Das apokryphe Baruchbuch: Studien zu Rezeption und Konzentration »kanonischer« Überlieferung 9783666538421, 3525538421, 9783525538425

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Das apokryphe Baruchbuch: Studien zu Rezeption und Konzentration »kanonischer« Überlieferung
 9783666538421, 3525538421, 9783525538425

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V&R

ODIL HANNES STECK

Das apokryphe Baruchbuch Studien zu Rezeption und Konzentration »kanonischer« Überlieferung

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN

Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments Herausgegeben von Wolfgang Schräge und Rudolf Smend 160. Heft der ganzen Reihe

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Steck, Odil Hannes: Das apokryphe Baruchbuch: Studien zu Rezeption und Konzentration »kanonischer« Überlieferung / Odil Hannes Steck. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1993 (Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments; H. 160) ISBN 3-525-53842-1 NE: Baruch : Das apokryphe Baruchbuch; GT

© 1993 Vandenhoeck & Ruprecht, 37070 Göttingen. Printed in Germany. - Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmung und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: Hubert & Co., Göttingen

Inhaltsverzeichnis Vorwort

IX Erster Teil: Das Buch in seinen Teilen Übersetzung und Exegese des Baruchbuches

A. Bar l,l-15aa: Einleitung für das Buch Baruchs Übersetzung Exegese I. Hinführung Π. Der Aufbau der Einleitung und seine Beeinflussung durch Jeremiatexte ΙΠ. Einzelexegese 1,1-2: 1,3-6:

Vorstellung des Buches Baruchs Die erste Verwendung des Buches Baruchs in Babylonien V.3-4: Die Verlesung des Buches Exkurs: Literarische Gestaltungshorizonte von Bar 1,1-lSaa V.5-6: Die Folgrai der Verlesung l,7-15aa: Ubersendung und zweite Verwendung des Buches Baruchs in Jerusalem V.7-9: Die Absendung der Kollekte samt Tempelgeräten V. 10-lSaa: Die Begleitbotschaft V. 10: Verwendung der Kollekte für Opfer V.ll-13: Gebete V. 11-12: für die babylonischen Herrscher V. 13: für die Exilierten V. 14-15aot: Verlesung des Buches

IV. Die Einleitung als einheitlicher Text V. Die Einleitung im Verhältnis zu l,15aß-5,9 VI. Die Orientierung der Einleitung an der Überlieferung v n . Das Sachanliegen der Einleitung VÜLDas Problem der Originalsprache IX. Das theologiegeschichtliche Gepräge der Einleitung X. Anhaltspunkte für die Datierung B. Bar 1,15aß-3,8: Bußgebet Baruchs für Israel Übersetzung Exegese I. Das Bußgebet im Buchkontext Π. Die Israelperspektive des Bußgebets ΠΙ. Das Sachanliegen des Bußgebets IV. Aufbau und Formtradition des Bußgebets

3 3 5 5 8 15 IS 20 20 27 32 32 32 40 40 44 44 48 49

55 56 59 60 63 64 66 67 67 71 71 72 75 76

VI

Inhalt

V.

Die Orientierung des Bußgebets an der Überlieferung 1. Die spätdeuteronomistische Schultradition 2. Das Jeremiabuch 3. Dan 9 im Danielbuch 4. Beobachtungen zum Rezeptionsvorgang VI. Das Bußgebet als einheitlicher Text VII. Das Problem der Originalsprache VIII. Einzelexegese 1,15aß-2,10: Selbstanklage Israels und Freispruch Gottes l,15aß-2,5: die erste Klage 2,6-10: die zweite Klage 2,11-3,8: Bitte des exilierten Israel um Ende des Zorns und Wende 2,11-35: die erste Bitte V.ll-12a: Einleitung V. 12b-18: drei Bittformulierungen V. 19-26: negative VertrauensäuBerung V.27-35: positive Vertrauensäußerung 3,1-8: die zweite Bitte V. 1: Einleitung V. 2-8: zwei Bittformulierungen

IX. Eigenart, theologiegeschichtliche Prägung und Datierung des Bußgebets C. Bar 3,9-4,4: Mahnrede Baruchs an Israel Übersetzung Exegese I. Die Mahnrede im Buchkontext II. Das Sachanliegen der Mahnrede III. Aufbau und Fonntradition der Mahnrede IV. Die Orientierung der Mahnrede an der Überlieferung 1. Die spätdeuteronomistische Schultradition 2. Das Jeremiabuch 3. Das Deuteronomium 4. Weisheitsschriften und Psalmen 5. Beobachtungen zum Rezeptionsvorgang V. Die Mahnrede als einheitlicher Text VI. Das Problem der Originalsprache VII. Einzelexegese Grundlegender Aufruf: Israel im Feindesland - halte die Gebote und gewinne Einsicht! 3,14-4,1: Motivierender Aufruf: Israel - lerne, daß Einsicht zum Leben nur bei deinem Gott und seinem Gesetzbuch ist, das allein dir gegeben ist 3,14-15: Exposition 3,16-31: negativer Aussagegang 3,32-37;4,1: positiver Aussagegang 4,2-4: Zielaufruf: Israel - kehre um zum Gesetz auf den Weg zum Leben

81 81 84 88 92 93 95 95 95 95 100 101 101 101 102 105 107 110 110 111

113 116 116 119 119 122 123 129 129 130 133 134 136 137 139 139

3,9-13:

139

142 142 144 149 156

Inhalt

V m . Eigenart, theologiegeschichtliche Prägung und Datierung der Mahnrede D. Bar 4,5-5,9: Verheißungsrede Baruchs an Israel und Jerusalem Übersetzung Exegese I. Die Verheißungsrede im Buchkontext II. Das Sachanliegen der Verheißungsrede ΙΠ. Aufbau und Formtradition der Verheißungsrede 1. Die beiden Hauptteile 2. Die Untergliederung des ersten Hauptteils 3. Die Untergliederung des zweiten Hauptteils 4. Zur Frage der Formtradition IV. Die Orientierung der Verheißungsrede an der Überlieferung 1. Die spätdeuteronomistische Schultradition 2. Das Jeremiabuch 3. Weitere Prophetentexte 4. Threni 5. Das Deuteronomium 6. Beobachtungen zum Rezeptionsvorgang V. Die Verheißungsrede als einheitlicher Text VI. Das Problem der Originalsprache VII. Einzelexegese Ermutigung Israels: Sei ohne Furcht, Israel, deine Lage ist wie die der Bewohner Jerusalems nicht zur Vernichtung! 4,5-9a: direkte Emutigung Israels durch Baruch 4,9b-29: indirekte Ermutigung Israels durch Wiedergabe einer Rede Zions 4,9b-13.14-16: Aufrufe an die Nachbarstädte 4,17-20: Übergang 4,21-26.27-29: Aufrufe an die Zionskinder 4,30-5,9: Ermutigung Jerusalems: Sei ohne Furcht, Jerusalem, deine Lage wendet sich für dich, deine Kinder und Israel nun zum Heil! 4,30-35: der erste Aufruf 4,36-37: der zweite Aufruf 5,1-4: der dritte Aufruf 5,5-9: der vierte Aufruf

VII

158 164 164 168 168 176 177 177 179 184 187 187 188 190 193 195 198 198 200 203 204

4,5-29:

V m . Eigenart, theologiegeschichtliche Prägung und Datierung der Verheißungsrede Exkurs: Das Verhältnis von Bar *4f. und PsSal 11

204 205 210 211 213 215

221 222 226 228 231

236 240

VIII

Inhalt

Zweiter Teil: Das Buch als Ganzes Entstehung und Absicht des Baruchbuches I. Überlieferung und Grundfragen des Buches Π. Das Problem der Originalsprache des Buches III.Das Problem der literarischen Einheitlichkeit des Buches 1. Die ursprüngliche Kohärenz von l,15aß-5,9 2. Die ursprüngliche Kohärenz von l,l-15aa und l,15aß-5,9 IV. Absicht und Abzweckung des Buches 1. Die intendierte Aktualität des Buches 2. Die Überlieferung als Grundlage und ihre Konzentration als Abfassungsintention des Buches a) Baruch in Bar als exilischer Sachwalter Jeremias gemäß Jeremiabuch b) Baruch in Bar als exilischer Sachwalter weiterer Gestalten in der maßgeblichen Überlieferung c) die intendierte Konzentration in der Rezeption der Überlieferung 3. Der intendierte Gebrauch des Buches 4. Rückblick V. Das Problem der Datierung des Buches 1. Aspekte für eine Eingrenzung 2. Zeitgeschichtliche Abgrenzungen und Eingrenzungen a) die frühhellenistische und ptolemäische Zeit b) die römische Zeit nach 70 n. Chr c) die Situation unter Pompeius d) die Makkabäerzeit VI. Verfasserschaft und Entstehungsort des Buches 1. Die fiktive Abfassung durch Baruch 2. Die tatsächliche Verfasserschaft a) professionelle Schriftgelehrsamkeit im Dienst der Religionspolitik b) Aspekte personeller Eingrenzung c) Aspekte positioneller Eingrenzung d) die ursprüngliche Wirkung des Buches VII.Die Bedeutung des Buches

245 249 253 255 260 265 267

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Verzeichnis der zitierten Literatur Stellenregister

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Vorwort Ein, wie es scheint, recht unbedarftes Buch aus der Spätzeit des Alten Israel ist Gegenstand der hier vorgelegten Untersuchung. Was diese kleine Schrift im einzelnen und ganzen zu sagen hat, steht ja weitestgehend bereits in älteren biblischen Texten. So erscheint an ihr bemerkenswert allenfalls die Verknüpfung solcher Leihgaben zu einem neuen Wortlaut und dessen Präsentation in einer eigenen Schrift. Daß der Wortlaut des apokryphen Baruchbuches in hohem Maße aus bereits bestehenden Schriften des Alten Testaments entlehnt ist, weiß man seit langem. Vor allem die in ihrer gelehrten Gründlichkeit nach wie vor unerreichte Bearbeitung des Buches durch Johann Jakob Kneucker aus dem Jahre 1879 hat es gezeigt. Kneucker und andere vor und nach ihm wollten dies wissen, um Rückübersetzungen des griechisch überlieferten Buches ins Hebräische zu sichern. Lediglich mögliche Parallelstellen und bewußt gewollte Entlehnungen stehen im Dienste dessen aber noch undifferenziert nebeneinander. Wo wirklich beabsichtigte Entlehnungen vorliegen, wie und warum sie vorgenommen wurden, um eine Schrift zu formulieren, die schier nur Bekanntes vergewissert, wurde bislang jedoch nicht gefragt. Unsere Untersuchung wendet sich diesem vernachlässigten Sachverhalt zu. Sie bemüht sich aufzuhellen, aus welchen Gründen und auf welche Weise es zum Wortlaut des Baruchbuches und zu dieser Schrift als solcher gekommen ist. Wir tun es in der Erwartung, daß Präsentation von geraffter Tradition auch als solche Eigenwert und Aktualität besitzt. Entsprechend liegt das Schwergewicht unserer Arbeit auf textgenetischen Studien. Wir fragen historisch nach dem literarischen und theologischen Vorgang, der zu dem auf seine Art neuen und doch in höchstem Maße überlieferungsgebundenen Wortlaut des Buches geführt hat. Und wir versuchen freizulegen, was in der Abfassungszeit zu solchem Vorgehen treibt und welche Aussage- und Handlungsziele damit verbunden sind. Das Baruchbuch, wie es vorliegt, besteht klar ersichtlich und insoweit unbestritten aus vier großen Teilen, einer erzählenden Einleitung, einem Bußgebet, einer Mahnrede und schließlich einer Verheißungsrede. Wie soll man eine Untersuchung dazu anlegen? Die Forschung ist bis auf wenige Ausnahmen der Meinung, daß in dieser Schrift ursprünglich selbständige Teilstücke in einem womöglich sogar gestaffelten Redaktionsvorgang zusammengewachsen sind, was zu beträchtlicher Unausgeglichenheit des Ganzen geführt hat. Wir stellen uns diesem Forschungsstand und widmen deshalb den ersten Teil unserer Studien der Untersuchung der vier Teile des Buches - je für sich, doch ohne den Zusammenhang im jetzt vorliegenden Ganzen aus dem Auge zu verlieren. Dabei sind die Fragen nach Divergenzen und Vernetzungen innerhalb der Teile und zwischen ihnen ebenso zu erörtern wie die Zielfragen nach Entstehung und Aussageabsicht der Teile unter dem Aspekt der Textgenese. Die vier Untersuchungsgänge sind im wesentlichen gleich gestaltet. Vorangestellt ist jeweils eine Übersetzung des Teilstücks auf der Textgrundlage der Göttinger Septuaginta, die für Baruch J. Ziegler

χ

Vorwort

besorgt hat; diese Übersetzung ist bewußt wörtlich gehalten und soll den unbestreitbar hebräischen Sprachhintergrund des Baruch-Griechisch hinter der griechischen Formulierung nach Möglichkeit zum Vorschein bringen. Nach der Übersetzung werden Teilfragen erörtert, die das Textstück im ganzen betreffen, dann folgt ein Kommentar in Gestalt einer Einzelexegese und am Ende stehen jeweils Überlegungen zu Eigenart und Datierung des Textstücks. In der Untersuchung des ersten Textstücks, l,l-15aoc, wird von dieser Anlage bewußt abgewichen, weil hier zu Beginn vorgeführt werden soll, wie die Fragestellungen aus dem Vollzug der Exegese allererst erwachsen; die Erörterung der Fragen, die dieses einleitende Textstück im ganzen aufwirft, ist in diesem Fall deshalb größtenteils nach der Einzelexegese piaziert. Der zweite Teil unserer Studien wendet sich dann dem Buchganzen als solchen zu. Er wird die Zwischenergebnisse aus der Untersuchung der Teilstücke für die vorliegende Gestalt des Baruchbuches auswerten und Folgerungen ziehen; die Fragen nach Überlieferung, Originalsprache, literarischer Einheitlichkeit, Absicht, Verfasserschaft und Entstehungsraum der Schrift werden dabei zur Sprache kommen. Die untersuchte Schrift als ganze hat in der Forschung nur wenig Interesse gefunden; entsprechend gering ist auf einen weiten Zeitraum gesehen die Zahl der monographischen Veröffentlichungen; sie sind neuerdings in der »Bibliographie zur jüdisch-hellenistischen und intertestamentarischen Literatur 1900-1970« von G. Delling und in den Bibliographien der Dissertation von J.J. Battistone (1968) und der Untersuchung von D.G. Burke (1982) aufgelistet. Für das Jahrzehnt danach haben wir uns um die nötigen Ergänzungen bemüht. Das Literaturverzeichnis unserer Untersuchung beschränkt sich auf den Nachweis nur der zitierten Primär- und Sekundärliteratur und ist unterteilt in monographische Untersuchungen zum Baruchbuch (Kommentare, Studien, Aufsätze) und in sonstige baruchrelevante Sekundärliteratur. Um Raum zu sparen, wird die monographische Baruchliteratur nur mit Verfassernamen und Seitenzahl zitiert, die sonstige Sekundärliteratur mit Verfassernamen, Titelstichwort bzw. Fundort bei Periodica und Seitenzahl. Unsere Studien sind aus dem Auftrag erwachsen, das apokryphe Baruchbuch in der Reihe »Das Alte Testament Deutsch« auf sehr beschränktem Raum zu kommentieren. Die Zeit zu ihrer Ausarbeitung war durch diesen Auftrag begrenzt. Die Aufgabe der Studien ist es, näher vorzuführen und zu begründen, was im Rahmen des Kommentars in verkürzender Auswahl und oft nur als Ergebnis mit allenfalls angedeuteter Begründung präsentiert werden kann. Nach vielen Seiten habe ich zu danken. Herrn Prof. D.Dr. O. Kaiser für die Ermutigung, mich diesem kaum beachteten Stiefkind der Forschung zuzuwenden, und für die Freundlichkeit, mir seine Sicht des Baruchbuches vorab zur Kenntnis zu geben. Den Herren Herausgebern, Prof. Dr. R. Smend DD. und Prof. Dr. W. Schräge, für das Entgegenkommen, diese Studien in ihre Reihe aufzunehmen. Herrn Prof. Dr. A.S. van der Woude, Herrn Prof. Dr. H. Lichtenberger, insbesondere Herrn Prof. Dr. Dr. H. Stegemann und zumal Frau Prof. Dr. Devorah Dimant, die mir in Fragen noch unveröffentlichter Qumranfragmente mit Rat und Tat hilfreich zur Seite gestanden sind, Herrn Prof. Dr. Dr. M. Hengel DD. DD. für Gedankenaustausch und Rat in religionsgeschichtlichen Fragen. Dem Verle-

Vorwort

XI

ger, Herrn Dr. A. Ruprecht, für die Bereitwilligkeit, auch diese Begleitstudien zum Kommentar in seinem Hause zu veröffentlichen, seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für alles Entgegenkommen in Fragen der Herstellung. In Zürich ist die spärliche Forschungslage zum Baruchbuch durch eine lebhafte Diskussion aufgefangen worden. Die Alttestamentliche Sozietät hat sich ein Semester lang mit dieser Schrift beschäftigt, die Kollegen, Prof. Dr. Th. Krüger und Privatdozent Dr. R.G. Kratz, und meine früheren und jetzigen Mitarbeiter E. Bosshard, K. Schmid und P. Schwagmeier haben mir durch Mitdenken, Anregungen und Vorarbeiten sehr geholfen; in der Überprüfung des Manuskripts hat neben den Mitarbeitern auch stud. phil. Barbara Lechleitner wertvolle Hilfe geleistet, und meine Sekretärin, Frau R. Funk, hat wieder mit großem Einsatz die Druckvorlage erstellt; daß sich der Computer auch die tabellarischen Übersichten zu eigen machte, ist dem geduldigen Können von Herrn R. Lips zu danken. Lohnt sich die Beschäftigung mit dem Baruchbuch über den lapidaren Tatbestand hinaus, daß es ein Relikt aus weit zurückliegender Vergangenheit ist, dem man sich nach mehr als einem Jahrhundert auch wieder einmal genauer zuwenden kann? Unsere Studien haben uns zu einem Ja geführt. Das Buch gibt ganz überraschende, bislang unentdeckte Einblicke, wie neben dem »Kanonischen« sogenannt »Apokryphes« entsteht und wie in früher Zeit ein groß angewachsenes Corpus maßgeblicher Überlieferung als solches rezipiert worden ist - Bewältigung einer früh»kanonischen« Situation zur aktuellen Wahrheitsfindung. Es sieht so aus, als habe der Aspekt der Selbstinterpretation der »Heiligen Schrift« auf eigene Weise schon bei der Entstehung dieses Textes eine wesentliche Rolle gespielt. Das Baruchbuch lohnt sich - dann nämlich, wenn man auch dem Unoriginellen, aber in der komplexen Fülle der Überlieferungen Orientierenden und Wegweisenden Notwendigkeit, Eigenwert und Vorbildlichkeit beimißt. Eine Aufgabe, vor der offenbar schon die Verfasserschaft von Baruch stand; sie ist als solche heute drängender denn je. Zürich, im Mai 1993

Odil Hannes Steck

Erster Teil Das Buch in seinen Teilen Übersetzung und Exegese des Baruchbuches

Α.

Baruch l,l-15aa Einleitung für das Buch Baruchs: Abfassung und Verlesung des Buches in Babylonien, Übersendung zur Verlesung nach Jerusalem1 1,1 Und dies sind die Worte der Schrift2, die geschrieben hat Baruch, der Sohn Nerias, des Sohnes Maasejas, des Sohnes Zedekias, des Sohnes Asanas, des Sohnes Hilkias, in Babylonien3 2 im fünften Jahr, am siebten des Monats, zur Wiederkehr des Zeitpunkts, an dem4 die Chaldäer Jerusalem eingenommen und es mit Feuer verbrannt hatten. 3 Und Baruch hat die Worte dieser Schrift vorgelesen vor5 Jechoqja6, dem Sohn Jojakims, dem König von Juda, und vor dem ganzen Volk, die zu der Schrift7 gekommen sind, 4 und (zwar) vor der Leibgarde und den Königssöhnen8 und vor den Ältesten und vor dem ganzen Volk, klein und groß9, allen, die wohnten in Babylonien am Flusse 'Sur'. 5 Und sie haben geweint und

1 Überlegungen zum hebräischen Sprachhintergrund folgen vor allem den Baruch-Untersuchungen von Kneucker und Τον. Wegen dieses Hintergrunds wird in der Ubersetzung in V. 9 (s. Anm. 15), aber auch in V. 4 beim FluBnamen (hebräisch swr statt griechisch Χουδ, s. die Einzelexegese) der griechische Text korrigiert. Κύριος, das wohl ΠΊΠ' entspricht, ist in der Übersetzung mit »der Herr« wiedergegeben. 2 Das βιβλίον zugrundeliegende hebräische ISO könnte an sich auch »Brief« heißen (vgl. HAL, S. 723f.; ThWAT 5, Sp. 933f., vgl. besonders Jer 29,1), doch ist das 1,1 vorgestellte, mit l,15afi beginnende Schriftstück nicht nur zur Übersendung bestimmt (1,14), wie 1,3 zeigt. 3 Βαβυλών meint wie hebräisch nicht nur die Hauptstadt Babyloniens, sondern auch das Land, an das hier schon wegen V. 3f. zu denken ist; vgl. Bauer, Wörterbuch, Sp. 257; HAL, S. 103f. 4 Zu Ubersetzung und Verständnis s. die Einzelexegese. 5 Wörtlich: »in die Ohren von ... (vorlesen)«, vgl. dazu THAT 1, Sp. 96; ThWAT 7, Sp. 120.134 (öffentliche, laute Verlesung), vgl. zu Bar 1,3 besonders die textgenetisch wichtigen Stellen Dtn 31,11; 2. Kön 22,10; 23,2; Jer 36,15.21; Neh 8,3; vgl. dazu auch Deannan, JBL 1990, S. 409 Anm. 16. 6 Diese Namensform (vgl. V. 9) im AT auch Jer 24,1; 27,20; 28,4; 29,2; 1. Chr 3,16f.; Est 2,6 neben Chonja (Jer 22,24.28; 37,1); es handelt sich um den vorletzten judäischen König Jojachin (2. Kön 24,6.8.12.15; 25,27; Jer 52,31; Ez 1,2; 2. Chr 36,8f.), der nach nur dreimonatiger Regierung (2. Kön 24,8) im Jahre 598/97 v. Chr. nach Babylonien verbannt wurde; vgl. zur schwierigen Frage der genauen Datierung Donner, Geschichte, S. 373; Kutsch, Daten, zusammenfassend S. 70. 7 V. 3b bezeichnet die Schrift anders als V. la.3a.14 statt mit τό βιβλίον hier mit ή βίβλος (vgl. auch 4,1 für die Tora); schon aus Gründen des Kontexts kann es sich nur um dieselbe Schrift, das Buch Baruchs, handeln; es liegt auf der griechischen Textebene wohl nur Ausdruckswechsel, vielleicht aber auch gewollte Entsprechung zu Jer 29 [36], 1 LXX vor. 8 Wörtlich: »Söhne der Könige«; s. dazu unten Anm. 83. 9 Wörtlich: »vom kleinsten bis zum größten« zur Erfassung einer Gesamtheit von Personen, vgl. ThWAT 1, Sp. 935f., vgl. für Bar 1,4 vor allem 2. Kön 23,2, auch Jer 42,8.

4

Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

gefastet und gebetet vor dem Herrn 6 und haben Geld10 gesammelt, soviel die Hand eines jeden11 vermochte. 7 Und sie haben es gesandt nach Jerusalem an Jojakim, den Sohn des Hilkia, des Sohnes Sallums, den Priester, und an die Priester und an das ganze Volk, die sich befanden12 bei ihm in Jerusalem, 8 zur selben Zeit, als er holen ließ13 die aus dem Tempel weggeführten Geräte14 des Hauses des Herrn, um sie zurückzubringen in das Land Juda, am zehnten (Tag) des (Monats) Siwan, silberne Geräte, die gemacht hatte Zedekia, der Sohn Josias, der König von Juda, 9 nachdem weggeführt hatte Nebukadnezar, der König von Babylonien, Jechoqja und die (hohen) Beamten und die 'Schmiede115 und die (kriegstüchtigen) Starken und das Volk des Landes von Jerusalem und ihn16 nach Babylonien gebracht hatte. 10 Und sie haben gesagt: »Siehe, wir haben euch Geld gesandt, so17 kauft um das Geld Brandopfer und Sündopfer18 und Weihrauch und richtet zu19 Speisopfer20 und bringt (sie) dar auf dem Altar des Herrn unseres Gottes, 11 und betet zugunsten des Lebens Nebukadnezars, des Königs von Babylonien, und für das Leben Belsazzars, seines Sohnes, damit ihre Tage seien wie die Tage des Himmels über der Erde 12 und der Herr uns Kraft gebe und unsere Augen hellmache und wir leben unter dem Schatten Nebukadnezars, des Königs von Babylonien, und unter dem Schatten Belsazzars, seines Sohnes, und ihnen dienen viele Tage und vor ihnen Gunst finden werden. 13 Und betet für uns zum Herrn, unserem Gott, weil wir gesündigt haben gegen21 den Herrn, unseren Gott, und sich nicht abgewandt hat der Zorn des Herrn und sein Grimm von uns bis auf diesen Tag. 14 Und verlest diese Schrift, die wir zu euch gesandt haben, daß ihr ein

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Zu (Silber-)Geld vgl. ThWAT 4, Sp. 285f. Vgl. zum Ausdruck Kneucker, S. 206, aber auch Τον, S. 13. 12 Vgl. zu dem im Hintergrund stehenden RSD ni. ThWAT 4, Sp. 1052f. 13 Vgl. zu diesem Sinn von λαμβάνειν auf dem Hintergrund von Π ρ1? die Einzelexegese. Nicht ausgeschlossen ist auch der Sinn: »als er (Jojakim) holte«. 14 Zu den Tempelgeräten gehören vor allem auch Gefäße, vgl. dazu ThWAT 4, Sp. 179-185, besonders 184f. 15 Der griechische Text hat statt dessen »Gefangene«; doch steht das hebräische Wort T5DD im Hintergrund, das wahrscheinlich »Schmiede« oder »Schlosser« bedeutet; s. die Einzelexegese. 16 So mit wenigen Handschriften, darunter LXX b ; die Mehrzahl bietet die leichtere Lesart αΰτούς (sie); vgl. Kneucker, S. 94. 17 Wörtlich »und«. 18 Zu περί αμαρτίας als Wiedergabe von hebräisch ΠΚΒΠ (Sündopfer) in LXX s. Kneucker, S. 215. 19 Vgl. zu diesem Sinn von ποιενν / ntoü ThWAT 6, Sp. 416. 20 Lies statt μάννα (Manna) vielmehr μαναά als Wiedergabe von hebräisch nriJD (Speisopfer), s. Kneucker, S. 96.215; Moore, S. 272. 21 Zu dieser Wiedergabe des griechischen Dativ vgl. Kneucker, S. 218. 11

Ubersetzung

5

Schuldbekenntnis ablegt22, im Hause des Herrn am Tage des Fests und an den Tagen der Festzeit23,15 und sprecht«:

I. Hinführung

Die Einleitung l,l-15aa weist gemäß ihrer Stellung im apokryphen Baruchbuch (fortan abgekürzt: Bar), wie es vorliegt, das ihr Folgende, also Bußgebet, Mahnund Verheißungsrede (l,15aß-3,8; 3,9-4,4; 4,5-5,9), als Worte eines Buches aus, das Baruch geschrieben hat. Der aus dem Jeremiabuch bekannte Schreiber und Gefährte Jeremias (Jer 32,12.13.16; 36,4-32; 43,3.6; 45,lf.), »der Sohn Nerias, des Sohnes Maasejas« (Bar 1,1 wie Jer 32,12), soll der Verfasser dieser Folgetexte sein. Gemäß der Einleitung hat Baruch dies in Bar überlieferte Buch in Babylonien geschrieben (1,1), unter den Deportierten dort wurde es zuerst verlesen (1,2-5), und von hier wird es offenbar zusammen mit Geldspenden und den zurückerstatteten Tempelgeräten des Königs Zedekia nach Jerusalem gesandt (1,614), um auch dort feierlich verlesen zu werden (l,14-15aa); der Bußtext (l,15aß3,8) soll von allen betend angeeignet (V. 14 Schuld bekennen) werden, so daß, so wird man folgern müssen, Mahnrede und Verheißungsrede als Anrede an die Versammelten in der Verlesung dann folgen können. Die Einleitung will eine geschichtliche Szenerie mit Baruch unter den Deportierten in Babylonien wiedergeben; sie ist aber aus den älteren Baruchnachrichten im Jeremiabuch nicht bekannt. Da die Einleitung nicht auf sich steht (1,1.1415aa) und also nicht älter ist als das Folgende, dieses Folgende aber schon aus Gründen der Textorientierungen und theologiegeschichtlichen Positionen ohne Zweifel Jahrhunderte jünger ist als der historische Baruch, ist die Quelle dieser Szenerie nicht authentische geschichtliche Kenntnis, sondern literarische Konstruktion Späterer anhand vorliegender Überlieferung24, die solche Szenerie zwar nicht bietet, aber auch nicht ausschließt. 22 Der griechische Text bietet έξαγορεύειν mit dem weiteren Sinn »verkünden, kundtun«; entsprechend übersetzt Gunneweg, S. 172 »daß ihr sie (die Schrift) ... kundtut«; doch ist das Verb hier Wiedergabe von ΠΤ hitp., im Sinne des Schuldbekennens; s. die Einzelexegese. 23 Die Zeitbestimmungen beziehen sich auf »verlest diese Schrift«; s. die Einzelexegese. 24 Die nachalttestamentliche Uberlieferung von Person und Wirken Baruchs, die sich insbesondere in Apokalypsen, im sogenannten »Rest der Worte Baruchs« und in zahlreichen weiteren Texten jüdischer und christlicher Tradition in weitverzweigter Bezeugung findet (vgl. dazu z.B. Kneucker, S. 1-5.190-198; Ginzberg, Legends IV, S. 354f.; VI, S. 398f.410-413; VII, S. 58; EJ Bd. 4, Sp. 266f. (Grintz), 272f. (Stone) und vor allem Wolff, Jeremia, passim, und Mallau, TRE V, 1980, S. 269 276), kommt als Quelle für die fiktive Szenerie von l,l-15act schwerlich in Frage; sie ist in sich sehr divergent, setzt teilweise Bar *1 oder die zu dieser Einleitung führenden Überlegungen zur Baruchgestalt bereits voraus, macht aber womöglich da und dort (Baruch - Babylonien, Baruch - Esra!) Züge ausdrücklich, die schon die Gestaltung von Bar *1 bestimmen; eine Traditionsgeschichte der Baruchgestalt, die all diesen Überlieferungen nachgeht, wäre eine lohnende Aufgabe. Im Falle des apokryphen Baruchbuches will es scheinen, als stünde man hier ziemlich am Anfang nachbiblisch-fiktiver Baruchüberlieferung und könnte Voraussetzungen und Entstehungsvorgang solch apokrypher Tradition durch textgenetische Untersuchung aufhellen. S. dazu unten S. 303ff.

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

Eine Szene wird hier rekonstruiert, nicht um historische Nachfrage im neuzeitlichen Sinne zu befriedigen, sondern um sie einer Tiefensicht von Gottes Zeitweg mit Israel einzufügen, der, wie wir sehen werden, in Bar das gesamte Geschehen von den Anfangen Israels über die Katastrophe unter den Babyloniern und die viel spätere Abfassungszeit von Bar bis in eine künftige Heilsrestitution umfaßt. Es ist ein aus der aufgezeichneten Gottesüberlieferung gewonnenes Bild vom Verlauf des Gesamtweges Israels, das diffuse Geschichtserfahrung qualifiziert, sichtet, verdichtet, in Sinnepochen und Phasen eigener Art gliedert und Zusammenhang und Zielrichtung im Zeitablauf stiftet. Wir nennen dieses überlieferungsgespeiste Bild einer Heils- / Unheils- / Heilsgeschichte Israels als Tiefendimension der Ereignisgeschichte ein metahistorisches25. Solche Tiefensicht durch die Ereignisgeschichte auf den Grund der von Gott gelenkten und von Israel beeinflussten Metahistorie vergewissert den Sinnstandort in der eigenen Gegenwart, kann und soll die Erfahrung auch der aktuellen Ereignisse anleiten und prägen und bildet nicht zuletzt die Grundlage dafür, die sachliche Identität und Entsprechung unterschiedlich formulierter Aussagen aus der Überlieferung bezüglich derselben metahistorischen Station Israels wahrzunehmen. Ein für das Verständnis nicht zu unterschätzender Befund, der früher schon in der produktiven Prophetenüberlieferung gegeben ist. Für unsere Untersuchung heißt dies: Nicht historische Vorgänge, sondern diese Sicht der Späteren in einer fiktiv entworfenen Szenerie muß Gegenstand einer Erklärung sein. Warum sie gebildet wurde, wird unter Hinblick auf die dabei herangezogene Überlieferung in der Auslegung zu untersuchen sein. Daß bezüglich der hier wie sonst in Bar aufgegriffenen Überlieferung nicht zu fragen ist, wie diese sich selbst ursprünglich verstand, sondern allein, wie sie die rezipierende BarVerfasserschaft gesehen und aufgenommen hat, versteht sich von selbst. Diese ältere Überlieferung an sich weiß noch nichts von einem Aufenthalt und Wirken Baruchs in Babylonien, nichts von Geldspenden von dort nach Jerusalem vor Kyros und Sesbazzar (Esr 1), während Bar *1 doch zu Lebzeiten Nebukadnezars spielen will (1,1 lf.), nichts von Tempelgeräten, die der letzte judäische König Zedekia nach 597 v. Chr. habe anfertigen lassen, und deren Rückgabe schon durch Nebukadnezar, nichts von einem führenden Priester Jojakim in Jerusalem zu der Zeit) nicht einmal Baruchs Stammbaum ist so ausführlich wie 1,1 vorgegeben. Was treibt die Verfasserschaft der Bar-Einleitung zu diesen unbezeugten Zügen in Bar *1? Größte, bislang nicht eindeutig lösbare Schwierigkeiten haben die rätselhaften Textaussagen in l,l-15aa der Forschung bereitet, die direkte und indirekte Zeitangaben widersprüchlicher Art zu bieten scheinen. V. 2 redet von einem fünften Jahr, aber ohne näheren Bezug, von einem siebten Tag, aber ohne Monatsdatierung, und verbindet das Datum mit Einnahme und Einäscherung Jerusalems. Ist als Zeit der Szenerie also 587 v. Chr. gemeint? Aber wie fügt sich dazu die Rückgabe der Tempelgeräte Zedekias (1,8), die zu diesem Zeitpunkt doch erst wegge-

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S. dazu Steck, Prophetenauslegung.

I. Hinführung

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führt sein können, die Erwähnung von Priestern in Jerusalem (1,7), von gottesdienstlichen Handlungen am Tempel (V. 10.14), der doch damals zerstört wurde, und ein damals in Babylonien weilender Baruch, der laut Jeremiabuch zu der Zeit in der Heimat war? Die Forschung hat immer wieder versucht, der Schwierigkeiten der Bar-Einleitung auf literarkritischem Wege Herr zu werden, also einen für den Exegeten sinnvollen Grundtext von jüngeren Überarbeitungen zu trennen, die allererst zu Komplexität und Problematik des vorliegenden Textes führten26. Überblickt man die literarkritischen Vorschläge zu l,l-15aa, dann erstaunt die Vielfalt der präsentierten Lösungen27; es ist offenbar schwierig, auf diesem Wege ein zwingendes Ergebnis zu erreichen. Wir werden die vorgebrachten Schwierigkeiten dieses Textstücks und die literarkritischen Lösungsversuche natürlich diskutieren, haben aber Zweifel, ob man der Komplexität der Textaussagen auf diese Weise gerecht werden kann. Wir wählen deshalb einen anderen Ansatz und überprüfen ihn im Zuge unserer Untersuchung. Seine Ausgangsfrage ist, ob sich aus Einsicht in die Textgenese nicht Hinweise auf die Einheitlichkeit des Textstücks ergeben und die beobachteten Schwierigkeiten auf diesem Wege ihre Lösung finden. Mit anderen Worten: Man muß doch bis zum Erweis des Gegenteils unterstellen, daß die Verfasserschaft der Einleitung alle Züge dieser Szenerie überlegt und absichtsvoll zusammengestellt hat. Ob die vorgebrachten Widersprüche in die Augen des außenstehenden Betrachters oder in den Text gehören, ist ja noch nicht ausgemacht; die Orientierung an der Überlieferung könnte eine Stimmigkeit der Textzüge freilegen, die man der Formulierung auf den ersten Blick nicht ansieht. Exegetische Erkundungen zu dem um vieles jüngeren Bild, das in diesem Text von der dargestellten Zeit gezeichnet wird, bleiben deshalb im Folgenden arbeitshypothetisch auf die Frage der Einheitlichkeit des Textes gerichtet und suchen seiner Absicht durch Einsicht in die textgenetischen Vorgänge auf die Spur zu kommen.

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Die exegetischen Beobachtungen hierfür nehmen ihren Anhalt insbesondere an unvollständigen Angaben in V. 2, an Wiederholungen in V. 4 gegenüber V. 3, an Unklarheiten, die V. 8 und womöglich auch V. 9 in den Textablauf bringen, an der Trennung von Überschrift (V. lf.) und Text (V. 15ff.) durch V. 3-14 und an vier inhaltlichen Unstimmigkeiten: (1) Textzüge, die vor 587 v. Chr. gehören, widerstreiten mit solchen, die erst in die Zeit danach gehören; (2) insbesondere setzen V. 7.10 einen noch funktionierenden Tempel(!)kult voraus, was V. 2b. 8 entgegensteht; (3) die Erwartung eines Lebens unter huldvollen babylonischen Herrschern stößt sich mit der Selbsteinschätzung der Lage in V. 13; (4) daß mit der Geldsendung auch das Buch Baruchs mit übersandt wird, sagt nicht V. 7, sondern ist erst aus V. 14 zu erschließen. 27 Der vorliegende Text ist entstanden (a) durch Glossierung (in V. 2.4.8.9) eines Grundtextes - so z.B. Rothstein, S. 216; Gunneweg, S. 169f., (b) durch Verbindung zweier älterer Einleitungen für verschiedene Textstücke aus l,15afi-5,9 - so z.B. Whitehouse, S. 570f.576, vgl. auch Battistone, S. 44f., und vor allem Kneucker, S. 16ff., (c) durch spätere Einschaltung von V. 3-14 (15aot) - so z.B. Eißfeldt, EinlAT, S. 805; Wambacq, S. 364ff., vgl. Battistone, S. 21-23, (d) durch weitgehende Überarbeitung eines erheblich kürzeren Grundtextes - so jüngst Schreiner, S. 45f.53.54-57; ders., BZ 1987, S. 7-9. Wie üblich wird dabei den Glossatoren oder Bearbeitern ein hohes Maß an Unfreiheit oder Unbeholfenheit zugetraut. Die Forschungslage kompliziert sich darüber hinaus noch durch Hypothesen zu der Frage, welche Textteile von Bar durch l,l-15aoc im ganzen oder in Teilen zunächst eingeleitet wurden.

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

Zu den Fragen des Verhältnisses der Einleitung zu l,15aß-5,9, des Sachanliegens, der Leittexte, an denen sie sich orientiert hat, zu ihrem theologiegeschichtlichen Gepräge, zu Datierungsindizien und bezüglich ihrer literarischen Einheitlichkeit oder Uneinheitlichkeit kann bei diesem schwierigen, zunächst vieldeutigen Text thematisch erst nach der Einzelexegese Stellung genommen werden; die Frage des Aufbaus von l,l-15aa soll jedoch vorweg schon erörtert werden.

II. Der Aufbau der Einleitung und seine Beeinflussung durch Jeremiatexte Hinsichtlich der Stellung der Einleitung28 ist zunächst zu betonen, daß diese nicht Bestandteil des 1,1.3.14 genannten, von Baruch in Babylonien geschriebenen Buches ist, sondern ihrerseits dieses Buch vorstellt (1,1-2) und dessen erste Verwendungen in Babylonien und dann in Jerusalem aufweist (l,3-15aa). Bar präsentiert mit seiner Einleitung also ein älteres, von Baruch verfaßtes und im Anschluß an die Einleitung im Wortlaut wiedergegebenes Buch Baruchs. l,l-15aa ist ein erzählender Fremdbericht und insofern ein Textstück für sich. Was Baruch selbst geschrieben hat, beginnt erst danach. Die zweifache Absicht der Einleitung, ein Buch Baruchs hinsichtlich Verfasser, Abfassungsort und -zeit vorzustellen (1,1-2) und dessen zweifachen Gebrauch festzulegen (l,3-15a 3 5

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III. Einzelexegese - 1,1-2

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III. Einzelexegese 1,1-2: Vorstellung des Buches Baruchs. V. 1-2 bilden innerhalb der Handlungsfolge der Einleitung einen auch stilistisch vom Folgenden abgesetzten ersten Hauptteil, der das in Bar wiedergegebene Buch Baruchs als solches hinsichtlich seiner Abfassung vorstellt. An die - in sich vielfältigen - Überschriften der Prophetenbücher sonst zeigt sich l , l f . nicht angelehnt. Das Vorbild ist ausweislich der ersten Worte 36 , wie erwähnt, vielmehr Jer 29,1a 37 . Das vorangehende Jeremiabuch ist mit dem Buch Baruchs nicht gemeint; denn allein schon diese Bezugnahme zeigt, daß auch in Bar das so vorgestellte Schriftstück nicht literarisch vorangeht, sondern im Textablauf (vgl. Jer 29,4ff.) erst noch folgt. Bar in der vorliegenden Gestalt will, so sahen wir bei der Anlage38, in der Gestaltung der Einleitung wie in der Thematik des Corpus den Aufzeichnungen Jeremias in Jer 29ff. entsprechen und die Botschaft dort jetzt für ganz Israel an zwei Orten für die Zeit im Exilszustand aktivieren und konzentrieren39. Diese vorrangige Orientierung am Jeremiabuch hängt mit der Leitthematik von Bar zusammen, wie sie die Einleitung exponiert und das Corpus thematisiert: die Zerstreuung Israels. Denn dieser Prophet und sein Buch sind es, bei dem zeitlich und sachlich das Gottesgericht der Zerstreuung Israels und dessen Grund verankert sind. So wird gemäß V. 1 das Buch von Baruch natürlich geschrieben im Sinne Jeremias, wie man es von Baruchs Schreibertätigkeit (36,26.32) in Jer weiß (36,2.4. 6.17f.27.28.32). Ein Buch statt mündlicher Rede muß es sein, weil sein Inhalt in Babylonien und in Jerusalem, und d.h. in ganz Israel, verlesen werden soll, ein Schriftstück entsprechend Jer 29 und Jer 30ff.36, und eine Verlesung, die gewiß mit Absicht an Jer 36 erinnern soll40. Es ist kein von Jeremia selbst geschriebenes (Jer 30,1-3), aber auch kein von Jeremia Baruch diktiertes Buch (36,4.6. 18.27.32), weil Jeremia selbst in den Augen der Verfasserschaft von Bar nicht nur aus Gründen der Abgeschlossenheit des Jeremiabuches nicht mehr in Frage kommt. Aus der Überlieferung in Jer konnte nämlich erschlossen werden, daß Baruch, wie Jeremia probabylonisch eingestellt (Jer 43,3), im Unterschied zu den meisten anderen (Jer 42,15ff.; 44,27f.) die Verschleppung mit Jeremia nach Ägypten (Jer 43,6f.) überlebt (45,(l-)5), während Jeremias Wirken laut 1,3 mit Zedekia endet. So kommt als schreibender Sachwalter Jeremias für die Zeit danach nur Baruch selbst mit einem eigenen Buch in Frage. Daß Baruch aus Ägypten zurückgekehrt (vgl. auch Jer 44,28) und nach Babylonien gekommen ist, sagt die vorgegebene Überlieferung nicht, schließt es aber auch nicht aus41. Für

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Vgl. noch 2. Sam 23,1. Zur Bedeutung von hebräisch Ί30 (Brief, Buchrolle, Schrift) vgl. ThWAT 5, Sp. 929-944; in LXX ist ISO von Jer 29,1 im Unterschied zu Bar 1,1 durch ή βίβλος (vgl. aber Bar 1,3) wiedergegeben, s. oben Anm. 7; vgl. zur Frage Kneucker, S. 199. 38 S. oben S. 9-12. 39 S. dazu unten S. 272. 40 S. obenS. 9.12f. 41 In Jer 51,59-64 las man, daß Baruchs Bruder Seraja vom König Zedekia in offizieller Mission nach Babylonien entsandt wurde und dabei auch eine Jeremiaschrift im Auftrag des Propheten 37

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

die Verfasserschaft von Bar muß Baruch dieses Buch in Babylonien schreiben und zuerst verlesen, weil dort der Ort ist, wohin die qualitative Zeitperspektive von Deportation bis Heilsrestitution übermittelt wurde (Jer 29) und - dort zuerst beherzigt wird (Jer 24,l-7) 42 und als Gesamtisrael geltende (Jer 30ff. und damit 24,8-10; 29,16-20 auf die Zeit vor der Katastrophe beschränkend) von dort aus weitergegeben werden kann43. Folgt man solcher Sicht der Textgenese von Bar 1,1 anhand des Jeremiabuches, dann ist auch deutlich, wann solches Wirken Baruchs in Babylonien von der Überlieferung ermöglicht wird. Baruch war laut Jeremiabuch unter den Königen Jojakim (36,1.9; 45,1) und Zedekia (32,1.12) mit Jeremia in der Heimat; unter den Teilnehmern der Reisen nach Babylonien zur Zeit Zedekias ist er nicht erwähnt: Jer 29,3 nennt andere Personen, Jer 51,59 nur seinen Bruder. Baruch war auch noch nach der Katastrophe von 587 v. Chr., nach der Ermordnung Gedaljas (43,3) im Lande und wurde dann mit Jeremia nach Ägypten verschleppt (43,6f.), war allerdings als Schreiber und Sachwalter Jeremias (45,1), wie erwähnt, mit göttlicher Überlebensgarantie ausgestattet (45,1-5) »an allen Orten, wohin du gehst« (!, 45,5b). Im Zuge solcher Überlieferungsorientierung, die der maßgeblichen Orientierung von Bar am Jeremiabuch entspricht, kann Baruch für eine rekonstruierende Verfasserschaft erst nach seinem Ägyptenaufenthalt in Babylonien gewesen sein, also erst nach der Katastrophe 587 v. Chr. 44 »Schreiber« heißt er in Bar nicht mehr, wohl weil diese Beauftragung durch Jeremia jetzt nicht gegeben ist; »Prophet« heißt er aber auch nicht. Er wird in 1,1 nur mit Namen und Genealogie eingeführt45. Baruch trägt einen auch sonst im AT überlieferten Namen4® »gesegnet« (von Gott), was sich auf seine Geburt oder auch auf sein Leben bezieht bzw. beziehen soll47. Sehr wahrscheinlich von Baruch und seinem Bruder Seraja sind Bulle und Siegel aufgefunden 48 ;

verlesen sollte, vgl. auch die Jer 29,3 genannte Gesandtschaft, die Jeremias Brief an die Verbannten nach Babylonien bringt, und den Nachrichtenverkehr zwischen Babylonien und Jerusalem, von dem man in Jer 50f. las, vgl. dazu Kratz, ZAW 1993/94. 42 Man beachte, daß in der Einleitung die Gola sich das Buch Baruchs bereits zu Herzen genommen hat (l,5(.6ff.)), vgl. ganz entsprechend Bar 3,1-8! 43 Man beachte, daß in der Einleitung die Israeliten in Jerusalem für das Buch von Seiten der Gola erst noch gewonnen werden sollen. 44 Die vieldiskutierte Frage ist freilich, wie sich diese hier zunächst aus der Uberlieferungsorientierung gewonnene Ansetzung der Einleitungsszenerie mit den Angaben in 1,1-lSaa sonst verträgt; eine Reihe von Forschern sieht in V. 7.10 noch einen intakten Tempelkult vorausgesetzt, wie er nur vor 587 v. Chr. gegeben war, und folgert, daB für die Einleitungsszenerie auch der Zeitraum davor, zwischen der Wegführung des Königs Jojachin 598/97 v. Chr. und der Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr., im Blick war und somit literarkritische Trennungen nötig werden, vgl. z.B. Kneucker, S. 8ff., und jüngst Schreiner, S. 53ff.; ders., BZ 1987, S. 8, - eine Lösung, der ein voreiliges Verständnis von V. 7.10 zugrunde liegt (s. unten). 45 Zu den Sohn-Genealogien vgl. ThWAT 1, Sp. 673. 46 Vgl. HAL, S. 148; ThWAT 1, Sp. 811. 47 Vgl. Noth, Personennamen, S. 183; vgl. auch Scharbert, BZ 1973. 48 Vgl. Jaroä, Inschriften, S. 78f., Nr. 56 (vgl. zur Baruchbulle Avigad, Bullae, Nr. 9, S. 5.28f.l30) und 57ff.; Dearman, JBL 1990, S. 412ff.

III. Einzelexegese - 1,1-2

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der auch Jer 32,12.16; 36,4.32; 43,3.6; 45,1 bzw. 51,59 genannte Vatername Neria stimmt auf beiden Fundstücken überein. Die Namensform auf der Bulle ist 1ΠΟΊ3 (»Jahwe hat gesegnet«), die Form »Baruch« wäre dann als Kurzform anzusehen; auf der Bulle wird Baruch als ΊΕΟΠ, »der Schreiber« (vgl. Jer 36,26.32), bezeichnet.

Die ausführliche genealogische Einführung Baruchs in 1,1 ist auffallend und wird mit Tendenzen nachgewiesener Zugehörigkeit zum Gottesvolk, wie sie Esr 2 und Neh 8.11.12 entgegentreten, zusammenhängen49. Die Namen von Baruchs Vater und Großvater konnten Jer entnommen werden, vgl. zum Großvater Jer 32,12; 51,59. Die drei weiter zurückreichenden Glieder der Ahnenreihe Baruchs (Zedekia, Asadja, Hilkia) sind als Namen biblisch alle belegt; doch läßt sich aus den überlieferten Schriften des AT auf keine Weise klären, wie sie ermittelt worden sein könnten50. Die Vorstellung des von Baruch in Babylonien51 verfaßten Buches schließt in V. 2 5 2 mit der Angabe der Zeit der Niederschrift. Derartige Vorgänge werden in der Jeremia-Vorgabe der Verfasserschaft auch sonst datiert (vgl. 36,1; 45,1; 51,59f., auch 29,2; nicht: 25,13; 30, lf.), die andersartigen Formulierungen dort bilden aber nicht das Vorbild für V. 1-2. Auch die Schlußstellung der Zeitangabe ist nicht ungewöhnlich, vgl. als mögliches Gestaltungsvorbild Jer 29,2 nach V. 1, ferner nach narrativen Textzügen z.B. Jer 45,1; 51,59; Ez 24,1. Doch sind diese Zeitangaben nicht wie V. 2 gestaltet, der mit der Fixierung von Jahr, Monat und Tag freilich einem anderwärts häufig belegten Gestaltungsmuster folgt. Wie dieses Datum in 1,2 gemeint ist, läßt sich wegen der mangelnden Präzision des Textes bezüglich Angaben und Formulierung nur erschließen; ein zwingendes Ergebnis konnten schon die zahlreichen Vorschläge der Forschung53 zu diesem Vers angesichts der offenen Formulierung nicht erbringen; auch das Folgende kann nur ein Versuch sein. DaB in V. 2 textkritische Verderbnis bezüglich der Jahres- und der jetzt fehlenden Monatsangabe vorliegt54, ist natürlich nicht auszuschließen. Ebensowenig, daß es sich in V. 2 literarkritisch um einen Zusatz handelt55. Beide Annahmen verschaffen sich in dem überhaupt schwierigen Kon-

4 9 Vgl. zu einer wie Bar 1,1 sechsgliedrigen Namenreihe z.B. Neh 11,4; zu beachten ist für die Einführung Baruchs auch die Einführung Esras in Esr 7,1-5. 5 0 Vgl. zur Frage Fritzsche, S. 177; Kneucker, S. 199f.; Moore, S. 268; zu späteren Überlieferungen über die Herkunft Baruchs s. Kneucker, S. 2ff., und die Hinweise oben Anm. 24; Überlegungen zur historischen Banichfamilie s. bei Dearman, JBL 1990, S. 411. 5 1 S. dazu oben Anm. 3. 5 2 V. 2 kann nicht als voranstehende Zeitangabe für V. 3 angesehen werden; im AT werden derart voranstehende Zeitangaben stets durch pf. weitergeführt und nicht durch w-impf., das hinter και άνέγνω (mp' 1 ) steht; doch liegt nahe, daß in V. lf. der Zeitpunkt der Niederschrift und der Verlesung derselbe sein soll; vgl. schon Reusch, S. 96. 5 3 Vgl. dazu Kneucker, S. 8ff.; Battistone, S. 36ff. 5 4 Vgl. z.B. Rothstein, S. 216; Wambacq, S. 364, mit der Annahme, das »fünfte Jahr« sei erst sekundär aus der ursprünglichen Angabe »im fünften Monat« entstanden, s. auch bei Battistone, S. 38f.; vgl. dagegen schon Kneucker, S. 10. 5 5 Die Annahme begegnet in der Gestalt, daß entweder nur V. 2a oder nur V. 2b für ursprünglich gehalten werden (vgl. z.B. Wambacq, S. 364; Gunneweg, S. 169f.;) oder V. 2 aus einem ursprünglichen Text überhaupt weitgehend gestrichen wird (vgl. z.B. Kneucker, S. 8ff.).

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

text der Einleitung an einer besonders schwierigen Stelle Erleichterung, die sich durch Hypothetik ins Mögliche, aber eo ipso nicht Nachweisbare verliert. Wir versuchen deshalb, V. 2 im Zusammenhang einer literarisch einheitlichen Einleitung des Baruchbuches zu verstehen. Dann muß das in V. 2 genannte Abfassungsdatum einen Termin nach der V. 2b genannten Zerstörung Jerusalems meinen; bei Jeremiaorientierung der Verfasserschaft kommt, wie erwähnt, ohnehin nur dieser Zeitraum in Frage; auf ihn weist überdies die Rückgabe der Tempelgeräte Zedekias (V. 8f.). Damit ist ausgeschlossen, was zunächst naheliegt, wenn man das Baruchbuch im unmittelbaren AnschluB an das Jeremiabuch einschließlich Jer 52 sieht. Hinter Jer 52,31-34 könnte das fünfte Jahr rückgreifend auf die Deportation des Königs Jojachin im Jahre 598/97 v. Chr. bezogen sein56, 593/92 v. Chr., was Übereinstimmung mit dem Berufungsjahr Ezechiels (1,2, ebenfalls ohne Monatszählung57) brächte58. Doch spricht dagegen auch, daß das so eingeleitete Buch Baruchs in l,15aß-5,9 Aussagen enthält, die die Katastrophe von 587 v. Chr. als bereits geschehenes und nicht als allererst angekündigtes Gericht bieten59; der Redestandort Baruchs in seinem Buch ist erst danach, auch wenn er in allen drei Teilen von Bar von diesem Standort aus Vorgänge späterer Zeit (Israel im bereits langandauernden Exil, Heilswende) voraussieht60. Eine Beziehung von 1,2 auf Jer 52,28-30, falls die Verfasserschaft dies in ihrer Jeremiavorlage gelesen hat 61 , und die dort genannten Jahre Nebukadnezars scheidet von vornherein als unsinnig aus. Will sich 1,2 an Jer 51,59f. anschließen? Dort geht der Baruchbruder Seiaja im vierten Jahr Zedekias (594 v. Chr.) nach Babel, hier schriebe Baruch im fünften Jahr (Zedekias) sein Buch; doch ist das Jahr in 1,2 eben nicht nach Zedekia benannt und ein Aufenthalt Baruchs zu der Zeit in Babel ist mit dem aus dem Jeremiabuch Entnehmbaren im Widerstreit. Dafl alle diese Versuche voraussetzen, Baruch schreibe sein Buch zu einem Zeitpunkt, der dann der Zerstörung Jerusalems Jahre später entspräche, zeigt das Unwahrscheinliche solcher Lösungen erneut. Dies gilt auch von dem Vorschlag62, das fünfte Jahr auf Baruch selbst zu beziehen, nämlich auf das fünfte Jahr seines Babylonienaufenthalts. Fiele dieses Jahr mit dem Zeitpunkt der Zerstörung Jerusalems (V. 2b) zusammen, wäre er etwa seit 592 v. Chr. in Babel, was sich ungefähr mit einer Parallelkonstruktion zu seinem Bruder - ein Jahr später - gemäß Jer 51,59 vereinen ließe. Doch hat auch diese Lösung die bereits genannten Gründe gegen sich; auch steht nicht da, daß es Baruchs fünftes Jahr ist, und eine genaue Datierung gemäß Ereignissen im Leben einer prophetischen oder quasiprophetischen Figur ist in der Überlieferung nicht üblich. V. 2a kann sich nicht auf ein fünftes Jahr als Datum vor 587 v. Chr. beziehen, so sehr dies dem Verständnis von V. 7.10.14 scheinbar entgegenkäme. Näher liegt deshalb der Vorschlag, das fünfte Jahr in V. 2a auf die in V. 2b genannte Zerstörung Jerusalems zu beziehen, zumal der V. 2a genannte siebte Tag mit dem Datum 2. Kön 25,8

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So vor allem Kneucker, S. llff.; jüngst Gunneweg, S. 169; Schreiner, S. 54. Vgl. zu Ez 1,1-3 jetzt Kutsch, Daten, S. 45ff. 58 Die Beziehung zu Ez 1,2 ist attraktiv, zumal im Ezechielbuch auch sonst nach der Wegführung Jojachins datiert wird, und für das Verständnis von Bar 1,2 vielfach favorisiert worden. Man beachte aber, daß im Unterschied zu Ezechiels Vision und Prophetenberufung Baruch in Bar nirgends als Offenbarungsempfänger dargestellt wird, ja nicht einmal seinen Titel »Schreiber« erhält, und vor allem den Preis, der für dies Verständnis des »fünften Jahres« zu entrichten ist - V. 2b muß abgetrennt werden. Daß Baruch Jahre zuvor auf den Tag genau schreibt, an dem dann später die Zerstörung Jerusalems erfolgt, wäre ein allzu seltsamer Gedanke. Zur Berücksichtigung des Ezechielbuches in Bar innerhalb einer Prophetenbücherreihe s. unten S. 276. 59 Vgl. unten die Einzelexegesen zu l,15aß-5,9 und schon Moore, S. 269, der mit Recht etwa auf 2,3 hinweist. 60 Eine Beziehung des »fünften Jahres« im Anschluß an Jer 52,31-34 auf das fünfte Jahr der Freilassung Jojachins scheitert daran, daß die Bar-Einleitung noch zu Lebzeiten Nebukadnezars (1,11) spielen will. 61 Der Abschnitt fehlt in LXX. 62 Vgl. dazu Battistone, S. 38. 57

III. Einzelexegese - 1,1-2

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übereinstimmt63. Freilich nicht im Sinne der Gleichzeitigkeit, da 387 v. Chr. als fünftes Jahr zu keinem plausiblen Datum als Berechnungsausgangspunkt führt - es handelt sich weder um das fünfte Jahr Nebukadnezars noch Jojachins noch Zedekias -, sondern im Sinne des fünften Jahres seit der Zerstörung Jerusalems64. Die Wendung εν τω καιρώ meint dann nicht gleichsetzend »zum (selben) Zeitpunkt, an dem«, sondern unter Nachwirkung von 3 + nj> oder besser von 3 + n a m 6 5 »zu dem (wiederkehrenden) Zeitpunkt, an dem«66, vgl. zu dieser Verwendung von καιρός besonders Gen 17,21; 2. Kön 4,16 und mit Goldstein67 insbesondere 1. Makk 4,54 (κατά / έν, Relativsatz), vgl. 2. Makk 10,5. Als Datum der Abfassung und anschließenden Verlesung von Bar bezeichnet V. 2 demnach den fünften Jahrestag der Zerstörung Jerusalems, also 582 v. Chr. Gemäß V. 2b ist dieses Datum bezogen auf den Zeitpunkt, da die Babylonier Jerusalem einnahmen und mit Feuer verbrannten - die Formulierung ist auf die Stadt bezogen nicht aus 2. Kön 25,9; Jer 52,13; 2. Chr 36,19 genommen, sondern aus Jer 34,22; 37,8(.10; 38,17); 38,18(.23), zieht aber damit die detailliertere Formulierung 2. Kön 25,8f. zusammen. Dort findet sich dieselbe Tagesangabe wie V. 2a, dazu der fünfte Monat (vgl. auch Jer 1,3), was doch die alte Vermutung nahelegt, daß diese Näherbestimmung in V. 2a haplographisch ausgefallen ist 68 . Der ursprüngliche Text von V. 2 hätte demnach gelautet: »im fünften Jahr, im fünften Monat, am siebten (Tag) des Monats, zu dem wiederkehrenden Zeitpunkt, an dem...« 69 . Wieso der Jahrestag der Zerstörung Jerusalems? Gemäß den Umständen, unter denen die Verlesung in Babylonien (l,3f.) und Jerusalem (1,14) erfolgt, liegt es nahe, daß die Verfasserschaft ein wiederkehrendes, gottesdienstliches Gedenken dieses Tages im Blick hat, wie es auch in Sach 7f. bezeugt ist 70 . Wieso ist speziell der fünfte Jahrestag genannt? Verschiedenes kann erwogen werden. In einem fünften Jahr (Jojakims) hat Baruch schon einmal ein von ihm niedergeschriebenes Buch verlesen (Jer 36,9MT) - ist dazu Entsprechung intendiert? Oder: Kannte die Verfasserschaft Jer 52,28-30 und entnahm dem eine dritte Wegführung fünf Jahre nach der von 587 v. Chr., so daß sich die Verlesung von Bar auch in Jerusalem an die dort danach verbliebene Restbevöl-

63 Die Parallelaussage in Jer 52,12f. bietet freilich den »zehnten Tag des fünften Monats« als Datum der Zerstörung Jerusalems; vgl. zu den Datierungsfragen jetzt Kutsch, Daten, S. 23.24ff.; wie die Verfasserschaft von Bar """l diese Datendifferenz bezüglich des Tages allenfalls rezipiert haben könnte, dazu vgl. Goldstein, S. 181 Anm. 8. 64 Vgl. schon Fritzsche, S. 177f.; bei Kneucker, S. 201, und neuerdings vor allem Asensio, S. 680; Dancy, S. 175; Moore, S. 269; Goldstein, S. 181; Alonso Schökel / Diaz, S. 1316. 65 Vgl. zur Frage des hebräischen Sprachhintergrunds Kneucker, S. 200f.; Τον, S. 13. 66 Zu καιρός / TDlD im Sinne eines sich regelmäßig wiederholenden Termins, auch Festtermins, vgl. Liddell-Scott, S. 859b; ThWNT 3, S. 459f.; THAT 1, Sp. 743f.; 2, Sp. 379-382, besonders 382; ThWAT 4, Sp. 746f.; 6, Sp. 470.476ff. 67 S. 181 mit Anm. 6; vgl. ders., I Maccabees, S. 272ff., besonders S. 286; II Maccabees, S. 379f. 68 So vor allem Kneucker, S. 10-16, und jüngst Moore, S. 269; Goldstein, S. 181. Zu erwägen ist auch, ob eine Entsprechung zu Jeremia intendiert ist: An einem fünften Monat endet der Offenbarungsempfang Jeremias (Jer 1,3) und in einen fünften Monat fällt im Anschluß daran das exilische Wirken Baruchs. Textkritisch bietet diese Konjektur die leichtere Erklärung gegenüber der anderen, das fünfte Jahr sei erst sekundär aus dem fünften Monat entstanden. Oder soll der Monat bewußt offenbleiben, da nach Sach 7f. mehrere Monate als Gedenkmonate der Zerstörungsphasen Jerusalems in Betracht kommen? 69 Vgl. die Ubersetzung bei Goldstein, S. 181: »... on the seventh day of the month, at the anniversary of the time when [...] the Chaldeans took and burned Jerusalem.« 70 Vgl. dazu unten zu V. 5. Vom 9. des fünften Monats (Ab), dem Trauertag bezüglich der Zerstörung von Stadt und Tempel, ist aber bezeichnenderweise in Bar 1,2 nicht die Rede; die Festlegung des Tages auf den 9. (gegen 2. Kön 25,8; Jer 52,12) ist erst in der Mischna belegt, vgl. Rudolph, Haggai, S. 139.

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

kerung richtet? Daß sich diese gemäß l,15aß-5,9 in einem durch Gottes Gericht entleerten Lande und in einer entvölkerten Stadt Jerusalem de facto auch im Exil befindet und zu Gesamtisrael der Exilsstatus gehört, muB dem nicht widersprechen; es entspricht der l,15afi-5,9 leitenden Sicht deuteronomistischer Tradition, wonach ganz Israel, wo immer es sich befindet, in der Zerstreuung ist 71 . Auch Ez 1,2 bleibt im Spiel: Dem Auftreten Ezechiels in Babylonien im fünften Jahr nach der ersten Deportation entspräche das Baruchs daselbst im fünften Jahr nach der zweiten. Und schließlich muß man erwägen, ob die Verfasserschaft nicht die in Josephus eingeflossene Tradition kennt 72 , derzufolge Nebukadnezar »im fünften Jahr nach der Zerstörung Jerusalems«, seinem 23. Jahr (Jer 52,30), anläfilich eines Angriffs auf Ägypten die dort befindlichen Israeliten nach Babylonien deportierte. Hat die Verfasserschaft diese Tradition mit Baruchs Verschleppung nach Ägypten kombiniert und Baruch so, u.U. zusammen mit den judäischen Deportierten der dritten Wegführung, nach Babel kommen und dort sogleich sein Buch schreiben lassen? Dies sind verschiedene Möglichkeiten, das »fünfte Jahr« zu verstehen, ohne daß eine eindeutige Entscheidung getroffen werden könnte. Daß das fünfte Jahr auch durch Geschichtskonstellationen erst zur Abfassungszeit hervorgerufen sein könnte, wird sich später bei der Erörterung der Datierung von Bar zeigen.

Verzichtet man auf weitreichendere textkritische Annahmen zu V. 2 und vorgefaßte literarkritische Hypothesen zu V. 1-14, dann soll V. 2 die Abfassung des Buches am ehesten auf den fünften Jahrestag73 der Zerstörung Jerusalems 587 v. Chr., also 582 v. Chr., datieren, womöglich unter Voraussetzung regelmäßigen, gottesdienstlichen Gedenkens dieses Tages; speziell der fünfte Jahrestag könnte sich in Entsprechung zum Datum von Jer 36,9MT, im Blick auf eine dritte Wegführung (Jer 52,30MT) oder sogar einer Tradition bei Josephus folgend, die der Verfasserschaft Baruchs Aufenthalt in Babylonien plausibel machte, ergeben haben. 1,3-6: Die erste Verwendung des Buches Baruchs in Babylonien. Der zweite Hauptteil in der Ereignisfolge der Einleitung nimmt ausführlich nun den Gebrauch des Buches Baruch an zwei Orten in Blick. Ein erster Abschnitt berichtet im direkten Handlungsanschluß an l , l f . zunächst von der Verlesung des Buches in Babylonien (1,3-4) und deren Folgen beim Auditorium (1,5-6). Baruch tut, was er noch vor den Deportationen schon einmal getan hat (Jer 36) - er liest die Wortes eines von ihm geschriebenen Buches vor (vgl. die ähnlichen Formulierungen Jer 36,6.8.10.15(.21ff.). Auch das Auditorium entspricht sich: König (36,20ff.), Obere (36,llff.21), Prinz (36,26) und das ganze Volk (36,6-10), obwohl die Aufgliederung nicht genau übereinstimmt Szenerie und Lage sind ja anders und vor allem soll das Auditorium von Jer 36 noch mit dem anderer Orientierungstexte verschränkt werden. Obwohl der Personenkreis von dem 598/97 v. Chr. deportierten König Jojachin angeführt wird, besteht er nicht nur aus Menschen dieser ersten Deportation, da er sich mit V. 9

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Vgl. dazu oben Anm. 31. Ant. X, 180-182 ( = X, 9,7), vgl. dazu Battistone, S. 42; Mallau, TRE V, S. 272; Moore, S. 269; s. auch unten S. 304 Anm. 285. 73 Vgl. schon in der antiken Textüberlieferung (s. Kneucker, S. 156f.), femer z.B. Reusch, S. 95f.; Hilgenfeld, ZWTh 1880, S. 415f.; Pfeiffer, History, S. 409.411.413; Hamp, S. 423, und jüngst vor allem Moore, S. 269; Goldstein, S. 181; Burke, S. 1.17; Nickelsburg, Literature, S. 110; ders., Writings. S. 140; Schürer, History ΙΠ, S. 733; s. auch die Hinweise Anm. 64. 72

III. Einzelexegese - 1,3-6

21

und der Überlieferung zur ersten Deportation74 nicht deckt. Vielmehr ist, wie schon »das ganze Volk« zeigt, die gesamte Exulantenschaft, die sich nach 587 v. Chr. in Babylonien befand, im Blick; entsprechend faßt dann V. 7 die gesamte israelitische Bevölkerung am zweiten Verwendungsort des Buches, in der Heimat, ins Auge. Ein Problem in der Darstellung des Auditoriums in Babylonien ist zunächst die zweifache Erwähnung des Volkes in V. 3 und 4 75 . Handelt es sich in V. 3 spezieller zunächst nur um die Hörer des Jeremiabriefes Jer 29, der in LXX βίβλος heißt 76 , während das Baruchbuch im Unterschied dazu βιβλίον hieße? Doch greift diese Anspielung nur auf der griechischen Textebene, könnte also für die griechische Textfassung maßgeblich sein, ist aber als ursprüngliche Verfasserintention auch sonst wenig wahrscheinlich: Die Folgeaussagen, die dann auf die Menschen erst der zweiten Deportation gingen, bieten die Ältesten, die schon in 29,1 als Adressaten genannt werden. Wahrscheinlicher ist der Wechsel βιβλίον / βίβλος auf der griechischen Textebene rein stilistischer Art, beidemale ist an das Buch Baruchs gedacht, zu dem das Volk »kommt« wie zum ersten Baruchbuch Jer 36,6.9. Deshalb liegt näher, daß in V. 3f. von Anfang an die gesamte Exulantenschaft gemeint ist, zunächst aufgegliedert gemäß der Reihung König - das ganze Volk (V. 3) und sodann gemäß den Aspekten Umgebung des Königs - Alteste und das ganze Volk (V. 4). Allem Anschein nach sollen mit dieser Differenzierung des in Babylonien befindlichen Israel mehrere sachentsprechende Auditorien der Überlieferung verschränkt werden, und zwar vor allem 2. Kön 22f. und Jer 36, vorexilisch eine gelungene und eine gescheiterte Belehrung des ganzen Volkes. Baruch erlebt hier in frühexilischer Zeit in Uberwindung von Jer 36 eine gelungene Volksbelehrung wie unter Josia, und zwar im Exil entsprechend Jer 24.29; beide Szenen sind auch über Einzelzüge untereinander und mit Bar l,lff. verbunden, vgl. 2. Kön 22,11.19; Jer 36,7.9 mit Bar 1,5; ferner 2. Kön 22,13; Jer 36,7 mit Bar 1,13 (Zorn). Die Verschränkung in l,3f. erfolgt so, daß zunächst die Hauptkonstellation König - ganzes Volk aus den Orientierungsszenen Jer 36 und 2. Kön 22f. (vgl. Jer 36,20-26; 2. Kön 22,10f. und Jer 36,9f.; 2. Kön 23,1-3) herausgestellt wird und dann noch einmal differenziert wird, wobei jedenfalls die Prinzen und die Altesten an der Spitze des abermals genannten Volkes (vgl. zur Doppelung auch Jer 44,20) Anhalt an Akteuren in den Orientierungsszenen haben. Die komplizierte Formulierung dient der Erinnerung an die Modellszenen. Für die Zusammenstellung König - das ganze Volk V. 3 ist zunächst die exponierte Rolle der Wegführung Jojachins als bestimmender Beginn der Exilsära auch in Datierungen des Ezechielbuches 77 zu beachten; daß die Verfasserschaft für die Szene 582 v. Chr. Zedekia nicht erwähnt, der gleichfalls nach Babel gebracht wurde, kann damit zusammenhängen, daß er für gefangen78 oder gar für verstorben gehalten wurde, während man Jojachins Uberleben kannte79; Jojachin ist anders als Jer 52,31 bereits zu der Zeit sogar frei, gilt der Verfasserschaft offenbar schon durch Nebukadnezar im Sinne von 52,31-34 begünstigt - schon hier eine Vorausnahme von Zügen etwas später überlieferter Zeit, die, wie sich zeigen wird, für Bar """l auch sonst gilt. Die Zusammenstellung selbst entspricht den Hauptszenen in Jer 36, die hier zu einer werden, und vor allem der Szene von 2. Kön 23,1-3, die als sachlich bedeutsame (Gesetzesverlesung, vgl. Bar 3,9-4,4) schon

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Vgl. Jer 24,1; 29,lf.; 2. Kön 24,12-16. Sie gab zu literarkritischer Trennung des V. 4 von V. 3 Anlaß, s. oben Anm. 26. Den Weg zum sachgemäßen Verständnis weist nicht Hilgenfeld, ZWTh 1879, S. 440f. mit Textmanipulationen, sondern Wambacq, S. 364f., der die Doppelung damit erklärt, daß V. 3 auf Jer 36,6 und V. 4 auf 2. Kön 23,2 anspielt. Zur Orientierung schon von Jer 36 an 2. Kön 22f. vgl. Isbell, JSOT 1978. 76 Vgl. Wambacq, S. 363(.365). Vgl. oben Anm. 7. 77 Vgl. dazu Zimmerli, Ezechiel 1, *12ff.; Kutsch, Daten. 78 2. Kön 25,7; Jer 39,7. 79 2. Kön 25,27-30 par. Jer 52,31-34. 75

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

wegen »klein und groß« (V. 4 / 2. Kön 23,2), der beide Male erwähnten Ältesten und der Konstellation König - ganzes Volk anläßlich einer Buchverlesung sicher auf Bar *1 einwirkt. Wenn die Bar-Einleitung auch eine Vorstufe von Esr lff.7ff. zeigen will (s. unten Exkurs), ist auch das Gegenfiber Sesbazzar / Serubbabel / Esra - Volk hier einzubeziehen. In V. 4, dem zweiten Aspekt der Aufgliederung, fällt vor allem auf, daB in Bar zwar mit Priestern nach 587 v. Chr. in Jerusalem gerechnet wird (V. 7, vgl. auch 1,16!), die mit Jojachin ins Exil verbrachten Priester und Propheten (Jer 29,1) hier aber fehlen - als verstorben gedacht wegen ihres Vergehens in Jer 26,7ff., vgl. 29,8f.? Der Grund wird sein, daB die Verfasserschaft die Verhältnisse nach 587 v. Chr. beschreiben will; dazu konnte aus der Uberlieferung erschlossen werden, daß 587 v. Chr. keine Priester und Propheten deportiert wurden; Priester der Zedekiazeit werden vielmehr, soweit schuldig, getötet (werden), vgl. Jer 4,9; 23,llf.; 34,19; 52,24 (2. Kön 25,18) und bezüglich Propheten Jer 4,9; 14,15; 23,14f.30f.; aus demselben Grunde fehlen auch Beamte / Fürsten aus der Zedekiazeit, vgl. Jer 24,8; 34,19; 52,10. Aus der Umgebung Jojachins werden vielmehr zwei andere Personengruppen genannt. Große Verständnisschwierigkeiten bereiten »die Starken«. Womöglich sind mit ihnen einflußreiche Personen gemeint, wie sie in den Orientierungsszenen 2. Kön 22f. und Jer 36 vorkommen. Allerdings stehen dahinter nicht die ΠΉ(Ζ) (Fürsten / Beamten) der Überlieferung, die in V. 9 mit άρχοντες (vgl. 1,16; 2,1.24(LXX'A)) wiedergegeben werden 80 , sondern eher die, vor den Königssöhnen genannt, nicht die große Zahl »kriegstüchtiger Männer« meinen können, die bei der ersten Deportation erwähnt sind (2. Kön 24,16aß, vgl. V. 14), sondern etwa zum Zeichen des unbehinderten Status des Königs eine ihm zugestandene persönliche Leibgarde (2. Sam 23 / 1. Chr 11; 1. Kön 1,8.10; Jer 26,21; Hld 3,7) 81 . Danach (wie 1. Chr. 29,24) werden die »Söhne der Könige«, Prinzen aus dem Davidshaus und nicht notwendig leibliche Kinder Jojachins82, erwähnt83, der Anlaß mag der Prinz in Jer 36,26 sein, womöglich mit Vorblick auf die Davididen, die dann im Esrabuch zurückkehren; messianische Perspektiven sind damit hier wie sonst in Bar freilich nicht eröffnet. An der Spitze des Volkes stehen die Ältesten der Exulantenschaft, genannt wegen Jer 29,1 (vgl. auch Jer 26,17), wegen der Szene 2. Kön 23,1-2, deren Auditorium entsprechend hier zusammengefaßt wird, aber wieder im Vorblick auch auf ihre Rolle dann im Esrabuch (s. unten Exkurs). Auch hier ist ja nicht nach der historischen Zusammensetzung der babylonischen Exulantenschaft zu fragen, sondern nach dem Bild, das die Bar-Verfasserschaft von ihr zeichnet. Daß neben der gescheiterten Buchverlesung Baruchs Jer 36 hier auch die gelungene Josias in 2. Kön 23 Vorbild ist, zeigt, daß Baruch bereits in der Einleitung in besonderer Affinität zum geschriebenen Gesetz gesehen wird, wie es in seinem Buch dann in l,15aß-3,8 und insbesondere in 3,9-4,4 hervortritt.

Zuerst summarisch und dann aufgegliedert wird V. 3f. also das ganze Gottesvolk, soweit es sich in Babylonien befindet, als Zuhörerschaft Baruchs präsentiert in Entsprechung zu dem Auditorium, vor dem Baruch einstens las (Jer 36), vor dem das Gesetz zu Zeiten Josias vorgelesen wurde (2. Kön 23), und wohl auch als

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Vgl. schon Kneucker, S. 203. Oder ist bei den δυνατοί neben einem möglichen Vorblick auf Neh 3,16 insbesondere Jer 44,20 von Einfluß und soll hier wie mit dem Bezug auf 42,1 die Exulantenschaft als Gegenbild zu den Abwanderem nach Ägypten gekennzeichnet werden? Die Ägypten-Gola findet trotz breiter Ausführungen in der Jeremiabuchvorlage (Jer 42-44) in Bar keinerlei direkte Berücksichtigung. Wenn Bar die zu 1,2 genannte Überlieferung in Josephus kennt, läge darin eine einfache Erklärung; eine kritische Sicht dieser Gola (vgl. schon Jer 42ff. selbst) könnte aber auch mit Gegebenheiten zur Abfassungszeit von Bar zusammenhängen, s. dazu unten S. 299 zur Datierung. 82 Vgl. dazu Kneucker, S. 202f.; Moore, S. 270. 83 Der Ausdruck »Söhne des Königs« ist bezüglich der Versorgung Jojachins auch babylonisch belegt, vgl. Galling, Textbuch, S. 79; Donner, Geschichte, S. 374. Daß Bar 1,4 statt an Prinzen (noch) an Amtsträger (s. dazu Irsigler, Gottesgericht, S. 36ff.) denkt, ist sehr zweifelhaft. 81

III. Einzelexegese - 1,3-6

23

Vorstufe zu den Auditorien bei der Heimkehr aus Babylonien (Esr 1.7f.) und bei der Gesetzesverlesung durch Esra (Neh 8). Das Auditorium, das aus dem nach Meinung der Verfasserschaft hier schon unter Nebukadnezar begünstigten König Jojachin (vgl. aber Jer 52,31f.; 2. Kön 25,27f.) und dem ganzen Volk im Exil besteht, wird näherhin gebildet durch die Umgebung des Königs, seine Leibgarde und die königlichen Prinzen sowie durch die Ältesten zusammen mit dem ganzen Volk84. - V. 4 Ende setzt voraus, daß offenbar diese gesamte Zuhörerschaft in Babylonien in einer Region zusammenwohnt und zusammenkommt - am Flusse Sud. Diese Lokalisierung muß Angaben der Überlieferung über verschiedene Deportiertensiedlungen85 nicht verändern wollen; sie können im Sinne der Verfasserschaft alle in dieser Flußregion gelegen haben. Daß eine Flußregion ausdrücklich genannt ist, ist allerdings bemerkenswert. Man denkt zunächst an den Fluß Chebar in Ezechiel, an dem die Verbannten wohnen (Ez 1,1; 3,15), doch deutet die Übereinstimmung in näheren Umständen als Vorbild für diesen Zug in 1,4 auf einen anderen babylonischen Fluß in der Überlieferung - den Fluß Ahawa in Esr 8 (vgl. 3. Esra 8,41 Thera). Mehr noch - dieser Zug in 1,4 ist überhaupt nur verständlich, wenn man annimmt, daß die Verfasserschaft in der Gestaltung dieser Baruchszenerie jene überlieferte Esraszenerie in gewissem Sinne schon vorwegnehmen will. Ein Fluß Sud ist freilich sonst nicht belegt und nicht zu identifizieren86; so hatte lange die textkritische Vermutung von J.A. Bewer87 viel für sich, daß die Verfasserschaft in dem Flußnamen denselben Fluß wie Esr 8 (und 3. Esr 8,41) bieten wollte; Σουδ wäre demzufolge auf der griechischen Überlieferungsebene Fehllesung der griechischen Transliteration von Ahawa. Seit unter den Qumrantexten ein Fragment bekannt geworden ist, gemäß dem sich das weggeführte Israel »am Fluß n o « befindet (4Q389 6 = 4Q389a = ApocJer E)88, ist jedoch anzunehmen, daß auch 1,4 ursprünglich von diesem demnach in Babylonien fließenden Flusse sprach89; die Form Σουδ ist dann durch die häufige Verlesung 84

Zu »klein und groß« vgl. oben Anm. 9. Vgl. dazu Donner, Geschichte, S. 384. 86 Vgl. die ausführliche Diskussion bei Kneucker, S. 203ff. 87 Bewer, JBL 1924, S. 226f. Der Ort bzw. Fluß Ahawa in Babylonien ist freilich bislang auch nicht lokalisierbar. Schreiner, S. 54, vertritt die angesichts der Orientierung der Bar-Einleitung auch an Esr/Neh ganz unwahrscheinliche Auffassung, Sud sei hebräisch *sod Mißhandlung, Verheerung« und solle als symbolischer Flufiname das Schicksal der Exilierten ausdrücken. 88 Auf einen Fluß swr in 4Q haben bezüglich Bar 1,4 schon Stone, EJ, Sp. 272, und Moore, S. 270, kurz hingewiesen. Das fragliche Fragment ist, wie mir Prof.Dr.Dr. H.Stegemann aufweist, photographiert jetzt zugänglich in Eisenman / Robinson, Edition, Vol. I, Plate 485, und Vol. II, Plate 1445. Frau Prof.Dr.Devorah Dimant hat mir freundlicherweise ihre vorläufige Edition und Auswertung auch dieses Fragments auf dem Qumrankongreß Paris 1992 vorab zur Kenntnis gegeben (s. unten S. 304 Anm. 281); die Bezeichnung des Fragments (PAM 43.495; 42.509) oben folgt ihrem Vorschlag. Frau Dimant hat bereits das Verhältnis Σουδ / swr als Buchstabenverlesung erklärt und überdies erwogen, diesen Fluß mit dem in einem weiteren Text aus 4Q (4Q385 16 = 4Q385b = ApocJer C; PAM 43.496; 43.509) in I, 7 in babylonischer Gola-Szenerie belegten h-nhr gleichzusetzen. 89 Zu jwr in der syrischen Überlieferung von Bar 1,4 s. Kneucker, S. 167.205f. Anm. 6; vgl. femer Whitehouse, S. 583. Vgl. zur Frage eines Eigengewichts der syrischen Textüberlieferung für die Frage der Originalsprache von Bar s. unten S. 247 Anm. 12. 85

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aflt

der Buchstaben ι / 1 entstanden. Geographisch ist auch dieser Fluß swr nicht zu verifizieren. Doch lassen sich durchaus Überlegungen anstellen, wie dieser Überlieferungszug entstanden sein könnte. Wie sich in unserer Untersuchung zunehmend zeigen wird, will die Szenerie l,2-4.5ff. mit Geldsendung, Rückführung von Tempelgeräten nach Jerusalem auch eine in frühexilische Zeit gesetzte, noch vor Heimkehrzügen liegende Vorstufe der Volksversammlung Esras mit Fasten, Flehen, Geldsammlung, Tempelgeräten am Ahawa-Fluß vor der Rückführung in die Heimat Esr 8 sein (vgl. Esr 8,15.2190.31, vgl. auch 3. Esr 8,41.60); deshalb spielt entsprechend schon die Bar-Szenerie am Fluß. Der Name des Flusses ist nicht lediglich geographische Bezeichnung, sondern soll sachlich(!) verweisen auf diesen Ort, von dem dann später einmal der Esrazug heimkehren wird und an dem entsprechend schon die Baruch-Vorstufe spielt. Gewonnen ist dieser Flußname sehr wahrscheinlich aus dem Eingang des prophetischen Heimkehraufrufs Jes 52,11 ( n i o n i o ) , in dem neben der kultisch reinen Heimkehr auch vom Zurücktragen der Tempelgeräte die Rede ist. Der Vorgang Esr 8, mit dem die Rückführung aller Tempelgeräte laut Überlieferung abgeschlossen ist, konnte bezüglich Jes 52,11 als Erfüllung dessen verstanden werden, was seinen Anfang für die Verfasserschaft von Bar - noch ohne Heimkehr - eben in der Szenerie von Bar *1 bereits am selben Ort nimmt. Dazu fügt sich, daß die Zusage der - noch ausstehenden - eschatologischen Vollendung der Heimkehr Israels - auch hinsichtlich der babylonischen Diaspora - im krönenden Schlußsatz von Bar (5,9) erneut auf diesen Text aus Jes 52 zurückgreift und Jes 52,12 als Weissagung bekräftigt. Der Fluß swr wäre somit der Fluß »Abbiegen«, von dem später zur Zeit Esras dann zur Heimkehr abgebogen wird. Die Szenerie der Bar-Einleitung präfiguriert somit bewußt spätere Vorgänge der Überlieferung. In dem Befund, daß 4Q389a, Zeile 6 und 7, mit der Lokation des Flusses swr »Israel« verbindet, kann eine Bestätigung für unsere Exegese gesehen werden, daß l,3f. nicht nur die Menschen der Jojachin-Deportation, sondern das gesamte, nach Babylonien weggeführte Israel, also den Zustand nach 587 v. Chr., im Auge hat. 4Q389a läßt noch weiterreichende Überlegungen für Bar zu. Zunächst zur Frage der Originalsprache. Ob die Verfasserschaft das anscheinend vorqumranische Werk kennt, aus dem dieses leider kleine und sehr zerstörte Fragment stammt, hängt von weiteren Veröffentlichungen und Bearbeitungen dieses 4Q-Materials ab und kann zur Zeit noch nicht entschieden werden. Allein auf Grund des Fragments in der vorläufigen Edition von Dimant ist es nicht sehr wahrscheinlich. Es sieht eher so aus, als solle in diesem ein Vorgang in der ägyptischen Diaspora (Jer 42-44; deren Bekehrung in Form einer Heimkehrbitte (an Gott?) entsprechend Esr 8,23 (vgl. Z. 3)?) gemäß einem Jahrzehnte früheren Zusammensein der babylonischen Exulantenschaft am Fluß swr (deren Bekehrung, vgl. Bar 1,5) datiert werden (s. unten), das folglich schon seinerseits bekannter Überlieferungstopos wäre; kennt also 4Q389a bereits Bar 1 und spielt darauf an, oder muß man mit einer beiden Texten vorgegebenen hebräischen Überlieferung rechnen, die den Fluß swr bot? Angesichts der textgenetisch-konzeptionellen Einflüsse von Esr-Neh und Jes 52 auf Bar spricht doch einiges dafür, daß dieser Zug eines Flusses swr zuerst von der Bar-Verfasserschaft entwickelt wurde. Damit wäre ein weiterer, einmal mehr von syrischer Textüberlieferung gestützter Hinweis

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Dort ebenso "1Π3 bs + Flußname wie 4Q389a und gegebenenfalls für das hebräische Original von Bar 1,4 vorauszusetzen, vgl. die Rückübersetzung von Τον, S. 13.

III. Einzelexegese - 1,3-6

25

auf hebräische Originalsprache gegeben und die Buchstabenverwechslung erfolgte erst bei der Übersetzung ins Griechische. - Es sei noch eine weitere Überlegung versucht. 4Q389a Zeile 6 spricht von Jahren der Galut Israels; die Formulierung erinnert wegen vorangehendem mti an 2. Kön 25,27 (Jer 52,31); Ez 40,1 (anders Ez 1,2; 33,21), der singulare Ausdruck ^tnfc' ni^j läßt aber erst an den Abschluß der Deportationsvorgänge, also an 587 v. Chr. oder gar mit Jer 52,30 an 582 v. Chr. denken; im letzteren Falle führte eine allfällige Gleichsetzung von (Abschluß der) Galut Israels und Aufenthalt am Fluß swr in 4Q389a, Zeile 6-7, auf das Datum, zu dem Bar 1,1-5 spielt! Und schließlich - die vermutlichen Vorgänge in Ägypten sollen in 4Q389a Jahrzehnte später als die Galut und der Aufenthalt am swr spielen; die Zahl der Jahre ist im Text zerstört, lesbar ist Dimant folgend Π35) öüfl D'(?)J)[ ], die Zehnerangabe könnte zu Wü [τίκ] »vierzig« (so Dimant), aber auch zu »siebzig« ergänzt werden; man käme dann auf die 76 Jahre, die Seder Olam 29 als Spanne zwischen Exilsbeginn und Rückkehr Esras angibt; ist auch dies ein Widerhall der textgenetischen Bezüge Bar 1 / Esr 8? Soll der in 4Q389a angezielte Vorgang in der ägyptischen Diaspora bereits in die Zeit der Heimkehr Esras fallen? Daß Esra vom Kyrosedikt (Esr 1) wegen des alten Baruch zunächst keinen Gebrauch zur Heimkehr macht, sagt auch CantR 91 . Auf die Heimkehr der ägyptischen Diaspora unter Kyros könnte in 4Q389a Zeile 4 allerdings die Wendung ΊΚΒ3Π "73 deuten, die sich nur noch in Esr 1,4 findet; das würde, worauf mich Prof. Stegemann brieflich hinweist, die Zahlenangabe 46 Jahre als Spanne zwischen Abwanderung der Ägyptengruppe und Kyrosedikt begünstigen. Was sind im Sinne der Einleitung »die Worte dieses Buches«, das Baruch in Babylonien vorgelesen hat? D i e Einleitung selbst offensichtlich noch nicht, denn V . l - 1 5 a a berichten ja rückblickend von dieser Verlesung und deren Folgen. D o c h haben wir aus der Orientierung von l , l - 1 5 a a an Jer 36, auch 2. Kön 2 3 , und vor allem an Jer 29 bereits wichtige Hinweise gefunden, daß die Einleitung nichts anderes als l , 1 5 a ß - 5 , 9 im Auge hat. D i e Forschung hat sich mit dieser Feststellung, daß das Buch einfach der auf die Einleitung folgende Text im ganzen ist, im Banne literarkritischer Hypothesen 9 2 freilich schwergetan. D i e Frage kann erst im zweiten Teil unserer Untersuchung im Blick auf Bar im ganzen umfassend angegangen werden; Indizien, die die Formulierung der Einleitung bietet, seien aber im Folgenden schon vorgebracht. Hält man sich an den vorliegenden Text, so zei-

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S. Ginzberg, Legends IV, S. 323; VI, S. 412 und unten S. 303 Anm. 280. S. dazu die Hinweise oben Anm. 27 und vgl. vor allem Kneucker, S. 15ff, besonders 19f., der l,*lf.3 als Einleitung eines ursprünglichen Baruchbuches ansieht, das nur 3,9-5,9 umfaßt. Doch stellen sich die Fragen anders, wenn man sieht, daß (1) schon V. 1-3 auf einen zeitlichen Standort nach 587 v. Chr. zielen und (2) Bar l,15aß-5,9 insgesamt darin geeint sind, daß in diesen Texten der gesamte Zeitraum der Zerstreuung Israels von seinem Anfang über die für Israel lebensbedrohlich lang anhaltende Dauer bis zu seinem heilvollen Ende in Blick genommen wird und daß eine Perspektive waltet, derzufolge sich in dieser Zeit ganz Israel, mag es sich in der Fremde oder in Jerusalem befinden, gemäß dtr. Tradition im Status des Exils befindet, s. dazu oben Anm. 31. Als Schwierigkeit bleibt vor allem, daß »die Worte dieses Buches« in dem Ubergang l,14f. nicht als solche eingeführt scheinen und l,15aß-3,8 noch als Bestandteil des Präskripts X,Iff. 10ff. aufgefaßt werden könnte; doch s. dazu unten z.St. Entscheidend für das Verständnis ist das in der Einleitung exponierte Anliegen der Verfasserschaft, daß das auf die Einleitung Folgende gleichlautend sowohl in der Diaspora als auch in Jerusalem zu Gehör und Rezeption kommt - deshalb die zweifache Verlesung und deshalb die Doppelung der lokalen Aspekte, die auch Israeliten einschließt, die den Exilszustand des Gottesvolkes als Jerusalemer Gemeinde erleben. - Treffend hat die Fragen bezüglich Abgrenzung und Zusammenhang zwischen Einleitung und Corpus schon Reusch, S. 51ff., erörtert. 92

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

gen schon die V. 5 genannte Reaktion der Hörerschaft, aber auch die Geldsendung V. 6 im Blick auf die Bitte um Gunst der Herrscher V. l l f . (vgl. 2,14), die Entsprechung von 1,5 bezüglich 3,1-8, die von 1,13 bezüglich 1,17; 2,5.12(.33); 3,2(.4.7) sowie 2,13.20 und der an Jerusalem und den Judäern orientierte Beginn l,15aßff., daß auf jeden Fall das Bußgebet Bestandteil des Buches sein muß, das hier verlesen und dann zur Verlesung und Aneignung auch nach Jerusalem gesandt wird (1,14). Es ist ja das Textstück in Bar, das die Bevölkerung hier wie dort als die von ihr erwartete Aneignung selbst (nach)zusprechen hat (1,5 εύχεσϋαι εναντίον κυρίου; 1,14: έξαγορεΰσαι), wie es der Lage noch anhaltenden Wartens (2,14) bis zur Heilswende während des gesamten Exilszustands entspricht; 3,9-5,9 sind demgegenüber Anrede an die Auditorien, die Baruch spricht. Doch ist damit die Verlesung auch des Folgenden keineswegs ausgeschlossen: V. 12 kann man nur unter dem Einfluß von Jer 27,7MT und vor allem von Jer 29,10 sagen, letzteres das Kapitel, an das Bar 1,1 ja anknüpft. Die Handlungs- und Hoffnungsperspektiven, die Jer 29,5-14 wie Jer 24,4-7 bietet, sind aber genau das, was das Bußgebet in 2,27-3,8 nun in gesamtisraelitischer Ausweitung über die Gola hinaus schon vorbringt und Baruch, wie wir bereits bei der Anlage der Einleitung sahen, in 3,9-4,4 und 4,5-5,9 als Aussage für den Exilszustand Israels bekräftigt. Auch so gesehen ist die Einleitung also durchaus für alles Folgende in Bar sachlich geöffnet. Bevor wir uns einer Einzelexegese der V. 5-6 genannten Folgen der Buchverlesung in Babylonien zuwenden können, muß vorweg die Aussagenfolge V. 5-15aa im ganzen betrachtet werden. Ist doch angesichts verbreiteter Einsprüche in der Forschung zunächst zu klären, ob V. 5-15aa überhaupt eine literarisch einheitliche Aussagenfolge vorliegt. Die komplizierte Formulierung und das - freilich scheinbare - Nebeneinander von Gegebenheiten vor (V. 7.10.14) und nach (V. 8) der Tempelzerstörung werden als Gegenargumente vorgebracht. An sich ist das Handlungsgerüst der Einleitung auch an dieser Stelle einfach. Auf die Verlesung des Buches durch Baruch folgt die Reaktion der Zuhörer in Babylonien: Sie weinen, fasten und beten vor Gott (V. 5), sie sammeln Geld (V. 6), sie schicken eine Sendung nach Jerusalem zu Priestern und Volk dort (V. 7), verbunden mit der Übermittlung einer Reihe von Aufforderungen (V. 10-lSaa), mit dem Geld Opfermaterie zu kaufen und zu opfern (V. 10), zu beten für die babylonischen Herrscher (V. llf.) und für die in Babylonien verbannten Absender (V. 13), und - offenbar Höhe- und Zielpunkt der Aussagenfolge - das Buch Baruchs auch bei sich festlich zu verlesen (V. 14-15aa). Diese Handlungsfolge erscheint freilich durch die V. 8(f.) breit einbezogene Thematik der Tempelgeräte, die auch ins Land Juda zurückgebracht werden sollen, erheblich erschwert. Sachlich dadurch, daB dieser Vorgang nur in die Zeit nach 587 v. Chr. fallen kann, und sprachlich durch die Konstruktion von V. 8 in der Aussagenfolge durch »er«, das sich wegen des doch in Jerusalem befindlichen Priesters Jojakim scheinbar nur auf Baruch beziehen kann 93 , obwohl dieser zuletzt V. 3 genannt war. V. 8 wird darum gern als Einschub angesehen94, zumal sich V. 9 direkt an V. 7 anschließen läBt, so daB die Szenerie in Jerusalem (V. 7 + 9 ) und damit die Einleitung von Bar

93 S. schon Kneucker, S. 210, und jüngst z.B. Wambacq, S. 365; Hamp, S. 426; Moore, S. 271; Schreiner, S. 55; vgl. Battistone, S. 35f. 94 S. oben Anm. 26.27.

III. Einzelexegese - Exkurs: Literarische Gestaltungshorizonte

27

weitestgehend in die Zeit zwischen der ersten Wegführung und der Katastrophe gehörte. Daß dies der beabsichtigte zeitliche Standort sein soll, steht freilich im Widerspruch zu unseren bisherigen Erkundungen auf Grund der überlieferten Anwesenheit Baruchs zu dieser Zeit in Jerusalem und seiner anschließenden Verschleppung nach Ägypten.

Eine Klärung dieser Problematik mit entsprechenden literarkritischen Vorschlägen ist bislang nur im verengten Blickfeld von Bar selbst versucht worden. Wir halten dagegen, daß vorrangig die Frage nach literarischen Gestaltungshorizonten der Bar-Einleitung aufgeworfen werden muß. Die Frage also, ob die Verfasserschaft nicht Szenen aus der bereits vorgegebenen Überlieferung im Sinn hat, die hier Einfluß nehmen und die Szenerie der Bar-Einleitung als eine Wiederaufnahme früher oder als Vorausnahme später spielender Vorgänge erscheinen lassen wollen. Die Frage soll im Folgenden für die Einleitung, gegebenenfalls auch mit Ausgriff auf Bar im ganzen, in einem Exkurs erörtert werden.

Exkurs: Literarische Gestaltungshorizonte von Bar

l,l-15aa

Daß die Verfasserschaft Szenen aus der vorgegebenen Überlieferung Einfluß auf die zu gestaltende Baruch-Szenerie gibt, ist offenkundig. Daß das hier um Baruch berichtete Geschehen überlieferten Vorgängen aus älterer Zeit gleichartig oder gegenläufig entsprechen soll, haben wir für die Josia- (2. Kön 22f.) und die vorexilische Jeremiazeit (Jer 26.29.36) bereits gesehen. Es wird sich zeigen, daß die Verfasserschaft der Einleitung im Heranziehen solch einflußnehmender, sachlich als gleichartig gesehener Modellszenen in der Überlieferung zeitlich noch erheblich weiter zurückgreift: Auch 1. Kön 8 (Salomo), Jos 8,30-35 (Gesetzesaufzeichnung und -Verlesung Josuas nach Opfern, vgl. Bar 1,1.3.10.14) und Dtn 31, 9-13 (Gesetzesaufzeichnung, -Verlesung, -vermahnung, Mose, Laubhüttenfest) wirken als orientierende Vorbilder ein. Für die Klärung des Zusammenhangs der Aussagenfolge l,5-15aa wichtiger sind Szenen und Vorgänge, die die Überlieferung für die Zeit nach Baruch bot. Daß die Verfasserschaft auch solche Szenen im Blick hat, erschien schon für den Zug »Fluß swr/d« aus Esr 8 das Nächstliegende. Folgt man dieser Spur weiter, so wird sichtbar, in welch hohem Maße Handlungszüge und Zusammenhänge in Bar *1 Gegebenheiten späterer Zeit in der Überlieferung entsprechen, ja entsprechen sollen und deshalb nicht literarkritisch auseinandergerissen werden dürfen. Zunächst fällt auf, daß Geldspenden aus der babylonischen Exulantenschaft für Jerusalem in der erzählenden Überlieferung9* immer zusammen mit Reisen von hier nach dort und zusammen mit einem Rücktransport von Tempelgeräten geboten werden, vgl. Esr 1,7; 2,68f. mit anschließendem Opfern auf dem Altar (vgl. Bar 1,10) und Festfeier (vgl. Bar 1,14); 3,1-6 noch vor dem Wiederaufbau des Tempels(!)96, ferner beim Heimzug Esras 6,5; 7,16(vgl. 8,25). 19, Priestern über-

95

Anders z.B. Jes 52,llf. (ohne Tempelspende); Sach 6,10f. (ohne Tempelgeräte). Vgl. die Parallelaussagen in 3. Esr. Daß die Verfasserschaft von Bar die für sie vorbildlichen Vorgänge während der Perserzeit statt aus Esr-Neh aus 3. Esr kennt, ist ausgeschlossen, da bei der Orientierung auch die in 3. Esr fehlenden Texte Neh 8,13bff.; 9 eine Rolle spielen; ob sie 3. Esr selbst kennt, ist unsicher; doch fällt auf, daß wie dort Esra im Blick auf die Überlieferung 96

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

geben (8,33) bezüglich Opfer auf dem Altar (7,17; 8,35) 97 . Der Befund ist nicht zufällig, sondern widerrät einer Trennung von Bar l,6f. und 8 und legt nahe, daß Bar 1,1-lSaa eine Vorstufe zu dem bieten will, was später für Sesbazzar und Esra in der Perserzeit überliefert ist. Nur aus solcher Orientierung und Rücksichtnahme auf die Überlieferung ist erklärlich, daß die Verfasserschaft in Bar 1,8 zunächst besondere Tempelgeräte heimkehren läßt (s. unten), um einen Widerstreit mit der Rückkehr der offiziellen unter Sesbazzar und Esra gemäß Esrabuch zu vermeiden! Ganz entsprechend bezieht sich Bar 1,10 auf die Wiederherstellung des Opferkults nach 587 v. Chr., und dafür ist eine Rückführung von Tempelgeräten (V. 8) zusammen mit Geldspenden (V. 6f. 10) notwendig; V. 8 ist in seinem Kontext demnach unentbehrlich und muß ursprünglich sein. Daß sich die Bar-Einleitung an Esr-Neh orientiert und entsprechende Vorgänge dort aus der Perserzeit ansatzweise bereits in der babylonischen Zeit nach 587 v. Chr. stattfinden läßt, wird zusätzlich nahegelegt durch weitere auffallende Entsprechungen in Darstellungszügen, die sich hier und dort finden; wir greifen dabei zusätzlich auch auf 3. Esr, Judit und Ester samt Zusätzen aus, die, wenn nicht als Texte selbst, so zumindest mit der hinter ihnen stehenden Überlieferung für eine Orientierung womöglich auch noch in Frage kommen98. Auch das Danielbuch gegebenenfalls sogar samt Zusätzen muß man einbeziehen; der Daniel der babylonischen Ära von Dan 1-5 ist in Bar l,10f. angesichts der Reihung Nebukadnezar - Belsazzar sicher vorausgesetzt und ebenso der Daniel der medischen Ära noch vor der persischen gemäß Buchchronologie, weil der Text Dan 9 als solcher in Bar l,15aß-3,8 (s. dort) aufgenommen ist. Beachtlich in solchen weiteren Erkundungen sind aus der Uberlieferung Gebetsszenen mit Trauerriten unter den Exilierten im Blick auf Bar 1,5, auch über Kollekte und Tempelgeräte hinaus Gesandtschafts- und Reiseszenen aus der Exulantenschaft nach Jerusalem im Blick auf Bar 1,7ff., Opferszenen in Jerusalem vor(!) und nach der Wiedererrichtung des Tempels, verbunden mit dem Gebet für die fremden Herrscher und für die Exilierten in Blick auf Bar 1,10-13 und nicht zuletzt Szenen späterer gottesdienstlicher Buchverlesungen und -vermahnungen (vgl. Bar 3,9-4,4) verbunden mit Trauerriten, Bußgebeten (vgl. Bar l,15aß-3,8), Freudenäußerungen (vgl. Bar 4,5-5,9) im Blick auf Bar l,14-15aa und das folgende Buchcorpus. Das Material ist erdrückend und ergibt jedenfalls bezüglich Esr-Neh und Dan auf Grund von Wort- und Sachbezügen, daß sich die Verfasserschaft an solchen Szenen zur Gestaltung der Baruch-Szenerie orientiert hat. Von der Exulantenszene am Fluß (Esr 8; 3. Esr 8) war schon oben die Rede. Zur Reaktion Bar 1,5 vgl. Esr 8,21 (Fasten, Beten), nach der Ankunft Esras auch die Trauerriten 9,3.5; 10,1 (Beten, Weinen), bei Nehemia Neh 1,4 (angesichts der Gerichtslage in Jerusalem nach 587 v.Chr. und vor der Reise dorthin Weinen, Fasten, Beten wie Bar 1,5 vor einem Gebet, dem Bar l,15aß-3,8 sehr nahesteht), auch 9,1 (Fasten vor Bußgebet), vgl. auch Dan 9,2-4; 3. Esr 8,49.68.70.88 (Weinen); 9,2; Jdt 4,9-15 (V. 14 Gaben für Opfer); 7,29; Est 4,1.3.4.16. Zu den empfangenden Priestern vgl. Esr (1,8.11; 3,2) 8,33, zum Priester Hillria, der 1,7 als Vater des Priesters Jojakim figuriert, Esr 7,1; 3. Esr 8,1 und zu dem Priester Jojakim selbst 3. Esr 5,5 ( ? ) " und vor allem Jdt 4,6.14;

von Josias Restauration gezeichnet ist so Baruch in der Bar-Einleitung gleichfalls mit Vorblick auf Esra und Rückbeziehung auf die Gesetzesverlesung Josias 2. Kön 23,1-3 par. 2. Chr 34,29-32 (s. oben). 97 Knappe Hinweise auf sachparallele Aussagen in Esr-Neh gibt es schon längst, vgl. Kneucker, S. 206ff., und jüngst z.B. bei Wambacq, S. 366f., Moore, S. 270; Alonso Schökel/Diaz, S. 1314ff. 98 Bemerkenswert ist, ohne daß es hier genauer weiterverfolgt werden könnte, daß Bar Berührungen auch mit den Textkomplexen (3. Esr, ZusDan, ZusEst, Judit) aufweist, die wie Bar selbst später zum charakteristischen Überschuß von LXX gegenüber dem Kanon der hebräischen Bibel gehören. 99 Zu der schwierigen und unsicheren Aussage 3. Esr 5,5 über einen Jojakim, der im vorliegenden Text freilich als Sohn Serubbabels erscheint, vgl. schon Guthe, APAT I, S. 11; Rudolph, Esra, S. XI; Pohlmann, Studien, S. 38.50ff.; ders., 3. Esra-Buch, S. 402f.

III. Einzelexegese - Exkurs: Literarische Gestaltungshorizonte

29

15,8 100 unter Nebukadnezar zur Zeit des wiederhergestellten Heiligtums und der zurückgebrachten Geräte (4,3) 101 . Zum Gebet für die babylonischen Herrscher (Nebukadnezar und Belsazzar Dan 15!) V. 11 vgl. Esr 6,10; 7,23, vgl. 3. Esr 6,30. Zum Gebet um Gunst der Exulanten (s. dazu Esr 7,6; 8,25; 9,9; Neh 2,8 und schon Dan 1,9; 6,29) bei den fremden Herrschern V. 12 vgl. Esr 7,28; 9,9; Neh 1,11; 2,Iff., vgl. Dan 1-5; 3. Esr 8,4.79; Ester passim. Zum Gebet für die Exilierten V. 13 gemäß deren eigenem Gebet V. 5 vgl. die Gebete in der Fremde Neh 1,5-11 (Bar l,15aß-3,8 nahestehend); Dan 9,4-19 (Vorlage für Bar l,15aB-3,8), Gebet Asaqas (Bar l,15a8-3,8 nahestehend); ZusEst Gebet Mardochais und insbesondere ZusEst Gebet der Ester (wohl Bar 4,55,9 beeinflussend) und die Gebete (wieder) daheim Esr 9,6-15; 10,1, vgl. 10,llaa (vgl. Bar l,15aB-3,8).llaB (vgl. Bar 3,9-4,4, besonders 4,4!); Neh 9 vor der Verpflichtung auf das Gesetz (Neh 10 (vgl. besonders V. 29f. mit Bar 4,2-4), vgl. Bar 3,9-4,4), auch Jdt 4,9-15; 5,5-21; 9,1127; auch Mahnrede (Bar 3,9-4,4) und Verheißungsrede (Bar 4,5-5,9) sind also im Horizont dieser Texte, wobei wie Ester so auch Judit als Witwe (Kap. 8) in ihrem Kleiderwechsel (Kap. 9; 16,6-8) mit Zion (vgl. 15,5.9) 102 in Bar 4,5-5,9 konvergiert. Zum kultischen Rahmen, in dem Bar in Jerusalem verlesen werden soll, V. 14 im Zusammenhang mit V. 10, vgl. Esr 3,1-6, zur Verlesung des von Baruch geschriebenen Buches in Jerusalem in solchem Rahmen mit anschließendem Bußgebet und Gesetzesvermahnung vgl. die Abfolge Esr 7 (Schreiber Esra und Gesetz) - Neh 8 (Verlesung des Buches in Jerusalem) - Neh 9 (Bußgebet) - Neh 10 (Verpflichtung auf Gesetz); der Ansatz für Bar 4,5-5,9 wäre in Neh 11 (vgl. Est 9,17ff.; Jdt 15f.) zu sehen.

Gemäß diesem Befund erscheint evident, daß man sich bei der Entstehung von Bar an derartigen, aus der Überlieferung gebotenen Szenen und Zusammenhängen für die Gestaltung der Einleitung wie des Buches im ganzen in dem Anliegen orientiert hat, wesentliche, für die Perserzeit überlieferte Vorgänge bereits in der babylonischen Zeit beginnen zu lassen, nämlich bereits vor Heimkehrvorgängen und Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem wieder Kult mit Fürbitte auch für die fremden Herrscher, Bußgebete und Gesetzesvermahnung. Daß diese Dan 1-6 vergleichbare Ausfüllung der Lücke103 zwischen der Katastrophe Judas und den Vorgängen unter Kyros nicht in die Zeit zwischen der ersten Deportation 598/97 v. Chr. und der Katastrophe 587 v. Chr. zurückversetzt sein kann, liegt auf der Hand. Dem stünde schon das Zeugnis des Jeremiabuches für diese Zeit aufs entschiedenste entgegen! Diese Orientierungen an dem, was die Überlieferung für eine spätere Zeit nach Baruch bietet, beschränken sich nicht auf eine atomistische Übernahme einzelner Züge, sondern halten Kontext und überlieferte Zeit der Orientierungstexte fest. Bar *1 will eine Wiederaufnahme der früheren und eine grundlegende Vorstufe der späteren Szenen sein! Das zeigt schon das Konstrukt der besonderen Zedelria-Tempelgeräte in 1,7; die regulären kehren gemäß Überlieferung ja erst unter Kyros und Esra, sofern es sich im Falle Esras nicht um von den Persem neu gestiftete handelt, zurück. Aus demselben Grunde fehlt in Bar der Wiederaufbau von Tempel und Stadt; all dies gehört ausweislich Esr-Neh ja erst in eine spätere Zeit; und ebenso fehlen in Bar Iff. zu frühexilischer Zeit die Heimkehrvorgänge, von denen man dann in Esr-Neh für die Perserzeit las (s. aber unten zur Baruch-Ankündigung in 2,30b-35). Nicht anders die erbetene Fürbitte in Bar l , l l f . : Hier werden zu Lebzeiten Baruchs in frühexilischer Zeit entsprechend Jer 25.29 die babylonischen Herrscher genannt; das Beten für die Perser liest man dann in Esr-Neh. Und auch das von Baruch aufgeschriebene Bußgebet bleibt unbeschadet der Transparenz der Bar-Aussagen für die Abfas-

100

Vgl. dazu jüngst Zenger, Das Buch Judit, S. 468; Groß, Tobit. Judit, S. 76f. Und zwar nach 587 v. Chr., vgl. Zenger, a.a.O., S. 467f.; Groß, a.a.O., S. 59f.75. 102 Vgl. dazu Zenger, a.a.O., S. 435. 103 vgl. dazu Kratz, Translatio imperii, S. 260ff.267ff. 101

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

sungszeit an seinem vorgestellten babylonischen Formulierungsort, auch wenn es zeitlich weit darüber hinaus blickt; wie weiterführend in medischer und persischer Zeit gebetet worden ist, war in der Uberlieferung durch Dan und Esr-Neh vorgegeben. Nimmt man hinzu, daß man sich auch an überlieferten Szenen von Mose bis Josia orientiert, dann zeigt sich, daß die Verfasserschaft ihre Einleitung genau und zeitgerecht einpaBt in einen großen, metahistorischen Zusammenhang überlieferter Volksgeschichte, der bestehenden Schriften entnommen werden konnte und von Mose und Josua über Salomo und Josia zu Jeremia und Baruch und nach der Katastrophe 587 v. Chr. von Baruch über Daniel zu den Heimkehrern Josua - Esra - Nehemia reicht; auch die eigene nachpersische Abfassungszeit von Bar ist in diesen umfassenden Zusammenhang eingeschlossen - als Fortführung der gleichbleibenden Situation der Perserzeit, wie man sie auch später noch unter Herrschern der Folgezeit erlebt (s. unten zur Datierung von Bar). Bar *1 ist, so genau eingefügt in ein Überlieferungsbild, offenbar aber nicht nur deshalb geschrieben, um nun historisierendrekonstruktiv eine metahistorische Uberliefeningslücke zu schließen. Die Beziehungslinien, die in der Einleitung zusammenlaufen, zeigen ja Sachentsprechung all der vorbildlichen Ereignisse von Mose bis zur Nehemiazeit: das (Schreiben,) Verlesen und Anmahnen der göttlichen Weisungen und Aussichten in Gesetz und Propheten, an denen sich Israels Leben entscheidet; auch Baruch mit Bar *l(-5) steht in dieser Reihe und erhält daraus Gewicht. Und erst recht waltet differenzierte Sachentsprechung ab der exilischen Zeit: Baruch als Sachwalter entsprechend der Botschaften Jeremias gibt hier als erster vor, was fortan gilt: zu Verlesen und Hören gehört betende Buße, Umkehr, Fasten und in Jerusalem Opfer und Gebet, weil die Exilszeit andauert (vgl. 3,1-8; 3,1013; 4,6ff.) bis zur umfassenden Heilswende in der Zukunft. Der in Bar • l rekonstruierte Anfang dieser gemäß spätdeuteronomistischer Tradition anhaltenden Exilsperiode ist schon durch diese Position mehr als nur ein - gar inzwischen überholtes - Glied in dieser Reihe; er ist positionell vorbildlich, solange dieser Exilsstatus Israels noch währt, mit besonderem Orientierungsrang auch noch für die Verfassergegenwart. Es ist deshalb mehr als naheliegend, daß trotz eingehaltener Grenzen des frühexilischen Standorts Baruchs die Einleitung so inszeniert ist, daß sie als Szenerie zu Beginn(!) des Exilskontinuums Transparenz für die Abfassungssituation von Bar haben soll. Baruch, die babylonische Gemeinde und dazu aufgefordert auch die Jerusalemer Gemeinde handeln in Bar *1 im Vorblick auf überlieferte Züge der Folgezeit; schon die ganze babylonische Ära wird hier in Blick genommen. Das weckt die Frage, wie sich dazu der Befund im Corpus von Bar verhält, und zwar sowohl die Sicht der Fremdmacht als auch die Sicht auf das exilierte Israel selbst. Vor allem aber - wie fügt sich Bar zur eschatologischen Heilserwartung der Verheißungsrede? Ist sie im Sinne der Ganzheit von Bar das Ziel des in Bar *1 eröffneten Zusammenhanges, dann geht die Verfasserschaft in ihr deuteronomistischer (dtr.) und prophetischer Tradition, aber auch Dan folgend, über das in Bar *1 Formulierte, über das in Esr-Neh Gefundene und in Bar *1 Vorweggenommene hinaus. Was Bar als ein Ganzes gegenüber der Esr-Neh-Darstellung aus aktuellem Anlaß 104 und unter prägendem Einfluß der dtr. Konzeption vermißt und als eschatologische Heilsvollendung allererst erwartet, ist die ganz Israel umfassende Aufhebung der unter Jojachin beginnenden und seither anhaltenden Zerstreuung des gesamten Gottesvolkes durch göttliche Rückführung ins Verheißungsland und in die Stadt Jerusalem. Bar als Ganzheit gesehen dehnt zur Abfassungszeit die in Jer 29 gelesenen, als solche aber nicht aufgenommenen »siebzig Jahre« von Jer 29 also wie Dan 9 über die Perserzeit hinaus, freilich entsprechend Jer 29 und dtr. Tradition angesichts der anhaltenden Notlage der Zerstreuung Israels!105 Bar hebt hervor, was zu

104 Bei seiner Näherbestimmung ist zu erörtern, ob manche Züge in Bar, und zwar schon in der Einleitung, nicht zusätzlich durch Vorgänge und Uberlieferungen bezüglich der hellenistischen Abfassungszeit bestimmt sind, die in 1. Makk; 2. Makk entgegentreten; vgl. dazu unten S. 296ff. 105 Entsprechend faßt Bar die gesamte Zeit des Exilsstatus Israels ins Auge, der durchgängig auf Gebet um Gunst bei fremden Herrschern angewiesen ist, aber von Baruch als ein Geschehen mit Gefalle vorausgesehen wird - als langanhaltende Zeit mit bedrohlicher Verminderung des Gottesvolkes, als Zeit, da man über Babel hinaus überhaupt Feinden und Völkern ausgesetzt ist, die sich aber in 4,5-5,9 als in Bälde zu Ende gehende Zeit mit umfassender Heilswende durch eschato-

ΙΠ. Einzelexegese - Exkurs: Literarische Gestaltungshorizonte

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dieser Aufhebung nötig ist: Geduld bis zu Gottes umfassender Heilswende und in diesem Sinne Opfer in Jerusalem und allüberall gemäß der doppelten Verlesung des Buches Baruchs Bußgebet, Tora-Vermahnung und unterstützende Vergewisserung der Heilsaussicht. Und Bar hebt weiter hervor, daß eben dies alsbald nach der Katastrophe von dort aus, wo damals die Frommen waren - in Babylonien (Jer 24.29) - für ganz Israel in der Zerstreuung, ob in der Fremde oder im Lande, sogleich ins Werk gesetzt worden ist, und zwar durch Baruch, wie ihn (das) Jeremia(buch) ermächtigt, maßgeblich durch Jer 29 (Einleitung), durch Jer 36,7a (BuBgebet und Mahnrede) und durch Jer 32 (Bußgebet, Mahnrede und insbesondere Verheißungsrede) in Bewahrheitung der Verheißung Jer 45, derzufolge Baruch auch noch in Babylonien agieren kann. Der vorgebrachte Widerspruch, daß die Aussagen der Einleitung teils vor, teils nach der Tempelzerstörung zu situieren wären, ist ein Phantom; weder Bar 1,7 noch 1,10 oder 1,14 setzen das Bestehen eines intakten Tempelgebäudes voraus! Bar 1,7-lSaa orientiert sich vielmehr an der Situation von Esr 3. Für die Opfer am Altar noch vor dem Wiederaufbau des Tempels gleich nach der Katastrophe hat die Verfasserschaft aber noch ein besonderes Vorbild, und zwar in Jeremia, Jer 41,4-6. Dieser Uberlieferung106 war zu entnehmen, daß nach der Zerstörung Jerusalems im fünften Monat bereits wieder im siebten Monat Menschen darob weinend (41,6, vgl. V. 5) nach Jerusalem gingen (Bar 1,7), um Opfergaben und Weihrauch (Bar 1,10) zum (zerstörten!) Gotteshaus (Bar 1,14; vgl. Esr 5,14f.) zu bringen, und zwar anläßlich des Laubhüttenfestes107 (Bar 1,14, vgl. Esr 3,1-6). Was damals vereitelt wurde (Jer 41,7ff.), soll in Bar in Vorwegnahme von Esr 1.3 durch Spenden der babylonischen Gola ermöglicht werden. Aus dieser Orientierung, verbunden mit den vorgegebenen und schon angesichts der auch dort genannten »siebzig Jahre« (Sach 7,5) für die Verfasserschaft von Bar wichtigen Aussagen über die Fastenbegängnisse in Sach 7,3.5; 8,19 im vierten (Bresche in der Mauer, Jer 39,2), fünften (Zerstörung Jerusalems, 2. Kön 25,9; Jer 52,12ff.), siebten (Ermordung Gedaljas, Jer 41,1-3; 2. Kön 25,25) und zehnten Monat (Heranzug Nebukadnezars, Jer 39,1; 2. Kön 25, l f . ) 1 0 8 läßt sich auch der in der Bar-Einleitung vorgestellte Zeitablauf wohl noch weiter erhellen. Im fünften Monat, nach dem verbesserten Text, zur Gedenkfeier der Zerstörung Jerusalems (wie Sach 7,3.5; 8,19) findet Baruchs Niederschrift und Verlesung seines Buches in Babylonien statt. Am 10. des dritten Monats (Siwan)10® werden die Tempelgeräte in Empfang genommen (1,8); das Datum ist wohl nach dem Vorbild 2. Chr 31,6f. gebildet - die Herausgabe von Tempelgeräten wird mit Abgaben für den Kult zusammengesehen (womit Nebukadnezar in eine Reihe mit den spendenden Exulanten (Bar l,6f,10) rückt), die im dritten Monat beginnt, wobei der 10. Tag vielleicht vom »Zehnten« in 2. Chr 31 inspiriert ist, und im siebten Monat beendet ist. Die Angaben »dritter bis »siebter« Monat strukturierten das Folgende vor. In diesem dritten Monat des nächsten Jahres erfolgt die Ubergabe in Babylonien, doch damit in Jerusalem am Laubhüttenfest (Bar 1,14) dann im siebten Monat (Bar 1,14, vgl. Jer 41) geopfert (Bar 1,10) und das Buch verlesen werden kann. Die Aufnahme von Jer 41,1-6 in Bar l,10ff. fügt sich im Jeremiakontext zu der im siebten Monat erinnerten Ermordung Gedaljas. Auch die Ankündigung und Aufforderung, die in Sach 8,19 folgt, dürften auf Bar einwirken: Die Freudenaussagen in Sach 8,19a hat die Verfasserschaft von Bar gemäß 4,5-5,9 für die Heilszukunft vorgesehen und die Mahnung Sach 8,19b auf ihre Weise in der Mahnrede 3,9-4,4 ausgestaltet. Ist dieser textgenetische Hintergrund zutreffend bestimmt, dann deutet er darauf, daß Bar nicht nur in der Gestaltung seiner Teile - Bußgebet, Mahnrede zum Gesetzesgehorsam, Verheißungsrede sondern gerade auch in seinem Rahmen auf eine für ganz Israel im Lande wie in der Fremde hier

logische Rückführung des Volkes durch Gott allein (gegen Esr-Neh) darstellt. Vgl. auch unten zu l . l l f . und unter IX. 1 0 6 Vgl. zu ihr z.B. Janssen, Juda, S. 102.117, und jüngst Holladay, Jeremiah 2, S. 297. 1 0 7 Vgl. Holladay, ebd. 1 0 8 Vgl. dazu Rudolph, Haggai, z.St.; Petersen, Haggai, z.St.; Podella, §6m-Fasten, S. 208ff. 21 Off. 1 0 9 Vgl. zum Monat Siwan BHH 2, Sp. 1233; ThWAT 2, Sp. 767.

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

begründete, nach wie vor gottesdienstliche Praxis 110 zielt, die der Zerstreuung Israels gedenkt und Korrelat der zugesicherten Aufhebung durch Gott ist.

Wir kehren nach diesem Exkurs zur Einzelexegese zurück. Gemäß den V. 5-6 wiedergegebenen Folgen reagiert das Auditorium auf Baruchs Verlesung wie sich gebührt, wenn man die eigene Not des Gottesgerichts vor Augen gestellt bekommen hat und sich der Schuld bewußt ist: mit Weinen und Fasten111 (vgl. Joel 2,12) und Sprechen des Bußgebets vor Gott112 - natürlich des von Baruch in l,15aß-3,8 vorgesprochenen. Man verhält sich damit in der babylonischen Exulantenschaft genau wie später Nehemia (Neh 1,2-4.5-11) vor seinem Bußgebet und vor seiner Abreise, der hier das Vorbild abgibt; aber auch Esra angesichts der Sünden des Volkes vor (Esr 9,3.5) und während seines Bußgebets (10,1; vgl. auch 10,11 Volk) ist im Blick und ebenso der Fastenanlaß bei der Verlesung des Baruchbuches von Jer 36,6.9. Sodann wird Geld gesammelt113 nach den Möglichkeiten eines jeden114 für den Kult in Jerusalem gemäß dem sachlichen Vorbild von Esr 2,68f.; 7,16; 8,25 (vgl. Neh 7,70), auch Neh 10,33f., aus jüngerer Zeit, und dem überdies sprachlichen von 2. Chr 24,5, und nach Jerusalem zu Priestern und Volk gesandt115. l,7-15aa: Übersendung und zweite Verwendung des Buches Baruchs in Jerusalem. Hier wird der zweite Hauptteil der Einleitung, im Anschluß an V. 3-6 narrativ ohne stilistischen Einschnitt weiterfahrend, in einem neuen Abschnitt fortgeführt, der bis ans Ende der Einleitung reicht. Nach V. 6 wird ab V. 7 nun die zweite Verwendung des Buches Baruchs, die in Jerusalem, vorbereitet, die den Zielpunkt innerhalb von V. 7-15aa, ja der Einleitung überhaupt bildet. Folgerichtig an V. 6 anschließend ist darin V. 7-9 zunächst von der Übersendung der gesammelten Kollekte nach Jerusalem die Rede. Daß Jerusalem und Juda in den Jahren nach 587 v. Chr. keineswegs ohne Menschen waren, ist historischer Nachfrage ohnehin deutlich116. Im Blick auf 1,7-lSaa ist jedoch zu fragen, welches Bild sich die Bar-Verfasserschaft von der Lage dort machte. Eine Restbevölkerung dort konnte sie für diese Zeit schon aus dem Jeremiabuch erschließen - aus der totalen Abwanderung nach Ägypten (Jer 43,5-7) kehren doch Flüchtlinge wieder zurück (Jer 44,14.28) - und dasselbe aus einer Rezeption von Thr bezüglich der Lage nach 587 v. Chr. So kann für die damalige Zeit durchaus von »Volk« in der Heimat gesprochen werden. Auch die Anwesenheit von Priestern dort nach der Katastrophe war der Bar-Verfasserschaft durch die Überlieferung nicht verwehrt: Nachrichten über die Deportation von Priestern 587 v. Chr. fehlen (vgl. aber 1. Chr 5,41), Unheilsankündigungen

110 Vgl. zu dieser mit Blick auf den Vorschlag von Thackeray unten Anm. 201 und eingehend im Zusammenhang von Bar *4f. S. 237, femer S. 283. 111 Vgl. dazu Podella, a.a.O., S. 75.158.160, und ThWAT 6, Sp. 962; X, Sp. 641f. 112 Im Hintergrund von εΰχεσύαι έναντίον (nur hier in LXX!) steht hebräisch hitp. + ΊΒ1?, vgl. schon Kneucker, S. 205f. Dieser Ausdruck ist sehr selten, weshalb Bezugnahme auf Neh 1,6; Esr 10,1 naheliegt, wo der Kontext zeigt, daB das Sündenbekenntnis gemeint ist, vgl. ThWAT 6, Sp. 615 und s. unten zu V. 14. 113 Im Hintergrund von συνάγειν steht hebräisch pnp, vgl. Kneucker, S. 206.351. 114 S. dazu oben Anm. 11. 115 Vgl. zum »Senden« von Gold und Silber z.B. 2. Kön 12,19; 16,8, auch 1. Kön 15,18f. 116 Vgl. Janssen, Juda; Donner, Geschichte, S. 379ff.381ff.387ff.

III. Einzelexegese - 1,7-9

33

gegen schuldige Priester im Jeremiabuch (s. oben zu V. 4) wird man im Zuge der Katastrophe verwirklicht gesehen haben (vgl. Thr 1,4.19; 2,6.20; 4,16), vom Vollzug der Todesstrafe durch die Babylomer an zwei exponierten Priestern las man 2. Kön 25,18 - Jer 52,24. So kann, um »ganz Israel« zu umfassen, in V. 7 ein paralleles Auditorium in Jerusalem zu dem in Babylonien ( l , 3 f . ) geschaffen werden, aus dem Priester besonders hervorgehoben werden 117 , da die Exilierten in l,10-15aa kultische Erwartungen an die Daheimgebliebenen haben; nicht ausgeschlossen ist, daß sich in V. 7 auch eine Option aus der Abfassungszeit von Bar spiegelt - ein nun vom Hohenpriester neben Priestern geleitetes Gottesvolk in der Heimat. Ein Problem stellt freilich die priesterliche Führungsgestalt dar, die V. 7 für die Frühzeit des Exils mit Namen nennt; »der Priester« Jojakim, Sohn des Hilkia, des Sohnes Sallums, ist für die Zeit unmittelbar nach der Katastrophe in der älteren Uberlieferung nicht belegt 1 1 8 . Ein Hoherpriester Jojakim ist in der Liste Neh 12,10f. bezeugt, aber er gehört in die frühpersische Zeit und ist Sohn des Josua, der um 520 v. Chr. amtete, weswegen man eine irrtümliche Aktivierung dieser Figur durch die Verfasserschaft nicht unterstellen sollte. Gleichwohl ist in Bar diese Priestergestalt nicht frei erfunden, sondern offenbar aus der gegebenen Uberlieferung erschlossen, und zwar vermutlich auf folgende Weise. Die Baruchszenerie soll, wie wir sahen, eine Vorstufe von Esr 3,1-6 sein, wo Josua amtet, als dessen Sohn Jojakim bezeugt ist. War der Verfasserschaft von Bar +1 die Unvollständigkeit der Liste in Neh 12 bewuBt, könnte allein schon der Brauch der Papponymie 119 zu dem SchluB geführt haben, daß der Vater und Amtsvorgänger Josuas wie der Enkel hieß und die Vaterangabe in Esr 3,2 (3,8; 5,2; 10,18; Neh 12,26; Hag l f . ; Sach 6,11: Jozadak) nicht wörtlich zu nehmen ist, zumal zwischen Jozadak und Josua in chronistischer Sicht die Exilslücke klafft (1. Chr 5,41) und Jojakim in 1,7 als töv ιερέα (|Π3Π) neben τους ιερείς keineswegs in Hohepriesterwürden gesehen sein muß 1 2 0 . - Auch ein anderer Weg könnte auf einen Jojakim als leitenden Priester in Jerusalem zwischen 587 v. Chr. und der Rückkehr Josuas geführt haben. Esr 7,1-5 war für das Ende der vorexilischen Zeit eine Priestergenealogie Sallum - Hilkia - Asaija - Seraja zu entnehmen, übereinstimmend mit der Auflistung 1. Chr 5,39f., die als letzten noch den deportierten Jozadak bietet. Der Bar 1,7 genannte Jojakim hat als Großvater Sallum / Mesullam und als Vater Hilkia, stammt also aus hohepriesterlicher Familie und ist Sohn eben des Hohenpriesters Hilkia, der bei der Gesetzesauffindung und -Verlesung unter Josia eine wesentliche Rolle spielt, der Szene, die für Bar *1 auch von EinfluB gewesen ist. Auf Hilkia folgen in der Priesterliste sein Sohn Asaija und dessen Sohn Seraja. Aus (2. Kön 25.18LXX;) Jer 52,24 konnte entnommen werden, daB Seraja, »der erste Priester«, in Ribla von Babyloniern getötet wurde, Asaija muB also zuvor gestorben sein, und der Serajasohn Jozadak wurde deportiert. Der Jojakim von Bar 1,7 muB demnach als Asatjas Bruder, der nicht in hohepriesterliche Würde kam, gesehen sein. Wie kommt man auf ihn? Nicht durch einen textkritisch konjizierten Text in 1. Chr 9,10; Neh 11,10 1 2 1 , der einen Jojakim zum Sohn Serajas macht, sondern durch den vorliegenden Text von 1. Chr 9,10f.: Er bietet nacheinander »Jachin und Asaija, der Sohn Hilkias«; dieser Jachin steht wieder ohne Vaterangabe Neh 11,10 vor Seraja, dem Sohn Hilkias. Dieser Priester Jachin konnte in 1. Chr 9,10 als Bruder des Hohenpriesters Asaija verstanden werden und wäre mit dem Jojakim von Bar 1,7 identisch. Die Änderung des Namens könnte mit der obengenannten Papponymie zu tun haben, aber womöglich auch schon auf Bar vorgegebener Uberlieferung von 1. Chr 9 beruhen: Die lukianische Rezension der L X X faßt den Namen als Ιωαχειμ (1. Chr 24,17, Vaticanus αχειμ) und der Vaticanus auch diese Gestalt mit Asaija als υιοί Hilkias. Jachin / Jojakim wäre somit für die Einleitung als der führende Priester in Jerusalem rekonstruiert worden, der sich zwischen 587 und

Vgl. »das ganze Volk« V. 7 wie l,3f. Vgl. aber den oben erwähnten Befund in Judit. In Jdt 4,6.14 heißt die Gestalt wie Bar 1,7 Ίωακίμ, ebenso in Neh 12,10f. L X X . 1 1 9 Vgl. zu diesem Brauch Cross, J B L 1975. 1 2 0 Zu Moore, S. 271. Vgl. zur Hohepriester-Titulatur jetzt Koch, Ezra and Meremoth. 1 2 1 So Rudolph, Esra, S. 184. 117

118

34

Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

520 v. Chr. aus der Überlieferung erschließen ließ 122 . Daß diese Namengebung auch von Entsprechungen zur Abfassungszeit beeinflußt sein kann, wird sich bei der Erörterung der Datierung von Bar zeigen.

Als Empfänger der Sendung wird in V. 7 also ein Kreis von Menschen in der Heimat genannt, der in V. 10-15aa und dann durch die Verlesung des Baruchbuches gleichfalls zur Hörerschaft wird und somit dem Auditorium am Fluße Sud / swr parallel steht, so daß beide miteinander faktisch ganz Israel ergeben. Zusammen mit einer Führungsgestalt123 ist wieder vom »ganzen Volk«124 die Rede und an seiner Spitze bezüglich der erwarteten(l) kultischen Handlungen (1,10-14) von Priestern, die freilich (noch) nicht kultisch amten können, da Tempelgeräte und Geld bei ihnen fehlen. An der Spitze der Priester wiederum ist »der Priester« Jojakim herausgehoben als der nach Ansicht der Verfasserschaft zwischen den Hohenpriestern Jozadak, dem exilierten (1. Chr 5,41) letzten vor der Katastrophe, und Josua, dem ersten nach einer Rückkehr anfangs der Perserzeit (Esr 2,2; 3,2; u.ö.), amtierende Oberpriester im Lande, dessen Existenz die Verfasserschaft im Sinne ihrer Vorverlegung von Vorgängen der frühpersischen bereits in die Zeit nach 587 v. Chr. braucht und dessen Namen sie aus dem chronistischen Geschichtswerk (Neh 12,10f.; Esr 3,2; vgl. ferner 1. Chr 9,10f.) erschließt. Hoherpriesterlicher Rang ist dieser Gestalt, wie schon die Formulierung »an den Priester ... und die Priester« zeigt, mit Rücksicht auf die Überlieferung im chronistischen Werk im Unterschied zu Jdt 4,6.8.14; 15,8 schwerlich zuerkannt; er ist anstelle des Hohenpriesters zu dieser Zeit die Führungsgestalt in Jerusalem - eine Ersatzrekonstruktion für die Frühzeit des Exils wie die vorzeitig zurückgebrachten Tempelgeräte Zedekias. Die schwierige Aussage V. 8(f.) legt, den Satz V. 7 entsprechend hebräischen Temporakonstruktionen125 weiterführend, sodann Zeitpunkt und Gelegenheit der Absendung des Geldes nach Jerusalem fest, und zwar im Sinne einer Übergabe am Ort, in Babylonien, bei dem Anlaß, da Jojakim die freigegebenen Tempelgeräte dort abholen ließ oder womöglich gar selbst abholte. Die Wendung έν τω λαβείν αύτόν V. 8 drückt Gleichzeitigkeit mit άπέστειλεν V. 7 aus 126 ; die Übersendung nach Jerusalem und λαβείν erfolgen in Babylonien also zur selben Zeit (»damals als«). Da die Sendung gemäß V. 7 an den Priester Jojakim in Jerusalem(!) gerichtet ist und mit der mit αύτόν gemeinten Person in V. 8 auch die Rückführung der Geräte nach Juda verbunden ist, wird αύτόν V. 8 in der Forschung vielfach nolens volens nicht auf diese, sondern auf den zuletzt V. 3 genannten Baruch bezogen127. Doch ist dieser Irrweg, der schon bei Kneucker zu unnötigen

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Eine entsprechende Tradition scheint auch hinter der Hohenpriestergestalt in Judit zu stehen. - Eine eingehende Erörterung der Frage bietet Kneucker, S. 206ff., der eine Gleichsetzung Jachin / Jojakim allerdings ablehnt; vgl. zur Frage auch Moore, S. 271. 123 Der Ausdruck »der Priester« orientiert sich hier wohl an Esr 8,24f., vgl. 2. Chr 30,21 (Fest- und Gabenkontext!). 124 y g j zum »ganzen Volk« in den Orientierungstexten der Bar-Einleitung besonders 2.Kön 23,2; Jer 36,10 und für die Zeit nach der Katastrophe Jer 41,13; 42,8; 43,4; 44,20. 125 Vgl. für den hebräischen Sprachhintergrund von V. 7f. zur Präposition 3 + inf. in diesem Sinne jetzt Jenni, Präposition Beth, S. 316ff. 126 Vgl. Jenni, ebd. 127 S. oben Anm. 93.

III. Einzelexegese - 1,7-9

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literarkritischen Konsequenzen und sachlichen Mißverständnissen bezüglich V. 7-9 führt 128 , abzuweisen. In der Aussagenfolge V. 7-8 ist das weitaus Nächstliegende, daB sich αύτόν via μετ' αύτού V. 7 auf niemand anderen als Jojakim bezieht. Der - scheinbare - Widerspruch zu V. 7 läßt sich einfach lösen, wenn beachtet wird, daß im Hintergrund von λαβείν das Verbum πρ1? steht, und zwar in dem elliptischen Sinn »holen« bzw. »holen lassen« (wie Gen 20,2; 27,45; 1. Sam 17,31; Jer 38,14; 40,lf., wobei die erst- und die beiden letztgenannten Aussagen auch in LXX durch λαμβάνειν (vgl. auch 1. Makk 13,25) wiedergegeben werden)129. Damit ergibt sich ein klarer Aussagesinn für V. 7f.: Die babylonische Exulantenschaft hat das gesammelte Geld zu der Zeit und bei dem Anlafi nach Jerusalem an Jojakim und die Israeliten dort gesandt, als dieser (in Babylonien von Nebukadnezar freigegebene) Tempelgeräte hat holen lassen; vorgestellt ist dabei, daB das Geld in Babylonien übergeben wird 130 und von den ungenannten Abholern der Tempelgeräte zusammen mit diesen an seinen Bestimmungskreis in Jerusalem verbracht wird. Auch και είπαν V. 10 widerspricht dem keineswegs: Die Exulantenschaft sagt bereits bei der Absendung, was bei der Ankunft den Adressaten selbst zu sagen ist, vgl. dieselbe Konstellation z.B. auch 1. Kön 15,18f. - der in Jerusalem verbleibende König Asa, der die Schätze für den König von Aram holen ließ (πρ1?) und sie überbringenden Dienern übergab, wird mit Worten zitiert, die er direkt an den Adressaten richtet »... siehe, ich habe dir gesandt ...« - wie Bar 1,10. DaB die Exulantenschaft V. 10 im Blick auf die im Plural angeredeten Jerusalemer Adressaten nicht von den Tempelgeräten, sondern allein vom übersandten Geld spricht, hat seinen guten Sinn; nur dieses ist - zusammen mit dem V. 14 genannten Buch - ihr spezifischer Beitrag in dieser Sendung. In V. 8 wird auch der Zeitpunkt, an dem man die Tempelgeräte in Babylonien abholen ließ bzw. - zeitlich damit zusammenfallend gedacht -, an dem man sich mit ihnen dort auf die Hinreise nach Jerusalem machte (vgl. Stellung nach άποστρέψαι), genau angegeben131 - der 10. Siwan (dritter Monat). Es muB sich wegen der Handlungsabfolge, wie erwähnt, um einen späteren Zeitpunkt als den der Abfassung und Verlesung V. 1-4 handeln. DaB der V. 2 ungenannte Monat auch schon der dritte sein soll und sich V. 7ff. somit drei Tage nach V. 1-6 abspielt, ist sehr unwahrscheinlich; warum ist dieser Monat nicht sogleich V. 2 genannt? Und - das Fasten V. 5 fiele auf einen Monat, der Sach 8,19 nicht als Fastenmonat vorgesehen ist. Konjiziert man V. 2 den fünften Monat, Hann gehört der Vorgang V. 7ff. in den dritten Monat (Mai/Juni) des folgenden Jahres. Das Datum selbst scheint unbeschadet seiner Anregung durch 2. Chr 31 1 3 2 auch in anderer Hinsicht sehr überlegt gewählt: Esra und sein Zug brechen samt Geldspenden und Tempelgeräten am 12.1. am Ahawafluß auf (Esr 8,31) und kommen am I.V. an (Esr 7,9); die Reisezeit Babel Jerusalem beträgt gut drei Monate (vgl. schon oben Exkurs und zur Anlage der Einleitung). Hat die Verfasserschaft von Bar mit einer entsprechenden Reisezeit gerechnet, kämen die Überbringer zum siebten, zum Monat des Laubhüttenfestes (15.-22.VII) 1 3 3 an, das mit Vorbereitungszeit (V. 10) dann V. 14 gefeiert werden kann. - Die vorgeschlagene Lösung für V. 8 hat den Vorteil, daB sie literarkritische Hypothesen, die die Textprobleme einmal mehr einem Glossator auflüden, unnötig macht, und vor allem, daB sie den der Verfasserschaft für die Zeit nach 587 v. Chr. aus der

S. 210ff. Vgl. THAT 1, Sp. 878, und zur Beziehung schon Bogaert, Personnage, S. 76 Anm. 10. 1 3 0 Zur Sendung durch Überbringer vgl. z.B. Gen 45,23; 2. Chr 8,18. 1 3 1 S. dazu oben Anm. 109. Kneucker, S. 211.220f., versetzt die Datumsangabe nach V. 14. DaB sich die Angabe nicht auf die Ankunft der Geräte in Jerusalem, sondern auf die Abholung zur Rückführung in Babel bezieht, zeigt die Stellung am Anfang und Ende des mit έν τω λαβείν beginnenden Satzes und die folgende Näherbestimmung, die τά σκεύη wiederaufnimmt; vgl. schon Reusch, S. 103. 1 3 2 S. dazu oben die Einleitung zu V. 5-6. 1 3 3 Vgl. dazu BHH, Sp. 1052f. Nicht auszuschließen ist, daB die Verfasserschaft speziell den 10. Tag des Siwan gewählt hat, weil am 10.VII. der Versöhnungstag zu begehen ist, für dessen kollektives Sündenbekenntnis (Lev 16,21) das BuBgebet l,15aß-3,8 in Jerusalem ab dem Wiederaufbau des Tempels womöglich auch gedacht war. S. aber unten zu V. 14. 128

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

Uberlieferung vorgegebenen Sachzusammenhang von Geldspenden aus der babylonischen Gola und Rückführung der Tempelgeräte134 wahrt. Durch Orientierung an Uberlieferung könnte sogar die schwierige, syntaktische Gestaltung von V. 8 nach V. 7 bedingt sein: Die Abfolge innpa ... nbti kommt in etwas anderem Sinn auch in dem vertrackten Text Jer 40,l(ff.) 1 3 5 vor (LXX: άποσ τ ε ι λ α ι . . . έν τω λαβείν) im Zusammenhang der Freilassung Jeremias durch die Babylonier. Hat die Verfasserschaft mit diesem ersten Akt der Befreiung eines Israeliten nach der Katastrophe im Lande einen entsprechenden zweiten in Babylonien, die Freigabe von Tempelgeräten durch Nebukadnezar, zusammengesehen? Empfiehlt sich bezüglich des Empfangs der Tempelgeräte das Verbum npb, weil diese einst weggenommen wurden (rip1?, Jer 27,20; 28,3; 2. Kön 25,14f.; Jer 52,17-19) und Kyros bei der Ubergabe an Sesbazzar entsprechend geredet hat (LXX 2. Esr 5,15)? Der Sinn von λαβείν in V. 8 »holen lassen« fügt sich in den Kontext am einfachsten ein. Es ist aber trotz V. 7, der den Lesern des Baruchbuches das Parallelauditorium in Jerusalem vorstellen will, und trotz der im Stil von Sendungsberichten begründeten Formulierung V. 10 nicht ausgeschlossen, dafi nach Meinung der Verfasserschaft der Priester Jojakim die Geräte nicht nur holen ließ, sondern sie im dritten Monat des darauffolgenden Jahres selbst in Babel abgeholt hat; dies entspräche dem priesterlichen Geleit, das Esra auf seinem Zug für diese Geräte vorsieht (Esr 8,2430). Dafi die Bar-Einleitung die näheren Umstände des ganzen Ubermittlungsvorgangs nicht weiter ausführt, ist nicht verwunderlich: Für sie steht im Vordergrund, daß zusammen mit Geldspenden und einer - vor Sesbazzar / Josua und Esra ersten - Rückgabe von Tempelgeräten auch das Baruchbuch von Babel nach Jerusalem kommt.

Das dafür genannte Datum, der 10. Siwan (dritter Monat, Mai/Juni) des auf die Szenerie V. 1-6 folgenden Jahres, scheint überlegt konstruiert: Unter Einrechnung einer dem Zug Esras entsprechenden Reisezeit (Esr 7f.) und einer Zeit zum Erwerb der Opfermaterien (V. 10) gelangt man für die Ankunft von Geldspenden, Tempelgeräten und Baruchbuch in Jerusalem in den siebten Monat, den Monat des Laubhüttenfestes (V. 14f.). Daß bereits Nebukadnezar Kultgeräte freigegeben hat und diese noch zu seiner Zeit zu einem Priester Jojakim nach Jerusalem zurückgeführt wurden, ist aus historisch verwertbaren Quellen sonst nicht belegt. Es handelt sich um eine Rekonstruktion der Verfasserschaft von Bar, die ihr Buch schon zur babylonischen Zeit in Jerusalem im kultischen Rahmen mit Opfern rezipiert sehen will. Für sie erfährt damit die Aussage über die Tempelgeräte in Jer 27,22b, die in LXX fehlt und einmal mehr die dominierende Orientierung von Bar an MT zeigt, eine erste Teilerfüllung: der 10. Siwan ist der »Tag, da sich Jahwe (wieder) um sie kümmert«. Was wieder geholt werden kann, heißt in V. 8 »die aus dem Tempel herausgeführten Geräte des Hauses des Herrn«. Diese Bezeichnung der Gerätschaften ist vor allem aus Jer 27,16.18; 28,3.6, aber wohl auch mit Blick auf Esr 1,7 und womöglich Dan 1,2 genommen, ihre »Herausführung aus dem Tempel« aus 2. Kön 24,13 (vgl. auch Esr 1,7). Sie sollen »zurückgebracht« werden (vgl. Jer 27,16.22; 28,3.6, vgl. auch Esr 6,5) ins »Land Juda«, womit die Verfasserschaft die territoriale Bezeichnung aufgreift, die ihr die Überlieferung für die Zeit nach der Katastrophe bot (2. Kön 25,22; Jer 37,1; 39,10; 40,12; 43,5; 44,9.14.28). Es sind nicht sämtliche, am Ende des Staates Juda 598/97 v. Chr. und 587 v. Chr. in zwei Schüben weggeführten Tempelgeräte, die jetzt schon heimgeholt werden; die

134

S. dazu oben Exkurs. 135 vgl. dazu jetzt Holladay, Jeremiah 2, S. 269f.281.284.293f.

III. Einzelexegese - 1,7-9

37

Verfasserschaft schränkt in V. 8f. vielmehr ein und berücksichtigt damit, daß die Überlieferung noch von zwei späteren Rückführungen von Geräten in der Perserzeit spricht (Esr 1-8), im Zuge deren die regulären Tempelgeräte zurückkehren und seit Esra wieder vollständig im Tempel sind. Es sind vielmehr besondere Geräte, nur die nämlich, die nach der ersten Deportation 598/97 v. Chr. erst eigens angefertigt wurden, aber dann - so wird offenbar vorausgesetzt - im Zuge der Zerstörung Jerusalems gleichfalls nach Babel verbracht wurden. Von dieser ersten Deportation, allerdings der Menschen und nicht der Geräte, spricht V. 9 in weitgehend wörtlich-entsprechender, bis in die Satzkonstruktion reichender Aufnahme von Jer 24, lb (MT, zu LXX bestehen Differenzen). Genannt wird zuerst der damals weggeführte König Jojachin wie 2. Kön 24,15, aber entgegen Jer 24,1 nur mit Namen, weil er als »Sohn Jojakims« und «König von Juda« bereits Bar 1,3 eingeführt ist. Darauf folgen wie in der Vorlage die άρχοντες / ΟΉΒ (Judas (vgl. auch Jer 29,2), wie in LXX weggelassen136), das sind die (hohen Militär- und Verwaltungs-) Beamten137, vgl. auch 2. Kön 24,14. Der Text nennt sodann τους δεσμώτας. In Jer 24,1 MT und LXX steht davor noch der/die Handwerker (01Π, τεχνίτης), vgl. auch Jer 29,2; 2. Kön 24,14.16, die hier womöglich deshalb weggelassen werden 138 , weil sie nach Sicht der Verfasserschaft in der Zedekiazeit noch zuhause für die Herstellung der Ersatz-Tempelgeräte gebraucht werden. Mit δεσμώτας wird aus der Vorlage "UOD wiedergegeben139, das sind wahrscheinlich die Schmiede oder Schlosser140, die auch Jer 24,1; 29,2; 2. Kön 24,14.16 im Rahmen der ersten Deportation genannt werden. Bar 1,9 hat dafür griechisch δεσμώτας wie LXX in Jer 24,1; 36(29),2 = Gefangene, was in der Reihe von V. 9 nicht der ursprüngliche Sinn sein kann. Der schon öfter beachtete141 Befund zeigt vielmehr, daß zwischen der griechischen Fassung von Bar 1,9 und der LXX-Fassung der beiden Jeremia-Stellen ein Zusammenhang, hier in derselben Fehlübersetzung, besteht. Danach werden wie 1,4 die δυνατοί geboten; dort legte sich wegen der Reihung als Hintergrund ΠΉ33 im Sinne von »Leibwache« des Königs nahe, hier ist nach hohen Beamten und dem Hof verbundenen Metallspezialisten am ehesten an die aus 2. Kön 24,14.16 über die Jeremiabezugnahme hinaus aufgenommenen »kriegstüchtigen« Starken, also wohl über die Leibgarde hinaus an die nach Stellung, Ausrüstung, Können hohen Militärs oder eine besondere Schutztruppe des Königs gedacht; erwägenswert ist freilich auch, daß Bar 1,9 eine Textüberlieferung von Jer 24,1 kennt, die wie LXX über MT hinaus noch τους πλουσίους (die Reichen) nennt, und dies hier mit δυνατούς (Vermögensstarke) wiedergibt142. An letzter Stelle steht »das Volk des Landes« - das ist nicht das niedere Landvolk, das nach 2. Kön 24,14 damals gerade zurückblieb, sondern der in Jerusalem einflußreiche (und deshalb auch dort befindliche und von dort V. 9 deportierte) Landadel 143 . Man sieht, anders als 1,3, wo die Exilierten beider Deportationen im Blick sind, ist die erste Deporta-

136 Zur Aufnahme von Jer 24,1 vgl. auch Wolff, Jeremia, S. 119 Anm. 6. Die Näherbestimmung »Judas« tilgt die Verfasserschaft, weil sie die Wegführung der Beamten Judas wegen Jer 34,19 (zur Zeit Zedekias) erst der zweiten Deportation zuweist. 137 Vgl. ThWAT 7, Sp. 869ff. 138 vgl. aber den Nachtrag in der jüngeren Textüberlieferung von Bar 1,9; vgl. Ziegler, Apparat z.St. 139 Vgl. Kneucker, S. 214; Moore, S. 272. 140 vgl. zur schwierigen semantischen Frage bezüglich Ί JOD jüngst HAL, S. 571; Holladay, Jeremiah 1, S. 657. Whitehouse, S. 584 plädiert in 1,9 für »Gefangene«. 141 S. z.B. Reusch, S. 104; Kneucker, S. 214; Moore, S. 272. 142 vgl. zur Frage auch Kneucker, ebd. 143 Vgl. dazu besonders Kneucker, ebd., aber auch Whitehouse, S. 584; Moore, S. 272, und s. zur Bezeichnung und zu den historischen Vorgängen Janssen, Juda, S. 25ff.; THAT 2, Sp.

299ff.

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

tion gemäß Jer 24.29; 2. Kön 24 und Jer 27,20 ganz auf die Wegführung des Königs und seiner Mächtigen, EinfluBreichen konzentriert144.

Der Rückgriff gerade auf die Deportationsnotiz Jer 24,1b hängt mit einem weitreichenden, bereits oben bei der Anlage der Einleitung genannten Orientierungsvorgang zusammen, in dem die Verfasserschaft nicht nur auf Jer 29 und das sachverwandte Kapitel Jer 24, sondern auch auf die Jer 29 vorangehenden Kapitel Jer 27f. blickt. Diese bieten wie Bar l,8f. die Tempelgeräte-Thematik, und zwar ebenfalls im Zusammenhang mit der Wegführung Jojachins und unter Differenzierung von damals weggeführten und danach noch verbliebenen, aber gleichfalls von Wegführung bedrohten Tempelgeräten, weswegen nach den Tempelgeräten (V. 8) in V. 9 folgerichtig von der Wegführung Jojachins und seiner Mitverbannten die Rede ist. Unter Berücksichtigung der Aussagen von Jer 24.27-29 einerseits und den Aussagen bezüglich der Rückführung der regulären Geräte erst unter Sesbazzar und Esra in Esr 1-8 andererseits erschließt die Bar *1-Verfasserschaft in l,8f. einen besonderen Vorgang - womöglich mit folgenden Überlegungen. Die Falschprophetie baldiger Rückkehr von Jojachin und damals weggeführten Tempelgeräten (Jer 27f.; vgl. auch Jer 29,8f.24-32) ist durch den Gang der Ereignisse als solche erkannt worden; auch die nach 598/97 v. Chr. in Jerusalem verbliebenen Geräte sind 587 v. Chr. weggeführt worden (Jer 27,18.19-22; vgl. 2. Kön 25 = Jer 52). Die heilvolle Aufhebung dieser Vorgänge wird anhand der Überlieferungsvorgaben von der Verfasserschaft differenziert gesehen. Die Rückführung der Verbannten, die Jer 24,5-7 wie Jer 29,10 verheißen wird, wird auf alle Verbannten aus den Deportationen gelesen; sie ist an den Ablauf der »siebzig Jahre« gebunden und für die Verfasserschaft als umfassend-vollständige noch Zukunft, auch wenn die Heimkehrvorgänge, die man in Esr-Neh las, gewiß als Teilerfüllungen angesehen wurden. Die Rückführung der Tempelgeräte, die Jer 27,22b145 in Aussicht stellt, ist dort an keine Frist gebunden, deren vollständige Heimkehr las man in Esr 1-8; sie erfolgt in persischer Zeit. Werden, wie es Anliegen der Verfasserschaft ist, bereits für die ersten Jahre nach 587 v. Chr. wieder Tempelgeräte gebraucht, so ist ihre baldige Rückgabe durch die Verheißung Jer 27,22b ermöglicht, aber es müssen andere als die in der Perserzeit heimkehrenden regulären sein - so entsteht der die Überlieferung nicht tangierende Zug einer Sonderanfertigung von Ersatzgeräten, die in V. 8 nur als silberne, von »Zedekia, dem Sohn Josias, dem König von Juda«144, nach der ersten Wegführung in Auftrag gegebene eingeführt werden, und deren Rückkehr noch in babylonischer Zeit. Weil in der Überlieferung von diesen Sondergeräten nirgends die Rede ist, sind sie auch nirgends ausgeschlossen und können gerade deshalb von der Verfasserschaft rekonstruiert werden. Historisch fehlt für eine Neuanfertigung solcher Geräte unter Zedekia und deren Freigabe schon unter

144 Zu den Lesarten αύτόν bzw. αυτούς (entsprechend Jer 24,1) s. oben Anm. 16 und zur Diskussion Kneucker, S. 214f. 145 Vgl. dazu Kratz, Translatio, S. 264f. 14e Vgl. zum Ausdruck Jer 1,3. Kneucker, S. 21 lf., muß unter dem Zwang seiner Hypothesen daraus den König Jojakim machen!

ΠΙ. Einzelexegese - 1,7-9

39

Nebukadnezar, wie erwähnt, jegliche Quellengrundlage, ja die Überlieferung steht einem solchen Vorgang entgegen. Doch ist auch in diesem Fall statt nach den historischen Vorgängen danach zu fragen, was sich die Verfasserschaft von Bar bei ihrer Rekonstruktion eines lückenhaft überlieferten Zeitraumes auch hier vorstellt und warum ihr daran liegt. Uberlieferungsvorgaben und Rekonstruktionsinteresse haben dabei näherbin womöglich in folgender Weise zusammengewirkt. Nach der auch der Verfasserschaft von Bar bekannten älteren Uberlieferung wurden anläßlich der ersten Deportation147 an Tempelgeräten die zuvor zerschlagenen »goldenen Tempelgeräte, die Salomo hatte machen lassen« (2. Kön 24,13, vgl. 1. Kön 7,48-50 par. 2. Chr 4,18-22), weggeführt; an dieser Aussage orientiert sich, wie die Formulierung zeigt, Bar 1,8 - der Herstellung durch Salomo entspricht die durch Zedekia, die silbernen werden aus der Konfiszierung der goldenen erschlossen. 2. Chr 36,10 spricht beim selben AnlaB von der Wegführung der »kostbaren Geräte des Hauses Jahwes« zusammen mit Jojachin. Dafl es neben ehernen auch damals nicht weggeführte silberne Tempelgeräte gab, konnte (Num 7;) 1. Chr 28,14-18; 2. Chr 24,14; vgl. 2. Kön 25,15; Jer 52,19 sowie den Rückfühningsaussagen Esr 1,7-11; 5,14; 6,5; 7,19; 8,26-30 entnommen werden. Jer 27f. sagt über das Material der Tempelgeräte nichts, bringt dafür aber die für Bar *1 wichtige Unterscheidung in der Zedekiazeit zwischen Tempelgeräten, die mit Jojachin weggeführt wurden (27,16.20; 28,3.6) und denen, die danach noch in Jerusalem zurückgeblieben sind (27,18-22)148, aber bei der Katastrophe dann auch noch weggeführt werden (27,22a, vgl. goldene, silberne, eherne 2. Kön 25,13ff.; Jer 52,17ff.), so daß sich nach 587 v. Chr. keine Tempelgeräte mehr in Jerusalem befinden, vgl. 2. Chr 36,18f. In den genannten Rückführungsaussagen wird zwischen den zwei Akten der Wegführung unter Nebukadnezar nicht differenziert, wohl aber werden goldene und silberne Geräte genannt (Esr 1,7-11; 5,14; 6,5), aus denen noch Belsazzar freventlich getrunken hat (Dan 5,2f.). Wie und warum kommt die Verfasserschaft von Bar *1 auf Grund dieser Überlieferungsnachrichten zu ihren Aussagen in der Einleitung? Sie geht mit der Uberlieferung davon aus, daß nach 587 v. Chr. keine Geräte mehr in Jerusalem sind, der Opferkult also nicht möglich ist. Der Formulierung V. 7 kann gegen Schreiner149 keinesfalls entnommen werden, der Kult sei weiterhin im Gange; es fehlt sogar an Mitteln für den Kauf der Opfermaterien (l,6f. 10) und eben an Tempelgeräten, ein Hinweis mehr, daß die ganze Szenerie der Bar-Einleitung nach 587 v. Chr. gedacht ist. Wir stoßen hier auf eine wichtige Zielsetzung der Einleitung: Die Verfasserschaft hat im Blick auf Gegebenheiten und Erfordernisse der Abfassungszeit alles Interesse, daß Vorgänge, wie sie in EsrNeh für die Perserzeit überliefert sind, bereits bald nach der Katastrophe in Jerusalem noch zur babylonischen Zeit wieder ermöglicht wurden und aus solcher ununterbrochener Kontinuität in der ganzen Exilszeit für den Status der Zerstreuung Israels ihre aktuelle Geltung und Relevanz gewinnen; im Exkurs oben war von diesem Interesse bereits die Rede. Es ist das Interesse, daß der Opferkult nicht wie überliefert (Esr 3) erst in der Perserzeit, sondern sogleich in der Zeit nach der Katastrophe wieder einsetzt (l,10ff.) und trotz des zerstörten Tempels gleichsam aufgenommen wird, was die Menschen von Jer 41,5f. zur Zeit der Ermordung Gedaljas vorhatten. Antrieb dieses Interesses ist offenbar, daß das der Lage gemäße Verhalten Israels, wie es Bar vorweist, in Jerusalem im Zusammenhang mit Opfern stehen muß! Fürbitten, Bußgebet, Verlesung des Buches Ba-

147

Daß zuvor bereits der König Jojakim mit einem Teil der Tempelgeräte nach Babylonien deportiert wurde, liest man in 2. Chr 36,7, vgl. Dan 1,1, und dazu Kratz, a.a.O., S. 263ff. Bar berücksichtigt diese Uberlieferung nicht. 148 LXX bietet hier einen verkürzten Text, vgl. Holladay, Jeremiah 2, S. 114f.; die oben im Text supponierten Überlegungen der Bar-Verfasserschaft setzen voraus, daß höchstwahrscheinlich die Langfassung wie MT gelesen wurde; nur sie ermächtigt zur Fiktion einer Teilrückgabe schon unter Nebukadnezar. 149 BZ 1987, S. 8.

40

Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

ruchs gehören in diesen Rahmen, wie insbesondere die in V. 10 auch eigens genannten Sündopfer zeigen. Die dtr. Zeitperspektive für Israel mit ihrer eschatologischen Zielerwartung, die Bar bietet (s. oben Exkurs), zeigt sich hier in Verbindung mit präsentischem Handeln im Opferkult! Für unter Zedekia eigens angefertige silberne Geräte nach Wegführung der goldenen salomonischen (2. Kön 24,13) bot die Überlieferung, auch wenn die Redeweise in Jer 27 von den »übriggebliebenen« es nicht unbedingt ausschloß, keine Aussage. An dieser Konstruktion muß der Verfasserschaft also besonders gelegen sein. Wahrscheinlich aus folgendem Grunde. Die herkömmlichen, längstverwendeten goldenen wie silbernen Tempelgeräte150 vorexilischer Zeit, von denen man vor allem in Chr las, sind laut Uberlieferung noch unter Belsazzar entweiht worden (s. Dan 5) und in Esr 1-8 erst in der Perserzeit zurückgekommen; eine Sondergröße dort nicht erwähnter Zedekia-Geräte erlaubt es, diese schon früher, noch unter Nebukadnezar zurückkehren zu lassen 15 '. Als ZedekiaGeräte sind es laut Jeremiabuch Geräte für eine Zeit, da man bereits unter dem Gericht steht, sich den Babyloniera zu beugen hätte (Jer 27,17), und entsprechend werden sie in Bar l,10ff. in der Zeit nach der Katastrophe eingesetzt; ihre Rückgabe ist für die Verfasserschaft aber schon ein erstes Anzeichen von Wende noch mitten im anhaltenden Gericht (1,13) parallel zu der, die das betende Israel an sich selbst erlebt (3,1-8 nach 2,27-35). Die Umstände der Rückgabe bleiben im Blick auf den babylonischen König gänzlich unausgeführt, das Interesse konzentriert sich ja allein auf die Ermöglichung von Opfern in Jerusalem im Zusammenhang mit der Verlesung des Buches Baruchs. Daß Nebukadnezar im eigenen Interesse (Esr 6,10) Tempelgeräte herausgibt, mußte der Verfasserschaft gemäß dem, was man zur Jahweerkenntnis dieses Königs in Dan 1-4 las, durchaus selbstverständlich erscheinen. Hier werden ebenso wie in dem Zug des schon von Nebukadnezar begünstigten König Jojachin (1,3) jüngere Erfahrungen und Erwartungen zurückgespiegelt, die man gemäß Dan 1-5 und vor allem gemäß Esr-Neh mit fremden Oberherren im Blick auf die aktuelle Fremdmacht verbindet. Wichtig ist vor allem, daß die wortkommunikativen Klärungen und Reaktionen im Gottesvolk angesichts des Exilsstatus, die Bar bietet, in Jerusalem auch von Opfern begleitet sind, wie es aus der Sicht der Verfasserschaft in Vorwegnahme von Esr 6 , 9 f . ; 8,35f. + Esr 9; Neh 8-10 nötig ist und durch eine kontinuierliche Ermöglichung gleich nach der Katastrophe von Anfang an begründet wird; deshalb müssen dort Opfer schon vor der Perserzeit (Esr 3) gleich nach 587 v. Chr. sein. Dazu wiederum bedarf es einer Freigabe und Rückführung von Tempelgeräten - nicht aller, deren Rückkehr die Überlieferung erst seit Kyros vorsieht, wohl aber besonderer, wofür der Erzählzug unter Zedekia eigens gefertigter und als erste zurückgebrachter Tempelgeräte gebildet wird. Wofür sie gebraucht werden, zeigt vor allem V. 10, der Beginn der Botschaft an die Adressaten, die die Übermittlung der Geldspende nach Jerusalem (V. 10 als Weiterführung von V. 7) begleitet. Diese Begleitbotschaft V. 10-15aa152, übermittelt zusammen mit der Kollekte, bildet in dem Abschnitt V. 7 - 1 5 a a , nachdem von der Absendung der Kollekte die Rede war (V. 7-9), einen zweiten

150 Daß Bar 1,8 nur die silbernen nennt, weil Belsazzar laut Dan 5 aus den goldenen noch getrunken hat, wie Schreiner in seinem Kommentar, S. 55f., erklärt, trifft nicht zu; Dan 5 spricht von goldenen und silbernen Geräten. 151 Zu Einflüssen aus der Abfassungszeit s. unten S. 296ff. 152 Reusch, S. 47.51f; Kneucker, S. ll.18f.215, nennt V. 10-14 nachgerade »das Begleitschreiben«; doch ist ein solches nicht eingeführt; V. l-15aa bildet insgesamt die Einleitung des Buches Baruchs, zu der auch die Wiedergabe einer ausdrücklichen Begleitbotschaft von Gemeinde zu Gemeinde bezüglich der zweiten Verwendung des Buches in Jerusalem gehört (V. 10-15aa).

III. Einzelexegese - l,10-15aoc

41

Unterabschnitt. Er ist mit seiner Kette von Aufforderungen auch in sich sachlich noch einmal untergliedert. V. 10-13 handeln folgerichtig zunächst von der Verwendung der übermittelten Kollekte. Ein erster Aspekt darin betrifft die Wiederaufnahme des Opferdienstes. V. 10 nimmt dabei im voraus die Situation in Blick, da das in der babylonischen Exulantenschaft gesammelte Geld bei der V. 7 genannten Gemeinde eingetroffen ist; die Botschaft richtet sich an alle dort (»euch«), nicht nur die Priester, und betrifft in V. 10 zunächst die bislang aus Geldmangel verhinderten Opfer auf dem Brandopferaltar, der wie Jer 41,5 auch nach der Tempelzerstörung als intakt gesehen ist153 (anders Esr 3,2). Die Geldspende ist nicht bestimmt für den Wiederaufbau des Tempels (so Esr 2,68), sondern, Esr 7,16f. auf- und vorwegnehmend, gemäß einer ersten Aufforderung dafür, daß die Gemeinde davon Opfermaterie kauft. In singulärer Redeweise werden dabei V. 10 sogleich die damit darzubringenden Opfer selbst genannt, nämlich Brandopfer154 (pl.), wofür Rinder, Schafe und Ziegen gebraucht werden155, Sündopfer156, wofür gleichfalls Stiere, Schafe und Ziegen nötig sind157, und schließlich - in Esr 7,16f. nicht, wohl aber Jer 41,5 genannt - soll Weihrauch erworben werden, gewiß weil er zum anschließend genannten Speisopfer gehört158. Die zweite Aufforderung an die Gemeinde ist auf die Zurichtung159 der Mincha160, des sogenannten »Speisopfers«161, gerichtet. Der dritten Aufforderung folgend sollen die Adressaten die drei genannten Opfer »darbringen«162 auf dem (Brandopfer-) Altar163 »des Herrn, unseres Gottes«164. Welche kultischen Anlässe V. 10 für diese Opferdarbringungen im Blick hat, ist im Text nicht direkt gesagt. Doch können zwei Züge zur Klärung beitragen - die Darbringung durch die angeredete Gemeinde und die Reihenfolge Brandopfer - Sündopfer, Mincha, während Jer 41,5 wahrscheinlich nur vegetabilische Opfer 165 meint, Esr 3,1-6 nur von Brandopfern spricht und Esr 7,17 neben Brandopfern, Mincha statt des Sündopfers die Trankopfer bietet. Zu beachten ist wohl auch, dafl die Verfasserschaft von V. 10 einerseits die Opferpraxis zu ihrer Abfassungszeit vor Augen

153

Vgl. dazu Janssen, Juda, S. 102f. Hebräisch pl.; zur Wiedergabe mit ολοκαύτωμα vgl. ThWAT 6, Sp. 122f. 155 Vgl. dazu Rendtorff, Studien, S. 115ff.; ThWAT 6, Sp. l l l f . ; vgl. zum Brandopfer Rendtorff, a.a.O., S. 74-118; ThWAT 6, Sp. 105-124. 156 Vgl. dazu schon oben Anm. 18, zum Sündopfer Rendtorff, a.a.O., S. 199-234; ThWAT 2, Sp. 866-869. 157 Vgl. dazu Rendtorff, a.a.O. S. 228f. 158 Vgl. dazu Rendtorff, a.a.O., S. 191; ThWAT 4, Sp. 458f. 159 S. dazu oben Anm. 19. 160 S. dazu oben Anm. 20. 161 Zum Speisopfer vgl. Rendtorff, a.a.O., S. 169ff. 177-198; ThWAT 4, Sp. 990-994.9981001. 162 Hinter άναφέρειν steht hebräisch hi.; vgl. zum Sinn »(Opfer) darbringen« ThWAT 6, Sp. 98ff., zu »darbringen auf dem Altar« s. z.B. 1. Chr 16,40; 2. Chr 29,21. 163 Vgl. dazu ThWAT 4, Sp. 787-801. 164 Vgl. zu dieser Wendung in Bar noch 1,13.15.18.19.21.22; 2,5.6.12.19.27; 3,6.8.36 und zum letzten Satz von V. 10 neben Jos 22,19.29 insbesondere Neh 10,35. 165 Vgl. dazu Rendtorff, a.a.O., S. 61.191; Holladay, Jeremiah 2, S. 297. 154

42

Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aoc

hat, andererseits hier eine Praxis für eine Zeit in Blick nimmt, in der der Tempel noch nicht wieder erbaut ist und bestimmte Opferriten demnach gar nicht vollzogen werden können. Lehrreich ist zunächst ein Vergleich mit Neh 10,33f.: Für den Dienst am wieder intakten Heiligtum soll aus der Gemeinde Geld gegeben werden (Tempelsteuer) außer für Speisopfer, Brandopfer und Sündopfer (vgl. Bar 1,10) auch für die Schaubrote und die heiligen Gaben (Mahlopfer?); Bar 1,10 hat auch diese Aussage aus Esr-Neh gewiß im Blick, beschränkt sich aber auf Riten, die auch bei zerstörtem Heiligtum am Brandopferaltar vollzogen werden können. In Neh 10,34 richtet sich die Reihenfolge nach den Materien vegetabilisch - tierisch. Bar 1,10 dürfte sich auch an Esr 8,35 orientiert haben, dem Opfervorgang, nachdem unter Esra Tempelgeräte und Geldspenden in Jerusalem übergeben worden sind; wie Bar 1,10 folgen dort die Begriffe Brandopfer (pl.) und Sündopfer (sg.) nacheinander. Doch ist Esr 8,35 eine vorbildliche, einmalige Handlung. Im Blick auf Festtag und Festzeit (V. 14) ist näherhin nach der Trias Brandopfer - Sündopfer Speisopfer166 zu fragen. Die Reihenfolge in Bar 1,10 muB dabei nicht notwendig Rang der Opfer 167 und kultischen Ablauf der Darbringung ausdrücken; sie kann sich an den Materien tierisch (Brand- und Sündopfer) - vegetabilisch (Speisopfer mit Weihrauch) orientieren und innerhalb der tierischen Materien an den Kosten (beim Brandopfer für die ganze Gemeinde gerade auch Stiere 168 , beim Sündopfer für die ganze Gemeinde außer Lev 4,14 vor allem Ziegenböcke169), so daß die Abweichung von der Reihenfolge Brandopfer, Speisopfer als Zusatzopfer, Sündopfer (Num 28f.) oder von der Vorordnung des Sündopfers vor dem Brandopfer 170 womöglich zu vernachlässigen ist. Die Opfertrias in V. 10 im Blick auf die Gemeinde im ganzen171 begegnet bei versehentlicher Gebotsübertretung (Num 15,22-26, + Trankopfer) 172 , besonders aber bei den Num 28f. aufgelisteten Anlässen, und zwar am Neumondstag (28,11-15, + Trankopfer), am Passa - Mazzot - Fest (28,16-25), am Wochenfest (28,26-31) und vor allem an den Festanlässen des siebten Monats, an dessen erstem Tag (29,1-6), am zehnten, dem Versöhnungstag (29.7-11 173 ) und ab dem fünfzehnten Tag am achttägigen Laubhüttenfest (29,12-38), vgl. Ez 45,25. Daß für die Speisopfer auch Weihrauch vorgesehen ist, wird mit der generellen Geltung von Lev 2 zusammenhängen; zur Bedeutung der Mincha am Laubhüttenfest vgl. Sach 14,16-19. Demnach könnte

166

Die Aufforderung in der Begleitbotschaft, nach der Katastrophe diese Opfer darzubringen, ist womöglich als eingeschränkte Vorwegnahme von Jer 17,26 gesehen; die Beziehungen sind freilich weniger eng, als es bei Moore, S. 272 den Anschein hat, wie die abweichende Aufzählung Brandopfer, Schlachtopfer (mr), (LXX zusätzlich: Räucheropfer), Speisopfer, Weihrauch zeigt. 167 So ThWAT 4, Sp. 459, zu Bar 1,10. 168 Vgl. Rendtorff, a.a.O., S. 115f. 169 Vgl. ebd. S. 228f. 170 Vgl. ebd. S. 12ff. 171 Zum Sündopfer für die Verfehlung der Gemeinde s. Lev 4,13ff. und dazu Rendtorff, a.a.O., S. 204.208. 172 Vgl. dazu Rendtorff, a.a.O., S. 200ff. 173 Wenn der Verfasserschaft von Bar *1 die Ritualanweisungen von Lev 16 verpflichtend sind, hat sie an den Versöhnungstag bei V. 10 für die Zeit ab 582 v. Chr. (zunächst) nicht gedacht, da für dessen Durchführung das intakte Tempelgebäude Voraussetzung ist; entsprechend bezieht sich die Erwähnung des Weihrauchs auch nicht auf das für diesen Feiertag vorgeschriebene Räuchern im Tempel Lev 16,12f., vgl. dazu Eiliger, Leviticus, S. 213; ThWAT 7, Sp. 17f. Der an sich für Bar naheliegende Hinblick auf den Versöhnungstag mit seinen Opfern, mit seiner thematischen Beziehung zum Sündenstatus Israels (vgl. dazu Rendtorff, a.a.O., S. 199ff.; ThWAT 4, Sp. 311f.312ff.), mit dem an ihm vorgeschriebenen Fasten (Lev 16,29.31; 23,27.29.31f.) könnte aber für die Zeit nach dem Wiederaufbau des Tempels im Blick sein, allerdings theologisch restriktiv, weil Bar keine kultische Sündentilgungs- und Sühnemöglichkeit für das schuldige Israel im Exilsstatus kennt, s. dazu oben im Text.

III. Einzelexegese - 1,10-lSaa

43

V. 10 im wesentlichen den Festkalender von Num 28f. (vgl. auch Esr 3,1-6: Brandopfer) im Auge haben. Die Erwähnung des Sündopfeis deutet an sich auf eine sühnende Komponente dieser Opferdarbringungen174, doch kann V. 10 mit Bar im ganzen zusammengesehen nicht meinen, daß der Sündenstatus Israels damit nun kultisch aufgehoben wäre und Vergebung Platz gegriffen hätte 175 ; gemäß der Bar prägenden Konzeption hält die Gesamtschuld Israels vielmehr mit der Andauer des Gerichts bis zu der noch zukünftigen Heilsvollendung an und ist mit l,15aß-3,8 fortwährend zu bekennen. Das Sündopfer dürfte V. 10 deshalb nicht wegen seines aufliebenden Effekts, sondern wegen seines Sachbezugs zum Sündenstatus Israels genannt sein; ein aktueller Vergebungseffekt käme allenfalls für die versehentlichen kultischen Sünden des jetzt gewandelten (3,1-8) Israel im Zustand der Zerstreuung in Frage. In Bar steht für Exulantenschaft (l,3f.) und Jerusalemgemeinde (l,14f.) eben bezeichnenderweise das Sündenbekenntnis im Vordergrund und in Jerusalem speziell die Fürbitte für die Exulantenschafi. Als kultischer Rahmen für die Verlesung des Baruchbuches ist aber nicht der gesamte Festkalender mit seinen Opfern, sondern offenbar ein spezieller AnlaB vorgesehen. Wegen V. 14 (»am Tag des Fests und an den Tagen der Festzeit«) und wegen der internen Hinweise der Bar-Einleitung auf den siebten Monat (s. oben) ist anzunehmen, daß bei den Aufforderungen V. 10 insbesondere auch die Begehungen dieses Monats im Blick sind. Und zwar ist offenbar vor allem an das Laubhüttenfest mit seinen Opfern gedacht, das in zahlreichen Bezugstexten der Einleitung auffallenderweise begegnet (s. oben Exkurs). Dabei wird als Vorbild das unter Josua und Serubbabel noch vor dem Tempelwiederaufbau gefeierte Laubhüttenfest (Esr 3; vgl. auch Salomo 1. Kön 8,65) ebenso vorweggenommen wie angesichts auffallender Entsprechungen sehr wahrscheinlich auch Züge des Fests und seiner Handlungsfolgen, die die Uberlieferung in Neh 8-11 unter Esra und Nehemia bot. Es scheint, als hingen die thematischen Akzente von Bar auch mit Überlieferungsperspektiven gerade dieses Festes zusammen: Die Verlesung des Buches Baruchs (1,14), schon durch die Orientierung an 2. Kön 23 der Tora an die Seite gestellt, in Jerusalem am Laubhüttenfest entspricht der Toralesung an diesem Fest (Neh 8,18 sowie Orientierung an Dtn 31,913), das Bußgebet den an diesem Fest dargebrachten Sündopfern (s. oben), die Mahnrede der Gesetzesvermahnung am Laubhüttenfest (Dtn 31,12f.! »hören« - »lernen« wie Bar 3,9.14) und die die eschatologische Freude hervorhebende Verheißungsrede der diesem Fest besonders eigenen Freude (Dtn 16,13-15; Lev 23,40; Neh 8,17). Und es sieht ganz so aus, als ginge sogar die Anlage von Bar der Abfolge Neh 8-11 entlang: Der Einleitung, die auf die Verlesung des Buches Baruchs in Jerusalem zuläuft, entspräche die festliche Buchlesung in Jerusalem Neh 8, dem Bußgebet als Vorbild das nach dem Fest am 24.VII. in Neh 9 gebotene Bußgebet des Volkes (Neh 9,2!), die anschließende Mahnrede entspräche thematisch der Gesetzesverpflichtung des Volkes in Neh 10 und bereitete derartiges gleichsam vor und die Verheißungsrede griffe im Sinne eschatologischer Erwartung(!) das Thema der Wiederbesiedlung Jerusalems und Judas aus Neh 11 auf. Von diesen Einflüssen auf Thematik und Anlage von Bar ist die Frage allfälliger liturgischer Behandlung, die die Verfasserschaft für Bar in V. 14-15aot im Auge hat, noch einmal zu unterscheiden: Vom Textablauf her am nächstliegenden ist, daß sie an eine Verlesung neben der Einleitung insbesondere des Buches Baruchs selbst (l,15aß-5,9) während des Laubhüttenfestes unter dem Aspekt der Schuldanerkenntnis (έξαγορεύσαι V. 14) denkt und και έρεΐτε (V. 15aa) einfach καν άναγνώσεσύε (V. 14) aufnimmt und fortführt und sich sachlich eben auf l,15aß-5,9 richtet (s. unten zu V. 14). Ob auch dabei Gegebenheiten zur Abfassungszeit von Bar einwirken, wird bei der Datierungsfrage zu erörtern sein. Zum Vollzug der genannten Opfer werden Tempelgeräte (vgl. z.B. die Aufzählungen Num 7 und 2. Kön 25,14f.; Jer 52,18f.) gebraucht; z.B. die Sprengschalen, die für die Blutapplizierung

Vgl. dazu Rendtorff, a.a.O., besonders S. 230ff.; ThWAT 2, Sp. 866ff. Zur fehlenden Vergebungs- und Sühneterminologie in Bar und besonders in l,15aß-3,8 in Abänderung von Gegebenheiten in Orientiemngstexten s. unten Anm. 227 und die Einzelerklärung des Bußgebets. 174 175

44

Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

bei Brandopfer und Sündopfer zur Anwendung kommen176 (vgl. z.B. Ex 27,3; 38,3, dort auch weitere Geräte), ferner die Töpfe (vgl. z.B. Ex 27,3; 38,3; Lev 2,7; Sach 14,20f.) und Pfannen (Lev 2,5) für das Speisopfer. D i e drei zusammenhängenden, auf Opferdarbringung gerichteten Aufforderungen von V . 10 nennen die kultischen Anlässe nicht, doch dürften, wie sich gezeigt hat, insbesondere Begehungen im siebten Monat, zumal das Laubhüttenfest, zu dessen Thematik sich alle drei Teile des übersandten Baruchbuches fügen ( l , 1 5 a ß 5 , 9 ) , im Blick sein. Einen zweiten Aspekt der übermittelten Botschaft bieten hinsichtlich der Verwendung der Gaben die Aussagen V . 11-13, Aufforderungen zu Gebeten, die gemäß den Orientierungstexten im Sachzusammenhang mit den Opferdarbringungen stehen. V. 11-12 bringt zunächst die Bitte für die babylonischen Herrscher (V. 11) mit günstigen Folgen für die babylonische Exulantenschaft (V. 12). An diesen Aussagen ist mehreres bemerkenswert. Im Rahmen der dargestellten Szenerie der Bar-Einleitung wenige Jahre nach 587 v. Chr. ist dabei noch zu Lebzeiten Nebukadnezars ein Standort eingenommen, der (1) noch ein langes Leben für diesen Herrscher erbittet, (2) die Zeit der babylonischen Herrschaft verkürzend wie Dan 1-5 mit diesem und seinem Sohn(!) Belsazzar (vgl. Dan 5,2.13.18.22) umfaßt sieht, und (3) nicht auch noch ausdrücklich für persische Herrscher betet (Esr 6,10, vgl. 7,23) - der Standort des Verfassers Baruch 582 v. Chr., von dem aus noch die ganze babylonische Zeit als lange Zeit vor einer Heimkehr gelten muß (»viele Tage« V. 12); dazu fügt sich die bezeichnenderweise allgemeiner formulierte und zeitlich offenere Bitte Bar 2,14. In diesem Zug der Einleitung ist oft ein Widerspruch zum Corpus gesehen worden, das die Babylonier als Exilsmacht namentlich nicht mehr erwähnt und sehr viel negativer das exilierte Israel Königreichen, Völkern und Feinden ausgesetzt sieht, deren Macht in einem letzten Gericht gebrochen wird (Bar 4,25ff.). Doch ist mit solchem Einwand die Einleitung wie Corpus tragende und verbindende Geschichtsschau des metahistorischen Weges Israels in Bar verkannt. Welche Sicht in Bar waltet, ist in Anknüpfung an den Exkurs oben nun anläßlich V. 11 f. im Folgenden zunächst weiter aufzudecken. Obwohl der Ausdruck nicht fällt, sind in dieser Sicht von 1,11 f. die »siebzig Jahre für Babel«177 aus dem Orientierungstext Jer 29 aufgenommen (Jer 29,10, vgl. Jer 25,llf.). Daran könnte für eine Verfasserschaft an sich die Darstellung der Perserzeit ab Kyros in Esr-Neh im chronistischen Sinne als Zeit bereits sich wendenden Heils anschließen, und die Voraussicht Baruchs in seinem Buch auf eine Situation bereits langer Zeit im Exil und dann rascher Wende (3,9-5,9) ginge auf diese für die Verfasserschaft schon wieder längst zurückliegende Wende in der Perserzeit. Doch trifft eine solche rein historisierend-rekonstruktive Ausfüllung einer Überlieferungslücke als Funktionsbestimmung für Bar nicht zu. Bar 2,27-35 und 4,5-5,9 sind so formuliert, daß die in Esra und Nehemia überlieferten Vorgänge noch nicht die volle Erfüllung dieser Weissagungen sein können; die Verfasserschaft von Bar *1 hat sie vielmehr nur als Anzeichen einer Wende noch mitten in Schuld- und Gerichtsandauer gesehen. Anfänge dieser Wende beginnen in ihren Augen noch in babylonischer Zeit mit den Heilszusicherungen Jeremias in seinem Buch, mit denen Baruchs in seinem Buch, mit der grundlegenden Sinnesänderung Israels (1,5, vgl. 3,1-8), mit der Rückgabe von Tempelgeräten (1,8) und setzen sich mit den Vorgängen unter Kyros, Darius, Esra und

176

Vgl. dazu ThWAT 2, Sp. 687-689. 177 vgl. zu diesen »siebzig Jahren« in der Überlieferung jetzt besonders Kratz, Translatio, S. 26 Iff.

III. Einzelexegese - l,10-15aa

45

Nehemia weiter fort. Die vollkommene Wende aus Schuld und Gericht ins umfassende und bleibende Heil liegt vom fiktiven Standort Baruchs wie auch vom Standort der Verfasserschaft des Buches aus noch in der Zukunft: Sie ist gebunden an die Heimkehr ganz Israels aus der Zerstreuung ins Land der Verheißung für immer (2,34f.; 4,5-5,9) und geht damit über Erfahrung und Überlieferung der Perser- wie der aktuellen Abfassungszeit hinaus, wiewohl Baruch wie schon Jeremia in seinem Buch diese vollkommene Wende voraussagt. Im Hintergrund der Sicht der Verfasserschaft steht also de facto eine Verlängerung der numerischen »siebzig Jahre« in der Art von Dan 9,24-27, wenngleich ohne Sonderoffenbarung und zeitliche Gliederung. Die Verfasserschaft setzt auch hier mehr voraus, als sie sagt. Sie paBt zwar ihr in babylonischer Zeit (Dan 1-5, vgl. Bar 1,11) entstandenes und erstmals gebrauchtes Buch zwischen die von der Uberlieferung in Gen - 2. Kön (Mal) und in Esr-Neh gebotene Geschichtsschau ein, da ihr am Aufweis eines Kontinuums insbesondere seit Beginn der Exilszeit gelegen ist, aber sie setzt angesichts ihres eschatologischen Vorbehalts - der immer noch anhaltenden Zerstreuung Israels - mit Daniel voraus, daß auch danach noch, unter »Darius dem Meder«, Daniel wie Baruch beten muB (Dan 9), und auch in der Perserzeit, wie die entsprechenden Gebete Esr 9, Neh 1, Neh 9 zeigen, die eschatologische Vollendung noch aussteht (Dan 10-12), deren Baruch wie Daniel (Dan 2.7) seit der babylonischen Zeit gewiß sind. Die Bar-Einleitung, die zu Lebzeiten Baruchs während der babylonischen Fremdherrschaft spielen will, nennt folgerichtig zunächst nur die gemäß Dan 1-5 gesehene babylonische Herrschaft als Gegenstand der Fürbitte, wie es auch den Babel-Aussagen in den Orientierungstexten Jer 25.27f.29 entspricht und womöglich sogar einer Transparenz für die Abfassungszeit (Babel / Seleukiden) dienen soll. Doch soll diese Fürbitte keinesfalls nach dem Ende der beiden babylonischen Könige, auf das wohl schon Bar 3,16-19 anspielt, aufhören. Die Orientierung an Esr 6,9f., die Aufnahme von Aussagen aus Dan und Esr-Neh, die die fortgehende Angewiesenheit auf die Gunst fremder Herrscher zeigen (s. oben im Exkurs), und die Ausrichtung der Einleitung auf die Vorgänge der Perserherrschaft in Esr-Neh, denen sachlich auch Vorgänge und Erfahrungen mit fremder Herrschermacht aus der anschließenden Folgezeit bis in die Abfassungssituation metahistorisch eingeordnet werden, zeigen die gegenteilige Absicht: 1,11 f. ist im Sinne der Verfasserschaft geöffnet für die gesamte, noch nicht zu Ende gekommene Zeit des Exilsstatus Israels und gilt bis zur vollkommenen Heilswende. Daß das Corpus diese Fürbitte als solche (vgl. aber 2,14) nicht mehr erwähnt, nimmt nicht wunder; in ihm ist der Dauervorgang 1,1 lf. vorausgesetzt und nunmehr Israel an sich selbst entsprechend 1,3-5.14 das Thema. Von Schuld, Gericht, Umkehr, Vertrauen und Heilsgewißheit Israels ist dort die Rede und folgerichtig erscheinen dort die, für die in 1,1 lf. um der Exilierten willen(!) gebetet wird, unter dem Aspekt weitergehender Zeit über die Babylonier hinaus als Königreiche, Völker, Städte und unter dem Aspekt Gericht / Heil des Gottesvolkes als Feinde. Versucht man an dieser Stelle eine erste, vorläufige theologiegeschichtliche Einordnung solcher Sicht, so ist schon der Einleitung selbst (vgl. 1,10-12 und 1,13), erst recht aber dem Sachzusammenhang von Einleitung und Corpus anscheinend ein Zusammenfließen zweier Konzeptionen zu entnehmen. In Bar verbinden sich theokratische Positionen in der Art von Dan * l - 6 und dem chronistischen Geschichtswerk178 mit dominierend dtr.-prophetischen, für die die volle Wende am Eintritt der Rückkehr ganz Israels in sein Land hängt. Ist es diese kombinierte theologische Konzeption aus kultisch-theokratischen und spätdtr. Elementen, die die Bar-Einleitung bald nach der Katastrophe beginnen läßt, die sich in der Perserzeit laut Überlieferung in Esr-Neh fortsetzt und die auch zur Abfassungszeit von Bar noch gelten soll? Wird deshalb die exilisch-babylonische Zeit hier dem Bild der Perserzeit in Esr/Neh angeglichen und umgekehrt die Lage seit der Perserzeit auch noch unter eschatologischem Vorbehalt als Zeit der Zerstreuung Israels gesehen, um dieses Kontinuum zu stiften? Einmal mehr ist es nötig, in Bar den (fiktiven) geschichtlichen Standort Baruchs und die von ihm eröffnete geschichtliche Perspektive von Exilsbeginn bis

178

Vgl. dazu Kratz, a.a.O., S. 260ff.281ff.; ders., Reich Gottes.

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

Heilsvollendung zu beachten, um die Konzeption wahrzunehmen, die Bar *l(-5) leitet. Der dargestellte Standort Baruchs ist 582 v. Chr., kurz nach der Katastrophe; von dort aus sieht er wie sein Meister im Jeremiabuch aber über die gesamte Folgezeit bis zur definitiven Heilswende. Seine Adressaten, ganz Israel in Exilssituation, erfaßt er in der gesamten Geschichte Israels seit den Erzvätern und redet sie an in der Situation bald nach der Katastrophe (Einleitung, aber auch Anfang des Bußgebets), aber ebenso in der Situation des langanhaltenden Exilszustands und ebenso in der Situation des nahen Endes der Zerstreuung vor der Wende in Kürze (3,9-5,9); s. dazu unten Abschnitt V und im zweiten Hauptteil zur Frage der Einheitlichkeit von Bar. Seine Adressaten sind also alle Israeliten von Anfang (Jojachin in 1,3) bis zum Ende des Exils vor der völligen Wende, letzteres faktisch die theologische Lage Israels am Ende der babylonischen und seit der Perserzeit. Sieht Baruch Israel im ganzen Verlauf der Exilszeit in dieser kombinierten theologischen Konzeption, dann ist zwischen V. 11 und der Sicht des exilierten Israel in l,15aß-5,9 kein Widerspruch! Das Gebet für die babylonischen Herrscher erfolgt V. l l f . im Blick auf das exilierte Israel (V. 12-13); gleichzeitig sind jene, dtr.-prophetisch gesehen, aber auch Vollstrecker anhaltenden Gottesgerichts über das Volk und insofern Feinde Israels (3,9-5,9) - in dieser Konzeption zwei Seiten derselben Sache. Wo ist der reale metahistorische Standort der Adressaten von Bar *l(-5) in der hellenistischen Zeit? Das läßt die Einleitung noch offen, das Corpus, insbesondere die Verheißungsrede am Ende aber präzisiert es: Offenbar doch in der Lage lang anhaltenden Exils unmittelbar vor der vollkommenen Wende und theologisch in der Lage der Perserzeit mit andauernder Schuld, andauerndem Gericht, mit Anzeichen von Heil unter eschatologischem Vorbehalt wie Esr 9,8f.; Neh 9,36, aber bei noch ausstehender Wende. So soll der Leserschaft von Bar mit diesem Buch wohl gesagt werden: Für eine kleine Weile gilt diese Lage jetzt noch, wie sie aus dem Jeremiabuch von Baruch in seinem Buch als kontinuierliche seit 582 v. Chr. einschließlich des Gebets für fremde Herrscher durch die genannte Angleichung herausgestellt ist; in dieser anhaltenden Lage gilt, was Baruch in l,15aß-5,9 schreibt, nach wie vor für Israel; aber die durchschlagende Wende ist nahe.

Eine angleichende Vorausnahme des in der Überlieferung so direkt erst für die Perserzeit Gegebenen ist das Gebet für die beiden Herrscher, die gemäß dem Danielbuch die babylonische Zeit im Sinne der von der Jeremiaüberlieferung bestimmten Verfasserschaft umfassen, im Sinne von Bar aber darüber hinaus für die gesamte Zeit der Zerstreuung Israels stehen. Der orientierende Anknüpfungspunkt ist neben Jer 29,12f. natürlich Jer 29,7, jetzt aber auf die Herrscher konzentriert in Aufnahme der auf die Perserkönige bezogenen Aussage Esr 6,10, derzufolge der Perserkönig Darius bezüglich Opfermaterien für die Israeliten Anweisung erteilt, »damit sie darbringen wohlriechende Opfer dem Gott des Himmels und beten für das Leben des Königs und seiner Söhne«179 (vgl. auch Esr 7,23)180. Diese Orientierungsaussage zeigt zugleich den Zusammenhang von 1,10 und 11: Der

179

Übersetzung: Gunneweg, Esra, S. 104. Zu Esr 6,9f. vgl. sachlich Kratz, Translatio, S. 183ff., und die Kommentare von Rudolph (HAT), Gunneweg (ΚΑΤ) und Becker (NEB.AT) z.St. mit Hinweisen auf Opfer und Gebet für fremde Herrscher in Elephantine (Cowley, 30,25ff. für den Statthalter) in der hellenistischen (1. Makk 7,33; 12,11) und römischen Zeit; vgl. dazu auch Bogaert, Personnage, S. 79 Anm. 18. Anders als Esr 6 stammen die Opfermaterien dafür in Bar 1 nicht aus der königlichen Kasse, sondern aus Spenden der Exulantenschaft; die Verfasserschaft bedenkt dabei, daß es sich bei den V. 10 erbetenen Opfern nicht nur um solche für die Herrscher handelt, sondern auch für Israel selbst, und orientiert sich an den Vorbildern Esr 2,68ff. und - opferbezogen - vor allem Esr 7,16f. und Neh 10,33f.! Zur Bindung der Fürbittengebete an Jerusalem s. Wolff, Jeremia, S. 86. 180

III. Einzelexegese - l,10-15aa

47

Gott dargebrachte Wohlgeruch vor allem des Brand- und des Speisopfers181 (vgl. Esr 6,9) soll das Gebet für die Könige unterstützen; diese Funktion haben die in I,10 aufgetragenen Opfer also auch, ja gemäß der Anlage der Botschaft V. lOff. sogar zuallererst. Um des exilierten Israel willen soll sich in Jerusalem dies opferunterstützte Gebet182, das hier natürlich nicht das Büß- und Bittgebet des exilierten Israel für sich selbst ist (Bar 2,14.19; 3,1-8), zugunsten von Nebukadnezar und für Belsazzar auf deren Leben183 richten wie Esr 6,10 (vgl. für den israelitischen König Ps 21,5; 61,7; 72,5.17, für den Perserkönig noch Neh 2,3 und entsprechend für Nebukadnezar Dan 2,4; 3,9, Belsazzar Dan 5,10, vgl. Dan 6,7.22), und zwar im Sinne des langen Lebens vieler Tage (vgl. z.B. Ps 21,5b; 61,7a) wie der unabsehbaren Beständigkeit der Tage des Himmels (vgl. vor allem Dtn II,21 184 , sowie Ps 89,30, zum Ausdruck Sir 45,15; 50,24 und im Blick auf den König KAI Nr. 266,3) über der Erde. Nach Meinung der Verfasserschaft legt die babylonische Gemeinde der in Jerusalem - freilich unter dem Einfluß von Esr 6,10 und Dan 1-5 nun auf die babylonischen Herrscher bezogen - hier dasselbe nahe, was dieser Gola selbst schon Jeremia gemäß Jer 29,7 nahegelegt hat, und zwar im Dienste des Wohlergehens der Exulantenschaft in Babylonien. Dem entspricht in Bar V. 12, der zunächst den Finalsatz von V. IIb parataktisch weiterführt185 und dem Gebetsanliegen bezüglich des Lebens der Könige komplementär das bezüglich des Lebens der Exulantenschaft dort beifügt: Der Herr möge ihnen Kraft geben186 im Sinne der Überlebenskraft (als Aspekt künftigen Heilszustands vgl. Bar 3,14) und ihre »Augen hell machen« im Sinne von zurückgewonnener Lebenskraft187 (vgl. für den künftigen Heilszustand wieder Bar 3,14). Der bedrohten Exulantenschaft soll auf diese Weise zugute kommen, was das Volk im ganzen aus Toragehorsam erst eschatologisch in seinem Lande wieder erhalten wird (Bar 3,14, vgl. 2,34; 4,22ff.). Wenn der Herr beide Anliegen erfüllt 181

Vgl. dazu ThWAT 5, Sp. 444. Im Hintergrund von προσεύχεσαι steht hebräisch bbB hitp., s. dazu THAT 2, Sp. 427ff. ( besonders 432; ThWAT 6, besonders Sp. 613ff. Das Verb ist hier anders als 1,5 mit den Präpositionen περί (entsprechend 11)3 wie Jer 29,7 und öfter, vgl. THAT 2, Sp. 428) und aus stilistischen Gründen εις (wohl entsprechend bzw. bn oder eher unter dem Einfluß von Esr 6,10 i ) verbunden. Zu Gebet als Fürbitte vgl. die Hinweise HAL, S. 882; THAT 2, Sp. 428ff.; ThWAT 6, besonders Sp. 612ff.; Graf Reventlow, Gebet, 1986, S. 228ff. 183 Vgl. dazu THAT 1, Sp. 551f., und besonders das Material in ThWAT 2, Sp. 875f.877. 878ff.881.882.888. 184 Der Ausdruck ist aus Dtn 11,21 genommen, jedoch nicht zwingend aus LXX (zu Wambacq, S. 363). Die Orientierung an Dtn 11 (Kontext!) ist überaus bezeichnend: Für die Verfasserschaft von Bar hat Israel derzeit das beständige Leben in seinem Lande verspielt (l,15afi-3,8; 3,913!), entsprechend wird für die Exilszeit die Zusage Dtn 11,21 auf Zeit auf das Leben der babylonischen Herrscher übertragen! Die Orientierung an Dtn 11,21 in der Bar-Einleitung konvergiert demnach mit der Sicht von Bar 3,9-13 und spricht für Herkunft von derselben Verfasserschaft. 185 Kneucker, S. 217, faßt V. 12 als Folge von V. 11 auf. 186 Vgl. zum Ausdruck Ps 29,11; 86,16; vgl. THAT 2, Sp. 138.253-256. 187 Vgl. zur Wendung die Angaben bei Kneucker, S. 217; Barth, Errettung, S. 35; sie ist hier aus Esr 9,8f. aufgenommen, wo dann für die persische Zeit die Erfüllung von Erwartungen wie Bar l , l l f . konstatiert wird! 182

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Α. Der Buchteil Einleitung 1,1-lSaa

- langes Leben der beiden Könige und eine gekräftigte Exulantenschaft in Babylonien -, dann kann diese leben »unter dem Schatten«, d.h. im schützenden Machtbereich188 zwar nicht mehr ihres eigenen Königs (Thr 4,20), aber dieser babylonischen Könige. Sie werden ihnen »dienen«, wie es im Jeremiabuch für die »siebzig Jahre« (29,10) vorgesehen (25,11; 27,6-8.12f.) und als Mahnung Jeremias (Jer 27,6-9.11.12.13.17; 28,14) von der Katastrophengeneration in Jerusalem verworfen worden ist (Jer 28, vgl. Bar 2,21-24)189 - ein Dienen, vom zeitlichen Standort der Barucheinleitung in der Anfangszeit des Exils aus gesehen für lange Zeit190, womit die »siebzig Jahre«191 mit einem Ausdruck aus Jer 32,14 in Blick genommen sind, der dort den Zeitraum bis zur Heilswende im Lande ins Auge faßt192, und Gunst finden vor ihnen193 (vgl. als Ansatz für die Babylonier Jer 42,12, sowie die oben im Exkurs genannten Stellen aus Dan und Esr-Neh, und Bar 2,14 als Bitte). Zu den Gebetsaufforderungen, die den zweiten Aspekt der übermittelten Botschaft bilden, gehört auch die V. 13 eigens genannte, für die Exulantenschaft in Babylonien zu beten. Die Botschaft aktiviert damit im Sinne der ausgeweiteten Geltung von Jer 29 für das ganze Israel im Exilsstatus (s. oben) die Aussage Jer 29,12f. auch für die Menschen in Jerusalem. Die Jeremia vor der Katastrophe noch verwehrte Bitte für das Volk (Jer 7,16; 11,14; 14,11) ist auf der Grundlage von Jer 30ff. jetzt möglich und geboten. Die Jerusalemer werden aufgefordert: »Betet für uns zum Herrn, unserem Gott«, wie schon Jeremia gebeten wurde (Jer 37,3; 42,2.20). Die Aufforderung nimmt sich wie dann das Bußgebet l,15aß-3,8 (s. zur Exegese unten) in mehrfacher Hinsicht das Tempelweihgebet Salomos 1. Kön 8 zum Vorbild, in dem Salomos Beten vor dem Altar (V. 22) und im Zusammenhang nachfolgender Opfer (V. 62-65) erfolgt. Wie damals Salomo, so soll hier die Jerusalemer Gemeinde im Exilsstatus Israels für die beten, die diesen Status in der Fremde erdulden müssen (1. Kön 8,46-53). Das Gebetsanliegen selbst ist in V. 13 nicht ausgeführt, aber nach V. 12 gewiß wie 1. Kön 8,50 und Bar 2,14 zunächst auf die Gunst derer gerichtet, die sie in der Ferne festhalten, sodann aber - als direktes Gebetsanliegen unausgesprochen wie auch l,15aß-3,8 auf die Heimkehr der Exulanten. Die Aufforderung zu diesem Gebet begründen die Exulanten selbst mit dem Zustand, in dem sich gemäß dem folgenden Buch 188 Vgl. zum Ausdruck ThWAT 6, Sp. 1039ff.; 2, Sp. 879.888, im AT besonders Ez 31,6 und als Orientierungsaussage bezüglich Nebukadnezar Dan 4,7f. 189 Die Bar-Einleitung, die Israel im Exilsstatus in Babylonien und in der Heimat sieht, betont hier wie in V. 13 das Ergehen derer, die in der Fremde sind, obwohl ja auch die in der Heimat unter den Babyloniern leben; dies hängt mit dem dominierenden Thema von Bar, der Zerstreuung Israels und deren Aufhebung, zusammen. Als gesamtisraelitisches Anliegen und ohne die Babylonier zu nennen ist derselbe Aspekt hingegen in Bar 2,14 vorgebracht. 190 Eben der Zeitraum vom Anfang des Exilsstatus bis zu dessen vollendeter Aufhebung, den Baruch in seinem Buch überblickt. 191 Vgl. schon Kneucker, S. 217. 192 Zur maßgeblichen Bedeutung von Jer 32 als in Jeremia vorgegebener Baruchtext für Bar s. unten zu Bar l,15aß-5,9. 193 Vgl. zum Ausdruck THAT 1, Sp. 588-591; ThWAT 3, Sp. 23-40; 4, Sp. 1048f.; Lande, Wendungen, S. 95-97; s. auch Jer 31,3(MT).

III. Einzelexegese - 1,10-lSaa

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l,15aß-5,9 überhaupt ganz Israel, aber sie sich in direkter Betroffenheit befinden, und dokumentieren damit, wie schon 1,5 eingeschlossen, ihren Sinneswandel: Wir haben gesündigt - Aufnahme der Formulierung 1. Kön 8,47 und Vorausnahme von Aussagen wie Bar 1,17; 2,5.12(.33); 3,2(.4.7) - und stehen deshalb unter dem Zorn Gottes (vgl. 1. Kön 8,46aa 2 ) - Verweis auf Aussagen wie Bar 2,13.20 -, der bis jetzt (vgl. ebenso 1,19, s. auch 1,15.20; 2,6.11.26) anhält. - Der Grund für das erbetene Gebet, die Notlage der Exilierung als Zorngericht Gottes wegen Vergehen, ist wie in l,15aß-3,8 und im ganzen Baruchbuch im Sinne dtr. Tradition gesehen. Ist das anschließende Bußgebet also dies erbetene Gebet? Offenbar nicht, denn dort betet nicht speziell die Jerusalemer Gemeinde für die in der Ferne, l,15aß-3,8 ist vielmehr das Gebet, das schon die Exilierten selbst gebetet haben (1,5) und das genauso die Jerusalemer Gemeinde beten soll (1,14 έξαγορεύσαι). Die Lage, in der sich die babylonische Exulantenschaft befindet, wird durch das Bußgebet und das übersandte Baruchbuch überhaupt denen in Jerusalem als eine gesamtisraelitische, auch die Jerusalemer Gemeinde in den Exilsstatus des Gottesvolkes einbeziehende, vorgewiesen, die im umfassenden »Wir« des ganzen Gottesvolkes, wo immer es sich konkret befindet, ausgesprochen wird (l,15aß-3,8, vgl. auch die Anrede an Gesamtisrael in 3,9-4,4 und in 4,5). Das schließt aber nicht aus, daß in lokaler, nicht qualitativer Differenzierung in der Einleitung die »Ihr« in Jerusalem im Rahmen des wieder ermöglichten Opferkults für die »Wir« in Babylonien beten, wie es Salomo vor dem Altar getan hat. Daß sich im Sinne der Einleitung in 1,13 nicht fromme Gerettete in Jerusalem und unter dem Zorn Gottes leidende Exulanten in Babylonien gegenüberstehen, zeigt die erbetene Verlesung und Aneignung des Baruchbuches auch in Jerusalem, das den Zustand der Exulanten eben als Zustand Gesamtisraels präsentiert und nahebringt. Nach den Aufforderungen, mit Hilfe der übersandten Geldspenden und zurückgeführter Tempelgeräte Opfer darzubringen (V. 10), für das Leben der babylonischen Herrscher im Dienst des Wohlergehens der Exulantenschaft dort zu beten (V. 11-12) und ebenso für diese Exulantenschaft in ihrer Notlage selbst (V. 13), ergeht als Zielaussage der ganzen Einleitung in V. 14-15aa die Aufforderung, das Buch Baruchs wie in Babylonien (1,3) so auch in Jerusalem - nunmehr mitsamt seiner Einleitung l,l-15aa - zu verlesen. Der Abschnitt der Einleitung, der von Übersendung und zweiter Verwendung des Buches Baruchs in Jerusalem handelt (l,7-15aa), gelangt in der Wiedergabe der Begleitbotschaft (l,10-15aa) nach Aufforderung zur Verwendung der Spenden (V. 10-13) hier nun in einem dritten Aspekt der Begleitbotschaft zum Thema der Verwendung des Buches in Jerusalem. Das anschließend wiedergegebene Buch Baruchs gehört zu der Sendung von Geldspenden und Begleitworten (l,10ff.), die anläßlich der Rückführung von Tempelgeräten nach Jerusalem kommt, und soll dort nun bei Festanlässen eine regelmäßige Verlesung im kultischen Rahmen finden. Daß die Gemeinde dieses Buch lesen soll, schließt selbstverständlich nicht aus, daß es ihr vorgelesen wird194. Der Effekt dieser Verlesung ist infinitivisch ausgedrückt: Die Gemeinde 194 Zu diesem Sinn des hinter άναγνγνώσκειν stehenden hebräischen Verbums m p vgl. ThWAT 7, Sp. 133ff.

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

soll damit ein Bekenntnis ablegen, d.h. eben das tätig vollziehen, was ihr als ihre(!) Aussage in dem Buch in l,15aß-3,8 übermittelt wird. Das zeigt in V. 14 das Verb έξαγορεύειν. Es entspricht π τ hitp. und kann wie hier nachgerade terminus technicus für das Schuldbekenntnis sein195. Es hat wie ausdrücklich 1,5 nach 1,3 die Aneignung des Bußgebets l,15ff. im Auge - dort, da das Buch der babylonischen Gemeinde vorgelesen wird, als Nachsprechen, hier, da das ganze Buch Baruchs von der Jerusalemer Gemeinde selbst gelesen werden soll, als Aneignung dieses Buchteils beim Verlesen, der speziell für den Mund der Gemeinde im »Wir« Israels formuliert ist. Dieser Zug steht für die Verfasserschaft wahrscheinlich unter dem Einfluß sogar mehrerer Orientierungstexte aus der älteren Überlieferung, die hier verarbeitet werden. Im Blick auf die Sündopfer V. 10 ist auf die Schuldbekenntnisse bei diesen zu verweisen (Lev 5,1-6, vgl. auch Num 5,510), in Bar allerdings unter Wegfall des Sühneeffekts, da hier im Gefolge dtr. Sicht der Schuldstatus Israels erst bei der Heilsvollendung aufgehoben sein wird. Im Blick auf die Exilslage ganz Israels, angesichts derer das Schuldbekenntnis zu vollziehen ist, liegt Orientierung an Lev 26,40 und einmal mehr an 1. Kön 8,4650 (ohne π τ hitp., aber mit der Schuldbekenntnisformulierung V. 47) nahe. Vor allem aber sollen die den Folgetext von Bar beeinflussenden, vorbildlichen Schuldbekenntnisse von Daniel Dan 9 ( π τ hitp. V. 4.20), von Esra Esr 9 ( π τ hitp. Esr 10,1), von Nehemia Neh 1 ( π τ hitp. V. 6) und insbesondere des ganzen Volkes Neh 9 ( π τ hitp. V. 2f.; nur hier (V. 2-5) im AT wie in Bar l,14-15aa zusammen mit m p und ηηκ!) hier schon für die Zeit vom Anfang des Exils an vorweggenommen werden. Neben Dan 9, wo das Bußgebet auch auf die Lektüre der Schriften, besonders des Jeremiabuches folgt, ist als Volksgebet dabei insbesondere Neh 9 bemerkenswert, weil diesem Bekenntnis dort gleichfalls eine Verlesung eines Buches vor dem Volk vorangeht, die Verlesung des Gesetzes durch Esra (Neh 8)196. Daß die Verlesung von Bar sich auch eine weitere, öffentliche Gesetzesverlesung aus der Überlieferung zum Vorbild nimmt, 2. Kön 22f. (s. oben), fügt sich in dieses Bild. Natürlich, das Baruchbuch ist für die Verfasserschaft nicht das Gesetz, aber es will, wozu zunächst das Schuldbekenntnis gehört, seiner Aneignung durch das exilierte Israel dienen, wie es das Ziel von 3,9-4,4 ist, damit seine Segnungen zum Heil Israels wirksam werden, wie es 2,27-35 erinnert und 4,5-5,9 in Aussicht stellt. So gesehen kann V. 14 durchaus das ganze vorliegende Baruchbuch im Blick sein, das dem exilierten Is-

195 Vgl. dazu ThWAT 3, Sp. 469ff., und z.St. schon Kneucker, S. 218f.; Whitehouse, S. 584; anders jüngst Gunneweg, s. oben Anm. 22. - Die Verfasserschaft nimmt sich in den hebräisch unterschiedlichen Gebetsverben in 1,5.14 die beiden Aussagen (s. oben Anm. 112) zum Vorbild, in denen die beiden Verben jeweils zusammen vorkommen, aus dem Exil das Nehemiagebet Neh 1,6 und aus der Heimat das Esragebet Esr (9;) 10,1, und verteilt die Verben überlegt: wo vorgelesen wird, ist ganz auf das Gebet abgehoben, da inhaltlich ohnehin klar ist, daß l,15aßff. im Buch Baruchs der Redepart der Gemeinde ist; wo das ganze Buch von der Gemeinde gelesen wird, ist speziell auf das Schuldbekennen hingewiesen, um den Redepart der Gemeinde im Verlesungsvorgang zu betonen. 196 Vgl. dazu jetzt Gunneweg, Nehemia, S. 108-117; ThWAT 7, Sp. 135f.

ΠΙ. Einzelexegese - 1,10-lSaa

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rael wie das Gesetz als Einweisung in den Gesetzesgehorsam und dessen Hoffnung verlesen werden soll197. Die Frage, wie sich die Einleitung zu dem in ihr genannten Buch Baruchs verhält und welches der Text dieses Buches innerhalb des apokryphen Baruchbuches ist, ist durch V. 14-lSaoc noch in einer anderen Hinsicht aufgeworfen, nämlich durch και έρεΐτε V. ISaa. Sieht man in diesem letzten Imperativ in V. lOff. nicht eine erst sekundäre Uberleitung bei der redaktionellen Anfügung des folgenden Bußgebets198, dann steht man vor dem Problem, wie der Ubergang von der Einleitung zum Folgenden im Sinne der vorliegenden Gestalt von Bar gesehen ist. Für das Verständnis von V. 15acc im Rahmen der Ganzheit von Bar sind zwei Möglichkeiten zu erörtern. Entweder ist bei V. 14-lSaa die Meinung, wie es der Satzfolge entspricht, dafi gemäß Aufforderungen in Jerusalem zunächst das übersandte Buch samt Einleitung feierlich gelesen wird (V. 14) und sodann, der Ubersendung an die Jerusalemer Gemeinde mit dem Effekt des Schuldbekenntnisses (έξαγορεϋσαι im Relativsatz) entsprechend, die Gemeinde aus dem Verlesenen den Teil nachspricht (V. 15aoc), der als ihr Redepart im Buch Baruchs gegeben ist - κ α ι έρειτε als einleitende Aufforderung, mit den Worten des unmittelbar anschließenden Gebetes l,15aß-3,8 das Schuldbekenntnis Israels abzulegen. Auf dieses Verständnis der Aussagenabfolge könnte die Entsprechung zu der Abfolge Neh 8-9 deuten: Die festliche Buchverlesung V. 14 entspräche der Toraverlesung während der Festtage des Laubhüttenfestes Neh 8,18, woran sich wie Neh 9,1 unmittelbar darauf 199 , womöglich wie dort am 24. Tag des siebten Monats, das Sprechen des Schuldbekenntnisses l,15aß-3,8 durch die Jerusalemer Gemeinde anschließen soll, zu dem der letzte der Imperative von V. lOff., V. 15aa, sogleich auffordert. l,15aB-3,8 kann ja als Ausführung von Neh 9,2b angesehen werden, l,14-15acc scheint ohnehin mit Orientierung an Neh 9,(2-5.)3 formuliert zu sein 200 , und daß die Aussagen des Buches Baruchs neben einer Toraverlesung (vgl. außer Neh 8,lff.l3ff. auch Neh 9,(2-5.)3 an diesem 24. Tag unmittelbar nach dem Fest) laut werden, wäre auch aus buchintemen Gründen - l,15aß-3,8 lind vor allem 3,9-4,4, aber auch 4,5-5,9 setzen voraus, daß die Tora als solche Israel bekannt ist - gut verständlich. Der Vorteil dieser Lösung ist, daß sie den Ubergang l,14-15aa zum unmittelbar Anschließenden am ungezwungensten erklären kann, ihr Nachteil, daß Mahnrede und Verheißungsrede (3,9-4,4 und 4,5-5,9), die jeweils ohne jede Einführung geboten werden, dann von και έρεΐτε nicht erfaßt sind. Hat die Verfasserschaft in der Einleitung also die quasi liturgischen Anweisungen an die Jerusalemer Gemeinde in den Vordergrund gestellt und im Dienste dessen die Anbindung der Buchteile, die die Gemeinde nicht selbst zu sprechen hat, die ihr vielmehr nach gesprochenem Bußgebet mahnend und verheißend zugesagt werden, insofern vernachlässigt, als sie κ α ι έρειτε nur vom Nachsprechen des anschließenden Bußgebets verstand? War als Orientierungsbild Neh 8-11 so präsent, daß die Abfolge der Buchteile damals evident war? Hier bleiben offene Fragen, die durch sonst nicht erforderte literarkritische und redaktionsgeschichtliche Hypothesen eines stufenweisen Wachstums (s. unten S. 253ff.) nur eine Scheinlösung erführen; ein sachgemäßes Verständnis von ursprünglicher Absicht und Anlage des Buches bleibt freilich davon belastet, daß wir den womöglich vorausgesetzten liturgischen Rahmen nicht kennen 201 . Angesichts dieser Schwierigkeiten ist jedoch auch eine andere Lösung zu erörtern, die sich oben

197

Vgl. schon oben zu V. 10. So schon Kneucker, S. 221. 199 Vgl. zum Datum von Neh 9,1 jetzt Gunneweg, a.a.O., S. 118 Anm. 1; S. 119f. 200 Vgl. schon Kneucker, S. 219, und jüngst Τον, S. 15; s. oben S. 43. 201 Zu der originellen und interessanten These von Thackeray, S. 80-111, die daran krankt, daß sie spätere, mit dem Textprofil von Bar aber nicht genau übereinstimmende Gegebenheiten synagogaler Sabbatlesungen zurückprojizieit, s. schon Steck, Israel, S. 132f., und unten in der Exegese von Bar 4,5-5,9 und im zweiten Hauptteil zur Absicht von Bar. 198

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aoc

aus dem Vergleich von 1,5 mit 1,14 ohnehin als gewiesene nahegelegt hat. Sie zieht έξαγορεΰσαι (V. 14) nicht in den Relativsatz als Zweck der Ubersendung von Gemeinde zu Gemeinde, sondern als den speziell auf das anschließende Bußgebet bezogenen Gemeindeeffekt zu άναγνώσεσΰε und verbindet και έρειτε (V. ISaa) nicht nur mit dem folgenden Bußgebet, sondern mit der ganzen folgenden Schrift und versteht es als epexegetische Weiterführung von άναγνώαεσϋε τό βιβλίον. Der intendierte Sinn wäre dann: Lest dies Buch vor ..., indem ihr (alles Folgende) sprecht. In lautem Vorlesen (άναγνώσεσύε ... και έρειτε) wäre demgemäß alles Folgende (l,15aß-5,9) zu sprechen, womit also das ganze Buch umfaßt wäre. Der Schwierigkeit, daß die Gemeinde Hann auch die Israel anredenden Teile des Buches selbst laut lesend spricht, läßt sich damit begegnen, daß im Sinne der Verfasserschaft Baruchs Botschaft auch, wo sie an Israel gerichtet ist, eben in Buchform bewahrt und übermittelt ist, ohne daß die Person Baruch nach Jerusalem kommt, und folglich nur im Selbst-Lesen und -Sprechen der Adressaten zu haben ist. Der Sprecherwechsel zwischen l,15aß-3,8 und 3,9-5,9 hat, wie sich zeigen wird (s. unten S. 81.256ff.) eigene Gründe; es handelt sich gemäß der dtr. Leitkonzeption um die jeweils sachentsprechende Sprachgestalt für die Themen Sündenbekenntnis / Bitte, Umkehrmahnung, Heilszusicherung. Daß sich άναγνώσεσθε ... και έρειτε auf das gesamte folgende Buchcorpus bezieht, läßt sich durch Beobachtungen stützen, die sich aus einer Zusammenschau von Bar mit dem Textbestand des Jeremiabuches ergeben. Wir beginnen mit einer negativen Beobachtung. Die zunächst verlockende Annahme, daß sich die Gestaltung von V. 14-15aa, ja der Bar-Einleitung überhaupt, durch Jer 51,59-64 klären läßt, dem Abschluß des Jeremiabuches, hinter dem das Baruchbuch womöglich ursprünglich piaziert gedacht war202, muß wohl verworfen werden, obwohl die Verbindung von Lese- und Sprechvorgängen am Ende der Bar-Einleitung dort eine bemerkenswerte Parallele hat. Verschiedenes bereitete in dieser Beziehung doch Schwierigkeiten. (1) Bar l,lf(f.) kann nicht Unterschrift zum Jeremiabuch sein203, so daß es dieses wäre, das Baruch in Babel geschrieben und verlesen hätte mit nachfolgender Übersendung nach Jerusalem. Bar l,l(ff.) ist wie der Bezugstext Jer 29,l(ff.) vorwärts und nicht rückwärts gerichtet, das Buch schreibt Baruch in 1,1 aus eigenem Bestreben und nicht wie Jer 36 auf Anordnung und Diktat Jeremias, Bar l,15aß-5,9 ist durch Orientierung an den Baruchkapiteln Jer 36.32 auch aus sich als Wort Baruchs selbst gedacht. Bar hinter Jer 51,59-64 piaziert, böte also ein eigenes Buch Baruchs selbst, in Babylonien geschrieben und nicht nur dort verlesen (Jer 51,61) als Annex zum Jeremiabuch (vgl. auch Jer 51,64b). (2) Der Aufzeichnung der Babel-Orakel durch Jeremia (51,60) entspräche bei dieser Orientierung die Abfassung des Buches Baruchs (l,lf.), deren Verlesung durch Seraja in Babylonien (51,61) die Verlesung seines Buches ebenda durch Baruch selbst (l,3f.). Die Redeanweisung an Seraja (51,62) wäre ohne Parallele in der Bar-Einleitung; dem Abschluß der Verlesung durch Seraja in Babylonien (51,63) entspräche die Zweitverlesung von Bar in Jerusalem (1,14), so daß nach der wieder nicht parallelisierten Anweisung zur Zeichenhandlung Serajas (51,63) die zweite Redeanweisung an Seraja (51(LXX 28),64 και έρειτε l,15aa entspräche; worin aber wäre im Sinne der Verfasserschaft von Bar die Entsprechung zwischen einem Begleitwort zu einer Zeichenhandlung und Bar l,15aa(ff.) zu sehen? Genügt der Sachkonnex: dort immerwährender Untergang Babels, hier ein Baruchbuch, das inmitten dominierender Gegenerfahrungen (2,13.17f.29; 3,10-13; 4,6) eine künftige Rückkehr und Restitution Israels in Aussicht stellt? Steht an der Stelle wirksamer Zeichenhandlung Jeremias / Serajas gegen Babel für die Verfasserschaft die Wirksamkeit der Verlesung und tätigen Aneignung des Baruchbuches in ganz Israel, Diaspora wie Heimat? Fazit: Orientierung der Bar-Einleitung an

202 Es wird sich im Verlauf unserer Untersuchung jedoch zeigen, daß sich Bar aller Wahrscheinlichkeit nach an einem Jeremiabuch in der Anlage der LXX orientiert, s. dazu unten S. 27 Iff. 203 S. schon oben zu V. 1. Zu den Vorschlägen von Bogaert zum ursprünglichen Zusammenhang von Jer und Bar s. unten S. 248 Anm. 15; 206f. Anm. 80; 272.

III. Einzelexegese - 1,10-lSaa

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Jer 51,59-64 und gar literarischer Anschluß unmittelbar hinter diesem Text sind kaum plausibel zu machen. Weiter führt die positive Beobachtung. Zwar ist einzuräumen, daß es für das vorgeschlagene Verständnis einer epexegetischen Weiterführung von άναγνώσεσΰε (hebräisch Rnp) durch κ α ι έρεντε (hebräisch ICH) in allen Fällen, in denen t o p »lesen« heißt, im AT offenbar keinen einzigen Beleg gibt. Und doch, so scheint es, führt die Frage nach Belegen für die Kombination von m p und TDK textgenetisch auf die richtige Spur. Es ist nämlich in Betracht zu ziehen, daß sich die Verfasserschaft für l,14-15aa an Aussagen mit Rip + TDK + nachfolgendem Wortlaut orientiert hat, in denen ΚΊρ zwar ursprünglich »rufen, verkünden« bedeutet, dies aber zu einer Zeit, da maßgebliche Uberlieferung nur noch in Buchform entgegentritt, selbstverständlich als »lesen« rezipiert worden ist. Diese Konstellation begegnet im AT öfter 204 ; für die Verfasserschaft von Bar haben offenbar insbesondere Belege aus Jeremia orientierend gewirkt. Die Stellen sind: Jer 2,2aa (TDK1?) + Wortlaut 2,2aß-3(ff.); 3,128a 1 + Wortlaut 3,12aa 2 ff.; 4,5ba + Wortlaut 4,5bßff.; Jer 7, 2aß.ba 1 + Wortlaut 7,2ba 2 ff.; Jer ll,6aß (nniOJ + Wortlaut ll,6bff.; Jer 19.2b.3aa 1 + Wortlaut 19,3aa 2 ff. Beachtet man Inhalt und Stellung dieser Aussagen im Jeremiabuch, dann zeigt sich, daß sich die drei Teile des Bar-Corpus inklusiv darauf rückbeziehen (s. ferner unten S. 269f. Anm. 115; 274 Anm. 136). Jer 19,2ff reden vom kommenden Unheil über Städte und Land; dem entspricht Bar l,15aß-3,8 bis in die Aufnahme Jer 19,9 / Bar 2,2f. Die Aussagen Jer ll,6ff.; 7,2ff. haben den Gott gemäßen Wandel Israels im Auge; dazu steht Bar 3,9-4,4 in Beziehung. Und die Aussagen Jer 2,2f.; 3,12ff. als positives Pendant zu 4,5ff. (Zion!) schließlich exponieren als Korrelat der Schulderkenntnis und Umkehr Israels die göttliche Verheißung der Heimführung Israels nach Zion und der Restitution des Gottesvolkes in seinem Land; dem entspricht genau die Thematik von 4,5-5,9. Der Befund spricht entschieden für die Lösung, καΐ έρειτε in bezug auf das ganze folgende Buchcorpus zu verstehen: Die Jerusalemer Gemeinde soll sich laut vorlesen, was Baruch in seinem Buch in Aufhebung und Bekräftigung der m p / TDK - Aussagen im Jeremiabuch dem exilischen Israel schreibt! Ist die Überlieferungsorientierung von Bar im allgemeinen und von 1,14 im besonderen so zu sehen, dann hat dies Konsequenzen für die Angaben über Stätte und Zeit der Verlesung am Ende des Verses. Sie beziehen sich in externer Wortstellung zum Anfang von V. 14 nicht allein auf das Schuldbekenntnis, sondern auf die Verlesung des Baruchbuches. Dafür spricht nicht zuletzt, daß auch die Buchverlesungen vor dem Volk in der Überlieferung, an der sich die Verfasserschaft hier orientiert, im Tempel (2. Kön 2 3 , 2 (vgl. auch 2. Kön 19,14); Jer 3 6 , 8 . 1 0 ) 2 0 5 oder doch in Tempelnähe (Neh 8,1, vgl. auch V. 16-18) stattfinden. Der Ausdruck »im Haus des Herrn« V. 14 meint schon angesichts der Szenerie hier w i e dort (2. Kön 2 3 , 2 ; Jer 3 6 , 8 . 1 0 ) selbstverständlich nicht das eigentliche Tempelgebäude, das hier mitnichten als intakt vorgestellt sein muß 2 0 6 (s. auch Jer 41,5bß), sondern das Tempelareal (vgl. auch Jer 3 6 , 1 0 ; Neh 8 , 1 6 Vorhofbe-

204

Vgl. ThWAT 7, Sp. 126-131, besonders 128. 205 Vgl. auch den Orientierungstext Dtn 31,9-13, wo die Versammlung des Volkes zur Toralesung am Laubhüttenfest, »an der Stätte, die (Jahwe) erwählt« (31,11) stattfindet. 206 Die gegenteilige Annahme wird vielfach als Indiz für literarkritische Operationen in der Bar-Einleitung und damit zusammenhängend in Bar überhaupt genommen, s. dazu oben Anm. 26.27. Die Frage ist hier, wie sich die Verfasserschaft die fiktive Situation 1,14 vorgestellt hat; daß die Aussage in der späteren Verwendungszeit von Bar, zumal der Abfassungszeit von Bar, natürlich auch hinsichtlich eines wiedererrichteten Tempelgebäudes gelesen werden kann, bleibt davon unberührt; man beachte, daß auch in 2,26 sehr zurückhaltend-unkonkrete Aussagen über den Tempel gemacht werden.

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Α. Der Buchteil Einleitung l,l-15aa

reich), auf dem man sich die Versammlung der angeredeten Gemeinde (vgl. 1,7) vorzustellen hat. Schwieriger als die Stätte sind die V. 14 intendierten Anlässe der Verlesung des Buches zu klären. Angesichts der von der Verfasserschaft herangezogenen Orientierungstexte ist es das Nächstliegende, daß sie in beiden Angaben an Festvorgänge des siebten Monats denkt, an denen die erstmalige Verlesung des Baruchbuches in Jerusalem erfolgen soll. Die Deutung von έν ήμερα έορτης speziell auf das Laubhüttenfest207 ist freilich dadurch erschwert, daß es sich bei diesem um ein sieben- bzw. achttägiges Fest handelt und vor »Fest« in 1,14 kein Artikel steht 208 . Dafür spricht aber neben internen Indizien der Bar-Einleitung, die auf den siebten Monat führen (s. oben), vor allem, daB »Fest« ohne Näherbezeichnung besonders für das Laubhüttenfest gebräuchlich ist 209 und daß in diesem Fest die Orientierungstexte 1. Kön 8 (V. 2.65) und Neh 8 (V. 14), aber auch Dtn 31,9-13; Jer 41; Esr 3, konvergieren210. Vom »Tag« des Festes muß im strengen Sinne nicht die Rede sein, da die Wendung mit 3 + Di' im Hintergrund auch »zur Zeit, zum Zeitpunkt« (des Fests) meinen könnte; andernfalls wäre an den herausgehobenen ersten oder achten Tag des Laubhüttenfestes zu denken. Sehr erwägenswert ist jedoch, daß die Wendung »am Tage des Fests«211 den ersten Tag des siebten Monats in Blick nimmt, den kultischen Neujahrstag212 vor (dem Versöhnungstag und) dem Laubhüttenfest, den Tag, an dem die Heimkehrer das Brandopfer beginnen (Esr 3,6) und Esra die Gesetzesverlesung beginnt (Neh 8,2). Auch wenn eine Differenz zur Terminologie in Lev 23,24; Num 29,1 besteht, spricht dafür nicht nur die Entsprechung zu Esr 3 und vor allem Neh 8, sondern auch, daß die folgende Angabe »und an den Tagen der Festzeit« sich kaum von allen Festterminen, sondern am besten speziell von den acht Tagen des Laubhüttenfestes im selben Monat verstehen läßt. Die Verfasserschaft greift für die beiden Anlaßbestimmungen wohl Hos 9,5; 12,10 auf, wo entsprechende Wendungen213 auf das Herbst-/Laubhüttenfest gehen 214 ; sie hätte demnach dieses erste Fest in der Frühzeit des Exils als Aufhebung von Hos 9,5 und mit den Hoffnungen des Baruchbuches als Anknüpfung an Hos 12,10 verstanden215. Vor allem aber ist bei solchem Verständnis der V. 14 genannten Anlässe der fest-

207

So z.B. Knabenbauer, S. 459, und jüngst Schreiner, S. 57; Rüger, Werden, S. 180. 208 yg] Kneucker, S. 220. Der Einwand von Wambacq, S. 368, das Laubhüttenfest sei doch ein Freudenfest, zu dem ein Schuldbekenntnis nicht passe, verfängt hingegen nicht, vgl. nur die Sündopfer an den Tagen dieses Fests und zu dessen verschiedenen Aspekten in der Uberlieferung, die sich zu Bar sehr wohl lügen, oben zu V. 10. Ein Widerspruch zu der Feststellung Neh 8,17b ist vermieden; denn bei dem in Bar vorgesehenen Laubhüttenfest bald wieder nach der Katastrophe ist vom Laubhüttenbrauch so wenig ausdrücklich die Rede wie Esr 3. 209 Vgl. ThWAT 5, Sp. 849. 210 Daß zwischen »Tag« und »Fest« der Artikel fehlt, ist keineswegs ungewöhnlich, vgl. nur Thr 2,7 (LXX: έν ήμερα έορτης).22 (LXX: ήμέραν έορτης); Zeph 3,18 (text em., LXX 3,17: έν ήμερα έορτής), s. auch Hos 9,5 (LXX: έν ήμερα έορτης τοϋ κυρίου); Hos 12,10 (LXX: ήμέραι έορτης). All diese Formulierungen kann die Verfasserschaft in 1,14 im Auge haben, da Thr-Einfluß wie auch Einfluß von Zeph 3 auf Bar 4,5-5,9 besteht, und die beiden Hosea-Stellen ohnehin die nächsten Parallelen für 1,14 darstellen (s. unten). 211 Die Wendung entspricht ausweislich der Parallelstellen "tinD 0V3 bzw. 3Π DV3 (vgl. Dtn 31,10), die folgende Aussage 1J»n (Hos 12,10). 212 Vgl. auf seine Weise auch Thackeray, S. 91ff., besonders 94. 213 Vgl. oben Anm. 210. 214 S. dazu Jeremias, Hosea, S. 116.156 Anm. 18; ebenso Rudolph, Hosea, S. 176.234. 215 Die andersartigen Überlegungen von Kneucker, S. 219ff., entwerten sich durch die unnötige Versetzung des Datums von 1,8 an diese Stelle; Thackeray, S. 93, will den Ausdruck έν ήμέραις καιροΰ entsprechend seiner These auf den Zeitraum der drei Sabbate zwischen 17. Tammuz und 9. Ab beziehen.

IV. Literarische Einheitlichkeit

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liehe Rahmen der Verlesung von Bar vor dem Volk genau mit der Gesetzesverlesung Esras in Neh 8 parallelisiert: Die Verlesung beginnt am eisten Tag des siebten Monats und erfolgt weiter während der acht Tage des Laubhüttenfestes; das Bufigebet der Gemeinde ist wie Neh 9,1 am 24. Tag in 1,14 besonders herausgestellt. Daß sich der Gesamtinhalt von Bar lt15aB-5,9 zum Laubhüttenfest fügt, wurde oben bereits hervorgehoben.

Konkret dürfte wie bei der Gesetzesverlesung Esras in Neh 8 also an die hier erstmalige und dann regelmäßige Verlesung des Baruchbuches am »Tag des Festes«, nämlich am ersten Tag des siebten Monats, und »an den Tagen der Festzeit«, nämlich während des achttägigen Laubhüttenfestes, gedacht sein. Bar 1,155,9 soll damit neben seiner feierlichen Verlesung in der fernen Exulantenschaft (1,3) jedenfalls bei einer Fastenbegehung im fünften Monat, die der Zerstörung Jerusalems gedenkt, auch in den Festkult zu Jerusalem im siebten Monat eingeführt werden. Das Interesse der Verfasserschaft an dieser zweifachen Verlesung des Buches Baruchs, in der Diaspora und in Jerusalem, die auch mit der Abfassungssituation zu tun haben muß, ist es, was das Verhältnis von Einleitung und Corpus in Bar kompliziert und im Grunde nötigt, von zwei Baruchbüchern, dem ohne Einleitung in Babylonien verlesenen und dem mit Einleitung in Jerusalem gelesenen in einem zu sprechen. Doch wird die Gesamtanlage klar, wenn man V. 14a.l5aa in Rückbezug auf Aussagen des Jeremiabuches als Aufforderung zum Verlesen alles Folgenden faßt. - Die nächsten Abschnitte sollen einer zusammenfassenden Auswertung der Exegese dienen.

IV. Die Einleitung als einheitlicher Text Gemäß den Ergebnissen der voranstehenden Exegese hat sich entgegen verbreiteter Meinung die Arbeitshypothese bewährt, daß l,l-15aich habe vertraut auf den Ewigen bezüglich eurer Rettung«); doch ist auf Grund der Orientierungstexte (Jer 29,11; 31,17) mp viel wahrscheinlicher.

166

D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

wegen des Erbarmens, das zu euch gelangen wird in Kürze vom Ewigen, eurem Retter. 23 Denn ich habe euch ziehen lassen mit Trauer und Weinen, doch Gott wird mir euch wiedergeben mit Frohsein und Freude für immer. 24 Denn wie die Nachbarstädte Zions jetzt gesehen haben eure Wegführung, so werden sie in Kürze sehen die Rettung durch euren Gott, die zu euch kommen wird mit großer Herrlichkeit und Glanz des Ewigen15. 25 Kinder,ertragt geduldig den Zorn,der von Gott über euch gekommen ist! Verjagt hat dich der Feind, doch wirst du sehen seine Vernichtung in Kürze und wirst auf ihren Nacken treten. 26 Meine Wonnigen16 (Kinder) sind beschwerliche Wege gegangen, sind weggeführt worden wie eine Herde, geraubt von Feinden. 27 Fürchtet euch nicht, Kinder, und schreit zu Gott; denn es wird sein bei dem, der (es) (über euch)17 gebracht hat, Gedenken an euch! 28 Denn wie euer Sinn (darauf) gerichtet war, abzuirren von Gott, (so) kehrt (nun) zehnfach18 um, ihn zu suchen! 29 Denn er, der gebracht hat über euch das Unheil, wird über euch bringen ewige Freude mit eurer Rettung.« 30 Fürchte dich nicht, Jerusalem! Der dir den Namen gegeben hat, er wird dich trösten! 31 Verheerung19 über die, die dich bedrückt haben und die sich gefreut haben über deinen Fall!

1 5 Zur Frage, worauf τού αιωνίου zu beziehen ist, vgl. Kneucker, S. 33 lf.; wir folgen Burke, S. 142.210ff. 1 6 Hinter τρυφεροί (»üppig, zart, weichlich«) steht ausweislich des Orientierungstextes Mi 1,16 (LXX: τα τέκνα τά τρυφερά σου) :ΌΒΠ (deiner (Zions) Wonne), vgl. dazu Kneucker, S. 333f.; Moore, S. 310; Burke, S. 214f. 1 7 Vgl. zur Übersetzung besonders Burke, S. 143.216ff.; gemeint ist wie 4,10.14.15f.l8 Unheil bzw. Wegführung. 1 8 Zum Verbum δεκαπλασιάζειν und dem hebräischen Sprachhintergrund vgl. die Diskussion bei Buike, S. 221f., und s. unten die Einzelexegese. 1 9 Im Hintergrund von δείλαιος (»elend, bedauernswert«) 4,31f. steht hebräisch 1(1)B) (»Verheerung«), s. Kneucker, S. 339; Burke, S. 225.

Übersetzung

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32 Verheerung über die Städte, die deine Kinder versklavt haben20! Verheerung über die (Stadt), die deine Söhne weggenommen hat! 33 Denn wie sie sich gefreut hat über deinen Fall und frohlockt hat über deinen Sturz, so wird sie betrübt werden über ihre eigene Verwüstung. 34 Und ich werde ihr wegnehmen den Jubel21 über die Volksmenge, und ihr Prahlen22 wird werden zu Trauer. 35 Denn Feuer wird herabkommen auf sie vom Ewigen für viele Tage, und sie wird bewohnt werden von Geistern für sehr lange Zeit. 36 Blick nach Osten, Jerusalem, und schau die Freude, die von Gott zu dir kommt! 37 Siehe, es kommen deine Söhne, die du hast fortziehen lassen; sie kommen gesammelt vom Osten bis Westen durch das Wort des Heiligen, sich freuend an der Herrlichkeit Gottes. 5,1 Leg ab, Jerusalem, das Kleid deiner Trauer und deines Elends und leg an (als dein) Aussehen23 die Herrlichkeit von Gott für immer! 2 Leg an das Obergewand der Gerechtigkeit von Gott, setz dir die Kopfzier der Herrlichkeit des Ewigen auf dein Haupt! 3 Denn Gott wird zeigen allem, was unter dem Himmel ist, deinen Glanz. 4 Denn genannt wird von Gott dein Name für immer: Friede der Gerechtigkeit und Herrlichkeit der Gottesfurcht. 5 Steh auf, Jerusalem und tritt auf die Höhe und blick nach Osten und schau deine Kinder, gesammelt von Westen bis Osten durch das Wort des Heiligen, sich freuend am Gedenken Gottes. 6 Denn sie sind zu Fuß ausgezogen von dir, weggeführt von Feinden;

20 Der griechische Text bietet: »denen deine Kinder gedient haben«; aus exegetischen Gründen (s. die Einzelexegese) rechnen wir im AnschluB an Burke, S. 14.145.227f., auf Grund der syrischen Version damit, daß die ursprüngliche Textfassung von der Versklavung der Kinder durch die Städte sprach. 21 Vgl. dazu Burice, S. 233f. 22 Vgl. dazu ebd. S. 234f. 23 Hinter ευπρέπεια (»schönes Aussehen, Schönheit«) steht wohl entsprechend dem Orientierungstext Jes 52,1 n-iKsn (LXX: την δόξαν), vgl. Kneucker, S. 343, auch Burice, S. 242f.

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D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

Gott aber bringt sie heim zu dir, getragen mit Herrlichkeit wie auf24 einem Königsthron. 7 Denn Gott hat geboten, zu senken jeden hohen Berg und ewige Hügel und auszufüllen25 Täler zu ebenem Land, damit Israel sicher gehe in der Herrlichkeit Gottes; 8 Auch26haben Schatten gespendet27die Wälder und jeder duftende Baum28 Israel auf den Befehl Gottes. 9 Denn vorangehen29 wird Gott Israel mit Freude30 im Licht seiner Herrlichkeit zusammen mit Erbarmen und Gerechtigkeit von ihm.

I. Die Verheißungsrede im Buchkontext Gemäß dem Textablauf des apokryphen Baruchbuches, wie es vorliegt, ist im Sinne der Einleitung (l,l-15aa) auch dieser Text von Baruch geschrieben; er stammt aus dem in Bar präsentierten Buch Baruchs, das zunächst in Babylonien verlesen wurde (1,3) und zu abermaliger Verlesung nach Jerusalem gesandt wird (1,14), und bildet dessen Schlußteil und zugleich das ursprüngliche Ende von Bar31. Wie zu Beginn des Bußgebets (l,15aß-3,8) und der Mahnrede (3,9-4,4) ist Baruch als Verfasser / Sprecher auch in diesem Text nicht eigens eingeführt; der Grund ist hier wie dort derselbe32. Überhaupt ist zwischen 4,4 und 4,5 nicht ein so tiefer Einschnitt markiert, daß der Schlußteil eigens abgehoben würde. Zuvor war Israel angeredet und mit der Anrede an Israel beginnt auch dieser Text. Der Befund weist auf den engen sachlichen Zusammenhang und die thematische Einheit, die im Ablauf des Buches Baruchs gelten sollen. Baruch schreibt in diesem Buch nach seiner Mahnrede also einfach weiter; ein deutlicher Neueinsatz ist in

24 Zur fehlenden Präposition (hebraisierende Breviloquenz, s. Kneucker, S. 25; ders., ZWTh 1880, S. 313) vgl. Kneucker, S. 347f.; Whitehouse, S. 595 (und Charles ebd. S. 573); Moore S. 312; Burke, S. 251f. 25 Vgl. zur Übersetzung Kneucker, S. 348f.; Burke, S. 254: im Orientierungstext Jes 40,4 steht in LXX πλτροϋσϋαι für Kin. 26 Zum AnschluB mit δε και s. oben Anm. 6. 27 Der Aorist ist hier schwerlich Wiedergabe eines sogenannten perfectum propheticum (so Kneucker, S. 349; Burke, S. 255), sondern auch in präteritalem Sinn im Kontext durchaus erklärlich, s. die Einzelexegese. 28 Vgl. zum Ausdruck Kneucker, S. 349; Burke, S. 256f. 29 Im Hintergrund von ήγείσύαι steht hebräisch 'JB1? ^ n , vgl. Kneucker, S. 350; Burke, S. 257f. 30 Die Wendung μετ' ευφροσύνης ist gegen Kneucker, S. 350, angesichts der Orientierungstexte (Jes 62,5; Zeph 3,17) auf Gott zu beziehen. 31 Zur EpJer als Bar 6 in der lateinischen Textüberlieferung s. unten S. 245. 32 S. dazu oben S. 120.

I. Der Buchkontext

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4,5 freilich unverkennbar33. Die Textaussagen sind anscheinend weiterhin poetisch gestaltet; wie im Falle der Mahnrede ist dies auch hier auf den Einfluß orientierender Leittexte der Überlieferung und die angestrebte Entsprechung zu diesen zurückzuführen34. Thematisch gesehen ist 4,5-5,9 im Textablauf nach Bußgebet und Mahnrede ganz folgerichtig situiert und durch das Voranstehende vorbereitet. Auch in diesem Text hat Baruch das exilierte Israel vor Augen; wie an allen literarischen Wendepunkten des Buches wird entsprechend dem Klageteil des Bußgebets (l,15aß-2,10) und dem Eingang der Mahnrede (3,9-13) auch hier diese Lage zu Beginn exponiert (4,5-9a); die Schlußaussagen sprechen dann vom Vorgang der Heimkehr Israels (5,7-9). Auch dieser Text steht also unter der Leitthematik der Zerstreuung Israels, die die ganze Schrift prägt und von der Einleitung35 vorbereitet wird. Ein sachlicher Fortschritt ist aber durchaus gegeben. Das Bußgebet endete mit der Spannung, daß einer vertrauensvoll erinnerten Verheißung der Heimführung dieses Israel vorlängst an Mose (2,34f.) ein betendes Israel gegenübersteht, das, innerlich gewandelt, gleichwohl noch untergangsbedroht im Exil ist (3,1-8). Die folgende Mahnrede löste diese Spannung insoweit auf, daß nur die Hinkehr zu einer Lebensführung nach dem Gesetz heilvolles Leben Israels in seinem Lande zur Folge hat (3,14b; 4,lb.2b). Offen aber ist noch die aktuelle, ausdrückliche Zusage an dieses exilierte Israel, daß sein Status entgegen eigener Befürchtung (3,3) nicht zum Untergang führt (4,6), daß Gott es vielmehr entsprechend seiner Verheißung (2,34) schließlich wieder heimführen wird (5,7-9) und damit die Wende der Lage eintritt, die die Mahnrede (3,10-13.14; 4,2) gemäß 2,35 vorsieht. Diese Zusage geben nun die Rahmenaussagen des Schlußtextes in 4,5-6a und 5,7-9. So leistet erst dieser die volle Lösung der im Textablauf des Buches aufgestauten Spannung36. Den Charakter einer Heilszusage an das exilierte Israel gewinnt der Text schon durch das einleitende »Fürchtet euch nicht«37 (V. 5) mit nachfolgenden Heilsperspektiven; man kann diesen Schlußtext deshalb als Verheißungsrede qualifizieren. Daß sich Bar *4f. hier ganz auf die Heimführung eines nicht der Vernichtung überlassenen Israel konzentriert und die anschließende Heilsexistenz im Land nach 2,34f.; 3,10-14 nicht wieder aufnimmt, ist nicht verwunderlich: Heimführung ist das Wendegeschehen, das dem Exilsstatus Israels bislang entspricht und dessen Aufhebung hier nun ins Zentrum der Aussage gestellt wird. Doch könnte diese thematische Restriktion auch mit einer literarischen Position im Rahmen der »kanonischen« Bücherreihe Nebiim zu tun haben, für die Bar im ganzen von vornherein bestimmt war; wir müssen die Frage im zweiten Teil unserer Untersuchung aufgreifen. Auch in weiteren Hinsichten zeigt sich diese Verheißungsrede im Textablauf folgerichtig an ihrer Stelle. Die Einheit ganz

33 Zu 4,2-4 als dem intendierten Schlußteil der Mahnrede s. oben S. 125f. Gegenüber der Abschlußaussage 4,4 ist der Imperativ 4,5 ein Neueinsatz; 4,4 redet Baruch im »Wir« Israels, 4,5 redet er das Volk jedoch an. 34 S. schon oben S. 120. 35 S. obenS. 10ff.56ff.60ff.71f.72ff.81ff.120f.122f. 36 S. obenS. 79.113. 37 S. unten S. 193f. und Anm. 144.

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D. Der Buchteil Veiheißungsrede 4,5-5,9

Israels im Exilszustand, die die Einleitung durch zweifache Verlesung eines Buches tätig herbeiführt, das von eben dieser Sicht geprägt ist38, ist die Grundlage für Bußgebet wie Mahnrede und bestimmt ebenso die Rahmenaussagen der Verheißungsrede, die jetzt auf ein ermutigtes Israel zielen. Der Eigenart, daß im Textablauf von Bar zu fortschreitenden Phasen dieses Exilszustands gesprochen wird39, fügt sich der Text völlig ein: An ein vom Untergang bedrohtes (3,1-3), im Exil alt gewordenes, todesnahes Israel (3,10f.) ergeht jetzt die Zusage der Heimkehr. Entsprechendes zeigt die Ablaufperspektive bezüglich der Fremdmächte: Die Einleitung blickt noch allein auf die Zeit der Babylonier, denen man nach Gottes Willen dienen muß (1,1 lf.). Das Bußgebet knüpft daran nachholend an (2,20-22.24), redet selbst (2,4.13) aber wie die Mahnrede (3,10) für den Exilszustand dann nur noch von »Völkern« bzw. »Feinden«. Daran knüpft wiederum die Verheißungsrede an, verbindet beides und spricht von »Völkern« (4,6) und »Feinden« (4,18.21.26; 5.6)40, erwähnt auch 4,15.25 die Babylonier nicht ausdrücklich und nennt als Größen, die dem Endgericht verfallen, »den Feind« (4,25) und namentlich nicht genannte Städte (4.32-35)41. Gemäß den Anzeichen für fortschreitende Phasen42 des Exils und für fortschreitende Transparenz der Formulierung bezüglich der Öffnung auf Verhältnisse nachbabylonischer Zeit43 will die Verheißungsrede nun offenbar die Schlußphase erfassen, in der sich die faktischen Leser von Bar zur Abfassungszeit wiedererkennen sollen. Daß die Abfolge Mahnrede - Verheißungsrede bereits in den beiden Bitte-Abschnitten des Bußgebets44 sowie gleichsam im Kleinen in der Abfolge 4,28f. vorgebildet ist, ist hinsichtlich der folgerichtigen Stellung von 4,5-5,9 ebenso zu nennen, wie einzelne, im Fortgang der Untersuchung noch näher zu erörternde Aspekte dieses Textes: Wo die Heimkehr ins Land in Blick kommt, tritt nun der Aspekt Gottes, des Ernährers Israels auf (4,8), desgleichen Jerusalem, ein aus dem Voraufgehenden hinsichtlich der Heilserwartung in Bar bislang unabgegoltener Zug, und in der weisheitlichen Zeichnung des Gesetzesungehorsams erinnert 4,12f. an die Mahnrede. Auf der Sprachoberfläche der Einleitung (l,l-15aa) wird das nachfolgende Buch Baruchs in der gegebenen Textabfolge auch hinsichtlich der Verheißungsrede nicht ausdrücklich vorbereitet; daß sie gleichwohl auch dafür offen ist, haben

38

S. dazu oben S. 56ff.60ff.71f.72ff.75f. 121. S. dazu oben S. 30 und Anm. 105; 57.75.121. 40 S. dazu oben S. 45f.57.121.141 Anm. 94. 41 Zu 4,32-35 als Entfaltung von 4,31 s. unten S. 184. 42 S. dazu die Hinweise Anm. 39. 43 Auffallend bleibt, daß Endgerichtsaussagen in Bar *4f. nur für Feindgrößen Jerusalems und ihrer Kinder begegnen (4,25; 4,31-35). Die Größen jedoch, die im Zuge des Gottesgerichts an seinem Volk gemäß 1,1-4,4 Israel im ganzen weggeführt haben und in der Fremde halten (Babylonier, Völker, Feinde), werden nur in diesem rückblickenden Zusammenhang in Bar *4f. genannt, nicht aber vorblickend hinsichtlich künftiger Bestrafung. Liegt hier Einfluß abfassungszeitlicher Gegebenheiten vor? 44 S. obenS. 78.122. 39

I. Der Buchkontext

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wir oben in der Untersuchung gesehen45. Das Bild ändert sich freilich im Sinne einer ganz Bar umschließenden Kohärenz, wenn man auf die Orientierungen im Hintergrund achtet, die die Gestaltung von Bar leiten44. Die Heimkehr Israels nach Umkehr im Exil ist das Ziel der metahistorischen Basiskonzeption, die 2,2735 zitiert wird und Bar im ganzen trägt47. Wesentliche Orientierungstexte der Einleitung umspannen thematisch nicht nur Bußgebet und Mahnrede, sondern fordern sachlich als Schlußtext die Verheißungsrede. In Jer 2948 entspricht die Verheißungsrede abfolgegemäß 29,10-14; Rückführung Israels (29,10.14) und Gewißheit der Gebetserhörung (29,13f.; vgl. Bar 4,20.21.29, auch Hoffnung 29,11 / Bar 4,22) stiften die Beziehung. In den t n p / no» - Aussagen des Jeremiabuches, die Bar l,14-15aa im Auge hat49, entspricht die Verheißungsrede Jer 4,5ff.; 3,12ff.; 2,2f. in der Thematik der Heimführung Israels nach Zion. Desgleichen muß man den Hinblick der Einleitung auf Neh 8ff. nennen50, wobei Bar *4f. an der Stelle von Neh 11 steht (Wiederbesiedlung Jerusalems), auf Sach 8,19ay51 (Freude, Frohsein, vgl. Bar 4,23.29), auf Dan 9 52 , insofern die Verheißungsrede mit der Zusage der definitiven Heilswende entsprechend Dan 9,24-27 das Ende der »siebzig Jahre« (Jer 29,10)53 klärt, und nicht zuletzt auf das Ende der Tora in den Schlußkapiteln des Dtn. Die Verheißungsrede sagt dem exilierten Israel direkt zu, was Mose in Dtn 30, dem Text, der schon in Bußgebet und Mahnrede eine tragende Rolle spielte54, für den Fall ankündet - die Heimführung ins Land. Dieser Aspekt verbindet Bar *4f. auch mit dem Laubhüttenfest Dtn 31,9-13 (vgl. V. 13), der in Bar von der Einleitung an vor Augen ist55, wobei der Schlußtext als solcher auch für die Freude dieses Festes steht56, und es ist kaum von ungefähr, daß sich Bar *4f. nun auch wesentlich am Folgekapitel in Dtn, dem Moselied Dtn 32, orientiert57 und die letzten Worte der Mosereden der Tora, Dtn 33,26-29, die schon die Mahnrede aufgriff 58 , nun den Schlußtext in Bar in der Gottesprädikation wie in der Thematik der Befreiung Israels von Feinden maßgeblich beeinflussen, wie sich zeigen wird. Baruch ist also auch in Bar *4f. wie in allen Teilen von Bar entsprechend Mose, Jeremia und der Vorgänge unter Esra tätig. Die Verheißungsrede fügt sich auch in dieser Hinsicht sachnotwendig und folgerichtig in ein kohärentes Bild, wie es der Textablauf von Bar zeichnet. Über den kohärenten Zügen dürfen freilich auch hier die überraschenden nicht 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S. S.

oben S. 25f. dazu oben S. 56ff.59f.81ff.U9ff. dazu oben S. 59f.60ff.64ff.71 ff. 81.129ff. oben S. 10ff.56f.87.121.130. Bar *4f. entspricht Jer 32f. und hebt Jer 36,7b auf. dazu oben S. 53.87.132 und unten 269f. Anm. 115; 274 Anm. 136. dazu oben S. 29.43.50f.58f.83.93.121. dazu oben S. 31.121. dazu oben S. 60.88ff.121. dazu oben S. 30.44f.48.57.90. dazu oben S. 81ff.92f.107ff.133f. dazu oben S. 43.54.121. oben S. 43. dazu unten S. 198. dazu oben S. 125 Anm. 50; 133.158.

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D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

übersehen werden. Nicht nur beim Bußgebet mit seiner Sicht der Einheit des exilierten Israel allerorten, auch in der Heimat, und bei der Mahnrede mit ihrer extensiven Weisheitsthematik - auch in der Verheißungsrede finden sich Züge, die vom bisherigen Buchablauf her gesehen eher unerwartet auftreten. Vier Besonderheiten sind in dieser Hinsicht auffällig. Zum einen die Jerusalemthematik. Sie tritt in Bar *4f. auf einmal so breit hervor, daß sie schier den gesamten Textbestand beherrscht. Allerdings spielen dabei Zerstörung und Wiederaufbau der Stadt keine Rolle; dies entspricht dem Befund in den beiden vorangehenden Teilen des Buches Baruchs und auch dem in der Einleitung, in der von der Zerstörung der Stadt nur zu Datierungszwecken die Rede war (1,2b). Gemäß dem Leitthema von Bar sind Notklage und Heilsaussicht auch hier durchweg auf den Zustand der Zerstreuung des Gottesvolkes und dessen Rückkehr konzentriert; in der Verheißungsrede findet sich diese ganz Israel betreffende Perspektive, wie wir sahen, in gewichtiger Rahmenposition in 4,5-9a; 5,7-9. Diese Thematik der Deportation / Rückkehr wird - 4,5-5,9 dominierend in dem großen Textstück zwischen dieser Rahmenperspektive zusätzlich allerdings noch in einer anderen Hinsicht, nämlich bezüglich Jerusalem, und in einen anderen, hier in Bar erstmals auftretenden Sprachgebrauch gefaßt: Notklage und Heilsaussicht werden für Jerusalem als Mutter formuliert, Gericht und Heil für ihre Kinder (4,12.19.21.25.27.32a; 5,5), ihre Söhne und Töchter (4,10.14(.16). 32b.37), die Gott zu ihr (!5,6) zurückbringt. Wechselt dabei nur der Ausdruck, ist auch dabei ganz Israel im Exil im Blick? 4,8b deutet zunächst klar in diese Richtung. Es hat jedoch den Anschein, als solle hier wie sonst59 mit dieser Metaphorik Israel unter einer engeren Perspektive bedacht werden, nämlich unter der speziellen, partiellen Hinsicht der Stadtbevölkerung Jerusalems. Ist dem so, dann kommt hier die Thematik der Deportation / Rückkehr zusätzlich auch für den 59 Vgl. dazu Steck, Gottesknecht, S. 133-145. In der Jerusalemrede 4,9b-29 deuten allein schon die nachholende Verdoppelung von Aussageaspekten, die Bar l,15aB-4,4 alle zuvor schon für Israel im ganzen geboten hatte (s. oben im Folgenden im Text), und die ausdrückliche Erwähnung Israels in der Rahmenperspektive des Schlußteils darauf, daß »Zionskinder« nicht einfach dasselbe wie Israel meint, obwohl selbstverständlich ein enger Zusammenhang besteht: Jerusalem hat das Volk im ganzen »großgezogen« (4,8), das ganze Volk hat Jerusalem betrübt (4,8) und auch die Stadtbewohner als Zionskinder gehören für Bar *4f. natürlich zu Israel. Doch darf dieser enge konzeptionelle Zusammenhang von Jerusalem und Israel, von Jerusalem als Mitte des Volkes in seinem Lande (vgl. schon Dtn; ferner z.B. Jes 46,13; 51,16; 52,7-10; Ez 48; Mi 4,10; Sach 2,10f.l4f.; die Redaktion der Wallfahrtspsalmen, vgl. dazu Seybold, ZAW 1979; Sir 24,llf.; 36,11-14; Jdt 9,12-14) nicht den Blick für Eigentümlichkeiten in Bar *4f. verstellen, die eher auf zwei konzentrische Kreise (Jerusalemer, Volk) um Jerusalem deuten. Warum erfolgt in Bar auf einmal der Wechsel in die Mutter-Kinder-Metaphorik, und dies neben Aussagen über Volk/Israel? Warum spricht 5,5f. von der Heimkehr der Kinder nach Jerusalem, während die Ankunft Israels im Land(!) angesichts von l,15aß-4,4 nicht wiederaufgenommen ist? Warum wird neben dem Verkauf Israels (4,6) entsprechend, aber anders 4,32 noch einmal eigens von der Versklavung der Zionskinder gesprochen? Warum ist die Gleichsetzung von Kindern (vgl. Thr 1,5) und Volk Zions (vgl. Thr 1,7) nicht ausdrücklich vollzogen? Der Befund scheint auf Differenzierung zu deuten. Nach den Gründen wird später zu fragen sein; man muß sowohl an eine literarische Position innerhalb von Nebiim, für die Bar geschrieben ist, als auch an aktuelle Vorgänge bezüglich der Stadtbevölkerung zur Abfassungszeit denken.

I. Der Buchkontext

173

heilsgemäßen Bevölkerungsstand der Stadt ins Blickfeld, w i e er seit der Katastrophe immer noch entbehrt werden muß; hinter 4 , 3 2 könnte sogar ein konkreter Anlaß für diese in Bar neue Akzentuierung stehen. Mit dieser eigentümlichen Akzentuierung hängt jedenfalls zusammen, daß sich Baruch in 4 , 3 0 - 5 , 9 am Schluß seiner Schrift eigens sogar Jerusalem selbst und ihrem Heil zuwendet. Zum anderen: Mit dieser ersten Besonderheit hängt offenbar auch zusammen, daß Baruch innerhalb seines verheißenden Redeganges an Israel (4,5-29) ausführlich (4,9b-29) zitiert, was die Mutter Jerusalem klagend, hoffend, mahnend seinerzeit bei der Deportation ihrer Kinder gesagt hat. D i e s e Zitierung dient nämlich (1) im Blick auf das Vorangehende der nachholenden Parallelisierung der Zionskinder mit Israel und (2) im Blick auf das Folgende der Kontrastierung und Vorbereitung der Schlußaussagen 4 , 3 0 - 5 , 9 . (1) Hat 4,9b-29 spezieller die Stadtbevölkerung im Auge, dann versteht man, daß dafür die Themen wiederholt werden, die Bar l,15aß-4,4 für das exilierte Israel im ganzen bereits exponierte hatte. Die in 4,9b-18 vorgebrachte Wegführung der Kinder (4,10.14, vgl. V. 23.24.26) als Gericht (4,10.14.18, vgl. V. 27) und anhaltender Zorn Gottes (4,9, vgl. V. 25) wegen der Sünden der Kinder gegenüber dem Gesetz (4,12b-13) entspricht im Bußgebet den Aussagen l,15aß-2,26 und in der Mahnrede 3,10-13, Trauerhaltung und Gebet Jerusalems 4,19f. dem Sprechen des Bußgebets durch Israel (l,15ff.; 2,14; 3,1-8). Die Rettungsgewißheit Jerusalems bezüglich der Kinder (4,18.21-29) entspricht der Vertrauensäußemng im Bußgebet 2,27-35 (vgl. auch 4,25f. mit der Lage 3,1-8), der Aussicht 3,14b und bereits der Zusage Baruchs an Israel in 4,5-6a, desgleichen die Ermutigungsaufirufe 4,21.27 dem Aufruf Baruchs an Israel 4,5. Und die Umkehraufforderung an die weggeführten Kinder 4,27-29 in exponierter Schlußposition der Jerusalemrede 4,9b-29 entspricht der Baruchs an Israel in der Mahnrede, in 4,2-4 gleichfalls in Schlußposition, so daß diese Jerusalemrede im theologischen Konzept für die Kinder somit Gleichstand mit dem bis 4,4 bzw. 4,9a für Israel Dargelegten erreicht. Die Brücke zwischen der weiteren Perspektive »Israel«, die die Einleitung von Bar errichtet und das Buch Baruchs in Bußgebet und Mahnrede und Rahmen der Verheißungsrede verfolgt, und der engeren »Zionskinder«, die 4,9b-5,9 prägt, schlägt ausdrücklich 4,8-9a: Das (vorexilische) Israel hat mit seinem Frevel nicht nur Gott gereizt (4,7), sondern auch Jerusalem betrübt, die das ganze Volk großgezogen hat, womit offenbar das Wirken Jerusalems Jes 66,5ff. entsprechend bereits für ganz Israel in der vorexilischen Zeit rezipiert wird 60 . (2) Daß die in einer Ermutigung Israels 4,5ff. auffallende Zitierung einer Zionrede sachlich und wohl auch von Anfang an literarisch mit dem Folgenden zusammenhängt, wird durch weitere Beobachtungen nahegelegt. Zwischen 4,9b-29 und 4,30-5,9 bestehen auffallende Binnenentsprechungen: Vor allem den Bekleidungswechsel Zions (4,20/5, lf.) und den gleichfalls hervorgehobenen Kontrast zwischen Deportations- und Heimkehrweg (4,26/5,6-8) muß man nennen; hinzu kommen zahlreiche Wiederaufnahmen von tragenden Begriffen sowie Komplementärformulierungen, die die Unheilszüge von 4,9b-29 aufheben61. Aber auch 4,9b-29 drängen wie 4,5-9a in sich auf eine Fortsetzung, die die Heilszukunft Israels, der Zionskinder und Jerusalems selbst präzisiert. 4,5-9a ermutigt Baruch Israel im Blick auf solche Zukunft; der Text selbst deutet sie aber mit der Wendung »nicht zur Vernichtung« (4,6) zunächst nur an. 4,9b-29 spricht Zion von der »Rettung« ihrer Kinder; die Andeutung bedarf der Ausführung einer Heimführung, die das Folgende bietet - eine Linie, die das Buch Baruchs auch für Israel zieht: Auch im Bußgebet bittet Israel um »Rettung« (2,14), während die Ausführung des Heils der erinnerten Gottesrede 2,34f., der Aussicht 3,14b und eben der Baruchzusage 4,6a/5,7-9 vorbehalten bleibt. Und schließlich wird auch

60 S. dazu unten zur Einzelexegese. Zu Jes 66,12f. (Mutter) als Aufnahme von Jes 64,7 (Vater) s. Steck, Studien, S. 224. 61 S. dazu unten die Einzelexegese von 4,30-5,9 und schon Battistone, S. 28ff.

174

D. Der Buchteil Veiheißungsrede 4,5-5,9

das Heil iür die selbstlos klagende und bittende Mutter Zion selbst nach der Andeutung 4,23 erst in 4,30(.31-37); 5,1-4 ausgeführt.

Zum dritten ist eine Besonderheit zu nennen, die schon lange aufgefallen ist: Nur in 4,5-5,9 wird die Gottesprädikation »der Ewige (Gott)« verwendet (4,8.10. 14.20.22.24.35; 5,2); dasselbe gilt für »der Heilige« (4,22.37; 5,5). Zum vierten fällt eine Eigenart auf, die schon bei der Erklärung von l,l-15aa als Einleitung von Bar zu bedenken war42: Erst Bar 4,5-5,9 spricht in Bar davon, daß die Kehrseite der Rettung ein Gericht Gottes an nichtisraelitischen Größen sein wird (4,25.31-35). Dabei ist freilich zu beachten, daß die Textabfolge in Bar einen zeitlich und sachlich fortschreitenden Ablauf eines langanhaltenden Exilszustands Israels ins Auge faßt63. Während der Exilierung bleibt Israel auf die Gunst der Fremdmächte angewiesen; in Bar *4f. ist aber die Schlußphase des Exils, da sich die Zerstreuung Israels in heilvolle Heimkehr wendet, in Blick genommen und so ist auch erst jetzt der Ort, von der göttlichen Befreiung aus der Hand der Feinde (4,18.21) und vom Endgericht an Feindgrößen zu sprechen. Daß sich dieses Gericht auffallenderweise nicht ausdrücklich gegen die babylonische Weltmacht richtet, die in dieser Exilsschlußphase offenbar nicht mehr besteht, sondern offener und zugleich enger formuliert gegen »den Feind« (4,25) und gegen Städte (4,32-35), die sich gegen Jerusalem und ihre Bevölkerung vergangen haben, wurde oben schon erwähnt und dabei Transparenz für Gegebenheiten der Abfassungszeit vermutet; in der Textabfolge von Bar ist das babylonische Reich als aktuelle Fremdmacht für das exilierte(!) Israel schon in Bußgebet und Mahnrede nicht mehr genannt. Angesichts der Perspektive sukzessiver Exilsphasen steht die Eigentümlichkeit eines Endgerichts an Feindgrößen erst in Bar *4f. freilich sowenig wie die anderen Besonderheiten des Schlußtextes im Widerspruch zum Vorausgehenden; eher muß man darin ein Anzeichen für eine überlegte Gesamtanlage von Bar sehen. Dies scheint allerdings anders bei der Eigentümlichkeit, die als letzte hier genannt sei. In Bar *4f. sieht es so aus, als sei Jerusalem zu der Zeit, da Baruch diese Ermutigungsrede schreibt, von aller Bevölkerung verlassen (4,10.12.14ff.), während die Einleitung von Bar voraussetzt, daß Jerusalem damals durchaus bewohnt war (l,7.10ff.). Liegt ein Widerspruch vor, der zu der Annahme zwingt, daß die Einleitung jünger ist als die Verheißungsrede und von anderer Hand stammt? Angesichts der textgenetischen Vernetzungen der Einleitung mit dem folgenden Buch Baruchs64 ist eine derartige Folgerung abzuweisen. Zunächst will beachtet sein, daß sich hier für die Jerusalembewohner nur wiederholt, was sich im Ablauf von Bar schon für Israel zeigte: Wurde dort eine lokale Differenzierung von Israeliten in die qualitative von ganz Israel im Exil überführt65, so geschieht im Buchablauf dasselbe hier spezieller für die Jerusalemer; offenbar sollen sich auch diese, ob zuhause oder noch in der Fremde, als Einheit, nämlich als Einheit

62 63 64 65

S. S. S. S.

oben S. 58. dazu die Hinweise Aim. 39. dazu oben vor allem S. 56ff.71f.72ff. und unten 260ff. dazu oben S. 11 Anm. 31; 72ff.

I. Der Buchkontext

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der Zionskinder i m Status des Exils verstehen, w i e es der Leitkonzeption von Bar gemäß Dtn 4 . 3 0 bezüglich des Gottesvolkes vor der Heilsrestitution entspricht. D i e qualitative Sicht eines alle umfassenden theologischen Exilsstatus soll durch das Buch Baruchs allüberall standortneutral nahegebracht werden, um im Blick auf die Heilswende bei ganz Israel Bußgesinnung und Umkehr zu befördern; die lokale Differenzierung hingegen trägt den Gegebenheiten zur Abfassungszeit Rechnung und hat einen unterschiedlichen gottesdienstlichen Gebrauch des Buches Baruchs im Auge 6 6 . W i e überlegt die Verheißungsrede auch samt diesen Eigentümlichkeiten im vorliegenden Gesamtzusammenhang von Bar mit dem Voraufgehenden verbunden ist, zeigt sich schließlich an zwei weiteren Beobachtungen: (1) Trotz neuer Akzente bewegt sich Bar *4f. im Rahmen desselben metahistorischen Geschichtsbildes, das Bar i m ganzen zugrunde liegt, und (2) Bar *4f. scheint so angelegt, daß Rückinklusionen zu Perspektiven im voranstehenden Text entstehen und so das Ganze runden. (1) Bar *4f. ist im Blick auf Israel und vor allem im Blick auf die thematisch dominierenden Zionskinder von eben demselben Geschichtsbild geprägt, das die Einleitung als gesamtisraelitisches durch Handlungen vorbereitet und das Bußgebet und Mahnrede profiliert präsentieren67; auch die Eigentümlichkeiten der Verheifiungsrede sind dem zu- und eingeordnet. Am Anfang stehen auch hier Gottes Vorleistungen, und zwar anstelle der Erzväter (2,34; 3,37b), der Herausführung aus Ägypten und der Hineinführung ins Land (1,20; 2,11, vgl. 3,13) hier nun entsprechend der Rolle Zions, die Israel und die Zionskinder großzog (4,8.11), in 4,7f. das Wirken Gottes als Schöpfer (vgl. 3,32-35 + 36.37b) und Ernährer Israels, und in 4,12 wie in den vorangehenden Teilen (vgl. 1,18.20; 2,10.12.28; 3,37b; 4,1) die Gabe des Gesetzes. Diesen Vorleistungen Gottes widerspricht in vorexilischer Zeit der Ungehorsam Israels in 4,7f. (vgl. 1,17-19.20.22; 2,5.10.12.24.28.30.33; 3,2.4.5.7; 3,12f.), der in 4,7 auch Götzendienst einschließt (vgl. 1,22) und obendrein 4,8 auch Zion betrübt, und der Ungehorsam der Zionskinder, die sich in 4,12b. 13 genauso wie Israel überhaupt gegen die im Gesetz beschlossene Weisheit vergehen (vgl. 3,9-13; 3,37 + 4,1). So kommt es zu dem Gotteszom und Gericht von 587 v. Chr., bestehend in der Wegführung und Zerstreuung der Zionskinder nicht anders als Israels, wie in 4,6 (neu: verkauft an die Völker). 10.14.15f. (neu: Charakterisierung des deportierenden Volkes).26. (neu: Art der Deportation, vgl. 5,6).32 (neu: Sklaverei) unter besonderer Betonung der Leiden der Mutter ausgeführt wird (vgl. 2,2-5.13.18.23.24-26.29.32; 3,lf.4.7f.; 3,10-13). Die Zionskinder aber haben, wie das exilierte Israel, in 4,21.27 (zu Gott rufen).28 (vgl. 4,25 geduldiges Ertragen des anhaltenden Zorns) von Gott die Chance der Umkehr (vgl. 2,30b-33; 3,7; 3,9.14; 4,1-4) und in 4,22 (vgl. 5,9) die Gewißheit göttlichen Erbarmens (vgl. 2,27) zur Aussicht auf Rückführung durch Gott erhalten. In Bar *l-4 ist diese Rückführung gesehen bezüglich Israels ins Land in Heilsgemeinschaft Gottes mit seinem Volk (2,34f.; 3,9.13.14; 4,1-4), in Bar *4.5 gemäß 4,18.2124.29.36f.; 5,5-9 vor allem bezüglich der Zionskinder nach Jerusalem in Heilsgemeinschaft Gottes mit seiner Stadt 5,1-4, in Bar *4f. neu und eigentümlich ergänzt durch Gerichtsankündigungen nach außen 4,25.31-35. Auch in den thematischen Schwerpunktakzenten dieses Geschichtsbildes fügt sich Bar *4f. sukzessiv zum vorangehenden Ablauf von Bar: Das Bußgebet betont vor allem die Schuld und das verdiente Gericht, die aus vorexilischer Zeit auf dem exilierten Israel lasten, die Mahnrede die Umkehr, die dem exilierten Israel eröffnet ist, und die Verheißungsrede nun die direkte Zusage umfassender Realisierung des Heils. Selbst der in Bar *4f. breit ausgearbeitete Aspekt der Heilswende speziell für Jerusalem und ihre Bewohner erscheint aus den in Bar zuvor

66 67

S. dazu unten S. 263f.282ff. S. dazu oben S. 57f.59f.81ff.129f.; s. die Übersicht S. 258.

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D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

präsentierten Zügen dieses Geschichtsbildes durchaus überlegt, auch wenn die Mutter-Kind-Metaphorik für Jerusalem vorher nicht begegnet. Bereits das BuBgebet enthält nämlich Gerichtsaussagen auch speziell bezüglich der Bewohner Jerusalems (1,15; 2,2f.23), die in einer Zusage der Heilswende bedacht sein wollen. Ihre explizite Aufhebung bietet über die Heimkehr-Volk-LandPerspektive hinaus nun Bar *4f. Da die maßgebliche Orientierungsüberlieferung (s. unten IV 4) gerade dafür Aussagen in der Zion-Mutter-Kind-Metaphorik bereithielt, ist auch der Bar *4-5 kennzeichnende Wechsel in diesen nur dem Schlußteil eigentümlichen Sprachgebrauch verständlich. (2) Eine weitere Beobachtung zur Stellung der Veiheißungsrede in der Gesamtanlage von Bar ergibt sich aus der Abfolge der Israel-Jerusalem-Perspektiven im Textablauf von Bar. Hier scheinen Rückinklusionen angestrebt zu sein. Der Zuspruch an das exilierte Israel in 4,5-9a steht in Beziehung zur Versammlung des exilierten Volkes in l,3f., das Beten Jerusalems für ihre exilierten Kinder 4,20 (vgl. 21.27) spiegelt sich im Gebet der Jerusalemer Gemeinde 1,13, die Zusage der Heimkehr der Zionskinder 4,30-5,6 nimmt, wie erwähnt, diesen Aspekt des Bußgebets aus 1,15; 2,23 auf und die Zusage der Heimkehr Israels 5,7-9 den Aspekt des exilierten Israel, der in den Bitten des Bußgebets und in der Mahnrede geboten wird. Was in 1,1-4,4 vorbereitet wird, wird so in der Verheißungsrede in Heilswende-Aussagen zum Ziel geführt; das besondere Gefalle der Einleitung auf Jerusalem zu (l,5-15aa) hat eine Entsprechung im Buch Baruchs: Auch Bar *4f. stellt am Ende Jerusalem heraus. So steht Bar *4f. auch in der Gesamtanlage von Bar mit der Präsentation der Heilswende für Jerusalem inklusionsbildend wirkungsvoll am Schluß (s. auch im zweiten Teil unserer Untersuchung S. 260ff.). Die Breite, in der nun Jerusalem und Jerusalemer zur Sprache kommen, bedarf allerdings noch weiterer Klärung.

II. Das Sachanliegen der Verheißungsrede Daß die Verheißungsrede Israel im ganzen und den Zionskindern und Jerusalem im besonderen ermutigend zusichern will, daß sich ihr Exilszustand ins Heil wendet, ist offenkundig. Die konkrete Aussagegestalt, in der dies hier geschieht, ist im engen Textrahmen nur von Bar *4f. aber kaum zu erklären. Der vorangehende Abschnitt hat die Indizien dafür zusammengestellt, daß diese Aussagegestalt schon durch das Vorangehende bedingt ist und auch hinsichtlich ihres Anliegens mit diesem zusammengesehen werden muß als Abschluß eines längeren Aussageverlaufs. Es läßt sich so betrachtet folgendermaßen fassen. An dieser exponierten Stelle des Buches soll (1) die aus Gottesworten der Mosezeit vertrauensvoll zitierte Heilsgewißheit Israels bezüglich Heimkehr (2,34f.) in aktueller Anrede an das exilierte Gottesvolk (4,5-29) und an Jerusalem (4,30-5,9) aus dem Mund Baruchs durch ausdrückliche Zusage bekräftigt werden. Es soll (2) einem inzwischen im Exilsstatus alt gewordenen, todesnahen Israel (3,3f.l0f.) die Gewißheit Zions bezüglich ihrer Kinder übermittelt werden, daß die Wende dieses Status in dieser Phase nun nahe ist (4,22.24.25). Und es soll (3) in Ergänzung zum Heilsaspekt der Gottesgemeinschaft mit seinem Volk (2,35) der weitere ausdrücklich werden, der im Rückblick des Bußgebets nur negativ in Erscheinung getreten war (l,15f.; 2,1-5.21-26): daß das wieder wie voreinst vollumfänglich bewohnte, von Gott verherrlichte Jerusalem die weltweit erglänzende Stätte der Herrlichkeit Gottes und das Zentrum des in sein Land heimgekehrten Volkes sein wird. Baruch redet hier wie schon im Bußgebet, vor allem aber in der Mahnrede in eine Situation des exilierten Israel, die über die frühexilische Phase der Niederschrift und der ersten

II. Das Sachanliegen

177

Hörer und Leser des Buches weit hinausgeht: Er redet in die Endphase des Exils, da der Untergang Israels nahe scheint (3,3f.lOf.; vgl. 4,6a), aber die Heilswende nun direkt bevorsteht. Es ist keine Frage, daß damit die Abfassungszeit von Bar qualifiziert werden soll.

III. Auflau und Formtradition der Verheißungsrede Dieses Anliegen kommt im Aufbau von 4,5-5,9 zum Ausdruck. Er zeigt: Die Verheißungsrede Baruchs ist eine sachlich fortschreitende Einheit. Daß Israel, wie eingangs zugesagt, »nicht zur Vernichtung« an die Völker verkauft ist (4,6a), weist vor auf eine notwendige Fortsetzung, nämlich auf das, was Baruch am Ende zu Jerusalem bezüglich der Heimkehr des Volkes sagt (5,7-9).

1. Die beiden Hauptteile Unbeschadet der Gestaltung dieser Aussagenfolge in eine ganze Kette von Aufrufen an das Volk, an die Nachbarstädte Zions, an die Zionskinder und an Jerusalem, in der auch der, sich nicht zu fürchten, mehrfach wiederkehrt (4,5. 21.27.30), besteht die Verheißungsrede makrostrukturell gesehen aus zwei großen Hauptteilen\ 4,5-29 (A) und 4,30-5,9 (B). Dies zeigt schon deren gleichartige Gestaltung am Anfang: Sie beginnen jeweils mit ύαρσεΐν imp. und namentlich genanntem Adressat. Auch die kreisende Perspektive in Bar *4f. weist auf diese Zweiteilung: Α setzt ein mit Israel (4,5-9a) und zitiert dann Jerusalem (4,9b-29), Β richtet sich an Jerusalem (4,30ff.) und endet wieder mit Israel (5,7-9)68. Gemäß der Textabfolge von Bar spricht in beiden Hauptteilen Baruch, und zwar in A entsprechend 3,9-4,4 und faktisch auch l,15aß-3,8 wie zuvor zum Volk Israel, in Β zu Jerusalem. Die anderen Aufrufe innerhalb der Hauptteile sind zwar wichtige Signale für deren beabsichtigte Untergliederung, ergeben jedoch nicht die intendierte Makrogliederung69, da sie untereinander nicht gleichgewichtig sind. Wäh-

68

Vgl. zu dieser Gliederung in zwei Hauptteile treffend Wambacq, S. 379.382, wenngleich mit unzureichenden Überschriften. Hingegen kann 4,5-9a nicht als Einleitung für zwei Hauptteile 4,9b-29 und 4,30-5,9 genommen werden (so Kneucker, S. 316f., vgl. auch Schreiner, S. 72f.), da dabei das Struktursignal entsprechender Gestaltung von 4,5 und 4,30 sowie die Wort- und Sachentsprechungen zwischen 4,5-29 und 4,30-5,9 vernachlässigt würden und insbesondere übersehen wird, daB 4,9b-29 und 4,30-5,9 nicht auf derselben Zeitebene liegen: 4,9b-29 ist eine jetzt zitierte, zeitlich aber gegenüber 4,5-9a.30-5,9 zurückliegende Rede Jerusalems, die eigens durch 4,9a eingeleitet wird. Auch ist 4,30-5,9 Weiterführung nicht nur von 4,9b-29, sondern von 4,5-29 im ganzen; aus diesem Grunde kommt auch eine makrostrukturelle Dreiteilung gemäß den Redenden (Baruch - Jerusalem - Baruch) nicht in Frage; 4,9b-29 ist durch 4,5-9a der Baruchrede eingeordnet. 69 Zu Schreiner, S. 72f., der den Text, den Aufrufen folgend, in zehn Unterabschnitte gliedert, und Moore, S. 313, der sieben »stanzas« ungleicher Länge findet. Abwegig ist die Meinung von Whitehouse, S. 569; Pfeiffer, History, S. 411; Dancy, S. 192f.; Burke, S. 3; Schreiner S. 46, der Schwierigkeit von 4,5-9a dadurch begegnen zu können, daß auch diese Worte Jerusalem in den

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D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

rend Teil Β im wesentlichen aus einer Reihe gleichgeordneter Aufrufe an Jerusalem besteht, dürfen die Aufrufe in 4,5-29 nicht gleichgeordnet werden: V. 9b29 stehen sie in der Rede Jerusalems selbst, die im Rahmen der Verheißungsrede an Israel zitiert wird; der Aufruf 4,5(-9a) ist ihnen gegenüber übergeordnet. Daß die beiden Hauptteile folgerichtig aufeinander angelegt sind, wurde hinsichtlich der rahmenden Israelperspektive und der Querbeziehungen in den Jerusalemaussagen von Α und Β bereits oben (s. I) hervorgehoben. Daß sich die Makrogliederung nach den Aspekten Volk Israel und Jerusalem richtet, entspricht dem Aussagestand des Vorangehenden: Israel muß die Heilswende noch zugesichert werden (A) und für Jerusalem steht eine spezielle Heilsperspektive bislang noch völlig aus (B). Überraschend ist freilich, daß die Heilsvergewisserung für Israel in beiden Hauptteilen nicht so im Vordergrund steht, wie man erwarten möchte: Α gibt Israel nur verhaltene Aussicht und läßt es breit die Rettungsgewißheit Jerusalems wissen, die diese für ihre Kinder hegt, und in Β steht die Heimkehr Israels im Rahmen von Zusagen an Jerusalem. Die Beziehung der beiden Größen Israel und Jerusalem im Bußgebet hilft, diese eigentümliche Präsentation zu erklären. Dort kommt zum Ausdruck, daß wegen der Vergehen des Gottesvolkes im ganzen die Stadt Jerusalem die Entvölkerung von ihren Bewohnern erfahren mußte (2,1-5.2126). Kommt wie in Bar *4f. das vollumfänglich bewohnte Jerusalem als Mitte Israels ins Spiel, dann muß Israels Schuldstatus auch dahingehend nachholend entfaltet werden: Israel hat Jerusalem betrübt (4,8), ausgeführt am Verlust der Bewohnerschaft in 4,9-20. Im Bußgebet bringt Israel anschließend die Rettungsperspektive vor, weil es sich im Exil gewandelt hat (2,14.27-3,8). Jerusalem aber war schon immer anders, nämlich unschuldiges Opfer der Vergehen Israels und ihrer Kinder; deshalb steht ihr die Priorität der Rettungsgewißheit zu (4,21-29), die sie früher als Niederschrift und Nachvollzug des Buches Baruchs äußert, nämlich beim Wegzug ihrer Kinder. Beides wird in Α nicht nur zur Kenntnisnahme durch Israel nachgetragen. Jerusalem, die schuldlos von Israel betrübte, kann in ihrem Verhalten und Reden vielmehr für das exilierte Israel Glaubensvorbild sein, mit ihrer Fürbitte (vgl. Einleitung), ihrem Schuldaufweis und ihrer Gebetsaufforderung (vgl. Bußgebet), mit ihrer Umkehrmahnung (vgl. Mahnrede) und nicht zuletzt mit ihrer Rettungsgewißheit. Die Funktion des großen Jerusalemzitats ist es, Baruch zu unterstützen und Israel in dem zu bestärken, was es aus Baruchs Buch bisher gehört hat, und im Rahmen von Α insbesondere Baruchs Ermutigung Israels (4,5) zu unterstreichen durch die Rettungsgewißheit, die Zion seinerzeit ihren Kindern ermutigend (ύαρσεΐν 4,21.27 wie 4,5) zugesprochen hat - Bekräftigung von 4,5-6a für Israel und Vorverweis auf 5,7-9 bezüglich Israels. Die zitierte Jerusalemrede dient also nicht nur der Nachholung und bereitet den zweiten Hauptteil vor, sie dient im Rahmen von Bar vor allem schon dem ersten, an Israel gerichteten Hauptteil selbst, wie es ihr Ort in dessen Rahmen zeigt.

Mund gelegt werden. Die Gliederung von Hamp, S. 436-441, in Teile und Unterteile / Strophen folgt gleichfalls den Aufrufen, hängt aber noch der Auffassung an, hier seien verschiedene Klageund Trostlieder zusammengestellt, was die Binnenbeziehungen der Aussagen vernachlässigt.

III. Aufbau und Fonntradition

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Warum erhält die anschließende, ganz auf Jerusalem gerichtete Ermutigung der Stadt das Gewicht eines eigenen zweiten Hauptteils, ja des Schlußabschnitts von Bar im ganzen, in dem die Israel-Heimkehr zwar herausgehoben am Ende steht, aber als Zusage an Jerusalem auftritt? Wie Baruch die von Israel vorgebrachte Rettungsperspektive durch 3,14 und vor allem durch 4,5-6a (direkt) und 4,21-29 (indirekt) bekräftigt, so bedarf auch die Rettungsgewißheit Jerusalems noch seiner bekräftigenden Zusage, die in vollmächtiger Verheißungsrede die Erfüllung der von Jerusalem (4,20) und ihren Kindern (4,21.27) vorgetragenen Rettungsbitte vorweist durch eine die Betrübnis aufhebende Schilderung der Wende und der Vollendung des Heils für Jerusalem. Daß die Heimkehr Israels der gewichtige Schlußaspekt in solchem Rahmen ist, hängt damit zusammen, daß Jerusalem das Ziel dieser Heimkehr des Gesamtvolkes ist; vom Heil der Stadt muß deshalb zuerst und alles rahmend hier die Rede sein. Die Trennung von Jerusalem und ins Exil getriebenem Israel im Gericht, wie sie das Bußgebet exponiert, wird in den beiden Hauptteilen von Bar *4f. aufgehoben; Israel und das wie voran bewohnte, weltweit verherrlichte Jerusalem sind im zugesagten Heil wieder zusammengeführt; die Rettung Jerusalems gehört zur Rettung Israels. Die Komplizierung der Anlage durch die besondere JerusalemThematik, die ihre eigenen Gründe hat, wie sich zeigen wird, darf den Blick für die Einheit dieser Verheißungsrede im Rahmen von Bar nicht trüben, in der sich die Einheit von Jerusalem und Israel ausdrückt: Einige Jahre nach der Katastrophe stärkt Baruch sein Volk, dessen Schuld, Gerichtsstatus, Umkehr und Heilsaussicht bekräftigend - durch das, was entsprechend Jerusalem sogleich bei der Katastrophe bezüglich ihrer Kinder geäußert hatte (A), und wie sein Volk stärkt Baruch sodann Jerusalem selbst, indem er die Stadt in ihrer Heilserwartung bestärkt und in diese auch Israel im ganzen aufnimmt (B). Die Grundvorgänge in Α und Β als solche werden noch deutlicher, wenn man hier schon auf den Einfluß von Orientierungstexten auf die Gestaltung hinweist. Α besagt: Durch Baruch, der im Sinne Gottes spricht, vermag Jerusalem auch Israel zu stärken. Dazu wird, wie Jes 66,5ff. in 4,8 für die vorexilische Zeit70, so jetzt Jes 66,13 als Jesajawort aufgegriffen und Baruch übertragen: Mittels Jesajas Jahwewort (66,123a 1 ) wird das Gottesvolk (66,8) durch(!) Jerusalem getröstet. Β besagt: Baruch kann im Sinne Gottes Jerusalem stärken. Dazu wird Jer 31,15-17 als Jeremiawort aufgegriffen und Baruch, dem Sachwalter Jeremias übertragen: Mittels Jeremias Jahwewort (31,163a 1 ) wird die gemäß 31,7-14 als Jerusalem verstandene Rahel mit der Heimkehr der Kinder getröstet.

2. Die Untergliederung des ersten Hauptteils Welche Untergliederung der erste Teil, die Verheißungsrede an das Volk, anstrebt, ist anders als beim zweiten Teil nicht leicht zu erkennen. Auszugehen ist von dem Befund, daß Baruch hier zunächst selbst und direkt zum Volk spricht

70

S. oben S. 173.

180

D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

(4,5-9a) und sodann indirekt, indem er dem Volk wiedergibt, was früher Jerusalem gesagt hat, durch Zitat einer Jerusalemrede, das bis zum Ende des ersten Teils reicht (4,9b-29). In dieser formalen Zweiteiligkeit von 4,5-29 spiegelt sich die Absicht sachlicher Untergliederung. Was Baruch Israel zusagen will, äußert er zu Beginn in unmittelbarer Anrede an das Volk (V. 5-9a) und unterstützt dies sodann durch zitierende Wiedergabe von Aussagen, die früher schon Jerusalem im Blick auf ihre Kinder geäußert hatte (V. 9b-29). Der erste Hauptteil gliedert sich also in die beiden Unterteile V. 5-9a (I) und V. 9b-29 (Π). Daß diese Untergliedenmg beabsichtigt ist, ergibt sich weiter aus folgender Beobachtung. Diese zitierten Aussaget Jerusalems sind ja nur bis V. 16 oder allenfalls V. 20 71 Ausführung der Betrübnis, die die unschuldig leidende Stadt durch Schuld und Gericht ihrer Kinder als Teil Israels erlitten hat, exemplifizieren also nur insoweit V. 8b-9a, gehen aber dann zu Aspekten gewisser Heilsaussicht über (V. 21-29), die auf V. 5-8a zurückweisen und sachlich vor allem V. 5-6a entsprechen. Das Verhältnis von V. 4-9a und V. 9b-29 ist also auch innerhalb des ersten Teils nicht eines von Einleitung und Hauptteil, sondern das von unmittelbarer und - Jerusalem-Kinder-Aussagen zitierender - mittelbarer Anrede Baruchs an das Volk 72 in zwei analogen Teilen. V. 9b-29 soll V. 5-9a Paralleles, Entsprechendes und insofern Unterstützendes sagen. Dies zeigt weiter die inklusive Anlage thematisch entsprechender Aspekte. Dem Gotteszom der Wegführung Israels (V. 9a) und der Betrübnis Jerusalems (V. 8b) entspricht V. 9b-12a bezüglich der Kinder, dem Vergehen Israels an Gott V. 7-8a entsprechen die V. 12b-13 genannten Vergehen der Kinder, mit dem Gericht der Preisgabe Israels an die Feinde V. 6bß konvergiert Entsprechendes im Jerusalemzitat V. 14-20 - dort bereits in Hinwendung zu den Kindern selbst (ab V. 17) mit Rettungserwartung (V. 18); der Zusage an Israel »nicht zur Vernichtung« (V. 6aß) entspricht Jerusalems Rettungsgewißheit V. 21-24, dem Verkauf Israels an die Völker als Gerichtszustand (V. 6aa) entsprechen die Aussagen V. 25-26, und dem Eingangszuspruch an Israel V. 5 entspricht wie schon V. 21 die Schlußaufforderung Zions an ihre Kinder V. 27-29, die auch das Stichwort »Gedenken« wieder bietet. Dieses Stichwort enthält in seinem Zusammenhang mit dem Rettungsgeschehen auch ein makrostrukturelles Signal: Was Jerusalem diesbezüglich zu ihren Kindern sagt (4,27 + 29), ist für Israel in 4,5 + 5,5-9 aufgenommen. Die Verknüpfung dieser beiden Teile von Α leistet nicht nur die Zitateinführung V. 9a, sondern auch die Textgestaltung, in der Aussagen mit Begründungen weitergeführt werden: Wie V. 6b zusammen mit der Weiterbegründung 7-8a (beachte die gestaffelte Entfaltung V. 6a »verkauft« / V. 6b »preisgegeben«, V. 6b »erzürnt« / V. 7a »erzürnt«, V. 7b-8a Dämonenopfer, Ernährer / V. 8b Mutter betrübt, V. 9a Zorn) den Verkauf Israels, das Exilsgericht (V. 6a), mit der Schuld vor Gott

71 4,17-20 ist, durch Anredewechsel angezeigt, ein Übergangsstück, in dem sich die vorangehende und die folgende Thematik verbinden. 72 Im Unterschied zu der These, 4,5-9a sei die Einleitung für 4,5-5,9 insgesamt (vgl. dagegen oben Anm. 68), ist zu betonen, daß beide(!) Unterteile von 4,5-29 über sich hinausweisen und damit dazu beitragen, die höhere Einheit der Verheißungsrede 4,5-5,9 als Schlußteil von Bar herzustellen: 4,5-9a, wie schon anläßlich der Frage der Makrogliederung erwähnt, weist vor auf 5,7-9 und führt erst dort das »nicht zur Vernichtung« Israels aus, so daß V. 5-6a von hinten her das Gewicht einer das Ganze tragenden (vgl. auch »verkauft« mit 4,32) Grundaussage erhält, die wie 3,9 für das Ganze der Mahnrede - am Anfang steht und im Folgenden näher ausgeführt wird; 4,9b-29 wird in seinen rettungsgewissen Erwartungsaussagen durch wörtliche und sachliche Wiederaufnahmen in Baruchs Ermutigungsrede an Jerusalem (4,30-5,9) bekräftigt; rahmend und verzahnend entspricht hier Jerusalems Mitansehen des Gotteszorns über Israel (4,9a) am Ende, daß Jerusalem über die Heimkehr ihrer Kinder hinaus die Heimkehr Israels sieht (5,5-9).

III. Aufbau und Formtradition

181

begründet, so wird in V. 8b-9a zusammen mit der Weiterbegründung V. 9b-16 dieses Gericht mit der Schuld auch gegenüber Jerusalem begründet.

Das lange Jerusalemzitat ist in sich in eine Kette von Aufrufen gefaßt, die zwar formal, aber nicht ebenso sachlich gleichrangig sind. Vorrangig sind die Abschnitte, die zweimal gleich oder ähnlich eingeleitet sind und aus V. 6b-9a einerseits die Aspekte Gotteszorn - Betrübnis Jerusalems, die ihr auf Grund von Vergehen gegen Gott zugefügt wurde, sowie Preisgabe an die Feinde aufnehmen, nämlich V. 9b-13 sowie V. 14-1673, und andererseits wie V. 5-6a ermutigend (ύαρσειν V. 5a.21a.27a) auf die Aspekte der Rettung sowie des Gedenkens zurückgreifen, nämlich V. 21-2674 und V. 27-2975. Nachrangig eingeordnet sind diesen letzten beiden Parallelabschnitten weitere Aufrufe, die jeweils den Eingangsaufruf konkretisieren und dabei die kurze Zwischenzeit bis zum Widerfahrnis der Rettung ansprechen - so in V. 21-26 mit V. 25f. die Geduld im Ertragen des Zorns im Blick auf den nahen Untergang des Feindes und in V. 27-29 mit V. 28 bezeichnenderweise als allerletzte exponierte Aufforderung der Zionrede die Umkehr im Blick auf die bevorstehende Freude. Zwischen den vorrangigen Aufrufpaaren V. 9b-13.14-16 und V. 21-26.27-29 steht, durch Anredewechsel an die Kinder selbst angezeigt, als Übergang V. 17-20, der beide Themaaspekte enthält - im Rückverweis auf V. 9b-16 (V. ll-12a) die Hilflosigkeit der betrübten Mutter in Trauerkleidung, die sich in das Unausweichliche schickt, und im Vorverweis auf V. 21-29 (V. 22-24) die Rettungsgewißheit der mütterlichen Beterin76. Beachtenswert ist schließlich hier schon, wie die zitierte Jerusalemrede in zeitlicher Hinsicht gesehen ist, nämlich ganz entsprechend den vorangehenden Baruchäußerungen in Bar *l-4. Wie der Baruchs in seinem Buch (l,l-15aa) so ist auch der Redestandort Jerusalems hier im nahen zeitlichen Umkreis von 587 v. Chr. gefaßt, bei Baruch, wie wir zu 1,2 sahen, einige Jahre später, weswegen er die Jerusalemrede zitieren kann, bei Jerusalem anläßlich des Wegzugs der Kinder (4,9f.l9). Von diesem Standort aus vermögen aber Baruch wie Jerusalem (vgl. Jes 40,9-11!) zur ganzen Zeit des Exilsstatus Israels bzw. der Jerusalemkinder und somit auch schon zu einer fortgeschrittenen Phase des Exils zu reden: Baruch faßt

73 Die beiden Nachbarstädte-Abschnitte, die sich schon wegen V. 12 nur an außerisraelitische Größen richten können, sind parallel angelegt: V. 14a entspricht V. 9b, V. 14b ist bis auf das unterschiedliche Handlungselement wörtlich V. 10, und V. 15-16 entspricht V. ll-12a. Dem überschießenden Aufbauglied V. 12b-13, dem Fehlverhalten, das zum Gericht führte, ist der Übergang V. 17-20 (vgl. mit diesem strukturell in der Mahnrede den Ubergang 3,24f.!) entgegengesetzt, das sachangemessene Wohlverhalten Jerusalems angesichts des Gerichts, das der Rettung gewifl ist. 74 V. 26 gehört zu V. 25, s. die Einzelexegese. 75 Auch diese beiden Ermutigungsabschnitte an die Kinder sind parallel angelegt, wie in sachlicher Entsprechung schon der gleichlautende Eingang, die jeweils nachrangig zugefügten Aufrufe und formal die drei Begründungen zeigen. Sachlich, aber auch formal (ώσπερ V. 28.24) entspricht V. 28f. (unter Rückgriff auf V. 12b-13.6b-7a und V. 18.22f.) den Aussagen V. 24-26 und V. 27b (unter Rückgriff auf V. 14.10.5) den Aussagen V. 21b-23, V. 27a = V. 21a. 76 V. 18 exponiert die alleinige Rettungsmacht Gottes in Aufnahme der Hervorhebung, daß das Geschick Israels (V. 6b.7a.9a) wie das der Jerusalemkinder (V. 10.14f.) Ahndung Gottes ist für Frevel, die beide Größen (V. 6b.7a-8a bzw. V. 12b-13) an Gott begangen haben. Diese tragende Exposition Gottes setzt sich in dem Hilfeschrei zu Gott fort (V. 21aß.27aß).

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D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

in Bußgebet wie Mahnrede ein schon länger im Exil befindliches Volk ins Auge und entsprechend Jerusalem in 4,21-29 ihre exilierten Kinder in einer Situation, da die Wende nun nahe ist (V. 22.24.25) und da Zion bereits die Freude über das nahe Erbarmen Gottes, das in der Heimführung besteht, empfangen hat. Die komplizierte Anlage des ersten, an Israel gerichteten Teils der Verheißungsrede Baruchs stellt sich demnach wie folgt dar:

ΙΠ. Aufbau und Fonntradition

Bar 4,5-5,9 A. 4,5-29 Baruchs Ermutigungsrede an Israel I. 4,5-9a

in direkter Anrede an das Volk V.5

ΰαρσεϊν Gedenken V. 6a Verkauf an Völker nicht zur Vernichtung

V. 6b V. 7 V. 8a V. 8b

weil erzürnt Gott, Feinden preisgegeben denn: Dämonenopfer 1 Ernährer vergessen I Jerusalem betrübt die aufzog V. 9a denn: sie hat mitangesehen Zorn über euch

sie sprach: Π. 4,9b-29

in indirekter Anrede an das Volk durch Jerusalem-Zitat

la. V.9b-13 Aufruf an Nachbarstädte V. 9b Gotteszorn/Leid V. 10 mitansehen: V. IIa großziehen > V. llb-12a Betrübnis V. 12b-13 Vergehen gegen Gott lb. V. 14-16 Aufruf an Nachbarstädte Preisgabe an Feind — Übergang —

V. 17-20 Hilflosigkeit der betrübten Mutter Jerusalem Rettungsgewißheit der mütterlichen Beterin

2a. V.21-26 ΰαρσειν + beten > Rettungsgewißheit V.25f. Aufruf: Geduld im Zorn Gottes bezüglich Feind! 2b. V.27-29 ΰαρσεϊν + beten Gedenken V.28f. Aufruf: Umkehr!

184

D. Der Buchteil Veiheißungsrede 4,5-5,9

3. Die Untergliederung des zweiten Hauptteils Der zweite Teil der Verheißungsrede, in dem sich Baruch77 durchgängig an Jerusalem selbst wendet, ist erheblich einfacher aufgebaut. Er ist gemäß der sich durchhaltenden stilistischen Indizien (Imperative, an Jerusalem gerichtet, mit Begründungen) offenbar in eine Reihe von Aufrufen an die Stadt gegliedert, die bereits die Situation der Heilswende für sie in Blick nehmen. Der erste Aufruf (ein Imperativ) umfaßt 4,30-35. Er beginnt wie 3,9 für das Ganze der Mahnrede und wie 4,5-6a für das Ganze der Verheißungsrede wieder mit einer Grundaussage, 4,30f., die in den Folgeaussagen des Aufrufs und in den drei weiteren Aufrufen entfaltet wird78. Aus den Ermutigungsaspekten dieser Grundaussage (V. 31) wird in V. 32-35 zunächst die Verheerung der Widersacher Jerusalems entfaltet; genannt werden bezüglich dieses Endgerichts Städte, die die Kinder Jerusalems versklavten (V. 32a), und eine Stadt, die sich an den Söhnen Jerusalems vergriff (V. 32b-35). Die Heilswende zunächst79 bezüglich der Rückkehr dieser deportierten Söhne (Anknüpfung an 4,32b-35) bildet in Aufnahme des Stichworts »trösten« aus der Grundaussage (V. 30) den Inhalt des zweiten Aufrufs 4,36f., der mit zwei Imperativen beginnt. Jerusalem soll nach Osten schauen, um, die (erste) Realisierung der 4,23 geäußerten Gewißheit, die Heimkehr ihrer gesammelten Söhne, wahrzunehmen. Mit vier Imperativen zum Bekleidungswechsel Jerusalems beginnt der dritte Aufruf 5,1-4, der die 4,20 genannte Lage aufhebt und in einer Neubenennung Jerusalems gipfelt. In ihm wird das Stichwort »Name« aus 4,30 aufgenommen und eine Konstrastaussage zur Widersacherstadt 4,33-35 gebildet. Der vierte Aufruf 5,5-9, wieder mit vier Imperativen beginnend, hat die Thematik und teilweise auch die Formulierung des zweiten, jedoch mit einer Reihe von Unterschieden: Er schließt eine Änderung der Körperhaltung und Ortsveränderung Zions ein (V. 5a), richtet sich nun in einer weiteren Realisierung von 4,

77

Zur Ich-Aussage V. 34 s. die Einzelexegese. Genauer besehen ist zu erkennen, daß die Anlage von 4,30-5,9 in sich offenbar eine inklusive Aufhebung der genannten negativen Zustände Jerusalems anstrebt. Zunächst werden entsprechend der Grundaussage 4,5-6a (vgl. Bar 3,9) die nachfolgenden Aussagen als ganze angekündigt, positiv in 4,30 und negativ komplementär dazu in V. 31. Diese Grundaussage strukturiert das Folgende inklusiv vor: ύαρσειν ist sachlich im Abschnitt 5,5-9, der seinerseits 4,5-6a einlöst und 4,9a aufhebt, aufgenommen, der Name entspricht dem Abschnitt 5,1-4, die Tröstung Jerusalems der Heimkehr ihrer Söhne 4,36f. und die Gerichtsaussage der Ausführung 4,32-35. 79 In der Entfaltung der Grundaussage wird als nächstes, wie das Stichwort »Kinder« zeigt, eine Rahmeninklusion errichtet: V. 32a ist die negative Kehrseite von 5,5-9 (Stichwort: Kinder), sodann wird das Heil Jerusalems (4,36-5,4) inklusiv Vergehen und Ergehen der einzelnen Stadt (4,32b-35) entgegengesetzt - dem Unglück jener Stadt (V. 32ba) entspricht die Freude Jerusalems (V. 36), der Wegführung der Söhne Jerusalems durch jene Stadt (V. 32bß) die Heimkehr jener Söhne nach Jerusalem (V. 37), der Freude jener Stadt über den Sturz Jerusalems und der langanhaltenden Verwüstung jener Stadt (V. 33-35) die Verherrlichung Jerusalems auf immer (5,1-4). Demzufolge scheinen 4,36f. und 5,5-9 verschiedene Heimkehrvorgänge im Auge zu haben; s. dazu unten S. 227f.233f. 78

III. Aufbau und Fonntradition

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23 und in Anknüpfung an 4,32a auf die Wahrnehmung der heimkehrenden Kinder (statt Söhne), die anders als 4,37 jetzt von West nach Ost gesammelt werden, greift das Gedenken Gottes in diesem Ereignis aus 4,27 (vgl. 5,5) sowie den Kontrast zwischen Deportations- und Heimkehrweg aus 4,26 (5,6-8) auf und bezieht dabei auch die Heimkehr Gesamtisraels ein. In ihm kommt das Stichwort ύαρσεΐν aus 4,30 zur Entfaltung, und zwar bei der Thematik Heimkehr ganz Israels, was diesen Aufruf über die Stellung in Bar *4f. hinaus auch sachlich mit der Grundaussage 4,5-6a verbindet, die gleichfalls mit ύαρσείν beginnt und den Aspekt des »Gedenkens« (4,5; 5,5) enthält. Daß hier wie sonst in Bar der Notaspekt der Zerstörung Jerusalems und entsprechend in 4,30-5,9 der eines Wiederaufbaus gar in Herrlichkeit fehlt und alles auf Deportation und Heimkehr der Stadtbewohner, Israels konzentriert ist, sei noch einmal ausdrücklich hervorgehoben. Die Anlage des zweiten, an Jerusalem gerichteten Teils der Verheißungsrede Baruchs stellt sich demnach folgendermaßen dar:

186

D. Der Buchteil Verheißungsrede 4,5-5,9

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Stellenregister Die Seitenangaben des Registers beziehet sich auf Text- und/oder Fußnotenteil der betreffenden Seite; Mehrfachvorkommen auf derselben Seite ist nicht ausgewiesen und die graphischen Übersichten S. 14.80.128.183.186.258.273.278 sind nicht berücksichtigt. Umschreibungen und Siglen für die Baruch-Teile sind in das Register einbezogen. Jeremia- und Sirach-Texte sind gemäß der Zählung der hebräischen Fassung aufgenommen.

I. Das apokryphe Baruchbuch 1,1-4,4

170.176.188.204. 205 1,1-3,8 120.130.246.249. 252.254.287 1,1-2,35 252 l,l-15aa 3-66.71.85.103. 106.113.120.133.136. 138.168.170.171.173. 174.178.181.188.192. 199.200.201.202.206. 246.254.256.257.260265.267.271-272.275. 279.282.288.296.297. 302.305.309.310.311. 312 1,1-13 58 9 1,1-5 1,1-4 35 1,1-3 25.254.262 1,1-2 7.8.9.10.15-20.52.71. 227.248.254 3.5.6.8.9.26.27.260. 1,1 271.272.303 1,2-5 5 1,2-4 7 1,2-3 12 6.10.22.35.55.56.73. 1,2 172.181.251.262.271. 272.276.289.299.304 l,3-15aa 8.9 1,3-14 7 1,3-6 11.13.20-32 1,3-5 45.84.90 3.8.9.10.19.33.37. 1,3-4 43.56.57.63.71.72.97. 98.114.176.205.250. 262.272.282.284 1,3 3.8.9.15.17.27.40.46. 49.50.55.72.98.272.

282 9 1,4-5 3.10.56.63.236.247 1,4 l,5-15ao 26-32.176 254 1,5-14 8 1,5·« 1,5 16.26.28.29.44.49.50. 52.64.71.91.94.112. 114.215.251.261.262. 276.310 1,6-14 5 1,6-8 28.56 1,6-7 31.39 8.9 1,6 l,7-15ao 11.12.13.16.31.3255.97.283.305 8.26 1,7-9 7.8.10.16.18.21.29. 1,7 31.41.54.72.98.106. 114.174.202.212.238. 262.287.299.300 1,8-9 7.10.56.272.303 6.9.55.251.252.297. 1,8 299 3.10.20.22.63.72.97. 1,9 98.114.164.252.262. 295 l,10-15ao 8.9.12.33.63.74. 114.174.202.262.263 1,10-14 65.106.212.238. 289.306 1,10-13 28.105.262 1,10-11 28 1,10 7.16.18.27.28.29.31. 56.105.208 1,11-13 64.90 1,11-12 6.10.26.29.31.57. 58.75.81.87.103.105. 106.121.141.170.224.

225.256.262.264.265. 290.293.296.298.302. 303 1,11 18.29.133.146.303 1,12 26.29.57.58.111. 121.225.251.260.264 1,13 7.26.29.40.64.71.74. 102.105.106.176.260. 261 1,14-15 25 l,14-15aa 5.43.56.84.87. 132.171.193 1,14 3.7.8.9.10.11.18.19. 26.27.29.31.49.56.58. 71.72.90.91.94.112. 113.114.121.250.251. 261.262.263.274.282. 284.297.299 l,15aa 261.264 l,15aß-5,9 7.8.9.11.18.20. 25.43.44.46.49.52. 55.56-59.246.255260.260-265.266.267. 277.288.289 l,15aß-4,4 172.173.195.212. 213 l,15aß-3,8 5.10.12.25.26. 28.29.32.35.43.47.48. 49.50.51.52.59.60.67115.136.140.141.152. 168.169.170.173.175. 177.178.182.188.189. 190.192.196.199.202. 203.205.206.207.215. 216.221.230.236.246. 254.255.261.264.265. 269.270.272.274.275. 284.286.289.293.294. 296.301.303

324 l,15afl-2,35 94.112.173 l,15aß-2,10 72.76-77.79.84. 88.91.95-101.102.169. 173.213 l,15aB-2,5 72.76-77.78-79. 93.138 l,15aß-18 95-98 1,15-17 89 l,15aß-16 26.72.76.77. 100.105.176 96.196.229.251 1,15 l,15aßb 49.75.86.104. 106.176 1,16 72.73.196 1,17-20 175 83 1,17-19 1,17-18 77.98 26.49 1,17 86 1,18-21 1,18-20 97 1,18-19 221.260 76.77.83.86.89.92. 1,18 120.175.212.251.260 1,19-2,5 98-100 1,19-22 98 1,19-20 77.83 49.73.79.83.91 1,19 100.277 1,20-21 1,20 49.70.73.74.76.77. 86.89.92.96.99.108. 112.122.155.175.196. 209 74.77.96.97.106 1,21-2,5 1,21-22 73.77.85 79.85.89.99.108 1,21 1,22 76.77.83.86.100.175. 208.220.251.260 2,1-6 105 2,1-5 77.102.106.176.178 74 2,1-4 72.73.76.77.83.86. 2,1 89.98.100.107.196. 206.214 91 2,2-6 96.110.175 2,2-5 85.86.92.176 2,2-3 89.108.155 2,2 79.83.108 2,3-5 196.291 2,3 72.73.74.94 2,4-5 57.68.71.75.79.96. 2,4 103.109.110.113.122. 170.209.211.216.251

Stellenregister 2,5

26.49.73.83.86.89. 92.109.175.260 2,6-10 72.76-77.78.78-79. 93.100-101 2,6-8 75 2,6 49.73.76.89.96.104. 106.196.229.251 2,7-9 77 73.76.77.86.89.96. 2,7 196 2,8-24 73 2,8 76.77.79.89.103.106. 220 2,9-10 77.212.229 2,9 73.76.77.86.89.96. 196.213.214 2,10 76.83.86.89.120.175. 212 2,11-3,8 76-78.88.91.101113.214 2,11-35 72.76-78.79. 93.101-110.170 2,11-26 79 2,11-18 101-105 2,11-16 112 2,11-12 78.89.101 2,11 49.77.79.83.86.88. 96.109.111.112.121. 152.175.206.236.251 2,12-16 262 2,12-13 78.89.101 26.49.77.78.83.111. 2,12 120.152.175.251 2,13-19 90 77 2,13-16 74 2,13-15 57.73.74.75.96. 2,13-14 122.216 2,13 26.49.52.58.68.73. 75.79.83.103.106.109. 110.111.113.120.170. 175.260 77.112 2,14-18 2,14-15 78.101.256 2,14 10.26.44.45.47.48. 58.69.78.79.84.85. 87.89.90.106.111. 114.121.152.164.173. 178.214.215.216.264. 290.293.296.298.303 2,15 85.89.81.107.121.206. 239 2,16-18 78.101

2,16-17 2,16 2,17-18

89 69.78.196 52.58.75.79.120. 141.260 2,17 68.152.112 2,18 69.70.73.78.83.90. 91.109.111.175.229. 260 2,19-26 73.74.76-78.79.89. 91.101.105-107.115 2,19 47.68.73.74.77.78. 87.90.93.97.107.111. 112.216.251.300 2,20-26 79.96.108.256 2,20-24 85.93 2,20-22 170 2,20 26.49.79.102.105.196. 260.277 2,21-3,5 73 2,21-26 176.178 2,21-24 48.74.84.219.262. 263.296 2,21-23 78.122 2,21-22 252 2,21 67.79.225.251.302 2,22 67.109 2,23-26 83.94.175 2,23 11.68.94.176.209.210. 211.217.252 2,24-26 74.302 2,24-25 92.192.251 2,24 67.73.79.83.85.86. 105.170.175.226.256. 277 2,25-26 110 2,25 74.86.108.196.252 2,26 49.53.73.79.86.94. 96.223.289 2,27-3,8 26.129.178.195. 206.221.235 2,27-35 10.40.44.50.62.72. 74.76-78.79.84.89. 91.92.93.94.101.102. 103.107-110.171.173. 200.201.203.205.277 2,27-31 111 2,27-28 206 2,27 73.77.78.94.112.113. 175.206.216.217.235. 251 2,28-35 74.207 2,28 83.120.155.175.277 2,29-35 78.94.112.235.256

Stellenregister 2,29-34 122 2,29-32 75 2.29-30 77.86 2.29 52.57.58.73.75.79. 83.96.103.111.113.119. 175.260.295 2.30-35 29.113.136.140 2,30-33 77.79.83.94.96.101. 108.112.119.175.202. 295 2.30-32 112.256 2.30 57.71.83.164.175.251. 260 2.31-33 231 2.31 77.85.86.111.112.159. 229.231.251 2.32 71.77.83.112.164.175 2.33-34 112 2.33 49.73.74.77.83.85. 95.131.175.221.256 2.34-35 45.73.75.79.83.94. 102.108.111.113.120. 122.129.133.169.173. 175.176.190.195.196. 202.204.205.209.217. 226.228.256.293.302 2.34 47.82.86.88.155.157. 175.227.233.298 2.35 86.91.94.121.176.191. 196.206 3,1-8 16.26.30.40.43.44. 47.72.74.76-78.79. 83.89.91.92.93.9495.101.103.108.110113.114.138.140.169. 170.173.196.203.206. 214.229.252.254.255. 310 3,1-7 295 3,1-4 120.152 3,1-3 170 3.1-2 175 3.1 58.70.75.77.78.86. 88.90.94.102.103. 112.121.122.132.141. 202.206.215.256 3.2-4 77 3.2 26.49.73.74.78.83. 94.97 3.3-4 141 3.2 175.216.217.235 3,3-4 176.177 3.3 58.73.112.169.196

3,4-7 3,4-5 3,4

74 78.175 49.58.70.73.75.77. 78.83.86.88.91.94. 96.102.105.112.121. 122.132.175.202.206. 260 3,5 77.83.101 3,6-7 77.78 3,6 77 3,7-8 71.73.74.122.175. 256 3,7 49.73.77.79.83.85. 86.91.95.108.109. 119.120.122.130.131 133.134.135.136.175. 205.221.231.251.256. 260.300 3,8 57.73.75.79.91.96. 103.108.212.216 3,9-5,9 25.26.44.46.52.58. 246.249.252.254 3,9-4,4 5.10.12.21.22.26. 28.31.43.47.49.50. 51.59.62.72.81.86. 87.88.89.90.94-95. 106.112.116-163.168. 169.170.173.175.177. 178.182.188.189.190. 192.199.202.203.205. 206.221.231.235.236. 246.249.252.254.255. 256.260.261.263.264. 265.270.272.274.276. 279.284.285.286.288. 293.294.296.297.298. 301.302.303.307.309. 310.312 3,9-14 103.133.148.156 3,9-13 47.124.125.126.130. 131.133.138.139-142. 160.169.175.205.231 3,9-11 127 3,9-10 72.119.124.206 3,9 43.120.121.122.124. 125.126.131.132.133. 134.135.138.141.142. 155.156.157.158.159. 175.180.184.205.212. 221.251.256.260.263. 274.275 3,10-14 122.129.169 3,10-13 30.52.72.94-95.

325 105.120.126.132.136. 137-138.162.173.175. 213.254.255.256.263 3,10-12 116.143-144.156 3,10-11 58.125.135.157. 170.176.177.196.202. 216.260 3,10 57.121 3,11-12 86 3,11 112.139.146.247.260 3,12-13 106.125.126.132. 142.175 3,12 132.138-139.212.256. 274.275 3,13-14 196.215.231 3,13 125.144.150.156.157. 175.209.212.260 3,14-4,2 162 3,14-4,1 122.124.125.126127.131.139.140.142. 143.153.160 3,14-15 123.124.125.126. 138.142-144.149.154. 156 3,14 43.47.120.122.123. 125.133.135.137.140. 142.144.152.153.157. 158.169.173.175.179. 190.195.201.202.204. 205.255.260.263 3,15 116-117.124.144.148. 149.153 3,16-4,1 123.132 3,16-37 134.251.274 3,16-31 120.122.131.134135.141.142.143.144149.150.152.153.156. 157.160 3,16-23 125.145-147.151 3,16-21 117.127.145-146 3,16-19 45.121.225 3,16-18 117.124.132.141 3,16-17 193 3,16 151.160 3,17 135.139.148.160 3,18 117.139 3,19 135.142 3,20-21 117.124.135.144. 3,20 150.153.260 3,21 247 3,22-31 144 3,22-23 127.132.146-147. 150

326

Stellenregister

3.22 3.23

4,1-2 120.133.145.153.212 4,1 3.97.108.121.122.125. 132.133.135.137.138. 141.142.148.149.157. 158.159.169.175.212. 263 4,2-4 29.121.122.124.125. 126.127.130.132.133. 135.139.142.143.156158.159.169.173.205. 215.256.257 4,2 119.122.125.126.131. 133.138.139.140.144. 150.151.153.155.161. 169.204.212.221.230. 231.236.256.260.274 4,3-4 122 4,3 125.126.135 4,4-5 168-169 4,4 29.72.119.121.123.124. 125.126.133.155.173. 206.251.274 4,5-5,9 5.9.10.12.26.28.29. 31.43.44.45.50.51. 53.58.59.62.65.81. 88.89.110.114.121. 140.141.164-242.173. 191.196.209.241.246. 254.255.257.261.263 . 264.265.269.272.274275.279.284.285.286. 287.288.289.290.292293.294.295.296.298. 301.302.307.310.311. 312 4,5-37 241 4,5-29 72.173.176.177-179. 179-182.191.193.204221 4,5-20 191 4,5-9 72.169.172.173.176. 177.179-182.198.200. 201.205-210.215.237 4,5-8 180 4,5-6 169.173.178.179.180. 181.184.185.192.200. 201.205-207.215.232. 251.260 4,5 49.125.164.169.173. 178.185.192.194.201. 203.213.215.216.220. 222.230.274 4,6-9 30.207-210

118.139.160 117.118.124.142.144. 153.160.217 3,24-31 153 3,24-25 124.127.132.147-148.151.161 3.24 72.119.121.155.206 3,26-31 124.125.147.148149 3.26-28 122.127.137.138. 256 3.27-28 117.124.142.144. 150 3.27 145.153.154.155 3.28 123 3,29-4,2 133 3,29-31 123.127 3.29-30 133.135.142.144 3.29 135.151.159 3.30-31 124 3.30 251 3.31-32 124 3.31 117.124.144.150.153. 160.212.251 3.32-4,4 131 3,32-4,1 127.135.143.144. 147.157 3,32-37 122.125.134.142. 149-153 3,32-36 124.125.132.133. 160 3,32-35 145.160.175 3.32-33 134 3.32 142.145.156.160.215 3.33-35 151.161 3.33 139.260 3.34 196.247 3.35 135.217 3.36-37 132.175.201 3.36 125.132.134.150.155. 157.158.160 3.37-4,4 235 3,37-4,1 125.153-156 3.37 97.108.121.122.132. 133.135.137.138.142. 144.145.148.149.157, 158.159.160.175.194. 205.206.212.213.231. 274 3.38 133.138.153-154.247. 255 4,1-4 95.124.134.175.195. 201.205.231.255

4,6-8 191 4,6-7 191.215.260 4,6 52.57.111.138.169.170. 172.173.175.177.191. 196.204.213.215.218. 219.221.223.233.296 4,7-8 175.212 4,7 86.164.173.175.193. 203.247.252 4,8-29 221.223 4,8-9 173.180.181.191 4,8 170.172.174.175.178. 179.194.196.198.201. 203.210.211.216.226. 235.251.252.274 4,9-31 228 4,9-29 173.177-179.179182.196.197.201.202203.204.210-221.233. 234.257.268 4,9-20 178.196.205 4,9-18 173 4,9-16 180.208.212.213.214. 293 4,9-13 181.196.210-212 4,9-12 180.210 4,9-10 181.192 4,9 173.191.192.196.201. 218.228.260 4,10 164.172.173.174.175. 193.210.212.213.220 4,11-19 242 4,11 175.196.209.217.227. 228.235 4,12-13 170.173.175.180. 191.206.215.256 4,12 172.174.175.196.212. 213.214.218.237 4,13 68.69.83.142.144.165. 192.212.229.251.260 4,14-20 174.180 4,14-16 181.196.212-213 4,14-15 220 4,14 164.165.172.173.174. 175.193.196.210.212. 217 4,15-16 175.198.211.216. 293 4,15 57.170.193.224.295 4,16 172.180.196.212.214. 295 4,17-5,9 213 4,17-29 187.197.213-214.

327

Stellenregister 231 180.181.192.213. 214-215 4.17-18 194.217 4.18-29 194 4.18-20 215 4.18 170.173.174.175.191. 192.196.205.207.210. 215.216.218.220.221. 251 4.19-20 173.217 4.19 172.181.196.212.227. 234 4.20-29 303 4.20-21 171.261.263 4.20 10.173.174.176.179. 180.184.196.202.203. 210.213.218.228.229. 230.231.241.260 4.21-5,9 133.191.207 4,21-29 173.178.179.180. 182.201.205.213.214. 215-216.221 4,21-27 205 4,21-26 181.192.204.216220 4,21-24 175.180 4.21-22 192 4.21 57.170.172.173.174. 175.176.179.196.205. 210.212.215.217 4.22-5,9 47 4,22-25 203.213.218 4.22-23 191.196.222 4.22 10.165.171.173.174. 175.176.194.202-203 . 210.217.227.235.251. 295 4.23-24 173 4.23 171.174.184.185.200. 226.227.228.233.235 4.24-25 58.114.176.194 4.24 135.164.173.174.192. 193.202-203.210.212. 218.226.227.228.230. 233.235 4,17-20

4,25-35 4,25-26

44 173.180.181.194. 218-219 4,25 135.170.172.173.174. 175.189.191.192.196. 202-203.210.212.217. 218.222.223.224.233. 234.238.251.252.260. 274.290.296.302 4,26 57.170.173.175.185. 192.196.225.232.233. 234.241 4,27-29 173.180.181.192. 204.220-221.257.303 4,27 172.173.175.176.179. 185.196.206.212.213. 215.217.232.233.256. 261.263.274 4,28-29 170.202.205.221 4,28 10.175.181.192.203. 226.256.260 4,29-5,9 58 4,29 171.173.175.191.196. 210.214.217.233.235. 256 4,30-5,9 173.176.177-179. 184-185.187.191.194195.196.200.201.203. 204.221-236.240.241. 274 4,30-5,6 176 4,30-37 174 4,30-35 184.237 4,30-34 135 4,30-31 184.222.224 4,30 185.193.194.196.226 228.231.237 4,31-35 57.170.174.175. 189.218.220.230.233. 238.290.302 4,31-32 166.206 4,31 170.196.215.228.289 4,32-35 170.174.222.223. 224-226.272.274.276. 292.296 4,32-33 196

4,32

172.173.175.185.189. 203.212.217.232.233. 247.293.295.296 4,33-35 228 4,33 196.215.289 4,34 184.206.228.276 4,35 174.210.276.292 4,36-37 175.184.200.222. 223.226-228.232.238. 241.242.276.295.302 4,36 191.196.217.233.240 4,37 172.174.185.191.193. 212.217.228.233.238. 240 5,1-9 287 5,1-4 174.175.182.222.228231.232.241.287.297 5,1-3 241 5,1-2 173.196.214.241 5,1 226.238.240.251 5,2 174.203.210.240 5,3 135.191.196.218.238. 239 5,4 134.135.191.192.215. 218.223.226.256.260 5,5-9 175.180.182-183.200. 222.227.231-236.275. 276.295 5,5-7 298 5,5-6 172 5,5 172.174.185.191.196. 206.212.213.240-241. 242.274.292 5,6-8 173.185 5,6 57.170.172.175.191. 241.292.295.299 5,7-9 169.172.173.176.177. 178.200.201.204.205 5,7-8 196.241 5,7 168.203.217.219.240. 252 5,8 241 5,9 24.168.175.197.217. 218.260

Π. Das hebräische Alte Testament Genesis 151.152

1,16 1,26-28

152 145

6,1-4 6,4

129.148 148

328

Stellenregister

16,15 17 17,1 17,4-5 25,12-18 25,15 28-33 37,28 39,21

146 129 119 70.119 146 147 157 147 103 Exodus

3-14 13,21 14,24 18,20 24,4 29,6 32,9 33,3 33,9-10 34,9 40,34-38

102 157.235 157 100 108 229 109 109 157 109 157

Leviticus 2 42 5,1-6 50 16 42 16,21 35 23,24 54 23,40 43 26 61.84.90.97.98.113 26,6 142 26,18 83 26,23 83 26,28 83 26,29 85.99 26,32-45 11 26,33 103 26,34-44 141 26,36 103 26,38-39 111 26,40-46 109 26,40-45 92.109 26,40 50 26,42-45 91.110 110.157 26,42 26,45 101 Numeri 14,14 14,22 15,22-26 28-29

235 221 42 43

29,1 5,5-10 7 13,32-33 13,28.31

54 50 43 148 148

Deuteronomium 155 1,5 110.155 1,8 1,10-11 109 1,28 148 2,10.20 148 4 58.61.64.88.93.109. 110.113.114.133.136. 137.143.145.206.260. 266.277.303.309 131.133.140 4,1 4,5-8 142 4,5 133 4,6-8 136.154.155.157. 158.160.161 4,6 143.159 4,7 133 4,8 148.150.155.156 4,9-15 133 4,10 131.133.134 4,17 151 4,19 151 4,25-31 82 4,25-30 11 4,25 141 4,26 144 4,27 103.109 4,29-30 91.101.109. 133.221 4,29 189 4,30 95.131.133.157 91.107.110 4,31 4,32-39 136 4,32-40 152 4,32 151 4,34 68 4,35-40 136 4,35 152 4,37 148.155 4,39 109.112.133.150. 151.152 4,40 133.140.144.155 4,44-45 156 4,44 155 5,33 150 6,3 109 6,4 134.140.141

9,2 9,6.13 10,22 11 11,9 11,13 11,16 11,17 11,21 11,22 11,27-28 11,28 12 16,13-15 26,15 27,3.8.26 28-33

148 109 109 141.256 140.144 140 113 203 47.133.140 150 140 109 172 43 104 155 59.198.260.277. 282.303 28 84.97.98.99.109.114. 198.206 28,9-10 140 28,10 104 28,13 140 28,15 109 28,20 109.203.217 28,25 99 28,26 106 28,37 71.99 28,43-44 92.100 28,45-68 82.141 28,45-46 92 28,46 98 28,49-50 213 28,53 85.99 28,56 219 28,59 69.107 28,60 98 28,62-64 103 28,62 109 28,63-68 11 28,65-66 69 28,65 105 28,68 207 29,3 109 133 30-33 30 58.61.64.65.84.88. 91-92.93.109.114. 136.137.171.175. 206.221.266.309 30,1-10 82.95.110 30,1-5 11 30,1-2 112 30,1 103.109

329

Stellenregister 30,2-10 133 101.131.157 30,2 103.108 30,3 264 30,4 110 30,5 30,6-8 112 30,6 231 30,7 114.141.189.217.219. 226.264 101.157 30,8 30,9-10 131 30,10-17 133 30,10-14 154 155.157 30,10 30,11-14 133 133.153 30,12-13 135.140.149 30,12 149 30,13 30,15-20 133 30,15-16 140.156 110.142 30,16 111.144 30,18 30,19 140.156 30,20 110.155 31-32 122 31 108.143 155 31,1 31,9-13 27.43.53.54.59. 121.133.136.171.261. 265 148.155 31,9 31,10 54 31,11 3 31,12-13 131 31,12 109.125.134 31,27 109.131 31,24 155 32-33 198.252 32 171.198.203.206-207 207.208.209 32,6 32,13-15 209 32,15 208 32,16-18 208 32,16 208 203.208 32,17 32,18 203.208 32,21 208 32,25-26 207 32,26-27 220 32,26 203.207.208 32,28-35 207 32,30 207.208 32,35 203.213

32,36-43 32,36 32,39 32,40-43 32,47 33 33,4 33,10 33,15 33,26-29 33,26-28 33,26 33,27 33,29 34,4 34,5

207 220 207 207 140 206.210 125 154 217.234 171.198.207 210 125 210 125.133.136.158. 203.210.219 155 98 Josua

7,19 8,30-35 8,31 8,32 10,10-24 22,19.29 23,6

104 27.61.155 85 108 219 41 85 Richter 207 214 214

2,14 2,18 8,34 2. Samuel 23,1

15 1. Könige

3,9 5,10 8 8,2 8,22 8,23 8,30 8,33-48 8,39 8,43 8,46-61 8,46-53 8,46-50 8,46 8,47-48

109 146.160 27.65.81.84.88. 93.97.113 54 48 91.110 105 95 105 107 103 48.61.74.82. 92.102.109.264 50 141 101

8,47 8,48 8,49 8,50 8,51-52 8,53 8,60 8,62-65 8,65 14,15 15,18-19

49.83.109 109.141 104 65.103.105.107 83 104 103 48 43.54 110 35 2. Könige

17,13 17,14 17,17 19,14 19,16 19,19 22,10 22-23 23 23,1-3 23,2 24-25 24 24,12 24,13 24,14-16 25 25,8-9 25,8 25,9 25,14-15 25,18 25,19-20 25,24 25,27

98.131 109 99 53 103.104 104 3 21.27.61 25.43.50.121.261 21-22.28.59 3.34.53 210 38 225 36 37 11.38.56 19 18.271 19.31 43 33 225 225 164 Jesaja

1,21 1,26-27 2,2-5 2,5 2,6 2,7 10,12 10,13-14 10,23 10,24-25 10,24 10,25 11,2

229 229 231 157 146 145 226 193 217 194.260 205.216.217 203.217 143

330 13 224.290 226 13,11 226.229 13,19 13,20 226 13,21 226 19 145 19,21 158 21,14 147 24-27 226.290 24,8-9 226 30,18-19 203.217 32,17 231 34 290 34,14 226 35 194 35,1-2 235 218.227 35,2 35,4 218 35,10 217.221.227 37,17 103.104 104 37,20 38,18-19 104 40-66 194.195.209.222. 236.240.241.274.286. 289.303 40 194 237 40,1-9 40,1-5 195 40,1-2 200.223 40,1 234 168.203.220.234 40,4 218.230 40,5 181.187.195.214. 40,9-11 222.223.232 197.233.240 40,9 222 40,10 220.222 40,11 40,25 152 40,26 151.152 41,8 155 195 41,14 41,17-18 235 195 41,19 234 41,20 157 42,6 42,8 152 194.205 43,1-5 208.223 43,1 227.240 43,5 211.241 43,6 155.193.205 44,1-2 223 44,1 208 44,2

Stelleniegister 44,5 45,5 46,13 47-66 47 47,6 47,7-8 47,9.11 47,14 48,11 48,18 48,20 48,21 49,1 49,10 49,14 49,14-22 49,17-18

223 229 172 240 194.225.226.228 226 226 226 226 152 229 214 235 241 235 212 227 194.195.227.228. 232 49,17 217.203 49,18 227.232.240 49,20 226 49,21 196.209.212.214 49,22 194.211.232.233 49,25 225 49,26 214.218 49,26 230 50,1 200.207.209.212 50,11 226 290 51 51,3 194.217.223 51,5-8 229 51,11 217.221 51,12-16 194 51,12 223.237 51,13 209 51,14 203.217 51,16 172.209 51,17-23 225 51,17 233.237 51,18 196.209 51,19 196.223.237 51,21-23 223 51,21 224 219 51,23 52,1-2 230 52,1 167.194.214.223.228. 240 233 52,2 52,3-4 216 207 52,3 52,5 220.225.226 52,7 240

52,7-10 172 52,10 218.230 52,11-12 24.27 52,11 214.236 52,12 218.235.236 53,6 220 54 194.217.222 54,1-8 238 54,1-3 210 54,1 196 54,1 212 54,3 209 54,4 194.196.201.212.222 54,5 217 54,6-7 212 194.201.210 54,6 54,7 191.217.222.227.233 54,8 217 54,10 223 229 54,11-17 54,11 194.196.216.224 54,14 229 55,6 221 235 55,12-13 55,12 217 55,13 241 57,15 111 58,8 218.235 59,19 232 60-66 194.233.241 230.232 60-62 194.232.238 60 218.228 60,1-2 60,1 233.235 229.230 60,3 60,4 211.227.232.233.240 60,6 147 60,9 232 60,14 209.224 212 60,15 214 60,16 231 60,17-22 231 60,17 211.235 60,20 231 60,21 60,22 209 231 61 211 61,2-3 211.229 61,3 61,7 217.221 230 61,9 194.203.214.228. 61,10 229

331

Stellenregister 230 61,11 238 62,1-8 62,1-4 194.228 62,1-2 230 229 62,1 62,2 229.230 229 62,3 62,4 212 168.235 62,5 218 62,11 212 62,12 63,7-64,11 189.290.291 101 63,12 64,6 112 64,7 173.209 65-66 159.209.229.231. 238 65,8 232 232 65,10 66 195.216.232.233.239. 242.286.290 148 66,1-2 66,5-24 238 173.179 66,5-13 209 66,7-13 66,8 179.195.232 66,12-13 173.209 66,12 179.232 66,13 179 66,15 226 66,19 232.241 66,19-23 195.227.232 66,20 232.233 66,22 195.232 230 66,23 Jeremia 1-25.46-51 274 263.267.269 1,1-3 305 1,1 15.19.38 1,3 1,12 100 2-25 92 2-23 269 2 53.193.203 2,1-3 275 2,2-3 171.193.269.274 2,2 187 2,3 217 2,4 132.141.142.155.274. 275 2,13 132.142.274.275 2,20 187

2,25 219 3 53.171.193.203.269 3,2 187 3,12 269 3,14 233 3,16 110 3,17 233 3,22 112.157 3,25 96.106 4 53.171.193.203.269 4,4 109 4,6 214 4,8 215 4,10 223 4,14 187 4,22 206 4,30 187 5,21 109 5,5 213 5,7 187 5,17 187.192.211.213 5,19 141 6,2 219 6,11 226 6,14 223 6,16 212 6,19 214 6,22-26 213 6,26 187.214.215.223 226.230 7 53.84.92.99.106.113 131.132.203.270 7,3-20 191 7,10-11 107 7,16 48 7,18-19 191 7,19 96 7,23 143 7,24-28 106 7,24 99.100 7,25 98.99 7,26 109.113.131 7,27 109 7,28 97 7,29 187 7,30 99 7,34 11.69.94.106 8-10 132.136 8 85.92.94 8,1-2 85.106 8,3 107 8,8-9 85 8,8 10.132.155.157.161.

274 214 206 223 223 194.214 106.142.160 132 274 136 106 149 132.146.274 136.161.274.298 132.274 132 132.149.150.152. 157.160 10,6 132 10,7 134 10,8 160 10,10-16 150 10,12-16 160.275 10,12-13 134.151 10,12 132.134.150 146 10,13-14 10,13 151 10,16 132.150.155.274 10,21 220 10,24 212 11 53.98.132.203 11,4-5 106 67.110 11,5 11,6 269 11,8 99 11,10 99.112 11,11 214 11,14 48.91 11,17 107 12,15 108 13,10 99 13,16 105 13,17 220 13,20-27 227 13,20 187.220.227 14-15 91 14,9 104.214 14,11 48 14,12 107 14,16-15,2 107 14,22 187 15,5 187.223 15,8 223

8,9 8,11-9,1 8,11 8,15 8,19 9,11-12 9,12-22 9,12-13 9,12 9,21 9,22-23 9,22 10 10,1 10,6-8 10,6-7

332 211.213 16 16,1-13 192 16,2-9 191 107 16,3-9 16,3 187 16,4 69.106.107 16,5 108.142.144 16,9-13 106 99 16,11-13 108 16,13 110 16,14-15 17,13 142.274 17,23 109 42 17,26 18,8 95 18,10 99 18,11 95.131 99 18,12 18,15 212 18,18 85 19 53.87.92.136.203. 270.291 19,2 269 19,3-7 191 191.214 19,3 85 19,7 132 19,7 19,9 85.99 19,15 109.191.214 21,5-7 191 108 21,7 191 22,3.11 22,19 106 22,20 187.213 187 22,23 141 22,26 10 23 110 23,3 220 23,12 148 23,24 11.60 24-36 21.31.38.55.57.61. 24 84.87.92.93.113.263 11.16 24,1-7 37.164 24,1 24,4-7 26 12.38.112 24,5-7 96 24,5-6 191 24,5 110 24,6 109 24,7 16 24,8-10 24,9 71.99.100.107.113

Stellenregister 25 11.29.45.272.275 25,10-11 11.106 25,10 226 25,11-12 11.44.264 25,11 48 25,12 226 25,13 305 25,18 96 149 25,22 25,23 147 25,29 223 25,38 106 26-45.52 274 26-45 263.272 26 12.27.84.87.92.132. 272 26,1-3 11 136 26,2-5 26,3-5 131 26,3 85.109.131 26,4-5 85 26,4 97.106.109 26,5-6 213 26,5 98 26,12-13 106 26,13 109 26,17 22 26,19 77.85.134 11.36.38.39.40.45. 27-28 225.272 27 84.296 27,4-13 106 27,6-17 48 121.146.160 27,6 27,7 26 94.107 27,8 94 27,10-13 27,10 111 94.107 27,13 27,15 111 27,20 38 36.38.63.207 27,22 48 28 191 28,3-4 28,6 191 48.146 28,14 29-52 252 29-36 15.269 29-33 48.57.59.87.88.193. 191.199.261 11 29-32 274 29-31 10-12.16.21.25.27. 29

29.30.31.45.55.61. 84.88.92.113.132. 202.224.253.260.263. 264.266.272.283.298 29,1-14 12.52.56.57.203. 271 29,1-4 271 29,1-3 9.12 29,1-2 17.37.98 29,1 3.9.10.15.21.22.87. 261.271 29,2 10 29,3 10.16 29,4-14 15 29,4 10.11 29,5-14 26 29,5-7 10.87 29,5 12 29,7 10.46.47.87.264 29,8-14 122 29,8-9 10.38.121.130.132 29,10-14 10.12.64.113.171. 192.217 29,10-11 264 29,10 10.11.12.26.30.38. 44.48.57.90.171.191. 193.195.207.265.267 29,11-12 217 29,11 10.165.171 29,12-14 96.100.203.217. 221 29,12-13 10.46.48.264 29,13-14 215 29,14 99.191 29,16-20 16 29,17-18 107 29,18 71.99.100.103.113 26,19 103 29,24-32 12.38 29,27-28 12 30-36 11.12 30-33 16.192.205.211.216. 229 30,1-3 12.15 87.216.305 30,2 30,3 110.192.195.206 30,10-11 192.203.217 30,10 104.109.110.142.193. 195.205.206.216.222 30,11 103.193.205.207.212. 214.217.219 108 30,18 30,19 217

333

Stellenregister 30,23-24 31,1-6 31,3 31,7-14 31,8 31,9 31,10 31,11 31,12-17 31,12 31,13 31,15-22 31,15-17

192 298 48 179.195 217.232.241 209.217.234.235 110 214.216 238 105 211.217.223.226 195 179.187.192.209. 222 211.214.215.217 31,15-16 31,15 197.217.223 31,16-17 197.217.221.222. 223.226 31,16 141.218.219.222 31,17 148.165.203.217 31,18-34 298 31,18-22 209.217 203 31,18-20 31,20 108.207.213.217.220. 187.192 31,21-22 31,21 192.217.219 31,23 192.229.231 31,25 69.105 100 31,28 220 31,31 91.110 31,32 31,34 220 31.52.56.85.88.90. 32 91.93.94.97.110.113. 122.130.131.133.WOrn. 195.196.201.202. 207.264.272.274 32,1-15 60.264.288 32,1 16 32,6 113 32,10 87 32,12 5.16 32,13-16 86 32,13-15 87 32,13 5 32,14-15 87.111.216 32,14 12.48.58.86.87. 88.202.226 32,15 12.113.132 32,16-44 87 86.87.92.191. 32,16-25 264 32,16 5

32,17 32,18 32,18-19 32,19-20 32,20-23 32,20-21 32,21-23 32,21 32,22 32,23-37 32,23-24 32,23

102.132.152.208 86.88.111.132 88 152 88.98 100.102 98 68 209 209 99 97.98.100.106. 110.131.132.212 32,24-31 99 32,24 107 32,25 113 32,26-44 86.264 32,26-35 88.92.97.99. 131.191 32,29-30 208 32,29 208 32,30-35 99 32,30-32 98.208 32,31 98 32,32 97.208 32,33 88.131.132.136. 141.212 32,34-35 208 32,34 107 32,35-36 92.131 32,35 97 32,36-44 12.87.88.92.102. 131.240 191 32,36-38 32,36-37 194.210.222 32,36 70.107.192.200 32,37-44 109 32,37 99.100.103.110. 113.191.193.195.205. 207.210.222.231.233. 234 32,38 110 32,39-40 113.133.134.136. 231 32,39 109.134.231 32,40 91.110.113.212.231 32,41-42 110 32,42 100.194.210.214.221 32,43-44 12 32,44 87 33 86.190.191.264 33,6 191 33,9 191.230.231

33,10-11 33,10 33,11 33,12 33,15-16 33,16 33,26 34,15 34,19 34,22 35,14 35,15 36-44 36

106.217 69.191 191 191 230.231 191.229 108 107 37 19.106 140 106.131 272 5.9.10-12.15.20. 21-22.25.27.52.56. 57.58.85.87.88.92. 113.122.130.132.133. 190.202.253.261.264. 268.271.272.274.283. 305 36,1 16 36,3 87.131 36,4 15 36,6 21.32 36,7 9.31.57.87.88.90. 91.92.95.105.130131.134.136.140.171. 191.218.259.261 36,8 53 36,9-10 9 36,9 16.19.20.21.32 36,10 34.53 36,15 3 36,21 3 36,26 15.22.269 36,30 85.94.106 36,31 210.214 36,32 9.15.253.269.270 37,3 48 37,8 19 38,18 19 39-52 11 39,1 31 39,2 31 39,10 264 40,1 36.164 40,2 191 40,12 264 41,1-3 31 41,4-6 31 41,4-5 54.263 41,5-6 39 41,5 41.53.56

334 41,13 42-44

34 15.22.24.205.272. 274.299 42.1 22 42.2 48.103.109 42,4-21 206 42,8 3.205 42.10 110 42.11 192.193.194.203. 205.214.274 42.12 48 42.13 97.106 42,18 99.191 42.20 48 42,21-22 106 42.21 97 43-44 32 43.3 5.15.16.274 43,6-7 15.16 43,6 5.274 44.2 214 44.4 98 44.6 96 44.10 97 44.14 264 44,20 21.22 44.22 109 44.23 96.97.106 44.27 100 44.28 15 45,1-5 15.16.31.265.272 45,1 5.17 45.3 90 45.5 267.305 46-51 11.272.275 46,27-28 192 46.27 109.205 46.28 204.205 48 224 48.7 145 48,17 211 49,7 132.146.160.274 50-51 16.219.224 50.3 226 50.4 235 50.5 110 50.6 220 50.7 229 50.8 214 50.11 220.226 50,12-13 226 50,17 220 50.29 226

Stellenregister 50,32 50,33 50,39 50,40 51,5 51,6 51,8 51,14 51,15-19 51,19 51,24 51,29-62 51,30 51,35 51,45-49 51,45 51,46 51,55 51,58 51,59-64 51,59-60 51,59 51,62-64 51,64 52 52,12-27 52,12-14 52,12-13 52,12 52,13 52,15-16 52,16 52,17-23 52,18-19 52,24-30 52,24-27 52,24 52,27 52,28-30 52,30-31 52,30 52,31-34 52,31-33 52,31-32 52,31 52,34

226 216 226 226 212 214 226 226 275 132.274 226 226 226 226 197.214 214 216 226 226 15-16.52-53. 272.305 18 16.17 272 272 18.38.56.210.263. 265.269.271 31 272 19 248.271 19 272 264 272 43 264 272 33 264 18.19 25 20.264 18.21 272 23 164.211 272 Ezechiel

1,1 1,2 3,15

23 18.20.164.276 23

5,10 11,19-20 16,20 18 23,4.25 24 24,1 24,17.23 25 26 27,8-9 27,13 28,2-10 28,2-5 28,4-5 31,6 32 32,27 33 33,15 35 36,26 37,26-27 38-39 39,7 39,27 40-48 43,2 43,4 45,25 48 7,9 9,5 11,1 12,10 14,7 2 2,12 2,21-26 4,3-6 4,4-6 4,4 4,20 1,6 1,9

85 109 211 140 211 276 17 229 224 224.225 146.160 225 146 146.160 146.160 48 224 148 140 140 224 109 91.276 276 103 141 276 227 276 42 172 Hosea

Joel

Amos

141 54 155 54.63 235 240 32 240 225 233 203.217 142 225 225

335

Stellenregister

5 8-9 12

Obadja

224 146.160 224

Micha 1-2 194 1,2-16 219 1,16 166 2 236 2,2 220 214 2,10-13 220 2,12-13 2,12 226 194 4,9-10 4,9 214 4,10 172.214 7 194.236.237 7,7-20 218 7,8 218.219.224.225.289 7,9 211.218 7,10 218.219 289 7,11 7,16 219

2,10 3,7

2,8-10 3 3,6 3,14-20 3,14 3,16 3,17 3,18-20 3,18 3,19-20 3,19 3,20

Nahum

Zephanja

224 222.229.236 213 194.222.242 217 194.204.222 168.235 194 54 222.227 224.233 233

Sachaija 1,4 1,13 2,10-14 2,10-11 2,14-15 3,5 6,10-11 7-8 7,3

145.146 224

110 223 218 172 172 229 27 19 31

7,5 8,4-13 8,7 8,19 9,2 10,8 11-13 12 14 14,1 14,16-19 14,16

3,22-24

31 238 227 31.35.121.171 146 110 298 290 239.290 290 42 230 Maleachi

238

Psalmen 1-150 276.311 8 145 19 155 19,9-10 212 19,10 100 29,10 111 49 135.136.145.146.147. 287 49,15 141 68,17 111 68,31 146 77 111 78 81 78,5 154 78,34-35 99 79 81 79,2 106 79,4 211.224 79,6 112 79,8-11 112 79,8-9 203 79,8 107.110.217 79,9 217 79,11 105.203 79,12 211 87 196 90-106 111 90 141 90,2.4 111 90,13 107 102 111.238.239.242.286. 287 102,3 203 102,13 111 102,21 105 102,23 230

102,26-28 111 102,28 111 104,24 148.151 106 81 102 106,6 99 106,7-33 106,41 100 91.110 106,45 106,46 103.107 216 106,47 107,3 227 107,4-9 111 113,5-6 152 119 135.143.144.155.156. 212 119,2-3 142 119,2 221 119,10 221 119,53 142 119,55 109 119,87 142 119,105 157 119,110 220 146 119,150 136,9 152 137 304 137,1 213 137,4 141 137,7 224 226 137,8-9 224 137,8 139,7-10 148 142 111 143 111 143,3 141 147 135.158 147,4-5 151.152 147,19-20 154.158 148,13 135.230 148,14 135 149 135 150 135.230

2,11 6,19 11,7-9 11,8 11,9 12,13-14 22,12 27,13-23 28,28

Hiob

146.160 147 147 148 148 143 151 146 112

336

Stellenregister

28

123.126.127.134-135. 136.138.139.143.144. 149.150.152.154.160. 188.199.231.236.257. 286.303 28,1-27 134-135 28,1-22 134 28,1-13 147 143.144 28,12 28,13 144.149 28,14-22 147 28,14-21 149 28,15-19 149 28,20-22 149 28,20 143.144 28,21 149 28,23-27 134.150 28,23 144.147.149.150 28,24-27 149 147.150 28,24 151 28,26 28,27 147.150 28,28 134.135.160.231. 256.260 34,24 146 34,26-27 212 151 36,22 151 37,3 37,11-15 151 37,12 151 134.136 38 38,7 152 38,34-35 139 38,34 151 38,35-36 151 38,36 135.152 40,29 145

1-9 1,7 1,28 1,33 2,6 3,1-4 3,1-2 3,14 3,17 3,18 3,19 3,23 4 4,1

Proverbien 124.149.160 143 144 144 148 155 144 145 144 146 151 234 125.131.134 140.141.143

4,2 4,4 4,5-10 4,6 4,11 4,13 4,18 8 8,9-10 8,14 8,15-16 8,22-31 8,33-36 8,35-36 10,1 10,9 11,6 11,28 14,6 14,17 14,22-23 16,32 17,25 18,4 24,14 25,3 30-31 30,4 31,23

142 134 143 142 142.144 156 157 123.150.152.154 149 143 145 160.127 134 122.140.156 209 234 148 145 147 148 145 148 209 142 144 145 147 149 158 Hohes Lied 235 233

1,12 3,7 Qohelet 1,4 1,13 2 2,8 2,26 5,9 6,10 7,12 7,20 7,25 8

1-5

1-2 1

151 147 146 145 148 145 158 145 143.221 147 145 Threni 32.81.195-198. 201.252-253.269.270. 271.275 223 224

1,1 1,3 1,4 1,5 1.6 1,7 1,9 1,11 1,12-16 1,12 1,13 1,16 1,18-19 1,18 1,20-22 1,20 1,21-22 1,22 2,1 2,4 2,7 2,16-17 2,17 2,18-22 2,18-19 2,19 2,20 2,22 3 3,6 3,20 3,57 4,10 4,11 4,17 4,18 4,19 4,20 4,22 5 5,1 5,5 5,15 5,19-22 5,19-21 5,19 5,20-22 5,21

197.212 219.224 219 172.213 219.220.229 172.214 214.224 214 211 213 226 219 211 96.219 214 207 223 226 229 226 54 224 98 214 211 213 85 209.219 253 141 213 194 85 226 214 111 219 48 105.197.200.214 263 220 219 211 216 111 111 275 197 Ester

1-10 4-5 4,1-16

29 228 28.64

Stellenregister 4,3 5,8 6-10 7,4 8,6 9,17-19

211 64 64 208 219 29 Daniel

1-12 1-9

310 277.281.294 1-6 29.45.90 1-5 28.29.40.45.47. 60 1-4 40 36 1,2 225 1,4 29 1,9 1,20 221 45 2 2,4 47 2,19-20 109 145 2,20-21 146 2,37-38 47 3,9 4,7-8 48 4,9 146 4,18 146 4,22 145 4,31.34 109 5 40.44.121.146 5,2-3 39 5,10 47 6,29 29 7 45 9 28.30.45.64.65. 78.81.82.83.86.8892.94.101.115.188. 236.257.260.265.268. 286.289.294 90 9,1 9,2-4 28 9,2 60.90 9,3-19 60 9,4-19 29 9,4 50.68.90.91.110 9,5-6 91 9,5 97.102 9,6-8 97 99 9,6 9,7-19 89 9,7-10 97 9,7-8 91.96 9,7 90.91.98.99

9,8 9,9-14 9,9-10 9,9 9,10-13 9,10 9,11 9,12-13 9,12 9,13-14 9,13 9,14 9,15 9,16-19 9,16-18 9,16 9,17-19 9,17-18 9,17 9,18 9,19 9,20-27 9,20-23 9,20 9,23 9,24-27 9,24 10-12 11,44-45

76 91 92 65.105.108 98 97.98 67.85.92.98 99 91.102 100 77.85 76.96 76 101 90.91 68.69.99.211 90 111 76.90 68.87.90.91.92. 105.107 90.92.105.110 90 60.121 50.90 104 45.60.65. 171.199 90 45.199 296

Esra 1-10 22 1-8 37.38.40 1-7 90 1-2 11 1 6.23.31 25 1,4 1,7-11 39 27.36 1,7 2 17.228.295 2,2 34 2,59 225 2,68-70 46 2,68-69 27.32 2,68 41 3 40.43.297 3,1-6 27.29.31.33.39.41. 43.54.56.58 3,2 33.34.41 3,6 54 4-6 89

337 5,14-15 31 39 5,14 6,5 27.39 6,9-10 40.45.47 6,10 29.40.44.46.264 7-8 11.23.36.295 7 29.228 7,1-5 17.33 28 7,1 29.148 7,6 295 7,7 7,9 35 7,10 143 7,16-17 41.46 7,16 27.32 7,17 28.41 7,19 27 7,23 29.44.46.264 7,25 121.155 7,27 228 7,28 29 7,33 264 8 24.25.27.28.275 8,15 23 8,21 28 8,23 24 8,24-30 36 8,24-25 34 8,25 29.32 8,31 35 8,33 28 8,35-36 40 8,35 28.42 9-10 32.93 9 40.45.50.83.88.90. Ill 9,3.5 28.229 29.81 9,6-15 9,6 96 9,7 83.96.100 9,8-15 108.114 9,8-9 46.47.103 9,8 103.107.108 9,9 29 9,10 142 9,13 103 9,15 96.103 10,1 28.29.32.50.111 10,11 29.121 Nehemia 1-13 1

89 45.88.90.93

338

Stellenregister

1,2-11 32 28 1,4 1,5-11 29.81.83.111.114 1,6 32.50.97 1,7-8 98 1,8-11 94 103 1,8 1,10 101 29.103.112 1,11 2 29 2,8 29 3,16 22 7 228.295 7,70 32 8-11 29.43.51.59.171.203. 261.265 8-10 40.297 8-9 51.121 8 23.50.51.55.59 53 8,1 54 8,2 8,3 3 8,11-12 17 27 8,13-18 8,14 54 8,16 53

8,17 8,18 9 9,1 9,2-5 9,2-3 9,2 9,5-37 9,8 9,10-11 9,13-14 9,16-17 9,17 9,19 9,23 9,26 9,27-28 9,30 9,31 9,32-37 9,32 9,33 9,36 10-11 10

43.54 43.51 27.29.45.50.83.88. 90.93.113 28.51.55 50 51 43 81 96 101 100 83.109.131 105.108 108 109 97.109.131 99.108 100 107 114 76.97 96 46 122 29.121

10,29-30 10,30 10,33-34 10,35 11 11,4 11,10 12,10-11

29 121 32.42.46 41 171.228 17 33 33.34 1. Chronik

5,39-40 5,41 9,10-11 24,17

6,37 6,36-39 7,14 24,5 31 31,6-7 34,29-32 35,25 36,19 36,21

2. Chronik

33 32.33.34 33.34 33

109 109 104 32 35 31 28 197.253 19 98

ΙΠ. Apokryphen, Pseudepigraphen, Qumrantexte, sonstiges 1-9 5,5 6,30 8 8,1 8,4 8,41 8,49-88 8,60 8,79 9,2

3. Esra

27 28 29 28 28 29 23.24 28 24 29 28

ZusEst 28.29.66.83.214-215. 220.228.230.250.271. 311

2,23 4,3 4,1-14

Judit

147 29 64

4,6.14 4,8 4,9-15 5,5-21 7,25 7,29 8 9-10 9 9,1 9,11-27 9,12-14 10,3 11,7 15-16 15,5 15,8 15,9 16,6-8 16,6 16,8

28.33.34 34 28.29 29 208 28 29 228 29 215 29 172 215.229 146.160 29 29 29.34 29 29 148 229

Tobit

1,6 3,1-6 12,6 13-14 13 13,6 13,16 14 14,5 14,6

1,20-28 1,21-24 1,24 1,30 1,31 1,32 1,37

156 81.83 109 189.232.238.239. 242.281.286 109 107 230 309 228 230

1. Makkabäer

294 297 295 295 294 295 295

Stellenregister 1,40 1,41-42 1,43 1,64 2,9 2,11 2,49 2,62 3,8-9 3,9 3,22 3,41 3,44-54 4,8 4,10-11 4,42-59 4,49-59 4,49 4,54 5,23 5,45 5,53-54 6,4 6,12 7,12-13 7,33 9,70 10,14 12,11

296 298 296 296 297 296 296 296 296 298 296 295 296 296 296 294 297 297 19 298 298 298 296 295.296.297 306 46.296 217 142 2. Makkabäer

1-2 1,1-10 1,6 1,8-9 1,10-2,18 1,13 1,24-29 2,2-3 2,16 2,17-18 2,18 2,49 5,9 5,10 5,13-14 5,14 5,15 5,16 5,24-27 5,24 7 8,11 8,34.36

46

285 284 296 297 66.284 296 297 283.296.304 297 296 217 296 295 19 295 295 294 297 296 295 247.287 295.296 295

9 9,26 10,3-8 11,22-26 11,27-33 6,16 7,24 7,26 7,29 8,1 9,4.17 14,6 18,4

339

296 296 294.297 296 294 Sapientia

154 148 157 257 148 148 148 156.157

Sirach prol. 277 160 1 142 1,1 1,4-5 143 143 1,4 142.156 1,5 154 1,9 1,10 148 1,15 154 2,9 221 4,13 146 6,26 142 7,6 145 10 144.145.298 14,21 142 15,1 155 15,15 140 16,7 148 16,20 149 16,24 125 17,11 140.154 19,20 155 24 123.133.135.136.150. 152.154.156.160.161. 199.231.286 24,4-6 127 24,4-5 135 24,4 157 24,6-7 149 24,6 135.145.149 24,8-22 135 24,8 135 24,9 156 24,10 65.229 24,11-12 172 24,23 135.155.156

24,26 24,27 24,32 24,33 24,34 30,39 33,2 33,18 34 36

143 157 157 147 147 149 155 147 147 65.238.239.242.286. 290.309 36,1-17 83 36,3 224 36,4-7 101 36,5 239 36,8 239 36,11-14 172 36,14 228.239 36,15-17 94 36,16 84 36,17 230 37,25 123.144.160 39 147 39,1-3 147 39,4 147 39,6 143 39,31 152 41,4 142 43 151 43,10 151 44-50 281 44 146 45,5-17 154 45,5 140 45,6-24 65 49,4 142 49,5 157 50 65 51,20 142 51,28 149 Psalmen Salomos 2 83.189.292.293 2,15-18 96 2,19-21 241 2,20-21 229 2,20 292 2,22 100 2,30-37 230 6,5 100 8 83 8,7-8 96 8,17 219.241

340

Stellenregister

8,21 292 8,24 96 8,27 107 8,28 241.292 9 83 9,6-7 65.105 11 189.200.239-241.287 214 11,7 13 189 14,4 189 17 83.189 17,11-12 292 17,18-44 292 17,26.31.44 241 Brief Jeremias 132.150.168.245.250. 271.282.283.298.304 ZusDan 28.29.81.83.103.105. 107.109.114.250.270. 311 Jubiläen 1 163.239.281.308.310 1,17-24 110 2 152 4,15 148 16,21-23 284 23 281 32,27-29 284 2,2-20 2,4 2,9 2,15

3. Makkabäer

Gebet Manasses

3 7-9 8,1 10,7 15,11 16,1 16,3 43,1

Sibyllinen äth. Henoch

83 148 148 148 250 292 148 148 148 148 148 148 151

69 85-90 91,12-17 93 + 91 93 97,8-9 99,10

148 189.239.281.308. 309 149 149.281.308.309 149 145 155

Test XII Dan 5,13 Naphtali 8,3 10,20-24 10,2-5 33,1-2 78-87 4,6 5,19

4. Esra

ApkBar (syr)

ParJer

154 154 291 304 304 298 304 304

Qumrantexte 1QM 10,9-11 155 lQpHab 309 1QS 1,24-2,1 81 4QDibHam 2,12 104 4QDibHam 2,13-14 109 4QDibHam 3,6-7 83 4QDibHam 3,10-14 106 4QDibHam 3,11 98 4QDibHam 4 189 4QDibHam 5 109 4QDibHam5,l-2 142 4QDibHam 5,6-11 91.101. 107 4QDibHam 5,11-12 103 4QDibHam 6 109 4QDibHam 6,2-5 65.105 4QDibHam 6,3 96 4QDibHam 6,5-6 112 4QDibHam 6,11-13 103 4QFlor 284 4QPs f 238 4Q179 197 Q185 123.125.130.148. 156 4Q385b 304 4Q389a 23-25.63.304 4Q390 308

4Q525 125.148.155 llQPs 8 18,1-20 123.148. 154.160 l l Q P s " 18,14 155 llQPs» 22,1-15 238 CD 1 308 CD 1,17 98 CD 20,28-30 81 Josephus Ant. 10,180-182 20.22.304 Ant. 12,259-264 298 Ant. 12,387-388 299 1-2 V,20

5. Esra

242.247

ConstAp Pseudo Ephraem

283 283