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German Pages 353 Year 1866
Table of contents :
WALTHER v DYCK, Einleitung. Die Technik in Bayern zur Zeit der Regierung Maximilian
Josephs I V
SIEGMUND GÜNTHER, Ein Rückblick aui die Anfänge des technischen Schulwesens in
Bayern 1
RICHARD STREITER, Münchener Architektur um 1806 und 1906 17
MARTIN HAHN, Sanitäre Zustände und Einrichtungen in München am Anfang des XIX. Jahrhunderts
37
ERNST VOIT, Entwickclung der Beleuchtung und Beleuchtungstechnik 53
SIEGMUND GÜNTHER und FERDINAND LOEWE, Bayerisches Karten- und Strafenwesen
sonst und jetzt 67
MAX SCHMIDT, Die Messung der Basis München-Aufkirchen und die erste topographische
Aufnahme Bayerns zu Beginn des XIX. Jahrhunderts SS
FRANZ KREUTER und ERNST HENLE, Der Wasserbau in Bayern 91
WILHELM DIF.TZ, Die Entwickclung des Brückenbaues und Bayerns Anteilnahme im
XIX. Jahrhundert III
WILHELM I.YNEN, Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Jos. v. Baader .... 129
WILHELM LYNEN. Die neuen Schncllzuglokomoriven der Pfälzischen Eisenbahnen ... 145
RUDOLF CAMERER, Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen 163
ERNST VOIT, Feinmechanik in Bayern 169
EGBERT VuN HOYER, Die Faserstoffindustrie, Spinnerei, Weberei, Papierfabrikation . . 197
GUSTAV SCHULTZ, Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang
des XX. Jahrhunderts 215
GUSTAV SCHULTZ, über die Glasindustrie Bayerns vor 100 Jahren und in der Jetztzeit. 223
GUSTAV SCHULTZ, Über die Tonindustric Bayerns vor 100 Jahren und in der Gegenwart 227
CARL LINTNER, Das Brauwesen 233
CARL KRAUS, Der Zustand der bayerischen Landwirtschaft vor 100 Jahren im allgemeinen 247
CARL KRAUS, Acker- und Pllanzcnbau in Bayern vor 100 Jahren 263
EMIL POTT, Landwirtschaftliche Tierproduktion 277
Festschrift
d
K. Techn
Hochschule München 1806-1906
R. Strei ter, Hrchiteklur. Int l.
Darstellungen aus der Geschichte der Technik der Industrie und ... Kaiserliche Bayerische technische
Hochschule
I
DARSTELLUNGEN AUS DER GESCHICHTE
DER TECHNIK DER INDUSTRIE
UND LANDWIRTSCHAFT
IN
BAYERN.
FEB 281907
DRUCK UND VKRI.AG VON
R.
OLDENBOL'RG, MÜNCHKN.
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Einleitung. Die Technik
in
Bayern zur Zeit der Regierung
Maximilian Josephs Festrede,
gehalten
am
8.
dem
Januar 1906 von
Walther
v.
durch Kurfürst Maximilian Stimmt uns tiefster
IV.
Hochschule
derzeitigen Rektor
Dyck.
Die heutige Jahresfeier unserer Hochschule Gedächtnisses an die vor hundert Jahren
der Tage
I.
der akademischen Jahresleier der Technischen
bei
erfolgte
steht
unter
Annahme
dem
Zeichen des
der Königswürde
Joseph von Bayern.
die Erinnerung an jene Zeit zu ernster Betrachtung,
Erniedrigung Deutschlands gedenken,
wenn wir
die Folge der Sonderpolitik
der Einzelstaaten, des Schwankens und der Unentschlossenheit der Führenden, der
Ohnmacht des
Reiches,
Beginn bedeuten
für die
so erhebt uns das Bewußtsein, daß eben jene Tage
den
Zusammenfassung der
den
zersplitterten Kräfte der Nation,
Vorfrühling einer neuen Zeit, die uns Befreiung und Einigung gebracht.
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Wslther
VI
Dyck.
v.
Im Gespräch mit Goethe hat Napoleon über den Worten
die Schicksalstragödie
„Was
will
man
Die Politik
Damals waren schon
dem
mit
Schicksal,
das Schicksal."
ist
die Widerstände
zum Zusammen-
im Entstehen, die
bruch der Macht Napoleons, zur Tragödie seines Schicksals führen
Notwendigkeit
Die
der
und
gebot
Selbstcrhaltung
dem Druck
wechselvollen Zeit gegenüber
Napoleons stand und
Die
fiel.
jener
in
der Macht
Politik, die mit
Rußland gefallenen tapferen Bayern waren
in
Ludwig
Opfer jener Winterzeit, denen König
konnte: „Auch
sollten.
rechtfertigte
napoleonischer Gewalt eine mit deutsch-
nationalem Empfinden nicht im Einklang stehende äußere
letzten
mit
geurtcilt:
I.
die
widmen
mit Recht die Worte
des Vaterlandes Befreiung."
sie starben für
Die dauernde Einigung der Kräfte aber, die schon damals die Hoffnung der Befreiung war, konnte erst
in
und Drang,
innerer Arbeit, nach Sturm
steter
durch schmerzlichen Verzicht, nach neuem heißen glorreichen Kampf errungen werden.
dem deutschen
Die letzten Jahrzehnte des XVIII. Jahrhunderts hatten eine neue Blüte der Poesie
„Zum
zweiten
Male
in
unserer Geschichte"
—
„Begründung des Deutschen Reiches" welche Stellung
in
Europa ein neues
bärmlichkeit fand gefühl den hatte
und Wissenschaft
Poesie
in
einen
lür
Zeitalter
sich Deutschland
eröffnete.
wieder
schreibt
Sybel
in
eine große
„entstand
Literatur,
und dessen
unseres Volkes
Nach langer
seiner
Nichtigkeit
und Er-
der Lage, mit berechtigtem Selbst-
in
Seite
welche
aufzuweisen?
—
Bildung
die
übrigen Kulturvölkern an die Friedrich
Volk
und Wissenschaft gebracht.
Welche andere Nation
zu treten.
andere übertraf
in
dichterischen
und
philosophischen Leistungen unsere Koryphäen? Im Anblick von Klopstocks, Lessings
und Goethes Schöpfungen erinnerte
sich
das politisch zerrissene Volk an den un-
verwüstlichen Kern seiner geistigen Einheit und Zusammengehörigkeit.
und Schwaben, Franken und Sachsen kämpfen,
und
in
dem aller
In
dem
und Drang,
in
der Verwerfung alles Gemachten
Emporstreben zur echten Natur,
Wahrheit und Schönheit.
klassisch gebildeten Zeit
in
als Plattheiten
Geschmacke noch so
Mochte
König
unwillig die
und Albernheiten bezeichnen:
Friedrich
nach seinem
Werke der neuen deutschen
hier ließ
ihn sein Volk im Stich.
dessen Kreisen entfaltete Lessing seine Kraft; die preußische Jugend
Hörsäle Kants und
Holsteiner
den gleichen Geistes-
leidenschaftlichen
gleichen Sturm
Konventionellen, Quelle
der
fühlten sich geeinigt in
Fr. August Wolfs, und
erfüllte die
das Berliner Publikum drängte sich zu
Einleitung.
VII
den Aufführungen, damals des Götz, wie etwas später der Schillerschen Dramen, mit
dankbarem Entzücken.
Auf diesem Gebiete gab es
dem
übrigen Deutschland keine Schranke mehr."
kein
Gedanke an
zwischen
Preußen
und
.Aber aus diesem schönen Gefühle geistiger Gemeinschaft wuchs ihre politische Verkörperung hervor.-
—
Für diese wurde, die politische
freilich nicht in dieser
Bayern von 1803 umfaßte
vorbereitet durch
Gemeinwesen zusammenzuschließen, war
ihre innere
Schwaben und der
Altbayern, Franken,
in
Sie zu einem kraft-
Elemente von wesentlich verschiedener Stammesart.
Pfalz vier
vollen
Boden
Absicht, der
Zusammenfassung einzelner Staatengruppen und Gebiete und
Verschmelzung.
die Lebensarbeit Maximilian Josephs.
Die Bedeutung dieses Zusammenschlusses aber für Bayerns innere Entwicklung wie für seine Stellung nach außen ist in der Geschichte durch das Jahr 1806, durch die
Den
Annahme
der Königswürdc bezeichnet.
Regierungsantritt des Kurfürsten feiert der Geojogc Flurl 1799 in einer
akademischen Rede mit den Worten: „Wir
welchem
die
feiern
den Tag (der Stiftung der Akademie)
auf ihren geliebten Maximilian IV. alle jene
und erfolgen müssen. anfing,
Unvergeßlich
in
Dinge erwartet, die da erfolgen werden
soll dieser
Zeitpunkt bleiben, in welchem
neuen Geisteskräften die Wissenschaften
mit
einem Zeitpunkt,
in
ganze bayerische Nation wie vom Schlummer aufgeweckt, im Vertrauen
zu bearbeiten
;
man
ein Zeitpunkt,
welcher den Künsten ein neues Leben, den Manufakturen und Fabriken eine neue Betriebsamkeit, der Agrikultur eine neue Aufmunterung und
dem damit verbundenen
Handel einen ganz neuen Sporn geben wird." Es war eine gärende, an Widersprüchen reiche Frost
und
Eis
Stamm und
die
morschen Baume
niederbricht,
frischen Trieb vernichtend,
neuen Lebenskraft sich zeigt, so
tritt
in
Zeit.
dabei
Wie im Vorfrühling
auch
manchen gesunden
und wie doch zugleich das
Was Kampf worden
mit ist,
inmitten jener Krisis,
inmitten von Krieg
äußeren und inneren Schwierigkeiten zeigt
ein Blick
erste
Regen der
jener Zeit der Neigung, zu zerstören, eine
ebenso große Energie, Neues von Grund aus aufzubauen, an die
auf die wichtigsten
Seite.
und Kriegsgefahr, im
allerart
steten
errungen und behauptet
Unternehmungen und Schöpfungen
aus der Regierungszeit Maximilian Josephs. In
der (hier vorliegenden) Festgabe, welche die Technische
Hochschule
dem
hundertjährigen
Gedenktag
widmet,
sind
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W.lther
VÜI
v.
Dyck.
Darstellungen aus der Geschichte der Technik, der Industrie und Landwirtschaft in Bayern gegeben. Sie wollen, in losem
von heute
Zusammenhange
stehend, den Zustand von damals und
vergleichende Betrachtung ziehen.
in
Alle
Zweige der modernen Technik Ebensowenig wollen
gleichmäßig zu berücksichtigen, war nicht die Absicht.
Darlegungen
ein Bild
der gesamten Entwicklung
hunderts hindurch geben, das, so interessant an sich es Festschrift
weitem überschritten
bei
hätte,
und
doch den Umlang einer
ist,
dessen Ausführung auch die zur
für
So sind nur einzelne
Verfügung stehende Zeit nicht ausreichend gewesen wäre. Gebiete und einzelnes aus ihnen vielleicht
in
die
den Lauf des XIX. Jahr-
durch
anspruchsloser
Form herausgehoben, und wird
Auswahl zu späterer vollständiger und auslührlicher Bearbeitung des
die
einen oder anderen Gebietes Anlaß geben. *
*
mag es ziemen, in kurzen Momente herauszuheben, welche die Entwicklung Bayern zur Zeit Maximilian Josephs eingeleitet und Bayerns Leistungen auf technischem Gebiete weit über seine Grenzen hinaus zur Anerkennung gebracht haben. Die stehen, soweit Maßnahmen des Staates, mit Montgelas* organisatorischer Bei der heutigen festlichen Gelegenheit
Zügen
die wesentlichen
der Technik
Tätigkeit
in
und Zentners, des Unterrichtsministers, Wirken
und knüpfen
sich anderseits an
den
Ruhm
engster Verbindung
in
Namen Utzschneider, Reichen-
der
bach, Fraunhofer. in die
erste Regierungszeit
sische Heeresleitung, die
Max Josephs
veranlaßt
fällt,
geodätische Landesaufnahme,
durch die franzö-
mit deren Durchführung
das im Jahre 1801 errichtete topographische Bureau betraut wurde. französischen Ingenieur-Oberst v.
Bonne und dem
Riedel rasch fortschreitenden Arbeiten schloß
schlag durch die Geodäten
Den
unter
bayerischen Kartographen sich die auf
dem
Oberst
Utzschneiders Vor-
Soldner und Schi egg ausgeführte Detailvermessung
des Landes an, welche die Unterlage einer systematischen, gerechten Grundsteuerverteilung liefern sollte. ihre
erste
Verwendung
aufnahmen auf
Stein.
Hierbei fand Alois in
Die
Senef eiders Erfindung der Lithographie
großem Maßstab durch Durchführung der
Erfahrungen
für die
die
noch
Messungen gab weiter Reichenbach Gelegenheit,
Übertragung
heute seine
in
aller Original-
vollgültig
anerkannten
England gewonnenen
Verbesserung der Meßinstrumente zu verwerten.
I
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Einleitung.
Jene 1791
auf
unternommene Studienreise des jugendlichen Reichenbach nach England,
welcher er im Verein mit in
IX
Anregung Graf Rumlords im Auftrag Kurfürst Karl Theodors
dem
Baader sowohl den
Bergrat
der Maschinenfabrik von Boulton * Watt
bei
industriellen Großbetrieb
Soho, auf den Bergwerken und Eisen-
in
hütten Edinburghs kennen lernte, als auch die berühmten englischen Werkstätten für
astronomische und geodätische Instrumente besuchte, trug der Technik in Bayern
allerwichtigsten
die
richtung eines mechanischen
dem Mechaniker Liebherr
für die
Die auf Utzschneiders
verband.
gesamte Entwicklung
Zunächst führte
sie
hofer,
dem besonderen her,
die
Schützling Kurfürst
ergänzende
„optische" in Benediktbeuern brachten
Branders
Tätigkeit in
Max Josephs von
Das .mechanische
Kraft.
Augsburg weltberühmt, zu
wissenschaftliche Forschungen sind zudem,
in
in
in
Fraun-
der bekannten Kata-
Institut"
Feinmechanik
die
München, das
in
Bayern, schon durch
einer neuen Blüte.
Fraunhofers
glücklichster Weise
durch diese
technischen Leistungen unterstützt, von grundlegender Bedeutung für die Lehre Licht geworden.
Höhepunkt
in
vom
Anderseits gewinnen Reichenbachs technische Leistungen ihren
der genialen Konstruktion seiner
Utzschneiders weitschauender Auch
Entstehung verdanken.
bachs Name durch
Kam
mit
und Unter-
Initiative
stützung hin im Jahre 1804 erweiterte „mathematische Werkstätte* fand
strophe
zur Er-
Reichenbach
dessen Betrieb sich
für
Instituts,
Früchte.
Tätigkeit
als
Wasserhebemaschinen,
dem Brückenbau von damals
mit
gußeiserner Röhrenbrücken
seine Konstruktion
die
wieder
Generaladministrator der Salinen ihre
der ihnen zugrunde liegende Gedanke auch
später
erst
steht in
Reichen-
Verbindung.
zur Ausführung,
so
gaben doch die Arbeiten den Anstoß zur Ausgestaltung des Eisenhüttenwesens, das
Reichenbach
auf
Grund der Studien
in
England
in die
Wege
leitete
und womit er
der späteren Entwicklung der Eisenindustrie voranging.
Von den Maßnahmen Montgelas'
zur Verbesserung der VerkehrsverhältWiebeking, dem 1805 das Straßen- und Wasserbauwesen übertragen wurde, im Anhang zu einer akademischen Rede „Von dem Einfluß der Baukunst auf das allgemeine Wohl und die Zivilisation" (1816) das folgende anschauliche Bild:
nisse
gibt
„Die bayerischen Kunststraßen sowohl anderer Ursachen wegen im Jahre
mußten in
die
Chausseen und Brücken
als die
1805 gänzlich in
Brücken waren des Krieges und in
Verfall
Vorzüglich
geraten.
dem ehemaligen Bambergischen,
in
Schwaben,
Tyrol, im Bayreuthischen und Ansbachischen, im Salzburgischen, im Hundsrück-
und
Innviertel,
sowie
in
der Obern Pfalz und
in
der ehemaligen
Provinz Bayern.
X
Walther
v.
Dyck.
von Grund aus wiederhergestellt werden.
Ohngeachtet
Kriege die Arbeiten
drei
unterbrachen und die Heereszüge das Angefangene wieder beschädigten, das schlechte, unter den schmalfelgigen Rädern der bis zweyhundert Zentner ladenden Lastwagen leicht
zu zermalmende Material, welches
Gegenden) von 1805
antrifft;
bis jetzt,
wiewohl dies
man nur
Bayern (außer
in
in
den gebirgigen
große Hindernisse darbot: so wurden dennoch,
alles
zwey Tausend Stunden Chausseen, manche des Krieges wegen
zweymal, vollkommen hergestellt;
in
dem Ende
Tyrol die Straßen erweitert und zu
Felsen gesprengt, Stützmauern aufgeführt und
Höhen abgetragen."
„Ferner sind dreyundvierzig Stunden neue Kunststraßen und neununddreißig
große Brücken über die Hauptflüsse erbaut worden
;
unter den ersteren werde nur
Kempten und Lindau angelegte, unter den
die zwischen
letzteren die
Bogenbrücken
von Mühldorf, Oettingen, Altenmark, Rosenheim, Augsburg. Bamberg, Neuburg, Rhain,
München und
Vilshofen genannt, weil diese täglich von vielen Reisenden an-
gesehen und untersucht werden können.
den großen Brücken
restauriert
Dann
sind
noch hundert und eine von
und eine zahllose Menge von kleinen Brücken
neuert worden; vierzehn Hauptflußkorrektionen mit der Donau,
und der
Isar sind ausgeführt,
am Bodensee Brücke
bei
Inn, der
er-
Wertach
geräumiger Hafen angelegt und der Bau von der großen steinernen
ein
München angefangen worden."
Auch an Plänen gehen doch
dem
drey große massive Durchlaßwehre erbauet, bei Lindau
die
für die Herstellung künstlicher
Entwürfe
Projekten abgesehen) bis
in
dem
nehmen
Werk von
erweiterter Gestalt
(von Karls des Großen
den Anfang des Jahrhunderts zurück.
wirkliche Durchführung erst ein vaterländisches
Wasserstraßen fehlte es nicht;
Donau-Main-Kanal
für einen
energischen Eintreten
Ludwigs
Freilich
I.,
der in
allgemeinster Tragweite erblickte
—
und gefördert durch König Ludwigs Enkel aufs neue
gelang die
dem
Unter-
das heute
in
die Tatkraft
der Techniker zu einem den modernen Forderungen entsprechenden Ausbau aufruft.
Langsamer
schritt die
Förderung von
Hebung der Landwirtschaft zur die Generallandesdirektion
und Bergwerke, Mautwesen, wie
für Kultur, in
mit
ihren
Gewerbe
Max Josephs
Zeit
voran.
Zwar
besonderen Deputationen
Forstwesen und Bauten,
der späteren
und Industrie sowie
Umgestaltung
für
das
die Sektionen
entfaltete
für Salinen-,
Kommerz-,
die
auch hier
Münz-
Zoll-
und
der Ministerien eine
mannigfaltige Tätigkeit; zwar boten die Aulhebung des Zunftzwanges, die
Gewährung
staatlicher
Konzessionen im Gewerbebetrieb, die Beschränkung der Rechte der Grund-
herren
der
in
Ausübung der Gewerbe,
die
Besserung der Verkehrswege und
-mittel
XI
binleitunR-
größere Bewegungsfreiheit, erfuhr die Landwirtschaft durch Aufhebung der LeibeigenErleichterung der Ansiedelung und
schaft,
Zusammen-
Kultivierung, Teilung und
legung der bäuerlichen Güter. Entlastung von Abgaben mannigfachste Förderung; aber es fehlte, Lage,
dem
bei
mühsamer,
besonders
der Industrie,
in
furchtbaren Tiefstand
stetiger Arbeit
der Unsicherheit der politischen
bei
wieder auszugleichen war. an privater
fabrikmäßigen Betriebes, maschineller Einrichtungen keit
stellte sich
von dem überlegenen England und der aus der Sorge
Der Einführung
zudem
um
in
an Mut
Initiative,
und nachhaltigen Mitteln zur Durchführung weittragender Projekte.
nur
der
der wirtschaftlichen Verhältnisse,
die
Abhängig-
die eigene Existenz
hemmend entgegen. dem Wunsche, .dem Wohlstand aller,
entsprungene äußerste Widerstand der Gewerbetreibenden
Utzschneider nicht dem Reichtum einzelner" Auch
hier griff
Erfolge ein; zuerst durch
Gründung
in
zu dienen,
tätig,
freilich
zucker, wie durch Ausführung von Moorkulturen haft
mit
wechselndem
einer Lederfabrik, nachmals einer Tuchmanulaktur,
eines Brauhauses, einer Essigfabrik, durch Fabrikation von Stärke-
und Meliorationen
und Runkelrübenauf seinen muster-
betriebenen Gütern. In
der Folge hat auch die Tätigkeit gemeinnütziger Vereine, wie der
in
Nürn-
schon 1789 gebildeten „Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie-, des 1815 errichteten Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern, des 1810 ins Leben getretenen Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, je länger, um so nachhaltiger gewirkt. berg
Die
allseitige
Entwicklung aber
aller dieser
Ansätze konnte erst eintreten,
als
mit der Sicherung der politischen Lage die industrielle Tätigkeit und frischer Unter-
nehmungsgeist erwacht,
als,
etwa von der Mitte der dreißiger Jahre ab, die
allseitige
Einführung des Dampfbetriebes die Technik zu größeren Aufgaben befähigte,
Bau der Eisenbahnen ermüdlich
in
Wort und
kleinen Strecke
Verkehr
in
—
deren Bedeutung
auf
Schrift
der un-
hingewiesen und die dann im Jahre 1835 von der
Nürnberg — Fürth
neue Bahnen lenkte,
als
Reichen bach und Baader
in
als die
der Produkte nicht länger hindernd im
Deutschland ihren Ausgang nahmen
—
den
Aufhebung der Zollschranken dem Austausch
Wege
stand und als mit der systematischen
Ausbildung des höheren und besonders des technischen Unterrichtes die nötigen leitenden Kräfte
gewonnen werden konnten.
Für die Hebung des
ward
gleichfalls zu
nächst
kam
gesamten Unterrichtes und Bildungswesens
Anfang des vergangenen Jahrhunderts
eine umfassende Fürsorge für
ein neuer
Grund
gelegt: Zu-
den elementaren und mittleren Unterricht.
W.lther
XII
und
Dotierung
bessere
Einrichtung
v.
Dyck.
Schulen
der
Verbreitung gemein-
der
nütziger Kenntnisse und allgemeinerBildung im Volke
So
zugute.
ent-
halten die ersten Stücke des neuen Kgl. Bayerischen Regierungsblattes (Januar I80(»)
einen Lehrplan und
Instruktionen
für
Die Einführung
Kgl. Elementarschulen.
die
—
des ersten großen Studienplanes der Gymnasien war 1804 vorangegangen. 1800 hatte die
Ickstatts Rektorat vorbereitete
seit
Ingolstadt nach Landshut stattgefunden, zu der den äußeren Anlaß
bot.
Damit war auch hier eine
eingeleitet, die mit der späteren
—
hat.
hier
herannahende Kriegsgefahr
und reichere Entwicklung
Ireiere
Im Jahre 1808
der Akademie der bildenden Künste. und K lenze erwachte
die
Verlegung der Universität nach München
moderne Gestaltung herbeigeführt
folgte
(1H2) die
die Errichtung
Durch das Wirken eines Cornelius
neue das Verständnis
aufs
Schon
Verlegung der Universität von
für
die
Schönheiten
des
klassischen Altertums und bereitete ebenso wie die sorgsame Pflege und Bereicherung
der Kunstsammlungen (mit denen die Düsseldorfer Schätze vereinigt worden waren
)
Kunst vor. — Mit der 1807 erlassenen Konstitutionsurkunde erhielt die Akademie der Wissenschaften, .um das offenbare Mißverhältnis zwischen dem Zwecke und den Mitteln des Institutes zu heben",
die
eine
kommende
Blütezeit der
neue Organisation, welche ihren Etat erheblich vermehrte und
erweiterten wissenschaftlichen
Sammlungen des
sie
mit
den
Staates in unmittelbare Verbindung
Die Pflege der Naturlehre mit Rücksicht auf solche Beobachtungen, „die
brachte.
dem gemeinen Wesen Nutzen entsprechend, schon
in
bringen können", auf welche, der Richtung der Zeit
der Stiftungsurkundc von 1759 ausdrücklich hingewiesen war,
wurde damals .zur Verbesserung der Agrikultur. Belebung und Vervollkommnung
Den Männern, welche wie Fraun-
der Industrie" mit besonderem Eifer aufgenommen.
hofer und Reichenbach dort
in
unvergleichlicher Weise theoretische und praktische
Arbeiten zu verbinden wußten, sei hier neben anderen schon genannten, beigezählt.
Von ihm stammt der Gedanke,
zur elektrischen Zeichengebung zu verwenden; gelegten
Apparat hat er zuerst eine
weiteren
Experimenten
Später (1838)
für
die
war es wieder
Sömmerring
die elektrolytische Zersetzung des in
elektrische
seinem
180')
Wassers
der Akademie
Telegraphie verwirklicht
vor-
und zu
praktische Durchführung der Telegraphie angeregt. ein
Mitglied
der
Münchener Akademie, Steinheil,
welcher die Gauß-Webersche Erfindung des elektromagnetischen Telegraphen erfolgreich ausbildete In
Tätigkeit
der
und welcher zuerst den Erdboden Frage
des
als Rückleiter
technischen Unterrichtes
Utzschneiders, welche
mit
der
Errichtung
des Stromes benutzte. ist
es
wiederum
technischer
die
Fachschulen
Einleitung.
von Anfang an die
in
nächster Verbindung
—
Utzschneider
die,
der damals als Hofkammerrat die Moorkultur
— in München
1803 nach Weihenstephan verlegt, unter
Landwirtschaftsschule
gangenen Jahr Die richt
hier
erweiterte,
errichtete
zu nennen,
Schönleut ners Wirksamkeit
zu
sich
deren hundertjähriges Jubiläum im ver-
Fürsorge für den technischen
Einleitung einer weitergehenden
Diese,
Maximen des zu Ende gegangenen im Königreiche Bayern" eine
noch allzusehr von den
zunächst
utilitarischen
XVIII. Jahrhunderts beeinflußt, hatten 1808
„allgemeinem Normativ
für
festere,
ausgesprochene Trennung des
die
Unter-
und Zentners zur Neuorganisation
geht auf die allgemeinen Pläne Montgelas'
hammers
Oberbayern mit
in
Forstschule
gefeiert wurde.
des Schulwesens zurück.
dort
ist
noch unter Karl Theodor (1790) auf Grund der Vorschläge des jugendlichen
glücklichstem Erfolge organisierte
der
Xill
Als erste Schule dieser Art
stellt.
in
Niet-
Errichtung öffentlicher Studienanstalten
des Ausbaues fähige Gestalt gewonnen.
humanistischen und realistischen
führte später nach der einen Richtung unter Friedrich Thiersch
Die
Unterrichtes
zum Ausbau
unserer
Gymnasien im Sinne des Neuhumanismus, nach der anderen zur Entwicklung der polytechnischen
konnten
Freilich
Anstalten.
die
damals
hinaus für den höheren technischen Unterricht bestimmten
Dauer keine Wurzel
Fraunhofers
aus
dem
Ingenieurwissenschaften erst
Auch
fassen.
Jahre
—
bei
die
1823
trefflichen
für
Errichtung
die
über
die
„Realschulen"
„Realinstitute"
auf
die
Vorschläge Reichenbachs und einer
Hochschule der
—
denen das Pariser Muster vorschwebte
führten
nach weiteren Jahren schwankender Verhandlungen und nach wesentlicher Re-
duktion
der Ziele
Zentralschule
in
im Jahre 1827
München.
Reichenbach und Fraunh Leiter.
Als dann
fer
Der waren
zur
Errichtung
der
ein Jahr vorher
dahingegangen
sechs Jahre später an Stelle der
polytechnischen Schulen
in
ersten polytechnischen
noch jugendirische Utzschneider
greise, aber
einen
Zentralschule
München, Nürnberg und Augsburg
war es der Physiker Georg Simon
Ohm,
errichtet
den man nach Nürnberg
bald auch die Leitung der Schule anvertraute.
— war
—
ihr erster
die
drei
wurden, da
berief,
dem man
—
Von hier ab beginnt in stetiger und steigender Entwicklung der Ausbau des technischen Unterrichtes in Bayern, getragen von der mächtigen Entfaltung der deutschen Technik ebenso wie von der unermüdlichen und bis auf diesen Tag in reichstem Maße bewiesenen Fürsorge des Staates. *
*
XIV
Walther
Hier
v.
Dyck.
Einleitung.
will ich schließen.
Aus den in sturmbewegter Zeit gelegten Saaten sind in treuer sorgsamer Pflege, in weiser Führung die Segnungen erstanden, die Bayern in Wissenschaft und Kunst, in Industrie und Technik, in Handel und Gewerbe, in Volks- und Landwirtschalt in dem zu Ende gegangenen Jahrhundert dem Hause Wittelsbach verdankt. Arbeit, in
Bismarck
hat die Anhänglichkeit zur Dynastie als eine
anderen innewohnende Eigenschaft bezeichnet.
Zusammenhang Stamme beruht, wie
er
Bayern
Königreiches
des
der
den Deutschen vor
Er hebt dabei zu Recht hervor, „wie nicht
im Süden Bayerns und
dem
nur auf
bajuwarischen
Österreich vorhanden
in
ist,
sondern
wie der Augsburger Schwabe, der Pfälzer Alemanne und der Mainfranke, sehr verschiedenen Geblüts,
bayer
mit derselben
sich
München und Landshut,
in
liche Dynastie seit drei
Genugtuung Bayern nennen wie der
weil sie mit
Hat diese Treue zu ihren Dynastien
war
Reich erschwert, so
und
Form gelunden
die
Alt-
den letzteren durch die gemeinschaft-
Menschenaltern verbunden sind".
dem
war,
alle
Glieder
zum
zum gekommen
deutschen Volk die Einigung
anderseits das feste Band, das, als die Zeit
sie
Reich zusammenschloß.
Blicken wir zurück, so lindet unsere Festesstimmung ihren schönsten Aus-
druck
in
der jüngsten Botschaft unseres Regenten.
Diese sieht zutage
einigung
in
der patriotischen Gesinnung, die
einen neuen Beweis,
tritt,
unter
dem
Szepter
daß
alle
Teile
des Wittelsbacher
in
den Festesvorbereitungen
des Königreiches sich
Hauses
beglückt
in
fühlen,
der Ver-
und
sie
lährt fort:
,Wenn das Gefühl der Zusammengehörigkeit staltet hat,
so
ist
dies
nicht
zuletzt
in
sich
so
innig ge-
der Erkenntnis begründet, zu
welcher hohen Stule der kulturellen Entwicklung wie der materiellen Wohlfahrt das Land in vereintem Wirken von Fürst und Volk unter Gottes gnädigem Beistand sich emporgehoben hat.„Den Errungenschaften früherer Zeit reiht sich als die wertvollste an der Zusammenschluß der deutschen Staaten zu einem mächtigen Reiche, in dem Bayern sich geachtet und angesehen weiß. Den Rückblick auf die Vergangenheit darf hiernach wohl das frohe Gefühl dankerfüllter Befriedigung beglcitcn.-
So
die Botschaft.
XV
Der Geist der Zusammengehörigkeit aber von Fürst und Volk, Bayern durch die vergangenen Jahrhunderte geführt, durch alle kommenden geleitet, ist lebendig in dem Wahlspruch unseres Regenten:
der
„In
Treue
fest".
Gott segne und behüte unseren Regenten! Gott segne sein Königliches Haus!
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INHALT. Seile
WALTHER
DYCK,
v
Einleitung.
milian Josephs
SIEGMUND GÜNTHER,
Die Technik
in
Bayern zur Zeit der Regierung Maxi-
V
I
Ein Rückblick aui die Anfänge des technischen Schulwesens in
Bayern
1
RICHARD STREITER, Münchener Architektur um 1806 und 1906 MARTIN HAHN, Sanitäre Zustände und Einrichtungen in München am Anfang
17
des XIX. Jahr-
hunderts
ERNST VOIT,
37
Entwickclung der Beleuchtung und Beleuchtungstechnik
SIEGMUND GÜNTHER
und
FERDINAND LOEWE,
53
Bayerisches Karten- und Strafenwesen
sonst und jetzt
MAX
SCHMIDT,
67
Die Messung der Basis München-Aufkirchen und die erste topographische
Aufnahme Bayerns zu Beginn des XIX. Jahrhunderts
FRANZ KREUTER WILHELM DIF.TZ,
und
ERNST HENLE, Der Wasserbau
in
Die Entwickclung des Brückenbaues
SS
Bayern und
91
im
Bayerns Anteilnahme
XIX. Jahrhundert
III
WILHELM I.YNEN, Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Jos. v. Baader .... WILHELM LYNEN. Die neuen Schncllzuglokomoriven der Pfälzischen Eisenbahnen ... RUDOLF CAMERER, Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen ERNST VOIT, Feinmechanik in Bayern EGBERT VuN HOYER, Die Faserstoffindustrie, Spinnerei, Weberei, Papierfabrikation GUSTAV SCHULTZ, Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang .
.
des XX. Jahrhunderts
129
145
163 169 197
215
GUSTAV SCHULTZ, über die Glasindustrie Bayerns vor 100 Jahren und in der Jetztzeit. GUSTAV SCHULTZ, Über die Tonindustric Bayerns vor 100 Jahren und in der Gegenwart CARL LINTNER, Das Brauwesen CARL KRAUS, Der Zustand der bayerischen Landwirtschaft vor 100 Jahren im allgemeinen CARL KRAUS, Acker- und Pllanzcnbau in Bayern vor 100 Jahren
223
EMIL POTT,
277
Landwirtschaftliche Tierproduktion
227
233 247
263
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Ein Rückblick auf die Anfänge des technischen
Schulwesens
in
Bayern.
Von Siegmund Günther.
Olim
meminisse juvabit!
geschichtlichen Lebens vollendet
Gerne
ist,
lenkt
man, wenn
ein wichtiger Abschnitt
den Blick rückwärts auf die Zustände, welche
zu Beginn des fraglichen Zeitraumes obwalteten, und ein erfreuliches Gefühl
ist
es
immer, von den Fortschritten, die im Laufe dieser Zeit erreicht wurden, Akt nehmen zu können.
Für das technische Schulwesen unseres Staates hat das abgelaufene
Jahrhundert nicht nur ziemlich
alles
sonst und jetzt
tief
Bestehende tritt
greifende
neu
gewordenen
worden,
hier viel schärfer hervor, als
die Gymnasien, ja sogar die
—
Veränderungen gebracht, sondern
geschaffen
—
und
es
der Gegensatz
wenn man etwa Gerade
so
die Universitäten,
doch gewiß einer hohen Vervollkommnung
Elementarschulen ins Auge fassen wollte.
ist
zwischen
die
teilhaftig
ersten Jahr-
zehnte des jungen Königreiches sind nach dieser Seite hin von fundamentaler Be-
deutung gewesen, was ihm
um
so
höher
anzurechnen
ist,
als
damals ungezählte i
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Siegmund Günther.
2
neue und dringende Aufgaben an das noch nicht innerlich geeinte, aus heterogenen
zusammengeschweißte
Bestandteilen
dem und
Staatswesen
Kluckhohn
Weise hat schon früher
herantraten.
)
zum Gegenstande monographischer
Unterrichtsgebiete
kann nicht umhin, sich an
die vorliegende Skizze
In
Darstellung
die Arbeit
wozu
erneute
eine
Staatsministeriums des Innern für
Durchsicht des von seiten
Bayern,
in
Kgl.
hat.
von dem
abweichend
etwas
anderer deutscher Länder, unter technischen
Schulen
alle
Ziele entweder ganz ohne das Hilfsmittel der
Sprachgebrauche
diejenigen Lehranstalten,
alten Sprachen,
nur mit beschränkter Heranziehung derselben zu erreichen bestrebt sind. Sinne wird die Bezeichnung auch
des
Kirchen- und Schulangelegenhciten bereitwillig
zur Verfügung gestellten Aktenmateriales wesentlich beigetragen
welche ihre
gewählt,
des trefflichen
Indessen konnte doch mancher dort nur gestreifte Punkt hier
Historikers anzulehnen.
weiter ausgeführt werden,
Wir verstehen
dankenswerter
jene Periode des Sturmes und Dranges auf
1
angewendet.
hier
Dies
oder doch
diesem
In
vorausgesetzt,
können
wir ohne Gefahr, der Übertreibung bezichtigt zu werden, die Behauptung aufstellen
Im Jahre 1806 war
für
die
Gesamtheit
der
im
Königreiche
doch nur
in
Das
ist
freilich
nicht zu
verwundern. War doch der
1747 eine einigermaßen festere
wendigkeit, praktischer tätige
nur
in
gar nicht oder
den allerschwächsten Anfängen vorhanden.
im Jahre 1706 zuerst aufgetaucht, und erst
zusammen-
Bayern
gefaßten staatlichen Gebilde ein technisch-realistisches Schulwesen
dem
altklassischcn
Tendenz zur
Schulreformator
J.
hatte
diese
Form angenommen. 2
Unterrichtsgange
Name Realschule
neue Schulgattung
auch
In
)
v.
erst
sogar
Bayern hatte die Not-
einen
Seite zu stellen, zuerst der geniale,
A.
doch
solchen
mehr
von
wiewohl etwas gewalt-
Ickstatt gefühlt, dessen Gedanken zwar zunächst
sehr beschränktem Umfange verwirklicht wurden, tatsächlich
aber doch für
den Wismayrschen Mittelschulplan, der von 1804—1808 im damaligen „Kurpfalzbayern" normativ war, die eigentliche Grundlage abgaben. 8 ) lichkeitstendenz, welcher
Die etwas platte Nütz-
man, um den scharfen Gegensatz gegen den
klerikalen
Charakter der bisherigen Schuldoktrin recht deutlich hervortreten zu lassen,
maßgebenden Kreisen nur
in
den
allzusehr huldigte, schädigte jedoch sowohl die eine wie
auch die andere Schulgattung,
zumal
da
es
auch gänzlich an Lehrern
fehlte
und
fehlen mußte, welche selbst die Vielzahl der ihren Schülern zu übermittelnden Kenntnisse besaßen.
Mit
mehr Erfolg suchten
Privatanstalten unter der im praktischen
in
den ersten Jahren des XIX. Jahrhunderts
Leben stehenden Jugend jenes Wissen und
jene Fertigkeiten zu verbreiten, deren sie für den
Kampf ums Dasein so dringend
Anlange de* technischen Schulwe&en«.
städten
3
Halb und halb darf man hierher auch die noch
bedurften. teils
durch öffentliche
einzelnen Reichs-
durch private Unterstützung helldenkender
Mittel, teils
Kunstschulen*)
Mitglieder der Bürgerschaft unterhaltenen weist unverkennbare Ähnlichkeit jene
in
rechnen.
ihnen
Mit
Münchener „Feiertagsschule*
die im
auf,
Kurfürstentum Bayern den ersten ernstgemeinten und auch größtenteils gelun-
alten
genen Versuch der Darbietung propädeutisch-technischen Volksunterrichtes gebildet von Kefer eingerichtete „Zentralleiertagsschule"
Seit 1793 bestand die
nach seinem Tode es bereits auf mehr denn Lehrlinge) gebracht haben lehrer des
Gymnasiums, von
Wir erkennen
über.
soll. J.
diesem
in
In sie
tausend
Mitterer Institute
die
hat.
wenig
dem Zeichen-
Leben gerufene Zeichnungsschule
ins
),
),
Frequentanten (Gesellen und
ging sehr bald auch die von 4
6
den Keim der späteren Baugewerkschulen •
und
stellen
gerne
daß München auf einem noch so wenig bearbeiteten Gebiete
fest,
der Didaktik mit seinem guten Beispiele bahnbrechend vorgegangen
Ausdehnung des Prinzipes der Sonn- und Feiertagsschulen von
damals schon
der Regierung,
Mitterer ausgegangenen Anregung schenswerte Sache anerkannt. je eine
der
die
Gesamtbayern wurde
Kefer und
nicht verborgen bleiben konnten, alseine
Mit Recht hat neuerdings die Stadtgemeinde
wün-
München
Straße nach den beiden wohlverdienten Pädagogen benannt.
Die
in
Nürnberg
um
dieselbe Epoche, nämlich 1792, von einer „Gesellschaft
zur Beförderung vaterländischer Industrie"
den
auf
guten Früchte der von
die
Auch
ist.
Aspiranten
des
Gewerbestandes an
geschaffene
den
Zcichnungsschule, die von
Sonntagen
scheint über kleine Anfänge nicht hinausgediehen zu sein.
besucht
werden
sollte,
7 )
Die Stadt wurde von den unaufhörlichen Kriegen und politischen Umwäl-
zungen
— ihr
hart betroffen.
prüfen,
ganzes Gebiet hatte Preußen längere Zeit mit Beschlag belegt
— allzu
Es wäre der Mühe wert, die Ratsakten anderer Städte daraufhin zu
ob dortselbst Veranstaltungen verwandten Charakters gelegentlich bestan-
den haben.
Aus der Münchener Feiertagsschule erste
hat
sich,
polytechnische Schule Bayerns entwickelt.
wie wir sehen werden, die
Ehe wir indessen den ziemlich
umständlichen Werdegang dieser eigentümlichen, weder den Hoch- noch den Mittelschulen die
zuzurechnenden Schulgattung näher betrachten,
ersten
ernsthaften,
mühungen um
die
wenngleich
Begründung
nicht
von
staatlicher Realanstalten
Der kurz berührte Wismayrsche Schulplan seine Unzulänglichkeit in ganz
wird es sich empfehlen,
dauerndem Erfolge gekrönten Be-
hatte
kennen zu lernen. schon nach wenigen Jahren
überzeugender Weise dargetan.
Er war noch ganz
Siegmund Günther.
4
unter der Herrschaft der nachgerade zu sehr in
klärung"
Schroffheit durchgeführten Grundsatze
genug
Zwar war
an.
Namen und
Militarismus
Thiersch, mit
vollkommenheit das Schulregiment
den „trockenen Ton" der Aufklärer
Hand nahm.
die
in
der 1806
in
Durch
dieser einflußreiche
der „Praeceptor
I.
die
Berufung des
bayerische Dienste getreten
München geworden war, wurde
in
Denn wenn auch
Ludwig
Omnipotenz grenzenden Macht-
einer last an
Niethammer (1766— 1848),
und 1808 „Zentralschulrat" angebahnt.
ja
noch nicht sofort diese durch Friedrich August Wolfs
es
Autorität getragene Richtung, welche
Württembergers
„Auf-
„multum, non multa" paßte er sich schlecht
:
verdrängte; davon konnte erst die Rede sein, als unter Bavariae", Friedrich
verwandelten
und dem von den Neuhumanisten mit Entschiedenheit,
entstanden,
ein
Übergangszustand
Mann, der sein Amt durch Heraus-
gabe einer umfangreichen Kampfschrift*) inaugurierte, entschieden
ein Parteigänger
des wieder modern gewordenen humanistischen Leitmotives war, so kann doch bei Beurteilung
objektiver
Ideen
seiner
niemand
in
Abrede
stellen,
daß
ihm jene
schrankenlose Oberschätzung des Bildungswertes von Latein und Griechisch, welche unter
Thiersch
daß er gegen
in
unserem engeren Vaterlande heimisch ward,
die
unrichtige Vorstellung,
es gäbe
völlig
nur einen
fremd war, und
einzigen
Weg
zur
höheren Bildung, nachhaltig Verwahrung^einlegle.
Da
die
Schrift nicht
hänger der
muß, so
Bedeutung des Mannes
ausgenommen, in
wir es
zu
widmen.
für
der Fachliteratur,
nicht so zur Geltung gelangt,
unseren Tagen
halten
Erörterung
in
so
Kluck höhn sehe
wie dies zumal ein An-
besprochenen Unterrichtsrelorm wünschen
viel
angezeigt,
die
seinem Auftreten eine etwas eingehendere
Vor allem verdient eine
Seite
in
demselben besondere
Würdigung.
Niethammer
tritt
als
der erste Didaktiker zielbewußt ein
für die
Zwei-
teilung oder [Gabelung des höheren Unterrichtes bei gemeinsamer Unterstufe. sofern man eben diesen Standpunkt für berechtigt Er muß als der wahre und erachtet — wohlverdiente Vorkämpfer des Reformgymnasiums der Neuzeit hingestellt
—
und geschätzt werden.
Neben dem immerhin merkwürdigen Werke stand,
der das
anstalten
fassenden
im Königreiche Bayern" dar,
Visitationsreise
ausgerüstete
stellt
sich als ein zweiter
Um-
„Allgemeine Normativ für die Errichtung der öffentlichen Studien-
Schulmann
Neubayern gemacht
in
hat.»)
der
mit
welche zweiten
bestimmen der
mit
Hälfte
half,
das Ergebnis jener
bedeutenden
des
Jahres 1808
um-
Machtbefugnissen
durch Alt- und
Der ausführliche, mit musterhafter Handschrift kon-
Anfange de« technischen Schulwesen».
wahres Muster
zipierte Bericht darf als ein
Raum
Leider gestattet der
5
für derartige Fälle
angesprochen werden.
Wiedergabe des ganzen Schriftstückes, welches
nicht die
einer vollständigen Veröffentlichung wohl würdig erscheint; nur auf ein paar Punkte soll v.
in
Note 10 )
einer
Zentner
die
Man
werden.
hingewiesen
aufnahm und am
es beifällig
aber
begreift
wohl,
sehr
daß
September genannten Jahres darauf
21.
Worte schrieb: »Von diesem Berichte wird bei der künftigen Organisation der
verschiedenen Lehranstalten Gebrauch zu machen sein."
An
dieses
herangetreten,
wurde
Reorganisationswerk
denn
Regierungsmaximen des Ministeriums bei der gewaltigen Arbeit beteiligt
v.
Montgelas
Leben und eine
kräftigere
Niethammers
vom
die Aufschrift:
Juni 1808
dem
und
führt
von hoher Bedeutung;
sie
könnten
ganz
Unterrichtszwecke
in
einer
Obige
Anerkennung
ist,
den
nicht ver-
Nichts geschaffen wurde,
alle
„Praeliminarfrage"
Darin in
ist
dem
datiert
einer Revision des
nun sind einzelne Ab-
der nämlichen Weise auch
dem Kampfe gegen
das
Gym-
gefragt, „die beiden heterogenen
und derselben Lehranstalt
habe doch auch selbst dafür gesorgt, daß nicht seien.' 2 )
in
„Müssen denn," so wird
nasialmonopol figurieren.
die
„Bemerkungen zu
neunzig Jahre später niedergeschrieben sein und
geschlagen
Kraft
voller
entscheidendes Gutachten
Lehrplanes für die kön. bairischen Mittelschulen".") schnitte
mit
Einwirkung auf die bayerische Bevölkerung
zu wünschen gewesen wäre. 16.
bald
allem einverstanden
in
gewesenen Männern
sagen, daß in kurzer Zeit ein Schulsystem aus ein längeres
auch
und man kann, wenn man auch keineswegs mit den gewaltsamen
vereinigt
werden
?"
Die Natur
Menschen über denselben Leisten
sei
mithin
dahin zu
beantworten,
„daß zu vollständiger Befriedigung der höheren Unterrichts-Bedürfnisse der Staatsbürger zwey verschiedene öffentliche Lehranstalten zu errichten seyen: die
Gelehrten,
die
andere
für
die
Nichtgelehrten".
die eine für
Dem „Gymnasium"
werde
gewöhnlich die „Bürgerschule" entgegengestellt; beide Schulkategorien stimmten ihrer
letzten Absicht
überein,
zu erreichen, wie es eben
in
aber die erstgenannte suche diese auf andere Weise
dem
Unterschiede der „Natur- und Geistesgegenstände"
entspreche.
Die Wissenschaftsgeschichte
hammer
lange vor H.
v.
wohl davon Notiz
darf
Helmholtz 11
)
die
nehmen, daß Niet-
uns seitdem so geläufig gewordene
Gegenüberstellung von „Naturwissenschaften" und „Geisteswissenschaften" mit richtigem Einblick in deren Eigentümlichkeiten durchgeführt schließt sich
im neuen Schulplan die Realschule, die
durch das Realinstitut
—
das
sei
ein
hat.
selbst
An
die Volksschule
wieder ihre Krönung
sinngerechterer Ausdruck
als
„Höhere
Siegmund Günther.
Bürgerschule"
dem
zu
—
zu erfahren
Realinstitut als zu
weder auf das eine noch zu nehmen."
sicht
„Die Primärschule steht sonach auch sowohl
hätte.
dem Gymnasium
gleichem Verhältnis und hat
völlig
in
auf das andere jener beiden Institute eine besondere
Niethammers
Rück-
Fürsorge erstreckt sich sogar auf die Titulaturen
der an den Mittelschulen amtierenden Lehrer, indem darauf geachtet wird, daß die
Amtsnamen der im tätigen
gleichen
Range an den beiden verschiedenen Schulgattungen
Männer ähnlich klingen und doch dem bestehenden Gegensatze gerecht werden. So
denn das nachstehend beschriebene System der Schulen
bildet sich
und der an ihnen Angestellten heraus; unser Schema bar
entnommen und Namen
ist
dem
selbst
Schulplane unmittel-
sieht so aus:
Namen
der Schulen:
a) Primär- oder Prinzipienschulen.
der Lehrer:
Primärlehrer, Prinzipienlehrer.
b) Secondärschulen «) Realschule. ,i)
A)
Reallehrer, Realpraezeptoren.
Gymnasialschule.
Gymnasiallehrer, Gymnasialpraezeptoren. Oberreallehrer,
Realinstitut.
1
B) Gymnasium.
Der Unterrichtsminister nahm den Plan mit lebhaltem unterließ es jedoch selbstverständlich
Jacobs, holen.
am
1
18.
Weiller,
v.
*)
In der
Professoren.
Obergymnasiallehrer,
nicht,
von seinen sachkundigen Beratern
Hobmann, Wismayr
gutachtliche
Hauptsache erklärte man sich mit
—
Äußerungen einzu-
Niethammer
September 1808 einzelne Einwürfe mit ziemlich
Selbstbewußtsein zurückwies.
Interesse entgegen"),
einverstanden, der
starkem
Aufgebote
von
Es gelang ihm, seinen Standpunkt zum herrschenden
zu machen und eine scharf ausgeprägte Zweiteilung der bayerischen Mittelschulen in
die
Wege
zu
leiten.
Niethammers
Entwurf wurde Gesetz,
allein
weit sie die Realanstalten betraf,
verschmäht". auffälligen
Es
ist
mit
Paulsen
hier nicht der geeignete Ort,
der von ihm angebotenen Re-
Die neue Schulordnung wurde, so-
form war nur ein flüchtiger Erfolg beschieden. 1
*)
zu reden, „von der Bevölkerung
den Gründen dieser doch eigentlich
Erscheinung nachzuspüren, und die Literatur gibt darüber so gut wie
gar keinen Aufschluß.
Mutmaßlich hat eben doch auch damals bereits die leidige
Berechtigungsfrage ihre Rolle gespielt.
Die „Realschulen", also die Mittelstufe, sind
anscheinend nicht einmal zu vorübergehender Entfaltung der ihnen
geber beigelegten „Fähigkeiten- gelangt
17
);
„Realinstitute"
wurden
nicht
vom Gesetzohne starke
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Anfänge den technischen Schulwesens.
Inanspruchnahme der bescheidenen nur wenige Jahre. steht,
Mittel
7
des Staates hergestellt, hielten
Die größte Lebenszähigkeit
gewähltes
war,
und
so
sie
hielt
von 1809 bis 1817.
sich
sehr gut aus-
in
die
war der
nicht
Schubert *); neben ihm W. A. Pf äff. Beide Männer wurden, G. H.
1
v.
wirkte der vielfach originelle Mathematiker als ihres
Bleibens in der unhaltbar gewor-
denen Stellung nicht mehr war, von bayerischen Universitäten
Daß
die
ordentliche Pro-
als
übernommen.
fessoren ihrer Fächer
Niethammersche
Grenzen dieser Studie gelegenen Landwirtschaftsschule"
Realschule etwas später, ihre
Zeit,
in
Wiederauferstehung
einer jenseits der als
„Gewerbe- und
nur nebenher erwähnt, und diese hat gezeigt, daß
feierte, sei
der Grundplan der bayerischen Schulreform von 1808 ein richtiger gewesen
Denn über
eben
Anschauungen der damaligen Naturphilosophie verflochtene Naturhisto-
fruchtbaren
J.
ein
Ihr Direktor
seinerzeit weit verehrte, nach heutigen Begriffen freilich zu sehr
riker
aber
wie das sich von selber ver-
legte,
Nürnberger Anstalt an den Tag, deren Lehrpersonal
die
sich
ein Halbjahrhundert
ist.
19
)
haben diese Lehranstalten, an welche die Metamor-
phose der siebziger Jahre anknüpfen mußte, wertvolle Dienste getan, und die Bürger der zahlreichen Städte, in denen es solche gab, brachten ihren Leistungen volles
Vertrauen entgegen.
Mancher
ohne
hat sie nicht
ein
gewisses Bedauern vor ihren,
allerdings den Anforderungen des Zeitalters noch besser
folgerinnen das Feld
Rechnung tragenden Nach-
räumen sehen.
Darüber, daß das Vakuum, welches mit
dem Verschwinden
der Realinstitute
im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts entstanden war, irgendwie werde ausgefüllt
werden müssen, waren mit sich
im reinen.
auch an die großen Muster von Paris
20 )
gerne eine höhere technische Lehranstalt hielt
alle einsichtigen
und Wien
in
21 )
knüpften diejenigen an, welche
Bayern gegründet gesehen hätten.
in
allgemein dalür, daß eine solche nicht sowohl
wie das
Schul- und Staatsmänner
Teilweise an die uns bekannte Mitterersche „Feiertagsschule", teilweise
dem
Man
allgemeinen Bildungszwecke,
Mißkredit geratene Realinstitut, sondern direkt der praktischen Fachaus-
bildung zu dienen hätte, und der technische Verein anstrebte, mit
iür
Bayern"
seit
1816 in
konnte
als
München
eine
gutem Grunde angesehen werden.
darüber, was zu geschehen habe, ziemlich
erfolgreich wirkende „Poly-
Vorbereitung für
Sonst
freilich
wirr durcheinander.
das,
was man
gingen die Ansichten 23
)
Ein Graf
Spaur
beklagte sich mit einigem Recht, daß die Einrichtungen der kameralistischen Fakultäten der Landeshochschulen
nische Fragen berufenen
für
die Bedürfnisse
der zur Entscheidung über tech-
Verwaltungsbeamten nicht recht aufkommen könnten »);
Siegmund Günther.
8
man
meint der radikale Reformer, die Universitäten lieber ganz aufheben,
solle,
neuen ..Polytechnischen Anstalt" zuzuwenden, oder man
ihre Mittel der
solle
um
ihnen
wenigstens zu diesem Behufe die Professuren für Mathematik, Physik und Natur-
nehmen!
geschichte
Andere Gutachter gedachten
engeren Rahmen zu fassen,
Wiener
für
Institut
und
ein Professor
die
neue Schule
Marcheaud
einen weit
in
1816 das neue
erklärt
einen Luxus; für Bayern dürfte eine Ausgestaltung der beste-
—
henden Sonntagsschule
man bemerkt den
Einfluß des wackeren Mitterer
—
den
Dieser selbst ließ sich selbstredend in der nämlichen Ton-
Bedürfnissen genügen.
vernehmen.'") Doch überwogen mehr und mehr die Stimmen der einen höheren Zweck Verfolgenden, zumal als die erste Ständeversammlung, die des Jahres 1819,
art
für die
Förderung der „Polytechnik", durch welche zumal der Hungersnot Abhilfe
gebracht werden könnte, ihr gewichtiges Votum
und Nürnberg ist.
Allerdings hat es sich bei Nürnberg, worauf später
etwas anders die
die
in
Rede
Wagschale
bekommen, was
Lehranstalten
derartige
sollten
ja
München
warf.
auch geschehen
zurückzukommen
sein wird,
Einstweilen soll lediglich von den Münchener Verhältnissen
gestaltet.
sein.
Manche
man
wie daß
Ideen,
mit einem
Wissenschaften
die
Akademie der Künste oder auch
der neu zu schadenden Institute vereinigen
schwanden ebenso rasch wieder von der Tagesordnung, wie
Auch
worden waren.
hatte,
man
die
Akademie
war nur eine ephemere Gründung.
Als der
Mann, auf dessen Anregung jene einleitenden Arbeiten begonnen wurden, damalige Baurat Leo
v.
Klenze (1784
Kluckhohn
so daß selbst
dieses
— 1864)
Namens
zu bezeichnen.
keine
drücklicher soll es hier ausgesprochen werden.
hauptstadt
tätig,
hatte
Klenze
ver-
sie auf diese gesetzt
die .Polytechnische Sektion", mittels deren
im Sinne
zu vervollständigen
die der
solle,
sich schon vor
Erwähnung
Das
ist
tut,
und
um
Seit 1815 in der bayerischen
dem
ist
der
wenig bekannt,
Regierungsantritte
so nach-
Landes-
Ludwigs
I.,
der ihm bekanntlich besonders gewogen war, eine angesehene Stellung erworben, und so versteht man, daß sein Wort bei der mit lebhaft beschäftigten
Regierung Anklang fand.
mit einem fertigen Plan
aus den
am
besten
Eis gebrochen; die ein Erlaß
ins
dafür geeigneten
Kommission wurde
ergangen war, daß
aufschlages in
dem
polytechnischen Probleme schon
Verständigerweise
fiel
er nicht gleich
Haus, sondern gab die Einsetzung eines Ausschusses
für
Fachmännern anheim.") gebildet,
Nunmehr war das
und nachdem unterm
27. Juni 1822
den Kostenpunkt die Überschüsse des Lokalmalz-
Aussicht zu nehmen
seien,
Finanzministerium seine Zustimmung.
erklärte
Mitglieder
am
12.
Februar 1824 auch das
des vorberatenden
Ausschusses
Anfänge des technischen Schulwesens.
waren außer Klenze noch der bekannte
bach Ä ) und
J. v.
worauf
sein,
rates"
Separatvotum
Baader, ihm einen
v.
J.
Fraunhofer 90 ) scheinen ein
sie
Schulmann
(s.o.)
v.
Weiller, der Mathe-
Siber17 ) und der Mineralog Fuchs 2 »); G.
matiker Spaeth»), der Physiker
erst
Reichen
v.
etwas später beigezogen worden zu
erstatteten.' 1 )
stärkeren Einfluß
Das Ansinnen des „Oberstberg-
vom
zuzugestehen, wurde
Mini-
sterium mit nichts weniger denn freundlichen Worten zurückgewiesen, und so hatte
am
auch sein
—
Januar 1826 eingereichtes Gegenprojekt
27.
Akademie
„es soll die
—
der Wissenschaften für das praktische Leben wirksamer gemacht werden" vornherein
keine Aussicht
Berücksichtigung.
auf
an welchem die Kommission
Tag,
Referat vorlegte, das sich größtenteils
das „ähnliche
Institut"
Paris zur
in
ihrer
in
Aschaffenburg
als eine
man
Beschränkte
sich
von
diesen
—
Naturgeschichte und Zivilbaukunst
die Angliederung der Forstlehr-
man
—
und technische Chemie,
aus den Reihen
sollten
wiesen.
Je einer dieser neuen Lehrer hatte
war noch
der Akademiker geals
niedere Mathematik,
unumgänglich
er-
Straßen-, Wasser-
ein Fach gedacht), Maschinenbau, Technologie nebst Warenkunde
zu vertreten; für das Zeichnen gedachte lich
Klenze sehen
mit zwölf Professoren ausreichen zu können.
werden, so daß nur sieben neue Bestellungen sich
(als
hinstellte.
das Notwendigste, so wie es die
nommen
und Landbau
von
war der
dem K lenz eschen Entwürfe anpaßte und somit Norm ausersah. Als beachtenswert mag der
höhere Mathematik, allgemeine
für
Februar 1825
dringend wünschenswerte Sache
auf
Vorschläge formulierten, so glaubte Fünf
19.
ursprünglichen Zusammensetzung ihr
Umstand angeführt werden, daß vorab Siber auch anstalt in
Der
ein Vorstand der
Armansperg
1826 gab der Minister Graf
sichtnahme und Überprüfung an
Besonders eingehend war
man zwei
Lehrkräfte heranzuziehen.
Am
mechanischen Werkstätte erforderlich.
25.
End-
Februar
das gesamte Beratungsmaterial zur Ein-
„den obersten Kirchen- und Schulrat'' **) hinüber.
Spaeths Sonderentwurf
gehalten,
der namentlich auch
die künstlerische Seite des architektonischen Lehrauftrages beleuchtete.
Die Personalfragen gaben zu sehr eingehender Diskussion Anlaß; abgesehen
von den
in
teres 13 )
zum
weisen
wir
v.
dem
zitierten
größten Teile in
6 )
A.v. Schlichtegroll Schlußstein
damit angefüllt.
Note.")
eine
Utzschn eider*
Aktenhefte enthaltenen Erörterungen
Am
II.
bestimmte
fehlt
noch ein wei-
der
darüber ver-
König,
daß
der neuen Anstalt führen und von
den Korrespondenzgeschäften unterstützt werden
aber setzte ein das allerhöchste Signat, welches im
genaueres Datum
ist
paar Mitteilungen
August 1827
die vorläufige Direktion in
Ein
— in Bad Brückenau herauskam.
Es
solle.
Sommer
Den
1827
—
lautet wörtlich wie folgt:
Siegmund Günther.
10
München soll werden, und der Zweck
Centrai-Schule errichtet dieser Schule in der höheren technischen Ausbildung derjenigen Individuen bestehen, welche sich den aui Mathematik, Physik, Mechanik und Naturkunde gegründeten Gewerben entweder als Selbstarbeiter oder als Aufseher und Werkführer in Fabriken und „In
eine polytechnische
Manufakturen zu widmen gedenken." Über die Geschicke des Institutes, dem Mittel
nur sehr langsam
Rahmen doch
emporzukommen
sehr Anerkennenswertes
nach nicht weiter zu verbreiten. v.
Utzschneider
Jene
das aber
in
seinem engeren
Tendenz
hat sich unsere Skizze ihrer
höhere akademische Rangstellung,
dem Auge
niemals aus
die Geringfügigkeit der verfügbaren
gestattete,
leistete,
war es einstweilen noch
verlor,
welche nicht zu
erringen imstande; vierzig Jahre sollten noch hingehen, ehe dieses große Ziel
Wohl aber muß daran
ersten Direktors erreicht war.
Handels- und Industriestadt des Königreiches damals
—
erst
daß
erinnert werden,
des
die größte
denn das war Nürnberg schon
der Metropole nicht zurückblieb und sich eine städtische „Poly-
hinter
technische Schulefeierlich
—
schuf,
die
eingeweiht wurde. 36 )
1829, auf wiederholtes
am
2.
Sie
Januar 1822, also noch vor der Zentralanstalt,
hielt
sich
in
etwas engeren Grenzen und glich
Drängen des Ministeriums
hin, ihren
Lehrplan demjenigen
der Münchener Schule an.
Das Jahr
1833, welches die
drei
polytechnischen Schulen Münchens, Nürn-
bergs und Augsburgs auf eine ganz identische Grundlage
Gewerbeschulen uns
als
allein geschilderte
Es war gewiß haben nicht
gefehlt.
stellte
und zugleich zwanzig
Vorbereitungsanstalten brachte, schließt dann endgültig die von erste ein
Periode des bayerischen technischen Schulwesens ab.
Zeitraum des Tastens und Experimentierens, und Mißgriffe
Aber wie
hätte es anders sein können,
da es
ja
noch
fast
ganz
an geeigneten Vorbildern, ganz und gar an selbsterworbenen Erfahrungen gebrach,
und da
alle
Ratgeber mit Naturnotwendigkeit auf den
waren? Zieht man so wird
die wahrlich nicht
man sogar
daß Bayern
in
eine gewisse
Weg
des Probierens gedrängt
entgegenkommenden Zeitumstände
Verwunderung darüber
verhältnismäßig kurzer
Frist,
dierung erfolgt war, sich des Besitzes eines
nachdem in
in
Erwägung,
nicht unterdrücken können,
seine neue
staatliche Konsoli-
seiner Art konsequent durchgeführten
und vervollkommnungsfähigen technischen Unterrichtswesens erlreuen
durfte.
Anfänge des technischen Schulwesen*.
II
Literatur.
')
A. Kluckhohn, Über das technische Unterrichtswesen in Bayern bis zur
polytechnischen Zentralschule
zu München *)
Illr
in
München
(1827),
Gründung der
Bericht über die Kgl. Technische Hochschule
das Studienjahr 1877—1878. München 1878,
S. 45
II.
Über die langsame Entwicklung des Realschulprinzipes bei Semler, Hecker und den dem gleichen Boden stehenden Philanthropinisten orientiert sehr gut F.Paulsen vom Ausgang
sachlich ungefähr aul
(Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten
des Mittelalters bis zur Gegenwart, Leipzig 1885, «)
Paulsen.
a. a. O., S.
tige Realschule gestellten
505
ff.
S. 482
ff.).
Kluckhohn betont
m wurden,
weite Offnungen durch in
einem
Jahre
fertig-
gestellt hatte.
Überblicken wir die große Reihe der gewölbten Brückenbauten so finden wir zwar erhebliche Fortschritte Pfähle, eine Art Betonierung, Senkkästen
in
der Gründungsweise
und Steinwürfe),
als
der
Römer,
(liegende Roste,
Bogenform sonst aber
noch immer ausschließlich den Halbkreis, der zu großer Brückenhöhe und damit vielfach zu stark ansteigenden
Fahrbahnen
führte.
Eine
einzige
Ausnahme hiervon
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Die Entwicklung des Brückenbaues. bildet der 85
von 34
m
m
Römern
größter Spannweite. Die größten von den
der besprochenen Epoche weisen 36
m
zum Beginne
Die Zeit von der Völkerwanderung bis
dem
Eindringen der Barbaren wurden
Europa wurde von Unglück
Art heimgesucht.
aller
bewältigten Spannweiten
auf.
zeigt einen vollständigen Verfall des Brückenhaus.
Reiches und
113
hohe Aquädukt Trajans zu Olisippo (Lissabon) mit 32 Spitzbögen
der Kreuzzüge (375—1096)
Seit der fast alle
So
ist
Auflösung des römischen
Brückenbauwerke in
zerstört;
Frankreich keine Brücke
bekannt, deren Entstehung über das XII. Jahrhundert zurückreicht, bloß der Gard
Aquädukt ragte
als einzig erhaltenes
Baumeister
berief, ließ,
Werk der großartigen römischen Bauwerke
in
Selbst Karl der Große, der, wie berichtet wird, aus Spanien
neue Epoche herein.
die
soweit bekannt, keine neuen größeren massiven Brückenbau-
werke anlegen, sondern beschränkte sich auf die Ausbesserung und Erhaltung
alter
Werke, sowie auf die Schlagung von Schiffbrücken und festen hölzernen Brücken.
Den
einzigen Lichtblick
baus
in
in
oder Dietrich von Bern, wird, erbaute
gegen 130
m
wie er
in
Aquädukt von Spoleto
genannt
der Geschichte des Nibelungenliedes in
der italienischen Provinz Umbrien.
hoch gewesen sein und wird
als
der höchstragende
Er
soll
Brückenbau der
Einwandfreie Angaben über die Ausgestaltung dieses Bauwerkes
Welt angesehen. in
diesen traurigen Zeitabschnitt der Geschichte des Brücken-
Europa gewährt der von dem Gotenkönig Theoderich dem Großen (455—516),
seinen Einzelheiten fehlen leider.
Der Beginn der Kreuzzüge, durch die eine neue Bewegung der Völker entstand, leitete
einen Zeitabschnitt des Wiederauflebens des Brückenbaues ein,
Westfälischen
Frieden
werden
bemessen
vermittelten die religiösen Orden,
die in
darf.
(1096—1648.)
den Einöden ihrer Klosterstätten sich
Verbindungswege kümmerten und kümmern mußten, da kein Staat
in
Europa bestand, der sog.
Lage gewesen wäre.
entschlossen,
sich
an
in
Der Benediktiner Benezet, Benedikt
II,
stiftete
ein
armer
einer
um
Epoche der Gährung,
Bauten zu errichten
Blois berichtet, es
in
der
weil die
hätten,
Räuberbanden verwandelt hatten, einige Hospize zu errichten,
den Flußübergängen
anzulegen und Brücken zu bauen, wonach
in
öffentliche
Der Bischof Gregor von
Vereinigung der Fährleute sich vielfach
Orden
zum
der bis
Diesen Aufschwung
sie
Hirt
den aus
sogar einen besonderen Orden,
Namen „Brückenbrüder" Alvilard, „
der
Ordre des
Fähren
erhielten.
nachmalige
Papst
freres pontifes".
Die
Ordensmitglieder trugen einen weißen Talar mit zwei roten Brückenbögen und einem
Spitzhammer
auf der Brust
und
traten in ihrer Eigenschaft als Ingenieure wieder in
die Fußstapfen der alten römischen
„Pontifices".
Ihr
Wirken förderte mächtig das 8
Wilhelm Dietz.
114
Ingenieurwesen.
damalige
Avignon
(1178),
Als
Hauptwerke mögen die Rhonebrücken
deren
Lyon (1265) und
zu
Esprit (1285) angeführt werden.
St.
Von deutschen Brücken aus damaliger
erwähnenswert:
Zeit sind
Die Elbe-
brücke bei Dresden 1119 (Segmentbogen 19,0 m), die Donaubrücke bei Regensburg 1135 (Halhkreisbogen 16,5
Der
m) und
die Moldaubrücke
Spannweiten und
Der
letztere fand
der erstmaligen
in
bei
Prag 1358.
eben besprochenen Periode zeigt sich
Fortschritt der
der Einhaltung
in
wachsenden Kühnheit
einer möglichst wagrechten Fahrbahn, in der
in
der Wahl der
Anwendung des Korb- und Segmentbogens.
insbesondere bei der soeben erwähnten Regensburger Donaubrücke
Anwendung; den
Korbbogen, allerdings den einzigen dieses ganzen
ersten
abschnittes, zeigt die 1251
erbaute Trinitasbrücke
in
Zeit-
Florenz, und zwar mit der be-
deutenden Spannweite von 32,5 m. Einen wunden Punkt der damaligen Brückenbaukunst bildeten die Gründungen, die vielfach
konnten
noch nicht
und
gesicherter Weise
wünschenswerter,
in
den Anlaß
daher
zahlreicher Brückeneinstürze
man mehrfach
dieses Zeitabschnittes findet
die
ausgeführt werden
Am
bildeten.
Ende
Brücken mit Kaufläden und Häusern
bebaut, wofür als Beispiel die Rialtobrücke in Venedig (1584) genannt werden mag.
Auch begann man damals mit der Anordnung von Brückentürmen und sonstigen mit Rücksicht
Befestigungsarbeiten
wendung des Pulvers
für
auf
in
im XIV. Jahrhundert eingeführte Ver-
die
Kriegszwecke.
damals erbaute Fleischbrücke
Unser besonderes Interesse
Nürnberg
Stellung der Pfähle bei den Pfahlrosten, auf denen die Widerlager In der
nun folgenden Periode (1648
jährigen Krieges
Kämpfe
bis
stattfanden,
zum
Entstehen
der
erweckt die
welche bereits eine sachgemäße
(1598),
-1825),
ruhen,
aufweist.
von der Beendigung des Dreißig-
während Englands innere
Eisenbahnen,
Rußland sich zu seiner Größe emporraffte und später im Osten
Europas die Türkenkriege wüteten, nahm Frankreich unter Colbert die Bestrebungen nach verbesserten Verkehrswegen
in die
Hand und bahnte insbesondere im Brücken-
bau diejenige wissenschaftliche Richtung an, der hauptsächlich die großen Schöpfungen
im Steinbrückenbau zu Ende des XVIII. und zu Beginn des XIX. Jahrhunderts zu
danken
sind.
später,
Die
war
ingdnieurs" 1747
die
erste
größere Schöpfung
Brücke
gegründete
über
die
Zeichenschule
ihr
in
bei
nahm
berühmt gewordenen Ingenieurs Perronet (1708 daß
des
Loire
einem der Jahre 1755—1760 der
1720 gegründeten Blois
unter
— 1794)
Name
(1723).
Leitung
des
,
Die
Corps des nicht
später
viel
hoch-
einen solchen Aufschwung,
„ßcole des ponts et chausse'es*'
verliehen wurde.
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Die Entwicklung des Brückenbaues.
muß
Sie
betrachtet werden;
von
hervor,
die
als
aus
denen
ihr
gingen die
Perronet,
Richtung, die Palme gebührt.
im Bau
Fortschrittes
Als Merkmale
Brücken
gewölbter
wendung des Korbbogens, sowie bogens
muß
%
bis
jedoch
Stichverhältnis (d.
Mathematik
gefunden
darin
i.
wissenschaltlichen
hervorzuheben
und
verfeinerte
An-
ausgedehnte
:
Anordnung des
Stich-
Verhältnis der Pfeilhöhe zur überspannten Licht-
ganze Folgezeit maßgebendste Fortschritt
die
für
werden,
daß diese französische Schule sich auf die
Rechnungen über das
stützte,
französischen Ingenieure
neuen
der
des von dieser Schule angebahnten
sind
die häufige
Der hauptsächlichste und
weite).
hervorragendsten
dem Begründer
als
115
damaligen Ingenieurwesens
des
eigentliche Geburtsstätte
Kräftespiel,
über die Widerstandsfähigkeit
der Fundamente, sowie Untersuchungen über die Festigkeit der Baustoffe usw. ausführte
und
und damit eine Grundlage werdender Bogen
flacher
auf
schuf,
Weitere Erfindungen dieses Zeitabschnitts,
ebenso
wesens sich
der
segensreich
für
als
die
trotz
im
Hervorragendes
zunehmenden Spannweiten
Gewölbebau
wurde.
geleistet
Zweige des Ingenieur-
andere
für
den Brückenbau
selbst
erwiesen haben,
mögen nur kurz angedeutet werden: Erstmalige Anwendung der Baggervorrichtungen 1683; Anwendung von Senkkästen 1739, und die von Triger erdachte, von Smeaton beim Brückenbau 1778 zuerst durchgeführte Methode,
und Preßluft
in die Tiefe
Nicht unerwähnt bleiben darf bereits in
die
1370
— 77
erbaute
Italien, die
m
72
m
weiten
im
1416
Kriege
Spannweite besaß, eine Spannweite, die über ein halbes Jahrin allerjüngster Zeit
Bogen der 1905 vollendeten Straßenbrücke über das
Vogtland (Sachsen)
erheblich
übertroffen
wurde.
Letzteres
größten, je ausgeführten gewölbten Bogen der Welt auf.
von 36
und
wieder zerstörte, nach der Kreisbogenlinie gewölbte Addahrücke bei Trezzo
hundert im Steinbrückenbau nicht mehr erreicht und erst
den 90
Taucherglocke (caisson)
mittels
(Erfindung der Luftdruckgründung.)
zu dringen.
m
also fast
bis zur
Vollendung dieser
jetzt
Bauwerk
Seit Trajans
im den
weist
Spannweiten
bestehenden größten Wölbbrücke waren
genau 1900 Jahre verflossen.
Nahezu unabhängig vom Bau gewölbter Brücken entwickelte reichen Ländern, so insbesondere
Nordamerikas, Brücken,
durch
Syratal
in
den
Bedürfnissen
in
der Schweiz
dieser Länder
und
in
sich
in
holz-
den Vereinigten Staaten
entsprechend,
der
Bau hölzerner
beachtenswerter Weise sehr namhafte Leistungen aufweisend. Das hervor-
ragendste Bauwerk dieser Epoche war die 1779 vollendete und 1799 in den damaligen
Kriegswirren bereits wieder zerstörte Holzbrücke über die Limmat bei Wettingen
Schweiz;
sie hatte
118,9
m
Lichtweite
besessen.
Diese größte jemals durch 8»
in
der eine
Wilhelm Dictz.
116
Holzkonstruktion erreichte öffnungsweite wird,
Anbetracht der
in
steigenden
stets
und der hohen Ausbildungsstufe der Eisenkonstruktionen der Neuzeit,
Holzpreise
auch künftighin weder erreicht noch übertroffen werden.
Gegen das Ende der eben besprochenen Brückenbauperiode hatten bahnErfindungen in England vollständige und weitreichende Umwälzungen
brechende der
in
Entwicklung dieses Landes
technischen
war
Die Wasserkraft
vorbereitet.
durch die Dampfkraft, die Holzkohle durch die Steinkohle verdrängt worden; dies hatte eine wesentliche
Verbesserung des Roheisens im Hochofen und die Einführung
neuen Baustoffes, des „Gußeisens"
eines
Dem
zur Folge.
auch
Konstruktionsstoff
als
nun beginnenden XIX. Jahrhundert war
bereits
gedrückt; es entwickelte sich als das .eiserne Jahrhundert".
Brücken
für
sein Stempel auf-
Damit
die Jahr-
hatte
tausende währende Vorherrschaft des Steinbrückenbaues ihr Ende erreicht.
Im Jahre 1776—79 wurde
die
bereits
eiserne Brücke
erste
der
gußeiserne Brücke über den Severn bei Coalbrookdale, mit rund 31 gebaut,
welcher die
das Strigauer Wasser Festlande folgte sich
;
noch heute
eisen
erbaute
Spannweite
genommen
im Jahre 1796 in
dem
als die
Welt,
die
Spannweite
dem
über
europäischen
Kgl. Eisenhüttenwerke in Malapane gegossen, befindet
gutem Zustand.
Southwarkbrücke
der gußeisernen
m
gußeiserne Straßenbrücke
Niederschlesien als erste eiserne Brücke auf
letztere, auf in
fertiggestellte
Die im Jahre 1814
besaß bereits 73
Brücken
während
m
— 19
London aus Guß-
in
Somit
Spannweite.
nicht
ganz
20 Jahren
die
hatte
mehr zu-
der Steinbrücken innerhalb 1270 Jahren.
Mit der Eröffnung der ersten Eisenbahn 1825 brach auch für den Brücken-
bau seine
letzte, in
lungsepoche:
.Das
absehbarer Zeit kaum zu einem Abschluß gelangende EntwickZeitalter
höchster Blüte und Entwicklung"
Wettbewerb getretene Baustoff drängte den Brückenbau bald
Wege, nachdem vorübergehend in
die hauptsächlich
Der
an. in
zuletzt
in
neue
vollständig
zu Beginn des XIX. Jahrhunderts
den Vereinigten Staaten Nordamerikas erfolgte Ausbildung größerer hölzerner
Fachwerkbrücken anregend und vorbildlich den Eisenbrückenbau beeinflußt
Ohne irgendwie
möge
in
Einzelheiten
hatte.
des Eisenbrückenbaus eingehen zu wollen,
gleichwohl erwähnt werden, daß die Ausbildung der stabförmig gegliederten
Träger (der Fachwerkgebilde jeder Art) ganz die Entwicklung der Theorie der
Brücken
in
das XIX. Jahrhundert
fällt,
wie auch
die eigentlich erst mit der Ausgestaltung f
der gegliederten Träger selbst ausgebildet worden ersten Hälfte
sondere auch
ist.
Während
in
England
in
der
des XIX. Jahrhunderts bereits sehr bedeutende Eisenbrücken, insbe-
Fachwerksbrücken, ausgeführt
worden
waren, ohne daß
man
sich
Die Entwicklung des Brückenbauer
117
vorher über deren Kräftespiel hinreichende Klarheit verschafft hatte, entstanden die
bedeutenden deutschen Fachwerksbrücken
nachdem
hunderts,
es
entsprechenden, genügend
die
erst in der zweiten Hälfte des
genauen Berechnungsmethoden aufzustellen.
deutsche Brückenbautechnik hat jederzeit die
um in
ihr gestellten
Die
Aufgaben dazu benutzt,
Konstruktion und theoretische Durchbildung, sich gegenseitig ergänzend,
die
gründlichster Weise zu
vervollkommnen, und hat auf diesem Wege durch un-
ermüdliche und zielbewußte Arbeit
daß die von deutschen Gelehrten und
erreicht,
gezeigten Pfade Eingang bei allen
Praktikern
und am Ausgang des XIX. Jahrhunderts sten
XIX. Jahr-
hauptsächlich deutschen Theoretikern gelungen war, hierzu
hochstehenden Kulturstaaten fanden
die deutsche
Brückenbaukunst zum minde-
gegen kein anderes Land zurückstand. Durch die Erfindung der Eisenbahnen wurden mehr und mehr
Hinder-
alle
dem Wege geräumt, dem immer gewaltiger anwachsenden Verkehr fortwährend neue Wege in allen Teilen der Welt erschlossen und hierbei dem Brückenbauer am Ende des XIX. Jahrhunderts Aufgaben gestellt, deren Bewältigung am Beginn dieses Jahrhunderts noch als unmöglich erschienen wäre, und nisse des Verkehrs aus
deren Lösung schritte des
gehoben
allein
ermöglicht wurde durch die zahlreichen Erfindungen und Fort-
Eisenhüttenwesens und der Eisenindustrie.
daß der jüngste,
,
gewaltige Wandlungen
dem
Flußmetall
1000 kg.
Flußstahl
im
dem
Hiervon
sei
nur kurz hervor-
den Eisenbau verwandte Baustoff ebenfalls rasch
durchmachte:
kurzer Dauer vollständig land,
für
Das Gußeisen mußte nach verhältnismäßig
Puddeleisen und dieses wieder, wenigstens
XIX. Jahrhunderts betrug
Hiervon trafen auf Deutschland
in
Deutsch-
Das Gesamterzeugnis der Welt an
bzw. Flußeisen weichen.
letzten Jahre des
5,4 Mill.
10,5 Mill.
Tonnen zu
Tonnen oder 51,4%;
Tonnen oder 10,3% und
auf
England sogar nur 0,80
Mill.
je
auf die beiden
mächtigsten Eisenländer der Welt, die Vereinigten Staaten Nordamerikas bloß
1,8 Mill.
Tonnen oder 7,6%. Deutsch-
land marschierte also hierbei weit an erster Stelle.
Welche Stellung hat
sich
nun das
im Vergleich zu den andern hauptsächlich natürlichen Hilfsmitteln nur sehr
kleine,
kohlen- und eisenarme Bayern,
Wettbewerb getretenen Ländern mit
in
mäßig ausgerüstet,
in
dieser letzten
und hervor-
ragendsten Epoche des Brückenbaus errungen?
Die im Anfang des XIX. Jahrhunderts herrschenden
Kriegswirren,
in
die
Bayern unmittelbar hineingezogen war, sowie der damals überwiegende und durch seine wissenschaftliche Leistung auch berechtigte Einfluß des französischen Ingenieur-
wesens waren
einerseits der Entfaltung
einer
weit
ausgreifenden Bautätigkeit nicht
Wilhelm Dietz.
118 förderlich
und machten es anderseits
erklärlich,
daß Wiebeking wegen
seiner
in
Frankreich genossenen Fachausbildung als Generaldirektor an die Spitze des Straßen-
und Wasserbauwesens berufen wurde; keit,
er entfaltete, außer seiner literarischen Tätig-
hauptsächlich im Wasserbau und insbesondere im Bau hölzerner Bogenbrücken
eine rege Tätigkeit, jedoch nur nach einem ganz bestimmten, von ihm erdachten
Tragsystem aus gebogenen Hölzern, das bezwecken
dem Wasser und
sollte,
Eis
möglichst große, durch Zwischenpfeiler wenig behinderte Durchflußweiten darzubieten.
dem
Sehr erheblich war die Anzahl der nach diesem System, von schauliches Bild
bietet,
während seiner Amtstätigkeit (1805
größeren Brückenbauwerke.
bis
die größte Lichtweite.
Wenn
In der
Bamberg mit
mit letzterer auch die größte, je im
Bogenbrücken bekannte Stützweite vorübergehend.
XIV
ein an-
Unter diesen besaß die 1809 an Stelle einer 1789 ein-
gestürzten Steinbrücke erbaute Brücke über die Regnitz bei
—
Taf.
1818) ausgeführten
erreicht wurde,
m
71,8
Bau hölzerner
so war doch dieser Erfolg nur
von Wiebeking ausgeführten Konstruktionsform erwies
sich
ohne Berechnungen, mehr nach dem Gefühl ausgebildete Tragsystem
dieses,
unzureichend.
Denn
Brücken dieser
Art,
in
der Tat mußten nach wenigen Jahren, wie bei
auch bei der Bamberger Brücke umfangreiche Ausbesserungs-
und Verstärkungsarbeiten ausgeführt werden, ohne daß dauernder Erfolg
worden wäre, weshalb man brücke zu ersetzen (1829). unversteiften
wurde
erst
als
allen
fast
sich entschloß,
—
Kettenbrücken,
sie
Letztere, eine der
erwies sich
ihrer
abzutragen
wenigen
in
gestellten
erzielt
und durch eine KettenDeutschland ausgeführten
Aufgabe gewachsen und
im Jahre 1887, bloß mit Rücksicht auf die inzwischen wesentlich gestei-
gerten Verkehrsansprüche, durch eine eiserne Fachwerkbrücke ersetzt.
Wesentlich bessere
nur für
Ergebnisse erzielten im Holzbrückenbau die von
Pechmann entworfenen Bogenhängewerksbrücken, geringere Spannweiten Anwendung fanden.
Kgl. überbaurat
v.
dem
die allerdings
Rcichenbach (1772—1826), bekannt durch seine hervorragenden Leistungen auf anderen Gebieten, beschäftigte an der Jahrhundertwende ebenfalls eifrig der
danke der Verwendung des Eisens hierzu
für
Brücken großer Spannweiten.
sah
Das Ergebnis seiner Studien und eingehenden Berechnungen finden wir
1809 vollendeten, jedoch erst
1811
in
ist
die
Fig.
1
entnommen, welche
in
München erschienenen Werk „Theorie
der Brückenbögen", das 1833 in zweiter, unveränderter Auflage erschien.
Werke
Ge-
Die Anregung
nach England geboten, bei der Reichenbach zu Bergham
100 Fuß hohen Dreifuß aus zusammengeschraubten gußeisernen Röhren
einen (1792).
dem
hatte eine Reise
eine Reichenbachsche
Diesem
Röhrenbogenbrücke
Die Entwicklung des Brückenbaues. für
=
306 bayerische Fuß
m
89,31
Spannweite
Kostenanschlags, vollständig ausgearbeitet hatte.
bachschen Gedankens fand keinerlei
Förderung; wohl aber wurde 1824
kleine Straßenbrücke nach Reichenbachs
— 1836)
eines
Die Verwirklichung des Reichen-
den damals obwaltenden Zuständen seines Vaterlandes
in
Grundgedanke von Polenceau Paris (1834
119
darstellt, die er, einschließlich
für eine Stützweite
in
Braunschweig
eine,
wenn auch nur
System gebaut, später der Reichenbachsche
und beim Bau der Carrousselbrücke
aufgegriffen
in
von 47,7 m, allerdings mit wesentlichen Ver-
besserungen, zur Ausführung gebracht.
Hg.
I.
Entwurf einer gußei«i-rncn BngenhrUcke ron Reichenhach.
dem vorzüglich bewährten, Howe 1840 erheblich vervoll-
Hölzerne Brücken, und zwar hauptsächlich nach
von dem Amerikaner Long 1830 erfundenen und von
kommneten
Parallelgitterträgersystem, fanden fernerhin
sondern besonders auch bei
dem
seit
1839
in
nicht
nur beim Straßenbau,
größerem Umfang betriebenen Bau
von Eisenbahnen ausgedehnte und erfolgreiche Verwendung, so insbesondere größeren Brücken der
„Lindau
1853 eröffneten Staatsbahnlinie
— Augsburg*
für alle
und
in
neuerer Zeit sogar noch bei der Nebenbahn „Immenstadt— Sonthofen- (1873).
An lind
der Spitze der
Waggonfabrik
Klett
im Jahre
& Cie.
(jetzt
1835
in
Nürnberg
Vereinigte
gegründeten Maschinen-
Augsburg
Maschinenfabrik
und
stets
Männer, deren Wirken
auf die Entwicklung des Eisenbaues überhaupt als auch des
Baues eiserner Brücken
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, A.G.) standen
fast
im besonderen große Bedeutung erlangte, nicht nur dessen Grenzen hinaus.
So gab
die Aufgabe, die
Howeschen Träger zu verwendenden 60 eisen
einer
zuverlässigen
Erfindung (1852)
der
mm
Festigkeitsprobe
weltberühmten
beim Bau der
starken
zu
sondern weit über
für Bayern,
und über
zuletzt
6,0
Materialprüfungsmaschine
damaligen technischen Direktor vorgenannter Fabrik
in
m
den
unterziehen,
von
Nürnberg.
genannten
langen Rund-
Anstoß Werder,
zur
dem
Diese Maschine
Wilhelm Dicli.
120 fand ihren
Weg
und
vervollkommnet durch Bauschingers (1868— 1893 Professor und Vorstand
sieht,
und andere Länder
die Schweiz, Frankreich, Osterreich, Rußland
in
Laboratoriums an der Kgl. Technischen Kochschule in
des mechanisch-technischen
München) bekannte Meßvorrichtungen, auch heute noch unübertroffen In gleich geistvoller
Weise
löste
Werder
die
innerhalb acht Monate, einen eisernen Ausstellungspalast von über
München
fläche für die 1854 in fertigzustellen, eine
Werders
da.
ganz anders gelagerte Aufgabe, 1
1
qm Grund-
000
zu entwerfen
stattgehabte Industrieausstellung
auch nach den heutigen Anschauungen gewaltige Leistung.
Vielseitigkeit
legt
schließlich
und Für
noch die Erfindung des nach ihm benannten,
einstmaligen bayerischen Armeegewehres rühmliches Zeugnis ab.
den 50 er Jahren begann man
Erst in
in
Bayern den Bau eiserner Brücken
aufzunehmen; aber dann gleich mit größeren Ausführungen und den bisher bekannten Bauweisen Jahre 1851
erste
die
oft
in eigenartiger,
eiserne Fachwerkbrücke
von
So wurde im
vollständig abweichender Art.
nach einem neuen von
dem
Pauli,
damaligen Baudirektor der Kgl, bayer. Staatseisenbahnen, erdachten Trägersystem bei
Günzburg
der Bahnlinie
in
„Augsburg— Ulm"
Die dieser Erstausführung
erbaut.
anhaftenden Mängel wurden bald erkannt und erfolgreich verbessert, so daß der Pauli-
Träger beim Bau der Linie „München— Rosenheim'
4
für die
bedeutende Isarbrücke bei
Großhesselohe 1857 zur Anwendung gebracht werden konnte.
hohe Talbrücke hatte Pauli
besitzt Öffnungsfelder
noch
selbst
worden waren, und
betätigt,
zur Seite gestanden war.
Gerber
als Leiter
während
die Aufsicht über die
Händen Gerbers gelegen
fabrik, die
bis zu 54
hatte,
ihre
m
Stützweite.
von Werder bearbeitet
Einzelheiten
Ausführung der Eisenkonstruktion
der damals
dem
Baudirektor
v.
Pauli
in die
den
trat
Dienste der Nürnberger Maschinen-
1859 die Ausführung des ersten Geleises der 1036
m
langen, aus 32 Öffnungen
Rhein bei Mainz übernommen hatte.
bestehenden Eisenbahnbrücke über den
Ausführungsart und die Fertigstellung der vier großen Stromöffnungen von Stützweite
in
Assistent
als
Nach Vollendung dieses hervorragenden Bauwerkes
der Brückenbauabteilung
m
30
Diese rund
Deren Berechnung
Die
je 105
m
nach Paulis System bildeten ein Ereignis für den damaligen Stand der
Brückentechnik.
Diese große Rheinbrücke dient heute noch
dem
seither gewaltig
gesteigerten Verkehr trotz der erheblichen Vergrößerung des Gewichts der Verkehrsmittel. stelle
Die damals für die Ausführung dieses Brückenbauwerkes nächst
der Bau-
angelegten Arbeitsstätten, Montierschuppen usw. blieben stehen und bildeten
den Grundstock der als derzeitiger Filiale
jetzt
ausgedehnten Brückenbauanstalt
der Stammfabrik
in
Nürnberg.
in
Gustavsburg bei Mainz,
Die Entwicklung de» Brückenbaues.
Bedeutsam
Eisenbrückenbaues
für die Entwicklungsgeschichte des
Berechnungsweise der eben genannten großen Bahnbrücke geworden; als erster
von
allen Ingenieuren die veränderlichen
zeugen, Menschengedränge usw., gegenüber
den
Eigengewicht) mit einer mehrfachen Bewertung erstmals die Ergebnisse der für die
1
1
in
ist
Gerbers
Gerber hat
Lasten, also die Kräfte aus Fahr-
ständigen
ruhigen
Lasten
Rechnung gezogen;
(dem
er hat auch
jährigen Dauerversuche Wöhlers 1873 wissenschaftlich
Zwecke des Brückenbaus
während
verwertet,
die
von Professor Bauschinger
im Laboratorium der hiesigen Technischen Hochschule durchgeführten grundlegenden Versuche
die
Richtigkeit
der
München
schule nach
und Technik
berufen,
Ergebnisse
wichtigsten
Bauschinger wurde 1868
erwiesen.
der
Wöhlerschen Versuche
damals neu errichtete Technische Hoch-
in die
an der er während 25 Jahre eine er
gleich ersprießliche Tätigkeit entfaltete;
Wissenschaft
für
gründete das mechanisch-
Desgleichen war die Schaffung
technische Laboratorium als erste Anstalt dieser Art.
internationaler Konferenzen zur Vereinbarung einheitlicher
Methoden
für die
von Bau- und Konstruktionsmaterialien hauptsächlich Bauschingers Werk. hierdurch gewonnenen genauen Kenntnisse der Baustoffe auf die
Prüfung
Daß
die
konstruktive Ent-
wicklung des Brückenbaues den wichtigsten Einfluß ausübte, braucht keine nähere Darlegung.
Bemühen,
Gestützt
auf
Bauschingers
im Laufe seiner Tätigkeit (1859—1885) endeter
Abrundung zur Anwendung,
viele
als
brachte Gerber,
Arbeiten
die Eisenkonstruktionen in Theorie
in
dem
steten
und Ausführung zu vervollkommnen, neue Gedanken meist gleich
in
voll-
deren glücklichster und erfolgreichster die
Erfindung des nach ihm benannten „Gerberträgers" oder „Trägers mit freiliegenden Stützpunkten" bezeichnet werden sei
längst bekannt,
des Sattelholzes,
darf.
Wenn auch
und jeder Zimmermann wisse
so hat jedenfalls kein
behauptet wird,
seit
dieser Träger
Jahrhunderten die
Anwendung
Konstrukteur vor Gerber die Möglichkeit,
den statisch unbestimmten Träger durch Einlegung von Gelenken (Momentennullpunkten) statisch bestimmt zu machen und damit
bewußt
sichtiges Kräftespiel herbeizuführen, klar ausgesprochen.
gedanken des Gerbertragers und
ein
eindeutiges, durch-
Fig. 2 a
zeigt
den Grund-
Fig. 2 b eine der ersten, besonders, charakteristische
Ausführung nach diesem System: die 1866 gebaute Straßenbrücke über den Main In
den Abbildungen a und b der Fig. 2 sind die freiliegenden Stütz-
h. die
Momentennullpunkte, welche Drehungen keinen Widerstand entgegen
bei Haßfurt.
punkte, d.
setzen, mit
G
bezeichnet.
Der Vergleich dieser Brücke mit der weitgespanntesten bestehenden Brücke der Welt, der vielgenannten zweigeleisigen
Bahnbrücke über den
Firth of
Förth in
Wilhelm Dielz.
122
Schottland (1890) mit 521 schied
in
m
größter freier Spannweite, zeigt zwar gewaltigen Unter-
den Abmessungen, aber keinen im Tragsystem, das
fast in allen Weltteilen die
in
wenigen Jahrzehnten
ausgedehnteste Verbreitung gefunden
Für die Ober-
hat.
brückung der gewaltigen Ströme Nordamerikas und der mächtigen Flüsse Indiens, mit deren vielfach ungünstigen Gründungsverhältnissen, erwies sich der Gerberträger
meist
als
die
zweckmäßigste Brückengattung.
Die zurzeit
den
im Bau
Lawrencefluß
St.
Stützweite
von 549
staltungsfähigkeit
in
m
begriffene,
Canada
als
Gerberträger ausgebildete Brücke
über
wird, fertiggestellt, die größte in der Welt erreichte
Ein
besitzen.
besonderer Vorzug des Gerberträgers, „Ge-
und damit schöne Linienführung des Bauwerkes",
darf
nicht
un-
A
Fi«.
2.
Träger mit Irriliegenden Stützpunkten (Gerhcrtraffcr). a)
KonatruktionigrundKrdanke (G
bl Aualührun«; bei der
erwähnt bleiben. brücke
—
Irrillf gcndcr Stiitipunkt).
Straßenbrücke über den Main bei HaUiurl.
Als Beispiel hierfür diene die
(Friedrichsbrücke)
in
in
Mannheim, erbaut
Fig. 3 dargestellte
1889—91
im
neue Straßen-
Auftrage der
groß-
herzoglichen badischen Regierung von der Brückenbauanstalt Gustavsburg nach den
Plänen von Gerber, Rieppel und land
für
alle
Ingenieure dieses
Fr. Thiersch,
Landes
für
welche aus
ein
dem
ersten
in
Deutsch-
Brückenbauwerk ausgeschriebenen
Wettbewerb erfolgreich hervorgegangen waren. Die Anzahl der sonstigen nach Gerbers Plänen ausgeführten Straßen- und fiisenbahnbrücken bemißt sich nach vielen Hunderten,
aus
denen
Bestreben nach Neuerungen und Verbesserungen sich erkennen
allen
läßt.
das
stete
Von den be-
deutenderen nach Gerbers Entwürfen ausgeführten Hochbauten seien bloß die Hallen des jetzigen Hauptbahnhofes jene des Hauptbahnhofes
in
in
München
mit 150
Mainz genannt.
150
= 22500 qm
Grundfläche und
Die Entwicklung des Brückenbauet..
Nach Gerbers
123
Rücktritt (1885) ging die Leitung der Brückenbauanstalt, sowie
später auch noch die der Nürnberger Stammfabrik selbst, an Rieppel über, welcher die
Brückenbauanstalt, den wachsenden Bedürfnissen entsprechend, vollständig umbaute
und vergrößerte, so daß
sie befähigt
war,
in
ihrem Sondergebiet des Eisenbaus
in
den
welche sich den früheren bahnbrechenden
letzten Jahrzehnten Fortschritte zu erzielen,
Leistungen Werders und Gerbers ebenbürtig anreihen, dabei ihr Schaffensgebiet weit
Friedrichsbrück«:.
Straßenbrücke «her den Neckar
Fig. 3), die
zu je 100,1
m
Müngsten 1893
die Straßenbrücke
(1897
— 99).
dieser
über den Neckar bei Mannheim 1889/90
Straßenbrücke über die Süderclbe
— 97
Mannheim.
Von den größeren Brückenbauten
über Bayerns Grenzen hinaus erweiternd. Periode seien erwähnt: (vgl.
in
bei
Harburg mit
Die zweigeleisige Bahnbrücke
vier
Öffnungen
über das Wuppertal
bei
im Einvernehmen mit der Eisenbahndircktion Elberfeld ausgeführt
nach Rieppels Entwurf. (Vgl. Fig. 4 und Titelbild sowie Erläuterung hierzu Seite 12b).
— Die Straßenbrücke werkbogen von vertritt.
— Die
91
m
über die Donau bei Straubing (1895
— 90),
ein Zweigclenkfach-
Stützweite, welcher die weitgespannteste Straßenbrücke Bayerns
Straßenbrücke über den Rhein bei
Zweigelenkfachwerkbogen
von
105,0
m
Worms
1897
—
Die
Stützweite.
— 99
erbaut mit einem
1898
— 1902
erbaute.
Digitized by
Gc
Wilhelm Diclz.
124 13,3
km
Schwebebahn Vohwinkel— Elberfeld— Barmen— Rittershausen,
lange
Grunde genommen eine Eisenbrücke von eingeteilt in 24 bis
m
33
dieser außerordentlichen
außergewöhnlich
Von
viel
18000 Tonnen
rund
betrug
Das Gesamtgewicht dieser Eisen18000000 kg, deren Aufstellung
oder
Beachtenswertes und Neues bot.
weiterer Aufzählung auch nur einiger, in Kleinasien
geführter Eisenbrücken
möge abgesehen werden
Erwähnung
(Westafrika) soll
die im
darstellt,
lange Öffnungen, die mittels eines neuen Trägersystems,
des patentierten Rieppelträgers, überspannt sind. konstruktion
Länge
finden
und
in
China aus-
nur die neue Landebrücke
;
wegen der wesentlichen
Fortschritte
in
Togo
und Neue-
rungen im Bau dieser seltenen ßrückengattung, deren beachtenswertester wohl
Gründung der gegen
die
eisernen Pfeiler und deren eigenartige Sicherung durch Betonumhüllung
die schädliche
Wenn auch
Wirkung des Seewassers
ist.
nicht auf gleicher Stufe mit
den bisher geschilderten Leistungen
stehend, jedoch als nicht unwesentliche Verbesserung im Bau eiserner Gitterbrücken
erwähnenswert
ist
die von Ingenieur Mohnie" in
ein bayerisches Privilegium
welche
Ländern
in vielen
1857 geschützte neue
bis in die jüngste Zeit
Augsburg erdachte und ihm durch
Anordnung dieses Trägersystems, Anwendung gefunden hat.
Zweier hauptsächlich für die Ausbildung der theoretischen Seite des Brückenbaus hochverdienter Männer K.
muß noch
gedacht werden.
Culmann. war von 1841—55 zuerst
als
technischer Gehilfe,
dann
als
Sektionsingenieur bei der Maximiliansbahn und hierauf bei der bayerischen Ostbahn in
seinem Heimatland
Seine
tätig.
anfangs der 50er Jahre erschienenen hervor-
ragenden literarischen Arbeiten auf theoretischem Gebiet hatten jedoch bereits derart die
Aufmerksamkeit der technischen Welt erweckt, daß
Gründung des Polytechnikums bis zu
in
ihm im Jahre
Zürich, eine Prolessur übertragen
1855,
seinem 1881 erfolgten Tode bekleidete und während welcher er eine
Theorie des Brückenbaues grundlegende Tätigkeit
„Graphischen Statik" für alle Zeit die
in
gebührende Stellung in
in
der wissenschaftlichen Welt.
Österreichisch-Schlesien
der Technischen Hochschule
und Privatdozent (1878—87), tragen wurde.
für die
Die Begründung der
hoher, streng wissenschaftlicher Auffassung sichert ihm allein
H. Manderla, geboren seiner Studien an
entfaltete.
bei
wurde, die er
bis
in
1853, blieb nach
München
ihm 1887 die Profcssur
für
daselbst
Ablegung
als Assistent
Brückenbaukunde über-
Eine von ihm schon 1880 veröffentlichte Arbeit löste erstmals eine
sehr schwierige, für den Brückentheoretiker
Gebiete der Nebenspannungen
in
jedoch sehr wichtige Frage
auf
dem
Fachwerkträgern und berechtigte zu den schönsten
Die Entwicklung des Brückenbaues.
125
Erwartungen von Manderlas Arbeitstätigkeit auf diesem Zweige des wissenschaftlichen Brückenbaues, die jedoch dessen früher Tod (1889) jäh vernichtete. Einen ruhigen und stetigen Fortschritt lassen die vielen ausgeführten Brückenbauwerke
Jahrzehnten
am
der
berg
— Bamberg",
In
den
letzten sechs
August 1844 erfolgten Eröffnung der Teilstrecke der Linie „Nürn-
seit
25.
in
des Kgl. Bayer. Staatseisenbahnnetzes
der ersten
vom
bayerischen Staate gebauten Bahnlinie, erkennen.
den ersten zwei Jahrzehnten der Bahnbauten erfreuten sich die Holzkonstruk-
tionen noch einer Bevorzugung, wobei sowohl
hängewerke,
Fachwerke
dem Bau rasch
50
bis über
Ausführung
m
Lichtweite und 30
worden
gebaut
einfache Gerüstbrücken,
genannten,
als schließlich die früher
waren.
m
Höhe über
Bogen-
als
Howeschen
besten bewährten
Talsohle in vorzüglicher
begann
50er Jahren
den
In
am
neben
dann,
massiver gewölbter Brücken, der Eisenbrückenbau, der bei
zahlreicher
wachsendem Verwendungsgebiet am Ende des vorigen Jahrhunderts hervorBauausführungen aufzuweisen
ragende
vermochte, so
z.
B.
1904
die
vollendete
eiserne Eisenbahnbrücke bei Kräutelstein, welche in zwei gewaltigen Offnungen von je
110,5 m,
den größten
in
Bayern erreichten Stützweiten, die Donau nächst Passau
überschreitet.
Über nicht minder erfreuliche
fortschrittliche Tätigkeit
im Bau massiver ge-
wölbter Brücken legt die kürzlich fertiggestellte zweigeleisige Bahnbrücke über die Iiier
bei
Kempten, deren Hauptbogen eine 64,5
m
weite Öffnung überspannt, beredtes
Zeugnis ab; diese Spannweite wird von der größten massiven, geführten Brücke, in Calizien,
nur
nämlich
um
>/j
m
dem großen Bogen übertroffen
für
Bahnzwecke aus-
der Eisenbahnbrücke bei Jaremcze
und von keiner einzigen gewölbten Bahnbrücke
der Vereinigten Staaten Nordamerikas auch nur annähernd erreicht. Ein gleich günstiges Bild bietet die Entwicklung des Baues massiver Straßen-
der auch
brücken,
in
Baustoff,
mit
dem
in
allen allein
Wettbewerb getreten die jüngst
wie
Bayern,
Jahrtausende hindurch
in
ist.
Ländern,
der Beton,
jüngster
als
gebrauchten Naturstein
in
scharfen
Jedoch auch bezüglich der erreichten Stützweiten stehen
vollendeten bayerischen
massiven Straßenbrücken
in
erster Linie.
Die
beiden Hauptbogen der 1904 vollendeten Straßenbrücke über die Isar bei Grünwald nächst
München
besitzen je 70
Brücken aus Eisenbeton. über die
Isar bei
m
Stützweite und übertreffen damit
alle
bestehenden
Desgleichen weisen die jüngst erbauten Straßenbrücken
München (1900
— 1905)
außergewöhnliche, bloß von
erwähnten, größten Wölbebogen der Welt übertroffene Spannweiten
auf.
dem schon Es besitzt
Digitized by
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Wilhelm Dietz.
126
nämlich die 17 bei
m
Breite
18,60
m
als
Quaderbau ausgeführte Luitpoldbrücke (Prinz-Regenten-Brücke)
63
m
Stützweite,
und
Max-Joseph-Brücke (Bogenhauser
die
Breile eine Lichtweite von 64,00
m;
für
letztere
war
bereits
bei
Brücke)
Beton
als
Baustoff gewählt worden.
An dem gewaltigen Aufschwung des deutschen Brückenbaus im
Verlauf der
beiden letzten Jahrzehnte des XIX. Jahrhunderts gebührt den weitgespannten Bogen-
Fi«.
Freier
brücken ein hervorragender land an Zahl, Güte
«.
Vorbau de« grollen Bogen» der Milng»tener Brücke.
Anteil. In letztgenannter
Brückengattung
Amerika mit eingeschlossen, und
hat Vorbildliches
geschaffen.
erwiesenermaßen die Aufstellungsarbeiten der bereits genannten
helm-Brücke
bei
Müngsten
(vgl. Titelbild
und
Fig. 4)
brücke über den Niagarafluß, dessen Bogen mit 265 teste der
Welt
ist.
übertrifft
Deutsch-
und Verschiedenartigkeit der Konstruktion das gesamte Ausland,
als
In
der Tat haben
(S. 123)
Kaiser-Wil-
heim Bau der neuen Straßen-
m
Stützweite der weitgespann-
Muster gedient.
Es dürften daher einige Mitteilungen aus der Baugeschichte der Müngstener
Brücke hier
am
Platze
sein.
Wie aus
Fig. 4
ersichtlich,
übersetzt
die
insgesamt
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Die Entwicklung des Brückenbaues.
465
m
lange zweigeleisige Eisenbahnbrücke
Die Anordnung des Bogens von
Wuppertal.
öffnung über die
tiefste
Talstrecke,
127
einer größten
in
162,5
entsprang
m
106,83
m
große
Mittel-
Höhe von
Lichtweite,
als
das
Überlegung, gestützt auf
reiflichster
ausgedehnten vergleichenden Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit der verschie-
denen möglichen Anordnungen, Aufbau
bei
so außergewöhnlichen
in
welcher schließlich die Rücksichtnahme auf den
Höhen
sich als ausschlaggebend erwies.
nämlich, daß nur ein Tragsystem zweckmäßig in
sich
Es zeigte
Anwendung kommen
konnte,
welches, ohne das Tal mit umfangreichen Aufstellungsgerüsten ausfüllen zu müssen,
aus sich selbst heraus mit Zuhilfenahme nur ganz kleiner Hilfsgerüste
werden konnte.
dem durch
dem Bogen
Dies führte zu
Fig. 4
dargestellten freien
Durchführung gelangte, obwohl
in
frei
vorgebaut
mit einer Aufstellungsweise, die nach
Vorbau
in
erfolgreichster Weise
sicherer,
zur
der Märzwoche des Jahres 1897 gerade während
der schwierigen Bogenschlußarbeiten täglich von starken Gewittern begleitete Stürme tobten, keit
an sich zwar wenig erfreulich, gleichwohl den Beweis für die Richtig-
die,
und Zuverlässigkeit des gewählten,
nung tragenden Bauvorgangs ersterc
lehrt
des
den ungünstigsten Verhältnissen Rech-
oft
die
verständlichste Sprache
des Ingenieurs;
ihm auf kürzestem Wege
die
Beschaffenheit,
die
dieser Auffassung fähigkeit
selbst
erbrachten.
Zeichnung und Zahl bilden
mögen
XIV,
Taf.
bayerischen
und
Fig. 4
letztere
Menge.
In
Titelbild als Sinnbild der Leistungs-
Brückenbaus zu Beginn und
hunderts dienen und nur noch die Zahl zu Worte
am Ende
des XIX. Jahr-
kommen:
Die Länge der Staatsciscnbahnen des Deutschen Reiches betrug Ende 1903 (Industrie-
nicht zugerechnet) 52814 km, nämlich 32658 km km Nebenbahnen; Bayerns Staatsbahnnetz besaß 6147 km Länge, km auf Haupt- und 2050 km auf Nebenbahnen. — Ende des
und Schmalspurbahnen
Haupt- und 20156
hiervon trafen 4097
Jahres 1903 belief sich
die
Anzahl
aller
gewölbten Brücken der deutschen Staats-
eisenbahnen auf 15081 und die der Eisenbrücken auf 17 754, mithin
33845 Stück. inbegriffen.
rischen
2116
gleich
Es
trifft
sind 99367 Durchlässe von weniger als 2 also
Staatseisenbahnen
auf
je
1,57
waren
die
km
kommt, wobei
mithin jedem
die
Kilometer
anschauliche Statistik
nicht geben.
m
Bahnlänge eine Brücke.
betreffenden
eiserne, mithin insgesamt 4241 Brücken, so
eine Brücke trägt,
Hierin
Zahlen:
2125
insgesamt auf
Stützweite nicht Bei den
daß daselbst bereits auf
über
die
11,4
m
km
Brückenlängc entspricht.
Straßenbrücken
läßt
sich
und
je 1,45
Gesamtlänge der bayerischen Brücken 70,2 Bahnlänge
baye-
gewölbte
im Auszug
km be-
Eine hier
Wilhelm Dietz.
128
Die Knlwicklun« des Brückenbaues.
Die bishergegebenen kurzen Mitteilungen aus den verschiedenartigen Zweigen des Brückenbaus lassen immerhin erkennen, welch regen und erfolgreichen Anteil bayerische Meister die
in
genommen haben
vollem Einklang mit
mäßiger Stetigkeit und Sicherheit auf fortschreitend
an
an der Entfaltung deutscher Brückenbaukunst,
deutscher Art
nicht
völlig
der Jahrhundertwende
sprungweise, sondern
sicherer wissenschaftlicher
unter
den
Kulturvölkern
in
gleich-
Begründung
eine
führende
Stellung einnimmt.
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Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Josef
von Baader.
Von Wilhelm Lynen. Mit 7 Tafeln
Die in
XV-XXI
Beförderung von Personen und Gütern zu Wasser und zu Lande übt
der Gegenwart den größten Einfluß auf unsere sämtlichen wirtschaftlichen, gesell-
und geistigen Verhältnisse
schaftlichen
Es vergeht
fast
aus.
keine Stunde unseres Lebens, die nicht von
Verkehrswesen berührt und betroffen wird.
dem umfassenden
Es gibt keine Beziehung der Menschen
untereinander, die nicht durch diese Entwicklung des Verkehrs eine lebhafte Steigerung erfahren hat.
Der Beginn dieses Anfang des
ungezählte Köpfe und gearbeitet.
keiten
Aufschwungs des Verkehrswesens
XIX. Jahrhunderts.
Wenn
Hände
es möglich
in
An
seiner
großartigen
der mannigfaltigsten
ein
setzt
mit
Weiterentwicklung
dem haben
und angestrengtesten Weise
gewesen wäre, zu Beginn der Entwicklung
alle
Schwierig-
und Hemmnisse zu erkennen, die im Gange der Entwicklung überwunden
wurden, und wenn man der auserlesensten Gesellschaft unbefangener,
aber scharf-
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Wilhelm Lynen.
130 sinnigster
und
tatkräftigster
Mühe und
zugleich die
Menschen
als
Ziel
heutige Verkchrswelt
unsere
und
Arbeit hätte zeigen können, die zu ihrem Aufbau erforderlich
war, sie würden unbedingt erklärt haben, daß es menschenunmöglich
dieses Ziel
sei,
zu erreichen.
Ks
was Rückert sagt:
gilt hier,
dem Ziele, wenn er so fern es sähe, Wies wirklich ist? - Der Wunsch sieht alles in der Nähe. Und wenn Du näher rückst und merkst den Augentrug, „Wer
strebte nach
Treibt weiter Dich der Trieb, der einmal
So
mit sich fortgerissen,
immer
im Zug."
ist
hat die Ausbildung des Verkehrs, lawinenartig anwachsend, die sie
zu
immer
stärkeren Anstrengungen
geistreicheren Leistungen befähigt
—
ein Halten
Menschen
angespornt
und
zu
oder Umkehren wurde im
Laufe der Zeit immer mehr unmöglich.
Angesichts des heutigen Standes des Verkehrswesens bietet es einen eigenen
Gedanken und Gefühlen zu
Reiz, Kenntnis von den
erhalten, die zur Zeit des
Zu
des Eisenbahnwesens die Menschen bewegt haben. ein
Mann, der mit offenem Blick
allein
Wort und
in
die Vorurteile, die tätig
war,
um
die
Schrift auf ihre
gegen
sie
jener Zeit lebte
in
Beginns
Bayern
Bedeutung der Eisenbahnen erkannte und nicht
hohe volkswirtschaftliche Bedeutung hinwies und
herrschten, widerlegte
ihre Einrichtung zu verbessern,
— sondern auch selbst erfinderisch
und Versuche
um
anstellte,
die Vorteile,
die sie bringen sollte, vorzuführen.
Muten uns auch manche seiner Erfindungen
dünken uns auch manche seiner genossen klarmachen seinen Schriften eine
wollte,
oft
mehr
viele Irrtümer
oder auch kindlich an,
lustig als ernst,
so verspüren wir doch aus
Ahnung des großen Strebens der kommenden
erkennen das Ringen seines Geistes nach Klarheit
noch
unreif
durch die er seine Gedanken seinen Zeit-
Bilder,
in
Zeit,
einem neuen Gebiet,
und wir in
dem
auszuroden, viele Vorurteile wegzuräumen, viele Punkte aufzu-
klären waren, ehe sichere
Wege
darin angelegt
werden konnten, und
für
das wir selbst
nach hundertjähriger Pflege noch nicht die endgültige Ausgestaltung erreicht haben. Dieser
Mann war Joseph
Maschinendirektor.
erkannt
hat,
Es
fällt
auf,
wenn ihm immerhin
Ritter
wie
von Baader, bayerischer Oberst-Bergrat und klar er die
eine Entwicklung
heute als eine sehr bescheidene ansehen. Schwierigkeit der Ein-
Bedeutung des Eisenbahnwesens desselben
vorschwebt,
die
wir
Anderseits erstaunt man, wie sehr er die
und Durchführung des Eisenbahnwesens unterschätzt
ha»,
Die Eisenbahnen nach Josef
erschien,
Aufgaben,
Die
Verhältnissen.
mußten lange
geworden waren zu
Baader.
131
Zeit
deren
ihm so einfach
Erfüllung
ungefördert
liegen
bleiben,
und naheliegend Verhältnisse
die
bis
reif
ihrer Durchführung.
Baader war 1763
und Mechanik
studiert.
Ingenieure auf
dem
um
v.
daß es tausendfältig verknüpft war mit den verschiedenartigsten
weil er nicht erkennt,
in
München geboren und
In seiner Stellung als
hatte in Göttingen
Mathematik
— wie viele andere — mehrere Reisen nach England,
Ingenieur machte er
Festlande zu der damaligen Zeit
seine technischen Kenntnisse zu erweitern.
Dieses Inselland war von den mancherlei Kriegsläuften verschont geblieben,
dem Festlande eine kräftige und gesunde Entwicklung der Technik gehemmt hatten, und war namentlich in den Verkehrseinrichtungen und in der Anwendung der Maschinenkraft den übrigen Staaten Europas vorausgeeilt. welche auf
Die englischen Einrichtungen wurden
man hoffte, durch sie die Wunden der Kriegszeiten
in
Deutschland
studiert,
eifrig
weil
den Handel und Verkehr zu heben und so die
Industrie,
auszuheilen,
die
Schäden und Verluste,
die
überall
zu
spüren waren, wieder gut zu machen.
Baaders erster Aufenthalt Später
hielt er sich
in
England dauerte acht Jahre,
nochmals zwei Jahre, von 1815
seine Konstruktionen von
— 1817,
dort auf,
Oberbau und rollendem Material
für
von 1787
um
— 1795.
ein Patent auf
Eisenbahnen zu nehmen
und zu verwerten. Die Eindrücke, die er aufs lebhafteste. sein, die
in
England gewonnen
Vor allem kam ihm
die
hatte, beschäftigten seinen Geist
Bedeutung der Eisenbahnen zum Bewußt-
nach seiner Meinung veranlassen mußten „eine gänzliche Umwälzung im
Handel und im inneren Verkehr
und vor der Hand gar der neuen Gedanken Fortschritts
aller
Länder, deren wohltätige Folgen unermeßlich
nicht zu berechnen sind."
in
seinem Vaterlande zu
zuzuwenden
und
ihm
„das
Er fühlte sich berufen, ein Apostel
sein,
drückende
um ihm Joch
die
Segnungen des
eines
tausendjährigen
Schlendrians" abzunehmen.
Er wollte die Unvollkommenhciten und Unzulänglichkeiten
Eisenbahnen beheben, führte Modelle seiner Erfindungen aus, prüfte suche und machte seine Gedanken
in einer
der
englischen
sie
durch Ver-
Reihe von schriftlichen Auslassungen der
Allgemeinheit zugänglich.
Die erste schriftliche Äußerung gab er im Jahre 1814 von sich einer „überall anwendbaren Erfindung von eisernen Kunststraßen
des Transports
als
als
Ankündigung
zur Erleichterung
das vorteilhafteste Surrogat für schiffbare Kanäle".
Wilhelm Lynen.
132
war „den allerdurchlauchtigsten und erhabensten Souverains, welchen
Sie
Deutschland seine Unabhängigkeit, Europa den Frieden, verdanken, allen mit ihnen verbündeten das
und
Fürsten
Staaten ihre Sicherheit
alle
welchen
Regierungen,
allen
und der Wohlstand der ihnen anvertrauten Völker am Herzen
Glück
liegt,"
gewidmet. Er macht darin auf die Vorteile der Eisenbahnen allgemein aufmerksam, regt die
„die
neue Erfindung gemacht
Neugierde an durch die Mitteilung, daß er eine
ohne
Einschränkung und unabhängig von
alle
Schwierigkeiten
anwendbar
ist."
des Terrains,
Er
hofft,
überall
daß „er
in
in
jedem
seinem
allen
Lande
und
tief
hat,
möglichen, verschiedenen
und
aul
reichlich
jede
Entfernung
durchdachten Plane,
welcher ihn seit sechs Jahren beschäftigt, vorläufig alle nur erdenklichen Hindernisse
und Schwierigkeiten genau erwogen und berücksichtigt und durch geeignete Vorkehrungen zu heben und zu beseitigen gesucht"
hat,
und daß
die Souverains
und
Regierungen der Staaten sich veranlaßt sehen, ihm Geld zu einem Versuch im Großen zu geben und auf sein Werk zu subskribieren,
Wagen und
alle
Zeichnungen erläutern
welchem
derjenigen,
Eifer
an
die
er
sich mit
neu zu beleben, gab Baader im Jahre 1817,
hatte,
Eisenbahnen,
seine
er
will.
Wohl um den gewandt
in
dazu gehörigen Vorrichtungen beschreiben und durch ausführliche
ersten Schrift
seiner
seinem
nach
zweiten
Aufenthalt in England, eine zweite Schrift heraus „über ein neues System
schaffenden Mechanik", welche
größere Werk
Ohne er die
das
Programm
der
fort-
das nächstens zu erscheinende
für
enthielt.
die Einzelheiten seiner
Bauweise bekanntzugeben,
Mängel der englischen Eisenbahnen beheben,
ländes beherrschen und
die Schnelligkeit
alle
man
auf gewöhnlichen
Umwerfen, mit dem Scheuwerden oder Durchgehen der Pferde, mit oder betrunkenen Postillons, besonders zur Nachtzeit ausgesetzt ist
die
aus,
daß
des Ge-
und Sicherheit der Personenbeförderung
so steigern könne, daß „alle Gefahren, welchen
vermieden werden, und dabei
er
führt
Schwierigkeiten
Bewegung
ist,
Reisen mit
ungeschickten
hier
vollkommen
so sanft und angenehm, daß selbst
kranke und schwächliche Personen oder kleine Kinder, sitzend, liegend oder schlafend,
ganze Tagereisen ohne die geringste Ermüdung zurücklegen können".
Im Jahre 1822 erschien das Werk unter dem schaffenden Mechanik" mit 16 Kupfertafeln. bestellt,
baaren
davon 100
Summe
von
allein 1
1
durch
Titel
„Neues System der
Im ganzen waren 110 Stück
den Kaiser von Rußland,
000 Gulden"
vorausbezahlt
hatte.
der
sie
fest
fort-
voraus-
ihm „mit der
48 Stück waren für den
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Die Eisenbahnen nach Jogef
v.
Baader.
Fall vorausbestellt,
daß das Werk wirklich zustande kam, und von diesen hatte der
König von Bayern
allein
In
Doch
20
genommen.
am
diesem Werk werden wir
noch im Jahre 1817
er
hat
handlung über
in
daß
mit
seinen
Eisenbahnen gebracht, und
die englischen
1826 bei der Königsgeburtstagsfeier
Wissenschalten gehalten
besten
in
bekanntgemacht.
in einer Festrede,
die
er
der Sitzung der Bayerischen Akademie der
seine Ziele besprochen
hat,
Ohren gepredigt
er bisher überall tauben
Ideen
Dinglers Polytechnischem Journal eine Ab-
—
sich zugleich auch beklagt,
hat.
seinem letzten Lebensjahre hat er noch eine Schrift veröffentlicht „Ober
In
die Unmöglichkeit,
Dampfwagen
auf gewöhnlichen Straßen mit Vorteil als allgemeines
Transportmittel einzuführen, und die Ungereimtheit aller Projekte, die Eisenbahnen
dadurch entbehrlich zu machen".
Nach seiner Meinung kann
„die
größte technisch-ökonomische und staats-
Aufgabe des Jahrhunderts: den Ackerbau,
wirtschaftliche
Gcwerbefleiß
den
und
Handel durch die möglichste Erleichterung und Beschleunigung des inneren Verkehrs, somit den Nationalwohlstand
zu bringen,
Verkürzung aller
aller
Länder auf die höchste Stufe von Vollkommenheit
Völker durch Beförderung ihrer gemeinschaftlichen Interessen und
alle
der
Entfernungen
Lebensmittel
überall
näherzubringen,
einander
vorzubeugen,
der
Not und Teuerung
und das drohende Gespenst der Unruhe
und Unzufriedenheit der Proletaren durch Verbesserung ihres materiellen Zustandes
am
sichersten
zu
beschwören,
nur
durch
die
möglichste Vervollkommnung
der
Eisenbahnen, ihrer Fuhrwerke und Maschinen gelöst werden-. Inwieweit Baader selbst dazu beigetragen hat, „die vielen
und bedeutenden
Mängel und Nachteile zu entfernen, welche dieser höchst wichtigen aber noch ihrer Kindheit
in
befangenen Erfindung anklebten", möge an Hand seiner eigenen Dar-
stellungen untersucht werden. In
seinem Hauptwerk „Neues System der fortschaffenden Mechanik" bespricht
Baader zuerst die englischen Eisenbahnen.
Es gab damals zwei Arten
:
die railroads,
mit hochkant gestellten Schienen und Rädern, die einen Spurkranz hatten, und tramroads, mit flach aufliegenden Schienen mit einem vorspringenden
der spurkranzlosen Steinwürfeln.
Erst
Räder.
um
Rand zur Führung
Die Schienen bestanden aus Gußeisen und ruhten auf
das Jahr 1815 wandte
man
gewalzte Schienen an.
Auf Grund einer vergleichenden Kostenberechnung der Anlage einer Landstraße
und einer Eisenbahn
in
einer
ziemlich flachen
Gegend kommt Baader zum
Ergebnis, daß die doppelgeleisige Eisenbahn in Bayern ungefähr zwei- und einhalb-
Wilhelm Lynen.
134
mal so
spannungskosten
bei
Frachtkosten auf
herunter gehen.
Hälfte
sie
freier
Bei
als auf einer
Annahmen
er
hinsichtlich
Frachtkosten auf
die
Eisenbahn.
gegenüber den Kanälen noch die Vorteile
die Eisenbahn
schneller befördert, weniger
führung
gleichen
Menge des Frachtgutes berechnet
der
einem Kanal etwa dreimal so hoch
Trotzdem
verminderten Be-
der
einem jährlichen Transport von fcOOOOO Zentnern die gesamten
die
des Geländes und
daß aber infolge
Landstraße,
eine
kostet als
viel
Grund und Boden beansprucht,
und während des ganzen Jahres betriebsfähig
ist,
daß
hat,
ihrer
in
Linien-
wird sie noch „ver-
schwindend wenig angewandt" und die Gründe dieser „unbegreiflichen Vernachlässigung"
findet
noch
Baader außer
dem Widerstand
Geistes und
in
„gewöhnlichen Trägheit des menschlichen
der
der großen
Menge gegen
alle
wichtigen Neuerungen"
Unvollkommenheiten der englischen Eisenbahn.
in
Er glaubt, daß ihre Anlagekosten zu hoch sind und daß das große Risiko des neuen Transportunternehmens die Kapitalisten abschreckt.
Die Eisenbahnwagen
können nicht auf gewöhnlichen Landstraßen fahren. Die Reibung, welche der Schienen erleiden, verschlingt zuviel Kraft.
räder an der Seite
muß
möglichst wagerecht und daher
um
Einrichtungen gibt, Allen
oft
in
Umwegen
„die Schwerkraft der
diesen Mängeln
will
die
Wagen-
Die Bahnlinie
geführt werden, weil es keine
Wagen zu überwinden".
Baader gründlich abhelfen.
Wir folgen seinen
Darlegungen an der Hand der dem genannten Werke beigegebenen Abbildungen, die hier in
den Tafeln
Das Geleise Rahmen,
die aus
XV
will
bis
XXI wiedergegeben
Der Wagen
ist
mit besonderen Leiträdern ausgerüstet, welche sich sich
gegen
30
Damit kein Schmutz auf
cm über
um
eine senkrechte
Klappbrücken nach
in
einem Abstand von 58
die Schienen
kommt,
legt er die
Achse drehen
cm von
um
erfordert
den Betrieb auf derselben aufrechtzuerhalten
Fig. 4 auf Tafel
XV
oder Drehbrücken nach
Mitte
bis
Oberkante derselben
Das Uberschreiten einer Landstraße
das Gelände.
besondere Einrichtungen,
Um
Die
sind.
aber außer den Tragrädern noch
die Seitenflächen der Schienen stützen.
Die Schienen verlegt Baader Mitte.
sondern mit
den Figuren der Tafeln XV. XVI und XVIII erkenntlich
Wagenräder sind ohne Spurkranz.
und
sind.
Baader nicht aus Einzelschienen herstellen,
Fig.
1
:
darum
entweder
auf Tafel XVI.
möglichst wenig Grundfläche für eine zweigelcisige Bahn zu benötigen,
so daß er seine Bahn noch
~
unbeschadet des sonstigen Fuhrverkehrs
Landstraße anlegen kann, läßt Baader die Zugpferde einseitig an den
— auf
Wagen
einer
ziehen.
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Die Eisenbahnen nach Josei
Da
der Seitendruck durch die Leitrollen
v.
Baader.
aufgefangen
135
so
wird,
wird
kein
großer
Reibungswiderstand auftreten. Die Bremsklötze läßt nicht auf
die
er,
nach
Fig. 4
Räder einwirken, damit
und 5
auf Tafel XVI, auf die Schienen
kein Festbremsen
und Unrundschleifen der
Räder eintreten kann. Auf Grund von Versuchen, die Baader an einer
Holraum der unter St.
kleinen Anlage
auf
dem
seiner Aufsicht stehenden Königlichen Maschinenwerkstätte in der
Anna- Vorstadt vor München gemacht
wagerechten Strecke eine Kraft von
,J 2
hat,
kommt
er
zum
Ergebnis, daß auf einer
der auf den Schienen ruhenden Last nötig
ist,
um
Bcharrungszustand fortzubewegen. Nach seinen Angaben wurde auf den
die Last im
damaligen englischen Eisenbahnen die erforderliche Zugkraft zu ^ der Last angenommen, und für Landstraßen, die im besten Zustand sind, soll sie J betragen. Ein Pferd würde hiernach auf seiner Eisenbahn zwanzigmal so viel ziehen als auf einer
Er hat
Landstraße.
den Widerstand
aber
Landstraße zu hoch
guten
einer
auf
angesetzt.
Die Anlagekosten einer nach seinen
Bahn berechnet
er zu zwei Drittel der
schmäleren Fahrdamm baut.
Angaben
in
flacher
berechnet er die Fuhrkosten auf einer englischen Bahn etwa seiner Bahn, auf der er
Gegend gebauten
Kosten einer englischen Bahn,
Bei einer jährlichen Verfrachtung von 1,8
da er einen
600000 Zentnern
mal so hoch
als auf
wegen des geringeren Fahrwiderstandes weniger Bespannungs-
kosten hat.
Baader
ist
der Ansicht, daß
bahnwagen über
Darum
die Landstraße wie
will er die
Wagen
er mit breiten Felgen er
hoch legen.
Ortschaften und über Brücken die Eisenbahn
in
unterbrochen werden muß, und daß,
soweit
die
Unterbrechung dauert, die Eisen-
gewöhnliche Fuhrwerke befördert werden müssen.
so einrichten,
daß dies
leicht
geht.
und mit hölzernen Speichen ausführen.
Dies führt ihn auf eine „dreizeilige" Eisenbahn,
Die Tragräder Die
Leiträder
d. h. auf
will
muß
Einlegung
einer mittleren, höheren Leitschiene zwischen die äußeren Tragschienen, wie Fig.
und 2 auf
1
Tafel XVIII zeigen.
Um
sowohl die Landstraße
als
auch
eine
Geleiskrümmung zwanglos mit
Wagen befahren zu können, denkt er sich die Achsen in besonderen Gestellen unter dem Wagenkasten angebracht, die er mit „Reitnägcln" daran befestigt. Da Baader glaubt, daß der Landstraßenfuhrverkehr immer in großer Stärke neben dem Eisenbahnverkehr bestehen bleiben wird, ist es ihm wichtig, daß gewöhnliche Fuhrwerke ohne Umladung auf der Eisenbahn befördert werden können.
seinen
Wilhelm Lynen.
136
Er nimmt hierzu entweder niedrige Plattform wagen
— also eine Einrichtung,
Tafel XVIII
man auch
die
nach den Figuren auf
spurige Eisenbahnwagen auf Schmalspurbahnen zu befördern
Wagen nach den Figuren
XIX
auf der Tafel
auch
den Figuren
in
I
—4
eine
als
dem
Geleis
auch
für die
normaldie
läßt
die er
unter
Auf dieser Tafel XIX zeigt
reiten.
am Wagen, das Wagen sowohl für die Eisen-
besonderes Gestell
ein
in
und niederschlagen kann, und mit dem
bahn
oder er
Abänderung seines ursprünglichen Gedankens,
nämlich die Verlegung seiner Leiträder er auf-
—
mit Hilfe von Gestellen,
den Wagenkasten schiebt, auf seiner Eisenbahn er
um
heute noch anwendet,
er die
Landstraße brauchbar machen und die mittlere Leitschiene
machen
entbehrlich
Die ganze Einrichtung
will.
läßt
erkennen,
in
daß
Baader nur mit mäßigen Geschwindigkeiten auf seiner Bahn rechnet.
Auch den Drehscheiben, Geleiskreuzungen, Weichen wendet Baader Aul Taiel XVI
Sorge zu.
stellt
und 3 eine Drehscheibe
er in den Figuren 2
„den zweckmäßigsten Mechanismus, dessen man auch
seine
dar, als
England sich schon lange
in
um einen Wagenzug von einer Bahn in eine andere überzuführen, oder um Zug von der Hauptbahn herunter zu bringen, wenn auf einer einfachen Bahn zwei Züge sich begegnen oder einholen". Auf Tafel XVII zeichnet Baader in Fig. 2 eine rechtwinklige Geleiskreuzung, in Fig. eine Weiche mit zwei Zungen und in bedient,
einen
I
Fig. 4 eine
Zungen.
Weiche mit einer Zunge.
Die Fig. 5
Bemerkenswert
In
XIX
der Fig. 8 auf Tafel
welche zur Anwendung
kommen
auf dieser Tafel angebracht
ist
sollen,
werden
wenn
sollen,
Wagen
sie sind
eine sehr mäßige
Recht
viel
Mühe
keit.
Er
ist
und eine Weiche entworfen,
die Leiträder
nach Art der Figuren
1—4
wobei diesen Leiträdern kein Hindernis
darf.
Die beweglichen Schienenstücke lösen
aber nur zulässig, wenn
hat Baader aufgewendet,
durchgeführt werden kann.
täuschungen
Länge der
es beim Über-
die Fahrgeschwindigkeit der
ist.
mit denen der Eisenbahnbetrieb auch in tiere
geringe
wenn
soll.
eine Geleiskreuzung
durch eine Fahrschiene bereitet werden
zwar diese Aufgabe,
die
ist
Einrichtung des Geleises zeigen,
soll die
gang über eine Straße unterbrochen werden
um
Einrichtungen
auszudenken,
hügeligen Gegenden ohne besondere Zug-
Dies war für sein Heimatland von größter Wichtig-
besonders stolz auf diese Ideen, aber er würde hier besondere Enterfahren
wären, denn „so
leicht
haben,
und
wenn
seine
Vorschläge
einfach", wie er glaubt,
zu bauen und nicht zu betreiben.
zur
Auslührung
gekommen
waren seine Einrichtungen nicht
Die Eisenbahnen nach Josef
v.
Baader.
137
Eine seiner Einrichtungen besteht darin, das Arbeitsvermögen eines bergab
fahrenden Wagens „in einem Kraftmagazin aufzubewahren und zur Erleichterung des nächsten Wagens, welcher dieselbe Anhöhe aufwärts zu gehen
wenden".
Er
Ballastwagen.
fahrenden
XIX
Dieses Kraftmagazin besteht nach Tafel
Wagen
damit
will
daß
erreichen,
nicht aufeinander
zu warten
die
in
um
Befahren der schiefen Ebene zu erleichtern, da es möglich
hat
Baader
in
große Freude versetzt.
wieder zu ver-
in
einer Reihe von
entgegengesetzter Richtung
brauchen,
Stunden, ja Tage lang kein Transport ankommt".
hat,
Fig. 9
sich ist,
gegenseitig das
daß
wo
„Auf einer Straße,
der Güterverkehr hin
und zurück im Durchschnitt des ganzen Jahres ungefähr gleich stark
Hügel und Berge, auf das
Anzahl und Höhe
ihre
Fuhrwesen
fast
man
sei so beträchtlich als
gänzlich verschwinden.
mehrere
„oft
Die Auffindung dieses Gedankens
Ich darf
ist,
will,
würden
mich rühmen, dieses große
Problem gelöst und hierdurch eine der größten und empfindlichsten Lücken fortschaffenden Mechanik ausgefüllt,
meinere Anwendbarkeit gegeben
erhoben zu haben, dessen ist
sie
Wenn Tafel
XX
der
Winde
Wagenzug aushelfen,
und
Vollkommenheit
zu einer mechanischen
sie
vorher nie fähig gehalten wurden".
in
die
Trotz dieses Lobes
beiden Richtungen ungleich stark er
„
Bergwinde" nennt und
in
ist.
ist,
will
Baader
den Figuren
der
erläutert.
Ein über das Geleise gestellter und eine Trommelwinde.
Ein langes Zugseil
ist
am Boden
fest
mehrfach
um
Winde geschlungen, so daß seine beiden Enden abwechselnd an gezogen.
der
in
insbesondere aber den Eisenbahnen eine allge-
sein Kraftmagazin nicht verwendet worden, weil es zu umständlich
mit einer
die
Hinsicht
in
den
losen
„Wenn am Fuße
paar solcher Bergwinden
in
lose
Enden ziehen, so wird jeder steilen
die
verankerter die
sind.
Last
Wagen
trägt
großen Rollen der Läßt
man
allmählich
und etwas langen Anhöhe
eine
Pferde
bergauf
oder ein
einem verschlossenen Gebäude unter der Aufsicht eines
verständigen Arbeiters bereitgehalten werden, so können die schwersten Güterzüge
über die höchsten Berge ohne allen Vorspann und ohne die bisher unvermeidliche
und wirklich barbarische Anstrengung der Zugpferde gebracht werden, wobei Fuhrleute und Eigentümer
der Transporte
für
die
jedesmalige
die
Benützung dieser
Vorrichtung sehr gern eine mäßige Abgabe entrichten werden, durch welche, wenn
auch
kaum den sechsten
Teil
der gewöhnlichen Vorspannkosten
Anschaffung und Unterhaltung solcher Maschinen reichlich neuerer Zeit hat mit einer
man den Baaderschen Gedanken
ausgeführt,
betragend,
vergütet
würden."
die In
indem man auf einem
Dampf- oder Petroleummaschine versehenen Kraftwagen eine Winde
auf
Wilhelm Lynen.
138
dem Wagen
angeordnet
man im
hinaufziehen, die
Kraftwagens
Man kann
hat.
Winde Wagen einzeln eine Anhöhe zusammen durch den direkten Zug des
mit der
flachen Gelände
fortschafft.
Einen recht ausgiebigen Gebrauch
Wasser machen, welches
Baader
will
in
gebirgigen Gegenden von
der Nähe der Eisenbahn vorbeifließt,
in
um es zur
Erleichterung
bergauf ziehender Transporte zu benutzen.
Er
will auf
mittlung von
dem Wasser
Räder gesetzte Wasserkasten so lange
und
Rolle ein
bis sie unter Ver-
den Lastwagen hinaufziehen können, oder er
—
Windwerk betreiben
von Wasserkasten, die
Um
Seil
füllen,
unter
Verwendung
will
mit
eines Wasserrades oder
einem Schacht niedergehen.
in
den Wasserverbrauch noch mehr zu verringern,
will
er das Arbeitsver-
mögen der bergab gehenden Fuhrwerke dazu benutzen, das gebrauchte und am Fuße der Anhöhe gesammelte Wasser wieder zurückzuheben oder zu pumpen. In
seinem Erfinderdrang
aber
er
will
noch
weiter
gehen.
„Zum
Hinauf-
schaffen von Lasten kann auch ohne Wasser ein anderes, überall zu Gebote stehendes
Medium
benutzt
werden,
welches,
fast
imponderabel
den geringsten Raum
und
einnehmend, jeden Krafteindruck aufnimmt und ungemindert wieder zurückgibt
und Trägheit, welche nichts kostet und
eine Feder ohne Masse
nie
lahm wird
— —
die Luft."
Durch das Gewicht der abwärts fahrenden Wagen indem
er die
Wagen
mit Hilfe
er Luft
will
Trommel drehen
eines Seiles eine
läßt,
verdichten,
welche unter
Vermittlung eines Rädergetriebes und eines Kurbelmechanismus die Kolben der pressoren bewegt. in
Er
will
einen Druck
von
einem großen Behälter aufbewahren und mit
der
—
unter
Einschaltung eines
gekehrten Sinne dreht, so daß
zweiten sie
15
— 20
Luftdruckmotor antreiben,
ihr einen
Rädergetriebes
Lasten
Kom-
Atm. erzeugen, die Druckluit
—
bergauf zieht.
die
Die
sich stufen- oder kegelförmig ausgebildet, damit der Betrieb
Trommel im umTrommel denkt er
den Schwankungen
in
den Lasten und im Druck des Behälters angepaßt werden kann. Trotz
aller aufgestellten
Maschinen kann er die Pferde nicht entbehren,
ungleich schwer sind.
„In Notfällen,
beiden Richtungen zu bewegenden Lasten die Federkraft der eingeschlossenen Luft
durch wiederholte Ausleerungen schon zu sehr geschwächt Zeit
keine
abwärts gehenden Fuhren zu erwarten sind,
Luft durch Pferde
allein
um
in
wenn
den Ausgleich herbeizuführen, wenn die
bewirkt werden, welche
vorspannt und den Berg hinab ziehen
läßt.
man
ist,
muß
und eben auf längere das Einpumpen der
an die Zugseile wechselweise
Zu dieser Arbeit kann man
die Pferde
Die Eisenbahnen nach Josef gelegentlich,
wenn
Baader.
v.
anderes zu tun haben, verwenden, und so die Krait
sie nichts
Tage verloren wäre, zu künftigen Wirkungen
derselben, welche sonst für solche
in
das pneumatische Kraftmagazin im eigentlichsten Sinne des Wortes zurücklegen und
aufbewahren."
dem
Bei nicht
Baader wohl aus den „Notfällen" gar
verwickelten Betrieb wäre
herausgekommen und
dem
bei
und
mechanischen
schlechten
Wirkungsgrad der ganzen Anlage wären die Zugpferde
thermischen
Lage gekommen,
nie in die
„nichts anderes zu tun zu haben".
Gegenden,
In
maschinen
für
denen die Brennstoffe wohlfeil sind,
in
Zu
den Transport auf der Eisenbahn verwenden.
noch zwei Anschauungen
heftig
miteinander:
will
Baader Dampf-
seiner Zeit kämpften
ob Lokomotiven mit direktem Zug
um
oder ortsfeste Dampfmaschinen mit Seilzug besser sind,
die Dampfkraft im Eisen-
bahnwesen zu verwenden. Baader hat gegen die „wandelnden Maschinen" eine persönliche Abneigung.
Der Verlauf der Versuche Trevithiks mit seinen Lokomotiven an ihre Lebensfähigkeit geraubt.
Er
nennt
sie
in
„verwickelte, schwerfällige
und gefährliche Maschinen".
strebungen Reichenbachs
hinsichtlich
hat
ihm den Glauben
englischen Patentschrift
seiner
Für die Vorschläge und Beder Dampfmaschine
der Anpassung
an
die
Bedürfnisse und Eigentümlichkei en der Fuhrwerke hat er nur Spott.
Die ortsfesten Dampfmaschinen Eisenbahnlinie will I
:
er
180, das sich auf
an, wie Fig.
selbst
I
XXI
so daß
zeigt.
die
Kraft
Auf
dem
Am
einer Uhr"
Höhe gezogen.
wieder
in
die
Gefälle
eines einzigen
Wagenzug fortzubewegen. ist
An
sanftes Gefälle
ein
steilen
die
rollen
Mannes
Abhang werden
die
Wagen gerade von einen
ausreicht,
Wagen
ganzen
„wie die Gewichte
Für die entgegengesetzte Fahrtrichtung
das Längsprofil der Bahn entgegengesetzt sägeartig ausgebildet; doch können
dieselben
Dampfmaschinen
für
den Betrieb
in
dieser Richtung benützt werden.
Die Dampfmaschinen sollen ununterbrochen laufen und Luft hälter pressen.
„wobei die in
Der
ohne Seilzug verwenden. geben.
rund einen Kilometer erstreckt, schließt sich eine starke Steigung
auf Taf.
hinunter,
er aber
will
ein sägeförmiges Längsprofil
dem
Das Aufziehen der Wagen geschieht mit
Summe
Rezipienten
der von der Dampfmaschine
angehäuften
Teiche gesammelten Wasser)
Wirkung
verwendet werden
auf
in
kann".
einen Be-
mehreren Stunden ausgeübten,
und zurückgelegten einmal
in
Hilfe eines Luftdruckmotors,
losgelassen
Kraft
(gleich
dem
in
einem
und zu einer beträchtlichen
Der Dampfkessel
und
die
Dampfmaschine
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Wilhelm Lynen.
140
Größe entsprechend der
erhalten also eine
mittleren Leistung, der Luitdruckmotor eine
Größe entsprechend der größten Leistung der Anlage. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens hat Baader nicht recht gegeben. direkte
Zug durch
schaft gelangt
die
Lokomotive vereinfacht den Betrieb
so,
daß er
Der
zur Herr-
allein
ist.
man dem Eisenbahnwagen
Feststehende Dampfmaschinen hat
Der Elektromotor
auf
bei elektrisch betriebenen Eisenbahnen.
den feststehenden Luftdruckmotor
hat
und das sägeförmige Eisenbahnprofil unnötig gemacht. Die Schiffahrt stromaufwärts Seine Gedanken hat er
ordnung wie
bei der
in
Baader durch einen Eisenbahnbetrieb ersetzen.
will
Fig. 2 auf Taf.
XXI
soren durch Wasserkraftmaschinen betrieben werden, die aus
„Man
werden.
sieht,
Es
veranschaulicht.
dieselbe An-
ist
Eisenbahn mit Dampfmaschinen, nur sollen die Luftkompres-
daß
dem Strom
gespeist
mittels einer solchen Vorrichtung eine desto größere
Menge
von Wagen mit desto schwereren Ladungen und desto schneller fortgeschafft werden kann, je reißender ein Strom
den Schiffzug erschwert und
ist,
oft
und daß
also
gerade diejenige Ursache, welche
ganz unmöglich macht, hier zur Erleichterung und
Beschleunigung des Transportes dient."
Baader bedenkt
mäßiger
nicht,
daß der Lauf eines solchen Flusses
und daß seine Ufer
ist
sind, so
steil
daß
ihm vorschwebenden Einfachheit nicht möglich
Nach seinen Berechnungen
Summe
von rund
15'/a Mill.
'/»
Pferdekraft
und
Dauer der Reise zu acht Tagen. bis
Regensburg etwa
die
Anlage sich mit 66
Sind jährlich 2
5
in
Mill.
von 400
Zentner zu
Abständen von
l
km
stehenden
Zu
seiner Zeit betrugen die Frachtkosten
von Wien
M. pro Zentner und die Reise dauerte vier bis fünf Wochen.
vom Hundert
verzinst
und
in
Zeit
für die Fracht
von zwei Jahren bezahlt
am
Auf-
hindern wird.
In
XXI
Länge
hat.
den
Lokomotiven Taf.
km
verfrachten,
Baader glaubt, daß er mit seinen Eisenbahnen die Dampfschiffahrt
kommen
der
die Frachtkosten pro Zentner zu rund 50 Pf., die
Er rechnet daher aus, daß bei Einhaltung des üblichen Satzes
gemacht
in
abgesehen von den Schwierig-
kostet eine solche Eisenbahn
Mark.
so berechnet er die notwendige Leistung der
Wasserräder zu
—
ein sehr unregel-
Anlage der Eisenbahn
die
Atm. zu verdichten, die Baader gar nicht kennt.
keiten, die Luft auf 20
die
ist
Fällen, in
verwenden,
denen der Eisenbahnbetrieb Lokomotiven verlangt, die
mit
zeigt er, wie er sich diese
Druckluft
arbeiten.
In
den
Fig. 3
will er
und 4 der
Lokomotiven ausgeführt denkt.
Digitized
Die Eisenbahnen nach Josef
v.
Baader.
Auf einem Wagengestell befinden sich die Flaschen „von gutem Kupfer mit Reifen armiert*
—
und
unter 90°, der eine Welle mit einem Zahnrad
Bahn
Schiene seiner dreizeiligen
Abständen"
will er
befestigte
141 für die
—
gepreßte Luft
ein Zwillingsluftmotor mit Kurbeln
dreht,
das
Zahnstange
Kompressoren mit Luftbehältern
in
eine an
eingreift.
In
der mittleren „schicklichen
aus denen die Luft-
aufstellen,
flaschen nachgefüllt werden.
Lokomotiven mit Luftdruckbetrieb haben Verwendung gefunden
bei
Bahnen
von geringer Längenausdehnung, namentlich bei einigen Straßenbahnen, wie
in Paris,
Newyork und Chicago, auch soll,
wie bei der tunnelreichen Westbahn bei Paris, beim Bau des Gotthardtunnels,
Kohlengruben. geblieben,
Die Verwendung der Luftdrucklokomotiven
während
die
Noch weniger in
denen die Rauchbildung vermieden werden
in Fällen, in
Aussicht
gibt viele
ist
Dampflokomotive sich allmählich die ganze Welt erobert
ist
genommenen Beförderung von
Gegenden, wo der Ankauf und
es auch
Lasten durch Menschen.
Er meint: „es
die Unterhaltung der Pferde sehr kostbar, ist,
und
an wohlfeilem Brennmaterial und an Wasserkraft zur Anwendung auf
das Fuhrwerk gebricht, in
hat.
allgemeiner Gebrauch gemacht worden von der von Baader
dagegen an armen, nahrungslosen und unbeschäftigten Menschen Überfluß
wo
in
aber immer vereinzelt
wo
es aber
dennoch sehr erwünscht wäre,
allerlei
Produkte
der größten Menge so wohlfeil als möglich durch- oder ausführen zu können".
Dem Zug- und
Einwand, daß es schimpflich und barbarisch
Lasttier
sei,
den Menschen
zum
zu erniedrigen, begegnet er mit der Frage, ob es nicht einer
weisen Staatsregierung angemessener
sei,
„die Nahrung, Erhaltung
und Vermehrung
von Menschen zu befördern und zu begünstigen, auf einer bestimmten Fläche die möglichst große Anzahl von Menschen nützlich zu beschäftigen und gut zu ernähren, als
so viele Familien durch Pferde, welche zu ihrem Unterhalt denselben Grund und
Boden brauchen, verdrängen zu Die Fig. 5 auf Taf.
Eisenbahnfahrzeuge denkt.
XXI
lassen". zeigt,
wie er sich die von Menschenhand beförderten
Auf einem Wagen sitzen die Arbeiter, die mit einer dem
Rudern ähnlichen Bewegung den Wagen stangen,
die
sich
in
die
fortschaffen, unter
Zuhilfenahme von Haken-
Zähne einer dem Geleise entlang geführten Zahnstange
einhaken.
Solche Einrichtungen denkt er sich besonders vorteilhaft bei leichten Geleisen,
von ihm „mobile Eisenbahnen" genannt, die zu vorübergehenden Zwecken, Materialtransporten bei umfangreichen Bauten,
in
z.
B. bei
der Land- und Forstwirtschaft ge-
braucht werden können.
Digitized by
Google
Wilhelm Lynen.
142
Auf Tafel XXI hat er die Ausführung seiner Gedanken für die Fortschaffung
den Waldungen
von Holz
in
gestellen.
Der Arbeiter
zieht er sich mit
liegt
dem Stamm.
vorn auf
kleinen
auf
Rad-
dem Gelände
Je nach
Hakenstangen an Sprossen vorwärts, die zwischen den die Schienen
tragenden Längsbalken angebracht sind,
wenn das
Der Holzstamm
dargestellt.
sitzt rittlings
Geleise in einem Gefälle
Aus der großen
der Baaderschcn Vorschläge ergibt sich, daß er die
Fülle
Bedingungen des Betriebes und bahn gründlich durchdacht
oder er bremst die Geschwindigkeit ab,
liegt.
die Möglichkeiten der
Anwendungen
einer Eisen-
Er hat sich an eine Reihe von Aufgaben herange-
hat.
macht, von denen vielfach eine einzige genügt hätte, die ganze Kraft eines Menschen
zu verbrauchen,
bis sie
zu einer brauchbaren Lösung und allgemeinen Anwendung
gelangt wäre.
Dieses
Zuviel
an
Gedanken
es mit sich,
bringt
Aufgaben nach der technischen Seite hin
würde
unreif
daß die Lösungen seiner
und ungenügend
sofort auf die größten Schwierigkeiten, namentlich bei seinen
sind.
Baader
„pneumatischen
Kraftmagazinen", gestoßen sein, wenn er seine Einrichtungen hätte durchführen wollen. Er hat sich daher manchen herben Tadel von seinen Zeitgenossen zugezogen.
Am
schwerwiegendsten
ist
wohl die Äußerung Reichenbachs, daß seine Vorschläge
ungereimte und unausführbare Träumereien seien. keineswegs.
Vieles
ist
Ungereimt sind seine Absichten
später wirklich ausgeführt worden.
nur nicht so allgemein anwendbar,
Seine Vorschläge sind
Unausführbar sind
als er sie hinstellt.
sie
teil-
weise mit Rücksicht auf den damaligen Stand der Technik zu nennen. Seine Vorschläge sind unwirtschaftlich insoweit, als er sich den
Eisenbahnwesens zu
klein gedacht hat,
um
zunützen und einen ertragreichen Betrieb zu erhalten. mit einer Betriebskraft von 25 er seinen
einzigen
Zuge
Wenn in
die
fortgeschafft
es
So
will
er seine
Lokomotiven
Die jährlichen Transportmengen, die
ausstatten.
legt,
sind von einer Größe, daß sie heute von einem
werden können.
daher nicht zu wirklichen Ausführungen seiner Vorschläge weder
Deutschland noch
wisser
PS
Rechnungen zugrunde
Umfang des
großen Anlagesummen gehörig aus-
die
in
England gekommen
ist,
so war dies nicht die Schuld „ge-
Menschen, welche aus persönlicher Abneigung, aus Neid und Eifersucht
wichtigsten
und nützlichsten Erfindungen,
oft
ohne
alle
Kenntnis und nähere
Prüfung verdammen und, bloß des Erfinders wegen, auf jede Art zu unterdrücken suchen".
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Die Eisenbahnen nach Josel
Auch
ist
v.
Baader.
143
gekommen, daß man „nach Erlöschen seines Patentes neue und für England höchst wichtige Anwendung der Dampf-
es nicht dazu
an vielen Orten seine
maschinen eingeführt und Hunderttausende dadurch gewonnen und erspart Nicht „Umtriebe
kleinlicher
Eifersucht
hat'.
und persönlicher Gehässigkeit oder
Vorurteile", sondern die Macht der Verhaltnisse, die Schwierigkeiten der Einführung
des Eisenbahnwesens, das
Summe
eine große
Weise
bestehen
in
tausendfacher Weise in das Bestehende
von Vorbedingungen
konnte,
hinderte
erfüllt
sehen mußte, ehe es
Einführung
die
in
eingriff
und
ersprießlicher
Eisenbahnen
der
zu
Baaders
Lebzeiten.
Auf
alle
bahnwesens belebt
und
Fälle bleibt es aber sein Verdienst,
veredelt, der
daß er die Bedeutung des Eisen-
„durch das Handel und Industrie
richtig einschätzte,
Eigentumswert
aller
im
allgemeinen
Gründe, Güter, Waldungen, Fabriken und
Manufakturen gesteigert, ein größerer Uberfluß von Lebensmitteln
erzielt
und
die
Bevölkerung und der Nationalreichtum vermehrt würden."
Baader
trat
mit Wort und Schrift unerschrocken
führung der Eisenbahnen ein zu einer
noch wenig geweckt,
und man
ihrer
Zeit, als
und nachhaltig
für die Ein-
das Verständnis für ihre Bedeutung
Einführung mehr
feindlich
als
wohlwollend
gesinnt war.
Es konnte
München
—
am Abend
ein Trost für ihn
seines Lebens sein,
daß
in
—
er starb
am
20.
November 1835
seinem Heimatlande zuerst
in
in
Deutsch-
land eine Eisenbahn, von Nürnberg nach Fürth, eröffnet wurde, so daß er die Gewißheit hatte,
daß „die Früchte vieljähriger Bemühungen einer erfreulichen Reife und
segenvollen Ernte entgegengingen", wenn ihm auch das „zu schöne und beneidenswerte Los nicht
vom Himmel
Großen noch zu erleben und zu leiten".
vergönnt werden ihre nützliche
sollte, die
Anwendung
Ausführung seiner Ideen im in
seinem Vaterlande selbst
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Digi .
-
-
Damptiyllndcr einer ptlliiichcn Siliiu-lljutflokomullve flwS).
Die neuen Schnellzuglokomotiven der Pfälzischen Eisenbahnen. Von Wilhelm Lynen.
Der der
bayerische Maschinenbau hat von jeher damit zu kämpfen gehabt, daß
Bezug von Rohstoffen, vor allem von Kohle und
und umständlicher war schätze bevorzugten
als für seine
F.isen, für ihn
Wettbewerber, welche
in
viel kostspieliger
den durch ihre Mineral-
Gegenden unseres deutschen Vaterlandes, insbesondere
in
Rhein-
land und Westfalen und in Schlesien gelegen sind.
Es bau
stets
ist
daher ein richtiges Bestreben gewesen, daß der bayerische Maschinen-
entweder Arbeiten bevorzugt
hat,
welche eine besonders sorgfältige Aus-
führung hinsichtlich der Baustoffe und der Werkstättenarbeit verlangen, oder daß er seine Maschinen in stättenarbeit,
solcher Ausführung
baute,
daß
besonders guten Gang auszeichneten
Güte der Arbeit wettbewerbsfähig bleiben
So haben
die
—
sie
sich
durch genaue Werk-
kurz gesagt, daß er durch die
wollte.
Betriebsdampfmaschinen der Augsburger Maschinenfabrik
der Textilindustrie des Rheinlands überall festen Fuß gefaßt.
in
Die Gasmaschinen der 10
Wilhelm
140
Nürnberger Maschinenfabrik haben sich
l.yneri.
in
und
Lothringen
Lokomotivbau
in
in
So
Wettbewerbs benachbarter Maschinenfabriken, eingenistet.
Westfalen, hat
trotz
des
auch lerner der
Bayern von jeher eine große Bedeutung erlangt und eine führende
Rolle gespielt.
Bei
Bahn
dem Wettbewerb um
hat die Lokomotivfabrik
Preis mit
ihrer
J.
Entwürfe
ausstellung im Jahre 1867 hat die damals
mit ihrer Lokomotive Nr.
die
I
Ruf hoch gehalten, so daß liefert
das
in
für
A. Maffei
in
Lokomotive Bavaria errungen.
sie
Lokomotiven
die
der Semmering-
München im Jahre 1854 den
ersten
Gelegenheit der Pariser Welt-
Bei
kaum gegründete Lokomotivfabrik Krauß* Co.
große goldene Medaille im Oktober
l')05 ihre
erstritten
und seitdem ihren
fünftausendste Lokomotive abge-
Namentlich durch die Einführung des Krauß-Helmholtzschen Drehgestells,
hat.
mehr
als
1500 Ausführungen
Fabrik große Verdienste
um
in
fast
allen Erdteilen benützt wird, hat sich die
die Steigerung der Sicherheit
und der Leistungsfähigkeit
der Lokomotiven erworben.
Zur Kennzeichnung des heutigen Standes des bayerischen Lokomotivbaues
möge
die
Aufmerksamkeit auf die Schnellzuglokomotiven der Pfälzischen Eisenbahnen
gelenkt werden, welche nicht allein
in
ihrer
Durchbildung den Anforderungen der
neuesten Zeit entsprechen, sondern sich zurzeit dadurch auszeichnen, stärksten
Lokomotiven
sind, welche
daß
sie
die
im europäischen Schnellzugdienst verkehren.
Bisher hatte die Lokomotivfabrik
J.
A. Maffei mit ihren auf den Strecken der
badischen Eisenbahnen laufenden Schnellzuglokomotiven bereits diese führende Rolle gespielt;
mit ihren jüngst an die Pfälzischen Eisenbahnen
gelieferten
Lokomotiven
hat sie sich selbst überboten.
Die den Rhein entlang ziehenden Eisenbahnlinien haben eine große Bedeutung für
den wichtigen Verkehr von Norddeutschland, England, Holland und Belgien nach
der Schweiz und
Italien.
sichtlich der Schnelligkeit
Sie haben von jeher
den starken Strom der Reisenden, der leiten
und darin zu Abkürzung.
in
dieser Richtung
fließt,
in
ihre
Linien
um zu
erhalten.
Die Pfalz bedeutet reiche
große Anstrengungen gemacht hin-
und Bequemlichkeit der Beförderung der Fahrgäste,
Das
für diesen
gebirgige,
Verkehr eine bedeutende aber auch hindernisschluchtenreiche
Zulassung großer Steigungen und starker Krümmungen
in
Land
läßt
sich
nur unter
den Bahnlinien durchqueren.
Die fortwährenden Steigerungen des Zuggewichtes und der Fahrgeschwindigkeiten machte die Aufrechterhaltung des
rechtsrheinischen
Eisenbahnlinien
Wettbewerbs mit den günstiger liegenden
schwieriger
und
verlangte den
Bau besonders
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Schnellzugslokomotiven der Plalrbahncn.
147
leistungsfähiger Lokomotiven, welche vor allem das Einlegen von Vorspannlokomotiven
zur Zeit des starken Reiseverkehrs unnötig machten.
Die neuen Lokomotiven,
welche
Dienst der Pfälzischen Eisenbahnen
von Eigentümlichkeiten aus, so daß es die Ergebnisse
einem
etwa
seit
stehen,
Jahr
angestrengtem
in
zeichnen sich durch eine große Zahl
sich verlohnt, sie näher zu beschreiben
von Versuchen, die im Herbst des Jahres IW5
und
worden
angestellt
zu besprechen.
sind,
Äußerlich
die in Fig.
ist
daß der Kessel hoch die Standfestigkeit keit zur
1
Lokomotive dadurch gekennzeichnet,
dargestellte
Dies bringt einen ruhigeren
liegt.
Die Dampfmaschine
Maschine gefördert.
als
ist
Gang
ohne daß
die Zugänglich-
Vierzylinder-Verbundmaschine
mit Rundschiebern an allen vier Zylindern ausgeführt und artige
mit sich,
Auch wird
der Lokomotive ungenügend wird.
wird durch eine eigen-
Heusinger-Steuerung gesteuert.
Der Rahmen
ist
als
Barrenrahmen aus Schmiedeeisen mit
allseitig bearbeiteten
Flächen gebaut.
Die Rauchkammertür und das Führerhaus sind nach vorn zu kegel- bzw. schneidenartigen Gebilden ausgestaltet worden, damit bei
den hohen Betriebsgeschwindigkeiten von 90
erfolgt.
Anteil
Der Luftwiderstand
am Gesamtwiderstand
hat bei
das Durchdringen der Luft
100
bis
km
der Stunde leichter
in
großen Geschwindigkeiten weitaus den größten
der fahrenden Lokomotive, und seine Verminderung
ist
von besonderer Wichtigkeit. Die Lokomotive ruht auf fünf Achsen bzw.
Gewicht von 74,3 Tonnen ohne Überschreitung höchsten Raddrucks aufgenommen wird.
besonderen Drehgestell untergebracht. der Dampfmaschine abgeleitet. achse, an welcher die
maschine angreifen.
—
zehn Rädern, damit das große
des
gesetzlich
vorgeschriebenen
Die beiden ersten Achsen sind
im Bilde schrägstehenden
Die zweite
in
einem
Auf das nächste Achsenpaar wird die Kraft
Die erste der beiden großen Achsen
Achse
ist
die
—
ist
die Treib-
Flügelstangen der
Kuppelachse,
welche
zur
DampfUnter-
stützung der Treibachse dient und mit ihr durch die wagerechte Kuppelstange ver-
bunden
ist.
Diese beiden Achsen liegen vor der Feuerkiste der Lokomotive, so daß
die Feuerkiste breit, über die
aufgestützt
Räder
seitlich
hinausragend, gebaut und auf den
Rahmen
werden kann.
Durch diese Bauart der Feuerkiste kann der Rost kurz gehalten und dadurch der
Dienst
des
Heizers
Kessels erreicht werden.
erleichtert
werden,
auch kann eine
Hinter der Feuerkiste
ist
die fünfte
gute
Lagerung des
Achse angeordnet, so 10«
Wilhelm
148
daß
Lokomotive
die
wenig
nur
Schwingungen der Lokomotive
Um
starke
Krümmungen
leicht
keit erteilt
worden, sich
um
Der wichtigste schöpft,
l.yncn.
hohen
bei
Radbasis
die
m
werden.
dieser Achse die Möglich-
ist
Lokomotive, der Behälter,
kommt
Es
ausmacht.
aus
dem
ihre
sie
Kraft
daß eine bestimmte Rostfläche aus-
darauf an,
Kohlenmenge verbrannt werden kann.
Die Lokomotiven haben eine Rostfläche von 3,8 1,85
gefährliche
vermieden
einige Zentimeter quer zur Lokomotive zu verschieben.
geführt wird, so daß auf ihr die erforderliche
und die Länge
und
hinausragt
Geschwindigkeiten
durchfahren zu können,
Teil der
der Kessel.
ist
über
qm
Dies sind die
erhalten, wobei die Breite 2.06
Abmessungen
m
einer kleinen Stube.
Auf der Fläche eines Quadratmeters können infolge des Arbeitens mit künstlichem Luftzuge, der
in
der
Rauchkammer
säule erzeugt, bis zu 500 kg
Kohlen
in
eine Luftverdiinnung von einer Stunde
75- KH)mm Wasser-
verbrannt werden.
kann man sich einen Begriff machen, welche Arbeit dem Heizer
Lokomotive mit
voller Kraft die
Der Rost
bildet
zufällt,
Hieraus
wenn
die
Reisenden ihrem Ziele zuführt.
den Boden einer aus Kupferblech hergestellten Kammer, der
sog. Feuerkiste.
Dieselbe hat eine
zu ihrer Decke.
Die kupferne
Höhe von
Feuerkiste
1,80
m, gemessen von dem Rost
allseitig
ist
von Wasser umgeben.
bis
Sie
dem eisernen Feuerkistenmantel. Die Wände sind durch Stehbolzen gegeneinander abgesteift, so daß der Druck des Wassers die Wände nicht ausbeulen kann. Die Fuge zwischen den beiden Kammern ist unten durch einen zwischengenieteten dicken Rahmen versteckt,
wie eine Schachtel
einer anderen, in
in
einander gegenüberstehenden
Die Wandflächen
schlossen.
geeignet, die
Wärme
der
der über
inneren Feuerkiste sind
dem
in
vorzüglichster Weise
Rost lagernden glühenden Kohlen und der über
denselben befindlichen, bis 1500° heißen Gase durch Leitung und Strahlung
aufzunehmen. Eine feuerberührte Fläche von bietend,
Wärme dieser
leiten in
sie
etwa ein
das Wasser über.
Form
Krauß & Co.
sind
Drittel der
qm dem
13,8
Die Kessel haben eine breite und
sehr gute Erfahrungen gemacht worden
gelieferten
Feuerkiste.
tiefe
an den von
Vorgeherinnen der besprochenen Lokomotiven.
gase werden aus der Feuerkiste herausgeführt,
Vorderwand derselben 285
glatte
in
sich
Eingang der Wärme dar-
durch Verbrennung der Kohle entstehenden
Siederohre
indem von dem oberen
von 54
welche im Wasserraum des Langkessels liegen und
in
mm der
lichter
Weite
Mit
der Firma
Die HeizTeil
der
abgehen,
Rauchkammer ausmünden.
Die Siederohre haben eine feuerberührte Heizfläche von 209,2 qm.
Man kann
rechnen, daß ein
Lokomotivkessel
bei
günstigen
Verhältnissen,
namentlich bei hoher Fahrgeschwindigkeit und dementsprechender starker und gleich-
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Wilhelm Lynen.
150
mäßiger Feucranfachung, 55
60 kg Dampf auf den Quadratmeter Heizfläche
bis
Stunde erzeugt, daß also die Lokomotive bei äußerster
Anstrengung stündlich
vorrat von 20
cbm im Tender
in
bis
zu 13000 kg Dampf erzeugen und ihren Wasser-
der Zeit von anderthalb Stunden verbrauchen könnte.
m
Die Siederohre werden nicht auf ihre ganze Länge von 4,65
bildung benützt, sondern auf eine Länge von 0,87 Oberhitzer eingebettet. Dies
nach
ist
m
sind sie
geleitet, die
in
zugehen, ehe er
Durch das Vorüberstreichen über
Dampf durch das
dem Wasser
entblößten Siederohrc hinweg-
die heißen Siederohre wird einmal die im
von Wasserblasen beim Sieden enthaltene Feuchtigkeit
Mitreißen
lierausgetrocknet und
außerdem wird ihm noch eine gewisse Wärme
ihn über den Sättigungszustand hinausbringt,
beim Auftrefien auf kältere Metallwände
Rauchkammer kann
ein
des
ihn überhitzt,
Dampfzylinders Feuchtigkeit
zum Schluß
Der Pielock-Überhitzer
hitzerkasten
sind.
Wenn
bis
derselben.
steht,
füllt
man den Über-
dadurch die Rohre im Innern desselben gegen
weil
Trotz dieser Vorsichtsmaßregel treten an den Loko-
motiven der Pfälzischen Eisenbahnen Anfressungen
der Siederohre auf, soweit sie
getroffen werden, deren Ursache noch nicht aufgeklärt
Die Rauchkammer,
Länge, damit die Heizgase
Die
300 Grad Celsius vom
hat den Vorteil, daß keine besonderen Oberhitzerrohrc
Lokomotive im Schuppen
die
mit Wasser auf,
Abrosten geschützt werden.
vom Dampf
die
nieder-
bestimmter Grad der Überhitzung erreicht werden.
Dampftemperatur beträgt durchschnittlich 290 bis
mitgeteilt,
so daß er nicht mehr
Wahl der Einbaustelle zwischen der Feuerkiste und der
die richtige
Anfang der Fahrt
durch
das Rohr gelangen kann, welches ihn den Lokomotivzylindern zuführt.
in
Durch
hindurch-
enthält,
Schlangenlinien quer über die innen von den
Heizgasen durchflossenen und außen von
einzubauen
Kammer
im Innern eine Anzahl passend aufgestellter Scheidewände
welche der Dampf gezwungen wird,
gerissene
von Schmiedeeisen
durch dessen Stirnwände die Siederohre dicht hindurchgesteckt sind. Der
Fig. 2,
erzielte
zur Dampf-
einen Pielockschen
in
ein allseitig geschlossener Kasten
im Kessel erzeugte Dampf wird vom Dampfdom aus durch diese
schlägt.
in einer
— bei einer Gesamtheizfläche von 223 qm —
in
in
welche die Siederohre
derselben ihre Geschwindigkeit mäßigen und die mit-
Auch kann
Flugasche ablagern können.
Asche darin ansammeln, ehe
ist.
einmünden, hat eine große
sie
die
unteren Reihen
sich
eine
beträchtliche
der Siederohre
Menge
abdeckt
und
damit unwirksam macht.
Die Rauchkammer
enthält
zylindern und die Abdampfleitungen
die
Frischdampfleitungen
zu
den Hochdruck-
von den Niederdruckzylindern, welche
in
ein
SchiiellzuKslokomotiven der Pfal/bahnen.
Blasrohr ausmünden, aus in
starken Wirbelungen
Heizgase
fortreißt
und
hinter sich erzeugt. frische Luft
ziehend, die
austritt,
zum
Rauchkammer wieder
nicht in
in
der
in
der
Rauchkammer
befindlichen
wodurch er eine
Rauchkammer
ist
Luftleere
die Veranlassung,
daß
durch den Rost hindurchdringt und, durch die Siederohre
Die Dampfmaschine
kommt
so daß er die
Schornstein hinaustreibt,
Diese Luftleere
von außen
151
welchem der Abdampf mit großer Geschwindigkeit und
ist
als
anfüllen
will.
Verbundmaschine ausgeführt.
Der Arbeitsdampf
einem einzigen Zylinder zur vollen Ausdehnung, sondern
in
einem
kleinen Zylinder dehnt er sich bis zu einer gewissen Stufe aus, wird dann in diesem
Zustand aus diesem Zylinder entlassen und in
welchem Die
zylinder
ist
er seine
Ausdehnung
Arbeitsweise
mit
umständlicher, als
arbeiten ließe.
einem
als
in
einen größeren Zylinder eingefüllt,
Auspuffspannung vollendet.
Hochdruckzylinder und
wenn man den Dampf
Sie hat aber den Vorteil, daß die
Metallwänden der beiden Zylinder fallen,
bis auf die
viel
geringer
in
einem Niederdruck-
einem einzigen Zylinder
Temperaturschwankungen bei
jedem
Spiel
wenn man den vom Kessel kommenden Dampf, der mit
in
den
der
Kolben aus-
15
Atmosphären
Wilhelm Lynen.
152
—
ohne Überhitzung mit 200° C
bis auf etwa 105°
C
—
heruntersinken
Außerdem wird kanäle, Deckel, Kolben
erreicht,
den Arbeitszylinder
in
eintritt,
in
demselben
läßt.
daß der heiße Dampf nur mit den Wänden der Dampf-
und der Kolbenlaufläche des kleinen Hochdruckzylinders
vom Frischdampf
rührung kommt, so daß der Vorteil sich verdoppelt: die Flächen sind kleiner und die Temperaturschwankungen
in
Be-
berührten
den Flächen sind geringer.
in
So wird an den Flächen von Hoch- und Niederdruckzylinder zusammen weniger Feuchtigkeit aus dem Arbeitsdampf niedergeschlagen, in
einem einzigen Zylinder
menge
arbeitete,
gespart, die sonst für eine bestimmte Leistung der
Genau denselben Zweck der Dampfersparnis hitzung des Dampfes, nur daß
Umgebung
einwirkt.
Am
man
meisten
als
wenn der Dampf
und es wird nicht unbeträchtlich an der Dampf-
hierbei ist
Lokomotive verbraucht wird.
man
verfolgt
den Dampf
auf
die Cberhitzung bei
bahnen eingeführt, die zurzeit 217 Heißdampflokomotiven
selbst,
mit
der Über-
nicht
auf seine
den Preußischen Staatsaller
Art im Betrieb und
270 Stück im Bau haben. Fs besteht zwar die Möglichkeit, die Überhitzungswärme zu einem größeren Betrage
in
Arbeit
umzuwandeln
Sättigung zugeführt wird, doch
Dampfersparnis
als
als die ist
Erscheinung,
die
Feuchtigkeit an den Metallwänden
Wenn Vorgängen an
nun, wie
richtiger
in
ist
bis
zu seiner
daß
der
Dampf
überhitzte
des Zylinders niederschlägt
den Pfälzischen
als
viel
weniger
der Sattdampf.
Lokomotiven, von beiden vorteilhaften
Gebrauch gemacht wird, dann kann eine beträchtliche Ersparnis
Dampf und an Kohle Dies
Wärme, welche dem Dampf
dieser Vorteil nicht so sehr von Einfluß auf die
erreicht werden.
ganz besonders wichtig
für
Lokomotiven, einmal weil
sie sich ihren
Kohlen- und Wasservorrat selbst mitschleppen und hierzu einen Teil ihrer Kraft aufzehren müssen, dann aber auch,
weil
sie
in
ihren
Abmessungen durch
die
vor-
geschriebenen Umgrenzungslinien und das Bedürfnis nach genügender Beweglichkeit in
Geleiskrümmungen eingeschränkt sind und heute
Grenzen der zulässigen Abmessungen angekommen ihrer Leistungsfähigkeit
in
den Ausführungen an
sind,
ohne gleichzeitige Vergrößerung
so ihrer
die
daß die Steigerung
Abmessungen und
Gewichte von der größten Wichtigkeit gegenüber den fortwährend sich steigernden Verkehrsansprüchcn Es
hält
ist.
überaus schwer, unter gleichen Bedingungen Vergleichsfahrten mit
Lokomotiven zu machen, arbeitet,
in
so daß das genaue
denen der Dampf
Maß
in
den verschiedenen Gebrauchsweisen
der Überlegenheit der
Anwendung von Verbund-
SchnclIzuKslokomotiven der Pfalzbahnen.
153
und Heißdampfwirkung über die früher allgemein übliche Zwillings-Naßdampfwirkung schwer angebbar ihrer
Versuche
Die Pfälzischen Eisenbahnen haben noch nicht das Ergebnis
ist.
Auf den preußischen Staatsbahnen
festgestellt.
ist
vielfach eine größere
Leistungsfähigkeit und Sparsamkeit der Heißdampf-Zwillingslokomotiven gegenüber
Naßdampf-Zwillings- und Verbundlokomotiven Fahrzeiten
erzielten
die
ersparnis von 10 bis 25
Vergleichszüge
festgestellt
worden. Trotz geringerer
Heißdampflokomotiven
mit
H. und eine Wasserersparnis von etwa 35
v.
eine v. H.,
Kohlendie
auch
gegenüber Vierzylinder-Verbundlokomotiven aufrecht erhalten wurde.
Fig.
Wie geordnet.
Kopfleiste
die
zeigt,
sind
Die zwei Hochdruckzylinder
.1.
die
vier
von 360
Stück zusammengegossen und liegen innen.
Dampfzylinder nebeneinander an-
mm
Durchmesser sind zu einem
Die Niederdruckzylinder von 590
mm
Durchmesser sind außerhalb des Rahmens angebracht.
Dadurch
ist
wenn
auszuführen, als 2,7
es möglich,
den Durchmesser der Niederdruckzylinder größer
nach innen verlegt werden, und den Kolbenhubraum etwa
sie
mal so groß zu machen
als
den des Hochdruckzylinders.
sind bei gleichen Füllungen auch die Arbeiten gleich,
und dies
führt zu
in
Bei diesem Verhältnis
den beiden Zylindern annähernd
einer einfachen Ausbildung der Steuerung, die in Fig. 3
Nur von dem Gangwerk der beiden äußeren Zylinder werden Be-
dargestellt
ist.
wegungen
abgeleitet, die
auch
—
unter Vermittlung der kurzen Querwellen
den inneren Schiebern abgeleitet werden.
—
nach
Infolgedessen machen die beiden Schieber
einer Lokomotivseite Ausschläge, die nur nach der Größe des Hubes verschieden
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Wilhelm Lyncn.
154
kommen
sind; sie
aber zu gleicher Zeit
gleichen Endlagen.
in die
Da
Kurbeln unter 180° stehen, so gelangen die Kolben zu gleicher Zeit gesetzten Endlagen.
nach den
Nun kann
die zugehörigen
die entgegen-
in
aber doch mit den obigen Schiebern der Arbeitsdampf
man
entgegengesetzten Zylinderseiten abgeleitet werden, wenn
dem anderen
einen Schieber von der Mitte,
Man
ihn
dem
Schieber von außen zuführt.
wählt die innere Einströmung auf der Hochdruckseite,
weil
dann
die
Hochdruckschieber außen von schwach gespanntem Dampf umspült und die Stopf-
büchsen der Schieberstangen
leicht
abzudichten sind.
Diese wesentliche Vereinfachung der Steuerung rechtfertigt die Verlegung
des Hochdruckzylinders
das Innere des Rahmens, trotzdem hierbei die schweren
in
Gangwerke der Niederdruckzylinder und
die
von ihnen verursachten Massenkräfte
größere Hebelarme erhalten und dadurch einen etwas unruhigeren Gang der Lokomotive veranlassen. infolge
Dieser Nachteil
komm»
um den Gang
angebracht sind, Blick auf die Fig.
1
erkennen
um
so weniger
auftritt,
weil
sonst
für
die Ableitung
alle
Betracht, als
hohe Umdrehungszahlen, wie
so ist
der
es
Schieber
als
daß nur geringe
wichtig,
Wärme und
der Schieber unüberwindliche Schwierigkeiten macht.
motiven sind daher
in
den Lokomotivrädern
der Lokomotive befriedigend zu gestalten, wie ein
den pfälzischen Lokomotiven vorkommen,
Schieberreibung
in
läßt.
Bei der Ausbildung der Steuerungen sie bei
aber
der vier Zylinder ohnehin geringe Gegengewichte
Bei
die
Schmierung
den betrachteten Loko-
Kolbenschieber mit doppeltem Einlaß und mit
doppeltem Auslaß ausgeführt. Die Kolbenschieber verursachen geringe Reibung, leicht dicht
zu halten wie die Flachschieber, und dies führt
sie
leicht
sind
aber nicht so
zu Dampfverlusten.
Durch gute Werkstättenarbeit, namentlich durch eine Formgebung der Schieber, welche ein Verziehen unter
dem hohen Druck und den hohen Temperaturen
meidet, durch gut gearbeitete Dichtungsringe
und durch
zeitweilige Prüfung
und
allfallsige
ver-
kann der Dampfverlust eingeschränkt
werden, besonders wenn im Betrieb gutes Heißdampföl
zum Schmieren verwendet
Nacharbeit der Dichtungszustand der
Kolbenschieber gut erhalten wird. Eine wichtige Sorge bei der Durchbildung der Schiebersteuerungen schnell laufender Lokomotiven
ist
die
Beachtung der Massenwirkungen der Steuerungsteile.
Bei der vorliegenden Steuerung sind in der Steuerwelle
tragungswellen Bauteile
eingefügt,
und
in
den beiden Über-
den
inneren Schiebern
welche unter der Schieberreibung und den
Massenkräften auf
von dem
außenliegenden Gangwerk
nach
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SchnellziiKslokomotivcn der Pfnlzbahncn.
Verdrehung beansprucht werden, und welche nachgeben und
flächen
teilen
in
sie
nicht,
wie im
großen Durchmessern ausgeführt und dadurch unnachgiebig
Die besonders stark belasteten Gewerkbolzen haben große Lauf-
und besonders geeigneten Bei der
155
den großen Längen beträchtlich
Dampfverteilung verschlechtern können, wenn
die
vorliegenden Falle,
gemacht werden.
bei
Stoff in
den Buchsen erhalten.
Anordnung der Schmiergefäße, welche
selbst angebracht
werden müssen,
die reibenden Teile
große
geschmiert werden,
ist
Die Anordnung
die
Wärme
erzeugen, wenn
Wahl der
der
vier
weil bei den
auf den
bewegten Steuerungs-
großen Fahrgeschwindigkeiten
sie
nicht
ständig
und
reichlich
richtigen Anhringungsstellen wichtig gewesen.
Zylinder
welches den Rahmen wirksam diagonal
nebeneinander gibt
versteift,
dem
ein starres
Ganzes,
Kessel eine feste Stütze bietet
und eine gute Verbindung zwischen der Lokomotive und dem vorderen Drehgestell ermöglicht.
Die
Dampfwege
sind
kurz,
und das Ganze der Zylinder und Schieber-
kasten hat eine verhältnismäßig kleine äußere Oberfläche und kann gut gegen Strah-
lung geschützt werden, so daß die
Wärme
gut zusammengehalten und der Dampf-
verbrauch ermäßigt wird. Diese Anordnung der vier Zylinder steht im Gegensatz zu der vorwiegend an französischen Lokomotiven ausgeführten Anordnung der Zylinder
in
zwei Gruppen,
Wilhelm l.ynen.
I5f»
System de Glehn,
bei
welchem
die Dampfverteilung im Niederdruckzylinder beliebig
gewählt werden kann gegenüber
dem Hochdruckzylinder. Hub 600 mm beträgt, wirken
Die vier Dampfkolben, deren
welche die Fig. 4 erkennen
ein,
Nur
Nickelstahl geschmiedet. fähig,
Diese Welle
läßt.
allerbester Baustoff
ist ist
Welle
Inanspruchnahme
der hohen
welche die Welle unter den gleichzeitig von den Dampfkolben und von den
Stößen der Räder gegen die Schienen auftretenden Kräften auszuhalten
Würde man nur
eine Treibachse,
keine Kuppelachse
am Zughaken wirkende
die Wellenlager nur die
Kolbenkräfte würden dann
hat.
der Lokomotive
an
Drehmoment an der Welle erzeugen,
haben, so würden gleiche Kolbenkräfte nur ein
und
eine
auf
aus einem Stück Kruppschen
Die
Kraft aufzufangen haben.
der Hauptsache von den Kurbelzapfen, nicht von den
in
Wellenlagern aufgefangen werden.
Die Kurbelzapfen können aber, ohne
warm
zu
laufen, eine größere Belastung ertragen wie die Wellenlagerzapfen, weil sie mit größerer
Geschwindigkeit durch die Luft geführt und dadurch besser abgekühlt werden.
So lange
ist
mit der Reibung
auf der Fahrt in ebener Strecke die Lokomotive
um
an den Treibrädern auskommt,
den Widerstand
am Zughaken
dieser Vorteil auch an der ausgeführten Lokomotive
handen und der Gang derselben
zu
ein leichter.
Sobald die Kuppelräder wesentlich an der Kraftübertragung
werden
die Lagerbelastungen wesentlich höher,
keit unter
überwinden,
mit einer Kuppelachse vor-
doch bleiben
beteiligt
sind,
noch eine Kleinig-
sie
den Beträgen, welche die de Glehnsche Anordnung veranlaßt.
In
der Fig. 5 sind die Räder der Lokomotive so gezeichnet, als wären
an ihrem unteren Scheitel
in
einem Gelenk gelagert,
um
auffallend
sie
zum Ausdruck
zu bringen, daß für den betrachteten Augenblick diese Scheitelpunkte durch die
Reibung an den Schienen festgehalten
Der
sind.
eigenartigste Teil der Lokomotive
ist
der
in
Fig. 6 dargestellte
Rahmen,
welcher den Kessel und die Dampfmaschine trägt und die Achsen der Räder auf-
nimmt.
Er
ist
als sog.
Barrenrahmen ausgeführt.
amerikanischen Bahnen ausschließlich
in
Diese
Gebrauch.
Rahmen
sind auf den nord-
Die Lokomotivlabrik Malfei hat
der Bayerischen Staatsbahn etwa 50 Lokomotiven mit Barrenrahmen geliefert, nach-
dem
diese Verwaltung
ihre Studien zu
Mit der
im Jahre
sich
Baldwin Locomotive Works
in
1899 amerikanische
Philadelphia hatte
kommen
Lokomotiven von den
lassen,
um
an denselben
machen.
Verwendung von Barrenrahmen, welche
die größte Zufriedenheit der
Bayerischen Staatsbahn erlangt und auch bei den Pfälzischen Bahnen sich schnell
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Schtu-ll?ii|{»lokoinotiven der Pfalzbahnen.
beliebt
gemacht haben, so daß auch
Barrenrahmen
bestellt hat, ist
gung von zwei Wegen
nach mehr
erfolgt,
als 40jähriger
Trennung
neuen Lokomotiven eine Wiedervereini-
welche zu guten Lokomotivkonstruktionen führen.
Zu Beginn des Lokomotivhaus wurden sowohl Barrenrahmen angewandt, welche gelegt
157
die badische Staatsbahn bei
in
Gestalt
in
Europa
als
auch
von einfachen Gabeln
um
in
Amerika
den Kessel
waren, an welchen die aus Blechstücken hergestellten Achshalter befestigt
wurden.
Später ging
man
in
Amerika dazu über, auch
die Achshalter
in
Barren-
Wilhelm Lynen.
158
stücken anzuschweißen, während
man
in
Europa Rahmen und Achshalter aus starken
Blechptatten herstellte.
Der Vorzug des Barrenrahmens bei der auf ist
ein
dem
Geleise stehenden Lokomotive über die
den Betrieb
für
der großen Übersichtlichkeit, die er
liegt in
inneren Teile gibt.
schwerwiegender Vorteil, besonders bei
innen
Dies
liegenden
Dampfzylindern, da bei kurzen Aufenthaltszeiten auf Zwischenstationen eine schnelle
Gangwerks ermöglicht
Prüfung des
Die geometrisch genaue
wird.
Gestalt
des
Rahmens macht den Zusammenbau der Lokomotive, den Anbau der tragenden und führenden Teile des Gangwerks und der Steuerung einfach und billig und gibt eine größere Genauigkeit,
als
sie
beim Anpassen
und Anprobieren an
arbeiteten Seitenflächen der Plattenrahmen erzielbar
Der Nachteil des Barrenrahmens besteht stellen,
aus
in
die
ist.
Der
Blechen herausgearbeitete Plattenrahmen hat keine Schweißfugen.
Ein
gebrochener Plattenrahmen kann leichter wiederhergestellt werden
Wenn
rahmen.
be-
der Schweiß-
deren Güte und Fehlerlosigkeit nicht so ohne weiteres gewährleistet
vollen
nicht
ist.
dem Vorhandensein
als
ein Barren-
Barrenrahmen unbrauchbar wird, geht eine große und teuere
ein
Werkstättenarbeit verloren.
Um bearbeitet
eine
die
möglichst große Sicherheit zu
haben
bleiben könnten.
vorgekommen
ist
nicht imstande
zu bearbeiten
es
ihr
gelungen, daß bis
als bei
fällt
ist,
so
sorgfältige Pake-
viel
Rahmen
ausfallen als
noch kein Rahmenbruch
gleichzeitig auf einer
Plattenrahmen, bei denen
die Kosten der
man
bis
Werkzeugmaschine
zu 12 übereinandergelegte
Anderseits wird ein Teil dieser Mehr-
wieder eingespart durch den leichteren
daß schließlich
jetzt
teurer in der Herstellung aus als ein Plattenrahmen,
Platten gleichzeitig fräsen oder stoßen kann.
Zusammenbau der Lokomotive, so
ganzen Lokomotive beim Barrenrahmen nicht höher
beim Plattenrahmcn.
Der sonst nicht
Durch
Rahmen.
ist.
Der Barrenrahmen
man
kosten
Baustoff,
der Eisenblöcke, durch gute Schulung ihrer Arbeiter, durch gute Aufsicht
bei der Schmiedearbeit
weil
bezug auf den
werden und welche deshalb roh
Die Kosten der Bearbeitung dieser Flächen sind gewissermaßen
eine Versicherungsgebühr gegen den Bruch der
tierung
in
der Barrenrahmen, auch die
Firma Maffei die sämtlichen Flächen
inneren, an welchen keine Maschinenteile befestigt
bei
Barrenrahmen gerügte Nachteil, daß
genügend ausgebildet werden können,
nicht vorhanden.
ist
bei
die Querversteifungen
den vorliegenden Lokomotiven
Die vier Dampfzylinder geben eine wirksame Versteifung ab,
die
Schnellzugslokomotiven der Pfalzbahnen.
durch
am
159
hinteren
Ende des Rahmens
Ferner sind zwischen den Enden des Rahmens noch die Gleitbahn-
unterstützt wird.
träger
Ausbildung des Zugkastens
kräftige
eine
und Pendelbleche
die
für
Abstützung des Langkessels vorgesehen, welche
auch zur Versteifung des Rahmens beitragen, die bei einer etwaigen Entgleisung der
Lokomotive wichtig
ist.
Die Lokomotiven sind mit einer Reihe von Vorrichtungen ausgerüstet, damit der Führer die Verbrennungsvorgänge,
das Anfahren und Halten
Um
leicht
die
Schmierung der Schieber und Kolben,
und sicher beherrscht.
das namentlich auf Bahnhöfen lästige Qualmen zu vermeiden, sind
tritt
wenn
ein,
ausstoßen
und
vorhanden
ist.
aufgelegten Kohlen
die frisch
ihre
leicht
nun eine nach dem Aufwerfen von Kohlen genügende und mit
Fortschreiten in
in
einzutreiben, wird
beim Offnen der Feuertür
besonderes Ventil geöffnet, welches so lange Kesseldampf die Feuertür wieder
hälter einläßt, bis
Schluß der Feuertür durch drei Düsen
in
welche die Rauchmassen durchdringt und entwichen
ist,
desto
in
geschlossen wird.
dem
mehr
sie verbrennt.
läßt
selbsttätig
und
Dampf
tritt
ist
nach
reißt Luft mit sich,
mehr der Dampf aus
Je
Düsenwirkung und das
die
ein
einen besonderen Be-
Dieser
die Feuerkiste ein
einblasen nach, und die Größe des Dampfbehälters
Luft-
so bemessen, daß ungefähr
Entgasung der Kohlen und das Einblasen der Luft aufhören.
Während der breit
in
der Entgasung der Kohlen abnehmende Luftmenge über
die Feuerkiste
gleichzeitig die
der Rauchkammer
deren Verbrennung nicht genügend Luft
Rost
Behälter
vergasenden Bestandteile
zu
Um
dem
dem
die
Das Qualmen
Lokomotiven mit Rauchverbrennungsapparaten nach Staby versehen.
ausgeführt und
Fahrt
ist
zwei
mit
es
von großer Wichtigkeit, daß die Rauchkammer
Feuertüren
versehen
ist.
Durch das abwechselnde
Schüren gibt es immer eine gut durchgebrannte Feuerhälfte, Luitüberschuß vorhanden aufsteigende Rauch
zum
in
welcher ein gewisser
ist,
so daß der aus der frisch bedeckten, schwarzen Hälfte
Teil
auch mit Hilfe der heißen, luitgetränkten Flammen der
rotglühenden Hälfte des Feuers verbrannt wird, wodurch die Wirkung des Rauchverminderers
Mengen und
in
in
erwünschter Weise unterstützt wird, wenn die Kohlen
in
großen
kurzen Pausen aufgeworfen werden müssen.
Zur Verminderung des Funkenauswurfs aus dem Schornstein scher Funkenfänger
in
die
Rauchkammer
eingebaut.
ist
An demselben
ein ist
Sturmdie
An-
bringung von zwei beweglichen Gitterwänden eigentümlich, die mit Hille eines kleinen Dampfzylinders mit Kolben geschlossen werden, sobald Arbeitsdampf kasten der Lokomotive eingelassen wird.
in
die Schieber-
Wilhelm Lynen.
160
Wenn
der
Dampf von den Schieberkasten abgesperrt wird
der Lokomotive
stand
—
also bei
Still-
—
im Bahnhof oder im Schuppen, oder bei einer Talfahrt
öffnen sich diese Gitterklappen von selbst, so
daß der Schornsteinzug nicht mehr
durch die Maschen der Gitter behindert wird.
Durch den
beim Schließen
die Gitterwände
der
Klappen
an
ihren
Selbstreinigung der Maschen von darin festgehaltener Asche
erzeugung erwünscht
anprallen,
ein.
die
für
Wenn
kasten.
wenn
die Maschine mit voller Kraft
ohne Dampf
sie
Dampfkolben
Durchmesser verbunden,
Das Ol
preßt.
kann
durch eine Kolbenstange
ist
ist
dann
nur
in
eine
die
Zug-
fährt,
von die
den
der
selbst auf.
mit
einem
Schmieröl
das
Schmierleitungen
durch
übertreten,
wenn
Leitungen
den
die
Der Dampfdruck
einem besonderen Zylinder. Der
in
direkt
auf
ist
vom Dampfdruck im Schieberwird am stärksten geschmiert;
Schmierung von
hört die
läuft,
im Schieberkasten wirkt auf einen Dampfkolben
kleinerem
tritt
ist.
Bei der selbsttätigen Schieberschmierung, Bauart Mildenberger.
Kolbenschiebern zugeführte ölmenge abhängig
vier
dem
leichten Schlag, mit Sitz
in
einem
Hahn
einen
das
Kolben
zweiten
von
von
Olzylinder
und
getrennt
der
Kulisse
der
Schiebersteuerung bewegte Hahnküken seine Bohrungen mit den Schmierleitungen in
Verbindung
Schmierung
setzt.
Auf diese Weise wird eine sparsame und doch betriebssichere
erreicht.
Eine Besonderheit aller Verbundlokomotiven sind die sog. Anfahrvorrichtungerl,
welche dadurch notwendig werden, daß die Lokomotive
kommen
wodurch der
auf ihn drückende
anderen Hochdruckkolben
Zug
ist
In
und
Dampf wirkungslos
dann zu schwach,
um
ist.
Stellung
in einer
zum
Totlage
Der Dampfdruck
Halten steht,
auf
den
den an der Lokomotive hängenden
anzuziehen.
einem
solchen
Spannung, zum Druck auf die
in einer
kann, in welcher einer der beiden Hochdruckkolben
Maschine die
in
Fall
die
muß
der Kesseldampf,
allerdings
mit verminderter
großen Niederdruckkolben gebracht werden,
Gang gekommen
ist,
bis
daß
worauf dann die Anfahrvorrichtung abgestellt
Verbindung des Kessels mit den Niederdruckzylindern aufgehoben wird.
Um räder, das
bei
nassem Wetter und
glatten Schienen das sog. Schleudern der Trieb-
Drehen ohne gleichzeitiges Fortrollen über die Schienen, zu verhüten,
sind die Lokomotiven mit einem Sandstreuer ausgerüstet, welcher gestattet, trockenen
Sand zwischen
die Triebräder
glatten Schienen kräftig fassen.
gespeisten
und die Schienen zu blasen, damit
die
Räder auch
bei
Dieser Sand wird vermittelst einer durch Druckluft
Düse nach der Bauart Brüggemann ausgeblasen.
Durch
die
Anwendung
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Schnellzugnlokomolivcn der Plalzbahncn.
161
von Druckluft wird das Nässen und Zusammenballen des Sandes
der Sandleitung
in
und das Vereisen der Düse im Winter verhindert. Die Druckluft kann auch dazu benützt werden, den Sand
dem
Kessel befindlichen Sandkasten aufzuwühlen,
falls
er feucht
in
ist.
dem oben
auf
Dadurch wird
er schneller getrocknet.
Die
der Fahrt befindliche Lokomotive treibt einen Geschwindigkeitsmesser,
in
Bauart Hausshälter,
mit Hille
an,
dessen die Fahrgeschwindigkeit der Lokomotive
dem Lokomotivführer
durch einen Zeiger
Angabe der Aufenthalte
gleichzeitiger
Auf diese Weise
angezeigt und für die Betriebsaufsicht unter
auf
einem Papierstreifen aufgezeichnet wird.
daß der Lokomotivführer
verhütet werden,
Strecken,
die
mit verminderter Geschwindigkeit durchfahren werden müssen, zu schnell fährt,
um
soll
in
etwa eine Zugverspätung einzuholen.
Zum Bremsen
und des angehängten Zuges
der Lokomotive
druckbremse, Bauart Schleifer, auf der Lokomotive eingebaut. Deutschland gebaut wird,
und
land eingeführt
ist
ist
auf den Pfälzischen
in erfolgreichen
eine
ist
Luft-
Diese Bremse, die
Bahnen und auch sonst
in
in
Deutsch-
Wettbewerb mit der aus Amerika stammenden
Westinghouse-Luftdruckbremse eingetreten.
Wie
Westinghouse drückt ein auf der Lokomotive angeordneter Luft-
bei
kompressor Luft
in
einen Vorratsbehälter
entlang gehende Druckluftleitung und
werden, die
in
führer die Druckluft aus
der Leitung ausströmen, verstellt,
zugehörigen Bremszylinder
eintritt,
und damit
Reihe
die
Bremsen
dem
aus
von
Nähe der zu betätigenden Bremsen
der
sogenanntes Steuerventil so
schiebt
hinein,
eine
so
eine
den ganzen Zug
Hilfsluftbehältern sind.
wird
gespeist
Läßt der Lokomotivbei
jeder
Bremse
daß die Druckluft aus den Hilfsbehältern
wodurch
anzieht.
sie
ein
in die
den darin befindlichen Kolben ver-
Läßt der Führer wieder Druckluft aus
Vorratsbehälter in die Drucklultleitung einströmen,
dem
so wird das Steuerventil wieder
zurückgebracht, wodurch die Bremsluft aus den Bremszylindern ins Freie gelassen
und der zugehörige
Hilfsluftbehälter wieder mit frischer Druckluft gespeist wird.
In Gefahrfällen
muß
die Druckluft besonders schnell aus der Leitung heraus-
gelassen werden.
Die Steuerventile müssen so empfindlich gebaut sein, daß ersten bis
während
kommt
zum
die
letzten hin, fast gleichzeitig
und gleichmäßig
stark
alle
Wagen, vom
gebremst werden,
Dadurch
Lokomotive anfänglich etwas weniger stark gebremst wird.
der ganze
Zug
gestreckt zur
Ruhe und es werden Zerrungen der einzelnen Ii
Wilhelm Lynen.
162
gegeneinander
Zugteile
Schnellzugslokomotiven der Pfalzbahnen.
vermieden.
wird
Die Schleifer-Bremse
den hohen Anforderungen gerecht, die an eine Luftdruckbremse
Aus der Betrachtung des Baues der Lokomotive und man, daß
sie eine kleine in sich
geschlossene Welt
ist.
ihrer
in
hohem Maße
gestellt
werden.
Ausrüstung
ersieht
Der anscheinend so einfache
Vorgang der Fortbewegung eines Eisenbahnzuges macht wegen der großen Geschwindigkeiten und der großen bewegten Massen eine Anhäufung der scharfsinnigst
erdachten Einrichtungen notwendig,
um
die
großen Gefahren, die eintreten können,
zu vermeiden.
Eine solche Lokomotive
ist
als ein
bewunderungswürdiges Meisterwerk an-
zusehen:
mit starker Kraft setzt sie den angehängten
und doch
leicht gezügclter
über Berg und Tal, mit unbedingter Sicherheit setzt der schnellsten ihrer
Bewegung
Abmessungen
Zug
in
Bewegung, mit großer
Geschwindigkeit und mit zäher Ausdauer bringt
in
Ruhe — dabei
sind
ihr
sie die
aber enge Grenzen hinsichtlich
gesteckt, welche die Entfaltung dieser Eigenschaften
Richtungen erschweren.
sie ihn
gewaltigen Massen aus
nach allen
soicieiiung
m
Bmhtrsgadfn
Kl Mahl MrtEfeilMMi
im Bau von Wasserkraftmaschinen.
Ein Meisterwerk
Von Rudolf Camerer. von dem herrlich gelegenen Berchtesgaden nach Reichenhall marschiert
und nicht
die Straße über Hallturm entlang der
großartigeren in
ein
Weg
etwa einer Stunde
Brunnhaus,
in
sowohl historisch
ein
daß
die hier aufgestellte
m
Druck von 112
Wassersäule
als ist.
auch
m
in
etwas
München
Maschine
kleinere
aufgestellt
Vergnügen den
und
trotz
in
der
Fig.
1
dem
dieser
Art
ist
wiedergegeben.
gewaltigen
(s.
Fig. 2)
und
Orte llsank
viel trifft
auf
Der Besucher wird staunen, wenn welches unter einem
in
Eine
genau
ausge-
Bemerkt der Beschauer schon mit
auftretenden
die meisterhafte
ähnlich
dem Deutschen Museum zu Kräfte
spielenden und fast ge-
räuschlosen Gang, die unübertrefflich einfache Kraftübertragung von
den Pumpkolben
der
Bewegung gesetzt wird und die zu hebende ein auf dem durch seine herrliche Aussicht
berühmten Söldenköpfl befindliches Reservoir drückt. führte,
einschlägt,
technisch bemerkenswertes
Maschine durch Wasser,
steht, in
Salzlösung auf eine Höhe von 356
Ramsau
von Berchtesgaden bei
nach Verlassen
dem
Meisterwerk menschlichen Könnens zu sehen er erfährt,
neuen Bahnlinie, sondern den
südöstlicher Richtung durch die
in
dem
Treib- auf
Anordnung der Steuerung, was
Rudolf Camercr.
104
machen könnte
ihn glauben
hier ein Meisterwerk ster
Technik
vor
modernzu
sich
haben, so wächst seine Be-
wunderung Schöpfer aufs
daß
fährt,
dert
sie
Maschine
wenn
er er-
vor bald hun-
wurde
gebaut
Jahren
und. was als
fast einzig
da-
Maschinenbau
im
stehend
den genialen
für
dieser
höchste,
hervorgehoben
werden
zu
verdient, in dieser langen Zeit
unermüdlich und ohne nennenswerte Reparatur ihre gewaltige Arbeit verrichtet hat.
Die Wasserhebemaschine zu llsank
ist
Schwester-
eine
maschine von zwölf gleichartigen Maschinen, die sämt-
dem Zwecke
lich
die Sole aus
dienten,
den bayerischen
Salzbergwerken
Berchtes-
in
gaden und Reichenhall weiter ins
Land hinein
wald-
in die
reichen Gebiete von Traunstein
und schließlich
senheim
fortzuleiten,
Holzreichtum legenen
der
Wälder
dampfen der Sole reichte
bis Ro-
und
da der
nahege-
zum
Ein-
nicht aus-
Transport-
die
kosten der letzteren natur-
gemäß viel geringer ausfallen mußten, ftg.
als die
des entspre-
i.
y
Google]
Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinell.
Es
chenden Heizmaterials.
ist
das
165
Einfachwirkende
Verdienst des auch an anderen Stellen
Reichenbach'sche Wassersaulenmaschine
dieser Festschrift rühmlichst genann-
damaligen bayerischen Salinen-
ten
Georg
rates
Reichenbach,
v.
das
Werk durchgeführt und
großartige
durch seine geniale Konstruktion
er-
möglicht zu haben.
Die ersten dieser Maschinen
wurden im Jahre 1808
und
setzt
förderten
in
Betrieb ge-
die
Sole
bis
1809 geschah die Fort-
Traunstein.
setzung bis Rosenheim und der glückliche Erfolg dieser
im Jahre 1817
neuen Anlage führte
schließlich
auf
die
Überleitung der Sole von Berchtes-
gaden nach Reichcnhall, wobei zur
Umgehung
reichischen
die
der damaligen öster-
Grenze
unüberwindlich
scheinenden Gefällsdifferenzen insbesondere durch die hervorragendste
Maschine sten
in Ilsank in der glücklich-
Weise überwunden wurden. Der
Situationsplan derGesamtanlage zeigt sich
im
Titelbild, ein Dispositionsplan
der Soleförderung zwischen Berchtes-
gaden und Reichenhall
ist
in
Fig. 3
wiedergegeben. Die Wirkungsweise der Rei-
chenbachschen Wassersaulenmaschine erhellt aus Fig. darin
2.
Man
Hin- 2.
erkennt
an oberster Stelle den
kleinen Aufziehkolben
der anhängenden Treib- und Pumpkolben
Öffnung des unteren Ventils anzusaugen. Stellung,
so
kommt
der
Druck
auf
zu
,
der berufen
ist.
das Gewicht
heben und zugleich die Sole unter
Befinden sich die drei Kolben
den
Treibkolben
zur Wirkung
in
und
höchster drückt,
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Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen.
vermittelt
167
durch Kolbenstange und Pumpenkolbcn, die angesaugte Sole durch das
obere Ventil
in
das Hochreservoir.
Das
neuem und man
Spiel beginnt von
daß man es hier mit einer einfach wirkenden Wassersäulenmaschine zu tun
erkennt, hat.
Es
erwähnt, daß Reichenbach auch doppeltwirkende Wassersäulenmaschinen gebaut
sei
hat,
vom
sowie, daß eine kleinere Wassersäulenmaschine mit zwei seitlich
angeordneten Pumpenzylindern, die sich im Deutschen
Museum
Treibzylinder
befindet (Fig. 4)
nach Ansicht der Museumsverwaltung gleichfalls unzweifelhaft Reichenbach zugeschrieben werden
muß. Es erübrigt noch der sinnreichen Steuerung einige Aufmerksamkeit zu schenken.
Zwei
an der Kolbenstange befindliche Ringe verschieben jeweils beim
Ende des Hubes den Hebel zur Vor-
Die Hauptsteuerung wird durch das
steuerung.
Druckwasser
selbst in
Bewegung
gesetzt, welches
durch den kleinen Kolbenschieber der Vorsteue-
rung
in
Verbindung mit dem Differentialkolben der
Hauptsteuerung den Kolbenschieber der letzteren
bewegt
(s.
Rotguß
hergestellt
Die ganze Maschine
Fig. 2).
ist
aus
und verdankt neben der sinn-
reichen Konstruktion auch diesem
Umstand
ihre
hohe Lebensdauer.
Es
ist
erfreulich zu
ng
bemerken, daß schon
.
zur Zeit ihrer Aufstellung die Bedeutung der neuen
Schöpfung von den Zeitgenossen I.
C. Jordan
im
reise
Berlin
im Anschluß
Archiv
1837)
für
an
voll
und ganz anerkannt wurde.
eine 1822
nach Bayern
Geographie, Geologie, Bergbau und
Hüttenkunde
„dessen ausgezeichnete Leistungen
über Reichenbach:
So
schreibt
unternommene Inspektions-
in
(10.
Band,
der
tech-
nischen Mechanik als ruhmwürdige Denkmäler seines tatkräftigen Frfindungsgeistes
und
zum Nutzen
bisson
de Voisins
der
Nachkommen noch
nennt die
de notre £poque*.
lange
werden".
fortbestehen
besprochene Wassersäulenmaschine
ouvrage" und Reichenbach „un
homme
D'Au-
„un gigantesque
de gdnie, un des plus habiies me'caniciens
Das höchste Lob aber spendet ihm der damalige Ingenieur des
mines Junker, der bei Gelegenheit der Neuanlage der Radkünste Bretagne nach Bayern
reiste,
um
Reichenbachs Rat einzuholen.
in
Huelgoat
Er schreibt
in
der
in
den
Rudolf Camerer.
168
Annales des mines maniere
3.
plus e'tonnante pour les arts mtfcaniques."
la
„admirables de
simplicite,
de perfection
„gigantesque entreprise-, und fügt bei: et
que partout, dans ces magnifiques
on reconnait
Allemands
Reichenbach
sene, Paris 1835: „M. de
sagesse.
la
I'esprit
et
de
et
de
conservation
et font traverser les siecles ä leurs entrcpriscs-
Lob, das im
Munde
ein
parfait,
caractensent
qui
les
Sein uneingeschränktes
1
.
des Auslanders doppelt bedeutungsvoll erscheinen muß, schließt
werden
mit folgenden Worten, die durch jeden Zusatz nur abgeschwächt
„Ces innovations constituent un progres tellement remarquable, qu'on peut c'est
la
des plus inglnieuses conceptions,
salines, ä cöte"
d'ordre
Unternehmen
seulement que tout y est
„Je dirai
de
Maschinen
seine
das
hardicsse",
organise
e"tait
nennt
Er
du moment oü on
a
könnten:
que
dire
pu mettre en o?uvre des colonnes d'eau lormidables que
date l'application utile du grand et simple principe de notre immortel Pascal. M. de
Reichenbach struit, essaye"
fera oublier Höell,
ou
projete"
Winterschmidt,
du condenseur, du moddrateur ä force oublier les
Newkomen,
tous ceux qui, avant
et
des machines de cette espece;
les
meme,
et
tous ceux
ont con-
lui,
Watt, par l'emploi
du paralleMogramme,
centrifuge,
Savery, Papin
comme
qui
se
a
etc..
fait
disputent
la
merveilleuse invention des machines ä vapeur."
„A Dieu ne Services le
re"els
mente de
serait
devenu
rendus ä
la
que
le
Watt de sa et si les
je veuille e*tablir la
socidte"
leurs inventions
que l'Angleterre, dans
plaise
;
moindre comparaison
par ces deux illustres mecaniciens,
ni
entre
mdme
les
entre
mais au moins puis-je croire que M. de Reichenbach
patrie, si
memes
l'Allemagne avait
e*te*
aussi avance*e en industrie
questions se fussent agitees ä
la
meme epoque
deux pays.
les
Literaturangaben. M. Junker, Memoire sur des mines,
3. s£rie,
les
machines a colonne d'eau de
la
mme
D-Aubisson de Voisins, TraitC d'hydrauliquc. Paris 1840. Rü hl mann, Allgemeine Maschinenlehre, Braunschweig 1875. v. Lossow, Die geschichtliche Entwicklung der Technik im schrift des
d'Huelgoat.
Annales
Paris 1835.
Vereine* deutscher Ingenieure, Jahrgang IW3.
S.
1 Pfund Kokons gewann.
gewinnbringende
eine
für
allein in
er-
..Seidenkommission"
Eine dritte Seidenzuchtperiode begann sodann 1823 unter I.
fange von über 4 Millionen ernährt,
welche, von einer
obwohl etwa bOOOOO Maulheerbäume ge-
,
Die Erkenntnis,
noch
die
Boden-
das einzige Nahrungsmittel des Seidenspinners,
den Maulbeerbaum, mit genügender Zuverlässigkeit hervorzubringen, machte dann diesen
Bestrebungen
ein
erwähnt, daß der Botaniker
um
für tunlich erklärte,
Ende. v.
—
Bei
Schrank
Gelegenheit
dieser selbst
sei
aber auch
den Anbau von Baumwolle
vom Auslande unabhängig
das Spinnereigewerbe
in
noch
Bayern
zu machen.
Die auch im XVIII. Jahrhundert fortgesetzten Bestrebungen, den weiteren Verlall
des Webereigewerbes zu verhüten
,
waren
von Erfolg nicht begleitet und
konnten nicht wirksam sein infolge von Begebenheiten, welche im XVIII. Jahrhundert
England auf diesem Gebiete ausbildeten
staate
in
verhältnismäßig kurzer Zeit
zum
ersten Industrie-
und eine vollständige Umgestaltung des ganzen Gewerhewesens
herbeiführten, indem sie allmählich das Kleingewerbe zur Großindustrie hinüberleiteten.
Zu diesen Ereignissen gehörte maschine,
in
erster
Erfindung der Dampf-
die
Linie
welche zwar bereits 1698 einem englischen Bergbeamten
Heben von Wasser
in
Bergwerken
aber von
patentiert,
solchen Ausbildung gebracht wurde, daß
sie
in
Watt etwa
Industriebetrieben
Savery zum 1775 zu einer
Aufnahme und
bald eine Verbreitung fand, welche sie zur herrschenden Kraftmaschine machte, da sie
unabhängig von Klima und Witterung
in
erscheinenden Orte als stetige Kraftspenderin Viel
welche
in
einschneidender für das Textilgewerbe waren jedoch die Erfindungen,
dort sofort nach Einführung der
Bedeutung derselben erkannte,
Da
und
in
der damals
fing allein
man
Baumwolle
an, sie direkt
üblichen
Art auf
als Spinnstoff die
Spinnrädern
mechanische Vorrichtungen zu konstruieren, welche an viel
hohe
von Cypern und Smyrna zu
zu
verspinnen.
aber diese Art der Erzeugung nur sehr wenig Garn liefern konnte, bemühte
sich,
mit
Größe an jedem passend
Dienst gestellt werden kann.
England zur mechanischen Verarbeitung der Baumwolle gemacht wurden.
Nachdem man beziehen
beliebiger in
Stelle
man
der Handarbeit
geringerem Zeitaufwand bedeutend größere Garnmengen hervorzubringen
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Die Faserstoffindustrie.
203
vermochten. Diese Bemühungen waren von außerordentlichem Erlolg und landen vorVerwirklichung
erst eine in
in
den Spinnmaschinen von
Hargreaves und Arkwright
Verbindung mit entsprechenden Vorbereitungsmaschinen. Hargreaves konstruierte
1767 eine Spinnmaschine nach
dem
Vorbilde der uralten Handspindel,
nach seiner Tochter
aul einmal spinnen zu können, nannte dieselbe
vollkommnete konnte.
Sie
so weit, daß ein
sie
die
ist
Mädchen damit
daß
im großen von einem Wasserrad
zuerst
Ausbildung dieser Maschine
Das Bestreben,
in
dem
nach
Watermaschine, weil Die weitere
Erzeugung von 400 Fäden.
durch Maschinen zu ersetzen, land zu-
die Handspinnerei
gleich eine sehr glückliche Unterstützung,
Seli-
Vorbilde des gewöhn-
sie
Betrieb gesetzt wurde.
gestattet jetzt die gleichzeitige
—
1500 Fäden
sie gleichzeitig
und nannte
ver-
120 Fäden spinnen
gleichzeitig
ist,
,
lichen Spinnrades, erhielt 1769 darauf ein Patent sie
acht Fäden
Grundlage der sogenannten selbstspinnenden Maschine
— welche heutigentags so weit entwickelt spinnt. — Arkwright erfand eine Spinnmaschine actor
um
Jenny und
man kann wohl sagen
seinen technischen
Abschluß, durch die vervollkommnete Dampfmaschine, welche zuerst im Jahre 1789 als
Betriebsmaschine
selbst
in
in
einer Spinnerei zu Manchester
Benutzung genommen wurde
und
sich
als
und 1790 von Arkwright vorzügliches Mittel
ein
zur
Hervorbringung der wünschenswerten großen Geschwindigkeiten erwies.
Dahingegen
hielten
mit den
gewaltigen Fortschritten aul
dem
Gebiete der
Baumwollspinnerei die Bemühungen, an die Stelle des gewöhnlichen Webstuhls eine nicht Schritt, da diese erst 1802 in Anwendung kommen ist nur die von Kay in Bury erfundene sogenannte Schnelldem Weber nicht nur eine auf das Doppelte gesteigerte Leistung, sondern auch das Weben bedeutend breiterer Stoffe ermöglicht.
Webmaschine zu setzen,
Von Bedeutung
konnte.
schütze
,
welche
Der Erfolg der Erfindungen und der wollmanulaktur
in
England
gedehnten Seehandel und zeigten sich vor allem einfuhr, die
dem
Fortschritt auf
wurden noch besonders in
Gebiete der
unterstützt
der
durch
Baum-
den aus-
Zunahme der Baumwollzum Schlüsse des Jahr-
im Jahre 1750 nur 2 Millionen Pfund betrug, bis
hunderts (1799) aber auf 38 Millionen Pfund stieg.
Von geringerer Bedeutung war
die
englische Konkurrenz auf
der Wollindustrie, weil Wollstoffe damals doch nur wollstolle ersetzt
für die
Gebiete
wenigen Fällen durch Baum-
ist
zu berücksichtigen, daß nach
werden konnten.
Zur Beurteilung der Lage der Leinenweberei den
dem
in
Leinenweber besonders gegebenen Vorschriften
ihre Arbeitstätigkeit die
Egbert
204
v.
Hoyer.
Erzeugung von Leinengeweben und Barchent- sowie Baumwollgeweben allmählich zurückgehen lich
sie sich
und
ganz
schließlich
so daß hauptsäch-
eingestellt werden,
professionsmäßigen Leinenweber eine Einschränkung
der
die Tätigkeit
indem
umfaßte.
Konkurrenz mußte das Spinnen und Weben von Baumwolle
Infolge der englischen
erfuhr,
wieder auf die Herstellung von Leinwand beschränkten. In Anbetracht
dessen, daß Leinengewebe
für
Verwendungszwecke einen großen Vorzug
zahllose
vor Baumwollstoffen besitzen, steigerte sich sogar die Nachfrage nach
Leinwand,
trotzdem dieselbe vielfach durch Baumwollstoffe verdrängt war.
dem
Die Regierung unter
trachtete als eine der wichtigsten
ersten
König von Bayern, Maximilian Joseph,
be-
Aufgaben die Wiederaufrichtung der Gewerbe, wohl
einsehend, welche hohe Bedeutung die Träger der Gewerbetätigkeil als Staatsbürger besitzen.
einem
Die ersten und
Hauptmaßnahmen waren gesetzgeberischer Natur und getragen, indem die Zunftschranken
Sinn
freiheitlichen
von
niedergerissen,
die
Gewerbebetriebe durch staatliche Konzessionen ermöglicht, die zu Monopolen aus-
und
gebildeten Realrechte
die Rechte der Grundherrschaften in
Wenn
beschränkt wurden.
diesen
Maßnahmen,
als
zum
Montgelas zu muß doch auch dieser werden, daß man die
deren Schöpfer
gelten hat, auch in der nächsten Zeit der Erfolg mangelte, so
Mißerfolg
größten Teil auf den Umstand zurückgeführt
technischen Fortschritte nicht genügend würdigte oder kannte.
Beginn
zum
aufraffte, die
Besseren erst bestätigt werden von
neu gewonnenen technischen
Verbindung hiermit
steht allerdings die
bildet,
In
dem Augenblick
Hilfsmittel sich zu
der Tat kann der an,
als
man
ist
sich
nutze zu machen.
Einführung einer anderen Betriebsform,
von dem Maschinenbetrieb unzertrennlich den Fabrikbetrieb
bezug auf Gewerbe
In
die
und im Gegensatz zur Hausindustrie
der unvermeidlich zur
Anwendung gelangen muß, wenn
das Erzeugnis eine mehr oder weniger große Reihe von Bearbeitungsstufen zu durchlaufen hat, wie es
z.
B. in den Spinnereien der Fall
Daher nimmt
die
ist.
Hebung der Textilgewerbe
ihren
Anfang mit der Einrich-
tung von fabrikmäßig betriebenen Spinnereien, aber auch wieder unter sehr schwierigen
Umständen, weil es an geschulten Arbeitern Spinnmaschinen verboten war.
In
fehlte
und
noch lange bestehen, da der Betrieb eines Webstuhles Eine
eigene Stellung
Wolle und des Leinens
von gewalkten Stoffen
Garn
ist
einfach
ein.
—
nahm
bei
Die größte
Tuchen
in
England die Ausfuhr von
der Weberei dahingegen blieb die Hausindustrie
—
.
sich sehr einfach gestaltet.
Umwandlung die Verarbeitung der Menge der Wolle diente zur Anfertigung
dieser
Die Verarbeitung dieser sog. Streichwolle zu
und bedarf nur einfacher Maschinen, so daß schon zu Anfang des
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Die Faaeratofflndustrie.
205
XIX. Jahrhunderts das Spinnen von den Tuchmachern selbst auf kleinen Spinnmaschinen mit etwa 30 Spindeln
Sehr
Webstühlen.
Das Weben
vorgenommen wurde.
schwieriger dahingegen
viel
erfolgte auf
gewöhnlichen
das Verspinnen von Kammwolle,
ist
welche zu glatten, ungewalkten Geweben dient und wegen der besonderen Behandlung durch
Kämmen
Namen
den
erhalten
nach
Erst
hat.
Kämm-
Erfindung der
maschine (1830) und auf Grund langjähriger Erfahrungen auf dem Gebiete der mechanischen
Baumwollspinnereien war es möglich, die Maschinen
Kammwolle zu von ins
Leben
trat.
sowie
konstruieren
Kammgarn
eine
Methode und
ein
zum Verspinnen
der
System zur Anfertigung
auszubilden, so daß die mechanische Kammgarnspinnerei erst später
Zu den
ersten
Kammgarnspinnereien
in
Deutschland gehört die 1836 mit
3000 Spindeln gegründete, heute mit 65 450 Feinspindeln und 180 Webstühlen arbeitende
Kammgarnspinnerei lautern mit
in
Augsburg. Die 1857 gegründete Kammgarnspinnerei
96000 Feinspindeln
ist
in
Kaisers-
eine der größten im Deutschen Reiche.
Die Umwälzung, welche die Baumwollindustrie durch Einführung der Maschinenspinnerei und des Fabrikbetriebes erfuhr
und der Baumwolle den ersten
Platz unter
den Webematerialien verschaffte, vollzog sich deshalb verhältnismäßig schnell, weil die
uns von der Natur
zum Gebrauch
vermöge welcher
schalten besitzt,
Baumwolle
fertig gelieferte
sie fähig
ist,
natürliche Eigen-
zu den feinsten und schönsten Garnen
mühelos versponnen zu werden, und weil es keine großen Schwierigkeiten dieselbe in erwünschter
das Gegenteil
Menge und
gesagt werden.
der Spinnfaser aus
dem
Beschaffenheit zu erhalten.
Der Leinenbau und
die
Vom
bietet,
Leinen
muß
umständliche Gewinnung
Baste der Pflanzen wurde fast ausschließlich von kleinen
Grundbesitzern und Pächtern und nicht mit der Umsicht und Aufmerksamkeit betrieben,
um
ein
gleichmäßiges Material
stimmenden Beschaffenheit zu besonders aber auch
für
liefern,
in
großen Mengen
von solcher
überein-
welche Grundbedingung für ein gutes Garn,
das Verspinnen
mittels
Maschinen
Um
die Zeit,
als
der Aulschwung der mechanischen Baumwollspinnerei schon unverkennbar war,
trat
ist.
sogar eine erhebliche Vernachlässigung der Flachsgewinnung und damit ein Schwanken in
der Güte des Garnes ein, durch welches das letztere seinen guten Ruf und einen
beträchtlichen Teil seines Absatzes verlor, zugleich mit
dem
weiteren Erfolg, daß
Bayern nur verhältnismäßig grobe Leinwand gewebt werden konnte.
in
Einzelne her-
vorragende Ausnahmen bewiesen, daß hier Abhilfe gar nicht so schwierig gewesen wäre;
allein alle
nahezu dieselbe
erfolglos,
nach dieser Richtung gegebene Aufklärung und Aufmunterung blieb
und so kam Bayerns Leinenindustrie
naturgemäß
hätte
einnehmen
sollen.
nicht wieder auf die
Dazu
entbrannte,
Höhe, welche
nachdem man
in
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Egbert
200
v.
Hoycr.
Uberwindung sehr großer technischer Schwierigkeiten
Irland nach
ob Handgespinst oder Maschinengespinst besser in Irland
Während
sei.
um
die
dieses Streites
der Flachsbau gepflegt und das Flachsspinnen auf Maschinen
derart gefördert,
mecha-
ebenfalls
nische Flachsspinnereien eingeführt hatte, bei uns der müßige Streit
in
Frage:
wurde
England
daß nunmehr dort aus der Einfuhr von Flachsgarn eine vierfach
so große Ausfuhr geworden war.
Der Umschwung zum Besseren
auf
dem
Gebiete der Textilindustrie begann
daher mit der Einführung von mechanischen Baumwollspinnereien nach englischer Art, weil
damit die Möglichkeit gewonnen wurde, dieses Garn unabhängig
vom Aus-
lande für die vorhandenen Webereien zu liefern und infolgedessen die letzteren erheblich
zu vergrößern und zu vermehren. begünstigt
ordentlich
Wenn
diese
Unternehmungen
wurden durch das Vorhandensein und
die
in
Bayern außer-
Ausnutzung der
Wasserkräfte, so wurden sie anderseits wesentlich erschwert durch die Lage Bayerns
außerhalb des Seeverkehrs und die damit verbundene umständliche Beschaffung der
rohen Baumwolle, die
fast ausschließlich
gelangte und bereits in sehr großen
über England
Anlage ins Leben zu rufen,
mit 3000 Spindeln in
den europäischen Handel
lieferten.
Es dauerte begreiflicherweise eine geraume eine größere
in
Mengen aus den Nordstaaten Amerikas stammte,
die 1835 etwa 70°/0 der Gesamteinfuhr
Zeit, bis
man den Mut gewann,
zumal eine nach englischer Art 1809
Augsburg eingerichtete Baumwollspinnerei schon 1814 wieder
einging. Allmählich aber fortschreitend änderten sich dann bei uns die Verhältnisse
zugunsten
großer
Anlagen.
Die
Gründung
des
Deutschen
Zollvereins
(1828)
das Absatzgebiet und schaffte größere Beweglichkeit im Austausch; die
erweiterte
fanatische Furcht der Handwerker, durch die Fabrikindustrie vollends vernichtet zu
werden, nahm
stetig ab; die
Gesetzgebung befaßte sich mit der Regelung der Groß-
betriebsverhältnisse; die Städteverwaltungen fingen auch an, günstiger über dieselben
zu denken, und die Staatsverwaltungsorgane schränkten nach Möglichkeit die Ein-
wendungen gegen Errichtungen und Vergrößerungen
Vor allem waren es
ein.
die
neuen Verkehrsmittel der Eisenbahnen, welche auf das günstigste einwirkten, weil sie die
Beschaffung des Rohmaterials wesentlich erleichterten.
Verwertung der großen Wasserkräfte vollzog sich dann auch zur Großindustrie
dem
auf
Gebiete der Textilindustrie
in
in
Unter gleichzeitiger
Bayern der Ubergang
einer
Form und
einer
Weise, daß sie nunmehr eine ganz hervorragende Stellung einnimmt. Als spinnerei
eine
der
ersten
und -weberei
in
größeren Anlagen
muß
die
mechanische Baumwoll-
Augsburg hervorgehoben werden,
weil ihre Geschichte
Die Faserstoffindustrie.
besonders geeignet
Gründung zu überwinden und
ihrer
und
polizeilicher
Anlage
dieser 2.
in
März 1837
die
für
sowie ein lehrreiches Beispiel für die Vor-
Nachdem
abzugeben.
zur
Tagen 1200000 Gulden aufgebracht waren,
zwöll
I.
unter
wurde.
erteilt
den Verdienst
über
zu
die
Ablassung von Wasserkraft,
nehmen usw.
das nütz-
fürchtete
über
Her-
die
man, einem Teile der
Erhebliche Schwierigkeiten machte
man mußte
Beschaffung des Arbeiterstandes;
am
1837 von
Mit der Stadtgemeinde dahingegen
Gebäude usw. über zwei Jahre; zumal
Bevölkerung
Gründung
erfolgte
um die Konzession, welche schon am 20. Juni dem Ausdruck des „lebhaften Wohlgefallens über
Verhandlungen
die
stellung der
zeigen, welche bei
nicht nur technischer, sondern auch örtlicher,
waren,
Allgemeinheit
und rühmliche Bestreben"
dauerten
207
und Hindernisse zu
die Eingabe
Ludwig
König liche
die
politischer Art
solcher Anlage
teile
die Schwierigkeiten
ist,
gelernte Spinner aus
und Elsaß zum Anlernen der Arbeiter kommen lassen usw.
Am
27.
Württemberg August 1840
konnte der Betrieb mit 12000 Spindeln und 300 Webstühlen eröffnet werden. ersten
Jahre
zu je 50
m
diese Anlage
zugleich
—
,
in
als
vorbildlich
Augsburg
unter welchen
lagen,
deswegen
besondere
die
in
Bayern
33
— in
denn es
bezeichnen,
sie arbeitet
jetzt mit
weil
verdient,
im Deutschen Reiche
Baumwollspinnereien
Webstühlen
unausgesetzt
und 2920 Web-
und verarbeitet
jährlich
jetzt
1
trat
144 614
mit
Schon im Jahre
nicht
An-
mit 15000 Spindeln,
1861
Spindeln
befanden
und mechanische
53h 825 Spindeln
mit
Im Deutschen Reiche befinden
sie
ist.
Ein Stillstand
verfügt 1905 über eine Baumwollindustrie mit
Baumwolle.
als sie
127 000 Spindeln
gegründet 1851
Stadtbachspinnerei,
Webereien mit 5365 Webstühlen.
nischen
folgten,
etc.
diese
schneller Reihenfolge eine größere Anzahl solcher
Erwähnung
die zweitgrößte Spinnerei
sich
Man kann
großen Zahl Menschen Arbeit und Unterhalt verschafften.
vergrößert werden mußte stühlen
Im
rund 220000 kg Garn und 44 000 Stück Tücher
Länge, welche nebenbei behufs des Bleichens, des Färbens, Bedruckens
einer sehr
Anlage
lieferte
mehr
ein,
denn Bayern
578084 Spindeln und 30800 mecha-
300000 Ballen
sich
oder
8832016 Spindeln
60000000 kg
in Tätigkeit,
so
daß auf Bayern nahezu ein Fünftel der Baumwollindustrie des Deutschen Reiches
kommt.
Egbert
208
Papierfabrikation.
II.
Das Gewerbe, welches aus
mehreren Gründen von
werben eingenommen. durchaus
Papier
kein
Höver.
v.
her eine
ist
allgemeiner
Erzeugung von Papier
der
mit
sich
alters
Zunächst
eigenartige Stellung
daran zu erinnern, daß
Gebrauchsgegenstand
den Ge-
war,
nur
sondern
kleinen Zahl der Einwohnerschaft von Kulturländern als Schreibstoff diente.
Grund
für die eigenartige Stellung liegt
in
z.
B.
und Weben
Spinnen
nicht
die
von Anfang an einen ausgesprochenen Fabrikcharakter an sich tragen. in
gegen
letztere oft
Unser
sind,
also
Wir finden
von erheblicher Ausdehnung. welches
heutiges Papier,
nur den
dem
mit
Papyrusblatte aus zusammengeklebten
Papyrusstaude,
Namen gemein
dieses Papiers sind
Papierfabrikation
besteht aus einem Blatte,
Fasern gewonnen wird.
das durch
Die Erfinder
welche dasselbe aus den Fasern einer Nesselart
die Chinesen,
und des Papicrmaulbecrbaumbastes durch der
früher verwendeten Schreibstoff,
dünnen Schichten des Markes der sog.
hat.
einen Veriilzungsprozeß aus äußerst feinen
lage
unter
früheren Zeiten selten eine Anhäufung von Papiermacherwerkstätten, dahin-
daher
dem
die
eine solche räumliche
sondern vielmehr
zulassen,
einem ganz bestimmten Zusammenhange zu vollziehen
einer Leitung in
klein.
der Fabrikation selbst,
aus einer Reihe von Einzelarbeiten sich zusammensetzt,
Trennung wie
einer
Infolge-
dessen war sein Verbrauch nicht groß und die Zahl der Anfertigungsstätten Ein weiterer
hat
befaßt,
unter
früheren Zeiten das
in
geblieben
ein Verfahren herstellten, das die
Durch
ist.
Kenntnis dieses Verfahrens zu den Arabern,
Kriegsgefangene
welche 751
Chr.
n.
Grund-
gelangte
die
der von ihnen
in
eroberten Stadt Samarkand erst aus Gräsern, später aus zerzupften Leinengeweben
Papier
insbesondere
und
das zur großen Berühmtheit wurde.
erzeugten,
der Araber
Italien,
verbreitete
unter
sich
die
den Mauren
wahrscheinlich
und mit diesen im
auch
Taue und leinene Gewebereste,
Mit den Eroberungszügen
Kenntnis von der Herstellung nach Westen,
nach
nicht
Frankreich.
Als
also
nach Spanien
XI. Jahrhundert
Rohmaterial
dienten
Baumwolle, wie früher allgemein angenom-
men wurde. Zur Verwandlung dieser Rohstoffe dieselben zeitiger
worfen,
zuerst
einer
Sortierung
—
Hadern, Lumpen
nach Feinheit,
Reinheit
—
und
in
Papier wurden
Stoff
unter gleich-
Entfernung angenähter harter Stoffe und darauf einem Fäulnisprozeß unterder, unter
Zerstörung
vieler
Verunreinigungen,
eine
Auflockerung
der
Dir Faserstolfindustri«-.
Gewebe
209
zum Zwecke
Die gefaulten Hadern gelangten sodann
hervorrief.
etc.
der
Zerkleinerung und des Auswaschens mit Wasser unter Stampfen, welche dieselben so lange bearbeiteten, bis ein aus ganz feinen Fasern bestehender, dünner, milchiger
ein feines, in einen
Brei eintauchte und,
Dieses
mit
Größe der
die
wird nachgerühmt, daß
Leim
sie die
Blätter,
Den
das Format.
Papiermachern
Stampfen zum Zerkleinern, das Leimen mit tierischem
Höhe gebracht haben,
Schon im
Die Größe der
italienischen
und das Wasserzeichen erfunden, sowie
Stärke
statt
—
und getrocknet, wurde mit Stärkekleister
wieder getrocknet und endlich mit einem Zahn geglättet.
Form bestimmte
diejenige
dünnen Faserlage gleichmäßig bedeckt, heraushob.
einer
von der Form genommen
Blatt,
getränkt,
hat.
Brei bildete man Papierhlatter in der Weise, daß Rahmen eingespanntes Drahtsieb - - die Form — in diesen
Aus diesem
Brei entstanden war.
man
die
Papiererzeugung auf
die sie durch Jahrhunderte unverändert beibehalten
war Fabriano eine blühende Papiermacherstadt,
XII. Jahrhundert
sich diese Industrie namentlich nach Bologna, Udine, Treviso. Venedig,
von der aus
Genua, Salo, also
den Gardasee (1381),
bis an
Wenn auch
nicht sicher festgestellt
erzeugung nach Deutschland gelangte, so regen Verkehr mit
Italien
ist.
ist
fortpflanzte.
wann
die
Kenntnis von der Papier-
doch zu vermuten,
daß
dem
bei
sie
uns von den genannten Städten zuging, weil
von ihnen
nachgewiesenermaßen erhebliche Papiermengen nach Deutschland ausgeführt wurden.
An diesem Verkehr nahm Bayern Vermutung Boden
in
gerechtfertigt,
allererster Linie
teil
und damit
hundert an das Papier
fast
ausnahmslos Wasserzeichen
Erkennungszeichen
für
trägt,
ist
die weitere
auf
deutschem
Da vom XIV.
oder an Bayerns Grenzen entstanden sind.
Bayern
als wichtige
in
daß die ersten Papiermacherwerkstätten
Jahr-
so dienen die letzteren
das Alter und den Herstellungsort des Papiers.
Auf Grund der nach dieser Richtung unternommenen Forschungen wird angegeben, daß das erste Papier bei
München
erbringen.
Lombarden,
dieser
Kaufbeuren (1312) oder sei,
*die
Mühle berufen
fest
Nürnberg im Jahre 1390 von Stromer aus
deren
den
Namen
hatte, die
Ravensburg (1320) oder
in
ohne einwandfreie Belege
Geschichtlich und dokumentarisch
einer Papiermühle in drei
in
(1347) gemacht
damals
beilegte, geht
welchen die Mitarbeiter schwören ratt
noch
Hilf
u.
a.
diese
in
Au
Angaben zu
dahingegen steht die Errichtung
Ulman Stromer
Heimat zum Bau
mit Hilfe von
und zur Einrichtung
.Gleismül", später „Hadermühle', erhielt,
aber schon 1463 in eine Klingenschmiede überging. fabrikation
für
Welchen Wert man der Papier-
aus Aufzeichnungen Stromers
mußten „nymant
leren
hervor,
nach
noch unterweisen, noch
noch stewr dar zu geben, daz nymant, kain mulwerk zu papier mag". 14
Hubert
210
Trotzdem
blieb das
Geheimnis
Hoyer.
v.
nicht
genügend gewahrt, denn es entstanden
zum
noch im XV. Jahrhundert zahlreiche Papiermühlen, die
der Buchdruckerkunst, so daß namentlich
von der
verhältnisse
fabriken in stetiger
der Anlaß fehlte,
destoweniger
übten
sie
die Zahl der Papier-
sich befand.
eigenartige Stellung
eine
„Papierer-
ein,
sich
zu
zu erwerben
es auch mit sich brachte,
Trotzdem
keine
sie
indem
z.
B. der
Zunft bildeten,
einen ebenso großen Einfluß wie andere Gewerbetreibende
sehnliche Rechte und Vorteile verschafft,
das Recht,
verbote,
die
z.
daß
zusammenzuschließen.
einer Zunft
Gebräuche,
zunftmäßige
usw.
den Ge-
die „Papiermacherkunst" unter
die
Gesellen gesprochen wurde, der Geselle auf die Wanderschaft mußte, recht
noch heute be-
Bayern infolge der günstigen Wasser-
in
XV. Jahrhunderts an
letzten Hälfte des
Zunahme
Wie schon oben angedeutet, nahm werben
Teil
Einen großen Anstoß zu weiteren Anlagen gab naturgemäß die Erfindung
stehen.
Einwohner gegen gewisse
das MeisterPapierer
die
gewonnen und
Zahlung
zur
zum
Lehrjunge
um
hatten
B. Lumpenprivilegien.
für die
Nichts-
sich an-
Lumpenausfuhr-
Lumpenabgabe
zu zwingen. Die Fabrikation des Papiers erfuhr zunächst eine Verbesserung durch Ein-
zum
führung der Pressen
Glätten, aber eine wesentliche Betriebsänderung erst 1720
durch Einführung des Mahlwerkes
—
Holländer
an Stelle der Stampfen und da-
mit eine erheblich größere Produktionsfähigkeit, da lichkeit bot,
grobe Lumpen zu besseren Papieren
findung waren aber
auch Mit
Ebensowenig entwickelte sich
machergewerbe sprunghaft, sondern gleichmäßig an Papier
ähnliche Hindernisse.
verwenden.
auch die Verbesserungen auf diesem Gebiete bis
des XIX. Jahrhunderts abgeschlossen.
der Bedarf
der Holländer
zu
zunahm, und
Nur
nur
stetig in
dem Maße,
die Beschaffung der
Hadern
in
Er-
in
Papier-
welchem und
verarbeitete,
gezwungen wurden, auch
Lumpen heranzuziehen und mühsam durch Entfärben vorzubereiten. Allfanden auch Baumwollumpen Eingang und für gewisse Sorten Papier
Stroh, das durch Faulen oder
Schäfer vieler
das
immer größeren Mengen
und der gewohnten Beschaffenheit, da man nur gebleichte Leinenlumpen
mählich
Mög-
zum Beginn
wenig eingeengt durch Privilegien
fing an Schwierigkeiten zu bereiten, weshalb die Papierer
gefärbte
die
dieser
in
Kochen
Der Superintendent
eine Vorbereitung erfuhr.
Regensburg bewies durch lange mühevolle Arbeit
anderen Faserstoffe, blieb aber Prophet,
denn
die
von
die Brauchbarkeit
ihm vorgeschlagene
Faser aus Holz bildet erst heutigentages das wichtigste Papierrohmaterial.
Dir Fasenttoflindustrie.
Es lag wiederum selbe bei weitem
in
nicht so
211
der Eigenartigkeit des Papiermachergewerbes, daß das-
schwer von den Unbilden der Zeit getroffen wurde
als
andere Zweige der Gewerbetätigkeit, vielmehr bei Beginn des XIX. Jahrhunderts einen
hervorragenden Stand
in
Bayern einnahm.
Es befanden sich im Königreich Bayern
etwa
um
tion,
daß nicht nur der Landesbedarf gedeckt» sondern eine erhebliche Menge ausgeführt
das Jahr 1810 im ganzen 132 Papiermühlen mit einer solchen Papierproduk-
werden konnte,
trotz einer
großen Konkurrenz von der Schweiz, von Holland und
von England aus; die Papierfabrikation deutschen
die übrigen
indem
sie
Länder.
Bayern übertraf
in
in
wurde überhaupt sehr
Sie
der Leistungsfähigkeit einsichtsvoll
geleitet,
möglichst weitgehenden Gebrauch machte von neuen Entdeckungen und
Erfindungen, wozu
Entdeckung der farbenzerstörenden Eigenschaft
in erster Linie die
des Chlors (1774) und die
Anwendung desselben zum
Bleichen
der
Lumpen
ge-
hörte, das bald eingeführt wurde.
Mit
dem Beginn des XIX.
schwung auch
Jahrhunderts bereitet sich ein allgemeiner
auf diesem Industriegebiete
Um-
dadurch vor, daß es nach zahlreichen
Fehlversuchen, die Handarbeit des Papiermachers durch mechanische Vorrichtungen
zu ersetzen, einem Franzosen Louis zustellen, in
Robert
1799 gelungen war. eine Maschine her-
welcher mittels einer endlosen, stetig bewegten Form aus Drahtsieb
bei
Verbindung mit Pressen und Trockenvorrichtungen der Gedanke verwirklicht war,
Papier von erheblicher Breite und beliebiger Länge
— endloses Papier — zu erzeugen.
Kurz darauf erfand lllig zu Erbach die Harzleimung, also das Verfahren, das Papier im Zeug bildeten
zu
leimen.
nicht verändert hat,
decken.
Papiermaschine und Harzleimung zusammen
aber allein imstande
ist,
In
Würzburg
in
den Jahren 1826 bis 1828 erbaut und
in
König* Bauer Betrieb gebracht.
von dieser Maschine erregte auf der Bayerischen Industrie- Ausstellung großes Aufsehen und besondere Anerkennung.
räumen versahen
sich
heute
Deutschland 1818/19 zu Berlin
Bayern wurde die erste Papiermaschine von
in
bis
den ungeheuren Bedarf an Papier zu
Die erste Papiermaschine dieser Art fand
Aufstellung. bei
Chlorbleiche,
den Beginn einer neuen Betriebsmethode, die sich im Wesen
In
in
in Zell
Papier
München 1834
verhältnismäßig kurzen Zwischen-
nun allmählich auch die anderen Fabriken mit Maschinen und
gewannen das Feld wieder, das
sie
vorübergehend verloren hatten, weil
sie mit
der
Beschaffung der Maschinen säumig gewesen waren. Mit der Einführung dieses
Lumpennot und damit
neuen Betriebes entstand sehr bald eine wahre
ein fieberhaftes
Jagen zur Auffindung von Lumpenersatzstoffen,
das zu außerordentlich zahlreichen Vorschlägen Veranlassung gab.
Erst 1840 entstand )4»
hebert
212
v.
Höver.
ausgedehnte Hille durch die Erfindung Kellers durch Schleifen auf Schleifsteinen
—
schloß
Holzschliff
gewonnene
Strohstoff an.
die stets in
sich
Sachsen, welche darin bestand. Holz
in
Papierzeug umzuwandeln.
in
etwa
1854 der
so daß Stoffe
in
Holzschliff-
Houghton
in
England, durch Kochen
in
ein Verfahren ein zur
welches
in
dem
Sulfitstoff
Gewinnung von Holzfasern Fasermaterial
ein
Im
Natronlauge das Holz
und etwa 1880 führte
von vorzüglicher Beschaffenheit aufzuschließen,
Fasern
Mitscherl ich Säure,
und Strohstoff-
Lumpenfasern zurück,
nur zu Papieren von sehr kurzer Dauer Verwendung finden können.
sie
Jahre 1857 gelang es
zu
Ersatzstoff
der Papierfabrikation eingeführt waren,
genügender Menge zur Verfügung standen.
fasern treten in ihren Eigenschaften jedoch so weit hinter die
daß
Diesem
durch einlaches Kochen von Stroh
liefert,
mittels schwefliger
das nicht
mehr
als
Hadernersatz, sondern als vollwertiges Papiermaterial neben den l.umpenfasern zu gelten hat und voraussichtlich stets in
genügender Menge zu beschaffen
Mit der Einführung von Holzschliff und Strohstoff entstand aber zugleich
indem
in
bezug auf
die
in
Verwendung des Papiers
eine große Gefahr,
daß die Verwendung dieser Stoffe auf die Festigkeit
sich bald herausstellte,
und Dauerhaftigkeit des Papiers von schädlichstem Einfluß war und der außerordentlich großen Vergänglichkeit desselben bildete,
welche schon -
Zellulose
auftritt.
Zur Abwendung der vollen Gefahr
und Dresden
wurden auf
hierin liegenden, unter
gleichzeitig
Grund
Umständen höchst bedeutungs-
von den technischen Hochschulen
einer sehr großen Versuchsreihe
nicht
notwendig gewordene Papierprüfung, sondern auch Normen der Papiere je nach ihrer lage
der
jetzt
Ursache
die
einer Vergänglichkeit,
geringerem Grade bei den chemisch gewonnenen Holzfasern
in viel
—
sein wird.
der Papiererzeugung
in
Verwendung
festgestellt.
in
München
nur Regeln für die
für die Beschaffenheit
Diese Arbeiten bilden die Grund-
den Papierprüfungsanstalten bestehenden Untersuchungsmethoden
und der auch allgemein eingeführten Klassifizierung der Papiere, welche den Namen Normalpapiere führen, wenn entsprechen. der
—
sie
den
für
einzelne Klassen
chemischem Wege gewonnenen
auf
Holzfasern
Papiererzeugung wieder auf gute Bahnen und dieser
in
Zellulose
in
brachte
Anteil.
überraschend günstiger Weise die Rohstofffrage gelöst war und
gelernt hatte, diese Rohstoffe sowohl für sich als in passender Weise mit
vermischt
zu
die
Deutschland zur hohen Blüte. An
wiedergewonnenen Stellung hat Bayern einen ganz erheblichen
Nachdem
man
bestimmten Vorschriften
Die Einführung der Papierprüfung im Verein mit der Verwendung
verarbeiten
und
die Papiere
in
Beschaffenheit
Hadern
und Preis den immer
Die KaserstnffimloMrie.
werdenden,
zahlreicher
haben sich
213
gehenden Verwendungszwecken anzupassen,
ins unbezahlte
der Papierfabrikation eine Betriebsänderung und eine ganz ungeahnte
in
Steigerung vollzogen und zwar
mehrfacher Richtung.
in
Die früher übliche Fabri-
Lumpen aufkauften oder vom rohen Zustande an in Arbeit
kation brachte es mit sich, dal) die Papiermacher selbst die
durch Sammler aufkaufen ließen, also den Stoff
nahmen.
Lumpen-
Dieser Gewohnheit, die allerdings später durch den abgetrennten
und Vereinfachung nach
eine gewisse Einschränkung
handel
sächlich zuzuschreiben, daß die Papierfabrikanten die Stroh, Holz usw.
Holzzellulose
selbst in
die
Hand nahmen,
wenn auch räumlich
Papierfabriken,
sich zog,
Erzeugung der
so daß jetzt
noch
ist
es haupt-
Ersatzstoffe aus
vielfach
mit den
getrennt, Anlagen zur Herstellung von Holzschliff,
Daneben aber entstanden zahlreiche
usw. verbunden sind.
Einzel-
zum Teil in gewaltigen Ausdehnungen, nur zur Erzeugung dieser Stoffe, um dem Handclswege den Papierfabriken zu liefern. Zur Beurteilung der jetzigen
anlagen, sie auf
Ausdehnung der
Papierfabrikation
der
fähigkeit
Papiermaschine.
2 Schöpfbütten
Vor
einen
auf
30000 kg
Ries oder rund 8000
lr>
Papier.
Eine von
I8W
Pariser Ausstellung
täglich
eine
der Leistungs-
Papierfabrik
bei
Füllner
lieferte
in
beziffert
sich
mit
200 kg Lumpen und
Bogen (Schreibformat)
Die Jahresproduktion
Papier, so
belief
daß
daher
sich
werden
300 Arbeitstagen 2100000 kg Papier, also das in
Warmbrunn gebaute Papiermaschine
einer Minute eine Papierbahn von
Länge, welche zerschnitten 1200 Bogen
dieser Maschine
Zunahme
verarbeitete
einer jetzigen Papierfabrik mit einer Papiermaschine
In
etwa 7000 kg. also jährlich
70fache erzeugt.
m
Produktion mit der
100 Jahren
Schöpfer 4000 Bogen kommen.
auf
und 80
deshalb diese Anlagen nicht außer acht zu
die
und 20—24 Arbeitern durchschnittlich
erzeugte daraus etwa
täglich
sind
Besonders aber steigerte sich
lassen.
demnach
auf
gibt.
1,6
auf der
m
Breite
Die 10 stündige Tagesleistung
720000 Bogen gegen 4000 Bogen eines
Papierschöpfers.
Der
Anteil,
Gesamtproduktion fast
54
genau
dem
Papierfabriken
den die jetzige Papierfabrikation im Königreich Bayern an der in
Deutschland nimmt,
Bevölkerungsverhältnis mit
151
ist
dadurch gekennzeichnet, daß derselbe
entspricht.
Papiermaschinen
im
In
Betriebe
fabriken mit 1555 Papiermaschinen im Deutschen Reiche.
Bayern
stehen
nämlich
gegenüber 490 Papier-
ßadiachr Anilin- und Sndafahrik Lud«iK»hiltn
a.
Rh.
i
Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang des XX. Jahrhunderts. Von Gustav
Die
chemische Industrie Bayerns stand zu Anfang des XIX. Jahrhunderts
auf einer sehr niedrigen Stufe;
die
wissenschaftliche
nimmt
dies
sich nur daran erinnern,
Wage wendung
nicht wunder,
und technische Chemie
Jahrhunderte gemachten Beobachtungen
die
Schultz.
daß
erst
als wissenschaftliches
in
Soweit
da
in
einer Fülle
jener Zeit überall
von im Laufe der
den Kinderschuhen steckten.
Man
darf
zu Ende des XVIII. Jahrhunderts durch Lavoisier
Instrument bei ehemischen Experimenten zur An-
gelangte und daß erst zu dieser Zeit
funden wurde.
trotz
man daher
überhaupt sprechen kann, war diese
durch Watt die Dampfmaschine
jener Zeit von
in
nur auf kleine
einer chemischen
Betriebe
er-
Industrie
beschränkt, welche
entweder aus Hausindustrien oder Apotheken hervorgegangen waren.
Immerhin
ist
chemische Betriebe
es bemerkenswert,
existierten,
daß im Jahre 180b
in
Bayern bereits vier
welche heute noch bestehen, nämlich die chemische
Digitized by
Gc
Gustav Schultz.
W. C. Fickcntscher in Markt-Redwitz, die Farbenfabriken von Michael München und Gademann in Sehweinhirt und das staatliche Poteewerk in
Fabrik von
Huber
in
Bodenmais.
Wolfgang Kaspar Fickcntscher war von Haus aus Apotheker. in
Markt-Redwitz im
Er gründete
zur Herstellung von Chemikalien
Jahre 1788 eine Fabrik
und pharmazeutischen Präparaten, besonders von Phosphor, Salpetersäure. BenzoeDie Fabrik, welche später durch Errichtung
säure und rotem Quecksilberpräzipitat.
Glashütte und
einer
war
bis
1890
einer Schwefelsäurefabrik eine erhebliche Erweiterung
den Händen der Familie Fickentscher.
in
heute noch Quecksilberpräparate, jährlich zur Zeit des
Brechweinstein
Gründers
und andere
für
wovon
Huber bald
außerdem Flußsäure, Fluorpräparate,
Glaswerke und Färbereien gebrauchte Chemikalien.
Schon vor dieser
als Hausindustrie betrieben
hergestellten
in
München wurde
Zeit
war
worden.
im Jahre 1780 von Georg
die Farbenbereitung
Karmine und Karminlacke (Münchener Lacke) verschafften der Firma
einen Weltruf.
Güte aufgenommen.
Später wurde
die Fabrikation
von echten Krapplacken zuerst in
einer bisher unübertroffenen
Die Fabrik hat sich dann, den Fortschritten
folgend, durch Einfügung neuer Farben, welche besonders
immer mehr
erweitert
Die Farbenfabrik von
und zu der heutigen Höhe
Gademann & Co.
in
in
der Farbentechnik
zum Buch- und
Steindruck
entwickelt.
Schweinfurt wurde 1792 ge-
Sie fabriziert Lithopone, Bleiweiß. Buntfarben für Anstrich
gründet.
der Familie
in
Die von Georg Huber aus Cochenille
aus der Krappwurzel, dann aus künstlichem Alizarin
dienen,
auch
allerdings jetzt wöchentlich fast soviel wie
fabriziert wird,
Die Fabrik von Michael Huher
Huber gegründet.
erfuhr,
Ihre Hauptartikel sind
und Schwein-
furtergrün.
Weit
älter als
Bodenmais, welche vitriol
und
die
genannten drei Firmen sind die staatlichen Werke von
sog. Pote> (im wesentlichen Eisenoxyd),
dann aber auch Eisen-
kupfervitriolhaltigen Eisenvitriol (Kronenvitriol) liefern.
wirkliche Berg-
und Münzrat und ehemalige Professor
nischen Landesakademie Mathias Flurl, welcher
bei
in seiner
Der
kurfürstliche
der herzoglichen maria-
Beschreibung der Gebirge
von Bayern und der oberen Pfalz (1792) ein prächtiges, anschauliches Bild von dem Zustande damaliger, mit hat
dem Bergbau zusammenhängender,
Bodenmais und seinen eigenartigen Mineralien
erwähnt
werke
er zunächst,
existierten,
daß
in
früheren Zeiten
welche später eingingen.
technischer
Werke
liefert,
einige Kapitel gewidmet. In diesen
um Bodenmais mehrere EisenhammerIm XVI. Jahrhundert wurde von Herzog
Wilhelm zu besserer Verwertung des dort vorhandenen Eisenkieses eine
Vitriolhütte
welche
angelegt,
Die chemische Industrie Bayerns.
217
im Besitze von Fürsten
und Privatpersonen durch
abwechselnd
Rösten und Verwittern der Kiese und Weiterverarbeitung des Kiesstaubes Eisenrot, Vitriole
und Alaun
auch im Jahre
Zur Zeit von
lieferte.
existierte
Flurl
noch vorhandene Vitriolölbrennerei,
180f>
häuser Schwefelsäure)
in
in
irdenen Kolben aus Eisenvitriol
Bodenmais
in
die wohl
welcher Vitriolöl (Nordhergestellt
Das
wurde.
Eisenrot diente schon damals wie heute nicht allein als Anstrichfarbe, sondern auch als Schleifmittel für Spiegelscheiben.
Wenn man nun daß
sich,
sie
chemische Industrie Bayerns betrachtet, so ergibt
die heutige
sich überall
da
kräftig entwickelt hat,
wo durch
mehrerer Umstände, wie Lage an schiffbaren Flüssen,
und Unternehmungsgeist, günstige Verhältnisse geschaffen
kräfte
Dies
trifft
erster Linie für
in
dort befindliche Badische Anilin-
Ludwigshafen
und Sodafabrik
a.
Zusammentreffen
ein
Kohlen oder Wasser-
billige
sind.
Rh. und namentlich
zu, welche trotz ihrer
für die
Bezeichnung
„Badische" mit Ausnahme der ausländischen Filialen auf bayerischem Boden
liegt.
Da
dieses industrielle Unternehmen zugleich die größte chemische Fabrik der Erde
ist,
so
stellt
mag
es gestattet sein, zunächst sich
erster
in
Linie
künstliche Farben
mit ihr zu
Die Fabrik
beschäftigen.
aus Steinkohlcntecr dar.
Diese Industrie
wurde bekanntlich durch das allgemeine Aulblühen der Chemie unter Forschungen A. W. Hofmanns und
Nachdem
bereitet.
185»>
in
die
England der
erste
das heute noch
Anilinfarbstoff,
beschränktem Maße dargestellte Mauvein. und kurze Zeil darauf viel
wichtigere
Liebig,
die
Aug. Kekule"s vor-
Spekulationen
genialen
in
in
Frankreich das
Fuchsin erfunden war. wurde die Fabrikation von Anilinfarben
in
Deutschland aufgenommen und gelangte hier zu außerordentlicher Entfaltung. Unter den 70 Tecrfarbenfabriken der Erde befinden sich 23 deutsche, darunter die größten Fabriken dieser Art.
Die im Jahre 1865 von
dem ehemaligen Goldschmied
gegründete Badische Anilin- und Sodafabrik beschäftigt heute
in
Friedrich Engelhorn
Ludwigshafen gegen
200 Chemiker, über 100 Ingenieure, an 600 kaufmännische Beamte und 7500 Arbeiter.
Der Grundbesitz der Fabrik beträgt 220 gebäuden. b5b Arbeiter- und wie erwähnt,
künstliche
108
ha.
organische
Farbstoffe
darunter viele eigener Erfindung und den bereiteten
künstlichen
Indigo.
Farbstoffe notwendigen Hilfs-
Davon
aller
Art aus
sie
alle
und Zwischenprodukte, dazu Begünstigt
war die
mit 450 Fabrik-
Die Fabrik
stellt,
Steinkohlenteer her,
durch die Arbeiten A.
Außerdem gewinnt
Schwefelsäure- und Chlorindustrie.
qm
sind 3»8000
Beamtenwohnungen überbaut.
v.
Baeyers vor-
zur Herstellung dieser
die Erzeugnisse der Soda-,
schnelle
Entwicklung des
Gustav Schultz.
218
am
Etablissements durch seine vorteilhafte Lage stadt
Mannheim.
Es
daher
ist
Rhein gegenüber der alten Fabrik-
dem Wasserwege Kohlen und
der Lage, auf
in
mit sechs Dampfkranen.
Für das Fortbringen der Schwefelsäure
von 600
Transportschiff mit einer Ladefähigkeit in
der Fabrik wird
einem
auf
52
km
normalspurigen
langen
ist
355000
beträgt ca.
t
Schienennetz
Der erzeugte Dampf
Wasserkonsum
ist
Gasanstalt sind
12
liefert
jährlich 41
JVlill.
355 Dampfmaschinen mit
treibt
mit
Dieses Eisen-
Damit werden 140 Dampfkessel mit 23000
im Jahre.
fläche beheizt.
eigenes
Der Konsum an Kohlen
an die Pfälzische Eisenbahn angeschlossen.
ist
ein
Der innere Verkehr
vorhanden.
t
273 Drehscheiben und 508 eigenen Eisenbahnwagen bewerkstelligt.
bahnnetz
Pyrit
Das Ein- und Ausladen geschieht
zuzuführen und die Erzeugnisse fortzuschaffen.
cbm, der Eisverbrauch 18
21
Mill. kg.
qm
Heiz-
Der
b20 PS.
Eine eigene
cbm Gas zur Beleuchtung und Heizung. Außerdem mit zusammen W00 PS vorhanden, welche den
ca. 25,3 Mill.
Dampfdynamomaschinen
elektrischen
Strom
leuchtungsanlage
1104 Bogenlampen
mit
320 Elektromotoren und eine Be-
Betriebe,
elektrolytische
für
und 15800 Glühlampen erzeugen.
Die
Fabrik besitzt außerdem ausgedehnte Werkstätten für Neuinstallationen und Repara-
sowie für die Herstellung von Emballagen,
turen
Feuerwehr, 29 Dampfspritzen, 810 Hydranten und Fabrik
hat in
Art für das Anilin-
einsichtsvoller
Wohl
welche
Für die Sicherung vor Feuersgefahr
Fabrikate dienen.
ist
für
den Versand ihrer
durch eine gut geschulte
km
Schläuche gesorgt.
Die
Weise durch großartige Wohllahrtseinrichtungen
aller
18.2
Beamten und Arbeiter gesorgt. Die Errichtung der Badischen
ihrer
und Sodafabrik
in
Ludwigshafen hat auf die Entwicklung dieser Stadt den
größten Einlluß ausgeübt und wesentlich dazu beigetragen, daß die Zahl ihrer Ein-
wohner im Laufe von 50 Jahren von 1500 jährlich an ihre Arbeiter
«)
Mill.
auf
71000 gestiegen
Mark und gegen
4
1 .
;
:
Mill.
ist.
Die Fabrik zahlt
Mark an Handwerker und
Lieferanten in Ludwigshafen.
Die Errichtung der Fabrik
ist
aber auch auf die Entwicklung anderer Zweige
der chemischen Industrie in Ludwigshafen nicht ohne Einfluß geblieben, zumal
vor ihr schon bestehende,
der
Produkte
dienen.
der
teils
Badischen
ihr dort
Anilin-
und
Ludwigshafen
bereits
drei
heute
Michel
& Co.
(gegr.
noch
teils
gegründete chemische Fabriken sich
Sodafabrik
zur
Weiterverarbeitung be-
Vor der Gründung der Badischen Anilin- und Sodafabrik
Joh. A. Benckiser (gegr. 1822),
von
nach
bestehende
existierten
chemische Fabriken,
in
nämlich
Gebrüder Giulini (gegr. 1851) und die Düngerfabrik
1864).
Die
erste
dieser
drei
Fabriken
betreibt
mit
200 Arbeitern die Herstellung von Weinsteinsäure. Pottasche. Schwefelsäure, Salz-
Die chemische Industrie Bayerns.
und Natriumbisulfat.
säure, Chlorkalium. Kaliumsulfat
mit 560 Arbeitern
von
Düngerfabrik
21«)
Die Gebrüder Giulini stellen
Tonerdepräparate, Mineralsäuren und Superphosphat dar. Michel & Co.
verwendet die Abfallschwefelsäuren
fabrikation zur Superphosphatherstellung.
schen Anilin- und Sodafabrik
der
Die
Anilin-
Zur Verwendung von Salzsäure der Badi-
wurde 1871
die
chemische
Fabrik
Leim
für
und
Dünger von Zimmermann gegründet, welche Leimpräparate, phosphorsauren Kalk und Knochenfett herstellt. Ferner sind in Ludwigshafen noch hervorzuheben die chemisch -technischer
Fabrik