Darstellungen aus der Geschichte der Technik der Industrie und Landwirtschaft in Bayern Festgabe der königlichen technischen Hochschule in München zur Jahrhundertfeier der Annahme der Königswürde durch Kurfürst Maximilian IV. Joseph von Bayern

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Darstellungen aus der Geschichte der Technik der Industrie und Landwirtschaft in Bayern Festgabe der königlichen technischen Hochschule in München zur Jahrhundertfeier der Annahme der Königswürde durch Kurfürst Maximilian IV. Joseph von Bayern

Table of contents :
WALTHER v DYCK, Einleitung. Die Technik in Bayern zur Zeit der Regierung Maximilian
Josephs I V
SIEGMUND GÜNTHER, Ein Rückblick aui die Anfänge des technischen Schulwesens in
Bayern 1
RICHARD STREITER, Münchener Architektur um 1806 und 1906 17
MARTIN HAHN, Sanitäre Zustände und Einrichtungen in München am Anfang des XIX. Jahrhunderts
37
ERNST VOIT, Entwickclung der Beleuchtung und Beleuchtungstechnik 53
SIEGMUND GÜNTHER und FERDINAND LOEWE, Bayerisches Karten- und Strafenwesen
sonst und jetzt 67
MAX SCHMIDT, Die Messung der Basis München-Aufkirchen und die erste topographische
Aufnahme Bayerns zu Beginn des XIX. Jahrhunderts SS
FRANZ KREUTER und ERNST HENLE, Der Wasserbau in Bayern 91
WILHELM DIF.TZ, Die Entwickclung des Brückenbaues und Bayerns Anteilnahme im
XIX. Jahrhundert III
WILHELM I.YNEN, Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Jos. v. Baader .... 129
WILHELM LYNEN. Die neuen Schncllzuglokomoriven der Pfälzischen Eisenbahnen ... 145
RUDOLF CAMERER, Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen 163
ERNST VOIT, Feinmechanik in Bayern 169
EGBERT VuN HOYER, Die Faserstoffindustrie, Spinnerei, Weberei, Papierfabrikation . . 197
GUSTAV SCHULTZ, Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang
des XX. Jahrhunderts 215
GUSTAV SCHULTZ, über die Glasindustrie Bayerns vor 100 Jahren und in der Jetztzeit. 223
GUSTAV SCHULTZ, Über die Tonindustric Bayerns vor 100 Jahren und in der Gegenwart 227
CARL LINTNER, Das Brauwesen 233
CARL KRAUS, Der Zustand der bayerischen Landwirtschaft vor 100 Jahren im allgemeinen 247
CARL KRAUS, Acker- und Pllanzcnbau in Bayern vor 100 Jahren 263
EMIL POTT, Landwirtschaftliche Tierproduktion 277

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Festschrift

d

K. Techn

Hochschule München 1806-1906

R. Strei ter, Hrchiteklur. Int l.

Darstellungen aus der Geschichte der Technik der Industrie und ... Kaiserliche Bayerische technische

Hochschule

I

DARSTELLUNGEN AUS DER GESCHICHTE

DER TECHNIK DER INDUSTRIE

UND LANDWIRTSCHAFT

IN

BAYERN.

FEB 281907

DRUCK UND VKRI.AG VON

R.

OLDENBOL'RG, MÜNCHKN.

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Einleitung. Die Technik

in

Bayern zur Zeit der Regierung

Maximilian Josephs Festrede,

gehalten

am

8.

dem

Januar 1906 von

Walther

v.

durch Kurfürst Maximilian Stimmt uns tiefster

IV.

Hochschule

derzeitigen Rektor

Dyck.

Die heutige Jahresfeier unserer Hochschule Gedächtnisses an die vor hundert Jahren

der Tage

I.

der akademischen Jahresleier der Technischen

bei

erfolgte

steht

unter

Annahme

dem

Zeichen des

der Königswürde

Joseph von Bayern.

die Erinnerung an jene Zeit zu ernster Betrachtung,

Erniedrigung Deutschlands gedenken,

wenn wir

die Folge der Sonderpolitik

der Einzelstaaten, des Schwankens und der Unentschlossenheit der Führenden, der

Ohnmacht des

Reiches,

Beginn bedeuten

für die

so erhebt uns das Bewußtsein, daß eben jene Tage

den

Zusammenfassung der

den

zersplitterten Kräfte der Nation,

Vorfrühling einer neuen Zeit, die uns Befreiung und Einigung gebracht.

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Wslther

VI

Dyck.

v.

Im Gespräch mit Goethe hat Napoleon über den Worten

die Schicksalstragödie

„Was

will

man

Die Politik

Damals waren schon

dem

mit

Schicksal,

das Schicksal."

ist

die Widerstände

zum Zusammen-

im Entstehen, die

bruch der Macht Napoleons, zur Tragödie seines Schicksals führen

Notwendigkeit

Die

der

und

gebot

Selbstcrhaltung

dem Druck

wechselvollen Zeit gegenüber

Napoleons stand und

Die

fiel.

jener

in

der Macht

Politik, die mit

Rußland gefallenen tapferen Bayern waren

in

Ludwig

Opfer jener Winterzeit, denen König

konnte: „Auch

sollten.

rechtfertigte

napoleonischer Gewalt eine mit deutsch-

nationalem Empfinden nicht im Einklang stehende äußere

letzten

mit

geurtcilt:

I.

die

widmen

mit Recht die Worte

des Vaterlandes Befreiung."

sie starben für

Die dauernde Einigung der Kräfte aber, die schon damals die Hoffnung der Befreiung war, konnte erst

in

und Drang,

innerer Arbeit, nach Sturm

steter

durch schmerzlichen Verzicht, nach neuem heißen glorreichen Kampf errungen werden.

dem deutschen

Die letzten Jahrzehnte des XVIII. Jahrhunderts hatten eine neue Blüte der Poesie

„Zum

zweiten

Male

in

unserer Geschichte"



„Begründung des Deutschen Reiches" welche Stellung

in

Europa ein neues

bärmlichkeit fand gefühl den hatte

und Wissenschaft

Poesie

in

einen

lür

Zeitalter

sich Deutschland

eröffnete.

wieder

schreibt

Sybel

in

eine große

„entstand

Literatur,

und dessen

unseres Volkes

Nach langer

seiner

Nichtigkeit

und Er-

der Lage, mit berechtigtem Selbst-

in

Seite

welche

aufzuweisen?



Bildung

die

übrigen Kulturvölkern an die Friedrich

Volk

und Wissenschaft gebracht.

Welche andere Nation

zu treten.

andere übertraf

in

dichterischen

und

philosophischen Leistungen unsere Koryphäen? Im Anblick von Klopstocks, Lessings

und Goethes Schöpfungen erinnerte

sich

das politisch zerrissene Volk an den un-

verwüstlichen Kern seiner geistigen Einheit und Zusammengehörigkeit.

und Schwaben, Franken und Sachsen kämpfen,

und

in

dem aller

In

dem

und Drang,

in

der Verwerfung alles Gemachten

Emporstreben zur echten Natur,

Wahrheit und Schönheit.

klassisch gebildeten Zeit

in

als Plattheiten

Geschmacke noch so

Mochte

König

unwillig die

und Albernheiten bezeichnen:

Friedrich

nach seinem

Werke der neuen deutschen

hier ließ

ihn sein Volk im Stich.

dessen Kreisen entfaltete Lessing seine Kraft; die preußische Jugend

Hörsäle Kants und

Holsteiner

den gleichen Geistes-

leidenschaftlichen

gleichen Sturm

Konventionellen, Quelle

der

fühlten sich geeinigt in

Fr. August Wolfs, und

erfüllte die

das Berliner Publikum drängte sich zu

Einleitung.

VII

den Aufführungen, damals des Götz, wie etwas später der Schillerschen Dramen, mit

dankbarem Entzücken.

Auf diesem Gebiete gab es

dem

übrigen Deutschland keine Schranke mehr."

kein

Gedanke an

zwischen

Preußen

und

.Aber aus diesem schönen Gefühle geistiger Gemeinschaft wuchs ihre politische Verkörperung hervor.-



Für diese wurde, die politische

freilich nicht in dieser

Bayern von 1803 umfaßte

vorbereitet durch

Gemeinwesen zusammenzuschließen, war

ihre innere

Schwaben und der

Altbayern, Franken,

in

Sie zu einem kraft-

Elemente von wesentlich verschiedener Stammesart.

Pfalz vier

vollen

Boden

Absicht, der

Zusammenfassung einzelner Staatengruppen und Gebiete und

Verschmelzung.

die Lebensarbeit Maximilian Josephs.

Die Bedeutung dieses Zusammenschlusses aber für Bayerns innere Entwicklung wie für seine Stellung nach außen ist in der Geschichte durch das Jahr 1806, durch die

Den

Annahme

der Königswürdc bezeichnet.

Regierungsantritt des Kurfürsten feiert der Geojogc Flurl 1799 in einer

akademischen Rede mit den Worten: „Wir

welchem

die

feiern

den Tag (der Stiftung der Akademie)

auf ihren geliebten Maximilian IV. alle jene

und erfolgen müssen. anfing,

Unvergeßlich

in

Dinge erwartet, die da erfolgen werden

soll dieser

Zeitpunkt bleiben, in welchem

neuen Geisteskräften die Wissenschaften

mit

einem Zeitpunkt,

in

ganze bayerische Nation wie vom Schlummer aufgeweckt, im Vertrauen

zu bearbeiten

;

man

ein Zeitpunkt,

welcher den Künsten ein neues Leben, den Manufakturen und Fabriken eine neue Betriebsamkeit, der Agrikultur eine neue Aufmunterung und

dem damit verbundenen

Handel einen ganz neuen Sporn geben wird." Es war eine gärende, an Widersprüchen reiche Frost

und

Eis

Stamm und

die

morschen Baume

niederbricht,

frischen Trieb vernichtend,

neuen Lebenskraft sich zeigt, so

tritt

in

Zeit.

dabei

Wie im Vorfrühling

auch

manchen gesunden

und wie doch zugleich das

Was Kampf worden

mit ist,

inmitten jener Krisis,

inmitten von Krieg

äußeren und inneren Schwierigkeiten zeigt

ein Blick

erste

Regen der

jener Zeit der Neigung, zu zerstören, eine

ebenso große Energie, Neues von Grund aus aufzubauen, an die

auf die wichtigsten

Seite.

und Kriegsgefahr, im

allerart

steten

errungen und behauptet

Unternehmungen und Schöpfungen

aus der Regierungszeit Maximilian Josephs. In

der (hier vorliegenden) Festgabe, welche die Technische

Hochschule

dem

hundertjährigen

Gedenktag

widmet,

sind

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W.lther

VÜI

v.

Dyck.

Darstellungen aus der Geschichte der Technik, der Industrie und Landwirtschaft in Bayern gegeben. Sie wollen, in losem

von heute

Zusammenhange

stehend, den Zustand von damals und

vergleichende Betrachtung ziehen.

in

Alle

Zweige der modernen Technik Ebensowenig wollen

gleichmäßig zu berücksichtigen, war nicht die Absicht.

Darlegungen

ein Bild

der gesamten Entwicklung

hunderts hindurch geben, das, so interessant an sich es Festschrift

weitem überschritten

bei

hätte,

und

doch den Umlang einer

ist,

dessen Ausführung auch die zur

für

So sind nur einzelne

Verfügung stehende Zeit nicht ausreichend gewesen wäre. Gebiete und einzelnes aus ihnen vielleicht

in

die

den Lauf des XIX. Jahr-

durch

anspruchsloser

Form herausgehoben, und wird

Auswahl zu späterer vollständiger und auslührlicher Bearbeitung des

die

einen oder anderen Gebietes Anlaß geben. *

*

mag es ziemen, in kurzen Momente herauszuheben, welche die Entwicklung Bayern zur Zeit Maximilian Josephs eingeleitet und Bayerns Leistungen auf technischem Gebiete weit über seine Grenzen hinaus zur Anerkennung gebracht haben. Die stehen, soweit Maßnahmen des Staates, mit Montgelas* organisatorischer Bei der heutigen festlichen Gelegenheit

Zügen

die wesentlichen

der Technik

Tätigkeit

in

und Zentners, des Unterrichtsministers, Wirken

und knüpfen

sich anderseits an

den

Ruhm

engster Verbindung

in

Namen Utzschneider, Reichen-

der

bach, Fraunhofer. in die

erste Regierungszeit

sische Heeresleitung, die

Max Josephs

veranlaßt

fällt,

geodätische Landesaufnahme,

durch die franzö-

mit deren Durchführung

das im Jahre 1801 errichtete topographische Bureau betraut wurde. französischen Ingenieur-Oberst v.

Bonne und dem

Riedel rasch fortschreitenden Arbeiten schloß

schlag durch die Geodäten

Den

unter

bayerischen Kartographen sich die auf

dem

Oberst

Utzschneiders Vor-

Soldner und Schi egg ausgeführte Detailvermessung

des Landes an, welche die Unterlage einer systematischen, gerechten Grundsteuerverteilung liefern sollte. ihre

erste

Verwendung

aufnahmen auf

Stein.

Hierbei fand Alois in

Die

Senef eiders Erfindung der Lithographie

großem Maßstab durch Durchführung der

Erfahrungen

für die

die

noch

Messungen gab weiter Reichenbach Gelegenheit,

Übertragung

heute seine

in

aller Original-

vollgültig

anerkannten

England gewonnenen

Verbesserung der Meßinstrumente zu verwerten.

I

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Einleitung.

Jene 1791

auf

unternommene Studienreise des jugendlichen Reichenbach nach England,

welcher er im Verein mit in

IX

Anregung Graf Rumlords im Auftrag Kurfürst Karl Theodors

dem

Baader sowohl den

Bergrat

der Maschinenfabrik von Boulton * Watt

bei

industriellen Großbetrieb

Soho, auf den Bergwerken und Eisen-

in

hütten Edinburghs kennen lernte, als auch die berühmten englischen Werkstätten für

astronomische und geodätische Instrumente besuchte, trug der Technik in Bayern

allerwichtigsten

die

richtung eines mechanischen

dem Mechaniker Liebherr

für die

Die auf Utzschneiders

verband.

gesamte Entwicklung

Zunächst führte

sie

hofer,

dem besonderen her,

die

Schützling Kurfürst

ergänzende

„optische" in Benediktbeuern brachten

Branders

Tätigkeit in

Max Josephs von

Das .mechanische

Kraft.

Augsburg weltberühmt, zu

wissenschaftliche Forschungen sind zudem,

in

in

in

Fraun-

der bekannten Kata-

Institut"

Feinmechanik

die

München, das

in

Bayern, schon durch

einer neuen Blüte.

Fraunhofers

glücklichster Weise

durch diese

technischen Leistungen unterstützt, von grundlegender Bedeutung für die Lehre Licht geworden.

Höhepunkt

in

vom

Anderseits gewinnen Reichenbachs technische Leistungen ihren

der genialen Konstruktion seiner

Utzschneiders weitschauender Auch

Entstehung verdanken.

bachs Name durch

Kam

mit

und Unter-

Initiative

stützung hin im Jahre 1804 erweiterte „mathematische Werkstätte* fand

strophe

zur Er-

Reichenbach

dessen Betrieb sich

für

Instituts,

Früchte.

Tätigkeit

als

Wasserhebemaschinen,

dem Brückenbau von damals

mit

gußeiserner Röhrenbrücken

seine Konstruktion

die

wieder

Generaladministrator der Salinen ihre

der ihnen zugrunde liegende Gedanke auch

später

erst

steht in

Reichen-

Verbindung.

zur Ausführung,

so

gaben doch die Arbeiten den Anstoß zur Ausgestaltung des Eisenhüttenwesens, das

Reichenbach

auf

Grund der Studien

in

England

in die

Wege

leitete

und womit er

der späteren Entwicklung der Eisenindustrie voranging.

Von den Maßnahmen Montgelas'

zur Verbesserung der VerkehrsverhältWiebeking, dem 1805 das Straßen- und Wasserbauwesen übertragen wurde, im Anhang zu einer akademischen Rede „Von dem Einfluß der Baukunst auf das allgemeine Wohl und die Zivilisation" (1816) das folgende anschauliche Bild:

nisse

gibt

„Die bayerischen Kunststraßen sowohl anderer Ursachen wegen im Jahre

mußten in

die

Chausseen und Brücken

als die

1805 gänzlich in

Brücken waren des Krieges und in

Verfall

Vorzüglich

geraten.

dem ehemaligen Bambergischen,

in

Schwaben,

Tyrol, im Bayreuthischen und Ansbachischen, im Salzburgischen, im Hundsrück-

und

Innviertel,

sowie

in

der Obern Pfalz und

in

der ehemaligen

Provinz Bayern.

X

Walther

v.

Dyck.

von Grund aus wiederhergestellt werden.

Ohngeachtet

Kriege die Arbeiten

drei

unterbrachen und die Heereszüge das Angefangene wieder beschädigten, das schlechte, unter den schmalfelgigen Rädern der bis zweyhundert Zentner ladenden Lastwagen leicht

zu zermalmende Material, welches

Gegenden) von 1805

antrifft;

bis jetzt,

wiewohl dies

man nur

Bayern (außer

in

in

den gebirgigen

große Hindernisse darbot: so wurden dennoch,

alles

zwey Tausend Stunden Chausseen, manche des Krieges wegen

zweymal, vollkommen hergestellt;

in

dem Ende

Tyrol die Straßen erweitert und zu

Felsen gesprengt, Stützmauern aufgeführt und

Höhen abgetragen."

„Ferner sind dreyundvierzig Stunden neue Kunststraßen und neununddreißig

große Brücken über die Hauptflüsse erbaut worden

;

unter den ersteren werde nur

Kempten und Lindau angelegte, unter den

die zwischen

letzteren die

Bogenbrücken

von Mühldorf, Oettingen, Altenmark, Rosenheim, Augsburg. Bamberg, Neuburg, Rhain,

München und

Vilshofen genannt, weil diese täglich von vielen Reisenden an-

gesehen und untersucht werden können.

den großen Brücken

restauriert

Dann

sind

noch hundert und eine von

und eine zahllose Menge von kleinen Brücken

neuert worden; vierzehn Hauptflußkorrektionen mit der Donau,

und der

Isar sind ausgeführt,

am Bodensee Brücke

bei

Inn, der

er-

Wertach

geräumiger Hafen angelegt und der Bau von der großen steinernen

ein

München angefangen worden."

Auch an Plänen gehen doch

dem

drey große massive Durchlaßwehre erbauet, bei Lindau

die

für die Herstellung künstlicher

Entwürfe

Projekten abgesehen) bis

in

dem

nehmen

Werk von

erweiterter Gestalt

(von Karls des Großen

den Anfang des Jahrhunderts zurück.

wirkliche Durchführung erst ein vaterländisches

Wasserstraßen fehlte es nicht;

Donau-Main-Kanal

für einen

energischen Eintreten

Ludwigs

Freilich

I.,

der in

allgemeinster Tragweite erblickte



und gefördert durch König Ludwigs Enkel aufs neue

gelang die

dem

Unter-

das heute

in

die Tatkraft

der Techniker zu einem den modernen Forderungen entsprechenden Ausbau aufruft.

Langsamer

schritt die

Förderung von

Hebung der Landwirtschaft zur die Generallandesdirektion

und Bergwerke, Mautwesen, wie

für Kultur, in

mit

ihren

Gewerbe

Max Josephs

Zeit

voran.

Zwar

besonderen Deputationen

Forstwesen und Bauten,

der späteren

und Industrie sowie

Umgestaltung

für

das

die Sektionen

entfaltete

für Salinen-,

Kommerz-,

die

auch hier

Münz-

Zoll-

und

der Ministerien eine

mannigfaltige Tätigkeit; zwar boten die Aulhebung des Zunftzwanges, die

Gewährung

staatlicher

Konzessionen im Gewerbebetrieb, die Beschränkung der Rechte der Grund-

herren

der

in

Ausübung der Gewerbe,

die

Besserung der Verkehrswege und

-mittel

XI

binleitunR-

größere Bewegungsfreiheit, erfuhr die Landwirtschaft durch Aufhebung der LeibeigenErleichterung der Ansiedelung und

schaft,

Zusammen-

Kultivierung, Teilung und

legung der bäuerlichen Güter. Entlastung von Abgaben mannigfachste Förderung; aber es fehlte, Lage,

dem

bei

mühsamer,

besonders

der Industrie,

in

furchtbaren Tiefstand

stetiger Arbeit

der Unsicherheit der politischen

bei

wieder auszugleichen war. an privater

fabrikmäßigen Betriebes, maschineller Einrichtungen keit

stellte sich

von dem überlegenen England und der aus der Sorge

Der Einführung

zudem

um

in

an Mut

Initiative,

und nachhaltigen Mitteln zur Durchführung weittragender Projekte.

nur

der

der wirtschaftlichen Verhältnisse,

die

Abhängig-

die eigene Existenz

hemmend entgegen. dem Wunsche, .dem Wohlstand aller,

entsprungene äußerste Widerstand der Gewerbetreibenden

Utzschneider nicht dem Reichtum einzelner" Auch

hier griff

Erfolge ein; zuerst durch

Gründung

in

zu dienen,

tätig,

freilich

zucker, wie durch Ausführung von Moorkulturen haft

mit

wechselndem

einer Lederfabrik, nachmals einer Tuchmanulaktur,

eines Brauhauses, einer Essigfabrik, durch Fabrikation von Stärke-

und Meliorationen

und Runkelrübenauf seinen muster-

betriebenen Gütern. In

der Folge hat auch die Tätigkeit gemeinnütziger Vereine, wie der

in

Nürn-

schon 1789 gebildeten „Gesellschaft zur Beförderung der vaterländischen Industrie-, des 1815 errichteten Polytechnischen Vereins für das Königreich Bayern, des 1810 ins Leben getretenen Landwirtschaftlichen Vereins in Bayern, je länger, um so nachhaltiger gewirkt. berg

Die

allseitige

Entwicklung aber

aller dieser

Ansätze konnte erst eintreten,

als

mit der Sicherung der politischen Lage die industrielle Tätigkeit und frischer Unter-

nehmungsgeist erwacht,

als,

etwa von der Mitte der dreißiger Jahre ab, die

allseitige

Einführung des Dampfbetriebes die Technik zu größeren Aufgaben befähigte,

Bau der Eisenbahnen ermüdlich

in

Wort und

kleinen Strecke

Verkehr

in



deren Bedeutung

auf

Schrift

der un-

hingewiesen und die dann im Jahre 1835 von der

Nürnberg — Fürth

neue Bahnen lenkte,

als

Reichen bach und Baader

in

als die

der Produkte nicht länger hindernd im

Deutschland ihren Ausgang nahmen



den

Aufhebung der Zollschranken dem Austausch

Wege

stand und als mit der systematischen

Ausbildung des höheren und besonders des technischen Unterrichtes die nötigen leitenden Kräfte

gewonnen werden konnten.

Für die Hebung des

ward

gleichfalls zu

nächst

kam

gesamten Unterrichtes und Bildungswesens

Anfang des vergangenen Jahrhunderts

eine umfassende Fürsorge für

ein neuer

Grund

gelegt: Zu-

den elementaren und mittleren Unterricht.

W.lther

XII

und

Dotierung

bessere

Einrichtung

v.

Dyck.

Schulen

der

Verbreitung gemein-

der

nütziger Kenntnisse und allgemeinerBildung im Volke

So

zugute.

ent-

halten die ersten Stücke des neuen Kgl. Bayerischen Regierungsblattes (Januar I80(»)

einen Lehrplan und

Instruktionen

für

Die Einführung

Kgl. Elementarschulen.

die



des ersten großen Studienplanes der Gymnasien war 1804 vorangegangen. 1800 hatte die

Ickstatts Rektorat vorbereitete

seit

Ingolstadt nach Landshut stattgefunden, zu der den äußeren Anlaß

bot.

Damit war auch hier eine

eingeleitet, die mit der späteren



hat.

hier

herannahende Kriegsgefahr

und reichere Entwicklung

Ireiere

Im Jahre 1808

der Akademie der bildenden Künste. und K lenze erwachte

die

Verlegung der Universität nach München

moderne Gestaltung herbeigeführt

folgte

(1H2) die

die Errichtung

Durch das Wirken eines Cornelius

neue das Verständnis

aufs

Schon

Verlegung der Universität von

für

die

Schönheiten

des

klassischen Altertums und bereitete ebenso wie die sorgsame Pflege und Bereicherung

der Kunstsammlungen (mit denen die Düsseldorfer Schätze vereinigt worden waren

)

Kunst vor. — Mit der 1807 erlassenen Konstitutionsurkunde erhielt die Akademie der Wissenschaften, .um das offenbare Mißverhältnis zwischen dem Zwecke und den Mitteln des Institutes zu heben",

die

eine

kommende

Blütezeit der

neue Organisation, welche ihren Etat erheblich vermehrte und

erweiterten wissenschaftlichen

Sammlungen des

sie

mit

den

Staates in unmittelbare Verbindung

Die Pflege der Naturlehre mit Rücksicht auf solche Beobachtungen, „die

brachte.

dem gemeinen Wesen Nutzen entsprechend, schon

in

bringen können", auf welche, der Richtung der Zeit

der Stiftungsurkundc von 1759 ausdrücklich hingewiesen war,

wurde damals .zur Verbesserung der Agrikultur. Belebung und Vervollkommnung

Den Männern, welche wie Fraun-

der Industrie" mit besonderem Eifer aufgenommen.

hofer und Reichenbach dort

in

unvergleichlicher Weise theoretische und praktische

Arbeiten zu verbinden wußten, sei hier neben anderen schon genannten, beigezählt.

Von ihm stammt der Gedanke,

zur elektrischen Zeichengebung zu verwenden; gelegten

Apparat hat er zuerst eine

weiteren

Experimenten

Später (1838)

für

die

war es wieder

Sömmerring

die elektrolytische Zersetzung des in

elektrische

seinem

180')

Wassers

der Akademie

Telegraphie verwirklicht

vor-

und zu

praktische Durchführung der Telegraphie angeregt. ein

Mitglied

der

Münchener Akademie, Steinheil,

welcher die Gauß-Webersche Erfindung des elektromagnetischen Telegraphen erfolgreich ausbildete In

Tätigkeit

der

und welcher zuerst den Erdboden Frage

des

als Rückleiter

technischen Unterrichtes

Utzschneiders, welche

mit

der

Errichtung

des Stromes benutzte. ist

es

wiederum

technischer

die

Fachschulen

Einleitung.

von Anfang an die

in

nächster Verbindung



Utzschneider

die,

der damals als Hofkammerrat die Moorkultur

— in München

1803 nach Weihenstephan verlegt, unter

Landwirtschaftsschule

gangenen Jahr Die richt

hier

erweiterte,

errichtete

zu nennen,

Schönleut ners Wirksamkeit

zu

sich

deren hundertjähriges Jubiläum im ver-

Fürsorge für den technischen

Einleitung einer weitergehenden

Diese,

Maximen des zu Ende gegangenen im Königreiche Bayern" eine

noch allzusehr von den

zunächst

utilitarischen

XVIII. Jahrhunderts beeinflußt, hatten 1808

„allgemeinem Normativ

für

festere,

ausgesprochene Trennung des

die

Unter-

und Zentners zur Neuorganisation

geht auf die allgemeinen Pläne Montgelas'

hammers

Oberbayern mit

in

Forstschule

gefeiert wurde.

des Schulwesens zurück.

dort

ist

noch unter Karl Theodor (1790) auf Grund der Vorschläge des jugendlichen

glücklichstem Erfolge organisierte

der

Xill

Als erste Schule dieser Art

stellt.

in

Niet-

Errichtung öffentlicher Studienanstalten

des Ausbaues fähige Gestalt gewonnen.

humanistischen und realistischen

führte später nach der einen Richtung unter Friedrich Thiersch

Die

Unterrichtes

zum Ausbau

unserer

Gymnasien im Sinne des Neuhumanismus, nach der anderen zur Entwicklung der polytechnischen

konnten

Freilich

Anstalten.

die

damals

hinaus für den höheren technischen Unterricht bestimmten

Dauer keine Wurzel

Fraunhofers

aus

dem

Ingenieurwissenschaften erst

Auch

fassen.

Jahre



bei

die

1823

trefflichen

für

Errichtung

die

über

die

„Realschulen"

„Realinstitute"

auf

die

Vorschläge Reichenbachs und einer

Hochschule der



denen das Pariser Muster vorschwebte

führten

nach weiteren Jahren schwankender Verhandlungen und nach wesentlicher Re-

duktion

der Ziele

Zentralschule

in

im Jahre 1827

München.

Reichenbach und Fraunh Leiter.

Als dann

fer

Der waren

zur

Errichtung

der

ein Jahr vorher

dahingegangen

sechs Jahre später an Stelle der

polytechnischen Schulen

in

ersten polytechnischen

noch jugendirische Utzschneider

greise, aber

einen

Zentralschule

München, Nürnberg und Augsburg

war es der Physiker Georg Simon

Ohm,

errichtet

den man nach Nürnberg

bald auch die Leitung der Schule anvertraute.

— war



ihr erster

die

drei

wurden, da

berief,

dem man



Von hier ab beginnt in stetiger und steigender Entwicklung der Ausbau des technischen Unterrichtes in Bayern, getragen von der mächtigen Entfaltung der deutschen Technik ebenso wie von der unermüdlichen und bis auf diesen Tag in reichstem Maße bewiesenen Fürsorge des Staates. *

*

XIV

Walther

Hier

v.

Dyck.

Einleitung.

will ich schließen.

Aus den in sturmbewegter Zeit gelegten Saaten sind in treuer sorgsamer Pflege, in weiser Führung die Segnungen erstanden, die Bayern in Wissenschaft und Kunst, in Industrie und Technik, in Handel und Gewerbe, in Volks- und Landwirtschalt in dem zu Ende gegangenen Jahrhundert dem Hause Wittelsbach verdankt. Arbeit, in

Bismarck

hat die Anhänglichkeit zur Dynastie als eine

anderen innewohnende Eigenschaft bezeichnet.

Zusammenhang Stamme beruht, wie

er

Bayern

Königreiches

des

der

den Deutschen vor

Er hebt dabei zu Recht hervor, „wie nicht

im Süden Bayerns und

dem

nur auf

bajuwarischen

Österreich vorhanden

in

ist,

sondern

wie der Augsburger Schwabe, der Pfälzer Alemanne und der Mainfranke, sehr verschiedenen Geblüts,

bayer

mit derselben

sich

München und Landshut,

in

liche Dynastie seit drei

Genugtuung Bayern nennen wie der

weil sie mit

Hat diese Treue zu ihren Dynastien

war

Reich erschwert, so

und

Form gelunden

die

Alt-

den letzteren durch die gemeinschaft-

Menschenaltern verbunden sind".

dem

war,

alle

Glieder

zum

zum gekommen

deutschen Volk die Einigung

anderseits das feste Band, das, als die Zeit

sie

Reich zusammenschloß.

Blicken wir zurück, so lindet unsere Festesstimmung ihren schönsten Aus-

druck

in

der jüngsten Botschaft unseres Regenten.

Diese sieht zutage

einigung

in

der patriotischen Gesinnung, die

einen neuen Beweis,

tritt,

unter

dem

Szepter

daß

alle

Teile

des Wittelsbacher

in

den Festesvorbereitungen

des Königreiches sich

Hauses

beglückt

in

fühlen,

der Ver-

und

sie

lährt fort:

,Wenn das Gefühl der Zusammengehörigkeit staltet hat,

so

ist

dies

nicht

zuletzt

in

sich

so

innig ge-

der Erkenntnis begründet, zu

welcher hohen Stule der kulturellen Entwicklung wie der materiellen Wohlfahrt das Land in vereintem Wirken von Fürst und Volk unter Gottes gnädigem Beistand sich emporgehoben hat.„Den Errungenschaften früherer Zeit reiht sich als die wertvollste an der Zusammenschluß der deutschen Staaten zu einem mächtigen Reiche, in dem Bayern sich geachtet und angesehen weiß. Den Rückblick auf die Vergangenheit darf hiernach wohl das frohe Gefühl dankerfüllter Befriedigung beglcitcn.-

So

die Botschaft.

XV

Der Geist der Zusammengehörigkeit aber von Fürst und Volk, Bayern durch die vergangenen Jahrhunderte geführt, durch alle kommenden geleitet, ist lebendig in dem Wahlspruch unseres Regenten:

der

„In

Treue

fest".

Gott segne und behüte unseren Regenten! Gott segne sein Königliches Haus!

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INHALT. Seile

WALTHER

DYCK,

v

Einleitung.

milian Josephs

SIEGMUND GÜNTHER,

Die Technik

in

Bayern zur Zeit der Regierung Maxi-

V

I

Ein Rückblick aui die Anfänge des technischen Schulwesens in

Bayern

1

RICHARD STREITER, Münchener Architektur um 1806 und 1906 MARTIN HAHN, Sanitäre Zustände und Einrichtungen in München am Anfang

17

des XIX. Jahr-

hunderts

ERNST VOIT,

37

Entwickclung der Beleuchtung und Beleuchtungstechnik

SIEGMUND GÜNTHER

und

FERDINAND LOEWE,

53

Bayerisches Karten- und Strafenwesen

sonst und jetzt

MAX

SCHMIDT,

67

Die Messung der Basis München-Aufkirchen und die erste topographische

Aufnahme Bayerns zu Beginn des XIX. Jahrhunderts

FRANZ KREUTER WILHELM DIF.TZ,

und

ERNST HENLE, Der Wasserbau

in

Die Entwickclung des Brückenbaues

SS

Bayern und

91

im

Bayerns Anteilnahme

XIX. Jahrhundert

III

WILHELM I.YNEN, Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Jos. v. Baader .... WILHELM LYNEN. Die neuen Schncllzuglokomoriven der Pfälzischen Eisenbahnen ... RUDOLF CAMERER, Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen ERNST VOIT, Feinmechanik in Bayern EGBERT VuN HOYER, Die Faserstoffindustrie, Spinnerei, Weberei, Papierfabrikation GUSTAV SCHULTZ, Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang .

.

des XX. Jahrhunderts

129

145

163 169 197

215

GUSTAV SCHULTZ, über die Glasindustrie Bayerns vor 100 Jahren und in der Jetztzeit. GUSTAV SCHULTZ, Über die Tonindustric Bayerns vor 100 Jahren und in der Gegenwart CARL LINTNER, Das Brauwesen CARL KRAUS, Der Zustand der bayerischen Landwirtschaft vor 100 Jahren im allgemeinen CARL KRAUS, Acker- und Pllanzcnbau in Bayern vor 100 Jahren

223

EMIL POTT,

277

Landwirtschaftliche Tierproduktion

227

233 247

263

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Ein Rückblick auf die Anfänge des technischen

Schulwesens

in

Bayern.

Von Siegmund Günther.

Olim

meminisse juvabit!

geschichtlichen Lebens vollendet

Gerne

ist,

lenkt

man, wenn

ein wichtiger Abschnitt

den Blick rückwärts auf die Zustände, welche

zu Beginn des fraglichen Zeitraumes obwalteten, und ein erfreuliches Gefühl

ist

es

immer, von den Fortschritten, die im Laufe dieser Zeit erreicht wurden, Akt nehmen zu können.

Für das technische Schulwesen unseres Staates hat das abgelaufene

Jahrhundert nicht nur ziemlich

alles

sonst und jetzt

tief

Bestehende tritt

greifende

neu

gewordenen

worden,

hier viel schärfer hervor, als

die Gymnasien, ja sogar die



Veränderungen gebracht, sondern

geschaffen



und

es

der Gegensatz

wenn man etwa Gerade

so

die Universitäten,

doch gewiß einer hohen Vervollkommnung

Elementarschulen ins Auge fassen wollte.

ist

zwischen

die

teilhaftig

ersten Jahr-

zehnte des jungen Königreiches sind nach dieser Seite hin von fundamentaler Be-

deutung gewesen, was ihm

um

so

höher

anzurechnen

ist,

als

damals ungezählte i

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Siegmund Günther.

2

neue und dringende Aufgaben an das noch nicht innerlich geeinte, aus heterogenen

zusammengeschweißte

Bestandteilen

dem und

Staatswesen

Kluckhohn

Weise hat schon früher

herantraten.

)

zum Gegenstande monographischer

Unterrichtsgebiete

kann nicht umhin, sich an

die vorliegende Skizze

In

Darstellung

die Arbeit

wozu

erneute

eine

Staatsministeriums des Innern für

Durchsicht des von seiten

Bayern,

in

Kgl.

hat.

von dem

abweichend

etwas

anderer deutscher Länder, unter technischen

Schulen

alle

Ziele entweder ganz ohne das Hilfsmittel der

Sprachgebrauche

diejenigen Lehranstalten,

alten Sprachen,

nur mit beschränkter Heranziehung derselben zu erreichen bestrebt sind. Sinne wird die Bezeichnung auch

des

Kirchen- und Schulangelegenhciten bereitwillig

zur Verfügung gestellten Aktenmateriales wesentlich beigetragen

welche ihre

gewählt,

des trefflichen

Indessen konnte doch mancher dort nur gestreifte Punkt hier

Historikers anzulehnen.

weiter ausgeführt werden,

Wir verstehen

dankenswerter

jene Periode des Sturmes und Dranges auf

1

angewendet.

hier

Dies

oder doch

diesem

In

vorausgesetzt,

können

wir ohne Gefahr, der Übertreibung bezichtigt zu werden, die Behauptung aufstellen

Im Jahre 1806 war

für

die

Gesamtheit

der

im

Königreiche

doch nur

in

Das

ist

freilich

nicht zu

verwundern. War doch der

1747 eine einigermaßen festere

wendigkeit, praktischer tätige

nur

in

gar nicht oder

den allerschwächsten Anfängen vorhanden.

im Jahre 1706 zuerst aufgetaucht, und erst

zusammen-

Bayern

gefaßten staatlichen Gebilde ein technisch-realistisches Schulwesen

dem

altklassischcn

Tendenz zur

Schulreformator

J.

hatte

diese

Form angenommen. 2

Unterrichtsgange

Name Realschule

neue Schulgattung

auch

In

)

v.

erst

sogar

Bayern hatte die Not-

einen

Seite zu stellen, zuerst der geniale,

A.

doch

solchen

mehr

von

wiewohl etwas gewalt-

Ickstatt gefühlt, dessen Gedanken zwar zunächst

sehr beschränktem Umfange verwirklicht wurden, tatsächlich

aber doch für

den Wismayrschen Mittelschulplan, der von 1804—1808 im damaligen „Kurpfalzbayern" normativ war, die eigentliche Grundlage abgaben. 8 ) lichkeitstendenz, welcher

Die etwas platte Nütz-

man, um den scharfen Gegensatz gegen den

klerikalen

Charakter der bisherigen Schuldoktrin recht deutlich hervortreten zu lassen,

maßgebenden Kreisen nur

in

den

allzusehr huldigte, schädigte jedoch sowohl die eine wie

auch die andere Schulgattung,

zumal

da

es

auch gänzlich an Lehrern

fehlte

und

fehlen mußte, welche selbst die Vielzahl der ihren Schülern zu übermittelnden Kenntnisse besaßen.

Mit

mehr Erfolg suchten

Privatanstalten unter der im praktischen

in

den ersten Jahren des XIX. Jahrhunderts

Leben stehenden Jugend jenes Wissen und

jene Fertigkeiten zu verbreiten, deren sie für den

Kampf ums Dasein so dringend

Anlange de* technischen Schulwe&en«.

städten

3

Halb und halb darf man hierher auch die noch

bedurften. teils

durch öffentliche

einzelnen Reichs-

durch private Unterstützung helldenkender

Mittel, teils

Kunstschulen*)

Mitglieder der Bürgerschaft unterhaltenen weist unverkennbare Ähnlichkeit jene

in

rechnen.

ihnen

Mit

Münchener „Feiertagsschule*

die im

auf,

Kurfürstentum Bayern den ersten ernstgemeinten und auch größtenteils gelun-

alten

genen Versuch der Darbietung propädeutisch-technischen Volksunterrichtes gebildet von Kefer eingerichtete „Zentralleiertagsschule"

Seit 1793 bestand die

nach seinem Tode es bereits auf mehr denn Lehrlinge) gebracht haben lehrer des

Gymnasiums, von

Wir erkennen

über.

soll. J.

diesem

in

In sie

tausend

Mitterer Institute

die

hat.

wenig

dem Zeichen-

Leben gerufene Zeichnungsschule

ins

),

),

Frequentanten (Gesellen und

ging sehr bald auch die von 4

6

den Keim der späteren Baugewerkschulen •

und

stellen

gerne

daß München auf einem noch so wenig bearbeiteten Gebiete

fest,

der Didaktik mit seinem guten Beispiele bahnbrechend vorgegangen

Ausdehnung des Prinzipes der Sonn- und Feiertagsschulen von

damals schon

der Regierung,

Mitterer ausgegangenen Anregung schenswerte Sache anerkannt. je eine

der

die

Gesamtbayern wurde

Kefer und

nicht verborgen bleiben konnten, alseine

Mit Recht hat neuerdings die Stadtgemeinde

wün-

München

Straße nach den beiden wohlverdienten Pädagogen benannt.

Die

in

Nürnberg

um

dieselbe Epoche, nämlich 1792, von einer „Gesellschaft

zur Beförderung vaterländischer Industrie"

den

auf

guten Früchte der von

die

Auch

ist.

Aspiranten

des

Gewerbestandes an

geschaffene

den

Zcichnungsschule, die von

Sonntagen

scheint über kleine Anfänge nicht hinausgediehen zu sein.

besucht

werden

sollte,

7 )

Die Stadt wurde von den unaufhörlichen Kriegen und politischen Umwäl-

zungen

— ihr

hart betroffen.

prüfen,

ganzes Gebiet hatte Preußen längere Zeit mit Beschlag belegt

— allzu

Es wäre der Mühe wert, die Ratsakten anderer Städte daraufhin zu

ob dortselbst Veranstaltungen verwandten Charakters gelegentlich bestan-

den haben.

Aus der Münchener Feiertagsschule erste

hat

sich,

polytechnische Schule Bayerns entwickelt.

wie wir sehen werden, die

Ehe wir indessen den ziemlich

umständlichen Werdegang dieser eigentümlichen, weder den Hoch- noch den Mittelschulen die

zuzurechnenden Schulgattung näher betrachten,

ersten

ernsthaften,

mühungen um

die

wenngleich

Begründung

nicht

von

staatlicher Realanstalten

Der kurz berührte Wismayrsche Schulplan seine Unzulänglichkeit in ganz

wird es sich empfehlen,

dauerndem Erfolge gekrönten Be-

hatte

kennen zu lernen. schon nach wenigen Jahren

überzeugender Weise dargetan.

Er war noch ganz

Siegmund Günther.

4

unter der Herrschaft der nachgerade zu sehr in

klärung"

Schroffheit durchgeführten Grundsatze

genug

Zwar war

an.

Namen und

Militarismus

Thiersch, mit

vollkommenheit das Schulregiment

den „trockenen Ton" der Aufklärer

Hand nahm.

die

in

der 1806

in

Durch

dieser einflußreiche

der „Praeceptor

I.

die

Berufung des

bayerische Dienste getreten

München geworden war, wurde

in

Denn wenn auch

Ludwig

Omnipotenz grenzenden Macht-

einer last an

Niethammer (1766— 1848),

und 1808 „Zentralschulrat" angebahnt.

ja

noch nicht sofort diese durch Friedrich August Wolfs

es

Autorität getragene Richtung, welche

Württembergers

„Auf-

„multum, non multa" paßte er sich schlecht

:

verdrängte; davon konnte erst die Rede sein, als unter Bavariae", Friedrich

verwandelten

und dem von den Neuhumanisten mit Entschiedenheit,

entstanden,

ein

Übergangszustand

Mann, der sein Amt durch Heraus-

gabe einer umfangreichen Kampfschrift*) inaugurierte, entschieden

ein Parteigänger

des wieder modern gewordenen humanistischen Leitmotives war, so kann doch bei Beurteilung

objektiver

Ideen

seiner

niemand

in

Abrede

stellen,

daß

ihm jene

schrankenlose Oberschätzung des Bildungswertes von Latein und Griechisch, welche unter

Thiersch

daß er gegen

in

unserem engeren Vaterlande heimisch ward,

die

unrichtige Vorstellung,

es gäbe

völlig

nur einen

fremd war, und

einzigen

Weg

zur

höheren Bildung, nachhaltig Verwahrung^einlegle.

Da

die

Schrift nicht

hänger der

muß, so

Bedeutung des Mannes

ausgenommen, in

wir es

zu

widmen.

für

der Fachliteratur,

nicht so zur Geltung gelangt,

unseren Tagen

halten

Erörterung

in

so

Kluck höhn sehe

wie dies zumal ein An-

besprochenen Unterrichtsrelorm wünschen

viel

angezeigt,

die

seinem Auftreten eine etwas eingehendere

Vor allem verdient eine

Seite

in

demselben besondere

Würdigung.

Niethammer

tritt

als

der erste Didaktiker zielbewußt ein

für die

Zwei-

teilung oder [Gabelung des höheren Unterrichtes bei gemeinsamer Unterstufe. sofern man eben diesen Standpunkt für berechtigt Er muß als der wahre und erachtet — wohlverdiente Vorkämpfer des Reformgymnasiums der Neuzeit hingestellt



und geschätzt werden.

Neben dem immerhin merkwürdigen Werke stand,

der das

anstalten

fassenden

im Königreiche Bayern" dar,

Visitationsreise

ausgerüstete

stellt

sich als ein zweiter

Um-

„Allgemeine Normativ für die Errichtung der öffentlichen Studien-

Schulmann

Neubayern gemacht

in

hat.»)

der

mit

welche zweiten

bestimmen der

mit

Hälfte

half,

das Ergebnis jener

bedeutenden

des

Jahres 1808

um-

Machtbefugnissen

durch Alt- und

Der ausführliche, mit musterhafter Handschrift kon-

Anfange de« technischen Schulwesen».

wahres Muster

zipierte Bericht darf als ein

Raum

Leider gestattet der

5

für derartige Fälle

angesprochen werden.

Wiedergabe des ganzen Schriftstückes, welches

nicht die

einer vollständigen Veröffentlichung wohl würdig erscheint; nur auf ein paar Punkte soll v.

in

Note 10 )

einer

Zentner

die

Man

werden.

hingewiesen

aufnahm und am

es beifällig

aber

begreift

wohl,

sehr

daß

September genannten Jahres darauf

21.

Worte schrieb: »Von diesem Berichte wird bei der künftigen Organisation der

verschiedenen Lehranstalten Gebrauch zu machen sein."

An

dieses

herangetreten,

wurde

Reorganisationswerk

denn

Regierungsmaximen des Ministeriums bei der gewaltigen Arbeit beteiligt

v.

Montgelas

Leben und eine

kräftigere

Niethammers

vom

die Aufschrift:

Juni 1808

dem

und

führt

von hoher Bedeutung;

sie

könnten

ganz

Unterrichtszwecke

in

einer

Obige

Anerkennung

ist,

den

nicht ver-

Nichts geschaffen wurde,

alle

„Praeliminarfrage"

Darin in

ist

dem

datiert

einer Revision des

nun sind einzelne Ab-

der nämlichen Weise auch

dem Kampfe gegen

das

Gym-

gefragt, „die beiden heterogenen

und derselben Lehranstalt

habe doch auch selbst dafür gesorgt, daß nicht seien.' 2 )

in

„Müssen denn," so wird

nasialmonopol figurieren.

die

„Bemerkungen zu

neunzig Jahre später niedergeschrieben sein und

geschlagen

Kraft

voller

entscheidendes Gutachten

Lehrplanes für die kön. bairischen Mittelschulen".") schnitte

mit

Einwirkung auf die bayerische Bevölkerung

zu wünschen gewesen wäre. 16.

bald

allem einverstanden

in

gewesenen Männern

sagen, daß in kurzer Zeit ein Schulsystem aus ein längeres

auch

und man kann, wenn man auch keineswegs mit den gewaltsamen

vereinigt

werden

?"

Die Natur

Menschen über denselben Leisten

sei

mithin

dahin zu

beantworten,

„daß zu vollständiger Befriedigung der höheren Unterrichts-Bedürfnisse der Staatsbürger zwey verschiedene öffentliche Lehranstalten zu errichten seyen: die

Gelehrten,

die

andere

für

die

Nichtgelehrten".

die eine für

Dem „Gymnasium"

werde

gewöhnlich die „Bürgerschule" entgegengestellt; beide Schulkategorien stimmten ihrer

letzten Absicht

überein,

zu erreichen, wie es eben

in

aber die erstgenannte suche diese auf andere Weise

dem

Unterschiede der „Natur- und Geistesgegenstände"

entspreche.

Die Wissenschaftsgeschichte

hammer

lange vor H.

v.

wohl davon Notiz

darf

Helmholtz 11

)

die

nehmen, daß Niet-

uns seitdem so geläufig gewordene

Gegenüberstellung von „Naturwissenschaften" und „Geisteswissenschaften" mit richtigem Einblick in deren Eigentümlichkeiten durchgeführt schließt sich

im neuen Schulplan die Realschule, die

durch das Realinstitut



das

sei

ein

hat.

selbst

An

die Volksschule

wieder ihre Krönung

sinngerechterer Ausdruck

als

„Höhere

Siegmund Günther.

Bürgerschule"

dem

zu



zu erfahren

Realinstitut als zu

weder auf das eine noch zu nehmen."

sicht

„Die Primärschule steht sonach auch sowohl

hätte.

dem Gymnasium

gleichem Verhältnis und hat

völlig

in

auf das andere jener beiden Institute eine besondere

Niethammers

Rück-

Fürsorge erstreckt sich sogar auf die Titulaturen

der an den Mittelschulen amtierenden Lehrer, indem darauf geachtet wird, daß die

Amtsnamen der im tätigen

gleichen

Range an den beiden verschiedenen Schulgattungen

Männer ähnlich klingen und doch dem bestehenden Gegensatze gerecht werden. So

denn das nachstehend beschriebene System der Schulen

bildet sich

und der an ihnen Angestellten heraus; unser Schema bar

entnommen und Namen

ist

dem

selbst

Schulplane unmittel-

sieht so aus:

Namen

der Schulen:

a) Primär- oder Prinzipienschulen.

der Lehrer:

Primärlehrer, Prinzipienlehrer.

b) Secondärschulen «) Realschule. ,i)

A)

Reallehrer, Realpraezeptoren.

Gymnasialschule.

Gymnasiallehrer, Gymnasialpraezeptoren. Oberreallehrer,

Realinstitut.

1

B) Gymnasium.

Der Unterrichtsminister nahm den Plan mit lebhaltem unterließ es jedoch selbstverständlich

Jacobs, holen.

am

1

18.

Weiller,

v.

*)

In der

Professoren.

Obergymnasiallehrer,

nicht,

von seinen sachkundigen Beratern

Hobmann, Wismayr

gutachtliche

Hauptsache erklärte man sich mit



Äußerungen einzu-

Niethammer

September 1808 einzelne Einwürfe mit ziemlich

Selbstbewußtsein zurückwies.

Interesse entgegen"),

einverstanden, der

starkem

Aufgebote

von

Es gelang ihm, seinen Standpunkt zum herrschenden

zu machen und eine scharf ausgeprägte Zweiteilung der bayerischen Mittelschulen in

die

Wege

zu

leiten.

Niethammers

Entwurf wurde Gesetz,

allein

weit sie die Realanstalten betraf,

verschmäht". auffälligen

Es

ist

mit

Paulsen

hier nicht der geeignete Ort,

der von ihm angebotenen Re-

Die neue Schulordnung wurde, so-

form war nur ein flüchtiger Erfolg beschieden. 1

*)

zu reden, „von der Bevölkerung

den Gründen dieser doch eigentlich

Erscheinung nachzuspüren, und die Literatur gibt darüber so gut wie

gar keinen Aufschluß.

Mutmaßlich hat eben doch auch damals bereits die leidige

Berechtigungsfrage ihre Rolle gespielt.

Die „Realschulen", also die Mittelstufe, sind

anscheinend nicht einmal zu vorübergehender Entfaltung der ihnen

geber beigelegten „Fähigkeiten- gelangt

17

);

„Realinstitute"

wurden

nicht

vom Gesetzohne starke

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Anfänge den technischen Schulwesens.

Inanspruchnahme der bescheidenen nur wenige Jahre. steht,

Mittel

7

des Staates hergestellt, hielten

Die größte Lebenszähigkeit

gewähltes

war,

und

so

sie

hielt

von 1809 bis 1817.

sich

sehr gut aus-

in

die

war der

nicht

Schubert *); neben ihm W. A. Pf äff. Beide Männer wurden, G. H.

1

v.

wirkte der vielfach originelle Mathematiker als ihres

Bleibens in der unhaltbar gewor-

denen Stellung nicht mehr war, von bayerischen Universitäten

Daß

die

ordentliche Pro-

als

übernommen.

fessoren ihrer Fächer

Niethammersche

Grenzen dieser Studie gelegenen Landwirtschaftsschule"

Realschule etwas später, ihre

Zeit,

in

Wiederauferstehung

einer jenseits der als

„Gewerbe- und

nur nebenher erwähnt, und diese hat gezeigt, daß

feierte, sei

der Grundplan der bayerischen Schulreform von 1808 ein richtiger gewesen

Denn über

eben

Anschauungen der damaligen Naturphilosophie verflochtene Naturhisto-

fruchtbaren

J.

ein

Ihr Direktor

seinerzeit weit verehrte, nach heutigen Begriffen freilich zu sehr

riker

aber

wie das sich von selber ver-

legte,

Nürnberger Anstalt an den Tag, deren Lehrpersonal

die

sich

ein Halbjahrhundert

ist.

19

)

haben diese Lehranstalten, an welche die Metamor-

phose der siebziger Jahre anknüpfen mußte, wertvolle Dienste getan, und die Bürger der zahlreichen Städte, in denen es solche gab, brachten ihren Leistungen volles

Vertrauen entgegen.

Mancher

ohne

hat sie nicht

ein

gewisses Bedauern vor ihren,

allerdings den Anforderungen des Zeitalters noch besser

folgerinnen das Feld

Rechnung tragenden Nach-

räumen sehen.

Darüber, daß das Vakuum, welches mit

dem Verschwinden

der Realinstitute

im zweiten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts entstanden war, irgendwie werde ausgefüllt

werden müssen, waren mit sich

im reinen.

auch an die großen Muster von Paris

20 )

gerne eine höhere technische Lehranstalt hielt

alle einsichtigen

und Wien

in

21 )

knüpften diejenigen an, welche

Bayern gegründet gesehen hätten.

in

allgemein dalür, daß eine solche nicht sowohl

wie das

Schul- und Staatsmänner

Teilweise an die uns bekannte Mitterersche „Feiertagsschule", teilweise

dem

Man

allgemeinen Bildungszwecke,

Mißkredit geratene Realinstitut, sondern direkt der praktischen Fachaus-

bildung zu dienen hätte, und der technische Verein anstrebte, mit

iür

Bayern"

seit

1816 in

konnte

als

München

eine

gutem Grunde angesehen werden.

darüber, was zu geschehen habe, ziemlich

erfolgreich wirkende „Poly-

Vorbereitung für

Sonst

freilich

wirr durcheinander.

das,

was man

gingen die Ansichten 23

)

Ein Graf

Spaur

beklagte sich mit einigem Recht, daß die Einrichtungen der kameralistischen Fakultäten der Landeshochschulen

nische Fragen berufenen

für

die Bedürfnisse

der zur Entscheidung über tech-

Verwaltungsbeamten nicht recht aufkommen könnten »);

Siegmund Günther.

8

man

meint der radikale Reformer, die Universitäten lieber ganz aufheben,

solle,

neuen ..Polytechnischen Anstalt" zuzuwenden, oder man

ihre Mittel der

solle

um

ihnen

wenigstens zu diesem Behufe die Professuren für Mathematik, Physik und Natur-

nehmen!

geschichte

Andere Gutachter gedachten

engeren Rahmen zu fassen,

Wiener

für

Institut

und

ein Professor

die

neue Schule

Marcheaud

einen weit

in

1816 das neue

erklärt

einen Luxus; für Bayern dürfte eine Ausgestaltung der beste-



henden Sonntagsschule

man bemerkt den

Einfluß des wackeren Mitterer



den

Dieser selbst ließ sich selbstredend in der nämlichen Ton-

Bedürfnissen genügen.

vernehmen.'") Doch überwogen mehr und mehr die Stimmen der einen höheren Zweck Verfolgenden, zumal als die erste Ständeversammlung, die des Jahres 1819,

art

für die

Förderung der „Polytechnik", durch welche zumal der Hungersnot Abhilfe

gebracht werden könnte, ihr gewichtiges Votum

und Nürnberg ist.

Allerdings hat es sich bei Nürnberg, worauf später

etwas anders die

die

in

Rede

Wagschale

bekommen, was

Lehranstalten

derartige

sollten

ja

München

warf.

auch geschehen

zurückzukommen

sein wird,

Einstweilen soll lediglich von den Münchener Verhältnissen

gestaltet.

sein.

Manche

man

wie daß

Ideen,

mit einem

Wissenschaften

die

Akademie der Künste oder auch

der neu zu schadenden Institute vereinigen

schwanden ebenso rasch wieder von der Tagesordnung, wie

Auch

worden waren.

hatte,

man

die

Akademie

war nur eine ephemere Gründung.

Als der

Mann, auf dessen Anregung jene einleitenden Arbeiten begonnen wurden, damalige Baurat Leo

v.

Klenze (1784

Kluckhohn

so daß selbst

dieses

— 1864)

Namens

zu bezeichnen.

keine

drücklicher soll es hier ausgesprochen werden.

hauptstadt

tätig,

hatte

Klenze

ver-

sie auf diese gesetzt

die .Polytechnische Sektion", mittels deren

im Sinne

zu vervollständigen

die der

solle,

sich schon vor

Erwähnung

Das

ist

tut,

und

um

Seit 1815 in der bayerischen

dem

ist

der

wenig bekannt,

Regierungsantritte

so nach-

Landes-

Ludwigs

I.,

der ihm bekanntlich besonders gewogen war, eine angesehene Stellung erworben, und so versteht man, daß sein Wort bei der mit lebhaft beschäftigten

Regierung Anklang fand.

mit einem fertigen Plan

aus den

am

besten

Eis gebrochen; die ein Erlaß

ins

dafür geeigneten

Kommission wurde

ergangen war, daß

aufschlages in

dem

polytechnischen Probleme schon

Verständigerweise

fiel

er nicht gleich

Haus, sondern gab die Einsetzung eines Ausschusses

für

Fachmännern anheim.") gebildet,

Nunmehr war das

und nachdem unterm

27. Juni 1822

den Kostenpunkt die Überschüsse des Lokalmalz-

Aussicht zu nehmen

seien,

Finanzministerium seine Zustimmung.

erklärte

Mitglieder

am

12.

Februar 1824 auch das

des vorberatenden

Ausschusses

Anfänge des technischen Schulwesens.

waren außer Klenze noch der bekannte

bach Ä ) und

J. v.

worauf

sein,

rates"

Separatvotum

Baader, ihm einen

v.

J.

Fraunhofer 90 ) scheinen ein

sie

Schulmann

(s.o.)

v.

Weiller, der Mathe-

Siber17 ) und der Mineralog Fuchs 2 »); G.

matiker Spaeth»), der Physiker

erst

Reichen

v.

etwas später beigezogen worden zu

erstatteten.' 1 )

stärkeren Einfluß

Das Ansinnen des „Oberstberg-

vom

zuzugestehen, wurde

Mini-

sterium mit nichts weniger denn freundlichen Worten zurückgewiesen, und so hatte

am

auch sein



Januar 1826 eingereichtes Gegenprojekt

27.

Akademie

„es soll die



der Wissenschaften für das praktische Leben wirksamer gemacht werden" vornherein

keine Aussicht

Berücksichtigung.

auf

an welchem die Kommission

Tag,

Referat vorlegte, das sich größtenteils

das „ähnliche

Institut"

Paris zur

in

ihrer

in

Aschaffenburg

als eine

man

Beschränkte

sich

von

diesen



Naturgeschichte und Zivilbaukunst

die Angliederung der Forstlehr-

man



und technische Chemie,

aus den Reihen

sollten

wiesen.

Je einer dieser neuen Lehrer hatte

war noch

der Akademiker geals

niedere Mathematik,

unumgänglich

er-

Straßen-, Wasser-

ein Fach gedacht), Maschinenbau, Technologie nebst Warenkunde

zu vertreten; für das Zeichnen gedachte lich

Klenze sehen

mit zwölf Professoren ausreichen zu können.

werden, so daß nur sieben neue Bestellungen sich

(als

hinstellte.

das Notwendigste, so wie es die

nommen

und Landbau

von

war der

dem K lenz eschen Entwürfe anpaßte und somit Norm ausersah. Als beachtenswert mag der

höhere Mathematik, allgemeine

für

Februar 1825

dringend wünschenswerte Sache

auf

Vorschläge formulierten, so glaubte Fünf

19.

ursprünglichen Zusammensetzung ihr

Umstand angeführt werden, daß vorab Siber auch anstalt in

Der

ein Vorstand der

Armansperg

1826 gab der Minister Graf

sichtnahme und Überprüfung an

Besonders eingehend war

man zwei

Lehrkräfte heranzuziehen.

Am

mechanischen Werkstätte erforderlich.

25.

End-

Februar

das gesamte Beratungsmaterial zur Ein-

„den obersten Kirchen- und Schulrat'' **) hinüber.

Spaeths Sonderentwurf

gehalten,

der namentlich auch

die künstlerische Seite des architektonischen Lehrauftrages beleuchtete.

Die Personalfragen gaben zu sehr eingehender Diskussion Anlaß; abgesehen

von den

in

teres 13 )

zum

weisen

wir

v.

dem

zitierten

größten Teile in

6 )

A.v. Schlichtegroll Schlußstein

damit angefüllt.

Note.")

eine

Utzschn eider*

Aktenhefte enthaltenen Erörterungen

Am

II.

bestimmte

fehlt

noch ein wei-

der

darüber ver-

König,

daß

der neuen Anstalt führen und von

den Korrespondenzgeschäften unterstützt werden

aber setzte ein das allerhöchste Signat, welches im

genaueres Datum

ist

paar Mitteilungen

August 1827

die vorläufige Direktion in

Ein

— in Bad Brückenau herauskam.

Es

solle.

Sommer

Den

1827



lautet wörtlich wie folgt:

Siegmund Günther.

10

München soll werden, und der Zweck

Centrai-Schule errichtet dieser Schule in der höheren technischen Ausbildung derjenigen Individuen bestehen, welche sich den aui Mathematik, Physik, Mechanik und Naturkunde gegründeten Gewerben entweder als Selbstarbeiter oder als Aufseher und Werkführer in Fabriken und „In

eine polytechnische

Manufakturen zu widmen gedenken." Über die Geschicke des Institutes, dem Mittel

nur sehr langsam

Rahmen doch

emporzukommen

sehr Anerkennenswertes

nach nicht weiter zu verbreiten. v.

Utzschneider

Jene

das aber

in

seinem engeren

Tendenz

hat sich unsere Skizze ihrer

höhere akademische Rangstellung,

dem Auge

niemals aus

die Geringfügigkeit der verfügbaren

gestattete,

leistete,

war es einstweilen noch

verlor,

welche nicht zu

erringen imstande; vierzig Jahre sollten noch hingehen, ehe dieses große Ziel

Wohl aber muß daran

ersten Direktors erreicht war.

Handels- und Industriestadt des Königreiches damals



erst

daß

erinnert werden,

des

die größte

denn das war Nürnberg schon

der Metropole nicht zurückblieb und sich eine städtische „Poly-

hinter

technische Schulefeierlich



schuf,

die

eingeweiht wurde. 36 )

1829, auf wiederholtes

am

2.

Sie

Januar 1822, also noch vor der Zentralanstalt,

hielt

sich

in

etwas engeren Grenzen und glich

Drängen des Ministeriums

hin, ihren

Lehrplan demjenigen

der Münchener Schule an.

Das Jahr

1833, welches die

drei

polytechnischen Schulen Münchens, Nürn-

bergs und Augsburgs auf eine ganz identische Grundlage

Gewerbeschulen uns

als

allein geschilderte

Es war gewiß haben nicht

gefehlt.

stellte

und zugleich zwanzig

Vorbereitungsanstalten brachte, schließt dann endgültig die von erste ein

Periode des bayerischen technischen Schulwesens ab.

Zeitraum des Tastens und Experimentierens, und Mißgriffe

Aber wie

hätte es anders sein können,

da es

ja

noch

fast

ganz

an geeigneten Vorbildern, ganz und gar an selbsterworbenen Erfahrungen gebrach,

und da

alle

Ratgeber mit Naturnotwendigkeit auf den

waren? Zieht man so wird

die wahrlich nicht

man sogar

daß Bayern

in

eine gewisse

Weg

des Probierens gedrängt

entgegenkommenden Zeitumstände

Verwunderung darüber

verhältnismäßig kurzer

Frist,

dierung erfolgt war, sich des Besitzes eines

nachdem in

in

Erwägung,

nicht unterdrücken können,

seine neue

staatliche Konsoli-

seiner Art konsequent durchgeführten

und vervollkommnungsfähigen technischen Unterrichtswesens erlreuen

durfte.

Anfänge des technischen Schulwesen*.

II

Literatur.

')

A. Kluckhohn, Über das technische Unterrichtswesen in Bayern bis zur

polytechnischen Zentralschule

zu München *)

Illr

in

München

(1827),

Gründung der

Bericht über die Kgl. Technische Hochschule

das Studienjahr 1877—1878. München 1878,

S. 45

II.

Über die langsame Entwicklung des Realschulprinzipes bei Semler, Hecker und den dem gleichen Boden stehenden Philanthropinisten orientiert sehr gut F.Paulsen vom Ausgang

sachlich ungefähr aul

(Geschichte des gelehrten Unterrichts auf den deutschen Schulen und Universitäten

des Mittelalters bis zur Gegenwart, Leipzig 1885, «)

Paulsen.

a. a. O., S.

tige Realschule gestellten

505

ff.

S. 482

ff.).

Kluckhohn betont

m wurden,

weite Offnungen durch in

einem

Jahre

fertig-

gestellt hatte.

Überblicken wir die große Reihe der gewölbten Brückenbauten so finden wir zwar erhebliche Fortschritte Pfähle, eine Art Betonierung, Senkkästen

in

der Gründungsweise

und Steinwürfe),

als

der

Römer,

(liegende Roste,

Bogenform sonst aber

noch immer ausschließlich den Halbkreis, der zu großer Brückenhöhe und damit vielfach zu stark ansteigenden

Fahrbahnen

führte.

Eine

einzige

Ausnahme hiervon

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Die Entwicklung des Brückenbaues. bildet der 85

von 34

m

m

Römern

größter Spannweite. Die größten von den

der besprochenen Epoche weisen 36

m

zum Beginne

Die Zeit von der Völkerwanderung bis

dem

Eindringen der Barbaren wurden

Europa wurde von Unglück

Art heimgesucht.

aller

bewältigten Spannweiten

auf.

zeigt einen vollständigen Verfall des Brückenhaus.

Reiches und

113

hohe Aquädukt Trajans zu Olisippo (Lissabon) mit 32 Spitzbögen

der Kreuzzüge (375—1096)

Seit der fast alle

So

ist

Auflösung des römischen

Brückenbauwerke in

zerstört;

Frankreich keine Brücke

bekannt, deren Entstehung über das XII. Jahrhundert zurückreicht, bloß der Gard

Aquädukt ragte

als einzig erhaltenes

Baumeister

berief, ließ,

Werk der großartigen römischen Bauwerke

in

Selbst Karl der Große, der, wie berichtet wird, aus Spanien

neue Epoche herein.

die

soweit bekannt, keine neuen größeren massiven Brückenbau-

werke anlegen, sondern beschränkte sich auf die Ausbesserung und Erhaltung

alter

Werke, sowie auf die Schlagung von Schiffbrücken und festen hölzernen Brücken.

Den

einzigen Lichtblick

baus

in

in

oder Dietrich von Bern, wird, erbaute

gegen 130

m

wie er

in

Aquädukt von Spoleto

genannt

der Geschichte des Nibelungenliedes in

der italienischen Provinz Umbrien.

hoch gewesen sein und wird

als

der höchstragende

Er

soll

Brückenbau der

Einwandfreie Angaben über die Ausgestaltung dieses Bauwerkes

Welt angesehen. in

diesen traurigen Zeitabschnitt der Geschichte des Brücken-

Europa gewährt der von dem Gotenkönig Theoderich dem Großen (455—516),

seinen Einzelheiten fehlen leider.

Der Beginn der Kreuzzüge, durch die eine neue Bewegung der Völker entstand, leitete

einen Zeitabschnitt des Wiederauflebens des Brückenbaues ein,

Westfälischen

Frieden

werden

bemessen

vermittelten die religiösen Orden,

die in

darf.

(1096—1648.)

den Einöden ihrer Klosterstätten sich

Verbindungswege kümmerten und kümmern mußten, da kein Staat

in

Europa bestand, der sog.

Lage gewesen wäre.

entschlossen,

sich

an

in

Der Benediktiner Benezet, Benedikt

II,

stiftete

ein

armer

einer

um

Epoche der Gährung,

Bauten zu errichten

Blois berichtet, es

in

der

weil die

hätten,

Räuberbanden verwandelt hatten, einige Hospize zu errichten,

den Flußübergängen

anzulegen und Brücken zu bauen, wonach

in

öffentliche

Der Bischof Gregor von

Vereinigung der Fährleute sich vielfach

Orden

zum

der bis

Diesen Aufschwung

sie

Hirt

den aus

sogar einen besonderen Orden,

Namen „Brückenbrüder" Alvilard, „

der

Ordre des

Fähren

erhielten.

nachmalige

Papst

freres pontifes".

Die

Ordensmitglieder trugen einen weißen Talar mit zwei roten Brückenbögen und einem

Spitzhammer

auf der Brust

und

traten in ihrer Eigenschaft als Ingenieure wieder in

die Fußstapfen der alten römischen

„Pontifices".

Ihr

Wirken förderte mächtig das 8

Wilhelm Dietz.

114

Ingenieurwesen.

damalige

Avignon

(1178),

Als

Hauptwerke mögen die Rhonebrücken

deren

Lyon (1265) und

zu

Esprit (1285) angeführt werden.

St.

Von deutschen Brücken aus damaliger

erwähnenswert:

Zeit sind

Die Elbe-

brücke bei Dresden 1119 (Segmentbogen 19,0 m), die Donaubrücke bei Regensburg 1135 (Halhkreisbogen 16,5

Der

m) und

die Moldaubrücke

Spannweiten und

Der

letztere fand

der erstmaligen

in

bei

Prag 1358.

eben besprochenen Periode zeigt sich

Fortschritt der

der Einhaltung

in

wachsenden Kühnheit

einer möglichst wagrechten Fahrbahn, in der

in

der Wahl der

Anwendung des Korb- und Segmentbogens.

insbesondere bei der soeben erwähnten Regensburger Donaubrücke

Anwendung; den

Korbbogen, allerdings den einzigen dieses ganzen

ersten

abschnittes, zeigt die 1251

erbaute Trinitasbrücke

in

Zeit-

Florenz, und zwar mit der be-

deutenden Spannweite von 32,5 m. Einen wunden Punkt der damaligen Brückenbaukunst bildeten die Gründungen, die vielfach

konnten

noch nicht

und

gesicherter Weise

wünschenswerter,

in

den Anlaß

daher

zahlreicher Brückeneinstürze

man mehrfach

dieses Zeitabschnittes findet

die

ausgeführt werden

Am

bildeten.

Ende

Brücken mit Kaufläden und Häusern

bebaut, wofür als Beispiel die Rialtobrücke in Venedig (1584) genannt werden mag.

Auch begann man damals mit der Anordnung von Brückentürmen und sonstigen mit Rücksicht

Befestigungsarbeiten

wendung des Pulvers

für

auf

in

im XIV. Jahrhundert eingeführte Ver-

die

Kriegszwecke.

damals erbaute Fleischbrücke

Unser besonderes Interesse

Nürnberg

Stellung der Pfähle bei den Pfahlrosten, auf denen die Widerlager In der

nun folgenden Periode (1648

jährigen Krieges

Kämpfe

bis

stattfanden,

zum

Entstehen

der

erweckt die

welche bereits eine sachgemäße

(1598),

-1825),

ruhen,

aufweist.

von der Beendigung des Dreißig-

während Englands innere

Eisenbahnen,

Rußland sich zu seiner Größe emporraffte und später im Osten

Europas die Türkenkriege wüteten, nahm Frankreich unter Colbert die Bestrebungen nach verbesserten Verkehrswegen

in die

Hand und bahnte insbesondere im Brücken-

bau diejenige wissenschaftliche Richtung an, der hauptsächlich die großen Schöpfungen

im Steinbrückenbau zu Ende des XVIII. und zu Beginn des XIX. Jahrhunderts zu

danken

sind.

später,

Die

war

ingdnieurs" 1747

die

erste

größere Schöpfung

Brücke

gegründete

über

die

Zeichenschule

ihr

in

bei

nahm

berühmt gewordenen Ingenieurs Perronet (1708 daß

des

Loire

einem der Jahre 1755—1760 der

1720 gegründeten Blois

unter

— 1794)

Name

(1723).

Leitung

des

,

Die

Corps des nicht

später

viel

hoch-

einen solchen Aufschwung,

„ßcole des ponts et chausse'es*'

verliehen wurde.

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Die Entwicklung des Brückenbaues.

muß

Sie

betrachtet werden;

von

hervor,

die

als

aus

denen

ihr

gingen die

Perronet,

Richtung, die Palme gebührt.

im Bau

Fortschrittes

Als Merkmale

Brücken

gewölbter

wendung des Korbbogens, sowie bogens

muß

%

bis

jedoch

Stichverhältnis (d.

Mathematik

gefunden

darin

i.

wissenschaltlichen

hervorzuheben

und

verfeinerte

An-

ausgedehnte

:

Anordnung des

Stich-

Verhältnis der Pfeilhöhe zur überspannten Licht-

ganze Folgezeit maßgebendste Fortschritt

die

für

werden,

daß diese französische Schule sich auf die

Rechnungen über das

stützte,

französischen Ingenieure

neuen

der

des von dieser Schule angebahnten

sind

die häufige

Der hauptsächlichste und

weite).

hervorragendsten

dem Begründer

als

115

damaligen Ingenieurwesens

des

eigentliche Geburtsstätte

Kräftespiel,

über die Widerstandsfähigkeit

der Fundamente, sowie Untersuchungen über die Festigkeit der Baustoffe usw. ausführte

und

und damit eine Grundlage werdender Bogen

flacher

auf

schuf,

Weitere Erfindungen dieses Zeitabschnitts,

ebenso

wesens sich

der

segensreich

für

als

die

trotz

im

Hervorragendes

zunehmenden Spannweiten

Gewölbebau

wurde.

geleistet

Zweige des Ingenieur-

andere

für

den Brückenbau

selbst

erwiesen haben,

mögen nur kurz angedeutet werden: Erstmalige Anwendung der Baggervorrichtungen 1683; Anwendung von Senkkästen 1739, und die von Triger erdachte, von Smeaton beim Brückenbau 1778 zuerst durchgeführte Methode,

und Preßluft

in die Tiefe

Nicht unerwähnt bleiben darf bereits in

die

1370

— 77

erbaute

Italien, die

m

72

m

weiten

im

1416

Kriege

Spannweite besaß, eine Spannweite, die über ein halbes Jahrin allerjüngster Zeit

Bogen der 1905 vollendeten Straßenbrücke über das

Vogtland (Sachsen)

erheblich

übertroffen

wurde.

Letzteres

größten, je ausgeführten gewölbten Bogen der Welt auf.

von 36

und

wieder zerstörte, nach der Kreisbogenlinie gewölbte Addahrücke bei Trezzo

hundert im Steinbrückenbau nicht mehr erreicht und erst

den 90

Taucherglocke (caisson)

mittels

(Erfindung der Luftdruckgründung.)

zu dringen.

m

also fast

bis zur

Vollendung dieser

jetzt

Bauwerk

Seit Trajans

im den

weist

Spannweiten

bestehenden größten Wölbbrücke waren

genau 1900 Jahre verflossen.

Nahezu unabhängig vom Bau gewölbter Brücken entwickelte reichen Ländern, so insbesondere

Nordamerikas, Brücken,

durch

Syratal

in

den

Bedürfnissen

in

der Schweiz

dieser Länder

und

in

sich

in

holz-

den Vereinigten Staaten

entsprechend,

der

Bau hölzerner

beachtenswerter Weise sehr namhafte Leistungen aufweisend. Das hervor-

ragendste Bauwerk dieser Epoche war die 1779 vollendete und 1799 in den damaligen

Kriegswirren bereits wieder zerstörte Holzbrücke über die Limmat bei Wettingen

Schweiz;

sie hatte

118,9

m

Lichtweite

besessen.

Diese größte jemals durch 8»

in

der eine

Wilhelm Dictz.

116

Holzkonstruktion erreichte öffnungsweite wird,

Anbetracht der

in

steigenden

stets

und der hohen Ausbildungsstufe der Eisenkonstruktionen der Neuzeit,

Holzpreise

auch künftighin weder erreicht noch übertroffen werden.

Gegen das Ende der eben besprochenen Brückenbauperiode hatten bahnErfindungen in England vollständige und weitreichende Umwälzungen

brechende der

in

Entwicklung dieses Landes

technischen

war

Die Wasserkraft

vorbereitet.

durch die Dampfkraft, die Holzkohle durch die Steinkohle verdrängt worden; dies hatte eine wesentliche

Verbesserung des Roheisens im Hochofen und die Einführung

neuen Baustoffes, des „Gußeisens"

eines

Dem

zur Folge.

auch

Konstruktionsstoff

als

nun beginnenden XIX. Jahrhundert war

bereits

gedrückt; es entwickelte sich als das .eiserne Jahrhundert".

Brücken

für

sein Stempel auf-

Damit

die Jahr-

hatte

tausende währende Vorherrschaft des Steinbrückenbaues ihr Ende erreicht.

Im Jahre 1776—79 wurde

die

bereits

eiserne Brücke

erste

der

gußeiserne Brücke über den Severn bei Coalbrookdale, mit rund 31 gebaut,

welcher die

das Strigauer Wasser Festlande folgte sich

;

noch heute

eisen

erbaute

Spannweite

genommen

im Jahre 1796 in

dem

als die

Welt,

die

Spannweite

dem

über

europäischen

Kgl. Eisenhüttenwerke in Malapane gegossen, befindet

gutem Zustand.

Southwarkbrücke

der gußeisernen

m

gußeiserne Straßenbrücke

Niederschlesien als erste eiserne Brücke auf

letztere, auf in

fertiggestellte

Die im Jahre 1814

besaß bereits 73

Brücken

während

m

— 19

London aus Guß-

in

Somit

Spannweite.

nicht

ganz

20 Jahren

die

hatte

mehr zu-

der Steinbrücken innerhalb 1270 Jahren.

Mit der Eröffnung der ersten Eisenbahn 1825 brach auch für den Brücken-

bau seine

letzte, in

lungsepoche:

.Das

absehbarer Zeit kaum zu einem Abschluß gelangende EntwickZeitalter

höchster Blüte und Entwicklung"

Wettbewerb getretene Baustoff drängte den Brückenbau bald

Wege, nachdem vorübergehend in

die hauptsächlich

Der

an. in

zuletzt

in

neue

vollständig

zu Beginn des XIX. Jahrhunderts

den Vereinigten Staaten Nordamerikas erfolgte Ausbildung größerer hölzerner

Fachwerkbrücken anregend und vorbildlich den Eisenbrückenbau beeinflußt

Ohne irgendwie

möge

in

Einzelheiten

hatte.

des Eisenbrückenbaus eingehen zu wollen,

gleichwohl erwähnt werden, daß die Ausbildung der stabförmig gegliederten

Träger (der Fachwerkgebilde jeder Art) ganz die Entwicklung der Theorie der

Brücken

in

das XIX. Jahrhundert

fällt,

wie auch

die eigentlich erst mit der Ausgestaltung f

der gegliederten Träger selbst ausgebildet worden ersten Hälfte

sondere auch

ist.

Während

in

England

in

der

des XIX. Jahrhunderts bereits sehr bedeutende Eisenbrücken, insbe-

Fachwerksbrücken, ausgeführt

worden

waren, ohne daß

man

sich

Die Entwicklung des Brückenbauer

117

vorher über deren Kräftespiel hinreichende Klarheit verschafft hatte, entstanden die

bedeutenden deutschen Fachwerksbrücken

nachdem

hunderts,

es

entsprechenden, genügend

die

erst in der zweiten Hälfte des

genauen Berechnungsmethoden aufzustellen.

deutsche Brückenbautechnik hat jederzeit die

um in

ihr gestellten

Die

Aufgaben dazu benutzt,

Konstruktion und theoretische Durchbildung, sich gegenseitig ergänzend,

die

gründlichster Weise zu

vervollkommnen, und hat auf diesem Wege durch un-

ermüdliche und zielbewußte Arbeit

daß die von deutschen Gelehrten und

erreicht,

gezeigten Pfade Eingang bei allen

Praktikern

und am Ausgang des XIX. Jahrhunderts sten

XIX. Jahr-

hauptsächlich deutschen Theoretikern gelungen war, hierzu

hochstehenden Kulturstaaten fanden

die deutsche

Brückenbaukunst zum minde-

gegen kein anderes Land zurückstand. Durch die Erfindung der Eisenbahnen wurden mehr und mehr

Hinder-

alle

dem Wege geräumt, dem immer gewaltiger anwachsenden Verkehr fortwährend neue Wege in allen Teilen der Welt erschlossen und hierbei dem Brückenbauer am Ende des XIX. Jahrhunderts Aufgaben gestellt, deren Bewältigung am Beginn dieses Jahrhunderts noch als unmöglich erschienen wäre, und nisse des Verkehrs aus

deren Lösung schritte des

gehoben

allein

ermöglicht wurde durch die zahlreichen Erfindungen und Fort-

Eisenhüttenwesens und der Eisenindustrie.

daß der jüngste,

,

gewaltige Wandlungen

dem

Flußmetall

1000 kg.

Flußstahl

im

dem

Hiervon

sei

nur kurz hervor-

den Eisenbau verwandte Baustoff ebenfalls rasch

durchmachte:

kurzer Dauer vollständig land,

für

Das Gußeisen mußte nach verhältnismäßig

Puddeleisen und dieses wieder, wenigstens

XIX. Jahrhunderts betrug

Hiervon trafen auf Deutschland

in

Deutsch-

Das Gesamterzeugnis der Welt an

bzw. Flußeisen weichen.

letzten Jahre des

5,4 Mill.

10,5 Mill.

Tonnen zu

Tonnen oder 51,4%;

Tonnen oder 10,3% und

auf

England sogar nur 0,80

Mill.

je

auf die beiden

mächtigsten Eisenländer der Welt, die Vereinigten Staaten Nordamerikas bloß

1,8 Mill.

Tonnen oder 7,6%. Deutsch-

land marschierte also hierbei weit an erster Stelle.

Welche Stellung hat

sich

nun das

im Vergleich zu den andern hauptsächlich natürlichen Hilfsmitteln nur sehr

kleine,

kohlen- und eisenarme Bayern,

Wettbewerb getretenen Ländern mit

in

mäßig ausgerüstet,

in

dieser letzten

und hervor-

ragendsten Epoche des Brückenbaus errungen?

Die im Anfang des XIX. Jahrhunderts herrschenden

Kriegswirren,

in

die

Bayern unmittelbar hineingezogen war, sowie der damals überwiegende und durch seine wissenschaftliche Leistung auch berechtigte Einfluß des französischen Ingenieur-

wesens waren

einerseits der Entfaltung

einer

weit

ausgreifenden Bautätigkeit nicht

Wilhelm Dietz.

118 förderlich

und machten es anderseits

erklärlich,

daß Wiebeking wegen

seiner

in

Frankreich genossenen Fachausbildung als Generaldirektor an die Spitze des Straßen-

und Wasserbauwesens berufen wurde; keit,

er entfaltete, außer seiner literarischen Tätig-

hauptsächlich im Wasserbau und insbesondere im Bau hölzerner Bogenbrücken

eine rege Tätigkeit, jedoch nur nach einem ganz bestimmten, von ihm erdachten

Tragsystem aus gebogenen Hölzern, das bezwecken

dem Wasser und

sollte,

Eis

möglichst große, durch Zwischenpfeiler wenig behinderte Durchflußweiten darzubieten.

dem

Sehr erheblich war die Anzahl der nach diesem System, von schauliches Bild

bietet,

während seiner Amtstätigkeit (1805

größeren Brückenbauwerke.

bis

die größte Lichtweite.

Wenn

In der

Bamberg mit

mit letzterer auch die größte, je im

Bogenbrücken bekannte Stützweite vorübergehend.

XIV

ein an-

Unter diesen besaß die 1809 an Stelle einer 1789 ein-

gestürzten Steinbrücke erbaute Brücke über die Regnitz bei



Taf.

1818) ausgeführten

erreicht wurde,

m

71,8

Bau hölzerner

so war doch dieser Erfolg nur

von Wiebeking ausgeführten Konstruktionsform erwies

sich

ohne Berechnungen, mehr nach dem Gefühl ausgebildete Tragsystem

dieses,

unzureichend.

Denn

Brücken dieser

Art,

in

der Tat mußten nach wenigen Jahren, wie bei

auch bei der Bamberger Brücke umfangreiche Ausbesserungs-

und Verstärkungsarbeiten ausgeführt werden, ohne daß dauernder Erfolg

worden wäre, weshalb man brücke zu ersetzen (1829). unversteiften

wurde

erst

als

allen

fast

sich entschloß,



Kettenbrücken,

sie

Letztere, eine der

erwies sich

ihrer

abzutragen

wenigen

in

gestellten

erzielt

und durch eine KettenDeutschland ausgeführten

Aufgabe gewachsen und

im Jahre 1887, bloß mit Rücksicht auf die inzwischen wesentlich gestei-

gerten Verkehrsansprüche, durch eine eiserne Fachwerkbrücke ersetzt.

Wesentlich bessere

nur für

Ergebnisse erzielten im Holzbrückenbau die von

Pechmann entworfenen Bogenhängewerksbrücken, geringere Spannweiten Anwendung fanden.

Kgl. überbaurat

v.

dem

die allerdings

Rcichenbach (1772—1826), bekannt durch seine hervorragenden Leistungen auf anderen Gebieten, beschäftigte an der Jahrhundertwende ebenfalls eifrig der

danke der Verwendung des Eisens hierzu

für

Brücken großer Spannweiten.

sah

Das Ergebnis seiner Studien und eingehenden Berechnungen finden wir

1809 vollendeten, jedoch erst

1811

in

ist

die

Fig.

1

entnommen, welche

in

München erschienenen Werk „Theorie

der Brückenbögen", das 1833 in zweiter, unveränderter Auflage erschien.

Werke

Ge-

Die Anregung

nach England geboten, bei der Reichenbach zu Bergham

100 Fuß hohen Dreifuß aus zusammengeschraubten gußeisernen Röhren

einen (1792).

dem

hatte eine Reise

eine Reichenbachsche

Diesem

Röhrenbogenbrücke

Die Entwicklung des Brückenbaues. für

=

306 bayerische Fuß

m

89,31

Spannweite

Kostenanschlags, vollständig ausgearbeitet hatte.

bachschen Gedankens fand keinerlei

Förderung; wohl aber wurde 1824

kleine Straßenbrücke nach Reichenbachs

— 1836)

eines

Die Verwirklichung des Reichen-

den damals obwaltenden Zuständen seines Vaterlandes

in

Grundgedanke von Polenceau Paris (1834

119

darstellt, die er, einschließlich

für eine Stützweite

in

Braunschweig

eine,

wenn auch nur

System gebaut, später der Reichenbachsche

und beim Bau der Carrousselbrücke

aufgegriffen

in

von 47,7 m, allerdings mit wesentlichen Ver-

besserungen, zur Ausführung gebracht.

Hg.

I.

Entwurf einer gußei«i-rncn BngenhrUcke ron Reichenhach.

dem vorzüglich bewährten, Howe 1840 erheblich vervoll-

Hölzerne Brücken, und zwar hauptsächlich nach

von dem Amerikaner Long 1830 erfundenen und von

kommneten

Parallelgitterträgersystem, fanden fernerhin

sondern besonders auch bei

dem

seit

1839

in

nicht

nur beim Straßenbau,

größerem Umfang betriebenen Bau

von Eisenbahnen ausgedehnte und erfolgreiche Verwendung, so insbesondere größeren Brücken der

„Lindau

1853 eröffneten Staatsbahnlinie

— Augsburg*

für alle

und

in

neuerer Zeit sogar noch bei der Nebenbahn „Immenstadt— Sonthofen- (1873).

An lind

der Spitze der

Waggonfabrik

Klett

im Jahre

& Cie.

(jetzt

1835

in

Nürnberg

Vereinigte

gegründeten Maschinen-

Augsburg

Maschinenfabrik

und

stets

Männer, deren Wirken

auf die Entwicklung des Eisenbaues überhaupt als auch des

Baues eiserner Brücken

Maschinenbaugesellschaft Nürnberg, A.G.) standen

fast

im besonderen große Bedeutung erlangte, nicht nur dessen Grenzen hinaus.

So gab

die Aufgabe, die

Howeschen Träger zu verwendenden 60 eisen

einer

zuverlässigen

Erfindung (1852)

der

mm

Festigkeitsprobe

weltberühmten

beim Bau der

starken

zu

sondern weit über

für Bayern,

und über

zuletzt

6,0

Materialprüfungsmaschine

damaligen technischen Direktor vorgenannter Fabrik

in

m

den

unterziehen,

von

Nürnberg.

genannten

langen Rund-

Anstoß Werder,

zur

dem

Diese Maschine

Wilhelm Dicli.

120 fand ihren

Weg

und

vervollkommnet durch Bauschingers (1868— 1893 Professor und Vorstand

sieht,

und andere Länder

die Schweiz, Frankreich, Osterreich, Rußland

in

Laboratoriums an der Kgl. Technischen Kochschule in

des mechanisch-technischen

München) bekannte Meßvorrichtungen, auch heute noch unübertroffen In gleich geistvoller

Weise

löste

Werder

die

innerhalb acht Monate, einen eisernen Ausstellungspalast von über

München

fläche für die 1854 in fertigzustellen, eine

Werders

da.

ganz anders gelagerte Aufgabe, 1

1

qm Grund-

000

zu entwerfen

stattgehabte Industrieausstellung

auch nach den heutigen Anschauungen gewaltige Leistung.

Vielseitigkeit

legt

schließlich

und Für

noch die Erfindung des nach ihm benannten,

einstmaligen bayerischen Armeegewehres rühmliches Zeugnis ab.

den 50 er Jahren begann man

Erst in

in

Bayern den Bau eiserner Brücken

aufzunehmen; aber dann gleich mit größeren Ausführungen und den bisher bekannten Bauweisen Jahre 1851

erste

die

oft

in eigenartiger,

eiserne Fachwerkbrücke

von

So wurde im

vollständig abweichender Art.

nach einem neuen von

dem

Pauli,

damaligen Baudirektor der Kgl, bayer. Staatseisenbahnen, erdachten Trägersystem bei

Günzburg

der Bahnlinie

in

„Augsburg— Ulm"

Die dieser Erstausführung

erbaut.

anhaftenden Mängel wurden bald erkannt und erfolgreich verbessert, so daß der Pauli-

Träger beim Bau der Linie „München— Rosenheim'

4

für die

bedeutende Isarbrücke bei

Großhesselohe 1857 zur Anwendung gebracht werden konnte.

hohe Talbrücke hatte Pauli

besitzt Öffnungsfelder

noch

selbst

worden waren, und

betätigt,

zur Seite gestanden war.

Gerber

als Leiter

während

die Aufsicht über die

Händen Gerbers gelegen

fabrik, die

bis zu 54

hatte,

ihre

m

Stützweite.

von Werder bearbeitet

Einzelheiten

Ausführung der Eisenkonstruktion

der damals

dem

Baudirektor

v.

Pauli

in die

den

trat

Dienste der Nürnberger Maschinen-

1859 die Ausführung des ersten Geleises der 1036

m

langen, aus 32 Öffnungen

Rhein bei Mainz übernommen hatte.

bestehenden Eisenbahnbrücke über den

Ausführungsart und die Fertigstellung der vier großen Stromöffnungen von Stützweite

in

Assistent

als

Nach Vollendung dieses hervorragenden Bauwerkes

der Brückenbauabteilung

m

30

Diese rund

Deren Berechnung

Die

je 105

m

nach Paulis System bildeten ein Ereignis für den damaligen Stand der

Brückentechnik.

Diese große Rheinbrücke dient heute noch

dem

seither gewaltig

gesteigerten Verkehr trotz der erheblichen Vergrößerung des Gewichts der Verkehrsmittel. stelle

Die damals für die Ausführung dieses Brückenbauwerkes nächst

der Bau-

angelegten Arbeitsstätten, Montierschuppen usw. blieben stehen und bildeten

den Grundstock der als derzeitiger Filiale

jetzt

ausgedehnten Brückenbauanstalt

der Stammfabrik

in

Nürnberg.

in

Gustavsburg bei Mainz,

Die Entwicklung de» Brückenbaues.

Bedeutsam

Eisenbrückenbaues

für die Entwicklungsgeschichte des

Berechnungsweise der eben genannten großen Bahnbrücke geworden; als erster

von

allen Ingenieuren die veränderlichen

zeugen, Menschengedränge usw., gegenüber

den

Eigengewicht) mit einer mehrfachen Bewertung erstmals die Ergebnisse der für die

1

1

in

ist

Gerbers

Gerber hat

Lasten, also die Kräfte aus Fahr-

ständigen

ruhigen

Lasten

Rechnung gezogen;

(dem

er hat auch

jährigen Dauerversuche Wöhlers 1873 wissenschaftlich

Zwecke des Brückenbaus

während

verwertet,

die

von Professor Bauschinger

im Laboratorium der hiesigen Technischen Hochschule durchgeführten grundlegenden Versuche

die

Richtigkeit

der

München

schule nach

und Technik

berufen,

Ergebnisse

wichtigsten

Bauschinger wurde 1868

erwiesen.

der

Wöhlerschen Versuche

damals neu errichtete Technische Hoch-

in die

an der er während 25 Jahre eine er

gleich ersprießliche Tätigkeit entfaltete;

Wissenschaft

für

gründete das mechanisch-

Desgleichen war die Schaffung

technische Laboratorium als erste Anstalt dieser Art.

internationaler Konferenzen zur Vereinbarung einheitlicher

Methoden

für die

von Bau- und Konstruktionsmaterialien hauptsächlich Bauschingers Werk. hierdurch gewonnenen genauen Kenntnisse der Baustoffe auf die

Prüfung

Daß

die

konstruktive Ent-

wicklung des Brückenbaues den wichtigsten Einfluß ausübte, braucht keine nähere Darlegung.

Bemühen,

Gestützt

auf

Bauschingers

im Laufe seiner Tätigkeit (1859—1885) endeter

Abrundung zur Anwendung,

viele

als

brachte Gerber,

Arbeiten

die Eisenkonstruktionen in Theorie

in

dem

steten

und Ausführung zu vervollkommnen, neue Gedanken meist gleich

in

voll-

deren glücklichster und erfolgreichster die

Erfindung des nach ihm benannten „Gerberträgers" oder „Trägers mit freiliegenden Stützpunkten" bezeichnet werden sei

längst bekannt,

des Sattelholzes,

darf.

Wenn auch

und jeder Zimmermann wisse

so hat jedenfalls kein

behauptet wird,

seit

dieser Träger

Jahrhunderten die

Anwendung

Konstrukteur vor Gerber die Möglichkeit,

den statisch unbestimmten Träger durch Einlegung von Gelenken (Momentennullpunkten) statisch bestimmt zu machen und damit

bewußt

sichtiges Kräftespiel herbeizuführen, klar ausgesprochen.

gedanken des Gerbertragers und

ein

eindeutiges, durch-

Fig. 2 a

zeigt

den Grund-

Fig. 2 b eine der ersten, besonders, charakteristische

Ausführung nach diesem System: die 1866 gebaute Straßenbrücke über den Main In

den Abbildungen a und b der Fig. 2 sind die freiliegenden Stütz-

h. die

Momentennullpunkte, welche Drehungen keinen Widerstand entgegen

bei Haßfurt.

punkte, d.

setzen, mit

G

bezeichnet.

Der Vergleich dieser Brücke mit der weitgespanntesten bestehenden Brücke der Welt, der vielgenannten zweigeleisigen

Bahnbrücke über den

Firth of

Förth in

Wilhelm Dielz.

122

Schottland (1890) mit 521 schied

in

m

größter freier Spannweite, zeigt zwar gewaltigen Unter-

den Abmessungen, aber keinen im Tragsystem, das

fast in allen Weltteilen die

in

wenigen Jahrzehnten

ausgedehnteste Verbreitung gefunden

Für die Ober-

hat.

brückung der gewaltigen Ströme Nordamerikas und der mächtigen Flüsse Indiens, mit deren vielfach ungünstigen Gründungsverhältnissen, erwies sich der Gerberträger

meist

als

die

zweckmäßigste Brückengattung.

Die zurzeit

den

im Bau

Lawrencefluß

St.

Stützweite

von 549

staltungsfähigkeit

in

m

begriffene,

Canada

als

Gerberträger ausgebildete Brücke

über

wird, fertiggestellt, die größte in der Welt erreichte

Ein

besitzen.

besonderer Vorzug des Gerberträgers, „Ge-

und damit schöne Linienführung des Bauwerkes",

darf

nicht

un-

A

Fi«.

2.

Träger mit Irriliegenden Stützpunkten (Gerhcrtraffcr). a)

KonatruktionigrundKrdanke (G

bl Aualührun«; bei der

erwähnt bleiben. brücke



Irrillf gcndcr Stiitipunkt).

Straßenbrücke über den Main bei HaUiurl.

Als Beispiel hierfür diene die

(Friedrichsbrücke)

in

in

Mannheim, erbaut

Fig. 3 dargestellte

1889—91

im

neue Straßen-

Auftrage der

groß-

herzoglichen badischen Regierung von der Brückenbauanstalt Gustavsburg nach den

Plänen von Gerber, Rieppel und land

für

alle

Ingenieure dieses

Fr. Thiersch,

Landes

für

welche aus

ein

dem

ersten

in

Deutsch-

Brückenbauwerk ausgeschriebenen

Wettbewerb erfolgreich hervorgegangen waren. Die Anzahl der sonstigen nach Gerbers Plänen ausgeführten Straßen- und fiisenbahnbrücken bemißt sich nach vielen Hunderten,

aus

denen

Bestreben nach Neuerungen und Verbesserungen sich erkennen

allen

läßt.

das

stete

Von den be-

deutenderen nach Gerbers Entwürfen ausgeführten Hochbauten seien bloß die Hallen des jetzigen Hauptbahnhofes jene des Hauptbahnhofes

in

in

München

mit 150

Mainz genannt.

150

= 22500 qm

Grundfläche und

Die Entwicklung des Brückenbauet..

Nach Gerbers

123

Rücktritt (1885) ging die Leitung der Brückenbauanstalt, sowie

später auch noch die der Nürnberger Stammfabrik selbst, an Rieppel über, welcher die

Brückenbauanstalt, den wachsenden Bedürfnissen entsprechend, vollständig umbaute

und vergrößerte, so daß

sie befähigt

war,

in

ihrem Sondergebiet des Eisenbaus

in

den

welche sich den früheren bahnbrechenden

letzten Jahrzehnten Fortschritte zu erzielen,

Leistungen Werders und Gerbers ebenbürtig anreihen, dabei ihr Schaffensgebiet weit

Friedrichsbrück«:.

Straßenbrücke «her den Neckar

Fig. 3), die

zu je 100,1

m

Müngsten 1893

die Straßenbrücke

(1897

— 99).

dieser

über den Neckar bei Mannheim 1889/90

Straßenbrücke über die Süderclbe

— 97

Mannheim.

Von den größeren Brückenbauten

über Bayerns Grenzen hinaus erweiternd. Periode seien erwähnt: (vgl.

in

bei

Harburg mit

Die zweigeleisige Bahnbrücke

vier

Öffnungen

über das Wuppertal

bei

im Einvernehmen mit der Eisenbahndircktion Elberfeld ausgeführt

nach Rieppels Entwurf. (Vgl. Fig. 4 und Titelbild sowie Erläuterung hierzu Seite 12b).

— Die Straßenbrücke werkbogen von vertritt.

— Die

91

m

über die Donau bei Straubing (1895

— 90),

ein Zweigclenkfach-

Stützweite, welcher die weitgespannteste Straßenbrücke Bayerns

Straßenbrücke über den Rhein bei

Zweigelenkfachwerkbogen

von

105,0

m

Worms

1897



Die

Stützweite.

— 99

erbaut mit einem

1898

— 1902

erbaute.

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Gc

Wilhelm Diclz.

124 13,3

km

Schwebebahn Vohwinkel— Elberfeld— Barmen— Rittershausen,

lange

Grunde genommen eine Eisenbrücke von eingeteilt in 24 bis

m

33

dieser außerordentlichen

außergewöhnlich

Von

viel

18000 Tonnen

rund

betrug

Das Gesamtgewicht dieser Eisen18000000 kg, deren Aufstellung

oder

Beachtenswertes und Neues bot.

weiterer Aufzählung auch nur einiger, in Kleinasien

geführter Eisenbrücken

möge abgesehen werden

Erwähnung

(Westafrika) soll

die im

darstellt,

lange Öffnungen, die mittels eines neuen Trägersystems,

des patentierten Rieppelträgers, überspannt sind. konstruktion

Länge

finden

und

in

China aus-

nur die neue Landebrücke

;

wegen der wesentlichen

Fortschritte

in

Togo

und Neue-

rungen im Bau dieser seltenen ßrückengattung, deren beachtenswertester wohl

Gründung der gegen

die

eisernen Pfeiler und deren eigenartige Sicherung durch Betonumhüllung

die schädliche

Wenn auch

Wirkung des Seewassers

ist.

nicht auf gleicher Stufe mit

den bisher geschilderten Leistungen

stehend, jedoch als nicht unwesentliche Verbesserung im Bau eiserner Gitterbrücken

erwähnenswert

ist

die von Ingenieur Mohnie" in

ein bayerisches Privilegium

welche

Ländern

in vielen

1857 geschützte neue

bis in die jüngste Zeit

Augsburg erdachte und ihm durch

Anordnung dieses Trägersystems, Anwendung gefunden hat.

Zweier hauptsächlich für die Ausbildung der theoretischen Seite des Brückenbaus hochverdienter Männer K.

muß noch

gedacht werden.

Culmann. war von 1841—55 zuerst

als

technischer Gehilfe,

dann

als

Sektionsingenieur bei der Maximiliansbahn und hierauf bei der bayerischen Ostbahn in

seinem Heimatland

Seine

tätig.

anfangs der 50er Jahre erschienenen hervor-

ragenden literarischen Arbeiten auf theoretischem Gebiet hatten jedoch bereits derart die

Aufmerksamkeit der technischen Welt erweckt, daß

Gründung des Polytechnikums bis zu

in

ihm im Jahre

Zürich, eine Prolessur übertragen

1855,

seinem 1881 erfolgten Tode bekleidete und während welcher er eine

Theorie des Brückenbaues grundlegende Tätigkeit

„Graphischen Statik" für alle Zeit die

in

gebührende Stellung in

in

der wissenschaftlichen Welt.

Österreichisch-Schlesien

der Technischen Hochschule

und Privatdozent (1878—87), tragen wurde.

für die

Die Begründung der

hoher, streng wissenschaftlicher Auffassung sichert ihm allein

H. Manderla, geboren seiner Studien an

entfaltete.

bei

wurde, die er

bis

in

1853, blieb nach

München

ihm 1887 die Profcssur

für

daselbst

Ablegung

als Assistent

Brückenbaukunde über-

Eine von ihm schon 1880 veröffentlichte Arbeit löste erstmals eine

sehr schwierige, für den Brückentheoretiker

Gebiete der Nebenspannungen

in

jedoch sehr wichtige Frage

auf

dem

Fachwerkträgern und berechtigte zu den schönsten

Die Entwicklung des Brückenbaues.

125

Erwartungen von Manderlas Arbeitstätigkeit auf diesem Zweige des wissenschaftlichen Brückenbaues, die jedoch dessen früher Tod (1889) jäh vernichtete. Einen ruhigen und stetigen Fortschritt lassen die vielen ausgeführten Brückenbauwerke

Jahrzehnten

am

der

berg

— Bamberg",

In

den

letzten sechs

August 1844 erfolgten Eröffnung der Teilstrecke der Linie „Nürn-

seit

25.

in

des Kgl. Bayer. Staatseisenbahnnetzes

der ersten

vom

bayerischen Staate gebauten Bahnlinie, erkennen.

den ersten zwei Jahrzehnten der Bahnbauten erfreuten sich die Holzkonstruk-

tionen noch einer Bevorzugung, wobei sowohl

hängewerke,

Fachwerke

dem Bau rasch

50

bis über

Ausführung

m

Lichtweite und 30

worden

gebaut

einfache Gerüstbrücken,

genannten,

als schließlich die früher

waren.

m

Höhe über

Bogen-

als

Howeschen

besten bewährten

Talsohle in vorzüglicher

begann

50er Jahren

den

In

am

neben

dann,

massiver gewölbter Brücken, der Eisenbrückenbau, der bei

zahlreicher

wachsendem Verwendungsgebiet am Ende des vorigen Jahrhunderts hervorBauausführungen aufzuweisen

ragende

vermochte, so

z.

B.

1904

die

vollendete

eiserne Eisenbahnbrücke bei Kräutelstein, welche in zwei gewaltigen Offnungen von je

110,5 m,

den größten

in

Bayern erreichten Stützweiten, die Donau nächst Passau

überschreitet.

Über nicht minder erfreuliche

fortschrittliche Tätigkeit

im Bau massiver ge-

wölbter Brücken legt die kürzlich fertiggestellte zweigeleisige Bahnbrücke über die Iiier

bei

Kempten, deren Hauptbogen eine 64,5

m

weite Öffnung überspannt, beredtes

Zeugnis ab; diese Spannweite wird von der größten massiven, geführten Brücke, in Calizien,

nur

nämlich

um

>/j

m

dem großen Bogen übertroffen

für

Bahnzwecke aus-

der Eisenbahnbrücke bei Jaremcze

und von keiner einzigen gewölbten Bahnbrücke

der Vereinigten Staaten Nordamerikas auch nur annähernd erreicht. Ein gleich günstiges Bild bietet die Entwicklung des Baues massiver Straßen-

der auch

brücken,

in

Baustoff,

mit

dem

in

allen allein

Wettbewerb getreten die jüngst

wie

Bayern,

Jahrtausende hindurch

in

ist.

Ländern,

der Beton,

jüngster

als

gebrauchten Naturstein

in

scharfen

Jedoch auch bezüglich der erreichten Stützweiten stehen

vollendeten bayerischen

massiven Straßenbrücken

in

erster Linie.

Die

beiden Hauptbogen der 1904 vollendeten Straßenbrücke über die Isar bei Grünwald nächst

München

besitzen je 70

Brücken aus Eisenbeton. über die

Isar bei

m

Stützweite und übertreffen damit

alle

bestehenden

Desgleichen weisen die jüngst erbauten Straßenbrücken

München (1900

— 1905)

außergewöhnliche, bloß von

erwähnten, größten Wölbebogen der Welt übertroffene Spannweiten

auf.

dem schon Es besitzt

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Wilhelm Dietz.

126

nämlich die 17 bei

m

Breite

18,60

m

als

Quaderbau ausgeführte Luitpoldbrücke (Prinz-Regenten-Brücke)

63

m

Stützweite,

und

Max-Joseph-Brücke (Bogenhauser

die

Breile eine Lichtweite von 64,00

m;

für

letztere

war

bereits

bei

Brücke)

Beton

als

Baustoff gewählt worden.

An dem gewaltigen Aufschwung des deutschen Brückenbaus im

Verlauf der

beiden letzten Jahrzehnte des XIX. Jahrhunderts gebührt den weitgespannten Bogen-

Fi«.

Freier

brücken ein hervorragender land an Zahl, Güte

«.

Vorbau de« grollen Bogen» der Milng»tener Brücke.

Anteil. In letztgenannter

Brückengattung

Amerika mit eingeschlossen, und

hat Vorbildliches

geschaffen.

erwiesenermaßen die Aufstellungsarbeiten der bereits genannten

helm-Brücke

bei

Müngsten

(vgl. Titelbild

und

Fig. 4)

brücke über den Niagarafluß, dessen Bogen mit 265 teste der

Welt

ist.

übertrifft

Deutsch-

und Verschiedenartigkeit der Konstruktion das gesamte Ausland,

als

In

der Tat haben

(S. 123)

Kaiser-Wil-

heim Bau der neuen Straßen-

m

Stützweite der weitgespann-

Muster gedient.

Es dürften daher einige Mitteilungen aus der Baugeschichte der Müngstener

Brücke hier

am

Platze

sein.

Wie aus

Fig. 4

ersichtlich,

übersetzt

die

insgesamt

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Google

Die Entwicklung des Brückenbaues.

465

m

lange zweigeleisige Eisenbahnbrücke

Die Anordnung des Bogens von

Wuppertal.

öffnung über die

tiefste

Talstrecke,

127

einer größten

in

162,5

entsprang

m

106,83

m

große

Mittel-

Höhe von

Lichtweite,

als

das

Überlegung, gestützt auf

reiflichster

ausgedehnten vergleichenden Berechnungen über die Wirtschaftlichkeit der verschie-

denen möglichen Anordnungen, Aufbau

bei

so außergewöhnlichen

in

welcher schließlich die Rücksichtnahme auf den

Höhen

sich als ausschlaggebend erwies.

nämlich, daß nur ein Tragsystem zweckmäßig in

sich

Es zeigte

Anwendung kommen

konnte,

welches, ohne das Tal mit umfangreichen Aufstellungsgerüsten ausfüllen zu müssen,

aus sich selbst heraus mit Zuhilfenahme nur ganz kleiner Hilfsgerüste

werden konnte.

dem durch

dem Bogen

Dies führte zu

Fig. 4

dargestellten freien

Durchführung gelangte, obwohl

in

frei

vorgebaut

mit einer Aufstellungsweise, die nach

Vorbau

in

erfolgreichster Weise

sicherer,

zur

der Märzwoche des Jahres 1897 gerade während

der schwierigen Bogenschlußarbeiten täglich von starken Gewittern begleitete Stürme tobten, keit

an sich zwar wenig erfreulich, gleichwohl den Beweis für die Richtig-

die,

und Zuverlässigkeit des gewählten,

nung tragenden Bauvorgangs ersterc

lehrt

des

den ungünstigsten Verhältnissen Rech-

oft

die

verständlichste Sprache

des Ingenieurs;

ihm auf kürzestem Wege

die

Beschaffenheit,

die

dieser Auffassung fähigkeit

selbst

erbrachten.

Zeichnung und Zahl bilden

mögen

XIV,

Taf.

bayerischen

und

Fig. 4

letztere

Menge.

In

Titelbild als Sinnbild der Leistungs-

Brückenbaus zu Beginn und

hunderts dienen und nur noch die Zahl zu Worte

am Ende

des XIX. Jahr-

kommen:

Die Länge der Staatsciscnbahnen des Deutschen Reiches betrug Ende 1903 (Industrie-

nicht zugerechnet) 52814 km, nämlich 32658 km km Nebenbahnen; Bayerns Staatsbahnnetz besaß 6147 km Länge, km auf Haupt- und 2050 km auf Nebenbahnen. — Ende des

und Schmalspurbahnen

Haupt- und 20156

hiervon trafen 4097

Jahres 1903 belief sich

die

Anzahl

aller

gewölbten Brücken der deutschen Staats-

eisenbahnen auf 15081 und die der Eisenbrücken auf 17 754, mithin

33845 Stück. inbegriffen.

rischen

2116

gleich

Es

trifft

sind 99367 Durchlässe von weniger als 2 also

Staatseisenbahnen

auf

je

1,57

waren

die

km

kommt, wobei

mithin jedem

die

Kilometer

anschauliche Statistik

nicht geben.

m

Bahnlänge eine Brücke.

betreffenden

eiserne, mithin insgesamt 4241 Brücken, so

eine Brücke trägt,

Hierin

Zahlen:

2125

insgesamt auf

Stützweite nicht Bei den

daß daselbst bereits auf

über

die

11,4

m

km

Brückenlängc entspricht.

Straßenbrücken

läßt

sich

und

je 1,45

Gesamtlänge der bayerischen Brücken 70,2 Bahnlänge

baye-

gewölbte

im Auszug

km be-

Eine hier

Wilhelm Dietz.

128

Die Knlwicklun« des Brückenbaues.

Die bishergegebenen kurzen Mitteilungen aus den verschiedenartigen Zweigen des Brückenbaus lassen immerhin erkennen, welch regen und erfolgreichen Anteil bayerische Meister die

in

genommen haben

vollem Einklang mit

mäßiger Stetigkeit und Sicherheit auf fortschreitend

an

an der Entfaltung deutscher Brückenbaukunst,

deutscher Art

nicht

völlig

der Jahrhundertwende

sprungweise, sondern

sicherer wissenschaftlicher

unter

den

Kulturvölkern

in

gleich-

Begründung

eine

führende

Stellung einnimmt.

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Die Eisenbahnen und ihre Einrichtungen nach Josef

von Baader.

Von Wilhelm Lynen. Mit 7 Tafeln

Die in

XV-XXI

Beförderung von Personen und Gütern zu Wasser und zu Lande übt

der Gegenwart den größten Einfluß auf unsere sämtlichen wirtschaftlichen, gesell-

und geistigen Verhältnisse

schaftlichen

Es vergeht

fast

aus.

keine Stunde unseres Lebens, die nicht von

Verkehrswesen berührt und betroffen wird.

dem umfassenden

Es gibt keine Beziehung der Menschen

untereinander, die nicht durch diese Entwicklung des Verkehrs eine lebhafte Steigerung erfahren hat.

Der Beginn dieses Anfang des

ungezählte Köpfe und gearbeitet.

keiten

Aufschwungs des Verkehrswesens

XIX. Jahrhunderts.

Wenn

Hände

es möglich

in

An

seiner

großartigen

der mannigfaltigsten

ein

setzt

mit

Weiterentwicklung

dem haben

und angestrengtesten Weise

gewesen wäre, zu Beginn der Entwicklung

alle

Schwierig-

und Hemmnisse zu erkennen, die im Gange der Entwicklung überwunden

wurden, und wenn man der auserlesensten Gesellschaft unbefangener,

aber scharf-

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Wilhelm Lynen.

130 sinnigster

und

tatkräftigster

Mühe und

zugleich die

Menschen

als

Ziel

heutige Verkchrswelt

unsere

und

Arbeit hätte zeigen können, die zu ihrem Aufbau erforderlich

war, sie würden unbedingt erklärt haben, daß es menschenunmöglich

dieses Ziel

sei,

zu erreichen.

Ks

was Rückert sagt:

gilt hier,

dem Ziele, wenn er so fern es sähe, Wies wirklich ist? - Der Wunsch sieht alles in der Nähe. Und wenn Du näher rückst und merkst den Augentrug, „Wer

strebte nach

Treibt weiter Dich der Trieb, der einmal

So

mit sich fortgerissen,

immer

im Zug."

ist

hat die Ausbildung des Verkehrs, lawinenartig anwachsend, die sie

zu

immer

stärkeren Anstrengungen

geistreicheren Leistungen befähigt



ein Halten

Menschen

angespornt

und

zu

oder Umkehren wurde im

Laufe der Zeit immer mehr unmöglich.

Angesichts des heutigen Standes des Verkehrswesens bietet es einen eigenen

Gedanken und Gefühlen zu

Reiz, Kenntnis von den

erhalten, die zur Zeit des

Zu

des Eisenbahnwesens die Menschen bewegt haben. ein

Mann, der mit offenem Blick

allein

Wort und

in

die Vorurteile, die tätig

war,

um

die

Schrift auf ihre

gegen

sie

jener Zeit lebte

in

Beginns

Bayern

Bedeutung der Eisenbahnen erkannte und nicht

hohe volkswirtschaftliche Bedeutung hinwies und

herrschten, widerlegte

ihre Einrichtung zu verbessern,

— sondern auch selbst erfinderisch

und Versuche

um

anstellte,

die Vorteile,

die sie bringen sollte, vorzuführen.

Muten uns auch manche seiner Erfindungen

dünken uns auch manche seiner genossen klarmachen seinen Schriften eine

wollte,

oft

mehr

viele Irrtümer

oder auch kindlich an,

lustig als ernst,

so verspüren wir doch aus

Ahnung des großen Strebens der kommenden

erkennen das Ringen seines Geistes nach Klarheit

noch

unreif

durch die er seine Gedanken seinen Zeit-

Bilder,

in

Zeit,

einem neuen Gebiet,

und wir in

dem

auszuroden, viele Vorurteile wegzuräumen, viele Punkte aufzu-

klären waren, ehe sichere

Wege

darin angelegt

werden konnten, und

für

das wir selbst

nach hundertjähriger Pflege noch nicht die endgültige Ausgestaltung erreicht haben. Dieser

Mann war Joseph

Maschinendirektor.

erkannt

hat,

Es

fällt

auf,

wenn ihm immerhin

Ritter

wie

von Baader, bayerischer Oberst-Bergrat und klar er die

eine Entwicklung

heute als eine sehr bescheidene ansehen. Schwierigkeit der Ein-

Bedeutung des Eisenbahnwesens desselben

vorschwebt,

die

wir

Anderseits erstaunt man, wie sehr er die

und Durchführung des Eisenbahnwesens unterschätzt

ha»,

Die Eisenbahnen nach Josef

erschien,

Aufgaben,

Die

Verhältnissen.

mußten lange

geworden waren zu

Baader.

131

Zeit

deren

ihm so einfach

Erfüllung

ungefördert

liegen

bleiben,

und naheliegend Verhältnisse

die

bis

reif

ihrer Durchführung.

Baader war 1763

und Mechanik

studiert.

Ingenieure auf

dem

um

v.

daß es tausendfältig verknüpft war mit den verschiedenartigsten

weil er nicht erkennt,

in

München geboren und

In seiner Stellung als

hatte in Göttingen

Mathematik

— wie viele andere — mehrere Reisen nach England,

Ingenieur machte er

Festlande zu der damaligen Zeit

seine technischen Kenntnisse zu erweitern.

Dieses Inselland war von den mancherlei Kriegsläuften verschont geblieben,

dem Festlande eine kräftige und gesunde Entwicklung der Technik gehemmt hatten, und war namentlich in den Verkehrseinrichtungen und in der Anwendung der Maschinenkraft den übrigen Staaten Europas vorausgeeilt. welche auf

Die englischen Einrichtungen wurden

man hoffte, durch sie die Wunden der Kriegszeiten

in

Deutschland

studiert,

eifrig

weil

den Handel und Verkehr zu heben und so die

Industrie,

auszuheilen,

die

Schäden und Verluste,

die

überall

zu

spüren waren, wieder gut zu machen.

Baaders erster Aufenthalt Später

hielt er sich

in

England dauerte acht Jahre,

nochmals zwei Jahre, von 1815

seine Konstruktionen von

— 1817,

dort auf,

Oberbau und rollendem Material

für

von 1787

um

— 1795.

ein Patent auf

Eisenbahnen zu nehmen

und zu verwerten. Die Eindrücke, die er aufs lebhafteste. sein, die

in

England gewonnen

Vor allem kam ihm

die

hatte, beschäftigten seinen Geist

Bedeutung der Eisenbahnen zum Bewußt-

nach seiner Meinung veranlassen mußten „eine gänzliche Umwälzung im

Handel und im inneren Verkehr

und vor der Hand gar der neuen Gedanken Fortschritts

aller

Länder, deren wohltätige Folgen unermeßlich

nicht zu berechnen sind."

in

seinem Vaterlande zu

zuzuwenden

und

ihm

„das

Er fühlte sich berufen, ein Apostel

sein,

drückende

um ihm Joch

die

Segnungen des

eines

tausendjährigen

Schlendrians" abzunehmen.

Er wollte die Unvollkommenhciten und Unzulänglichkeiten

Eisenbahnen beheben, führte Modelle seiner Erfindungen aus, prüfte suche und machte seine Gedanken

in einer

der

englischen

sie

durch Ver-

Reihe von schriftlichen Auslassungen der

Allgemeinheit zugänglich.

Die erste schriftliche Äußerung gab er im Jahre 1814 von sich einer „überall anwendbaren Erfindung von eisernen Kunststraßen

des Transports

als

als

Ankündigung

zur Erleichterung

das vorteilhafteste Surrogat für schiffbare Kanäle".

Wilhelm Lynen.

132

war „den allerdurchlauchtigsten und erhabensten Souverains, welchen

Sie

Deutschland seine Unabhängigkeit, Europa den Frieden, verdanken, allen mit ihnen verbündeten das

und

Fürsten

Staaten ihre Sicherheit

alle

welchen

Regierungen,

allen

und der Wohlstand der ihnen anvertrauten Völker am Herzen

Glück

liegt,"

gewidmet. Er macht darin auf die Vorteile der Eisenbahnen allgemein aufmerksam, regt die

„die

neue Erfindung gemacht

Neugierde an durch die Mitteilung, daß er eine

ohne

Einschränkung und unabhängig von

alle

Schwierigkeiten

anwendbar

ist."

des Terrains,

Er

hofft,

überall

daß „er

in

in

jedem

seinem

allen

Lande

und

tief

hat,

möglichen, verschiedenen

und

aul

reichlich

jede

Entfernung

durchdachten Plane,

welcher ihn seit sechs Jahren beschäftigt, vorläufig alle nur erdenklichen Hindernisse

und Schwierigkeiten genau erwogen und berücksichtigt und durch geeignete Vorkehrungen zu heben und zu beseitigen gesucht"

hat,

und daß

die Souverains

und

Regierungen der Staaten sich veranlaßt sehen, ihm Geld zu einem Versuch im Großen zu geben und auf sein Werk zu subskribieren,

Wagen und

alle

Zeichnungen erläutern

welchem

derjenigen,

Eifer

an

die

er

sich mit

neu zu beleben, gab Baader im Jahre 1817,

hatte,

Eisenbahnen,

seine

er

will.

Wohl um den gewandt

in

dazu gehörigen Vorrichtungen beschreiben und durch ausführliche

ersten Schrift

seiner

seinem

nach

zweiten

Aufenthalt in England, eine zweite Schrift heraus „über ein neues System

schaffenden Mechanik", welche

größere Werk

Ohne er die

das

Programm

der

fort-

das nächstens zu erscheinende

für

enthielt.

die Einzelheiten seiner

Bauweise bekanntzugeben,

Mängel der englischen Eisenbahnen beheben,

ländes beherrschen und

die Schnelligkeit

alle

man

auf gewöhnlichen

Umwerfen, mit dem Scheuwerden oder Durchgehen der Pferde, mit oder betrunkenen Postillons, besonders zur Nachtzeit ausgesetzt ist

die

aus,

daß

des Ge-

und Sicherheit der Personenbeförderung

so steigern könne, daß „alle Gefahren, welchen

vermieden werden, und dabei

er

führt

Schwierigkeiten

Bewegung

ist,

Reisen mit

ungeschickten

hier

vollkommen

so sanft und angenehm, daß selbst

kranke und schwächliche Personen oder kleine Kinder, sitzend, liegend oder schlafend,

ganze Tagereisen ohne die geringste Ermüdung zurücklegen können".

Im Jahre 1822 erschien das Werk unter dem schaffenden Mechanik" mit 16 Kupfertafeln. bestellt,

baaren

davon 100

Summe

von

allein 1

1

durch

Titel

„Neues System der

Im ganzen waren 110 Stück

den Kaiser von Rußland,

000 Gulden"

vorausbezahlt

hatte.

der

sie

fest

fort-

voraus-

ihm „mit der

48 Stück waren für den

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Die Eisenbahnen nach Jogef

v.

Baader.

Fall vorausbestellt,

daß das Werk wirklich zustande kam, und von diesen hatte der

König von Bayern

allein

In

Doch

20

genommen.

am

diesem Werk werden wir

noch im Jahre 1817

er

hat

handlung über

in

daß

mit

seinen

Eisenbahnen gebracht, und

die englischen

1826 bei der Königsgeburtstagsfeier

Wissenschalten gehalten

besten

in

bekanntgemacht.

in einer Festrede,

die

er

der Sitzung der Bayerischen Akademie der

seine Ziele besprochen

hat,

Ohren gepredigt

er bisher überall tauben

Ideen

Dinglers Polytechnischem Journal eine Ab-



sich zugleich auch beklagt,

hat.

seinem letzten Lebensjahre hat er noch eine Schrift veröffentlicht „Ober

In

die Unmöglichkeit,

Dampfwagen

auf gewöhnlichen Straßen mit Vorteil als allgemeines

Transportmittel einzuführen, und die Ungereimtheit aller Projekte, die Eisenbahnen

dadurch entbehrlich zu machen".

Nach seiner Meinung kann

„die

größte technisch-ökonomische und staats-

Aufgabe des Jahrhunderts: den Ackerbau,

wirtschaftliche

Gcwerbefleiß

den

und

Handel durch die möglichste Erleichterung und Beschleunigung des inneren Verkehrs, somit den Nationalwohlstand

zu bringen,

Verkürzung aller

aller

Länder auf die höchste Stufe von Vollkommenheit

Völker durch Beförderung ihrer gemeinschaftlichen Interessen und

alle

der

Entfernungen

Lebensmittel

überall

näherzubringen,

einander

vorzubeugen,

der

Not und Teuerung

und das drohende Gespenst der Unruhe

und Unzufriedenheit der Proletaren durch Verbesserung ihres materiellen Zustandes

am

sichersten

zu

beschwören,

nur

durch

die

möglichste Vervollkommnung

der

Eisenbahnen, ihrer Fuhrwerke und Maschinen gelöst werden-. Inwieweit Baader selbst dazu beigetragen hat, „die vielen

und bedeutenden

Mängel und Nachteile zu entfernen, welche dieser höchst wichtigen aber noch ihrer Kindheit

in

befangenen Erfindung anklebten", möge an Hand seiner eigenen Dar-

stellungen untersucht werden. In

seinem Hauptwerk „Neues System der fortschaffenden Mechanik" bespricht

Baader zuerst die englischen Eisenbahnen.

Es gab damals zwei Arten

:

die railroads,

mit hochkant gestellten Schienen und Rädern, die einen Spurkranz hatten, und tramroads, mit flach aufliegenden Schienen mit einem vorspringenden

der spurkranzlosen Steinwürfeln.

Erst

Räder.

um

Rand zur Führung

Die Schienen bestanden aus Gußeisen und ruhten auf

das Jahr 1815 wandte

man

gewalzte Schienen an.

Auf Grund einer vergleichenden Kostenberechnung der Anlage einer Landstraße

und einer Eisenbahn

in

einer

ziemlich flachen

Gegend kommt Baader zum

Ergebnis, daß die doppelgeleisige Eisenbahn in Bayern ungefähr zwei- und einhalb-

Wilhelm Lynen.

134

mal so

spannungskosten

bei

Frachtkosten auf

herunter gehen.

Hälfte

sie

freier

Bei

als auf einer

Annahmen

er

hinsichtlich

Frachtkosten auf

die

Eisenbahn.

gegenüber den Kanälen noch die Vorteile

die Eisenbahn

schneller befördert, weniger

führung

gleichen

Menge des Frachtgutes berechnet

der

einem Kanal etwa dreimal so hoch

Trotzdem

verminderten Be-

der

einem jährlichen Transport von fcOOOOO Zentnern die gesamten

die

des Geländes und

daß aber infolge

Landstraße,

eine

kostet als

viel

Grund und Boden beansprucht,

und während des ganzen Jahres betriebsfähig

ist,

daß

hat,

ihrer

in

Linien-

wird sie noch „ver-

schwindend wenig angewandt" und die Gründe dieser „unbegreiflichen Vernachlässigung"

findet

noch

Baader außer

dem Widerstand

Geistes und

in

„gewöhnlichen Trägheit des menschlichen

der

der großen

Menge gegen

alle

wichtigen Neuerungen"

Unvollkommenheiten der englischen Eisenbahn.

in

Er glaubt, daß ihre Anlagekosten zu hoch sind und daß das große Risiko des neuen Transportunternehmens die Kapitalisten abschreckt.

Die Eisenbahnwagen

können nicht auf gewöhnlichen Landstraßen fahren. Die Reibung, welche der Schienen erleiden, verschlingt zuviel Kraft.

räder an der Seite

muß

möglichst wagerecht und daher

um

Einrichtungen gibt, Allen

oft

in

Umwegen

„die Schwerkraft der

diesen Mängeln

will

die

Wagen-

Die Bahnlinie

geführt werden, weil es keine

Wagen zu überwinden".

Baader gründlich abhelfen.

Wir folgen seinen

Darlegungen an der Hand der dem genannten Werke beigegebenen Abbildungen, die hier in

den Tafeln

Das Geleise Rahmen,

die aus

XV

will

bis

XXI wiedergegeben

Der Wagen

ist

mit besonderen Leiträdern ausgerüstet, welche sich sich

gegen

30

Damit kein Schmutz auf

cm über

um

eine senkrechte

Klappbrücken nach

in

einem Abstand von 58

die Schienen

kommt,

legt er die

Achse drehen

cm von

um

erfordert

den Betrieb auf derselben aufrechtzuerhalten

Fig. 4 auf Tafel

XV

oder Drehbrücken nach

Mitte

bis

Oberkante derselben

Das Uberschreiten einer Landstraße

das Gelände.

besondere Einrichtungen,

Um

Die

sind.

aber außer den Tragrädern noch

die Seitenflächen der Schienen stützen.

Die Schienen verlegt Baader Mitte.

sondern mit

den Figuren der Tafeln XV. XVI und XVIII erkenntlich

Wagenräder sind ohne Spurkranz.

und

sind.

Baader nicht aus Einzelschienen herstellen,

Fig.

1

:

darum

entweder

auf Tafel XVI.

möglichst wenig Grundfläche für eine zweigelcisige Bahn zu benötigen,

so daß er seine Bahn noch

~

unbeschadet des sonstigen Fuhrverkehrs

Landstraße anlegen kann, läßt Baader die Zugpferde einseitig an den

— auf

Wagen

einer

ziehen.

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Die Eisenbahnen nach Josei

Da

der Seitendruck durch die Leitrollen

v.

Baader.

aufgefangen

135

so

wird,

wird

kein

großer

Reibungswiderstand auftreten. Die Bremsklötze läßt nicht auf

die

er,

nach

Fig. 4

Räder einwirken, damit

und 5

auf Tafel XVI, auf die Schienen

kein Festbremsen

und Unrundschleifen der

Räder eintreten kann. Auf Grund von Versuchen, die Baader an einer

Holraum der unter St.

kleinen Anlage

auf

dem

seiner Aufsicht stehenden Königlichen Maschinenwerkstätte in der

Anna- Vorstadt vor München gemacht

wagerechten Strecke eine Kraft von

,J 2

hat,

kommt

er

zum

Ergebnis, daß auf einer

der auf den Schienen ruhenden Last nötig

ist,

um

Bcharrungszustand fortzubewegen. Nach seinen Angaben wurde auf den

die Last im

damaligen englischen Eisenbahnen die erforderliche Zugkraft zu ^ der Last angenommen, und für Landstraßen, die im besten Zustand sind, soll sie J betragen. Ein Pferd würde hiernach auf seiner Eisenbahn zwanzigmal so viel ziehen als auf einer

Er hat

Landstraße.

den Widerstand

aber

Landstraße zu hoch

guten

einer

auf

angesetzt.

Die Anlagekosten einer nach seinen

Bahn berechnet

er zu zwei Drittel der

schmäleren Fahrdamm baut.

Angaben

in

flacher

berechnet er die Fuhrkosten auf einer englischen Bahn etwa seiner Bahn, auf der er

Gegend gebauten

Kosten einer englischen Bahn,

Bei einer jährlichen Verfrachtung von 1,8

da er einen

600000 Zentnern

mal so hoch

als auf

wegen des geringeren Fahrwiderstandes weniger Bespannungs-

kosten hat.

Baader

ist

der Ansicht, daß

bahnwagen über

Darum

die Landstraße wie

will er die

Wagen

er mit breiten Felgen er

hoch legen.

Ortschaften und über Brücken die Eisenbahn

in

unterbrochen werden muß, und daß,

soweit

die

Unterbrechung dauert, die Eisen-

gewöhnliche Fuhrwerke befördert werden müssen.

so einrichten,

daß dies

leicht

geht.

und mit hölzernen Speichen ausführen.

Dies führt ihn auf eine „dreizeilige" Eisenbahn,

Die Tragräder Die

Leiträder

d. h. auf

will

muß

Einlegung

einer mittleren, höheren Leitschiene zwischen die äußeren Tragschienen, wie Fig.

und 2 auf

1

Tafel XVIII zeigen.

Um

sowohl die Landstraße

als

auch

eine

Geleiskrümmung zwanglos mit

Wagen befahren zu können, denkt er sich die Achsen in besonderen Gestellen unter dem Wagenkasten angebracht, die er mit „Reitnägcln" daran befestigt. Da Baader glaubt, daß der Landstraßenfuhrverkehr immer in großer Stärke neben dem Eisenbahnverkehr bestehen bleiben wird, ist es ihm wichtig, daß gewöhnliche Fuhrwerke ohne Umladung auf der Eisenbahn befördert werden können.

seinen

Wilhelm Lynen.

136

Er nimmt hierzu entweder niedrige Plattform wagen

— also eine Einrichtung,

Tafel XVIII

man auch

die

nach den Figuren auf

spurige Eisenbahnwagen auf Schmalspurbahnen zu befördern

Wagen nach den Figuren

XIX

auf der Tafel

auch

den Figuren

in

I

—4

eine

als

dem

Geleis

auch

für die

normaldie

läßt

die er

unter

Auf dieser Tafel XIX zeigt

reiten.

am Wagen, das Wagen sowohl für die Eisen-

besonderes Gestell

ein

in

und niederschlagen kann, und mit dem

bahn

oder er

Abänderung seines ursprünglichen Gedankens,

nämlich die Verlegung seiner Leiträder er auf-



mit Hilfe von Gestellen,

den Wagenkasten schiebt, auf seiner Eisenbahn er

um

heute noch anwendet,

er die

Landstraße brauchbar machen und die mittlere Leitschiene

machen

entbehrlich

Die ganze Einrichtung

will.

läßt

erkennen,

in

daß

Baader nur mit mäßigen Geschwindigkeiten auf seiner Bahn rechnet.

Auch den Drehscheiben, Geleiskreuzungen, Weichen wendet Baader Aul Taiel XVI

Sorge zu.

stellt

und 3 eine Drehscheibe

er in den Figuren 2

„den zweckmäßigsten Mechanismus, dessen man auch

seine

dar, als

England sich schon lange

in

um einen Wagenzug von einer Bahn in eine andere überzuführen, oder um Zug von der Hauptbahn herunter zu bringen, wenn auf einer einfachen Bahn zwei Züge sich begegnen oder einholen". Auf Tafel XVII zeichnet Baader in Fig. 2 eine rechtwinklige Geleiskreuzung, in Fig. eine Weiche mit zwei Zungen und in bedient,

einen

I

Fig. 4 eine

Zungen.

Weiche mit einer Zunge.

Die Fig. 5

Bemerkenswert

In

XIX

der Fig. 8 auf Tafel

welche zur Anwendung

kommen

auf dieser Tafel angebracht

ist

sollen,

werden

wenn

sollen,

Wagen

sie sind

eine sehr mäßige

Recht

viel

Mühe

keit.

Er

ist

und eine Weiche entworfen,

die Leiträder

nach Art der Figuren

1—4

wobei diesen Leiträdern kein Hindernis

darf.

Die beweglichen Schienenstücke lösen

aber nur zulässig, wenn

hat Baader aufgewendet,

durchgeführt werden kann.

täuschungen

Länge der

es beim Über-

die Fahrgeschwindigkeit der

ist.

mit denen der Eisenbahnbetrieb auch in tiere

geringe

wenn

soll.

eine Geleiskreuzung

durch eine Fahrschiene bereitet werden

zwar diese Aufgabe,

die

ist

Einrichtung des Geleises zeigen,

soll die

gang über eine Straße unterbrochen werden

um

Einrichtungen

auszudenken,

hügeligen Gegenden ohne besondere Zug-

Dies war für sein Heimatland von größter Wichtig-

besonders stolz auf diese Ideen, aber er würde hier besondere Enterfahren

wären, denn „so

leicht

haben,

und

wenn

seine

Vorschläge

einfach", wie er glaubt,

zu bauen und nicht zu betreiben.

zur

Auslührung

gekommen

waren seine Einrichtungen nicht

Die Eisenbahnen nach Josef

v.

Baader.

137

Eine seiner Einrichtungen besteht darin, das Arbeitsvermögen eines bergab

fahrenden Wagens „in einem Kraftmagazin aufzubewahren und zur Erleichterung des nächsten Wagens, welcher dieselbe Anhöhe aufwärts zu gehen

wenden".

Er

Ballastwagen.

fahrenden

XIX

Dieses Kraftmagazin besteht nach Tafel

Wagen

damit

will

daß

erreichen,

nicht aufeinander

zu warten

die

in

um

Befahren der schiefen Ebene zu erleichtern, da es möglich

hat

Baader

in

große Freude versetzt.

wieder zu ver-

in

einer Reihe von

entgegengesetzter Richtung

brauchen,

Stunden, ja Tage lang kein Transport ankommt".

hat,

Fig. 9

sich ist,

gegenseitig das

daß

wo

„Auf einer Straße,

der Güterverkehr hin

und zurück im Durchschnitt des ganzen Jahres ungefähr gleich stark

Hügel und Berge, auf das

Anzahl und Höhe

ihre

Fuhrwesen

fast

man

sei so beträchtlich als

gänzlich verschwinden.

mehrere

„oft

Die Auffindung dieses Gedankens

Ich darf

ist,

will,

würden

mich rühmen, dieses große

Problem gelöst und hierdurch eine der größten und empfindlichsten Lücken fortschaffenden Mechanik ausgefüllt,

meinere Anwendbarkeit gegeben

erhoben zu haben, dessen ist

sie

Wenn Tafel

XX

der

Winde

Wagenzug aushelfen,

und

Vollkommenheit

zu einer mechanischen

sie

vorher nie fähig gehalten wurden".

in

die

Trotz dieses Lobes

beiden Richtungen ungleich stark er



Bergwinde" nennt und

in

ist.

ist,

will

Baader

den Figuren

der

erläutert.

Ein über das Geleise gestellter und eine Trommelwinde.

Ein langes Zugseil

ist

am Boden

fest

mehrfach

um

Winde geschlungen, so daß seine beiden Enden abwechselnd an gezogen.

der

in

insbesondere aber den Eisenbahnen eine allge-

sein Kraftmagazin nicht verwendet worden, weil es zu umständlich

mit einer

die

Hinsicht

in

den

losen

„Wenn am Fuße

paar solcher Bergwinden

in

lose

Enden ziehen, so wird jeder steilen

die

verankerter die

sind.

Last

Wagen

trägt

großen Rollen der Läßt

man

allmählich

und etwas langen Anhöhe

eine

Pferde

bergauf

oder ein

einem verschlossenen Gebäude unter der Aufsicht eines

verständigen Arbeiters bereitgehalten werden, so können die schwersten Güterzüge

über die höchsten Berge ohne allen Vorspann und ohne die bisher unvermeidliche

und wirklich barbarische Anstrengung der Zugpferde gebracht werden, wobei Fuhrleute und Eigentümer

der Transporte

für

die

jedesmalige

die

Benützung dieser

Vorrichtung sehr gern eine mäßige Abgabe entrichten werden, durch welche, wenn

auch

kaum den sechsten

Teil

der gewöhnlichen Vorspannkosten

Anschaffung und Unterhaltung solcher Maschinen reichlich neuerer Zeit hat mit einer

man den Baaderschen Gedanken

ausgeführt,

betragend,

vergütet

würden."

die In

indem man auf einem

Dampf- oder Petroleummaschine versehenen Kraftwagen eine Winde

auf

Wilhelm Lynen.

138

dem Wagen

angeordnet

man im

hinaufziehen, die

Kraftwagens

Man kann

hat.

Winde Wagen einzeln eine Anhöhe zusammen durch den direkten Zug des

mit der

flachen Gelände

fortschafft.

Einen recht ausgiebigen Gebrauch

Wasser machen, welches

Baader

will

in

gebirgigen Gegenden von

der Nähe der Eisenbahn vorbeifließt,

in

um es zur

Erleichterung

bergauf ziehender Transporte zu benutzen.

Er

will auf

mittlung von

dem Wasser

Räder gesetzte Wasserkasten so lange

und

Rolle ein

bis sie unter Ver-

den Lastwagen hinaufziehen können, oder er



Windwerk betreiben

von Wasserkasten, die

Um

Seil

füllen,

unter

Verwendung

will

mit

eines Wasserrades oder

einem Schacht niedergehen.

in

den Wasserverbrauch noch mehr zu verringern,

will

er das Arbeitsver-

mögen der bergab gehenden Fuhrwerke dazu benutzen, das gebrauchte und am Fuße der Anhöhe gesammelte Wasser wieder zurückzuheben oder zu pumpen. In

seinem Erfinderdrang

aber

er

will

noch

weiter

gehen.

„Zum

Hinauf-

schaffen von Lasten kann auch ohne Wasser ein anderes, überall zu Gebote stehendes

Medium

benutzt

werden,

welches,

fast

imponderabel

den geringsten Raum

und

einnehmend, jeden Krafteindruck aufnimmt und ungemindert wieder zurückgibt

und Trägheit, welche nichts kostet und

eine Feder ohne Masse

nie

lahm wird

— —

die Luft."

Durch das Gewicht der abwärts fahrenden Wagen indem

er die

Wagen

mit Hilfe

er Luft

will

Trommel drehen

eines Seiles eine

läßt,

verdichten,

welche unter

Vermittlung eines Rädergetriebes und eines Kurbelmechanismus die Kolben der pressoren bewegt. in

Er

will

einen Druck

von

einem großen Behälter aufbewahren und mit

der



unter

Einschaltung eines

gekehrten Sinne dreht, so daß

zweiten sie

15

— 20

Luftdruckmotor antreiben,

ihr einen

Rädergetriebes

Lasten

Kom-

Atm. erzeugen, die Druckluit



bergauf zieht.

die

Die

sich stufen- oder kegelförmig ausgebildet, damit der Betrieb

Trommel im umTrommel denkt er

den Schwankungen

in

den Lasten und im Druck des Behälters angepaßt werden kann. Trotz

aller aufgestellten

Maschinen kann er die Pferde nicht entbehren,

ungleich schwer sind.

„In Notfällen,

beiden Richtungen zu bewegenden Lasten die Federkraft der eingeschlossenen Luft

durch wiederholte Ausleerungen schon zu sehr geschwächt Zeit

keine

abwärts gehenden Fuhren zu erwarten sind,

Luft durch Pferde

allein

um

in

wenn

den Ausgleich herbeizuführen, wenn die

bewirkt werden, welche

vorspannt und den Berg hinab ziehen

läßt.

man

ist,

muß

und eben auf längere das Einpumpen der

an die Zugseile wechselweise

Zu dieser Arbeit kann man

die Pferde

Die Eisenbahnen nach Josef gelegentlich,

wenn

Baader.

v.

anderes zu tun haben, verwenden, und so die Krait

sie nichts

Tage verloren wäre, zu künftigen Wirkungen

derselben, welche sonst für solche

in

das pneumatische Kraftmagazin im eigentlichsten Sinne des Wortes zurücklegen und

aufbewahren."

dem

Bei nicht

Baader wohl aus den „Notfällen" gar

verwickelten Betrieb wäre

herausgekommen und

dem

bei

und

mechanischen

schlechten

Wirkungsgrad der ganzen Anlage wären die Zugpferde

thermischen

Lage gekommen,

nie in die

„nichts anderes zu tun zu haben".

Gegenden,

In

maschinen

für

denen die Brennstoffe wohlfeil sind,

in

Zu

den Transport auf der Eisenbahn verwenden.

noch zwei Anschauungen

heftig

miteinander:

will

Baader Dampf-

seiner Zeit kämpften

ob Lokomotiven mit direktem Zug

um

oder ortsfeste Dampfmaschinen mit Seilzug besser sind,

die Dampfkraft im Eisen-

bahnwesen zu verwenden. Baader hat gegen die „wandelnden Maschinen" eine persönliche Abneigung.

Der Verlauf der Versuche Trevithiks mit seinen Lokomotiven an ihre Lebensfähigkeit geraubt.

Er

nennt

sie

in

„verwickelte, schwerfällige

und gefährliche Maschinen".

strebungen Reichenbachs

hinsichtlich

hat

ihm den Glauben

englischen Patentschrift

seiner

Für die Vorschläge und Beder Dampfmaschine

der Anpassung

an

die

Bedürfnisse und Eigentümlichkei en der Fuhrwerke hat er nur Spott.

Die ortsfesten Dampfmaschinen Eisenbahnlinie will I

:

er

180, das sich auf

an, wie Fig.

selbst

I

XXI

so daß

zeigt.

die

Kraft

Auf

dem

Am

einer Uhr"

Höhe gezogen.

wieder

in

die

Gefälle

eines einzigen

Wagenzug fortzubewegen. ist

An

sanftes Gefälle

ein

steilen

die

rollen

Mannes

Abhang werden

die

Wagen gerade von einen

ausreicht,

Wagen

ganzen

„wie die Gewichte

Für die entgegengesetzte Fahrtrichtung

das Längsprofil der Bahn entgegengesetzt sägeartig ausgebildet; doch können

dieselben

Dampfmaschinen

für

den Betrieb

in

dieser Richtung benützt werden.

Die Dampfmaschinen sollen ununterbrochen laufen und Luft hälter pressen.

„wobei die in

Der

ohne Seilzug verwenden. geben.

rund einen Kilometer erstreckt, schließt sich eine starke Steigung

auf Taf.

hinunter,

er aber

will

ein sägeförmiges Längsprofil

dem

Das Aufziehen der Wagen geschieht mit

Summe

Rezipienten

der von der Dampfmaschine

angehäuften

Teiche gesammelten Wasser)

Wirkung

verwendet werden

auf

in

kann".

einen Be-

mehreren Stunden ausgeübten,

und zurückgelegten einmal

in

Hilfe eines Luftdruckmotors,

losgelassen

Kraft

(gleich

dem

in

einem

und zu einer beträchtlichen

Der Dampfkessel

und

die

Dampfmaschine

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Wilhelm Lynen.

140

Größe entsprechend der

erhalten also eine

mittleren Leistung, der Luitdruckmotor eine

Größe entsprechend der größten Leistung der Anlage. Die Entwicklung des Eisenbahnwesens hat Baader nicht recht gegeben. direkte

Zug durch

schaft gelangt

die

Lokomotive vereinfacht den Betrieb

so,

daß er

Der

zur Herr-

allein

ist.

man dem Eisenbahnwagen

Feststehende Dampfmaschinen hat

Der Elektromotor

auf

bei elektrisch betriebenen Eisenbahnen.

den feststehenden Luftdruckmotor

hat

und das sägeförmige Eisenbahnprofil unnötig gemacht. Die Schiffahrt stromaufwärts Seine Gedanken hat er

ordnung wie

bei der

in

Baader durch einen Eisenbahnbetrieb ersetzen.

will

Fig. 2 auf Taf.

XXI

soren durch Wasserkraftmaschinen betrieben werden, die aus

„Man

werden.

sieht,

Es

veranschaulicht.

dieselbe An-

ist

Eisenbahn mit Dampfmaschinen, nur sollen die Luftkompres-

daß

dem Strom

gespeist

mittels einer solchen Vorrichtung eine desto größere

Menge

von Wagen mit desto schwereren Ladungen und desto schneller fortgeschafft werden kann, je reißender ein Strom

den Schiffzug erschwert und

ist,

oft

und daß

also

gerade diejenige Ursache, welche

ganz unmöglich macht, hier zur Erleichterung und

Beschleunigung des Transportes dient."

Baader bedenkt

mäßiger

nicht,

daß der Lauf eines solchen Flusses

und daß seine Ufer

ist

sind, so

steil

daß

ihm vorschwebenden Einfachheit nicht möglich

Nach seinen Berechnungen

Summe

von rund

15'/a Mill.

'/»

Pferdekraft

und

Dauer der Reise zu acht Tagen. bis

Regensburg etwa

die

Anlage sich mit 66

Sind jährlich 2

5

in

Mill.

von 400

Zentner zu

Abständen von

l

km

stehenden

Zu

seiner Zeit betrugen die Frachtkosten

von Wien

M. pro Zentner und die Reise dauerte vier bis fünf Wochen.

vom Hundert

verzinst

und

in

Zeit

für die Fracht

von zwei Jahren bezahlt

am

Auf-

hindern wird.

In

XXI

Länge

hat.

den

Lokomotiven Taf.

km

verfrachten,

Baader glaubt, daß er mit seinen Eisenbahnen die Dampfschiffahrt

kommen

der

die Frachtkosten pro Zentner zu rund 50 Pf., die

Er rechnet daher aus, daß bei Einhaltung des üblichen Satzes

gemacht

in

abgesehen von den Schwierig-

kostet eine solche Eisenbahn

Mark.

so berechnet er die notwendige Leistung der

Wasserräder zu



ein sehr unregel-

Anlage der Eisenbahn

die

Atm. zu verdichten, die Baader gar nicht kennt.

keiten, die Luft auf 20

die

ist

Fällen, in

verwenden,

denen der Eisenbahnbetrieb Lokomotiven verlangt, die

mit

zeigt er, wie er sich diese

Druckluft

arbeiten.

In

den

Fig. 3

will er

und 4 der

Lokomotiven ausgeführt denkt.

Digitized

Die Eisenbahnen nach Josef

v.

Baader.

Auf einem Wagengestell befinden sich die Flaschen „von gutem Kupfer mit Reifen armiert*



und

unter 90°, der eine Welle mit einem Zahnrad

Bahn

Schiene seiner dreizeiligen

Abständen"

will er

befestigte

141 für die



gepreßte Luft

ein Zwillingsluftmotor mit Kurbeln

dreht,

das

Zahnstange

Kompressoren mit Luftbehältern

in

eine an

eingreift.

In

der mittleren „schicklichen

aus denen die Luft-

aufstellen,

flaschen nachgefüllt werden.

Lokomotiven mit Luftdruckbetrieb haben Verwendung gefunden

bei

Bahnen

von geringer Längenausdehnung, namentlich bei einigen Straßenbahnen, wie

in Paris,

Newyork und Chicago, auch soll,

wie bei der tunnelreichen Westbahn bei Paris, beim Bau des Gotthardtunnels,

Kohlengruben. geblieben,

Die Verwendung der Luftdrucklokomotiven

während

die

Noch weniger in

denen die Rauchbildung vermieden werden

in Fällen, in

Aussicht

gibt viele

ist

Dampflokomotive sich allmählich die ganze Welt erobert

ist

genommenen Beförderung von

Gegenden, wo der Ankauf und

es auch

Lasten durch Menschen.

Er meint: „es

die Unterhaltung der Pferde sehr kostbar, ist,

und

an wohlfeilem Brennmaterial und an Wasserkraft zur Anwendung auf

das Fuhrwerk gebricht, in

hat.

allgemeiner Gebrauch gemacht worden von der von Baader

dagegen an armen, nahrungslosen und unbeschäftigten Menschen Überfluß

wo

in

aber immer vereinzelt

wo

es aber

dennoch sehr erwünscht wäre,

allerlei

Produkte

der größten Menge so wohlfeil als möglich durch- oder ausführen zu können".

Dem Zug- und

Einwand, daß es schimpflich und barbarisch

Lasttier

sei,

den Menschen

zum

zu erniedrigen, begegnet er mit der Frage, ob es nicht einer

weisen Staatsregierung angemessener

sei,

„die Nahrung, Erhaltung

und Vermehrung

von Menschen zu befördern und zu begünstigen, auf einer bestimmten Fläche die möglichst große Anzahl von Menschen nützlich zu beschäftigen und gut zu ernähren, als

so viele Familien durch Pferde, welche zu ihrem Unterhalt denselben Grund und

Boden brauchen, verdrängen zu Die Fig. 5 auf Taf.

Eisenbahnfahrzeuge denkt.

XXI

lassen". zeigt,

wie er sich die von Menschenhand beförderten

Auf einem Wagen sitzen die Arbeiter, die mit einer dem

Rudern ähnlichen Bewegung den Wagen stangen,

die

sich

in

die

fortschaffen, unter

Zuhilfenahme von Haken-

Zähne einer dem Geleise entlang geführten Zahnstange

einhaken.

Solche Einrichtungen denkt er sich besonders vorteilhaft bei leichten Geleisen,

von ihm „mobile Eisenbahnen" genannt, die zu vorübergehenden Zwecken, Materialtransporten bei umfangreichen Bauten,

in

z.

B. bei

der Land- und Forstwirtschaft ge-

braucht werden können.

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Wilhelm Lynen.

142

Auf Tafel XXI hat er die Ausführung seiner Gedanken für die Fortschaffung

den Waldungen

von Holz

in

gestellen.

Der Arbeiter

zieht er sich mit

liegt

dem Stamm.

vorn auf

kleinen

auf

Rad-

dem Gelände

Je nach

Hakenstangen an Sprossen vorwärts, die zwischen den die Schienen

tragenden Längsbalken angebracht sind,

wenn das

Der Holzstamm

dargestellt.

sitzt rittlings

Geleise in einem Gefälle

Aus der großen

der Baaderschcn Vorschläge ergibt sich, daß er die

Fülle

Bedingungen des Betriebes und bahn gründlich durchdacht

oder er bremst die Geschwindigkeit ab,

liegt.

die Möglichkeiten der

Anwendungen

einer Eisen-

Er hat sich an eine Reihe von Aufgaben herange-

hat.

macht, von denen vielfach eine einzige genügt hätte, die ganze Kraft eines Menschen

zu verbrauchen,

bis sie

zu einer brauchbaren Lösung und allgemeinen Anwendung

gelangt wäre.

Dieses

Zuviel

an

Gedanken

es mit sich,

bringt

Aufgaben nach der technischen Seite hin

würde

unreif

daß die Lösungen seiner

und ungenügend

sofort auf die größten Schwierigkeiten, namentlich bei seinen

sind.

Baader

„pneumatischen

Kraftmagazinen", gestoßen sein, wenn er seine Einrichtungen hätte durchführen wollen. Er hat sich daher manchen herben Tadel von seinen Zeitgenossen zugezogen.

Am

schwerwiegendsten

ist

wohl die Äußerung Reichenbachs, daß seine Vorschläge

ungereimte und unausführbare Träumereien seien. keineswegs.

Vieles

ist

Ungereimt sind seine Absichten

später wirklich ausgeführt worden.

nur nicht so allgemein anwendbar,

Seine Vorschläge sind

Unausführbar sind

als er sie hinstellt.

sie

teil-

weise mit Rücksicht auf den damaligen Stand der Technik zu nennen. Seine Vorschläge sind unwirtschaftlich insoweit, als er sich den

Eisenbahnwesens zu

klein gedacht hat,

um

zunützen und einen ertragreichen Betrieb zu erhalten. mit einer Betriebskraft von 25 er seinen

einzigen

Zuge

Wenn in

die

fortgeschafft

es

So

will

er seine

Lokomotiven

Die jährlichen Transportmengen, die

ausstatten.

legt,

sind von einer Größe, daß sie heute von einem

werden können.

daher nicht zu wirklichen Ausführungen seiner Vorschläge weder

Deutschland noch

wisser

PS

Rechnungen zugrunde

Umfang des

großen Anlagesummen gehörig aus-

die

in

England gekommen

ist,

so war dies nicht die Schuld „ge-

Menschen, welche aus persönlicher Abneigung, aus Neid und Eifersucht

wichtigsten

und nützlichsten Erfindungen,

oft

ohne

alle

Kenntnis und nähere

Prüfung verdammen und, bloß des Erfinders wegen, auf jede Art zu unterdrücken suchen".

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Die Eisenbahnen nach Josel

Auch

ist

v.

Baader.

143

gekommen, daß man „nach Erlöschen seines Patentes neue und für England höchst wichtige Anwendung der Dampf-

es nicht dazu

an vielen Orten seine

maschinen eingeführt und Hunderttausende dadurch gewonnen und erspart Nicht „Umtriebe

kleinlicher

Eifersucht

hat'.

und persönlicher Gehässigkeit oder

Vorurteile", sondern die Macht der Verhaltnisse, die Schwierigkeiten der Einführung

des Eisenbahnwesens, das

Summe

eine große

Weise

bestehen

in

tausendfacher Weise in das Bestehende

von Vorbedingungen

konnte,

hinderte

erfüllt

sehen mußte, ehe es

Einführung

die

in

eingriff

und

ersprießlicher

Eisenbahnen

der

zu

Baaders

Lebzeiten.

Auf

alle

bahnwesens belebt

und

Fälle bleibt es aber sein Verdienst,

veredelt, der

daß er die Bedeutung des Eisen-

„durch das Handel und Industrie

richtig einschätzte,

Eigentumswert

aller

im

allgemeinen

Gründe, Güter, Waldungen, Fabriken und

Manufakturen gesteigert, ein größerer Uberfluß von Lebensmitteln

erzielt

und

die

Bevölkerung und der Nationalreichtum vermehrt würden."

Baader

trat

mit Wort und Schrift unerschrocken

führung der Eisenbahnen ein zu einer

noch wenig geweckt,

und man

ihrer

Zeit, als

und nachhaltig

für die Ein-

das Verständnis für ihre Bedeutung

Einführung mehr

feindlich

als

wohlwollend

gesinnt war.

Es konnte

München



am Abend

ein Trost für ihn

seines Lebens sein,

daß

in



er starb

am

20.

November 1835

seinem Heimatlande zuerst

in

in

Deutsch-

land eine Eisenbahn, von Nürnberg nach Fürth, eröffnet wurde, so daß er die Gewißheit hatte,

daß „die Früchte vieljähriger Bemühungen einer erfreulichen Reife und

segenvollen Ernte entgegengingen", wenn ihm auch das „zu schöne und beneidenswerte Los nicht

vom Himmel

Großen noch zu erleben und zu leiten".

vergönnt werden ihre nützliche

sollte, die

Anwendung

Ausführung seiner Ideen im in

seinem Vaterlande selbst

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Damptiyllndcr einer ptlliiichcn Siliiu-lljutflokomullve flwS).

Die neuen Schnellzuglokomotiven der Pfälzischen Eisenbahnen. Von Wilhelm Lynen.

Der der

bayerische Maschinenbau hat von jeher damit zu kämpfen gehabt, daß

Bezug von Rohstoffen, vor allem von Kohle und

und umständlicher war schätze bevorzugten

als für seine

F.isen, für ihn

Wettbewerber, welche

in

viel kostspieliger

den durch ihre Mineral-

Gegenden unseres deutschen Vaterlandes, insbesondere

in

Rhein-

land und Westfalen und in Schlesien gelegen sind.

Es bau

stets

ist

daher ein richtiges Bestreben gewesen, daß der bayerische Maschinen-

entweder Arbeiten bevorzugt

hat,

welche eine besonders sorgfältige Aus-

führung hinsichtlich der Baustoffe und der Werkstättenarbeit verlangen, oder daß er seine Maschinen in stättenarbeit,

solcher Ausführung

baute,

daß

besonders guten Gang auszeichneten

Güte der Arbeit wettbewerbsfähig bleiben

So haben

die



sie

sich

durch genaue Werk-

kurz gesagt, daß er durch die

wollte.

Betriebsdampfmaschinen der Augsburger Maschinenfabrik

der Textilindustrie des Rheinlands überall festen Fuß gefaßt.

in

Die Gasmaschinen der 10

Wilhelm

140

Nürnberger Maschinenfabrik haben sich

l.yneri.

in

und

Lothringen

Lokomotivbau

in

in

So

Wettbewerbs benachbarter Maschinenfabriken, eingenistet.

Westfalen, hat

trotz

des

auch lerner der

Bayern von jeher eine große Bedeutung erlangt und eine führende

Rolle gespielt.

Bei

Bahn

dem Wettbewerb um

hat die Lokomotivfabrik

Preis mit

ihrer

J.

Entwürfe

ausstellung im Jahre 1867 hat die damals

mit ihrer Lokomotive Nr.

die

I

Ruf hoch gehalten, so daß liefert

das

in

für

A. Maffei

in

Lokomotive Bavaria errungen.

sie

Lokomotiven

die

der Semmering-

München im Jahre 1854 den

ersten

Gelegenheit der Pariser Welt-

Bei

kaum gegründete Lokomotivfabrik Krauß* Co.

große goldene Medaille im Oktober

l')05 ihre

erstritten

und seitdem ihren

fünftausendste Lokomotive abge-

Namentlich durch die Einführung des Krauß-Helmholtzschen Drehgestells,

hat.

mehr

als

1500 Ausführungen

Fabrik große Verdienste

um

in

fast

allen Erdteilen benützt wird, hat sich die

die Steigerung der Sicherheit

und der Leistungsfähigkeit

der Lokomotiven erworben.

Zur Kennzeichnung des heutigen Standes des bayerischen Lokomotivbaues

möge

die

Aufmerksamkeit auf die Schnellzuglokomotiven der Pfälzischen Eisenbahnen

gelenkt werden, welche nicht allein

in

ihrer

Durchbildung den Anforderungen der

neuesten Zeit entsprechen, sondern sich zurzeit dadurch auszeichnen, stärksten

Lokomotiven

sind, welche

daß

sie

die

im europäischen Schnellzugdienst verkehren.

Bisher hatte die Lokomotivfabrik

J.

A. Maffei mit ihren auf den Strecken der

badischen Eisenbahnen laufenden Schnellzuglokomotiven bereits diese führende Rolle gespielt;

mit ihren jüngst an die Pfälzischen Eisenbahnen

gelieferten

Lokomotiven

hat sie sich selbst überboten.

Die den Rhein entlang ziehenden Eisenbahnlinien haben eine große Bedeutung für

den wichtigen Verkehr von Norddeutschland, England, Holland und Belgien nach

der Schweiz und

Italien.

sichtlich der Schnelligkeit

Sie haben von jeher

den starken Strom der Reisenden, der leiten

und darin zu Abkürzung.

in

dieser Richtung

fließt,

in

ihre

Linien

um zu

erhalten.

Die Pfalz bedeutet reiche

große Anstrengungen gemacht hin-

und Bequemlichkeit der Beförderung der Fahrgäste,

Das

für diesen

gebirgige,

Verkehr eine bedeutende aber auch hindernisschluchtenreiche

Zulassung großer Steigungen und starker Krümmungen

in

Land

läßt

sich

nur unter

den Bahnlinien durchqueren.

Die fortwährenden Steigerungen des Zuggewichtes und der Fahrgeschwindigkeiten machte die Aufrechterhaltung des

rechtsrheinischen

Eisenbahnlinien

Wettbewerbs mit den günstiger liegenden

schwieriger

und

verlangte den

Bau besonders

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Schnellzugslokomotiven der Plalrbahncn.

147

leistungsfähiger Lokomotiven, welche vor allem das Einlegen von Vorspannlokomotiven

zur Zeit des starken Reiseverkehrs unnötig machten.

Die neuen Lokomotiven,

welche

Dienst der Pfälzischen Eisenbahnen

von Eigentümlichkeiten aus, so daß es die Ergebnisse

einem

etwa

seit

stehen,

Jahr

angestrengtem

in

zeichnen sich durch eine große Zahl

sich verlohnt, sie näher zu beschreiben

von Versuchen, die im Herbst des Jahres IW5

und

worden

angestellt

zu besprechen.

sind,

Äußerlich

die in Fig.

ist

daß der Kessel hoch die Standfestigkeit keit zur

1

Lokomotive dadurch gekennzeichnet,

dargestellte

Dies bringt einen ruhigeren

liegt.

Die Dampfmaschine

Maschine gefördert.

als

ist

Gang

ohne daß

die Zugänglich-

Vierzylinder-Verbundmaschine

mit Rundschiebern an allen vier Zylindern ausgeführt und artige

mit sich,

Auch wird

der Lokomotive ungenügend wird.

wird durch eine eigen-

Heusinger-Steuerung gesteuert.

Der Rahmen

ist

als

Barrenrahmen aus Schmiedeeisen mit

allseitig bearbeiteten

Flächen gebaut.

Die Rauchkammertür und das Führerhaus sind nach vorn zu kegel- bzw. schneidenartigen Gebilden ausgestaltet worden, damit bei

den hohen Betriebsgeschwindigkeiten von 90

erfolgt.

Anteil

Der Luftwiderstand

am Gesamtwiderstand

hat bei

das Durchdringen der Luft

100

bis

km

der Stunde leichter

in

großen Geschwindigkeiten weitaus den größten

der fahrenden Lokomotive, und seine Verminderung

ist

von besonderer Wichtigkeit. Die Lokomotive ruht auf fünf Achsen bzw.

Gewicht von 74,3 Tonnen ohne Überschreitung höchsten Raddrucks aufgenommen wird.

besonderen Drehgestell untergebracht. der Dampfmaschine abgeleitet. achse, an welcher die

maschine angreifen.



zehn Rädern, damit das große

des

gesetzlich

vorgeschriebenen

Die beiden ersten Achsen sind

im Bilde schrägstehenden

Die zweite

in

einem

Auf das nächste Achsenpaar wird die Kraft

Die erste der beiden großen Achsen

Achse

ist

die



ist

die Treib-

Flügelstangen der

Kuppelachse,

welche

zur

DampfUnter-

stützung der Treibachse dient und mit ihr durch die wagerechte Kuppelstange ver-

bunden

ist.

Diese beiden Achsen liegen vor der Feuerkiste der Lokomotive, so daß

die Feuerkiste breit, über die

aufgestützt

Räder

seitlich

hinausragend, gebaut und auf den

Rahmen

werden kann.

Durch diese Bauart der Feuerkiste kann der Rost kurz gehalten und dadurch der

Dienst

des

Heizers

Kessels erreicht werden.

erleichtert

werden,

auch kann eine

Hinter der Feuerkiste

ist

die fünfte

gute

Lagerung des

Achse angeordnet, so 10«

Wilhelm

148

daß

Lokomotive

die

wenig

nur

Schwingungen der Lokomotive

Um

starke

Krümmungen

leicht

keit erteilt

worden, sich

um

Der wichtigste schöpft,

l.yncn.

hohen

bei

Radbasis

die

m

werden.

dieser Achse die Möglich-

ist

Lokomotive, der Behälter,

kommt

Es

ausmacht.

aus

dem

ihre

sie

Kraft

daß eine bestimmte Rostfläche aus-

darauf an,

Kohlenmenge verbrannt werden kann.

Die Lokomotiven haben eine Rostfläche von 3,8 1,85

gefährliche

vermieden

einige Zentimeter quer zur Lokomotive zu verschieben.

geführt wird, so daß auf ihr die erforderliche

und die Länge

und

hinausragt

Geschwindigkeiten

durchfahren zu können,

Teil der

der Kessel.

ist

über

qm

Dies sind die

erhalten, wobei die Breite 2.06

Abmessungen

m

einer kleinen Stube.

Auf der Fläche eines Quadratmeters können infolge des Arbeitens mit künstlichem Luftzuge, der

in

der

Rauchkammer

säule erzeugt, bis zu 500 kg

Kohlen

in

eine Luftverdiinnung von einer Stunde

75- KH)mm Wasser-

verbrannt werden.

kann man sich einen Begriff machen, welche Arbeit dem Heizer

Lokomotive mit

voller Kraft die

Der Rost

bildet

zufällt,

Hieraus

wenn

die

Reisenden ihrem Ziele zuführt.

den Boden einer aus Kupferblech hergestellten Kammer, der

sog. Feuerkiste.

Dieselbe hat eine

zu ihrer Decke.

Die kupferne

Höhe von

Feuerkiste

1,80

m, gemessen von dem Rost

allseitig

ist

von Wasser umgeben.

bis

Sie

dem eisernen Feuerkistenmantel. Die Wände sind durch Stehbolzen gegeneinander abgesteift, so daß der Druck des Wassers die Wände nicht ausbeulen kann. Die Fuge zwischen den beiden Kammern ist unten durch einen zwischengenieteten dicken Rahmen versteckt,

wie eine Schachtel

einer anderen, in

in

einander gegenüberstehenden

Die Wandflächen

schlossen.

geeignet, die

Wärme

der

der über

inneren Feuerkiste sind

dem

in

vorzüglichster Weise

Rost lagernden glühenden Kohlen und der über

denselben befindlichen, bis 1500° heißen Gase durch Leitung und Strahlung

aufzunehmen. Eine feuerberührte Fläche von bietend,

Wärme dieser

leiten in

sie

etwa ein

das Wasser über.

Form

Krauß & Co.

sind

Drittel der

qm dem

13,8

Die Kessel haben eine breite und

sehr gute Erfahrungen gemacht worden

gelieferten

Feuerkiste.

tiefe

an den von

Vorgeherinnen der besprochenen Lokomotiven.

gase werden aus der Feuerkiste herausgeführt,

Vorderwand derselben 285

glatte

in

sich

Eingang der Wärme dar-

durch Verbrennung der Kohle entstehenden

Siederohre

indem von dem oberen

von 54

welche im Wasserraum des Langkessels liegen und

in

mm der

lichter

Weite

Mit

der Firma

Die HeizTeil

der

abgehen,

Rauchkammer ausmünden.

Die Siederohre haben eine feuerberührte Heizfläche von 209,2 qm.

Man kann

rechnen, daß ein

Lokomotivkessel

bei

günstigen

Verhältnissen,

namentlich bei hoher Fahrgeschwindigkeit und dementsprechender starker und gleich-

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Wilhelm Lynen.

150

mäßiger Feucranfachung, 55

60 kg Dampf auf den Quadratmeter Heizfläche

bis

Stunde erzeugt, daß also die Lokomotive bei äußerster

Anstrengung stündlich

vorrat von 20

cbm im Tender

in

bis

zu 13000 kg Dampf erzeugen und ihren Wasser-

der Zeit von anderthalb Stunden verbrauchen könnte.

m

Die Siederohre werden nicht auf ihre ganze Länge von 4,65

bildung benützt, sondern auf eine Länge von 0,87 Oberhitzer eingebettet. Dies

nach

ist

m

sind sie

geleitet, die

in

zugehen, ehe er

Durch das Vorüberstreichen über

Dampf durch das

dem Wasser

entblößten Siederohrc hinweg-

die heißen Siederohre wird einmal die im

von Wasserblasen beim Sieden enthaltene Feuchtigkeit

Mitreißen

lierausgetrocknet und

außerdem wird ihm noch eine gewisse Wärme

ihn über den Sättigungszustand hinausbringt,

beim Auftrefien auf kältere Metallwände

Rauchkammer kann

ein

des

ihn überhitzt,

Dampfzylinders Feuchtigkeit

zum Schluß

Der Pielock-Überhitzer

hitzerkasten

sind.

Wenn

bis

derselben.

steht,

füllt

man den Über-

dadurch die Rohre im Innern desselben gegen

weil

Trotz dieser Vorsichtsmaßregel treten an den Loko-

motiven der Pfälzischen Eisenbahnen Anfressungen

der Siederohre auf, soweit sie

getroffen werden, deren Ursache noch nicht aufgeklärt

Die Rauchkammer,

Länge, damit die Heizgase

Die

300 Grad Celsius vom

hat den Vorteil, daß keine besonderen Oberhitzerrohrc

Lokomotive im Schuppen

die

mit Wasser auf,

Abrosten geschützt werden.

vom Dampf

die

nieder-

bestimmter Grad der Überhitzung erreicht werden.

Dampftemperatur beträgt durchschnittlich 290 bis

mitgeteilt,

so daß er nicht mehr

Wahl der Einbaustelle zwischen der Feuerkiste und der

die richtige

Anfang der Fahrt

durch

das Rohr gelangen kann, welches ihn den Lokomotivzylindern zuführt.

in

Durch

hindurch-

enthält,

Schlangenlinien quer über die innen von den

Heizgasen durchflossenen und außen von

einzubauen

Kammer

im Innern eine Anzahl passend aufgestellter Scheidewände

welche der Dampf gezwungen wird,

gerissene

von Schmiedeeisen

durch dessen Stirnwände die Siederohre dicht hindurchgesteckt sind. Der

Fig. 2,

erzielte

zur Dampf-

einen Pielockschen

in

ein allseitig geschlossener Kasten

im Kessel erzeugte Dampf wird vom Dampfdom aus durch diese

schlägt.

in einer

— bei einer Gesamtheizfläche von 223 qm —

in

in

welche die Siederohre

derselben ihre Geschwindigkeit mäßigen und die mit-

Auch kann

Flugasche ablagern können.

Asche darin ansammeln, ehe

ist.

einmünden, hat eine große

sie

die

unteren Reihen

sich

eine

beträchtliche

der Siederohre

Menge

abdeckt

und

damit unwirksam macht.

Die Rauchkammer

enthält

zylindern und die Abdampfleitungen

die

Frischdampfleitungen

zu

den Hochdruck-

von den Niederdruckzylindern, welche

in

ein

SchiiellzuKslokomotiven der Pfal/bahnen.

Blasrohr ausmünden, aus in

starken Wirbelungen

Heizgase

fortreißt

und

hinter sich erzeugt. frische Luft

ziehend, die

austritt,

zum

Rauchkammer wieder

nicht in

in

der

in

der

Rauchkammer

befindlichen

wodurch er eine

Rauchkammer

ist

Luftleere

die Veranlassung,

daß

durch den Rost hindurchdringt und, durch die Siederohre

Die Dampfmaschine

kommt

so daß er die

Schornstein hinaustreibt,

Diese Luftleere

von außen

151

welchem der Abdampf mit großer Geschwindigkeit und

ist

als

anfüllen

will.

Verbundmaschine ausgeführt.

Der Arbeitsdampf

einem einzigen Zylinder zur vollen Ausdehnung, sondern

in

einem

kleinen Zylinder dehnt er sich bis zu einer gewissen Stufe aus, wird dann in diesem

Zustand aus diesem Zylinder entlassen und in

welchem Die

zylinder

ist

er seine

Ausdehnung

Arbeitsweise

mit

umständlicher, als

arbeiten ließe.

einem

als

in

einen größeren Zylinder eingefüllt,

Auspuffspannung vollendet.

Hochdruckzylinder und

wenn man den Dampf

Sie hat aber den Vorteil, daß die

Metallwänden der beiden Zylinder fallen,

bis auf die

viel

geringer

in

einem Niederdruck-

einem einzigen Zylinder

Temperaturschwankungen bei

jedem

Spiel

wenn man den vom Kessel kommenden Dampf, der mit

in

den

der

Kolben aus-

15

Atmosphären

Wilhelm Lynen.

152



ohne Überhitzung mit 200° C

bis auf etwa 105°

C



heruntersinken

Außerdem wird kanäle, Deckel, Kolben

erreicht,

den Arbeitszylinder

in

eintritt,

in

demselben

läßt.

daß der heiße Dampf nur mit den Wänden der Dampf-

und der Kolbenlaufläche des kleinen Hochdruckzylinders

vom Frischdampf

rührung kommt, so daß der Vorteil sich verdoppelt: die Flächen sind kleiner und die Temperaturschwankungen

in

Be-

berührten

den Flächen sind geringer.

in

So wird an den Flächen von Hoch- und Niederdruckzylinder zusammen weniger Feuchtigkeit aus dem Arbeitsdampf niedergeschlagen, in

einem einzigen Zylinder

menge

arbeitete,

gespart, die sonst für eine bestimmte Leistung der

Genau denselben Zweck der Dampfersparnis hitzung des Dampfes, nur daß

Umgebung

einwirkt.

Am

man

meisten

als

wenn der Dampf

und es wird nicht unbeträchtlich an der Dampf-

hierbei ist

Lokomotive verbraucht wird.

man

verfolgt

den Dampf

auf

die Cberhitzung bei

bahnen eingeführt, die zurzeit 217 Heißdampflokomotiven

selbst,

mit

der Über-

nicht

auf seine

den Preußischen Staatsaller

Art im Betrieb und

270 Stück im Bau haben. Fs besteht zwar die Möglichkeit, die Überhitzungswärme zu einem größeren Betrage

in

Arbeit

umzuwandeln

Sättigung zugeführt wird, doch

Dampfersparnis

als

als die ist

Erscheinung,

die

Feuchtigkeit an den Metallwänden

Wenn Vorgängen an

nun, wie

richtiger

in

ist

bis

zu seiner

daß

der

Dampf

überhitzte

des Zylinders niederschlägt

den Pfälzischen

als

viel

weniger

der Sattdampf.

Lokomotiven, von beiden vorteilhaften

Gebrauch gemacht wird, dann kann eine beträchtliche Ersparnis

Dampf und an Kohle Dies

Wärme, welche dem Dampf

dieser Vorteil nicht so sehr von Einfluß auf die

erreicht werden.

ganz besonders wichtig

für

Lokomotiven, einmal weil

sie sich ihren

Kohlen- und Wasservorrat selbst mitschleppen und hierzu einen Teil ihrer Kraft aufzehren müssen, dann aber auch,

weil

sie

in

ihren

Abmessungen durch

die

vor-

geschriebenen Umgrenzungslinien und das Bedürfnis nach genügender Beweglichkeit in

Geleiskrümmungen eingeschränkt sind und heute

Grenzen der zulässigen Abmessungen angekommen ihrer Leistungsfähigkeit

in

den Ausführungen an

sind,

ohne gleichzeitige Vergrößerung

so ihrer

die

daß die Steigerung

Abmessungen und

Gewichte von der größten Wichtigkeit gegenüber den fortwährend sich steigernden Verkehrsansprüchcn Es

hält

ist.

überaus schwer, unter gleichen Bedingungen Vergleichsfahrten mit

Lokomotiven zu machen, arbeitet,

in

so daß das genaue

denen der Dampf

Maß

in

den verschiedenen Gebrauchsweisen

der Überlegenheit der

Anwendung von Verbund-

SchnclIzuKslokomotiven der Pfalzbahnen.

153

und Heißdampfwirkung über die früher allgemein übliche Zwillings-Naßdampfwirkung schwer angebbar ihrer

Versuche

Die Pfälzischen Eisenbahnen haben noch nicht das Ergebnis

ist.

Auf den preußischen Staatsbahnen

festgestellt.

ist

vielfach eine größere

Leistungsfähigkeit und Sparsamkeit der Heißdampf-Zwillingslokomotiven gegenüber

Naßdampf-Zwillings- und Verbundlokomotiven Fahrzeiten

erzielten

die

ersparnis von 10 bis 25

Vergleichszüge

festgestellt

worden. Trotz geringerer

Heißdampflokomotiven

mit

H. und eine Wasserersparnis von etwa 35

v.

eine v. H.,

Kohlendie

auch

gegenüber Vierzylinder-Verbundlokomotiven aufrecht erhalten wurde.

Fig.

Wie geordnet.

Kopfleiste

die

zeigt,

sind

Die zwei Hochdruckzylinder

.1.

die

vier

von 360

Stück zusammengegossen und liegen innen.

Dampfzylinder nebeneinander an-

mm

Durchmesser sind zu einem

Die Niederdruckzylinder von 590

mm

Durchmesser sind außerhalb des Rahmens angebracht.

Dadurch

ist

wenn

auszuführen, als 2,7

es möglich,

den Durchmesser der Niederdruckzylinder größer

nach innen verlegt werden, und den Kolbenhubraum etwa

sie

mal so groß zu machen

als

den des Hochdruckzylinders.

sind bei gleichen Füllungen auch die Arbeiten gleich,

und dies

führt zu

in

Bei diesem Verhältnis

den beiden Zylindern annähernd

einer einfachen Ausbildung der Steuerung, die in Fig. 3

Nur von dem Gangwerk der beiden äußeren Zylinder werden Be-

dargestellt

ist.

wegungen

abgeleitet, die

auch



unter Vermittlung der kurzen Querwellen

den inneren Schiebern abgeleitet werden.



nach

Infolgedessen machen die beiden Schieber

einer Lokomotivseite Ausschläge, die nur nach der Größe des Hubes verschieden

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Wilhelm Lyncn.

154

kommen

sind; sie

aber zu gleicher Zeit

gleichen Endlagen.

in die

Da

Kurbeln unter 180° stehen, so gelangen die Kolben zu gleicher Zeit gesetzten Endlagen.

nach den

Nun kann

die zugehörigen

die entgegen-

in

aber doch mit den obigen Schiebern der Arbeitsdampf

man

entgegengesetzten Zylinderseiten abgeleitet werden, wenn

dem anderen

einen Schieber von der Mitte,

Man

ihn

dem

Schieber von außen zuführt.

wählt die innere Einströmung auf der Hochdruckseite,

weil

dann

die

Hochdruckschieber außen von schwach gespanntem Dampf umspült und die Stopf-

büchsen der Schieberstangen

leicht

abzudichten sind.

Diese wesentliche Vereinfachung der Steuerung rechtfertigt die Verlegung

des Hochdruckzylinders

das Innere des Rahmens, trotzdem hierbei die schweren

in

Gangwerke der Niederdruckzylinder und

die

von ihnen verursachten Massenkräfte

größere Hebelarme erhalten und dadurch einen etwas unruhigeren Gang der Lokomotive veranlassen. infolge

Dieser Nachteil

komm»

um den Gang

angebracht sind, Blick auf die Fig.

1

erkennen

um

so weniger

auftritt,

weil

sonst

für

die Ableitung

alle

Betracht, als

hohe Umdrehungszahlen, wie

so ist

der

es

Schieber

als

daß nur geringe

wichtig,

Wärme und

der Schieber unüberwindliche Schwierigkeiten macht.

motiven sind daher

in

den Lokomotivrädern

der Lokomotive befriedigend zu gestalten, wie ein

den pfälzischen Lokomotiven vorkommen,

Schieberreibung

in

läßt.

Bei der Ausbildung der Steuerungen sie bei

aber

der vier Zylinder ohnehin geringe Gegengewichte

Bei

die

Schmierung

den betrachteten Loko-

Kolbenschieber mit doppeltem Einlaß und mit

doppeltem Auslaß ausgeführt. Die Kolbenschieber verursachen geringe Reibung, leicht dicht

zu halten wie die Flachschieber, und dies führt

sie

leicht

sind

aber nicht so

zu Dampfverlusten.

Durch gute Werkstättenarbeit, namentlich durch eine Formgebung der Schieber, welche ein Verziehen unter

dem hohen Druck und den hohen Temperaturen

meidet, durch gut gearbeitete Dichtungsringe

und durch

zeitweilige Prüfung

und

allfallsige

ver-

kann der Dampfverlust eingeschränkt

werden, besonders wenn im Betrieb gutes Heißdampföl

zum Schmieren verwendet

Nacharbeit der Dichtungszustand der

Kolbenschieber gut erhalten wird. Eine wichtige Sorge bei der Durchbildung der Schiebersteuerungen schnell laufender Lokomotiven

ist

die

Beachtung der Massenwirkungen der Steuerungsteile.

Bei der vorliegenden Steuerung sind in der Steuerwelle

tragungswellen Bauteile

eingefügt,

und

in

den beiden Über-

den

inneren Schiebern

welche unter der Schieberreibung und den

Massenkräften auf

von dem

außenliegenden Gangwerk

nach

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SchnellziiKslokomotivcn der Pfnlzbahncn.

Verdrehung beansprucht werden, und welche nachgeben und

flächen

teilen

in

sie

nicht,

wie im

großen Durchmessern ausgeführt und dadurch unnachgiebig

Die besonders stark belasteten Gewerkbolzen haben große Lauf-

und besonders geeigneten Bei der

155

den großen Längen beträchtlich

Dampfverteilung verschlechtern können, wenn

die

vorliegenden Falle,

gemacht werden.

bei

Stoff in

den Buchsen erhalten.

Anordnung der Schmiergefäße, welche

selbst angebracht

werden müssen,

die reibenden Teile

große

geschmiert werden,

ist

Die Anordnung

die

Wärme

erzeugen, wenn

Wahl der

der

vier

weil bei den

auf den

bewegten Steuerungs-

großen Fahrgeschwindigkeiten

sie

nicht

ständig

und

reichlich

richtigen Anhringungsstellen wichtig gewesen.

Zylinder

welches den Rahmen wirksam diagonal

nebeneinander gibt

versteift,

dem

ein starres

Ganzes,

Kessel eine feste Stütze bietet

und eine gute Verbindung zwischen der Lokomotive und dem vorderen Drehgestell ermöglicht.

Die

Dampfwege

sind

kurz,

und das Ganze der Zylinder und Schieber-

kasten hat eine verhältnismäßig kleine äußere Oberfläche und kann gut gegen Strah-

lung geschützt werden, so daß die

Wärme

gut zusammengehalten und der Dampf-

verbrauch ermäßigt wird. Diese Anordnung der vier Zylinder steht im Gegensatz zu der vorwiegend an französischen Lokomotiven ausgeführten Anordnung der Zylinder

in

zwei Gruppen,

Wilhelm l.ynen.

I5f»

System de Glehn,

bei

welchem

die Dampfverteilung im Niederdruckzylinder beliebig

gewählt werden kann gegenüber

dem Hochdruckzylinder. Hub 600 mm beträgt, wirken

Die vier Dampfkolben, deren

welche die Fig. 4 erkennen

ein,

Nur

Nickelstahl geschmiedet. fähig,

Diese Welle

läßt.

allerbester Baustoff

ist ist

Welle

Inanspruchnahme

der hohen

welche die Welle unter den gleichzeitig von den Dampfkolben und von den

Stößen der Räder gegen die Schienen auftretenden Kräften auszuhalten

Würde man nur

eine Treibachse,

keine Kuppelachse

am Zughaken wirkende

die Wellenlager nur die

Kolbenkräfte würden dann

hat.

der Lokomotive

an

Drehmoment an der Welle erzeugen,

haben, so würden gleiche Kolbenkräfte nur ein

und

eine

auf

aus einem Stück Kruppschen

Die

Kraft aufzufangen haben.

der Hauptsache von den Kurbelzapfen, nicht von den

in

Wellenlagern aufgefangen werden.

Die Kurbelzapfen können aber, ohne

warm

zu

laufen, eine größere Belastung ertragen wie die Wellenlagerzapfen, weil sie mit größerer

Geschwindigkeit durch die Luft geführt und dadurch besser abgekühlt werden.

So lange

ist

mit der Reibung

auf der Fahrt in ebener Strecke die Lokomotive

um

an den Treibrädern auskommt,

den Widerstand

am Zughaken

dieser Vorteil auch an der ausgeführten Lokomotive

handen und der Gang derselben

zu

ein leichter.

Sobald die Kuppelräder wesentlich an der Kraftübertragung

werden

die Lagerbelastungen wesentlich höher,

keit unter

überwinden,

mit einer Kuppelachse vor-

doch bleiben

beteiligt

sind,

noch eine Kleinig-

sie

den Beträgen, welche die de Glehnsche Anordnung veranlaßt.

In

der Fig. 5 sind die Räder der Lokomotive so gezeichnet, als wären

an ihrem unteren Scheitel

in

einem Gelenk gelagert,

um

auffallend

sie

zum Ausdruck

zu bringen, daß für den betrachteten Augenblick diese Scheitelpunkte durch die

Reibung an den Schienen festgehalten

Der

sind.

eigenartigste Teil der Lokomotive

ist

der

in

Fig. 6 dargestellte

Rahmen,

welcher den Kessel und die Dampfmaschine trägt und die Achsen der Räder auf-

nimmt.

Er

ist

als sog.

Barrenrahmen ausgeführt.

amerikanischen Bahnen ausschließlich

in

Diese

Gebrauch.

Rahmen

sind auf den nord-

Die Lokomotivlabrik Malfei hat

der Bayerischen Staatsbahn etwa 50 Lokomotiven mit Barrenrahmen geliefert, nach-

dem

diese Verwaltung

ihre Studien zu

Mit der

im Jahre

sich

Baldwin Locomotive Works

in

1899 amerikanische

Philadelphia hatte

kommen

Lokomotiven von den

lassen,

um

an denselben

machen.

Verwendung von Barrenrahmen, welche

die größte Zufriedenheit der

Bayerischen Staatsbahn erlangt und auch bei den Pfälzischen Bahnen sich schnell

Digitized by

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Schtu-ll?ii|{»lokoinotiven der Pfalzbahnen.

beliebt

gemacht haben, so daß auch

Barrenrahmen

bestellt hat, ist

gung von zwei Wegen

nach mehr

erfolgt,

als 40jähriger

Trennung

neuen Lokomotiven eine Wiedervereini-

welche zu guten Lokomotivkonstruktionen führen.

Zu Beginn des Lokomotivhaus wurden sowohl Barrenrahmen angewandt, welche gelegt

157

die badische Staatsbahn bei

in

Gestalt

in

Europa

als

auch

von einfachen Gabeln

um

in

Amerika

den Kessel

waren, an welchen die aus Blechstücken hergestellten Achshalter befestigt

wurden.

Später ging

man

in

Amerika dazu über, auch

die Achshalter

in

Barren-

Wilhelm Lynen.

158

stücken anzuschweißen, während

man

in

Europa Rahmen und Achshalter aus starken

Blechptatten herstellte.

Der Vorzug des Barrenrahmens bei der auf ist

ein

dem

Geleise stehenden Lokomotive über die

den Betrieb

für

der großen Übersichtlichkeit, die er

liegt in

inneren Teile gibt.

schwerwiegender Vorteil, besonders bei

innen

Dies

liegenden

Dampfzylindern, da bei kurzen Aufenthaltszeiten auf Zwischenstationen eine schnelle

Gangwerks ermöglicht

Prüfung des

Die geometrisch genaue

wird.

Gestalt

des

Rahmens macht den Zusammenbau der Lokomotive, den Anbau der tragenden und führenden Teile des Gangwerks und der Steuerung einfach und billig und gibt eine größere Genauigkeit,

als

sie

beim Anpassen

und Anprobieren an

arbeiteten Seitenflächen der Plattenrahmen erzielbar

Der Nachteil des Barrenrahmens besteht stellen,

aus

in

die

ist.

Der

Blechen herausgearbeitete Plattenrahmen hat keine Schweißfugen.

Ein

gebrochener Plattenrahmen kann leichter wiederhergestellt werden

Wenn

rahmen.

be-

der Schweiß-

deren Güte und Fehlerlosigkeit nicht so ohne weiteres gewährleistet

vollen

nicht

ist.

dem Vorhandensein

als

ein Barren-

Barrenrahmen unbrauchbar wird, geht eine große und teuere

ein

Werkstättenarbeit verloren.

Um bearbeitet

eine

die

möglichst große Sicherheit zu

haben

bleiben könnten.

vorgekommen

ist

nicht imstande

zu bearbeiten

es

ihr

gelungen, daß bis

als bei

fällt

ist,

so

sorgfältige Pake-

viel

Rahmen

ausfallen als

noch kein Rahmenbruch

gleichzeitig auf einer

Plattenrahmen, bei denen

die Kosten der

man

bis

Werkzeugmaschine

zu 12 übereinandergelegte

Anderseits wird ein Teil dieser Mehr-

wieder eingespart durch den leichteren

daß schließlich

jetzt

teurer in der Herstellung aus als ein Plattenrahmen,

Platten gleichzeitig fräsen oder stoßen kann.

Zusammenbau der Lokomotive, so

ganzen Lokomotive beim Barrenrahmen nicht höher

beim Plattenrahmcn.

Der sonst nicht

Durch

Rahmen.

ist.

Der Barrenrahmen

man

kosten

Baustoff,

der Eisenblöcke, durch gute Schulung ihrer Arbeiter, durch gute Aufsicht

bei der Schmiedearbeit

weil

bezug auf den

werden und welche deshalb roh

Die Kosten der Bearbeitung dieser Flächen sind gewissermaßen

eine Versicherungsgebühr gegen den Bruch der

tierung

in

der Barrenrahmen, auch die

Firma Maffei die sämtlichen Flächen

inneren, an welchen keine Maschinenteile befestigt

bei

Barrenrahmen gerügte Nachteil, daß

genügend ausgebildet werden können,

nicht vorhanden.

ist

bei

die Querversteifungen

den vorliegenden Lokomotiven

Die vier Dampfzylinder geben eine wirksame Versteifung ab,

die

Schnellzugslokomotiven der Pfalzbahnen.

durch

am

159

hinteren

Ende des Rahmens

Ferner sind zwischen den Enden des Rahmens noch die Gleitbahn-

unterstützt wird.

träger

Ausbildung des Zugkastens

kräftige

eine

und Pendelbleche

die

für

Abstützung des Langkessels vorgesehen, welche

auch zur Versteifung des Rahmens beitragen, die bei einer etwaigen Entgleisung der

Lokomotive wichtig

ist.

Die Lokomotiven sind mit einer Reihe von Vorrichtungen ausgerüstet, damit der Führer die Verbrennungsvorgänge,

das Anfahren und Halten

Um

leicht

die

Schmierung der Schieber und Kolben,

und sicher beherrscht.

das namentlich auf Bahnhöfen lästige Qualmen zu vermeiden, sind

tritt

wenn

ein,

ausstoßen

und

vorhanden

ist.

aufgelegten Kohlen

die frisch

ihre

leicht

nun eine nach dem Aufwerfen von Kohlen genügende und mit

Fortschreiten in

in

einzutreiben, wird

beim Offnen der Feuertür

besonderes Ventil geöffnet, welches so lange Kesseldampf die Feuertür wieder

hälter einläßt, bis

Schluß der Feuertür durch drei Düsen

in

welche die Rauchmassen durchdringt und entwichen

ist,

desto

in

geschlossen wird.

dem

mehr

sie verbrennt.

läßt

selbsttätig

und

Dampf

tritt

ist

nach

reißt Luft mit sich,

mehr der Dampf aus

Je

Düsenwirkung und das

die

ein

einen besonderen Be-

Dieser

die Feuerkiste ein

einblasen nach, und die Größe des Dampfbehälters

Luft-

so bemessen, daß ungefähr

Entgasung der Kohlen und das Einblasen der Luft aufhören.

Während der breit

in

der Entgasung der Kohlen abnehmende Luftmenge über

die Feuerkiste

gleichzeitig die

der Rauchkammer

deren Verbrennung nicht genügend Luft

Rost

Behälter

vergasenden Bestandteile

zu

Um

dem

dem

die

Das Qualmen

Lokomotiven mit Rauchverbrennungsapparaten nach Staby versehen.

ausgeführt und

Fahrt

ist

zwei

mit

es

von großer Wichtigkeit, daß die Rauchkammer

Feuertüren

versehen

ist.

Durch das abwechselnde

Schüren gibt es immer eine gut durchgebrannte Feuerhälfte, Luitüberschuß vorhanden aufsteigende Rauch

zum

in

welcher ein gewisser

ist,

so daß der aus der frisch bedeckten, schwarzen Hälfte

Teil

auch mit Hilfe der heißen, luitgetränkten Flammen der

rotglühenden Hälfte des Feuers verbrannt wird, wodurch die Wirkung des Rauchverminderers

Mengen und

in

in

erwünschter Weise unterstützt wird, wenn die Kohlen

in

großen

kurzen Pausen aufgeworfen werden müssen.

Zur Verminderung des Funkenauswurfs aus dem Schornstein scher Funkenfänger

in

die

Rauchkammer

eingebaut.

ist

An demselben

ein ist

Sturmdie

An-

bringung von zwei beweglichen Gitterwänden eigentümlich, die mit Hille eines kleinen Dampfzylinders mit Kolben geschlossen werden, sobald Arbeitsdampf kasten der Lokomotive eingelassen wird.

in

die Schieber-

Wilhelm Lynen.

160

Wenn

der

Dampf von den Schieberkasten abgesperrt wird

der Lokomotive

stand



also bei

Still-



im Bahnhof oder im Schuppen, oder bei einer Talfahrt

öffnen sich diese Gitterklappen von selbst, so

daß der Schornsteinzug nicht mehr

durch die Maschen der Gitter behindert wird.

Durch den

beim Schließen

die Gitterwände

der

Klappen

an

ihren

Selbstreinigung der Maschen von darin festgehaltener Asche

erzeugung erwünscht

anprallen,

ein.

die

für

Wenn

kasten.

wenn

die Maschine mit voller Kraft

ohne Dampf

sie

Dampfkolben

Durchmesser verbunden,

Das Ol

preßt.

kann

durch eine Kolbenstange

ist

ist

dann

nur

in

eine

die

Zug-

fährt,

von die

den

der

selbst auf.

mit

einem

Schmieröl

das

Schmierleitungen

durch

übertreten,

wenn

Leitungen

den

die

Der Dampfdruck

einem besonderen Zylinder. Der

in

direkt

auf

ist

vom Dampfdruck im Schieberwird am stärksten geschmiert;

Schmierung von

hört die

läuft,

im Schieberkasten wirkt auf einen Dampfkolben

kleinerem

tritt

ist.

Bei der selbsttätigen Schieberschmierung, Bauart Mildenberger.

Kolbenschiebern zugeführte ölmenge abhängig

vier

dem

leichten Schlag, mit Sitz

in

einem

Hahn

einen

das

Kolben

zweiten

von

von

Olzylinder

und

getrennt

der

Kulisse

der

Schiebersteuerung bewegte Hahnküken seine Bohrungen mit den Schmierleitungen in

Verbindung

Schmierung

setzt.

Auf diese Weise wird eine sparsame und doch betriebssichere

erreicht.

Eine Besonderheit aller Verbundlokomotiven sind die sog. Anfahrvorrichtungerl,

welche dadurch notwendig werden, daß die Lokomotive

kommen

wodurch der

auf ihn drückende

anderen Hochdruckkolben

Zug

ist

In

und

Dampf wirkungslos

dann zu schwach,

um

ist.

Stellung

in einer

zum

Totlage

Der Dampfdruck

Halten steht,

auf

den

den an der Lokomotive hängenden

anzuziehen.

einem

solchen

Spannung, zum Druck auf die

in einer

kann, in welcher einer der beiden Hochdruckkolben

Maschine die

in

Fall

die

muß

der Kesseldampf,

allerdings

mit verminderter

großen Niederdruckkolben gebracht werden,

Gang gekommen

ist,

bis

daß

worauf dann die Anfahrvorrichtung abgestellt

Verbindung des Kessels mit den Niederdruckzylindern aufgehoben wird.

Um räder, das

bei

nassem Wetter und

glatten Schienen das sog. Schleudern der Trieb-

Drehen ohne gleichzeitiges Fortrollen über die Schienen, zu verhüten,

sind die Lokomotiven mit einem Sandstreuer ausgerüstet, welcher gestattet, trockenen

Sand zwischen

die Triebräder

glatten Schienen kräftig fassen.

gespeisten

und die Schienen zu blasen, damit

die

Räder auch

bei

Dieser Sand wird vermittelst einer durch Druckluft

Düse nach der Bauart Brüggemann ausgeblasen.

Durch

die

Anwendung

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Schnellzugnlokomolivcn der Plalzbahncn.

161

von Druckluft wird das Nässen und Zusammenballen des Sandes

der Sandleitung

in

und das Vereisen der Düse im Winter verhindert. Die Druckluft kann auch dazu benützt werden, den Sand

dem

Kessel befindlichen Sandkasten aufzuwühlen,

falls

er feucht

in

ist.

dem oben

auf

Dadurch wird

er schneller getrocknet.

Die

der Fahrt befindliche Lokomotive treibt einen Geschwindigkeitsmesser,

in

Bauart Hausshälter,

mit Hille

an,

dessen die Fahrgeschwindigkeit der Lokomotive

dem Lokomotivführer

durch einen Zeiger

Angabe der Aufenthalte

gleichzeitiger

Auf diese Weise

angezeigt und für die Betriebsaufsicht unter

auf

einem Papierstreifen aufgezeichnet wird.

daß der Lokomotivführer

verhütet werden,

Strecken,

die

mit verminderter Geschwindigkeit durchfahren werden müssen, zu schnell fährt,

um

soll

in

etwa eine Zugverspätung einzuholen.

Zum Bremsen

und des angehängten Zuges

der Lokomotive

druckbremse, Bauart Schleifer, auf der Lokomotive eingebaut. Deutschland gebaut wird,

und

land eingeführt

ist

ist

auf den Pfälzischen

in erfolgreichen

eine

ist

Luft-

Diese Bremse, die

Bahnen und auch sonst

in

in

Deutsch-

Wettbewerb mit der aus Amerika stammenden

Westinghouse-Luftdruckbremse eingetreten.

Wie

Westinghouse drückt ein auf der Lokomotive angeordneter Luft-

bei

kompressor Luft

in

einen Vorratsbehälter

entlang gehende Druckluftleitung und

werden, die

in

führer die Druckluft aus

der Leitung ausströmen, verstellt,

zugehörigen Bremszylinder

eintritt,

und damit

Reihe

die

Bremsen

dem

aus

von

Nähe der zu betätigenden Bremsen

der

sogenanntes Steuerventil so

schiebt

hinein,

eine

so

eine

den ganzen Zug

Hilfsluftbehältern sind.

wird

gespeist

Läßt der Lokomotivbei

jeder

Bremse

daß die Druckluft aus den Hilfsbehältern

wodurch

anzieht.

sie

ein

in die

den darin befindlichen Kolben ver-

Läßt der Führer wieder Druckluft aus

Vorratsbehälter in die Drucklultleitung einströmen,

dem

so wird das Steuerventil wieder

zurückgebracht, wodurch die Bremsluft aus den Bremszylindern ins Freie gelassen

und der zugehörige

Hilfsluftbehälter wieder mit frischer Druckluft gespeist wird.

In Gefahrfällen

muß

die Druckluft besonders schnell aus der Leitung heraus-

gelassen werden.

Die Steuerventile müssen so empfindlich gebaut sein, daß ersten bis

während

kommt

zum

die

letzten hin, fast gleichzeitig

und gleichmäßig

stark

alle

Wagen, vom

gebremst werden,

Dadurch

Lokomotive anfänglich etwas weniger stark gebremst wird.

der ganze

Zug

gestreckt zur

Ruhe und es werden Zerrungen der einzelnen Ii

Wilhelm Lynen.

162

gegeneinander

Zugteile

Schnellzugslokomotiven der Pfalzbahnen.

vermieden.

wird

Die Schleifer-Bremse

den hohen Anforderungen gerecht, die an eine Luftdruckbremse

Aus der Betrachtung des Baues der Lokomotive und man, daß

sie eine kleine in sich

geschlossene Welt

ist.

ihrer

in

hohem Maße

gestellt

werden.

Ausrüstung

ersieht

Der anscheinend so einfache

Vorgang der Fortbewegung eines Eisenbahnzuges macht wegen der großen Geschwindigkeiten und der großen bewegten Massen eine Anhäufung der scharfsinnigst

erdachten Einrichtungen notwendig,

um

die

großen Gefahren, die eintreten können,

zu vermeiden.

Eine solche Lokomotive

ist

als ein

bewunderungswürdiges Meisterwerk an-

zusehen:

mit starker Kraft setzt sie den angehängten

und doch

leicht gezügclter

über Berg und Tal, mit unbedingter Sicherheit setzt der schnellsten ihrer

Bewegung

Abmessungen

Zug

in

Bewegung, mit großer

Geschwindigkeit und mit zäher Ausdauer bringt

in

Ruhe — dabei

sind

ihr

sie die

aber enge Grenzen hinsichtlich

gesteckt, welche die Entfaltung dieser Eigenschaften

Richtungen erschweren.

sie ihn

gewaltigen Massen aus

nach allen

soicieiiung

m

Bmhtrsgadfn

Kl Mahl MrtEfeilMMi

im Bau von Wasserkraftmaschinen.

Ein Meisterwerk

Von Rudolf Camerer. von dem herrlich gelegenen Berchtesgaden nach Reichenhall marschiert

und nicht

die Straße über Hallturm entlang der

großartigeren in

ein

Weg

etwa einer Stunde

Brunnhaus,

in

sowohl historisch

ein

daß

die hier aufgestellte

m

Druck von 112

Wassersäule

als ist.

auch

m

in

etwas

München

Maschine

kleinere

aufgestellt

Vergnügen den

und

trotz

in

der

Fig.

1

dem

dieser

Art

ist

wiedergegeben.

gewaltigen

(s.

Fig. 2)

und

Orte llsank

viel trifft

auf

Der Besucher wird staunen, wenn welches unter einem

in

Eine

genau

ausge-

Bemerkt der Beschauer schon mit

auftretenden

die meisterhafte

ähnlich

dem Deutschen Museum zu Kräfte

spielenden und fast ge-

räuschlosen Gang, die unübertrefflich einfache Kraftübertragung von

den Pumpkolben

der

Bewegung gesetzt wird und die zu hebende ein auf dem durch seine herrliche Aussicht

berühmten Söldenköpfl befindliches Reservoir drückt. führte,

einschlägt,

technisch bemerkenswertes

Maschine durch Wasser,

steht, in

Salzlösung auf eine Höhe von 356

Ramsau

von Berchtesgaden bei

nach Verlassen

dem

Meisterwerk menschlichen Könnens zu sehen er erfährt,

neuen Bahnlinie, sondern den

südöstlicher Richtung durch die

in

dem

Treib- auf

Anordnung der Steuerung, was

Rudolf Camercr.

104

machen könnte

ihn glauben

hier ein Meisterwerk ster

Technik

vor

modernzu

sich

haben, so wächst seine Be-

wunderung Schöpfer aufs

daß

fährt,

dert

sie

Maschine

wenn

er er-

vor bald hun-

wurde

gebaut

Jahren

und. was als

fast einzig

da-

Maschinenbau

im

stehend

den genialen

für

dieser

höchste,

hervorgehoben

werden

zu

verdient, in dieser langen Zeit

unermüdlich und ohne nennenswerte Reparatur ihre gewaltige Arbeit verrichtet hat.

Die Wasserhebemaschine zu llsank

ist

Schwester-

eine

maschine von zwölf gleichartigen Maschinen, die sämt-

dem Zwecke

lich

die Sole aus

dienten,

den bayerischen

Salzbergwerken

Berchtes-

in

gaden und Reichenhall weiter ins

Land hinein

wald-

in die

reichen Gebiete von Traunstein

und schließlich

senheim

fortzuleiten,

Holzreichtum legenen

der

Wälder

dampfen der Sole reichte

bis Ro-

und

da der

nahege-

zum

Ein-

nicht aus-

Transport-

die

kosten der letzteren natur-

gemäß viel geringer ausfallen mußten, ftg.

als die

des entspre-

i.

y

Google]

Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinell.

Es

chenden Heizmaterials.

ist

das

165

Einfachwirkende

Verdienst des auch an anderen Stellen

Reichenbach'sche Wassersaulenmaschine

dieser Festschrift rühmlichst genann-

damaligen bayerischen Salinen-

ten

Georg

rates

Reichenbach,

v.

das

Werk durchgeführt und

großartige

durch seine geniale Konstruktion

er-

möglicht zu haben.

Die ersten dieser Maschinen

wurden im Jahre 1808

und

setzt

förderten

in

Betrieb ge-

die

Sole

bis

1809 geschah die Fort-

Traunstein.

setzung bis Rosenheim und der glückliche Erfolg dieser

im Jahre 1817

neuen Anlage führte

schließlich

auf

die

Überleitung der Sole von Berchtes-

gaden nach Reichcnhall, wobei zur

Umgehung

reichischen

die

der damaligen öster-

Grenze

unüberwindlich

scheinenden Gefällsdifferenzen insbesondere durch die hervorragendste

Maschine sten

in Ilsank in der glücklich-

Weise überwunden wurden. Der

Situationsplan derGesamtanlage zeigt sich

im

Titelbild, ein Dispositionsplan

der Soleförderung zwischen Berchtes-

gaden und Reichenhall

ist

in

Fig. 3

wiedergegeben. Die Wirkungsweise der Rei-

chenbachschen Wassersaulenmaschine erhellt aus Fig. darin

2.

Man

Hin- 2.

erkennt

an oberster Stelle den

kleinen Aufziehkolben

der anhängenden Treib- und Pumpkolben

Öffnung des unteren Ventils anzusaugen. Stellung,

so

kommt

der

Druck

auf

zu

,

der berufen

ist.

das Gewicht

heben und zugleich die Sole unter

Befinden sich die drei Kolben

den

Treibkolben

zur Wirkung

in

und

höchster drückt,

Digitized by

Google

Ein Meisterwerk im Bau von Wasserkraftmaschinen.

vermittelt

167

durch Kolbenstange und Pumpenkolbcn, die angesaugte Sole durch das

obere Ventil

in

das Hochreservoir.

Das

neuem und man

Spiel beginnt von

daß man es hier mit einer einfach wirkenden Wassersäulenmaschine zu tun

erkennt, hat.

Es

erwähnt, daß Reichenbach auch doppeltwirkende Wassersäulenmaschinen gebaut

sei

hat,

vom

sowie, daß eine kleinere Wassersäulenmaschine mit zwei seitlich

angeordneten Pumpenzylindern, die sich im Deutschen

Museum

Treibzylinder

befindet (Fig. 4)

nach Ansicht der Museumsverwaltung gleichfalls unzweifelhaft Reichenbach zugeschrieben werden

muß. Es erübrigt noch der sinnreichen Steuerung einige Aufmerksamkeit zu schenken.

Zwei

an der Kolbenstange befindliche Ringe verschieben jeweils beim

Ende des Hubes den Hebel zur Vor-

Die Hauptsteuerung wird durch das

steuerung.

Druckwasser

selbst in

Bewegung

gesetzt, welches

durch den kleinen Kolbenschieber der Vorsteue-

rung

in

Verbindung mit dem Differentialkolben der

Hauptsteuerung den Kolbenschieber der letzteren

bewegt

(s.

Rotguß

hergestellt

Die ganze Maschine

Fig. 2).

ist

aus

und verdankt neben der sinn-

reichen Konstruktion auch diesem

Umstand

ihre

hohe Lebensdauer.

Es

ist

erfreulich zu

ng

bemerken, daß schon

.

zur Zeit ihrer Aufstellung die Bedeutung der neuen

Schöpfung von den Zeitgenossen I.

C. Jordan

im

reise

Berlin

im Anschluß

Archiv

1837)

für

an

voll

und ganz anerkannt wurde.

eine 1822

nach Bayern

Geographie, Geologie, Bergbau und

Hüttenkunde

„dessen ausgezeichnete Leistungen

über Reichenbach:

So

schreibt

unternommene Inspektions-

in

(10.

Band,

der

tech-

nischen Mechanik als ruhmwürdige Denkmäler seines tatkräftigen Frfindungsgeistes

und

zum Nutzen

bisson

de Voisins

der

Nachkommen noch

nennt die

de notre £poque*.

lange

werden".

fortbestehen

besprochene Wassersäulenmaschine

ouvrage" und Reichenbach „un

homme

D'Au-

„un gigantesque

de gdnie, un des plus habiies me'caniciens

Das höchste Lob aber spendet ihm der damalige Ingenieur des

mines Junker, der bei Gelegenheit der Neuanlage der Radkünste Bretagne nach Bayern

reiste,

um

Reichenbachs Rat einzuholen.

in

Huelgoat

Er schreibt

in

der

in

den

Rudolf Camerer.

168

Annales des mines maniere

3.

plus e'tonnante pour les arts mtfcaniques."

la

„admirables de

simplicite,

de perfection

„gigantesque entreprise-, und fügt bei: et

que partout, dans ces magnifiques

on reconnait

Allemands

Reichenbach

sene, Paris 1835: „M. de

sagesse.

la

I'esprit

et

de

et

de

conservation

et font traverser les siecles ä leurs entrcpriscs-

Lob, das im

Munde

ein

parfait,

caractensent

qui

les

Sein uneingeschränktes

1

.

des Auslanders doppelt bedeutungsvoll erscheinen muß, schließt

werden

mit folgenden Worten, die durch jeden Zusatz nur abgeschwächt

„Ces innovations constituent un progres tellement remarquable, qu'on peut c'est

la

des plus inglnieuses conceptions,

salines, ä cöte"

d'ordre

Unternehmen

seulement que tout y est

„Je dirai

de

Maschinen

seine

das

hardicsse",

organise

e"tait

nennt

Er

du moment oü on

a

könnten:

que

dire

pu mettre en o?uvre des colonnes d'eau lormidables que

date l'application utile du grand et simple principe de notre immortel Pascal. M. de

Reichenbach struit, essaye"

fera oublier Höell,

ou

projete"

Winterschmidt,

du condenseur, du moddrateur ä force oublier les

Newkomen,

tous ceux qui, avant

et

des machines de cette espece;

les

meme,

et

tous ceux

ont con-

lui,

Watt, par l'emploi

du paralleMogramme,

centrifuge,

Savery, Papin

comme

qui

se

a

etc..

fait

disputent

la

merveilleuse invention des machines ä vapeur."

„A Dieu ne Services le

re"els

mente de

serait

devenu

rendus ä

la

que

le

Watt de sa et si les

je veuille e*tablir la

socidte"

leurs inventions

que l'Angleterre, dans

plaise

;

moindre comparaison

par ces deux illustres mecaniciens,

ni

entre

mdme

les

entre

mais au moins puis-je croire que M. de Reichenbach

patrie, si

memes

l'Allemagne avait

e*te*

aussi avance*e en industrie

questions se fussent agitees ä

la

meme epoque

deux pays.

les

Literaturangaben. M. Junker, Memoire sur des mines,

3. s£rie,

les

machines a colonne d'eau de

la

mme

D-Aubisson de Voisins, TraitC d'hydrauliquc. Paris 1840. Rü hl mann, Allgemeine Maschinenlehre, Braunschweig 1875. v. Lossow, Die geschichtliche Entwicklung der Technik im schrift des

d'Huelgoat.

Annales

Paris 1835.

Vereine* deutscher Ingenieure, Jahrgang IW3.

S.

1 Pfund Kokons gewann.

gewinnbringende

eine

für

allein in

er-

..Seidenkommission"

Eine dritte Seidenzuchtperiode begann sodann 1823 unter I.

fange von über 4 Millionen ernährt,

welche, von einer

obwohl etwa bOOOOO Maulheerbäume ge-

,

Die Erkenntnis,

noch

die

Boden-

das einzige Nahrungsmittel des Seidenspinners,

den Maulbeerbaum, mit genügender Zuverlässigkeit hervorzubringen, machte dann diesen

Bestrebungen

ein

erwähnt, daß der Botaniker

um

für tunlich erklärte,

Ende. v.



Bei

Schrank

Gelegenheit

dieser selbst

sei

aber auch

den Anbau von Baumwolle

vom Auslande unabhängig

das Spinnereigewerbe

in

noch

Bayern

zu machen.

Die auch im XVIII. Jahrhundert fortgesetzten Bestrebungen, den weiteren Verlall

des Webereigewerbes zu verhüten

,

waren

von Erfolg nicht begleitet und

konnten nicht wirksam sein infolge von Begebenheiten, welche im XVIII. Jahrhundert

England auf diesem Gebiete ausbildeten

staate

in

verhältnismäßig kurzer Zeit

zum

ersten Industrie-

und eine vollständige Umgestaltung des ganzen Gewerhewesens

herbeiführten, indem sie allmählich das Kleingewerbe zur Großindustrie hinüberleiteten.

Zu diesen Ereignissen gehörte maschine,

in

erster

Erfindung der Dampf-

die

Linie

welche zwar bereits 1698 einem englischen Bergbeamten

Heben von Wasser

in

Bergwerken

aber von

patentiert,

solchen Ausbildung gebracht wurde, daß

sie

in

Watt etwa

Industriebetrieben

Savery zum 1775 zu einer

Aufnahme und

bald eine Verbreitung fand, welche sie zur herrschenden Kraftmaschine machte, da sie

unabhängig von Klima und Witterung

in

erscheinenden Orte als stetige Kraftspenderin Viel

welche

in

einschneidender für das Textilgewerbe waren jedoch die Erfindungen,

dort sofort nach Einführung der

Bedeutung derselben erkannte,

Da

und

in

der damals

fing allein

man

Baumwolle

an, sie direkt

üblichen

Art auf

als Spinnstoff die

Spinnrädern

mechanische Vorrichtungen zu konstruieren, welche an viel

hohe

von Cypern und Smyrna zu

zu

verspinnen.

aber diese Art der Erzeugung nur sehr wenig Garn liefern konnte, bemühte

sich,

mit

Größe an jedem passend

Dienst gestellt werden kann.

England zur mechanischen Verarbeitung der Baumwolle gemacht wurden.

Nachdem man beziehen

beliebiger in

Stelle

man

der Handarbeit

geringerem Zeitaufwand bedeutend größere Garnmengen hervorzubringen

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Die Faserstoffindustrie.

203

vermochten. Diese Bemühungen waren von außerordentlichem Erlolg und landen vorVerwirklichung

erst eine in

in

den Spinnmaschinen von

Hargreaves und Arkwright

Verbindung mit entsprechenden Vorbereitungsmaschinen. Hargreaves konstruierte

1767 eine Spinnmaschine nach

dem

Vorbilde der uralten Handspindel,

nach seiner Tochter

aul einmal spinnen zu können, nannte dieselbe

vollkommnete konnte.

Sie

so weit, daß ein

sie

die

ist

Mädchen damit

daß

im großen von einem Wasserrad

zuerst

Ausbildung dieser Maschine

Das Bestreben,

in

dem

nach

Watermaschine, weil Die weitere

Erzeugung von 400 Fäden.

durch Maschinen zu ersetzen, land zu-

die Handspinnerei

gleich eine sehr glückliche Unterstützung,

Seli-

Vorbilde des gewöhn-

sie

Betrieb gesetzt wurde.

gestattet jetzt die gleichzeitige



1500 Fäden

sie gleichzeitig

und nannte

ver-

120 Fäden spinnen

gleichzeitig

ist,

,

lichen Spinnrades, erhielt 1769 darauf ein Patent sie

acht Fäden

Grundlage der sogenannten selbstspinnenden Maschine

— welche heutigentags so weit entwickelt spinnt. — Arkwright erfand eine Spinnmaschine actor

um

Jenny und

man kann wohl sagen

seinen technischen

Abschluß, durch die vervollkommnete Dampfmaschine, welche zuerst im Jahre 1789 als

Betriebsmaschine

selbst

in

in

einer Spinnerei zu Manchester

Benutzung genommen wurde

und

sich

als

und 1790 von Arkwright vorzügliches Mittel

ein

zur

Hervorbringung der wünschenswerten großen Geschwindigkeiten erwies.

Dahingegen

hielten

mit den

gewaltigen Fortschritten aul

dem

Gebiete der

Baumwollspinnerei die Bemühungen, an die Stelle des gewöhnlichen Webstuhls eine nicht Schritt, da diese erst 1802 in Anwendung kommen ist nur die von Kay in Bury erfundene sogenannte Schnelldem Weber nicht nur eine auf das Doppelte gesteigerte Leistung, sondern auch das Weben bedeutend breiterer Stoffe ermöglicht.

Webmaschine zu setzen,

Von Bedeutung

konnte.

schütze

,

welche

Der Erfolg der Erfindungen und der wollmanulaktur

in

England

gedehnten Seehandel und zeigten sich vor allem einfuhr, die

dem

Fortschritt auf

wurden noch besonders in

Gebiete der

unterstützt

der

durch

Baum-

den aus-

Zunahme der Baumwollzum Schlüsse des Jahr-

im Jahre 1750 nur 2 Millionen Pfund betrug, bis

hunderts (1799) aber auf 38 Millionen Pfund stieg.

Von geringerer Bedeutung war

die

englische Konkurrenz auf

der Wollindustrie, weil Wollstoffe damals doch nur wollstolle ersetzt

für die

Gebiete

wenigen Fällen durch Baum-

ist

zu berücksichtigen, daß nach

werden konnten.

Zur Beurteilung der Lage der Leinenweberei den

dem

in

Leinenweber besonders gegebenen Vorschriften

ihre Arbeitstätigkeit die

Egbert

204

v.

Hoyer.

Erzeugung von Leinengeweben und Barchent- sowie Baumwollgeweben allmählich zurückgehen lich

sie sich

und

ganz

schließlich

so daß hauptsäch-

eingestellt werden,

professionsmäßigen Leinenweber eine Einschränkung

der

die Tätigkeit

indem

umfaßte.

Konkurrenz mußte das Spinnen und Weben von Baumwolle

Infolge der englischen

erfuhr,

wieder auf die Herstellung von Leinwand beschränkten. In Anbetracht

dessen, daß Leinengewebe

für

Verwendungszwecke einen großen Vorzug

zahllose

vor Baumwollstoffen besitzen, steigerte sich sogar die Nachfrage nach

Leinwand,

trotzdem dieselbe vielfach durch Baumwollstoffe verdrängt war.

dem

Die Regierung unter

trachtete als eine der wichtigsten

ersten

König von Bayern, Maximilian Joseph,

be-

Aufgaben die Wiederaufrichtung der Gewerbe, wohl

einsehend, welche hohe Bedeutung die Träger der Gewerbetätigkeil als Staatsbürger besitzen.

einem

Die ersten und

Hauptmaßnahmen waren gesetzgeberischer Natur und getragen, indem die Zunftschranken

Sinn

freiheitlichen

von

niedergerissen,

die

Gewerbebetriebe durch staatliche Konzessionen ermöglicht, die zu Monopolen aus-

und

gebildeten Realrechte

die Rechte der Grundherrschaften in

Wenn

beschränkt wurden.

diesen

Maßnahmen,

als

zum

Montgelas zu muß doch auch dieser werden, daß man die

deren Schöpfer

gelten hat, auch in der nächsten Zeit der Erfolg mangelte, so

Mißerfolg

größten Teil auf den Umstand zurückgeführt

technischen Fortschritte nicht genügend würdigte oder kannte.

Beginn

zum

aufraffte, die

Besseren erst bestätigt werden von

neu gewonnenen technischen

Verbindung hiermit

steht allerdings die

bildet,

In

dem Augenblick

Hilfsmittel sich zu

der Tat kann der an,

als

man

ist

sich

nutze zu machen.

Einführung einer anderen Betriebsform,

von dem Maschinenbetrieb unzertrennlich den Fabrikbetrieb

bezug auf Gewerbe

In

die

und im Gegensatz zur Hausindustrie

der unvermeidlich zur

Anwendung gelangen muß, wenn

das Erzeugnis eine mehr oder weniger große Reihe von Bearbeitungsstufen zu durchlaufen hat, wie es

z.

B. in den Spinnereien der Fall

Daher nimmt

die

ist.

Hebung der Textilgewerbe

ihren

Anfang mit der Einrich-

tung von fabrikmäßig betriebenen Spinnereien, aber auch wieder unter sehr schwierigen

Umständen, weil es an geschulten Arbeitern Spinnmaschinen verboten war.

In

fehlte

und

noch lange bestehen, da der Betrieb eines Webstuhles Eine

eigene Stellung

Wolle und des Leinens

von gewalkten Stoffen

Garn

ist

einfach

ein.



nahm

bei

Die größte

Tuchen

in

England die Ausfuhr von

der Weberei dahingegen blieb die Hausindustrie



.

sich sehr einfach gestaltet.

Umwandlung die Verarbeitung der Menge der Wolle diente zur Anfertigung

dieser

Die Verarbeitung dieser sog. Streichwolle zu

und bedarf nur einfacher Maschinen, so daß schon zu Anfang des

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Die Faaeratofflndustrie.

205

XIX. Jahrhunderts das Spinnen von den Tuchmachern selbst auf kleinen Spinnmaschinen mit etwa 30 Spindeln

Sehr

Webstühlen.

Das Weben

vorgenommen wurde.

schwieriger dahingegen

viel

erfolgte auf

gewöhnlichen

das Verspinnen von Kammwolle,

ist

welche zu glatten, ungewalkten Geweben dient und wegen der besonderen Behandlung durch

Kämmen

Namen

den

erhalten

nach

Erst

hat.

Kämm-

Erfindung der

maschine (1830) und auf Grund langjähriger Erfahrungen auf dem Gebiete der mechanischen

Baumwollspinnereien war es möglich, die Maschinen

Kammwolle zu von ins

Leben

trat.

sowie

konstruieren

Kammgarn

eine

Methode und

ein

zum Verspinnen

der

System zur Anfertigung

auszubilden, so daß die mechanische Kammgarnspinnerei erst später

Zu den

ersten

Kammgarnspinnereien

in

Deutschland gehört die 1836 mit

3000 Spindeln gegründete, heute mit 65 450 Feinspindeln und 180 Webstühlen arbeitende

Kammgarnspinnerei lautern mit

in

Augsburg. Die 1857 gegründete Kammgarnspinnerei

96000 Feinspindeln

ist

in

Kaisers-

eine der größten im Deutschen Reiche.

Die Umwälzung, welche die Baumwollindustrie durch Einführung der Maschinenspinnerei und des Fabrikbetriebes erfuhr

und der Baumwolle den ersten

Platz unter

den Webematerialien verschaffte, vollzog sich deshalb verhältnismäßig schnell, weil die

uns von der Natur

zum Gebrauch

vermöge welcher

schalten besitzt,

Baumwolle

fertig gelieferte

sie fähig

ist,

natürliche Eigen-

zu den feinsten und schönsten Garnen

mühelos versponnen zu werden, und weil es keine großen Schwierigkeiten dieselbe in erwünschter

das Gegenteil

Menge und

gesagt werden.

der Spinnfaser aus

dem

Beschaffenheit zu erhalten.

Der Leinenbau und

die

Vom

bietet,

Leinen

muß

umständliche Gewinnung

Baste der Pflanzen wurde fast ausschließlich von kleinen

Grundbesitzern und Pächtern und nicht mit der Umsicht und Aufmerksamkeit betrieben,

um

ein

gleichmäßiges Material

stimmenden Beschaffenheit zu besonders aber auch

für

liefern,

in

großen Mengen

von solcher

überein-

welche Grundbedingung für ein gutes Garn,

das Verspinnen

mittels

Maschinen

Um

die Zeit,

als

der Aulschwung der mechanischen Baumwollspinnerei schon unverkennbar war,

trat

ist.

sogar eine erhebliche Vernachlässigung der Flachsgewinnung und damit ein Schwanken in

der Güte des Garnes ein, durch welches das letztere seinen guten Ruf und einen

beträchtlichen Teil seines Absatzes verlor, zugleich mit

dem

weiteren Erfolg, daß

Bayern nur verhältnismäßig grobe Leinwand gewebt werden konnte.

in

Einzelne her-

vorragende Ausnahmen bewiesen, daß hier Abhilfe gar nicht so schwierig gewesen wäre;

allein alle

nahezu dieselbe

erfolglos,

nach dieser Richtung gegebene Aufklärung und Aufmunterung blieb

und so kam Bayerns Leinenindustrie

naturgemäß

hätte

einnehmen

sollen.

nicht wieder auf die

Dazu

entbrannte,

Höhe, welche

nachdem man

in

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Google

Egbert

200

v.

Hoycr.

Uberwindung sehr großer technischer Schwierigkeiten

Irland nach

ob Handgespinst oder Maschinengespinst besser in Irland

Während

sei.

um

die

dieses Streites

der Flachsbau gepflegt und das Flachsspinnen auf Maschinen

derart gefördert,

mecha-

ebenfalls

nische Flachsspinnereien eingeführt hatte, bei uns der müßige Streit

in

Frage:

wurde

England

daß nunmehr dort aus der Einfuhr von Flachsgarn eine vierfach

so große Ausfuhr geworden war.

Der Umschwung zum Besseren

auf

dem

Gebiete der Textilindustrie begann

daher mit der Einführung von mechanischen Baumwollspinnereien nach englischer Art, weil

damit die Möglichkeit gewonnen wurde, dieses Garn unabhängig

vom Aus-

lande für die vorhandenen Webereien zu liefern und infolgedessen die letzteren erheblich

zu vergrößern und zu vermehren. begünstigt

ordentlich

Wenn

diese

Unternehmungen

wurden durch das Vorhandensein und

die

in

Bayern außer-

Ausnutzung der

Wasserkräfte, so wurden sie anderseits wesentlich erschwert durch die Lage Bayerns

außerhalb des Seeverkehrs und die damit verbundene umständliche Beschaffung der

rohen Baumwolle, die

fast ausschließlich

gelangte und bereits in sehr großen

über England

Anlage ins Leben zu rufen,

mit 3000 Spindeln in

den europäischen Handel

lieferten.

Es dauerte begreiflicherweise eine geraume eine größere

in

Mengen aus den Nordstaaten Amerikas stammte,

die 1835 etwa 70°/0 der Gesamteinfuhr

Zeit, bis

man den Mut gewann,

zumal eine nach englischer Art 1809

Augsburg eingerichtete Baumwollspinnerei schon 1814 wieder

einging. Allmählich aber fortschreitend änderten sich dann bei uns die Verhältnisse

zugunsten

großer

Anlagen.

Die

Gründung

des

Deutschen

Zollvereins

(1828)

das Absatzgebiet und schaffte größere Beweglichkeit im Austausch; die

erweiterte

fanatische Furcht der Handwerker, durch die Fabrikindustrie vollends vernichtet zu

werden, nahm

stetig ab; die

Gesetzgebung befaßte sich mit der Regelung der Groß-

betriebsverhältnisse; die Städteverwaltungen fingen auch an, günstiger über dieselben

zu denken, und die Staatsverwaltungsorgane schränkten nach Möglichkeit die Ein-

wendungen gegen Errichtungen und Vergrößerungen

Vor allem waren es

ein.

die

neuen Verkehrsmittel der Eisenbahnen, welche auf das günstigste einwirkten, weil sie die

Beschaffung des Rohmaterials wesentlich erleichterten.

Verwertung der großen Wasserkräfte vollzog sich dann auch zur Großindustrie

dem

auf

Gebiete der Textilindustrie

in

in

Unter gleichzeitiger

Bayern der Ubergang

einer

Form und

einer

Weise, daß sie nunmehr eine ganz hervorragende Stellung einnimmt. Als spinnerei

eine

der

ersten

und -weberei

in

größeren Anlagen

muß

die

mechanische Baumwoll-

Augsburg hervorgehoben werden,

weil ihre Geschichte

Die Faserstoffindustrie.

besonders geeignet

Gründung zu überwinden und

ihrer

und

polizeilicher

Anlage

dieser 2.

in

März 1837

die

für

sowie ein lehrreiches Beispiel für die Vor-

Nachdem

abzugeben.

zur

Tagen 1200000 Gulden aufgebracht waren,

zwöll

I.

unter

wurde.

erteilt

den Verdienst

über

zu

die

Ablassung von Wasserkraft,

nehmen usw.

das nütz-

fürchtete

über

Her-

die

man, einem Teile der

Erhebliche Schwierigkeiten machte

man mußte

Beschaffung des Arbeiterstandes;

am

1837 von

Mit der Stadtgemeinde dahingegen

Gebäude usw. über zwei Jahre; zumal

Bevölkerung

Gründung

erfolgte

um die Konzession, welche schon am 20. Juni dem Ausdruck des „lebhaften Wohlgefallens über

Verhandlungen

die

stellung der

zeigen, welche bei

nicht nur technischer, sondern auch örtlicher,

waren,

Allgemeinheit

und rühmliche Bestreben"

dauerten

207

und Hindernisse zu

die Eingabe

Ludwig

König liche

die

politischer Art

solcher Anlage

teile

die Schwierigkeiten

ist,

gelernte Spinner aus

und Elsaß zum Anlernen der Arbeiter kommen lassen usw.

Am

27.

Württemberg August 1840

konnte der Betrieb mit 12000 Spindeln und 300 Webstühlen eröffnet werden. ersten

Jahre

zu je 50

m

diese Anlage

zugleich



,

in

als

vorbildlich

Augsburg

unter welchen

lagen,

deswegen

besondere

die

in

Bayern

33

— in

denn es

bezeichnen,

sie arbeitet

jetzt mit

weil

verdient,

im Deutschen Reiche

Baumwollspinnereien

Webstühlen

unausgesetzt

und 2920 Web-

und verarbeitet

jährlich

jetzt

1

trat

144 614

mit

Schon im Jahre

nicht

An-

mit 15000 Spindeln,

1861

Spindeln

befanden

und mechanische

53h 825 Spindeln

mit

Im Deutschen Reiche befinden

sie

ist.

Ein Stillstand

verfügt 1905 über eine Baumwollindustrie mit

Baumwolle.

als sie

127 000 Spindeln

gegründet 1851

Stadtbachspinnerei,

Webereien mit 5365 Webstühlen.

nischen

folgten,

etc.

diese

schneller Reihenfolge eine größere Anzahl solcher

Erwähnung

die zweitgrößte Spinnerei

sich

Man kann

großen Zahl Menschen Arbeit und Unterhalt verschafften.

vergrößert werden mußte stühlen

Im

rund 220000 kg Garn und 44 000 Stück Tücher

Länge, welche nebenbei behufs des Bleichens, des Färbens, Bedruckens

einer sehr

Anlage

lieferte

mehr

ein,

denn Bayern

578084 Spindeln und 30800 mecha-

300000 Ballen

sich

oder

8832016 Spindeln

60000000 kg

in Tätigkeit,

so

daß auf Bayern nahezu ein Fünftel der Baumwollindustrie des Deutschen Reiches

kommt.

Egbert

208

Papierfabrikation.

II.

Das Gewerbe, welches aus

mehreren Gründen von

werben eingenommen. durchaus

Papier

kein

Höver.

v.

her eine

ist

allgemeiner

Erzeugung von Papier

der

mit

sich

alters

Zunächst

eigenartige Stellung

daran zu erinnern, daß

Gebrauchsgegenstand

den Ge-

war,

nur

sondern

kleinen Zahl der Einwohnerschaft von Kulturländern als Schreibstoff diente.

Grund

für die eigenartige Stellung liegt

in

z.

B.

und Weben

Spinnen

nicht

die

von Anfang an einen ausgesprochenen Fabrikcharakter an sich tragen. in

gegen

letztere oft

Unser

sind,

also

Wir finden

von erheblicher Ausdehnung. welches

heutiges Papier,

nur den

dem

mit

Papyrusblatte aus zusammengeklebten

Papyrusstaude,

Namen gemein

dieses Papiers sind

Papierfabrikation

besteht aus einem Blatte,

Fasern gewonnen wird.

das durch

Die Erfinder

welche dasselbe aus den Fasern einer Nesselart

die Chinesen,

und des Papicrmaulbecrbaumbastes durch der

früher verwendeten Schreibstoff,

dünnen Schichten des Markes der sog.

hat.

einen Veriilzungsprozeß aus äußerst feinen

lage

unter

früheren Zeiten selten eine Anhäufung von Papiermacherwerkstätten, dahin-

daher

dem

die

eine solche räumliche

sondern vielmehr

zulassen,

einem ganz bestimmten Zusammenhange zu vollziehen

einer Leitung in

klein.

der Fabrikation selbst,

aus einer Reihe von Einzelarbeiten sich zusammensetzt,

Trennung wie

einer

Infolge-

dessen war sein Verbrauch nicht groß und die Zahl der Anfertigungsstätten Ein weiterer

hat

befaßt,

unter

früheren Zeiten das

in

geblieben

ein Verfahren herstellten, das die

Durch

ist.

Kenntnis dieses Verfahrens zu den Arabern,

Kriegsgefangene

welche 751

Chr.

n.

Grund-

gelangte

die

der von ihnen

in

eroberten Stadt Samarkand erst aus Gräsern, später aus zerzupften Leinengeweben

Papier

insbesondere

und

das zur großen Berühmtheit wurde.

erzeugten,

der Araber

Italien,

verbreitete

unter

sich

die

den Mauren

wahrscheinlich

und mit diesen im

auch

Taue und leinene Gewebereste,

Mit den Eroberungszügen

Kenntnis von der Herstellung nach Westen,

nach

nicht

Frankreich.

Als

also

nach Spanien

XI. Jahrhundert

Rohmaterial

dienten

Baumwolle, wie früher allgemein angenom-

men wurde. Zur Verwandlung dieser Rohstoffe dieselben zeitiger

worfen,

zuerst

einer

Sortierung



Hadern, Lumpen

nach Feinheit,

Reinheit



und

in

Papier wurden

Stoff

unter gleich-

Entfernung angenähter harter Stoffe und darauf einem Fäulnisprozeß unterder, unter

Zerstörung

vieler

Verunreinigungen,

eine

Auflockerung

der

Dir Faserstolfindustri«-.

Gewebe

209

zum Zwecke

Die gefaulten Hadern gelangten sodann

hervorrief.

etc.

der

Zerkleinerung und des Auswaschens mit Wasser unter Stampfen, welche dieselben so lange bearbeiteten, bis ein aus ganz feinen Fasern bestehender, dünner, milchiger

ein feines, in einen

Brei eintauchte und,

Dieses

mit

Größe der

die

wird nachgerühmt, daß

Leim

sie die

Blätter,

Den

das Format.

Papiermachern

Stampfen zum Zerkleinern, das Leimen mit tierischem

Höhe gebracht haben,

Schon im

Die Größe der

italienischen

und das Wasserzeichen erfunden, sowie

Stärke

statt



und getrocknet, wurde mit Stärkekleister

wieder getrocknet und endlich mit einem Zahn geglättet.

Form bestimmte

diejenige

dünnen Faserlage gleichmäßig bedeckt, heraushob.

einer

von der Form genommen

Blatt,

getränkt,

hat.

Brei bildete man Papierhlatter in der Weise, daß Rahmen eingespanntes Drahtsieb - - die Form — in diesen

Aus diesem

Brei entstanden war.

man

die

Papiererzeugung auf

die sie durch Jahrhunderte unverändert beibehalten

war Fabriano eine blühende Papiermacherstadt,

XII. Jahrhundert

sich diese Industrie namentlich nach Bologna, Udine, Treviso. Venedig,

von der aus

Genua, Salo, also

den Gardasee (1381),

bis an

Wenn auch

nicht sicher festgestellt

erzeugung nach Deutschland gelangte, so regen Verkehr mit

Italien

ist.

ist

fortpflanzte.

wann

die

Kenntnis von der Papier-

doch zu vermuten,

daß

dem

bei

sie

uns von den genannten Städten zuging, weil

von ihnen

nachgewiesenermaßen erhebliche Papiermengen nach Deutschland ausgeführt wurden.

An diesem Verkehr nahm Bayern Vermutung Boden

in

gerechtfertigt,

allererster Linie

teil

und damit

hundert an das Papier

fast

ausnahmslos Wasserzeichen

Erkennungszeichen

für

trägt,

ist

die weitere

auf

deutschem

Da vom XIV.

oder an Bayerns Grenzen entstanden sind.

Bayern

als wichtige

in

daß die ersten Papiermacherwerkstätten

Jahr-

so dienen die letzteren

das Alter und den Herstellungsort des Papiers.

Auf Grund der nach dieser Richtung unternommenen Forschungen wird angegeben, daß das erste Papier bei

München

erbringen.

Lombarden,

dieser

Kaufbeuren (1312) oder sei,

*die

Mühle berufen

fest

Nürnberg im Jahre 1390 von Stromer aus

deren

den

Namen

hatte, die

Ravensburg (1320) oder

in

ohne einwandfreie Belege

Geschichtlich und dokumentarisch

einer Papiermühle in drei

in

(1347) gemacht

damals

beilegte, geht

welchen die Mitarbeiter schwören ratt

noch

Hilf

u.

a.

diese

in

Au

Angaben zu

dahingegen steht die Errichtung

Ulman Stromer

Heimat zum Bau

mit Hilfe von

und zur Einrichtung

.Gleismül", später „Hadermühle', erhielt,

aber schon 1463 in eine Klingenschmiede überging. fabrikation

für

Welchen Wert man der Papier-

aus Aufzeichnungen Stromers

mußten „nymant

leren

hervor,

nach

noch unterweisen, noch

noch stewr dar zu geben, daz nymant, kain mulwerk zu papier mag". 14

Hubert

210

Trotzdem

blieb das

Geheimnis

Hoyer.

v.

nicht

genügend gewahrt, denn es entstanden

zum

noch im XV. Jahrhundert zahlreiche Papiermühlen, die

der Buchdruckerkunst, so daß namentlich

von der

verhältnisse

fabriken in stetiger

der Anlaß fehlte,

destoweniger

übten

sie

die Zahl der Papier-

sich befand.

eigenartige Stellung

eine

„Papierer-

ein,

sich

zu

zu erwerben

es auch mit sich brachte,

Trotzdem

keine

sie

indem

z.

B. der

Zunft bildeten,

einen ebenso großen Einfluß wie andere Gewerbetreibende

sehnliche Rechte und Vorteile verschafft,

das Recht,

verbote,

die

z.

daß

zusammenzuschließen.

einer Zunft

Gebräuche,

zunftmäßige

usw.

den Ge-

die „Papiermacherkunst" unter

die

Gesellen gesprochen wurde, der Geselle auf die Wanderschaft mußte, recht

noch heute be-

Bayern infolge der günstigen Wasser-

in

XV. Jahrhunderts an

letzten Hälfte des

Zunahme

Wie schon oben angedeutet, nahm werben

Teil

Einen großen Anstoß zu weiteren Anlagen gab naturgemäß die Erfindung

stehen.

Einwohner gegen gewisse

das MeisterPapierer

die

gewonnen und

Zahlung

zur

zum

Lehrjunge

um

hatten

B. Lumpenprivilegien.

für die

Nichts-

sich an-

Lumpenausfuhr-

Lumpenabgabe

zu zwingen. Die Fabrikation des Papiers erfuhr zunächst eine Verbesserung durch Ein-

zum

führung der Pressen

Glätten, aber eine wesentliche Betriebsänderung erst 1720

durch Einführung des Mahlwerkes



Holländer

an Stelle der Stampfen und da-

mit eine erheblich größere Produktionsfähigkeit, da lichkeit bot,

grobe Lumpen zu besseren Papieren

findung waren aber

auch Mit

Ebensowenig entwickelte sich

machergewerbe sprunghaft, sondern gleichmäßig an Papier

ähnliche Hindernisse.

verwenden.

auch die Verbesserungen auf diesem Gebiete bis

des XIX. Jahrhunderts abgeschlossen.

der Bedarf

der Holländer

zu

zunahm, und

Nur

nur

stetig in

dem Maße,

die Beschaffung der

Hadern

in

Er-

in

Papier-

welchem und

verarbeitete,

gezwungen wurden, auch

Lumpen heranzuziehen und mühsam durch Entfärben vorzubereiten. Allfanden auch Baumwollumpen Eingang und für gewisse Sorten Papier

Stroh, das durch Faulen oder

Schäfer vieler

das

immer größeren Mengen

und der gewohnten Beschaffenheit, da man nur gebleichte Leinenlumpen

mählich

Mög-

zum Beginn

wenig eingeengt durch Privilegien

fing an Schwierigkeiten zu bereiten, weshalb die Papierer

gefärbte

die

dieser

in

Kochen

Der Superintendent

eine Vorbereitung erfuhr.

Regensburg bewies durch lange mühevolle Arbeit

anderen Faserstoffe, blieb aber Prophet,

denn

die

von

die Brauchbarkeit

ihm vorgeschlagene

Faser aus Holz bildet erst heutigentages das wichtigste Papierrohmaterial.

Dir Fasenttoflindustrie.

Es lag wiederum selbe bei weitem

in

nicht so

211

der Eigenartigkeit des Papiermachergewerbes, daß das-

schwer von den Unbilden der Zeit getroffen wurde

als

andere Zweige der Gewerbetätigkeit, vielmehr bei Beginn des XIX. Jahrhunderts einen

hervorragenden Stand

in

Bayern einnahm.

Es befanden sich im Königreich Bayern

etwa

um

tion,

daß nicht nur der Landesbedarf gedeckt» sondern eine erhebliche Menge ausgeführt

das Jahr 1810 im ganzen 132 Papiermühlen mit einer solchen Papierproduk-

werden konnte,

trotz einer

großen Konkurrenz von der Schweiz, von Holland und

von England aus; die Papierfabrikation deutschen

die übrigen

indem

sie

Länder.

Bayern übertraf

in

in

wurde überhaupt sehr

Sie

der Leistungsfähigkeit einsichtsvoll

geleitet,

möglichst weitgehenden Gebrauch machte von neuen Entdeckungen und

Erfindungen, wozu

Entdeckung der farbenzerstörenden Eigenschaft

in erster Linie die

des Chlors (1774) und die

Anwendung desselben zum

Bleichen

der

Lumpen

ge-

hörte, das bald eingeführt wurde.

Mit

dem Beginn des XIX.

schwung auch

Jahrhunderts bereitet sich ein allgemeiner

auf diesem Industriegebiete

Um-

dadurch vor, daß es nach zahlreichen

Fehlversuchen, die Handarbeit des Papiermachers durch mechanische Vorrichtungen

zu ersetzen, einem Franzosen Louis zustellen, in

Robert

1799 gelungen war. eine Maschine her-

welcher mittels einer endlosen, stetig bewegten Form aus Drahtsieb

bei

Verbindung mit Pressen und Trockenvorrichtungen der Gedanke verwirklicht war,

Papier von erheblicher Breite und beliebiger Länge

— endloses Papier — zu erzeugen.

Kurz darauf erfand lllig zu Erbach die Harzleimung, also das Verfahren, das Papier im Zeug bildeten

zu

leimen.

nicht verändert hat,

decken.

Papiermaschine und Harzleimung zusammen

aber allein imstande

ist,

In

Würzburg

in

den Jahren 1826 bis 1828 erbaut und

in

König* Bauer Betrieb gebracht.

von dieser Maschine erregte auf der Bayerischen Industrie- Ausstellung großes Aufsehen und besondere Anerkennung.

räumen versahen

sich

heute

Deutschland 1818/19 zu Berlin

Bayern wurde die erste Papiermaschine von

in

bis

den ungeheuren Bedarf an Papier zu

Die erste Papiermaschine dieser Art fand

Aufstellung. bei

Chlorbleiche,

den Beginn einer neuen Betriebsmethode, die sich im Wesen

In

in

in Zell

Papier

München 1834

verhältnismäßig kurzen Zwischen-

nun allmählich auch die anderen Fabriken mit Maschinen und

gewannen das Feld wieder, das

sie

vorübergehend verloren hatten, weil

sie mit

der

Beschaffung der Maschinen säumig gewesen waren. Mit der Einführung dieses

Lumpennot und damit

neuen Betriebes entstand sehr bald eine wahre

ein fieberhaftes

Jagen zur Auffindung von Lumpenersatzstoffen,

das zu außerordentlich zahlreichen Vorschlägen Veranlassung gab.

Erst 1840 entstand )4»

hebert

212

v.

Höver.

ausgedehnte Hille durch die Erfindung Kellers durch Schleifen auf Schleifsteinen



schloß

Holzschliff

gewonnene

Strohstoff an.

die stets in

sich

Sachsen, welche darin bestand. Holz

in

Papierzeug umzuwandeln.

in

etwa

1854 der

so daß Stoffe

in

Holzschliff-

Houghton

in

England, durch Kochen

in

ein Verfahren ein zur

welches

in

dem

Sulfitstoff

Gewinnung von Holzfasern Fasermaterial

ein

Im

Natronlauge das Holz

und etwa 1880 führte

von vorzüglicher Beschaffenheit aufzuschließen,

Fasern

Mitscherl ich Säure,

und Strohstoff-

Lumpenfasern zurück,

nur zu Papieren von sehr kurzer Dauer Verwendung finden können.

sie

Jahre 1857 gelang es

zu

Ersatzstoff

der Papierfabrikation eingeführt waren,

genügender Menge zur Verfügung standen.

fasern treten in ihren Eigenschaften jedoch so weit hinter die

daß

Diesem

durch einlaches Kochen von Stroh

liefert,

mittels schwefliger

das nicht

mehr

als

Hadernersatz, sondern als vollwertiges Papiermaterial neben den l.umpenfasern zu gelten hat und voraussichtlich stets in

genügender Menge zu beschaffen

Mit der Einführung von Holzschliff und Strohstoff entstand aber zugleich

indem

in

bezug auf

die

in

Verwendung des Papiers

eine große Gefahr,

daß die Verwendung dieser Stoffe auf die Festigkeit

sich bald herausstellte,

und Dauerhaftigkeit des Papiers von schädlichstem Einfluß war und der außerordentlich großen Vergänglichkeit desselben bildete,

welche schon -

Zellulose

auftritt.

Zur Abwendung der vollen Gefahr

und Dresden

wurden auf

hierin liegenden, unter

gleichzeitig

Grund

Umständen höchst bedeutungs-

von den technischen Hochschulen

einer sehr großen Versuchsreihe

nicht

notwendig gewordene Papierprüfung, sondern auch Normen der Papiere je nach ihrer lage

der

jetzt

Ursache

die

einer Vergänglichkeit,

geringerem Grade bei den chemisch gewonnenen Holzfasern

in viel



sein wird.

der Papiererzeugung

in

Verwendung

festgestellt.

in

München

nur Regeln für die

für die Beschaffenheit

Diese Arbeiten bilden die Grund-

den Papierprüfungsanstalten bestehenden Untersuchungsmethoden

und der auch allgemein eingeführten Klassifizierung der Papiere, welche den Namen Normalpapiere führen, wenn entsprechen. der



sie

den

für

einzelne Klassen

chemischem Wege gewonnenen

auf

Holzfasern

Papiererzeugung wieder auf gute Bahnen und dieser

in

Zellulose

in

brachte

Anteil.

überraschend günstiger Weise die Rohstofffrage gelöst war und

gelernt hatte, diese Rohstoffe sowohl für sich als in passender Weise mit

vermischt

zu

die

Deutschland zur hohen Blüte. An

wiedergewonnenen Stellung hat Bayern einen ganz erheblichen

Nachdem

man

bestimmten Vorschriften

Die Einführung der Papierprüfung im Verein mit der Verwendung

verarbeiten

und

die Papiere

in

Beschaffenheit

Hadern

und Preis den immer

Die KaserstnffimloMrie.

werdenden,

zahlreicher

haben sich

213

gehenden Verwendungszwecken anzupassen,

ins unbezahlte

der Papierfabrikation eine Betriebsänderung und eine ganz ungeahnte

in

Steigerung vollzogen und zwar

mehrfacher Richtung.

in

Die früher übliche Fabri-

Lumpen aufkauften oder vom rohen Zustande an in Arbeit

kation brachte es mit sich, dal) die Papiermacher selbst die

durch Sammler aufkaufen ließen, also den Stoff

nahmen.

Lumpen-

Dieser Gewohnheit, die allerdings später durch den abgetrennten

und Vereinfachung nach

eine gewisse Einschränkung

handel

sächlich zuzuschreiben, daß die Papierfabrikanten die Stroh, Holz usw.

Holzzellulose

selbst in

die

Hand nahmen,

wenn auch räumlich

Papierfabriken,

sich zog,

Erzeugung der

so daß jetzt

noch

ist

es haupt-

Ersatzstoffe aus

vielfach

mit den

getrennt, Anlagen zur Herstellung von Holzschliff,

Daneben aber entstanden zahlreiche

usw. verbunden sind.

Einzel-

zum Teil in gewaltigen Ausdehnungen, nur zur Erzeugung dieser Stoffe, um dem Handclswege den Papierfabriken zu liefern. Zur Beurteilung der jetzigen

anlagen, sie auf

Ausdehnung der

Papierfabrikation

der

fähigkeit

Papiermaschine.

2 Schöpfbütten

Vor

einen

auf

30000 kg

Ries oder rund 8000

lr>

Papier.

Eine von

I8W

Pariser Ausstellung

täglich

eine

der Leistungs-

Papierfabrik

bei

Füllner

lieferte

in

beziffert

sich

mit

200 kg Lumpen und

Bogen (Schreibformat)

Die Jahresproduktion

Papier, so

belief

daß

daher

sich

werden

300 Arbeitstagen 2100000 kg Papier, also das in

Warmbrunn gebaute Papiermaschine

einer Minute eine Papierbahn von

Länge, welche zerschnitten 1200 Bogen

dieser Maschine

Zunahme

verarbeitete

einer jetzigen Papierfabrik mit einer Papiermaschine

In

etwa 7000 kg. also jährlich

70fache erzeugt.

m

Produktion mit der

100 Jahren

Schöpfer 4000 Bogen kommen.

auf

und 80

deshalb diese Anlagen nicht außer acht zu

die

und 20—24 Arbeitern durchschnittlich

erzeugte daraus etwa

täglich

sind

Besonders aber steigerte sich

lassen.

demnach

auf

gibt.

1,6

auf der

m

Breite

Die 10 stündige Tagesleistung

720000 Bogen gegen 4000 Bogen eines

Papierschöpfers.

Der

Anteil,

Gesamtproduktion fast

54

genau

dem

Papierfabriken

den die jetzige Papierfabrikation im Königreich Bayern an der in

Deutschland nimmt,

Bevölkerungsverhältnis mit

151

ist

dadurch gekennzeichnet, daß derselbe

entspricht.

Papiermaschinen

im

In

Betriebe

fabriken mit 1555 Papiermaschinen im Deutschen Reiche.

Bayern

stehen

nämlich

gegenüber 490 Papier-

ßadiachr Anilin- und Sndafahrik Lud«iK»hiltn

a.

Rh.

i

Die chemische Industrie Bayerns zu Anfang des XIX. und zu Anfang des XX. Jahrhunderts. Von Gustav

Die

chemische Industrie Bayerns stand zu Anfang des XIX. Jahrhunderts

auf einer sehr niedrigen Stufe;

die

wissenschaftliche

nimmt

dies

sich nur daran erinnern,

Wage wendung

nicht wunder,

und technische Chemie

Jahrhunderte gemachten Beobachtungen

die

Schultz.

daß

erst

als wissenschaftliches

in

Soweit

da

in

einer Fülle

jener Zeit überall

von im Laufe der

den Kinderschuhen steckten.

Man

darf

zu Ende des XVIII. Jahrhunderts durch Lavoisier

Instrument bei ehemischen Experimenten zur An-

gelangte und daß erst zu dieser Zeit

funden wurde.

trotz

man daher

überhaupt sprechen kann, war diese

durch Watt die Dampfmaschine

jener Zeit von

in

nur auf kleine

einer chemischen

Betriebe

er-

Industrie

beschränkt, welche

entweder aus Hausindustrien oder Apotheken hervorgegangen waren.

Immerhin

ist

chemische Betriebe

es bemerkenswert,

existierten,

daß im Jahre 180b

in

Bayern bereits vier

welche heute noch bestehen, nämlich die chemische

Digitized by

Gc

Gustav Schultz.

W. C. Fickcntscher in Markt-Redwitz, die Farbenfabriken von Michael München und Gademann in Sehweinhirt und das staatliche Poteewerk in

Fabrik von

Huber

in

Bodenmais.

Wolfgang Kaspar Fickcntscher war von Haus aus Apotheker. in

Markt-Redwitz im

Er gründete

zur Herstellung von Chemikalien

Jahre 1788 eine Fabrik

und pharmazeutischen Präparaten, besonders von Phosphor, Salpetersäure. BenzoeDie Fabrik, welche später durch Errichtung

säure und rotem Quecksilberpräzipitat.

Glashütte und

einer

war

bis

1890

einer Schwefelsäurefabrik eine erhebliche Erweiterung

den Händen der Familie Fickentscher.

in

heute noch Quecksilberpräparate, jährlich zur Zeit des

Brechweinstein

Gründers

und andere

für

wovon

Huber bald

außerdem Flußsäure, Fluorpräparate,

Glaswerke und Färbereien gebrauchte Chemikalien.

Schon vor dieser

als Hausindustrie betrieben

hergestellten

in

München wurde

Zeit

war

worden.

im Jahre 1780 von Georg

die Farbenbereitung

Karmine und Karminlacke (Münchener Lacke) verschafften der Firma

einen Weltruf.

Güte aufgenommen.

Später wurde

die Fabrikation

von echten Krapplacken zuerst in

einer bisher unübertroffenen

Die Fabrik hat sich dann, den Fortschritten

folgend, durch Einfügung neuer Farben, welche besonders

immer mehr

erweitert

Die Farbenfabrik von

und zu der heutigen Höhe

Gademann & Co.

in

in

der Farbentechnik

zum Buch- und

Steindruck

entwickelt.

Schweinfurt wurde 1792 ge-

Sie fabriziert Lithopone, Bleiweiß. Buntfarben für Anstrich

gründet.

der Familie

in

Die von Georg Huber aus Cochenille

aus der Krappwurzel, dann aus künstlichem Alizarin

dienen,

auch

allerdings jetzt wöchentlich fast soviel wie

fabriziert wird,

Die Fabrik von Michael Huher

Huber gegründet.

erfuhr,

Ihre Hauptartikel sind

und Schwein-

furtergrün.

Weit

älter als

Bodenmais, welche vitriol

und

die

genannten drei Firmen sind die staatlichen Werke von

sog. Pote> (im wesentlichen Eisenoxyd),

dann aber auch Eisen-

kupfervitriolhaltigen Eisenvitriol (Kronenvitriol) liefern.

wirkliche Berg-

und Münzrat und ehemalige Professor

nischen Landesakademie Mathias Flurl, welcher

bei

in seiner

Der

kurfürstliche

der herzoglichen maria-

Beschreibung der Gebirge

von Bayern und der oberen Pfalz (1792) ein prächtiges, anschauliches Bild von dem Zustande damaliger, mit hat

dem Bergbau zusammenhängender,

Bodenmais und seinen eigenartigen Mineralien

erwähnt

werke

er zunächst,

existierten,

daß

in

früheren Zeiten

welche später eingingen.

technischer

Werke

liefert,

einige Kapitel gewidmet. In diesen

um Bodenmais mehrere EisenhammerIm XVI. Jahrhundert wurde von Herzog

Wilhelm zu besserer Verwertung des dort vorhandenen Eisenkieses eine

Vitriolhütte

welche

angelegt,

Die chemische Industrie Bayerns.

217

im Besitze von Fürsten

und Privatpersonen durch

abwechselnd

Rösten und Verwittern der Kiese und Weiterverarbeitung des Kiesstaubes Eisenrot, Vitriole

und Alaun

auch im Jahre

Zur Zeit von

lieferte.

existierte

Flurl

noch vorhandene Vitriolölbrennerei,

180f>

häuser Schwefelsäure)

in

in

irdenen Kolben aus Eisenvitriol

Bodenmais

in

die wohl

welcher Vitriolöl (Nordhergestellt

Das

wurde.

Eisenrot diente schon damals wie heute nicht allein als Anstrichfarbe, sondern auch als Schleifmittel für Spiegelscheiben.

Wenn man nun daß

sich,

sie

chemische Industrie Bayerns betrachtet, so ergibt

die heutige

sich überall

da

kräftig entwickelt hat,

wo durch

mehrerer Umstände, wie Lage an schiffbaren Flüssen,

und Unternehmungsgeist, günstige Verhältnisse geschaffen

kräfte

Dies

trifft

erster Linie für

in

dort befindliche Badische Anilin-

Ludwigshafen

und Sodafabrik

a.

Zusammentreffen

ein

Kohlen oder Wasser-

billige

sind.

Rh. und namentlich

zu, welche trotz ihrer

für die

Bezeichnung

„Badische" mit Ausnahme der ausländischen Filialen auf bayerischem Boden

liegt.

Da

dieses industrielle Unternehmen zugleich die größte chemische Fabrik der Erde

ist,

so

stellt

mag

es gestattet sein, zunächst sich

erster

in

Linie

künstliche Farben

mit ihr zu

Die Fabrik

beschäftigen.

aus Steinkohlcntecr dar.

Diese Industrie

wurde bekanntlich durch das allgemeine Aulblühen der Chemie unter Forschungen A. W. Hofmanns und

Nachdem

bereitet.

185»>

in

die

England der

erste

das heute noch

Anilinfarbstoff,

beschränktem Maße dargestellte Mauvein. und kurze Zeil darauf viel

wichtigere

Liebig,

die

Aug. Kekule"s vor-

Spekulationen

genialen

in

in

Frankreich das

Fuchsin erfunden war. wurde die Fabrikation von Anilinfarben

in

Deutschland aufgenommen und gelangte hier zu außerordentlicher Entfaltung. Unter den 70 Tecrfarbenfabriken der Erde befinden sich 23 deutsche, darunter die größten Fabriken dieser Art.

Die im Jahre 1865 von

dem ehemaligen Goldschmied

gegründete Badische Anilin- und Sodafabrik beschäftigt heute

in

Friedrich Engelhorn

Ludwigshafen gegen

200 Chemiker, über 100 Ingenieure, an 600 kaufmännische Beamte und 7500 Arbeiter.

Der Grundbesitz der Fabrik beträgt 220 gebäuden. b5b Arbeiter- und wie erwähnt,

künstliche

108

ha.

organische

Farbstoffe

darunter viele eigener Erfindung und den bereiteten

künstlichen

Indigo.

Farbstoffe notwendigen Hilfs-

Davon

aller

Art aus

sie

alle

und Zwischenprodukte, dazu Begünstigt

war die

mit 450 Fabrik-

Die Fabrik

stellt,

Steinkohlenteer her,

durch die Arbeiten A.

Außerdem gewinnt

Schwefelsäure- und Chlorindustrie.

qm

sind 3»8000

Beamtenwohnungen überbaut.

v.

Baeyers vor-

zur Herstellung dieser

die Erzeugnisse der Soda-,

schnelle

Entwicklung des

Gustav Schultz.

218

am

Etablissements durch seine vorteilhafte Lage stadt

Mannheim.

Es

daher

ist

Rhein gegenüber der alten Fabrik-

dem Wasserwege Kohlen und

der Lage, auf

in

mit sechs Dampfkranen.

Für das Fortbringen der Schwefelsäure

von 600

Transportschiff mit einer Ladefähigkeit in

der Fabrik wird

einem

auf

52

km

normalspurigen

langen

ist

355000

beträgt ca.

t

Schienennetz

Der erzeugte Dampf

Wasserkonsum

ist

Gasanstalt sind

12

liefert

jährlich 41

JVlill.

355 Dampfmaschinen mit

treibt

mit

Dieses Eisen-

Damit werden 140 Dampfkessel mit 23000

im Jahre.

fläche beheizt.

eigenes

Der Konsum an Kohlen

an die Pfälzische Eisenbahn angeschlossen.

ist

ein

Der innere Verkehr

vorhanden.

t

273 Drehscheiben und 508 eigenen Eisenbahnwagen bewerkstelligt.

bahnnetz

Pyrit

Das Ein- und Ausladen geschieht

zuzuführen und die Erzeugnisse fortzuschaffen.

cbm, der Eisverbrauch 18

21

Mill. kg.

qm

Heiz-

Der

b20 PS.

Eine eigene

cbm Gas zur Beleuchtung und Heizung. Außerdem mit zusammen W00 PS vorhanden, welche den

ca. 25,3 Mill.

Dampfdynamomaschinen

elektrischen

Strom

leuchtungsanlage

1104 Bogenlampen

mit

320 Elektromotoren und eine Be-

Betriebe,

elektrolytische

für

und 15800 Glühlampen erzeugen.

Die

Fabrik besitzt außerdem ausgedehnte Werkstätten für Neuinstallationen und Repara-

sowie für die Herstellung von Emballagen,

turen

Feuerwehr, 29 Dampfspritzen, 810 Hydranten und Fabrik

hat in

Art für das Anilin-

einsichtsvoller

Wohl

welche

Für die Sicherung vor Feuersgefahr

Fabrikate dienen.

ist

für

den Versand ihrer

durch eine gut geschulte

km

Schläuche gesorgt.

Die

Weise durch großartige Wohllahrtseinrichtungen

aller

18.2

Beamten und Arbeiter gesorgt. Die Errichtung der Badischen

ihrer

und Sodafabrik

in

Ludwigshafen hat auf die Entwicklung dieser Stadt den

größten Einlluß ausgeübt und wesentlich dazu beigetragen, daß die Zahl ihrer Ein-

wohner im Laufe von 50 Jahren von 1500 jährlich an ihre Arbeiter

«)

Mill.

auf

71000 gestiegen

Mark und gegen

4

1 .

;

:

Mill.

ist.

Die Fabrik zahlt

Mark an Handwerker und

Lieferanten in Ludwigshafen.

Die Errichtung der Fabrik

ist

aber auch auf die Entwicklung anderer Zweige

der chemischen Industrie in Ludwigshafen nicht ohne Einfluß geblieben, zumal

vor ihr schon bestehende,

der

Produkte

dienen.

der

teils

Badischen

ihr dort

Anilin-

und

Ludwigshafen

bereits

drei

heute

Michel

& Co.

(gegr.

noch

teils

gegründete chemische Fabriken sich

Sodafabrik

zur

Weiterverarbeitung be-

Vor der Gründung der Badischen Anilin- und Sodafabrik

Joh. A. Benckiser (gegr. 1822),

von

nach

bestehende

existierten

chemische Fabriken,

in

nämlich

Gebrüder Giulini (gegr. 1851) und die Düngerfabrik

1864).

Die

erste

dieser

drei

Fabriken

betreibt

mit

200 Arbeitern die Herstellung von Weinsteinsäure. Pottasche. Schwefelsäure, Salz-

Die chemische Industrie Bayerns.

und Natriumbisulfat.

säure, Chlorkalium. Kaliumsulfat

mit 560 Arbeitern

von

Düngerfabrik

21«)

Die Gebrüder Giulini stellen

Tonerdepräparate, Mineralsäuren und Superphosphat dar. Michel & Co.

verwendet die Abfallschwefelsäuren

fabrikation zur Superphosphatherstellung.

schen Anilin- und Sodafabrik

der

Die

Anilin-

Zur Verwendung von Salzsäure der Badi-

wurde 1871

die

chemische

Fabrik

Leim

für

und

Dünger von Zimmermann gegründet, welche Leimpräparate, phosphorsauren Kalk und Knochenfett herstellt. Ferner sind in Ludwigshafen noch hervorzuheben die chemisch -technischer

Fabrik