Christine de Pizan: Le livre de faiz d’armes et de chevallerie / Buoch von dem vechten und von der ritterschaft: Edition des französischen Textes und der alemannischen Übersetzung 9783110717105, 9783110717082

This volume unites not just the first editions of Christine’s de Pizan military and warfare treatise (1410), but also it

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Christine de Pizan: Le livre de faiz d’armes et de chevallerie / Buoch von dem vechten und von der ritterschaft: Edition des französischen Textes und der alemannischen Übersetzung
 9783110717105, 9783110717082

Table of contents :
Vorwort
Inhalt
Einleitung
1 Einführung
2 Das buͦch von dem vechten und von der ritterschafft. Die alemannische Übersetzung von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie
3 Rezeption von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie
4 Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.)
5 Sprachliche Analyse des buͦches von dem vechten und von der ritterschafft
6 Editionsprinzipien
Abbildungen
Edition
Livre 1 / Buch 1
Livre 2 / Buch 2
Livre 3 / Buch 3
Livre 4 / Buch 4
Glossare und Verzeichnisse
Glossar für den deutschen Text
Glossar für den französischen Text
Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text
Namens- und Ortsverzeichnis für den französischen Text
Literaturverzeichnis

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Christine de Pizan: Le livre de faiz d’armes et de chevallerie / Buoch von dem vechten und von der ritterschaft

Christine de Pizan: Le livre de faiz d’armes et de chevallerie / Buoch von dem vechten und von der ritterschaft Edition des französischen Textes und der alemannischen Übersetzung Herausgegeben von Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards unter Mitarbeit von Rudolf Bentzinger, Renate Schipke und Claudia Wich-Reif

ISBN 978-3-11-071708-2 e-ISBN (PDF) 978-3-11-071710-5 Library of Congress Control Number: 2022946862 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2023 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Berlin, Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. fol. 1705, fol. 10v. Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Vorwort Die Anfänge der Arbeit an dieser Edition reichen bis in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts zurück, als Danielle Buschinger von Liliane Dulac (Universität Montpellier) den Hinweis bekam, dass die Handschrift der alemannischen Übersetzung von Le livre de faiz d’armes et de chevallerie der Christine de Pizan (Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft) in Basel identifiziert worden ist und dass sich eine Edition lohnen würde. In den Anfangsjahren wurde Danielle Buschinger von Philipp Jeserich (Göttingen), Gabriele Haverkate (vormals Berlin) und Galina Baeva (St. Petersburg) bei den Transkriptionsarbeiten unterstützt. Förderlich war die Hilfestellung der amerikanischen Christine-Forscherin Charity Cannon Willard. Sie schickte Danielle Buschinger freundlicherweise ihre Transkription der französischen Handschrift Brüssel, KBR 10476. Dies bedeutete eine wesentliche Hilfe für die Erforschung der alemannischen Übersetzung. Im Laufe der jahrelangen Forschung für die hier vorliegende zweisprachige Textausgabe hat sich herausgestellt, dass eine andere, wohl frühere Autogramm-Handschrift des Werkes, Paris, BnF f. fr. 603, geeigneter für eine kritische Textausgabe ist. Hilfreich war vor allem das Engagement von Franz Simmler (†), dem damaligen germanistischen Sprachhistoriker an der Freien Universität Berlin, der 2002 eine Tagung in Berlin zum Thema „Textsortentypologien und Textallianzen von der Mitte des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts“ organisierte und Danielle Buschinger einlud, hier das Editionsprojekt vorzustellen (Veröffentlichung in Buschinger 2004). Zu diesem frühen Zeitpunkt kamen hilfreiche Hinweise von Martin Schubert (heute Universität Duisburg-Essen). Danielle Buschinger gewann den erfahrenen Romanisten Earl Jeffrey Richards für die Mitarbeit, einen Spezialisten auf dem Gebiet des Mittelfranzösischen und einen der besten Kenner der Texte der Christine de Pizan. Er hatte zahlreiche Aufsätze über ihre Werke geschrieben, die Cité des Dames im Original herausgegeben und übersetzt und die Othea mitübersetzt. Dadurch war ihm die Bedeutung von Christines Werk bewusst, und er hat die Arbeit schlagartig vorangetrieben. Seither sind die beiden als Herausgeber für die Gesamtedition verantwortlich, Danielle Buschinger vornehmlich für den deutschen Teil, Earl Jeffrey Richards für eine neue, zuverlässigere Edition der mittelfranzösischen Handschrift Paris, BnF f. fr. 603 (ca. 1410, fol. 1v–80r). Der Text dieser Pariser Handschrift war bereits von Christine Moneera Laennec als Teil ihrer Dissertation (Laennec 1988) transkribiert worden. Sie hat uns freundlicherweise diese Transkription zur Verfügung gestellt. Earl Jeffrey Richards hat sie für die hiesige Edition des mittelfranzösischen Textes mitverwendet. Dafür sei ihr herzlich gedankt, zumal diese Handschrift dem ursprünglichen Text des Werkes am nächsten zu stehen scheint. Earl Jeffrey Richards hat den Text mit den Handschriften Brüssel, KBR 10476, Paris, BnF f. fr. 1183 und BnF f. fr. 585 und London, BL Royal 15 E VI verglichen und auch die Übersetzung von Caxton zur Textherstellung hinzugezogen. Er erarbeitete auch das Glossar und das Namens- und Ortsverzeichnis sowie

VI 

 Vorwort

den kritischen Apparat für den mittelfranzösischen Text von Christines Werk. Beim deutschen Text hat er bei der Endredaktion Danielle Buschinger Hilfe geleistet. Ein weiteres glückliches Ergebnis der oben genannten Tagung 2002 war die nun einsetzende Mitarbeit der Sprachhistorikerin Claudia Wich-Reif, früher Mitarbeiterin Franz Simmlers, jetzt Inhaberin des Lehrstuhls für Geschichte der Deutschen Sprache und Sprachliche Variation an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Sie verfasste das Kapitel zur Sprachbeschreibung und erarbeitete das deutsche Namens- und Ortsverzeichnis. Außerdem bereitete sie das Literaturverzeichnis auf. Jacob Klingner (†) setzte sich dafür ein, dass die Edition beim Verlag De Gruyter erscheinen konnte und begleitete sorgfältig das Vorhaben bis zu seinem Tod 2020. Er bat 2019 Rudolf Bentzinger um ein Gutachten. Dieser stieg in das Unternehmen ein und erarbeitete das Glossar zum deutschen Text. Hilfreich waren hier Hinweise von Claudia Wich-Reif. Beide setzten sich intensiv mit dem Text auseinander und unterbreiteten Vorschläge zur Textgestaltung. Die Erstellung des Glossars erfolgte in eingehender Abstimmung mit Earl Jeffrey Richards, dem Bearbeiter des mittelfranzösischen Glossars. Renate Schipke hatte bereits 2002 und 2003 die Berliner Handschrift Ms. germ. fol. 1705 vorgestellt (Schipke 2002 und 2003). Sie übernahm freundlicherweise die Handschriftenbeschreibung. Ratschläge bei der Klärung von bisweilen komplizierten rechtshistorischen Fragen erteilten Dr. jur. Ulrich Dieter Oppitz (Neu-Ulm) für die deutsche Fassung, Prof. Dr. Bernard Ribémont (Orléans) für die mittelfranzösische Fassung. Prof. Dr. Philippe Contamine (Sorbonne, élu á l’Académie des inscriptions et belles-lettres) beriet uns bei militärhistorischen Fragen. Prof. Dr. Richard Trachsler (Zürich) gab wertvolle Hinweise zur Geschichte der Schweiz, und Dr. phil. Ronny F. Schulz unterstützte uns in vielerlei Hinsicht, insbesondere bei der Einführung. Dank gebührt der Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz und hier besonders dem Leiter der Handschriftenabteilung, Herrn Professor Dr. Eef Overgaauw. Er ermöglichte jederzeit den Einblick in die Handschrift und setzte sich für den Fortgang der Arbeit ein. Auch dem Verlag Walter de Gruyter sei herzlich gedankt, vor allem Herrn Dr. Jacob Klingner (†) und Herrn Dr. Robert Forke, Acquisitions Editor Medieval and Early Modern Studies, für umsichtige und tatkräftige verlegerische Betreuung, die von Frau Dr. Dominika Herbst, Content Editor Books Humanities, und von Frau Louisa Künstler fleißig unterstützt wurde, sowie Herrn Florian Ruppenstein (Editor, Book Production) für die sachkundige technische Herstellung des Buches. Paris und Münster Juli 2022

Danielle Buschinger Earl Jeffrey Richards

Inhalt Vorwort  V

Einleitung 1 Einführung  3 Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft. Die alemannische Übersetzung von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards 2.1 Entstehungsgeschichte  5 2.1.1 Historischer Kontext  5 2.1.2 Titel des Originals und dessen literarische und mündliche Quellen  7 2.1.2.1 Titel des Originals  7 2.1.2.2 Literarische und mündliche Quellen  8 2.1.3 Aufbau  10 2.2 Handschriftliche Überlieferung  11 2

Rezeption von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards 3.1 In Frankreich  14 3.2 In England  15 3.3 Im deutschsprachigen Raum: Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft  18 3.3.1 Entstehungsumstände  18 3.3.1.1 Besitzgeschichte der Handschrift  18 3.3.1.2 Literaturgeschichtlicher Kontext: Prosaübersetzungen französischer Werke im Spätmittelalter  19 Historischer Kontext  21 3.3.1.3 3.3.1.4 Vorlage  22 3.3.1.5 Bearbeitungstechnik  23 3.3.1.5.1 Sprachliche Änderungen  24 3.3.1.5.2 Situative Anpassungen  26 3.3.1.5.3 Anpassung an veränderte politische Verhältnisse  27 3.3.1.5.4 Sprachliche Eingriffe bei Persönlichkeiten, Situationen und Kriegshandlungen der Antike  29 3.3.1.5.5 Sprachliche Veränderungen beim Kriegswortschatz  30 3

VIII 

 Inhalt

3.3.1.5.6 3.3.1.6

Anrede an die Göttin Minerva im Kap. I.i  33 Einordnung des Textes in die literarische Situation Berns im 15. und 16. Jahrhundert. Auftraggeber und Übersetzer  37 3.3.1.7 Schlussfolgerungen  45 4

Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.)  47 Renate Schipke

Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft Claudia Wich-Reif 5.1 Phonologie  51 5.1.1 Vokale: Kurzvokale  51 5.1.2 Vokale: Langvokale  53 5.1.3 Vokale: Diphthonge  54 Vokalismus: Rundung/Entrundung  55 5.1.4 5.1.5 Vokale: Vokalismus der Nebensilben  56 5.1.6 Halbvokale  56 5.1.7 Konsonantismus: Allgemeines  57 5.1.8 Konsonantismus: Liquide und Nasale  57 5.1.9 Konsonantismus: Obstruenten (Plosive und Frikative)  58 5.1.9.1 Labiale  58 5.1.9.2 Palatale/Velare  59 5.1.10 Konsonantismus: Dentale  60 5.2 Morphologie: Flexion und Wortbildung  61 5.2.1 Substantive  61 5.2.2 Adjektive  62 5.2.3 Adverbien  62 5.2.4 Pronomina  62 5.2.5 Verben  62 5.2.6 Kontraktionen und Klisen  64 5.3 Lexik  64 5.4 Syntax und Text  65 5.4.1 Satztypen  65 5.4.2 Satztypen und Gliederungssignale  66 5.4.3 Fehlen von Satzgliedern  67 5.4.4 Subjekt-Prädikat-Kongruenz  68 5.4.5 Negation  68 5.4.6 Doppel- und Dreierformen  69 5.5 Weitere stilistische Merkmale  69 5.6 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen  71 5

Inhalt 

6 Editionsprinzipien Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards Deutscher Text  73 6.1 Französischer Text  74 6.2

Abbildungen  79 Edition Livre 1 / Buch 1  88/89 Livre 2 / Buch 2  212/213 Livre 3 / Buch 3  328/329 Livre 4 / Buch 4  414/415

Glossare und Verzeichnisse Glossar für den deutschen Text  493 Glossar für den französischen Text  561 Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text  611 Namens- und Ortsverzeichnis zum französischen Text  621 Literaturverzeichnis Primärliteratur  631 Forschungsliteratur  633

 IX

Einleitung

1 Einführung Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards Im Jahr 1995 ist in Basel eine bis dahin noch unbekannte Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts aufgetaucht (mit erstem Besitzeintrag von 1453 oder 1473, s. u.). Sie enthält als einzigen Text die vollständige deutsche, genau genommen alemannische Übersetzung von Christines de Pizan Traktat Le livre de faiz d’armes et de chevallerie: Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft. Vorbesitzer der Handschrift war ein Basler Geschäftsmann, der sie 1995 von unbekannter Seite erwarb und der Universitätsbibliothek Basel zur Identifizierung vorlegte. Mit der Aufgabe betraut wurde Wolfram Schneider-Lastin, seinerzeit Assistent am Deutschen Seminar der dortigen Universität, der die Ergebnisse seiner Analyse 1996 in der ZfdA publizierte.1 Einige Jahre später hat der Besitzer die Handschrift an einen Hamburger Antiquar verkauft. Von diesem Antiquar hat sie die Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz 2002 erworben, und sie zählt seither unter der Signatur Ms. germ. fol. 17052 zu ihren Schätzen. Die Handschrift erbringt den Nachweis dafür, dass das Werk Christines de Pizan im deutschen Sprachgebiet sehr früh rezipiert worden ist. Es handelt sich dabei um eine der ersten Übersetzungen von einem Werk Christines in eine andere Volkssprache. Zeitgleich wurde nur Le livre des Trois Vertus zwischen 1447 und 1455 ins Portugiesische übersetzt.3 Der Fund der deutschen Übersetzung ist sowohl für die Christine de Pizan-Forschung als auch für die germanistische Mediävistik von immenser Bedeutung.4 Im Zentrum dieser Ausgabe steht deshalb die alemannische Übersetzung als Rezeptionszeugnis. Nicht zuletzt deshalb wird darin der Beschreibung der Handschrift und der Analyse des Sprachstands der alemannischen Übersetzung besonderes Gewicht verliehen. Entsprechend enthält die Ausgabe eigenständige, jeweils von Spezialistinnen verfasste Kapitel zu beiden Aspekten.5 Um die Übersetzungsbzw. Adaptationstechnik des anonymen alemannischen Autors nachvollziehbar zu machen, soll darüber hinaus der französische Text synoptisch bereitgestellt werden. Wo sie das Verständnis fördert, wird zudem William Caxtons mittelenglische Übersetzung von 1489 in der Einleitung und im Apparat herangezogen. Wir hoffen, dass der bisweilen schwer zu verstehende deutsche Text auf diese Weise leichter rezipier-

1 Schneider-Lastin 1996, 187–201; Schneider-Lastin 2005, 49–65. 2 Siehe allgemein http://www.handschriftencensus.de/8759 [05.09.2022]. 3 Carstens-Grokenberger 1961. 4 Siehe Schneider-Lastin 2005, 49. 5 Die Texte von Renate Schipke und Claudia Wich-Reif werden in unsere Einleitung als für sich stehende Einheiten so aufgenommen, wie sie von ihren Autorinnen konzipiert worden sind, die als Spezialistinnen ihren eigenen Stil und ihre eigene Darstellungsweise haben.

4 

 Einführung

bar wird. Außerdem lässt sich die Bearbeitungsmethode des Alemannen so eventuell leichter erkennen und sein Werk in die Geschichte der Beziehungen zwischen der Romania und der Germania im Mittelalter bzw. Spätmittelalter eingliedern: eine Zeit, die sich durch einen Wandel der bis dahin gängigen Übersetzungstechnik auszeichnete, die darin resultierte, dass Übersetzungen keine Bearbeitungen von französischen Originaltexten mehr waren (im Sinne von Neugestaltungen, ja Nachdichtungen), sondern beinahe als Ersatz des Originals dienten.6 Mit dieser Ausgabe der alemannischen Übersetzung von Christines de Pizan Faiz d’armes et de chevallerie geht es uns auch darum, die Wege zum Verständnis der Übersetzungskultur des Spätmittelalters weiter zu ebnen.

6 Vgl. Buschinger 2019, 209–216.

2 Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft. Die alemannische Übersetzung von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards

2.1 Entstehungsgeschichte 2.1.1 Historischer Kontext In Christines de Pizan Gesamtwerk nimmt Le livre de faiz d’armes et de chevallerie einen besonderen Platz ein. Der Text, verfasst im Jahre 14107 im Auftrag des Herzogs von Burgund, Jean sans Peur, und dem französischen Kronprinzen Louis de Guyenne gewidmet, verbindet die sonst zuweilen politisch rivalisierenden Fördererkreise ihres Schaffens, den königlichen Hof und den Hof von Burgund. Auf diese Weise setzt Christine ihre früheren Bemühungen fort, zwischen diesen Parteien zu vermitteln, und dies unter dem Zeichen des häufig wiederkehrenden literarischen Topos von sapientia et fortitudo, der Verbindung von Weisheit und Stärke, auf die bereits ihre Epistre Othea von 1400 abzielt.8 In dem turbulenten Jahrzehnt zwischen diesen zwei Werken spitzten sich die Rivalitäten zwischen ihren Förderern zu. Sie gipfelten in der Ermordung von Louis d’Orléans am 23. November 1407 auf offener Straße in Paris – ein Mord auch auf Veranlassung seines Cousins, Jean sans Peur. Jean sans Peur selbst wurde 1419 ebenfalls Opfer der kaum zu beherrschenden politischen Gewalt. Die Mordanschläge waren Symptome einer tieferen Krise um ritterliche Ideale, die

7 Diese Datierung lässt sich von einer Beobachtung in Kapitel IV,vii ableiten, in der Christine das Verbot des Duellierens aus dem Jahr 1406 erwähnt: sy puez bien veoir que tel batail est reprouvee, a laquelle chose, là Dieu mercy!, le roy de France et son bon conseil a puis quatre ans ença bien advisé par quoy plus ne seront en usaige en son royaulme. Dieser Hinweis bezieht sich auf folgendes Edikt: Lettres portant défenses de faire des Joustes ou Fais d’armes [27 janvier 1406],“ veröffentlicht in Secousse 1755, 9, 105–106. Siehe auch Solente 1969, 398. Parussa 2016, 33, fasst die Datierungsfrage so zusammen: „Les manuscrits les plus intéressants pour l’édition du texte sont naturellement les deux les plus anciens: deux belles copies de présentation réalisées dans un atelier parisien aux environs de 1410, si l’on en croit les hypothèses formulées par l’historien de l’art M. Meiss. Le texte devrait être de peu antérieur à cette date, car une allusion à un fait ayant eu lieu en 1408 et une deuxième référence à une ordonnance de Charles VI (de 1406, mais Christine donne un repère chronologique: ‚il y a quatre ans‘), devraient constituer un indice sûr pour établir un terminus post quem. Cependant, la première allusion manque dans un des manuscrits (Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603) et la seconde se trouve tout à la fin de l’œuvre, ce qui semblerait prouver uniquement que le Livre des faiz d’armes a été achevé vers 1410.“ 8 Blumenfeld-Kosinski/Richards 2017, 1–30.

6 

 Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft

durch das Debakel von Nikopolis Ende September 1396 provoziert wurde. Damals brachten die Osmanen dem ungarisch-französisch-burgundisch-deutschen Kreuzfahrerheer eine vernichtende Niederlage ein. Angesichts der deutlichen taktischen und technologischen Überlegenheit der Osmanen rückte das Bedürfnis nach zweckmäßigen Lösungen im Kampf gegen sie in den Vordergrund, und dies auch während eines recht prekären Waffenstillstands im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich. Neben solchen praktischen, kriegstechnischen Herausforderungen wird eine Reihe juristischer Fragen um den gerechten Krieg und die päpstliche Legitimation eines neuen Kreuzzugs diskutiert, denn das seit 1378 andauernde Schisma innerhalb der Kirche, das sogenannte große Abendländische Schisma (1378–1417), verhinderte eine klare päpstliche Legitimierung eines Kreuzzuges, für ein passagium generale, das nur vom Papst ausgerufen werden konnte. Ein Hinweis auf das Verbot von Gerichtskämpfen durch das Edikt von Charles VI. vom 27. Januar 1406 liefert die Grundlage für die Datierung des mittelfranzösischen Originals auf 1410.9 Im selben Jahr, schätzt man, war Christine persönlich intensiv mit dem Kopieren fast aller ihrer Werke in das sog. „Queen’s Manuscript“ beschäftigt. Diese Arbeitsbelastung erklärt die offensichtliche Hastigkeit der Pariser und Brüsseler Autographe des Originals, die in alternativen Kapitelendungen im zweiten Buch, abweichenden und fehlenden Kapitelnummerierungen und grammatischen Flüchtigkeitsfehlern ersichtlich sind, die im Textapparat des Originals kommentiert werden. Gleichzeitig verwendete sie viele Stellen aus früheren Werken, worauf im Namens- und Ortsverzeichnis des Originals hingewiesen wird. Christines militärisches Handbuch entstand in der komplexen und turbulenten Gemengelage dieser drei Faktoren: innere politische Rivalitäten, militärtechnische Unterlegenheit gegenüber den Osmanen und kirchen- und kriegsrechtliche Unsicherheiten. Es verwundert daher nicht, dass Jean sans Peur, selbst anerkannter Feldherr und Stratege, ein solches Werk in Auftrag gegeben hat. Ebensowenig überrascht es angesichts eines so komplizierten Bedingungsgefüges, dass Christines militärisches Handbuch so heterogen ist: Es verbindet strategische, militärtechnische und juristische Überlegungen.

9 IV.vij., fol 71r: sy puez bien veoir que tel bataille est reprouvee, à laquelle chose, là Dieu mercy! le roy de France et son bon conseil a puis quatre ans ençà bien advisé, par quoy plus ne seront en usaige en son royaulme, „So kannst Du gut sehen, dass solche Kämpfe verurteilt werden, zu welchem Entschluss der König Frankreichs und sein guter Beirat seit vier Jahren wohlüberlegt geraten haben, wodurch diese Kämpfe in seinem Reich keine weitere Anwendung finden werden“. Christines Text weist auf ein Edikt aus dem Jahre 1406 [a.s. 1405] hin: que aucunes autres vouldront faire Joustes ou Fait d’armes en nostredit Royaume, „dass keine anderen in diesem unserem Reich solche Zweikämpfe oder Waffengänge begehren sollten“ (Vilevault, M. de/ Bréquigny, M. de 1769, 106).

Entstehungsgeschichte 

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2.1.2 Titel des Originals und dessen literarische und mündliche Quellen 2.1.2.1 Titel des Originals Normalerweise spricht man in der Sekundärliteratur von Le livre des faiz d’armes et de chevallerie. Das ist aber eine ungrammatische, von späteren Schreibern eingeführte Konstruktion, denn sie kombiniert die Wortgruppe de + les faiz d’armes, die eine Pluralform enthält, mit einem Abstractum im Singular (chevallerie). Christine selbst schreibt in den beiden überlieferten Handschriften, die in ihrem Atelier hergestellt wurden, Le livre de faiz d’armes et de chevallerie. Sie versteht nämlich beide Teile dieses Titels als Singularetantum. Den Ausdruck (les) faiz d’armes findet man – jedoch ohne die Paarung mit chevalerie – in Prosa-Ritterromanen seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Er meint die Waffengänge eines Ritters auf einem Turnier. Christine will eine praktische Darstellung des Ritterideals bieten, und zu diesem Zweck unterscheidet sie präzise zwischen dem „Partitiv“ (einer im Deutschen nicht vorhandenen grammatischen Kategorie, die einen Teil von einem Ganzen bezeichnet, hier den Waffengang und ritterliches Verhalten insgesamt und nicht nur einen Teil von beiden, soweit sie hier behandelt werden) und der Abstraktion. Sie schreibt auch Le livre de paix, andererseits Le livre des faiz et bonnes meurs du sage roi Charles V. Im ersten Fall handelt es sich um ein theoretisches Werk über den Frieden im Allgemeinen, im zweiten um einzelne Anekdoten über die aufgezählten guten Taten des Königs. Auch in den Titeln zweier anonymer mittelfranzösischer Werke wird der Partitiv verwendet, in Le livre des faiz du bon messire Boucicaut (1408) und Les faiz et concquestes du noble roy Alexandre (15. Jahrhundert). In beiden Epen geht es um Heldentaten eines zeitgenössischen Feldmarschalls. Hier würde man eine spezifische Aufzählung der Heldentaten erwarten und nicht einen theoretischen Diskurs über das Heldentum per se. Christine hat das Begriffspaar faiz d’armes und chevalerie wohl aus Oresmes Übersetzung (etwa 1370–1380) von Aristoteles’ Politika (in der übrigens Vegetius 16-mal erwähnt wird) übernommen. Erst bei Oresme findet sich faiz d’armes mit chevalerie gepaart. Beide Begriffe werden als Abstraktion verwendet, wobei faiz d’armes in philosophischem Sinne gebraucht wird und sich keinesfalls auf tatsächliche Waffengänge in Turnieren bezieht. An anderer Stelle findet sich diese auffallende Begriffskombination nicht. Der einschlägige Text in Oresmes Übersetzung bezieht sich auf Buch II, Kap. 9 [1070a] der Politika in einer Diskussion verschiedener Regierungsformen einschließlich der Teilnahme von Frauen an Regierungsgeschäften in Sparta. Dort heißt es, dass Männer, die aus dem Krieg zurückgekehrt waren, durch die Gesetzgebung des Lykurg zu einem Leben in Frieden erzogen wurden. Durch das militärische Leben (dià tòn stratiōtikòn bíon [διὰ τὸν στρατιωτικὸν βίον] oder propter vitam militarem in Morbekes lateinischer Übersetzung) hatten sie bereits die Anfänge eines tugendhaften Lebens erlernt. Die Frauen Spartas lehnten diese Bemühungen Lykurgs hingegen ab. Diese Stelle spricht also von der Erziehung von Kriegern in friedlichen Zeiten und betont zugleich die juristische Autonomie der Frauen (beides sind Dauerthemen bei

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 Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft

Christine). Oresme umschreibt propter vitam militarem mit pour l’acoustumance qu’il avoient en chevalerie et en faiz d’armes (die Gewohnheit, die sie im Militärleben und in Waffentaten erworben hatten). Die Verwendung von en betont hier eine gewisse Verinnerlichung früherer Kriegserfahrungen bei Kriegern. Et quant il vaqueoient et entendoient as guerres, il se monstroient obeissans as legislateurs pour l’acoustumance qu’il avoient en chevalerie et en faiz d’armes, car tele vie contient en soy pluseurs parties de vertu. […] Et aucuns (58c) dient que Ligurgus se efforça de ramener et reduire les femmes de Lacedemone a vertu par bonnes lays ; mes elles resisterent, par quoy il convint Qu’il leissast tout.10 [„Und als sie müßig waren, jedoch sich auf Kriege vorbereiteten, zeigten sie sich wegen der Gewohnheit, die sie im Militärleben und in Waffentaten erworben hatten, den Gesetzgebern gegenüber gehorsam, denn dieses Leben beinhaltet an sich viele Elemente der Tugend […] Und einige (58c) sagen, dass sich Lykurgos durch gute Gesetze darum bemüht hat, die Frauen zur Tugend zurückzubringen und da hinzuführen, aber sie wehrten sich dagegen, weshalb es dazu kam, dass er das Ganze aufgab.“]

Christines Titel übernimmt diese Dyade, die sowohl der alemannische Übersetzer als auch Caxton genau verstanden und wiedergegeben haben. 2.1.2.2 Literarische und mündliche Quellen Dass Christine wohl mit Vegetius vertraut war, zeigt beispielsweise eine Stelle am Ende von I.xii. Dort bespricht sie, wie ein Militärkommandant gegen einen zahlenmäßig überlegenen Feind vorgehen soll. Der Text bei Vegetius lautet: In omnibus auctoribus inuenitur singulos consules aduersum hostes copiosissimos non amplius quam binas duxisse legiones additis auxiliis sociorum (Vegetius 1995, 60: „Bei allen Autoren findet man, dass einzelne Befehlshaber gegen reichlich ausgestattete Feinde zwei Legionen mit deren Hilfstruppen geführt haben“). Christine (11r) übersetzt Vegetius’ Text wortgetreu, fügt aber eine Art Glosse hinzu, die sich auf eine mündliche Tradition beruft (si comme nous disons): contre ceste oppinion dit Vegece que il souffist en commune bataille mener une legion d’hommes d’armes avecques leurs aydes. Une legion est en nombre six mille six cens soyxante et six, que nous povons prendre si comme nous disons, lances ou bacinés11 („Gegen diese Meinung sagt Vegetius, dass es in einer normalen Schlacht ausreicht, eine Legion von bewaffneten Männern mit

10 Oresme 1970, 100–101. 11 Die Etymologie von bacinés ist auffallend umgangssprachlich: baciné bzw. bassinet < bassin ‚Schüssel‘. Diese leicht spöttische, eher volkstümliche Assoziation Schüssel – Helm taucht wieder bei Cervantes auf. In einer berühmten Szene des ersten Teils von Don Quijote verwechselt der Mann von La Mancha eine Frisörschüssel aus Messing mit dem goldenen Helm des in Ritterromanen legendären maurischen Königs Mambrino.

Entstehungsgeschichte 

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ihren Hilfstruppen einzusetzen. Eine Legion zählt 6.666 Soldaten, was wir folgendermaßen auslegen können, so wie wir es sagen, Soldaten mit Lanzen oder Helmbrünnen). Betrachtet man Christines recht disparate Quellen näher, wird die Heterogenität ihres Werkes und indirekt auch dessen Originalität augenfällig. Christines Ziel war es, kriegstechnisches und juristisches Material zusammenzustellen und für die Anforderungen des Militärs verständlich und zugänglich darzustellen, zur militärischen Ausbildung des jungen Dauphins Louis de Guyenne beizutragen und seine Fähigkeiten als militärischer Führer zu entwickeln und schließlich die französischen Armeen, die in Nikopolis eine so furchtbare Niederlage erlitten hatten, besser auf den Krieg vorzubereiten.12 Die ersten beiden Bücher stellen ausgewählte Passagen aus den Epitoma Rei Militaris des Vegetius (4. Jh. n. Chr.), den Strategemata des Frontinus (1. Jh. n. Chr.) und den Facta Dictaque Memorabilia des Valerius Maximus (42 v. Chr.–37 n.  Chr.) zusammen. Es gab vor Christine bereits sechs Übersetzungen von Vegetiusʼ Werk ins Französische, von Maistre Richart (um 1272), Jean de Meun (1284), Jean Priorat de Besançon (um 1300), Jean de Vignay (um 1325) und zwei anonyme Übersetzungen, die wohl um 1373 und 1380 am Hof des Königs Charles V. entstanden.13 Christines Verwendung von Vegetius wurde bereits von Byles 1933 in seinem Apparat ausführlich dokumentiert, wobei er sich strikt auf das lateinische Original bezog. Er ließ die Frage offen, auf welche mittelfranzösischen Übersetzungen Christine zurückgegriffen hat. Inhaltlich scheint in vielen Fällen die anonyme Übersetzung von 1380 Christines Primärquelle zu sein. Diese Passagen sind von Dugaz 2021 in seinen Textanmerkungen angegeben, wobei die sprachliche Nähe zu dieser Übersetzung von 1380 nicht immer gegeben ist (für weitere Details zu diesem Punkt, siehe z. B. den Eintrag thelenon im Mittelfranzösichen Glossar). Ebenso hat Christine am Ende des zweiten Buches fast wörtlich den Text von einem kurzen Exkurs über Frontinus zitiert, den sie in der mittelfranzösichen Übersetzung der ersten zwei Bücher von Valerius Maximus’ Factorum ac dictorum memerabilium libri X gefunden hat. Diese war für den Hof des Königs Charles V. Mitte der 1370er Jahre von Simon de Hesdins angefertigt worden. Dieser Exkurs fasst knapp Frontinus’ Strategemata zusammen, ohne dass er wortwörtlich Frontinus’ Originaltext entspricht (siehe Dugaz 2021, 523–525, mit einer Transkription des Textes von Simon de Hesdin, 575–592). Diese Art „Kurzfassung“ von Frontinus führt in einigen Fällen zu Ungereimtheiten (siehe hier z.  B. im Namens- und Ortsverzeichnis den Eintrag zu Gayus Marius). Da Vegetius bereits den Text von Frontinus zweimal zitiert, liegt die Paarung dieser beiden antiken Autoren bei Christine ganz nah. Bereits am Ende seiner Summa (um 1270, Summa theologiae, II.ii. 40: 3) hat Thomas von Aquin die Beteiligung des Klerus an der Kriegsführung und den Einsatz

12 Vgl. Dulac/Richards 2013. 13 Weitere Details sind dem Eintrag zu Vegetius in der Online-Bibliographie zu entnehmen: Archive de la littérature du moyen âge (ARLIMA): http://www.arlima.net/uz/vegece.html [20.6.2022].

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des Betruges bzw. von Kriegslisten als strategische Taktik erörtert und dabei auch Frontinus erwähnt. Deshalb verwundert es nicht, dass die „Aquin-Renaissance“ am königlichen Hof von Charles V. durch Nicole Oresme auch dazu geführt hat, dass Hinweise auf Frontinus (im Original) in den Schriften von Jean Gerson und anderen – und dies mitten im Hundertjährigen Krieg – wiederauftauchen. In diesem Zusammenhang hat Christine (wenn auch wohl sehr hastig) den Frontinus-Exkurs der mittelfranzösischen Übersetzung von Valerius Maximus’ Factorum ac dictorum memerabilium libri X für ihren Text übernommen. Ihre Zeitgenossen haben ihr Werk zweifelsohne als geschickte Kompilation mit Auszügen aus Vegetius, Frontinus und Valerius Maximus verstanden.14 Die Zusammenstellung hebt nicht nur die Absicht des Vegetius noch stärker hervor, das kollaborative Modell der römischen Legion den auf dem Feld potentiell desaströsen Auswirkungen individuellen Ehrgeizes entgegenzustellen, sondern sie lenkt auch die Aufmerksamkeit ihrer Leserinnen und Leser auf die juristischen Aspekte der Kriegsführung. Die letzten zwei Bücher greifen massiv auf den Arbre des batailles von Honorat Bovet (Honoré Bouvet, 1340–1410) zurück, ein einflussreiches Kompendium aus historischen und juristischen Quellen über das Kriegsrecht, das in zwei Redaktionen überliefert ist (aus den Jahren 1386/1387 und 1389).15 Christine hat Bovet zweifellos am königlichen Hof auch persönlich kennengelernt, denn er war seit 1392 conseiller du Roi. Mit anderen Worten: Christines Auswahl von Themen aus Bovets Abhandlung vermittelt ein anschauliches Bild der juristischen Anliegen des königlichen Hofes in Hinblick auf das Kriegsrecht. Bemerkenswert und durchaus originell an diesen letzten zwei vergleichsweise trockenen und scholastisch orientierten Büchern ist weiter, dass sie einen ungewöhnlichen Dialog zwischen einem hochgebildeten Kleriker und seiner geliebten Schülerin inszenieren.

2.1.3 Aufbau Die Faiz d’armes et de chevallerie sind in vier Bücher gegliedert. Die ersten acht Kapitel des ersten Buches behandeln das Thema des gerechten Krieges. Er dürfe nur von einem König oder legitimen Herrscher unternommen werden, der als Staatsoberhaupt Verantwortung für das Wohlergehen aller seiner Untertanen trägt. Die Vorlage ist hier der Tractatus de Bello, de Represaliis et de Duello des einflussreichen Bologneser Juristen Johannes de Legnano (ca. 1320–1383). Die restlichen Kapitel von Buch I behandeln taktische Fragen, die von Vegetius stammen. Buch II ist dem Belagerungswesen gewidmet; hier werden römische mit zeitgenössischen Techniken und

14 Ducos 2012, 197–200. 15 Siehe Biu 2016, 149. Der Aufsatz zeigt, wie Christines Quelle für Bovat (Bovet) immer die spätere Version war, die erst in Bovet 2017 veröffentlicht wurde.

Handschriftliche Überlieferung 

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Taktiken verglichen, die bereits bei Vegetius und Frontinus besprochen werden. Die Bücher III und IV behandeln juristische Fragen, darunter die sogenannten ‚Gesetze des Krieges‘. Hier liegt dem Text der Arbre des Batailles des Honorat Bovet zugrunde, der indes als Quelle ungenannt bleibt. Dieser Teil wird als dialogische Traumszene gestaltet. Im Schlaf erscheint der Autorin ein alter Weiser, mit dem sie Themen wie die Todesstrafe, die Bezahlung von Truppen, die Behandlung von Nicht-Kombattanten oder Kriegsgefangenen diskutiert. Die Identifikation dieses alten Weisen mit Bovet war Christines Lesern wohl evident.16

2.2 Handschriftliche Überlieferung Die bisher ermittelten 22 französischen Handschriften des Werks Christines lassen sich laut Gabriella Parussa in zwei Gruppen von jeweils elf Handschriften einteilen.17 Gruppe A: A1 : London, British Library, Royal 15. E. VI (1445–47) A2 : London, British Library, Royal 19. B. XVIII (ca. 1450) A3 : London, British Library, Harley 4605 (1434) A4 : Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–9011 (1450–73), fol. 117r–226v A5 : Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 (ca. 1410) A6 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 (ca. 1410), fol. 1r–80r A7 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1183 (15. Jh.) A8 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1241(15. Jh.) (unvollständig) a9 : Paris, Bibliothèque nationale de France, Duchesne 65 (Fragment des 18. Jh.s) a10 : Cambridge, Fitzwilliam Museum, Add. 48 CFM 21 (1480) (unvollständig) a11 : Turin, Biblioteca Reale, Raccolta Saluzzo, 328 (19. Jh.) Gruppe B: B1 : Oxford, Bodleian Library, Bodley 824 (Ende des 15. Jh.s) B2 : Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 (1. Hälfte des 15. Jh.s.) B3 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 (nach 1450) B4 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1242 (nach 1483) B5 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1243 (nach 1473) B6 : Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 23997 (nach 1450) B7 : Harvard, Houghton Library, fr. 168 (1450–1475) B8 : Turin, Archivio di Stato, J. b. IL 15 (1450–1475)

16 Zur spezifischen allegorischen Dialogführung Christines, auch ihrer Rolle als Fragende und Lernende vgl. Burrichter 2022, 262–282, bes. 271–276. 17 Parussa 2016, 32–33, deren Siglen hier übernommen worden sind.

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B9 : Turin, Biblioteca Reale, Raccolta Saluzzo 17 (ca. 1470) B10 : Bordeaux, Bibliothèque municipale 815, fol. 1r–156v (nach 1450) B11 : St. Petersburg, Russische Nationalbibliothek, F p II 96 (nach 1450, unvollständig) Alle Handschriften der Gruppe B sind Papierhandschriften, die (mit Ausnahme von Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist) aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammen. Das in der Christine de Pizan-Forschung wohlbekannte Charakteristikum dieser Gruppe ist die Tilgung aller Hinweise auf das Geschlecht der Autorin.18 Die Handschriften entfernen den Prolog, in dem sich Christine mit der Kriegs- und Weisheitsgöttin Minerva auseinandersetzt, und ersetzen alle femininen Pronomina, die auf die Verfasserin Christine verweisen, durch maskuline. Diese Tilgung ist in der Forschung dahingehend gedeutet worden, dass Christines „weibliche Präsenz“ entfernt worden sei, weil man sich nicht hätte vorstellen können, dass eine Frau ein Werk über die Kunst der Kriegsführung hätte schreiben können. Auch der erste französische Druck des Werkes durch Antoine Vérard im Jahr 1488 spart den Namen Christines aus: Vérard gibt die Faiz d’armes als seine eigene Übersetzung von Vegetius’ Epitoma Rei Militaris aus. Philippe Le Noir, der 1527 eine zweite Ausgabe des Druckes publiziert und den Wortlaut des Titels ändert, verschweigt den Namen Christines ebenfalls. Seine Vorlage scheint dieselbe Handschrift gewesen zu sein, die Vérards Druck zugrunde lag, jedoch passt er den Text veränderten zeitgeschichtlichen Umständen an: 1527 gilt ihm England, anders als zur Entstehungszeit des Werkes, nicht mehr als Feind Frankreichs. Alle Hinweise auf Angloys und auf England werden gestrichen und durch Anspielungen auf Spanier und Spanien ersetzt, gelegentlich wird das unspezifische Wort ‚Feind‘ eingesetzt. Die Versionen von Vérard und Le Noir veranschaulichen die inhärente Instabilität, die in der Überlieferung vor allem mündlich, aber auch handschriftlich tradierter Texte aus dem Mittelalter immer wieder begegnet, eine Instabilität bzw. textuelle Varianz, ähnlich der, die Paul Zumthor mouvance genannt hat.19 Man findet mouvance auch in Gruppe A. Alle Handschriften der Gruppe weisen den Prolog mit Christines Gebet an Minerva auf und präsentieren Christine als Schülerin von Honorat Bovet. Außerdem gehören zwei Handschriften dieser Gruppe an, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 und Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476, die im Atelier Christines geschrieben wurden.20 Beide wurden um 1410 kopiert. Bisher herrscht Konsens darüber, dass Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 die frühere Fassung des Textes darstellt.21 Dieses Argument stützt

18 Dulac/Richards 2016, 191–203. 19 Zumthor 1972, 65, 164, 240. 20 Siehe das den Faiz d’armes et de chevallerie gewidmete Kapitel in Ouy u. a. 2012, 687–709. 21 So zuletzt Reno 2016, 49–53.

Handschriftliche Überlieferung 

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sich auf die Tatsache, dass der Text am Ende von Buch I,22 einen militärischen Sieg von Jean sans Peur in der Schlacht bei Othée 1410 anführt, den Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 nicht erwähnt. Diese vermeintliche „Auslassung“ wird damit erklärt, dass Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 für einen Rivalen von Jean sans Peur kopiert wurde, während Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 für ihn selbst geschrieben wurde. Da Jean sans Peur der Auftraggeber des Werkes war, schlussfolgert man, Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 sei dem Urtext des Werkes am nächsten. Diese These ignoriert jedoch eine Reihe von gegenläufigen Indizien und Befunden, die im Apparat unserer Edition aufgeführt werden: Ausgerechnet an dieser Stelle im Text findet man nicht nur zwei, sondern vier Varianten, welche die Hypothese eines absichtlichen oder „gefälligen Verschweigens“ des Sieges von Jean sans Peur in Frage stellen. Diese lectio difficilior legt eher nahe, dass der Text von Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 als die dem Urtext näherstehende Version anzusehen ist. Übersehen wurde ebenfalls die Tatsache, dass Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 in Buch I,27 einen Text bietet, der von allen anderen Handschriften in den Gruppen A und B abweicht (s. u.). Auffallend bei Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 ist vor allem, dass im zweiten Buch Kapitelnummerierungen oft fehlen und dass die Rubriken am Anfang dieses Buches mit den späteren Kapiteln selbst nicht immer übereinstimmen, was als Indiz für die Hastigkeit der Komposition dieser Handschrift sprechen würde. Wie oben schon ausgeführt, muss man dabei bedenken, dass Christine zur gleichen Zeit mit der Vorbereitung des berühmten (auch reich illuminierten) „Queen’s Manuscript“ (London, British Library Harley 4431, mit fast 400 Blättern) beschäftigt war. Auch wenn Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 und Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 als Kopien aus dem Atelier Christines und daher als prominente Zeugen gelten, kommen sie dennoch als unmittelbare Vorlage für den Text in Berlin, Staatsbibliothek – Preußischer Kulturbesitz Ms. germ. fol. 1705 nicht in Frage. Diese Vorlage muss allerdings zur Gruppe A gehört haben: Christine wird nicht nur als Verfasserin erwähnt, sondern ist auch mit ihrem Namen fortlaufend genannt. Auch die mittelenglische Übersetzung Caxtons (1489) – wohl im Auftrag von König Henry VII.22 – schreibt die Vorlage Christine zu. Die Frage, welche Handschrift Caxton als Vorlage diente, muss offenbleiben.

22 Byles 1932, vgl. auch das Faksimile Caxton 1968.

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3 Rezeption von Christines de Pizan Le livre de faiz d’armes et de chevallerie Danielle Buschinger und Earl Jeffrey Richards

3.1 In Frankreich Fassen wir kurz die bisherige Forschungslage zur Rezeption des originalen Werkes zusammen, d.  h. vor Bekanntwerden der alemannischen Übersetzung, die die Forschung neu herausfordert: Die Reform der französischen Armee unter Charles VII. um 1445 trug wahrscheinlich zum weiteren Erfolg von Christines Werk bei. Einer der Hauptberater des Königs war Arthur de Richemont (1393–1458), unter dessen Führung schließlich die Vertreibung der Engländer aus Frankreich gelang und der Hundertjährige Krieg zum Ende kam. Richemont hielt sich als junger Mann zu der Zeit, als die Faiz d’armes et de chevallerie geschrieben wurden, als Freund Louis’ de Guyenne am französischen Hof auf. Er mag Christines Werk konsultiert haben, als er die französische Armee reformierte und dabei Neuerungen durchsetzte, die sachlich Empfehlungen bei Vegetius und bei Christine entsprechen: die hinreichende Ausbildung der Befehlshaber und die Verbesserung der Disziplin, aber auch regelmäßige Soldzahlung. Eine Reihe von Textzeugen entstammt der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, der Zeit, in der diese Reformen umgesetzt worden sind, so Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1241 (Gruppe A), Bibliothèque nationale de France f. fr. 1242 und Bibliothèque nationale de France f. fr. 1243 (beide Gruppe B). Und auch jenseits des Kanals spielte Christines Werk eine ausschlaggebende Rolle bei Reformen des Militärwesens. Es ist anzunehmen, dass das Interesse am Text weit über das Spätmittelalter hinaus andauerte und selbst die französischen Kaiser des 19. Jahrhunderts noch von Christines Kompendium Gebrauch machten. Es ist nämlich bekannt, dass der Einband der Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 1183 das Monogramm Napoléons zeigt und dass die Handschrift Harvard, Houghton Library Fr 168 die Unterschrift des Barons Gaspar Goujoud, seines Adjutanten, trägt.23

23 Vgl. die Einleitung, die Charity Cannon Willard ihrer unveröffentlichten Transkription der Handschrift Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 vorangestellt hat. Diese befindet sich jetzt in der Sophia Smith Collection des Smith College (http://asteria.fivecolleges.edu/findaids/sophiasmith/mnsss407.html [20.06.2022]). Die Edition wird mit der von Willards vor ihrem Tod im Jahr 2005 erteilten Erlaubnis zitiert. Im Apparat werden Varianten zum Vergleich zitiert, die sowohl in ihrer Transkription als auch in der Edition von Dugaz 2021 zu finden sind.

In England 

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3.2 In England Ein Blick auf die Werke Caxtons lädt dazu ein, die Vorgeschichte der englischen Rezeption näher zu betrachten. Eine Prachthandschrift des Werkes, die jetzt in der British Library in London aufbewahrt wird (Royal MS 15 E VI), ermöglicht dies. Die in den Jahren 1444 und 1445 entstandene Handschrift bietet eine Sammlung von 15 Romanen, Traktaten über die Ritterschaft (einschließlich des Livre de faiz d’armes), didaktischen Texten, Chroniken und Statuten, die der erste Earl of Shrewsbury als Hochzeitsgeschenk für Marguerite d’Anjou und König Henry VI. zusammengestellt hat. Die Eheschließung von Marguerite d’Anjou und Henry VI. gilt als diplomatisches und dynastisches Schlusskapitel des Hundertjährigen Krieges. Angesichts der Rolle von Marguerite d’Anjou in den Rosenkriegen und auch der in den 1480er Jahren chaotisch verlaufenden englischen Thronfolge ist es auffallend, dass ausgerechnet Henry VII. kurz nach seiner Thronbesteigung, mitten im politischen Konflikt, also in einer vergleichbaren Situation wie zuvor Jean sans Peur, das Werk bei Caxton in Auftrag gab. Caxton (um 1422 in der Grafschaft Kent geboren, ca. 1491 in Westminster gestorben)24 hielt sich seit den 1440er Jahren im burgundisch geprägten Brügge auf. Er war dort meester van der Ingelscher nacien25 (Meister der englischen „Nation“),26 d. h., er war mit den diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu den flämischen und burgundischen Ländern und besonders zur Hanse beauftragt, als er am 1. März 1469 begann, die Recuyell of the Histories of Troy nach der französischen Trojaerzählung Le recueil des hystoires de Troyes des Raoul le Fèvre zu übersetzen. Auf Anordnung von Margaret of York, der Gattin von Charles I. le Téméraire und Schwester von König Edward IV. von England, deren Ehe im Jahre 1468 das Band zwischen Burgund und England festigen sollte, schloss er diese erste Übersetzung im September 1471 ab. Darüber hinaus bat Margaret ihn, seinen recht ungeschliffenen Stil im Englischen zu verbessern. Im Prolog des Recuyell of the Histories of Troy erklärte Caxton, er sei im tiefsten Kent geboren worden, wo ein ungehobeltes Englisch gesprochen werde. Die Aussage ist am ehesten als rhetorische captatio benevolentiae zu lesen, welche die enge Beziehung zur Herzogin Margaret unterstreicht. Nachdem er sich eine Zeitlang in Flandern aufgehalten hatte und mit Erfolg wohl im Tuch- und Wollhandel tätig war (er wurde letztlich Leiter der Company of Merchant Adventurers of London, die seit

24 Zu Caxton siehe Ricci 1909; Corsten 1955; Blake 1969; Painter 1976; Deacon 1976; Childs 1976; Blake 1991; Hellinga 2010. Siehe auch Wiegendrucke, Bd. 6, 353f. 25  Zimmermann 1995, 9–17. 26 „[Au Moy. Âge] Groupement de maîtres et d’étudiants à l’intérieur des universités, selon un découpage linguistique. La faculté des arts de l’université de Paris comprenait quatre nations: anglaise (incluant les Allemands), française (incluant Italiens et Espagnols), picarde (incluant les Flamands), normande (FédouMoy. Âge1980)“, Le Trésor de la Langue Française informatisé, https://www. le-tresor-de-la-langue.fr/definition/nation [20.06.2022].

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1407 jahrhundertelang für Englands Außenhandel zuständig war), ging Caxton nach Köln, um dort das Handwerk des Buchdruckers zu erlernen. Nach dem Register der in der Stadt ansässigen Ausländer wohnte er dort vom 14. Juli 1471 bis Ende 1472. Wir kennen eine 1473 erschienene Ausgabe von Bartholomaeus Anglicus, an der Caxton während seines Aufenthaltes in Köln gearbeitet hatte. 1472 kehrte er nach Brügge zurück, wo er sich bei Colard Mansion weiterbildete. Hier entstand mit seinem Text The Recuyell of the Histories of Troye das erste gedruckte Buch in englischer Sprache. 1476 zog er nach London zurück und errichtete in Westminster die erste Druckerei Englands. Bis zu seinem Tod im Jahre 1491 druckte er zahlreiche Bücher, darunter Chaucers Canterbury Tales, Gowers Confessio Amantis und Malorys Le Morte d’Arthur. 1478 druckte er die Proverbes moraux der Christine de Pizan (in der Übersetzung von Anthony Woodville, Second Earl of Rivers) unter dem Titel Christine de Pisan. Moral proverbs. Fol. William Caxton, Westminster, 20 February, 1478.27 Zwischen Juni 1483 und August 1485, wohl im Jahr 1484, übersetzte und druckte er das Book of the ordre of chyualry or knyghthode,28 eine Übersetzung von Le Libre del Orde de Cauayleria von Raimundus Lullus (1235–1316), geschrieben zwischen 1276 und 1286. Diese Übersetzung ist Richard III. gewidmet, der am 26. Juni 1483 gekrönt wurde, aber bereits am 22. August 1485 in der Schlacht von Bosworth, die den Rosenkrieg beendete, fiel. Dies macht als Jahr des Druckes 1484 wahrscheinlich.29 Im Epilog erklärte Caxton, dass Richard, König von England und Frankreich, dieses Werk als Buch für die jungen Ritter und Edelleute Englands in Auftrag gegeben habe. Ausgerechnet 1489, d. h. kurz nach Beendigung der Fehde zwischen den englischen Adelshäusern um den Thron, übersetzte und druckte Caxton die Faiz d’armes et de chevallerie Christines de Pizan unter dem Titel The Book of Fayttes of Armes and of Chyualry. Fol. William Caxton, [Westminster] 14 July, 1489.30 Christines Werk wird so

27 Die Ausgabe, gedruckt am 20. Februar des achtzehnten Jahres der Regierung Edwards IV. (1478), umfasst vier Blätter (Kolophon und Text). Der Text des Kolophons lautet: Of these sayynges [sic] Cristyne was aucteuresse / [...] In frenssh languaige was written[n] this sentence / And thus Englished dooth hit rehers / Antoin Widevylle therl Ryvers. / Go thou litil quayer / and reco[m]maund me / Unto the good grace / of my special lorde / Therle Ryveris. for I have enprinted the / At his co[m]mandement. folowyng evry worde / His copye / as his secretaire can recorde / At westmestre. of feverer the .xx. daye / And of kyng Edward . the .xvii. yere vraye. Entrinted by Caxton In feverer the colde season. 28 Caxton 1932. 29 Siehe Duff 1917, 27, Anm. 96. 30 In der Kopie des Werkes in der Pierpont Morgan Library, New York, lautet das Incipit: Here begynneth the book of fayttes of armes [and] of Chyvalrye/ And the first chapytre is the prologue/ in whiche xprystyne of pyse excuseth her self to have dar enterpryse to speke of so hye matere as is conteyned in this sayd book. Der Kolophon ergänzt: Thus endeth this boke which [christ]yne of pyse made [and] drewe out of the boke named vegecius de re militari [and] out of tharbre of bataylles [...] whiche boke beyng in fre[n]she was delyvered to me will[ia]m Caxton by the most crysten kynge [and] redoubted prynce my naturel [and] soverayn lord kyng henry the /vii/ kyng of englond [and] of frau[n]ce in his palais of westmestre the /xxiii/ day of Janyuere the /iiii/ yere of his regne [and] desired [and] wylled me to

In England 

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zum ersten Militärtraktat in englischer Sprache.31 Im Explicit schreibt Caxton, Henry VII., König von England und Frankreich, habe ihm durch John de Vere, Earl of Oxford, das französische Original beschafft, das die Ermordung der französischen Gesandten durch den Black Prince32 erwähne (die Handschrift London, British Library Harley 4605 von 1434 enthält diese Episode, die Handschrift Royal 15 E VI, verfasst 1445–1447, lässt sie aus).33 König Henry VII. beauftragte Caxton, dieses Werk ins Englische zu übersetzen und dann zu drucken, to thende that euery gentylman born to armes & all manere men of werre captayns souldiours vytayllers & all other shold haue knolege how they ought to behaue theym in the fayttes of warre & of bataylles.34 Im Jahr 1489 bereitete Henry VII. einen neuen Feldzug gegen Frankreich vor und reformierte dazu die innere Führung seiner Truppen.35 Neue Regeln wurden formuliert, die nicht nur die adligen Offiziere, sondern ‚all manner of men‘, d. h. auch die einfachen Soldaten, kennen müssten. Auffallend ist, dass der König sich zur Vorbereitung eines neuen Krieges der modernsten technischen Mittel bediente, hier der Buchdruckerkunst, die sich in England viel langsamer verbreitete als auf dem Kontinent.36 Die zitierten Formulierungen aus dem Epilog der Fayts of Arms greifen den statutes of war vor, die Henry VII. im Frühling 1492 schreiben und drucken ließ, einem offiziellen Dokument, das die Befehlsgewalt über die Einheiten der königlichen Armee regelte und bei der Ausbildung der Offiziere Verwendung fand. Diese statutes of war wurden von Richard Pynson gedruckt, dem einzigen verbleibenden Drucker nach Caxtons Tod: Lotte Hellinga sieht sie als „a precursor of the constitutional principle that every citizen is expected to know the law of the land.“37 Die politische Leitidee, dass alle Bürger die Gesetze kennen müssen, „first expressed in the epilogue to the Fayts of arms, became fully implemented in Henry VII’s decision, taken in 1490, to have the statutes of the first three parliaments of his reign printed in English instead of Law-French, thus promulgating parliamentary law to all Englishmen.“38

translate this said boke [and] reduce it in to our english [and] natural tonge/ [and] to put it in enprynte [...]. Which translacyon was finysshed the /viii/ day of Juyll the sayd yere [and] enprynted the /xiiii/ day of Juyll next folowyng [and] ful fynyshyd/. Sonst wird Caxtons Übersetzung nach Caxton 1932 zitiert. 31 20 Exemplare dieses Druckes sind erhalten geblieben (siehe Caxton 1932, xxviii–xxxvi). 32 Es handelt sich um Edward, Prince of Wales (LMA III, 1592) (1330–1376), den ältesten Sohn Edwards III. von England und Philippas d’Hainault. Der Beiname erscheint erst 1568. 33 Siehe Ricci 1909, 28:4 und 28:10, und für die Drucke Wing 1972–1998, Bd. 2. 34 Caxton 1932, 291, 8–12. 35 Hellinga 2010, 102. 36 Siehe dazu die interaktive Plattform zur Verbreitung des Buchdrucks der University of Iowa, The Atlas of Early Printing: https://atlas.lib.uiowa.edu/ [13.03.2020]. 37 Hellinga 2010, 112. 38 Ebd., 102f.

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 Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft

3.3 Im deutschsprachigen Raum: Das buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft Im 18. Jahrhundert hat Christoph Martin Wieland einige Seiten des Teutschen Merkur französischen Schriftstellerinnen des Mittelalters bis ins 16. Jahrhundert gewidmet, u. a. Christine de Pizan. Es handelt sich um den Beitrag Verzeichniß und Nachrichten von Französischen Schriftstellerinnen welche sich hauptsächlich in Werken des Witzes und Geschmacks, besonders im Romanischen Fache, hervorgethan haben.39 Doch schon bedeutend früher, bereits im 15. Jahrhundert, setzt die Christine-de-Pizan-Rezeption im deutschen Sprachraum ein, und zwar – was überraschen mag – mit einem Text der Wissens- und Gebrauchsliteratur: Vom spätmittelalterlichen Interesse an Christine de Pizans Werk zeugt die Übersetzung des Livre de faiz d’armes et de chevallerie, auf die im Folgenden näher eingegangen wird.

3.3.1 Entstehungsumstände 3.3.1.1 Besitzgeschichte der Handschrift40 Die Handschrift Ms. germ. fol. 1705 entstand in einer Schreiberwerkstatt in Bern41 und wurde in einer Berner Werkstatt gebunden,42 wie aus dem ersten Besitzvermerk sowie aus Besonderheiten des zeitgenössischen Einbands geschlossen werden kann.43 Auf dem ersten Blatt wird der erste Besitzer der Handschrift genannt : dis Buͦ ch hort iacob von stein vnd ist sin /•1•4•7•3• jar (wohl fälschlich auch als /•1•4•5•3• gelesen). Es handelt sich um Jakob I. vom Stein († nach 1480), Herr zu Münsingen, aus adligem, 1585 ausgestorbenem, Berner Geschlecht. Er ist belegt im Jahr 1448 als Mitglied des Großen Rats der Stadt, 1456 als Landvogt zu Nidau, 1463 zu Lenzburg, im Kleinen Rat 1465 und 1481.44 An einer weiteren Stelle ist Jakob vom Stein als Eigentümer der Handschrift ausgewiesen.45 Im Jahre 1562 verkauften die von Steins ihren Anteil an der Herrschaft Münsingen an Johannes Steiger († 1581), Schultheiß von Bern. Der Codex mit dem Buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft ging wohl anlässlich dieses Verkaufs in den Besitz der Familie Steiger über, nach Johannesʼ Tod an dessen Sohn Georg (†1610), den neuen Herrn zu Münsingen und Begründer der Linie Steiger-

39 Der teutsche Merkur, März 1781, Erstes Vierteljahr, 193–229; die Seiten 200–229 sind Christine gewidmet; Wieland, 2014, 16-44. Vgl. Fuchs 1934, 204–231. 40 Schneider-Lastin 2005, 49. Siehe ebenfalls die Handschriftenbeschreibung von Renate Schipke in dieser Einleitung. 41 Über die Rolle Berns im 15. Jahrhundert siehe Müller 1977, 29–77. 42 Schneider-Lastin 2005, 52, 67 (Anm. 11 und 12). 43 Zu dem Besitzer vgl. Schneider-Lastin 2005, 49, 57–58. 44 Siehe HBLS, Bd. 6, 529. 45 Schneider-Lastin 2005, 50.

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Münsingen. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts blieb die Handschrift Eigentum der Familie. Dies bestätigen die neuzeitlichen Besitzerstempel auf fol. 1r und 3r: „Eigentum der Linie Steiger Münsingen“ sowie der mit Bleistift angebrachte Namenszug „R. (?) v. Steiger“. Bis zum Jahr 1995 befand sich der Codex in Basel im Privatbesitz, wohl der Familie Steiger-Münsingen. 3.3.1.2 Literaturgeschichtlicher Kontext: Prosaübersetzungen französischer Werke im Spätmittelalter In Bern, wo die alemannische Übersetzung des Livre de faiz d’armes et de chevallerie wohl verfasst wurde, existierte um die Mitte des 15. Jahrhunderts ein Stadtpatriziat, das ein aktives Interesse an „bestimmte[n] für den Handel relevante[n] Fremdsprache[n]“ pflegte.46 Genau wie bei Caxton spielte bei der Übersetzung ein gewisser praktischer ‚Geschäftssinn‘ eine große Rolle. Die Söhne dieser Prominenten erhielten ihre Ausbildung an den Höfen von Frankreich, Burgund und Savoyen und standen später in Diensten der Herzöge von Burgund und des französischen Königs. Sie waren auch in Gesandtschafts- und Kriegsdiensten der Herzöge von Burgund und des französischen Königs tätig und kamen so mit der französischen Sprache und Literatur in Kontakt. In der Bibliothek von Philippe le Bon (1419–1467) befanden sich zwei Exemplare von Christines Kriegstraktat, und auf diese Weise könnte die Vorlage unserer Übersetzung nach Bern gelangt sein. Als Übersetzung steht das deutsche buͦ ch von dem vechten und von der ritterschafft in einer Reihe anderer zeitgenössischer Übertragungen aus dem Französischen ins Deutsche: Eine große Anzahl von Bearbeitungen französischer Texte ist im eidgenössisch-alemannischen Raum entstanden: – Die A-Fassung von Pontus und Sidonia (zwischen 1440 und 1460, die als einzige gedruckt worden ist, und zwar 1483): Es handelt sich um die Übersetzung des französischen Prosaromans Pontus et la belle Sidoine, eine um 1400 vielleicht vom Chevalier de la Tour Landry (1322–1402/1406) verfasste Prosaauflösung der anglo-normannischen Chanson de geste Horn et Rimenhild (um 1180); diese Version ist aber weder identisch mit der oberdeutschen, zu Unrecht Eleonore von Österreich zugeschriebenen Übersetzung des französischen Textes noch mit der anonymen Verdeutschung des Pontus aus dem rhein- oder moselfränkischen Gebiet. Es ist nachgewiesen, dass die eidgenössisch-alemannische Übersetzung, die wohl nicht in Bern entstanden, aber in einer Berner Handschrift erhalten ist, in der zweiten Jahrhunderthälfte im Besitz der Berner Aristokratie war. Bei dem in der Berner Bibliothek liegenden Textzeugen handelt es sich um die C-Fassung von Pontus und Sidonia (zwischen 1440 und 1460).47

46 Behr 2014, 17. 47 Schneider-Lastin 1996, 197–198.

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– Der Clamades (1450–1452), ein Text, der nie gedruckt wurde: Er erzählt die aus den ‚Geschichten aus Tausendundeiner Nacht‘ bekannte Geschichte vom fliegenden Zauberpferd. Dabei handelt es sich um die deutsche Übersetzung eines Prosaromans, der selbst auf den zwischen 1275 und 1282 geschriebenen Versroman Cleomadès ou le cheval de fust des Adenet le Roi zurückgeht.48 Von der Handschrift gibt es nur noch ein kurzes Fragment innerhalb eines Berner Codex aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. – Olwyer uß Castilia und Artus uß Algarbe, Übersetzung der l’Istoire de Olivier de Castille et de Artus d’Algarbe, son très chier amy et loial compagnon49 (Erstdruck 1482 in Genf) des Berners Wilhelm Ziely. Die Übersetzung wurde zum ersten Mal 1521 bei Adam Petri von Langenhoff in Basel gedruckt, im selben Band wie Valentin und Orsus, ein anderes von Wilhelm Ziely übersetztes Werk, 1521.50 – Die Melusine des Thüring von Ringoltingen51, eines Berner Patriziers und Schöffen: Thüring übersetzte 1456 den französischen Versroman Mellusigne eines gewissen Coudrette (um 1400), dessen Titel Livre de Lusignan ou de Partenay lautet und der auf den Wunsch eines Herrn von Partenay hin die sagenhafte Geschichte der Familie von Lusignan enthält52. Die in Bern entstandene Melusine ist dem Markgrafen Rudolf von Hochberg, Grafen von Neuchâtel, gewidmet, der enge Beziehungen zu dem Hofe Philippes le Bon von Burgund unterhielt und wohl von dort die französische Vorlage besorgte. Außer diesen im eidgenössisch-alemannischen Raum entstandenen Prosaromanen existieren noch die deutschen Prosaübersetzungen französischer Chansons de geste durch Elisabeth von Nassau-Saarbrücken (1393–1456): Herpin, Sibille, Loher und Maller und Huge Scheppel (ab 1437). Weitere Prosaromane haben als Vorlage ein französisches Werk (in Versen oder in Prosa): Der Ritter vom Turm (deutsche Bearbeitung durch Marquart vom Stein) (1493), Haimonskinder (1493), Fierrabras (1533), Kaiser Octavian (1535) sind Adaptationen von französischen Chansons de geste; Veit Warbeck hat sich l’Ystoire de Pierre de Provence et de la belle Magelone vorgenommen: Die Schöne Magelone (das Autograph entstand 1527, der Erstdruck durch Heinrich Steiner 1535). Als weiterer relevanter Text in dieser Folge ist die deutsche Übersetzung des französischen Lancelot-Graal-Zyklus (1215–1230) zu nennen: der Prosa-Lancelot,53 der nur den ‚eigentlichen‘ Lancelot-Teil umfasst, den Lancelot

48 Vgl. Singer 1930, 80. 49 Doutrepont 1909/1970, 54–56. 50 Siehe Buschinger 2019a, 162, Anm. 249. 51 Melusine 1958. 52 Vgl. z. B. Harf-Lancner 1984. 53 Kluge 1942–1974; Steinhoff/Wegge 1997; (Hans-Hugo Steinhoff hat diese Edition übernommen und ihr eine neuhochdeutsche Übersetzung und einen Kommentar beigefügt, vgl. Steinhoff 1994–2004).

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propre, die Queste und die Mort Artu. Die prachtvolle Heidelberger Handschrift P (Universitätsbibliothek Cod. Pal. Germ. 147) wurde zwischen 1450 und 1470 im Auftrag von Pfalzgraf Friedrich I. dem Siegreichen von Heidelberg geschrieben. Eine weitere Übersetzung entstand zwischen 1539 und 1576 (Ms. Allem. 1817-8020, aufbewahrt in Paris, Bibliothek de l’Arsenal). So reiht sich die deutsche Übersetzung des Livre de faiz d’armes et de chevallerie in eine etablierte Tradition französisch-deutscher Sprachund Textvermittlung ein, in der die Schweiz eine bedeutende Rolle spielt. Es liegt die Vermutung nahe, dass die französische Vorlage des alemannischen Übersetzers vom burgundischen Hof stammt, wo eine Reihe von Handschriften mit Werken Christines de Pizan bezeugt ist, darunter zur Regierungszeit von Philippe le Bon (1419–1467) zwei Exemplare des Livre de faiz d’armes et de chevallerie.54 Nur spekulieren lässt sich gleichwohl, welche Handschrift genau dem Übersetzer des Textes ins Alemannische als Vorlage gedient hat. 3.3.1.3 Historischer Kontext Zeithistorische Umstände ähnlich denen, die zur Entstehungszeit des Livre des faits d’armes et de chevallerie anzunehmen sind, könnten auch die deutsche Übertragung angeregt haben, auch wenn sich der genaue historische Zusammenhang so, wie dies bei Caxton möglich ist, für die deutsche Übersetzung nicht rekonstruieren lässt. Im 15. Jahrhundert zählte Bern zu den gewichtigen politischen Mächten, wies als einziges Land eine allgemeine Wehrpflicht auf (König Sigismund erteilte 1415 Bern das Aufgebotsrecht in seinem ganzen Territorium, d. h. die Berner zum Kriegsdienst aufzubieten, auf eigene Kosten, mit eigener Waffe und Ausrüstung)55 und verfügte militärisch nicht nur über eine größere Mannstärke als ihre Nachbarn, sondern auch über eine Infanterie, die ihren Gegnern an Kampfkraft deutlich überlegen war.56 Diese Macht richtete sich nach innen wie nach außen: Ab 1436, noch vor der Entstehungszeit der Übertragung, wütete in der Schweiz der Toggenburger Erbschaftskrieg/Alte Zürichkrieg (1436–1450).57 Unter dieser summarischen Bezeichnung wird der eidgenössische Krieg gegen das mit Österreich verbündete Zürich, der Krieg gegen Österreich und der nach dem Söldnerführer Bernard d’Armagnac bezeichnete Armagnakenkrieg zusammengefasst. Daneben zeichnet sich für Bern eine Konfrontation mit dem der Freigrafschaft Burgund (Franche Comté) direkt benachbarten Herzogtum Burgund ab.58 Burgund hatte seine Macht und seinen Einfluss in den vorangegangenen Jahrzehnten ständig ausgebaut, zugleich waren die Ambitionen der Berner in Richtung

54 Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und 10476. Vgl. Doutrepont 1909, 293. Sie befanden sich vielleicht schon in der Bibliothek von Jean sans Peur: ebd., 278. 55 Vgl. Grosjean 2018. 56 Für den historischen Kontext vgl. Martin 1943, 76f.; Junker u. a. 2018. 57 Siehe hierzu Helbling/Vogt 1972, 295–305. 58 Vgl. Sieber-Lehmann 2011; vgl. auch Martin 1943, 78.

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Westen gerichtet: Sie waren seit 1352 mit Biel verbündet, seit 1388 mit Solothurn und Neuveville, seit 1401 mit dem Grafen von Valangin, seit 1403 mit Fribourg, seit 1406 mit dem Grafen von Neuchâtel und mit der Stadt selbst und besaßen Herrschaftsgewalt im Seeland und um den Bieler See. Von Basel bis zum Genfer See hatten die Berner den Jura vor Augen, als Begrenzung wie als Ziel. Die Berner verbündeten sich mit Savoyen in der Absicht, das Waadtland zu sichern, das erst die Verbindung zum Wallis schuf. Ihre Ambitionen mussten spätestens dann mit denjenigen Burgunds kollidieren, wenn das Fürstentum Burgund Basel, Lausanne, Genf oder Neuchâtel unter sein Protektorat nähme. Das Interesse an militärischem Fachschrifttum mochte durch diese sich abzeichnende Konfrontation motiviert sein, die tatsächlich in der zweiten Jahrhunderthälfte eskalierte: Am 25. Oktober 1474 erklärten die Berner Herzog Karl (dem Kühnen) von Burgund den Krieg und griffen seine Armee an. Wie von Bern befürchtet, hatte dieser versucht, Einfluss auf Neuchâtel, auf das Waadtland und auf den Hof von Savoyen zu nehmen, und sich schon des Oberelsasses bemächtigt. Die Berner, die ohne Alliierte kämpften, zerschlugen in wenigen Monaten einen der größten Staaten des Abendlandes und trugen den glänzendsten Sieg ihrer Geschichte davon.59 In diesem spezifischen historischen und politisch-militärischen Zusammenhang entstand die alemannische Übersetzung von Christines Werk. 3.3.1.4 Vorlage Die direkte Vorlage des alemannischen Übersetzers ist – wie die Vorlage Caxtons – unbekannt. Mit einiger Sicherheit lässt sich nur sagen, dass beide Vorlagen zur Gruppe A gehört haben müssen. Eine Reihe von Indizien ermöglicht weitere vorläufige Eingrenzungen. In der Brüsseler Handschrift Bibliothèque royale de Belgique 10476 findet sich eine Anspielung auf den Sieg, den der Herzog von Burgund, Jean sans Peur, am 23. September 1408 über die Bewohner von Lüttich davontrug. Sie findet sich sowohl in der alemannischen als auch in der englischen Übersetzung (Teil I, xxiij). In beiden Übersetzungen ist der Wortlaut fast identisch, nur die Größe der besiegten Truppen wird unterschiedlich angegeben (25.000 Mann im französischen Text, 35.000 im deutschen Text und in der französischen Handschrift Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–9011, 36.000 im englischen Text). Dieser Sieg bleibt in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 unerwähnt. George D. Painter stellt fest,60 dass die Handschrift, die Caxton als Vorlage gedient hat, nicht BL Royal 15 E VI sein kann, denn in dieser Handschrift bleibt ein

59 Dies war jedoch der letzte Sieg der Berner. Die Eidgenossen lieferten ihre letzte Schlacht in Marignano am 13. September 1515 und wurden vom französischen König François I. besiegt. Am 29. November 1516 unterzeichneten die Eidgenossenschaft und Frankreich den ‚Ewigen Frieden‘. Die Eidgenossen durften fortan nur noch als Söldner des französischen Königs kämpfen (‚Gardes Suisses‘). 60 Painter 1976, 169, Anm. 2. Painter schreibt jedoch, dass der Schwarze Prinz der Mörder sei.

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englandfeindliches Detail der Fassung Christines ausgespart: der Mord an französischen Gesandten, der vom Herzog von Lancaster, Jean de Gand, angeordnet worden sei (aber de facto nicht stattgefunden hat – die französische Gesandtschaft wurde gefangen genommen). Caxtons Text erwähnt diesen ‚Mord‘, ebenso die Handschriften Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 und London, British Library Harley 4605. Auch die alemannische Übersetzung enthält diese Episode. Mangels einer eindeutig zu identifizierenden Vorlage bleibt als Grundlage eines Textvergleichs nur ein naher französischer Zeuge aus der Gruppe A. Trotz häufiger Abweichungen wählen wir als Grundlage des Vergleichs die Texte der zwei Handschriften aus dem Atelier Christines. Wir beziehen uns sowohl auf die Edition von Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603, die hier veröffentlicht wird, als auch auf die Lesarten der Transkription von Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 (beide Gruppe A). Wir ziehen dabei die Lesarten und den Apparat Charity Cannon Willards heran und haben zudem bei schwierigen Stellen die Lesarten weiterer Handschriften berücksichtigt, die dank der Digitalisierung vieler mittelalterlicher Handschriften in Frankreich und Großbritannien in den letzten zehn Jahren leichter zugänglich geworden sind. Im Folgenden finden nur die wichtigsten Abweichungen zwischen den Textfassungen Erwähnung; bleiben Abschnitte unerwähnt, ist davon auszugehen, dass die Unterschiede unerheblich sind. Zuweilen beziehen wir in den Vergleich Caxtons Übersetzung mit ein, die – soweit sich dies auf Grund der überlieferten Zeugen sagen lässt – sehr textgetreu ausfällt und allenfalls einige Eigenheiten aufweist, die sich aus den spezifischen Herausforderungen seines Übersetzungsprojekts erklären lassen. Manchmal übersetzt er erläuternd, zeigt eine Vorliebe für paarige Ausdrücke, die das anglisierte französische Wort mit dem englischen Äquivalent kombinieren (hurt and damage, myght and power), bleibt aber insgesamt nah am französischen Satzbau. Übersetzungsfehler finden sich nicht, allenfalls Druckfehler.61 Aus diesen Gründen haben wir im Apparat häufig Caxtons Übersetzung und Lesarten aus anderen Handschriften einbezogen. 3.3.1.5 Bearbeitungstechnik Die Übersetzungs- bzw. Bearbeitungstechnik des Berner Übersetzers zeigt sich an sprachlichen und inhaltlichen Änderungen, auch situativen Anpassungen (besonders an die veränderten politischen Verhältnisse), an der Einbeziehung antiker Persönlichkeiten, an der Darstellung der Kriegskunst und nicht zuletzt an dem rhetorisch meisterhaften Eingangsgebet an die Göttin Minerva. Wir ziehen zum Vergleich den französischen Text heran, und zwar in den meisten Fällen sowohl die Pariser Handschrift Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 als auch die Brüsseler Hand-

61 Caxton 1932, Einleitung, liii ff.

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schrift Bibliothèque royale de Belgique 10476, aber auch 9009–9011 und die englische Übersetzung, also Handschriften (bzw. Texte) aus der Gruppe A, in denen Christine namentlich genannt wird. Die unbekannte Vorlage stimmt stellenweise mit diesen Handschriften überein, mit anderen Worten: Die Vorlage entspricht einer verschollenen Handschrift, deren Wortlaut wir teilweise durch Vergleich von Passagen aus mehreren Handschriften und aus Caxton rekonstruieren können. 3.3.1.5.1 Sprachliche Änderungen – fehlerhafte Übersetzungen: I.i hat Boecius der poete […] in sinen buͤ chern von den gelertten frowen (6r) statt wie in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: le pouete Pocacee en son Livre des femmes cleres, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603, 2r: le poete Bocace en son Livre des Femmes Cleres und Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–9011: le poete Bocace en son livre des femmes cleres. Caxton, 7, macht denselben Fehler: the poete boece recyteth in his book of clere & noble wimmen. – Offenbar enthielten die Vorlagen beider Übersetzungen den Fehler. – Vereinfachungen: IV.xvii hat Item, die ander varwe ist genant purpur und ist roter varwen (191v) entspricht Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 Item, la seconde couleur est pourpre, que nous disons vermeil ou rouge (Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–9011 hat dieselbe Lesart), Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 (79v): la seconde couleur est pourpre, que nous disons vermeil ou rouge. Caxton, 290: Item the second coloure ist purpre that we calle red vereinfacht wie die deutsche Fassung. – Auslassungen: IV.xvii hat in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 (132r): Item, la .IIII. couleur est le blanc, que on dit en armoyerie argent, laquelle couleur de blanc est le plus noble de celles qui s’ensuivent apres, car plus est prouchain des corps luisans, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 (79v–80r): Item, la quarte couleur est le blanc que on dit en armoyerie argent, laquelle couleur de blanc est le plus noble de celles qui apres s’ensuivent, car plus est pr ouchain des corps luisans. Et avec ce signiffie purté et ignoscence; die deutsche Übersetzung lässt den Anfang des Satzes aus und hat Item, die vierte varwe ist die adellichiste (191v). – Wortwahl: III.xvi: baron (96v) u.  ö., eine sehr vage Bezeichnung, wird in der französischen Fassung und in der englischen Übersetzung generell durch baron (Caxton, 220) wiedergegeben, aber in der deutschen Übersetzung durch bannerherre (137v), herre (138r), oder fryen (8r). Die deutsche Übersetzung ist also differenzierter. – Änderung: I.v: die obgemelten vier staͤ t (13r) entspricht Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 (9r) les susdis IIII estats und Caxton, 17: the forsaid foure assembled, aber Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 (5v) hat les sus diz trois estas, Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–11 (123v) les susdis .III. estats. – Das Beispiel stützt erneut den Befund, dass Paris, Bibliothèque nati-

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onale de France f. fr. 603 nicht die Vorlage unseres Übersetzers war. Er lässt sich dadurch erhärten, dass die Anspielung auf den Sieg des Herzogs von Burgund über die Bewohner von Lüttich, die in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 fehlt, in unserer Handschrift ebenso wie in den Brüsseler Handschriften Bibliothèque royale de Belgique 10476 und 9009–9011 und von Caxton erwähnt wird (I, xxiii).62 Obwohl die Zahl der Besiegten in der Handschrift Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–9011 und in der deutschen Übersetzung identisch angegeben wird, weicht der deutsche Text von der letztgenannten Handschrift ab und übergeht manche Details, bietet aber eine parallele Fassung zum Text von Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 (36v): Et ceste maniere fu tenue en la bataille de Rosbec, ou le roy de France, Charles VI. du nom, qui ores regne, ot victoire contre .xl.m Flamens. Et semblablement fu fait, n’a moult de temps, a la bataille du Liege, ou Jehan, duc de Bourgoigne qui est en vie, filz de Phelippe, filz de roy de France, a tout assez petite quantité de bonnes gens d’armes, fu victorieux contre .xxv.m Liegoys || Dann diese wise ward gehalten, als ettliche sagent in dem stritt ze Rosebee, da der kung von Franckennrich Karle der Sechste, nach dem der nů renginerett63 die uberwindunge des strittes gewan wider viertzig thusent flemynngen.64 Des glich ouch geschach vor unlanger zitte in dem stritte ze Luttich, da hertzog Hanns,65 hertzog von Burgundie, der noch lept, Philippen des künges von Franckennrich66 brůder sůn, mitt gar cleiner zale gůtter vechtbarer lutte uberwant der von Luttich funff und drissig tusent. (52r) Die einzige Abweichung ist, dass

62 Cannon Willard 1970, 181. 63 Der jetzt regiert. 64 Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 fol. 22r: contre .xl. mille Flamens. 65 Jean sans Peur (1371–1419), Herzog von Burgund, Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: Et semblablement fu fait, n’a moult de temps, a la bataille du Liege, ou Jehan, duc de Bourgoigne qui est en vie, filz de Phelippe, filz de roy de France. Caxton 82, 10–12: Johan duc of bourgoyne that son was to phylyppe the son of the kynge of Fraunce. 66 Philippe le Hardi (1342–1404), Herzog von Burgund. Die Anspielung auf den Sieg des Herzogs von Burgund Jean sans Peur am 23. September 1408 über die Bewohner von Lüttich, der in der Handschrift Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 erwähnt wird (s. o), wird weder vom schweizerischen noch vom englischen Übersetzer ausgelassen (82, 6–13: And thys manere was kept at the bataylle of rosebeke where as the kynge of Fraunce Charles the sixth oft hat name had the vyctorye ayenst xl thousend Flemyngys and semblably it was doon but awhyle a goon at the bataylle of Lyege where as Johan duc of bourgoyne that son was to phylyppe the son of the kynge of Fraunce with a smalle quantyte of his men was vyctoryous ayenst XXXVI thousand Lygeoys). Die Übersetzungen scheinen wortwörtlich zu sein, nur die Anzahl der Besiegten variiert (s. S. XX). Dieser Sieg bleibt in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 unerwähnt (Et ceste maniere meesmement fut tenue des Françoys en la bataille de Rosebech ou le roy de France Charles vi. du nom qui ores reigne ot vittoire contre .xl. mille Flamens. Et semblablement a esté fait de plusieurs qui en sont sailliz vittorieux). Festzuhalten ist in jedem Fall, dass die Handschrift Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 weder als Vorlage unserer alemannischen Übersetzung noch der von Caxton in Frage kommt. Die Vorlage muss eine andere Handschrift aus der A-Familie sein.

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‚Herzog Philipp‘ im deutschen Text nicht als Sohn, sondern als Neffe des Königs von Frankreich erscheint. 3.3.1.5.2 Situative Anpassungen Als situative Anpassungen lassen sich die folgenden nennen: – Der Dialog zwischen Lehrer und Schülerin im III. und im IV. Buch stammt ursprünglich aus Honorat Bovets Arbre des batailles. Bovets scholastischer Duktus wird von Christine übernommen, aber umgestellt, um einen Dialog zwischen einem Lehrer und einer Schülerin – und nicht einem Schüler – zu inszenieren. Unter den verwendeten Anreden für die Schülerin benutzt Christine amie (29-mal, amye 6-mal, fille 4-mal). Dagegen bevorzugt der Übersetzer den Ausdruck tochter (37mal). Christine benutzt die Anrede amie in ihren anderen Werken in Gesprächen mit allegorischen Figuren. Die hier angesprochene Freundschaft ist eine intellektuelle. Da der Gallizismus amîe (wie auch friundin) im Mittelhochdeutschen ‚Geliebte‘ bedeutet, wäre das Lexem in der Übersetzung unangebracht. Um den didaktischen Zusammenhang des Originals zu reproduzieren, hat der Übersetzer tochter eingesetzt, wohl mit Bezug zu Christines Gebrauch von fille. Die respektvolle Anrede bleibt erhalten, was dem Übersetzungstext Lebendigkeit verleiht. Diese ist ohnehin ein hervorstechendes Merkmal der Bücher III und IV. Hinzu kommt eine persönlichere Note durch die Abschiedsrede des Meisters in der Übersetzung, eine Rede, die in allen französischen Handschriften und bei Caxton fehlt: Darumb nů zarte, schöne tochter, so ist es zit von dis hin, das ich von scheide. Ade sagen ich dir. Und hiemit verswand der meister (192r). Diese Ansprache erinnert an Anreden, die in der Advision Cristine verwendet werden:67 seur doulce (I.xvi.16), chiere amie (I, VI, 3), doulce amie et ma chiere nourrie (I.xxii.2), ma bien amée (I.xxix.17), o doulce maistresse (III.vi.92). Im Original ist der Stilbruch zwischen den ersten und den letzten beiden Büchern auffallend: Bei Christine wird dieser Stilbruch durch den formelleren Ton eines scholastischen Dialogs überbrückt, während er in der Übersetzung durch einen didaktischen, aber dennoch lebendigen Stil überwunden wird. – Das Explicit Caxtons ist viel länger als das der deutschen Übersetzung. Auch hier orientiert sich diese an Christines Stil: Hiemit hat ein ennde min bůch des vechtens und der ritterschafft. Amen (192r) ist z. B. dem Explicit der Advision Cristine, des Chemin de long estude oder des Livre des faiz et bonnes meurs du sage roy Charles V sehr ähnlich; dem Explicit des deutschen Textes entsprechen bei Caxton zwei Seiten. Beide Texte enden auf Amen, bei Caxton folgt der Name des Übersetzers Per Caxton (292).

67 Christine de Pizan 2001 passim. Die Anrede amie kommt 31-mal in der Advision Cristine vor. 

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Übereinstimmungen existieren auch zwischen der alemannischen Übersetzung und anderen Textzeugen als der Handschrift Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: Während es in dieser kein Explicit gibt, weisen Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und 9009–9011, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 und Vérard eines auf. In Kapitel III,iii steht in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 am Rand Amie; diese Anrede fehlt im deutschsprachigen Text, aber auch bei Vérard, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585. Daraus wiederum ist indes noch nicht zu schließen, dass die Vorlage des alemannischen Übersetzers nicht Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 ist. Die Indizien bleiben zu schwach, zumal die Übereinstimmungen zwischen dem alemannischen Text und Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 insgesamt äußerst zahlreich sind. 3.3.1.5.3 Anpassung an veränderte politische Verhältnisse In I.v wird die Frage diskutiert, unter welchen Umständen ein Krieg begonnen werden darf. Das gewählte Beispiel behandelt eine Episode des Hundertjährigen Krieges, in welcher der französische König, Charles V., England angreift. Grund für die Attacke der französischen Seite ist ein Vertragsbruch der Engländer sowie die Ermordung der französischen Botschafter. Der Übersetzer betont die Tugenden von Charles V., was verständlich ist, da die Berner eher auf der Seite des Königs von Frankreich standen. Den Engländern wird hochvartt und übermůtt (12v) vorgeworfen (orgueil et oultrecuidance). Der König ist im Recht (ward beschlossen, das er gůtte und uffrechte sachen hette, den kriege wider anzefachend; zů sinem gůtten rechten, 13r), seine Weisheit wird gelobt (der gůtte wise küng; mitt siner grossen wißheitt, 13r). Dabei ist zu bemerken, dass wise und wißheit saige, aber auch prudence wiedergeben: Die Übersetzung ist lexikalisch weniger abwechslungsreich als der französische Text, bleibt der Vorlage gleichwohl treu (ebenso Caxton, der die Engländer gleichfalls tadelt, 17,11 pryde & ouerwenyng, und Charles V. lobt). Im Heiligen Römischen Reich ist das Verhältnis von Papst und Kaiser von besonderer Virulenz. Zwei Kapitel berühren dieses Verhältnis: III.ii Hie fraget Cristina, und der meister antwurt ir, ob der keiser moͤ ge mit recht dem babst einen krieg zůfuͤ gen. (116v) und III.iii Hie fragt man, ob der babst den keiser moge bekriegen. (117v). Im Grunde folgt die Übersetzung genau dem französischen Text; politisch motivierte Abweichungen sind nicht festzustellen. Die einzige größere Änderung ist in III.ii die Übersetzung von selon les loix et droit escript (49v) durch nach keyserlichen satzungen und dem geschribnen rechten (116v). Diese Abweichung ist in unserer Übersetzung ganz üblich. So wird etwa loix durch keyserlichem geschribnen rechte und droit canon als geistliche rechte übersetzt, I.ii (3r, 7v). Im Original verwendet Christine des Öfteren Formeln wie selon les loix et droit escript oder selon les loix, die der Übersetzer als keyserliche satzunge wiedergibt. Diese Verdeutschung entspricht der Tatsache, dass droit escript ein anderer Ausdruck

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für römisches Recht war, das mit den politischen Ansprüchen der Kaiser eng verknüpft war und als Legitimation von deren Macht verstanden wurde. Die Verbindung, die der Übersetzer zwischen römischem Recht und kaiserliche satzunge zieht, spiegelt diese politische Wirklichkeit unmittelbar wider.68 Dies alles zeigt, dass der Alemanne, wie etwa auch Thüring von Ringoltingen in seiner Melusine-Adaptation, seine Übersetzung an die politischen Verhältnisse in seinem Land anzupassen versuchte. Zur Zeit der Übersetzung gehörte die Schweiz noch zum Reich: Bei der Wahl Sigismunds von Ungarn zum deutschen König 1411 lassen sich die Berner und die Züricher sogar ihre kaiserlichen Rechte bestätigen (am 7. August 1413); der Übersetzer betont diesen Tatbestand. Wie in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 lieutenant de Jhesus Crist en terre (50r) ist der Papst ein stathalter uff ertreich […] Jhesu Cristi69 (117v). Der Übersetzer sucht den entsprechenden deutschen Ausdruck, während Caxton für das Englische passend lieutenant übernimmt; [L]’empereur est subjet au pape, ce ne peut il mie nyer (III.ii, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603, 49v) wird im deutschen Text betont: der keiser ist dem babest undertenig, des er nit mag gelougnen (117v), auch wenn der roͤ mische keyser, der in der weltlichen herrlikeit der obriste in der welte ist, was se l’Empereur de Romme, qui en juridicion temperelle est le principal du monde (49v) entspricht. Des Kaisers Pflicht besteht darin, dass er ein pfleger [...] der heiligen kilchen [ist]. Der pfleger kann nicht den meister bekriegen, er muss ihn beschirmen (117 r). Dabei fällt auf, dass der Alemanne procureur de l’Eglise durch pfleger der heiligen kilchen übersetzt, was eine unter mehreren Übersetzungsmöglichkeiten ist. Procureur ließe sich auch als ‚Bevollmächtigter‘ lesen, was den Akzent deutlich verschöbe.70 Caxton wählt procuratoure (191,37). Wie die Fürsten und alle Christen ist der Kaiser verpflichtet, dem Papst zu helfen: III.iii ains seroient tenuz tous crestiens, princes et autres meesmement de l’Empire, seroient tenuz d’aydier au Pape (50r), was mit sunder werent alle fuͤ rsten und andre ouch die des gliches sindt verbunden dem baͮ bst ze helffende (118r) übersetzt wird: tous Chrestiens fehlt (steht aber bei Caxton) – es scheint, als meinte der alemannische Übersetzer, dass es nicht nötig sei, dies eigens zu unterstreichen. Aus all diesen Gründen darf weder der Papst den Kaiser angreifen noch der Kaiser den Papst. Im Text wird auf die Auseinandersetzung zwischen Papst und Kaiser zur Zeit Friedrich Barbarossas angespielt, auf das Alexandrinische Schisma: Nach dem Tod von Papst Hadrians IV. am 1. September 1159 kam es 1160 zu einer schismatischen Wahl. Barbarossa unterstützte Viktor IV. als allein rechtmäßigen Papst, die Gegenpartei Alexander III., der vom staufischen Hof als Usurpator bzw. als schismatischer

68 Ranieri 1995, 1014–1016. 69 Hs. Jhusu Cristi. 70 Procureur (von lat. procurator) wurde im Mittelfranzöschen hauptsächlich als ‚Bevollmächtigter‘ oder ‚Verwalter‘ verstanden, siehe Dictionnaire du Moyen Français: http://www.cnrtl.fr/definition/dmf/procureur?idf=dmfXhgYrmXart.revusYpoXbic;str=0, [05.09.2022].

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Papst abgelehnt wurde. Die Synode von Lodi sprach im Juni 1161 abermals die Anerkennung Viktors IV. aus (nach dessen Tod wurden dann die nächsten Gegenpäpste gewählt, 1164 Paschalis III., nach dessen Tod am 20. September 1168 Calixt III.). Alexander III. wurde Ende 1161 dazu gezwungen, Rom zu verlassen. Er suchte Zuflucht beim französischen König Ludwig VII., in dessen Schutz er lange Jahre in Frankreich zubringen musste. Dieses Schisma, das die Kirche 20 Jahre lang spaltete, endete am 24. Juli 1177 mit dem Frieden von Venedig:71 ansi Qu’il avint du Pape Alixandre, le tiers du nom lequel, persécuté de l’empereur, ala a refuge au roy de France, qui en son lieu le remist (118r: als beschach dem babst Allexannder dem dritten des namens als in der keiser wolte durchechten zauch er under den schirm des küniges von Franckrich der verschuͦ ff in wider an sin stätt). Dabei ist dieses Problem seit Beginn des 15. Jahrhunderts nicht mehr aktuell. Es wird hier nur als Beispiel der langwierigen Auseinandersetzung von Papst und Kaiser im Reich angeführt. 3.3.1.5.4 Sprachliche Eingriffe bei Persönlichkeiten, Situationen und Kriegshandlungen der Antike In II.viii ist die Rede von großen Persönlichkeiten der Antike, von Alexander dem Großen, von Caesar Augustus und von Crates, hertzog ze Athenes (74v). Dabei gibt es wortwörtliche Übersetzungen, wie Crates, ou Cates, duc d’Athenes, was mit Crates oder Cates hertzog von Athenes übertragen wird. Es kommen Auslassungen vor (so populaires), Verdoppelungen und Umschreibungen. Verdoppelung liegt vor, wenn z. B. plusieurs chasteaulx (31v) mit vil schloß und vesten (74v) übersetzt wird, Umschreibung, wenn z. B. les terres (31v) durch die gelegenheitt des landes (74v) wiedergegeben, und le gouvernement durch den gewalt zeregierennde (74v). Zuweilen ist die Übersetzung eindeutiger als die Vorlage: In acheta de eulx les terres où il les assist bezieht sich les auf plusieurs chastiaulx; statt des Pronomens nimmt der Übersetzer mit die schloß (74v) vil schloß wieder auf. Veoir wird übersetzt durch ersechen und gehoͤ ren (74v), was exakter als das Französische ist, denn die Truppen, die nachts die Burg verlassen und morgens zurückkehren, machen Lärm, damit die Feinde sie nicht nur sehen, sondern auch hören, und somit meinen, es seien neue Hilfstruppen gekommen. Dies mag illustrieren, dass der Übersetzer nicht einfach das überträgt, was in der Vorlage steht, sondern den Text durch Modifikationen an Anschaulichkeit gewinnen lässt. Eine andere Erklärung wäre, dass die Vorlage den doppelten Ausdruck und alle anderen Abweichungen schon aufwies. Dafür spräche, dass sich bei Caxton eine Parallele findet: so that they myght be herde and seen (123,3). Der Alemanne und Caxton mögen also eine ähnliche Vorlage gehabt haben oder schlicht eine stilistische Tendenz zum Synonympaar teilen.

71 Vgl. Kluger 2002; Laudage 2002; Opll 1990, 201ff.

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Der Übersetzer gibt l’amour in l’amour des princes und l’amour du peuple mit zwei verschiedenen Vokabeln wieder, mit hulde bzw. gunst: der selben fürsten hulde (74r) und gunst (74v); Alexander erstrebt die Huld der Fürsten und die Gunst der Untertanen. Die Übersetzung ist differenzierter als das Original und entspricht eher der politischen Wirklichkeit. An anderer Stelle erscheint dann aber die Übersetzung weniger exakt als die Vorlage: tel inconvenient wird durch semlichs übersetzt, simulacion wird ausgelassen und durch semlich ersetzt, also durch ein vergleichsweise vages Wort. Zuweilen ist der Inhalt sehr treffend wiedergegeben, wobei das sprachliche Material deutlich divergiert: Gegenüber car pueple qui a pris gouvernement de chief ne vault riens a part im französischen Text lesen wir denn ein volcke, das gewonett hatte under eim houpt zůsinde, sol nützitt fur sich selbs allein (74v) im Deutschen. Caxton ist da genauer, bei ihm lautet die entsprechende Stelle For a peple that hath lerned to be rewled vnder a hed is nought worth by hem self (122,10–12). Der Übersetzer beachtet, wenn angebracht, die Konsequenzen eines Aktes: So wird z. B. vaincue mit gewanne wiedergegeben (74r) und damit das Resultat des Sieges des Makedoniers akzentuiert: Alexander hat ein Drittel Asiens nicht nur besiegt, sondern auch erobert. Christine berichtet, dass Caesar Augustus Germanien erobert habe und dass die Alemans sich ihm ergeben hätten: quant Cesar Augustus ot subjugué Germanie, et les Alemans se furent rendus a lui. Der Alemanne übersetzt Germanie durch die tütsche zunge und les Alemans durch die tutschen (74v), d.  h., er benutzt denselben Wortstamm (vielleicht stand in seiner Vorlage auch dasselbe Wort wie in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und in Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585, wo die Bewohner des Landes les germaniens bzw. les germanie genannt werden). Er umreißt das Land metonymisch durch einen Verweis auf die Sprache, die seine Bewohner sprechen. Die Bezeichnung tutsche zung für das Land selbst findet sich beispielsweise auch in offiziellen Schriften der Zeit in Bern.72 Im Unterschied dazu übersetzt Caxton sehr getreu mit Germanye und the Alemayns (122,16–17). 3.3.1.5.5 Sprachliche Veränderungen beim Kriegswortschatz Der Textabschnitt II.xiiii – Hie vachett er an zeredenne, stette und schloß ze bestritten und des ersten, wie man si soͤ lle buwen (81r) – stellt dar, wie wehrhafte Städte und Burgen zu errichten sind. Der Übersetzer hält sich streng an seine Vorlage, was sich etwa dadurch zeigt, dass er die Übersetzung identisch zur Vorlage gliedert und die gleichen Themen und Gegenstände in identischer Reihenfolge bearbeitet. Es fehlt kein einziges Detail. Die Übersetzung ist zudem wortgetreu. Einige variierende Ausdrucksmöglichkeiten entstehen aus den Differenzen im Lexikon von Quell- und Zielsprache, so z. B.:

72  Schmid 1988, 16.

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– autre autteurs (34r) wird durch andrer lerern (81v) wiedergegeben, während Caxton mit other Auctours übersetzt (135,3); Aucteur und lerer sind bedeutungsähnlich. Einige Zeilen weiter wird le dit acteur mit der meister übersetzt; Caxton hat the sayd Auctour (136,15). Der Alemanne variiert im Wortschatz, indem er Fremdwörter zugunsten etablierter Lehnwörter vermeidet: meister (82r) steht als Lehnwort zum lateinischen magister, ein ausgezeichneter Gelehrter, der als Vorbild dient, der des Nachahmens würdig ist. Die Wahl akzentuiert das Vermitteln von Kenntnissen. Als meister wird im deutschen Text auch der Gesprächspartner Christines bezeichnet (maistre im französischen Text), so III.ii: Hie fraget Cristina, und der meister antwurt ir, ob der keiser moͤ ge mit recht dem babst einen krieg zůfuͤ gen. (116v). Im französischen Text wird maistre gebraucht: Cy demande Christine, et le Maistre respont se l’empereur peut par droit mouvoir guerre au pape. – Im Gegensatz zu Caxton, der regelmäßig einfach das französische Wort übernimmt, versucht unser Übersetzer, Gallizismen zu vermeiden. Nehmen wir zum Beispiel das Wort barbacane: Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603, 34v hat barbacanes de bois. Für das französische barbacane ist schon bei Wolfram barbegân belegt (Parz. 376,14; 385,24): Wolfram germanisiert das französische Wort. Caxton verfährt auf ähnliche Weise: er übersetzt barbacanes de bois mit barbakanes of tymbre (137,9–10). Der Alemanne übersetzt bei seiner Adaptation dagegen barbacane de bois durch schirm von holtzwerck, d. h., er sucht ein entsprechendes deutsches Wort für barbacane (82r). – Zuweilen stellt sich die Frage, ob das gewählte Material als Neologismus zu klassifizieren ist. Der Übersetzer gibt z. B. les anciens bastissoient enclosture de murs et de fosses leurs forteresces mit die alten iro schloß mitt muren und graben umb buwettent (81v) wieder und benutzt dabei ein Präfixverb. Der Übersetzer hat einen sehr ausgeprägten Sinn für die deutsche Sprache, denn das ziemlich rare Wort ist bisher nur aus dem Makkabäer-Buch bekannt (vor 1332).73 Caxton übersetzt viel umständlicher: the auncyent dyde bylde theyre fortresses so that they were closed rounde a bout wyth stronge walles and wyth dyches (135,11–13). – Der Übersetzer lässt ein Wort aus, so z. B. forteresces in cités, chasteaulx et forteresces. Die Stelle im deutschen Text lautet stette und schloß (81v); bei Caxton lautet die Passage Cytees townes and castelles (135,6). – Der Übersetzer ergänzt ein Synonym, wenn er a tenir, tant en fait de combatre, cités, chasteaulx et forteresces, comme a les deffendre mit zehaltenne, stette und schloß zebestrittennde und ouch die zewerennde und zebeschirmennde (81v) übersetzt (nicht bei Caxton), maçonnees mit gefuͤ rett und gefuͤ gett (82v) und soyent athachiees dehors aux creneaulx pour targier du trait (34v) mit sigent ußwendig gehenckett und verhafftet an die zinnen vor schützen zebeschirmennde (82v).

73 Siehe Findebuch, 370.

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– Es kann zu Vereinfachungen kommen, so z. B. im Vergleich: mettre et athachier a bonnes chayennes et accordes und hencken mitt guotten kettenen und seilen (82v), a passer pierres d’engins, de canons et de tout trait und da durch man moͤ ge buchsenstein gewerffen und sust gewürffe von allerley geschützes (82v) (auch bei Caxton, 137,5–6: there thrughe al manere of gonne stones and al other shotte). – Auch Präzisierungen kommen vor: Gegenüber affin que par plus de lieux se peus­ sent deffendre ou druement estoient assises fortes et deffensable tours tout a l’environ liest man darum das sie sich desterbas und an vil enden möchdent gewerren oder aber warent die ringckmuren wol ersetzett ze ring umb mitt guͦtten gewerlichen türnen (82r); die Phrase die ringckmuren wird hinzugefügt (nicht bei Caxton, 136, 13–14). – In II.xiiii ist der Schweizer gelegentlich der Fassung Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 näher als der Fassung Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476. So übersetzt er hier das allgemeine Wort place mit dem genaueren Terminus schloß, so durable place als ein starckes und wiriges schloß (81v). Der alemannische Übersetzer und Caxton (135,14: a good an a durable place) wählen beide ein Synonympaar; Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 hat Cil qui bastir veult forte et durable place, Vérard: Celui que vedult ediffier forte place et durable. Dagegen ist Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 der einzige Zeuge in der gesamten Textüberlieferung, der nur durable place angibt. Weiter ist in II.xiiii die Rede von einem Fluss, der durch eine Stadt als Wasserquelle fließt. Die alemannische Übersetzung wählt das er uff einem teil moͤ ge das mer haben und des andren teils ein fliessenndes süsses waser, das durch die statt moͤ ge gan. Were gar ein geschickett ding und ouch hilfflich (81v). An dieser Stelle spricht Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 von le fleuve doulz qui par la ville voit courant, moult est propice. Auch Caxton gibt dieses Detail wieder: the ryvere that shal renne thrughe the townes is muche proffytable and of grete socours (135,24–25). Dagegen hat Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 nur le fleuve doulz, moult est chose propice. Wiederum weicht allein diese Brüsseler Fassung von der gesamten Textüberlieferung (einschließlich Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 und Vérard) ab. Dies zeigt noch einmal, dass Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 nicht als Vorlage der Übersetzung gedient hat. Zwischen der deutschsprachigen Übersetzung und anderen Textzeugen als Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 gibt es zudem eine sehr wichtige Über­ein­ stimmung. Während sich da kein Explicit findet, weisen Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und 9009–9011, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 und Vérard (d. h. Zeugen aus Gruppe A und B) eines auf. Und es gibt noch eine andere Übereinstimmung: In Kapitel III.iii steht in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 Amie am Rand (siehe Abschnitt 3.1).

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Weitere Beispiele sind: – III.iii: Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: avec ce dist Saint Pol que ceux de l’Eglise ne se doivent revenchier gegenüber der Übersetzung: Dartzů seit sannt Paulus, das die soͤ mlichen geistlichen sich nit rechen, sunder mit liden uͤ berwunden süllent. (117v–118r). In Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 (50v) lesen wir wie in der alemannischen Übersetzung revanchier mais vaincre en souffrant (Caxton, 192,30–31). Man wird schlussfolgern dürfen, dass der alemannische Übersetzer einen anderen Text als Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476 zur Verfügung gehabt hat. – III.iii: Gegenüber Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: je te respons que nonobstant ces raisons liest man in der Übersetzung dise ursachen und alle andern denen glich sindt hinder sich gesetzet (118r); Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 sagt an dieser Stelle je te répons en mettant ces raisons arriere, eine Lesart, die in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009 und 10205, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 und Vérard en mettant ces raisons arriere ebenfalls angegeben wird. Somit stimmt der alemannische Text mit Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 und f. fr. 585, Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009 und 10205, Vérard und auch Caxton, 192,31–32: I ansuere the puttynge theese reasons apart; überein, d. h., die Übersetzung entspricht einer Lesart in Gruppen A und B, aber nicht dem Text in Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476. – II.xvi: Der Lesart von Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476: Pour ce que devisé en general entsprechen Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205 und Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585. Aber in Vérard liest man Apres ce que devise avons, bei Caxton 143,21 gleichfalls: After that we haue deuysed in general; und auch in der deutschen Übersetzung: Nach dem wir uß geleitt hand in gemeynde (86v). Die deutsche Übersetzung verfährt parallel zu Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585, Vérard und Caxton, nicht aber zu Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10476. 3.3.1.5.6 Anrede an die Göttin Minerva im Kap. I.i Es scheint manchmal, als hätte Christine geahnt, dass spätere Abschriften ihrer Faiz d’armes et de chevallerie (Gruppe B) ihren Namen tilgen und feminine Pronomina durch maskuline ersetzen würden, und als hätte sie auch geahnt, dass ein von einer Frau geschriebenes Buch zum Kriegshandwerk schlecht aufgenommen würde.74 Die Kriegsführung galt als männliche Domäne, und das erste Kapitel setzt entsprechend von der Überschrift an apologetisch ein: dar inn sich Cristina entschuldigett, wie si so

74 Siehe Brabant 1992, 8: „Women are not felt to be competent in such matters.“

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türftig sye, ze understan zeredende von so clůger materÿen, so in disem bůch begriffen ist (5r), was die genaue Übersetzung von ouquel Christine se excuse d’avoir osé emprendre a parler de si haulte matiere Qu’est contenu ou dit livre darstellt (auch Caxton, 5, übersetzt wortwörtlich). In diesem Zusammenhang appelliert sie an die Göttin Minerva: O Minerve, deesse d’armes et de chevallerie, qui par vertu d’eslevé entendement par sus les autres femmes trouvas et instituas, entre les nobles ars et sciences qui de toy nasquirent, l’usaige de forgier de fer et d’acier armeures et harnoys propice et convenable a couvrir et targier corps de homme contre les coups des dars nuisibles, traiz et lanciez en bataille et faiz d’armes, escuz, targes et autres harnois deffensibles de toy premierement venuz, instituas et donnas maniere et ordre d’arrangier batailles et d’assaillir et combatre en maniere arree. Dame et haulte deesse, ne te desplaise ce que moy simple femmelette, si comme neant envers la grandeur de ton renommé scavoir, ose presentement emprendre a parler de si magnifié office que est cellui des armes, duquel premierement en la ditte renommee contree de Grece tu donnas l’usaige. Et en tant te plaise me estre favourable que je puis estre aucunement consonnante75 a la nacion dont tu fu ert ce que comme adonc fust nommee la grant Grece, le pays d’oultre les Alpes, qui ores est dit Puille et Calabre en Ytallie, où tu nasquis, et je suis comme toy femme ytallienne. (2v) O Minerve, ein goͤ ttin des vechtens und der ritterschafft, die durch die krafft diner erhoͤ chten und treffennlicher verstentnusse und vernufft über ander frowen erdacht und underwisen hast under andren edlen kunsten und leren, so von dir ent[6v]sprungen sind, die gewonheitt, ysen und stachel ze schmiden, ouch harnesch und reisigen gezüg den lib des mannes ze verdecken für die schiessende spere und ander schedliche geschütze in stritten und in vechten, ouch schilt, helm, setzschiltt und andern werlichen gezüg, die des ersten von dir entspringend, ouch erdacht hab und die wise geben und geordnett, stritte zestellend, anzegriffend und zevechtend. O frow und hoche goͤ ttin, nitt hab ein mißvallen, das ich einfaltiges fröwellin, als für nütt ze schetzen gegen dinem hochen rům und könnend, bin als dürftig gesin zeredent von einem übertreffennlichem ampte, als von vechten, des du des ersten ein anfang zebruchende gebe in dem namhaftigesten lande ze Kriechen. Und da mitte wellest mir zů schibig sin, das ich mich moͤ ge in ettlich wise glichen dem lande, dannen du bist, in dem, als das groß Kriechenland by zitten genant ward, das land jensit der Alpen, das jetz heissett Pulle und Calabre, in Italien, da du geborn würde, dannen ich ouch ein frow bin geborn von Ytalien als du. (6r–v)

Die Göttin Minerva, eine Schlüsselfigur für den Topos sapientia et fortitudo, wird in vielen Werken Christines erwähnt und fungiert dort als deren „Identifikationsfigur“,76 wobei sie der Dichterin nicht nur dazu dient, sich selbst als Autorin, als Frau dieses für Männer bestimmten Traktats zu legitimieren, sondern auch dazu, ihre Arbeit als politische Schriftstellerin zu verteidigen und ihre Singularität zu betonen. Bereits in L’Epistre Othea (1399–1400) hebt Christine die enge Beziehung zwischen weiblicher Weisheit und männlichem militärischen Können in der Doppelidentität von

75 Im Mittelfranzösischen wurde das Adjektiv consonnant/e erst von politischen Schriftstellern am Hof von Charles V. wie Foulechat und Évrart de Conty, deren Werke Christine bestens kannte, im Sinne von en harmonie avec verwendet. 76 Vgl. Zühlke 1994, 180.

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Pallas Athene/Minerva hervor. In der Epistre Othea erklärt sie zunächst: Minerve fu une dame de moult grant savoir et trouva l’art de faire armeures und erläutert dann si est nommee Minerve a ce qui appartient a chevalerie, et Pallas en toutes choses qui appartient a sagece.77 Vier Jahre später, im Jahr 1404, verteidigt sich Christine im Livre des faiz et bonnes meurs du sage roy Charles V, II.xxi (Cy dit Qu’il est expedient reciter ce que les aucteurs traittent en leurs livres de chevalerie) gegen den Vorwurf, es sei anmaßend, dass sie sich zu militärischen Fragen äußert (aucuns porroient dire: ‚presompcion meut ceste ignorant femme oser dilater de si haulte chose comme est chevalerie aussi comme se elle tendist a se donner discipline ou doctrine‘), und beendet ihre Rechtfertigung mit einer Invokation Minervas: une sage femme de Grece nommée Minerve trouva l’art et science de faires armeures de fer et d’acier.78 In Le livre de la Cité des Dames, I.34, führt sie Minerva noch einmal an: Apres sa mort lui firent a Athenes ediffier un temple consacré en son nom. Et en cellui temple assirent son ymage qui estoit en la figure et semblance d’une pucelle ou quel ymage signiffierent sapience et chevalerie.79 Die wiederholten Hinweise auf die Kombination von sagece und chevalerie in der Figur Minervas variieren jeweils den Topos von sapientia et fortitudo. Dieses Gebet an Minerva, das in Quell- und Zielsprache klar und leicht verständlich ist, besteht aus zwei Abschnitten, deren Symmetrie durch die Wiederholung von O im deutschen Text stärker betont wird als im französischen: O Minerve, deesse d’armes et de chevalerie und Dame et haulte deesse bzw. O Minerve, ein goͤ ttin des vechtens und der ritterschafft (6r) O frow und hoche goͤ ttin (6v). Der Schweizer unterstreicht somit die Gliederung des Textes. Minerva wird als Göttin des Waffenhandwerks bzw. des Fechtens dargestellt (d’armes wird regelmäßig durch des vechtens übersetzt); die Phrase wird auch später in der Übersetzung von faiz d’armes verwendet; die Bezeichnung faiz d’armes war im Mittelfranzösischen bereits ein fester Begriff. Froissarts Chroniques etwa fangen an mit den Worten Affin que li grant fait d’armes qui par les guerres de Franche et d’Engleterre sont avenu, soient notablement registré et mis en memore perpetuel.80 Christine legitimiert sich somit als eine Frau, die durch die Kraft ihrer Intelligenz, die der der Männer gleichgesetzt wird, dazu befähigt ist, ein Buch für Männer zu schreiben. Der Schweizer betont diese Eigenschaft: Er verstärkt das Partizip, im Französischen eslevé, im Deutschen erhoͤ chten, durch ein Adjektiv ähnlicher Bedeutung (treffennlicher) und das Substantiv frz. entendement, dt. verstentnusse durch vernufft. Nach diesem Lob der Göttin schreibt ihr Christine unter anderen Leistungen die Kunst des Schmiedens von Rüstungen und Harnischen (übersetzt durch harnesch und reisigen gezüg, also ‚Ausrüstung, die zu Kriegszügen dient‘) aus Eisen und Stahl zu. Der Übersetzer versucht, die deutschen Entsprechungen zu

77 Christine de Pizan 1999, 223. 78 Christine de Pizan 1936–1940, 192. 79 Christine de Pizan 1997, 172. 80 Froissart 1967, Bd. 2, 1.

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finden, übersetzt aber couvrir et targier (ein Synonym von couvrir; das Wort bedeutet aber auch ‚schützen‘) mit dem einfachen ‚verdecken‘. Die Nuancierung durch targier wird somit nicht wiedergegeben. [P]ropices et convenable lässt der Übersetzer aus. Durch ihre Intelligenz vermag Minerva, eine Frau, corps de l’homme bzw. den lib des mannes zu ‚verdecken‘ und zu schützen: Ohne die Hilfe der Frau ist der Mann hilflos. Die Frau ist dem Mann nicht nur ebenbürtig, sie ist ihm sogar überlegen. In der Folge zählt die Dichterin bzw. der Übersetzer die Waffen auf, gegen die der Mann geschützt werden soll, sowie die Rüstungsteile, die Minerva erfunden haben soll. Der Übersetzer betont hier Minervas Leistung, indem er de toy premierement venus bzw. die des ersten von dir entspringend durch ouch erdacht hab verstärkt. Am Schluss dieses ersten Teils charakterisiert Christine bzw. der Übersetzer Minerva als Erfinderin der Kriegskunst. Im zweiten Abschnitt bittet Christine Minerva, sie möge nachsichtig sein und ihr nicht verdenken, dass sie sich – als simple femmelette bzw. einfaltiges fröwellin – anmaßt, von einem so hoch angesehenen Gegenstand wie dem Kämpfen zu handeln (de si magnifié office bzw. von einem übertreffennlichem ampte). Der Übersetzer betont die Bescheidenheit der Dichterin: Sie scherze nicht, wenn sie es wage, ein Werk zu einem Thema zu beginnen, das im Grunde zur Domäne Minervas gehört, die dieses Thema als erste, als Athene in Griechenland, behandelt habe. Zum Schluss bittet Christine Minerva, sie möge ihrem Buch Erfolg bescheren, auf dass sie mit dem Land gleichgesetzt werde, aus dem Minerva stammt, dem Land d’oultre les Alpes bzw. jensit der Alpen81, d. h., auf dass sie so berühmt werde wie Minerva selbst: que je puis estre aucunement consonnante à la nacion dont tu fus bzw. das ich mich moͤ ge in ettlich wise glichen dem lande, dannen du bist, d. h. la grant Grece bzw. das groß Kriechenland, werden doch Apulien, wo Minerva der Sage nach geboren wurde, und Kalabrien (beide im Text genannt) sowie Sizilien (im Text nicht genannt), die alle zu Griechenland gehörten, immer noch als magna Grecia bezeichnet (la Grande Grèce). Und die Dichterin schließt mit einer besonderen Pointe: Et je suis comme toy femme ytalienne bzw. Danne ich ouch ein frow bin geborn von Ytalien, als du. Die gemeinsame Herkunft nähert Minerva und Christine einander an. So erscheint Christine voll berechtigt, ein Werk zu schreiben, das dem Fachgebiet des Kriegshandwerks gewidmet ist. Und wenn hier, wie Richards bereits 1982 betont hat, Christine mit ihrer Übersiedlung von Italien nach Frankreich auf das Motiv der translatio studii anspielt82 und sich als „Übermittlerin antiker Bildung von Italien nach Frankreich empfindet,“83 dann fühlt sich der schweizerische Übersetzer als Vermittler antiker Bildung von Italien an das deutsche Reich, passt er doch immer wieder seine Übersetzung den politischen Verhältnissen seines Landes an: Er verfolgt wohl ein politisches Ziel.

81 Der Hinweis auf die Alpen auch in Christine de Pizan 2001, 15.14 „Alpes hautaines“. 82 Richards 1982, xxvii. Diese Interpretation wird von Cerquiglini-Toulet 1988 und 1995, Zühlke 1994 und Walters 1998 vertieft. 83 Zühlke 1994, 188.

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3.3.1.6 Einordnung des Textes in die literarische Situation Berns im 15. und 16. Jahrhundert. Auftraggeber und Übersetzer Im 15. Jahrhundert erlebte Bern das Aufblühen einer neuen literarischen Kultur in der Volkssprache.84 Der Umfang dieser von Laien gepflegten literarischen Produktion war beeindruckend: Städtechronistik, Prosaromane, Reise- und Pilgerberichte, Kaufmanns-, Haus- und Familienbücher. Dies ergab sich aus der zunehmenden Bildung der Berner Bürger, die auch den Erwerb französischer Sprachkenntnisse umfasste. Gefördert wurden diese Sprachkenntnisse durch Pagen-, Knappen- und Hofdienste an einem befreundeten adligen Haus, an einem fürstlichen oder gar an einem königlichen Hof im Waadtland, in Savoyen oder in Frankreich. Hinzu kam, dass militärische Ausbildung und diplomatische Schulung am französischen Hof neben kaufmännischer Ausbildung (Buchhaltung und Warenkunde) in der Berner Oberschicht (wie in den wichtigen Städten des Reiches) die Regel waren.85 Zum Beispiel diente Kaspar vom Stein, einer der beiden Söhne Jakobs I. vom Stein, des ersten Besitzers unserer Handschrift, etwa zwei Jahre lang am französischen Hof, während sein Bruder Thomas, der nachmalige Berner Stiftskantor, in den 1570er Jahren die Universität von Paris besuchte, ausgestattet mit einem Stipendium des französischen Königs.86 Neben den geistlichen Stiftungen besaßen auch einzelne Bürger Berns im 15. und 16. Jahrhundert private Büchersammlungen.87 Suchen wir zuerst nach einem möglichen Auftraggeber, dann nach dem Übersetzer. Denkbar wäre es, dass die Berner städtische Kanzlei die deutsche Übersetzung des in der damaligen Situation wichtigen, ja brisanten Traktats Christines de Pizan bestellte, bildet doch die Kanzlei den Kern der Verwaltung.88 Auch der Rat der Stadt Bern kommt in Frage, der 1420 dem Stadtschreiber Konrad Justinger den Auftrag erteilte, seine Chronik zu schreiben,89 und am 31. Januar 1474 Diebold Schilling damit beauftragte, eine neue Geschichte Berns zu verfassen.90 Wenden wir uns dem ersten Besitzer der Handschrift, Jakob I. vom Stein,91 zu. Er saß 1465 und 1481 im Kleinen Rat der Stadt und gehörte „dem alten Freiherren- und Ministerialgeschlecht vom Stein an, dessen Angehörige seit mehreren Generationen in die stadtbernische Oberschicht integriert waren [...] und den Charakter der politischen Führungsschicht der berni-

84 Zahnd 1979, 388ff. 85 Vgl. Zahnd 1986. 86 Zahnd 1979, 162f., 98, 138 (Kaspar), 240 (Thomas). 87 Vgl. Zahnd 1996. 88 Gössi/Wili 2014. Beerli 1953, 29, schreibt sogar, dass in der Kanzlei im Geheimen die Pläne der Regierung, die Bündnisse und deren Brüche, auch die militärischen Unternehmen beschlossen worden seien. 89 Tschachtlan 1933, 1. 90 Schilling 1985, 193–229. 91 HBLS, Bd. 6, 529.

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schen Stadtstaaten geprägt haben.“92 Im Jahre 1470 sind die vom Stein (Jakob vom Stein und seine Frau) „eine der acht Familien“, die den „Adel“ bildeten.93 In ihrem Gutachten schreibt schon Margarete Zimmermann: „Vielleicht stand er als Heerführer in Berns Diensten und suchte eine praktische Handreichung, vielleicht leitete ihn auch nur ein allgemeines Interesse an den Regeln und Strukturen des Waffenhandwerks.“94 Jakobs Bruder, Hartmann V., der zuerst Landvogt zu Bechburg war (1457), dann Schultheiss in Solothurn und 1462 nach Bern zog, war Anführer der Berner im Mühlhausenkrieg; sein Sohn, Kaspar II., der zwei Jahre lang am französischen Hof diente,95 wurde von Kaiser Maximilian I. in Rom zum Ritter geschlagen (1496). Er war u. a. Heerführer im Schwabenkrieg (1499), Gesandter in Mailand (1500), Vertreter Berns bei der Aufnahme von Basel in die Eidgenossenschaft (1501) sowie Landvogt zu Grandson (1505).96 Mehrere Nachfahren des ersten Besitzers bis zum Erlöschen des Geschlechts 1585 waren gleichfalls Offiziere, ebenso wie zahlreiche Vertreter der Familien Steiger und Steiger-Münsingen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts.97 Die Indizien machen ein Interesse der Besitzer für die Inhalte der Handschrift glaubhaft, gehörten sie doch zu einem großen Teil selbst zum Militär. In dem Gutachten von Renate Schipke vom Oktober 2002 anlässlich des Kaufs der Handschrift durch die Staatsbibliothek zu Berlin wird betont, dass Jakob I. vom Stein nicht das ‚Originalexemplar‘ der Übersetzung besaß, sondern „eine Kopie ohne Widmung“.98 Sie fragt sich, ob und in welcher Weise Jakob I. vom Stein als Besitzer eines übersetzten Exemplars Einfluss auf die Entstehung der Übersetzung genommen haben könnte, und schließt nicht aus, „dass er diese Abschrift in einer Berner Schreibwerkstatt in Auftrag gegeben hatte“, zumal er selbst „1469 für seine Bibliothek eine Handschrift chronikalischen Inhalts (= Bern, Burgerbibliothek Ms. h.h. I 41)“ kaufte. Dieser Tatbestand erlaubt es uns, die Frage zu stellen, ob Jakob I. vom Stein doch die Übersetzung in Auftrag gab, und zwar für den persönlichen Gebrauch und den seiner Verwandten.99

92 Zahnd 1990, 24. 93 De Capitani 1982, 35. 94 Gutachten von Frau Prof. Dr. Margarete Zimmermann vom 17.12.2001. Dieses Gutachten bekam ich im Juni 2019 in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin zu lesen (D.B.). 95 Zahnd 1979, 161f., 98, 138. 96 Siehe HBLS, Bd. 6, 529. 97 Ebd., 519–521. 98 Gutachten von Renate Schipke, Berlin, Oktober 2002 (ohne Signatur). Dieses Gutachten bekam ich im Juni 2019 in der Handschriftenabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin zu lesen (D.B.); Katalog der Neuerwerbungen der Bibliothek; https://staatsbibliothek-berlin.de/fileadmin/user_upload/ zentrale_Seiten/handschriftenabteilung/abendlaendische_handschriften/pdf/Erwerbungen.pdf [20.6.2022], hier 210–213. Prof. Dr. Eef Overgaauw schrieb mir am 17.08.2021 diesbezüglich: „Das Gutachten von Frau Schipke wurde, wenn ich mich recht entsinne, im Vorfeld der Erwerbung der Handschrift erstellt, etwa um die Bedeutung den Sponsoren gegenüber klar herauszustellen. Da es zu den internen Materialien gehört, hat es keine Signatur bekommen.“ (D.B.) 99 Renate Schipke verneint dies („Er ist sicher nicht der Auftraggeber gewesen.“).

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Dies alles könnte erklären, warum sich die Handschrift so lange in Privatbesitz befand und erst spät wieder zum Vorschein kam. Stellen wir die Frage nach dem Übersetzer, so lassen sich aus dem historischen Entstehungskontext Hypothesen ableiten. Gedacht hat man an Thüring von Ringoltingen, einen Berner Patrizier und Schultheißen (*um 1415, † wahrscheinlich 1483)100, der im Jahr 1456 in Bern den französischen Versroman Mellusigne eines gewissen Coudrette (um 1400) übersetzte.101 Das mit Livre de Lusignan ou de Partenay betitelte Werk erzählt im Auftrag eines Herrn von Partenay die sagenhafte Familiengeschichte der Lusignan und dürfte am burgundischen Hof verfasst worden sein.102 Thüring widmete seine Übersetzung dem Markgrafen Rudolf von Hochberg-Neuenburg, der aus dem fürstlichen Haus von Baden stammte. Er war Marquis von Rothelin, Graf von Neuenburg und Gouverneur von Luxemburg und ein Höfling der Herzöge von Burgund. Rudolf hielt sich in den 40er und 50er Jahren des 15. Jahrhunderts am Hof von Herzog Philippe le Bon auf und starb in Dijon im Jahr 1487. Dieser verschaffte Thüring wohl die französische Vorlage der Melusine.103 Die Hypothese, dass Thüring der Übersetzer unseres Textes war, ist weder endgültig zu verifizieren noch zu widerlegen. Nur am Rande sei erwähnt, dass in einer der Fassungen des Prosaromans104 steht, dass Thüring behauptet hätte, dass er das Übersetzen zuvor nie gebruchet hätte, wonach die Melusine vielleicht seine einzige Übersetzung war.105Alternativen ergeben sich, wenn wir das Umfeld, die politische Situation und die Bildungsverhältnisse in Bern betrachten. In Frage kommt an erster Stelle Bendicht Tschachtlan (*um 1420, †1493), Mitglied des Rats der Stadt, zuerst Mitglied des Großen Rates im Jahr 1452, dann in den Jahren 1453, 1455, 1464– 1467, 1468–1491 und 1493 Mitglied des Kleinen Rates und 45 Jahre im Dienste des Staates. Halten wir fest, dass er in den Jahren 1465 und 1481 Kollege des Besitzers der Handschrift Jakob I. vom Stein im Kleinen Rat war. Bendicht Tschachtlan ist, gemeinsam mit einem anderen Berner Ratsherrn, Heinrich Dittlinger (beide gehörten zur politischen Führungsschicht), der Verfasser der ältesten überlieferten Schweizer Bilderchronik (1450–1470), die am Anfang einer sehr reichen Tradition steht.106 Diese Chronik, ein Loblied auf Bern, „entstand nicht auf Grund eines öffentlichen Auftrags,

100 Siehe VL 9, Sp. 908. 101 Melusine 1958; Melusine 1456/2006; Pinto-Mathieu 1990. 102 Siehe Coudrette 1982, 16; Doutrepont 1909/1970. 103 Zur Übersetzungstechnik Thürings siehe Pinto-Mathieu 1990; Buschinger 2008. Fügen wir hinzu, dass es bei Thüring keine Verwendung von Gerundien gibt, die den Stil der alemanischen Übersetzung kennzeichnen und die charakteristisch für Tschachtlan sowie auch für unseren Text sind (s. u.). 104 Melusine 1958, 128, 21. 105 Schneider-Lastin 2005, 58. 106 Bendicht Tschachtlan war wohl der eigentliche Verfasser; Heinrich Dittlinger hat lediglich die Reinschrift übernommen (vgl. Zahnd 1979, 147).

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sondern als Privatarbeit.“107 Bendicht Tschachtlan interessierte sich sehr für kriegerische Ereignisse: Urs Martin Zahnd, der Tschachtlan den „Berner Venner“ nennt, zeigt Tschachtlan in der Tat als Venner,108 d. h. als einen derjenigen, die im Rat der Stadt mit militärischen Angelegenheiten betraut109 und mit der Heerführung befasst110 waren. Das Venneramt war „das wichtigste Quartieramt“ der Stadt Bern und „blieb den vier mächtigsten Gesellschaften reserviert. Es waren dies die Gesellschaften der Metzger, der Gerber, der Schmiede und der Pfister, d. h. der Bäcker.“111 Zusammen mit Schultheiß und Seckelmeister gehörten die Venner zu den wichtigsten Beamten der Republik: Bei diesen Ratsherren war „die gesamte Verwaltung von Gemeinde und Staat konzentriert“.112 1452 heiratete Tschachtlan die Witwe Hans von Kientalers, der gleichfalls Ratsherr und Venner gewesen war. Von 1458 bis 1463 war er Schultheiß von Burgdorf, von 1465–1483 Vogt des Klosters Fraubrunnen und amtierte von 1469 bis 1473 als Metzger-Venner, also als von der Gesellschaft (Zunft) der Metzger gestellter Venner. Außerdem war er laut Urkunden des Staatsarchivs des Kantons Bern zwischen 1456 und 1491 mehrmals als Schiedsrichter in Streitfällen tätig.113 „Im letzten Teil der Chronik (1450–1470)“, so Urs Martin Zahnd, „schildert Tschachtlan Zeitgeschichte, die er selbst miterlebt, z.  T. mitgestaltet hat“, und er setzt fort, dass kein anderer sich damals „mit dem Venner Tschachtlan [...] an politischer Erfahrung noch an historischem Urteilsvermögen messen“ konnte. Nicht zuletzt war er in den Jahren 1465 und 1481 Kollege des Besitzers der Handschrift Jakob I. vom Stein im Kleinen Rat (s. o.), und dessen Sohn, Kaspar I., gehörte, wie andere Mitglieder der Familie, selbst zum Militär (er war sogar Heerführer). Bedenken wir außerdem, dass Tschachtlan seine Chronik damit rechtfertigt, dass „er der Stadtgeschichte die Rolle eines Lehrbuchs für die künftigen Generationen zuweist; die Frucht seiner Bildung und seiner Interessen war auf das Wohl des Gemeinwesens hin orientiert.“114 Folglich hat er bei der Abfassung seiner Chronik seine Vorlage nicht nur abgeschrieben, sondern bearbeitet. Er nahm „Umstellungen einzelner Abschnitte“, die „Aufteilung besonders langer Kapitel“, „stilistische Straffungen“, „Präzisierungen“ und „gelegentliche Korrekturen“, „Kürzungen“, Auslassungen usw.,115 auch „stilistische Überarbeitungen“116

107 Ebd., 147. 108 Zahnd 1999, 35. 109 „Der Venner ist in Bern seit 1295 das militärische Haupt eines der vier Stadtquartiere der Hauptstadt; im XVI. auch Beirat der Regierung in militärischen Angelegenheiten.“ (Schweizerisches Idiotikon 1, 831–832). 110 Zahnd 1979, 156. 111 Die „Gesellschaft ist die Bezeichnung in der Stadt Bern für die Zünfte“ (de Capitani 1990, 44f.). 112 Ebd., 126. 113 Staatsarchiv des Kantons Bern, unter dem Namen Tschachtlan. 114 Zahnd 1979, 148. 115 Zahnd 1999, 35. 116 Tschachtlan 1933, 11.

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vor. „[M]ehr als 200 von den 230 Bildern der Tschachtlan-Chronik schildern Kriegsereignisse: Schlachten, Belagerungen oder Kriegszüge.“117 Auch wenn, wie es Urs Martin Zahnd hervorhebt,118 „zwar Angaben über den eigentlichen Bildungsgang Tschachtlans fehlen“, zeigen „die verschiedenen öffentlichen Ämter, die er vor, während und nach seiner Vennerzeit versah und die Tagsatzungsgesandtschaften, die ihm übertragen wurden, [...] aber, dass er mit den Anforderungen der bernischen Verwaltung durchaus vertraut war.[...] Möglicherweise galt er als savoyischer Vertrauensmann in Bern; dann wären wohl umfassende Französischkenntnisse eine Selbstverständlichkeit gewesen. [...] Beachtenswert ist [...], dass Bendicht Tschachtlan offensichtlich über eine so gute sprachliche Bildung und so umfassende Kenntnisse der älteren chronikalischen Arbeiten verfügte, dass er fähig war, eine eigene Darstellung zusammenzustellen.“ Schließlich stand Tschachtlan in engem Kontakt mit dem französischen Hof, berichtet doch der französische Diplomat, Historiker und Berater der französischen Könige Louis XI und Charles VIII., Philippe de Commynes (um 1447–1511), in seinen Memoiren119 von einem Brief vom 2. Januar 1474, in dem der König Loys par la grace de Dieu Roy de France Maßnahmen trifft, um die Summe von 20.000 livres aufzubringen, mit der er die Pensionen an gewisse Schweizer zahlen will. Zu denen gehörte Benedit Chastelian 50 liv. Bendicht Tschachtlan120, Mitglied der „französischen Partei“; er ist einer der 32 Berner, die eine Pension von Louis XI. bekommen. Thurin (Thüring) de Ringoltingen erhält seinerseits 250 liv., das heißt fünfmal so viel wie Tschachtlan, denn er gehört zum Adel, während Bendicht Tschachtlan niedriger in der ständischen Hierarchie steht, nicht zur Aristokratie, aber zur oberen Schicht gehört.121 – So könnte die vorsichtige Hypothese aufgestellt werden, dass sich Bendicht Tschachtlan mit der Übersetzung des Traktates Christines de Pizan befasst hat, eines „politischen“ Werkes, musste der Übersetzer doch sowohl in der Schreibkunst und im literarischen Schaffen als auch in Rechts- und Kriegsangelegenheiten bewandert sein. Man kann annehmen, dass Tschachtlan Französisch konnte, ist doch, wie ausgeführt, davon auszugehen, dass die Berner Oberschicht und besonders die Angehörigen des Kleinen Rates über Kenntnisse des Französischen verfügten. Es ist klar, dass der nötige Wortschatz bei einer mit militärischen Aufgaben betrauten Personengruppe vorhanden war. Für niemanden außer Tschachtlan ist eine literarische Aktivität bezeugt, sodass die Vermutung, er könnte der Übersetzer gewesen sein (vielleicht war Jakob I. vom Stein der

117 Bartlome 1988, 87ff. 118 Zahnd 1979, 130. 119 Commynes 1747, 378. 120 Tschachtlan 1933, 8: „Der Familienname Tschachtlan bedeutet ohne Zweifel eine Verdeutschung des französischen Châtelains [...] Er gehörte zur französischen Partei.“ 121 Vgl. Müller 1977, 29–78, 41: „Während der Burgunderkriege bezieht die Berner Aristokratie Pensionen vom französischen König.“

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Auftraggeber), eine Erwägung wert ist, die von der Datierung des ersten Besitzereintrags auf das Jahr 1473 (statt auf 1453, s.  o.) bestärkt wird – waren doch Jakob I. vom Stein und Bendicht Tschachtlan im Jahr 1465 Kollegen im Kleinen Rat. Bei Ms. germ. fol. 1705 handelt es sich nicht um das Original, sondern um eine von zwei Schreibern angefertigte Abschrift eines unbekannten Originals: Es könnte also sein, dass es in den Jahren 1465 bis 1473 Tschachtlan möglich war, gleichzeitig seine Berner Chronik zu verfassen, die ja eine Kompilation ist,122 bei der er einen großen Teil des Textes abschrieb, und den Traktat der Christine de Pizan ins Hochalemannische zu übersetzen, wobei beide Arbeiten sich ergänzten und die Chronik als Übung für die Übersetzung hätte fungieren können.123 Diese Zeitspanne war wohl auch lang genug, das Original nochmals von zwei anonymen Schreibern abschreiben zu lassen. Diese Hypothese müsste natürlich noch u.  a. durch Stilvergleiche und sprachliche Äquivalenzen abgesichert werden. Man kann dies anhand von drei Beispielen veranschaulichen: Rechtskenntnisse in Buch III und IV: In beiden Büchern werden sehr spezifische juristische Fälle besprochen, zu deren Verständnis profunde Rechtskenntnisse erforderlich sind. Die alemannische Übersetzung zeichnet sich nicht nur durch Klarheit, sondern auch durch eine besondere Lebendigkeit gegenüber der französischen Vorlage aus. Diese zwei Eigenschaften setzen sowohl eine gute Rechtsausbildung wie auch eine alltägliche Vertrautheit mit juristischer Praxis voraus, für die eigentlich nur Tschachtlan in Frage kommt.124 Des Weiteren fällt die Lebendigkeit des Dialogs auf, was wiederum zu Tschachtlans langjähriger Erfahrung als Schiedsrichter passen könnte, gehörte er doch zum Beispiel im Twingherrenstreit125 dem

122 Beer u. a. 1999, 190. 123 Ähnlich verhält es sich im Fall des Augsburger Stadtchronisten Hektor Mülich (1418/1420– 1489/1490), der wie Tschachtlan Mitglied des Kleinen Rats der Stadt Augsburg (ab 1466), dann ab 1481 Mitglied des Alten Rats war und in mehrere wichtige Ämter gewählt wurde: Er schrieb 1457 die deutsche Fassung der Augsburger Chronik Sigismund Meisterlins ab und setzte sie für die Zeit von 1348 bis 1456 in knappen annalistischen Notizen fort. Dies war Mülichs erster Versuch auf dem Gebiet der Historiographie und spornte ihn dazu an, eine eigene Chronik zu schreiben. Durch die selbstständige Fortführung der Chronik Sigismund Meisterlins bekam Mülich großes Interesse an der Geschichtsschreibung. Darum entschloss er sich später dazu, selbst eine größere Chronik zu schreiben. Er erzählt darin die Ereignisse vom Jahr 1348 (d. h. der Zeit Karls IV.) bis zum Jahr 1487. Seine Hauptquellen sind die anonyme Chronik von 1368 bis 1406, die er kritisch verarbeitet, sowie selbst zusammengetragenes Material; vgl. Buschinger 2019, 120f. 124 An dieser Stelle unserer Ausführungen soll doch eingeräumt werden, dass neben Tschachtlan auch ähnlich ausgebildete, uns heute unbekannte Übersetzer infrage kommen. Die sprachlichen Indizien, die wir veranschlagen, machen zwar eine mögliche Verfasserschaft Tschachtlans plausibel, weisen diese aber nicht sicher nach. 125 Zum Twingherrenstreit: 1470 wurde der Metzgermeister Peter Kissler zum Schultheiss von Bern gewählt. Er wollte die Rechte der Adelsfamilien beschneiden. Daraufhin verabschiedete die Stadt Bern eine Luxusordnung: Diese verbot das Tragen von Schnabelschuhen und Schleppen bei Frauenund Männerkleidern, wie es am burgundischen Hof Mode war, was beim Adel Widerstand auslöste:

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Schiedsgericht an. Dem Stil und der Sprache der französischen Vorlage fehlt diese Lebendigkeit. Zu erwarten wäre angesichts des eher trockenen Sprachduktus des Originals ein ‚Kanzleideutsch‘, das der eher trockenen Amtssprache des königlichen Hofes entspräche. – Des Weiteren stellt sich heraus, dass der Übersetzer des Öfteren Formeln wie selon les loix et droit escript als nach keyserlichen satzungen und dem geschribnen rechten wiedergibt. Der in der Formel eingebettete Kontrast zwischen loix und droit escript ist für Christine sehr wichtig,126 taucht immer wieder in Buch III und IV auf und entspricht zunächst der Koexistenz im Frankreich des Mittelalters von Gewohnheitsrecht im Norden und römischem Recht im Süden. Die Übersetzung passt diese französische Situation an die Verhältnisse in Bern an, denn zu dieser Zeit existierten in der noch zum Reich gehörenden Schweiz kaiserliche Edikte, römisches Recht und Gewohnheitsrecht nebeneinander. Wenn man bedenkt, dass Tschachtlan auch als Schiedsrichter nachgewiesen ist, würde diese Übersetzung ein nuanciertes Verständnis der Rechtsangelegenheiten widerspiegeln, das auch für Tschachtlan als Übersetzer sprechen könnte. – Auffällig häufig in der Übersetzung von Christines Text in der vorliegenden Handschrift sind durch d erweiterte ze-Infinitive und Gerundien als Stilmerkmale eines gehobenen Sprachniveaus (siehe auch Kapitel 5) und Kennzeichen des Alemannischen ab dem 13. bzw. bis zum 14. und 15. Jahrhundert:127 Das ist die kunst und wise, harnesch zemachende von ysen und von stachell, das si nitt für übel haben, das ich frow mich beladen hab, zesagende von semlicher materyen, sunder das si nachvolgende syend der lere des meisters Seneck [...] (6r). In der Übersetzung in Kapitel IV.x findet man einen auffallenden Wechsel zwischen einem Infinitiv und zwei Gerundien: soͤ mliche kempffe zeberechtende, ze uͤ berwinden und zebruchende (174r). Man findet Vergleichbares z.  B. selbst in der deutschen Übersetzung der Summa Theologica des Thomas von Aquin,128 die im Codex H B III 32 der Württembergischen Landesbibliothek in Stuttgart überliefert ist. Diese Handschrift (14. Jh.) aus dem Benediktinerkloster Weingarten. III, q.1, a.1 c enthält folgenden Satz: Respondeo dicendum quod unicuique rei conveniens est illud quod competit sibi secundum rationem propriae naturae: sicut homini conveniens est rationcinari; Ez ist zewissen, daz einem ieklichen dingen bekömlich ist, daz im bekümit nach der eigener reden dereigener naturen, alse dem menschen bekümet

Einige Familien erschienen während einer Messe im Berner Münster demonstrativ mit den verbotenen Kleidungsstücken. Aus wirtschaftlichen Überlegungen fühlte sich der Berner Rat dazu gezwungen, die Kleidungsordnung zu Gunsten der Adelsfamilien abzuändern. Peter Kistler verlor 1471 sein Amt, und die Adligen konnten ihre Vorherrschaft gegen die Statdtbürger erfolgreich verteidigen; siehe de Capitani 1982, 35. 126 Richards 2000. 127 Siehe Weinhold 1863/1967, § 351, 348f., § 371, 378f. 128 Morgan/Strothmann 1950.

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zeredenne. (Dazu, dass Tschachtlan evtl. über theologische Kenntnisse verfügte, s. u.) Ein lateinisches Gerundium wird zunächst als Infinitiv übersetzt, dann ein Infinitiv als Gerundium. Man findet einen ähnlichen Wechsel in Tschachtlans Berner Chronik, Kap. 59: allediewil der künng vor der statt lag, darumb, waeßnott dett und an welem end oben zü oder unden zü, so waß man zestund da, dass ze werende und den vyenden ze widerstan (Tschachtlan 1933, 163). Dieses Stilmittel der Berner Chronik wird auch gern in der Kanzleisprache verwendet, die Tschachtlan, der als Mitglied des Großen und des Kleinen Rates der Stadt Bern einer der wichtigsten Beamten der Stadt war, wohl ebenfalls beherrschte. Insgesamt weisen die Gerundien im buͦ ch des vechtens auf eine gehobene Sprache hin, die auch in theologischen und juristischen Texten wiederzufinden ist. Diese Beispiele können die Hypothese stützen, dass Tschachtlan vor allem aufgrund seiner hohen Bildung als Autor der alemannischen Übersetzung von Christine de Pizans Faiz d’armes et de chevallerie in Frage kommt. – Ein Beispiel aus der Lexik ist conscientia, ein Begriff, der eine zentrale Rolle in der Moraltheologie des Thomas von Aquin spielt129 und der auch in unserem Text – wenn auch nicht häufig – vorkommt. Er ist im Hochmittelalter vor allem seit dem Passional (13. Jh.) belegt; Oswald von Wolkenstein (Kl.15. 3,8) verwendet ihn Ende des 14. bzw. Anfang des 15. Jahrhunderts in annähernd derselben Graphie. Dies zeigt ein gewisses stilistisches Selbstbewusstsein seitens des alemannischen Übersetzers. Durch seine Aristoteles-Übersetzungen aus den 1370er Jahren, die mit einem erneuten Interesse an den Werken von Thomas von Aquin eng verbunden waren, hat Nicole Oresme dem Wort conscience im Mittelfranzösischen eine thomistische Nuance hinzugefügt. Das Wort conscience wird bereits um 1200 in der altfranzösischen Übersetzung der Predigten des Bernard von Clairvaux häufig gebraucht, erlebt jedoch nach 1370 eine sprunghafte Frequenz bei Schriftstellern am königlichen Hof (vor allem bei Christines Zeitgenossen Jean Gerson). Indem der Übersetzer den Latinismus conciensie statt gewissen (bereits in der Martina von Hugo von Langenstein, 1293, und z.  B. auch im Ackermann von Böhmen des Johannes von Tepl, 1401, nachgewiesen) verwendet, scheint er den thomistischen Hintergrund des Wortes bei Christine sofort erkannt zu haben. Die Laufbahn Tschachtlans zeigt wiederholte Kontakte zu Kirchenkreisen, und er stand in Verbindung mit dem französischen Hof, erhielt er doch ab 1474 eine Pension vom französischen König Louis XI. Es ist also möglich, dass Bendicht Tschachtlan der Übersetzer von Les Faiz d’armes et de chevallerie der Christine de Pizan ins Hochalemannische war, aber es lässt sich (noch) nicht mit voller Sicherheit sagen.

129 McInerny 1982, 103–113.

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3.3.1.7 Schlussfolgerungen Der erste naheliegende Schluss aus den vorstehenden Erwägungen ist, dass der Übersetzer nicht dieselbe Vorlage hatte wie Caxton und Vérard, auch wenn die jeweiligen Vorlagen manche Merkmale gemeinsam gehabt haben müssen – ein Befund, der andeutet, dass die Überlieferung von Christines Werk größer war, als es die Zahl der überlieferten Handschriften ahnen lässt. Zusätzliche Erschwernisse ergeben sich daraus, dass Caxton und die Handschriften Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 9009–11 und 10476, und Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 603 wie unsere Übersetzung zu Gruppe A gehören, während Brüssel, Bibliothèque royale de Belgique 10205, Paris, Bibliothèque nationale de France f. fr. 585 und Vérard zur Gruppe B zu rechnen sind. Eine Klärung verspräche erst eine vollständige Durchsicht aller überlieferten Handschriften des Traktates Christines, die im Rahmen dieses Editionsprojekts nicht zu bewältigen war. Auch wenn es uns nicht gelungen ist, die Vorlage des Übersetzers ins Alemannische zu identifizieren, möchten wir dessen Leistung hervorheben: Während Caxton anscheinend französische Wörter einfach anglisierte (was indes üblich war130), wenn er entweder keinen passenden Ausdruck im Mittelenglischen fand oder sie nicht verstand, verfuhr der Schweizer eigenständiger. An den wenigen Beispielen, die wir angeführt haben, lässt sich demonstrieren, dass der schweizerische Übersetzer den Text seiner Vorlage sehr getreu, aber nicht sklavisch übersetzte, dass sein Stil frei, gewandt und abwechslungsreich ist und dass er seinen Stoff in enge Beziehung nicht nur zu den intellektuellen Strömungen, sondern auch zur politischen Wirklichkeit des 15. Jahrhunderts im Reich gesetzt hat. Es sei dahingestellt, ob der Übersetzer, wie wir vermuten, Bendicht Tschachtlan war oder nicht. Wir haben eine intellektuelle Übersetzung des französischen Textes vor uns, eine Bearbeitung: Die deutsche Übersetzung der Faiz d’armes et de chevallerie der Christine de Pizan gehört als Nachschöpfung in die deutsche Literatur und ist als eigenständiges literarisches Werk zu betrachten, wie etwa auch die deutsche, im 15. Jahrhundert entstandene Übersetzung des Prosa-Lancelot. Summarisch können wir also beim Verfasser ein hohes Bildungsniveau konstatieren. Es wurde bereits auf die rhetorische Gewandtheit in der Abschiedsrede des Meisters am Ende des vierten Buches hingewiesen: Darumb, nů zarte, schöne tochter, so ist es zit von dis hin, das ich von scheide. Ade sagen ich dir. Und hiemit verswand der meister (192r). Die Begrüßung am Anfang von Buch III sowie die Abschiedsrede an die zarte schöne tochter am Ende des Werkes, die min liebe tochter Cristina vom Anfang des dritten Buches wiederaufnimmt, schließt das im Verlauf sonst sehr ‚technische‘ Werk mit einer eleganten Note und veranschaulicht gleichzeitig die Übersetzungsstrategie des gesamten Werkes.

130 Renouf 2003, 523–543.

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Diese abschließende Ansprache des Meisters an die zarte schöne tochter ist eine eigenständige Komposition, genau wie die ganze Übersetzung auch. Sie greift die Begrüßung des Meisters am Anfang des dritten Buches wieder auf und gibt somit den beiden letzten Büchern einen Rahmen, der im Französischen fehlt. Eine solches, rhetorisch geschicktes Procedere taucht in mittelhochdeutschen Übersetzungen aus dem Französischen öfters auf, die die Struktur ihrer Quellen nicht nur unterstreichen, sondern auch feinfühlig hervorheben. Schließlich könnte sich der Umstand, dass der Übersetzer anonym geblieben ist, dadurch erklären, dass Tschachtlan, wenn er in der Tat der Übersetzer ist, seine Arbeit, die nach Urs Martin Zahnd in seiner Berner Chronik eine Verwandtschaft mit den Werken von den zwei Adligen Kaspar von Mülingen und Ludwig Diesbach aufweist, „nicht auf eine weitere Öffentlichkeit, sondern […] (auf einen) eng begrenzten Kreis[e] von Standesgenossen, Familienangehörigern oder Freunden und Bekannten“ ausrichtete, blieb doch bei allen dreien „das literarische Schaffen, die literarische Bildung ein übergeordnetes Ziel.“131

131 Zahnd 1979, 148.

4 Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.) Renate Schipke Papier, 334 Bl., 29,5 × 21 cm, Bern, 15. Jh., 3. Drittel Wasserzeichen: Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und Sternkreuz (Typ A: z.  B. Bl. 4, und B: z. B. Bl. 61, ∼Lindt 1964, Nr. 635 und 634: 1465), Typus PiccOnline 77106 (Köln, 1466); Ochsenkopf mit einkonturiger Stange und Mondsichel (Typ A: z. B. Bl. 161, und B: z.  B. Bl. 182, ∼Typ PiccO XIV, 41: 1465–1466); im unbeschriebenen Teil: Ochsenkopf mit Mondsichel zwischen den Hörnern (Typ A: z. B. Bl. 195, und B: z. B. Bl. 210, ∼Typ PiccO I, 732 und 731: 1461–1473). Die Datierung der derzeit nachweisbaren Wasserzeichen weicht allerdings von dem auf 1453 datierten Besitzeintrag ab (Lesung nicht gesichert, vielleicht 1473?). Lagen: 15 VI180 + VII194 + 8 VI290 + V300 + VI312 + (VI–1)323 + VISpiegel HD; regelmäßig Kustoden (bis 120v: Lage X, XI–XV wahrscheinlich vom Buchbinder abgeschnitten) und Wortreklamanten, anscheinend von anderer Hand. Es könnte sich um eine Auftragsarbeit von zwei Berufsschreibern in einer Schreibwerkstatt handeln. Schriftraum 17–18,5 × 12–13,5 cm, 26–30 Zeilen, Bastarda, 2 Hände (2r–108v, 109r– 192r). Rubrizierung; bei Überschriften teilweise rote Zierlinien oder Zeilenfüllsel, Inhaltsverzeichnisse vereinzelt durch rote oder hellgrüne Zierlinien gegliedert (2r, 154r–156r); Unterlängen in der letzten Zeile der Seite mitunter in schwungvollen Schnörkeln auslaufend; 2 Zeigefiguren (114v, 115r); fantasievoll verzierte, cadellenartige Initialen, z. T. mit Profilköpfen, zu Beginn jeder Kapitelüberschrift und in den Inhaltsverzeichnissen; 5- bzw. 4-zeilige rote oder grüne Lombarden, teils mit Punktverdickungen, teils mit schaftbegleitenden gebogten Konturen, teils mit Schaftaussparungen, teils mit Knospenfleuronnée ähnlicher Binnenfüllung, am Kapitelanfang (bis 144r). Spätgotischer dunkelbrauner Ledereinband auf Holzdeckeln, Kanten leicht abgeschrägt, 4 Doppelbünde; Kapitäle hellgrün-beige-hellbraun umstochen; Rücken geringfügig abgelöst; Reste von 2 Langschließen, von oben nach unten führend; auf Vorder- und Hinterdeckel je 5 runde Metallbuckel, Außenrahmen mit Laubstab-Bordüre, an den Ecken jeweils 4 runde sternförmige Blattwerkstempel, Innenrahmen mit S-förmiger Stäbchen-Bordüre, im Mittelfeld Rechteck mit Rahmen in Trapezteilung, im Vorderdeckel gefüllt mit gitterförmig angeordneten schraffierten Viereck-Stempeln, im Hinterdeckel gefüllt mit übereinanderliegenden, auf dem Kopf stehenden Schriftbändern O Maria. Wahrscheinlich aus einer Berner Buchbinderwerkstatt, wohl frühestens zu Ende der 60er Jahre des 15. Jh.s. – Ein sehr ähnlicher Stäbchen-Rahmen

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 Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.)

und eine ähnlich gestaltete Viereck-Ornamentik auf dem Einband von Ink. III 52 (Isidorus, Etym., Reutlingen 1472) der Stadt- und Universitätsbibliothek Bern.132 Fragment im Spiegel des Vorderdeckels: Pergamenturkunde (29 × 16 cm), mit der Schriftseite in den Deckel geklebt, teilweise abgelöst, Abklatsch auf dem Holz. Enthält einen Kauf- oder Schenkungsbrief, betr. Ulli Meyer, der das Insigel von Lienhart von Muleren Großweibel ze Bern für den Brief erbittet, dat. 27. Januar 1439. Reste einer weiteren Pergamenturkunde in den Falzen zwischen Bl. 42/43, 54/55, 66/67, 78/79, 114/115, enthaltend einen gerichtlichen Vergleich, genannt werden u. a. der Großweibel ze Bern, Hans von Schneit, Peter Kruttaler, Hans Marstetter, Gilman Brosemli vnd Clewi (?) Spiller burgere ze Bern und Henrich Lombach, dat. 24. Mai 14[3?]4. Geschichte: 1453? (oder 1473?) im Besitz von Jakob I. vom Stein († nach 1480), Herr zu Münsingen, einem adligen, 1585 ausgestorbenen Berner Geschlecht. Eintrag 1r: dis Buͦ ch hort iacob uon stein vnd ist sin •1•4•5•3• jar (Lesung 5 nicht sicher, könnte auch 7 sein)., darunter schwach erkennbare Vorzeichnung des Familienwappens: ein mit drei Lindenblättern besteckter Gürtel. Das vollständige Wappen in Ms. h. h. I 41, Bl. 32r der Burgerbibliothek Bern, 1469 im Besitz von Jakob (Eintrag Bl. 22r). Alle Besitzeinträge scheinen von einer Hand zu stammen. Eingeklebter Papierstreifen im Spiegel des Vorderdeckels (linker Rand) mit dem Besitzermonogramm .i.u.s., darunter mit Tinte skizziertes Wappen der Herrschaft von Strätlingen (Pfeilspitze), deren eine Hälfte 1459 in den Besitz Jakobs und seiner Brüder Kaspar und Hartmann gelangt war. Der Streifen wurde erst nach dem Einbinden aufgeklebt, denn das Leder des Einbandes hat auf Bl. 1r–2v stark durchgefärbt, der auf das Leder aufgeklebte Streifen ist dagegen nicht betroffen. Beide Einträge sehr wahrscheinlich von einer Hand. – 1562 Verkauf des Steinschen Anteils an der Herrschaft Münsingen an Johannes Steiger († 1581), Schultheiß von Bern. Die Handschrift gelangte mit diesem Verkauf wahrscheinlich in den Besitz der Familie Steiger, gehörte nach Johannes’ Tod vermutlich dessen Sohn Georg († 1610), dem neuen Herrn von Münsingen und dem Begründer der Linie Steiger-Münsingen. – Familienbesitz sicher bis Ende des 19. Jh.s, neuzeitliche Besitzstempel 1r und 3r: Eigentum der Linie Steiger Münsingen, Bleistifteintrag 2r: R(?). Steiger. – Ovaler weißer Aufkleber mit Inventarnummer (19./20. Jh.) 106/63 (oder 706/63?) auf dem Vorderdeckel; im Spiegel des Vorderdeckels Bleistifteintrag von moderner Hand: 54031. – Basel, Privatbesitz bis 2002. – Ankauf im Antiquariat Jörn Günther, Hamburg (acc. ms. 2002.5). Schreibsprache: Alemannisch, mit schwäbischen Elementen (2. Schreiber) Schneider-Lastin 1996: Abdruck des Prologs und 2 Abb. (Einband, Vorderdeckel, und Bl. 5r: Beginn des Prologs); Schneider-Lastin 2004; Schneider-Lastin 2005. – Zur Autorin vgl. Zimmermann 2005; Zühlke 1994, 185–191; Yenal 1989, Nr. 315–333;

132 Vgl. dazu Lindt 1969, 9–15, Abb. 2.

Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.) 

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Kennedy 1989–1994; Schipke 2002; Schipke 2003. – Kurze Erwähnung des Textes bei Dulac 2005, 190; Buschinger 2005a. Die Datierung der Handschrift dürfte wohl in den 60er Jahren des 15. Jh.s liegen. Dazu führen folgende Beobachtungen: (1.) die annähernde Datierung der Wasserzeichen auf 1465 bzw. zwischen 1461 und 1473, (2.) der wahrscheinlich nicht vor dem Ende der 60er Jahre des 15. Jh.s entstandene Einband (vgl. die Beispiele bei Lindt 1969), (3.) der in den Spiegel des Vorderdeckels eingeklebte Papierstreifen mit den Besitzerinitialen i. u. s. und dem Wappen der Herrschaft Strätlingen, das erst ab 1459 geführt werden konnte. Er wurde mit Sicherheit erst nach dem Einbinden eingeklebt, denn das Leder im Vorderdeckel hat auf Bl. 1–3 abgefärbt, auf dem Papierstreifen dagegen finden sich keine Farbspuren. Die beiden Besitzeinträge scheinen zudem von einer Hand zu stammen. Dazu im Widerspruch steht allerdings der datierte Besitzeintrag 1453 des Jakob vom Stein. Die Lesung der arabischen Ziffer 5 ist jedoch nicht vollkommen zweifelsfrei, es könnte vielleicht auch eine 7 gelesen werden, da die spätmittelalterliche Form beider Ziffern einander ähnlich ist. Es bedarf aber eines paläografischen Beweises. 1r Provenienzeintrag s. o. – 1v leer. 2r–192r Christine de Pizan: Das Buͦ ch von dem Vechten und der Ritterschafft (Teil I–IV). (2r–v) Inhaltsübersicht zu Teil I–IV. (2r): Ein anfang der tafelen der vnterscheiden des Buͦ ches von dem vechten vnd von der Ritterschafft, dasselbe buͦ ch geteilt ist in vier partyen … – (2v–4v) Inhaltsverzeichnis zum 1. Teil. (2v) Ein anfang der vnderscheiden des ersten teils diß buͦ ches … – (5r–6v) Prolog. (5r) Hie vachett an das buͦ ch von vechten vnd von der Ritterschafft. Das erste cappitel ist ein furrede dar inn sich cristina entschuldigett wie si So turstig sye ze understan zeredende von so cluͦ ger materyen so in disem buͦ ch begriffen ist. ›Anfang des ersten teils diß Buͦ ches etc. .I.‹ (Anf.) Wanne nuͦ geherczigkeitt so gar nottdurfftig ist cluͦ ge vnd hoche sachen ze vnderstande … – … In Italien da du geborn wurde, dannen ich ouch ein frow bin geborn von ytalien als du; Abdruck bei Schneider-Lastin 1996, 199–201. – (6v) Textüberschrift (zugleich Kap. II): Hie bewisett wie das kriegen vnd vechten mitt vffrechtem anspruch zeunderstan, ze uben oder beharren nach irem Recht ist ein ding der gerechtikeitt vnd verhengett von gotte. Anf. (7r): Kathon der truwe vechter durch des krafft vnd durch die stercke sins vechtens … – (60v) Hie hatt der erste teil dis buͦ ches ein ende vnd vachett an der teil gar liepplichen zuͦ horennde. – (61r) am oberen Rand, z. T. beschnitten: Der ande teil dess buͦ chs, sonst bis 61v leer. – (62r–64v) Inhaltsverzeichnis zum 2. Teil. (62r) Hie vachett an der ander teil dis buͦ ches mit vnderscheidnen wortten vnd redett von der beschibikeitt der listen des vechtens nach sage des meisters Fornttin (sic!), die er nemmet Stratagines ouch von der ordnunge vnd wise Stette vnd schloß zebekriegennde, vnd zewerende, nach der lere vegete, vnd ander meistern ouch zestrittennde vff dem mere, vnd vff den fliessennden wassern … – (64v) Teil II, Kap. 1 (Überschrift): Hie vachett der ander teil dis buͦ ches an, der erste vnd zuͦ vorderst redett von der beschibikeitt des vechtens vnd ist

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 Beschreibung der Handschrift Ms. germ. fol. 1705 Christine de Pizan (dt.)

das erste cappittel des genanten Scippions Rede. Anf. (65r): Nach dem vnd wir vnderscheiden hand als vegete lerett … – (111v) Hie hat der annder teil dis buches ein ennde. – (112r–115r) Inhaltsverzeichnis zum 3. Teil. (112r) Hie vachet an die tauel vnnd vnderscheid des dritten teil dis Buͦ ches vnd redet von der gerechtikeit des vechtens nach den keyserlichen satzungen vnd geschribnen Rechten etc … – (115v) Teil III, Kap. 1 (Überschrift): Der erste vnderscheid wa durch cristina hie zuͦ setzet in dis buͦ ch das in dem rechten geschriben staut von des Stuckes des vechtenns etc. Anf.: Als ich daran was vff disen dritteil dis Buͦ ches ze kommende vnd aber min verstennusse etwas verdrossen was … – (153r) Ein ende des dritten Buchs etc. – 153 leer. – (154r–155v) Inhaltsverzeichnis zum 4. Teil. Hie vachet an die tauel der vnderscheiden des vierden Buches das redet von den rechten des vechten in denen Stucken des geleites vnd der fridtagen vnd der marcke vnd darnach von kempffen ... – (156r) Teil IV, Kap. 1 (Überschrift): Ein anfangk des vierden teiles des Buͦ chs das Redet von den rechten des vechtens in den Stucken des geleites auch der fridtagen von der marcke vnd darnach von dem Kempffen. (Inhaltsangabe:) In dem Ersten vnderscheid frägt Cristina den meister wann ein here einem andern sinem vigende geleit Schickete er sige Ritter Bannerher oder wer er woͤ lle vnd In dem geleit (?) nit anders stät dann das er moͤ ge fry kommen ob er durch soͤ mliche liste Inn mit Rechte moͤ ge beheben vnd vachen wann er heim zuͦ chet. Anf.: IN dem anfange dis vierden teils Lieber meister wil ich vff ein ander vnglich furnemen springen des kriegens ... – ... (192r) Darumb nuͦ zarte schöne tochter so ist es zit von dis hin das ich nun scheide ade sagen ich dir vnd hiemit verswand der meister. Hiemit hat ein ennde min buͦ ch des vechtens vnd der Ritterschafft. Amen. – 192v–334v leer. Der Beschreibung liegt der Aufsatz von Schneider-Lastin zugrunde.

5 Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft Claudia Wich-Reif Für eine sprachräumliche und zeitliche Einordnung des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft wird auf Basis der „Mittelhochdeutschen Grammatik“ von Hermann Paul und der „Alemannischen Grammatik“ von Karl Weinhold133 in einem ersten Schritt eine graphematisch-phonologische Analyse vorgenommen. Es folgen die Darstellung charakteristischer morphologischer und lexikalischer Elemente und schließlich eine kurze syntaktisch-textuelle Analyse des Textes.

5.1 Phonologie 5.1.1 Vokale: Kurzvokale Mhd. a /a/ wird als ‹a› realisiert. Belege hierfür sind fridtagen (2v), krafft (7r) und houptman (35v). Kontrahiert wird a in den Kombinationen -abe- zu -â- und -age- zu -ei-. Haben erscheint als han (7r), habeget als heiget (9r), gesaget als geseitt (6r). Der Primärumlaut ist graphisch oft als ‹e› realisiert: geschedigett (9v), getrengett (57r), swentzen (57r) oder als ‹aͤ › (æ): widerstaͤ ndig (9v), stætten (12r), staͤ t (13r), baͤ che (35v), ebenso der Sekundärumlaut: almechtig (10r), aller mechtigost (11r), gemechte (109v). Dabei gibt es auch Schreibungen ohne Umlaut: So ist neben mennlich (93r) mannlich (17r)134 belegt. Bei spezifischen Lexemen kommt „unechtes a für gebrochenes ë“135 vor: aller baste (51v) für aller beste,136 har für her (2v, 34r), auch in komplexen Adverbien wie har inn (8r), haruff (34r), wa har (33r), anderswahar (75v), harwider (77r) und Verben wie harlange (9v), harkam (105v), har kom (163r).137 Har für her gilt für alemannische (alem.) Texte ab dem 14. Jahrhundert als ganz besonders typisch.138 Der Vokal a für o ist mit ab für ob (118r) belegt.139

133 Paul 2007; Weinhold 1967. – Stellenangaben werden stets ohne „fol.“ für folio gemacht, angeführt ist jeweils die Blattzahl sowie die Angabe r[ecto] und v[erso]. 134 Vgl. DWB 12, 1598 bzw. 1597; vgl. auch Schweizerisches Idiotikon 4, 292. 135 Vgl. Weinhold 1967, § 11, 16; vgl. auch Paul 2007, § L 27, 87; DWB 10, 999. 136 Das kann aber als Ausnahme gewertet werden; typisch sind bei dem Lexem ‹e›-Graphien (z. B. 52r, 89v, 152v). 137 Vgl. dazu Schweizerisches Idiotikon 3, 1333. 138 Vgl. Weinhold 1967, § 11, 16. 139 Vgl. Weinhold 1967, § 11, 16. Dabei ist a für o nicht exklusiv für alem., sondern auch für ostmitteldeutsche Texte belegt; vgl. Paul 2007, § L 27, 87.

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 Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft

Mhd. e (= e, ä, ë) /e/ erscheint als e in vettich (56r), krefften (57v), als æ in kaͤ tzer (188r), zudem öfter als œ wie in soͤ mlichen (117v), als ö in frömden (13r) und mönsch (46r),140 als a in uberrannen ‚überrennen‘. In der Lautfolge -ege- wird mhd. e zu /ei/ kontrahiert, in der Handschrift belegt mit treitt (50r). Mhd. ë /Ɛ/ erscheint bei weg, wege (beide 23v), wegen (Präposition) (25r), bewegen (182v) und behelffunge (28v). Mhd. e kommt als ei vor in beweiget (5v), beweigen (20v), eintweders (44v), leidig ‚ledig‘ (58r).141 In der Schreibung spezifischer Lexeme zeigen sich Schreibergewohnheiten: Während der erste Schreiber stets semlich (semlicher 5r, semlichen 63r, semliches 108v) schreibt, realisiert der zweite Schreiber den Laut gerundet: soͤ mlich (soͤ mlichen 117v, soͤ mliche 139v, soͤ mliche 157r u. ö.), nur einmal semlich (162v). Mhd. i /i/ wird zumeist als ‹i› realisiert, so in geschribnen (2r), fridtagen (2v), spricht (11r), ritter, rittern (beide 35r), ritterschafft (6r), aber auch als ‹y› in sy (56v) und als ‹ü› in wüssend (35v), süben (54r) und ‹ÿ› in grÿm (16v). Dabei treten Varianten bei ein und demselben Lexem auf, so vyende (23v), vigende (7v, 11v) und sye (3r, 17r), sige (137r), sygent (137r).142 Ein typisches Kennzeichen für das Obd. ist das Suffix -nüs (-nüsse) als Variante von -nis (-nisse), wie in bekantnüsse (16r) und hindernüsse (54v).143 Sogenanntes unechtes i, das durch die offene Aussprache des ü entsteht,144 liegt bei miglichen (31v) vor. Gibet erscheint kontrahiert als gitt (60v). Zum Teil finden sich Schreibvarianten bei einem Lexem, so Italien und Ytalien (beide 6v). Mhd. o /o/ wird meistens als ‹o› verschriftet, so in gotte (2v) und sollend (29v). Mhd. ö /ö/ ist graphisch als ‹ö› realisiert in öle (85r), aber auch als ‹oͤ ›, so in koͤ rper (36v). Mhd. u /u/ wird in der Handschrift regelmäßig als ‹u› geschrieben, so in summer (29v), antwurten, antwurt (beide 116r). Zum alem. Sprachraum (wie übrigens auch im Bair.) passt, dass bei ‚Brücke‘ ahd. /u/ vor westgerm. */kk/ und */gg/ nicht zu /ü/ umgelautet worden ist, so z. B. fallbrug, bruggen (beide 38v).145 Mhd. ü /ü/ erscheint als ‹ü› in gelücklicher (18v) und künig (142r), als ‹i› in miglichen (31v), für i in wüssen (35r). Öfter ist es als ‹ö› oder ‹oͤ › realisiert, so in dörffend (29r) und moͤ nchen (5r). Dabei gibt es unterschiedliche Schreibungen auch innerhalb eines Paradigmas: kuͤ nge (8r) erscheint neben künge (9r) und kung (8r, 79v), auch kunlicher (14v). Kurzformen von mhd. künec; naturliche erscheint neben nattürlichen (beide 14r). Umgelautete Formen sind also nicht konsequent als solche markiert.

140 Vgl. Weinhold 1967, § 28, 29f. 141 Vgl. Weinhold 1967, § 58, 56. 142 Zu verschiedenen Funktionen von ‹y› in alem. Handschriften vgl. Weinhold 1967, § 145, 109. 143 Vgl. z. B. Besch 1967, 225–228, bes. auch die Karten auf 226 und 227. 144 Vgl. Weinhold 1967, § 21, 25. 145 Paul 2007, § E 31, 41.

Phonologie 

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5.1.2 Vokale: Langvokale Mhd. â /ā/ erscheint als ‹a› in schaffhirtten (11v); es ist erhalten in an ‚ohne‘ (10v). Mhd. â kommt zudem in den für das Alem.-Mfrk. typischen kontrahierten Formen gan (23v, 37v) und stan (98r) vor, auch in der Phrase ze fuͦ sse gan (20v), in verstan (55r), fuͤ rgan (158r) und stand ‚sie stehen‘ (141v). Daneben kommen kontrahierte e-Formen vor, so in der vorgenden nach (105v) und stent ‚sie stehen‘ (141r). Neben a für mhd. â erscheint auch öfter au bzw. aͮ , so in auchtem (53v), auttem (111v), staut zu stân (115v), haust ‚hast‘ zu hân (115v, 118v, 125v), naͮ ch gaut (133r), frauge (141v).146 Seltener erscheint ‹au› für a: aͮ ne, baͮ bst (beide 118r), abherlaussen ,herab-, herunterlassen‘ (105r). Der Vokal a für o ist mit wa für wo (anderswa 34r, anderswahar 75v) nachweisbar. Die ‹au›-Belege stammen (und zwar ganz regelmäßig, was sich insbesondere mit der sehr häufig verwendeten Hilfsverbform haust zeigt) zum großen Teil vom zweiten Schreiber. Mit der Form gan und stan zeigt der Text ein eindeutig alem. Kennzeichen,147 gen ist in bair., ostfränkischen (ofrk.) und mitteldeutschen (md.) Texten zu erwarten, kommt aber auch hier vor, bevorzugt beim zweiten Schreiber. Mhd. æ /ǟ/ wird ‹aͤ › bzw. ‹ä› oder ‹e› geschrieben, so välte ‚fehlte‘ (85v) und velten (86r) und schweri (22v, 37v). Graphische Varianten zeigen sich auch innerhalb einzelner Paradigmen, so taͤ ding (11r) neben tädingen (46r), waͤ re (33v) neben wäre (29r) und were (14r). Mhd. ê /ē/ erscheint in der Handschrift regelmäßig als ‹e›. Beispiele hierfür sind ere (10v), kerett (14r), herlichkeitt (18r). Der Langvokal mhd. î /ī/ ist als ‹i›, ‹y› oder ‹ÿ› realisiert, ‹i› in mins (5r), wisheit (14v), berittend (36v), ‹y› in ysen (6r), byspel (14v), ‹ÿ› in sÿ (56v). Mhd. ô /ō/ ist als ‹o› in verbott (66r), als ‹ou› in toud (151r), zouch (118r) oder als ‹au› in taudvigenden ‚Todfeinden‘ (145r)148 wiedergegeben. Es fällt auf, dass der zweite Schreiber im Vergleich mit dem ersten Schreiber bei spezifischen Lexemen konsequenter ‹ou› verwendet: Vorne im Text erscheint todes (26v, 48r), tode (46v, 76r), tod (105r), später aber toudes (112r, 118r, 119r), ebenso wie in dem Kompositum toudvigenden (159v). Allerdings gebraucht er toud (171r) ganz in der Nähe von tod (171v) und die o-Form im Kompositum todsünde (152v, 167v).149 Mhd. œ erscheint als ‹o›, ‹ö› bzw. ‹oͤ › wie in boschlich (123r), verhören (17v), gehörett (18v) und boͤ ses (14r). Mhd. û /ū/ erscheint als ‹u› oder ‹au›, so in uß (5v), uszůnemende (110r) und zweÿ thusent (37v) bzw. in d[r]aussen (84v), aussprach (175r).

146 Vgl. Weinhold 1967, § 52, 52. 147 Auch gan für gen ‚gegen, auf etwas hin‘ (58r). 148 Vgl. Weinhold 1967, § 51, 51. 149 Vgl. auch Schneider-Lastin 1996, 192.

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 Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft

Die vom zweiten Schreiber verwendete Form aussprach (175r), die dieser in der Phrase uffrechte aussprach neben /ū/ gebraucht, kann ein Hinweis auf dessen schwäbische (schwäb.) Herkunft oder Schreibersozialisierung sein.150 Mhd. iu /ǖ/, /iu/ wird entweder als ‹ü› oder als ‹u› geschrieben, ‹ü› in hütt ‚heute‘ (13r), ‹u› in lutten (22r). Mit den Varianten lütten und lutten, und uch wie üch, das ähnlich häufig (u. a. mehrfach auf 48r) wie uch belegt ist, zeigt sich, dass die Umlautmarkierung vergleichsweise willkürlich praktiziert wird.151

5.1.3 Vokale: Diphthonge Mhd. ei /ei/ wird als ‹ei›, ‹ey› oder ‹eÿ› geschrieben, so in underscheiden (2r). Es überwiegt die Graphie ‹ei›, z. B. ein, meister, teil, beschibikeitt (alle 2r), bzw. ‹ey›, so z. B. gemeynlich (2v) und mangerleÿ (57r), wie das für das Westalemannische (Westalem.) typisch ist, allerdings wird ganz gelegentlich das für das Ostalemannische (Ostalem.) charakteristische ‹ai› gebraucht, so bei maintent (68v).152 Daneben gibt es ‹e›- und ‹öu›-Schreibungen wie in zegende ‚erzeigende‘ (150v) und höuschen ‚heischen‘ (113r). Ganz gelegentlich ist ‹oͤ i› belegt, so in hoͤ ischen (113v).153 Mhd. ei erscheint ferner als Kontraktion von -ege-, so in leitt (z. B. 13r, 22r) und leittent (66v).154 Mhd. ou /ou/ erscheint als ‹ou› wie in ouch (2r), gelegentlich auch als ‹au› in auch (26r) oder ‹o› in urlob (27r).155 Mhd. öu /öü/ ist als ‹oͤ u›, ‹ou› oder ‹oͤ › realisiert, so in froͤ uden (24v), gelougnen (14r) bzw. hoͤ pter (8r), roͤ berie (12r).156 Gelegentlich erscheint es als ‹au› wie in eraugenen (60r), ganz vereinzelt als ‹ei› wie in ungleibig (118r).157 Mhd. ie /ie/ ist in der vorliegenden Handschrift zumeist als ‹ie› realisiert, wie in ziechen und lieb (17r), gelegentlich auch als ‹ÿe› in rÿemen (66v). Mhd. uo /uo/ ist größtenteils als ‹ů› geschrieben, wie in gůtten (3v) und fůrten (110r), gelegentlich als ‹uo›, so in guott bzw. guot (102r, 124r). Mhd. üe /üe/ wird als ‹ü› realisiert wie in hütten (44r) oder als ‹uͤ › wie in buͤ cher (6r).

150 Vgl. auch Weinhold 1967, § 51, 51. 151 Vgl. hierzu Paul 2007, § E 15, 23–25 152 Vgl. Weinhold 1967, § 200, 168. 153 Vgl. Weinhold 1967, § 100, 87f. 154 Andere Formen des Paradigmas sind nicht kontrahiert, so gibt es neben ei-Formen auch -egeFormen wie zelegende (22v). Nicht kontrahiert ist auch gesegget (75r), wobei hier, wie sehr häufig und dann auch auffällig in der vorliegenden Übersetzungshandschrift, g als ‹gg› realisiert ist. 155 Vgl. auch Weinhold 1967, § 70, 66. 156 Vgl. dazu auch Weinhold 1967, § 45, 46. 157 Vgl. dazu auch Weinhold 1967, § 131, 104.

Phonologie 

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Dass die mitteldeutsche bzw. neuhochdeutsche Monophthongierung der Diphthonge ie, uo, üe nicht realisiert ist, ist für den alemannischen Sprachraum zu erwarten. Auch der neuhochdeutsche Diphthongwandel (Öffnung; zum Neuhochdeutschen hin Senkung) von ei, öu und ou zeigt sich noch nicht. Gelegentlicher Wechsel zwischen ou und au, wie ihn der Text zeigt, so ouch (57r) neben auch (26r, 110r u. ö.), staup und nicht stoup (111v, aber stoup 50r u. ö.), ist nach Weinhold für das Alem. nicht unüblich.158

5.1.4 Vokalismus: Rundung/Entrundung Rundung/Labialisierung, die schon seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts im Alem. nachweisbar ist, liegt von /e/ zu /ö/ etwa bei froͤ mde (9r, 9v) vor, von /i/ zu /ü/ bei sübnerley (4v), suͤ benste (57r), zewüssend (9r) und drü (50r) (siehe hierzu auch den Abschnitt zu mhd. e, ä, ë /e/). Rundung und zugleich Hebung von /ā/ zu /ō/ zeigt sich bei dozemal ‚damals‘ (58r). Das Lexem hat im Schweizerischen Idiotikon Stichwortstatus.159 Entrundung liegt mit waͮ ‚wo‘ (108r u. ö.) und wa-Bildungen wie wadurch (112r) vor. Auffällig ist ‹au› oder ‹aͮ › für ‹a›, beispielsweise in den Formen aͮ n und aͮ ne ‚ohne‘ (8r), staut (50r), haust ‚hast‘ (156v, 160r), abherlaussen ‚herablassen‘ (105r), laussen (160v) und auttem ‚Atem‘ (111v), ein Phänomen, das als schwäbische (schwäb.) Diphthongierung bezeichnet wird.160 Alle hier genannten Belege – ausgenommen die ‚ohne‘-Belege – sind dem Teil der Handschrift entnommen, den der zweite Schreiber verfasst und der auch weitere Graphien genutzt hat, die für das Schwäb. typisch sind und damit nicht zum alem. Sprachraum passen. Dehnung in offener und Kürzung in geschlossener Tonsilbe sind anhand der Graphien nicht nachweisbar, wären aber auch eher in späteren Texten zu erwarten. Schneider-Lastins Hinweis auf Abschrift und nicht Originalübersetzung161 mag damit bewiesen sein, dass die beiden Schreiber in Teilen im Lautstand voneinander abweichen. Einmal ist aufgrund der Abschriftlichkeit mit einem älteren, vor Mitte des 15. Jahrhunderts liegenden Lautstand zu rechnen, dann aber eben auch mit individuellen Schreibgewohnheiten der Kopisten.

158 Vgl. Weinhold 1967, § 51, 51. 159 Vgl. Schweizerisches Idiotikon 4, 148. 160 Vgl. Paul 2007, § E 31, 40. 161 Schneider-Lastin 1996, 192.

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 Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft

5.1.5 Vokale: Vokalismus der Nebensilben In Nebensilben erscheint üblicherweise der unbetonte Schwa-Laut /ə/, aber es kommen auch volle Vokale vor, so für die 3. Pers. Sg. Ind. Präs. bzw. das Part. Prät. in gewapnott (20v), bestettigot (21v), entschuldigot (131v), enthlenot (132v), belechnot (138v), verdampnot (167r). Weitere Belege sind wegsami ‚Beschaffenheit des Wegs, Begehbarkeit‘162 (57v) und kettin (66v). Zum Teil gibt es Variantenschreibungen bei einem Lexem, so sind einost- neben einest-Formen belegt (beide 59v). Auch bei ‚Pferd’ zeigt sich, dass die alte Form pferit, hier pferitten (16v), innerhalb der Handschrift auch eine jüngere Variante pferd hat, pferden (56v). Das mag ein Hinweis auf Abschriftlichkeit einer Originalübersetzung sein; ein vergleichsweise konservativer Sprachstand ist damit nicht belegt. Belege für die Synkope bzw. Apokope des ‚Murmelvokals‘ liegen z.  B. mit den Nominalformen mißgluck (4v) und gleit (156v) und der Verbalform geschribnen (168r) vor. Apokopierte Formen stehen zum Teil neben nicht apokopierten, so aͮ n und aͮ ne ‚ohne‘ (8r). Im Präfix ge- ist unbetontes e in der überwiegenden Zahl der Fälle geschwunden, so in glück (11r) und mißgluck (4v), zum Teil aber auch erhalten in gelück (4v). Synkope und Apokope sind nicht schreiberspezifisch; die entsprechenden Wortformen könnten so einfach direkt aus der Originalübersetzung übernommen worden sein. Das häufig vorkommende Präfix ver-, nachgewiesen beispielsweise in verstentnusse (5v), erscheint einmal als vir-, virmoͤ gen (5r), eine Variante, die bis ins 15. Jahrhundert im gesamten deutschen Sprachraum recht üblich war, mit einem Schwerpunkt im Mitteldeutschen.163

5.1.6 Halbvokale Die mhd. Halbvokale w /w/ und j /j/ werden ‹w› bzw. ‹j› geschrieben. Für mhd. w /w/ mögen die Beispiele auf 17r genügen: getruwe, wittwen, weisen, wenig, riwen, wise. Mhd. j /j/ erscheint als ‹j› in ja und joch (beide 13v), jemerlich (14r), jetzigen (14v), jetzent (15r), veyrjetzett (44v), verjagett (59r) sowie jenertt (58v, 103r). Es kann zudem mit den Graphien ‹y› und ‹g› verschriftet werden, so dass mit vyende (23v), vigent (8r) und vigende (24v) sowie sye (17r, 25r) und sige (17r) Variantenschreibungen je eines Lexems vorliegen.164

162 Auch das Schweizerische Idiotikon (4, 899) hat den Lemmaansatz noch mit vollem Endsilbenvokal: Wëgsami. 163 Vgl. DWB 25, 51; Gramm. d. Frnhd., I,2, §. 16, 80. 164 Vgl. Paul 2007, § L 87, 144.

Phonologie 

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5.1.7 Konsonantismus: Allgemeines Im Bereich des Konsonantismus wird zuerst auf drei allgemeine Spezifika eingegangen, nämlich auf die Auslautverhärtung, auf Klitika und auf Konsonantengraphien, die nicht unter die Geminationsregeln fallen.165 Die mhd. Auslautverhärtung ist in der vorliegenden Abschrift des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft graphisch normalerweise nicht realisiert: /p/, /t/ und /k/ erscheinen als ‹b›, ‹d› und ‹g›. Als Beispiel seien ab (sehr häufig, u. a. auf 3v), lib (6v), land (9v), kung (8r) und witzig (11r) genannt. Ausnahmen sind u. a. taup (aber tauber, beide 144r), lip (111r), walt (67r) und underwisent (neben underwisend, beide 3r). Als klitische Formen gibt es, soweit erfasst, nur Enklisen. Besonders häufig lehnen sich schwach betonte Pronomen an eine vorausgehende Verbalform an, die auf einen Konsonanten ähnlicher Qualität endet, wie hastu (56v) (< hast du), důstu (60r) (< důst du) und soltu (60v, 103r) (< solt du). Weniger frequent sind Klisen aus zwei Pronomen wie ers (66v) (< er es). In der vorliegenden Handschrift fällt generell auf, dass Konsonanten sehr häufig als Doppelgraphien erscheinen: redett (2r), fürsichtikeitt (3r), herre ‚Heer‘ (11r), connestabelles (3r, 6v), connestable (51r), liepplichen (60v), um nur ganz wenige Beispiele zu nennen. Eine Funktion ist nicht erkennbar; sie erscheinen sowohl im Inlaut wie im Auslaut, nach Kurz-, aber auch nach Langvokal oder Diphthong.

5.1.8 Konsonantismus: Liquide und Nasale Die Liquide mhd. r, rr /r/, /rr/ und l, ll /l/, /ll/ realisieren die beiden Schreiber fast ausnahmslos als ‹r› und ‹rr› bzw. ‹l› und ‹ll›. Üblicherweise erscheint mhd. r als ‹r›, so in partyen, fürsten, iren, krigen, stritten, redett (alle 2r), getoͤ rre (9v), herre (11r). In Einzelwörtern kann der dem /l/ artikulatorisch nahe stehende Laut mit diesem getauscht werden, so belegt mit kilchen (9r, 17r, 104v, 169r). Die Realisierung gerade dieses Lexems mit l gilt als ganz typisch für das Hochalem.:166 kilche statt kirche ist mehrfach belegt, und zwar bei beiden Schreibern (kilchen 17r, 104v, 117r, 169v). Mhd. l, ll /l/, /ll/ wird stets als ‹l› oder ‹ll› wiedergegeben wie in soͤ llend, willen, zwifel, keinerley (alle 11r) oder auch landes lütte (11v). Metathesen finden sich beispielsweise in den Formen gesamlett (5v), samlen (12r), wassren (54r), verendren und gesundrett (beide 55v). In dem Satzausschnitt [...] cleider

165 Vgl. Paul 2007, § L 67–71, 126–130. 166 Vgl. Paul 2007, § L 90, 146; Lexer 1, 1570; Schweizerisches Idiotikon 3, 229, hier der LemmaAnsatz im Anlaut mit ‹ch›.

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 Sprachliche Analyse des buͦ ches von dem vechten und von der ritterschafft

trůgent geunterscheidett von andern cleidren [...] (67v) erscheint dasselbe Lexem ohne und mit Metathese, offenbar bedingt durch die Flexionsform. Öfter liegt Metathese von r oder l vor, eine Erscheinung, die u. a. für das Alem. typisch ist:167 z.  B. bei meistren (‚Meistern‘, 38r), oͤ rttren (‚Örtern‘, 37r), volltren (‚Foltern‘, 36v), obrister (‚oberster‘, 3r) und copplen (‚koppeln‘, 60v). Die mhd. Nasale m, mm /m/, /mm/ und n, nn /n/, /nn/ erscheinen als ‹m› oder ‹mm› bzw. ‹n› oder ‹nn›, so mit, meisters, dem und mere (alle 62r), als Doppelgraphie in fromme (63r) und auch in dem (Orts)namen Romme (91r), ‹n› in nach (9v), nitt und betrogen (beide 10r), als Doppelgraphie beispielsweise in dann, wanne, inne (alle 9v). Der für das Alem. typische n-Ausstoß vor f und z zeigt sich nicht regelmäßig: vernüfftig (46r), aber fünff (94r, 134v), fünfftusentt (94v), mins (5r), dins (43v). Weinhold beschreibt ihn als „Nasalirung desselben“, wobei die Schreiber „diese Veränderung des n nicht zu bezeichnen [wußten]“ und es deshalb „ganz aus[ließen].“168 Bei den für das Alem. typischen Wortformen kung, küng und kungenrich (alle 12v) ist von einer Phonemfolge /ng/ [ŋg] auszugehen; „[e]in dem Nhd. entsprechendes velares Nasalphonem /ŋ/ ist für das Mhd. noch nicht anzunehmen [...].“169 Zum Teil findet sich ‹ngck›-Schreibung, so in lingcken (20v u. ö.), geringcklichen (24v), ringcklichen (56v), besezegengckliche und sorgsamlich ‚trügerisch, verderblich und verhängnisvoll’ (90r).

5.1.9 Konsonantismus: Obstruenten (Plosive und Frikative) 5.1.9.1 Labiale Mhd. p /p/ ist im Pizan-Übersetzungstext als ‹p› belegt, so in partyen (2r), personen (15r), spilen (16v), houptlutten (23r), byspel (17v) und roup (29v) bzw. roupp (41r, 49r). Als späte Entlehnung aus dem Mittelniederländischen (Mnl.) steht ‹p› postvokalisch für unverschobenes germ. /p/ in gewīapnett (56v). Mhd. p für b im Anlaut wie im Bair. zeigt sich im Alem. eher selten, so wie hier puntgnossen (9v). Ganz regelmäßig erscheint es in der Kombination pt im Auslaut wie bei hochgelopt und gelouptent (70r), was insofern erwähnenswert ist, als sonst die Auslautverhärtung graphisch kaum realisiert ist. Mhd. b /b/ ist als ‹b› realisiert, in bůches, zebeschirmende (beide 2r), gebürtt (2v), vorbeheptt, gebott wie auch in darumbe (alle 10r). Gelegentlich erscheint p für b, so in puntgnossen (9v),170 betruͤ ppnuͤ sse (58r) und diepstal (171v), bei betruͤ ppnuͤ sse graphisch als Doppelkonsonanz festgehalten. Regelmäßig kommt mhd. b /b/ in allen vier Büchern im mittelbaren Auslaut von Verbalformen als ‹p› vor, und zwar in Kom-

167 Vgl. Paul 2007, § L 91, 147; Weinhold 1967, § 197, 165f. 168 Vgl. Weinhold 1967, § 200, 168. 169 Vgl. Paul 2007, § L 95, 150. 170 Aber verbunden (9v u. ö.).

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bination mit t /t/, immer dann, wenn ein Verbstamm auf b oder p endet und das Partizip Präteritum gebildet wird, wie hochgelopt (9v), vorbeheptt (10r). Auch zwischen m und t wird gern p eingeschoben, so in har für kumpt (121v).171 Mhd. pf /pf/ erscheint als ‹pf› bzw. ‹pff›, wie in kempffen (2v), pferitten (16v) und enpfelchen (51r). Für ‚Pferd’ ist auch eine jüngere Variante belegt, nämlich pferden (56v). Mhd. v, f /v/, /f/ erscheint als ‹f› oder ‹v›, so in furnaͤ men (60v) und tafelen (2r), aber auch tavel (112r, 154r), ‹v› auch in vallen (10r), gevallen (15v) und vallbrugcken (102v). 5.1.9.2 Palatale/Velare Mhd. k, ck /k/, /ck/ wird als ‹k›, aber auch als ‹gg› oder ‹ck› schriftlich festgehalten. ‹k› verwendet Schreiber 1 zum Beispiel in könnend (6v), Schreiber 2 in kunige (124r). ‹ck› wird im In- und Auslaut gebraucht: lincken (55v), volck (67v). Die Kombination ‹gck› erscheint nur im Inlaut, wie in lingcken, rugcken (beide 55v) und ringcklichen (56v). Ein vereinzeltes ‹c› für /k/ ist in der Form cleider (67v) gewählt. Das für das Alem. charakteristische /ch/ für mhd. k ist im vorliegenden Text zumeist als ‹k› realisiert, als ch im Lehnwort kalch, kalches (beide 85v; aus lat. calx). Auch in Namen erscheinen ‹ch›-Graphien, so bei Chiphas (65v) und Chaym ‚Kain‘ (147v). Westgerm. */‌gg/ und */kk/ werden im Südalem. und Schwäb. meist als ‹gg› (< */gg/) und ‹ck› ( nfrz. âpre; mfrz. chastel < nfrz. château; mfrz. bastir > nfrz. bâtir; mfrz. gaster > nfrz. gâter; mfrz. oster > nfrz. ôter; mfrz. rastiau > mfrz. râteau; mfrz. tost > nfrz. tôt; mfrz. coustez > nfrz. côtés; mfrz. ysles < nfrz. îles; mrfz. crisme, nfrz., crime; mfrz. estre > nfrz. être; mfrz. karesme > nfrz. carême; mfrz. teste > nfrz. tête). Bei einigen Wörtern fallen ebenfalls leichte mundartliche Eigenschaften (wohl Pikardismen) auf, vor allem in der letzten Silbe von Substantiven, Infinitiven und Perfektpartizipien, die in –ch- enden, wo -ié statt -é, und -ier statt -er vorkommen (z.B. marchié statt marché, pechié statt peché, pourchacier statt pourchacer, sechier statt secher, sagiesse(-ce) statt sagesse, usw., vgl. auch saige statt sage). Wir waren auch bemüht, dem Text größtmögliche Lesbarkeit zu verleihen. Der Text des Originals muss nicht unnötig ‚anders‘ dargestellt werden, denn seine Alterität, die manchmal übertrieben exotisch dargeboten wird, liegt vielmehr in seinem intellektuellen Zusammenhang als in seiner Sprache. Nichtdestotrotz gibt es auch im Mittelfranzösischen viele semantische Nuancen, die dem zeitgenössischen Leser, auch französischen Muttersprachlern, oft entgehen. Zudem zeigen sowohl der mittelenglische als auch der hochalemannische Übersetzer sehr unterschiedliche Kompetenzen, was das Verständnis des mittelfranzösischen Originals angeht, ein Phänomen, das unser Glossar zu berücksichtigen versucht. Deutlich spürbar bei Christine ist auch die zweisprachige (mfrz./lat.) Kultur des königlichen Hofes, wo viele Latinismen im Alltag verwendet wurden. Deshalb erschien es bisweilen sinnvoll, auf lateinische Etyma hinzuweisen. Germanische Etyma spielen im militärischen Bereich ebenfalls eine größere Rolle, die wir hier auch deutlich zu machen versuchen. Bei der Zusammenstellung dieses Glossars galt unsere besondere Aufmerksamkeit vor allem technischen Ausdrücken aus dem militärischen und juristischen Bereich. Militärische Ausdrücke, die nicht von Vegetius und Frontinus stammen oder von ihnen übernommen werden, lassen vermuten, dass diese mündlichen Ursprungs sind, wohl aus direkten Gesprächen mit hohen Militärs am königlichen Hof. Diese Mischung von Schriftlichkeit und Mündlichkeit fällt vor allem sowohl semantisch/lexikalisch als auch grammatikalisch/syntaktisch in den ersten zwei Büchern auf. Hinter diesen recht selten schriftlich belegten militärischen Redewendungen einerseits, und den gebildeten juristischen Fachausdrücken andererseits, verbirgt sich die Entstehung

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des Textes aus regen Gesprächen am königlichen Hof zu strategischen und juristischen Fragen, die im Laufe des Hundertjährigen Krieges aufgeworfen wurden. Viele juristische Begriffe stammen aus dem römischen bzw. ‚geschriebenem‘ Recht, und Christine erscheint ständig darum bemüht, juristische Traditionen aus dem Gewohnheitsrecht mit solchen aus dem römischen Recht zu vergleichen bzw. sie ggf. miteinander zu harmonisieren. Darüber hinaus fällt auf, dass Christine zuweilen Wörter verwendet, deren Bedeutung von den in den Standardlexika angegebenen Erläuterungen abweicht bzw. die als hapax legomena in Christines Text erstmals schriftlich nachgewiesen sind. In solchen Fällen haben wir es für sinnvoll erachtet, bestimmte Ausdrücke und Sätze ausführlicher zu übersetzen und zu kommentieren. Christines Darstellung der ‚Ritterlichkeit‘ in praktischen, alltäglichen und strategischen Situationen hat wenig Ähnlichkeit mit der Darstellung der ‚ritterlichen‘ Kultur in den höfischen Ritterromanen, eine Tatsache, die nicht genug hervorgehoben werden kann. Mit dem idealistischen und religiösen Hintergrund der ritterlichen Kultur hat sich Christine bereits zehn Jahre vor dem Livre de faiz d’armes et de chevallerie in ihrem Epistre Othea beschäftigt.

Abkürzungen adj. Adjektiv adv. Adverb cond. Conditionnel conj. Konjunktion imp. Imperativ impf. Imperfekt intr. Intransitiv m./f. männlich/weiblich opt. Optativ p.pr. Partizip Präsens

p.perf. Partizip Perfekt pr. Präsens perf. Perfekt prep. Präposition refl. reflexiv s. Substantiv sg./pl. Singular/Plural subj. Subjunktiv (Konjunktiv) vb. Verb 1./2./3.pr. 1., 2. oder 3. Person

aage, eage, s.m./f., passim, Alter, Zeitalter, Lebensalter. abaissier, vb., 47v: senken, herunterlassen. abatre, vb., 38v: abatre [engins], [Belagerungsmaschinen] herunterstoßen, stürzen; 42v, abatent [tours], [Türme] niederreißen, zerstören. abille, vb.refl., 3.pr.sg. < s’habiller, 7r: ne de joyaulx abille soy richement en harnois et monteures, er soll sich in seiner Rüstung und Ausstattung weder mit Schmuck oder sonst üppig kleiden. abille [à], adj.m.sg./pl., 8v, 45r, 79v: geschickt, fähig; habilles, adj.m.pl., 10r, 11r, 11v, 35v: geeignet; abillez, adj.m.pl., 39v, ausgestattet. abillemens, s.m.pl., passim, Kriegsmaterial, Ausstattung, Gestaltung.

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abis, s.f., 10v: Kleidung, vgl. habit, habis. abonde 3.pr.sg.pr. < abonder, vb., 11r: [hier] la chaleur abonde, es herrscht Hitze. abrigier, vb., 10r: verkürzen. absolu, adj.m.sg., 57v: [hier] formell, fest; aucun marchié absolu, irgendeine formelle Übereinkunft. absoubz, p.perf./adj.m.sg./pl., 68v, 74r, < absoudre, entbinden, freisprechen. accoulpez, adj.m.sg., 71v: angeklagt. accoustume, s.f., 11r, 13v, 24v, 60r, 64r, 70r, 78r, 79v; accoustumance, s.f., 8r, 13r: Gewohnheit [immer mit avoir]; accoustumé, adj.m.sg., 12r, 14r, 19v, 36r; accoustumee, adj.f.sg., 2v, 8v; accoustumez, adj.m.pl., 13r, 24v: gewohnt, gewöhnlich; accoustumer, vb.refl., se accoustument, 3.p.pl.pr., 13r: an etwas gewöhnt sein. accroir[r]e, vb., 29v: [hier mit faire], in dem Glauben lassen. accroistre, vb., 21r, 27v, 56v: [hier] erhöhen; acreut, 3.pr.sg.perf., 28v [hier] wuchs. acerez, adj.m.pl., < acerer, vb., 42r: mit Stahl versehen. achoison, achoyson, s.f., passim, Anlass, Umstand. acravanter, vb., 28v, 36r, 43v, 45v: niederschlagen, zerdrücken. adès, adv., 67v: [hier] jetzt (< lat. ad id ipsum, „sogar bis hierhin“), zu diesem Zeitpunkt. adherans, -ens, adj. s.m./f.pl., 4r, 19r, 55v: unterstützend. admande,s.f. 69r, admende, s.f., 5v, 19r: Wiedergutmachung; admender, vb., 6v: korrigieren, wiedergutmachen. adonc, adv., passim, dann, in diesem Augenblick (< lat. dumque + tunc, oder donec, „solange bis“, eine komplizierte und nicht endgültig geklärte Etymologie). adonnoit, 3.pr.sg.impf. < adonner, vb., 75r: [hier] comme le cas adonnoit, wie es sich in diesem Fall ergab. adoulez, adj.pl.m., 80r: leidend, von Schmerz niedergedrückt. adresces, s.f.pl., 15r, 46v: Wege, Fußpfade. advenir, vb.intr., passim, geschehen, passieren; meistens s’il advient, gesetzt den Fall, dass … bzw.: sollte es vorkommen, dass … (im Sinne einer jurististischen Hypothese); advenoit, vb.intr. 3.pr.sg.impf., passim; advenist, vb.intr., 3.pr.sg.subj., 19v, 30v, 57v, 71v, 79r.; advendroit, vb.intr. 3.pr.sg.cond.; 74r, advenu, 25v, 38r, -es, 6v, adj.; adviengne, 3.pr.sg.intr.subj.pr., 57v; adviennent, 3.pr.pl.intr.pr., 18v, 27v; advindrent, 3.pr.pl.perf., 27v; advint, 3.pr.sg.perf., passim. advis, s.m., passim, Meinung, Wahrnehmung; oft mit estre: es scheint. adviser, aviser, vb., passim, wahrnehmen, beobachten, anschauen; s’aviser, vb.refl., passim, überlegen, nachdenken (< lat. ad- + visus, „zu Gesicht [bekommen]“). afaire, s.f., Aufgabe; 51r: avoir afaire, brauchen: que son seigneur ait afaire de lui, dass sein Herr ihn brauchen könnte. affaciee, p.pf.f.sg., 14v < effacer, vb. verschwinden lassen. affellonniz, 23r: adj.m.pl., affelonnis, 30 r, adj.m.pl., verfeindet. afferoit, 3.pr.sg.cond., 15v; affiert, 3.pr.sg.pr., passim; affierent, 3.pr.p.pl. < afferir, passend, notwendig sein.

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affiance, s.f., 68v: Versprechen. afflue, 3.pr.sg., < affluer, 35r: fließen. affouir, vb., 29r: flüchten. agait, agaitz, agaiz, s.m.sg./pl., passim, Hinterhalt. agüe, adj.f.sg., 22v: scharf, geschärft (sinngemäß hier, wie ein Keil < lat. acūtus < acuo, „schärfen“): ordonnes ta bataille si comme agüe devant pour percier, ordne Deine Truppen vorne möglichst dicht, um durchzubrechen (agüe modifiziert hier bataille, vgl. Caxton, 82: ordeyne ye the batayille as with a sharp ende before for to perse forth.). ailleurs, adv. 4v, 5r, 5v, 22v, 49v, 50 v: anderswo. aimablement, adv. 69v: wohlgesinnt, wohlgesonnen. ainçois, ançoys, adv. passim, zunächst, als erstes; ganz im Gegenteil (< lat. ante). ains, adv, passim, davor; jedoch. ais, s.m./f, 46v: aiz, s.m./f. pl.16r, 16v, 47r; ays, -z, s.m/f pl., 13r, 15r, 35v, 46v: Deckplanke(n) (< lat. axis, „Achse“). aisier, vb. 31r: versorgen, proviantieren. aisselles, s.f.pl., 44r: Bretter, vgl. ais. aistre, s.m., 46v: Wesen, l’aistre et la naissance de tous les vens, das Wesen und Ursprung aller Winde (Variante von estre, inf. als s.). alaine, s.f., 9r: force et alaine, Stärke und Kraft; 22v: afin d’avoir plus longue alaine, um größere Ausdauer (‚einen längeren Atem‘) zu haben; à longue alaine, 47v: tief Luft geholt. alebis, s.m.pl., 19v.: in dem Ausdruck alebis fourains, schlechte, auswegige Ausreden (< lat. alibi + foras. „anderswo“ + „ausserhalb“). aleguier, vb., 51v: heranführen; alegue, 3.pr.sg.pr., 1r, 7v: zitieren; aliguez, 39r, p.perf./ adj.m.pl., erwähnt. aler, s.m., Gang, Gangart; 16v: le chevetain doit singulierement prendre garde à la maniere de l’aler de sa gent, der Kommandant muss vor allem darauf achten, wie seine Leute marschieren; 45v: et celle part, atout bonnes lances leur chalangier fort en combatant par grant vigueur l’aler plus avant, und dort, mit guten Speeren, sie kräftig herausfordern, weiter zu kommen. alouer, vb., 63v: Lob gewinnen; alouez, adj.m.sg., 57v, gelobt. amande, s.f., 75v: Wiedergutmachung, amende. amandes, s.f.pl., 35r, 36v: Mandel. amas, s.m.sg., 58r: [hier] Geldansammlung. ambedeux, adj.m./f.pl., 24r: beide. amendrir, vb., schmälern, reduzieren > amendrie, adj.f.sg., 19v: la leur amendrie par aucune fortune, ihr [Heer] durch irgendeinen Zwischenfall reduziert; 30r: afin que son ost ne s’espoventast de estre de tant de gent amendrie, damit sein dezimiertes Heer sich nicht ängstigt; amendrist, 3.pr.sg.subj.perf., 54v: à moins ne pueent les povres souldoyers – soyent de pié ou de cheval, gent de trait ou autres – que d’avoir la povre paye et sallaire qu’ils gaaingnent au peril de leur vie et à sy grant travail

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de leur corps – si fait moult grant pechié qui leur oste ne amendrist, Daher sollte der Kommandant auf solche Dinge sorgfältig achten, denn zumindest können die armen Söldner, ob Infanteristen, Kavalleristen, Bogenschütze oder andere, den kärglichen Sold und Gehalt bekommen, den sie unter Einsatz ihres Lebens und mit so großer körperlichen Mühe verdienen, und wer ihnen dies wegnimmt oder kürzen würde, begeht dabei eine große Sünde. amener, vb., 30r, 31r: herführen, mitbringen; admené, p.pf., s.m., 66v; amené, 57v; gebracht, mitgenommen; amaine, 3.pr.sg.subj., 42r, 62r; amena, 3.pr.sg.perf., 31v; amenoyent, 3.pr.pl.impf., 16r; amenrons, 1.p.pl.fut, 37v. amenuisier, vb. 36v: verringern. amer, vb., 48v, 64v: [hier, sc. den Tod] bevorzugen; [ils] amerent, 3 p.pl.p.s., 44r, bevorzugten (vgl. nfrz. aimer). ameres, adj.f.pl. 37r: bitter (vgl. nfrz. amer). amesurez, adj.m.pl., 7r, 13v: moderat, umsichtig. amie, amye, s.f.sg., passim, Freundin, respektvolle Anredeform, die unter Humanisten üblich war, ohne jegliche sentimentale bzw. erotische Konnotation (Caxton verwendet in diesem Fall die Anredeformel dere loue). amis, amys, s.m.sg., passim, Freund, vgl. amie. amodereement, adv., 56v: gemäßigt. amoderer, vb., 76v: [hier] beschwichtigen. amortiffie, vb.3.pr.sg.pr.< amortiffier, vb., zerstören, überwältigen; 53r: [hier im juristischen Sinn] durch Vertragsbruch einbüßen. amortoisié, p.pc. < amortoisier, in einer Nut bzw. in einem Zapfenloch (vgl. frz. mortaise) befestigt, fixiert, eingesteckt (ein hapax legomenom, nur hier belegt); 40r: et montent … à en chacun peneau deux trestiaux, l’un des bouts soit amortoisié dedens le peneau, und zu jeder Platte sollen zwei Querbalken aufgestellt werden, deren ein Ende in einer Nut fixiert bzw. eingesteckt werden sollte (vgl. Caxton, 156: to euery penell bilongen two trestelles wherof the one ende muste be morteised within the penell). amottellent, vb.3.pr.pl., 22v < amotteller, gebündelt zusammen hängen, sich zusammendrängen (ein hapax legomenom, nur hier belegt, gebildet von a- + motte, kleine Anhöhe (< mlat. mota/motta, vielleicht < mons, montis?), vgl. afrz. motté, adj.sg.m., caché derriere une motte de terre, versteckt hinter einem kleinen Hügel; vgl. mosselle/mottelle. Siehe s’empresser. angins, s.m.pl, 36v: Kriegsmaschinerie, vgl. engin. angouler, vb., 45r: (hier figurativ) in den Mund nehmen, fassen (< lat. gula, nfrz. gueule, „Schnauze“), hier: die eine Kriegsmaschine („der Wolf“) ergreift (sozusagen „verschluckt“), und den Balken der anderen Kriegsmaschine („des Rammbocks“) festhält. apesantis, adj.m.pl. 29r: stumpf, überfressen < apesantif, adj.m.sg., beschwert; tous en furent apesantis, endormis et enyvrez, alle waren [durch diese Völlerei] überfressen, schläfrig und besoffen.

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apetiça, vb., 3.pr.sg.p.pr. < apetissier, vb., 28v: zahlenmäßig verringern; appetissié, adj.m.sg., 29v: quand [ceulx des montaignes] l’ost virent sy appetissié, als die [auf den Bergen] sahen, wie das andere Heer zahlenmäßig reduziert war (< frz. à + petit). appaine, adv., 22v: kaum. appareiller, vb., 35v: vorbereiten; appareillé, adj.m.s., 10 v, 15v: bewaffnet; 44r: vorbereitet; appareillés, -ez, -ees, adj.m.f.pl., 16v, 18v, 29r, 36v: vorbereitet. appensés, adj.m.sg., 56v: [hier] damit beschäftigt. appers, 16r, adj.m.pl., geschickt < appert, adj.m.sg.; appartement, adv., 45r: schnellstens, geschickt; appertement, adv., 18v: in aller Öffentlichkeit. appert, vb., 3.pr.sg.pr., passim < apparoir, erscheinen (< lat. ad + parere + -isco, Vorgangs- bzw. Inkohativverb), hier: es scheint; appere, 3.pr.sg.subj., 4r, 4v; apperoit, 3.pr.sg.impf., 60r; apparoient, 3 pl.impf., 8r. appertise, s.f., 74v: Tapferkeit; appertises, s.f.pl., 10v: Krafttaten. appointier, vb., 46r: ordnen. appovrissant, p.pr., 51r: verarmend. apprentis, adj.m.sg., 6v, 15v: [hier] eingeweiht; apprentiz, s.m.pl., [hier] die Eingeweihten [in Waffenkunde] (< lat. apprehendere + -tivus, vgl. engl. apprentice). aprester, vb., 35v: vorbereiten; apprestees, 41r, vorbereitet; apprestes, s.f.pl., 14r, Vorbereitungen. appreuve, 3.pr.sg.pr. < appreuver, vb., 37v: billigen, zustimmen. apris, p.perf./s.m.sg./pl., passim, < aprendre, vb., gelernt, erlernt; erfahren; aprises, 11v: p.pt.f.pl., gelernt; aprins, 16v. 23r, p.perf.m.sg.,; aprinses, 9r, 9v, 14v, 15r, 21v, 50v, p.perf.f.pl, lernen, in Erfahrung bringen, beibringen. arbalestes, arbalestres, s.m/f.sg./pl, passim, Armbrust bzw. Kreuzbogen (< lat. arcuballista); 37r: arbaleste à tour/à croc, s.m., 37r, 40v: cinquante autres tyoles à tendre arbalestes, fünfzig andere Stative bzw. Spannvorrichtungen oder Flaschenzüge, um Armbrüste anzuspannen (vgl. Caxton, 157: handbowes eithre of them garnished with thre strenges l/othre tylloles für to bende crosbowes). Hier handelt es sich um drei Armbrustarten verschiedener Größe mit unterschiedlichen Spannvorrichtungen, die auf den römischen Schleuderstock (ballista) zurückgehen. Bei der kleinsten Armbrust, einer arbaleste à croc, hielt die Armbrust den Bolzen nur durch einen Haken gespannt. Die nächstgrößere war ein arbaleste à tillole (tillole ist in diesem spezifischen Zusammenhang eine Armbrust mit engl. tiller – Weberbalken < lat. telarium, „Webstuhl“ – verwandt). Die DMF übersetzt (ohne Etymologie) tillole als Brechstange, nfrz. pied-de-biche, hier im übertragenen Sinne eines „Flaschenzugs“. Dies würde bedeuten, dass eine Armbrust mit Hilfe der Rückhaltungsvorrichtung eines Flaschenzugs, dessen Haken einer Brechstange ähnelt, angespannt wurde. Eine arbeleste à tour wurde mit einem Kurbel- bzw. Aufziehmechanismus und einem etwas größeren Kreuzbogen versehen und war dementsprechend größer als die beiden anderen. Nur wenige Originalexemplare dieser drei Kreuzbögen sind heute erhalten. Diese Stelle bei

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Christine ist übrigens der erste Nachweis für das Wort tillole (tignole) im Französischen. Fünfzig Jahre später spricht Jacques de Bueil in seinem Kriegshandbuch Le Jouvencel von arbalestes tant à crocq que à tour, bien garnie de tilloles, so dass man hier tillole/tignole als eine Spannvorrichtung auf einem Stativ verstehen könnte. arbalestriers, s.m.pl., 21v, 42r: Fußsoldaten, die mit Armbrüsten bewaffnet sind. arbitre, s.m, 62v: Richter. arc, -s, s.m.sg/pl., passim, Bogen/Bögen. archepirate, s.m., 31v: Piratenchef. archiers, s.m.pl., passim, Bogenschützen. archieres, s.f.pl, 34v: Schießscharten. areer, vb. 6v: in ordentlicher Art und Weise Art führen; arroy, s.m.sg, 17v: Ordnung; areé, adj.m.sg., 15v: à pas areé, im gleichen Schritt und Tritt, in einer geordneten Art und Weise; arree, adj.f.sg., 2v: en maniere arree, in geordneter, organisierter Weise; areement, adv., 16r: in ordentlicher Art und Weise (vgl. engl. to array, ital. arredare). ar(r)ondies, < arrondir, 37r, adj.f.pl., gerundet; 41r: pierres arrondies, Steine, die in Kugelform zugehauen sind. arreng(i)é, -e, p.perf.m./f.sg., aufgestellt; 11r: en bataillee arrengiee; 26r: arrengé de bataille, in Schlachtordnung aufgestellt (vgl. engl. arrange). as < avoir, vb., 2.pr.sg., = nfrz. tu as, passim, nicht zu verwechseln mit as < aux. asarmentez, adj.m.pl., 11v: assermentez, s.m.pl, 20v, eingeschworen (vgl. serment, Eid). assavoir, adv., passim, und zwar; scavoir mon, adv. [normalerweise assavoir mon], 17r, 60v: und zwar (das Adverb mon [< lat. munde, „sauber, nett“] bedeutet im Mittelfranzösischen certainement, gewiß, klar). Die Konstruktion bzw. Formel savoir mon bzw. assavoir mon (in etwa „und zwar“) wird bei einer indirekten Fragestellung vor allem in juristischen und administrativen Texten verwendet. asselin, s.m., 39v, 40r, 41r: Brett, Planke (vgl. afrz. aisselle, nfrz. aisseau, Dachschindel < lat. axis, „Achse“). Der Ausdruck d’asselin de blanc bois wird von Caxton, 155 als of white borde übersetzt; l’asselin sera largement d’espes .iiij. doye, das Brett sollte, grob geschätzt, vier Finger dick sein, (vgl. Caxton, 155: and shal the borde largely be thikke of foure inches). assene, 3.pr.sg. < assener, vb., 12v, 59v: festlegen (< ad + ahd. sin, in etwa: sich in eine Richtung bewegen). asseoir, vb., 40r: heraufsetzen, fixieren; asserra, 3.pr.sg.fut., 40r, tandis que on assera les autres, während man die anderen [Abdeckungen] fixiert; assieent, 3pr.pl.pr., eschielles assieent, 43r, 44v, Leitern aufstellen, aufsetzen; assist, 3.pr.sg.perf., 31v, errichtete; assis, -es, -z, adj., passim, heraufgesetzt, fixiert, gesetzt, aufgesetzt. assés, adv., (Variante von assez), passim, genug (< lat. ad + satis).

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asseur, adj. inv. 18v: in aller Sicherheit; asseurement, adv., 42r, 42v: in aller Sicherheit, mit Sicherheit; asseurement, s.m., 38r, 57r, 66r, 67r, 68r, 72r, 75v: Sicherheit, Zusicherung. assiete, s.f., 38v, 39v: Lage. assignacion, s.f., Überweisungsbefehl, 11v: assignacion de la paye, Auszahlungsgarantie. assigner, vb., 6r: anführen, ains en doit estre desmeu par luy assigner les causes et raysons, jedoch soll [der Prinz] davon [d.h., Krieg zu führen] abgehalten werden, in dem man [ihm gegenüber] die Ursachen und Gründe [dagegen] vorführt; assigne, 49v, 3pr.sg., voycy les raysons que le droit y assigne, hier sind die Gründe, die das Recht hier anführt; assine, 58v, 3.pr.sg.: prouvee est, par droit escript, qui meesmement y assine tel rayson, es ist im römischen Recht bewiesen, das sogar diesbezüglich folgenden Grund anführt; 70v: de bonnes raysons et meesmes que droit divin y assigne, gute Gründe, die sogar das göttliche Recht hier anführt; assignent, 3.pr.pl.pr., 51v: et trois raysons y assignent les drois, die Entscheidungen der Gerichte führen diesbezüglich hier drei Gründe [aus dem römischen Recht] an (vgl. engl. assign). assil, s.m., 39v: Achse. ataïne, s.f., Herausforderung; faire ataïne, 28v: provozieren; ataÿné, 28v: adj.m.sg., irritiert. ataindre, vb., ankommen, treffen; (im juristischen Sinne) verurteilen; ataignoit, 3.pr. sg.impf., 75r: ataignoit d’une dague, [der Angegriffene] traf [seinen Angreifer] mit einem Dolch; ataint, p.perf.,/adj.m.sg., getroffen, 45r: percent quanque en est ataint, [die Pfeile] alles durchbohren, was von ihnen getroffen wird; 56r: le dit navré tant le suit que il l’ataint et semblablement le blesce, dieser Verwundete verfolgt solange [seinen Feind], bis er ihn trifft und gleichfalls verwundet; 74v: ains que il en soit du tout ataint, bevor man überhaupt davon getroffen wird; atains, s.m.pl., 75v: pugnir les atains, die (juristisch) Betroffenen bestrafen bzw. verurteilen (vgl. engl. bill of attainder); 76r: que les cas obscurs et muciez soyent atains, dass hier die obskuren und versteckten Fälle berücksichtigt werden sollen. atouchiez, adj.m.sg., in Berührung mit etwas gekommen; 47r: fer qui en fust atouchiez, eine Eisenklinge, die [in Gift] getaucht ist. atout, prep., passim, mit. atrappez, p.perf./adj.m.pl., 45v: gefangen. attes, adj.m.pl., f. 34v: geeignet (vgl. nfrz. apte). attrempance, s.f, 60r: Mäßigkeit, Ausgeglichenheit, Besonnenheit (Variante von attemprance < lat. temperatio); attrempez, adj.m.sg., 7r: ausgeglichen; atramper, vb., mildern, besänftigen > 26r: faiz que l’advison de jeunesce t’atrampe, lass die Vorstellung der Jugend Dich besänftigen. aucques, adv., passim, fast, beinahe (< lat. aliquid). aucunement, adv., 2v, 17v, 21v, 45v, 63v, 65v, 73r: in irgendeiner Weise (< lat. aliquid). autresi, adv., passim, in ähnlicher Weise, ebenso (< lat. alter + sic).

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autteur, s.m., passim, antiker Autor, Fachmann. aval, adv., nach unten; 36r: pour tout en un mont lancier aval, se besoing est, damit man bei Bedarf alles auf einmal herunterschleudert; 45r: et le bout de celle part avalé se chargoit de gens d’armes, puis l’autre bout, tiré aval, on les montoit contremont jusques dessus les murs, und die Vorderseite des Rammbocks, der Soldaten trägt, wurde zuerst abgesenkt, dann von der anderen Seite nach oben direkt unter die Burgmauer gehoben. der Rammbock, der von dieser Seite mit Soldaten beladen ist, wurde erst gesenkt, dann das andere Ende, zunächst erst nach unter gezogen, wird nach oben bis unter die Befestungsmauer gehoben. avaler, vb., herunterlassen, senken; avalee, p.perf./adj.f.sg., 35r: enclos par ycelle porte coulice qui sur eulx fust avallee, eingeschlossen von diesem Fallgitter, das man auf sie heruntergelassen hat; 35r: s’avaler, vb.refl., que personne ne s’y peust avaler, damit niemand [von dieser Befestigungsmauer] herunterklettern konnte; avaler, vb., 44v, 45r: vb., herunterlassen; avallent, 47r, 3.pr.pl., herunterlassen; avalez, 45r, p.perf./adj.m.sg., quant l’un [bouc] esoit avalez, wenn der eine [Rennbaum eines Rammbocks] gesenkt würde; 45r, adj.m.pl., comme coultes soyent avalez contre le mur, wenn [die mit Kot gefüllten] Steppdecken von der Befestigungsmauer herabgehängt werden sollten. avenement, s.m., 62r: Ankommen. aygres, adj.m.pl., scharf: 9v: y estoient si comme tous apris et sy tres aygres, da waren sie voll ausgebildet und sehr durchsetzungsfähig, 46r: tres aygres et aspres chiens, sehr gewalttätige und aggressive Hunde; aygrement, adv. 17r: verbissen, gewalttätig. aÿré, 28v, -ez, 23r, adj.m.sg./pl.< aïrer, erzürnt; aÿreux, adj.m.sg., 7r: wütend; siehe colle. ayses, s.f.sg./pl., 17r, 61v, 74v, Vergnügen, Musse, Bequemlichkeit; aysié, adj.s.m., 10v: tout maistre [doit estre duit] de se scavoir aydier en son harnois et de estre aysié, jeder militärische Lehrer [soll darin ausgebildet sein], zu wissen, wie er in seiner Rüstung am besten zurechtkommt und darin wohl fühlt. bacines, s.f.pl., Schüssel, 37r: quatre bacines à pié et à queue pour alumer le feu pour les canons, vier tragbare und längliche Schüsseln, [in denen der Luntenanzünder des Kanoniers getränkt wird,] um das Kanonenfeuer anzumachen; 35v: une forge garnie, fer, acier, charbon, soufflez, bacines à pié et à queue pour alumer le feu, eine Schmiede, die mit Eisen, Stall, Kohle, Blasebälgen sowie tragbaren und länglichen Schüsseln ausgestattet ist, um das Feuer anzumachen. Der Ausdruck bacines à pié et à queue ist nur bei Christine belegt, und vermittelt ein wichtiges Detail über den frühen Umgang mit Kanonen. bacinés, bacinez, s.m.pl., (sonst bassinet geschrieben < bassin, Schüssel), 11r, 39v: Soldaten, die eine Helmbrünne oder Kettenbrünne (d.h., einen flachen schüsselformigen Helm mit Kettengeflecht) trugen (nfrz. camail d’armure; engl. aventail).

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béer, vb., [hier] streben, sich um etwas bemühen: bee, 3.pr.sg.pr., 11v, 15r, 23v; baeroyes, 2.pr.sg.cond., 60v: tu ne baeroyes mie à retenir, ne mais pour en avoir deniers par reançon, Du würdest nie danach streben, [ihn] gefangen zu halten, nicht einmal, um vom Lösegeld einen Gewinn zu erzielen. bagues, s.f.pl., 12r, 57v, 63r: militärische Ausrüstung (nicht mit bague, Ring, zu verwechseln); 63r: puet bien estre que aucune couleur de debat y pourroit avoir, ou cas que, sans juste neccessité, aroient mené avecques eulx aucuns Angloys pour leur donner esbatement, et que des bagues d’icellui, chevaulx, ou autres choses, eüst en la compaignie, möglich, dass es hier einen gewissen Spielraum für Meinungsunterschiede geben könnte, sollte [ein Botschafter], ohne zwingenden Grund, [sondern lediglich] zu seiner Belustigung noch andere Engländer, wie auch seine eigene militärische Austtattung, Pferde und weitere Gegenstände mit sich bringen. barater, vb., 56v, 57r, 68r: betrügen, täuschen; barat, -s, s.m.sg./pl., 30r, 57r, 67r, 67v, 74v, 79v: Betrug, Täuschung. barbacane, -s, 34v, 47r: vorgelagerter Verteidigungsturm (vgl. The Barbican Centre in London, dessen Name wohl auf das Vulgärlateinische barbecana für einen befestigten Turm über einem Tor oder einer Brücke – sonst specula „Spiegelturm“ bzw. Wachturm oder Wartturm genannt – zurückgeht). bastide, s.f., (südfrz. Variante von bastille), s.f., passim, normalerweise eine kleine vorgelagerte oder freistehende Bastion, manchmal auch eine Art Außenturm oder Eckturm, der direkt mit der Stadtmauer verbunden ist, meint hier jedoch einen mobilen Belagerungsturm; bastidé, adj.m.sg., 16v: „mit kleinen Wehrtürmen befestigt“. Die Grammatik verlangt hier ein Partizip Perfekt/Adjektiv, daher bastidé, das als Adjektiv ein hapax legomenon ist. Vgl. Caxton, 60: And yf the bridge must of nede abyde styl for to passe contynuelly & repasse over / it must be fortyffied with diches & with strong palis. Das mengl. Wort palis (< mfrz. palis, Pfähle) erinnert an eine Palissade. In ihrer Fais et bonnes meurs, empfiehlt Christine, dass das Fußvolk eines Heeres Wassergräben und Werttürme bauen solle (les pietons atout engins convenables doivent faire les fossés et bastides, die Fußsoldaten sollen mit den passenden Kriegsmaschinen Gräben ausheben und Außentürme bauen, hg. Solente, I, 210; im gleichen Kapitel, II.xxviii, gibt Christine eine sehr detaillierte Beschreibung vom Bau von Wassergräben, die sich stark an Vegetius anlehnt). Wassergräben, Wehrtürme und Palissaden waren des Öfteren zusammen zum Zweck der Befestigung einer spätmittelalterlichen Stadt zu finden. Diese defensive Kombination wird auch von Christine am Anfang von La Cité des Dames erwähnt, bastides, douves et brayes, Wehrtürme, Wassergraben und Palissaden. batel, batiaulx, s.m.sg./pl., passim, Schiff, Schiffe. baudement, adv., 26r, 30v: dreist; 26r: Hanibal s’en cuidoit aler baudement et tout quitte atout les proyes et despouilles, Hannibal gedachte, sich dreist und heimlich mit dem Plündergut und der Kriegsbeute davonzumachen.

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baudriers, s.m.pl., 35v,37r, 40v: Lederband (< ahd. balderich, Gürtel). bayart, s.m, 41r: eine Art Korb, als Substantiv hier ein hapax legomenon (< lat. badius, „kastanienbraun“), adj., dunkel- bzw. kastanienbraun wie Palmenblätter, die zu einem Korb geflochten werden. bec, s.m., 40v: haches de guerre à bec de faucon (sonst bec de corbin), Rabenschnabel, ein Reiterhammer, mit einer spitzen, nach unten gebogenen Seite. bel, s.f.sg., 32r: günstiger Moment (normalerweise in diesem Sinne belle geschrieben); par bel, 13v: beschwichtigend. bescuit, s.m., 34r, 36v: Zwieback. besement, s.m., 40v: Sockel, Unterbau; se besement est, falls ein Sockel vorhanden ist (< ital. basamento, vgl. engl. basement). besches, s.f.pl., 40v: Schaufel. beuffroy, -roiz, s.m.sg./pl., 40v, 41r, 42v: mobiler Belagerungsturm aus Holz, der zusamen mit einer Belagerungsmaschine (chat, siehe unten) eingesetzt wurde (< mhd. bërc-vrit). bische, s.f., 79r: Spaten (in der Heraldik); une bische de gueulles à trois estoilles par dessus, ein Spaten in Rot mit drei Sternen (vgl. besche, Spaten). bombardes, s.f.pl, 36r, 38v, 45r, 47r: Kanone. bonnes, s.f.pl., (Variante von bornes), Grenze, Einzäunung; 12r: rompans bonnes d’estancs ou aucunes escluses, die Stützmauern der Weiher oder andere Schleusentore durchbrechen (vgl. Caxton, 42: brekyng of som pondes and stangs or some scluses). bors, s.m.pl., Rand; 47v: vers les bors, am Schiffsrand. boucles, s.f.pl., 40v: Ringe. boulovers, s.m.pl., 40v, 42r, 43r: Bollwerk. bourrelliers, s..m.pl., 40v: Sattler. bouter, vb, passim, herunterstürzen; bouter le feu, 28r, 29r, 35v, 45v, 64v: in Brand stecken. brandeloient, 3.pr.pl.impf. < brandeler, 34v, schaukeln. bricolles, s.f.pl., 36v: ein kleineres Katapult (im Vergleich zu einem couillard, und mobiler als das größere Katapult funktionierte es durch Torsion mittels einer Seilwinde, und nicht mit einem Gegengewicht < germ. *brihhil, vgl. mhd. brechel, ital. briccola, überlebt im nhd. als Brechtel bzw. Bretel). brigans, s..m.pl., 15v, 57v: leicht bewaffnete Infanteristen. broches, s.f.pl., 35v: Spieße. brouettes, s.f.pl., 41r: Schubkarren. bruist, 3pr.sg.pr., 47r < bruir, in Brand setzen. buisines, s.f.pl., 21r: Kriegstrompete. burel, s.m., (nur hier, sonst burelle, s.f.), 53v: gros burel, grob gewebter Stoff aus Wolle (vgl. engl. burlap). busche, s.f., 12r, 35r, 36v: Holzscheite, geschlagenes Holz.

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çà, adv., passim, çà et là, hier und dort (< lat. HĀC, < HIC, „auf dieser Seite, auf diesem Wege, hier“, + ILLAC fr. chaussure), eine „Fußgelenk-Falle“, vgl. ital. piede di corvo; engl. caltrap; vgl. lat. tribulus (bei Vegetius, III.xxiv.) < gr. τρίβολος, Erd-Burzeldorn). Vgl. devalans. chauchiee, p.perf./adj.f.sg. 34v < chauch(i)er, hier: verdichteter Boden. chault, 3.pr.sg. < chaloir, 2v, 18v, 52v, 77v: zählen, wichtig sein. chault, s.m., 13r, 24v: Hitze. chaulx, chaux, s.f., 34v, 45v, 36r, 47v: Kalk. chayere, s.f., 30v: Thron. chetivoison, s.m., 36r: Gefangenschaft. chevance, s.f., 4v, 36r, 59r: Lebensunterhalt. chevetain, -s, -e, -es, s.m.sg./pl., passim, Militärkommandant, -en. chevir, vb., 55v: erreichen, sich behaupten, zum Ziel kommen; chevy, 3.pr.sg.perf.refl., se chevir + de, sich aus der Verlegenheit ziehen, sich zu helfen wissen; 28r: moult bien et bel s’en chevy, er zog sich ganz geschickt aus der Affäre. chierté, s.f., 35v: ein hoher oder erhöhter Preis. chievre, s.f., 35v, 37r, 41r: piez de chievre, Ziegenfuß, technisches Wort für einen Hebel. cité, s.f.sg., passim, hier meistens mit der spezifischen Bedeutung von einer Burg. citoienne, adj.s.f., städtisch; 38r: bataille citoienne, Bürgerkrieg; der gleiche Ausdruck, bataille citoyenne, kommt zweimal auch – aber auch nur dort – in La Mutacion de Fortune, VIII, xxxvii vor). cloyes, s.f.pl., 16v, 34v, 35v, 36r, 40r, 40v, 42v, 43r, 45r: eine gitterartige Holzpalissade, gebaut wie ein Spalier, zum Schutz von angreifenden Soldaten bei einer Belagerung (vgl. nfrz. claie). coingnee, -ees, s.f.sg./pl., 11r, 13r: Holzfälleraxt. coulombin, adj.s.m., aus Kollam; 36v: gingembre coulombin, Ingwer aus Kollam (Quilon), Kerala, (lat. Columbum), im Gegensatz zu Ingwer aus Arabien (gingembre de Mesche, gingembre sarrazinoys), früher in Le Mesnagier de Paris (1393) nachgewiesen, und wahrscheinlich für die Herstellung von Hypocras gedacht. Nicht mit cumin (Kreuzkümmel) zu verwechseln. Vgl. Caxton, 144: ginger, comyne, and other such small spycery.

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co(u)lice, adj.f.sg., 34v, 35r: gleitend, im Ausdruck porte coulice (nfrz. Herse, vgl. engl. portcullis), Fallgitter. colle, s,f., Galle (< χολή); 7r: de chaude colle, reizbar, buchstäblich: von heißer Galle; ne soit testus, de chaude colle, fel ne aÿreux, [der ideale Kommandant] soll weder hartnäckig, noch reizbar, noch grausam, noch wütend sein. comfais, adj.m.pl., (< confait < lat. quomodo), 1r, 7v: quelz et comfais chevetaines y doivent estre esleuz, welche geeigneten Kommandenten gewählt werden sollen. comparent, 3.pr.pl.pr. < comparer, 59r: erdulden compassé, (< compasser, vb., umfassen), p.perf./adj.s.m., 12r: (hier) ausgemessen; compassoient, 3.pr.pl.impf., 34v. compete, 3.pr.sg.pr. < competer, vb., in die Kompetenz fallen; 73v: selon rayson, à dire voir, de tel droit, que il y compete grant regart, y a au juge de tel chose jugier, im geschriebenen (d.h., im römischen) Recht, um die Wahrheit zu sagen, was dieses Recht betrifft, das ja große Aufmerksamkeit verlangt, fällt es in die Kompetenz eines Richters, darüber zu befinden. concueillis, p.perf./adj.m.pl., gesammelt; 13v: gens, concueillis de plusieurs lieux et nacions en ost, Soldaten aus vielen Ortschaften und Ländern, die im Heer versammelt sind. condescendre, vb.refl., 19v: se condescendre à, etwas zustimmen: tu te dois plustost condescendre au traittié, Du solltest Verhandlungen eher zustimmen. confit, p.perf./adj.sg.m. < confire, vb., Lebensmittel mit Salz, Fett, Öl, Zucker oder Honig vorbereiten (vgl. nfrz. confit de canard); 46r: bracierent un beuvraige tellement confit que quant beu l’eurent, furent tous yvres, sie brauten ein Getränk, von dem alle betrunken waren, nachdem sie es getrunken hatten; s.m., Mixtur, -en, 47r: Sy doivent combateurs en mer estre garniz de vasseaulx plains de poiz noire, de resine, de souffre et d’oille, tout ce confit ensemble enveloppé en estoupes, daher sollen Krieger zu See mit Behältern ausgestattet werden, die mit in Pech, Harz, Schwefel und Öl gefüllt sind, und diese ganze Mixtur sollte in Hanffasern [zum Anzünden] eingewickelt werden. connestable, cognestable, -s, s.m.sg.pl., passim, Militärkommandent (< lat. comes stabuli, „Leiter des Pferdestalls“, vgl. engl. constable, vgl. ahdt. marahscalc, Pferde- bzw. Stallknecht > nhdt. Marschall). conscience, s.f., passim, buchstäblich „gemeinsames/soziales Wissen“ (< lat. con + scientia), ein gebildeter Latinismus, der vor Christine häufig sonst nur in juristischen und homiletischen Texten verwendet wird, vor allem in den theologischen Schriften des Thomas von Aquin. consonnante, -ans, part.pr./adj.sg.f./pl.m., < consonner, vb., in Harmonie sein (lat. consonans < consono, im Einklang ertönen, zusammentönen); 2v: que je puis estre aucunement consonnante à la nacion dont tu fus, „möge ich zu der Nation, aus der Du stammst, ein wenig besser passen; 74v: combien que tes raysons soyent consonnans…, „auch wenn Deine Argumente hier zutreffend und passend sind…“

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conte, -s, s.m.sg./pl., 52r, 62v, 78v: Graf (< lat. comes); tenir conte, vb., 69r, 69v: in Betracht ziehen, berücksichtigen (< lat. computare). contençon, s.f., 37v, 38r, 79r: Streit. contreferoit, 3.pr.sg.impf., 79v < contrefaire, [hier] fälschen (< mlat. contrafacerem, vgl. nhd. Kontrafaktur). contrement, contremont, adv., 38v; 9v, 28r, 45r: nach oben. contreminer, vb., 35v, 45v: Abwehrstollen graben; contremine, s.f., 35v: Abwehrstollen. contrester, vb., + à/contre, passim, sich gegen jemanden wehren. contreuvent, 3.pr.pl.pr. < contreuver, vb., sich vorstellen; 68r: ceulx qui le font, ou qui contreuvent que sans tort se puïst faire, n’ont que faire de droit, sy treuvent assez de manieres de barater, diejenigen, die dies tun [während eines Waffenstillstandes Gefangene nehmen], oder diejenigen, die sich vorstellen, dass sich so etwas ohne Unrecht gemacht werden kann, haben keine Verwendung für das Recht, und so finden sie viele Wege zu betrügen. contreval, adv., 35r, 36r, 45v, 47r: nach unten. convenable, adj., passim, passend. convenance, -s, s.f.sg./pl., passim, ein Abkommen oder eine Vereinbarung, das/die durch Übereinstimmung oder Verhandlungen festgelegt wird; etwas Passendes; convenancié, adj.m.sg., 57v: verträglich festgelegt, gewährt. convine, -s, s.m./f.sg./pl., passim, Zustand, Befinden; Versammlung; Lager. cordaiges, s.m.pl., Schleuderseile; 41r: pour mettre les cordaiges des engins, le fil, cuirs, chevilles de fer et autres menues choses neccessaires aux engins seront apprestees, um die Schleuderseile der Kriegsmaschinen anzuschließen, sollen Draht, Leder, Eisenstifte und andere, für die Kriegsmaschinen notwendige Kleinteile vorbereitet werden. corsaige, s.m., 10r: Körperform. couillars, s.m.pl., 36 v, 39v, 41v, 42r: Katapult (buchstäblich: große Hoden < couilles, Hoden + -ard, Vergrößerungssuffix). coultes, s.f.pl., 45r: Steppdecken. coulz, s.m.pl., Nacken; 18v: leur soyent sur les coulz < estre sur le col à qqn, sie aus dem Nichts angreifen. courir sus (+ a), vb., passim, angreifen, überfallen; courre sus + a, vb., 33v: überfallen, nachjagen: pour courre sus par derriere aux ennemis, um von hinten die Feinde zu überfallen; coury sus, 3.pr.sg.perfect, 34r: l’embusche qui leur coury sus, der Hinterhalt, mit dem sie überfallen wurde. courraces, s.f.pl., 57v, Reiterharnische (vgl. nfrz. cuirasse). courroux, s.m., 14v, 75r: Ärger, Wut; ou en mesdit par chaleur ou courroux, oder man verleumdet einen anderen aus Wut oder aus Ärger. courroyes, s.f.pl., Lederriemen; 40v: vinte cinq cuirs blancs pour faire courroyes à couldre les dittes fondes, fünfundzwanzig [mit Alaun] gegerbte Lederstücke, um Lederriemen an diesen Wurfbeuteln [des Katapults] anzunähen.

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coursaires, adj.m.pl., 47r: rasend, schnell (wie die Schiffe von Korsaren, Freibeutern und Seeräubern): Sy doivent mener de petiz vaisseaulx coursaires avant eulx, daher sollen sie kleine Korsarenschiffe [zum Auspionieren] vorausschicken. coursiers, s.m.pl., schnelle Pferde, 22r: coursiers tous prestz à cousté pour venir à course de chevaulx, rompre et desrengier la bataille des ennemis, schnelle Pferde, die für einen Kavallerieangriff bereitgehalten werden, um so die Schlachtlinie der Feinde zu durchbrechen und durcheinanderzubringen. courtillaiges, s.m.pl., 35v: geschlossene Gärten. coustumee, adj.f.sg., gewohnt; 47v: la coustumee usaige, der gewohnte Brauch. cousturier, s.m., Schneider (vgl. nfrz. couturier). coustz, s.m.pl., 50v: Kosten, à ses propres coustz et despens, auf seine eigenen Kosten und Ausgaben. coyement, adv., 18r, 33v: heimlich, im Verborgenen. cremeur, s.f., Ehrfurcht; 6v: tenir en ordre et cremeur, in Ordnung und Ehren halten. cremus, -z, adj.m.sg./pl., 6v, 68v: gefürchtet. croupie, adj.f.sg., 13r: still, Eaue: que ne soit mal saine, orde et croupie en fosse plaine de verminier, Wasser: es soll nicht ungesund und schmutzig und still in einer von Ungeziefern gefüllten Grube lagern. crus, adj.m.pl., roh, in dem Ausdruck cuirs crus, 36r, 42v, 43r: ungegerbtes Leder [rohes Leder im Gegensatz zu cuir bouilli, gekochtem Leder]. cuilliers, s.f.pl., 37v: Löffel; cuilliers de bois, Schöpflöffel aus Holz. cure, s.f., passim, Sorgen. daiz, s.m.pl., 44v: erhöhte Plattformen (< lat. discus). debatu, p.perf./adj.m.sg. < debatre, vb., diskutieren; 63r: sy ne seroit sans cause debatu, daher würde die Frage auch nicht ohne Grunde diskutiert. debilité, adj.m.sg., 79v: geschwächt < debiliter, vb., schwächen; 79v: l’omme debilité, ein geschwächter Mann. debouter, vb., umstoßen; 19v: debouter ses raysons, seine Argumente zurückweisen, widerlegen. deçà, adv., 48v, 63r: (par) deçà, von dieser Seite aus; (de) deçà, von hier aus; 62r: vous pourrés … faire assavoir l’estat de deçà en vostre terre, Sie können … von hier aus die Lage in Ihrem Land [d.h. England] bekannt machen. dechieement, s.m., 64r: Verfall. deffalcacion, s.f., 56r: Reduzierung (< lat. falx, „Sichel, Sense“). deffiailles, s.f.pl., 11r: Aufforderung zum Kampf, Kriegserklärung. deffiance, s.f., 69r: Trotz, Aufforderung zum Kämpfen: en quelque part où le roy n’ait deffiance de guerre, irgendwo dort, wo der König nicht zum Kämpfen aufgefordert hätte. degouts, -s, s.m.pl., 12r, 37r: Tropfen. delès, delez, prep., 30r, 44v: neben.

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delitent, 3.pr.pl.refl. < se deliter, vb.refl., 11r: sich freuen (< lat. delectare; vgl. engl. delight). delivre, s.f., Befreiung; 38v: tous les coustez qui seront à delivre, alle Seiten [einer belagerten Stadt], die befreit werden sollen. deloier, vb., Zeit nehmen, verschieben (vgl. engl. delay < lat. de- + laxare); 21r: doit deloier, s’il puet, un autre jour, er soll noch einen Tag warten, wenn er kann. derechief, adv., passim, noch einmal, außerdem, zudem, überdies (mlat. de + re+ caput, „[sich] noch einmal [etwas] durch den Kopf gehen lassen“; vgl. mlat. recapitulare). dès, adv./prep., passim, bereits, gleich; dès que, adv., passim, sobald, nachdem (< lat. de + ex). desaccoustumance, s.f. 8r: Vernachlässigung. desconfire, vb. 23v, 74r: besiegen; desconfit, -e, -z, p.perf./adj.m./f.sg./pl., passim, besiegt; desconfiture, s.f., 25r, 33v: Sieg. desconfortez, adj.m.pl., 30v: entmutigt. descongnoissance, s.f., 61v: Ignoranz. desconseillee, adj.f.sg., 61r: abgeraten. desconvenable, adj.f.sg., 63v: unpassend. desdire, vb., 71v: widersprechen; 75v: tant que après il s’en convieingne desdire, vor allem dann, wenn er [der Angeber] seine Worte anschließend zurücknehmen muss. desemer, vb., 14v: verbreiten. desert, adj.m.sg., 58v: ruiniert. desherité, p.perf./adj.m.sg., 59r: enterbt. desmouvoir, vb., 77v: abwenden, abbringen; desmeu, p.perf./adj.m.sg., 6r: abgeraten, abgehalten. despeciee, p.perf./adj.f.sg., 47v: auseinandergerissen. despenduz, adj.m.pl., 5r: ausgegeben. despent, 3.pr.sg.pr., 51v, 54r < despendre, vb., abhängen. despeschier, vb.refl., loswerden, 46r: s’en pourront par celle voye despeschier, auf diese Weise können sie [ihre Feinde] loswerden. despourveu, -z, adj.m.sg./pl., 20r, 26r, 30v, 34r, 44r, 57r: unvorbereitet; unvermutet, überrascht, 20r: ne doit pas estre despourveu le saige chevetain de tout ce que lui convient faire, der weise Kommandant darf nicht auf alles, was er bewerkstelligen muss, unvorbereitet sein; 26r: à certain trespas, surpris l’ost vainqueur despourveu, an einem bestimmten Durchgang hat [der römische Kommandant] das unvorbereitete, sich im Sieg wähnende Heer überrascht; despourveuement, adv., 13r: unvermutet, unerwartet. desroy, s.m., 25r: Unordnung, Verwirrung. desservir, vb., 20v, 58r: verdienen; desservent, 3.pr.pl.pr., 7r, 51r; desservi, -y, -ie, p.perf./adj.sg.m./f., 55r, 55v, 58v, 60v, 72r: verdient. dessevré, p.perf./adj.m.sg., 24r: abgetrennt.

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destendirent, 3.pr.pl.perf., < destendre, ablenken; 29v: par ceste decepvance destendirent ceulx des montaignes, mit diesem Täuschungsmanöver lenkten sie die [feindlichen] Gegner ab. destourbez, p.perf./adj.m.pl., 34r: gestört, verwirrt, durcheinandergebracht. destre, adj.invar., passim, zur rechten Seite. destroussé, -ez, destrouscé, -ez, p.perf./adj.m.sg./pl., passim, beraubt, ausgeraubt. desvoyez, s.m.pl., 63v: die vom rechten Weg abgekommenen. detranchiez, p.perf./adj.m.pl., 29v: niedergemetzelt. devalans, pr.part./s.m.pl. < devaler, vb., herunterklettern; 35r: y athachoient druement croches de fer et crampons aguz que on dit chauchetrappes tout contreval, qui trop fust grant empeschement aux devalans, von oben nach unten befestigten sie dort dicht aneinander an der ganzen Außenfläche [der Befestigungsmauer] Eisenhaken und scharfe Steigeisen, die man ‚Krähenfüße‘ nennt, die ein zu großes Hindernis für herunterkletternde [Soldaten] bildeten. devers, prep., passim, bei, zu; 45r: sur le bout devers, auf der Vorderseite. devise, 3.pr.sg.pr. < deviser, vb., erörtern; verteilen, aufstellen, passim: cy devise, hier erörtert man; 39v: convient regarder premierement: devise les engins et canons, als erstes muss man darauf achten, die Kriegsmaschinen und Kanonen aufzustellen. dilacion, s.f., 30v: Verzögerung, Verspätung. dire, vb. passim, sagen; et à dire, 39r, 69v: nämlich, sozusagen; estre à dire, bedeuten. discencion, s.f., 14v, 29v, 30r, 37v, 50v: Streit. discutee, p.perf./adj.f.sg., 4r: erörtert. diseur, s.m., Erzähler; 7r: non grant diseur de truffes, kein großer Witzbold. distribucion, s.f., 4v, 53r: Zuteilung. ditz, diz, s.m.pl., 1r, 39r, 49v, 56r: Schriften, die keiner bestimmten Gattung gehören, oder Äußerungen (nicht zu verwechseln mit dis/ditte/dittes, passim, adj.m./f. sg.pl., besagt < pt.part. dire, vb., oder mit dis/diz, 2.pr.sg.pr. dixinier, -s, s.m.sg./pl., 41v: eine Zehnergruppe. doller, vb., 13r: vierkantig behauen. dommaige, -es, s.m.sg./pl., passim, Schaden. dondaines, s.f.pl., 35v, 40v: Armbrustbolzen mit einem rechteckigen Fuß. douaire, s.m., 72v: Mitgift (vgl. engl. dowry). doubt/doubrent, 3.pr.sg./pl. impf./cond./perf., passim < devoir, müssen. dour, s.m., 39v: ein kleines Maß, in etwa soviel wie eine geballte Faust, eine Handvoll. droit, -s, -z, s.m.sg./pl., passim, Recht, Rechte; 59r: par droit et raison et selon loy, laut Gewohnheitsrecht, dem geschriebenen Recht und Gesetze; adv., passim, ein Ausdruck in Form einer rhetorischen Triade, der die drei juristischen Traditionen zitiert, die bei einer Urteilsfindung anzuwenden sind (droit < lat. [verbum] directum, das Verdikt eines Gerichts; raison < lat. ratio, ein anderer Ausdruck für geschriebenes bzw. römisches Recht; loy bezieht sich auf geschriebene Dekrete, die von einem Fürsten, König oder Kaiser erlassen werden); 25r: direkt, se alez droit feüst à Romme, wenn er direkt nach Rom gegangen wäre; adj.s.m., passim,

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gerade, 35r, si comme un droit mur tout droit du cousté dehors, genauso wie eine gerade Mauer an der Aussenseite ganz gerade ist. droiture, s.f., verhandeltes bzw. ausgehandeltes (und mündliches, d.h., noch nicht verschriftliches) Gewohnheitsrecht, im Gegensatz zu römischem/geschriebenem Recht, das im Ermessensspielraum eines Richters oder eines Fürsten liegt; 57r: tenir droiture et rayson, nach Billigkeit und geschriebenem Recht urteilen, bzw. Billigkeit und geschriebenes Recht aufrechterhalten; droiturier, droitturier, -iere, adj.sg.m./f., 7r, 13v, 17v: angemessen, berechtigt im juristischen Sinn (vgl. dt., recht und billig, engl. right and proper, nfrz. équitable); 4r: execucion de la droitturiere justice, Ausführung des angemessenen Rechtes vonseiten eines Richters oder eines Fürsten; 68r: comme loy droitturiere de roy ne de prince ne doit estre brisee, wie das angemessene bzw. billige Gesetz eines Königs oder eines Fürsten nicht gebrochen werden darf; droitturierement, adv., im Sinne des Gewohnheitsrechts; 52v: tout homme, qui droitturierement se veult exposer, se doit, ains qu’en guerre se mette, tres bien informer de la querelle, jeder Mensch, der sich dem Risiko [an kriegerischen Handlungen teilzunehmen] im juristischen Sinne aussetzen will, muss sich im Vorfeld über den Streit sehr gut informieren, bevor er in den Krieg zieht. Christine unterscheidet zwischen Gerechtigkeit im römischen Recht (justice escrite, droit escript; raison) und Gerechtigkeit im Gewohnheitsrecht (droitturiere justice), wobei droiture oft ein Synonym für aequitas oder Billigkeit ist, und in diesem Sinne empfiehlt sie dem Fürsten, droiturier en justice, gerecht und angemessen zu sein (gemeint ist: angemessen im Sinne des dem Fürsten eingeräumten Beurteilungsspielraums). druement, adv., dicht (nebeneinander), 34v, 35r: où druement estoient assises fortes et deffensables tours à l’environ, [dort,] wo feste Wehrtürme rundherum dicht nebeneinander errichtet wurden; 35r: drus, adj.m.pl. < dru, dicht; 38v: coups d’arbalestres plus drus que mousches, ein Pfeilhagel wie ein Fliegenschwarm (vgl. das nfrz. Sprichwort, dru comme mouches, engl. thicker than flies, nicht mit dru, -e, Geliebter, -e zu verwechseln). duire, vb., unterrichten (< lat. docere); duisoit, vb., 3.pr.sg.impf, 8v; duise, vb., 3.pr. sg.subj., 26r; se duisoient, vb.refl., 3.pr.pl.pr. < se duire, sich ausbilden; 10r: en cest art se duisent meesmement ceulx d’Angleterre dès leur jeunesce, in dieser Kunst bilden sich vor allem jene aus England seit ihrer Kindheit aus; duit, –e, duis, duys, duiz, p.perf./adj.m./f.sg./pl., passim, ausgebildet; duisson, s.f., 9r, 9v: Ausbildung, Unterricht. ebrochees, adj.f.pl., behauene bzw. auseinandergebrochene Steine; 41r: pierres … qui ne seront que ebrochees et montees, Steine, … die nur behauen und zum Verladen bereit sein sollen. efforcement, efforsemens, s.m.sg./pl., 3r, 76v: Zwang, Gewalt. effrainte, s.f., 33v, 35r: Lärm, Tumult.

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embatre, vb.refl., 18v, 43r, 78v: kommen, ankommen, geraten, anbringen; 18v: nulle riens n’est plus perilleuse à ceulx qui follement chacent que eulx embatre sus agait, nichts ist gefährlicher für jene Soldaten, die leichtsinnig [ihren Feinden] nachjagen, als in einen Hinterhalt zu geraten; embatus, s.m.pl., 29v: embatus se trouverent ès embusches, sie sahen sich in einen Hinterhalt gelockt; pons levis enbatre, [eine/die] Zugbrücke heranbringen, einsetzen; 43r: sur pons levis qui y sont athachiez que on dit « pons voulans » qu’enbatre pueent jusques aux murs, mit Zugbrücken, die man auch ‚fliegende Brücken‘ nennt, und die bis an die Mauern herangebracht werden; s’embatre + a/en, vb.refl., ankommen, 18v: moult forte chose à destourner quant en ost se est embatue, eine schwer abwendbare Sache, wenn dort ein Heer ankommt; 28r: une foiz trop s’estoit hardiement embatus ou port, einmal kam er zu rasch im Hafen an; 30r: ne se lairont pourtant fouler à un estrange qui s’y embate, sie sollen sich jedoch von einem Fremden, der dort ankommt, nicht schädigen lassen (siehe nfrz. embatre, das Anbringen einer Stahlfelge an einem Rad). embesoingner, vb., 21r: beschäftigen; embesoingn(i)ez, adj.m.pl, beschäftigt; 29r: si comme se bien feüssent embesoingnez de tout gaster, als ob sie voll damit beschäftigt wären, alles zu zerstören; 39r: sy ne seront mie pou embesoingniez, so werden sie nicht wenig beschäftigt. emble, vb., 3.pr.sg.pr., 50v < embler, vb., klauen, stehlen. embrasez, p.perf./adj.m.sg./pl., 44v, erhitzt; 47r: angezündet. emmurer, vb., einmauern, einschließen; 72v: posons que il le face cautilleusement pour l’emmurer, stellen wir uns den Fall vor, [der Ehemann] täte dies durch eine List, um sie [seine Ehefrau] einzuschließen. emprès, prep., 21v: in der Nähe von (< lat. presse, adv., „dicht, dedrängt“). empresser, vb., unter Druck setzen; 30r: empressoient, 3.pr.pl.impf.; empressez, adj.m.pl., 25r: in Eile; s’empresser, vb.refl., sich drängen, 11v: et en bataillee arrengiee meesmes s’empressent tellement que ilz s’entrefoulent et estaignent, und selbst in einer geordneten Schlacht drängen sie sich derart, dass sie sich gegenseitig zerquetschen und ersticken; 22v, 3.pr.pl.pr.refl., sich beeilen, on doit garder par grant cure que trop ne s’empressent, ne amottellent ensemble, man soll richtig sorgfältig aufpassen, dass sich [seine Soldaten] nicht zu sehr beeilen, und auch nicht dass sie sich zuammendrängen [die Triftigkeit dieser Empfehlung hat sich einige Jahre später in der Schlacht von Agincourt tragisch bewahrheitet, als als sich das französische Heer in so dichten Reihen auf dem Schlachtfeld drängte, dass es zur leichten Beute für den Gegner wurde]. empris, -e, -es, emprinses, pr.part./adj.m.f.sg./pl., passim, unternommen. ençà, adv., 71r: seitdem (< lat. inde + hac). encombrier, s.m., 18v, 21v, 25r, 61v: Hindernis. encombrans, pr.part.m.pl. < encombrer, vb., blockieren (< altfr. combre, Flusssperre); 12v: que…pieux et autres choses encombrans qui y vouldroit devaler, y soyent fichiez, Pfähle und andere Sachen sollen in den Boden getrieben werden, die

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jeden blockieren, der dort hinkommen will; encombreuse, adj.f.sg., 16r: ärgerlich (vgl. engl. encumbrance). encourir, vb., 48r, 50r, 50v, 64v: sich einer Sache aussetzen. encrer, vb., 16v: verankern. encuser, vb., aufdecken (< lat. incusare, „beschuldigen, anklagen“), 5v: Sy seullent telz gens encuser par tourmens tout ce qu’ilz scevent, auf dieser Weise pflegen solche Menschen alles, was sie wissen, durch Foltern aufzudecken; encusez, adj.m.sg., entdeckt; 46r: et que bien se gardent que leur convine ne soit encusez, und sie sollen gut aufpassen, dass ihr Lager nicht entdeckt wird. endementiers, adv., 18r: währenddessen (< lat. dum interim). ennement, adv., 3r: selbstverständlich enfraindre, vb., 64v: verletzten, verstoßen; enfraint, p. part., 67r; enfraint, 3.pr.sg.pr., 68r: qui que le face, enfraint le pur droit de ce que trieves contiennent, wer auch immer dies tut, verstößt gegen das Gesetz, welches Waffenstillstände regelt. engin, -s, s.m.sg./pl., passim, Kriegsmaschine, -n, Kriegsmaschinerie. enhardiz, s.m.pl., 31r: ermutigt. enlaidies, p.part./adj.f.pl. < enlaidir, vb., entstellen; 36r: orent plus chier estre enlaidies, sie wollten lieber entstellt werden. ennortee, p.perf./adj.f.sg., < enhorter, auffordern (< lat. inhortare): 1v: aufgefordert: [je] suis ennortee, ich bin aufgefordert worden. enquerir, enquerre, vb., 14r, 17r, 49v: sich erkundigen, anfragen; enquerant, pr.part., 7r; enquiere, 3.pr.sg.pr., 52v, 75v (vgl. engl. inquire). ens, prep., passim, in, innerhalb (im räumlichen Sinne, < lat. intus). ensepvelir, vb., 7r: beerdigen. ensuivir, vb.. 18v: nachmachen. ensuivre, vb./vb.refl., 2v, 5v, 18v, 28r, 47v, 50r: folgen; ensuivi, 3.pr.sg.perf., 8v: et de ce qui leur en ensuivi appert assez, und das, was sich ihnen daraus ergab, ist mehr als offensichtlich; 32r: Si s’ensuivi que yceulx, quant virent leur bel, occirent les Rommains, und so daraus ergab sich, dass diejenigen, als sie ihren Vorteil merkten, die Römer töteten; ensuivant, pr.part., 6v, 23v, 27r, 34r, 44r; s’ensuit, 3.pr. sg.refl., 27r, 34r, 40r: ce qui s’ensuit, im Folgenden. ensurquetout, adv., 7v, 12v, 36r: besonders. entablemens, s.m.pl., 35r, 43r, 44v: tischförmige Plattformen, die aus mehreren Holzbrettern zusammengestellt sind (vgl. daiz). entallentez, adj.m.pl., 23v: inspiriert (< mlat. talentum, „geistige Haltung, Wunsch“). entredonner, vb., 49v: sich gegenseitig schenken. entrefaittes, s.f.pl., zeitliches Intervall (buchstäblich: das, was in der Zwischenzeit getan wurde); 28r, 30r, 75r: en/entre ces entrefaittes, adv., in dieser Zeit, während bzw. unter diesen Umständen. entrefoulent, vb.refl., 11v, 3.pr.pl.pre.refl., < s’entrefouler (seltene Verstärkungsform von se fouler), vb., sich gegenseitig zerquetschen, vernichten (siehe fouler, foller; empresser).

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entreluisant, pr.part., < entreluire. buchstäblich, dazwischen leuchtend; 22v: trop cler entreluisant aussy donroit entree entre eulx aux ennemis, zu viel Licht zwischen den Rängen böte eine Angriffsfläche zwischen ihnen und deren Feinden. entremeslee, p.perf./adj.f.sg., 53v: [untereinander] vermischt. entremettre, vb.refl. (+ de, gefolgt meistens von savoir), 2v, 13r, 14v, 59r, 72v: mit etwas umgehen, sich mit etwas beschäftigen, sich um etwas kümmern; 2v: hors usaige à femme qui communement ne se sieust entremettre ne mes de quenouilles, fillaces et choses de mainaige, ungewöhnlich für eine Frau, die im Allgemeinen nicht mehr zu wissen pflegte, als sich mit Spinnrocken, Spinnarbeiten und Haushaltssachen zu beschäftigen; entremettent, 3.pr.pl.pr., 16v; se sont entremis, 71r, 3.pr.pl.p.perf. entrepiez, adv., unterwegs; im Weg, zwischen den Füßen, am Boden; 10v: afin que vistement puïst (…) legierement gravir sur quelque haulte empeschement, s’il lui vient entrepiez, damit er schnell in der Lage wäre, […]hohe Hindernisse mühelos zu überwinden, sollte er unterwegs auf solche stoßen. entretollir, vb., 12r, sich gegenseitig beklauen. envers, fil d’envers, s.m., 35v, 37r, 40v: Schiffchenfaden, Unterfaden (im Gegensatz zu fil d’endroit, Oberfaden). equipars, s.m.pl., [= eschipard < althd. schippe], 40v: Schöpflöffel, Spaten; 40v: equipars pour vuidier eaue, Schöpflöffel, um Wasser zu entfernen (Caxton, 158: scowpes [= engl. scoop] for to uoide watre); Spaten, 40v: pelles, loches et equipars, Schaufel, Picken und Spaten, (Caxton, 161: shouels, pycosis and spades). erre, s.m./f., 16v, 17v: Marsch, Marschieren. ès, prep., passim, Kontraktion von en les, in denen, mit quel(le/-z/-les) zusammengeschrieben, sonst getrennt (noch heute gebräuchlich in der nfrz. akademischen Bezeichnung, maître ès arts, maître ès lettres, Magister in den Künsten bzw. in Literatur). esbahir, vb., überraschen; esbahissent, 3.pr.pl., 10v; s’esbahir, sich ängstigen, 43r: s’esbahiront, 3.pr.pl.fut, plus s’esbahiront les deffendeurs, et plus tost se rendront, je mehr sich die Verteidiger ebenso ängstigen, desto schneller werden sie sich ergeben; esbahissement, s.m., Überraschung, Verwunderung; esbahy, -iz, pr.part. sg./pl.m, 29v, 30r, 43r: überrascht. esbatre, vb.refl., 13v, 66v, (sich) vergnügen; esbatant, pr.part., 46r; esbatement, 63r, 64v, Unterhaltung, Spaß. escarmouchier, escarmouscher, vb., 23r, 77r, scharmützeln; escarmousches, s.f.pl., 17v, Geplänkel, Scharmützel (< ital. scaramuccia, Scharmützel < germ. *skirmjan, Waffen schwingen, vgl. engl. skirmish). escervellent, 3.pr.pl.pr., 45v < escerveller, jdm. den Schädel spalten (buchstäblich: ‚enthirnen‘). escheoir, vb. passieren: eschiet, 16r, 70r, 3.pr.sg.impers.; escherra, escharra, 3.pr. sg.fut., 3v, 7r; escheoit, 3.pr.sg.impf., 39r, 61v; escheue, p.perf., 73r; escheance, s.f., 26r: Glück.

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eschever, eschiver, vb., passim, vermeiden, meiden; eschieve, 3.pr.sg.pr., 65r; eschievent, 3.pr.pl.pr., 26v; eschivee, adj.f., 38r: vermieden. eschieller, vb., mit Hilfe einer Leiter eine Wand erklimmen, erklettern (vgl. engl. to scale a wall) > eschiellent, 3.pr.pl.pr., 46r; eschiellans, s.m.pl./pr.part., 39r, diejenigen, die versuchen mit Leitern eine Befestigungsmauer zu erklettern; eschille, -s, s.f., passim, Leiter. escient, s.m., Wissen; 73v: à son escient, wissentlich. escluses, s.f.pl., 12r: Schleusen. escot, s.m., Anteil; 58v: laquelle grace, à droit voir dire, bien et largement leur affiert si comme à ceulx qui y mettent à escot sy chier chatel comme le sancg, les membres et la vie, Gnade steht, um die Wahrheit zu sagen, ihnen ebenso zu wie jenen, die so wertvolles Eigentum wie Blut, Leib und Leben riskieren (vgl. Caxton. 219–220, the whiche grace to saye trouthe wel and largely hit behoueth them / as to them that sette in aduenture so dere a catel / as is blode the limbes and the lyffe). escoutes, s.f.pl., 38v: Wächter: afin que ceulx dedens ne puissent sentir par escoutes les diz mineurs, damit die [Belagerten] mit Hilfe von Wächtern diese Bergleute nicht hören können. eslaissent (s’), 3.pr.pl.pr.refl. < s’eslaisser, vb., sich zurückziehen; 25r: Mais sont aucuns qui se deçoivent, parce que aussy tost qu’il leur appert veoir la chose venir bien pour eulx, s’eslaissent trop, et tant que tantost delaissent la poursuite, et pour pou d’aparance cuident avoir tant guaingné…, jedoch gibt es welche, die sich täuschen, denn sobald es ihnen scheint, dass sich die Lage zu ihren Gunsten dreht, ziehen sie sich allzu schnell zurück und geben die Nachverfolgung sofort auf, und wegen eines so nichtigen Trugbildes glauben sie, gewonnen zu haben. esliseurs, s.m.pl., 6v: Wahlmänner, pour ce doit estre le regard des esliseurs à bien pourveoir l’office, et non mie à la personne, aus diesem Grund soll der Blick der Wahlmänner zunächst darauf gerichtet sein, das Amt richtig zu besetzen, und nicht auf die Person. esparvier, s.m., 45v, Sperber. Siehe caille. espeluchié, pr.part.m.sg. < espelucher, sorgfältig prüfen (vgl. nfrz. épelucher). espès, s.m., Dicke: d’espés, 39v: mit einer Dicke von (< lat. spissare, verdicken, und nicht mit espees, Schwerte < lat. spatha < gr. σπάθη, zu verwecheln); espessement, adv., 34v: dicht verflochten, in größeren Mengen. espingalles, s.f., (Variante von espringalle), 37r: eine große Armbrust auf Rädern. esquiere, -s, s.m./f., 22v, 34v: militärische Einheit oder Schwadron, die rechteckig in der Kampfreihenfolge organisiert ist (< lat. quadra; vgl. engl. square). essauxement, s.m., 77v: Aufstieg, Förderung (< lat. exaltare). essoinner, vb., ausweichen, sich entziehen > essoingnent, 3.pr.pl.pr., 21r: merveilles n’est s’il l’essoingnent, kein Wunder, dass sie sich der Schlacht entziehen; vgl. ressoingnent, 3.pr.pl.pr., 19v: ou il appert que ilz doubtent et ressoingnent la bataille, oder es scheint, als ob sie die Schlacht fürchten und scheuen; essoine, s.f., 63r: Hindernis, Behinderung, Schwierigkeit.

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estal, s.m., Stellung; 18r: meilleur maniere est, dit il, que partie du trait, ceulx de pié et les legierement armez se partent tout coyement, et voysent pour prendre certain champ dont le lieu soit à leur avantaige, et là se traye tout l’ost. Et se les ennemis se mettent à chacier les premiers venuz, leur soient au devant qui estal leur tiennent tant que l’ost soit assemblé, die bessere [Rückzugstaktik] ist, so sagt er, dass sich [zunächst] einige der Bogenschützen, einige der Fußsoldaten und einige der leicht bewaffneten Infanteristen sehr leise zurückziehen und ein sicheres, strategisch günstigeres Gebiet aufsuchen, damit sich dann sich die gesamte Armee dorthin zurückziehen kann. Und wenn der Feind beginnt, der Vorhut nachzujagen, so muss die Vorhut diese Front vorne und ihre Position solange halten, bis sich die Armee wieder versammelt hat. estoc, s.m., 9r: Rapier, ein langes, scharfes Schwert; ferir d’estoc, mit der Spitze eines Schwertes (und nicht mit der Klinge, taille) schlagen; siehe taille. estoffes, s.f.pl., 2r, 27r, 37r, 39v, 40v, 45r: Materialien. estoffez, -ees, adj.m./f.pl., 39v, 40v: ausgestattet. estonner, vb., durch ein krachendes Geräusch erschüttern: estonnent, 43v, 3.pr.pl.pr., si que [les grans coups] tout l’estonnent, so dass die heftigen Schläge alles erschüttern (vgl. nfrz. étonner, tonnerre, „Donner“). estorement, s.m., Vorräte; 12v: estorement de guerre, Kriegsvorräte. estoup(p)es, s.f.pl., passim, Werg. estreciés, p.part./adj.m.pl., verengt; 22v: soyent convenablement serrez, car trop estreciés perdroyent espace de combatre, [Die Soldaten] sollten zwar dicht beieinander eingesetzt werden, wenn sie jedoch zu dicht beieinander eingesetzt würden, verlören sie den notwendigen Platz zum Kämpfen. estuet, vb. 3pr.impers., (< estovoir < lat. est + opus), 7v: dire nous estuet, wir müssen sagen; 10v: si nous estuet retourner ad ce, wenn wir zu diesem Thema zurückkehren müssen (immer in der Redewendung estuet [+ Dativ] + Infinitiv). eur, s.m., 6r, Glück; euré, adj.sg.m., 4v: glücklich. excercice, s.f., passim, Übung, Ausübung; < lat. exercitium, nota bene, einige Leser bevorzugen die Lesart ex(c)ercite, die sonst das Heer < lat. exercitus voraussetzt (und erst später belegt ist): In diesem Zusammenhang bezieht sich der Ausdruck auf eine Gruppe militärisch disziplinierter Männer. Wir halten die Orthographie mit t statt c für eine häufige graphische Verwechslung der beiden Buchstaben, und zugleich nicht mit der etymologischen Entwicklung des Wortes vom lat. Etymon exercitium vereinbar. Siehe ex(c)iter. ex(c)iter, vb. (hier) ausbilden > exitoient, 3.pr.pl.impf., 9r: les exitoient et duisoient à porter, tous armez, aucuns fardeaux pesans, man pflegte sie auszubilden und ihnen beizubringen, in voller Rüstung schwere Lasten zu tragen; s’exciter + a, vb.refl., 7v, 8v: sich begeistern; 7v: se souloient exciter aux armes, sie pflegten, sich für Waffen zu begeistern; 8v: naturellement se excitent enfans voulentiers et lieement à telz choses, natürlich begeistern sich Kinder freiwillig und hocherfreut für solche Sachen; excités, exités, adj.m.pl, 21r, 24r: erfahren, geübt (< lat. exer-

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citatus, diszipliniert < exerceo). Vegetius schreibt (III.12): Et noveris te oportere differe si exercitati bellatores metuunt dimicare (Und Du solltest wissen, dass es nötig ist, [die Schlacht] aufzuschieben, wenn erfahrene Soldaten zu kämpfen fürchten), ein Satz, den Christine wortgetreu übersetzt, 21r: se les exités des armes font doubte, doit deloier, s’il puet, un autre jour. exostre, s.f., 45r, < lat. exōstra < gr. ἐξώστρα, ursprünglich eine bewegliche Bühne im Theater bei Cicero in diesem Sinne abschätzend in seiner Rede „De provinciis consularibus oratio“ („Über die von Konsulen regierten Provinzen“ aus dem Jahre 56 v.Chr. verwendet, in M. Tulli Ciceronis scripta quae manserunt omnia, hr. A. Klotz, Leipzig, Teubner, 1919, VII, S. 341). hier ist eine hängende Brücke für die Belagerung von Stadtmauern gemeint, ähnlich, wie später bei Vegetius, IV.21. experimenter, vb., überprüfen; 70v: experimenter la voulenté de Dieu, den Willen Gottes auf die Probe stellen (< lat. experimentum, Probe). exprès, adj.m.sg., 59v: expresse, adj.f.sg., 56v, 66r: explizit; unmißverständlich klar (< lat. expressus); par exprès, adv., 66r, 71r, 72v: explizit, präzise, formell. expressement, adv., 70v, 71r, 72v, 73r: insbesondere, vor allem, ausdrücklich. exsans (var. exempt), adj.m.pl., 68v: befreit, ausgenommen (< mlat. exemptus, befreit von bischöflichen Autorität). faintement, adv. 27v, 56v, 62r: als Vortäuschung, Bluff (< lat. fingere). faintise, s.f., 38r: Vortäuschung. faisseaulx, s.m.pl., 16v: Bündel (< lat. *fascellus < fascis). fal(l)ace, s.f., 66r, 76v: Betrug; fallacieusement, adv., 62r: betrügerisch (< lat. fallacia). fel, adj.m.sg., 7r:, grausam; siehe colle. ferir, vb., passim, (zu)schlagen, siehe auch estoc und taille; feru, -s, -z, pr.part./ adj.m.sg./pl, 10r, 38v, 56v: geschlagen; fery, 3.pr.sg.p.perf., 62v, schlug; ferant, pr.pt., 9r: en ferant, se serre et tient clos, beim Zuschlagen halten sie die Ränge geschlossen und halten sich auch eng aneinander; l’usaige de mouvoir les bras en ferant, die Gewohnheit, beim Zuschlagen ihre Armen zu bewegen. fermaille, s.f., Haken, Klammer; 65r, mettre en fermaille, vb., ein Einkommen abschließen: Or est il ainsi, et nul ne doit le contraire penser, que nul homme, selon loy, n’est maistre de son corps mettre en fermaille pour occirre, ne ses membres trenchier, ne que seroit d’un autre, daher ist es so, und niemand soll das Gegenteil behaupten, dass kein Mensch, laut dem Gesetz, eine Wette abschließen darf, und dabei seinen eigenen Körper aufs Spiel setzen, um entweder zu töten, oder auch seine eigene Glieder abszuschneiden, genauso wenig wie ein anderer Mensch [ihm im Gegenzug so eine Aufforderung] stellen darf, (vgl. Caxton, 240: wherfore I tell þe yet ayen that is is not in him for to binde himself by such manere of wise / nor the othe bindeth him not).

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fermans, pr.part./adj.f.pl., < fermer, vb., (hier) befestigen (< lat. firmare): 40v: tours fermans, befestigte (buchstäblich, schließbare) Türme; 41r: queues fermans à clef, abschließbare Tonnen. ferré, -ee, -és, -ez, adj.m./f.,sg./pl., 13r, 37r, 39r, 39v, 40r, 40v, 41v, 44v, 47v: eisenverkleidet. ferremens, s.m.pl., 13r: Eisenwaren. feur, fuer, s.m., 9r, 36v, 46r: au fuer/feur que: während (< mlat. forum, „Preis“; vgl. nfrz. au fur et à mesure). fiens, s.m., 16r, 16v, 34v, 42v, 43r, 45r: Exkrement, Kot (< lat. fimus). fillaces, s.f.pl., 2v: Spinnarbeiten. flac, interj., 39r: onomatopoetisch das Geräusch von fallendem Wasser: sy cherra tout à flac, so wird sich [die Mine, nachdem sie in Brand gesteckt wird,] wie ein Sturzbach (schlagartig) in sich zusammenstürzen. foison, foyson, s.f., passim, eine große Menge. fonde, s.f., 9v: Schleuder bzw. der Lederbeutel einer Schleuders: traire de fonde, mit einer Schleuder schießen; 44v: Wurfbeutel: un engin gittant une fonde de fer à aneaulx, eine Kriegsmaschine, mit einem Wurfbeutel aus Eisenketten [damit man darin erhitzte, glühende Eisen auf den Gegner schleudern könnte], vgl. Caxton, 171: an engyn castying a slynge of iron with rynges, vgl. 34v: une porte colice avoit, qui à aneaulx de fer et chayennes pendoit, dort, wo ein Fallgitter war, das von Eisenringen und Ketten hing); 10r: les meres ne donnoient à mengier à leurs enfans jusques ad ce ferus eüssent leur viande de coups de fonde, die Mütter gaben ihren Kinder nichts zu essen, bis sie ihr eigenes Fleisch mit einem geschleuderten Stein getroffen hatten; fondeurs, s.m.pl., 44v, Schleuderer; fondes, s.f.pl., 36r, 36v, 39v, 40v, 41r: Ledersack (‚Wurfbeutel‘) für ein Katapult, in dem die Projektile gelagert werden. fonder, vb., 49r: ein Fundament bauen; se fondent, 3.pr.pl.pr., 78v, basieren auf; fondé, -ee, -ees, p.pf./adj.s.m./f./sg/pl., 3v, 19r, 60v: basiert auf. fondre, vb > fondy, 3.pr.sg.perf., 44v: fondy la terre, der Boden stürzte ein. fondrieres, s.f.pl., 15r: Kolk, Strudelloch, Moor. forfacent, 3.pr.pl.refl.subj., < se forfaire, vb.refl.: 49v: eine Sünde begehen (< lat. foris + facere). forment, adv., 42v, 61v: solid; intensiv, heftig. fort, s.m., Höhepunkt; 64r: au fort, adv., letzten Endes, 64r: autres raysons se pourroient dire, mais au fort, quant à droit d’armes, lequel est parmis à toute loy, tout ce y fait petit, andere Gründe ließen sich nennen, aber im Hinblick auf das Waffenrecht – das in jeder Rechtsordnung erlaubt ist [gemeint ist das Recht, nicht gefangengehalten zu werden] – zählt all dies letztlich wenig, [weil der Gefangene unter Druck versprochen hatim Gefängnis zu bleiben], Für Christines Leser ist diese Stelle eine unmissverständliche Anspielung auf die unehrenhafte Flucht Ludwigs von Anjou 1361 aus englischer Gefangschaft. fossé, -és, -ez, s.m.sg./pl., fosse, -s, s.f.sg./pl., passim, Graben.

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fouldre, s.m., 43v: Donnerschlag: nulle garantise ne puet deffendre les combateurs de ce attains que sy que fouldre ne les acravante, nichts kann die Angreifer schützen, die vom Pfeilhagel so, wie vom Blitz, getroffen werden, (vgl. Caxton, 169: noo manere of warantyse can not kepe theym that so assaylle yf they be hitte with all / but that they shal be beten doune as the thoundre felle vpon hem). fouler, foller, vb., 3v, unterdrücken, trampeln, schädigen; foulle, 3.pr.sg.pr. 55v; fouloient, 3.pr.pl.impf.; se fouler, vb.refl., 29r, sich unterdrücken: ne se lairont pourtant fouler à un estrange, dass sie sich trotzdem nicht von einem Fremden unterdrücken lassen sollen; foulez, adj.m.pl., 23v: lassez, ne foulez, ne affoibliz par fain, durch Hunger weder erschöpft, noch unterdrückt, noch geschwächt; foller, vb., 17r: verwüsten; follée, adj.s.f., 17r: trop mieulx vault foller autrui terre que souffrir la sienne estre follee, viel besser ist es, das Land des Anderen zu verwüsten, als es zu erdulden, dass sein eigenes Land verwüstet wird. fourains, adj. m. pl., 19v: weit hergeholt (< lat. foris; siehe alebis fourains). fourmant, s.m., (Variante von froment), 35r: Brotweizen (< lat. frumentum, vgl. nfrz. froment, Weizen der besten Qualität). frivolles, adj.m.pl., 73v: eitel, wertlos (< lat. frivolus). fuitif, -s, -z, s.m.sg./pl., 26r, 29v, 32v, 34r, 37v, 64v: das Flüchtige. fustaille, s.f., 40r: Holzgegenstände, Holzvorrat (vgl. nfrz. futaille, Holzvorrat, Fass). gaangnaiges, s.m.pl., 31v: urbares Land (< gainer, gewinnen; daher ga[a]ngaige, gewonnenes Land). gaires, adv. 14r: kaum; 17r: de guaires, 62v, kaum, nicht einmal, siehe Anm. 279. gait, s.m., 14r, 46r, 50v: Wache; gait(t)e, -s, s.m./f.sg./pl., 31v, 46r: Wächter, Wachhaus; gaitier, vb., auch vb.refl., überwacht bzw. beobachtet werden; Wache halten > gait[t]iez, p.perf., 15r; gaittoit, 32v, 3.pr.sg.impf. gallees, s.f.pl., 47r, 46v: Ruderboot (< mlat. galea, vgl. engl. galley). ganchir, vb., 9r: ganchir contre: entweichen; 10v: ganchir + à, ausweichen; ganchir aux coups, die Schläge des Gegners ausweichen; 47r: entkommen; 9r: ganchissent, 3.pr.pl.pr., zurückziehen. gart, 3.pr.sg.refl.opt., 51r < se garder, vb., aufpassen. gaster, vb., 29r, 68v: verwüsten, vernichten; gastant, pr.part., 29r; gastoient, 3.pr. pl.impf., 29r; gasta, 3.pr.sg.perf., 31v, 33r; gasté, p.perf., 33v; gast, s.m., 58r, Verwüstung (vgl. nfz. gâter, vgl. engl. waste). gayne, s.f., 50r: Schwertscheide; Hülse. gerbes, 40v: buchstäblich, Weizenbündel, hier im übertragenen Sinn verwendet für Stahlbündel (Caxton, 158: bondelles of style [= steel]). gestes, s.f.pl., 68v: (hier) Chroniken. gesir, vb. liegen (< lat. jacere); gisoient, 3.pr.pl.impf., 29r; gist, 3.pr.sg.perf., 20r, 49v, 75r (vgl. nfrz. ci-gît, hier liegt); giste, -s, s.m.sg./pl., 11r, 13r, Stellplatz, -plätze. gonfanons, s.m.pl., 15r: Standart, Banner (< ahd. gundfano, Kampffahne).

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graduez, adj.m.sg., 59v: pour y estre graduez en la science de decret ou de theologie, um dort einen akademischen Abschluss in Kirchenrecht oder Theologie zu erlangen. granche, [Variante von grange], s.f., 40v, 41r, 72v: Getreidespeicher (< mlat. granica [villa], vgl. engl. grange, und nicht mit granche, Tierkadaver zu verwechseln). gré, s.m., 5r: Zustimmung (< lat. gratus, angenehm, willkommen); tout de gré, 29r, 30r, 32r: mit der Zustimmung; de/du bon gré, 51r, 72r: bereitwillig. greé, 5r, p.perf./adj.m.sg., eingeräumt. gruau, s.m., 35r, 36v: Getreidekörner, Grütze. gué, s.m. 16r: Furt. guerdonner, vb., 20r, 31r: belohnen; guerdonne, 2.pr.sg.imp., 7r; guerdonneray, 1.pr. sg.fut., 20v; guerdon, s.m., 15r, 15v: Belohnung. guerites, s.f.pl., 40v: Türmchen. guerpir, vb., 20v: aufgeben; guerpissent, 3.pr.pl.pr., 11v, verlassen. gueulles, s.f.pl., 79r: tiefrote Farbe in der Heraldik (< lat. gula). guichet, s.m., 40r: Türchen (Caxton, 155: a litel wiket). habandonnez, adj.s.m., offen, aufgeschlossen; 20v: large et habandonnez, großzügig und aufgeschlossen. habit, habis, s.m.sg./pl.,10v, 29r, 80r: Kleidung. hache, s.f.sg./pl., passim, Axt. hante, vb., 3pr.sg.pr., 72v < hanter, frequentieren; hanté, perf.part., 72v. hardement, s.m., passim, Mut. harer, vb., 30r: aufhetzen. hargne, s.f., Streit, Schelte; 13v: gens noiseux et plains de hargne, streitsüchtige Querulanten (< niederdeutsch, *harmjan, beleidigen). hart, s.f., 42r, Strick: sur paine de la hart, „unter Androhung der Todesstrafe durch den Strang“. haulcier, vb. (vgl. nfrz hausser), 47v: heben; haulcié, p.perf./adj.m.sg., 34v: [eine Mauer] von oben überwunden; (se) haulçoit, 3.pr.sg.impf.refl., 45r, sich heben, siehe avaler; haulsant, pr.part., 9r: hebend. hayes, s.f.pl., 10v, 13r, 16v, 60r, 62v: Hecken, Einfriedung; 62v: faire chemin par hayes et buissons, durch Hecken und Büsche Straßen (Wege) bauen; 60r: fuiant par boys et hayes, durch Wälder und Schutzhecken flüchtend (vgl. mhdt, hegge, hecke; nhdt. Hag, engl. hedge). herege, -s, s.m.sg./pl., 50r, 68r: Häretiker. hideur, s.f., Graus; 45v: grant hideur estoit à veoir, es war ein Graus zu sehen. hoirs, s.m.pl., 57v, 61v, 78v: Erben (< lat. heres, vgl. engl. heir). hottes, s.f.pl., 35v, 37r: Kiepe, Rückentragkorb. hourdeis, s.m.pl., 34v: Gerüste (< [h]ourdir, vb., einzäunen, Gerüste aufstellen, befestigen; vgl. engl. hurdle). Siehe luitoyent. hurter, vb., zuschlagen, anstoßen (vgl. nfrz. heurter); 24v: ainsi plusieurs d’iceulx, tout d’un front, à force de gent ou de chevaulx, les faisoient aler hurter et rompre la

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bataille, daher haben viele von ihnen, alle in einem Front, unterstützt von Soldaten oder Pferden, [große Steine, Geschosse, Armbrustpfeile, gegen den Feind] schießen lassen, und einen Durchbruch in der Schlacht erlangt; 47v: ferir grans coups qui viennent hurter contre la nef des ennemis, [ein bewegliches Balk am Schiffsmast angeheftet], das heftige Schläge abliefert, die gegen das Schiff des Feindes stoßen. illec, illuec, adv., 23v, 24v: dorthin (< lat. illuc, illoc). impourveuement, adv., 14r: unerwartet, unvorhergesehen. imprenable, adj.m./f.sg., 33v, 36r: uneinnehmbar. inconvenient, s.m., Anstoß, Ärgernis, Hindernis, Unannehmlichkeit, Schwierigkeit, negative Begleiterscheinung, Nachteil; 31v: afin de pourveoir à cel inconvenient, um gegen diese Schwierigkeit Abhilfe zu schaffen; 31v: pour ce, pourvut de tel cautelle à cel inconvenient, aus diesem Grund griff er mit Blick auf dieses Hindernis zu folgender List; 35r: de cellui inconvenient bien gardoient de anciens, die Alten hüteten sich bestens gegen dieses Ärgernis; 38r: avec ces choses est assavoir que plusieurs foiz est advenu grant inconvenient, en cité et pays, et meesmement en ost, par y avoir grant quantité d’estrangiers, neben diesen Dingen ist zu beachten, dass es in einer Stadt oder in einem Land, sogar im Heer, oftmals zu großen Schwierigkeiten gekommen ist, wenn es dort viele Ausländer gegeben hat; 67r: par sa coulpe, cheoit en cel inconvenient, durch eigenes Verschulden ist er in solche Schwierigkeiten geraten; 69r: sy sert bien le prouverbe commun à ce propos qui dit que par un inconvenient est aucunesfoiz chaciez un autre inconvenient, das Sprichwort, dass ein Nachteil manchmal durch einen anderen Nachteil vertrieben werde, lässt sich hier treffend anwenden. induisent, 3.pr.pl.subj./opt. < induire, hinführen, anregen; 5r: les bourgeois … et se preignent garde sur la fortiffication des villes et cités, et induisent le menu pueple à aydier à leur seigneur, die Stadtbewohner … sollen sowohl auf die Befestigung der Städte und der Burgen achten, wie auch das einfache Volk dazu anregen, ihrem Herrn zu helfen. industrie, s.f., 7v: Fleiß. ingerer, vb.refl., sich um etwas bemühen > s’ingere + de, 3.pr,sg.refl.; 63v: autrement est se il advient que aucun chappellain ou autre d’Eglise voise en guerre ou s’ingere de ce aucunement, der Fall liegt anders, sollte es vorkommen, dass ein Kaplan oder ein anderer Kirchenmann in den Krieg zieht oder in irgendeiner Weise sich darum bemüht. inhabilles, adj.m.pl., 63v: ungeeignet. interestz, s.m.pl., 48r, 54v, 56r: Wiedergutmachung für einen erlittenen Schaden. intraittable, adj.m.sg., 3v, 64r: unnachgiebig. invasibles, adj.f.pl., angreifend; 74r: armes invasibiles, Angriffswaffen. item, adv., passim, in ähnlicher Weise, ebenfalls, gleichermaßen, auch.

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jà, adv., passim, bereits, schon (< lat. iam). jarez, s.m.pl., 34r: Kniebeuger, Hüftgelenksextensoren (nfr. jarret); 34r: ilz avoient couvertement soubz leurs petis pourpoins si comme rasouoirs, desquelz couppoient les jarez aux Rommains, sie trugen, versteckt unter ihren Wämsern, rasierähnliche Klingen, mit denen sie die Kniebeuger der Römer durchschnitten (Caxton, 134: they hadd couertly vnder thyre lytle doublettes rasers wher wyth all they dyde cutte the synews of the legges of the Rommayns, vgl. engl. hamstringing, eine Lähmungsmethode, die sonst meistens zur Lähmung der Pferden des Feindes, und nicht zur Lähmng des Feindes selbst angewendet wurde (siehe Joshua, 11.9). javelos, s.m.pl., 13r: Wurfspeer. jointures, s.f.pl., Gelenk, Verbindungsstück, 44v: jointures mouvables de ces engins, bewegliche Verbindungsmechanismen in diesen Kriegsmaschinen. jolivetez, s,f.pl., ritterliche Qualitäten; 7r: mignotes jolivetez, affektierte ritterliche Tugenden. jus, adv., passim, abwärts, nach unten, herunter (< lat. deorsum, unten). justicier, vb., 60r: aburteilen, ein Urteil fällen; adj.m.sg., 68v: gerecht; s.m., 69v: Richter. languir, vb., 64r: im Gefängnis schmachten (vgl. engl. languish). larmine, s.f., 78v: Hermelin bzw. dessen weißer Pelz. lé, s.f., 12v, 27v, 39v, 40r, 40v, 43r: Breite; lèz, prep., 18v, 70v: bei, neben (< lat. latus, vgl. die häufige Verwendung in Ortsnamen, z.B. Villeneuve-lès-Avignon); lees, adj.f.pl., 34v < lé, breit; cloyes grandes et lees, große, am Kopf breit abgeplattete Nägel (im Allgemeinen galten spitze Eisengegenstände im Mittelalter als Mittel der Abwehr von Dämonen); en long et en lé, 27v: in jedem Aspekt. leise, s.f., Verletzung, Kränkung, in dem Ausdruck leise-magesté, s.f., 51v: Majestätsbeleidigung, -verunglimpfung (vgl. nfrz. lèse-majesté, < lat. crimen laesae maiestatis bzw. crimen majestatis oder reus majestatis), erst im Mfrz. bei Oresme c. 1370 erwähnt, kurz danach in Le Songe du Vergier (ca. 1378) besprochen, und auch in Christines Trois Vertus (1305, ed. Willard/Hicks, S. 166–167, dort als laise majesté) angeführt. legier, adj.m.sg., passim; de legier, passim, leicht, ohne Schwierigkeit; 17v: unüberlegt, leichtsinnig: le saige chevetain ne se doit mie voulentiers mettre, ne de legier, en bataille plannere, der kluge Kommandant soll sich nie, weder gerne, noch unüberlegt, in einer vernichtenden Schlacht engagieren. leveys, levis, adj.m.sg./pl., 16r, 43r: vertical beweglich; 16r: pont leveys, s.m.sg., 43r: pons levis, s.m.pl., Zug- bzw. Fallbrücke (nfrz. pont-levis). libelle, s.m., 74v: Büchlein; 75v: Bittschrift, Petition (an ein Gericht): si est ce gaige en figure de libelle que on donroit au jugement, après lequel cellui qui la donne lui fault poursuivre la plaidoierie se les parties ne s’accordent, sollte diese Aufforderung [zum Einzelkampf] in der Form einer Bittschrift aufgesetzt sein, welche man beim

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Gericht einreichen würde, muss danach der Kläger, der die Bittschrift eingereicht hat, einen Prozeß anstreben, wenn sich die Parteien nicht einigen können. licence, lisence, s.f., passim, Erlaubnis; licencié, p.perf./adj.sg.m., 59v: mit Erlaubnis: un estudiant, licencié de la cité de Londres, soit venus à Paris à l’estude, ein Student, der mit mit Erlaubnis der Stadt London nach Paris zum Studieren gekommen wäre. lié, adj.m.sg.,19r: gefesselt, l’envoyerent pris et lié à Mayance, sie schickten ihn, gefangen und gefesselt, nach Mainz. lieement, adv., 8v: mit Freude. loches, s.f.pl., 37r, 41v: Spaten, Löffel mit einem langen Stiel (< germ. lôtja). loisir, vb., erlaubt oder verpflichtend sein: loit, 3.pr.sg.pr., passim, es ist erlaubt; es obliegt; 57r: consideré qu’il loit tenir droiture et rayson, in Anbetracht, dass es [dem König oder dem Prinzen] obliegt, Gerechtigkeit und Gesetz aufrechtzuhalten; loise, 4r, 3.pr.sg.subj.impr. lors, adv. passim, dann. los, loz, s.m., 39r, 68v;7r, 12v: Lob (< lat. laus). louaiges, s.m.pl., 63r: requisiertes oder beschlagnahmtes Eigentum; normalerweise bezieht sich louage auf etwas Gemietetes, aber wird hier für ein requisiertes Pferd verwendet. Siehe bagues. loup, -s, s.m.sg./pl., 30r, 58r: Wolf; 45r: Kriegsmaschine: on fait un autre engin que on nomme loup, auquel a un fer courbé qui tres fors dents a et aguz, gleichermaßen setzt man ein anderes Abwehrgerät ein, das man ‚Wolf‘ nennt, auf dem ein gebogenes Eisenstück befestigt ist, das sehr starke und scharfe Zähne hat. loyer, s.m., 53r, 53v: Gehalt, Vergütung; à loyer, 48v, 56v, 63r: zur Miete. loysible, adj.s.m., 60r: zulässig. loysir, s.m., 77v: die Möglichkeit, etwas zu tun. luitent, 3p.pl.pr. 8v > luiter (var. lutter), kämpfen (< lat. luctari) luitoyent. 3p.pl.impf. 34v > lu(i)ter, vb. mit Matsch, Kot beschmieren, überziehen (lat. lutum, „Matsch, Kot“; nfrz. lut), faisoient hourdeis d’espines ou de ramille bien espessement et les luitoyent de terre et de fiens contre les murs, „sie haben Gerüste aufgestellt, die aus sehr dicht miteinander geflochtenen Dornen und Kleinholz bestehen, die mit Erde und Kot beschmiert wurden, und die an der Außenwand [fixiert wurden]“. Es handelt sich hier wohl um einen Vorgänger des Stacheldrahts, den man früher „Heckenverhau“ nannte. Vgl. Caxton, 137: they made hourdeys or obstacles full thykke of thornes and redy luted theym with dong and stones ayenst the walles whycheby thys werekept fro brusynge of the grete stones; vgl. si machdent dornwellen und respen vor ußwendig den muren vast dick und verwurffend die mitt herd und mitt mist, und das beschirmt die muren, das si nitt zerbrochen wurdent mitt den grossen steinen. ly, pr.m.sg., ly uns: der eine (evtl. ein Pikardismus): 74r: sy se puet aydier de l’autre [baton] quant ly uns lui est failliz, auf diese Weise kann er sich mit einem anderen [Schlagstock] behelfen, wenn der eine ihm fehlt.

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machiner, vb., 13v: aushecken, schmieden. macis, adj.m.sg., 43r: massiv, un grant tref qui à le bout tout couvert de fer gros et macis, ein Balken, dessen Spitze mit grossen, festen Eisenplatten ganz überzogen ist. mail, s.m. 74r: Kriegsaxt (< lat. malleus, Hammer). mailles, s.f.pl., 78v: Kettenhemd (vgl. engl. coat of mail): comme un qui aura nom Pierre Maillart, prendra les mailles, wie einer, dessen Name Peter Kettenhemd war, der ein Kettenhemd anzog. maillez, s.m.pl., 34v: kleine Holzhämmer (vgl. nfrz. maillet). mains, s.f.pl., Hände; (venir) entre mains, in die Hände kommen, 33r: au Senat de Romme vindrent entre mains, yceulx, qui congnoissoient la loyaulté de Fabius et la malice de Hanibal, n’en firent force, diese [Vorwürfe] kamen in die Hände des Senats, aber diejenigen, die die Treue des Fabius und die Böswilligkeit des Hannibal kannten, machten nichts daraus. maint, -e, mains, -tes, adj.sg./pl.m.f., passim, viele, nicht mit main, -s, f.sg./pl. Hand, Hände zu verwechseln. maisme, adj.f.sg., Variante von mesme], das gleiche, das eigene; 31v: leur maisme gent, ihre eigenen Leute. maistre, s.m., passim, Meister, Lehrer; 65r: estre maistre de chevalerie/ès tours de chevalerie, 1v, 6r, 26r: Meister der Ritterkunst und aller ihrer Regeln. males, s.f.pl., 31r: Holz- oder Lederkiste. malpas, s.m., 23v: schwieriger Durchgang. maltallent, s.m., 21r: böse Wille; par maltallant, adv., 50v, 56r: böswillig. mandegloire, s.f., 29r: Alraunen. mandement, s.m., passim, Befehl. mangonneaulx, -iaulx, s.m.pl., 43v, 45r: kleines Katapult (< mangonner, vb., böse bzw. schlecht mißhandeln; < ahd. manga, Wurfmaschine). manteaulx, s.m.pl., passim, (hier) Bedeckung (einer Kanone oder einer Kriegsmaschine), Schützhütte. marches, s.f.pl. Markgrafschaften; 6r: ès marches, in den Markgrafschaften. maree, s.f., Küste, Ebbe und Flut; 42v: flotte de maree, Gezeiten, Ebbe und Flut. marés, s.f.pl., 13r, 24v: Sümpfe (vgl. nfrz. marais, marécages < ahd. marisk). marine, s.f., 37r, 37v: Ozean. marque, sf., passim, Kaperbrief, vgl. DMF, marque: „autorisation donnée par les autorités de son pays à la victime d’une violence ou d’un vol, lui permettant d’exercer des représailles contre les compatriotes de l’auteur du dommage, autorisation accordée (à qqn) de (se) faire justice“ (Vocabulaire historique du Moyen Âge, 1995, 175; vgl. engl. letter of marque, eine Praxis, die 1856 in der Pariser Seerechtsdeklaration verboten wurde). martinez, s.m.pl., 40r: kleiner Kran zur Entladung eines Schiffs (sonst mit der Bedeutung eines kleinen Hammers oder einer Schmiedevorrichtung), aber in diesem Sinne ein hapax legomenon, aber wohl auf einer Vogelmetapher basiert – marti-

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net, dt. Segler – vgl. Kranich > Kran. Caxton, 156, gibt eine unklare Übersetzung, welche zeigt, wie unverständlich dieser Ausdruck für ihn war: litel cartes called martymettes, und der alemannische Übersetzer hat diese Stelle gleichermaßen gedeutet: dry cleiner beschlagnen karren, das holtz der gezügen und der menttlen zefürennde von den schiffen uff den platz. Beide Übersetzer haben sich vom folgenden Satz im Original leiten lassen, in dem von deux grans charios ferrez, zwei großen eisenbeschlagenen Karren, die Rede ist. Godefroy (5:188, mit Hinweis auf eine Passage bei Froissart) definiert martinet als engin à contrepoids, propre à lancer de grosses pierres (Gerät/ Kriegesmaschine mit Gegengewicht, geeignet, um große Steine zu schleudern), aber Godefroys Hinweis à contrepoids entspricht der Beschreibung eines kranähnlichen beweglichen Entladungsgerüsts bei der Löschung einer Schiffsladung. Christines Text, trois petis martinez ferrés, pour mener le bois des engins et manteaulx, des bateaulx en la place où dreciez seroient, würden wir dementsprechend so übersetzen: drei kleine eisenverkleidete martinez [Krane], um das Holz für die Kriegsmaschinen und deren Abdeckungen von den Schiffen zu jenem Ort bringen, an dem sie [die Kriegsmaschinen] aufgestellt werden. materas, s.m.pl., 45r: großes Kopfkissen (vgl. nfrz. matelas, Matratze). mats, s.m.pl., 41r: die Maste, (nfrz. mât). mausaigement, adv., 26r: ungeschickt, unklug. mendre, adj., 4v: emprendre nouvelles guerres à mendre de soy, neue Kriege gegen einen schwächeren Gegner führen; 11v, 19v: en mendre quantité, zahlenmäßig unterlegen; 61v: faire la mendre [chose], das wenigste tun (vgl. nfrz. moindre). menu, -e, -s, es, adj.m./f. sg./pl., passim, winzig (< lat. minutus); le menu pueple, 5r, 59r: das einfache Volk; les menus(-z) abillemens, 27r, 41r: kleinformatige Ausstattung; grant relief d’oz et de menu pain, 33v, Überreste aus Knochen und Brotkrümeln; menu bois, 41r: Kleinholz; souvent et menu, adv., 17v, 21r, 45r, 45v, 17r: (oft als feste militärische Redewendung): häufig und schnell, blitzartig. merlus, s.m, 36v: Seehecht. merrien, s.m., passim, Bauholz (< mlat. materiamen < lat. materia). mes, adv., ne mes, 2v, 51r, 58r: außer. mescheance, s.f., 25v: Unglück, Missgeschick. meschief, s.m., 11v, 16r, 18v, 44r: Missgeschick; à grant meschief: stark benachteiligt. mescreans, s.m.pl., 64v, 67r, 77v: Ungläubige, Häretiker. mestier, -s, s.m., passim, Beruf, Bedarf; avoir mestier à, nützlich sein, 14v: qui ainsi sont surpris, ne vertu ou force ne leur a mestier, ne multitude ne leur puet prouffiter, denjenigen, die so überrascht werden, nützt weder Stärke noch Kraft noch zahlenmäßige Stärke; 16r: en tel assemblee n’ont malades mestier, in einer solchen Versammlung braucht man keine Kranken. mettes, s.f.pl., 52v, 56r: im juristischen Sinne die Grenzen des Rechts: les droittes mettes/les mettes de justice. Der Ausdruck mettes ist eine Variante von mète, was nach dem DMF bedeutet: limite (d’une juridiction, d’un espace où s’étend le pouvoir

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de qqn) wird hauptsächlich in diplomatischen Schriften und Chroniken in der Redewendung metes et bornes als Bezeichnung für Abgrenzungen verwendet. meurement, adv, 76v: nach reiflicher Überlegung. mignotes, adj.f.pl., 7r, 8v: affektiert, niedlich (vgl. nfrz. filet mignon). mine, s.f., passim, unterirdischer Gang, der unter die Befestigungsmauer einer belagerten Stadt angelegt wurde. Entweder gelangten die Belager durch diesen Tunnel in die belagerte Stadt, oder die abstützenden Holzbalken des Tunnels wurden in Brand gesteckt, um die oben daraufstehende Befestigungsmauer zum Einsturz zu bringen. In dieser Hinsicht nimmt Christine den Einsatz vom Sprengstoff in Minen wie er im Ersten Weltkrieg praktiziert wurde, vorweg (1916, LochnagarKrater; 1917, Messines). mestroieroit, 3.pr.sg.cond. < mestroier, vb. inf., [hier] überwältigen metre, vb., passim, setzen, stellen, aufstellen; meÿssent, 3.pr.pl..impf.subj.; 45v: meÿst, 3.pr.sg.impf.subj.; 79v: mirent, 3.pr.pl.perf., passim; mise -s, pr.part.f.sg./ pl., passim; mist, 3.pr.sg.perf.; mistrent, 3.pr.pl.perf. mires, s.m.pl., 13r: Ärzte. mislieu, s.m., 13r, 22r, 24v, 45r: Mitte. mistions, s.f.pl., 42v, 47r: Mixturen. In diesem Fall bietet die hier angegebene Mixtur die klassische Zusammenstellung von Schwarzpulver (Salpeter, Holzkohle und Schwefel): par force de pouldre faitte de charbon, salpetre, souffre et tieulx mistions qui y conviennent, durch die Kraft von einem Puder, das aus Holzkohle, Salpeter und Schwefel, und aus solchen dazu passenden Mixturen hergestellt wird. moissons, s.f.pl., 38v: Ernte. moisteur, s.f., 46v: Feuchtigkeit. mol, adj.m.sg., weich; 47v: mol savon, eine Art Flüssigseife. moleté, s.f, 45r: Weichheit. monstre, s.f., (Variante von mostre), Revue [passieren]; 54r: cent hommes d’armes, lesquelz soyent tous passez et escrips à la monstre, einhundert Waffenknechte, die alle gemustert und [in die Stammrolle] eingetragen würden (nicht zu verwechseln mit le monstre, das Ungeheuer; vgl. auch engl. to pass muster). mont, s.m., Haufen; tout en un mont, 36r, 43r: alles auf einen Haufen. mosselle, mottelle, s.f, 42v: bewegliche ‚kugelsichere‘ Schirmhütte (< lat. musculus, nachgewiesen bei Caesar und Vegetius, sonst im Mfrz. ein hapax legomenon, und nicht mit motelle, kleiner Hügel, zu verwechseln). mucetes, s.f.pl., Versteck; 46r: à mucetes, heimlich. mucié, adj.s.m., 56v, 70r: versteckt, verborgen. muis, muys, s.m.pl., 8r, 36v, 37r: eine große Tonne, etwa 10,5 Liter; siehe queue (vgl. nfrz. muid < lat. modius). navrer, vb., 28v, 47r: verletzen. neïz, adv., 4r, 5v: nicht einmal (< lat. nec ipse).

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net, adj.sg.m./adv., rein, ohne Fehler (< lat. nitidus, hell, glänzend, nett); 73v: est sa querelle meilleur ou cas que il se sent net, auf unschuldig plädieren ist besser, wenn [der Angeklagte] mit sich selbst im Reinen ist. Caxton, 269: And therefore his quarell is better / in cas that he fele hym self pure & clene, vgl. engl. to be at peace with oneself. nettayeures, s.f.pl., 33v: Müll, et gitterent dehors ès nettayeures, und sie warfen [diese Essensreste] in den Müll. nice, adj.m.sg., 76r: unwissend, einfaltig, albern (< lat. nesciens > mfrz./nfrz. niais, albern; vgl. engl. nice, dessen Bedeutung eine klare semantische Verschiebung zeigt). noif, s.f., 80v: Schnee. nonchallans, adj.m.pl, 7v: gleichgültig, indifferent. nonchalloir, s.m., 7v: Indifferenz. nou, s.f., Schwimmen; à nou, adv.: 17v: passer tout à nou rivieres de grant largesce, breite Flüsse nur schwimmend überqueren; 44v: par nuit à nou, adv., nachts schwimmend. nuement, adv., 49r: buchstäblich: nackt: nuement seigneurs, einfache Landsherren bzw. Lehnsmänner, die ihr Lehen direkt vom Lehnherrn halten. Nacktheit bezieht sich hier auf den Begriff von nudus usus im römischen Recht. Im Dig. 7.8.1.1 wird der Unterschied zwischen Bloßbrauch (nudus usus) und Nießbrauch (usufructus) knapp erläutert: Constituitur etiam nudus usus, id est sine fructu (denn Bloßbrauch besteht darin, dass es ohne Nießbrauch ist), und dieser Begriff wurde anschließend auf das spätere feudale Lehenswesen angewendet. Der Satz empereurs, roys, ducx et autres qui soyent nuement seigneurs (wobei die Hierarchie hier im Vordergrund steht) wird von Caxton, 191, mit Emperoures / kinges dukes and other namely that be lordes ausgedrückt, eine approximative Übersetzung, die auf die unterschiedlichen (und nur schwer miteinander vergleichbaren) Verhältnisse im Lehenswesen Englands und Frankreichs zurückgeht. occirre, vb., passim, töten, schlachten; occis, p.perf., passim, getötet. onniement, adv, 21v, 22r: vereint, einheitlich bzw. gleichmäßig verteilt (< lat. unire). orde, adj.f.sg., 13r: schmutzig. ost, s.m./f., passim, Heer (< lat. hostis, vgl. hostilis, „feindlich“). oste, 3.pr.sg.pr., 21v, 54v, 63v: wegnehmen, abziehen < oster, vb. (vgl. nfrz. ôter < lat. obstare). ot, passim, 3.pr.sg.perf. < avoir. ou, où, conj./prep., passim, als Konjunktion entspricht mfrz. ou in vielen Fällen dem nfrz. ou, oder (< lat. aut). Als Präposition (bzw. Kontraktion) entspricht mfrz. ou dem nfrz. au (< à + le). Nur wenn sinngemäß die Graphie ou nfrz. où (< lat. ubi) entspricht, wird hier zur größeren Lesbarkeit ein Akzent hinzugefügt. ouailles, s.f.pl., 3v, 25v: Schafe (< lat. ovicula).

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oubligier, vb., 51v: verpflichten; vb.refl., 53v: sich unter Eid verpflichten; oubligié, -ee, -z, adj.m.f.sg./pl., verpflichtet; oubligié, s.m., 53v: ein vor einem Notar geschworener Eid. oucult, adj.m.sg., 70r: versteckt. oultrance, s.f., 74r, 76v: Übertreibung, Kampf auf Leben und Tod. oyseuse, s.f., 26r; oysiveté, s.f., 13v: Müßiggang; oyseux, adj.m.sg., 13v: untätig. paindre, vb., ausmalen, 15r: lors se font paindre en une carte pour les eschiver, daraufhin haben sie [gefährliche Stellen] für sich auf einer Karte malen lassen, um ihnen zu entgehen. paliacion, s.f., 4r: Vertuschen (< lat. pallium). palis, s.m.sg./pl., passim, Pfahl. palus, s.m., 12r, 13r, 15r, 17r, 23r, 34v: Sumpf; 17r: entreprins de palus, mit dem Überqueren eines Sumpfes beschäftigt. panonceaulx, -iaulx, s.m.pl., 78r, 79v: Banderole. parc, s.m., 40v: abgeschlossener Platz, Einfriedung, befestigtes, abgeschlosses Lager (< mlat. parricus, vgl. nhdt. Pferch), autres guerites tout autour pour deffendre le parc de trait et de canons, andere, kleine Wachtürme, drum herum, um das Lager gegen Bögen und Kanonen zu verteidigen. pas, s.m.pl., Schritt; 44r: .vij..m. pas de mer, siebentausend „Schritte“ im Meer [geschwommen]. pastres, s.m.pl., 59r: Schäfer. patis, s.m.pl., 44r, 46v: Abkommen, Bündnis (vgl. lat. pactum, nhdt. Pakt) pavois, -oiz, -ais, s.m.sg./pl., passim, eine Pavese bzw. ein ‚Setzschild‘, ein großes rechteckiges Langschild (< Pavia, vgl. engl. pavise). pec(c)une, s.f., 4v, 7v, 33r: bares Geld. pener, vb.refl., se pener, passim, sich um etwas bemühen (hier immer mit devoir, z.B. se doivent pener). peneau, -eaulx, -iaulx, s.m.sg./pl., 40r: Beplankung, Paneel, Palissadenzaun. pension, s.f., 57v: Bezahlung. peonniers, pionniers, s.m.pl., 11v, 40v, 41v: Fußsoldaten, die Erdarbeiten erledigen. peril, -z, -lz, s.m.sg./pl., passim, Gefahr. pertuis, s.m.sg./pl., 34v, 35v: Loch. piece, s.f., Stück; 54v: en piece, adv., nie; 54v: et en piece ne eussent ce souffert les anciens, und die Alten hätten dies nie geduldet. pierrieres, s.f.pl. 36r: Steinhaufen. pieur, s.m., (Substantiv, gebildet von pire, adv. schlechter) 33v: schlimmstmögliche Situation; sembla à yceulx souldoiers que les Rommains en devoyent avoir du pieur, diesen Söldnern schien es so, dass die Römer [in der bevorstehenden Schlacht] unterliegen mussten, siehe pis, pyz. piller, vb., 77v, plündern; pillart, -ars, s.m.sg./pl., 5r, 12v, 79r, Plünderer. piquenaires, s.m.pl., 41v, Pikenier.

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pis, pys, adv., passim, noch schlimmer (< lat. pējor, pejus). piz, s.m., Brust (< lat. pectus > nfrz. poitrine, nicht mit pis/pys, schlimmer, zu verwechseln). plannere, adj.sg.f., (Variante von plenier), 14v, 17v: en plannere bataille, mitten im Kampf, im Schlachtgewühl. plantureuse, adj.f.sg., reichlich, üppig; 26r: Mieulx vault laissier, après arrengé de bataille, assez d’aydes que trop plantureuse bataille faire, es lohnt sich mehr, genug Hilfstruppen einzusetzen, wenn die Schlachtordnung [bereits] organisiert ist, als [von vorneherein] eine ausgedehnte Schlacht zu führen. plataines, s.f.pl., Tafel, Schilder; 44v: Si soit le dit fer gitté en l’engin dehors (…) et contre ce fer ne puet avoir deffence cuir cru, ne meesmement plataines de fer, das [glühende] Eisen, wie oben beschrieben, soll in die Kriegsmaschine draußen vor der Mauer hineingeworfen werden, (…) und gegen dieses Eisen bietet weder rohes Leder Schutz noch Eisenblech. plattes, s.m.pl., 57v: buchstäblich, Teller, aber hier im übertragenden Sinne von ‚Ausstattung‘. plombees, plommees, s.f.pl., 37r, 39v, 41r: Bleigeschoß. podestat, s.m., 69v: Schlichter in Rechtsstreitigkeiten (hier ein Italianismus, sonst als poestat im Afrz., und als potestat im Mfrz. attestiert). pointure, s.f., Stich; 33r: l’envieuse pointure, der stechende Neid. pois, poiz, poix, n.m.sg., 18v, 35r, 47r: Pech (nfrz. poix < lat. pix); Gewicht (nfrz. poids < lat. pensum) 6v: tant que l’excercice de leur office passe en poix et peril tous autres, de tant y affierent plus convenables parsonnes, sofern die Ausübung ihres Amtes in Sachen Gewicht und Gefahr alle anderen [Ämter] übertrifft, umso angebrachter ist es hier, fähige Stabsleute zu haben; 9v: de nul pois, ohne Gewicht; pois, poiz, s.m.pl., 35r, 36v: Erbsen (nfrz. pois < lat. pisum). poppe, s.f., 28r: Poop, Poopdeck. port, pors, s.m.sg./pl. passim, Hafen. posterne, s.f., 46r: Hintertürchen, Türchen in einer Festungsmauer (< lat. posterula). potagier, vb., einen Eintopf kochen, 36v: vint douzaines de grans pots de terre à potagier et cuire char, zwanzig dutzend große Töpfe, um Eintöpfe vorzubereiten und um Fleisch zu kochen. potences, s.f.pl., T-förmige Metallstütze; 40r: manteaulx … fais sur assil à potences, Kanonenabdeckungen, aufgebaut auf Axelrädern, die mit Metalspeichern gestützt sind. pouldriere, n.f., 31r, 34r: Staubwolke. poule, s.f., 58r: Henne. poulies, s.f.pl., 41r: Flaschenzug; polliettes, s.f.pl.m, 41r: kleine Flaschenzüge. poulser, vb., schieben; 9r: quant vient à poulser, main à main, des lances, wenn es dazu kommt, Lanzen im Nahkampf zu werfen… pourchacier, vb., nachverfolgen, erwirken, unterstützen; 67r: est tenuz de pourchacier de sa puissance sa delivrance devers le roy, er ist immerhin gehalten, auf eigene

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Faust die Freilassung [des Anderen] vom König zu erwirken; 67v: si comme pour traittier et pourchacier la finance d’aucun seigneur, wie wenn man die finanzielle Ausstattung irgendeines Herrschers aushandeln und überprüfen würde; 68r: quant souffrir ne voulsissions pourchacier la delivrance de ceulx qui entre leurs mains sont pris pour la foy de nostre Dieu, im Falle, dass wir nicht es nicht erdulden wollten, die Freiheit jener zu erwirken, die wegen ihres Glaubens in unseren Gott in deren Hände [der Sarrazener] gefallen sind; 69r: le Françoys n’yra mie à Gennes pourchacier sa debte, der Franzose würde nie nach Genua reisen, um diese Schulden einzutreiben; 50v: ne pourchacera le dommaige de son dit seigneur, ne en lieu ne sera, à son sceu, où [dommaige] pourchacié soit, [er vepflichtet sich], dass er nie Schädigungen gegen seinen schon genannten Herrn unterstützten wird, und, nach bestem Wissen, auch nicht dort, wo dies passieren könnte, [unterstützen würde]; p.perf.adj.f.sg., pourchaciee, 71v: un homme est accusez de traÿson avoir faitte ou pourchaciee contre son prince, einem Mann wird vorgeworfen, Verrat gegen seinen Prinzen begangen oder unterstützt zu haben; 3.pr.sg.pr., pourchace; 3.pr.sg.fut., 70r: et est escommeniez par nostre dit Saint Pere qui mal leur fait et pourchace, und derjenige, der ihnen Böses antut oder solches unterstützt, wird durch unseren Heiligen Vater exkommuniziert. pourmener, vb., 33v: führen. pourparlé, p.perf./adj.sg.m., 46v: ausgehandelt. pourpoins, s.m.pl., 34r : Wams. pourpris, adj.m.sg./pl., 18, 45r: gefangen genommen, eingeschlossen; 45r: sy estoyent les murs pourpris d’eschielles de toutes pars, und so wurden die Mauer an allen Seiten von Leitern eingefasst. pourveances, s.f.pl., 47r: Vorsichtsmaßnahmen. pourveoir, vb., passim, aufmerksam sein, Vorsichtsmaßnahmen treffen, vorausschauen, vorbereiten, Abhilfe schaffen (< lat. pro + videre, vgl. neufrz. pourvoir, engl. provide); pourvoit, 3pr.sg.pres; pourvey, 3.pr.sg.perf., 31v: ad ce pourvey par estrange cautelle, angesichts dieser Lage schuf er Abhilfe mithilfe einer besonderen List; pourvoir + de, vb., Vorsichtsmaßnahmen ergreifen; 33v: Ad ce pourvey le saige chevetain rommain qui vit que sa gent s’en espoventoit, für diesen Fall sorgte der römische Kommandant vor, der sah, dass seine Soldaten Angst hatten; pourvut, 3.pr.sg.perf., 32r: pour ce, pourvut de tel cautelle à cel inconvenient, aus diesem Grund griff er mit Blick auf dieses Hindernis zu folgender List; se pouveoir + de, vb.reflex., sich versorgen, sichern. 16r: par l’engin des soubtilz maistres desquelz se sera tres bien pourvueu, durch den Einfallsreichtum scharfsinniger Fachleute, deren Rat er sich recht geschickt gesichert hatte; pourvueu, adj.m.sg., aufmerksam, vorbereitet, 15r: bien doit avoir avant apris l’estre des chemins, afin qu’il soit pourvueu de s’i contenir en maniere que son ost n’y puist estre surpris, [der Kommandant] muss sich gründlich mit der Beschaffenheit der Straßen auskennen, damit er Vorbereitungen treffen kann, sich an Orten aufzuhalten, an denen

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sein Heer nicht überfallen werden kann; pourvueues, adj.f.pl. versorgt, 37r: pourvueues d’iaue doulce, mit frischem Wasser versorgt. pousse, s.m., Daumen (vgl. nfrz. pouce); 40r: d’un pousse d’espes, daumendick. prescripcion, s.f., 72v: gesetzliche Vorgabe, Vorschrift. presens, s.m.pl., 63r: die Anwesenden; adj.m.pl., 73v, anwesend. presser, vb., drängen, zwingen; 18r: presse, 3.pr.sg.pr., drängen, s’il advient … que ton ennemy te presse fort de prendre jour de bataille, sollte es vorkommen, dass Dein Feind Dich entschieden zur Schlacht drängt. preux, adj.m.sg. 1r, 10v, 25v, 39r, 58v: tapfer, edel, nützlich, heldenhaft (< vulg.lat. prode < lat. prodesse, nützlich sein; vgl. Les Neuf Preux, dt. Die Neun Helden, dargestellt ca. 1330 im ‚Hansasaal‘ des historischen Kölner Rathauses). preudefemme, n.f., 72v: anständige Frau, siehe preud(h)oms. preud(h)oms, -me, -s, s.m.sg./pl., 13v, 14r, 19v, 37v, 70v, 77r: kluger, vorsichtiger, rechtschaffener Mann; preudommie, s.f., 53v: Aufrichtigkeit (< preux; ein Fall von semantischer Verschmelzung von preux und prudent). previle(i)ge, -s, s.m.sg./pl., 61v, 62r, 62v, 63r, 67r, 67v, 76r: juristische Sonderregelung, ad personam gebunden (< lat. privus + lex); previlegié, -ee, -ez, adj.m.f.sg./pl., 51r, 51v, 53r, 70r: durch einen juristischen Sonderstatus geschützt. preu, s.m., 19r, 54v, 55r: Gewinn, Vorteil (< lat. prode, siehe preux); 55r: se dire me veulx que grandement ait fait le preu de la dame, je te respons que plus grant a fait le sien propre, falls Du mir sagen willst, dass er für die Dame viele Vorteile geschaffen hat, antworte ich Dir, dass er eigentlich viel größere Vorteile für sich selbst geschaffen hat. procuracion, s.f., Vollmacht, 66v: se un homme donne à un autre procuracion de certaines choses faire, n’est mie à entendre pour ce que il lui donne generalle, wenn man einem Anderen eine Vollmacht dafür ausstellt, bestimmte Sachen zu erledigen, sollte man nie zulassen, dass man so verstanden werde, als ob man dem Anderen eine generelle Vollmacht gewähre. procure, 3.pr.sg.pres, < procurer, 50v: bewerkstelligen. procureur, -s, s.m.sg./pl., 49v, 73r: juristischer Vertreter, Vollmacht. prolisse. adj.f.sg., 26r: wortreich (< lat. prolixus). prommesce, -esse, -s, s.f.sg./pl., passim, Versprechen. propos < à propos, adv., passim, umsichtig, vernünftig prouesce, s.f., 38r, 55r: Tapferkeit (< lat. prode; vgl. preux). prouue, s.f. 28r: Bug, Vorschiff (< lat. prora; vgl. engl. prow). prudence, s.f., 5v, 26r: Vorsicht, Umsicht; prudent, adj.m.sg., 76r: vorsichtig (< lat. prudentia Vorwissen, Kenntnis, Erfahrung < providentia, Voraussicht, Vorsorge). puisier, vb., 35v, 36v: [Wasser] aus einem Brunnen schöpfen (< lat. puteus). quanque, conj., passim, ebenso wie, ebenso sehr wie (< lat. quantus); tout quanque, 2v, 5v, 13r, 56v: alles was, ebenso viel wie: 2v: car, dist il, tout quanque homme y

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puet faire ne dure que un aage, denn alles, sagt er, was ein Mensch hier schaffen kann, dauert bloß ein Menschenleben. quantes, adj.f.pl, 51r: soviel; toutes les foiz et quantes foiz, „immer und immer wieder“. quaques, s.m.pl., 36v, 40v, 41r: Eichenfass (vgl. nfrz. caque). quarré, adj.s.m., rechteckig; bois quarré, 27r, 40r, 41r: Kantholz. quarreure, s.f., Quadrat (nfrz. carrure); 39v: deux grans manteaulx à plate, chacun manteau de .xxiiij. piez de long et de .xvj. piez de hault, et sont tous faiz de boys, de .j. pié de quarreure, et d’asselm de blanc bois de cinq doye d’espes, et à chacun six roues d’ormeau et fossé ès coustez, zwei große, flache Schutzabdeckungen, jede vierundzwanzig Fuß lang, sechzehn Fuß hoch, alles aus einem Quadratfuß Holz hergestellt, mit einer Bordkante aus weißem Holz, mit einer Dicke von fünf Zoll, und jede mit sechs Rädern aus Ulmenholz, die an den Seiten eingeritzt sind. quelconques, adj.m./f.pl., passim, etliche. quenouilles, s.f.pl., 2v: Rocken bzw. Spinnrocken (< mlat. colucula < lat. colus). queue, -s, s.f.sg./pl., passim, eine Tonne (< lat. cauda); 16r: queues vuides, leere Tonnen (für eine Ponton- bzw. Schwimmbrücke); 41r: queues fermans à clef, abschließbare Tonnen. quitte, quittes, adv. und adj.m./f., sg./pl., 26r, 53v, 61v, 63v, 74r: ruhig, friedlich, in aller Ruhe; entbunden (von einer Pflicht), finanziell erledigt; 26r: Hannibal s’en cuidoit aler baudement et quitte atout les proyes, Hannibal dachte sich, frischfröhlich und ruhig mit seiner Beute abziehen zu können; 61v: leur deüst bien avoir souffit la saisine de la forteresce et que les dames quittes s’en alassent, es hätte [den Belagerern] die Einnahme der Festung wohl reichen müssen, so dass die Frauen in aller Ruhe von dort aus hätten abziehen können [d.h., ohne vergewaltigt zu werden]; quittement, adv., 7r: bedingunglos. quittoit, 3.pr.sg.impf. < quitter, vb., entbinden; 53v: pour ce, te dis que ycelluy n’en seroit point quittes, quelque affayre que eüst en ses besoingnes, se, de grace especial, le prince ou chevetain, qui de ce a la charge, ne l’en quittoit, aus diesem Grund sage ich Dir, dass dieser von seiner Pflichten nicht entbunden werden kann, egal, was er sonst an notwendigen Angelegenheiten zu erledigen hätte, sofern der für ihn verantwortliche Prinz oder Kommandant ihn nicht durch eine besondere Gunst von diesen Pflichten entbindet. rains, s.m.pl., 10r: Lenden, Rückenmuskel (< lat. renes; vgl. nfrz. reins). raint, p.perf. < raiembre, vb., 33r: zurückkaufen (< lat. redimere). raison, rayson, -s, s.f. sg./pl., passim, Begründung, Vernunft; droit et raison, 59r, 78v: Gesetz (laut Gewohnheitsrecht) und geschriebenes Recht (römisches Recht). Siehe droit. ramenteu, -e, p.perf.sg.m/f., < ramentevoir, in Erinnerung rufen, 26v, 52v, 79v: in Erinnerung gerufen; ramentevons 20v, 1.pr.pl.imp., rufen wir in Erinnerung (< lat. re + [in] mentem habere). rames, s.f.pl., 28r: Ruder (< rame, Baumzweig < lat. ramus).

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ramille, -s, s.f.sg./pl., passim, gebündeltes Kleinholz, Strauchwerk, Reisig (dim. mfrz. rame, nfrz. rameau). ramper, vb., 9v: kriechen. rapines, s.f.pl., 3r: Vergewaltigungen. rappareillier, vb., 36r: reparieren, ausbessern. rassadier, vb., 8r: sättigen. rassis, adj.m., stabil, ruhig; 7r: rassis en contenance, eine ruhige, selbstbeherrschte Haltung. rastiaulx, s.m.pl., 13r: Rechen (nfrz. râteau). rataindre, vb. wieder einfangen; 18r: rataindre mieulx les ennemis que ilz ne s’en donnent de garde, et les avoir par certains agaiz, die Feinde besser dann einzufangen, wenn sie nicht achtgeben, und sie dann mithilfe eines Hinterhalts zu schnappen. ravir, vb., berauben; 25r: il les laisse eschapper, si que ravir se puissent, er lässt sie entkommen, unter der Bedingung, dass sie sich berauben lassen; ravies, part.perf., adj.f.pl. < ravir, rauben; 3v: aultres choses par autruy ravies, andere Sachen, die von anderen geraubt wurden; ravissables, adj.m.pl., 57v: gierig. ray, s.m., 52r: Sonnenstrahl. raziers, s.m.pl., Rasière, eine Trockenmaßeinheit, in etwa ein halber Hektoliter (nfrz, rasière < mlat. rasum, raseria, [vgl. DuCange, VII.19b: mensura annonaria, Maß für Getreide]); 40v: soixante raziers de cherbon de terre, dont les trois raziers font deux sextiers, deux cens sacs de charbon de bois, sechzig Rasières Braunkohle, wobei drei Rasières zwei Sestel ausmachen, zweihundert Säcke Holzkohle (vgl. Caxton, 158: /lx/ chaldernes [= engl. cauldron, dt. Kessel] of see colys, two hondred sakkes of charecolys). Siehe charbon, sextier. reamplis, adj.m.pl., 35r: neu aufgefüllt. reançon, s.f., passim, Lösegeld (vgl. engl. ransom). recellee, s.f., Versteck; 16v: en recellee, insgeheim. rechaciez, p.perf./adj.m.pl., 46v: zurückgeschlagen, zurückgeworfen (buchstäblich, zurückgejagt). recousant, pr.part. < recoudre, vb., wieder zusammennähen; 69v: recousant ses soulez, beim Zusammenflicken seiner Schuhe. Die Stelle zeigt einen Schuster, der als Schlichter im Rechtssteit eingesetzt wird, und der sich als Ritter „mit Gold in seinem Gürtel“ verkleidet, dennoch gleichzeitig seinem bürgerlichen Beruf nachgeht, und spielt dabei auf das Sprichwort Sutor, ne supra crepidam (Schuster, bleib bei Deinen Leisten) an. Vgl. nfrz. chacun son métier, les vaches seront bien gardées; engl. a cobbler should stick to his last; die Quelle der ursprünglichen Geschichte, die danach sprichwörtlich geworden ist, ist Plinius, Naturalis Historia, XXXV, 84 (hg L. Ian/C. Mayhoff, Leipzig: Teubner, 1892–1909), V, 260: ne supra crepidam sutor iudicaret, quod et ipsum in proverbium abiit. Dass Christine bei der Bezeichnung des Berufs des podestat zwischen savatier und couturier

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variiert, mag sich durch eine mögliche Konfusion zwischen sutor und sartor erklären. recouvrer, vb., passim, wiedererlangen, zurückerobern; vb.refl., 25v: ceulx, que on tenoit au dessoubz et avoir du pis de la bataille, se sont recouvrez, diejenigen, die man niederhielt und welche die schlimmste Lage in der Schlacht hatten, haben sich wieder erholt. recule, 3.pr.sg.pr. < reculer, vb., zurückziehen, zurückschieben; 43r: Sy donne ses coups tout en la maniere que un mouton recule quant il veult ferir, er schlägt [seine Feinde] dergestalt, dass er sich wie ein Rammbock, zurückzieht, bevor er zuschlagen will. refrener, vb., 5v: mildern, herunterspielen. regarnir, vb., Nachschub leisten; 25v: regarnir d’ommes frefs les siens, seine Soldaten mit frischen Truppen verstärken. relainqui, p.perf., < relainquir, 59v: verlassen. relevé, p.perf. < relever, wieder aufrichten; 44v: en maniere que estre ne pot relevé, in einer Weise, dass sie nicht wieder aufgerichtet werden kann. relief, s.m., 33v: Überreste. religion, s.f., 60v: entrer en religion, in einen Orden eintreten. rementoit, 3.pr.sg.impf. < ramenter, wieder in Erinnerung bringen (< lat. mentē + habere); 70v: une decretalle rementoit une telle histoire, eine Dekretale brachte eine derartige Geschichte wieder in Erinnerung. remuer, vb., austauschen (lat. re- + mutare), 54r: un mois après que il veult remuer sa gent, einen Monat, nachdem er seine Soldaten austauschen wollte; remua, 3.pr. sg.perf., verlegen, 61v: quant Charlemaine remua l’estude general de Romme par la voulenté du Pape à Paris, als Karl der Grosse das studium generale dem Willen des Papstes folgend von Rom nach Paris verlegte. renc, -s, s.m.sg./pl., 22v, 33v, 38v, 41r, 42r: Reihen; 22r: leurs banieres et enseignes levees sont par plusieurs rencs, les uns apres les autres, onniement mis, ihre Banner und Insignien wurde in mehreren Reihen aufgestellt, und, eins nach dem anderen, gleichmäßig verteilt. repostement, adv., 18v: heimlich. repoulser, vb., 18v: zurückwerfen. reppasser, vb., schützen, bewahren; 67v: puisque fait seroit, n’est droit qui y venist à temps, ne qui reppasser le peust, wäre es bereits passiert, gäbe es [nachträglich] keine rechtliche Möglichkeit, die rechtzeitig angewendet werden könnte, oder die es kompensieren könnte. residemment, adv., 57v: als Wohnsitz. respitee, adj.f.sg., verschoben; gerettet, verschont, 58v: la vie lui doit estre respitee, sein Leben soll verschont bleiben (vgl. engl. respite < lat. respicio, respectus). ressoingnent, 3.pr.pl.pr.subj < ressoigner, 18v: fürchten. retrenchier, vb., 49v: zurückschneiden, ausästen [von Bäumen]. retreoyent, 3.pr.pl.impf.refl. < vb. retraire, 15r: sich zurückziehen.

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ribaudequins, s.m.pl., Anm. 95 zu I.xxiij., eine kleine, mobile Kanone, die anscheinend seit Mitte des 14. Jh.s viel in Flandern und Burgund eingesetzt würde: semblables engins de ceulx que on nomme ou temps present ribaudequins, car tout ainsi estoient assis sur roues, ähnliche Kriegsmaschinen wie denjenigen, die man heutzutage ribaudequins nennt, denn sie sitzen allesamt auf Rädern (< ribaud, Freischärler, Schurke tapissant, pr.part.; 26v: quant tu scez que les espies des ennemis se vont tapissant environ ton ost…, wenn Du weißt, dass die feindlichen Spione um Dein Heer versteckt unterwegs sind…; tappie, adj.s.f., 33r: versteckt. targes, s.f.pl., 2v, kleines, rundes Schild, oft aus Leder (< germ *targa, vgl. nhd. Tartsche); targier, vb., 2v, 34v: schützen; targiez, p.perf./adj.m.pl., 23r: geschützt. tarieres, s.f.pl., 13r, 47v: Schneckenbohrer (< mlat. taratrum < lat. terebra). tarir, vb., 35r: (mit Bezug auf eine Quelle) austrocknen, versiegen. tascher, vb., versuchen (nfrz. tâcher < lat. taxare); 20r: tasche, 3.pr.sg.pr.; 25v: taschast, 3.pr.sg.subj.perf. teil, s.m., Baumrinde von der Linde (teil = nfrz. tilleul < lat. tilia), die zur Herstellung von Seilen verwendet wurde; 36v: deux cens toises de cordes de teil, zweihundert Klafter von Lindenholzseilen. tendis, adv., in diesem Augenblick, währenddessen (sonst tandis geschrieben < lat. tam diu); 42v: et se chaucee y avoit, pont ne autre grosse riviere qui venisist emplir les fossez, ycelle compaignie là pourroyent tendis rompre et donner voye à l’iaue d’aler autre part, und sollte es dort einen Damm geben, oder eine Brücke, oder eine Uferbefestigung, diese Truppe könnte dort währenddessen durchbrechen und das Wasser in eine andere Richtung leiten. tenuement, adv., 16r: leicht. terme, -s, s.m.sg./pl., 21v, 32v, 39r, 52v, 66v: Begriff, Bedingung, Frist; 21v: en plus entendibles termes, in noch verständlicheren Begriffen; 39r: en termes generaulx, im allgemeinen; 52v: Et avec tout ce, est assavoir, quoyque ilz en facent tous, ou la plus grant partie, petit de compte que tous ceulx qui excedent et passent, si que dit est, en l’excercice d’armes, les termes de droit de guerre, quelque soit la querelle, ou juste ou non, si que les loix l’ont limité, ilz se dampnent et perdent, und bei alledem heißt das, dass es, was auch immer sie tun, kaum von Bedeutung ist, wenn ihre Feinde die Bestimmungen des Kriegsrechts überschreiten und verletzen, was auch immer der Streit sei, ob er gerecht sei oder nicht, ob die Gesetze den Gebrauch der Waffen beschränkt haben, sie haben sich selbst zur ewigen

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Verdamnis verurteilt und sind verloren; en termes, adv., wie es sich ergibt, noch detaillierter, 63r: je te vueil mettre une autre question en termes, ich möchte im Hinblick darauf noch eine andere Frage stellen; en terme, adv., fristgerecht, 32v: le jour devant le terme de la promesse, am Tag vor dem Auslaufen der Zusagefrist; 66v: Sy demande et requier que tenuz me soit, et en terme, selon ce que il contient, daher verlange und fordere ich, dass [die Bedingung meines freien Geleits] respektiert wird, und dies fristgerecht und gemäß seinem Inhalt. terrouer, terrouoir, s.m., 67r; 34v: Gebiet. thelenon, s.m., 45r: Belagerungsmaschine mit einer hochgestellten Rampe, die wie eine Wippe eingesetzt wird. Christine übernimmt den Terminus von Vegetius tolleno („Schwingbalken, Hebemaschine, Kran“; „Belagerungsmaschine“). Es ist das Etymon für das italienische Wort altalena (Wippe), das hier die Bedeutung ‚eine Kriegsmaschine‘ hat, welche die Soldaten auf der Mauer einer belagerten Stadt aufstellen. Diese Kriegsmaschine wird von Vegetius (IV, 21) so dargestellt: Tollenno dicitur quotiens una trabes in terram praealta defigitur (Es wird tollenno genannt, sooft ein hochgestellter Schwingbalken [als Kran] in die Erde hineingeschlagen wird). Bei Vignays Übersetzung von Vegetius lautet der Text: Tollenon est diz quant uns hauz trez est fichiez en terre (man spricht von ‚tollenon‘, wenn ein hoher Balken in die Erde hineingeschlagen wird). In der anonymen Version von 1380 heißt es: Tollenone est quant l’en fiche en terre un tref de travers (ein tollenone wird dann [eingesetzt], wenn man in die Erde einen Querbalken in die Erde hineinschlägt). Bezeichnenderweise weicht Christines Text hier leicht von Vignays Übersetzung und auch von der anonymen Übersetzung von 1380 ab. tillole, tilloules, tiloules, tioles, tyoles, siehe arbalestre. tonnelez, s.m.pl., 40r: kleine Fässer (< tonnelet). tort, -s, s.m.sg./pl., passim, Unrecht, Übeltat, Missetat; à tort, adv., passim, zu Unrecht. tollir, toulir, vb., (< lat. tollere), 31r, 44v, 50r, 77v; 35r, 35v: abnehmen; touloit, 3.pr. sg.impf., 34r; toult, 3.pr.sg.pr.; 74r: toulue, p.perf.sg.f., 35r. toudis, toudiz, adv., 24r, 25v, 45v; 20r, 59r, 63v: immer, zu jeder Zeit. toupillons, s.m.pl, Stopfer, Pfropfen; 44r: estoupes à grans toupillons, Werg, das aus großen Pfropfen hergestellt wird. tournelle, s.f., 44v: Türmchen. tourneurs, s.m.pl, 40v: Drechsler. tourner, vb., passim, wenden; 22v: faire tourner leurs batailles en esquierre, ihre Kampftruppen im Rechteck aufstellen; 22v: tourner en fuite, flüchten; 24r, 24v, 25r: tourner/-ez le(s) dos, den Rücken zudrehen, 17v; 56r: n’estoit rayson que leurs biens pris – et que siens n’estoient mie – lui deüssent tourner à deffalcacion de sa debte, es wäre nicht richtig, dass [die Beute, (d.h. das nach Kriegsrecht von ihm in Besitz genommene Eigentum, die de facto aber nie sein Eigentum war] – von der Summe, die man ihm schuldete, abgezogen werden sollte (vgl. Caxton, 210: it was not reason that theyre goodes taken and that were not his / shulde tourne to him to the abolicyon of that that he owed hym (zur Debatte hier steht die Frage, ob der

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Ritter Schulden eintreiben durfte, die ihm zustanden, bevor er sich durch Kriegsbeute bereichert hatte); tourner à prejudice, zum Nachteil gereichen, 62r: Sy n’est droiz que au roy, ne à sa terre, doye tourner à prejudice nul previliege, Daher ist es nicht rechtens, dass irgendein Privileg dem König oder seinem Land zum Nachteil gereiche; 66v: par especial en fait d’armes, jamais tel chose ne seroit souffert passer, car tourner pourroit à prejudice à la personne qui le donroit, ganz besonders was Heldentaten betrifft, dürfte so etwas keinesfalls passieren, denn es könnte jener Person zum Nachteil gereichen, die es [das freie Geleit] gewährte; 61r: Sy leur doit tourner à grant honte d’emprisonner femmes, enfans, gens impotens, ne vieillars tournez, es soll ihnen zur größten Schande gereichen, dass sie Frauen, Kinder, geschwächte Menschen und Greisen im Gefängnis halten; tournez, adj.m.sg., 44v, umgedreht; rains bien tournez, adj.m.pl., 10r, gut trainierte Rückenmuskeln; tournez vers, p.perf./adj.m.pl., 32r, direkt vor jdn. gestellt; 43v, adj.m.sg. gedreht; tournoyent, 3.pr.pl.refl.impf., 32r < se tourner: quant ils se tournoyent de leur part, wenn sie sich ihrerseits von ihrer früheren Opposition abwandten. tours, s.f.pl., passim, Wandel-, Belagerungstürme. tourteaulx, tortiaulx, s.m.pl., 35v, 40v, 41v: kleine, runde, küchenförmige Feueranzünder. touttesfins, s.f. > à touttesfins, adv., 44r: endlich. traire, vb. ziehen, abschiessen; 9v: traire de fonde, mit einer Schleuder schießen; 34v: engins et traire dehors, um Kriegsmaschinen aufzustellen und sie nachher herausziehen und einsetzen zu können; 36v: traire yaue, Wasser schöpfen; 40r: traire du canon, von der Kanone abschießen; 44v: autres engins convenables à traire le merrien et fustaille, andere Geräte, die geeignet sind, um Bauholz abzuladen; 44v: traire ès diz engins, „in die besagten Belagerungsmaschinen hinein zu schießen“; traittes, adj.f.pl, 47r: abgeschossen; 47v: traites au voille, adj.f.pl., (Brandpfeile) auf ein Segel abgeschossen; treoient, 3.pr.pl.impf, 10r: mettoient la bonne là où ilz treoient, wohin sie auch immer ihre Pfeile abgeschossen hatten, trafen sie ins Schwarze. trait, traiz, s.m.sg./pl., passim, Pfeil, Geschütze; Abschießen; 11r: artillerie de tout trait, Geschütze aller Kaliber; 13r: bonnes gens d’armes avec trait, fähige Bogenschützen; 14r: laquel partie a (…) le plus de trait, welcher Teil [einer feindlichen Armee], der über die meisten Bogenschützen bzw. Feuerkraft verfügt; 15r: gent de trait, Bogenschützen; 21v: le trait portez par le vent, der Pfeil, der vom Wind getragen wird bzw. mit dem Wind abgeschossen wird; 25r: le trait des arcs, s.m., das Abschießen der Pfeile, 27r: soubdainement leva un vent contraire si grant que le trait des arcs (…) n’ot si que point de puyssance, plötzlich kam ein so starker Gegenwind auf, dass die abgeschossenen Pfeile kaum Kraft hatten; 40v: abillemens de trait, s.m.pl, die Ausstattung eines Pfeils. traÿtres, s.m., 15v: Verräter; adj.m.pl. 20r: verräterisch; traÿtreusement, adv., 15v: verräterisch; traïteur, s.m., 20r: Verräter (lat. traditor). tref, -s, s.m.sg./pl, passim, Balken (< lat. trabs).

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trencheys, s.m.pl., 38v: Graben (vgl. nfrz. tranche, engl. trench; dt. Grabenkrieg = nfrz. guerre des tranchées,< lat. truncare). tresmuer, vb., 48r, 54r: auswechseln. trespas, s.m., 26r: Durchgang. trespasse, < trespasser, 3.pr.sg.pr., 63v, 64r: ein Gesetz brechen. trestiaulx, trestiaux, s.m.pl., 40r: Querbalken (nfrz. tréteau, engl. trestle, transom < lat. transtillum, transtrum). treve, -s, trieves, s.f.pl. passim, (meist pl.), Waffenruhe, Kampfunterbrechung (germ. *treuwa, mhd. triuwe). triefs, s.m.pl., 10v, 12v: Zelten. trouppel, s.m.sg., 58r: Herd; touppiaulx, s.m.pl., 45v: à trouppiaulx, als Trupp, Menschenschar: ilz vont traçant à trouppiaulx pour fourragier la ville, sie durchsuchten als Trupp die Stadt, um sie zu plündern. truffe, -s, s.f.sg./pl., 7r, 16r: Lüge; Witze; trufferies, s.f.pl., 66r: heuchlerische Lügenmärchen (vgl. nfrz. tartufferie). tuilles, s.f.pl., 45v: Dachziegel (< lat. tegulum). tumba, 3.pr.sg.perf., < tomber, vb. 30v: tumba soubz lui la chayere, der Stuhl brach unter ihm zusammen. tuteurs, s.m.pl., 61v: Vormund, Erziehungsberechtigter. vacquié, < vacquier, p.perf., 3r: [hier] sich mit etwas beschäftigen, ne peust estre reprouchié que, en la mettant sus l’occupacion d’y avoir vacquié, ait esté perte de temps, man könnte [ihr] nicht vorwerfen, Zeit verloren zu haben, während sie sich mit [dem Werk] beschäftigte; vacquoit, 3.pr.sg. impf., 62r: [hier] leer stehen: se l’eveschié de Paris vacquoit, sollte der Paris Bischofsitz vakant sein [N.B.: Paris wurde erst 1622 zur Erzdiözese erhoben]. vaillans, vaillant, adj.m.sg./pl., passim, tapfer; vaillant, s.m., 60v, Eigentum, Wertsachen. value, s.f., Wert; 57v: pou de value, von geringem Wert; à la value, mit einem Wert [von], 66v: cestui que vous menez est mieulx à la value de vous conduire que vous lui, derjenige, den Sie führen, ist besser geeignet, Sie zu führen, als Sie ihn. vantise, s.f., 7r: Eitelkeit. varlez, s.m.pl., 22r: Diener. vasseaulx, s.m.pl., 47r: Behälter. vaulx, s.m.pl., 7v, 16r: Täler. verdeur, s.f., 46v: Baumsaft, -harz. verges, s.f.pl., 40r: Streben. verjus, s.m., 35r, 36v: unvergorener Saft von unreifen/sauren Trauben. vermeil, adj., 79v: tiefrot. verminier, s.m., 13r: Ungeziefer. versoiant, pr.part., < verser, 62v: niederstrecken.

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 Glossar für den französischen Text

vet, 3.pr.sg.pr., 55v, (Variante von vait < aller, gehen, siehe voise); 76r, Variante von voit < voir, sehen. viaire, s.m., Gesicht; 21r: par le viaire, auf dem Gesicht. vigne, s.f., (< lat. vinea, bei Vegetius, IV.xv., „Weinberg, Ranke“), 43r: Belagerungsmaschine in Form einer Hütte. viretons, s.m.pl., 35v, 37r, 40v: spiralförmige Bolzen bzw. befiederte Pfeile, die sich durch die Befiederung schneller drehen sollen. vis, s.m., Gesicht; 58v: il m’est vis, mir scheint (< lat. visus, Blick). vise, 3.pr.sg.pr. < viser, 20r: achten. vistement, adv., 10v, 31r: schnell, rasch. vive, vives, adj.f.sg./pl., lebendig: sur vive roche: auf massivem Stein; 37r: vives sources de fontaines ou puis, fließende Wasserquellen für Fontänen und Brunnen; 47v: chaux vive, Branntkalk, Calciumoxid. voise, -es, -ent, auch voysent, subj. 1.2.pr.sg./3pr.sg./pl.subj. < aller; 11v: s’il est ainsi que le dit chevetain voise en entencion d’assembler aux ennemis à bataille, sollte es so sein, dass dieser Kommandant beabsichtigt, gegen seine Feinde in den Kampf zu ziehen; 23v: que tu voises autour, Du solltest die linke Flanke der feindlichen Linie umgehen; 46r: l’eure que leurs adversaires ne soient sur leur garde ou soient assis à leur mengier, ou se voisent esbatant çà et là, die Zeit, wenn ihre Feinde nicht wachsam sind, oder beim Essen sitzen, oder irgendwo hingehen, um sich zu entspannen; 47v: tandis que dure la bataille, voisent soulz l’yaue, während der Schlacht tobt, sollen [die Taucher] unter Wasser [zu den feindlichen Schiffen] schwimmen; 63v: voise en guerre: autrement est se il advient que aucun chappellain ou autre d’Eglise voise en guerre ou s’ingere de ce aucunement, der Fall liegt anders, sollte es vorkommen, dass ein Kaplan oder ein anderes Kirchenmitglied in den Krieg zieht oder in irgendeiner Weise sich darum bemüht. volans, adj.m.pl., 39v: mobil. volee, s.f., Vogelflug, 7v: à la volee, hektisch, überstürzt. voulentis, adj.m., 6r: eifrig. vueillance, s.f., Wille; 69r: la mal vueillance, Feindseiligkeit, Animosität, kriegerische Absicht. yre, s.f., 30v, 31r, 45v, 75v: Wut, Zorn. ysnelleté, s.f., 8v: Schnelligkeit; ysnellement, adv. 24r: schnell, flink. ytant, adv., soviel; 72v: non neccessaire chose à plus en dire, ne mais ytant que il est à entendre que ycestes batailles se font aucunesfoiz par les principaulx personnes, es ist nicht notwendig, noch etwas dazu zu sagen, außer nur, dass es sich versteht, dass diese Kämpfe manchmal zwischen den Hauptpartien ausgefochten werden.

Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text Abel  147v – zweiter Sohn von Adam und Eva, dessen Opfer von Gott angenommen wird. Acariolo  62r, 62v, 69v, 70v, 71r – Acariolo, Acarialo, hertzogen von Dacie. Acherey  s. Hanns Acherey. Æmilius  62v, 77v – Lucius Æmilius Paullus Macedonicus (um 229–160 v. Chr.), römischer Politiker und General. Afrika  11r, 18r, 19r, 39r, 65r, 67v, 68v, 70r, 72r, 72v, 80v, 81r – Affrick, Affricke, Affrique, Affrickett. Agram  s. Tigranes II. Alexander I.  62r, 62v, 67v, 68v – Alexander, Allexander, Alexander I. von Epirus (um 370–331 v. Chr.), auch bekannt als Alexander, der Molosser, ein Onkel Alexanders des Großen, Allexander von Pire. Alexander III.  9v, 13v, 34v, 36r, 62v, 74r, 75v, 118r – Alexander, Allexander, Alexander III., Alexander der Große von Makedonien (356–323 v. Chr.), König von Makedonien und Hegemon des Korinthischen Bundes, Feldherr und Eroberer, der groß Allexander, der kung Alexander, von dem grossen Allexander. Alpen  6v. Ammon  130r – Land der Ammoniter östlich des Jordans, das lannd von Amonee. Amulcra, Almicra  s. Hamilkar. Antiochos, -us  11r, 41r – Anthiochus, Antiochos III., der Große (242–187 v. Chr.), König des Seleukidenreiches, herre des michlen teils von Oryent. Apulien  6v, 18r – Pulle, Půll. Aragón  121v, 122r, 128v – Arragun, künig von Arragun. Aristoteles  88v – (384–322 v. Chr.), Philosoph. Artick  94r – Name/Bezeichnung einer Kanone. Asien  41r, 74r – Aïse, Asia. Assyrien  41r – Assire, kunge von Assire, von Aïse und von Europp, genant Anthiochus. Asti  164v – statt zů Ast. Augustus  62v, 74v – Cesar Augustus, Augustus (63 v. Chr.–14 n. Chr.), erster römischer Kaiser. Avignon  167v – Avyon, Murendorff by Avyon. Aymo  s. Hanno. Babylon  38v – Babilonia. Bataüs  s. Bochus I. Bayonne  s. Bordeaux. Belius  65v – einen sinen ritter genant Belius. Bituitus  18v, 109r – (2. Jh. v. Chr.), König der Arverner. Boccaccio  s. Boethius. Bochus I.  54v – Bataüs, König von Mauretanien (um 110–80 v. Chr.), mitt den zweyen kungen von orient vachent mitt grosser macht, die da hiessent Jugurta und Bataüs. Boethius  6r – Boecius (Anicius Manlius Torquatus Severinus Boëthius (475/480–524)), spätantiker christlicher Gelehrter und Philosoph – Boethius hier irrtümlich anstelle von Boccaccio. Bologna  13r – Bolonie. Bordeaux  115r, 145v, 147v, 148r, 158v – uff dem port ze Bordeaux oder ze [Bayonne]. Boyaux  62r, 67r – statt von Woyaux, nach Boii (nach dem keltischen Volksstamm der Boier; Schlacht in der Silva Litana 216 v. Chr.)? Bramus  s. Brennus. Brennus  89v – Heerführer der keltischen Senonen, die im Jahr 387 v. Chr. die Stadt Rom geplündert haben, hertzog Bramus von Sciene.

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 Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text

Britannien  188r – Britanien, dem hertzogen von Britanien. Burgund  190r – Burgundien. Burgundien  s. Burgund. Caesar  23v, 48v, 62v, 73r, 74r, 77v – Cesar, Gaius Julius Caesar (100–44 v. Chr.), römischer Staatsmann, Autor, Feldherr, Eroberer von Gallien. Calais  145v – Kallas. Camillus  89v – Camulus, Marcus Furius Camillus (um 446–365 v. Chr.), römischer Staatsmann und General. Camulus  s. Camillus. Cannae  18r, 58r, 59v, 80v – Canes (2. August 216 v. Chr. Schlacht von Cannae), größter militärischer Sieg der Karthager unter Hannibal gegen Rom im Zweiten Punischen Krieg, im stritt ze Canes. Capua  106r – Capue, der statt Capue. Cates  s. Chares. Cato  7r, 16r, 23r – Katho, Marcus Porcius Cato der Ältere (234–149 v. Chr.), Cato der Censor, Politiker und Begründer der römischen Prosa. Caysa  103v – statt Caysa, Artaxata (alte Hauptstadt der Armenier)? Cecilien, Cecilyen  s. Sizilien. Certarius, Certorius  62r, 65v, 66r, 90r – und von Certarius und von Dulius und von Pericles, und von Certorius und von Dulius und von Pericles, ein strenger ritter genant Certorius. Chares  62v, 74r, 74v – Crates, Cates, Chares (vor 394–324 v. Chr.), athenischer Feldherr, hertzogen zů Athenes. Chaym, Chaÿm  s. Kain. Chlodwig  13r – Des gelichen vil kungen von Franckenrich als küng Clodoner, Karle der groß und vil me. Oder Ludwig? Cicambre  s. Kimbern. Ciracuse  s. Syrakus. Claudius  23r – wohl Appius Claudius Pulcher (vor 250–211 v. Chr.), römischer Politiker und Feldherr, Konsul 211 v. Chr., Und das bezuͤ gett Claudius und spricht, das er durch die bogner und die so geuͤ bett warent, mitt spiesslinen ze werfen, gar dicke sin vÿende mitt wenig volcks uͤ berwand. Clodoner  s. Chlodwig bzw. Ludwig. Crates  s. Chares. Cristina  2v, 5r, 112r, 115v, 116v, 154r, 156r, 159r – Protagonistin. Cymbres  s. Kimbern. Cyphas  65r, 65v – kung Cyphas, desselben kunges, genant Chiphas. Daker  71r – thrakisches Volk zwischen Donau (und Theiß), Karpaten und Dnjestr, die von Dacia. Dakien  62r, 70v, 71r – Dacia, Dacie. Dareios III.  36r – Daire, Dareios III. (um 380–330 v. Chr.), der letzte Archemenidenkönig, der kung Daire. Deutsche  189v, 190r – tütsche, tutsche. Dionysios I.  62r, 62v, 66v, 67r, 67v, 75r, 75v – Denis, Donis, Tyrann von Syrakus (um 430–367 v. Chr.), – von Donis des durchaͤ chters, von Denis dem durchaͤ chter, von Denis dem durchachter, der durchaͤ chter fürste von Siracuse. Denis, Donis  s. Dionysios I. Domicius (Corbulo)  62v, 77v Gnaeus Domitius Corbulo (7 v. Chr.–67 n. Chr.), römischer Politiker und General im Westen wie im Osten des Reiches – 77v auch: Damianus.

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Duilius  62r, 65v, 66v – Gaius Duilius, 260 v. Chr. Sieg über die karthagische Flotte bei Mylae, 66r Duelius, ein beleitter der Roͤ mer here. Edward III.  12v – Edward III. (1312–1377), ältester Sohn von Edward II., dem hertzogen von Lancastre, der des kunges Eduartz von Engellantt sůn was. Emilius  s. Æmilius. Engländer  12v, 13r, 22v, 78r, 115r, 124r, 140r, 142r, 142v, 143r, 145v, 146v, 147r, 147v, 148r, 148v, 161v, 170r – Engelsche. England  114v, 115r, 134r, 141r, 141v, 142r, 143r, 144r, 145v, 146r, 147v, 148v, 157v, 162r, 163v, 170r, 188r – Engellandt, Engelland. Ephesos  75r – statt Enphese. Epaminondas  62v, 70v, 71v, 72v – Paminidas, Paminudas, Pamimundas, Epaminondas (418–362 v. Chr.), Staatsmann Thebens und Feldherr, hertzog von Tebes. Euphrat  38v – Euffart. Europa  41r – Europp, kunge von Assire, von Aïse und von Europp, genant Anthiochus. Fabius Maximus  62v, 70v, 75r, 75v, 78v – Quintus Fabius Maximus Verrucosus (275–203 v. Chr.), Staatsmann und Feldherr im Zweiten Punischen Krieg. Fabricius  31v, 47r, 48v – der gůtte hertzog Fabricius. Flandern  13v, 52r – Flemÿngen, viertzig thusent flemynngen. Florentiner  165r, 165v – Florentiner, das volck von Florencien. Florenz  11v, 163v, 165v – Florentie, Florentz, Florentzie, Florencie. Fortin  s. Sextus Iulius Frontinus. Frankreich  12v, 52r, 115r, 118r, 121v, 122r, 128v, 129v, 130r, 134r, 134v, 135v, 137r, 141r, 142r, 142v, 144r, 145r, 146r, 147r, 147v, 148r, 148v, 157v, 158r, 158v, 162r, 163r, 163v, 166r, 167r, 167v, 169r, 170r, 171v, 186v, 188r, 188v, 190r – Fraanckenrich, Franckenrich, Franckrich, Franckrich. Franzose  15r, 19r, 140r, 141r, 142r, 142v, 144r, 145v, 146r, 148r, 148v, 149r, 158r, 158v, 161v, 163v, 164r, 170r, 189v, 190r – Francosen, Francoser, Frantzoser, Frantzosen, frantzosern. Friedrich II.  169v – Fridrich, Friedrich II. (1194–1250), keiser Fridrich, der der heiligen kilchen als widerwartigk was. Frontinus  s. Sextus Iulius Frontinus. Fulvius Nobilior  62r, 62v, 69v, 70v, 71r–v Fulvius Nobilius, Marcus Fulvius Nobilior (2. Jh. v. Chr.), römischer Politiker und Feldherr, hertzog und houptman des herres der Roͤ mer. Gaius Maximus  s. Marius. Gaius Marius  s. Marius. Gallien  18v, 27v, 29r, 66r, 76r, 76v, 109r – Gaulle, Gaul. Gallier  79v, 80r – die von Gaule. Garatte  93v – Name/Bezeichnung einer Kanone. Gaulius  77v. – Aemilius Paullus Macedonicus (um 229–160 v.Chr.), besiegte 181 die Ligurer und 168 Perseus von Makedonien. Gaulle, Gaul  s. Gallien. Gaius  62v – Gayus. Genua  163v, 164r – Jennoͮ w. Genueser  163v – Jenoweser. Germanien  27v – Germanie. Griechen  19r, 19v, 108r, 111r – Kriechen, die von Kriechenland. Griechenland  6r, 6v, 22v, 35r, 62v, 78r, 78v – Kriechenland, lande ze Kriechen, Geburtsort der Minerva, 62v von einem kunge von Kriechenlandt.

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 Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text

Guillaume de Lorris  116r – französischer Autor (um 1205–nach 1240), schrieb das Werk Roman de la Rose (ca. 1225). Guyenne  12v, 124r, 158r – Guyene, statt von Guÿene, Herzogtum, im Mittelalter Kerngebiet des englischen Besitzes in Frankreich, durch das gantz lannd von Guÿene (röm. Aquitania). Hamilkar  62v, 67v, 76r – Almicar, Almicra, Amulcra, Almucar, Hamilkar Barkas (270–229 v. Chr.), karthagischer General im Ersten Punischen Krieg, Vater Hannibals, Amulcra, hertzogen ze Cartage, Almicra. Hannibal  18r, 40v, 58r, 59v, 62r, 63r, 66v–67r, 67v, 68v, 69r, 69v, 70r, 76r, 77r, 78r, 78v, 79v, 80r, 80v, 86r, 104v, 108r – Hinaball, Haniball, Hanibal (Hannibal Barkas (um 247–183 v. Chr.)), dem fursten ze Affrick, 66v–67r Hanibal, ein furste und keÿser von Cartage und von Affricke. Hanno  62v, 76r, 76v – Haymo, Aymo, Hanno der Große (2. Hälfte 3. Jh. v. Chr.), karthagischer Feldherr und Herrscher, Haymo, dem keiser ze Affrike. Hanns  s. Jean. Hanns Acherey  189r – Übersetzung von Jehan la Pie. Hasdrubal  40v, 77r, 80r – Asdruball, Hasdrabal (gest. 207 v. Chr.), karthagischer Feldherr, Bruder Hannibals. Haymo  s. Hanno. Hungern  s. Ungarn. Illyrien  62v, 67v, 68v – Ylirians, Yliriens, Ylliriens. Iphikrates  75v – Yphitrates (415–353 v. Chr.), athenischer Feldherr. Israel  130r – Ysrahel. Italien  6v, 11v, 70r, 80r, 88v, 140r, 163v – Ytalien, ze Italie. Jean  52r – Hanns, Jean sans Peur (1371–1419), Herzog von Burgund, hertzog Hanns hertzog von Burgundie. Jean de Meung  s. Johannes von Meum. Jennoͮ w  s. Genua. Jenoweser  s. Genueser. Jesus Christus  7v, 117v, 185v, 191v – Jhs [Jesus], Jhesu Christ, Jhusu Cristi. Johannes von Meum  116r – Übersetzung von Jean de Meung, Autor, schrieb das Werk Roman de la Rose von Guillaume de Lorris (ca. 1225) fort (ca. 1275). Johannes V.  167v – Johannes V. Palailogos (1332–1391), byzantinischer Kaiser, ze kempffen vor dem kunig Johannes von Franckenriche. Josua  7v – Jesus, Jhs, Nachfolger Moses und Heerführer der Israeliten, Jhs (= Jesus), bekannte (westaramäische) Variante des Namens Josua. Jugurtha  54v, 90v – Jugurth, (etwa 160–104 v. Chr.), König der numidischen Massylier in Nordafrika (Jugurthinischer Krieg 111–105 v. Chr.), mitt den zweyen kungen von orient vachent mitt grosser macht, die da hiessent Jugurta und Bataüs. Jugurth  s. Jugurta. Julius Caesar  s. Caesar. Jupiter  17v – Juppiter. Kain  147v – Chaym, Chaÿm. Kalabrien  6v – Calabre, südliche Region Italiens. Kapua  75r – Cappue. Karl der Große  13v, 142v – Karle der groß (747/748–814). Karl III.  14v – Karl der Dicke (839–888).

Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text 

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Karl V.  12r, 78r – Karolus, Karl V., der Weise (1338–1380), König von Frankreich 1364–1380, der gůtt wise küng Karolus, der funffte des namens. Karl VI.  13v, 52r – Karl VI., der Vielgeliebte, der Wahnsinnige (1368–1422), kung Karle, der jetzt herschett, der als ein kind in dem vierzechenden jare nüwe bekroͤ nett ward, Karle der Sechste. Karthager  53r, 67r, 68v, 80v, 104v, 108r – dero von Cartagiens, die von Cartage. Karthago  11r, 19v, 39r, 40v, 65r, 67r, 67v, 76r, 80r – Cartage, Hauptstadt der gleichnamigen Seeund Handelsmacht Spanioͤ ler, noch der aller mechtigost küng Anthiochus, herre des michlen teils von Oryent, das ist gegen der sunnen uffgang, die so vil volckes fůrtte an den stritt, das es unzallichen was, mitt iren wichtsamnen oliphans, noch der aller hochmechtigoste kung Mutritades. Kimbern  50r, 66r – Cicambre, Cymbres, germanischer Stamm unter Gaius Marius 101 v. Chr. Sieg bei Vercellae in Norditalien (heute Vercelli) besiegt, Cicambre und die von Thyois, die Cymbres und die Thetonicks. Kriechen  s. Griechen. Kriechenland  s. Griechenland. Lacodemonier  19v, 62v, 71v, 72r, 72v, 73r – Lacedomeniens, die von Lacedomene, die von Lacodemonien, klassischer Name für die Spartaner, Kriechen und die von Lacodemonie, mitt denen von Lacedemonie, von denen von Lacedomonien. Lamech  147v – Lamet, Nachfahre Kains (Gn 4.18), erschoss nach jüdischer Legende erblindet bei der Jagd Kain, weil er ihn für ein Wild hielt. Lampart(t)en  s. Lombardei. Langobardenreich  14v, 37r, 134v – Lamparten, Lampartten. Lancaster  12v – Lancastre, hertzog von Lancastre, der des kunges Eduartz von Engellantt sůn was. Lantulus  s. Lucullus. Latine  67r – Schlachtort zwischen Römern und den mit Hannibal verbündeten Bojern 216 v. Chr., s. auch Silva Litana. Lauris  s. Guillaume de Lorris. Lenchadie  s. Leocadia. Leocadia  75v – Lenchadie, Insel im Ionischen Meer. Leptines  62r, 67v, 68v – Laptenes, Leptenes, Leptines (um 430 – um 374 v. Chr.), Halbbruder des Dionysios von Syrakus, Flottenkommandant der Stadt, Leptenes, ein furste von Siracuse. Litana  s. Silva Litana, Latine. Lisimacus  s. Lysimachos I. Livius  27v – Titulivus, Titus Livius (wohl 59 v. Chr. – um 17 n. Chr.), römischer Geschichtsschreiber. Lombardei  14v, 37r, 134v – Lampart(t)en. London  142r – Londers. Lothringen  190r – Lutringen. Lüttich  52r – Luttich. Lucinus  s. Bituitus. Lucullus  69v, 70r, 70v, 104r– Lantulus, Leuculus, Luculus, Lucius Licinius Lucullus (117–56 v. Chr.), römischer Feldherr, kung Luculus, houptman der Roͤ mer. Ludwig  13r – Des gelichen vil kungen von Franckenrich als küng Clodoner, Karle der groß und vil me. Oder Chlodwig? Lysimachos  62r, 62v, 75r – Lisinatus, Lisimacus, Lysimachos I. (360–281 v. Chr.), General unter Alexander dem Großen, in den Diadochenkriegen Herrscher der Satrapie Thrakien, König von Makedonien, Lisimacus, dem kunge von Macidonie.

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 Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text

Mailand  164v, 166r – Meÿlandt, statt von Meÿlandt, hertzogen von Meÿland. Mailand, Herzog v.  14v – Gian Galeazzo Visconti (1351–1402), hertzogen von Meÿland. Mainz  44v, 45r– Mentz. Mainzer  107v – die von Mentz. Makedonien  70r, 70v – Macedonia. Marius  65v, 66r, 77v, 90r – Gaius Marius (158/157–86 v. Chr.), römischer Feldherr und Staatsmann, hertzog, 102 v. Chr. Sieg über die Teutonen und Ambronen bei Aquae Sextiae in Südgallien (heute Aix-en-Provence), 101 v. Chr. Sieg über die Kimbern bei Vercellae in Norditalien (heute Vercelli). Marcus  62r – hertzog Marcus, s. a. Marius. Mäye  93v – Name/Bezeichnung einer Kanone. Memnon  62r, 69v – Menale, Menole, Memnon von Rhodos (380–333 v. Chr.), Kommandant der griechischen Söldner des persischen Königs Darius III. im Krieg gegen Alexander den Großen, Von Menale, küng der von Rodis, Menole, der von Rodiß küng. Menale, Menole  s. Memnon. Mentz  s. Mainz. Messina  73r – mit denen von Messine. Metellus  63r, 79v, 80r – Metelus, Metaͤ llus, Quintus Caecilius Metellus Pius (um 130–64/63 v. Chr.), römischer Konsul und General. Minerva  6r – Minerve, römische Göttin der Weisheit, der taktischen Kriegsführung, Schutzgöttin der Dichter und Lehrer. Mithridates  11r, 90v, 104r – Mithridates VI. Eupator (ca. 132–63 v. Chr.), König von Pontos, küng Mitridates. Monfortt  94r, 97v – Name/Bezeichnung einer Kanone. Monpellier  s. Montpellier. Montpellier  188r – Monpellier. Mumence  s. Numantia. Murendorff  s. Neuendorff. Mutritades  s. Mithridates. Neuendorff  167v – Murendorff by Avyon. Numantia  89v, 108v – keltisches Oppidum (Belagerung Numantias durch Scipio Aemilianus im Sommer 133 v. Chr. während des Spanischen Krieges zwischen Rom und den Keltiberern). Numence  s. Numantia, Numence in Yspanyen land. Österreich  129v – dem hertzogen von Österich. Orient  11r, 19v – Oryent. Paminidas, Paminudas  s. Epaminodas. Papirius Cursor  62v, 73r, 73v – Papirus Cursor, Lucius Papirius Cursor (um 360 – nach 309 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker. Paris  13r, 87r, 114v, 130v, 132r, 141v, 142r, 142v, 143r, 143v, 148r, 163v, 165v, 166r, 189v – 87r des messes von Paris (‚Pariser Maß‘), Parÿss, Barys, Parÿs. Paulus  117v – sannt Paulus. Perikles  62r, 65v, 66v – Pericles (vor bzw. um 490–429 v. Chr), führender Staatsmann Athens, Pericles was ein hertzog ze Athenis. Peleponnes  66v – Poloponese. Peter  118r – sannt Peter. Peter Slegel  s. Slegel.

Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text 

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Philipp  52r – Philippe le Hardi (1342–1404), Herzog von Burgund. Piremeum  83v – Piräus, der Hafen von Athen, an dem nottuesten schloß von Piremeum; vgl. dazu die ausführlichen Informationen im Glossar zum französischen Text. Platon  11r – Platon, Plato (428/427 v. Chr.–348/347 v. Chr. in Athen) antiker griechischer Philosoph. Polenta  168r – statt ze Poulent. Polomenes  69r – Volk, dt. anstelle von frz. Heriteos. Poloponese  s. Peleponnes. Pompeius  24v, 48v, 62v, 73r, 73v, 74r, 90r – (der groß) Pompee, Ponpee, Gnaeus Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.), römischer Politiker und Feldherr, Gegenspieler Gaius Julius Caesars. Poulent  s. Polenta. Pulle  s. Apulien. Pyrrhos I.  16r, 17v, 31v, 32v, 34v, 38v, 47r, 48v – Pirus von Macedonia (ca. 319/18 v. Chr.–272 oder 273 v. Chr.), küng Pirus von Presse. Quintus Metellus  s. Metellus. Quintus Sertorius  s. Sertorius. Raÿois  s. Bayonne. Rhône  29v, 109r – Rotten, der. Rhodos  75v, 105v – Rhodes, Rodis. Rom  12r, 18r, 19r, 36r, 39r, 41v, 58r, 66v, 78v, 79r, 79v, 86r, 89v, 90r, 91r, 104v, 108r, 142v, 152r – Rom, statt von Rome, Römisches Reich, Stadt Rom. Römer  7v, 9r, 9v, 11r, 12r, 16r, 17v, 18v, 19v, 21r, 24r, 29r, 29v, 31v, 32v, 34v, 36r, 39r, 40v, 41r, 41v, 44v, 45r, 47r, 50r, 53r, 54v, 58r, 59r, 59v, 63r, 65r, 66r, 66v, 70r, 71r, 71v, 76r, 76v, 77r, 78r, 78v, 79r, 79v, 80r, 80v, 81r, 86r, 89v, 90r, 90v, 103v, 104r, 104v, 107v, 108r, 108v, 109r – Roͤ mer, Repräsentanten Roms, Krieger Roms. Romulus  89v – Romulus. Roosebeke  13v, 52r – Schlacht bei Roosebeke (27.11.1382), in dem stritte ze Rosbett, in dem stritt ze Rosebee. Rouan  143r – Rouen, ertzbistům von Rouan, von Sene. Roze  93v – Name/Bezeichnung einer Kanone. Sallust  22r – Salust, Sallust (86–35/34 v. Chr.), römischer Geschichtsschreiber. Sambuce  106r – Name/Bezeichnung eines Sturmbocks. Samniten  71v, 73r, 73v – die von Samittes, italischer Volksstamm, von denen von Samoix. Samnium  71v – Samoix. Samoix  s. Samnium. Savoyen  188r – hertzogen von Saffoÿ. Scaeva  23v – Sceva, Marcus? Cassius Scaeva, Centurio in der Armee Caesars, Sceva, der gar werde vechter und ritter von Rome. Schottland  148r – ein kunig von Schottenlannd. Scipio  23r, 33v, 48v, 57v, 62r, 62v, 64v, 65r, 65v, 69v, 70r, 70v, 77v, 78r – Scipion der Affrican, Scipion von Affrick Publius, Cornelius Scipio Africanus (235–183 v. Chr.), Feldherr im Zweiten Punischen Krieg, Staatsmann der Römischen Republik. Scipio  62v, 72r, 77v, 89v – Publius Cornelius Scipio Aemilianus Africanus minor Numantinus (185–129 v. Chr.), Eroberer Karthagos im Dritten Punischen Krieg, von Scippio dem Affricain der ander. Sene  143r – Sens, französische Stadt südöstlich von Paris, Sitz eines Erzbischofs.

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 Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text

Seneck  93v – Name/Bezeichnung einer Kanone; s. auch Seneca. Seneca  6r – Seneck (Lucius Annaeus Seneca), der Jüngere (1–65 n. Chr.), Politiker stoischer Philosoph und Autor von Briefen, Traktaten und Tragödien. Sens  s. Sene. Sertorius  62r, 62v, 69v, 70r, 70v, 72v – Quintus Sertorius (123–72 v. Chr.), römischer Politiker und Feldherr. Sextus Iulius Frontinus  2r, 62r, 62v, 73r, 77v – Fortin, Forttin, Sextus Iulius Frontin (um 35 – um 103), auch meister, römischer Senator, Soldat und Autor der Strategemata, nach sage des meisters Forttin. Silva Litana  66v – Schlacht bei der Silva Litana 216 v. Chr., Hinterhalt während des Zweiten Punischen Krieges in einem Wald nordwestlich der römischen Stadt Ariminum; die gallischen Boier überraschen und zerstören eine römische Armee von 25.000 Mann unter dem Konsul Lucius Postumius Albinus, durch den walt genant Latine. Sinope  90v – Hafenstadt am Schwarzen Meer, der statt Scinopen. Siphas  s. Syphax. Siracuse  s. Syrakus. Sizilien  63r, 67r, 75v, 76r, 79v, 80r – Cecilien, Cecilyen. Peter Slegel  189r – Übersetzung von Pierre Maillard. Spanien  65r, 66r, 80v, 108v – Yspanien, Hyspanier land, Yspanyen. Spanier  11r, 62r, 67v, 70r – Spanioͤ ler, Spanioler, Punier, Phönizier, von denen von Ÿspanien, Von denen von Hispanyen. Sulla  90r – Lucius Cornelius Sulla Felix (um 138–78 v. Chr.), römischer Politiker, Feldherr und Diktator, Silla et Marius. Syphax  70r – Siphas, (gest. um 201 v. Chr.) König von Westnumidien, versuchte, die Landung der Römer unter Scipio Africanus zu verhindern, scheiterte in seinen Bemühungen um Frieden zwischen Rom und Karthago. Syrakus  66v, 67r – Ciracuse, Siracuse. Tarent(um)  75v, 77r – Tarenta, Tarente. Teiresias  89v – weiser Seher des griechischen Mythos, hier wohl fälschlich für Polybios (um 200 – nach 129 v. Chr.), Historiker und Berater des Scipio Aemilianus Africanus. Teutonen  50r, 66r – unter Gaius Marius 102 v. Chr. bei Aquae Sextiae in Südgallien (heute Aix-enProvence) besiegt, Cicambre und die von Thyois, die Cymbres und die Thetonicks. Theben  72r, 72v. Thebaner  72r – die von Thebes. Thelemon  106r – Name/Bezeichnung eines Belagerungskrans. Thirisiaux  s. Teiresias. Tigranes II.  103v – Tigranes II., der Große, König von Großarmenien (95–55 v. Chr.), kung Agram angehortte von Armenien. Titulivus  s. Livius. Toulouse  187v – von den houptluten von Toulose. Troja  46v, 108r, 111r – Troÿ, Troÿe, Residenzstadt im Westen Kleinasiens. Tÿmas  32v – Tÿmas, des künges Pirus botte. Ungarn  129v – künig von Hungern. Urban V.  167v – Urban V. (1310–1370), Papst, der babest, genant Urbanns des funfftes des namens.

Namens- und Ortsverzeichnis zum deutschen Text 

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Valentinian  17v – Valentinian II. (371–392 n. Chr.) oder Valentinian III. (419–455 n. Chr.), jeweils Kaiser des Weströmischen Reiches, des keisers Vallentinien. Valerius  15v, 62v, 76r, 77r, 78r, 81r – Valaire, Valerius, Valesius, Velesius, Vallere, Valere, vielleicht Gaius Valerius Flaccus (gest. vor 90 n. Chr.), römischer Dichter, bekannt für sein Epos Argonautica. Valesius, Velesius  s. Valerius. Valaire  s. Valerius. Vegetius  2r, 4r, 4v, 15v, 17v, 18r, 19r, 20r, 21v, 22r, 22v, 23r, 23v, 24v, 25v, 27v, 28r, 30r, 30v, 31r, 31v, 34r, 35v, 36v, 37r, 37v, 38r, 40v, 41r, 42r, 42v, 49r, 49v, 50v, 52r, 52v, 54v, 59v, 62r, 63v, 64r, 65r, 81v, 84v, 86r, 88v, 91r, 93r, 101v, 102r, 102v, 103r, 103v, 106v, 108r, 108v, 109r, 109v, 111v, 116r – Vegece, Publius Flavius Vegetius Renatus (4./5. Jh. n. Chr.), Kriegstheoretiker, Verfasser der kriegstheoretischen Schrift Epitoma rei militaris; der Name wird nur in der französischen Form verwendet; Orientierung an seiner lere, Bezeichnung als meister. Velesius  s. Valerius. Venedig  11v – Venedie. Vergil  21v – Virgilius, (70–19 v. Chr.), Autor von Gedichten und Epen. Vincens  175v – Bois de Vincennes, Stadtwald bei/von Paris, nache by dem walde genant Vincens. Visconti, Gian G.  s. Mailand, Herzog v. Viriathus  11v – Vriacus, (180–139 v. Chr.), Anführer der Lusitaner im Freiheitskampf gegen Rom. Voiaux  62r – stat von Voiaux, s. Boyaux. Woyaux  s. Boyaux. Ylliriens  s. Illyrien. Ysrahel  s. Israel.

Namens- und Ortsverzeichnis für den französischen Text In diesem Verzeichnis wird versucht, möglichst ausführlich alle Eigennamen und Orte im Werk zu identifizieren, auch wenn einige zweifelsohne einer zeitgenössischen Leserschaft sofort erkennbar sind. Diese Vorgehensweise soll auch zukünftigen Forschern erlauben, sowohl die „literarischen Geographien“ und geographische Vorstellungswelt des Werkes besser zu erfassen als auch Vergleiche mit den literarischen Geographien anderer Autoren anzustellen.1 Die Wiederverwendung von Namen und Orten in Le livre de faiz d’armes et chevallerie, die bereits in Le livre de la Mutacion de Fortune (1403) oder in Le livre du corps de policie (1406–07) vorkommen, weist auf die Hastigkeit der Komposition des Werkes hin. Auffallend ist ebenfalls die Erwähnung etlicher militärgeschichtlicher Anekdoten aus der Antike. Gleichzeitig hat Christine manchmal wortwörtlich den Text von Simon de Hesdins Kurzfassung von Frontinus übernommen, was in einigen Fällen zu Ungereimtheiten führt (siehe unten, z.B. Gayus Marius). Christine hatte bereits 1406–07 in Le livre du corps de policie diese Kurzfassung von Frontinus verwendet, wie Angus Kennedy in seiner Edition gezeigt hat (Kennedy 1998). Abel, 62v, Abel (Gen. 4.1–18) Acoriolo, 20v, 29v, 30r, Der Name Scorylo dux Dacorum, Scorylo, Feldherr der Daker, wird in lateinischen Quellen nur bei Frontinus (I,10) erwähnt, dessen Text im 9. Jh. von Sedelius Scotus exzerpiert wurde. Sonst ist nichts über ihn überliefert. Christines Quelle ist die Kurzfassung von Frontinus, in der er Acoulo genannt ist. Affrique, 20v. 27v, 28v, 29r, 29v, 30v, 32r, 33v, 34r; Auffrique, 4v, 8r, 16v, Afrika, meist Nordafrika gemeint. Siehe Haymo. Aise, 17v, 31 v, Asien. Alixandre [le grant], passim, Alexander der Große (356–323 v. Chr.). Alixandre [prince] d’Epire, 28v, 29r, Alexander von Epirus, König von Epirus (343/42–331 v. Chr.), bei Frontinus, II.5, Alexander Epirotes; bei Simon de Hesdin, Alexandre de Epire. Alixandre, le tiers du nom, 50r, 70r (dort ohne explizite Namensnennung), Papst Alexander III. (geboren wohl als Rolando Bandinelli in Siena, um 1100/1105, gestorben am 30. August 1181, im Amt 1159–1181). Christine spielt auf den Streit zwischen Alexander III. und Kaiser Barbarossa während seiner Amtszeit an. Allemaigne, 56v, 79v, Deutschland. Almicar, 29r, 32r; Almucar, 32r, Hamilkar Barkas (270–229 v. Chr.), karthagischer Feldherr im Ersten Punischen Krieg, der mit der römischen Annexion von Sizilien durch den Lutatius-Vertrag im Jahre 241 v. Chr. endete. Vater von Hannibal und Hasdrubal. Alpes, 2v, Die Alpen. Angleterre, passim. England. Anthiocus, 4v, 17v, Antiochos. Aristote, 37r, Aristoteles. Armenie, 43v, Armenien. Arragon, 52r, Aragon. Assire, 17v, Assyrien. Ast, 69v, Asti, Stadt im Piemont (piemontesisch Ast).

1  Wrisley 2018. Eine interaktive Karte dieser literarischen Geographien befindet sich online hier: https://djwrisley.github.io/cdpmap/webapp/#7/49.361/4.581 [14.09.2022].

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 Namens- und Ortsverzeichnis für den französischen Text

Athenes, 20v, 28r, 31v, Athen. Auguste [Cesar Auguste], 20v; Cesar Augustus, 30v, Kaiser Augustus; siehe: Cesar. Auteriche, Hosteriche, 55v, Österreich. Avignon, 70v, die Stadt Avignon. Babillonie, 16v, 61r, Babylon. Bayone, 63r, die Stadt Bayonne (Département Pyrénées-Atlantiques). Bituitus, 8r, 46v, Führer eines keltischen Stammes (lat. Arverni) im 2. Jh. v. Chr., der im Jahre 122 v. Chr. von den Römern erschlagen wurde. Seine Niederlage wird von Titus Livius und Valerius Maximus kurz erwähnt. Auch in Mutacion de Fortune (hg. Solente, VIII, 10; vv. 21005–21070, Bd. 3, 264–266) befindet sich eine Version dieser Anekdote, die auch bei Orosius, Historiarum adversum paganos, (hg. H.-P. Arnaud-Lindet, Paris 1990–91), V, 14 vorkommt: Fabius consul Bituito, regi Aruernorum Galliae ciuitatis, bellum maximo instructu conparanti, adeo cum paruo exercitu occurrit ut Bituitus paucitatem Romanorum uix ad escam canibus quos in agmine habebat („Als der Konsul Fabius, der mit der größten Mühe den Krieg gegen Bituitus, den König der Arverni, vorbereitete, ihm jedoch mit einem so kleinen Heer begegnete, dass Bituitus die kleine Anzahl der Römer als kaum genug Fraß für die Hunde in seiner Truppe betrachtete“). Christines Quelle ist die mfrz. Übersetzung von Valerius Maximus, Fais et dits memorables, die von Simon de Hesdin zwischen 1375 und 1377 für den Hof von Charles V. angefertigt wurde. Siehe auch Gayus Maximus. Bocace, 2v, Boccaccio. Bocrius, 24v, Bocchus, Berber-König von Mauretanien, Alliierter (und Schwiegervater) von Jugurtha, nur bei Sallust und Orosius nachgewiesen, sonst nirgendwo in französischen Quellen erwähnt. Siehe: Jugurtha. Bouloingne la Grace, 5v, die Stadt Bologna, hier übersetzt Christine Bologna la grassa (buchstäblich, „Bologna die Fette“, wegen seiner bereits damals hervorragenden Küche, die auch die Stadt von Christines Vorfahren väterlicherseits war). Bourdeaulx, 48v, 61r, 63r, 67r, Bordeaux. Bourgoingne, 79r, Burgund. Boyaulx, 26v, 28v, ceux de la cité de Boyaulx, gemeint sind die keltischen Bewohner eines Waldes in der Nähe von Bologna, und nicht die Stadt Bayeux in der Normandie. Brennus, 37v, Führer der keltischen Senonen (Galli Senones) im 4. Jh. Er genoss einen legendären Status, wurde sogar von Thomas von Aquin in einer Predigt als Brennus dux Senonum erwähnt. Bretaigne, 78v, Bretagne. Calabre, 2v, Kalabrien. Calais, 61r, die Stadt Calais. Camulus, 37v, Marcus Furius Camillus, (446–365 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker, legendärer Retter Roms vor den Galliern. Der Name wird sonst in frz. Quellen als Camilus angegeben. Canes, 8r, 25r, 26r, 34r, [la bataille de Canes], Cannae in Apulien, Ort der berühmten Schlacht von Cannae im Jahre 216 v. Chr. während des zweiten punischen Kriegs, in der die Karthager unter Hannibal die Römer geschlagen haben. Cappue, 31v, Capue, 45r, Capua, süditalienische Stadt in Kampanien, Gafsˤa; Capsa ist die Capsa, 43v, Gafsa, eine Stadt im Zentrum Tunesiens (tun. Arab. ursprüngliche lateinische Bezeichnung dieser Stadt). Siehe Jugurta. Carbulo [Domicius Carbulo], 32v, Gnaeus Domitius Corbulo (7–67 n. Chr.), römischer General beim Römisch-Parthischen Krieg (58–63 n. Chr.).

‫ةصفڨ‬,

Namens- und Ortsverzeichnis für den französischen Text 

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Cartaige, 32r, 44r, 46r; Carthaige 4v, 17r, 21v, 25r, 26v, 27v, 28v, 29r, Karthago, jetzt Vorort von Tunis. Catès, siehe Cratès. Cathon, 10r; Chaton, 2v, 6v, Marcus Porcius Cato Censorius, genannt Cato der Ältere oder Cato der Censor (234–149 v. Chr.), Verfasser eines fragmentarisch überlieferten Werkes De re militari. Cecille, 28v, 32r, 33r, Sizilien. Certorius, 20v, 28r, 29v, 30r, 38r, Quintus Sertorius, (um 126–73 v. Chr.), römischer General des 1. Jh.s v. Chr. Cesar Augustus, Cesar Auguste, 31v, Caesar Augustus (auch Octavian genannt, 63 v. Chr.–14 n. Chr.), erster römischer Kaiser (Großneffe mütterlicherseits von Julius Caesar). Cesar, Julius Cesar, 10v, 20v, 27r, 31r, Julius Caesar (100–44 v. Chr.), römischer Feldherr und Diktator. Chain, 61v, Kain (Gen. 4.1–18), siehe Lamec. Charlemaine, 61 v; Charlesmaine, 5v, Karl der Große (747–814). Charles le Quint, 5r, 6r, 33r, Charles V. (1338–1380), frz. König von 1364 bis 1380. Charles, 5v, 21r, Charles VI., frz. König von 1380 bis 1422. Cimbres, 28r, Kimbern bzw. Zimbern (lat. Cimbri) germanischer Volksstamm wohl aus Jütland, nicht (wie es bei Byles steht) mit Cymru (Wales) zu verwechseln. Ciracuse, 28r, 29r, die Stadt Syrakus (ital. Siracusa). Cirus, 16v, Kyros II. der Große (um 600–530 v. Chr.), persischer König im 6. Jhr. v. Chr. Claudius, 10r, Claudius Gothicus, (214–270), römischer Kaiser und Feldherr. Clodovee, 5v, Clovis (466–511, lat. Chlodovechus), erster König der Franken. Coriolo, 39r, siehe Acoriolo. Cratès, Catès, 31v, athenischer Philosoph, am Ende seines Lebens Leiter der dortigen Platonischen Akademie (†268–264 v. Chr.), der als Gesandter Athens diente, um die Aufhebung der Belagerung der Stadt im Jahre 287 v. Chr. auszuhandeln. Frontinus (II.xii) spricht von Chares dux Atheniensium, der im 4. Jh. v. Chr. athenischer Feldherr war, während Simon de Hesdin die gleiche Formulierung „Cratés ou Catés“ benutzt, die Christine übernimmt. Cynias, 14r, Cineas (um 350–278 v. Chr.), Diplomat und Berater König Pyrrhos’ I. von Epirus, von Frontinus (IV, 3) als legatus Epirotarum bezeichnet. Sieh Pirus. Dace, 20v, 30r, Dakien bzw. Dazien, ein Gebiet im Norden der unteren Donau, das ungefähr dem heutigen Rumänien entspricht. Denis le Tirant, 26v, 28v, 32r, Dionysios I. von Syrakus (432–367 v. Chr.), berühmter Tyrann von Syrakus. Duelius, 28r, Gaius Duilius Nepos, römischer Konsul (um 260 v. Chr.), der die Land- und Seestreitkräfte beim römischen Sieg in der Schlacht bei den Liparischen Inseln (auch Äolische Inseln genannt) im Tyrrhenischen Meer nördlich von Sizilien während des Ersten Punischen Kriegs (264–241 v. Chr.) kommandierte. Edouart, 5v., Edward III., König von England (1327–1377). Emilius Paulus, 32v, Lucius Aemilius Paullus Macedonicus (229–160 v. Chr.), römischer General. Epaminondas, 26v; Paminadas, 30v, Epaminondas (418–362 v. Chr.), griechischer Feldherr von Theben. Epire, 28v, Epirrus, 26v, Epirus (gr.Ἤπειρος, historisch Gebiet an der ionischen Küste, heute teils in Nordwestgriechenland und Südwestalbanien. Escoce, 63r, Schottland. Eufrates, 16v, Euphrat. Euphese, 31v, Ephesos, Großstadt in Kleinasien an der ionischen Küste.

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 Namens- und Ortsverzeichnis für den französischen Text

Europpe, 17v, Europa. Fabius Maximus, 31v, 32r, Quintus Fabius Maximus Verrucosus („der Warzige“), genannt Cunctator („der Zögerer“), berühmter römischer Feldherr im Zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.). Fleurence, 4v, 69r, 69v, Florenz. France, passim, Frankreich. Frontin, 26v, 27v, 31r, 31v, 32v, Sextus Iulius Frontinus (40–103 n. Chr.), Feldherr in den Provinzen Germania inferior und Britannien, militärischer Stratege und Schriftsteller. Ein kurzer Auszug seiner Strategemata wurde von Simon de Hesdin in seine Übersetzung von Valerius Maximus (1375–1377) eingefügt, und dient als Christines Quelle. Fulius Nobilius, 26v, 29v, 30r, Marcus Fulvius Nobilior, römischer Praetor (Feldkommandant) in Spanien (193 v. Chr.), später Konsul (189 v. Chr.). Garite, 39v, Eigenname einer Kanone. Gaulle, 8r, 11v, 12v, 32r, 46v, Gallien, entspricht in etwa dem von Kelten bewohnten Gebiet zwischen den Pyrenäen und dem Rhein, obwohl die Po-Ebene früher auch als Gallia Cisalpina bezeichnet wurde. Gaulles, 12v, 28r; Gaulx, 32v, 33v, Gallier, allgemeine Bezeichnung für die Bewohner Galliens. Gayus Maximus (recte: Marius), 33 r, Gayus, 27r, 32v, Gaius Marius (158–86 v. Chr.), römischer General und Politiker, der der Legende nach das römische Heereswesen reformiert hat (vor allem eine vereinheitlichte Bewaffnung der Legionäre). Wie Dugaz (2021) gezeigt hat, ist der Text in diesem Kapitel fast wörtlich aus einem kurzen Auszug von Frontinus’ Strategemata übernommen worden, den Simon de Hesdin in seiner Übersetzung von Valerius Maximus eingefügt hat. Dort heißt dieser römische Konsul Gaius Marcius (Madrid, Biblioteca Nacional de España, RES/8, f. 262v : Gaius Marcius respondi à un Alemant qui l’appelloit de combatre corps à corps: ‘se il me pesast de vivre j’eusse bien pieça trouvé une corde’; online: http://bdh.bne. es/bnesearch/detalle/bdh0000085035 [27.6.2022]). Christine spricht häufig (und korrekterweise) im letzten Teil des Livre de la Mutacion de Fortune (hg. Solente, v. 21167–21494, Bd. 3, 290–291) von [Gaius] Marius. Ihre Quelle dort ist L’histoire ancienne jusqu’à César. Ein C. Maximus ist in lateinischen Quellen nicht belegt. Bei Frontinus (IV, vii, hg. R.I. Ireland, 1990, S. 107) wird er Gaius Marius genannt. Die Rede hier ist von einer Äußerung, die einem C. [= Gaius] Marius zugeschrieben wird: C. Marius Teutono prouocanti eum et postulanti ut prodiret respondit, si cupidus mortis esset, laqueo posse eum vitam finire („wenn jemand sich nach dem Tode sehnt, kann er mit einer Schlinge sein Leben beenden“). In der Übersetzung von Simon de Hesdin heißt er jedoch Gaius Marcius. In der späteren (um 1425 verfassten) mfrz. Übersetzung von Frontinus ist die Rede von Gaius Marius (BnF, f. fr. 1233, fol. 62r) und nicht von einem Teutonen, sondern von einem lombart. Gennes, 69r, Genua. Germanie, 12r, 31v, Germanien, vage Bezeichnung für das Siedlungsgebiet der Germani, in etwa durch den Rhein im Westen, die Weichsel im Osten, die Nordsee im Norden und die Donau im Süden begrenzt. Der Ausdruck kommt in mittelfranzösischen Quellen am häufigsten in den Grandes Chroniques de France vor. Grece, passim, Griechenland. Guienne, 5r, 53r, 67r, Guyenne, Herzogtum in Aquitanien. Hanibal, passim, Hannibal Barkas (247–183 v. Chr.), berühmter karthagischer Feldherr und Stratege im Zweiten Punischen Krieg (218–201 v. Chr.). Hasdrubal, 16r, 32v, Hasdrubal Barkas (245–207 v. Chr.), Bruder Hannibals.

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Haymo, 26v, 32r, 42v; Aymo, 32r, Hanno der Große (bei Titus Livius Hanno), karthagischer General des 3. Jh.s. v. Chr. Frontinus (III, 16), nennt ihn imperator in Sicilia (bei Simon de Hesdin: Hanno l’Empereur de Carthage), ein Titel, den Christine als Empereur d’Affrique und Empereur de Cartaige übersetzt. In La Mutacion de Fortune wird er Hamo, le duc de Peonnie (hg. Solente, v. 19965–19969; Bd. 3, 229), und in Simon de Hesdins Kurzfassung von Frontinus Haimo genannt. Heriteos, 29r, Erythraei, Bewohner von Erythrai (türkisch: Ildiri), einer antiken Stadt an der Ägäisküste. Hongrie, 55v, Ungarn. Israel, 55v, 77r, das Volk Israel. Jehan de Meun, 49v, Jean de Meun (um 1240–um 1305), Verfasser des zweiten Teils des Rosenromans (um 1270/75). Jhesus, 3r, 50r, 64v, 77v; Jhesu, 80r, Jesus; 3r, Josua. Josué, 57r, Josua (Nachfolger des Mose). Jugurta, 24v, 38r, Jugurtha (lat. Iugurtha, um 160–104 v. Chr.), König eines antiken Volkstammes im Osten von Numidien (der numidischen Massylier). Er wurde bereits in der Mutacion de Fortune (Bd. 3, 270, v. 21173–21181; die Quelle hierfür war L’histoire ancienne, deren Quelle wiederum De bello Iugurthino von Sallust war) erwähnt. Julius Cesar, 10v, 20v, 26v, 31r, Gaius Julius Cäsar (100–44 v. Chr.). Jupiter, 7v, der römische Gott Jupiter. La Pie, Jehan, 78v, keine historische Persönlichkeit, sondern ein allgemeines Beispiel eines Familiennamens als Berufsbezeichnung, buchstäblich „Johan Elster“, wobei der Familienname „La Pie, Lapie“ eigentlich „Schwätzer“ bedeutet. Siehe Maillart. Lacedemonie, 8v; Lacedemone, 30v, Lakonien (gr. Λακεδαίμωνα, lat. Lacedaemonia), südöstlicher Teil der Halbinsel Peloponnes dessen Hauptstadt Sparta war. Lamec, 61v, Lamech (Gen. 4:19–24), vor allem bekannt für das sog. „Schwertlied“, das als ältestes erhaltenes Gedicht in der Bibel gilt. Die Formel dort von 7-mal und 77-mal Rache wurde bereits im 3. Jh. von Tertullian (De oratione) mit dem Christus-Spruch im Matthäus-Evangelium 18,22 von 7-mal und 77-mal Vergebung kontrastiert. Lancastre, duc de, 5v, John of Gaunt, Sohn Edwards III. (1340–1399), erster Herzog von Lancaster. Lanchadie, 32r, die Stadt Leucadia (Lefkada, gr. Λευκάδα) auf der gleichnamigen Insel im Ionischen Meer, bekannt im Mittelalter als wichtiger Flottenstützpunkt der Byzantiner. Lantulus, 26v, 29v, 30r; Luculus, 43 v, Lucius Licinius Lucullus (117–56 v. Chr.), römischer Militär, Konsul (74 v. Chr.). Laptenès, 26v; Leptenès, 28v, 29r, Leptines von Syrakus (430–374 v. Chr., gr. Λεπτίνης), Flottenkommandant (lat. nauarchus, gr. ναύαρχος) für seinen Halbbruder Dionysios I. von Syrakus. Lauris, 49v, Guillaume de Lorris, Verfasser des ersten Teils des Rosenromans (um 1220). Lilius, 27v, Gaius Laelius, römischer Konsul (190 v. Chr.). Lisimacus, 26v, 31v, Lysimachos, (361/360–281 v. Chr.), Erst Mitglied der Leibgarde Alexanders des Großen und nach dessen Tod einer seiner Nachfolger (diadochoi, διάδοχοι), als König von Thrakien ab 306/5 v. Chr. und König von Makedonien seit 285/74 v. Chr. Livius, 11v, Titus Livius (59 v. Chr.–17 n.Chr.), römischer Geschichtsschreiber, berühmt für sein Werk Ab urbe condita, das von Pierre Bersuire bereits um 1354/56 für König Johann II. den Guten ins Französische übersetzt wurde. Lombardie, 5r, 15v, 57v, die Lombardei. Londres, 59 v, London. Lourraine, 79r, Lothringen.

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Macedonie, 7r, 26v, 31v, Makedonien, antike Bezeichnung für eine Gegend im Nordosten Griechenland, im Mittelalter vor allem bekannt als Herkunftsland Alexanders des Großen. Macedonnois, 29v, 30r, Bewohner von Makedonien. Maillart, 78v, keine historische Persönlichkeit, sondern ein Beispiel für eine namensgebende Berufsbezeichnung; „Pierre Maillart“ würde man entsprechend ins Deutsche als „Peter Schmied“ übersetzen. Siehe La Pie. Marius, siehe Gayus Marius. Mayance, 19r, 45v, die Stadt Mainz. Maye, 39v, Eigenname einer Kanone. Menole, 26v, 29v, Memnon, König von Rhodos (um 380–333 v. Chr.), Feldherr des persischen Königs Dareios III. im Krieg gegen Alexander den Großen. Messine, 31r, Messene in Südwesten der Peleponnes. Micenie, 43v, Mykene, antike Stadt im Nordosten der Peleponnes, am Isthmus von Korinth. Millan, 69v, 70r, die Stadt Mailand; Milan, le premier duc de, 6r, Gian Galeazzo Visconti, der das Herzogtum Mailand (Ducatus Mediolani) 1395 gründete. Minerve, 2v, die Göttin Minerva (Pallas Athene). Mitridatès, 4v, 38r, 43v, 44r, Mithridates VI. Eupator (132–63 v. Chr.), König von Pontos an der Küste des Schwarzen Meeres und Anatolien, und Gegner Roms. Christine widmet ihm bereits ein ganzes Kapitel in Le livre de Mutacion de Fortune (VIII, 38; hg. Solente, Bd. 4, 9–24); danach wird er 7-mal in Le livre de la Cité des Dames, 2-mal in Le livre de Policie, und 1-mal in Le livre de paix erwähnt. Monfort, 39v, Eigenname einer Kanone. Montpellier, 78r, die südfranzösische Stadt Montpellier. Nobilius, siehe Fulius Nobilius. Numance, 46r, Numence, 37v, Numancia (lat. Numantia), eine keltoiberische Siedlung in der Nähe der modernen spanischen Kleinstadt Garry in der nordspanischen Provinz von Soria. Numidie, 38r, Numidien, Region Nordafrikas, die heute in etwa dem Gebiet von Tunesien und dem nordöstlichen Teil Algeriens entspricht. Papirius Cursor, 26v, 31r, Lucius Papirius Cursor (um 365–310 v. Chr.), römischer Konsul und berühmter Feldherr, 3-mal Triumphator. Paris, passim, die Stadt Paris. Paulus, siehe Emilius Paulus. Pelopenese, 28r, Peloponnes, Halbinsel im Süden Griechenlands. Pericles, 26v, 28r, 28v, Perikles (um 490–429 v. Chr.), berühmter Staatmann von Athen, führender Kriegsstratege während des Peloponnesischen Krieges (431–404 v. Chr.). Perse, 16 v, Persien. Piremenin, 35r, Wahrscheinich handelt es sich hier um eine entstellte bzw. verballhornte Überlieferung des Namens vom Piräus, dem Hafen von Athen. Vgl. Paris, BnF f. fr. 603: Piremenin mit Brüssel, KBR 10476: Piremun; Paris, BnF fr. 1183, 95r: Piremenin; BL Royal MS 15 E V, 418v: Piremen[in]; Caxton, 139: the strong place of Pnemon. Die Quelle hier ist eine Universalgeschichte aus dem frühen 13. Jh. von Wauchier de Denain (aktiv am Hof von Rogier, Kastellan von Lille), Histoire ancienne jusqu’à César, ein Werk, das Christine bereits sehr viel in der Mutacion de Fortune verwendet hat. Dort heißt es (BnF f.fr. 20125, fol. 360v): en assés brief termine vindrent tuit si vaissel au port d’Athaines o il avoit fermé un fort chasteau. Pireneum le clamoient al delà de la contree. Cis chasteaus estoit mout fort por le port à defendre, quar il i avoit .vij. paire de murs trestous d’araine et de pierre („…in ganz kurzer Zeit kamen alle seine Schiffe im Hafen von Athen an, wo er eine Burg belagert hat. Pireneum nannte man

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sie im ganzen Land. Diese Burg war besonders stark, um den Hafen zu verteidigen, denn da waren sieben Paare Mauern, alle aus Bronze und Stein“). Mit Pireneum ist daher eindeutig Piräus, der Hafen von Athen, gemeint, dessen Befestigung zunächst im Jahre 493 v. Chr. durch Themistokles angelegt wurde und die in der Antike bereits durch die „langen Mauern“ (τὰ μακρὰ τείχη) von 461–456 v. Chr. berühmt war, welche die Stadt Athen mit Piräus verbunden haben. Was die Befunde der ersten archäologischen Ausgrabungen dort betrifft, siehe: Lechat 1887, 201–211. Die einzige antike Quelle, die von sieben Mauern spricht, bietet Orosius (416–418 n. Chr.) in seinen Historiarum adversum paganos libri vii, hg. H.-P. Arnaud-Lindet, 1990–1991, Bd. 2: VI,ii. Hier spricht er vom Sieg des römischen Feldherrn Lucius Cornelius Sulla bei der Belagerung von Athen im Ersten Mithridatischen Krieg (87–86 v. Chr.): Sulla, cui post consulatum Mithridaticum bellum obuenerat, Archelaum apud Piraeum, Atheniensium portum septemplici muro conmunitum, diu obsedit („Der Mithridatische Krieg fiel auf Sulla nach seinem Konsulat [88 v. Chr.]; er belagerte Archelaos bei Piräus, dem Hafen der Athener, befestigt an allen Seiten mit siebenfachen Mauern“). In seiner späteren geographischen Schrift, Nomina regionum atque locorum de Actibus Apostolorum, wiederholt Beda Venerabilis die Beschreibung des Orosius fast wörtlich, die auch von Wauchier de Denain übersetzt wurde: Christine erwähnt den Sieg von Sulla über Mithridates in ihrer Mutacion de Fortune, VII.xxxviii (hg. S. Solente, Bd. 4, 9–10, v. 21497–21514, jedoch ohne Piräus expressis verbis zu nennen: Or fu Silla tout gouverneur / De Romme (…) Et apres, a grant host, se meist / En mer, contre Mitridatès, / Qui croisçoit en poissance; adès / En Grece estoit son connestable / Archelaux (…) Au port d’Athenes arriva; / Tant y pena, tant estriva / Qu’au derrain la cité a prise / Par long siege (..) / Et un fort chastel, qui .VII. murs / Avoit de marbre fors et durs; / Si les a conquis par famine, / Non pas par force, ne par mine. („Damals war Sulla Herrscher von Rom, und nachher begab er sich mit einem großen Heer aufs Meer gegen Mithridates, dessen Macht wuchs. Zu diesem Zeitpunkt war Archelaos sein Feldherr in Griechenland. Sulla kam im Hafen von Athen an und bemühte sich und trachtete so sehr, dass letztendlich die Stadt eingenommen wurde, und zwar durch eine lange Belagerung, und auch eine Burg, die sieben Mauern aus starkem, hartem Marmor besaß. So hat er sie durch Aushungern besiegt und nicht durch Kämpfe oder Untertunnelung“). An dieser Stelle aus der Mutacion de Fortune nimmt Christine etliche Themen von den Faiz d’armes vorweg. Später im Buch II spricht Christine von la cité de Micenie, qui sy forte estoit que la mer y batoit d’une part et deux paire de murs l’environnoient. Der Ausdruck deux paires de murs scheint eher üblich gewesen zu sein, vgl. Les Grandes Chroniques de France (IV, 393–94). Diese erwähnen z.B. das Château Fontenay (Saône-et-Loire) mit zwei Mauern, un chastel que on appelle Fontenay, enclos de deux eaues, et si estoit avironné de deux paires de murs („eine Burg, die man Fontenay nannte, umgeben von zwei Wassergraben, und ebenso von zwei Paar Mauern“). Außer der antiken Hauptstadt der Meder, Ekbatana (heute Hamadan im Iran), ist keine andere Stadt aufgrund von sieben Befestigungsmauern bekannt. Evtl. sind die sieben Stadtmauern von Ekbatana durch den Alexander-Stoff weiterhin bekannt gewesen, weil Alexander der Große seinen verräterischen Feldherrn Parmenion dort hatte hinrichten lassen. Pirus, 7r, 7v, 13v, 14r, 15r, 20r, 20v, Pyrrhos I. (um 319/18–272 v. Chr.), König von Epirus, General und Gegner Roms. Pompee, 10v, 20v, 26v, 31r, 38r, Gnaeus Pompeius Magnus (106–48 v. Chr.), berühmter römischer Politiker und Heerführer, 3-mal Triumphator. Poulent, 70v, Polenta, jetzt Stadtteil von der Gemeinde Bertinora (Emilia-Romagna). Puille, 2v, 8r, Apulien, Region im Süden Italiens.

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Quintus Metellus, 26v, 33v, Quintus Mettellus, 33v, Quintus Caecilius Metellus Pius (128–63 v. Chr.), römischer Politiker, vor allem bekannt als Feldherr im Sertoriuskrieg in Spanien (80–72 v. Chr.). Quintus Sertorius, 15v, 26v, 30v, Quintus Sertorius (123–72 v. Chr.) römischer Feldherr, der einen großen Aufstand gegen Rom anführte. Rodes, 26v, 29v, 44v, Rhodos, Insel und Stadt in der Südost-Ägäis. Roges, 32r, Reggio Calabria (lat. Rhegium; gr. Ῥήγιον), Stadt an der Südspitze Italiens, die 387 v. Chr. von Dionysios I. erobert wurde. Romme, passim, die Stadt Rom. Romulus, 37v, legendärer Gründer der Stadt Rom. Rose, 39v, Eigennamen einer Kanone. Rosebec, 5v; Rosebech, 22r, Westrozebeke („Westrosenbach“), Dorf in Westflandern, und Stadtteil von Staden (Belgien). Rosne, 12v, 46v, Die Rhone (frz. Le Rhône). Rouen, 62r, die Stadt Rouen. Samites, 30r, 31r, Bewohner von Samnius (ital. Sanniti). Samois, 30r, Samnius (ital. Sannio), historische Region in den südlichen Apenninen, östlich von Rom, die in etwas der heutigen Region Molise entspricht. Sciene, 37v, die Stadt Siena. Scinopen, 38r, Sinope (gr. Σινώπη; türk. Sinop), türkische Hafenstadt am Schwarzen Meer, wird auch, aber nicht expressis verbis, in der Mutacion de Fortune (hg. Solente, Bd. 4, 13–17, v. 21631–21738) als Burg (chastel) und Stadt (cité) erwähnt. Scipio, passim, Publius Cornelius Scipio Africanus (236/235–183 v. Chr.), römischer Konsul, gefeierter Feldherr im Zweiten Punischen Krieg (218–202 v. Chr.), Bezwinger von Karthago. Seneque, 2r, Lucius Annaeus Seneca (um 4 v. Chr.–65 n.Chr.), berühmter stoischer Philosoph; Seneque, 39v, Eigenname einer Kanone. Sens, 62r, die Stadt Sens (Département Yonne), im Mittelalter Sitz eines Erzbistums, dem die Pariser Diözese untergeordnet war. Sertorius, siehe Quintus Sertorius. Siphas, 27v, Syphax, König der Massäsylier (Westnumidien), Feldherr im Zweiten Punischen Krieg ab 207 v. Chr., gestorben um 201 v. Chr.; er wird auch als Cifax, le roi des Medïens und Syphax in der Mutacion de Fortune (hg. Solente, Bd. 3, 230, v. 19987–30020) erwähnt. Tarante, 32v, 38v, Tarent (ital. Taranto), Hafenstadt am Golf von Tarent im Ionischen Meer. Thebes, 26v, 30r, 30v, Theben (gr. Θήβα), antike griechische Stadt in Böotien. Thirisiaulx, 37v, Teiresias (lat. Tiresias), in der klassischen Mythologie berühmter blinder Prophet und Seher, dessen Name an dieser Stelle anscheinend generell für einen Seher (augur), der vor einer Schlacht konsultiert wurde, verwendet wird. Thoulouze, 78r, die Stadt Toulouse. Titus Livius, siehe Livius. Troye, 20r, 46r, 46r, 47r, die antike Stadt Troja. Tygrain, 43v, Tigranes II. der Große (140–55 v. Chr.), armenischer König. Urbain, 70v, Urban V. (1310–1370), Doktor des Kirchenrechts und Papst (1362–1370). Uriacus, 5r, Viriathus († 139 v. Chr.), legendärer Anführer im Guerillakampf des lusitanischen Widerstands gegen Rom im Jahre zwischen 147–139 v. Chr., bereits als Vriacus (Variante: Urïacus, Briacus usw.) in der Mutacion de Fortune, (Bd. 3, 253–254, v. 20677–20706) erwähnt. Er gilt als der portugiesische Vorläufer von Vercingetorix und Arminius.

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Valentinien, 7v, Valentinian II. (371–393), römischer Kaiser, Zeitgenosse von Vegetius oder Valentinian III. (lat. Placidus Valentinianus. 419–455). Valere, 6v, 27r, 33r; Valerius, 26v; Valesius, 32v; Velosius, 32v, Valerius Maximus, historischer Schriftsteller der ersten Hälften des 1. Jh.s. Seine Facta et dicta memorabilia wurden ins Mittelfranzösische übersetzt (die ersten zwei Bücher von Simon de Hesdin zwischen 1375 und 1377 für Charles V., die Fortsetzung von Nicholas de Gonesse für Jean de Berry um 1400–1401). Vegece, passim, Publius Flavius Vegetius Renatus (präzise Lebensdaten unbekannt). Es wird durch textinterne Hinweise aus seiner Abhandlung Epitoma rei militaris vermutet, dass er im späten 4. Jh. Angehöriger des weströmischen Kaiserhofs in Mailand war, wobei der genaue Adressat seines Werkes nicht genau festgestellt werden kann. Christine hat sich weitgehend auf die Übersetzung von Jean de Vignay vom Anfang des 14.Jh.s gestützt (Vegetius/Vignay 1982). Villenove lèz Avignon, 70v, Villeneuve-lès-Avignon (Département Gard). Vincennes, 73v, Bois de Vincennes, jetzt berühmter Stadtwald im Osten von Paris (12. Arrondissement), im Mittelalter königliches Jagdrevier. Ylliriens, 29r, Illyrer, Bewohner der westbalkanischen Region Illyrien. Yphicratès, 26v, 32r, Iphikrates (415–353 v. Chr., gr. Ἰφικράτης), athenischer General und Taktiker, der das Heer reformierte. Christines Quelle ist Simon de Hesdins Kurzfassung von Frontinus: Iphicratès, qui gardoit Corinthe, während Christine Yphicratès, quant il gardoit Tarante schreibt. Frontinus selbst (III, 12) spricht von Iphicrates dux Atheniensium. Ytallie, 2v, 4v, 29v, 30v, 33v, 37v, Italien.

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