Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht: Eine rechtshistorische Untersuchung 3631604874, 9783631604878

Diese Arbeit beschäftigt sich mit dem Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht. Sie strebt dabei nicht nach einer ei

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Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht: Eine rechtshistorische Untersuchung
 3631604874, 9783631604878

Table of contents :
Danksagung
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Kapitel 1. Das Causaproblem im antiken römischen Bereicherungsrecht
Kapitel 2. Causatheorie bei den Glossatoren und den Kommentatoren
Kapitel 3. Causatheorie im Bereicherungsrecht vom Naturrecht bis zum späteren Usus modernus pandectarum
Kapitel 4. Das Causaproblem im Bereich des Bereicherungsrechts im 19. Jahrhundert
Kapitel 5. Causaproblem bei der Entstehung der §§ 812ff BGB
Kapitel 6. Die Causatheorie im Bereicherungsrecht seit Inkrafttreten des BGB
Zusammenfassung
Quellen- und Literaturverzeichnis

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Rechtshistorische Reihe 408 Guangyu Fu Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht Eine rechtshistorische Untersuchung

Peter Lang

Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht

Rechtshistorische Reihe Herausgegeben von den Prof. Dres. G. Baranowski, H.-J. Becker, W. Brauneder, P. Caroni, A. Cordes, J. Eckert †, C. Hattenhauer, H. Hattenhauer, R. Hoke, D. Klippel, G. Köbler, G. Landwehr, G. Lingelbach, M. Lipp, R. Meyer-Pritzl, K. Muscheler, H. Nehlsen, P. Oestmann, G. Otte, T. Repgen, S. Saar, K. O. Scherner, M. Schmoeckel, J. Schröder, R. Schröder, W. Schubert, D. Schwab, T. Simon, E. Wadle, J. Weitzel, D. Willoweit

Band 408

Peter Lang

Frankfurt am Main · Berlin · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Wien

Guangyu Fu

Das Causaproblem im deutschen Bereicherungsrecht Eine rechtshistorische Untersuchung

Peter Lang

Internationaler Verlag der Wissenschaften

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Zugl.: Tübingen, Univ., Diss., 2010

Die vorliegende Arbeit wurde von Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Schröder zur Aufnahme in die Reihe empfohlen.

Umschlagabbildung: Justitia. Allegorie der Gerechtigkeit. Druck aus dem 17. Jahrhundert.

Gedruckt auf alterungsbeständigem, säurefreiem Papier.

D 21 ISSN 0344-290X ISBN 978-3-653-00444-1 © Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2010 Alle Rechte vorbehalten. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. www.peterlang.de

Danksagung Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2009/2010 von der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen als Dissertation angenommen. Das Rigorosum fand am 16. Februar statt. Zu Dank verpflichtet bin ich vor allem meinem Doktorvater, Herrn Professor Dr. Dr. h. c. Jan Schröder. Er hat mich nicht nur bei der Arbeit unterstützt und fachkundig betreut, sondern auch meinen Aufenthalt in Deutschland mit Sympathie und Hilfsbereitschaft begleitet. Was ich von ihm gelernt habe, geht weit über die Fachkenntnisse hinaus. Großer Dank gebührt ferner Herrn Professor Dr. Gottfried Schiemann für die Übernahme des Zweitgutachtens. Auch Herrn Professor Dr. Jian Mi an der China Universität für Politik- und Rechtswissenschaft in Beijing gilt mein Dank. Ohne seinen Ratschlag und seine Empfehlung hätte ich nicht für meine Promotion nach Deutschland kommen können. An dieser Stelle möchte ich auch allen danken, die mir in den letzten Jahren in Deutschland beim Studium und im Alltagsleben geholfen haben. Dank vor allem meinem Freund Peter Sonnhütter für das Korrekturlesen und die nicht nachlassende Ermutigung. Bei Herrn Zhiren Xue möchte ich mich für die freundlichen Gespräche und seine Hilfe bei der grafischen Gestalt der Arbeit bedanken. Herrn Shifan Wang danke ich sehr herzlich für seine große kollegiale Hilfsbereitschaft. Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei Frau Dr. Erika Schröder und allen Mitgliedern des Lehrstuhls von Professor Schröder für all die schöne Gastfreundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Vergessen möchte ich auch nicht meine deutschen Freunde, die meinen Aufenhalt in Deutschland auf so vielfälgite Weise bereichert haben. Zu nennen sind vor allem Familie Rimner, Familie Preschl und Familie Staib. Mein Dank gilt auch die chinesichen Freunde, die nach ihrer Art und Weise mir geholfen haben. Außderdem danke ich ganz herzlich meiner Familie, insbesondere meinen Eltern, Riguang Fu und Aizhong Pan, und meiner Ehefrau Rong Du: Ohne ihre Geduld und ihr Verständnis hätte diese Arbeit nicht geschrieben werden können. Leider ist mein Vater am 7. Mai 2009 verstorben. Er konnte also die Fertigstellung meiner Dissertation und meine Promotion nicht mehr erleben. Deshalb ist diese Arbeit vor allem ihm gewidmet. Nicht zuletzt bedanke ich mich bei der Hans-Seidel-Stiftung, die mein Promotionstudium in Tübingen finanziell unterstützt hat. Guangyu Fu Tübingen, März 2010 V

Inhaltsverzeichnis Einleitung ........................................................................................................ 1 I. Mehrdeutigkeit der causa im Zivilrecht ................................................... 1 II. Vagheit der causa im Bereicherungsrecht .............................................. 1 III. Forschungsstand .................................................................................... 2 IV. Gegenstand dieser Arbeit ...................................................................... 4 Kapitel 1. Das Causaproblem im antiken römischen Bereicherungsrecht .... 5 I. Das Bereicherungsrecht im antiken römischen Recht: Ein Überblick .... 5 A. Actio de in rem verso .......................................................................... 6 B. Prätorisches Bereicherungsrecht ......................................................... 7 C. Condictio ............................................................................................. 7 1. legis actio per condictionem ............................................................. 8 2. Die klassische condictio als actio in personam ................................ 8 3. Justinianische condictio als Substanzrecht ....................................... 9 II. Die condictio auslösenden Tatbestände in der klassischen Zeit und die einschlägige causa ................................................................................ 9 A. Die rechtsgeschäftlichen Tatbestände ................................................. 9 1. indebitum solutum .......................................................................... 10 1) Voraussetzungen ......................................................................... 10 2) causa und indebitum solutum ..................................................... 10 2. datio ob rem .................................................................................... 11 1) Voraussetzungen ......................................................................... 11 2) causa und res ............................................................................... 11 a. res vs. causa ............................................................................. 12 b. causa ersetzt res ....................................................................... 13 3. datio ob rem turpem........................................................................ 13 VII

1) Voraussetzungen ......................................................................... 13 2) res turpis ...................................................................................... 14 4. datio sine causa ............................................................................... 14 1) Fundstellen .................................................................................. 14 2) Die Wortverbindung sine causa bei den Klassikern ................... 15 B. Furtum und ähnliche Tatbestände ..................................................... 16 1. Der Tatbestand furtum.................................................................... 17 2. Ähnliche Tatbestände ..................................................................... 17 3. Condictio ex iniusta causa, ein Generaltatbestand? ....................... 18 C. Fazit ................................................................................................... 19 III. Justinianische Kondiktionstypen und die einschlägige causa ............. 20 A. Allgemeine Anmerkung zur justinianischen Kompilation ............... 20 1. Abwertung des Aktionensystems ................................................... 20 2. Ethisierung des Rechts ................................................................... 21 B. Kondiktionstypen in der Justinianzeit ............................................... 22 1. Übernahme der klassischen Kondiktionsanwendungsfälle ............ 22 1) Die auf datio bezogenen condictions ......................................... 22 a. condictio indebiti ..................................................................... 22 b. condictio causa data causa non secuta ..................................... 23 c. condictio ob turpem vel iniustam causam ............................... 23 2) condictio furtiva .......................................................................... 23 2. Die neue Kondiktionstypen ............................................................ 24 1) condictio sine causa .................................................................... 24 2) condictio ex lege ......................................................................... 24 3) condictio generalis ...................................................................... 24 C. Causa bei der justinianischen condictio ............................................ 25 1. causa im Sinne der Voraussetzung ................................................. 25 VIII

2. Sine causa als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal? ................... 25 3. causa und condictio furtiva............................................................. 26 D. Fazit ................................................................................................... 26 Kapitel 2. Causatheorie bei den Glossatoren und den Kommentatoren ....... 29 I. Causatheorie bei den Glossatoren .......................................................... 29 A. Methode der Glossatoren .................................................................. 29 1. Haltung der Glossatoren zum justinianischen Recht ..................... 29 2. Versuch der Systematisierung ........................................................ 30 B. Causa-Lehre der Glossatoren ............................................................ 30 1. Theoretische Wurzel: Kausalitätstheorie der Scholastik................ 30 1) Vierteilung der Ursachen ............................................................ 31 2) Häufig vorkommende Grundsätze der Kausalitätstheorie.......... 31 2. Einflüsse der scholastischen Kausalitätstheorie auf die Glossatoren ................................................................................... 32 1) Allgemeine Einflüsse der scholastischen Kausalitätstheorie ..... 32 2) Besondere Einflüsse im Kondiktionenrecht ............................... 33 a. condictio causa data causa non secuta und causa finalis ......... 33 b. causa bei condictio sine causa ................................................. 34 II. Causatheorie bei den Kommentatoren .................................................. 35 A. Methode der Kommentatoren ........................................................... 35 B. Causa-Lehre bei den Kommentatoren............................................... 36 1. Das Erbe der Glossatoren ............................................................... 36 2. Die Fortbildung der Causatheorie bei den Kommentatoren .......... 36 III. Fazit ..................................................................................................... 36 Kapitel 3. Causatheorie im Bereicherungsrecht vom Naturrecht bis zum späteren Usus modernus pandectarum ............................................ 39 I. Causa im Bereicherungsrecht des Naturrechts ...................................... 39 IX

A. Hugo Grotius ..................................................................................... 39 1. Restitutionslehre der spanischen Spätscholastik ............................ 39 2. Konzept von Grotius....................................................................... 40 1) Rezeption der spätscholastischen Restitutionslehre ................... 40 2) Die Beziehung des Konzepts von Grotius zu den römischen Kondiktionen ................................................................................... 41 B. Die Bereicherungslehre in der deutschen Naturrechtslehre .............. 42 II. Usus modernus pandectarum ................................................................ 44 III. Die zwei deutsche Kodifikationen um 1800 ....................................... 45 A. ALR 1794 .......................................................................................... 45 B. ABGB 1811 ....................................................................................... 46 1. Die Versionsklage .......................................................................... 47 2. Die Leistungskondiktionen............................................................. 47 3. Das Causaproblem .......................................................................... 47 C. Fazit ................................................................................................... 48 IV. Später Usus modernus pandectarum ................................................... 48 A. Glück ................................................................................................. 48 B. Thibaut............................................................................................... 49 V. Fazit ...................................................................................................... 50 Kapitel 4. Das Causaproblem im Bereich des Bereicherungsrechts im 19. Jahrhundert .................................................................................................... 53 I. Causatheorie in der Bereicherungslehre von Savignys.......................... 53 A. Methode von Savignys ...................................................................... 53 1. Historische Orientierung ................................................................ 53 2. Systematisches Streben .................................................................. 54 B. Causa in der Bereicherungslehre Savignys ....................................... 55 1. Pandektenvorlesung ........................................................................ 55 X

1) Causatypologie im Pandektenmanuskript .................................. 55 2) Nachschriften der Pandektenvorlesungen .................................. 56 a. condictio furtiva ...................................................................... 57 b. condictio indebiti ..................................................................... 58 c. condictio ob causam datorum .................................................. 58 d. condictio ob turpem causam .................................................... 59 e. condictio sine causa ................................................................. 59 2. Causalehre im „System“ ................................................................. 60 1) Die Bereicherungslehre allgemein.............................................. 60 a. Das Hervorbringen einer allgemeinen Formel ........................ 60 b. Die Beziehung zwischen Leistungskondiktion und Nichtleistungskondiktion ............................................................. 61 c. Die Beziehung zwischen der condictio und dem Abstraktionsprinzip ..................................................................... 63 2) Der negative Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ bei der allgemeinen Formel......................................................................... 63 a. causa und aequitas ................................................................... 64 b. Causa, Irrtum und Zweckverfehlung bei „datum ob causam“ 64 c. Causa und Vertrauen beim Darlehen ....................................... 65 d. Causa und Unrechtsmäßigkeit ................................................. 65 3. Fazit ................................................................................................ 66 II. Rezeption und Fortsetzung der Bereicherungslehre Savignys ............. 67 A. Puchta ................................................................................................ 68 B. Erxleben............................................................................................. 70 C. Witte .................................................................................................. 72 D. Causa in der Bereicherungsrechtslehre Windscheids ....................... 73 1. Ungerechtfertigte Bereicherung ohne Willen des Benachteiligten 74 XI

2. Ungerechtfertigte Bereicherung mit Willen des Benachteiligten .. 75 3. Die Voraussetzungslehre und die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung ....................................................................................... 76 1) Die Methode Windscheids und die Voraussetzungslehre .......... 76 2) Systematische Einordnung der Voraussetzung .......................... 77 3) Inhalt der Voraussetzungslehre .................................................. 78 a. Abgrenzung zu den verwandten Begriffen .............................. 78 b. Verschiedene Bezeichnungen der Voraussetzung................... 79 c. Anwendung der Voraussetzungslehre im Bereicherungsrecht 80 d. Kritik der Voraussetzungslehre ............................................... 82 E. Brinz .................................................................................................. 83 F. Eine andere Stimme als Savigny: Vangerow .................................... 85 G. Fazit ................................................................................................... 86 Kapitel 5. Causaproblem bei der Entstehung der §§ 812ff BGB ................. 89 I. Bereicherungsklage im sächsischen BGB ............................................. 89 A. condictio indebiti............................................................................... 90 B. condictio causa data causa non secuta .............................................. 90 C. condictio ob turpem vel injustam causam ......................................... 91 D. condictio sine causa .......................................................................... 91 II. Der Dresdner Entwurf........................................................................... 92 III. Die Vorlage von Franz von Kübel ...................................................... 93 A. Im Anschluß an die gemeinrechtlichen Lehren ................................ 93 B. Causaproblem bei den kasuistisch aufgezählten Condictiones......... 94 1. Condictio indebiti ........................................................................... 95 2. Condictio causa data causa non secuta ........................................... 95 3. Condictio ob turpem vel injustam causam ..................................... 96 a. condictio ob turpem causam........................................................ 97 XII

b. condictio ob injustam causam ..................................................... 97 4. condictio sine causa (specialis) ...................................................... 98 C. Fazit ................................................................................................. 100 IV. Der Entwurf I ................................................................................... 101 A. Gemeinsames Prinzip der Kondiktionen ........................................ 101 B. Kausaproblem bei den einzelnen Kondiktionen ............................. 102 1. Leistung einer Nichtschuld (Condictio indebiti) .......................... 102 1) Zweckverfehlung als Grundlosigkeit........................................ 102 2) Irrtum und Grundlosigkeit ........................................................ 103 2. Nichteintritt des bei einer Leistung vorausgesetzten künftigen Ereignisses oder rechtlichen Erfolges (condictio causa data causa non secuta) ........................................................................................ 104 3. Wegfall des Rechtsgrundes einer Leistung (condictio ob causam finitam) ............................................................................................. 105 4. Verwerflicher Empfang (condictio ob turpem causam) ............... 106 5. Sonstiges grundloses Haben (condictio sine causa) ..................... 107 1) Bereicherung ohne Willen des Verlierenden ............................ 107 2) Bereicherung ohne rechtsgültigen Willen des Verlierenden ... 108 6. Exkurs: Verfügung des Nichtberechtigten ................................... 108 7. Fazit .............................................................................................. 109 C. Kritik an dem Entwurf I .................................................................. 109 1. Kritik der ganzen Struktur ............................................................ 110 2. Kritik der causabeziehenden Tatbestandsmerkmale einzelner Condictions ....................................................................................... 111 1) Über die Bedeutung des Irrtums zur condictio indebiti............ 111 2) Kritik der Voraussetzungslehre ................................................ 111 a. Kritik von Lenel ..................................................................... 112 XIII

b. Kritik von Windscheid .......................................................... 113 V. Der Entwurf II .................................................................................... 114 A. Veränderung der ganzen Struktur ................................................... 114 B. Veränderung der causabeziehenden Vorschriften........................... 116 VI. Der Entwurf III .................................................................................. 117 VII. Fazit.................................................................................................. 118 Kapitel 6. Die Causatheorie im Bereicherungsrecht seit Inkrafttreten des BGB ............................................................................................................ 121 I. Causatheorie im Rahmen der alten Einheitslehre ................................ 121 A. Landläufiges Verständnis der Rechtsgrundlosigkeit ...................... 121 1. Crome ........................................................................................... 122 2. Gierke ........................................................................................... 123 3. Lehmann ....................................................................................... 123 B. Der einheitliche Rechtsgrund .......................................................... 125 1. Jung ............................................................................................... 125 1) Mangel einer obligatorischen Grundlage als Rechtsgrundlosigkeit ..................................................................... 125 2) Bedeutung der Causalehre Jungs .............................................. 126 2. Krawielicki ................................................................................... 127 1) Rechtsgrund als Erwerbstitel .................................................... 127 2) Einteilung des Rechtsgrundes und die Konsequenz ................. 128 3. Schulz ........................................................................................... 129 1) Rechtswidrigkeit ersetzt „ohne rechtlichen Grund“ ................. 129 2) Bedeutung des Konzepts von Schulz........................................ 130 C. Exkurs: Heck als Vorgänger der „Zuweisungsgehaltstheorie“....... 131 D. Fazit ................................................................................................. 132 II. Causaproblem bei der Trennungslehre ............................................... 133 XIV

A. Grundthese von Wilburg und von Caemmerer ............................... 133 1. Wilburg ......................................................................................... 133 1) Verzicht auf einem allgemeinen Tatbestand ........................... 133 2) Ungerechtfertigkeit bei der Leistungskondiktion: Verzicht auf einem subjektiven Causabegriff .................................................... 134 3) Ungerechtfertigkeit bei der Nichtleistungskondiktion: Zuweisungsgehaltslehre ................................................................ 135 2. von Caemmerer ............................................................................ 136 1) Typologie der Bereicherungsansprüche ................................... 136 2) Ungerechtfertigkeit der einzelnen Bereicherungen .................. 138 3. Fazit .............................................................................................. 139 B. Entwicklung der Causalehre innerhalb der Trennungslehre ........... 140 1. Causalehre bei der Leistungskondiktion: Die Verbreitung der subjektiven Rechtsgrundslehre ......................................................... 140 1) Kötter: Teleologischer Leistungsbegriff................................... 140 2) Esser .......................................................................................... 141 a. Nichterreichung des Zuwendungszwecks ............................. 142 b. Vom „Zuwendungszweck“ zum „Leistungszweck“ ............. 143 3) Die Zwecklehre von Kreß und ihre Anhänger.......................... 144 a. Kreß........................................................................................ 144 b. Weitnauer............................................................................... 145 c. Ehmann .................................................................................. 147 2. Causalehre bei der Nichtleistungskondiktion............................... 147 Zusammenfassung ...................................................................................... 149 Quellen- und Literaturverzeichnis .............................................................. 153 I. Quellen (antike Quellen, Gesetze und Gesetzesmaterialien) ............... 153 II. Sonstige Quellen und Literatur ........................................................... 154 XV

Einleitung I. Mehrdeutigkeit der causa im Zivilrecht Das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ im § 812 I 1BGB geht auf die lateinische Wortgruppe „sine causa“ zurück. Die causa zählt aber zu einem der vieldeutigsten Wörter der lateinischen Sprache,1 und ist im Zivilrecht seit langem sozusagen ein Zauberwort.2 In Heumann/Seckels Lexikon findet man unter dem Begriff „causa“ insgesammt 9 Bedeutungen: Grund, Ursache; Zweck; Angelegenheit, Geschäft; Zustand, Lage, Verhältnis im allgemeinen; usw.3 In der modernen Dogmatik versteht man unter der causa auch sehr unterschiedliche Sachverhalte. Wie zum Beispiel Feststellung des wirtschaftlichen Gesamterfolges einer Güterschiebung; Wirtschaftliche Erläuterung von Zuwendungsakten; den rechtlich zureichenden Grund, die vom Rechte verlangte Motivierung; der übliche (typische) mit einer Zuwendung verfolgte Verkehrszweck, der mittelbar mit ihr erstrebte Rechtserfolg; die auf einen mittelbaren Rechtserfolg einer Zuwendung gerichtete Absicht; usw.4 Kein Wunder, dass Walter Wilburg die causa als „Tummelplatz zahlloser Meinungen“ gescholten hat.5 II. Vagheit der causa im Bereicherungsrecht In der heutigen dogmatischen Forschung ist die causa in folgenden Erscheinungsformen von besonderer Bedeutung: die causa der Verträge, die iusta causa, die causa als Ersitzungstitel und die causa des Kondiktionenrechts.6 Für die moderne Dogmatik ist die causa der sachenrechtlichen Erwerbsvorgänge aber längst nicht mehr so interessant wie die causa des Bereicherungsrechts.7 § 812 I 1 ist dem Wortlaut nach die moderne Formulierung der römischen condictio sine causa. Was man dabei unter „ohne rechtlichen Grund“ verstehen soll, ist eigentlich eine Frage nach dem Sinn von „sine causa“. Im Ver-

1 So Berger, Encyclopedic dictionary of roman law, S. 382.  Mayer-Maly, FS Wilburg, S. 243.  Heumann/Seckel, Handlexikon, S. 59-61.  Näher siehe Westermann, Die Causa im französischen und deutschen Zivilrecht, S. 1ff, mwN.  Klang/Wilburg, S. 440.  Mayer-Maly, FS Wilburg, S. 245.  Mayer-Maly, FS Wilburg, S. 248.

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gleich zu anderen Rechtsgebieten ist aber gerade im Bereicherungsrecht die causa ein besonders vages Konzept. Schon in den klassischen römischen Quellen hat die Verstrickung zwischen „causa“ und „res“ 8 die Übersichtlichkeit erschwert. Man benutzte die gleiche Bezeichnung, um ganz unterschiedliche Inhalte auszudrücken. Es kommt noch dazu, dass in der weiteren Entwicklung die causa oft durch Philosophie geprägt wurde.9 Sie ist folgerichtig nicht selten mit Begriffen wie Billigkeit und Gerechtigkeit verbunden. Dies macht das Verständnis der causa noch schwerer. Was die heutige Dogmatik angeht, so ist die entsprechende Literatur selbst erfahrenen Juristen schwer fassbar. Das Trennungsprinzip und das Abstraktionsprinzip haben in starkem Maße die Schwierigkeit des Verständnises der causa im Bereicherungsrecht verursacht. Der heftige Streit über den sog. subjektiven Rechtsgrund und den objektiven Rechtsgrund bei der Leistungskondiktion findet in anderen Rechtssystemen keine Parallele. 10 Während das objektive Rechtsgrundverständnis sich auf das Schuldverhältnis bezieht, das die Leistung impliziert, versteht die subjektive Theorie unter dem Rechtsgrund die Erreichung des mit der Leistung verfolgten Zwecks oder die Zweckbestimmung.11 Innerhalb der herrschenden Trennungstheorie gibt es schon viele Kontroversen, von dem Streit zwischen der Trennungstheorie und der sog. neuen Einheitstheorie ganz zu schweigen. III. Forschungsstand Die sich mit dem Causaproblem im Bereicherungsrecht beschäftigende Literatur läßt sich hauptsätzlich in zwei Gruppen einteilen: die eine behandelt causa im Sinne der Grundlage des Bereicherungsanspruchs; die andere bezieht sich auf „sine causa“, also mit dem Wortlaut des § 812 auf die Rechtsgrundlosigkeit als ein Tatbestandsmerkmal.12 Manchmal gebraucht man das Wort causa auch im Sinne von causae condiciendi, nämlich als die Tatbestände, die zur Entstehung einer condictio führen können. Bei einer solchen

 S. unten Kapitel 1 II A 2 2).  Söllner, Die causa, S. 12ff.  Staudinger/Lorenz, § 812, Rn. 76. Vgl. Larenz/Canaris, Lehrbuch des Schuldrechts, II/2, S. 136f; MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn. 170.  Bei der modernen Romanistik wird die causa im Sinne von der Grundlage nicht immer deutlich genug von der „sine causa“ als Tatbestandsmerkmal unterschieden. Dazu vgl. Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 25.

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Begriffsverwendung läßt sich aber offensichtlich keine einheitliche causa condictionis erkennen.13 Die der causa im Sinne der Grundlage des Bereicherungsanspruchs gewidmete Forschung ist vornehmlich der romanistischen Literatur verpflichtet. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in der Romanistik immer wieder versucht, eine für alle Anwendungen der condictio geltende materielle Grundlage zu finden. 14 Die zahlreichen Forschungen haben unser Wissen über die klassische condictio zwar erheblich bereichert, aber sie bleiben im Bereich der reinen historischen Forschung. Die heutigen dogmatischen Forschungen beschäftigen sich eher mit dem Tatbestandsmerkmal „sine causa“. Wie oben kurz angedeutet, herrscht im Bereicherungsrecht ein Streit über das subjektive und das objektive Verständnis zum Rechtsgrundbegriff. Die einschlägige Literatur ist unübersichtlich. Was die Monographien angeht, so sind zuerst die kurz nach dem Inkrafttreten des BGB erschienenen Werke von Jung15 und Klingmüller16 zu nennen, die aber in der Zwischenzeit von der Forschung übertroffen wurden. Eine im Jahr 1972 erschienene Kieler Dissertation behandelt das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ im Bereich der Eingriffskondiktion.17 Es handelt sich hierbei um eine reine dogmatische Forschung. Im Jahr 1988 erschien wieder eine dem Causaproblem gewidmeten Kieler Dissertation, diesmal aber im Bereich der Leistungskondiktion.18 Hier wird versucht, das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ im Rahmen der historischen Auslegungsmethode zu interpretieren. Dabei ist der Ausgangspunkt eigentlich die Voraussetzungslehre Windscheids, die die Gesetzgebungsgeschichte des BGB geprägt hat.19 Die Causalehre von den Autoren vor Windscheid einschließlich des großen Savigny wird nur ganz kurz skizziert. Das ist aber nicht zufriedenstellend, weil Ausgangspunkt aller Analysen des heutigen Bereicherungsrechts nach der zutreffenden Ansicht Schäfers die Lehren Friedrich Carl v. Savignys sind.20

 Hähnchen, Die causa condictionis, S. 18ff.  Hähnchen, Die causa condictionis, S. 13ff. mwN.  Jung, Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“.  Klingmüller, Begriff des Rechtsgrundes, seine Herleitung und Anwendung.  Rümker, Das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ im Bereich der Eingriffskondiktion.  Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes.  Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes, S. 3.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 84.

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Die sehr informationsreiche und beeindruckende Arbeit von Schäfer behandelt rechtshistorisch und rechtsvergleichend die Einheits- und Trennungslehren im gemeinen, deutschen und englischen Recht. Auf Grund diser Thematik richtet sich Schäfers Interesse nicht speziell auf das Causaproblem. Die im Jahr 2002 erschienene Heidelberger Dissertation von Mazza 21 beschäftigt sich mit der Kondizierbarkeit der kausalen Schuldverträge. Beinahe die Hälfte diesr Arbeit ist den bereicherungsrechtlichen Aspekten gewidmet. Dabei wird das Causaproblem bei der Leistungskondiktion eingehend dargestellt. Die causa bei der Nichtleistungskondiktion fällt hingegen nicht unter die Forschung von Mazza. IV. Gegenstand dieser Arbeit Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich nicht mit der causa im Sinne der Grundlage des Bereicherungsrechts, sondern mit dem Tatbestandsmerkmal „sine causa“, und zwar sowohl bei der Leistungskondiktion als auch bei der Nichtleistungskondiktion. Sie strebt aber nicht nach einer einheitlichen Begriffsbestimmung der causa. „Omnis definitio in iure civili periculosa est“.22 Ein solcher Versuch ist im Gebiet des Bereicherungsrechts weder vernünftig noch möglich. Das Ziel dieser Arbeit liegt vielmehr darin, durch eine rechtshistorische Untersuchung die dogmatische Bedeutung von „sine causa“ zu beleuchten. Es soll dargelegt werden, wie der Causabegriff ursprünglich in das Bereicherungsrecht eingedrungen ist, wie die Wortgruppe „sine causa“ entstanden ist, welche Bedeutungswandlung und Erscheinungsformen sie in der weiteren Entwicklung erlebt hat, und was für eine Haltung die heutige Dogmatik gegenüber den vorigen Causalehren einnimmt. Die Arbeit besteht aus sechs Kapiteln. Das erste Kapitel bezieht sich auf das Causaproblem im antiken römischen Bereicherungsrecht. Das zweite Kapitel ist dem mittelalterlichen Bereicherungslehre bzw Causatheorie gewidmet. Das dritte Kapitel handelt von der Bereicherungslehre vom Naturrecht bis zum späteren usus modernus pandectarum. Im vierten Kapitel geht es um die Causalehre im 19 Jahrhundert. Das fünfte Kapitel soll dann dem Causaproblem im Gesetzgebungsprozeß gewidmet sein. Die Darstellung der heutigen Dogmatik bildet das sechste Kapitel.

 Mazza, Kausale Schuldverträge: Rechtsgrund und Kondizierbarkeit.  Javolenus, D.50,17,202.

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Kapitel 1. Das Causaproblem im antiken römischen Bereicherungsrecht23 Am Anfang war das römische Recht. Franz Wieacker hat zu Recht gesagt, daß die Geschichte aller kontinentalen Privatrechte ohne die Kenntnis des antiken und des mittelalterlichen römischen Rechts kaum verstanden werden kann.24 Als Beispiel nimmt er gerade § 812 und sagt, „Wer durch die Leistung eines anderen oder in sonstiger Weise etwas ohne rechtlichen Grund erlangt“, sei in ihrer Genesis ohne genaue Kenntnis der römischen Prämissen nicht zu verstehen.25 Im Vergleich zu anderen Rechtsgebieten im bürgerlichen Recht ist die verbreitete Vorliebe für die lateinische Terminologie 26 im Bereicherungsrecht auffällig. Heute spricht man im Bereicherungsrecht noch von Kondiktionen, und zwar Leistungskondiktion und Nichtleistungskondiktion, was auf die römische condictio verweist. Das römische Bereicherungsrecht ist nicht nur das Vorbild des heutigen Bereicherungsrechts, sondern auch die Ursache des unübersichtlichen dogmatischen Streits, der seit langem in diesem Bereich geherrscht hat. Die römischen Texte werden oft in der modernen gelehrten Kontroverse als Waffen benutzt. Um ein so umstrittenes und unbestimmtes Tatbestandsmerkmal wie „ohne rechtlichen Grund“ im § 812 zu verstehen, ist zuerst die causa im antiken römischen Recht zu erörtern. I. Das Bereicherungsrecht im antiken römischen Recht: Ein Überblick Der Systemgedanke des neuzeitlichen Pandektenrechts darf uns nicht dazu verleiten, bei der Darstellung des antiken römischen Rechts diesem ein geschlossenes System zu unterlegen. Der Grund liegt darin, daß es ein solches geschlossenes System nicht gehabt hat und nach seinem kasuistischen Denkstil auch nicht haben konnte.27 Dasselbe gilt auch von dem römischen Bereicherungsrecht. Im römischen Recht gab es eigentlich kein systematisches

 Dieser Begriff impliziert nicht die moderne Beschränkung auf die bei der Klageerhebung noch vorhandene Bereicherung. Eine Bereicherungshaftung, die man mit der heutigen vergleichen könnte, gab es im römischen Recht nur bei der Schenkung unter Ehegatten und für den Mündel, der ein Geschäft ohne auctoritas tutoris abgeschlossen hatte. Dazu siehe Jörs/Honsell, Römisches Privatrecht, S. 355-356.  Wieacker, Vom römischen Recht, S.303.  Wieacker, Vom römischen Recht, S.303.  Reuter/Martinek, Ungerechtfertigte Bereicherung, S.5.  Kaser, Zur Methode der römischen Rechtsfindung, S. 76.

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Bereicherungsrecht wie in der modernen Rechtsordnung. Bei dem römischen Recht kann man allenfalls von den Rechtsinstituten reden, die bereicherungsrechtliche Funktion haben. Unter jenen Rechtsinstituten ist die condictio die älteste und wichtigste, dazu kommen noch die actio de in rem verso und das sog. „prätorische Bereicherungsrecht“. Im Folgenden werden zuerst die letzten zwei Rechtsinstitute skizziert und dann die condictio dargestellt. A. Actio de in rem verso Die römische actio de in rem verso war eine der adjektizischen Klagen (actiones adiecticiae qualitatis) und bot in Rom einen Ersatz dafür, daß die direkte Stellvertretung grundsätzlich unzulässig war.28 Hatte ein Gewaltunterworfener das, was ihm aus einem Verpflichtungsgeschäft zugeflossen war, zu einer Bereicherung des Eigenvermögens des Gewalthabers verwendet (in rem versum), dann haftete der Gewalthaber dem Gläubiger mit der actio de in rem verso bis zum Wert der Bereicherung.29 Obwohl die actio de in rem verso zunächst nur wegen der Haftung des Gewalthabers für Schulden des Gewaltunterworfenen vorgesehen war, ist eine Ausdehnung der Anwendungsmöglichkeit seit Justinian zu finden.30 In C. 4, 26, 7, 3 hat nicht ein Gewaltunterworfener, sondern ein Gewaltfreier als unbeauftragter Geschäftsführer gehandelt. Diese Erweiterung wurde vom Glossator Roffredus anerkannt. Bei Roffredus findet sich auch der Begriff der actio utilis de in rem verso, der dem Corpus iuris noch fremd war.31 Die Entwicklung der actio de in rem verso in der europäischen Privatrechtsgeschichte ist vom Land zu Land unterschiedlich. In ALR (I 13 § 262) und ABGB (§ 1041) ist die Versionsklage als nützliche Verwendung zu finden. Ob unter der nützlichen Verwendung ein Bereicherungsrecht zu verstehen ist, ist aber umstritten. Was den französischen code civil angeht, so wurde die Versionsklage zum allgemeinen Bereicherungsrecht erhoben. 32 Die Verfasser des BGB haben die Versionsklage aber im Ganzen abgelehnt. Der Grund liegt darin, daß die Einführung der Versionsklage ein „äußerst verwi-

 Kupisch, Die Versionsklage, S. 11.  Kupisch, Die Versionsklage, S. 12.  Kupisch, Die Versionsklage, S. 13.  Kupisch, Die Versionsklage, S. 13.  Vgl. Coing, Europäisches Privatrecht II, S. 501ff., siehe auch Kupisch, Die Versionsklage.

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ckeltes und unklares Verhältnis“ 33 schaffen würde. Für die heutige deutsche dogmatische Erörterung ist die Versionsklage von keiner großen Bedeutung. B. Prätorisches Bereicherungsrecht Unter dem Begriff der prätorischen Bereicherungsklagen lassen sich gewisse außerhalb der condictio stehende Fälle zusammenfassen, in denen der Prätor einen Ausgleich schafft, wenn Vermögenswerte ohne rechtfertigenden Grund in ein fremdes Vermögen geraten sind.34 Sie beziehen sich etwa auf die Bereicherungshaftung des Geschäftsherrn, der wissentlich ein fremdes Geschäft als eigenes geführt hat. Gleiches gilt für die Bereicherungshaftung des Mündels, das ohne Zustimmung des Vormunds ein Geschäft abgeschlossen hat.35 Da das Problem des Haftungsumfangs den Rahmen dieser Untersuchung sprengt, wird hier auf die weitere Erörterung verzichtet. C. Condictio Nun kommen wir zu der condictio, dem wichtigsten römischen Rechtsinstitut, das eine bereicherungsrechtliche Funktion hat. Der Begriff „Kondiktion“, der sich aus der lateinischen condictio herleitet, ist heute ein terminus technicus für die Klage wegen ungerechtfertigter Bereicherung. Die condictio im römischen Recht war aber ursprünglich kein materieller Anspruch, da der Unterschied zwischen Anspruch und Klage den Römern noch fremd war. Vielmehr erfaßten sie die einzelnen Forderungsrechte stets in einer prozessualen Formulierung.36 In anderen Worten sehen die Römer ihr Privatrecht und den dazugehörigen Prozeß als eine Einheit an.37 In der Geschichte des antiken römischen Rechts hat die condictio verschiedene Entwicklungsstufen erlebt, nämlich die legis actio per condictionem als eine Legisaktion, condictio als eine actio in personam und schließlich condictio als Substanzrecht.

 Mugdan, Motive II, S. 488.  Kaser, RP I, S. 600. Siehe auch Niederländer, Die Bereicherungshaftung im klassischen römischen Recht.  Vgl. Kaser, RP I, S. 600.  Jörs/ Honsell, Römisches Privatrecht, S. 218.  Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, Einleitung, V.

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1. legis actio per condictionem In der Zeit der legis actiones (Legisaktionen) erscheint die condictio in der Form von legis actio per condictionem, einer dem Erkenntnisverfahren dienenden Legisaktion.38 Ihren Namen hat sie von dem Verb condicere, das ursprünglich technisch bedeutet: den Termin ansagen, auf den 30. Tag vor Gericht laden.39 Sie wurde durch eine lex Silia (ca. 3. Jh v. Chr.) für Ansprüche auf eine bestimmte Geldsumme (certa pecunia), durch eine lex Calpurnia (ca. 2. Jh v. Chr.) für solche auf eine bestimmte andere Sache (aliae certae res) eingeführt.40 Die legis actio per condictionem ist durch eine ‚abstrakte’ Fassung der Formel charakterisiert. Das bedeutet, dass der Verpflichtungsgrund nicht genannt wird. 41 Was die Anwendungsmöglichkeit angeht, so ist die legis actio per condictionem in allen Fällen einer obligatio civilis anwendbar, die auf Leistung eines certum gerichtet sind, sei dies die Übereignung einer individuell bestimmten Sache oder einer bestimmten Menge vertretbarer Sachen.42 2. Die klassische condictio als actio in personam Im klassischen Schriftformelverfahren ist die condictio certae pecuniae und certae rei eine zivilrechtliche actio in personam. Sie ist Nachfolgerin der legis actio per condictionem. Anders als andere actiones ist sie die einzige Klage mit „abstrakter“ Formel, deren intentio den Verpflichtungsgrund nicht nennt.43 In diesem Aspekt gibt es Übereinstimmungen mit ihrer Vorgängerin. Die Klassiker haben gewisse typische Tatbestände herausgearbeitet, bei denen die condictio gewährt wird. Als Beispiel sind unter anderem indebitum solutum und datio ob rem zu nennen, die wir später noch erörtern werden. Es wäre aber irreführend, wenn man von klassischen „Kondiktionstypen“ 44redet, weil die klassischen Juristen nicht einzelne Typen von condictio kennen, sondern nur in gewissen Situationen die condictio heranziehen. Mit anderen

 Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, S. 36.  Wacke, Condictio, S. 52.  Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, S. 111.  Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, S. 111f.  Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, S. 112.  Kaser/Hackl, Das römische Zivilprozeßrecht, S. 334 .  Zimmermann, The Law of Obligations, S. 838f.

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Worten ist der klassischen condictio aus ihrem strengrechtlichen Erbe eine Beschränkung auf klar definierbare Einzeltatbestände erheblich geblieben.45 3. Justinianische condictio als Substanzrecht Mit dem Ende der klassischen Jurisprudenz und dem Wegfall des Formularprozesses geht das lebendige Zusammenspiel von abstrakter Formel und Juristenrecht verloren. Zurück bleibt nur das kasuistische Material. 46 Somit kam die condictio in der justinianischen Kompilation zu „selbständigen Anspruchskategorien“,47 die sich vor allem in D. 12, 4-7 und C. 5-9 niedergeschlagen haben. Da die Deutung der actio als Anspruch sich eigentlich erst im 19. Jahrhundert mit Windscheid durchsetzt, kann man hier nicht von materiellen Ansprüchen im modernen Sinne sprechen. II. Die condictio auslösenden Tatbestände in der klassischen Zeit und die einschlägige causa Wegen ihrer Abstraktheit stellt die klassische condictio als amtliche, prozessuale Sanktion der Rückgewähr ein absolutes Blankett dar.48 Wie oben dargestellt49 hatten die klassischen Juristen im Lauf der Zeit gewisse Tatbestände herausgebildet. Diese Tatbestände liegen dem modernen Bereicherungsrecht zur Grunde. Sie lassen sich in zwei Gruppen einteilen, einmal die rechtsgeschäftlichen Tatbestände, zum anderen der Diebstahl (furtum) und ähnliche Tatbestände. Der Begriff causa läßt sich in verschiedenen Positionen finden. A. Die rechtsgeschäftlichen Tatbestände Nach der herrschenden Meinung in der heutigen Romanistik setzen die meisten Anwendungsfälle der condictio eine Leistung (datio), also eine Verschaffung quiritischen Eigentums, voraus.50 Der Diebstahl (furtum) wird nur als Ausnahme angesehen.

 Schiemann, condictio, S. 120.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 3.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 3.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 3.  Siehe oben I. C. 2.  Siehe Kaser, RP I, S. 594; Jörs/Honsell, S. 352, vor allem Fn. 8.

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1. indebitum solutum 1) Voraussetzungen Die Klassiker kennen keine „condictio indebiti“ benannte Klage, sondern nur einen kondiktionswürdigen Tatbestand „indebitum solutum“ (Erfüllung der Nichtschuld).51 Dieser Tatbestand ist wohl nicht der älteste, hatte aber dennoch den umfassendsten Anwendungsbereich. Indebitum solutum setzt zweierlei voraus, nämlich die Nichtschuld und den Irrtum. Wer also eine nichtgeschuldete Leistung im Irrtum erbracht hat, kann das Geleistete kondizieren. 2) causa und indebitum solutum Es ist auffällig, dass der Begriff causa bei dem Tatbestand indebitum solutum gar nicht auftaucht. Dies wird von Wunner als „eine interessante Besonderheit“52 angesehen. Nach ihm gibt es keine einzige klassische Textstelle, in welcher der unmittelbare Anwendungsfall von indebitum solutum mit dem Begriff causa erfasst wird.53 Es fehlt also bei dem typischen Tatbestand indebitum solutum in den klassischen Texten jede Bezugnahme auf den Ausdruck causa.54 Obwohl bei indebitum solutum von der causa offenbar nicht ausdrücklich die Rede ist, vertritt Kaser jedoch die Auffassung, dass es wahr bleibt, dass sich die condictio für indebitum solutum auf die Verfehlung der causa solvendi gründet.55 Der Begriff causa solvendi ist im römischen Recht eine Erscheinungsform der iusta causa, die für den Eigentumserwerb erforderlich ist. Neben causa solvendi gehören zu der iusta causa auch die causa emptionis, donandi, dotis, credendi usw. 56 Unter der iusta causa versteht Kaser die Abrede über eine rechtlich anerkannte Zweckbestimmung, die auf die Zuwendung des Eigentums gerichtet ist. 57 Die Verfehlung der causa solvendi ist ihm nur ein Unterfall der Verfehlung des Zuwendungszwecks, den er als ein allen condictio auslösenden Tatbeständen gemeinsames Tatbe-

 Schwarz, Grundlage der condictio, S. 64.  Wunner, Der Begriff der causa, S. 469.  Wunner, Der Begriff der causa, S. 469.  Wunner, Der Begriff der causa, S. 469.  Kaser, RP I, S. 596, Fn. 34.  Kaser, RP I., S. 41  Kaser, RP I, S. 416.

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standsmerkmal ansieht.58 Es ist aber fraglich, ob es bei den Klassikern schon ein so abstraktes Tatbestandsmerkmal wie „Zweckverfehlung“ gegeben hat. Denken wir nur daran, dass die römischen Juristen in ihrem Denken weniger systematisch und stärker topisch bestimmt waren.59 2. datio ob rem 1) Voraussetzungen Der Tatbestand datio ob rem bezieht sich auf diejenigen Fälle, in denen jemand eine Leistung wegen eines künftigen Erfolgs oder Zwecks(ob rem) erbracht hat. Wenn der Erfolg nicht eintrat oder der Zweck nicht verwirklicht wurde, kann er das Geleistete zurückfordern. Datio ob rem setzt also zweierlei voraus, einmal die Leistung (datio), zum anderen Nichteintritt eines Erfolgs oder Verfehlung eines Zweckes, je nachdem was man unter rem versteht. Anders als in der modernen Rechtsordnung hat der Tatbestand „datio ob rem“ in der klassischen Zeit eine sehr wichtige Rolle gespielt.60 Der Grund liegt darin, daß es einen numerus clausus von verbindlichen Verträgen gab, während heute fast alle Vereinbarungen verbindlich sind.61 2) causa und res Das lateinische Wort res ist im römischen Recht ein mehrdeutiger Begriff. Res kann etwa 1) Sache, Gegenstand; 2) Inbegriff von Vermögensobjekten, Vermögen; 3) Inbegriff gewisser Einrichtungen und Verhältnisse; 4) Tatsache; 5) Leistung oder Gegenleistung; 6) Erfolg; 7) Wirkung und 8) Umgang, Verkehr bedeuten. 62 Die Bedeutung „Erfolg“, „Wirksamkeit“ ist nach Schwarz vor allem in der Verbindung „ob rem“ zu finden.63 Er vertritt außerdem die Meinung, dass die Klassiker den Gebrauch von „causa“ im Sinne von „Zweck“ sehr wahrscheinlich noch nicht kannten.64 Im Folgenden wird gezeigt, dass bei den Klassikern das Verhältnis von res zu causa verschlungen ist.

 Kaser, RP I, S. 595. Dabei benutzt Kaser sogar die Wortverbindung „sine causa“.  Wunner, Der Begriff der causa, S. 477.  Zu den Anwendungsfällen der datio ob rem siehe Liebs, JZ 1978, S. 698.  Liebs, The History of the Roman Condictio up to Justinian, S. 172.  Heumann/Seckel, Lexikon, S. 511- 512.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 118.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 131.

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a. res vs. causa Schon in der klassischen Zeit kommt neben der Bezeichnung „datio ob rem“ die verwirrende „datio ob causam“ vor. Das Verhältnis von datio ob rem zu datio ob causam ist auf den ersten Blick nicht klar. Tatsächlich waren die beiden in der klassischen Zeit aber unverwechselbar und wurden von den Klassikern scharf gegeneinander abgesetzt.65 Dieser Gegensatz findet sich sehr klar in Paul .10 Sab. D.12,5,1 pr.: Omne quod datur aut ob rem datur aut ob causam, et ob rem aut turpem aut honestam. (Übersetzung66: Alles, was gegeben wird, wird entweder wegen eines Erfolges gegeben oder wegen eines Grundes, und wenn wegen eines Erfolges, entweder wegen eines sittenwidrigen oder eines anerkennenswerten Erfolges.)

Einen weiteren Beleg dafür bietet Pomponius, D. 12. 6. 52: Damus aut ob causam aut ob rem: ob causam [praeteritam], veluti cum ideo do, quod aliquid a te consecutus sum vel quia aliquid a te factum est[, ut, etiamsi falsa causa sit, repetitio eius pecuniae non sit]: ob rem vero datur, ut aliquid sequatur [, quo non sequente repetitio competit]. (Übersetzung: Wir geben entweder wegen eines Grundes oder wegen eines Erfolges; wegen des in der Vergangenheit liegenden Grundes, wenn ich zum Beispiel deshalb etwas gebe, weil ich etwas von dir erhalten habe oder weil etwas von dir getan worden ist, so daß, auch wenn der Grund sich als unrichtig erweist, eine Rückforderung dieses Geldes nicht stattfindet. Wegen eines Erfolges wird dagegen gegeben, damit [künftig] ein Erfolg eintritt; wenn dieser nicht eintritt, findet eine Rückforderung statt.)

Es ist sehr klar, daß in den obigen Quellen sich „ob causam“ auf das Motiv des Gebenden bezieht, das für die juristische Wertung des Tatbestandes unwichtig ist,67 wärend „ob rem“ auf einen Erfolg, beispielsweise eine zukünftige (noch erwartete) Gegenleistung Bezug nimmt.

 Schwarz, Grundlage der condictio, S. 121.  Alle Übersetzungen ohne besondere hrends/Knütel/Seiler/Kupisch.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 122.

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Angabe

sind

solche

von

Be-

b. causa ersetzt res Nach überwiegender Ansicht ist es Justinian gewesen, der die datio ob rem mit der datio ob causam in Zusammenhang gebracht hat.68 Die Wurzel der Verwirrung liegt aber wohl bei einigen spätklassischen Juristen, die an der Stelle von res die causa benutzten.69 Als Beispiel ist Paul D. 12, 5, 9 pr zu nennen: quamvis enim propter rem datum sit et causa secuta sit...,

Dabei scheint causa nur der Wechselbegriff von res zu sein.70 Es ist interessant, dass in der Übersetzung von Behrends/Knütel/Seiler/Kupisch res und causa jeweils als Erfolg und Zweck übersetzt wird. Die Übersetzung lautet, „obwohl etwas wegen eines Erfolges geleistet wird und der Zweck erreicht ist,...“. Der Begriff causa wird manchmal auch als Oberbegriff verwendet, der sowohl den vergangenen Grund als auch den zukünftigen Zweck abdeckt.71 Das verwirrende Verhältnis von Grund zu Zweck basiert wohl darauf, dass die beiden Begriffe sich im Bereich des Kondiktionenrechts nicht gegenseitig ausschließen. 72 Wie Jhering spöttisch bemerkt, es ist einerlei, ob man sagt, „Ich trinke, weil ich Durst habe“ oder „Ich trinke, um meinen Durst zu löschen“.73 Es ist also schwer, den Grund vom Zweck ganz abzugrenzen. 3. datio ob rem turpem 1) Voraussetzungen Die datio ob rem turpem war nur ein Sonderfall der datio ob rem. Wer wegen eines sittenwidrigen Erfolges oder Zwecks (ob rem turpem) eine Leistung erbracht hat, kann das Geleistete zurückfordern, egal ob der Erfolg eintritt oder der Zweck verwirklicht wurde.74 Dieser Tatbestand setzt zweierlei voraus, zum einen eine Leistung, zum anderen einen sittenwidrigen Erfolg oder Zweck..

 Wunner, Der Begriff der causa, S. 471.  Vgl. Zimmermann, The Law of Obligations, S. 843, Fn. 60; Schwarz, a.a.O., S. 132.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 123.  Harke, Römisches Recht, S. 188.  Jörs/Honsell, S. 353.  Jhering, Der Zweck im Recht, S.15.  D. 12, 5, 1 pr.ff.

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Bei der justinianischen Kompilation erschien datio ob rem turpem als condictio ob turpem causam und wurde neben sog. condictio ob iniustam causam gestellt (D. 12, 5).75 Die letzte war in klassischer Zeit aber kein rechtsgeschäftlicher Anwendungsfall der condictio, sondern wurde neben furtum gestellt.76 2) res turpis Wie oben schon angedeutet bezieht sich res turpis auf einen sittenwiderigen Erfolg oder Zweck. In der Tat kann das res sowohl ein sittlich indifferentes als auch moralisch verwerfliches (res turpis) sein.77 4. datio sine causa 1) Fundstellen Den allgemeinen Gedanken einer condictio sine causa kannten die Klassiker ursprünglich und in der Folgezeit nicht.78 Eine solche Vorstellung läßt sich erst bei einzelnen Juristen der Hoch- und Spätklassik finden.79 Alle diese Juristen gehen von einem einheitlichen Tatbestand aus, nämlich der datio sine causa.80 Als Beispiel sind folgende Fundstellen zu nennen: Javolen D. 12, 4, 10: Si mulier ei cui nuptura erat cum dotem dare vellet, pecuniam quae sibi debebatur acceptam fecit neque nuptiae insecutae sunt, recte ab eo pecunia condicetur, quia nihil interest, utrum ex numeratione pecunia ad eum sine causa an per acceptilationem pervenerit. (Übersetzung: Hat eine Frau dem Mann, den sie zu heiraten beabsichtigte, eine Geldschuld förmlich erlassen, weil sie ihm eine Mitgift bestellen wollte, und kommt die Ehe nicht zustande, so wird sie zu Recht Geld von ihm kondizieren, da es keinen Unterschied macht, ob Geld ohne Rechtsgrund an ihn gezahlt oder durch wortförmlichen Erlaß an ihn gelangt ist.)

Papinian D. 12, 6, 66:

 Dazu siehe noch unten S. 23.  Siehe Liebs, The history of the roman condictio up to Justinian, S. 170ff.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 118.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 23.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 24.  Harke, Römisches Recht, S. 188.

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Haec condictio ex bono et aequo introducta, quod alterius apud alterum sine causa deprehenditur, revocare consuevit. (Übersetzung: Diese Kondiktion, die nach den Grundsätzen von Recht und Billigkeit eingeführt worden ist, ist der übliche Rechtsbehelf geworden, um rückgängig zu machen, was von dem Vermögen des einen sich ohne Rechtsgrund bei einem anderen findet.)

Ulpian D. 19, 1, 11, 6: ... ego illud quaero: si anulus datus sit arrae nomine et secuta emptione pretioque numerato et tradita re anulus non reddatur, qua actione agendum est, … et Iulianus dicertet ex empto agi posse: certe etiam condici poterit, quia iam sine causa apud venditorem est anulus. (Übersetzung: ... ich stelle folgende Frage: Ist ein Ring als Angeld gegeben und wird dann, nachdem nach Abschluß des Kaufs sowohl der Kaufpreis gezahlt als auch die Sache übergeben worden ist, der Ring nicht zurückgegeben, mit welcher Klage muß dann vorgegangen werden? ... Und Julian würde sagen, daß aus Kauf geklagt werden könne. Gewiß könnte auch kondiziert werden, da der Ring nunmehr ohne Rechtsgrund bei dem Käufer ist.)

Der klassische Generaltatbestand der datio sine causa verschwindet in der justinianischen Kodifikation. Die Aussagen der klassischen Juristen werden drei Typen der Leistungskondiktion zugeordnet, nämlich condictio indebiti, condictio causa data causa non secuta und condictio ob turpem vel iniustam causam.81 2) Die Wortverbindung sine causa bei den Klassikern Die oben zitierten Fundstellen umfassen verschiedene Tatbestände. Ihr gemeinsamer Anschlußpunkt ist die Wortverbindung sine causa. Es ist aber fraglich, ob dabei sine causa ein rechtstechnisches Tatbestandsmerkmal darstellt. Die Wortverbindung sine causa ist keineswegs unklassisch.82 Das bedeutet aber nicht, dass sie sich als ein technischer Begriff für das Kondiktionsrecht feststellen lassen kann. Tatsächlich hat die Verbindung sine causa bei der condictio verschiedene Bedeutungen. D. 12, 4, 10 bezieht sich dem

 Harke, Römisches Recht, S. 193.  Beseler, SZ 66 , S. 362. Als ein Vertreter der Interpolationsforschung ist Beseler aber der Meinung, dass sine causa in den meisten Klassikerstellen, in denen es vorkommt, unecht ist. Das Prolem der justinianischen Interpolation springt außer dem Rahmen dieser Arbeit.

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Sachverhalt nach auf den Tatbestand datio ob rem. Bei D. 19, 1, 11, 6 handelt sich eigentlich um einen Fall der sog. condictio ob causam finitam, die in der justinianischen Kodifikation unter der Rubrik condictio sine causa erscheint. Bei D. 12, 6, 66 sah Papinian condictio als einen Anwendungsfall der Grundsätze von Recht und Billigkeit an. Sine causa hängt dabei eng mit der Billigkeit zusammen. Wenn man unter sine causa eine Rechtfertigung der repetitio versteht, gibt man damit keine juristische Begründung. Vielmehr ist es nur ein logischer circulus vitiosus, wenn man auf die Frage, warum das Herausgabeverlangen der Leistung gerechtfertigt sei, die Antwort bekommt, weil das Innehaben der Leistung ungerechtfertigt sei.83 Diese Antwort gilt nicht speziell für das Kondiktionsrecht, sondern für alle rechtlich anerkannte Herausgabeansprüche, seien sie kontraktlich oder ausserkontraktlich, dinglich oder obligatorisch. 84 Außerdem hat die Wortverbindung sine causa nicht unbedingt etwas mit dem Herausgabeanspruch zu tun. Wie zum Beispiel Gai. I. 53: Sed hoc tempore neque civibus Romanis nec ullis aliis hominibus, qui sub imperio populi Romani sunt, licet supra modum et sine causa in servos saevire. (Übersetzung85: Aber heutzutage dürfen weder römische Bürger noch irgendwelche anderen Menschen, die unter der Herrschaft des römischen Volkes leben, ihre Sklaven über das Maß hinaus und ohne Grund misshandeln.)

Dabei bedeutet causa den rechtfertigenden Grund für ein Handeln, der nicht zum Herausgabeanspruch führt. Es kann festgestellt werden, dass der Tatbestand datio sine causa ein Systematisierungsversuch bei manchen Klassikern ist. Dabei wurde die Wortverbindung sine causa zwar Angelpunkt aller einschlägigen Ansprüche, sie läßt sich aber nicht als ein rechtstechnischer Begriff für die Leistungskondiktion ansehen. B. Furtum und ähnliche Tatbestände Nach der herrschenden Meinung in der heutigen Romanistik bildet furtum (Diebstahl) eine Ausnahme unter den Tatbeständen, bei denen condictio

 Wunner, Der Begriff der causa, S. 479.  Wunner, Der Begriff der causa, S. 479.  Aus der Übersetzung von Manthe übernommen.

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gewährt wird.86 Es gibt jedoch Gegenströmungen, nach denen die Klassiker neben den Dationsfällen noch die Nichtdationsfälle, unter denen das furtum am wichtigsten ist, gekannt haben. Das Verhältnis von den Dationsfällen zu den Nichtdationsfällen ist nicht ein solches von der Regel zu der Ausnahme.87 Die Behauptung Essers, dass die Fälle einer Bereicherung „in sonstiger Weise“ in klassischer Zeit mit der condictio gar nicht erfaßt werden können,88 ist wohl nicht ganz genau. 1. Der Tatbestand furtum Der Tatbestand furtum (Diebstahl) hat eine sehr lange Geschichte. Er findet sich schon in den XII Tafeln. So heißt XII Tafeln 8, 16: Si adorat furto, quod nec manifestum erit, duplione damnum decidito. (Übersetzung89: Wenn er Diebstahl vorwirft, der nicht förmlich bewiesen sein wird, soll er [der Beschuldigte] den Verlust durch Doppelung abmachen.)

Das furtum ist ein Anwendungsfall der legis actio per condictionem.90 In der klassischen Zeit ist er ein condictio auslösender Tatbestand. Von den Dationsfällen unterscheidet sich das furtum auf zweierlei Weise: erstens setzt es nicht eine Leistung voraus; zweitens steht bei dem furtum die condictio dem Eigentümer zu.91 Da das furtum auf den Akt des Diebstahls und nicht auf ein Rechtsgeschäft der Parteien abstellt, wird es manchmal als eine „frühe Vorläuferin der heutigen Eingriffskondiktion“ 92 angesehen. 2. Ähnliche Tatbestände Das furtum ist zwar ein sehr wichtiger, aber nicht der einzige condictio auslösende Tatbestand, der keine datio voraussetzt. Neben ihm gibt es noch gewisse diebstahlsähnliche Konstellationen, z.B.: jemand vertrieb einen ande-

 Vgl. Schwarz, Grundlage der condictio, S. 2; Kaser, RP I, S. 594; Jörs/Honsell, S. 352; Hausmaninger/Selb, Römisches Privatrecht, S. 270.  Siehe Harke, Das klassiche römische Kondiktionensystem, S. 83; ders., Römisches Recht, S.184; Heine, Condictio sine datione, S. 150 ff.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 776.  Übersetzung von Liebs, in ders., Römisches Recht, S. 192.  Kaser, RP I, S. 593.  Jörs/Honsell, Römisches Privatrecht, S. 355.  Ellger, Bereicherung durch Eingriff, S. 29.

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ren von seinem Grundstück;93 eine Ehefrau hat eine Sache ihres Gatten entwendet;94 der Fall der Alluvion95 usw. 3. Condictio ex iniusta causa, ein Generaltatbestand? Nach dem in D. 12, 5, 6 überlieferten Satz, „quod ex iniusta causa apud aliquem sit, posse condici“ (was sich aus einem rechtswidrigen Grund bei jemandem befinde, könne kondiziert werden), unterliegt jede aus rechtswidrigem Grund besessene Sache der Kondiktion. Dieser Satz sieht auf den ersten Blick wie ein Generaltatbestand des Bereicherungsrechts aus, der jedes unberechtigte Innehaben eines Gegenstandes unabhängig von der Art seines Erwerbs abdecken kann.96 Tatsächlich ist der Anwendungsfall dieser sog. condictio ex iniusta causa viel enger als er scheint. Es ist das furtum gewesen, das die Juristen der republikanischen Zeit zu dieser Generalisierung führte.97 Mit anderen Worten ist condictio ex iniusta causa nur eine Ausdehnung der condictio furtiva. Genau wie die condictio furtiva setzen alle der condictio ex iniusta causa unterliegenden Umstände keine datio voraus. Die oben angeführten diebstahlsähnlichen Tatbestände könnten die einzelnen Anwendungsfälle der condictio ex iniusta causa sein.98 Es läßt sich feststellen, dass die Wortverbindung iniusta causa kein allgemeines Tatbestandsmerkmal der condictio darstellt. Belege dafür findet man auch in einigen Quellen, in denen „sine causa“ und „ex iniusta causa“ nebeneinander stehen. Wie z.B. D. 24, 1, 6: quia quod ex non concessa donatione retinetur, id aut sine causa aut ex iniusta causa retineri intellegitur; ex quibus causis condictio nasci solet. (Übersetzung: Weil das, was aus einer nicht erlaubten Schenkung hat, entweder als ohne Rechtsgrund oder als aus einem rechtswidrigen Grund besessen angesehen wird; aus solchen Gründen pflegt die Kondiktion zu entstehen.)

Dabei bezieht sich sine causa auf die rechtsgrundlose Leistung, und iniusta causa auf den rechtswidrigen Eingriff in fremdes Eigentum.99

 D. 13, 3, 2.  D. 25, 2, 6, 5.  D. 12, 1, 4, 2.  Harke, Römisches Recht, S. 183.  Dawson, Unjust Enrichment, S. 43; Harke, Römisches Recht, S. 183.  Zimmermann, The law of Obligations, S. 840.  Harke, Römisches Recht, S. 184.

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C. Fazit In der klassischen Zeit haben sich einige typische condictio auslösende Tatbestände herausgebildet, nämlich indebiti solutum, datio ob rem, datio ob rem turpem, furtum und andere diebstahlsähnliche Tatbestände. Bei diesen Tatbeständen taucht das Wort causa bzw die Wortverbindung sine causa nicht immer auf. Es gibt etwa keine einzige klassische Textstelle, in welcher der unmittelbare Anwendungsfall von indebitum solutum mit dem Begriff causa erfasst wird. Kaser vertritt die Auffassung, dass sich die condictio für indebitum solutum auf die Verfehlung der causa solvendi gründet. Unter der causa solvendi versteht er eine Erscheinungsform der iusta causa, also die Abrede über eine rechtlich anerkannte Zweckbestimmung, die auf die Zuwendung des Eigentums gerichtet ist. Er sieht die Verfehlung des Zuwendungszwecks als ein allen condictio auslösenden Tatbeständen gemeinsames Tatbestandsmerkmal an. Ein so abstraktes Tatbestandsmerkmal ist bei den Klassikern wahrscheinlich noch nicht gegeben. Bei den Tatbeständen datio ob rem und datio ob rem turpem ist die Beziehung von causa zur res etwas verwirrend. Ursprünglich waren die beiden sehr klar voneinander abgegrenzt: „ob causam“ bezieht sich auf das vergangene Motiv des Gebenden, wärend sich „ob rem“ auf einen zukünftigen Erfolg, beispielsweise eine Gegenleistung bezieht. Im Lauf der Zeit wurde causa als der Wechselbegriff von res benutzt. Der Begriff causa wird manchmal auch als Oberbegriff verwandt, der sowohl den vergangenen Grund als auch den zukünftigen Zweck abdeckt. Immerhin hat causa und res nur einen relativ engen Anwendungsbereich und ist für ein allgemeines Tatbestandsmerkmal nicht geeignet. Was die sog. datio sine causa angeht, so ist es ein Systematisierungsversuch bei manchen Klassikern. Dabei läßt sich die Wortverbindung sine causa aber nicht als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal ansehen. Bei den Nichtdationsfällen kommt ein anscheinend allgemeines Tatbestandsmerkmal vor, nämlich „iniusta causa“. In der Tat findet es seine Anwendung nur bei einigen diebstahlsähnlichen Tatbeständen. Kurz gefasst: Der Begriff causa war bei den Klassikern kein Fachausdruck, sondern unbelasteter Allgemeinbegriff forensischer Rhetorik. 100 Er wurde von den Klassikern nur benutzt, um mit seiner Hilfe einzelne Kondiktionstatbestände umzuschreiben.101 Die causa bzw die Wortverbindung sine

 Esser, Grundsatz und Norm, S. 45f.  Söllner, Die causa, S. 24.

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causa ist bei den Klassikern mit Worten Dawsons nur „a working tool for analysis“, das selbst aber unanalysiert bleibt.102 III. Justinianische Kondiktionstypen und die einschlägige causa A. Allgemeine Anmerkung zur justinianischen Kompilation Über die Haltung der justinianischen Kompilation zum klassischen Recht besteht in der Romanistik keine Einigkeit, vor allem auf dem Gebiet des Bereicherungsrechts. Liebs vertritt etwa die Auffassung, dass die Byzantiner keine revolutionäre Veränderung zu der klassischen condictio gebracht haben. Somit wird Tribonian von ihm als „the legitimate successor“ der Klassiker genannt.103 Dagegen behauptet Schulz, dass die oströmischen Kompilatoren das klassische Recht komplett zerstört haben.104 In seinen Augen zählt das Bereicherungsrecht zu einem der schlechtesten Teile des justinianischen Rechts. 105 Es sei gerade die justinianische Interpolation gewesen, die die späteren Generationen der Juristen verwirrt und einen schlechten Einfluß auf die kontinentaleuropäischen Kodifikationen gehabt habe. 106 Ähnlich wie Schulz ist Dawson der Meinung, „…there is probably no field of private law in which the compilers felt so free as in the texts that dealt with unjust enrichment, including the condictions“.107 Durch die Entdeckung der lex rivi Hiberniensis ist die Annahme einer erheblichen Änderung des Bereicherungsrechts durch Justinia zuletzt erneut erschüttert worden.108 Die Frage nach der justinianischen Interpolation sprengt den Rahmen der vorliegenen Arbeit. Bevor wir die justinianische condictio erörtern, sind folgende zwei Punkte zu betonen, damit wir einen klaren Blick auf den Hintergrund der justinianischen Kondiktionen bzw. des Kondiktionsrechts bekommen können. 1. Abwertung des Aktionensystems In der Justinianzeit führte die Abwertung des Aktionensystems zur Bildung materiellrechtlicher Prinzipien und eines eigenen materiellen Rechtssys-

 Dawson, Unjust Enrichment, S. 46.  Liebs, The History of the Roman Condictio up to Justinian, S.182ff.  Schulz, Classical Roman Law, S. 611.  Schulz, Classical Roman Law, S. 611.  Schulz, Classical Roman Law, S. 611.  Dawson, Unjust enrichment, S. 46.  Dazu Nörr, SZ 125, S. 144.

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tems. 109 Die condictio verlor ihre prozessuelle Bedeutung und wurde ein Substanzrecht. Die klassischen Anwendungsfälle der condictio wurden durch die oströmischen Juristen übernommen, weiter entwickelt, verfeinert und systematisiert, und letztlich im Corpus Iuris rezipiert.110 Es entstanden erst bei der justinianischen Komplilation die heute noch gebräuchlichen Bezeichnungen, nämlich condictio indebiti, condictio causa data causa non secuta, condictio ob turpem vel iniustam causam und condictio sine causa. Deren Namen entstammen der byzantinischen Jurisprudenz und wurden durch die Titelrubriken von D. 12, 4 – 12, 7 festgelegt.111 2. Ethisierung des Rechts Es wurde im allgemeinen von den Klassikern abgelehnt, die Prinzipien und Regeln des Rechts aus ihren sittlichen Grundlagen zu rechtfertigen.112 Anders die justinianische Zeit, die durch die Ethisierung des Rechts gekennzeichnet ist.113 Was die condictio angeht, so hält Justinian am Leitgedanken der Billigkeit als Grundlage der Bereicherungskondiktion fest.114 Als Beleg zu diesem Gedanken bieten sich zwei bekannte Zitate von Pomponius an: D. 12, 6, 14: Nam hoc natura aequum est neminem cum alterius detrimento fieri locupletiorem; (Übersetzung: Denn es entspricht der natürlichen Gerechtigkeit, daß niemand sich zum Nachteil eines anderen bereichern darf.)

und D. 50, 17, 206: Iure naturae aequum est neminem cum alterius detrimento et iniuria fieri locupletiorem. (Übersetzung115: Es ist nach dem Naturrecht billig, dass Niemand mit des Andern Schaden und durch Unrecht reicher werde.)

 Esser, Grundsatz und Norm, S.57.  Vgl. Zimmermann, The Law of Obligations, S. 838f.  Pernice, Labeo 3, 1, 234ff.  Kaser, RP, II, S. 60. Siehe aber auch Wollschläger, Die stoische Bereicherungsverbot in der römischen Rechtswissenschaft.  Kaser, RP, II, S. 60.  Kaser/Knütel, RP, 18. Aufl., S. 245.  Übersetzung von Otto und anderen.

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Ein solcher Gedanke war dem klassischen Recht schon bekannt. Anders als bei den Klassikern erfolgte unter Justinian die schulmäßige Verallgemeinerung dieses Gedankens.116 Unter dem Einfluss der griechischen Philosophie war der Gesichtspunkt der aequitas bei der Gestaltung der condictiones in den Vordergrund getreten117. Wenn wir das justinianische Bereicherungsrecht und den Begriff causa bzw. sine causa richtig verstehen möchte, müssen wir die Ethisierung des Rechts unter Justinian immer vor Augen haben. B. Kondiktionstypen in der Justinianzeit 1. Übernahme der klassischen Kondiktionsanwendungsfälle Anders als die Klassiker, die die condictio als eine Einheit verstanden hatten, löst die oströmische Doktrin die condictio in eine Gruppe selbständiger Ansprüche auf. Damit erhalten die von den Klassikern erkannten Anwendungsfälle der condictio selbständige Bezeichnungen. Das ist das notwendige Ergebnis der oben erwähnten Abwertung des Aktionssystems. 1) Die auf datio bezogenen condictions In der justinianischen Kodifikation findet sich der Generaltatbestand der datio sine causa118 nicht mehr. Den klassischen Aussagen werden drei Typen von Leistungskondiktionen zugeordnet, nämlich condictio indebiti, condictio causa data causa non secuta und condictio ob turpem vel iniustam causam.119 a. condictio indebiti Der Tatbestand indebitum solutum erscheint nun unter der Rubrik condictio indebiti in D. 12, 6 und C. 5, und dient der Rückforderung des irrtümlich auf eine Nichtschuld Geleisteten. Es ist erwähnenswert, dass unter der Rubrik viele heterogene Sachverhalte auftauchen.

 Kaser, RP, II, S. 422.  Coing, SZ 69, S. 40.  Sieh oben. S. 14 f.  Harke, Römisches Recht, S. 193.

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b. condictio causa data causa non secuta Der Tatbestand datio ob rem erscheint jetzt in der Form von condictio causa data causa non secuta (D. 12, 4) oder condictio ob causam ( C. 4, 6). Die Bezeichnung condictio causa data causa non decuta folgt aus der condictio ob causam datorum (causa non secuta), die von Hermogenian zum ersten Mal fomuliert wurde.120 Es ist merkwürdig, dass in dem Titel die causa das rem ersetzt. c. condictio ob turpem vel iniustam causam Unter der gleichen Titelrubrik (D. 12, 5) stehen die condictio ob causam turpem und die condictio ex iniusta causa. Bei dem klassischen Recht setzt condictio ex iniusta causa aber keine datio voraus.121 Sie wird von Liebs einfach als „offshoots“ der condictio ex causa furtiva genannt.122 Deswegen ist es auffällig, dass in den Digesten die Quellen zur condictio ex iniusta causa mit denen zur condictio ob rem turpem vermengt werden und so, mit heutiger Terminologie, in Aussagen über die Leistungskondiktion umgemünzt werden.123 In dem justinianischen Codex steht die condictio ex iniusta causa nicht neben der condictio ob turpem, sondern wird mit der condictio sine causa und der condictio ex lege zusammengestellt. Die Rubrik von C. 4, 9 heißt also „de condictione ex lege et sine causa vel iniusta causa“. Das besagt schon, dass es an einem einheitlichen System in der justinianischen Kodifikation fehlt. 2) condictio furtiva Der Tatbestand furtum ist nicht neben den auf datio bezogenen condictiones im 12. Buch der Digesten eingeordnet, sondern erscheint im 13. Buch unter der Rubrik condictio furtiva (D. 13, 1). Die anderen diebstahlsähnlichen Tatbestände, die oben dargestellt wurden,124 sind in verschiedenen Fundstellen verstreut, wie D.12, 1, 4, 2; D. 13, 3, 2; D. 25, 2, 6, 5. Ein System im Sinne der heutigen Nichtleistungskondiktion läßt sich nicht feststellen.

 Dazu Liebs, The History of the Roman Condictio up to Justinian, S. 173.  Siehe oben S. 18.  Liebs, The History of the Roman Condictio up to Justinian, S. 169.  Harke, Römisches Recht, S. 185.  Siehe oben S. 17 f.

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2. Die neue Kondiktionstypen 1) condictio sine causa Die sich in D. 12, 7 und C. 4, 9 findende condictio sine causa war den Klassikern fremd. Im Vergleich zu D.12, 4-6 ist D. 12, 7 ein relativ kurzer Titel. Das Anwendungsgebiet der condictio sine causa ist dort nicht genauer bezeichnet. Die Stellung der condictio sine causa im 12. Buch der Digesten könnte den Eindruck vermitteln, dass sie ein weiterer, eigenständiger Klageanspruch neben den anderen Kondiktionstypen ist. Das ist aber nicht der Fall. Viele Stellen unter dieser Rubrik bieten fast die ganze Palette der klassischen Bereicherungstatbestände, einschließlich der condictio indebiti.125 Das besagt, dass die Kompilatoren über das Anwendungsgebiet der condictio sine causa auch keine klare Vorstellung gehabt haben.126 2) condictio ex lege127 Die sich in D. 13, 2 findende condictio ex lege bezieht sich auf solche Fälle, in denen die Obligation durch ein neues Gesetz (nova lex) eingeführt ist, ohne daß das Gesetz den Verpflichtungsgrund angibt. 3) condictio generalis Die sog. condictio generalis ist in D. 12, 1, 9 pr. 3 zu finden. Sie soll aus jedem Kontrakt, Quasikontrakt oder Delikt zustehen, wenn ein certum geschuldet ist. In der justinianischen Kodifikation wird diese condictio nicht näher bezeichnet. Die Bezeichnung „condictio generalis“ ist also unrömisch.128 Die condictio ex lege und condictio generalis haben mit den Ausgangsfällen der condictio fast nichts mehr zu tun. Das ist wohl ein Zeugnis dafür, dass Justinian mit generellen, miteinander konkurrierenden Klagen vorsorglich alle denkbaren Lücken füllen will.129

 Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 24.  Näher dazu vgl. Sohm-Mitteis-Wenger, Institutionen, S. 443.  Zum Zweifel an dem justinianischen Ursprung der condictio ex lege siehe Nörr, SZ 125, S. 144.  Kaser, RP II, S. 424.  Kaser/Knütel, Römisches Privatrecht, 17. Aufl., S. 308. In der 18. Auflage (S. 246) bezweifelt Knütel aber die herrschende Meinung, nach der die condictio generalis eine Schöpfung Justinians war.

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C. Causa bei der justinianischen condictio 1. causa im Sinne der Voraussetzung In dem Codextitel 4, 6 und Rubrik von D. 12, 4 ist der klassische Begriff res nicht mehr zu finden. An dessen Stelle steht der Begriff causa. Der Titel von C. 4, 6 heißt also „condictio ob causam datorum“, und D. 12, 4 hat „condictio causa data causa non secuta“ als Rubrik. Nach Form und Inhalt kann „ob causam datorum“ und „causa data“ aber nicht zur Deckung gebracht werden. Jener heißt „das wegen einer causa Gegebene“, während dieser bedeutet „wenn eine causa gegeben ist“.130 Wenn wir annehmen, daß in beiden Titeln „causa“ dasselbe bedeuten soll, und ferner, daß „causa data causa non secuta“ zweimal den gleichen „causa-Begriff“ enthält, so muß causa „Voraussetzung“ bedeuten. Nur causa in dieser weiteren Bedeutung wird den sämtlichen Tatbeständen der beiden Titel gerecht.131 Die condictio causa data causa non secuta ist so zu verstehen: Klage „wenn eine Voraussetzung gesetzt ist, die Voraussetzung (aber) nicht erfüllt ist“.132 Recht nahe kommt dieser Bedeutung von causa der Begriff „condicio“, der untechnisch „Voraussetzung“, „Bestimmung“, „Maßgabe“ bedeutet.133 2. Sine causa als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal? Zwar fügten die Kompilatoren ihrer Darstellung des Kondiktionenrechts einen abschliessenden Titel an, dieser dient ihnen aber nur als Sammelbecken für einige abseitige Fälle.134 Somit kann man unter der condictio sine causa nicht die allumfassende generelle Klage des Kondiktionenrechts verstehen.135 Es gibt im Corpus Iuris trotz einiger Verallgemeinerungen eigentlich keine allgemeine Regel, nach der eine jede rechtsgrundlose Bereicherung mittels einer condictio ausgeglichen werden könne.136 Erst nach der Rezeption gilt die condictio sine causa den mittelalterlichen Juristen als genereller Bereicherungsanspruch. 137 Die spätere Unterschei-

 Schwarz, Grundlage der condictio, S. 134.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 133f.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 134.  Schwarz, Grundlage der condictio, S. 135, vor allem Fn. 83.  Söllner, Die causa, S. 27.  Söllner, Die causa, S. 27.  Söllner, Die causa, S. 27.  Harke, Römisches Recht, S. 185.

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dung zwischen der generellen condictio sine causa und der speziellen condictio sine causa kannten die justinianischen Kompilatoren noch nicht. Die generelle condictio sine causa konkurriert mit den anderen Bereicherungsansprüchen, und die spezielle condictio sine causa greift nur in den Fällen ein, in denen die anderen Ansprüche versagen.138 Folgrichtig läßt sich die Wortverbindung sine causa in condictio sine causa nicht als ein für alle Kondiktionstypen geltendes Tatbestandsmerkmal ansehen. Der Einbezug dieser Wortverbindung in die Rubrik ist vielmehr Ausdruck der oben genannten Ethisierung des Rechts unter Justinian. 3. causa und condictio furtiva Die Rubrik von D. 13, 1 heißt de condictione furtiva. Condictio furtiva wird auch condictio ex causa furtiva 139 genannt. Offensichtlich ist dabei, daß causa kein rechtstechnischer Begriff ist, sondern nur im Sinne der Alltagssprache benutzt wird. D. Fazit Wie dargestellt ist der Begriff causa bzw die Wortverbindung sine causa bei den Klassikern kein rechtstechnisches Tatbestandsmerkmal für alle Kondiktionentypen. In diesem Aspekt hat die justinianische Kodifikation keine wesentliche Änderung gebracht. Vielmehr hat causa bzw sine causa bei verschiedenen Kondiktionstypen unterschiedliche Bedeutungen. Bei condictio causa data causa non secuta ist etwa unter causa die Voraussetzung zu verstehen. Was die sine causa bei condictio sine causa angeht, so ist sie mehr ein analytisches Mittel als ein feststehender Begriff. Die causa bei der sog. condictio ex causa furtiva ist offensichtlich kein rechtstechnischer Begriff. Die justinianische Kodifikation hat den Begriff der causa nicht geklärt. Im Gegenteil, wegen der Gleichstellung des Grundes und des Zwecks hat sie sogar eine Verwirrung verursacht.140 Außerdem basiert die mangelnde Klarheit des Causabegriffs wohl darauf, dass unter Justinian der Gesichtspunkt der aequitas in den Vordergrund getreten war.141 Die Kompilatoren unter Justinian waren noch nicht in der Lage, ein System entweder im juristischen oder im axiomatischen Sinn des Worts zu er-

 Harke, Römisches Recht, S. 185.  Über die Bezeichnung siehe Kaser, RP I, S. 618, vor allem Fn. 49.  Siehe Schwarz, Die Grundlage der condictio, S. 172, 220, 228.  Söllner, Die causa, S. 26.

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richten. Eine schlüssige Ordnung der Kondiktionentypen und ein für alle Kondiktionentypen geltendes Merkmal wie sine causa waren noch nicht zu erwarten. Es sind die mittelalterlichen Glossatoren und ihre Nachfolger, die Kommentatoren gewesen, die bei der Systematisierung Fortschritte gemacht haben.

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Kapitel 2. Causatheorie bei den Glossatoren und den Kommentatoren Im Zeitalter Justinians erforderte die Ausübung des römischen Rechtes unter dem Einfluß von Byzanz und der Rechtsschule in Rom noch ein gewisses Niveau. Dieses Niveau sinkt vom 7. bis zum 11. Jahrhundert stark ab. In dieser Zeit sind die Spuren des Weiterwirkens und der wissenschaftlichen Beschäftigung mit dem römischen Recht spärlich. Vor allem gerieten die Digesten in Vergessenheit, weil sie für den damaligen Bildungsstand viel zu schwer waren.142 Erst mit der Wiederentdeckung der Digesten im 11. Jahrhundert war eine erneuerte Rechtswissenschaft möglich. Nach überwiegender Ansicht beginnt die moderne Rechtswissenschaft mit den im 12. Jahrhundert gegründet oberitalienischen Rechtsschulen, vor allem der Rechtsschule von Bologna,143 deren Repräsentanten Glossatoren genannt werden. Der Einfluß der Glossatoren und ihrer Nachfolger, der Kommentatoren, auf die spätere Zeit darf nicht unterschätzt werden. Gerade im Bereich des Bereicherungsrechts, vor allem bei dem Causaproblem, ist ein Vorgriff auf die moderne Gesetzgebung und Dogmatik zu finden. Im Folgenden sind die Causatheorie im Kondiktionenrecht der Glossatoren und Kommentatoren zu erörtern. I. Causatheorie bei den Glossatoren A. Methode der Glossatoren 1. Haltung der Glossatoren zum justinianischen Recht Das Geistesleben des Mittelalters ist durchdrungen von dem Glauben an die Autorität.144 Die Haltung der Theologie zu der Bibel hat als Vorbild für andere Wissenschaften einschließlich der Rechtswissenschaft gedient. 145 Die Glossatoren betrachteten die Texte von Justinian geradezu als heilige Schrift.146 In ihren Augen enthielten die justinianischen Texte keine Widersprüche, die nicht von jemandem, der mit Scharfsinn an sie heranging, auf-

 Vgl. Koschaker, Europa und das römische Recht, S. 57f.  Lange, Römisches Recht im Mittelalter, Band I, S. 1.  Stintzing, I, S. 103f.  Lange, Römisches Recht im Mittelalter, Band I, S. 112.  Stein, Römisches Recht und Europa, S. 82.

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gelöst werden könnten. 147 An die Interpolationen von Justinian haben sie nicht gedacht.148 Folgerichtig bildeten die justinianischen Kondiktionstypen in Digesten und Codex den Ausgangspunkt ihrer Glossierungen. 2. Versuch der Systematisierung Die justinianische Kompilation ist sozusagen ein Sammelwerk verschiedener Stoffmassen. Darstellungsstil und Stoffanordnung sind in den Institutionen, den Digesten und dem Codex jeweils verschieden.149 Es fehlt bei den Texten von Justinian an einer sinnvollen Ordnung. Trotzdem ließen die Glossatoren die Anordnung der justinianischen Texte unangetastet.150 Um einem Text die richtige Bedeutung abzugewinnen, setzten sie sämtliche Techniken der Dialektik ein.151 Es sind die Glossatoren gewesen, die eine systematische wissenschaftliche Durchdringung des gesamten Rechtsstoffes beginnen.152 Natürlich darf die Systematisierung bei den Glossatoren nicht überschätzt werden. Sie haben die Analyse vor der Synthese begünstigt, also mehr für die Aufarbeitung des Details geleistet als für die Erschließung der großen Zusammenhänge.153 Doch was ihre Methode der Stoffbearbeitung angeht, so werden die Glossatoren durch die mittelalterliche Scholastik jedenfalls mitgeprägt.154 B. Causa-Lehre der Glossatoren 1. Theoretische Wurzel: Kausalitätstheorie der Scholastik Die mittelalterliche Rechtswissenschaft ist nur ein Zweig der Scholastik.155 Die Causa-Lehre der Glossatoren ist von der Kausalitätstheorie der Scholastik geprägt. 156 Um die Causa-Lehre der Glossatoren richtig zu verstehen, sollte man zunächst ihre theoretischen Wurzeln betrachten.

 Stein, Römisches Recht und Europa, S. 82.  Dawson, Unjust Enrichment, S. 64.  Hausmaniger/Selb, Römisches Privatrecht, S. 57.  Stein, Römisches Recht und Europa, S. 82.  Stein, Römisches Recht und Europa, S. 82.  Hausmaninger/Selb, Römisches Privatrecht, S. 57.  Kaser, Zur Methode der römischen Rechtsfindung, S. 76.  Hausmaninger/Selb, Römisches Privatrecht, S. 57; siehe auch Lange, Band I, S. 114ff.  Weimar, in: Coing (Hrsg.), Handbuch, Band I, S. 131.  Wesenberg/Wesener, Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte im Rahmen der europäischen Rechtsentwicklung, S. 48.

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1) Vierteilung der Ursachen In der Scholastik findet sich die Vierteilung der Ursachen, die wiederum auf Aristoteles zurückgeht. 157 In seiner Physik entwickelt Aristoteles das berühmte Vier-Ursachen-Schema: Materialursache (causa materialis); Formursache (causa formalis); Wirkursache (causa efficiens) und Zweckursache (causa finalis).158 Unter diesen vier Ursachen kann man vier verschiedene Erklärungsmuster verstehen, die beantworten, warum ein bestimmtes Ding in seiner bestimmten Eigenart existiert. Dieses Schema wurde von der Scholastik übernommen. Schon in dem „Tractatus de genere“ des Abaelard (1079 - 1142) ist es zu finden.159 Bei den Scholastikern lassen sich die vier Ursachen in zwei Gruppen einteilen: causa materialis und causa formalis sind sog. causae intrinsecae (die inneren Ursachen); causa efficiens und causa finalis sind sog. causae extrinsecae (die von aussen hinzutretenden Ursachen).160 Die causa efficiens läßt sich wiederum in causa proxima und causa remota einteilen.161 2) Häufig vorkommende Grundsätze der Kausalitätstheorie Außer den vier Ursachen begegnen uns in der scholatischen Literatur eine Reihe von Grundsätzen der Kausalitätslehre, die in ähnlich klingenden Formulierungen häufig vorkommen. In den beiden großen Werken von Thomas von Aquin, nämlich der Summa theologica und der Summa contra gentiles, finden wir zum Beispiel folgende Formulierungen: „manente causa manet effectus”, „deficiente causa deficit effectus“, „remota causa removetur effectus“, „sublata causa tollitur effectus“, und „cessante causa cessat effectus“.162 Obwohl Thomas von Aquin (1225/26–1274) später als Accursius (1181/85–1259/63), der Verfasser der Glossa ordinaria, gelebt hat, sind viele in seinen Werken vorkommende Grundsätze bereits in der Frühscholastik berücksichtigt worden. Deswegen waren jene Grundsätze den Glossatoren

 Söllner, Die causa, S. 15.  Aristoteles, Physik, II 3, 194b 23-35.  Söllner, Die causa, S. 15.  Söllner, Die causa, S. 15.  Lange/Kriechbaum, Römisches Recht im Mittelalter, Band II, S. 332.  Alle diese Zitate von Thomas von Aquin werden von Söllner, Die causa, S. 21-22 übernommen.

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nicht fremd.163 Was den nachhaltigen Einfluss auf die Jurisprudenz bzw. das Bereicherungsrecht angeht, so spielt der Grundsatz „cessante causa cessat effectus“ (fällt die Ursache fort, entfällt auch die Wirkung ) eine besonders wichtige Rolle. 2. Einflüsse der scholastischen Kausalitätstheorie auf die Glossatoren Ob und inwieweit die Scholastik die Arbeitsweise und die Werke der Glossatoren beeinflußt hat, ist nach wie vor umstritten.164 Es fehlt dafür nicht an Belegen, dass die Glossatoren oft die scholastische Literatur zitieren. Dabei handelt es sich aber wohl nur um blossen Bildungszierat. Doch es gibt mit Lange für das Bestehen einer solchen Beeinflussung stärkere Gründe.165 1) Allgemeine Einflüsse der scholastischen Kausalitätstheorie Wegen des allgemeinen Unterrichts in den „artes liberales“ dürften die Glossatoren mit der scholastischen Kausalitätstheorie vertraut gewesen sein.166 In der Tat findet sich die Verwendung der vier Ursachen in der Jurisprudenz schon bei dem berühmten Glossator Johannes Bassianus, dem Leher von Azo.167 Bassianus hat auch den oben angeführten Satz „cessante causa cessat effectus“ zur Argumentation benutzt. 168 Diese Neigung zur Verwendung scholastischer Kausalitätslehren hat sich auch in den Werken von Azo niedergeschlagen.169 Nach Söllner hat die scholastische Kausalitätstheorie alle Juristen beeinflußt.170

 Söllner, Die causa, S. 14.  Vgl. Lange, Römisches Recht im Mittelalter, Band I, S. 114, vor allem Fn. 18, mit weiteren Hinweisen. Weimar vertritt aber die Meinung, dass das Wort „Beeinflussung“ nicht geeignet ist, das Verhältnis der Rechtswissenschaft zur Scholastik zu kennzeichnen. Siehe Coing, Handbuch, Band I, S. 131.  Lange, Römisches Recht im Mittelalter, Band I, S. 112.  Söllner, Die causa, S. 20.  Söllner, Die causa, S. 21.  Söllner, Die causa, S. 21.  Söllner, Die causa, S. 21.  Vgl. Söllner, Die causa, S. 21. Otte ist aber der Meinung, dass es etwas zu weit geht, vom Einfluß der Kausalitätstheorie des Aristoteles auf die Glossatoren zu sprechen. Siehe Otte, Dialektik und Jurisprudenz, S. 193.

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2) Besondere Einflüsse im Kondiktionenrecht a. condictio causa data causa non secuta und causa finalis a) Hervorhebung der causa finalis Der Anwendungsbereich der condictio causa data causa non secuta unter Justinian war viel enger als bei den Klassikern.171 Da die Glossatoren von dem Autoritätsglauben ihrer Zeit beherrscht waren, erklären sie die condictio causa data causa non secuta nicht mit Hilfe eines historischen Verständnisses, sondern dadurch, daß sie sich an den scholastischen Begriff sa“ wenden.172 Unter den vier Ursachen der scholastischen Philosophie wird vor allem die causa finalis hervorgehoben, um die condictio causa data causa non secuta oder condictio ob causam zu rechtfertigen. Dabei wurde der Satz „cessante causa cessat effectus“ als Argumentation herangezogen.173 Der in diesem Satz vorkommende Begriff causa wird auf causa finalis eingeschränkt.174 Deswegen ist unter dem Satz cessante causa cessat effectus so zu verstehen: Fällt die causa finalis fort, entfällt auch die Wirkung, nämlich der Leistungserfolg. b) Abgrenzung der causa finalis von der causa efficiens Die Glossatoren unterscheiden die causa finalis von der causa efficiens oder, mit dem Wortgebrauch der Glossatoren, der causa impulsiva.175 Das Fehlen der causa finalis ist ein Tatbestandsmerkmal des Kondiktionsanspruchs, während die cuasa impulsiva nur ein rechtlich unbeachtliches Motiv oder Anlaß ist.176

 Zimmermann, The Law of Obligations, S. 857f.  Söllner, Die causa, S. 51.  Söllner, Die causa, S. 37.  In dieser Hinsicht weichen die Glossatoren von der scholastischen Kausalitätstheorie ab, da der Satz „cessante causa cessat effectus“ in der scholatischen Kausalitätstheorie auch auf die causa efficiens angewandt wird. Siehe Lange/Kriechbaum, Band II, S. 327.  Zum Verhältnis der causa efficiens zur causa impulsiva, siehe Söllner, Die causa, S. 16f. Die Gegenüberstellung von causa impulsiva und causa finalis ist in der scholastischen Kausalitätstheorie nicht gebräuchlich. Siehe Otte, Dialektik, S. 194.  Söllner nennt den Wegfall der causa finalis die Grundlage der condictio ob causam. Dies besagt schon, dass die Abgrenzung von Grundlage zu Tatbestandsmerkmal nicht immer klar ist. Siehe Söllner, Die causa, S. 39.

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Es ist bei den Glossatoren aber nicht immer klar, was das Unterscheidungsmerkmal der causa finalis gegenüber der causa impulsiva ist. Bei Azo kommt es darauf an, ob die causa bei Hingabe der Leistung zum Ausdruck gebracht worden ist oder nicht. Im ersten Fall liegt eine causa finalis vor, während es sich im letzteren Fall um eine causa impulsiva handelt.177 Eine sachliche Definition der causa finalis und der causa impulsiva hat Accursius in seiner Glosse nicht gegeben. Vielmehr schließt er von der jeweiligen Entscheidung, die im Corpus Iuris verzeichnet ist, darauf zurück, ob in dem betreffenden Fall eine causa finalis oder eine causa impulsiva vorgelegen hat.178 Die causa finalis rückt bei Accursius in unmittelbare Nähe zur conditio, zur Bedingung.179 Erst bei einigen späteren Glossatoren wie Odofredus und Guido de Guinis sind Ansätze zu einer sachlichen Abgrenzung zu finden. Nach Odofredus kommt es ganz auf die subjektive Einstellung des Leistenden an: Hätte er die Leistung auch dann erbracht, wenn die causa von vornherein nicht vorhanden gewesen wäre, so liegt der Leistung eine causa impulsiva zugrunde. Hätte er bei Nichtvorhandensein der causa die Leistung unterlassen, so handelt es sich um eine causa finalis.180 Dagegen geht Guido de Guinis von einem objektiven Gesichtspunkt aus. Es kommt ihm also darauf an, ob die causa auf den Vorteil des Leistenden oder auf den Vorteil des Vertragspartners abzielt. Im ersten Fall liegt eine causa finalis vor, und im zweiten Fall eine causa impulsiva.181 b. causa bei condictio sine causa a) condictio sine causa als Generalklage Unter Justinian war condictio sine causa noch keine Generalklage. Das ist aber anders bei den Glossatoren. Das justinianische Kondiktionenrecht erscheint ihnen gleichsam umrahmt von zwei Generalklagen, nämlich condictio certi (D. 12, 1, 9) und condictio sine causa (D. 12, 7).182 Zum Beispiel sieht Accursius in seinen Glossen zu C. 4, 6, 4 und D. 12, 7, 1 die

 Söllner, Die causa, S. 40f.  Vgl. Söllner, Die causa, S. 42ff.  Söllner, Die causa, S. 45.  Söllner, Die causa, S. 49.  Söllner, Die causa, S. 49.  Söllner, Die causa, S. 28.

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condictio sine causa als eine Generalklage an, die im Einzelfall mit einer der speziellen Kondiktionen konkurrieren kann.183 b) sine causa im Sinne des Wegfalls der causa finalis Unter der causa bei condictio sine causa verstehen Glossatoren die causa finalis. Sine causa bedeutet somit den Wegfall der causa finalis.184 Es wäre übertrieben, wenn wir in der Wortverbindung sine causa das Tatbestandsmerkmal eines allgemeinen Bereicherungsrechts sehen würden. Wegen ihres Glaubens an die Autorität waren die Glossatoren nicht in der Lage, ein ganz neues System zu entwickeln. Vielmehr hielten sie an dem justinianischen Text fest. Die scholastischen Begriffe wurden von ihnen nur benutzt, um den justinianischen Text zu erklären. II. Causatheorie bei den Kommentatoren A. Methode der Kommentatoren Die auf die Glossatoren folgenden Juristen werden heute normalerweise als Kommentatoren bezeichnet. Im Vergleich zu den Glossatoren legten die Kommentatoren mehr Wert auf die Dialektik.185 Einer der Gründe, warum sich der Einfluß der Dialektik verstärkt, ist wohl in der einengenden Autorität der Glosse zu sehen, die ein Bedürfnis nach größerer Beweglichkeit bei der Fortbildung der Lehre und bei der Bewältigung der neu erkannten praktischen Rechtsfragen entstehen ließ.186 Zur Befriedigung dieses Bedürfnisses war eine Intensivierung und Differenzierung der Argumentationstechnik erforderlich.187 Im übrigen ist die bewegliche, nicht durch systematische Rücksichten eingeschränkte (topische) Verwendung von einzelnen Quellenaussagen in der juristischen Argumentation als allgemeines Kennzeichen des Denkstils der Kommentatoren hervorzuheben.188

 Vgl. Söllner, Die causa, S. 34.  Lange/Kriechbaum, Römisches Recht im Mittelalter, Band II, S. 326.  Wieacker, Privatrechtsgeschichte der Neuzeit, S. 84.  Horn, in: Coing (Hsg.), Handbuch, Band I, S. 263.  Horn, a.a.O, S. 263.  Horn, a.a.O., S. 263f.

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B. Causa-Lehre bei den Kommentatoren 1. Das Erbe der Glossatoren Im Großen und Ganzen hielten die Kommentatoren im Kondiktionenrecht an den von den Glossatoren gegebenen Auslegungen des justinianischen Textes fest.189 Zum Beispiel, sahen sie die condictio sine causa weiter als eine Generalklage an;190 sie vertraten die Ansicht der Glossatoren, es sei der Wegfall der causa finalis, der zur Kondiktion der erbrachten Leistung berechtige; die Regel cessante causa cessat effectus gelte, für die causa finalis, jedoch nicht auch für die causa impulsiva.191 2. Die Fortbildung der Causatheorie bei den Kommentatoren Die Kommentatoren sind aber nicht bei der Causatheorie der Glossatoren stehengeblieben, sondern haben sie weiter entwickelt. Das schlägt sich in dem Unterscheidungsmerkmal der causa finalis gegenüber der causa impulsiva nieder. Auf der einen Seite orientieren sich die Kommentatoren an den im Coupus Iuris gegebenen Lösungen und Fallentscheidungen, auf der anderen Seite erzielten sie praktisch verwertbare Ergebnisse dadurch, dass sie diese Entscheidungen nach gewissen sachlichen Gesichtspunkten (z.B. causa de praeterito – causa de futuro, Vorteil des Leistenden – Vorteil des Leistungsempfängers) gruppierten und an Hand von Distinktionen bestimmte Präsumtionen aufstellten.192 Dabei wurde das Begriffspaar causa finalis und causa impulsiva mit einem spezifisch juristischen Sinngehalt erfüllt und wich von den aristotelischen Begriffen ab. III. Fazit Die Glossatoren und die Kommentatoren haben die scholastische Kausalitätstheorie benutzt, um die justinianischen Kondiktionen zu erklären bzw. zu rechtfertigen. Dabei wurde der Begriff causa finalis besonders hervorgehoben. Bei den Glossatoren und Kommentatoren war causa nicht mehr nur „a working tool for analysis“ wie bei den Klassikern und unter Justinian, sondern causa gewann an rechtstechnischer Bedeutung. Diese Bedeutung darf aber nicht überschätzt werden, da die mittelalterlichen Legisten noch nicht so weit gingen, ein System des allgemeinen Bereicherungsrechts zu gestal Söllner, Die causa, S. 67.  Söllner, Die causa, S. 67.  Lange/Kriechbaum, Römisches Recht im Mittelalter, Band II, S. 326.  Nähre dazu siehe Söllner, Die causa, S. 52ff.

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ten und den Begriff causa bzw die Wortverbindung sine causa zu einem allgemeinen Tatbestandsmerkmal zu erheben. Außerdem haben sie mit Hilfe des Causabegriffs nur die rechtsgeschäftlichen Kondiktionen behandelt, ohne die condictio furtiva zu berühren. Immerhin können wir feststellen, dass die Behandlung der condictio sine causa als eine Generalklage und der Einbezug des Begriffs causa finalis dazu den Anlass gegeben haben, einen allgemeinen Bereicherungsanspruch und die entsprechende Dogmatik zu bilden. Dogmengeschichtlich gesehen kommt ein echt allgemeiner Bereicherungsanspruch erst in der Lehre des Naturrechts vor.

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Kapitel 3. Causatheorie im Bereicherungsrecht vom Naturrecht bis zum späteren Usus modernus pandectarum I. Causa im Bereicherungsrecht des Naturrechts A. Hugo Grotius Für die Zeit des Naturrechts ist zuerst Hugo Grotius zu nennen. Er is heute hauptsächlich als Gründungsvater des Völkerrechts bekannt. Sein Verdienst für das Privatrecht darf aber nicht unterschätzt werden. Als ein großer Naturrechtler Europas hatte er Einfluss weit über die Niederlande hinaus. Insoweit ist es geboten, hier seine Bereicherungslehre zu betrachten. Grotius bildet das Bindeglied zwischen der spanischen Spätscholastik und dem naturrechtlichen und juristischen Diskurs der Neuzeit.193 Sein Bereicherungskonzept beruht auf der Restitutionslehre der spanischen Spätscholastiker. 1. Restitutionslehre der spanischen Spätscholastik Die scholastische Restitutionslehre geht gedanklich auf die ausgleichende Gerechtigkeit des Aristoteles zurück, die sich in der Summa theologica des Thomas von Aquin niedergeschlagen hat. 194 Nach Thomas von Aquin ist derjenige zur Restitution verpflichtet, der für einen Eingriff in die Rechtssphäre eines anderen verantwortlich ist. Es gibt zwei Arte von Restitution, nämlich restitutio ratione rei alienae, quam acceptit, und restitutio ratione acceptionis.195 Gerade auf dieser Theorie der ausgleichenden Gerechtigkeit beruht die spätscholastische Restitutionslehre, 196 derzufolge die Bereicherungsansprüche auf der restitutio ratione rei alienae, quam accepit beruhen. Das bedeutet, wer etwas hat, das einem anderen gebührt, muß restituieren.197 Dabei nehmen die Spätscholastiker ihr Konzept des dominium als die normative Grundlage des Restitutionsanspruchs. Nach diesem Konzept ist Vermögen

 Jansen, SZ 120, S. 137f.  Jansen, SZ 120, S. 132.  Jansen, SZ 120, S. 133.  Jansen, SZ 120, S. 133.  Jansen, SZ 120, S. 134.

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das jeweils dem einzelnen Menschen zugeordnete, und das dominium ist eine rechtlich garantierte Machtposition über ein individuelles Rechtsgut.198 Es ist bemerkenswert, dass die Spätscholastiker die Restitution unabhängig von dem überlieferten Römischen Recht entwickelt haben, das in Spanien nicht unmittelbar galt.199 Vielmehr sind sie den Prinzipen von Thomas von Aquin gefolgt und haben ein System der Obligationenen entwickelt, das im Fall von inaequalitas zur Restituion führte, d.h. entweder als ratione acceptionis order als ratione rei acceptae.200 2. Konzept von Grotius 1) Rezeption der spätscholastischen Restitutionslehre Die Rezeption der spätscholastischen Restitutionslehre in der Rechtsliteratur begann 1631 mit der auf Holländisch geschriebenen Inleidinge tot de Hollandsche Rechtsgeleerdheit von Grotius.201 Im dritten Buch dieses Werks hat Grotius ein vom römischen Recht unabhängiges System der Entstehung der Obligationen entwickelt. Nach seinem System entstehen Obligationen entweder aus „Toezegging“(= Zusage) oder aus „Onevenheit“ (= Ungleichheit, oder Unebenheit). „Onevenheit“ läßt sich wiederrum in zwei Gruppen einteilen: sie entsteht entweder aus „Veroorzaecking van de onevenheid“ oder aus „Baet-trekking“. 202 „Veroorzaecking van de onevenheid“ bedeutet, „Unebenheit, die von einem anderen verursacht worden ist“, das ist das Delikt; während „Baet-trekking“ bedeutet: „Unebenheit, die einem anderen direkt nutzt“. Das ist ein Bereicherungssatz. 203 Die „Onevenheit“ ist sicherlich ein von Thomas von Aquin und der Scholastik übernommenes Konzept. 204 Genau wie die Spätscholastiker 205 hat Grotius dominium als die normative Grundlage des Restitutionsanspruchs angesehen. Zu Beginn des Abschnitts über die Restitution wegen „Baet-trekking“ betont Grotius, dass es sich um eine obligatio ex dominio handele, wobei die ur-

 Jansen, SZ 120, S. 134.  Jansen, SZ 120, S. 133.  Feenstra, Grotius’ Doctrine of Unjust Enrichment as a Source of Obligation, S. 199.  Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 371.  Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 371.  Feenstra, Die ungerechtfertigte Bereicherung in dogmengeschichtlicher Sicht, S. 303.  Feenstra, Grotius’ Doctrine of Unjust Enrichment as a Source of Obligation, S. 202.  Siehe oben S. 39 f.

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sprünglich erlangte, rechtsgrundlose Bereicherung den Haftungsgrund bilde.206 Das Verdienst des Grotius liegt nicht darin, dass er das Bereicherungsverbot in das Naturrecht eingeführt hat oder die Bereicherung als selbständigen Grund einer Obligation erkannt und auf dieser Grundlage einen allgemeinen Bereicherungstatbestand entwickelt hat,207 sondern darin, dass er das theologische Konzept in einen Rechtssatz umgewandelt hat, der auch in der Praxis Anwendung findet, nämlich in dem forum externum.208 Während die spätscholastische Restitutionslehre primär im forum internum verwendet wird.209 2) Die Beziehung des Konzepts von Grotius zu den römischen Kondiktionen Das Konzept der Entstehungsgründe der Obligation hat Grotius unabhängig von Corpus Iuris Civilis entwickelt. Bei der Darstellung der einzelnen Entstehungsgründe war er auch nicht durch das römische Recht gebunden. In III, XXX, § 18 der Inleidinge hat Grotius über „baet-trecking“ Folgendes geschrieben: „weder-eissching van alle’t gunt andersins zonder gheven, betalen ofte belooven, aen iemand is gekomen uit eens anders goed buiten rechtelicke oorzake...“. (= „…repetition of anything which in any other way, without gift, payment , or promise, hat come to man from another man’s property apart from any lawful cause“).210

Auf den ersten Blick errinnert dieses Zitat uns an die römische condictio sine causa. Dabei handelt es sich aber tatsächlich um rechtgrundlose Bereicherung als einem allgemeinen Entstehungsgrund der Obligation.211Vor der Formulierung dieser Generalklausel hat Grotius schon die einzelnen römischen condictiones, nämlich die condictio indebiti, die condictio „sine causa promissi“, die condictio sine „causa dato“ (= causa data causa non secuta, wobei die condictio ob turpem causam inbegriffen ist), geprüft. Jene Generalklausel gilt also als der vierte Anwendungsfall des naturrechtlichen Berei-

 Jansen, SZ 120, S. 138f.  Jansen, SZ 120, S. 138.  Feenstra, Grotius’ Doctrine of Unjust Enrichment as a Source of Obligation, S. 200.  Jansen, SZ 120, S. 133.  Zitat von Grotius und die englische Übersetzung von Lee entnommen von Zimmermann, The Law of Obligations, S. 886.  Zimmermann, The Law of Obligations, S. 886.

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cherungsverbots. 212Dabei klingt zwar die rechtsgrundlose Bereicherung in Nichtleistungsfällen an, es ist aber umstritten, ob Grotius jenseits der condictio sine causa specialis eine generelle Bereicherungsklage für Nichtleistungsfälle einführen wollte.213 Jedenfalls kann man sagen, dass Grotius den Begriff „sine causa“ (=„buiten rechtelicke oorzake“ in jener Generalklausel) nicht nur im Rahmen der römischen Kondiktionstypen verwendet. Außerdem hat Grotius noch zwei Fälle herangezogen, die nicht im Corpus Juris Civilis erwähnt sind.214 Zum einen handelt es sich um die Ernährung mit den Speisen eines anderen. Dieser Fall stammt aus den moraltheologischen Werken der spanischen Spätscholastiker. 215 Der zweite Fall stammt ebenfalls nicht aus dem römischen Recht. Er ist auf die Glosse „Actionem“ zu D.3,5,5,5 zurückzuführen. In dieser Glosse wird berichtet, der Glossator Martinus Gosia habe dem bösgläubigen Besitzer nicht nur ein ius retentionis, sondern auch eine actio zur Erstattung seiner Auslagen gewähren wollen. 216 In diesen zwei Fällen ist Grotius nicht auf das Causaproblem eingegangen. Der Grund, warum Grotius die nicht zu dem justinianischen Text gehörenden Fälle herangezogen hat, liegt wahrscheinlich darin, daß die römischen Juristen und die literarischen Quellen der Antike für den Humanisten Grotius gleiches Gewicht haben.217 Die christliche und theologische Überlieferung wurde von ihm als Anschauungsmaterial und vorbildliches Zeugnis des von ihm gemeinten natürlichen Rechts verwendet.218 B. Die Bereicherungslehre in der deutschen Naturrechtslehre Grotius allein kann die Bereicherungstheorie des Naturrechts nicht ausreichend repräsentieren.219 Es ist ratsam, wenn man hier die Werke der deutschen Naturrechtslehrer diskutiert. Weder Pufendorf noch Wolff sind der Konzeption von Grotius gefolgt.220Sie haben das einheitliche Restitutionsmodell der Bereicherungshaftung aufgegeben, indem sie die sämtliche Leis-

 Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 382.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 94.  Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 375.  Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 375.  Visser, Das Recht der ungerechtfertigten Bereicherung, S. 375.  Wieacker, Privatrechtsgeschichte, S. 289f.  Wieacker, Privatrechtsgeschichte, S. 290.  Schröder, Zum Einfluß Savignys auf den allgemeinen Teil des deutschen bürgerlichen Rechs, S. 622.  Vgl. Jansen, SZ 120, S. 143.

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tungskondiktionen vertragsrechtlich als mutuum tacitum (Pufendorf) bzw. quasivertraglich begründet (Wolff) haben. 221 Hier ist auf Christian Wolff hinzuweisen, der den Abschluss der Naturrechtslehre in Deutschland repräsentiert. Die Naturrechtslehre Wolffs zeichnet sich durch die Betonung des Begriffs „Pflicht“ aus. Nach Wolff sind die Pflichten des Menschen dem Mitmenschen gegenüber identisch mit den Pflichten gegen sich selbst. Der Mensch ist also aufgefordert, nicht nur sich und seinen Zustand zu vervollkommen, und die Unvollkommenkeit abzuwenden, sondern darüberhinaus auch zur Vollkommenkeit des anderen und seiner Verhältnisse beizutragen.222 Daraus wurde ein Grundsatz entnommen, nämlich, dass niemand mit des anderen Schaden sich bereichern darf, noch mit der Sache, oder aus der Sache eines andern. 223 Das erinnert sich an den berühmten Satz von Pomponius (D. 50, 17, 206), obwohl Wolff dabei Pomponius nicht ausdrücklich zitiert hat. Wolff sieht in diesem Grundsatz „einen sehr weitläuftigen Nutzen im Rechte“.224 Bei der Behandlung der Quasicontracte bezieht er sich mehrmals auf diesen Grundsatz. Die drei justinianischen Condictionstypen, nämlich condictio indebiti, condictio ob causam causa non secuta und condictio sine causa, fallen bei Wolff unter die Rubrik „Quasicontracte“, obwohl er dabei das Wort „condictio“ nicht benutzt hat. Nach Wolff muss der, welcher aus Irrtum dem andern etwas zahlte, was er ihm nicht schuldig ist (indebiti solutio), von ihm das wieder bekommen, oder wenn er es ihm nicht wiedergeben kann, so muss ihm der Wert vergütet werden. Der Grund dazu liegt darin, dass sich niemand mit eines anderen Sache bereichern soll.225 Aus dem gleichen Grund muss, was um einer gewissen Ursache willen gegeben worden ist (ob causam dari), wieder zurückgegeben werden, wenn die Ursache nicht erfolgt (causa non sequi dicitur).226 Endlich muss das ohne Ursache angenommene (sine causa acceptum) auch wegen des obengenannten Grundsatzes wieder gegeben werden.227 Was den Fall des Diebstahls (furtum) angeht, so wird er von Wolff unter dem Kapitel „Von den Verbindlichkeiten und Rechten, welche aus dem Ei Jansen, SZ 120, S. 144.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S.86f.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S. 168.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S. 168.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S. 477f.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts , S. 478.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S.479.

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gentum entstehen“ behandelt. Unter Diebstahl versteht Wolff ein boshaftes Wegnehmen einer Sache, die einem andern zugehört, wieder sein Wissen und Willen, mit dem Vorsatze, sich dieselbe zuzueignen.228 Da eine gestohlene Sache dem Eigentümer verbleibt, kann er sich dieselbe von einem Dieb wieder zueignen. Dabei hat Wolff nicht auf „condictio“, sondern auf „vindicatio“ hingewiesen.229 Zusammengefasst bezieht sich die Bereicherungslehre Wolffs allein auf die Leistungskondiktionsfälle im heutigen Sinne. Die justinianischen Condictionstypen sind ihm nur Unterfälle der Quasikontrakte. Dabei legitimiert Wolff die Rückleistungspflicht mit dem Grundsatz, dass sich niemand mit anderen Schaden bereichern darf. Ihm ist aber nicht gelungen, aus den kasuistischen Fällen des römischen Rechts einen selbstständigen Bereicherungstatbestand zu abstrahieren, von einem einenden Tatbestandmerkmal „sine causa“ ganz zu schweigen. In der Tat hat Wolff bei der Behandlung der justinianischen Condictionstypen auf den Begriff „causa“ keinen großen Wert gelegt. Entscheidend ist für ihn der eben genannte Grundsatz. II. Usus modernus pandectarum Der deutsche Usus modernus pandectarum zeichnet sich dadurch aus, daß er eine praxisgerechte, gleichzeitig aber auch wissenschaftlich abgesicherte Anpassung der partikularen Rechte an das Ius commune vornimmt.230 Was das Bereicherungsrecht angeht, so konnte das heimische deutsche Recht aber keinen nennenswerten Beitrag zur Rechtspraxis liefern.231 Tatsächlich hatte das ältere deutsche Recht dem römischen Bereicherungsrecht nichts ähnliches an die Seite zu stellen, aber hielt ihm auch keine widersprechenden Sätze entgegen.232 In der Literatur des Usus modernus pandectarum ist der Gedanke der ungerechtfertigten Bereicherung und des Bereicherungsverbots im allgemeinen keine systematische Kategorie. Er erscheint nicht als obligationserzeugende Rechtsquelle neben Vertrag und Delikt und entsprechenden Quasifiguren.233 Es ist nennenswert, dass im Usus modernus pandectarum die actio de in rem verso eine andere Gestalt als in dem römischen Recht 234 bekam. Die  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S. 162.  Wolff, Grundsätze des Natur- und Völkerrechts, S. 163.  Schlosser, Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte, S. 76.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 238.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Dritter Band, S. 993.  Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 260.  Siehe oben S. 6 f.

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Anwendungsfälle der actio de in rem verso wurden nicht mehr auf den typischen Dreieckstatbestand eingeschränkt, sondern auf zweigliedrige Versionsfälle ausgedehnt.235 Eine verbreitete Praxis gewährte sie sogar in allen Fällen, in welchen etwas aus dem Vermögen des Einen in das Vermögen eines Andern verwendet wurde. Diese Ausdehnung der actio de in rem verso führt dazu, dass man in das Gebiet der römischen condictio sine causa eingriff und dasselbe ganz oder doch zum größeren Teil absorbierte. 236 Das schlägt sich in den zwei deutschen Kodifikationen um 1800 nieder. III. Die zwei deutsche Kodifikationen um 1800 Die zwei wichtigen deutschen Kodifikationen um 1800, nämlich das ALR 1794 und das ABGB 1811, werden normalerweise naturrechtliche Gesetzgebungen genannt. Tatsächlich sind sie nicht nur Kodifikationen des Naturrechtes, sondern auch solche des Usus modernus.237 Was das Bereicherungsrecht angeht, wurden die beiden Kodifikationen von der Naturrechtslehre kaum beeinflusst. Vielmehr wurden sie durch die Bereicherungslehre des Usus modernus geprägt. A. ALR 1794 In seinem Lehrbuch des Preußischen Privatrechts hat Heinrich Dernburg unter dem Titel „ungerechtfertigte Bereicherung“ verschiedene Rechtsinstitute behandelt, die bereicherungsrechtliche Funktion haben: Geschäftsführung ohne Auftrag, die nützliche Verwendung und die Kondiktionen.238 Der von Dernburg benutzte Begriff „ungerechtfertigte Bereicherung“ ist offensichtlich anders als der im BGB. Im ALR kommt der Ausdruck „ungerechfertigte Bereicherung“ nicht einmal vor. Von einem allgemeinen Bereicherungsrecht ist im ALR auch nicht die Rede. Das Bild des Bereicherungsrechts im ALR ist kompliziert. In den Vordergund tritt die sog. Versionsklage, die sich in I 13 §§ 262-280 findet. Nach diesen Regeln wird eine nützliche Verwendung in allen Fällen angenommen, in welchen etwas aus dem Vermögen des Einen in den Nutzen eines Andern verwendet worden ist.239

 Kupisch, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 251.  Dernburg, Lehrbuch des Preußischen Privatrechts, Band 2, S. 671.  Wesenberg/Wesener, Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte im Rahmen der europäischen Rechtsentwicklung, S. 167.  Dernburg, Lehrbuch des preußischen Privatrecht, §§ 249-258.  I 13 § 262 ALR.

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Die drei justinianischen Leistungskondiktionenfälle finden sich in I 16 §§ 166-212 ALR, nämlich condictio indebiti (§§ 166-198), condictio ob rem (§§ 199-204) und condictio ob turpem vel iniustam causam (§§ 205-212). Diese Fälle werden unter der Abschnitt „Von der Zahlung“ behandelt. Dabei finden die römischen Nichtleistungskondiktionsfälle keinen Platz. Die condictio sine causa (specialis) findet im ALR, abgesehen von einem besonderen Fall keine Erwähnung. Die Fälle derselben finden ihre Deckung durch die allgemeine Versionsklage (I 13 §§ 262ff.). Die condictio sine causa wurde im ALR nicht ausdrücklich geregelt. Angesichts der Übernahme der Versionsklage erscheint das durchaus konsequent,240 weil die ausgedehnte Versionsklage im Grunde weit mehr Gemeinsames mit der römischen condictio sine causa als mit der römischen actio de in rem verso hat. Rönne, ein Schüler Savignys, vertritt aber die Auffassung, dass die condictio sine causa ein „Prinzip“ der Kondiktionen war, das als „abstractum“ aller Kondiktionen diejenigen Fälle umfasse, in denen „jemand reicher geworden ist aus der Sache eines anderen ohne gehörigen Rechtsgrund“.241 In der Praxis wurde die condictio sine causa tatsächlich als unentbehrlich anerkannt. Sie findet ihre Anwendung dort, wo eine Bereicherung durch Zufall oder durch Eigenmacht des Beklagten ungerechtfertigterweise erfolgte.242 Mit anderen Worten wurde sie als subsidiäre Bereicherungsklage angewendet. Insgesamt läßt sich feststellen, dass in dem ALR 1794 die Bereicherungslehre sowohl die Versionsklage als auch die Leistungskondiktionen erfaßte. Dabei steht jene im Vordergrund. Ein allgemeines Tatbestandsmerkmal wie „ohne rechtlichen Grund“ erschien nicht, obwohl in der Literatur der Ausdruck „ohne einen zulänglichen Grund“ manchmal benutzt wurde, um die Voraussetzung der Versionsklage darzustellen.243 B. ABGB 1811 Der Begriff einer allgemeinen Bereicherungsklage ist dem österreichen ABGB 1811 fremd.244 Es regelt die Versionsklage einerseits und die einzel-

 Coing, Europäisches Privatrecht, Band II, S. 507.  Siehe Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 185f.  Dernburg, Lehrbuch des preußischen Privatrecht, Bd. 2, S. 672.  Dernburg, Lehrbuch des preußischen Privatrecht, Bd. 2, S. 675.  In der österreichen Rechtswissenschaft wird aber die Existenz einer allgemeinen Klage wegen grundloser Bereicherung angenommen, die sich nicht auf die gesetzlich geregelten Fälle beschränkt. Siehe Klang-Wilburg, VI, S. 437f.

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nen Leistungskondiktionen andererseits. Damit bietet das Bereicherungsrecht im ABGB kein anschauliches Bild. 1. Die Versionsklage Die Versionsklage findet sich im §§ 1041f ABGB und wird neben die Geschäftsführung ohne Auftrag gestellt. Nach der heutig herrschenden Meinung findet die Versionsklage nur in den Fällen Anwendung, in denen die Bereicherung zwischen den beiden Beteiligten nicht durch Leistung erfolgt.245 Sie wird aber manchmal auch zu einer allgemeinen Bereicherungsklage erhoben.246 2. Die Leistungskondiktionen Die einzelnen Leistungskondiktionen werden an verschiedener Orten geregelt (vor allem in §§ 1431-1437, aber auch in §§ 877, 921, 1174 ABGB). Dabei lassen sich keine inneren Zusammenhänge erkennen.247 § 1431 bezieht sich auf condictio indebiti und § 1435 bezieht sich auf condictio finita. Die condictio causa data causa non secuta wird nicht ausdrücklich geregelt und nur in Analogie zu § 1435 gewährt.248 Im § 1174 wird die condictio ob turpem causam geregelt: Ist etwas „ zur Verhinderung einer unerlaubten Handlung demjenigen, der diese Handlung begehen wollte, gegeben worden, so findet die Zurückforderung statt“ (§ 1174, Satz 3). 3. Das Causaproblem Die Wortverbindung „ohne rechtlichen Grund“ ist in § 1041 nicht enthalten. Vielmehr wird dort der Ausdruck „zum Nutzen eines Andern“ benutzt, um die Ungerechtfertigkeit einer Verwendung zu beschreiben. Ein so abstraktes Tatbestandsmerkmal wie das moderne „gegen den Zuweisungsgehalt“ war damals noch nicht nachvollziehbar. Was die Leistungskondiktionen angeht, so wird in der Rechtswissenschaft der Mangel des rechtlichen Grundes als gemeinsames Prinzip der verstreut geregelten Leistungskondiktionen angesehen.249 Der Ausdruck „rechtlicher

 Dazu Koziol/Bydlinski/Bollenberger-Koziol, § 1041, Rn. 1.  Ehrenzweig, System des österreichischen allgemeinen Privatrechts, Band 2, S. 721f.  Klang-Wilburg, VI, §§ 1431-1437.  Klang-Wilburg, VI, S. 466ff.  Dazu siehe Klang-Wilburg, VI, S. 440f.

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Grund“ kommt in § 1435 vor, um den Tatbestand der condictio causa finita zu beschreiben. Dabei bedeutet rechtlicher Grund den Behaltensgrund einer Leistung. Es war aber sehr umstritten, was man unter dem rechtlichen Grund verstehen soll. Gerade vor diesem Hintergrund hat Wilburg den Begriff der causa einen Tummelplatz zahlloser Meinungen genannt.250 C. Fazit Es läßt sich feststellen, daß das Bereicherungsrecht beider naturrechtlichen Kodifikationen durch die Rechtslage im Usus modernus stark geprägt wird. Daber tritt die ausgedehnte actio de in rem verso (Verwendungsklage) in den Vordergrund. Weder das preußische ALR noch das österreichische ABGB enthalten eine allgemeine Bereicherungsnorm, die sowohl die Leistungsfälle als auch die Nichtleistungsfälle umfasst. „Ohne rechtlichen Grund“ oder „sine causa“ war kein allgemeines Tatbestandsmerkmal. IV. Später Usus modernus pandectarum A. Glück Als ein bedeutender Vertreter des späteren „Usus modernus pandectarum“ ist Christian Friedrich Glück bekannt, vor allem für seinen sehr ausführlichen und geistreichen Kommentar zu den Pandecten. In diesem Kommentar sieht er in der natürlichen Billigkeit den allgemeinen Grund der einzelnen condictiones. Sie werden also in den Gesetzen aus dem iure gentium hergeleitet.251 Aus dieser Grundlage hat Glück aber keinen allgemeinen Tatbestand der einzelnen condictions abgeleitet. Vielmehr behandelt er sie nacheinander gemäß der justinianischen Kasuistik. Zu dem Begriff „causa“ hat er bei den einzelnen condictiones philologische Analysen erstellt. Bei der condictio causa data causa non secuta bedeutet das Wort „causa“, nach Glück, soviel wie einen an sich untadelhaften Zweck, wozu etwas gegeben wird, oder auch die Sache selbst, welche in Rücksicht einer künftigen Gegenleistung gegeben wird. Die Begriffe causa und res werden daher als gleichbedeutend aufgefasst.252 Bei der Erläuterung der condictio ob turpem vel iniustam causam hat Glück die causa turpis von der causa iniusta unterschieden. Ihm erscheint es

 Klang-Wilburg, VI, S. 440.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 7.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 9f.

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nicht zulässig, unter causa turpis oder iniusta überhaupt einen unerlaubten oder rechtswidrigen Zweck zu verstehen.253 Die causa turpis bedeutet ihm dasjenige, was zu einem erst künftig auszuführenden schändlichen oder rechtswidrigen Zweck gegeben worden, während die causa iniusta von einer bereits ausgeführten ungerechten Handlung erklärt, wegen welcher jemand etwas empfing.254 Was die condictio indebiti angeht, so sah Glück in der natürlichen Billigkeit den Grund dieser condictio.255 Bei der Analyse der Voraussetzung oder des Tatbetandes der condictio indebiti hat er das Wort causa überhaupt nicht erwähnt.256 Nur bei der Erläuterung der condictio sine causa führte er aus, dass der Empfänger das ihm aus Irrtum gegebene sine causa besitzt, sei außer Zweifel. 257 Was die condictio sine causa selber betrifft, so versteht Glück unter ihr die condictio sine causa specialis. „sine causa“ bedeutete dabei „ohne einen anfänglich gültigen“ oder „ohne einen fortdauernden Rechtsgrund“.258 Insofern ging Glück nicht über eine wörtliche Übersetzung hinaus. Zusammengefasst ist causa bei Glück keinenfalls ein einheitlicher rechtstechnischer Begriff bzw. ein tragendes Tatbestandsmerkmal. B. Thibaut Mit seinem Hauptwerk der Rechtsdogmatik, „System des Pandektenrechts“, hat Thibaut zwar den Typus des Pandektenlehrbuchs geschaffen, die Systematik dieses Werks war aber eher die schwache Seite.259 Eigentlich war Thibaut eher ein Dogmatiker als ein Systematiker.260 Die actio de in rem verso hat Thibaut unter der Abschnitt „Über die väterliche Gewalt“ behandelt.261 Dabei hat er keine allgemeine Bereicherungsklage gesehen. Was die einzelnen justinianischen Kondiktionstypen angeht, so hat Thibaut ihnen keine einheitliche Grundlage gegeben. Vielmehr behandelte er sie an verschiedenen Orten: condictio furtiva und condictio ob

 Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 50.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 51.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 71.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 73ff.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 186.  Glück, Pandektenkommentar, Bd. 13, S. 185.  Stintzing/Landsberg, III/2, S. 85.  Stintzing/Landsberg, III/2, S. 88.  Thibaut, System, Bd. 1, §§ 237ff., vor allem § 266, 267.

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turpem vel iniustam causam sind ihm Erscheinungsformen des Verbrechens, also der unerlaubten Handlungen. Der Unterschied zwischen der condictio ob turpem causam und der condictio ob iniustam causam liegt darin, dass jene sich auf einen erst künftig auszuführenden Zweck bezieht, dieser hingegen auf eine bereits ausgeführte schändliche oder ungerechte Handlung bezieht.262 Was die anderen Kondiktionstypen angeht, so finden sie sich unter dem Titel „Über die Entstehung persönlicher Rechte aus andern Gründen“. Dabei wird die condictio indebiti wiederum als eine Form der QuasiContracte angesehen, und die condictio sine causa unter „anderen Arten“ der Obligationen zugeordnet. 263 Unter „sine causa“ versteht Thibaut „ohne einen anfänglichen, oder ohne einen fortdauernden grund“.264 Da die condictio sine causa nur dort Anwendung findet, wo keine der anderen Condictionen stattfindet, ist „sine causa“ folgerichtig kein tragendes Tatbestandsmerkmal aller Condictionstypen. V. Fazit Die Bereicherungslehre des Naturrechts zeichnet sich durch die „Grundsatzfreundlichkeit“ aus. Grotius hat die spätscholastische Restitutionslehre rezipiert und seine Bereicherungslehre unabhängig vom römischen Recht aufgebaut. Er hat das theologische Konzept in einen Rechtssatz umgewandelt. Die justinianischen Kondiktionstypen sind bei Grotius nur die Anwendungsfälle dieses allgemeinen Rechtssatzes. Die Grundlosigkeit eines Erwerbs läßt sich bei Grotius nicht als ein rechtstechnischer Begriff feststellen. Einerseits verwendet Grotius also den Begriff „sine causa“ nicht nur im Rahmen der römischen Kondiktionstypen und andererseits geht er in manchen Fällen gar nicht auf das Causaproblem ein. Die Causa ist in der Restitutionslehre von Grotius kein tragender Begriff. Vielmehr ist ihm eine moralische Abwägung entscheidend. Die deutschen Naturrechtler wie Pufendorf und Wolff sind zwar der Restitutionslehre von Grotius nicht gefolgt, sie strebten aber auch nach einem Grundsatz. Wolff sieht in dem Grundsatz, dass sich niemand mit anderen Schaden bereichern darf, die Grundlage einer Rückleistungspflicht. Es ist ihm aber nicht gelungen, einen allgemeinen Bereicherungstatbestand hervorzubringen, von einem einenden Tatbestandmerkmal „sine causa“ ganz zu schweigen.

 Thibaut, System, Bd. 2, § 625 am Ende.  Thibaut, System, Bd. 2, § 645.  Thibaut, System, Bd. 2, § 645.

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Bei der Bereicherungslehre des Usus modernus pandectarum steht die Versionsklage im Vordergrund. Das hat das ALR und das ABGB beeinflusst. In beiden Kodifikationen steht die ausgedehnte Versionsklage im Vordergrund, während die condictio sine causa nicht ausdrücklich geregelt wird. Ein allgemeines Tatbestandsmerkmal „sine causa“ ist nicht zu sehen. Was die Vertreter des späteren Usus modernus pandectarum wie Glück und Thibaut angeht, so waren sie noch den justinianischen Digesten stark verbunden. Ein tragendes Tatbestandsmerkmal „sine causa“ war auch hier nicht vorhanden.

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Kapitel 4. Das Causaproblem im Bereich des Bereicherungsrechts im 19. Jahrhundert Im Vergleich zu den vorigen Epochen hat das 19. Jahrhundert mit uns eine engere Beziehung. Die Vorschriften über das Bereicherungsrecht im BGB wurden von den Dogmen der historischen Schule bzw der Pandektistik stark geprägt. Die heutige bereicherungsrechtliche Dogmatik geht meistens von der Bereicherungskonzeption von Friedrich Carl von Savigny aus. Die Theorie der Pandektistik ist auch heute nicht in Vergessenheit geraten. Was das Causaproblem angeht, so bietet das 19. Jahrhundert viele heuristische Thesen, die heute noch von Bedeutung sind. I. Causatheorie in der Bereicherungslehre von Savignys A. Methode von Savignys Als der Begründer der historischen Schule zeichnet sich Savigny methodisch durch eine historisch-systematische Rechtswissenschaft aus. 265 Die Bilanz der historischen Schule bzw. von Savignys Denken liegt mit Wieacker in der Aktualisierung der römischen Tradition einerseits und der Positivierung des Naturrechts andererseits.266 Dies schlägt sich auch in seiner Bereicherungslehre nieder. 1. Historische Orientierung Schon die Bezeichnung „Historische Schule“ verweist auf die historische Orientierung Savignys. Für ihn wächst alles Recht „organisch“ wie „Sprache, Sitte, Verfassung“, und so kann die Rechtswissenschaft das Recht auch nur „geschichtlich“, als organisch Gewordenes, erfassen. Die Rechtswissenschaft ist folgerichtig eine geschichtliche Wissenschaft.267 In diesem Aspekt tritt Savingy der Idee des „Naturrechts“ entgegen. Die historische Orientierung bei Savigny wird deutlich in seiner Rückwendung zum antiken römischen Recht. Nach seiner Meinung haben Glossatoren, Kommentatoren und auch der Usus Modernus das römische Recht entstellt. Das allein tragfähige Fundament für eine neue, die unhistorisch arbeitende Jurisprudenz verdrängende, empirisch-historische Rechtswissen-

 Vgl. Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen, S. 368f.  Wieacker, Vom römischen Recht, S.300f.  Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen, S. 368f.

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schaft sah er im klassischen römischen Recht.268 Das klassische römische Recht wurde aber von ihm mit dem justinianischen Corpus iuris gleichgesetzt.269 Es ist seine romantische Denkhaltung gewesen, die ihn befähigte, eine Rechtslehre aus dem römischen Recht als Emanation der organisch wirkenden Geschichte zu entwickeln.270 Daß Savigny das antike römische Recht bevorzugt und die mittelalterliche Jurisprudenz etc. vernachlässigt, ist eigentlich “unhistorisch”. Daher ist Savignys historisches Verfahren auch als „unhistorisch“ bezeichnet worden.271 Dabei bedeutet das Wort „unhistorisch“ jedoch nicht, dass Savigny das römische Recht zu dogmatischen Zwecken umgestaltete. Eine solche Umgestaltung kommt in der Bereicherungslehre von Savigny nicht selten vor. Das kann man Savigny nicht vorwerfen, denn es ist die legitime Aufgabe der systematischen Arbeit, das Recht der Gegenwart anzupassen. 2. Systematisches Streben Das systematische Verfahren von Savigny besteht darin, den durch historische Betrachtung von allem überlebten gereinigten Stoff auf seine „leitenden Grundsätze“ zurückzuführen und deren Verwandschaft und inneren Zusammenhang zu erkennen.272 Aus der römischen Kasuistik entwickelte Savigny Regeln und Prinzipien, mit denen die Probleme der Zeit gelöst werden sollten. Als Interpretationsrahmen für das Verständnis der Quellen und darüber hinaus für das Erkennen und Lösen der Probleme benutzte Savigny ein sorgfältig durchdachtes System, das er nicht aus den vorhandenen Quellen des römischen Rechts entwickelt hatte.273 In diesem System ist die Freiheit der ethische Zentralbegriff. Nach Savigny ist das subjektive Recht „die der einzelnen Person zustehende Macht, ein Gebiet, worin ihr Wille herrscht“.274 Diese Herrschaftsmacht des einzelnen bezieht sich nicht nur auf das Eigentum und die Obligation, sondern auch auf seine Bericherungslehre.275

 Schlosser, Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte, S. 149.  Kaser/Knütel, RP, § 1, Rn. 33.  Schlosser, Grundzüge der Neueren Privatrechtsgeschichte, S. 147.  Böckenförde, zitiert nach Kleinheyer/Schröder, S. 356.  Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen, S. 369.  Eisenhardt, Deutsche Rechtsgeschichte, S. 371.  Savigny, System, Bd. 1, S. 7.  Loewenheim, Bereicherungsrecht, S. 5.

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Gegenüber der älteren Naturrechtsjurisprudenz leugnet Savigny zwar ein neben dem positiven Recht stehendes „Normalrecht“, materiell folgt er aber vielfach der naturrechtlichen Tradition.276 Savigny hat dazu beigetragen, die Vorarbeiten der Naturrechtslehrer weiterzuführen und aus den römischen Quellen grundlegende Erkenntnisse zu gewinnen.277 Wenn wir die Bereicherungslehre Savignys diskutieren, sollten wir das vor Augen haben. B. Causa in der Bereicherungslehre Savignys Das Konzept der ungerechtfertigten Bereicherung Savignys schlägt sich vor allem in seinem „System“ nieder. Dieses Konzept hat Savigny allmählich entwickelt. Damit wir die Entwicklungslinie seiner Bereicherungslehre bzw. der Causalehre klar erkennen können, dürfen wir uns nicht auf das „System“ beschränken. Vielmehr empfiehlt es sich, auch andere Erkenntnisquellen zu berücksichtigen. 1. Pandektenvorlesung Bevor Savigny die Condictionen bzw. seine Bereicherungslehre im 5. Band des „Systems“ ausführlich erörterte, hatte er sich schon in seinen Pandektenvorlesungen mit diesem Thema beschäftigt. In dem von ihm selber verfassten Pandektenmanuskript und den Nachschriften seiner Schüler lässt sich die Entwicklungslinie seiner Bereicherungslehre erkennen. 1) Causatypologie im Pandektenmanuskript Die Bereicherungslehre Savignys findet sich schon in seinem Pandektenmanuskript, das wahrscheinlich hauptsächlich in seiner Landshuter Zeit entstand, als Savigny es dort im Sommer 1809 und Winter 1809/10 erstmals vortragen konnte. 278 Im Pandektenmanuskript hat Savigny die

 Kleinheyer/Schröder, Deutsche und Europäische Juristen, S. 369.  Kaser/Knütel, RP, § 1, Rn., 33.  Schäfer, Bereicherungsrecht in Europa, S. 111ff.; Rückert, Idealismus, Jurisprudenz und Politik bei Friedrich Carl von Savigny, S. 88-90. Savignys Pandektenvorlesung wurde von G. A. Heise stark beeinflusst. Eigentlich hat Savigny schon während seiner Zeit in Landshut das „Grundriss eines Systems des gemeinen Zivilrechts“ von Heise zur Vorlesung benutzt. In diesem Buch hat Heise die herkömmliche Vierteilung der Entstehungsgründe der Obligationen, nämlich Kontrakt, Quasi- Kontrakt, Delikt und Quasi-Delikt, nicht übernommen. Vielmehr ergibt sich für ihn die Obligation entweder aus Verträgen, oder aus einseitigen Handlungen, oder aus zufälligen Gründen (Grundriss, 1. Aufl., S. 3538). Im Vergleich zu Thibaut, der eher ein Dogmatiker ist, hat Heise auf dem Weg der Systematik schon einen Fortschritt gemacht. Er hat die einzelnen Condictionstypen, ein-

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justinianische Kondiktionstypen einschließlich der condictio furtiva behandelt. Die condictio furtiva wurde aber nur als „Anomalie“ zu anderen condictiones angesehen. Im Vordergrund steht das „datum ob causam“. Dabei wurde die causa in zwei Gruppen eingeteilt, nämlich „causa turpis“ und „causa honesta“. Die letzte Gruppe wurde wiederum in die Untergruppen futura, praesens oder praeterita aufgeteilt.279 Der Causabegriff ist nur für die auf einer Leistung beruhenden Kondiktionen geeignet. Angesichts der ähnlichen Anklänge im Mittelalter und usus modernus läßt die Causatypologie von Savigny sich aber nicht als originäres Gedankengut behaupten.280 2) Nachschriften der Pandektenvorlesungen Die Nachschriften der Pandektenvorlesungen sind eine andere Erkenntnisquelle der Bereicherungslehre Savignys. Unter den zahlreichen Nachschriften zeichnet sich die anonyme Bonner Nachschrift (1824/25) wegen ihrer Ausführlichkeit und Zuverlässigkeit aus.281 Sie ist bisher die einzige in den „Savignyana“ erschienene Nachschrift. Nach dieser Nachschrift wurden die römischen Condictionen unter der Rubrik „Von der Zurückforderung ex causa“ behandelt.282 Das erinnert an den „Grundriss“ von Heise, der die Condictionstypen, einschließlich der condictio furtiva unter der gleichen Rubrik „der Zurückforderung ex causa“ behandelt hat.283 Was die actio de in rem verso angeht, so hat Savigny sie unter der Rubrik „Von den Rechten und Verbindlichkeiten Dritter aus einer Obligatio“nur ganz kurz behandelt.284 Anders als in den naturrechtli-

schließlich der condictio furtiva, als „principale“ „einseitige“ Obligation (Grundriss, 1. Aufl., S. 30, Fn. 1; S. 49-51) unter dem gleichen Rubrik behandelt, nämlich „Obligationen auf ein Zurückgeben“. In der dritten Auflage seines „Grundrisses“ hat er die einzelnen Condictionstypen unter einem verfeinerten Rubrik, „Von der Zurückforderung ex causa“ (Grundriss, 3. Aufl., §§ 234-243), erörtert. Die Wortverbindung ex causa scheint bei Heise ein tragendes Tatbestandsmerkmal der verschiedenen Condictionstypen sein. Mehr über die causa kann man aus der viel zu skizzenhaften Darstellung aber nicht ableiten.  Näher dazu siehe Schäfer, Bereicherungsrecht in Europa, S. 112f.  Schäfer, Bereicherungsrecht in Europa, S. 134.  Dazu siehe Vorwort von Hammen zu dieser 1993 bei „Savignyana“ erschienen Nachschrift.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 321ff.  Siehe oben Fn. 278.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 236.

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chen Kodifikationen ALR und ABGB wird sie bei Savigny nicht als ein bereicherungsrechtliches Institut angesehen. Nach Savigny entspringen die Condictionen gewöhnlich aus der aequitas. 285 Das Gemeinsame der Condictionen seit Aufhebung der legis actiones besteht nach Savigny in dem Hinübergehen eines Teils des Vermögens des einen in das des andern. In dem dare sieht Savigny die Grundlage der Condictionen. Unter dare versteht er den Übergang eines Vermögens in das eines anderen durch freien Willen, der freilich auch durch Irrtum bestimmt sein kann.286 Dabei wurde der freie Wille der Einzelnen hervorgehoben. Savigny hat ferner betont, dass das dare nicht immer Eigentum, sondern überhaupt ein Vermögensrecht betreffen muss.287 Das Vermögenshinübergehen sollte eine juristische causa haben. Diese juristische causa des Vermögenshinübergehens sei ein Rechtszweck, der erreicht werden solle.288 Die Verfehlung dieses Rechtszwecks bedeutet also den Mangel der causa. Es ist aber erwähnenswert, dass Savigny dabei ein einheitliches Tatbestandmerkmal „sine causa“ noch nicht ausdrücklich hervorgebracht hat. Die causa könne eine causa futura, eine causa praesens vel praeterita, oder causa solvendi sein. 289 Dabei sind die Unterscheidungskriterien der causa anscheinend nicht einheitlich: Während die causa futura, die causa praesens vel praeterita nach zeitlichen Kriterien eingeteilt sind, bezieht sich die causa solvendi auf ein sachliches Kriterium. In der Tat ist die causa solvendi nur eine Form der causa praeterita. Das oben Gesagte findet keine Anwendung bei der condictio ob turpem causam und bei der condictio furtiva. Vielmehr sind diese zwei Typen als anomale zu behandeln, wie es schon die Römer gemacht haben.290 Nach der obigen allgemeinen Einleitung behandelt Savigny die einzelnen justinianischen Condictionen, ohne dem Corpus iuris civilis ganz genau zu folgen. a. condictio furtiva Zuerst wird die condictio furtiva behandelt. Wie gesagt ist die condictio furtiva bei Savigny eine „Anomalie“. Das ist folgerichtig, weil Savigny im  Savigny, Padendktenvorlesung, S. 321.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 322.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 322.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 322.  Savingy, Pandektenvorlesung, S. 322.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 323.

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dare die Grundlage der condictionen sieht. Bei der condictio furtiva - so Savigny - ist aber vorerst gar nicht von einem datum ob causam die Rede. Durch den Diebstahl ändert sich nichts im Vermögen, es werde nur faktisch der Besitz geändert.291 Unter die allgemeine Theorie der Condictionen paßt die condictio furtiva nicht. Die Erörterung der Causa im Sinne eines zu erfüllenden Rechtszwecks taucht bei der condictio furtiva auch gar nicht auf. In der aequitas hat Savigny den eigentlichen Rechtsgrund der condictio furtiva gesehen.292 b. condictio indebiti Die condictio indebiti sieht Savigny als einen Quasicontract an. Die einzelnen Voraussetzungen sind folgende: 1. Ein indebitum oder Nichtschuld; 2. Eine Solutio. Es muss also etwas sein, das im allgemeinen zur Form der Zahlung gehört und 3. Ein Error. Das bedeutet, die Zahlung muss sich auf einen Irrtum gründen.293 Die Form der Causa des Vermögenshinübergehens bei der condictio indebiti ist solvendi causa, also der Rechtszweck, sich von einer Schuld frei zu machen.294 Diese solvendi causa muss durch einen Error bestimmt werden. Dabei ist die innere Beziehung zwischen dem Mangel der causa und dem Irrtum des Zahlenden ersichtlich. c. condictio ob causam datorum Die condictio ob causam datorum unterscheidet sich von der condictio indebiti nach Savigny dadurch, dass sie nicht auf eine causa praeterita, sondern auf eine causa futura gegründet ist.295 Savigny hat betont, dass die causa „honesta“ und „falsa“ sein muss. Es muss also auf der einen Seite bei der condictio ob causam datorum einen Irrtum geben. Dieser Irrtum besteht darin, dass eine Erwartung getäuscht wurde.296 Auf der anderen Seite, wenn die causa nicht honesta, sondern „turpis“ ist, dann bezieht sie sich auf die condictio ob turpem causam.

 Savigny, Pandektenvorlesung, S. 325f.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 324.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 327ff.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 322.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 331.  Savingy, Pandektenvorlesung, S. 331.

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d. condictio ob turpem causam Wie die condictio furtiva wird die condictio ob turpem causam auch von Savigny „eine anomalische condictio“ genannt. 297 Sie ist den anderen Condictionen gegenüber anomal, weil bei ihr die causa nicht durch einen Irrum bestimmt ist. Vielmehr ist unter der „turpis causa“ in einem Vertrag ein schändlicher Zweck zu verstehen, ohne dass dieser etwas mit dem Irrtum zu tun hat.298 Es ist auffällig, dass Savigny die condictio ob turpem causam nicht mit der condictio ob injustam causam zusammen behandelt. Insoweit weicht er von dem justinianischen Recht ab, das die beiden Formen unter die gleiche Rubrik (D. 12, 5) gestellt hat. Savigny ist der Meinung, dass es irrig sei, die Grundsätze der turpis causa auf die der injusta anwenden zu wollen. Es scheint ihm ein Irrtum zu sein, dass diese beiden Ausdrücke zusammen verwendet wurden.299 e. condictio sine causa Nach Savigny gründet sich die condictio sine causa auf ein datum ob causam praesentem vel praeteritam. Dabei muss die causa auch eine falsche sein. Es ist aber gleichgültig, ob die irrige causa eine faktische oder durch Rechtsgrund herbeigeführt ist. Das letztere ist die injusta causa. 300Savigny behandelt die condictio ob injustam causam als einen Anwendungsfall der condictio sine causa. Ferner ist es für Savigny auch gleichgültig, ob die causa von vornherein nicht vorhanden war, oder ob sie später weggefallen ist. Die condictio sine causa enthält also die Fälle condictio ob causam finitam.301 In dieser Hinsicht hat Savigny nichts über die Digesten hinaus gesagt. Die condictio sine causa beruht zwar normalerweise auf einem „datum ob causam“, ihr Anwendungsbereich ist aber auch auf Fälle ausgedehnt worden, wo von keinem datum die Rede ist. Als Anwendungsfälle der condictio sine causa finden sich bei Savigny die Verfügung eines Nichtberechtigten und das Konsumieren der Früchte durch einen bösgläubigen Besitzer.302 Die Verfügung eines Nichtberechtigten fällt unter die condictio sine causa, weil  Savingy, Pandektenvorlesung, S. 331.  Savigny, Pandektenvorlesung, S. 332.  Savingy, Pandektenvorlesung, S.332.  Savingy, Pandektenvorlesung, S.333.  Savigny, Pandektenvorlesung, S.333.  Savingy, Pandektenvorlesung, S.333.

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Savigny die condictio sine causa „als supplementarisches Rechtsmittel“ zur vindicatio ansieht. Der Grund, warum er das Konsumieren der Früchte in die condictio sine causa einordnet, liegt nach Savigny wohl darin, dass der judex bei der vindicatio im Urteil die consumierten Früchte übergeht, und deswegen hat der Verlierende noch eine condictio auf die beim bösgläubigen Besitzer (malae fidei possessor) vokommenden Früchte. Savigny hat betont, dass diese Ausdehnung nur für die condictio sine causa gilt, bei allen andern nicht.303 Auf das Causaproblem bei solchen „anomalischen“ Fällen ist Savigny nicht eingegangen. Es ist sehr zweifelhaft, ob die causa im Sinne von vergangenem und gegenwärtigem Rechtszweck (die causa praesens vel praeterita) hier auch Anwendung findet. Vom Kontext kann man nicht ableiten, ob Savigny den Mangel einer causa bei solchen Fällen, wie bei der condictio furtiva, in der „aequitas“ sieht. Zusammengefasst hat Savigny in der Pandektenvorlesung 1824/25 seine Condictionslehre vor allem auf einem datum ob causam gebaut. Dabei versteht er unter der causa einen zu erfüllenden Rechtszweck. Außerdem hat er die causa typisiert. Diese Causatypologie findet aber bei den anomalischen Condictionen, nämlich condictio furtiva und condictio ob turpem causam, keine Anwendung. Alle typischen causae müssen nach Savigny eine falsche sein. Der Irrtum gewinnt deswegen an großer Bedeutung bei Feststellung des Mangels der causa. Ein einheitliches Tatbestandsmerkmal „sine causa“ für alle Condictionstypen ist aber nicht zu finden. Selbst für die „Leistungskondiktionen“ hat Savigny auch das Tatbestandsmerkmal „sine causa“ nicht ausdrücklich herausgestellt. 2. Causalehre im „System“ 1) Die Bereicherungslehre allgemein a. Das Hervorbringen einer allgemeinen Formel In dem „System“ schlägt sich Savignys Streben nach einem allgemeinen Prinzip nieder. Obwohl die Anwendungsfälle der condictionen „auf den ersten Blick höchst mannigfaltig“ erscheinen,304 hat Savigny sich darum bemüht, ein allgemeines Prinzip herauszufinden. Das „sehr einfache Prin-

 Savigny, Pandektenvorlesung, S.333.  Savigny, System V, S. 511.

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zip“ hat sich durch bloße organische Bildungskraft zu jener Mannigfaltigkeit entfaltet, fast ohne Eingriff der Gesetzgebung.305 Savigny hat die einzelnen Anwendungsfälle der condictio einschließlich des Darlehens behandelt und ein Ergebnis erzielt: Die Gemeinsamkeit der condictionen liegt in der „Erweiterung eines Vermögens durch Verminderung eines andern Vermögens, die entweder stets ohne Grund war, oder ihren ursprünglichen Grund verloren hat“.306 Diese allgemeine Formel gewinnt mit Rückert einen doppelten Charakter.307 Sie enthält also zwei Tatbestandsmerkmale, ein positives und ein negatives: Das positive Merkmal bezieht sich auf die Vermögensverschiebung. Dabei wird das Vermögen nicht auf Eigentum eingeschränkt, vielmehr gehören alle andere Arten von Vermögensrechten hierher. 308 Das negative Merkmal ist „ohne Grund“ oder „ohne Rechtsgrund“309. Durch dieses negative Merkmal hat Savigny die positiven Merkmale bei den Naturrechtlern, wie „als Schaden“, „aus der Sache“, „auf unbillige Weise“, ersetzt. Damit beendet er einerseits die untauglichen Versuche, ein positives Allgemeinmerkmal zu abstrahieren; andererseits wahrt er aber doch die Abstraktion und Vereinheitlichung in der negativen Formel.310 Es ist ein formaleres Prinzip als das naturrechtliche, weil der konkrete und entscheidende Grund für die Bereicherungsklagen erst aus der jeweiligen positivrechtlichen Fallgruppe zu ermitteln ist. 311 Das Merkmal „ohne Rechtsgrund“ bedarf jedoch einer weiteren Ausfüllung. b. Die Beziehung zwischen Leistungskondiktion und Nichtleistungskondiktion Eine Unterscheidung zwischen den Leistungskondiktionen und Nichtleistungskondiktionen im heutigen Sinne ist bei Savigny nicht ersichtlich. Vor allem ist die condictio sine causa eine unklare Kategorie. Sie umfasst verschiedenartige Fälle. Zuerst hat Savigny sie neben der condictio indebiti, ob causam datorum, ob injustam causam als eine auf einem datum beruhende Condiction behandelt.312

 Savigny, System V, S. 511.  Savigny, System V, S. 525.  Rückert, JuS (1991), S. 625.  Savigny, System V, S. 522.  Savigny, System V, S. 110.  Rückert, JuS (1991), S. 625.  Rückert, SZ 104, S. 668.  Savigny, System V, S. 521.

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Die condictio sine causa findet aber auch Anwendung in den Fällen, wo eine Vermögensverschiebung auf der Handlung des Bereicherten oder einem bloßen Zufall beruht. Mit den Worten Savignys geht etwas „aus meinem Vermögen anders als durch meinen Willen in fremdes Eigentum“313 über. Wie bei seiner Pandektenvorlesung hat Savigny hier die Fälle der Verfügung des unberechtigten Besitzers und des Früchteconsumierens des unredlichen Besitzers herangezogen. 314 Diese zwei Fälle gehören heutiger Dogmatik nach zur Nichtleistungskondiktion. Die condictio sine causa wird zwar nicht von Savigny ausdrücklich zu einem allgemeinen Tatbestand erhoben, aus heutiger Sicht kann man darin aber mindestens den Vorgänger eines solchen sehen. Was die condictio furtiva angeht, so wird sie neben der condictio ex lege als Anomalie angesehen, weil sie von dem obigen Prinzip nicht abzuleiten ist.315 Der Umfang der darin enthaltenen Abweichungen ist doch sehr gering, so dass die condictio furtiva für Savigny meistens „nur eine einzelne Anwendung der condictio sine causa“ ist.316 Z.B., wenn der Dieb das gestohlene Geld zu seinen Nutzen verwendet, oder den gestohlenen Weizen aufzehrt, so bereichert er sich ohne Rechtsgrund auf Kosten des Bestohlenen, der sein Eigentum durch Zerstörung der Sache verliert. Für solche Fälle ist die allgemeine condictio sine causa völlig ausreichend.317 Nach Savigny wird die condictio furtiva als eine besondere Klage behandelt und mit einem eigenen Namen belegt, nur weil es einige besondere Fälle gibt, die von dem allgemeinen Prinzip abweichen. Es ist z.B. für den Bestohlenen manchmal schwer festzustellen, ob das gestohlene Geld noch unvermischt bei dem Dieb vorhanden ist. Nach dem allgemeinen Prinzip findet eine condictio nur statt, wenn der Beklagte die Sache nicht mehr selbst besitzt. In der Tat steht es aber in der Willkür des Diebs, das Geld sofort auszugeben oder mit anderem Geld zu vermischen. Nach dem allgemeinen Prinzip läuft der Bestohlene Gefahr, wegen der unrichtig gewählten Klage abgewiesen zu werden. In diesem Fall ist es sehr billig, den Bestohlenen ausnahmsweise die condictio zu gestatten, auch wenn die Sache noch vorhanden ist. 318 Es läßt sich feststellen, dass in dem „System“ der Anomaliecharakter der condictio furtiva stark gemildert wird. Von wenigen  Savigny, System V, S. 523.  Savigny, System V, S. 523.  Savigny, System V, S. 542.  Savigny, System V, S. 552.  Savigny, System V, S. 552.  Savigny, System V, S. 552f.

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besonderen Fällen abgesehen gehört sie zur condictio sine causa. Die letztere gewinnt damit im gewissen Maß den Charakter eines allgemeinen Tatbestands. Es ergibt sich die Frage, was unter „ohne Grund“ bei den verschiedenen Anwendungsfällen der Condiction zu verstehen ist. c. Die Beziehung zwischen der condictio und dem Abstraktionsprinzip Im BGB ist die ungerechtfertigte Bereicherung mit dem Abstraktionsprinzip, das auf Savigny zurückgeht, eng verbunden. Heutzutage besteht Konsens, dass die Anerkennung des Abstraktionsprinzips die Leistungskondiktion nötig macht. Nach der berühmten Aussage von Dernburg dient die Kondiktion zur Heilung der Wunden, „welche es selbst schlägt“.319 Die innere Verbindung zwischen der condictio und dem Abstraktionsprinzip hat Savigny im „System“ schon hervorgehoben. Anders als Dernburg sah Savigny in den Kondiktionen kein Instrument als Folge des Abstraktionsprinzips. Vielmehr ist ihm das Abstraktionsprinzip eine nötige Voraussetzung der Kondiktionen. Im Band 3 des „Systems“ hat er den Grundsatz der Unabhängigkeit der Übereignung vom Kausalverhältnis dargelegt. Ein Argument lautet: „…Er ist ferner unzweifelhaft als die notwendige Voraussetzung einiger der wichtigsten Institute des römischen Rechts, die ohne ihn ganz unmöglich sein würden. Dahin gehört…die Condictionen; denn diese wären völlig überflüssig, ja in ihrer fest begränzten Ausnahmenatur undenkbar, wenn nicht unser Satz als bekannte und unzweifelhafte Regel vorausgesetzt werden dürfte…“.320

Für die vorliegende Arbeit ist es von Bedeutung, ob die Unabhängigkeit des Verfügungsgeschäfts vom Verpflichtungsgeschäft unser Verständnis des Causaproblems beeinflussen wird. 2) Der negative Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ bei der allgemeinen Formel Im Vergleich zu dem positiven Merkmal, der Vermögensverschiebung, ist das negative Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ viel unbestimmter. Dass Savigny im „System“ darüber keine genaue Definition gegeben hat, erschwert das Verständnis. Im Folgenden ist zu erörtern, was man unter diesem Merkmal verstehen soll.

 Dernburg, Das bürgerliche Recht, Bd. II/2, § 374 IV.  Savigny, System III, S. 356f.

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a. causa und aequitas Während bei der obengenannten Pandektenvorlesung Savigny in aequitas den Grund der meisten condictionen gesehen hat, wurde diese Vorstellung im „System“ grundsätzlich aufgegeben. Die aequitas wird im „System“ nur ganz behutsam herangezogen, um die Erstattung einer condictio zu rechtfertigen. Ein Beispiel ist der oben genannte Sonderfall der condictio furtiva. Es ist also nicht zweckmäßig, wenn man versucht, die Grundlosigkeit einer Vermögensverschiebung allgemein in der aequitas zu suchen. Das obengenannte Prinzip bezieht sich eigentlich nicht auf eine allgemeine Billigkeitsregel, sondern auf den einheitlichen Bereicherungstatbestand.321 b. Causa, Irrtum und Zweckverfehlung bei „datum ob causam“ Für die Hauptanwendungsfälle der condictio, datum ob causam, spielt der Wille des Entreicherten eine entscheidende Rolle. Wie oben dargestellt ist die Freiheit im System Savignys der ethische Zentralbegriff. Die Herrschaftmacht des einzelnen bezieht sich nicht nur auf das Eigentum und die Obligation, sondern auch auf die Bereicherung. Was die Legitimation, also die causa einer Vermögensverschiebung angeht, so kommt es darauf an, ob diese Vermögensverschiebung mit dem wirklichen Willen des Entreicherten entstanden ist. Wenn das nicht der Fall ist, dann fehlt es der Bereicherung an einer causa und sie ist zurückzufordern. Dabei hat Savigny die Bedeutung des Irrtums betont, um den echten Willen des Entreicherten zu bestimmen. Die Condictionen, die auf einem datum ob causam beruhen, haben also als eine Gemeinsamkeit, dass der freie Wille des Entreicherten durch einen Irrtum bestimmt wird. Der eine überträgt dem Andern Eigentum, nicht in der Absicht ihm etwas anzuvertrauen, sondern in einer andern Absicht, die entweder von vornerein auf Irrtum beruht, oder hinterher ihren Grund verliert, und in Irrtum übergeht.322 Bei einer ausführlichen Darstellung des Irrtums ist auf die Lehre der Willenserklärung zu verweisen, wo Savigny unter dem Irrtum einen Zustand des Bewußtseins versteht, in welchem die wahre Vorstellung eines Gegenstandes von einer unwahren verdeckt und verdrängt wird.323

 Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 189; Rückert, JuS (1991), S. 625.  Savigny, System V, S. 521.  Savigny, System III, S. 111.

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Es ist merkwürdig, dass Savigny, anders als in der Pandektenvorlesung, auf den Begriff „Rechtszweck“ hier kein Gewicht legt. Der Grund liegt wohl darin, dass die Zweckverfehlung schon im Irrtum enthalten oder durch den Irrtum gedeckt wird. Die heutige Dogmatik unterscheidet den Irrtum von der Zweckverfehlung. Diese Unterscheidung ist im „System“ aber nicht zu sehen.324 Unter die condictio sine causa werden zwar einige Nichtleistungsfälle eingeordnet, die Irrtumslehre findet aber bei ihnen keine Anwendung. Vielmehr ist die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung in solchen Fällen in der aequitas zu suchen, weil Savigny sie durch behutsame Analogiebildung und Fiktion ex aequitate entwickelt hat.325 c. Causa und Vertrauen beim Darlehen Anders als bei der Pandektenvorlesung, wo das Darlehen (mutuum) unter dem Titel „Wesentlich zweiseitige Obligationen“ behandelt wird, 326 hat Savigny im „System“ es neben „datum ob causam“ quellenmäßig als einen Anwendungsfall der condicto erörtert. Die oben genannte allgemeine Formel gilt auch für das Darlehen. In der Tat geht Savigny sogar vom Darlehen aus, um jenes allgemeine Prinzip zu finden.327 Was soll „ohne Grund“ beim Darlehen denn bedeuten? Der Irrtum gewinnt beim „datum ob causam“ zwar große Bedeutung, er spielt beim Darlehen aber keine Rolle. Es ist das Vertrauen gewesen, das dem Darlehen zugrunde liegt. 328 Über die Beziehung von Vertrauen zur Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung hat sich Savigny aber nicht ausdrücklich geäußert. d. Causa und Unrechtsmäßigkeit Manche Autoren vertreten die Auffassung, dass die Kondiktion bei Savigny der Sache nach „ein Tatbestand der Unrechtsmäßigkeit“ ist. 329 Das Argument lautet, dass Savigny das allgemeine Merkmal der Rechtsgrundlosigkeit aus dem römischen Aktionensystem deduzierte. Eine actio entsteht aus einer Rechtsverletzung. Dies gilt auch für die Fälle der Kondiktionen. Die Be-

 Siehe auch Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 139.  Schäfer, Bereicherungsrecht in Europa, S. 141.  Savigny, Pandektenvorlesung 1824/25, S. 292ff.  Savigny, System V, S. 511.  Savigny, System V, S. 521.  Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 208.

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gründung des Kondiktionsanspruchs liegt nach Savigny also in einer Störung der Rechtsordnung. 330 Diese Gleichstellung des allgemeinen Merkmals der Grundlosigkeit mit der Unrechtmäßigkeit beruht wohl auf einem falschen Verständnis von Savigny. Savigny hat zwar die Kondiktionen im Kapitel über „Verletzung der Rechte“ behandelt, er will damit aber kein materiellrechtliches Prinzip für die Bereicherungshaftung aufstellen. Vielmehr bringt er nur zum Ausdruck, dass die Kondiktionen zu den Rechten im Verhältnis von Anspruch zu materiellem Recht stehen, so wie die Vindikation zum Eigentum oder die Klage aus Kauf zu der aus dem Kaufvertrag entspringenden Obligation. Insoweit erscheint schon die schlichte Nichterfüllung einer Schuld als Rechtsverletzung.331 Die „Rechtsverletzung“ in Savignys „System“ ist wesentlich der Leitfaden für die Lehre von den Klagerechten und kann deshalb nicht zugleich (jedenfalls nicht in demselben Sinn) für die Behandlung irgendwelcher materieller Rechte nutzbar gemacht werden.332 Es ist also irrführend, in der „Unrechtsmäßigkeit“ die „Grundlosigkeit“ einer Vermögensverschiebung zu suchen. 3. Fazit Die Bereicherungslehre und die entsprechende Causatheorie von Savigny haben sich allmählich entwickelt. Dabei wendet er sich ausschließlich den justinianischen Kondiktionen zu, ohne die anderen verwandten Rechtsinstitute wie actio de in rem verso und negotiorum gestio zu berücksichtigen. In seinem eigenen Pandektenmanuskript, das in der Landshutzeit entstand, hat Savigny schon eine Causatypologie entwickelt, die nur für die auf einem datum beruhenden Kondiktionen gilt. Die condictio furtiva wurde als Anomalie behandelt. Nach der Nachschrift der Pandektenvorlesung 1824/25 hat Savigny versucht, die Gemeinsamkeit aller Kondiktionen zu finden. Ihm entspringen die Condictionen normalerweise aus der aequitas. In dem dare sieht Savigny die Grundlage der Condictionen. Das Vermögenshinübergehen sollte eine juristische causa haben. Unter dieser causa versteht Savigny einen zu erreichenden Rechtszweck. Die Verfehlung dieses Rechtszwecks bedeutet also den Mangel der causa. Savigny hat zwar die causa typologisiert, ein einheit-

 Wilhelm, Rechtsverletzung und Vermögensentscheidung, S. 22; Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 192.  Schröder, Zum Einfluß Savignys, S. 626.  Schröder, Zum Einfluß Savignys, S. 626.

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licher Tatbestandmerkmal „sine causa“ war in der Pandektenvorlesung aber noch nicht zu sehen. Außerdem finden seine Causatypologie bei den Anomien, nämlich condictio furtiva und condictio ob turpem causam, keine Anwendung. Erst im fünften Band seines „Systems“ ist es Savigny gelungen, eine allgemeine Formel hervorzubringen. Diese Formel handelt von keiner Billigkeitsregel, sondern von einem allgemeinen Tatbestand. Dabei ist „ohne rechtlichen Grund“ ein allgemein negatives Tatbestandsmerkmal. Der konkrete Inhalt dieses Merkmals ist aber von Fall zu Fall unterschiedlich. Für die Fälle, die auf einem datum ob causam beruhen, spielt der Irrtum des Entreicherten eine entscheidende Rolle. Für das Darlehen (mutuum) steht das Vertrauen im Vordergrund. Auf die innere Beziehung zwischen dem Vertrauen und der Grundlosigkeit ist Savigny nicht eingegangen. Savigny hat keine klare Unterscheidung der Leistungskondiktionen von den Nichtleistungskondiktionen im heutigen Sinne vorgenommen. Die condictio sine causa enthält das datum ob causam einerseits, umfasst andererseits auch einige Nichtleistungsfälle. Selbst die condictio furtiva kann nunmehr zu der condictio sine causa gehören. Die Irrtumslehre gilt nicht für solche Nichtleistungsfälle. Vielmehr ist dabei die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung in der aequitas zu suchen. Das bedeutet aber nicht, dass man die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung allgemein in der aequitas suchen kann. Außerdem ist es auch irreführend, wenn man in der „Unrechtsmäßigkeit“ die Grundlosigkeit einer Vermögensverschiebung sucht. Trotz der Anerkennung des Abstraktionsprinzips hat Savigny auf dieses Prinzip bei der Feststellung der „Grundlosigkeit“ einer Vermögensverschiebung keinen großen Wert gelegt. Eine Unterscheidung zwischen einem „Geschäftszweck“ und einem „Leistungszweck“ ist noch nicht zu sehen. Im Großen und Ganzen ist Savignys Konzept über das Bereicherungsrecht bzw. die Causatheorie bahnbrechend. Es bedarf aber in manchen Aspekten noch der Klarstellung und Verfeinerung, um die praktische Anwendung zu erleichtern. II. Rezeption und Fortsetzung der Bereicherungslehre Savignys Savignys Grundthese über das Bereicherungsrecht hat sich unter den Zeitgenossen rasch durchgesetzt. Es ist die herrschende Meinung geworden, dass die Bereicherungsklage auf eine Vermögensverschiebung ohne rechtlichen

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Grund zurückgeht.333 Das bedeutet aber nicht, dass das Konzept Savignys in allen Details ohne Vorbehalt übernommen wurde. Im Folgenden werden vor allem die Werke von Puchta, Erxleben, Witte und Windscheid zu erörtern sein. Sie repräsentieren jeweils die verschiedenden Stufen des Rezeptionsvorgangs und gegebenenfalls die entsprechende Fortsetzung der Bereicherungslehre bzw die Causalehre Savignys. Außerdem ist eine gegenteilige Stimme kurz zu behandeln. A. Puchta In der ersten Auflage seines berühmten Pandektenlehrbuchs hat Georg Friedrich Puchta (1798-1846) die justinianischen Condictionstypen in §§ 298-303 unter der gemeinsamen Rubrik „(Obligatio) aus rechtlosem Haben“, einer Art der „Obligationen auf Rückgabe“, behandelt. In der „Einleitung“ (§298) vertritt Puchta die Auffassung, dass die Obligatio „aus rechtlosem Haben“ auf zwei Umständen beruht, das heißt, jemand hat einen Gegenstand entweder „ohne rechtlichen Grund (sine causa)“ oder „aus einem widerrechtlichen Grund (ex injusta causa)“. Puchtas Darstellung ist im gewissen Maß abstrakter, sie kann aber noch nicht als ein allgemeiner Tatbestand einzelner condictiones angesehen werden. Was die einzelnen Condictionen angeht, so wurde zuerst die condictio sine causa erörtert, und zwar im Sinne der condictio sine causa specialis. Die condictio sine causa findet ihre Anwendung nur dort, wo die anderen Condictionstypen nicht im Betracht kommen. Mit den Worten von Puchta selbst ist der Ausdruck condictio sine causa „nur für die übrigen gebräuchlich“.334 Folgerichtig ist „sine causa“ kein allgemeines Tatbestandsmerkmal. Die anderen Condicitonstypen hat Puchta in §§ 300-302 erörtert. Die condictio causa data causa non secuta setzt zweierlei voraus :1) eine futura causa non inhonesta, wegen deren etwas gegeben worden ist und 2) das Nichterfolgen dieser causa. Deswegen bedeutet „Ohne rechtlichen Grund“ das Nichteintreten eines künftigen Erfolgs.335 Die condictio ob turpem causam bildet einen Sonderfall der condictio causa data causa non secuta, indem es gleichgültig ist, ob ein künftiger Er-

 Siehe dazu, Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 198; Ellger, Bereicherung druch Eingriff, S. 59.  Puchta, Pandekten, 1. Aufl., S. 327.  Puchta, Pandekten, 1. Aufl., S. 331.

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folg eintritt. Vielmehr bedeutet dabei „ohne rechtlichen Grund“, dass der Empfänger etwas gegen die guten Sitten (ob turpem causam) erhalten hat.336 Die oben genannten drei Condictionstypen sind dem Konzept Puchtas nach die condictio „ohne rechtlichen Grund (sine causa)“. Was die condictio „aus einem widerrechtlichen Grund (ex injusta causa)“ angeht, so ist damit die condictio ob injustam causam gemeint (§ 302). Puchta hat „aus einem widerrechtlichen Grund“ mit „durch eine unerlaubte Handlung“ gleichgestellt. 337 Dabei ist gleichgültig, welches Delikt es ist, durch welches jenes Resultat herbeigeführt worden ist. So wird die condictio insonderheit auch dem Eigentümer gegen den Dieb gegeben, auf die Sache und ihre Accessionen oder das Interesse.338 In der dritten, also der letzten von Puchta selber überarbeiteten Auflage dieses Lehrbuchs hat er sich offensichtlich der These Savignys angeschlossen. Die Verpflichtung zur Rückgabe beruhe nunmehr im Allgemeinen darauf, dass die Vermögensveränderung ohne rechtlichen Grund eingetreten sei, sei es dass dieser Mangel eines rechtlichen Grundes von Anfang bestehe, oder durch einen nachfolgenden Umstand eintrete.339 Für Puchta bedeutet ein rechtlicher Grund eigentlich den rechtfertigenden Grund einer Vermögensveränderung. Trotz der Rezeption der oben genannten allgemeinen Formel Savignys hat Puchta die einzelnen Condictionen in drei Gruppen gegliedert. Die erste Gruppe bezieht sich auf diejenigen Fälle, bei denen der Grund, aus welchem etwas an den Beklagten gekommen ist, ein falscher ist, entweder ein in der Zukunft, oder ein in der Vergangenheit liegender. Zu dieser Gruppe gehören condictio causa data causa non secuta 340 und condictio indebiti.341 Die condictio causa data causa non secuta setzt zweierlei voraus, nämlich 1) eine futura causa non inhonesta, derentwegen etwas gegeben worden ist; und 2) das Nichterfolgen der causa, sei es, dass sie durch Schuld des Empfängers oder durch Zufall nicht erfolgt. Der Empfänger hat etwas dann ohne rechtlichen Grund, wenn es um eines künftigen Erfolgs willen gegeben worden ist und dieser Erfolg nicht eintritt.342  Puchta, Pandekten, 1. Aufl., S. 333.  Puchta, Pandekten, 1. Aufl., S. 333f.  Puchta, Pandekten, 1. Aufl., S. 334.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., S. 436.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., § 308.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., § 309.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., S. 437.

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Die condictio indebiti setzt auch zweierlei voraus, nämlich 1) die Nichtschuld und 2) den Irrtum des Zahlenden. Es ist auffällig, dass Puchta die condictio causa data causa non secuta neben der condictio indebiti als eine Bereicherungsklage aus falschem Grund behandelt hat. Die Gemeinsamkeit der zwei Condictionstypen liegt in dem Widerspruch zwischen dem wirklichen Willen und der Tatsache. Dabei ist der Einfluss von Savigny, der die Bedeutung des Irrtums betont hat, ersichtlich. Bei der ersten Auflage hat Puchta das Irrtumsproblem nur bei der condictio indebiti diskutiert. Die zweite Gruppe betrifft solche Fälle, bei denen der Grund ein rechtswidriger ist, entweder ein künftiger, oder ein vergangener. Hierher gehören die condictio ob turpem causam 343 und condictio ob iniustam causam. 344 Dabei spielt der Wille der Einzelnen keine Rolle. Vielmehr ist die Haltung der objektiven Rechtsordnung entscheidend. Zu der dritten Gruppe gehören die Fälle, bei denen gar kein Grund vorhanden ist. Damit ist die condictio sine causa gemeint.345 Die Grundlosigkeit kann von Anfang bestanden haben. Die Klage kann auch dann stattfinden, wenn der Grund nachher weggefallen ist.346 Insofern versteht Puchta „causa“ als rechtfertigenden Grund. Puchtas Analyse der Rechtsgrundlosigkeit ist kasuistisch. Brinz hat ihn verworfen, dass er „zu wenig generalisierte“.347 B. Erxleben Albrecht Erxleben war Verfasser einer „in den Rahmen der historischen Schule noch ganz hineinpassenden Monographie“ 348 über die Condictionslehre. Bei diesem unvollendeten zweibändigen Werk wurde er einerseits von Savigny beeinflußt, andererseits wich er in gewisser Hinsicht von Savigny ab. Schon die Gesamtüberschrift des Werks, also „Die Condictiones sine causa“, weist auf einen Systemsversuch hin. Dabei kommt die Wortverbindung „sine causa“ anscheinend als ein einendes Tatbestandsmerkmal vor. Die konkrete Bedeutung von „sine causa“ läßt sich erst in den zwei Bänden feststellen.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., § 310.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., § 311.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., § 312.  Puchta, Pandekten, 3. Aufl., S. 443.  Brinz, Pandekten II 2, S. 504, Fn. 8.  Stintzing/Landsberg, III/2, Noten, S. 319.

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Daß alle Condictionen trotz ihrer unterschiedlichen tatsächlichen Voraussetzungen insgesamt Ausflüsse eines und desselben Prinzips sind, ist um 1850 nach Erxleben schon allgemein durchgedrungen. 349 Die eingehende Erörterung dieses Prinzips ist ihm aber nicht befriedigend, weil man nicht über die Erfassung und Aufstellung des allgemeinen Gesichtspunktes hinausgekommen ist, welchem alle diese Condictionen gleichmäßig unterliegen, ohne weiter zu untersuchen, wie sich derselbe nach Maßgabe der verschiedenen unter ihm begriffenen Fälle verschieden gestalte.350 Erxleben möchte sich darum bemühen, die Geltung jenes abstrakten Prinzips zu erforschen und seine Entfaltung in den einzelnen Condictionen zu untersuchen. Im ersten Band hat er ausschließlich die condictio indebiti behandelt. Er führt sie auf Vermögensverschiebung und fehlende causa zurück.351 Grundsätzlich schließt er sich hier Savigny an. Was die causa angeht, so weicht er jedoch von Savigny ab. Während Savigny in dem Irrtum des Zuwendenden bei der Zuwendung die Grundlage der „Leistungskondiktionen“ sieht, sieht Erxleben die Rechtsgrundlosigkeit eines Vermögensüberganges darin, dass die vorgefallene Leistung rechtlich zwecklos sei, dass von der einen Seite her ohne Grund gegeben, auf der andern ohne Grund empfangen sei.352 Für Erxleben ist die Zweckverfehlung der Punkt, der juristisch die Kondiktion hervorruft, und deshalb den unmittelbaren Grund der hier entstehenden Obligation bildet.353 Im zweiten Band behandelt Erxleben die condictio causa data causa non secuta. Dabei trete die Zwecksetzungslehre am deutlichsten hervor.354 Der Unterschied zwischen der condictio indebiti und der condictio causa data causa non secuta liegt ihm vor allem darin, dass diese ein künftiges Ereignis voraussetzt (ob rem), während jene durch die Vergangenheit bestimmt ist (ob causam).355 Diese Unterscheidung ist grundsätzlich quellentreu. Da die Schrift „Condictiones sine causa“ nicht auf die condictio sine causa im engeren Sinn eingeht, läßt sich Erxlebens Interpretation der Rechtsgrundlosigkeit bei den Kondiktionen ohne Leistung nicht feststellen.

 Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. I, Vorwort, V.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. I, Vorwort, V.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. I, S. 37, 89f., 208.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. I, S. 26.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. I, S. 27.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. II, S. 1-16. Siehe auch Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 183.  Erxleben, Die Condictiones sine causa, Bd. II, S. 1.

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C. Witte In seiner 1859 erschienenen Monographie gliedert Hermann Witte die Bereicherungsklagen nach Handlungsformen in vier Gruppen: „Bereicherung durch den Verlierenden selbst“; „Bereicherung durch Vermittlung eines Dritten“, „Bereicherung durch Handlungen des Gewinnenden selbst“ und zuletzt „Bereicherung durch Zufall“.356 Die Bereicherung durch die eigene Handlung des Verlierenden unterteilt Witte wiederum in zwei Untergruppen, nämlich die Bereicherung ohne Rechtsgeschäft zwischen den Parteien und vermittelst eines Rechtsgeschäftes zwischen den Parteien. Zur ersten Untergruppe gehören die Impensen und die Geschäftsführung ohne Auftrag. Zu der zweiten Untergruppe gehören die justinianischen Kondiktionentypen: condictio ob iniustam causam, condictio ob turpem causam, condictio causa data causa non secuta, condictio indebiti und condictio sine causa. Witte nennt sie „condictiones datorum“. Anders als Savigny behandelt Witte die actio de in rem verso als eine Bereicherungsklage, nämlich die Bereicherung durch Vermittlung eines Dritten. Die Bereicherung durch Handlungen des Gewinnenden selbst bezieht sich hauptsächlich auf die Eingriffskondiktion im heutigen Sinne. Über die gemeinsame Grundlage dieser vier Gruppen hat Witte nichts gesagt. Den Rechtsgrund für den Erwerb hat er je nach den einzelnen Fällen behandelt. Für die Fälle von Impensen und Geschäftsführung ohne Auftrag ist etwa der Rechtsgrund für den Erwerb die Rechtsregel, wonach alles dasjenige dem Eigentümer einer Sache zufällt, was mit derselben auf untrennbare Wiese verbunden wird.357 Was uns mehr interessiert, ist die Darstellung über die Grundlosigkeit der „condictiones datorum“. Dabei lehnt Witte den Pomponius-Satz als Billigkeitsforderung ab. Insoweit unterscheidet er sich von Savigny und Erxleben nicht. Der Pomponius-Satz ist ihm keine bindende Regel, sondern nur ein Prinzip.358 Die verschidenen Fällen der Condictionen lassen sich nach Witte in zwei Gruppen einteilen, nämlich die condictiones ex iniusta causa und die condictiones sine causa. Für Witte ist gemeinsames Band der „condictiones datorum“ das Merkmal sine bzw. iniusta causa. Er behauptet, dass die causa

 Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. XIV ff.  Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. 1.  Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. V f. Näher dazu Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 184.

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kein monistischer Begriff ist, weil sie durch verschiedene Gründe bedingt ist.359 Das Merkmal „ex iniusta causa“ bedeutet, dass das Gesetz in bestimmten Fällen den Willen nicht als rechtmäßig anerkennt. Unter den condictiones ex iniusta causa werden u.a. vor allem die condictio ob turpem causam und die condictio ob iniustam causam eingeordnet. Unter turpis causa versteht Witte einen unsittlichen, zukünftigen Zweck,360 oder einen schlechten Zweck.361 Zu den condictiones sine causa gehören die condictio indebiti und die condictio causa data causa non secuta. Dabei versteht Witte die Rechtsgrundlosigkeit als Zweckverfehlung.362 Es ist eindeutig, dass bei Witte die condictio sine causa selbst innerhalb der condictiones datorum kein allgemeiner Tatbestand der Bereicherungsklage ist. Von einem allgemeinen Tatbestandsmerkmal „sine causa“ ganz zu schweigen. Bei der Feststellung des Merkmals „ex iniusta causa“ und „sine causa“ spielt der Wille bzw. der Zweck des Verlierenden jeweil eine verschiedene Rolle. Während bei dem Merkmal „ex iniusta causa“ ein Zweck vom Gesetz nicht als rechtmäßig anerkannt ist, heißt das Merkmal „sine causa“, gegen den wahren Willen des Promittenten. Was die Eingriffskondiktion im heutigen Sinne angeht, so ist Witte auf das Causaproblem nicht eingegangen. Das Verdienst der Bereicherungslehre von Witte liegt hauptsächlich in der ontologischen Typologie der Bereicherungsformen.363 Zur Causalehre hat er nichts besonderes beigetragen. D. Causa in der Bereicherungsrechtslehre Windscheids Windscheid hat sich an die Grundthesen des Bereicherungsrechts von Savigny angeschlossen. Ihm zufolge beruht ein Zurückforderungsanspruch deshalb auch auf einer ungerechtfertigten oder grundlosen Vermögensverschiebung.364 Er ist jedoch nicht bei Savigny stehengeblieben. Vielmehr hat er die These Savignys verfeinert und praktikabler gemacht.

 Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. 63.  Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. 182.  Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. 160.  Witte, Die Bereicherungsklagen des gemeinen Rechts, S. 161ff.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 185f.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, § 421, S. 530.

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Für Windscheid gibt es keine einheitliche Antwort auf die Frage, wann eine Bereicherung aus fremdem Vermögen eine ungerechtfertigte Bereicherung ist. Vielmehr muss man die einzelnen Fälle ins Auge fassen.365 In seinem Pandektenlehrbuch teilt Windscheid die ungerechtfertigte Bereicherung zuerst in zwei Gruppen ein, nämlich die Bereicherung mit dem Willen des Benachteiligten und die Bereicherung, die nicht mit dem Willen des Benachteiligten eingetreten ist.366 Dann behandelt Windscheid das Problem der Ungerechtfertigheit, oder der Grundlosigkeit der Bereicherung für diese zwei Gruppen getrennt. Es ist ihm aber noch nicht gelungen, das Gegensatzpaar „Leistungskondiktion“ und „Nichtleistungskondiktion“ herauszuheben. 1. Ungerechtfertigte Bereicherung ohne Willen des Benachteiligten Zuerst erörtert Windscheid die Bereicherung, die nicht mit dem Willen des Benachteiligten eingetreten ist. Dabei hat er wiederum zwei Untergruppen behandelt. Bei der ersten Untergruppe beruht die Bereicherung auf einer Rechtsveränderung, durch deren Inhalt die Benachteiligung des Andern von selbst gegeben ist. In diesem Fall ist die Bereicherung gerechtfertigt, wenn die bereichernde Rechtsveränderung die Benachteiligung dieses andern von selbst enthält, und eine Rechtsveränderung nicht ohne den Willen des Rechts eintritt. Es sei denn, dass die Rechtsregel, nach welcher die Bereicherung eingetreten ist, nur den formalen Gesichtspunkt ins Auge fasst, so dass durch dieselbe nur die Rechts-, nicht aber die Vermögensveränderung gerechtfertigt wird.367 Beispiele dazu sind der Eigentumserwerb durch Verarbeitung, Verbindung. 368 Windscheid sah in dem Konflikt zwischen der formalen Rechtsveränderung und der materiellen Vermögensveränderung die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung. Entscheidend ist also die Wertentscheidung der gesamten Rechtsordnung. Die zweite Untergruppe bezieht sich vor allem darauf, dass die Bereicherung in der Erlangung fremden Besitzes besteht. Diese Bereicherung ist dann ungerechtfertigt, wenn nicht durch eine besondere Tatsache ein Recht auf die Besitzergreifung begründet ist.369 Ebenso ist eine durch Gebrauch, Ver-

 Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 534.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 534.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 535.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 535, Fn. 2.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 535.

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brauch, Hingabe fremden Vermögens hervorgebrachte Bereicherung ungerechtfertigt, wenn nicht aus einer besonderen Tatsache das Recht, sich in dieser Weise zu bereichern, hergeleitet werden kann.370 Die Bereicherung ist namentlich ungerechtfertigt, wenn in den bezeichneten Handlungen ein Delikt liegt. Dabei ist die Bereicherung nicht bloss sine causa oder non ex iusta causa, sondern geradezu ex iniusta causa. Hierher gehört vor allem die condictio furtiva.371 Auf der anderen Seite hat Windscheid darauf aufmerksam gemacht, dass es nicht notwendig ist, dass in jenen Handlungen ein Delikt liegt, damit die Bereicherung ungerechtfertigt ist.372 Zusammengefasst ist die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung bei den oben genannten Fällen vom Gesetz abhängig. Die Bereicherung ist ungerechfertigt, entweder weil sie der Wertentscheidung der gesamten Rechtsordnung entgegensteht, oder weil die die Bereicherung erzeugende Handlung rechtswidrig ist. 2. Ungerechtfertigte Bereicherung mit Willen des Benachteiligten Was die auf dem Willen des Benachteiligten beruhende Bereicherung angeht, so ist sie ungerechtfertigt in folgenden drei Fällen: 1) Das Recht versagt diesem Willen seine Anerkennung. Nach Windscheid kann dieser Fall wie die condictio furtiva auch als Bereicherung ex iniusta causa genannt werden.373 Dabei kommt es auf den Grund nicht an, warum das Recht der Willenserklärung seine Anerkennung versagt, und vor allem nicht darauf, ob das Recht sich dabei durch das Interesse des Benachteiligten bestimmen lässt, oder durch ein Interesse der öffentlichen Ordnung.374 Als Beispiel der letzteren Kategorie nennt Windscheid den Fall, wo in dem Nehmen des Hingegebenen ein Delikt liegt, oder ein Verstoß gegen die Sittlichkeit. Jener bezieht sich namentlich auf die wissentliche Annahme einer Nichtschuld, dieser auf die Bereicherung ex turpi causa.375 2) Das Recht gibt dem Urheber der Willenserklärung die Befugnis, von der Willenserklärung zurückzutreten, und dieser macht von der ihm gewähr-

 Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 535.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 536, Fn. 5.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 536f.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 540.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 540.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 540, vor allem Fn. 4, 5.

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ten Befugnis Gebrauch. 376 Als Beispiel zu nennen ist der Widerruf einer Schenkung wegen Undankbarkeit des Beschenkten.377 Bei diesen zwei Gruppen beruht die Bereicherung zwar auf dem Willen des Benachteiligten, ihre Ungerechtfertigtheit ist aber vom Recht abhängig. Es gibt aber noch eine Fallgruppe, bei der die Ungerechtfertigtheit nur von dem Willen abhängig ist, nämlich: 3) Der Wille hat sich selbst eine Schranke gesetzt, und diese Schranke wird in einem gegebenen Fall wirksam, ohne die Bereicherung ohne weiteres wieder aufzuheben. 378 Dabei kommt neben der auflösende Bedingung und Befristung vor allem die Voraussetzung in Betracht. 379 Die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung ist davon abhängig, ob die Voraussetzung eintritt. Im Gegensatz zu der anderen berühmten Monographie Windscheids, Die actio des römischen Civilrechts vom Standpunkte des heutigen Rechts (1856), war die Voraussetzungslehre unter den Zeitgenossen sehr umstritten, und fand im Ganzen mehr Kritik als Beifall.380 Angesichts der besonderen Bedeutung der Voraussetzungslehre für die Dogmatik sowie die Gesetzgebung des Bereicherungsrechts, ist es geboten, im Folgenden diese Lehre gesondert zu erörtern. 3. Die Voraussetzungslehre und die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung 1) Die Methode Windscheids und die Voraussetzungslehre Die „Voraussetzung“ als ein von Windscheid erfundener technischer Begriff gehört zu den Selbstbeschränkungen des Willens.381 In dieser Lehre schlägt sich die Methode von Windscheid deutlich nieder. Als Schüler von Savigny wurde Windscheid zwar durch die historischsystematische Methode beeinflusst, seine Arbeitsweise griff aber schon in seinen frühen Schriften zu dem neuen Mittel der gedanklichen „Konstruktion“. Dafür gibt seine Monographie über die „Voraussetzung“ das beste Beispiel.382 Der Ausgangspunkt dieser Monographie war die Windscheid „sich

 Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 541.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 353, Fn. 15.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 541.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 541.  Vgl. Simshäuser, AcP 172, S. 20.  Windscheid, Voraussetzung, S. 1.  Wolf, Grosse Rechtsdenker, S. 599; Simshäuser, AcP 172, S. 26.

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aufdrängende Überzeugung“, dass der Grund der condictio indebiti, condictio ob causam datorum und überhaupt der condictio sine causa eine Selbstbeschränkung des Willens ist, auf welchem das Haben des Beklagten beruht.383 Diese Selbstbeschränkung durfte weder als Bedingung, noch als Befristung und Modus gefaßt werden. So musste nach Windscheid eine neue Art der Selbstbeschränkung des Willens aufgestellt werden. Er hat das Wort „Voraussetzung“ gewählt, um alles, was in den Quellen über dieselbe enthalten ist, zusammenzustellen. Auf diesem Begriff wollte er eine Theorie aufbauen.384 Der Begriff „Voraussetzung“ wurde insofern als reine Gedankenkonstruktion „erfunden“.385 Ferner bildet die psychologische Analyse des Willens- und Vorstellungsinhalts der Rechtsgenossen die unumstrittene Grundlage der Methode der Pandektistik.386 Das gilt auch für die Voraussetzungslehre Windscheids. Bei dieser Lehre stehen psychologische Erwägungen im Vordergrund.387 2) Systematische Einordnung der Voraussetzung Wie oben schon angedeutet war die Voraussetzungslehre in erster Linie eine Kondiktionenlehre. Die Voraussetzungslehre findet ihre systematische Einordnung aber nicht nur im Bereicherungsrecht. Vielmehr erhielt sie von vornherein dadurch eine zwitterhafte Doppelstellung, dass sie in der Lehre von der Willenserklärung verankert ist. Dies hat Windscheid auch durchaus erkannt, indem er feststellte, seine Theorie werde, „wie sie auf der einen Seite in die Lehre von den Selbstbeschränkungen des Willens (und damit in die Rechtsgeschäftslehre) gehört, auf der anderen Seite durch die Eigentümlichkeit der in ihr enthaltenen Selbstbeschränkung in die Lehre vom Haben ohne Grund gewiesen“.388 Insofern zeichnet sich die „Voraussetzung“ durch ein „Janusgesicht“ aus. Dementsprechend stellte Windscheid seine Voraussetzungslehre in seinem Pandektenlehrbuch zunächst im Rahmen der Rechtsgeschäftslehre

 Windscheid, Voraussetzung, Vorwort, S. V.  Windscheid, Voraussetzung, Vorwort, S. V f.  Wolf, Grosse Rechtsdenker, S. 600.  Wesenberg/Wesener, Neuere deutsche Privatrechtsgeschichte, S. 215.  Larenz, Methodenlehre der Rechtswissenschaft, S. 39. Näher dazu siehe Wolf, Grosse Rechtsdenker, S. 600.  Windscheid, Voraussetzung, S. 3.

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dar,389 um dann nochmals bei der ungerechtfertigten Bereicherung auf sie einzugehen.390 3) Inhalt der Voraussetzungslehre a. Abgrenzung zu den verwandten Begriffen Windscheid bezeichnete die Voraussetzung als „unentwickelte Bedingung“391 und schied sie von den verwandten Begriffen wie Beweggrund und Bedingung. a) Voraussetzung und Beweggrund sowie Irrtum Zuerst unterscheidet sich die Voraussetzung vom (unbeachtlichen) Beweggrund (Motiv) dadurch, dass der letztere nicht in die Willenserklärung aufgenommen ist, während die Voraussetzung ein Bestandteil der Willenserklärung ist. Eine Voraussetzung muss also ausdrücklich oder stillschweigend erklärt werden. Insofern ist der Beweggrund nach Windscheid „weniger“ als die Voraussetzung und überhaupt nicht Beschränkung des Willens.392 b) Voraussetzung und Bedingung Die Abgrenzung von Voraussetzung und Bedingung ist etwas komplizierter. Wie die Bedingung ist die Voraussetzung auch eine Willensbeschränkung. Beide haben insofern eine Gemeinsamkeit, als sie sich nicht auf eine Befristung beziehen, und sie das Rechtsverhältnis, welches durch die Willenserklärung begründet wird, von einem gewissen Zustand der Dinge abhängig machen.393 Aber die Voraussetzung unterscheidet sich von der Bedingung dadurch, dass es nicht die Existenz dieses Rechtsverhältnisses ist, welche die Voraussetzung davon abhängig macht.394 Wer eine Willenserklärung unter einer Bedingung abgibt, geht von der Ungewißheit des in der Bedingung bezeichneten Umstandes aus und will eben deswegen, dass die als gewollt bezeichnete rechtliche Folge nur für den Fall der Wirklichkeit des Umstandes eintreten soll. Für die Bedingung gilt also die Formel: „nur dann, wenn…“ oder „ich will, wenn…“.395 Wer aber eine Willenserklärung unter  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd.I, §§ 97-100,  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. II, §§ §§ 423, 426-428.  Windscheid, Voraussetzung, S. 1.  Windscheid, Voraussetzung, § 7, 8.  Windscheid, Voraussetzung, S. 1.  Windscheid, Voraussetzung, S. 1.  Windscheid, AcP 78, S. 163, 195.

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einer Voraussetzung abgibt, geht von der Gewißheit des in der Voraussetzung bezeichneten Umstandes aus. Wer etwas voraussetzt, nimmt dessen Wirklichkeit an.396 Für die „Voraussetzung“ gilt also die Formel: „ich will, würde aber nicht wollen, wenn nicht“. Bei Nichtbewährung der Voraussetzung besteht die durch die Willenserklärung eingetretene rechtliche Folge nicht ohne, und doch gegen den Willen des Erklärenden. Das Bestehen der rechtlichen Wirkung entspricht zwar dem wirklichen Willen, aber nicht dem eigentlichen Willen des Urhebers der Willenserklärung.397 Mit anderen Worten ist die rechtliche Folge zwar formell gerechtfertigt, aber materiell ohne rechtfertigenden Grund.398 b. Verschiedene Bezeichnungen der Voraussetzung An verschiedenen Orten hat Windscheid verschiedene Bezeichnungen benutzt, um den Inhalt der „Voraussetzung“ zu verdeutlichen. In der Monographie über die „Voraussetzung“ benutzte er die Bezeichnung „Absicht“,399 während in dem Pandektenlehrbuch die Bezeichnung „Zweck“ verwendet wird. Die beiden Begriffe verweisen nach Windscheid eigentlich auf dasselbe. Mit dem Ausdruck „Zweck“ bezeichnet man das durch die Willenserklärung zu Erreichende. Mit dem Ausdruck „Absicht“ bezeichnet man den entsprechenden Vorgang in der Seele des Urhebers der Willenserklärung.400 Die Absichten, in denen eine Willenserklärung abgegeben werden kann, sind zwar vielfältig, sie sind aber nicht alle für das Bereicherungsrecht von Bedeutung. Was entscheidend ist, ist nur die sog. „erste Absicht“. Unter der ersten Absicht versteht Windscheid eine Absicht, vor der keine anderen stehen. Hinter der ersten Absicht können zwar noch andere stehen, sie sind aber nicht notwendig. Anders ist die erste Absicht. Sie kann „nicht nicht vorhanden“ sein. Ohne sie ist nur ein Schatten vorhanden, ein Schemen ohne Fleisch und Bein.401 Zu den ersten Absichten dieser Art gehören die Absicht zu schenken, die Absicht durch die Leistung, die man erbringt, eine Gegenleistung zu erlangen und die Absicht, durch die Leistung eine Verbindlichkeit zu tilgen.402

 Windscheid, AcP 78, S. 163.  Windscheid, Voraussetzung, S. 2.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1, S. 277.  Windscheid, Voraussetzung, S. 87ff.  Windscheid, AcP 78, S. 168.  Windscheid, Voraussetzung, S. 87f.  Windscheid, Voraussetzung, S. 88f.

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Ferner ist es erwähnenswert, dass Windscheid das Wort „causa“ nicht mit der „Voraussetzung“ gleichsetzte. Die „causa“ ist zwar neben „condictio“ und „modus“ eine wichtige Bezeichnung der „Voraussetzung“ in der römischen Rechtssprache, 403 sie bedeutet aber auch „Beweggrund“ 404 und „rechtfertigenden Grund“ (iusta causa).405 c. Anwendung der Voraussetzungslehre im Bereicherungsrecht a) Allgemeine Darstellung Wie oben gesagt besteht bei Nichteintritt der Voraussetzung ein Widerspruch zwischen dem „wirklichen“ und dem „eigentlichen“ Willen des Leistenden. Dieser Widerspruch oder Zwiespalt wird nach Windscheid dadurch ausgeglichen, dass dem Bereicherten die Verpflichtung auferlegt wird, dasjenige, was er hat und fortfährt zu haben, zurückzugeben. 406 Mit anderen Worten rechtfertigt das Nichteintreten der Voraussetzung dann eine Kondiktion, wenn die Voraussetzung dem Empfänger im Zeitpunkt der Leistung erkennbar gewesen oder nachher mitgeteilt worden ist. Bei der Entscheidung der rechtlichen Bedeutung des Ermangelns der Voraussetzung kann nach Windscheid nur die Auslegung des Willens des Erklärenden zielführend sein.407 Das ist ein Beleg dafür, dass die psychologische Analyse bei Windscheid eine wichtige Rolle spielt. Die von Savigny vertretene herrschende Lehre, die den positiven Grund der Condictionen im Irrtum im Beweggrund sieht, hat Windscheid abgelehnt.408 Auf der anderen Seite ist ihm der Irrtum doch für die Lehre von der Voraussetzung nicht gleichgültig. Vielmehr wird in der Geltendmachung einer Voraussetzung auch ein Irrtum im Beweggrund in dem weiteren Sinne geltend gemacht. Windscheid nennt ihn als einen Irrtum im Beweggrund von besonderer Art, nämlich der Irrtum nicht in einem Beweggrund, welcher der Willenserklärung äußerlich geblieben ist, welcher sie bloß begleitet hat, sondern in einem Beweggrund, der in die Willenserklärung mit hineingenommen, zu einem Bestandteil derselben gemacht worden ist. 409 Nach Windscheid kann die „Voraussetzung“ zum Inhalt ein Vergangenes, Gegenwärti-

 Windscheid, Voraussetzung, S. 41.  Windscheid, Voraussetzung, S. 48f.  Windscheid, Voraussetzung, S. 52f.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, § 423 3 a).  Windscheid, AcP 78, S. 166  Windscheid, Voraussetzung, S. 5.  Windscheid, AcP 78, 195.

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ges oder Zukünftiges haben.410 Sei die „Voraussetzung“ auf ein Vergangenes oder Gegenwärtiges gerichtet, so muss sich der Urheber der Willenserklärung notwendigerweise in einem Irrtum befunden haben.411 Dabei gilt der Irrtum nicht als rechtlich unbeachtlicher Beweggrund. b) Besondere Darstellung der einzelnen Leistungskondiktionen Neben der allgemeinen Darstellung der Beziehung zwischen dem Nichteintritt der Voraussetzung und der Leistungskondiktion hat Windscheid zwei besondere Fälle behandelt, nämlich condictio indebiti und condictio causa data causa non secuta. Dabei hat er auch seine Voraussetzungslehre angewandt. aa) condictio indebiti Windscheid beschreibt condictio indebiti als eine „Bereicherung aus einer Leistung, welche zum Zweck der Erfüllung einer irrtümlicherweise vorausgesetzten Verbindlichkeit gemacht worden ist“.412 Sie gilt als ein Fall „der wegen ermangelnder Voraussetzung ungerechtfertigten Bereicherung“. 413 Bei der Darstellung des Tatbestandes hat Windscheid den Zweck betont. Es muss also zum Zweck der Erfüllung einer Verbindlichkeit geleistet worden sein.414 Nach seiner Voraussetzungslehre soll dieser Erfüllungszweck die oben genannte „erste Absicht“415 sein. bb) condictio causa data causa non secuta Was die condictio causa data causa non secuta angeht, so behandelte Windscheid sie unter der Rubrik „Bereicherung aus einer Leistung, welche unter einer auf die Zukunft gestellten Voraussetzung gemacht worden ist“.416 Dabei hat Windscheid die in den Quellen erwähnten Erscheinungsformen der auf die Zukunft gestellten Voraussetzung aufgezählt. Die Leistung kann also unter der Voraussetzung erbracht werden, 1) dass für den Leistenden künftig eine Verbindlichkeit begründet wird; 2) dass durch die Leistung eine Verbindlichkeit des Leistenden getilgt wird, entweder sofort, oder unter Mitwir-

 Windscheid, Voraussetzung, S. 10.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, S. 542, Fn. 9.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, Überschrift vom § 426.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, § 426.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, Überschrift vom § 426, 1.  Siehe oben S. 79.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, Überschrift vom § 427.

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kung eines später eintretenden Ereignisses; 3) dass durch die Leistung für den Leistenden ein Forderungsrecht begründet werden wird, entweder sofort, oder unter Mitwirkung eines später eintretenden Ereignisses. Außerdem kann die Leistung 4) unter der Voraussetzung eines sonstigen Rechtserwerbes erbracht werden.417 Dass die Voraussetzung zum Gegenstand eine Handlung des Empfängers hat, ist nach Windscheid ein besonders wichtiger Fall, der gesondert zu erörtern ist. Wegen Ausbleibens der vorausgesetzten Handlung hat der Leistende das Rückforderungsrecht.418 d. Kritik der Voraussetzungslehre Die Voraussetzungslehre löste heftige Diskussionen aus. Sie fand zwar viele Anhänger, wie z.B. Bähr, Unger, Baron usw, bekam aber im Ganzen, wie oben angedeutet, mehr Kritik als Beifall.419 Unter den zahlreichen Kritikern gilt Otto Lenel als der bekannteste und tiefgehendste. Gegen die Voraussetzungslehre von Windscheid hat Lenel in der Hauptsache zwei Einwände erhoben: Erstens ist die Voraussetzung in Wahrheit jedes entscheidende Motiv. Das führt dazu, dass jede Vertragspartei, die sich in ihren erkennbar gewordenen Beweggründen zu dem geschlossenen Vertrag getäuscht findet, diesen Vertrag anfechten kann. Auf diese Weise wird Verkehrssicherheit „auf das Bedenklichste“ gefährdet.420 Zweitens ist Windscheids’ Versuch, mit der „Voraussetzung“ die römische Lehre von der causa wiederzugeben, gescheitert. Die causa ist nach Lenel etwas ganz anderes als die „Voraussetzung“ in Windscheids Sinne. Eine condictio indebiti kann z.B. ganz gewiss auch dann begründet werden, wenn der irrtümlich Zahlende das Geld einfach durch Postanweisung ohne Begleitwort dem vermeintlichen Gläubiger zugeschickt hat.421 Die Voraussetzungslehre von Windscheid hat den Entwurf I des BGB erheblich geprägt. Dass sie sich am Ende im BGB nicht durchsetzen konnte, geht vor allem auf die Kritik Lenels zurück. Trotz der Kritik ist die Überzeugung von Windscheid nicht erschüttert worden, dass die Kategorie der „Voraussetzung“ eine fruchtbare ist.422 Es ist  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, Überschrift vom § 427.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 2, Überschrift vom § 428.  Siehe Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1, S. 275, Fn. 1.  Lenel, AcP 74, S. 216; AcP 79, S. 50.  Lenel, AcP 79, S. 50.  Windscheid, Lehrbuch des Pandektenrechts, Bd. 1, S. 277, Fn. 1 am Ende.

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seine feste Überzeugung, daß die stillschweigend erklärte „Voraussetzung“ sich immer wieder geltend machen wird. „Zur Türe hinausgeworfen, kommt sie zum Fenster wieder herein“. 423 Die Voraussetzungslehre im Rahmen der allgemeinen Rechtsgeschäftslehre ist zwar schon Geschichte geworden, der bereicherungsrechtliche Aspekt der Voraussetzungslehre ist aber heute noch von Bedeutung. Mit Simshäuser hat die „Voraussetzung“ ein Wesensmerkmal der condictio causa data causa non secuta sichtbar gemacht, auf das es auch heute noch ankommt.424 E. Brinz Alois Brinz (1820-1887) wird mit Recht als ein scharfsinniger und schaffensfreudiger Forscher und Denker bezeichnet. Er ist ein origineller Kopf, der aber die Verbindung zu den Quellen nicht verloren hat.425 Er gehört zwar zur historischen Schule, sein merkwürdiges und fesselndes Pandektenlehrbuch unterscheidet sich aber von den meisten zeitgenössischen Pandektenlehrbüchern dadurch, dass es sich an das Institutionensystem hält.426 Neben den einzelnen kontraktlichen Realschulden wie der Darlehensschuld behandelt Brinz die „condictiones sine causa“, und zwar unter der Überschrift „Quasikontraktliche Realschulden. Die Zurückforderungen“(§§ 300-305). Es ist auffällig, dass Brinz die condictio furtiva nicht als eine Anomalie zu anderen condictiones behandelt. In diesem Aspekt weicht er von Savigny ab. Für Brinz setzen die Zurückforderungen nicht eine datio voraus. Unter „Zurückforderungen“ versteht er Obligationen, kraft deren man aus seinem Vermögen herausgeben muss, was entweder niemals in dasselbe hätte kommen, oder von einem gewissen Moment an, auch ohne Mahnung, nicht länger in demselben hätte verbleiben sollen.427 Die Grundlage der condictiones sine causa sieht Brinz nicht in der „Bereicherung auf fremde Kosten“, sondern in der „Grundlosigkeit des Erwerbes“. Dabei analysiert er das berühmte Zitat von Pomponius (D. 50, 17, 206, 1) und vertritt die Auffassung, dass „die Bereicherung auf fremde Kosten“ als eine bloße ökonomische Tatsache nicht für sich allein, sondern in Verbindung mit einer Rechtswidrigkeit

 Windscheid, AcP 78, S. 196.  Simhäuser, AcP 172, S. 38.  Stintzing/Landsberg, III/2, S. 842.  Stintzing/Landsberg, III/2, S. 844.  Brinz, Pandekten, II 2, S. 503.

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(injuria) als Ursache der Unbilligkeit (iniquum) hingestellt wird. 428 Es ist gleichgültig, ob man grundlosen Erwerb, oder grundlose Bereicherung, oder ungerechtfertigte Bereicherung sagt. Sofern man nur festhält, dass überall ein Rechtsmangel die Mangelhaftigkeit des Erwerbes begründen muss.429 Obwohl man die Grundlage aller condictiones im allgemeinen Mangel einer justa causa oder in der Grundlosigkeit des Vermögenszugangs oder Verbleibs sehen kann, ist es aber für Brinz zweckmäßig, die konkrete Erscheinungsform dieser Grundlosigkeit bei einzelnen condictiones im besonderen zu betrachten. Dabei hat er eine Zweiteilung der Grundlosigkeit angeboten: Einmal kann die Grundlosigkeit im Mangel eines auch nur seiner Gattung nach rechtmäßigen Erwerbes liegen. Dabei ist das typische Beispiel die condictio furtiva.430 Dann kann die Grundlosigkeit dort vorkommen, wo der Erwerb zwar seiner Gattung nach rechtmäßig, aber unter Umständen rechtswidrig ist. Dabei kommen wiederum zwei Unterfälle in Betracht: 1. Der Erwerb ist nach der Besonderheit seines Grundes oder Zweckes vom Recht verboten. Das Beipiel dazu ist condictio ob turpem vel injustam causam s. ex injusta causa; 2. Der Erwerb widerstrebt in seinem Erfolg dem autonom gesetzten und also gewissermaßer gesetzlichen Zweck oder Modus und ist darum rechtswidrig. Hierher gehören condictio causa data causa non secuta, condictio indebiti, allenfalls sogenannte condictio sine causa “specialis”. 431 Bei dem letzten Unterfall hat Brinz also den Willen des Entreicherten dem Gesetz gleichgesetzt. Kurzgefasst kann man sagen, Brinz hat den einzelnen condictionen einschließlich der condictio furtiva einen gemeinsamen Grund gelegt, nämlich den Mangel einer justa causa oder die Grundlosigkeit eines Vermögenszugangs oder Verbleibs. Die Rechtfertigung einer Vermögensverschiebung ergibt sich also aus dem Recht. Die Rechtsgrundlosigkeit bedeutet für Brinz die Rechtswidrigkeit. Die These von Windscheid, dass man die Frage, wann eine Bereicherung ungerechtfertigt ist, nicht mit einer allgemeinen Formel beantworten kann, hat Brinz nachdrücklich abgelehnt.432

 Brinz, Pandekten, II 2 , S. 505, vor allem Fn. 11.  Brinz, Pandekten, II 2, S. 506.  Brinz, Pandekten, II 2, S. 504.  Brinz, Pandekten, II 2, S. 506.  Brinz, Pandekten, II 2, S. 506, Fn. 13.

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F. Eine andere Stimme als Savigny: Vangerow Unter seinen Zeitgenossen ist der Heidelberger Professor Karl Adolf v. Vangerow (1808-1870) sozusagen eine Anomalie. Er erscheint gewissermaßen als der Erbe seines Lehrers Thibaut und hat sich vom der historischen Schule im engeren Sinne distanziert.433 Vangerow interessiert sich nicht für die Praxis und ihre Bedürfnisse. Vielmehr konzentriert er sich ausschließlich auf die Quellenlage. Dabei entwickelt er seine Lehre nur aus dem Text des Corpus Iuris Civilis.434 Das schlägt sich auch in seiner Darstellung über die condictiones datorum nieder. In dem dritten Band seines Pandektenlehrbuchs hat Vangerow sich grundsätzlich an die justinianische Vierteilung der Entstehungsgründe der Obligationen angeschlossen. Unter der Überschrift „Obligationen aus Realkontrakten“ erörtert er zuerst den Darlehnsvertrag, also die condictio mutui. Die anderen condictiones datorum hat er dann als die dem Darlehensvertrag verwandten Obligationsverhältnisse behandelt (§§624-628). Schon die Bezeichnung condictio datorum hat das furtum ausgeschlossen. Es wird als Obligation aus Delikt bei § 679 behandelt. Richten wir nun unsere Aufmerksamkeit darauf, was für eine Rolle die causa in der Darstellung Vangerows spielt. Bei der condictio indebiti hat er das Wort causa gar nicht erwähnt. Bei der condictio causa data causa non secuta versteht er die causa als „causa futura honesta“.435 Die condictio ob turpem causam ist ihm nur eine Sonderform der condictio causa data causa non secuta. Neben der condictio ob turpem causam wird die condictio ex injusta causa erörtert. Nach Vangerow ist die condictio ex iniusta causa dann begründet, wenn jemand durch wirkliche Ausübung eins Frevels oder Unrechts einen Vermögensvorteil erworben hat.436 Da diese condictio keine Leistung voraussetzt, gehört sie eigentlich nicht zu den condictiones datorum. Vangerow hat hier keine systematische Zuordnung vorgenommen. Was die condictio sine causa angeht, so ist entweder eine Leistung gleich von Anfang an ohne einen rechtsgenügenden Grund geschehen, oder wenn zwar anfangs ein hinlänglicher Grund vorhanden war, dieser aber später weggefallen ist.437 Wie man dabei einen rechtsgenügenden oder hinlängli-

 Stintzing/Landsberg, III/2, S. 603.  Stintzing/Landsberg, III/2. S. 602.  Vangerow, Lehrbuch der Pandekten, Bd. 3, S. 406, Anmerkung 1).  Vangerow, Lehrbuch der Pandekten, Bd. 3, S. 409.  Vangerow, Lehrbuch der Pandekten, Bd. 3, § 628.

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chen Grund verstehen soll, bleibt aber offen. Offensichtlich lässt sich die causa bei Vangerow nicht als rechtstechnischer Begriff feststellen. In Großen und Ganzen geht Vangerows Darstellung nicht über ein quellengemäßen Kommentar hinaus. Einen für die einzelnen Condictionen gemeinsamen Tatbestand hat er also nicht erarbeitet. Folgerichtig kommt ein allgemeines Tatbestandsmerkmal wie „ex causa“ und „sine causa“ nicht in Betracht. G. Fazit Die Grundthese des Bereicherungsrechts von Savigny wurde im 19. Jahrhundert, von ganz wenigen Ausnahmen wie Vangerow abgesehen, weitgehend rezipiert. In der Folgezeit wurde sie dann weiter entwickelt und verfeinert. Dasselbe gilt auch für die Causalehre Savignys. Puchta hat die einzelnen Condictionen in drei Gruppen erörtert, bei denen der Grund jeweils falsch (condictio causa data causa non secuta und condictio indebiti), rechtswidrig (condictio ob turpem causam und condictio ob iniustam causam) oder gar nicht verhanden(condictio sine causa) ist. Diese Analyse der Rechtsgrundlosigkeit ist kasuistisch. Eine allgemeine Darstellung ist nicht zu sehen. Der Irrtum, anders als bei Savigny, ist kein einigendes Tatbestandsmerkmal aller „Leistungskondiktionen“. Tatsächlich hat Puchta die „Leistungskondiktion“ von der „Nichtleistungskondiktion“ nicht klar abgegrenzt. Erxleben bemüht sich darum, die Geltung von Savignys Prinzip zu erforschen und seine Entfaltung in den einzelnen Condictionen zu untersuchen. Bei der condictio indebiti ist nach Erxleben die Zweckverfehlung der Punkt, der juristisch die Kondiktion hervorruft, und deshalb den unmittelbaren Grund der hier entstehenden Obligation bildet. Bei der condictio causa data causa non secuta trete so Erxleben die Zwecksetzungslehre hervor. Bei der Feststellung der Rechtsgrundlosigkeit der Leistungskondiktion spielt der Zweck eine entscheidende Rolle. Erxlebens Interpretation der Rechtsgrundlosigkeit bei den Kondiktionen ohne Leistung ist von seinem unvollendeten Werk nicht abzuleiten. Hermann Witte behandelte die Bereicherungsklagen nach Handlungsformen in vier Gruppen, zu denen nicht nur die condictio datorum, sondern auch die actio de in rem verso gehört. Das Verdienst der Bereicherungslehre von Witte liegt eigentlich nicht in der Causalehre, sondern in der ontologischen Typologie der Bereicherungsformen. Einen größeren Fortschritt auf dem Weg der Systematisierung der Bereicherungs- und Causalehre hat Windscheid gemacht. Ihm gibt es keine einheitliche Antwort auf die Frage, wann eine Bereicherung ungerechtfertigt ist. 86

Vielmehr erörtert er die Ungerechtfertigheit der Bereicherung für zwei Gruppen getrennt, nämlich die Bereicherung ohne Willen des Benachteiligten und die Bereicherung mit Willen des Benachteiligten. Bei der Bereicherung ohne Willen des Benachteiligten ist die Ungerechtfertigtheit vom Gesetz abhängig. Die Bereicherung ist also ungerechfertigt, entweder weil sie der Wertentscheidung der gesamten Rechtsordnung entgegensteht, oder weil die die Bereicherung erzeugende Handlung rechtswidrig ist. Bei der Bereicherung mit Willen des Benachteiligten ist die Ungerechtfertigtheit manchmal auch vom Recht abhängig. Manchmal ist sie aber nur von dem Willen des Benachteiligten abhängig. Dabei spielt die Voraussetzungslehre eine entscheidende Rolle. Als ein von Windscheid eingeführter technischer Begriff gehört die „Voraussetzung“ zu den Selbstbeschränkungen des Willens. Unter ihr versteht Windscheid eine „unentwickelte Bedingung“. Er hat verschiedene Bezeichnungen wie „Absicht“ und „Zweck“ benutzt, um den Inhalt der „Voraussetzung“ zu verdeutlichen. Die „Voraussetzung“ kann zum Inhalt ein Vergangenes, Gegenwärtiges oder Zukünftiges haben. Die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung ist von dem Eintritt der Voraussetzung abhängig. Bei der Entscheidung der rechtlichen Bedeutung des Ermangelns der Voraussetzung kann nur die Auslegung des Willens des Erklärenden zielführend sein. Die besonders wichtigen Anwendungsfälle der Voraussetzungslehre sind condictio indebiti und condictio causa data causa non secuta. Die Voraussetzungslehre fand sowohl Beifall als auch Kritik. Immerhin gilt sie als ein wichtiger Versuch, das Causaproblem im Bereicherungsrecht zu lösen. Während Windscheid darauf verzichtet, mit einer allgemeinen Formel zu antworten, wann eine Bereicherung ungerechtfertigt ist, bedeutet die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung für Brinz eine Rechtswidrigkeit. Die Lehre von Brinz konnte sich jedoch nicht durchsetzen.

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Kapitel 5. Causaproblem bei der Entstehung der §§ 812ff BGB Im vorigen Kapitel habe ich nur die Doktrin über das Bereicherungsrecht bzw. das Causaproblem im 19. Jahrhundert dargestellt, ohne die Situation in der zeitgenössischen Gesetzgebung zu erörtern. Eigentlich hat die entsprechende Lehre der Pandektistik die Gesetzgebungen einschließlich des BGB entscheidend geprägt. In Verbindung mit der oben dargestellten Lehre der Pandektistik möchte ich im folgenden Kapitel die Entstehungsgeschichte der Vorschriften über das Bereicherungsrecht im BGB behandeln. Das wird das Verständnis des Causaproblems im BGB erleichtern. Im Folgenden wird zuerst das sächsische BGB behandelt. Dann folgt der Dresdner Entwurf und der Teilentwurf von Kübels. Im Zentrum steht aber die Entstehung der Vorschriften des Bereicherungsrechts im BGB. I. Bereicherungsklage im sächsischen BGB Das Bürgerliche Gesetzbuch für das Königreich Sachsen (1863/1865), kürz das sächs. BGB, ist die letzte große Kodifikation des bürgerlichen Rechts im 19. Jahrhundert vor dem BGB. Seinen Einfluß auf die Abfassung des BGB dürfen wir nicht unterschätzen. Schon die Gutachten der Vorkommission hatten empfohlen, das Sächs. BGB der Abfassung des BGB zugrundezulegen. Auch im Verlauf der Beratungen des BGB hat das sächs. BGB eine wichtige Rolle gespielt. Deshalb macht es Sinn, dass wir vor der Untersuchung des Gesetzgebungsvorgangs des BGB zuerst das sächs. BGB behandeln. Die Verfasser des sächs. BGB schlossen sich der herrschenden Lehre an und sahen in dem Haben ohne einen rechtlichen Grund den Grund der Bereicherungsansprüche.438 Dabei ist aber ein allgemeiner Tatbestand nicht zu sehen. Im sächs. BGB werden die einzelnen Arten der Forderungen (die zweite Abteilung des dritten Teils) in drei Abschnitte geteilt. Der erste Abschnitt bezieht sich auf „Forderungen aus Verträgen und vertragsähnlichen Verhältnissen“. Dabei wird Darlehn (mutum) nicht mehr neben den Condictionen als eine Art der einseitigen Obligationen verstanden, sondern als selbständiger Vertrag behandelt.439 Der zweite Abschnitt bezieht sich auf „Forderungen aus unerlaubten Handlungen“. Hierher gehört die Entwendung, also Diebstahl (furtum), Ver-

 Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 203.  Sächs. BGB, §§1067-1081.

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untreuung oder Unterschlagung einer beweglichen Sache.440 Wozu der Dieb verpflichtet ist, ist nicht einen Gewinn herauszugeben, sondern Schaden zu ersetzen. Der dritte Abschnitt hat die Überschrift „Forderungen aus verschiedenen Gründen“. Schon die Überschrift besagt, dass es sich hierbei nicht um einen selbständigen Entstehungsgrund der Obligation handelt. Unter dieser Überschrift finden sich die einzelnen Condictionen. Dazu kommen noch „Forderung der außerehelich Geschwächten auf Entschädigung“, „Haftung für Beschädigung durch Hinauswerfen, oder Ausgießen, oder Herabfallen“, „Beschädigung durch ein Tier“, usw. Im sächs. BGB gibt es keinen allgemeinen Tatbestand der Bereicherungsklage. In den Motiven kann man auch keine allgemeine Darstellung der Bereicherungsklage finden. Vielmehr wurden die einzelnen Condictionentypen kasuistisch aufgezählt. Im Folgenden sind sie sowie das einschlägige Causaproblem zu behandeln. A. condictio indebiti Die condiction indebiti wird unter der Rubrik „Rückforderung wegen Leistung einer Nichtschuld“ geregelt. Der Wortlaut des § 1519 heißt: „Wer einem Anderen Etwas leistet, was er zu leisten nicht schuldig war, kann das Geleistete von dem Empfänger zurückfordern, wenn er in der irrigen Meinung stand, zu der Leistung verpflichtet zu sein“.

Dabei setzt die Rückforderung zweierlei voraus, erstens eine Nichtschuld, zweitens den Irrtum des Leistenden. Der Begriff „Grund“ kommt gar nicht vor. B. condictio causa data causa non secuta Unter der Rubrik „Rückforderung des unter Voraussetzung eines künftigen Ereignisses Geleisteten“ wird die condictio causa data causa non secuta geregelt. Der Wortlaut von § 1534 des sächs. BGB heißt: „Hat jemand etwas geleistet unter der ausdrücklich erklärten oder aus den Verhältnissen sich ergebenden Voraussetzung eines künftigen Ereignisses, so kann er, wenn das Ereigniss nicht eintritt, das Geleistete von dem Empfänger zurückfordern“.

 Sächs. BGB, §§ 1499, 1500.

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Dabei ist der Einfluß der Voraussetzungslehre von Windscheid ersichtlich. Während die Voraussetzung bei Windscheid sich auf die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezieht, hat das sächs. BGB hierbei nur die zukunftsgerichtete Voraussetzung übernommen. C. condictio ob turpem vel injustam causam Die condictio ob turpem vel injustam causa erscheint im sächs. BGB als „Rückforderung wegen unsittlichen oder unrechtlichen Grundes“.441 Die Regelungen über die Rückforderung wegen unsittlichen Grundes (condictio ob turpem causam) betreffen, wie im römischen Recht, nur einen Sonderfall der condictio causa data causa non secuta. Dabei ist gleichgültig, ob ein künftiges Ereignis eingetreten ist. Die „Voraussetzung“ spielt also keine grosse Rolle und kommt folgerichtig nicht in der Rubrik vor. Vielmehr ist es entscheidend, dass jemand etwas auf unsittliche Weise, oder wegen unsittlichen Grundes empfangen hat. Das Wort „Grund“ läßt sich kaum als ein rechtstechnischer Begriff feststellen. Das Tatbestandsmerkmal „unrechtlicher Grund“ ist nach § 1545 eine rechtswidrige Handlung. Auch hier wird das Wort „Grund“ nur im alltäglichen Sinn zu verstehen sein. D. condictio sine causa Die condictio sine causa schlägt sich in der sog. „Rückforderung wegen Mangels jeden Grundes“ nieder.442 Auf dem ersten Blick handelt es sich um eine weitgehend abstrahierte Generalklausel. Tatsächlich betreffen die einschlägigen Regelungen heterogene Fälle. Von der Gesetzgebungstechnik her handelt es sich dabei um eine auffällige Mischung von Abstraktion und Kasuistik. Wir nehmen § 1547 als Beispiel: „Ist etwas ohne irgend einen Grund, oder aus einem nichtigen oder durch Anfechtung ausgehobenen Geschäfte, oder zu einem unmöglichen Zwecke geleistet worden, so hat der Geber das Recht, das Geleistete von dem Empfänger zurückzufordern“.

Dem anscheinend allumfassenden Tatbestandmerkmal „ohne irgend einen Grund“ folgt sofort dreimal „oder“, also drei konkrete Umstände, die „ohne irgend einen Grund“ gleichwertig sind: 1) die Geschäfte sind nichtig, 2) die Geschäfte sind durch Anfechtung aufgehoben, und 3) die Leistung ist zu ei-

 §§ 1540-1546.  §§ 1547-1550.

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nem unmöglichen Zweck erbracht. In einer solchen Situation kann „ohne irgend einen Grund“ nur ein subsidiäres Tatbestandsmerkmal sein. Unter der „Rückforderung wegen Mangels jeden Grundes“ fällt auch die condictio ob causam finitam, also die Rückforderung des „zu einem vorübergehenden und wieder weggefallenen Zweck“ Geleisteten. 443 Um diese Regel klar zu machen, hat der Gesetzgeber dabei sogar ein wichtiges praktisches Beispiel gegeben: Derjenige, welcher für eine ihm anvertraute und bei ihm verlorengegangene Sache dem anderen Schadenersatz geleistet hat, ist zur Rückforderung berechtigt, soweit der Schaden später weggefallen ist.444 Außerdem gehören zur „Rückforderung wegen Mangels jeden Grundes“ noch die Fälle, in denen derjenige, aus dessen Vermögen ein anderer etwas durch Zufall erhalten, oder ein Stellvertreter ohne Grund etwas geleistet hat, zur Rückforderung berechtigt ist. Kurz, das sächs. BGB hat zwar das 5-Büchersystem der Pandektenwissenschaft übernommen, seine Regelungen über die Rückforderung sind aber eher kasuistisch. Entsprechend dieser Kasuistik hat sich der Gesetzgeber auch nicht um einen gemeinsamen Tatbestand bzw. ein Tatbestandmerkmal wie „ohne rechtlichen Grund“ bemüht. Der Gesetzgeber hat zwar den Begriff „Voraussetzung“ bei der condictio causa data causa non secuta benutzt, sein Anwendungsbereich bezieht sich aber, anders als bei Windscheid, nur auf die Zukunft. Die Voraussetzung gilt auch nicht für alle Arten der Leistungskondiktion. In der Tat ist im sächs. BGB eine klare Unterscheidung von der „Leistungskondiktion“ von der „Nichtleistungskondiktion“ nicht zu sehen. II. Der Dresdner Entwurf Im Dresdner Entwurf von 1866 wurden die einzelnen Kondiktionen in vier Teilen kasuistisch geregelt, nämlich „Rückforderung wegen irrtümlicher Leistung einer Nichtschuld „(condictio indebiti), „Rückforderung wegen Nichteintrittes der Voraussetzung“ (condictio causa data causa non secuta), „Rückforderung wegen verwerflichen Empfanges“ (condictio ob turpem vel injusta causam) und „Rückforderung wegen grundlosen Habens“(condictio sine causa). Es ist auffällig, dass diese vier Kondiktionstypen unter die gleiche und selbständige Rubrik „Schuldverhältnisse aus ungehöriger Bereicherung“ fallen. Im Vergleich zu der Überschrift im sächs. BGB, „Forderungen aus ver-

 § 1548 I.  § 1548 II.

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schiedenen Gründen“, ist das ein Fortschritt auf dem Weg zur Systematisierung. In den Protokollen kann man sogar die Bezeichnung „ungerechtfertigte Bereicherung“ finden.445 Trotzdem fehlt es in dem Dresdner Entwurf wie im sächs. BGB an einem allgemeinen Bereicherungstatbestand. Bei der „Ungehörigkeit“ der Bereicherung, also der Vermögensverschiebung, muss man die verschiedenen Fälle gesondert erörtern. Das Merkmal „Nichteintritt der Voraussetzung“ ist, wie im sächs. BGB, nur für die condictio causa data causa non secuta von Bedeutung. Die Rückforderung wegen verwerflichen Empfanges wurde in zwei Unterfälle geteilt. Bei ihrer „Ungehörigkeit“ handelt es sich entweder um „eine unsittliche oder unehrenhafte Ursache“ (Art. 993), oder um eine widerrechtliche Handlung (Art. 996). Was die „Rückforderung wegen grundlosen Habens“ angeht, so ist sie im Verhältnis zur „Rückforderung wegen irrtümlicher Leistung einer Nichtschuld“ nur ein „Supplement“, 446 also im Sinne von „condictio sine causa (speziell)“ aufgefasst. Unter ihrer Deckung stehen heterogene Fälle einschließlich der Verbindung (Art. 1005). Dabei ist von einem klaren, handhabaren Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ nicht zu reden, obwohl diese Wortverbindung in manchen Artikeln zu finden ist.447 III. Die Vorlage von Franz von Kübel Der von Franz von Kübel formulierte Teilentwurf des Obligationsrechts bzw des Bereicherungsrechts bildete die Beratungsgrundlage der 1. Kommission. Es ist zweckmäßig, diesen Teilentwurf zu betrachten, bevor wir auf die späteren Entwürfe eingehen. A. Im Anschluß an die gemeinrechtlichen Lehren Die Überschrift des Teilentwurfs heißt „Schuldverhältnisse aus ungerechtfertigter Bereicherung“. Unter diese Überschrift fallen nur die Kondiktionsfälle. Die Kondiktionen wurden als eine selbständige Art der Forderungen (Obligationen) behandelt. Insofern unterscheidet sich der Teilentwurf von dem sächs. BGB, in dem die Kondiktionen mit anderen Fällen zusammen

 Protokolle Dresdner Entwurf, S. 3729. Zitiert nach Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 203.  Protokolle Dresdner Entwurf, S. 3589, zitiert nach Hammen, Die Bedeutung Savignys, S. 203.  Z.B. Art. 1001, 1002, 1003.

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unter der gleichen Überschrift, „Forderungen aus verschiedenen Gründen“, genannt werden.448 Für von Kübel sind die Bereicherungsklagen in einem modernen Zivilgesetzbuch von großer Bedeutung, nicht nur wegen der zunehmenden Entwicklung des Verkehrs, sondern auch wegen der diesem raschen Verkehr entgegenkommenden Schaffung formeller, abstrakter Rechtsgeschäfte.449 Wie das sächs. BGB und der Dresdner Entwurf beruht dieser Teilentwurf auf der gemeinrechtlichen Bereicherungslehre. In den Motiven vertritt von Kübel die Auffasssung, dass die Grundlosigkeit des Erwerbes dem Benachteiligten gegenüber, insofern die ungerechtfertigte Bereicherung des Einen auf Kosten des Anderen, der erzeugende Grund sämtlicher Kondiktionen ist. 450 Er hat ausdrücklich abgelehnt, die Grundlosigkeit des Erwerbs mit Rücksicht auf den Billigkeitssatz, dass niemand sich mit fremdem Schaden bereichern solle, zu bestimmen. Er kann nicht akzeptieren, die Bereicherungsklagen lediglich als einen Ausfluß jenes völlig vagen und keiner sichern Anwendung fähigen Grunddsatzes“ 451 zu bezeichnen. Vielmehr steht er, wie die damalige „moderne Gesetzgebung“, mit der zu jener Zeit als richtig anerkannten, von Savigny begründeten Theorie im Einklang.452 B. Causaproblem bei den kasuistisch aufgezählten Condictiones Obwohl nach dem Teilentwurf die sämtlichen Kategorien der Kondiktionen auf dem bereits erwähnten Prinzip, nämlich Vermögensverschiebung ohne Rechtsgrund, beruhen, hat von Kübel jedoch darauf verzichtet, dieses Prinzip in einem besonderen Paragraph an die Spitze zu stellen. Ein solcher Paragraph könnte nach von Kübel zu einer vagen und mißbräuchlichen Anwendung führen. Vielmehr hat er sämtliche Kondiktionen kasuistisch aufgezählt. Da von Kübel an dem Dresdner Entwurf mitgearbeitet hatte, nutzte er auch diesen Entwurf als Vorlage für den Teilentwurf. Die Struktur des Teilentwurfs ist so gut wie identisch mit der des Dresdner Entwurfs. Er besteht aus vier Kapiteln, I. Rückforderung wegen Leistung einer Nichtschuld (§§113); II. Rückforderung wegen Nichteintritts des vorausgesetzten künftigen Ereignisses (§§14-17); III. Rückforderung wegen verwerflichen Empfanges

 Siehe oben S. 90.  Von Kübel, Motive, S. 663.  Von Kübel, Motive, S. 663.  Von Kübel, Motive, S. 663.  Von Kübel, Motive, S. 669.

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(§§18-22) und IV. Rückforderung wegen grundlosen Habens (§§23-28). Der Mangel des Rechtsgrundes ist auf verschiedene juristisch relevante Umstände, welche die Wirksamkeit der eingetretenen Rechtsveränderung affizieren, zurückzuführen. 453 Die Grundlosigkeit einer Vermögensveränderung kann sich also nur in einzelnen Kondiktionen feststellen lassen. 1. Condictio indebiti Der Teilentwurf hat die condictio indebiti an die Spitze gestellt, weil sie als Hauptfall der Kondiktionen in Ansehung der historischen Entwickelung höchstwahrscheinlich der älteste, in den Quellen am meisten ausgebildete Fall ist.454 Der Wortlaut des § 1 lautet folgend: „Wer einem Anderen etwas zur Erfüllung einer ihm hierzu obliegenden Rechtsverbindlichkeit geleistet hat, kann das Geleistete von dem Empfänger zurückfordern, wenn jene Verbindlichkeit nicht bestanden hat. Die Rückforderung ist ausgeschlossen, wenn der Leistende zur Zeit der Leistung gewußt hat, daß die Verbindlichkeit nicht bestehe“.455

Im Vergleich zum sächs. BGB und Dresdner Entwurf ist es auffällig, dass hierbei der Irrtum des Leistenden nicht mehr als ein positives Tatbestandmerkmal vorkommt. Insofern weicht der Entwurf auch von Savigny und der damals herrschenden Meinung ab.456 Nach von Kübel ist bei der condictio inbebiti der Mangel eines rechtfertigenden Grundes für den Empfang und das Behalten der Leistung anzunehmen, „wo geleistet wurde in Beziehung des Willens auf eine in der Tat nicht existente Schuld“.457 Unter Leistung versteht von Kübel die Übertragung oder Zuwendung irgend welchen vermögensrechtlichen Inhalts, jedes Vermögenswerts. Die Leistung trägt an sich einen Zweck, eine Verbindlichkeit zu erfüllen, welche nicht bestanden hat.458 Der Mangel des rechtfertigenden Grundes bedeutet also die Zweckverfehlung der Leistung. 2. Condictio causa data causa non secuta Unter der Überschrift „Rückforderung wegen Nichteintritts des vorausge-

453 Von Kübel, Motive, S. 669. 454 Von Kübel, Motive, S. 675. 455 Von Kübel, Teilentwurf, S. 655. 456 Mehr dazu Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes, S. 48f. 457 Von Kübel, Motive, S. 678. 458 Von Kübel, Motive, S. 680.

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setzten künftigen Ereignisses“ wurde die condictio causa data causa non secuta geregelt. Der Wortlaut des § 14 heißt: „Hat jemand, ohne hierzu durch einen zweiseitigen Vertrag verpflichtet zu sein, aus einem erlaubten Grund unter der ausdrücklich erklärten oder aus den Umständen sich ergebenden Voraussetzung des Eintritts eines künftigen Ereignisses einem Anderen etwas geleistet, so ist er, wenn dieses Ereigniss nicht eintritt, das Geleistete von dem Empfänger zurückzufordern berechtigt“.459

Dabei ist die Vermögenszuwendung zwar „aus einem erlaubten Grund“ geschehen, sie ist aber doch ungerechtfertigt. Nach den Motiven liegt ein Mangel des Rechtsgrundes oder rechtfertigenden Grundes der Vermögenszuwendung bei dieser condictio vor, wenn die dieselbe bewirkende Leistung an die ausdrücklich erklärte oder aus den Umständen erkennbare Voraussetzung des Eintritts eines künftigen Ereignisses geknüpft war, die Beziehung der Leistung auf dieses Ereignis nicht einem vom Standpunkt des Gebers verwerflichen Erfolg dienen soll und das Ereignis nicht eingetreten ist.460 Von Kübel hat dabei den Begriff „Voraussetzung“ von Windscheid nicht ohne Vorbehalt übernommen. Wie im Dresdner Entwurf betrifft die Voraussetzung auch nur die Zukunft. Nach den Motiven ist der Abschnitt von den Kondiktonen nicht der Ort für die Würdigung der Voraussetzung als einer Art der Selbstbeschränkung des Willens.461 Von Kübel gab einerseits zu, dass ein Hauptanwendungsfall der Voraussetzung im Grund der Kondiktionen liege, andererseits fand er es schwierig, den Begriff „Voraussetzung“ technisch nur in diesem Sinne und mit der Folge der Kondiktion in einem Gesetzbuch zu gebrauchen. In der Tat wurden das Wort und der Begriff „Voraussetzung“ auch in den anderen Teilentwürfen (z.B. im Sachenrecht) in verschiedener Bedeutung benutzt.462 3. Condictio ob turpem vel injustam causam Der Teilentwurf hat die condictio ob turpem causam (§§ 18-20) und condictio ob injustam causam (§ 21) unter die Überschrift „Rückforderung wegen verwerflichen Empfanges“ gestellt.

459 Von Kübel, Teilentwurf, S. 663. 460 Von Kübel, Motive, S. 714. 461 Von Kübel, Motive, S. 666, Fn. 2. 462 Von Kübel, Motive, S. 666, Fn. 2.

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a. condictio ob turpem causam Um die richtige Rechtsanwendung zu ermöglichen, impliziert der Teilentwurf bei der condictio ob turpem causam eine allgemeine Vorschrift, unter welcher Voraussetzung etwas als turpiter acceptum kondiziert werden kann. Die Vorschrift schlägt sich in § 18 nieder: „Hat Jemand um eines künftigen Erfolgs willen aus einer sittlich verwerflichen Ursache Etwas angenommen, so ist der Geber zur Rückforderung berechtigt, ohne Unterschied, ob der erwartete Erfolg eingetreten ist oder nicht…“.463

Dabei hat von Kübel den Ausdruck „eine sittlich verwerfliche Ursache“ benutzt, um das Merkmal „ob turpem causam“ wiederzugeben. Mit diesem Ausdruck wird nicht nur das wirklich Unsittliche, sondern auch das allgemein als unehrenhaft Betrachtete und Verworfene gedeckt.464 Für Kübel sind die bisherigen Begriffe in der Theorie und Gesetzgebung nicht befriedigend. Z.B. sind ihm die Bezeichnungen „Unsittlichkeit“, „unsittlich“ und „schändlich“ unbestreitbar zu eng, während der Ausdruck „unehrenhaft“ zu weit reicht. Auch das vom ALR gebrauchte Wort „Ehrbarkeit“ ist ihm zu vieldeutig.465 Andererseits wird versucht, diese allgemeine Vorschrift, durch Hervorhebung besonders prägnanter Beispiele, vor Mißverständnissen zu schützen und somit die Anwendung in der Praxis zu erleichern.466 Solche Beispiele finden sich in § 19: „Eine sittlich verwerfliche Ursache auf Seite des Empfängers ist insbesondere dann anzunehmen, wenn er etwas angenommen hat, damit er eine den Gesetzen oder den guten Sitten widerstreitende Handlung unterlasse oder eine Handlung vornehme, zu 467 welcher er ohnedies rechtlich verpflichtet ist“.

b. condictio ob injustam causam Im gemeinen Recht ist es umstritten, ob es eine selbständige condictio ex injusta causa gibt. Im Teilentwurf wird die condictio ob injustam causam im § 21 extra geregelt. Sie geht also nicht in der condictio ob turpem causam  Von Kübel, Teilentwurf, S. 658.  Von Kübel, Motive, S. 732.  Von Kübel, Motive, S. 732.  Von Kübel, Motive, S. 732.  Von Kübel, Teilentwurf, S. 658.

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und der condictio sine causa auf. Das folgt dem römischen Recht.468 Der Wortlaut von § 21 ist: „Hat jemand in Folge einer von ihm begangenen widerrechtlichen Handlung, insbesondere in Folge eines gewaltsam abgedrungenen Versprechens, aus dem Vermögen eines Anderen Etwas erhalten oder aus Früchten fremden Gutes in bösem Glauben Gewinn gezogen, so ist er zur Rückerstattung verpflichtet. Diese Vorschrift findet auch im Falle widerrechtlicher Entziehung des Besitzes entsprechende Anwendung“.469

Dabei wird zuerst ein allgemeiner Ausdruck „widerrechtliche Handlung“ gebraucht, um die Grundlosigkeit des Erwerbs zu beschreiben. Dann folgen zwei prägnante Beispiele. Der Begriff „widerrechtliche Handlung“ ist umfassender als „unerlaubte Handlung“. In den Motiven hat von Kübel insgesamt sieben in der Theorie hervorgehobenen Fälle der condictio ex injusta causa aufgezählt, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen. Die erste Gruppe bezieht sich auf zwei Fälle, bei denen der rechtlose Erwerb auf dem Willen des Kondizenten beruht: 1) Leistung gegen die Zinsverbote; 2) Leistung auf Grund eines Rechtsgeschäftes, dessen Eingehung durch Zwang herbeigeführt wurde. Die zweite Gruppe betrifft die Fälle, in denen der rechtlose Erwerb ohne den Willen des Kondizenten eintritt. Z.B. Verbindung, Vermischung, Verarbeitung; die von einem bösgläubigen Erwerber durch Veräußerung der Sache erzielte Bereicherung, usw. 470Sie gehören zu der „Nichtleistungskondiktion“ im Sinne der heutigen Dogmatik. Es wird in den Motiven betont, dass mit den Anführungen die Veranlassungsgründe für die Kondiktion aus „widerrechtlicher Ursache“ keineswegs erschöpft sein sollen.471 Die „widerrechtliche Ursache“ oder „widerrechtliche Handlung“ sind deshalb eigentlich nur eine Leerform. Die von der Theorie hervorgehobenen Fälle dienen nur der Sicherheit der Rechtsanwendung. 4. condictio sine causa (specialis) Das vierte Kapitel des Teilentwurfs „Rückforderung wegen grundlosen Habens“ (§§ 23-28) schließt sich vor allem an den Dresdner Entwurf an, indem die Fälle der statthaften Anwendung der condictio sine causa (specialis) un-

 Von Kübel, Motive, S. 733.  Von Kübel, Teilentwurf, S. 659.  Von Kübel, Motive, S. 734.  Von Kübel, Motive, S. 734.

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ter bestimmten rechtlichen Gesichtspunkten zusammengestellt werden, außerdem werden noch einige Spezialfälle besonders geordnet. 472 Dabei hat von Kübel ausdrücklich die Ablehnung jenes allgemeinen, den Kondiktionen und besonders der condictio sine causa oft als legislatives Prinzip untergeschobenen Billigkeitssatzes betont. 473 „Rückforderung wegen grundlosen Habens“ findet Anwendung nur da, wo der Erwerb oder die Bereicherung des Rechtsgrundes entbehrt, aber im einzelnen Fall keiner der anderen Kondiktionsgründe stattfindet. 474 Das Fehlen des Rechtsgrundes kann hierbei sich nicht als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal feststellen lassen. In diesem Kapitel findet man also keinen allgemeinen Tatbestand, der alle Kondiktionentypen deckt. § 23 wird z.B. als Ergänzung und Richtigstellung der Vorschriften über die condictio indebiti ( § 1) angesehen, indem einer in der Geschäftsfähigkeit beschränkten Person ein Kondiktionsanspruch gewährt wird, auch wenn er bei der Leistung wußte, dass er dem Empfänger nicht verpflichtet war.475 Bei §§ 26, 27 werden „einige allgemeine Veranlassungsgründe für eine Rückforderung wegen grundlosen Habens“ 476 zusammengefaßt. Bei § 26 handelt es sich um die sog. condictio ob causam finitam. Die dazu gehörigen Fälle beruhen auf einer Leistung. Die Grundlosigkeit der Leistung liegt darin, dass ein vorübergehender Rechtsgrund nach der Leistung weggefallen ist oder ein Grund nach der Leistung mit rückwirkender Kraft vernichtet wird.477 Dabei ist es offen, was man unter „Rechtsgrund“ versteht. Genau wie der Dresdner Entwurf wird dieser allgemeinen Vorschrift ein spezielles Beispiel beigefügt: „Insbesondere ist Derjenige, welcher für eine ihm anvertraute und ihm abhanden gekommene Sache einem Anderen Schadenersatz geleistet hat, insoweit, als der Schaden später weggefallen ist, Rückerstattung zu fordern berechtigt“.478

Dieses Beispiel bezieht sich nur auf einen im Verkehr sehr häufig vorkommenden Fall, um die Anwendung der allgemeinen Vorschrift im ersten Satz von § 26 zu erhellen.

 Von Kübel, Motive, S. 740.  Von Kübel, Motive, S. 740.  Von Kübel, Motive, S. 738.  Von Kübel, Teilentwurf, S. 659, Motiv, S. 740.  Von Kübel, Motive, S. 745.  Von Kübel, Teilentwurf, § 26.  Von Kübel, Teilentwurf, § 26 Satz 2.

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Was § 27 angeht, so bezieht er sich auf grund- und rechtlose Vermögenserwerbe, welche der eine auf Kosten eines anderen ohne dessen Willen gemacht hat. Die hierher gehörigen Fälle, wie z.B. zufällige Vermengung, Vermischung,479 verweisen auf die Nichtleistungskondiktionen im Sinne der heutigen Dogmatik. Die Grundlosigkeit des Vermögenserwerbs liegt darin, dass ein rechtlicher Grund zum Erwerb „von Anfang an nicht vorhanden war oder derselbe später weggefallen ist“.480 Wie bei § 26 läßt sich das Nichtvorhandensein oder der Wegfall des Rechtsgrundes nur in einzelnen Fällen jeweils feststellen. C. Fazit Von Kübel hat der Bereicherungsklage einen hohen Wert beigemessen. Der von ihm abgefasste Teilentwurf hat sämtliche Kondiktionen unter die gleiche und selbständige Überschrift, „ Schuldverhältnisse aus ungerechtfertigter Bereicherung“, gestellt. Er schließt sich an die gemeinrechtliche Lehre an, indem er in der Grundlosigkeit eines Erwerbes die Gemeinsamkeit aller Kondiktionen gesehen hat. Keinen allgemeinen Tatbestand hat er aber in der Spitze gestellt. Vielmehr werden die einzelnen Kondiktionentypen in vier Kapiteln kasuistisch geregelt. Dabei spielen die „Leistungskondiktionen“ eine Hauptrolle. Auf der anderen Seite nimmt die Bedeutung der „Nichtleistungskondiktionen“ zu. Sie sind disparat geregelt, teilweise bei condictio ob injustam causam, teilweise bei condictio sine causa (specialis). Es ist erwähnenswert, dass von Kübel das Gegensatzpaar „Leistungskondiktion“ und „Nichtleistungskondiktion“ noch nicht benutzt. Diese zwei Kondiktionstypen hat er nicht ganz klar voneinander abgegrenzt. Entsprechend der Kasuistik der Kondiktionentypen kann sich die Grundlosigkeit des Erwerbes nur in einzelnen Fällen feststellen lassen. In der condictio indebiti bedeutet die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung die Zweckverfehlung der Leistung. In der condictio causa data causa non secuta liegt ein Mangel des Rechtsgrundes der Vermögensverschiebung vor, wenn ein künftiges Ereignis nicht der Erwartung gemäß eintritt. Dabei hat von Kübel den Begriff „Voraussetzung“ von Windscheid nicht ohne Vorbehalt übernommen. In dem Teilentwurf betrifft die Voraussetzung nur die Zukunft. Außerdem verzichtet von Kübel darauf, den Begriff „Voraussetzung“ technisch nur mit der Folge der Kondiktion in einem Gesetzbuch zu gebrauchen. Vielmehr

 Von Kübel, Motive, S. 748.  Von Kübel, Teilentwurf, § 27.

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benutzt er das Wort und den Begriff „Voraussetzung“ auch in den anderen Teilentwürfen in verschiedener Bedeutung. In der condictio ob turpem vel injustam causam liegt die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung entweder in „einer sittlich verwerflichen Ursache“ (ob turpem causam), oder in einer „widerrechtlichen Handlung“ (ob injustam causam). Was die condictio sine causa (specialis) angeht, so handelt es sich dabei nicht nur um die „Leistungskondiktion“, sondern auch um die „Nichtleistungskondiktion“. Das Fehlen des Rechtsgrundes kann sich nicht als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal feststellen lassen. Der Ausdruck „grundloses Haben“ bedarf einer Konkretisierung. Zusammengefasst ist in dem Teilentwurf ein für alle Kondiktionstypen geltender Begriff der Grundlosigkeit nicht zu finden. Es gibt zwar einige allgemeine Ausdrücke, wie „aus einer sittlich verwerflichen Ursache“, „aus widerrechtlicher Handlung“, „von Anfang an nicht vorhandener rechtlicher Grund“, sie sind aber eher eine Leerform, die mit Hilfe spezieller Fälle einer Konkretisierung bedarf. Sie sind nicht als ein allgemeines Tatbestandsmerkmal anzusehen. IV. Der Entwurf I A. Gemeinsames Prinzip der Kondiktionen Im Entwurf I des BGB erscheinen die Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung als die erste Unterart der „einzelnen Schuldverhältnisse aus anderen Gründen“, die neben „Schuldverhältnisse aus Rechtsgeschäften unter Lebenden“ und „Schuldverhältnisse aus unerlaubten Handlungen“ eine Sammelkatagorie bilden. In den Motiven des Entwurfs I wurden „die Schuldverhältnisse aus ungerechtfertigter Bereicherung“ mit den „Kondiktionen“ gleichgestellt.481 Die Motive bemerken in ihrer Einleitung zum Bereicherungsrecht, dass die Vorschriften des Entwurfs I über die Bereicherung nicht auf dem allgemeinen Billigkeitssatz, Niemand dürfe sich mit dem Schaden eines Anderen bereichern, beruhen. Sie beruhen auch nicht auf dem ähnlichen der Versionsklage des ALR (I 13 §§ 262-264) zu Grunde liegenden Prinzip, dass derjenige, aus dessen Vermögen etwas in den Nutzen eines Anderen verwendet worden, es in Natur zurückzufordern oder eventuell für den Wert Vergütung

 Mugdan, Motive II, S. 463.

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zu beanspruchen berchtigt sei.482 Vielmehr schließen sie sich an die damals herrschende Meinung an, dass die Kondiktionen persönliche Ansprüche auf Rückgängigmachung desjenigen an sich nach den maßgebenden Vorschriften eingetretenen Rechts- und Vermögenserwerbes sind, welcher eines Rechtsgrundes entbehrt.483 Trotz dieses alle Kondiktionen durchziehenden Prinzips hat der Entwurf I keinen allgemeinen Tatbestand an die Spitze gestellt. Die zwölf Paragraphen (§§ 737-748) beziehen sich auf die einzelnen Kondiktionen. B. Kausaproblem bei den einzelnen Kondiktionen Trotz jenes allgemeinen Prinzips ist „der Mangel des rechtfertigenden Grundes“ der Vermögensverschiebung auf verschiedene rechtlich relevante Umstände zurückzuführen, welche die Wirksamkeit der eingetretenen Rechtsund Vermögensänderung derart affiziren, dass deren Wiederaufhebung verlangt werden kann.484 Die Grundlosigkeit einer Vermögensverschiebung ist also je nach den einzelnen Kondiktionen festzustellen. 1. Leistung einer Nichtschuld (Condictio indebiti) 1) Zweckverfehlung als Grundlosigkeit Die condictio indebiti befindet sich in §§ 737-741, darunter ist § 737 der grundsätzliche Tatbestand. Der Worlaut von § 737 I lautet: „Wer zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit eine Leistung bewirkt hat, kann, wenn die Verbindlichkeit nicht bestanden hat, von dem Empfänger das Geleistete zurückfordern“.485

Nach den Motiven ist die Voraussetzung des Anspruchs aus condictio indebiti eine Leistung zum Zweck der Erfüllung, in Voraussetzung der Tilgung. Die Leistung muss erfolgt sein zum Zwecke der Erfüllung, d.h. in Annahme des Bestehens der Verbindlichkeit und deshalb in der Voraussetzung des rechtlichen Erfolges der Tilgung dieser Verbindlichkeit.486 Die Rechts-

 Mugdan, Motive II, S. 463.  Mugdan, Motive II, S. 463.  Mugdan, Motive II, S. 463.  Mugdan, Materialien, Band II, CXXXII.  Mugdan, Motive II, S. 464.

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grundlosigkeit der Leistung liegt also in der Verfehlung des Leistungszwecks oder der Nichterfüllung der Voraussetzung. Im Wortlaut von § 737 kommt zwar das Wort „Voraussetzung“ nicht vor, der Ausdruck „zum Zweck der Erfüllung einer Verbindlichkeit“ kann aber als eine genauere Beschreibung der Voraussetzung angesehen werden. Im Vergleich zu § 1 des Teilentwurfs von Kübels ist die Formulierung von § 737 I noch präziser. Bei § 1 Teilentwurf hat der Kläger etwas „zur Erfüllung“ geleistet, während nach § 737 I Entwurf I der Kläger „zum Zwecke der Erfüllung“ etwas geleistet hat. Diese Veränderung geht auf Windscheid zurück, der an der Beratung des Teilentwurfs teilgenommen hat.487 Mit dieser Veränderung der Formulierung wird die Relevanz des Leistungszwecks betont. Der Entwurf I behandelt condictio indebiti als einen Unterfall der condictio ob rem (§ 742). Sie wird extra normiert, nicht nur weil sie in der Praxis häufig vorkommt und wichtig ist, sondern auch weil sie sich auf einen der Vergangenheit angehörenden Umstand bezieht,488 während die Voraussetzung bei der condictio ob rem nur die Zukunft betrifft. 2) Irrtum und Grundlosigkeit Ob zur Begründung der condictio außer dem Nichtvorhandensein der Verbindlichkeit noch der Irrtum des Leistenden erforderlich ist, ist eine im Gemeinrecht umstrittene und in den damaligen Gesetzgebungen unterschiedlich beantwortete Frage. Die Antwort des Entwurfs I zu dieser Frage liegt in § 737 Absatz 4 und lautet: „Hatte der Leistende zur Zeit der Leistung Kenntnis davon, daß die Verbindlichkeit nicht bestand so ist die Rückforderung ausgeschlossen“.489

Mit dieser Formulierung schließt sich der erste Entwurf an den Teilentwurf von Kübels an.490 Der Irrtum des Leistenden über das Vorhandensein einer Verbindlichkeit kommt nunmehr zwar nicht als ein positives Tatbestandsmerkmal vor, er spielt jedoch eine wichtige Rolle für die condictio indebiti. Die Vorschrift des Entwurfs I enthält keine Ablehnung des Irrtums. Vielmehr handelt es sich dabei, nicht ausdrücklich normiert, nur um eine Beweislastfrage. Der besondere Beweis des Irrtums wird dem Kondizenten erlassen. Die Kenntnis des Kondizenten über die Nichtexistenz der Forderung  Mehr dazu siehe Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes, S. 67.  Mugdan, Motive II, S. 464.  Mugdan, Materialien II, CXXXII.  Siehe oben S. 95.

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hat der Empfänger erforderlichenfalls zu beweisen.491 Der Grund einer solchen Behandlung liegt in der „praktischen Angemessenheit und Zweckmäßigkeit“.492 Bei der Beratung der ersten Kommission wurde die Ansicht vertreten, dass die Anwendbarkeit der condictio indebiti stark eingeschränkt werden könnte, wenn der Kläger selber seinen Irrtum beweisen müsste, weil er dazu normalerweise nicht in der Lage ist.493 Kurz gefasst liegt bei der condictio indebiti die Grundlosigkeit der Leistung in der Verfehlung des Leistungszwecks. Wenn der Empfänger beweisen kann, dass der Leistende sich nicht im Irrtum befindet, so ist die condictio auszuschließen. 2. Nichteintritt des bei einer Leistung vorausgesetzten künftigen Ereignisses oder rechtlichen Erfolges (condictio causa data causa non secuta) Die condictio causa data causa non secuta schlägt sich in § 742 des ersten Entwurfs nieder: „Wer unter der ausdrücklich oder stillschweigend erklärten Voraussetzung des Eintrittes oder Nichteintrittes eines künftigen Ereignisses oder eines rechtlichen Erfolges eine Leistung bewirkt hat, kann, wenn die Voraussetzung sich nicht erfüllt, von dem Empfänger das Geleistete zurückfordern.“

Wie bei der condictio indebiti beruhen die Vermögensänderung bei der condictio causa data causa non secuta auch auf dem Willen des Leistenden. Die Grundlosigkeit dieser Vermögensänderung liegt in der Nichterfüllung einer ausdrücklich oder stillschweigend erklärten, zukunftsorientierten Voraussetzung. Das Causaproblem ist also mit dem Begriff „Voraussetzung“ im tiefsten verbunden. Im Vergleich zu dem Teilentwurf von Kübels (§ 14 Teilentwurf) wird die Anwendbarkeit dieser condictio erweitert, indem sie sich nicht auf die Fälle beschränkt, in denen der Leistende zu der Leistung nicht durch einen gegenseitigen Vertrag verpflichtet war.494 Diese Änderung geht auf Windscheids Antrag zurück.495 Auch aufgrund des Antrags von Windscheid wird der Ausdruck „wenn dieses Ereigniss nicht ein-

 Mugdan, Motive II, S. 465.  Mugdan, Motive II, S. 465.  Protokolle der 1. Kommission, S. 1489, in: Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 763.  Siehe oben S. 96.  Dazu Schubert, SZ 92, S. 211f.

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tritt“ durch „wenn die Vorausetzung sich nicht erfüllt“ ersetzt.496 Ferner hat Windscheid eine Bestimmung vorgeschlagen, welche das in § 14 Teilentwurf für zukünftige Tatsachen anerkannte Prinzip auf vergangene und gegenwärtige Tatsachen ausdehnt. Dieser Vorschlag wurde aber von der Kommission abgelehnt, weil Windscheids Lehre nicht mit der herrschenden Lehre im gemeinen Recht übereinstimmte, und im Fall ihrer Ausdehnung „eine große Rechtsunsicherheit die unausbleibliche Folge wäre“.497 Der erste Entwurf hat also die Voraussetzungslehre nur teilweise übernommen. Nach § 742 muss die Voraussetzung ausdrücklich oder stillschweigend erklärt sein. Eine Voraussetzung, welche der Leistende für sich behält, wird nur als Motiv des Leistenden angesehen und ist juristisch irrelevant.498 3. Wegfall des Rechtsgrundes einer Leistung (condictio ob causam finitam) Die condictio ob causam finitam findet sich in den §§ 745-746. Der Wortlaut von § 745 I lautet: „Wer eine Leistung aus einem Rechtsgrunde bewirkt hat, welcher später weggefallen ist, kann von dem Empfänger das Geleistete zurückfordern“.

Dieser Paragraph handelt von einer allgemeinen Vorschrift, ohne einzelne Fälle kasuistisch aufzuzählen. Das Erfordernis dieser condictio ist dahingehend bestimmt, dass aus einem Rechtsgrund etwas geleistet worden ist, der später weggefallen ist. Der Entwurf I hat absichtlich darauf verzichtet, die in manchen Gesetzgebungen besonders dargelegten Fälle (wie z.B. § 1548 II Sächs. BGB499) zu übernehmen, weil es unnötig ist.500 Im Teilentwurf von Kübels findet sich die condictio ob causam finitam unter der Überschrift „Rückforderung wegen grundlosen Habens“. Dagegen läßt sie sich im ersten Entwurf „mit einiger Berechtigung als ein Unterfall der condictio ob rem bezeichnen, insofern bei ihr die Fortdauer oder der Nichtwegfall des Rechtsgrundes, als die Voraussetzung, unter welcher geleistet worden, angesehen werden kann“.501 Nur wegen „der Wichtigkeit des

 Schubert, SZ 92, S. 214.  Näher dazu Schubert, SZ 92, S. 212, vor allem Fn. 103; S. 214f. Siehe auch Mugdan, Motive II, S. 471.  Mugdan, Motive II, S. 471.  Siehe oben S. 92.  Mugdan, Motive II, S. 473.  Mugdan, Motive II, S. 473.

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Gegenstandes“ wurde diese condictio im ersten Entwurf besonders hervorgehoben.502 Die Grundlosigkeit der Leistung bei der condictio ob causam finitam ist also nur eine besondere Erscheinungsform der „Nichterfüllung der Voraussetzung“. 4. Verwerflicher Empfang (condictio ob turpem causam) Während im Teilentwurf von Kübels condictio ob turpem causam und condictio ob injustam causam zusammen unter die Überschrift „Rückforderung wegen verwerflichen Empfanges“ gestellt wurden, hat der erste Entwurf in § 747 nur condictio ob turpem causam, die auf einem Rechtsgeschäft bzw. einer Leistung beruht, geregelt. Der Wortlaut des 747 lautet: „Ist von dem Empfänger einer Leistung durch deren Annahme nach dem Inhalte des Rechtsgeschäftes gegen die guten Sitten oder die öff. Ordnung verstoßen worden, so kann der Geber das Geleistete zurückfordern.“

Bei der Randanmerkung des Motivs wird die Bezeichnung „Verwerflicher Empfang“ benutzt.503 Die Grundlosigkeit der Vermögensveränderung bedeutet bei der condictio ob turpem causam die Verwerflichkeit des Empfangs, nämlich einen Verstoß des Empfängers gegen die guten Sitten oder öffentliche Odnung. Insofern schließt sich der Entwurf I an das gemeine Recht, die damaligen Gesetzgebungen sowie an den Teilentwurf von Kübels an. Seine Spezialität liegt aber darin, dass er den bezeichneten Verstoß nicht auf den Fall beschränkt, in dem eine Leistung in Rücksicht auf einen künftigen Erfolg oder ein späteres Verhalten des Empfängers, also auf eine causa futura angenommen ist. Vielmehr liegt diese condictio auch vor, wenn die causa der Vergangenheit angehört, namentlich für die Fälle der Bezahlung von Diensten, für welche Bezahlung zu nehmen einer höheren Pflicht widerspricht.504 Nach den Motiven muss der Empfänger den Verstoß gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung kennen. Eine kasuistische Aufzählung der Fälle, in welchen durch die Annahme einer Leistung gegen die guten Sitten oder die öffentliche Ordnung verstoßen wird, fand die Kommission aber unnötig.505

 Mugdan, Motive II, S. 473.  Mugdan, Motive II, S. 474.  Mugdan, Motive II, S. 474.  Mugdan, Motive II, S. 474.

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5. Sonstiges grundloses Haben (condictio sine causa) § 748 des Entwurfs I läßt sich nicht als ein allgemeiner Tatbestand bestimmen. Vielmehl funktioniert es als ein Supplement zu anderen Kondiktionen. Inhaltlich gesehen handelt es sich dabei vor allem um die „Nichtleistungskondiktion“. Die Formulierung von § 748 I lautet wie folgt: „Derjenige, aus dessen Vermögen nicht kraft seines Willens oder nicht kraft seines rechtsgültigen Willens ein Anderer bereichert worden ist, kann, wenn hierzu ein rechtlicher Grund gefehlt hat, von dem Anderen die Herausgabe der Bereicherung fordern“.

Gemäß dieser Formulierung kann die rechtsgrundlose Bereicherung entweder ohne Willen des Verlierenden oder ohne seinen rechtsgültigen Willen stattfinden. Die Grundlosigkeit der Bereicherung läßt sich in diesen zwei Fällen unterschiedlich beantworten. 1) Bereicherung ohne Willen des Verlierenden Die Motive haben zwei Fälle, in denen eine Vermögensverschiebung ohne Willen des Verlierenden sich vollzieht, unterschieden: Eine Vermögensverschiebung kann einmal auf rein tatsächlichem Weg stattfinden, so dass Vorschriften der Rechtsordnung, auf welchen die Bereicherung beruhte, gar nicht in Betracht kommen. Die Motive geben zwei Beispiele: Jemand verbraucht oder verzehrt fremdes Gut; Dienste wurden jemandem von einem Anderen geleistet. Nach den Motiven fehlt in solchen Fällen „zweifellos“ ein rechtlicher Grund für die Bereicherung und findet gemäß § 748 die condictio sine causa statt.506 Eine Vermögensverschiebung kann auch in der Weise stattfinden, dass sie auf Vorschriften der Rechtsordnung beruht. Die Beispiele dazu sind etwa Spezifikation (Verarbeitung), Inädifikation (Hineinbauen), Präklusion (Ausschluss), Ersitzung, Verjährung, Erwerb von einem Nichtberechtigten, usw.507 Der Entwurf I hat keineswegs in allen solchen Fällen ausdrücklich ausgesprochen, dass der Verlierende vom Erwerber die Bereicherung zurückfordern könne. Bei der Grundlosigkeit der Bereicherung kommt es da-

 Mugdan, Motive II, S. 475.  Mugdan, Motive II, S. 476.

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rauf an, ob diese Bereicherung auf einer gesetzlichen Vorschrift beruht, wie der Entwurf I um der Klarheit willen im § 748 II geregelt hat: „Als rechtlicher Grund ist es im Zweifel anzusehen, wenn ein Rechtsverlust auf einer diesen bestimmenden Vorschrift beruht“.508

Es ist hier darauf hinzuweisen, dass bei der Beratung des Sachenrechts es entschieden wurde, dass die Vorschriften über Verbindung, Vermischung und Verarbeitung nicht als „rechtlicher Grund“ im Sinne von § 748 II anzusehen sind.509 2) Bereicherung ohne rechtsgültigen Willen des Verlierenden Die condictio sine causa findet auch statt, wenn eine Vermögensverschiebung ohne rechtsgültigen Willen des Verlierenden geschehen ist. Als Beispiel ist der Fall zu nehmen, in dem ein Geschäftsunfähiger oder eine beschränkt geschäftsfähige Person ohne Genehmigung des gesetzlichen Vertreters eine Leistung bewirkt. Ein weiteres Beispiel ist der Fall, in dem etwas gegen ein gesetzliches Verbot geleistet wird.510 In solchen Fällen ist zwar der Wille des Verlierenden vorhanden, dieser Wille wird aber nicht von der Rechtsordnung anerkannt. Die Grundlosigkeit der Bereicherung liegt in der Rechtsungültigkeit des Willens des Verlierenden. 6. Exkurs: Verfügung des Nichtberechtigten Es ist im 19. Jahrhundert eine sehr umstrittene Frage, wie man die Verfügung des Nichtberechtigten über eine Sache oder ein Recht systematisch behandeln soll. In dem der Beratung dienenden Vorentwurf wird sie nicht bei den Kondiktionen, sondern beim „Eingentumsanspruch“ (§§ 195,196 Teilentwurf Sachenrecht) geregelt. Dies geht auf die Auffassung von Jherings zurück.511 Daran anschließend findet sich die Verfügung des Nichtberechtigten beim Entwurf I auch im Sachenrecht (§§ 839, 880 ua. Entwurf I). In § 839 und § 880 geht es jeweils um die Verfügung des Nichtberechtigten über Grundstücke und bewegliche Sachen. Sie sind zwar äußerlich nicht mit den einzelnen Kondiktionen zusammengefasst, sachlich gehören sie aber zum Bereicherungsrecht. Bei § 839 und § 880 wird etwa auf § 748

 Mugdan, Materialien II, S. CXXXV.  Mugdan, Motive III, S. 201.  Mugdan, Motive II, S. 477.  Näher dazu König, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 158.

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(condictio sine causa) Abs. 3, der sich auf die Herausgabe der Bereicherung bezieht, verwiesen.512 Nach den Motiven ist es jedoch zweifelhaft, ob der Verfügende zur Herausgabe der Bereicherung an den bis dahin Berechtigten nach § 748 verpflichtet ist. Der Grund liegt darin, dass der Verfügende aus dem Vermögen des Berechtigten nichts erhalten hat. Deswegen sind besondere Vorschriften für die Fälle der Verfügung des Nichtberechtigten gegeben.513 7. Fazit Im Großen und Ganzen schließt sich der Entwurf I an die damals herrschende gemeinrechtliche Lehre. Die einzelnen Kondiktionen beruhen auf einer gemeinsamen Basis, nämlich der Grundlosigkeit einer Vermögensverschiebung. Einen allgemeinen Tatbestand hat der Entwurf aber nicht an die Spitze gestellt. Den Mangel des rechtlichen/rechtfertigenden Grundes muss man auf verschiedene rechtlich relevante Umstände zurückführen. Insofern ist die „Rechtsgrundlosigkeit“ eher ein unterscheidendes als ein vereinendes Merkmal der einzelnen Kondiktionsansprüche. Bei der Feststellung der Rechtsgrundlosigkeit muss man unterscheiden, ob die Vermögensverschiebung mit oder ohne den Willen des Entreicherten eingetreten ist. Die Hauptanwendungsfälle der Condictionen beruhen auf dem Willen des Verlierenden. Die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung ist von dem Willen des Verlierenden abhängig. Dabei hat der Entwurf teilweise die Voraussetzungslehre Windscheids übernommen. Bei der Bereicherung ohne Willen des Entreicherten ist die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung von dem Gesetz abhängig. C. Kritik an dem Entwurf I Mit der Veröffentlichung des Entwurfs I sowie der Motive erschienen zahlreiche Stellungnahmen. Während die große Mehrheit den Entwurf I als Grundlage für weitere Arbeiten in Betracht zog und sich auf einzelne Änderungsvorschläge beschränkte, haben sich einige grundsätzlich ablehnend geäußert. 514 Besonders die Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung wurden von vielen stark kritisiert. Im Folgenden sind die repräsentativen Auffassungen zu erörtern.

 Jakobs/Schubert, §§ 652-853, S. 868.  Mugdan, Motive II, S. 476.  Staudinger/Coing, Einleitung zum BGB, Rn. 80.

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1. Kritik der ganzen Struktur Der Entwurf gewährt einerseits aus jeder ohne rechtlichen Grund erfolgten Bereicherung einen Anspruch auf Rückerstattung, andererseits zählt er die einzelne Condictionen kasuistisch auf. Dies wurde von verschiedenen Wissenschaftlern kritisiert. Otto von Gierke hat dazu die folgende Frage gestellt: „Warum spricht er (gemeint ist der Entwurf I) nicht an der Spitze des Titels diesen Grunddsatz aus, um demnächst in einheitlicher Weise die für den Bereicherungsanspruch geltenden einzelnen Rechtssätze unter Hervorhebung der bei den besonderen Anwendungsfällen eintretenden Ausnahmen und Abweichungen zu entwickeln?“.515

Das Vorbild einer zweckmäßigen Gestaltung sah Gierke in den Vorschriften des schweizerischen Obligationenrechts. Art 70 OR (alte Fassung) normiert zuerst einen allgemeinen Tatbestand: „Wer ohne rechtmäßigen Grund aus dem Vermögen eines anderen bereichert wurde, ist zur Rückerstattung verpflichtet“.

Anschließend an diese allgemeine Regelung folgen dann wenige einfache Sätze (Art 71-75). Dagegen hat der Entwurf I den allgemeinen Grundsatz erst am Schluß (§ 748) unter der Überschrift „Sonstiges grundloses Haben“ gebracht, während er vorher die besonderen Anwendungsfälle desselben normiert. Eine solche Umkehrung der sonst befolgten Methode beurteilte Gierke ganz negativ.516 Infolge der Anerkennung abstrakter Rechtsgeschäfte spielt das Kondiktionensystem im Entwurf I eine bedenklich große Rolle und demgemäß begegnet man an zahlreichen anderen Stellen Verweisungen auf den Bereicherungsanspruch. Dies wird auch von Gierke kritisiert.517 Genau wie Gierke hat Otto Lenel auch vorgeschlagen, an die Spitze einen allgemeinen Satz zu stellen. Dieser Satz sollte nach Lenel wie folgt lauten: „Derjenige, aus dessen Vermögen ein anderer ohne rechtlichen Grund bereichert ist, kann von dem anderen die Herausgabe der Bereicherung fordern“.518

 Gierke, Der Entwurf, S. 272.  Gierke, Der Entwurf, S. 273.  Gierke, Der Entwurf, S. 273.  Lenel, AcP 74, S. 237.

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An diesen allgemeinen Satz könnten nach Lenel dann einige allgemeine Bestimmungen anschließen, die bei allen einzelnen Condictionstypen Anwendung finden. Schließlich könnte die Kodifikation der condictio indebiti und condictio ob turpem causam als wichtigen Anwendungsfällen des Prinzips folgen, weil deren Recht in der Hauptsache unbestritten sei und darum leicht und ohne Gefahr kodificiert werden könne.519 2. Kritik der causabeziehenden Tatbestandsmerkmale einzelner Condictions 1) Über die Bedeutung des Irrtums zur condictio indebiti Im römischen Recht ist ein entschuldbarer Irrtum des Rückfordernden bei der condictio indebiti ein positiv aufgestelltes Erfordernis. Dieses Erfordernis beruht aber im Entwurf I nur auf einer „Marotte“. Das ist nach Otto Bähr „eine Verkennung der tiefbegründeten Natur des Rechtsverhältnisses“.520 In einem sog. „Gegenentwurf“ hat Bähr im § 758 folgende Formulierung vorgestellt: „Wer in entschuldbarem Irrtum auf eine vermeintlich bestehende, in Wahrheit aber nicht bestehende Schuld eine Leistung bewirkt, kann das Geleistete zurückfordern.“521

Damit wird die tragende Bedeutng des Irrtums für die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung wieder hervorgehoben. Was die Beweislast angeht, so behauptet Bähr, dass dem Rückfordernden der Beweis seines Irrtums über die Schuldpflicht obliegt und jede Rückforderung einer in Erfüllung einer sittlichen Pflicht erfolgten Leistung versagt werden muß.522 Bährs Haltung zum Irrtumsproblem wurde auch von Gierke gebilligt.523 2) Kritik der Voraussetzungslehre Der Entwurf I hat die Voraussetzungslehre Windscheids teilweise übernommen, indem er die Anwendungsfälle der Voraussetzungslehre auf die Zukunft einschränkt. Das hat unter den Gelehrten unterschiedliche kritische Stellungnahmen ausgelöst, die sich in zwei Gruppen einteilen lassen: Die

 Lenel, AcP 74, S. 237ff.  Bähr, Gegenentwurf, S. 157, Fn. zu § 758.  Bähr, Gegenentwurf, S. 157.  Bähr, Gegenentwurf, S. 413-414.  Gierke, Der Entwurf, S. 274.

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eine ist der Meinung, die Voraussetzungslehre selbst sei falsch und sei deshalb vom Bereicherungsrecht ganz zu trennen, während die andere den Entwurf verwirft, weil er die Voraussetzungslehre nur mit Vorbehalt übernommen hat. Zur ersten Gruppe gehört vor allem Lenel. Zur zweiten Gruppe gehören etwa Windscheid selber und Bähr. a. Kritik von Lenel Die Kritik von Lenel wurde schon im vorigen Kapitel ber der Erörterung der Voraussetzungslehre Windscheids dargestellt. Nachdem er die Unrichtigkeit der Voraussetzungslehre festgestellt hat, stellt Lenel seine eigene Theorie auf, nämlich die Theorie des „wirtschaftlichen Zwecks“. Nach Lenel ist nur die Rücksicht auf den bei der Leistung verfolgten Zweck der Daseinsgrund der condictio. 524 Damit ist aber nicht jeder beliebige Zweck gemeint. Rechtserheblich ist stets nur derjenige Zweck einer Leistung, der für die wirtschaftliche Natur der Leistung selbst bestimmend ist.525 Die Gemeinsamkeit aller wirtschaftlichen Zwecke liegt darin, dass das Äquivalent, um dessentwillen die Leistung erfolgt, im wirtschaftlichen Verkehr als Austauschobjekt anerkannt ist. Dieser Leistung wird also der Charakter nicht der Liberalität, sondern der Leistung um der Gegenleistung willen beigemessen.526 Aufgrund dieser Theorie hat Lenel seine Verbesserungvorschläge zum Entwurf I gemacht. Er bemühte sich darum, die condictio causa data causa non secuta (§ 742 Entwurf I) und condictio ob causam finitam (§ 745) in einem Paragraphen zusammenzufassen, der wie folgt formuliert wird: „Wer, nicht in Schenkungsabsicht, eine Leistung bewirkt hat, kann, wenn der Zweck der Leistung nicht erreicht wird oder die Leistung nachträglich ihren Zweck verliert, von dem Empfänger das Geleistete zurückfordern.“527

Dabei hat Lenel den Gegensatz von wirtschaftlichem Zweck und Schenkungsabsicht hervorgehoben. Unter „Zweck“ versteht er eine notwendige Begrenzung.

 Lenel, AcP 74, S. 230.  Lenel, AcP 74, S. 230.  Lenel, AcP 74, S. 232ff.  Lenel, AcP 74, S. 235f.

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b. Kritik von Windscheid Dass der Entwurf I nur die auf die Zukunft gerichtete Voraussetzung, nicht aber die auf die Vergangenheit oder Gegenwart gerichtete anerkannt hat, ist Windscheid zufolge nicht befriedigend, und zwar aus einem doppelten Grund: Diese Regelung ist einmal nicht befriedigend, weil, wenn die Kategorie der Voraussetzung überhaupt anerkannt werde, nicht abzusehen sei, weswegen die auf die Vergangenheit oder Gegenwart gerichtete Voraussetzung anders behandelt werden solle, als die, die auf die Zukunft ausgerichtet ist.528 Außerdem ist diese Regelung nicht befriedigend, weil der Entwurf den Ausdruck Voraussetzung gebrauche, ohne irgendwie zu sagen, welchen Sinn er mit diesem Ausdruck verbinde. Es sei deswegen zu fürchten, daß wenn § 742 Entwurf I erhalten bleibe, manches als Voraussetzung werde behandelt werden, was Voraussetzung im Rechtssinn, d.i. Willensbeschränkung, nicht sei.529 Aus solchen Überlegungen schlägt Windscheid sogar vor, im Gesetzbuch den Ausdruck Voraussetzung ganz zu vermeiden und ihn der Theorie zu überlassen. Nach Windscheid könnte die Vorschrift folgendermaßen formuliert werden: „Wer bei einer Willenserklärung an den Tag legt, dass er sie nicht abgeben würde, wenn er nicht von einer bestimmten Annahme(oder: Annahme oder Erwartung) ausginge, ist an die Willenserklärung nicht gebunden, wenn sich die Annahme (Erwartung) nicht bewährt“.530

Als überzeugter Anhänger von Windscheids Voraussetzungslehre Windscheids hat Otto Bähr in § 766 seines „Gegenentwurfs“ den Ausdruck Voraussetzung wie folgt wiedergegeben: „Wer etwas hingiebt unter der ausdrücklich erklärten oder aus den Umständen klar sich ergebenden Voraussetzung, dass ein bestimmtes Ereigniss oder ein Erfolg eintreten oder nicht eintreten werden, kann, wenn diese Voraussetzung sich nicht verwirklicht, das Gegebene zurückfordern.“

 Windscheid, AcP 78, S. 200.  Windscheid, AcP 78, S. 200.  Windscheid, AcP 78, S. 200f.

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Im Vergleich zu § 742 Entwurf I ist diese Formulierung der Voraussetzungslehre Windscheids treu geblieben, indem sie die Anwendungsfälle nicht auf die Zukunft eingeschränkt hat. Kurz gesagt, Windscheid und Bähr haben die Vorschriften über die Voraussetzungslehre im Entwurf I abgelehnt, weil diese Lehre sich im Entwurf I nur teilweise durchgesetzt hat und der Ausdruck Voraussetzung nicht streng in einem technischen Sinne benutzt wird. V. Der Entwurf II Der 1892 veröffentlichte zweite Entwurf (folgend Entwurf II) weicht im Bezug auf das Bereicherungsrecht von dem Entwurf I stark ab, sowohl in der ganzen Struktur als auch in den einzelnen Regelungen. Die Veränderung bezieht sich auch auf das Kausaproblem. Da der Entwurf II grundsätzlich auf einem von der Vorkommission des Reichsjustizamts (RJA) beschlossenen Gegenentwurf (§§ a-h) 531 beruht, wird die Veränderung im Entwurf II im Folgenden in Verbindung mit diesem Gegenentwurf erörtert. A. Veränderung der ganzen Struktur Schon bei einer Sitzung der Vorkommission des Reichsjustizamts, die am 20. 9. 1892 stattfand, bestand über die Regelung der Kondiktionen Einvernehmen, dass an die Spitze des Abschnitts ein das Prinzip der Bereicherungsklagen zum Ausdruck bringender allgemeiner Rechtssatz gestellt wreden müsse. Anschließend sollten gemeinschaftliche vorschriftliche Vorschriften für die einzelnen rechtsgeschäftlichen Kondiktionen folgen. Schließlich sei erforderlichen Falles auszusprechen, inwieweit diese Vorschriften sich auch auf solche nichtrechtsgeschäftlichen Bereicherungsansprüche anwenden ließen.532 Nach den Protokollen der Vorkommission des Reichsjustizamtes hat eine solche Anordnung und Zusammenfassung zwei Vorteile: Erstens werden eine Vereinfachung und bessere Uebersichtlichkeit des Gesetzes herbeigeführt; zweitens werden die Vermeidung zahlreicher, das Verständnis erschwerende Verweisungen erreicht.533 Dabei ist der Einfluss des Gegenentwurfs von Gierkes offensichtlich.

 Siehe Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 834ff.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 833.  Protokolle der RJA 581, in: Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 833.

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Die Vorkommission hat die voranzuschickende allgemeine Vorschrift folgendermaßen formuliert: „Hat Jemand aus dem Vermögen eines Anderen etwas ohne rechtlichen Grund erlangt, so ist er dem Anderen zur Herausgabe des Erlangten verpflichtet.“534

Diese Vorschrift wurde von der zweiten Kommission als Beratungsgrundlage behandelt. Bei der Beratung des § a des Gegenentwurfs entschied sich die zweite Kommission, den Ausdruck „aus dem Vermögen“ durch „auf Kosten eines Anderen“ zu ersetzen und die condictio ob causam finitam mitzuerwähnen.535 Nach einigen weiteren Veränderungen wurde eine allgemeine Vorschrift im § 737 I 1 Entwurf II folgendermaßen gestaltet: „Wer durch die Leistung eines Anderen oder in sonstiger Weise auf dessen Kosten etwas ohne rechtlichen Grund erlangt hat, ist ihm zur Herausgabe verpflichtet.“536

Mit dieser allgemeinen Vorschrift wäre es wohl überflüssig, die einzelnen Kondiktionsfälle aufzuzählen. Die zweite Kommission hat sich jedoch entschlossen, zwei konkrete Fälle, nämlich die condictio ob causam finitam und die condictio causa data causa non secuta, aufzunehmen. Dies dient „zur größeren Verständlichkeit des Gesetzes“. 537 Der herkömmlich wichtigste Anwendungsfall der Kondiktion, die condictio indebiti, wurde aber nicht mehr ausdrücklich erwähnt. Vielmehr ging sie im allgemeinen Bereicherungstatbestand auf. Nur mit Hilfe einer Vorschrift über Rückforderungsausschluß kann man die in der allgemeinen Vorschrift enthaltenen condictio indebiti sehen. Diese Vorschrift ist § 739 Entwurf II, der folgendermaßen formuliert wird: „Die Rückforderung des zum Zwecke der Erfüllung einer Verbindlichkeit Geleisteten ist ausgeschlossen, wenn der Leistende gewußt hat, dass er zur Leistung nicht verpflichtet war, …“.538

 Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 834.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 843.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 855.  Vgl. Staudinger/Lorenz, Vormerkung zu §§ 812ff, Rn. 4.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 855.

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Was die Verfügung eines Nichtberechtigten angeht, so befindet sie sich beim Entwurf II genau wie beim Entwurf I im Sachenrecht. § 812 und § 850 Entwurf II beziehen sich jeweils auf die Verfügung eines Nichtberechtigten über bewegliche Sachen und ein Grundstück. In diesen zwei Paragraphen wird auf die Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung verwiesen.539 Es ist auffällig, dass in der obigen allgemeinen Vorschrift die Erlangungsweise sich in zwei große Kategorien teilen läßt, nämlich „durch die Leistung“ und „in sonstiger Weise“. Anscheinend ist der Ausdruck „ohne rechtlichen Grund“ in dieser allgemeinen Vorschrift ein verbindendes Tatbestandsmerkmal. Tatsächlich ist er jedoch eher ein Leerwort und bedarf einer Konkretisierung. B. Veränderung der causabeziehenden Vorschriften Bei § b des zu beratenden Gegenentwurfs handelt es sich um die Frage, unter welchen Umständen einer rechtsgültigen Leistung ein rechtlicher Grund fehlt und sie deswegen zurückzufordern ist. Sein Wortlaut heißt wie folgt: „Eine Leistung kann wegen mangelnden rechtlichen Grundes zurückgefordert werden, wenn sie ohne Zweckbestimmung erfolgt oder die Zweckbestimmung nichtig ist oder wenn der bestimmte Zweck nicht erreicht oder später weggefallen oder der Art ist, daß der Empfänger durch die Annahme der Leistung gegen ein gesetzliches Verbot oder gegen die guten Sitten verstößt.“

Mit dieser Formulierung werden also diejenigen Fälle zusammengefasst, in denen eine (rechtsgültige) Leistung wegen mangelnden Zwecks zurückgefordert werden kann.540 Dabei ist es auffällig, dass der Ausdruck „Voraussetzung“ verschwunden ist. An seiner Stelle steht nunmehr der Begriff „Zweck“. Mit Hilfe dieses Begriffs wird die Grundlosigkeit einer Leistung erklärt. Unter „Zweck“ versteht die Vorkommission den durch die Leistung und neben ihr beabsichtigten zweiten Erfolg, welcher den rechtlichen Typus des Geschäfts bestimmt oder doch mitbestimmt.541 § b hat verschiedene Varianten der Grundlosigkeit der Leistung aufgezählt. Dabei wird nicht nur die condictio causa data causa non secuta betroffen. Vielmehr wurden die condictio indebiti, condictio ob causam finitam und condictio ob turpem

 Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 870f.  Protokolle der Vorkommission RJA 583, in: Jakobs/Schubert, §§ 652-853, S. 834.  Protokolle der Vorkommission RJA 583, in: Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 834.

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causam mitbehandelt. Der Begriff „Zweck“ gewinnt daher an durchgreifender Bedeutung für die (in moderner Terminologie) Leistungskondiktionen. Die Leistung einer Nichtschuld ist in § b etwa nur als ein besonderer Fall der Nichterreichung des Zweckes der Leistung anzusehen.542 Im § 737 I 2 Entwurf II wurde der Hauptinhalt des § b übernommen und hinter der allgemeinen Vorschrift folgendermaßen formuliert: „Diese Verpflichtung besteht insbesondere auch dann, wenn der rechtliche Grund später weggefallen oder der mit einer Leistung nach dem Inhalt des Rechtsgeschäfts bezweckte Erfolg nicht eingetreten ist“.543

Diese Vorschrift dient zur Klarstellung der Mangelhaftigkeit des Rechtsgrundes bei der condictio ob causam finitam und der condictio causa data causa non secuta. Dabei wurde der Ausdruck „der bestimmte Zweck…weggefallen ist“ durch „der rechtliche Grund später weggefallen“ ersetzt. Der Anlass dieser Änderung ist aber nicht klar. VI. Der Entwurf III Der endgültige redigierte Entwurf II wurde am 22. Oktober 1895 dem Reichskanzler überreicht. Während die Beratung in den Fachkommissionen lange gedauert hat, kam die Behandlung des Entwurfs in den legislativen Körperschaften sehr schnell voran. Der Bundesrat ließ den Enwurf II sogleich durch seinen Justizausschuß beraten. Daraus ging der Entwurf III hervor, den der Reichskanzler am 17. Januar 1896 mit einer Denkschrift dem Reichstag vorlegte. Die grundsätzliche Struktur und der meiste Inhalt des Bereicherungsrechts vom Entwurf II spiegelte sich im Entwurf III. Von einigen sprachlichen Änderungen abgesehen gibt es noch weitere Unterschiede zwischen dem Entwurf II und Entwurf III. Zum einen wurde eine Vorschrift über den sog. Durchgriff aufgenommen, der sich auf eine unentgeltliche Weitergabe durch den Empfänger einer rechtsgrundlosen Leistung bezieht (§ 806 Entwurf III = § 822 BGB); zum anderen findet sich die Verfügung des Nichtberechtigten nunmehr im Abschnitt über die ungerechtfertigte Bereicherung (§ 800 Entwurf III = § 816 BGB). Dies geht auf Jacubezkys Antrag zurück, folgende Bestimmungen aufzunehmen:

 Protokolle der Vorkommission RJA 583, in: Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 834.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 855.

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„Ist eine Verfügung, die ein Nichtberechtigter über einen Gegenstand getroffen hat, oder eine an einen Nichtberechtigten erfolgte Leistung dem Berechtigten gegenüber wirksam, so kann der Berechtigte von demjenigen, welcher unbefugt verfügt oder die Leistung empfangen hat, die Herausgabe des dadurch Erlangten fordern. Hat der Nichtberechtigte unentgeltlich verfügt, so steht dem Berechtigten der gleiche Anspruch gegen denjenigen zu, welcher durch die Verfügung einen rechtlichen Vorteil erlangt hat.“544

Das Ziel dieses Antrags liegt darin, die Vorschriften über die ungerechtfertigte Bereicherung zu ergänzen, zugleich §§ 812, 850, 2232 Entwurf II zu ersetzen. 545 Der Antrag wurde angenommen und spiegelte sich im § 800 Entwurf III nieder, der wiederum § 816 BGB entspricht. VII. Fazit Das sächsische BGB, der Dresdner Entwurf, der Teilentwurf von Kübels sowie die Entwürfe des BGB schließen sich alle der These von Savigny an. Der Bereicherungsanspruch beruht also auf einer Vermögensverschiebung ohne rechtlichen Grund. Die einzelnen Kondiktionstypen werden meistens kasuistisch geregelt. Dabei ist ein einheitlicher Begriff des Rechtsgrunds nicht zu sehen. Vielmehr geht die Ungerechtfertigkeit der Bereicherung auf unterschiedliche Umstände zurück. Die Voraussetzungslehre von Windscheid wurde zwar im Rahmen der Kondiktion mit Willen teilweise übernommen, sie konnte sich im BGB nicht durchsetzen. Ein alle Kondiktionstypen umfassender allgemeiner Tatbestand kommt erst im Entwurf II vor. Neben diesem allgemeinen Tatbestand enthält der Entwurf II aber noch andere Kondiktionstypen. Im Entwurf III wird die Verfügung des Nichtberechtigten, die im Entwurf II zum Sachenrecht gehört, auch unter der Überschrift „ungerechtfertigte Bereicherung“ eingeordnet. Diese Struktur wird in §§ 812ff BGB beibehalten. §§ 812ff BGB zeichnet sich durch eine Mischung von Grundtatbestand und Einzeltatbeständen aus. Die Beziehung des Grundtatbestands zu den einzelnen Tatbeständen ist aber nicht ganz klar. §§ 812 ff BGB beruhen nicht auf einer logischen Geschlossenheit. Vielmehr sind sie die Folge des Kompromisses und der Zufälligkeiten bei den Beratungen.546 Das unklare System erschwert das Verständnis

 Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 871.  Jakobs/Schubert, Die Beratung des BGB, §§ 652-853, S. 871.  Vgl. Loewenheim, Bereicherungsrecht, S. 7.

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einerseits, andererseits gibt es der Wissenschaft viel Spielraum, das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ zu interpretieren.

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Kapitel 6. Die Causatheorie im Bereicherungsrecht seit Inkrafttreten des BGB Die Dogmengeschichte des Bereicherungsrechts seit Inkrafttreten des BGB zeichnet sich durch den Übergang von der „Einheitslehre“ zu „Trennungslehre“ aus. Die traditionelle Bereicherungslehre (alte Einheitslehre) sah in § 812 BGB einen allgemeinen Tatbestand des Bereicherungsanspruchs. Sie geht auf Savigny zurück und hat nach dem Inkrafttreten des BGB für mehr als fünfzig Jahre die Dogmatik des deutschen Bereicherungsrechts beherrscht. Ein „Paradigmawechsel“ der Bereicherungslehre beruht auf den Werken vor allem von Wilburg (1934) und von Caemmerer (1954). Für sie enthält § 812 zwei wesentlich verschiedene Tatbestände. Diese von Wilburg und von Caemmerer begründete und inzwischen weiter entwickelte „Trennungslehre“ ist bis heute noch die herrschende Lehre. 547 Um 1970 kam wieder eine Gegenbewegung, die versuchte, die Leistungskondiktion und Nichtleistungskondiktion einheitlich zu betrachten. Diese Bewegung wird normalerweise als „neue Einheitslehre“ bezeichnet. 548 Die zu der „neuen Einheitslehre“ gehörende Ansätze sind aber stark divergierend. 549 Außerdem wird die Rückkehr zu einem einheitlichen Bereicherungsanspruch, nach Detlef König, die sachgerechte Anwendung der bereicherungsrechtlichen Vorschriften nur erschweren.550 Deshalb wird im Folgenden die neue Einheitslehre nicht behandelt. Vielmehr werde ich das Causaproblem nur im Rahmen der traditionellen Einheitslehre und der Trennungslehre erörtern. I. Causatheorie im Rahmen der alten Einheitslehre A. Landläufiges Verständnis der Rechtsgrundlosigkeit Die herrschende Meinung vor dem „Paradigmawechsel“ der Bereicherungslehre hält zwar an einen allgemeinen Tatbestand fest. Andererseits behandelt

 Reuter/Martinek, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 22 ff.  Kellmann, Grundsütze der Gewinnhaftung ; Kaehler, Bereicherungsausgleich und Vindikation; Wilhelm, Rechtsverletzung und Vermögensentscheidung als Grundlagen und Grenzen des Anspruchs aus ungerechtfertigter Bereicherung; Coestede, Dogmatische und methodologische Überlegungen zum Verständnis des Bereicherungsrechts; Kupisch, Gesetzespositivismus im Bereicherungsrecht, usw.  Näher dazu, Wolf, Der Stand der Bereicherungslehre und ihre Neubegründung, S. 47-141; Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 402-429.  König, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 162.

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sie aber das Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ dem Wortlaut des § 812 gemäß je nach den Fallgruppen unterschiedlich. Hier sind ohne Vollständigkeit Crome, Gierke und Lehmann als Beispiel zu nennen.551 1. Crome Das „System des deutschen Bürgerlichen Rechts“ von Carl Crome zählt zu einer der frühsten systematischen Darstellungen des BGB. Die Verpflichtungen aus ungerechtfertigter Bereicherung beruhten nach Crome auf der Tatsache, dass jemand etwas auf Kosten eines anderen ohne rechtlichen Grund erlangt hat.552 Die Tatbestandsmerkmale „etwas erlangt“, „auf Kosten“, und „ohne rechtlichen Grund“ gelten für die Vermögenverschiebung „durch die Leistung“ und die Vermögensverschiebung „in sonstiger Weise“. § 812 erscheint als ein einheitlicher Tatbestand. Die vom BGB nicht beantwortete Frage, wann eine Vermögensverschiebung als ungerechtfertigt gilt, ist nach Crome eine Frage nach den höchsten Zielen der Rechtsordnung. Es handelt sich – so Crome – um die Verwirklichung des materiellen Prinzips der Gerechtigkeit gegenüber Rechtswirkungen, die das Gesetz aus anderen Gründen wie Verkehrssicherheit nicht selten zulässt.553 Die in Betracht kommenden Fälle führen nach Crome zwar auf dieses einheitliche Prinzip zurück, es ist aber auf Grund einer Unterscheidung der Fallgruppen zu gewinnen.554 Beruht eine Vermögensverschiebung auf einem Rechtsgeschäft, so handelt es sich regelmäßig um eine Zuwendung, die vernünftigerweise nur in Verbindung mit einem Zweck zu denken ist. Die Zuwendung ist zur Verwirklichung des Zwecks betimmt. Wenn der Zuwendungszweck sich nicht verwirklicht, so ist die Zuwendung grundlos.555 Beruht eine Vermögensverschiebung nicht auf einem Rechtsgeschäft der Parteien,sondern auf einem anderen Umstand, an den das Gesetz sie unmittelbar oder mittelbar anknüpft, so ist ihre Grundlosigkeit von der betreffenden Rechtsvorschrift abhängig. Die Rechtsvorschrift entscheidet, ob eine Vermögensverschiebung nur als eine formale gilt, oder ob dieselbe auch dem materiellen Prinzip der Gerechtigkeit entsprechend erachtet wird. 556

 Weitere Hinweise siehe Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 322, Fn. 44.  Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, Bd. 2, S. 977f.  Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, Bd. 2, S. 979.  Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, Bd. 2, S. 979.  Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, Bd. 2, S. 979f.  Crome, System des deutschen Bürgerlichen Rechts, Bd. 2, S. 980.

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2. Gierke Im Band 3 seines Werkes „Deutsches Privatrecht“ baute Gierke seine Bereicherungslehre zwar auf „dem allgemeinen Grundsatz des BGB“557 auf, bei der Darstellung des Merkmals „ohne rechtlichen Grund“ lehnte er aber eine einheitliche Formel ab. Ihm ist der Mangel des rechtlichen Grundes kein eindeutiger Begriff. Vielmehr beruht dieses Merkmal in den einzelnen Fällen auf verschiedenartigen Wertungen eines dem formalrechtlichen Erfolge widersprechenden Postulates der materiellen Gerechtigkeit.558 Bei konkreter Analyse knüpft er an der Gruppierung der Kondiktonsfälle an. Eine durch eine rechtsgeschäftliche Handlung des Geschädigten bewirkte Vermögensverschiebung ist grundlos, wenn die über den Zweck der Leistung getroffene oder als getroffen vorausgesetzte Vereinbarung hinfällig ist oder wird.559 Bei der condictio indebiti, condictio ob turpem causam und condictio sine causa ist die Zwecksetzung „von Hause aus hinfällig“. Bei der condictio causa data causa non secuta wird die Zwecksetzung nachträglich hinfällig. 560 Wenn die Vermögensverschiebung durch eine Handlung des Bereicherten bewirkt wird, so liegt der Mangel des rechtlichen Grundes regelmäßig in der Widerrechtlichkeit des in ihr enthaltenen Eingriffes in das Vermögen des Geschädigten. Dabei wird die Verfügung des Nichtberechtigen hervorgehoben. 561 Das Kriterium der Widerrechtlichkeit gilt auch für die durch die Handlung eines Dritten bewirkte Vermögensverschiebung.562 Wenn eine Vermögensverschiebung durch einen Tatbestand bewirkt wird, zu dessen Verwirklichung es überhaupt keine Handlung bedarf, so ist sie grundlos, wenn nach Sinn und Zweck des sie zustande bringenden Rechtssatzes die Vermögensverschiebung eben nur Rechtsverschiebung, nicht zugleich Wertverschiebung zwischen den Vermögen bedeuten soll.563 3. Lehmann In der 12. Auflage des Lehrbuchs von Enneccerus/Lehmann hat Lehmann die Frage gestellt, ob die im BGB enthaltenen Fälle von Kondiktionen „nur

 Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1001.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1006.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1006.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1006.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1008.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1009.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 1009.

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als Besonderheiten einer im Grundprinzip einheitlichen Kondiktio oder als in ihrem Wesen verschiedene Ansprüche aufzufassen sind“.564 Die Antwort hielt aber an einem allgemeinen Tatbestand in § 812 fest. Dieser Tatbestand umfasst nicht nur die condictio indebiti und condictio causa data causa non secuta, sondern auch die condictio ob turpem vel injustam causam und die unberechtigte Verfügung. Dass im allgemeinen Bereicherungstatbestand zwei Gruppen deutlich unterschieden werden, ist nach Lehmann für die Frage des fehlenden Rechtsgrundes bedeutsam.565 Er hat ausdrücklich eine einheitliche Formel über die Rechtsgrundlosigkeit der Bereicherung abgelehnt. Die eine Vermögensverschiebung bewirkenden Tatsachen sind ihm so wesentlich verschieden, dass auch die Rechtsgrundlosigkeit einer Bereicherung für die Hauptkategorien verschieden beantwortet werden muss.566 Dabei hat er drei Kategorie unterschieden, nämlich die Bereicherung durch den Willen des Geschädigten, also durch eine Leistung (I), oder ohne dessen Willen, jedoch durch die Handlung einer Person (II), oder ohne die Handlung einer Person nur infolge gesetzlicher Vorschrift (III). Er hat den Ausdruck „in sonstiger Weise“ im § 812 I 1 nicht übernommen. Der Grund liegt vor allem darin, dass die Grundlosigkeit bei den oben genannten Kategorien II und III unterschiedlich zu benennen ist.567 Bei der Kategorie I ist die Bereicherung ungerechtfertigt, wenn der Leistungszweck verfehlt ist. Die Festsetzung des Leistungszwecks erfolgt in der Regel durch Vereinbarung zwischen Leistendem und Empfänger. Wenn die Kausalvereinbarung nicht zustande gekommen oder wenn sie nichtig ist, so fehlt es an einer gültigen Zwecksetzung.568 Bei der Kategorie II unterscheidet Lehmann zwei Fälle: Beruht die Bereicherung auf einer Handlung des Bereicherten selbst, so ist die Bereicherung ungerechtfertigt, wenn ihm nicht ein Recht zur Vornahme dieser Handlung zur Seite stand. Hierher gehört die Verfügung des Nichtberechtigten.569

 Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 722.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 723.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 732f.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 733.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 733f.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 736.

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Beruht die Bereicherung auf einer Handlung eines dritten, ist die Bereicherung gleichfalls ungerechtfertigt; es sei denn, dass dem dritten der Eingriff in das Vermögen des Geschädigten zugestanden hat.570 Bei der Kategorie III ist zu unterscheiden, ob der Grund und Zweck der entsprechenden Gesetzesvorschrift nur eine Rechtsverschiebung, oder auch eine Vermögensverschiebung beabsichtigt. Wenn das Gesetz sowohl eine Rechtsverschiebung als auch eine Vermögensverschiebung herbeiführen will, wie bei der Bereicherung durch Ersitzung und Verjährung, so ist ein Kondiktionsanspruch ausgeschlossen. Wenn der Grund und Zweck des Gesetzes nur eine Rechts-, aber keine Vermögensverschiebung rechtfertigt, so ist die Kondiktion zu gewähren.571 Bei Kategorie II und III ist also die Grundlosigkeit der Bereicherung vom Gesetz abhängig. B. Der einheitliche Rechtsgrund Kurz nach dem Inkrafttreten des BGB kamen einige Versuche vor, eine einheitliche Formel für das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ zu finden. Die Vertreter solcher Versuche sind Jung, Krawielicki und Schulz. 1. Jung 1) Mangel einer obligatorischen Grundlage als Rechtsgrundlosigkeit 1902 veröffentlichte Erich Jung „Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des rechtlichen Grundes“. Dieses Buch läßt sich als der erste gründliche Versuch, die Bedeutung des Tatbestandsmerkmals „ohne rechtlichen Grund“ zu erklären, bezeichnen.572 Für Jung hat der allgemeine Satz des § 812 I keinen fixierten rechtlichen Inhalt.573 Vielmehr gibt diese Bestimmung nur ein Blankett. Das läßt der Praxis die Möglichkeit, das in dieser Bestimmung schon vorhandene Prinzip festzuhalten und weiter auszubilden.574 Jung geht von der Unterscheidung des BGB zwischen der Leistungsbereicherung und der „sonstigen“ Bereicherung aus. Es wird zuerst die sonstige Bereicherung und dann die Leistungskondiktion behandelt. Nach Jung haben die beiden Hauptarten von Bereicherungstatbeständen im wesentli Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 737.  Enneccerus/Lehmann, Recht der Schuldverhältnisse, 12. Aufl., S. 737.  Plessen, Die Grundlagen der modernen condictio, S. 45.  Jung, Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“, S. 24f.  Jung, Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“, S. 25f.

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chen folgendes gemeinsam: Es fehlt einer Vermögensverschiebung an der rechtlichen Grundlage in den Beziehungen der beiden bestimmten Beteiligten. „Ohne rechtlichen Grund“ wurde von Jung mit dem Mangel der schuldrechtlichen Unterlage gleichgesetzt.575 Dabei hat er die Bedeutung des Leistungswillens hervorgehoben. Unter Leistungswille versteht Jung den Willen, einer bestimmten Person gegenüber eine rechtliche Veränderung vorzunehmen. Bei der „sonstigen“ Bereicherung lag ein solcher Leistungswille überhaupt nicht vor, während bei der Leistungskondiktion der dahin gerichtete Wille seinen Zweck nicht erreichte.576 Für die Leistungskondiktion hat Jung eine rein subjektive Auffassung des Leistungsbegriffs begründet, indem er unter Leistung „eine causa gebundene Zuwendung“ versteht. Die causa bei einer Leistung wurde wiederum folgendermaßen definiert: „Causa oder rechtlicher Grund einer von dem bisherigen Inhaber des fraglichen Vermögenswerts vorgenommenen rechtlichen Veränderung ist die von ihm damit bezweckte Einwirkung auf die rechtlichen Beziehungen des Empfängers zu bestimmten Personen, regelmäßig zu ihm selbst.“577 2) Bedeutung der Causalehre Jungs Das einheitliche Verständnis von „ohne rechtlichen Grund“ von Jung fand zwar einige Anhänger,578 wurde aber inzwischen von der juristischen Forschung überholt. Der Mangel einer schuldrechtlichen Unterlage gilt nur für die Leistungskondiktion. Bei der „sonstigen“ Bereicherung ist der Erwerb vom Willen der Beteiligten unabhängig.579 Insofern hat Esser Jungs Versuch zutreffend als „gescheitert“ beurteilt.580 Trotzdem hat Jung zur Bereicherungslehre beigetragen. Er hat die Bedeutung der „obligatorischen Grundlage“ der Vermögensverschiebung einge-

 Jung, Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“, S. 127f.  Jung, Die Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“, S. 128.  Jung, Bereicherungsansprüche und der Mangel des „rechtlichen Grundes“, S. 68.  Z.B. Plessen, Die Grundlagen der modernen condictio, S. 45ff.; Stammler, Zur Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch, S. 154ff., 161ff.; von Mayr schließt sich mit einigen Abweichungen grundsätzlich Jung an (von Mayr, Der Bereicherungsanspruch, S. 228ff). Dazu siehe auch Wolf, Der Stand der Bereicherungslehre und ihre Neubegründung, S. 14, Fn. 43.  Wilburg, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 12ff.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 776.

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hend analysiert und im Ergebnis einheitlich für alle Bereicherungsfälle ihr Fehlen bzw. ihren Wegfall als Mangel des Rechtsgrundes definiert. Damit hat er sämtlichen späteren Untersuchungen über das Merkmal des Rechtsgrundes den Weg gewiesen.581 Außerdem hat Jung mit einer rein subjektiven Auffassung der Leistungskondiktion wesentliche Aussagen der heutigen herrschenden Meinung vorweggenommen. Insofern gilt er als Wegbereiter der heutigen Lehre von der Leistungskondiktion. 582 2. Krawielicki Neben Jung gilt Robert Krawielicki als ein anderer Vertreter der alten Einheitslehre, eine einheitliche Formel über zu Rechtsgrundlosigkeit finden. Sein Konzept des Bereicherungsrechts bzw. Causaproblems findet sich in seiner 1936 erschienenen Monographie „Grundlagen des Bereicherungsanspruchs“. 1) Rechtsgrund als Erwerbstitel Für Krawielicki ist es von untergeordneter Bedeutung, ob eine Bereicherung durch eine Leistung oder in sonstiger Weise geschieht. Beide Fälle seien Spielarten eines allgemeineren Tatbestandes, nämlich einer Bereicherung durch Vermögensverschiebung.583 Er bemüht sich darum, für das Bereicherungsrecht alle Vermögensverschiebungen einheitlich zu behandeln und die für sie gemeinsamen Grundsätze aufzustellen, die das Verhältnis einer Vermögensverschiebung zu ihrem rechtlichen Grunde bestimmen.584 Die Skepsis gegenüber den Bemühungen von Jung und anderen, für die Bestimmung des „rechtlichen Grundes“ ein einheitliches Merkmal zu finden, ist für Krawielicki kaum berechtigt. 585 Er stimmt mit Jung insofern aber nicht überein, als Jung die Auffassung vertritt, dass man aus § 812 unmittelbar nichts entnehmen darf und nur ein allgemeines Prinzip dort ausgesprochen ist. Krawielicki findet, dass Jung dabei nicht hinreichend berücksichtigt, dass § 812 die Bereicherung und den Mangel des rechtlichen Grundes in ei-

 Wolf, Der Stand der Bereicherungslehre und ihre Neubegründung, S. 14.  Wolf, Der Stand der Bereicherungslehre und ihre Neubegründung, S. 14, 16.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 2.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 1f.  Krawielicki,Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 2.

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ne bestimmte Beziehung gesetzt hat. Das Ergebnis dieser Beziehung ist ein Herausgabeanspruch. 586 Krawielickis Darstellung geht von dem „Abstraktionsprinzip“ aus. Folgerichtig stehen die zwei Tatbestandsmerkmale, Vermögensverschiebung und rechtlicher Grund, in zweifacher Beziehung. Einerseits bleibt die Gültigkeit der Vermögensverschiebung trotz Fehlens des rechtlichen Grundes unberührt; andererseits ist der endgültigen Zustand der Vermögensverschiebung von der Wirksamkeit des rechtlichen Grundes abhängig. Dabei versteht Krawielicki den rechtlichen Grund als einen Tatbestand, der zum Behalten einer Vermögensverschiebung berechtigt. Der rechtliche Grund in diesem Sinne ist eigentlich ein kondiktionsausschließender Tatbestand, oder ein Behaltenstitel. 587 Insofern wird bei Krawielicki die Rechtsgrundlosigkeit zum Rechtfertigungsgrund invertiert, die Sichtweise des Entreicherten mit der des Bereicherten ausgetauscht.588 Da Vermögensverschiebung und Rechtsgrund verschiedene Aufgaben haben, hat Krawielicki die beiden auch terminologisch getrennt. Er nennt Vermögensverschiebung „Erwerbsmodus“ und den Rechtsgrund „Erwerbstitel“.589Was eine Vermögensverschiebung ist, findet sich in den Vorschriften, welche die rechtsgeschäftliche oder gesetzliche Verschiebung eines Gutes von einer Person auf eine andere Person regeln. Z.B. alle Rechtssätze, die das Zustandekommen einer Verfügung regeln.590 Was ein Rechtsgrund ist, findet sich in den Vorschriften, welche die relativen Beziehungen der beiden Beteiligten regeln, also in der sogenannten „obligatorischen Unterlage“.591 Dabei knüpft er an das Konzept von Jung an. 2) Einteilung des Rechtsgrundes und die Konsequenz Die klassische Dreiteilung in causa solvendi, causa donandi und causa credendi hat Krawielicki aufgegeben. Diese Einteilung knüpfte nach Krawielicki an Unterscheidungsmerkmale an, die zufälliger Natur sind und nicht im Wesentlichen liegen, sie sind folglich nicht geeignet, die Erkenntnis über Wesen und Wirkung des Rechtsgrundes zu fördern.592 Vielmehr wird bei Krawielicki ein besonderer und ein allgemeiner Tatbestand des Rechts Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 2.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 3f.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 407.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 2.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 4f.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 5.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 159.

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grundes unterschieden. Sowohl der besondere als auch der allgemeine Tatbestand kann auf Rechtsgeschäft oder auf Gesetz beruhen. Der besondere Tatbestand heißt auch reiner Rechtsgrund. Er ist derjenige Rechtsgrund, der in einem Anspruch enthalten ist.593 Der allgemeine Tatbestand ist jeder sonstige Tatbestand, der, ohne Anspruch zu sein, das Recht enthält, eine Leistung des Gegners zu behalten.594 Diese Einteilung führt zur Auflösung des Rechtsgrundes als eines einheitlichen Prinzips. Der Rechtsgrund ist nur mehr ein Sammelname für alle Tatbestände, in denen eine Vermögensverschiebung als endgültig zu betrachten ist.595 3. Schulz 1905 veröffentlichte Fritz Schulz im AcP einen bandfüllenden Aufsatz mit dem Titel „System der Rechte auf den Eingriffserwerb“. Dieser Aufsatz wird von Reuter/Martinek „die erste Wendung“ der Bereicherungslehre nach dem Inkrafttreten des BGB genannt.596 Dieser Bezeichnung ist wohl nicht zuzustimmen, weil Schulz in jenem Aufsatz versuchte, mit einer einheitlichen Formel die Frage zu beantworten, wann eine Vermögensverschiebung ungerechtfertigt oder grundlos ist. Insofern ging er nicht über den Rahmen der Einheitslehre hinaus. 1) Rechtswidrigkeit ersetzt „ohne rechtlichen Grund“ Im Vergleich zu Jung und Krawielicki ist Schulz’ Konzept des Bereicherungsrechts bzw. die Causalehre viel radikaler, indem er die ganze Kategorie der Bereicherungsansprüche auflösen will und durch einen von ihm selber konstruierten Begriff „Ansprüche auf den Eingriffserwerb“ ersetzen will. Nach Schulz entstehen alle Ansprüche aus Eingriffen in fremde Rechte, und zwar regelmäßig aus widerrechtlichen Eingriffen. Er teilt sämtliche Ansprüche in vier Gruppen ein, nämlich 1. Die Sicherungsansprüche, 2. Die Schadensersatzansprüche, 3. Die Ansprüche auf den Eingriffserwerb und 4. Die Ansprüche auf ein reines Tun, d.h. Ansprüche, die nicht auf Leistung eines gegenständlichen Wertträgers gerichtet sind.597 Es ist die dritte Gruppe,

 Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 160.  Krawielicki, Grundlagen des Bereicherungsanspruchs, S. 160f.  Näher dazu siehe Klang/Wilburg, S. 445.  Reuter/Martinek, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 22ff.  Schulz, AcP 105, S. 482.

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nämlich die Ansprüche auf den Eingriffserwerb, die den Bereicherungsansprüchen entspricht. Das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ im § 812 wurde von Schulz ein „überflüssiger Begriff“ genannt.598 Dass man dieses Merkmal als „ohne obligatorische Unterlage“ (wie Jung) definiert, findet er auf alle Fälle ungenau. Dabei nahm er den Früchteerwerb eines Nießbrauchers als Beispiel, wo der Nießbraucher die Früchte nicht ohne rechtlichen Grund erwirbt, obwohl eine obligatorische Unterlage fehlt.599 Schulz schlug vor, den unklaren Begriff „ohne rechtlichen Grund“ einfach durch das Wort „widerrechtlich“ zu ersetzen. Die Bereicherungsansprüche sind – so Schulz - also Ansprüche aus widerrechtlichem Handeln.600 Die Ansprüche wegen widerrechtlichen Empfangs können in drei Formen erscheinen: 1. Ansprüche wegen verbotswidrigem Empfang. Dabei ist die Rechtswidrigkeit gegeben, wenn der Empfang wider ein gesetzliches Verbot verstößt; 2. Ansprüche wegen Empfangs ohne Forderungsrecht. Dabei ist die Rechtswidrigkeit gegeben, wenn solvendi causa geleistet wurde, und der Empfänger die Leistung nicht fordern konnte, weil kein obligatorisches Forderungsrecht bestand; 3. Ansprüche wegen Empfang oder Behalten ohne Behaltungsrecht. Dabei ist die Rechtswidrigkeit gegeben, wenn das obligatoriche Behaltungsrecht fehlt.601 Diese drei Kategorien entsprechen eigentlich jeweils der condictio ob turpem causam, condictio indebiti und condictio sine causa. Schulz vertritt die Auffassung, dass diese drei Kategorien vollständig genügen und wegen ihrer Kürze im Vergleich zu den römischen Termini vorteilhaft sind. Man sollte die römischen Termini verabschieden, weil sie nichts als Verwirrung stiften.602 2) Bedeutung des Konzepts von Schulz Schulz’ Konzept des Bereicherungsrechts wurde heftig kritisiert und konnte sich grundsätzlich nicht durchsetzen. Gierke nennt das Konzept „eine ungeschichtliche Vergewaltigung des positiven Rechts“.603 Für Enneccerus  Schulz, AcP 105, S. 479.  Schulz, AcP 105, S. 479.  Schulz, AcP 105, S. 479f.  Schulz, AcP 105, S. 483f.  Schulz, AcP 105, S. 484.  Gierke, Deutsches Privatrecht, Bd. 3, S. 996f., Fn. 15.

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scheint Schulzs Konzept „in der Hauptsache nicht berechtigt zu sein“.604Die Alleinbeachtung der schuldlosen Übergriffsfälle führt nach Esser zur voreiligen Einschmelzung des Bereicherungsrechts in ein „System der Rechte auf den Eingriffserwerb“und verkennt die Funktion der Leistungskondiktion im Erfüllungsmechanismus.605 Trotzdem ist Schulz’ Verdienst nicht gering zu schätzen. Erstens hat er mit dem Begriff „Eingriff in fremde Rechte“ die Güterschutzfunktion des Bereicherungsrechts betont, die neben der Rückabwicklungsfunktion bei fehlgeschlagener Leistung besteht.606 Insofern gilt er als der „Entdecker“ der Eingriffskondiktion, 607 obwohl er keine Trennung zwischen Leistungskondiktion und Eingriffskondiktion im heutigen Sinne gemacht hat. Zweitens hat seine Rechtswidrigkeitstheorie nachhaltige Auswirkungen. Jakobs knüpft etwa grundsätzlich an diese Theorie, ohne sie aber auf die Leistungskondiktion zu erweitern.608 C. Exkurs: Heck als Vorgänger der „Zuweisungsgehaltstheorie“ Im § 812 sieht Heck einen allgemeinen Tatbestand, der drei Merkmale fordert, nämlich 1. 1. Erwerb auf der einen Seite, also ein Vermögenszuwachs (Erlangung, Bereicherung), 2. Zuweisung an einen andern (auf Kosten) und 3. Mangel oder Schwäche der Schutzwürdigkeit (ohne rechtlichen Grund).609 Es ist Heck gleichgültig, aus welchen Gründen der Vermögenszuwachs entsteht. „Die Leistung des Benachteiligten“ werde nur als Beispiel hervorgehoben.610 Wie Krawielicki sieht Heck also in „durch die Leistung“ und „in sonstiger Weise“ nur Spielarten eines allgemeineren Tatbestandes. Im Bezug auf das Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ hat Heck zwei Normenarten unterschieden, eine Blankettnorm (Sanktionsnorm) und eine selbständige Norm (Schutznorm). Ob ein Vermögenszuwachs ohne Rechtsgrund ist, so Heck, ist bei der Sanktionsnorm nicht aus § 812 zu entnehmen, sondern aus dem Gesamtinhalte der Rechtsordnung, auf den verwiesen wird. Die Schutzlosigkeit oder Mißbilligung des Erwerbs werde also vorausge-

 Ausführlicher Argument siehe Enneccerus/Lehmann, Schuldrecht, 15. Aufl., S. 886, Fn. 1  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 776.  Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes, S. 180.  Medicus, Bürgerliches Recht, Rn. 704.  Jakobs, Eingriffserwerb und Vermögensverschiebung, S. 155.  Heck, Grundriß des Schuldrechts, § 141, 1.  Heck, Grundriß des Schuldrechts, § 141, 4.

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setzt.611 Während bei der selbständigen Norm, gemeint ist die condictio causa data causa non secuta, die Schutzschwäche nicht vorausgesetzt, sondern unmittelbar vorgeschrieben wird. Bei der ausführlichen Erläuterung des letzten Falls schlägt sich die Methode der Interessenjurisprudenz nieder. Das Werturteil, das dieser selbständigen Norm zugrunde liegt, bezieht sich auf einen Interessenkonflikt zwischen Rücktrittsinteresse des Benachteiligten und Behaltungsinteresse des Empfängers. Dieser Konflikt wird in § 812 behandelt und unter bestimmten Voraussetzungen zugunsten des Opferers entschieden.612 Auf das Wesen des Merkmals „ohne rechtlichen Grund“ an sich ging Heck nicht tief ein. Weiterführend ist seine Erläuterung über das Merkmal „auf Kosten“. Der Vermögenszuwachs muss „auf Kosten“ des Benachteiligten erfolgt sein. Dabei ist es für Heck entscheidend, dass Erwerbsmöglichkeiten der fraglichen Beschaffenheit allgemein dem Gläubiger zugewiesen sind, auch wenn es nicht feststeht, dass er im Einzelfalle den Erwerb gemacht hat.613 Das hängt von Hecks Vorstellung über das subjektive Recht ab. Ihm liegt in der Anerkennung eines subjektiven Rechts immer die Zuweisung desjenigen Erwerbes, der durch Veräußerung und Ausübung erzielt wird.614 Insofern läßt sich Hecks Erörterung als Vorgänger der sog. Zuweisungsgehaltstheorie, die später zu behandeln ist, ansehen.615 D. Fazit Die überwiegende Mehrheit in der traditionellen Einheitslehre betrachtet den rechtlichen Grund bei der Leistungskondiktion und bei der Nichtleistungskondiktion getrennt. Bei der Leistungskondiktion hängt der rechtliche Grund vom Willen bzw. Zweck des Entreicherten ab, während bei der Nichtleistungskondiktion die objektive Rechtsordnung entscheidend ist. Es gab zwar Versuche, ein einheitliches Verständnis des Rechtsgrunds zu finden, sie konnten sich aber nicht durchsetzen. Dass der Begriff Rechtsgrund innerhalb der Einheitslehre meistens getrennt behandelt wird, steht den landläufigen Vorurteilen in der heutigen Lehre entgegen.616 Es ergibt sich die Frage, ob der gespalte Rechtsgrundsbegriff der Einheitslehre identisch mit dem der Trennungslehre ist.  Heck, Grundriß des Schuldrechts, § 141, 6.  Heck, Grundriß des Schuldrechts, S. 141, 7 a).  Heck, Grundriß des Schuldrechts, § 141, 5.  Heck, Grundriß des Schuldrechts, § 141, 5 b).  Siehe auch Loewenheim, Bereicherungsrecht, S. 82.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 322.

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II. Causaproblem bei der Trennungslehre Eine echte „Wende“ 617 in der Dogmengeschichte der Bereicherungslehre, die sog. Trennungslehre, geht vor allem auf den österreichischen Zivilrechtler Walter Wilburg zurück. 1934 veröffentlichte er seine bahnbrechende Schrift „Die Lehre von der ungerechtfertigten Bereicherung“, in der ein alle Kondiktionsfälle abdeckender allgemeiner Tatbestand abgelehnt wurde. Wegen des zweiten Weltkriegs fand diese Schrift wenig Aufmerksamkeit. Erst 1954 nahm Ernst von Caemmerer den Ansatz von Wilburg wieder auf und führte mit seiner Typologielehre die Trennungslehre weiter. 618 Drei Jahre später hat Kötter den Leistungsbegriff erneut formuliert und damit die Trennungslehre vervollständigt.619 Die Trennungslehre wurde weitgehend rezipiert und inzwischen weiter verfeinert. Bis heute ist sie noch die herrschende Meinung. Im Folgenden ist das Causaproblem im Rahmen der Trennungslehre zu erörtern. A. Grundthese von Wilburg und von Caemmerer 1. Wilburg 1) Verzicht auf einem allgemeinen Tatbestand In der oben genannten Schrift hat Wilburg ausdrücklich auf einen allgemeinen Tatbestand verzichtet. Zuerst geht er davon aus, dass der Ausspruch von Pomponius, „natura aequum esse, neminem cum alterius detrimento fieri locupletiorem“, als Grundlage des Bereicherungsrechts unzureichend ist.620 Diese Regel ist zwar klar und findet in vielen Fällen praktische Anwendung, aber sie enthält einerseits zu viel und anderseits zu wenig. Zu viel, weil in solch allgemeiner Weise das Vermögen nicht geschützt ist. Zu wenig, weil man sich auch ohne Zufügung eines Schadens nicht ungerechtfertigt bereichern darf.621 Wilburg stimmt mit Savigny insofern überein, als auch er die Billigkeit als Grundlage des Bereicherungsrechts ablehnt. Billigkeit und Gerechtigkeit sind ihm „ausgediente Helfer“ für den Bereicherungsanspruch.622 Anderer-

 Reuter/Martinek, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 26.  von Caemmerer, Bereicherung und Unerlaubte Handlung.  Kötter, Zur Rechtsnatur der Leistungskondiktion, in: AcP 153, S. 193ff.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 5f.  Wilburg,Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 6.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 19.

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seits hat er jedoch das Konzept Savignys kritisiert. Savigny bemühte sich darum, alle Kondiktionen einheitlich darzustellen. Er hat sogar die condictio furtiva und die Darlehenskondiktion unter den Gesichtspunkt der Grundlosigkeit des Habens gebracht. Auf diese Weise erscheint auch die Klage wegen außergeschäftlichen Vermögenserwerbes als condictio sine causa. Und das Fehlen einer causa schlich sich als generelles Merkmal der ungerechtfertigten Bereicherung ein.623 Ein solches Betreben zwängt alle anderen Fälle ungerechter Bereicherung in die Vorstellungswelt der Leistungskondiktionen. Dies ist aber nach Wilburg nicht zulässig. Die Leistungskondiktion und die Eingriffskondiktion haben bei ihm ganz verschiedene Funktionen. Jene nennt er „Leistungsrückgabeanspruch“, diese „Rechtsfortwirkungsanspruch“. 624 Es besteht also zwischen der Bereicherung durch die Leistung und der Bereicherung in sonstiger Weise „eine vollkommene Verschiedenheit der Grundlagen, die zu verwischen das Ende jeder Klarheit bedeuten würde“. 625 Aufgrund dieser Ansicht ist es für Wilburg zweckmäßig, die Ungerechtfertigkeit bei der Leistungskondiktion und der Nichtleistungskondiktion gesondert zu behandeln. 2) Ungerechtfertigkeit bei der Leistungskondiktion: Verzicht auf einem subjektiven Causabegriff Als rechtlichen Grund eines Vermögenserwerbs hat Wilburg vor allem an die causa einer Leistung gedacht. Er hat die Leistungen in drei Gruppen aufgeteilt, nämlich die einem verbotenen Zweck dienende Leistung, die Leistung wegen Irrtums und die Leistung eines Rechtsunfähigen. Die condictio indebiti und die condictio causa data causa non secuta, allgemein als condictiones sine causa zusammengefasst, beruhen nach Wilburg wesentlich auf der Leistung wegen des Irrtums über den Grund. Insofern knüpfte er an die These Savignys an.626 Er hat aber nicht in dem Irrtum des Leistenden die Grundlosigkeit der Bereicherung durch eine Leistung gesehen, noch hat er auf den Zweck bzw. die Zweckverfehlung abgestellt. Ihm ist der Zweckbegriff nicht immer verwendbar. So könne ein Verlobter, wenn die Ehe nicht zustandekomme, die gegebenen Geschenkte zurückfordern, aber nicht deshalb, weil die Ehe der Zweck der Schenkung gewesen sei.627

 Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 17.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 49.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 113.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 7.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 9.

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Vielmehr sah Wilburg in dem Kausalverhältnis den rechtlichen Grund einer Leistung. Durch die Beziehung der Leistung zu einem Schuldverhältnis als rechtlichen Grund könne sich die Lehre der Leistungskondiktionen wesentlich entlasten.628 Insofern stimmt Wilburg mit Jung überein. Anders als die bisher herrschende Meinung, die die Grundlosigkeit der Bereicherung auf die Zweckverfehlung abstellte, hat Wilburg also einen objektiven Causabegriff behauptet und auf einen subjektiven Causabegriff verzichtet. 3) Ungerechtfertigkeit bei der Nichtleistungskondiktion: Zuweisungsgehaltslehre Das Merkmal „ohne rechtlichen Grund“ gilt nach Wilburg nicht für die Nichtleistungskondiktion. Er sah in der Verallgemeinerung des Merkmales der Grundlosigkeit für ungerechtfertigte Bereicherung „eine bedenkliche Erbschaft des gemeinen Rechtes“.629 Der Gedanke des rechtlichen Grundes führe für Tatbestände der Bereicherung ohne Leistung, statt zu erklären, sogar in die Irre.630 Bei der Bereicherung „in sonstiger Weise“ bildet ein Kausalverhältnis mit einem Dritten also keinen Rechtsgrund zum Behaltendürfen. Vielmehr ist die Ungerechtfertigkeit der Bereicherung bei solchen Fällen nach einem anderen Kriterium festzustellen. Die These von Fritz Schulz, die Worte „ohne rechtlichen Grund“ durch „widerrechtlich“ zu ersetzen, hat Wilburg grundsätzlich abgelehnt. Andererseits sah er doch in der Lehre von Schulz insofern einen Fortschritt, als sie nicht auf schattenhafte Merkmale, sondern auf den Eingriff in ein fremdes Recht verweist, das in der Rechtsordnung schon greifbar vorhanden ist. 631 Es ist nach Wilburg geboten, die Wurzel des Bereicherungsanspruches in den Rechten des Verkürzten zu suchen. Im rein sachlichen Zweck des verkürzten Rechtes, bestimmte Güter und deren Nutzen dem Berechtigten zuzuweisen, liegt das Geheimnis der Ungerechtfertigtheit fremden Erwerbs.632 Das verkürzte Recht bezieht sich zuerst auf das Eigentum. Das Eigentum enthält nicht nur eine dingliche Herrschaft, sondern auch den wirtschaftlichen Zweck der Güterzuweisung. Sei die Möglichkeit dinglicher Macht zu

 Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 11.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 15.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 14.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 26.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 27.

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Ende, so verschaffe sich der Gedanke in anderer Form Geltung. Dabei hat Wilburg den Begriff „Zuweisungsgehalt“ benutzt. Der Bereicherungsanspruch ist aus dem Zuweisungsgehalt des Eigentums abzuleiten.633 Entscheidend ist nur die Tatsache, dass der Nutzen einer Sache, der dem Eigentümer gebührt, einem anderen zugute gekommen ist.634 Eine Bereicherung ist ungerechtfertigt, weil der Nutzen der Sache im Widerspruch zum Zuweisungsgehalt des Eigentums steht. In diesem Sinne nennt Wilburg die Kondiktion „in sonstiger Weise“ „Rechtsfortwirkungsanspruch“.635 Das verkürzte Recht, das für die ungerechtfertigte Bereicherung von Bedeutung ist, ist nicht auf das Eigentum eingeschränkt, sondern betrifft auch die anderen absoluten Rechte und rechtlich geschützten Interessen. Beispiele solcher Rechtspositionen sind etwa die Aneignungsrechte an herrenlosen Sachen, das Jagdrecht, Fischereirecht, Bergwerks- und Wassernutzungsrecht, die dinglichen Rechte an fremden Sachen, die dem Eigentum verwandten Rechte an immateriellen Gütern, die Güter der Persönlichkeit „mit vermögensrechtlicher Tragweite“ usw. Außerdem sind die Normen des Wettbewerbes auch eine wichtige Quelle des Bereicherungsanspruchs. In gleicher Weise wie aus dem Eigentum kann ein Bereicherungsanspruch auch aus den genannten Rechtspositionen hervorgehen.636 Der Begriff „Zuweisungsgehalt“ gilt also auch für sie. Die Trennungslehre bzw. der Causabegriff von Wilburg ist zwar bahnbrechend, fand aber wohl wegen der geschichtlichen Dramatik jener Zeit wenig Aufmerksamkeit. Außerdem bedurfte sie noch weiterer Verbesserung sowie Verfeinerung. Diese wurde vor allem von Ernst von Caemmerer geleistet. 2. von Caemmerer 1) Typologie der Bereicherungsansprüche Das Konzept Wilburgs wurde von von Caemmerer in der Nachkriegszeit wieder aufgenommen und weitergeführt. Sein Verdienst liegt vor allem in der Typologie der Bereicherungsansprüche. Das schlägt sich in seinem 1954 veröffentlichen Aufsatz „Bereicherung und unerlaubte Handlung“ nieder. Im Anschluß an Wilburg hat von Caemmerer in diesem Aufsatz die Einheitslehre abgelehnt, indem er sagt:

 Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 28.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 35.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 49.  Wilburg, Die Lehre von der ungerechtfertigen Bereicherung, S. 35ff.

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„Die Versuche, eine einheitliche Formel zu finden, führen nicht weiter. Sie laufen vielfach nur darauf hinaus, den Satz, dass sich niemand mit dem Schaden eines anderen bereichern dürfe, in anderen Worten zu umschreiben und damit das allgemeine Prinzip der iustitia commutativa, das in der von Pomponius überlieferten Formel niedergelegt ist, nur in anderer Form auszudrücken.“637

Von Caemmerer gab zwar zu, dass der Pomponius-Satz als allgemeines Prinzip ausgleichender Gerechtigkeit einen Zauber ausübt, er fand aber auch, dass dieser Satz der Konkretisierung bedarf. Aus dieser Konkretisierung ergeben sich die Typen der Bereicherungsansprüche.638 Der Wert der Wilburgschen Konzeption, die Leistungskondiktion und die Tatbestände der Bereicherung aus Verwendung fremden Rechtsguts als selbständige Typen des Bereicherungsanspruchs herauszuarbeiten, ist nach von Caemmerer „in der deutschen Literatur noch nicht nach Gebühr gewürdigt worden“.639 Auf der anderen Seite sind ihm die Typen bei Wilburg jedoch noch nicht völlig ausgeschöpft. 640 Mit Hilfe der Rechtsgeschichte und Rechtsvergleichung hat von Caemmerer vor allem die folgende Bereicherungstypen hervorgehoben: a. Die dem Recht der Güterbewegung als Störungskorrektiv angehörige Leistungskondiktion; b. Der den Schutz des Eigentums und sonstiger Rechte ergänzende Bereicherungsanspruch wegen Nutzung, Verbrauch oder Verwertung fremder Sachen und Rechte (Eingriff in fremde Rechte); c. Die einer rechten Schuldenverteilung dienenden Rückgriffsansprüche (gemeint ist Rückgriff wegen Zahlung einer fremden Schuld); d. Die Fälle der Impensen, also Aufwendungen, die jemand für fremde Sachen macht, z.B. Bauten oder Umbauten auf fremden Grundstücken; e. Die unentgeltliche Bereicherung zum Schaden eines andern, usw.641 Für das deutsche Recht dürften jene Typen den Kreis der in der Praxis anerkannten Fälle wohl vollständig umschreiben, es sei jedoch das Wesen eines Generaltatbestandes, dass er für neue Sachverhalte, die das Leben biete,

 von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 337.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 339.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 340.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 340.  Zusammenfassung siehe von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 375.

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offen bleibe. 642 Bei einem 1966 in Paris gehaltenen Vortrag 643 hat von Caemmerer diese Typologie wieder aufgezeigt. 2) Ungerechtfertigkeit der einzelnen Bereicherungen Die Typologie der Bereicherungsansprüche ist für von Caemmerer aus verschiedenen Gründen notwendig. Das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ oder „ungerechtfertigt“ läßt sich ohne eine Typologie der Bereicherungsansprüche nicht bestimmen.644Der Sinn dessen, was mit „ohne rechtlichen Grund“ oder „ungerechtfertigt“ gemeint ist, hat also bei den einzelnen Anspruchstypen jeweils seine eigene spezifische Färbung: a. „Rechtsgrund“ oder „Causa“ der Leistung ist nach von Caemmerer ein vertraglicher oder gesetzlicher Anspruch und das Zustandekommen des Vertrags.645 Bei der Leistungskondiktion ist eine Bereicherung ungerechtfertigt, weil der Empfänger auf die Leistung keinen Anspruch hatte. Der Leistungsempfänger sei also ganz formal gesehen deshalb ungerechtfertigt bereichert, weil das Schuldgeschäft und damit die zu tilgende Forderung nicht bestand. 646 Die Rechtsgrundlosigkeit der Leistungsbereicherung hat von Caemmerer also im objektiven Sinn definiert. b. Bei der Bereicherung aus fremdem Gut liegt die Unrechtmäßigkeit oder Ungerechtfertigkeit der Bereicherung nicht in der Rechtswidrigkeit des Eingriffs, sondern, mit Wilburg, darin, dass die Verwendung der Sache im Widerspruch zum Zuweisungsgehalt des Eigentums bzw. anderer Rechte steht.647 c. Bei dem Fall des Rückgriffs wegen Zahlung einer fremden Schuld ist die Bereicherung des befreiten Schuldners deshalb ungerechtfertigt, weil die Entlastung im Widerspruch zu der dem Recht entsprechenden endgültigen Lastenverteilung steht. 648 Der Zahlende hat also eine Last getragen und Aufwendungen gemacht, die nach dem Gesetz eigentlich der Schuldner zu tragen hatte.649

 von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 376.  Deutsche Fassung dieses Vortrag mit dem Titel „Grundprobleme des Bereicherungsrechts“, in: von Caemmerer, Gesammelte Schriften, Bd I, S. 370-392.  von Caemmerer, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, S. 374.  von Caemmerer, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, S. 377.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 343.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 352.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 360.  von Caemmerer, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, S. 385.

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d. Bei den Fällen der Impensen handelt es sich um die Sonderproblematik des Schutzes gegen aufgedrängte Bereicherung. Die Eigenart der Fälle liegt darin, dass der Entreicherte seine eigenen Zwecke verfolgte und durch sein eigenes Handeln die Bereicherung des anderen hervorgerufen hat.650 Ob bei diesen Fällen dem Entreicherten eine Bereicherungsklage gewährt werden soll, dazu hat von Caemmerer keine Stellung genommen. Es muss noch daran erinnert werden, dass diese Fallgruppe eine Sonderproblematik betrifft, die schon lange intensiv diskutiert wurde.651 e. Bei der unentgeltlichen Bereicherung zum Schaden eines andern ist die Bereicherung ungerechtfertigt, weil sie sich zum Schaden eines anderen vollzieht.652 3. Fazit Die Thesen von Wilburg und von Caemmerer lassen sich insoweit als ein „Paradigmawechsel“ bezeichnen, als sie in der Bereicherung „durch die Leistung“ und der Bereicherung „in sonstiger Weise“ zwei wesentlich unterschiedliche Tatbestände gesehen haben. Dies schlägt sich auch im Causaverständnis nieder. Bei der Leistungskondiktion vertreten sie einen objektiven Rechtsgrundbegriff. Die Bereicherung ist ungerechtfertigt, weil es an einem gültigen Schuldgeschäft bzw. einem Anspruch fehlt. Bei der Nichtleistungskondiktion heben sie die Zuweisungsgehaltstheorie, namentlich für die Eingriffskondiktion, hervor, um die Ungerechtfertigtheit zu begründen. Der Zuweisungsgehalt ist zwar im konkreten Fall oft nicht geregelt und deshalb nicht ganz leicht festzustellen, die Zivilrechtsordnung enthält aber viele Prinzipien und Rechtssätze, aus denen sich die Grundsätze in nicht speziell geregelten Fällen erschließen lassen. Der Begriff „Zuweisungsgehalt“ ist durchaus geeignet, mit Schlechtriem, Schüler von Caemmerers, die Bewertung und Präzisierung der als „bereicherungsrelevant“ zu behandelnden Positionen zu bezeichnen. 653 Seine Funktion liegt darin, Wertungen zu bezeichnen, die häufig – wie beim Eigentum – gesetzlich weitgehend fixiert sind und außerdem Vorgang und Ergebnis der erforderlichen Bewertung einprägsam zu umschreiben.654

 von Caemmerer, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, S. 384.  von Caemmerer, Grundprobleme des Bereicherungsrechts, S. 384.  von Caemmerer, Bereicherung und unerlaubte Handlung, S. 369.  Schlechtriem, Bereicherung aus fremdem Persönlichkeitsrecht, S. 448.  Schlechtriem, Bereicherung aus fremdem Persönlichkeitsrecht, S. 448.

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B. Entwicklung der Causalehre innerhalb der Trennungslehre 1. Causalehre bei der Leistungskondiktion: Die Verbreitung der subjektiven Rechtsgrundslehre Die beiden Begründer der Trennungslehre, Wilburg und von Caemmerer, verstehen den Rechtsgrund bei der Leistungskondiktion im objektiven Sinn. Rechtsgrund für eine Leistung ist grundsätzlich das Schuldverhältnis, auf das diese sich bezieht. An diesem objektiven Rechtsgrundsbegriff halten heute noch ein Teil der Literatur fest. 655 Dieser objektive Rechtsgrundsbegriff wird durch den inzwischen herrschenden subjektiven Rechtsgrundsbegriff verdrängt. 656 Diese subjektive Theorie versteht unter dem Rechtsgrund die Erreichung des mit der Leistung verfolgten Zwecks oder die Zweckbestimmung. Es ist nichts Neues, dass man die „causa“ dem „Zweck“ gleichsetzt. Schon in römischer Zeit, wie oben im ersten Kapitel erörtert, kann „causa“ Zweck bedeuten. Auch in den Schriften von Pandektisten wie Erxleben und Windscheid ist der Causabegriff mit dem Zweck eng verbunden. Im Vergleich zu den älteren Zwecklehren ist der neue subjektive Rechtsgrundsbegriff dadurch charakterisiert, dass er durch einen teleologischen Leistungsbegriff absorbiert wird. Dieser Leistungsbegriff geht wesentlich auf Kötter zurück und wird von andern weiter verfeinert. 1) Kötter: Teleologischer Leistungsbegriff Neben Wilburg und von Caemmerer ist Kötter ein wichtiger Vertreter der Trennungslehre. Wie Wilburg und von Caemmerer lehnt Kötter die Auffassung von der Einheitlichkeit des Bereicherungsanspruches ab. Es werde der Regelung des § 812 BGB nicht gerecht, von „Leistungsbereicherung“ und „Bereicherung in sonstiger Weise“ als lediglich der Art der Vermögensverschiebung nach zu unterscheidenden Spielarten eines allgemeinen Bereicherungstatbestandes zu sprechen. 657 Im Vergleich zu Wilburg und von Caemmerer liegt Kötters Verdienst vor allem in der Formulierung eines teleologischen Leistungsbegriffs, der die heutige herrschende Meinung stark geprägt hat.

 Larenz/Canaris, Lehrbuch des Schuldrechts II/2, S. 137, Fn. 18 mit weiteren Nachweisen. Reuter/Martinek, Ungerechtfertigte Bereicherung, S. 109; MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn. 170.  Kötter, AcP 153, S. 193f.

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Der Begriff der Leistung im Sinne von § 241 BGB ist dasjenige Verhalten des Schuldners, zu dem er seinem Gläubiger kraft des Schuldverhältnisses verpflichtet ist. Dieser Leistungsbegriff gilt aber nach Kötter nicht für das Bereicherungsrecht, weil solche „Leistung“ niemals ohne rechtlichen Grund geschehen sein könnte.658 Die Leistung im Sinne der §§ 812ff. BGB muss einen rechtlichen Grund oder einen Zweck haben können, da es sonst sinnlos wäre, an dessen Fehlen oder Scheitern Rechtsfolgen zu knüpfen.659 Kötter hat deutlich die Leistung von der Zuwendung unterschieden. Die beiden Begriffe wurden zwar oft in der Literatur als Synonyme benutzt, sie können sich nach Kötter aber nicht decken. Unter der Zuwendung verstehte man herkömmlich eine bewußte Mehrung fremden Vermögens.660 Nicht jede Zuwendung in diesem Sinne kann als Leistung im Sinne des § 812 BGB angesehen werden.661 Vielmehr ist eine Einschränkung erforderlich. Nach Kötter könne nur ein solches Verhalten den Begriff der Leistung nach § 812 BGB erfüllen, bei dem es sinnvoll sei, an das Fehlen eines „Zweckes“ dieses Verhaltens Rechtsfolgen zu knüpfen. 662 Insofern ist der Leistungsbegriff Kötters ein finaler. Was die Grundlosigkeit einer Leistung angeht, so muss sie durch einen Vergleich zwischen dem Leistungszweck und der eingetretenen Vermehrung ermittelt werden.663 Die Vorschrift des § 812 BGB stelle mit dem negativen Tatbestandsmerkmal gewissermaßen ein Blankett dar, das jedoch bei der Leistungskondiktion eine ganz bestimmte durch den auf seine Verwirklichung hin zu prüfenden Leistungszweck begrenzte Ausfüllung erfahre.664 2) Esser Schon in der ersten Auflage seines Schuldrechtslehrbuchs hat Josef Esser die Grundthese der Trennungslehre übernommen.665 In den späteren Auflagen hat er sich an der Trennungslehre bzw. der Typologie einzelner Kondiktionen noch deutlicher orientiert. Die Gesetzgebungstechnik der §§ 812ff wurde von Esser negativ bewertet. Es fehle in der Zusammenstellung der BGBTatbestände jede organische Ordnung, die das Verständnis erleichtern könn-

 Kötter, AcP 153, S. 195.  Kötter, AcP 153, S. 195.  Von Tuhr, Der allgmeine Teil des deutschen bürgerlichen Rechts, II/2, S. 49.  Kötter, AcP 153, S. 196.  Kötter, AcP 153, S. 196.  Kötter, AcP 153, S. 224.  Kötter, AcP 153, S. 225.  Esser, Schuldrecht, 1. Aufl., S. 432ff.

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te. Insbesondere sei der einschneidende Unterschied zwischen Leistungskondiktionen und Eingriffskondiktionen so verwischt, dass das Bereicherungsrecht des BGB auch dem erfahrenen Juristen oft nur eine undurchsichtige Ansammlung von Einzelregeln und Doktrinen sei. Um diesen Übelstand zu überwinden müsse man sich einer klaren Aufgliederung in Sachgruppen, insbesondere in Leistungs- und Eingriffskondiktionen, zuwenden. 666 Esser vertritt die Auffassung, dass alle Versuche, für beide Kondiktionsarten ein einheitliches positives Prinzip aufzustellen, als gescheitert gelten müssen.667 Die beiden Arten der Bereicherungsansprüche haben auch tatbestandsmäßig wenig gemein. Der Begriff der Rechtsgrundlosigkeit sei uneinheitlich: je nach Kondiktionsart besagt er etwas anderes.668 a. Nichterreichung des Zuwendungszwecks Für die Leistungskondiktionen hat Esser dem Begriff „Zuwendungszweck“ Bedeutung beigelegt, um die Grundlosigkeit einer Vermögensverschiebung darzustellen. Der Zuwendungszweck darf nicht mit dem Geschäftszweck oder Vertragszweck verwechselt werden.669 Unter Zuwendung versteht Esser eine bewußte Mehrung fremden Vermögens. Eine Zuwendung in diesem Sinne kann ohne bestimmten Zweck nicht erfolgen. 670 Schuldrechtlich gesehen sind nach Esser nur drei Zuwendungszwecke möglich. Die Zuwendung könne dienen: 1. der Erfüllung einer gesetzlichen Verpflichtung oder eines „Grundgeschäfts“, 2. der unmittelbaren Begründung eines kausalen Schuldrechtsgeschäfts und 3. der Herbeiführung eines in einem bestimmten Verhalten des Empfängers liegenden Erfolgs.671 Der Zuwendungszweck kann erreicht oder verfehlt werden oder wegfallen. Esser nennt die Erreichung des Zuwendungszwecks als „causa“. Diese causa rechtfertigt grundsätzlich die gewollte Güterverschiebung. Dagegen läßt die Nichterreichung des Zwecks oder dessen Fortfall das Behalten des Erlangten unrechtmäßig erscheinen.672 Die Lehre vom Zuwendungszweck erklärt nur die Leitidee der Leistungskondiktionen. Diese Leitidee wird tatbestandsmäßig kompliziert verwirklicht:

 Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 776.  Esser, 2. Aufl., S. 776.  Esser, 2. Aufl., S. 776.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 47. Dabei hat Esser den Begriff „Leistungszweck“ benutzt.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 777.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 777.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S.777.

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Der Grundtatbestand der Leistungskondiktionen (§ 812 I, 1, 1. Alt.) bezieht sich auf die Verfehlung eines typischen Zuwendungszwecks; § 812 I, 2, 1. Alt. (condictio causa finitam) bezieht sich auf den Wegfall eines typischen Zuwendungszwecks; § 812 I, 2, 2. Alt (condictio causa data causa non secuta) betrifft die Verfehlung des speziellen Zuwendungszwecks.673 b. Vom „Zuwendungszweck“ zum „Leistungszweck“ Ab der dritten Auflage hat Esser den Begriff „Zuwendungszweck“ durch den „Leistungszweck“ ersetzt. 674 Während der „Austauschzweck“ (causa credendi) und der „Unentgeltlichkeitszweck“ (causa donandi) ihren systematischen Ort in der Rechtsgeschäftslehre haben, gehört die causa solvendi als „rechtlicher Grund“ im Sinne von § 812 dem Recht der Leistungskondiktionen zu. Deswegen behandelt er causa solvendi gesondert als „Leistungszweck“ in dem Kapitel über das Bereicherungsrecht.675 Die Verdrängung des „Zuwendungszwecks“ durch den „Leistungszwecks“ beruht auf der Überlegung, dass die Unterscheidung einer Leistung von einer Zuwendung völlig unnötig ist. Diese Unterscheidung führt zwangsläufig zu einer Differenzierung des Leistenden vom Zuwendenden. Da der Leistende immer zugleich auch Zuwendender ist, ist jene Differenzierung gegenstandslos.676 Nach Esser ist die richtige Einordnung der einzelnen Tatbestände der Leistungskondiktion allein über einen klaren Leistungsbegriff möglich. Unter der Leistung i. S. der §§ 812ff. versteht er die zweckgerichtete bewußte Mehrung fremden Vermögens. 677 In diesem Leistungsbegriff steckt eine doppelte Finalität: einmal die Absicht, fremdes Vermögen zu mehren, zum anderen das Verfolgen bestimmter mit der Güterbewegung verknüpfter Zwecke.678 Mit dieser Definition der Leistung ist es Esser gelungen, das Profil der Trennungslehre zu schärfen.679 Allein anhand dieses zweckbetonten Leistungsbegriffs kann man schon beurteilen, ob und warum das Behalten der auf Leistung beruhenden Vermögensverschiebung grundlos und daher unrechtmäßig ist. Ist das Tatbe-

 Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 778.  Esser, Schuldrecht, 3. Aufl., Bd. II, S. 340ff. Eigentlich hat Esser in der zweiten Auflage (S. 47) diese zwei Wörter manchmal schon gleichgesetzt.  Esser, Schuldrecht, 4. Aufl., Bd. I, S. 17.  Esser, Schuldrecht, 4. Aufl., Bd. II, S. 338.  Esser, Schuldrecht, 2. Aufl., S. 776.  Esser, Schludrecht, 4. Aufl., Bd. II, S. 339.  Schäfer, Das Bereicherungsrecht in Europa, S. 372.

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standsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ nicht deswegen überflüssig geworden? Auf diese Frage ist Esser nicht eingegangen. 3) Die Zwecklehre von Kreß und ihre Anhänger a. Kreß Es ist nicht präzise, wenn man in der Zwecklehre von Hugo Kreß allgemein eine Entwicklung der Bereicherungslehre sieht. Die zwei Bände seines Lehrbuchs des Schuldrechts erschienen 1929 (AT) und 1934 (BT). Obwohl Kreß die Bereicherungen „durch Leistung“ und „in sonstiger Weise“ gesondert behandelte, gehörte sein Konzept eher zu der traditionellen Einheitslehre. Außerdem fand seine Zwecklehre aus verschiedenen Gründen auch keine allgemeine Anerkennung.680 Es sind sein Schüler Hermann Weitnauer und sein „Enkelschüler“ Horst Ehmann gewesen, die seine Theorie im Rahmen der Trennungslehre für die Analyse der Leistungskondiktion genutzt, und sich mit Hilfe dieser Theorie mit anderen (z.B. Kupisch) auseinandergesetzt haben. Insofern ist die Zwecklehre von Kreß eine wichtige Erkenntnisquelle der Causalehre der Leistungskondiktion. Ich möchte deshalb kurz seine Causalehre erörtern. a) Die typischen und atypischen Zwecke In seinem 1929 erschienenen Lehrbuch des allgemeinen Schuldrechts hat Kreß eine Lehre vom Zweck angeboten. Dabei verzichtete er auf jede historische Begründung und gründete seine Überzeugungskraft allein auf die Geschlossenheit des Systems und seine praktische Bewährung.681 Zuerst hat er die „typischen Zwecke“, nämlich Austausch-, Liberalitäts- und Abwicklungszweck, behandelt. Ihm ist die Zahl der typischen Zwecke insofern begrenzt, als die Parteien bei der Güterbewegung zunächst immer einen solchen Zweck verfolgen.682 Das geht – so Kreß - aus dem Wirtschaftsverkehr hervor, nicht aus der Rechtsordnung, welche die Verfolgung aller erlaubten Zwecke freigibt.683 Hinter dem typischen Zweck können die Parteien aber weitere Zwecke typischer oder atypischer Art zu rechtlicher Erheblichkeit bringen. Er bezieht sich hier auf die sog. „Zweckstaffelung“.684  Näher dazu siehe Ehmann, JZ 2003, S. 712.  Ehmann, JZ 2003, S. 711,  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 37.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 37.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 37.

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b) Die Bedeutung der Zweckvereinbarung für die Leistungsbereicherung Nach Kreß bilden die Zweckvereinbarung und die Zweckerreichung zusammen den „rechtlichen Grund“ im Sinne des § 812 BGB, die rechtliche Stütze für den Fortbestand der Güterbewegung. Wenn die Nichterreichung des Zweckes feststeht, kann der Anspruch auf Rückgängigmachung geltend gemacht werden.685 Unter „Zweckvereinbarung“ versteht Kreß die Einigung über den Zweck und seine rechtliche Erheblichkeit: Der Eintritt der rechtlichen Wirkungen oder ihr Fortbestnad sind von der Erreichung des Zweckes abhängig.686 Konkreter gesehen kann man die folgenden Fälle unterscheiden: Der Leistende kann entweder die Rückerstattung der Leistung 1) sofort verlangen, wenn schon die Zweckvereinbarung nicht zustande kommt oder wenn sie zwar gültig ist, aber die Nichterreichung des Zweckes sofort feststeht; er kann 2) die Rückerstattung in der Zukunft verlangen, wenn bei gültiger Zweckvereinbarung der Zweck ein künftiger ist und seine Nichterreichung später festgestellt wird.687 Was die hinter den typischen Zwecken gestaffelten Zwecke angeht, so können diese weiteren Zwecke nur dann zu rechtlicher Bedeutung gelangen, wenn sie zum „Inhalt des Rechtsgeschäftes“ im Sinne des § 812 I 2 gemacht werden. Die Parteien müssen sich also über diese Zwecke und ihre rechtliche Erheblichkeit einigen.688 Die Anspruchsvoraussetzungen nach § 812 I 1 und 2, wie „Leistung ohne rechtlichen Grund“, „Wegfall des rechtlichen Grundes“, „Nichteintritt des nach dem Inhalte des Rechtsgeschäftes mit der Leistung bezweckten Erfolges“, decken sich nach Kreß mit den oben genannten Arten des Zweckausfalles.689 b. Weitnauer Das Lehrbuch des Schuldrechts von Kreß wurde seinem Schüler Hermann Weitnauer zur ratio scripta. 690 Die Zwecklehre von Kreß hat Weitnauer übernommen, um das Causaproblem der Leistungsbereicherung darzustellen.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 47.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 40.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 47.  Kreß, Schuldrecht, AT, S. 40.  Kreß, Schuldrecht, BT, S. 330.  Sutschet (Hrsg.), Tradition und Morderne, Vorwort.

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In einem in der Festschrift für von Caemmerer erschienenen Aufsatz bemühte sich Weitnauer darum, den Leistungsbegriff zu erörtern. Dass der Leistungsbegriff nach der herrschenden Meinung eine „zweckgerichtete“ Zuwendung ist, scheint nach Weitnauer der mittleren und jüngeren Generation deutscher Juristen beträchtliche Schwierigkeiten zu bereiten. 691 Mit der Zwecklehre von Kreß versuchte Weitnauer, die Unklarheit um das Kriterium „zweckgerichtet“ zu beseitigen. Die Zweckrichtung einer Leistung könne sich allein aus der ihr vom Leistenden gegebenen Zweckbestimmung ergeben. Die Zwecksbestimmung müsse als eine rechtsgeschäftliche Erklärung verstanden werden.692 Dieser vom Leistenden bestimmte Zweck der Leistung könne nur dann erreicht werden, wenn der Leistende und der Empfänger über den Zweck der Leistung einig seien, wenn die „Zweckvereinbarung“ zustande komme. 693 Bei der Zweckerreichung ist die Leistung mit Rechtsgrund bewirkt, der Empfänger darf das Geleistete behalten. Bei der Zweckverfehlung entbehrt die Leistung des Rechtsgrundes, sie unterliegt der Kondiktion.694 Mit anderen Worten das Zustandenkommen der Zweckvereinbarung allein bildet keinen rechtlichen Grund der Leistung. Vielmehr bilden die Zweckvereinbarung und die Zweckerreichung zusammen den rechtlichen Grund. Damit hat Weitnauer an die These seines Lehrers angeknüpft. Die Zweckverfehlung ist nach Weitnauer das allgemeine Argument für das Recht, etwas im Sinne der Kondiktion zurückzuholen. Das gilt nicht nur für die condictio causa data causa non secuta, sondern auch für die condictio indebiti.695 Es ist erwähnenswert, dass Weitnauer mit Berthold Kupisch, einem der Vertreter der „neuen Einheitslehre“, heftig debattiert hat. In zahlreichen Monographien und Aufsätzen hat Kupisch ein objektives Rechtsgrundverständnis bei den Leistungskondiktionen behauptet.696 Er verneint den teleologischen Leistungsbegriff der herrschenden Lehre und sieht eine Leistung in jeder bewußten Zuwendung.697 Ihm bildet der Austauschzweck, statt des Erfüllungszwecks, den Rechtsgrund der Leistungsbereicherung. Nicht die Ver-

 Weitnauer, Die Leistung, S. 260.  Weitnauer, Die Leistung, S. 262.  Weitnauer, Die Leistung, S. 263.  Weitnauer, Die Leistung, S. 263.  Siehe Weitnauer, Diskussion auf dem Symposium für Detlef König, S. 102.  Siehe Scheel, Die Entwicklung des Rechtsgrundbegriffes, S. 191, Fn. 1 mit ausführlichen Nachweisen.  Kupisch, JZ 1985, S.168.

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fehlung des Erfüllungszwecks, sondern die Verfehlung des Geschäfts- bzw. Austauschzwecks löst also die Leistungskondiktion aus.698 Der Auffassung von Kupisch hat Weitnauer überzeugend widersprochen. Er argumentiert, dass auf diese Weise das ganze schuldrechtliche System in Unordnung gerät. Die Beziehung zwischen der schuldrechtlichen Verpflichtung und der Leistung beruhe nicht auf dem Zwecke der schuldrechtlichen Verpflichtung, sondern in deren Abwicklung, der Erfüllung.699 c. Ehmann Neben Weitnauer ist sein Schüler Horst Ehmann ein anderer wichtiger Befürworter der Zwecklehre von Kreß. Auch ihm bilden die Zweckvereinbarung und Zweckerreichung zusammen den rechtlichen Grund der Leistungsbereicherung. 700 Die Lehre der Zweckstaffelung hat er übernommen und weitergeführt. Dabei hat er die Rechtsfigur Zweckstaffelung von der Geschäftsgrundlage unterschieden. Seien die Zwecke im Zwischenbereich zwischen Motiv und Bedingung dem Austauschzweck von Versprechensverträgen angefügt, so werden sie im Recht des BGB als Geschäftsgrundlage begriffen und nach den Kriterien dieser Lehre als gegeben oder weggefallen betrachtet. Werde der Zweck einer zum Zweck der Abwicklung erfolgten realen Leistung oder einem zur Abwicklung gegebenen Leistungsversprechen angestaffelt, so werde im Falle der Zweckverfehlung in der Regel die condictio causa data causa non secuta des § 812 I 2 2. Alt. gewährt, obwohl der historische Ursprung dieser Kondiktion in den Innominatskontrakten andere Fälle betreffe.701 2. Causalehre bei der Nichtleistungskondiktion Während das Causaverständnis im Bereich der Leistungskondiktion eine klare Entwicklungslinie, nämlich vom objektiven zum subjektiven Rechtsgrundsbegriff, hat, ändert sich bei der Nichtleistungskondiktion nicht viel. Die Zuweisungsgehaltslehre gilt heute noch als die herrschende Meinung in bezug auf die Eingriffskondiktion. Die Rechtswidrigkeitslehre im Rahmen der neuen Einheitstheorie, die auf die These von Fritz Schulz zurückgehen kann, kann sich nicht durchsetzen.702 Innerhalb der Trennungsleh-

 Kupisch, JZ 1985, S. 104f.  Weitnauer, JZ 1985, S. 557.  Ehmann, JZ 2003, S. 702.  Ehmann, JZ 2003, S. 707.  Dazu siehe MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn.240-244.

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re gibt es Versuche, die Zuweisungsgehaltslehre zu überwinden. Als Beispiel zu nehmen ist der Versuch von Kleinheyer. Der „Zuweisungsgehalt“ ist ein ausfüllungsbedürftiger Begriff, vor allem in den Streitfällen der Verletzung von Rechtspositionen im Bereich des WZG, des UWG, des Rechts am eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb und des allgemeinen Persönlichkeitrechts. Dabei bedarf es der präzisierenden Kriterien, die aussagen, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit der Zuweisungsgehalt dieser Rechte und damit – bei Verletzung – ein Verstoß gegen die Regeln rechtlicher Zuordnung bejaht werden kann. 703 Kleinheyer bemüht sich darum, einen diesbezüglichen Vorschlag zu machen. Die These von Kleinheyer kann sich als „Orientierung am Unterlassungsanspruch“ 704 bezeichnen lassen. Die Rechtfertigung des Bereicherungsanspruches liegt ihm darin, dass der Bereicherte einen Erwerb mit Hilfe der Rechtsgüter eines anderen erzielt hat.705 Er betont, dass der Begriff „Rechtsgut“ näherer Präzisierung bedarf. Vom Rechtsgut einer Person kann man sprechen, so Kleinheyer, wenn und soweit die Rechtsordnung dieser Person gestattet, über die Verwendung dieses Gutes zu bestimmen und sich gegen Zugriffe auf dieses Gut zur Wehr zu setzen, in der Regel also, wenn und soweit ein Unterlassungsanspruch zugebilligt wird.706 Dieser Versuch, mit Lieb, ist insoweit nicht befriedigend, als er mit dem Abstellen auf den Unterlassungsanspruch allzusehr in die Nähe der Rechtswidrigkeitstheorie gerät. Er ist daher ebenfalls dem Einwand ausgesetzt, dass die aus der Negation, dem bloßen Verbietungsrecht, gewonnene Abgrenzung die Zubilligung gerade von Bereicherungsansprüchen nicht ausreichend zu legitimieren vermag.707

 MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn. 246.  So MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn. 247.  Kleinheyer, JZ 1970, S. 475.  Kleinheyer, JZ 1970, S. 475.  MünchnerKommentar/Lieb, § 812, Rn. 248.

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Zusammenfassung In dieser Arbeit wurden die rechtshistorischen Wandlungen des Causaproblems im deutschen Bereicherungsrecht untersucht. In diesem Schlussteil werde ich die durch die obigen Untersuchungen gewonnenen Ergebnisse stichwortartig zusammenfassen. 1. In der römischen Zeit gab es noch keine einheitliche Bereicherungsklage, sondern nur einige Rechtsinstitute, die bereicherungsrechtliche Funktionen hatten. Unter jenen Rechtsinstituten ist die condictio die älteste und wichtigste. Auf sie geht das heutige deutsche Bereicherungsrecht zurück. Der Begriff causa war bei den Klassikern kein Fachausdruck, sondern unbelasteter Allgemeinbegriff der forensischen Rhetorik. Er wurde von den Klassikern nur benutzt, um mit seiner Hilfe einzelne Kondiktionstatbestände zu umschreiben. Bei manchen wichtigen Condictionen kommt das Wort causa nicht einmal vor. In der justinianischen Kodifikation wurden die condictionen in gewisser Weise systematisiert. Von einer einheitlichen Bereicherungsklage im heutigen Sinne kann man aber nicht reden. In den einzelnen Condictionen hat das Wort causa verschiedene Bedeutungen. Die condictio sine causa ist ein neuer Kondiktionstyp der justinianischen Kodifikation. Sein Anwendungsgebiet ist aber nicht genau bezeichnet. Eine schlüssige Ordnung der Kondiktionentypen und ein für alle Kondiktionentypen geltendes Merkmal wie sine causa waren in der justinianischen Kodifikation noch nicht zu erwarten. Dass unter Justinian der Gesichtspunkt der aequitas in den Vordergrund getreten war, hat auch zur Unklarheit des Causabegriffs geführt. 2. Im Vergleich zu den römischen Juristen haben die Glossatoren und die Kommentatoren bei der Systematisierung Fortschritte gemacht. Sie haben die scholastische Kausalitätstheorie benutzt, um die justinianischen Kondiktionen zu erklären. Dabei wurde der Begriff causa finalis besonders hervorgehoben. Bei den Glossatoren und Kommentatoren gewann causa zwar an rechtstechnischer Bedeutung, diese Bedeutung darf aber nicht überschätzt werden, da es den mittelalterlichen Legisten noch nicht gelungen ist, ein System des allgemeinen Bereicherungsrechts zu gestalten und den Begriff causa bzw die Wortverbindung sine causa zu einem allgemeinen Tatbestandsmerkmal zu erheben. Außerdem haben die Glossatoren und die Kommentatoren nur die rechtsgeschäftlichen Kondiktionen behandelt, ohne die condictio furtiva zu berühren. 3. Dogmengeschichtlich gesehen kommt ein echt allgemeiner Bereicherungsanspruch erst in der Lehre des Naturrechts vor. 149

Grotius hat die spätscholastische Restitutionslehre rezipiert und seine Bereicherungslehre unabhängig vom römischen Recht aufgebaut. Er hat das theologische Konzept in einen Rechtssatz umgewandelt. Die justinianischen Kondiktionstypen sind bei ihm nur die Anwendungsfälle dieses allgemeinen Rechtssatzes. Die Grundlosigkeit eines Erwerbs läßt sich bei Grotius nicht als ein rechtstechnischer Begriff feststellen. Einerseits verwendet er den Begriff „sine causa“ nicht nur im Rahmen der römischen Kondiktionstypen, andererseits geht er in manchen Fällen gar nicht auf das Causaproblem ein. Die Causa ist in der Restitutionslehre von Grotius kein tragender Begriff. Vielmehr ist ihm eine moralische Abwägung entscheidend. Die deutschen Naturrechtler wie Pufendorf und Wolff sind zwar der Restitutionslehre von Grotius nicht gefolgt, sie strebten aber auch nach einem Grundsatz. Wolff sieht in dem Grundsatz, dass sich niemand mit anderen Schaden bereichern darf, die Grundlage einer Rückleistungspflicht. Es ist ihm aber nicht gelungen, einen allgemeinen Bereicherungstatbestand zu entwickeln, von einem einenden Tatbestandsmerkmal „sine causa“ ganz zu schweigen. Bei der Bereicherungslehre des Usus modernus pandectarum steht die Versionsklage im Vordergrund. Ein allgemeines Tatbestandsmerkmal „sine causa“ ist nicht zu sehen. Dies schlägt sich in ALR und ABGB nieder. Was die Vertreter des späteren Usus modernus pandectarum wie z.B. Glück und Thibaut angeht, so waren sie noch den justinianischen Digesten eng erbunden. Ein tragendes Tatbestandsmerkmal „sine causa“ war auch hier nicht vorhanden. 4. Im 19. Jahrhundert haben sich die Bereicherungslehre und die entsprechende Causatheorie stark entwickelt. Dabei spielt von Savigny eine bahnbrechende Rolle. Er wendet sich ausschließlich den justinianischen Kondiktionen zu, ohne die anderen verwandten Rechtsinstitute wie actio de in rem verso und negotiorum gestio zu berücksichtigen. Im fünften Band seines „Systems“ ist es Savigny gelungen, eine allgemeine Formel hervorzubringen. Diese Formel handelt von keiner Billigkeitsregel, sondern von einem allgemeinen Tatbestand. Dabei ist „ohne rechtlichen Grund“ ein allgemein negatives Tatbestandsmerkmal. Der konkrete Inhalt dieses Merkmals ist aber von Fall zu Fall verschieden. Savigny hat keine klare Unterscheidung der Leistungskondiktionen von den Nichtleistungskondiktionen im heutigen Sinne vorgenommen. Die condictio sine causa enthält das datum ob causam einerseits, umfasst aber andererseits auch einige Nichtleistungsfälle. Selbst die condictio furtiva kann nunmehr zu der condictio sine causa gehören. Die Irrtumslehre gilt nicht für solche Nichtleistungsfälle. Vielmehr ist dabei die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung in der aequitas zu suchen. Das 150

bedeutet aber nicht, dass man die Grundlosigkeit der Vermögensverschiebung allgemein in der aequitas suchen kann. Trotz der Anerkennung des Abstraktionsprinzips hat Savigny auf dieses Prinzip bei der Feststellung der „Grundlosigkeit“ einer Vermögensverschiebung keinen großen Wert gelegt. Eine Unterscheidung zwischen einem „Geschäftszweck“ und einem „Leistungszweck“ ist noch nicht zu sehen. Die Grundthese des Bereicherungsrechts von Savigny wurde im 19. Jahrhundert weitgehend rezipiert. In der Folgezeit wurde sie dann weiter entwickelt und verfeinert. Anders als Savigny verzichtete man darauf, in dem Irrtum ein einigendes Tatbestandsmerkmal aller „Leistungskondiktionen“ zu sehen. Vielmehr spielt der Zweck bei der Feststellung der Rechtsgrundlosigkeit der Leistungskondiktion eine entscheidende Rolle. Dabei ist vor allem die Voraussetzungslehre von Windscheid erwähnenswert. Windscheid erörtert er die Ungerechtfertigheit der Bereicherung für zwei Gruppen getrennt. Während bei der Bereicherung ohne Willen des Benachteiligten die Ungerechtfertigtheit vom Gesetz abhängig ist, spielt die Voraussetzungslehre eine entscheidende Rolle bei der Bereicherung mit Willen des Benachteiligten. Unter der „Voraussetzung“ versteht Windscheid eine „unentwickelte Bedingung“. Die Ungerechtfertigtheit der Bereicherung ist von dem Eintritt der Voraussetzung abhängig. Die Voraussetzungslehre hat heftige Diskussion ausgelöst und die zeitgenössischen Gesetzgebungen beeinflusst. 5. Die meisten Gesetzgebungsarbeiten im 19. Jahrhundert, wie z.B. das sächsische BGB, der Dresdner Entwurf, der Teilentwurf von Kübels sowie die Entwürfe des BGB, schließen sich alle der These von Savigny an. Der Bereicherungsanspruch beruht also auf einer Vermögensverschiebung ohne rechtlichen Grund. Die einzelnen Kondiktionstypen werden meistens kasuistisch geregelt. Dabei ist ein einheitlicher Begriff des Rechtsgrunds nicht zu sehen. Vielmehr geht die Grundlosigkeit der Bereicherung auf unterschiedliche Umstände zurück. Die Voraussetzungslehre von Windscheid wurde zwar im Rahmen der Kondiktion mit Willen teilweise übernommen, sie konnte sich im BGB jedoch nicht durchsetzen. Ein alle Kondiktionstypen umfassender allgemeiner Tatbestand kommt erst im Entwurf II vor. Im Entwurf III wird die Verfügung des Nichtberechtigten auch unter der Überschrift „ungerechtfertigte Bereicherung“ eingeordnet. Diese Struktur wird in §§ 812ff BGB beibehalten. §§ 812ff BGB zeichnen sich durch eine Mischung von Grundtatbestand und Einzeltatbeständen aus, die nicht auf einer logischen Geschlossenheit beruht. Vielmehr sind sie die Folge des Kompromisses und der Zufälligkeiten bei den Beratungen. Das unklare System gibt der Wissenschaft viel Spielraum, das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ zu interpretieren. 151

6. Die Dogmengeschichte des Bereicherungsrechts seit Inkrafttreten des BGB zeichnet sich durch den Übergang von der „Einheitslehre“ zu „Trennungslehre“ aus. Die traditionelle Bereicherungslehre wurde auch die alte Einheitslehre genannt. Das bedeutet nicht, dass sie den Causabegriff auch einheitlich versteht. Vielmehr betrachtet die überwiegende Mehrheit in der alten Einheitslehre den rechtlichen Grund bei der Leistungskondiktion und bei der Nichtleistungskondiktion getrennt. Bei der Leistungskondiktion hängt der rechtliche Grund vom Willen bzw. Zweck des Entreicherten ab, während bei der Nichtleistungskondiktion die objektive Rechtsordnung entscheidend ist. Die Versuche, ein einheitliches Verständnis des Rechtsgrunds zu finden, waren nicht erfolgreich. Die bis heute noch herrschende „Trennungslehre“ geht vor allem auf Wilburg und von Caemmerer zurück. Für sie enthält § 812 BGB zwei wesentlich verschiedene Tatbestände. Dies schlägt sich auch im Causaverständnis nieder. Bei der Leistungskondiktion vertreten die Begründer der Trennungslehre einen objektiven Rechtsgrundbegriff. Die Bereicherung ist ungerechtfertigt, weil es an einem gültigen Schuldgeschäft bzw. einem Anspruch fehlt. Bei der Nichtleistungskondiktion heben sie die Zuweisungsgehaltstheorie, namentlich für die Eingriffskondiktion, hervor, um die Ungerechtfertigtheit zu begründen. Der objektive Rechtsgrundsbegriff wird in der Folgezeit durch den subjektiven Rechtsgrundsbegriff verdrängt. Diese subjektive Theorie versteht unter dem Rechtsgrund die Erreichung des mit der Leistung verfolgten Zwecks oder die Zweckbestimmung. Da man bei der Leistungskondiktion einen teleologischen Leistungsbegriff betont, wird das Tatbestandsmerkmal „ohne rechtlichen Grund“ sozusagen durch das Merkmal „durch die Leistung“ entleert. Im Vergleich zu der Entwicklung des Causaverständnises im Bereich der Leistungskondiktion ändert sich bei der Nichtleistungskondiktion nicht viel. Die Rechtswidrigkeitslehre im Rahmen der neuen Einheitstheorie kann sich nicht durchsetzen. Innerhalb der Trennungslehre gibt es zwar Versuche, die Zuweisungsgehaltslehre zu überwinden, sie sind aber nicht zufrieden stellend. Die Zuweisungsgehaltslehre gilt also heute noch als die herrschende Meinung in Bezug auf die Eingriffskondiktion.

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RECHTSHISTORISCHE REIHE = aáÉ=å~ÅÜÑçäÖÉåÇÉ=iáëíÉ=ÑΩÜêí=ÇáÉ=qáíÉä=ÇÉê=?oÉÅÜíëÜáëíçêáëÅÜÉå=oÉáÜÉ?=~Ä=_~åÇ=PMM=~ìÑK= báåÉ=îçääëí®åÇáÖÉ=§ÄÉêëáÅÜí=~ääÉê=ÄáëÜÉê=áå=ÇÉê=oÉáÜÉ=ÉêëÅÜáÉåÉåÉå=_ΩÅÜÉê= ÑáåÇÉå=páÉ=~ìÑ=ïïïKéÉíÉêä~åÖKÇÉK= = = _~åÇ= PMM= g~å= hçÜäã~ååW= aÉê= j~êëÅÜ= òì= ÇÉå= dê®ÄÉêå= îçå= h~êä= ìåÇ= oçë~K= dÉëÅÜáÅÜíÉ= ÉáåÉë= dÉJ ÇÉåâí~ÖÉëK=OMMQK== = _~åÇ= PMN= `Üêáëíá~å= o~áåÉê= pÅÜäáÅÜíW= aáÉ= âìãìä~íáîÉ= pÅÜìäÇΩÄÉêå~ÜãÉ= áå= ÇÉê= oÉÅÜíëéêÉÅÜìåÖ= ÇÉë= oÉáÅÜëÖÉêáÅÜíë=ìåÇ=áå=ÇÉê=òÉáíÖÉå∏ëëáëÅÜÉå=iáíÉê~íìêK=OMMQK== = _~åÇ= PMO= e~åë= mÉíÉê= dä∏ÅâåÉêW= mçëáíáîÉ= sÉêíê~ÖëîÉêäÉíòìåÖK= aáÉ= dÉÄìêí= ÉáåÉë= oÉÅÜíëáåëíáíìíëK= OMMSK= = _~åÇ= PMP= gç©ç=j~åìÉä=^òÉîÉÇç=^äÉñ~åÇêáåç=cÉêå~åÇÉëW=aáÉ=qÜÉçêáÉ=ÇÉê=fåíÉêéêÉí~íáçå=ÇÉë=dÉëÉíJ òÉë=ÄÉá=cê~åÅáëÅç=pì•êÉòK=OMMRK= = _~åÇ= PMQ= oÉå¨=cìåâW=aáÉ=t~ÜäéêΩÑìåÖ=ÇÉê=îçäâëÖÉï®ÜäíÉå=^ÄÖÉçêÇåÉíÉå=ÇÉê=sçäâëîÉêíêÉíìåÖÉå=áã= cêΩÜâçåëíáíìíáçå~äáëãìëK= báåÉ= UåíÉêëìÅÜìåÖ= ÇÉê= t~ÜäéêΩÑìåÖ= áå= ÇÉå= h~ããÉêå= ÇÉê= ^ÄJ ÖÉçêÇåÉíÉå= ÇÉë= dêç≈ÜÉêòçÖíìãë= _~ÇÉåI= ÇÉë= h∏åáÖêÉáÅÜë= tΩêííÉãÄÉêÖ= ìåÇ= ÇÉë= dêç≈J ÜÉêòçÖíìãë=eÉëëÉåK=OMMRK= = _~åÇ= PMR= `~êçäáå= lÛpìääáî~åK= aáÉ= ^ÜåÇìåÖ= îçå= oÉÅÜíëÄêΩÅÜÉå= ÇÉê= pÉÉäÉìíÉ= áã= ãáííÉä~äíÉêäáÅÜÉå= Ü~ãÄìêÖáëÅÜÉå=ìåÇ=Ü~åëáëÅÜÉå=pÉÉêÉÅÜí=ENPMNÓNQUOFK=OMMRK= = _~åÇ= PMS= j~êíáå=gΩêÖÉåëW=pí~~í=ìåÇ=oÉáÅÜ=ÄÉá=bêåëí=oìÇçäÑ=eìÄÉêK=pÉáå=iÉÄÉå=ìåÇ=tÉêâ=Äáë=NVQR= ~ìë=êÉÅÜíëÖÉëÅÜáÅÜíäáÅÜÉê=páÅÜíK=OMMRK= = _~åÇ= PMT= cäçêá~å=dK=aΩêëÉäÉåW=cê~åò=_ÉóÉêäÉ=ENUURÓNVTTFK=iÉÄÉåI=ûê~=ìåÇ=tÉêâ=ÉáåÉë=oÉÅÜíëÜáëJ íçêáâÉêëK=OMMRK= = _~åÇ= PMU= h~á=_~åÇáää~W=UêÜÉÄÉêêÉÅÜí=áã=h~áëÉêêÉáÅÜK=aÉê=tÉÖ=òìã=dÉëÉíò=ÄÉíêÉÑÑÉåÇ=Ç~ë=UêÜÉÄÉêJ êÉÅÜí=~å=tÉêâÉå=ÇÉê=iáíÉê~íìê=ìåÇ=qçåâìåëí=îçã=NVK=gìåá=NVMNK=OMMRK= = _~åÇ= PMV= píÉÑ~å=jáÉíÜW=aáÉ=båíïáÅâäìåÖ=ÇÉë=aÉåâã~äêÉÅÜíë=áå=mêÉì≈Éå=NTMNÓNVQTK=OMMRK= = _~åÇ= PNM= `~íÜ~êáå~=içÇÉã~ååW=aáÉ=dÉëÅÜáÅÜíÉ=ÇÉë=Ñê~åò∏ëáëÅÜÉå=acte de gouvernementK=OMMRK= = _~åÇ= PNN= `Üêáëíáå~= táÅâÉW= hçÇáÑáâ~íáçåëÄÉëíêÉÄìåÖÉå= ìåÇ= táëëÉåëÅÜ~Ñí= áå= eÉëëÉåJa~êãëí~Çí= áã= îçêâçåëíáíìíáçåÉääÉå=wÉáí~äíÉêK=wì=ÇÉê=_ÉíÉáäáÖìåÖ=ÇÉê=dáÉ≈ÉåÉê=oÉÅÜíëéêçÑÉëëçêÉå=~å=ÇÉå= dÉëÉíòÖÉÄìåÖë~êÄÉáíÉå=áå=eÉëëÉåJa~êãëí~Çí=áå=ÇÉê=wÉáí=òïáëÅÜÉå=NTSV=ìåÇ=NUOMK=OMMRK== = _~åÇ= PNO= `Üêáëíá~åÉ= `Üäçëí~W= kìê= ÇÉã= dÉëÉíò= ìåíÉêïçêÑÉå\= báåÉ= êÉÅÜíëÖÉëÅÜáÅÜíäáÅÜÉ= UåíÉêëìJ ÅÜìåÖ=òì=fÇÉÉ=ìåÇ=táêâäáÅÜâÉáí=êáÅÜíÉêäáÅÜÉê=dÉëÉíòÉëíêÉìÉ=ìåíÉê=ÄÉëçåÇÉêÉê=_ÉêΩÅâëáÅÜJ íáÖìåÖ=ÇÉê=^ìÑïÉêíìåÖëêÉÅÜíëéêÉÅÜìåÖ=ìåÇ=ÇÉë=êáÅÜíÉêäáÅÜÉå=mêΩÑìåÖëêÉÅÜíëK=OMMRK= = _~åÇ= PNP= h~íÜêáå= aáêêW= eçÜÉáíëêÉÅÜíäáÅÜÉ= píêÉáíáÖâÉáíÉå= òïáëÅÜÉå= ÇÉå= h∏äåÉê= bêòÄáëÅÜ∏ÑÉå= ìåÇ= ÇÉê= pí~Çí=h∏äå=~ìÑ=dêìåÇä~ÖÉ=êÉáÅÜëâ~ããÉêÖÉêáÅÜíäáÅÜÉê=sÉêÑ~ÜêÉå=ÇÉë=NSK=ìåÇ=NTK=g~ÜêÜìåJ ÇÉêíëK=OMMRK= = _~åÇ= PNQ= jáÅÜ~Éä=o~ÅâóW=aáÉ=aáëâìëëáçå=ΩÄÉê=dÉï~äíÉåíÉáäìåÖ=ìåÇ=dÉï~äíÉåíêÉååìåÖ=áã=sçêã®êòK= OMMRK= = _~åÇ= PNR= mÉíê~= qÜáÉãêçÇíW= aáÉ= båíëíÉÜìåÖ= ÇÉë= pí~~íëÜ~ÑíìåÖëÖÉëÉíòÉë= ÇÉê= aaoK= báåÉ= UåíÉêëìJ ÅÜìåÖ= ~ìÑ= ÇÉê= dêìåÇä~ÖÉ= îçå= j~íÉêá~äáÉå= ÇÉê= aaoJdÉëÉíòÖÉÄìåÖëçêÖ~åÉ= ãáí= òÉáíÖÉJ ëÅÜáÅÜíäáÅÜÉå=_ÉòΩÖÉåK=OMMRK= = _~åÇ= PNS= gìäáìë=cK=oÉáíÉêW=båíëíÉÜìåÖ=ìåÇ=ëí~~íëêÉÅÜíäáÅÜÉ=qÜÉçêáÉ=ÇÉê=áí~äáÉåáëÅÜÉå=Carta del LavoroK=OMMRK= = _~åÇ= PNT= ^åÇê¨= _ççâW= aáÉ= gìëíáòêÉÑçêã= áå= ÇÉê= cêΩÜòÉáí= ÇÉê= _ìåÇÉëêÉéìÄäáâK= aáÉ= _Éê~íìåÖÉå= ÇÉê= hçããáëëáçå=òìê=sçêÄÉêÉáíìåÖ=ÉáåÉê=oÉÑçêã=ÇÉê=wáîáäÖÉêáÅÜíëÄ~êâÉáí=áå=ÇÉå=g~ÜêÉå=NVRR=Äáë= NVSNK=OMMRK=

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Peter Lang · Internationaler Verlag der Wissenschaften

Niels Höra

Haftung für fehlerhafte Informationen gegenüber Nichtvertragspartnern Frankfurt am Main, Berlin, Bern, Bruxelles, New York, Oxford, Wien, 2008. XL, 220 S. Studien zum europäischen Privat- und Prozessrecht. Herausgegeben von Marina Wellenhofer. Bd. 13 ISBN 978-3-631-58351-7 · br. € 51,50* Das Problem der Haftung für fehlerhafte Informationen gegenüber Nichtvertragspartnern wird seit langem kontrovers diskutiert. Mit der Schuldrechtsreform und ihren § 311 Abs. 2 und 3 BGB haben sich nun neue Rahmenbedingungen ergeben. Demgemäß hat sich der Autor zum Ziel gesetzt zu untersuchen, inwieweit die neuen Tatbestände eine brauchbare Grundlage für die Haftung bieten und welche Unterschiede sich insoweit zum vorherigen Rechtszustand ergeben. Aus dem Inhalt: Das rechtsgeschäftsähnliche Schuldverhältnis · Die dahinter stehenden Grundgedanken · Ähnliche geschäftliche Kontakte · Haftung für fehlerhafte Bankauskünfte · Eigenhaftung Dritter · Prospekthaftung im engeren Sinne · Schutzwirkungen für Dritte · Haftung des Sachverständigen für fehlerhafte Grundstücksbewertungen gegenüber Dritten

Frankfurt am Main · Berlin · Bern · Bruxelles · New York · Oxford · Wien Auslieferung: Verlag Peter Lang AG Moosstr. 1, CH-2542 Pieterlen Telefax 00 41 (0) 32 / 376 17 27 *inklusive der in Deutschland gültigen Mehrwertsteuer Preisänderungen vorbehalten Homepage http://www.peterlang.de

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