeln, denen nur wegen ihres geringen Umfanges nicht der Rang von eigenen Mustern zugestanden wird, die als solche von Einheimischen vielleicht auch gar nicht empfunden werden 22 Nur von dieser Art von Grenzfällen am Rande des finalen Gefiiges ist hier die Rede.

Die Grenze zum präpositionalen Objektsatz Der Objektsatz mit finaler Konjunktion und finalem Gehalt ist nur auf wenige Anwendungsweisen beschränkt. Er gibt den Inhalt einer Einladung, eines Befehls, einer Aufforderung an, von der im Obersatz die Rede ist. Ortega, y Gasset, El poder social 31: Yo invito a los lectores PARA QUE en homenaje a Galileo desarrollen conmigo algunos temas en torno el pensamiento de su época. „Ich lade die Leser ein, zur Ehre Galileis mit mir einige Themen über die Gedanken seiner Zeit zu behandeln". Ortega y Gasset, El poder cocial 56: Con este fin se publica un bando PARA QUE todo el mundo recorte sus capas talares y recoja las enormes y caldas alas de los sombreros. „Mit diesem Ziel wird eine Bekanntmachung veröffentlicht, daß alle ihre schleppenden Mäntel abschneiden und die großen fallenden Hutkrempen einziehen sollen". Pérez Galdós, Angel Guerra III 148: Sentáronse a la mesa y desde la sopa, lo mismo Guerra que Palomeque pinchaban a D. Pito PARA QUE se arrancase a contar las traídas de negros, „Sie setzten sich zu Tisch und von der Suppe an stichelten Guerra und Palomeque Don Pito, er solle sich aufraffen und von den Negerfahrten erzählen".

Übereinstimmung mit dem Satzgefügemuster der Finalität herrscht in den Sinnpositionen mit ihren Grenzwertbestimmungen: das von Personen getragene Geschehen des Obersatzes kann ein Ziel haben; die Nebenaussage steht noch vor der Realisierung; ein Willensträger ist in der Hauptaussage erkennbar, der Handelnde der Nebenaussage ist eine andere Person. Nichtübereinstimmung herrscht dagegen in den meisten Beziehungsfaktoren: die Hauptaussage enthält nicht die Voraussetzung fur ein mögliches Eintreten des auf eben diesen Voraussetzungen beruhenden Geschehens im Nebensatz; kausale Relationen existieren nicht, weder im Sinne einer Bewirkung der Nebenaussage noch im Sinne einer Motivierung der Hauptaussage. Einladung, Befehl, Aufforderung haben kein anderes Ziel als ihre Befolgung. Der Kreis ist also enger: nur die Aufforderung und ihr Inhalt füllen das Gefüge. Das Zielgerichtete hat dieser Objektsatz mit allen Begehrssätzen gemeinsam. Jedes Begehren

20 vgl. p. 25 Anm. 28 21 vgl. Ettmayer 194 f., Rothe 104 f., Wunderli 501 f. 22 Die Grenzfälle im finalen Bereich werden weder in der Grammatik der spanischen Akademie noch in den syntaktischen Arbeiten von Lenz, Alarcos Llorach und Gilí y Gaya erwähnt. 139

ziehlt auf seine Erfüllung. Erst wenn darüber hinaus noch ein anderes Ziel gemeint ist, kann es eine finale Verknüpfung geben. Aber die Grenzen sind fließend23, das letzte Beispiel (Pérez Galdós) könnte auch eine finale Interpretation zulassen, wenn man der Hauptaussage eine größere Selbständigkeit zubilligt. Ähnlich verhält es sich bei Ausdrücken mit offener Handlungskomponente im Obersatz (dar lugar, ocasión, motivo), die als Ausdrücke des Erlaubens aufgefaßt werden können (vgl. Belege p. 27), die aber auch mit einer nur wenig anderen Sinnschattierung in finalen Gefügen vorstellbar sind: Cervantes, Don Quijote I 28 (175): y cuan más agradable compañía harán estos riscos y malezas a mi intención, pues me darán lugar PARA QUE con quejas comunique mi desgracia al cielo, Anonym II 96/97: Welche angenehme Gesellschafter werdet ihr mir seyn, ihr Klippen und Sträuche! denn bei euch kann ich ungestört dem Himmel mein Leid klagen.

Maßangabe als bestimmender Faktor Auf der Mitte zwischen Final- und Konsekutivgefüge stehen Sätze mit einer das Genügen markierenden Maßangabe, auf die sich ein Satz mit den formalen Merkmalen des Finalsatzes bezieht 24 . Das Maß ist relativ; es wird bestimmt im Verhältnis zu dem, was es bei Erreichen der Grenze auslöst: Luis de León, La perfecta casada 187: y aquesta sospecha basta PARA QUE ande en lenguas, „und dieser Verdacht genügt, damit sie in aller Munde ist", Palacio Valdés, La Hermana San Sulpicio 126: ( . . . es prima mia . . .) No muy próxima, pero si lo bastante PARA QUE pueda llamarla asi. „(ist meine Kusine) Nicht besonders nahe, aber doch genug, damit ich sie so nennen kann".

Von den form- und sinntypischen Merkmalen des finalen Gefüges fehlt nur der übergeordnete Wille und entsprechend die Willensbegründung durch die Nebenaussage. Abgesehen davon ist die Hauptaussage Voraussetzung und auslösendes Element, kann als Ursache aufgefaßt werden und geht der Nebenaussage zeitlich voran. Diese kann sich erst im Anschluß an die geschaffenen Voraussetzungen realisieren, ergibt sich dann aber als Wirkung aus ihnen. Die Ähnlichkeit zum Konsekutivgefüge besteht in der Maßangabe, die mit dem grad-

23 Sandfeld II 33/34 und 401 betont die fließende Grenze zwischen Objekt- und Finalsätzen bei den französischen Parallelen und erklärt: „Du reste, cette distinction est de pure convention". 24 Als Konsekutivsätze werden diese Sätze behandelt bei Lerch II 396/96, Deutschbein 51, Duden-Grammatik 520, als Finalsätze faßt Sandfeld II 4 0 3 sie äüf; Busse 8/9 sieht in ihnen determinierende Sätze.

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bestimmenden Korrelat auf einer Stufe steht; besonders deutlich ist dies bei der adjektivischen Fassung. Während der Konsekutivsatz als Präzisierung der Qualität oder Quantität eines Intensitätsgrades anzusehen ist, geht es hier um die Bestimmung einer Grenzmarkierung. Die Grenze ist nicht absolut bestimmbar, gleichwohl spielt sie in allen drei möglichen Formulierungen die Rolle des Maßstabes. Nur wenn die mit Genügen markierte Grenze erreicht ist, kann eine Wirkung ausgelöst werden. Das auslösende Moment liegt wie der übergeordnete Wille im finalen Gefüge außerhalb des bewirkten Geschehens und seiner Handlungsträgers. In den beiden anderen Fällen — unterhalb der Grenze, wenn das Gefüge negiert ist und ebenso oberhalb davon, wenn das Maß als zu hoch angegeben wird — kann die Wirkung nicht Zustandekommen. Unterschreitung der Grenze des Genügens: Pérez Galdós, Angel Guerra III 150: Pero es un saber que no basta PARA QUE yo te ilustre, „Aber es ist ein Wissen, das nicht genügt, damit ich dich bilde".

Überschreitung der Grenze des Genügens: Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 38: Es cosa demasiado esencial en la convivencia humana PARA QUE se pueda pasar a su vera sin notarla, (cosa = derecho público) „Die Sache ist im menschlichen Zusammenleben zu wesentlich, als daß man zu seinem Ende kommen könnte, ohne sie zu bemerken".

Da das Grenzmaß in beiden Fällen nicht getroffen ist, hat der Obersatz negierende Wirkung. Während aber bei der Unterschreitung die Nebensatz-Aussage hypothetischen Charakter hat, wird bei der Überschreitung eine Wirkung ausgelöst, die sich in direkter Opposition zum Genannten befindet. Daher steht im Nebensatz bei der Überschreitung oft eine Negation, durch die sich sein Inhalt mühelos ins Positive kehrt, wie folgender Beleg zeigt: Ortega y Gasset, Ensayos escogidos 178: El hecho ha sido demasiado frecuente, PARA QUE no reclame algunas reflexiones. „Dies war zu häufig, als daß es nicht einige Überlegungen erfordert".

Die Frequenz dieser Gefüge mit einer Maßangabe im Obersatz ist recht niedrig. In den Texten, aus denen das Beispielmaterial für die in dieser Arbeit untersuchten finalen Gefüge stammt, fanden sich nicht einmal hundert Belege 25 . Meistens ist das Grenzmaß getroffen (67 Fälle, neben bastar und bastante auch durch suficiente und harto bezeichnet). Unterschreitung (12 Fälle) und Überschreitung (19 Fälle) kommen nur sehr selten vor. Die Verwendung dieses Gefügetyps scheint an reflexionsreiche Sprache gebunden. 25 Lerch II 396 fuhrt die Seltenheit der französischen Parallele auf den Einfluß der Grammatiker, besonders Vaugelas, zurück, die statt dessen eine infinitivische Formulierung empfahlen. 141

Deformation des Typus Das geltende Satzgefugemuster ist das Kriterium, an dem Äußerungen zu messen sind, deren äußeres Netz der Beziehungsfaktoren defekt ist, obwohl form- und sinntypische Merkmale sie dem finalen Gefüge zuordnen ließen. Sie erhalten ihre Wirkung aus der künstlerisch oder subjektiv motivierten geringen Abweichung von der Norm.

Ironie Die semantischen Beziehungsfaktoren sind in ironischen Äußerungen bewußt falsch kombiniert, der vorhandene Wille richtet sich gerade auf ein anderes als das angegebene Ziel; die logischen Faktoren existieren nicht: Pérez Galdós, Angel Guerra III 39: ¡Vaya que tener las cosas tan bien arregladitas, y pasarse la vida cuidándolo todo, PARA QUE lo desarregle y lo ensucie el primero que viene de la calle! „Da hält man nun die Sachen in schönster Ordnung und verbringt das Leben, alles zu pflegen, damit es der erste, der von der Straße kommt, in Unordnung bringt und verschmutzt!"

Während hier der Redende im Ärger seinen eigenen Willen ironisiert, bietet gerade der Dialog für den Redenden Gelegenheit, den Willen des Gesprächspartners ironisch zu interpretieren: Baroja, La ciudad de la niebla 115; - Bueno - dijo, - si no quieres venir a America conmigo, haré que te acompañen a Madrid. - ¿PARA QUE me prendan? „Gut, sagte er, wenn du nicht mit mir nach Amerika willst, werde ich dich nach Madrid begleiten lassen". - „Damit sie mich verhaften? "

Die ironische Interpretation des fremden Willens braucht nicht als Frage, sie kann auch als Behauptung formuliert sein: Valle-Inclán, La corte de los milagros 213: - Vuélveme el libro: ¡Lo leeré PARA QUE no me tengas por coqueta! - Y PARA QUE me guarde de darte consejos. „Gib mir das Buch wieder: ich werde es lesen, damit du mich nicht für kokett hältst!" - „Und damit ich dir keine Ratschläge zu geben brauche".

Allerdings wirken ironische Äußerungen erst in einem größeren Textzusammenhang, aus dem die Situation zu entnehmen ist, in der gesprochen wird.

Erstaunliches Ergebnis einer Handlung Die semantischen Beziehungsfaktoren des finalen Gefüges fehlen auch in Schilderungen, die das Ergebnis einer Handlung an den Anfang stellen. Der Finalsatz enthält nicht wie sonst eine Vorstellung, sondern nennt ein Faktum der Wirklichkeit: 142

Pérez Galdós, Marianela 61: PARA QUE la personificación fuera completa, salla del balcón una viga destinada a sujetar la cuerda de tender ropa, y con tal accesorio, la casa con rostro estaba fumándose un cigarro puro. „Damit die Personifizierung vollkommen war, kam zum Balkon ein zum Befestigen der Wäscheleine bestimmter Balken heraus, und mit diesem Zubehör rauchte das Haus mit Gesicht gerade eine reine Zigarre".

Hier liegen die Merkmale des Konsekutivgefuges vor: die Aussage des Nebensatzes ergibt sich als Folge aus der Handlung des Hauptsatzes, die Folge ist nicht beabsichtigt; die Aussagen beider Sätze bezeichnen etwas Wirkliches. Eine Voranstellung des Ergebnisses ist aber wegen der festen Stellung des Konsekutivsatzes nach dem Hauptsatz nicht möglich. Dem Muster des Konsekutivgefuges entspricht es, wenn eine Handlung mit ihrer unbeabsichtigten Folge zusammen ein subjektiv erstaunliches Ergebnis hat; eine Voranstellung des Ergebnisses gestattet aber nur das Muster des finalen Gefüges: Pérez Galdós, Angel Guerra II 249: La máscara griega con los pelos erizados le volvió a visitar, poniéndosele junto a las almohadas, y PARA QUE la noche fuera más lúgubre, Jusepa habla dejado abierta una ventanilla del desván, y con el viento se abria y se cenaba. „Die griechische Maske mit den gesträubten Haaren besuchte ihn wieder und warf ihn auf die Kissen, und damit die Nacht noch unheimlicher wurde, hatte Jusepa ein Fenster des Dachbodens offen gelassen, und mit dem Wind öffnete und Schloß es sich".

Pathos. Ähnlich wie in der Erregung (vgl. p. 132) kann auch im Übermaß des Gefühls eine psychologische Motivierung für das Nichtbeachten der sprachlichen Muster gesehen werden. Die Voraussetzungs-Relation des Finalgefüges, die dem logischen Kalkül angepaßt ist, wird in subjektiven Überlegungen verfremdet: Valera, Pepita Jiménez 106: han sido indispensables los desdenes de ese hombre PARA QUE sea yo todo lo humilde que debo. „Die Verachtung dieses Mannes ist unerläßlich gewesen, damit ich so demütig werde, wie ich sein sollte".

Die Voraussetzungs-Relation wird hier in der Retrospektive erst vom Sprecher konstruiert, indem er zwei Fakten miteinander in Beziehung setzt, die unabhängig voneinander existieren. Der subjektiven Logik erscheint der Inhalt des finalen Gefüges noch plausibel, insbesondere wenn man in der Aussage des Obersatzes die verschlüsselte Vermutung providentiellen Waltens sieht. Dies ist noch deutlicher in einem anderen Beispiel: Zunzunegui, Las ratas del barco 352: Ha tenido que despedazarse España de punta a punta PARA QUE me diera cuenta de que eso no debía ser y que mi destino, mi verdadero destino, era sufrir por él y morirme. „Spanien mußte von einem Ende zum anderen in Stücke brechen, damit ich erkannte, daß

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dies nicht sein darf und daß mein Schicksal, mein wirkliches Schicksal es war, für ihn zu leiden und zu sterben".

Der Inhalt sprengt den Rahmen des finalen Gefuges. Die formtypischen Merkmale sind vollständig vorhanden, auch die, welche der Bezeichnung semantischer Beziehung dienen. Die Positionen der sinntypischen Merkmale sind aber nur im Finalsatz richtig besetzt, während dies für den Hauptsatz nicht gilt. Die Grenzwertbestimmung für das Geschehen des Hauptsatzes verlangt, daß das Ereignis ein Ziel haben kann. Im Hauptsatz dieses Beispiels aber ist das Ereignis selbst das Ergebnis vorangegangener Geschehnisse; zur Bezeichnung ist denn auch ein zielfreies Medium gewählt, das nach dem Muster des finalen Gefuges im Hauptsatz ausgeschlossen ist. Hinzu kommt, daß der Finalsatz nicht die Vorstellung eines Interesseträgers angibt, sondern ein Faktum der Wirklichkeit nennt, das bereits realisiert ist.

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SCHLUSSBEMERKUNGEN

Die Ergebnisse dieser Untersuchung fanden im Informationsmodell des finalen Satzgefüges ihren Niederschlag, sie wurden bei der Betrachtung der Varianten und Grenzfälle überprüft. Zum Schluß bleibt festzustellen, ob die in der Einleitung der Arbeit aufgestellten Hypothesen bestätigt wurden. Die Antwort lautet: 1. Der Normalfall des finalen Satzgefüges ließ sich tatsächlich aus einer größeren Zahl von Beispielen ermitteln als die Kombination aus den auf der jeweiligen Betrachtungsebene häufigsten Merkmalen. Er ließ sich aber nicht auf einen einzigen Grundtyp reduzieren, der als Idealbild alle Merkmale in Abstraktion enthält. 2. Das Satzgefügemuster konnte aus der Analyse des Normalfalles festgestellt werden. Ermittlung und Analyse brauchten im Gang der Untersuchung nicht getrennt zu werden. Das Satzgefugemuster erwies sich als bilateraler Komplex aus Beziehungsfaktoren, die in jedem aktuellen Fall dieses Musters erkennbar sind, und Sinnpositionen, bei denen der Ermessensspielraum der Einzelkategorien durch Grenzwertbestimmungen limitiert ist. Randbedingungen der Geltung des Satzgefugemusters wurden in Varianten sichtbar. 3. Die Unwandelbarkeit des Satzgefügemusters und die daraus folgende Erkennbarkeit des einzelnen Satzgefüges beruht auf den sehr engen Toleranzen der Beziehungsfaktoren des äußeren Netzes, die ergänzt werden durch die sehr weiten Toleranzen der Sinnpositionen des inneren Netzes. Die Unwandelbarkeit zeigt sich in der Wiederkehr von Formulierungen bei der Bezeichnung allgemein menschlicher Situationen. Das Spannungsverhältnis zwischen enger und weiter Toleranz läßt sich erkennen am Nebeneinander von Finalgefügen mit banalem Inhalt, deren Informationsgehalt auf ein Minimum schrumpft, und anderen Gefügen, in denen komplizierte Sachverhalte oder diskursive Spekulationen in bündiger Formulierung ein Maximum an Information bieten. 4. Die Hypothese, das Satzgefüge diene einem unter analysierbaren Umständen wiederholt auftretendén, besonderen Kommunikationsbedürfnis, fand für das Finalgefüge keine Bestätigung. Mit Ausnahme von Fragen nach dem Wozu gibt es keinen Ort im sprachlichen Zusammenhang der Rede, der einen Finalsatz erforderte. Es bleibt der freien Wahl des Sprechers oder Autors überlassen, ob er ein finales Gefüge 145

benutzt oder nicht. Die dort verbundenen Aussage-Fakten könnten auch anders oder gar nicht kombiniert werden. Die Häufung einzelner Typen in bestimmten Epochen (Gebete im Mittelalter, Vorraussetzungs-Relation in der Moderne) hängt mit kulturhistorischen und literarischen Gegebenheiten zusammen. Ein Wandel im Bedarf ist daraus nicht abzuleiten. Wenn auch kein Bedarfsmuster aufgestellt werden konnte, so ließ sich doch feststellen, daß das Finalgefüge einen prägnanten Ausdruck bietet a) in Erzählung und Bericht zur Erleichterung des Verständnisses, wenn Zweifel an Tendenz oder Motiv einer Handlung auftauchen könnten, und zur Erläuterung überraschender Handlungszusammenhänge, b) in der direkten Rede, wenn einer Anweisung oder einem Vorhaben zur Klarstellung für den Hörer das gemeinte Ziel angeschlossen wird oder wenn die Bedeutung einer Aussage durch das Hinzufugen der gewünschten Konsequenzen gesteigert wird, c) in spekulativen Äußerungen und im Essay, wenn die eigene Gebundenheit eines vorgestellten Geschehens an notwendige Voraussetzungen betont oder ein Gedankengang nach rückwärts aufgerollt werden soll.

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