Catena aurea deutsch. Band 2 Markusevangelium: Text 9783110281088, 9783110280883

The second volume of the Catena aurea deutsch presents the East Middle German translation of the Catena aurea super Marc

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Catena aurea deutsch. Band 2 Markusevangelium: Text
 9783110281088, 9783110280883

Table of contents :
Vorwort
Einleitung
1. Die ostmitteldeutsche Übersetzung
2. Die bairische Übersetzung
3. Zur Einrichtung der Ausgabe
Der ostmitteldeutsche Markuskommentar
Vorrede
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Der bairische Markuskommentar
Literaturverzeichnis
Namenverzeichnis

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Catena aurea deutsch Band 2: Markusevangelium Text

Catena aurea deutsch Die ostmitteldeutsche Übersetzung des Katenenkommentars des Thomas von Aquin Herausgegeben von

Petra Hörner Band 2: Markusevangelium Text mit einem bairischen Fragment

De Gruyter

Gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages und mit Unterstützung der Dorothee Wilms-Stiftung

ISBN 978-3-11-028088-3 e-ISBN 978-3-11-028108-8 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

” 2012 Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin/Boston Einbandgestaltung: Christopher Schneider, Berlin Druck: Hubert & Co. GmbH & Co. KG, Göttingen ⬁ Gedruckt auf säurefreiem Papier Printed in Germany www.degruyter.com

ToruĔ, Universitätsbibliothek, Cod. Rps 76/V, fol. 4r

Februar 22, 2012

Vorwort Im Jahr 2008 konnte ich den ersten Band der Catena aurea deutsch, die ostmitteldeutsche Übersetzung der Catena aurea super Lucam, herausgeben. Dieser Kommentar enthält Kapitel 1 – 8 des Lukasevangeliums. Demgegenüber überliefert die ostmitteldeutsche Übersetzung der vorliegenden Catena aurea super Marcum fast vollständig den Kommentar zum Markusevangelium. Neben dem Lukas- und Markuskommentar waren bisher kleine Fragmente des Matthäus- und Johanneskommentars bekannt. Ihnen sind jetzt zwei bairische Übersetzungen hinzuzufügen. Ich entdeckte sie Anfang August 2010 in der Münchener Handschrift Cgm 795 aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Sie überliefert den vollständigen Matthäuskommentar zu Mt 26,1 – 27,66 und das Fragment des Markuskommentars zu Mk 14,1 – 13. Es bietet sich an, den bairischen Text des Markuskommentars zusammen mit dem ostmitteldeutschen Œuvre abzudrucken. Ein erster Vergleich zeigt, daß die beiden Übersetzungen sehr verschieden sind. Für maßgebliche Zuarbeiten bei der Herstellung der vorliegenden Ausgabe danke ich den studentischen Hilfskräften Judith Rost und Doreen Zetsche (Becker). Petra Hörner

Inhalt Vorwort................................................................................................VII Einleitung................................................................................................ 1 1. Die ostmitteldeutsche Übersetzung .................................................... 1 2. Die bairische Übersetzung.................................................................. 4 3. Zur Einrichtung der Ausgabe.............................................................. 7 Der ostmitteldeutsche Markuskommentar Vorrede ................................................................................................. 11 Kapitel 1 ............................................................................................ 16 Kapitel 2 ............................................................................................ 46 Kapitel 3 ............................................................................................ 63 Kapitel 4 ............................................................................................ 81 Kapitel 5 .......................................................................................... 101 Kapitel 6 .......................................................................................... 122 Kapitel 7 .......................................................................................... 161 Kapitel 8 .......................................................................................... 187 Kapitel 9 .......................................................................................... 229 Kapitel 10 .......................................................................................... 296 Kapitel 11 .......................................................................................... 350 Kapitel 12 .......................................................................................... 376 Kapitel 13 .......................................................................................... 401 Kapitel 14 .......................................................................................... 423 Kapitel 15 .......................................................................................... 469 Kapitel 16 .......................................................................................... 495 Der bairische Markuskommentar........................................................ 513 Literaturverzeichnis ............................................................................ 523 Namenverzeichnis............................................................................... 525

Einleitung 1. Die ostmitteldeutsche Übersetzung Die ostmitteldeutsche Übersetzung der Catena aurea super Marcum des Thomas von Aquin entstand wahrscheinlich in der zweiten Hälfte, vermutlich im dritten Viertel des 14. Jahrhunderts.1 Sie kam am 31. Juli 1544 aus Tapiau nach Königsberg.2 1867 entdeckte Emil Steffenhagen die Handschrift Nr. 886 wie andere Catena-Codices in der Universitätsbibliothek Königsberg.3 Seit 1945 galt die Prachthandschrift als Kriegsverlust. Ende 1982 wurde bekannt, daß sie in der Universitätsbibliothek Thorn/ToruĔ aufbewahrt wird.4 Diese Königsberger Handschrift Nr. 886, heute ToruĔ, Rps 76/V, 280 Bll., ursprünglich 286, enthält alle 16 Kapitel des Markusevangeliums.5 Der Blattverlust betrifft die Blätter 42, 54, 132, 195. Die fehlenden Textstücke lassen sich allerdings im Einzelnen anhand des lateinischen Œuvres und aus den ostmitteldeutschen Kommentarteilen erschließen. Nach Blatt 41 hätte Blatt 42 zum Inhalt: Den Schluß des HieronymusKommentars zu Mk 3,34 und die Kommentare von Theophylactus sowie Beda zu Mk 3,35 (Die wahren Verwandten Jesu). Es sollte dann das vierte Kapitel beginnen. Hier fehlt der biblische Text Mk 4,1 – 15a (Das Gleichnis vom Sämann). Nach Blatt 53 würde Blatt 54 enthalten: Den Schluß des Beda-Kommentars zu Mk 4,41 (Die Stillung des Seesturms) und den Anfang des fünften Markuskapitels, Mk 5,1 – 17a (Die Heilung des Besessenen von Gerasa). Nach Blatt 131 wäre auf Blatt _____________ 1 Päsler: Danzig, S. 192. 2 Päsler: Katalog, S. 73f. 3 Steffenhagen, S. 571 – 573. 4 Schmidtke: Geistliche Literatur, S. 25. – Ders.: Prosadenkmäler, S. 62 – 68. Ursula Hennig und Dietrich Schmidtke planten die Edition, aber im Nachlass Schmidtke wurden keine Unterlagen zum Markuskommentar gefunden. 5 Beschreibungen: Steffenhagen, S. 571 sowie: http://www.digizeitschriften.de/ main/dms/toc/?IDDOC=158952 (05.03.2010). – Ettlinger, handschriftlich 1911 sowie: http://www.bbaw.de/forschung/dtm/HSA/Koenigsberg_700366290000. html (05.03.2010). – Schmidtke: Prosahandschriften, S. 354. – Herrmann: Buchmalerei. – Päsler: Katalog, S. 73f. – Ders.: Danzig (Zusammenstellung der bisher bekannten Überlieferung). – http://www.handschriftencensus.de/28 70 (05.03.2010).

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Einleitung

132 zu finden: Die abschließenden Kommentare von Beda, Chrysostomus, Beda und nochmals Chrysostomus zu Mk 8,39 bzw. Mk 9,1 (Von Nachfolge und Selbstverleugnung). Außerdem wären die ersten Worte des neunten Kapitels anzutreffen, das hier, wie es üblich ist, mit Mk 9,2 beginnt (Die Verklärung Jesu). Nach Blatt 194 (= 195 nach neuer Zählung) böte Blatt 195 (= 196) den Schluß des Hieronymus-Kommentars, dann die Kommentare von Beda, Theophylactus sowie Hieronymus zu Mk 10,52 (Heilung des Blinden bei Jericho). Das Blatt böte ferner den Anfang von Kapitel elf, zuerst den biblischen Passus, Mk 11,1 – 10, dann den Kommentar von Chrysostomus und schließlich den Anfang des Theophylactus-Kommentars (Messianischer Einzug in Jerusalem). Durchweg jeder Blattverlust betrifft den Schluß eines Kapitels und den Anfang des folgenden Kapitels. Die neue Blattzählung ergibt sich daraus, daß nach Bl. 150 in der Handschrift ein Blatt nicht gezählt ist, im Ausgabentext aber regulär weitergezählt wird. Der Markuskommentar ist genauso angelegt wie der Lukaskommentar.6 Rote Überschriften informieren über den Anfang eines neuen Kapitels. Der jeweilige Blattverlust ist dafür verantwortlich, daß den Kapiteln vier, fünf, neun und elf die Überschriften fehlen. Anfangsbuchstaben sind einmal blau und einmal rot. Auch in Hinsicht auf die Kennzeichnung der Zitate besteht Übereinstimmung, d.h. im biblischen Teil gibt es grundsätzlich keine ausdrückliche Kennzeichnung, aber im Kommentarteil, der dem biblischen Passus folgt, sind die nochmals zitierten Verse aus dem Markusevangelium häufig als Zitate gekennzeichnet. Im Umgang mit den Autoritäten ist zu beobachten, daß ihre Namen und Werke genauso konsequent rot geschrieben sind wie im Lukaskommentar. Wie in diesem Kommentar gehen auch im Markuskommentar die Angaben nicht immer mit dem lateinischen Œuvre konform. Gelegentlich bietet die ostmitteldeutsche Übersetzung einen anderen Namen, ignoriert eine Autorität oder nennt einen Gewährsmann an einer Stelle, an der im lateinischen Werk kein Name steht. Die Werkangaben stimmen zwar oft überein, aber manchmal gibt der deutsche Übersetzer ein Werk an, wo der lateinische Text kein Werk nennt oder verzichtet auf eine Werkangabe, während das lateinische Œuvre an der entsprechenden Stelle das zitierte Werk angibt. Im Lukaskommentar ist Beda Venerabilis (um 672/73 – 735) der absolute Favorit, wird doch keine andere Autorität so oft genannt wie er. In Hinsicht auf andere Gewährsmänner sind in der Häufigkeit der Berufungen erhebliche Unterschiede zu registrieren, wobei freilich un_____________ 6 Vgl. die Einleitung in der Ausgabe des omd. Lukaskommentars, S. 1 – 10.

Die ostmitteldeutsche Übersetzung

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bedingt berücksichtigt werden muß, daß die omd. Lukas-Catena nur 8 von insgesamt 24 Kapiteln des Lukasevangeliums überliefert. Die Abstufung sieht im Lukaskommentar folgendermaßen aus: Beda, Ambrosius (um 339/40 – 397), Johannes Chrysostomus (um 350 – 407), Cyrill († 444), Origenes (um 185 – 254), Theophylactus (um 1088/92 – 1126), Augustin, Gregor der Große, Gregor von Nyssa, Basilius von Caesarea, Euseb, Athanasius. Sehr selten sind die Berufungen auf Gregor von Nazianz, Maximus, Titus und Cyprian. Im Markuskommentar steht zwar ebenfalls Beda an der Spitze, denn er wird 432 mal explizit genannt. An zehn weiteren Stellen versäumt es der Übersetzer, Beda zu erwähnen. Die Berufungen auf die anderen Glossatoren differieren aber deutlich von denjenigen im Lukaskommentar. Theophylactus wird im Markuskommentar 359 mal genannt, an fünf Stellen fehlt sein Name. Hieronymus (um 347 – 419) ist mit 232 Nennungen (fünfmal nicht erwähnt) eine wichtige Autorität, die im Lukaskommentar selten zitiert wird. Chrysostomus erfährt 203 Berufungen (achtmal nicht erwähnt), auf Augustin nimmt der Markuskommentar 98 mal Bezug (dreimal nicht erwähnt). Zu den Gewährsmännern, die seltener zitiert werden, gehören Gregor der Große (37), Origenes (13), Remigius (8), Cyrill (4), Ambrosius (3), Gregor von Nyssa (1), Euseb (1), Titus (1). Während im Lukasteil an 17 Stellen Athanasius angeführt wird, spielt er im Markusteil keine Rolle; stattdessen finden sich hier sieben Berufungen auf Severianus Bischof von Gabala in Syrien († um 408), an einer Stelle nicht erwähnt. Die pauschale Angabe Die glose erscheint mit 44 Erwähnungen (dreimal nicht genannt) seltener als im Lukasteil. Diese Unterschiede stehen jedoch nicht für divergierende Kommentierungen. Vergleiche einzelner Passagen im Markusteil mit den entsprechenden Abschnitten im Lukasteil ergeben gleichlautende Erläuterungen. Manchmal stimmen die Exzerpte sogar wörtlich überein, d.h. Aussagen über Personen, auch über Ketzer und deren Ansichten, über Orte und Ereignisse weichen inhaltlich nur selten voneinander ab. Daran läßt sich ablesen, daß Thomas zu einer Aussage im Lukaskommentar genau das Zitat benutzt, das er auch im Markuskommentar verwendet. Werden Erzählungen der Evangelien als Parallelberichte identifiziert und evangelienharmonistische Überlegungen angestellt, wird also über die Differenzen zwischen den Evangelien reflektiert, trifft man im Markuskommentar auf jene detaillierten Ausführungen und Argumente, die man bereits aus dem Lukaskommentar kennt. Obwohl sie im Markusteil gelegentlich anderen Autoritäten zugeschrieben werden als im Lukasteil, folgen sie Bedas Markus- und Lukaskommentaren sowie dem Matthäuskommentar des Chrysostomus, vor allem aber Augustins

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Einleitung

Vorschlägen, die in seinem Briefwechsel mit Hesychius von Jerusalem und in seiner Programmschrift De consensu evangelistarum ihren Niederschlag fanden. Durch den Rückgriff auf diese Schriften zeigt sich die Intention der evangelienharmonistischen Ausführungen in der Catena aurea, namentlich der Nachweis der concors diversitas. Daher läßt sich konstatieren, daß die Exzerpte oftmals in gleicher Weise im Lukasund im Markuskommentar verzettelt sind.7

2. Die bairische Übersetzung Neben dem Lukas- und Markuskommentar waren bisher kleine Fragmente des Matthäus- und Johanneskommentars bekannt.8 Im August 2010 entdeckte ich in München, bayerische Staatsbibliothek, Cgm 795, Ende 15. Jahrhundert, zwei bairische Textzeugen: Bl. 1r – 73v Matthäuskommentar und 74r – 79v Markuskommentar. Der Matthäuskommentar ist unter allen bisher bekannten Überlieferungen der Matthäus-Catena der umfangreichste Textzeuge. Er bietet den vollständigen Kommentar zu Mt 26,1 – 27,66, also ausschließlich der Passionsgeschichte vom Tötungsbeschluß bis zur Bewachung des Grabes. Man wird davon ausgehen können, daß in diesem Rahmen keine weiteren Stücke aus der Catena übersetzt wurden, sondern in Übereinstimmung mit den meisten Passionsdarstellungen des Mittelalters nur der Passionsbericht behandelt wurde. Der Kommentar schließt denn auch mit den Worten: „Amen deo gracias.“ Der Markuskommentar ist ein Fragment. Der Text möchte ausschließlich den Passionsbericht wiedergeben, wie die Überschrift in der Handschrift verrät: „Hie nach volget der passion vnsers hailmachers Jesu Cristi als in beschreibt Marcus an dem xiiij. capitel.“ Er beginnt wie der Matthäuskommentar mit dem Tötungsbeschluß, bricht aber in der Vorbereitung des Paschamahles ab (Mk 14,1 – 13). Dieser Textzeuge ist momentan der einzige, der neben dem vollständigen ostmitteldeutschen Werk eine Übersetzung der Catena aurea super Marcum überliefert. Das bairische Stück ist eine selbständige Übersetzung. Sie gibt die Gewährsmänner an, verzichtet aber auf die Angabe eines Werkes, aus dem zitiert wird. Ihre Eigenständigkeit zeigt sich an vielen Stellen. Ins _____________ 7 Vgl. zu diesen Übereinstimmungen: Petra Hörner: Evangelienharmonistik in der „Catena aurea“. In: ThPh 85, 2010, S. 203 – 215. 8 Aufgelistet bei Päsler: Danzig, S. 195 – 197 und: http://www.handschriftencensus.de/werke/1739 (01.01.2011).

Die bairische Übersetzung

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Auge sticht eine Angabe im Chrysostomus-Kommentar zu Mk 14,10, wo der ostmitteldeutsche Übersetzer von siebzig, die bairische Übersetzung hingegen von zweiundsiebzig Jüngern spricht. Jesu Worte lauten im ostmitteldeutschen Text: „Lazit sie das tun“, während der bairische Übersetzer schreibt: „lasst sy mit frid“. Vorher erzählt der ostmitteldeutsche Kommentar, daß Jesus nach Betanien kam zu Simon „vnd az“. Demgegenüber hält sich der bairische Übersetzer streng an den biblischen Text, wenn er nicht sagt, daß Jesus aß, sondern: „vnd sasß zu tisch“. Die bairische Übersetzung ist häufig korrekter. So nimmt die Catena aurea unter Berufung auf Theophylactus die seit den Kirchenvätern häufig diskutierte Frage auf, ob es sich bei der von vier Evangelisten beschriebenen Salbung in Betanien um eine Frau oder um zwei verschiedene Frauen handelt. Hier wäre die lateinische Aussage zu übersetzen: „Quamvis autem quatuor Evangelistae unguentum mulieris commemorent, non est tamen una, sed duae.“ Indem der ostmitteldeutsche Übersetzer an dieser Stelle von der Salbung des Hauptes spricht, macht er einen Fehler: „Sundir alleine das die vier ewangelisten alle die betrachten das eyn wieb die turbare salbe goz vf des herren houbit.“ Er macht einen Fehler, weil es gerade um die Tatsache geht, daß nicht alle vier Evangelien von der Salbung des Hauptes sprechen, sondern das Johannesevangelium von der Salbung der Füße spricht. Genau das berichtet dann auch der ostmitteldeutsche Übersetzer mit explizitem Hinweis auf Johannes: „denne die quam vor sechs tagen pasche vnd salbte Jhesu dem herren sine vuze.“ Deshalb ist es ganz richtig, daß der bairische Übersetzer das Haupt nicht erwähnt: „Wie wol aber all vier euangelisten schreiben von der salbung des weibs.“ Die beiden Texte weichen auch insofern voneinander ab, als jeweils ein Übersetzer ein Wort mehr sagt als der andere. Beispiele aus den Texten können die Unterschiede veranschaulichen: ostmitteldeutsch

bairisch

Do der herre – – – – sinen vnvorschulten tot vor alle die werlt liden wolde. vnd wolde ouch alle geslechte –––– irlosen mit sime –––– blute.

Als der herr Jesus –––– wolt leiden für die gantzen welt. vnd alle geschlecht der völker erlösen mit seinem kösperlichen pluǶt.

hure odir eine leckerinne genant

sünderin – – – –

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Einleitung

Die herausgegriffenen Beispiele vermitteln den Eindruck einer Ausgewogenheit, weil jeweils der andere Übersetzer eine zusätzliche Aussage bietet. Aber insgesamt ist der bairische Text wesentlich kürzer als der ostmitteldeutsche. Dafür lassen sich mehrere Gründe ausmachen. Im Kommentarteil werden gewöhnlich einzelne Verse aus dem vorangestellten biblischen Teil erneut zitiert, um sie durch Exzerpte zu kommentieren. Der ostmitteldeutsche Übersetzer zitiert in der Regel den ganzen Vers bzw. den Teil aus dem Vers, der dann ausführlich behandelt wird. So liefert er im Beda-Kommentar zu Mk 14,3 die biblische Auskunft: „Vnd do er zu Bethanien was in dem huse Symonis des vzsetzigen vnd az do quam ein wieb die hatte ein vaz von alabastre da was ture salbe inne von spikenarden gemachit vnd do sie das vaz vfgebrach do goz sie die salbe vf sien houbit.“ Der bairische Übersetzer bevorzugt kurze Wiedergaben der biblischen Informationen und zitiert lediglich einen Teil: „Vnd als er was zu Bethania. in dem hauß Simonis des außsetzigen. vnd sasß zu tisch. ist kummen ein weib.“ Der bairische Text ist auch kürzer, weil er sich in der Regel kürzer faßt. Stellt man die Aussagen nebeneinander, wird der große Unterschied deutlich: ostmitteldeutsch

bairisch

vnd die beginc ire werc mitten in der ziet an Cristo do er den wec sinis lebenis predigete.

vnd ist kummen zu Jesu in mitler zeit seiner predig.

Bie disme vzsetzigen Symone so ist dise werlt alrerst bezeichent do sie vngeloubic was.

Simon der außsetzig bedeüt die welt. welliche zu erst vngelaubig ist gewesen.

Die groze verlust die an der salben Wan inen was laid vmb die verliewas geschen die muete sie vnd tete rung der salben. en ouch we. Der herre spricht ouch widir sine iungere von dem innigen wibe

Er spricht auch

Als ob er zu den murmelden iungern spreche. das ir welt wenen das diz wieb tu zu einr verlust der salbe das tut sie zu eime amte miner biegraft.

Als ob er sprech. Jr maint es sey die salb verloren. Nain. es ist dar mit verricht das ampt der begrebtnüß.

Zur Einrichtung der Ausgabe

vnd also was er gerende vnd suchte wie er en vugelichen den hohesten mochte verratende entwerten.

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vnd er suǶchet wie er yn fieglich ybergëb.

Mit der Kürze der bairischen Übersetzung geht einher, daß sie weniger Auskünfte gibt als der ostmitteldeutsche Text. ostmitteldeutsch

bairisch

Der alabaster ist ein stein vnd ist von des mermelsteinis art sundir er ist ser wiez vnd ist in dem wizen mit mancherhande varwe vndir sprengit. vnd den stein den pfliet man da zu vz zuhouwen das da von werden vaz da man salbe inne behalden mac. denne der stein als man spricht der bewarit eyne icliche salbe also das sie an irme wesene vnverwandilt blibit.

Es ist aber alabastrum ein geschlecht eines gar scheinperen mermelstains. der vermischt ist mit vil anderen farben. den man gewont auß zehölderen zu den kösperlichen salben. vmb desß willen. das sÿ darynnen gar wol behalten werden von der vnzersterlikait.

die ziet vzirwelit in der er sine marter wolde liden. Denne er wolde sich in der hochziet des paschetagis lazen crucigen. vnd wolde da mite bewisen das er das ware pascha were. denne er ist das lamp das der werlde ire sunde wolde benemen.

fürsechen die zeit des leidens. wan er wolt gekreütziget werden zu österlicher zeit. wan er was selbs die waren osteren.

Kürzer ist das bairische Werk auch, weil mehrfach ganze Sätze fehlen. So fehlt beispielsweise im Kommentar zum Verrat durch Judas die Aussage der ostmitteldeutschen Übersetzung: „also tete ouch Sathanas zu Juda dem verretere denne sie hatten beide einen bosin willen.“

3. Zur Einrichtung der Ausgabe Die Einrichtung der Ausgabe orientiert sich an der Gestaltung des Lukaskommentars. Fehlende Textstücke sind sowohl durch das lateinische Werk als auch durch Rekonstruktion ersetzt (kursiv, in Spitzklammern,

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Einleitung

ohne Zeilenzählung). Rekonstruieren läßt sich der Text, wenn fehlende Verse im biblischen Teil im angeschlossenen Kommentar erscheinen und wenn fehlende Zitate aus dem Markusevangelium im Kommentarteil zuvor im biblischen Abschnitt vorhanden sind. Die Namen der Gewährsmänner sind in Kapitälchen gesetzt. Fehlen im omd. Text die Namen der Autoritäten, sind sie kursiv in Spitzklammern aus dem lat. Œuvre in den fortlaufenden omd. Text übernommen. Nennt die omd. Übersetzung andere Glossatoren oder Werke als der lateinische Text, sind die Namen und Werke des lat. Textes im Apparat verzeichnet. Beruft der Übersetzer sich auf die gleiche Person oder das gleiche Werk, wird nur dann eine Anmerkung im Apparat gemacht, wenn sie dem besseren Verständnis dient. Wo in der omd. Übersetzung Die glose angegeben wird, hat der lateinische Text durchgehend glossa, weshalb sich Hinweise darauf im Apparat erübrigen. Es war im Ausgabentext der omd. Lukas-Catena notwendig, zwischen Theofilus/Theophilus und Theophylactus zu unterscheiden, weil im Lukasevangelium (1,3) tatsächlich Theophilus angesprochen wird und in der omd. Übersetzung ohne Differenzierung von Theophilus die Rede ist, auch wenn Theophylactus gemeint ist. Da Markus in seinem Evangelium aber nie von Theophilus spricht, ist der in der Catena aurea super Marcum erwähnte Theofilus/Theophilus immer Theophylactus, weshalb sich auch diesbezüglich entsprechende Hinweise im Apparat erübrigen. Insgesamt weicht die technische Einrichtung der Ausgabe nicht von derjenigen der Lukas-Catena ab. Eigennamen und Anfangsbuchstaben der Kommentare sind großgeschrieben, ansonsten werden Normalisierungen und Modernisierungen vermieden, alle von der Herausgeberin gesetzten Überschriften und Kopfzeilen erfolgen in Kursivdruck, Bibelstellen sind kursiv in runden Klammern eingefügt. Die Zeichen, die in der Handschrift eindeutig ein Zitat markieren, sind im edierten Text mit Anführungszeichen wiedergegeben. Fehlen sie in der Handschrift, sind auch in der Ausgabe keine Anführungszeichen. Von Eingriffen in die Interpunktion sowie Getrennt- und Zusammenschreibung wird abgesehen. Schaft-s (Ǖ) wird als rundes s wiedergegeben. Das i der Kleinschreibung erscheint der Handschrift entsprechend bei Großschreibung in der Edition als langgezogenes J. Die wechselnde Schreibweise von u/v, U/V wird nicht ausgeglichen. Dem ostmitteldeutschen Ausgabentext folgt der Abdruck des bairischen Fragments.

Der ostmitteldeutsche Markuskommentar

Vorrede

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[1va] Dem erberen vatere in Cristo hern Ambaldo dem werden cardinale pristirlichs ordens vbir die kirche der zwelf apostele dem irbutit sich brudir Thomas von Aquin der prediger brudere ordin sich zu male. Got der da eyn werkmeyster ist der dinge. der alleine mit dem ynblicke synir gute alle dinc in ire wesen hat gebrocht. der hat in alle creature eine minne des gutin gepropft. vf das so eyn iclich dink des gutin das em vugelich ist begerit von naturen vnd ouch es minnet das da mite werde bewisit das eine icliche creature mit eynir wundirlichen wandelunge widir in iren scheppfer sie vlizende. Sundir an dem vbirtrit redeliche nature alle andere creaturen das sie got den gemeynen burn der gute durch die wiesheit mac anschouwen vnd en durch die minne der libe suziclichen smecken. vnd da von [1vb] geschiet es da das gut der wiesheit durch die wir zu dem burn der gute treten nach rechtem urteile der redelikeit wirt von vns vor alle menslich gut gesatzt. dan die wiesheit irkennet nicht hochers. vnd dar vm der sie izzet den hungert noch me. vnd der sie trinkit den en gelet der durst nimmer vnd dise widirstrebit der sunde so sere das die die durch sie wirken mit nichte en sundigen. vnde dise wiesheit die gibit ouch iren dineren eyne vnzuvergencliche vrucht. als das die sie mit vzlegende irluchten vnd mit dem lebende die sullen das ewige leben besitzen. vnd dar vm so vbirtrit sie alle wolluste mit irer suzikeit. vnd mit irer sichirkeit die hochen stule vnd die rieche. vnd mit irme nutze alle der werlde riechtume. vnd von der gabe lust so billich gezogen zu der wiesheit des ewangelij die dar in heymelikeit von aneginge der werlde verborgen steh vnd die doch die gotliche wiesheit do sie vleisch an sich genam wolde in ein kleit des bekentnizzes brengen. da han ich zugelegit den dinst miner vzlegunge vnd habe in der vzlegunge der lerere sin vbir eyn gebracht die von der kirchen in den spruchen bestetigit sint. Sundir zu disme dinst hat mich alrerst gebrocht die [2ra] gebot des seligen gedechtnizzes Urbani des virden pabistes. abir doch do der hoheste bischof vz disme lebene wart entzuckt do bliben die drie ewangelia Marci Luce vnd Johannis ane vzlegunge vnd die muste man mit der vzlegunge noch entrichten vf das das das werk des der gehorsam begunde das das _____________ 1 Hannibaldo 16 izzet] izzer

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Vorrede

von versumnizzes wegen icht vnuolbrocht were gebleben. vnd dar vm han ich mit grozir erbeit minen vliez dar an gelegit vf das ich die vzlegunge der vier ewangelisten vollenbrochte. vnd das ich ouch da mite die forme hilde das ich die heilgen lerere an ire rechte stat setzte vnd ire namen da bie beschribe. vnd vf das die vzlegunge die gentzer wurde. vnd mit der lerere spruche die baz bestetiget wurde. so habe ich der krigschen meystire spruche in das latin lazen brengen vnd habe sie gesatzt zwischen der latinischen lerere spruche. vnd habe sie ouch sundirlichen gezeichent. vnd ouch so vugit sich es wol das man von der vrucht der erbeit den pristern oppfir brenge. vnd dar vm so wil ich miner erbeit vrucht in disis ewangelisten vzlegunge der apostele pristere liblichen oppfern. vnd da inne so sal uwere werde gewalt minen dinst entpfahen. vnd [2rb] uwere alde libe die sal in disir gabe eyne gunst der vruntschaft minniclichen begrifen. Die ladunge der Heiden vnd die sache ires heiles kundiget Ysaias der prophete sprechende mit der stimmen eyns offenen mundis: „Mien got ist mine sterke gewurden. vnd er sprach. Es ist mir zu wenic das du mir eyn knecht siest da zu das du mir Jacobs geslechte vfweckis. vnd das du mir die israhelischen heuene bekeris. sundir ich han dich den Heiden zu eyme lichte gegeben vf das du mien heil siest bes vf das allir letste der erden.“ (Jes 49,5f.) JERONIMUS uf Ysaiam: Jn disen wortin bewisit man das man Cristum eynen knecht heizet in der schicht als er vz der megde buche geborn ist. dan altzuhant vor disen wortin so spricht [2va] der prophete also: „Diz spricht der herre mich vz dem bvche zu formende em zu eyme knechte.“ (Jes 49,5) Dan des himelischen vatirs wille was das die argen wienluite hetten des ewigen vatirs svn entpfangen der en gesant was. vnd dar vm so sprach ouch Cristus zu sinen iungern. Jr en sullit nicht in den wec der Heiden gehn sundir geht bilcher zu den verlornen schafen des israhelischen husis. (Mt 10,5f.) abir vm das das sich Jsrahel nicht en wolde widir zu gote lazen leiten. vnd dar vm redit gotis sun zu den vngeloubigen Juden sprechende: „Mien got ist gewurden mine sterke.“ (Jes 49,5) vnd der hat ouch mich getrost. dan ich was truric vm die verwerfunge minis uolkis: „vnde er sprach zu mir. Es ist wenic ob du mir dines zu irweckene Jacobs geslechte.“ die von irer bosheit gevallen sint: „vnd zu bekerende die heuene des israhelischen uolkis.“ (Jes 49,6) Dan vor die han ich dich den allen Heiden zu eyme lichte gegeben vf das du irluchtis alle die werlt vnd en kundigis mien heil. durch das sie alle selk sullen werden bes an das vzerste des ertriechis da hin ouch das licht sal irschinen. _____________ 8 ouch sundirlichen] ouch sie sundirlichen 22 Hieronymus super Isaiam

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DIE GLOSE: Vz disen vor gesprochenen wortin so moge wir zwei dinc pruuen vnd der ist das erste die gotliche craft die in Cristi [2vb] was von der er da zu kreftic was das er die Heyden mochte irluchten. vnd dar vm spricht man: „Mien got ist mine sterke gewurden.“ (Jes 49,5) dan got der was in Cristo. dan der sachte das die werlt em geuolgic wart. als der apostel zu den von Chorinto spricht. (1 Kor 3,23) vnd dar vm so ist das ewangelium durch das alle geloubigen luite selk werden eyne craft gotis in eyn heil eyme iclichen geloubigen menschen. als der selbe apostel zu den Romeren spricht. (Röm 1,16) abir das andere das man ouch pruuit das ist der Heyden irluchtunge vnde das heil der werlde das in der vorschickunge des vatirs volendit ist durch Cristum. da man spricht: „Jch han dich den Heiden zu eyme lichte gegeben vf das du mien heil salt sien bes an das letste ende der erden.“ (Jes 49,6) vnd dar vm vf das der die vorschickunge des vatirs volbrechte so sante er die iungere altzuhant nach siner vfirstende zu predigen in die werlt zu en sprechende. lerit alle uolk. (Mt 28,20; Mk 16,15) vnde dar vm so namen etliche iungere das amt der predigat vndir den Juden vnde die andern vndir den Heyden. vnd doch so man das ewangelium nicht alleine solde predigen durch der keginwertigen luite willen die do in der werlde waren. sundir man sold es ouch durch der zukomenden luite willen [3ra] schriben. vnd dar vm ist di selbe vndirscheit vndir den schribern des ewangelij gewesit die vndir den predigern des ewangelij was. dan Matheus der schreib den Juden in hebreischer rede das ewangelium. vnd Marcus der schreib alrerst das ewangelium zu den Heiden. EUSEBIUS in der kirchen hystorien: Do der stat zu Rome das ware liecht des gotis wortis was irschenen. vnd die rede der warheit vnd des lichtes die durch Petrum wart geprediget allir hore hertze mit eyme minniclichen lichte hatte ire oren irluchtit also das alle tage in dem keyne sete des wortis gesachit en wart die in horten. vnd dar vm so wart ire begerunge mit gevuge nicht irvullit. sundir sie baten mit grozir begerunge Marcum synen iunger das er die dinc die Petrus mit dem worte predigete zu eyme ewigen gedechtnizze in die schrift brenge vf das sie inwendic vnd vzwendic in der wort betrachtunge mochten bliben vnd des en lizen sie von irme gebete nicht e bes das sie von Marco behilden das sie wolden. vnd diz was die erste orsache das Marcus das ewangelium schreib. abir do Petrus von offinbarunge des heilgen geistes das irkante das Marcus so eyne minnsame [3rb] dube hatte begangen vnd das ticht von em gestoln do gewan er lust an irme gelouben vnd merckte da bie ire innikeit vnd bestetigete Marci tat die er an dem schribende des ewangelij hatte begangen vnd gab die schrift von em also das man sie _____________ 7 das Randnotiz 25 Eusebius in Eccl. Hist.

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Vorrede

in ewigen gezieten in den kirchen solde lesen. JERONIMUS uf Marcum: Marcus der nimt eynen begin syner predigate von dem uollenbrochten aldere Cristi dan er en erbeitet nicht bie der kintlichen geburt sundir er redit von der volkomenheit gotis svnis. CRISOSTOMUS: Marcus der hat kurtze vnd geendite rede vnd da mite hat er Petro syme meystere geuolgit der sich ouch in synem spruche zu der kurtze gab mit vlize. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Vm das so Matheus Cristi kunigliche persone mit spruchen zu betrachtende hatte an sich genomen so hat er Marcum bie em als synen mitevolgenden gesellen dan er solde bie em sien vnd synen vuzsporn nachuolgen. dan es vugit sich wol den kunigen das sie nicht ane nachuolgende gesinde sullen sien das irer warte. sundir der prister so der alleine in das heilge der heilgen ginc. vnd dar vm so en hat Lucas keynen gesellen der em nachuolge zu dinste. dan sine meynunge [3va] ist bie Cristi pristirschaft gewesit. vnd vm das so en hat er keynen nachuolger der sine spruche in etlicher maze hette verkurtzit. BEDA: Man sal wizzen das gelicher wise als die heilgen ewangelisten eyn iclicher synen sundirlichen begin der spruche in dem beginne hat gehabit. als heldit ouch eyn iclicher eyn sundirlich ende in synir spruche uolleist. Dan Matheus der nam syner spruche begin an der gotlichen geburt vnd brochte sine meynunge mit uolleist der spruche bes an des herren vfirstende. vnd Marcus der begunde sinir rede an dem beginne der predigate des ewangelij. vnd quam bes an die ziet das der herre zu himele mit sinir menscheit vur. vnd bes an die ziet das die iungere allem volke begunden zu predigen als wiet als das ertrieche was. Sundir Lucas hub an an des vorloufers geburt vnd uolendite sien ewangelium an der vfvart des herren. abir Johannes der nam synir spruche begin an der ewikeit gotis wortis. vnd ewangelizirte das bes an die vfirstende des herren. AMBROSIUS vf Lucam: Vm das so Marcus begunde vz zubilden die gotliche mogenikeit so ist er bilchen vndir eyns lewen bilde gefigurirt. REMIGIUS vf Matheum: Marcus der ist ouch bie dem lewen bezeichent. dan gelicher wise [3vb] als der lewe eyne gruesame stimme von em in der wustenunge von sich gibit als hat ouch Marcus synis ewangelij von der wustenunge sprechende benent. eine rufende stimme in der wustenunge. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Vbir dise vsgesprochenen rede so mac man ouch von synir figure andirs sprechen dan so Marcus das kunigliche adil in Cristo nicht beschreben en hat als Matheus dan vm das mac er ein lewe heizen. noch das pristirliche adil als _____________ 1 Hieronymus super Marcum 6 Augustinus de Cons. Evang. 26 geburt Randnotiz 29 Ambrosius super Lucam 31 Remigius super Marcum 35 Augustinus de Cons. Evang. 38 lewe heizen] lewe mac heizen

Vorrede

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Lucas der vm das bie der kalbe ist bezeichent. noch ouch die ewige vereynunge als Johannes der bie dem adilare ist bedutit. Sundir so er wolde vnd hat bewisit das Cristus eyn war mensche was vnd ouch was Cristus in sinir menscheit hat begangen so mac er vndir den vier tyren bilchen bie des menschen figure bezeichent sien. THEOPHILUS: Odir das ewangelium das Marcus hat beschriben das gibit vns eynen adilar zu irkennen dan er beginnit synis ewangelij von Johannis wiezsage. dan das der prophete wiezsagen sal das muz er von verrens irkennen als eyn adilar tut.

Hie beginnit das erste capittil des ewangelij Marci des ewangelisten. Johannes der Täufer Mk 1,1

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[4ra] Diz ist der begin des ewangelij Jhesu Cristi gotis sunis. (Mk 1,1) JERONIMUS: Marcus der ewangeliste hilt pristirliche ere in Jsrahelis geslechte vnd nach synis vleischis adil so was er ein leuite. vnd do er zu dem herren wart bekarit do schreib er das ewangelium in Ytalia. vnd wolde da mite bewisen was em von adile geburte vnd ouch Cristo. dan er satzte den begin sinis ewangelij vf das gerufte des propheten stimme. vnd ouch so bewisete er den orden der irwelunge der an der leuiten amt lac dan er predigete Johannem Zacharie sun als eynen vzgesanten in der stimme lut sprechende: „Diz ist der begin des ewangelij Jhesu Cristi.“ JERONIMUS: Jn dem krigschen heizet das eyn ewangelium das in dem latine eine gute vorkundigunge ist genant. dan es ist von rechte zu dem dinste gotis geordent. vnd [4rb] zu der vorgebunge der sunde. dan das ist das ewangelium durch das gekomen ist die irlosunge der geloubigen vnd die selkeit der heilgen. abir die vier ewangelia die sint eyns vnd das eyne sint die vire. dan in dem hebreischen so heizet der herre Jhesus. abir in dem krigschen so ist er socher genant. vnd in dem latine eyn Heilant. als heizet ouch Cristus in krigschen Messyas. vnd in dem hebreischen vnd in dem latine ein gesalbter. das ist. er ist eyn kunig vnd eyn prister genant. BEDA: Man mac den begin disis ewangelij mit dem beginne des ewangelij sente Matheus vbir eyn brengen. dan Matheus der spricht in sime beginne. Diz ist das buch der geburt Jhesu Cristi Dauitis sun Abrahamis sun. (Mt 1,1) vnd hie spricht man. gotis suns. dan man muz vz beiden beginnen eynen herren Jhesum Cristum gotis vnd des menschen sun vernemen. vnde das vugit sich ouch wol das der erste ewangeliste Cristum eyns menschen sun heize vnd der andere en gotis sun nenne vf das sich vnsir sin allentzeln von den nidirsten vnd den krenkisten dingen zu den grosten vnd den mechtigesten sich irhebe. vnd vf das der mensche vfstige durch den gelouben vnd durch die sacra_____________ 17f. dan ... genant] In Hebraeo Iehosua, in Graeco Soter, in Latino salvator dicitur

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mente der angenomenen [4va] menscheit Cristi zu dem bekentnizze der ewigen gotheit. vnd ouch vugete sich es wol das der der in Cristo die mensliche geburt solde beschriben von der luite sun Dauitis vnd Abrahams anhube. vnd ouch das disir der synis buchis begin in der predigate des ewangelij anevinc das der Jhesum Cristum gotis sun solde in sime beginne heizen. Dan das Jhesus Cristus die mensliche nature von der patriarchen adil entpfinc da bewisete er mite das er eyn warhaft vleisch an sich genumen hette. abir an dem das er das ewangelium der werlde predigete so bewisete er di macht synir gotheit. HYLARIUS: Marcus der gibit nicht alleyne Cristo eynen gezuk von des namen wegen das er gotis sun sie sundir er bewisit es ouch von sinir naturlichen eygenkeit. dan wir sint ouch gotis sune. vnd doch nicht in alsulcher schicht als ienr sien sun ist. dan er ist sien warer eygener sun von stammis wegen synis adils vnd nicht von gnaden. in warheit vnd nicht von dem namen alleine. von naturlicher geburt. vnd nicht von scheppfens wegen. Mk 1,2 – 3

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Als da geschreben ist in Ysaia dem profeten. Sich ich sende minen engil vor dien antlitz vnde der wirt ouch dinen wec berey[4vb]ten vor dir. (Mk 1,2) Eyne rufende stimme in der wustenunge. Bereytit dem herren den wec. machit syne wegestiege gerecht. (3) BEDA: Do Marcus das ewangelium wolde schriben do vugete sich es wol das er alrerst der propheten gezuk setzte. vf das es so vile me von allen luiten ane zwiuel in warheit genomen wurde als er in sinen spruchen bewisete. das alle die dinc die er schribit vor der ziet von den propheten weren gesprochen. vnd ouch so bewisit er den die die e vnd die propheten hatten entpfangen das sien ewangelium mit der e vnd mit den propheten eyntrechtic were. vnd das da von die Juden das ewangelium nicht strafen en durften. dan die alden sacramente die in den propheten vnd in der e vor bedackt waren die machte er offinbar so er die eintracht des ewangelij mit den propheten bewisit. vnd ouch so wold er die Heiden die an den herren durch das ewangelium geloubten da zu mit disen spruchen leyten das sie die e nicht en versmeheten sundir sie zu en nemen vnd sie erten. vnd dar vm spricht er also: „Als da geschriben ist in Ysaia dem propheten. Sich ich sende minen engil vor din antlitz.“ JERONIMUS: Disir spruch en steht nicht in Ysa[5ra]ia geschreben sundir in Malachia in dem letsten vndir den zwelf propheten. (Mal 3,1) _____________ 9 Hilarius de trin. 34 Hieronymus de optimo genere interpretandi

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CRISOSTOMUS: Abir man mochte sprechen das diz von valscheit des schribers were zukomen. odir andirs. man mac ouch sprechen das Marcus zwu profecien die von zwen propheten gesprochen sint zusamne hat gelesen vnd hat sie vbir eyn gebrocht. Dan in Ysaia dem propheten nach Ezechias hystorie so schribit man also. Eyne rufende stimme in der wustenunge. (Jes 40,3) abir in Malachia spricht man alsus. Sich ich sende minen engil. (Mal 3,1; Mt 11,10) vnde dar vm satzte der ewangeliste die zwu prophecien als ob sie von Ysaia alleine gesprochen weren vnd swiget des von weme das andire teil gesprochen wurde da man spricht: „Sich ich sende minen engil vor dien antlitz.“ AUGUSTINUS von den vragen des alden testementis: Marcus der irkante das wol das man alle der propheten spruche an got der eyn meyster der propheten ist solde brengen als in eynen orsprinc. vnd dar vm so brenget er dise beide spruche vndir Ysaiam dan er hatte alrerst von Cristo gekundiget. vnd dar vm zuhant nach Malachie wortin so uolgit er sprechende: „Eyne rufende stimme in der wustenunge.“ vf das er beyder propheten wort [5rb] die doch vndir eynen sin gehorten vndir des ersten propheten namen spreche. BEDA: Odir andirs. dan man sal es vernemen alsus. dan alleine das man dise selbe wort in Ysaia nicht en vindit so vindit man doch disir wortere sin vnd vile offenberlicher vnd in manchen anderen steten vnd ouch da er spricht: „Eyne rufende stimme in der wustenunge. Bereytit dem herren den wec.“ Dan da Malachias sprach das man den engil vor des herren antlitz solde senden der em den wec solde bereiten. das ist das selbe das Ysaias sprach das man eine rufende stimme solde horen in der wustenunge die da wurde sprechen: „Bereytit dem herren den wek.“ Dan in beyden sinnen der schrift so prediget man das man dem herren den wec bereyten sulle. vnde ouch mochte es wol geschen das do Marcus das ewangelium beschreib das sime gedanken do Ysaias vor Malachiam beiegente als es ouch dicke geschiet. vnde das hette doch Marcus ane zwiuel gebezzert. vnd bie namen so er von den gemanit were die sien ewangelium mochten lesen do er dennoch in dem vleische lebete. es en wer dan das er irkant hette das sime gedechtnizze das alleziet von dem heilgen geiste geordent [5va] was nicht ane sache der eine vor den anderen were beiegent bie namen dan also werden alle dinc geoffinbarit die der heilge geist durch die propheten spricht. also das eyn iclich spruch irer allir sie vnd alle spruche eins iclichen sien. JERONIMUS: Durch Malachiam gibet des vatir stimme eynen luet zu dem sune der da ist eyn antlitz des vatirs dan durch en ist der vatir bekant gewurden. BEDA: Johannes ist eyn engil genant nicht durch der naturen gesel_____________ 1 Chrysostomus in Marc. 10 Augustinus de quaest. novi et Veter. Testam.

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leschaft als Origenis irrunge wolde sundir von wirdikeit wegen synis amtis. dan in dem krigschen so ist der engil eyn bote genant. vnd des name was der mensche wol wirdic der von gote gesant was. vf das er eynen gezuc gebe von dem lichte. vnd das er den herren komende in dem vleische der werlde kundigete. Dan es ist ouch bekant das alle die die pristerlich amt tragen wol bilchen engele mogen heizen vm das das sie das ewangelium kundigen. als ouch Malachias der prophete von en spricht. Des pristers lippen sullen die kunst bewaren vnd die vbunge der e werden sie heischen vz siner hant. dan er ist eyn engil des herren vbir alle heer. (Mal 2,7) THEOPHILUS: Der vorloufer Cristi der ist ouch bilchen [5vb] eyn engil genant durch des engelischen lebenis willen vnd durch sine hohe wirdikeit. abir da er spricht: „vor dime antlitze“ als ob er spreche. bie dir ist dien bote. vnd da mite so bewisit man das der vorloufer groze eyntrechtikeit mit Cristo hatte vnd em na was. dan die die bie den kunigen wandern die sint em allirnehest. Da uolgit: „vnd der wirt dinen wec vor dir bereyten.“ dan er bereitte der Juden sele durch die toufe vf das sie Cristum enpfingen. JERONIMUS: Odir den wec des herren durch den er zu den luiten yngeht ist die buze durch die got zu vns hernidir quam vnd ouch wir zu em hin vf stiegen. vnd die buze stunt in dem beginne der predigate Johannis. dan er sprach. Jr sullit buze begehn. (Mt 3,2; Lk 3,3) BEDA: Gelicher wise als Johannes bilchen eyn engel mochte sien genant vm das das er vor dem antlitze des herren quam in der predigate des ewangelij. also mochte er ouch von rechte eyne stimme heizen. dan er ginc mit eyme galme vor dem worte gotis. vnd dar vm so uolgit da: „Eyne rufende stimme in der wustenunge.“ Dan es ist kunt das der eyngeborne sun eyn wort des vatirs ist genant. vnd ouch so irkenne wir es vz vnsir eygenen rede das e eynr stimme [6ra] luet wirt vf das man das wort moge gehoren. JERONIMUS: Sundir er heyzet eine rufende stimme. danne so man rufit so geschiet es odir zu den touben odir zu den die verre sint odir geschiet mit vnwirdikeit. vnd das ist ane zwiuel an dem iudischen uolke geschen. dan das heil ist verre von den sundern. (Ps 119[118],150) dan sie hatten ire oren bestopft als die tovben slangen. (Ps 58[57],5) vnd dar vm waren sie des wert das sie vnwirdikeit zorn vnd muenizze von Cristo soldin hore. CRISOSTOMUS: Bie dem da man spricht: „Jn der wustenunge“ so meynet offenberlichen der prophete das gotliche lere nicht zu Jherusalem sundir in der wustenunge solde gegeben werden. vnd das wart an Johanne dem toufere irvullit dan der predigete das selige wort gotis in der wustenunge bie dem Jordane. vnd das bewisit ouch des propheten rede das ane die wustenunge die Moysi bewisit wart da er die stiege inne machte noch eine andere wustenunge were da Cristi heil keginwertic solde sien. JERONIMUS: Odir in der wu-

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stenunge geschiet eyne stimme vnd eyn ruf dan sie waren wuste von dem geiste gotis als ein huez das itel ist vnd gevegit mit besmen. Sie waren ouch itel von propheten von kunigen vnd von pristern. BEDA: Abir was die stimme rief [6rb] das wirt vns geoffent so da uolgit: „Bereytit dem herren den wec vnd machet sine wegestige gerecht.“ Dan ein iclicher der den waren gelovben durch gute werk prediget was tut der andirs dan das er dem kumenden herren zu der horere hertze den wek bereytit. vf das di hertze die craft der minne durch grunden vnd das licht der warheit irluchte. abir der machit gerechte stiege der di reynen gedanken des hertzen mit der rede der heilgen predigate formit. JERONIMUS: Odir andirs: „Bereytit dem herren den wec“ das ist. tut buze vnd prediget sie: „vnd machit syne stige gerecht“ vf das wir ane hindirnizze in dem offinbaren wege vortgehn mogen da wir vnsire nehesten als vns vnd vns als vnsire nehesten in gote libhaben. dan der sich selber alleine libhat vnd en hat sinen nehesten nicht lib. der helt sich zu sere zu der rechteren hant. Dan der vindit man vile die da wol wirken vnd doch nicht wol strafen als Heli was. vnd ouch der sich selben hazzit vnd sinen nehesten libhat der neyget sich zu sere zu der linken hant. dan der ist uile die da wol strafen vnd doch nicht wol wirken. als die meystere vnd die dunkilguten waren. Sundir ouch so gehn di stiege bie den wegen vnd nach en also volgen ouch die sitticlichen gebot nach der buze. [6va] THEOPHILUS: Odir der wec ist das nuwe testament vnd die stige das alde. dan moste das alde vorgetretene testament zu eyme offinbaren wege des nuwen testamentis machen. vnd dar vm mosten die stiege des alden testamentis von not gerecht werden. Mk 1,4 – 8

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Sundir Johannes der was in der wustenunge toufende vnd predigende die toufe der buze zu eynr vergebunge der sunde. (Mk 1,4) vnd do ginc zu em vz alle Juden lant vnd alle di von Jherusalem vnd wurden von em getouft in dem Jordan dem vlize bekennende irer sunde. (5) vnd Johannes der was gekleidit mit kemels hare. vnd ein peltzien gurtil was bie sinen lenden vnd hoyschrecken vnd walthonic az er. (6) vnd predigete sprechende. Eyn sterker dan ich bin der ist gekomen vnd kegin dem en bin ich nicht wirdic das ich mich vor en nidir bige vf das ich gelose den rimen siner schue. (7) Jch han vch in dem wazzere getouft abir er wirt vch toufen in dem heilgen geyste. (8) _____________ 17 Heli = Eli, Priester im Tempel, bei dem Samuel als Kind diente, 1 Sam 3

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JERONIMUS: Nach der vorgesprochenen prophecien Ysaie des propheten so wirt dem herren der wek von Johanne bereytit durch den gelouben vnd durch die toufe vnd ouch durch die buze. abir die stiege der gerechtikeit werden durch die herten [6vb] gerichte gemachit des herynen cleydis vnd des peltzinen gurtils vnd der spise der hoyschrecken vnd des walthonigis. vnd in der demutigen stimme. vnd dar vm spricht man: „Johannes der was in der wustenunge.“ Dan Johannes vnd Jhesus die suchen beide in der wustenunge das da verlorn ist vnd da der tuuel gesegete da wirt er vbirwunden. vnd da der mensche viel da irsteht er widir. abir Johannes bedutit die gnade gotis. vnd Marcus beginnet sinir spruche von der gnade. Da uolgit „Toufende“. Durch die toufe wirt die gnade verlegen vnd die sunde werden vm sust vergeben. dan das da durch den brutigum volendit wart das wart durch den engil begunt. vnd da uolgit: „Vnd predigende die toufe der buze zu einr vergebunge der sunde.“ BEDA: Es ist offinbar das Johannes nicht alleine predigete die toufe der buze sundir er gab ouch etlichen luiten sie. abir der toufe zu eynr vergebunge der sunde der en mochte er nicht geben dan die vergebunge der sunde die wirt vns alleine in der toufe Jhesu Cristi gegeben. Vnd dar vm spricht man: „Er predigete die toufe der buze zu eynr vergebunge der sunde.“ Dan so er die toufe da die sunde mite vergeben wurden von sinir kraft nimande gegeben en [7ra] mochte so predigete er sie doch. vnd als er das yngevleischte wort des vatirs vorlief mit dem worte der predigate also lief er ouch vor mit syner toufe die von den sunden nicht gevrien en mochte die toufe der buze in der die sunde vergeben wurden. THEOPHILUS: Odir andirs. alleine das Johannis toufe die vergebunge der sunde nicht in ir besloz idoch so leite sie die luite zu der buze. vnd dar vm predigete er sine toufe eyne toufe der buze. dan die predigate der buze leite die luite in eine vergebunge der sunde. JERONIMUS: Durch Johannem als durch eynen vrunt des brutigums so wirt die bruet zu Cristo gevurt als der knecht Rebeccam vurte zu Ysaac. (Gen 24) vnd dar vm so uolgit da nach: „Vnd zu em ginc vz alle iudische lant vnd die von Jherusalem alle vnd wurden von em getouft in dem Jordan dem vlize.“ Bekennen vnd wunne ist in des brutigums keginwertikeit. da die bruet springit von dem kemel so sich die kirche nuwe demutigit in der keginwertikeit iris mannis Ysaac. das ist Jhesu Cristi. dan der Jordan bedutit eyn vremt nidirstigen da die sunde abegewaschen werden. dan wir waren etwenne von gote entvremdit durch vnserer sunde willen. abir so wir durch das sacrament [7rb] der toufe gedemutiget werden so werde wir widir in die hohe irhaben. BEDA: Hie nimt man eyn bilde das man die sunde bichten sulle vnd eyn bezzer leben geloben sulle so man die toufe wil entpfahen. vnd das bewisit diz nachuolgende wort: „vnd

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sie bekanten irer sunde.“ CRISOSTOMUS: Vm das das Johannes die buze predigete so wold er die zeichene der buze selbir tragen an dem gewere vnd ouch an der spise. vnd das volgit da: „Vnd Johannes der was gekleydit mit kemels hare.“ BEDA: Das Johannes mit hare vnd nicht mit wolle gecleidit was das ist eyn zeichen eyns gestrengen lebenis als das weicher ist das der vnkuscheit zu gehort. abir das er mit eime peltzinen gurtele gegurtit was als Helias (2 Kön 1,8) das was eyn orkunde der sterbunge abir da uolgit: „vnd hoyschrecken vnd walthonic az er.“ Dem ynwonere der wustenunge was das vugelich das er nicht lustsame spise en solde haben. sundir alsulche spise da er des vleischis notdurft mite enthilde. JERONIMUS: Das kleit Johannis vnd die spise vnd der tranc bezeichent das gestrenge leben der predigere vnd das die zukomenden Heiden inwendic vnd vzwendic mit Johanni das ist mit der gnaden sich ver[7va]eynen sullen. dan das kemel har bezeichent die riechen des uolkis. vnd der peltzine gurtil die armen vnde die der werlde gesturben sint vnd die hoyschrecken beduten die clugen disir werlde. dan die lazen das durre stuppfel den Juden vnd nimt den geistlichen weize von dannen dan die springen hohe in der hitze des gelouben. vnd das walthonic bedutit die geloubigen die mit dem geiste begabit sint. THEOPHILUS: Odir andirs. Das kleit von kemelis hare tregit eyne bewisunge der wetage. vnd da mite wil Johannes kunt tun das der buzer alle ziet leide haben sal. dan der sac bezeychent eyne wetage. abir der peltzine gurtil bezeychent eyn sterben des iudischen uolkis. Sundir Johannis spise die en bewisit nicht alleine eyne mezikeit sunder sie gibit ouch eyne geistliche spise zu vernemen der sich do das uolk generte nicht das sie icht hochis vernemen. sundir doch so sprungen si in die hohe vnd druckten sich dan zuhant nidir. Dan also ist ouch die hoyschrecke geschickit das sie in die hohe springit vnd widir an die erde vellit. vnd also generte sich ouch das alde uolk von dem honige das vz den benen was geborn. das ist vz den propheten die es mit strengikeit als eyn walthonic her vor broch[7vb]ten dan die Juden hatten die schrift als eyn walthonic sundir sie en vernamen irer nicht wol. GREGORIUS in dem eyn vnd drizigesten buche vf Job: Odir in der spise gesteltnizze so bewisit er den herren dem er vor ginc. dan er nam der vnvruchtbaren heidenschaft suzikeit an sich vnd machte da von walthonic. abir so er der Juden uolk eyn teil synis lichams hatte gewandilt so nam er zu syner spise ouch hoyschrecken die balde eynen sprunc in die hoe tun vnd zuhant an die erde vallen. Dan die Juden gaben do eynen sprunc do sie gelobten das sie die gebot gotis welden irvullen. abir sie uilen widir an die erde do sie mit bosin werken loikenten das _____________ 1 Chrysostomus in Matth. 7 Helias = Elias 33 Gregorius Moralium

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sie der gebot nicht gehort en hetten. vnd dar vm hatten sie eynen sprunc an die hohe mit der stimmen. vnd den val durch ire bose werk. BEDA: Johannis gewete vnd sine spise mogen vns ouch sine inren begencnizze beduten den er pflac gestrenger kleidere zu gewete. vnd ouch so en streichte er der sundere in iren sunden nicht sundir mit scharfer strafunge vbirlief er sie. vnd ouch hatte er eynen peltzinen gurtil vm sine lenden dan er crucigite sien vleisch mit lastere vnd mit wollusten. hoyschrecken vnd walthonic az er. dan die stete enpfingen suziclichen syne predigate also das das [8ra] uolk wolde wenen das er Cristus were. (Lk 3,15) sundir er bewisete das er nicht Cristus en were sundir eyn vorloufer vnd eyn prophete Jhesu Cristi. Dan in dem honige ist die suzikeit vnd in den hoischrecken eyne lustsame vlucht. vnd dar vm uolgit da nach: „Vnd er predigete sprechene: Eyn sterker dan ich bin ist nach mir gekomen.“ DIE GLOSE: Das sprach er vf das er der schar iren wan beneme die da geloubte das er Cristus were. vnd ouch so kundigete er Cristum sterker dan sich dan der mochte die sunde vergeben des er nicht en vermochte. JERONIMUS: Wer ist ouch sterker odir die gnade in der die sunde werden vergeben die ouch Johannes bezeichent odir der zu siben vnd sibenzic malen die sunde vergibit. abir die gnade ist alrerst vnd vergibit die sunde zu eymale durch die tovfe. sundir die barmhertzikeit ist zu allen durstigen gekomen von Adamis ziet bes an Cristum durch sibenzic geburte vnd ouch bes an hundirt vnd vier vnd virzic tusent. CRISOSTOMUS: Vnd vf das ymant wente das sich Johannes da mite in etlicher maze Cristo wolde gelichen so spricht er noch me: „vnd des en bin ich nicht wirdic das ich em die rimen synis schues lose.“ Das en ist nicht eyns das man lose den rimen sinir [8rb] schue das Marcus hie spricht. vnd das man sine schue trage als Matheus spricht. (Mt 3,11) Sundir die ewangelisten die uolgen dem ordene der spruche vnd des en haben sie keine trugene. vnd ouch so hat Johannes beide spruche gesprochen eynen iclichen nach sime sinne. abir die es vzlegen die legen die spruche mit vndirscheit vz. dan den rymen heizet er das bant der schue. vnd dar vm vm die irhebunge Cristi gewalt so spricht er. als ob er spreche. Jch en bin des nicht wirdic das ich in dem orden sinir dinere stehe. Dan die heimelichen dinc die an Cristi menscheit sien die sint groz in irer offinbarunge. JERONIMUS: Der schue der ist an dem letsten teile des lichams. dan der Heilant quam an dem ende zu des menschen gerechtikeit do er das vleisch an sich genam. vnd dar vm spricht man durch den propheten. Jn Ydumeam wil ich vzrecken minen schue. (Ps 60[59],10) _____________ 23 Chrysostomus in Matth. griech. Name für Edom

33 vm vm] vm die vm

39 Ydumeam = Idumäa =

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Kapitel 1

GREGORIUS in der omelie: Die schue machit man vz todin tyren. vnd dar vm do der herre in dem vleische quam do irschein er geschuet dan er hatte das sterben vnsirer totlikeit an sine gotheit genomen. Odir andirs. Es was eyn sitte bie den alden das swer nicht eyne huezvrouwe nemen en wolde die em von der e zu geborte der loste dan den schue der als ein brutigum an di quam [8va] von mageschaft. vnd dar vm spricht er das er da zu vnwirdic sie das er em den schue vf lose. als ob er offenlichen spreche. Jch en mac des herren vuze nicht enplozen. dan ich en tar des namen des brutigums vnwirdiclichen an mich nicht nemen. THEOPHILUS: Abir man vernimt es ouch also. dan alle die zu Johanne quamen vnd wurden von em getouft durch die buze die wurden von dem bande der sunde gelost so sie da mite an Cristum geloubten. vnd dar vm so loste Johannes an allen andern luiten den schurimen das ist das bant der sunde. abir an Jhesu en mochte er des rymen nicht gelosen. dan er en vant an em keine sunde. BEDA: Vnd dar vm en spricht Johannes nicht offinbar das er got odir gotis sun sie sundir das er ein sterker man sie dan er ist. dan die groben horere en mochten dennoch nicht die heimelikeit des grozin sacramentis begrifen das der ewige gotis sun den menschen vz der iuncvrouwen an sich hette genomen. vnd welde abir eyns geborn werden in die werlt. sundir allentzeln so wold er sie leiten durch erberkeit der menscheit zu dem gelouben der gotliche ewikeit. vnd idoch in verborgener wise so machte er en got clar in synen spruche. vnd das uolgit da: „Jch toufe vch in dem wazzere abir [8vb] er wirt uch toufen in dem heilgen geiste.“ vnd weme blibit in disme spruche zwiuel das den heilgen geist nimant andirs dan got geben mac. JERONIMUS: Was vndirscheit ist zwischen dem wazzere vnd dem heilgen geiste der vbir dem wazzere ist. dan das das wazzer ist eyn dinst des menschen. abir der geist ist eine gnade gotis. BEDA: Wir werden von dem herren getouft in dem heilgen geiste vnde nicht alleine an dem tage so wir in dem burne des lebens getouft werden zu einr vergebunge der sunde. sundir wir werden ouch alle tage mit der gnade des heilgen geistis gewaschen. vf das wir entzunt werden gote lobeliche werk zu tunde in dem selben geyste.

Taufe Jesu 35

Vnd do geschach es an den tagen do quam Jhesus von Nazareth das in Galilea was vnd wart von Johanne getouft in dem Jordan. (Mk 1,9) vnd zuhant do er vz dem wazzere gesteic do sach er die himele offen vnde _____________ 1 Gregorius in Evang.

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den geist als eine tube hernidirkomen vnd bliben in em. (10) vnd eine stimme geschach vz den himeln. Du bist mien irweltir sun in dir han ich mir behagit. (11) JERONIMUS: Marcus der ewangeliste tut als ein hirs der der wazzirs burne begerit vnd tut groze sprunge an dem ebenen vnd ouch in der hohe. [9ra] vnd als eine bene so smeckit er der honictragenden blumen. vnd dar vm kundigit er Jhesum von Nazareth komende vnd spricht: „Vnde es geschach an den tagen do quam Jhesus von Nazareth das in Galilea lac vnd wart von Johanne getouft in dem Jordan.“ CRISOSTOMUS: Jhesus der was eine andire toufe schickende vnd quam zu Johannis toufe die sinir toufe vngeliech was. dan sine was volkomen vnd dise die was vnuolkomen vnd idoch so bleib er da mite von der Juden toufe vremde. vnde ouch so wold er durch disir toufe naturen bewisen das er nicht vm vergebunge der sunde getouft wurde odir als der dem der heilge geistis not were. dan der zweir dinge enpur Johannis toufe. abir er liez sich vm das toufen vf das er allen luiten bekannt wurde vnd vf das sie an en geloubten. vnd ouch vf das er alle gerechtikeit uolbrechte die da in eime halden der gebote steht. dan es was den luiten gebotin das sie des propheten toufe solden enpfahen. Er wart ouch getouft vf das er mit syner toufe Johannis toufe bestetigete. vnd vf das er des Jordans wazzere heilgite. vnd ouch das er die zukumft des heilgen geistes in den wazzern nidirkomende in eynr tuben wise den geloubigen bewisete. vnd da volgit: [9rb] „Vnd zuhant vz dem wazzere stigende do sach er den himel offen vnd den geist als eine tube nidirkomen vnd vf em bliben.“ Die himele werden geoffent nicht mit der elementen enzweislizunge sundir den geistlichen ougen werden sie geoffent mit den sie Ezechiel der prophete in dem beginne synis buchis sie offen sach. abir das er die himele nach synir toufe offen sach das geschach durch vnsern willen. dan so wir durch die toufe gewaschen werden so wirt vns die tor des rieches der himele geoffent. Odir es geschach dar vm das den luiten heilikeit vz den himeln wurde gegeben vnd das irdische dinc mit den himelischen vereynit wurden. Sundir der heilge geist quam her nidir vf en nicht das er do alrerst vf en queme dan er en was von em nit gescheiden noch gelazen. sundir vf das er da mite bewisete das Cristus der da von Johanne wart getouft vnd geprediget als mit eyme vingere des gelouben allen luiten wurde bewisit. BEDA: Das ouch der heilge geist wart gesehen her nidir komen in der toufe das gibit vns eyn orkunde das vns in der toufe geistliche gnade wirt verlegen. JERONIMUS: Dise salbe da Cristus in dem vleische mite gesalbit wart die ist [9va] der heil_____________ 40 ist der] ist der der

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Kapitel 1

ge geist da man von spricht. Dich hat got dien got gesalbit mit dem olei der vroide vor alle die die dir an keime teile geliech sint. (Ps 45[44],8) BEDA: Es was ouch wol vugelich das der heilge geist meinr tuben gesteltnizze her nidir queme. dan die tube ist ser ein eynueldic tyer vnd ist von der bosheit der galle gevremdit vf das er vns da mite in eynr figuren bewisete das der heilge geist eynueldige hertzen suchit vnde mit nichte in vnuletigen hertzen wonen en wil. JERONIMUS: Der heilge geist quam ouch in eynr tuben bilde her nidir. dan man singit in dem sange von der kirchen. Mine bruet mine vrundinne mine neheste mine irwelte mine tube. Bruet in den patriarchen vrundinne in den propheten neheste in Joseph irwelte in Johanne dem toufere tube in Cristo vnd in den aposteln. zu den man ouch spricht. Siet kluc als die slangen vnd eynueldic als die tuben. (Mt 10,16) BEDA: Abir die tube saz vf Jhesu houbte vf das ymant wente das des vatir stimme zu Johanne vnd nicht zu dem herren geschen en were. vnd das bewisit er subirlichen in dem das da uolgt: „vnd blibende in em“. Dan das ist Cristo eyne sundirliche gabe das en der heilge geist also zu eynem male irvulte das er sich da nach [9vb] nicht me von em en schide. Dan den geloubigen wirt dicke die gnade des geistes verlegen so sie zeichene der tugende vnd wundirwerke sullen wirken. abir sie wirt en ouch zu zieten widir benomen. abir ouch den des geistes gabe zu den werken der barmhertzikeit vnde zu libe der gerechtikeit verlegen wirt vnd das sie got vnd den nehesten in eynir libe beslizen den en wirt sie nicht benomen. Sundir des vatirs stimme wold bewisen das disir Jhesus der mit andern luiten zu der toufe quam vnd wold in dem heilgen geiste getouft werden. das er der ware gotis sun were. vnd dar vm uolgit da: „Vnd eine stimme geschach vz den himeln. Du bist mien irweltir sun in dir so han ich mir behagit.“ Mit disme spruche so en wirt der sun des nicht wise das er vor nicht en wuste sundir wir werden an das gewisit das wir des gelouben suln. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Das Matheus spricht das die stimme geschege. diz ist mien irweltir sun (Mt 3,17) da wolde er bewisen das sien spruch zu dem selben nutze ist das Marcus spricht. dan man wold es den bewisen die es hortin das er gotis sun were. abir ist es das du uregis welch wort das mit der stimme gesprochen wart so nim eyn iclichs in [10ra] der wise das beide ewangelisten in iren spruchen eynen sin mogen halden dan ire meynunge die ist in deme sinne eyn alleine das sie zweuach ist in den wortin. Sundir das em got in dem sune behage das ist klar in dem da man spricht. Jn dir bin ich mir behegelich. BEDA: Die selbe stimme lerit ouch vns das wir mogen durch das _____________ 31 Augustinus de Cons. Evang.

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wazzer der toufe vnd durch den geist der heilgunge gotis sune werden. Die heimelikeit der driualdikeit die wirt ouch in der toufe bewiset dan der sun wirt getouft vnd der heilge geist kumt nidir in der tuben gesteltnizze vnd des vatirs stimme da er dem sune eynen gezuk mite gab die wirt gehort. JERONIMUS: Sichticlichen hie sulle wir von der vnstetikeit der werlde werden gezogen vnd geleitit zu dem ruche der blumen der reynikeit vnd sullen mit den iungen megden nach dem brutigume loufen. vnd suln vns mit dem sacramente der toufe waschen vz zwen burnen der libe gotis vnd des nehesten. vnd wir sullen da di gnade enpfahen abewaschens allir schult. vnd da von moge wir dan mit vnsir hoffenunge vf stigen zu der himelischen heymelikeit vnd sie anschouwen mit reynen ougen vnsirs hertzen. vnd da nach moge [10rb] wir dan den heilgen geyst enpfahen her nidirkomende in eyme demutigen geyste zu eime einueldigen hertzen in eynr waren minne die vns nicht me mac enpfallen. so wirt des herren stimme zu vns synen vzirwelten gesant. dan so werde wir vridesam vnd werden gotis sune geheizen. (Mt 5,9) vnd so wirt ouch em der vatir in vns mit dem sune behagen vnd mit dem heilgen geiste vnd wir werden dan mit gote eyn geist.

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Vnd do zuhant treib en der geist vz in die wustenunge. (Mk 1,12) vnd er was in der wustenunge virzic tage vnd virzic nacht. vnd wart von Sathana bekorit. vnd was da mit den tyren. vnd die engile die dinten em. (13) CRISOSTOMUS: Vm das so Cristus alle dinc wurchte durch vnsir lere willen vnd ouch alle dinc durch vnsern willen leit so wold er zuhant nach der toufe an der wonunge der wustenunge an heben. da er ouch widir den tuuel streit. vf das das ein iclicher der da getouft ist die bas die grosten bekorungen mit gedult liden moge nach der toufe. vnd en sal sich dar vm nicht muen als ob em die dinc ane hoffenunge des lonis widir varen. sundir er sal alle dinc liden vf das er den sieg gewinne. vnd alleine das got manchirleige bekorungen [10va] lett durch manchir sache willen vbir den menschen komen. so kumt doch die bekorunge ouch durch des willen das der mensche der die bekorunge lidet vnd vbirwindit als vile me kegen gote in grozere ere werde gesatzt. dan das muet den tuuel das der mensche in grozerer ere ist dan er. vnd dar vm so spricht man: „Vnde do zuhant treib en der geist vz in die wustenunge.“ vnd da mite bewisit er ouch das er nicht von syme eygenen mute sundir _____________ 23 Chrysostomus in Matth.

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Kapitel 1

von tribens wegen des geistes in die wustenunge ginc vf das du da vernemis das alsulche dinc von vorschickunge des gotlichen wortis geschen. vnd meynet da mite das sich der mensche mit eygeneme willen nicht in bekorunge sal werfen. sundir kumt sie en an von vzwendigen dingen so sal er an en gesegen als der der an sie getriben ist. BEDA: Vf das es dir icht in eynen zwiuel queme von welcheme er getreben wurde in die wustenunge so entrichtit es Lucas alrerst (Lk 4,1) vnd da nach Johannes der da spricht das Jhesus vol des heilgen geistes ginc widir vz deme Jordane. (Joh 1,33) vnd da nach spricht er dan das er von deme geiste gevurt wart in die wustenunge. dan der vnuletige geist en mochte [10vb] widir en nicht dan er was des heilgen geistes vol vnd wo er wolde da ginc er vnd was er wolde das tete er. CRISOSTOMUS: Der geist der treib en vm das in die wustenunge dan er wolde den tuuel reyzen zu em zu bekorende. vnd dar vm en wolde er nicht alleine ein orsache geben von syner personen sundir ouch von der wusten stat. dan so dringit sich der tuuel allirmeist in die luite sie zu bekornde so er sie eynlitzic blibende vindit. BEDA: Jhesus der wichit besiten in die wustenunge vf das er vns lere das wir der wilde luste lazen sullen vnd alle bose geselleschaft vnd suln gotis gebotin in allen wegen dinen. abir er wirt in eynlitziger wise alleine von dem tuuele bekorit vf das er vns kunt tu das alle die die in Cristo liblichen leben wellen das di muzen echtunge liden. (2 Tim 3,12) vnd dar vm uolgit da: „Vnd er was in der wustenunge virzic tage vnd virzic nacht vnd da wart er bekorit von Sathana.“ Jhesus wirt virzic tage vnd virzic nacht bekort vf das er bewise da mite das die wile das wir gote dinen vnde hie leben es sie an der ziet des geluckis die dem tage zu gehort. odir das vns widerige dinc drucken das sich der nacht figuren vugit [11ra] so ist zu allen gezieten vnsir widirsaze bie vns der vnsern wec mit syner bekorunge hinderen wil ane vndirlaz. Dan bie den virzic tagen vnd virzic nachten so wold er die ziet al der werlde beduten. dan die werlt in der wir gote dinen die ist an viren geteilit. vnd ouch so sint der gebot zehene in den wir mit vnsirme viende striten. so wir sie halden. vnd so man zehene zu vier maln setzit so werden da virzic. Da uolgit: „vnd er was da mit den tyren.“ CRISOSTOMUS: Diz spricht der ewangeliste vf das er bewise welchirleige die wustenunge were dan sie en hatte keynen wec da die luite inne wanderen mochten sundir wildir tyre der was sie vol. Da uolgit: „vnd die engile dinten em.“ Dan nach der bekorunge vnd ouch nach dem sege do wurchte Jhesus des menschen heil. vnd ouch als der apostel spricht: Die engile sint gesant in eynen dinst durch der willen die das _____________ 13 Chrysostomus in Matth. 25 das die wile] das die wile das die wile

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erbe des heiles werden nemen. (Hebr 1,14) Das muz man ouch merken das em die engele biewaren mit irme dinste do er der bekorunge angesigete. BEDA: Das sal man ouch merken das Cristus vndir den tyren wonte als eyn mensche. sundir er nimt von den engeln den dinst als eyn got. vnd ouch so [11rb] wir in die wustenunge des heilgen begencnizzes der vielichen sitten der luite mit eyme vnbewollenen hertzen verdulden so verdine wir der engile dinst vnd so wir dan von dem lichame gevriet werden so werde wir von en in die vroide des himels gevurt. JERONIMUS: Odir dan so sint die wilden tyre mit vns mit vride als in der arken die vletigen tyre mit den vnuletigen waren. (Gen 7,2) so das uleisch nicht widir den geist wirt begern. vnd da nach werden vns die engele gesant zu dinste vf das sie vns trost vnd entwerte vnsir begerunge in vnsire hertze brengen.

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Abir da nach das Johannes geentwertit was. do quam Jhesus in Galilea predigene das ewangelium des riechis gotis (Mk 1,14) sprechende. Dan die ziet ist uolbrocht vnd das rieche gotis hat sich genehit. buzet vnde geloubit dem ewangelio. (15) CRISOSTOMUS: Marcus der ewangeliste der volgit Matheo nach in dem ordene. vnde dar vm da nach das er gesprach das em die engile hetten gedint do satzte er sine rede an das das hie uolgit: „abir da nach das Johannes geentwertit was do quam Jhesus in Galileam.“ Nach der bekorunge vnd do em die engele gedint hatten do ginc er [11va] von dannen in Galileam. vnd lerit vns da mite das wir bosir luite gewalt nicht widirsten en sullen. THEOFILUS: Vnd ouch vf das er vns bewise das sich es wol vugit das man in echtungen besiten wiche vnd nicht an der stat sich enthalde. abir so wir ane vnsir zutun in die echtunge komen so sul wir sie mit gedult liden. CRISOSTOMUS: Er weich von dannen vf das er sich zu der lere vnd zu der sundikeit der luite behilde e dan er gelede. vnd so er dan alle die dinc uollenbrechte so welde er gehorsam werden bes an den tot. BEDA: Do Johannes in das gevencnizze geentwertit was do begunde der herre von rechte zu predigen. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er predigete das ewangelium des riechis gotis.“ Dan do di alde e von irme state weich do in der selben ziet begunde das ewangelium vf zu sprizen. JERONIMUS: Do sich der schate gelegerte do quam die warheit. Johannes in dem kerkere. die e in Juden lande. Jhesus in Galilea Paulus in den Heiden predigete das ewangelium des riechis. dan dem irdischen rieche uolgit das ermute. vnd dem ermute der Cristenen wirt widir das ewige rieche verlegen. dan die irdische ere ist

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eym schume eynis ysechten wazzers ge[11vb]liechit odir eyme rouche odir eyme troume. BEDA: Es en sal nimant wenen das Johannes zuhant in den kerker gesatzt wurde nach der bekorunge vnd nach dem das der herre virzic tage hatte gevastit. dan swer Johannis ewangelium lisit der bevindit das der herre e dan Johannes in den kerker wart gesatzt vile hatte gelart vnd vile wundirwerk hatte getan. dan da hastu in syme ewangelio: Das tete Jhesus eynen begin syner zeichene. (Joh 2,11) vnde da nach. vnd dennoch was Johannes in den kerker nicht gesatzt. (Joh 3,24) dan man spricht: do Johannes Mathei Marci vnd Luce ewangelia hatte vbir gelesen vnd hatte den techst der hystorien vbir gepruuit vnd hatte ire geticht bestetigit als ware spruche sundir er vant das sie das erste iar e dan Johannes in dem kerkere was beslozzen an Cristi wundirwerc von en gelazen was. vnde das iar das von en drin gelazen was das nam er do vnd bewisete welche werk da inne geschen waren. vnd dar vm do Marcus gesprach das Jhesus quam in Galilea vnd predigete das ewangelium des riechis gotis do vugete er me da zu sprechende: „Dan die ziet ist uollenbrocht vnd das rieche [12ra] gotis nehet sich.“ CRISOSTOMUS: Vor war do die ziet volbrocht wart das was do die uolkomenheit der ziet zuquam do got sinen sun sante. (Gal 4,4) do was es ouch wol mogelich das menslich stamme die letste vorsichtikeit von gote neme. vnd dar vm spricht er das das rieche gotis sich nehe. Das rieche gotis ist das selbe in sime selbwesen das das rieche der himele ist. abir doch so schinit da in etlicher maze eine vndirscheit dan das rieche gotis heyzet das in den got sien rieche heldit vnd das ist in dem lande der lebenden. so die werden von antlitze zu antlitze got schouwen vnd werden da stete in den gutin dingen die en gelobit sint bliben. Sundir das rieche der himele bedutit der luite libe die mit gote in eynir minne werden verstrickit. vnd die das ewige lant in sich nimt. odir die eyn nuwe bilde der hohesten geiste an sich cleiden. sundir doch so en wirt das rieche gotis noch mit ziet noch mit stat beslozzen. THEOPHILUS: Odir der herre spricht das do die ziet der e was uolbracht. als ob er spreche: Bes an dise keginwertige ziet so hat die e gewurcht abir nu vortme so sal das rieche der himele wirken. vnd das ist eyn heilic begenc[12rb]nizze das bilchen dem rieche der himele gelichit ist. Dan so du ymande sihest der mit dem uleische gecleidit ist das er doch nach dem ewangelio lebit. so mustu sprechen das der das rieche der himele in em habe. dan das en liet nicht an spise noch an tranke. sundir es ist gerechtikeit vnd vride vnd uroide in dem heilgen geiste. Da uolgit: „Buzit.“ JERONIMUS: Der begehet buze der sich von gantzem hertzen an das ewige gut wil hengen das ist an das rieche gotis. dan der das kerns begert der muz die nuz brechen. vnd die bittirkeit der wurtzele vbirwindit mit lone die suzikeit des appfels. vnd sorcueldikeit vnd

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not des meris die wirt lustsam vm die hoffenunge des gewinnis. vnd ouch die wetage die von der scharfen erts die entsteht die wirt gemeziget von der hoffenunge des heilis. Dan die mogen gotis lob vnd ere mit schalle wirdiclichen kundigen die des wirdic sint wurden das sie zu der palmen der vergebunge sint gekomen. vnd dar vm danach do er gesprach: buzit. do satzte er me sprechende: „vnd geloubit dem ewangelio.“ Dan es en sie das ir geloubit so en vernemit ir nicht. (Jes 7,9) BEDA: Vnd dar vm buzit vnd geloubit. das ist: verzieget vch allir todin [12va] werke. dan was hilfit es dem menschen das er geloube ane vbunge gutir werke. idoch so en haben nicht gute werk den menschen zu dem gelouben gebrocht. sundir der mensche geloube hebit an dem menschen an vf das die gutin werk in em mogen nachuolgen.

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Vnd do er vort an geginc bie das mer Galilee do sach er Symonem vnd Andream synen brudir das sie vzwurfen die netze in das mer dan sie waren vischere. (Mk 1,16) vnd Jhesus der sprach zu en. komit nach mir ich wil vch machen das ir vischere der luite werdit. (17) vnd do zuhant lizen sie die netze vnd uolgeten em. (18) vnd do er vort von dannen eyn wenic geginc do irsach er Jacobum Zebedei sun vnd Johannem synen brudir vnd sach sie ouch in dem schiffe das sie die netze zusamne legeten. (19) vnd lut sie balde. vnd sie lizen zuhant Zebedeum iren vatir vnd das schif mit der koufschatz vnd uolgeten em. (20) DIE GLOSE: Nu der ewangeliste gesprochen hat von der predigate die Cristus tete zu der schar. nu beginnit er zu sprechen von der ladunge der iungere die der herre wolde machen zu dinern synir predigate. vnd dar vm spricht er: „Vnd do Jhesus vort an geginc [12vb] bie das mer Galilee do irsach er Symonem vnd Andream synen brudir.“ THEOPHILUS: Als Johannes der ewangeliste spricht so waren Petrus vnd Andreas des vorloufers iungere. (Joh 1,35.40.41) abir do sie irkanten das Johannes von Jhesu eynen gezuk hatte gegeben do hilden sie sich zu em. (Joh 1,37) abir da nach do Johannes in den kerker was geentwert do was en we zu mute. vnd des gaben sie sich widir zu irer alden kunst. vnd dar vm uolgit da: „Sie wurfen vz ire netze in das mer dan sie waren vischere.“ Hie bie bekenne das sie sich mit irer eygenen erbeit irnerten vnde nicht mit keinr vngerechtikeit. dan die waren des wirdic das sie die ersten iungere Cristi wurden. vnd dar vm uolgit da nach: „vnd Jhesus sprach zu en: komt nach mir.“ Nu ledit er sie zu dem andern male _____________ 7 Beda fehlt im lat. Text

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dan er hat sie ouch vor geladen als es Johannes in syme ewangelio bewisit. abir wo zu sie geladen werden das bewisit der spruch der hie uolgit: „Jch wil vch machen zu vischern der luite.“ JERONIMUS: Sie vingen die luite mit dem netze der heilgen predigate als die vische vnd zogen sie vz der tufe der grundelosikeit das ist des vngelouben vnd zogen sie zu dem lichte des gelouben. [13ra] vnd disir vischerie mac eynen iclichen menschen bilchen wundern. dan so die vische gevangen werden so sterben sie altzuhant. abir die luite die da mit dem worte der heilgen predigate gevangen werden die bekeren sich dan von dem tode zu dem lebene. BEDA: Vischere vnd vngelarte luite die werden gesant vf das sie predigen sullen. vf das ymant wente das der geloubigen luite geloube in der craft gotis nicht en stunde sundir in redilikeit vnd in kunst der menschlichen lere. Da uolgit: „vnd sie lizen zuhant ire netze vnd volgeten em.“ THEOPHILUS: So der herre den menschen ledit so en sal er keyn vndirlaz noch kein svmen machen. sundir zuhant an der stat sal er deme herren uolgen. abir nach disen zwen so vischit er Jacobum vnd Johannem. vnd ouch so waren dise arme luite vnd irnerten das aldir iris vatirs mit der notdurft der naturen. vnd dar vm uolgit da: „Vnd do er eyn wenic vort von dannen geginc do irsach er Jacobum Zebedei svn vnd Johannem sinin brudir vnd sie waren ouch in dem schiffe zusamne legende ire netze. vnd do lut er sie zuhant. vnd do lizen sie iren vatir Zebedeum vnd das schif mit der koufenschatz vnd uolgeten em.“ [13rb] Sie lizen iren vatir dan er was sie hinderne an Cristi nachuolgende. vnd ouch so du von dinen eldern gehindirt wirst so verziege dich irer vnd trit zu gote. vnd da mite wirt ouch bewisit das Zebedeus an Cristum nicht en geloubete. sundir der apostele mutir die geloubte an Cristum. dan sie uolgete em do Zebedeus tot was. BEDA: Man mac alhie uregen wie er ie zwene vischere lut vz dem schifchen. des ersten Petrum vnd Andream. vnd do er eyn wenic von dannen geginc abir zwene andere Zebedei sune so doch Lucas spricht das Jacobus vnd Johannes geladen waren das sie Petrum vnde Andream solden helfen (Lk 5,7) vnd das do Cristus Petro alleine zusprach. En vorchte dich nicht dan von disir ziet vortme so wirstu luite vahen. (Lk 5,10) vnd das sie do mit besamter hant die schiffe vf das ertrieche zogen vnd uolgeten em. (Lk 5,11) vnd dar vm sal man das alhie pruuen das das alrerst ist geschen das Lucas spricht vnd das sie da nach widir nach irme sitten zu der vischerie quamen. vnd das do das geschege das vns hie Marcus kundiget. dan do uolgeten sie dem herren also das sie die schif nicht vf das lant en zogen vnd en legeten keyne ruche daran ob _____________ 3 Remigius

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sie widir quemen. [13va] sundir wie sie em geuolgeten der en gebot vnd sie lut. JERONIMUS: Geistlichen so werde wir vf den wagene disir vier vischere gevurt in die hohe des himels als Helias. vnd mit disen vier engeln wirt die kirche alrerst bestetigit. vnde mit disen vier hebreischen buchstaben tetragramaton wirt von vns der name des herren alrerst bekant. vnd da mite gebutit man vns in dem selben bilde das wir des herren stimme sullen horen so er vns ledit vnd sullen vnsirs uolkis der sunde vergezzen vnd des begencnizzes vnsirs vetirlichen husis da wir tumheit inne vben. vnde des netzis der spinnen in dem vns die luft die an eyme nichte hengtt als die mucken begrifen helt. vnd das schif des alden lebenis das sulle wir vz dem hertzen verwerfen. Dan Adam der vnsir geberer ist nach des vleisches uolleist der wirt mit totir tyre huten bedackit. vnd dar vm sul wir nu den alden menschen abelegen mit synen werken vnd dem nuwen menschen uolgen. so werde wir mit Salomonis vellen bedact der sich ouch die brut berumit das sie von em schone sie gewurden. (Hld 1,5) abir Symon ist so uile gesprochen als eyn gehorsamer. vnd Andreas als vile als eyn menlich man. Jacobus als [13vb] vile als eyn vndirgreber odir eyn vmwerfer. vnde Johannes als uile als die gnade gotis. vnd durch die vier namen so werde wir in eyn bilde gotis gewandilt. dan mit deme gehorsame werde wir gemanit vf das horen. mit der manheit zu dem strite. mit dem vmwerfene zu stetikeit. vnd mit der gnade zu vnserme beheltnizze. vnd das sint die vier angil tugende. Dan durch die klucheit so sie wir gehorsam. durch die gerechtikeit so wirke wir menlichen. durch die mezikeit so trete wir den alden slangen. vnd durch die sterke so verdine wir gotis gnade. THEOPHILUS: Man sal wizzen das das erste heizet eyn werc vnd das andire eyn beschouwen dan das dinc das Petrus bedutit das steht an vbunge des werkis. abir Johannes der bedutit die beschouwunge gotis. Petrus der was vndir allen anderen aposteln hitziger vnd an allen dingen vliziger. abir Johannes der was der hoheste sprecher von gote vnd von gotlichen dingen.

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Vnd do sie zu Capharnaum in gegingen. do ginc er zuhant an dem sunnabene in die synagoge vnd larte sie. (Mk 1,21) vnd des irschraken sie alle vbir siner lere. dan er was lerende [14ra] als der der die gewalt hatte vnd nicht als die meystere der e. (22) JERONIMUS: Marcus der ewangeliste der wolde die spruche des ewangelij in em selbir entrichten. vnd dar vm en wold er dem ordene der hystorien nicht uolgen. dan er helt den orden der heymelikeit in den

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spruchen. vnd dar vm so bewisit er das Cristus die erste tugent an dem sunnabene wurchte sprechende: „vnd do er zu Capharnaum yngeginc.“ THEOPHILUS: Do sie von Nazareth gingen abir an dem sunabende so sich die meystere besamten so ginc er in die synagogen vnd larte. vnd das uolgit da: „Vnd alzuhant an dem sunnabene do ginc er in die synagoge vnd larte sie.“ Dan vm das hatte die e geboten das man den sunnabent solde viren vf das di meistere an dem tage zusamne quemen vnd da die leccen der e mit vernumft vbten. Sundir Cristus der larte sie strafende vnde nicht streychende als die gliznere teten. vnd dar vm uolgit: „Vnd sie irschraken vbir sinir lere dan er larte sie als der der die gewalt hatte vnd nicht als die meystere der e.“ Er larte sie in gewalt dan er verwandilte die luite zu dem guten vnd droite den mit der pine die nicht en geloubten. [14rb] BEDA: Die meystere larten ouch das uolk die dinc die in Moyse vnd in den propheten geschriben waren. abir Jhesus der larte sie als eyn got vnd eyn herre vbir Moysen von grozir vrieheit sinis willen. vnd des da in der e gebrach das satzte er zu vnd wandilte das da zu wandelnde stunt. vnde predigete dem uolke als wir in Matheo lesen: Es ist zu den alden gesprochen: Du en salt nicht totin. (Mt 5,21) abir ich sage vch swer da spricht trotz. (Mt 5,22) vnde der geliech larte er sie.

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Vnd do was in irer synagoge ein mensche mit eyme vnuletigen geiste vnd der rief luite. (Mk 1,23) was ist vns vnd dir Jhesu Nazarene gemeynis. du bist gekomen vns zu verlisen dan ich weiz es das du bist eyn heilger gotis. (24) vnd do bedroite en Jhesus sprechene. verstumme vnd gehe vz von dem menschen. (25) vnde des zu zerte en der vnvletige geist vnd rufende mit eynir grozin stimme ginc er vz von em. (26) vnde des nam sie alle wundir also das sie vndir en andir begunden zu vregen sprechende. vnd was ist das vnd welchirleie ist dise nuwe lere dan in gewalt so gebutit er den vnreynen geysten vnd sie sint em gehorsam. (27) vnd des quam sien geruchte altzuhant in al das lant zu Galilea. (28) BEDA: [14va] Dan so von des tuuels nyet der tot in das gantze ertrieche ist gekomen (Weish 2,24) so solde ouch bilchen widir den orsprinc des alrerst die artzdie des heilis beginnen wirken. vnd dar vm spricht man: „Vnd do was in irer synagoge eyn mensche mit eyme vnreynen geiste.“ CRISOSTOMUS: Der engil vnd die luft vnde ouch die sele ist ein geyst genant vnd ouch der heilge geist. vnd dar vm vf das ymant durch des gemeynen namen willen in eyne irrunge vile so hat er zugesatzt zu dem geyste „vnreyn“. Sundir er heizet vnreyn durch synir bosheit willen vnd ouch vm das das er so verre gevirrit ist von gote vnd ouch dar

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vm das er sich in alle bose werc vnd bose gedanken mengit. AUGUSTINUS in dem nvnden buche von der gotis stat: Wie groze craft gotis demut habe widir der tuuele hofart vm das das er sich meynis knechtis forme bewisit hat das wizzen die tuuele als wol das sie das dem selben herren der die krancheit des vleisches an sich hatte gezogen offinbar machten. Da uolgit: „vnd sie rifen sprechende. was habe wir gemeynis mit dir Jhesu Nazarene? dan du bist gekomen vns zu verlisen.“ Jn disen worten ist es clar vnd vnbedackit das in en bekennen was. [14vb] abir die minne en was da nicht dan sie uorchten sich das sie von em pine soldin entpfahen. abir sie en hatten der gerechtikeit in em nicht lib. BEDA: Do di tuuele den herren irsagen do irkanten sie das wol das sie balde von em gerichtit mosten werden. CRISOSTOMUS: Der tuuel spricht dise wort als ob er spreche: ich irkenne dine gotheit vnd vinde das du vns da mite verbutis die wonunge in den luiten dan du wilt selben gewalt vbir ire selen haben. THEOPHILUS: Die tuuele die sprachen das das ire vnlust were das sie vz dem menschen mosten gehn. dan also vnbarmhertzik sint die tuuele das sie dan dunkit das sie sere liden so sie die luite nicht en sullen muen. CRISOSTOMUS: Da uolgit: „Jch weiz das du eyn heilger gotis bist.“ als ob er spreche. ich merke dine zukumft. idoch so en hatte er nicht eyn sicher noch eyn vestis bekentnizze von gotis zukumft. abir er heizet en eynen heilgen gotis nicht als eynen vz den gemeynen propheten. dan eyn iclich prophete der was heilic. sundir er nennit en eynen als eynen irwelten vz den andern. abir durch der uorchte willen da er mite bedruckit was so irkante er en vor eynen herren allir dinge. AUGUSTINUS: Als vile wart er en bekant [15ra] als er wolde vnd also vile wolde er als es not was. abir er en wart en nicht bekant als den heilgen engelen die en irkennen als er eyn wort ist vnd sien in dem teile der ewikeit gebruchen. sundir er solde en bekant werden als den die er irschrecken solde vnd vz der vngerechten gewalt er die losen solde die in syner vorsichtikeit stunden. vnd dar vm wart er den tuuelen bekant nicht in dem als er das ewige leben ist. sundir durch etliche zietliche dinc die sine craft wurchte vnd doch verborgen waren. also das sie den engelischen sinnen bitthen vnd ioch ouch den bosin geisten bas mochten bekant werden dan den cranken sinnen der luite. Dan die ewige warheit en bedurfte der gezuige der vnreynen geiste nicht. vnd dar vm uolgit da: „Vnd Jhesus der droite em sprechende. verstumme vnd ganc vz von em.“ vnd da mite gibit man vns eyne heilsame lere vf das wir den tuuelen icht gelouben wie uile das sie ouch vns der warheit kundigen. Da uolgit: „vnd der vnreine geist zu zerte en vnd mit _____________ 1 Augustinus de Civ. Die 26 Augustinus de Civ. Dei

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eynr grozen stimme rufende ginc er vz von em.“ vm das das der mensche als eyn wisir mensche rette vnde clugelichen sine wort hervor brochte. vnd vf das [15rb] die luite icht wenten das er die wort vz sime eygenen hertzen zusamne setzte vnd das er sie von dem tuuele nicht en neme. so wart das dem tuuele von gote verhangen das er den man zu zerrene quelte vf das er bewisete das es der tuuel were der da sprach. THEOPHILUS: Vnd ouch vf das die luite mochten irkennen wie von eyme grozin vbile der mensche gelosit wurde vnd das sie durch des wundirwerkis willen an Cristum geloubten. BEDA: Hie mochte eyn widirstriet schinen wie er en zerrende quelte so etliche buchere doch haben das er en muete vnd von em weich vnd em doch keynen schaden en tete als Lucas wil. Sundir doch so spricht der selbe Lucas. Do en der tuuel an die erde gewarf in das mittil do ginc er vz von em vnd en tete em keynen schaden. (Lk 4,35) vnd da von vernimt man das Marcus das selbe mit dem meynit da er spricht: „Er muete en. odir zu zerrete en quelnde.“ das Lucas sprach. er warf en in das mittil. vnd das da uolgit. er en tet em keynen schaden. das sal man also vernemen. das das werfen odir das muen der gelede dem menschen nicht also sere en krencte als es dicke geschiet so sie vz etlichen luiten varen den sie etliche gelide benemen odir andire gewalt tun. [15va] abir do die luite das wundirwerk irsagen do nam sie eyn wundir vbir die nuwe gotliche lere. vnd gingen zu vrage vm die dinc die sie gehort hatten vnd wurden da von gereyzet das sie gesehen hatten in dem wundirwerke. vnd dar vm uolgit da: „Vnd sie nam des alle wundir also das sie vndir en selben vregeten welchirleie ist dise nuwe lere dan er gebutit in gewalt den vnreynen geisten vnd sie sint em gehorsam.“ Dar vm tet Jhesus die zeichene das man der predigate da er predigete das ewangelium des riechis gotis die sicherer mochte gelouben. Dan er gelobte den irdischen luiten die himelischen vroide. vnd die wold er en in der erden mit gotlichen werken bewisen. Dan des ersten als der ewangeliste bezugit so larte er sie als der der die gewalt hatte. sundir nu als em die schar eynen gezuk gibit so gebutit er den vnreynen geisten vnd sie waren em gehorsam. Da uolgit: „Vnd das geruchte quam zu hant vbir das gantze lant zu Galilea.“ DIE GLOSE: Die dinc der die luite in eynen grozen wundir komen da sint sie gereyt zu das sie die wite breite. dan vz vbirvlutikeit des hertzen so redit der munt. (Mt 12,34) JERONIMUS: Geistlichen so ist Capharnaum eyn dorf des trostis gesprochen. dan [15vb] vnd der sunnabent ist eine rue. vnd nu wirt der mensche mit dem vnreynen geiste gesunt rue vnd in dem troste vf das sich die ziet vnd die stat sime heile sich ebene vuge. Dan der mensche mit dem vnreynen geiste bezeichent vns das mensliche adil. dan in dem so nam die vnvlat vbirhant vnd hatte ire rieche von Adam bes an Moysen dan sie sundigeten ane e vnd vergingen

Die Heilung der Schwiegermutter des Petrus

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ouch ane e. (Röm 2,12) vnd alleine das der mensche in der ziet den heilgen gotis irkante so gebot man em doch das er solde verstummen. dan alleine das sie got irkanten so en teten sie em doch nicht als sie bilchen solden (Röm 1,21) sundir sie dinten me mit willen vnd mit vlize der creaturen dan dem scheppere der creaturen. (Röm 1,25) abir der geist der den menschen zu zerte der weich von em do das heil sich zu dem menschen begunde zu nehen. vnd da von beginnit sich die bekorunge zu irheben. dan do das israhelische volk Pharaonum den kunig geliez do veruolgete er das israhelische volk. (Ex 14,8) vnd ouch der tuuel so er verwurfen wirt so irhebit er sich in eyne grozere ergerunge.

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Vnd do gingen sie zu hant vz der synagogen vnd quamen in Symonis vnd Andree huez mit [16ra] Jacobo vnd mit Johanne. (Mk 1,29) Sundir Symonis snor die lac siech enthalden von dem ritten. vnd do sageten sie em altzuhant von ir. (30) vnd do trat er zu ir vnd irhub sie grifende sie bie irer hant vnd do liez sie an der stunt der ritte vnd sie dinte em. (31) BEDA: Die vnreine slangen zunge des vnreinen geistis solde alrerst mit stumheit gesweichit werden vf das sie ire vergift icht wider guzze. vnd da nach solde das wieb das alrerst von dem slangen betroge wart von dem ritten vleislicher lust geheilit werden. vnd dar vm spricht man hie: „Vnd do zuhant gingen sie vz der synagogen vnd quamen in Symonis vnd Andree huez mit Jacobo vnd mit Johanne.“ THEOPHILUS:

Die iungere baten den herren das er Petri snorche gesunt machte. vnd beitten ouch nicht bes an den abent. dan sie begerten etwas nutzis da von enpfahen. vnd das uolgit da: „Vnd sie sageten em altzuhant von ir.“ BEDA: Jn Luce ewangelio ist geschriben das sie en baten vor sie. (Lk 4,38) dan der edile Heilant der machte zu zieten die cranken gesunt so er dar vm gebeten wart. vnd zu andern zieten so tet er es vngebeten von eygenem willen. vnd wil da mite bewisen das er widir das liden der vntugent zu allen ge[16rb]zieten den geloubigen wil zu hulfe komen so sie ire gebet vor en gizen. vnd ouch so wil er en dicke das von gnaden verliegen des sie mit nichte vernemen. vnd wil en das vergeben des sie selbir nicht irkennen. nach dem als der prophete von dem herren sprechende bittit. von minen verborgenen dingen reynige mich herre. (Ps 19[18],13) vnde dar vm so er hie gebeten wart so

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wil er ouch hie heilen. Dan da uolgit: „vnde er trat zu vnd irhub sie begrifende ire hant.“ THEOPHILUS: Da mite ist es bezeichent das ist es das der kranc wirt der den heilgen gotis gerne dinit durch gotis minne den machit got balde gesunt. BEDA: Sundir das er an den sunnabenden allirmeist die gabe sinir lere vnd sinir artzdie den notdurftigen luiten mite teilit. da wil er mite bewisen das er der e nicht vndirtenic en was sundir das er vbir die e swebende was. vnd das er ouch des iudischen sunnabenis nicht en wold irwellen. sundir er wolde eyne suze rue vnd eynen liben sunnabent dem herren irwelen. vnd meynit das di sele des menschen sich mit vlize zu irme heile sal geben. vnd sal sich huten vor allen bedinsthaften werken das ist sie sal sich vor allen vntugenden mit gantzeme hertzen bewaren. vnd da uolgit: „Vnd altzuhant [16va] liez sie der ritte vnd sie dinte em.“ Dan die gesuntheit die mit gotis gebote verlegen wirt die kumt zu male an eynr stunt mit alle der craft die der gesuntheit zugehort. also das sie die da gesunt werden alzuhant dem dinen mogen der em die hulfe hat getan. Dan ist es das wir den man der von dem tuuele gevriegit wart eynen geist nennen der vnuletigen gedanken gesubirt wirt so moge wir ouch in eynr figuren sprechen das diz wieb das mit gotis gebote von dem ritten wart gelosit vns das uleisch bezeichenen das von der hitze sinir wolluste durch die gebot der kuscheit von gote gezoumit wurde. THEOPHILUS: Der da zornit der lidit die swere suche des ritten also das er von grimme sine hende vz reckit. sundir ist es das die redelikeit sine hant vndirdruckit so steht der widir von der suche vf vnd dinit der redelikeit. JERONIMUS: Der ritte bedutit des menschen vnredelikeit in der wir der synagogen sune werden. abir wir werden mit der gotlichen hant widir irhaben vnd da mite gesunt von der suche vf das wir dan mit willen dinen dem der vns gesunt hat gemachit.

Die Heilung von Kranken und Besessenen

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Abir do es abent gewart vnd die sunne zu riste geginc do brochten sie zu [16vb] em alle die die sich vbile gehatten vnd ouch die die tuuele in en hatten. (Mk 1,32) vnd die gantze stat was dar zu der tor besamt. (33) vnd er machte da uile siechen gesunt die da von manchirleie sochen waren gemuet vnd er warf vile tuuele vz vnd ouch en liez er sie nicht reden dan sie irkanten en. (34) THEOFILUS: Die luet vm das das sie irkante vnd mercte das es nimande irloubit was das er ymanden an dem sunnabende solde gesunt machen dar vm beitten sie bes das di sunne zu riste geginc vf das sie die _____________ 4 Beda super Lucam 21 Hieronymus 24 Theophylactus

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zu Jhesum brechten die der hulfe bedurften. vnd dar vm uolgit hie: „abir do es abent gewart vnd die sunne zu riste geginc do brochten sie zu Jhesum alle die die sich vbile gehatten vnd ouch die in en die tuuele hatten. vnd die gantze stat was zu der tor besamt. vnd er machte irer uile gesunt die da gemuet waren von manchirleie sochen.“ CRISOSTOMUS: An dem da er spricht: „er machte irer uile gesunt.“ da sal man vernemen nach der schrift gewonheit das er sie alle gesunt machte. THEOPHILUS: Odir er spricht: „irer uile“. dan irer waren etliche vngeloubic vnd die en machte er mit nichte gesunt. [17ra] durch iris vngelouben willen vnd dar vm vndir den di em gebrocht wurden so machte er die gesunt die den gelouben hatten. Da uolgit: „Vnd er warf uile tuuele vz vnd er en gestate en nicht das sie sprechen dan sie irkanten en.“ AUGUSTINUS von den vragen des alden vnd des nuwen testamentis: Die tuuele irkanten das Cristus der was der durch die e gelobit was dan sie sagen al die zeichen an em die die propheten vor von em gesprochen hatten. sundir der heymelikeit synir gotheit der irkanten sie nicht als ouch ire vursten. dan hetten sie en irkant sie en hetten den herren der ere mit nichte gecrucigit. (1 Kor 2,8) BEDA: Dan den der tuuel vor eynen menschen irkante vnd hilt vm das er von der vaste der virzic tage vermudit was vnd den er doch mit synir bekorunge nicht en mochte vbirwinden vnd ob der selbe gotis sun were das mochte er itzunt vernemen durch der zeichene gewalt. Odir es mochte en doch bedunken vnd dar vm so en riet er den Juden nicht das sie en crucigeten vm das das er nicht en wente das er gotis sun were sundir vm das das er das vor nicht irkante das er mit sime tode solde mit schaden [17rb] vertumit werden. THEOPHILUS: Vm das liez der herre die tuuele nicht reden das er vns da mit wolde leren das wir en mit nichte gelouben en sullen vnd ouch ob sie ware dinc sprechen. dan ist es das sie ymande vinden der irer warheit geloubit so mengen sie ane vndirlaz ire lugene da zu vnd betrigen sie. CRISOSTOMUS: Es en ist nicht wideric dem das man hie spricht das Lucas ouch gesprochen hat. Die tuuele gingen vz von uile luiten sprechende vnd rufende. dan du bist Cristus gotis sun vnd er strafte sie vnd en gestate en des nicht das sie retten. (Lk 4,41) Dan Marcus der geht uile dinges vbir mit der kurtze vnd da setzt er sine meynunge bie dem ende der selben wort. BEDA: Geistlichen die rue der sunne vnd ire vndirganc bedutit des liden vnd sinen tot der von em selben spricht. Die wile ich in der werlde bin so bin ich ein licht der werlde. (Joh 8,12) vnd do die sunne zu riste geginc do wurden der me gelost vnd der sichen me gesunt dan vor. dan die wile er zietlichen in dem vleische lebte so larte _____________ 13 Augustinus de quaest. novi et Vet. Testam.

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er wenic Juden. abir do er gestarb do sante er die gabe des heilis vnd ouch des gelouben alle den Heiden die in der gantzen werlde waren. JEva RONIMUS: Abir in die tor [17 ] des riechis ist die buze mit dem gelouben. dan da mite wirt heil in allen suchen gewurcht. dan die sunde sint manchvaldic in den die stat der werlde sochit.

Aufbruch aus Kafarnaum

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Vnd des morgens ser vrue do er vf gestunt vnd vzgeginc do wandirte er in die wuste stat vnd bete da. (Mk 1,35) vnd des uolgete em na Symon vnd die die mit em waren. (36) vnde do sie zu em quamen do sprachen sie zu em. Sie suchen dich alle. (37) vnd er sprach zu en. Gehe wir in dise nehesten wicbilde vnd in die stete vf das ich da predige. 1) (38) vnd da predigete er in iren synagogen vnd in alleme lande zu Galilea. vnd da warf er ouch vz die tuuele. (39) THEOPHILUS: Da nach do der herre die siechen gesunt gemachte do weich er von dannen besiten vnd das spricht man: „Vnde vrue des morgens do er vf gestunt vnd vzgeginc do wandirte er in die wuste stat.“ vnd in dem so lerit er vns das wir kein dinc zu ouchschine der luite tun sullen. vnd ist es das wir icht gutis wirken das wir des nicht sullen offenbarn. Da uolgit: „Vnd da bete er.“ CRISOSTOMUS: Er en tet des nicht als ob er des gebetis bedurfte. dan er was der der allir luite gebet enpfinc. sundir er tete es mit vorschickun[17vb]ge vnd wolde vns da mite eyne forme eynr gutin vbunge geben. THEOPHILUS: Er bewisit es ouch vns da mite das wir alle dinc sullen gote eygenen vnd sundirlichen das ob wir icht gutis tun. vnd suln dan zu em sprechen. alle gute gabe ist von obene von dir nidirkomende. (Jak 1,17) Da uolgit: „vnd Symon uolgete em nach vnd die die mit em waren.“ CRISOSTOMUS: Sundir Lucas der spricht das die schare zu Cristum sprechen. vnd do sie zu em quamen do sprachen sie zu em. Sie suchen dich alle. abir sie en verstoren ire spruche da mite nicht. dan Cristus der enpfinc die schar nach den aposteln vnd vereynte sie mit em. dan sie waren des begernde das sie synen vuzstigen mochten uolgen. vnd dar vm enpfinc er sie vrolichen vnd en wolde irer von em nicht lazen. vf das ouch die anderen synir lere teilhaft wurden. dan er en solde keine lange ziet in disir werlde wonen. vnd dar vm uolgit da: „Vnde er sprach zu en. Gehe wir in dise nehesten wicbilde vnd in die stete vf das ich da _____________ 1) Dieser Teil des Verses 38 fehlt hier, folgt dann aber im Kommentar, s. 41,4f. 11 er] da

Heilung eines Aussätzigen

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gepredige.“ THEOPHILUS: Der herre geht ouch zu den anderen die siner lere noch me bedurfen. dan es en vuget sich nicht das man die lere der warheit [18ra] an eyner stat beslize sundir man sal iren schien vbir al recken vf das uile luite da von irluchtit werden. Da uolgit: „Dan da zu bin ich gekomen.“ Vnde in dem spruche offinbarit er die heymelikeit siner uzerunge. das ist das das wort uleisch an sich hat genomen. vnd ouch so bewisit er di herschaft synir gotheit in dem da er mit warheit spricht. das er mit sime vrien willen in die werlt sie gekomen. abir Lucas der spricht das er sprach. Jch bin da zu gesant. (Lk 4,43) vnd wold da mite offinbar machen die vorsichtikeit gotis des vatirs vnd sinen gutin willen den der vatir an dem bewisite das er den sun liez an sich das uleisch nemen. vnd da uolgit: „Vnd da predigete er in iren synagogen vnd in alle dem lande zu Galilea.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Jn disir predigate da von der ewangeliste spricht die der herre tete in alle dem lande zu Galilea. da geschach ouch die rede des herren inne die er hatte vf dem berge von der ouch Matheus eyn gedechtnizze machit vnd die Marcus in keinr wise betrachtet noch der allir nichtisnicht geliech. sundir etliche sinne zuteilit sprach er die der herre ouch in andern steten hatte gesprochen. [18rb] THEOPHILUS: Sundir der herre vermengete das werk der zeichene mit siner lere. dan do er gepredigete da nach warf er die tuuele vz. vnd das uolgit da: „Vnde er warf vz die tuuele.“ Dan wer das Cristus nicht wundirwerk hette gewurcht so en hette man sinen reden nicht geloubit. als saltu ouch tun so du geleris so wirke vf das das dine rede icht itel in dir selben sie. BEDA: Jst es dan das bie dem vndirgehn der sunnen der tot des Heylandis ist bezeichent. wor vm en wer dan nicht bie dem morgen so der widirkumt nicht des selben herren vfirstende bedutit. Dan do sien licht offinbar wart do wandirte er in die wustenunge der Heiden vnd do bette er in synen geloubigen. dan er irwacte ire hertze durch die gnade synis geystes durch die tugent des ediln gebetis.

Heilung eines Aussätzigen

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Vnd do quam zu em eyn vzsetziger en bittende vnd boigete sine knie vor en vnd sprach. Jst es das du wilt so machtu mich reyne machen. (Mk 1,40) Sundir do irbarmte sich Jhesus sien vnd rackte vz syne hant vnd rurte en. vnd sprach zu em. Jch wil. wis reyne. (41) vnd do er das gesprach do schide sich alzuhant die vzsetzikeit von em vnd wart ge_____________ 15 Augustinus de Cons. Evang.

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reynigit. (42) vnd do bedroite er en vnd [18va] treib en altzuhant von em vnd sprach zu em. (43) Sich das du es ymande sagis sundir ganc vnd bewise dich den vursten der pristere vnde oppire vor dine suberunge das Moyses hat gebotin. den zu eyme gezuige. (44) vnd do ginc der von dannen vnd begunde zu predigen vnd zu breiten dise rede. also das er itzunt nicht offinberlichen en mochte gehn in die stat sundir er bleib vzwendic in den wusten steten. vnd sie quamen von allen enden zu em. (45) BEDA: Da nach das des clangen des tuuels zunge was beslozzen vnde das wieb das alrerst verleitit wart von dem ritten gesunt was gewurden. vnd da nach an der dritten stat der man des wibis bose rat uolgete von der irrunge synir vzsetzikeit wart gereynigit. vnd do wolde der herre den orden in der widirgabe der gnade den vnsere altvetere in dem vnordene iris vallis hilden. vnd dar vmme so spricht man: „Vnd do quam zu em der vzsetzige en bittende.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Von disme vzsetzigen so setzit Marcus alsulche rede zusamne also das man den vernemen sulle den ouch Matheus betrachtit der do gereynigit wart do der herre nach syner [18vb] predigate von dem berge steic. BEDA: Vnd dar vm vm das der herre hatte gesprochen. Jch en bin nicht gekomen das ich die e welle verstoren sundir vf das ich sie uolbrenge. und dar vm wante der der da von der e wegen buzen den anderen wart beslozzen das er von des herren gewalt alleine mochte gesuuert werden. vnd dar vm vrteilte er es vor eine gnade die em nicht von der e geborte sundir vbir die e die das mal des vzsetzigen mochte abewaschen. vnd gelicher wise als in dem herren die craft der gewalt clar wirt. als wirt in disme die stetikeit des gelouben offinbar. da uolgt: „Vnd er boigete sine knie vor en vnd sprach. Jst es das du wilt so machstu mich reyne machen.“ Er boigete sine knie vnd vil an sien antlitz. vnd das gehorte der demut vnde der schemde zu. vnd das ist ouch billich das sich ein iclicher vm die mal synis lebenis scheme vnd die wunden siner sunde nicht en bedecke sundir mit vlize hulfe bitte. dan das bekennen synis gelouben das was ouch geistliches gelouben. dan er satzte es dem herren in die gewalt sinis willen. THEOPHILUS: Dan er en sprach nicht. ist es das du got [19ra] wirst bitten. sundir er sprach. Jst es das du wilt. vnd da mite so geloubte er an en als an eynen got. BEDA: Er en sprach das wort nicht als ob er an der minsamkeit des herren wille zwiuelte. sundir er sprach es als der der sich gebrechlich irkante vnd en turste nicht andirs reden. Da uolgt: „abir Jhesus irbarmte sich sien vnd racte vz sine hant vnd rurte en vnd sprach zu em. Jch wil. wirt reyn.“ Man en sal dise _____________ 15 Augustinus de Cons. Evang.

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zwei letsten wort nicht zusamne lesen als etlichen wellen. sundir man sal sie mit vndirscheit lesen. also das man des ersten spreche: „ich wil.“ vnd dan da nach: „wirt reyn“ mit gebote. CRISOSTOMUS: Vm das rurit er den vzsetzigen vnd en gibit em nicht die gesundikeit mit eyme slechten worte. Dan es ist in der e von Moyse gesprochen. wer eynen vzsetzigen anrurit der sal vnuletic sien bes an den abent. (Lev 22,4) vnde vf das er bewise das die vnvlat nicht von naturen en sie. vnd ouch das er da mite bewisite das tete er vm das die e nicht durch synen willen gesatzt en was. sundir durch purer luite willen. vnd ouch das er bewisite das er ein herre der e was. vnd ouch das er den vzsetzigen gesunt machte nicht als ein knecht sundir als eyn herre so rur[19rb]te er den vzsetzigen. alleine en was doch des rurens nicht not dan er mochte ane es sien werk von gewalt des gebotis gewurcht haben. BEDA: Vnd dar vm rurte er en ouch vf das man solde pruuen das der nicht besmitzit mochte werden. der andere luite von irer vnulat losen solde. vnd ouch was das wundirlich das er en in der selben wise wolde gesunt machen als er bat. dan der vzsetzige sprach: „wiltu du macht mich reyne machen.“ Do sprach er: „Jch wil.“ Sich hie hastu den willen: „wirt reyn.“ Sich hie hastu die uolleist der barmhertzikeit vnd des werkis. CRISOSTOMUS: Mit dem worte da der herre sprach: „ich wil.“ da en verstorte er nicht mite des vzsetzigen gute wan sundir er bestetigete en me. dan mit dem worte so treib er die suche besiten. vnd das der vzsetzige mit dem worte hatte gesprochen das irvullete Jhesus mit dem werke. vnd dar vm uolgit da: „Vnd do er das gesprach do weich zu hant von em syne vzsetzikeit vnde er wart gereyniget.“ BEDA: Da en ist nicht mittels zwischen dem werke gotis vnd sime gebote. dan das werk steht in sime gebote. dan do er sprach do wurden alle dinc gemachit. Da uolgit: „vnd er bedroite en vnd treib en zuhant vz [19va] von em vnd sprach zu em. Sich das du es imande sagis.“ CRISOSTOMUS: Als ob er spreche. es en ist noch nicht ziet das man mine werk offinberlichen sulle predigen. vnd da mite so lerit er vns das wir vm vnsere werk keinis lonis zu widirgelde von den luiten suln begern noch suchen. abir da uolgit: „Sundir ganc vnd bewise dich den vursten der pristere.“ vm das so sendit nu der Heilant den menschen zu den vursten der pristere vf das das irkant wurde das en Cristus gesunt gemachit hette. vnd ouch vf das em der tempil icht verbotin wurde. sundir das er in dem gebete mit anderem uolke in die gemeine gereitit wurde. Er sante en ouch vf das er das irvullete das der e zu gehorte vnd das er da mite der Juden gezuige gesweichete. sundir er uolbrochte das werk vnd bevul em die versuchunge des werkis. BEDA: Vf das der pri_____________ 3 Chrysostomus super Matth.

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ster irkente das der siche nicht in dem orden der e sundir von gotis gnaden vbir dem ordene der e gesunt wer gewurden. vnd da uolgit: „Vnd oppfere vor dine suberunge das Moyses gebotin hat den luiten zu eyme gezuge.“ THEOPHILUS: Der herre gebot das man die gabe solde oppern. dan die hatten das in eynr gewonheit die da gereynigit [19vb] wurden das sie oppfern solden als zu eime gezuige des dinges. vnd da mite en wolde er widir die e nicht wirken sundir er wold sie me mite bestetigen dan er wolde der e gebot in sime werke halden. BEDA: Abir ist es das das ymande bewiget das der herre Moyses oppfer wolde halden vnd in der ziet bestetigen der sal dar an gedenken das der herre dennoch in siner martere das burnende oppfir nicht geoppfirt en hatte. dan man en solde die bezeichenten oppfere nicht e verstoren es en wer dan das das oppfir zuqueme vnde bestetigit wurde das bie alle dem alden oppfere bezeichent was. Dan das uolkomene oppfir wart mit der apostele predigate bestetiget vnd mit dem gelouben des geloubigen uolkis. THEOFILUS: Der vzsetzige alleine das es em der herre verbot so wold er doch die woltat des herren offinbar machen vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do der vzgeginc do begunde er zu predigene vnd mit lobe zu breiten die rede vbir al.“ Dan es was wol vugelich das der der die woltat hatte enpfangen dancneme were vnd dem dancte der em gut getan hatte. vnd ouch ob es der wolteter nicht en bedarf. GREGORIUS: Man uregit bilchen was das meyne das der herre die werk wolde [20ra] verborgen haben die er tete. vnd sie doch zu einr cleinen wile nicht verborgen mochten bliben. Sundir man sal hie merken das so der herre ein wundirwerc wurchte so gebot er das man sien solde swigen. abir man en mochte sien nicht geswigen. vnd das geschach den irwelten zu eynir formen vf das sie dem bilde sinir lere sullen uolgen. vnde das sie da zu eynen willen haben das sie sich in alle iren guten werken verbergen wellen. vnd das es mit widirwillen sie das sie andern zu nutze offenbar werden. vnd dar vm so en wolde er nicht das kein dinc geschege des er nicht vermochte. sundir er gibit synen geliden ein bilde was die wellen sullen. BEDA: Die eine uolkomene gnade die der herre an dem cranken menschen wurchte die twanc uile schar zu dem herren. vnd dar vm so uolgit da: „Also das sie nicht itzunt offenberlichen mochten in die stat gehn sundir sie mosten vzwendic in den wusten steten sien.“ CRISOSTOMUS: Der vzsetzige predigete allen enden die wundirliche hulfe di von dem herren an em was geschen. also das alle luite zu dem gesichte lifen vnd ouch zu dem gelouben des Heilandis vnd des meysters also das der [20rb] herre vm die sache nicht geewangelizern mochte. sundir _____________ 21 Gregorius Moralium

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er bleib hie in der wustenunge. vnd dar uolgit: „Vnd sie quamen von allen enden zu em.“ JERONIMUS: Geistlichen so ist vnsere vzsetzikeit die sunde des ersten menschen. dan die irhub sich an dem houbte do er der werlde rieche begerte. dan die girikeit ist eyne wurtzele allir bosin dinge. vnd dar vm do Gyezi der girikeit volgete do wart er vbir al mit der vzsetzikeit begozzen. (2 Kön [4 Reg] 5,27) BEDA: Die vzreckunge der hant das was des ewigen wortis in vleischunge. dan do die hant anrurte mensliche nature. do wart sie von manichvaldikeit irer sunde gereyniget. JERONIMUS: Vnd so die vzsetzikeit deme waren pristere der eyn prister nach Melchisedechs orden bewisit wirt so wirt sie mit dem oppfere gereyniget als er zu vns spricht. Gebit almuze so werden vch alle dinc reyne. (Lk 11,41) abir das Jhesus nicht offinbar en mochte in die stat gehn sundir er moste in den wusten steten bliben das bezeichent das Jhesus den luiten vnbekant blibit die offinbareme vnd der gazzen lobe dinen. vnd ouch iren eigenen bosen lusten. sundir den bewisit er sich die mit Petro vzgehn vnd in den [20va] wusten steten sint die got irwelit hat zu dem gebete dan da spisit er ouch das uolk das der werlde lust vnd alle dinc die sie besitzen vndirwegen lazen. also das sie sprechen mogen. Der herre ist mien teil. abir die ere des herren wirt den bewisit die von allen enden zukomen beide durch slechte vnd durch strengikeit vnd die da kein dinc von Cristi minne mac gescheiden. Abir nach dem das der herre das wundirwerk in der stat gewurchte do weich er biesiten in die wustenunge vf das er bewise das er ein ruesam abegescheiden leben von der werlt sorge wil haben vnd das er durch begerunge des lebenis welle die lichame der luite gesunt behalden.

_____________ 5 Gyezi = Gehasi 25 lebenis] bebenis

Hie beginnet das andire capittil. Heilung eines Gelähmten

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[20vb] Vnd do abir nach achte tagen do ginc Jhesus widir in Capharnaum. vnd es wart gehort das er in dem huse were. (Mk 2,1) vnd des besamten sich irer vile vnd quamen also das sie das huez nicht begrifen mochte vnd ouch das sie zu der tor alle nicht gestehn en mochten vnd er rette widir sie das wort. (2) vnd do quamen sie vnd brochten zu em eynen gichtigen menschen der von viren getragen wart. (3) vnde do sie en nicht en mochten em oppfern vor der schar do enplozten sie das dach da er was vnd offenten das vnd lizen das bette nidir da der gichtige inne lac. (4) abir do Jhesus iren gelouben irsach do sprach er zu dem gichtigen. Sun dir sit vergeben dine sunde. (5) Sundir da waren etliche vz den meystern der e sitzene vnd die trachtten in iren hertzen. (6) was redit disir also. er lestirt got. dan wer mac die sunde vergeben sundir got alleine. (7) vnde do das Jhesus altzuhant in dem heilgen geiste irkante das sie also in en selben trachtten do sprach er zu en. vnd was betrachtit ir alsulche dinc in uweren hertzen. (8) welch ist geringer zu sprechen zu disme gichtigen. dir sint vergeben dine sunde. odir das ich spreche. stehe vf vnd nim dien bette vnd wandere. (9) [21ra] abir vf das ir mogit wizzen das des menschen sun hat gewalt in der erden die sunde zu vergeben. do sprach er zu dem gichtigen menschen. (10) ich sage dir. stehe uf nim vf dien bette vnde ganc in dien huez. (11) vnd do stunt er zuhant vf. vnd do er sien bette vf genam do ginc er vor en allen von dannen. also das sie des alle wundir nam vnde erten den herren alle sprechende. dan wir en haben alsulche dinc nie gesehen. (12) BEDA: Vm das so die gotliche gute ouch die vleislichen luite nicht vndirwegen en let sie en verliege en gnade vnd warte zu en vf das sie ouch geistlich mogen werden vnde da zu verliegtt er en sine hulfe. vnd dar vm so kumt der herre nach der wustenunge widir in die stat. vnd vm das spricht man: „Vnd Jhesus der quam abir nach achte tagen widir zu Capharnaum.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Matheus der beschribit ouch das wundirwerk vnde spricht das es in des herren stat sie geschen. (Mt 9,1) abir Marcus der spricht das es zu Capharnaum _____________ 30 Augustinus de Cons. Evang.

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geschege. vnd das mochte man swerlichen entscheiden wer das Matheus ouch die stat Nazareth hette genant. abir nu so mochte ouch [21rb] Galilea Cristi stat heizen. dan die stat Nazareth lac in Galilea. vnd wer mac dan darane zwiueln der herre en habe das wundirwerk in Galilea getan so er es in der stat zu Capharnaum tete die in Galilea lac. vnd allirmeist so Capharnaum also in Galilea benant was das man sie vor die houbtstat des landis hilt. odir Matheus hat die dinc vndirwegen gelazen die da geschagen nach dem das Jhesus in sine stat quam bes das er vort an zu Capharnaum gequam. vnd also setzit er diz von dem gichtigen menschen wie der gesunt wart bie das andire vorgesprochene vnde diz das hie uolgit: „vnd sehet do brochten sie em eynen gichtigen menschen.“ nach dem das er gesprach: „er quam in sine stat.“ CRISOSTOMUS: Odir Matheus heizet Capharnaum sine stat vm das das er dicke da hin ginc vnd vile wundirwerk da wurchte. Da uolgit: „vnd es wart gehort das er in dem huse were vnd do besamten sich irer uile vnd quamen zu em also das sie zu em in das huez nicht gekomen en mochten noch ouch en mochten zu der tore nicht alle gestehn.“ Dan die begerunge en zu horende vbirwant in en die erbeit zu em zukomende. vnde da nach do brochten sie den [21va] gichtigen menschen zu em yn von dem ouch Matheus (9,2) vnd Lucas (5,18) sprechen. vnd dar vm uolgit da: „Vnde sie quamen vnd brochten zu em eynen gichtigen menschen vnd der wart von viren getragen.“ Sie vunden di tor uon der manchvaldikeit der luet bekummert also das sie durch die tor mit nichte in das huez mochten komen sundir doch so hoften die tregere die en trugen das der siche des wirdic mochte werden das er von dem herren gesunt gemachet wurde. vnd irhuben das bette mit der burde vnd enplosten das dach vnd lizen also den gichtigen menschen mit dem bette vor das antlitz des herren. vnd das ist es das da volgit: „Vnd do sie en nicht em oppfern en mochten vor der schar do enplozten sie das dach da er was vnd offenten das vnd lizen en da nidir mit dem bette in dem der gichtige lac. abir do Jhesus iren geloben angesach do sprach er zu dem gichtigen. Svn dir sint vergeben dine sunde.“ abir er en spricht nicht. do er des gichtigen menschen geloube angesach. sundir: „do er iren“ das ist der tregere „gelouben angesach.“ dan es geschiet zu zieten das einr gesunt wirt durch des anderen gelouben willen. BEDA: Hie sal man merken mit schouwende wie vile [21vb] das der eigene geloube eynis iclichen menschen bie gote tuge vnd nutze sie. so an disir stat der vremde geloube so mechtic was also das der gantze mensche balde inwendic vnd vzwendic gesunt von der suchen irstunde so etlichen luiten ire irrunge durch anderer luite tugent vergeben wirt. _____________ 13 Chrysostomus in Matth.

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THEOPHILUS: Er sach ouch an des gichtigen menschen gelouben dan er en hette sich nicht da hin lazen tragen es en wer dan das er des gelouben hette das er en mochte gesunt machen. BEDA: Do der herre den menschen von der gicht gesunt wolde machen do loste er em alrerst die bant der sunde vf das er em bewisete das er von sinir sunde schult wegen was gekrenkit an sinen senen vnd er beroubit wer der gewalt sinir gelide. vnd es en wer dan das er da von gevriet wurde so en mochte er nicht an siner gelide vbunge gesunt werden. Sundir das was eine groze demut von deme herren das er den cranken vnd den versmeheten vnd der alle sinir gelide craft beroubit was synen sun hiez. den ouch die pristere so gar versmeheten das sie en nicht wolden ruren odir vorwar er heizet en dar vm synen sun das em da die sunde vergeben [22ra] wurden. vnd da uolgit: „abir da waren etliche vz den meistern sitzende vnd die trachten in iren hertzen was redit disir alsulche dinc. disir lestert got.“ CIRILLUS: Sehet sie strafen en vm lastir vnd werfen widir en ein vrteil des todis. Dan es was in der e gebotin das swer eyn honende lastir widir got spreche den solde man mit dem tode quelen. vnd das legeten sie em zu. dan er eigente em gotliche gewalt in vergebunge der sunde. vnd dar vm sprechen sie als hie uolgit: „wer mac die sunde vergeben sundir got alleine.“ CRISOSTOMUS: Der vermac alleine den luiten die sunde vergeben der eyn richter vbir alle luite ist. BEDA: Jhesus Cristus der vegibit die sunde so er anderen die gewalt verliet das sie die sunde vergeben mogen. vnd da mite wirt es irkant das Cristus eyn warer got ist. dan er mac selben die sunde vergeben als ein got idoch so waren sie Juden die des geloubten das Cristus got were vnd die sunde vergeben mochte. dennoch so en wolden sie des nicht gelouben das Jhesus ein gesalbter gotis were. abir noch uile me waren die Arriani irer sinne beroubit die da sprachen das Jhesus ein Cristus were vnd mochte die sunde [22rb] vergeben als sie mit des ewangelij wortin vbirwunden wurden vnd der sie nicht loikenen tursten. abir sie en uorchten sich doch des nicht sie en sprechen das Jhesus Cristus nicht ein got en sie. sundir er begerte das er die vngeloubigen selk machte vnd bewisete sich en eynen got da von das er heimeliche dinc irkante vnd das er gotliche craft in sinen werken hatte. Dan da uolgit: „vnd do das Jhesus altzuhant in dem heilgen geiste irkante das sie also in en selben gedochten do sprach er zu en. wo nach betrachtit ir dise dinc in uweren hertzen.“ Jn dem bewisit er sich eynen got der da mochte das verborgene hertze irkennen. dan swigende in etlicher wise redit er mit den hertzen vnd swigende mit dem munde so spricht er widir sie. Jn der selben mugenikeit vnd macht in der ich uwe_____________ 21 Chysostomus fehlt im lat. Text

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re gedanken ansehe in der selben mac ich ouch den luiten die sunde vergeben. THEOPHILUS: Sundir alleine das ire gedanken geoffinbart wurden so bliben sie doch vnbegrieflich vnd en uolgeten des mit iren hertzen nicht das der die sunde mochte vergeben der ire hertze zu grunde irkante. vnd dar vm so wolde sie der herre des gewiz machen das er die [22va] sele gesunt mochte machen da mite das er den licham gesunt machte. vnd bewisete offenberlichen durch das sichtliche das vnsichtliche. vnd durch das das da geringe was das swere. alleine das sie sien also nicht gelouben en wolden. Dan die gliznere die geloubten des baz das man des menschen sele mochte gesunt machen dan den licham. dan die hulfe der sele ist heymelich vnd vnsichtlich. abir des liebis ertzdie die muz offinbar sien. vnd dar vm trachten sie also. Sehet er verziegit sich des lichams vnd en hilfit em nicht vnd die sele der man nicht en sihet der wil er helfen. sundir hette er gemocht er hette dem lichame alrerst gehulfen vnd en hette die vlucht nicht zu der vnsichtlichen sele genomen. abir der herre wolde bewisen das er beide teyl mochte gesunt machen vnd sprach: „Welch ist geringer zu sprechene zu disme gichtigen menschen. Dir sint vergeben dine sunde. odir zu sprechene. Ste vf vnd nim vf dien bette vnd wandere.“ CRISOSTOMUS: Dennoch so das sprechen geringer ist dan das tun so mochte da dennoch von irenthalben eyne offinbare widirsprache bliben. dan das werk en was en dennoch nicht offinbar. vnd [22vb] dar vm sprach er das hie uolgit: „abir vf das ir wizzet das des menschen sun hat gewalt in der erden die sunde zu vergeben. do sprach er zu dem gichtigen menschen.“ als ob er spreche vm das so ir an mineme worte zwiuelt so wil ich das werk tun das da wirt bestetigen mien wort vnd mine vnsichtliche macht. abir er spricht pruuelichen: „Jn der erden die sunde zu vergeben.“ vnd da mite wil er bewisen das er die gotliche nature mit der menscheit vereynit habe also in eynr vnzuscheidenen vereynunge. dan alleine das er ein mensche wart so bleib er doch gotis wort. vnd alleine das er ouch durch sinir vorsichtikeit willen mit den luiten in der erden wonte dar vm en was es em nicht verbotin er en mochte als eyn got wundirwerk wirken vnd eine vergebunge der sunde verliegen. dan die menscheit en verminrte nicht keinrleie eygenkeit der gotheit in Cristo. noch die gotheit en hinderte ouch das wort gotis nicht es en mochte vnwandilbarlichen vnd in warheit in der erden nach des vleischis uolleist eyns menschen sun werden. THEOPHILUS: Sundir er spricht: „Nim vf dien bette.“ Das gebot tete der herre vf das er dem wundirwerke eyne [23ra] groze gewisheit gebe vnd da mite bewisete das er es nicht gewurcht hette. vf das er der luite gedanken da mite welde betrigen. vnd ouch das er en nicht alleine hette gesunt gemachit. sundir das er em ouch die sterke mite gegeben hette.

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also bekerit er ouch nicht alleine die selen von den sunden sundir er gibit en ouch craft da sie mite die gebot gotis wirken mogen. BEDA: Hie geschiet eyn vleislich zeichen vf das man das geistliche da bie merke dan es gehort der gotlichen tugent zu das vergeben der bosheit des liebis vnd der selen. vnd dar vm uolgit da: „Vnd do irhub sich der zuhant vnd nam vf sien bette vnd wandirte vor en allen.“ Der herre der machte das alrerst gesunt die sunde em zu vergeben vm das er in die erde gekomen was vnde wold es suchen vnd das was die sele. vnd do die vngeloubigen an deme zwiuelten do brochte er das werk in das mittil vf das das wort mit dem werke wurde bestetiget. vnd vf das das die hulfe des lichams die offinbar was bewisit wurde die hulfe der selen die da verborgen was. BEDA: Man gibit ouch vns hie des dingis ver[23rb]numft das uile suchen den lichamen der luite durch der sunde willen widervarn. vnd dar vm lichte so vergibit er alrerst die sunde vf das das er da mite di orsache der suche besiten neme vnd dan dem menschen die gesuntheit widir gebe. Dan von vumf sache wegen werden die luite gequelit mit muenizze des uleisches. odir vf das en da uon das ewige lon zu wachze als Job geschach vnd ouch den merterern geschiet. odir durch des willen das der mensche in demut werde enthalden als Paulo geschach do er von Sathanas engil den stachil leit. (2 Kor 12,7) odir vm das das die sunde irkant werden vnd gebezzirt als es geschach an Mariam die Moysi swestir was. (Num 12,1 – 16) vnd ouch disme gichtigen menschen. odir zu gotis ere. als es an dem geschach der blint geborn was (Joh 9,3) vnd ouch an Lazaro. (Joh 11,4) odir zu eyme beginne des ewigen vertumnizzes als Herode widirvur. (Apg 12,23) abir sundirlichen so gibit die gotliche craft eynen wundir von ir das so balde ane allirleige vndirval der ziet odir der stunde der mensche von eyme geheize des des Heilandis gesunt wart vnd da mite sterke gegeben. vnd dar vm uolgit da: „also das sie es alle wundir nam vnd erberten got sprechende. wir en haben alsulchis [23va] dinges nie gesehen.“ Sie lizen das groste das was vergebunge der sunde vnd des nam sie alleine wundir das da offinbar geschach das was das heil des liebis. THEOPHILUS: Disir gichtige mensche en ist nicht der von dem man in Johanne schribit das en der herre gesunt machte. (Joh 5,5 – 9) dan ienir von deme Johannes spricht der en hatte des menschen nicht der em in das wazzir hulfe so es von dem engele was bewegit. Sundir disir hatte vier man die en trugen vnd ienr wart bie dem riche da man die schaf inne wusch von Cristo gesunt gemachet. vnd disir in deme huse. Sundir das ist eynr da Matheus vnd Marcus von sprechen das en der _____________ 22 Maria = Mirjam 38 ienr] genr

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herre gesunt machte. Geistlichen so ist ouch Cristus nu zu Capharnaum in dem huse des trostis das ist in der kirchen. dan die ist ein huez des gichtigen menschen das ist des sunders. BEDA: Do der herre predigete do en mochte das huez die luite nicht begrifen. sie en mochten ouch alle in der tor nicht gestehn. Dan do Cristus in Juden lande predigete do en mochten dennoch die Heiden in das huez des gelouben nicht komen. vf das sie das wort des herren hetten gehort. abir zu den vzwendic da ver[23vb]sante doch der herre die wort siner lere durch sine predigere. JERONIMUS: Die gicht heldit eine figure der tracheit mit der der trege mensche vf sinis vleischis krancheit blibit ruen mit eynr begerunge sinis heilis. THEOPHILUS: Vnd ist es dan das ich in alle minen geliden das ist in alle den kreften miner sele als ein gichtic mensche ane tugentsame werk bin vnd mich zu den gutin werken nicht en gebe so wil ich doch vfgenomen werden von den vier ewangelisten vnd wil zu Cristo werden gevurt. vnd da wil ich dan horen das er wirt sprechen. Svn dir sint vergeben dine sunde. Dan der wirt ein sun gotis der sine gebot mit willen vnd mit vbunge uolbrengit. BEDA: Odir da sint ouch vier tugende in den der mensche vile werk uolbrengit die den nehesten menschen zu nutze geschen. vnd die heizen etliche klucheit. sterke. mezikeit vnd gerechtikeit. dan in den wirt der mensche zu grozir hoffenunge irhaben. dan die tugende wellen den menschen Cristo oppern durch der luet willen die da zwischen steht so werden sie allen enden vzwendic beslozzen. Dan es geschiet dicke das die sele nach irer cranken tracheit begernde ist [24ra] der hulfe die ir geschen mac von der vbirsten gnaden vnd welde da von vernuwit werden. sundir sie wirt enthalden vnd gesumit von der alden gewonheit. Dan es geschiet dicke das vndir die suzikeit des inren gebetis so sich die sele suziclichen mit gote verkosen wil die luet der gedanken sich dar in dringit vnd kumt mit gewalt vnd vermittilt die spitze des bekennendis vnd verhindirt das das Cristus da nicht gesehen en werde. vnd dar vm en sal man in disen nidirsten dingen da luet der gedanken also sturmic mit nichte en bliben. sundir man sal vf das dach stigen das ist man sal der hohe der heilgen schrift vnd sal zu allen stunden die e gotis betrachten. THEOPHILUS: Abir sie en mogen en nicht vor Cristum gebrengen. es en sie dan das das dach geoffent werde. sundir bie dem dache ist di vernumft bedutit. dan die ist vbir alle die krefte gesatzt die in vnseren selen sint. abir das dach hat der erden uile dan die zigele sint von leyme gemachit. vnd das ist das bekummernizze irdischer dinge. abir ist es das man di vfhebit vnd enplozit so wirt die craft vnsir vernumft in [24rb] vns enthalden von allir burde vnd da nach wirt sie vor got gedemutiget vnd genidirt. Dan es envugit sich nicht das man sich des irhebe das die vernumft von irer burde entledigit ist. sundir man sal sich dar vm die

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me vndir got mit demutikeit boigen. BEDA: Odir do das dach entdact wart do wart der suchtige mensche vor Cristum hernidir gelazen. Dan so die heimelikeit der schrift geoffent wirt so kumt man zu gotis bekentnizze das ist man stiget nidir zu sinir demut durch des gelouben minsamkeit. abir das man en mit dem bette in das nidirste des husis let das ist eyn zeichen das die wile der mensche noch in disme bette des sterbenden vleischis ist so sal er got irkennen. abir das der sieche von dem bette vfsteht das ist das die sele von vleislicher begerunge in dem sie als in eyme bette hat gelegen balde gezogen werden sal vnd von dannen wanderen. abir das bette vfnemen ist das man das selbe uleisch das da verstorit ist mit vnmezikeit widir vfhalde mit dem zoume der mezikeit. vnd das man sich durch der hoffenunge willen die man hat zu dem ewigen lone von allen irdischen [24va] wollusten abescheide. abir so man das bette wec genimt vnd widir heim geht das bedutit das widirkomen in das paradiz. Odir der da kranc was der ist itzunt gesunt vnd tregit sien bette widir heim so die sele vergebunge nimt von iren sunden vnd sich mit irme eygenen lichame zu irer eygenen hute ynbrengit. THEOPHILUS: Man muz das bette vfnemen das ist den licham muz man wecken vf das er in die wirkunge des gutin trete vnd so moge wir vns ouch in die hohe der beschouwunge geben. vf das die selben gedanken die in vns sint mogen sprechen. wir en haben alsulchis dingis nie gesehen. das ist. wir en haben es so vollenkomelichen nie vernomen. Dan swer von sunden gereynigit ist der sihet ouch klerer.

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Vnd do ginc er abireins vz an das mer vnd alle die schar des uolkis die quam zu em. vnd er larte sie. (Mk 2,13) vnd do er vort angeginc do sach er Leui Alphei sun sitzen zu dem zolle. vnd er sprach zu em. volge mir. vnde er stunt vf vnd uolgete em. (14) vnd es geschach do er sich zu tische gesatzte in dem huse do azen in sime huse uile offenbarer vnde sundere mit Jhesu vnde mit sinen iungern. dan [24vb] irer was uile die em volgeten. (15) vnd do das die meystere vnd die gliznere irsagen das er mit den offenbaren vnd mit den sunderen az do sprachen sie zu synen iungeren. Wor vm izzet uwer meister vnd trinket mit den offenbaren vnd mit den sunderen. (16) vnd do das Jhesus irhorte do sprach er zu en. Die da gesunt sien die en haben des artsten keine notdurft. sundir die bedurfen sien die sich vbile gehaben. dan ich en bin nicht gekomen das ich die gerechten laden wil sundir ich wil die sundere laden. (17) BEDA: Da nach do der herre hatte gelart do ginc er von dannen vz zu dem mere vf das er nicht alleine die luite gelerte wi sie der burgere

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leben solden halden. sundir ouch das er den biewoneren des meris das ewangelium des riechis predigite. vnd das er sie lerte wie sie das vlizen vnd die bewegunge der vnstetikeit disir vallenden dinge solden versmehen. vnd sie mit der sterke des gelouben vbirwinden. vnd dar vm spricht man: „Vnd do ginc er abireyns vz an das mer vnd alle die schar die quam zu em vnde er larte sie.“ [25ra] THEOPHILUS: Odir er geht nach dem wundirwerke vz an das mer als er da wolde alleine sien. sundir die schar loufit abir zu em vf das du da bie mogist pruuen das ie du der werlde ere me vluhis ie sie dir me uolgit. abir ist es das du sie vbiruolgende wilt begrifen. so vluhet sie dich. Sundir do der herre von dannen geginc do lut er Matheum. vnd das uolgit da: „Vnd do er vort an geginc do irsach er Leui Alphei sun sitzen an dem zolle.“ CRISOSTOMUS: Es ist allis der selbe offenbare. vnd er ist von drin ewangelisten mit drin namen genant. Dan Matheus heizet en Matheum. (Mt 9,9) vnd Lucas heizet en eynueldiclichen Leui. (Lk 5,27) abir von Marco so ist er Leui Alphei sun genant. dan er was Alphei sun. vnd ouch mochte er lichte zwene andere namen haben als man ouch andere in der schrift vindit als ouch Moysi snor vndirwilen Jetro (Ex 3,1) vnd zu zieten Raguel (Ex 2,18.20) heyzet. BEDA: Also ist der selbe Leui der ouch Matheus ist genant. abir Lucas vnd Marcus durch schemde willen vnd durch der ewangelisten ere so en wolden sie synen offinbaren bekundigeten namen nicht setzen. abir Mathe[25rb]us selbir der tut nach dem als da geschreben ist. Der gerechte beclagit sich selbir alrerst. vnd dar vm heizet er sich Matheum vnd nennit sich den offinbaren vf das er es den lesern bewise das nimant der da bekarit zu dem gelouben ist sal an sime heile verzwiuelten so er vz eyme offinbaren in eynen apostel ist balde gewandilt. abir er saz an dem zolle das ist an der ruche der irdischen dinc. THEOPHILUS: Er saz an dem zolle als es eine gewonheit ist vnd der das tut der muz odir anreden odir sine wort verkoufen odir den vnnutzen dingen eyns geliech tun als die zolnere pflegen in iren wonungen zu tun. vnd vz dem state so wart er von dem herren vfgenomen vnd wart so uollenkomen von deme herren gemachit das er sich allirdinge wolde verziegen vnd Cristo uolgen. vnd dar vm spricht man: „Vnd er sprach zu em. volge mir. vnd do stunt er vf vnd uolgete em.“ BEDA: Das nachuolgen bedutit eyn bilde der selben werk mit eyme gantzen nachuolgende. vnd dar vm so en wolde er dem armen Cristo nicht alleine mit den vuzen nachuolgen sundir ouch mit der gunst des gantzen hertzen. vnd vf das das er das getun [25va] mochte so wolde der sien eygen gut vndirwegen lazen der das vremde pflac zunemen. dan er en liez nicht al_____________ 17 er lichte] er lichte er lichte 19 Raguel = Reguël

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leine von em den gewin des zollis sundir ouch so versme hete er alle die not des liebis da er ynkomen mochte von den vursten disir werlde. vnd ouch vm das das er die reschenschaft des zollis vnuolbrocht hatte gelazen vnd was ane berichtunge sinen wec gezogen. Dan der selbe herre der Matheum zu em lut vf das er em solde uolgen vzwendic mit menslicher ansprache der enzunte ouch en von enbinnen mit gotlicher yngeistunge also das er dem ledere altzuhant solde volgen. JERONIMUS: Vnd dar vm so ist Leui der eyn zugesatztir ist bedutit von dem geschefte der zolle gevriet. vf das er dem worte geuolgen mochte da man spricht. Der sich nicht allis des verziegit das er besitzit der en mac mien iunger nicht gesien. (Lk 14,33) THEOPHILUS: Der selbe der da vor mit vreuele anderen luiten das ire nam der ist nu so gutwillic gewurden das er zu sinir spise uile luite wolde laden. vnd dar vm uolgit: „Vnd es geschach do er sich in sime huse zu tische gesatzte do quamen uile [25vb] offinbarer vnd sundere vnd azen ouch da mit Jhesu vnd mit synen iungeren.“ CRISOSTOMUS: Das sint die offinbaren die da offenbaren zol von den luiten heischen vnd nemen. odir die ouch die zolle miten vf eynen gewin. odir die eyns herren gulde miten. odir gerichte. vnd andere dinc die den werltlichen herren zugehoren. vnd ouch die die disir werlde gewin durch groz geschefte suchen. vnd die selben haben alle den selben namen. vnd die liez Cristus alle mit em ezzen vf das sie den offinbaren mochten gesehen wie er von den sunden were zu dem besten bekart vnd wie er die stat der buze gevunden hette. vnd ouch das sie vm die selbe sache an irme heile nicht en solden verzwiueln. Sundir die in iren alden sunden blibende sint die en komen zu Jhesu nicht vm gnate. als die gliznere vnd die meystere der e. dan die murmeln vf en. sundir die uolgeten em die buze vm ire sunde angehen wolden vnd uolbrengen. vnd das wil ouch des ewangelisten rede sprechende bewisen: „dan irer waren vile da die em volgeten.“ Sundir der herre ginc ouch zu der sundere wirtschaft vf das er [26ra] eyne orsache hette sie zu lerende. vnd das er den die en zu zietlicher spise luden geistliche spise widirgebe. vnd das selbe kumt ouch mit geistlichen figuren vbireyn. Dan der Cristum Jhesum in sien huez enpfehet der wirt von enbinnen mit grozen vfdringenden wollusten gespisit. vnd dar vm so geht der herre gerne in des geloubigen menschen begerunge vnd er wil dan da sachen eyne wirtschaft gutir werke. vnd der enpirt das rieche uolk vnd das arme hat sie vbirvluzziclichen. THEOPHILUS: Sundir die gliznere di strafen hie den herren als die die sich selben pur vnd reyne wellen machen. vnd das uolgit hie: „Vnd die meystere vnd die gliznere do sie sagen das er az mit den _____________ 17 Beda 29 waren] warer 31 wirtschaft] wirtschaf

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offinbaren vnd mit den sunderen do sprachen sie zu sinen iungern. wor vm izzet uwer meyster vnd trinket mit den offenbaren vnd mit den sundern. BEDA: So dan bie Mathei irwelunge vnd ladunge vnde der anderen offenbaren der geloube der Heiden ist bezeichent. dan das volk gab sich da vor zu dem gewinne der werlt. abir das sich die meystere vnd die gliznere dar vm [26rb] mueten das ist der alde haz der Juden die zu allen gezieten da von wurden gequelit das die Heiden zu irme heile quamen. Da uolgit: „vnd do das Jhesus irhorte do sprach er zu en. Die da gesunt sien die en haben des artsten keine notdurft sundir die sich vbile gehaben die bedurfen sien.“ Er sticht mit wortin hie die meystere vnde die gliznere vm das das sie sich gerecht achtten. da mite das sie der sundere geselleschaft vlogen. Sundir Jhesus der heizet sich selben eynen artsten dan er nam eyne wundirliche wise der ertstdie an sich vnd versuchte die meystirschaft an em selben. vnd wart gewunt durch vnserer vngerechtikeit willen vnd von syme blute so sie wir gesunt gewurden. (Jes 53,5) abir er heizet die gesunt von rechte die ire gerechtikeit in irme dunken wellen setzen. vnd sie en wellen der gerechtikeit gotis nicht vndirtenic sien. (Röm 10,3) sundir die sich vbile gehaben vnd die sundere nennit er die die von menslicher krancheit vbirwunden waren vnd die an en irkanten vnd da mite pruueten das sie durch die e mit nichte gerecht mochten werden. vnd dar vm so werfen sie ire helse mit [26va] der buze vndir Cristi gnade. vnd dar vm uolgit: „Dan ich en bin nicht gekomen das ich laden welle die gerechten sundir ich wil laden di sundere.“ THEOPHILUS: Jch en wil irer nicht laden vf das sie sundere bliben sundir als der andere ewangeliste spricht. Jch wil sie laden zu der buze das ist vf das sie sich bekeren.

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Vnd do waren Johannis iungere vnd der gliznere vastende. vnde sie quamen vnd sprachen zu em. wor vm vasten Johannis iungere vnde der gliznere ouch. sundir dine iungere die en vasten nicht. (Mk 2,18) vnd do sprach Jhesus zu en. vnd wie mogen die sune der brutlaft gevasten die wile das der brutigum mit en ist. dan die wile das sie den brutigum mit en haben so en mogen sie nicht gevasten. (19) Sundir die tage werden komen das en der brutigum wirt benomen vnd so werden sie vasten in den tagen. (20) Dan es en nimt nimant eyn stucke eyns groben gewandis vnd setzt das in eyn aldis kleit. dan ist es das das geschiet so benimt er dem alden kleide die gentze die er machen wolde vnd ouch die uol_____________ 24 Theophilus fehlt im lat. Text

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brengunge des kleidis vnd da wirt eyn grozir riz. [26vb] dan er vor was. (21) vnd ouch so en guzit nimant nuwen wien in alde liderine vaz dan es geschege ane zwiuel das der wien di vaz zurizze vnd der wien wurde vergozzen vnd die vaz wurde zu nichte. vnd vergingen. sundir nuwen wien sal man in nuwe liderine vaz gizen. (22) DIE GLOSE: Gelicher wise als hie der meyster hie bevor widir der iungere keginwertikeit gestrafit wart vm das das er geselleschaft mit den iungeren hilt in den wirtschaften. als werden ouch nu widir uor dem meystere beschuldiget vm das das sie die vaste nicht en hilden vnd sie vndir wegen lizen. vf das das sich eyne materie der zweitracht zwischen en irhube. vnd dar vm so spricht man: „Vnd da waren Johannis iungere vnd ouch der gliznere vastende.“ THEOPHILUS: Johannis iungere die stunden dennoch in dem vnuolkomenen dan sie waren dennoch in den iudischen sitten blibende. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Sundir es mochte ymant wenen das man dar vm der gliznere iungere bie Johannis hette gesatzt das sie den spruch besamt mit enanderen wi[27ra]dir den herren hetten gesprochen so doch Matheus des eynen gezuk gibit das der spruch der hie uolgit von Johannis iungeren alleine gesprochen wurde. Sundir die wort die da uolgen die bewisen das Johannis iungere das von Cristi iungere sprachen. Dan da uolgt: „vnd sie quamen vnde sprachen zu em. wor vm vasten Johannis iungere vnd ouch der gliznere sundir dine iungere die en vasten nicht.“ Dise wort die bezeigen das das die wirtschaft luite zu Jhesu quamen vnde zu em dise wort sprachen von den iungeren. vnd das bezuiget das volgende wort: „Sie quamen“ vnd dar vm ist das wort gesprochen von den die da gesatzt sint: „vnde es waren Johannis iungere vnd der gliznere vastende.“ Sundir vm das das dise vasten so quamen die andern die das bewegete vnd sprachen zu dem herren von den iungern die wort. vnd wor vm spricht dan Matheus das zu em traten Johannis iungere sprechende. (Mt 9,14) dan das die apostele da keginwertic waren vnd eyn iclicher vndir den andern warf das den meystern mit krige vor. CRISOSTOMUS: Die iungere Johannis [27rb] vnd der gliznere waren enprant in der libe der e vnd vregeten Jhesum ob er alleine mit sinen iungern ane erbeit vnd castihvnge des liebis mochte den krice vleislicher lidunge vbirstrieten. BEDA: Sundir Johannes der en tranc nicht wien noch sicerent. abir in den merit die castihvnge das lon in dem keine mogenikeit der naturen en was. Sundir dem herren dem was das von naturen angeeygent das er den luiten ire sunde mochte vergeben vnd dar vm so en solde er der sundere in den wirtscheften nicht miden. dan er mochte reynir vnd purer machen dan die waren die iren licham mit _____________ 14 Augustinus de Cons. Evang.

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der vaste castigeten. Sundir Cristus der vaste ouch vf das ymant spreche das er das gebot versmehete. abir er az ouch mit den sundern vf das er sine mogenikeit en bewisete vnd sie sine gnade irkenten. vnd da uolgit: „Vnd Jhesus der sprach zu en. vnd wie mogen die sune der brutlaft vasten die wile der brutigum mit en ist.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Die hie Marcus die sune der brutlaft nennit die heizit Matheus die sune des brutigums. (Mt 9,15) Dan die sune der brutlaft die en sint nicht alleine des brutigums sundir ouch der brut. [27va] CRISOSTOMUS: Er heizet sich selben vm das eynen brutigum dan er wolde die kirche zu eynr brut nemen. dan die verbrutunge ist eyne gabe die man zwischen brutigum vnd bruet gibit vnd das ist die gnade des heilgen geistis. durch die alle die werlt geloubic ist gewurden. THEOPHILUS: Er nennit sich selbir eynen brutigum vnd nicht alleine vm das das er em iuncvroweliche selen vertruwit sundir ouch vm das das die ziet sinir ersten zukumft en was nicht eyne ziet der wetage vnd der trurikeit allen den die an en geloubten. noch die ziet en hatte ouch keyne erbeit sundir sie hatte rue. dan sie was ane wirkunge der alden e vnde mit der rue der toufe. dan durch die begrife wir ane muenizze vnsir selen selikeit. Sundir die sune der brutlaft odir des brutigums sint die apostele. dan sie sint der gnaden gotis wirdic gewurden vnd ouch allis himelischen gutis vnd haben ein teyl der gotlichen wolluste enpfangen. CRISOSTOMUS: Der herre wolde bewisen das sien bliben mit den luiten vremde solde von allir bedruckunge stehn. vnd das bewisit er sprechende: „Dan die wile das sie den brutigum mit en ha[27vb]ben so en mogen sie nicht vasten.“ Dan der trurit alleine der disis keginwertigen gutis nicht enpfeht. abir der es in disir kegenwertigen ziet nimt vnd enpfehet der vroigit sich noch en trurit. vnd dar vm vf das er ire irhebunge verstorte vnd en bewisete vf das er sine iungere nicht zu vrier lust sundir zu der zukomenden erbeit wolde behalden. vnd dar vm uolgit hie: „abir die tage werden komen vnd so en der brutigum wirt benomen so werden sie vasten in den tagen.“ als ob er spreche die ziet wirt komen so sie ire manheit werden bewisen. dan so en der brutigum wirt benomen so werden sie vasten mit irer begerunge nach synir anderen zukumft. vf das dan der geist di zusamne vereyne di sich gebezzirt haben von lieblicher betwingunge. Er bewisit ouch der herre das sine iungere von keinir not da zu getwungen waren das sie solden vasten als ouch die die den brutigum hatten der naturen scheppfir der allen enden bevor ist das ewige gotis wort vnd das ouch gibit den samen des ewigen lebenis. vnd das wort hatten sie ouch mit en. Sie waren ouch des bruti_____________ 6 Augustinus de Cons. Evang.

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gums [28ra] kindere dan sie waren iunc vnd mosten sich dennoch sterken. vnde das merckte ire vatir vnd ire brutigum vnd verhinc en das sie zu dem male nicht solden vasten. abir so der brutigum von dannen gezuhit so werden sie durch der begerunge willen vasten. vnd dan so sie uolkomen werden vnd vereynit mit deme brutigume so werden sie alleziet in der kuniglichen wirtschaft sien abentezzen mit em ezzen. THEOPHILUS: Man sal das in warheit wizzen das eyn iclich mensche der da wol wirket der ist eyn sun des brutigums. vnd der hat den brutigum ouch mit em das ist Cristum. vnd der en vastit nicht dan er en bewisit der werc der buze nicht dan er en sundigit nicht. abir so der mensche in die sunde gevellit vnd em der brutigum benomen wirt so muz er vasten vnde buzen vf das er die sunde tilge. BEDA: Abir man mac es in geistlicheme sinne andirs vernemen vnd alsus vzlegen. das die iungere Johannis vnd der gliznere vasten. dan ein iclicher der sich von den werken der e irhebit vnd des gelouben nicht en hat vnd ouch der der luite satzunge uolgit der mac gotis rede mit dem [28rb] worte des liebis horen abir nicht mit dem gelouben des hertzen. dan in geistlicheme gute verswindit er mit eyme smachtenden hertzen. Sundir der sich mit Cristi geliden in geloubiger minne vereynit der en mac nicht gevasten dan er wirt minniclichen mit sime vleysche vnd mit sime blute gespisit. Da uolgit nach: „Vnd es en nimt ouch nimant eyn stucke eyns groben gewandis vnd nehit das in eyn aldis kleit. dan ist es das das geschiet so benimt er dem alden cleide die gentze die er em machen wolde vnd ouch die uolbrengunge des cleidis vnd in dem cleide wirt dan eyn grozir riz dan er vor was.“ CRISOSTOMUS: Als ob er spreche diz sint die predigere des nuwen testamentis. vnd dar vm so en ist es nicht mogelich das sie der alden e sullen dinen. abir ir so ir zu allen gezieten der alden gewonheit uolgit so sultir ouch die vaste halden die Moyses hat gebotin. sundir dise sullen nuwe vnd wundirliche satzunge den luiten geben vnd dar vm en ist sien nicht not das sie die alden halden sundir sie sullen tugentsamer hertzen sien vnd zu etlichen gezieten so sullen sie die vaste mit andern tugenden [28va] uben. Sundir die vaste tregit entzwei von der vaste der e. dan die vaste der e die moste man von not halden sundir dise vaste die ist von vrien willen durch die hitze des geistes des sie noch nicht begrifen en mogen. vnd da uolgit: „Vnd nimant en guzet nuwen wien in alde liderine vaz. dan es geschege ane zwiuel das der wien die vaz zurizze. vnd der wien wurde vergozzen vnd die vaz vergingen. sundir nuwen wien sal man in nuwe liderine vaz tun.“ BEDA: Er gelichit die iungere den alden liderinen vazzen die e von dem nuwen wine zurizen das ist von den geistlichen gebotin die da nuwe sint dan sie sie mochten enthalden. Sundir do wurden sie nuwe vaz do

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sie nach der vfvart des herren mit begerunge grozis trostis wurden vernuwit. vnd do quam der nuwe wien in die nuwen vaz. dan do irvulte des heilgen geistis brunst die geistlichen hertze der iungere. Der lerer sal sich des ouch huten das er den selen die noch in dem aldere der bosheit bliben keine nuwe gotliche heymelkeit beuele. THEOPHILUS: Odir andirs. Die iungere sint den alden cleideren geliechit [28vb] durch der krancheit willen iris hertzen. vnd dar vm so en was es nicht vugelich das man vf sie eyne swere satzunge der vaste hette gelegit. BEDA: Da ist ein teil der lere die der mezikeit des nuwen lebenis zugehort vnd die lerit eine gemeyne vaste von allir vroide zietlicher wollust. vnd der vaste en mac man nicht groben luiten beueln. dan die lere die mochte zu rizzen werden. vnd ouch en wer es ouch dem aldere nicht gut. Sundir dem nuwen kleide sint die guten werk geliechit die der mensche vzwendic wirkit. vnde bie dem nuwen wine ist bezeichent die gluet des gelouben der hoffenunge vnd der waren minne da wir inwendic mite widir gebildit werden.

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Vnd es geschach abir eyns das er an dem sunnabene wandirte vbir die sat vnd sine iungere begunden vortgehen vnd abezubrechen die ere. (Mk 2,23) abir die gliznere die sprachen zu em. Sich was tun dine iungere an dem sunnabende. das en nicht irloubit en ist. (24) vnd er sprach zu en. En habit ir nie gelesen was Dauid tete do er not von dem hungere hatte. er vnd die mit em waren (25) wie er ginc in das gotis [29ra] huez vndir Abyathar dem vursten der pristere vnd az die brot des oppfers vnd der vorlegunge die nimande irloubit waren zezzen dan den pristern alleine. vnd gab sie ouch den die mit em waren. (26) vnd er sprach zu en. Der sunnabent der ist durch des menschen willen gemachit vnd nicht der mensche durch des sunnabendis willen. (27) vnd dar vm so ist ouch des menschen sun eyn herre vbir den sunnabent. (28) CRISOSTOMUS: Do Cristi iungere der ewigen warheit volgeten do waren sie von der figuren gevriet. vnd dar vm so en durften si das fest des sunnabendis nicht halden. vnde dar vm so spricht man: „Vnd es geschach abir do er des sunnabendis wandirte vbir die sat do begunden sine iungere vortgehn vnd die ere zubrechen.“ BEDA: Wir lesen in den nachvolgenden spruchen das irer vile waren die zu Cristo quamen vnd widir von em gingen also das sie nicht so uile stunde en hatten das sie ezzen mochten. vnd dar vm so liden sie hunger als die luite. CRISOSTO_____________ 10 vroide] vroude 14 ist] ist ist 23 Abyathar = Abjatar

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MUS: Sundir do sie hungerte do azen sie slechte eynueldige spise nicht nach [29rb] der lust iris willen sundir nach der notdurft irer naturen. abir die gliznere die der figuren vnd dem schaten der alden e dinten die beclageten die iungere als ob sie vngerechter werk begunden. vnd da volgit: „Sundir die gliznere die sprachen zu em. Sich was dine iungere tun an dem sunnabende das en nicht irloubit en ist.“ AUGUSTINUS von der munche werke: Dem israhelischen volke ist es durch die geschrebene e beschreben das nimant vf sime ackere eynen dieb solde vfhalden. sundir den mochten sie vfhalden der mit em etwas von dannen wolde tragen. abir der nicht an en greif dan das er da ezzen wolde den solden sie vrie vnd vngequelit von dannen lazen gehn. vnd dar vmme so straften die Juden des herren iungere nicht vm das das sie ere vf eyme vremden ackere der ire nicht en was namen sundir vm das das sie sie brachen an dem sunnabende vnd den mite storen. CRISOSTOMUS: Sundir der herre brengit hie widir Dauid in das mittil do er etwenne von not dazu getwungen wart das er nicht nach der e satzunge en az do er die pristirliche spise von not des hungers rurte. vnd [29va] mit dem bilde wolde er zustoren der Juden clage die sie vbir die iungere teten. Dan da volgit: „vnd er sprach zu en. en habit ir nie gelesen was Dauid tete do er sien not hatte vnd en der hunger twanc. er vnd die mit em waren wie er in das gotishuez ginc vndir Abyathar dem vursten der pristere vnd az die brot des oppirs vnd der vorlegunge die nimant gevrloubit en waren zezzen dan den pristern vnde gab sie ouch den di mit em waren.“ THEOPHILUS: Do Dauid vor Sauls antlitze moste vorvluchtic sien do quam er zu dem vursten der pristere vnd az da die brot der vorlegunge. (1 Sam 21,7) vnd nam da von dem pristere Golie swert (1 Sam 21,10) vnd so doch beide brot vnd swert gote geoppirt waren. Sundir diz mac ymande bewegen wie hie der ewangeliste disen vursten der pristere Abiathar nennit so en doch der kunige buch heizet Abymelech. BEDA: Der spruch en hat nichtisnicht widirstrietis. dan sie waren da beide do Dauid quam vnd die brot bat vnd nam sie ouch von Abymelech der zu den gezieten eyn vurste der pristere was. vnd Abyathar sien sun der was da mit em vnd was ouch [29vb] geordent zu eime vursten der pristere. Dan do Saul der kunig Abimelech vm die selbe sache hatte getotit do vloch Abyathar zu Dauid vnd wart Dauitis uolger in alle sime ellende. vnd do Dauid an das israhelische kunigrieche gequam do nam Abyathar widir an sich den grad der hohesten pristirschaft. vnd der sun nam do eyne uile hochere wirdikeit dan der vatir hatte gehabt. Dan er wart des wirdic das en der herre hie eynen hohen pristir nennit vm die ziet als

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sien vatir dennoch lebte der den stat der hohen pristirschaft hilt. Da uolgit nach: „vnd er sprach zu en. Der sunnabent ist gemachit durch des menschen willen vnd nicht der mensche durch den sunnabent.“ Dan man sal grozere ruche an den menschen legen vnd an das das er gesunt werde dan man an das bewaren des sunnabendis legen sal. vnd dar vm alleine das es eyn gebot ist das man den sunnabent sulle viren vbir das doch wer das sien not were so en wurde der der e nicht schuldic der en an siner vire storte. vnd dar vm so en ist es nicht verboten man en moge dem menschen [30ra] an dem sunnabende besniden. dan das was not das man es tete.“ vnd ouch do die Machabei not an trat do streten sie an dem sunnabene widir ire viende. (1 Makk 2,41) vnde dar vm do die iungere des hungirs not twanc do was en das von not des hungirs irloubit. das en von der e wegen nicht irloubit en was. vnd also geschiet es ouch huite dan ist es das ein kranc mensche die gebotene vaste bricht so en ist er an keynen dingen schuldic. vnd da uolgit: „Vnd ouch also so ist des menschen sun eyn herre vbir den sunnabent.“ als ob er spreche. Jst es das Dauid der kunig entschuldiget ist der doch em sinis hungers mit der pristirlichen spise buzte wie uile geschiet es dan me an des menschen sune der eyn warer kunig vnd eyn prister vnd eyn herre des sunnabendis ist vnd der en mac vm das nicht schuldic von der e werden gehalden das er sine iungere an dem sunnabende ein wenic ere durch irer notdurft willen let brechen. CRISOSTOMUS: Des menschen sun nennit sich eygentlichen eynen herren des sunnabendis. Dan der selbe der eyn warer gotis sun ist der wolde [30rb] sich da zu demutigen das er durch des menschen wille eyns menschen sun wolde geheizen werden. dan den gewaldigen geber der e vnd den herren der e en sal die e nicht twingen. dan dem kunige ist me irloubit dan in der e gesatzt ist vnd in dem rechte. dan man gibit die e durch der cranken willen. sundir den volkomenen vnd den di vbir die e wirken den en ist keyne e gegeben. BEDA: Geistlichen so gehn die iungere des herren vbir die sat so die heilgen lerere die ansehen mit sorcveldikeit minniclicher ruche die sie an das bekennen des gelouben haben gebrocht. abir das die hungirt da en verneme wir nicht andirs bie dan das heil der luite. abir das sie die ere von dem halme brechen en ist nicht andirs dan das sie die luite von irdischer meynunge vrien wellen. Sundir das sie die ere mit den henden zuriben. das ist das sie mit der tugende bilde des menschen hertze abezihen wellen von der itilkeit vnd von der bosen lust des vleisches zu eynir reynikeit des lebens. Sundir das sie die kornre ezzen. das ist so sie eynen iclichen von der besmitzunge der sunde reyne machen das [30va] sie en dan durch der predigere munt mit den geliden der heilgen kirchen vereynen. vnd man spricht ouch wol bilchen das die iungere vor dem antlitze des herren gingen do

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Kapitel 2

sie das werk teten. dan es ist not das des lerers rede vorgehe vnd kome zu dem menschen vf das dan die nachkomende gnade des horers hertze mit der hohesten besuchunge irluchte. abir das geschiet an dem sunnabende. dan die heilgen lerere die erbeiten in der predigate vm hoffenunge der zukomenden rue vnd dar vm strieten sie mit gantzer erbeit das sie ire horere in die ewige rue brengen. THEOPHILUS: Odir sie tun das an dem sunnabende. dan sie haben eyne rue an dem lidende der bekorunge. vnd dar vm so mogen sie anderen luiten leitist luite werden zu den tugenden vnd mogen sie von irdischen dingen zihen. BEDA: Ouch so wanderen die mit dem herren vbir die sat die dar zu lust tregit das sie di heilgen spruche der schrift mogen betrachten. vnd die hungirt so sie in den spruchen das brot des lebens begern zu vinden. vnd das ist in den sunnabenden so sie itzunt eyn ruec hertze haben von [30vb] alleme sturme der gedanken vnd sich des vroigen das sie da von ledic mogen gesien. abir sie brechen abe die ere vnd so sie dan sie zuriben so subern sie sie vf das sie zu eynr spise werden. vnd das geschiet so sie die gezuge der schrifte durchgrunden vnd da zu lesende komen da sie mit dem gedechtnizze da bie bliben mogen. vnd sie durchvarn sie dan so lange das sie den kern der libe darinne vinden. Sundir dise suze spise der hertze die missehagit den toren. sundir sie wirt von dem herren in dem menschen mit wolbehegelikeit bestetiget.

Hie beginnet das dritte capittil des ewangeliums vf drei des ewangelisten. Heilung eines Mannes am Sabbat

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[31ra] Vnd do ginc abireyns Jhesus in die synagoge. vnd da was eyn mensche der hatte eine durre hant. (Mk 3,1) vnde sie wartten sien ob er en an dem sunnabende welde gesunt machen vf das sie en mochten besagen. (2) vnd do sprach er zu dem menschen der die durre hant hatte. Stehe vf vnd trit in das mittil. (3) vnd do sprach er zu en. Jst es icht an dem sunnabende irloubit das bilcher woltun dan vbile. eyne sele selk machen odir sie verlisen. vnd do swegen sie alle. (4) vnd do er sie alle vmmegesach mit zorne do wart er gemuet vbir die blintheit iris hertzen vnd sprach zu dem menschen. Recke vz dine hant. vnd er racte sie vz vnd em wart sine hant gesunt widir gegeben. (5) THEOPHILUS: Da nach das der her[31rb]re die Juden die die iungere des herren vm das beschuldigeten das sie di ere abe hatten gebrochen. an dem sunnabende hatte geschant mit dem bilde das Dauid an siner not getan hatte do wold er sie vorbaz an die warheit leiten vnd wurchte eyn wundirwerk an dem sunnabende. vnd wolde da mite bewisen das so es minsam was das er an dem sunnabende wundirwerk wurchte zu dem heile der luite so en was es ouch nicht bose das man an dem sunnabende die dinc wurchte die des liebis not antraten. vnd dar vm spricht der ewangeliste: „Vnd do ginc Jhesus abir eyns in die synagoge do was da ein gichtic mensche der hatte eyne durre hant. vnd sie wartten sien ob er en gesunt machen welde an dem sunnabende. vf das sie en besagen mochten.“ BEDA: Vm das so der herre sine iungere hatte redelichen da von entschuldiget das die gliznere sprachen das sie die vire des sunnabendis stortin mit dem bilde der alden e. Nu begern sie des das sie em gewalt welden tun da mite das sie sien huten ob er icht an dem sunnabende den siechen menschen gesunt machte. das sie en welden vm [31va] die vbirtretunge strafen. vnd wer ouch das er en nicht gesunt en machte so welden sie sprechen odir das er es von bosin willen hette gelazen odir von vnmacht. vnd da uolgit: „Vnd er sprach zu dem menschen der die durre hant hatte. Stehe vf vnd trit in das mittil.“ CRISOSTOMUS: Er satzte en in das mittil vf das sie von sime angesichte irschreken. vnd ouch so sie

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den siechen menschen an gesegen das sie dan mitelidunge mit em irkregen. vnd ire bosheit abegelegeten. BEDA: Der herre quam in vorsichtikeit vor vnd begreif die Juden in irer argen list. die sie em bereitit hatten vnd strafte sie dan sie verstorten die gebot der e mit irer vnreynen vzlegunge. vnd da uolgit: „Vnd er sprach zu en. Jst es icht irloubit das man des sunnabendis bilcher woltvn sulle odir vbile.“ vnd des vregit der herre vm die sache. dan sie wolden wenen vnd legeten die schrift also vz das man an dem sunnabende ouch viren solde von gutin werken. so doch die e gebutit das man sich alleine an dem sunnabende vor bosen werken huten sulle sprechende. alle knechtliche werk en sullit ir nicht [31vb] tun in em. (Lev 23,3) das ist in dem sunnabende. knechtlich werk bedutit die sunde. dan der die sunde tut der ist eyn knecht der sunde. (Joh 8,34) abir das selbe das der herre vorgesatzt hat in dem wortin: „bilcher woltun odir vbile“ das spricht er meynende in den nachkomenden worten also: „Die selk machen odir verlisen“ das ist den menschen gesunt machen odir nicht. vnd des en sal man also nicht vernemen das got der vbir alle dinc gut ist vns welde eyne orsache der verlust sien nicht selk zu machende. Sundir er spricht diz das man da mite den sitten der schrift hatte also das er das verlise das er nicht selk en machit vm sine bosin werk. abir ist es das da von ymant bewegit wirt wor vm der herre vm die selkeit der selen sie vregete so er doch den licham gesunt wolde machen der sal das wizzen das hie nach der schrift sitte die sele vor den gantzen menschen sie gesatzt. als man ouch in der schrift spricht. Das sint alle die selen die vz Jacobs huft sint gegangen. (Gen 46,26) Odir das er die wundirwerk durch der selen heil tete. odir das das selbe das die hant von dem herren gesunt wart [32ra] ouch bezeichente der selen heil. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Sundir das mac ymande bewegen wie Matheus das meynit so er spricht. das sie den herren uregeten ob es irloubit were das man an deme sunnabende eynen siechen mochte geheilen. (Mt 12,10) vnde Marcus der spricht das sie vor von dem herren mit dem spruche wurden gevregit: „Jst es irloubit an dem sunnabene bilchir wol zutun odir vbile.“ das sal man also vernemen das die gliznere den herren uregeten ob es gevrloubit were das man an dem sunnabende gesunt mochte machen. vnd das er da nach iren bosin gedanken vernam das sie die vrage vm das teten das sie orsache suchten wie sie en mochten besagen. vnde dar vm so wolde er den in das mittil setzen den er gesunt wolde machen. vnd uregete do disir vrage als Marcus vnd Lucas (6,9) sprechen das er sie gevregit habe. vnde do sie do alle geswegen do legete er en eyn gelichnizze vor von _____________ 28 Augustinus de Cons. Evang.

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dem schafe vnd besloz en das. das es irloubit were das man an dem sunnabende mochte woltun. abir da uolgit: „vnd sie swegen.“ CRISOSTOMUS: Dan [32rb] sie irkanten das wol das er en doch ane allirleie zwiuel gesunt wolde machen vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er vmsach sie an mit zorne vnd wart gemuet vbir die blintheit iris hertzen vnd sprach zu dem menschen. Recke vz dine hant.“ abir das er sie mit zorne ansihet vnd wirt gemuet vbir die blintheit iris hertzen das gehort von rechte siner lidenden menscheit zu die er von siner barmhertzikeit durch vnsern willen entpfangen hatte. Sundir er vereynit das wundirwerc mit dem worte. vnd dar vm so wart der cranke mensche von sinir stimme wegen alleine gesunt. vnd dar vm so uolgit das: „Vnd er racte vz sine hant vnd do wart em syne hant gesunt widir gegeben.“ vnd mit alle disen dingen so entwert er vor die iungere die von des sunnabendis wegen an geuochten wurden. vnd wolde ouch da mite bewisen das sien leben vbir die geschribene e were. BEDA: Geistlichen der mensche der die durre hant hatte der bezeichent das mensliche adil. das da durre was gewurden durch vnvruchtbarikeit gutir werke der es nicht en beginc. sundir es wart von der vbirvlutikeit gotlicher barmhertzikeit gesunt gemachit. [32va] Dan die rechte hant die was an dem ersten altvatere verdurrit die er von em reichte zu brechen die vrucht der eppfele des verbotenen boumis. Sundir do des irlosers gnade zu quam vnd er die vnschuldigen hende an dem boume des crucis vzrecken wolde do wart dem menschen eyn saf des heilis zu gutin werken widir gegeben. vnd ouch wol bilchen ist die durre hant in der synagogen. dan wo die gabe der kunst me ist da ist die sunde swerer vnd minr zu entschuldigene. JERONIMUS: Odir sie bedutit die girigen di da nicht wellen geben vnd doch wellen nemen. Sie wellen das man sie ere vnd sie en wellen sich nimande gutlichen irbiten. vnd zu den spricht man. das sie vzrecken sullen ire hende. das ist das der der etwenne stal itzunt nicht me en stele. sundir. er sal bilchen erbeiten vnd wirken mit synen henden das gut vnd lobelich ist vf das er icht habe das er den notdurftigen mite teile. (Eph 4,28) THEOPHILUS: Odir die rechtere hant die ist durre swer die dinc nicht en wirkit die der rechteren hant zugehorn. dan wan sich in disir ziet vnsere hant irbutit zu den werken die vns von gote verbotin sien so begin[32vb]nit sie an der selben stunt an vbunge gutir werke durre werden. abir so kumt sie widir zu irer ersten macht so sie sich widir mit craft zu tugentsamen werken irbutit vnd dar vm spricht Cristus zu disem menschen. Stant vf von den sunden vnd stant in dem mittele. das ist in der tugent. dan eyne icliche tugent die hat iren stul in dem mittele. dan sie en gibit sich nicht an eyne minrunge noch ouch an eyne vbirvlutikeit.

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Kapitel 3

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Vnd des gingen die gliznere altzuhant vz von dannen vnde machten eynen rat mit Herodis dineren widir en wie sie en mochten zu dem tode verlisen. (Mk 3,6) vnd des weich Jhesus mit synen iungeren besiten an das mer vnd eyne groze trucht von Galilea vnd von Juden lande die uolgete em. (7) vnd von den die in Jherusalem wonten vnd von den von Ydumea vnd von den die vbir dem Jordan wonten vnd ouch die bie Tyro vnd Sydone waren gesezzen. Eyne groze schar die quam ouch zu em die da horte die wundirwerk die er tete. (8) vnd do sprach er zu synen iungern das sie schickten das em ein schifchen durch der schar willen dinte. (9) dan er mach[33ra]te irer uile gesunt also das sie mit krigen an em uilen vf das sie en angeruren mochten. vnd was der was die keine wetage hatten. (10) vnd die vnreynen geiste so sie en angesagen so uilen sie nidir vor en vnd rifen sprechende. Du bist gotis sun. (11) vnd des droite er en vreuelichen vf das sie en icht kunt machten. (12) BEDA: Die gliznere wolden das vor eyne sunde widir die e achten das der herre mit sime worte dem sochenden menschen syne rechte hant gesunt hatte gemachit. vnd dar vm so gingen sie mit vorsichtikeit zurate wie sie den Heilant getodin mochten. vnd dar vm spricht man hie: „Vnd do gingen die gliznere altzuhant vz vnd machten mit Herodis dinern eynen rat widir en wie sie en mit dem tode verlisen mochten.“ vnd das teten sie in der wise als ob irer keinr grozer dinc an dem sunnabende widir das gebot der e wurchte so sie doch an dem svnnabende ire spise trugen. vnd eynr dem andern den kelch reichte. vnd der dinc uile vnd ouch alle die dinc die von not der spise vnde dem tranke vnd der cleidunge zugehorten. vnd [33rb] dar vm so sie das allis geteten so en mochten sie den vm erbeit nicht strafen der mit eyme slechten worte an dem sunnabende zu dem siechen sprach. vnd von des wortis wegen so geschagen an em alle dinc. THEOPHILUS: Hie heizet man die Herodianos die rittere die dem kunige Herode dinten. Dan vndir den Juden hatte sich eyne nuwe ketzerie irhaben die hilt das mit steten blibende. vnd sprach das Herodes Cristus were. dan Jacobs prophecie die gab das zuirkennen das so die vursten von Juda ire herschaft vbir das iudische volk gelegerten. (Gen 49,10) so solde Cristus in die werlt komen. vnd dar vm so dan bie Herodis zieten der iudischen vursten keynir me en was sundir er was vbir das iudische uolk alleine eyn kunig vnd das doch vremde was von des iudischen uolkis art vnd von irem geslechte. vm das wolden etliche wenen das er Cristus were vnd seheten von em vndir dem volke die ketzerie. vnd die di_____________ 31 steten Randnotiz

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nere mit den gliznern die suchten da zu wege das sie Cristum mochten getotin. BEDA: Odir er heizet die Herodianen di dinere Herodis der das teil hatte an Juden lande. [33va] vnd die echtten ouch Cristum vm die vientschaft die Herodes ire herre widir Johannem den toufer vbete vnd en vertreib vm das das er den Heilant predigete vnd wurfen ouch iren haz mit arger lage widir en. Da uolgit: „vnd Jhesus der weich besiten an das mer mit synen iungern.“ Er vloch als eyn mensche besiten synir echtere bose wille vnd ire arge list dan die ziet synis lidenis di en was dennoch nicht gekomen. vnd ouch so en solde er in keinr andern stat buzen Jherusalem sine marter liden. vnde da mite wolde er ouch den synen eyn bilde geben das wer das sie an einr stat echtunge leden so solden sie in die andire vlihen. THEOPHILUS: Er weich ouch vm das von dannen vf das er sine woltete an uile anderer luite hulfe mochte bezeigen vnd ouch vf das er die vndancnemen welde miden. dan uile luite di sien bedurften die uolgeten em nach vnd er machte sie gesunt. vnde dar vm so uolgit da: „Vnd manchirleie luet von Galilea vnd vz Juden lande uolgete em vnd von den die zu Jherusalem wonten vnd von Ydumea vnd von vbir dem Jordan vnd ouch die bie Tyro vnd Sydone [33vb] wonten. eyne groze trucht die quam ouch zu em die da horte die dinc die er tete.“ Die von Tyro vnd Sydone die Cristo von art vremde waren die irkregen grozen nutz von em. abir sine nehisten die iudische diet die echtten en. vnd da mite werde wir des wise das dem menschen kein nutz da von entsteht das er eyme gutin dinge na ist. es en sie dan das er ouch mit dem gutin dinge etwas gelichnizze hat. BEDA: Die waren sehende die werk syner tugende vnd horten die wort syner guten lere vnde echtten en doch. abir dise vremden die en hatten nicht me dan eyne von der tugende mit eyme guten ruche von em. vnd komen zu em mit eynr grozen trucht vf das sie en in siner lere mogen gehoren vnd vf das sie von em eyn heil iris trostis welden bitten. vnd da uolgit: „Vnde er sprach zu synen iungern vf das sie em schicten eyn schifchen das em dinte durch der schar willen vf das sie en icht dructen.“ THEOPHILUS: Abir nu merke hie die verborgene ere die Cristo angelegit wart. dan vf das em die schar icht we tete so bat er vm eyn schiffelin vf das er da [34ra] yntrete vnd vor allir serde bewarit wurde. Da uolgit: „Sundir alle die die sueche vnd serde mit wetage hatten. vnd die vnreynen geiste so sie en ansagen so vilen sie nidir vor en.“ Er heizet hie das ser das von wetagen der slege kumt die suchtage die der mensche lidit. dan got der verwundit vns. slehet vns als eyn vatir sine sune. BEDA: Sie vallen beide vor den herren die die an iren lichamen ser hatten von slegen vnd von wetagen der sueche. vnd ouch die die von den vnuletigen geysten wurden gemuet. Sundir die cranken die

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quamen mit eynueldiger meynunge vnd uilen vor en vf das sie von dem sochende geheilit wurden. abir die die mit den tuueln besezzen waren. odir die tuuele die in en waren die teten es von getwangis wegen gotlicher vorchte. vnd vbir das so wurden ouch sie getwungen das sie em da sinir almechtikeit mosten bekennen. vnd das uolgit: „Vnd sie rifen sprechende. Du bist gotis sun.“ vnd da mac eynen iclichen menschen des wundir haben wie blint das die Arriani sint so sie des loiken das er gotis sun sie der mit gotlicher [34rb] ere von dem tode irstanden ist den doch die tuuele vor eynen waren gotis sun hilden do er dennoch mit dem sterbenden vleische gecleidit was. Da volgit: „Vnd des bedroite er sie vreuelichen vf das sie en icht lutbar machten.“ Dan got der sprach zu dem sundere. wor vm kundigeste mine gerechtikeit. (Ps 50[49],16) vnd dar vm wirt es dem sundere verbotin das er got icht offinbar predige vf das ymant der den sundir horit predigen em in synir irrunge uolge. Dan der tuuel ist eyn vntugentsam meystir dan er vermengit dicke die valscheit mit der warheit vf das er vndir dem bilde der warheit das gezuic der valscheit mite ynwerke. Ouch so en wurden nicht alleine die tuuele von Cristo verbotin das sie sine wundirwerk vor sime lidene der werlde icht solden predigen. sundir er verbot es ouch den die von em gesunt waren gewurden vnd ouch sinen aposteln vf das da mite so sie die gotliche mogenikeit predigeten die vorsichtikeit synis lidens verzogen. abir nach eynr allegorien sinne so sal man merken das der herre vz der synagogen ginc vnd weich besiten an das mer das da mite wil der herre figuriren das zukomende [34va] heil der Heiden zu den er von vbirvlutikeit syner barmhertzikeit komen wolde durch synen gelouben vnd wolde die iudische diet durch iris vngelouben willen vndirwegen lazen. Sundir die geslechte der Heiden durch der vnstetikeit willen in der sie wurden in manchirleie irrunge gewurfen so sint sie der vnstetikeit des wazzirs gelichit. abir em uolgete mancherleie groze trucht nach vz manchen prouincien da die apostele inne predigeten. vnd wie uile der luet zu em quamen so enpfinc er sie alle minniclichen als eyn vatir. Sundir das schifchen das dem herren in dem mere dinte das bezeichent die kirche die gote zu lobe vz den Heiden ist besamt. abir durch der luet wille vf das sie en icht irdructe so steic er in das schifchen dan er wolde die verworrenen hertze vlihen vnd wolde zu den komen die der werlde ere versmehen. vnd mit den wil er mit vroide eyne wonunge machen. Dan es ist eyn groz vndirscheit so man den herren druckit vnd so man en anrurit. Dan die drucken en die en mit vleislichen gedanken suchen wellen. odir die mit bosen werken den vride des geistis betruben in dem die ewige warheit wonende ist. [34vb] vnd der rurit ouch en der _____________ 37 ist fehlt

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en durch den gelouben vnd durch die minne in sien hertze enpfehet. vnd dar vm so haben sie des eynen gezuk die en anruren das sie selk werden. THEOPHILUS: Geistlichen so sint die Herodiani das sint die vleislichen Cristum mit irer uolleist mit dem tode tilgen. Dan Herodes ist so uile als eyn ruer bedutit. dan die vz irme vetirlichen lande zihen das ist vz allir vleislichen gewonheit die uolgen Cristo mit uolleist der werke vnd die sueche werden ouch von em geheilit das sint die sunde die die samtwitzikeit zu dem tode verwunden. Sundir Jhesus der ist in vns als eine redelikeit di da gebutit das vnsir schifchen das ist vnsir licham em mit vlize dine vf das die manchvaldikeit disir zietlichen dinge vnsere redelikeit icht irdrucken.

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Vnd do steic er vf den berk vnd lut da zu em die er wolde haben. vnd sie quamen zu em. (Mk 3,13) vnd er schuf es nach sime willen das irer zwelue solden mit em sien. vnd vf das er sie sente zu predigen. (14) vnd den so gab er gewalt das sie di siechen mochten gesunt machen vnd das sie die tuuele mochten vztriben. (15) vnd des gab er Symoni [35ra] den namen Petrus. (16) vnd Jacobum der Zebedei sun was vnd Johannem synen brudir den gab er den namen Boarneges das sint sune des dunrs (17) vnd Andream vnde Matheum vnd Philippum 1) vnd Thomam vnd Jacobum Alphei vnd Thadeum vnd Symonem Chananeum (18) vnd Judam von Scharioth der ouch en verratende entwerte. (19) BEDA: Da nach das der herre den schalkhaftigen geysten hatte verboten das sie sien lob nicht predigen en solden. do irwelte er zu em die heilgen den er die macht gab das sie die vnreynen geiste vz den luiten triben solden. vnd ouch das sie das ewangelium solden predigen. vnde dar vm so spricht man: „Vnd er steic vf den berc vnd lut zu em die er haben wolde.“ THEOPHILUS: Sundir Lucas der spricht das er vf den berc steic vf das er beten wolde nach der bewisunge sinir wundirwerc. (Lk 6,12) vnd da mite so wil er vns leren das so wir etwas gutis vnsirme libe odir vnsir selen zu nutze irkrigen das wir dan gote danken sullen vnd es sinir gotlichen craft allis zu eygenen sullen. CRISOSTOMUS: Er lerit hie ouch die prelaten der kir[35rb]chen das sie vbir di nacht vnd dicke benachten suln in irme gebete e dan sie schulere gewiegen odir andir dinc zuhanden haben vf das ire amt von menslicher krancheit wegen icht vellic werde. vnd dar vm do es tac gewart als Lucas (6,13) wil do lut er zu em die er haben wolde. dan irer was uile gesamt die em _____________ 18 Boarneges = Boanerges 1) vnde Bartholomeum aus dem Kommentar 72,11

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uolgeten. BEDA: Es en was nicht von irer irwelunge noch von vlize odir von vorsichtikeit das sie von Cristo zu dem amte der apostele geladen wurden. sundir es geschach von gotis minnicliche gnade vnd barmhertzkeit. Sundir ouch der selbe berc vf dem der herre die apostele vz den anderen irwelte der bedutit die hoe gotliche gerechtikeit in der er die apostele veste setzen wolde. vnd die sie ouch anderen luiten vort an predigen solden. JERONIMUS: Odir geistlichen so ist Cristus der berk dan vz em so vlizen die lebenden wazzere vnd vz em so wirt die suze milch bereytit da die cleynen ire heil von nemen vnd es inne bereitit ist. Da wirt ouch uollenkomelichen die geistliche vettikeit inne irkant vnd was man in der werlde vor eyn waris gut heldit das ist vf disem vetten berge allis in gotlicher gnade behalden. [35va] vnd dar vm so werden vf den hohen berk die geladen die da hoch in den tugenden vnd ouch in den wortin sint. vf das die hohe der stat sich bie die hohe der tugende schicke. vnd da uolgit: „Vnd sie quamen zu em. vnd er schuf es also das irer solden zwelue mit em sien vnd das er die vz von em sente zu predigene.“ Der herre hatte Jacobs bilde lib vnd sien geslechte. als der prophete wil vnd dar vm wolde er das die vz sime geslechte vf zwelf thronen sezen vnd solden richten vbir die zwelf israhelischen geslechte. vnd die werden ouch zu drin malen vire gesant. dan sie solden bie dem tabernakele des herren als die in der alden e ire wonunge in allen dingen haben. vnd solden da mite die heilgen wort des herren vf den werken irer helse tragen. BEDA: Zu eyme gezuige disis sacramentis so mosten etwenne israhelis sune ire gezelt bie das thabernakel vfslahen vnd sich da legern vmme vnd an allen teylen. an vier teilen. io an dem teile drie geslechte vnd mosten da blieben. dan zu drin maln vire die machen zwelue. vnd nu werden von dem herren drie vire das sint [35vb] zwelf apostele vz zu predigen gesant vf das sie alle die teil der gantzen werlde die an vier enden geschickit ist irluchten. vnd touften sie in dem namen des vatirs vnd des sunis vnd des heilgen geistis. Da uolgit: „Vnd den gab er macht vnd gewalt das sie suechtage gesunt machten. vnd das sie die tuuele von den luiten vz wurfen.“ vf das der grozin himelischen gaben die er en gab vnd dem gelubde eynen gezuk mochten geben der grozen tugentsamen werk. vf das die nuwe dinc in der werlde wurchten die nuwe lere solden predigen. THEOPHILUS: Sundir der herre zelit die namen synir apostele vf das man da mite eine lere gebe wie man die valschen apostele mochte gemiden. so man die waren apostele in iren namen irkente. Da volgit: „vnd er gab Symoni den namen Petrus.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Es en sal noch en darf nimant wenen _____________ 39 Augustinus de Cons. Evang.

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das Symoni nu alrerst der name sie gegeben Petrus vf das es icht Johanni zu widirstrite schine. dan der spricht das lange vor der ziet als sie Marcus benennit so wart zu em [36ra] von dem herren gesprochen. Du salt Cephas sien genant das ist so uile gesprochen als Petrus. (Joh 1,42) Sundir Marcus der betrachtit das dinc als eyns das er gelazen hat an siner rechten stat vnd bedenkit es an eynr anderen. Sundir do der herre di namen der zwelfboten wolde zelen do moste er ouch von not Petrum nennen. vnd dar vm so wold er es kurtzlichen offenbar machen das er vor nicht Petrus hette geheizen. sundir das em der herre do alrerst den namen gab vnd den er ouch em bestetigete. BEDA: Sundir vm das wolde en der herre alrerst zu em laden vf das er vz der wandelunge synes namen allen den iungeren eyn sacrament gebe zu vernemen. vnd dar vm so ist Petrus also uile in der latinschen sprache als Cephas in der sprache von Syria. vnd in den beiden zungen so kumt der name von dem steyne. vnd da en ist kein zwiuel ane es en sie von dem steyne von dem der apostel Paulus spricht. Der steyn petra was Cristus. (1 Kor 10,4) Dan gelicher wise als Cristus eyn waris licht was (Joh 1,9) also gab er ouch sinen iungern das sie licht der werlde solden heizen. (Mt 5,14) also gab er [36rb] ouch Symoni von syner mildikeit vm das das er in petram den steyn Cristum geloubte das er Petrus solde heizen. JERONIMUS: Abir von dem gehorsame den Symon bezeichent so stiget man vf in die hohe bes zu dem bekentnizze das Petrus an em bezeiget. Da volgit das: „vnd Jacobum der Zebedei sun was vnd Johannem der des Jacobi brudir was.“ BEDA: Man vernimt es also das er sie oben vf zu em lut vf den berk stigende. Jacobum der da ist ein vndirgreber odir eyn vmmewerfer vnd hat vndir sich gebrochen alle bose lust des uleisches. vnd Johannem der das von der gnaden gotis enpfangen hat das andere luite mit grozir erbeit irkrigen vnd ouch halden. abir da uolgt: „vnd er gab en namen Boarneges.“ CRISOSTOMUS: Zebedei sune die nennit Cristus also Boarneges. durch des willen das sie groze vnd clare gotliche gebot in alle den cirkel der witen werlde solden gizen. JERONIMUS: Odir man bewisit in dem der vbirsten drier orden. dan sie waren des wirdic das sie vf dem berge den donr der vetirlichen stimme vz dem wolken durch den sun solden horen. das ist myn vz irwelter (Mt 17,5; Lk 9,35) sun. vf das das sie ouch durch den [36va] wolken des uleisches vnd durch das vuer des wortis als eyn blichzen der regen die lere in das ertrieche guzzen. dan der herre hatte vor den blichzen in eynen regen gemachit (Ps 135[134],7) vf das das die barmhertzikeit mochte verleschen das das gerichte entzunt hatte. Da uolgit: „vnd Andream.“ Dan der tete menlichen gewalt der verlust vf das er zu allen gezieten eyn entwerte des todis in em hette. vnd das sine sele zu allen stunden mit bewarende in

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sinen henden stunde. BEDA: Andreas ist eyn krigsch name. dan er ist so uile bedutit als eyn menlicher von dem da man spricht. amr das ist so uile bedutit als eyn man. dan er hinc sich menlichen an got vnd bleib alle ziet bie em stete. Da uolgit: „vnd Philippum.“ JERONIMUS: Der ist so uile gesprochen als ein munt der lampen. dan er mac mit sime munde irluchten vz dem das er in sime hertzen begrifit. dan der herre gab em eynen geoffenten munt das er dar vz uile luite irluchten mochte. Dan wir wizzen das wol das der sitte disir spruche gemeyn ist in den heilgen schriften das die hebreischen namen dar [36vb] zu sint gesatzt das sie etlichen geistlichen heymelichen sin beduten. abir da uolgit: „vnde Bartholomeum.“ vnd der ist genant eyn sun des der die wazzere vfhengit vnd bezeichent den der da spricht. vnd ich wil minen wolken gebiten vf das sie icht den regen vz von en lazen. (Jes 5,6) Dan der mensche irkrigit den namen gotis sunis so er mit sime viende von hertzen vnd von selen vride vnd libe heldit. (Mt 5,44f.) als da geschriben ist. selk sint die vridesamen dan sie sint gotis sune genant. (Mt 5,9) vnd ouch andirswo. habit uwere viende lib vf das ir gotis sune siet. Da uolgit: „vnd Matheum.“ vnd der ist so uile gesprochen als der der gote gegeben ist odir dem dem es von dem herren gegeben ist also das er nicht alleine von dem herren enpfahe vergebunge alle siner sunde sundir ouch das er an die werde zal der apostele geschriben werde. vnd da uolgit: „Vnd Thomam.“ vnd der ist so uile gesprochen als eyn eptgrunde. dan er irkante uile grundeloser dinc der ewikeit gotis vnd gotlicher kunst vnd der er doch von buzen an das licht vor [37ra] die werlt nicht en brenget. Sundir da nach uolget: „vnd Jacobum Alphei.“ vnd das ist so uile gesprochen als der gelarte odir der tusentste von dem ouch tusent besiten abvallen vnd diz ist der andire Jacobus der da nicht strietis en bedarf der da geschickit ist widir das blut vnd widir das uleisch. sundir er heldit den striet widir die geistliche bosheit. (Eph 6,12) Da uolget: „vnd Thadeum.“ vnd der bezeichent so uile als ein pfleger des hertzen vnd der sien hertze mit allir hute bewarit. (Spr 4,23) BEDA: Sundir disir Thadeus ist der den Lucas in dem ewangelio vnd ouch in deme buche von dem begencnizze der apostele Judam Jacobi nennit. (Lk 6,16; Apg 1,13) dan er was Jacobi brudir der vnsirs herren brudir was. als er selbir offenberlichen in sinir episteln beschribit. vnd da uolgit: „Vnd Symon Chananeus vnd Judas von Scharioth der ouch en den Juden entwertene verriet.“ Sich wie er dise zwene mit iren zunamen setzt vf das man eyne vndirscheit moge vinden zwischen disme Symone Chananeo vnd Symone Petro. Dan Symon Chananeus der _____________ 16 sie sint] sie sie sint

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was vz eyme wicbilde das hiez Chana vnd was in Gali[37rb]lea gelegen. vnd zwischen Juda Jacobi vnd Juda Scharioth. (Lk 6,16) dan Judas von Scharioth der was von dem wicbilde genant da von er geborn was. odir er hiez Scharioth vm das das er von Ysakar geslechte geborn was. THEOPHILUS: Vnd den Judam von Scharioth nennit der herre ouch vndir die apostele vf das wir da von wise werden das der barmhertzige got von em vm zukumftige bosheit verterbit den sundir er machet en wirdic durch der keginwertigen tugende willen die er an em irkennit. JERONIMUS: Symon ist so uile bedutit als der in em selber eyne trurikeit setzit. dan selk sint die die nu truren in disir ziet dan sie sullen getrost werden. (Mt 5,4) abir Chananeus der ist so uile gesprochen als eyn minnender vnd bedutit den den die minne des gotishusis gegezzen hat. (Ps 69[68],10) Sundir Judas von Scharioth ist so vile bedutit als der der syne sunde mit der buze nicht tilgen en wil. abir Judas ist so uile als eyn bekenner odir eyn erberer vernomen. sundir Scharioth ist so uile als eyn gedechtnizze des todis gesprochen. Sundir idoch so sint ouch uile Jude das sint uile bekennere in der kirchen. [37va] hochvertic vnd nach der werlde lob erber als Symon der zouberer was vnd Arrius vnd die andern ketzere vnd der gedechtnizze doch totlich ist vnd wirt dar vm von der kirchen betrachtit vf das sich eynueldige hertze da vor die baz huten mogen.

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Vnd do quamen sie abir in das huez vnd des besamte sich abir eyne groze schar also das sie ouch nicht en mochten ire brot ezzen. (Mk 3,20) vnd do das die sine irhorten do gingen sie vz vnd wolden en halden dan sie sprachen er wer in eyn toben gewant. (21) vnd die meystere die von Jherusalem her nidir waren gekomen die sprachen. dan er hat Beelzebub den tuuel in em. dan er wirfit die tuuele vz von den luiten in dem vursten der tuuele. (22) BEDA: Die apostele die der herre vf dem berge vz den andern irwelit hatte die vurit er widir in das huez vnd warnit sie da mite heymelichen das da nach do sie den grad der apostele wirdikeit an sich genomen hatten do solden widirkeren in ire eygen gewizzen vnd solden da bie bliben. vnd das spricht man hie: [37vb] „Vnd sie quamen in das huez vnd do besamte sich abir eine groze schar also das sie des brotis nicht mochten gezzen.“ ORIGENES: Der vursten samnunge vnd ire trucht die was vndancneme dan sie wart an dem bekentnizze der warheit gehin_____________ 4 Ysakar = Issachar 16 so sint] so sint so sint 35 Chrysostomus

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dert von irer hochvart wegen. abir die dancneme luet des gemeynen uolkis di quam zu Jhesu. BEDA: O welch eyn selk nachuolgen der schar des uolkis das da ane vndirlaz zuvloz vnd das so groze ruche legete an das wie es sien heil von Cristo mochte iruolgen. also das es dem herren der des heilis eyn merer ist vnde den iungern die mit em waren nicht so uile stunde vrie gelizen das sie ire spise mit muze mochten geezzen. Sundir den selben der von der vremden schar mit grozer ruche wirt gesucht den verlichtlichit syner nehesten vrunde wan. Dan da uolgit: „Vnd do das die sine irhorten do gingen sie vz vf das sie en hilden.“ vm das das sie die groze hohe synir gotlichen wiesheit die sie horten nicht begrifen en mochten dar vm so wolden sie wenen vnd geloubeten des das er in eyneme [38ra] vremden sinne hette gesprochen als eyn mensche das von sinen sinnen entvremdit were. vnd dar vm so uolgit da: „Dan sie sprachen. er ist in eynen vnsin gekart.“ THEOPHILUS: Das ist. er hat in em den tuuel vnd tobit. vnd dar vm so wolden sie en binden vnd halden als eynen menschen der mit dem tuuele besezzen sie vnd wolden en vort in eynen kerker han gesatzt gevangen als man den luten pfliet zu tun. vnd das wolden die sine getan haben. vnd das waren sine nehesten odir lichte sine lantluite odir ouch sine brudere. Sundir das was vbir alle dinc ein vnvernumftic toben das das sie den wirker also grozer wundirwerc eyn licht der gotlichen wiesheit wolden vor eynen tobenden vnsinnigen menschen halden. vnde das ist wundir wie sie das mochten begrifen. BEDA: Abir das ist eyn grozir vndirscheit zwischen den die das gotis wort nicht vernemen en mogen durch tracheit willen ires hertzen. vnd alsotane waren ouch die da von man gesprochen hat. vnd zwischen den die das selbe das sie wol vernemen von vorsichtikeit iris hertzen mit lastere [38rb] versmehen da man hie vortme von spricht: „Vnd die meistere die von Jherusalem her nidir waren gekomen die sprachen. er hat Beelzebub den tuuel in em.“ Dan das sie nicht en mochten offenberlichen gestrafen das wolden sie mit eynr linken vzlegunge verkeren vnd erbeitten dar vm das es den luiten als eyn valsch dinc zu den oren queme. als ob die werk der gotheit nicht zu gehortin sundir dem allir vnuletigisten geiste. das ist Beelzebub der der got was von Acharon. Dan der abgot Bel quam von Baal vnd zebub ist so uile als eine vlige genant. vnde dar vm so ist Beelzebub bedutit eyn man der vligen. von rechter vnulat des blutis der tyre die den goten geoppfert wurden vnd von dem vnreynen snoden dinste der em irbotin wart so gaben sie em den namen das er eyn vurste der tuuele were. vnd dar vm so sprechen sie vortme: „Dan er wirfit vz die tuuele in Beelzebubs craft des vursten der tuuele.“ _____________ 34 Acharon = Accaron

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JERONIMUS: Geistlichen so ist bie dem huse da sie ynkomen die erste kirche bedutit. abir die groze luet die das hindirt das sie ire brot nicht ezzen en mogen das sint die [38va] sunde vnd die schande. Dan wer das brot vnwirdiclichen izzet vnde den kelch vnwirdiclichen trinket der izzet vnde trinket das gerichte vbir sich. (1 Kor 11,27) BEDA: Die meistere der e die von Jherusalem her nidir komen di sprechen lastir widir en. abir die schar die ouch von Jherusalem kumt die volgete dem herren vnde ouch die von den anderen landen der Juden vnd ouch der Heyden zu Jhesu quamen. dan also sold es zukumftic werden so es an di ziet quam das er liden wolde vf das en dan die schar des iudischen uolkis mit palmen vnde mit lobe in die stat zu Jherusalem brechten vnd das en da die Heiden begerten zu sehen. vnde ouch vf das die meystere der e vnd die eldisten des uolkis eynen rat vunden wie sie en zu dem tode mochten gebrengen.

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Vnd do er sie zu em gelut do sprach er in biespiln zu en. wie mac Sathanas Sathanam vzgewerfen. (Mk 3,23) vnd ouch ob eyn rieche in em selben zuteilit wirt so en mac das rieche ouch mit nichte wol bestehn. (24) vnd ist es das eyn huez vbir sich selben zuteilit wirt so en mac ouch das huez [38vb] nicht lange bestehn. (25) vnd ist es das Sathanas sich selben mit eyme striete widir sich irhebit so ist er widir sich selben zuteilit vnd dar vm so en mac er nicht bestehn sundir er muz eyn ende haben. (26) Dan nimant en mac in des starken huez gegehn vnd mac dem starken sine vaz mit gewalt nemen. (27) werlichen sage ich vch das alle sunde werden der luite svnen vergeben. vnd alle die honschaft da sie mit lastere mite honen. (28) sundir wer mit lastere honit den heilgen geist der en mac ewiclichen nicht me vergebunge irkrigen sundir er blibit schuldic des ewigen bruchis. (29) dan sie sprachen. er hat in em den vnreynen geyst. (30) CRISOSTOMUS: Do der ewangeliste das honende lastir der meystere der e widir Cristum hatten gevbit. nu bewiset es der herre offenberlichen das das vnmogelich ist das sie mit irme vnreynen munde sprachen. vnd sine bewerunge die bestetigit er mit eyme offenbaren bilde das nimant gestrafen en mac als spricht hie der ewangeliste: „Vnd do lut er die schar zusamne vnd rette widir sie in biespile. wie [39ra] mac Sathanas Sathanam vzgewerfen. vnd ob sien rieche in em selben zuteilet sie so en mac doch sien rieche nicht wol bestehn vnd ouch ob eyn huez _____________ 29 Chrysostomus in Matth. et super Matth.

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vbir sich selben zuteilit wurde so en mac das huez mit nichte bestehn. vnd ob sich Sathanas mit eyme krige widir sich selben irhebit so ist er in em selben zuteylet. vnd so en mac er nicht bestehn sundir er muz eyn ende haben.“ als ob er spreche. Eyn kunigrieche das widir sich selben mit eyme inwendigen krige zuteilit stet das muz von not allis trostis beroubit werden vnd das irkennit man offenberlichen an eyme huse das da gezweiget ist. odir ouch an eynr stat da die burgere nicht eyntrechtic inne en sint. vnd dar vm ist es dan das Sathanas rieche also gezweiget ist also das eyn Sathanas den anderen Sathanam von den luiten vertribe so nehet sich von not die ziet das des tuuels kunigrieche von alleine troste sal entsatzt werden vnd sal synes blibendis beroubit werden. Dan dar an liet ire rieche das sie die luite en vndirtenic halden. vnd dar vm ist es dan das sie [39rb] also von den luiten vertriben werden so en ist an en nicht me dan das ire rieche balde muz zustorit werden. Sundir ist es dan das sie noch blibende gewalt in den luiten halden so ist es offinbar das des bosin geystis huez noch steht vnd en ist nicht widir sich selbir zuteilit. DIE GLOSE: Vnd dar vm so es der herre itzunt mit eyme zeichene hat bewisit das eyn tuuel den andern vz sime vazze nicht en tribit. nu bewisit er wie man en vz getriben moge sprechene: „Vnd nimant en mac ouch die vaz des starken so er in sien huez gegeht nemen vnd zuteilen es en sie dan das er den starken alrerst gebinde vnd so mac er sien huez nemen vnd zunichte machen.“ THEOPHILUS: Diz ist das bilde da der herre synen spruch mite bestetiget. dan der tuuel ist starc vnd sine vaz sint die luite die mit dem tuuele besezzen sint andirs em benemen als tu ouch ich. Dan so ich em sine vaz mit gewalt wil benemen das ist. so ich die luite von des tuuels liden losen wil. so binde ich alrerst den tuuel vnd vbirwinde en. vnd ich bin von rechte ire vient sterker dan sie sint. vnd dar vm wie [39va] sprechit ir dan das ich den Beelzebub habe vnd von dem besezzen sie. als ob ich der tuuele vrunt sie vnd so ich sie doch vzwerfe. BEDA: Der herre bant den starken das ist den tuuel. dan er hat en gestillit von der vervolgunge die er widir die irwelten ubete. vnd do ginc er in sien huez do er in die werlt quam do nam er mit gewalt sien huez vnd ouch sine vaz das sint die luite dan er irloste sie von des tuuels stricken vnd hat sie vereynit mit den heilgen kirchen. Odir er nam sien huez mit gewalt. dan alle die ende vnd alle die teil der werlde in den der tuuel vor der ziet sine herschaft hatte gevbet die teilte der herre den apostelen vnd iren nachuolgeren vf das sie die uolk der werlde zu dem wege des ewigen lebenis brechten vnd bekerten. Sundir vort an so bewisit der herre das die vnsprecheliche groze sunde begingen vnd _____________ 2 irhebit so] irhebit mit eyme krige so 33 do er in die werlt Randnotiz

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begehn die das irkanten odir bekennen das gote zu gehort vnd doch vbir das das selbe mit iren stimmen dem tuuele eygen machen wellen. vnd dar vm spricht er: „werlichen sage ich uch das alle sunde sullen der luite [39vb] sunen vergeben werden vnd das honen mit lastere da sie mite honen werden.“ alle sunde vnd alle honen mit lastere en werden nicht allen luiten zu allen gezieten nach willen vergeben sundir den alleine die vm ire sunde die wile das sie in disme keginwertigen lebene wirdige buze tragen. vnd dar vm so en vindit an disir schrift keine stat Nouatus der ketzzer. dan di buzere die mogen alle ziet wirdiclichen buzen mit der hulfe gotis vnd ouch so spricht er das got den keine gnade der buze verlien en welle die in der ziet so sie di marter durch des gelouben willen liden wellen dem gelouben in eynen vngelouben enpfilen. Ouch en vindit hie Origenes spruch keine stat der da spricht das nach dem iungesten tage so das gemeyne gerichte vbir alle luite volgen wirt das das nach langen gezieten so manchirhande ziet vergeht so suln alle sundere gnade von gote vm vergebunge irer sunde vinden. vnd des irrunge wirt ouch gestrafit von den nachuolgenden worten des herren da er spricht: „abir swer den heilgen [40ra] geist mit lastere honit der en mac ewiclichen keine vergebunge sinir sunde irkrigen. CRISOSTOMUS: Das honen mit lastere das in em selben geschage das hatte etwas entschuldigunge. vnd also meynit er es ouch. dan er scheyn eyn versmehet mensche vnd eynis cranken adils. Sundir das vngerecht das man gote mit lastere tut das en nimt keine vergebunge. Sundir das laster das widir den heilgen geist geschiet das geschiet ouch widir got. dan das rieche gotis steht in der wirkunge des heilgen geystis. vnd dar vm so ist das lastir das wider den heilgen geist geschiet vnvergebelich. sundir vm das das der ewangeliste hie spricht: „Sundir er blibit des ewigen bruchis schuldic.“ Da vor spricht der andere ewangeliste. Noch in disir werlde en wirt die sunde vergeben noch in der zukomenden. (Mt 12,32) vnd da mite wil er das gerichte vernemen das nach der e zukumftic ist. Dan so die alde e gebutit das das man den totin sulle der gote malediet. vnd in dem gebote so en hat die andere e das ist die nuwe e keyne entschuldigunge. Dan eyn [40rb] iclicher der da getoufit wirt der ist gesatzt vz der alden werlt. dan den Juden was das verborgen das die vergebunge der sunde durch die toufe solde geschen. vnd dar vm die gotis wundirwerc vnd der tuuele vztriben die mit rechte dem heilgen geiste zugehorn dem tuuele eygent als ob es sine werk sint der en mac sich des mit nichte entschuldigen er en habe den heilgen _____________ 7 lebene wirdige] lebene leben wirdige 9 Nouatus = Novatian, Presbyter und Theologe (um 200 – um 258), Hauptwerk „De trinitate“, vertrat 251 bis 258 eine radikale Position gegen Cornelius Bischof von Rom. 20 Chrysostomus in Matth.

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geist mit lastere gehonit. vnd dar vm so en wirt das lastir das also widir den heilgen geist geschiet nicht vergeben. vnd das legit er vz also bewisende: „Dan sie sprachen. Er hat in em den vnreynen geist.“ THEOPHILUS: Sundir es ist hie zu vernemene das sie in der sunde die sie widir die gotheit begehn mit nichte gnade mogen irkrigen es en sie dan das sie volkomene buze angehen. abir so sie sich in dem uleische ergerten. vnde ouch ob sie vor das sundirlichen keyne groze buze hetten getragen. so hetten sie doch etwas entschuldigunge gehabt vnd irkregen etwas vergebunge von iren sunden. JERONIMUS: Odir er spricht das vm das das der der Cristum irkennit vnd spricht doch [40va] das er eyn vurste der tuuele sie der en mac des von rechte widir got nicht verdinen das em gnade getan werde odir vergebunge synir sunde. BEDA: Die en werden ouch in den sunden ane vergebunge nicht enthalden die des nicht gelouben das der heilge geist eyn got sie. dan sie sprechen des von tuuelischme nyde nicht sundir vm das das sie von menslicheme vnwizzende verleitit werden. AUGUSTINUS von den wortin des herren: Odir das das der mensche alle ziet ane buze blibit das ist eyn honheit mit lastere wider den heilgen geist. vnde die sunde en wirt nicht vergeben. dan widir den heilgen geist von des gnade alle sunde vergeben werden der spricht eyn wort mit dem gedanken odir mit der zungen der in em selben eynen schatz samet eyns vnbuzenden hertzen. (Röm 2,5) vnd das bewisit er vortme: „Dan sie sprachen. er hat den vnuletigen geist in em.“ vf das er bewisete das sich die orsache da von irhube das der herre das spreche. dan sie hatten gesprochen das er in Beelzebub der eyn vurste der tuuele was die tuuele vz von den luiten tribe. vnd do en [40vb] meynte er es nicht als ob es eyn lastir were widir got das nimmer vergeben en wurde. dan das lastir wirt ouch dem menschen von gote vergeben ist es das er volkomene ruige vnd buze da vor tregit. Sundir diz was die orsache vm die der herre diz herte vrteil sprach. dan sie gedochten vnd sprachen das er den vnreynen geist in em hette. Dan von dem spricht der herre das er widir sich selben zuteilit sie durch des heilgen geistis willen der die eyn machit die von en selben zuteilit sint. vnd besamt sie alle in eyne libe. vnd dar vm spricht er. das die sunde die widir en geschen die sullen vergeben werden. dan der edilen gabe in der den luiten die sunde vergeben werden sihet nimant sie zu storende dan der der die hertikeit eyns vnbuzenden hertzen hat vnd behelt. Dan an eynr andern stat sprachen die Juden von dem herren das er den tuuel in em hette. (Joh 8,48.52) vnd doch so en sprach er an der stat nichtisnicht von dem das das lastir widir den heilgen geist geschege. dan sie en sprachen da nicht von dem _____________ 6 dan das] dan sie das 17 Augustinus de Verb. Dom.

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vnreynen geiste [41ra] als der der in em selben zuteilit were als man es vz irme munde mac bewisen als sie hie wolden vnd sprachen das in Beelzebub die tuuele vztriben mochte von den luiten.

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Vnd do quamen sine mutir vnd sine brudere vnd stunden vzwendic vnd santen zu em vnd luden en zu en vor die tor (Mk 3,31) vnd die gantze schar der luite die saz bie em. vnd sie sprachen zu em. Sich dine mutir vnd dine brudere stehn vzwendic vnd suchen dich. (32) vnd do entwerte er vnd sprach. welch ist mine mutir vnde welch sint mine brudere. (33) vnd do vmme sach er die an die allen enden vm en sazen vnd sprach. Sehet dise sint mine mutir vnd mine brudere. (34) dan swer den willen gotis tut der ist mien brudir vnd mine swestir vnd ouch mine mutir. (35) THEOPHILUS: Vm das das die nehesten des herren zu waren gekomen vnd wolden en gevangen halden als den der in eynen tobenden vnsin wer gevallen. so quam ouch sine mutir als die die in grozme lidene was bes zu em. vnde das spricht man hie: „Vnd sie quamen sine mutir [41rb] vnd sine brudere vnde stunden vzwendic vor der tor vnd santen zu em vnd luden en.“ CRISOSTOMUS: Vz disme spruche ist es offinbar das die mutir vnd sine brudere nicht zu allen gezieten bie em en waren sundir vm das das sie en ser lib hatten so quamen sie zu em vnd durch sinir erberikeit willen vnd ouch durch gunst so bleben sie vor der tor stehnde vnd beitten sien. vnd das uolgit da nach: „Vnd die schare die saz allen enden vm en. vnd do sprachen sie zu em. Sich dine mutir vnd ouch dine brudere die stehn vzwendic vor der tor vnd suchen dich.“ BEDA: Man en meynet hie nicht da man spricht die brudere des herren das sie Marie synir mutir sune weren als Helwidius der ketzer wolde. noch ouch Josephs sune vz eynr anderen huezvrouwen als es ouch etliche andire in irer vzlegunge wolden meynen. sundir man sal es also vernemen das es sine neuen waren die man hie sine brudere nennet. CRISOSTOMUS: Eyn andir ewangeliste der spricht. das dennoch zu der ziet syne eygenen brudere an en nicht en geloubten (Joh 7,5) vnd wie vugit dan das man hie spricht das sie [41va] geloubten das er vnsinnic were gewurden vnd dar beitten sie sien vzwendic vor der tor. vnd dar vm nach irer meynunge so gedenkit irer der herre nicht als siner nehesten vrunde. Dan da uolgit: „vnd er entwerte en vnd sprach. welch ist mine mutir vnd welch sint mine brudere.“ Sundir des en sprach er nicht in dem sinne das er sine mutir vnd sine brudere zumale versmehete vnd verwurfe sundir er wolde da mite bewisen das wir vbir alle zietliche mageschaft die eygene sele vor alle dinc eren sullen. vnd dar vm spricht

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man hie gar bescheidenlichen das sie en vor die tor luden vm das das er sich da mit sinen nehesten solde verkosen. als ob das bezzer odir nutzer were dan di lere des heilis die er den vnvernumftigen luiten da gab. BEDA: Do der herre gebeten wart das er sich von dem amte des wortis der predigat scheiden solde do en wolde er nicht. sundir er zouch es vor nicht vm das das er sinir mutir minsammigen dinst welde versmehen. sundir er wolde da en allen das kunt tun das er in sinis vatir dinste vnd durch synen willen bilcher er[41vb]beiten solde dan durch sinir mutir gunst. vnd ouch en versmehete er sinir brudere nicht als ob er sie da mite lestern welde. sundir er wolde das geistliche werk das gote zugehorte vor des vleischis mageschaft setzen. vnd wil ouch da mite bewisen das die vereynunge der hertzen gotlicher vnd geistlicher ist dan die vereynunge der lichame. Da uolgit: „vnd er sach vm in die die vm en allen enden sazen vnd sprach. Sehet dise sint mine mutir vnd mine brudere.“ CRISOSTOMUS: Jn dem spruche wil der herre bewisen das man die die die nehesten in dem gelouben sint vor alle die eren sulle die sine mage sint odir die mit em von eyme blute sint geborn. dan eyn iclicher der mac Jhesu mutir werden so er Jhesum ane uorchte prediget. dan zu der ziet so gebirit er den herren so er en in des horenden menschen hertze zu grunde guzit. JERONIMUS: Wir sullen das wizzen das wir ouch sine brudere vnd sine swestere werden so wir den willen sinis vatirs in allen dingen irvullen vf das wir Cristi miteerbelinge werden in des vatir rieche da keine vndirscheit der lichame […] 1)

_____________ 13 die vm] die er vm 1) Mk 3,35 aus dem biblischen Text, s. 79,10f.

Kapitel 4 Das Gleichnis vom Sämann – Vom Sinn des Gleichnisses Deutung des Gleichnisses

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(15a)1) [42ra] bedutit sint da man das wort sehet. dan so die das wort gehoren so kumt alzuhant Sathanas vnd nimt das wort biesiten das in ire hertze gesehet ist. (15b) vnd die ouch die vf das steynechte gesehet werden die sint den ersten geliech dan en geschiet ouch also. dan so sie das wort gehoren so enpfahen sie das wort mit vroiden (16) vnd die en haben keine wurtzele dan sie sint zietlich. vnde da nach so sich keynr_____________ 1) Mk 4,1 – 15a aus dem folgenden Kommentar rekonstruiert.

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leige not betrupnizze vnd echtunge durch des wortis willen irhebit so ergern sie sich alzuhant. (17) vnd ouch so sint andere die in die dornre werden gesehet vnd das sint die die das wort horen (18) vnd da nach der werlde yamer vnd das betrigen der riechtume vnd die anderen wolluste die man zu zietlichen dingen hat die komen in das hertze vnde verdempfen das wort vnd also wirt es vnd blibit ane vrucht. (19) vnd die die vf eyn gutis ertrieche gesehet sint das sint die die das wort horen vnd es enpfahen vnd brengen vrucht eynis drizic vnd eyns sechzic vnd ouch eyns hundirt. (20) THEOPHILUS: [42rb] Alleine das der herre sich bewisete das er syne mutir versmehete als es vor der tummen luite ougen mochte schinen idoch so legete er sie die ere an das er durch iren willen von dannen vzginc bes an das mer. vnd dar vm spricht man: „Vnd Jhesus begunde abir zu leren an dem mere.“ (Mk 4,1) BEDA: Jst es das wir sente Matheus ewangelium ansehen so wirt es vns offenbar das der herre dise lere an dem selben tage an dem mere tete do er ouch als man es da obene bewisit die schar in dem huse hatte gelart vnd die rede mit der luet da hatte gehat als es vns die vorgehnde rede bewisit. dan als er die erste rede in dem huse volendete so setzit Matheus alzuhant da bie das nachuolgende wort sprechende. an dem tage do ginc Jhesus vz dem huse vnd saz bie dem mere. (Mt 13,1) JERONIMUS: Jhesus der larte an dem mere die luite den wek des heilis vf das die stat da er die lere inne gegab das bewisete wie bittir vnd wie stete das die horere des wortis waren. BEDA: Do er sich des husis verzeic do begunde er sine lere an dem mere zu breitende. dan do er die synagoge vn[42va]dirwegen geliez do quam er vnd wolde die manicvaldikeit des heidenischen uolkis zusamne in eyne lere brengen. vnd dar vm so uolgit da: „Vnde do eyne groze schar zu em besamt wart do steic er in das schiffelin also das er in dem mere saz.“ (Mk 4,1) CRISOSTOMUS: Vnd das en sal man also nicht vernemen das es ane sache geschege sundir er tete es vm das vf das er nimande zurucke en lize sundir das er die horere alle vor sime antlitze hette. BEDA: Sundir diz schif was vorfigurirnde die kirche die man buwen solde in dem mittile der Heiden in der em ouch der herre eyne vzirwelte wonunge heilgen wolde. Da uolgit: „vnd er saite en uile dinc in biespilen.“ (Mk 4,2) JERONIMUS: Das biespil ist so uile als eyne nature zweitrechtiger dinge vnd da das eyne dem anderen eyn geliechnizze zuvugit vndir der worte manicvaldikeit. abir in dem krigschen spruche so heizet das eyn gelichnizze so wir das das wir vernemen wellen mit etlichen zuvugenden gelichnizzen offinbar machen. Sundir er redit in biespilen zu den scharen nach dem sitten der prouincien vm das so sie die himelischen dinc nicht [42vb] begrifen en mochten das sie durch irdische gelichnizze die

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gehorten dinc behalden mochten. Diz ist ouch eyn geliechnizze so wir eynen herten wellen bezeichenen so spreche wir. der ist ein yserin mensche. vnd ouch so wir eynen starken wellen vernemen so spreche wir also selbis. vnde ouch so wir eynen rischen menschen wellen bewisen so geliche wir en den vogeln odir den winden. CRISOSTOMUS: Sundir der meyster der irhebit der horere hertze durch das biespil. vnd ouch vf das er syne rede die offinbarer machte so wold er sie mit den dingen bewisen die dem gesichte bekant sint. THEOPHILUS: Vnd ouch tete er es dar vm das er die horere die vliziger machte die lere zu nemende. vnd dar vm spricht er widir sie das erste biespil von dem samen da gotis wort bie bedutit ist. vnd dar vm uolgit da: „Vnd er sprach zu en in synir lere.“ (Mk 4,2) vnd nicht in Moyses lere noch ouch in der propheten lere. dan Jhesus der predigete sien eygen ewangelium dan er ist selber die ewige warheit. Da volgit: „Er geht vz der da sehen wil zu sehende.“ (Mk 4,3) Sundir der der da sehet das ist [43ra] Cristus. CRISOSTOMUS: Abir der der da sehete der en ginc nicht vz sinir stat dan er ist keginwertic in allen dingen vnd alle dinc die er geschaffen hat die irvullit er. Sundir er ginc vz in eynir vorsichtikeit vnd in eynr wandelunge eyns nuwen besitzendis des hertzen da er vor nicht en was in der vorsichtikeit er vns ouch neher gewurden ist durch das vmmekleit synis vleisches. Dan vm das so wir zu em nicht gekomen en mochten durch des willen das die sunde hinderten vnsern wek mit gewalt vnd dar vm ginc er vz zu vns. sundir er geht vz vf das er den minsamen samen synir rede moge gesehen die er mit vbirvlutikeit vz sime munde sprach. Sundir er en wil nicht eyne vremde rede mit disme spruche ynbrengen da er spricht: „es geht vz der da sehen wil vf das er sehe.“ Dan es geschiet dicke das eynr der da sehen wil vzgeht odir vf das er eynen nuwen ackir mache odir das er schedeliche wurtzeln vzrode odir vf das er etwas andirs an sime ackere tu. sundir disir ginc vz vf das das er sehen wolde. BEDA: Odir er ginc vz vf [43rb] das das er sehen wolde. dan do er in die samnunge der Heiden die gabe synir gotlichen gnade gizen wolde do hatte er ouch algereite vor das teil der synagogen zu sime gelouben irwelit. CRISOSTOMUS: Gelicher wise als eynr der da sehet mit nichte en merket das teil der erden da er eyn iclich korn ynwerfen wil sundir ane allirleie vndirscheit wirfet er sinen samen in eyn iclich teil der erden. also tut ouch der ewige gotis sun da er wirfet das wort sinir lere vbir alle luite vnd das wil er in den nachuolgenden wortin bezeigen so er spricht: „Vnde so er sehit do vil eyn teil bie den wek.“ (Mk 4,4) _____________ 5 Chrysostomus in Matth. 16 Chryso. in Matth. 30 das er] das das er 34 Chrysostomus in Matth.

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THEOPHILUS: Nu sich vnd merke das der herre nicht en spricht das er das teil des samen an den wek gewurfen habe sundir er spricht das es dahin gevallen sie. Dan der da sehet als uile als es an em ist so wirfet er den samen in gut ertrieche. sundir ist es das das ertrieche bose ist so vertirbit es vnde verdempfit das wort gotis. vnd der wec ist Cristus. abir alle die vngeloubigen die sint bie deme wege das ist sie sint buzen Cristo. BEDA: Odir bie dem wege so ist des [43va] menschen hertze bezeichent dan es wirt mit bewegunge manchir bosen gedanken getret vnde wirt so herte das der same gotlichis wortis mit nichte vruchtbar dar inne werden en mac. vnd dar vm was da gutis samen bie den wec von geschichte vellit das vergeht allis vnd es wirt von den tuuelen hin wec genomen. vnd da volgit: „Vnd die uogile des himels die quamen vnde azen das teil des samen.“ (Mk 4,4) abir die tuuele die sint von rechte vogile des himels genant odir vm das das sie geistlicher vnd himelischer naturen in irme wesene sint. odir vm das das sie in der luft wonen. odir bie den die bie dem wege sint da sint die versumenden vnd die tregen bie bedutit. Sundir da uolgit: „vnd das andire teil des samen vil vf das steynine ertrieche da es nicht uile ertriechis en hatte vnd do wuchs es alzuhant vf dan es en hatte der hohe des ertriechis nicht. (Mk 4,5) vnd dar vm do die sunne mit irme schine vf geginc do verbruete sie es vnd dar vm so es keine wurtzele en hatte so verdurrete es.“ (Mk 4,6) Bie dem steynigen ertrieche so ist die hertikeit des vreuelen hertzen be[43vb]zeichent. sundir bie dem ertrieche das vz deme steyne was so ist der gehorsam der geringen sele bedutit. vnd bie der sunnen so bewisit man die hitze der veruolgunge die die seligen vm das wort liden. vnde dar vm die hohe des ertriechis die den samen entpfahen solde da bie ist die vromikeit des gemutis bedutit die mit himelischen zuchten durch vbit ist vnd ist da zu mit gutir satzunge berichtit das sie dem gotlichen gekose vndirtenic vnd gehorsam sal sien. Sundir die steynige stat die der macht nicht en hat das sie die wurtzele des samen enthalden moge da sint die hertze mite bedutit die etliche suzikeit von der gehorten rede in iren hertzen entpfahen vnd haben zu etlicher stunde groze wollust in dem gotlichen gelubde. abir zu hant so die ziet der bekorunge vnd ire not zukumt so wichen sie von der libe des wortis. dan in iren hertzen ist ser cleyne begerunge gotlichis heilis da sie den samen des ewigen lebenis inne enpfahen mogen. THEOPHILUS: Odir die sint eyn steynic ertrieche die Cristo dem waren steyne eyne cleyne wile zuhengen. [44ra] vnd dar vm so enpfahen sie das wort zu eynir kurtzen ziet. vnde da nach vbir eyne cleyne wile so werfen sie es von en vnd varen von dannen vf das sie vm das wort icht durfen liden. vnd da uolgit: „Vnd das andire viel in die dornre vnd

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versticten das teil des samen vnd das en brochte ouch keyne vrucht.“ (Mk 4,7) vnd bie den dornren sint die selen bedutit die uile dinges haben zu besorgende. dan die dornre das sint die sorcveldikeit der luite. CRISOSTOMUS: Der herre setzit nu vortme das gute ertrieche sprechene: „vnd das andire teil des samen viel in eyn gutis ertrieche vnd das gab vrucht vf stigende vnd wachzende vnd es truc vrucht enys drizic vnd eyns sechzic vnd ouch eyns hundirt.“ (Mk 4,8) Dan nach der schickunge der erden in der gute so ist ouch der vndirscheit an der vrucht. Sundir man sal doch hie merken wie groz das des minne zu den luiten sie der disen samen sehet. Dan die ersten luite die den samen des wortis enpfahen die lobit er vnd der andern der en verwirfit er nicht. vnde den [44rb] dritten gibit er die stat synir gnaden. THEOPHILUS: Sich ouch wie uile das der bosin luite sie die widir den willen gotis leben vnd ouch wie wenic der sie die da zu dem ewigen lebene behalden bliben. dan man vindit das in disen wortin das nicht me dan das virde teil disis samen behalden blibit mit nutze. CRISOSTOMUS: Der disen samen vzwirfit der en ist in der schult nicht das sien uile ane vrucht verloren wirt dan er en gibit keine orsache da zu sundir es ist der erden schult das ist der selen die es horit. Dan in der wise so wurde ouch eyn zietlich ackirman beschuldiget bilchen der synen samen von em wurfe dan er weste das wol das eyn steyn odir eyn getrettit wec odir eyn dornechtis ertrieche nicht eyn gut vet ertrieche en mochte gewerden. Sundir da man den samen in redeliche dinc sehet da en ist es also nicht. dan da ist es mogelich das eyn herter steyn eyn gut vet ertrieche werde vnd ouch das der wec vortme nicht getret en werde. vnd ouch das die dornre vertilget mogen werden. Dan en mochte das nicht geschen so en hette der ackirman da mit nichte [44va] synen samen gewurfen. vnd da mite verlieget vns der herre den geist der buze. abir da uolgit: „vnd er sprach. Swer oren habe zu horende der hore.“ (Mk 4,9) BEDA: Als dicke als man dise warnunge in dem ewangelio odir in Johannis apocalipsi (2,7.11.17.29; 3,6.13.22. 13,9) setzit so hat der spruch eyne groze heymelikeit. vnd man tut da kunt das man es horen sal vnd vollen ebene mit lere pruuen dan die horenden oren die gehoren dem hertzen vnd den inren sinnen zu vnd sint di oren das man hore vnd tu das da gebotin ist. Sundir da uolgit: „vnd do er do alleine besundere was do uregeten en die die mit em waren die zwelue vf das er en das biespil vzlegete. (Mk 4,10) vnd do sprach er zu en. Es ist vch gegeben das ir wizzen mogit die heymelikeit des riechis gotis. abir ienen die da vzwendic sint den geschen alle dinc in bispilen.“ (Mk 4,11) _____________ 4 Chrysostomus in Matth. 17 Chrysostomus in Matth. 31 Hieronymus

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CRISOSTOMUS: Als ob er spreche. Jr siet die di da wirdic siet des das ir alle dinc wizzen sullit die der predigate zu gehoren vnd dar vm so sullen vch die biespile offenbar werden. sundir ich han die biespile gevbit die des nicht wirdic en sint das sie das [44vb] sullen wizzen durch irer bosheit willen. Dan der der e gebot nicht en beheldit die er enpfangen hat mit gehorsame bie dem was es vugelich das sie kein teil an der nuwen lere en hetten. vf das sie beider lere vremde wurden. dan er bewiset es mit dem gehorsame den die iungere hilden das die anderen die des nicht en teten des vnwirdic waren das sie geistliche lere solden enpfahen. Sundir da nach so brengit er des propheten spruch in das mittil da er ire bosheit mite schendit die ouch lange da vor in andern ouch in der wise geschant was vnd dar vm uolgit da: „vf das sie icht sehende sehen odir horende horen.“ (Mk 4,12) als ob er spreche. vf das die prophecie vollenbrocht werde die das vorgesprochen hat. THEOPHILUS: Dan got hat sie sehende gemachit das ist das si das ewige gut vernemen solden. sundir sie en sehen nicht. vnd das geschiet mit irme eygenen abegewanten willen. dan sie bewisen sich als ob sie nicht en sehen vf das sie icht bekart werden vnd sich bezzern vnd tun als ob sie ire eygene heil nyden. vnd [45ra] hazzen. vnd dar vm so uolgit da: „vf das sie sich icht etwenne bekeren vnd das en ire sunde vergeben werden.“ (Mk 4,12) CRISOSTOMUS: Also sehen sie vnd en sehen ouch nicht vnd sie horen vnd vernemen sien nicht. dan das sie sehen vnd horen das geschiet en von gotis gnade. sundir das sie nicht en sehen noch en horen vnd ouch nicht en vernemen das geschit en vm das das sie der gnade gotis nicht entpfahen en wolden. sundir sie beslizen ire ougen vnd bewisen sich als ob sie nicht en sehen dan sie en wellen den spruchen nicht uolgen. vnd dar vm so en werden sie von iren sunden nicht gewandilt durch das horen odir sehen. vnd dar vm so muzen sie liden das en widirzem ist. THEOPHILUS: Odir man mac es andirs vernemen also das der herre mit den anderen in biespilen rette vf das sie sehende nicht en sehen vnd horende nicht en vernemen. dan got der gibit den das gesichte vnd die vernumft di en dar vm bitten. abir die anderen die verblendit er vf das es en icht zu eynr grozeren strafunge kome so sie es vernemen vnd doch [45rb] da nach nicht wirken en welden als sie solden. vnd dar vm so uolgit da: „vf das sie sich icht etwenne bekeren vnd das en ire sunde werden vergeben.“ AUGUSTINUS von den vragen des ewangelij: Odir es geschiet vf das sie das vernemen das sie das mit iren sunden verdinit haben das sie der lere nicht vernemen en mogen. vnd das geschiet von grozir barmhertzikeit wegen des herren vf das sie also ire sunde irken_____________ 1 Beda 21 Chrysostomus in Matth. 37 Augustinus de quaest. Evang.

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nen vnd begeren vf das sie gnade von gote irwerben. JERONIMUS: Vnd dar vm so geschen den alle dinc in biespilen die da vzwendic sint vnd nicht alleine die wort des herren sundir ouch die werk. dan sie en wellen en nicht vor eynen got irkennen noch in den werken die er wurchte noch in den verborgenen wortin die er predigete. vnd dar vm so en mogen sie da zu nicht gereychen das sie vergebunge irer sunde irkrigen. CRISOSTOMUS: Abir in dem das er mit en nicht dan in biespiln rette vnd doch nicht allir dinge en liez er en rette mit en. so bewisit er das den das ewige gut in verborgener schicht wirt bewisit die dem ewigen gute na sint. vnd ouch ob [45va] sie des gutin zu der wile in en selben nicht en haben. sundir der mit erberikeit vnd mit eyme rechten hertzen zu gote trit den wirt die offenbarunge der heymelichen dinc vbirvluticlichen verliegen. sundir so er nicht eynen guten gelouben en hat so en wirt er ouch des nicht wirdic das geringe ist vnde ouch uile luiten bekant. vnd ouch so en mac er die dinc nicht wirdiclichen gehoren. Da uolgit: „vnd er sprach zu en. vnd en vernemit ir disis biespilis nicht vnd wie wellit ir dan alle die biespile irkennen.“ (Mk 4,13) JERONIMUS: Das moste bilchen sien das en die zu den er in biespilen sprach vregeten so sie der biespile nicht en vernomen vnd ouch vf das sie die heimelikeit des riechis der sie mit nichte en hatten von den aposteln lerten die sie doch in iren hertzen sere versmeheten. DIE GLOSE: Vnd dar vm sprach der herre zu den aspostelen dise wort. dan sie waren da zu geordent das sie diz erste biespil solden vernemen. vnd ouch alle die die da nach werden volgen vf das sie die groben hertze leren mochten die gotis lere nicht vernomen. vnd dar vm so [45vb] leget er es en vz in den nachuolgenden worten vnd spricht: „Der da sehet der sehet das wort.“ (Mk 4,14) CRISOSTOMUS: Der herre geliechit an eyn andern stat der propheten lere eynr pflantzunge eyns wiengarten. (Jes 5,7) sundir hie geliechit er sine lere eynir sehunge vnd offinbarit vns da mite das sine lere kurtzer ist in barmhertzikeit vnd geringer in dem gehorsame vnd gibit altzuhant vrucht. BEDA: Sundir in disir vzlegunge der wort die der herre hie tut so wirt in allen den die maze des vndirscheidis begriffen die die wort gotis gehoren mogen vnd doch zu irme heile der selikeit nicht gekomen en mogen. vnd das vndirscheit siet an den. Dan odir so sie das wort horen so horen sie es ane allen gelouben vnd ane alle vernumft vnd dar vm so horen sie es ane allen nutz. dan sie en geben iren willen da zu nicht das sie mit keinrleige sache em gehorsam wellen sien. vnd von den so spricht man das hie uolgit: „abir die die da bie dem wege sint da man das wort sehet das sint die so sie das wort gehoren so kumt Sathanas _____________ 1 Beda 27 Chrysostomus in Matth.

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alzuhant vnd [46ra] benimt en das wort das da gesehet ist in ire hertze.“ (Mk 4,15) Die vnreynen geiste die benemen das gesehete wort alzuhant vz iren hertzen als die uogele den samen den wec nemen den sie vinden in eyme offenbaren getretten wege. vnd die sint geliech den die den nutz des gehorten wortis wol ebene kunnen pruuen. vnd ouch den selben nutz durch ire begerunge smecken. Sundir vf das sie da zu icht komen das sie gut vnd nutze bevunden haben so werden sie gehindirt etliche da von das sie dar vm das sie keinrleie not vm das wort liden en wellen dan vm die uorchte so vlihen sie. vnd die andere die werden ouch von lustsammen dingen disir zulachenden werlt enthalden. also das sie dem worte nicht gehorsam en wellen sien. vnd vndir den zwen so spricht man von den ersten in den nachuolgenden worten: „Vnd die sint ouch also geschicket die vf das steynechte ertrieche gesehet werden. dan so die das wort gehoren so enpfahen sie das wort alzuhant mit vroide. vnd die en haben in en keyne wurtzele sundir sie sint zietlich. vnd da nach [46rb] so sich dan eyne not vnd eyn liden mit der echtunge vm das wort irhebet so ergeren sie sich zuhant.“ Sundir von den andern spricht man: „Sundir es sint andere die in die dornre gesehet werden vnd das sint die die das wort horen.“ Die dornre bezeichenen in der heilgen schrift die riechtume. dan mit dem stechende irer gedanken so zuzerren sie des menschen hertze vnd so sie es mit irer lust bes zu den sunden gezihen so verwunden sie das hertze vnd zuzerren es. Da uolgit: „abir das manchvaldige iamer der werlde vnde das betrigen der riechtume.“ Swem in der werlde die itele begerunge der riechtume betrugit das ist not das den stete vnd manchirleie sorge dises iamers crucige vnd quele. Sundir er spricht noch me: „vnd andirleie wolluste die komen ouch dar in vnd verdempfen es das wort also das es ane vrucht blibit.“ Dan der die gebot gotis versmehet vnd vndirwegen let der blibit bie anderen dingen mit siner begerunge vnd irret vnd der en mac ouch an die vroide der ewigen selikeit nicht gereychen. Sundir dise begerungen die verdempfen das wort vnd [46va] en lazen es nicht zu dem hertzen yngehn. vnde ouch verstoppfen sie also den zuganc des geystes der der selen das leben gibit vnd da mite so wirt sie getotit. Sundir vz disir luite vndirscheit so sint die Heiden vz genomen die des nicht wirdic en sint das sie die wort des lebenis gehoren mogen. THEOPHILUS: Vndir den doch die den gotlichen samen wirdiclichen enpfahen so ist drierleie grad. vnd dar vm so uolgit da nach: „Vnd die sint die die vf das gute ertrieche gesehet sint dan so die das wort horen so enpfahen sie es vnd tragen vrucht eyns drizic vnd eynis sechzic vnd eyns hundirt.“ Die hundirtvalt vrucht vz irme lebene brengen das sint die di in allen dingen eyn volkomen vnd eyn gehorsam leben

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vuren als die iuncvrouwen tun. vnd ouch die eynsedele. abir die sechzicvalt vrucht brengen die sint in dem mittele zwischen hundirten vnd das sint die die sich in reynikeit vnd ane sunde enthalden. vnd in clostirlicheme lebene bliben vnd leben. abir die drizicvalt vrucht brengen die tragen cleyne vrucht von eygener craft. sundir alle di macht [46vb] die sie haben die ist von der hulfe gotis als die leigen sint vnd ouch die in eyme elichen lebene bes an ire ende bliben. BEDA: Odir so tregit das ertrieche drizic so der prediger den gelouben der driualdikeit in den irwelten geloubigen luite hertze breitit. abir so brengit das ertrieche sechzicvalt vrucht so der prediger die geloubigen die uolkomenheit gutir werke lerit. Sundir so brengit das ertrieche hundirtvalt vrucht so der prediger den luiten das lon des himelrichis bewisit mit worten vnd mit werken. dan hundirt ist eyne volkomene zal. vnd dar vm setzit man en vor eyn zeichen der ewigen selikeit. abir das gute ertrieche das bedutit das gute gewizzen der irwelten luite. abir widir diz drierleie ertrieche tun die luite die den samen der en beuolen ist des gotlichen wortis liblichen vnde mit vroide enpfahen. vnd so sie en dan entpfangen haben so behalden sie en steticlichen beide in der ziet des geluckis vnd ouch des vngeluckis. vnd brengen en bes an die ziet das er volkomene vrucht getragen mac. JERONIMUS: Odir die vrucht der erden [47ra] die wirt an dem drizigesten vf genomen vnd in dem sechzigesten vnd in dem hundirsten behalden. dan alle selikeit die ist in der alden e vnd in den propheten des alden testamentis vnd in dem ewangelio Jhesu Cristi behalden.

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Vnd er sprach zu en. vnd kumt dar vm die luchte das man sie vndir eynen scheffel setze odir vndir das bette vnd en kumt sie nicht bilcher dar vm das man sie setze vf eynen luchter. (Mk 4,21) Dan da en ist kein dinc verborgen das nicht enplozit werde. noch kein dinc en geschiet heymelichen sundir vf das es offenbar werde. (22) Swer da oren habe zu horene der hore. (23) vnd er sprach zu en. Sehet eben was ir horit. dan in deme maze da ir mite vz werdit mezzen da sal man vch mite widir yn mezzen. vnd uch wirt vbir das zu gegeben. (24) Dan der da icht hat deme wirt man me geben vnd dem der nicht en hat dem sal man ouch benemen das er hat. (25) CRISOSTOMUS: Nach dem do em die iungere eyne vrage gemachten wie sie das biespil in der warheit solden vernemen vnde do er es en vz gerichte [47rb] do sprach er zu en als hie uolgit: „Vnd er sprach zu en. vnd kumt dar vm die luchte das man sie vndir den scheffel setze odir

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vndir das bette. odir en kumt sie nicht bilcher dar vm das man sie setze vf eynen luchter.“ als ob er spreche. ich en habe das biespil vm das nicht gesprochen das sie nicht offinbar sulle werden odir das sie heymelich sullen bliben als vndir eyme scheffele odir vndir eynem bette. sundir sie ist dar vm gesprochen das man sie offenbaren sal wirdiclichen. Dan die vernumftige nature die in vns ist die ist vnsere luchte. vnd als sich dan die luchte zu dem ewigen lichte mit begerunge minr odir me kerit also blibit sie in irer irluchtunge klerer odir tunkeler. Dan ist es das die betrachtunge vnd die gedanken des geistes in dem das licht gevutit wirt. vnd da von ouch die luchte enzunt wirt versumit vnd vndirwegen gelazen werden so verlischet die luchte alzuhant. JERONIMUS: Odir bie der luchten ist das wort bedutit das da vz den drin samen wechzet. sundir der scheffel odir das bette bedutit das horen des vngelouben. Sundir bie dem luchtere sint die apostele [47va] bezeichent vf die das ewige wort irluchtit hat. vnd dar vm uolgit da: „Vnd da en ist nicht so gar verborgen das da nicht enplozit werde. noch keyn dinc geschiet heymelichen sundir vf das es offenbar werde.“ Das heimeliche vnde das verborgene bezeichenen das biespil das der herre von dem samen hat gesprochen. dan das biespil wart enplozit vnd offinbar do es mit dem gotlichen munde vzgelegit wart. THEOPHILUS: Hie manit der herre sine iungere das sie luchtende sullen sien beyde an irme lebene vnd ouch an irme begencenizze. als ob er spreche. Gelicher wise als man eyne luchte vf eynen luchtir setzet vf das sie uile luiten luchte. also werden ouch uile luite an uwer leben kaffen vnd werden es zu en als eyn bilde iris lebenis nemen. vnd dar vm so vlizet vch da nach das ir eyn gut leben habit. vnd en gebit vch nicht zu den winkelen sundir siet offinbar als eyne luchte. dan die luchte die man vndir das bette setzet die en luchtit nicht sundir die vf dem luchtere steht di gibit uolkomen licht. vnd des ist ouch not das man die luchte hoe [47vb] setze das ist vf die hoe eynis begencnizzes das nach gote gebildit ist. vf das es ouch anderen luiten eynen schien des lichtis geben mac. vnd nicht vndir den scheffel der girkeit noch vndir das bette der tracheit. Dan der en mac mit nichte eyne luchte werden die allen luchte der sich mit vlize zu sunderlicher spise gibit odir der vberige rue lib hat. BEDA: Vm das das vnsir leben vndir eynir gewissen maze gotlicher vorsichtikeit stet so mac man die ziet vnsirs lebendis bilchen dem scheffele geliechen. abir das bette der selen in dem sie zietlich ruet wonende das ist vnsir licham. vnd dar vm der durch der libe willen disis zietlichen lebenis vnd durch der gunst willen die er zu vleislicher lust treget das wort gotis verbirget der setzt die luchte vndir den scheffel vnd bedecket sie mit deme bette. Sundir der setzt die luchte hohe vf eynen luchter der synen cranken licham deme worte gotis vndirtenic

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machet zu eyme dinste. vnd dar vm so gibit er vns in disen worten das figurliche zeichen wie wir predigen sullen [48ra] vnd dar vm uolgit da: „Dan da en ist kein dinc nicht verborgen das da nicht enplozit en werde. noch man en tut ouch kein dinc heymelichen. sundir vf das es offinbar werde.“ als ob er spreche. Jr en sullit uch des ewangelij nicht schemen sundir vndir dem vinstirnizze der echtere so sultir das licht des wortis des herren vbir vwers lichams luchte irheben. vnd sullit mit stetikeit des tagis beiten so der herre alle verborgene vinstirnizze wirt irluchten. vnd danne so wirt das lob von gote vch bliben vnd den vienden des lichtis den blibit die ewige pine. CRISOSTOMUS: Odir andirs: „Da en ist kein dinc verborgen das da nicht enplozit werde noch es geschiet ouch heymelich sundir vf das es offinbar werde.“ als ob er spreche. Jst es das ir mit vlize uwer leben bewarit also das man widir vch keine clage gehaben mac so en mogen uwere viende die laterne vwers reynen lebendis mit nichte beschaten. THEOPHILUS: Eyns iclichen menschen leben ist also geschickit es sie gut odir ark das er in der ziet synis lebenis begangen hat es en werde [48rb] noch in diseme keginwertigen lebene offinbar. vnd wie sold es dan in dem zukomenden lebene verswegen bliben. dan was ist heymelicher vnd me verswegen dan got vnd doch so wart er vns in dem vleische offinbar das er durch vnsern willen an sich nam. Da uolgit: „Swer da oren habe zu horende der hore.“ BEDA: Das ist swer da hat eynen sin zu vernemende das wort gotis der en sal sich nicht verstelen das ist da vor verbergen vnd en sal das horen zu itelen reden nicht keren sundir er sal sien ore da zu geben das er hore vnd durchgrunde die wort die die ewige warheit hat gesprochen. vnd sal sine hende da zu geben das er die gebot gotis volbrenge. vnd die zunge das sie die selbe gute gotis predige. Da uolgit: „vnd er sprach zu en. Merket vnd sehet was ir horit.“ THEOPHILUS: Das sultir dar vm tun vf das ir der dinge keins vndirwegen lazen en sullit die vch von mir gesagit werden. „Danne in welchme maze ir vzmezzet mit dem selben sal vch yngemezzen werden.“ Dan als uile als ir nutzes in den luiten werbit vf das sie vlizic zu dem dinste gotis werden. als [48va] uile nutzes sullit ir ouch widir zu uweren selen nemen. BEDA: Odir andirs. Jst es ouch das ir mit stetikeit vnd mit vlize allis das gut tut das ir wirken mogit vnde ouch uweren nehesten das selbe gut kundigit vf das sie es ouch uolbrengen so wirt die gotliche minne bie vch sien vnd wirt uch in disme keginwertigen lebene die dinc offenbaren die hocher sint dan alle menslich sin. vnd dar vbir so werdit ir craft entpfahen das ir noch grozere tugende gote zu lobe werdit wirken vnd in dem zukomenden lebene so wirt er vch vbir das zu geben das ewige lon. vnd dar vm spricht man: „Vnd uch wirt zu gegeben.“ JERONIMUS: Odir andirs. Nach dem maze des waren gelouben so wirt

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eyme iclichen die vernumft heymelicher dinge zu vernemene von gote gegeben zu eyme teile vnd andere tugende die werden ouch vbir das em zu gegeben. abir da uolgit: „vnd der da hat deme wirt gegeben vnde der nicht en hat dem sal man das selbe ouch benemen das er hat.“ Das ist. Swer den gelouben hat der hat ouch die tugent. vnd wer des wortis wirkunge hat dem [48vb] wirt ouch von gotlicher gabe die vernumft der grundelosen heymelkeit gegeben. vnd swer da widir des gerechten gelouben nicht en hat der nimt ouch an der tugent abe. vnd swer der wirkunge des wortis nicht en hat der muz ouch der vernumft enpern. vnd swer der heymelikeit dan nicht en vernimt der hat ouch itzunt das horen verlorn. CRISOSTOMUS: Odir andirs. Swer die minne vnd den willen hat zu horen das wort vnd es bittit dem wirt es gegeben. sundir wer da nicht en hat die begerunge des gotlichen horendis so wirt em das benomen das er von der geschribenen e hatte. BEDA: Das geschiet ouch dicke das eyn sinnenrich lesir durch synis versumendis willen sich selbir grozir wiesheit beroubit die er irkrigen mochte der doch der smeckit vnd begrifit der tregis sinnis ist so er an sie den vliez synir erbeit leget. CRISOSTOMUS: Sundir man mac sprechen das der nicht en hat der der warheit nicht en hat. abir er mac wol sprechen das er etwas habe so er es mit lugene hat. dan der wenit das er etwas habe des er nicht en hat des vernumft mit lugene ir[49ra]vullit stet. dan so schinit em das da icht von tugenden sie so da mit nichte keine in der warheit en ist noch ouch en mac gesien.

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Vnd er sprach. also ist das rieche gotis geschickit als ob eyn mensche synen samen wirft in die erde (Mk 4,26) vnd slefit vnd es irhebit sich beide des nachtis vnd des tagis. vnd der same spruzit vz vnd wechzit vf so es der mensche nicht en weiz. (27) dan die erde brenget vrucht von vrier wilkor. Des ersten brengit sie eyn kruet vnd dan eyn ere vnd da nach so brengit sie vollic korn in dem ere. (28) vnd so sie dan vz ir gebrengit die vrucht so bereytit der mensche alzuhant die sense dan der oust ist keginwertic. (29) CRISOSTOMUS: Der herre satzte da obene eyn biespil von drierleie samen die in manchirleie wise verlorn wurden vnd doch eyns das virde wart in selikeit behalden. vnd gab da mite nach schickunge minr vnd me des gelouben vnd der wirkunge drierleie vndirscheit. Sundir hie setzt er eyn biespil das ist von den behaldenen alleine. vnd dar vm so _____________ 11 Chrysostomus super Matth. 31 oust = Erntezeit

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spricht er: „Vnd er sprach. also ist das rieche gotis [49rb] als ob eyn mensche wirfit synen samen in die erde vnd slefit vnd es sich dan irhebit beide tac vnd nacht vnd der same spruzit vz vnd wechzit.“ JERONIMUS: Das rieche gotis ist die kirche der geloubigen. dan sie wirt von gote in alle iren werken geordent vnd sie ist ubir alle luite dan sie muzen alle von ir iren orden nemen. vnd sie verstorit ouch die vremden krefte vnd vertrettit die sunde mit irer gewalt. CRISOSTOMUS: Odir er heizet das rieche gotis den gelouben der cristenen luite dan sie haben zu Cristo heilge menscheit. vnd das ist werlichen eyn rieche gelicher als ob eyn mensche den samen in das ertriche werfe vnd slafe. Dan do er werlichen got was vnd der ware gotis sun do wart er durch vnseren willen vnwandilbar in em blibende eyn mensche vnsire krancheit an sich zu nemende. vnd in der menscheit sehete er die erde das ist die gantze werlt dan die irluchte er mit dem worte gotlichis bekennendis. JERONIMUS: Der same da Cristus von spricht der ist das wort des lebendis abir das ertrieche bedutit die menslichen hertze. Sundir des menschen slaf bezeichent des Heilandis tot an dem cruce. Sundir [49va] der same irhub sich beide tac vnd nacht. dan nach der ziet do Cristus an dem cruce entslief do wart di zal der geloubigen gemerit beide durch gewin vnd durch vngewin. vnd me vnd me begunde die menie vf zusprizen in dem gelouben vnd zu wachzen in dem werke. CRISOSTOMUS: Odir Cristus selben der irhebit sich der vor stille saz vnd beitte mit langer barmhertzikeit das die vrucht brechten die den samen enpfangen hatten. Sundir er steht vf mit dem worte synis guten willen vnd irhebit vns vf das wir vrucht brengen durch die wapene der gerechtikeit zu der rechtern hant bie der der tac bezeiget ist vnd ouch zu der linken hant. die die nacht bewisit in manchirleie echtunge. vnde durch die beide so wechzet disir same vnd en verdurrit mit nichte. THEOPHILUS: Odir andirs. Cristus der slefit das ist das er in den himel steic da er inne ist als ob er slafe. sundir er steht doch des nachtis vf vz dem slafe so er vns vz grozen bekorungen in sien bekentnizze irhebit. vnd ouch so irhebit er sich an dem tage so er vns sien heil durch vnsir gebet bereytit. JERONIMUS: Abir da er spricht: „So es der nicht [49vb] en weiz.“ das ist eynr figuren spruch das ist also zu vernemende das er vns des vnbekant machit welchirleie vrucht eyn iclicher an dem ende synis lebenis brenge. CRISOSTOMUS: Odir er spricht „so sien der nicht en weiz“ vf das er der luite vrie wilkor bewise die das wort von gote enpfahen dan der ewige got bevilit vnseren willen das werk das dem worte zugehorit. vnd alleine das er allis gut in den luiten wirkit so en wil er es doch alleine ane des menschen zutun nicht wirken. vf das es icht irschine als eyn gut das widir des menschen wille werde getan. vnd dar vm spricht er vortme: „Dan die erde die brengit da vrucht von eygener

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wilkor.“ Das ist. Sie en brengit nicht vrucht als ob sie von not da zu getwungen were widir iren eygenen vrien willen. sundir sie brengit vrucht von eygener wilkor vnbetwungen. Da uolgit: „vnd alrerst eyn kruet.“ JERONIMUS: Das ist die vorchte. dan die vorchte des herren die ist eyne wiesheit vnd eyn begin der tugende. (Ps 111[110],10) „vnd dan da nach die ere.“ Das ist die weynende buze. „vnd da nach vf das les[50ra]te volkomen korn in den eren.“ Das ist die gotliche minne. dan die gotliche minne die ist eyne irvullunge der e. CRISOSTOMUS: Odir. Sie brengit alrerst eyn kruet zu irer vrucht vnd das was in der e der naturen vnde das wuchs allentzelen zu synir volkomenheit. vnd da nach do brochte sie die ere die man mochte zusamne zu eynr garbe lesen vnd mochte sie vf den eltir des herren oppern. vnd das was in Moysi e. abir da nach do brochte sie volkomene vrucht. vnd das geschach zu der ziet do das heilge ewangelium von Cristo geprediget wart. Odir vm das so vns nicht alleine das zugehort das wir grunen sullen durch den gehorsam. sundir wir sullen ouch kluc sien vnd sullen bestehn vf gerichtit in die hohe als die ere vf den helmern vnd en sullen alle der winde nicht achten die vns in eyne vnstetikeit mit irme wehende wellen triben. wir muzen ouch vnsere selen also bewaren mit eyme stetin gedechtnizze vf das wir als eyne vnverserte ere mogen die vrucht getragen vnd mogen in vnsirme lebene bewisen eyne volkomene wirkun[50rb]ge gotlicher tugende. THEOPHILUS: So trage wir ein kruet zu vrucht so wir eynen begin eynis guten lebenis an vns bewisen vnd da nach so wachze wir dan als eyne ere so wir so uolkomenen werden das wir vns der bekorungen die vns muet entsagen mogen. vnd da nach so brenge wir vrucht so vnsir eyn iclicher volkomene werk wirket. vnd da uolgit: „Vnd so sie itzunt vz ir vrucht brengit so bereitit zuhant der ackirman die sense dan der owst ist keginwertic.“ JERONIMUS: Die sense ist der tot odir das gerichte da got alle dinc mite nidir mehet. vnd der owst bezeichent das ende der werlde. GREGORIUS: Odir andirs. Der mensche der wirfit den samen in das ertrieche so er eyne gute gotliche meynunge in sien hertze proppfit. sundir der slefit dan er ruet itzunt in der hoffenunge eynis gutin werkis. Sundir es irhebit sich des nachtis vnd ouch des tagis das ist so der mensche nach syme willen eynen vortganc hat vnd ouch so es em zu widirdrize geht vnd so er es nicht en weiz das ist zu der ziet so der dan sinir sele zunemen an tugenden nicht gemezzen en kan vnde doch die enpfangene tugent [50va] die wirt zu der volkomenheit gebrocht. vnde dar vm so wir eynir guten begerunge swanger werden so werfe wir den samen in das ertrieche. abir so wir beginnen rechte werk in vns zu vben _____________ 31 Gregorius Moralium

Das Gleichnis vom Senfkorn

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so sie wir eyn kruet. vnd so wir zu uolkomenheit eynis gutin werkis wachzen so werde wir eyn ere. Sundir so wir in der vbunge der selben guten werk beuestent werden so brenge wir itzunt volkomen korn in dem ere also das es zu nutze sien mac.

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Vnd er sprach. weme moge wir das rieche gotis gelichen odir mit welcheme biespile moge wir es vbir eyn brengen. (Mk 4,30) Dan gelichir wise als eyn senfkorn so das von eyme menschen in die erde gesehet wirt so ist es minr dan alle samen die in das ertrieche gesehit sint. (31) vnd so es dan gesehit wirt so stigit es vf vnd wirt merer dan alle kole. vnd machit sine zwige groz also das die uogele des himels vndir sime schaten mogen wonen. (32) vnd in alsulche uile biespilen rette er mit en das wort. also als sie es vernemen mochten. (33) sundir ane biespil en rette er zu en nicht. Sundir biesiten heymelichen so entrichte er sine iungere vz allen dingen. (34) DIE GLOSE: [50vb] Da nach das der herre das biespil hatte gesatzt von dem samen der so vruchtbar was. da ouch die predigate des heilgen ewangelij bie bezeichent ist. Nu setzt er hie an disir stat eyn andir biespil vnde wil da mite bewisen die hohe wirdikeit des heilgen ewangelij vnd der lere die Cristus hat gegeben das die hoher vnd wirdiger sie dan alle andere lere. vnde dar vm so spricht man hie: „Vnd er sprach. weme geliche wir das rieche gotis odir mit welcheme biespile moge wir es in gelichnizze vereynen.“ THEOPHILUS: Das wort des gelouben da man spricht. Geloube in got so wirstu selk. das ist das minste vndir allen wortern. vnd do es doch in die erde gewurfen wart do wart die predigate wite gebreitet in der werlde vnd wart grobelichen gemerit. also das die uogele des himels das sint alle die die eyns schouwenden hertzen sint vnd hoch in vernumft vnd in dem bekennene vndir dem worte sichirlichen mogen wonen. Dan der grozen wisen heidenischen meystere ist uile gewesit in der werlde die die itele werltliche wisheit haben [51ra] mit willen vndirwegen gelazen vnd haben ire rue gesucht vndir der predigate des ewangelij vnd dar vm so ist die predigate des ewangelij grozir gewurden dan alle die lere die in der werlde ie gewart. CRISOSTOMUS: Vnd das quam da von zu. dan das den luiten mit kurtzen reden von Cristo gekundiget wart das machte die ewige wiesheit breit vnd groz. dan sie redit vndir den uolkomenen. dan diz wort ist wiet vnd breit gewurden vbir alle die rede die ie gesprochen wurden. dan da en ist keine warheit die dise vbirtrete sundir dise vbirtrit sie alle. THEOPHILUS: Sundir disir boum

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hat groze zwige gemachit. dan der apostele etliche quamen zu Rome etliche zu Endia da das ende der werlde ist. vnd etliche vndir en die quamen in die anderen teil des ertriechis. vnd also sint dise zwige wite zu teylit. JERONIMUS: Odir disir same ist der minste die wile er in der vorchte steht sundir er wirt vollen groz so er in die waren minne gotis kumt. dan die tugent der minne ist grozir dan alle kole. Dan got der ist selbir die minne (1 Joh 4,8.16b) [51rb] vnd alle vleisch das ist eyn hoy. Sundir der boum der hat groze zwige gemachit der barmhertzkeit vnd der mitelidunge. vnd vndir der zwige schaten so ruen die armen die den armen Cristo nachvolgen. dan sie sint uogele des himels. vnd die tyrchen die wonen mit wollust vndir dem schaten. BEDA: Sundir bie disme menschen der den cleynen samen sehet so ist von uile meistern vnsir Heilant Jhesus Cristus bedutit. sundir andire vzlegere die sprechen das es der mensche sie der von enbinnen in sime eygenen hertzen den samen sehe. CRISOSTOMUS: Vnd da nach so Marcus in alle synen spruchen di kurtze halden wolde so wil er vns ouch hie der biespile nature bewisen. vnd spricht als in den nachgehnden wortin hie volgit: „vnd in alsulchen biespilen rette er widir sie das wort nach der schicht als sie es gehorn mochten.“ THEOPHILUS: Vm das die schar vngelart in den himelischen waren spruchen waren vnd nicht andirs irkante dan das der grobheit des lichamis zu gehorte so lerit er sie von den gewonlichen namen der dinge die sie dicke in irer spise vbeten vnd dar vm spricht er als da uolgit: „Vnde ane [51va] biespile en rette er zu en nicht.“ vf das sie da von bewegit wurden vnd treten zu em vnd uregeten en vf das en ire vernumft benomen wurde. Sundir da uolgit: „abir besiten heimelichen so entrichte er sine iungere vz allen dingen.“ Das ist. vz den dingen da sie en vmme vregeten als die die es nicht bezzer en westen. vnd er entrichte sie nicht vz den dingen die en offinbar waren sundir vz den der sie nicht begrifen en mochten von vnbekentnizze. JERONIMUS: Die waren alleine des wirdic das sie alleine besiten von Cristo die gotliche heymelkeit solden horen vnd sie begrifen in dem grunde iris hertzen vnd in vorchte gotlicher wiesheit die da abgescheiden waren von dem tobenden sturme allir vnuletigen bosin gedanken. vnd bliben in dem eynwesende der tugende. Dan die ewige wiesheit die wirt in der ziet der muzikeit begriffen.

_____________ 2 Endia = Indien

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Vnd do sprach er zu en an dem tage do es itzunt abent gewart. vare wir da kegen vbir. (Mk 4,35) vnd do lizen sie die schare von en vnd namen en vf also das er was in dem schiffe vnd andire schiffe die waren ouch mit em. (36) vnd do wurden groze sturmende vnden [51vb] von dem winde. vnd der wint warf ouch die vlute des wazzers in das schif also das sich das schif begunde zu irvullen. (37) vnd er was in dem vordern teile des schiffes vf eyme houbtkussene slafende. vnd sie wacten en vnd sprachen zu em. Meyster gehort dir es icht zu das wir hie vergehn. (38) vnd do irhub er sich vnde droite dem winde vnd sprach zu dem mere. Swiec vnd verstumme. vnd do horte der wint vf vnd legerte sich vnd da wart eyne groze stillekeit in dem mere vnd wart vbir al smoltz. (39) vnd do sprach er zu en. wor vm siet ir vorchtic vnd en habit ir noch des gelouben nicht. (40) vnd sie uorchten sich in grozir uorchte. vnd eynr der sprach zu dem andern. wer wenistu das disir sie. dan die winde vnd ouch das mer sint em gehorsam. (41) JERONIMUS: Nach der lere die der herre in dem biespile gegab vnd nach den wundirlichen zeichenen in den er da sine lere bewisete do quam er mit synen iungeren an das mer. vnd da liez er die iungere von dem sturme des meris gemutit werden. vnd dar vm [52ra] spricht man hie: „Vnd er sprach zu en an dem tage do es itzunt abent was gewurden. vare wir da kegen vbir.“ REMIGIUS vf Matheum: Man lisit von drierleie zuvlucht die der herre hatte so er zu sere von den scharen bekummert wart dan er vloch odir in das schif odir vf den berk odir in die wustenunge vnd da mite entweich er der luite vnvure. vnd dar vm do der herre uile schare irsach bie em vnd ire vnvuge do wold er als eyn mensche von en besiten wichen vnd sie miden. vnde dar vm gebot er sinen iungeren das sie vbir das wazzer varen solden. vnd das uolgit da: „Vnd do sie die schare von en gelizen do namen sie en vf also das er was in dem schiffe.“ CRISOSTOMUS: Der meyster nam sine iungere zu em in das schif vf das sie das wundirwerk gesehen mochten das der herre da wart tun. Sundir er nimt ouch sie alleine dar vm zu em in das schif vnd nimande andirs vz der schar mit en vf das es imant mochte irkennen das die iungere dennoch so crankis gelouben weren. vnd ouch vf das der ewangeliste das moge [52rb] bewisen das sie alleyne mit em sundirlichen in eyme schiffe vbirvuren so spricht er das hie uolgit: „vnd ouch so waren da andire schif mit em.“ Sundir vf das das sich die iungere des mit hochvart in irme hertzen nicht irhuben das er sie alleine gesundirt von _____________ 21 Remigius im lat. Text nur Name 38 hertzen nicht] hertzen des nicht

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em hette genomen so verhinc er das sie in grozir not des wazzirs quamen. vnd ouch so geschach das dar vm das sie lerten wie sie allen bekorungen menlichen solden widirstehn. vnd dar vm uolgit da: „Vnd es geschach das sich da mit sturme die vnden irhuben von des windis wegen vnd der wint der warf die vlute in das schif also das sich das schif begunde zu irvullen.“ Sundir vf das er das bekentnizze des wundirwerkis die vollenkomelicher in en wurchte so gab er die ziet der vorchte. in en mit dem das er slief. vnd das uolgit da: „vnd er was in dem vordirsten teile des schiffes slafende vf eyme houbtkuzzene.“ Dan wer das der herre gewachit hette odir so en hetten sie sich nicht gevorchtit noch sie en hetten sich ouch nicht da zu gedemutigit das sie en mit vlehe hetten gebeten do sich der sturm von dem winden in dem [52va] wazzere irhub. dan sie en hetten sich alsulches sweren lidenis in synir kegenwertikeit mit nichte vermutit. THEOPHILUS: Sundir er liz sie in die angst komen das sie sich volkomelichen vorchtten als ob sie da vergehn solden vf das sie sine gotliche craft in em selben begunden zu irkennen so sie anderer ouch uile gesehen hatten den er in woltunden werken die macht synir hant hatte bewisit. Sundir er slief in deme schiffe vf dem houbtkussene vnd das was sundir zwiuel holtzien. CRISOSTOMUS: Vnd da mite was er bewisende syne demut vnd wolde ouch da mite gotliche wiesheit sie leren. Dan die iungere die bie em da blibende waren die irkanten dennoch synir gotlichen ere nicht sundir sie geloubten des wol were das er von dem slafe vfirstunde das er den winden mochte gebiten sundir das er das ruende odir slafende getun mochte des en geloubten sie nicht. Da uolgit: „vnd sie wacten en vnd sprachen zu em. Meyster en geht es dich nicht an das wir vergehn.“ THEOPHILUS: Sundir Jhesus der stunt itzunt vf vnd droite dem winde alrerst der den sturm vnd das [52vb] vngewiter in dem mere machte vnd ouch die vlute mit den vnden hoch irhub. vnd das ist es das hie volgit: „Vnd er stunt vf vz dem slafe vnd droite den winden.“ vnd da nach do gebot er dem mere vnd das uolgit hie: „Vnd er sprach zu dem mere. Swiec vnd verstumme.“ DIE GLOSE: Es pfliet sich vz dem mere eyn sturmender luet zu irheben von dem wehene des windis der sich rechte bewiset als ob das mer wort spreche vnd ist eyn vorzeichen grozir angist vnd not. vnd dar vm vndir eyme spruche eynr figuren so gebutit er eyne stillekeit dem mere vndir eyme spruche des swigendis als er ouch die biewonunge der winde die mit irer gewalt das mer zu dem sturme bewegeten legerte mit sime gebote vnd die legerunge nennit er eyn bedrouwen. Dan es pflegen die die gewalt vbir andire luite haben das sie die mit bedroihvnge der pinen _____________ 15 liz Randnotiz

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zoumen von irer vngestur die mit irem vreuele vnd bosheit den vride anderer luite verstoren. vnd dar vm so gibit man vns da mite zu vernemen. das gelicher wise als eyn ku[53ra]nig der mit bedroihunge mac bedrucken geweldiclichen die andern luite in syme rieche die vnrechte gewalt getun. vnd mogen ouch mit iren gebotin die kunige des vndirtenigen uolkes murmelen mezigen. als mac ouch Cristus der da eyn kunig ist vbir alle creaturen mit siner bedroihunge die gewalt vnd den sturm der winde verbiten der er gebot ouch mit synir macht dem mere das es solde verstummen. vnde da uolgete alzuhant die uolbrengunge synis willen mit gantzeme gehorsam den die creaturen irme scheppfere leisten. Dan da uolgit: „vnd der wint der legirte sich.“ das ist der wint den er bedroite. „vnd das mer wart vbir al gestillet vnd wart smoltz.“ dem er das swigen hatte geboten. THEOPHILUS: Er droite ouch den iungern als den vngeloubigen dan sie en hatten dennoch des gelouben nicht. vnd das uolgit da: „Vnd er sprach zu en. wor vm siet ir vorchtsam vnd mit trurkeit beladen vnd en habit ir dennoch des gelouben nicht.“ Dan wer das sie den gelouben hetten gehat so hetten [53rb] sie des ane zwiuel geloubit das er sie ouch slafende vor alleme schaden mochte haben bewarit. Sundir da nach so volgit: „vnd sie waren mit grozir vorchte bekummert. dan sie uorchten sich sere vnd sprachen eynr zu dem anderen. wer wenstu der disir sie dan die winde vnd das mer die sint em gehorsam.“ Dan sie waren zwiuelhaft vnd zwiuelten an em. Dan als vile als er das mer mit syme gebote syner stimme stillete vnde es nicht en tete mit dem stecken als Moyses. (Ex 14,16) noch mit syme gebete als Heliseus der prophete. (2 Kön 2,14) noch mit der hulfe der arken als Jhesus Naue sun tete. (Jos 3,15f.) vm das so hilden sie en werlichen vor eynen got. abir vm das das er als eyn mensche slief so zwiuelten sie. JERONIMUS: Geistlichen so ist bie dem vurderen teile des schiffes die kirche bezeichent dan in der so slefet got lieblichen der doch in dem slafe alle Jsrahel behutit. (Ps 121[120],4) dan die steven des schiffes als man sie etwenne machte die enthelt sie in toden hutten die man vor dar vm machte die lebenden luite vnd grebit ouch die vlute des wazzers vnd wirt gevestent mit eyme starken werhaften [53va] holtze das ist an dem cruce vnd an dem tode des herren so wirt die kirche in selikeit bewarit. abir bie dem houbtkuzzene so ist der licham des herren bezeichent. dan vf deme lichame hatte sich di gotheit geneyget als das houbit vf das kuzzen. abir bie dem winde vnd dem mere so sint die tuuele vnd die echtere der kirchen bedutit. dan die bedrouwit der herre vnde spricht _____________ 25 Heliseus = Elischa Nuns

26 der hulfe] der hulfe der hulfe

Naue = Josua, Sohn

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Kapitel 4

ouch das sie swigen so er die sturmenden gebot der vngeloubigen kunige stillet vf das sie icht alle dinc widir die kirche tun die sie wellen. abir das das mer dan stille wirt das bezeichent das der kirchen vride gegeben wirt nach der bedruckunge iris betrupnisses. odir das dem menschen eyn schowende leben von gote wirt gegeben da er inne ruen mac so er diz werbende leben mit syner vnmuzikeit zu eyme guten ende brengit. BEDA: Odir bie dem schifchen da Jhesus ynsteic ist der boum bezeichent da der herre das liden synis todis ane leit. dan an dem holtze so komen alle die geloubigen an die stetikeit eynis sicheren vbers. abir die anderen schif da man von spricht das sie ouch mit dem herren [53vb] waren beduten die luite die sich halden vnde stehn gezeichent mit dem gelouben des gotlichen crucis. Sundir so en sint die dennoch nicht mit dem sturme manchirleie not gerurit. odir nach der vnden der grozen bekorungen so gebruchen sie der rue grozir stillekeit. Sundir do die iungere in dem schiffe vuren do entslief Cristus in dem schiffe. dan so die geloubigen die rue des zukomenden riechis betrachten so beiegent en Cristus mit dem gotlichen lidene der bitteren martere. vnd da von gibit man ouch wol eynen gezuk das es gescach do es abent gewart vf das nicht des herren slaf alleine bedute den vndirganc der waren sunne vnd ouch die stunde des vndirgehnden naturlichen lichtis. Sundir do er vf steic in die vurdirste steuen des schiffes das ist in die hohe des heilgen crucis do irhuben sich widir an die sturmenden vlute der lestere die en echten. vnd die vlute wurden von dem winde das ist von den vnden der tuuelischen bosheit bewegit. vnd doch in alle dem lidene so en wart sine gedult nie gemuet. sun[dir] […]

Kapitel 5 Die Heilung des Besessenen von Gerasa (17a) 1) [54ra] wec machte von iren enden. (17b) vnd dar vm do Jhesus in das schif gesteic do begunde en der zu bittene der vor der ziet was von dem tuuele gequelit vf das er mochte mit em bliben. (18) vnd das en liez Jhesus nicht zu gehn sundir er sprach zu em. Ganc in dien huez zu den dinen vnd kundige en wie groze dinc der herre bie dir getan hat vnd wie er sich vbir dich irbarmit hat. (19) vnde do ginc der von dannen vnd begunde zu predigen das wundirwerk in Decapoli wie groze dinc das Jhesus an em getan hette. vnd des nam alle die luite wundir. (20) THEOPHILUS: Vm das das die die mit Jhesu in deme schiffe waren vndir en selben der eyne den andern vregete durch groste willen des wundirwerkis das er hatte getan. wer wenstu wer disir sie der disen sturmenden dingen also gebutit vnd sie em so balde gehorsam werden. Nu wirt ire vrage mit der viende gezuk berichtet vnd bestetiget wer er were. Dan der mensche der vol tuuele was der trat zu vnd bekante des das er der ware gotis sun were. vnd [54rb] an das trit der ewangeliste vnd wil vns das offenbar kundigen da er spricht: „vnd do sie vbir die vlut des meris quamen in das lant der Gerasenorum.“ (Mk 5,1) BEDA: Gerasa die ist eyne benante stat in der prouincien zu Arabia vnd liet vbir dem Jordane vnd ist gesellit mit dem berge Galaad vnd die hatte ouch etwenne inne Manasses geslechte vnd sie en ist ouch nicht verre von dem tiche der bie Tyberiadis liet. dan in den tiech wurden dise swien vbirwurfen. CRISOSTOMUS: Sundir vbir das allis so en hat keyne offinbare schrift das wort Gerasenorum sundir sie haben Gergesinorum. dan Gerasa ist eyne stat in Juden lande vnd bie der stat en ist kein mer mit nichte. abir Gezera ist eyne stat in Arabien vnd die en hat ouch kein mer noch keynen tiech bie ir an der nehede. vnde dar vm vf das die ewangelisten icht irschinen als ob sie eyne offenbare lugene sprechen. sundirlichen so sie luite waren die alle dinc die in Juden lande waren wol wusten so sal man wizzen das Gergese eyn wazzer was. vnd Gegesei hiez von aldere die stat die nu Tyberias ist genant. vnd bie der so ist der benante tiech in dem dise dinc [54va] geschagen. vnd da uolgit: „Vnd do sie vz dem schiffe gegingen do beiegente en altzuhant eyn mensche vz den todin grebern komende in eyme vnreynen geiste (Mk 5,2) vnd der mensche hatte ouch sine wonunge in den grebern.“ (Mk 5,3) AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Vnde wie ist das das Matheus disir manne zwene nennit. (Mt 8,28) vnd Marcus vnde ouch Lucas die en sprechen nicht me dan von eyme. (Lk 8,27) Sundir _____________ 1) Mk 5,1 – 17a aus dem folgenden Kommentar rekonstruiert. Cons. Evang.

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das sal man also entscheiden das irer zwene waren sundir der eyne was me clar von adile der geburt vnde hatte ouch eyne persone die me benant was in dem lande dan der andere. vnd dar vm so wirt der eyne benant vnde des anderen wirt geswegen. CRISOSTOMUS: Odir Marcus vnd Lucas haben das von disme menschen gesprochen das allir bermelichst an em was. vnd dar vm so breiten sie di rede die sie von em sprechen ser wite. vnd ouch so kundigen sie es mit offenbaren reden allis was dem menschen widir vur. Sundir da uolgit: „vnd also en mochte en itzunt nimant noch mit keten gebinden (Mk 5,3) dan er was itzunt dicke mit keten vnd mit vezzern gevangen. vnd die keten [54vb] vnd die vezzern hatte er alr zurizzen vnd zustorit. vnd also en mochte en nimant getumen. (Mk 5,4) sundir zu allen gezieten beide nacht vnde tac so was er in den greberen vnd zwischen den bergen wufende vnde zureiz sich mit scharfen steynen.“ (Mk 5,5) vnd dar vm so sprachen etliche das er die zal der tuuele suchen wolde vnde von den luiten vertriben. Odir das er sich vm das widir alle die tuuele hette gesatzt das sie des meysters craft grozir solden bewisen. vnd das en ist nicht gesprochen. dan der eynen alsulchen von den tuueln gesunt hatte gemachit dem es was es nicht vnmogelich das er der luite uile gesunt machte vnd ouch so en bewisen dise wort keine zweitracht vndir den ewangelisten. Dan Marcus vnd Lucas en sprechen des nicht das der luite eynr alleine were. dan wer das sie es sprechen so hetten sie es Matheo zu widirstrite gesprochen. dan irer waren zwene. Sundir ouch so wonten die tuuele in den todingrebern vnd wolden da mite manchen luiten eyne irsame lere zuvugen da sie ire selen mite betrogen. vnd meynten das [55ra] des die luite gelouben solden das der sterbenden luite selen in tuuele wurden gewant. GREGORIUS NIZENUS: Sundir do hatte sich eyne groze trucht der tuuele bereytit zu widirstehnde der gotlichen gewalt. sundir do sich der begunde zu en zu nehen der volkomene gewalt vbir alle creaturen hat do rifen sie vnd bekanten sinir almechtigen gewalt. vnd dar vm uolgit da nach: „abir do der Jhesum von verrens irsach do lief er zu em vnd bette en an (Mk 5,6) vnd rief mit grozir gewaldiger stimme vnd sprach zu em was hab wir gemeynis ich vnd du Jhesu des hohesten gotis sun.“ (Mk 5,7) CIRILLUS: Sich den tuuel wie ist er mit zweirleie liden zuteilet dan er ist kune vnde vorchtit sich da mite. sich er wil widirkrigen vnd betit. vnd wolde da mite als eyne vrage heymelichen in sien gebet brengen vnd wil wizzen was Jhesus vnd er mit enandir gemeynis haben. als ob er spreche. wor vm vertribestu mich vz von den luiten so sie doch mien sien. BEDA: Sich nu welch eyne vntugent in den Juden ist. dan sie _____________ 5 Chrysostomus in Matth.

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sprachen das er die tuuele vzwurfe in der craft der tuuele [55rb] so doch vbir das die tuuele selben des bekennen das sie mit em nicht in keynen dingen gemeynis en haben. CIRILLUS: Vnde da nach so bittit der tuuel vnd spricht als hie uolgit: „Jch beswere dich bie gote das du mich nicht en quelis.“ (Mk 5,7) Sich wie der tuuel em das vor eyne groze quale reytit das er von des herren craft vzgetriben wirt. odir er wart lichte ouch von em in vnsichtlicher wise gequelit. CRISOSTOMUS: Alleyne das die tuuele bose sint so wizzen sie doch das wol das irer eyne groze pine vf das leste beitende ist durch irer sunde willen. sundir vm das so en dennoch die ziet der lesten pine nicht zukomen en was so irkanten sie das mit stetikeit ane zwiuel vnde ouch sundirlichen so es en verhangen was das sie sich mit den luiten mochten vereynigen. abir vm das das sie Cristus hatte begriffen das sie so groze bose dinc widir die luite teten so wonten sie durch der vbirtretunge willen die sie begingen in iren bosin werken er des lesten tagis irer quelunge nicht beiten en welde sundir das er en alzuhant ire verdinte lon welde geben. vnde dar vm so bitten sie en [55va] das er sie icht quele. BEDA: Das reytit der tuuel vor eyne quale so em das verboten wirt das er den menschen nach synir lust nicht en sulle we tun. vnd also uile swerlicher wil er den menschen lazen als uile als er en lenger besezzen hat. Da uolgit: „Dan er sprach zu em. Ganc du vnreyner geist vz vnd scheide dich von dem menschen.“ (Mk 5,8) CIRILLUS: Nu sich vnd merke wie nimant die craft Jhesu Cristi vbirwinden en mac. dan merke wie er den vnreynen Sathanam quezscht dan die wort vnsiris herren die werden vnd sint em eyn vuer vnd eyne vlamme. vnd also wirt ouch des propheten wort war da er spricht. Die berge wurden weich vnd zugingen vor dem antlitze gotis. (Ps 97[96],5) das sint die hohen vnd die hochvertigen crefte der bosin geiste. vnd da uolgit: „vnd er vregete en. was ist dien name.“ (Mk 5,9) THEOPHILUS: Der herre vregit hie den tuuel was sien name sie nicht vm das das er en wizze dan er irkante en wol e dan er en uregete. sundir er uregete en vm das das es die andern westen wie eyne groze samnunge der tuuele in dem menschen wonten. CRISOSTOMUS: [55vb] Der herre vregete den tuuel vm das wie er hize das er selbir der zal bekente. dan hette es der herre von em selbir gesagit so wer es lichte manchen vngeloubic gewest. vnd dar vm so uolgit da: „vnd er sprach zu em. Legio ist mien name dan vnsir ist hie uile.“ (Mk 5,9) Er en spricht nicht eyne vnzelliche zal sundir eyne groze manichvaldige zal. dan es en hilfit nicht zu der kunst das man wizze wie groz die zal sie. BEDA: Do der bose geist sinis vngemachis offenberlichen bekante das er in grimmeger _____________ 8 Chrysostomus in Matth.

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wise leit do bewisete sich di craft des herren in dem heile dancnemelicher. Sundir ouch die pristere vnsir ziet die die gnade gaben das sie den bosen geist kunnen beswern mit etlicheme gebete also das sie en von den besezzenen luiten vzwerfen. vnd alleine das sie das kunnen so en mogen doch die besezzenen luite von dem viende nicht ledic gesien bes also lange das sie allir dinge offenberlichen bekennen die sie von dem vnuletigen geiste liden an sehende vnd an horende an smeckende vnd an vulen[56ra]de vnd in allen den anderen sinnen des lichams. Sundir da nach uolgit: „vnd do bat er en sere das er en mit nichte vz dem lande en trebe.“ (Mk 5,10) CRISOSTOMUS: Odir er sprach als Lucas wil. er bat en vf das er en icht in das eptgrunde en sente. (Lk 8,31) dan das eptgrunde ist eyn abscheyden von disir werlde. Dan die tuuele haben des mit irem gebrechen verdinit das man sie in das vzirste vinstirnizze sal senden. dan die stat die ist deme tuuele vnd sinen engelen bereitit. vnd das hette ouch Cristus wol mocht tun. sundir er verhinc en doch das sie in disir erden bleben vf das die luite der cronen die en geborit von gote so sie in der bekorunge gesegen icht beroubit wurden da von so sie nimandis en hetten der sie bekorte. THEOPHILUS: Vnd ouch tut das got vf das das wir die baz den striet widir die sunde geleren vnd ouch die baz wizzen wie wir eyne icliche bekorunge des viendis vbirwinden sullen. Da uolgit: „Sundir da was eine groze hert von vile swinen bie dem berge an der weide.“ (Mk 5,11) AUGUSTINUS [56rb] von der ewangelisten eyntracht: Sundir das Marcus hie spricht das die groze hert von den uile swinen bie dem berge were. vnd Lucas ouch spricht das die hert der swine vf dem berge were. (Lk 8,32) Der spruch mit dem ersten spruche en haben keynen widirstriet. dan die hert der swine die was so groz das der swine eyn teil vf dem berge an der weide waren vnd ouch das andire teil bie dem berge. „vnd dar vm so baten en die geiste mit vlize sprechende. Sende vns in die swine vf das wir in sie varen.“ (Mk 5,12) REMIGIUS vf Matheum: Vm das so en vuren sie nicht von eygener wilkor in die swine sundir sie baten Jhesum des mit grozem vlize das er es en irloubete das sie in sie vuren. vf das man da mite bewise offenberlichen das sie mit nichte den luiten geschaden en mogen an keynen dingen es en gesche dan von gotlichme verhencnizze. Sundir vm das so en baten sie en ouch nicht das man sie hette in die luite gesant dan sie sagen das mit irme bekentnizze das er eyns menschen gesteltnizze an em truc der die macht vbir sie hatte das er sie quelen mochte. [56va] Sie en baten ouch nicht das man sie in die ochzen vnd in die kue odir ouch in die schaf hette gesant. dan das vihe oppirte man gote in dem temple vnd _____________ 23 Augustinus de Cons. Evang. 31 Remigius super Matth.

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ouch vm das das es eyn reyn vihe was als es die e gebot vnd dar vm so wart es den luiten zu nutze behalden. Sundir sie baten das sie von dem herren in die swine wurden gesant. dan da en ist keyn tyer vndir allen dingen so vnuletic als das swien. vnd also sint ouch die tuuele von des vallis wegen irer sunde der art gewurden das sie alle ire lust in der grosten vnuletikeit suchen vnd bie keynen reynen dingen en mogen sie nicht gesien. abir da uolgit: „vnd Jhesus der irloubte es em alzuhant.“ (Mk 5,13) BEDA: Sundir er irloubte es den tuuelen das sie in die swine vuren vf das so die swine mit dem tode getilgit wurden das dan da mite den luiten eyne orsache des heilis wurde gegeben. CRISOSTOMUS: Der herre wold allen luiten den grim vnd den vreuel bewisen den die tuuele widir die luite haben. vnd ouch das sie den luiten vile me vnd ouch ergere dinc [56vb] welden bewisen ob sie mochten wer das sie an irme argen willen von gotlicher craft wegen nicht gehindirt en wurden. vnd dar vm so das die gotliche minne nicht geliden en mochte das den luiten der bosen geiste grim offenberlichen bewisit wurde so verhinc got des das sie in die swine vuren vf das man in den swinen der tuuele craft vnd ouch iren grim offenberlichen mochte irkennen. abir da uolgit: „vnd des gingen die bosen geiste vz deme menschen vnd vuren in die swine. vnd des irhub sich die gantze hert mit eynr grozen snellikeit vnd wart vbirwurfen vnd gevellit in das mer als vile als zweitusent vnd wurden alle irtrenkit in dem mere.“ (Mk 5,13) TITUS: Do die hirten der swine das wundirwerc irsagen do irschraken sie vnd ulogen von dannen. dan sie vorchten sich vnd hatten angst das sie mit den swinen mosten vergehn in dem wazzere. vnd den gruel mit eyme grozen wundere den brochten sie ouch an die burgere der stat vnd dar vm uolgit da: „Sundir die hirten die der swine huten die [57ra] ulogen von dannen vnd botschaftten das dinc in der stat vnd vf dem ackere. vnd des gingen die luite alle vz vnde wolden die schicht besehen die da geschen was.“ (Mk 5,14) Sich wundir di luite wurden zu dem Heilande gevurt vm das das sie gotis wundirwerc wolden loben sundir iris grozen schaden notdurft die brochte sie zu dem herren. Dan das geschiet dicke so got des verhengit das den luiten schade gesche an irme zietlichen gute das sie mit libe besitzen vf das er dan iren selen mit geistlichem gute woltun moge. vnd da uolgit: „Vnd sie quamen vz zu Jhesu vnde sagen ouch den der von dem tuuele was gequelit sitzen zu synen vuzen.“ (Mk 5,15) Dan er hatte sien heil von em enpfangen. vnd den vor nicht die vezzern noch die keten en mochten halden noch betwingen der saz da gecleidet vnd gesunt an sinir vernumft vnd ouch an _____________ 5 der art gewurden] der art ge der art gewurden 20 gantze hert] gantze hert hert

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den sinnen. (Mk 5,15) der vor eyner cleynen wile nact was gewesit vnd des irschraken sie sere. das ist do sie das dinc angesagen das da von Jhesu geschen was. vnd da uolgit: [57rb] „vnd sie vorchtten sich.“ (Mk 5,15) vnd dar vm so irvuren sie des wundirwerkis ein teil mit dem gesichte vnd in den wortin die en gesagit waren von den hirten eyn teil. Da uolgit: „vnd sie kundigeten es en die es gesehen hatten in welchir schicht es geschen was an dem der den tuuel in em hatte vnde ouch von den swinen.“ (Mk 5,16) THEOPHILUS: Sie irschraken swerlichen durch des wundirwerkis willen das sie von den hirten gehort hatten. vnd ouch dar vm das sie es mit irme gesichte irvarn hatten vnd baten en vliziclichen vf das er hin wec varen welde von iren enden. vnd das ist es das hie uolgit: „Vnd sie baten en vf das er von dannen sich schide vnd vure von iren enden.“ (Mk 5,17) Dan sie vorchten sich da vor das en icht abir vbir eyne wile von em alsulch eyn dinc widirvure. dan sie waren ouch swerlichen gemuet vm die verlust irer swine. vnd dar vm so en wolden sie der keginwertikeit des herren mit en da nicht haben. BEDA: Odir sie baten en vm das das er von en vure. dan sie irkanten ire eygene krancheit die sie von der sunde wegen hatten. vnd dar vm vrteilten sie es also das sie [57va] sinir gotlichen keginwertikeit nicht wirdic en waren. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd dar vm do er in das schif gesteik do begunde en der mit vlize zubitten der von deme tuuele was gequelit vf das er em des gunde das er mit em mochte gesien.“ THEOPHILUS: Der geloste mensche der tete das vm die sache das er mit dem herren wolde bliben. dan er hatte des angst das en zu eynir anderen ziet icht di tuuele vunden vnd vuren widir in en vnd begingen das selbe mit em das sie ouch vor getan hatten. Sundir der herre tut als eyn barmhertzigir vnd sendit en widir in sien huez vnd gab em da mite eyne heimeliche offinbarunge das en sine craft wol solde ane zwiuel vor den tuuelen bewaren. vnd doch wie er em mit personlichen bie wesen nicht keginwertic en were. Sundir er solde vm das widir in sien huez gehn vf das die gnade die an em geschen was vile andern luiten mochte zu nutze komen. vnd dar vm uolgit da: „Sundir der herre der en gestate em des nicht das er bie em wer gebleben vnd er sprach zu em. Ganc in dien huez zu den dinen vnd botschafte [57vb] en das wie groze dinc der herre bie dir getan hat vnd wie grobelichen das er sich hat vbir dich irbarmit.“ Nu merke in disme spruche des Heilandis groze demut in dem das er nicht en sprach. Ganc vnd kundige en allis das ich dir getan habe. sundir er sprach: „Ganc vnde kundige en allis das dir der herre hat getan vnd wie er sich vbir dich irbarmit hat.“ vnd da mite gibit dir der herre _____________ 5 gesichte vnd] gesichte vnd vnd

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eyne lere das du ouch also tun salt. dan so du etwas gutis werkis gote zu lobe uolbrengis so en saltu dir es nicht eygenen als ob es dien gewurchte sie sundir du salt es gote irgeben der eyn wirker allir guten dinc ist. CRISOSTOMUS: Alleine das der Heilant den anderen sichen die er gesunt machte das verbot das sie es zu nimandis oren breiten en solden noch en offenbar machen so gebot er vbir das doch disme das er das wundirwerc solde kundigen das an em geschen were. vnd diz ist die sache dan die andern lant in den er die sichen gesunt machte die waren in etlicher maze von den tuuelen gelosit. sundir diz gantze [58ra] lant was zu male vndir der tuuele gewalt blibende vnd en pur gotis bekentnizzes allir dinge. THEOPHILUS: Vnd dar vm do der geheilte mensche allir dinge begunde die gnade des herren zu predigen do uilen sie da von alle in eynen wundir. vnd das ist es das hie in disen nachuolgenden wortin uolgit: „vnd er begunde zu predigen do er von dannen geginc in Decapoli wie groze dinc der herre bie em getan hette. vnd alle die das hortin die wundirte des.“ BEDA: Sundir geistlichen so ist Gerasa odir Gergese als etliche disen text lesen als vile gesprochen als der der eynen vremden houeman vztribit. odir der sich den zukomenden elenden nehit vnd meynit das heydenische uolk. Dan das uolk der Heiden do es begunde den gelouben zu enpfahen do vertreib es den vient allirdinge vz sime hertzen. vnd das selbe uolk als es vor deme herren in dem vngelouben verre was als wart es em na do es an sich Cristi gelouben enpfinc. JErb RONIMUS: Bie disme menschen der mit dem tuuele besezzen was [58 ] vnd an dem alle luite verzwiuelt waren so ist das uolk der heidenischen luite bezeichent. dan das uolk was vngebunden noch an keine e gezemt noch an die e der naturen noch an die e gotis vnd ouch was es von allir luite vorchte vnbetwungen. BEDA: Der mensche der hatte ouch sine wonunge in der todin grebern. Dan das heydenische uolk brochte alle sien leben zu in todin werken vnd suchte alle sine lust in den sunden. Sundir ouch das selbe uolk das tobte zu allen gezieten beide tac vnd nacht das ist in der ziet so es em nach willen ginc vnde ouch so es em widir sinen willen ginc. dan es en liez mit nichte abe es en welde zu allen gezieten in der tuuele dinst bekummert stehn vnd sinen scheppfer von dem es allis gut hatte enpfangen allir dinge vndirwegen lazen. vnd ouch vbir das so lac es in dem stanke sinir vulen werke als ob es in den stinkenden greberen der todin hette gelegen. Sundir des stankis irkante das volk nicht vnd dar vm irhub es sich an dem dinste synir hochvart vnd ginc also in den bergen irre. abir mit den [58va] vreueln worten des herten vngelouben so _____________ 12 dinge begunde] dinge vnd begunde 40 mit den] mit den vre

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zu reiz es sich almetalle als mit den scharfen steynen. Sundir do em der herre uregete wie er hize do entwerte er em vnd sprach. Legio das ist eyn venster. das ist mien name. dan vnsir ist uile. Eyn venster hat sechs tusent sechs hundirt vnd sechs vnd sechzic als die lerere wellen. Dan das heidenische volk das dinte den valschen abgoten nicht in eynr wise sundir in manicvaldiger dan als sie die tuuele anwiseten als dinten sie em. Sundir das ist zu merken das do die tuuele vzvuren von dem menschen das sie do in die swine quamen die sie ouch mit nidirwerfende in das mer velleten. Dan do das heidenische uolk sich von den stummen abgoten zu dem waren gote bekarte vnd von der tuuele gewalt gevriet wart vnd an Cristum geloubite. das do das andire teil das an sime vngelouben bleib vnd an Cristum nicht gelouben en wolde das en tar nicht offenberlichen bie den Cristenen in syme vngelouben bliben noch den abgoten dinen. sundir wellen sie icht tun das muz verborgen vnd heimelich sien. [58vb] THEOPHILUS: Odir da bie mac ouch bezeichent sien das die tuuele von rechte in die luite varen die in irme lebende als die swine vnuleticlichen in den sunden leben. vnd die sich in der welgerunge vntugentsamer vleislicher lust welgeren vnd so werfen sie die luite in den val der ewigen verlust in das mer disis keginwertigen lebenis vnde da werden ouch sie von en inne irstickit mit dem geistlichen tode. JERONIMUS: Odir sie wurden versticket vnde irtrenkit in der grundelosen helle ane alle zuversichtikeit gotlicher barmhertzikeit. vnd das geschiet durch den druc des vnzietlichen todis. abir von den so vlihen uile luite als die hirten der swine teten vf das sie behalden bliben. Dan so man den toren mit geislen kastiget so wirt der wise cluger. BEDA: Sundir das em der herre des nicht gevolgic en was das er mit em were do er es wolde. das ist eyn zeichen das eyn iclicher da mite vernemen sal das so er von gote vergebunge nimt vm sine sunde das er dan in sien gut gewissen wanderen sal [59ra] vnd da inne dinen dem heilgen ewangelio. vf das das andire cranke luite da von heil zu iren selen irkrigen von gutin bilden vf das er nach disme lebene in dem ewigen lebene mit Cristo ruen moge. GREGORIUS in dem sibenden buche vf Job: Zu der ziet so wir etwas wie cleine es ouch ist von gotlicheme bekentnizze mit vnsir vernumft enpfahen so begere wir des alzuhant das wir icht me vns zu menslicher krancheit durfen keren dan wir suchen dan mit gantzem hertzen die rue der ewigen schowunge. Sundir so gebutit dan der herre vf das die hertze alrerst mit strebekeit in den werken sich vben sullen. vf das sie nach dem werke mit gote in eyme inniclichen schowende irquickit werden. _____________ 1 mit den] mit den den 2 do entwerte] do uregete entwerte 30 selen irkrigen] selen selen irkrigen 33 Gregorius Moralium 37 gebutit] bebutit

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JERONIMUS: Sundir der tuuelische mensche do er gesunt was gewurden do predigete er in Decapoli das ist in den steten da die zehen geslechte inne wonten vnd das wirt vollen komelichen geschen so die Juden von deme romischen rieche zu dem gelouben werden bekarit die nu alleyne [59rb] an dem buchstabe der zehen gebote hengen.

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Vnd do Jhesus abir gesteic in das schif vnd quam abireynis vbir die vlut do besamte sich zu em eyne groze schar vnd er was bie dem mere. (Mk 5,21) vnd do quam eynr vz den vursten der synagogen der hiez Yairus. vnd do er en ansichtic wart do viel er nidir vor sine vuze (22) vnd bat en vliziclichen sere sprechene. Dan mine tochtir die ist an dem ende vnd selzogit. kum vnd lege dine hant vf sie vf das sie gesunt sie vnd lebe. (23) vnd do ginc er mit em. vnd des volgete em eyne groze schar also das sie en hertlichen drungen. (24) vnd da was ouch eyn wieb die hatte vbir die maze den vluz des blutis wol zwelf iar (25) vnde hatte uile swerer gebrechen da von geleden. von manchem arsten vnd hatte allis das verzerit in artstdie das sie hatte vnd en hatte sich da von nicht an keynen dingen gebezzert. sundir ie lenger wart es mit ir erger. (26) vnd do die von Jhesu irhorte do quam sie in die schar hindir en vnd rurte an sien kleit (27) dan sie sprach. Dan ist [59va] es das ich sine cleidere anrure so werde ich selic. (28) vnd do alzuhant do vertrugete der burn iris blutis vnd sie vulte es das sie gesunt was gewurden von der smertze. (29) vnd do irkante Jhesus in em selber eyne craft die von em vzgegangen was. vnd do er sich vm zu der schar gekarte do sprach er. wer hat mich angerurt. (30) (31)1) vnd er sach sich vm vf das er die gesege die es getan hatte. (32) Sundir das wieb bibete vnd was vorchtic dan sie wuste es wol das das an ir geschen was vnd quam vnde viel vor en nidir vnd sagete em allirdinge die warheit. (33) Sundir do sprach er zu ir. tochtir dien geloube der hat dich selk gemachit ganc in dem uride vnd wiz gesunt von dinir smertze. (34) THEOPHILUS: Nach dem wundirwerke do der herre den menschen hatte gelost der mit so uile tuuelen was besezzen do begunde der herre abir eyn andir wundirwerk zu wirken. dan er irwacte des vursten tochtir der synagogen von dem tode. vnde bie das wundirwerk trit der ewangeli_____________ 1) Mk 5,31 fehlt hier, wird aber im folgenden Kommentar 113,14 – 16 zitiert und kommentiert. 29 uride Randnotiz

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ste. vnd wil es mit offenbarunge [59vb] kundigen vnd spricht: „Vnd do der herre abir vbirgesteic in das schif vnd vur widir vbir des wazzers vluz do besamte sich zu em eyne groze schar vnde er was bie dem mere.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Alhie sal man vernemen das diz wundirwerk das man hie von der tochtir des vursten der synagoge beschribit das ist nach dem geschen do Jhesus vbir in das schif gequam vnd vbir gevur vbir den vluz des wazzers. sundir wie lange das es da nach geschege das en mac vns nicht offenbar gesien. dan es en were dan das es eyn vndirval der ziet wer gewesit so en mochte das nicht gesien das Matheus spricht das es in disme mittele geschege. dan er spricht in dem mittele von der wirtschaft die er machte in sime huse. (Mt 9,10) vnd da nach so geviel diz wundirwerc alzuhant da man hie von spricht das ist von der tochtir des vursten der synagogen. Dan Matheus der setzt es also. dan des herren vortganc den er tete der bewisit es das man diz wun[60ra]dirwerk nach Mathei wirtschaft sulle setzen dan es geschach da nach. Sundir da volgit das: „Vnd do quam eynre vz den vursten der synagogen zu em vnde des name was Yairus genant.“ CRISOSTOMUS: Der ewangeliste der setzit offenberlichen disis menschen name durch der Juden willen die da keginwertic waren vf das der name eyn offinbar orkunde vnd eynen gezuk dem wundirwerke gebe das da von Cristo gesehen was. Da uolgit: „vnd do er en irsach do viel er nidir vor en zu vuze vnd bat en vliziclichen sere sprechende. Dan mine tochtir die ist itzunt an iris lebenis leste ende. kum vnd lege dine hant vf sie so wirt sie von der suche selk vnd wirt leben.“ vnd wie ist dan das zu vernemende das Matheus spricht das der vurste der synagogen der botschafte dem herren das sine tochtir itzunt tot were. (Mt 9,18) sundir Marcus der spricht das sie swerlichen siech were odir an iris libis leste ende. Sundir das es da nach den vursten der synagogen gekundiget wurde das [60rb] sine tochtir tot were. vnd das geschach do der herre itzunt mit em ginc vnd wolde sie irwecken von dem tode. Sundir das sal man also entscheiden. dan Matheus der meynit die selbe tochtir die der herre vfwacte von dem tode. abir das er spricht das sie itzunt tot were das tut er dar vm das er die rede kurtzen wolde vnd spricht. das sie tot sie. dan das ist offenbar das sie mit des herren craft vf von dem tode wart irwact. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Matheus der ewangeliste der en setzt kein merke an die wort die der vatir von sinir tochtir sprach. sundir er pruuete das allir grost was in sinir meynunge das was der wille. Dan der vatir was so gar an der tochtir verzwiuelt das er me _____________ 4 Augustinus de Cons. Evang. 36 Augustinus de Cons. Evang.

20 gebe das] gebe vf das

25 spricht Randnotiz

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wolde das sie von dem tode zu dem lebene irquickit wurde dan das er da zu keynen wan hette das er sie solde lebene vinden. dan er hatte sich irer sterbende verzegen also das sie in den pfortin des todis was. THEOFILUS: Disir man von dem der ewangeliste hie spricht der was an etlicheme teile geloubic [60va] dan er viel nidir vor Jhesu vuze. Sundir an dem do er en mit vlize sere bat das er zu sinir tochtir queme do en bewiste er des gelouben nicht so uile als er bilchen solde. dan er solde uile bilchir zu dem herren gesprochen haben. Sprich eyn wort so wirt mine tochtir von allir sueche gesunt. (vgl. Mt 8,8; Lk 7,7) vnd da uolgit vortme also: „Vnd er ginc vort an mit em vnd em uolgete eine groze schar von luiten vnd die dranc en sere. vnd da was eyn wieb die leit smertze von dem vbirgen vluzze des blutis zwelf iar vnd hatte durch uile pine geliden von manchirleie artsten vnd hatte in artstdie allis das verzerit das sie hatte vnd ir en wart von keinen dingen hulfe sundir ie me das sie es ergir hatte. vnd do die von Jhesu irhorte do quam sie in die schar hindene vnd rurte an sien cleit.“ CRISOSTOMUS: Diz wieb was allen enden wol bekant vnd was eyn offenbar wieb von tugenden vnd dar vm so was sie blode vnd en turste nicht offenberlichen zu dem herren treten noch en turste ouch vor en komen. Dan nach der satzunge die in Moysi e was so was sie vnuletic also das sie [60vb] nimande anruren mochte. dar vm ginc sie in die schar vnd rurte en hinden. vnd des en solde sie ouch noch en turste von rechte nicht tun. vnd dar vm so wolde sie den sovm des cleidis ruren vf das sie gesunt wurde. Sundir der sovm des cleidis der en machte sie nicht gesunt sundir ire heilge gedanke den sie zu Jhesu hatte mit gantzem gelouben. vnd dar vm uolgit da: „Dan sie sprach in ir selben. ist es das ich sine cleidere anrure so werde ich gesunt von miner suche.“ THEOPHILUS: Diz wieb das ist ser mit dem gelouben begabit dan sie legete dar vf gantze hoffenunge das sie von dem sovme sinir cleidere solde gesunt werden. vnd dar vm so sach der herre iren gelouben an vnd sie wart von irer sueche gesunt. vnd da uolgit: „Vnd altzuhant vertrugete der vluz iris blutis vnd sie vulte das an irme liebe das sie gesunt was gewurden von irer smertze die sie so lange hatte gehabt.“ CRISOSTOMUS: Den luiten werden alle tugende von Cristo verlegen in alle der wise als sie irer in iren willen begern die Cristum mit gantzem cristenlicheme [61ra] gelouben anruren. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd altzuhant irkante es Jhesus in em selben das eine craft vz em was gevlozzen. vnd do er sich vmgekarte zu der schar do sprach er. wer hat mine cleidere angerurt.“ Die crefte en vlizen vz gote nicht also das sie die stat wandelen odir das sie in lieblicher wise den lazen vz dem sie vlizen. _____________ 12 iar fehlt

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dan sie sint allirdinge vnlieblich dan sie vlizen vz dem in dem sie geistlichen vnd eygenclichen bliben. vnd dar vm so vlizen sie zu etlichen vz gote vnd werden etlichen verlegen vnd en sint doch nicht buzen dem vz dem sie vlizen. Gelicher wise als es vm die kunste ist die von den meystern den lereschuleren mite geteilit werden. dan die komen in den iunger vnd doch enpirit irer der meyster nicht sundir er behelt das selbe das er vor hatte. Sundir dar vm spricht man das er in em selben irkante die craft die vz em gegangen was vf das eyn iclicher mochte vernemen das mit syme wizzende vnd nicht ane sien wizzen das wieb das heil von em [61rb] genomen hatte. Sundir er vregete. wer hat mich gerurt. dan ane die vrage wuste er wol wer en gerurt hatte. sundir er machte die vrage vf das das wieb zu em queme vnd iren gelouben da offenbar machte. vnd vf das die craft vnd das groze wundirwerc icht verstoppfit blebe vnd da mite in eyn vergezzen queme. Sundir da uolgit: „vnd sine iungere die sprachen zu em. Du sihest wol die schar das sie dich druckit vnd du sprichst wer hat mich gerurt.“ Der herre vregete in eynr wise vnd die iungere entwertten em in der andern. dan er vregete. wer hat mich gerurt das ist mit den gedanken vnd mit dem gelouben dan die dringenden schare en ruren mich nicht. dan sie en ruren mich nicht an noch mit dem gedanken noch mit dem gelouben. Sundir da volgit: „vnd er vmsach sich vnd wolde die sehen die das hatte getan.“ THEOPHILUS: Der herre wolde das wieb das en angerurt hatte anderen luiten offenbar machen durch etlicher sache willen. vnd des ersten vm das das er des wibes gelouben wolde [61va] bestetigen. vnd da nach vf das er den vursten der synagogen reyzete zu eynr stetikeit des gelouben vnd ouch zu der hoffenunge das er da sichir ane blebe das sine tochtir ane zwiuel lebene wurde da der herre personlichen hin quam so er diz wieb an sach das von irer sueche gesunt was gewurden vm das das sie sien cleit anrurte. vnd ouch vf das das wieb von der grozen vorchte vrie machte da sie inne stunt. dan sie vorchte sich sere vm das das sie irirs liebis gesuntheit dem herren hatte verstoln. vnd dar vm so uolgit das: „Sundir das wieb vorchte sich sere vnd bibete dan sie irkante das wol das das werc an ir von gote geschen was. vnd des quam sie vnd viel nidir vor sine vuze vnd sagete em alle warheit des dingis.“ BEDA: Sich nu ebene wo hin die vrage wolde gehn. dan des herren vrage meynte das em das wieb allir warheit bekente beide des das sie manche ziet vngeloubic wer gewesit vnd ouch des das sie da nach geloubic wer gewurden vnd ouch das sie in dem [61vb] gelouben von irer sweren sueche gesunt wer gewurden vnd das sie also mit dem bestetiget wurde in deme gelouben vnd ouch das da mite den anderen uolgenden luiten ein bilde wurde gegeben vf das sie in der selben wise ouch in den gelouben treten vnd weren der selben gnade hoffende. Da uolgit: „abir

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er sprach zu ir. tochtir dien geloube der hat dich selk gemachit. ganc in vride vnd wiz gesunt von diner smertze.“ Der herre en sprach nicht zu disem wibe. dien geloube der wirt dich nach disir ziet selk machen. sundir er sprach. er hat dich selk gemachit. als ob er spreche. Jn der stunde do du geloubic wurdist do waris du alzuhant selk. CRISOSTOMUS: Sich der herre nennit diz wieb das da gesunt ist gewurden. tochtir. vm das das sie uolkomenen gelouben hatte. dan der geloube der ist eyn orsache das der mensche ein sun odir eine tochtir gotis wirt. THEOPHILUS: Sundir der herre spricht zu ir „ganc in dem vride“ das ist vz allir vnrue in die [62ra] rue. als ob er spreche. ganc nu vnd rue vnd habe gemach dan bes her an dise ziet so hastu in grozem vngemache vnd in vnrue vnd in angst dinis liebis gewesit. CRISOSTOMUS: Odir er spricht vmme das. ganc in dem vride. das er wolde sie senden da mite in das ende allir guten werc. dan der ewige got der wonit selbir in dem vride als der prophete von em bezuiget vnd da mite gibit der herre vns zu irkennen das diz wieb nicht alleine von dem herren gesunt wart an dem liebe sundir ouch von allen dingen die ir da zu eyne orsache waren das sie in die sueche quam vnd da inne so lange enthalden wart vnd das waren die sunde. von den sie ouch allirdinge gewandilt wart. JERONIMUS: Geistlichen. Nach alle disen dingen die an disem wiebe geschen waren do quam Yairus der vurste der synagogen. dan nach des apostels rede so alle die gantze volkomenheit der Heiden in den gelouben wirt treten so wirt da nach alle das israhelische uolk selic. (Röm 11,25f.) [62rb] Dan Yairus ist so uile als eyn irluchtender odir eynr der irluchtit ist. vnd wil vns geben zu vernemen das iudische volk. dan do das den schaten des buchstabis der alden e ab gelegete do wart des alden volkis geist mit dem lichte gotlichis bekennens irluchtit vnd irluchtte ouch vortme die anderen mit bekennende des selben lichtis. vnd do es die warheit irkante do vil es vor gotis vuze nidir an die erde. das ist. es demutigete sich vor das uleisch mit dem sich das gotliche wort vereynit hatte. vnde da nach do bat es vor die tochtir. dan so em der mensche itzunt selbir in gotis dinste lebit so machit er ane rue ouch andire luite als vil als es an em ist in deme selben lebene volkomen vf das got an allen ceaturen gelobit vnd geerit werde. Dan Abraham der alde patriarcha vnd Moyses der geber der alden e vnd Samuel der getruwe prophete die baten vor das tote uolk vnd der herre enpfinc ire gebet vnd wolde sie vor das uolk irhoren. BEDA: Do der herre wandirte zu der iunc[62va]vrouwen die des vursten synagogen tochtir was vf das er sie von dem tode irquicte. do wart er von der schar des uolkis gedrungen. _____________ 23 der Heiden] der Vriel Heiden

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Dan do er dem iudischen uolke die manunge sinis ewigen heilis wold geben do wart er von der alden gewonheit der sunde die das iudische uolk an em hatte vnd nicht lazen en wolde sere beswerit. Sundir bi dem wibe die den vluz des blutis hatte so ist die besamte kirche vz der heidenischen diet bezeichent. dan bie dem vluzze des blutis mac man bilchen vernemen das blut da sie mite besmitzt waren in dem dinste der valschen abgote den sie dinten mit vlize also das sie von dem waren gote nicht en hilden. vnd ouch so waren sie mit allir lust in dem blute vnd in dem vleische vervlizzen also das sie vf den geist noch vf eyn geistlich leben nicht en trachten. Sundir do die heidenische diet das irkante das die iudische art da von selk begunde zu werden das sie das wort gotis in Cristi predigate enpfinc. do wolde das volk vorkomen vnd wolde dem iudische uolke ire [62vb] gelobte heil das en durch Moysen gelobit was benemen vnd benam es em ouch mit stetir hoffenunge die es zu der selkeit truc. THEOPHILUS: Odir bie disme wibe die so swerlichen den vluz des blutis leit so sal man vernemen die mensliche nature die vor der zukumft des herren so swerlichen vervlozzen was in die sunde die ire sele versneit in den tot vnd totte sie ane allirleie hoffenunge widir zukerende. vnde das wieb vnd ire suche was von uile wisen ersten angesehen vnd gemerkit. dan alle die alden wisen meystere disir werlde die hatten diz sieche wieb vndir der grozen suche irkant vnd en mochte doch nicht von alle den meystern beide der alden e vnd ouch der propheten mit nichte von disir sueche hulfe irkrigen. Sundir alzuhant do Jhesus Cristus in sine menscheit quam vnd sie den sovm sinis cleidis anrurte. das ist do sie geloubte das er eyn warer got vnd eyn warer mensche an dem vleische were do wart diz sieche wieb alzuhant gesunt. Dan swer da [63ra] geloubit des ane zwiuel das der ewige gotis sun durch des menschen verlust willen von der reynen mait eyn vnbewollen uleisch in der ziet an sich nam der rurit den sovm von Cristi cleide an. BEDA: An der selben stat da eyn geloubic wieb Jhesum den herren anrurte da dringit en die schar der gantzen diet. Dan gelichir wise als Jhesus von eyme gutin hertzen das in der geloubigen kirchen stet alleine angerurt wirt. also wirt er ouch von alle dem vngelouben den die ketzere in manchvaldigen ketzerien vben. vnd von den vnreynen sunden die die sundere in iren bosin sitten vben bedruckit vnd beswerit. Sundir die besamte schar vz der heidenischen diet die quam von hinden zu em. dan sie en irkante den herren keginwerticlichen an dem vleische nicht. sundir do die sacramente syner heilgen menscheit itzunt irgangen waren do quam alrerst das uolk zu dem gelouben. vnd dar vm so das heydenische uolk in der wise selk wolde werden von sinen sunden das es die sacramente der [63rb] menscheit vnd ouch der gotheit mit gant-

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zeme gelouben wolde anruren so geschach em rechte als disem wibe dem der burn des vlizenden blutis vertrugete. Dan do wart das uolk von sinen sunden gereyniget do es den sovm syner cleidere anrurte das ist do es an sine menscheit vollenkomelichen geloubite. Sundir der herre sach vm vnd wold die sehen die das getan hatte. dan alle die die er mit synen gnaden selk wil machen die wil er besehen mit den ougen sinir barmhertzikeit. vnd sie sullen en widir anschouwen mit den ougen der eynueldikeit vnd warer minne.

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Abir do er dennoch dise wort gesprach do quamen sie zu dem vursten der synagogen sprechende. Dine tochtir die ist tot was muestu dan vortme den meystir. (Mk 5,35) Sundir do Jhesus das wort irhorte das man da sprach do sprach er zu dem vursten der synagogen. En vorchte dich nicht sundir geloube alleine. (36) vnd do en wold er nicht gestaten das ymant volgete sundir alleine Petrus Jacobus vnd Johannes der des selben Jacobi brudir [63va] was. (37) vnd quamen in das huez des vursten der syngagogen vnd sagen da eyn groz gewerre von den gesamten luiten. vnd sie weynten vnd clageten mit hulende sere. (38) vnd des ginc er in das huez vnd sprach zu en. was betrubit ir uch vnd was weynit ir. die iuncvrouwe en ist nicht tot sundir sie slefit. (39) vnd do belachten sie en. abir da nach do er sie alle vzgetreib do nam er zu em den vatir vnd die mutir der iuncvrouwen vnd die die mit em waren vnd gingen in das gemach da die iuncvrouwe was legende (40) vnd do haldende die hant der iuncvrouwen. vnd sprach zu ir. Thabita cumi. das ist so uile gesprochen als. iuncvrouwe ich sage dir stant vf. (41) vnd do irstunt die iuncvrouwe alzuhant vnd wandirte. sundir die iuncvrouwe was von zwelf iaren. vnd des irschraken sie vnd waren alle in grozir angst. (42) vnd vbir das so gebot er en mit eyme ernste vf das es nimant solde wizzen. vnd do gebot er das man ir zezzen solde geben. (43) THEOPHILUS: Alle die die da bie dem vursten der sy[63vb]nagogen waren die wolden wenen das Cristus eyn prophete were odir eynr vz den propheten. vnd das er vbir die iuncvrouwen wurde komen die da tot lac vnd wurde beten als die alden propheten teten. Sundir vm das so sie sagen das sie itzunt den geist von ir hatte gelazen so vermuten sie sich des das synir zukumft nicht not en were. vnd dar vm spricht man: „Vnd do er dennoch die wort rette do quamen sie zu dem vursten der synagogen sprechende. Dine tochtir die ist tot. vnd dar vm was muestu dan den _____________ 23 cumi] tium Vulgata: Talitha cumi, Thomas: Thabitha cumi

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meyster.“ Sundir Jhesus der hilt den vatir der iuncvrouwen da zu das er stete an dem gelouben blebe vnd mit nichte en zwiuelte. vnd das uolgit: „Sundir do Jhesus das wort irhorte das man da sprach. do sprach er zu dem vursten der synagogen. Du en salt dich nicht vorchten sundir wis alleine stete an dem gelouben.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Man botschaften das sine tochtir tot were vnd wolde da mite die gnade hin[64ra]dern die der herre an der totin iuncvrouwen mochte bewisen das do der meystir vbir das gekomen were. es en wer dan das em der vurste der synagogen dar an geuolgic mit syme gebete were gewesit das er ouch zu der totin iuncvrouwen queme. Sundir da bie das der herre zu em sprach: „En uorchte dich nicht sundir geloube alleine.“ da mite so en wil er en nicht als eynen vngeloubigen zwiueler strafen sundir er wolde en mit dem spruche me in dem gelouben bestetigen. abir were das das der ewangeliste mit syme spruche das hette betrachtit das das wort der vurste der syngagogen hette gesprochen das die sprachen die vz syme huse quamen das man von der ziet den meystir nicht muen en solde dan die iuncvrouwe die were tot so straften die wort sinen gedanken. vnde sundirlichen die wort die Matheus hat gesatzt so er spricht das disir vurste der synagogen zu Jhesu queme vnd spreche das die iuncvrouwe tot vnde ane geist des lebens were. (Mt 9,18) 1) Sundir da uolgit: [64rb] „vnd sie quamen in des vursten der synagogen huez vnd do sie irsagen das vngevuge geberde das man da treib vnd die andern weynende vnd die andern irclageten sich da mit hulene.“ CRISOSTOMUS: Sundir er gebot der luet das sie mit vngeberde nicht weynen en solden als ob die iuncvrouwe tot were so sie nicht tot en was sundir sie was slafende. vnd da uolgit: „Vnd do er in das huez geginc do sprach er zu en. was betrubit ir vch vnd wor vm weynit ir dan die iuncvrouwe die en ist nicht tot sundir sie slefit.“ JERONIMUS: Die dinere sinis husis die botschaften dem vursten der synagogen sprechende zu em. Dine tochtir die ist tot. Sundir Jhesus sprach da widir. Sie en ist nicht tot sundir sie ist entslafen. vnd die spruche beide die die dinere sprachen vnd ouch den Jhesus sprach die sint beide war dan sie was von naturen tot. abir der herre meynte es also. alleine das sie uch tot ist so slefit sie doch mir. BEDA: Die iuncvrouwe des vursten der synagogen _____________ 6 Augustinus de Cons. Evang. 7 mite die] mite bewisen die dem biblischen Text, s. 116,13 – 15.

1) Mk 5,37 aus

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tochtir die was werlichen den luiten tot dan sie en mochten irer [64va] nicht widir von dem tode irwecken. sundir sie slief gote in des vorsichtikeit die sele vollenkomelichen lebete. vnd das vleisch ruete em dan er wolde es mit synen gnaden irwecken. vnd dar vm so ist der gemeyne sitte bie den cristenen luiten gebliben das man spricht das die todin slafende bliben. dan wir sint des gewiz ane zwiuel das sie von dem slafe vfirstehn wellen. (1 Thess 4,14) so sie der herre von dem slafe irwecken wirt. Sundir da nach volgit: „vnd sie belachten en.“ THEOPHILUS: Sie belachten en als den der keine macht da zu en hette das er die totin iuncvrouwe vf von dem tode mochte irwecken vnd ouch als den der itzunt syne craft almetalle hatte verzerit vnd vortme dem dinge nicht getun en mochte. vnde also gaben sie eynen gezuk widir sich selben vnd bezuigeten das das sie werlichen tot were. vnd ob er sie dan irwecte das er werlichen eynen todin menschen hette irwackit. vnd das da von das wundirwerk als uile die grozir wurde das nicht ein sicher gesunt gemachit were sundir eyn totir von [64vb] dem tode irstanden were. BEDA: Vm das das sie das wort der vfirstende wolden verspottende belachen so werden sie billich buzen der vfirstende beslozzen. dan in die vfirstende en kumt nimant es en sie dan das er an Cristum geloube das er war got vnd war mensche sie. Dan dar vm das die Juden des wolden loiken das in Cristo keine gotliche macht en were in der er den todin menschen mochte von dem tode irwecken dar vm so verlorn sie das das sie der heymelikeit der vfirstende nicht irkanten. vnd dar vm so uolgit da: „Sundir do er sie alle vz getreib do nam er zu em den vatir vnd die mutir der iuncvrouwen vnd ouch die die mit em waren vnd gingen in den gadem da die iuncvrouwe tot inne lac.“ CRISOSTOMUS: Das tet er vf das er alle hochvertic bewisen en beneme dar vm so en wolde er irer alle nicht mitenemen sundir die alleine die da benant sint. Sundir vf das er nach den gezieten eynen volkomenen gezuic der dinge mochte gehaben so nam er die drie wirdigisten [65ra] iungere vz den anderen Petrum Jacobum vnde Johannem. dan sie solden eynen gezuic geben vbir das werc das gotlichir craft alleine zugehorte. vnd da zu nam er den vursten der synagogen der der iuncvrouwen vatir was vnd ouch ire mutir als die der da in der sache not was vnd den der tochtir tot allir nehist ginc. vnd do bewisete er das werc das vbir mensliche craft was. dan mit dem anrurnde syner hant vnd mit deme worte sinis mundis so machte er die iuncvrouwe gesunt. Da uolgit: „Sundir er hilt der iuncvrouwen hant vnde sprach zu ir. tabita cumi das ist so uile in der vzlegunge gesprochen als iuncvrouwe ich sage dir. Stant vf.“ Sich welch eine minsamme vruntliche hant hatte Jhe_____________ 39 cumi] cuim

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sus. dan sie was so creftic das sie das leben mochte geben da keins en was. vnd dar vm so machte sie den totin licham der iuncvrouwen widir leben. Sundir ouch so wart die slafende mayt irwact mit sinir stimme. vnd dar vm volgit da: „Vnd alzuhant do irstunt die iuncvrowe vf vnd wandirte.“ [65rb] JERONIMUS: Von dem guten sitten des vzlegenis die mochte eyn vnsinnic mensche den ewangelisten vm eyne lugene strafen vm das das er vzlegende vnd das werc des herren beschribende zugesatzt hat zu des herren wortin das der herre nicht en sprach. Dan in dem hebreischen ist tabita cumi in sinir vzlegunge als uile gesprochen als. iuncvrouwe stant vf. vnd der ewangeliste setzt das zu. Juncvrouwe ich sage dir stant vf. Sundir man sal hie wizzen das der ewangeliste das tut vf das er gantz offinbarn mochte die meynunge des herren der sie zu dem lebene lut vnd gebot ir das sie vfstunde. vnd da volgit: „Sundir die iuncvrouwe was zwelf iar alt.“ DIE GLOSE: Disen gantzen spruch hat ouch der ewangeliste zugesatzt vf das er da mite bewisete das die iuncvrouwe so gutis aldirs were das sie wanderen mochte. Dan in dem das sie zuhant nach der irweckunge wandirte so wirt es allen luiten offinbar das sie nicht alleine von dem tode zu dem lebene irquickit were sundir das sie ouch allirdinge vollenkomelichen von allir sueche gesunt gewurden were. vnd da volgit: [65va] „vnd des irschraken sie alle mit grozem wundere. vnd er gebot es en in synis geistis hitze das es ymant von en solde wizzen. vnd er hiez das man ir zezzen gebe.“ CRISOSTOMUS: Das tete er vm das das es ouch schien wurde das sie werlichen vnd nicht in eyme valschbewisenden schine von dem tode vf irwact were. BEDA: Sundir man sal geistlichen wizzen das alzuhant do das wieb von dem vbirgen vluzze des blutis von dem herren gesunt gemachit was do wart die tochtir des vursten der synagogen tot gebotschaftit. Dan do die kirche die vz dem heidenischen uolke zusamne gelesen was von der besmitzunge irer sunde gereynigit wart vnd vm uolkomenheit des gelouben eyne tochtir genant wart do wart ouch alzuhant die synagoge bereit vnd loste sich von dem grimme iris vngelouben vnd iris nidis. von dem vngelouben. dan da mite bewisete das die iudische diet an Cristum nicht gelouben en wolde. vnd ouch von dem nide dan sie neyt das swerlichen das das heidenische uolk an Cristi gelouben trat vnd das em geschanct wart [65vb] das wort des ewigen heilis. vnd das do die boten widir den vursten der synagogen sprachen. wor vm muestu nu den meyster vortme. das wort wirt noch hute an disme tage von manchen luiten gesprochen die den stat der synagogen so gantz sehen von gote vndirwegen gelazen also das sie allirdinge dar an verzwiueln das er zu em _____________ 5 Hieronymus de optimo genere Interpret. 9 cumi] tuim

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selber ymmir moge widirkomen vnd selk werden. vnd dar vm so vermuten sie sich des das man den herren vm der synagogen irweckunge nicht me durfe bitten. Sundir ist es das der vurste der synagogen das ist die gantze trucht der lerere der alden e in den gelouben wellen treten vnd geloubic werden so wirt ouch mit en die gantze vndirtenige synagoge selk. dan so die hohesten in den gelouben treten so werden die nidirsten alle uolgen. Sundir vm das das in disir ziet die alde synagoge die vroide der gotlichen ynwonunge iemerlichen verlorn hat durch der bosheit willen iris vngelouben so liet sie rechte vndir den die da weynen vnd iemerlichen hulen als die tote tochtir des vursten der sy[66ra]nagogen. Sundir do der herre der iuncvrouwen hant an greif vnd die hilt do irwacte sie der herre von dem tode. Dan es en gesche dan das di hende der iudischen luet alrerst von dem blute gereyniget werden des sie allirdinge vol sint so en mac die tode synagoge mit nichte von dem geistlichen tode irstehn. Sundir so er sie mit syner stimmen heizet vfstehn vnd wandern da mite so wil er bewisen das so dise iuncvrouwe das ist die synagoge widir zu dem lebene kumt so wirt der gantzen menscheit eyn leben entstehn vnd eyn heil. vnd das heil ist also von dem herren in sinir vorsichtikeit enthalden das alrerst etliche Juden vz dem israhelischen stamme zu dem gelouben komen werden. vnd da nach so wirt die gantze uolkomenheit das ist das gantze uolk der Heiden in den gelouben treten. vnd also dan so wirt alle Jsrahel selk das ist alle die iudische diet. (Röm 11,25f.) Sundir man muz ouch hie merken das die iuncvrouwe zwelf iar alt was. vnd das wieb hatte ouch an irer suche zwelf iar geliden. dan die sunde der vngeloubigen luite die be[66rb]gunne sich zu hant zu bewisen in dem beginne do die geloubigen luite den gelouben an sich namen. vnd dar vm spricht man. Abraham der geloubte gote vnd es wart em geachtit zu eynr gerechtkeit. (Gen 15,6) GREGORIUS in dem virden buche vf Job: Der Heilant vnsir herre Jhesus Cristus der irwacte die todin in synir heilgen menscheit. die iuncvrouwe des vursten der synagogen tochtir in dem huse. sundir den iungelinc vzwendic der pfortin zu naim vor der stat vnd Lazarum den irwacte er vz der todin grabe. vnd bie den drierleie todin so sint drierleie sundere bezeichent. Dan der mensche liet dennoch in dem huse vnd ist tot der dennoch in den sunden heymelichen lebit also das es nimant en weiz. Sundir der mensche wirt itzunt tot vz der pforten getragen des bosheit itzunt so gar vnbedact ist das er in eyn offinbar bekennen der luite gekomen ist. Sundir der mensche wirt mit dem houfe der erden bedruct der in deme begencnizze synir vntugent mit gewonheit vnd mit _____________ 30 Gregorius Moralium

Auferweckung der Tochter des Jaïrus

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sitten bedruckit liet. BEDA: Man sal hie ouch pruuelichen merken das den luiten die geringen vnd die tegelichis irrungen [66va] mit geringer hulfe der buze mogen widir in den rechten stat komen das sie von dem ewigen gote vergeben werden vnd die sele von der sueche gesunt wirt. vnd dar vm do der herre die iuncvrouwe in eyme beslozzenem gemache vant legen do wacte er sie vz dem slafe mit eynr geringen stimme die von wenic luiten gehort wart sprechende zu ir. Juncvrouwe stant vf. vnd sie wart em zuhant gehorsam vnd tete als er wolde. abir vf das Lazarus der itzunt vir tage tot was gewesit (Joh 11,17) durch die slozze des grabis mochte gebrechen vnd vrie von den banden werden so bram er in dem geiste vnd betrupte sich selbir (Joh 11,33) vnd vergoz die trene vz sinen ougen. (Joh 11,35) Dan ie der tot der selen swerer wirt von bosir gewonheit vnd von bosin sitten odir ouch von dem verkarten willen da der mensche mit vreuele widir got sundiget ie des me not ist das man dem menschen mit scherfer buze zusehe. vnd ouch als uile me muz die hitze synis geistis enprant sien in begerunge der barmherzikeit des herren der sie alleine mit synir hulfe tilgen mac. Sundir vbir das so sal man wizzen das der offinbare gebre[66vb]che der muz von not eyne offinbare buze der gnaden haben. vnd dar vm do der herre Lazarum vz dem todingrabe hervor zu em lut do wart der luet synir stimme alle dem uolke das da vmmestunt kunt vnd offinbar. (Joh 11,43) Dan die geringe sunde die sal alleine eine geringe buze von gotis hulfe tilgen vnd dar vm so hiez der herre die iuncvrouwe von dem tode irstehn vnd nam wenic gezuige vbir das wundirwerk dan die groze luet die wart vzgewurfen vf das die iuncvrouwe mochte irstehn. vnd wart ouch den selben verbotin di da keginwertic waren vf das sie es ymande soldin offinbaren. abir das die schar besiten getriben wart do die iuncvrouwe von dem tode irwackit wart da wirt mite bezeiget das en sie dan das alrerst die vnnutze luet werltlicher dinge vnd ouch der sorge vz dem hertzen besiet getriben werde vz dem heymelichen grunde des hertzen. so muz die sele di da ynwendic tot liet alle ziet also bliben vnde von dem tode mit nichte irstehn vnd das leben widirnemen. abir das was ouch bilchen [67ra] das nach der ziet do die iuncvrouwe von dem tode von gotis gebote irstunt das sie do wandirte. Dan so die sele vfirsteht vnd irwackit wirt von den sunden so en sal sie nicht alleine von der vnuletikeit der sunde gesuuert werden sundir sie sal ouch mit vlize an allen gutin werken zunemen. vnd da nach so ist es ir danne not das sie gespisit werde das ist das sie gesetit werde mit dem himelischen brote vf das sie des gotlichen wortis vnd der samnunge des heilgen altirs teilhaft werde.

Diz ist das sechste capitil. Die Ablehnung Jesu in seiner Heimat

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Vnd do Jhesus abir von dannen vzgeginc do ginc er in sien lant vnd sine iungere die volgeten em. (Mk 6,1) vnd [67rb] do es sunnabent gewart do begunde er in irer synagogen zu leren. vnd irer uile do sie das irhorten do namen sie grozen wundir an sinir lere sprechende. vnde von weme komen diseme alle dise dinc vnd welchirleie ist dise wiesheit die disme gegeben ist. vnd alsogetane tugende die durch sine hende geschen. (2) vnd en ist es nicht diz der smit Marie sun Jacobi brudir vnd Josephs vnd Jude vnd Symonis. vnd sint doch ouch sine geswesteren hie mit vns. vnd sie ergirten sich an em. (3) vnd do sprach Jhesus zu en. Dan es en ist kein prophete ane ere dan in sime lande. vnd in sime geslechte. vnd in sime huse. (4) vnde er en mochte da keine tugent an zeichenen gewirken sundir wenic siecher luite machte er gesunt also das er sine hende vf sie legete. (5) vnd er stunt in grozme wundere durch iris vngelouben willen. (6a) THEOPHILUS: Nach den wundirwerken die da vor geschen sint so wendit sich der herre widir vmme vnd kumt abir in sien uetirliche lant. vnd doch wie er das mit vorsichtikeit irkante das sie en wurden versmehen. [67va] Sundir er tete es vm das vf das sie icht in eynr entschuldigunge mochten sprechen zu em. werestu gekomen zu vns vnde hettis dine wundirwerc vor vns gewurcht so hette wir ane zwiuel an dich geloubit. vnd dar vm so spricht man hie: „Vnd do Jhesus abir von dannen vzgeginc do ginc er widir in sinis vatir lant vnd sine iungere die uolgeten em nach.“ BEDA: Der ewangeliste heizet hie Nazareth sien vetirliche lant dan der herre was in der stat irnerit von kinde. Sundir hie mac man merken wie groze blintheit das in den von Nazareth was das sie den versmeheten durch das alleine das sie sien mensliche adil irkanten so sie en doch werlichen bilchen ane allirleie zwiuel mochten vor eynen waren Cristum halden. beide durch bewisunge willen sinir wort vnde ouch sinir werke. Dan da uolgit: „vnd do es sunnabent gewart do begunde er in der synagogen zu leren. vnd irer uile do sie das irhorten do namen sie grozin wundir in sinir lere sprechende. vnd von wanne komen disme _____________ 8 ist fehlt smit = Schmied, Zimmermann

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alle dise dinc vnd welchirleie ist dise wiesheit die disme gege[67vb]ben ist vnd alsogetane tugende die durch sine hende gewurcht werden.“ vnd das sprachen sie dar vm dan sie merketen groze wiesheit die vbir menslich begrifen was in sinir lere. Sie pruueten ouch groze crefte vnd tugende in synen wundirwerken die er tete. dan er machte manchen cranken menschen von sinir sueche gesunt. Da uolgit: „vnd en ist nicht disir der smit Marie sun.“ (Mt 13,55) JERONIMUS: Sich wie hie Jhesus eyns smidis sun wirt genant. dan vorwar er ist des smidis sun der den morgenrot gesmidit hat vnd ouch die sunne das ist die erste kirche vnd ouch die nachuolgende. Dan in der zweir kirchen figure so wart das wieb von dem vbirigem vlusse des blutis gereynigit vnde die iuncvrouwe von dem tode irwact. BEDA: Alleine das man mensliche dinc mit nichte en sal noch en mac gotlichen dingen gelichen so blibit doch zwischen en beiden alsulch eyn adil das eyns des andern figure mac gesien. Dan Cristi vatir der wirkit in dem geiste vnd ouch in dem vuere. Da uolgit: „Jacobi brudir vnd Jo[68ra]sephs vnd Symonis vnd Jude.“ Sie bezuigen das hie das der herre brudere vnd geswestern hatte. abir die en sint doch nicht Josephs vnd Marie kindere gewesit als es der ketzere vngelouben wellen vnd wenen. Sundir man sal an disme spruche den sitten der schrift merken. Dan di schrift die en heizet die alleine nicht gebrudere die von eyme vatire odir von eynr mutir geborn sint sundir ouch die die da von mageschaft des blutis neuen sint vnd also sal man es ouch alhie vernemen. Dan die man hie sine brudere heizet die waren sine neuen. vnd in alsulcher schicht so werden die zwene Abraham vnd Lot gebrudere genant (Gen 13,8) so sie doch noch von eyme vatire noch ouch von eynr mutir geborn waren. Sundir da uolgit: „vnd sie ergerten sich an em.“ Die ergerunge der Juden vnd ouch ire irrunge die die Juden widir Cristum hilden die han vnsir heil vnd vnsire selikeit gewurcht. vnd sie sint ouch der ketzere vertumnizze gewesit. Dan die Juden die irkanten den herren Jhesum Cristum also uerre das sie in vnwirdikeit eynen smit vnd eynis [68rb] smidis sun nanten. vnd da uolgit: „Vnde do sprach Jhesus zu en. Dan da en ist nirne der prophete ane ere dan in sinis vatir lande vnd in sime nehesten geslechte vnd in sinis vatir huse.“ Sundir das vnsir herre Jhesus Cristus eyn profete sie in den schriften der e genant das bezuiget Moyses mit sinir bewerunge so er die zukumftige ynuleischunge die die gotheit mit der vereynunge der menscheit tete den israhelischen kinderen vorwiessagite vnd sprach. Got uwer herre der wirt uch eynen propheten irwecken vz uweren brudern vnd dem sullit ir horin em ge-

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horsam zu sien als mir. (Dtn 18,15) Sundir da so en ist vnsir herre nicht alleine in sime vetirlichen lande versmehit so er doch eyn herre allir prophetin ist sundir ouch Helias vnd alle die anderen propheten die wurden minre in iren eigenen stetin gehalden dan in vremden. Das es ist volnach bie der naturlichen wise das die burgere ire eygene stat burgere hazzen vnd niden. dan sie en wellen ire pruuen nicht an die keginwertigen werk des mannis legen wie kreftic vnd wie tugentsam die sint. sundir sie ge[68va]denken an die cranke iugent wie swach die gewesit sie. JERONIMUS: Das geschiet dicke das des menschen krancheit an dem adile ist gewesit vnd ouch em da nach wirt verwizzen. als da geschriben ist in der kunige buche. das man zu Dauid spreche. wer ist der Ysai sun. (1 Sam [2 Reg] 25,10) Sundir doch so sihet der herre die demutigen dinc an mit den ougen synir wolbehelikeit. vnd die hochen dinge die irkennit er von verrens. THEOPHILUS: Vnd ist es ouch wol das eyn prophete edile vnd wol geborne vrunde hat so werden die vrunde des propheten doch von den burgern gehazzit vnde da mite so enteren sie ouch den propheten. Da uolgit: „Sundir er en mochte da keine tugent bewisen noch sine craft mit nichte geuben. dan er legete sine hant vf wenic siechen vnd machte sie gesunt.“ abir da man spricht: „er en mochte da keine tugent gewirken“ das sal man also vernemen das sie von em keyne craft mochten enpfahen nicht vm das das er vnmechtic were er en hette sie wol gewurcht sundir sie waren vngeloubic vnd dar vm en mochten sie irer nicht enpfahen. [68vb] Abir dar vm en wurchte er da keine tugende dan er wolde irer da mite schonen vf das sie kegin gote icht grozerer strafunge schuldic wurden vm das sie sinen wundirwerken noch ouch sinir lere nicht en geloubten. Odir andirs. Dan so man wundirwerk wirken sal so muzen von not zwei dinc vbir eyn komen. das eyne ist die craft des meysters der sie wirken sal. vnd das andire ist der geloube die sie enpfahen sullen. vnd des gelouben gebrach da in en allirdinge. vnd dar vm so en wolde da Jhesus keine zeichene tun vnd dar vm uolgit da: „Vnd es nam em wundir durch iris vngelouben willen.“ BEDA: Em en nam des vngelouben nicht wundir als ob er en vnbekant odir vnwonlich vor wer gewesit. dan er irkennit alle dinc e dan sie geschen. sundir der die grundelosikeit iris hertzen irkante der wold es allen luiten wundirlich kundigen das er an em selben vor allir luite ougen wundirlich bewisete. vnd dar vm so muz hie bilchen der Juden blintheit eyme iclichen menschen in eynen wundir vallen. dan sie en [69ra] wolden iren eigenen propheten nicht gelouben das sie von gote sprachen. vnd ouch so machten sie es vndir en selben das Cristo nimant en solde

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gelouben. do er itzunt in deme uleische geborn was. Sundir geistlicher wise so wirt Jhesus in sime huse versmehit vnde ouch in sime vetirlichen lande so er vndir dem iudischen uolke mit versmehunge wirt verwurfen. vnd da so wurchte er doch etliche zeichen sundir doch so was irer wenic. vf das sie icht allirdinge an den sunden entschuldiget bleben. Sundir er wirkit noch alle tage grozere wundirwerc vndir dem heidenischen uolke. vnd nicht alleine an dem das er ire lichame von krancheit gesunt machte. sundir an dem das er die selen losit mit synir gotlichen gewalt von alleme sochende der sunde vnd machit sie wirdige kindere sinis ewigen lebenis.

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Vnd do ginc Jhesus die castelle vmme vnd vmmelernde. (Mk 6,6b) vnd do lut er zu em die zwelf iungere vnd begunde sie zu senden zwene vnd zwene. vnd gab en gewalt der vnuletigen geiste. (7) vnd [69rb] gebot en das sie ichtisicht nemen dan alleine die rute. nicht eyne tasche noch brot noch ouch ere in iren sovmen. (8) sundir ire vuze solden mit sandalien geschuet sien. vnd ouch das sie icht zwene rocke an sich cleideten. (9) vnd er sprach zu en. wo ir hin komit vnd in welch huez ir geht da sullit ir inne bliben bes das ir von dannen widir vzgegeht. (10) vnd welche vch nicht werden enpfahen vnde ouch vch nicht werden horen so ir widir von dannen vzgeht so sullit ir den stoup von uweren vuzen cloppfen widir die zu eyme gezucnizze. (11) vnd des gingen sie vz vnd predigeten vf das sie buze begingen. (12) vnd sie wurfen uile tuuele vz vnd sie salbeten ouch mit dem olei uile sochender luite. vnd die wurden gesunt von iren suechen. (13) THEOPHILUS: Man sal hie merken das der herre nicht alleine in grozen steten predigete sundir ouch in cleynen castellen vnd in wicbilden vf das wir da mite des wise wurden das wir cleine vnd demutige dinc nicht en solden versmehen noch ouch alle wege groze stete suchen so wir wellen predigen. sundir das wir ouch in snoden gewigen [69va] vnd ouch in verwurfenen stetin das wort gotis sullen sehen. vnd dar vm so spricht man: „vnd er vmmeginc die castelle vm vnd vmmelernde.“ BEDA: Der minsame libliche herre Jhesus Cristus vnsir meyster der en vergunde es sinen iungeren nicht sundir er teilte es ane nyet in sie das sie syne gotlichen crefte nemen gelicher wise als er mit gotlicher gewalt allir cranken luite sochen vnd alle swere suechen hatte geheilit das sie ouch das selbe mochten getun in der gewalt die er en verlege. vnd dar _____________ 1 geborn] geborm

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vm uolgit da: „Vnd er lut die zwelue zusamne vnd begunde sie zwene vnd zwene zusenden vnd gab en gewalt vbir die vnuletigen geiste.“ Sundir man muz hie eine groze vndirscheit merken zwischen dem das man nimt vnd dem das man verlieget. Dan swas der tut der die gewalt nimt der tut es in sinis herren craft der em die gewalt verlieget. abir iene die bekennen in alle iren werken die sie tun irer eigenen krancheit vnd der gewaldigen craft des herren sprechende. Jn dem namen Jhesu stant vf vnd wandere. (Apg 3,6) THEOFILUS: Der herre der sendit zwene vnd zwene apostele zusamne vf das sie [69vb] zu allen tugentsamen werken die bereiter weren. Dan als ecclesiastes das ist Salomon spricht. so ist es bezzir das zwei zusamne gesamt sint dan eynr alleine. (Koh 4,9) Sundir wer das er irer me dan zwene mit enandir gesant hette so hette em an der zal gebrochen dan er en hette in uile castelle nimant mocht senden vnd die weren ane predigat gebleben. GREGORIUS in der omelie: Der herre wold ouch zwene iungere besamt mit enandern zu predigen von em vzsenden. dan da sint zwei gebot dem menschen in der e von der libe gegeben. eyns das man got lib haben sal vnde ouch das man den nehesten in gote minnen sal. dan die libe en mac mit nichte nach irem werde andirs gehalden werden vnd minr luiten dan vndir zwen. vnde da mite so wil vns der herre kunt tun das der mensche mit nichte das amt der predigate an sich nemen en sal der uolkomene libe zu sime nehesten nicht en hat. Sundir da nach uolgit: „vnd er gebot en vf das sie icht mit en vf den wec nemen dan die rute alleine. Nicht eine tasche noch brot noch ere in iren [70ra] soumen sundir ire vuze solden geschuet sien mit sandalien vnd ouch so en solden sie sich in zwene rocke nicht kleiden.“ BEDA: Eyn iclich prediger der sal so groze hoffenunge an got legen ane zwiuel mit kunheit das er das sichirlichen wizzen sal das em keinr spise zu synis liebis notdurft nicht enprechen en mac vnd ob er sich da mite mit keinr vorsichtikeit bekummirt en habe. vf das sien hertze die vrier ste vnbekummirt von zietlichen dingen. vnd das er geistlicher vnd ewiger dinge die baz gewarten moge. CRISOSTOMUS: Das gebot gab ouch en der herre vf das sie das an irme gewete mochten vzwendic bewisen wie verre das sie von allir begerunge vnde lust der riechtume von iris hertzen wegen gesatzt weren. THEOPHILUS: Er wolde ouch sie da mite leren das sie nicht libhabere der gaben solden werden vnd das sie ouch nicht vm gabe solden predigen vf das en eyn iclicher uolgete der es sege das sie das ermute mit dem munde predigeten vnd ouch an uolbrengunge der werke hilden. [70rb] so das von en gesehen wurde das _____________ 10 ecclesiastes hebr. qahal (Kohelet), griech. ekklesia, Sprecher, Prediger in der Gemeindeversammlung oder Versammler, Lehrer 15 Gregorius in Evang.

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die apostele keinrleie zietlich gut en hetten. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Odir vm das das der herre alzuhant als Matheus wil nach disen reden zu sinen iungern sprach. Der erbeiter ist synir spise wert. (Mt 10,10) vnde in dem spruche so hat es der herre genuc bewisit wor vm das er des nicht en wolde das sie keinrleie irdische dinc solden in irer gewalt besitzen. vnd das tete der herre dar vm nicht das sine iungere an der spise not leden das sie ire naturliche leben mite enthalden mosten. sundir er sante sie dar vm in alsulchir wise von em vf das er bewisete das en die geloubigen luite allir zietlichen notdurft pflichtic weren zu geben den sie von gotis gebote das ewangelium solden kundigen. vnd da mite so en wil der herre synen aposteln nicht gebiten. das die die das ewangelium predigen sullen nirne andirswo von leben en sullen dan von dem alleine das en von den gegeben wirt den sie die warheit des ewangelij kundigeten. dan wer das also so hette der apostel widir das gebot gotis getan der synis [70va] liebis narunge von der erbeit sinir hende gewan. Sundir der herre wold da mite synen iungern die gewalt geben das sie westen das en die horere der lere alle der dinge di zu iris liebis notdurft gehoren pflichtic weren zu gebene. Sundir man mac alhie vregen wie Lucas vnd Matheus sprechen das der herre synen iungern verbote das sie nicht eyne rute in die hant solden nemen (Mt 10,10; Lk 9,3) vnd wie dan Marcus hie spricht: „vnd en gebot der herre das sie kein dinc nemen vf den wec dan eyne rute alleine.“ vnd den zwiuel der wirt entrichtit in der wise also das wir vndir eynr bewisunge die rute nemen mogen da von Marcus spricht das man die alleine tragen sulle. vnd vndir eynr andern bewisunge sal man die rute nemen die der herre durch Matheum vnd Lucam verbutit zu tragen vf dem wege. Dan der herre mochte in der schicht kurtzlich zu en sprechen. Jr en sullit uwers libis notdurft in keinr wise mit uch tragen noch ouch als uile als eyne rute. vf das das man das also verneme da man spricht. Noch ouch eyne rute. das man da bie die allir minsten dinc [70vb] verneme der dem menschen not ist zu sime liebe. abir bie deme das in Marco zu gesatzt ist: „Nicht andirs dan eine rute“ da sal man die gewalt bie vernemen die sie von gote han enpfangen. dan die ist in der schrift bie dem namen der ruten bezeichent. vnd da mite wirt bewisit das en des ouch nicht en prechen wirt das sie nicht en tragen vnde en doch notdurft were. vnd dar vm sal man es vor war wizzen das der herre dise beide spruche hat gesprochen. Sundir vm das das eyn ewangeliste die beide spruche in sinir scrift nicht betrachtit en hat so wenit manich mensche das der der vndir eyme bezeichende hat gesprochen das die iungere die rute mit en vf den wec sullen nemen. mit den anderen ewan_____________ 1 Augustinus de Cons. Evang.

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gelisten zu krige ligen der da spricht. das die iungere die rute mit en vf den wec nicht en solden nemen. Sundir man hat hie eyne offinbare bewisunge die den zwiuel eyme iclichen entscheidit also das nimant en darf andirs wenen. vnd in der selben bewisunge sal man es ouch von [71ra] den schuen nemen da Matheus von spricht das man sie an dem wege nicht tragen en sulle. da mite wil er ruche vnd sorge verbiten die man in der vorsichtikeit hat so man vm das eyn dinc tregit vf das man sien in noten nicht gebrechen en habe. vnd vm die ruche verbutit es der herre das man nicht schue an dem wege sulle tragen. vf das man das mit sorge icht durfe betrachtunge vf sie haben das irer moge gebrechen. vnd das der herre von den zwen rocken spricht das muz man ouch in der selben schicht vernemen vf das imant vndir den predigern durfe wenen das em not were eynen andern rok mit em zu tragen behalben den da er mite gekleydit were durch sinir notdurft willen als ob es em dan solde gebrechen so er sien wurde bedurfen wer das er den rok mit em nicht en truge. Sundir den spruch den Marcus da widir spricht das ire vuze geschuet sullen sien mit sandalien das ist mit solen. der manit vns das wir von not in dem spruche etlichen heymelichen vnd geistlichen sin muzen [71rb] suchen. Dan so der mensche alleine solen an den vuzen hat so en ist em der vuz obene nicht gedact vnd ouch so en ist er em kegen der erden nicht bloz. vnd da mite ist bezeichent das do der herre sinen iungern gebot das sie nicht andirs dan sandalien odir solen solden tragen. da mite so wil er sie leren das sie der warheit des ewangelij nicht verbergen en sullen sundir offinberlichen predigen. vnde ouch so sal der vuz kegen der erden bedackit stehn. dan man en sal das ewangelium vm keynen zietlichen gewin noch vm irdischen nutz den luiten predigen. Sundir in dem spruche muz man ouch eyne geistliche vernumft suchen das der herre sinen iungern des nicht en verbutit das sie zwene rocke haben odir sie tragen. sundir er verbutit en das sie nicht zwene rocke sullen an sich cleiden. vnd da sal man wizzen das der herre da mite sine iungere manit das sie nicht zweiueldic sullen sien sundir das sie in alle iren werken eynueldiclichen sullen wandern. abir were ymant dem des an sime groben sinne beduchte das es dem herren vnmogelich were [71va] das er an eynir rede etliche dinc in eynr figuren mochte meynen da er andire dinc mit eygenen spruchen die dem dinge von naturen vugen mochte setzen. der pruue vnd merke mit ansehende die anderen spruche vnd die anderen werk des herren so wirt er es sehen wie in grozme vreuele vnd in grozir vnvernumft sien von an des herren spruche stet. BEDA: Mich bedunkit des das der herre in den zwen rocken da _____________ 19 not Randnotiz

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er en verbutit das sie sich nicht da yn cleiden en sullen welle zweirleie cleit bezeychenen. vnd der herre en wil ouch nicht da mite meynen das man in dem lande zu Sychia vnd in anderen kalden steten die strebe von yse vnd von sne vnd von kelde sint das em da eyn iclicher in den landen sulle an eyme rocke lazen genugen. Sundir der herre meynit es also das man an des anderen rockis stat eyn vberic cleit sulle vernemen. vf das er den iungern da mite verbite das sie icht so sie mit notdurft der cleidere gecleidit sint das sie icht andire vbirige cleydere durch vorchte willen zu komender notdurft vf eyne warnunge behalden. CRISOSTOMUS: Odir andirs. [71vb] Da Matheus vnd Lucas sprechen das der herre synen iungern verbutit das sie nicht eynen stecken noch schve sullen tragen da mite bewisit der herre das sine iungere in der hohesten uolkomenheit stehn sullen. abir das Marcus spricht das sie den stab mit en nemen sullen. vnde das ire vuze mit sandalien odir mit solen geschuet sullen sien. in dem spruche so wil der herre das vnd andire dinc den vnuolkomenen verhengen. BEDA: Jn eynr figurlichen vzlegunge so ist bie der taschen die swere burde disir zietlichen sache bedutit. vnd bie dem brote das der herre ouch verbutit so sint dise zietlichen wolluste bezeiget. Sundir bie dem da er en verbutit das sie nicht ere an iren gurtelen en sullen tragen so wil er en verbiten das sie der gotlichen wiesheit nicht en sullen verbergen. Dan eyn iclicher der eynis lerers amt wil an sich nemen vnd gote da mite dinen der en sal in keinr wise mit der burde werltiches gescheftis bedruckit sien. er en sal sich ouch nicht zu der vrieheit vleislicher luste geben. er en sal ouch das pfunt des [72ra] gotlichen wortis das em von dem herren beuolen ist in das ertriche graben. dan er en sal es nicht durch muzikeit synis lichams verbergen vf das er das licht icht vndir den scheffel stoze. Sundir da uolgit: „vnd er sprach zu en. vnd in welche stat ir komit vnd in eyn huez gegeht da sullit ir bliben bes also lange das ir da widir vz von dannen gegeht.“ vnd da wil der herre den predigeren das ewangelium vor eyn gemeyne gebot der stetikeit geben vf das sie bewaren das recht eynr steten vridelichen herberge. vnde wil da mite meynen das es verre entvremdit sal sien von dem predigere der den wec des himelriechis predigen wil das er in vnstetikeit vz eyme huse in das andire ane sache sulle loufen. THEOPHILUS: Der herre gibit sinen ersten predigern dise lere vf das sie ymant vm gizikeit durfe odir moge gestrafen so sie von eyneme huse da sie wenic hetten in das andire huez wurden loufen vf das sie volliclicher iris liebis notdurft krigen mochten. Sundir da uolgit: [72rb] „Vnd welche luite vch nicht werden enpfahen noch ouch uch werden horen so ir widir von dannen vzgegeht so sullit ir den stoub abeslahen von uweren vuzen widir die zu eyme gezuige.“ vnd das gebutit en der herre vm die sache vf das die iungere den luiten das offenberlichen moch-

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ten bewisen das sie durch iris heilis willen eynen grozen wek gewandirt hetten vnd das en der an keynen dingen zu nutze wer gekomen vnd en nicht behulflich en were. odir vmme das das sie en bewiseten das sie von en nichtisnicht genomen en hetten noch ouch das sie en des stoubis nicht entragen en welden der vm ire vuze hinge sie en welden en von iren vuzen cloppfen widir sie zu eyme gezuige der erbeit. vf das der stoub widir sie zu eyme gezuige sie. das ist das man sie dar vm in irer verlust strafen moge. CRISOSTOMUS: Odir vf das der stoub den sie von iren vuzen werden cloppfen widir sie zu eyme gezuige ste der erbeit die sie geliden haben an sweren wegen die sie durchwandirt haben durch irer selkeit [72va] willen. odir vm das so slahen sie den stoub von iren vuzen vf das der stoub der sunde der an den predigern von vnmenslicher vnuolkomenheit ist zu den vngehorsamen werde gewant. Da uolgit das: „Vnd sie gingen vz von dannen vnd predigeten vf das sie buze vor ire sunde begingen vnd sie wurfen ouch vile tuuele vz vnd sie besalbten uile der die da sochten vnd die wurden gesunt.“ Sundir das die iungere mit dem olei smerten das bezugit Marcus in synen spruchen alleine vnd der andern ewangelisten keinr. Sundir Jacobus der apostel der spricht dem geliech in sinir epistelen die man die canoniken nennit. (Jak 5,14) Dan das olei ist der naturen das es swere erbeit lindit vnd ist eine sache des lichtis vnd es sachit ouch manchirhande wunne. sundir es bezeichent ouch gotis barmhertzikeit. danne das olei der salbunge gibit ouch den grozen suchen eyne hulfe. vnd irluchtit ouch mit geistlicheme lichte des menschen hertze. vnd das wirkit allis das gebet das man mit der olunge tut. THEOPHILUS: [72vb] Das olei bezeichent ouch in der kirchen di gnade des heilgen geistis die der mensche in disme cranken lebene entpfehet vf das er von allir erbeit vbir gewandilt werde in eyne ewige rue. dan in der selben gnade so enpfahe wir die ewige vroide vnd werden ouch zu warem bekentnizze irlucht. BEDA: Vnd da von wirt es offinbar das der sitte von den aposteln der heilgen kirchen ist gegeben das das oley da die gesunden vnd ouch die cranken mite gesalbit werden nimant andirs gewihen en mac es en sie dan das es des bischofs segen mit uolbrengunge der gnaden gotis vnd mit des heiligen geistis volleist tu.

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Vnd es irhorte Herodes der kunig dan sien name der wart offenberlichen gebreitit vnd sprach. Johannes der toufer der ist von dem tode lichte vf irstanden vnd dar vm so werden so groze tugende in em gewurcht. (Mk 6,14) Sundir die andern die sprachen. dan er ist Helias.

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abir die anderen die sprachen. Es ist eyn prophete odir einr vz den propheten. (15) vnd [73ra] do das mer Herodes irhorte do sprach er. Johannes den ich enthelsit habe der ist widir von dem tode vf irstanden. (16) DIE GLOSE: Nach dem do Cristi iungere in so grozir bewisunge der warheit Cristi ewangelium gepredigeten vnd die selbe predigate mit vbunge der grozin wundirwerc bestetigeten do irhub sich eyn groz offinbar mer vndir deme volke von Cristo vnd von sinen iungeren. vnd das wil der ewangeliste in disen nachuolgenden wortin sprechen vnd dar vm uolgit hie: „Vnd do Herodes alle dise dinc irhorte.“ CRISOSTOMUS: Disir Herodes den man hie eynen kunig nennit der was des ersten Herodis sun vndir dem ouch Joseph vnsern herren Jhesum vf nam vnd vloch in das lant zu Egipten. Sundir Lucas der nennit en eynen tetrarcham in sime ewangelio (Lk 9,7) dan er hilt das vurstentvm vbir das virde teil des riechis. das sien vatir vndir em hatte gehalden. Dan do Herodes der alde gestarb do namen die Romere zu en das kunigrieche das er gehalden hatte vnd teilten das an vier teile. [73rb] vndir sine sune. Sundir doch so heizet Marcus der ewangeliste disen Herodem eynen kunig durch der gewonheit willen das sien vatir vor em in dem lande eyn kunig was gewesit. odir ouch vm das das em der name allirbest nach sime state den er hilt gevugete. Sundir da uolgit ouch: „Dan sien name der was ser offinbar gewurden.“ Dan es en ist nicht mogelich noch ouch nimande irloubit das er eyne offinbare burnende luchte vndir den scheffel setze vnd sie bedecke so sie dar vm gekomen ist das sie allen luiten licht geben sal. (Mt 5,15; Mk 4,21; Lk 8,16 und Lk 11,33) JERONIMUS: Dan da uolgit nach: „Vnd sie sprachen.“ vnd das waren etliche luite vz der gemeynen luet: „Johannes der toufer der ist widir von dem tode vfirstanden vnd dar vm so werden alsulche tugende durch en gewurcht.“ BEDA: Sehet in disem spruche so werde wir gelart wie grozen nyet das di Juden widir vnsern herren Jhesum Cristum in iren hertzen trugen. dan sie gelouben des wol ane zwiuel das Johannes der toufer des herren der keinrleie wundirwerc vor iren ougen nicht getan en hatte (Joh 10,41) mochte von dem tode zu dem [73va] lebene vfirstehn vnd des geloubten sie ane allirleige gezuic. sundir sie en geloubten des mit nichte das Jhesus der von gote dem vatire in das ertrieche was gesant vnd was wol gepruuit von den luiten in tugenden vnd in wundirlichen werken (Apg 2,22) von dem tode wer irstanden so doch sine vfirstende von den heilgen engelen vnd von den aposteln vnd ouch von mannen vnd von wiben wart geluetbart in der warheit vnd lobelichen geprediget. Dan sie sprachen da widir in eyme grozen nyde das er nicht von dem tode wer irstanden sundir das er in dube wise wer vz dem grabe genomen vnd des en wellen sie sich nicht verziegen sundir

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sie gelouben des das en die iungere bie nachtslafender ziet han gestolen bes an disen hutigen tac. abir idoch so en irreten dise luite vz der schar nicht allir dinge an irme vnwisen spruche. dan sie sprachen das Johannes von dem tode wer vfirstanden. vnd dar vm so wurden alsulche tugende durch en gewurcht. Dan an dem spruche begriffen sie das wol mit irer vernumft das von der craft der vfirstende so [73vb] werden die heilgen in zukumftiger ziet mit grozir mogenikeit begabit so sie widir von dem tode zu dem ewigen lebene werden irstehn dan sie haben gehat an en in der ziet do sie dennoch mit der krancheit disis sterben den lichams waren beswerit. vnd da uolgit: „Sundir die andern die sprachen. er ist Helyas.“ THEOPHILUS: Johannes der toufer do er die luite bie dem Jordane toufte vnd predigete das sie solden an Cristum gelouben. do lestirte er der Juden vngeloube swerlichen mit eyme spruche den er widir sie sprach. Jr yngeweide der oydechzen wer hat vch gelarit wie ir dem hellischen vure mogit enpflihen. (Mt 3,7; Lk 3,7) Sundir da nach volgit: „abir die andern die sprachen ouch. Er ist eyn prophete odir eynr vz den propheten.“ CRISOSTOMUS: Mich bedunkit des das die schar den propheten an disme spruche wellen meynen da Moyses in aldir ziet da vor von hatte gesprochen. Got der herre der wirt uch eynen propheten irwecken uz uweren bruderen vnd den sullit ir horen als mich. (Dtn 18,15) vnd das was eyne bil[74ra]che rede von en. Dan die luite vorchten sich des das sie offinberlichen hetten gesprochen. disir der ist Cristus. vnd dar vm so wolden sie Moyses stimme gebruchen vnd wolden da mite ire eygene meynunge bedecken durch der uorchte willen der vbirsten Juden die en beuor waren vor den sie die warheit irer meynunge nicht offinbar en tursten reden. abir da uolgit: „Vnde do das Herodes irhorte do sprach er. Johannes den ich enthelsit habe der ist von dem tode widir vfirstanden.“ Hie ist es offinbar das Herodes den spruch von Johanne dem toufere sprach en zu verspottene. dan er en geloubte des nicht das er von dem tode wer irstanden sundir er sprach es vf eyne honschaft. THEOPHILUS: Odir andirs. Herodes der irkante es wol an dem das en sien gewizzen strafte vm das das er Johannem den toufer der eyn gerecht man vor gote vnd vor der werlde was vnschuldiclichen ane sache hatte getotit. vnd dar vm so wart er von den reden des gemeynen uolkis des geloubic das er von [74rb] dem tode wer widir vf irstanden. vnd das er von der vfirstende wegen die er an sime lichame hatte enpfangen hette di craft irkregen das er so groze wundirwerc mochte gewirken. AUGUSTINUS von dem eyntragen der ewangelisten: Jn diseme spruche so gibit ouch Lucas in sime ewangelio Marco dem ewangelisten mit be_____________ 1 ziet] diet 28 Johannes den] Johannes der den 38 Augustinus de Cons. Evang.

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stetigende sine wort eynen gezuic vnde sundirlichen an dem da Marcus spricht das andire luite vz der schar vnd nicht Herodes selber das spreche das Johannes von dem tode widir vf wer irstanden. Sundir Lucas der betrachtit dise wort von Herode das er sie in eyme zwiuele von Johanne habe gesprochen. vnd dar vm so setzt er selben Herodis wort als ob er sie in eyme zwiuelende sinne spreche. Johannem den toufer den ich enthelsit han. vnde wer ist dan disir von dem ich so groze wundirwerc hore. (Lk 9,9) Sundir man sal es ouch vbir das in dem sinne vernemen das Herodes nach dem vorbenanten zwiuele das selbe mit stetikeit in sinem mute bevestente das von anderen luiten vz der menie gesprochen wart. dan er sprach da nach zu sinen [74va] kindern als es vns der ewangeliste Matheus offinberlichen kundigit. Diz ist Johannes der toufer er ist vfirstanden von dem tode. (Mt 14,2) Odir man mac ouch dise selben wort andirs sprechende kundigen als ob sie noch von Herode dem kunige in eyme zwiuele werden gesprochen. vnd sundirlichen dar vm das das Marcus in den vorgehnden wortin gesprochen hat das es von anderen luiten gesprochen wurde das Johannes der toufer vf von dem tode wer irstanden. vnd das do vf das letste Herodes ouch mit eynr bestetigunge die selben wort spreche als es ouch Marcus nicht verswigende spricht. Johannes den ich habe enthelsit der ist von dem tode vfirstanden. vnde dar vm so mac man dise wort des ewangelisten in zweirleie wise nemen also das sie dise rede von Herode sprechen. als von eyme menschen der da ane zwiuelte das Johannes der toufer den er hatte enthelsit von dem tode vf wer irstanden. Odir das man sie von em spricht als von dem der des gemeynen volkis rede wolde bestetigen [74vb] das da sprach das Johannes der toufer des herren vf von dem tode wer irstanden.

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Dan der selbe Herodes der sante vz sine botin vnd hilt Johannem den toufer vnd vinc en bindende vnd satzte en gevangen in eynen kerker durch Herodiadis willen die synis brudir huzvrouwe was. dan Herodes der hatte sie zu em genomen vnd hilt sie em vor eyne huzvrouwe. (Mk 6,17) dan Johannes hatte gesprochen zu Herode. Es en ist dir nicht von der e irloubit das du sullis haben dinis brudirs huzvrouwe. (18) Sundir sie Herodias di legete em vm die selben sache uile lage vnd wolde en totin sundir sie en vermochte sien nicht. (19) Sundir Herodes der vorchte Johannem dan er irkante das wol das er eyn gerechter man vnd _____________ 36 irkante das] irkante en das

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eyn heilger was. vnd hute sien tigerlichen. vnd so er en denne gehorte in sinir lere so tet er uile dingis vnd er horte en mit willen gerne. (20) Sundir do em eyn vugelich tac geviel der tac synir geburt do machte Herodes eyn abentezzen alle synen vursten vnd synen meystern des uolkis [75ra] vnd den ersten vnde ouch den wirdigesten von Galilea. (21) Sundir do in die wirtschaft der Herodiadis tochtir yn gequam vnd tumelte da vnd das Herodi behegelich gewurden was. vnd ouch alle den die mit em da in dem abentezzene azen do sprach der kunig zu der iuncvrouwen. Bitte von mir was du wilt das wil ich dir geben. (22) vnd swur vbir das eynen eyt. was du in der werlde bittist das wil ich dir sundir zwiuel geben. vnd wer ouch das du die helfte von mime kunigrieche betis. (23) vnd do sie dar vm vzgeginc do sprach sie zu irer mutir. was sal ich bitten. Do entwerte ir die mutir vnde sprach. Du salt bitten das houbt Johannis des toufers. (24) vnd dar vm do die iuncvrowe balde widir in den gadem gequam zu dem kunige do bat sie sprechende zu em. Jch wil das du mir altzuhant ane vndirlaz gebes das houbt Johannis des toufers in eyme asche. (25) vnd do wart der kunig swerlichen betrubit. sundir durch des geswornen eydis willen den er hatte gesworn vnd durch der [75rb] willen die mit em da azen so en wolde er sie mit betrupnizze nicht muen. (26) sundir er sante vz von em eynen scheker vnd gebot em das er em brechte das houbit Johannis des toufers in eyme asche. vnd also enthelste en der scheger in dem kerkere (27) vnde brochte sien houbt tragen in eyme vazze vnd gab es der iuncvrouwen vnd die iuncvrouwe die gab es vort irer mutir. (28) Sundir do das sine iungere irhorten do quamen sie vnd namen von dannen sinen licham vnd legeten en in eyn grab. (29) THEOPHILUS: Vz den vorgehnden reden die die schare in eyme wane von Cristo sprachen das er Johannes were so nimt Marcus der ewangeliste eyne orsache vnd wil betrachten den tot des vorloufers des herren wie er vnschuldiclichen irstarb vnd das tut er also sprechende: „Dan der selbe Herodes der ouch den wan von Cristo hilt der sante in den vorgegangenen gezieten vz von em sine dinere vnde hilt Johannem vnde bant en vnd satzte en gevangen in eynen kerker. durch Herodiadis willen die Philippi sinis brudirs huzvrouwe was. dan er [75va] hatte sie zu em genomen vnd hilt sie vor eyne huzvrouwe. BEDA: Die alde historie die man von der ziet der Juden schribit die kundigit vns das Philippus des grosten Herodis sun was vndir dem Herode der herre gevloichent wart von Joseph zu Egipten. vnd das der selbe Philippus disis Herodis brudir was vndir dem Herode Cristus ouch sine marter leit. vnde der hatte zu em hin heim vor eyne huzvrouwe Herodiadem das wieb vnd die was des kunigis Arethe tochtir. Sundir es geschach da nach das zwischen dem kunige Arethe vnd sime eydeme Philippo etliche vnbehegelikeit

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sich irhub also das sie nicht so stetir vrunde wurden als sie da bevor waren gewesit vnd das er em vm die sache syne tochtir widir nam. vnd vf das er iren ersten man Philippum da mite mochte gemuen so gab er sie Herode zu eynir huzvrouwen der synis brudirs Philippi vient was vnd wold sich da mite an Philippo irme ersten manne rechen. vnd dar vm so strafte Johannes der toufer des herren Herodem den kunig vnd ouch Herodiaden die er hatte em zu eynr huezvrouwen genomen [75vb] vm das das er sich mit ir zu vleislicher lust vereynit hatte. dan die vereynunge die was em von der e verbotin. dan er en solde sinis brudir wieb mit nichte zu eime wiebe besitzen die wile das Philippus sien brudir der ire eliche man was dennoch lebete. THEOPHILUS: Die e die der herre durch Moysen dem israhelischen uolke hatte gesatzt in der gebot er das eyn brudir des anderen huzvrouwe solde nemen so er sturbe vnd nicht kindis en lize das sien erbe mochte nach em besitzen. (Dtn 25,5) Sundir hie wirt vns eyne lebende tochtir benant die Philippus Herodis brudir mit Herodiade synir huzvrouwen hatte gehabt. vnd vm die sache so was dise brutlaft schentlich vnd mit grozen sunden dan sie en mochte noch vor gote noch vor der werlt bestehn. Sundir da nach volgit: „abir Herodias das wieb das legete Johanni uile lage vnd wolde en totin vnd en mochte sien doch nicht zukomen.“ BEDA: Herodias das vbiltetige wieb das vorchte sich da vor das Herodes der kunig von der strafunge wegen die Johannes bie em dicke tete sich wurde [76ra] bezzern vnd von den vntugenden bekeren. odir das er mit Philippo sime brudere widir gevrunt wurde vnde des alden hazzes vergeze. den er widir en truc. vnd das denne da von die vngeneme brutlaft mit dem verginge das er das wieb wurde von em lazen vnd das also irer beydir biebliben zustorit wurde. Da uolgit: „Sundir Herodes der uorchte Johannem sere dan er wuste wol das er eyn gerecht man vnd eyn heilger was.“ DIE GLOSE: Herodes der kunig der uorchte Johannem ane zwiuel vnd irbot em uile ere als eyme propheten. dan er bekante das wol das er eyn gerecht man was vnd dar vm hute er sien vnd das er ouch vor gotis ougen heilic was vnd bewarte en vollen ebene vf das er icht von Herodiade dem vbiltetigen wibe getot wurde. vnd so er dan Johannis predigate gehorte so tete er manchirleie dinc das da gut was. Dan Herodes geloubte des vor war vnd ane zwiuel das er vz dem geiste gotis alle syne wort spreche. vnd dar vm so horte er ouch mit willen ger[76rb]ne. dan er vermute sich des sichirlichen das em alle das nutze were das em in lere von em gesagit wurde. Sundir nu pruue hie vnd merke wie groze gewaldige dinc der vnsin bosir vleislicher lust wirken kan. Dan so He_____________ 4 vient was] vient we was

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rodes der kunig so groze dinc an Johannem legete dan er uorchte en vnd bewisete em ere. er bewarte ouch en vor dem tode den em das bose wieb an legen wolde. vnd tete manchirleige gute dinc die er en larte vnd horte en gerne als den von dem er sichirlichen synir sele selikeit mochte entpfahen. Vnd doch so vergaz er alle der dinge do er von der vnordelichen lust enprant wart. vnd liez den vnschuldigen menschen die schule der tugende totin vf das er nimand en hette der en vm sine vntugent turste strafen vnd ouch das er der bosin lust in sinir vnkuscheit mit dem vulen wibe die vrielicher ane uorchte mochte geuolgen. REMIGIUS vf Matheum: Sich der leckerende vnuletige wille do der mit der hitze des vuris enprant was do twanc er den kunig das er die hant synir gewalt an den satzte den er gerecht vor den luiten vnd heilic [76va] vor gote irkante. vnde da mite gibit man vns zu vernemen das die minste sunde das was die vnkuscheit die er mit dem wiebe ane strafen wolde begehn die wart em eyne orsache uile eyns grozern vallis der sunde vf das des wisen wort dar ane bestetigit werde dar er spricht. Swer in dem stanke der vnvlat ist der sal noch me in dem stanke der vnvlat stinken. (Off 22,11) abir da nach uolgit: „Sundir do eyn tac geviel der Herode vugelich was do beginc Herodes den tac synir geburt vnd machte eyn abentezzen alle synen vursten vnd synen meystern der rittirschaft vnd den ersten houbtluiten von Galilea.“ BEDA: Man lisit alleine von zwen mannen vndir allen sterbenden luiten die von aneginge der werlde bes an disen tac sint gewesit das sie den tac irer geburt mit vroide vnd mit offinbarer wirtschaft haben geerit en zu eyme gedechtnizze. vnd das waren die zwene Pharao der kunig von Egipten vnd Herodes der eyn kunig vbir das virde teil des iudischen landis was. Sundir die beide kunige haben ire wirtschaft bemalit vnd besmitzit mit [76vb] menslichen blute. vnde haben da mite eyne lestirliche vnart vbir ire herberge gezogen. der kunig von Egipten an syme beckere den er an eyn cruce hengen liez. Sundir vbir den so ist verre disir kunig Herodes getreten in uile grozere vnminne. dan er hat eynen vnschuldigen man der ane sunde was vnd eynen heilgen lerer der warheit getot. vnd das hat er getan vm uolgen des bosin willen des wiebis vnd durch bete willen der vnreynen tumelerinnen der er zu eyme lone des tumelens wart gegeben. vnd dar vm uolgit da: „Vnd dar vm do die tochtir des wiebis Herodiadis vor Herodem in den gadem gequam vnd tumelte vnd das Herodi behegelich was vnd alle den die mit em das abentezzen azen do sprach der kunig zu der iuncvrowen. Bitte von mir was du wilt vnd das wil ich dir geben.“ THEOPHILUS: Do die vngeneme _____________ 11 Remigius super Matth.

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wirtschaft von Herode dem kunige gemachit wart do quam Sathanas der tuuel vnd tumelte durch die iuncvrouwe vf das er die sunde des ebruchis in Herodiade mochte bestetigen vnd ouch [77ra] vf das der kunig in die groze vntugent uile das er den grozen propheten eynir leckerinnen zu lone gebe. den er heilic vnd gerecht irkante. vnd da wart der gesworne eyt uolbrocht von em in grozme lastere der sunde. Dan da uolgit: „vnd er swur eynen eyt. was du von mir bittist das wil ich dir geben vnd wer ouch das du vm die helfte minis kunigriechis betis.“ BEDA: Herodes der kunig der wolde wenen er solde des vnschuldigen todis mit dem eyde den er der vnreynen gesworn hatte ledic werden. sundir doch so en wirt er mit dem swerene nicht entschuldigit. dan es mochte lichte geschen das er vm das den listigen eyt swur das er mochte durch des geswornen eydis willen eyne orsache haben den vnschuldigen toufer zu totin. Dan das ist ane zwiuel war wer das die vnture maget Herodem den kunig hette gebeten vm das das er sinen vatir odir sine mutir solde getot haben er en wer ir mit nichte an dem geuolgic wurden. vnd dar vm so en mac en sien eyt den er vor synen herren [77rb] uelschlichen swur nicht entschuldigen dan er swur den eyt in ualscher list. vnd dar vm uolgit da: „Vnd do die iuncvrouwe von dem kunige vzgeginc do sprach sie zu irer mutir. was sal ich nu bitten. Do entwerte sie der tochtir vnd sprach. Du salt bitten vm das houbt Johannis des toufers.“ Nu sich hie eynen grozen wundir. sich welch eyn erbere werc hatte die vule huet getan an dem das sie getumelt hatte. vnd sich welch eyn lon das sie vm ire erbeyt hiesch. dan sie en bat noch en wolde nicht andirs dan das vnschuldige blut Johannis des toufers haben zu lone. vnd das uolgit hie: „Sundir da nach do sie widir yngeginc balde mit snellikeit zu dem kunige do bat sie von em ire bete sprechende zu em. Jch wil das du mir altzuhant ane vndirlaz gebis Johannis des toufers houbt in eyme asche.“ THEOPHILUS: Sich wie arclistic ist diz bose wieb wie sie balde bittit das man ir ane vndirlaz das houbt Johannis des toufers gebe den sie uorchte sich des das sich der kunig hette betracht vnd hette mit vndirscheit sinir vernumft sich von sime bosin willen [77va] bekart vnd hette das gelubde das er mit sime eyde beuestent hatte widir gezogen vm bilche sache vnd das sie also were an irer bete gehindirt. Dan da uolgit: „vnd der kunig der wart des sere gemuet.“ BEDA: Es ist eyn alt sitte vnd bestetigit in der schrift das der meystir der eyne historie wil beschriben das er sie in der wise in die schrift setzt das er den wan vnd die meynunge die in der ziet uile luite haben also mit spruchen setze als der wan geloublich was von gemeynen luiten in der ziet. vnd also in der _____________ 3 ouch vf] ouch vnd ouch vf 28 gebis Johannis] gebis das houbt Johannis

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selben schicht so wirt Joseph der dem herren zu eyme hutere gegeben was von Mariam sien vatir genant do sie sprach. Jch vnde dien vatir wir han dich mit muenizze gesucht. (Lk 2,48) Dan es was also von den gemeynen luiten gehalden das er sien vatir were. also spricht man ouch nu von Herode dem kunige das er des sere gemuet were. Dan alle die die mit em das abentezzen azen die wanten des ane zwiuel das er vm die sache swerlichen betrubit were. Dan der valsche bewiser eyns vngetruwen hertzen der bewisete an sinis antlitzs gestalt als ob er sere ge[77vb]muet were so doch sien hertze vm die selbe sache mit vnordelicher vroide sere irvullit was. dan er was eynr vngenemen vriheit begernde. vnd dar vm so wolde der die stinkende vntugent mit dem eide den er ir swur velschlichen entschuldigen vnd wolde vnminsam in dem sundigen werke sien vf das er in warheit den valschen swur mochte bestetigen ane verstoren. vnd dar vm uolgit da: „Durch des geswornen eidis willen vnd ouch durch der willen die da samt mit em azen so en wold er sie nicht betruben.“ Herodes der was sinis selbis beroubit vnd was der wollust in der vnkuscheit geeygent also gar das er synen valschen geswornen eyt wolde stete halden. dan er tote den gerechten man. Sundir es wer doch bezzer gewesit vnd hette sich ouch baz gevugit das er sinen geswornen eyt hette mit vbirtretende gebrochen dan das er durch des geswornen eydis willen so eyne groze vntugent widir den heilgen toufer beginge. Sundir da der ewangeliste spricht das er durch der willen die mit em da azen sie nicht en wol[78ra]de betruben da wil er mite bewissen das Herodes wolde das alle syne geste mit em an dem vnschuldigen blute des toufers schuldic wurden. vf das das man da in der vnkuschen snoden wirtschaft blutige gerichte zu dem vnsubern tische vor so uile sundere brechte. vnd dar vm uolgit da: „Sundir er sante eynen spiculatorem vnd gebot das er em brechte das houbt Johannis des toufers in eyme asche.“ THEOPHILUS: Spiculator ist so uile gesprochen als eyn vleishouwer der menschen uleisch wec houwet odir der der da zu gesatzt ist das er von gebotis wegen die luite sulle totin. BEDA: Sich wie hie eyns Juden vntugent eyns Heiden vntugent vbirtrit dan Herodes der en schemete sich des nicht er en lize eyns todin menschen houbt der durch die gerechtikeit den tot hatte geliden vor sich vnd vor alle sine geste in die wirtschaft brengen. vnd des vnsinnis noch der geliech en beginc doch Pharao der kunig von Egipten nicht. dan man en lisit es in der schrift von em nicht. abir doch so wirt es vns ouch in eyme bilde [78rb] von en beiden bewiset. das es vns uile nutzer ist das wir den tac vnseres zukomenden todis in gerechten werken der kuscheit vnd in andern guten werken in grozir uorchte dicke vnd alle tage in vnsirme gedechtnizze

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betrachten dan das wir den vnnutzen tac vnsir geburt so wir mit sunden gekleidet werden mit vnkuslichen vnd mit suntlichen werken in vroide welle mit ere begehn vf das wir vns eyn gedechtnizze bie den luiten behalden. dan der mensche wirt in dise werlt zu grozir erbeit vnd vnrue geboren vnd die irwelten varen durch den tot disis lebenis in die ewige rue der sele. Sundir da uolgit: „vnd er enthelste en in dem kerkere vnd brochte vor en sien houbit in dem asche vnd gab es der iuncvrouwen vnd die iuncvrouwe gab es vort irer mutir.“ GREGORIUS in dem dritten buche vf Job: Jch en mac disis geschichtis das an Johanne dem toufere geschen ist ane vbirvluzzigen grozin wundir mit nichte begrifen. dan disir Johannes der wart dennoch do er in synir mutir liebe was von gote mit eyns propheten geiste irvullit. vnde er [78va] was ouch der grozte vndir alle den svnen die sich vz wibe irhuben. Dan den gezuic gibit em die ewige warheit sprechende. vndir allen svnen die von wiebis liebe geborn sint so en ist nimant grozir dan Johannes der toufer. vnd des nimt mich wundir das der gewaldige prophete der eyn volbrengende ende allir propheten was von den vntugentsamen luiten in eynen kerker wart gesatzt als ob er eyn vntugentsam man were. vnd wart durch eynir dirne willen vm das sie spranc vnd tumelte vor sundigen luiten von sime houbte gekurtzet. vnd das was allirdinge vnbillich das eyn man der so grozir strengikeit was vm vbunge so snodir dinge so iemerlichen sterben solde. vnd wie moge wir des gelouben das keinrleige gebreche an alle syme lebene sie gewesit den der vngevuge versmehete tot solde abewischen. Dan wie mochte das gesien das der tot keinrleige schult der sunden in em mochte tilgen so er mit nichte an synir spise mit lust noch mit vbiraze en sundigete. dan er en az andirs nicht dan hoischrecken vnd walthonic. [78vb] vnd wene mochte ouch der in sime begencnizze mit bekummernizze ie irzornen der vz der wustenunge mit nichte en wandirte. vnd was ist das denne das der almechtige got so hitziclichen die in disir keginwertigen werlde versmehit vnd verwirfit sie als ob sie em nicht lib en sien so er sie doch in grozir redelikeit irwelit hat e dan di werlt von em ie geschaffen wart. Sundir er tut es von not vm die sache vf das es den minsamen geloubigen offinbar werde. das er sie in disme keginwertigen lebene sere dringit vnd in bedruckunge heldit. dan er irkennit das wol mit den ougen sinir vorsichtikeit wie er sie in der hohe der ewikeit mit lone begaben wil. vnd vzwendic vor der luite ougen so wirfit er sie nidir vnd demutigit sie ouch in smeliche dinc. dan er irhebit sie innewendic in die hohe sinir vnbegriflichen gotheit. vnde dar vm so werde wir alle in al_____________ 9 Gregorius Moralium

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sulchen dingen gemanit das wir ebene sullen merken was die dort nach disme lebene werden liden die er von sinen vetirlichen gnaden verwiset. [79ra] so er die so swerlichen in disme lebene crucigit die er mit gantzen truwen in warheit libhat. Sundir da uolgit das: „vnd do das sine iungere irhorten do quamen sie vnd namen synen licham von dannen vnd legeten en in eyn grab.“ Josephus der spricht es in der hystorien das Johannes der toufer des herren do er von Herode gevangen wart do wart er in eyn castel gevurt das hiez Macheronta vnd alda selbis wart ouch em sien houbt abgehouwen. Sundir der kirchen historie die spricht das offinberlichen das da nach do er enthoubt wart das er begraben wurde von sinen iungern in eynr stat die hiez Sebaste vnde die lac in dem lande der Palestinen vnd die selbe stat die was etwenne Samaria genant. Sundir man sal ouch alhie merken das bie dem das Johannes enthoubt wart so wirt vns bewisit eyne minrunge des grozin wortis das das gemeyne uolk von Johanne sprach. dan sie hilden es alle da vor durch sinir grozen tugende willen das er Cristus wer gewesit. Gelicher wise [79rb] als ist es ouch vm die irhebunge do der Heilant an dem cruce wart irhaben dan die bezeychent eyn groz zunemen alle der werlde an dem gelouben. dan da nach do wart Jhesus Cristus vor des ewigen gotis sun von den geloubigen gehalden den die schar vor der ziet nicht andirs dan vor eynen propheten hilt. vnd dar vm so sold es bilchen sien das Johannes geminrt wurde an dem das em sien houbt abgekurtzit wart zu den gezieten so das licht der sunnen an vnsirme teile des himels kegen vnsir bewisunge abenimt. sundir der herre der wart an der ziet des iaris geboren in dise werlt do die tage begunden an der lenge des lichtis zu zu nemen. THEOPHILUS: Sundir bie Herode dem kunige der so uile als eyn ruer peltzien mensche ist genant so ist vns die diet des iudischen uolkis bezeichent. Dan das uolk das hatte eyne vngeneme huzvrouwe vnd das was die ytele ere disir werlde vnd des vngenemen wiebis tochtir die springit tumelt vnd bewegit sich noch huite an diseme tage bie den Juden in valscher vernemunge [79va] der heilgen schrift. Dan die iudische diet di hat Johannem enthelsit. dan sie halden sich noch an der propheten spruche vnd die verterben sie ouch mit valscher vzlegunge. vnd also haben sie Johannem das ist die alde schrift ane houbt das ist ane Cristum der eyn houbt ist vbir alle die schrift der heilgen kirchen. JERONIMUS: Odir andirs. Das houbt der e ist Cristus Jhesus das wirt abgehouwen von der diet des iudischen uolkis. Dan Cristus der wart allirdinge von en verwurfen als ob er sie nicht an gehorte. vnde wart eynir heidenischen iuncvrouwen das ist der romischen kirchen zu eyme _____________ 31 bie den] bie den den

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lone gegeben. dan die wirt alleine das bekennen disis edilen houbtis ewiclichen behalden vnd sien nimmer verziegen. vnd die heidenische iuncvrouwe die gibit es dan vort an irer mutir der ebrecherinnen die eynen vremden libir hat dan iren rechten elichen man. vnd die ebrecherinne ist die synagoge der iudischen diet dan die wirt ouch an dem ende der werlde widir an den gerechten gelouben treten vnd wirt diz houbt widir an sinen licham setzen so sie wirt irkennen [79vb] das allis das die e vnd ouch die propheten han gesprochen zu dem houbte Cristo Jhesu geordent steht. Sundir Johannis licham der wart von sinen iungeren in der erden begraben. vnd sien houbt das wart in eyme asche besiten gesatzt dan an dem ende der werlde so wirt der alde buchstab das ist die alde vernumft der e in irme groben sinne in irme gelouben besiten vndir die erde gedruct vnd der geist in deme waren lichame Jhesu Cristi mit dem houbte der wirt vf den elter gesatzt vnd wirdiclichen von en zu eynr ewigen spise in dem sacramente genomen.

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Vnd do quamen die apostele alle besamt widir zu Jhesu vnde botschaften em alle dinc die sie an irme begencnizze hatten getan vnd ouch allis das sie hatten gelart. (Mk 6,30) vnde do sprach er zu en. komit von hinnen vnd wichit besiten in die wuste stat vnd nemit ouch eyn wenic rue. dan irer waren ser uile die da zu em quamen vnd widir von em wec wandirten also das sie nicht so uile muze en hatten das sie ire spise mochten ezzen. (31) vnd dar vm so [80ra] stegen sie in eyn schif vnd wandirten von dannen besiten an eyne wuste stat. (32) vnd des irsagen sie die luite der schar das sie von dannen wandirten vnd irer uilen wart das abescheyden bekant. vnd des machten sie sich vf zu vuze vz alle den stetin lifen sie zusamne vnd lifen vor an die stat da er hin wandirte vnd quamen yn vnde sine iungere bevor e dan sie vbir das wazzir gequamen. (33) vnd do Jhesus vz dem schiffe getrat do irsach er eyne manchualdige groze schar. vnd er nam an sich barmhertzikeit vbir sie dan sie waren gelichir wise als die schaf die des hirten nicht en hatten. vnd do begunde er en manchirleige lere in sinen spruchen zu geben. (34) DIE GLOSE: Nach dem das der ewangeliste in sime ewangelio da von geret hat vnd offinbar gemachit wie Johannes der toufer den tot der martere vnschuldiclichen hat geliden. Nu spricht er von den dingen der Cristus Jhesus mit sinen iungeren beginc nach der ziet do Johannes gesturben was alsus sprechende: „Vnd des quamen die apostele [80rb] alle mit eynandir besamt zu Jhesu vnd kundigeten em alle die dinc die sie an irme begencnizze hatten getan vnd ouch allis das wie sie das uolk

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gelarit hatten.“ JERONIMUS: Sich wie Salomonis gezuk war ist dan zu der selben stat da die vlize vzvlizen vnd iren orsprinc nemen da vlizen sie widir yn. (Koh 1,7) also komen ouch nu di iungere widir in den burn der warheit zu Cristo vz dem sie das genomen hatten das ein lere durch sie vloz anderen luiten zu nutze. vnd dar vm do sie von em vzgesant waren vf das sie solden predigen do quamen sie widir zu em do sie das gewurben das sie tun solden vnd dancten em vm die gabe die sie von em hatten entpfangen. THEOPHILUS: Hie mite werde wir ouch gelart das so wir von vnsern vbirsten vzgesant werden vf das wir vnserm nehesten icht zu dinste sullen tun so en sulle wir vns von dannen nicht zu verre machen. noch en sullen ouch das werk nicht in lengere ziet dan vns beuoln ist vfzihen sundir wir sullen widir zu dem herren wartin der vns von em vzgesant hat vnde sullen [80va] em widirkundigen alle di dinc die wir bericht haben nach dem das er vns beuolen hat. odir ouch alle das das wir em das uolk zu lobe gelart haben. Dan das en ist dem lerere von Cristo dem herren nicht alleine beuolen das er vnvernumftige luite sulle leren sundir em ist ouch die vbunge gutir werke beuoln. vf das sien licht also uor der luite ougen schine das der vatir der ewikeit da von gelobit werde. BEDA: Sich welchen grozen vliez legeten die iungere an das das en von dem herren was beuolen. dan sie en kundigeten em das nicht alleine das sie an vbunge gutir werke getan hatten vnd das sie an gutir lere dem eynueldigen uolke mite geteilit hatten. sundir sie vnd ouch Johannis iungere kundigeten ouch dem herren was Johannes hatte geliden von Herode dem kunige vm strafunge des ebruchis die wile das sie in der lere der predigate weren bekummirt gewesit als es Matheus der ewangeliste beschribit. Sundir da uolgit: „vnd Jhesus der sprach zu en. komit vnd wichit besiten an di wuste stat vnd ruet ouch en wenic.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: [80vb] Dise dinc die der ewangeliste hie vort an spricht die geschagen alzuhant nach der ziet do Johannes des herren toufer den tot hatte geliden. vnd dar vm die wundirwerc des herren die Marcus da uor mit spruchen geoffinbart hat die geschagen nach dem das Johannes getot was vnd das die iungere widir zu Cristo waren gekomen vnd hatten em die werk gebotschaftit die sie begangen hatten. Dan von den wundirwerken die Herodes von Cristo irhorte so wart er da zu bewegit das er sprach. Es ist Johannes der toufer den ich enthelsit habe. (Mk 6,16; Lk 9,9) THEOPHILUS: Der herre zuhit von dannen an eyne wuste stat durch der demut willen danne er vloch allen enden itele ere. vnd also wolde er ouch das sine iungere soldin tun nach sime abescheidene. vnd dar vm so larte er sie bie em _____________ 29 Augustinus de Cons. Evang.

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blibende mit sime edilen bilde das er en vor truc. Sundir Cristus der vurte ouch sine iungere an di wuste stat vf das sie nach der erbeit solden ruen. vnd da mite so wil er die vbirsten der kirchen leren die den nidirsten beuor sint das sie die bilchen zu stunden sullen lazen ruen. [81ra] die da stetis in vbunge der werke vnd der predigate erbeiten. dan sie en sullen sie nicht dar zu twingen das sie alle ziet ane vndirlaz an den dingen sullen erbeiten. dan mensliche krancheit die en vermac sien nicht. BEDA: Sundir welch die sache der notdurft were vm die er solde vnd wolde die rue verlien sinen iungern das offinbarit der ewangeliste so er vortme spricht: „Dan der luite was uile die zu Jhesu quamen vnd widir von em wandirten also das sie der ziet nicht gehaben en mochten das sie ire spise hetten gegezzen.“ vnd in dem vlize so wirt eyne groze ziet der selkeit bewisit beide in der erbeit die da larten vnd ouch in der luite stetikeit die das wort der lere mit stetikeit enpfingen. Sundir da nach uolgit: „vnd sie stigen alle in das schif vnd vuren von dannen in die wuste stat besiten.“ Man en sal diz nicht also vernemen als ob die iungere alleyne in das schif weren gestegen sundir sie namen den herren zu en vnd stigen in das schif vnd wolden varen in die wuste stat als es Matheus der ewangeliste offinberlichen in sime ewangelio [81rb] spricht. (Mt 14,13) Sundir in dem das er von dannen mit synen iungern vur vnd wolde in die wustenunge varen so versuchit er di gemeine schar an deme gelouben ob sie so werlichen an en geloubten das sie sich sien nicht verziegen en welden sie en welden em mit stetikeit uolgen. Sundir sie bewiseten ouch iren gelouben dar an das sie nicht noch vf esiln noch vf pferden noch vf andern nozen zu em quamen. sundir mit erbeit irer eygenen vuze. vnd da mite bewiseten sie ouch wie grozis heilis das sie an em begernde waren. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd sie sagen sie von dannen varen vnd das wart ouch irer uilen bekant vnd sie lifen zu vuze vz allen stetin zusamne vnd quamen vor sie.“ Sundir da man spricht das die schar zu vuze vorlif vnd quam vor sie da wirt das mite bewisit das Jhesus mit sinen iungern in dem schiffe nicht an das andire vbir des meris vuren noch ouch an das andire vbir des Jordanis mit dem schiffe quamen. vnd da wirt mite kunt das die iungere mit dem herren an nahe stete des selben landis quamen das an dem selben ubire lac. [81va] dan die menie der schar die en mochte nicht andirs an das lant sien gekomen da sie zu hilden zu vuze ane schiffe. THEOPHILUS: O cristener man also saltu ouch tun so du pruuest das Cristus wil wec varn so en saltu nicht beiten als die tregen tun bes das man sie ledit vnde sie em dan nicht versagen en turren sie en muzen em uolgen. sundir du salt vor loufen vf das du vor en gekomen mogis als Zacheus tete der vorlif vnd vf den boum steic vf das er den Heilant

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mochte beschouwen vnd des wart em von Cristo der segen der vergebunge synir sunde. (Lk 19,4) Sundir da nach uolgit das: „Vnd do Jhesus mit synen iungern vz deme schiffe getrat do sach er da des uolkis eyne manchualdige schar. vnd do nam er barmhertzikeit vbir sie. dan sie waren als die schaf die keinen hirten en haben.“ Dan die gliznere vnd die meistere der e. die en waren nicht hirten sundir sie waren vrezige wolue. dan sie en huten des uolkis nicht also das sie es den wec der warheit hetten gelart. sundir sie vrazen di riechen mit den armen. vnd das clagit ouch der [81vb] herre widir sie durch den propheten so er spricht von en. Sie azen di milch vnd cleideten sich mit der wolle miner schafe nach irer lust sundir minir hert der en haben sie nicht gehut. (Ez 34,3) vnd dar vm so besamten sich die manchualdige schar zu Jhesu Cristo dem waren hirten der eyn gutir hirte ist vf das er irer in gerichte hute. vnd dar vm so gab er ouch en die geistliche spise. vnd das ist das wort gotis da er iren geyst mite stercte. Da uolgit: „vnd er begunde sie zu leren manchirleie dinc.“ Dise groze schar da der ewangeliste von spricht das sie dem herren uolgete die nam eyne orsache von den grozen wundirwerken die er beginc an manchem notdurftigen menschen. vnd do er sie von dem langen sweren wege vermudit sach do wolde er sich vbir sie irbarmen vnd wolde da mite irme willen voltun vnd ire begerunge irvullen vnd wolde sie leren den wec des ewigen lebendis. BEDA: Sundir Matheus der ewangeliste spricht. das er die sochenden luite die em vz der schar geentwertit wurden die machte er alle gesunt. (Mt 14,14) vnd das ist war bilchen. [82ra] dan do er sich vbir die arme vermudite schar wolde irbarmen do en wold er en nicht alleine den wec der warheit offenen in der lere die er en gab sundir er wolde en ouch alle liblich muenizze benemen. JERONIMUS: Geistlichen so wirt der herre besiten vz der menie der luite die heymelichen nemen die er vz der werlde zu sime ewigen rieche irwelit hat. vf das sie an irme lebene mit suntlichen dingen icht besmitzit werden so sie in irme lebene vndir der samnunge der bosin luite muzen leben. vnd des habe wir figuren an Loth der vndir den Sodomiten wonte vnd den doch die engele gotis von dannen vurten. (Gen 19,15) vnd also wonte ouch der edile Job in deme lande Hus. (Hiob 1,1) vnd Abdias der prophete in des vnreynen kuniges Achabs huse. (1 Kön 18,3) BEDA: Vnd das geschach ouch an den ersten predigeren der kirchen. dan do die alrerst die iudische diet vndirwegen lizen do vuren sie in die wustenunge der heilgen kirche die vz dem heidenischen uolke besamt ist. dan die heilgen predigere die mit der sweren burde der echtunge [82rb] in dem iudischen uolke swerlichen gemuet wurden also das sie keine rue mochten gehaben die vun_____________ 34 Abdias = Obadja

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den da nach eine rue bie dem heidenischen uolke von der gnaden des gelouben die dem uolke von gote verlegen wart. JERONIMUS: Sundir in disme keginwertigen lebene so haben die heilgen disir ziet vnd eyne lange erbeit. dan die ist ane vndirlaz. sundir dan nach disir ziet so wirt man zu en sprechen das sie dan ruen sullen von alle irer erbeit. (Off 14,13) Dan gelicher wise als es was in Noe arke das etliche tyre die da ynwendic in der arken waren zu vzwendigen dingen ouch buzen die arke von Noe wurden gesant vnd die da vzwendic der arken waren die sprungen dar yn vf das sie vor der sintvlut bewarit wurden. also geschiet es ouch alle tage in der heilgen kirchen. dan Judas der vur besiten vz dem gelouben der kirchen. vnde der scheker trat widir dar yn der vor der ziet buzen dem gelouben hatte gestanden. Sundir wan der mensche vz dem gelouben der kirchen trit so en mac er keine rue gehaben ane groze trurikeit. dan der profete [82va] spricht. Da en ist keyne rue in en. dan in der heilgen kirchen da vindit man alleine uolkomene weide mit gantzer rue. vnd dar vm do Rachel ire verlorne sune beweynete do en wolde sie keinen trost enpfahen. (Jer 31,15; Mt 2,18) vnd dar vm so en mac ouch der mensche in disir ziet nimmer vroide mit gantzer rue besitzen. dan in disme lebene en ist der wirtschaft nicht in der man den nuwen wien trinken wirt so man den nuwen sanc da Johannes von spricht in dem apocalipsi singen wirt vnd von den nuwen luiten. (Off 5,9; 14,3; 15,3) vnd das wirt dan in der ziet uolbrocht so disir sterbende licham eyne vnsterbende ewikeit wirt an sich cleyden. (1 Kor 15,53f.) BEDA: Do Cristus von sinir ewigen vorsichtikeit wegen wolde in die wustenunge des heidenischen uolkis varen vnd sich wolde von der iudischen diet scheiden do wart da manche schar der geloubigen luite bereyt vnd quamen in grozen samnungen zu em vnd verzegen sich irer stete. das ist sie wurfen von sich die alde gewonheit der sunde da sie inne bestetigit waren vnd uolgeten Jhesu der en den wek des ewigen lebenis vorgink.

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[82vb] Vnd da nach do es abir eyne lange stunde gewart vnd sich die rede an die lenge gezoch. do traten sine iungere zu em sprechende. Meyster diz ist eyne wuste stat ane wonunge der luite vnd die stunde di ist itzunt lange vergangen (Mk 6,35) vnd dar vm laz dise luite von dir vf das sie wandern mogen in die dorfere die da nehest hie bie legen vnd in die wicbilde vnd kovfen en spise die sie ezzen mogen zu irer notdurft. (36) Sundir do entwerte en Jhesus vnd sprach zu en. Gebit ir en zezzen. vnd do sprachen sie widir zu em. So koufe wir vm zwei hundirt pfennige

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brot vnd mogen en das geben zezzene. (37) vnd do sprach er zu en. wie manch brot habit ir. geht vnd beseht es. vnd do sie es do irkanten wie uile brot das sie hatten do sprachen sie. vumue. vnd zwene vische. (38) vnd do gebot er en das sie sich die luite lizen setzen. eyne icliche luet besundern nach dem als sie waren gekomen vf grun vrisch hoy. (39) vnde des satzten sich die luite nidir bie teylen bie hundirten vnd bie vumfzigen. (40) vnd do Jhesus do die vumf brot genam [83ra] vnd die zwene vische do sach er vf in den himel vnd bendiete sie vnd brach das brot vnd gab es vort an sinen iungern vf das sie es legeten vor die luite. vnd die zwene uische die teilte er ouch vndir sie alle. (41) vnd do azen sie alle was irer was vnd wurden gesetit. (42) vnd do namen die iungere widir von dannen das von stucken vbir gebleben was zwelf korbe vol vnd ouch von den vischen. (43) Sundir der die von den brotin gegezzen hatten der waren vumftusent man. (44) THEOPHILUS: Do der herre dise manchirleie samnunge des uolkis wolde spisen do wolde er en alrerst die spise mite teilen die dem geiste zu gehorte vnd das was die rede gotis. vnd wolde sie da mite leren das sie grozere ruche solden legen an die spise des geistis dan an den licham vnd an die notdurft der spise die em zugehort. vnd da nach so gab er der luet die spise des lichams. vnd in welcher schicht sich das irhube vnd ouch volendit wart das wil vns der ewangeliste hie kundigen vnd spricht: „Vnd da nach das es [83rb] abir eyne lange stunde gewart vnd sich die rede der predigate an die lenge gezoch do traten sine iungere zu em sprechende. Diz ist eine wuste stat vnd die stunde der ezzenziet die ist itzunt vergangen. vnde dar vm so laz dise luite von dir vf das sie mogen in die nehesten dorfere gegehn vnd in die wicbilde vnd en spise koufen die sie gezzen. Do entwerte er en vnd sprach zu en. Gebit ir en zezzen.“ BEDA: An dem spruche do die iungere widir Jhesum sprachen: „es ist itzunt eyne lange stunde vergangen.“ da mite meynen sie die vesper ziet. vnd dar vm so spricht ouch Lucas in sime ewangelio. Der tac hatte sich begunt kegen dem abende zu neygen. (Lk 9,12) Sundir hie mac eyn iclich mensche pruuen wie sere das Cristi iungere in iris nehesten menschen libe zunamen. dan sie wurden zu barmherzikeit gereyzet do sie der armen gesamten luet notdurft irkanten vnd traten alzuhant von minsamkeit wegen zu Cristo vnd baten vor die notdurftige schar. Sundir doch so wolde der herre die stetikeit ires hertzen versuchen ob sie noch icht so uile gotlicher craft hetten bekant das [83va] sie des geloubten das er alle die schar mit eyn wenic brotis mochte gespisen. odir ob sie dennoch an sinir gotlichen craft zwiuelten.

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vnd da uolgit: „Vnd er entwerte vnde sprach zu en. Gebit ir en zezzene.“ Sich wie minniclichen der herre hie sine iungere zu der tugent der barmhertzikeit reyzet dan er wil es von en haben das sie der luet die da gesamt was solden brotis ire notdurft vorbrechen. vnd da mite so wil er ouch iren gelouben in sinir gotlichen craft bestetigen. dan er irkante das in em selbir wol das sie irer vnmacht wurden bekennen das ane das sie des nicht en vermochten. vnd das tete der herre dar vm vf das die groste des wundirwerkis die offinbarer vnd die bekenter wurde. THEOPHILUS: Die iungere des herren do sie dise rede von em gehorten das sie die luet die da gesamt was mit brote solden spisen do straften sie den herren mit bedacten verborgenen worten vnd wolden in irer meynunge sprechen. was not sie da zu twunge das sie so manchirleie diet mit brote solden spisen. vnd dar vm so entwerten sie em vz eyme gemueten hertzen. Dan [83vb] da uolgit: „vnd sie sprachen widir zu em. wir werden gehn vnd werden koufen vm zwei hundirt pfennige brot vnd werden es en geben das sie es ezzen.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Johannes der bezuigit in sime ewangelio das dise wort Philippus dem herren entwerte zu den wortin do en der herre sprechende uregete. wo mite koufe wir so uile brotis das dise gezzen. do entwerte Philippus vnd sprach. So man brot vm drihundirt pfenninge gekoufit so en haben sie sien dennoch nicht genuc. (Joh 6,7) vnd hie spricht Marcus das dise entwerte dem herren von allen iungeren wurde gegeben. vnd da mite wil es Marcus zu irkennen geben das Philippus das entwerte gab dem herren vz irer allir munde vnd dar vm spricht er das sie em gemeynlichen entwerten. vnd das ist ouch eyn groz sitte in der gantzen schrift das man eyne manchvaldige zal vor eyne eynlitzige pfliet zu setzen als man es dicke vnd vil andirswo vindit. Sundir da nach so uolgit: „vnd er sprach zu en. wie uile brot habit ir. geht vnd besehet es.“ [84ra] Hie sal man merken das diz von anderen ewangelisten ist verswigen. das der herre sine iungere also uregete wie uile brot sie hetten vnde ouch das er sie hiez gen vnd des besehn. sundir Marcus der en vergizzit sien nicht er en tu es vns kunt. Da uolgit: „vnd do sie irkanten wie uile brot sie hatten do sprachen sie. vumue vnd zwene uische.“ Jn Johannis ewangelio ist es geschriben das es Andreas offinbarte das da vumf brot waren vnd zwene vische. dan er spricht das die iungere widir den herre sprachen. hie ist eyn kint das hat vumf girstine brot vnd zwene uische. (Joh 6,8f.) Sundir die andern ewangelisten setzen die manchualdige zal vor die eynlitzige vnd wellen das wort sprechen als ob es allir iungere entwerte sie gewesit. vnd dar _____________ 1 en. Gebit] en. BEDA: Gebit Joh 6,7: zweihundert

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vm so spricht Marcus mit den andern ewangelisten vz irer allir persone. Da uolgit: „vnd er gebot en das sie sich die luet lizen setzen eyn iclich teil der schar besunderen. als sie da hin waren gekomen vf grune hoy. vnd des satzten sie sich zezzene eyn iclicher mit synir samnunge bie hundirten vnd bie vumfzigen.“ [84rb] Sundir das Lucas spricht das sich eyne icliche schar sich satzte besundern bie vumfzigen vnd bie vumfzigen vf das sie ezen. (Lk 9,14) vnd Marcus der spricht das sie sich satzten an ire samnunge bie vumfzigen vnd bie hundirten. das en sal nimande bewegen als ob die ewangelisten manchirleie wellen sprechen. Dan man sal es also vernemen das der eyne als Lucas der zal eyn teil sprach. sundir Marcus wolde en gantz sprechen. dan Marcus der von den hundirten sprach der sprach das das der andere ewangeliste vndir wegen liez. THEOPHILUS: Jn disme spruche den Marcus hie spricht so gibit er zu vernemen das die luite nicht alle mit enander in eynr samnunge sazen sundir sie sazen eyn iclich teil biesundern. Dan so der ewangeliste spricht das sie bie samnunge sazen so wil er es zweueldigen als ob er spreche. sie sazen in vndirscheit eyn iclicher bie synir samnunge bie vumfzigen vnd bie hundirten. Sundir da uolgit das: „vnd do er die vumf brot genam vnd die zwene vische do sach er vf in den himel vnd bendiete sie vnd brach das brot vnd gab es synen iungeren vf das sie es [84va] vor sie legeten. vnd ouch gelichir wise so teilte er die vische vndir sie alle die da gesamt waren.“ CRISOSTOMUS: Hie merke das der herre mit grozir dancnemikeit sine ougen irhub vnd sach vf in den himel wirdiclichen. Dan do Moyses den Juden in der wustenunge das manna von gote wolde irwerben do sprachen die Juden mit vreuele vnd mit versmehende disen spruch von gote. vnde wenit imant des das er vns in disir wustenunge moge geben brot zezzen. (Ps 78[77],20) vnd dar vm vf das sie Cristum icht mit deme selben spruche honten so en wolde er em das wundirwerk nicht eygenen das er an en tun wolde. sundir er wold es an synen vatir als an den vbirsten brengen den sie ouch vor eynen got hilden. THEOPHILUS: Bie disem bewisene das er sine ougen vf in den himel irhub. da wolde er die nachkomenden mite leren das sie ire spise von gote der in den himelen ist solden bitten. vnd mit nichte von dem tuuele. als di tun die vnordelichen mit vngerechter erbeit vnd mit vremden gute sich generen. vnde da mite wold ouch Cristus der schar geben zu ver[84vb]nemen das er an keynen dingen gote sime vatire wolde wideric sien sundir das er en als eynen vbirman an allen dingen welde anrufen als eynen hulfen zu allen gutin dingen. Sundir der herre gab synen iungern das brot zu _____________ 39 dingen welde] dingen welden welde

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brechen vf das sie es mochten handelen. vnd das sie da mite sich allis vngelouben verzegen vnd geloubeten des werlichen das an dem wundirwerke keinrleie zwiuel en were. sundir das er es werlichen als eyn got wurchte. Sundir da uolgit: „Vnd sie azen alle vnd wurden gesetit vnd des namen die iungere der gebrochenen stucke die da vbir gebliben waren zwelf korbe vol vnd ouch von den uischen. Sundir der die da azen der waren vumftusent man.“ Nu sich wie hie zwelf korbe brosmen vbirloufen den luiten die da von den brotin azen. vf das eyn iclicher der zwelf apostele synen korb vf neme vnd den uon dannen vol truge. vf das das groze wundirwerc allen luiten offinbar wurde also das sie irkenten das es von menslicher craft sundir von gotlicher tugent were gewurcht. dan [85ra] es was allen luiten vnsprechlich wie groz das das wundirwerk were. dan es gehorte eynir vbirvlutigen craft zu das man alsulch eyne groze trucht luite mit so wenic brotis mochte gespisen. vnd so uile stucke zurucke mochten bliben. dan der scheyn uile me dan des brotis schein da er die groze menie der vumftusent man mite hatte gespisit. Dan alleine das Moyses in der wustenunge dem israhelischen volke das manna von gote zu eynr spise irwarb iedoch so en wart es nimande me verlegen dan er es zu sinir notdurft bedurfte. dan also balde als er sien me nam dan er es zu sinir notdurft bedurfte so kroch es alzuhant vol wurme. vnd en mochte nicht lenger dan bes an den andern tac vrisch geweren. vnd des gelich wurchte ouch Helias der groze prophete an dem wibe in Sarepta Sydoniorum zu der er sundirlichen von gote wart gesant vf das er sie solde spisen. da vnd das sie icht von hungirs not verginge. Dan do er ir das wort gotis gesagete do sprach er zu ir. Die ydrie des melis vnd das oley in [85rb] dem olekruge das en sal nicht vergehn bes also lange das der herre regen geben wirt vf das ertrieche. (1 Kön 17,8 – 14; Lk 4,26) vnd da mite wold er ir so uile geben als sie zu irer notdurft bedurfte. vnd des vbirigen nicht. Sundir Jhesus der wurchte diz wundirwerc als eyn herre dem alle dinc vndirtenic vnd zu gebote stunden vnd en wolde dise schar der luite nicht alleine spisen vf das sie ire notdurft hetten sundir er wolde es en so vbirvluticlichen geben das man uile des vbirigen widir von en mochte nemen das en vbirlife. BEDA: Geistlichen. Do der tac sich zu dem abende hatte geneyget. vnd schir volendit was do wolde der edile Heilant die notdurftige hungerige schar spisen vnd wolde sie in irer not irquicken. dan so sich das ende der werlde her zu nehen wirt. vnd do die sunne der ewigen gerechtikeit zu riste wolde gehn vnd mit irem schine wolde vndirgehn do wurde wir von geistlicheme kummere selic mit dem turen blute des vn_____________ 26 ydrie = hydria, Topf 38 werlde her] werlde sich her

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schuldigen lammis gemachit. Sundir der herre reyzet da sine iungere vf das sie der schare das brot vor solden brechen. vnde er [85va] wolde da mite geben zu vernemen das vnsire hungerige hertze so sie groze not liden von hungere geistliches gutis von irir lere wegen alle tage sullen gespisit werden. dan sie spisen vns alle tage mit der heilgen schrift vnd mit gutin werken vnd mit iren gutin bilden die sie vns gelazen haben. in disir ziet. Sundir bie den vumf brotin so sint di vumf buchere in den die alde e Moysi beschriben sint bedutit. vnd bie den zwen vischen so sint ouch die salmen Dauitis des propheten vnd der anden propheten spruche als Ysaie vnd Jeremie vnd der andern gefigurirt. THEOFILUS: Odir bie den zwen vischen da ouch di vumftusent man mite gespisit wurden so sint der vischere rede vnd spruche bezeigit die sie den nachkomelingen haben beschriben in den epistelen vnd ouch in den ewangelien. BEDA: Dan so wir das vinden das der mensche in sinir scheppfunge mit vumf lieblichen sinnen ist begabit. vnd dar vm so bezeichenen die vumftusent man die dem herren in die wustenunge nach waren geuolgit vnd da gespisit wurden mit den vumf [85vb] brotin die die da noch in werltlicheme lebene vnd in werltlichem schine wandern vnd doch wol wizzen wie sie irer vzern sinne gote zu lobe sullen gebruchen also das sie ane grobe sunde leben. GREGORIUS in dem sechzehenden buche vf Job: Sundir das sich die ezzenden luite an manchirhande schar satzten bie vumfzigen vnd bie hundirten das bewisit vns die vndirscheit vnd die manichvaldikeit der kirchen die in der werlde sint. vnd als die luite alle von Cristo wurden mit eynr spise gespisit also halden sich alle kirchen der werlde an eyne kirche des gerechten gelouben vnd nemen ire geistliche gabe von ir. vnd gelichir wise als das iar der gnaden vnd der vrieheit in der rue des vumfzigisten iaris wart volendit. vnd die zal beheldit in ir die heymelikeit des vridis so des menschen geist von den sunden gelosit wirt. vnd so man dan die zal vumfzic zwer vbir eyn brengit so kumt man zelende zu hundirt das ist zu der ewigen rue. vnd dar vm so nimt des menschen geist da mite alrerst [86ra] sine rue so die sele von allen bosin werken abe lezit vnd irer nicht me en tut vf das sie in eyme vride ouch irer gedanken ruen moge. vnde dar vm so nemen ouch etliche die samnunge der vumfzic an sich vnde sitzen mit den. vnd die anderen die gesellen sich zu den hundirten. BEDA: Sundir die luite setzen sich nidir in disir ziet vf das hoy zezzene vnd werden da ouch mit den gotlichen gerichten gespisit. die alle bose luste iris lichams vndir die vuze treten also das sie vbir sie vbirhant nemen vnd irer vnachtsam werden vnd crucigen durch Cristum _____________ 21 Gregorius Moralium 30 zal vumfzic] zal wie vumfzic

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iren licham als der apostel spricht. vnd irbiten sich da mit vlize das sie gotis wort zu irer selen nutze mogen gehoren. vnd geben sich ouch da zu mit alle iris liebis uolleist das sie das selbe das sie gehoren an iren werken mogen uolbrengen. Sundir man sal ouch da bie mit vernumft merken das der herre do er das uolk wolde spisen keine nuwe spise dan die da vor was en schuf. als en predigete er ouch keine nuwe lere do er von sime vatire her nidir in das [86rb] uleisch quam. dan die da vor von den propheten vz sime munde was geprediget vnd die bestetigete er ouch. vnd wold da mite bewisen wie swer trechtic von heymelikeit gotlicher gnade die alde schrift der e vnde der propheten were also das sie keyne grobe mensliche vernumft ane Cristi vzlegunge en mochte vernemen. Sundir er irhub ouch sine ougen vnde sach vf an den himel. vf das er vns da mite lere gebe das wir das licht gotlichs bekentnizzis in den himelen solden suchen. dan von dannen so vluzit alle gute gabe in vns. abir der herre bricht ouch das brot vnd leget es vor die iungere vf das sie es der luet teileten. Dan die heymelikeit des sacramentis das man in der propheten spruche vindit die gab der herre den heilgen lereren vnd offinbarte sie en vf das sie die dinc vor al der werlde solden predigen. vbir das so sal man ouch merken das die stucke vnd die brosmen die der schar vbirlifen die namen die iungere widir vf von en. Dan die groze heymelikeit die in dem kerne der schrift behalden ist der en mogen die groben [86va] luite mit nichte mit irer groben vernumft begrifen. vnd dar vm so en sal man die margariten nicht mit den vuzen lazen zu treten. sundir die uolkomenen geiste die sullen sie mit der hulfe gotis vollen ebene durchgrunden vnd durchsuchen. Sundir bie den zwelf korben da das obirige mite vf genomen wart da sint die zwelf apostele mite gefigurirt vnd alle die nachuolgenden lerere der heilgen kirchen. dan die waren vzwendic vor der luite ougen versmehit vm das das sie Cristum in ermute predigeten. sundir inwendic so waren sie gehufit mit der spise des ewigen heilis. Dan es ist offinbar vnd vns ouch wol bekant das man grobe werc die den knechten zu gehoren mit den korben pfliet zu tunde. JERONIMUS: Odir zu der ziet so werden di zwelf korbe vol stucke vnde brosmen von den iungeren vor den luiten die da azen vf gehaben so die selben zwelf boten an dem iungisten tage werden sitzen vf zwelf stulen vnd werden richten vbir die zwelf geslechte die vz Jsrahelis stamme gesprozzen sint. dan die zwelf geslechte die sint als die brosmen di [86vb] nach Abrahame vnde nach Ysaac vnd ouch nach Jacob sint vbir gebleben. vnd das wirt geschen so er der grozen zal des israhe_____________ 14 bekentnizzis] bekentniznizzis 35 von] vor

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lischen volkis das als der griz des meris ist alleyne das nachblibende uolk lieblichen selic mac werden. vnd das geschiet so di volkomenheit der Juden in den gelouben treten wirt vnd der heidenischen diet die in blintheit hat gelebit.

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Vnd do zuhant do twanc er dar zu sine iungere das sie in eyn schif solden stigen vnd solden vor en vbir varen vbir den vluz des wazzirs bes zu Bethsaida bes also lange das er das uolk da er mite bekummirt was von em gelize. (Mk 6,45) vnde do er do das uolk vnd ouch die iungere von em geliez do ginc er vf eynen berc vf das er welde beten. (46) vnde do es do abent gewart do was das schif mitten in dem mere vnd er was alleine vf deme ertrieche. (47) vnd des sach er sie swerlichen erbeyten in dem ruyende dan der wint der was en allirdinge wideric. vnd des quam er bie dem virden wachende der nacht zu en wanderne vf dem mere. vnd wold [87ra] vor sie hin gehn. (48) vnd do sie en do irsagen das er wandirte vf dem mere do wenten sie ane zwiuel das es eyn getrucnizze were. vnd schregen mit wufende (49) dan sie sagen en alle. vnd wurden des mit grozme irschreckende betrubit. vnde do rette alzuhant Jhesus mit en vnd sprach zu en. Geloubit steticlichen dan ich bin es vnd en uorchtit vch nicht. (50) vnd do steic er zu en in das schif. vnd der wint der legerte sich. vnd da von irschraken sie noch vile me in en selben (51) dan sie en hatten des wundirwerkis dennoch nicht vernomen das der herre mit den vumf brotin hatte gewurcht. sundir ire hertze das was dennoch mit blintheit bedackit. (52) DIE GLOSE: Der herre der almechtikeit der hatte bewisit an den wundirwerke das er an den vumf brotin tete das er were eyn herre vnd eyn scheppfer allir dinge die da eyn wesen haben. Sundir nu an dem das er wandirte vf dem mere so wold er bewisen das er hette eynen geringen licham der da vrie were von allir burde vnd von [87rb] swerde der sunde. vnd wolde da mite geben zu irkennen das er der were der alleine vndir allen anderen luiten in dise werlt wer gekomen ane sunde vnd ane allirleie mal der sunde. vnd das er ouch alle sunde von der macht synir gotheit mochte vergeben. vnd in dem das er die sturmenden winde vnd die vnden des tobenden meris stillete vnd machte sie senfte so wolde er vns geben zu irkennen das er die hirschaft hette nicht alleine vbir das ertrieche sundir ouch vbir alle die anderen elementen. beide vbir die luft vnd ouch vbir das mer. vnd dar vm spricht der ewangeliste: „vnd do zu hant do twanc er sine iungere das sie solden in eyn schif stigen vnd

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solden en vor vbir den vluz des wazzirs varen zu Bethsaida bes also lange das er das uolk von em gelize.“ CRISOSTOMUS: Sich wie der herre das notdurftige volk von em let vnd doch nicht vnbegabit von sinen gnaden en blibit. dan er machte ire sichen gesunt vnd tete andire dinc bie en der en not was vnde larte sie den wek des lebens. Sundir er twanc [87va] sine iungere von em das sie in eyn schif stegen vnd vor en vbir den vluz des wazzirs vuren. dan sie hatten en so lib das man sie von em nicht gerinclichen en mochte gescheiden. vnd das was dar vm das sie alle iris hertzen gunst vnd alle ire lieb an en hatten gelegit. vnd dar vm so wolden sie alle ziet mit em bliben. vnd ouch so sorgeten sie da vor wie er widir zu en queme vf das sie sien icht lange enpuren. BEDA: Sundir hie mac bilchen ymant bewegit werden wor vm das Marcus hie spricht das nach deme do der herre das wundirwerc von den brotin hatte gewurcht do twanc er sine iungere das sie in das schif solden stigen. vnd vor en vbirvaren vbir des wazzirs vluz kegen Bethsaida. so es doch schinit ob Lucas der ewangeliste sprechen wil das das wundirwerc von den brotin in den steten bie Bethsaida geschege. (Lk 9,10) Sundir das mac man also entscheiden vnd alsus vernemen das Lucas der ewangeliste in sime spruche meynit die stete der wustenunge die vm Bethsaida lagen das in den das wundirwerc geschege. vnd die stete doch zu Bethsaida der stat gehorten. vnd in dem spru[87vb]che da Marcus spricht. das er sine iungere twanc das sie vor en vbirvuren zu Bethsaida. da meynit er den vmmerinc der stat die Bethsaida hiez vnd nicht die wustenunge. Sundir da uolgit das: „vnd do er sie do von em geliez do ginc er vf den berc vnd wolde beten.“ CRISOSTOMUS: Das sal eyn iclich cristen mensche von Cristo also vernemen. nach dem als er mensliche art von dem menschen hatte genomen dan in der so bewisete er sich gote als eyn mensche der gote dinstis pflichtic were. vnd wolde vns ouch da mite leren das wir zu allen stunden vlizic an vnsirme gebete sullen sien vnd nicht abelazen. THEOPHILUS: Da nach do der herre die schar des uolkis von em geliez do steic er vf den berc vnd wolde da den himelvatir anebeten vnd wold an dem gebete alleine abegescheiden von allir menie sien. dan das innige gebet das wil eyne rue vnd eyn swigen ane sturm des hertzen mit em haben. BEDA: Man mus ouch hie merken das nicht eyn iclicher vf den berc stigit der da betit. sundir der stigit vf den berc der da wol vnd gote zu lobe [88ra] betit vnd got alleine lutirlichen in sime gebete suchit. Sundir der sich in sime gebete den nutz der riechtume in girkeit synis hertzen suchit. odir bittit got das er em der werlde ere uile verliege. odir begerit in sime gebete das sien vient sterbe vf das er an em gerochen _____________ 1 bes also] bes vbir den also

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werde vnd das er em nicht me en schade. dem en gibit got nicht das er von em bittit. dan er en stiget vf den berc nicht sundir er blibit niden an dem grunde legen vnd sendit sine snode gebet das gote nicht behegelich en ist uor got. vnd dar vm so scheidit er widir mit ledigen henden von gote. Sundir vm welche sache der herre vf den berc steic do er wolde beten vnd die luet des uolkis alle von em liez das machit vns Johannes in sime ewangelio offinbar da er spricht. vnd dar vm do das Jhesus an dem uolke irkante das sie zu em wolden komen vf das sie en von dannen nemen vnde machten en vbir sich eynen kunig do vloch er alleine vf den berk vnd bete da. (Joh 6,15) Sundir da uolgit: „vnd do es do abent gewart do was das schif mitten [88rb] in dem mere vnd Jhesus alleine vf dem ertrieche. THEOPHILUS: Man sal hie wissen das der herre vm die sache die iungere in so groze not irirs liebis liez komen vf das sie in lidene gedult lerten. dan sie mochten da nach uile me liden vnd dar vm so was en der gedult not. vnd dar vm so en quam ouch der herre nicht alzuhant zu en noch en brochte en ouch die keginwertikeit sinis trostis nicht. sundir er liez sie in der selben not iris liebis alle die gantze nacht ane hulfe bliben vnd verhinc das sie in uorchte quamen. vnd das tete er dar vm vf das er sie des wise machte wie sie ane grim vnd in grozir gedult solden iris heilis beiten bes das es queme. vnd en solden nicht altzuhant so sie not vbirginge vnd betrupnizze des hoffen das sie got welde losen. sundir er wolde das sich ire begerunge zu gote irhube mit eyme steten beitende bes also lange das sich got von sinen gnaden vbir sie welde irbarmen. Sundir da uolgit: „Vnd do er sach das sie swerlichen an dem ruyende erbeitten dan der wint der was en widirzeme. vnd do bie dem virden wa[88va]chende der nacht do quam er zu en wandernde vf dem mere. CRISOSTOMUS: Die heilige scrift die teilit die nacht an vier wachen also das iclich virteil sien wachen habe. vnd dan vortme so teilit sie iclich wachen an drie stunden der nacht. vnd dar vm so heizet er hie das virde wachen der nacht do der herre zu sinen iungeren vf dem mere quam wanderen die ziet do sich die nacht kegen dem tage neygete. vnd was die ziet nach der nvnden stunde der nacht do sich itzunt die zehnde stunde begunde zu irheben. odir an der lesten stunde der nacht do es itzunt kegen dem tage ginc do quam er zu en vf deme mere. abir da uolgit nach: „Sundir er wolde vor sie hin gehn.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Abir hie irhebit sich eyne vrage wie das die iungere vernemen mochten das der herre hin wec vor sie wolde gehn vnd sie in den grozen engsten ane trost wolde lazen. Sundir diz sal man also vernemen das er sich en in der schicht bewisete als ob er in eyne _____________ 27 quam] quam quam 36 Augustinus de Cons. Evang.

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andere stat welde wandern vnd en welde mit nichte zu en komen. sundir [88vb] das er vor sie welde wec gehn als vor vremde luite da er nicht mite hette zu schaffen. vnd dar vm so en wart er von en nicht bekant als ire troster. sundir sie wolden wenen das es eyn getrucnizze des bosin geistis were. vnd dar vm so uolgit da: „vnd do en die iungere also irsagen das er wandirte vf dem mere do wanten sie vor war das es eyn getrucnizze des tuuels were. vnd sie schregen alle wufende dan sie sagen en alle vnd wurden des sere betrubit.“ THEOPHILUS: Sundir hie so mac man merken wie wundirlichen das Cristus mit sinen iungeren vur do er sie in den grozen noten iris liebis irkante. dan so er das mer vnd die winde als eyn trostir stillen solde do brochte er sie noch me in grozere engste vnd in uorchte dan sie vor der ziet waren gewesit. Sundir doch vbir das so tete er als eyn vatir bie synen kindern der sie nicht lange von zwiuels wegen in not mac gelazen. vnd dar vm do er ire uorchte irkante do stercte er sie alzuhant mit synir stimme vnd sprach zu en als hie uolgit: „vnd da nach zuhant [89ra] do rette er mit en vnd sprach. Siet stete an dem gelouben dan ich bin es vnd en uorchtit vch nicht.“ CRISOSTOMUS: Die iungere die irkanten alzuhant den herren an sinir stimme do er en zu gesprach. vnd dar vm do wart en ire uorchte alzuhant benomen. dan do die kindere des vatirs stimme irhorten do en durften sie sich nicht me uorchten. dan sie irkanten das ire trostir zu en gekomen was. AUGUSTINUS von dem eyntragene der ewangelisten: Sundir wie sal man den manichualdigen willen an Cristo vernemen das er vor sine iungere vort an wolde gehn zu den er doch dar vm was gekomen das er sie wolde von den uorchten dar sie inne waren vrie machen. vnd das sal man also vernemen das der wille in Cristo in dem er vor sine iungere wandern wolde vort an vnd sie nicht trosten der wart da zu geordent das sie in so groze uorchte wurden gesatzt das sie lute rufen mosten vnd ire not mit eyme geschreie offinbaren. vnd das er en dan zu hulfe queme wan es vugelich were vnd sie [89rb] an irer eygenen hulfe verzwiuelt weren. dan er en wolde also nicht vor sie hin wanderen das er sie ane allen trost lazen welde dan er benam en ire biben vnd bestetigete sie mit dem troste sinir vetirlichen stimme. BEDA: Man sal ouch alhie wizzen das eyn meyster der hiez Theodorus vnd der was bischof zu Samosatano der schreib vf daz wort des ewangelij da der ewangeliste spricht das der herre wandirte vf dem mere. also das vnsir herre Jhesus Cristus keine liebliche burde des uleischis an siner menscheit nicht hette gehabt. vnd dar vm so mochte er vf deme mere wanderen ane alle burde des uleisches als eyn geist der da mit keynr tracht beswerit en ist. sundir des _____________ 23 Augustinus de Cons. Evang. 35 Theodotus, Pharanitanus quondam episcopus

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en heldit der heilge cristene geloube nicht. dan der geloube der spricht das er eyne burde nach menslicher uolleist an em truge vnd an sime vleische. vnd das wil Dyonisius bezuigen da er spricht. Das ist vns gar vnbekant wie der scheppfir der dinge mit vngenetzten vuzen vnd die doch ane burde nicht en waren sundir eyne materieliche tracht an [89va] en hatten vf dem mere wandirten so doch die nature der wazzere weich vnd vuchte ist. vnd hat eyn vnstete wesen beiden von em selben vnd ouch von ane vallis wegen der winde. die es balde mogen bewegen. THEOPHILUS: Sundir da nach do der herre mit en gerette do trat er zu en in das schifchen vnd stillete den sturm der winde. die das mer in so groze vnden bewegeten vnd benam den iungeren ire angst da sie so swerlichen mite bedruct waren. vnd dar vm so uolgit es hie: „Vnd er steic zu en in das schif vnd do horte der wint vf vnd legerte sich.“ Sich nu welch eyn groz wundirwerc das das was das der herre mit trugen vuzen vf dem vnsteten vlizenden mere wandirte so er doch von synir menscheit wegen die burde eynis sweren lichams truc gelichir wise als wir. Sundir diz wundirwerc wirt da von grozir in allir luite hertze geachtit das er sine iungere so balde vz der grozen angst des meris vnd der winde loste da sie so swerlichen inne bedruct stunden. vnd die angst sante der herre bilchen an sine iungere. dan er hatte [89vb] da uor nicht in langer wile das groze wundirwerc vor iren ougen gewurcht das er vumftusent man von iris hungirs not mit vumf brotin vnd mit zwen vischen loste. also das eyn iclicher so uile az als er mochte. vnde dennoch so waren sie so grobir sinne das sie des nicht en mochten begrifen das er eyn herre vbir alle creaturen were vnd em alle dinc mogelich zu tunde were. vnd dar vm so sie der almechtikeit in Cristo dennoch nicht en vernomen so liez er sie in die angst des meris vnd der winde komen vnd loste sie dar vz vf das diz wundirwerc en eyn offinbar bekennen gebe das der herre beide in disme vnd ouch an dem da er die brot merte almechtic wer zu tun vnd zu lazen allis das er welde. vnd das sie en von der ziet vortme vor eynen waren got solden halden vnd dar vm uolgit da: „Vnd da von so irschraken sie noch me in en selben vnd wundirte sie dan sie en hatten des wundirwerkis von den brotin nicht vernomen.“ BEDA: Hie mac man pruuen wie grob in irer vleislichen art [90ra] die iungere dennoch waren. dan sie irschraken in grozir vorchte do sie die gewaldige craft des herren in dem wundirwerke irsagen. das sie so balde von allir angst gelosit waren. vnd doch so bleben die ougen iris bekennenis in alsulcher blintheit enthalden das sie die warheit der gotlichen mogenikeit in Cristo mit nichte mochten irkennen. vnd dar vm so uolgit da nach: „Dan ire hertze das was mit blintheit bedact.“ Dan gelicher wise als der iungere ougen mit den Jhesus nach sinir vfirstende wan-

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dirte an dem wege vnd en die schrift vzlegete enthalden waren also das sie sien nicht irkanten. also was ouch das ouge des hertzen in disen iungeren bestoppit das sie sine gotheit in dem wundirwerke mit nichte begrifen en mochten. Sundir geistlichen so vindit man in diseme begencnizze des herren eynen anderen sin. dan in dem das die iungere so swerlichen erbeitten an dem ruyende vm das das en der wint zu kegen was da mite so ist vns die groze swere erbeit der heilgen [90rb] kirchen bezeichent. dan die muz alle tage erbeiten mit grozir sorcveldikeit widir die groze irhebunge des meris disir keginwertigen werlt. die da stetis widir die kirche stritit. vnd nicht widir die alleine sundir ouch widir das blasen der vnreynen geiste di allen sturm widir die irwelten machen. vnd dar vm so spricht der apostel. wir en haben nicht alleine eyn rangen vnd eynen striet widir blut vnd vleisch sundir ouch widir die vursten disir vinstirnizze der bosheit ouch in den himelen wart bevunden. (Eph 6,12) vnd durch alle den striet den di kirche mit den vienden haben muz so begerit sie des mit grozir minne das sie komen moge zu der ewigen rue iris vetirlichen erbis. Sundir man spricht ouch da ane wol. das das schif da die iungere inne waren mitten in dem mere were vnd der herre were alleyne vf der erden. dan die heilge kirche die wart nye so sere von deme heydenischen uolke bedruct in dem das die Heidene den predigern des gelouben gehaz waren vnd sie totten. vnd da mite den gelouben [90va] der kirchen wolden verleschen vm das das sie widir die tuuele predigeten die durch ire abgote den luiten vf manchirleie sache entwerten. das man hie das werlichen gepruuen mochte das sie der edile irloser zu keynir wile vndirwegen hette gelazen. Sundir der herre sihet mit synen minniclichen ougen hie das die sine swerlichen in dem tobenden mere erbeiten. dan er sihet die synen an in alle iren noten mit dem angesichte synir barmhertzikeit vf das sie in irme betrupnizze icht nidirvellic werden vnd sterkit sie widir alle liden vnde vndirwilen so machit er sie ledic mit offinbarer hulfe. Sundir er quam zu en an dem virden wachende der nacht do es itzunt kegen deme lichte des morgens ginc vnd sich die sunne mit irme lichte begunde zu vns zu nehen. Dan so der mensche sien hertze vfirhebit vnd begerit des das em hulfe von dem vbirsten lichte werde gegeben vnd vf das er von sime betrupnizze werde gelost so ist der herre mit synir barmhertzikeit altzuhant da keginwertic vnde [90vb] legert da mit synir gewaldigen hant alle des menschen angst vnde not. dan der herre en gestat des mit nichte das en der mensche an synen noten anrufe vnd er en mit itelen henden laze von em scheyden. CRISOSTOMUS: Odir bie dem ersten wa_____________ 28 mere erbeiten] mere swerlichen erbeiten 34 sien hertze] sien hertze sien hertze

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Kapitel 6

chende ist die ziet bezeichent die da was von Adam bes an Noe vnd bes an die sintvlut. abir das andire wachen irhub sich an der sintvlut bes an die ziet das Moyses was. vnd das dritte wachen das werte von aneginge der alden e bes an ire ende vnd das was von Moyse bes an Cristi zukumft. Sundir an dem virden wachen do quam der herre vnd rette widir sine iungere sprechende. Siet stete an uwerme gelouben dan ich bin es vnd en uorchtit vch nicht. BEDA: Es hat sich dicke also bewisit als ob die vbirste gotliche gute die geloubigen luite in iren noten vndirwegen habe gelazen als es schien wart an Job vnd an Thobia vnd vortme an uile anderen heilgen. sundir er en liez sie doch nicht ane ende vngetrost. vnd also bewisete er sich ouch den [91ra] iungeren die so swerlichen in dem mere erbeitten. dan er bewisete sich en also das sie vor war wolden wenen das er vor sie hin wec wolde gehn vnd sie in iren grozen engsten lazen. Jdoch so en tet es doch Jhesus nicht sundir er trat zu en in das schif vnd benam en di angst an dem das er den sturm des meris legerte. Sundir die vngeloubigen ketzere die wenen des ane zwiuel noch bes huite an disen tac das vnsir herre Jhesus Cristus eyn getrucnizze sie gewesit vnd in eyns menschen gelichnizze. sich habe bewiset. dan sie en gelouben ouch des nicht das er warhaft uleisch von dem blute der reynen iuncvrouwen habe enpfangen. JERONIMUS: Sundir do sprach der herre zu en: „Siet stete in uwerme gelouben dan ich bin es vnd en uorchtit vch nicht.“ Dan so die ziet der ewikeit zukomen wirt so werde wir en an sinir formen sehen als er geschaffen ist in sinir clarheit. vnd do legerte sich altzuhant der sturmende wint vnd die vnden des tobenden meris die satzten sich nidir do sich Jhesus in das schif zu en gesatzte. [91rb] Dan so got der sun das rieche halden wirt vbir die gantze gemeyne werlt also das sie zu male in den gelouben eynr kirchen wirt treten. so wirt der herre in alle synen vzirwelten eyne stete rue sachen. BEDA: Jn welchem hertzen des menschen der ewige got mit synen gnaden nidir sitzet das hertze verbindit er altzuhant zu em mit warer minne also das es em mit gantzem willen vndirtenic wirt vnd da werden ouch dan alle vntugende vz gewurtzelt. vnd alle der widirkriec den der mensche von anvechtunge odir der werlde lidit odir der bosir list des vbilen geystes odir ouch von getwange des uleischis der wirt allis von gote in des menschen hertze gestillet also das da allir striet gelegert wirt dan da wonit der heilge geist mit sime gotlichen vride.

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Vnd do sie do vbir gevluzzen vbir das wazzir do quamen sie in das lant das Genesareth heizet vnd hilden sich da mit irme schiffechen an das vbir. (Mk 6,53) vnd da nach do sie vz dem schiffe gequamen vf das lant do irkanten sie alzuhant en das er es were. (54) vnd do vmmelifen [91va] sie alle das gantze lant vnd begunden die die in den betten lagen. vnde die sich von sueche wegen ubile gehatten vm zu tragen wo sie horten das er was. (55) vnd wo sie in der werlde hin quamen es wer in wicbilde odir in dorfere odir ouch in die stete da legeten sie die siechen vnd die da vnmechtic waren vor en an die gazzen vnd baten en des mit vlize das er en doch des gestate das sie den sovm sinis cleydis mochten geruren. vnd wie uile das der was die en anrurten die wurden alle selk. (56) DIE GLOSE: Jn den vorgehnden reden so wolde vns der ewangeliste bewisen di angst vnd die not die die iungere des herren hatten geliden in dem schiffe von des sturmenden windis wegen vnd ouch von dem mere vnd wie des der herre an en verhinc vf das en sine gotliche almechtikeit bekant mochte werden. vnd hat ouch bewisit wie sie mit der gewaldigen hant des herren von der angst wurden gelost. Sundir nu so tut er vns kunt wo hinne vnd zu welcheme lande sie quamen do sie vbir das wazzir gevuren also sprechende: „vnde do sie vbir das wazzir [91vb] gequamen do quamen sie in das lant Genesareth vnd legeten da ire schif zu.“ THEOPHILUS: Do es eyne lange ziet verginc do quam ouch der herre mit synen iungeren vbirvlizende an die selbe stat da er uile wundirwerc wolde wirken. vnd dar vm so setzet der ewangeliste ouch die ziet vnde spricht: „Vnd da nach do sie vz dem schiffe gegingen do irkanten sie en alzuhant.“ das was an dem grozen schine synis gesteltnizzis. vnd an dem grozen lummunt den die luite von em sprachen. BEDA: Der ewangeliste spricht das sie en zuhant irkanten. vnd das geschach an dem das en das uolk altzuhant mit zuloufende lobte. vnd ouch so irkanten sie en nicht an dem gesteltnizze synis antlitzis sundir an den gewaldigen wundirwerken die er tete an den vnmechtigen vnd an den sochenden luiten. Sundir hie mac man merken wie grozen vnd wie steten gelouben die luite vz dem lande Genesareth zu Cristo hatten. dan sie en lizen en nicht alleyne dar an genugen das ire siechen von dem herren gesunt gemachit wurden die da keginwer[92ra]tic waren. sundir sie santen ouch vz vm in die anderen stete vnde in wicbilde vnd ouch in die torfere vnd teten en kunt das der ware artste were gekomen zu dem sie alle solden loufen dan er mochte sie gesunt machen von alle iren suechen. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd sie vmmelifen als wite als das lant was vnd begunden die vm zu tragen in iren betten die vnmech-

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Kapitel 6

tic waren vnd sich ubile gehatten. vnd brochten sie zu em wo sie horten das er was.“ THEOPHILUS: Hie merke wie groz der geloube in den luiten was dan sie en baten en nicht dar vm das er in ire husere queme vnd da ire siechen gesunt machte. vnd die vnmechtigen vnd die siechen die legeten da nach me ire begerunge wie sie zu em mochten komen also zoch sie sine libe zu em. vnd da uolgit: „Vnd wo sie in eyn wicbilde gegingen odir in die dorfere odir ouch in die stete da legeten sie an die gazzen die sochenden vnd die sichen vnd baten en mit vlize das er sie lize den sovm synis cleydis anruren.“ Dan das wundirwerc das der herre hatte ge[92rb]tan an dem wiebe der emoroissam die den vbirigen vluz des blutis so lange hatte gehat die ouch in ir selbir sprach. wer das ich den sovm synis kleidis mochte geruren so wurde ich selk (Mk 5,28) vnd wie an dem wiebe der vluz des blutis entstunt do sie sinen sovm an gerurte. vnd das wundirwerc das was uile luiten bekant gewurden. vnd als sie es mit iren oren hatten gehort also hatten sie es ouch vollen ebene mit irem hertzen behalden. vnd das gab en eyne groze bestetigunge des gelouben. vnde dar vm so baten sie en ouch das er sie synis cleydis sovm lize anruren. vf das sie da von gesunt wurden. vnd da volgit: „Vnd alle die vnmechtigen cranken luite die en anrurten die wurden von irer suche selk.“ BEDA: Geistlichen so sal man hie bie dem sovme der an des herren cleide was das allir minste gebot gotis vernemen. dan swer das mit vnachtsamikeit vbirtrit der wirt ouch der minste in dem rieche der himele genant. Odir wir mogen ouch bie dem sovme vernemen das ture uleysch das der ewige gotis sun an sich hat genomen. Dan das uleisch ist vns [92va] eyn mittil da wir das wort gotis durch begrifen vf das wir da nach synir mogenikeit in syme rieche mogen gebruchen. JERONIMUS: Der spruch den der ewangeliste hie spricht das alle die die den herren anrurten die wurden von iren suchen selk. der wirt ouch an vns uolbrocht so die ziet der ewigen selikeit zukomen wirt also das an vns alle sufzen vnd alle wetage von sinir gnaden wegen werden gelegert. vnd das wirt geschen so vns das vbirvlizende maze in vnseren schoz wirt zu lone von gote gegeben.

Diz ist das sibende capittil das hie volgit. Streitrede über die pharisäischen Überlieferungen

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Vnd do besamten sich die gliznere zu em vnd etliche vz den meysteren der e die quamen [92vb] ouch von Jherusalem zu em mit den glizeneren. (Mk 7,1) vnd do die irsagen das etliche vz sinen iungeren mit gemeynen henden das ist das sie ire hende nicht en twugen so sie das brot azen do lesterten sie es. (2) Dan die glizenere vnd ouch die anderen Juden alle es en sie dan das sie ser gevach ire hende waschen so en ezzen sie nicht. vnd wellen da mite die satzunge der alden bewaren. (3) vnd so sie von dem marcte heym komen es en sie dan das sie getouft werden so en ezzen sie mit nichte. vnd ouch andire dinc die den gelich sint der sint ouch uile die en gesatzt sint. also das sie sie halden sullen also das sie toufen sullen ire kelche vnd ire krugere vnd ire eryne vaz vnd ouch ire bette. (4) vnd dar vm so uregeten en die gliznere vnd ouch die meystere der e sprechende. wor vm en wanderen dine iungere nicht nach der satzunge der alden. sundir sie ezzen das brot mit gemeynen henden. (5) Do entwerte er en vnd sprach. von vch glizneren so hat wol geprophetizeret Ysaias der prophete als da geschriben ist. Diz uolk erberit mich mit den lippen abir ire hert[93ra]ze das ist verre von mir. (6) dan sie dinen mir in eyme ytelen lerende die lernunge vnd die gebot der luite (7) vnd lazen da mite die gebot gotis vndirwegen. danne sie wellen sich halden an die satzunge der luite. an der toufe der krugelien vnd ouch der kelche vnd anderer dinge die disen gelich sint. der tut ir uile. (8) vnde do sprach er zu en. Sehet wie ebene das ir die gebot gotis zustorit vf das ir uwere satzunge mogit in uolleist gehalden. (9) Dan Moyses der sprach. Du salt erbern dinen vatir vnd dine mutir. vnd swer dem vatir odir der mutir malediet der sal des todis irsterben. (10) Sundir dar vbir so sprechet ir wer das der mensche spreche zu vatir odir zu der mutir. Die gabe die von mir in das huez des schatzis wirt gegeben die hilfet dir. (11) vnd so dan der mensche mit eyme gelubde bestrickit wirt das er also sien gut gote zu eynir gabe gelobit so en gestatit ir em des vortme nicht das er sime vatire odir der mutir icht me gutis getu. (12) vnde _____________ 21f. an der ... ir uile] Vulgata: baptismata urceorum et calicum et alia similia his facitis multa, fehlt in vielen dt. Übersetzungen.

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also dempft ir abesnidende den spruch gotis durch uwer satzunge [93rb] willen die ir habit gesatzt vnd der dinge tut ir ouch uile me die disen dingen geliech sint. (13) BEDA: Sich wie die eynueldigen luite des landis zu Genesareth tun. dan sie en waren in der schrift der e Moysi nicht gelart vnd doch so geloubten sie uile bas an Cristum dan die gliznere vnde die meystere der e. dan sie en quamen nicht alleyne zu Cristo als zu eyme trostere sundir sie brochten ouch ire sochenden cranken vnd ire siechen zu dem herren vf das sie den sovm sinis kleidis mochten anruren. vf das nimant in dem lande en were er en wurde synir gnaden teilhaft. vnd da widir so teten die gliznere vnd die meystere der e die da lerere solden sien des gemeynen uolkis. dan die en suchten den herren nicht vf das sie anwisunge vnd trost zu iren selen hetten genomen. sundir sie quamen vm das zu em das sie em ire vngeordenten vrage wolden vorlegen. vnd zu eyme krige suchten sie en vf das sie en vnd syne iungere mochten vor dem gemeynen volke lesteren. vnd dar vm so spricht der ewangeliste als hie uolgit: [93va] „Vnd des besamten sich die dunkilguten vnde quamen zu em. vnde ouch etliche vz den meysteren der e dan die waren von Jherusalem komende zu em. vnd do die irsagen das etliche vz sinen iungern mit gemeynen henden das ist mit vngetwagenen henden das brot azen do lesterten sie es.“ THEOPHILUS: Sich wie die iungere des herren in gutir eynueldikeit wanderen. dan sie namen die lere alleine von dem herren wie sie an den wegen der tugende soldin wanderen. vnd wie sie das wirken solden das zu der selkeit gehorte. vnd dar vm so en warten sie andirs keynis dinigs. vnd dar vm so azen sie ire spise mit vngewaschenen henden vnd das teten sie in eynir eynueldigen wise. dan sie waren allir dinge von allir vnschult der sunden vrie. Sundir die vnturen gliznere die wolden da von eyne valsche orsache widir Cristum nemen vf das sie en mit rede anvertigen mochten als ob er eyn verstorer were der satzunge die die alden hatten gesatzt. vnd namen das vor sich vnd lesterten das an den iungeren vnde [93vb] strafte sie nicht als ob sie vbirtretere der e weren sundir als die die die alden e da mite sine heten das sie ire satzungen die das uolk allis hilt nicht welden halden als die vbirtretere vnd dar vm uolgit da: „Dan die dunkilguten vnd alle die anderen Juden es en sie dan das sie ire hende gevach waschen so en ezzen sie nicht das brot vnd wellen da mite die satzunge der alden halden. vnd ouch so sie von dem marcte komen sie en werden dan getouft so en ezzen sie nicht vnd ouch anderer dinge uile die den gelich sint vnd sint en gesatzt das sie sie halden sullen als die toufe der kelche vnd der krugelin vnd der erynen vaz vnd ouch der bette.“

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BEDA: Die gliznere die larten die Juden gemeynlichen das sie die gebot die der herre durch den munt der propheten in geistlicher wise hatte gesprochen die namen sie in dem lute des vleislichen sinnis. Dan die wort das sich der mensche reyne solde halden die sprachen die propheten von reynikeit des hertzen vnd von reynen werken vnd [94ra] von castihunge des lichamis. Dan Ysaias der prophete sprach. waschit vch vnd siet reyn. (Jes 1,16) vnd der andire spricht. Jr sullit uch reynigen so ir die vaz gotis handelen sullit. (Jes 52,11) vnd das waschen vernamen die gliznere alleine von dem lichame vnd nicht von dem geiste. vnd dar vm so hilden sie das in dem waschende irir lieblichen gelide. vnd dar vm so was der luite satzunge vnnutze. dan so man die hende zu eymale weschit so ist es genuc. dan man en bedarf irir nicht gevach waschen so man das brot ezzen wil. vnd des en was en ouch keine not so sie von dem marckte widir heym quemen das sie mit nichte e solden ezzen sie en weren dan getouft. Sundir vbir alle dinc so ist es den not die des begeren das sie das himelbrot mogen nutzen das von obene nidir bes an das ertrieche kumt das sich die dicke vnd gevach mit almusen vnd mit trenen vnd mit andern vruchten der gerechtikeit in alle iren werken subern vnd waschen. vnd den luiten ist es ouch not die sich mit manchirhande sorge in zietlicheme geschefte bekum[94rb]mern vnd da von in manchirleie besmitzunge komen das sich die toufen so sie heim komen das ist so sie in ire eygene hertze komen von dem vnnutzen bekummernizze mit guten heilgen gedanken vnd mit seligen werken vf das sie der werlde vnstetikeit von en gewerfen mogen. Sundir die gliznere vnd alle die Juden die waschen ire hende gar vm sus vnd lazen sich ouch tiger ane sache toufen. so sie in ire huez von dem marcte komen. Dan die wile das sie den Heilant versmehen der sie mit sime blute von dem tode hat irlosit. vnd sich nicht in dem burne des ewigen lebenis lazen waschen so en hilfit sie alle ire suberunge nicht. vnd ouch so en hilfit sie das nicht das sie die vaz toufen da sie ire spise odir iren tranc vznemen sullen. die wile das sie das von blintheit iris hertzen versumen das sie die vnulat iris hertzen vnd irer lichame nicht abe en waschen. Sundir da uolgit: „vnd die dunkilguten vnd die meystere der e die vregeten en sprechende. wor vm en wanderen dine iungere nicht nach der satzunge der alden. sundir sie ezzen [94va] ire brot mit gemeynen henden.“ JERONIMUS vf Matheum: Hie an disme spruche so mac man merken die groze wundirliche stumheit der dunkilguten vnd ouch der meystere der e an dem das sie Cristum straften an synen iungeren der des ewigen gotis sun was vm das das er den luiten nicht gehorsam en was also das er ire satzunge vnd ire gebot hette gehalden. _____________ 1 Beda in Marc. 36 Hieronymus super Matth.

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Kapitel 7

vnd hette es ouch synen iungeren verboten das sie irer nicht vbir getreten en hetten. Sundir da sie sprachen zu em: „Dine iungere di ezzen mit gemeynen henden.“ da meynen sie mite das sie mit vnuletigen henden azen ire brot. vnd das was von der sache dan die diet des iudischen uolkis das hilt sich da uor vnd berumte sich des das es gote zu eyme teile vzirwelit were. vnd dar vm so en wolden sie der spise nicht ezzen die das heidenische uolk az vnd alle die spise die en verboten was von der e die hizen sie gemeyne spise. dan die azen die Heiden dan die hizen sie ouch vnuletic. dan alle luite die gebruchten irer. JERONIMUS vf Marcum: Der herre do er von der gliznere vnd von der meystere rede angeuerti[94vb]get wart durch sinir iungere willen do wold er ire vnnutze bellen das sie widir die warheit teten mit redelicher offinbarer bewisunge widir in sie drucken. vnd nimt da zu Ysaie vnd ouch Moysi gezuk vnd bewisit da mite das sie der schrift nicht en vernamen vnd dar vm die iungere zu vngerechte straften. Dan Ysaias der en meynit die uletikeit des liebis nicht sundir die uletikeit des hertzen da er spricht. waschit vch vnd siet reyne vnd enpfirrit das arge uwerer gedanken von minen ougen. vnd ouch Moyses da er spricht. Jr siet die die die vaz gotis handeln sullit vnd dar vm so reynigit vch. also sulle wir ouch mit deme gezuige der schrift die vnwarheit der ketzere vbirwinden vnd sie lugenere widir die schrift bewisen. vnd da uolgit: „Vnd do entwerte er en vnd sprach. von uch gliznern so hat Ysaias der prophete wol geprophetizirit als da geschriben ist. Diz uolk das erberit mich mit sinen lippen abir sien hertze das ist verre von mir.“ CRISOSTOMUS: Sich mit welch eynir herten strafunge der herre die gliznere vm ire vngerechte [95ra] gewalt die sie widir die iungere vbeten strafet. vm das das sie die iungere nicht en beclageten vm das vbirtreten der e sundir vm das vbirtreten der satzungen die die alden hatten gemachit durch vlat willen des liebis. vnd dar vm so lestirt er sie offinberlichen vnd spricht: „Jr dunkilguten Ysaias der hat wol von uch gesprochen. Diz uolk erit mich mit synen lippen.“ des mundis alleyne dan sie lobten das mit grozir erberikeit das nicht nutze en was der selen noch ouch not dem liebe. vnd da zu setzt er Ysaie spruch als ob er von en gesprochen sie. als ob er spreche. Gelichir wise als es den luiten nicht nutze en ist zu irer selikeit die got eren mit den lippen vnd der hertze ouch verre von em ist. als en ist es ouch den nicht nutze die da sprechen das sie da mite minsamkeit halden das sie der luite lere vnd ire satzunge halden vnd sie erberen vnd lazen das inrste des geystis vndirwegen das der reynikeit allir meyst bedurfte vf das sie die gerechtikeit des liebis die baz mogen bewaren. als en ist es ouch uch nicht nutze _____________ 10 Hieronymus 25 Chrysostomus in Matth.

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[95rb] das ir die hende uile reyne machit vnd die sele in vnulat der sunde lazit. JERONIMUS: Eyn iclich cristen mensche der sal der phariseen satzunge vndirwegen lazen vnd sal sich an die gebot gotis halden. dan mit den mac er der sele leben irkrigen. Dan der glizenere satzunge heldit sich an reynikeit der tische vnd der vaz. vnd die sal man tigir abetilgen dan sie wart zu des liebis lust geordent. Dan das geschiet dicke das die gebot gotis bie etlichen luiten wichen muzen vnd die satzunge der luite di bliben veste stehn. vnd da mite so wirt got gevnerit. vnd das uolgit da: „Jr lazit gotis gebot vndirwegen vnd haldit die satzunge der luite als die toufe der krugelien vnd der kelche vnd der dinge die den gelich sint der tut ir uile. vnd dar vm so ubirtretit ir wol die gebot gotis vf das ir die satzunge der luite mogit gehalden.“ CRISOSTOMUS: Der herre der strafit die dunkilguten als die die gotes ere vnd sine wirdikeit allir dinge vbirtraten vnd verwurfen durch der satzunge willen die en von iren eldern gemachit was vnd beuoln. Sundir das die satzunge der alden an [95va] manchen enden die heilge schrift verstorte das bewisit der herre in disen nachuolgenden wortin da er spricht: „Dan Moyses der sprach. erbere dinen vatir vnd dine mutir. vnd swer dem vatire odir der mutir vbile spricht der sal des todis irsterben.“ BEDA: Der herre der en meynte nicht das sie den vatir odir die mutir da mite alleine erberen solden das sie en den gruz botin wo sie en beiegenten das die gliznere gemeynlichen hilden vnd larten es di andern Juden ouch halden. sundir er meynit die erberikeit das eyn iclich mensche synen eldern an allen dingen sal bequeme sien vnde en irer notdurft pflegen an almusen vnd an anderen gaben. dan da wirt rechte vruntschaft vnd ere inne gepruuit. vnd das meynit der apostel da er spricht. Du salt die witwen eren di in warheit vnde ane valsch witwen sint. (1 Tim 5,3) CRISOSTOMUS: Da mite so wolde der herre den glizneren geben zu irkennen das sie vbirtretere der e weren. dan die e gebutit das man die gebot gotis in alle irer meynunge sullen halden. vnd das der groze vluch vbir [95vb] die komen wirt die sie vbirtreten. vnd meynit es als ob er spreche. Durch geringer sache willen so vbirtretit ir die gebot gotis vnde steht da nach mit grozem ulize das ir die satzungen uwerer elderen bewarit. vnd da mite so versmehet ir got den herren vnde erberit die luite me dan en. vnd dar vm uolgit: „Sundir ir sprechit. wer das eyn mensche spreche zu sime vatire odir zu sinir mutir. Corban das ist eyne gabe. vnd welche gabe die vz mir ist die hilfit dir.“ vnd da mite meynit er als ob er spreche. Den vunt den habit ir vnreynen gliznere gevunden das die kindere iren eldern also ire notdurft mogen entvremden. Dan ir _____________ 13 Chrysostomus super Matth.

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sprechit. so der sun sien gut gote odir dem temple gelobe so en sie er des nicht pflichtic das er synen eldern da von icht me gebe zu irer notdurft. vnd also machit ir das man das gebot gotis vbirtrit. vnd wellit das die kindere kegen iren eldern dan zu dem gebote vnuerbunden sullen sien vnd dar vm uolgit da: „Vnd dan vortme so en gestatit ir en dan nicht das er icht gutis getu [96ra] sime vatire odir sinir mutir.“ THEOPHILUS: Die gliznere in dem das sie diz gebot gotis verstorten so gebruchten sie eynir argen list. dan allis das da geoppfirt wart in dem temple von dem gemeynen uolke das wolden sie haben zu irme eygenen nutze vnd wolden es ezzen. vnd dar vm so gaben sie den iungen sunen eynen bosin rat des sie gebruchen solden widir ire eldern. Dan so sie icht eygens irkregen vnd wer dan das die eldern welden eyn teyl zu irer notdurft von en bitten. so solden sie en entwerten. Corban das ist eyne gabe. dan vatir odir mutir das du von mir bittist das han ich itzunt gote gegeben zu lobe. vnd so schuyten sich dan da uor die elderen vnd en baten die kindere dar vm nicht me als ob es gote zu lobe algereyte wer geheilgit. vnd mochte ouch den elderen zu irme ewigen heile nutze werden. vnd also betrogen sie die kindere das sie es gote gelobten dan so mosten sie es halden. vnd ouch da mite das sie das gebot gotis vbirtraten vnd ire elderen nicht en erten als sie pflichtic waren vnd das teten sie alle durch irer girkeit willen vf das sie alle di [96rb] geoppfirten dinc alleyne mochten vrezzen vnd verzeren. vnd dar vm so verwizet en der herre das hie das sie durch ires gewinnis willen die e gotis vbirtraten. vnde machten ouch mit irme bosin rate das sie die eynueldigen luite zu storten. vnd dar vm volgit hie: „Vnd also machit ir das wort gotis zu nichte vnd verkurtzt es durch uwer satzunge willen die ir den luiten setzt. vnd der dinge tut ir uile die den geliech sint in den ir ouch die gebot gotis mit vreuele vbirtretit vf das ir der luite satzunge durch behegelikeit willen mogit bewaren vnd das ir dar ane vngestraft blibit.“ CRISOSTOMUS: Odir man mac dise schrift andirs vzlegen. als das man spreche das die iungen gliznere vnd die meystere der e das gemeyne uolk larten widir das gebot gotis da er spricht. Du salt eren dinen vatir vnd dine mutir vnd en mit nichte vbile sprechen. das welch mensche sime vatire odir sinir mutir vnrecht tete an wortin odir an werken der solde gote eyne sundirliche gabe oppirn vor die sunde so wurde er von ir gelost vnd blebe irer vnschuldic den er gebe gote die gabe des ouch alle [96va] dinc sint die den elderen geborte. vnd da mite so en gestaten sie des nicht das die kindere ire elderen erten. vnd entzogen en also ire notdurft vnd bekummerten die kindere mit grozen sunden. BEDA: Disir spruch des herren der mac ouch eynen anderen sin haben also das en _____________ 30 Chrysostomus in Matth.

Über Reinheit und Unreinheit

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der herre alsus meyne. Die gabe die von minir wegen gote geoppirt wirt die ist dir nutze vatir odir mutir. vnd da mite so twingit ir die sune das sie in der wise zu iren eldern sullen sprechen. alle die gabe die ich in mineme hertzen also geschickit hatte das ich sie welde gote geoppfirt haben die muz ich in dinir notdurft verzeren. vnd dar vm vatir odir mutir so ist dir die gabe nutze vnd hilfit dich. als ob sie mit den wortin sprechen widir sie. das en hilfit dich nicht das ich gotis oppfir in dinir notdurft verzere vnd schadit beide mir vnd dir an der sele. vf das so die eldern die wort von iren svnen gehorten das sie da von in eyne vurchte quemen vnd en welden von den nichtisnicht nemen das in der wise gote geeygent were zu eyme oppfere. vnd wel[96vb]den das bilcher wilkoren das sie eyn kummerhaft leben alle ire tage in smachte welden tragen dan das sie icht da von welden beruren zu irer notdurft odir nemen zu irer spise das gote in alsulchir schicht von den kindern geheilgit were. JERONIMUS: Geistlichen so wil das eynen anderen sin tragen das die iungere vnsirs herren mit gemeynen henden das ist mit vngewaschenen das brot azen. dan es wil bezeichenen die zukumftige vereynunge des heydenischen uolkis. in eyne hert vnd in eynen schafstal der heilgen kirche. Dan die reynikeit der glizenere vnd alle der anderen iudischen diet die ist durre vnd allirdinge ane vrucht der ewigen selikeit. sundir die vngewaschene besamnunge vnd die gemeynschaft der apostele gotis in eyme waren gelouben die reckit in vruchtbarikeit ire wienremen vz vbir das gantze ertrieche von eyme ende des letsten meris bes an das andire.

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Vnd do berief er abir zu em die schar der luite die da besamt waren vnd sprach widir sie. Horit mich alle [97ra] vnd vernemit vollen ebene. (Mk 7,14) dan da en ist keyn dinc das buzen dem menschen ist das in en gekomen mac. das en in keynr wise moge vervnreynen. sundir die dinc die sich inwendic in dem menschen irheben vnd vz em her vor komen die besmitzen en. (15) vnde dar vm wer da oren habe zu horende der hore. (16) vnd do er sich do von der schar der luite schiet vnd quam in das huez do uregeten en sine iungere vm das biespil wie sie es vernemen soldin. (17) vnd do sprach er widir. vnd also siet ir ouch noch ane klucheit vnde in vnvernumft. vnde en vernemit ir des nicht das allis das das von buzen in den menschen kumt das en mac en mit nichte vervnreynen (18) das es en mac nicht binnen in sien hertze gegehn sundir es geht vzwendic durch synen buech vnd geht vort durch die heymeliche stat zu stule. da alle spise gesubirt wirt. (19) Sundir er sprach do vort-

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me. Dan alle die dinc die vz dem menschen her vor komen die vervnreynen den menschen. (21) dan von binnen vz den hertzen der [97rb] luite so bekomen her vor bose vnreyne gedanken vnd vnreyne ebruche vnd vnkuscheit vnd manslacht vnd dube vnd girikeit vnd arclistikeit schalkheit vnd vnschemlikeit eyn bose ouge vnd lastir mit honschaft. hochvertikeit vnd tumheit. (22) vnd alle dise bosen dinc die komen von en binnen her vor vnd die vervnreynen den menschen. (23) CRISOSTOMUS: Dar vm so die Juden alle iren vliez legeten an des liebis reynikeit vnd die ouch alleyne an den luiten wolden merken ob sie von en gehalden wurden. vnde wo sie die reynikeyt nicht en hilden das achten sie grozir dan ob sie vbirtretere der e weren gewurden. vnd dar vm das der herre das irhorte das die gliznere dar vm murmelten das die iungere des herren der reynikeit nicht en bewareten dan sie azen ire brot mit vngewaschenen henden. vnde dar vm so bewisit der herre da widir das der reynikeit des hertzen notir ist dan der reynikeit des liebis. vnd dar vm so spricht der ewangeliste: „Vnd do berief er abir eyns zu em die gesamte schar der luite vnd sprach widir sie. Horit [97va] mich alle vnd vernemit ebene dan der dinge keynis das von buzen in den menschen kumt das en mac en vervnreynen. sundir die dinc die von ynwendic vz dem menschen gehn die machen en vnreyn.“ Das ist. sie machen en allir dinge vnuletic. Sundir man sal hie wizzen das man die dinc von en binnen in den merken sal die Jhesu Cristo zu gehoren. sundir die dinc die der alden e odir den gebotin gotis zu gehorn die muz eyn iclich mensche an dem andern vzwendic an vbunge synir werke merken. dan die werden mit vleischlichen ougen beschouwit. vnd dar vm so die e vleislich was vnd alle ire werk als sie die vleischlichen Juden vernomen dar vm solden den vleischlichen dingen kurtzlichen da nach das cruce Jhesu Cristi eyn ende geben. THEOPHILUS: Dise vorgesprochene rede die wolde der herre zu dem gemeynen uolke sprechen vnd wolde ouch die luite da mite leren das man das verbiten vnd ouch das irlouben das die e tut so sie etliche spise verbutit vnd ouch etliche irloubit das man das mit nichte in grobheit vleischlichis sinnis sal ver[97vb]nemen. vnd da mite so wolde er en das in etlicher maze offinbar machen was die e in iren spruchen meynit. dan die e die ist geystlich als der apostel spricht vnd dar vm ist ouch ire meynunge also das man sie geistlichen vnd nicht uleischlichen en sulle vernemen. CRISOSTOMUS: Sundir der herre wil das en die schare vliziclichen horen vnd spricht: „Swer oren habe zu horene der hore.“ Der herre hatte hie eyne verborgene rede gesprochen die der schar ser heymelich was. dan en was das vnbekant welch die dinc weren die vz dem _____________ 5 vnd lastir] vnd hon lastir

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menschen her vor quemen vnde den menschen vervnreynten. vnd durch des wortis willen so waren die apostele da mite sere bekummirt vnd wolden des ane zwiuel wenen das die selbe rede des herren eynen grundelosen sin meynte. vnde dar vm so uregeten sie en was das biespil welde meynen als hie uolgit: „vnd do er do in das huez gequam vnd sich von der schar der luite schiet do uregeten en sine iungere wie sie das biespil solden vernemen.“ THEOPHILUS: Die rede die der herre hatte gesprochen die was den [98ra] iungeren so gar vmbekant das sie sie eyne verborgene rede hizen vnd das ist eyn biespil. Sundir der herre der strafit sie alrerst vm ire vnuernumft e dan er sie der vrage berichten wil. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er sprach zu en. vnd also siet ir ouch noch ane klucheit in vnvernumft.“ BEDA: Den horer den mac der meyster bilchen strafen vm syne vnuernumft der offinbare dinc in der wise vernemen wil als ob sie verborgen sint. vnd verborgene dinc vnd spruche also vernemen wil als ob sie allen luiten kunt vnd offinbar sint. THEOPHILUS: Da nach do der herre die iungere vm ire vnuernumft hatte gestrafit do enplozte er en sine rede di vor iren ougen bedact was alsus sprechende: „Vnd en vernemit ir des nicht das allis das von buzen zukumt in dem menschen das en mac en mit nichte vnuletic gemachen noch besmitzen.“ BEDA: Die Juden die sprachen das sie dar vm sundirlichen gote solden zu gehoren vm das das sie besneten wurden vnd ouch das sie die e durch Moysen hetten enpfangen. dan alle andire geslechte di [98rb] lebeten ane e vnde dar vm so sprachen sie das sie gote zu eyme teyle weren vzirwelit. vnde vm das so wolden sie die spise gemeyne halden der alle luite zu irer notdurft gebruchten. als die snecken waren hasen vnd swine vnd ouch andire tyre die in der e verboten sint. vnd ouch das den abgoten wirt geoppfert. das en ist nicht vnreyn vm das das es gotis creature ist. sundir es ist dar vm vnuletic das die tuuele vbir dem oppfere vm hulfe angerufen werden. vnd vm die sache so wirt das oppfir vnuletic. Sundir nu gibit des der herre eyne redeliche sache wor vm das die dinc den menschen nicht vervnreynen en mogen die von buzen in en komen vnd spricht also: „Dan die dinc die en komen nicht in sien hertze.“ Plato der meystir der bewisit vns in sinir lere das die sele des menschen ire vbirste stat halde in dem gehirne des houbtis. sundir nach der lere die vns Cristus gibit so heldit die sele die hoheste stat in dem hertzen. DIE GLOSE: Vnd dar vm so spricht man: „Jn sien hertze.“ das ist. in die vernumft synis gedanken. Dan die kraft ist das hoheste vnd das erste [98va] der vernumftigen selen. dan vz der craft so hengit vnd ist bestende das gantze leben des menschen. vnd dar vm so ist des not das man nach dem als die craft geschickit ist in dem menschen odir zu tugent

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odir zu vntugent das man den des menschen leben allirdinge da nach benenne. dan nach irir uolbort so wirt der mensche vletic odir vnuletic von gote geachtit. vnd dar vm die dinc die zu den gedanken der vernumft in vrier wilkor nicht gekomen en mogen noch eyne stat da inne genemen die en mogen dem geiste keyne vnulat brengen dan sie bliben buzen em. noch ouch keyne reynikeit benemen. vnd da mite so wirt vns ouch eyn orkunde gegeben. das die spise die der mensche in sinen licham enpfehet die en mogen von irer nature wegen den menschen mit nichte besmitzen dan sie en komen zu den geystlichen kreften der sele nicht. Sundir so das vnordeliche gebruchen der spise von vnordelicher begerunge des hertzen zu wege kumt so wirt der vnorden der spise dem menschen zu eynr vnulat gereyt. vnd dar vm so bewisit ouch der herre in den nachuolgenden re[98vb]den das die spise nicht in die geistlichen krefte der sele en komen. dan die spise ist liebhaftic. vnd spricht: „Sundir sie geht in den buech vnd geht durch die heymeliche stat zu stule iren wec da alle spise gesubirt wirt.“ vnde diz wort spricht der herre vf das ymant wente vnd en gestrafen mochte das er es also meynte das die spise bie dem menschen nicht en blebe noch em zu nutze en queme so spricht er das durch die heymeliche stat die blibende spise gesubirt werde. dan da blibit der spise so uile in dem lichame als irer em not ist zu sinir enthaldigunge vnd zu sinir merunge. sundir durch die heymeliche stat so geht wec alle die vbirvlutikeit der spise vnd purgirit das mit suberunge das inwendic dem menschen blibit zu sinis lichamis notdurft. AUGUSTINUS in dem buche von den drin vnd achzic vragen: Etliche dinc die komen von buzen zu in vnsire liebhaftige nature vf das sie vns verwandelen vnd ouch von vns verwandilt werden. vnd also kumt ouch die spise in vnseren licham. dan die wirt also ver[99ra]wandilt das sie das gesteltnizze iris bildis so gantz zu male verlusit vnd wirt in vnseren licham gewandilt vf das wir von ir irquickit werden vnd ouch gewandilt werden in eyne kraft der wir vor nicht en hatten. BEDA: So dan die spise gekochit wirt in den aderen in den heymelichen kreften der hitze so wirt eyne liehende vuchtikeit den aderen vnd den menschen zu nutze in eyn blut gewandilt durch heymeliche wege die die krichen poros heyzen. vnd da durch wirt ouch die spise gesubirt so die vnsubirikeit odir in sweyze wirt verzerit odir in die heymeliche stat wischit vnd durch die zu stule hin wek geht. CRISOSTOMUS: Vnd dar vm so sat man es also vernemen das der mensche von keinr spise wegen en mac an sinir sele besmitzt werden noch ouch vletic. sundir di bosheit des hertzen von der die lidungen sich in den menschen irheben. vnd die kumt von binnen hervor vnd die _____________ 24 Augustinus in Lib. 83 quaest. 30 Beda fehlt im lat. Text 37 Beda

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vervnreynigit den menschen. vnd dar vm so uolgit da: „Sundir er sprach zu en. Dan die dinc die hervor vz dem menschen komen die ergeren en.“ DIE GLOSE: Vnde dem [99rb] spruche gibit der herre eyne redeliche bewisunge in dem worte das da uolgit: „Dan von inwendic vz des menschen hertze so komen bose gedanken her uor.“ vnd also wirt es vns ouch von deme spruche des herren bewisit das dem hertzen die bose gedanken zugehoren. odir der wilkor der vernumft die der herre hie das hertze nennit. Dan von den geistlichen kreften so wirt der mensche gut odir bose odir vletic odir vnuletic genant. BEDA: Hie in diseme spruche des herren so werden ouch alle die gestrafit di des wenen das die bosin gedanken vzwendic in dem menschen von dem tuuele gesant werden vnd das sie sich in dem menschen nicht von eygenem willen irheben so der wille verkart wirt. dan der tuuel mac wol sien eyn gehulfe zu bosen gedanken vnd mac den geist da zu reyzen mit dem entzundene der bosin lust. sundir er en mac sie nicht in dem menschen sachen der mensche en muze irir alrerst eyn begin sien vnd eyn wirker. DIE GLOSE: Vnd dan vortme so sich die bosin gedanken in dem menschen irheben so uolgen en dan da nach bose werk. vnd die vlizen her vor als daz vliez tut vz [99va] eyme borne. vnd von den bosen werken so uolgit hie das der herre spricht: „Ebruche.“ vnd die sint dar an gelegen das eyn man odir eyn wieb eynis andern mannis odir eynis andern wiebis bette smehit. „vnkuscheit.“ vnd die ist dar an gelegen das zwu personen die beyde zu der e vnverbunden sint vnd doch vbir eyn in uleislicher lust komen vnd die sunde ist ouch totlich. „Manslachtunge.“ vnd die wirt dan volendit so eynr dem andern synir personen leben benimt vnd em schaden dar an tut. „Dube.“ vnd die werden dan volbrocht so eynr dem andern schaden an syme gute tut vnd em das sine nimt. „Girikeit.“ vnd die geschiet dan so eynr dem anderen sien gut in vngerechtikeit vor enthelt. odir das helt das er bilcher von em geben solde. „vnd gerechte schalkheit.“ vnd die wirt dan uolbrocht so eyn mensche sime nehesten in keynir wise vnrechte gewalt bewisit. „arge list.“ vnd die geschiet dan so eynr den andern in wortin odir an werken betrugit. „vnschemelikeit.“ vnd die wirt dar an bewisit so der mensche sich synir vntugent nicht en schemit. odir das er die schemde zu rucke wirfit. THEOPHILUS: [99vb] „Vnd ouch das bose ouge.“ vnd das wirt in hazze vnd in nyde vnd in valscheme lobe odir in vnpflichtigeme dinste uolbrocht. dan der mensche der den andern hazzet der tregit eyn bose vnd eyn nidisch ouge widir en. abir eyn libkoser der verleytit ouch den mit eyme bosen valschen ougen dem er in vntruwe libekosit. dan der ist des remende das er den betrige dem er libekosit. „Lastir mit hone.“ Das wirt da mite uolbrocht so der mensche sich widir got irhebit vnd gote vnrecht tut da mite das er em das eygent da er gote lob vnd ere vnd

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irbiten solde. „hochfertikeit.“ Die wirt dan vf ire ende gevbit so der mensche synen scheppfer versmehet. vnde das geschiet dan so er sich des vermutit das er alle tugende die er wirkit von em selbir habe vnd nicht von gote der doch ire wirker ist. „Tumheit.“ nimt da mite iren vorganc so der mensche sime nehesten tut gewalt vnd vbirlast. DIE GLOSE: Odir tumheit ist das so der mensche andirs in sime gelouben von gote wenit odir smeckit dan er bilchen sal. dan die vntugent die strebit widir die gabe der [100ra] wiesheit die dar ane liet das man gotliche dinc in warheit irkenne. Sundir da uolgit: „vnd alle dise bosen dinc die komen von enbinnen vz dem menschen her vor vnd die besmitzen den menschen.“ Dan das wirt dem menschen alleine ane zwiuel zu eynr schult der sunde geachtit das in synir gewalt ist zu tunde vnd zu lazen. dan das widir des menschen willen ist vnd an em geschiet das en ist em nicht vor sunde zu reyten. dan alle sunde komen von des menschen vrie wille. vnd die dinc die muzen alle von en binnen in dem willen des menschen gevolbort werden vnd dan vort vz em komen. dan der mensche der ist da von eyn herre alle sinir werke das er synen vrien willen mac wenden zu dem gutin odir zu dem argen ane allirleie hindirnizze. dan er ist alleyne vries willen vndir allen andern irdischen creaturen vnd eyn herre synir werc.

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Vnd da nach do stunt er vf von dannen vnd ginc in die ende des landis der zweir stete Tyri vnd Sydonis. vnd da ginc er heymelichen in eyn huez vnd en wolde nicht das es ymant [100rb] weste. vnd dar vbir so en mochte es doch nicht verborgen bliben. (Mk 7,24) Dan eyn wibisname alzuhant do sie von em gehorte. dan ire tochtir die hatte in ir eynen vnreynen geist die quam in das huez vnd viel nidir vor sine vuze. (25) vnd das wieb was eyne Heydeninne vnd eyne Syrophenissa von der art irer geburt. vnd die bat en mit vlize das er den tuuel wurfe vz irer tochtir. (26) vnd do sprach er zu ir. laz alrerst die sune sat werden. dan es en ist nicht gut das man den svnen das brot neme vnd werfe es vor die hunde. (27) vnd do entwerte sie vnd sprach zu em. Ja werlichen herre. dan die welfere die ezzen vndir dem tische von den brosmen der kindere. (28) vnde do sprach er zu ir. Durch disir rede willen so ganc. dan der tuuel der ist vz gevaren von dinir tochtir. (29) vnd do sie von dannen geginc vnd quam in ire huez do vant sie die dirn legen vf dem bette vnd der tuuel der was von ir gevarn. (30) THEOPHILUS: Nach dem do der herre das gemeyne uolk das zu synir predigate was gekomen hatte gelart wie sie von den nicht besmitzt

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mochten werden das vzwendic in sie queme. [100va] das ist von liebhaftiger spise. sundir wer es das der mensche solde besmitzit werden das moste von volleist des bosen willen zukomen. dan von dem komen alle die vntugent die der herre hie vor benant hat. vnd do das der herre irkante das die Juden vngeloubic wolden bliben vnd mit nichte an sine predigat gelouben do liez er sie vnd ginc in die ende der Heyden. Dan do das iudische uolk in sime vngelouben wolde bliben do wante sich das ewige heyl Jhesus Cristus zu der heydenischen diet dan die nam da von ire salde. vnd dar vm spricht der ewangeliste alhie: „vnd nach dem do er da vf gestunt do ginc er von dannen in die ende des landis das bie Tyro vnd Sydone lac.“ CRISOSTOMUS: Die zwu stete Tyrus vnd Sydon di lagen in der Chananeorum lande vnd waren ire stete vnd das lant was zu male heydenisch. vnd dar vm do der herre den Juden hatte gepredigit als den nehesten den das gelubde von Cristo geschen was. do quam er in das chananeische lant da dise stete Tyrus vnd Sydon inne lagen nicht als zu den di em nehest von des ge[100vb]lubdis wegen weren sundir als zu den quam er die mit nichte keyne gemeynschaft en hatten mit den veteren des alden testamentis. den das got der vatir gelobit vnd gesworn hatte das er en synen eynbornen sun zu eynr irlosunge in die werlt in eyns menschen gesteltnizze welde senden. vnd vm die sache so wold er also in die stete des landis komen das sine zukumft den von Tyro vnd Sydone nicht offinberlichen kunt en wurde. dan er en was en nicht gelobit als ob sie ire heyl der selikeit von em nemen solden. Dan da uolgit: „vnd do er da in eyn huez gequam do en wold er nicht das es ymant weste. vnd doch vbir das so en mochte es nicht verborgen bliben.“ Sundir man sal hie bilchen merken das die ziet dennoch nicht zukomen en was das der herre den gelouben solde lazen in der Heyden lande breyten. odir mit en wonen. dan die ziet irer ladunge die en was dennoch nicht gekomen. dan die ziet das er die Heyden solde laden zu dem cristenen gelouben die wart da nach alrerst bereyt do er sien [101ra] blut in der marter vergoz. vnd do er widir von dem tode vfirstunt. vnd zu himele gevur. vnd in die iungere sinen heilgen geyst gesante. dan do wart den iungeren von dem herren geboten das sie in alle die werlt gingen vnd lerten alle geslechte vnd touften ouch sie vf das sie die ewige selikeit begriffen. THEOPHILUS: Sundir da ist ouch eyne andir sache. vm die er sich wolde von der Juden lant halden. dan die Juden hazten alle sine werk. vnd wan er sich danne zu den Heiden hette gehalden so hetten sie gesprochen. wir echten en bilchen dan er let vns sien rechte uolk vndir _____________ 7 uolk] uol

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wegen vnd heldit sich zu den vnuletigen Heyden die noch die besnidunge en halden noch Moyses e bewaren. Sundir da uolgit: „Vnde es en mochte doch nicht verborgen bliben.“ AUGUSTINUS von den vragen des alden vnd des nuwen testamentis: Sundir wie sal man das vernemen das der ewangeliste hie spricht. das der herre wolde das es nimant en weste das er da were vnd es en mochte doch nicht verholen bliben. Dan ist das also das er das [101rb] wolde vnd en mochte sien doch nicht volbrengen so schinet sien wille als ob er vercrenkit sie. vnd das were widir den profeten der da spricht. Der herre hat in dem himele vnd ouch in der erde gemachit allis das er wolde. (Jer 32,17) Dan es ist vnmogelich das des Heylandis wille icht welle das da nicht irvullit werde. vnd das ist ouch vnmogelich das der herren wille icht moge wellen das nicht von rechte also sien en sulle als er es wil. vnd dar vm so muz man das von not sprechen das er das wolde das da geschach vnd nicht andirs. Sundir man muz hie ebene merken das dise dinc wurden an den enden der heydenischen luite volbrocht vnd begangen. vnd die ziet die en was dennoch nicht in der vorsichtikeit gotis gekomen das man en das ewangelium des riechis solde predigen. Sundir dennoch alleyne das man en die warheit dennoch nicht en solde predigen vnd wolden sie dar vbir von iris vrien willen wegen in den gelouben treten so was es wol bilchen das man sie zu gnaden enpfinge vf das sie icht mochten sprechen. Man en wil vnsir nicht zu dem gelouben enpfahen durch nydis willen [101va] dan die Juden wellen alleine den gelouben behalden. vnd dar vm geschach es also als der Heylant wolde. dan er wolde von synen iungeren vngemeldit bliben. sundir dar vbir so wart er von den anderen gemeldit die in das huez gingen vnde widir dar vz quamen. vnd en da gesehen hatten. vnd also wart es offenbar das er in dem huse were. vnd dar vm so en wold er nicht das en syne iungere mit predigate offenbar machten. sundir er wolde doch das en die andern die em vremde waren von vrier wilkor suchten. vnd also geschach es ouch. BEDA: Das was die sache das der herre sinen iungern wolde verbiten das sie es ymande in den vremden landen offinbarten da sie do mit Jhesu inne waren das der herre da in dem huse were. Dan das heydenische uolk en was dennoch da zu nicht bereit das es den samen des ewigen wortis mochte entpfahen vnd da von vrucht brengen. vnd ouch vf das er en da mite eyn bilde mochte geben da sie inne mochten leren. wie sie em tun solden so er en die gabe wurde verlien das sie wundirwerk solden wirken. [101vb] die sichen gesunt machen vnd die totin leben. das sie dan in den werken der wundirwerc noch ouch in der lere _____________ 4 Augustinus de quaest. Nov. Et Vet. Testam.

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irer predigate keyne gunst menslicher ere solden suchen. sundir sie solden sie miden allen enden wo sie mochten vnd en solden doch dar vm nicht von den minsamen werken der tugende lazen ob en lob vnd ere wurde irboten. vnd ouch so es der geloube der guten luite verdinte. odir so sie da zu benotigit vnde getwungen wurden von dem vngelouben der bosen luite. Dan der herre gab da zu bekennen synen ynganc dem heydenischen wibe vnd ouch den anderen wem er wolde den machte er es offinbar. AUGUSTINUS von den vragen des alden vnd des nuwen testamentis: Vnd alzuhant do das wieb die Syrofenissa von Chananea irhorte von em das er in dem huse was. do quam sie balde vnd ginc zu em. Dan es en wer dan das irem bekentnizze von Cristo der vz den Juden geboren was gegeben were vor der ziet vnd das sie werlichen an en geloubit hette so en wer die gotliche woltat an ir nicht bewisit. vnd da von so uolgit hie: [102ra] „Dan das wieb alzuhant do sie von em gehorte das er da were des wibis tochtir den vnreynen geyst in ir hatte. do quam sie vnd viel nydir vor sine vuze.“ CRISOSTOMUS: An dem das Jhesus in der Heyden lant ginc vnd es da offinbar wart das er da was. da wolde der herre es den iungeren mite bewisen das er nicht alleyne dar vm in die werlt wer gekomen das er die Juden alleyne von dem ewigen tode welde irlosen. sundir das er ouch dar vm gekomen were das er der heydenischen diet den beslozzenen wek irer selikeit welde offenen. vnd das bewisit der ewangeliste da mite das er disis heydenischen wibis art beschribit so er spricht: „vnd das wieb was eyne Heideninne vnd was von art eyne Sirophenissa.“ das ist. Sie was burtic von Synaphenices. „vnd sie bat en mit vlize das er den tuuel vz irer tochtir wurfe.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Sundir diser spruch des ewangelisten der schinit als ob er eynen widirstriet habe widir dem das Matheus spricht. vnde dar [102rb] vm so machit er vns in disme spruche eyne vrage vnd liet an dem. Dan Marcus der spricht hier das der herre in deme huse were do es das wieb irvur vnd zu em quam vnd en mit vlize bat das er ire tochtir von dem tuuele loste. vnd Matheus der spricht das sie nach em rife an dem wege. (Mt 15,22) vnd das die iungere zu dem herren sprachen. herre lose ire tochtir vnd laz sie von dir dan sie rufit nach vns. (Mt 15,23) vnd dar vm so wil vns der spruch Mathei von not bezeychenen. das das betrubte wieb an vnsern herren quam vnd en anrief mit so clegelicher stimme vnd mit so grozem gebete. vnd wie sal man das den vernemen das Marcus spricht das diz wieb zu dem herren in dem huse queme. nicht andirs dan also. das man Marci des _____________ 9 Augustinus 28 Augustinus de Cons. Evang.

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ewangelisten spruch also halden sal das das wieb do sie es irvur das Jhesus in dem huse was do quam sie zu em vnd legete em die rede von irer tochtir wegen binnen dem huse uor. vnd do en entwerte er ir eyn wort nicht als Matheus spricht. (Mt 15,23) vnd vndir dem swigende so stunt Jhesus vf vnd ginc vz dem huse vnd do uolgete em diz [102va] wieb nach mit dem clagenden geschreie. vnde do wurden ouch die wort von den iungeren gesprochen. vnd also werden ouch die anderen dinc vort an gesatzt. vnd dar vm so en blibit zwischen beiden ewangelisten keyne zweitracht. Dan der eyne vnd ist Marcus der spricht das sien in dem huse begunt wurde. vnd der andire spricht das ist Matheus das es an dem wanderende des herren vz dem huse volendit wurde. vnd also komen sie vbir eyn. dan der eine spricht den begin vnd der andire das ende. Da uolgit: „vnd do sprach er zu ir. Enthalt dich also lange bes das die sune alrerst gesetit werden.“ BEDA: Als ob er spreche. Es ist zukomende das an vch Heiden die prophecie Ysaie des propheten werde irvullit. dan er spricht. das das uolk der Heyden das in dem vinstirnizze wandirte den ist eyn licht irschenen. vnd dar vm so wirt ouch di ziet balde komen das ir irwelten vz den Heiden uwer heil sullit iruolgen. Sundir vbir daz so ist es bilchen recht das die iudische diet die da zu von aldere in der ersten ziet von gote irwelit ist das sie gotis sune werden [102vb] solden alrerst vor den Heyden mit dem himelbrote gespisit solden werden vf das die ersten sune alrerst mit dem ersten teile begabit wurden. vnd das da nach an dem ende der ziet den lesten sunen das ist das heydenische uolk ouch die spise des wortis gegeben wurde dan sie solden ouch bilchen leben vm das das sie got zu sime bilde hatte geformit. Da uolgit: „Dan es en ist nicht gut das man der sune brot neme vnd werfe es vor die hunde.“ CRISOSTOMUS: Etliche hat in disme worte beducht das der herre die wort sprach vm das in em der kraft gebrach das er den Heyden nicht solde hulfe tun. sundir des en ist nicht. dan er en sprach des wortis nicht vm die sache das em keinr craft gebreche er en mochte allen luiten voltun. sundir er liez es vm das vnd en tete den Heiden nicht so gutlich dan er was durch der Juden willen zu vorderst gesant. vnd die hatten eyne zweitracht mit den Heyden. vnd dar vm wer das er den Heyden so uile gutis hette bezeigit als den Juden so wer eyn grozir vnmut da von gevallen. vnd [103ra] hetten sich noch me in nyde widir den herren irhaben dan sie waren em doch gram. vnd hizen en eynen vrunt der offinbaren sundere. vnd sie hetten ouch da zu me orsache gehat das sie en hetten versmehit. THEOPHILUS: Der herre heyzet hie das heydenische uolk hunde. dan die Juden vm das sie die besnidunge vnd Moyses e _____________ 23 begabit wurden] begabit sold wurden

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hatten so versmeheten sie alle andir uolk. vnd hilden die Heyden sundirlichen vor sundere vm das sie vnbesniten waren. vnd der e nicht en hatten. vnde den abgoten dinten. vnd ouch die spise azen die dem israhelischen uolke verbotin was. Sundir das brot heyzet der herre die woltete die er durch die patriarchen vnd ouch durch die propheten den Juden gelobit hatte. vnd das brot en hatte er nimande dan den sunen das ist den Juden behalden. vnde dar vm so wart das israhelische uolk der erste geborn sun geheyzen gotis des vatirs. vnd dem sune so hatte der herre alle selikeit gelobt. vnd dar vm so ist diz der sun disis wortis das sich es nicht en vugete das die Heiden der woltat des herren alrerst solde teilhaft werden. dan die woltat [103rb] des herren die was den Juden als den erst gebornen kinderen gelobit. Sundir wor vm irhorte der herre diz wieb nicht alzuhant. vnd das geschach dar vm das er sine gnade vnde sine barmhertzikeit lenger wolde vfzihen vf das er das wieb in eyme steten gelouben vunde. vnd ouch vf das er vns in dem bilde lere das wir nicht zuhant abelazen en sullen so wir got vm eyn dinc bitten. dan der ewige vatir der wil vns dicke versuchen ob wir stete an sime dinste wellen bliben. sundir wir sullen stete sien vnd mit vlize anhalden bes also lange das wir von gote nemen allis das wir bitten. CRISOSTOMUS: Vnd es geschach ouch dar vm das er das heidenische wieb in irer bete nicht alzuhant en wolde irhoren. das er den Juden da mite zu irkennen gebe das er den vremden nicht so gutlich tun en welde an allen dingen als en. Dan wan en die Juden baten das er ire siechen gesunt machte odir en iren anderen gebrechen beneme so was er alzuhant gereit vnd tete es. abir die Heyden die liez er lange bitten e er durch iren willen icht tun wolde. Sundir do er den groben gelouben des wibis den iungern hatte offinbar gemachit do wolde er ir helfen. vnde da [103va] mite so wart ouch des iudischen uolkis vngeloube bekant. dan das wieb das leit das strafen des herren mit grozir gedult vnd en murmelte da widir nicht. sundir sie bestetigete die stimme des herren mit grozir erberikeit. vnde dar vm so uolgit es hie: „Vnd sie entwerte vnde sprach zu em. Ja werlichen herre ane zwiuel. Dan die welfere die ezzen ouch vndir dem tische von den brosmen der kindere.“ THEOPHILUS: Diz wort sprach das betrubte wieb vnd meynte es als ob sie spreche. Das iudische uolk das hat genomen das gantze brot. dan sie haben dich. vnd du bist eyn warer got vz eyme waren gote gevlozzen. vnd haben dich als du von dem himele bist gekomen zu des menschen salde. vnd du hast en alle dine woltete vnd dine barmhertzkeit mite geteilt. als dinen svnen die du woldis widir zu dir zihen. vnd ich armis wieb en bitte von dir keyn dinc andirs dan das du mir die abevallenden brosmen mite teylis. das ist. das du ser eyn kleyn teil dynir woltete an mir bewises vnd teilis mit miner tochtir dine barmhertzikeit vf

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das sie von dem bosin viende gelosit werde. CRISOSTOMUS: Sich welche groze [103vb] erberikeit diz heidenische wieb an Cristum legete. dan do er sprach. es en wer nicht gut das man der sune brot den hunden gebe. do wolde sie sich noch an eynen minren orden setzen dan die hunde sint vnd gelichte sich eyme welfe sprechende. Dan die welfere ezzen ouch di brosmen vndir dem tische der herren. als ob sie spreche. Jch habe es vor eyne groze dancnemikeit das ich in der zal der hunde moge gestehn vnd nicht vndir eyme vremden tische. sundir vndir mines herren tische die brosmen moge vflesen vngestraft. THEOPHILUS: Vnde dar vm so das wieb in gedult bleib vnd doch dem herren ser clugelichen entwerte mit bescheydenheit vm das so behilt sie nach alle irme willen von em allis des sie zu irer tochtir selikeit begerte. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er sprach zu ir.“ Sich vnd merke das der herre nicht en sprach zu dem wibe. Mine gotliche craft die hat dich selik gemachit. sundir er spricht zu ir: „Durch disir rede willen.“ das ist. durch dinis gelouben willen den du in disir rede widir mich hast bewisit „so ganc dan der tuuel ist vzgevaren von dinir tochtir.“ vnd das ist vm das das [104ra] du des ane zwiuel hast geloubit das ich der ewige gotis sun bin vnde das von gotlicher craft wol vermac das ich den tuuel vz dinir tochtir werfe. vnde ouch das ich gekomen sie den Juden alrerst zu troste vnd da nach den Heyden. so ganc durch der rede willen dan der tuuel ist vz von dinir tochtir gevarn. abir da uolgit: „vnd do sie von dannen geginc vnd in ire huez gequam do vant sie die mayt vf dem bette legen vnd den tuuel von ir vzgevaren.“ BEDA: Sich wie gut das die demut ist. dan durch des grozen gelouben willen vnd durch des demutigen entwertis willen das die mutir widir den herren hilt so vlouch der tuuel von der mayt vnde liez sie vortme vrie. vnd da mite so wirt vns eyn bilde gegeben das man sulle die iungen kindere zeichenen mit dem zeichene des gelouben vnd ouch toufen in der toufe des wazzirs. Dan durch des gelouben willen vnd durch des willen das die elderen da bekennen an des iungen kindis stat das sie sich des tuuels wellen verziegen. so werden dan die vnmundigen kindere in der toufe von dem tuuele gelost. dan sie en haben dennoch der vernumft nicht das sie von en selbir [104rb] keynrleie dinc mochten gewirken. dan en en smecket dennoch nicht das arge noch das gute. JERONIMUS: Geistlichen so sal man bie disme heydenischem wibe die von art eyne Syrophenissa was die so mit grosem vlize den herren bat vor ire tochtir vf das er sie vrie machte von dem tuuele. ist vns die heilge mutir di romische kirche bezeichent. vnd bie irer tochtir di mit dem tuuele ist bekummirt so ist das barbarische grobe heydenische volk das in dem abende wonit bewisit. Dan der geloube der in dem geslechte gevunden wart. der hat vz eyme bizenden hunde eyn senftmutic schaf

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gemachit. Dan das uolk en begerit nicht des gantzen brotis das ist der grobheit die die Juden in dem techste der e halden. sundir es ist begernde der gebrochenen brosmen das ist der geistlichen sinne die man in der heilgen schrift der e vindit. THEOPHILUS: Man sal wizzen das des wibis nature in der schrift eyne krancheit bedutit. vnd dar vm vnsir eyn iclicher so er sundigit so ist sine sele eyn wieb das ist. so ist sie in grozir krancheit. Sundir di cranke sele die gewinnit dan eyne tochtir das sint bose vntugentsame tete. vnd die tochtir ist dan mit dem tuuele besezzen. Dan die [104va] vbiltete der sundere die gehoren den tuuelen zu. vnd ouch die wile wir sundere sien so werde wir welfere genant irvullit mit arger vnulat. vnd dar vm so en sie wir des dan nicht wirdic das wir das brot der sune des ewigen lebenis sullen nemen. odir das wir ouch das keinrleie teil en sullen haben an dem vnbesmitzten sacramente di in grozir heymelikeit von gote werden gegeben. Sundir ist es dan das wir vns selben werden irkennen vnd werden vns in rechtir demut vor welfere der hunde reyten vnd werden vnsirer sunde in der bicht bekennen so wirt vnsir tochtir gesunt das ist. vnsir werc das wirt gesunt. dan es wirt von dem bosin geiste gelost der es mit gewalt hatte besezzen.

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Vnd do ginc er abir eynis von dannen vz den enden da Tyrus vnd Sydon inne lac vnd quam durch Sydonem zu dem mere das in Galilea was mitten in die ende Decapoleos. (Mk 7,31) vnd do brochten sie vor en gevurt eynen der was toub vnd stum. vnd baten en mit grozem vlize das er sine hant vf en legete. (32) vnd do begreif er en vnd vurte en besiten vz der schar der luite. vnd stiez sine vingere in syne oren vnd warf vz [104vb] sine speychele vnd rurte da mite syne zunge (33) vnd sach vf in den himel vnd irsuftzte vnd sprach. Effeta das ist so uile gesprochen als offene dich. (34) vnd do zuhant wurden em syne oren geoffent vnd das bant synir zungen. das wart em gelosit also das er rechte sprach. (35) vnd do verbot er es dan die da waren das sie es nimande solden sagen. vnd ie me er es en verbot also uile me so predigeten sie es. (36) vnd also uile me so nam sie es wundir sprechende. Er hat alle dinc wol gemachit. dan er hat gemachit das die touben horen vnd die stummen reden. (37) THEOPHILUS: Es was in der e verboten das die Juden keyne gemeynschaft mit den Heyden solden haben. noch an spise noch an tranke noch an wonunge noch ouch an andern dingen. vnd dar vm so en wolde der herre keyne lange ziet in der Heyden stete bliben. vf das er da mite _____________ 26 irsuftzte] irsuftze

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icht den Juden eyne orsache gebe. eyns bosin krigis widir en. also das sie en mochten eynen versmeher odir eynen vbirtreter der e Moyses geheizen. vmme das das er groze gemeynschaft mit der heydenischen diet hette. vnd dar [105ra] vm so kumt er balde widir von dannen in das lant zu Galilea. vnd dar vm so spricht der ewangeliste: „Vnd er ginc abir von dannen vz den enden des landis da Tyrus die stat inne lac vnd quam durch Sydonem die stat zu dem mere Galilee mitten in die ende Decapoleos.“ BEDA: Decapolis ist das rieche da die zehn stete inne lagen an der anderen siten des Jordanis in dem osten kegen Galilea werter. Dan deca ist so uile in dem krigschen gesprochen als zehene vnd polis so uile als eyne stat vnd dar vm so man spricht das der herre quam an das mer das in Galilea was. das wil vns so uile bezeichenen das er yn ginc in das mittil der ende der zehen stete. vnd do er durch die gewanderte do quam er an das mer das in Galilea was. Dan man en spricht hie nicht das der herre mit synen iungern in eyme schiffe das benante mer vbirvure. sundir man spricht das er nach dem das er das lant der zwelf stete durch gewandirte an das mer queme vnd das er do in die stat quam die da was mitten in den enden des landis der zehen stete. vnd das ende trat bie das mer. abir die stete lagen verre [105rb] an ienir siet des meris. abir da nach so uolgit: „vnde do brochten sie vor em eynen gevurt der was toub vnd ouch stum vnd baten en mit vlize das er sine hant vf en welde legen.“ THEOPHILUS: Diz wundirwerc des herren das er an disem touben vnd stummen menschen beginc das hat bilchen hie eyne stat nach dem wundirwerke das er beginc an dem heydenischen wibe vnde an irer tochtir die er von dem vnreynen tuuele loste. dan der tuuel ist des dicke eyne orsache das alsulch swer liden vnd so groze krancheit an die luite vellit. dan da mite so wold er hindern allis das deme menschen zu selkeit mochte komen. Da uolgit: „vnd der herre begreif en vnd vurte en besiten vz der schar vnd stiez sine vingere in siner oren lochere.“ CRISOSTOMUS: Sich wie der herre den stummen vnd den touben menschen der em gebrocht wart vf das er an em eyn werk der barmhertzikeit beginge. wie er den begrifit vnde besiten vurit. vnd en wolde das gotliche werk synir gute an dem kumerhaften menschen nicht offenberlichen bewisen noch wirken sundir heymelichen vnd verborgen. vnd wold vns da mite eyne ware lere geben das wir [105va] in alle vnseren tugentsamen werken alle itele ere von vns sullen werfen vnd ouch allen rum. Dan da en ist keyne tugent so edile sie en werde mit eyme hohen mute verstorit. Dan die vntugent die machte eynen claren engel zu eyme vnuletigen geyste. vnd eynen vnschuldigen menschen zu eyme cranken sundere. vnd dar vm so larte der herre sine iungere das sie die

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tugent der demut von em solden leren. dan da en hilfit keyn dinc so sere zu dem das man wundirwerc wirken moge als das der mensche in alle syme werke demut halde vnd eyme senften mute volge. Sundir der herre der ane zwiuel da zu mechtic genuc was das er den vnmechtigen menschen mit eyme worte gesunt hette gemacht. der stiez doch sine vingere in sinir oren lochere. vf das er da mite bewisete vnd des eynen gelouben gebe das sien vleischlicher licham mit der craft der gotheit vereynit were. vnd das alle wirkunge die Cristus beginc en beyden zu gehorte der gotheit vnd ouch der menscheit. Dan durch des willen das Adam in dem paradise das gebot gotis vbirgetreten hatte so was mensliche nature in manchirleie gebrechen gevallen vnd moste liden beide an iren geliden [105vb] vnd ouch an iren sinnen. vnd dar vm do Cristus in diz ertrieche durch des menschen willen quam. do wolde er bewisen alle die volkomenheit die menslicher naturen von wirdikeit wegen iris adils zu gewidemit was. vnd dar vm so wold er mit sinen uingeren die oren des touben menschen anruren vnde sie in sie stozen. vnd mit synir speichele so gab er em widir die stimme sinir zunge. vnd da mite so wolde der herre bewisen das er eynen uolkomenen licham ane besmitzunge der sunde truc der da von der vereynten craft andire lichame die da gebrechlich waren von irem gebreche mochte heilen vnd selk machen. vnd dar vm so wolde er die oren des touben mit synen menslichen vingern anruren. vnde mit synir speichele die stumme zunge. vnd da uolgit das: „Vnd er warf vz sine speychele vnd rurte da mite syne zunge.“ THEOPHILUS: Hie sal man merken das Cristus vm die sache dem touben mit synen vingeren in die oren greif vnd em offente das bant synir zunge mit der speichele synis mundis vf das er da mite bewisete das alle die gelide des heilgen lichams gotlich waren. vnd mit gote vereynit. vnd waren alle uolkomelichen [106ra] heilic. also das ouch di speychele synis mundis deme stummen die sprache widir gab. Dan alleine das die speychele an eyme iclichen menschen von vbirulutikeit gesachit wirt. so was sie doch an dem herren Cristo geliech andern dingen gotlich vnd heilic. Da uolgit: „vnd er irhub syne ougen vnd sach in den hymel vnd irsuftzte vnd sprach. Effeta das ist so uile gesprochen. als offene dich.“ BEDA: Der herre irhub vf sine ougen vnd sach vf in den himel vnd wold da mite bewisen das er von dannen den stummen luiten die sprache welde geben vnd den touben das horen offenen. vnd welde von dannen alle den suechen die die luite liden zu hulfe komen. vnd das tet er ouch vf das er vns da mite eyne lere gebe das wir alle vnsere notdurft beide des liebis vnd der sele vz dem himele von gote solden suchen als von dem in dem alle vnsire selikeit als in eyme orspringe ist blibende. Sundir er irsuftzte von ynnikeit synis hertzen. nicht vm das das es em

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not were das er icht von gote syme vatire mit wimirnde bete. dan gelicher wise als er eyn wesen der gotheit mit sime vatire hat also ist er ouch vngescheiden von dem vatire. vnd gibit mit em allen [106rb] notdurftigen luiten allis das sie in gutir meynunge bitten. vnd er tete es ouch vm die sache vf das er vns da mite eyn nachvolgende bilde vor truge das wir ouch von gantzem hertzen irsuftzen vnd wimern sullen so wir vnsire sunde betrachten. vnd ouch so wir der herren vm vergebunge vnsirer eigenen missetat odir ouch vnsir nehesten bitten wellen. Dan gelichir wise als wir mit lust vnsirs hertzen die dinc vben die widir got vnd widir vnsire selkeit sint. als sulle wir sie ouch vor gotis ougen mit weynende vnd mit grozir wemute tilgen. vf das wir durch die buze widir in die gnade gotis treten vz der wir mit vnsirme verkarten willen geuellic gewurden sint. CRISOSTOMUS: Der herre tete als vnsir houbt das an sich allir gelide sache nimt. als wold er ouch eyn lanc irsufzen zihen. vnd wolde da mite vnseren menslichen kummer an em bewisen. vnd wolde damite eyn zeychen geben das er sich von vbirvluzziger barmhertzikeit wegen welde vbir die mensliche krancheit irbarmen. vnd wolde der kummer menslicher naturen den er wol irkante da der mensche yn gevallen was em wold benemen. dan noch kruet noch ertzdie en mochte den [106va] menschen von syme valle losen noch gesunt gemachen sundir das wort des ewigen vatirs das von deme kuniglichen stule her nidir quam das vermochte es alleine ane allirleie andire hulfe. BEDA: Das wort das der herre widir den menschen sprach der da toub vnde stum was. effeta das ist so uile als offent vch. das gehort von rechte den touben oren zu. Dan gelicher wise als die ougen des menschen em da zu geschaffen sint das er mite sehen sulle als sint em die oren verlegen das er da mite horen sulle. vnd dar vm so wold em der herre mit dem spruche die oren offenen vf das er die naturliche craft die er verlorn hatte widirneme vnd horte so er vor der ziet toub was. Sundir er en sprach der zungen die dem menschen mit dem bande gevangen was nicht zu. sundir er rurte sie em mit synir speichele die em vz synem munde quam. vnd wold da mite die crampfen der zungen vriemachen. vf das sie von irer tracheit gelosit wurde vnd mochte redelichen als eyn andir mensche sprechen. vnde dar vm so uolgit da nach: „vnd do alzuhant wurden em sine oren geoffent. vnd das bant synir zungen wart gelost vnd do sprach der mensche rechte.“ Merke nu ebene das in alle den [106vb] werken die Cristus in sinir menscheit tete so en vindit man das das zweir naturen vndirscheit an em stunt. dan etliche dinc die tete er die der menscheit zu gehorten. vnd etliche die der gotheit geeygent waren. vnd also geschach es ouch an disem wundirwerke. Dan er irhub sine ougen vnd sach vf in den himel der got mit wemute synis hertzen

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wolde bitten. Sundir alzuhant da nach do tete er in kurtzer rede als eyn warer got vnd machte den menschen von sime gebrechen gesunt in gotlicher almechtikeit mit synir gewaldigen craft. Dan swer die suechen des menschen mit dem worte des mundis gesunt machit der bewisit an em gotliches wesens volleist. Sundir da volgit: „vnd er gebot es en das sie es nimande solden sagen.“ JERONIMUS: Da mite so wil vns allen der herre eyne nutze lere geben das sich sinir tugent nimant sal irheben. noch ouch berumen. dan sie en sint des menschen nicht als ob sie von em selben komen sundir sie sint gotis der sie dem menschen von synir gnade verliet. Sundir wil sich der mensche selbir erbern das sal er tun in dem cruce des herren Jhesu Cristi als der apostel wil. (Gal 6,14) vnd in allir demut so tut er es ane sunde. CRISOSTOMUS: [107ra] Der herre gebot ouch den die vbir dem wundirwerke waren das sie es heymelichen solden halden vnde mit nichte vort an breiten vf das es die Juden icht irhorten. Dan das was em bekant das sie zuhant so es en zu wizzen wurde das sie in eynen nyet widir Cristum wurden vallen. vnd wurden da von in hazze enprant vf das sie en totten. Dan sie en mochten des nicht mit gunst gehoren das ymant icht gutis von em spreche. vnd dar vm so eygenten sie syne werc die er tete dem tuuele Beelzebub der der von Accaron got was. als es an eynr andern stat beschriben steht. JERONIMUS: Nu merke wie das wort des herren als es in Matheo bezugit wirt an des herren wundirwerc war wirt. Dan der herre spricht. Die stat die vf den berc gesatzt ist die en mac mit nichte verborgen bliben (Mt 5,14) als ob sie in eyme nideren tale lege. sundir sie wirt von allen vm vnd vm angesehen als eyn vnuerborgen offinbar dinc. Danne ie sich der herre me in synen wundirwerken demutigete ie em da von me ere entstunt. vnd ie er sie me wolde verborgen haben ie sie me geoffinbart wurden. dan in eyme rechten orden so uolgit die ere der demut. (Spr 15,33) vnd der hochfart [107rb] der val. vnd da volgit das: „Vnd ie er es en me verbot das sie es icht offinbarten ie sie es me offinberlichen predigeten.“ THEOPHILUS: Der herre lerit hie syne nachuolgere eyne tugent der sie gebruchen sullen widir eyne groze vntugent. Dan es haben etliche eynen sitten so sie ymande icht gutis tun es sie lieblich odir geistlich so begern sie zuhant valschis lobis vnd libkosens da von vnd ouch iteler ere. vnd da widir vbit diz der herre. dan er en wolde nicht das sie en offinbar machten vnd doch wie er das groze wundirwerc hatte gewurcht. Dan er wolde der werlde lob in synen werken vlihen. vnd dar vm so ginc er alleine vf den berc so er beten wolde. vnd ouch do er die vumftusent man hatte mit vumf broten gespisit do uloch er vf den _____________ 12 er] es 21 eynr Randnotiz

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berc dan sie wolden en zu eyme kunige machen. Sundir so wir icht woltete von ymande enpfahen so es sie geistlich odir lieblich so sulle wir vnsire woltete wite predigen vnd sere loben vnd ouch ob sie es wol nicht en wellen vnde en sullen da mite nicht valsch lob noch itele ere en wellen irbiten. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie entsteht vns eyne vrage wor vm das der herre den luiten verbot die das wundirwerk hatten [107va] gesehen das sie es mit nichte in der luite oren offinberlichen predigen en solden. so er der doch was der ane bedeckunge allir luite willen offinbar was so er das in warheit irkante das ie er es en me verbote das sie es nicht kundigen en solden ie sie es me offinbar wurden machen. Sundir man sal hie wizzen vf das man diz entscheide. dan es sint etliche die sine wundirwerk mit nichte loben en wellen als die tregen tun die iren vliez nicht an den dinst des scheppfers en wellen legen. vnd ob es en der herre mit nichte verbutit vnd die irkennen des nicht wie mit grozen vroiden vnd mit grozir hitze sie den herren loben solden vm die gute die er an en getan hat vnd alle tage tut. vnd sundirlichen so en das irkant wirt wie mit grozir wunne vnd dancnemikeit en die predigen offenberlichen vnd loben den er es verbutit das sie en in der luite oren nicht predigen en sullen. sundir synir wundirwerc die sie sehen swigen. DIE GLOSE: Sundir do doch die luite di das wundirwerc hatten gesehen es mit lobe predigeten do irhub sich vz der predigate eyn groz wundir also das sie es alle wundir nam wie eyme menschen so groze gewalt wer gegeben. vnd da von begunde die besamte schar der luite mit lobe bekennen der wol[107vb]tete des herren Jhesu Cristi die er allen notdurftigen luiten bewisete. Da uolgit: „vnd als uile me wurden die luite in eynen wundir gezuct sprechende. Er hat alle dinc wol gemachit. die touben hat er horende gemachit vnd die stummen sprechende.“ Die luite die nam des bilchen wundir dan des geliech en hatte sich nicht me in Jsrahel bewisit. sundir es was allirdinge nuwe das an eyme menschen so zwei groze dinc geschen waren. die mit nichte ane gotliche craft uolbrocht mochten werden. vnd in dem wundere so sprachen sie: „Er hat alle dinc wol gemachit.“ JERONIMUS: Geystlichen. Tyrus die stat ist so uile als eyn eygenote bedutit. vnd bezeichent vns alle die iudische art mit irme lande da sie inne wonten. Dan von der iudischen diet so spricht der herre durch den propheten. Das bette das ist enge gewurden (Jes 28,20) also das das andire das man dar vf leget abevellit. Dan das iudische lant das wart dem herren vnd synen nachuolgenden iungern so enge gemachit von der vn_____________ 3 woltete wite] woltete re wite 6 Augustinus de Cons. Evang.

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art die sie em vnd synen iungern in irme vngelouben bewiseten. das er sich vnd ouch sine iungere nach em von not wegen mosten zu dem heidenischen uolke halden. vf [108ra] das sie in dem etlichen gewin des ewigen lebendis in der predigate des ewangelij mochten scheppfen. vnd Sydon bezeichent so uile als eyne yagit. dan das geslechte der sundigen luite das ist eyn vngetumt wilt tyer vnd ist eyn sturmende vlizende mer das keyne stetikeit an em en hat sundir alle ziet in sime tobende wutit. Sundir der Heylant der geht mitten zwischen die ende des landis Decapoleos da die zehen stete inne lagen hyn bie das mer. dan bie den zehen steten so sint vns die zehen gebot der e bedutit. vnd durch die quam der meystir vnd der geber der e. vf das er das heydenische uolk mochte selk gemachen. Sundir man zelit hie das mensliche adil durch manchirhande gelide als eynen menschen der vfgenomen ist in manchirleie sochen vnd ouch in yamirkeit grozir vnmacht. Dan in deme ersten altvatere so wart der mensche verblendit. do der alde Adam vbile zusach. do er den scheppir irkante vnd liez en doch besiet vz sime bekentnizze varen. vnd irwelte vor en in sinir vernumft die lust eynir armen creaturen. Sundir er wart toub do er horte. dan do er sine oren von dem lobe der engele wante das sie dem herren [108rb] der ewikeit irboten. vnde horten die vergiftigen wort des eytirvaren slangen in sime arclistigen rate. do wart er horende toub. Sundir er verstummete ouch do er sprach. dan do er mit dem verleytere widir des scheppfirs rat wolde eyn gekose halden. vnd dem gekose wolde volgen als ob er des scheppfers werk bessir mochte machen do wart er sprechende stum. Sundir sie baten den vbirsten herren das er sine hant vf den vngesunden menschen welde legen. Dan alle die patriarchen vnd die propheten vnd ouch die gerechten die begerten des mit grozir hitze das got der vatir sine hant das ist synen eynbornen sun vf die vervallene mensliche nature welde legen vf das er ir alle ire gebreche benomen wurde. BEDA: Odir der mensche der ist toub vnd ouch stum der der oren nicht en hat das er die wort des ewigen lebenis welle horen sundir wan er sie gehorit das er irer dan vnachtsam ist vnd versmehet sie also das er irer zu sinir selikeit nicht en beheldit. vnd der ist ouch stum der sinen munt da zu nicht vf tun en wil das er nutze rede die von gote sien welle reden. sundir sien munt der ist zu allen zieten mit ytelen reden irvullit. von dem ouch der prophete spricht. Der munt [108va] ist irvullit mit ytelem gekose dan sal er dinc reden der da not ist da en touc er nicht zu. vnd den luiten ist es not das sie anderen luiten die da wizzen wie sie gotliche spruche mit zucht vnd mit bewarende sullen horen. vnd ouch wie sie tugentsame wort di den wec zu den ewigen lebene wizzen sullen sprechen zu dem herren vuren vnd bitten en mit vlize das er sie von irer krancheit gesunt mache.

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JERONIMUS: Sundir der herre begreif den touben vnd den stummen vnd vurte en besiten vz der besamten schar. Dan der mensche muz besiten von allen muelichen gedanken vnd von vnordelichen werken vnd von allen vnbescheidenen reden besiet gevurt werden der des wir die wirt das er von gote gesunt werden sulle. Dan die wile das der mensche keyn dinc an em hat an gedanken odir an werken odir ouch an spruchen das rechter zucht nicht en vugit noch ouch gote nicht behegelich en ist so en mac er von gote nicht selk gemachit werden. Sundir bie dem vingeren die der herre in des touben menschen oren stiez so sint die wort gotlicher predigat odir die gabe des heilgen geistes bedutit. Dan man spricht von dem heilgen geyste in dem anderen buche Moysi. Der vinger [108vb] gotis der ist hie. (Ex 8,19) Sundir bie der speichele die er vz synem munde warf vnd des stummen zunge mite rurte so ist die ewige gotliche wiesheit bedutit das ist got der sune der die wiesheit synis vatirs ist. Dan die ewige wiesheyt die hat das bant da mensliches adils lippen mite gebunden waren vf gestrict. als das der mensche von dem male ane hindirnizze mac sprechen. Jch geloube an got den almechtigen vatir der eyn scheppir ist des himels vnd der erden vnd an sinen eyngebornen sun Jhesum Cristum. der da enpfangen ist von der craft des heilgen geystes vnd geborn vz Mariam der iuncvrouwen. vnd das da uolgit bes an das ende des gelouben. Sundir mit dem das er vf sach an den himel vnd wimirte. da mite so lerit er vns wie wir kegen gote in vnsern sunden clagen sullen. Dan wir sullen den schatz vnsers hertzen kegen em in ruige vnd in clage irheben vf das er sie vns von sinen gnaden vergebe. Dan mit der wetage des hertzen so wirt die itele vroide des vleisches in vns gequelit. Sundir do wurden die oren geoffent vf das sie gotis lob vnd sine ere mit begerunge in dem gesange vnd in den salmen [109ra] horen. vnd die zunge die wirt von irem bande gelost vf das sie eyn gut wort der warheit vnd des gelouben ane vorchte vf werfe das noch bedrouwen noch ouch trotze wort dem menschen moge verbiten. Dan wo die libe burnit da ist alle andire dinc tot. (1 Kor 13,1 – 3)

Hie beginnit das achte capittil in Marco. Die Speisung der Viertausend

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Vnd do es abir in den tagen was do eyne groze luet der luite mit Jhesu was vnd die en hatte zu der ziet nicht das sie geze. vnd do er do sine iungere zusamne gelut do sprach er zu en. (Mk 8,1) Jch irbarme mich vbir dise schar. dan sehet sie enthalden sich itzunt drie tage durch minen willen vnd en haben nicht das sie ezzen mogen. (2) vnd ist es das ich sie hungeric laze [109rb] gehn bes in ire husere so vergehn sie an dem wege. Dan etliche vz en die sint von verren steten her gekomen. (3) vnd do entwerten em sine iungere vnd sprachen. wo von mochte eynr dise luite geseten mit brotin in disir wustenunge. (4) vnd do vregete er sie vnd sprach. wie uile brot habt ir. vnd sie sprachen. Sibene. (5) vnd do gebot er der schar das sie sich zuezzene nidirsetzte vf di erde. vnd do nam er die siben brot vnd wart dancneme vnd brach sie vnd gab sie sinen iungeren vf das sie sie vorlegeten. vnde sie legeten sie vor die schar. (6) vnd ouch so hatten sie wenic vischeline vnd die bendiete er ouch vnd hiez sie dar legen. (7) vnd sie azen vnd wurden gesetit. vnd do namen sie das widir vf das da ubirgebliben was siben korbe vol der gebrochenen stucke. (8) Sundir der der die da gegezzen hatten der was als me als viertusent vnd do liez er sie. (9) JERONIMUS: Nicht lange vor disir ziet do hatte der herre das wundirwerc begangen das er vumf brot vnd zwene uische vndir vumftusent man geteilit hatte. abir nu do es abir not was dem notdurftigen uolke das hungir leyt do wolde er abir das werk sinir barmhertzikeit begehn vnd wolde dem vorbegangenen [109va] wundirwerke abir eyn gelichis tun vf das das benotigete uolk in sime kummere von em wurde getrost. vnd das spricht man hie: „Vnd do es abir in den tagen was do eyne groze luet der luite mit Jhesu was vnd en hatte nicht das sie mochten ezzen do besamte er syne iungere vnd sprach zu en. Jch irbarme mich vbir die schar dan sehet sie beitit mien itzunt drie tage vnd en hat nicht das sie ezze.“ Dan der herre en wold die schar der luite die also dicke zu em quam nicht alle tage in irer notdurft spisen so er en predigete odir wundirwerc an en wurchte vf das sie em icht me dar vm geuolgit hetten das er en die not des hungirs beneme dan durch der lere willen synir predigate odir durch der zeychene willen die er an den cranken luiten bezey-

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gete. vnd ouch nu vf dise selbe ziet so en hette er disis wundirwerkis an dem uolke nicht begangen es en wer dan liebis not gewesit. Dan weren sie von em also gescheyden so mosten sie von hungirs not vergangen sien. vnde dar vm so uolgit da: „Vnd ist es das ich sie hungeric laze von mir gehn in ire husere so muzen sie vergehen an dem wege dan etliche vz en die sint von verren steten gekomen.“ BEDA: [109vb] Man mac hie vregen. wor vm das die schar der luite des herren da drie tage beitten so sie doch von verren steten zu em gekomen waren. Sundir die vrage entscheydit vns Matheus uollenkomelicher so er also spricht. Es geschach in der ziet das der herre steic vf den berc vnd saz da. (Mt 15,29) vnd do traten zu em manchirhande schar vnd die hatten mit en uile siechen die mit manchirhande suchen bekummirt waren vnd die hatten sie durch gnade willen zu sinen vuzen gewurfen. vnd di machte er da gesunt. (Mt 15,30.) vnd das was die sache vm die er vf dem berge so lange sumte vnd dar vm so enthilt sich nach em die schar dri tage. THEOPHILUS: Der herre vernuwete uile wundirwerc durch synir iungere willen das sie waren so vnvernumftic das sie des mit nichte begrifen en mochten. das die gotliche craft in eyme iclichen wundirwerke wurchte. vnd ouch so gebrach es an irme gelouben. dan sie en begriffen in irme gelouben des nicht das got were. noch ouch durch alle der ersten wundirwerke willen die er en zu angesichte hatte getan. vnd dar vm verandirtweidet er sie vf das sie die vernumftiger wurden. vnd ouch das sie da von die [110ra] me an dem gerechten gelouben bestetigit wurden. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd sine iungere die entwertem em vnd sprachen. vnd wo von mochte eynr alle dise geseten mit brote in disir wustenunge.“ Sundir man mac hie bilchen merken wor vm der herre sie vm die groze vnuernumft nicht hertlichen en strafte dan er vbirsach sie des zwiuels ser mit grozir gedult. vnd da mite so wil er vns leren das wir vnsern zorn nicht zu sere widir die vnwissenden vnd ouch widir die die eyns dingis von irer vnuernumft wegen baz vernemen dan sie es tun odir sprechen vben en sullen. sundir wir sullen groze gedult vnd mitelidunge haben mit irme gebreche. vnd sullen sie an das beste wisen so wir allirmeyste mogen. vnd also tete der herre dan er verdult es. vnd dar vm so uolgit da: „Vnde er sprach zu en. wie uile brot habt ir. vnd sie sprachen. Sibene.“ REMIGIUS: Dich en sal hie nicht bedunken das der herre keinis dingis in vnwizzene stunde dan er was die ewige wiesheit des vatirs in dem alle dinc stunden als in irer rechten formen vz der sie alle gepresset sint. vm das das er hie sine iungere uregit wie [110rb] uile brot sie hetten als _____________ 37 Remigius super Matth.

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ob er es nicht en weste was sie hatten. odir es em vnbekant were. Sundir er tete es vm das. dan so sie em entwerten wurden das sie nicht me en hetten dan siben brot vnd das da von ie irer minre were das da von ie me das wundirwerk vndir den luiten gebreitit wurde. vnd von iren spruchen so uile me die endelose craft des herren der werlt offinbar wurde. vnd da uolgit: „Vnd do gebot er der schar das sie sich zezzene setzte vf die erde.“ Hie ist ouch das zu merken das da vbir do der herre wolde die vumftusent man von vumf broten spisen vnde von zwen uischen do liez er sich setzen vf grun hoy sundir hie let er sich das uolk setzen vf die erde. vnd da mite vnd mit andirer vndirscheit die man an beiden wundirwerken vindit so ist es offinbar das diz von den siben broten von dem gescheyden ist. vnd eyn andirs ist da nicht me dan vumue waren. Sundir da uolgit: „vnd er nam di siben brot vnd beginc danc kegen sime vatire vnde brach sie.“ an dem das er syme vatire dancte so bewisit er vns eyn bilde dem wir nachvolgen sullen. Dan so vns got vnsir vatir es sie geistlich odir lieblich von synen gnaden zu vnsir [110va] notdurft verliegit so sulle wir zuhant vnsire ougen in den himel irheben. vnd sullen em ere vnd lob in dancnemikeit irbiten vm alle das gut da er vns mite begabit. vnd man sal ouch alhie merken das der herre die brot selben brach sundir er en gab sie nicht der schar sundir er gab sie sinen iungeren vf das sie sie vor die schar legeten. vnd das uolgit da: „Vnde er gab die gebrochene brot sinen iungern vf das sie sie vor die schar solden legen.“ vnd das geschach dar vm dan er en wolde synen segen nicht alleine vbir die brot geben sundir ouch vbir die iungere. vnd da mite das er sie liez die brot vor die schar legen. so gab er en di gewalt vbir alle gemeyne luite. vnd meynte da mite das sie als sine iungere da von geerit vnd irkant von der schare solden werden als die die der herre da zu gewirdigit hette. Da uolgit: „Sie hatten ouch wenic vischeline vnd die selben liez er ouch vor sie legen. vnd sie azen vnd wurden alle gesetit.“ BEDA: Jn disir leczen die man von dem herren hie lisit da sal man vollen ebene inne merken das man in dem selben eynigen vnsirme irlosere zweirleie wirkunge die doch vndirscheiden ist vindit. also das die eyne wirkunge synir [110vb] gotheit geeygent ist. vnd die andire ist geeygent sinir angenomenen menscheit. vnd da mite so wirt des ketzers Euticetis irrunge verstorit. dan der sprach das in Cristo Jhesu nicht me dan eyne wirkunge en were vnd ouch eyn wille vnd eyne nature. vnd das turste er offinberlichen in sinen spruchen die luite leren. Sundir die irrunge vnd die valsche lere die sal man allen enden von cristenen luiten vertriben. dan wer ist so blint das er des nicht irkennit das sich der _____________ 4 wurde. vnd] wurde. von vnd 36 Euticetis = Eutychetis

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herre hie vbir dise schar irbarmit do er sie hungeric sach vnd hatte mitelidunge mit den luiten. vnd das ist doch offinbar das die gunst vnd die mitelidunge an Cristum viel von menslicher krancheit wegen. dan von sinir gotheit wegen so en mac keine lidunge an en gevallen. Sundir das er von den siben broten vnd von den wenic vischelinen virtusent mensche sette das was vbir mensliche craft vnd was alleine eyn werc der gotlichen tugent das er alleine von der gotheit wegen vermochte zu tun. Sundir da uolgit: „vnd sie huben widir vf das da vbirgebliben was von den gebrochenen stucken siben korbe vol.“ THEOPHILUS: Sich wie die schar hie von dem herren wirt [111ra] gespisit also das sie zu male gesetit wirt. vnd do sie azen das en genugete do en namen sie die stucke des brotis nicht mit en von dannen sundir die iungere die traten zu vnd huben sie vf als sie ouch dort obene in dem andern wundirwerke teten. dan do namen sie nach vumftusent mannen zwelf korbe vol vf also huben sie ouch in disme wundirwerke siben korbe vol vf der gebrochenen stucke von dannen. vnd in dem so werde wir nach der historien volleist gelart das wir an allen dingen sullen genugic sien vnd mit nichte me suchen so vns got so uile bescherit das wir vnsire notdurft haben. dan wes wir dan vbir das me begern des en moge wir nicht wol ane sunde gevben. Sundir da nach so beschribit man vns die zal der luite die mit dem brote gespisit wurden so man spricht: „abir der die da azen der waren als me als vumftusent man. vnd do sie geazen do liez er sie von em.“ vnd an dem spruche so sal man sundirlichen merken das Cristus keynen menschen en let hungeric von em scheiden. dan die vbirvlutikeit sinir gnade die en gestatit em des nicht. sundir alle die da hungeric zu em komen [111rb] die wil er wol irnern vnd wol gespisit mit sinir edelen gute widir von em senden. dan es en vugit sich dem vatire nicht das er die sune smachtic von em lazen sulle. BEDA: Diz ist eyne geistliche figure die zwischen disir wirtschaft da mit siben broten virtusent man werden gespisit. vnd der wirtschaft da vumftusent man mit vumf broten gespisit wurden eynen vndirscheit machit. Dan dort in der wirtschaft da di vumftusent man gespisit wurden da ist der buchstab des alden testamentis inne bewisit. vnd das sint die vumf buchere die Moyses als eyne e hat beschreben der iudischen diet zu halden. vnd da selbis bewisit man ouch das die selbe alde schrift vol gotlichis sinnis vnd vol geystlicher vernumft ist also das man allen en den da geistliche vzlegunge vindit. Sundir hie in disir wirtschaft da die virtusent man wurden gespisit so ist das offenberlichen bewisit das den geloubigen durch Cristum warheit vnd gnade in dem nuwen testamente wirt bewisit. Dan gelichir wise als die ersten vumf brot girstin vnd gestrenge waren vnd beduten die vumf buchere Moysi die da vol

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strengikeit waren. als beduten dise siben brot die edilen siben sacramente [111va] die vol gnaden vnd ouch selikeit sint. Sundir bie dem das die schare der luite drie tage des herren ane vndirlaz beitten durch des willen das sie so uile cranker luite mit en hatten die sie gerne gesunt hetten gehabt. (Mt 15,31f.) als Matheus der ewangeliste vns kundigit. da mite so wirt vns uollenkomelichen bewisit das die irwelten luite in dem gelouben der heilgen driualdikeit gotis des vatirs vnd des sunis vnde des heilgen geistis steticlichen blibende sint. vnd bitten mit grozem vlize ane vndirlaz vm vergebunge der sunde. vnd vm die barmhertzikeit des herren. Odir sie beitten sien drie tage also das sie sich von em nicht en scheyden dan die irwelten die bekeren sich zu dem herren mit alle iren werken beide geistlicher vnd uleislicher wise. vnd mit alle iren spruchen. dan die han sich mit gote verpflichtit vnd ouch mit alle iren gedanken dan die hat got zu male gevangen als eyn dinc das sien eygen ist. THEOPHILUS: Odir bie den luiten die des herren drie tage ane vndirlaz beiten so sint die bedutit die da getouft sint in dem gelouben des vatirs vnde des svnis vnd des heilgen geistis. odir ouch dar vm dan die getouften die werden mit der gnade gotis in der toufe irluchtit. dan die toufe die ist ouch von ir sel[111vb]ben eyn licht vnd wirt da mite uolbrocht das man den menschen zu drin malen in das wazzir stozit. vnd das beduten die drie tage. GREGORIUS in dem ersten buche vf Job: Sich hie des herren milde barmhertzkeit dan er wil der smachtigen luite die sien drie tage ane vndirlaz so kummerlichen beitten nicht hungeric von em in ire huez lazen gehn. vf das sie von hungirs wegen icht an deme wege vergehn. Dan das muz von not sien das die smachtigen luite die in der manchvaldikeit disir verworrenen werlde leben mit dem worte gotis in der predigate getrost werden. Dan wer das das sie also ane vutir der ewigen warheyt hungeric bleben so en mochten sie zu dem ende gotliches bekennens mit nichte gekomen. sundir sie wurden an dem wege nidirvellic vnd mosten von not vergehn dan die erbeit des weges wer en zu swer sie en wurden mit gotlicher suzikeit gelabit. AMBROSIUS vf Lucam: Jn disen dingen so mac eyn iclicher merken wie gut vnd wie minsam das got in sinen gaben ist dan sich dem stummen dem loste er sine zunge deme sie lange was gebunden gewest vf das er zu sime lobe wurde gereyst. vnd dem touben verliet er die oren [112ra] vf das er vlizic werde sien wort zu sinir ewigen selikeit zu horen. vnd disen so gibit er die spise des liebis vf das sie icht von smachtis wegen an dem wege zu nichte werden. vnd ouch von krancheit wegen der naturen vergehn. vnd das ist dar an zu begrifen dan der wec _____________ 22 Gregorius Moralium 24 tage ane] tage aue ane 33 Ambrosius super Lucam

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disir kegenwertigen ziet der ist swer vnd e dan der mensche den durchwandirt so mochte er dicke ane Cristum vellic werden e er zu dem beginne des wegis queme. das ist zu dem vatire der eyn begin der gotheit ist in ewikeit vnd ouch eyn volbrengen al vnsers wesens. vnd ouch spisete er sie dar vm vnd ouch vns alle tage das er vns gebe zu irkennen das Cristus nach gotlicher art vz dem ewigen vatire ist. vnd nach menslicher art von der reynen mayt. vnde das bewisete er en an dem das er das cleyne wesen des brotis in so groz eyn dinc merte. vnd das zeichen wurchte er an en vf das sie icht alleyne an en geloubeten als an eynen menschen der von eynir iuncvrouwen wer geborn. sundir vf das sie gotliche craft an em begunden zu irkennen. abir sich wie mildiclichen er en die spise teilte der selbe herre Jhesus. dan er wold en allen geben das sie genuc [112rb] hetten vnd er en wolde nimande versagen. dan er ist eyn scheffer von sime vatire gesatzt vbir alle luite vnd er teilit eyme iclichen nach dem maze des gelouben. eyme minr vnd dem anderen me als der apostel spricht. vnd eyme iclichen tut er recht dan er gibit eyme iclichen allis das em zugebort. (Röm 12,3) Jdoch so bricht er das brot vnd gibit es sinen iungeren vf das sie eyme iclichen mite teilen. vnd dar vm recke vz mensche dine hant vf das dir ouch brot dar yn gegeben werde. dan ist es das du es versumis vnd das brot der gnaden nicht entpfehes vnd da von an dem wege zu nichte wirst so en darfstu em der schult nicht geben dan er wil alle ziet gereyt sien zu barmhertzikeit. vnd er wil vnsern selen ouch selben die spise vorbrechen vnd vndir vns teilen. BEDA: Sundir bie den luiten die von verren steten zu dem herren waren gekomen sint die bedutit die nach dem so sie des uleisches wollust vnd vntugent nach alle irer lust begangen haben. vnde die irme nehesten sien gut gestolen haben. vnd dem ebenen menschen das sine mit gewalt benomen haben. vnd ebruch vnd ouch manslacht begangen haben. dan die komen zu dem herren hungeric von verren steten. Dan ie me eyn iclicher in [112va] bosin werken irre gegangen hat vnd den sunden gevolgit ie vurder er von deme almechtigen gote gescheiden ist. Dan ie sich der mensche me von gote scheidit ie me der mensche gote vngelich wirt. vnd dar vm die luite die zu dem cristenen gelouben vz der heydenischen diet sint gekomen die sint von verren steten zu Cristo gekomen. dan sie waren vor der ziet mit vremden goten vereynit vnd en wusten von dem waren gote nicht. Sundir die Juden die quamen von nahen steten zu Cristo. dan sie hatten die lere durch die buchstabe der e vnd ouch der propheten von em genomen das er en vnd ouch den Heyden zukomen solde. Sundir hie ist ouch zu merken das da obene in dem wundirwerke da der herre vumftusent mensche spisete mit vumf broten da liez man sich die schar zezzene setzen vf grune hoy sundir in disir

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wirtschaft so wirt sie alle vf die erde gesatzt. Dan durch die schrift der alden e die Moyses hat beschriben von gotis gebote so gebutit man vns das wir vnsirs vleischis begerunge dem geiste vndirtenic sullen machen. sundir in dem nuwen testamente so gebutit man vns das wir vns vf die erde sullen setzen das ist das wir alle irdische dinc vndirwegen sullen lazen vnd sullen irer vns verziegen [112vb] als ob wir keyn recht zu en icht en haben. THEOPHILUS: Die siben brot da der herre die viertusent man mite spisete so sint bedutit die geistlichen rede da vns der himelische got inne enthelt vf das wir icht an dem wege menslicher krancheit zu nichte werden vnd vergehn. dan die zal sibene die wil den heilgen geist in der heilgen schrift bezeichenen. dan er enthelt vnd uolbrengit alle dinc. dan er ist eyn stric des vatirs mit dem sune in der gotheit so volendit er ouch alle dinc in den creaturen. dan an der zal der siben tage da die gnaden des heilgen geistis vnde sine gaben inne bewisit sint. so wirt alle vnsir leben uolbrocht vnd volendit. JERONIMUS: Odir bie den siben brotin da der herre di hungerige schar mite losit von irer not so sint die siben tugende odir die gabe des heilgen geistis bedutit. Sundir die gebrochenen stucke des brotis die offinbaren vnsir vernumft den heymelichen sin wie wir den heilgen geist in den siben vzvluzzen sullen begrifen. BEDA: Abir in dem das der herre selben das brot brach vnd gab es vort an sinen iungeren vf das sie es vor die schar der luite legeten. da mite so wirt vns gegeben zu vernemen [113ra] die offinbarunge der heilgen siben sacramente. dan die wurden do offinbar do Cristus an dem cruce entslief vnd der rittir em sine site offente vnd do uloz dar vz blut vnd wazzir. vnd da mite alle di edilen nutzbarn sacramente. Sundir an dem das er dancneme wart vnd gote dem vatire dancte da mite gibit er vns zu vernemen wie ser das er sich des vroige das das mensliche adil widir zu syme verlornen heile kome. abir das er sinen iungeren das gebrochene brot gab vf das sie es vor die schar der luite solden legen das ist vns eyn orkunde das der herre synen iungern die offenunge der sacramente bevul. vnd ouch ware geistliche wiesheit da zu das sie die gabe sinir gute mochten in irem burne begrifen. Dan der herre hatte sie da zu irwelit als er selben spricht. Jr en habit mich nicht irwelit sundir ich habe vch irwelit vnd habe uch da zu gesatzt vf das ir vrucht brengen sullit vnd uwere vrucht wirt bliben. (Joh 15,16) vnd also wurden sie dinere des herren durch die er die geistliche spise wolde sinir kirchen vnd ouch alle synen irwelten mite teylen. JERONIMUS: Man sal ouch die vernumft irheben vnd sal merken was die cleynen vische wellen meynen die der herre bendiete vnd liez sie ouch der hunge[113rb]rigen diet geben. vnd bie den vischen so sint vns die buchere des nuwen testamentis bedutit. vnd dar vm alzuhant do der herre widir von dem tode irstunt

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do hiesch er von synen iungeren ob sie icht zuezzen hetten do brochten sie em eyn stucke eyns gebrothenen visches. do sprach er zu en. das sint die wort die ich widir uch han gesprochen do ich dennoch mit uch was. (Lk 24,44) Odir bie den cleinen vischen so moge wir die heilgen des nuwen testamentis vernemen. dan di haben vns den gelouben des nuwen testamentis beschriben vnd haben den gelouben der spruche in vns bestetigit mit irem blute das sie durch des gelouben willen vergozzen haben. vnd da sint vns ouch mite der heilgen luite leben vnd ouch ire liden bedutit. Dan gelichir wise als der visch in dem tobenden mere zu allen stunden in vnstetikeit ist vnd hie vnd da wirt getriben als sint ouch die heilgen in diseme keginwertigen lebene in steteme lidene vnd alleziet in vnrue. Sundir so sie vz dem sturmenden vluzze disir werlde gelediget werden so geben sie vns mit irme guten bilde das sie vns vorgetragen haben eyne geistliche spise da wir vnsirs kummirs not inne verwinden. BEDA: Das wil vns ouch eynen sundirlichen sin lazen da wir sullen vnsir vernumft mite bekummern das zu der ziet do die menie [113va] der luite von den siben broten gesetit was das die apostele do zu traten vnd namen das vf das den virtusent mannen vbirbleib vnd sie nicht verzeren en mochten. vnd da mite so wirt vns bewiset das die hohesten gebot der uolkomenheit die got dem menschen zu salde gelazen hat der die manichvaldikeit der luet mit nichte begrifen en mac die sint den beuolen zu bewaren di das gemeyne uolk gotis vbirtreten an irhebunge irer werke. dan ie der mensche hocheren stat in der kirchen heldit ie em hochere gebot gotis sint beuolen. vnd dar vm so sullen die lerere hochere werc der tugende an en uben dan ire iungere. dan sie en durfen nicht uolkomen sien an en selben alleine sundir sie muzen ouch anderen die forme der uolkomenheit vortragen. vnd doch dar vbir so spricht man das die gemeyne schar gesetit wart. dan alleine das das gemeyne uolk sich in die uolkomenheit nicht gegeben en mac durch uorchte wegen synir gebrechelikeit das es alle dinc die es in disir erde besitzit durch gotis libe laze vnd uolge bloziclichen dem blozen Cristo noch ouch ob das gemeyne uolk mit synen werken des nicht irvullen en moge das man von den iuncvrouwen scribit wie hoch ire leben sulle stehn irhaben vbir andire luite. [113vb] idoch so das gemeyne uolk sich da zu geben wil das es die gebot gotis vnd der e horen wil vnd sie nach sinir macht uolbrengen so mac es wol von der hulfe gotis zu dem ewigen lebene komen dan sine grobheit die en ist zu keynen hocheren dingen verbunden. JERONIMUS: Bie den siben korben da das gebrochene brot mite wart vf gehaben das den virtusent mannen vbir bleib so sint die siben kirchen bedutit die in Asia lagen die Johannes in apocalipsi sach da er _____________ 29 mac durch] mac durch durch 31 ob Randnotiz

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so groze heymelikeit von schribit. (Off 1,4) vnd ouch die siben luchtere. zwischen den er eynen irsach der dem sune gotis geliech was. (Off 1,13) odir den siben ougen da die siben geyste bie bezeichent sint die in alle das ertrieche sint gesant. (Off 5,6) Sundir bie den viertusent mannen die da gespiset wurden mit den siben brotin so ist vns der gantze swalk des nuwen testamentis bedutit. vnde alle die cristenen luite die vndir dem testamente sint vnd sint gewesit vnd noch komen werden in vier geziete die vbir die kirche werden komen. Sundir der luite ist ouch bilchen viertusent. vf das man vns vz der zal gebe zu irkennen das alle die luite des nuwen testamentis mit der gnade der vier ewangelij [114ra] die eyns herren werc sprechen gespisit werden vor allen geistlichen hunger vnd ouch gesetit also das sie keynen kummer me durfen liden. THEOPHILUS: Odir bie disen virtusent mannen so sint die bedutit die da uolkomen sint an den vier houbit tugenden also das irer en nicht enpricht. vnd dar vm so tun sie als die starken die da uile ezzen vnd der spise uile verzeren also das sie en wenic lazen vbirbliben. dan die starken die en wellen nicht das en keine tugent entgehe sie en wellen sie nach irer craft wirken. Sundir in disme wundirwerke so en bliben nicht me vbir den siben korbe den virtusent mannen. abir in dem wundirwerke das der herre beginc mit den vumf brotin so bliben den vumftusent mannen vbir zwelf korbe da man erbeit der mule odir der esile mite tribit. Dan bie den vumftusent mannen so sint die bezeichent die den vumf sinnen dinen das ist den ougen den oren vnd den anderen. vnd dar vm so en mogen sie nicht uile geystlicher tugende verzeren dan sie lazen en an cleynen dingen zu irer notdurft genugen. vnd dar vm so loufen en uile der gebrochenen stucke vbir des geistlichen gutis des sie mit nichte durch irer vnvernumft wil[114rb]len begrifen en mogen.

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Vnd do steic er zuhant in eyn schif mit synen iungeren vnd quam vbir in die teil des lendichens Dalmanicha. (Mk 8,10) vnd do gingen sine iungere mit em. vnde des gingen die gliznere widir en vz vnd begunden wechzelrede mit em zu haben vnd begerten des suchende von em das sie mochten eyn zeichen vz dem himele gesehen vnd bekorten en da mite. (11) vnd do irsuftzte er clagende in sime geiste vnde sprach. wo nach suchit dise geburt eyn zeichen ich sage vch werlichen das disir geburt eyn zeichen wirt gegeben. (12) vnd da mite so liez er sie. vnde steic abir widir in das schif vnd vur vbir den vluz des wazzirs. (13) vnd do vergazen die iungere das sie der brot mit en nicht en namen dan sie en

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hatten mit en in dem schiffe nicht me dan eyn brot. (14) vnd do gebot er en sprechende. Sehet vollen ebene vnd hutit uch vor dem surenteyge der dunkilguten glizenere. vnd ouch vor dem surenteige Herodis. (15) vnd des begunden sie zu trachten eynr kegen den anderen sprechende. Dan wir en haben der brot mit vns nicht. (16) vnd do das Jhesus irkante do sprach er zu en. vnd en bekennit ir noch nicht noch en vernemit vnd wie ist uwer hertze noch also verblendit. (17) dan ir habit ougen vnd en sehet mit en [114va] nicht. vnd oren siet ir habende vnd en horit ouch nicht vnd en betrachtit ouch des nicht (18) das ich vumf brot nam vnd brach die vnd teilte sie in vumftusent man. vnd wie uile grozir korbe vol namit ir do widir vf von dannen der gebrochenen stucke. Do entwerten sie em sprechende. zwelue. (19) vnd do ich ouch siben brot teilte in virtusent man wie uile korbe vol namit ir do widir vf der vbirgeloufenen stucke. Do sprachen sie zu em. Sibene. (20) vnd do sprach er widir zu en. vnd wor vm siet ir dan noch so vnuernumftic. (21) THEOPHILUS: Nach der ziet do der herre das wundirwerc von den siben brotin da er viertusent mensche mite spisete hatte gewurcht do weich er alzuhant mit sinen iungern von dannen an eyne andire stat vf das em das uolk vm die sache keine ere an legete. odir vm die sache das en die luet der luite icht an griffen mit gewalt vnd machten en durch des wundirwerkes willen eynen kunig. dan sie beduchte des wer das er ire kunig wer gewurden das er sie beide geistlichen vnd ouch lieblichen wol vorgestanden solde haben. vnd sie vor alle anuechtunge wol solde beschirmen als eyn herre dem alle dinc vndirtenic weren. vnd dar vm so spricht man hie: „Vnd da nach alzuhant [114vb] do steic er abir eyns mit sinen iungern in eyn schif vnd vur vbir vnd quam in die ende des landis Dalmanicha.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Wie ist diz zu vernemen das Marcus hie spricht das der herre von dannen vur vnd quam in die ende des landis Dalmanicha so doch Matheus in sime ewangelio spricht das do der herre das wundirwerc von den siben brotin hatte gewurcht do trat er in eyn schif mit sinen iungeren vnd vur von dannen vnd quam in die ende des landis Maggedan. (Mt 15,39) Sundir hie sal man das ane zwiuel wizzen das die beide ewangelisten Matheus vnd Marcus die selbe eynige stat vndir eyme namen nicht en setzen sundir vndir zwen. dan die selbe stat die Marcus Dalmanicha nennit die heizet Matheus Maggedan. vnd dar vm so vindit man in uile bucheren da Marci ewangelium inne steht die selbe stat Maggedan vnd nicht Dalmanicha. Sundir da uolgit: „vnd do sie vz dem schiffe getraten do quamen zu em die gliznere vnd begunden wechzelrede mit em zuhaben vnd be_____________ 13 widir vf] widir der vf 28 Augustinus de Cons. Evang.

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gerten des suchende von em das sie eyn zeichen vz dem himele mochten sehen. vnd bekorten en da mite.“ BEDA: Diz ist die sache das die [115ra] gliznere des sint von em begernde das er en eyn zeichen bewise von dem himele. dan sie hatten es wol vernomen das der herre vumftusent man mit vumf brotin hatte gespisit vnd ouch nu virtusent man von siben brotin nu wolden sie das er eyn wundirwerc wurchte dem geliech als es Moyses in den alden gezieten begangen hatte. Dan man lisit das er den herren vor das hungerige uolk bat also das er em her nidir das himelbrot sniete. (Ex 16,4) also wolden sie ouch nu das en das manna von dem himele her nidir wurde gesant also das es das uolk zusamne mochte gelesen. vnd das das iudische uolk in der lesten ziet mite gespisit wurde. vnde das sie des sprechende von em begerten das bewisit offenberlichen Johannes in sime ewangelio. welcherleie zeichen wiltu vns nu bewisen odir was machtu getun vf das so wir das zeichen werden sehen das wir dir dan mogen gelouben. (Joh 6,30) dan vnsire vetere die haben manna gegezzen in der wustenunge als da geschriben ist. Das brot das vz dem himele gegeben wart das az der mensche. (Joh 6,31) als ob sie sprechen: Tu vns des zeichens gelich so welle wir dir gelouben das du eyn warer got siest. THEOPHILUS: Sich welch eine groze vndirscheit vndir al[115rb]le synen werken. Dan zu der ziet do er die armen geloubigen luite mit den siben brotin solde spisen do dancte er gote sime vatire. sundir nu en die vnturen gliznere eynir torechten bete bitten nu besuftzit er es beclagende. dan sie wolden lichte an irer bete da sie eyn zeichen vz dem himele baten das meynen das er di sunne machte stille stehn vnd beneme ir iren louf als got tete do Gedeon streit als man es in der richtere buche mac bewisen. odir als er eyn zeichen eyns lengern lebens Ezechie dem kunige wolde geben da mite das die sunne zurucke solde treten. odir ouch das er dem mane sinen balden louf hette benomen. odir das er eynen grozen hagil von gote hette gebeten vnd hette die luft allirdinge nach irem willen verwandilt als Helias der groze prophete tete. dan sie waren des vngeloubic das er keine zeichene vz dem himele mochte gewirken. sundir des geloubten sie wol das er von des tuuels Beelzebubs craft uile zeichene mochte wirken in der erde. dan sie wolden das die irdische dinc dem tuuele vndirtenic weren. BEDA: Der herre do er ire groze blintheit des hertzen vernam das sie vm keine andire sache eyn zeichen von em baten dan vm die sache das sie en da mite wolden bekorn vnd ire vngeloube doch so groz was das sie des in keynr [115va] wise geloubten das er kein wundirwerc in keinr wise vz dem himelen mochte bewisen do wimrte er vnd irsuftzte von hert_____________ 34 die] dir

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zen. vnd da mite so wolde er die minsame gunst bewisen die er zu menslicher naturen truc. Dan gelicher wise als sich der suzer got vrouwet des heilis der luite also muete en ouch das sie in irrunge des vngelouben waren da sie mite die warheit des weges verlisen mosten der sie zu dem ewigen lebene hette getragen. vnd da uolgit: „Vnd er irsuftzte in sime geiste mit wimernde vnd sprach. wo nach suchit dise geburt eyn zeichen dan ich sage vch werlichen es en wirt en nicht gegeben.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Hie in disme spruche den Marcus der ewangeliste spricht en darf nimant bewegit werden durch des willen das Matheus spricht das zu der ziet do die gliznere zu em quamen vnd baten von em eyn zeichen do sprach Jhesus. Dise bose vneliche geburt die ist eyns zeychens begernde vnd ir en wirt keyn andir zeichen gegeben dan das zeichen Jone des propheten. (Mt 16,4) dan als Jonas in dem buche des walvisches was (Jona 2,1 – 11) also wirt des menschen sun in dem hertzen der erden sien. vnd das en entwerte er en hie in Marco nicht. danne er spricht das en der herre entwerte vnd sprach. der geburt en wirt keyn zeichen gegeben [115vb] vnd das sal man also entscheiden dan es meynte der herre also da er sprach. Der geburt en wirt keyn zeichen gegeben. das ist alsulch eyn zeichen als sie baten. dan sie wolden eyn zeichen haben vz dem himele. vnd dar vm so let Marcus das von Jona vndirwegen das Matheus spricht das er en entwerte. dan Matheus der en spricht nicht das sie eyn zeichen baten von dem himele. THEOPHILUS: Diz ist die sache vm die er en versaite vnd en wold en nicht das zeichen von dem himele geben da sie vm baten. dan die ziet der himelischen zeichene die en ist noch nicht sundir sie ist zukumftic in der andern zukumft des herren so er zu dem gerichte wil komen vf das er vbir den lieb vnd vbir die sele richte so wirt die ziet komen das er die zeichene von dem himele bewise. dan so werden sich die crefte der himele bewegen. vnd die sunne wirt dan in eyn vinstirnizze gewant vnd der man der en wirt dan synis lichtes nicht geben. Sundir in der ziet der ersten zukumft so en sullen alsulche dinc nicht volbrocht werden. dan der edile kunig der wolde do zu sinir tochtir demuticlichen komen. vnd dar vm so waren alle dinc senftmutic. sundir dan so [116ra] er abir eyns wirt komen so werden alle dinc gruesam. BEDA: Das was wundir das die vntugentsamen luite ein zeichen von dem himele tursten bitten so sie himelische werk allen enden von en vertreben. so sie doch wol mochten wizzen das sie der zeichene nicht wirdic en waren. dan sie en waren nicht himelische luite sundir sie hatten iren willen da nach gesatzt das sie got nicht suchen en wolden. vnd das ist dar an bewisit das sie en da mite wolden bekoren. vnd dar vm so wold er der edilen geburt _____________ 8 Augustinus de Cons. Evang. 10 spricht Randnotiz

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der apostele die dem herren mit gantzem hertzen suchten eyn sundirlich zeichen vz dem himele geben do er an dem virzigesten tage nach synir vfirstende vor den ougen alle siner iungere wolde zu himele varen. vnd do er ouch an dem vumftzigesten tage die ture gabe den edilen in eyme zeichene vuriger zungen vf sine iungere vnd uf sine irwelten sante also das sie alle zungen sprachen vnd alle kunst wusten. Sundir da uolgit: „vnd da mite so liez er sie von em vnd steic abir widir in das schif vnd vur widir vbir des wazzers vluz.“ THEOPHILUS: Do der herre das pruuete das sich die vnturen gliznere sinir rede nicht bezzern en wolden do liez er sie vngebezzert [116rb] als arc als er sie gevunden hatte. dan was er en gutis bewisete das wanten sie allis in eyne bosheit. vnd dar vm so da zu keine hoffenunge nicht en was das sie sich an keynen dingen bezzern welden so solde er sie bilchen lazen als die die von gote vm ire vntugent algereyte verwurfen waren vnd solden widir zu dem varen da hoffenunge bie was das sie kindere des ewigen lebens mochten werden. vnd dar vm so vur er von en dan ire bosheit die was vnstreflich dan sie en begerten sich nicht zu bezzern. Sundir da uolgit nach: „vnd sie hatten sien vergezzen das sie nicht brotis mit en hatten genomen dan eyns alleine vnd das hatten sie mit en in dem schiffe.“ BEDA: Hie mochte ymant vregen wie das mochte gesien das sie nicht brotis en hatten so sie nuwelichen siben korbe vf genomen hatten von den virtusent mannen die da hatten gegezzen vnd waren da mite zuhant zu schiffe gegangen. Sundir das entscheidit vns des ewangelisten spruch. dan der offenbarit es vns das sie des vergezzen hatten das sie die brot mit en hetten genomen. (Mt 16,5) vnd da mite so wirt vns eyn orkunde gegeben das sie kleyne ruche an iren lieb legeten. Dan sie waren da mite uile me bekummirt wie sie die suzen wort des herren mochten [116va] horen da irer selen selikeit ane lac. Dan gelicher wise als sie alle dinc durch en gelazen hatten vnd durch synen willen vf das sie em wirdiclichen geuolgen mochten. also wolden sie ouch allis dinges vergezzen vf das sie keynrleie hindirnizze an irer selen selikeit hetten vnd ouch das sie allis dingis mochten vrie gestehn. THEOPHILUS: Das geschach in grozir vorschickunge gotis das die iungere des herren der brot vergazen das sie sie mit en nicht hatten genomen vf das das sie vm iren vngelouben von Cristo wurden gestrafet. dan sie irschroken dar vm das sie der brot mit en nicht en hatten. vnd da mite so wisete sie der herre an den gelouben vf das sie da von gebezzirt wurden vnd das sie ouch da zu mochten komen das sie Cristi craft in dem wundirwerke mochten begrifen. Sundir da uolgit: „vnd do gebot en der herre sprechende. Sehet uollen ebene vnd hutit vch vor dem surenteige der gliznere vnde vor dem surenteige Herodis des kuniges.“

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CRISOSTOMUS: Disir spruch des ewangelisten der machit eyne zweitracht an uile luiten hertze. Danne Matheus der spricht das der herre zu sinen iungeren spreche. hutit uch vor dem surenteige der phariseen vnd ouch der saduceen (Mt 16,6). Sundir Marcus der spricht das der herre [116vb] zu den iungern spreche also. hutit vch vor dem surenteige der dunkilguten gliznere vnd vor dem surenteyge Herodis des kuniges. abir Lucas der spricht das der herre zu den iungern spreche. das sie sich vor dem surenteige der gliznere solden huten. (Lk 12,1) Sundir es ist ebene zu merken das alle di drie ewangelisten die gliznere nennen als die die der anderen houbtluite waren. dan sie waren an allen vntugenden zuschundere widir Cristum. vnd dar vm so setzet sie Matheus der ewangeliste als die houbtluite der saduceen. dan Matheus vnd Marcus die haben en beide bose gesellen gegeben. sundir sie waren vmmer die meistere der vntugent. sundir Marcus der setzet die gliznere mit Herode vnd von sime gesinde des da was gelazen von Matheo also das er es nicht beschriben en hatte. vnd in disen wortin so wold der herre allentzeln die iungere zu bekentnizze geistliches sinnis brengen vnde ouch zu offenbarunge des gelouben. THEOPHILUS: Der herre wil bie deme surenteige der gliznere vnd ouch Herodis vnd siner nachuolgere bezeychenen ire valsche lere da sie die eynueldigen luite mite betrogen. vnd die lere wil er den iungeren vnd ouch [117ra] anderen luiten bewisen. vf das das sie sich da uor mogen gehuten als vor eyn dinc das der sele ser schedelich ist. dan sie verret den menschen vnd tribit en vz dem wege der gerechtikeit. vnd ist ouch also geschickit das sie alle tugent in deme menschen verstorit. dan sie ist vol bosir vergift vnd bosir galle. dan sie tregit an ir die alde bosheit die ir von iris willen wegen angeadilt ist. dan in den gezieten do waren ouch etliche valsche lerere die tursten das vreuelichen sprechen vnd larten ouch also das gemeyne uolk das Herodes der kunig Cristus were vnd were vm das gekomen das er das israhelische uolk solde widir von irme gevencnizze losen vnd solde da nach die hoheste stat in den himelen besitzen. BEDA: Der herre der wil ouch in dem worte da er spricht zu sinen iungern. hutit uch vor dem surenteige der dunkilguten gliznere diz meynen. Dan die gliznere die larten das uolk das es die satzunge der luite solde halden vnd en karten sich an die e gotis nicht. sundir die e vnd die satzunge der luite die satzten sie vor gotis gebot vnd die lere die was valsch vnd streflich. vnd als uile als der herre warhaftir vnd bezzer ist dan der mensche als uile so sal ouch bilchen [117rb] sien gebot vor des menschen satzunge treten. vnde dar vm durch des vnordens wille so _____________ 30 das Randnotiz

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heizet der herre ire lere eynen sureteic. vnd ouch geschiet es durch andirer sache willen. dan die gliznere die hilden sich vor die besten die gote allirnehest weren. vnd dar vm so trugen sie den luiten zu ougschine die cedelen da die gebot gotis inne stunden genehet vm ire cleidere als ob sie die weren die sie allirdinge ane allirleie vmmezuc hilden. vnd sie wolden ouch das man sie vor lerere der gebot hilde. Sundir doch vbir alle dinc so was ire vnart so groz das allis das das sie mit den wortin von den gebotin gotis predigeten das verstorten sie allirdinge mit den werken. vnde da mite so gaben sie dem uolke groze ergerunge das sie da zu twungen das es die e vnd die gebot moste halden so sie selben die e vnd die gebot gotis an allen wegen vbirtraten. vnd dar vm so di lere valsch was die sie mit dem munde gaben ane volbrengunge der werke. so heizet der herre die vnreyne lere eynen surenteic der gliznere. vnd ouch so satzten sie sich in der selben lere der schrift widir die wareit. dan sie vochten Cristum den herren an allen dingen an. also das sie sine predigate vnd ouch sine wundirwerc in allir valschen bewisunge in der luite [117va] hertze verergerten vnd verstorten. dan die wundirwerc die er tete die eygenten sie dem bosin geiste. vnd ouch so sprachen sie das er nicht von gote en were vm das das er die cranken luite an dem sunnabene von iren suechen loste. vnd ouch alle die schrift die die e vnd die propheten von dem herren hatten gesprochen odir beschreben die legeten sie zu male ualsch in eyme verkarten sinne vz vnd lugen da mite den heilgen geist an der sie durch die propheten hatte gesprochen. vnd da mite so verleiten sie die luite vnd zogen sie von Cristi predigate. vf das sie an en icht geloubic wurden vnd weren kindere des ewigen lebenis gewurden vnd also so en wolden sie selben in das bekentnizze der warheit nicht treten. vnd en gestaten es ouch den andern nicht das sie die warheit irkenten. vnd da mite so begingen sie die sunde in den heiligen geist. Sundir der herre heizet hie den surenteic Herodis sine vntugent die er beginc. dan er was eyn ebrecher nicht mit eyns vremden mannis wibe sundir mit sinis eigenen brudirs huezvrouwe die er zu vne mit em hilt. vnd ouch den manslacht den er widir die luite von Galilea so mortlichen beginc. vnd ouch den vreuel in dem meyneneyde den er der tumelerinnen swur den er ouch sundir zwiuel velslichen meyne swur. Dan hette sie ge[117vb]beten vm eyn andir dinc das groz were gewesit er hette es ir versagit. vnd ouch das valsche bewisen eynis geistlichen schinis das er tete vm das das er Messias odir Cristus von der werlde wolde gehalden werden. vnd liez ouch das selbe sine iungere predigen das er so heilic were das man en bilchen vor Cristum mochte halden. _____________ 14 lere Randnotiz

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vnde ouch so neyt er den herren Jhesum Cristum vm das das er die warheit predigete vnd vm das das das uolk sinir lere uolgete vnd von Cristo me tugent kundigete dan man von em gekundigen mochte dan er en hatte nicht tugende sundir alle sien leben das was mit vntugenden bekummirt. vnd ouch so neyt er den vorloufer des herren Johannem den toufer dar vm das er en vm sinen gebrechen strafte sprechende. Es en ist dir nicht irloubit das du dinis brudir huezvrowe zu eyme wibe sullis halden. (Mk 6,18) vnd den haz den volendite er da mite das er dem edilen toufere liez sien houbt abehouwen vnd liez es em brengen vnd gab es vort von em eynir vnturen tumelerinnen zu lone vor ire lichtvertige vntugent die sie hatte in irme vnordelichen werke gevbit. THEOPHILUS: Jn dem worte da der herre sprach. hutit uch vor dem sureteige der gliznere. do wolden die iungere wenen das er meynte [118ra] den sureteic der brote. vnde das er das irkente das sie der brote hatten vergezzen vnd irschraken des sere dan sie wurden der brot do gedenken. vnd dar vm so uolgit da: „vnd sie trachten sprechende eynr zu dem andern. Er spricht dise wort vm das das wir der brot mit vns nicht en haben.“ vnd dise wort sprachen die iungere in grozir vnvernumft vnd teten als ob sie mit nichte der craft gotis vernemen en mochten. dan ire vnbekennen das was so manicvaldic das sie Cristum vor eynen menschen achten. vnd ouch wie en das dicke bekant was das er wundirwerc tete der ein mensche nicht getun en mochte des en begriffen sie doch nicht mit irer vernumft das die werc lutirlichen der gotheit zu gehorten. vnd dar vm so bleib en das vnbekant das er brot von nichte mochte machen vnd das die gewalt in sinen henden were. vnde dar vm so strafit sie der herre als da uolgit: „vnd do das Jhesus irkante das ire gedanken sprechende da mite bekummirt waren do sprach er zu en. vnd was trachtit ir dar vm das ir der brot nicht en habit. vnd en ist uch das noch nicht bekant odir en vernemit ir des noch nicht vnd wie lange weltir uwer hertze verblendit haben dan ir habit ougen vnd en sehet nicht vnd mit habenden oren en horit ir nicht.“ BEDA: Der herre strafit hie [118rb] sine iungere vm ire vnuernumft dan sie leiten kleine trachtunge an die wundirwerc die er vor iren ougen wurchte sundir sie waren irer vnachtsamen vnd dar vm heyzet er sie mit sehenden ougen blint. dan das sie sagen des en merckten sie nicht. vnd mit horenden oren toub. dan das sie hortin da en legeten sie iren vliez nicht an das sie es hetten behalden. vnd da mite so er sie strafte so wold er ire vernumft offenen vnd die blintheit irme hertzen benemen das sie mochten vernemen das die vumf brot die in vumftusent man. vnd die si_____________ 26 gedanken sprechende] gedanken da mite sprechende 35 merckten sie] merckten sie sie

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ben brot die in viertusent man geteilit wurden in en geistlichen sin vnd vernumft hetten. vnd von den brotin spricht ouch der herre als da uolgit: „Vnd wor vm en betrachtit ir ouch nicht die ziet do ich die vumf brot in vumftusent man teilte vnd wie uile grozir korbe ir do von dannen widir vf hubit. Do sprachen sie. Zwelue. vnd ouch do ich die siben brot in virtusent man teilte wie uile korbe vol gebrochener stucke ir do widir vf von dannen namit. Do sprachen sie. Sibene. vnd do sprach er widir zu en. vnd wie en mogit ir dan noch nicht vernemen.“ Dan gelicher wise als der vorgesprochene sureteic der gliznere vnd ouch Herodis bezeichent die verkarte satzunge die sie in valscher lere hilden vnd ouch das uolk mite von sinir selkeit verleitten. als bezeichenen ouch [118va] vumf brot die ware lere des alden testamentis. vnd die siben brot die gnade des nuwen testamentis durch die das uolk gotis zu sinir ewigen selikeit gespisit wirt. dan da vindit man die ware lere die den menschen vor allir valscheit beschirmit vnd benimt em alle irrunge disis keginwertigen lebenis. Sundir da mite das der herre sine iungere vm ire vnvernumft strafit da wil er en mite allir vorbegangenen wundirwerke eyn bekennen geben vnd wil sie ouch da mite leren das sie der nachkomenden dinc vortme ane vergezzen gedenken sullen.

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Vnd do quamen sie zu Bethsaida vnd do brochten die luite eynen blinden vor en gevurt vnd baten en das er en welde anruren. (Mk 8,22) vnd des begreif Jhesus des blinden hant vnd vurte en besiten vz der gazzen da er inne was vnd warf sine speichele vz in sine ougen vnd legete em sine hende vf die ougen vnd vregete en ob er icht sege. (23) vnd do irhub er sine ougen kegen em vnd sprach zu em. Jch sehe die luite wandern als die boume. (24) vnd do legete abir Jhesus sine hant vf sine ougen vnd do begunde er zu sehen. vnd also quam er widir zu sime gesichte also das er alle dinc clar sach. (25) vnd do sante er en widir in sien huez sprechende. Ganc in dien huez vnd ist es das du widir in die gazze kumst so en sal[118vb]tu es nimande sagen. (26) DIE GLOSE: Nach dem so das der ewangeliste mit spruchen volendit hat wie der herre in der wirtschaft spisete der hungerigen luite so uile tusent. nu beginnet er altzuhant eyn andir wundirwerc von dem herren abir zu sagen vnd spricht von eyme blinden manne den der herre mit der clarheit sinir ougen widir irluchte. vnde spricht als hie volgit: „Vnd sie quamen zu Bethsaida vnd do brochten die luite eynen blinden menschen vor en vnd baten en mit vlize das er en welde ruren.“ BEDA: Dise luite hatten das in anderen wundirwerken des herren irvaren das so er

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die siechen anrurte das sie zuhant gesunt wurden. als es an dem vzsetzigen manne geschach dan do er den mit synir hant anrurte do wart er zuhant von sinir suche gesunt. vnd ouch so hatte en das wieb angerurt die mit dem vbirgen vluzze des blutis bekummirt was vnd wart da von gesunt. vnd dar vm so geloubten ouch dise luite das er disen blinden menschen mit sime anrurnde als wol mochte sehende machen als er der andern siechen uile mit dem anrurnde sinir hant hatte gesunt gemachit. vnd dar vm so baten sie en das er en welde ruren. vnd das uolgit da: „Vnd er begreif den blinden mit der hant. [119ra] vnd vurte en besiet vz der gazzen.“ THEOPHILUS: Mich bedunkit des das die stat Bethsaida mit manchirhande vngelouben were bekummirt also das der herre da uile wundirwerc hatte gewurcht vnd das doch die luite der stat mit nichte an en wolden gelouben das en der vatir zu selkeit der werlde in diz ertrieche hatte gesant. vnd dar vm so verwizet en der herre die gutin werc die er an predigate vnd ouch an wundirwerken bie en bewisit hatte vnd sprach als es der ewangeliste bezuiget. we dir Bethsaida dan weren in Tyro vnd Sydone also groze wundirwerc geschen sie hetten lange buze getragen in der asche vnd in eyme herynen cleide die in dir ane sache des gutin sint geschen. (Mt 11,21; Lk 10,13) vnd dar vm so wold er ouch den blinden der vor en wart gebrocht vz der gazzen der stat besiten vuren. dan die luite die en da vor en hatten gebrocht vm das sie vz der stat waren so en geloubten sie nicht werlichen an Cristum sundir sie teten also als sie von den andern luiten hatten gehort. vnd dar vm so en waren sie sien nicht wirdic das sie das wundirwerc von Cristo solden sehen. Sundir da uolgit: „Vnd er warf vz sine speichele in sine ougen vnd legete em sine hende vf sine ougen vnd vregete en do ob er noch icht sege.“ CRISOSTOMUS: Das ist eyme [119rb] iclichen bekant das die speichele vz dem munde des menschen kumt vnd bedutit des menschen wort das er vz em spricht. vnd die hant die offinbarit vns des menschen wirkunge in der heilgen scrift. Sundir nu so der herre den blinden menschen besiten nimt do legete er em sine hant vf die blinden ougen vnd warf sine speichele em dar yn. vnd da mite so wolde er das ewige wort mit der der gotlichen wirkunge vereynen. vnd wolde das groze wundirwerc an dem blinden menschen volbrengen. dan allis das er in dem worte spricht das geschiet. vnd allis das er mit der gnadenrichen hant rurit das machit er selik. dan als di hant des menschen ist eyne bewisunge sinir wirkenden craft also wolde Jhesus ouch die craft sinir almechtikeit an dem blinden manne bezeigen da mite das er die gewaldige hant vf sine ougen legete. vf das em das gesichte von der craft wegen widir gegeben wurde. vnd ouch gelicher wise als die speichele in dem men-

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schen ist sinir rede eyne bewisunge. als was ouch die speichele die Cristus zu sime munde nam des eyne offenbarunge das er das ewige wort des vatirs were in dem alle dinc von alle irem gebrechen gelosit werden. vnd mit dem worte so wold er ouch dem notdurftigen menschen sine ougen bestrichen vf das em alle der gebreche sinis ge[119va]sichtis wurde benomen. Sundir das mochte ymande bewegen wor vm das der herre der allir dinge macht hatte en uregete ob er noch icht sege so es em doch ane zwiuel allis bekant was das an em geschach. vnd ouch das er an den andern blinden die er ouch sehende gemacht hatte nie getete sundir in slechter wise so offente er ire ougen. Sundir diz sal man also entscheiden das dise vrage der herre widir den blinden tete vnd ouch altzuhant em nicht die ougen en offente zu clareme lichte. dan die luite der stat Bethsaida vnd ouch die die den blinden man zu dem herren hatten gevurt die waren allirdinge vnuolkomen an dem gelouben. Dan so alle in dem gelouben werden uolbrocht so geschiet es ouch das nach dem als der mensche geloubit so geschiet em ouch. vnd dar vm hette der blinde mensche uolkomelichen an Cristum geloubit vnd ouch die die en da hin vor Cristum hatten gebrocht so were er ane vrage vnd ane vndirlaz von sinir blintheit gelost. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do irhub er sich mit sime antlitze kegin em vnd sprach. Jch sehe die luite wanderen als die boume.“ Nu sich den vngelouben da disir blinde mensche dennoch inne blibende was. dan hette er vollenkomelichen geloubit so hette er alle dinc in irme eigenen gesteltnizze irkant vnd en [119vb] hette eyns nicht vndir des anderen forme begriffen. sundir vm den cranken gelouben der dennoch in sime hertzen was so sach er die luite nicht als die luite vor em wandern sundir als die boume. BEDA: Der blinde clagit das er die luite sehe wandern als die boume. dan alleine das er vngeloubic was so wolde em doch der herre von sinir almechtikeit etlich bekentnizze geben das er mit sime gelouben nicht verdinte. dan er sach die lichame der luite als in eyme grozen tunkelen schaten der so dicke was das er an den lichamen keinen vndirscheit noch an der schickunge der gelide noch an dem gesteltnizze der forme noch ouch an bildunge der varwe mochte irkennen. dan sien gesichte was dennoch vermittilt. als ob er durch vile mittele hette gesehen gelicher wise als den geschiet die von verrens eynen dicken walt von uile boumen ansehen vnd en mogen doch da mite mit nichte irkennen welchirleie holtz da stehe ob es eychen odir tennen odir andir holtz sie sundir sie sehen wol in eynir gemeynen wise das da eyn dicke walt stet. vnd ouch so sach er die luite als man eyn dinc sihet in dem lichte der nacht. Dan so man eynen boum sihet odir eyn andir dinc so wil man _____________ 8 das er] das an er

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wenen das es eyn mensche sie also sach er ouch die luite [120ra] ane vndirscheit wanderen als ob sie boume weren. vnd das machte das das em dennoch sine ougen nicht geoffent en waren also das er alle dinc in irme eigenen gesteltnizze mochte gesehen haben. THEOPHILUS: Gelicher wise als eyn iclich mensche das maze des gelouben hat als wirt em von gote hulfe gegeben. vnd dar vm so en wart disir blinde mensche nicht zuhant von gote sehende von gote gemachit sundir an eyme teile alleine. dan sien geloube der was dennoch vnuollenkomen. vnd also nam er ouch ane volkomenheit des er von dem herren begerte zu sinis gesichtis notdurft. CRISOSTOMUS: Sundir der herre der vurte den blinden menschen do vz der stat besiten vnd gab em da eyn cleynis licht nach sinis gelouben uolleist vnde vbete en da mite zu uolkomenerem gelouben. vnd do er do baz geloubic wart. do machte er en ouch allir dinge sehende also das em nichtis an sime gesichte enprach. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd da nach abir eyns do legete er sine hende uf sine ougen vnd do begunde er zu sehen.“ Mit dem das der herre en vzwendic me rurte so gab er em ouch inwendic me bekentnizzes. Dan got der en tut kein dinc an dem menschen er en welle ouch eyne nuwe gnade an em wirken. dan alle die wirkunge [120rb] gotis die er bie dem menschen tut die tut er durch merunge willen sinir ere vnd ouch menslicher selikeit. Da uolgit: „vnd do quam der mensche widir zu dem lichte sinir ougen also das er alle dinc clar vnd offenberlichen sach.“ vnd da mite wart an em bewiset das er an beiden teile uollenkomelichen gesunt was gewurden beide an den ougen des houbtis dan sie sagen alle iren widirblic den sie von irer nature wegen sehen solden. vnd ouch an sime bekennene der vernumft dan do was er gantz da zu bekarit das er mit volleme gelouben an Cristum geloubte das er des waren gotis sun was vnd wer in die werlt gekomen vf das er die werlt von iren sunden welde losen vnd sie machen welde kindere der ewigen selkeit. Da uolgit: „vnd do sante er en in sien hues. sprechende zu em. Ganc in dien huez. vnd ist das du widir in die gazze wirst komen so warte das du es ymande sagis.“ THEOPHILUS: Der herre der gebot dem manne der da blint gewest was das er es nimande solde offinbaren das der herre an em hatte getan sundir das er es solde verswigen. vnd das was dar vm das die luite der stat vngeloubic waren. vnd wie uile wundirwerc das Cristus da bie en wurchte so en wolden sie doch des nicht gelouben das er got were. vnd dar vm en wer es nicht nutze noch vervenclich gewest das [120va] sie sinir wundirwerc me irvaren hette. vnd ouch verbot er es em vm die sache dan er was nuwelichen in den gelouben getreten. vnd dar vm en wer es em nicht bequeme gewesit das er sich mit den bosin vngeloubigen luiten hette bekummirt dan sie mochten em an sinir selen haben

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geschat. also das sie an em den gelouben da sine sele bie bestehn solde in irer selikeit mochten verleschet haben. vnd ouch so verbot er es em das er es nimande solde sagen dan em was das wolbekant das sie da von nicht geloubic weren gewurden vnd also weren sie noch in grozere sunde iris vngelouben gevallen vnd hetten ire vertumnizze da mite gemerit. BEDA: Odir er wold ouch sinen uolgenden iungern eyn biezeychen geben vf das so sie uile wundirwerc nach em wurden wirken das sie sich der mit nichte solden irheben als ob sie sie von irer eygenen craft wegen wurchten sundir sie solden sie gote allirdinge zu eygenen als dem wirkere der alle dinc in allen dingen wirkit. vnd ouch so wold er sie da mite leren das sie an iren werken keynrleie gunst der werlde suchten sundir das sie itele ere der werlde vnd ouch eygenen rum solden mit vlize vlihen. JERONIMUS: So man diz begencnizze des herren das er an disem blinden menschen tete geistlichen wil vzlegen so sal man wiz[120vb]zen das Bethsaida die stat die ist so uile gesprochen als eyn huez des talis vnd gibit vns dise werlt zu irkennen. dan die werlt die ist eyn tal des weynenis da nicht andirs inne en ist dan valsche vroide vnd weynen mit turikeit als der spruch des profeten wil von dem gutin manne der der valscheit disir werlde gerne ledic were so er spricht. Er hat em vzgerichtit eyn vf stigen in sime hertzen in dem tale der trene. Sundir die luite des talis die vuren den blinden menschen zu dem herren. vnd das sint die luite die da irkennen mit irme gesichte die valscheit vnd die bosheit disir werlde die vuren mit irme gebete den blinden menschen zu dem herren vnd das ist den der da nicht irkennit durch der werlde valsche lust was er gewest sie e dan er wart vnd was er ist nu er eyn wesen hat vnd wozu das er werden sal so em das keginwertige wesen wirt benomen. Dan so der mensche in sine wirdikeit gehn wil so mac er merken das en nimant dan got geschaffen en hat vm das das er em alleine zu dinste solde stehn. Dan der mensche so er alle creature durchsuchit so en ist keine die sich an wirdikeit gote bie keinr maze gelichen moge. vnd dar vm so en sal der mensche keime dinge bilcher dinen noch vndirtenic sien. dan alle dinc die en mogen von irme wesen in eyn [121ra] nicht gevallen. sundir got der blibit alleine ewic. vnd allis das er entheldit das blibit mit em stete. vnd ouch so der mensche pruuen wil was er selbir sie so vindit er das er die edilste creature vndir allen irdischen creaturen ist. dan er ist nach dem bilde der edilen driualdikeit gebildit vnd helt ouch das kunigrieche vbir alle irdische creaturen. vnd dar vm so sullen em alle dinc zu snode sien also das er en nicht en dine sundir _____________ 7 Beda super Lucam 15 Beda super Lucam

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gote alleine der vbir em ist als sien herre. wanne er ouch merken wil was er werden mac so er das wesen disis cranken uleisches verlusit. vnd wil irkennen das er dan mit den engeln des ewigen lebenis in dem lobe des ewigen gotis alle ziet ewiclichen bliben sal. der vindit das das er bilchen eyne kurtze wile dem herren dinen sal vf das er mit em ewiclichen sien rieche besitzen moge. vnd wer des nicht irkennit der ist blint. vnd dem ist es ouch not das man en vor den herren vure. vf das em die ougen sinis bekennens geoffent werden. Sundir sie baten en vbir das das er en welde ruren. dan wer von gote wirt inwendic in sime hertzen gerurt der wirt zu grozir ruwe vm sine sunde gevurt. dan die wile der mensche vngerurt von gote blibit so en mac er mit nichte sinen gebrechen bekennen. dan er blibit [121rb] in vnuernumft als eyn blint mensche dan er liet dennoch in geistlicher blintheit. sundir also schire als en der herre rurit so gibit er em die ougen des bekennens widir vnd das er dan merken mac wie swerlichen das er widir got gelebit habe. vnd ouch so wirt em der wec bekant den er widir zu gote wanderen moge vf das er icht me in irrunge ualle so wirt em ouch clar bekentnizze von gote mit dem rurende gegeben. BEDA: Der herre rurit ouch vns luiten in disme lebende so er vns mit dem suzen anwehene sinis heilgen geistes berurit vf das wir vns von der blintheit irheben vnd zu rechtem bekennene komen also das wir vnsire krancheit irkennen. das ist. was wir vor vnsir geburt sint gewest. dan wir haben vnsir wesen von nichte enpfangen. vnde da en ist nicht snodirs dinges dan nicht. vnd ouch so moste wir von getwangis wegen vnsirer naturen in eyn nicht vallen en wer des nicht das vns die almechtige hant des herren enthilde. vnde ouch so er vns anrurit so sachit er in vns eynen vliez tugentsamer werke. Sundir dar vm so begrifit er disis blinden hant vf das er en stercke zu eyme seligen lebene. vnd vf das er da widir keine entschuldigunge mochte gehaben er en tete allis das das em got ynspreche. Dan da mite so bestetigete er en. JERONIMUS: [121va] vnd was meynit das das der herre den blinden man vz der samnunge der luite vurte besiten do er em das licht sinir ougen wolde geben. dan das der herre die besiten vz der samnunge der bosin vurit den er die ougen irer vernumft mit dem geiste sinis gotlichen lichtis offenen wil. dan die samnunge der bosin die en gestat des nicht das dem menschen das er in eyn gantz bekennen gotis gekomen moge. Sundir er warf ouch die speichele vz sinem munde die doch ane den adem des menschen von em nicht en mac werden gewurfen vnd bestreich em da mite sine ougen. vnd das geschiet noch so der herre mit dem zu geistende des heilgen geistis des menschen hertze also durch_____________ 12 blibit] bli

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wehet das er vruchtbar wirt vnd mac da von bekennen den willen sinis herren. vnd wie er den zu allen stunden mit uolleist der werke volbrengen sulle also das der herre mit minne zu dem menschen gereyzet werde. Sundir er legete ouch em da nach die hende uf die ougen vnd vregete en da nach ob er noch icht sege. Dan so der mensche sich da zu schickit vnd sich mit vrien willen in allir volleist da zu setzit das er die werc gotis welle irvullen vnd sich des mit gote verbindit das er sich von em nicht me scheiden en wil so wirt er von gote so uolkomen gemachit das er dan die mogenikeit [121vb] des herren mac beschouwen. BEDA: Odir man sal es vernemen das der herre dar vm die speichele vf des blinden ougen streich vnd leite em ouch sine hende dar vf vf das er sehene wurde. Dan der ewige gotis sun der hat die vnheilsame blintheyt von menslicheme adile besiten getriben. dan durch das sacrament der edilen menscheit da er von ewiger vorsichtikeit wegen in dem reynen kuschen lichame Mariam an sich nam so hat er das groze mal von den ougen menslicher krancheit gewischet. Sundir die speichele die er vf des blinden ougen streich die kumt von des menschen houbt nidirvlizen in den munt vnd vort vf die zunge. vnd bezeichent die gnade des heilgen geystes. die von dem houbte das ist von dem vatire der ewikeit her nidirkumt vnd vluzit nidir in den munt da das wort mite gesprochen wirt vnd da ist der sun des vatirs mite bedutit. dan der heilge geist der ist irer beydir bant vnd ouch ire geist. Sundir was ist ouch in der sache das der herre allentzelen den menschen gesunt machte. dem er mochte mit eyme worte alle sine blintheit haben benomen. Da sal man wizzen das es der herre dar vm tete das er da mite wolde bewisen das die blintheit menslicher naturen so groz were das [122ra] sie keine creature noch in dem himele noch in der erden dem menschen mochte haben benomen es en wer dan das der ewige sun gotis des vatirs in eyme gelichnizze eynis suntlichen blinden vleisches in diz ertrieche wer gekomen vnd hette vnsire pynlikeit an sich genomen. abir dennoch so moste er di nature des menschen als durch stufen eynr treppen zu dem lichte sinis bekentnizzes zihen vf das er dem menschen sine uolkomene gnade mochte mite teylen durch die er dem menschen wolde helfen vf das er da zu queme das er an tugenden mochte zunemen. Sundir welch mensche also lange ziet in dem vinstirnizze geistlichen gebrechen wonit das er des vndirscheidis nicht irkennen en mac der zwischen dem gutin vnde dem argen ist. der sihet die luite in alsulcher schicht wandern als ob sie boume sint. dan er sihet die menie der werlde an mit den bedackten ougen. vnd en hat doch so uile lichtis nicht das er moge irkennen was bose odir gut vndir allen dingen sie. JERONIMUS: Odir disir blinde mensche der sach alrerst die luite wanderen als die boume. dan er was so gar ane licht des bekentnizzes

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das er wante das alle luite erger weren dan er. odir ouch alle luite vbir em weren. [122rb] Sundir er legete em abir eyns die hant vf die ougen. vf das er clar wurde sehende alle dinc. das ist das er mochte alle sichtliche dinc vnde ouch die vnsichtlichen mit synir vernumft begriefen. also das em nicht verborgen en blebe noch in dem himele noch ouch in der erden. vnd ouch die dinc da der prophete von spricht die noch ouge mac gesehen noch ore mac gehoren. (Jes 64,4; 1 Kor 2,9) vnd ouch vf das er mochte beschouwen mit den ougen sinir vernumft welch eynen claren stat die sele sal haben so sie allis rostis der sunde ledic wirt. vnd so sie keyne burde der vntugent in dem puluere der erden wirt lenger enthalden sie en moge sich vrielichen wenden wo sie die lust gotis vnd ouch iris hertzen hin twingit. Sundir der herre der sante ouch den blinden menschen den er hatte gesunt gemachit in sien huez. das ist er sante en in sien eygen hertze vf das er da inne die grozen wundirwerc gotis irkente die er vor mit nichte von sinir blintheit wegen irkennen en mochte. vnd die dinc die tut der ewige got in eyme ordene eynis nach dem andern an eyme verzwiuelten menschen der allirdinge an sime eygenen heile verzwiuelt hat. dan den menschen muz got mit dem lichte sinis bekentnizzes alrerst irluchten. vnd da nach allentzeln an tugenden volkomen machen. [122va] Dan gelicher wise als eyn grob mensche so der zu lernunge wirt gesatzt so en mac er nicht die groste kunst alrerst begrifen. sundir man muz en allentzeln von dem grobesten anwisen bes das er das behende ouch begrifen moge. vnd also tut ouch got bie den groben blinden sundern die er zu sinen gnaden bekerit den gibit er alrerst die minsten tugende vnd da nach die grosten als er pruuit das es em allir vugelichist ist. THEOPHILUS: Odir nach dem so der herre eynen iclichen menschen von geistlicher sueche gesunt machit so sendit er en in sien huez. dan ein iclich mensche der hat sien huez das em von gote geerbit ist vnd das ist das rieche der himele das vnsir vatir vor vns besezzen hat vnd das wir ouch mit em sullen besitzen. dan da hat eyn iclicher sine bescheydene wonunge. Da von der herre in Johanne spricht. Jn minis vatirs huse da sint uile wonunge. (Joh 14,2) JERONIMUS: Sundir der herre der spricht hie pruuelichen zu dem menschen den er hatte sehende gemachit: „Jst es das du in die gazze zu dinen nehesten wirst komen so en saltu es nimande sagen.“ das ist du salt en wol sagen wie groze not du an dinen ougen von der blintheit hast geliden. sundir du salt es en verswigen mit welcher craft dich der herre gesunt habe gema[122vb]chit. dan sie en wurden got dar vm nicht loben.

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Vnd da nach do Jhesus mit sinen iungeren geginc in die castelle die da lagen in dem lande Cesarea das Philippo Herodis brudir zu gehorte. vnd do sie an dem wege waren do vregete der herre sine iungere sprechende zu en was sprechen die luite wer ich sie. (Mk 8,27) Do entwerten sie em sprechende. Etliche die heyzen dich Johannem den toufer. vnd etliche Heliam. sundir etliche die heizen dich als eynen vz den propheten. (28) vnd do sprach er zu en. vnd vor wen haldit ir mich mit uwern spruchen. Do entwerte Petrus vnd sprach. Du bist Cristus. (29) vnd bedroite er sie vf das sie es ymande von em sageten. (30) vnd do begunde er sie zu leren. Dan des menschen sun der muz uile liden vnd an sinen spruchen gestrafit werden von den eldisten vnd von den vbirsten pristeren vnd von den meystern der e vnd wirt getotit vnd da nach vbir drie tage so wirt er widir von dem tode irstehn. (31) vnd das wort sprach er offinberlichen. vnd do begreif en Petrus vnd begunde en zu strafen (32) sprechende. herre wis dir gnedic da das en wirt an dir nicht geschen. (Mt 16,22b) vnd do er sich do vmgekarte vnd sach an sine iungere do trotzte er Petro sprechende zu em. Ganc hindir mir Sathana. dan [123ra] du en smeckis der dinge nicht die gotis sint sundir di dinc sint dir lib die der luite sint. (Mk 8,33) THEOPHILUS: Der herre der irkante es wol an sinen iungeren da sie grobir vernumft waren vnd ouch blode vnd in grozir uorchte vor den Juden. vnd dar vm so vurte er sie verre von der Juden lande vf das sie die uorchte etwas mochten zu rucke legen. vnd do er sie allirdinge buzen das lant brochte do vregete er sie welch ire bedunken vnd welch irer wan von em were. vnd dar vm so uregete er sie an der stat buzen der Juden lande vf das sie ane uorchte allir warheit bekenten wes sie sich an em vermuten vnd sageten em die warheit dar ane. Dan die wile das des menschen hertze in uorchte ist so en tar es sinis mutis mit nichte zu grunde bekennen in warheit. dan des menschen wille der ist so edile das man en lichtlichen lockit sundir mit nichte wil er gezogen sien. vnd dar vm das der herre die warheit wolde von en horen so vurte er sie da hin da sie em ane alle uorchte alle iris hertzen grunt mochten vnd tursten bekennen. vnd dar vm so spricht der ewangeliste als hie nachuolgit: „Vnd do Jhesus mit synen iungeren geginc in die burgelien die in dem lande Cesarea lagen das Philippo Herodis brudir zugehorte.“ BEDA: [123rb] Disir Philippus der was Herodis des kunigis budir von dem _____________ 29 wille Randnotiz 36 Hieronymus super Matth.

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wir ouch vor gesprochen haben. dan Herodes der hatte disme Philippo sine huzvrowe genomen vnd besaz sie zu eyme wibe. vnd der Philippus der tete das dem keisere zu eren der Tyberius hiez vnd nante das lant Cesaream Philippi vnd das lant das heizet nu in disir ziet Paneas. Sundir da uolgit: „vnd do sie an dem wege waren do vregete er sie sprechende zu en. vnd vor wen halden mich die luite mit iren spruchen.“ CRISOSTOMUS: Sich wie der herre hie wizzende uregit sine iungere vnde das er doch wol an em irkante das es also was. vnd das tete er dar vm dan er hatte en alle sine heimelikeit bewiset also das er vor en keynrleie dinc hatte verborgen als er in Johanne widir sie spricht. Jch en heize uch itzunt nicht me knechte sundir ich heize vch mine vrunt dan ir habit alle dinc irkant die ich gewurcht habe mitten vndir uch. (Joh 15,15) vnd dar vm wold er vnd es gevugete sich ouch wol das sie en me vnd ouch uollenkomelicher loben solden dan die gemeine schar der luite die zu em quam durch irer not willen vnd widir von em ginc. so ire notdurft volendit was. Sundir die iungere die waren zu allen stunden bie em vnd den waren ouch alle sine wundirwerc bekant. vnd sie mochten ouch en vregen wor vm das sie wolden vnd des berichte [123va] er sie in gantzer warheit. vnd dar vm so wolde er sie alrerst vregen als die allir vollenkomensten was die gemeine schar der luite von em spreche vnd wo vor das sie en hilden der er were. BEDA: Odir vm das so uregit er alrerst von den iungeren was urteils die gemeynen luite hilden von sinir personen. dan die vbirsten vnd die besten vregit man bilchen was en von den anderen bekant ist vf das ob sie die menie in irrunge irkennen das sie da mite danne von der selben irrunge abegescheiden bliben. dan den uollenkomensten geborit das zu das sie von eyme iclichen dinge eyn gewizzer urteil sullen halden dan die gemeyne luet. vnde dar vm so wolde er der iungere gelouben als der klugisten versuchen vnd merken ob sie icht hocher bekentnizze hatten dan die schar der gemeynen luite odir ob sie noch mit der menie in eyme wane stunden. dan das en ist nicht schedelich das man von vnwizzende in irrunge valle sundir das ist ser schedelich das man mit wizzende in irrunge blibe. Da uolgit: „vnd do entwerten sie em sprechende. Etliche sprechen du siest Johannes der toufer. vnd etliche das du siest Helias. vnd ouch etliche das du siest als eynr vz den propheten.“ THEOPHILUS: Johannes der toufer des herren der hatte so groze werc der uolkomenheit in sime lebene gewurcht [123vb] an predigate der warheit vnd an der toufe des Jordanis vnd an grozir gestrengikeit der spise des trankis vnd ouch des gewetis das die gemeyne schar des uolkis sundir zwiuel geloubte das er widir von dem vnschuldigen tode _____________ 25 das sie] das das sie 32 wizzende] vnwizzende

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den er von deme kunige Herode hatte geliden durch der gerechtikeit willen wer irstanden vnd solde abir der werlde predigen den wec der warheit als er da vor hatte getan. vnd des selben geloubte ouch Herodes der kunig der en hatte lazen enthoubten. vnd das er nach sinir vfirstende die craft hette widir genomen das er die grozen wundirwerc mochte gewirken. Sundir das andire teil der schar die wolde wenen das er Helias were der das vuir von dem himele her nidir hatte lazen komen (1 Kön 18,38; 2 Kön 1,10.12; Lk 9,54) vnd der so groze wundirwerc hatte gewurcht das er den vluz des Jordanis hatte gemachit stehn. (2 Kön 2,14) vnd das er da nach vf eyme gluenden vurigen wagene in das paradiz gotis wart gehallt. (2 Kön 2,11) vnd des wolde die schar wenen das er widir vz dem paradise wer gekomen vf das er eynen gezuk gotlicher zukumft solde geben. vnd den tac des zukomenden urteils solde kundigen. vnd das er dar vm so groze wundirwerc wurchte das man syme gezuige die baz mochte gelouben. Das andir teil der schar das hilt ouch den [124ra] wan von Cristo das er ouch eynr vz den ersten propheten als Ysaias odir Jeremias odir Daniel odir Ezechiel was odir der andern eynr. durch des willen das er di warheit so uollenkomelichen ane strafunge predigete. vnde das er durch der warheit wegen von den meystern vnd von den gliznern uile moste liden als die ersten propheten ouch da uor durch der beschirmunge der warheit uile hatten geliden vnd irer uile ouch den zietlichen tot. Sundir dar nach das der herre von en gevregit hatten was andire luite von em hilden vnde was er in andirer luite hertze were. do wolde er ouch sie vregen wes sie in irme hertzen beduchte von em. vnd wo uor sie en hilden. so sie doch so uile wundirwerc von em hetten irkant die die schar nicht irkant en hette noch en weste. vnd dar vmme so uolgit da: „Vnd do sprach er zu en. Sundir ir wer sprechit ir das ich sie.“ CRISOSTOMUS: Sich wie der herre sine iungere in eyne uile hochere vernumft leitit in der wise sinir vrage. Dan so sie hoher sine vrage in gotlichen werken hatten irkant dan die gemeyne schar so wold er sie ouch in eynen hocheren sin brengen vnd wold da mite ire bekennen reyzen da zu das sie es bie em uollenkomelicher vben solden dan sie es vor getan hatten. Dan so nicht [124rb] edilers vndir der iudischen art was gewesit nach der gegebenen e dan die propheten waren. vnd so dan die gemeyne schar Cristum vor der edilsten propheten eynen hilt. vnd sine iungere me vernumft hatten dan die schar so wold er das sie en vor eyn bezzir vnd uor eyn ediler dinc hilden dan das beste der luite were. vnd dar vm so uregete er sie vf das er iren wan zu male von em mochte begrifen. Dan da mite so wolde er sie in ein hochir bekennen zihen das _____________ 29 Chrysostomus in Matth.

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en die schar nicht vor eynen kunig der Juden en hilt noch vor eynen gemeynen menschen vz der e sundir vor das allir beste das in der e was gevunden. vnd er sich mit en als eyn mensche ezzende vnde trinkende bewisete vnd ouch alsulche dinc vor iren ougen wurchte die nimant andirs dan got getun en mochte. so wold er sie in das bekennen mit sinir vrage zihen das sie en nicht alleine vor eynen uolkomenen menschen als die luite der schar teten hilden sundir vor eynen waren got vnd uor eynen waren menschen beider naturen in vndirscheit des wesens in eynir vngescheidenen personen. Sundir da nach so wirt vns geoffinbarit was di vernumft der iungere in disen dingen begreif vnd was der munt der apostele zu disir grundelosen urage der apostele entwerte do sie wurden von em geuregit wo vor das sie en [124va] hilden vnd was sie von em sprechen so hie uolgit: „Do entwerte Petrus vnd sprach zu em. Du bist Cristus.“ THEOPHILUS: Sich welch ein vrteil die iungere durch Petri munt von dem herren geben. dan er bekennit des offenberlichen das er Cristus der gesalbte sie. der lange vor der ziet von den propheten vnd ouch von der e gekundigit was das er in die werlt solde komen vnd alle dinc gantz widir solde machen. vnd ouch das er der were dem alle propheten eynen gezuk geben das in sime namen eyne vergebunge der sunde solde werden. vnd ouch das er der were den der vatir hette geheilgit vnd in die werlt hette gesant vnd das er werlichen got vnd mensche were in eyme personlichen vndirstende. vnd nach dem do Petrus diz bekennen also getan hat so muze wir horen was em da zu ouch der herre entwerte. als Matheus der ewangeliste spricht das doch Marcus vor geht als ob es von Matheo vollenkomelichen gesprochen sie. dan er sprach. Petre diz en hat dir noch uleisch noch blut geoffinbarit sundir mien himelvatir der in den himeln ist. (Mt 16,17) vnd ich sage dir Petre das du Petrus bist vnd uf den stein wil ich mine kirche buwen. vnd die pforten der helle die en sullen vbir sie nicht stigen mit gewalt (Mt 16,18) vnd dir wil ich geben die sluzzele der himelrieche. vnd was du gebindest vf der erden das wirt [124vb] gebunden in den himeln vnd allis das du enpindist vf der erden das wirt ouch in den himeln enpunden. (Mt 16,19) vnd dise ere die der herre vm das groze bekennen Petro widirgab vnd irbot die en let Marcus nicht ane sache vngesprochen dan Petrus der was Marci meyster in der lere des ewangelij. vnd dar vm so en wolde er sien lob nicht setzen. vf das er ymande eynen argen wan mochte lazen der da spreche das Marcus von syme meystere Petro di wort durch gunst willen setzte in sien ewangelium. sundir Matheus der setzet dise wort slechtis als man sie hie benennit. GREGORIUS in der omelien: Marcus _____________ 31 gebindest vf] gebindest das vf 40 Origenes super Matth.

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vnd ouch Lucas die schriben beide in irme ewangelio das Petrus entwerte Cristo zu sinir vrage die er den iungern tete do er sprach. was went ir wer ich sie. Do sprach er. Du bist Cristus. (Lk 9,20) vnd en haben ouch beide des nicht mite gesatzt das in deme ewangelio steht Mathei des ewangelisten. des lebenden gotis sun. (Mt 16,16) vnd dar vm so en haben sie ouch des nicht beschriben was em Cristus entwerte zu dem bekennen vnd wie er en dar vm lobte vnd em die sluzzele des himels vnd der helle dar vm bevul. dan er hatte en eynen herren des himels vnd der erden benant do er en Cristum des lebenden gotis sun hiez. Sundir da volgit: „vnd do bedroite er sie mit trotzende [125ra] das sie die dinc nimande en solden von em sagen. THEOFILUS: Der herre wolde die wile sine ere der gotheit verborgen behalden die wile er in diseme sterbenden uleische wolde wanderen. dan ie er den vertumten Juden sinir gotlichen ere me offinbarte ie sie me an em geergirt wurden. vnd das geschach da von. dan sie en mochten des nicht begrifen das er got vnd mensche in eynir personlichen volleist were durch des willen das sie uile menslicher dinc an em sagen als das er az vnd tranc vnd slif vnd andire dinc tete vnd leit die der menscheit zu gehorten. vnd ouch so strafte er die Juden me vm iren gebrechen dan es en behagete. vnd ouch so beduchte sie des das er nicht von gote en were. dan sie wenten das er die viere des sunnabenis storte vnd ouch ire satzunge nicht liez halden. vnd dar vm so ergerten sie sich dar an sere so ymant von em sprach das er got were. vnd dar vm so en wolde Cristus nicht das sie es lutbar machten vf das sie sich icht ergerten vnd da von in grozire sunde uilen. CRISOSTOMUS: Odir er wil da mite meynen das er en verbutit das sie en nicht offenbar machen en sullen das er des lebenden gotis sun sie bes also lange das die ergerunge des crucis volbrocht wurde. Dan do der herre an dem cruce als eyn mensche irstarb [125rb] do irstarb ouch in allir luite hertze der geloube ane an eyme hertzen alleine. dan sie en wanten des nicht das Cristus vmmerme solde irsterben. Dan die Heiden die zu dem tage der hochziet zu Jherusalem waren gekomen vf das sie wolden beten vnd do en Jhesus sagete das des menschen sun von der erden irhaben solde werden. do entwerten sie als es Johannis ewangelium bezuiget. wir han es vz der e gehort das Cristus ewiclichen bliben sulle. (Joh 12,34) vnd dar vm so wurden alle luite ser an dem tode geergirt. vnd sundirlichen an dem schemelichen tode den er an dem galgen des crucis wolde liden. vnd dar vm so wolde der herre das die ergerunge alrerst vollenbrocht solde werden. vnd da nach so solden sie dan kundigen der werlde das er des lebenden gotis sun were. vnd des neme wir ouch eyn orkunde vz dem ewangelio. Dan nach dem do der herre sien liden algereite hatte uolbrocht. vnd do es kegen die ziet ginc das er die

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menscheit mite zu himele wolde vuren do gab er sinen iungern die gewalt das sie en offinbaren solden der werlde vnd sprach zu en. Geht vnd lerit alle geslechte der werlde vnd toufit sie in dem namen des vatirs vnd des suns vnd des heilgen geystis. (Mt 28,19) THEOPHILUS: Sich wie redelichen der herre mit sinen irwelten iungeren vm ginc. dan do er das irkante [125va] das sie westen wer er were do offinbarte er en sine heimelikeit. dan da nach das her sie geuregit hatte wor vor das sie en hilden wer er were. vnd Petrus von irir wegen sprach. Du bist Cristus. vnd em das bekennen der iungere wol behagete. dan sie irkanten en vor eynen waren got. do wolde er en offinbar machen die heymelikeit des todis den er an dem cruce wart liden. dan hette er en vor von sime tode gesait e dan sie en hetten irkant so wer ire hertze alzu betrubit gewurden. vnd dar vm so beitte er also lange bes das sie das irkanten das er den tot als eyn got mit sime eygenen willen an sich nam ane getwanc. vnd als er von eygener gewalt als eyn got mochte irsterben als mochte er ouch als eyn got widir von dem tode irstehn. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do begunde er sie zu leren vnd bewisen das des menschen sun uile liden moste vnd widir strafunge liden von den eldisten vnd von den hohesten pristeren vnd von den meystern der e. vnd das er getotit wurde. vnd das er dan nach drin tagen widir von dem tode wurde irstehn. vnd das wort sprach er offenberlichen.“ Das ist den spruch von sime lidene das er liden wolde. Sundir idoch wie die iungere geloubten das er der ware gotis sun was vnd mochte von vrien [125vb] willen ane getwanc irsterben so hetten sie doch das von gantzem hertzen gerne gesehen das er den tot noch keine andire not geliden en hette. dan sie waren dennoch so vnuernumftic das sie des ordens der vfirstende mit nichte en mochten vernemen das kein mensche en mochte widir von dem tode irstehn e dan das die gemeyne vfirstendunge solde zukomen. vnd dar vm so vermuten sie sich des das es bezzir were das er allir dinge nicht en lede des todis dan sie waren an sinir vfirstende zwiuelhaft. CRISOSTOMUS: Der herre en sagete synen iungern nicht dar vm das vor das er von den Juden den smelichen tot solde liden vm das nicht alleine das sie in dem vorgesageten spruche irkenten das er eyn warer got was so em zukumftige dinc bekant waren vnd das er den tot mochte liden vnd ouch ob er nicht en welde das er es mochte lazen. sundir ouch dar vm das er en wolde bewisen das sie nach sime tode wurden predigen das ewangelium des rieches vnd solden des vor alle der werlde ougen sine gezuige werden das er des lebenden gotis sun were vnde das mensliche uleisch an sich genomen hette vf das er ein losir wurde alle _____________ 25 en hette] en en hette

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der werlde. vnd dar vm so tete Petrus als eyn hitziger mensche der vol burnender libe kegen [126ra] dem herren was vnd begunde vndir den allen mit dem herren da von zu reden. vnd wolde das baz irvaren wie der herre das wort hette gemeynit. vnd nam an sich eyne kunheit vnd begunde mit dem herren wechzelrede zu haben als ob er em das welde verbiten das allen notdurftigen luiten vnbequeme wurde. Dan er machte die siechen gesunt vnd vriete die die von den tuuelen gevangen waren vnd spisete die anderen in irer not des hungirs. vnd vm die sache beduchte Petrum wie es vnnutze were das er der notdurftigen werld abesturbe. vnd dar vm so uolgit hie: „Vnd do begreif en Petrus mit reden vnd begunde en zu strafen sprechende. herre wis dir gnedic dan das en wirt an dir nicht geschen.“ (Mt 16,22b) BEDA: Das wort sprach Petrus von alle sinir gantzen begerunge. dan er en gunde dem herren des mit nichte das er von sinen vienden den Juden den schemelichen tot solde liden. vnd dar vm so sprach er die wort als ob er spreche. Des en mac ich mit alle miner vernumft in keinr wise begrifen das man got totin moge noch ouch mine oren das gehoren das das ewige leben eyns zietlichen todis irsterbe. vnd dar vm so sprach er: „herre wis dir gnedic dan es en mac also nicht gesien.“ CRISOSTOMUS: Hie mac [126rb] man wundir an Petro sehen dan in eynr kurtzen stunde dauor e er dise zwiuelhaften wort gesprach do was er mit so groz eynr gabe von dem vatire der himele begabit also das er mit den ougen sinir vernumft den sun der ewikeit in eyme sterbenden vleische irkante. vnde was in so groze stetikeit gekomen das er das verborgene wort widir Cristum sprach. Du bist Cristus des lebenden gotis sun. (Mt 16,16) vnd das der herre widir en sprach. Du bist Petrus eyn steyn vf den ich mine kirche wil buwen. (Mt 16,18) sich der vellit so balde vnd wirt so wankilmutic das er Cristo wolde weren den tot des uleisches so er es doch dar vm an sich hatte genomen das er da durch den tot wolde liden. vf das er mit sime tode des menschen ewige tot mochte verstoren. Sundir hie zu moge wir entwerten vnd sprechen das es keyn wundir en was. dan Petrus der was eyn mensche. als andire luite sint vnd em en was von naturen nicht bekant dan als eyme anderen menschen. vnd alleyne das em das bekennen von gote dem vatire geoffinbarit was das er die gotliche nature an Cristo irkante. so en was em doch dennoch das von dem vatire nicht geoffinbarit das Cristus dar vm gekomen was das er den tot an dem cruce welde liden. vnd dar vm so sprach [126va] er die rede widir Cristum als eyn mensche der das von grozir gunst nicht geliden en mochte die er zu Cristo truc das er sich mit dem tode solde von em scheiden. vnd dar vm so Petro dennoch die heymelikeit des crucis vnd der vfirstende nicht geoffinbarit en was so

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wolde em doch Cristus bewisen das er dar vm wer gekomen das er den schemelichen tot an dem cruce welde liden. vnd dar vm so strafit er Petrum vm sine vnvernumft als hie uolgit nach: „Vnd do er sich vmgekarte vnd sach an sine iungere do trotzte er Petro sprechende. Ganc hindir mir Sathana.“ THEOPHILUS: Der herre der wolde das Petro vnd ouch sinen anderen iungeren bewisen das sien liden solde irgen vnd das er so eyne bittir martir solde angehn durch des heilis willen der luite die andirs nicht so bequemelichen mochte von dem tode des geistes gelosit werden. vnd Sathanas der tuuel der begerte des alleine das er sine martire mochte gehinderen vf das mensliche adil in sinen banden blebe vnd dar vz mit nichte gelosit en wurde vf das es in den wec der selikeit queme. vnd dar vm das Petrus ouch den selben willen von menslicher gunst hatte die en zu Cristo truc das er ouch sien liden gerne gehindirt hette so heyzet er en ouch Sathanas. dan das was ouch in sinir begerunge von [126vb] minnen das in des tuuels wille von hazzis wegen stunt vnd dar vm so hiez er Petrum Sathanam. dan das was in syme hertzen das Cristi wille wideric was. Dan Sathanas ist so uile bedutit als eynr der dem andern wideric ist mit den werken des liebis odir des hertzen. CRISOSTOMUS: Hie sal man ouch merken das der herre zu dem tuuele nicht en sprach do er en in der wustenunge bekorte mit den steynen von den er wolde das der herre brot hette gemachit nach der vaste der virzic tage. ganc nach mir Sathanas. sundir er sprach zu em. ganc Sathanas vnd en bekore got dinen herren nicht. (Mt 4,7.10; Lk 4,12) Sundir zu Petro spricht er. ganc nach mir Sathana. das ist. volge mir vnd mache dinen willen vndirtenic minem willen vnd en sperre dich nicht me widir mich. sundir wis mir geuolgic als ich wil. dan mir sint die dinc die nutze sint baz bekant dan sie dir bekant sint. Sundir da uolgit das: „Dan dime willen en smecken die dinc nicht die gotis sint sundir die dinc die smecken dir die der luite sint.“ THEOPHILUS: Der herre irkante den willen vnd die gunst di Petrus zu em truc vnd merkete wol das die begerunge uleislich vnd menslich was. vnd dar vm so sprach er zu em: „Dir en smecken die dinc nicht die gotis sint.“ das ist. dien wille sperret sich widir den willen gotis vnd en ist [127ra] nicht eyntrechtic mit em. sundir dir smeckit vleisliche gunst als eyme andern menschen vnd da mite so tustu widir mich dan ich wil andirs dan du wilt. Dan Petrus der wolde das er em vnd den andern iungeren die rue sinis riechis verlege sundir er en wold doch nicht das er solde irsterben vnde schemelichen von der Juden hende durch salde willen der luite gecrucigit solde werden. _____________ 1 er fehlt

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Vnd do er abir eyns die schar besamte mit sinen iungern do sprach er zu en allen. Swer mir nachuolgen wil der sal sinis selbis verloiken vnd muz sien cruce vf nemen vnd mir uolgen. (Mk 8,34) Dan swer sine sele selk wil machen der wirt sie verlisen. Sundir swer sie durch mich vnd durch des ewangelij willen verlusit der wirt sie selk machen. (35) vnd was mochte es deme menschen gevrumen wer es das er alle die werlt gewunne vnd solde sinir selen eyne ergerunge eynis schaden machen. (36) odir was wechzelunge mochte der mensche geben vor sine sele. (37) Dan swer mien wirt bekennen in disir vnelichen suntlichen geburt vnd ouch minir wort. des wirt des menschen sun ouch zu eyme dinere bekennen so er in die ere sinis vatirs wirt komen mit sinen engelen. (38) vnd do sprach er zu en. Jch sage uch das werlichen das etliche sint vndir disen [127rb] die hie stehn die des todis nicht smecken en werden bes das sie das rieche gotis sehen werden komende in der gotlichen craft vnd tugent. (9,1) BEDA: Da nach das der herre mit sinen iungern hatte geret vnd hatte en offenbar gemachit die heymelkeit sinir heilgen marter vnde ouch das er so er den tot wart nemen an dem cruce widir vfirstehn wurde von dem tode vnd wurde da mite alle den tot des menschen toten. do mante er sie da zu reyzende vnd ouch mit en di schar der nachuolgere das sie dem bilde sinir heilgen martir ewiclichen mit hertzen vnd mit selen nachuolgen solden also als sie dem vatire der ewikeit in dem sune behegelich wolden sien. vnde dar vm so spricht man hie: „Vnd do er abir eyns di schar der luite zusamne gelut mit sinen iungeren do sprach er zu en. Swer nach mir volgen wil der sal sinis selbis verloiken.“ CRISOSTOMUS: Als ob der herre geliech widir zu Petro spreche. Du strafist mich vm das das ich des willen habe das ich den tot durch der werlde willen an dem cruce liden wil vf das sie von dem tode gelost werde. sundir so sage ich dir hin widir das du mich mit nichte dar ane hindern en salt dan es were alle der werlde schedelich. Dan ich sage dir das. es en sie dan [127va] das du selbir irsterbis an dem cruce so en machstu mit nichte selk werden. dan alle selkeit die liet an dem cruce. vnd dar vm so spricht er: „Swer nach mir wil uolgen.“ als ob er spreche. Jch lade eynen iclichen menschen zu tugentsamen guten dingen. _____________ 9 bekennen Im Lateinischen und Griechischen ist vom Schämen die Rede: qui enim me confusus fuerit et mea verba in generatione ista adultera et peccatrice et Filius hominis confundetur eum cum venerit in gloria Patris sui cum angelis sanctis. 12 – 15 Mk 9,1 = im Novum Testamentum Graece Mk 9,1, aber in der Vulgata 8,39 26 Chrysostomus in Matth.

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den eyn iclicher von rechte mit eygenem willen uolgen sal. vnd nicht lade ich dich da zu das du mit getwange zu bosin dingen werdis gezogen. vnd ouch so en wil ich dir an dem ladene keine gewalt tun. volge ob du wilt. dan der dem andern gewalt tut der hindirt en dicke. Sundir der meyster der sinen iunger der zu sinir vernumft gekomen ist in sinir vriheit let der zuhet en me zu gutir wise. Sundir man sal wizzen das dan eyn iclicher sinis selbis verloikent so er keine ruche an sinen licham en leget vnd en achtit des nicht ob man en geisle odir slahe odir was man em andirs tut vf das er io zu allen stunden etwas durch gotis libe geliden moge da er in den dinst gotis mite moge komen. THEOPHILUS: Diz verloiken da der herre von spricht das ist deme geliech. dan gelicher wise so eyn mensche sinis brudirs loikent odir sinis vatirs vnde wer das sie da nach gewundit wurden odir ouch sturben so en hette er doch keine mitelidunge me mit en dan ob sie em vremde weren. er en [127vb] uolgit ouch nicht vf das er sie helfe weren. also sulle wir ouch tun so wir vnsern licham versmehen sullen so tiger vnd ob er geslagen odir gewunt wurde das wir des nicht welden achten. vnde wer ouch das wir andire dinc liden solden die dem geliech weren das wir da zu mit eyme gereyten mute stehn solden. also das wir das ane clage liden welden. vf das das wir gote mochten behegelich werden. BEDA: Man sal ouch ebene merken das der herre hie nicht en spricht das der mensche synis selbis nicht schonen en sal. sundir er spricht uile me. dan er spricht das er sinis selbis verloiken sulle. das ist. das er noch eygenen willen noch keynrleie dinc behalde das em eygen moge gesien. vnd ouch das er mit em keyn dinc in gemeynschaft besitze. Dan so der mensche kein dinc mit em besitzet so en verloikent er sien selben nicht. sundir er sal so gar sinis selbis vergezzen das er sich an alle angst vnd not durch der warheit willen gebe. vnd sal sich so gar sinis eygenen lichams verziegen das were das an sime lichame keine lidunge geschege das er der so vnachtsam solde sien als ob die lidunge eynen vremden menschen vbirginge. vnd das ist deme schonende geliech so der vatir des sunis [128ra] schonen wil vnd beuilit en doch eyme meystere vnd bittit den meystir mit vlieze das er sinis sunis nicht en schone sundir das er en ane vndirlaz twinge vf das er gehorsam werde. Dan die wile der munt sprechen wil wan es en gelustit. vnd das ouge sehen wil vnde das ore horen wil. vnd die anderen krefte des liebis vnd des geistes ire vbunge haben wellen so en ist der alde mensche nicht tot so en hat ouch der mensche sinis selbis nicht verloikent. dan die wile sien icht lebit so en ist er nicht zu male tot. dan da en ist dennoch etwas _____________ 22 Chrysostomus 26 dinc in] dinc mit em in 38 nicht tot Randnotiz

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gebleben das den menschen gotis gehinderen mac ob man es nicht zu male en tilgit. Sundir wie verre sal sich der mensche selben verwerfen odir wie lange sal er sinis selbis verloiken das bewisit uollenkomelichen der herre so er da nach spricht: „vnd er sal vfnemen sien cruce.“ als ob er spreche. Er sal sien selben uerloiken bes an den allir schemelichsten tot. das ist. der mensche sal gereyt sien zu alle den dingen die man durch got geliden mac. zu lastere vnd zu schanden zu hungere vnd zu smachte. zu vroste zu durste zu slegen vnde zu wunden vnd zu allem betrupnizze. vnd ouch zu allen totin vnd ouch zu dem allir schemlichsten tode. THEOPHILUS: Zu der ziet [128rb] do was der tot des crucis der allirlestirlichste tot den kein mensche mochte geliden. dan an dem en wurden andirs nicht dan vbiltetige luite gepinigit vnd gequelet. vnd den schemlosen tot wolde Cristus der kunig vor zu dem ersten anliden als eyn vanenvurer eynis cristenlichen strietis vf das sine rittere die kunlicher ane irschrecken mochten nachuolgen. vnd dar vm en darf ouch der ritter des schemlosen todis des crucis sich nicht schemen so er sinen herren vnd sinen kunig vor em an dem selben galgen des crucis sihet hengen. JERONIMUS: Der herre der lerit hie sine nachuolgere als eyn versucht meyster der mit sturende eyn schif in dem wilden wage verstehn sal. der wartit gar ebene so das mer vnd der wint stille ist. das er dan sine schifluite beware ob dan da nach eyn sturm von dem winde in dem mere kumt das sie sicher gesien mogen. vnd das sie ouch dan da zu bereyt sien vnde gewarnit das ob der sturm den luiten vnd dem schiffe eynen schaden welde tun. das sie gereyt weren vnde mochten den schaden gewandeln. also wil ouch der ewige gotis sun tun bie sinem kempfen die er in den striet disir werlde senden wil den sagit er vor das sich eyn sturmender wint in disme vntugentsamen mere disir werlde irheben wirt. vnd dar vmme so [128va] wil er das sie ire cruce vfnemen vnd das mit gedult nachtragen als er es mit grozir minne vorgetragen hat. vnd spricht widir sie: „Swer mir nachuolgen wil der sal sinis selbis verloiken.“ Das ist. er sal den alden menschen nidirlegen vnd sal allir dinge eyn andir mensche werden vnd dem geliech so lerit ouch der apostel da er spricht. Jr sullit vernuwit werden in dem geiste uwers gedanken vnd sullit eynen nuwen menschen an uch cleyden der nach gote geschaffen ist. (Eph 4,23f.) BEDA: Zu der ziet so verloikene wir vnsirs selbis so wir alle dinc miden den wir in dem aldire vnsir sunde haben gedinit. das ist. so wir allen vnseren herren entsagen den wir uor gedinit haben das ist dem bosin geiste vnd alle syme gespenste. vnd der werlde vnd al irer vroide. vnd dem uleische vnd alle sinir lust. der sele vnd ouch alle irme vrien

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willen. Sundir so nimt eyn iclicher das cruce uf so er sinen licham in alle note durch got setzt vnd wil mit willen liden allis das got an em verhengen wil. odir so er ouch das cruce sinis nehesten menschen mit mitelidunge in sineme hertzen tregit vnd hilfet em sien liden tragen in welcher wise das er mac. vnd gibit em trost wie er mac vf das er icht in eynen zwiuel ualle vnd gebrechen von des lidens wegen e dan er [128vb] das liden vf eyn gutis ende brenge. dan alle tugent die uor dem ende blibit die en mac keine tugent geheizen. THEOPHILUS: Der cristene man der en darf des nicht wenen das er em sulle lazen genugen so er sien cruce in der wise vf nimt als es der herre getragen hat. sundir er muz ouch gote me zu lobe tun dan er muz mit dem cruce gote uolgen. Dan was hulfe alle castihunge des liebis dem menschen der dem selben wege des herren nicht nachuolgete als er vorgegangen ist so es doch sere groz eyne erberikeit ist so der mensche sime herren nachuolgit als Salomon spricht. (Ps 85[84],13) CRISOSTOMUS: Der herre wil mit dem worte meynen so er spricht: „Der neme vf das cruce vnd uolge mir.“ Das ist. er sal durch der meynunge willen liden als ich vor geliden habe also saltu mir uolgen. vnd salt durch minen willen liden als ich uor durch dinen willen habe geleden. Dan es geschiet dicke das eyn mensche uile pine lidit vnd doch mit dem lidene Cristo nicht en uolgit. dan es geschiet dicke das etlich mensche groze quale lidit vnd sie durch Cristum nicht en lidit. vnd der tregit wol eyne cruce als die schekere teten sundir sie en uolgeten Cristo nicht. Dan der uolgit alleyne Cristo der nach em wandirt. vnd der sich mit [129ra] em in sime tode wil vbirformen. vnd der die vursten vnd die gewalt der werlde wirt versmehen vnd wirt widir alle vnwarheit predigen widir den Endecrist vnd ouch widir alle sien gesinde. Sundir da nach uolgit das: „Swer sine sele selk wil machen der wirt sie verlisen. sundir swer sine sele durch mich verlusit vnd durch des ewangelij willen der wirt sie selk machen.“ als ob der herre hie spreche. Dise dinc die gebite ich ouch als der der uwer in grozern dingen schonen wil. Dan der vatir der sinis sunis schonit vnd en nicht twingen en wil der verlusit em dicke beide die sele vnd ouch den lieb. sundir der vatir der sinis sunis nicht en schonit vnd en zu gerechten zieten twingit der machit en selk. Dan das geschiet dicke das die kindere von getwangis halben beide an dem liebe vnde ouch an der sele vergehn. vnd ouch von zietlicheme getwange wol an beyden gediegen. vnd dar vm so spricht der herre dise wort zu vns. dan er wil das wir zu allen stunden bereyt sullen sien zu dem tode. Dan gelicher wise als man dan den man vor den besten man in eynr stat heldit da der striet geschen sal der sime herren vor _____________ 14 der mensche] der herre mensche 16 Chrysostomus in Matth.

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den er stritet so getruwe ist das er zu allen gezieten da zu bereyt ist das er den tot welde li[129rb]den durch sinen willen e er em schaden lize an gute odir an ere. vnd gebort sich es also er stirbit ouch vor en. vnd ouch ob em das uor bekant ist das er mit nichte zu dem selben lebene me en sulle komen. vnde das em ouch sien herre das leben mit nichte en mac widirgeben das er durch sinen willen verlusit. vnde ist es dan das man die luite lobit nach der werlde louf die das in eyme uleislichen striete tun durch truwe willen die sie zu irme uleislichen herren haben. vnd so doch an en der tot uolendit wirt so entstet en da von nicht me dan itele ere der werlde der sie dan nicht me gebruchen en mogen vnd eyn itel lob des sie dan nicht en horen. wie uile bilcher sullen sich die edilen geistlichen rittere durch des ewigen vnsterbenden kuniges willen in dem geistlichen strite von alle irer craft uben vf das sie minniclichen vm den edilen kunig mogen gesterben. Dan in dem striete en darf keyn ritter blode sien durch vorchte willen des todis. dan sien kunig der ist so starc das er en wol widir von dem tode zu dem lebene kan brengen. dan die hoffenunge der vfirstende die ist in den geistlichen rittern die in disen striet sullen ryten so groz das sie das vor war wol wizzen das sie in dem selben uleische da sie inne [129va] irsterben widir von dem tode irstehn sullen. vnd welch ritter der an diseme strite nicht irstirbit vnd sine sele durch got in den tot nicht en gibit der en mac irer nicht selik gemachen. sundir swer sie in disme zietlichen tode totit der machit sie selk. REMIGIUS: Jn disme worte des herren da er spricht: „swer sine sele verlusit der wirt sie selk machen.“ an der stat so sal man bie der sele diz keginwertige leben vernemen in dem wir leben die wile das wir die burde vnsirs uleisches zu pine tragen. vnd nicht sal man an dem spruche das selbwesen der sele odir ire istikeit vernemen dan durch der willen so verlusit der mensche allis das er hat vf das er sie behalde. vnd wer ouch das das er alle der werlde gut hette das verwurfe er allirdinge vf das er das eyne cleynote mochte bewaren. CRISOSTOMUS: Vm das das der herre den vorgenanten spruch hat gesprochen: „swer sine sele selk machen wil der wirt sie verlisen.“ vf das dan ymande sien hertze da zu mochte setzen das di verlust der sele vnd das heil das sie zukumt durch die gnade ebenmezic were. so spricht er zuhant vortme: „Odir welchirleie wechzelunge mac der mensche geben vor sine sele. odir was hulf es dem menschen ob er alle die werlt gewunne vnd an sinir sele alleine schadehaft wurde.“ Diz meynit der her[129vb]re als ob er spreche. Dem en mac des nicht bedunken das er sine sele habe selk gemachet der dem galgen des crucis entwischet ist. _____________ 32 Chrysostomus in Matth. 39 en mac] en en mac

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Dan wie mochte der sine sele selk gemachen der sime scheppfere in dem vorgegangenen wegen nicht nachuolgen en wil. vnd ob es dan geschege das eyn mensche diz leben nach alle sinir lust gewinnen mochte. vnd da mite alle di gantze werlt in irme gantzen cirkele vnd was mochte er dan me gehaben. als ob der herre spreche. er en mochte dan in disir ziet nicht me gewinnen. sundir was hulfe en das allis so die sele in die ewige verlust vnd in die ewige verstorunge moste komen. vnd das kumt da von zu dan eyn mensche der en hat nicht zwu selen also das er die eyne vor die andire moge gegeben. Dan were das der mensche eyn huez odir eynem menschen zu dinste odir eyn pfert odir eyn andir dinc verkoufte das mochte er schatzen vf eyn geliech gelt des es wert were. odir mochte eyne wechzelunge vm eyn andir dinc halden. Sundir der zu eym male die sele verlusit der en mac nicht eyne wechzelunge gehalden also das er eyne andire sele gebe vnd sine widir lose. Sundir das ist merklich das er spricht: „Odir was wechzelunge mac der mensche geben vor sine sele.“ als ob er spreche. Da [130ra] en ist keyn dinc das man von dem menschen sulle odir moge zu wechzelunge gegeben werden. vnd das spricht der herre dar vm. dan Jhesus Cristus vnsir herre der gab sien tures blut durch vnsir salde willen vf das wir selk wurden. vnd der gab uile me dan eyne wechzelunge dan das blut koufte vns uile turer dan wir wert waren. BEDA: Odir der herre spricht diz wort zu sinen iungeren vm die sache. dan in der ziet der echtunge so der cristene geloube echtunge vnd veruolgunge lidit so sal eyn iclich cristen mensche da zu mit gantzeme hertzen gereyt sien das er alle sien leben vor sien houbt setze. das ist uor Cristum vf das er den gelouben helfe beschirmen. dan das ist dem menschen wol veyle das er dar vm sterbe vf das sien houbt in dem gelouben lebende blibe. Dan vm die warheit des gelouben so hat vnsir kunig Jhesus Cristus geuochten bes an den tot des crucis. vnd nach em zuhant die himelvursten die sine vrunt waren die er zu rittern vz irwelit hatte. vnd da nach so uile merterer das sie vnzellich sint. vnd alle sine libesten vrunt die haben alle in der ziet der not die selen bie iren kunig Jhesum gesatzt vnd den tot dar vm geleden vf das irme herren keine gewalt an sime gelouben geschege. [130rb] Sundir ouch an der ziet des vrides so der geloube vride hat so sal man ouch die sele verlisen. das ist. Man sal alle irdische begerunge in deme hertzen brechen. also das der mensche zu allen stunden sien hertze da veste bewarit halde ane alle wandelunge da er sinis ewigen lebenis beitende ist. Dan der herre des strietis en wil nicht das ymant in den campf des stritis trete mit eyme vorsaze das er vlihen welle. dan dem wirt die crone entzogen die den striteren mit _____________ 16 ist fehlt

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rechte wirt gegeben die da wirdiclichen striten. vnd das wil der herre da mite bezeichenen da er spricht: „vnd mac es dem menschen zu gewinne stehn ob er alle die werlt gewunne vnd sal da mite schaden an sinir sele liden.“ Dan das ist ser vbile gewechzelt so der geist vm die erde gegeben wirt. dan blut vnd vleisch en besitzt das ewige leben nicht. Dan were es das der mensche alle der werlde gut vnd ire ere beseze so en hette er doch nicht me dan zu dem uleische vnd zu blute geordent wurde vnd em alleyne die kurtze ziet sinis lebenis gedinen mac. vnd die dinc die en weren alle nicht vromelich zu dem ewigen lebene. wer das er sie widir got welde besitzen vnd gote nicht sie alle begeben vf das er em der sele selkeit verlege. dan wer got besitzt der hat alle creaturen vor eynen riechtum. [130va] sundir wer gotis nicht en hat vnd wer ouch das er alle die werlt beseze so en hette er nicht dan es en blebe em nicht. Sundir vbir das so geschiet es ouch dicke das wir durch schemde willen an vnsirer selkeit gehindirt werden also das wir die gerechtikeit die wir in vnsirme hertzen wol irkennen mit nichte durch die stimme vnsirs mundis sprechen en turren sundir wir verswigen das selbe das wir doch wol in der warheit irkennen. vnd dar vm so spricht der herre me: „Sundir wer mien bekennit vnd ouch miner wort in disir bosin ebrechlichen vnd suntlichen geburt vnd dem wirt des menschen sun ouch bekennen so er komen wirt in die ere synis vatirs mit sinen engelen.“ Dan swer got hie irkennit mit sime hertzen vnd ouch in noten mit sime munde. dan es en ist nicht genuc ob man zweierleie wapen hat das man das eyne teil in noten nidirlege vnd sich mit dem anderen alleyne were. so man sie beide benutzen mac. vnd dar vm wer sie also beide des mundis vnd ouch des hertzen bekennen gote zu lobe benutzet dem wil der sun widir die ere tun das er sien an dem tage des grozen gerichtis widir bekennen wil. so er doch dan zu den anderen wirt sprechen. vorwar sage ich uch werlichen dan ich en bekenne uwer nicht. (Mt 25,12; Lk 13,25.27) vnde [130vb] dan so wirt es eyne groze ere das der herre allirdinge sich des menschen nicht wil entsagen zu eyme dinere vnd zu eyme vrunde vor deme vatire vnd vor den engelen. vnd ouch da mite vor alle der werlde. THEOPHILUS: Der geloube en ist nicht vollenkomen noch man en mac ouch den menschen nicht vor eynen geloubigen menschen reyten der sinen gelouben alleine in dem hertzen helt in der ziet der not vnd sien mit sime munde nicht en offenbarit. Dan alleyne als Paulus wil. das man mit dem hertzen geloubit zu der gerechtikeit so bekennit man doch des gelouben mit dem munde zu eyme heile. (Röm 10,10) vnd dar _____________ 28 der sun] der vatir sun

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vm so en let em der herre nicht genugen alleine an dem gelouben des hertzen er en welle ouch das bekennen des mundis haben so es ziet ist. Dan so die sele geheilget wirt mit dem gelouben so sal der licham ouch geheilget werden mit eyme offenbarem bekennene des selben gelouben. CRISOSTOMUS: Swene der herre in die schar sinir rittere mit dem gelouben zihen wil der sal sich mit alle sinir begerunge da nach setzen das er dem kunige sime herren an allen dingen vndirtenic welle sien also das er alle schemde zurucke werfe vnd Cristum offenberlichen bekenne mit dem geyste vnd [131ra] ouch mit dem munde. Dan der herre en hat em nicht alleine den geist zu lobe geschaffen sundir ouch den munt vnd alle sine gelide die der mensche an em hat. Sundir er spricht: „Jn der ebrechelichen geburt.“ vnd der herre bewisit die geburt der luite eyne ebrecherinne die got den waren brutigum vndirwegen let vnd helt sich an eynen vremden geist der got nicht en ist. vnd geschiet an den die Cristi lere nicht uolgen en wellen. sundir sie legen sich vndir die tuuele vnde entpfahen von den den samen der vntugent vnd geberen snode kindere des ebruchis. Sundir er heyzet ouch dise werlt eyne sundige geburt dan sie ist irme heile enpfallen vnd hat sich zu manchir vntugent gegeben vnd dar vm so besmitzt sie alle die die mit ir zuhalden. vnde als sie selben sundic ist als sint ouch alle ire libhabere sundic. vnd dar vm swer vndir disir vnelichen suntlichen geburt Cristi gotliche gewalt nicht irkennen en wil. sundir wil irer mit dem hertzen odir mit dem munde odir ouch mit den werken loikenen. vnd ouch der dinc di da enplozit vnd geoffinbarit sint durch das heilge ewangelium der wirt eyne pine widirnemen die der vntugent widir zu lone wirt gegeben. so er an der anderen zukumft des herren vor alle sinen engelen [131rb] vnd ouch vor den gantzen werlde von Cristo horen das er sien widirsprechende wirt loikenen. Jch en han uwer nicht irkant. THEOPHILUS: Vnd dar vm wer des offenberlichen tar bekennen ane schemde das Cristus des lebenden gotis sun sie. den en wirt got nicht widir schenden sundir wirt sien bekennen nicht hie da man Cristum arm vnd durftic nach der riechen werltlichen luite bedunken. sundir so er an sine menscheit die ere sinis vatirs nemen wirt. vnd wirt sich alle der werlde dar inne bewisen an dem iungesten tage so er komen wirt zu gerichte mit allen truchten der heilgen engele so wirt er den widir eren vnd nicht schenden. dan er wirt en den engelen zu eyme gesellen geben. GREGORIUS in der omelie: Der luite vindit man uile in disir keginwertigen werlde die dar vm Cristi nicht en loiken sundir stete mit dem bekennende des mundis bie em bliben. dan sie sehen das alle die luite da sie mite vm gehn Cristen sint. sundir weren die nicht Cristen so were _____________ 25 widir zu] widir ist zu 28 han Randnotiz 37 Gregorius in Evang.

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lichte ire stimme als ire hertze ist. vnd dar vm so en ist da mite nicht genuc noch man en mac da mite eynen geloubigen menschen nicht versuchen ob er vndir anderen geloubigen luiten des gelouben bekenne. dan der mensche en schemit sich der stimmen nicht da er des gelouben mite bekennit. dan er horit der [131va] stimmen geliech von allen luiten da er mite vmmegeht vnd dar vm so muz man des gelouben bekennen in der ziet so der geloube vride hat mit den werken vnd mit dem hertzen. abir so der geloube in vnuride steht vnd in anuechtunge so muz man das bekennen des mundis da zu tun vnd muz sien ane schemde bekennen. Dan es geschiet ouch dicke das wir vns des schemen so vns vnsire nehesten versmehen. vnde en wellen ouch mit nichte eyn lestirlich wort von en liden. Dan geschiet es ouch das wir eyn gezenke mit vnsirme nehesten halden alleine das wir da nach wol vridis an em begern so scheme wir vns doch des das wir em sinen zorn mit bete vnsirs mundis sullen abelegen. Danne das vleischliche hertze des menschen das stigit so sere nach der ere disir werlde das es durch der willen alle demut von em wirfit vnd sich allir tugende schemit vf das es bie der menie der werlde vnd bie alsulcher ere bestehe als die werlt haben wil. THEOPHILUS: Sundir do der herre gesprach von den die em nachuolgen soldin vnd wie sie em nachuolgen sullen. do wolde er ouch bewisen die ere des ewigen lebens die er den geben wil die em wirdiclichen nachuolgen. vnd wil eyne kurtze ziet bewisen so er die ere vnd die vroide bewisen wil. vf das das ymant durfte denken [131vb] das er Cristo ane lon volgen solde. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er sprach zu en. Jch sage uch das werlichen dan es sint etliche vndir den die hie stehn in disir kegenwertikeit die des todis nicht werden smecken bes also lange das sie des menschen sun werden sehen komen in sinir craft.“ als ob er spreche. Dan etliche die sint hie vndir uch vnd das sint Petrus Jacobus vnd Johannes vnd die en werden an sich keynen smac des todis nemen bes also lange das ich en mine vbirwandelunge der figuren bewise in welchir ere ich in miner andern zukumft so ich zu dem gerichte an dem iungesten tage werde komen mich den irwelten bewisen werde. Dan die vbirwandelunge der figuren die der herre an sime lichame tete vor den drin iungern die en was nicht andirs dan eyne vorkundunge der anderen zukumft des herren zu dem gerichte. vnd da mite so wold er en die groze ere bewisen in der er in der anderen zukumft wirt komen den seligen die em wirdiclichen haben geuolgit zu ougschine. vnd in der clarheit wirt Cristus dan selbir luchten vnd mit der selben clarheit so wirt er ouch alle die heilgen die mit em sien uetirliche rieche besitzen sullen irluchten. Dan zu der ziet so wirt Ysaie des propheten spruch [...] _____________ 9 vnd] vns

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1) [132ra]sus zu em Petrum Jacobum vnd Johannem vnd vurte sie vf ser eynen hohen berc besiten von den andern alleyne vnd vbirwandilte sich an sinir figuren vor en. (Mk 9,2) vnd do wurden sine cleidere durchschinende vnd allirdinge wiez geliech eyme snehe. als gar wiez als sie mit nichte kein voller vf disir erden mochte gemachen. (3) vnd da bewiseten sich en Helias mit Moyse vnd die waren da redene mit Jhesu. (4) vnd do entwerte Petrus vnd sprach zu Jhesu. Meystir es ist gut vns hie zu blibende. vnd so mache wir hie drie wonungen dir eyne wonunge vnd Moysi eyne vnd Helie eyne. (5) vnd das sprach er vnwizzende als er nicht en wuste was er sprach. dan sie waren alle mit grozir uorchte sere irschrocken. (6) vnd do wart eyn wolke gemachit der vmmeranc sie mit eyme schaten vnd eyn stimme die quam vz dem wolken sprechende. Disir ist mien allirlibestir sun den horit. (7) vnd do alzuhant do vmmesagen sie sich vnd en sagen vortme nimande dan Jhesum mit en. (8) JERONIMUS: Nach dem do der herre mit sinen iungeren geret hatte von der pine des todis den er an dem cruce solde liden. vnd do er ouch die selikeit des crucis gelobit hatte an dem das er wolde das es eyn iclicher [132rb] vfnemen solde vnd tragen vnd em da mite volgen. do bewisete er sinen iungern die ere der vfirstende die da zukumftic was an dem das er sich vbirwandilte an sinir figuren vor iren ougen in alsulch eyn bilde als er den irwelten in der vfirstende geben wil so er das letste gerichte vbir den liep vnd vbir die sele sitzen wirt. vnd das tete er vf das das sie die smaheit des iemerlichen todis nicht vorchten en solden. vm das so sie da nach zu grozerer ere komen solden. vnd dar vm so spricht man: „Vnd do abir nach sechs tagen do nam Jhesus zu em Petrum Jacobum vnd Johannem vnd vurte sie vf eynen hohen berc besiten alleine vnd vbirwandilte sich an sinir figuren vor en.“ CRISOSTOMUS: Hie mochte ymande missedunken wie Marcus hie spricht. Nach sechs tagen. so doch Lucas in sime ewangelio spricht. Nach achte tagen do nam _____________ 1) Mk 9,2a aus dem folgenden Kommentar rekonstruiert s.u. Z. 25 27 Chrysostomus in Marc. et in Matth. 29 spricht. Nach] spricht. in sime Nach

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Jhesus vf sine iungere. (Lk 9,28) Sundir hie sal man wizzen das eyn ewangeliste in sime spruche des anderen wort nicht verstorit. dan Marcus der spricht alleine von den tagen die da waren zwischen dem tage das Jhesus dise wort widir sine iungere rette. vnd dem tage das er sich an sinir figuren vbirwandilte. Sundir Lucas der ewangeliste der nimt den tac mit eyn an dem tage do der herre dise wort widir sine iungere sprach das [132va] etliche vndir den waren die da stunden die mit nichte irsterben solden sie en segen dan des menschen sun in sinir ere. vnd ouch den selben tac an dem das vbirwandelen des gesteltnisses geschach. Sundir dar vm nam sie der herre nach den sechs tagen vf das sie da zu mit grozerer vnd mit hitziger begerunge irvullit wurden vnd das sie mit vlize dan betrachten mochten wie groze selkeit das der ewige got an sie legete. vnd das mit grozir vndirscheit mercten das sie in alsulcher schicht gesehen hatten. THEOPHILUS: Hie steht zu pruuen das der herre nicht drie gemeyne apostele mit em vf den berc vuren en wolde vnd sich vor en vbirwandelende wolde bewisen. sundir er nam die drie die der anderen apostele houbt waren vnd schenen. dan die mochten en allir hohest bekennen. Sundir er nam mit em Petrum den bekenner vnd der en ouch durch lib hatte dan er was so hohe gekomen das em der vatir hatte gegeben zu irkennen das Cristus des lebenden gotis sun was. vnd hatte en ouch in menslicher libe so lib das er des nicht geliden en mochte das er spreche das er sterben solde. vnd des en mochten sundirlichen sine oren nicht begrifen das er sich so sere demutigen welde das er von sinen vienden den Juden des schemelichen [132vb] todis an dem cruce irsterben welde. vnd er nam ouch Johannem als den den er durch lib hatte. dan an dem abentezzene do der herre den iungeren sagete das en eynr vz en solde verraten do en turste en nimant vregen. sundir Petrus der wanckte Johanni der vf der brust des herren entruhet was vnd der uregete en vnd den berichte er als sinen vzirwelten liben vrunt. (Joh 13,23 – 25) vnd ouch so nam er zu em Jacobum der der groste vndir den apostelen was genant. vnd der was so eyns heiligen lebens vnd tete den Juden so leide das Herodes der kunig der wolde da mite den Juden behegelich werden vnd tote en durch irer libe willen. CRISOSTOMUS: Der herre der en wolde sine iungere nicht in eyn huez nemen do er en sine ere wolde bewisen vf das sie icht verborgen blebe. vnd ouch so en was das huez nicht eyne vugeliche stat das er dar inne sine groze ere solde bewisen. Sundir er vurte sine iungere vf eynen hohen berc. dan das hohe vf stigen des bergis das vugete ouch wol der hoche der gotlichen ere die Cristus sinen iungeren vf dem berge wolde bewisen. Danne die stat solde sich bilchen dar zu vugen als das werc was das an der stat volbrocht solde werden. THEOPHILUS: Sundir sich

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wie der herre si[133ra]ne iungere vf den hohen berc leytit vnd besiten alleyne da nimant mit en en was. vnd das tete er dar vm dan er wolde en grundelose heimelikeit offenbaren die vor der ziet alle der werlde was verborgen gewesit. dan er wolde en enplozen die vbirwandelunge sinir edilen figure. als er sie an sime lichame zu gerichte brengen wirt. Sundir die vbirwandelunge der figuren der en sal man also an Cristo nicht vernemen als ob er die alde figure der menscheit die er von dem meytlichem blute an sine gotheit hatte genomen von em verwurfe vnd eyne vremde andire figure an sich hette genomen. sundir man sal es also vernemen das er die alde figure sinir edilen menscheit an em behilt vnd der selben figuren der wart eyne vremde vnsprecheliche clarheit zu gegeben die sich vor der ziet an sinir personen den iungeren nie bewisit en hatte. vnd das ist alsulch eyne clarheit als er der luite lichame an der letsten vfirstende geben wil so sich die selen der luite widir zu den lichamen vereynen sal. CRISOSTOMUS: Jn dem ewigen lebene so sich die lichame mit den selen werden vereynen so en sal da noch in Cristo dem herren noch ouch in vns eyne verwandelunge der figuren werden. also das da an sime lichame odir ouch an vns keyne vremde [133rb] forme der naturen mit abewerfunge der ersten vnde mit ancleydunge eynr nuwen zukomenden geschen werden. Dan in dem rieche gotis so en werden nicht vremde naturen noch an vns noch ouch an Cristo gemachit sundir wir werden em alle geliech in nuwer clarheit die vns da von em gegeben wirt. als es ouch der apostel sprechende bewisit. Er wirt widir vernuwen in der formen den licham vnsirer demut so er en geliech figureren wirt dem lichame sinir clarheit. BEDA: Man sal ouch wizzen das der Heilant in der wise an sinir figuren vbirwandilt wart vnd nicht also das er das selbwesen des uleisches das er in sinir geburt von der iuncvrouwen nam hette verlorn. dan das selbwesen sinis lichams das behilt er do dan da mite irstunt er von dem tode vnd behilt ouch das selbe alle ziet. dan er vurte es mit em in den himel an dem virzigesten tage vnd hat es gesatzt zu sinis vatirs rechtere hant. Sundir er bewisete en die ere der zukomenden vfirstende die an en geschach an dem dritten tage der da nachuolgete sime lidende. odir ouch vnsire vfirstende die an vns an dem iungesten tage irgehn sal so wir vns vor dem stule gotis bewisen werden vnd irstehn mit dem liebe vnd mit der [133va] sele vereynit. Sundir in der formen als er sich do den apostelen bewisete als wirt er sich nach dem so das gerichte volendit wirt alle sinen irwelten heilgen sich bewisen. Sundir da uolgit: „vnd sine cleydere die wurden wiez gelich dem snehe vnd me wiez dan sie keyn voller vf der erden mochte gemachen vnd noch wizer waren sie.“

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GREGORIUS in dem zwei vnd drizigesten buche vf Job: Bie disen wizen vnd durchschinenden cleyderen von den der ewangeliste spricht in den sich der herre den drin iungeren vf deme berge bewisete so sint al die gerechten seligen luite bedutit die sich an em mit rechtem gelouben mit warer hoffenunge vnd mit volkomener minne halden. dan gelicher wise als sich die cleidere des menschen an en halden vnd bedecken en also halden sich die seligen selen ane wandelunge an den herren Jhesum Cristum vnd breiten en in sine gotliche ere mit volkomenem lobe. dan sie sint die in den der herre als in eyme schine die offinbarunge sinis edilen lichtis wil bewisen als in eyme vztragenden schine. dan in en so wirt das gotliche licht als in sime orspringe begriffen. vnd gelicher wise als sie sich in disme sterbenden lebene an en halden vnd sie kein dinc disir ziet von em gescheiden en mac. also wil ouch sie der ewige got nach disir krancheit in dem ewigen [133vb] lebene an sich als eyn kleit synir gotlichen clarheit hengen. CRISOSTOMUS: Do der herre mit sinen drin iungeren vf dem berge was do er en sine gotliche ere offinbaren wolde do brochte er in das mittel vor sie alle Heliam den grozen propheten. vnd das tete er alrerst vm die sache. dan die gemeyne schar der luite die was dar vf mit irme wane gevallen das Cristus der herre Helias were. dan sie hatten das wol vernomen das Helias mit eyme vurigen wagene vnde mit vurigen pferden vf genomen was von der erden vnd was gevurt in das paradiz vnd solde da sien also lange bes das der iungiste tac zukomen solde vnd solde denne widir vf das ertrieche komen vnd solde alle verstorte dinc widir in ire rechte saze brengen. vnd dar vm das Cristus so groze wundirwerc tete als ouch Helias groze dinc in der craft gotis hatte getan. vnd strafte ouch alle vnwarheit in den luiten vnd en schonte nimandis. also hatte ouch Helias der prophete getan an dem vnreynen kunige vnd an deme vntugentsamen wibe Yezabel der kuniginnen. vnde dar vm so wante die schar ane allirleie zwiuel das er Helias were. vnd dar vm widir wer gekomen das er abir alle vnwarheit solde strafen vnd alle dinc widir in ire saze solde brengen. [134ra] vnd ouch so wolde die schar wenen das er eynr vz den alden propheten were von dem sie so uile tugende hatten vernomen. vnde vm das so wold ouch der herre Heliam in das mittil brengen vf das er den iungern den wan beneme vf das sie ouch icht wenten das er Helyas were. Dan alleine das Helias eyn heilic prophete was so was er doch eyn diner des herren. vnd en hatte von em selben nicht. dan er en hatte des geystis nicht me dan eyn maze genomen sundir Cristus der herre der hatte den geist buzen alle me maze genomen. dan er was _____________ 1 Gregorius Moralium 16 Chrysostomus in Matth. ter Ethbaals, des Königs der Zidonier.

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eyn got mit sime vatire. vnd den selben hochen propheten Heliam den brengit der herre mit sinir craft in das mittil vf den berk als sinen diner vf das die iungere mochten irkennen das er nicht Helias were. sundir das er Helie herre were. vnd das Helias em nicht geliech en were sundir das er sien knecht vnd sien diner were. vnd das sie die groze vndirscheit zwischen en beiden mochten irkennen. vnd ouch vbir das so wold der herre Moysen vnd Heliam vor sine iungere in das mittil vm die sache brengen. dan die meystere der e vnd die gliznere die beschuldigeten den herren vm das das er eyn vbirtreter were irer e. vm das das er die siechen an dem sunnabende [134rb] gesunt machte. vnd das ewige leben predigete. vnd ire girikeit verstorte. vnd irer satzunge nicht en hilt so sie widir die gebot der e waren. vnd ouch den Heidenen den wec des heilis offenten. vnd ouch vbir das so hizen sie en eynen honer vnd eynen lesterer gotis vm das das er sich got nante vnd sprach das got sien vatir were vnd das er vnd sien vatir eyn were. vnd das sien vatir ane en kein gerichte en hilde. vnd das er sich vor eyn licht der werlde hilt. vnd vm der rede geliech so sprachen sie da widir das er nicht got en were sundir alle sine wundirwerc di wurchte er in des tuuels kraft. vnd dar vm so wold er die zwene man vor die iungere brengen die em des eynen gezuc mochten geben das er der zweier dinge vnschuldic wer. Dan Moyses der was eyn geber der e vnd irkante in welchir meynunge got die e hatte gemeynit. vnd der irkante ouch wol die bosheit der Juden die sie widir en vnd ouch widir die e in der wustenunge hatten gevbit. vnd dar vm so mochte er Jhesum entschuldigen vnde em des eynen gezuc geben das er nicht eyn vbirtreter der e en were sundir eyn uolbrenger irer vnuolkomenheit. vnd ouch so was Helias da widir die andire beschuldunge die sie widir en teten. dan er was eyn gewaldic breyter der ere gotis. vnd die breitte [134va] er so sere das er von dem vnturen wibe so sere geechtit was dar vm das er in alle dem israhelischen lande nicht eyne sichere wonunge gehaben en mochte. vnd der mochte ouch dem herren des eynen gezuk geben das er nicht en were eyn lesterer noch eyn honer gotis. sundir das er der were dem alle der werlde ere die sie em gebiten mochten zu cleine were. dan en mac noch der engil noch der mensche wirdiclichen geloben. vnde das er ouch got den vatir nicht en honete da mite das er sich em geliech machte. sundir das er dem vatire uile ebenmeziger were dan es die werlt mit irer vernumft mochte begrifen. vnde dar vm bestunden sie des mit irme gezuige des sie doch mit nichte hetten getan wer das er gote dem vatire wideric wer gewest vnd hette die e verstorit. vnd ouch so brochte sie der herre beide vor die iungere in das mittil. vf das er den iungeren bewisete das er eyn herre des todis vnd ouch des lebendis were. vnd dar vm so quam Moyses der itzunt vor der ziet lange gesturben was vnd hatte die schult des

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vleisches vergulden. vnd ouch Helias der da noch in disme sterbenden vleische wonte. Er wolde ouch da mite sinen iungeren bewisen das die e vnd der propheten lere eyn nachuolger Cristi lere in dem ewangelio were. vnd der herre [134vb] wolde ouch da mite bewisen das er die zwene edile man der alden e mit sinen iungeren vf dem berge wolde vereynen das die nuwe e an keynen dingen die alde noch ouch die alde e die nuwe an keynen dingen strafit sundir das die nuwe e der alden vnuolkomenheit volbrengit. vnd er wil ouch da mite bewisen das in der vfirstende die apostele mit den propheten vbireyn werden komen vf das sie Cristo irer beider kunige mogen mit der eren schalle beiegenen. Sundir da uolgit: „Do entwerte Petrus vnd sprach zu Jhesu. Meyster es ist vns gut das wir hie bliben. vnd mache wir hie drie wonungen. dir eyne. Moysi eyne vnd Helie eyne.“ BEDA: Sich hie grozen wundir dan die verwandelunge der figuren die mit deme vbirgebende des grozen lichtis an Cristo geschach. vnd die geselleschaft der zweier heilgen Moysi vnd Helye die entsatzte so gar der iungere vernumft vnd benam en so tigir ire craft das sie da nidirvilen vnd gab en so groze lust das sie des begerten das sie zu allen gezieten da hetten mocht bliben. vnd das ist da mite offinbar das Petrus von sinir wegen vnd ouch sinir gesellen da zu sinen dinst vzbot vnd wolde mit den anderen da drie wonunge machen. vf das Jhesus Mo[135ra]yses vnd ouch Helias hetten eyn beheltnizze gehat. wie uile me vnd grozere lust wirt dan der geist in der ewigen selikeit enpfahen so er nicht alleine Cristum vbirgefigurirt wirt sehen in sinir menscheit sundir so er den gantzen vluz der gotheit an alle irme schine wirt beschouwen. vnd so da nicht alleine zwene heylige man werden keginwertic sien sundir alle die engele der himele vnd alle die heiligen die von aneginge der werlde gote behagit haben. vnde so man da nicht wirt sien in eyme sterbenden uleische sundir in eyme ewigen geyste vnd in eyme vernuweten claren uleische ane keynirleige abegescheiden. Da volgit: „Sundir er en wuste nicht was er sprach.“ Sich wie Petrus alle sinir witze beroubit was also tiger das er lutende wort des mundis ane inre bekentnizze der vernumft formete. vnd tete als der dem mensliche craft zu male benomen was. vnd doch alleine das das Petro von dem irschinende menslicher klarheit widir vur. das er des nicht irkante was er sprach. so gibit er doch in sime spruche eyn zeychen yngepfropter minne gunst. dan sien hertze was zu male mit der brunst der minne durchglummen also das er sinis selbis nicht en was. sundir eyns vremden. vnde dar vm so irkante er der wort nicht die er formete. [135rb] dan sie waren eyns vremden vnd dar vm so irkante er der wort nicht vnd sprach sie ane sien gewizzen. vnd sich ouch wie der

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allirdinge vergezzen hatte das das rieche der himele das der herre den heilgen hat gelobit nicht sien en sal an keime teile disir erden. vnd das das rieche in den himelen also ist verborgen das es in disme sterbenden lebene mit versuchende nimande offenbar werden en mac. vnd also hatte ouch Petrus allirdinge vergezzen das er dar uf nicht en trachte das er dennoch in dem uleische was. da er von not inne sterben moste vnd sine gesellen die anderen apostele ouch in dem sterbenden uleische waren. vnd das sie in das ewige leben mit nichte komen en mochten sie en hetten alrerst das sterben in disme uleische gegulden. Noch er irkante ouch des nicht das kein sterbende dinc mit dem vnsterbenden ewigen lebene mac vereynit werden. dan hie ist eyn stete sterben sundir dort ist das sterben in eyme sige vbirwunden. vnd em was geschen als dem lerere der Heiden geschach do er in den dritten himel gezuckit wart do en wuste er ouch nicht ob er in dem lichame odir ane den licham were. (2 Kor 12,2) vnd ouch so was Petrus sinir vernumft da mite beroubit das er des nicht irkante das man in dem ewigen rieche der himele keynis husis bedurfte das menschen hende hetten gemachit. Dan [135va] der ewige got hat das pallaz mit sinir gotlichen hant geordent vnd geschicket nach dem als eyn iclich dinst des menschen es verdinen kan. dan die vndirscheit der wonunge die en ist nicht von holtze noch von steynen gemachet sundir sie ist in gotlicheme begrifende minr odir me. vnd ouch vbir das so werden etliche luite in disir schrift durch irer vnuernumft willen gestrafit. Dan es sint etliche die vz der alden e vnd vz den propheten vnd ouch vz dem ewangelio mit vndirscheit die wonungen wellen machen als ob eyn icliches der drier in sinir volkomenheit von den anderen sie gescheiden so doch das mit nichte veste in dem gelovben mac bestehn. dan die drie. die e vnd die propheten vnd das ewangelium die hengen so ueste zusamne. das man das eyne von dem anderen in keynr wise en mac gescheiden. dan das eine ist eyne uolbrengunge des anderen. Dan die e die wart von gote dem vnuolkomenen groben volke gegeben vnd dar vm so hatte sie uile vnuolkomenheit vnd uile gebrechen mit ir. dan sie en mochte keynen menschen ane gebrechen bewaren noch ouch uolkomenheit geben als der apostel spricht. vnd dar vm so quam das ewangelium das der munt gotis selben predigete vnd nicht durch die engele en gab als die alde e vf dem berge zu [135vb] Syna von den engelen gegeben wart. (Lev 26,46; 27,34) vnd die lere des heilgen ewangelij die hat beide die e vnd ouch die propheten bestetigit vnd dar vm so en mac man sie nicht gescheyden. CRISOSTOMUS: Des en mochte ouch Petrus mit nichte vernemen das die ere die an Cristi menscheit vf dem berge bewisit wart das sie nicht die ewige ere gotis en _____________ 1 allirdinge vergezzen] allirdinge vergezzen vergezzen 38 mac Randnotiz

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were. sundir von des wegen das er in der minne trunken was so wolde er wenen das da in Cristo die ewige ere bewisit wurde. vnd des en vernam er ouch nicht das Cristus em die ere bewisete vnd den anderen die mit Petro da waren das sie bie der vbirfigurirunge die gotliche ere solden vernemen. Dan dise clarheit die wart en da bewisit als eyn vorsmac des ewigen lichtes. Er en vernam ouch des nicht also gar was er sinis selbis beroubit das Moysi sele da alleine was ane den licham. sundir er wolde wenen er wer da mit dem liebe vnd ouch mit der sele. vnd dar vm irbot er sich da zu das er em eyne wonunge wolde machen. Odir das was em ouch vnbekant das der das gotliche licht da bewisete durch irer willen. vnd durch der lere willen die den luiten da von solde gevallen die dem solden nachuolgen vnd solden sich da zu geben das sie die werlt vnd alle ire vroide wurden [136ra] vndirwegen lazen vnd wurden in eyne wustenunge zihen vnd wonen. vf das sie in disme sterbenden lebende zu grozme beschouwende der gotheit mochten von der hulfe des herren komen. Sundir da uolgit: „Dan sie waren von uorchte irschrocken.“ abir hie sal man wizzen das die uorchte in den iungeren des herren vm die sache gesachit wart. dan ire geist der wart balde vfgeruckit von dem gemeynen lebene da sie inne stunden vnd von dem gemeynen vernemende irer vernumft vnd ouch des willen vnd wurden irhaben in eyne uile hocheren stat. dan ire hertze wart allir totlichen dinge vrie entsatzt als ob es sich mit den dingen vortme in keynr wise solde bekummern. vnd ire vernumft die wart ouch irhaben also das keinr creaturen warheit dar an en mochte heften. sundir sie begunden die ewige warheit zu schouwen. vnd sien wille wart ouch in sinir minne gerurit also das em alle irdische dinc tot waren vnd die minne gotis alleine ane anderen aneval mit grozir lust brante. vnd das sie vzwendic sagen das was Moyses vnd Helias. sundir die sele in en die wart gezogen mit gantzer begerunge also gar in eyne gotliche gunst vnde in eyne todende minne das sie von dem angesichte gotis also gar irtrenkit was [136rb] als ob sie von alleine menslicheme lidene abegescheyden were vnd keine gemeynschaft vortme mit den sinnen en solden haben. THEOPHILUS: Odir andirs. Dan Petrus der uorchte sich lichte vnd en turste nicht widir von dem berge nidir gehn. dan er irkante das wol vz der rede des herren das sich die ziet ser nehete von der der herre hatte gesprochen das er nach kurtzen tagen solde komen zu Jherusalem vnd solde da uile von den Juden liden vnd zu dem iungesten so solde er da schemelichen den tot des crucis liden. vnd dar vm so sprach er. herre es ist vns gut hie zu wesen. vf das wir icht me hin widir durfen stigen in das mittil der brimmenden Juden die des begeren das sie dich ewiges licht der werlde zu dem lestirlichen tode des crucis brengen. dan wer

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das sie zu vns vf disen berc in irme grimme welden komen vnd welden dich wecnemen so hette wir hie bie vns Moysen der die Egipcien vnd ouch die Madyaniten mit strite vbirwant der mac ouch dan vor dich vnd uor vns mit en striten vnd mac ouch an en gesigen. vnd ouch vbir das so habe wir hie mit vns Heliam den grozen propheten der das vuer von dem himele her nidir brochte vnd verbrante den herren vbir vumfzic man vnd ouch sine vumfzic man mit em mit eyme worte. Dan do der herre zu [136va] em sprach. Mensche gotis der kunig gebutit dir das du von dem berge hin nidir stiegen salt vnd zu em komen. Do entwerte em Helias vnde sprach zu em. Jst es das ich eyn mensche gotis bin so kome das vuer gotis her nidir vz dem himele vnd verzere dich vnd ouch dine vumfzic man die mit dir sint. (2 Kön 1,10 – 12) vnde die mogen vns beide wol beschirmen. ORIGENES vf Matheum: Der herre en sprach disis wortis nicht das die iungere vnd sundirlichen Petrus nicht en wuste was er spreche. sundir Marcus der spricht diz wort vz sinir eygenen personen munde. Sundir man sal hie pruuelichen merken das Petrus die wort nicht vz sime eygenen geiste en sprach als ob er dem herren den rat welde geben das er da were gebliben vnd in keinr wise me von dem berge were gestigen vf das er icht in der Juden hende were gekomen. sundir er sprach diz wort. herre es ist vns gut das wir hie bliben das sprach er als eyn mensche der da was mit eyme vremden geiste gerurt vnd bewegit was. vnd mochte ouch wol der selbe geist sien der Petrum dar an hilt das er Cristum solde muende ergeren. Dan do Jhesus sprach das er den tot des crucis solde liden do sprach Petrus. herre wis dir gnedic dan das en geschiet an dir nicht. (Mt 16,22) do strafte en der herre swerlichen sprechende. (Mt 16,22; Mk 8,32) [136vb] Ganc nach mir Sathana dan dir en smecken die dinc nicht die gotis sint sundir die den luiten zu gehoren. (Mt 16,23; Mk 8,33) Dan er wolde Cristum mit den reden abehalden das er den tot nicht solde liden. vnde da mite so wart das heil der gantzen werlde vfgezogen vnd gehindirt. vnd der selbe betrigende geist der mochte ouch diz durch Petri munt sprechen. vnd da mite dem herren raten das er sich von dem willen der martire hette gekart vnd en wer nicht von dem berge her nidir gestigen noch zu den luiten nidir gekomen noch den tot des crucis an sich genomen. vnd das sine meynunge di was des verleitenden geistes. Dan die wile das das an Cristo nicht en geschege so blibe er eyn herre vbir alle die werlt. Dan er irkante das wol das wan Jhesus irsturbe so moste er alle sine herschaft verlisen. BEDA: Vm das das Petrus mit den anderen drin iungeren wolde da wonungen machen von materie der steyne _____________ 6 himele] himle 14 Origenes super Matth. 23 hilt das] hilt der das

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odir des holtzis so wart en eyn vmmeschatender wolke gegeben vf das er da mite wise wurde das in der vfirstende so lieb vnd sele mit den andern vfstehen werden so en werden die luite in dem rieche der himele nicht mit dem dache des husis bedackit sundir sie werden da vor alle dinc beschirmit vnd beschurit mit dem schine des [137ra] heilgen geistes. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do wart eyn schinender wolke sie vmmeschatende.“ Sundir vm das das sie vnuernumftlich widir den herren hatten gesprochen das sie da vf dem berge wolden bliben dar vm so en wurden sie des nicht wirdic das sie keinrleie entwerte von dem herren solden nemen. sundir der himelvatir der entwerte en vor sinen sun. vnde dar vm so uolgit da: „Vnd do quam eyne stimme vz den wolken sprechende. Diz ist mien allirlibeste sun den horit.“ CRISOSTOMUS: Die iungere die hatten es vz der schrift der alden e wol vernomen das der herre so er wolde mit dem israhelischen uolke reden das er das vz eyme wolken tete. vnd dar vm so wirt ouch des vatirs stimme nu vz dem wolken geformit. vf das die iungere des vor war mochten gelouben das die stimme von gote geschege. Sundir in dem worte das er spricht: „Diz ist mien allirlibeste sun“ da mite so wil der vatir bewisen das er vnd sien sun eynen willen haben vnde so eyntrechtic sint das was der eyne wil das wil ouch der andire also das zwischen en keine zweitracht en ist. vnd ane die sunlikeit die des sunis persone istikeit setzt so ist der vatir vnd der sun an irme wesen eyn dinc vnzuteilet. Dan der vatir [137rb] der den sun in der ewikeit gebirt vnd der sun der da von dem vatire geboren wirt die han beide eyn selbwesen. Dan der vatir der gab dem sune das selbewesen vnd die selbe almechtikeit die er hatte vnd en behelt nicht in dem er von dem sune geteilit sie dan die vetirlikeit als ouch der sun nicht sundirliches en hat dan die sunlikeit. BEDA: Diz ist der selbe sun von dem Moyses spricht in der personen des grozen propheten so er spricht. Eynen propheten wirt der herre irwecken vz uwern bruderen vnd den sultir horen als mich. (Dtn 18,15) vnd welche sele die den propheten nicht en horit vnd nicht gehoric wil sien die sal vergehn vz irme uolke. vnd den selben propheter der also luite wart selk machen den bewiset vns hie der vatir keginwertic in dem uleische. mit offenbarem munde sprechende. Diz ist mien allirlibeste sun. vnd da vbir so wil ouch got der vatir das wir sine wort mit vlize sullen horen vnd gebot es ouch den iungern das sie em solden gehoric sien sprechende: „vnd den horit“. Das ist. Siet em vndirtenic vnd gehorsam. dan da mite so werdit ir vursten alle der werlde vnd sune des ewigen lebenis. Sundir da uolgit: „vnd do sie sich vm gesagen do en sagen sie nimande me dan Jhesum alleine mit en.“ Sundir hie mac man mer_____________ 13 Chrysostomus in Matth. 23 vatir der den] vatir der der den

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ken das alzuhant do der vatir den iungeren sinen sun of[137va]fenberlichen wolde bezeychenen do wichen des selben sunis knechte besiten vf das die iungere des icht durften wenen das der vatir mit der stimmen zu den zwen hette gesprochen. Dan der vatir der hat alleine eynen sun den er von naturen e dan himel vnd erde gewart vz sime eigenen selbwesen gebar. sundir von gnaden so hat er uile anderer sune als Johannes spricht von em. vnd ouch von dem andern. wir sint gotis sune genant vnd sint es ouch. (Joh 1,12; 1 Joh 3,1f.) THEOPHILUS: Geistlichen nach dem das dise werlt volendit wirt so wirt er das mit em nemen das in den sechs tagen odir an dem sechsten tage gemachit ist vnd das sie wir so wirt vns Jhesus mit em vf den hohen berc vuren ist es das er vns sine hohe ere wirt vinden. vnd das ist in dem himele. vnd so werde wir sine sundirlichen ere beschouwen da er vbir alle creaturen inne schinen wirt. BEDA: Bie den cleyderen die da wizer waren dan als sie kein vollir wiez gemachen mac so sint bilchen die heilgen disir ziet vnd ouch des ewigen lebenis bezeichent. Sundir bie dem uollere so muz man den meyster vernemen den der prophete anbittene spricht in dem salmen. Nu vortme herre so wasche mich von miner vngerechtikeit vnd von minen sunden reynige mich. (Ps 51[50],4) Dan gelicher wise als er alleine der ist der eynen [137vb] iclichen menschen irluchtit der in dise werlt kumt als ist er ouch der alleine der eynen iclichen menschen von alle sinir vnulat mac reyne machen. als Job ouch sprechende wil. vnde wer mac das reine gemachen das von eyme vnuletigen samen entpfangen ist. (Hiob 4,17; 14,4) Dan du so du alleine reyn vnd vmbesmitzt bist. vnd der selbe herre der behelt sinen geloubigen luiten die gotliche clarheit die er en nicht wil geben die wile sie in disir iamerigen werlt sint. sundir so er sie von den banden des uleisches vrien wil so wil er sie dan in den himelen mit der behaldenen clarheit cronen. Dan so gibit er dem menschen widir di volkomene vnschult die er in sime lebene mit sinen sunden hatte verlorn. vnd dan so wirt er den menschen widir cleiden mit der wizen stole vf das er wirdiclichen dem waren lamme nach geuolgen moge. REMIGIUS: Odir bie dem uollere der die cleydere so wiez kan machen so sint die edilen predigere des ewangelij bedutit. dan die sint suberere der sele. vnd doch vbir das so en ist irer keinr der also in diseme keginwertigen lebene mac geleben das er mit keinr besmitzunge entverwit werde. danne die wile er in disme sterbenden uleische wonit so en mac sich das also nicht irgehn. [138ra] er en muze dicke eyn vbirtretir werden an der lust der dinge die dem uleische zu gehoren. als in vbiriger rede odir an tranke odir an spise odir an slafende odir an anderen _____________ 13 beschouwen Randnotiz 33 Remigius super Matth.

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dingen da die sele in etlicher wise mite beswerit wirt. vnd dar vm so wil der herre die predigere des heilgen ewangelij so wiez vnd so reyne machen das sie iren geliden den sie das wort gotis predigen eyn clar licht eynis guten lebendis vortragen mogen. vnd wil sie so hohe vbir ire gelide irheben das sie mit keinr strafunge ire gelide so gut mogen gemachen als sie selben sint. noch ouch mit lere noch mit bilde vf das der lerer vmmer die crone vbir sine iungere behalde siner meystirschaft. vnd das sien licht also schinende sie das alle luite die wege stige des ewigen lichtis da inne irkennen mogen. CRISOSTOMUS vf Matheum: Odir bie den wizen cleyderen die der herre ane hatte vnd der geliech keyn vollir so wiez mochte gemachen da sint die buchere der heilgen ewangelien vnd die buchere der heilgen apostele die sie beschriben haben bie bedutit. Dan die buchere die sint so uol gotlicher clarheit vnd so vol grundeloser sinne das den buchern kein vzleger in keinr wise sich nicht gelichen en mac. ORIGENES vf Matheum: [138rb] Odir wir mogen lichte bie dem uollere vf der erden in geystlichem sinnen so mac man die heydenischen odir ouch andire in der cristenheit die doch durch der werlde lob ire buchere schriben. dan die wellen mit iris sinnis behendikeit als die uollere mit irer kunst die swartzen cleydere wiez machen. also nemen sie ouch valsche vnreyne lere vnd schemlose dinc vnd verwen die mit schonen spruchen vnd mit listigem getichte vnd betrigen da mite der eynueldigen luite ougen also das sie wenen sullen das nicht andirs dan warheit inne sie. vnd so man dan ire schrift von wisen luiten offent so ist sie vol vnwarheit vnd lugene vnd itilkeit. als die eppfele die bie dem roten mere wachzen da Sodoma vnd Gomorra stunt die sint schone vnd rot vzwendic an der schale abir inwendic so sint sie vol asche vnd gestuppis. als ist es ouch vm der vollere kunst. sundir doch wie behende das der selben vollere kunst ist vnde wie wiez sie ire spruche kunnen machen so en mogen sie doch den spruchen der warheit keyn dinc geliech gemachen als die rede ist die da eyme iclichen menschen die clarheit der geistlichen vernumfte bewisit. vnd die man ouch nirne werlichen en vindit dan in den spruchen der heylgen schrift die von den vnversuchten meystern ist beschreben. Dan Petrus vnd ouch [138va] Johannes die waren beyde uischere vnd die anderen apostele vnd die iungere die die heilge schrift haben beschriben die waren eynueldige vngelarte luite vnd dar vm so en mochten sie von en selben noch das gute noch das arge in die schrift irer buchere gesetzen sundir sie teten nach dem als en der heilge geist den rat gab vnd sie larte also schriben sie ouch di gantze warheit. vnd dar vm so _____________ 10 Chrysostomus. in Marc. 16 Origenes super Matth.

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werden von allen heilgen luiten der werltlichen meystere schrift vnd ouch ire buchere als eyn vnreyn dinc versmehet dan sie hinderen den menschen an dem ewigen lebene. vnd der groben eynueldigen luite buchere die werden in der gantzen werlt in allir ere gehalden. BEDA: Bie Moysi vnd bie Helia da wir wol von wizzen das der eyne. das was Moyses vf dem berge von gotis geheize irstarb. (Dtn 34,5) vnd von dem anderen das ist Helias lese wir das er vf in die himele gevurt wart (2 Kön 2,1.11) die bezeichenen beide die zukumftige ere alle gotis heilgen. Dan etliche vndir den heilgen die werden lebendic gevunden an der ziet so das gerichte des iungesten tagis zukomen wirt. vnd die werden dan irsterben vf das sie an dem vfirstende mit den mogen irstehn die vor en lange disis vleislichen todis gesmact haben. vnd dan ouch von dem tode irwackit werden vf das sie dan alle in eynir [138vb] schar das ewige leben in dem gotlichen rieche besitzen mogen. THEOPHILUS: Odir die zwene man Moyses vnd Helias die sich da mit Cristo in sinir ere vor den iungern bewiseten das bezeichent so wir von diseme cranken lebene in die ewige uroide werden komen so werde wir dar irkennen beide die e vnd ouch die propheten wie sie mit dem ewigen gote in der klarheit sinir gotlichen ere werden kosen. das ist. wir werden dan die dinc sehen mit vnseren ougen die da gesprochen sint durch die e vnd ouch durch die propheten vnd werden das in der warheit irkennen das ire spruche mit den dingen die dar benant sint ebene vbireyn tragen. also das zwischen iren worten vnd der bewisunge der werke keine zweitracht wirt bevunden. vnd so zu der ziet so werde wir die vetirliche stimme horen di vns enplosen wirt vnd ouch offenbaren den sun des ewigen vatirs vnd wirt vns leren also das wir es vernemen mogen zu vns sprechende. Diz ist mien allirlibeste sun. vnd so wirt er vns beschaten mit dem wolken. das ist mit dem heilgen geiste der da ist eyn vfspringender burn der ewigen wiesheyt. Dan so wirt der geist uollenkomelichen gebruchen nicht eynr personen. sundir des vatirs in der stimme. vnd des sunis in der bewisunge. vnd [139ra] des heilgen geistes in deme wolken. vnd also en werde wir nicht begabit mit eynre gotlichen personen sundir mit der gantzen gotheit. dan die wirt vns uollenkomelichen selic machen. BEDA: Vnd man sal ouch alhie merken das gelicher wise als do Johannes der toufer den herren Jhesum Cristum in dem vluzze des Jordanis toufte. als wart ouch vf dem berge do der herre vor sinir iungere ougen clar wolde werden in dem grozen nuwen lichte die heymelkeit der gantzen heilgen driualdikeit geoffenbarit. dan dar wart der vatir in der stimme gehort als hie. Diz ist mien liber sun. vnd des sunis persone von Johanne getouft. als wart hie des sunis persone vor vumf gezuigen mit nuwer clarheit des lichtes bezeiget. vnd als sich dort der heilge geist in

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eynr tuben wise vnd gesteltnizze schienbar machte. als vmmeranc er die iungere vf dem berge. Dan gelicher wise als wir in der toufe alrerst geloubic werden dan da entsage wir dem tuuele also das wir em nicht dinen en wellen vnd geben vns zu eyme gote an den wir werlichen ane zwiuel gelouben wellen. vnd vm den gelouben so verwillekore wir vns des das wir alle dinc wellen liden beide ellende vnd ouch den tot. vnd also werde wir ouch in der vfirstende so wir die driualdikeit der edilen personen in [139rb] irme vzvluzze werden beschowen so werde wir mit den heilgen engelen da gote lob vnd ere irbiten. vnde das en geschach ouch vm sust nicht das sich der heilge geist in eyme luchtenden wolken den iungern vf dem berge bewisete do er sie vmmeranc. vnd in der toufe do Johannes den herren in dem vluzze des Jordanis toufte do bewisete er sich vbir em in eyme gesteltnizze eynr tuben. Dan nu die wile das wir in disir ziet sien so halde wir vnseren gelouben mit eyme eynueldigen hertzen. dan wir gelouben nu mit eynr hoffenunge das wir danne von der hulfe gotis werden besitzen. vnde nu in disir ziet so sulle wir allen kummer liden vf das das wir denne zu eynir rue mogen komen. abir denne nach diseme lebene so wir noch angst noch not en durfen vortme liden noch keinrleie betrupnizze so werde wir mit der hulfe des herren den widirblic beschouwen in dem lichten wolken eyns offinbaren gesichtis des wir hie in disme ellende ane zwiuel alle vnsire lebetage geloubit haben. Sundir man sal ouch hie merken dan do der vatir die stimme vbir sinen sun gab diz ist mien allirlibeste sun do wart der sun alleine gevunden vnd Moyses vnd Helias die waren beide iren wec gevarn. Dan so sich got den irwelten sich selben wirt bewisen so wirt [139va] got alle dinc in allen dingen (1 Kor 15,28) vnd noch me denne er wirt eyn licham mit alle sinen geliden Jhesus Cristus der herre dan er ist das houbt vnd alle die geloubigen die sint sien licham vnd mit den allen so wirt er in eynir ere irschinen. (Kol 1,18; 2,19)

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Vnd do sie do widir von dem berge gingen do gebot er en das sie nimande die dinc solden sagen die sie da gesehen hatten bes also lange bes das des menschen sun widir vf von dem tode irstunde. (Mk 9,9) vnd do behilden sie das wort bie en. vnd uregeten mit wechzelrede vndir en was das wort welde meynen. bes das des menschen sun widir von dem tode wurde vfirstehn. (10) vnde do uregeten sie en sprechende zu em. vnd wor sprechen den die gliznere vnd ouch di meistere der e das Helias alrerst muz komen. (11) vnd do entwerte er vnd sprach zu en. Helias so er alrerst wirt komen so wirt er alle dinc widir an ire recht brengen

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vnd wie ist es denne geschriben von des menschen sun vnd wie er uile liden sal vnd ouch in manchirhande wise versmehit sal werden. (12) sundir ich sage uch das doch Helias itzunt gekomen ist vnd sie haben em getan allis das sie wolden als da von em geschriben ist. (13) ORIGENES vf Matheum: Nach dem do der herre sinen iungeren die heymelikeit sinir vbirfigurirunge vf dem berge hatte bewiset da sie Moysen den geber der e [139vb] vnd Heliam den hitzigen vrunt gotis hatten gesehen. vnd do sie nach dem von dem berge mit Jhesu stigen do gebot en Jhesus das sie sinir vbirwandelunge an der figuren mit nichte keynem menschen en solden offinbar machen bes das die ere sinir martire da er alle die menscheit mite solde irlosen vnd ouch sine erbere vfirstende uollenbrocht wurde. dan bes an die ziet so solden von rechte alle die heymelichen sacramente verswegen bliben. Dan do Cristus an dem cruce wart irhaben do wolde er alle dinc nach em in eyn bekennen syner grundelosen werke zihen. vnd danne so solden sine werk alle der werlde offinbar werden. vnd dar vm so spricht der ewangeliste: „Vnd do sie widir nidir von dem berge stegen do gebot er en das sie nimande die dinc solden sagen das sie hatten gesehen bes an die ziet bes das des menschen sun widir vf von dem tode irstunde.“ CRISOSTOMUS: Sich wie der herre nicht allirdinge sinen iungeren verbutit das sie die groze vnd die nutzbare heymelikeit solden verswigen. sundir er wil das sie uor der ziet e sien liden volendit werde nimande solden kunt tun. vnd wil da mite eyne sache geben wor vm das es bilch were das sie die heymelikeit solden verswigen. dan die luite die waren dennoch zu vnvernumftic das sie alsulche dinc in [140ra] Cristo nicht begrifen en mochten. vnd ouch so wart sich der iudischen diet vnd der Heiden eyn teil an Cristi liden so sere ergeren das es vnuervenclich wer gewesit das er en di grunt sinir heymelikeit offfinbar hette lazen gemachet. denne sie hetten es allis widir vz irer achte gelazen vnd hetten es versmehit. THEOPHILUS: Vnd er verbot es ouch sinen iungeren das sie die heymelichen dinc nimande solden kundigen vf das das die werlt icht me an em geergirt wurde so sie die schemelose martire wurde ansehen vnd den tot des crucis an deme uolgen von dem sie so groze erbere dinc da uor hetten vernomen. denne die werlt die nam eyne groze ergerunge an Cristi tode. Denne do sie den sagen geentwertit den Juden gegeyslet vnd geslagen vnd zu lest an eyn cruce gehangen von dem sie gesehen hatten das er die blinden sehende hatte gemachit. vnd die luite gelosit von den tuuelen. vnd die todin zu dem lebene irquickit do wart die ergerunge in der luite hertze altzu groz. vnd dar vm wolde ouch der herre _____________ 5 Origenes super Matth. 20 Chrysostomus in Matth.

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das sinir wundirwerc uile verswegen bleben. vnd das denne die ergerunge in sinir martire die minr blebe vnd ouch der luite sunde da von nicht gemerit en wurde. vnd ouch so en hetten die luite der grozen dinc von Cristo nicht geloubit. denne sie sagen en [140rb] in eyme sterbenden lichame ezzen vnd trinken. slafen vnde wachen. hungir durst vnde mudikeit liden als eynen anderen menschen. vnd dar vm so wold er das bilchen das man alsulche wundirwerk von em vor sinir martire solde verswigen. sundir nach der ziet das sine vfirstende von dem tode der werlde bekant wart do solde man bilchen alsulche groze dinc von em predigen dan do mochte man irer gelouben. denne das begrifet der mensche das den tot nimant mit eygener craft vbirwinden en mac dan got. vnd so er en denne als eyn got vbirwant vnd an dem dritten tage von dem tode irstunt do vugete sich ouch das wol das man alsulche groze wundirwerc von em als von eyme waren gote solde predigen vnd irer solden ouch denne bilchen alle luite gelouben denne sie waren uon gote geschen der in dem sterbenden uleische hatte gewandirt dem ouch kein dinc vnmogelich ist zu tun. CRISOSTOMUS: Die iungere di en mochten der geoffinbarter heymelikeit durch irer groben sinne willen mit nichte mit irer vernumft begrifen. vnd dar vm so en sprachen sie da von nicht vnd lizen sie vz der achte. Sundir sie begriffen das andire wort das der herre sprach: „Jr en sullit diz wundirwerc nimande sagen bes also lange bes das des menschen sun wirt widir von dem tode vfirstehn.“ vnd [140va] das wort da der herre sinen tot nante das ginc en neher zu hertzen. vnd dar vm disputirten sie von dem worte was es welde meynen. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd das wort behilden sie ane wandelunge bie en vnd uregeten mit wechzelrede vndir en was das were das er sprach. bes also lange das er widir von dem tode irstunde.“ JERONIMUS: Diser spruch der ist von rechte Marco geeygent denne en enspricht kein andir ewangeliste denne Marcus alleine. vnd wolde der herre in dem spruche. bes das des menschen sun wirt widir von dem tode irstehn. die ziet meynen so das in sime tode wurde volendit so der ewige got alle der werlde in dem sige verslunden wurde. Denne do Cristus an dem cruce hengende an dem tode gesigete do verslant sien tot den tot da der tuuel alle die werlt mite hatte gevangen. Denne der mensche en darf itzunt nicht me vf den ewigen tot trachten dan er ist von Cristo verstorit sundir vf die ere der ufirstende sal er trachten denne die wirt von em volendit beide an dem liebe vnde an der selen so sie sich widir in eynen nuwen menschen werden vereynen. Da volgit: „vnd sie uregeten en sprechende. vnde was sagen denne die gliznere vnd die meystere der e denne sie sprechen das alrerst Helias muze komen.“ CRISOSTOMUS: Jch wene des vor war das diz die meynunge der iungere

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des [140vb] herren in disir urage were da sie sprachen: „vnd was sagen denne die gliznere vnd die meystere der e so sie sprechen das alrerst Helias muze komen.“ als ob sie sprechen. wir haben ane zwiuel Heliam nu mit dir vf dem berge gesehen vnd doch vbir das so habe wir dich e gesehen e wir Heliam haben irkant. vnd dar vm so halde wir es da vor das die gliznere vnd die meistere dar ane die werlt betrigen mit lugene so sie sprechen das alrerst Helias sulle komen. BEDA: Odir disir spruch der iungere des herren der mac eynen anderen sin haben. denne die iungere des herren die mochten lichte des ane zwiuel wenen das der herre algereyte in sinir letsten ere gekomen were durch des willen das sie en vbirformt vnd vbirwandilt in der figuren vf dem berge hatten gesehen. vnd dar vm so sprachen sie zu em. vnd ist es denne in dinir letsten vnd in dinir grosten ere bist gekomen wo ist denne dien vorloufer Helias gebliben der dir doch bilchen vorloufen sal als die meistere vnd die gliznere es sprechen. vnd das sprachen sie dar vmme denne sie hatten sich Heliam gesehen von em scheyden denne er en bewisete sich vortme nicht bie deme herren. CRISOSTOMUS: Sundir nu mac man horen was Cristus dar zu entwerte sinen iungeren das sie sprachen vz der meis[141ra]tere munde das Helias solde alrerst komen in den wortin die hie uolgen: „Vnd do entwerte er vnd sprach zu en. Helias so er alrerst komen wirt so wirt er alle dinc widir an ire rechte saze brengen.“ vnd in dem spruche so bewisit es der herre das Helias der prophete da zu behalden ist das er widir vf diz ertrieche komen sal vor der andern zukumft so der herre an dem iungesten tage zu gerichte komen wirt. Denne die schrifte der heilgen spruche die bewisen vns offinbar kundigende das der herre zweirleie zukumft in dise werlt wirt haben. Die eyne zukumft die wart do volendit do den ewigen got vnsirs iamirs irbarmte vnd sante sinen eynbornen sun her nidir vf diz ertrieche mensliche ine uleische irschinende vf das er zu vns queme vnd vns vnsiren kummer beneme. vnd da mite so ist die erste zukumft des herren uollenbrocht. abir die andire zukumft die wirt denne geschen so der herre an der iungesten ziet wirt komen vnd den sunderen das lon der pine wirt geben. vnde ouch so er sinen irwelten mit der crone der ewigen vroide wirt lonen. vnd von der zukumft so spricht der herre das Helias vor alrerst komen sulle. denne so sal Helias sien vorloufer werden. als Johannes der toufer eyn vorloufer was der ersten [141rb] zukumft des herren do er in diz uleisch quam. BEDA: Sundir der herre spricht hie das so Helias komen wirt so wirt er alle dinc in ire rechte saze brengen. vnd das sint die dinc die Malachias der prophete also bewisit sprechende. Seht ich wil uch senden He_____________ 8 spruch der] spruch der s der 18 Chrysostomus in Matth. 38 wirt Randnotiz

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liam den propheten (Mal 3,23) vf das er das hertze der uetere zu den sunen bekere vnd das hertze der sune in das hertze irer vetire. (Mal 3,24) Denne da zu so blibit Helias vnd ouch Enoch behalden von gote das sie gote eynen gezuk sullen geben widir den vnturen menschen den Endecrist. Denne so der mit sinir argen list vnd mit tuuelischer macht vnd mit irdischer gewalt die werlt wirt abekeren von dem lebendigen gote so werden dise zwene propheten widir komen vnd werden widir en zuigen das er nicht got en ist sundir eyn vnreyn grundelos bosir mensche. vnde so werden sie denne die Juden bekeren zu dem cristenen gelouben vnd ire irrunge en benemen vnd das verleite volk das werden sie widir in gotis bekentnizze brengen. vnd also werden sie alle dinc widirkeren. vnd so wirt er der vetire hertze in die sune keren denne er wirt machen das die vetire des selben gelouben werden den die sune das sint die heilgen apostele vor geloubit vnd gepredigit haben. vnd der sune wirt er ouch zu den veteren keren. denne so die vetire in den gelouben wer[141va]den treten so wirt dar eyne hert in gotlicher minne vnd ouch eyn schafstal. Sundir er wirt ouch widirkeren das er dem tode schuldic ist. dan er wirt das gelden Adam das er von sinir sunde wegen geborgit hat. vnd wirt mit sime lichame des todis pflicht gelden die er so lange mit sime lebene vorgezogen hat. THEOPHILUS: Sundir der herre legit disen spruch den iungeren uor vf das er in iren hertzen der gliznere wan vnde ouch der meistere den sie von Cristo hatten mochte verstoren. Denne die gliznere vnd ouch die meistere die hilden das veste widir Cristum das Helias der prophete eyn vorloufer solde sien der ersten zukumft Cristi Jhesu. vnd das wil er mit disme spruche vnmogelich bewisen also sprechende als da uolgit: „Vnd wie ist es denne geschriben von des menschen sun also das er uile sal liden vnd ouch versmehit sal werden.“ als ob der herre das vnmogelich bewisende spreche. Helias Thesbites der groze prophete so der komen wirt so wirt er alle dinc zu vride setzen. vnd sundirlichen in den Juden wirt er eynen vride machen. vnd wirt sie vuren zu dem cristenen gelouben. vnd da mite so wil er an sime amte bewisen das er eyn vorloufer ist der andern zukumft die da wirt sien zu dem gerichte. Denne ist es das er die Juden sal zu Cristi gelouben bekeren so muz Cristus [141vb] den gelouben e dan Helias kumt algereite haben geprediget den Helias vort wirt nemen vnd wirt en den Juden predigen. Nu were ouch das also das Helias eyn vorloufer der ersten zukumft des herren solde sien wie wurde dan der schrift warheit bestehn die da spricht von des menschen sune das er uile liden sulle vnd ouch versmehit solde werden. vnd dar vm so muz vndir den zwen dingen von not eyns war sien vnd _____________ 29 Helias Thesbites = Thesbiter genannt, weil er aus Tischbe in Gilead kam.

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das andire vnwar. also ist es das Helias der ersten zukumft des herren in dise werlt nicht eyn vorloufer en ist so werden vnd bliben die schrifte warhaft das des menschen sun uile sal liden. Denne man en vindit des nicht geschriben das Cristum nach der zukumft da Helias eyn vorloufer zu wirt sien keine smaheit sulle odir werde liden. Odir ist es ouch das Helias eyn vorloufer der ersten zukumft des herren sulle sien so sint die schrifte der propheten vol lugene die das sprechen das Cristus alrerst liden sulle vnd da nach in sine ere komen. vnd das ist vnmogelich das die schrifte der uile propheten gelogen sullen sien durch der munt der geist der ewigen warheit hat gesprochen. vnd dar vm so bliben die spruche der propheten warhaft die sie von Cristo han gesprochen das er uile liden sulle. vnd der [142ra] gliznere vnd ouch der meystere spruch der ist valsch das sie sprechen das Helias sulle alrerst komen e dan sich Cristus in dem uleische wirt bewisen. denne ire spruch der verstorit die spruche der heilgen propheten. Denne wie solde Cristus den tot von den Juden liden so Helias dar vm sal komen das er alle dinc in iren rechten ordin widirbrenge vnd iclich dinc in sine rechte saze setzen. vnd so denne kein vngeloubic Jude wirt bliben er en werde von em zu dem gelouben bekerit. sundir alle die Juden so sie en werden horen predigen so werden sie an den gerechten gelouben Cristi treten. vnd die en horen die werden selk bliben. BEDA: Odir also: „vnd wie ist denne von Cristo geschriben das des menschen sun uile liden wirt vnd wirt ouch versmehet.“ vnd ist also zu vernemen. vnd en ist da nicht geschriben in manchirhande wise von Cristi liden. denne da von so haben alle die propheten gesprochen vnd geschriben. Denne Moyses vnd alle sine nachuolgere die haben das alle mit iren spruchen bezuiget das er uile von den Juden solde liden. vnd also das er zu iungist in den schemelichen tot des crucis geentwert solde von en werden. vnd also als er uile von en geliden hat als wirt ouch Helias uile liden vnd wirt ouch von den vntugentsamen Juden versmehit. [142rb] CRISOSTOMUS: Sundir gelicher wise als der herre spricht vnd das bezuigit das Helias eyn vorloufer der andern zukumft des herren sien sal. also bewisit er ouch in disen nachuolgenden wortin das Johannes der toufer eyn vorloufer der ersten zukumft was. denne er lif den herren vor an der ziet des lebenis vnd ouch mit der predigate. vnd ouch mit der toufe. denne in sinir lere so strafte er die sundere vm ire sunde. vnd nam sie zu der buze. vnd kundigete ouch vor das der herre em uolgen solde als eyn herre sime knechte. denne er sprach. Der nach mir kumt der ist vor mir gemachit vnd des en bin ich nicht wert das ich den rimen sinir schue sulle losen. Er bereyte ouch die luite mit der toufe _____________ 31 Chrysostomus in Matth. wise] wile

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da zu das sie den herren so er queme wirdiclichen mochten entpfahen. vnd dar vm so sprach er zu den die er toufte. Jch toufe uch in dem wazzere sundir so er wirt komen so wirt er toufen in dem heilgen geiste vnd in dem vuire. Vnd disen Johannem den heizet er Heliam vnd spricht: „Sundir ich sage uch das Helias itzunt gekomen ist.“ Sich wie der herre in dem so er spricht. Helias der ist itzunt gekomen. da meynit er mite Johannem sinen toufer. vnd an dem spruche so en irrit der herre nicht. Denne alleine das Johannes nicht Helias der prophete en was. denne Helie persone die was in dem paradise vnd Jo[142va]hannis persone die was vf der erden vnd toufte da bie dem Jordane. sundir ouch so iruullete den dinst vnd das werc Johannes in sinir persone vor der ersten zukumft des herren das Helias irvullen solde vor der andern zukumft die da wirt zu deme gerichte. Denne als Helias eyn vorprediger sal sien des tagis so der herre in sinir gotlichen ere mit alle sinen heilgen vnd ouch mit alle sinen engelen sich bewisen wirt so er eyme iclichen zu lone wirt geben als eyn gestrenger richter allis das em geborit. als was Johannes eyn vorprediger des tagis do der edile gotis sun den schien sinir gotheit mit dem sacke der menscheit bedacte. vnd quam in dise werlt als eyn barmherziger vatir der der werlde sunde zu male vf sich wolde nemen. vnd als Helias eyn grozir prophete was. als was Johannes ouch eyn ende alle der anderen profeten. Denne das das sie alle mit spruchen geoffinbarit hatten das bewisete disir mit dem vingere sprechende. Sehet das ist das ware lam das der werlde sunde vf sich nemen wirt. (Joh 1,29) THEOPHILUS: Vnd ouch gelicher wise als Helias strafte die vnreynen dinc des bosin wiebis Jezabel vnd ire vntugent dan sie hatten die propheten gotis getot vnd moste dar vm vorvluchtic sien. also strafte ouch Johannes das vntuire [142vb] wieb Herodiadem vm den ebruch da sie mite bekummirt was. vnd dar vm so wart er vm eyn vngeneme spil eynir tumelerinnen zu lone gegeben also das ir des edilen toufers houbt von dem enthelsere in eyme asche zu lone wart gebrocht. Sundir Helias der was eyn eynsidel in der wustenunge. vnd Johannes der was ouch eyn eynsidel vnd eyns gestrengen lebenis. Helias der wart von dem raben gespisit bie dem vlize Karith. vnd Johannes der wart gespisit mit walthonige vnd mit hoyschrecken. Sundir doch so werden die Juden denne Heliam bas horen denne sie Johannem haben gehort. denne die ziet irer bekerunge die wirt denne komen das sie mit den Heiden in eyne hert des gelouben werden treten. sundir ire ziet die en was dennoch bie Johannis gezieten nicht gekomen. vnd dar vm so toten sie en. Da volgit: „vnd sie teten widir en allis das sie wolden als da von em geschriben ist.“ CRISOSTOMUS: Odir ouch andirs. Die iungere mochten den herren vregen wie das zu wege solde komen das des menschen sun so uile

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solde liden. vnd da zu so setzit der herre dise rede als ob er en da mite welde entwerten vnd spricht. gelicher wise nach dem selben gelichnizze als Helias quam. also wirt ouch Johannes komen. vnd dem [143ra] Johanni teten sie doch uile leidis mit wortin vnd ouch mit werken. Mit den wortin. denne sie sprachen vm das das er so gestrenge an alle sime tunde was. das er mit den tuuelen besezzen were. vnd ouch mit den werken. denne sie brochten en vnschuldiclichen zu dem tode. vnd also wirt ouch des menschen sun von en liden als es die schrifte bezuigen. denne die bewisen das das er den smelichen tot des crucis von en solde liden.

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Vnd do zu eynir ziet do Jhesus gequam zu sinen iungeren do sach er das die meistere der e in wechzelrede mit en krigeten in manchirhande vrage. (Mk 9,14) vnd do zuhant do alle das uolk Jhesum irsach do vertoten sie vnd irschraken sere vnd lifen zu em vnd gruzten en minniclichen. (15) vnd do uregete er sie sprechende. was uregit ir vndir vch mit wechzelrede. (16) Do entwerte em eynr vz der luet vnde sprach. Meystir ich habe minen sun her zu dir gebrocht denne er hat in em eynen stummen geist. (17) vnd der wo er en begrifit so quetzscht er en an die erde. vnd so gist em sien munt vnd so knarschit er denne mit sinen zenen vnd verdurrit allirdinge. vnd also sprach ich zu dinen iungeren das sie den vnreynen geist hetten vz em gewurfen vnd en mochten sien nicht getun. (18) vnd do entwerte er en vnd sprach. O ir vngelou[143rb]bige geburt wie lange werde ich bie uch sien. wie lange werde ich uch liden. Brengit en her zu mir. (19) vnd do brochten sie en. vnd do en Jhesus ansichtic wart do pinigete en der geist alzuhant. vnd der mensche wart von em gewurfen an die erde vnd welgerte sich vmme vnd der gest der lac em vor sinem munde. (20) vnd do uregete Jhesus sinen vatir sprechende. wie lange ziet ist es das em diz widirvur. Do sprach er. von iugent her. (21) vnd er hat en dicke gewurfen in das vuer vnd ouch in das wazzir uf das er en verlore. Sundir machtu icht so hilf vns vnd laz dich vnsir irbarmen. (22) Sundir do sprach Jhesus zu em. Jst es das du macht gelouben denne alle dinc die sint mogelich dem geloubigen menschen. (23) vnd do alzuhant do rief der vatir des kindis. vnd sprach mit weynenden ougen. herre ich geloube hilf mime vngelouben. (24) vnd do Jhesus die zuloufende schar irsach do trotzte er dem vnreynen geiste sprechende zu em. Du touber vnd du stummer geist ich gebite dir ganc balde vz von _____________ 7 vnschuldiclichen] vnsculdiclichen

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em. vnd en kum vortme nicht widir in en. (25) vnd do entrief er mit luiter stimme vnd zu reyz en swerlich vnd vur vz von em. vnd do wart das kint also eyn totir also das ouch uile luite sprachen das er tot were. (26) vnd do begreif Jhesus sine hant vnd hilt en. vnd do stunt der mensche vf. (27) vnd do [143va] er do in das huez gequam do uregeten en heymelichen sine iungere sprechende. wor vm en mochte wir sien nicht vzgewerfen. (28) vnd do sprach er zu en. Das adil der tuuele en mac mit nichte vzgetriben werden danne in gebete vnd mit vasten. (29) THEOPHILUS: Da nach do der herre die drie iungere Petrum Jacobum vnd Johannem mit em vf dem berge hatte gehat vnd hatte en sine ere in der vbirwandelunge der figuren bewisit von nuweme lichte das an em gevallen was. do steic er mit en widir nidir von dem berge vnd quam widir zu sinen iungern die da nidene waren gebliben vnd nicht vf den berc mit em waren gestigen. vnd do er zu den quam do vant er eine groze luet der luite bie en vnde vant da ouch die meystere der e die hatten mit den iungern eynen kriec mit manchirhande rede. vnd dar vmme so spricht hie der ewangeliste: „Vnd do er widir quam zu sinen iungeren vnd do sach er da eyne groze schar bie en vnd die meystere die krigeten mit wechzelrede mit en.“ Sundir hie sal man merken das die gliznere vnde die meystere der e zu allen stunden der ziet warten das sie da zu eyne stunde mochten gehaben das sie die iungere des herren alleine mochten gevinden also das er verre von en were. vnd das teten sie dar vm das sie die iun[143vb]gere gerne abewendic hetten gemachet von Cristo irem meystere. Denne sie wolden sie dar vm von em haben gezogen das sie sich an die gliznere vnd an die meystere hetten gehalden vnd weren ire iungere gewurden. Denne das hetten sie vor eyne groze ere wolt haben das die iungere sich von Cristo hetten gehalden vnd weren ire iungere gewurden. vnd dar vm so wolden sie die schande widir Cristum in der luite oren gebrocht haben als ob sine iungere vnrechte lere vnde vntugentsame werk die widir got vnd widir die e weren gewesit von em hetten vernomen vnd hetten en dar vm von en verwurfen. als ob er sie da mite des ewigen lebens welde hindern. vnd hetten sich dar vm an die meystere vnd an die gliznere gehalden als ob sie in dem wege der gerechtikeit wandirten vnd als ob ane ire lere nimant zu dem ewigen lebene mochte komen. JERONIMUS: Sich wie vnsicher das der stat der luite in disir werlde ist also das kein mensche vndir der sunnen rue mac gevinden. (Koh 1,3; 2,17 – 23) denne die iungen die totit alle ziet der nyet vnd der haz. denne wenne sie pruuen das andire luite in tugenden odir in gute sie vbirwachzen so stigit in en der nyet vf vnd totit sie an der sele vnd quelit sie an dem liebe. vnd die grozen slahen die donre der berge. dan die [144ra] hochvart die sie vbir andire luite vben in eyme grimme ane barmhertzi-

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keit der totit sie ouch vnd beuellit sie als eyn donr. Denne sich wie etliche zu dem herren komen vf das sie von em leren wellen vnd in den gelouben treten vf das sie kindere des heilis mochten werden als die gemeynen luite der schar die dem herren mit grozir begerunge der lere nachvolgete. Sundir die anderen als die meistere vnd die gliznere die niden das mit grozem hazze vnd quamen in hochvertikeit zu dem herren vf das sie sine rede vnd sine wundirwerc mit iren spruchen mochten storen. vnd en gevahen an sinir rede vnd ouch an sinen wundirwerken. vf das sie en mochten vor den vbirsten besagen vnde beschuldigen. vnd dar vm so quamen sie ouch nu zu den iungeren do sie alleine waren vnd ire meystir bie en nicht en was vf das sie die iungere verleitit hetten also das sie ire selkeit vndirwegen hetten gelazen. vnd dar vm so retten sie mit en vnd wolden en bewisen das ire meystir widir Moyses e tete an manchen dingen. vnd ane die doch nimant selk mochte werden. denne er machte die blinden sehende an dem sunnabene. vnd vergab den luiten die sunde das nimant tun en mac denne got. vnd vbirtrat ouch die satzunge der alden [144rb] vnd der dinge geliech retten sie uile mit en vf das die iungere Jhesum gelazen hetten vnd weren in ire schule getreten. vnd da uolgit nach: „Vnd do altzuhant do Jhesum das uolk irsach do vertot es vnd irschrac sere vnd lief zu em vnd gruzte en minniclichen.“ BEDA: Hie sal man bilchen merken vnd ouch an andern steten der schrift wo man in der werlde die samnunge der gliznere vnd die gemeyne schar der eynueldigen luite vindit so mac man volnach mit alle den kreften des liebis vnd ouch der sele merken wie groze vndirscheit der hertze da sie vndir den meistern vnd ouch den glizneren. vnde zwischen den eynueldigen luiten der schar die Cristo nachuolgete. Denne man en lisit des nindirt in dem gantzen ewangelio allir ewangelisten das die meystere vnd die gliznere ie keine innikeit des gelouben odir keinrleie erberkeit ie bewiseten mit den wortin odir ouch mit den werken. Denne quamen sie wol zu em vf das sie em mit spruchen ere bewisen wolden so was vmmer doch ire hertze valsch. als do sie zu em quamen vnd sprachen. Meystir wir wizzen das wol das warhaft bist vnd lerist den wec gotis in warheit. Nu pruue die arge list. Nu sage vns meystir sulle wir den zins geben dem keisere odir nicht. Sich nu wie der herre bie der valschen ere eyne arge list merkit als [144va] der ewangeliste spricht. vnd do Jhesus ire schalkheit irkante. vnd ouch wolde der dem herren eyne valsche ere bewisen der da sprach. Meystir ich wil dir volgen wo du hinne gehst. (Mt 8,19; Lk 9,57) Nu sich die arge list die Jhesus em offinbarit die doch in sime hertzen was. denne er sprach. Die _____________ 36 bie] die

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vuchze haben holre vnd die vogile des himels neste abir des menschen sun der en hat nicht da er sien houbt angelene. (Mt 8,20; Lk 9,58) vnd also der gelich so vindit man als wite als der ewangelisten spruche sint also das zu allen gezieten ire ere die sie em irboten die hatte eine arclistige meynunge dan sie ginc alle ziet vf ein bose ende. Sundir da widir wo die schar der eynueldigen luite bie den herren quam da irbot sie em lob vnd ere. denne die luite irkanten die selikeit die en von dem herren enstunt vnd den bewisete er ouch widir sine gnade. denne er machte iren sichen gesunt vnd larte sie den wec des ewigen lebenis. vnd er spisete sie ouch so sie hungeric waren. vnd als tete ouch die schar hie kegen Cristum. denne alzuhant do sie gewar wart des das der herre von dem berge quam mit sinen drin iungeren do irstarb sie vnd irschrac von libe vnd von vroide vnd lief em zu en kegen vnd gruzte en minniclichen. vnd dar vm so uolgit da nach: „Vnd die gantze schar die lief zu em vnd gruzte en.“ [144vb] THEOPHILUS: Sich wie sere waren die luite der schar vf den herren vervlizzen denne sie en warten keins heiles dan von em alleine denne sie en vunden keynen trost in alle irme betrupnizze den wenne sie zu em quamen so bewisete er alle ziet an en sine vetirliche truwe vnd troste sie in irme betrupnizze. vnd dar vm so hatten sie sien lange gebeitit vnd begerten das er balde zu en queme vf das sie trostlich antlitz abir mochten sehen. vnd dar vm alzuhant do er von dem berge her nidir quam vnd sie en ansichtic wurden vnd irkanten en do er dennoch verre von en was do lifen sie zu em vnd gruzten en minniclichen. Sundir hie wellen ouch etliche vzlegere der schrift die es doch nicht mit spruchen beweren vnd sprechen das sien angesichte so clar in eyn so schone gesteltnizze da von was gesatzt das er vbir gewandilt was in nuweme lichte an sinir figuren das die gemeyne schar da von gezogen wart als von eime wundirwerke vnd lief do vbir em en kegen als vbir eyn vernuwet dinc vnd gruzte en vruntlichen. JERONIMUS: Nu mochte man vregen was das sie das der ewangeliste spricht. Sie besturben. ob man das von der samnunge gantz sulle vernemen odir von eyme teile alleine. [145ra] Sundir man sal hie wizzen das die betrubten iungere vro waren das der meystir quam vnd sie von dem krige der iudischen meystere loste vnd waren des ouch vro das sie den meystir widir sehen mochten des sie mit nichte vz irme angesichte enpern en mochten. vnd dar vm so en vertoten sie nicht. dan die gotliche minne die en mac keine vorchte mit ir gehaben. (1 Joh 4,18) Sundir die meistere die des gehoffit hatten das sie die iungere nach irme willen gezogen solden haben die vertotten vm das das der meystir quam vnd sie _____________ 13 vroide] vroude

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mit nichte iris willen mochten uolbrengen. vnd die irschraken ouch sere denne do sich die warheit bewisete do moste die valscheit vnd die vntruwe wiechen. Denne die uorchte die ist dem knechte geeygent vnd gehort em zu. vnd das vertoten ist der vnwisen toren eygen. Sundir da volgit: „was ist es das ir vndir vch vregit.“ vnd das vregit der herre vf das das bekennen eyn heil hette gewurcht vnd also wurde dan das murmelen vnsirs hertzen mit guten minsamen reden entrichtit. BEDA: Man mac ouch diz offenberlichen vernemen. es en sie denne das da von eyne groze sturmende rede sich zwischen den iungern vnd den meistern der e hatte irhaben das der man si[145rb]nen sun vor sie hatte gebrocht do er den meystir da nicht keginwertic en vant vf das sie em hulfe an sime kinde hetten getan. vnd do sie des nicht tun en mochten do irhub sich von den meysteren vnd den iungern eyn kriec. Denne die meystere der e di honten sie vnd ouch iren meister als ob ire meyster eyn trugener were. denne wer er volkomen eyn got als er spreche so mochte er ouch den iungeren die craft han verlegen das sie den stummen tuuel von dem menschen hetten getriben. vnd von den reden vnd ouch von anderen die den geliech waren so hatten sie eynen vnmut mit den andern vnd da zu quam Jhesus do er von dem berge mit den anderen drin iungeren quam vnd das das war sie das wirt vns da mite bewiset. Denne do der herre zu der schar quam vnd sie sturmende vant do uregete er vnd sprach. was habt ir vndir vch zu handen da von ir dise wechzelrede haldit. vnd do entwerte em eynr altzuhant vz der schar vnd sprach. Meystir ich han minen sun her zu dir gebrocht vnd der hat eynen stummen geyst vnd der geyst wo er en begrifit so quetzscht er en zu der erden also das em der gest vor dem munde liet. vnde so knarscht er mit den zenen vnd verdurrit allirdinge. CRISOSTOMUS: Die schrift die bewisit vns hie das disir [145va] mensche ser kranc an dem gelouben was. vnd dar vm so er so uile des gelouben nicht en hatte da es des mite wirdic mochte sien das sien sun irlosit mochte sien gewurden von dem tuuele. vnd dar vm so wurden die iungere ouch gehindirt das sie an em nicht getun en mochten bes also lange das die uolkomene selikeit von dem berge nidir quam vnd der iungere vnmacht vnd des menschen vngelouben. vnd dar vm so der mensche so vngeloubic was so sprach der herre widir en di wort die da nachuolgen en strafende: „O ir vngeloubige geburt wie lange werde ich mit vch sien wie lange sal ich vch liden.“ vnd dar vm ouch nach kurtzen wortin spricht der herre me: „Jst es das du gelouben macht so sint alle dinc mogelich dem geloubigen menschen.“ Sundir sich ouch wie vnuernumftic _____________ 5 herre vf] herre vf das er eyn bekennen vf stomus in Matth. 33 vnd der] vnd von der

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disir mensche was. denne do er das wol irkante do was er doch so blint das er des nicht en mercte das die iungere nicht an sime sune getun en mochten durch sinis vngelouben willen. sundir er beschuldigit die iungere des herren als ob sie vnmechtic da zu weren das sie den tuuel vzgetriben hetten von sime sune. vnde dar vm so uolgit hie: „Vnd ich sprach zu dinen iungeren das sie en vzgetriben hetten vnd sie en mochten sien nicht getun.“ Hie mac man irken[145vb]nen disis menschen groze vnwiesheit vnd ouch vnuernumft denne er trit zu dem herren mitten vndir der schar vnd wil en bitten das er sinen sun lose von dem tuuele der da stum was. vnd e dan er das getut so lestirt er des selben herren werk in sinen iungeren vnd beschuldiget sie vnd ouch den meystir vm vnmacht vnd spricht: „Vnd ich sprach zu dinen iungeren das sie en hetten vzgewurfen vnde sie en vermochten sien nicht.“ Vnd dar vm so wold ouch der herre vor alle dem uolke sinen vngelouben vnd sine vnuernumft bewisen vnd setzet die selbe clage mit der schult widir sine eygene persone vnd beclagit die widir vm den vngelouben. vnde nicht sine persone alleyne. sundir ouch uile der anderen Juden vnd ouch der meistere die da keginwertic waren. vnd da von geergirt wurden das sich die iungere in des meysters abewesene an dem menschen versucht hatten. vnd en mochten en nicht von dem tuuele gelosen. vnd dar vm so beschuldiget sie der herre das es nicht des schult en was das die iungere vnmechtic weren da zu das sie das hetten getan. sundir er gibit irme vngelouben schult denn ire vngeloube der was so groz das sie des nicht wirdic en waren das die iungere en gelosit hetten von dem tuuele. vnd dar vm so en mochten sie die vnmacht nicht vf [146ra] die iungere legen sundir vf sich selben. denne sie waren der vnmacht mit irme gelouben eyne orsache. Da volgit: „vnd do entwerte er en vnd sprach. O ir vngeloubige geburt wie lange werde ich mit uch wesen vnd wie lange sal ich uch liden.“ Sundir in diseme spruche so bezuigit vns der herre das er des zukomenden todis begernde were vf das er von en gelosit wurde. denne em verdroz des das sie sich mit nichte zu dem gelouben welden bekeren. Denne wie uile wundirwerc das sie von em sagen wie uile er en predigete so bliben sie doch zu allen gezieten veste stehn in irme vngelouben. denne sie waren so sere verblendit das sie alle der dinc des herren eyn eynigis nicht zu hertzen en namen. vnd dar vm so bleben sie itel an irer selkeit. BEDA: Hie mac man pruuelich dinc merken. denne der herre hazzet vndir alle den dingen die er gemachit hat nicht eyn eyniges sundir er hat sie alle lib. sundir vf den gebrechen des menschen so wirt er dicke irzurnet. Denne alleine das die nature des menschen gut ist vnd er die geschaffen hat mit sinir gewaldigen hant vnd sie hat gebildit mit dem bilde sinir gotlichen gute so wil er sich doch so dicke vbir den menschen ir-

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zurnen wenne der mensche an die gute sinis herren [146rb] nicht gedenken en wil die er an em gelegit hat vor allen dingen vnd wil en mit vnuernumft sinir sunde zu zorne reyzen. vnd das geschiet denne so er mit vreuele das edile bilde gotis in em selbir vnwirdigit vnd es an tugenden nicht en bewarit. abir dennoch so behelt der ewige got den menschen zu bezzerunge vnde en let en in sinen sunden nicht verwesen. vnd das tut er durch der ewigen minne willen die er an den menschen hat gelegit. vnd dar vm so wold ouch der herre bewisen das er nicht widir den tummen menschen zurnte sundir widir sine sunde. vnd dar vm sprach er alzuhant zu dem vngeloubigen als hie volgit: „Brengit en her zu mir. vnd do brochten sie en zu em. vnd do er en ansichtic wart do muete en alzuhant der geist en quelende. vnd er wart ouch von em an die erde gewurfen. also das er sich welgerte. vnd der munt der giste em.“ CRISOSTOMUS: Hie sal man wizzen das der tuuel so kvne noch so turstic mit nichte en were gewesit das er das hette uor des herren angesichte getan das er den menschen iemerlich vor irer allir ougen hette gequelit es en were denne das es em der herre hette mit willen verhangen. Sundir diz ist die orsache vm die er es em verhinc. denne er wolde das es offinbar wurde das der tuuel dennoch in dem menschen were vnd von em nicht gevaren en were durch ires [146va] vngelouben willen. vnd ouch so wil er da mite bewisen das er iren vngelouben als uile als es von sinir wegen were zu eyme gelouben welde brengen. vnd ouch so verhinc der herre des dem tuuele das er das kint quelte vor sinis vatirs ougen durch sinis vatirs willen. denne der was dennoch vol vngelouben. vf das do er den iamer irkente an sime sune das er da von die gereyter zu dem gelouben wurde. vnd so er denne das wundirwerc an sime sune sege das er da mite an dem gelouben bestetigit wurde vnd en trete vortme nicht vz dem dinste des herren. THEOPHILUS: Der herre verhinc ouch an deme tuuele der gewalt das er den iungelinc vor em vnde vor alle der luite ougen mochte iemerlichen quelen. vf das vns da von des tuuels vntugent vnd ouch sien bosir wille den er kegen vns tregit die bas bekannt wurde. denne er hat eynen steten nyet kegen den menschen vnd ist zu allen gezieten da nach das er en moge an dem wege sinir selikeit gehindern da er mit eygener bosheit von gevallen ist. vnd also vbete er ouch sine vntugent widir das kint das er stum vnd toub hatte gemachit. vnd hette es ane zwiuel getot es en wer denne das em der herre hette gehulfen der em ouch verbot das er nicht me en turste tun denne er em verhengen wolde. Sundir da uolgit: „vnd do uregete [146vb] er den vatir des kindis. wie manche ziet ist es das em dise dinc sint widirvaren. Do entwerte er em vnd sprach. Es hat _____________ 10 en] er 14 Chrysostomus in Matth.

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dise suche von iugent gehat vnd dicke so hat en der geist in wazzir odir in vuir gewurfen vf das er en zu dem tode verlore.“ BEDA: Hie an disir stat so muz sich Julianus der ketzer bilchen schemen vm das das er in sinir vnreynen schrift tar sprechen das alle kindere die von wiben in dise werlt werden geborn das sie ane allirleie besmitzunge allir sunde in dis licht werden geboren. also das sie an allen dingen von allir sunde so vnschuldic sint als Adam der erste mensche was do er von gote alrerst geschaffen was. denne er kome hie mit vns zusamne vnd merke disen waren spruch des ewangelij vnde pruue was das kint an em habe gehat vnd welch die sache were das es von dem bittern grusamen tuuele so iemerlichen von iugent wart gequelit. vnd so er doch vnd wir ouch hie des bekennen muzen das es an dem kinde geschach vm sine sunde. vnd so es denne von sinis vrien willen wegen dennoch keine sunde en mochte begehn. denne es was dennoch an sime willen gevangen also das es sien nicht gebruchen en mochte von des verkeren doch alle sunde an dem menschen vallen. vnd dar vm so muz er sinen eygenen spruch bilchen [147ra] vnd von not strafen vnd muz mit vns bekennen das es in erbesunde was entpfangen vnd geborn. DIE GLOSE: Jn disen wortin die hie uolgen vnd mit den wortin der mensche hulfe wil bitten von dem herren vf das er sich vbir en irbarme vnd ouch vbir sinen lidenden sun so wirt es offinberlichen bewisit das der mensche ser cranken gelouben hatte. denne er satzte es in eynen zwiuel ob em der herre mochte gehelfen odir nicht. vnd das uolgit hie: „Denne der mensche sprach. Jst es das du icht vermacht so irbarme dich vnsir vnd hilf vns.“ Denne an dem worte da er spricht. Jst es das du icht vermacht. so bewisit er das das er zwiuelt an sinir macht. vnd der zwiuel der irhub sich an em vm die sache. denne der vatir der hatte den sun vor die iungere gebrocht vnd die hatten sich an em versucht vnde en mochten an en nicht geschaffen. vnd dar vm so was er ouch an dem zwiuele bie dem meystere ob er das vermochte des die iungere mit nichte en vermochten. vnd dar vm sprach er: „Laz dich vnsir irbarmen.“ vnd wolde da mite den kummer vnd den iamer bezeichenen den der sun leit vnd ouch der vatir. der sun in eygeneme lidene vnd der vatir inmite lidene. Da uolgit: „abir do sprach Jhesus zu em. Jst es das du macht gelouben so sint alle dinc mogelich dem geloubigen menschen.“ [147rb] JERONIMUS: Sich wie der herre nimande mit getwange wil zihen sundir er wil eyme iclichen sinis willen vrie willekor lazen das er tu wie er welle. vnd das bewisit der herre dar mite so er spricht: „Jst es das du macht gelouben.“ Sundir welch sint alle die dinc die da mogelich sint dem geloubigen menschen. vnd das sint alle die dinc vnd keine andire denne der man von gote in dem namen des herren Jhesu Cristi mit weynenden ougen begerit. Denne gelicher wise als kein andir name

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vndir dem himele den luiten en ist gegeben in dem sie sullen odir mogen selk werden denne der name Jhesus alleine. also wirt ouch von gote kein gebet gehort denne das gebet das der mensche uor gotis angesichte brengit in dem namen Jhesu mit bitteren trenen denne das gebet en mac von gote nicht verwurfen werden. denne in dem namen so bittit man alle mogeliche dinc. vnd die werden ouch alle von gote deme vatire irhort. BEDA: Alhie mac man pruuen das der herre eyn offinbar entwerte gab dem menschen der en uor sinen sun bat den er sprach zu em als ob er an dem herren zwiuelte: „Jst es das du icht macht so hilf vns vnd laz dich vnsir irbarmen.“ vnd mit der mogenikeit wolde em der herre ouch entwerten vnd sprach zu em: „Machtu gelouben so sint alle dinc mogelich dem geloubigen menschen.“ vnd widir des menschen zwiuel so rief der vzsetzige mensche [147va] zu dem herren in gantzeme gelouben sprechende. Herre wiltu du macht mich reyne machen. vnd der vzsetzige nam ouch von dem herren eyn entwerte als es sime gelouben wol vugete. denne der herre gab em eynen willen vm den anderen. denne der vzsetzige mensche der sprach. Herre ist es das du wilt du macht mich reyne machen. Do entwerte em der herre. Jch wil. wirt reyn. als entwerte er ouch diseme zwiuelere der in eyme zwiuele zu em sprach. herre ist es das du icht vermacht so irbarme dich vnsir vnd hilf vns. Dem entwerte der herre widir vnd sprach zu em also. Jst es das du macht gelouben. CRISOSTOMUS: Sundir das wort das der herre spricht. das meynit er in der wise als ob er widir den zwiuelhaften menschen spreche. also in grozir vbirvlutikeit ist die craft bie mir ist es das ich dir helfen wil das ich des nicht alleine en vermac das ich helfe weme ich wil. sundir ich verliege ouch andern die macht das sie ouch den notdurftigen luiten helfen mogen. vnd dar vmme ane zwiuel ist es das du geloubic wirst als es sich gebort zu den dingen so machtu ouch selben disen dynen cranken vnd vnmechtigen sun von dem tuuele da er mite bevangen ist vnd der en quelit wol gesunt machen. vnd nicht en alleine. sundir ouch uile andirer luite den hulfe not ist. vnd also mit den reden [147vb] so leite er en zu dem gerechten gelouben vnd benimt em den vngelouben da er mite bekummirt was. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do altzuhant do entrief der vatir des kindis mit weynenden ougen vnd sprach. Herre ich geloube hilf mime vngelouben.“ vnd vm dise rede so moge wir vor war sprechen das der geloube manchvaldic ist. Denne eyn geloube der leitit den menschen in sine selikeit. vnd der andire geloube der ist uolkomen. vnd dar vm so bittit disir mensche der itzunt begunde zu gelouben den Heilant mit vlize das er em me zu gebe. vnd setze em des gelouben mit _____________ 18 das Randnotiz 23 Chrysostomus in Matth.

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sinir gotlichen craft als uile zu das er ouch an dem gelouben volkomen werde. BEDA: Disir mensche der bittet den herren vm gehulfe das er em zu gantzeme gelouben helfe. den man sal das wizzen da nimant in den hoesten grad der tugende gekomen en mac alzuhant so er eynr tugent beginnit. sundir an eyme iclichen guten begencnizze so muz man eynen orden halden also das man von dem minsten anhebe vnd erbeite mit vlize da nach das er durch den orden der mittele in das hoheste der tugende kome. Den swer die nidirste stufen nicht en trit der en mac mit nichte an die mittilsten noch an die hohesten gekomen. Denne da sint etliche dinc di halden sich als eyn begin der [148ra] tugende. vnd andire dinc di sint eyn zunemen in der tugent vnd die andere die sint eyne volbrengunde der tugent. Den keine tugent ist vollenkomen so man irer alrerst beginnet. sundir so man sie vf ire rechte ende brengit so wirt sie uolkomen vnd ouch lonhaft. vnd dar vm so denne die gnade gotis beide an dem gelouben vnd ouch an anderen tugenden stigende ist in deme menschen nach der merunge die der mensche mit vlize nicht alleine an die tugent legit sundir ouch eyne icliche andire tugent da von kumt es zu das der geloube vnd alle andire tugende eyn wachzen in dem menschen nemen. vnd dar vm in eynr bezeichenten ziet so mac der der den gelouben dennoch nicht volkomen en hat gelouben nach dem teile das er itzunt besitzet. vnd vngeloubic heyzen nach dem teyle des gelouben des er dennoch nicht en hat. noch en besitzt. Denne alleine das der eyne stufe odir zwu in dem gelouben vf getreten ist. so entblibit em doch noch uile grozir hohe in der selben tugent der er nicht gestegen en hat. vnd dar vm so ist er dennoch des teylis itel des er nicht begriffen hat. abir in dem ersten teile mac er wanderen bes also lange das er in grozere hohe des anderen teiles kome mit der hulfe des herren. JERONIMUS: Sundir in disme spruche so wirt es vns offenberlichen bewiset [148rb] vnd das vnsir geloube vnde ouch alle vnsire tugentsame werk kranc vnd ser vnmechtic sint. vnd en mogen mit nichte keine wile ane val bestehn es en sie denne das sie sich da mite mogen enthalden das sie sich vf di craft der gotlichen hulfe lenen vnde da bie bestehn. Denne alle vnsire gerechtikeit die ist als eyn vngeneme tuch da eyn blutvlizende wieb die snodikeit ires blutis angewischet hat vnd von ir verwirfet so es vnuletic ist als Ysaias wil. vnd dar vm als das tuch von der luite vuze vertreten wirt vf das es icht zu lichte vor die luite kome. also werden ouch alle vnsire tugende von den luiten der werlde odir ouch von den tuuelen getreten so sie ane got geschen vnd en mochten zu dem lichte des ewigen lonis mit nichte gekomen. Sundir man sal hie _____________ 3 den] der

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ouch wizzen das der geloube vnd die begerunge des gebetis das der mensche mit vlizenden trenen tut das behelt von gote was es bittit. vnde das meynte der prophete do er sprach. vnd mien gebet kumt widir in minen schoz. abir itel gebet das wirt ouch zurucke ane gnade der hulfe mitilkeit getriben. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do der herre irsach die zuloufende schar do trotzte er dem vnreynen geiste sprechende zu em. Du touber vnd du stummer geist ich gebite dir das du von em vzvaris vnd en komis nimmerme widir in en.“ THEOPHILUS: Sundir do der herre das irsach das die gemeyne schar zu lief do trotzte er dem [148va] vnuletigen geiste. denne er wolde das betrupte kint vor der gantzen schar der luite gesunt machen vf das er da mite sinen iungeren vnd ouch den anderen die da zu kegen waren das sie in iren werken keyner bewisunge en solden begeren vnd ouch alle itele ere die da von komen mochte solden miden. Denne rum vnd itel ere die sint eyn verzernde vuir in eyme iclichen guten werke denne das machen sie zumale zu nichte. CRISOSTOMUS: Keine creature en mac deme tuuele trotzen von gewalt wegen irer naturen. denne da en ist keine gewalt vf der erden di sich em moge geliechen. vnd dar vm das der herre deme tuuele trotzende droite vnd em sprechende gebot: „Jch gebite dir das du von em vz varis.“ das kumt zu von sinir gotlichen gewalt in der em alle dinc vndirtenic sint vnd zu sime gebote muzen stehn die in dem himele odir in der erden sint odir ouch in der hellen ire bliben haben. Sundir in dem worte da der herre spricht nicht alleyne. vare vz em. sundir. en kum von disir ziet vortme nicht in en. da bewisit der herre mite das er an dem tuuele das irkante das er eynis bosen willen was vnd begerte des das er widir in en mochte sien gevaren vf das er sine gewalt vnd sine bosheit abir eyns an dem kinde hette bewisit. vnd das geschach dar vm das das kint dennoch [148vb] nicht uolkomen an deme gelouben en was. denne hette es gantzen gelouben gehat so en durfte man nicht da vor vare haben gehabt das der tuuel widir in en wer gevaren. denne der geloube hette en wol beschirmit. denne wo der geloube uolkomen ist da en hat der tuuel nicht zu schaffen. Sundir doch wie der mensche dennoch crank was an dem gelouben so verbot es doch des herren gebot dem tuuele das er mit nichte vortme nach dem male turste in en varen. Sundir da volgit: „Vnd do entrief er wufende vnd zureyz en sere vnd vur balde vz von em vnde do wart das kint als eyn todir mensche also das ouch irer uile sprachen das es tot were.“ Denne en hette der tuuel der keginwertikeit des herren nicht geschonit er hette das kint sundir allirleie zwiuel getot. denne er ist eyn meystir des todis. denne als er selben geistlichen tot ist als welde er ouch das alle creaturen durch synis nydis willen des geystlichen ewigen todis tot irsturben odir ioch liebliches todis. vf das er keine quelun-

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ge von nimande me en hette. Denne die wile der mensche in diseme lebene ist so hat er zu allen stunden sorge das er mit der hulfe gotis in die stat kome da er mit vntugent vzgevallen ist. vnd dar vm so nidit er den menschen vnd welde en gerne tilgen ob er mochte [149ra] vnd dar vm dise selbe sache wolde ouch der tuuel disen menschen getot haben sundir er en vermochte sien nicht. denne die zukumft des ewigen waren lebenis die was da keginwertic. BEDA: Hie sal man die gotlichen gute in alle sinen wegen mezzen vnd so vindit man sie grundeloz. Denne den selben armen menschen den der vnuletige zage von iugent hatte gequelit den liez er von vnwirdikeit wegen tot ligen do en der herre mit sime gotlichen gebote von dannen wolde triben vnd den er nicht allirdinge en turste toten durch des willen das der herre der scheppfer der creaturen da keginwertic was dem himelische vnd irdische vnd hellische knie sich boigen. vnd doch vbir das vf das er da sinis vreuelen willen etwas mochte bewisen. durch des willen er ouch von dem himele in die helle ist gevallen so machte er den menschen als ob er tot were also das ouch uile der sprachen die da keginwertic waren das er tot were. sundir ane zwiuel er lebte dem herren. vnd dar vm so rurte en der barmhertzige got mit sinir milden rechteren hant. Denne sine ewige gotheit die deme bosin tuuele das verbot das er den menschen nicht totin en mochte die rurte en ouch an vnd wacte en vf von dem ougschinenden tode. vnd dar vmme so volgit da: „Sundir Jhesus der begreif si[149rb]ne hant vnd hilt die vnd hub en vf vnd do stunt er vf.“ vz dem bewisene disis wundirwerkis so bewiset er siner zweier naturen eygenschaft. Denne an dem das er dem tuuele mit gewalt gebot das er von dem menschen vz solde varen vnd vortme von dem male nicht me widir in en komen. vnd das er den menschen gesunt machte an dem alle luite hatten verzwiuelt dar an so wirt allirdinge gotliche gewalt vnd gotliche mogenikeit bewisit. Sundir er bezeigit ouch da er den menschen uleislichen an sine uleislichen hant rurte das er ouch die nature eynis waren uleisches an sinir persone truc. Denne en hette er die nature eynis waren uleisches das er von der iuncvrouwen uleischlichen nam an em nicht gehat so en hette er disen menschen nicht uleislichen mit sinir uleislichen hant angerurt. vnd das ist ouch widir Manes den vnturen ketzer der so kunlichen widir die uleislichen menscheit turste sprechen die der herre von der iuncvrouwen in sinir geburt zu vereynunge sinir gotheit in eyne persone hatte genomen. Denne disir vnsinniger tobender Manes des turste das sprechen das Cristi persone nicht eyn warhaft uleisch als _____________ 8 Beda in Matth. 20 verbot das] verbot das das Begründer des Manichäismus.

35 Manes = Mani (216 – 277),

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eyn andir mensche an em hette gehabt sundir eyn uleisch das da scheyn als ob es uleisch were vnd doch kein vleisch en was sundir als eyn andir getrucnizze das sich andirs bewiset denne es ist. [149va] vnd betruiget da mite der luite ougen. Sundir wie mac denne Manes der vnreyne da zu entwerten das der herre so uile wundirwerc in sime uleische mit anrurende sinir vleislichen hant volbrochte. Denne den vzsetzigen den rurte er an mit sinir uleislichen hant vnd machte en reyn. Er machte ouch mit sinir speycheln eyn gemenge vf der erden vnde streich es dem blinden vbir sine ougen vnd machte en sehende. (Joh 9,6) vnd ouch so hat er die sochenden mit sinen henden irhaben. vnd der geliech hat der herre uile getan in sinir menscheit mit anrurende syner hende. vnd dar vm ist vnde wirt disis ketzers ketzerie e verstorit vnd vertumit mit der bewisunge des heilgen ewangelij e denne sie von dem selben ketzere geborn wart odir in den spruch odir in das geticht gesatzt wart. Sundir da uolgit: „Vnd do er do in das huez gequam vnd sine iungere mit em do uregeten en sine iungere heymelichen sprechende zu em. wor vm en mochte wir des tuuels nicht vzgewerfen.“ CRISOSTOMUS: Die iungere die uorchten sich des durch sere das sie die gnade hetten verloren die en von dem herren was verligen. Denne der herre der hatte sie lange zu em genomen vnd sante sie vz von em uf das sie das wort der warheit solden predigen. vnd solden ouch die siechen gesunt machen. vnd solden ouch die tuuele vztriben von den luiten. [149vb] Denne wenne sie von dem predigene widir zu em quamen so waren sie urolich vnd kundigeten em das mit vroiden sprechende. Herre die tuuele die sint vns ouch vndirtenic in dime namen gewurden. vnd dar vm so irschraken sie des sere vnd wurden da von betrubit das sie disen stummen tuuel von dem menschen nicht mochten vztriben. Denne sie hatten des angst das sie der macht widir durch ires gebrechen willen von dem herren widir beroubit weren. Sundir da uolgit: „vnd do sprach er widir zu en. Das adil der tuuele en mac nicht vz gewurfen werden denne in der vaste vnd in dem gebete.“ THEOPHILUS: Das adil sundirlichen der tuuele die denne den menschen quelen vnd ouch alle der anderen tuuele die den menschen bekummeren das liet dar ane das sie zu allen gezieten in dem vazze wellen bliben das sie zu eymale besitzen es en sie denne das man sie mit gewalt von dannen tribe. vnd des vinde wir da eyn gelichnizze da der herre ouch eynen menschen von dem stummen tuuele vriemachte. do sprachen sie. er wurfe vz die tuuele von den luiten in Beelzebus des vursten der tuuele craft. (Mk 3,22) Do entwerte en der herre vnde sprach. So eyn starker gewapent man sien vorhuez bewarit so sint alle dinc mit vri_____________ 18 Chrysostomus in Matth.

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de die er da inwendic besitzet. abir ist es das eyn sterker [150ra] starker en vbirwindit so benimt er em alle sine wapene vnd tribit en von dannen. Bie disme starken gewapenten manne so wil er den tuuel beduten. sundir bie dem sterkeren der dem starken sine wapene benimt so wil er die gotis craft bewisen in der eyn iclich mensche der tuuel muz vztriben. denne ane die so en schaffit nimant nicht er sie ouch wie heilic er sie. vnde dar vm so muz der mensche beten vnd ouch vasten beide der der da hulfe bedarf vnd ouch der dem vnmechtigen helfen sal. denne mit der vaste vnd mit dem gebete so irkrigit man die craft gotis zu hulfe. Denne die vaste so sie mit dem gebete vereynit wirt so ist sie volkomen. vnd das gebet wirt ouch vor gotis angesichte anneme das mit der vaste bestetigit wirt. denne wenne der mensche vastit so en wirt er nicht beswerit er en moge von innikeit sinis hertzen beten vnd das gebet wirt ouch vor gotis ougen balde irhort vnd em wirt allis das gegeben das es von gote bittit. BEDA: Geistlichen nu moge wir merken den ordin gotlicher vorsichtikeit. Denne der herre nam die drie iungere Petrum Jacobum vnd Johannem mit em vf den berk vf das er en da die heymelichen dinc des gotlichen rieches mochte entslizen. Sundir so er widir von den selben iungeren widir nidirstigit so verwizet [150rb] er den besamten schar die sunde iris vngelouben. Denne wie uile zeichen sie von em sagen so bliben sie doch vmmer in irme vngelouben. vnd da treib er ouch die bosen geiste von den luiten die da von en gequelit wurden. vnd die luite die dennoch vleislich in irer vernumft bliben die strafit er abir die sterkit er ouch die eyns guten lebens begunt hatten. vnd die uolkomenen die lerit er die wege der allir hohesten uolkomenheit da sie das ewige leben ane zwiuel inne begrifen mochten. THEOPHILUS: Sundir hie sal man merken das disir tuuel toub vnd stum was. vnd da mite was er toub denne er en wolde mit nichte die rede gotis horen noch in sien hertze lazen komen. Sundir da mite was er ouch stum. denne das selbe das er von gote vernam das versweic er vnd en wolde es nimande leren. JERONIMUS: Bie disme menschen der mit den stummen tuuele ist besezzen so ist der sundir bedutit. denne dem gist der munt als eyme toren denne er hat die ewige wiesheit mit sinen sunden verloren. vnd von torheit so knarschet er mit den zenen. denne er ist sinir besten vernumft beroubit. Er durrit ouch von vnwizzene vnd von grimme denne er en hat der wiesheit nicht da er sine lidunge mite solde mezigen. Sundir vbir das so zuzerrit der tuuel den menschen do er sich zu sime heile nehite [150va] vnd also tut ouch der tuuel noch. denne er zuzerrit die mit manchirleie vnsalde die er gerne zu em in sinen dinst _____________ 8 vnd ouch] vnd vnd ouch

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hette vnd sie doch mit nichte vbirwinden en mac als er Job den guten man tete vnd ouch Thobiam. BEDA: Der tuuel ist des menschen vient als groz das er tac vnd nacht slafende vnd ouch wachende stricke legit em vf das er en gevahen moge vnd so er en den bestricket hat so wartit er denne des vollen ebene das er nicht von em ledic en werde. Denne wenne sich der mensche itzunt vz eyme stricke losen wil so vehet er en alzuhant mit dem anderen. als es der herre durch den propheten bewiset. Sundir so denne der mensche mit der gnaden gotis gerurit wirt vnde wil sich zu sime herren bekeren der en geschaffen hat vnd wil sine alde sunde vndirwegen lazen so leget er alle sine macht dar an das er em die alden bilde der sunde widir mit lust vor die ougen binnen vnd buzen trage da er sich ouch etwenne mit lide vnde mit lust mite bekummert hat. vnd der bilde an hochvart an ere der werlde an lust des liebis der der mensche etwenne begerit hat die gibit er em vnd alle state da zu als uile als es em verhangen wirt vf das em der mensche den er gevangen hat mit nichte enplibe er en muze em vmmer uolgen. vnd irkennit er denne das in sinir argen list das er da mite nicht gewinnen en mac. vnd das der [150vb] mensche gerne durch gotis libe die werlt vnd alle ire ere versmehen wil vnd ouch sinis vleisches lust vm die lust des ewigen lebenis vndir die vuze treten wil so irhebit er sich widir den menschen als eyn offinbar vient so er em vor bie was als eyn offinbar vrunt vnd machit denne widir en valsch lastir vnd schande der werlde pine vnd sueche an sime liebe vnd niderunge an sinen vrunden vf die rede das er en dar mite zu vngedult reyze odir widir zu der werlde vruntschaft zihe vf das er so swerlichen icht durfe von en liden. vnd von der echtunge en let er mit nichte bes also lange das der gute mensche so uile geistlicher wapene an sich geneme da er die vurigen pfile des schalkhaften viendis inne verleschen moge. vnd alle die dinc die tut er durch des willen das er sinen schaden an dem menschen moge gerechen der en vz dem huse sinir selen hat vertreben. GREGORIUS in dem zehenden buche vf Job: Der mensche do er von der gewalt des tuuels gelosit wart. do bleip er legen als eyn todir mensche von dem der geyst des lebens gevaren were. vnd das geschach da von das er von der gewalt des bosin geistis mit gotlicher craft was gelost. Denne welch mensche itzunt dem tuuele also verre entsagit das er in em selben alle irdische begerunge der ziet vndir sich legen wil der totit in em selbir allirdinge das be[151ra]gencnizze uleisliches lebenis vnd der irschinit der werlde als ob er tot sie denne er en lebet itzunt nicht in eyme lebene das ir geliech ist. vnd von dem so sprechen ouch uile luite _____________ 16 wirt Randnotiz 32 Gregorius Moralium

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das er tot sie. Denne die luite die von dem geiste gotis nicht en wizzen noch ouch geistlichen leben en kunnen die wellen wenen das der allirdinge von disme lebene verscheyden sie der en geliech in eyme uleislichen lebene mit en nicht leben en kan. denne sie en wizzen noch enhalden von keyme lebene nicht denne von dem uleislichen lebene alleine. vnd eyn andir leben das dem geyste zu gehort das halden sie allir dinge vor eyn tot dinc. JERONIMUS: Bie dem das diz kint von sinen iungen tagen von dem bosin viende gemuet wart so swerlichen. so ist in em die diet des heidenischen uolkis bezeichent. Denne das gab sich von iugent sinir kintlichen geburt zu deme vnnutzen dinste der vremden gote. vnd was an irme dinste so gar vervlizzen das sie ire sune vnd ouch ire tochtire den tuuelen die sie vor gote anbeten oppferten. vnd dar vm so spricht man ouch vortme das der selbe tuuel den menschen dicke in das wazzir vnd in das vuir warf. Denne vz der heidenischen diet so waren etliche die den tuuel in dem wazzere anebetten vnd ouch etliche die en in dem vuire anbetten. vnd also din[151rb]ten sie em in manchirhande creature vnd wo inne sie em denne dinten dar in warf er sie. BEDA: Odir bie disme menschen der so swerlichen mit dem tuuele besezzen was vnd von em gevangen so sint die bezeichent die mit der schult der erbesunden sint bestricket vnd komen also in dise werlt vf das sie Cristus mit sinir gnade selk mache vnd sie von den sunden lose da sie mite gevangen sint. Denne die wile das der mensche von Cristo nicht selk gemachit en wirt so wirfet en der tuuel dicke in das vuir des grimmes odir des zornis vnd ouch in das wazzir bosir vleislicher lust da er des menschen licham zu vntugent mite reyzet. denne die vntugent die machit den menschen zu male wecvlizen in bose begerunge. Denne die vntugent en kan keine sete genemen. Sundir der ewangeliste spricht vortme das der vnreyne geist wart von dem herren trotzende bedroiet. vnd nicht das kint das er bekummerte. Denne das kint lert die not vnd der tuuel was der not eyne sache. also sal ouch der tun der des begerit das sich die sundigen luite bezzern vnd begerit des das sich der sundir vortme zu tugenden halde der sal ane zwiuel die sunde allir dinge vz des menschen hertze wurtzeln mit herter strafunge vnd mit guteme rate vnd ouch mit grozir vlehe. sundir doch so sal er des men[151va]schen nicht hazzen an dem er die vntugent so swerlichen strafit denne er sal en von gotlicher minne libhaben vnd en beschirmen wo en not antrit als verre als er es vermac. JERONIMUS: Der herre berufit strafende den bosin geist sprechende. Du touber vnde du stummer geist. als ob er spreche. wor vm vnd mit welcheme rechte hastu die creature die ich geschaffen habe vnd nicht du das ich herre ir gegeben habe. Denne der vnreyner geist der vlizit

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sich dar an das er den menschen den er bekummert em vndirtenic machet beneme das horen vf das er en toub mache zu alle den spruchen die got durch die oren sinis uleisches odir in der predigate odir ouch in der schrift gesprechen mac vnd ouch zu allen geistlichen dingen dar des menschen selikeit ane liet vf das er icht moge von binnen odir von buzen gehoren das en zu gote truge da er em mite mochte entwerden. Er hindirt en ouch an der sprache vf das er gotis lob vnd gotis ere vmmer mit sime munde odir mit sime hertzen gespreche. abir also schire als sich der mensche mit der hulfe des herren von den banden der vntugent entbindit vnd wil buze vor sine sunde anegehn so irkrigit er widir sien horen vnd ouch sien sprechen. Sundir der herre verbutit denne dem tuuele so er en von dem menschen tribit das er mit nichte me widir in en komen en sulle. [151vb] Denne es en ist des herren wille nicht das der mensche vortme abir mit nuwen sunden vmmerme besmitzit werde. vnd das mac sich ouch der mensche vor bewaren das er icht me in en kome. denne er sal die offenen venstere sinis liebis vnd ouch sinis geistes mit negelen der waren demut vnd ouch der gotlichen libe verslahen das so der vnreyne geyst widir kumt vnd welde em abireyns in des menschen hertze eyne wonunge machen das er denne mit nichte keine geoffente stat en mac gevinden das er da durch abireyns in des menschen hertze mochte komen. Sundir der mensche do er gesunt von dem tuuele was gewurden do irscheyn er als ob er tot were. Denne der mensche der also von gotis hulfe gesunt gemachit wirt der muz sich also gar allir sunden verziegen als ob er en allir dinge tot were. vnd von den die also irsterben so spricht der apostel. Jr siet tot sundir uwer leben das ist mit Cristo in gote verborgen. (Kol 3,3) THEOPHILUS: Sundir nach alle disen dingen ist es das Jhesus mit den spruchen des heilgen ewangelij vnsire hant das ist vnsire werbende leben begrifet vnd das in sime dinste veste heldit so werde wir allirdinge von dem tuuele gevriet. Sundir hie so sal man ebene merken das vns got alrerst hilfit so wir mit dem tuuele das ist [152ra] mit den sunden bestrickt sint vf die rede das wir irer gelosen mogen. vnd da nach so wil er das wir ouch gute werc angriefen vnd die vf ire recht wirken. vnd dar vm so spricht man hie das der herre disen betrupten menschen alrerst begreif vnd en irhub. vnd da merket man offenberlichen die hulfe gotis die der herre von sinen gnaden dem sundere uerliet. denne were das er en nicht irhube so en mochte er selber nicht von den sunden irstehn. Sundir do er en irhub do irstunt er vnd da bewisit man mite des menschen vliez den er zu den tugenden sal haben nach der ziet so er en von sinen sunden irhebit. _____________ 36 gnaden] gnadem

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BEDA: Da nach do der herre sine zwelfboten hat gelart wie man den allir schalchaftigesten tuuel von dem menschen vertriben mac. denne er spricht. Das adil der tuuele das ist so bose das man es ane vaste vnd ane gebet mit nichte vertriben en mac. vnd nach dem so wil er vns ouch allen leren das wir vns an die vaste vnd an das gebet sullen halden vf das wir sicher vor des tuuels bekorunge mogen gesien. denne mit den zwen tugenden so moge wir die sweristen bekorungen des tuuels von vns veriagen vnd ouch allis das das die werlt mit irem vreuele widir vns begehn mac. Denne mit den zwen tugenden so legerge wir vnseren grim so wir widir die von hertzen zornen die [152rb] vns lastir irboten haben. vnd vns denne an en odir an irme gute odir ouch an iren nehesten rechen wellen so helfen vns die zwu tugende das wir den zorn widir vns selben keren vnde zornen widir vns selben vm das das wir so uile sunde widir vnserer sele selikeit begangen haben vnd ouch das wir so lange widir got gelebit haben vnd das wir so uile tugende haben verloren. Denne die vaste die eyne groze tugent ist die ist eyn gemeyne dinc. denne sie en wirt nicht alleine da zu geordent das der mensche sich von spise odir von tranke enthalde sundir sie liet ouch dar ane das der mensche alle die wollust sinis liebis vndirwegen laze vnd verziege sich allis des da er sine sele mochte mite besmitzen. vnd der midit alle lidunge der sunde vnd ouch alle sunde in ir selben. also ist ouch das gebet eyne gemeyne tugent. den die tugent en steht nicht alleine an den worteren die man spricht mit dem munde da wir die gotliche barmherzikeit mite anrufen. sundir die tugent die wirt ouch an allen dingen uollenbrocht die wir vben in eyme dinste vnsirs scheppfers in gantzeme gelouben. Denne von dem gebete so wil der prophete sprechen. Mien gebet das sal vfgeschicket werden als eyn rouchender wirouch in dien antlitze. (Ps 141[140],2) vnd die gemeyne tugent des gebetis meynit der apostel da er spricht. Jr sullet ane vndirlaz beten. (1 Thess 5,17) JERONIMUS: Odir andirs. Denne die [152va] vnkuscheit des vleisches die hat mit ir zuhengende die torheit vnd die vntugent die wirt mit der rechten vaste verstorit denne so man dem lichame abezuhet an spise vnd an tranke so wirt er zu lest also kranc das er das liden der vnkuscheyt sanfte tragen mac. vnde also wirt ouch die tracheit vnd das vnwizzen ouch mit dem gebete veriaget. denne man muz eynir iclichen wunden ire sundirliche ertstdie geben. denne die ertstdie en mac das ouge nicht gesunt das dem vuze nutze ist. vnd dar vm so muz man mit der vaste die lidunge des vleisches gesunt machen vnd vertriben. den als man mit der vaste alle die lust des vleisches gesunt machit vnd vertribt als vertribit man alle vngemach der sunde des hertzen mit dem reynen gebete.

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Vnd do gingen sie von dannen vnd gingen die anderen lant vor bes das sie quamen in Galileam. vnd er wolde des nicht das es ymant weste das er da were. (Mk 9,30) Sundir er larte sine iungere vnd sprach zu en. Denne des menschen sun wirt verraten vnd in die hende der luite geentwertit. vnd sie werden en totin. vnd so er denne getotit wirt so sal er widir an dem dritten tage widir von dem tode irstehn. (31) vnd des wortis des en vernamen sie nicht. vnde vorchten sich das sie en nicht vregen en tursten. (32) vnd do quamen sie zu Capharnaum. vnd do er mit den iungern in dem huse was do vregete er sie wo [152vb] von sie an dem wege geret hetten. (33) vnd do swegen sie denne sie hatten wechzelrede in vrage vnd in entwerte gehat an dem wege welcher vndir en der groste were. (34) vnd do er sich nidirgesatzte do lut er vor sich die zwelue vnde sprach zu en. Swer vndir vch der erste wil sien der sal uwer allir diner werden. (35) vnd des nam er eyn kint vnd schickte es in das mittil vndir sie. vnd do er es vmgevinc do sprach er zu en. (36) welcher eyns vz also getanen kindern entpfehet in mime namen der entpfehet mich. vnd swer mich denne enpfehet der entpfehet mich nicht sundir den der mich hat gesant. (37) THEOPHILUS: Nach dem grozen wundirwerke das der herre an dem iungen menschen hatte getan vz dem er den touben vnd den stummen tuuel getriben hatte so beginnit der herre nu eynr anderen rede mit synen iungeren vnd wil en vorsagen als sich es da nach wart irgehn. Denne die iungere die hatten den herren vleislichen ser lib also das sie mit nichte hetten mocht von em scheyden vnd dar vm so moste er en dicke sien liden vorlegen vf das sie allentzeln da zu gewonit wurden vf das so es zu queme das sie es denne als vile die baz mochten geliden. vnd dar vm so saget er en nu ouch von sinir martir vor lange e denne sie irgehn solde vf das er en da mite zu irkennen gebe das er nicht [153ra] die martir widir sinen willen solde liden sundir das er sie an sich mit eygenem willen neme vnd lide sie in welchirleie schicht das er welde. vnd dar vm so spricht der ewangeliste: „Vnd do ginc er von dannen vnd vor ginc andire lant vnd quam zu Galilea vnd wolde nicht das es ymant weste das er da were. Sundir er larte da sine iungere vnd sprach zu en. Denne des menschen sun der wirt verraten vnd geentwert in der luite hende vnd die werden en totin.“ _____________ 10 sie denne] sie vnd denne

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BEDA: Der herre tut als eyn gutir meystir der die suze artsdie mit etwas bittirkeit mengit vf das sie dem siechen ebene kome. also tut ouch der herre hie denne er mengit den iungeren widirzeme dinc mit den die nach irem willen waren. Denne do er sie hatte gelart wie sie das vnreyne adil der tuuele vztriben solden mit vastene vnd mit dem gebete so beginnit er en ouch von sinir marter zu sagen vf das er sie mit den spruchen vor der ziet warnete vnde das sie ire gemute da nach setzten vf das sie denne icht zu sere irschreken. Denne so das hertze des menschen balde lidit vnd des lidenis vor nicht irkennit so lidit es swerlichen. abir so es vor bekennit das liden so mac es sien gemute da kegen schicken das es das als uile die gerinclicher lide. Denne die vorbedachten pinen die en sint nicht also swer [153rb] als die anderen da der licham odir das hertze nicht zu gewonit en ist. THEOPHILUS: Dar nach do en der herre gesagete von sinir marter die sie bilchen vnd sere betrupte do mengite er ein andirs da zu das en bilchen noch uile grozere vroide brengen solde. Denne also sere vnd noch sirrer wurden di iungere der vfirstende gevrouwet denne sie sinis todis wurden gemuet vnd betrubit. vnd dar vm so volgit da: „Vnd so sie en denne getotin so wirt er an dem dritten tage widir von dem tode irstehn.“ vnd da mite so wil vns der herre ouch eyne lere geben das wir sullen wizzen das alle ziet nach eyme grozen betrupnizze eyne geistliche odir eyne werltliche vroide entstet. vnd dar vm so wolde er en die vroide vorsagen die en nach dem betrupnizze solde entsten. vf das das sie das betrupnizze als uile die geduldiclicher trugen. Denne als uile als der mensche an sime lidene gedult bewiset als uile e irlosit en got von dem lidene. vnd als uile me vroide gibit er em da nach. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd en was das wort vnbekant vnd vorchten sich vnd en tursten en nicht vregen.“ BEDA: Hie mac man pruuen das eyn vnwizzen in dem menschen nicht alleine entsteht von tracheit wegen der vernumft vnd des sinnis. sundir das vnwizzen das irhebit sich dicke in dem menschen von vbiriger libe die eyns zu dem andern tregit. vnd als geschach [153va] es ouch alhie vndir den iungeren des herren. Denne das vnwizzen in den in das wort das er von sinir marter sprach vnbekant was das en quam von irer vnvernumft nicht zu wege odir da von das sie nicht bereytes sinnis en hetten das sie den spruch mite mochten begrifen. den das wort was offinbar das er von sinir martir sprach. Sundir das vnwizzen quam in den iungeren zu wege von grozir minne die sie zu dem Heylande trugen. denne die verblente sie so gar zu alle dem das en widirzeme was das sie des mit nichte en mochten begrifen. denne die iungere waren dennoch vleischlich vnd en mochten die heymelichen craft die an dem cruce lac dennoch nicht begriefen. denne sie hilden den tot des crucis vor eyn

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schemelich dinc als sie es vz der e hatten vernomen. vnd so denne werlichen an Cristo das irkant hatten das er des ewigen gotis sun was vnd hatte sich in eyme sterbenden vleische der werlde bewiset vf das er die werlt von irme ewigen tode irloste. vnd dar vm so en mochten sie des mit nichte mit irer vernumft begrifen das er so eyns schemelichen todis von den Juden solde irsterben. vnd dar vm so er ouch dicke in biespilen mit en rette vnd in figuren. vnd ouch mit der schar der luite so en wolden sie sien nicht wenen das er in dem worte sinen naturlichen tot welde meynen. sundir das er als in eyme biespile spreche von sime [153vb] verratende vnd ouch von sime tode vnd welde doch eyn andir dinc als in eynr figure mite meynen. Sundir da uolgit: „vnd do quamen sie zu Capharnaum.“ JERONIMUS: Capharnaum die stat die ist so uile in irer vzlegunge gesprochen als eyn dorf des trostis. vnd die vzlegunge die vugit sich ouch ebene zu dem sinne der wort do der herre sprach: „vnd so sie des menschen sun werden todin so wirt er an dem dritten tage von dem tode widir vfirstehn.“ Sundir da volgit: „vnd do sie do alle in deme huse waren do uregete er sie wo von sie an dem wege rede hetten gehat. vnd do swegen sie.“ CRISOSTOMUS: Sich wie eyne zweitracht schinit vndir den ewangelisten. Denne Matheus der ewangeliste spricht das die iungere des herren eynis tagis zu em traten sprechende. welcher wenstu der vndir vns der groste sie in dem rieche der himele. (Mt 18,1) vnd Marcus der spricht hie das sie da von mit den anderen an dem wege hatten geret welcher vndir en der groste were. Sundir man mac dise schinende zweitracht in zweierleie wise entscheiden. denne Matheus der verswigit das die iungere die rede welcher vndir en grozir were in dem rieche der himele vndir en an dem wege hatten zuhanden gehat bes an die stat da Marcus spricht das sie der herre vregete was sie mit rede an dem wege zusamne ge[154ra]handilt hatten. vnd let das ouch vndirwegen das der herre der iungere gedanken hatte an dem wege irkant. vnd ouch so mac man disen spruch andirs entscheyden also das man en in der wise verneme. Denne alle das das die iungere des herren in sime abewesende odir ouch heymelichen sprachen odir gedochten das sprachen sie beide mit dem munde vnd ouch mit dem hertzen widir en denne em waren alle ire werk so wol bekant als ob er sie alle gesehen hette. Sundir da uolgit: „Denne sie hatten vndir en selbir mit wechzelrede gedisputiret welcher vndir en grozir denne der andire were.“ Sundir Lucas der ewangeliste der spricht hie an disir stat das eyn gedanke in die iungere quam welcher vndir en der groste were. (Lk 9,46) sundir der herre der machte ire _____________ 11 sie] zie

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gedanken vnd ire meynunge da mite offinbar das er sie alle vor sich lut vnd hatte die rede mit en zuhanden als hie volgit in des ewangelij hystorie die hie Marcus beschribit. JERONIMUS: Die iungere des herren die handilten bilchen die wort von dem vurstentume do sie gingen an dem wege. Denne dise handelunge die ist ouch geliech der vurstelichen stat. denne Capharnaum die was die houbtstat in dem lande. Denne so der mensche eyn vurstentum irkrigit so muz er es also lazen als er es begriefet. vnd die wile das es eyn mensche heldit so ent[154rb]vluzet es em vz sinir hant. vnd das ist denne vngewis zu welcher ziet das sal geschen vnd ouch an welcheme tage es ende sulle nemen. vnd dar vm so der meister sach das die iungere die dinc mit begerunge suchten die also vergehn muzen denne sie en haben kein stete wesen vnd hinderen ouch den menschen an sinir sele selikeit vnd dar vm so wolde er die begerunge sinen iungern benemen die er in allen tugenden uolkomen wolde haben. BEDA: Sundir mich bedunkit das sich da von die disputacio vndir den iungeren irhube welcher vndir en der groste were vnde wer das vurstentum vndir en bilcher halden solde. denne sie hatten das gesehen das der herre hatte genomen Petrum Jacobum vnd Johannem vf vnd hatte sie besiten gevurt vf den hohen berc. vnd do wenten sie ane zwiuel das er en icht grozer vnd vnsprecheliche heymeliche dinc hette bewisit vnde das er en da mite eyne herschaft vbir die anderen hette bevoln. Sundir ouch so gedochten sie dar an als Matheus beschribit das der herre Petro die sluzzele hatte beuolen (Mt 16,19) vnd dar vm so wolden sie wenen das er der groste in den himelen solde sien. Sundir do der herre das in sinen iungeren irkante das ire gedanken mit der begerunge vmmegingen das eyn iclicher des vurstentums begernde was do wolde der herre die begerunge der irdischen ere da sie mite verwunt waren mit der salbe [154va] der demut heilen. Denne der die herschaft in dem ewigen lebene haben wil der muz hie die stufen der demut stigen. denne der sich irhebit der wirt gedemutigit vnd der sich demutigit der wirt irhaben. vnd dar vm manet sie der herre mit eyme slechten gebote der demut vnd bewiset en das das sie nicht alleine keynr herschaft begeren en sullen sundir das sie ouch alle vurstentum vlihen sullen. vnd dar vm so uolgit da nach: „Vnd do satzte er sich nydir vnd lut die zwelue vor sich vnd sprach zu en. welchir der erste vndir uch sien wil. der sal vndir den anderen der allir letste sien vnd uwerer allir diner.“ JERONIMUS: Sundir hie sal man merken das zu dem male do die iungere die gedanken anrurten von dem vurstentume do wandirten sie an dem wege in grozir vnrue. Denne als sie mit eyme sturmenden gedan-

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ken des hertzen waren vm das eyn iclicher gerne eyn vurstentum hetten gehat also waren sie ouch mit vnrue an dem liebe. denne sie wandirten an dem wege. Sundir do der herre sie leren wolde wie sie demut solden halden do saz er stille. vnd wil da mite bewisen das die demut in eynr steten rue steht vnbekummert mit der werlde sache. denne so die vursten swerlichen muzen erbeiten so sitzen die demutigen stille. CRISOSTOMUS: Die iungere des herren die [154vb] waren irdische luite vnd weren ouch gerne entsehen gewest vm die sache das sie alle dinc vndirwegen hatten gelazen vnd hatten em in so grozme ermute geuolgit. Denne sie beduchte des das es eyn groz dinc were das sie iungere so eyns grozin meystirs waren. vnd dar vm so begerten sie des das der herre etliche ere an sie hette gelegit denne die begerunge die was stetis in em blibende als in luiten der werlde das sie in etlicher wise von gote irhaben wurden vnd in groze ere gesatzt wurden kegen der werld. vnd das hette sie wol bilch geducht. Denne als uile als eyn iclich mensche an tugenden wachzende ist als uile me ist er ouch wert das man ere an en lege. denne ie eynr grozir vnd stetir ist in eyme guten lebene ie er grozirer ere wirdic ist. vnd dar vm so en wolde der herre ire begerunge nicht allir dinge verstoren noch sie vernichten. sundir er machte en eyne rede von der demut vf das sie durch die demut zu der ere solden komen. Denne demut in zietlichen dingen ist eyne irhebunge in himelischen dingen. vnd ist dem geliech das der herre zu Saule in der kunige buche spricht. Do du wenic wares in dinen ougen do satzte ich dich zu eyme vursten vbir mien uolk. (1 Sam 15,17) vnd dar vmme das das der herre wol irkante das er sie da zu irwelit hat[155ra]te das sie vursten der himele solden werden vnde mit em vf den zwelf richte stulen solden sitzen. so en wolde er sie an der ere nicht hinderen sundir er wolde das das fundament der begerunge die demut were. denne vf die tugent muz man alle die anderen buwen. THEOPHILUS: Der herre vnsir meyster der en wil des nicht das wir vns zu herschaft disir ziet mit begerunge sullen geben vf das das wir die herschaft in hochvart odir in rache vbir vnsire viende mochten vben odir vf das wir ouch andire dinc da mite welden begehn da wir vns ouch gotis mite gehinderen mochten. Sundir er wil das wir durch die demut disir ziet zu der ewigen hoge stigen. denne vor alle ere muz die demut gehn als Salomon wil. (Spr 15,33; 18,12) Sundir vf das sie der herre an den spruchen die liblicher mochte bestetigen so wold er sie an die tugent vuren mit eyme bilde kintlicher vnschult. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er nam eyn kint vnd schickte das mitten vndir sie.“ CRISOSTOMUS: Die kintheit _____________ 1 vurstentum hetten] vurstentum gerne hetten mus in Matth.

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di ist da von reyn vnd ouch vrie das sie mit keime nyde bekummert en ist denne sie ist eynueldic vnd en hat ouch keyne begerunge nach iteler ere denne die ist demutic. vnd ouch so en begerit die kintheit keyns vorgehndis noch ouch herschaft sundir sie let ir an allen dingen ge[155rb]nugen. vnd in des kindes geliech so wolde en der herre eyne wise geben wie sie die hochvart miden solden vnd wie irer eynr den andern vm sien vorgehn nicht nyden en solde noch ouch das sie iteler ere ane den rechten orden der demut mit nichte begeren en solden. Sundir der herre der en sprach nicht alleyne von dem kinde zu sinen iungeren. ist es das ir also werdit als das kint ist vnd em geliech so sultir groz lon in den himelen enpfahen. sundir er sprach ouch. Jst es das ir so getane durch mich erit so werdit ir ouch da von groz lon enpfahen. (Mt 18,3f.) vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do er das kint vmmegevangen hatte do sprach er zu en. welcher eynr vz vch also getan eyn kint enpfehet in mime namen der enpfehet ouch mich.“ BEDA: Jn dem spruche so bedunket mich ane zwiuel das der herre wil das man die armen die durch synir ere willen arm sint von allen luiten gutlichen sullen entpfangen werden. vnd sundirlichen sullen en die gutlich tun die die grosten vndir den anderen sint. Denne da mite so bewiset man Cristo lob vnd ere. denne sie sint arm gewurden durch des willen der vz sinis vatirs schoze her nidir quam vnd wolde durch vnseren willen eyn ellender vnd eyn armer mensche werden vf das wir widir in en rieche wurden. denne sie haben alle dinc gesehen vf das en das eyne gut zu teyle [155va] werde. Odir der herre gibit hie sinen iungeren eynen nutzen rat denne er wil das von en haben das sie iunc vnd cleine ane bosheit sullen sien in alsulcher wise das sie an en eynueldikeit sullen haben ane allirleie irhebunge. vnd ouch ware brudirliche libe ane allen nyet. vnd innikeit des hertzen in grozir minsamkeit ane allen zorn. Sundir da mite das er das kint vmme vehet vnd zu em druckit da wil der herre mite bewisen das die demutigen des wirdic sint das sie der herre vmmevahe vnd sie in gantzer truwe lib habe. Sundir der herre spricht ouch. in mime namen. vnd da mite so wil er sie leren das sie die selbe forme der tugende an sich sullen nemen durch den namen Jhesu Cristi von anleitunge wegen irer vernumft. die forme der tugende eyn kint von anleitunge der vnschuldigen naturen heldit. Sundir vm das das der herre sprach das man en in den kinderen wurde enpfahen vnd dar vm vf das ymant wente das er eyn lutir mensche were den kinderen gelich als er an der menscheit scheyn so wolde er bewisen das er von eyme gesant was der nicht eyn mensche en was vnd sprach als hie uolgit: „Vnd so er mich denne enpfehet so enpfehet er mich nicht sundir er enpfehet den _____________ 21 durch Randnotiz

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der mich hat gesant.“ vnd in dem spruche so wil der herre bewisen das er in allen dingen geliech [155vb] were dem vatire beide in almechtikeit vnd ouch in gotlicher craft. THEOPHILUS: Sich wundir wie groz das die tugent ist vnd ouch wie nutze. denne wer sie heldit vnd ir vndirtan ist der wirt des wert das sien hertze eine wonunge gotis wirt beide des vatirs vnd des sunis vnd ouch des heiligen geistes.

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Vnd do entwerte em Johannes sprechende zu em. Meyster wir sagen eynen der warf tuuele vz von den luiten in dime namen vnd der en uolgit dir nicht vnd wir verboten es em. (Mk 9,38) Sundir do sprach Jhesus. Jr en sullet em nicht verbiten. denne da en ist keinr der da tugent in mime namen tut vnd der da moge balde vbile von mir gereden. (39) denne swer da nicht widir vns en ist der ist vor vns. (40) Denne swer uch gibit zu trinken eyn kelch kaldis wazzers in mime namen vm das das ir Cristo zugehorit so sage ich uch werlichen das er sien lon nicht en wirt verlisen. (41) vnd wer da eynen vndir disen cleynen ergert die an mich gelouben dem wer es gut das man em vmme synen hals bunde eyne esils mule vnd das er vort in das mer wurde gewurfen. (42) BEDA: Johannes der hatte den herren in sundirlicher wise lib denne er en hette des nicht mocht liden das keine smaheit an en odir an sinir werk [156ra] keins wer gevallen von ymande. vnd dar vm so was em das muelich das ymant der gabe gotis solde gebruchen der dem herren in dem rechten wege der selikeit nicht volgen en wolde. vnd dar vmme so wold er ouch dem die woltat benemen da er die tuuele mite vztreib vm das das er an sinen werken nicht gerecht en was. vnd dar vm vergunde er em der tugent der er an gotis ere nicht en verzerte noch volendite. vnd vm das so spricht der ewangeliste: „Vnd Johannes der entwerte em sprechende. Meyster wir sagen eynen der warf die tuuele vz in dime namen vnd treib sie vz von den luiten vnd dem verbote wir es denne er en uolgit vns nicht.“ CRISOSTOMUS: Der luite was uile bie Cristi gezieten die geloubic waren vnd dar vm etliche sundirliche gnade des heilgen geistes hatten enpfangen vnd dennoch so en waren sie mit Cristo nicht als sine iungere. vnd der geloubigen luite was ouch disir eynir der die tuuele vztreib von den luiten. denne der geloubigen was uile vnd en hatten sich doch nicht alle ordelichen zu allen dingen. Den irer waren etliche die hatten ser eyn gut leben das da reyn vnd kusch was. sundir doch so en waren sie nicht allirdinge volkomen an dem gelouben. abir die hatten uolkomenen gelouben an allen dingen. sundir sie en waren so reyner [156rb] werke nicht als die ersten.

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THEOPHILUS: Odir es quam ouch da von zu wege denne etliche vngeloubige luite do sie das irsagen das die iungere so groze zeichene in dem namen Jhesu uolbrochten do wolden sie ouch versuchen ob der name ouch bie en keine craft bie en mochte gehaben. vnd dar vm so die etliche luite vnd den die da mit dem bosin geiste besezzen waren so nanten sie den namen Jhesu vor den besezzenen luiten. vnd geboten den tuuelen bie dem namen das sie von dannen vuren. vnde so wurden die vnreynen geiste dem edilen namen alzuhant gehorsam vnd wichen von dannen. vnd das en quam von der wirdikeit wegen nicht zu denne sie waren der gnaden gotis vnwirdic. sundir es geschach durch des edilen namen willen in dem alle sundere vnd ouch sunderinnen selk solden werden. Den der herre der tete als eyn milder got denne er gunde des eyme iclichen das er von sinir gute etwas tete. vnd als wold er es ouch verhengen durch synir ere willen das sien name durch die vnwirdigen luite in vbunge der wundirwerc solden gebreitit werden. CRISOSTOMUS: Hie en sal nimant wenen das Johannes das von eyme vnordelichen nyde odir von eyns grimmes wegen es dem verbot der die tuuele vz treib das er sich des amtis mit nichte vndirwinden en solde. sundir er tete es vm das [156va] denne er was des begernde das der name Cristi von keinen vntugentsamen luiten wurde genant. odir ouch von den vnd ob sie wol tugentsam weren vnd Cristo nicht en uolgeten noch mit em echtunge en leden so en wolde er nicht das sie sich des namen vndirwunden zu keinen wundirwerken zu tunde. Denne Johannes der wolde also das eyn iclicher der des edilen namen Jhesu in wundirwerken welde gebruchen das er ouch dem namen uolgete da er alsulche craft ane merckte vnd wurde des herren iunger der name er zu so grozen dingen anrief. vnd uolgete Cristo mit em gut vnd arc zu lidene vnd were mit den iungeren des herren eyn in eynir brudirschaft. Sundir doch so wolde der herre zu den gezieten alsulche dinc verhengen vnd gestatit irer noch. denne alleyne das die vnwirdic sint die die wundirwerc in dem namen des herren volbrengen so werden doch andire luite durch die wundirwerc in den gelouben Cristi gezogen in des name alsulche dinc vor en geschen. vnd ouch so geschiet es gemeynlichen das alleine das die meystere der tugent sien vnwirdic sint das sie doch da von in etlicher maze bezzer werden denne sie sint so sie in dem namen Jhesu eyne also vnsprecheliche gnade irkennen vnde von dem male die warheit so sere nicht anevechten als sie vor haben getan. vnd dar vm so [156vb] uolgit da: „Vnd Jhesus der sprach. Jr en sullit es em nicht verbiten.“ BEDA: Jn dem spruche so wil vns allen der herre leren das so wir eynen menschen irkennen der in eyme vnuolkomeneme teile gotlicher tugende steht em mit nichte verbiten en sulle das er sie so krenclichen

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wirke denne in welcher wise man icht gutis getut so wirt io got da von gelobit vnd geerit. sundir wir sullen en da zu mit wortin vnd ouch mit den werken laden vnd reyzen das er alle vnbekentnizze abelege vnd irkrige das des er noch nicht en hat vnd trete kunlichen zu gote so wil er em geben allis des er von em begerende ist. denne man mac den vile sanfter an den tugenden bestetigen dem die tugende etwas smecken also das er uolkomen dar inne werde denne man den in die tugende mac gezihen der noch bekennen noch ouch smac der tugende en hat. CRISOSTOMUS: Der herre der bewiset das Johanni mit eynir pruuelichen rede wor vm das man alsulche luite an iren werken nicht en sulle hindern noch en ouch verbiten en sulle das sie der selben cranken werc nicht en tun. vnd bewiset das also sprechende als da uolgit: „Denne der en ist keinr vndir den der etliche tugentsame craft in mime namen wirket vnd moge denne balde nach der ziet vbile von mir gereden.“ [157ra] Dise wort die spricht der herre durch der zukomenden ketzerie willen da dise meistere vbirwaren die sie schreben vnd tichten Symon vnd Menander vnd ouch Cherintus. denne die sprachen das man keine wundirwerc in dem namen Jhesu Cristi gewirken en mochte. denne sie en geloubten des nicht das der herre eyn war mensche wer gewesit vnd dar vm so en geloubten sie ouch nicht an sinen namen. vnd ouch so en wolden sie ouch in dem namen keine zeichene wirken. sundir sie gingen mit etlicher tuscherie vm da sie der luite ougen mite verblenditen also das die luite wolden wenen das sie in gotlicher craft wundirwerk wurchten so sie doch nicht andirs die werk volbrochten denne in des tuuels list. vnd ob der herre spreche. Sundir dise die da wundirwerc in mime namen wirken vnd ist es wol das sie vch nicht en uolgen so en mogen sie doch in keinr wise steticlichen sprechen widir vch. denne sie eren ouch minen namen da mite das sie die tugende der wundirwerc dar inne wirken. vnd dar vm so en mogen sie widir uch nicht getun denne sie predigen den selben minen namen in iren gebrechelichen werken den ir ouch prediget in uweren uolkomenen wundirwerken. THEOPHILUS: Diz wort leget der herre sinen iungeren vor als ob er widir sie spreche in bezugun[157rb]ge das sie widir en nicht getun en mogen. denne wie mochten sie vbile von mir gereden so sie von mime namen eyne gantze orsache irer werltlichen ere halden vnd nemen vnd ouch irer geistlichen. denne er en mac sinir wundirwerc nicht uolbrengen vf ire rechte ende er en rufe minen namen da zu an vf das er em sien werc forme das ane den namen vngeformit blebe. Sundir da volgit: „Denne der widir uch nicht en ist der ist vor uch.“ _____________ 20 ouch nicht] ouch des nicht 32 er widir] er widir sie widir

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AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie muz man eben merken das disir spruch des herren eyme anderen sinne des herren da er in eynr andern stat spricht. swer mit mir nicht en ist der ist widir mich. (Mt 12,30; Lk 11,23) icht wideric sie. Sundir dise schinende zweytracht die mochte eynr also entscheiden das der herre hie dise wort da er spricht. Der nicht widir uch en ist der ist vor uch von den iungeren spreche die luite waren anderen luiten in etlicher maze geliech sundir an der anderen stat do sprach er von em selben. swer nicht mit mir en ist der ist widir mich. Sundir dise entrichtunge die hat eyn widirkeuelen. Denne wie mochte das gesien das der mit dem herren nicht en were als sien vrunt der mit sinen iungeren die sine gelide doch sint gesellic were in eynr vruntschaft also das er widir sie nicht en were. denne wie mochte denne das war gesien das der herre von sinen geeyneten iungeren spricht. Swer vch [157va] enpfehet der enpfehet ouch mich. (Mt 10,40) Odir wie mochte der widir den herren nicht gesien der widir sine iungere ist. odir wo blibit ouch der spruch des herren den er zu den iungern spricht. wer uch versmehet der versmehet ouch mich. (Lk 10,16) Sundir disen spruch den wil der herre also vernemende entscheiden das also uile eyn iclicher mit em nicht en ist als uile als er widir em ist vnd als uile mit em ist als er mit em blibende ist. vnd des mac man also eyn geliechnizze nemen. denne gelicher wise als der der die craft in so grozen tugenden in dem namen Cristi wurchte vnd doch in der geselleschaft der iungere nicht en was. sundir doch als uile wundirwerc er in dem namen Cristi wurchte so was er mit en vnd nicht widir sie. sundir als uile als er nicht in irer geselleschaft Cristo uolgete als uile so en was er mit en nicht. Sundir vm das das die iungere dem das verboten in dem das er mit en was so sprach der herre zu en. Jr en sullet es en nicht uerbiten. Denne das solden sie em alleine verboten haben das er mit den werken nicht lenger vortme buzen irer kumpenie were gebliben. denne da mite so hetten sie em der kirchen eynunge vor geleget. vnd ouch geraten. sundir des en solden sie em nicht verbiten da er mit en eyninne was vnd das was der name des meysters vnd des herren den er anrief so er die tuuele wolde vz den [157vb] luiten bannen den er da mite sere wirdigete. vnd der geliech so tut ouch die heilge cristene kirche. denne die en zuhet noch en verbutit den ketzeren nicht die gemeynen sacramente der kirchen sundir die kirche die verwizet en die zweitracht die sie widir sie halden vnd das sie der warheit vnd dem vride der kirchen wideric sint. denne in den sachen so sint sie allir dinge widir vns vnd nicht mit vns. _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang.

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CRISOSTOMUS: Diz clagen das Johannes tete vbir den der die tuuele vzwarf vnd doch Cristo nicht en uolgete das muz man also vernemen das die iungere des herren das wol irkanten das der uile was die an Cristum geloubiten vnd doch nicht Cristo als sine iungere en uolgeten durch des willen das sie also zu blibende eyn vrier leben hatten denne ob sie Cristo mit den anderen iungeren nach geuolgit weren. vnde das muete Johannem vnd ouch die anderen iungere des herren das sie den striet vnd die anvechtunge der Juden mit Cristo liden soldin. vnd die andern die da vrie waren vnd nichtisnicht en leden das die die selben zeichene solden tun die sie teten. vnd ouch so mac man es nach dem anderen sinne also vzlegen. Denne alleine das dise in der wise widir die iungere des herren waren das sie mit en Cristo nicht en uolgeten so en vochten sie doch da mite den [158ra] nicht an das sie sie von Cristo welden scheiden als von dem orspringe irer selikeit sundir sie erberten den namen gotis mit en. in dem das sie die tuuele vzwurfen in dem namen vnd da mite so breitten sie die ere gotis vndir dem uolke. vnd dar vm so begerten sie des nicht das sie den iungeren schedelich welden sien an iren selen. vnd dar vm so en waren sie noch widir Cristum an dem noch ouch widir die iungere. Sundir der andire spruch da der herre spricht. swer mit mir nicht en ist der ist widir mich. (Mt 12,30; Lk 11,23) da meynit er den tuuel mite denne der ist des zu allen gezieten remende das er den menschen von gote zihe. denne er ist alle ziet widir got. denne er en gan em des nicht das sine ere in keynem menschen gebreitit werde. vnde dar vm so begerit er des das er alle luite mochte gehinderen an irer selikeit vf das keyn mensche zu dem ewigen lebene en queme. vnd der ist also mit Cristo nicht das er ouch allirdinge widir en ist. vnd dar vm so er also vientlichen widir Cristum ist der das houbt ist vbir alle geloubige luite so was er ouch widir die iungere die Cristi des houbtis gelide waren. (1 Kor 6,15; 11,3; Eph 4,25) denne er welde alle die gelide der kirchen gerne von irme houbte teylen. vnd die gute samnunge der cristenheit zu strouwen also das zwischen dem houbte vnd den geliden keine stete eynunge en were. Da volgit: [158rb] „Denne welchir eyme gibit eynen kelch kaldis wazzirs der zu trinken in mime namen denne ir siet mine iungere werlichen sage ich uch das das der nicht sien lon en wirt verlisen.“ THEOPHILUS: Als ob der herre spreche. Jch bin so milde von gabe vnd so barmhertzic von gute das ich es deme nicht alleine en wil verbiten der da wundirwerc in mime namen wirkit. denne ist er wol bose vnd vntugentsam so leget er do mime namen die ere an. das er des bekennit _____________ 22 gezieten remende] gezieten des remende

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das er sine wundirwerc nicht gewirken en mac er en muz es tun in mime namen. sundir ouch vbir das so wil ich deme mildikeit vnd gnade widir bezeigen der noch eyn minr dinc tut durch mich. denne swer uch das allir minste gibit das man gegeben mac durch mines namen erberikeit willen. odir der uch in sine herberge durch minen willen enpfehet vnd nicht durch menslicher gunst willen noch ouch durch werltliche ere sundir durch des willen das ir mine iungere siet der en sal mit nichte sien lon verlisen. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Vnd ouch so wil der herre in diseme spruche bewisen das alleine das der mit den iungeren des herren Cristo nicht en uolgete der die tuuele also vzwarf von den luiten in Cristi name da von ouch Johannes hie dem herren sagit so en was er doch in der wise von der iungere geselleschaft nicht gescheiden [158va] noch en was also von irme gelouben geteilit das er den gelouben Cristi welde aneuechten. denne er predigete den selben namen Cristi den sie ouch predigeten. vnd dar vm so en durften sie em keine schult des geben das er eyn verstorer des gelouben were den sie predigeten als ob er eyn ketzer were. Denne die ketzere so die den gelouben an eyme teile wellen verstoren so verstoren sie en gantz also uile als es an en ist. Sundir es was vm den menschen als ouch etlichen luiten geschiet di nicht eyn herte leben angriefen en turren durch der strengikeit willen die sie da in dem lebene irkennen. als en turste ouch disir mensche das sacrament Cristi Jhesu in dem gantzeme gelouben nicht enpfahen durch des willen. denne er hatte die angst das er eyme cristenlichem gelouben vnd lebene in eyme gantzen gelouben mit vollenkomener vbunge nicht geuolgen en mochte. vnd doch gewinnen die luite vnde der geliech Cristum vnd das gute leben so lib. den alleine das sie es nicht gantz an sich nemen en turren das sie durch Cristi libe willen vnd durch sine gunst gute luite die eyns guten lebens sint in ire huez enpfahen vnd en gutlichen tun vnd en tun des nicht vm keine andire sache denne vm das das sie gute cristene luite sint wie sie doch selben eynis uolkomenen cristenen gelouben nicht en sint. vnd von den allen so spricht der herre. Sie en werden [158vb] ire lon nicht uerlisen. denne sie sullen sich des in stetikeit vnd in sichirkeit halden das irer got nicht vergezzen en wil. denne der woltat vnd des gutin willen lon des sullen sie beiten in gantzer hoffenunge ouch ob sie dennoch nicht in der toufe Jhesu Cristi gewaschen odir gereyniget sint. vnd ouch ob sie dennoch nicht in die eynunge des lichamis gekomen sint. sundir des sullen ouch sie hoffende sien das sie ouch also von der barmhertzikeit gotis beschirmit werden das sie in iren _____________ 9 Augustinus de Cons. Evang. 27 Cristum vnd] Cristum cristum vnd

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sunden nicht werden irsterben. sundir das sie zu der selikeit der toufe von sundirlicher gnaden werden komen der sie dennoch nicht en haben vnd das sie denne da nach sichirlichen von disir werlde mogen scheiden. CRISOSTOMUS: Hie in disem worte so wiset der herre alle entschuldigunge besiten. denne eyn mensche dem man barmhertzikeit gebote kegen sime nehesten zu vben der mochte in die entschuldigunge treten also das er spreche. Jch hulfe mime nehesten gerne so bin ich so arm das ich en nicht rieche gemachen en mac. ich en habe ouch nicht so uile vbiriges brotis das ich en mite geseten mac noch ouch so uile gewandis das ich en mite gecleyden moge. noch ouch so uile herberge da ich en inne geherbergen moge. noch en mac en von dem tode noch vz dem kerkere gelosen. alle dise entschuldigunge der luite vnd ouch der [159ra] geliech die wisit der herre besiten mit eyme kelche kaldis wazzers. denne zu eyme trunke kaldis wazzirs so mac nimant sprechen das er arm sie odir das er des enpere also das er sien armen nicht mite geteilen en moge denne der das tut der en verlusit sien lon nicht. denne der widirwoc eynis grozen geldis der an der gabe liet noch ouch die turbarikeit en machet des nicht des wert das vm eyne zietliche gabe dem menschen das ewige leben zu lone wurde gegeben. sundir die wirdikeit die got an die gelegit hat die die gabe enpfahen vnd ouch die groze gunst der die sie geben vnd ouch ire begerunge die machet das werc wirdic des ewigen lebenis. vnde ouch vbir das so en wil der herre da mite nicht alleine eren sine iungere das er wil das man sie liblichen sulle enpfahen vnd en die notdurft geben. vnd wer das tut dem gelobit er das ewige leben zu lone. vnd ouch so wil er en da mite bewaren vor allir quale der pine die die vbirgehn muz die sine iungere vneren vnd en die notdurft entzihen vnd sie da mite ergeren. vnd dar vm uolgit da: „Vnd swer da ergert eynen vz disen cleynen die an mich gelouben deme ist es me gut das man em eyne esils mole vm sinen hals binde vnd werfe en in das mer.“ als ob er der herre spreche. Gelicher wise [159rb] als die groz lon werden entpfahen die vch durch mich eren denne ich wil sie in dem iungisten urteile zu mir nemen. also werden ouch die die vch vneren vnd ouch keine gute irbiten vnd uch da mite ergern die leste rache an dem iungesten gerichte enpfahen so ich sie von mir in den ewigen tot verstozen wil sprechende. Geht vervluchten in das ewige vuir das dem tuuele bereitit ist. (Mt 25,41) vnd das wil vns der herre zu irkennen geben an den pinen die vnseren ougen in diseme lebene offinbar ist. vnd sint vntrechtliche pinen eyme iclichen menschen. Denne der herre der spricht hie von dem molesteyne den ein esil vmmezuhet. vnd da von das man den sweren steyn dem menschen an sinen hals sulle hengen vnd en in das mer werfe vf das er

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dar inne irtrinke. vnd ouch so en spricht der herre nicht geliech zu. man sal em eynen mulestein an sinen hals hengen vnd da mite in das mer werfe vf das er da inne irtrinke. sundir er spricht. es ist em me gut das man em den mulestein an sinen hals henge. als ob er spreche. Es ist em gut das er die pinende quale lide. vnd wil da mite bewisen das em noch eyne uile grozire pine vor der hant heldit. vnd das ist die pine der ewigen quale. Sundir bie den cleinen die an en gelouben so wil er die bezeychenen die sinen gotlichen namen in iren werken anrufen vnd ouch ob sie em [159va] nicht als die iungere en uolgen vnd ouch die die eynen kelch kaldis wazzirs eyme notdurftigen menschen geben an gotis ere. vnd ouch ob sie nicht andire dinc en tun da got grozlicher von gelobit wurde. vnd die alle die hat die ewige warheit so lib das er des nicht en wil das sie ymant ergere odir das sie ouch ymant hindere in iren werken vnd das ouch nimant den das verbite das sie den namen gotis an iren werken anrufe vnd ouch ob er andirer tugende da zu nicht en hat. BEDA: Sich welch eynen redelichen namen der herre den gibit die da kranc in sime gelouben sint. denne er heizet sie die cleynen. denne der ist werlichen cleine vnd vnbederbe an dem gelouben den man mit eynir cleinen ergerunge von dem gelouben mac veriagen. Denne der da groz vnd starc gewachzen ist an deme gelouben der en neygit sich mit nichte vm kein dinc von em. denne er lidit e allis das em zu liden geborit e denne das er sinen gelouben an keinen dingen welde minren. Sundir der da kranc ist an sime gelouben vnd an sime gemute das dennoch nicht beuestent en ist vnd dennoch nicht gewachzen ist an dem gelouben der suchit dicke orsache vf das er geergirt werde denne sien huez ist vf eynen sant gebuwit vnde dar vm also schier als es die vlut der bekorunge rurit so vellit es alzuhant da nidir. denne [159vb] were es uf eynen stein gesatzt so en wurfen es noch die vlute noch ouch die winde keynir ergerunge nidir. vnd dar vm so muze wir den cleinen dicke trost vnd getruwen rat geben vf das sie in dem gelouben veste bestehn vf das sie von vnsir wegen icht geergirt werden vnd sich dar vm von dem gelouben scheiden. GREGORIUS vf Ezechielem: Hie sal ouch eyn iclich mensche merken der keinrleie werc begehn wil die die luite der werlde sehen muzen denne an alle vnsern guten werken die wir in disir ziet begehn werden so sulle wir vns zu zieten huten mit gantzem ulize vf das wir ymande ergerunge geben. vnd ouch zu stunden so en sulle wir des nicht achten wer sich dar an ergirt. vnd sullen es vor nicht verslahen wer is vor gut vernemen wil odir nicht. Denne als uile als wir ane sunde in vnseren guten werken das mogen miden das wir vnsirme ebenen menschen kei_____________ 33 Gregorius super Ezech. 34 wil Randnotiz

Der fremde Wundertäter – Helfende Liebe gegen die Jünger

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ne ergerunge en geben das sulle wir tun mit allem ulize. sundir were das sich da von in den luiten eyne ergerunge sich irhube das die warheit an spruchen odir an werken iren vortganc hette vnd die ergerunge das welde der warheit verbiten das sie in wortin vnd ouch in werken keine vbunge en solde haben so were es bezzir das man sich lize eyne ergerunge in den luiten irheben denne das man die warheit zurucke wurfe vnd [160ra] die vndirwegen lize. GREGORIUS in dem buche von den geistlichen hirten: Geistlichen so ist bie der esils mule die da stetis vmmeloufit der vmmelouf werltliches lebenis vnd ouch die erbeit die in dem lebene ist bedutit. Denne in dem werltlichen lebene so en ruet der mensche nymmer sundir er ist in eyme steten bekummernizze mit disen zietlichen dingen in eynen wec das er sie mit sorcveldikeit beware vf das em das nicht entgehe das er itzunt mit sorcueldikeit besitzet. vnd da mite so ist er ouch in grozir vnstetikeit sinis lebenis e er me da zu gewinne. vnd dar vm so zuhet er vndir die viende vnd setzt sien leben zu wage. vnd er gibit sich ouch in die enchste des meris da er dicke groze not des lebens inne liden muz. wenne er slefit so ist der mensche mit sorge bekummert so er wachet so ist sien lieb vnd ouch sien geist in vnrue. vnd so er izzet so irbeitit er kume das er sine notdurft genimt. vnd so er denne in der kirchen mit sime gebete sinir sele selikeit solde werben so komen em ouch me der gedanken die vnnutze sint denne der wort ist die er da in sime gebete spricht vnde die vermittelen es so gar das es dem menschen in keinr wise zu nutze komen en mac. vnd also wirt es ouch itel vnd enic vor den ougen gotis vnd en wirt nicht irhort. vnde dar [160rb] vm so sint die luite rechte bie eynir esils molen beduitit. Denne geliecher wise als der esil zu allen stunde ane vndirlaz erbeiten muz vnd sine erbeit die wirt em doch allirminst nutze den sien vutirchen das em von sinir sweren erbeit wirt das ist ser kranc vnde snode. als wirt ouch dem bekummerten menschen der alle dinc durch der libe willen der werlde tut als eyme esile das snodiste zu lone. denne nicht me en hat er da von denne als uile als er sich mite bedecke vnd mit deme munde bestricke. vnd das grozte. silber vnd golt vnd ouch edile gesteyne. wieb vnd kint huez vnd hof vnd alle andire dinc die bliben der werlde widir als sie vor waren. vnde da nach so tut man em denne als dem esile. denne so der vellic wirt vndir der burde die er tregit so pinigit man en mit grozen slegen. also geschiet ouch den. denne so sie vellic werden vndir der werlde burde so slehet man sie mit der pine des ewigen todis. Denne der in diseme lebene den trost nach alle sime willen hat der muz nach diseme lebene des anderen trostis enperen. als der _____________ 8 Gregorius Reg. Pastor.

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herre selben davon zu dem riechen manne das urteil gab. vnd dar vm so spricht man vort das man en in die grunt des meris werfen sulle mit der burde die em an sime halse hengit. vnd da bie so ist das ewige vertumnizze bezeichent vnd dar vm wer in eyme schine [160va] eynis guten heilgen lebenes odir vndir eyme guten gesteltnizze andire luite die sich heilikeit vnd gute an em vermuten mit wortin odir mit werken von iren selen verstorit odir zu nicht machit odir ouch mit boseme bilde deme wer es bezzer das er lebete ane den schien der heilikeit vnd en betruge mit dem wolschinenden gesteltnizze nymande. vnd wurde in disen irdischen werken in werltlicheme lebene vnd in uleislichen sunden mit dem tode bestricket. denne das er in eynr bewisunge eynis heilgen amtis andire die em uolgen in irer eynueldikeit vnd wenen das er sie zu dem ewigen lebene leiten sulle vnd sinen werken gelouben vnd em nachuolgen als ob er die wege der gerechtikeit wandere vnd er sie denne verleitit so wer es bezzer das er nicht in pristirlichem ordene odir in geistlicheme schine der werlde zu angesichte sundir alleine in eyme werltlichen uile me. vnd so en zoge er nimande mit em in den selben val. denne das er em selben vnd ouch uile anderer luite eyne orsache iris ewigen vallis ist. denne als uile me als er alleine die pine der hellen merte als uile trechtlicher wurde ouch die quale sinis ewigen todis in der crucigunge der helle. denne ie er da hin mit me geselleschaft kumt der er da hin hilfit ie sine pine grozir wirt vnd vnzellicher vnd ouch swerer.

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[160vb] Vnd ist es denne das dich dine hant ergirt so sniet sie abe von dir. denne es ist dir gut das du vnmechtic varis in das leben denne das du zwu hende weris habende vnd soldis gehn in der hellen glut in eyn vnuerleschlich vuir (Mk 9,43) da irer wurm nimmerme en stirbit vnd das vuir nimmerme verleschet en wirt. (44) vnde ist es das dich dien vuz ergirt so houwe en abe von dir. denne es ist dir gut das du hinkende komis in das ewige leben denne das du zwene vuze habis vnd werdis gewurfen in die glut der helle (45) vnd in das vuir das da vnuerleschlich ist vnd da irer wurm nicht en stirbit vnd ire vuir nicht verleschet en wirt. (46) vnd ist es ouch das dich dien ouge ergirt so wirf es vz denne es ist dir gut das du schilene odir blint in das rieche gotis komis. denne das du zwei ougen hettis vnd wurdis gesant in die glut der hellen (47) vnd des hellischen vuires vnd da irer wurm nicht en stirbit noch ire vuir verleschet wirt. (48) Denne eyn iclicher der sal mit vuire gesalzen wer_____________ 26 wurm nimmerme] wurm me nimmerme 36 vuire] salze vgl. 288,21

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den vnd alle oppir das sal mit saltze gesalzen werden. (49) das saltz ist gut. vnd ist es denne das das saltz vnseltzlich ist wo inne wellit ir es denne saltzen. habit in uch das saltz vnd den vride habit vndir uch. (50) BEDA: Vor disen reden da obene so hat der herre vns allen gelart wie wir vns da vor mit grozem ulize [161ra] sullen bewaren das wir der icht ergeren die an en gelouben. vnd denne vortme nach den reden so lerit er vns vnd manit vns wie ser wir vns vor die huten sullen die vns ergeren mogen das ist die vns mit wortin odir mit werken odir ouch mit bosen bilden zu dem valle der sunden wellen trieben. Denne vor die sulle wir vns sere huten vnd das huez vnsirs hertzen vor en bewaren als vor bosen vienden die vns nicht alleine lieblich gut sundir ouch geistlich gut wellen nemen da vnsire sele allir dinge mite beroubit wirt. vnd dar vm so spricht hie der herre: „Vnd ist es das dich dine hant ergirt so sniet sie abe von dir.“ CRISOSTOMUS: Diz wort vnd ouch dise wort die hie nach in dem spruche des herren volgen die en sal man nicht von den geliden des lichams als von der hant vnd von deme vuze vnd ouch von dem ougen vernemen. sundir man sal das wort verstehn von den nehesten vrunden die dem menschen allirlibest sint. denne die habe wir in deme selben ordene zu alle vnsirer notdurft als wir der gelide vnsirs liebes gebruchen. Denne vndir keinen dingen so enpfehet der mensche me schaden denne von bosir geselleschaft denne die wellen vrunde sien vnd sint viende also das sie deme menschen vndirwilen lieb vnd sele verraten. denne sie vuren en dicke in den ewigen val sinir selen. [161rb] vnd dar vm so sal der mensche die miden als die grosten die er gehaben mochte. BEDA: Der herre der spricht: „Jst es das dich dine hant ergirt so sniet sie ab.“ vnd wil da mite vns zu irkennen geben das vnsire hant dem vrunt bedutit des wir notlichen bedurfen vnd des hulfe vns alle tage bequeme ist also das wir sien mit nichte enperen en mogen. Sundir were das der vrunt an keinen sachen die die sele antrete zu schaden welde komen so solde wir en vm alle dinc von vnsir vruntschaft scheiden. vf das so wir lichte mit deme teil an vruntschaft welden haben der in diseme lebene algereite verlorn ist das wir denne icht in dem zukomenden lebene mit em ewiclichen vergehen mosten. vnd dar vm so uolgit da nach: „Es ist dir gut das du kranc odir vnmechtic in das leben varis denne das du zwu hende hettis vnd wurdis gewurfen in die glut der helle in das vnuerleschliche vuir.“ DIE GLOSE: Der herre heizet hie in disir stat den menschen vnmechtic vnd kranc der allir hulfe die er von notdurftigen vrunden mochte gehaben beroubit ist. Denne es ist vile bezzir das der mensche ane liebliche vrunt zu dem himele kome _____________ 4 gelart wie wir] gelart wie wir wie wir 22 sien vnd] sien vnd vnd

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denne das er mit dem vrunde in die glut der helle vure. Denne es ist dem menschen bezzir das er nicht alleine der werlt enpere vnde were sie sien alleine. sundir ouch sinis eygenen liebes. den[161va]ne das er gotis in diseme lebene vnd ouch danach solde enperen. Denne alle die vrunde des menschen die en mogen eynen menschen mit nichte an keynir ziet vz der gewaldigen hant gotis gelosen. JERONIMUS: Odir andirs: „Es ist dir gut das du crank vnd vnmechtic varis in das leben.“ das ist arm. vnde ane allirleie begerunge herschaft odir riechtumis disir ziet. „denne das du zwu hende habende weris vnd wurdis gesant in die glut der hellen in das vuir das vnzugenclich ist. da irer wurm nicht en stirbit noch ouch ire vuir nicht verloschen wirt.“ Die zwu hende die der mensche hat zu alle sinen werken die beduten die demut vnde die hochvart. Nu gebutit der herre das wir die eyne sullen absniden ist es das sie vns ergirt. vnd das ist die hochvart. Denne die sulle wir bilchen abesniden den die ergert vns in alle vnseren werken. denne sie ist die vntugent die den hochen ynwonir des himels verstozen hat in das eptgrunde der helle. vnd den besitzer vnd den waren erbelinc des paradisis den hat sie zu eyme gesellen der tyre vnd der wurme gemachit. vnd die groze vntugent die sulle wir von vns werfen. vnd sullen bie vns das vurstentum der demut behalden. CRISOSTOMUS: Nach dem spruche so nimt der herre Ysaie des propheten gezuk vnd brengit den in das mittil sprechende: „Da irer wurm nicht en stirbit noch ouch ire vuir [161vb] nicht verloschen en wirt.“ (Jes 66,24) Das wort von dem wurme des en spricht der herre nicht von eyme liebhaftigen tyre der eyn krichender wurm ist. sundir er nennit hie das gewizzen des menschen eynen wurm. denne die vrizzet alle ziet die sele vm das das sie nicht tugentsame werc gewurcht hat. Denne eyn iclich mensche der in disir werlde lebit der wirt eyn cleger vor gotis ougen widir sich selben werden. Denne das gewizzen wirt alle dinc betrachten die der mensche in disme sterbenden lebene hat begangen. vnd also blibit ouch der vertumten wurm vnsterblich. denne er blibit ewiclichen sie manende an die guten dinc die sie gelazen haben vnd ouch an die bosen dinc die sie widir got haben begangen. BEDA: Gelicher wise als der wurm die pine bedutit die die vervluchten inwendic in ireme geiste sullen liden. Denne der herre spricht das er nimmer sulle irsterben. denne er wirt zu allen gezieten das hertze von en binnen beschuldigen also das es nimmerme rue wirt irkrigen. vnd also ist ouch das vuir die ewige brunst die die vervluchten vzwendic an dem liebe vnd ouch an der sele werden liden. Odir der herre wil in dem wurme die vnulat des stankes bezeichenen der in der helle ist. vnd an dem vuire so wil er die ewige burnende vlamme bewisen die da in [162ra] keinir ziet sal verleschet werden.

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AUGUSTINUS in dem eyn vnd zwentzigesten buche von der stat gotis: Der lerere der sint uile gewest die das wellen das der wurm vnd das vuir da der herre hie an disir stat von spricht: „Jrer wurm der en sal nicht sterben noch ouch ire vuir en wirt nicht verleschit“ das die zwei dinc zu der pine der sele alleine von gote geordent sint vnd nicht zu der pine des lichames. Denne sie sprechen das die selen in dem vuire burnen die alzuspete vnd ouch ire buze vor ire sunde vnvruchtberlichen anegriefen. vnd sundirlichen die selen die da werden von dem rieche gotis gescheiden. vnd dar vm so sprechen sie vnd nicht ane sache das das vuir da der herre von spricht vor die quelende pine sie gesatzt die die selen ewiclichen in der brunst sullen liden. vnd bezuigen das mit dem apostele der da spricht. Swelcher vndir vch wirt geergirt durch nicht vmme vnd von enprant werde. (2 Kor 11,29) vnd da mite so wellen ouch sie den geistlichen wurm vernemen da man von spricht. Gelicher wise als die mile eyn kleit durchvert vnd durchlochert. vnd der wurm durchvert eyn holtz vnd vermilit es als crucigit die trurikeit des mannis hertze. (Spr 25,20) sundir die anderen lerere die dar an nicht en zwiuelen die sele en muze liden ewiclichen mit dem lichame die halden das [162rb] ane zwiuel vor eine warheit vnd eyne nimmer zugehnde quale so sie sprechen. das das vuir ane vndirlaz keinr ziet den licham des vertumten menschen sulle burnen. vnd sprechen ouch das der wurm des trurendis alle ziet sie vrezze vnd gnage. vnd alleyne das dise beide spruche wol in etlicher maze bie dem gelouben sint so ist es doch geloublicher das man spreche das da in dem ewigen vertumnizze keime vndir den vertumten der pine der sele odir des libis enpreche. denne sie werden beide an der sele vnd ouch an dem lichame gequelit gelicher wise als sie mit sele vnd mit liebe widir den scheppfer han gelebit. Sundir doch vbir das allis so wene ich des baz das beide der wurm der da vrizzet vnd ouch das vuir das da burnit bilcher beide dem lichame zu gehore denne das man spreche das der licham von en beiden keine pine en lide. vnd das der herre dar vm in sime spruche das verswigen habe von des geistes wegen das der ouch da liden solde. Denne das eyne das uolgit von rechte so der licham swerlichen lidit so wirt ouch der geist mit dem liden den lichame gecrucigit. vnd dar vm so kise eyn iclicher vz den spruchen disir sinne welchen en wil. Denne wer das tun wil der mac den gnagenden wurm dem lichame eygenen zu eynr pine odir ouch das vuir. vnd den wurm odir [162va] das vuir der sele zu eynr crucigunge. das eyne eygenclichen vnd das andire in eynr figure. odir man mac sie ouch beide dem lichame zu eynr quale eygenen beide das vuir vnde ouch den wurm. Denne man vindit ouch tyre die in grozem vuire leben _____________ 1 Augustinus de Civ. Dei

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vnd die in der burnunge der glut ane verzerunge iris liebis vnd ane wetage vnd ouch ane den tot mogen bliben. vnd das geschiet als eyn wundirwerc durch die hant des almechtigen scheppfers. Sundir da nach volgit: „Vnd ist es daz dich dien vuz ergirt so houwe en abe. denne es ist dir gut hinkende odir lam in das leben zu varen der ewikeit denne das du zwene vuze hettis vnd wurdis in di glut der hellen gewurfen. in das vnuerlescheliche vuir da irer wurm nicht en stirbit vnd ouch ire vuir nicht verleschit en wirt.“ BEDA: Bie dem vuze der ouch dem menschen ergerunge geben mac so ist vns ouch eyn sundirlich vrunt bedutit den wir mogen sichirlichen zu allen dingen von vnsir wegen mogen senden vnd der alle vnsire dinc als wol entscheiden kan als ob wir selben da weren vnd alle vnseren willen mit vnsirme eygenem munde sprechen. vnd des vrundis bedarf der mensche ouch zu alle siner notdurft. vnd doch wie nutze das der vrunt deme menschen ist so sal do eyn gutir mensche sich sinir vruntschaft vnd ouch alle sinir vorderunge [162vb] verziegen. denne das er an sinir sele von sinir wegen geergirt welde werden. vnd dar vm so spricht der herre das er en abehouwen sulle. Denne alle des nutzes den er em getun mochte des sal er vile libir ledic stehn vnd grozen gebrechen liden e denne er sine sele welde geergirt haben. Denne der mensche en mac keine wechzelunge vor sine sele gegeben vnd were ouch das er alle die werlt beseze vor eynen eygentum. Sundir da uolgit: „vnd ist es ouch das dich dien ouge ergirt so brich es vz. denne es ist dir gut das du schilende in das rieche gotis komis denne das du zwei ougen hettis vnd wurdis in di glut des hellischen vuiris gewurfen da irer wurm nicht en stirbit vnd ouch ire vuir nicht verleschit en wirt.“ Hie sal man wizzen das bie dem ougen des menschen das em ouch ergerunge geben mac so ist ouch eyn vrunt der geliech bezeichent da Salomon von spricht. vndir tusent vrunden sal dir eyn vrunt sien. (Spr 18,24) vnd das ist der vrunt der mit dem menschen alle sien gantze leben teilit in allir erbeit in allir vroide in allem betrupnizze vnd tun an allen dingen bie dem menschen mit so grozme ulize als ob en alle dinc selben aneginge. Denne das ist der vrunt der an allen dingen eyntrechtic ist mit sime vrunde vnd mit em sien le[163ra]ben teilte mochte es gesien vnd den der mensche in alle sinen noten vnd in alle sime betrupnizze vnd in kummere odir in ermute besitzet in alle sime geschefte als sich selben. Denne were das das der selbe vrunt der so vlizic allirdinge dem menschen ist wolde ergeren so solde er en von em werfen den er wolde em eynis bezzern vrundis hinderen. Denne man en sal keinen vrunt der ziet so lib irkisen das man en vor den brutigum der sele bie die brut odir _____________ 21 er Randnotiz

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vbir den brutigum welle setzen. denne er ist der groste vrunt. denne in em so wirt alle ermute eyn riechtum. alle betrupnizze eine vroide. alle wetage eyne gesuntheit. alle not eyne vrieheit. denne er kumt deme menschen in der not zu stuire so sich sien alle die vrunde der werlde muzen verziegen. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Der herre wil hie in disme spruche bewisen die vndirscheit der zweirleie luite da man ouch hie bevor in etlicher maze von gesprochen hat. vnd das eynrleie uolk ist in dem menschen gefiguririt da Johannes dem herren von sagete. vnd sprach. wir sagen eynen der warf die tuuele vz von den luiten in dime namen vnd dem verbote wir es denne er en volgit vns nicht. (Mk 9,38) Denne die luite sint der kirchen vnd der samnunge der heilgen cristenheit uile nutzer die da inne sint [163rb] vnd eren den namen des herren Jhesu Cristi in spruchen vnd in werken vnd ouch in guten bilden. vnd ouch ob sie mit den cristenen luiten dennoch in der zal noch ouch mit dem gelouben mit geselleschaft nicht vereynit en sint vnd sich doch an irer vnschult kegen gote vnd ouch kegen dem nehesten bewaren also das sie gote in der gemeynen wise vndirtenic sint also das sie durch sinis namen willen enpfahen vnd den gutlich tun. vnd des nicht en tun in bewisunge irer werke das sie den nehesten in keinr wise mite ergeren welden. vnd die sint als ich gesprochen habe der kirchen nutzer denne die die mit der cristenen luite name algereite bezeichent sint. vnd sint itzunt begabit mit Jhesu Cristi sacrament vnd die doch alsulche arge list vnde bose rete irme nehesten geben mit wortin odir mit werken odir ouch mit bosen bilden. das so ire nehesten die rete zu en nemen vnd die wetage der sunde von en enpfahen vnde der vntugent swangir werden das sie denne alle samt in die pine des ewigen todis gezogen werden. vnd die wil der herre bezeichenen bie den geliden des lichams bie der hant vnd bie dem vuze vnd ouch bie dem ougen die der herre wil das sie em der mensche em abesnide vnd von em werfe. vnd wie nutze das sie em ouch wesen mochten. also sal ouch der uolkomene mensche dise vnd der geliech abescheyden [163va] von alle sinir geselleschaft als das er keine eynunge in keinr wise me mit em en habe vnd wie ouch sie cristene luite sint vnd irlosit mit dem blute des vnschuldigen lammis so sal sie doch der mensche als sine viende ulihen. denne sie wellen em den besten vrunt zu eyme viende machen. vnde das sal em liber sien das er ane sie alleine in das ewige leben kome denne das er mit ir in irer samnunge blibe vnd vure mit en in die glut der ewigen helle. Sundir in disir wise so werden alle gute luite von disen geliden gescheiden so sie iris ratis den sie en zu irer selen verlust geben nicht en uolgen vnd alle ire _____________ 6 Augustinus de Cons. Evang.

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ergerunge zurucke werfen als ob sie nimmer sien. vnde wer es denne das die selben bosin luite vnd die valschen vrunde die andire luite so swerlichen ergeren wellen allen guten luiten bekant weren so solden sie sie bilchen von alle irer geselleschaft scheiden vf das sie andire vnschuldige hertze ouch icht mit iren argen listen vmmequemen vnd sie bekummerten. vnd solde sie bilchen so tigir von allen anderen luiten scheiden das man ouch en die gemeynschaft der sacramente solde verbiten. abir ist es denne das sie nimande bekant en sint sundir etlichen alleine so sal ire bosheit mit gedult liden durch andirer guten luite willen die mit en doch ane sunde bekummert sint vnde sal sie doch da mite vlihen das man en mit nichte zu keynir [163vb] vntugent en uolge. Sundir in der wise so sal man alle ire vruntschaft vnd alle bekummernizze irer wec werfen von em vnd en sal doch da mite das bekummernizze der guten vndirwegen nicht lazen. BEDA: Hie da der herre zu drin malen vor vnsire oren brengit den wurm vnd ouch das vuir da gibit er vns eyn orkunde vnd wil vns das bewisen das die pine grusam ist die den bescheiden ist die nicht in der gnaden gotis von hinnen varen vnd dar vm so nennit er sie vns zu drin malen vf das das wir sie die baz merken vnd vns die vlizlicher da vor huten das wir ouch icht in die quale der wurme vnde des vuiris komen. vnd das bewisit er vns vnd spricht: „Denne eyn iclich dinc wirt mit dem vuire gesaltzen.“ Der stanc der wurme der irhebit sich von der vnulat vnd vulheit des blutis vnd des vleischis. denne die wile das das blut vnd das uleisch vrisch ist so en stinkit es nicht. dar so en wachzen ouch keine wurme inne. vnd dar vm so muz man das urische uleisch mit salze begaten vnd beware vf das es icht stinke. Denne so es also denne mit deme saltze begatit ist so derret man es vf das so das blut vnd ouch sine vuchtikeit in dem uleische verdurrit wirt das es denne icht stinke. vnd so en blibit ouch da keine materie da die wurme von gewachzen [164ra] mochten. vnd dar vm allis das das mit saltze gesaltzen wirt dem wirt das benomen das in em keine vulende wurme mogen gewachzen. Sundir die dinc die mit dem vuire gesaltzen werden das ist die man also begatit das man saltz vf das vuir sprenget vnd es da mite seltzit das salzen en werit nicht alleine den wurmen das sie in dem vleische nicht gewachzen en mogen das das uleisch von vervule. sundir das saltzen verzerit ouch al das uleisch das also gesaltzen wirt. vnde dar vm so ist vns das offenberlichen bekant das von dem blute vnd von dem uleische die wurme geschaffen werden. vnd also tut ouch des uleisches bose lust so man ir mit dem saltze der kuscheit nicht widirsteht so gebirit sie den vnkuschen luiten die pine des ewigen todis. vnd _____________ 20 icht] ich

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das wil der apostel also sprechende bewisen da er spricht. Es ist vns bekant das kein vnulat kein teil in dem rieche gotis gehaben en mac. (Röm 3,23) vnd dar vm so also groz eyn stanc da nach wechzet das eyn ewic gnagender wurm des menschen uleisch dar vm ewiclichen gnagen sal. so ist es gut das man die vnreyne stinkende lust des uleisches mit eyme hitzigen saltze vbir dem vuire begate vnd saltze vf das die vnlust dem stinkenden lichame werde benomen. vnde dar vm wer des begerit das er den stanc des uleisches vnd [164rb] die vnulat sinir sele miden welle der begate mit dem saltze sien hertze vnd ouch sinen licham vf das er in kuscheit kome vnd castige sinen licham mit dem saltze der wiesheyt da er mite von allir irrunge vnd von allir besmitzunge der sunde mac gelosit werden. Denne das saltz bezeychent in der heilgen schrift die suzikeit der wiesheit da man alle irrunge des liebis vnd ouch des geistes mite bezzern mac. Das vuir das bewiset vns ouch die gnade des heilgen geistis. vnd dar vm so spricht der herre. alle dinc wirt mit dem vuire gesaltzen. Denne eyn iclich mensche der von gote irwelit ist der sal sich mit geistlicher wiesheit suberen von allir verstorunge vnde von alleme vulnizze bosir uleislicher begerunge vf das in sime hertzen kein vuler stanc der sunde sich irhebe da der ewige gnagender wurm von gewachzen mochte. Odir bie dem vuire so ist die echtunge disir ziet bedutit. denne in der so wirt eyn iclich gerecht mensche vf das hoheste versucht ob er gedult in sime lidende habe. Denne die gedult die der mensche in echtunge vnd in lidene hat die wirkit em eyn uolkomen werc das an dem iungesten tage des lonis wirdic wirt das got sinen vzirwelten mite teilen wil. CRISOSTOMUS: Disme spruche den hie der herre spricht das alle dinc mit dem vuire sal gesaltzen werden. dem spricht [164va] der apostel eyn geliech wort da er das kundigit das eyns iclichen menschen werc mit dem vuire versucht wirt in welchirleie schicht das es uolbrocht sie. (1 Kor 3,13) vnd da nach denne so nimt der herre eynen gezuc vz leuitico das Moyses buchere eyns ist. (Lev 2,13) vnd wil da mite bewisen das Moyses lere vnde sine lere mit der e nicht enzweien trage vnd spricht: „Denne alle oppir das sal gesaltzen werden.“ JERONIMUS: Der herre en hat nicht me denne eyn eynic oppfir lebende in disen irdischen dingen vnd das ist das mensliche adil da er so uile gute angelegit hat. Denne er hat es in ewikeit lib gehabt in grozir ewikeit e denne das der mensche ie geschaffen wart an sime wesene. vnd hat en nach em selben geformit. vnd do der mensche vellic was gewurden do zouc er en widir zu em an manchirleie figuren der e vnd in vile lere die er durch Moysen gab. abir do die e an deme menschen vertot wart do sante er die propheten vnde die wisen vf das sie mit irer lere des menschen hertze widir offenen solden vf das es sinen herren irken-

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nen mochte. vnd dar vm so vulte er der propheten munde mit den spruchen sinir wiesheit vf das sie alle dinc als uile die baz an dem menschen mochten uolbrengen. das zu sinir ewigen selikeit gehorte. vnd da nach do der propheten lere ende genam vnd irer nach irme tode ver[164vb]gezzen wart do viel das arme mensliche adil in uile grozire vntugende denne es vor begangen hatte also das man do vortme nicht in deme himelrieche noch ouch in der erden vndir allen creaturen dem menschen keine hulfe gevinden. denne der ewige gotis sun quam vz sinis vatirs schoze in die werlt vnd nam an sich den menschen vnd irloste den mit sime tode von dem ewigen tode vnd wart vor em dem vatire an dem vronen cruce geoppfirt vf das der mensche alleziet sien sundirliche oppfir were. vnd das selbe oppfir vf das es gote behegelich wurde so muz man es saltzen mit dem saltze gotlicher wisheit vf das es icht vule von bosir lust des uleisches in der vnkuscheit vnd stinke in der hochvart. Denne der stanc der vntugent der was so swer das en noch got noch die engele in dem himele nicht geliden en mochten. Denne die vnulat die hat vz eynr durchschinenden vernumft eynen stinkenden tuuel gemachit. Es beschirmit ouch vor den gnagenden wurm der den menschen ewiclichen vm die geistlichen vntugende gnagen vnd vressen wirt. vnd dar vm so spricht der herre das alle oppfir sal gesaltzen werden. vnd das geschiet so die vulnizze des blutis das wir von dem bosin adile der sunden haben vnd die verstorunge der naturen die der erste vatir hat [165ra] ane vns gebrocht die eyne materie vnd eyne mutir der ewigen wurme ist zu male hie in disir ziet verzert wirt. vnd nach disme lebene so wirt die macht des liebis vnd ouch des geistes allir dinge gepurit vnd versucht gelicher wise als man eyn golt versuchit das durch eyn vuir geht vnd denne alrerst so wirt alle oppfer mit dem vuire gesaltzen. BEDA: Wir wizzen das wol das man alle oppfere vf eynen elter oppferen muz. vnd dar vm so der mensche denne Cristi oppfir ist denne er ist em vz allen irdischen creaturen zu eyme sundirlichen dinste irwelit so hat er ouch sinen eltir vnd der eltir ist Cristus. Denne vf deme so oppfire wir dem vatire alle vnsire werc so wir sprechen. herre enpfahe dise werk durch Jhesum Cristum dinen sun. vnd ouch so mac man diz andirs vernemen. denne das hertze der vzirwelten luite die got em zu eyme dinste vzirwelit hat die sint em eyn eltir. sundir die gabe vnd das oppfer das der mensche vf disen eltir oppfern sal das sint die edilen werc der tugende die er begeht vnd ouch alle die anderen geloubigen der heilgen kirchen. Denne uf den eltir so legit man demut kuscheit gedult senftmutikeit libe ermute erbeit in geistlicheme lebene. vride barmhertzikeit ermute [165rb] des geistes vnd andire tugende der selikeit. Sundir doch _____________ 15 swer das] swer den das 16 engele in] engele ouch die engile in

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als der herre gebutit so sal man zu eyme iclichen oppfere saltz oppfern. Denne da en ist kein werc so gut das gote zu lobe von dem menschen moge geschen es en moge von dem wurme iteler ere gestochen werden vnde von dem rume verwundit werden also das es vulen mac vnd ouch stinken vor gotis ougen. es en sie denne das es mit dem saltze gotlicher wiesheit besprengit werde. denne da mite so wirt es vor allir ergerunge vnd von allir verstorunge vnd ouch vor allen anderen vntugenden beschirmet. vnd da von so wirt ouch alle bose vuchtikeit des uleisches vnd ouch des blutis vzgesubirt also das da keine materie en bliebit da die stinkenden wurme in den gedanken odir in begerunge odir in lust des libis odir ouch in der libe gewachzen mogen. CRISOSTOMUS: Odir der herre meynit diz wort andirs das er hie spricht das alle oppfir sal gesaltzen werden mit dem vuire. Denne alle oppfir das der mensche oppfirt in gotis dinste es sie gebet des mundis odir des hertzen. odir ware libe odir gotliche begerunge odir hulfe die wir vnsirme nehesten zu sinir notdurft von barmhertzikeit wegen bewisen. vnd ouch alle andir oppfer das sal gesaltzen werden mit dem gotlichen vuire da [165va] von der herre selben spricht in Moyse. Das vuir das sal zu allen gezieten vf mime eltire burnen. (Lev 6,2 – 6) vnd ouch in dem ewangelio. Jch bin gekomen vm das das ich eyn vuir in das ertrieche wil senden vnd was wil ich da mite denne das es burne. (Lk 12,49) Daz vuir das en burnit nicht alleine sundir es verzerit allis das es widir got in dem hertzen vindit. vnd nicht das alleine sundir es machit ouch das naturliche vuir des menschen zu eyme gotlichen vuire. vnd von dem vuire so wil der herre vortme sprechen als hie volgit: „Das saltz ist gut.“ Das ist das vuir gotlicher libe das ist dem menschen ser nutze vnd gut. denne ane es en mac der mensche nicht in eyme uolkomenem lebene bestehn. er en mac ouch ane das vuir keinrleie dinc wirken das gote lobelich sie. vnd dar vm so muz der mensche von rechte geistlichen notdurft alle sien oppfir mit dem saltze des vuiris saltzen abir da volgit: „vnd ist es denne das das saltz an em selben vngesaltzen ist.“ Das ist. Denne ist das saltz denne synis selbis beroubit das ist sinis eygenen werkis das es von schickunge wegen an saltzene solde uolbrengen. Den von des wegen das es saltz ist vnd saltzen mac so wirt es in eyn bilde eynir guten naturen gesatzt also das es von der craft das es eyn iclich dinc vor dem vulende [165vb] mac bewaren in das wesen sinir nutzen edilkeit gesatzt wirt. vnd wo mite wellit ir denne das nicht saltzende saltz saltzen vnd wol begaten vf das es icht vuil werde in em selben vnd stinke. vnd dar vm so sal man wizzen das etliche seltze sint die da saltz haben sundir sie haben ouch das saltz gantzer bescheidenheit in uolkomen_____________ 9 also] allo 40 sie haben] sie en haben

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heit gotlicher gnade. vnd dar vm was die luite salzen das wirt allirdinge da vor bewarit das es nicht vuilen wirt noch en stinkit ouch nicht. Sundir man vindit ouch seltze die kein saltz en haben. denne sie en sint nicht eyns vridesamen hertzen noch ouch reyner gedanken noch ouch uolkomener werke. vnd dar vm so sint sie eyn vngesaltzen saltz. vnd da von so geschiet es ouch das sie iren nehesten mit keime bilde der tugende gesaltzen en mogen. vnd dar vm als die vuil vnd stinkende in en selben sien also muzen sie ouch das vulen lazen vnd stinken. denne sie sint vnuletic vnd vol stinkender wurme in en selben. BEDA: Odir man sal disen spruch des herren also vernemen da er spricht. Das saltz ist gut. vnd bie dem saltze das alle dinc also vor vulene kan bewaren so ist bilchen das wort gotis bedutit. vnd das sal man dicke mit vlize horen. denne es en gestat des mit nichte das die gnagenden [166ra] wurme in dem geiste wachzen. Denne der mensche der vindit ouch in dem worte ware gotliche wiesheit da er als mit eyme saltze den heymelichen grunt des hertzen mite mac besprengen vf das er von alleine stanke vnd vnulat der vulen sunde blibe bewarit. THEOPHILUS: Gelicher wise als das saltz das uleisch vnd ouch eyn iclich andir dinc bewarit das da mite gesaltzen wirt vf das es icht vule vnd ouch so en gestatit es des nicht das da wurme inne wachzen. denne es benimt dem uleische alle bose vuchtikeit der es nicht en bedarf. denne die ist eyne materie der wurme in eyme iclichen dinge. als tut ouch des lerers rede so sie vz eyme uolkomenen hertzen gesprochen wirt so derrit sie alle vuchtikeit bosir gedanken bosir bekorunge vnde ouch allir bosin werke. vnd die rede die pressit ouch das bose blut der anevechtunge in dem uleische der vleislichen luite also das es des mit nichte en gestat das der ewige wurm der mit eyme vnverleschlichen durste des menschen geist verzerit mit ichte in em gewachze. Sundir ist es ouch das das saltz das ist die lere vnd die rede des lerers vngesaltzen ist das ist das sie nicht von eyme volkomeneme hertzen kumt so verlusit das saltz die craft das es die bose vuchtikeit nicht gederren en mac in des men[166rb]schen hertze. denne das vnvruchtbare wort das let mit em wachzen dornre vnd ouch distele. denne das wort en ist so mechtic nicht das es bose gedanken vnd bose begerunge in dem hertzen legere. vnd dar vm so muz es von not gestaten das die werc stinkender wurme in dem geiste vnd ouch in dem lichame wachzen. vnd wo mite sal man denne das saltz das ist die lere des lerers saltzen so sie selbir nicht saltzende en ist. abir dem vnsaltzenden saltze muz geschen gelicher wise als der herre selben spricht. Das nicht saltzende saltz das en wirt nicht me nutze denne das man es vz vor die tor werfe vnd das es von den luiten vertret werde. denne da en ist kein andir dinc da man es mite gesaltzen mac da es mite mochte bie em selben bliben.

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CRISOSTOMUS: Odir andirs. Der herre wil durch Matheum den ewangelisten sprechen das sine iungere eyn saltz der werlde sullen sien (Mt 5,13) denne sie solden den gantzen cirkel alle der werlde enthalden vnd bewaren mit ireme saltzende also das sie des nicht en gestaten das die werlt in den sunden vuil wurde. odir in dem dinste der valschen abgote stinkende wurde. vnd vf das der wurm der vnkuscheit die die luite der werlde da mite begingen das sie den ewigen brutigum vndirwegen lizen der eyn brutigum der selen ist vnd betten an vnd dinten der creaturen williclicher [166va] denne dem scheppfere der creaturen. icht zu sere wuchze. Man mac ouch disen spruch andirs vernemen. also das vnsir eyn iclicher als uile des waren nutzen saltzis habe als er nemen vnd enpfahen mac warer gotlichen gnade. vnd dar vmme so vereynit der apostel die gnade mit dem saltze sprechende. vwer rede sal in der gnade mit dem saltze begatit sien. (Kol 4,6) Ouch so mac man bie disme saltze vnsern herren Jhesum Cristum bezeichenen. denne das saltz das was so vollenkomen das es alleine da vor alle die werlt mochten bewaren. das an ir kein stanc des ewigen todis en blebe. vnd das saltz ist so eynr gewesit das es nicht in em alleine saltz en was sundir es hat ouch vnd mochte uile andirer seltze machen. vnd dar vm so sprach er zu sinen iungeren die er zu seltzen hatte gemachit. Jr siet ein saltz der werlde. vnd der seltze der machit er noch alle tage uile in der werlde. vnd der bliben ouch etliche bie irer craft also das sie andire dinc mit irme saltzene begaten mogen. sundir die anderen die werden in en selben eyn vulis saltz also das sie en selben nicht nutze en sint als sie bilchen solden. vnd ouch nimande andirs zu nutze gesaltzen mogen. vnde die en tugen nirne me zu denne das man sie vndir der luite vuze trete. JERONIMUS: Odir noch andirs. Der lerer der ist eyn vnsaltzende saltz der die herschaft vnd das vurstentum [166vb] disir werlde zu sere uorchtit. odir es me libhat denne er bilchen sal. vnd en wil noch en tar dar vm der herren vnd der gewaldigen disir werlde nicht strafen vm ire sunde vnd ouch en die warheit sagen vnbedackit vnd predigen. vnd die sal man bilchen vor die tor werfen denne sie en uben iris amtis nicht als es en bevoln ist. vnd dar vm so uolgit da: „Habit in uch das saltz vnd den vride habit vndir vch.“ also vf das brudirliche libe in gote gevbit werde die man in der strafunge des nehesten halden sal die in irer gestrengikeit getempert sie. vnd das die brudirliche libe doch in dem menschen mit nichte so groz en werde sie en sulle vmmer mit dem saltze der gerechtikeit begatit werden. GREGORIUS vf Ezechielem: Odir der herre der spricht diz wort widir etliche die zu zieten in irer kunst me denne andire luite irhaben wer_____________ 39 Gregorius super Ezech.

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den. als uile me so wellen sie sich von andirer luite geselleschaft zihen vnd wellen die versmehen vnd vor nicht halden die mit dem selben menslichen bilde als sie nicht gezeichent en sint. denne ie sie hocher in die vernumft der kunst komen ie sie sich me von der tugent der eyntracht halden. vnd da sie den vride mite sachen solden das wirt in en eyne materie vnd eyne orsache des vnuridis. vnd dar vm manit der herre die die mit dem saltze der wiesheit be[167ra]gabit sint das sie ouch die tugent des vridis in eynr eyntracht sullen halden sprechende. habit das saltz in vch vnd den vride vndir vch. GREGORIUS in dem buche von den geistlichen hirten: Swelch mensche sich in der heilgen kirchen da zu gibit das er klugelichen reden wil der sal sich des mit grozir vorsichtikeit huten das mit sime spruche keine zweitracht vndir den horeren des wortis werde gemachit vf das er dar vm icht die eynunge des vrides zustore das er behende von den luiten wil gehalden wesen. denne das were eyne bose wiesheit da der vride zu nichte mite wurde. sundir er bewise also sine kunst das er die horenden luite alle in eyme vride Cristo bestetige. THEOPHILUS: Der mensche der sich mit sime nehesten in warer gotlicher minne verstrickit vnd verbindit der hat diz saltz. Denne gotliche wiesheit die en wirt nimande verlegen denne dem alleine der irer wol gebruchen sal. sundir zu hochvart odir zu iteler ere odir ouch durch zweitracht willen so en wirt sie nimande verlegen noch gegeben. Denne als der herre selbir eyn vride ist der alle zweitracht berichtit hat zwischen dem menschen vnd gote sime vatire also wil er ouch den vride vndir den sinen haben. vnde dar vm das erste wort das der herre nach sinir vfirstende [167rb] von dem tode zu sinen iungeren sprach das irhub sich an dem vride. denne er sprach vride sie uch gesagit. (Lk 24,36; Joh 20,19) vnd alhie da er spricht. Jr sullit den vride vndir vch halden. da wil er das eyn iclicher eyntrechtic in gote mit sime nehesten sie. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Dise wort alle die hie Marcus spricht die redit er also als ob sie der herre alle mit den anderen hette gesprochen. vnde dar vm so setzt er etliche wort in disen spruchen die die andern ewangelisten in dem ordene nicht gesatzt en han. Ouch so setzt er etliche wort die Matheus mit em setzit. vnd ouch etliche die Matheus vnd Lucas mit em setzen. sundir sie setzen die wort von andirer orsache wegen. vnd von eyme anderen ordene der dinge. vnd dar vm so bedunkit mich des das der herre das selbe hie spreche das er ouch an eynir andern stat hat gesprochen. Denne alle die dinc vnd ouch dise die gehoren zu eyme sinne in dem er den iungern das verbutit das sie es _____________ 10 Gregorius Reg. Pastor. 16 das er] das das er 27 an dem] an an dem 30 Augustinus de Cons. Evang.

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nimande solden verbiten das er tugende in sime namen wurchte vnd ouch von dem der em mit den iungern nicht en volgete als da vor gesprochen ist.

Diz ist das zehnde capittil. Frage wegen der Ehescheidung

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[167va] Vnd da nach do irhub sich Jhesus von dannen vnd quam in die ende des iudischen landis vbir den Jordan. vnd do quamen abir uile schar der luite zu em. vnd als er gewonit was so larte er sie abir eyns. (Mk 10,1) vnd do traten zu em die gliznere vnd vregeten en ob das eynem menschen gevrlobit were das er sine huzvrouwe lazen mochte. vnd do versuchten sie en. (2) vnd do entwerte er en vnd sprach. was hat uch Moyses geboten. (3) Do sprachen sie. Moyses der hat das verhangen das man das buchel des verwerfendis sulle schrieben vnd sie sulle lazen. (4) vnd den entwerte Jhesus vnd sprach. Das gebot hat uch Moyses geschriben durch hertikeit willen uwers hertzen. (5) sundir von anegenge der creaturen so hat er sie man vnd wieb geschaffen. (6) vnd er sprach. Durch des willen so wirt sich der mensche verziegen sinis vatirs vnd sinir mutir vnd wirt sich halden an sine [167vb] huezvrouwe (7) vnd so werden da zwei werden in eyme vleische. vnd verwar sie en sint itzunt nicht zwei sundir eyn uleisch. (8) vnd dar vm die got vereynit hat die en sal der mensche nicht scheiden. (9) vnd dar vm uregeten en die iungere abir eyns in deme huse vm das selbe. (10) vnd do sprach er zu en. Swer da let sine huezvrouwe vnd eyne andire zu em nimt der begeht eynen ebruch an ir. (11) vnd ist es das die huezvrouwe sich iris mannis verzieget vnd sich an eynen anderen heldit mit vleislichen dingen so wirt sie ouch eyne ebrecherinne. (12) BEDA: Bes her an dise stat so machit vns mit spruchen offinbar Marcus die dinc von dem herren die er tete vnd beginc vnd ouch larte in dem lande zu Galilea. Nu vortme so beginnit er vns zu kundigen die dinc die er begangen hat vnd larte. vnd die er ouch hat geliden. vnde alrerst die er tete odir larte vbir dem Jordane in dem teile des osten. vnd da von so wil Marcus hie sprechen. also sprechende: „Vnde do irhub sich Jhesus von dannen vnd quam in die ende des iudischen landis vbir den Jordan.“ vnd da nach do zoch er von dannen vnd quam bie den Jordan. vnd do er vort anquam zu Jericho vnd zu Bethanien vnd ouch zu Jherusa_____________ 4 schar der luite] schar der luite der luite 8 verhangen] verboten hangen 14 vnd wirt ... huezvrouwe vgl. Gen 2,24; Mt 19,5 25 kundigen die dinc] kundigen die dinc die dinc 27 er tete] er hat tete

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lem. vnd ouch was [168ra] er da leit vnd larte vnd ouch beginc. Sundir doch alleine das alle die prouincie der Juden mit eyme gemeynen namen Judenlant ist geheizen idoch zu vndirscheit der lande die dar vmmelagen von der Heiden wegen so ist das lant alleine Judenlant genant in sundirlicher wise das teil des iudischen landis das kegen dem angesichte des mittagis lac zu vndirscheit der lande Samarien vnd des landis Galilea das da anstiez. vnd ouch des landis der zehn stete. vnd ouch der anderen lande die da lagen in der selben prouincie. Denne die lant die waren alle von dem rechten iudischen lande geteilet alleine das ouch wol iudisch uolk in dem selben lande wonte. THEOPHILUS: Sundir hie so sal man merken. das der herre nu widirkerit von dem lande zu Galilea. vnd suchit widir die iudischen lant die er dicke vor durch iris bosin nidis willen vndir wegen hatte gelazen. Denne ire hertze das was so sere verhertit das sie sich mit nichte an Cristi lere wolden keren. denne der geist der bosheit der hatte sie so gar in sinen banden das sie wurchten widir Cristum allis das sie wolden vnd allis das en der bose geist riet. Denne sie waren itzunt dicke gevallen in die sunde widir den heilgen geist. Sundir doch so wolde er das allis zu rucke werfen vnd wolde widir zu en komen [168rb] denne die ziet sinir martire die was zukomende. vnde dar vm so wolde er sich ouch nehen dem lande in deme die stat lac da er die martir inne solde liden. sundir er en steic doch nicht zuhant in der ziet vf kegen Jherusalem sundir er quam in die ende des landis das den Juden zu gehorte vf das er da inne predigete vor der ziet e denne sine martir zuqueme. vf das die vnschuldige eynueldige schar da von etwas nutzes neme. vnd das der herre sien werc wurchte die wile das es tac were. Sundir diz ist ouch die sache wor vm das er nicht zu hant kegen Jherusalem en wandirte do er in das iudische lant quam. Denne Jherusalem die stat die was eyne wirkerinne allir bosheit vnd allir schalkheit durch der argen list willen di die Juden an en hatten die in der selben stat wonten. Denne da wonten die houbtluite der meystere vnd der gliznere vnd die satzten ire vnreine gebot vnd ire satzungen vbir alle das uolk das in dem lande was vnd das moste iren geboten vndirtenic sien. vnd die waren ouch alle ziet houbtluite an alle den sachen die widir Jhesum geschagen. denne die wolden en steynen vnd ouch totin. vnd en geloubten des mit nichte das er der ewige gotis sun were. vnd das er alle die wundirwerc in sinir kraft sinir gotheit wurchte. sundir sie sprachen das er alle dinc in Beelzebubs [168va] craft wurchte vnd ouch tete. vnd dar vm das sie so vntugentsam waren so vloch er sie dicke vnd wonte da bie in dem lande vndir den eynueldigen luiten vnd in den so schuf er vrucht der ewigen selikeit. vnd dar vm volgit da: „Vnd do be-

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samten sich zu em abir eyns die schar der luite vnd als er gewonit was also larte er sie abir eyns.“ BEDA: Hie mac man mit eyme grozen wundire merken di groze vndirscheit der hertze die in disen zweirleie luiten was. an den gemeynen luiten die man hie vnd ouch andirswo bie dem namen der schar wil beduten vnd an den glizneren die so groze heilikeit vzwendic an den uzeren werken bewiseten der sie doch inwendic in iren hertzen mit nichte en hatten. Denne dise armen gemeynen luite die besamten sich als die gehorsamen schaf zu dem herren vf das sie von em gelart wurden den wec der gerechtikeit. vnde ouch vm das das ire vernumft in en irluchtit wurde. vnde ouch durch gnade willen vf das ire siechen vnd die vnmechtigen von em als von eyme himelischen artsten gesunt gemachit wurden. vnd das sie vm die sache mit gantzem gelouben zu dem herren quemen als zu dem der von gotlicher gewalt alle dinc vermochte. (Mt 19,2) das bewisit Matheus der ewangeliste in sime ewangelio. Sundir die gliznere vnde ouch die [168vb] meistere mit en die quamen zu dem herren vnd legeten dar an alle iren vliez vf das sie en mochten mit irer argen list versuchen vnd zu nichte machen in andirer luite hertze. vnd waren da nach mit alle irem vlize vf das sie die ewige warheit mit iren spruchen mochten betrigen den doch nimant betrigen mac. sundir wer da nach ist das er es tun wil der betrugit sich alrerst selben. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do traten zu em die gliznere vnd uregeten en sprechende. ob es dem manne gevrlobit were das er sine huezvrowe mochte lazen. vnd da mite so wolden sie en bekorende versuchen.“ THEOPHILUS: Sich wie die vnturen gliznere in eynir valschen meynunge zu Cristo treten. abir sie en treten zu em nicht als die gesamte schar des gemeynen volkis. den die luite die stunden veste bie em an dem gelouben vnd legeten iren vliez dar an uf das sie noch me gotlicher lere mochten von em gehoren vf das da mite ire geloube als uile die me bestetigit wurde. Sundir dise bosen luite die traten zu em mit eynr vnreynen meynunge. denne sie wentes des ane zwiuel das sie en mit irer vrage hetten gemocht gelesteren als ob er groze wort vz sime eygenen hertzen spreche vnde doch von Moyses e nicht en weste. vnd teten es ouch dar vm [169ra] das sie en hetten gemocht mit irer vrage in eynen zwiuel brengen vnd das sie en denne vor der gemeynen samnunge geschant vnd gelestert hetten. denne sie waren an dem techste der e vervlizzen also das sie des geistlichen sinnis der in der e was nicht en wolden von irer tumheit begriefen. vnd dar vm so legeten sie em dise vrage vz Moysi spruchen vor vf das sie eyns odir das andire von em gehorten. denne die urage die hat beider siet eyn gevelle. Denne die urage die wil also uile meynen. denne sie sprachen ob es irloubit were dem manne sine huezvrouwe zu lazen. da twungen sie en zu eyme entwerte das er

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solde gesprochen haben. Ja es ist dem manne irloubit das er sine huezvrouwe mac von em lazen. odir. Neyn es en ist dem manne nicht irloubt das er sine huezvrouwe sulle lazen. vnd das teten sie vm das vf das sie en an beiden teilen schuldic mochten machen vnd en beclagen mochten vm die sache das er eyn verstorer were Moysi e. denne der dinge en ist kein von Moysi irloubit. sundir das eyne teil hat Moyses den Juden verhangen durch hertikeit willen iris hertzen vnd ouch durch etlicher sache willen. Sundir Cristus der die ewige wiesheit gotis des vatirs ist der temperte also das entwerte das er en gab das er mit sime entwerte alle [169rb] die stricke irer valschen vrage veriagete. Denne do sie wolden wenen das sie en in not gebrocht hetten das er en ia odir neyn solde geentwertit haben do mittilte er es also das sie in sime entwerte noch neyn noch ia begrifen en mochten. CRISOSTOMUS: Do der herre von den glizneren wart geuregit ob es dem manne were irloubit das er sine huzvrouwe mochte von em gelazen so sie em missehegelich were do en wolde er en nicht entwerten also das er gesprochen hette. Neyn es en ist nimande irloubit das er sine huezvrouwe mit rechte von em lazen sulle. vnde das tete er vm das das sie icht eynen sturm widir en irhuben. Sundir er wolde das sie selben alrerst widir sich selben das vnstrefliche vrteil der e geben die en von Moyse geschriben was. vnd das sie das selbe also mosten vnd wurden entwerten. des sie von em mit trige beitende waren. denne das er solde gesprochen haben das mosten sie em entwerten. vnd dar vm so volgit da: „Vnd do entwerte er vnd sprach. was ist das das uch Moyses hat geboten. vnd do sprachen sie. Moyses der verhengit es das man schribe eyn buchel des abescheidens vnd laze sie.“ Sundir hie mac man ire arge list in disir entwerte irkennen. Denne do sie von dem herren geuregit wurden was en Moyses da von hette [169va] geboten. do legeten sie Moysen her vor vnd sprachen das es en Moyses verhinge. vnd das entwerten sie zu der vrage des herren in der meynunge das sie die manne der manchvaldigen schar die da besamt waren widir en zu eyme zorne mochten gereyzen. Denne alle die Juden die hatten das vor eyne gemeine gewonheit das irer eyn iclicher sine huezvrouwe von em liez so sie em missehegelich wart vnde en schuweten dar ane nimande. denne sie beduchte des das sie dar ane nicht vnrechtis en teten als an andern sachen die en ouch von der e verhangen waren. vnd dar vmme so meynten sie das das die besamten luite da von wurden vnmutic vnd hetten versmehet sine lere. _____________ 14 Chrysostomus in Matth. 16 were do en wolde] were do en wolde do en wold 22 entwerten. des] entwerten. vnd dar vm uolgit da. des

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AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie so mochte eynr in etwas zwiuels vallen zwischen den beiden ewangelisten Matheo vnd Marco. Denne Matheus der wil das es der herre den glizneren verbote das sie ire huezvrouwen von en nicht scheiden en solden. vnd das er da von sien urteil gebe. vnd das da von die schare zu dem bewegit wurde das sie die vrage dem herren machten von dem buchele das man ir schriben solde vnd sie da mite vrie lazen. vnd Marcus der spricht. das sie selben das vrteil vz Moysi e vbir sich selben gaben vnd sprachen das es en Moyses verhangen hette das sie das mochten tun. Sundir di[169vb]sir zweirleie spruch der en mac vns nicht irre gemachen noch gehinderen an der warheit. Denne als Matheus spricht das en der herre verbote das sie sich von iren huzvrouwen nicht solden scheiden vnd das der herre do den spruch mit dem urteile der e bestetigete der schar. vnde das sie da von zu der vrage gereyzt wurden wor vm das en denne das verhangen hette das eyn man sime wiebe eyn buchelin des abescheidens solde geben vnd sie von em lazen. (Mt 19,4 – 6) Odir als Marcus wil das die gliznere selben dem herren entwerten zu sinir vrage das en das verhangen were von Moyses gebote. Denne sien wille der was also geschicket das er en des mit nichte eine rede noch eine bewisunge en wolde geben. wor vm das en das Moyses in der e verhangen hette es en were denne das sie es alrerst hetten betracht. vnd sich da mite zu were hetten gesatzt das es en von Moysi irloubt were. vnd dar vm so irer wille in irme spruche von beiden ewangelisten offenberlichen bewisit ist so en blibet das keyn zwiuel zwischen en beyden. vnd ouch ob der ewangeliste eyne andire wise an sineme spruche hat gehalden denne der andire. idoch so mac man es ouch also vernemen als Marcus spricht das sie den herren alrerst vregeten ob es den mannen irloubit were vnd ob sie es tun mochten das [170ra] die huezvrouwen mochten lazen. vnd das sie der herre do widir uregete was en Moyses von der sache hette geboten vf das so sie denne wurden entwerten das er en verhangen hette das sie das buchil des abescheidens mochten schriben vnd sie lazen. das en denne der herre wart entwerten vz der e die dem israhelischen uolke von gote durch Moysen gegeben was wie der herre in der e die eynunge des mannis mit sinir huezvrouwen hette geboten sprechende die wort die Matheus setzit. Denne do sie die wort von dem herren gehortin do entwerten sie em das zu sinir vrage vor andirtweidene die wort sprechende. wor vm hat denne Moyses geboten das man dem wibe eyn buchel des abescheidens sulle schriben vnde sie lazen. (Mt 19,7) _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang.

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AUGUSTINUS widir Faustum: Du en salt des nicht wenen das es Moysi wille were das die manne solden ire huezvrouwen lazen. vnd das wirt vns da mite offinbar das Moyses wolde das der man so eyne lange stunde da zu tete e denne er sie von em gelize das er das buch des abescheidens schrebe. Denne er wolde das des mannis gemute von dem grimme den er widir sine huezvrouwen hette die wile das er das buchel schrebe widir zu eyme semften mute gebrochen wurde. vnd sundirlichen ouch vm die [170rb] sache. denne es was bie den Juden verboten das nimant en solde hebreische buchstabe schriben denne die meistere alleine den vbir di schrift gewalt was gegeben. vnd dar vm so wolde die e das der man der das buchil des abescheydens welde haben zu den wisen meistern sente vm die schrift des buchis. denne sie waren entrichtere der e vnd vzlegere vf das sie die zweitracht die zwischen dem manne vnd sinir huezvrouwen was minniclichen entscheiden solden vnd solden das widir raten das eyn gegate den anderen icht lize. denne das buch en mochte nimant schriben denne die meistere den die schrift was bevolen. vf das das scheiden icht zu eyns iclichen bosen mannis wille en stunde. sundir vm das er vmmer vm das buch moste zu em komen vf das sich des mannis gemute in der ziet von dem zorne gesenckte. vnd das er die wile wurde gesenftmutigit. vnd das die meystere denne da von eyne orsache nemen vnd berichten den man mit irme guten rate vnd machten zwischen dem manne vnd sinir huezvrowen eyne minnicliche eyntracht. abir were es denne das so groz haz zwischen en beiden were gevallen das den die meystere mit nichte in eyne svne mochten gebrengen vnd gesetzen vnd sie sich des ane zwiuel vorchten das da eyn mort wurde gevallen. das [170va] so solden sie em eyn buchel eynis abescheidens schriben so er mit nichte ratis welde uolgen. denne das was eyn orkunde eynis bestetigenden hazzis vnd das er sie bilchen lazen solde so em der haz von so uile klugen luiten nicht benomen en mochte werden. denne der man der hatte lichte eyne swere sache widir sine huzvrouwe vm das es en nicht en vugete bie den anderen zu bliben. vnd dar vmme durch der hertikeit willen so entwertit Jhesus das hie volgit: Vnd do entwerte en Jhesus vnd sprach. Das gebot hat uch Moyses durch hertikeit willen uwers hertzen geboten vnd geschriben. Denne das was ane zwiuel eyne groze strengikeit des hertzen die da nicht gebrochen en mochte werden binnen der ziet das er wolde das buch lazen schriben. vnd ouch so er des in keinr wise achten en wolde was em von so vile klugen luiten zu rate wurde gegeben. Denne die gerechten vnd die klugen luite die hatten die gewalt von der e enpfangen das sie alsulche _____________ 1 Augustinus contra Faustum

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zweitracht zwischen dem manne vnd sinir huezvrouwe mit eynr vruntlichen vereynunge solden berichten also das die beide gegaten bie den andern vngescheiden bliben. CRISOSTOMUS: Odir andirs. Er spricht: „Das gebot hat uch Moyses geschriben durch bosir hertikeit willen uwers hertzen.“ als ob er spre[170vb]che. were das eyns iclichen mannis sele von bosir begerunge vnd von vnreynir lust wol gesubirt were so en were dem manne des nicht swer zu tun sundir ser muelich das er ouch eyn bose vnartic wieb bie em vngescheiden behilde vnd in er mit eyntracht lebte. Sundir so bose gedanken vnd bose lust vnd vnordeliche begerungen in dem menschen sich irheben vnd gemerit werden so irhebit sich manchirleie haz vndir den gegaten die zu dem elichen lebene gesamt sint. Denne so die bosen lidungen in eyme menschen vbir hant nemen so setzt er sine begerunge nach andern dingen vnd irkrigit von der vnordelichen lust vremde libe vnd so beginnit em das missehagen das er itzunt besitzt. vnd da von so irhebit sich manch haz. vnd also machet der herre Moysen sinen diner vrie von dem das sie sprachen das er en das zu eyme gebote hette gegeben das sie mochten ire huezvrowen lazen. vnd wendit alle die schult des gebotis vf ire eygene houbt. Denne er bewiset en das das Moyses en das gebot hat gegeben durch hertikeit willen iris hertzen das so vile gutir luite nicht irweichen en mochten er en welde sich von not von sinir huezvrouwen scheiden. abir vm das das sie die rede des herren swerlich zu en namen das sie irer huezvrouwen [171ra] nicht solde lazen. so kerit er widir sinen spruch vm vnd nimt vor sich die rede der alden die da vor Moyses e was vnd wart dem menschen in dem state der vnschult gegeben vnd ist die e der nature. vnd spricht als hie volgit: „Abir von aneginge der werlde so hat sie got geschaffen man vnd wieb.“ BEDA: Er en schuf dar vm nicht man vnd wieb vf das der man das wieb zu em solde nemen vnd so er sie eyne wile hette bie em gehalden das er sie denne widir von em solde lazen vnd eyne andire suchen. sundir er hat dar vm man vnd wieb geschaffen das sie in eynir samnunge solden wonen vnd mit eynr vruntschaft alle die ziet iris lebendis solden verstrickit blieben. CRISOSTOMUS: Were das die meynunge in gote wer gewesit das der man eyne huezvrouwe solde haben gelazen vnd da nach zu hant bie der ersten leben eyne andire zu em genomen so hette der herre in der ersten ziet do er den menschen geschuf eynen man geschaffen vnd zwei wieb odir drie odir noch me. vf das ob em eyne missehegelich were gewurden das er sie gelazen hette vnd hette eyne andire an sich genomen. Sundir nu en machte der herre nicht alleine dem men_____________ 34 Chrysostomus in Matth.

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schen eyn wieb sundir er machte sie em ouch von em selben vf das eyne vnzuteilte libe zwischen en beiden solde stehn. Sundir [171rb] er wolde ouch das der mensche sine geberere vatir vnd mutir vndirwegen solden lazen vnd sich an eyn wieb halden vnd ane scheiden alle ziet mit ir bliben. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd er sprach.“ das ist got der herre durch Adam. „durch des willen so wirt sich der mensche verziegen sinis vatirs vnd sinir mutir vnde wirt sich halden an sine huezvrouwe.“ Sich hie wie der herre vz der wise als die schrift spricht das bewisen wil das zwischen deme manne vnd sinir huezvrouwen alsulch eyne stetikeit sulle sien das sie sich mit nichte durch hazzis willen scheiden en sullen sundir sie sullen stetis ane alle wandelunge zusamne blieben. denne der herre spricht das man sich an sine huezvrowe wirt halden. BEDA: Vnd ouch so wil der herre alle scheyden zwischen en verbiten in dem worte da er spricht: „Er wirt sich an sine huezvrouwe halden.“ Denne were das sien wille gewesit das der man eyn wieb von em solde haben gescheiden vnd eyne andire zu em genomen die wile das die erste lebte so hette er gesprochen durch Adam. Durch des willen so wirt der mensche synen vatir vnd sine mutir lazen vnd wirt sich halden an sine huezvrouwen ane abescheiden. Sundir da volgit: „vnd da werden zwei in eyme vleische.“ CRISOSTOMUS: Das ist sie werden vbir eyn komen in eynr wurtzelen des werkes. [171va] vnd werden in eyme lichame besamt zu dem werke der naturen. Sundir da uolgit: „vnd dar vm so en sint sie itzunt nicht zwei sundir eyn uleisch.“ BEDA: Das ist das lon uleislicher vereynunge die zwischen dem manne vnd sinir huezvrouwen ist das vz en beiden eyn uleisch werde. vnd ouch geschiet das gelicher wise in der geistlichen vereynunge. denne so sich die tugent der kuscheit mit dem geiste des menschen vereynit so wirt da eyn geist gesachit zwischen en beiden. CRISOSTOMUS: Vnd dar vmme nach disen norgelinden wortin so wolde er sinis urteiles eyne beslizunge geben vnd sprach: „vnd dar vm die luite die got also in eyne samnunge vereynit hat die en sal der mensche nicht scheiden.“ Denne wie mac der mensche das tilgen das got also vugenclichen vnd so wol vereynit hat. AUGUSTINUS widir Faustum: Sich nu Fauste wie die Juden des vz Moysi bucheren vbirwunden werden das irer keynir mit rechte sine huezvrouwe mochte lazen. denne Moyses der schreib en das gebot durch hertikeit willen ires hertzen. vnd dar vm so sie die hertikeit wolden abelegen so en was en des nicht not das sie sich irer huezvrouwen solden verziegen. vnd doch vbir das so wolden die Juden des wenen das sie das nach Moysi willen uolbrechten so sie ire huezvrouwen von [171vb] en lizen. denne sie wenten des das _____________ 20 Chrysostomus in Matth. 29 Chrys. in Matth. 33 Augustinus contra Faustum

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es en Moyses in der e zu eynr vrieheit hette gesatzt vnd nicht durch hertikeit willen iris hertzen. vnd vbir das so wirt vns ouch das von Cristo gezuige bekant das got hat den man vnd ouch das wieb gemacht. vnd hat sie zusamne vereynit zu eynr gemeynschaft. vnd dar vm so des Manicheus mit sinen nachuolgeren nicht en geloubit vnde da widir spricht vnd ouch sine volgere da widir sprechen so wirt er vnd alle sine nachuolgere mit em vertumit. als die die nicht alleine Moyses buchere strafen die doch von des heilgen geistis yngeistunge sint beschriben. sundir ouch als die die sich widir Cristi ewangelium sperren an irme vngelouben so es doch vf die ewige warheit gegruntuestent ist. BEDA: Vnd dar vm so en sal die nimant teilen noch scheiden die got so lieblichen vereynt hat. denne er hat die in eyn vleisch gesamt den man mit dem wibe. vnd dar vm so en sal sich des kein mensche vndirwinde das er sie scheide. denne got der hat das alleine in sinir gewalt behalden. Sundir denne so wil der mensche die vereynunge scheiden so er durch bosir begerunge willen die er zu eyme anderen wiebe tregit die erste huezvrouwe von em lazen wil. vnd das en sal mit nichte sien. Denne alle bose bege[172ra]runge die sal von dannen wichen vf das da zwischen zwen luiten eyn reyne kuslich leben blibe. Sundir got der zuteilet die eynunge so sie sich von irer beider rate in dem dinste gotis beide wellen enthalden vnde in reynikeit leben. vnde das die man also huezvrouwen haben als ob sie irer nicht en hetten. vnd die huezvrouwen also ire man haben als ob sie irer nicht me zu uleislicher lust solden besitzen. CRISOSTOMUS: Sundir so denne das war ist das die mit nichte nimant scheiden en sal die got in der wise hat vereynit so sal man das bilcher vnd uile me miden das man Cristum vnd die kirche mit nichte en scheide die sine brut ist. Denne die kirche die hat got der vatir Cristo sime eyngebornen sune vereynit. vnd Cristus der hat sie em mit sime turen blute zu eynr brut gekouft. denne alle die die die brut von irme brutigume wellen scheyden die gehn irre denne sie sachen in der brut eynen sweren ebruch. THEOPHILUS: Vmme dise rede die der herre widir die gliznere sprach so wurden die iungere sere geergirt denne sie en hatten der rede des herren nicht vollenkomelichen vernomen vnd dar vm so en wart iren groben sinnen mit iren wortin nicht vol getan. vnd da von quam es zu das sie en abir eyns vm das selbe vregeten. vnd dar vmme so uolgit da: „Vnd do er abir widir in dem huse was do vregeten en sine iun[172rb]gere abir eyns von dem selben. JERONIMUS: Da geschach abir eyns eyne andire vrage von den apostelen vm die selbe rede vf die der herre ouch da uor die gliznere hatte _____________ 40 uor] beuor

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berichtit. denne die gliznere die hatten da bevor von des selben dingis wegen gevregit vnde das was von dem state der vleischlichen e als sie zwischen dem manne vnd sinir huezvrouwen gehalden wirt. vnd das was ouch eygenclich. Denne die verandirweidunge des wortis in des spruches urteile die en machet nicht eyn wullen noch eyne verdrozzenheit sundir sie sachit eynen hungir vnd ouch eynen durst in eynir iclichen sele die gotis begernde ist. denne es ist vm en also als er durch den wisen spricht. alle die mich ezzen die hungirt noch nach mir vnd alle die mich trinken die durstit noch nach mir. (Sir 24,21) Denne so die honicvlizende spruche der ewigen wiesheit von eynr minsamen sele die got von gantzeme grunde des hertzen minnet in eyme kleynen vzvluzze gesmackit werden so geben sie so manchvaldigen suzen smac das sich der geist des mit nichte enthalden en mac er en muze mit sinir begerunge me vnd me in eyme stetin dinste nach dem burne der ewigen selikeit stehn. vnde dar vm so lerit der herre abir eyns sine iungere wie sie das selbe sullen vernemen. vnd das volgit da: „Vnd er sprach zu en. Swer in der werlde sine [172va] huezvrouwe von em let vnd vbir die erste eyne andire zu em nimt der begeht eynen ebruch vbir sie.“ CRISOSTOMUS: Der herre heizet das in disir stat eynen ebruch so der man sien eliche wieb let vnde mit eynr anderen blibende ist. denne alle wiebe die en sint sien nicht die boben das wieb sint mit der er sich zu vleislicher vereynunge als mit sinir huzvrouwen hat vertruwit mit der er bilchen arc vnd gut sal liden. vnd dar vm so en ist das sien wieb noch sine huezvrouwe nicht die er zu em nimt so er die erste mit dem buche des abescheidens von em gelet. vnd dar vm so wirt er eynis ebruchis schuldic vbir sie das ist an dem wiebe die er zu em genimt so er die erste sine huezvrouwe vndirwegen gelet. vnd das selbe urteil das ist ouch von deme wiebe die er von em let. denne swer die zu em nimt vor eyne huezvrouwe der wirt von irer wegen ouch eyn ebrecher denne sie ist irme ersten manne von rechte verbunden. vnde dar vm so spricht er vortme als da uolgit: „Vnd ist es das die huezvrouwe iren man vndirwegen let vnd sich an eynen andern zu uleislicher vereynunge heldit so vbirtrit sie das bant der e vnd wirt eine ebrecherinne.“ Denne das wieb das zu eynem male als eyne eliche huezvrouwe mit eyme manne ist bekummirt die en mac sich vortme mit nichte mit eyme andern man[172vb]ne vereynen da sie mit rechte mite sitze als eyn wieb mit irme elichen manne. denne sie hat den vndirwegen gelazen der ire geeygenter man was. denne nach dem male do sie dem ersten geeygent was so en was sie nicht vrie iris liebes en eyme andern zu geben denne er ist algereite eygen gewurden als der apostel spricht. Das wieb en hat keine gewalt vbir iren licham sundir er ist vndir der gewalt des mannis. als en

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hat ouch der man keine vriheit vbir synen licham nach der ziet das er sich mit eyme wiebe zu uleislichen dingen vereynit hat. (1 Kor 7,4) denne die gewalt hat das erste wieb so gar zu ir genomen das keinir andern da nicht rechtis en bliebit. Sundir man sal ouch alhie wizzen das die alde e die der herre durch Moysen hat gegeben die verbutit allen offenbaren ebruch vnd en verhengit des in keinr wise. abir der Heilant vnsir herre der verbutit hie eynen heymelichen ebruch der bie den luiten der ziet nicht schemelich en was vnd den die luite noch vor sunde noch vor schande en hilden. denne sie vermuten sich des das er en irloubit were. vnd dar vm doch so er den luiten nicht offinbar en was vnd menslichen naturen ser widirzeme was so verbutit en hie der herre in diseme bilde das er setzt vz der ersten e der vnschuldigen naturen. BEDA: Disir spruch den [173ra] der herre hie in sime entwerte das er den glizneren zu irer vrage gibit das ist in Matheo dem ewangelisten vollenkomelicher vnd offenberlicher geschriben. Denne das brengit der ewangeliste in der wise zu vnsern oren das der herre also spreche. Swer vndir uch sine huezvrouwe von em gelet vnd sich irer mit dem buchil des abescheidens verziegit es en sie denne mit vnkuscheit die sie begehe mit eyme anderen manne der wirt eyn ebrecher vnd eyn verstorer der eynunge die got zwischen dem manne vnd dem wibe hat gesachit. (Mt 19,9) vnd dar vm so en sint es nicht me sachen denne eyne alleine vm die der man sine huezvrouwe vnd die huezvrouwe sich iris mannis mac verziegen. vnd sich von em scheiden. vnd die ist ouch vleislich vnd das ist vnkuscheit mit eyme anderen. den die mac zwei scheiden ane alle vereynunge vleislicher dinge. Sundir doch so vindit man in geistlichen dingen eyne andire sache also das der man sine huezvrouwe moge gelazen vnd das ist die uorchte gotis durch der willen uile luite sich allir vleislichen lust verziegen vnd zihen in eyn geistlich leben als wir ouch da von uile luiten haben gelesen. Sundir da en vindit man nirne in der gantzen heilgen schrift keyne sache die mit der e gotis bestetigit [173rb] sie das eyn man eyne andire huezvrouwe moge genemen vnd sich mit ir vleislichen moge vereynen die wile die erste lebet der er sich hat verzegen. CRISOSTOMUS: Sundir hie mac sich eyn zwiuel irheben. denne Matheus der spricht das der herre die wort spreche zu den glizneren das kein man vm keine sache sine huezvrouwe von em solde lazen denne vm die ob sie vnkuscheit mit eyme anderen manne beginge. (Mt 19,3.9) Sundir Marcus der spricht das der herre die wort spreche zu sinen iungeren. vnd das mac man also entscheiden ane striet das der herre zwer _____________ 12 was Randnotiz

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die wort spreche. zu eymale zu sinen iungeren also das die gliznere nicht keginwertic en waren. vnd zu dem andern male besunderen zu den glizenern. vnd also spricht Matheus der ewangeliste von eynr andern ziet vnd ouch Marcus von eynir andern. Denne das irvinde wir dicke an den werken vnsirs herren das er etlichs begangen hat zu eynr ziet vnd an eynir stat. vnd das andire das ouch dem geliech ist zu eynir andern ziet. vnd ouch an eynr anderen stat. als Matheus schribit in sime ewangelio von eyme abentezzene. vnd Marcus der schribit von dem anderen als es das ewangelium bewiset.

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Vnd do brochten sie vor en die kleynen kindere vnd baten en das er sie welde ruren. Sundir die iungere des [173va] herren die trotzten den die sie vor en brochten vnd verboten es en. (Mk 10,13) Sundir do die Jhesus irsach do nam er es vnwirdiclichen zu em vnd sprach zu en. Gestatit den kleynen kinderen das sie zu mir komen vnd en verbitit es en nicht. den also getanir ist das rieche gotis. (14) Denne werlichen so sage ichs vch das swer das rieche gotis nicht enpfehet als eyn kleinr der en kumt in es nicht. (15) vnd do vmmevinc er sie vnde legete sine hende vf sie vnd bendiete sie. (16) THEOPHILUS: Nach dem so der ewangeliste hie vor bewisit hat die arclistige schalkheit der gliznere an dem das sie den herren vmmekomen wolden mit reden vnd en vahen in sime entwerte vf das sie en vndir der gemeynen schar der luite mochten vermengen vnd sine lere verstoren als eynen menschen der Moyses e mit sinen spruchen welde verstoren. Nu danach so bewisit der ewangeliste den grozen gelouben den die schar des gemeynen volkis zu Cristo dem herren truc. Denne sie geloubten des ane zwiuel das ire cleyne kindere die sie vor en brochten altzuhant gesegent vnd gebendiet wurden so er sine heilgen hende vf sie legete. denne sie sagen das di craft des heilgen geistes an uile werken durch sine werke wurchte. Denne mit dem anrurende der hende so ver[173vb]gab er den luiten die sunde vnd machte die blinden sehende vnd wurchte andirer werc uile sinir almechtikeit durch sie. vnd dar vm so wolden sie ouch das er ire kleynen kindere mit en angerurit hette. vnd dar vmme so spricht man: „Vnd sie brochten vor en ire cleynen kindere vf das er sie anrurte mit sinen henden.“ CRISOSTOMUS: Sundir hie mac man merken wie groze libe die iungere zu dem herren trugen. denne sie en mochten des nicht geliden das _____________ 10 brochten] oppirten s.u. Z. 33 35 Chrysostomus in Matth.

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man em keinrleie dinc bewisete da sine wirdikeit mite geminrt mochte werden. vnd dar vm so verboten sie ouch den luiten das das sie die kleynen kindere vor en nicht solden brengen. denne sie beduchte des das sine erbere wirdikeit da mite geminrt wurde. das er die kindere solde anruren mit sinen gotlichen henden der er zu so grozen wundirwerken pflac zu gebruchen. vnd das uolgit hie: „Sundir die iungere di trotzten den die sie vor en brochten vnd verboten es en.“ Sundir der herre der wolde hie sine iungere minniclichen leren das sie in ebinmezikeit alle dinc tun solden vnd nicht solden zu hitzic sien. Denne der herre was dar vmme uf das ertrieche gekomen vf das er irdische dinc wolde versuchen. vnd dar vm so wolde er alle dinc liden die der menscheit [174ra] zugehorten vf das er an em selben des menschen krancheit versuchte. denne er was gekomen vf das er die irdischen dinc wolde suchen. vnd dar vm so en wolde er nicht das sine iungere die irdischen versmeheten vnd vndir die vuze treten sundir das sie sie vbiten zu dem ewigen lebene die sie mit en ane sunde mochten geliden. vnd dar vm so nam er zu em die kleinen kindere vnd kundigete en das rieche gotis. vnd das uolgit da: „Vnde er sprach zu en. Lat die kleynen kindere zu mir komen vnd en verbitit es en nicht.“ ORIGENES: Vnd dar vm welcher in der heilgen kirchen ist der sich vor der vbirsten eynen heldit vnd der der heilgen cristenen lere bekennit. vnd ir ouch uolgit. so der etliche luite wirt sehen die da ouch in dem gelouben Cristi bestrickit sint das sie etliche luite zihen werden zu dem gelouben vnd werden sie oppirn der heilgen kirchen. die da tum vnd ane kunst vnd ouch ane groze wiesheit sint. vnd ouch vnedil sint also das sie nicht von grozir geburt en sint. vnd ouch kranc an zietlicheme gute vnd ouch an der hulfe. die vm die selben sachen kindere vnd vnuernumftic sint genant so en sullen die gewaldigen des den nicht verbiten. denne der herre hat das vnmechtige disir werlde irwelit vf das er die starken zuschanden mache (1 Kor 1,27) [174rb] vnd dar vmme so en sullen die grosten der kirchen den nicht strafen als ob er ane vndirscheit die bosen vnd die guten welle in die vaz der kirchen zusamne lesen. Denne der alsulch eynen tummen menschen zu dem gelouben brengit vnd em dem Heilande oppirt der brengit em eine gabe die er gerne enpfahen wil. denne er ist durch des eynen willen als wol in die erde gekomen als durch den anderen vf das er sie alle irloste vnd da nach so manit er sine iungere als die die algereite volkomene manne sint in vndirscheit gantzer vernumft vf das sie sich nideren da zu das sie dem nutze alsulcher kindere wellen bie sien mit vetirlichen truwen. vnd das sie den kinderen werden als ob sie mit en kindere sien. als der apostel _____________ 20 Origenes in Matth. 30 zuschanden mache] dinc v

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spricht. vf das sie die kindere zu deme ewigen lebene gewunnen vnd in den schatz der kirchen brechten. (vgl. Gal 4,28) Denne wer da wol wirket der ist em behegelich er sie ouch wer er sie. odir vz welchme uolke er sie. vnde das sie ouch dar an gedenken sullen das er selben der ewige gotis sun do er in der formen gotis was do wold er sich demutigen vnd wolde durch vnsir vnmacht willen eyn kleynis kindelin werden vf das er vz vns kinderen bestatende luite in redelicher volkomenheit machte. Sundir da uolgit: „Denne also getanir der ist das rieche gotis.“ [174va] CRISOSTOMUS: Der herre der meynit disen spruch in der wise. denne gelicher wise als eyns kindis sele reyne vnde vnbesmitzt ist von allen dingen die sich zu sunden gezihen mogen beide in gedanken vnd in worten vnd ouch in werken. den der ewige got der hat sie puir vnd fien geschaffen ane mal der vntugent. vnd dar vm so wil der herre das eyn iclich mensche der da hoffenunge hat zu dem ewigen lebene das tu vnd laze von eygenem willen das die kindere tun vnd lazen von irer naturen vnschult. Denne die kindere die en verraten nimande vnd en ligen noch en trigen nicht vnd sint vnschuldic von allen bosin werken. denne ire nature die ist noch von sunden vnbewollen. also sullen ouch sien von vrien wilkore die sich an got wellen halden als sine iungere. Denne em en mac nimant wirdiclichen gedinen er en sie denne eynis reynen hertzen. THEOPHILUS: Hie mac man merken wor vmme der herre von den kinderen zu sinen iungeren nicht en sprach. Disir ist das ewige leben odir das rieche gotis. sundir er sprach. alsulcher die en gelich sint der ist das rieche gotis vnd das sint die die iren vliez mit alle iren sinnen dar an legen mit grozir erbeit das sie gelost werden von allir schult die sie begangen haben widir got. vnd bewaren sich [174vb] denne vortme also das sie in keine schult widir en en vallen vnd bliben eynueldic also das sie nimande mit wortin odir mit werken keinen schaden en tun. gelicher wise als die vnschuldigen kindere alle die dinc von nature wegen an en haben. Denne das kleine kint das ist des vnschuldic das es nimande en hazzit vnd ouch nimande mit arger list nichtisnicht argis en tut. vnd ouch vbir das so es vnreynen gebrechen menslicher krancheit von der mutir geslagen wirt dennoch en scheidit es sich von der mutir nicht. sundir es heldit sich dennoch an sie. denne es en weiz andirs keine sicher zuvlucht. vnd ist es ouch das die mutir das kint mit geringen cleyderen kleidit so wiget das kint doch die geringen cleidere wirdiger denne ob es eyn vremder mit kuniglicheme gewete cleidete. also tut ouch der mensche der sich heldit an die heilge kirche vnd lebit in wirdigen tugenden der en vlizet sich an kein dinc hochir denne das er den cristenen gelouben mit _____________ 2 brechten] brechen 9 Chrysostomus in Matth. 26 von] vo

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guten werken ere. denne der ist gehorsam vnd ouch behegelich sinir mutir der kirchen die en hat zu der ewigen salde geboren. vnd dar vm so spricht der herre vortme. als da volgit: „werlichen sage ich uch das welcher das rieche gotis nicht enpfehet als eynr kleinr [175ra] iunger der en kumt mit nichte in es. BEDA: Der herre meynit hie disen spruch als ob er spreche. Es en sie denne das ir also getane vnschult habit vnd alsulch eyn fien lutir gemute ane allirleie sunde vnd valscheit als eyn kleinr iunge hat. so en mogit ir mit nichte in das rieche gotis gekomen. denne buzen dem rieche muz allis das bliben das mit dem valle odir mit dem male der vnschult besmitzt ist. Odir man mac diz wort ouch andirs vernemen. Denne die heilge schrift die der heilge geyst selbir geticht hat die ist ouch eyn rieche gotis genant. vnd nu gebutit vns der herre in disme spruche das wir die heilge schrift die in der warheit des ewangelij bestetigit ist als eyn kleinr iunge enpfahen sullen. Denne gelicher wise als eyn kleinr iunger der vndir eynem meystere zu schule geht mit vlize das lerit das em sien meistir bevilit. vnd sich mit nichte widir sinen lerer en sperrit noch mit den wortin noch mit vreuele keinr bewisunge da er sinen meyster mite gestrafen mochte. sundir der iungelinc der enpfeht mit grozir begerunge die lere von synem meistere vnd ist em in grozir uorchte gehorsam also das er buzen sime rate nicht en tut also sulle wir ouch tun. Denne mit grozem gehorsame vnd eynueldiclichen ane allirleie widirsperren des [175rb] vreuels so sulle wir das wort gotlicher lere horen vnd ouch zu vns enpfahen. Da volgit: „vnd do vmme vinc er sie vnd legete sine hende vf sie vnde bendiete sie.“ CRISOSTOMUS: Sich wie wol rurit der ewangeliste des herren werk das er die kleynen kindere vmme vinc. Denne die creature die der ewige got edile vnde groz mit synir gewaldigen hant hatte gemachit vm das das sie sich alle ziet an en als an iren rechten herren halden solde die wart von irer sunde von em geteilt vnd gescheiden vnd ginc irre sam eyn schaf das da irre geht vndir den woluen. vnd da von so wart die creature so klein gewurden das sie mit nichte keine tugent gewirken en mochte di irme adile zu gehorte odir da sie das ewige leben mite mochte irkrigen. vnde die creature der mensche die ist vor got gebrocht vf das er sich vbir sie irbarme vnd lege die hende sinir gute vf sie. vf das sie selk werde. vnd die verminrte nature die vmme vinc er do das ewige wort di menscheit an sich nam vnde wolde etwas vndir die engele geminrt werden vf das er die cleine nature in die ere synir vetirlichen klarheit irhube. Sundir er gab ouch sinen segen vbir sie. denne er irwarb ir kegen sime vatire gnade vnde ouch vergebunge allir sunde. Er legete _____________ 15 wise Randnotiz

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ouch sine hant vf sie. denne er gab der creaturen sine craft da zu das sie alle lo[175va]beliche dinc gote zu eren vnd ir selben zu bequemikeit moge gewirken. Denne got der herre der wolde in sinen werken die mensliche wise halden vnd wolde alrerst mit dem menschen eyn mensche werden vf das er den menschen zu eyme gote machte. vnd ouch so wold er das werk an den kindern uben vnd sine hende vf sie legen. vnd da mite so wolde er bewisen das er eyn warer mensche were vnd die menscheit mit sinir gotheit hette vereynit. BEDA: Der herre vmmevinc vnd bendiete die kleynen kindere. vnd wil vns da mite geben zu vernemen das er die eynueldigen vnd die demutigen des geistes wirdic wil bewisen sinir waren minne. vnd sinir vruntlichen gnade. vnd ouch des segens vnde der bendihunge die er sinen irwelten kinderen geben wil.

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Vnd do er widir vzgeginc vnd quam an den wek do lif em eyn mensche bevor vnd boigete sine knie vor en vnde bat en sprechende zu em. Gutir meistir was sal ich tun vf das ich das ewige leben enpfahe. (Mk 10,17) abir do sprach Jhesus zu em. wor vm heyzestu mich gut. denne nimant en ist gut denne got alleyne. (18) Dir sint die gebot bekant. denne du en salt nicht eyn ebrecher sien. du en salt ouch nimande totin. Du en salt nicht stelen. Du en salt ouch keynen valschen gezuc kegen nimande sprechen. du en salt ouch nimande mit arger list betrigen. Ere dinen vatir vnd dine mutir. (19) vnd do entwerte em der vnd [175vb] sprach. Meystir alle dise dinc die han ich mit ulieze von minir iungen iugent bewarit. (20) Sundir do sach en Jhesus an vnd gewan en lib vnde sprach zu em. Eyns des enprichit dir noch. Ganc vnd allis das du hast das verkouf vnd gib es allis den armen. vnd so wirstu widir groze schetze in dem himele irkrigen. vnd kum nach mir vnd uolge mir. (21) vnd do der iungelinc das wort irhorte do wart er da von gemuet vnde ginc trurende von dannen. denne er was habende uile erbis. (22) vnd do sach sich Jhesus vmme vnd sprach zu sinen iungeren. Sehet ir wie swerlichen die in das rieche gotis mogen komen die da uile geldis haben. (23) Sundir do irschraken die iungere sere in sinen wortin. vnd do entwerte en abir Jhesus vnd sprach zu en. Eya mine sune wie swerlichen mogen die in das rieche gotis komen die ire hoffenunge an den schatz des geldis legen. (24) Denne es ist geringer das ein kemel vare durch das hol der nolden denne das eyn richer mensche kome in das rieche gotis. (25) vnd do uilen die iungere noch in eynen grozern wundir sprechende zu en selben. vnd wer mac denne selic gewerden. (26) vnd do blicte sie Jhesus an vnd

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sprach. Bie den luiten so ist es gar vnmogelich abir bie gote so en ist es nicht vnmogelich. (27) BEDA: Bie den reden die der herre widir sine iungere hatte [176ra] gesprochen von der gute der kleinen kindere do hatte eynir gestanden vnd hatte gehort von dem herren das die alleyne des wirdic solden werden das sie komen solden in das rieche gotis die den kleynen kinderen geliech wurden vnd andirs keyne luite. vnd dar vm so wolde disir von dem herren es offinberlichen horen ane biespil mit welchen werken es der mensche mochte wirdiclichen verdinen das er komen mochte in das ewige leben. Denne er pruuete das wol das er von den kleynen kinderen nicht andirs sprach denne eyn geliechnizze. vnd das spricht der ewangeliste hie: „Vnd do er vz dem huse geginc vnd an den wec gequam do lief eynr em bevor vnde boigete sine knie vor en vnd bat en sprechende. Gutir meystir was sal ich tun vf das ich das ewige leben zu lone enpfahe.“ THEOPHILUS: Mich nimt disis iungelingis eynen grozen wundir so nimant andirs zu Cristo quam vm die sache das er irvaren welde wie er das ewige leben zu lone mochte enpfahen. denne er alleine. Denne alle die anderen luite die zu em quamen die begerten des von em das er en zu hulfe queme an iris liebis notdurft. Denne etliche die waren sochende in langen suechen vnd etliche die waren von andirer krancheit enthalden also das sie en selben mit nichte zu [176rb] hulfe mochten gekomen. vnd die quamen zu dem herren vf das er die werk sinir gotlichen barmhertzikeit an en bewisete. vnd disir iungelinc der en bat nicht vm hulfe also das er gelost were von der grozen sueche da er mite bekummirt was sundir er bat vm den wec des ewigen lebenis als ob er von allir sueche vrie were. vnd das sachete das denne er irkante sinir sueche nicht. Denne do er vm die volkomenheit des ewigen rieches bitten wolde do solde er alrerst die groze sueche der girikeit besiten han gewurfen. denne die en gestat em des nicht das er des wirdic wurde des er von dem herren bittende was. Denne die vntugent ist so bose das sie eynen iclichen menschen an sinir selikeyt hindirt. vnd dar vm so ginc ouch disir nach dem male truric vnd betrubit von dem herren do er horte das er abelegen solde die swere burde disir zietlichen irdischen dinge. CRISOSTOMUS: Alleyne das disir iungelinc zu Cristo trat vf das er von em rat neme wie er zu dem ewigen lebene solde komen. so en quam er doch in der wise nicht zu em als ob er des werlichen geloubte das er eyn warer got were von dem er des werlichen uregen mochte vnde ouch der en des sichirlichen mochte berichten welche die tugende weren da er das ewige leben mite mochte besitzen. [176va] Sundir er quam zu Cristo mit sinir vrage als zu eynem menschen den er vor eynen _____________ 9 mochte wirdiclichen] mochte ol wirdiclichen 34 Chrysostomus in Matth.

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grozen lerer hilt vnd der en ouch vf sine vrage wol mochte berichten als ob er eynr vz den iudischen lereren were gewesit. vnd dar vm en entwerte em Cristus ouch nicht als eyn got sundir als eyn mensche nach dem als er geloubte das er eyn volkomen mensche were. vnd dar vmme so uolgit da: „Sundir do sprach Jhesus zu em. wo nach heizestu mich gut. denne da en ist nimant gut denne got alleine.“ Alhie mac sich eyn zwiuel irheben wie das der herre meine das der herre spricht das nimant gut sie denne got alleyne so man doch uile gutir luite vindit die der ewige got mit sinen gnaden begabit hat also das sie wirdic werden das sie uile tugende wirken. die en eyn wec sint zu dem ewigen lebene. abir das sal man also entscheiden das got alleine von der volkomenheit synis wesens gut ist. also das er ouch eyn vzulizender orsprinc allir gute ist der da vluzit in alle creaturen die er hat geschaffen. Sundir ouch so sint die luite wol in der wise gut das sie ire gute von dem ubirsten gute zu eynr gabe enpfahen. also das en di gute von irer naturen volkomenheit nicht geeygent en ist. vnd dar vm so en sint sie in der gute nicht gut als got gut ist von sinir nature wegen. BEDA: So man spricht das eyn got alleine gut ist so en sal man [176vb] in den wortin nicht got den vatir alleine abegescheyden von den anderen personen vernemen. denne man muz ouch da mite got den sun vernemen das er ouch gut sie. denne er spricht von em selben. Jch bin eyn gutir hirte. (Joh 10,11.14) also ist ouch der heilge geist gut. Denne von em so spricht man. Der vatir wirt von dem himele geben eynen gutin geist. den die en dar vmme bitten. (Lk 11,13) Denne die eynige vnde die vnzuteilte driualdikeit. vatir sun vnd ouch der heilge geist die sint eyn got vnd eyn gut got. Denne allis das in der gotheit ist das ist ein wiesheit gerechtikeit gute ewikeit leben warheyt. besundir der personen teilunge. Denne keine persone en hat keyns dinges minr das zu der volkomenheit der gotheit gehort denne die andire. Denne der vatir der ist von der vetirlikeit eyn vatir. vnd der sun von der sunlikeit eyn sun. vnd der heilge geist vm das er von en beiden gegeistit wart so ist er eyn geist. vnd so denne der vatir heilic ist vnd ouch der sun heilic ist so muz der heilge geist ouch heilic sien. Der vatir gebar den sun in ewikeit vnd gab em allis das er hatte ane personliche volkomenheit. vnd der sun wart geborn eyn volkomen got ane gebreche vz eyme volkomenen gote dem vatire. vnd der heilge geist der wart von en beiden gegeistit als irer beider stric in dem [177ra] der vatir vnd der sun verstricket stehn vnd an keynen dingen minr an der gotheit den der vatir vnd der sun sint. vnd dar vm so sint sie alle drie in gantzer ebenmezikeit ein gut got. vnd dar vm so en loikent Cristus der herre des nicht das er gut sie in deme worte da er spricht: „Da en ist nimant gut denne got alleine.“ sundir er bezeichent da mite das er eyn warer got sie der ane allirleie aneval gut sie.

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denne er en wolde da mite nicht meynen das er nicht eyn gutir meyster en sie. sundir er wolde es da mite bezuigen das nimant eyn gut meystir mochte gesien denne got alleine. als er ouch zu sinen iungeren spricht. Eynr ist uwer meystir vnd eyn geber der e vnd ouch eyn richter vbir alle dinc. (Mt 23,8.10) THEOPHILUS: Sundir da uolgit: „Der herre der sprach. Dir sint bekant die gebot. du en salt nicht eyn ebrecher sien. du en salt nimande totin. du en salt nicht stelen. du en salt keynen valschen gezuk sprechen. du en salt nymande in arger list betrigen. ere dinen vatir vnd dine mutir.“ Der herre berichte den iungelinc vz den geboten der e. vnd wolde da mite des iungelinges vernumft zu eyme hocheren state irheben. denne der iungelinc der hilt den herren vor eynen puren menschen als eyne andire creature. vnd das wolde em der herre benemen vnd wold das er en als eynen got irkente. [177rb] vnd en erte als es sich wol geborte. Sundir doch so wil der herre in dem entrichtende disir gebot vns eyne andire lere geben. denne er wil das so wir mit imande odir von der schrift odir ouch von anderen notlichen dingen reden das wir en denne nicht mit listigen reden vmkomen en sullen odir mit streychenden reden en loben sullen. sundir das wir die wurtzele sinir gute sullen ansehen vnd got in allen spruchen meynen. vnde dem menschen alsulche ere irbiten als em wol zugehort vnd als er irer wirdic ist. BEDA: Man sal hie vollenebene merken das die alde e die got durch Moysen hatte gegeben ouch ire ziet hatte in den sie deme menschen nutze was zu sinir ewigen selikeit. vnd dar vm so man die gerechtikeit der e zu irer rechten ziet bewarte das was von Moysen bes an Cristum so en gelobte sie nicht alleine iren dineren die gute vrucht der erden. als wien ole weize vnd vigen vnd andire dinc die gute vruchte der erden heizen. sundir so man der e volkomelichen dinte als das man alle die gebot volbrochte die in der e geschriben waren durch des libe willen der eyn geber der e was so gab sie iren dinern ouch das ewigen leben. vnd dar vm do disir iungelinc uregete den herren was er solde tun vf das em das ewige leben zu teile wurde. do entwerte em der herre sprechende. Du weist die gebot. En wirt nicht eyn ebrecher noch en bege [177va] ouch nicht die anderen vntugende die die e verbutit. Denne so der mensche alle der vntugende ledic stet so hat er an em eyns kleynen kindis vnschult. vnd von der so gibit vns der herre eyn gebot das wir sie ane vmmezuk sullen halden ist es das wir in das rieche gotis wellen komen. denne welch mensche der vnschult nicht en hat als eyn kint der en mac sich mit gote nicht vereynen. vnd dar vm so volgit da: „Vnd der iungelinc der entwerte vnd sprach. Meystir alle dise dinc die han ich von minen iungen kintlichen tagen bewarit.“ Hie en sal nimant wenen das disir iungelinc den herren vregete was er solde tun vf das er das

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ewige leben mochte besitzen. vnd ouch vf das er den herren mit dem entwerte welde versuchen do er sprach. Meystir ich han alle dise dinc von miner iungen iugent bewarit. Denne etliche lerere wolden wenen das er vf eyn versuchen zu dem herren were gekomen. vnd ouch so en sal es nimant wenen das disir iungelinc von em selbir luge also das er sich selben welde gerecht machen vnd doch nicht so gerecht en were. Sundir des sal eyn iclicher gelouben das disir iungelinc vor dem herren sinis lebens also in eynueldiger bekante ane valsche list als er von sinen kintlichen tagen hatte gelebit. vnd das wirt vns da von offinbar das da volgit. denne der ewangeliste [177vb] spricht: „Do der herre en angeblicte do gewan er en lib.“ Sundir wer das das der iungelinc sich vor dem herren mit ligenden wolt behelfen odir das er in die schult einr valschen bewisunge wer gevallen so en hette en mit nichte Jhesus lib gewunnen do er en aneblicte. Denne der herre en ist nicht als eyn mensche also das man en betrigen moge. denne er irkennit den gantzen grunt der worte so sie alrerst in dem hertzen geticht werden e denne sie vmmer mit dem munde gesprochen werden. ORIGENES: Jn dem worte da der ewangeliste spricht das do en Jhesus angeblicte do gewan er en lib vnd kuste ouch en vortme vor synen munt. da bewisit er mite das der herre den grunt sinis hertzen warhaft irkante. vnd das er an sinen wortin die warheit hatte gehalden do er gesprach zu dem herren do er em die gebot vorlegete vnd do er em entwerte sprechende. Die dinc han ich alle von miner iungen iugent bewarit. Denne er irsach den grunt synis hertzen vnd wart des gewar das er eyn mensche was von eyme guten gewizzen. denne er bekante allir dinge vz eyme eynueldigen gutem gewizzen die er in der warheit hatte begangen. CRISOSTOMUS: Disir spruch des ewangelisten der sachit von em selben bilchen eine vrage die mit etwas zwiuels [178ra] ist. Denne wie spricht er das der herre den iungelinc aneblicte vnd gewan en lib. vnd wie mochte er denne den menschen lib gehaben der em zu eyme uolkomenen lebene nicht uolgen en wolde. Sundir hie sal man also entwerten das disir mensche von der sache wegen des wirdic was das en der herre lib gewunne. denne er hat alle sine gebot gehalden die er in der e durch Moysen hatte geboten von sinen iungen tagen also das des menschen begerunge da bie stunt das er in eynueldiger wise gote da mite wolde behegelich sien. Sundir da nach vmme das das er Cristo zu der vbirsten volkomenheit nicht volgen en wolde da en ginc em nicht an abe von der volkomenheit die er bes an den tac gehalden hatte vnd ouch vortme _____________ 12 behelfen odir] behelfen hat odir den] denne den den

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halden wolde. Sundir hette er dem herren gevolgit so hette sich in em eyne nuwe uolkomenheit irhaben der er vor nicht en hatte. denne die hette die erste tugent in eyne hochere forme gesatzt. abir do er des nicht tun en wolde do en ginc em an den ersten tugenden nicht abe die her bes an die ziet so minniclichen hatte gehalden. Gelicher wise als em keine selikeit da von zuwachzende was das er dem herren in eyme blozen ermute nicht volgen en wolde. vnd ouch alleine das das gebot das der herre [178rb] in eyme rate disme iungelinge gab do er sprach. Eyns dingis enpricht dir noch. Ganc vnd verkouf allis das du hast vnd gib es den armen vnd kum vnd volge mir. nicht vbirtrat mensliche craft. den sine iungere die hatten alle dem rate nach gevolgit. denne der rat helt eyn geliech maze mit der vbirsten uolkomenheit des menschen. vnd dar vm so disem sien wille zu der hohesten volkomenheit nicht en truc also das er gote bloziclichen in eyme verziegende allir dinge hette geuolgit. so en wart er doch an dem nicht schuldic er en were an dem state des heilis. denne er hilt die e vnd ire gebot nach menslicher mogenikeit. vnd in der wise so wolde er dem herren behegelich sien. vnd in der schicht so hatte en ouch Jhesus lib. BEDA: Der herre en hat die nicht alleine lib die die vbirsten vnd die grosten gebot bewaren. sundir die hat er ouch lib die die minsten gebot nach irer macht bewaren. vnde doch vbir das so quam der herre vnd wolde das an em selben leren mit eyme bilde das er anderen luiten gab an sinir menscheit das noch etliche hochere gebot weren denne die die man in dem techste der e Moysi vunde. Denne er en was nicht vm das gekomen das er die e welde verstoren sundir er wolde sie irvullen. vnd dar vm das die e minr hatte an den geboten der volkomenheit die wold er sine [178va] nachvolgere leren vf das sie em uolgen solden. vnd zu male volkomen werden. vnd also wolde ouch der herre disen iungelinc zu eynr grozeren uolkomenheit reyzen denne die uolkomenheit der gebote der e was. abir do er em an den grosten geboten der alden e liez genugen. do hatte er en da nach lib als er an den geboten der e volkomen was. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do sprach er zu em. Eyns enpricht dir noch. Ganc vnd verkouf allis das du hast vnd gib es den armen vnd kum vnd volge mir. so wirstu haben di schetze in den himelen.“ Denne eyn iclich mensche des nuwen testementis der da volkomen werden wil der sal nach dem rate Cristi tun vnd sal allis das verkoufen das er hat vnd sal sien gelosen vf das er Cristum alleine zu eyme schatze besitze. denne als uile als er irdischer habe bie em beheldit der er sich nicht zu male en verziegit also uile minre so besitzt er Cristum zu eyme schatze. vnd dar vm so wurden Ananias vnd Saphira von Petro dem apostele _____________ 27 uolgen solden] uolgen leren solden

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vertumt das sie Cristo in der iungere schar wolden uolgen vnde en wolden sich doch nicht allis des verziegen das sie hatten. (Apg 5,1 – 5) sundir sie behilden ein teil verstolingen vnd brochten das andire teil vor die iungere des herren vnd legeten es vor ire vuze. vnd do sprach Petrus zu en. vnd en habtir den ackir nicht turer verkouft [178vb] denne vm diz gelt. Do entwerten sie em sie en hetten en nicht turer verkouft vnd lugen. denne sie hatten des geldis eyn teil behalden. vnd dar vm so sie den heilgen geist in der valscheit wolden betrigen so namen sie von Petro vbir sich das urteil des todis. vnd dar vm so wil hie der herre das man allis sulle verziegen vnd gelosen vnd sulle Cristum alleine behalden. THEOPHILUS: Vnd so denne der nachuolger Cristi alle sien gut verkoufit. so hore er vortme wo er es lazen sulle. denne der herre spricht. Gib es den armen. vnd er en spricht nicht. Gib es den spiluiten odir tuscheren odir vnkuschern odir vnkuscheren. denne es en ist nirne baz behalden denne bie den armen. denne die nemen iris liebis notdurft da von vnd en vertun sien nicht zv vnpflichte odir in sunden. CRISOSTOMUS: Der herre vbit hie widir disen iungelinc eynen wundirlichen spruch der in der heilgen schrift vremde ist. denne wo der herre imande icht gelobit da so gelobit er em alle ziet das ewige leben vm das verlazen zietlicher dinc als er Petro entwerte do er zu em sprach. Herre wir han alle dinc gelazen vnd haben dir geuolgit vnd was sulle wir da vor widir nemen. Do entwerte er em sprechende. Swer durch mich icht let der sal es hundirtvach widir nemen vnd da mite [179ra] das ewige leben besitzen. vnd des gelubdis en tut er disme iungelinge nicht. sundir er spricht. Jst es das du das tust so wirstu die schetze in den himelen besitzen. vnd das geschach vm die sache den er hilt hie rede mit dem iungelinge vm den schatz synis zietlichen gutis vnd das er sich des allirdinge solde verziegen so welde er em uile grozere vnd ouch uile wirdigere schetze widir geben in den himelen. die also verre vbir disen schatz treten solden denne den er in der erden liez als der himel wirdiger vnd hochir ist denne die erde. THEOPHILUS: Sundir wie sal man des herren spruch vernemen da er spricht das man alle dinc sulle verkoufen vnd sulle es den armen geben. denne man vindit manchirleie arme luite. Denne man vindit die armen die alle ire gut in vbiraze vnd in vbirtranke verzeren. So vindit man ouch andire armen die es an anderen vntugenden zubrengen. Sundir man vindit ouch die armen die da demutic sint vnd nicht me von allen dingen begeren denn ire notdurft vnd wellen da mite gote dinen. vnd den sal man es geben. sie sint von not arm odir von vrien willen. denne _____________ 17 Chrysostomus in Matth.

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die volgen Cristo dem armen in etlicher wise na. vnd vm das spricht der herre zu dem iungelinge: „Vnd kum volge mir.“ [179rb] BEDA: Der uolgit dem herren uollenkomelichen der eyn nachuolger ist alle sinir werke also das er mit gantzer volleist der liebis vnd ouch der selen alle die werk der tugent ane grifit die sien herre vor em gevbit hat. denne der das tut der uolgit sime vuzspore ebene na also das er sich nach dem alden lebene mit nichte widir zu rucke vmmekaffit. sundir er volgit der ladunge des ewigen lonis als der apostel spricht. vnd da uolgit: „Vnde der wart betrubit an dem worte vnd ginc trurende von dannen.“ CRISOSTOMUS: Sundir der ewangeliste der setzt da nach die orsache wor vmme das disir iungelinc so sere in dem worte gemuet wart als das er trurene von dannen ginc. vnd spricht: „Denne er was habende uile erbis.“ Denne die luite die des keginwertigen gutis wenic besitzen die en warten sien mit so grozem ulize nicht noch en betruben sich so sere nicht dar vmme so es en benomen wirt odir so sie es lazen sullen als die die sien uile haben. Denne ie das gut vnordelichen me wechzit ie die girikeit vnd die hertikeit me wachzende ist. vnd dar vm die da uile haben die scheiden sich vngerne da von. Denne ie me gutis es sie geistlich odir werltlich ie me hitze der begerunge es zu behalden. Denne sundirlichen so ist irdisch gut eyne groze [179va] burnende vlamme die den menschen da zu irhitzit vf das er es veste behalde. Denne der wenic hat der achtit des selben ouch wenic. vnd das was die sache des trurendis. denne der iungelinc hatte uile gutis an erben die er besaz. vnd da uolgit nach: „Vnd Jhesus der sach sich vmme vnd sprach zu sinen iungeren. Sehet wie swerlichen komen die in das rieche gotis die da gelt haben.“ THEOPHILUS: Hie mac man merken das der herre in diseme spruche die riechtume der werlde nicht en lastirt als ob sie bose sint sundir er lestirt die die sie bewaren vnd als di knechte irme herren dinen. denne der mensche en ist keynen irdischen dinsten geschaffen den er dinen sulle von rechte denne gote alleine. Denne das vugit sich wol als man es vz den wortin des herren nemen mac das man der riechtume der werlde nicht en habe das ist das man sie zu vnpflicht nicht en habe noch beware. als den turisten schatz des menschen. sundir man sal irer zu notdurft gebruchen denne sie sint da zu geschaffen das sie den menschen sullen zu dinste stehn. vnd den sal man sie mite teilen di irer selben nicht en haben. Denne die luite die sint von gote mit den richtumen begabit durch der armen notdurftigen willen. CRISOSTOMUS: Der herre sprach diz wort widir syne iungere. denne die waren [179vb] also arm das sie nicht eygens en hatten vnd ouch kein irdisch zu erbe en besazen. sundir sie hatten gelazen allis das sie von _____________ 9 trurende] turende 10 Chrysostomus in Matth. 38 Chrysostomus in Matth.

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irdischen dingen hatten. vnd larte sie da mite das sie sich disis zietlichen kummers nicht solden schemen sundir sie solden das ermute vor eyne ere besitzen. vnd so wolde sich der herre als mit disen wortin kegen en entschuldigen vnd en entwerten das sie sich dar vm nicht muen en solden das er en des nicht en gestatte das sie keinrleie dinc in disir erden solden besitzen. denne swer es besitzit der kumt swerlichen in das rieche gotis. Sundir da uolgit: „abir die iungere die irschraken sere an synen wortin.“ Das ist offinbar das die iungere nicht irschraken durch synen willen denne sie hatten itzunt alle dinc vm den herren gelazen vnd waren so kummerhaft von zietlichem gute gewurden das sie des nichtisnicht behalden en hatten. sundir doch so tet es en we das sie horten in dem worte der gemeynen luite verlust. denne die gantze werlt die geht mit dem riechtume der werlt vmme. vnd dar vm irschraken die iungere denne sie horten das die alle swerlichen in das rieche gotis solden komen. BEDA: Wir vinden das in Salomonis spruchen das es eynen grozen mittil heldit vnd ouch eynen vndirscheit das eyn mensche riechtume [180ra] habe. vnd das er an die riechtume alle sine libe lege. vnd dar vm so en sprach ouch Salomon nicht do er die gyrere wolde strafen in sime buche swer da riechtume hat. sundir er sprach. wer die riechtume lib hat der en begrifet keine vrucht von irer wegen. (Koh 5,9) vnd dar vm so wolde der herre den verschrockenen iungern die wort des gesprochenen sinnis vernemelicher vzlegen vnd das uolgit da: „Vnd do entwerte en abir eyns Jhesus. vnd sprach. Mine sunline sehet wie swerlichen die in das rieche gotis komen die ire hoffenunge an das gelt legen.“ Da mac man ouch an diseme spruche merken das der herre nicht en spricht. Sehet mine sune wie vnmogelich ist es das der in das rieche gotis kome der sine hoffenunge an das gelt leget. sundir er sprach. Er kumt swerlichen in das rieche gotis. Denne das dem menschen vnmogelich ist zu tun das en mac er in keinr wise uolbrengen. denne es ist vbir alle mogenikeit sinir macht. sundir das dem menschen swerlich ist zu tun da muz er groze erbeyt bie tun ist es das er es volbrengen sal. denne es en ist nicht vbir alle sine craft. CRISOSTOMUS: Odir man mac den spruch des herren da er spricht. Sehet wie swerlichen kumt der in das rieche gotis der sine hoffenunge an das gelt der werlde leget. Da meynit er eyne vnmogelikeit mite in eyme [180rb] schine. Denne uile dinc di sint eynem menschen vnmogelich die doch der andire volendit. Da ist ouch manch dinc vnmogelich den nidirsten kreften des menschen die doch geschen von dem menschen so er sine vbirste craft zu den dingen tun wil. also spricht ouch _____________ 3 besitzen. vnd] besitzen. vnd vnd 32 tun fehlt 34 Chrysostomus in Matth.

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hie der herre das es swerlichen geschiet das ist in etlicher maze vnmogelich. Denne cranke luite an der vernumft vnde ouch ane die hulfe des herren die en mogen da zu nicht komen. vnd den ist es vnmogelich. Sundir die luite die eyn hoch bekennen haben die nemen die hulfe des herren zu en. vnd verwerfen das zietliche gut vm das ewige leben. vnd da mite so muzen sie alle irer hohesten craft gebruchen vnd den en ist es nicht vnmogelich idoch so ist es en swerlich. vnd das bewisit er vor an mit eime bilde als hie uolgit: „Es ist geringer das eyn kemel durch eynir nolden ore kriche denne das der rieche kome in das rieche gotis.“ THEOPHILUS: Man muz bie dem kemele als es der herre hie nennit. odir eyn groz tyer das eynen vngevugen hokir vf sime rucke tregit vernemen. odir ouch den grozen stranc der eyn kabel heyzet des die grozen kocken zu irer notdurft bedurfen den nennit man ouch in etlicheme lande eynen kemel. vnd also swerlich als das tyr mit sime hokere odir die groze line durch eynir nolden loch mac gekomen also swerlichen [180va] kumt ouch der rieche mensche in das rieche gotis der sine hoffenunge vnd sinen uliez an der werlt gut leget. BEDA: Vnd wie sal man denne disen spruch an den alden ueteren halden als in Abraham Ysaac Jacob vnde in Joseph vnd an den zwelf patriarchen vnd ouch an Dauid vnd an andirer uile die doch mit grozme riechtume disir werld bekummert waren vnd doch in das ewige leben nach vnsirs gelouben uolleist sint gekomen als vns das alde testament von en bezuiget. Sundir hie von so sal man wizzen. das die benanten luite vnd ouch etliche andire ser redeliche luite waren vnd der riechtume nicht en gebruchten zu vbirvlutikeit odir zu hochvart odir ouch zu echtunge irer viende. sundir sie gebruchten irer zu iris liebis notdurft vnd zu gotis ere vnd ouch zu iris nehesten menschen nutze. vnd dar vm so wurden sie von gote inwendic gelart wie sie mit den riechtumen vmme gehn solden also das sie das ewige leben nicht verloren. Denne sie en achten irer nicht vnd en legeten ouch iren vliez nicht in der wise uf sie als ob ire selikeit an den riechtumen lege. denne in eyme hocheren sinne so mac man das begrifen das Cristus wolde vor sine liben vrunde den tot liden vnd das were em noch eynis uile mogelicher zu tune denne das mogelich ist das sich die libhabere disir werlde zu Cristo dem armen mogen beke[180vb]ren. vnd dar vm so wil Cristus sich selben in dem namen des kemels beduiten. denne das tyer mac groze burden swerer dinge tragen. also nam ouch vf sich der ewige gotis sun die burde vnsir menslichen krancheit do er mensche wart vnd truc die in manchirhande liden bes also lange das er quam an die stechende nolde das ist bes an die wetage der martire die so groz an em waren das nie wetage grozir an nie keinem menschen uolbrocht wurden. vnd das liden nam er mit willen an sich vf das er sine liben vrunde des ewigen

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lidenis ledic mochte gemachen. vnd dar vm bie dem loche der nolden so wil er bezeichenen die groze not die die menscheyt sinis lichams in der martire leit. Denne do die menscheit in em mit dem spere vnd mit der durninen crone vnd mit den geislen durchlochert wart also das das kleit sinir gantzen huit blutic wart. do wold er widir nehen die zurizzenen kleidere vnsir geuallenen menscheit die in dem valle so tigir zu rizzen was das nirneyn teil bie dem anderen was gebliben. vnd da uolgit: „Vnd do nam sie des noch grozir wundir vnd sprachen widir sich selben. vnd wer mac nu vortme selk werden.“ Dise rede die sprachen die iungere vm das. denne alleine das der armen vngeliche me ist denne der riechen denne etliche die haben diz [181ra] gut von vngeluckis wegen verlorn. vnd etliche die en haben sien ouch nicht von iren elderen. noch ouch gewunnen von geluckis wegen. vnd dar vmme so ist der ane zal uile me die da arm von gute sint denne der riechen sint di die riechtume der werlde besitzen. Sundir idoch so merketen das die iungere wol das alle die armen die von not arm sint also iren vliez mit iren gedanken nach den riechtumen legen das sie libir riech weren denne das sie arm bliben. vnd die sint ouch mit irme willen vnd mit irer begerunge riech. vnde doch alleine das sie der riechtume nicht en besitzen so rechent man sie doch in die zal der riechen. vnd dar vm so die iungere das mercten das in der schicht volnach die gantze werlt ist bekummert so irschraken sie sere in eyme grozen wundire. vnd da uolgit: „Vnd do sach sie Jhesus an vnd sprach. Bie den luiten ist es vnmogelich sundir nicht bie gote.“ Sundir disis wortis en sal man nicht also vernemen das der herre da mite welle bezeichenen das die girere die al iren vliez an die irdischen dinc legen wie sie irer uile zusamne mogen gebrengen vnd en trachten selden wie sie gotis hulde mogen irkrigen. Odir ouch die hochvertigen die alle iren sin danach legen wie sie der werlde behegelich mogen gesien vmmer me in das rieche der [181rb] himele sullen komen die wile das sie mit der girikeit vnde mit der hochvart bekummirt sint. es en sie denne das sie die girikeit in eyne ware libe kegen got vnd irme nehesten wenden. vnd die hochvart in eyne geistliche demut. denne di hochvart verstiez den engil von dem himele vnd den menschen vz dem paradise. CRISOSTOMUS: Der herre der spricht hie das das werk das eyn riecher mensche in das rieche der himele kome das gehort sundirlichen gote zu. denne senfter mochte man eynen todin irwecken zu dem lebene denne eynen menschen der mit so uile stricken ist gebunden vrie mochte gemachen. denne der mensche der bedarf sere uile gnaden von gote vf das er in den wec der gerechtikeit gerichtit werde. denne die zietli_____________ 35 Chrysostomus in Matth.

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chen dinc die verblenden en so sere das er mit nichte der warheit irkennen en mac es en sie denne das er von dem ewigen lichte an die warheit gewisit werde. vnd ouch da widir so wirt es hie wol bewiset das der herre den riechen luiten groz gut zu lone wil geben die sinir predigat daran uolgen das sie sich allir dinge verziegen vf das sie sich lutirlichen alleine mit gote mogen bekummern. denne das it deme knechte eyne groze ere so er sime herren uolgit. THEOPHILUS: Diz wort das der herre spricht das die dinc mogelich bie gote sint. abir bie den luiten so sint sie [181va] vnmogelich die mac man noch andirs vernemen. Denne so wir mit gutem willen gotis lere horen so en sint vns dise dinc nicht alleine mogelich zu tun. sundir ouch alle andire tugentsame werk die werden vns geringe. abir so wir vns nicht andirs denne mit menslichen dingen bekummeren so ist es vns allirdinge vnmogelich. vnd das nicht alleyne sundir ouch die allirminste tugent die man mac begehn. Sundir da uolgit: „Denne alle dinc die sint mogelich bie gote.“ So der herre hie spricht. alle dinc so sal man die dinc alleyne vernemen die eyn wesen irer istikeit haben vnd nicht das nicht der sunde. denne die sunde die en hat kein selbwesen nicht. denne die sunde ist eyn dinc eyns namen alleine. sundir sie en hat kein selbwesen noch kein vndirstehn eynr istikeit nicht. vnd dar vm so en ist sie nicht eyn dinc der nature. Odir andirs. Die sunde die en geschiet nicht von der craft eynr vrien willekor sundir sie ist eyne vnmacht des willen. Denne so der wille von den bilden der dinge so sere vbirvurt wirt das er zu dem valle swach wirt so en besteht er nicht von gewonlicher krancheit vnd kerit sich vmme von sinir rechten naturlichen craft vnd wirt vellic in eyne vnmacht verleitit vnd verlockit. vnd dar vm so ist die sunde vnd ouch die vnmacht vnmogelich bie gote. [181vb] Sundir hie mac man ouch eyne tapfere vrage bilchen machen ob das got mochte gemachen das das dinc das da itzunt in gantzeme wesene geschen ist nicht geschen en sie. Da zu entwerte wir vnd sprechen. das der ewige got eyne uolkomene gute vnd die ewige warheit ist. vnd dar vm so ist em das allirdinge vnmogelich das er keinrleige arc gewirke. odir ouch das er keinrleie vnwarheit beghe an spruchen odir an werken. Sundir wenne got das dinc das da geschen ist weld machen das es nicht geschen en were das were valsch. Denne das dinc das da geschen ist das hat ane zwiuel in der ziet eyn naturlich wesen gehabt do es in formen vnd in materien bestunt vnde dar vm so ist es vnmogelich das es nicht gewesit en sie. vnde so es denne eyn wesen hat gehabt so ist es valsch das es nicht eyn wesen habe gehat. vnd dar vm so denne got die ewige warheit ist wie mochte er denne valsch gewirken. denne were das er das tete so verstorte er sine eygene gotliche nature. denne von sinir naturen wegen so ist got die warheit.

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Denne uile meystere die sprechen das das selbe allirdinge in gote vnmogelich sie. denne wie mochte das gesien das got nicht got en were. also mogelich ist es ouch das er valsch wirke. vnd dar vm so mac man sie eygenclichen wol belachen [182ra] als die vnsinnigen luite die das durch iren munt turren sprechen odir ouch mit irem hertzen bedenken.

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Vnd do begunde Petrus sprechen zu em. Sich wir han alle dinc gelazen vnde han dir nachgeuolgit. (Mk 10,28) Do entwerte em Jhesus vnd sprach. Jch sage es werlichen das nimant en ist der da let sien huez odir sine brudire. odir sine swesteren. odir sinen vatir odir sine mutir odir sine huezvrouwe odir sine sune odir ouch sinen ackir durch mich vnd durch das ewangelium (29) er en werde hundirtvalt widirnemen. vnd ouch nu in disir ziet so wirt er widir nemen husere vnd brudire vnd swestere vnd mutire vnd sune vnd ouch ackire mit grozen echtungen vnd in der zukomenden werlde das ewige leben. (30) Sundir der werden uile die letsten die die ersten sint. vnd die letsten die werden die ersten. (31) BEDA: Vm das das der iungelinc do er den herren gevregete was er solde tun vf das er das ewige leben mochte irkrigen. vnd do er den rat vbir alle uolbrengunge der gebot der alden e von em genam das er alle dinc solde verkoufen vnd sie den armen geben vnd em blozlichen nach uolgen irhorte das er also alle zietliche dinc solde verlisen do wandirte er trurlichen von dannen. vnd do das die iungere des herren irhorten vnd [182rb] irsagen die deme rate des herren algereite geuolgit hatten vnd hatten en an allen dingen volbrocht. also das sie nicht alleine alle dinc der ziet hatten gelazen vm Cristi libe. sundir sie hatten sich ouch allis des verzegen in der werlde da sie eyne hoffenunge mochten zu gehaben. vnd ouch alle iren willen den hatten sie von der werlde lust vnd ouch von allen dingen der werlde gekarit. vnd dar vm so begunden sie zu trachten von dem lone das sie vor die groze tugent in dem himele sol den enpfahen. Denne sie beduchte des in iren sinnen das sie ser eyn groz dinc hetten getan so sie alle die dinc mit vrier wilkor hatten gelazen durch des herren libe wille die der iungelinc nicht lazen en wolde der itzunt alle die gebot der alden e hatte irvullit. vnd ouch do em der herre den rat da zu gegeben hatte. sundir es was em also swer zu tun das er es ouch mit nichte ane trurikeit gehoren en mochte sien hertze en wurde da von so swervelic das er betrubit von dannen ginc. vnd dar vm so tete Petrus als der der das houbt vndir den iungern hilt vnd vregete _____________ 16 Glossa

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vor sich vnd ouch vor die anderen iungere den herren was ire lon vm die sache solde sien. vnd das spricht der ewangeliste hie: „Vnde do begunde Petrus sprechen zu em. Sich wir haben alle dinc durch dich gelazen vnd sint dir geuolgit.“ THEOPHILUS: Alleine das Petrus ser kleine [182va] dinc liez durch des herren libe wille. denne nicht me denne eyn schifchen vnd eyn netze so spricht er doch das er alle dinc gelazen habe die in der werlde sint durch den herren. vnd das ist vm die sache. Denne alleine das der mensche wenic zietliches gutis hat. so hat er doch eynen willen mit dem er alle dinc der werlde mac besitzen. vnd dar vm so Petrus vnd ouch die anderen iungere alle die dinc vz irme willen vertriben hatten vnd hatten iren willen mit deme herren alleine in eynr minne verstrickit so spricht er in sinir vnd in irer personen das sie alle dinc durch en gelazen haben. Denne wie wenic das der mensche ouch zietliches gutis besitzt so ist doch da eyn bant eynr lidunge das sien der mensche vngerne verziegit denne er hat da bie eynen anhalt sinir notdurft. vnd dar vm so wirt ouch der von gote geheilgit der da geringe dinc durch en let also das er nicht en behelt denne got alleyne. BEDA: Petrus der hatte von dem herren gehort das er zu dem iungelinge sprach. so er alle dinc verkoufte vnd das gelt den armen gegebe so solde er komen vnd em denne uolgen. vnd das der iunger nicht tun en wolde der doch uolkomen in den geboten der e was. da widir so sprach er. wir han dir geuolgit. als ob er spreche. Herre du hast das vor eyne uolkomene tugent gereytit die da vbirtrit die [182vb] gebot der alden e das der mensche alle dinc laze durch dinen willen vnd volge dir. vnd die habe wir allirdinge irvullit. denne das beduchte vns geringe das wir alle dinc lizen. sundir wir wolden vns ouch mit allen dingen lazen vnd dir so gantz uolgen das wir vnsir nicht geweldic wolden bliben sundir wir haben vns gantz dir zu eygen gegeben. vnd dar vm so wir allir dinge getan haben als du woldis vnd was wiltu vns denne vm die sache widir zu lone geben das wir besitzen sullen. denne du gelobtis dem iungelinge grozen schatz in dem himele widir zu geben. THEOPHILUS: Sundir do Petrus dem herren dise vrage gemachte von dem lone das sie da vor nemen solden vm das das sie alle dinc hetten gelazen in sinir personen vnd ouch in der anderen iungere do wolde em der herre eyn gemeyn entwerte geben da er en nicht alleine mite berichten wolde sundir ouch alle die die keinrleie dinc durch en lizen. vnd das volgit hie: „Sundir Jhesus der entwerte em vnd sprach. werlichen sage ich uch das nimant en ist der da gelazen hat sien huez odir sine brudire odir sine swestere odir sinen vatir odir sine mutir odir ackere durch _____________ 33 Beda

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mich vnd durch das ewangelium der da nicht widirnemen en wirt hundirtvach so uile vnd nu in disir ziet husere vnd brudire vnd swestere vnd sune [183ra] vnd mutire vnd ackere mit den echtungen vnd in der zukomenden werlde das ewige leben.“ Disir spruch des herren der brengit etlichen luiten eynen zwiuel wie sie ire vetire vnd ire mutire in irer notdurft vndirwegen sullen lazen so der herre doch gebutit das man vatir vnd mutir eren sulle. vnd en ire notdurft geben di wile sie leben. vnd ouch wie der mensche sich sinir huezvrouwen sulle verziegen mit der er so in eyme grozen bande verstrickit steht das er sie mit nichte lazen en sal sundir redeliche sache. Sundir diz sal man also vernemen das der herre hie das nicht en meynit das der mensche vndirwegen lazen sulle sinen vatir vnd sine mutir odir sine huzvrouwe odir sine kindere. vnd werde eyn lantlovfer also das er allirdinge vnachtsam werde die em bevolen sint. Sundir der herre wil vns hie leren das vnsirme hertzen noch die libe des vatirs noch der huezvrouwe noch keinr anderen dinge so na sulle legen das wir die ere gotis vnd sine libe durch der dinge willen odir durch keins anderen dingis willen wellen minren. CRISOSTOMUS: Sundir mich bedunkit hie das der herre hie heymelichen welle geben zu irkennene die zukomende echtunge. die da geschen solde nach sinir martir an den iungern des herren. Denne do der meystir mit dem lieblichen [183rb] tode volendit was vnde die iungere sine vfirstende widir begunden zu predigen. do begunde sich die echtunge widir sie vnd widir ire nachvolgere zu irheben also swerlichen das uile vetire waren die iren sunen des nicht en gunden das sie durch Cristi namen leden sundir sie zugen sie abe mit irme rate. vnd ouch uile huezvrouwen beweichten ire manne vnde hindirten sie an dem gelouben. vnd ouch die libe der sune vnd des zietlichen gutis die was eyn groz mittil den die sich zu dem gelouben bekarten. vf das sie icht echtunge leden durch got. vnd das wil der herre mit disme spruche entrichten so er spricht. Swer da durch mich verzieget alle der dinc vnd sich steticlichen bes an den tot an mich heldit der sal hundirtvach widirnemen. Sundir das ouch der herre spricht. Swer alle dinc let durch minen namen als Matheus spricht. (Mt 19,29) odir durch das ewangelium als Marcus wil. odir durch das rieche gotis als Lucas der ewangeliste spricht. (Lk 18,29) die spruche alle die en haben keine zweitracht noch ouch grozen vndirscheit. Denne an dem namen Jhesu Cristi des herren so besteht das ewangelium vnd ouch das rieche gotis. denne welch mensche das ewangelium enpfehet der enpfehet es in den namen Jhesu Cristi. vnd ouch in weme es kumt so kumt es an deme namen in en. denne da _____________ 18 Chrysostomus in Matth.

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en ist [183va] andirs kein name vndir dem himele den luiten gegeben da sie inne selk mogen werden denne der name Cristi. BEDA: Sundir hie so sal man wizzen das etliche cranke lerere vz dem sinne des herren da er spricht. Swer durch mich alle dinc let der sal hundirtvach widirnemen vnd ouch nu in disir keginwertigen ziet eyne orsache eynis valschen wanis namen vnd tursten das leren andire luite das das alde valsche gekose warhaft were da von die iudische art spricht das sie nach der vfirstende tusent iar sullen haben zu lebene nach alle iris liebis wollust an ezzene vnd an trinkene vnd an allen anderen dingen die dem libe zu gehoren. vnd sie sprechen ouch das es denne geschen werde so vns alle dinc an manchvaldigeme wuchere widir gegeben werden die wir durch die libe gotis haben gelazen. denne sie wellen das vns alle dinc hundirtvach werden widirgegeben liebhaftiger wise. also das der mensche der eynen sun let dem sullen hundirt widir gegeben werden. vnde ouch von den huezvrouwen vnd von den veteren vnd von anderen dingen den geliech. vnd da nach die volkomenheit des ewigen lebenis. Sundir disir spruch der ist vol vnvernumft vnd betrugit alle die die sich an en halden. vnd mich hat wundir wie sie des nicht en merken das [183vb] es vnredelich were das der mensche hundirt vetire vnd hundirt mutire hette. vnd ouch ob das allis bestehn mochte von den vetiren vnd von den mutiren vnd von den sunen vnd von den bruderen vnd von anderen dingen die der herre hie gelobit hundirtvach widir zu geben als die ewangelisten sprechen. so were es doch schentlich das eyn man hundirt huezvrouwen hette da er sich mit uleislicher vnkuscher lust mite bekummern solde so das von not eynen spruch des herren moste verstoren. do er den saduceen zu irer vrage entwerte do sie vregeten vm die vfirstende der todin vnd sprachen das siben gebrudire eyne huezvrouwe hetten gehabt vnd welchme vndir den das wieb bliben solde in der vfirstende. Do sprach er. Nach der vfirstende so en werden sich man vnd wieb nicht in eyn uleisch mit lieblicher lust vereynen. sundir sie sullen werden als die engile gotis in dem himele. (Mt 22,25 –30; Mk 12,20 – 25; Lk 20,29 – 36) vnd ouch so were es widir disen selben spruch des herren denne er spricht das sie alle die dinc hundirtvach widirnemen sullen mit echtungen. vnd iene die sprechen das in den tusent iaren sie kein betrupnizze noch ouch echtunge mit nichte vbirgehn en sulle. vnd vm alle die sache so ist disir spruch lugenhaft vnd vnmogelich. CRISOSTOMUS: Jn der vfirstende [184ra] vnsir lichame so geloube wir des das der licham in vns nicht me ezzen noch trinken en sulle noch huezvrouwen noch sune besitzen zu vleislicher lust. sundir wir werden da alle dinc in eyme besitzen in dem alle dinc von nature sint. vnd dar vm so muz man das hundirtvalt widirkeren andirs nemen denne es die

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toren von den tusent iaren in eyme troume nemen. Denne das lon das dem menschen widirgegeben wirt der hie etwas let in disir ziet das ist eyn gemeyn lon da alle die die etwas gelazen haben mite begabit werden. das nicht alleine hundirtvalt bezzir ist denne das das man hie let sundir es vbirtrit alle dise irdischen dinc ane alle maze. denne es ist das ewige leben das dem menschen da zu eynr wonunge wirt gegeben. denne hundirt husere vor eyns das er hie let vnd got ouch vngelich den er da besitzen wirt denne vatir vnd mutir die er hie let. Die gemeynschaft der heilgen die ist ouch nicht hundirtvalt noch ouch tusentvalt bezzir denne huezvrouwe brudire swestere vnd sune. sundir sie vbirtrit alle lust der werlde ane zal. vnd dar vm so wirt der wuchir geistlich den got geben wil vnd uile in eynr anderen wise den ob der grobheit des lichamis dar ane wurde vol getan das em die dinc hundirtvach zu sinir vleislichen [184rb] lust wurde gegeben. THEOPHILUS: Nu moge wir merken ob die heilgen ouch des lonis icht in etlicher maze in disir ziet zu irer notdurft haben genomen. Denne die huezvrouwe eynis mannis die sal sich von rechte in dem huse iris wirtis mit der spise bekummern die er ezzen sal. vnd ouch so sal sie sine cleydere bewaren die er tragen sal. vnde dar vm so mac man merken ob der geliech ist den apostelen vnd iren nachvolgeren sie widirvaren ob sie icht die hatten die en der dinge pflagen an irer huzvrowen stat. Denne da waren vile wibe die da zu vlizic waren wie sie geschickten das sie ire notdurft an der spise hetten. Sich Petrum Paulum vnd ouch Johannem wie uile selger wibe das sie hatten die irer vm gotis libe wartin die ouch en ire notdurft gaben als den iungeren des herren den sie es dar vm pflichtic waren. denne sie seheten en das wort des ewigen lebenis in der predigate. vnd dar vm so besorgeten sie ouch en widir zietliche dinc der sie zu iris liebis notdurft nicht enpern en mochten. vnd ouch so hatten die apostele des herren vnd ire nachvolgere vile vetire vnd uile mutire die sie lib in gote hatten. vnd sie in ire herberge durch got enpfingen. denne en hette en got nicht geistliche mutire vnd vetire vnd ouch huezvrouwen gegeben so en mochten sie nicht bestanden sien in der predigate des wortis. denne sie [184va] mosten es dicke vndirwegen gelazen haben vnd mosten sich durch irer zietlichen narunge willen zu irdischen dingen haben gegeben. Denne sich Petrus der liez eyn arm huez vnd gewan da nach das er gutlichen in alle den huseren entpfangen wart da die anderen iungere bekant waren. vnd also gewan er uile husere vor eyns. vnd das ist noch grozir das sie das mit der echtunge solden besitzen. Denne ie sie me von den vursten der werlde geechtit wurden. ie en der ewige got me _____________ 15 Hieronymus

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trostis schickte vnd ie sie me dinges in geistlicher vriheit besazen. vnd alle dise dinc die noch in der erden sint die werden die heilgen noch besitzen vnd die vm got groz veruolgen vnd echtunge haben geliden. Denne alle das wirt en vndirtenic so sie mit dem herren an dem gerichte werden sitzen das ie in die werlt quam odir vmmer in sie komen wirt. vnd dar vm so volgit da: „Denne der uile die die lesten waren die werden die ersten vnd die die ersten waren die werden die lesten.“ Denne die gliznere vnd die meystere der e die waren uile e denne die iungere des herren vnde sint doch die lesten gewurden denne sie muzen lange beiten bes das die uolkomenheit der Heyden in den gelouben trit. Sundir die die alle dinc vndirwegen haben gelazen vnd dem blozen Cristo bloziclichen ane der werlde gut ge[184vb]uolgit haben die waren die lesten in disir werlde. Denne sie gaben sich da zu das sie durch die libe des herren groze echtunge liden wolden. vnd ouch vnschuldige bedruckunge von der werlde. vnd die werden die ersten die das ewige leben durch hoffenunge besitzen so dise die mit der irdischen habe bekummirt sint die lesten von dem ewigen lebene werden bliben. BEDA: Man mac ouch disen spruch des herren das er gelobit den die icht durch en lazen hundirtvalt widirgeben das das sie lazen uile andirs vernemen. Denne swer vndirwegen let dise irdische dinc die in manchirhande wise bie den luiten geordent sint. Denne etliche dinc die gehoren synir naturen wesen an als sien eygener licham. vnd etliche dinc die gehoren sien gute wesen an also das der mensche nicht wol ane sie gesien en mac. vnd das ist das huez vnd andire dinc der er nicht enpern en mac zu sinis liebis notdurft. vnd welchirleie denne das die zietlichen dinc sint so sint sie doch vol echtunge vnd vol vnnutzes bekummernizzis vnd werden mit manchirhande lidene in disme lebene besezzen. vnd swer sich der allirdinge vm das rieche gotis verziegit also das er mit keinir begerunge me da nach en hengit vnd sie so gar versmehet durch das rieche go[185ra]tis das sie irer nicht haben en welden die werden ouch da zu von dem herren gewirdigit das sie des selben rieches vroide in gantzer hoffenunge smecken so sie dennoch in disme lebene blibene sien. vnd ouch so beiten sie des zukomenden vetirlichen erbis das sie mit alle den die da zu got hat irwelit in eynr waren nunne sullen besitzen vnd sien ewiclichen gebruchen. Sundir doch so man ouch der luite uile in disir werlde vindit die eyn tugentsam leben angriefen vnd es doch in so grozir minne nicht volenden als sie sien beginnen. vnd dar vmme so spricht der herre vortme widir die. „Sundir der wirt vile die letsten die die ersten waren. vnd die die lesten waren die werden die ersten.“ Denne wir sehen das alle tage mit vnsern ougen das etliche die in der heilgen gewete wanderen in grozen tugenden iris lebenis uile luite vbirtreten die lange vor en

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in den selben tugenden han gestanden. vnd ouch so sehe wir das etliche andire die von irir iungen iugent in geistlicher vbunge haben gebrant das sie uf das leste iris lebenis sich zu muzikeit haben gegeben vnd von verdrozzenheit so werden sie trege vnd lazen das selbe des sie hatten begunt. vnd also werden sie in irme vnulize vertorit also das sie das tugentsame leben in des uleis[185rb]ches tracheit volenditen des sie in der grosten hitze des geystes begunt hatten. vnd also werden sie von des uleisches wegen da sie sich anhalden die lesten die da vor in dem geiste die ersten waren.

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Sundir do waren die iungere mit dem herren vf stigende kegen Jherusalem. vnd Jhesus der ginc en uor. vnd sie waren irschrocken. vnd in dem nachuolgende so uorchten sie sich. vnd do nam er abireyns die zwelve zu em vnd begunde en die dinc zu sagen die da zukumftic waren (Mk 10,32) vnde sprach. Seht wir stigen vf kegen Jherusalem vnd des menschen sun wirt da geentwertit vnd verraten den vursten der pristere vnd den meysteren der e vnd den eldisten des uolkis. vnd die werden en verurteilen zu dem tode. vnd die werden en vort entwerten den Heiden (33) vnd sie werden en smehelichen bespotten vnd mit irer speichele bewerfen. vnd en mit geyslen slahen. vnd werden en ouch todin. vnd an dem dritten tage so wirt er widir irstehn. (34) BEDA: Die iungere begunden die rede zu betrachten die en der herre vor der ziet hatte gesagit das er uile wurde liden von den vursten der pristere vnd von den meysteren vnd von den eldisten zu Jherusalem. vnd dar vm do sie das irkanten das der herre wolde gehn in die stat da er so uile liden solde do [185va] irschraken sie da vor von gantzeme hertzen. vnd das spricht hie der ewangeliste: „Sundir sie waren an dem wege vfstigende kegen Jherusalem vnd Jhesus ginc vor en.“ THEOPHILUS: Der herre wolde da mite bewisen das er vor den iungeren ginc kegen Jherusalem der stat da er sine martir liden solde. das er das liden ane getwanc mit eygenem willen an sich wolde nemen. vnd ouch das er sich da vor nicht en vorchte das er den bittern tot solde liden durch des willen das der mensche widirqueme zu gote syme heile vnd wurde gelost von dem ewigen tode. Sundir da uolgit: „Vnd sie waren irschrocken vnd uolgeten em mit vorchte.“ BEDA: Vnd der aneual der uorchte der viel da von an die iungere. denne sie hatten des angst das sie ouch da mit dem herren soldin getot werden. Odir ouch so waren sie dar vm irschrocken vnd uorchten sich davor das iris meysters leben die sie so lib hatte das sie sich sinir kegin-

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wertikeit zu allen gezieten vroiten. in der viende hende nidirvellic solde werden. vnd das irkante der ewige got in sinir vorsichtikeit wol das der iungere hertze ser swerlichen von sinir martir solde betrubit werden. vnd dar vm so wolde er en lange vor der ziet vor kunt tun die pine sinis lidenis vnd sinir martir di [185vb] er liden solde. vnd ouch die ere sinir werden vfirstende vf das so sie en wurden sehen sterben das sie des ouch ane zwiuel geloubten das er widir irstehn wurde. vnd dar vm so uolgit da: „Vnde er nam abir eyns die zwelue zu em vnd begunde en zu sagen was an em zukumftic were.“ THEOPHILUS: Dise wort sprach der herre vm die sache das er sinir iungere hertze da mite mochte bestetigen vf das das sie die zukomende pine sinis lidenis als uile die geduldiclichen mochten getragen als vile als sie da vor von sinen wortin die martir vnd den tot vnd ouch die vfirstende von dem tode hetten von em mit horende irvarn. vnde ouch so sagete er es en vor vf das sie der balden geschicht icht zu sere irschreken. Denne die dinc die an den menschen ane sien vorbekennen gevallen die entsetzen en altzu sere. vnd ouch vf das er en das werlichen bewisen mochte das er nicht von getwangis wegen lede sundir von eygener vrien wilkore. Denne dem er eyn dinc vorsagit das en an der stat vbirgehn sal vnd geht er vbir das in die stat das ist eyn zeichen das er da das dinc mit willen liden wil. Denne der eyn dinc vor bekennit vnd weiz vnd mac geulihen das em schedelich ist vnd nicht en vluhet so ist es offinbar ane zwiuel [186ra] das er sich von eygenem willen in das liden gebe. vnd were es ouch vm sien leben zu tun. Denne dem herren was die stat vnd die ziet des lidenis bekant vnd ouch das liden an em selben. vnd dar vm so sagete er es sinen iungeren zu vorne vf das sie an sinir vfirstende ouch nicht en zwiuelten. Sundir er nam die iungere besiten vz dem anderen uolke. denne es was ouch mogelich das er die heymelkeit sinir martir sinen nehesten vrunden solde offinbar machen als den di es sicherlichen mit em clagen solden. vnd ouch die das selbe liden in der gantzen werlt solden predigen. CRISOSTOMUS: Sich wie der herre alle dinc betrachtit in den er des menschen salde wolde wirken als eyn gutir scheffer der vor synen vrunden nichtisnicht enthalden en wolde er en welde en allis das sagen das er durch sie liden wolde. denne er spricht. Des menschen sun der wirt geentwertit den vursten der pristere vnd den meistern vnd den eldisten des uolkis. Denne were das er an sime lidene en keinrleie dinc hette verswigen so weren sie altzu sere irschrocken so sie es vnwizzentlichen hetten gesehen. vnd das uolgit da: „Denne sehet wir stigen vf kegen Jherusalem vnd des menschen sun wirt da geentwert von dem verretere _____________ 29 sicherlichen] siverlichen

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den vursten der pristere vnd den meystern vnd den eldisten [186rb] des uolkis vnd die werden en entwerten zu dem tode. vnd werden en vortme entwerten den Heiden. vnd die werden en verspotten vnd en mit speychele bewerfen vnd werden en geislen vnd werden en ouch totin. vnd an dem dritten tage so wirt er widir irstehn.“ DIE GLOSE: Hie mac man bilchen vregen was da in Cristo geliden hat. ob die menscheit alleine geliden habe odir das besamte gut in der persone das ist beide got vnd ouch der mensche mit den anderen. Da von so sal man also uile wizzen das di zwu naturen so gar mit Cristo vereynit waren das allis das man von der eynen sprach das mochte man ouch der anderen eygenen. Denne als man sprach. der mensche so man Cristi persone bewisete der hat himel vnd erde geschaffen vnd alle die dinc die da inne sint. vnd so man die persone bewisite so mochte man werlichen sprechen. der got ist an dem cruce irsturben. also das sich das erste halde an die gantze persone Cristi Jhesu vnd der spruch sich an der gotheit ende. vnde der andire spruch die gantze persone bezeyge mit meynunge der menscheit in die gotheit als sie in irme wesene ane die menscheit blibende ist so en mac sie mit nichte geliden. Sundir der ewangeliste spricht das er sprach: „Des menschen sun der sal geentwertit werden.“ das ist [186va] von Juda dem vnturen verretere „den vursten der pristere“ das ist Anna vnd Caypha vnd den andern die mit en das vurstentum hilden „vnd den eldisten des uolkis.“ Das ist den ratgeben des iudischen uolkis da das iudische uolk sinen rat an suchte. odir es waren die gliznere vnd die meistere der e die das iudische uolk als die wisisten larten. „vnd die werden en vertumen zu dem tode.“ vnd das geschach in Annas huse do sie eyn urteil vbir en vregeten vm das das er hatte gesprochen das sie des menschen sun wurden sehen zu sinis vatir rechten hant vnd komen in dem wolken des himels. do vertumten sie en alle die da waren zu dem tode vnd sprachen. er were des todis schuldic. „Vnd die werden en denne entwerten den Heyden.“ vnd das geschach do er von en vor Pilatum gebrocht wart der eyn Heyden was vnd was eyn richter gesatzt vbir das iudische lant. „vnd die werden en verspotten.“ vnd das teten Pilati rittere die romischen luite. denne sie smeheten en uile also das sie em eyn ror an eyns sceptirs stat an sine hant gaben. vnd knieten sich uor en als ob er eyn kunig were. (Mt 27,29) vnd die selben wurfen die speichele an en. (Mt 27,30; Mk 15,19) vnd ouch so liez en Pilatus geislen. „vnd sie totin en hengende an eyn cruce.“ do sie sine hende vnd ouch sine vuze mit den negelen durchgruben vnd sine site mit dem spere. (Joh 19,34) [186vb] CRISOSTOMUS: Alle dise dinc die der herre sinen iungern sagete von sime tode die waren en eyne orsache eyns grozen betrupnizzes. denne sie hatten sine keginwertikeit also lib das sie des mit nichte

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gehoren en mochten das widir en was. vnd ie er en me sagete vnd manchirhande schemde benante die er liden solde ie sie me allir vroiden entsatzt wurden. vnd das irkante der herre wol. vnd dar vm do er en alle die dinc vorgelegit hatte die sinir martir zugehorten vnd sie in eyn betrupnizze brochte do wolde er en andire rede sagen die en eyne orsache eynr vroide waren. denne er sprach: „vnde an dem dritten tage so wirt er widir irstehn.“ vnd das tete er vf das das sie der vfirstende mit vroiden mochten beyten. denne so er en die dinc nicht verbergen en wolde die zu irme betrupnizze vnd zu sime lastere gehorten er en welde sie en alle vor sagen als sie an em geschen solden so was es ouch mogelich das er en nach den ersten reden sagete von sinir vfirstende das sie des ouch geloubten vf das so sie en wurden sehen sterben als er vor widir sie hatte gesprochen das sie ouch an sinir vfirstende von dem tode mit nichte en solden zwiuelen. denne der das eyne vorsagete in warheit der sprach ouch das andire.

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[187ra] Vnd do traten zu em Jacobus vnd Johannes Zebedei sune sprechende. Meystir wir wellen das du uns allis das tust das wir von dir werden bitten. (Mk 10,35) vnd do sprach er zu en. vnd was weltir das ich uch tu. (36) vnd sie sprachen. Gib vns das der eyne vndir vns zu dinir rechtern hant vnd der andire zu dinir linken hant werde sitzen in dinir ere. (37) abir do sprach Jhesus zu en. Jr en wizzet nicht was ir bittit. Mogit ir trinken den kelch den ich trinke. odir mogit ir in der toufe getoufit werden da ich inne getouft werde. (38) vnd do sprachen sie zu em. Ja wir mogen. Sundir do sprach Jhesus zu en. Sichirlichen den kelch den ich trinke den werdit ir ouch trinken. vnd ir werdit ouch in der selben toufe getouft da ich inne getouft werde. (39) abir das sitzen zu minir rechteren hant odir ouch zu minir linken hant das en ist nicht mien uch zu geben sundir den wirt es gegeben den es bereitit ist. (40) CRISOSTOMUS: Dise vrage die geschach vm die sache. denne als dicke als der herre widir sine iungere sprach von sime lidene das er liden solde so sprach er alle ziet kurtzlichen danach von sime rieche. vnde ouch in dem gebete do er sie larte wie sie den vatir solden anebeten so sprach er. So ir bitten wellit so sultir sprechen. (Lk 11,2) vatir vnsir der du bist in den himelen (Mt 6,9) dien name [187rb] werde geheilgit. vnd zu kome dien rieche. (Mt 6,9f.; Lk 11,2) vnd das irhortin die iungere das er gevach da von rette vnd ouch was ere das sie da vinden soldin. denne er sprach. So werdit ir ezzen und trinken vbir mime tische in myme rieche. (Lk 22,30) vnd dar vm so er nu ouch von sime tode

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begunde mit en zu kosen so wolden sie wenen das er das rieche nach sime tode nimande en mochte verliegen. vnd dar vm so traten sie zu em do sie das irhorten das er en sinen tot vorkundigete vnd baten en vf das sie des wirdic wurden das sie das rieche in so grozir ere mit em mochten besitzen. vnd das wil der ewangeliste hie sprechen: „Vnd do traten zu em Jacobus vnd Johannes Zebedei sune sprechende. Meystir wir wellen das du vns allis das tust das wir von dir werden bitten.“ vnd das teten sie doch in eynr schemde. das sie das wolden von em bitten. vnd dar vm so namen sie en besiten von den andern iungeren vf das die anderen iungere die begerunge irer bete icht horten. sundir es en was dem heylande nicht vnbekant was sie bitten wurden. vnd dar vm so leite er sie zu eyme entwerte mit sinir vrage die er en machte. vnd das uolgit da: „Vnd do sprach er zu en. vnd was weltir das ich uch tu.“ THEOPHILUS: Sich wie di vor benanten iungere Jacobus vnd Johannes betrugen waren. [187va] denne sie wolden des ane zwiuel vor war wenen das der herre vm die sache zu der ziet kegen Jherusalem vf stigen wolde vf das er altzuhant das rieche vbir die Juden neme vnd das er nach der ziet die dinc solde liden die er en hatte vorgesagit die er liden wurde. vnd dar vm so sie die dinc betrachtten so begerten sie in irme hertzen das sie em denne in dem rieche die nehesten solden sien. vnd dar vm so traten sie zu em vnd baten en das er das en gebe das der eyne vndir en seze zu sinir rechtern hant vnd der andire zu sinir linken in dem rieche sinir ere. Denne gelicher wise als en der herre in sinir demut uile zeichen sinir libe hatte bezeigit als wolden sie ouch das er en ouch in sinir ere die groste wirdikeit vndir den andern hette an sie gelegit also das sie em an iclicher siten die nehesten wer gewest. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd sie sprachen. Gib vns das vnsir der eyne sitze zu dinir rechtern hant vnd der andire zu dinir linken hant in dime rieche vnd in dinir ere.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie vellit eyn zwiuel als ob die ewangelisten nicht in iren spruchen eyne eyntracht halden. denne Matheus der ewangeliste der spricht das dise wort widir den herren vz der mutir munde wurden gesprochen denne er spricht das sie zu dem herren trat vnd sprach. [187vb] herre sprich das dise zwene mine sune sitzen der eyne zu dinir rechtern vnd der andire zu dinir linken in dime rieche. (Mt 20,20f.) vnd Marcus der spricht das sie beide den herren besiten namen vnd sprachen widir en die wort die hie benant sint. Sundir man sal hie wizzen das nach Matheus spruch so die mutir disir zweir sune die wort widir den herren brochte. sundir sie wart von der sune begerunge zu den wortin bewegit. vnd dar vmme so spricht Ma_____________ 30 Augustinus de Cons. Evang. 39 brochte fehlt

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theus das sie die wort an den herren brochte. vnd das sie die sune dar an hilden das bewisit er dar ane das der herre die mutir nicht en strafte sundir er strafte die sune vnd sprach. Jr en wizzet nicht was ir bittit. Sundir Marcus der swigit der mutir vnd rurit die orsache der wort die sune vnd wil das die sune die wort bilcher sprachen denne die mutir vm das so sie die mutir mit nichte gesprochen en hette hetten sie die sune nicht dar an gehalden. vnd dar vm so rurit er kurtzlichen der sune meynunge so er spricht. das sie zu em traten vnd sprachen dise wort. CRISOSTOMUS: Man mac ouch wol bilchen sprechen das diz dinc in beidir wise mac geschen sien. denne sie irkanten das wol das sie von dem herren me geerit waren denne die anderen iungere. vm das das er sie buzen keinen heymelichen dingen en wolde beslizen. [188ra] er en welde en geben zu irkennen sine gotliche craft die den anderen iungeren von em verburgen bleib. vnd dar vm so wenten ouch sie das er en bilchen in der bete ouch gevolgic solde sien. vnd vf das das sie das die gerinclicher behalden mochten das sie von em bitten wolden so namen sie die mutir zu en vf das sie hulfe Cristum mit en bitten das er den eynen setzte zu sinir rechtern hant vnd den andern zu sinir linken in sime rieche. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntragen: Vnd dar nach deme als Mathei vnd ouch Marci ewangelium wil so entwerte en Jhesus bilcher denne der mutir. denne sie hatten die mutir an die bete gehalden. vnd das uolgit hie: „Vnde Jhesus der sprach zu en. Jr en wizzet nicht was ir bittet.“ THEOPHILUS: Als ob er spreche. Es en wirt nicht also vmme mich irgehn als ir wenit. denne ir wenit das ich nu in disir ziet das rieche entpfahen sulle zu Jherusalem vnd sulle es als eyn zietlich kunig besitzen. sundir es en ist also nicht. denne alle die dinc die zu mime kunigrieche gehoren die sint vbir alle mensliche vernumft. Denne werlichen das sitzen zu minir rechtern hant des ir begernde siet das ist so groz das es vbirtrit alle die ordene der engile des ewigen rieches. BEDA: Er strafit sie ouch bilchen vm das das [188rb] sie den nehesten still bie em in dem rieche baten vnd spricht. Jr en wizzet nicht was ir bittit. denne sie baten von em den stul der eren in dem rieche gotis des sie dennoch nicht verdinit en hatten. CRISOSTOMUS: Odir andirs. er spricht zu en. Jr en wizzet nicht was ir bittit. als ob er spreche. Jr siet giric nach dem wie ir die ere von mir irkrigit vnd da von so redit ir ouch nach dem als vch uwer uleisliche begerunge zu sagit. vnd en merkit des nicht das die ziet miner martir her antrit das ich liden sal vnd wil vnd das ich da von sere benotigit bin vnd lege in eyme campfe mit miner gantzen naturen widir den tot vnd switze _____________ 9 Chrysostomus in Matth. 19 Augustinus de Cons. Evang. 35 Chrys. in Matth.

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vor engsten vm das das ich den vnschuldigen tot anegehn sal. vnde dar vm so en wizzit ir nicht was ir bittit. denne dise keginwertige ziet die ist dem menschen da zu nicht gegeben das er hie als in eyme rieche ruen sulle als der der sien lon allis genomen hat. Sundir diz leben helt eyne ziet des mordes vnd der striete vnd ouch der engste vnd der note. denne so ich itzunt angst vnd not lide in disir ziet wer mac denne vroide odir keinrleie lust besitzen. vnd dar vm so uregit er sie vnd spricht: „Mogit ir den kelch trinken den ich trinke odir in der toufe getouft werden da ich inne getouft werde.“ Der herre zuhet dise zwene iungere [188va] allir dinge mit sinir urage vbir sie vnd wil das sie da mite giric werden nach der martir so sie das pruuen das sie da mite eyne gemeynschaft mit em solden haben. Denne so er dar vmme uf das ertrieche was gekomen das er den bittern kelch der martir welde trinken so uregete er sie ob sie mit dem kelche mit em mite anstehn welden vnd em da mite geliech werden. THEOPHILUS: Der herre meynit hie mit dem kelche vnd mit den toufe da er von spricht nicht andirs denne den schemelosen tot den er an dem galgen des crucis solde liden. vnd er nennit den tot eynen kelch. Denne gelicher wise als eyn durstic mensche den kelch suziclichen trinkit. also tranc er ouch mit grozir minne das liden sinis todis da en lange nach hatte gedurstit vf das sien tot dem menschen eyn ewiges heil wurde. Er heizet ouch den selben tot eyne toufe. denne gelicher wise als die sunde mit der toufe werden gereynigit als wart die werlt zu male reyn von allen sunden von des todis wegen den der herre an dem cruce leit. Sundir sie en vernomen des wortis nicht das er sprach noch sinir meynunge die er in dem worte hatte. vnd dar vm so entwerten sie em sprechende: „Ja wir mogen en trinken.“ Denne sie wenten das er von eyme kelche spreche da man eynen tranc pflac zu trinken. odir [188vb] das er von der toufe welde reden da sich die Juden inne touften e denne sie azen. vnd in der meynunge so entwerten sie em zu der vrage die er en tete. Denne der herre hatte vor gesprochen von eyme kelche kaldis wazzirs vnd der den gebe in eyns iungers name der en solde sien lon nicht verlisen. vnd ouch von der toufe der Juden das sie ire brot nicht en ezzen sie en waschen denne dicke ire hende. vnd in der schicht vernamen sie die wort des herren. vnd also entwerten sie em ouch vf sine urage. CRISOSTOMUS: Diz ist die sache wor vm die iungere so balde entwerten zu beraten sprechende zu sinir urage: „Ja wir mogen en trinken.“ denne sie vermuten sich des das sie dar vmme von em in irer bete die endelicher solden irhort werden. denne so sie em so balde geuolgic wurden an dem das er selben tun vnd begehn wolde. vnd da uolgit: _____________ 16 kelche vnd] kelche vnd vnd 36 Chrysostomus in Matth.

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„Sundir Jhesus der sprach zu en. Den selben kelch den ich trinken werde den werdit ouch ir trinken vnd in der toufe da ich inne getouft werde da werdit ir ouch inne getouft.“ Das ist als ob er spreche. Jr sullit des gewis sien das ir der martir wirdic sullit werden vnde das ir ouch liden sullit als ich liden werde. BEDA: Hie mac man bilchen vragen wie man das sulle vernemen das Jacobus vnd Johannes nach dem worte des herren den kelch [189ra] der martir haben getrunken. odir in der selben toufe da der herre inne getouft wart getouft wurden. so doch die heilge schrift spricht als es Lucas der ewangeliste beschribit das Jacobus der apostel wart alleine enthoubt vnd verkurtzt von Herode dem kunige der Herodes Agrippa was genant. (Apg 12,2) sundir Johannes sien brudir der endite diz leben mit sime eygenen naturlichen tode also das er keynen tot von dem echtere enpfinc. Sundir hie mac man entwerten das nach deme als vns der kirchen hystorie sagen so en geschiet Johannes von disir werlde ane liden nicht. denne in den historien so steht geschriben das er in eyne bote da burnende oley inne was ingesatzt wart. vnd da die martir inne leit alleine das er da von in keyne pine en quam so was sien gemute doch da zu bereyt das er den kelch welde trinken den er dem herren gelobit hatte zu trinken. Vnde ouch so lese wir da selbis das er wart gevangen vnd wart gesant in das ellende vf das werder Pathmos durch der predigate willen des ewangelij. vnd also irkenne wir das vorwar das Johannes mit gantzem willen den kelch der martire mit sime willen tranc den em der herre hatte gelobit. vnd hat dem kelche mit sime hertzen vol getan. alleine das der echtir sinis blutis nicht vergoz. denne em [189rb] wart der kelch zu teile den die drie kindere trunken in der glut des burnenden obenes. (Dan 3,23) denne alleine das die in der glut des vuris waren so en wurden sie doch von dem vuire nicht verzerit. (Dan 3,25 – 27) als was ouch Johannes in der martir alleine en mochte sie en doch nicht vbirwinden. vnd da uolgit: „Sundir das sitzen zu miner zesmen odir zu der linken das en ist nicht mien uch zu geben sundir den es bereit ist.“ CRISOSTOMUS: Hie mac man balde vm zwei dinc uregen das erste ist das ob es ymande bereytit ist sichirlichen von gote das er zu der zesmen hant sitzen sulle. vnde das andire. worvm der herre das allirdinge hie spricht das es sien nicht en sie also das er es en geben moge. so es en doch von gote bereytit was. vnd dar vm zu dem ersten so entwerte wir vnd sprechen das zu sinir rechtern hant vnde ouch zu sinir linken da en mac keine creature gesitzen. denne in die ebenmezikeit der gotheit so en mac keine creature gekomen an irme lone. vnd dar vm so ist der _____________ 31 linken das] linken das das 33 Chrysostomus in Matth.

Die Bitte der Zebedäussöhne

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thron der creaturen in irme geseze verre nidenwendic gote. denne der thron der heilgen driualdikeit der ist besundern oben swebene vbir alle wirdikeit der engile vnd ouch der luite. denne als uile als der scheppfer in sinir nature wirdiger vnde hochir ist den alle die dinc die da geschaffen sint. als [189va] ist ouch sien thron der gotheit ubir alle dinc die eyn wesen haben. vnd wor vm sprach denne der herre: „Das sitzen zu minir rechten hant vnd ouch zu minir linken das en ist mien nicht zu geben.“ Hie sal man wizzen das der herre hie die rechtere hant vnd die linke dar vmme nicht en nennit das es keinr creaturen mogelich sie das sie da zu moge gekomen. sundir er sprach es vm das das sie eynen wan hatten das irer eynr zu der rechten hant vnd der andire zu der linken mochten gesitzen. vnd vm das so entwerte er mit dem spruche irer meynunge. vnd wolde en da mite uolgen uf das er sie icht allirdinge mit sinen wortin vernichtigete. Denne der herre irkante das wol das sie die bete in gantzer vnuernumft zu wege brochten. vnd dar vmme so wolde er irer krancheit geuolgic werden. denne en was der hohe thron der ewigen driualdikeit vnd der wirdige stul der gotheit gar vnbekant den Cristus besitzen solde zu sinis vatir rechtere hant. vnd dar vmme so en meynten sie ouch nicht den stul do sie baten das irir eynir mochte sitzen zu sinir rechtern hant vnd der andire zu sinir linken. sundir sie suchten mit irer begerunge eyns alleine. vnd das was das das sie mit etlicher sundirlichen ere begabit wurden da sie eyne hochere stat in[189vb]ne irkregen denne die anderen apostele vnd das sie die ersten in wirdikeit vbir die anderen alle weren. Denne sie hatten das lange vor der ziet von dem herren gehort das er von sinen apostelen sprach das sie vm das das sie em geuolgit hatten in disme ellende so solden sie sitzen vf zwelf stulen als die richtere vnd solden mit em richten die zwelf israhelischen geslechte. (Mt 19,28; Lk 22,30) vnd des en vernomen sie nicht das das alrest nach disme lebene solde zukumftic sien. sundir sie wenten das Cristus vf Dauitis stule des kunigis solde sitzen vnd eyn kunig vbir alle das israhelische uolk werden. vnde das die apostele denne bie em solden sitzen vnd mit em richten vbir alle das israhelische uolk. vnd des waren sie giric denne sie meynten das sie die ersten vnd die hohesten stete vndir den zweluen vor alle dem israhelischen uolke wolden halden. Zu dem andern entwerte wir vnd sprechen das die vorsichtikeit in den heilgen mit nichte in deme herren mac vellic werden. vnd dar vm alle die die in der vorsichtikeit gotis sien also das sie selk sullen werden die werden ane zwiuel selk. vnd sprechen ouch da mite das der sun der ewikeit alle die almechtikeit hat die der vatir hat. vnd dar vmme so mac er ane zwiuel an _____________ 1 verre nidenwendic] verre von nidenwendic

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allen dingen tun allis das der vatir vermac. vnd dar vm so [190ra] en vbirtrit das nicht die gewalt des sunis das er die gabe dem menschen gegeben moge das er in das ewige leben kome vnd zu der rechteren hant odir zu der linken sitze gotis als der creaturen vugit. Sundir das der herre in Matheo spricht. sundir den mac es alleine werden den es bereit ist von mime vatire. (Mt 20,23) das ist also zu vernemen als ober spreche. vnd ouch von mir vnd von dem heilgen geiste. denne alleine das wir drie an den personen sint so sie wir doch eyn an dem wesen. vnd dar vm so en wirkit eynr ane den anderen nicht denne vnsire mogenikeit die ist eyns. vnde dar vm so let ouch Marcus das vnd en spricht sien nicht sundir er spricht gemeynlichen. Sundir den wirt es gegeben den es bereit ist. vnde dar vm so meynit es der herre also das er hie spricht. Jr werdit ane zwiuel durch mich sterben abir da mite so en ist es nicht genuc das ir des wirdic werdit das ir den ersten orden vndir alle den apostelen mogit gehalden. Denne die martir die ir liden sullit die en mac uch des nicht alleyne verliegen das ir da mite vbir alle tugentsame luite komit. sundir ist es das ouch eyn andir mensche zu der martire kumt durch mich mit hocheren tugentsamen werken denne ir so wirt der eyne uile hochere stat in dem ewigen lebene [190rb] besitzen denne ir. vnde dar vm so ist den die erste stat von gote in dem himele bereyt die das mit wirdikeit irer werke kunnen ordenen vnd verdinen. das sie die ersten werden. vnd wer das mit den werken nicht verdinit der en mac der erste nicht gesien denne eyn andir der vbirtrit en. vnd also lerit hie der herre die zwene gebrudire mit sime entwerte das sie sich dar vm nicht muen en sullen ob eyn andir der hohesten des ewigen lebens wirdic sie vnd ouch wirdiger denne sie. vnd dar vm so en wolde er sie ouch nicht zu male truric machen also das er hette gesprochen. die stat en mac uch nicht werden. sundir er wolde also meynen als ob er zu en spreche. wirkit also das uch die vbirsten stete von mime vatire bereytit werden. BEDA: Odir man nimt den spruch des herren da er spricht. Es en ist nicht mien uch zu geben also vernemen als ob er spreche. Jr bittit das sitzen zu minir rechten vnd zu minir linken hant durch hochvart willen vnd dar vm so en ist es uch nicht gereyt. denne kein hochvertic mensche en mac in das rieche der himele nicht gekomen noch zu der rechten hant odir zu der linken sitzen. vnd dar vm so en mac ichs uch nicht verliegen. sundir den anderen die da demutic sint den ist es bereyt. vnd dar vm so sullit ir ouch andire werden das ist ir muzit demutic werden [190va] so wirt uch ouch das von mir bereyt das ir mogit sitzen mit den demutigen zu der rechten hant vnd zu der linken in mime rieche. _____________ 4 vugit] gevugit 34 uch] ucht 37 sint] sinc

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Vnd do das die zehene von Jacobo vnd von Johanne irhorten do wurden sie vnmutic widir sie. (Mk 10,41) vnd do das Jhesus irkante do lut er sie vor sich vnd sprach zu en. wizzit ir das die die da irschinen als die die das vurstentum vbir die geslechte der luite halden die vben herschaft vbir sie vnd ire vursten die haben irer gewalt. (42) sundir es en ist also vndir uch nicht. sundir wer da der groste vndir uch werden wil der sal uwer diner werden. (43) vnd swer vndir uch der erste wil sien der muz uwer allir knecht werden. (44) denne des menschen sun en ist nicht gekomen uf das man em dine sundir uf das er mochte gedinen vnd das er sine sele zu eynr irlosunge gebe vor uile luite. (45) THEOPHILUS: Do die anderen iungere des herren das irkanten das Jacobus vnd Johannes die ere von dem herren baten als das irer eynr mochte sitzen zu sinir rechtern vnd der andire zu der linken hant. vnd da mite meynten das sie die hoheste vnd die erste stat vbir sie alle welden besitzen. vnd des en mochten sie mit nichte in gedult vertragen. vnd dar vm so spricht hie der ewangeliste: „Vnd do das die zehene irhorten do wurden sie vnmutic widir Jacobum [190vb] vnd Johannem.“ Denne die iungere die waren dennoch mit menslichen irdischen dingen bekummirt. vnde dar vm so waren sie dennoch disir zietlichen ere begerende. vnd da von so wurden sie widir Jacobum vnd Johannem in eyme nyde zu eyme vnmute bewegit. vnd do sie do irkanten das der herre nicht geuolgic wolde sien irer bete sundir das er sie strafte als die die nicht en westen wes sie beten do wurden sie zu male mit vngedult widir sie gereyzit. denne sie liden es vor in etlicher maze in gedult das sie baten vm die erste stat. denne sie hatten das wol irkant das sie der herre in manchen dingen nie geerit hatte denne die andern iungere. abir do sie das irkanten das ire bete ouch deme herren missehegelich was do quamen sie zu male in eynen vnmut. vnd dar vm so sal man hie merken das die iungere dennoch so vnuolkomen waren e denne en der heilge geist von dem himele wart gegeben das eynr den andern in zietlicher ere bevor wolde wesen. abir danach do weich eynr dem andern als die demutigen von allir zietlicher ere vnd gunde eynr dem andern alswol als em selben. Sundir Cristus der heylit hie ire vngedult vnd uf das er en die baz eynen trost mochte gebrengen so lut er sie zusamne vor sich vf das sie sine wort die baz [191ra] mochten vernemen vnde da von zu en selben die baz quemen. vnd das spricht man hie: „abir Jhesus der lut sie vor sich.“ vnd da nach so machte er en das kunt das die dinc von rechte den geslechten der Heyden zugehoren das sie begeren der ersten stete vnd vurstentum vnd herschaft. vnd ouch das es mit nichte en vugit den

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nachuolgeren gotis das sie alsulche dinc sullen begeren. vnd dar vm uolgit: „Vnd er sprach zu en. Jr wizzit das wol das die den die gewalt des vurstentums vbir die geslechte der Heyden ist beuolen die hirschen vbir sie vnd ire vursten die haben gewalt ubir sie.“ Denne die vursten der Heiden die irkrigen die gewalt des vurstentums vbir ire uolk mit gewalt en selben zu nutze vnd nicht irem uolke. vnd dar vm so dringen sie sich selben in die gewalt zu irer eygenen verlust. abir da uolgit: „Sundir es en sal also vndir uch nicht sien. sundir wer vndir vch der groste wil sien der muz uwer diner werden. vnd swer vndir uch der erste wil sien der muz uwer allir knecht werden.“ BEDA: Jn disme spruche so lerit der herre sine iungere das der der vndir en allen der minste were der solde der groste werden. vnd das der der eyn herre vbir sie alle sien solde irer allir knecht were. vnde da mite so wolde der herre bewisen das die zwene iungere torlichen vmme die her[191rb]schaft hatten gebeten da man mit keinr hochvart zukomen en mac. vnd das sich ouch die anderen iungere in vnuernumft dar vm gemuet hatten das dise zwene die bete an den herren legeten. denne sie wurden des bekant das man zu der hohe der tugende mit nichte mit irdischer gewalt stigen en mac sundir man begrifit sie mit gantzer demut. denne die demutigen die wil der herre irheben vnd die demutigen wil er dempfen. vnd da nach so setzt der herre an em selben eyn zeichen vf das wer das sie die rede die er en sagite geringe wugen das sie sich doch an sine werk mochten gehalden. vnd dar vm so spricht er also: „Denne des menschen sun en quam nicht vf das man em dinete sundir uf das er mochte gedinen vnd sine sele geben zu eynr irlosunge vor uile luite.“ THEOPHILUS: Sich wie der herre sich hie bewisit als eynen diner der dar vm gekomen sie in die werlt das er sine sele zu eynr irlosunge wolde geben vnd spricht: „des menschen sun en ist nicht gekomen vf das man em dine sundir vf das er gedinen moge.“ vnde wie mac kein dinc grozir gesien denne das der eyn dinir wirt der eyn herre der gantzen werlde ist. vnd wie mac ouch kein dinst grozir gesien denne der den der ewige got an den menschen legete. denne er en wolde nicht alleine durch synen willen eyn dinir werden sundir er wolde ouch in dem dinste [191va] uor den menschen den tot liden vf das er den menschen mit sime dinste mochte irlosen. Sundir doch so en uerlos der herre mit der demut vnd mit dem nidirstigende sinir gotlichen ere nicht sundir er gewan em da mite noch grozer ere vnde ouch alle der werlde ire ewige selikeit. Denne e denne das ewige gotis wort mensche wart do was es alleine von den engelen bekant. sundir da nach do es mensche gewart vnd da mite sich vndir die engele genidirte vnd wart dem vatire gehorsam

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bes an den tot des crucis. Denne da von das er an das cruce gehangen wart da enpfinc er nicht alleine erberikeit von sundir er machte ouch alle die luite der werlde der selben ere teylhaft vnd nam da von eine herschaft mit dem gelouben vbir den gantzem bodim des ertrieches. BEDA: Man sal hie merken das der herre nicht en sprach. Des menschen sun wirt sine sele geben zu irlosunge vor alle luite. sundir er spricht. vor uile luite. Denne alleine das sien tot eyn uolkomen gelt was zu eynr irlosunge uor alle die werlde so en wart doch alle die werlt da mite nicht irlost. Denne irer sint uile gewesit vnd noch sint die sich des vnwirdic han gemachit das das vergozzene blut en icht zu eynir irlosunge nutze wurde. denne sie en wolden nicht gelouben an den namen des eyngebornen sunis. denne die werden alleine selk die mit [191vb] uolkomenen werken an got gelouben. denne die vngeloubigen die sint itzunt verurteilit.

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Vnd do quamen sie zu Jericho. vnd do er do uz Jericho wandirte vnd sine iungere mit em vnd ouch eyne manchvaldige schar der luite do was Barthineus Thimei sun eyn blinder vnd saz da bie dem wege vnd betelte. (Mk 10,46) vnd do er das irhorte das Jhesus Nazarenus da were do begunde er zu rufene vnd zu sprechene. Jhesu Dauitis sun laz dich mien irbarmen. (47) vnd do droiten em trotzende uile luite vf das er swege. vnd do rief der noch uile me sprechende. Dauitis sun laz dich mien irbarmen. (48) vnd do stunt Jhesus vnd gebot das man en vor en lude. vnd do luden sie den blinden vor en sprechende zu em. wis eyns gutin gemutis vnd irhebe dich denne er ledit dich. (49) vnd do warf der blinder sien kleit von em vnd spranc vf vnd quam zu em. (50) vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu em. was wiltu das ich dir tu. vnd do sprach der blinder zu em. Meistir nicht andirs denne das ich gesehe. (51) Sundir do sprach Jhesus zu em. Ganc denne dien geloube der hat dich selk gemachit. vnd do sach er alzuhant vnd uolgete em nach an dem wege. (52) JERONIMUS: Do die uolkomenheit der ziet was zu gekomen das der herre durch der werlde salde willen wolde liden. do nehete sich ouch Jhesus zu der stat die da Jericho hiez. denne der name der stat der truc in [192ra] etlicher maze mit sime lidene vbir eyn. denne man spricht: „vnd do quamen sie zu Jericho.“ denne der name Jericho der ist so uile bedutit als eyn abenemender mon der an sime schine abenimt. odir beduitit als uile als eyn ban. vnd bezeichent das abenemen das an Cristi _____________ 1 an den tot] an den tot an den tot 17 Barthineus = Bartimäus

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licham geschach. denne do der licham in dem lidene begunde abe zu nemen also das Cristi leben an dem cruce vervinstirt wart do wart dem menschen der wec zu dem himelischen Jherusalem bereytit. denne do das leben irstarb do wart der tot lebende. Sundir da uolgit: „vnd do er von dannen gewandirte vnd sine iungere mit em vnd ouch eyne manchvaldige schar der luite do was da Barthineus Thimei sun vnd der saz blint bie dem wege vnd betilte.“ BEDA: Hie schinit etwas zweitracht vndir den ewangelisten. denne Matheus der spricht das disir blinden luite zwene waren die da bie dem wege sazen vnd zu dem herren sprechende riefen. herre laz dich vnsir irbarmen. (Mt 20,30) vnd das die beide von dem herren wurden irlucht. denne der herre uregete sie was sie welden. (Mt 20,32) do sprachen sie. herre nicht andirs denne das vnsire ougen geoffent werden. (Mt 20,33) Sundir Lucas der spricht das do sich Jhesus genehete zu Jericho das do der blinde mensche der da bie dem wege saz vnd zu em rief vm hulfe von em irlucht wurde. (Lk 18,35 – 43) vnd Marcus der spricht alhie das es eynr alleine were [192rb] der zu dem herren rief vm hulfe vnd bat en das er en sehende machte. Sundir hie en sal kein wisir man wenen das hie die ewangelisten zu widirstrite legen mit iren wortin. denne der heilge geist der sie alle in eynr warheit hat gelart der en hat en nicht in iren spruchen eynen widirkrigenden sin gegeben. sundir in dem sinne so sint sie alle eyntrechtic alleine das des eynen ewangelisten wort vndir wilen an etlichen stetin wol andirs luiten denne des anderen. vnd also ist es ouch alhie. denne eyns iclichen ewangelisten spruch der ist in sime sinne also warhaft als des anderen. Sundir da Matheus spricht das disir blinden manne zwene waren das ist war. sundir der eyne vndir den zwen der was vnmerclicher denne der andire. idoch so bezeychent er sie beide vnd beschriebit das selbe wundirwerk offenberlicher vnd uolkomelicher denne Marcus. Denne das geschiet dicke das der heilge geist das dem eynen offinbarte das dem andern ewangelisten verborgen bleib. vnd der geliech bewisit Marcus hie der nicht denne von eynem blinden manne spricht vnd doch so en ist sien spruch nicht widir die warheit. denne man sal sinen spruch also vernemen das der blinden manne zwene sint gewesit. abir der eyne vndir den zwen der ist ser namkundic gewesit also das er von der gemeynen menie der luite bekant was vnd den benennit er alleyne also das er sinen namen vnd ouch synis vatir na[192va]me sprechende beschribit vnd spricht das er were Barthineus Thimei sun. sundir des anderen des swigit er vm das das er nicht namkundic en was vndir dem uolke.

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AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie sal man wizzen das Marcus disis blinden mannis der Barthineus hiez vnd Thimei sun was dar vm betrachtit denne sien iamir der was uile luiten bekant also das er eyn merclich man was gewesit vnd uile luite die irkanten en. vnd dar vm so er so offinberlichen bekant was so wart als uile me das zeichen offinbarer. denne die irluchtunge die der herre an disem blinden menschen tete die wart allen luiten klar vnd bekant die das vor wusten das er ane zwiuel vor der ziet blint was gewest. Sundir das Lucas ouch von disme wundirwerke spricht das eyn blinder von dem herren in also tanir schicht irluchtit wurde das sal man also ane allirleie zwiuel also vernemen das das eyn andir wundirwerc were das der herre an eyme andern blinden menschen wurchte an der ziet do er sich zu der stat Jericho genehete. vnd meynit das Jhesus die selbe wise bie diseme blinden vnd bie sinir irluchtunge in dem wundirwerke habe gehalden als er hilt in dem wundirwerke bie den zwen blinden. da Matheus vnd ouch Marcus von sprechen. Denne das Matheus vnd ouch Marcus sprechen das der herre das wundirwerc bie dem [192vb] blinden wurchte do er vz Jericho wandirte. vnd Lucas der spricht von sime blinden das der herre an em das zeichen tete do er zu Jericho der stat sich nehete. Sundir da uolgit: „vnd do der das irhorte das Jhesus Nazarenus da vor hin ginc do begunde er zu rufen vnd zu sprechen. Jhesu Dauitis sun laz dich vnsir irbarmen.“ CRISOSTOMUS: Sich hie wie disir blindir man Jhesum Dauitis sun nennit. vnd das geschach dar vm denne die schar die dem herren nach vnd vor ginc die lobten en mit gewaldiger stimmen als den der alle der werlde zu eyme heile wer gekomen. vnd do er das lob irhorte do wente er vor war das alle der propheten volendit were also das der gekomen were der den menschen zu male selk welde machen. vnde das er der were der Dauite zu eyme sune gelobit were. als der vatir durch Dauid den propheten spricht. vz der vrucht dinis buchis wil ich setzen uf dinen stul. (Ps 132[131],11) vnd dar vm so rief er zu em vnd sprach Jhesu Dauitis sun irbarm dich vbir mich. Sundir da uolgit: „abir irer uile die droiten em sprechende vnd trotzende uf das er swege.“ ORIGENES: Diz meynit der ewangeliste als ob er spreche. die ersten die an Jhesum geloubit hatten odir die von aneginge sinir lere vnd sinir wundirwerke bie dem herren waren gewesit die hatten en werlichen versucht das er des ewigen gotis sun [193ra] were. vnd dar vm so muete sie das das disir blinder man Jhesum in sime rufene Dauitis sun nante. vnd dar vm so straften sie en uf das er swige vnd en nicht Dauitis sun _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang. 34 Origenes in Matth.

3 bekant] bakant

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en nente der eyn mensche was gewest sundir sie wolden das er hette gesprochen. herre des lebenden gotis sun laz dich mien irbarmen. denne sie hatten en in sinen wundirwerken vor eynen got irkant vnd dar vm so en wolden sie des nicht das er en mit deme smelichen namen nente. Sundir dar vm so en liez doch der blinder man nicht abe er en rife dennoch me. vnd das volgit: „Sundir der rief noch uile me. Dauitis sun laz dich mien irbarmen.“ Nu merke wie das stete gebet von gote irhort wirt. Denne der herre der irkante das wol das en disir blinder man alrerst vm hulfe bat. sundir doch so en wold er en nicht irhoren. abir do er stete an sime rufende bleib vnd nicht abe en liez do wolde der herre alzuhant sien gerufte irhoren. vnd dar vmme so uolgit da: „vnd er gebot das man den blinden vor en lude.“ Sundir wer den spruch des ewangelisten merken wil der mac das pruuen das disir blinder eyn andirer ist vnd ouch der ouch eyn andirer ist da Lucas ewangelium von spricht. Denne den blinden da Lucas von spricht den en lut der herre nicht vor sich als Matheus in sime ewangelio spricht. noch en liez en ouch vor sich laden als Marcus hie spricht. [193rb] sundir er liez den blinden zu em vuren da Lucas von spricht als den der so vnmechtic was das er selben zu em nicht gekomen en mochte. Sundir disir blinder da hie Marcus von spricht der wart zu dem herren geladen vnd das gebot ouch der herre. vnd er stunt ouch selbir uf vnd quam zu em vf das er von em hulfe enpfinge vnd dar vmme so uolgit da: „Vnd sie luden den blinden vor en sprechende zu em. wis ebentrechtigis gemutis vnd irhebe dich denne er ledit dich.“ Der blinde der hatte mit vngedult geschregin. vnd dar vm so sprachen sie zu em das er eyn gut gemute solde haben denne der lude en vor sich der en ane zwiuel mochte irluchten. vnd dar vm so warf er balde sien kleit von em da er mite behullit was vnd quam zu em. vnd das volgit da: „Vnd der warf do von em sien kleit vnd spranc vf vnd quam zu em.“ Das kleit disis blinden menschen da er mite vmgehangen was das was eyn zeichen sinir blintheit vnd sinis ermutis denne er saz da an dem wege vnd bat von den luiten die da vor en hingingen sine notdurft zu sinis liebis bequemikeit. vnd das kleit das warf er von em. denne do hofte er das em der Heilant alle sinen kummer welde benemen vnd welde em widir das licht sinir ougen geben. vnd da mite irhub er sich balde vnd quam zu dem herren nach synis gebotis volleyst. vnd [193va] do er sich do zu em genehete do uregete en der herre. vnde das uolgit hie: „Vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu em. was wiltu das ich dir tu.“ BEDA: Hie entstet vns eyne vrage wor vm das der herre dem blinden menschen das licht sinir ougen als eyn almechtiger got widir mochte geben vnd dem ouch alle dinc vor bekant sint e denne das sie geschen disen blinden menschen wolde uregen was er welde das er em tun solde

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so er das wol irkante das er des lichtis sinir ougen begernde was. Sundir man sal hie wizzen das er en vm die sache vregete. denne er wolde das der notdurftige mensche mit sime eygenen munde em sinis kummers bekente vnd bete en vm die hulfe. vnd das es da mite offinbar wurde das er werlichen eyn warer got were der em ane zwiuel an allen dingen die almechtikeit sinir gotheit mochte bewisen. vnd ouch so wold er da mite eyn orkunde geben em das er en mit sime gebete uliziclichen solde anrufen. vnd vns ouch da mite eyne lere geben das wir den ewigen got in vnsirme lidene von gantzem hertzen anrufen an vnsirme gebete sullen vnd mit nichte abelazen bes also lange das wir von em behalden das vns zu der sele vnd ouch zu dem liebe nutze ist. CRISOSTOMUS: Odir man mac es also vernemen das er en dar vm uregete was er welde das er em tun solde. denne der mensche [193vb] der was zweir dinge notdurftic. denne er was nicht alleine blint sundir er was ouch zietliches gutis bloz. vnd dar vm so saz er an dem wege vnd betilte. vnd vm das so uregete er en was er von em welde haben das ist in welchir not das er welde das er em zu hulfe queme. vf das der manchualdigen schar die dem herren nachuolgete offinbar wurde was sine begerunge wurde. vf das ymant wente das er em an eyme dinge hulfe tete vnd der blinde eyns andern were begernde. Denne das was des herren sitte in alle den die er gesunt machte das er iren willen alrerst wolde vregen vnd da mite ire meynunge dem uolke wolde offinbar machen. vnd so es denne allen luiten kunt was gewurden was iris hertzen begerunge were in iris mundis bete so gab er en denne die gesuntheit der sie begerende weren. vnd da mite wolde er ouch die vmstehnden luite zu sinir minne reyzen vf das sie des werlichen geloubten das er eyn warer got were der alsulche zeichene der wundirwerc kunde wirken. vnd ouch so wolde er da mite bewisen das der blinde mensche des vor gotis ougen wirdic were gewurden das der herre das werk sinir grundelosen barmhertzikeit welde bewisen. Sundir da uolgit: „abir der blinder sprach zu em. Meyster [194ra] nicht denne das ich gesehe.“ BEDA: Sich wie disir blinder mensche allis das vor nicht en heldit das in der werlde ist vnd bittit alleine vm das licht ane das an allen dingen keine uroide en ist. Denne alleine das eyn mensche ane bekennen des lichtis wol alle di dinc disir ziet mit eygenschaft besitzen mac als eyn herre der dinge so en mac er doch ane das licht nicht gewizzen was er besitzt ob es em bequeme odir vnbequeme sie. denne alle die lust die der mensche von den dingen sal enpfahen die muz er von deme lichte haben. vnd dar vm so verwirfit disir blinde die hulfe allis anderen dingis vnd bittit alleine vmme das licht. JERONIMUS uf Matheum: Sundir _____________ 5 em ane] em ane ane 12 Chrysostomus in Matth. 40 Hieronymus

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do Jhesus irkante sinen gereiten willen in der schicht das er nicht andirs en wolde denne das sinir naturlichen uolkomenheit zu gehorte do wolde er sine begerunge mit dem lone sinir gnaden begaben. ORIGENES vf Matheum: Disir blinder do er zu dem herren quam do spricht er zu em. Meistir. odir als der andire ewangeliste spricht. herre. der en uor do er dennoch als eyn beteler an dem wege saz Dauitis sun hatte genant. Denne der name meystir odir herre der ist wirdiger denne der name Dauitis sun. denne in dem namen meystir odir herre so wirt die gewalt der gotheit geoffinbarit. denne eynr ist der meystir der in den hime[194rb]len ist. vnd dar vm die wile en der blinde Dauitis sun hiez da er nicht me denne eynen slechten menschen inne mochte bezeigen so en wolde em der herre dise hulfe nicht verliegen die er von sinir gotlichen almechtikeit moste wirken. sundir do er en meyster hiez do uerleic er em das er von em bat denne der name gehort sinir gewalt zu. vnd dar vm so uolgit da: „abir do sprach Jhesus zu em. Gank denne dien geloube der hat dich selk gemachit vnde do sach er altzuhant vnd uolgete em nach an dem wege.“ THEOPHILUS: Disis blinden menschen sele die was ser dancneme. denne do sie die gnade von dem herren hatte enpfangen an dem das ir die blintheit des liebis was benomen vnd das licht nicht alleine des lichams sundir ouch der sele was gegeben do en wolde er Jhesum nicht von em lazen sundir er wolde em uolgen. als dem von dem er sine selikeit von entpfangen hatte beide an dem liebe vnd an der sele. BEDA: Geistlichen. Jericho dise stat die hie benant ist bie der Jhesus disen blinden menschen sehende machte die ist so uile gesprochen als eyn abenemender man. vnd bedutit die vnstetikeit vnsir menslichen naturen die so vergenclich vnd so wandilbar ist in irme wesen vnd ouch in irme willen. abir do sich der herre nehete zu Jericho do gab er dem blinden menschen sien verlorne [194va] licht widir. Denne do der ewige gotis sun das uleisch vnsir vnstetikeit wolde an sich nemen vnd sich mit vns in disme wandilbaren lebene bewisen do bekarte er uile luite mit sinir predigate zu dem lichte des waren gelouben. vnd sundirlichen do er sich nehete zu der ziet sinir martir do wurchte er offenberlicher die werk mensliches heyles denne er vor in den ersten gezieten sinis lebens hatte getan. JERONIMUS: Bie diseme blinden menschen so ist vns ouch die iudische diet bedutit die zu der ziet begunde blint zu werden do das heidenische uolk in das licht des gelouben begunde zu treten. Sundir die blintheit wirt en der herre an dem ende der ziet an etlicheme teile benemen. so er en senden wirt Helyam den propheten der der vetire hertze in die sune keren wirt. (Lk 1,17) _____________ 4 Origenes super Matth.

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BEDA: Sundir das en ist ouch nicht ane geystlichen sin das der herre eynen blinden menschen irluchte do er sich nehete zu Jericho. vnd do er von dannen geginc do irluchte er zwene. Denne der herre di wile das er in wandilbarkeit vnsirs uleisches wandirte kegen sinir martire do en predigete er nicht me denne eyme uolke. vnd das was die iudische diet. abir da nach do er irstunt in eyme nuwen uleische das keinr vnstetikeit vndirtan en was. vnd do er von hinnen zu himele gevur vnd den apostelen sinen geist [194vb] gesante do predigete er durch die apostele zwen blinden das licht der warheit. das was dem heydenischen uolke vnd ouch dem iudischen. denne den luiten des uolkis den machte er offinbar die heymelikeit sinir gotheit vnd ouch der menscheit. abir das Marcus in sime ewangelio von eyme blinden menschen alleine spricht da wil er das heydenische uolk mite beduten. denne er schreib das ewangelium den Heyden. vnd dar vm so wolde er en zu irkennen geben das der blinde mensche ire figure an em getragen hette. Sundir vm das das Matheus den geloubigen vz den Juden das ewangelium schreib vnd das doch ouch den Heiden solde bekant werden so setzt er offinberlichen zwene blinde man die beide von deme herren irluchtit wurden. vnd wolde da mite bewisen das die gnade vnd barmhertzikeit des herren sich zu beydir volke troste vzrecken solde. Sundir do der herre vz der stat Jericho wandirte vnde sine iungere mit em vnd eyne groze manchvaldige schar do saz der blinde bie dem wege vnd bat vm hulfe. Denne do der herre von der erde vf zu himele gevur vnd do em uile geloubiger selen nachuolgeten vnd ouch alle die seligen die da von aneginge der werlde irwelit waren vnd do die alle mit em in die tor des ewigen rieches vuren do saz das heydenische uolk an [195ra] dem wege. denne do gewan das uolk eyne hoffenunge das em der herre die blintheit welde benemen vnd welde es mit der klarheit des waren gelouben irluchten. Denne das uolk das saz bie dem wege vnd betilte. denne es en was dennoch nicht in die wegestiege der warheit getreten. sundir sine begerunge die stunt dar nach das em der wec der ewikeit bekant wurde. JERONIMUS: Das iudische uolk ist ouch bie diseme menschen bezeichent der da bie dem wege saz vnd betilte. denne das uolk das hatte beide die schrift der e vnd ouch die propheten vnd behelt die schrift vnd en irvullit irer doch nicht mit den werken sundir mit den wortin alleine. vnd dar vm so betilte das uolk vor dem tische der sune der gnaden von hungirs not. denne alleine das sie die schrift haben so en haben sie doch des geistlichen sinnes der schrift nicht da sie ire selen mite solden spisen. Sundir das iudische uolk rufit. Dauitis sun laz dich mien irbarmen. Denne durch der tugende willen die die patriarchen vnd die propheten _____________ 4 wandirte kegen] wandirte do kegen 19 barmhertzikeit] barmhertzkeit

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an en hatten so wirt das uolk von gote irluchtit. denne sie haben es mit iren werken vm got verdinit. Sundir dem uolke trotzten uile dinc vf das es swege vnd nicht me zu dem herren en rufe vm hulfe. uf das sine notdurft gesetit werde. Denne em droigen die alden sunde als mit eyme zwi[195rb]uele an der barmhertzikeyt des herren. denne da bewisit sich widir sie das blut der propheten vnd der gerechten das von en uergozzen ist. vnd da sint ouch die tuuele die das arme notdurftige uolk stillen vf das es icht mit sinir stimmen zu dem herren vm gnade rufe. Sundir ie sie em me droigen vnd raten das es swige ie es me rufit. denne ie sich der striet me vnd grozir irhebit von der viende wegen ie man die hende mit gantzem hertzen me irheben sal zu dem edilen steyne der hulfe mit grozeme geschreie. vnd das ist zu Jhesu von Nazareth. vf das er die hant sinir gotlichen hulfe deme menschen reyche. BEDA: Do das heidenische uolk das geruchte irkante das Jhesus Cristus in die werlt were gekomen vf das er der werlde salde mochte wirken. vnde das er als eyn vatir alle verlorne luite zu sinen gnaden entpfinge. do begerte es das es ouch der gnaden mochte teilhaft werden vf das es von sinir blintheit irluchtit wurde. Sundir do satzten sich uile luite vz dem iudischen uolke widir es vf das es icht an den waren vatir geloubte. vnde ouch uile der grozen Heyden die da von den tuuelen waren betrogen die hindirten ouch das das die blinde icht irluchtit wurde vnd das sie Cristum icht als eynen vatir anrifen. Sundir doch alle die anevechtungen der werltlichen vursten noch das valsche bewisen [195va] der Juden die en mochten das mit alle irme grimme nicht abegewerfen die en irkregen das heil des ewigen rieches. die in der vorsichtikeit des herren da zu geordent waren beide vz den Juden vnd ouch vz den Heiden. Sundir den rufenden blinden der irhorte Jhesus der trostir des menschen. vnd von der menscheit wegen so vil er in eyne barmhertzikeit vbir en. vnd von der gewalt sinir gotheit so irluchte er das vinstirnizze sinis hertzen das da lange blint was gewesit. vnd benam em das vinstirnizze so tigir das er werlichen sehen mochte wie suze das der herre were. Denne das der herre durch vnseren willen in dise menscheit geborn wart vnd ouch die martire durch vnsirer selikeit willen leit das was eyn vortganc den Jhesus tete vz Jericho. denne das werk verginc allis mit der ziet. Sundir das bestehn das Jhesus tete das bezeichent sine gotliche gewalt mit der er alle dinc vnwandilberlichen schickit vnd ordent eyn iclich dinc in sien rechtis ende. abir den rufenden blinden den ledit got vor sich. vnd das geschach do der herre dem heydenischen uolke die heilgen predigere sante die em das wort des heilis uorkundigeten. _____________ 6 das] dat

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denne die laden den blinden vor den herren. vnd sagen em ouch das er eyn gut gemute habe vnd das er sich irhebe vnd gebiten em das er zu dem herren kome. Denne die predigere des [195vb] gotlichen wortis so sie di predigate den vngelarten luiten die der warheit dennoch nicht irkennen vorlegen. so leren sie die luite das sie eyn stete sicher gemute sullen haben an dem dinste des herren. denne da eyn stete sichir gemute ist ane sunde da ist eyne stete wirtschaft. vnd leren sie ouch das sie eyne hoffenunge des heylis steticlichen in iren hertzen sullen tragen. vnd das sie sich ouch von der tracheit der sunde vnd des alden lebenis sullen irheben vnd das sie sich mit ulize uben sullen an eyme tugentsamen lebene. vnd da nach so werfen sie denne ire kleit von en. denne alle die zangen vnd die stricke da sie mite zu der werlde lust verbunden waren vnd gestrickit die werfen sie alle von en vnd machen sich allir dinge vrie vf das sie dem ewigen gote in vriheit mogen geuolgen. vnd da mite so komen sie balde zu dem gebere des ewigen lichtis das ist zu Jhesu Cristo dem barmhertzigen vatire. JERONIMUS: Die diet des iudischen uolkis die quam ouch nackit springende do sie von ir das kleit des alden menschen warf mit alle sinen werken vnd spranc sam eyn rebok vf dem hohen bergen. Denne das uolk wirt noch alle sine tracheit abelegen vnd wirt merken wie die patriarchen vnd die propheten vnd ouch die apostele in der hohe der gotlichen beschouwunge sten. vnd wirt sich da nach mit gantzer begerunge vzrecken. vf [...]

Kapitel 11 Messianischer Einzug in Jerusalem 1)

[196ra] das in gantzer warheit an em bevunden also das alle dinc an em uolbrocht weren die die propheten mit iren spruchen lange vor der ziet von em hatten gesprochen. abir were ouch das sie nicht welden geloubic werden das sie denne da von in eyn grozir urteil des vertumniz_____________ 1) Mk 11,1–10 aus dem folgenden Kommentar rekonstruiert.

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zes vilen. vm das das sie so offinbare wundirwerc mit iren ougen hatten gesehen vnde en wolden doch in den wirker der werke nicht gelouben. vnd dar vm so beschribit der ewangeliste disir zukumft klarheit so er spricht: „vnd do sich Jhesus genehete zu Jherusalem vnd Bethanien zu dem berge der oleboume do sante er zwene vz sinen iungern.“ (Mk 11,1) BEDA: Man sal wizzen das Bethania ist ein dorf odir eyne cleyne stat. vnd ist gelegen an der siten des olebergis. vnd da in der stat da irwacte der herre Lazarum von dem tode. vnd die stat die gehorte Lazaro zu vnd sinen geswesteren Martham vnd Mariam. abir wie er die iungere von em sante vnd ouch vm welche sache das bewisit der herre als da uolgit: „Vnd er sprach zu en. Geht in das castel das da kegen uch ist.“ (Mk 11,2) THEOPHILUS: Nu merke ser ebene wie uile dingis das der herre den iungeren vorsagite e denne es geschach. vnd sundirlichen so bewisete er da mite syne gotliche almechtikeit die alle dinc vor irkennit vnd weiz [196rb] e denne das sie in irme wesen uollenbrocht werden. vnd also kundigete er en ouch das vor das sie wurden das noz der eselinnen vinden. vnde dar vm so uolgit da: „Vnde altzuhant so ir in das castel werdit komen so vindit ir da eyn noz gebunden vf dem noch kein mensche nie gesezzen en hat vnd das losit uf vnd brengit es zu mir.“ (Mk 11,2) vnd ouch so sagite er das sinen iungeren beuor das sie in etlicher maze solden gehindirt werden vf das sie es icht von dannen vurten. vnd das uolgit da: „Vnd wer das vch ymant zu spreche vnd ioch uregite was ir tut so sprechit das sien der herre zu notlichen dingen bedarf.“ (Mk 11,3) vnd er sagete en ouch das vor das sie zu hant mit dem nozchen vrie gelazen wurden so sie die wort widir die wurden reden die sie dar ane hinderen wurden. vnd da uolgit: „Vnd denne so werden sie balde uch lazen das noz her zu mir vuren.“ (Mk 11,3) vnd gelicher wise in allir schicht als er en uor hatte gesagit also wurden alle dinc volendit. denne die ewige warheit die en mochte kein dinc vorsagen es en solde also geschen. vnd das uolgit da: „Vnd do sie von dannen gegingen do vunden sie das noz gebunden vzwendic uor der tor in der wegescheide vnd sie losten es.“ (Mk 11,4) AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie schinit eyne zweitracht zwischen Matheo vnd den andern ewange[196va]listen. denne Matheus der spricht das der herre zu den zwen iungeren spreche die er von em in das castel sante. Geht in das castel das kegen uch ist so vindit ir da eyne eselinne vnd ouch ire noz mit ir. (Mt 21,1f.) vnd die anderen ewangelisten alle die swigen der eselinnen vnd sprechen von dem noze alleine. (Lk 19,30; Joh 12,14) Sundir die schinende zweitracht die sal man _____________ 34 Augustinus de Cons. Evang.

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also entscheiden. denne es mac beidis sien geschriben. vnd das Matheus das eyne beschribit vnd die anderen ewangelisten das andire vnd also en blibit da keine zweitracht. vnd ouch so en blibit da keine zweitracht so Matheus von der eselinnen spricht der sie alle swigen vnd ouch von dem nozchen spricht das irer keinr verswigit. vnd dar vm so en sal es nimande bewegen das Matheus des nicht verswigit des sie alle nicht en sprechen vnde doch ouch das mit en spricht das sie alle sprechen. Denne das geschiet dicke in der ewangelisten spruche ane ire zweitracht das der eyne etwas spricht das von alle den anderen verswegen blibit. Sundir da volgit: „vnd do sprachen etliche zu en. vndir den die da stunden. was tut ir abebindene das noz. (Mk 11,5) vnd do sprachen die iungere widir zu en als en der herre hatte geboten vnd do lizen sie en das noz uolgen.“ (Mk 11,6) THEOPHILUS: Des en hetten die groben luite mit nichte gestat das die iungere das noz hetten wec gevurt en hette die gotliche craft getan die da bie der iungere gewerbe [196vb] was vnd sie da zu twanc das sie en iris willen gestatten. Den die armen luite die hatten das noz zu irer notdurft vnd gewunnen ire brot da mite. vnd dar vm so en hetten sie iren willen da zu nie gegeben. Sundir da uolgit: „vnde sie vurten das noz zu Jhesu vnd legeten vf es ire cleidere vnd dar uf satzte er sich.“ (Mk 11,7) CRISOSTOMUS: Des en tete der herre nicht von not also das er sien notlich bedurfte das er die iungere vm das noz sente vf das er ritte von dem oleberge bes zu Jherusalem so er vor der ziet alle Galileam vnd Juden lant vnd ouch der Heiden lant eyn teil mit synen vuzen vmgewandirt hatte. Sundir er tete es zu eyme zeychene. denne der prophete der hatte in sinir prophecien lange da vor von em das gekundigit sprechende. Sagit Syons tochtir. Sich sien kunig der kumt dir senftmutic sitzende vf eynir eselinnen vnd uf irme nozchen das eyn kint ist der vndirtenigen. (Mt 21,5) Sundir da volgit: „abir der luite waren uile die ire cleydere spreyten an den wek.“ (Mk 11,8) JERONIMUS: Die luite die spreitten ire cleidere vndir der eselinnen vuze vnd das teten sie dem herren zu wirdikeit uf das er queme rytende als eyn warer kunig der sie alle selk mochte machen. vnd da uolgit: „vnd die anderen die namen die iungen zwige von den boumen vnd strouten sie em an den wec.“ (Mk 11,8) vnde das teten sie zu zirde als ey[197ra]me edilen herren der alle dinc welde vernuwen. vnd das gehorte ouch me dem sacramente zu denne der notdurft. vnde da uolgit: „Vnd die em an dem wege beuor gingen vnd die em ouch uolgeten die rifen sprechende. osanna gebendiet ist der der da kumt in dem namen des herren.“ (Mk 11,9) Man sal hie wizzen das die menie des gemeynen _____________ 21 Chrysostomus in Matth. 31 Jeronimus fehlt im lat. Text

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uolkis die irkante das wol das man Jhesum bilchen eren solde als eynen got durch der grozin wundirwerc willen die sie von em hatten gesehen. vnd dar vm so bewisete em eyn iclicher ere nach sinir macht. bes an die ziet das sie von den meysteren vnd uon den glizeneren uerleitit wurden mit der gabe die en gelobit wart. vnd do sie ouch vm den tot des herren baten. vnd in der schicht als sie dennoch mit dem valschen rate nicht uerleitit en waren so erten sie nu den herren vnd lobten en. vnd namen zu irme lobe Dauidis gesanc sprechende. osanna. vnd das wil nach etlicher lerere vzlegunge sprechen. als herre mache mich selk. abir als die andern wellen so ist es als uile als eyn lobesanc. denne ich wene doch das das erste warhafter sie. denne in dem sibenzehenden salmen nach dem hundirsten so stet also geschriben. O herre mache mich selk. (Ps 116[115],4) vnd vor das wort steht in dem hebreischen geschriben. osanna. BEDA: Man sal wizzen das osanna eyn hebreisch wort ist vnd ist von zwen teilen zusamne ge[197rb]satzt. denne es ist so uile bie den Juden gesprochen als selge vns. odir. mache vns selk. Denne osi ist so uile in hebreischen gesprochen als eyn zwischenwurf eynr vroide. vnde ana eyne merunge odir eyne bewisunge der uroiden mit eynr bittenden stimme geliechir wise als ach lutit in dem latine heu das ouch eyn zwischenwurf eynr wetage ist. JERONIMUS: Vnd dar vm so rifen die luite alle. osanna das ist so uile gesprochen. als. mache vns selk. denne en was das wol bekant das die luite von dem gebendieten des vatirs solden selk werden der quam alleine in dem namen des herren vnd wolde dem bosin viende angesigen. denne er was von sime vatire mit vollir macht in dise werlt gesant. Denne als der sun den namen von dem vatire nam das er gotis sun were also nam er ouch von em das gotliche wesen in dem er uf das ertrieche quam vf das er in gotlicher tugent alle luite selk mochte gemachen. CRISOSTOMUS: Vnd also irbiten sie ere dem herren sprechende: „Gebendiet ist der der da kumt in dem namen des herren.“ vnd sie loben ouch das rieche Cristi mit grozir bendihunge sprechende: „vnd gebendiet sie das rieche das da kumt Dauitis vnsirs vatirs.“ (Mk 11,10) THEOPHILUS: Sie nennen hie die luite Cristi rieche vnd Dauitis rieche vor eyn rieche. denne Cristus der was vz Dauitis same geborn vnd gekomen in die werlt. [197va] vnd ouch vm das so geliechen sie Dauid dem herren Cristo. Denne Dauid ist so uile bedutit als eynr der da starc von der tat sinir hant ist. vnd wer wart ie sterker an der tat sinir hant denne Jhesus Cristus vnsir herre des hant so uile vnd so groze wundirwerc gewurcht hat. CRISOSTOMUS: Vnd vm die sache so heizen die propheten Cristum _____________ 8 etlicher lerere] etlicher vz lerere

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dicke Dauid durch des orspringis willen das Cristus nach menslicheme adile vz Dauite quam. BEDA: Hie sal man merken das als wir in Johannis ewangelio lesen so wolde die schar Cristum eyns tagis begrifen vnd wolde en ubir sich eynen kunig machen. (Joh 6,15) vnd das was da nach do er sie gespisit hatte vumftusent man mit vumf brotin. (Joh 6,1 – 14) vnd do das Jhesus irkante do vloch er vf den berc (Joh 6,15) vf das sie en icht zu eyme kunige gemachten. Sundir nu zu disir ziet do er sich begunde zu Jherusalem zu nehen. da er sine martire liden wolde do en vloch er nicht von den die en eynen kunig hizen. vnd da mite so wolde er offenberlichen bewisen das er nicht eyn kunig en were vbir eyn irdisch vnd ubir eyn zietlich kunigrieche sundir das er eyn kunig were in den himelen vbir das keysertum des ewigen lebenis. vnd das er durch den versmeheten tot den er liden wolde zu dem gewaldigen rieche solde komen. Sundir hie mac man ouch bilchen merken wie eyntrechtic der schar luet sie mit des engils Gabrie[197vb]lis stimme der da von disme kunige sprach widir Mariam e denne sie ire willekor in got vbir gab (Lk 1,38) denne er spricht. Got der herre der wirt em geben den stul sinis vatirs Dauid. (Lk 1,32) vf das das er dem selben uolke dem Dauid etwenne beuor was mit gewalt des zietliches rieches ouch beuor wer mit predigate vnd mit wundirwerken vnd das uolk da mite lude zu dem ewigen rieche. CRISOSTOMUS: Vnd da uortme so irbiten sie dem scheppfere der creaturen lob vnd ere sprechende: „Osanna in der hohesten hohe.“ (Mk 11,10) das ist wir sagen dem ere vnde singen em den lobesanc der da ist eyn got in der ere vnd ret vbir alle creaturen. REMIGIUS: Odir sprechen. osanna. das ist. mache vns selk mit dir in der hohe vnd ouch hie in der erden. vf das die gerechten uf in die hohe gebuwit werden vnd das sie den val der engile mogen besitzen vnde in der stat gote lob vnd ere irbiten mogen da die engelische art vzgevallen ist. vnd das also die irdischen luite vnd ouch die die vndir der erden in dem vorburge der hellen sint alle von dinen gnaden selk werden. Geistlichen so sal man ouch disen text andirs vernemen. Denne der herre der nehet sich zu der stat Jherusalem. vnd die ist so uile gesprochen als eyn angesichte des vridis. denne in der stat so blibit steticlichen vnd vnbewegit die ewige selikeit. [198ra] vnd die stat als Paulus der apostel wil die ist allir geloubigen luite mutir. (Gal 4,26) RABANUS: Sundir Bethania ist so uile gesprochen als eyn huez des gehorsams. vnd da nehete sich der herre vor sinir martir zu. denne er machte mit sinir predigate vz manchis menschen sele eyns huez des gehorsams. vnd das huez des gehorsams das liet an der site des olebergis. _____________ 25 Hieronymus 37 Beda

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denne das huz des gehorsams das enthelt alle die heilge kirche mit der salben geistliches gutis das Cristus der brutigum sinir geystlichen bruet verliegit. vnd ouch so wirt da von die kirche mit minsamikeit vnd mit dem waren lichte begabit. Sundir er sante die iungere in das castel das da kegen en was. vnd das geschach ouch nach der ziet do der herre sine lerere mit dem worte der predigate sante in die vngelarten stete des uolkis also wiet als die werlt was als in das castel das da kegen en ubir was. vnd des castellis zinnen die solden sie mit irir predigate durchgraben. BEDA: Der iungere werden zwene geladen vnd werden ouch zwene gesant. denne Cristi iungere die soldin vollenkomene minne nicht alleine kegen dem herren tragen sundir sie solden sie ouch kegen dem ebenen menschen haben. Denne ware minne die en mac mit nichte in eyme menschen alleine bestehn. denne da muzen io zu dem minsten zwei [198rb] luite sien zwischen den sie blibe. vnd dar vm so spricht Salomon. We dem der alleine ist. denne ist es das er vellit so en hat er nimande der em widir vf helfe. (Koh 4,10) vnd ouch so waren der manne zwei die das hebreische uolk leytten vnd vurten vz dem lande zu Egipten kegen dem gelobten lande. (Ex 6,13) vnd ouch so waren der zwene die die wientruben trugen. (Num 13,23) vnd da mite so werden der kirchen probiste gelart das sie an irme lebene alle ziet sullen bewisen das werk der tugende vnd ouch die kunst der lere. vnd das sie also vz den zwen steyninen tafeln die zweierleie gebot her vorbrengen in irer vbunge. (Dtn 4,13) vnd ouch das sie alrerst vz den zwen burnen gewaschen werden vf das sie da nach andire luite ouch da nach mogen reyne gewaschen. vnd das sie ouch mit den zwen rigelen die arke des herren tragen. (Ex 30,4; 37,27) also das sie sich mit iren werken mit nichte en neygen. vnd das sie zwischen den zwen Cherubin got irkennen die da stehn uf dem huse der gnaden (Ex 25,22; 2 Chr 5,7; Ez 10,1) vnd das sie denne da von mit volkomenheit des geystes vnd der sele gote den lobelichen lobesanc mogen gesingen. JERONIMUS: Der herre der en bedurfte des nozchens nicht zu grozir not sundir er wolde da mite in eynr figure bewisen das er mit sinir gnade zu dem heydenischen volke welde varen. CRISOSTOMUS: Das noz der eselinnen das was geil vnd vrie vnd bewisit vns das uolk der heidenischen [198va] diet das dennoch kein ioch getragen en hatte. denne uf es so en was dennoch nie kein mensche gesezzen. denne da en was kein redelich lerer dennoch zu dem uolke nicht gekomen der em den zoum der zucht in den munt hette geleget also das es da mite were gebezzirt vnd das sich da von sine zunge von bosin spruchen hette enthalden vnd _____________ 10 Hieronymus 32 Theophylactus 34 Beda

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da mite als vort in den gestrengen wec der gebote gotis geleitit were. odir das em ymant rat hette gegeben wie es eyn tugentsam leben mochte angegriffen haben. Sundir sie vunden das noz gebunden do sie in die stat quamen vzwendic der tor. Denne das heydenische uolk das was mit herten banden der sunde verstrickit vnd stunt gebunden vzwendic vor der tor das ist buzen der kirchen des heilgen cristenen gelouben. JERONIMUS: Odir sie vunden das noz vzwendic vor der tor gebunden. Denne welch mensche buzen Cristo mit sime gelouben blibit der ist vzwendic vor der tor an der wegescheide gebunden. abir wer in Cristo ist vnd blibit der en ist nicht an dem gemeynen gange noch ouch an dem wege. odir an der wegescheide. denne der in der wegescheide wonit der en hat nirneyne stete wonunge noch eyne geeygente crippe. noch sundirliche spise. noch eynen stal da er zu suchen mac. vnd der dinst ist iameric da alle dinc vnstete sint. denne der muz uile her[198vb]ren haben vnd muz en ouch dinen der nicht eynen herren en hat noch em en dinit. Denne alle vremden herren die binden diz noz vf vf das sie es lange mogen besitzen. AMBROSIUS vf Lucam: Sundir disir herre alleine der let es uf binden vf das es vrie sie. denne disme herren dem ist das bekant das er den menschen minniclicher mit gabe zu em verbinden mac denne mit dem getwange der bande. BEDA: Sundir man spricht ouch wol das diz noz an der wegescheide stunt. denne das heidenische uolk das en hilt keine stetikeit noch an sime lebene noch an sinen werken. es en hatte ouch keine e da es zu verbunden were noch ouch keine stetikeit an dem gelouben. sundir eyn iclicher geloubte wie er wolde vnd da von so lif es irre in manchirleie stiege der valscheit. JERONIMUS: Odir diz noz das stunt in der wegescheide das ist es stunt ane got vnd ane hoffenunge zu dem ewigen gute in dem wege disis zwiuels. Sundir der herre liez es ufbinden vf das es durch die toufe vnd durch den gelouben in den wec der gerechtikeit queme. THEOPHILUS: Odir es stunt in der wegescheide das ist es stunt in der vriheit sinir wilkor in eyme zwiuele denne es irkante des nicht ob es zu dem tode odir zu dem lebene wandirte. JERONIMUS: Sundir do stunden etliche die sprachen zu den iungeren die der herre [199ra] vm die sache hatte gesant das sie das noz solden losen vnd zu em brengen. was tut ir. als ob sie sprechen. vnd wer mac den menschen enpinden von sinen sunden da er mite gevangen ist denne got alleine. THEOPHILUS: Odir die die es den iungeren wolden verbiten das sie das noz nicht vfbinden en soldin noch ouch von dannen vuren. das waren di tuuele die das hey_____________ 7 Jeronimus und Kommentar nicht im lateinischen Text 18 Ambros. super Lucam 21 Beda Randnotiz 31 Theophilus] Teophilus 37 Theophilus] Teophilus

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denische uolk in manche irrunge hatten verleitit. abir doch so wurden die apostele des herren sterker denne sie waren vnd losten das noz von der irrunge da es inne gevangen was vnd satzten es in eynen vrien sicheren wec des rechten gelouben. BEDA: Odir bie den luiten die es den apostelen wolden verbiten das sie das noz icht losin solden so sint die meystere bedutit die manchirleie irrunge in die nuwe cristenheit seheten als Arrius Sabellius Faustus Nestorius Ebyon vnd Cherintus vnd die anderen vnd ouch ire nachuolgere. denne die hindirten die lerere vnd ouch die ersten apostele als Symon tete Petrum vnd Paulum. vf das sie den Heyden icht den wec der warheit mochten offenen. Sundir do das heydenische uolk mit gotlicher gewalt in den wec des gelovben gezogen wart do swegen die valschen meistere irer vnrechten lere. vnd das geloubige uolk das quam vrie vnd vngebunden zu gote sime [199rb] herren vf das es en alleine in sime hertzen truge. Sundir die cleydere der apostele die sie vf das noz legen die beduten vns die lere der tugende vnd die vndirscheit der schrift odir die manchvaldikeit der schrift die man von eyme geiste in der lerere lere vindit. denne mit den cleideren so werden die hertze der luite bedact di vor der ziet nact waren vf das sie des wirdic werden das der herre mit sinen gnaden sich uf sie setze. JERONIMUS: Odir sie legen ire cleidere uf das noz. das ist. sie brengen widir dem verlornen uolke das erste kleyt der vnschult durch das sacrament der heilgen toufe. Sundir do satzte sich Jhesus vf das noz das ist er wolde vbir das uolk das rieche halden vnde ire herre heizen vf das das sundige uleisch icht gewalt in irme lebene gewunne. Sundir er wolde das uolk mit sinir gewalt vnd sinir gerechtikeit in eyme waren vride vnd in eynr geistlichen vroide besitzen in der craft des heilgen geistes. vnd der was ouch uile di da in den wec ire cleidere spreiten vf das das noz der eselinnen dar vf ginge mit sinen vuzen. Sundir was sint andirs die vuze denne das letste teil des lichams. vnd sint die letsten wirkenden luite in der kirchen. vnd die hat der herre die apostele gesatzt vf das sie vbir sie das gerichte haben sullen. (1 Kor 6,4) vnd die alleine das sie ire cleidere dem nozchen nicht vf sinen rucke en legen da der [199va] herre uf sitzet so werden sie doch von Johanne dem toufere mit den rittern gelart wie sie die leben sullen vuren uf das sie dem herren behegelich mogen werden. (Lk 3,10 – 14) BEDA: Odir irer was ouch uile die ire cleidere vz zugen vnd sie an den wek spreitten vnd da mite so sint vns die heilgen merterere bedutit denne die haben sich der cleidere iris eygenen uleisches entgestit vnd haben da mite den eynueldigen dineren gotis mit irem blute die sichir_____________ 8 Ebyon = Ebion

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keit des wortis bereytit. vnd ouch so spreiten noch hute an disme tage uile luite ire cleidere an den wek vnd sint die die mit grozir castihunge iren licham in disir werlde quelen vf das sie gote eynen vruntlichen wek in ire hertze mogen bereyten. vnd ouch uf das sie gute bilde der tugende iren nachkomelingen lazen. vnd ouch so sint da andire die die iungen risere von den boumen brechen vnd em an den wec strouwen. vnd da bie so sint die lerere bezeichent die in der lere irer predigate den samen der alden uetire vz iren spruchen der warheit nemen vnd die rede vortme in den wec das ist in des horenden menschen hertze strouwen mit minsamir vnd mit demutiger lere. THEOPHILUS: Wir sullen ouch dem bilde disir luite nachuolgen vnd sullen den wec vnsirs lebens bestrouwen mit den grunen riseren die wir von den hohen bovmen sullen brechen. Denne die wachzenden boume sint die ersten heilgen die vns die wise [199vb] haben gegeben wie wir den wec des keginwertigen lebenis vnbesmitzt sullen wanderen. vnd den sulle wir uolgen mit eyme tugentsamen lebene. denne der bricht die zwiege von den boumen der ire tugent nimt vnd sie mit volkomenheit vbit. JERONIMUS: Die gerechten als der prophete spricht die werden bluen als der palmboum tut. (Ps 92[91],13) denne der ist nidene enge an der wurtzele vnd ist wiet obin an der blut vnd der vrucht. also sint ouch die gerechten denne sie sint enge zu alle disen irdischen dingen abir sie sint wiet vnd breit in himelischen tugenden denne sie geben Cristo eynen guten ruch mit irme tugentsamen lebene. (2 Kor 2,15) vnd sie bestrouwen den wek der gebote gotis mit eyme claren bilde der heilikeit. Sundir die em beuor an dem wege gingen das waren die alden propheten die sine werde zukumft mit wirdigen spruchen gekundigit hatten vnd beschreben en eynen Heilant der werlde. vnd die em nachuolgeten das waren sine apostele die mit vbunge der tugende em behegelich waren. vnd ouch em den lobesanc schullen mit irer predigate die also wite ginc als der werlde vmmevanc ist vnd uolgeten em ouch also das sie ire blut durch irer minne willen vergozzen. BEDA: Vnd dar vm so alle die irwelten die got in ewiger vorsichtikeit irwelit hatte beide in der alden iudischen art vnde ouch [200ra] die noch in disir keginwertigen ziet in der heilgen kirchen gesamt sint vnd die noch komen sullen in die werlt alle haben geloubit vnd noch gelouben an Jhesum Cristum den herren das er were vnd ist eyn mittilman zwischen gote vnd dem menschen. vnd das andirs nimant en was der das alde urloge mochte berichten denne er alleine. vnd dar vm alle die die em beuor gingen in der alden e vnd ouch die em in dem nuwen testemente uolgen die rufen alle sprechende. osanna. das ist. herre mache

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vns selk. THEOPHILUS: Die da uorgingen vnd ouch die em nachuolgen die rifen alle osanna. vnd das geschiet so die nachkomenden seligen in den selben tugenden dem herren dinen in den em ouch die alden vetire des alden testementis behegelich waren. denne den selben gesanc des die alden begunden in irme vorgehnde den uolenden die iungen in irme nachgende. vnd also en wirt der gesanc des ewigen lobis den man dem ewigen gote irbutit nimmer me volendit. denne so der mensche nach diseme lebene vereynit wirt mit gote so ist das lob des herren alrerst volkomen gewurden.

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Vnd do quam er in die stat zu Jherusalem vnd ginc in den tempil. vnd do er da alle dinc vmbesach vnd do es itzunt die abentstunde gewart do ginc er widir vz der stat zu Bethanien vnd di zwelf iungere mit em. (Mk 11,11) vnd abir an [200rb] dem anderen tage do sie widir von Bethanien vzgegingen do hungirte en. (12) vnd do er do von verrens eynen viecboum irsach der hatte bletire. vnd do er zu dem boume quam vnd warte ob er icht an em vunde. vnd do er zu dem viecboume gequam do en vant er andirs an em nicht denne die bletire alleine denne es en was die ziet der vygen nicht. (13) vnd do entwerte er vnd sprach zu dem viegboume. Jtzunt so en sal ewiclichen vortme nimant keine vrucht vz dir ezzen. vnd das hortin ouch sine iungere. (14) BEDA: Do sich die ziet nehete die der herre da zu irwelt hatte das er den tot durch des menschen salde willen wolde liden do wold er sich ouch der stat nehen die er da zu irkorn hatte das er die martir in ir welde liden vf das es da mite offinbar vnd kunt wurde das er vnbetwungen von sime vrien willen lede. vnd dar vm so spricht der ewangeliste also: „vnd do quam er in die stat zu Jherusalem vnd ginc in den tempil.“ Hie gibit vns der herre eyne forme vnd eyn bilde geistlicher zucht da mite das er alzuhant in den tempil gotis ginc do er in die stat quam. vnd wil ouch das wir dem selben bilde volgen das er vns do mit gantzer vbunge vorgetragen hat. als ob wir an keine stat komen da eyn gotis huez ist das wir da hin alrerst sullen gehn vnd vns da mit gote bekummeren e denne wir vns [200va] mit keime anderen dinge bekummern. Hie sal man ouch das vernemen das der herre der mit so grozem ermute bekummirt was das er selben nicht en hatte vnd das er doch nimande libekosen en wolde sundir er sagete eyme iclichen die gantze warheit. vnd also en mochte er in der grozen gewaldigen stat nimande haben der en _____________ 1 Theophilus] Teophilus

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in gevurt hette odir da er eine wonunge bie gevunden hette zu der nacht. sundir er moste wec von dannen gehn vnd moste herbergen in eyme kleinen castelle mit Lazaro vnd mit sinen swesteren. denne der was das wicbilde Bethania. vnd dar vmme so uolgit da: „Vnd do er alle dinc vmme besach ob en imant enpfahen welde in sine herberge. vnde do es itzunt die abentstunde gewart do ginc er widir von dannen mit sinen zwelf iungeren zu Bethanien.“ vnd das en tete der herre nicht zu eynr ziet alleine sundir er tete es in alle den vumf tagen als er pflac vor sinir martir vf zu stigen kegin Jherusalem. denne alle die tage die brochte der herre also zu das er des morgens vru zu Jherusalem in den tempil ginc vnd larte da den gantzen tac bes an den abent vnd so en denne nimant in sine herberge en lut so ginc er widir vz von dannen vnde bleib uf dem oleberge da Bethania ane lac. Da uolgit: „vnd des anderen tagis do er widir vz von Bethanien ginc do hungirte en.“ CRISOSTOMUS: [200vb] Wie mac man das andirs vernemen das den herren so vru morgens hungirte als der ewangeliste Matheus spricht (Mt 21,18) denne das er das sime lichame wolde verhengen das en hungern solde durch eynr figuren wille die er dar an wolde bewisen. denne sien hungir der en was andirs nicht denne des menschen ewige heil. Denne dar vm so wolde er ouch dise irdischen dinc versuchen vf das er es uollenkomelichen mochte gewirken. Sundir da volgit: „Sundir do irsach er von verren eynen viegboum der hatte bletire vnd do warte er zu em ob er icht an em vunde.“ Disir spruch der ist offinberlichen von Marco gesprochen nach dem wane den die iungere vurten. denne sie wenten des sundir zwiuel das der herre vm die sache zu dem viegboume wer gegangen vnd dar vm da vrucht suchte das er den boum vervluchen mochte. vnd das denne der boum also durre wurde. denne sie en irkanten der heymelikeit nicht die der herre da mite meynte. vnd das uolgit hie: „Vnde do er zu dem viecboume gequam do en vant er andirs nicht denne bletire alleyne. denne die ziet der vygen die en was dennoch nicht. vnd do entwerte er vnd sprach zu em. Jtzunt vortme ewiclichen so en sal nimant vortme vz dir vrucht ezzen.“ vnde dar vm so sal man hie wizzen das der herre vm die sache dem [201ra] viegboume vervluchte das er die iungere da mite die vestir an dem gelouben bestetigete. vnd das geschach dar vmme. denne in dem gantzen ewangelio so en vindit man nicht das der herre ie keinen menschen odir kein andir dinc mit sime vluche hette gepinigit sundir minniclichen so troste er die alle die zu em in iren noten quamen sie weren geistlich odir lieblich. Sundir nu wold er ouch sinen iungeren bewisen _____________ 15 Chrysostomus in Matth.

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das er nicht alleine eyn herre en were also das er gute vnd trost bewisen mochte den die sien durften. sundir das er ouch die mit pine quelen mochte die sinir barmhertzikeit nicht en begerten. Denne das solde bilchen sien das er ouch en sine almechtikeit in eynr pinenden craft bewisete den er sine barmhertzikeit so grozlichen in sinen wundirwerken hatte bezeigit. vf das sie en da mite irkenten als eynen geweldigere der allir dinge macht hette. vnd wolde en ouch da mite zu irkennen geben das er ouch die macht wol hette das er die Juden die en echtten als durre mochte machen als der boum gewurden were. abir doch so en wold er an den luiten alsulche rache nicht bewisen. vnd dar vm so irbot er an dem boume eyn zeichen sinir rechenden craft. vnd da mite so wirt es ouch offinbar das er nicht vm das zu dem viegboume quam das en hungirte. denne er irkante das wol das die ziet [201rb] der vygen dennoch nicht en was. Sundir er quam dar vm zu dem boume das er eyn zeichen sinir almechtikeit an em wolde bewisen. Denne welch mensche wer so vnuernumftic der des wente das der herre so vru des morgens alsulchen hungir lede durch des willen er von not den viegboum moste suchen. odir was mochte en dar ane gehindirt haben er en mochte gegezzen haben e denne er vz dem huse zu Bethanien geginc. vnd wie mochte en ouch so groz hungir vf dem kurtzen wege bestehn. vnd nimant en mac ouch das gesprechen das em do der hungir alrerst were bestanden do er den viecboum angesach als ob die vrucht des boumis synen hungir gereyzit hette. denne es en was dennoch nicht der vygen ziet. vnd were es denne das en gehungirt hette. wor vm en suchte er denne nicht andir dinc das er gegezzen hette. Sundir er ginc zu dem viecboume da er keine vrucht wizzende ane en vant denne die ziet der vygen die en was dennoch nicht. denne wie solde em der boum vygen geben so sien ziet dennoch nicht en was das er vrucht tragen solde. vnd wo mite hatte ouch der viegbovm des verdinit das der vluch vbir en gehn solde so er bilchen vor sinir rechten ziet keyne vrucht en solde haben. vnd dar vm so mac man vz alle disen dingen nemen den sin das er an dem viegboume sine eygene craft wolde bewisen vf das sien [201va] gemute in keinr lidunge widir synen willen icht vermudit wurde. THEOPHILUS: Er wold ouch es den iungern offinbar machen das er die macht wol hette wenne er hette gewolt das er die mit eyme ougenblicke hette mocht tilgen in den tot die en da nach wurden crucigen. Sundir doch geistlichen ginc Jhesus in den tempil vnd wandirte abir balde von dannen vf das er da mite eyn zeychen gebe das er sich des tempils durch der pristere willen vns ouch des anderen uolkis sunde _____________ 5 barmhertzikeit] barhertzikeit 36 wol] wolt

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willen welde verziegen vnd welde en wuste lazen vnd berouben alle sinir selkeit. BEDA: Do sich der herre in der stat zu Jherusalem alvmme gesach vnd irkante al ire hertze das sie der warheit zu widirstrite lagen. vnd dar vm so en vant er da nicht da er sien houbit zu rue mochte gelegen. vnde vm das so weich er besiten vz der stat vnd ginc mit synen iungeren zu den geloubigen luiten die em gehorsam waren Lazarus Martha vnd Maria. vnd machte sine wonunge zu der nacht rue mit en. denne sie waren ouch sinen geboten gehorsam. Denne Bethania ist so uile gesprochen als eyn huez des gehorsams. JERONIMUS: Er quam des morgens vru zu der iudischen art abir er quam zu vns an dem abende der werlde. vnd ouch gelicher wise als der herre in biespiln uile dinc rette als wurchte er ouch manch werc in eyme biespile. vnd dar vm do er den hungir leit do [201vb] wold er vygen an dem bovme suchen do er doch wol wuste das da keine vygen an en waren denne ire ziet die en was dennoch nicht gekomen vnd doch vbir das so vertumte er den viegboum also das er alle ziet durre solde bliben. vnd da mite so wold er des eyn orkunde geben das er das iudische uolk mit nichte selk mochte gemachen durch der schonen wort willen die den bletern geliech waren. denne sie trugen uile wort der gerechtikeit sundir der vrucht der gerechtikeit der en wolden sie mit nichte tragen. vnde das waren die guten werk ane die sie nicht selk mochten werden. Sundir er wolde en das zu irkennen geben das man sie abe solde houwen als eynen vnuruchtbaren boum vnd in eyn vuir werfen. vnd dar vm do den menschen hungirte nach des menschen selikeit. vnd do er des begerte das der mensche von deme ewigen tode irlost wurde do irsach er die iudische diet die hatte bletire das waren die edilen spruche der e vnd der propheten. vnd do suchte er an dem iudischen uolke die vrucht der gutin werk vnd larte sie mit minne vnd mit strafende vnd wurchte ouch wundirwerk en zu troste vnd en vant irer nicht. vnde dar vm so vertumte er die iudische art also das sie noch blibit ane vrucht gutir werke. vnd dar vm ist es ouch das du das wilt miden das du von Cristo [202ra] icht an dem iungisten gerichte werdis verurteilet so hut dich da vor das er dich icht eynen durren boum ane vrucht en vinde. sundir irbuit vmmer eyne minsame vrucht dem armen Cristo der em not ist vnd dir bequeme vnd nutze. CRISOSTOMUS: Man sal es ouch andirs vernemen das der herre vor der ziet der vygen an dem viegboume die vigen suchte. vnd do er an dem boume keine vrucht en vant das er dem boume vluchte. Denne eyn iclich mensche der da irvullit die gebot der e die der herre durch Moysen gab der tregit vrucht zu sinir ziet als der der das gebot irvullit. Du _____________ 23 vnuruchtbaren] vnuruchbaren 30 die] sie

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en salt dine e nicht brechen. sundir der vbir das gebot griefit vnd noch tut also das er nicht alleine nicht eyn ebrecher en wirt sundir ouch das er sich allir uleislichen lust verziegit vnd blibit eyn reyne iuncvrouwe. der mensche der vbirtrit alle die gebot der e an der tugent vnde tregit vrucht so irer dennoch keine ziet en ist. vnd dar vm so en wil der herre nicht das alleyne von sinen irwelten haben die da uollenkomen sine kindere wellen sien das sie die tugende der e bewaren die sie algereite begriffen haben sundir er wil ouch das sie vbir alle die gebot der e vrucht sullen tragen die er vinde wenne er wil.

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Vnd do quamen sie zu Jherusalem. vnd do er do abir in den tempil geginc do [202rb] begunde er vz zuwerfen von dannen alle die da verkouften vnd kouften in dem temple vnd der wechzelere tische vnd die stule der die die tuben verkouften die karte er vm (Mk 11,15) vnd en gestate des nimande das er eyn vaz durch den tempil truge. (16) vnd larte sie sprechende. vnd en ist es nicht geschriben das mien huez eyn huez des gebetis sal genant sien in allen geslechten sundir ir habit es gemachit zu eyme beheltnizze der mordere. (17) vnd do das die vursten der pristere vnde die meystere der e irhortin do suchten sie wie sie en zu dem tode verlorn. denne sie uorchten en vm das das alle die menie der schar die nam eynen grozen wundir vbir sine lere. (18) BEDA: Nach dem do der herre den vnuruchtbaren viegboum hatte vervlucht vnd hatte das in eynr figuren getan. Nu bewisit er was er mit der figuren meynte. denne er bezeygit das selbe nu offenberlichen an dem das er die vntugentsamen luite vz dem temple warf. Denne der viegboum en hatte an dem nicht gesundigit das er zu vnzieten keine vygen en hatte sundir die bosin pristere die hatten gesundigit die durch irer girikeit willen allir vntugent in dem temple gestatten. vnd dar vm spricht man hie: „Vnd do er zu Jherusalem gequam vnd in den tempil geginc do begunde er vz zuwerfen alle die da verkouften vnde kouften in dem temple.“ vnde man mac ouch des wol gelouben [202va] das man die dinc alleine in dem temple koufte vnd verkoufte die zu dem dinste des tempils von not gehortin. vnde dar vm alleyne das man die dinc vrielichen vnd ane sunde gekouft vnd verkouft mochte haben so en wil es doch der herre mit nichte liden das man mit dem kouf slagen zietlicher dinge in sime huse vmmeghe. vnd wie uile denne me so sint die dinc verboten das man sie in den gotis huseren mit nichte sal vben die _____________ 34 der fehlt

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an allen steten suntlich zu tunde weren. Denne der ewige got en let des nicht vngerochen das man zu smaheit sunde begeht in dem huse das em zu lobe geheylgit ist. vnd da uolgit: „vnd der wechzelere tische.“ Er heyzet die wechzelere der pfennige die das kleine gelt vm das groze gaben vnd wechzelunge an allen dingen hilden. Sundir da uolgit: „vnd der stule warf er vmme der die die tuben verkouften.“ BEDA: Vm das das sich der heylge geist in eynr tuben wise vbir dem herren bewisete do man en toufte so sint von rechte die turen gaben des heilgen geistis bie den tuben bedutit. vnd dar vm so wirt denne die tube verkouft so man keinrleie sacrament da man die tube das ist den heilgen geist mite enpfehet vm gelt veyle machit vnd sundirlichen die wiehvnge die der bischof den pristeren gibit vnd die bicht vnd das sacrament der werden lichams vnd der olunge. Sundir er [202vb] sturtzte vm die stule der die die tuben verkouften. Denne alle die die die geistliche gnade verkoufen die werden odir hie an disir ziet vor der luite ougen odir vor gotis ougen der pristirschaft ewiclichen beroubit. THEOPHILUS: Welch mensche ouch die gnade gotis die er in der toufe enpfeht in vergebunge alle sinir sunde gegeben wirt dem tuuele vndirtenic machit mit totlichen sunden der hat sine tube verkouft. vnd dar vm so wirt er ouch vz dem temple der ewigen stat Jherusalem gewurfen. abir da uolgit: „vnd er en gestate des nicht das ymant eyn vaz truge durch den tempil.“ Hie sal man wizzen das der ewangeliste diz wort spricht von den vazzen die sie durch des marcktis willen durch den tempil trugen vf das sie sie verkouften die warf der herre alle vz von dannen. Sundir die vaz die da gote geheilgit waren vnd die dem temple nutze waren der en warf er in keinr wise vz vnd der gestate er ouch in deme temple zu tragen wo man hin wolde vnd solde. vnd hie mite so gibit er vns zu irkennen das zukumftige vrteil. denne so wirt der herre alle vntugentsame luite vz der kirchen triben. vnd vf das sie icht widir in die kirche komen vnd sie abir eyns muen so wirt er sie mit dem ewige slage stillen. Sundir die sunde die in der gelou[203ra]bigen luite hertze sint die werden mit ruwe die der ewige got in der luite hertze sendit tigir en benumen. vnd da zu so wirt en gotliche craft vnd gnade verligen uf das sie die selben sunde icht in iren werken widir vernuwen. Denne da zu bedarf der mensche der uor der ziet vellic ist gewurden der grozen hulfe des herren vf das er vortme icht vellic werde. Sundir da uolgit: „vnd Jhesus der larte sie sprechende. vnd en ist es nicht also geschreben das myn huez das sal sien eyn huez des gebetis allen geslechten.“ JERONIMUS: Diz ist der spruch des herren durch Ysaiam den propheten. _____________ 6 der fehlt

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(Jes 56,7) Sundir ir habit das huez gemachit zu eyme heymelichen beheltnizze der mordere. vnd den spruch spricht der herre durch Jeremiam den propheten. (Jer 7,11) BEDA: Merke das der herre hie spricht das sien huez das sal sien eyn huez des gebetis. allen geslechten vnd nicht alleine eyme uolke. noch ouch der iudischen art alleine noch ouch in eynr stat der werlde zu Jherusalem alleine. sundir als wiet als das ertrieche ist vnde der werlde cirkil beheldit. vnde das oppfir das man gote in sime huse oppirn sal das en sullen nicht ochzen sien noch bocke noch ouch stere sundir das ynnige gebet des hertzen das wil der herre da zu eyme lobelichen oppfere enpfahen. THEOPHILUS: Der herre heizet den tempil eyn beheltnizze der mordere vnd das tet er durch des vnrechten gewinnis willen [203rb] da sich die pristirschaft anhilt. denne das adil der mordere das helt sich zusamne durch des gewinnis willen. vnd dar vm so ouch die iudischen pristere di tyre die zu dem oppfire gotis gehortin verkouften durch iris gewinnis willen so heyzet sie der herre hie an disir stat mordere. denne die pristere die en dinten vm andirs keine sache deme temple denne dar vm das sie alle luite zu dem oppfire mochten getwingen. vnd dar vm so echten sie die die en das oppfir nicht en brochten. vnd versmeheten sie in manchir wise vnd toten sie mit irme willen an dem liebe. sundir die toten sie an der sele die en das oppfir brochten. Eyn reyn gewizzen vnd eyn gut hertze des menschen das ist ouch eyn tempil vnd eyn huez gotis. Denne die wile das sich das hertze mit der minne gotis vnd des nehesten sich bekummirt so wonit got in dem hertzen abir also balde so sich das hertze gibit zu suntlichen gedanken widir got vnd zu arclistigen gedanken widir den nehesten so en blibit das hertze itzunt nicht me eyn huez gotis sundir es wirt eyn beheltnizze der mordere. denne da wonen denne die tuuele inne vnd machen denne da ire samnunge. vnd dar vm so wirt der geloubigen luite hertze eyn beheltnizze der mordere so es sine eynueldikeit vnd ouch sine erste heylikeit vndirwegen let vnd das begehn mus von getwangis wegen bosis willen da es got mite lestirt vnd dem nehesten mite [203va] zu schaden. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Johannes der spricht ouch in sime ewangelio von dem vzwerfen der wechzelere vnd ouch der anderen luite vz dem temple das Jhesus tete. (Joh 2,13 – 16) sundir er helt in sinen spruche uile eynen andern orden denne Marcus hie tut vnd ouch die andern ewangelisten. vnd dar vm so ist es offinbar das diz vztriben vz dem temple nicht zu eym mal von dem herren geschen en ist sundir es ist geschen alrerst in der schicht als es Johannes vns kundigit das der herre alle die vz dem temple treib die da vnnutzis werkis begunden. vnd das selbe vztriben geschach abir eyns von dem herren in der schicht als es hie von den drin anderen ewangelisten gesprochen

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wirt. THEOPHILUS: Vnde da von so werden die pristere vnd die meystere der e als uile die me beschuldigit das sie sich dar an nicht bezzern en wolden sie en welden vmmer vz dem temple gotis eyn koufhuez machen so doch der herre dickir denne zu eym male sie wolde mit dem vztribene warnen vnd strafen. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Man sal ouch wizzen das hie in disme begencnizze des herren Marcus nicht den selben orden en helt mit Matheo. denne Matheus der setzt disen orden also zusamne vnd spricht. vnd do sie Jhesus geliez nach dem als er die wechzelere vnd ouch die anderen luite vz dem temple hatte getriben vnd ginc [203vb] vz der stat vnd wandirte zu Bethanien. (Mt 21,17) vnd do er des morgens widir zu der stat Jherusalem geginc das er do den viegboum vervluchte an dem er keine vrucht en vant sundir bletire alleine. (Mt 21,18 – 20) vnd dar vm so mac man es bilchen vor eyne warheit haben das Matheus in disme werke das der herre beginc an den die da kouften vnd verkouften in dem temple den rechten orden der ziet setzt das sie vz dem temple wurden getriben an dem ersten tage als er mit der processien zu Jherusalem quam. (Mt 21,10) vnd dar vm so hat das Marcus vndirwegen gelazen in sinen spruchen das es an dem ersten tage geschach in dem temple von dem herren. vnd do er es widir gedochte do satzte er es nach dem begencnizze das der herre tete an dem viegboume an dem er nicht andirs en vant denne bletire vnd den er ouch vervluchte. vnd das geschach an dem andern tage des morgens do sie widir von Bethanien kegen Jherusalem gingen als sie es bezuigen beide Matheus vnd Marcus. DIE GLOSE: Sich hie machtu merken wie tugentsam die dinere des tempils waren vnd wie wol das sie sich bezzerten der strafunge des herren vnd wie sie da von me geergirt wurden denne gebezzirt vnd das bewisit vns der ewangeliste so er spricht: „vnd do das die vursten der pristere vnd die meistere der e irhortin do suchten sie wege wie sie en zu dem tode verlorn.“ vnde [204ra] das selbe clagit ouch Amos der prophete widir sie da er spricht. Sie hazten den strafenden in den pforten. vnd des rede volkomen waren den verwurfen sie von en als eyn vnmenslich dinc. (Am 5,10) Denne da von sie sich bilchen als vernumftige luite gebezzirt soldin haben da ergerten sie sich von als vnuernumftige tyre. vnd gewunnen eynen bosin willen widir den lerer der warheit. vnd den selben bosen willen hetten sie gerne uollenbrocht mit den werken were das sie von der menie wegen der luite die sie uorchten mosten nicht gehindirt en weren vnd dar vm so spricht der ewangeliste als hie uolgit: „Sundir sie vorchten en. denne alle die manchualdige schar die nam eynen wundir ubir sinir lere.“ Denne er larte sie gelicher wise als _____________ 6 Augustinus de Cons. Evang.

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eynr der da gewalt hatte vnd nicht als ire gliznere vnd ire meystere der e. (Mk 1,22) als man andirswo in dem ewangelio lisit. denne was er larte mit den wortin das was an em ane strafunge der werke. abir die gliznere die larten die luite mit den wortin. vnd verstorten ire lere da mite das sie groze burden uf der luite achzele bunden vnd sie doch selben mit irem vingere nicht wolden ruren vnd da von so wart ire lere zu nichte nutze.

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Vnd do es abir an die abent ziet gequam do ginc er widir uz der stat. (Mk 11,19) vnd do sie abir des morgens widir kegen der stat wandirten do sagen sie das der viecboum dur[204rb]re was gewurden von den wurtzelen. (20) vnd das begunde Petrus zu betrachten vnd sprach. zu em. Meystir sich dem viegboume dem du vluchtist der ist durre gewurden. (21) Do entwerte Jhesus vnd sprach zu em. 1) werlichen sage ich uch das. denne welchir vndir uch spreche zu disme berge. Jrhebe dich vf vnd setze dich in das mer. vnde en zwiuelte nicht in sime hertzen sundir geloubte des steticlichen in sime hertzen das das geschen solde so wirt es em allis geschen das er spricht. (23) vnd dar vm so sage ich uch. denne allis das ir betende bittit des sullit ir ane zwiuel gelouben das ir es werdit nemen. vnd alle die dinc die werden uch komen vnde werden stehn zu uwerem gebote. (24) so sullit ir allis das lazen das ir widir ymande habit vf das uch uwer vatir der in den himelen ist vergebe alle uwere sunde. (25) Denne were ouch das ir nicht en weldit irlazen so en wurde ouch uch uwer vatir der in den himelen ist nicht irlazen uwere sunde. (26) JERONIMUS: Der herre do er vz der stat zu Jherusalem wandirte do liez er da in der Juden hertze das vinstirnizze abegescheiden von dem waren lichte. gelicher wise als die sunne des himels so sie sich abescheidit von vnsirme teile des ertrieches. so blibit bie vns eyn vinstirnizze. als bleib ouch in der stat zu Jherusalem eyn vinstirnizze do sich die sunne der ewigen warheit Jhesus Cristus der stat [204va] entzouc vnd do wandirte er in die andire stat. vnde das was Bethania die als uile gesprochen ist als eyn huez des gehorsamis. denne so er die vngehorsamen let so geht er in der gehorsamen luite hertze als in sine rue. vnd das ist vns bezeichent an dem das der ewangeliste hie spricht: „vnd do es die abentziet gewart do ginc er abir vz der stat.“ Sich wundir an eyme ende so ginc die sunne zu riste vnder vnd verbarc sich vnd an dem andern ende _____________ 1) Dieser Teil des Verses 22 fehlt hier, folgt dann aber im Kommentar, s. 369,38f.

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so ginc sie vf vnd bewisete sich. Denne das selbe licht der ewigen warheit das da vor in den meysteren der e geluchtit hatte das ginc allirdinge in en vndir als das da eyn vinstirnizze bleib. vnd das selbe licht das begunde in den apostelen zu wachzen vnd vertreib in en ire vinstirnizze. vnd dar vm so quam er widir mit sinen iungeren in die stat die itzunt eyn licht waren gewurden. vnd dar vm so uolgit hie: „Vnde do sie abir des morgens vort an gegingen“ das ist do sie widir kegen der stat wandirten „do sagen sie das der viegboum was verdurrit an den wurtzelen.“ THEOPHILUS: Da merkit man eyn groz wundirwerk an dem das der herre den vuchten vnd den grunen bluenden boum also balde in eyme ougen wanke durre machte. abir die zweitracht die hie in disme spruche schinit zwischen Matheo vnd Marco an deme das Matheus spricht das der [204vb] viegboum altzuhant ane vndirlaz durre begunde zu werden. vnd do das die iungere irsagen do nam sie des eyn wundir. (Mt 21,20) vnd Marcus der spricht das die iungere an dem anderen tage da nach do der herre dem viegboume hatte gevluchit das irsagen das der boum durre was gewurden. Sundir das sal man also entscheiden vnd ouch vernemen das der boum altzuhant begunde zu durren do em der herre den vluch gegab als Matheus wil abir das en die iungere itzunt verdurrit sagen vnd da von in eynen wundir quamen also das es Petrus widir den herren rette das geschach an dem anderen tage als Marcus wil. vnd dem spruche dem en ist ouch Matheus nicht en kegen denne alleine das der boum an dem selben tage verdurrit was so en wart es doch von den iungeren nicht gemerkit denne an dem anderen tage da nach. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Man sal disen spruch also vernemen das der viegboum do nicht alrerst begunde zu durren do es die iungere des herren sagen also das sie mit em da von retten. sundir der viegboum der begunde altzuhant ane vndirlaz zu verdurren do em der herre den vluch gegab. Denne die iungere des herren die en sagen des nicht das der boum durrite. sundir sie wurden sien do gewar do er itzunt verdurrit was. vnd do begriffen sie das mit irer vernumft [205ra] das der boum alle sien saf hette gelazen vnd were verdurrit altzuhant do em der herre hatte gerurt mit dem worte synis vluchis. JERONIMUS: Bie disme viegboume dem hie der herre vluchte vnd der da ouch durre von wart von den wurtzeln ist die synagoge bezeichent denne die begunde durre zu werden an Chaym do er sinis brudirs Abelis blut vergoz vf die erde vnschuldiclichen bes durch die Juden die der propheten blut ouch vergozzen haben. denne uf die wirt komen al das vnschuldige blut das da vergozzen ist uf das ertrieche von dem blute Abelis des gerechten bes an Zachariam. vnd an en so wirt das bluet _____________ 25 Augustinus de Cons. Evang. 36 Chaym = Kain

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ouch mit rache gepyniget. BEDA: Disir boum dem der herre gevluchit hatte der was verdurrit von der wurtzele vnd da wolde der herre mite bewisen das er das iudische uolk nicht pynigen en welde zu eynr kurtzen ziet odir das er die vnture art an eyme teile alleine welde verstoren also das er zietliche viende welde lazen vbir es komen die dem uolke sien gut odir sinen licham benemen. odir die es ouch in vremde lant gevangen vurten. als es ouch an dem selben volke vor der ziet irgangen was durch sinir sunde willen vnd das er es denne welde widir losen durch die buze vnd durch die ruwe die es vm sine sunde wurde haben so es sinen iamir wur[205rb]de irkennen als er in der alden ziet dicke getan hatte. sundir er wolde da mite bewisen das er sie slahen welde allis das von vngeloubiger iudischer art was mit der pine des ewigen vertumnizzes. Odir der viecboum wart durre von der wurtzele vf das man da mite bewise das das iudische uolk nicht alleine allir menslichen gunst beroubit solde werden von buzene. sundir ouch ynwendic so solde em allis das benomen werden das gotis gunst in em mochte gesachen also das es kein lonsam werk me wirken en solde. da es das ewige leben mite irkrigen mochte. denne das uolk das verloz das ewige leben in den himelen vnd alle sien vetirliche erbe vnd sien lant in der erden. JERONIMUS: Sich Petrus der irkante das das der viegboum allirdinge verdurrit was vnd das die wurtzele von alle der vrucht der erden was gescheyden. Sundir do der viegboum so gar in den Juden verginc do wuchs da eyn schone vruchtbar oleboum widir der da von gote selben irwelit vnd geladen was als der prophete spricht vnd das was die edile kirche der cristenheit die em der herre in sinem blute zu eynir bruet vz irwelte. vnd da uolgit das: „Vnd do begunde es Petrus zu betrachten vnd sprach zu em. Meystir sich den viegboum dem du vluchtist der ist durre gewurden.“ CRISOSTOMUS: Man sal hie wizzen das die anderen [205va] iungere da von in eynen wundir quamen do sie das sagen das der viecboum also durre was gewurden vm das das em der herre hatte gevluchit. vnd das was ouch eyn orkunde das die iungere dennoch nicht uollenkomelichen an Cristum geloubten das er got were vnd alle dinc vermochte. denne das was gote eyn klein dinc das er balde mit eyme worte eynen vruchtbaren boum vnvruchtbar machte so er von nichte eynen vruchtbaren boum machen mac. vnd dar vm do sie die craft des herren an dem boume irkanten do quamen sie in eynen wundir. vnd dar vm so uolgit da: „Vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. Habit den gelouben gotis. denne werlichen ich sage uch das welcher da spreche zu disme berge. Jrhebe dich von hinnen vnd setze dich von hinnen in das mer vnd en zwiuelte nicht in sime hertzen sundir geloubte steticlichen allis das er wirt sprechen das wirt em geschen.“ als ob er spreche. Jst es das ir uol-

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lenkomelichen geloubic werdit so en sullit ir nicht alleine das vermogen das ir eyn grune holtz durre machit sundir ir sullit ouch eynen berg mit uwerem gebote irheben vnd an eyne andire stat setzen. THEOPHILUS: Jn diseme spruche des herren so mac eyn iclich mensche eynen wundir vazzen an der barmhertzikeit gotis. denne so wir vns also durch den gelou[205vb]ben zu em nehen wellen das wir en uor vnsern libesten vrunt wellen irkisen so wil er vns altzuhant mit sinen wundirwerken begaben vnd wil vns die selbe gewalt von gnaden uerliegen die er selben von naturen besitzt. vnd wil vns des so groze eygenschaft geben das wir die berge von eynir stat in die andire verwandelen mogen. BEDA: Man sal hie wizzen das die heydenische meystere die ire valsche buchere widir vns cristene luite haben geschriben die sprechen vnd verwizen ouch vns das wir nicht uolkomenen gelouben haben vm das so sie des nicht beschriben en vinden das ymant so groz an dem gelouben were das er gebote eyme berge das er sich von eynr stat vf die andire setzte vnd das es ouch also geschege. vnd da mite so wellen sie das alle luite vnuolkomen sien an deme gelouben gotis gewest. vnd den sal man also entwerten das die dinc nicht alle beschriben en sint in der kirchen die die heilgen getan haben odir die da geschen sint. als es ouch Johannes von den werken des herren bezuigit sprechende. vile andirer zeichene tete Jhesus zu angesichte sinir iungere die in diseme buche nicht beschriben en sint. (Joh 20,30) Denne es mochte ane zwiuel geschen sien als verre als es nicht geschen en ist were das es die notdurft bie keinis heilgen gezieten geheischen hette. vnd diz mochte also wol geschen [206ra] als das geschach als Gregorius Cesariensis da von wir lesen das er mit sime gebete von gote das behilt das em eyn berk an eynr grozen stat entwonite vnd gestate des den erbeiteren das sie eyn teil der kirchen da hin setzten da er uor gebeten hatte. vnd als uile entrumete er en als es en not was. CRISOSTOMUS: Odir andirs. Denne gelicher wise als er mit synir craft den viecboum verdurrete nicht durch der sunde willen die er an dem viegbovme vant sundir dar vm das er da mite der stat Jherusalem eyn zeichen wolde geben das sie vnvruchtbar vnd durre solde werden. vnd der herre tete es ouch zu eynr bewisunge sinir craft. vnd also sal man es ouch vernemen von dem gelubde das er tete von dem berge. vnd doch ubir das so en ist dise verwandelunge des bergis von eynr stat vf die andire nicht vnmogelich so man gotis craft merken wil die er sinen heilgen mac verliegen. JERONIMUS: Cristus vnsir herre der ist ouch bie disme berge bezeichent. denne er ist der steyn da der prophete von spricht der von dem berge ane hende gesniten was. (Dan 2,34) vnd der _____________ 4 mac eyn] mac eyn eyn 25 Greg. Ces. = Neocaesareae 31 er an] er an dem an

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berc wirt uf genomen von den Juden vnd wirt in das mer der Heyden gewurfen zu der ziet do die apostele wirdiclichen sprachen zu den Juden. wir wellen vns mit der predigate der warheit an das heydenische uolk halden. denne ir habit uch des vnwirdic [206rb] geachtit das ir das wort gotis sullit horen. (Apg 13,46) denne es en brengit keine vrucht in uch durch der widirsperrunge willen die ir dem heilgen geiste tut. BEDA: Bie disme berge da der herre von spricht das man en in das mer sulle setzen da ist der tuuel bie bedutit. vnd ist dar vm ein berc genant das er so hochvertic ist der er eyn kunig ist ubir alle sune der hochvart. vnd der berc der muz sich von sinir stat irheben. denne so sie em gebiten die da starc an dem gelouben sint. vnd so wirt er von den cristenen luiten ufgenomen vnde wirt in das mer gewurfen. vnd das geschiet ouch zu den gezieten so die lerere der warheit predigen das wort gotis den luiten die noch eyns cranken gelouben sint. denne so werden ire hertze mit dem worte des lichtis irluchtit vnd ire vinstirnizze das wirt von en vertreben vnd da mite so wirt ouch der vnreinr geist vz den luiten verwurfen vnd in alle den anderen die da in gotis uorsichtikeit geordent sint zu dem ewigen lebene. vnd wirt in das sturmende mer gewurfen das ist in der vngeloubigen luite hertze vf das er da das toben sinir vnrechten herschaft inne geuben moge. vnd das wirt em uon dem herren verhangen vm das das sie dem lichte der warheit nicht uolgen en wellen so sie mochten vnd en der wek vnbeslozzen ist. vnd in den vngeloubigen luiten so bewisit er also uile die me vnrechtir gewalt. als er da uon me zu grimme [206va] wirt gereyzit das er vz der anderen luite hertze geyagit ist. Sundir da uolgit: „vnde dar vm so sage ich uch denne allis das ir betende bittit des geloubit das ir es werdit nemen vnd es wirt uch geschen.“ THEOPHILUS: Das ist offinbar das der mensche in sime gebete sien hertze altzumale in got irhebit der da von alle sinir vrien gunst ane getwanc an got geloubit. denne der wirt mit gote in eyme geiste irtrenkit vnde wirt also gar in gantzer minne verhitzit das er des gewis wirt das em das allis ane zwiuel von gote wirt gegeben das er von em bitten tar. vnde disir spruch der ist deme menschen ser vernemelich der des etwas gevulit hat. vnd ouch so bedunkit mich des das es die luite vulen die da pruuen wie uile sie des gelouben haben vnde in wie grozir maze vnd ouch die wise wie sie bitten sullen. vnd dar vm so spricht der herre: „vnd so werdit alle dinc von gote nemende entpfahen die ir von dem herren in uolkomenem gelouben werdit bitten.“ Denne swer also geloubit das sien leben also zu male von gote entrichtit wirt vnd dar vm em selben sinis willen in keinr wise nicht en behelt sundir guzit en zu male in den willen gotis vnd trit denne mit bittern trenen vor got vnd bittit vm sinir selen selikeit. vnd der trachtit rechte das er lege vor den vuzen

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des herren vnd sie em sine gebete mit Mariam halde. der begriefit das mit warheyt [206vb] das sien gebet von gote irhort wirt. abir ist es ouch das du in dinir anderen wise von gote wilt nemen was du bittist so vergib dime brudire von alle dime hertzen alle sine sunde ob er an keinen dingen widir dich gebrochen habe. vnd das bewisit ouch der herre in den nachuolgenden wortin da er spricht: „vnd so ir werdit stehn zu uwerme gebete so lazit allis das uz uwerem hertzen ob ir widir ymande icht habit uf das uch uwer vatir der in den himelen ist vergebe uwere sunde.“ JERONIMUS: Marcus der ewangeliste der begrifit siben stucke des gebetis das der herre sine iungere larte in eyme spruche so er spricht das sie vergeben sullen alle den die widir sie in keinr wise han gebrochen. denne was darf der me bitten deme alle sine sunde von gote vergeben werden. denne das er blibe in der gnade die er von gote algereite enpfangen hat. vnd ube sich denne vortme an eyme tugentsamen lebene denne in dem begriefit er was er wil. BEDA: Man sal ouch merken die vndirscheit der luite die da got bitten vnd ouch ane beten. denne da sint etliche vndir den die so uolkomenen gelouben haben vnd wirken in dem gelouben alle ire werk in der waren minne gotis also das sie buzen gote keinrleie dinc welden tun. vnd die mogen mit irme gebete vnd ouch mit irme gebote die geistlichen vbirvuren an eyne andire stat [207ra] als der apostel Paulus tete an Mago dem zouberere. (Apg 13,8 – 11) abir da sint ouch andire luite die da got anebeten die noch so hoch vf den wippfel der tugent nicht gekomen en sint noch so hohe gestiegen mogen die en sullen nicht dar vm bitten das sie die berge an eyne andire stat gewandilen mogen. sundir sie sullen dar vm den herren bitten das er en ire sunde vergebe vnd das sie wirdige kindere gotis werden vnd das behalden sie ane zwiuel von dem herren in irme gebete ist es das sie alrerst anderen luiten ire sunde vergeben ob sie widir sie gebrochen haben. abir ist es das sie des nicht tun en wellen so wirt ire gebet itel also das sie nicht alleine keine tugent irkrigen en mogen. sundir sie en mogen ouch von gote mit irme gebete das nicht behalden das en die gnade gegeben werde das sie von iren sunden gevriet werden. vnd dar vm so spricht der herre: „abir ist es das ir den nicht vergeben en wellit ire sunde die da widir uch gebrechen so en wil uch ouch uwer himelvatir der in den himelen ist uwere sunde nicht vergeben.“ Denne mit dem selben maze der barmhertzikeit da wir vnsirme nehesten mite vzmezzen da wil vns der herre mite widir ynmezzen. _____________ 23 Mago = Elymas

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Vnd do quamen sie abir eynis widir zu Jherusalem vnd do er in dem temple wandirte do traten zu em die eldisten pristere vnd die meyste[207rb]re der e vnd ouch die eldisten (Mk 11,27) vnd sprachen zu em. Jn was gewalt tustu dise dinc vnd wer hat dir die gewalt gegeben das du dise dinc tun mogis. (28) vnd do entwerte Jhesus vnde sprach zu en. Jch wil uch ouch vregen vm eyn wort vnd entwertit mir des so wil ich uch ouch sagen in was gewalt ich dise dinc tu. (29) Johannis toufe was sie von dem himele odir was sie von den luiten. entwertit mir. (30) vnd do trachtten sie bie en selben sprechende. Jst es das wir sprechen das sie vz dem himele were so wirt er widir zu vns sprechen also. vnd wo nach en habit ir denne an sie nicht geloubit. (31) Jst es ouch das wir sprechen das sie vz den luiten sie gewesit. so uorchte wir das uolk. denne alle das uolk das halte Johannem da vor das er werlichen eyn prophete were. (32) vnde do entwerten sie vnd sprachen zu em. wir en wizzen sien nicht. vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. vnde so en wil ich uch ouch nicht sagen in was gewalt ich dise dinc tu. (33) THEOPHILUS: Dar vm das der herre der pristere gesinde vz dem temple hatte getreben vm die sache das sie den tempil gotis zu eyme koufhuse machten vnd dar vm so wurden sie zornic vnd durch des zornis willen so traten sie nu zu deme herren uf das sie en mochten vregen vnd da mite bekoren vnd das spricht der ewangeliste hie: „vnd do quamen sie [207va] abir eyns widir zu Jherusalem vnd do er do wandirte in dem temple do traten zu em die hohesten pristere vnd die meystere der e vnd ouch die eldisten des uolkis vnd sprachen zu em. Jn was gewalt tustu dise dinc odir wer hat dir die gewalt gegeben das du also tust.“ als ob sie zu em sprechen. vnd wer bistu das du alsulche dinc tarst tun. odir wiltu dich selben zu eyme meystere machen vbir die luite. odir machtu dich selben zu eyme vursten der pristere geordenen odir gewiegen. BEDA: Jn dem worte das sie zu em vragende sprechen. mit was gewalt tustu dise dinc. da zwiuelen sie an der gewalt gotis denne sie en geloubten des nicht das er sine wundirwerc mit der gewaldigen hant gotis wurchte. sundir sie wolden in dem spruche meynen das er das werk vnd ouch die anderen werk die er tete in des tuuels craft wurchte. Sundir in dem worte so sie sprechen. odir wer hat dir dise gewalt gegeben. da wellen sie es offinberlichen loiken das er gotis sun were. denne sie wenten des ane zwiuel das er die zeichene die er tete nicht von eygener craft sundir mit vremder craft des tuuels wurchte. _____________ 13 halte] hatte

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THEOPHILUS: Dise rede die sprachen die hohesten pristere vnd die meystere der e vnd ouch die eldisten widir Cristum in eynir argen list. denne sie remten des das sie sich an em gerechen mochten. denne sie vermuten sich des das er vndir zwen eyns [207vb] solde gesprochen haben. Denne wer das er gesprochen hette. ich tu dise dinc in miner eygenen gewalt so welden sie en gehalden haben als eynen smeher gotis der em selben gotliche ere zu eygente so er doch eyn lutir mensche were. were ouch das er hette gesprochen. ich tu es in eyns anderen gewalt so hetten sie das geschaffit das sich das gemeyne uolk von em gehalden hette. vnd sich allirdinge von em hette gescheiden. denne das uolk geloubte an en als in eynen waren got. vnd dar vm so uregete sie der herre widir von Johanne vnd von sinir toufe vnd das en tete er nicht also das er sie da mite belistigen wolde noch ouch ane sache. sundir er tete es vm das das Johannes eynen gezuk widir sie von dem herren hette gegeben das er gotis sun were. vnd dar vm so uolgit das: „Vnd do entwerte er vnd sprach zu en. Jch wil uch uregen vm eyn wort. entwertit mir so wil ich uch sagen in was gewalt das ich dise dinc tu. Johannis toufe was sie vz dem himele gekomen odir was sie vz den luiten. entwertit mir.“ BEDA: Der herre hette hie mit eyme offinbarem entwerte der Juden vngeordenten spruche mit warheit mocht lesteren. sundir er uregete sie kluclichen vf das sie odir in en selben mit irme swigende odir offinberlichen mit irme sprechende von en selben vertumit wurden. vnd das bewisit sich [208ra] da von das da uolgit: „Vnd sie trachtten in en selben sprechende. Jst es das wir sprechen das die toufe von dem himele were so wirt er zu vns sprechen. wor vm en habit ir denne ir nicht geloubit.“ als ob er spreche. Nu bekennit des das der prophete Johannes die toufe von dem himele hatte vnd der gab ouch von mir eynen gezuk vnd in dem gezuige so habit ir gehort mit was gewalt ich alle dise dinc tu. vnd da uolgit: „Jst es ouch das wir sprechen das die toufe vz den luiten sie gewesit so uorchte wir das uolk. den sie hilden alle Johannem als ob er werlichen eyn prophete were.“ vnd dar vm so sagen sie das wol das welch teil sie an irme entwerte gehalden hetten das sie vmmer von not in eynen striet mosten gevallen sien. denne sie uorchten sich des zu eynr syte das sie von der menie des uolkis gesteynit wurden. vnd uf die andire syte so uorchten sie sich noch me da uor das sie der warheit solden bekennen. vnd dar vm so uolgit da nach: „Vnd sie entwerten vnd sprachen zu Jhesu. wir en wizzen sien nicht.“ JERONIMUS: Sich wie sie von der luchten verblendit werden die mit irme schine alle die werlt irluchtit. vnde das hatte Dauid von Cristo lange vor der ziet gesprochen. Jch han mime Cristo eyne laterne bereitit. sundir sine viende die wil ich cleyden mit schanden. (Ps 132[131],17f.)

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Da uolgit: „vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. vnd so en wil ich ouch vch [208rb] nicht sagen in was gewalt ich dise dinc tu.“ BEDA: Als ob er spreche. ich en wil uch des nicht sagen das mir bekant ist vnd das ich wol weiz denne ir en wellit des nicht offinberlichen bekennen das ir wizzit vnd das ir wol bekennit. alhie sal man ouch merken das man durch zweirleie sache willen die kunst der warheit vor etlichen luiten sal verbergen. Denne etliche luite die uregen vm die warheyt vnd die sint doch von irer vernumft wegen mit nichte da zu geschickit das sie die kunst der warheit vernemen mogen. vnd ouch so sint die andiren luite die versmehen die warheit durch vntugent willen odir durch des willen das sie in irer lust icht von der warheit gehindirt werden. vnd den sal man sie ouch vor verbergen vnd en sal sie en mit nichte offinbarn denne sie sint irer vnwirdic.

Hie beginnit das zwelfte capittil des ewangelij Marci des ewangelisten. Das Gleichnis von den bösen Winzern

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[208va] Vnd do begunde er in biespiln zu en zu reden. Eyn mensche der pflantzte eynen wiengartin vnd vmgurte den mit eyme zune vnd grub dar yn eynen see. vnd buwete eynen turm. vnd bevul den wiengarten ackirluiten vnd wandirte in pilgrimis wise von dannen. (Mk 12,1) vnd do sante er in den gezieten sinen knecht zu den ackirluiten vf das er von den selben ackirluiten di vrucht des wiengarten hette genomen. (2) vnd do die ackirluite den knecht begriffen do slugen sie en vnde lizen en von dannen itel vnd ane vrucht gehn. (3) vnd do sante er zu en abir eynen andern knecht vnd den wunten sie in das houbt vnd legeten em uile lastirs an. (4) vnd do sante er abir zuhant eynen vnd den totten sie. vnd uile andire die sante er uz den slugen sie etliche. vnd die anderen totten sie. (5) vnd dar vm do hatte er noch eynen allirlibesten sun vnd den sante er ouch zu en uf das leste sprechende. Denne sie werden sich lichte schemen vor myme sune. (6) Sundir do sprachen die ackirluite eynr zu dem andern. [208vb] Diz ist der erbelinc komit vnd tote wir en vnd so wirt das erbe vnsir. (7) vnd des begriffen sie en vnd tottin en vnd wurfen en vz dem wiengartin. (8) vnd dar vm was sal denne der herre des wiengartin tun. Er wirt komen vnd wirt die ackirluite verlisen mit dem tode vnd wirt sinen wiengartin andern ackirluiten geben. (9) vnd ir en habit ouch nicht disir schrift nicht gelesen. Den steyn den die buwluite verwurfen der ist gewurden in eyn houbit des winkils. (10) vnde das ist von dem herren geschen. vnd ist eyn wundir in vnsern ougen. (11) vnd do suchten sie wege wie sie en hilden sundir sie uorchtten die schare. denne sie irkanten das wol das er das biespil widir sie sprach. vnd des lizen sie en vnd gingen von dannen. (12) DIE GLOSE: Nach dem do der herre mit dem klugen entwerte der bekorere munde die en uregeten in was gewalt er die dinc tete hatte beslozzen. denne die entwerte die lac vf eynr vrage ob die toufe Johannis von deme himele were odir von den luiten. vnd da nach so bewiset er ire grundelose bosheit die sie an den propheten itzunt hatten begangen vnd die sie noch an em vnd an sinen iungeren begehn wurden. in disme biespile als hie der ewangeliste spricht: „vnd er begunde widir sie in

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biespilen zu reden. Eyn mensche der pflantzte eynen wiengarten vnd vmmegurte den mit eyme zvne. vnd grub dar yn eynen see. vnd buwite eynen turm. [209ra] vnd bevul en ackirluiten.“ JERONIMUS: Bie disme menschen so ist got der vatir bedutit durch der minniclichen gunst willen die er zu dem menschen tregit. abir bie dem wiengarten so ist das israhelische huez des iudischen uolkis bie bezeichent. Sundir der zven da er den wiengarten mite vmme gurte da bie ist der engele hute bedutit die er dem israhelischen uolke hatte gegeben. Sundir der see bezeichent die e da er das uolk mite begabit hatte. vnd der turm den er in dem wiengarten buwte das was der tempil den er in die houbtstat zu Jherusalem satzte. vnd die ackirluite das sint die pristere den er den tempil vnd sinen gantzen wiengarten bevul. BEDA: Odir der zven da disir wiengarten mite vmgegurtit was bedutit die mure da die stat Jherusalem mite bevestent was. sundir der see odir der keltir bezeichent den eltir da man das oppfir vffe brante das man gote in dem temple oppfirte. odir bezeychent andire wienpressen da ouch Dauid drier salmen begin von gezeichent hat. THEOPHILUS: Odir bie dem zvne da der wiengarte mite vmmegegurt was so ist die e bedutit die der herre durch Moysen dem iudischen uolke gab in der er em verbutit das es sich mit nichte mit anderen wiben sal vermengen. Sundir da uolgit: „Vnd er wandirte in pilgrims wise synen wec.“ BEDA: Der ewige vatir der wandirt also von den luiten das er doch der stat [209rb] die er vor besaz mit nichte en wandilt. sundir es schinit also an sime geberde als ob er sich von dem wiengartin virre vf das er den wienzurren iren vrien wilkor lazen zu tunde was sie wellen. vnd das uolgit: „Vnd er sante zu den ackirluiten synen knecht in der ziet vf das er von den ackirluiten syn teil der vrucht des wiengartin neme.“ JERONIMUS: Bie disen knechten die da gesant wurden zu den ackirluiten vf das sie die vrucht des wiengartin nemen so sint die propheten der alden e bedutit die dem israhelischen uolke den willen gotis offinbarten. abir bie der vrucht disis wiengartin die dise propheten haben solden vnd dem herren des wiengartin brengen da ist die tugent des gehorsams bie bezeichent. vnd vz den propheten so slugen sie etliche vnd etliche die wunten sie. sundir die anderen die tottin sie. vnd dar vm so uolgit da: „vnd do sie den knecht begriffen do slugen sie en vnd santen en itel von dannen ane vrucht.“ BEDA: Der knecht der der erste was der von dem herren zu den ackirluiten gesant wart das was Moyses der e treger der sie en nidir in zwen steyninen tafelen von dem berge truc da sie em der herre hatte gegeben. vnd den slugen sie mit iren zungen do sie so swerlichen widir en murmelten. (Ps 106[105],25) vnd lizen en ouch itil von dannen denne sie reyzten en zu zorne also das er in das gelobte lant nicht en quam. (Ps 106[105],32) Sundir da uolgit: „Vnd er

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sante abir zu en eynen [209va] anderen knecht vnd den wunten sie in das houbt vnd verdrozten en mit uile lastirs.“ vnd bie dem anderen knechte der zu den ackirluiten gesant wart so sal man Dauid den propheten vnd den kunig vernemen vnd ouch die andern mit em die die salmen han besungen. vnd den legeten sie ouch das lastir an das sie das gesenge der salmen versmeheten die der heilge geist durch iren munt hatte gesungen. vnd sie wunten ouch Dauid den kunig in sien houbt. denne bie Roboam gezieten der Salomonis sun was do sprachen sie en zu versmehende. was teiles habe wir mit Dauid. odir was erbis habe wir mit Ysai sune. (2 Sam 20,1; 1 Kön 12,16) Sundir da uolgit: „vnd do sante er abir eynen anderen knecht vnd den tottin sie. vnd uile andirer vz den slugen sie etliche vnd etliche die tottin sie.“ Bie dem dritten knechte vnd synen gesellen so sal man den chor der propheten vernemen. die sie alle geechtit haben vnd geslagen vnd ouch getotit. als der herre an eynr anderen stat spricht. vnd welchir ist vndir den propheten den sie nicht geechtit en haben. (Apg 7,52) vnd ouch so wil der herre in Luca bewisen. das man bie disir drierleie orden der knechte drierleie grad der lerere sal vernemen in eynr figuren so er spricht. allis das muz an em uolbrocht werden das da geschriben ist in der e vnd in den propheten vnd ouch in den salmen von mir. (Lk 24,44) THEOPHILUS: Odir noch andirs. Bie dem ersten knechte den der herre [209vb] sante zu den ackirluiten vm die vrucht so saltu die profeten vernemen die in der ziet der geschribenen e waren bie Helie gezieten do Mycheas der prophete gotis geslagen wart von Sedechiam dem valschen propheten. (1 Kön 22,24) Sundir bie dem anderen den sie in das houbt wunten vnd den sie ouch mit manchirleie lastir verdrozten so sal man die propheten vernemen die bie Osee vnd ouch bie Ysaias gezieten waren. Sundir bie dem dritten knechte so muz man den dritten orden der propheten vernemen die da waren bie Danielis vnd Ezechielis gezieten. Da uolgit: „vnd dar vm so hatte er noch eynen sun der was em allirlibest vnd den sante er zu en uf das leste sprechende. Denne lichte so werden sie sich entsehen vor mime sune.“ JERONIMUS: Der allirlibeste vnd ouch der allirletste sun das ist der eyngeborne sun den der vatir geheilgit hat vnd sante en in dise werlt. abir da er spricht. Sie werden sich lichte schemen vnd entsehen vor mime sune das spricht der herre hie als von eynr vremden belachenden rede. BEDA: Odir andirs. Das der herre spricht. Sie werden lichte minen sun schuwen. das en sal man also nicht vernemen als ob der herren von sinen werken mit zwiuelnden wortin spreche. denne gote en ist kein _____________ 8 Roboam = Rehabeam = Hosea

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Sedechiam = Zidkija

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zukumftic dinc vnbekant. sundir er spricht die rede als ob er mite wankilmute. denne er en leget des menschen wille [210ra] keinen getwanc an sundir er let em sine vrie wilkor zu allen dingen. THEOPHILUS: Odir andirs. Der herre en sprach disir wort nicht als der deme das vnbekant was das da geschen solde. sundir er wolde mit dem spruche das bewisen das vugelich were gewesit vnd das ouch bilch were gewesit das sie es hetten getan. denne das were wol recht gewesit das sie sich hetten geschuwit vor sime sune vnd hetten sien geschonit als iris herren der sie hette mocht selk machen. denne er ist eyn herre des todis vnd ouch des lebenis. Sundir da uolgit: „abir die ackirluite die sprachen eynr kegen den anderen. Diz ist der erbelinc komit vnd tote wir en so wirt das erbe vnsir.“ BEDA: Hie bewisit es der herre ane allen zwiuel das die vursten der Juden da mite nicht mochten entschuldigen das sie sprechen sie hetten Cristum in irme vnwizzene gecrucigit. sundir sie bliben des schuldic in disme spruche das sie den ewigen gotis sun in rechtem bosin nyde zu dem tode brochten. (Mt 27,18; Mk 15,10) Denne die vursten der pristere die vernomen das werlich wol vz der e vnd ouch vz den propheten das Jhesus der was von dem der vatir durch Dauid hatte gesprochen. Jch wil dir geben die geslechte der Heiden zu eyme erbe. (Ps 2,8) vnd das wolden em die bosin ackirluite benemen. vnd dar vm so totin sie en en hengende an ein cruce. vnd vm das tottin en [210rb] die Juden das sie den gelouben tilgen mochten den er gesehit hatte vndir dem gemeynen uolke der Juden vnd ouch der Heiden. vnd das sie denne ane anvechtunge weren gewesit also das sie ire gerechtike die sie von Moyses e hatten mochten uort an gesatzt haben vnd das sie da mite allirdinge Cristi e mochten getilgit haben. die an der predigate der nuwen gnade gelegen was. vnd da mite so remten sie des das sie die heidenischen geslechte vndir ire ioch hetten gebrochen. vnd da uolgit: „vnd do sie en begriffen do tottin sie en. vnd wurfen en vz dem wiengarten.“ THEOPHILUS: Bie dem wiengartin da sie en vzwurfen da ist Jherusalem die stat bie vfgenomen. Denne vnsir herre Jhesus Cristus der wart buzen der stat zu Jherusalem gecrucigit. JERONIMUS: Odir andirs. Sie wurfen en vz dem wiengartin das ist vz deme teile der iudischen art. denne sie hizen en eynen Samaritanum sprechende. vnd wir sprechen wol das du eyn Samaritanus bist vnd bist ouch mit deme tuuele besezzen. (Joh 8,48) Odir ouch als uile als es an en lac so hetten sie das gerne gesehen das er nymmer zu en were gekomen. vnd dar vm so besluzzen sie ouch die predigate des ewangelij von en vnd brochten die iungere des herren da zu das sie sich mosten zu den Heiden halden. vnd da volgit: _____________ 29 sie en] sie en en

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„Vnd dar vm was wirt denne der herre des wiengartin tun. [210va] Er wirt komen vnd wirt mit dem tode die ackirluite verlisen vnd wirt sinen wiengarten anderen luiten geben.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie schinit eyne zweitracht zwischen Matheo vnd Marco denne Matheus der spricht das do der herre den Juden hatte gesagit die bosheit die die ackirluite an dem herren des wiengarten hatten begangen das er do eyn urteil von en selben uregete vnd sprach. vnd so denne der herre des wyengarten komen wirt was sal er denne den bosin ackirluiten tun. (Mt 21,40) Do entwerten sie em vnd sprachen. er sal die bosin luite vbile verlisen. (Mt 21,41) vnd Marcus der spricht das der herre selbir das urteil gab in der beslizunge sinir rede. Sundir das mac man balde entscheyden. denne irer beidir stimme die quamen in eyme urteile vbir eyn vnd dar vm do sie der herre vm das urteil geuregete vnd sie wol geentwerten als Matheus spricht do bestetigete er das selbe urteil als das das der warheit zu gehorte ouch mit syme eygenen spruche als Marcus hie spricht. THEOPHILUS: Bie dem vatire disis sunis so sulle wir den ewigen vatir vernemen der den sun von em selbir gebar e denne die werlt eyn selbwesen hatte. vnd der sun der wart da nach an dem ende der ziet in die werlt geborn in eyme menslichen gesteltnizze vnd quam von dem vatire gesant in den wiengartin der iudischen art vf das er die [210vb] vrucht der tugende von en neme. Sundir die ackirluite die entsagen sich des sunis nicht sundir sie tottin en vnd wurfen en vz dem wiengartin. vnde der sun der also getot was mit gote sime vatire der solde die bosin ackirluite vbile verlisen. vnd das geschach do sie in der Romere hende geentwert wurden die sie an irme grozten teile iris lebenis beroubeten vnd ouch der wonunge des landis allirdinge. vnd also verloren sie das lant vnd ouch die hute vbir den wiengarten. Denne die pristere der Juden die en riten von der ziet nicht me noch ubir lant noch ubir luite. Sundir der wiengarte des iudischen uolkis der wart andiren ackirluiten beuolen vnd die gaben dem herren vrucht von dem wiengarten zu rechten zieten. Denne so man das buch das Lucas von der apostele werk hat gemachit vbirlisit so vindit man das vz den Juden zu eynr ziet drietusent menschen (Apg 2,41) vnd zu der andern ziet vumfhundirt geloubeten. (Apg 4,4) vnd da mite so wart eine wolrichende vrucht gote von sinen nuwen ackirluiten gebrocht. JERONIMUS: Odir der wiengarte der wart andiren ackirluiten gegeben. vnd das geschach zu der ziet do die quamen von dem osten vnd von dem westen von dem suden vnd von dem norden vnd begunden zu ruen mit Abraham vnd mit Ysaac vnd mit Jacob in dem rieche der hi_____________ 4 Augustinus de Cons. Evang. 33 gemachit vbirlisit] gemachit so vbirlisit

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mele. (Mt 8,11) vnd do die sune des riechis in das vzirste [211ra] vinstirnizze werden gewurfen. BEDA: Sundir man sal hie wizzen das die verstorunge der Juden lange da uor e sie geschach von den propheten was gewizsagit vnd was vor von gote geschickit vnd geordent durch des willen das sie sich mit nichte von irer bosheit wolden bekeren. vnd das bewisit er hie vz Dauitis des propheten kundigunge so er spricht als hie uolgit: „vnd en hat ir ouch disir schrift nicht gelesen das der steyn den die buwluite verwurfen hatten als eyn vnnutze dinc der ist gewurden zu eyme houbte des winkils.“ als ob er spreche. wie mac man andirs dise schrift vzlegen denne das Jhesus Cristus der nu zu disir ziet also von uch verwurfen wirt so sere das ir en werdit binden vnd vahen vnd slahen vnd ouch totin der ist von gote dem vatire den Heiden gegeben vf das er en den wec des ewigen heilis mit sinir predigate offene. vnd so sal er denne zwischen dem uolke vnd uch sien als eyn ortsteyn der beider wende sal zusamne halden. Denne der verwurfene steyn der wart eyn houbt des gebuwdis das sich irhub vz dem iudischen uolke vnd vz der heydenischen luet vz den beiden wenden eyne edile kirche Cristo zu eynr bruet gebuwit wart. Denne do disir verwurfene stein widir von dem tode irstunt do wart zwischen den Heiden vnd den Juden eyne vruntliche vereynunge als das sie in eynr samnunge vnd ouch in eyme [211rb] temple gote dinten. Sundir die selben pristere die die meystere vbir die synagoge waren vnd der herre vor ackirluite hatte benant die selben heizet er nu die buwluite die Cristum den waren stein von en verwurfen. Denne den selben meistern der synagogen den das von gote gebotin was das sie das iudische uolk solden leren den was es ouch geboten das sie deme selben uolke in eyme tugentsamen lebene solden vorgehn als buwluite die eyn dinc kunnen ziren vf das es behegelich werde dem menschen den sie es machen. Denne da mite so brochten sie die vrucht dem herren von syme wiengarten so sie das uolk das er en hatte beuolen zu tugentsamen werken hilden. THEOPHILUS: Der selbe steyn Jhesus Cristus der von den pristeren vnd von den lerern der e verwurfen wart der wart gesatzt in eyn houbt des winkils vnd das ist in das houbt der heilgen kirchen. denne als der apostel spricht so hat en der vatir zu eyme houbte vbir al die kirche gesatzt. denne die kirche die ist der winkil. denne gelicher wise als in dem winkelen zwu wende in eyn komen. als wirt ouch das heidenische uolk mit dem iudischen in eynir kirchen vereynit. vnd der winkil das ist die kirche die ist von gote gebuwit vz Cristi syte do er entslief an dem cruce da vluzzen vz alle die sacramente da die heilge kirche mite begabit ist vnd das ist eyn groz wundir in der geloubigen luite ougen. [211va] Denne die heilge kirche die ist in iren wundirwerken allirdinge

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wundirlich. denne der herre wurchte mit sinen apostelen beide in den wundirwerken die sie teten vnd ouch in bestetigunge irer rede. Denne das was allirdinge wundirlich das die eynueldigen luite keisere vnd kunige vnde wise meistere der kunste mit irer predigate anuertigeten vnd irer uile bekarten zu dem cristenen gelouben. vnd das ist es das man hie spricht: „Das ist von gote gemachit vnd ist eyn wundirwerc in vnsern ougen.“ JERONIMUS: Odir andirs. Disir verwurfene steyn Jhesus Cristus der wart in eyn houbt des winkils also das er zwu muren mit eyn anderen vereynte. vnd das geschach an der ziet do der herre mit sinen iungeren an dem letsten abentezzene das alde testement in dem brote vnd in dem paschelamme endite. vnd do eyn nuwe testament satzte das er nicht en bestetigete mit dem blute eynis sterbenden lammis sundir er beuestente es mit sime eygenen turen blute. Denne in deme abentezzene so gab er den iungeren sien eygen uleisch in eyns brotis gesteltnizze. vnde sien bluet in eyns wynis schien. vnd das sacrament wirkit wundirliche dinc in den ougen vnsir vernumft. BEDA: Sich wie bose das der mensche von willen ist so en mac sien hertze doch widir die warheit nicht gesprechen. vnd also geschach ouch disen vursten der pristere. Denne alleine das sie sundic vnd bose waren so bewiseten sie doch das [211vb] die dinc war weren die der herre widir sie sprach. vnde das wirt dar an schien das hie uolgit: „vnd sie begerten des das sie en halden mochten sundir sie uorchten die schar der luite denne sie irkanten das wol das er das biespil widir sie sprach vnd des lizen sie en vnd gingen von dannen.“ Der herre was der erbelinc der da widir sie sprach das sien vatir an den ackirluiten sinen vnschuldigen tot solde rechen mit irer vertumnizze an irer selikeyt. Geistlichen so sal man ouch alhie wizzen das zu der ziet so eyn iclich cristen mensche den gelouben in der toufe enpfehet so beuilit em der herre sinen wiengartin das ist. sine eygene sele die da mit gnade von gote begabit wirt vf das er dem herren von dem garten zu rechten gezieten die vrucht der tugende sulle brengen. Sundir es geschiet dicke das der ackirman die ziet der vrucht vbirsitzt also das em der herre senden muz eynen knecht vnd das ist sinen prediger den der herre sendit zu dem menschen mit sime gebote. abir so wirt disir knecht geslagen vnd gelestirt so die rede des predigers nicht gehort en wirt mit vnachtsamkeit. odir das noch uile ergir ist so man den prediger mit dem worte des herren honit vnd vor eynen spot heldit. abir der mensche der totit den erbelinc als uile als es an em ist der den edilen sun gotis vnd sien wort vndir die [212ra] vuze trit. (Hebr 10,29) abir so denne der bose ackirman also verlorn wirt das em die gnade gotis benomen so wirt der wiengarte anderen ackirluiten beuoln vnd

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gegeben. vnd das geschiet zu der ziet so sich der herre mit sinen gnaden von dem hochvertigen menschen entzuhet vnd sich eym andern gibit der en mit demut wil entpfahen. Sundir das die vursten der pristere da nach mit irer begerunge waren das sie en wolden halden hetten sie der schar nicht gevurht das geschiet noch volnach alle tage in der kirchen. Denne der ist noch uile in der cristenheit die alleine mit dem namen Cristen sint vnd nicht mit den werken vnd die en halden die eyntracht der kirchen mit andern luiten nicht durch des willen das sie die eyntracht odir den gelouben libhaben. sundir sie tun es durch andirer luite willen die sie sehen in eyntracht wonen vnd durch der willen en turren sie die samnunge nicht anuechten. odir sie schemen sich ouch des das sie sich von der samnunge sullen scheiden. vnd dar vm so wonen die luite mit andern gutin luiten in eynr eyntracht als der rate mit dem weize wechzit bes an die ziet des owstis so wirt der weize in die schune geleit vnd der rate wirt in das vuir gewurfen.

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Vnd do santen sie zu em etliche vz den glizeneren vnd vz den dinern Herodis vf das sie en gevahen mochten in dem worte. (Mk 12,13) vnd do die quamen do [212rb] sprachen sie. Wir wizzen das du warhaft bist vnd du en achtis nimandis. denne du en sihes der luite antlitz nicht an sundir du lerist den wec gotis in warheit. vnd dar vm so sage vns ob es irloubit sie das wir dem keisere den zins sullen geben odir en sulle wir es em nicht geben. (14) vnd do er do ire arge list irkante do sprach er zu en. wo nach bekorit ir mich ir gliznere. Brengit mir eynen pfennig vf das ich en gesehe. (15) vnde do brochten sie em den pfennig. vnd do sprach er zu en. wes ist diz bilde vnd dise ynschrift. Do sprachen sie. Des keisers. (16) Do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. vnd dar vm so gebit dem keisere das des keisers ist vnd was gotis ist das gebit gote. vnd des nam sie eyn wundir vbir en. (17) BEDA: Die hohesten pristere die hetten Jhesum gerne begriffen sundir sie uorchten die samnunge des gemeynen uolkis das bie dem herren was vnd dar vm so wolden sie das mit der kuniglichen irdischen gewalt widir en tun des sie selben nicht en vermochten noch ouch en tursten. vnd wolden sich da mite vor des uolkis ougen bewisen als ob sie an sime tode vnd an allen anderen dingen vnschuldic weren als ob sie ouch nirne keinen haz widir en en trugen. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „Vnd sie santen zu em etliche vz den glizenern vnd vz Herodis _____________ 8 eyntracht odir den gelouben] eyntracht odir den gelouben odir den gelouben

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dineren mit en vf das sie en in dem worte gevingen.“ THEOPHILUS: Wir han es [212va] an eynr anderen stat gesprochen das vndir den Juden so hatte sich eine ketzerie irhaben. denne da waren etliche di sprachen das Herodes Cristus were durch der sache willen. denne sie sagen das das nachuolgen kuniglicher art in den Juden was vergangen. vnd dar vm so wolden sie wenen das Jacobs des patriarchen prophecie vollenbrocht were in der er zu Juda zu sime sune sprach. Das sceptir en sal Juda nicht benomen werden noch der vurer des uolkis vz sinir huft bes als lange das der kumt den man senden wirt vnd er wirt eyne beytunge der Heiden. (Gen 49,10) vnd dar vm do sie sagen das er der erste kunig was der da vremde was zu dem rieche nach den rechten erbelingen so wolden sie wenen das er der were der in der e vnd in den propheten gelobit was. vnd vm die sache so hilden sie en vor Cristum. vnd die hizen Herodiam das ist das sie an en als an Cristum geloubten. Sundir es sprechen ouch andire das die Herodiani waren des kunigis Herodis knechte. vnd die namen die gliznere mit en als gezuige uf das sie en solden der wort eynen gezuk geben die Jhesus spreche. vnd uf das were das er hette gesprochen das man dem keisere den zins nicht geben en solde das sie en denne zu hant hetten angegriffen vnd hetten en uor des keisers gewalt gevurt. Sundir sich nu vnd merke der gliznere grundelose bosheit. denne sie meyn[212vb]ten das das sie mit irme libekosene Cristum wolden betrigen. Denne da uolgit: „vnd do sie quamen do sprachen sie zu em. Meystir wir wizzen das du warhaft bist.“ JERONIMUS: Mit gehonigeten wortin so vregeten sie en vnd lobten en vor e denne das sie em die vrage machten. denne in dem so vmmerungen sie en als die benen die das honic in dem munde tragen vnd den angil da sie mite stechen in dem zagele. BEDA: Sich wie dise samfte rede vnd die arclistige urage da zu den herren wolde verlocken das er hette gesprochen das man bilcher solde vorchten denne den menschen vnd das man die gebot gotis solde halden vnd des menschen versmehen. vnd dar vm so wolden sie das er hette gesprochen das die Juden nimande zins solden geben. vnd so das denne Herodis dinere hetten gehort so hetten sie altzuhant eynen striet widir en irhaben als widir den der das romische rieche welde verstoren. vnd dar vm so uolgit da: „Vnde du en achtist nimandis noch en sihest des menschen antlitz nicht an.“ THEOPHILUS: Da meynten sie als ob sie sprechen. Du bist als vol der warheit das du noch den keiser noch nimande en schuwis du en sagist die warheit von eyme iclichen dinge des man dich uregit. vnd da nach so uolgit: „Sundir du lerist den wec gotis in warheit. vnd dar vm so sage vns ob es irloubit sie das man [213ra] dem keisere den zins sulle geben _____________ 24 so vregeten] so lob vregeten

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odir en sulle wir es em nicht geben.“ Sich wie sie alle ire kunstige wort da nach geschickit haben das sie Cristo eyn geuelle machen. Denne were das er hette gesprochen. Ja es ist irloubit das man dem keisere den sulle geben so hetten sie das iudische uolk zu male widir en gereyzit als widir den der das uolk zu eyme ewigen dinste welde verbinden. abir wer denne das er hette gesprochen das man dem keisere den zins nicht solde geben so hetten sie en beclagit vor den amtluiten als den der das uolk da zu hilde das es dem keisere vngehorsam were vnd der des begerte das das romische rieche verstorit wurde. Sundir der burn der ewigen wiesheit der vervloigete alle ire arge list di sie widir Cristum uben wolden vnd das uolgit da: „Vnd do er do ire arge list irkante do sprach er zu en. wo nach bekorit ir mich. brengit mir eynen pfennig uf das ich en gesehe. vnd do brochten sie em den pfennig.“ BEDA: Der pfennig was als gut als zehn andire pfennige. vnd der pfennig der hatte des keisers gebreche vnd sien zeichen mit sime bilde. vnd das uolgit da: „vnd er sprach zu en. wes ist diz bilde vnd dise vbirschrift. Do sprachen sie. Des keisers.“ Hie en sal nimant wenen das der herre dise vrage tu dar vm das er des nicht en weste was bildis das vf dem pfennige stunt. Denne gelicher wise als em alle dinc bekant waren als was em ouch [213rb] das nicht vnbekant. sundir er machte en die vrage vf das er en ire rede besluzze vz irme eygenen entwerte vnd en also entwerte als es irer urage vugelich were. vnd dar vm so uolgit da: „Sundir Jhesus der entwerte vnd sprach zu en. vnd dar vm so gebit dem keisere das des keisers ist vnd gebit gote das gotis ist.“ THEOPHILUS: Als ob der herre spreche. Gebit das bilde dem nach dem es gebildit ist das ist. gebit disen pfennig der da gebildit ist nach dem keisere dem keisere. denne das mac wol besten das ir dem keisere den zins gebit den ir em von rechte des getwangis sullit geben vnd ouch so mogit ir ouch wol gote ane getwanc uwer oppfir brengen. BEDA: Jr mogit gote dennoch wol ane hindirnis den zehnden von uwerme gute geben als uch in der e ist gebotin vnd uwer oppfir vnd das vihe das alrerst geborn wirt vnd ouch so mogit ir geliche wol dem keisere das sien geben. als er den zol gab vor sich vnd vor Petrum. vnd das gote dem vatire zu gehorte das gab er em ouch denne er vollenbrochte alle sinen willen. JERONIMUS: Odir andirs. Den pfennig der des keisers bilde hat den gebit dem keisere von getwangis wegen. sundir mit eygenem willen so gebit gote vch selben. denne das licht des antlitzis des herren das ist vf vns gezeichent (Ps 89[88],16) vnd nicht des keisers antlitz. THEOPHILUS: Vnsir eygene licham der ist von rechte vnsir keiser dem so sulle wir geben [213va] des er zu sinir rechten notdurft bedarf vnd das ist spise vnde cleidere. vnd das gote zu gehort das sal man em ane allen

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gebrechen geben. Da uolgit: „Vnd sie nam eynen grozin wundir vbir en.“ Denne die selben glizenere die da bilchen solden an en geloubit haben do sie so groze wiesheit an em vernomen die hatte des wundir das ire arge list an en keine stat hatte gevunden vnd das er vnbetrogen von en gebliben.

Die Frage nach der Auferstehung der Toten

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Vnd do quamen zu em die saducei die da sprechen das keine vfirstende der totin werde. vnd die vregeten en sprechende. (Mk 12,18) Meystir Moyses der hat vns geschriben das wer das eynen manne sien brudir sturbe vnd der eyne huezvrouwe lize vnd en lizet keine sune nach em die sien erbe besezen so solde sien brudir sine huezvrouwe nemen vnd solde eynen samen irwecken sinem brudire. (19) vnd dar vm so waren siben gebrudire vnd der erste nam eine huezvrouwe vnd irstarb dar nach also das er keinen samen en liez. (20) vnd der andire brudir der nam ouch das wieb vnd irstarb. vnd der en liez ouch keinen samen. vnd der dritte brudir tete des geliech. (21) vnd in alsulcher schicht so namen sie sie alle sibene vnd en lizen alle keinen samen mit ir. vnd do uf das letste do die sibene alle tot waren do irstarb ouch das wieb. (22) vnd dar vm in der gemeynen vfirstende so alle luite widir irstehn werden welchis vndir den sibenen sal sie sien huezvrouwe sien. [213vb] denne sie haben sie alle sibene zu eynr huezvrouwen gehabt. (23) vnd do entwerte Jhesus vnde sprach zu en. Sehet vnd wie ir dar vmme irrit das ir nicht der schrift en wizzit noch der craft gotis. (24) denne so die luite widir von dem tode werden irstehn so en werden sie sich nicht zu vleislicher lust me vereynen noch lidende noch wirkende. sundir sie sint denne als die engile gotis in den himelen. (25) Sundir en habit ir da von in Moyses buche nicht gelesen. das die totin widir von dem tode werden irstehn do sich em der herre ubir dem pusche bewisete vnd wie do got zu em sprach. Jch bin Abrahams got vnd Ysaacs got vnd ouch Jacobs got. (26) abir er en ist nicht eyn got der die da tot sint sundir er ist eyn got der die da leben vnd dar vm irrit ir sere vnd uile. (27) DIE GLOSE: Da nach do der herre der dunkilguten gliznere vrage kluclichen gemiden hatte vnd en bewisit hatte das man eyme iclichen recht solde tun dem keisere von getwangis wegen da sie sich hatten zu verbunden vnd gote dem herren von vrier wilkor. so bewisit der ewangeliste wie die saducei ouch zu dem herren mit irer torechten vrage quamen vnd bekortin en. vnd wie er die ouch mit eyme entwerte der warheit _____________ 35 saducei ouch] saducei dem ouch

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schante. vnde das spricht man hie: „Vnde do quamen zu em die saducei die da sprechen das keine vfirstende der todin en sulle sien.“ THEO[214ra]PHILUS: Da waren etliche luite vndir den Juden die loikenten des das kein mensche der da zu eymale irsturbe widir mochte von dem tode irstehn. sundir sie wenten das der mensche als eyn vihe irsturbe. vnd die luite die der ketzerie pflagen die hizen saducei. vnd die selben sprachen ouch das kein engil nicht en were noch ouch kein geist. vnd dar vm so traten die saducei zu dem herren vnd hatten ein valsch gekose zusamne gelesen vnd formten da von eine vrage vnd wolden mit der vrage bewisen das die ufirstende der todin mit nichte mochte gesien noch en wer gewesit noch ouch ymmer mochte gesien. vnd dar vm uolgit hie: „Vnd sie uregiten en sprechene. Meystir Moyses der hat vns geschriben das wer das eins mannis brudir irsturbe vnd der lize nach em eine huezvrowe vnd lize nicht sune nach em die sien erbe mochten besitzen so solde der brudir sine huezvrouwe nemen vf das er sime brudire eynen samen irwecte. vnd dar vm so waren siben gebrudire vnd der erste der nam eyne huezvrouwe vnd irstarb also das er keinen samen nach em en liez. vnd der andire brudir der nam ouch das selbe wieb vnd der starb ouch also das er keinen samen nach em en liez. vnd der dritte brudir der tete ouch dem geliech vnd also namen sie alle sibene das wieb vnd irsturben alle in der selben schicht. vnd da nach uf das letste do sie alle [214rb] tot waren do irstarb ouch das wieb vnd dar vm in der vfirstende so sie alle widir vf von dem tode werden irstehn welchis huezvrouwe sal denne das wieb werden vndir den siben gebruderen die sie alle gehat haben zu eynr huezvrouwen.“ BEDA: Jn dem gekose so setzen sie siben gebrudire die alle eyn wieb haben gehat zu eynr huezvrouwe vnd das teten sie dar vm das sie die zal so groz satzten das sie als uile die baz mochten bewisen die vnmogelikeit der vfirstende. Sie ordenen ouch das gekose wundirlichen denne sie wolden wenen das die luite in der vfirstende in der grobheit iris lebenis an ezzene vnde an trinkene vnd an anderen werken der nature solden mit alsulcher uleislicher lust leben als sie nu tun. JERONIMUS: Geistlichen was mac andirs diz wieb bezeichenen die so durre was das sie von siben mannen nicht vruchtbar mochte werden denne die durre synagoge der Juden vnd die doch ouch uf das letste irstarb. denne die bleib vnvruchtbar von den siben gaben des heilgen geistis vnd so doch der geist lange uor der ziet die alden patriarchen hatten irvullit vnd die patriarchen die en mochten doch dem vnuruchtbaren wibe eynen samen gelazen den sie von Abraham hette entpfangen vnd der same was Cristus Jhesus vnsir herre. Denne alleine das das kint en geborn was die in der iudischen art waren (Jes 9,5) so wart doch vns Heiden der sun gegeben. vnd dar vm so en mac das wieb [214va] in der

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ufirstende noch mit Cristo noch ouch mit keime vz den siben patriarchen vereynit werden. denne in der zal sibene so ist die gemeynschaft alle der uolkomenen luite bezeichent. als der herre widir vmmesetzende das wieb an des mannis stat durch Ysaiam den propheten spricht. Siben wieb die werden vmbegriefen eynen man. (Jes 4,1) das ist die siben kirchen die der herre libhat vnde strafit vnd ouch castiet die werden en in eyme waren gelouben anebeten vor eynen got. Sundir da uolgit: „vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. vnde en irrit ir dar vm nicht das ir der schrift nicht en wizzet noch ouch der craft gotis.“ THEOPHILUS: Als ob er spreche. Jr en vernemit der ufirstende nicht da di schrift von spricht. vnd ouch so en irkennit ir der craft gotis nicht an welchir wise die ufirstende geschen sal. vnd en pruuit des ouch nicht wie die schrift von der vfirstende spricht. denne ir wenit des das die lichame der luite allirdinge geschickit sullen sien als sie nu in dem state disir ziet geschickit sint. sundir es en geschiet also nicht. denne di craft gotis die wirt die luite in der vfirstende von dem tode in eynir wundirlichen wise schicken. denne ir merkit das alleyne wie swerlichen das moge widir zusamne komen das itzunt zu teilit ist. vnd ir vallit da von in den wundir wie die lichame die itzunt in eyme puluere legen mit den blibenden selen mogen vereynit werden. sundir das ist allis eyn geringe [214vb] dinc kegin der almechtikeit gotis. abir da uolgit: „Denne so die werden widir von dem tode irstehn so en werden sie sich nicht me zu uleislichen naturlichen dingen vereynen noch wirkene noch lidene sundir sie sint denne als die engile gotis in den himelen.“ als ob er spreche. Da wirt widir dem menschen eyn leben gegeben von der almechtigen craft gotis. vnd das leben wirt gotlich vnd engelisch vnde mit nichte vleislich. denne so en werde wir vortme in keinr wise vergehn sundir wir werden allir dinge in der selben wise ane wandelunge bliben. vnd dar vm so wirt die brutlaft den luiten benomen. denne die brutlaft disir ziet die werden da zu nutze das so eyn mensche mit dem tode von hinnen vert das eyme anderen an sine stat geborin werde. vnd der werlde zu wachze vf das die werlt bestehn moge bes an die ziet die ir got in sinir vorsichtikeit gegeben hat. Sundir denne so werde wir als die engile die da in keinr ziet vergehn werden. vnde dar vm so en werde wir keinr nachuolgunge der kindere bedurfen dar vm die gemeynschaft der brutlaft den luiten in disir ziet wirt verlegen. BEDA: Die manne die vereynen sich dar vm mit den wieben in disir ziet uf das sie vruchtbar von en werden vnd das sie ymandis haben der ire erbe nach en besitze so des menschen leben also in disir ziet ist [215ra] geschickit das er nicht alle ziet geleben en mac. vnd dar vm so wil er eynen sun haben der em moge geuolgen. sundir des en darf man nach disme lebene in der ufirstende nicht denne so wirt der geist mit

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dem lichame vngescheiden ewiclichen bliben. JERONIMUS: Vnd dar vm so irren sie denne sie en vernemen der schrift nicht das die luite in der vfirstende sullen werden als die engile gotis in den himelen. denne da en wirt nimant geborn denne da en sal nimant sterben vnd da en ist ouch nimant iunc denne da en ist nimant alt. THEOPHILUS: Sie wurden ouch in eynr anderen wise betrogen denne sie en vernomen nicht der schrift die da offinberlichen spricht von der todin vfirstende. denne man mac die vfirstende offinbar vinden in der bewisunge der schrift. vnde dar vm so spricht der herre vortme als da uolgit: „Sundir en habit ir des in Moyses buche nicht gelesen von der toden vfirstende. wie sich em der herre vf dem gestude bewisete do got zu em sprach. Jch bin Abrahams got Ysaacs got vnd ouch Jacobs got.“ JERONIMUS: Abir ich spreche das disir pusch in dem der herre Moysi irschein der sich bewisete als ob er brente vnd doch nicht verzerit en wart (Ex 3,2) da bewisit sich vnsir geliechnizze inne. denne alleine das vns das vuir gotlicher spruche dicke entzundit so en verzerit es doch nicht alle vnsire dornre die in vns vfgesprozzen sint vndir dem ersten [215rb] vluche. THEOPHILUS: Sundir der herre spricht hie. Jch bin Abrahams got vnd Ysaacs got vnd ouch Jacobs got. als ob er spreche. ich bin eyn got der lebenden vnd nicht der die mit libe vnd mit sele tot sint also das sie kein selbwesen me en haben. vnd dar vm spricht er als da uolgit: „Er en ist nicht eyn got der todin sundir er ist ein got der lebenden.“ Sundir hie sal man merken das er nicht en spricht. ich bin Abrahams got gewesen. sundir er spricht. Jch bin es. er spricht das als ob sie em alle keginwertic sint. Sundir hie mochte ymant sprechen das der herre alleine von Abrahams sele den spruch spreche vnd nicht von sime lichame. zu dem spruche entwerte wir vnd sprechen das Abraham das wort eynen gantzen menschen mit dem liebe vnd mit der sele bewisit. vnd der herre meynit es also das er des lichams herre als wol ist als der sele wie ouch Abrahams licham in dem puluere do lac so lebite er em doch in sinir vorsichtikeit. denne der tode licham der lebit gote dem alle dinc leben die er widir irwecken wil zu dem lebene. BEDA: Odir der herre wold ouch da mite bewisen das die selen der luite ane verstorunge bliben nach dem tode der lichame. vnd das er da mite wolde bewisen der lichame ufirstende da sich die selen widir mite vereynen solden vf das die selen mit dem lichamen vroide odir pine besezen. da sie gut odir arc mite gewurcht hette. JERONIMUS: [215va] So der herre spricht. Jch bin Abrahams got vnd Ysaacs got vnd Jacobs got so wil der herre die driualdikeit der personen bezeichenen. abir so er spricht. Sundir er en ist nicht eyn got der todin sundir der lebenden got ist er. da bewisit er eine eynlitzikeit des selbwesens. sundir die leben

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alle die das teil begriefen das en got in den himeln behalden hat. vnd das sie ouch irwelit haben. sundir die sint tot di das selbe verloren haben das sie zu irer selikeit begriffen hatten. Sundir da uolgit: „vnd dar vm so irrit ir sere vnd uile.“ DI GLOSE: Die saducei die irreten dar vm sere vnd uile denne sie en vernomen der schrift nicht die da sprach von der todin vfirstende. vnde ouch so en geloubten sie nicht das es got vermochte das der mensche widir von dem tode mochte irstehn. denne sie en begriffen des nicht das der licham der itzunt in ein puluer gewant was widir an sich eyns menschen gesteltnizze mochte nemen vnd zu dem lebene komen.

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Vnd do trat eynr vz den meistern der e zu em der en mit den saduceen hatte gehont mit den anderen kreten in wechzelreden vnd hatte das gesehen das er en wol geentwert hatte vnd dar vm so uregete er en welchis vndir alle den andern gebotin das erste were. (Mk 12,28) Sundir do entwerte en Jhesus das das erste gebot vndir alle den anderen gebotin were. hore Jsrahel. Got dien herre der ist eyn got. (29) vnd habe got dinen herren lib vz alle dime hertzen vz alle di[215vb]nir sele vz alle dime gedechtnizze vz alle dime craft. vnd das ist das erste gebot. (30) abir das andire ist disme geliech. habe dinen nehesten lib als dich selben. kein andir gebot ist grozir denne dise sint. (31) vnd do sprach der meystir der e zu em. Jn warheit meystir du sprichst wol denne eynr ist got vnd ane en en ist keyn andir (32) vnd das man en libhabe vz gantzem hertzen vnde vz der gantzen vernumft vnd uz der gantzen sele vnde vz der gantzen craft des menschen vnd das der mensche sinen nehesten libhabe als sich selben das ist merer. denne alle oppir beide das man burnit gote vnd ouch em alsust oppirt. (33) Sundir do Jhesus das irkante das er wieslich hatte geentwertit do sprach er zu em. Du en bist nicht verre von dem rieche gotis. vnd do en turste en itzunt nimant me vm kein dinc vregen. (34) DIE GLOSE: Nach dem do der herre gehonit hatte in sime entwerte beide die phariseen vnd ouch die saduceen die en wolden mit irer tummen vrage bekoren so bewisit man hie wie er mit sime entwerte den meystir der e vertotte an sinir vrage do er uregete welch das erste gebot were. vnd da von so spricht der ewangeliste hie: „Vnd do trat zu em eynir vz den meistern der e der en mit den saduceen hatte gehort mit wechzelrede kreten vnd hatte ouch gehort das er en wol geentwertit hatte der vregete en welch das erste gebot [216ra] vndir alle den andern geboten were.“ JERONIMUS: Was vrage ist diz eyme versuchten manne in

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der e das er den herren vm alsulche dinc solde vregen das allen versuchten luiten vnuerborgen ist. Sundir man sal wizzen das sich dise vrage da von irhub. der orden die gebot des herren andirs. vnd andirs in den drin bucheren in exodo (Ex 20,1 – 21) vnd in leuitico (Lev 19,1 – 37) vnd in deutronomio (Dtn 6,1 – 25) also das er das erste in eyme buche an die erste stat setzit. vnd das andere in dem anderen buche. dan in den bucheren so setzit er nicht eyn gebot zu vor an sundir zwei vnd wolde die zwei gebot setzen als zwu irhabene bruste an der brut des herren da vnsire iunge iugent vz ire milch neme vnd wurde irnerit. (Hld 4,5) vnd dar vm so volgit da sinir vrage eyn entwerte: „Diz ist das erste gebot vndir den andern geboten. hore Jsrahel got dien herre der ist eyn got.“ Dan das ist das erste vndir alle den anderen geboten. das der mensche die eynlitzikeit sinis herren irkenne. vnd das bekentnizze das got eyn ist das sal der mensche in sien hertze als eyn fundament legen da er alle sine tugende vfbuwen sal. vnd die eynlitzikeit gotis die sal er dan eren da mite das er sie vor alle dinc minne mit eynr veruolgunge gutir werke. vnd da nach so sal der mensche den nehesten in got libhaben. vnd das volgit da: [216rb] „vnd du salt got dinen herren libhaben vz alle dime hertzen vz alle diner sele vz alle diner vernumft vnd vz alle diner craft. vnd das ist das erste gebot.“ THEOPHILUS: Sich vnd merke wie der herre hie zelit alle die krefte der sele. dan da ist eyne craft in der sele die ist vielich. vnd die entrichtit er an dem spruche vz diner gantzen selen. dan der kraft gehort zu zorn vnd begerunge. vnd die dinc wil der herre alle gotlicher minne geeygent haben. Da ist ouch eyne andire kraft in der selben sele die ist genant eine naturliche craft vnd der craft gehort zu das der mensche mit der spise irnerit werde. vnd zu neme an sinir groze. vnd die craft wil ouch der herre mit em verbunden haben. vnd eyne andire craft die ist ouch in der selben sele die ist eyne redeliche craft genant die heizet er das gedechtnizze. vnd die craft wil der herre haben ouch also das man sie em zu male gebe. vnd dar vm so spricht er. vz alle diner craft. DIE GLOSE: Abir das der herre da nach spricht vz alle diner craft vnd vz alle diner sterke da mac man des libes krefte bie beduten. abir da volgit: „Sundir das andire gebot das ist disme geliech. habe dinen nehesten lib als dich selben.“ THEOPHILUS: Der herre spricht dar vm das diz gebot dem anderen geliech ist. dan sie iruolgen sich das eine nach dem anderen. vnd das [216va] eyne gebot brengit das andire gebot mit em. dan das eyne en mac an sinir uolkomenheit ane das andire nicht bestehen. dan wer got lieb hat der hat ouch sien gewurchte lieb das er geschaffen hat. vnd dar vm so denne der mensche der wirdigisten creaturen eyne ist die got geschaffen hat denne die creature die hat er gebildit mit sime eygenen bilde so muz das von not sien das der mensche der

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got den herren lib hat das er ouch alle menschen lieb habe. Denne das geschiet dicke das ein mensche den andern lib hat. der em dicke eyne orsache eynir ergerunge ist. so sal den er vile bilcher lib haben der em zu allen gezieten gut tut. der ouch das gewurchte eyns meistirs lib hat der sal ouch den meister vile bilcher lib haben. vnd dar vm das dise zwei gebot zu samne hengen so spricht der herre als da volgit: „Denne kein andir gebot ist grozir denne dise.“ Sundir da volgit: „vnd do sprach der meistir der e zu em. Jn warheit meister du hast wol gesprochen. denne got der ist eyn vnd ane en en ist kein dinc andirs nicht. vnd das man en lib habe vz gantzem hertzen vnd vz allir vernumft vnd vz der gantzen sele vnd vz der gantzen sterke. vnd das man den nehesten lib habe als sich selben. das ist grozir denne alle das opfir das man gote zu lobe burnet odir andirs opfirt.“ BEDA: Disir meistir der bewisit in dem [216vb] worte da er spricht: „das ist grozir denne alle opfere das man gote zu gote lobe in keynir wise geopfern mac.“ Da bewisit er mite das vndir den meisteren der e die vrage dicke vor der ziet gehantiret wart welch eyn grozir gebot were odir ouch das erste. Denne waren ouch etliche die da sprachen das ist das groste vnde ouch das erste were. vnd das der mensche ouch allirbilchst halden solde das er got sinen herren in der wise lib solde haben. als hie der herre spricht. abir die anderen die sprachen das die opfere die man gote geben vnd opfern solde die weren vor allen dingen in der e geboten. denne da wurde got der herre ser mite gelobt. Sundir die anderen die lobten die werk des gelouben vnd ouch gotlicher minne. denne durch die werk wurden uile luite in der e der naturen gote behegelich. vnd in dem vrteile so stunt ouch disir meistir als er es selben bewisit. Sundir da volgit: „abir do Jhesus das irsach das er wieslichen hatte geentwertit do sprach er zu em. Du en bist nicht verre von deme rieche gotis.“ THEOPHILUS: Mit dem spruche en gibit der herre disme meystere nicht eynen gezuk des. das er itzunt volkomen sie. Denne er en sprach nicht zu em. Du bist algereit in dem rieche der himele. sundir er sprach zu em: „Du en bist nicht verre von dem rieche gotis.“ BEDA: Dar vm so en was disir [217ra] meistir nicht verre von deme rieche gotis. denne er hilt das vor das hoheste gebot vnde wolde ouch zu dem gebote verbunden sien da das nuwe testament vnd ouch das alde vf gebuwit stehn. Denne er irkante das. das diz gebot der naturen an irme ersten orsprunge gegeben ist. vnd da mite so was er ouch eyn gunner der volkomenheit die dem ewangelio zu gehort in dem das rieche gotis stehit. AUGUSTINUS von dem eyntragen der ewangelisten: Das en sal nimande bewegen das _____________ 39 Augustinus de Cons. Evang.

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Matheus spricht von disme meistere der e. der den herren vregite welch das erste gebot were vndir den anderen geboten das er in eynr bekorenden wise zu dem herren queme vnd welde en versuchen ob er kunde von der e geentwerten (Mt 22,35) denne das mac wol sien das disir meister des ersten zu dem herren trat. in der meynunge zu em quam. das er en bekoren wolde als Matheus wil. vnd das er da nach gebezzert wart in sime hertzen do em der herre also wol entwerte. Odir wir mogen ouch sine bekorunge nemen also das sie nicht in arger meynunge en geschege als ob er den herren da mite betrigen welde. sundir das er das in der warheit das wolde offenberlichen irvaren das em vnbekant was vnd des er in eyme zwiuele stunt. JERONIMUS: Man mac ouch sprechen das der nicht verre en ist der eyn dinc irkennit vnd doch betri[217rb]gende marger list kumt denne das vnwizzen das ist vurder von dem rieche gotis denne das wizzen. vnd dar vm so strafte der herre da obene die saduceos sprechende. Jr irrit denne ir en wizzit der schrift nicht noch der craft gotis. vnd da volgit: „vnd do en turste en itzunt nimant me vregen.“ Denne alle die en vregeten die wurden io mit iren eygenen reden gesmehit vnd gehonit. vnd dar vm do da eyn iclicher genam das em da wart do en turste en nimant me vregen. denne sie en mochten ire meynunge an em nicht volenden. denne wo sie en betrigen wolden da wurden sie io selben vellic an iren eygenen reden. Sundir sie meynten es also das sie en da nach offenberlichen welden angriefen vnd gevangen entwerten der romischen gewalt. vnd da mite so moge wir vernemen das man die vergift des nidis wol vbirwinden mac. sundir man en mac die vergift mit nichte gestillen. denne so man sie an deme eynen legert so irhebit sie sich vnde enpurnit an deme anderen.

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Vnd do entwerte Jhesus vnd sprach lerende in deme temple. vnd wie sprechen die meistere der e das Cristus Dauidis sun sie. (Mk 12,35) denne er sprach in dem heilgen geiste. Der herre sprach zu mime herren. sitze zu minir rechten hant bes das das ich dine viende gelege eynen vuzschimel diner vuze. (36) vnd dar vm so en denne [217va] Dauid eynen herren heizet wie mac er denne sien sun gesien. vnd uile schar der luite die horten en gerne. (37) THEOPHILUS: Vmme die sache wolde der herre dise rede widir die Juden reden. denne sie hatten den was das Cristus Dauidis sun were. vnd das wolde der herre nu vor der ziet sinir martere an den Juden bezzeren vf das sie nach syme lidende ouch nicht in dem wane en bleben.

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denne er wolde das sie en vor eynen herren hilden. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „vnd do entwerte Jhesus vnd sprach lerende in dem temple.“ JERONIMUS: Das ist der herre der wolde do offenberlichen von em selben reden vnd wolde den Juden das werlichen vz des propheten spruche bewisen das er nicht alleine eyn mensche en were als sie wolden wenen. sundir das er got vnde mensche were. denne er were der herre da got der herre der vatir von gesprochen hette. vnd das wolde er en dar vm offenbaren vf das sie an sime tode keyne entschuldigunge mochten gehaben als das sie das mochten sprechen das sie des nicht irkant en hetten das er gotis sun were. Denne da volgit: „vnd wie sprechen das die meistere der e das Cristus Dauidis sun sie.“ THEOPHILUS: Der herre bewisit das hie offenberlichen durch die wort Dauidis des propheten das er eyn herre sie. Denne er sprach das von dem yngebende des heilgen geistis: „Der herre sprach [217vb] zu mime herren. sitze zu minir rechten hant.“ als ob er spreche ir en mogit des nicht gesprechen das Dauid den spruch ane die gnade des heilgen geistis habe gesprochen. sundir er hat Cristum werlichen benant von dem yngeistende des heilgen geistis. vnd das bewisit er sprechende selben in dem worte das da volgit: „Bes also lange das ich dine viende zu eyme vuzschimele diner vuze gelege.“ Die iudische diet die sint die viende vnsirs herren Jhesu da der vatir durch den propheten von spricht: „Bes also lange das ich dine viende gelege zu eyme vuzschimele vndir dine vuze.“ Sundir an dem das der vatir dem svne die viende vndir syne vuze wirfit da mite en sal man nicht wenen das der sun krenker sie denne der vatir. sundir man vernimt da bie das der vatir mit dem sune eyn selbwesen hat vnd eynr mit dem anderen alle dinc wirket die in der creature gewurcht von gote werden. Denne der sun der wirfit ouch dem vatire die viende vndir syne vuze em zu eyme vuzschimele. Denne er hat den vatir clar gemachit vf der erden. (Joh 17,4) DIE GLOSE: Vnd also besluzit der herre hie in sinen worten die zwiuelhafte vrage mit der entrichtunge der warheit denne der heilge geist der spricht durch den propheten das Jhesus Cristus gotis sun sie. vnd die meistere die sprachen er were Dauitis sun. [218ra] Denne so man die wort Dauitis des propheten eygencklichen ansehen wil so vindit man das Cristus Dauitis herre ist vnd nicht sien sun. Denne er spricht selben: „Der herre sprach zu mime herren sitze zu miner rechten hant.“ vnd die bewisunge die volgit hie: „vnd dar vm so en denne Dauid eynen herren heizet wie ist er denne sien sun.“ BEDA: Die vrage die Jhesus tete den _____________ 28 creature gewurcht] creature von gewurcht rede vrage

31 zwiuelhafte vrage] zwiuelhafte

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Juden was sie von em hilden. vnd das entrichten der vrage das hilfit vns widir die Juden bes huite an disen tac vnd muz vns helfen bes an die letste ziet irer bekerunge. Denne die selben Juden die des noch huite an disme tage mit iren spruchen bekennen das Cristus noch sulle zukomen die sprechen das vor war das er sulle eyn eynueldic man sien. vnd sal von Dauitis geslechte werden geboren. vnd dar vm so moge wir sie vregen als wir hie von dem herren werden gelarit. vnd mogen sprechen. vnd en ist denne das Cristus des ir beytende siet eyn puir vnd eyn heilic mensche sulle sien. vnd das er vz Dauitis stamme geboren sal werden vnd sien sun sien sulle. wie kumt denne Dauid da zu. das er en heizet eynen herren an deme heilgen geiste sprechende: „Es sprach der herre zu mime herren.“ Sundir man sal wizzen. das die Juden dar vm nicht gestrafit en werden das sie Cristum Dauitis sun nennen. [218rb] denne er nam syne menscheit vz Dauitis stamme. sundir sie werden dar vmme gestrafet das sie en so gar vor eynen menschen halden das sie em allis das benemen wellen. das er got was. denne sie en gelouben des nicht das Cristus gotis sun sulle sien. Sundir da volgit: „vnd vile schar der luite die horten en gerne.“ DIE GLOSE: Denne sie sagen das das er zu allen vragen die sie em teten klugelichen entwerte vnd was ouch behende an synen vragen also das er in eyme iclichen entwerte das er en zu iren vragen gab sie also sweichete das sie widir en nicht me reden en mochten.

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Vnd do sprach er zu en in sinir lere. Hutit vch vor den meysteren der e denne die wellen in den schulen wanderen. vnd sie wellen vf deme markte gegruzit sien (Mk 12,38) vnd sie wellen ouch die ersten stule besitzen in der synagogen. vnd die ersten stete in deme abentezzene (39) vnd die vrezzen der witwen husere vndir dem schine iris langen gebetis. vnd die werden eyn lenger gerichte mit pynen vbir sich nemen. (40) JERONIMUS: Nach dem do der herre die meystere der e vnd die glizenere gesweichit hatte in iren spruchen also das sie mit hone von dannen gingen. do tete er als eyn vuer. das alle dinc verzerit vnde entzunte ire logenhafte bilde die sie den luiten gaben die da durre waren vnd vnvrucht[218va]bar. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „vnde Jhesus der sprach zu en in sinir lere. hutit uch vor den meistern der e die da wellen in den schulen wanderen.“ BEDA: Bie disen stolen so sint die sundirlichen kleydere der meistirschaft bezeichent die in sundirlicher wise vor anderer luite kleidere waren gemachit. vnd die zogen die meistere an so sie an die gazzen odir vf den marct odir in die schulen

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solden gehen vf das man sie vmmer vor die anderen luite irkente. vnd vndir anderen dingen die der rieche man zu sunden beginc das der herre in Luca von spricht so sundigete er ouch an sundirlicheme gewete das er truk. (Lk 20,46f.) THEOPHILUS: Sie wanderten in den erbern stolen das ist in den sundirlichen cleidern die der meistirschaft zu gehorten. vnd wolden dar vm von anderen luiten entsehen vnd gehort sien. vnd ouch so begerten sie dinge da mite die zu werltlicher ere gehorten. Denne da volgit: „vnd sie wellen das man sie gruze vf dem markte. vnd vf das sie vf den ersten stulen sitzen mogen in den synagogen. vnd die ersten stete an dem tische zu den abentezzenen.“ Man sal hie ebene merken das der herre den gruz noch ouch das vbirste sitzen in dem abentezzene. noch ouch die hohesten stule in den synagogen den nicht en verbutit den es von deme amte odir von erberikeit ires ordens geborit. sundir [218vb] den verbutit er es die iren vliez dar an legen das sie die ere mogen irkrigen die en doch von rechte nicht zugehort. vnd doch so streben sie da nach in allen wegen das sie sie irkrigen. vnd von den vntugentsammen luiten so wil der herre das sich die geloubigen sullen huten als vor snoden luiten. Denne sie wellen das von girikeit besitzen des sie nicht wirdic mogen gesien. Denne in deme worte so strafit der herre die girigen hertze vnd nicht die wirdikeit des ordens. vnde doch en mochten die meistere nicht allirdinge entschuldigit werden von den sunden vm das das sie sich vf dem markte mit der luite krige wolden bewerren der vf Moyses stule in der synagogen saz (Mt 23,2) vnd da die e laz vnd da von eyn meister wolde genant sien. vnd da mite werden ouch die lerere vnsir ziet gestrafit so sie meistere der anderen sien wellen in geistlicher lere vnd sich doch werltlicher sache mit nichte verzien en wellen. vnd ouch so lerit der herre syne geloubigen das sie sich huten sullen von den die also iteler ere begerende sien. vf das wir in irer valschen bewisunge icht betrogen werden. als das wir wenen das das gut sie das sie wirken. odir das wir vns an sie icht mit vnordelicher libe hengen vnd vrouwen vns der tugende die sie also valsch schinende loben. BEDA: Der herre lerit hie sundirlichen [219ra] die apostele das sie mit den meysteren der alden e keinrleige gemeynschaft sullen haben denne er en wil nicht das sie ymande volgen sullen. vnd setzit sie da mite der werlde zu meysteren zu allen dingen die da zu menslicher zucht gehoren vnd ouch zu deme ordene der ewigen selikeit. vnd machit en alle andere luite vndirtan als iungere. Der herre gibit ouch hie zu irkennen das sie des ytelen lobis waren von den luiten waren begerende. sundir das sie ouch ire gut vnd ire gelt in manchirleie valscher wise suchten. vnd dar vm so volgit da: „Denne sie sint die die der witwen husere vrezzen vndir eyme schine des langen gebetis.“ Denne da sint

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ouch etliche die sich in glizender wise gerecht dunken vnd sint doch von irer sunde wegen ynwendic in irme gewizzene mit eyme sturme gemuet. vnd schicken sich als houbtluite der gemeynen luite also das sie vor sie in dem zukomenden vrteile entwerten wellen vnd nemen da vor der luite gelt vnd so denne der armen luite gebet pfliet kegen gote zu helfen die en die hant irer hulfe reichen. vnd dar vm so bliben dise ouch lange des nachtis an dem gebete vf das sie dem armen den pfennig benemen vnd das es en allis werde vnd nimande andirs. THEOPHILUS: Die meistere der e die hatten den sitten das sie gingen zu den [219rb] wiben die da witwen waren vnd ane beschirmunge der manne lebten vnd gaben sich zu en als ob sie ire beschirmere welden werden vnd das teten sie vndir eynr glizenheit des gebetis vnd vndir dem erberen gewete. vnd also mit valscher bewisunge so verzerten sie beide die riechen vnd ouch die armen. Sundir da volgit: „vnd die werden nemen eyn lenger gerichte.“ das ist wan die anderen luite die da von vnwizzene sundigen.

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Vnd do Jhesus kegen dem schatzhuse gesaz do sach er das an wie die schare die ere da die pfenninge von gemachit waren in das hues des schatzes warf. vnd uile riecher luite die wurfen uile dinges. (Mk 12,41) Sundir do da ouch eyne arme witwe gequam do warf sie dar yn zwei kleine pitzschele vnd das ist so vile als ein virlinc. (42) vnd do luet Jhesus syne iungere zusamne vnd sprach zu en. werlichen sage ich vch das dise witwe me gewurfen hat denne alle die riechen die ire gabe in das schatzhuez haben gewurfen. (43) denne sie haben alle gewurfen von dem das sie vbiruluzzic hatten. Sundir dise die hat von irme kummere gewurfen allis das sie zu der notdurft irer spise hatte also das sie nicht en behilt. (44) BEDA: Der selbe herre der die eynueldigen luite da vor warnete das sie sich vor den solden huten die der ytelen ere begerende waren vnd [219va] der ersten stule der meistirschaft der wolde ouch die sicherlichen versuchen die ire gabe in das huez gotis brechten ob sie die gabe gote wirdiclichen geben odir nicht. vnd dar vm so spricht der ewangeliste das Jhesus saz kegen dem schatzhuse vnd sach zu wie die schar die ere in das schatzhuez gewurfen. Jn der krigischen sprache so ist philax als uile gesprochen als eyn behalden vnd gaza ist so uile in der persen zunge gesprochen als riechtume. vnd da von kumt das wort gazophilacium das _____________ 5 armen] amen

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ist so uile als eyn huez da man den schatz inne beheldit. vnd da mite so wirt ouch das beheltnizze also benant da man die gabe des volkis inne besamte die zu der notdurft des tempils gehorten. vnd das huez da das beheltnizze inne was das hiez eyne halle. vnd da von so habe wir in Johannis ewangelio da er spricht. Dise wort die sprach Jhesus in dem huse des schatzes vnd larte sie in dem temple. (Joh 8,20) Du hast ouch von disir arken da man das gelt yn legete in der kunige buche vnd do brochten Joram vnd der bischof eyn schatzhuez vnd satzten es in den tempil vnd eyne arke vf das man dar yn wurfe das gelt da man den tempil an synem gebrechen mite bezzern solde. (2 Kön 12,8ff.) THEOPHILUS: Das was eyne lobeliche gewonheit etwenne bie den Juden das ein iclich mensche der das gut hatte vnd wolde etwas durch [219vb] barmhertzikeit tun die wurfen iris geldis so vil in das schatzhuez als sie wolden vf das man den tempil hilde vnd die pristere vnd die armen vnd ouch die witwen vnd dar vm so volgit da: „Vnd vile riecher luite die wurfen uile.“ vnd do das als vile luite in der schicht geteten. „Do trat ouch eyne arme witwe zu“ vnd bewisete ire gunst in dem opfere des cleynen geldis nach irer macht. vnd dar vm so volgit da: „Sundir do eyne arme witwe gequam do warf sie zwene kleyne vnd das ist so vile als eyn virlink.“ BEDA: Der ewangeliste heyzet das gelt eynen virlinc. das das virde teil hatte von eyme siclo. vnd das waren vumf scherf. denne der siclus der hatte zwentzic scherf. vnd als vile geldis warf die vrouwe in das schatzhuez von irer rechten notdurft. vnd da volgit: „Vnde do luet Jhesus syne iungere vnd sprach zu en. werlichen sage ich uch das dise arme witwe me in das schatzhuez hat gewurfen denne alle die anderen die ire gabe da hin haben gewurfen.“ Der herre der en sihet das opfir der luite nicht an das sie in dem temple opfern. sundir er wiget des menschen gewizzen vnd vz welcheme hertzen er die gabe opfert vnd ouch so en ruchet er des nicht wie vile das einr vf den elter opfert. sundir er wartit des wie groz das sine [220ra] begerunge sie vz der er es opfere. vnd dar vm so spricht er als da volgit: „Denne sie haben alle ire gabe gewurfen von dem das en vberic was. sundir dise die hat von irme kummere gewurfen in das huez des schatzes allis das das sie hatte zu der spise irir notdurft.“ JERONIMUS: Geistlichen so sint das die riechen luite die da vz dem schatze ires hertzen her vor brengen beide die nuwen dinc vnde ouch die alden. vnd das sint die vngewizzen verborgenen dinc beider testamente die da begraben sint in der grundelosen wiezheit des herren. Sundir bie der armen witwen so bin ich beduitit. vnd die. die mir geliech _____________ 8 Joram = Jojada

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sint. denne ich lege so uile in den schatz des ewigen lebenis als ich vermac vnd begere. vnd des en mac ich vch nicht offenbar gemachen wie vile das des sie. Denne got der en merket des nicht wie vile das des sie das em der mensche brenge. sundir er merkit wie groz die gunst des hertzen sie vz der er die gabe brengit. Denne da en ist keyn mensche so arm er en moge mit disir armen witwen eynen virlinc geopfern. vnd das ist eyn gereyter wille das er den habe gote zu dinen. vnd der wille der steht an dem gedanken vnd an worten vnd an werken. abir da er spricht das sie alle die notdurft irer spise da hin warf da wil er mite bezeichenen das der mensche alle den willen synis li[220rb]chamis leget an die spise syner notdurft. vnd dar vmme spricht Salomon. alle die erbeit des menschen die ist in sime munde. (Koh 6,7) THEOPHILUS: Odir andirs. Bie disir armen witwen die ire opfir ouch in das huez des tempils warf. ist des menschen sele bedutit. denne so sich die von den sunden heldit so let sie von ir iren schatz Sathanam mit deme sie vor der ziet vereynit was. vnd so wirfit die witwe denne in das schatzhuez des tempils zwene kleine eryne pfenninge. denne sie demutiget vndir got beide das vleisch vnd ouch den geist. vnd wirfit das uleisch vndir got em zu dinende mit grozir castihunge. vnd den geist den wirfit sie vndir em mit grozir demut vnd mit gehorsame. vnd also mac denne der mensche das wirdiclichen von gote gehoren. das er alle die notdurft siner spise vor en hat geleget vnd en hat em selben nicht behalden. sundir der mensche der hat es gote allis geheilget. vnd en hat des nicht von alle sime lebene behalden das er der werlde welle lazen. BEDA: Man mac ouch diz werk abir in eyme anderen sinne vernemen. Denne bie den riechen luiten die da vile wurfen in den schatz des tempils vnd groze gabe da hin brochten die bezeichenen das iudische volk. denne die irhuben sich der gerechtikeit sere die sie von der e hatten. Sundir die arme witwe [220va] die bewisit vns der heilgen kirchen eynueldikeit vnde die witwe die ist da von arm denne sie hat den alden geist der hochuart von ir gewurfen vnd ouch alle begerunge zietlicher dinge. sundir in geistlichen tugenden so vbirtrit sie alle luite. denne da ist sie riecher inne denne kein mensche. Sundir sie ist dar vmme eyne witwe denne irir man der hat den tot geduldiclichen durch iren willen geleden. abir dise witwe die wirfit in das schatzhuez gotis zwene kleine pfenninge das ist die minne gotis vnd ouch des nehesten. odir sie brengit in den tempil die gabe des gelouben vnd ouch des gebetis. vnd die zwu gaben die schinen kleyne in en selben. sundir von der merkunge menschlicher krancheit. sundir doch so sint die gaben gote ser anneme durch der minniclichen meynunge willen die die witwe dar inne heldit. vnd das opfir vbirtrit alle das opfir der hochuertigen Juden die ire opfir brengen gote von irme vbiruluzze. denne sie irheben sich der gerechti-

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keit die sie von der grobheit der e haben. vnd dar vm so en wellen sie sich nicht vndir den waren brutigum demutigen. Sundir die kirche die wirfit die gantze notdurft irer spise in das opfir gotis. denne alle die selikeit die sie in disir ziet wirket der en eygent sie ir nicht zu. sundir sie gibit es allis dem herren [220vb] als die die von siner gabe allis das genomen hat das sie besitzet. vnd das treget sie ouch allis widir in en als in den der alle ires guten lebenis eyn orsprinc vnd eyn begin ist.

Hie beginnit daz drizehnde capittil. das da volgit. Die Ankündigung der Zerstörung des Tempels

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Vnd do Jhesus widir vz dem temple geginc. do sprach zu em eynr vz synen iungeren. Meystir sich welche steyne vnd welch gebuwede. (Mk 13,1) vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu em. vnd sihestu alle dise grozen gebuwede. da en wirt eyn steyn vf dem anderen steine bliben er en werde zu storit. (2) BEDA: Nach dem do die kirche von gote gegruntvestent was. vnd do die iudische diet bilchen solde die pyne liden irer irrunge die sie widir den gelouben hatte gewurcht. vnd da nach do der herre die innikeit der kirchen an der armen witwen [221ra] hatte gelobit do ginc er vz dem temple vnd wolde do vor wiezsagen den zukumftigen val des tempils vnd ouch alle des gebuwedis. vnd wie der tempil samt mit der stat geebent von dem vuere vnd ouch von der viende not solde werden. vnd da von so spricht der ewangeliste hie: „vnd do er vz dem temple geginc do sprach zu em eynr vz sinen iungeren. Meystir sich welche steyne vnd welch gebuwede.“ THEOPHILUS: Der herre der hatte dicke vor der ziet widir sine iungere geret von dem das die stat Jherusalem vnd ouch der tempil solde zustorit werden. vnd des wundirte die iungere sere das das schone gebuwede der stat vnd ouch des tempils das so wol gezirit was so iemerlichen solde zustorit werden. vnd dar vm do er vz dem temple geginc do wiseten sie em die zirde des tempils. Sundir do sprach er widir sie das die gebuwede nicht alleine en solden vergehen. sundir ouch so sprach er das eyn steyn vf dem anderen nicht bliben en solde. vnd dar vm so volgit da: „vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. Sehit ir alle dise groze gebuwede da en wirt nicht eyn steyn bliben vf dem anderen er en werde zustorit.“ Sundir man sal wizzen das der vile ist gewesit die den herren da mite lugenhaft wolden machen denne sie sprachen das nach der [221rb] ersten verstorunge do Jherusalem verstorit wart das da noch vile stucke in der stat bleben die da nicht zu grunde verstorit en wurden. Sundir das en ist mit nichte war. denne were das wol das an deme ersten vientlicheme vrteile kein teil von etlicheme huse wer stehnde gebliben. so geschach es doch in der gemeynen verstorunge das eyn stein vbir den andern nicht gelazen en wart. vnd nach dem so spricht man

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ouch das Helius Adrianus also gar den tempil vnd ouch die stat vmmekarte das er das fundament vmme warf. vnd also wart des herren spruch in allen dingen bestetiget. BEDA: Das wart also von gotis vorsichtikeit geschickit das in der ziet do die warheit des ewangelij in der gantzen werlde offenbar solde werden das do der tempil mit sime alden opfere verstorit solde werden. denne en wer des nicht geschen so en mochte das an mancheme tummen menschen volbrocht sien der dennoch in dem gelouben nicht were volkomen gewesen das so er den tempil vnd das opfir des tempils hette gesehen an irer volkomenheit vnuerstor bliben. das er denne alleine von der lutirkeit des gelouben getreten were da er mite an Cristum Jhesum verbunden was vnd were widir in die vleischliche iudische art gevallen. JERONIMUS: Der herre wil hie synen iungeren reyten die letste [221va] verstorunge die vbir die Juden vnd vbir den tempil gehen solde vnd das was die ziet do der tempil mit alle dem iudischen volke in alle sinir schonde solde verstorit werden. also das eyn stein vf dem andern solde nicht bliben. er en solde von em gesundirt werden. Sundir die Juden die wolden da mite der propheten spruche zu nichte machen die da sprachen. da mite das der tempil vnd ouch die stat vor der ziet was verstorit vnd doch widir gebuwit. als es geschach bie den gezieten do Esdras die stat vnd den tempil widirbuwete vnd Zorobabel (Esra 5,2) vnd ouch bie der Machabei gezieten (2 Makk 2,19). Sundir diz was eyne andere verstorunge des tempils vnd ouch der stat da der herre von sprach. vnd ouch der propheten gezuk bestetigete. BEDA: Do ouch der herre sich vz deme temple virrete vnd von dannen geginc do wart alle der getwanc der e vnd ouch alle die ordenunge der iudischen gebot also gar zu storit vnd zu nichte das die Juden von dem tage vortme nicht lobelichen tugende en mochten volbrengen. Denne do das houbt den geliden benomen wart do en wurden die gelede zu keynen dingen me nutze. sundir sie hilden altzuhant da nach eynen striet das eine gelit widir das andere. denne do Cristus den vride wec zouk do en bleib da nicht andirs denne vn[221vb]vride.

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Vnd do Jhesus gesaz vf dem oleberge kegen dem temple do vregeten sie en sundirlichen Petrus Jacobus vnd Johannes vnd Andreas. (Mk 13,3) Sage vns welche ziet sullen dise dinc geschen. vnd was zeichens wirt denne geschen so alle dise dinc werden zu gehen vnd verstorit. (4) vnd _____________ 21 Zorobabel = Serubbabel

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do entwerte Jhesus vnd begonde zu en zu sprechen. Sehet uollen ebene das vch imant verleite. (5) denne irir werden uile komen in mime namen sprechende. Jch bin es. vnde werden uile luite betrigen. (6) sundir so ir werdit horen vrloige vnd ouch den wan der vrloige so en sullit ir uch nicht vorchten. denne dise dinc die muzen geschen sundir es en wirt nicht da mite eyn ende. (7) denne ein volk das wirt sich widir das andere irheben vnd ein rieche widir das andire. vnd da werden ouch uile ertbibunge in sundirlichen steten vnd smacht vnd dise dinc die werden ein begin der wetage. (8) BEDA: Nach dem do etliche gelobit hatten die gebuwede des tempils. vnd en der herre geentwertit hatte offenberlichen das alle die gebuwede solden zubrochen vnd zustorit werden. do traten etliche vz sinen iungeren heimelichen zu em vnd vregeten en vmme die ziet so dise dinc solden geschen. vnd ouch vmme die zeichene die sich da vor solden bewisen. vnd [222ra] da von spricht der ewangeliste hie: „Vnd do er gesaz vf dem oleberge kegen deme temple do vregeten sie en besundern Petrus Jacobus vnd Johannes vnd Andreas sprechende. Sage vns welche ziet sullen dise dinc geschen vnd was zeichens wirt denne geschen so alle dise dinc werden zu gehen vnd zustorit.“ Der herre satzte sich vf den oleberg kegen dem temple do er mit sinen iungeren von der verstorunge des templis wolde kosen. vnd wolde den val des tempils mit dem sitzende sinis lichamis bewisen. Denne geistlichen so sitzet er vnd ruet in sinen heilgen so er der hochuertigen sundere vbirmut wil verstoren. denne der vruchtbare oleberc der bezeichent das bluende wesen der heilgen kirchen vnd ouch ire hohe. AUGUSTINUS zu Esicio: Do die iungere den herren vregeten do entwerte er en mit dem dinge das in der zit wurde volgen. beide von dem das Jherusalem vz gewurtzelt solde werden da sich doch die materie der vrage von irhaben hatte. odir ouch von sinir zukumft da er durch die kirche zu allen gezieten zukumt bes an das ende der werlde. Denne der herre der wirt in den synen alle ziet bekant so alle tage sine irwelten vz em wachzen. als die gelit vz irme houbte. Odir man mac es ouch von der zukumft vernemen. so er komen wirt vnd wirt [222rb] richten vbir die lebenden vnd ouch vbir die toden. THEOPHILUS: Sundir der herre tut hie bie sinen iungeren als ein liber vrunt. denne e denne er en zu irer vrage entwertit so bestetigit er ire hertze vf das sie von imande betrogen odir verleitit werden. vnd dar vm so uolgit hie: „Vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. Sehet uollenebene das vch imant verleite.“ Sundir dise wort die sprach der herre vmme das. denne do sich das liden der iudischen lande irhub vnd das vngemach vbir die Juden solde gehen do _____________ 26 Augustinus ad Hesychium

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irhuben sich etliche in den iudischen landen vnd sprachen. das sie meistere vnd lerere weren. vnd dar vm volgit da: „Denne irer werden vile komen in mime namen vnd werden sprechen denne ich bin es.“ BEDA: Der was vile die sich do in den iudischen landen irhuben vnd sprachen ein iclicher das er Cristus were der den Juden in der e gelobit was do sich des landis betrubite verstorrunge begunde zu irheben. vnd sie sprachen ouch die ziet irer losunge die nehete sich. vnd were zukomende das sie von der Romere gewalt solden gelosit werden vnde solden widir in ire alde vrieheit komen. vnd ouch so geschach es das dennoch in den zieten der apostele sich vile meistere der ketzerien irhuben. Der waren ouch vile die sich irhuben vnd Endecriste wurden vnd sich vor die ewige [222va] warheit hilden vnd vndir den so was Symon der zouberer das houbt als man in deme buche lisit das Lucas beschriebit in der apostele begencnizze. vnd dem Symoni dem horchten ouch alle die die zu Samaria in dem lande woneten sprechende von em. Diz ist die craft gotis die da groz genant ist. (Apg 8,9f.) vnd dar vm uolgit da: „vnd sie werden uile luite verleiten.“ Denne von der ziet das der herre die martere zu Jherusalem von dem iudischen volke vnd da nach das sie den vngesturigen morder ledic baten vnd Cristum den vnschuldigen vertumeten vnd en mit dem ewigen vride von en verwurfen so en gebrach dem volke nie zweitracht vnd vngemachis noch des vrloiges von irer viende wegen. vnd da volgit: „Sundir so ir vrloige werdit horen vnd den wan der vrloige vnd der striete so en sullit ir vch nicht uorchten.“ alhie werden die apostele gewarnit das so sie alle dise dinc werden sehn vbir das iudische lant mit kummere gehn das sie denne nicht zu hant die stat Jherusalem noch ouch die iudischen lant vndirwegen solden lazen vnd spricht: „Der dinge en wirt nicht zuhant ein ende.“ also das denne zuhant die stat vnd ouch das lant sulle vergehen. sundir es wirt sich da nach vf zihen bes in das vierzigeste iar. vnd das volgit hie: „Denne dise dinc die muzen alrerst geschen. [222vb] sundir es en wirt nicht zuhant ein ende.“ Das ist. So en wirt nicht zuhant komen der missetrost der prouincien des iudischen landis vnd die leste verstorunge des tempils. Da volgit: „Sundir ein volk das wirt sich irheben widir das andere vnd ein rieche widir das andire rieche.“ THEOPHILUS: Das ist. Die Romere die werden sich widir die Juden irheben. vnd das bezuigit Josephus das es geschege e denne das Jherusalem zustorit wart vnd zu nichte wart. vnd es geschach dar vmme denne do sich die Juden des entsageten das sie dem keisere den zins nicht geben en wolden do quamen die Romere in zornlichen mute widir sie. sundir doch so waren die Romere zu den zieten barmhertzic vnd hetten lichte das iudische lant beroubit. vnde weren also von dannen gezogit also das sie Jherusalem die stat also zugrunde nicht getilgit en hetten.

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sundir das do got selbir widir die Juden vacht vnd streit. das bewisit er an dem das da volgit: „vnd so wirt ertbibunge in vile steten vnd ouch hungers smacht.“ BEDA: Diz ist offenbar vnd allirdinge ane zwiuel das sich do in der ziet die zweitracht in dem iudischen lande irhub. vnd volgete ouch als der herre vor gesprochen hatte. vnd ouch so mac man das ertbiben vnd das sterben von der vnreynen ketzerie vernemen vnd der [223ra] zunge snidit als eyn krebes. (2 Tim 2,17) vnd den hunger an dem horende das wort des herren. (Am 8,11) vnd die bewegunge des gantzen ertrieches die geschach do do sich vile luite von deme waren gelouben schiden. vnd hatten eyn vechten einr widir den andern. vnd bewisit ouch das das die heilge kirche in alle den dingen vbirhant solde nemen.

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Sundir sehet uch selben an. denne sie werden uch lazen vuren in ire samnunge des ratis vnd in den synagogen sultir werden geslagen vnd vor den kunigen vnd ouch vor den richtern so werdit ir stehen durch mich vnd zu eyme gezuige widir sie (Mk 13,9) vnde man sal alrerst in allen geslechten das ewangelium werden predigen. (10) vnd so sie vch werden vuren vnd vch werden entwerten in iren rat so en sultir nicht trachten was ir sprechit. sundir das vch gegeben wirt das sprechit. denne ir en siet nicht da die sprechenden sundir der heilge geist. (11) Denne eyn brudir wirt den andern brudir in den tot entwerten. vnd der vatir den sun. vnd die sune werden sich widir ire eldern irheben. vnde werden sie mit dem tode quelen. (12) vnd ir werdit allen luiten hezlich durch minen namen. Sundir der es mit gedult bes an das ende lidit der wirt selk. (13) BEDA: Hie wil der herre das bewisen wo mite die iudische diet das verdinen solde. [223rb] das sie so uile vngemachis vbir gehen solde. denne sie wurden en vor mit deme tode smehen. vnd ouch da nach so wurden sie sine iungere lestern. vnd da von spricht hie der ewangeliste: „Sundir do sprach der herre. Sehit ouch vch selben an denne sie werden vch vuren vnd entwerten in ire samnunge des ratis vnd ir werdit ouch in iren synagogen geslagen.“ Denne das was eyne groze orsache vnd eyne hulfe da zu das das iudische volk so iemerlichen sinen vienden wart zu teile. das en die Juden dar an nicht lizen genugen. das sie Jhesum den Heilant der werlde so schentlichen hatten getot. sie en weren ouch des me remende das sie Cristi gelouben vnd das wort sinir predigate vz allir luite hertze mochten tilgen. vnd ouch so mueten sie die boten des gelouben die der herre gesant mit vnmenschlicher bozheit.

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THEOPHILUS: Der herre der wolde das sine iungere in irme lidene etwas trostis entpfingen. vnd dar vm so sagete er en vor das liden vnd das betrupnizze das vbir das gemeyne volk solde komen. vf das so sie das wurden merken das andire luite ouch nicht ane liden wurden bliben das denne das ire mit also uile me gedult mochten tragen. vnd da volgit nach: „Vnd vor den kunigen vnd ouch vor den richtern so werdit ir stehn durch mich zu eime gezuige widir sie.“ Er nennit [223va] hie die kunige vnd die richtere Agrippam vnd Neronem vnd Herodem. abir da er spricht: „Jr werdit stehen vor den kunigen vnd vor den richteren durch mich.“ mit dem spruche so gibit er en eynen trost. denne er bewisit da mite das sie durch sinir libe willen solden liden. abir da er spricht: „widir sie zu eime gezuige.“ das sal man also vernemen. Jr werdit da mite ire schult offenbar machen also das sie sich an keinen dingen entschuldigen en mogen. vnd en mogen ouch des nicht gesprechen das sie lichte in den gelouben weren getreten wer das sie lerere hetten gehat die sie dar an gewisit hatten. Denne die erbeit der predigate vnd die zeichene die ir tun werdit die werden des eyn orkunde sien das sie sich mit keime dinge mogen entschuldigen. vnd da nach vf das sie icht mochten wenen das die predigate des ewangelii da mite solde verhindirt werden das die echtere der iungere so groz weren vnd die echtunge vnd die not so manichvaldik wurde sien so spricht er als da uolgit: „vnde in allen geslechten so sal man alrest das ewangelium predigen.“ AUGUSTINUS von dem eyntragen der ewangelisten: Matheus der setzit hie zu disme spruche noch me. Denne do er gesprach. So muz man in allen geslechten das ewangelium predigen. so spricht er. vnd da nach so wirt die volendunge disir dinge komen. (Mt 24,14) Sundir [223vb] das wort da Marcus spricht. Man muz alrerst das ewangelium predigen. das wort. alrerst. das bewisit vns das die dinc volkomelichen geschen sullen e denne die volendunge der dinge kumt. BEDA: Abir das dise dinc uollenbrocht wurden als man hie spricht. das bezuigen vns der kirchen historien. Denne in den historien spricht man das alle die apostele lange vor der ziet e die iudische prouincie also zugrunde wart verstorit. wurden geteilet als wiet als die werlt was vf das sie das ewangelium des rieches solden predigen ane Jacobus Zebedei sun vnd ane Jacobus der brudir des herren. denne die wurden vor der ziet in dem iudischen lande vmme das wort der warheit vbele gehandilt also das sie ouch ire blut vergozzen vnd sturben mit der marter durch des ewangelij willen. Sundir der herre der irkante ouch das sich der iungere hertze sere mueten vm das das ire volk von den sie geboren waren vnd ouch ire lant solde so iemerlichen verstorit werden. vnd dar _____________ 6 ir] ich 7 sie] mich 23 Augustinus de Cons. Evang.

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vm so wolde er sie mit disme troste widir irquicken das er en das gelobte das so sie die geselleschaft der Juden wurden verlisen. so welde er en widir andere vrunde schicken als wiet als die werlt were vnd vile me denne sie in dem lande der Juden gehaben mochten. DIE GLOSE: Jn der iungere hertze so mochte sich ouch eine [224ra] andire sorcueldikeit irheben. denne sie horten da von dem herren das sie vor den kuningen solden stehen vnd ouch vor den richteren. vnd das sie da von nicht in eynen zwiuil eynr vorchte vilen vnd gedechten das sie von irer eygenen wiesheit mit nichte alsulchen clugen luiten zu genuge uollenkomelichen geentwerten. vnd dar vm so trostit sie der herre da mite so er spricht: „vnd so sie vch werden vuren vor ire samnunge so en sultir nicht vor betrachten was ir reden wellit sundir das vch da in der ziet gegeben wirt das redit.“ BEDA: So die ziet wirt komen das wir durch Cristum vor die richtere gevurt werden so en sulle wir nicht andirs tun denne das wir vnseren willen durch Cristum zu eime gereyten gehorsame sullen opfern. denne das andere das vns da gebort zu redene odir zu tune das wirt allis Cristus tun der in vns wonit. vnd die gnade des heilgen geistis die wirt vns zu eyme iclichen spruche der entwerte verlien. vnd dar vm so volgit da: „Denne ir en siet nicht die die da reden wellen sundir der heilge geist.“ THEOPHILUS: Er saite en ouch das vor das da swerer was vnd ist das das sie ouch von iren nehesten vrunden mogen vnd solden echtunge liden. vnd das volgit da: „Denne eyn brudir der wirt sinen brudir in den tot entwerten. vnd der vatir den sun. vnd die sune werden [224rb] sich widir die geberere irheben vnd werden etliche veruolgen vz en bes in den tot.“ BEDA: Des werde wir dicke gewar das es geschiet in den echtungen die da vmme den gelouben sint. denne die luite die zweirleie gelouben haben die en haben mit nichte getruwe gunst zusamne. THEOPHILUS: Der herre warnit sine iungere mit disen worten vf das so sie das gehoren das sie alsulche echtunge solden liden das sie denne alle dinc als uile me mit gedult liden als uile als sie en vor bekant weren. vnd da nach so brengit er en in sime worte eynen trost sprechende: „Vnd ir werdit allen luiten zu hazze durch minis namen willen.“ Denne das ist eyne volkomene sache das sie alle die echtungen die sie an gelegit wart geduldiclichen solden liden. denne sie wurden sie vmme Cristum liden den sie so lieb hatten das sie sich durch sinen willen allis dingis hatten verzegen. Denne die pine die man lidit die en machit nicht eynen merterer sundir die sache da man die pine vmme lidit. Sundir in dem spruche der da volgit so gibit der herre den uollenkomenen trost so er spricht: „Sundir der da mit gedult lidit bes an das ende der wirt selk.“ Denne dem wirt das lon des ewigen lebenis vnd die vroide vollenkomelichen gegeben.

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Vnd so ir werdit sehen die vnmenschlikeit des [224va] missetrostis an der stat sten da sie nicht stehn en sal der es list der verneme es so werden die die in Juden lande sint vlihen vf die berge. (Mk 13,14) vnd die vf deme dache sint die en werden nicht nidirstigen. vf das sie icht nemen vz dem huse. (15) vnd der vf dem ackere ist der en wirt nicht zu rucke keren vf das er sien cleit neme. (16) Sundir we den die da swangir sint vnd die die kindere soygen in den tagen. (17) vnd dar vm so betet vf das die dinc icht in deme wintere geschen. (18) denne die tage die werden tage so grozir engeste vnde not als sie ie gewesit sint von aneginge der creaturen die got hat geschaffen bes nu in dise ziet. (19) vnd es en wer denne das der herre die tage hette verkurtzet so en were alle vleisch nicht selk gewurden. Sundir er hat die tage verkurtzit durch der irwelten willen die er hat irwelit. (20) DIE GLOSE: Nach dem so der herre die dinc hat entrichtit die sich vor bewisen solden e denne die stat Jherusalem vnd der tempil zu grunde solde verstorit werden. so sagit der herre synen iungern vor die dinc die da geschen solden bie der ziet do die stat so iemerlichen solde werden verstorit also sprechende: „Sundir so ir werdit sehen den vnmenschlichen missetrost an der stat stehn da sie nicht stehen en sal. der [224vb] es list der verneme es.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Matheus der ewangeliste der spricht hie. So ir werdit sehen den vnmenschlichen missetrost sten an der heilgen stat. (Mt 24,15) Sundir in disir verwandelunge des wortis so hat Marcus vzgelegit den selben sin. denne er spricht: „So ir werdit sehen den vnmenschlichen missetrost stehen an der stat dar es em nicht en gebort.“ denne an der heilgen so en geborit es em nicht zu stehende. BEDA: Abir so wir zu rechter vernumft disir worte wellen gehen so vinde wir es das disir spruch ser heimelich ist. Sundir doch so mac man ouch disen spruch heimelichen vernemen von dem Endecriste. odir man mac ouch en vernemen von dem bilde des keysers das Pylatus liez machen vnd satzte es in den tempil. odir ouch von der sule Adriani des keisers die ouch manche ziet an der stat der heilgen stunt. Denne nach dem als die alde schrift spricht so heizit eyn bilde eynis abgotis eyne vnmenschlikeit. (Dtn 7,25; 2 Kön 23,24) vnd dar vm so sprach er me: „Des missetrostis.“ Denne do der tempil alle synis trostis was beroubit do geschagen die dinc in em. denne do er von gote verwustit was do wart eyn abgot dar yn gesatzt. THEOPHILUS: Odir den vnmenschlichen missetrost den meynit der herre do die viende mit so [225ra] grimmeger _____________ 16 synen] synem 20 Augustinus de Cons. Evang.

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gewalt in die stat zu Jherusalem quamen. AUGUSTINUS zu Esicio: Sundir Lucas der ewangeliste vf das er mochte bewisen das do der vnmenschliche missetrost vbir die stat Jherusalem queme do die stat von den vienden vbir houbt gewunnen wart so betrachtit er an der selben stat die wort des herren sprechende. So ir werdit sehen das die stat zu Jherusalem von eime here vmmegerungen wirt. so sultir wizzen das sich denne der stat missetrost nehet. (Lk 21,20) vnd da uolgit: „So werden die vf die berge vlihen die in Juden lande sint.“ BEDA: Das geschach allirdinge nach des buchstabis spruch denne do sich das romische her sich begunde kegen dem iudischen lande zu nehen in der ziet do sich das iudische uolk wolden verstoren do wurden alle die cristene luite gewarnit die da waren in der iudischen prouincien. vnd en wart geboten das sie von dannen solden wiechen also als es beschriben ist in der kirchen historie. vnd des wichen sie besiten vbir den Jordan vnde bliben eine wile in einr stat die hiez Pella vndir der beschirmunge Agrippe des kunigis der Juden. vnd des kunigis Agrippe gedenkit man ouch in dem buche das Lucas von der apostele werke beschriebit. (Apg 25,13 – 26,32) Denne der selbe Agrippa der was mit sime teile des iudischen landis zu allen gezieten dem romischen rieche [225rb] vndirtan. THEOPHILUS: Der herre sprach wol das die berge solden vlihen die da in Juden lande waren. denne die apostele die en waren dennoch in der Juden lande nicht sundir sie waren lange vor der ziet des strietes von Jherusalem geuloyget. DIE GLOSE: Odir man mac das bilcher sprechen das sie von dannen gevaren waren durch des willen das es en der geist gotis geraten hatte. Da volgit: „Vnd der vf dem dache ist der en sal nicht nidirstigen noch en sal in das huez gehen vf das er icht dar vz neme.“ Denne des wirt der mensche mit grozir lust begern das er sich mit nacktem liebe moge selk gemachen vnd enpflien. Sundir da volgit: „Denne der vf dem ackere ist der en sal nicht widirkeren zu rucke vf das er sien cleit neme.“ Denne der mensche der sal denne allis dingis vergezzen vf das er sich alleine beware. vnde da volgit: „Sundir we den die da swangir sint vnd kindere soygen in den tagen.“ BEDA: Denne die wibe werden es swer haben die da swangir vnd trechtic sint. denne ire buech der ist beswerit also das sie sich nicht volkomelichen zu der vlucht mogen gegeben. vnd ouch so ist es den swere die da kindere soygen denne die sint ouch swerlichen mit en bekummirt also das sie nicht gevlihen en mogen. THEOPHILUS: Sundir mich [225va] bedunkit des das der herre in disme worte das meyne das die mutere ire iungen kindere wurde ezzen. Denne do das uolk so groze not von hun_____________ 1 Augustinus de Hesychium 37 ouch swerlichen] ouch mit en swerlichen

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gere vnd von smachte leit vnd von dem gehen tode. do wurfen sie ire hende an ire eygenen kindere vnd griffen die an vf das sie en eine spise wurden vf das sie von dem smachte wurden gelosit. DIE GLOSE: Nach deme so der herre zweirleie hindirnizze hat gesatzit die den menschen an irer vlucht gehinderen mogen vnd das erste das ist das das eyn mensche da mite gehindirt mochte werden das er sien gerete vz sime huse welde tragen odir ouch sien kleit welde nemen. vnd das andere ist das die wibe die da swangir sint von der kindere wegen werden gehindirt die sie in iren buchen tragen. odir ouch von den die sie soigen. vf das sie nicht balde gevlihen mogen. vnd nu so setzit er das dritte hindirnizze der vlucht vnd das ist von der kalden ziet wegen. vnd das volgit da so er spricht: „vnde dar vm so betit vf das die dinc icht in dem wintere geschen.“ THEOPHILUS: Vnd diz spricht der herre vmme das das die ziet der kelde den menschen sere an sime vlihende hindirt. Sundir wor vmme das es dem menschen denne so groze not werde tun das er vlihe vnd was die orsache werde sien das rurit er so er spricht: [225vb] „Denne die tage die werden die tage der engste vnd der not also das den tagen geliech keyne en sint gewesit von aneginge der ziet der creaturen die got geschaffen hat bes an dise ziet vnd en sullen ouch vortme nicht werden.“ AUGUSTINUS zu Esicio: Josephus der der Juden historie hat geschriben der spricht da in der ziet so vile kummers vnd iamers an das volk viel vnd ouch arger dinc das man sien kume gelouben moge. vnd dar vm so en ist es nicht vmmogelich das der herre spricht das alsulch yamer das volk vbirgehen sal das des yamers geliech nicht gewesit en ist von aneginge der creaturen noch ouch in den gezieten zukumftic en ist. Denne ist es das die ersten vnd die lesten die vndir dem iudischen volke sint den Endecrist werden vor eynen waren Crist halden vnd enpfahen so en wirt das volk nicht yamers vnd betrupnizze liden. sundir es wirt anderen luiten kummir vnd groze not zu brengen. Sundir da von enstet dem menschen alleyne eyne zuvlucht. eynis trostis. das in so grozeme vbile das er liden sal. das em der herre denne eyne craft wirt geben das er es mit gedult liden moge vnd wirt ouch der macht drucken die das ark in den luiten werden begehen. vnd dar vm so volgit da: „vnd en were das der herre die tage [226ra] nicht verkurtzet en hette so en were alle vleisch nicht selk gewurden. sundir durch der irwelten willen die er irwelit hat so hat er die tage verkurtzit.“ THEOPHILUS: Denne en were der Romere vnrue die sie widir die Juden vurten so balde nicht geendit so en were alle vleisch nicht selk gewurden. das ist. denne da en mochte kein Juden entkomen sien er en were _____________ 21 Augustinus ad Hesychium

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gesturben. Sundir durch der irwelten willen die got vz irkorn hat das ist durch der geloubigen willen die itzunt vndir den Juden geloubten odir noch nach der ziet geloubic solden werden so verkurtzte got die tage. vnd machte das das vrloige balde geendit wart. Denne dem herren was das wol bekant das nach dem das die stat Jherusalem verstorit wart. vile Juden an en gelouben solden. vnd vmme die sache so en wolde der herre nicht gestaten das man der Juden adil zu grunde verstorite als das irer keinr leben en blebe. AUGUSTINUS zu Esicio: Sundir etliche meystere die haben ouch disen spruch ser redelichen vernomen. vnd wellen das die groze not vnd die pine die vbir die Juden solden gehen bie den tagen wer bezeichent die der herre hie bose benennit. Denne die tage die en sint von en selben nicht bose sundir die dinc mogen wol bose gesien die in den tagen geschen. vnde dar vm das die not vnd die [226rb] anderen bosen dinc die vbir die Juden gingen verkurtzit wurden vnd so die dinc in den keginwertigen tagen geschagen so spricht der herre das die tage verkurtzit waren. Denne der herre gab en die gedult vf das sie en geringe schenen die ouch in en selben groz waren. vnd also wurden die argen dinc die da groz waren verkurtzit mit der gedult vnd mit der hulfe gotis also das sie kurtzt wurden. BEDA: Odir andirs. Dise wort die hie der herre spricht von der stat so werden die tage der not vnde des iamers also groz als ie tage sint gewesit von aneginge der creaturen bes an dise ziet vnd en sullen ouch nicht me so swer werden das sint die tage die sich bilchen der ziet vugen so Endecrist sien rieche wirt halden. denne zu der ziet so en werden sine dinere nicht alleine die luite mit vngevugelichen pinen quelen vnd mit grozir burde beswern denne von aneginge der creaturen die luite ie geliden haben. sundir ouch das noch swerer ist so werden sine boten groze wundirwerc vnd zeichene tun. vf das das denne den der getwanc der pine zu dem vngelouben nicht gezihen en moge das den die zeichene vnd die wundirwerc abewendic machen. vnd ouch gelicher wise als die bedruckunge da er die werlt mite bedrucken sal swerer ist vnd wirt [226va] denne kein vngemach das ie vbir die werlt ginc. als wirt ouch die bedruckunge mit der kurtze der ziet gemezigit denne die kirche sal vbir alle die werlt von em werden angeuochten drie iar vnd ein halbis als man vz Danielis prophecien (Dan 12,7) vnd vz Johannis apocalipsi (12,14) bezuigen mac. Sundir nach dem geistlichen sinne so wir werden sehen den vnmenschlichen missetrost stehn an der stat da er nicht bilchen stehn en sal. das ist. so wir es werden an den ketzerien merken vnde groze schentliche vntugent die da zu geheilgit waren das sie die _____________ 9 Augustinus ad Hesychium

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heimelichen heimlikeit gotis solden besezzen haben so sulle wir alle vlihen vf die berge die dennoch das bekennen des waren gelouben haben. vnd ie hochir sulle wir denne in den wipfel der tugende stiegen ie wir me luite werden sehen wandern in den breiten wegen der sunde vnd der vntugent. JERONIMUS: Das ist die vlucht vf den berk das der mensche mit nichte in das alde leben en stiege widir nidir. der in die hohe der tugende algereite gekomen ist. BEDA: So en sal der der vf dem dache der vrien beschouwunge in der er alle vleischliche dinc vbirtrit vnd in eime vrien geistlichen lebene lebit mit nichte widir nidir stiegen zu den cranken werken sinis alden begenknizzes. vnd das er gelazen hat von der werlde [226vb] vroide vnd von des uleisches lust des en sal er mit nichte widir nemen. Denne vnsire huez das ist dise werlt. odir diz vleisch da wir in disir sterbenden ziet inne leben. JERONIMUS: Sundir er spricht: „Betit uf das uwere vlucht icht in dem vintere werde odir an dem sunnabende.“ Das ist. vf das icht die vrucht uwers werkes geendit werde. mit dem ende der ziet. denne in dem wintere so wirt die vrucht geendit vnd in dem sunnabende das werc. BEDA: Jst es ouch das der herre diz wort von dem ende der werlde spricht so gebutit er vns da mite das vnsir geloube icht kegen Cristo verkalden sulle noch ouch vnsire minne zu gote. vnde ouch das wir icht muzik in dem werke gotis sullen sien. vnd das wir ouch an dem sunnabende an den tugenden sullen sien. THEOPHILUS: Wir muzen ouch mit grozir hitze von den sunden vlihen vnd nicht mit tracheit noch ouch mit kelde. JERONIMUS: Die angst vnd die not die wirt vnsprechelich vnd die tage kurtz durch der irwerlten willen. vf das die bozheit disir ziet icht ire vernumft moge zu den sunden verwandelen.

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Vnd denne wer da zu uch wirt sprechen. Sehit hie ist Cristus. odir sehit dort ist er. so en geloubit sien nicht. (Mk 13,21) denne vile valscher [227ra] propheten die werden sich irheben vnd ouch uile valscher Cristi. vnd die werden zeichene vnd vnsprecheliche wundirwerk von en geben vf das sie verleiten mogen ist es das es gesien mochte die irwelten. (22) vnd dar vm so sullit ir ebene sehen. Sehet denne ich han uch vor alle dinc gesait. (23) Sundir in den tagen nach der not so wirt die sunne veruinstert vnd der man der en wirt sinis glantzis nicht geben. (24) vnd die sterne des himels die werden vallen. vnd die krefte die in den himeln sint die werden bewegit. (25) vnd so werden sie des menschen sun se-

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hen komen in dem wolken mit grozir craft vnd mit ere. (26) vnd so wirt er senden syne engile vnd wirt besamnen alle syne engele vnd alle syne irwelten von den vier winden von dem hohesten der erde bes an das hoheste der himele. (27) THEOPHILUS: Nach dem das der herre das entrichtit hatte. das zu der stat Jherusalem verstorunge horte vnd ouch zu des volkes nu wil er von des Endecristis zukumft reden sprechende: „vnd denne wer zu vch wirt sprechen. Sehet hie ist Cristus odir dort ist er so en geloubit sien nicht.“ Sundir man sal wizzen das man das wort da der herre spricht. denne. das en sal man also nicht vernemen das dise dinc altzuhant nach dem solden geschen do der stat [227rb] vnd ouch der iudischen art verstorunge was volendit. Denne disir spruch der ist dem geliech als Matheus spricht nach dem als Cristi geburt vor gekundigit hat. Jn den tagen do quam Johannes. (Mt 3,1) vnd das en geschach alzuhant nicht nach Cristi geburt. sundir es geschach an eynr andern ziet. vnd also sal man es ouch an disir stat vernemen das das begenknizze des Endecristes nicht altzuhant wurde geschen nach dem das die stat Jherusalem vnd der Juden lant des trostis wart beroubit. abir da volgit: „Denne vile valscher Cristi die werden sich irheben vnd ouch uile valscher propheten vnd die werden geben vnd ouch vnsprecheliche wundirwerc vf das sie mogen verleiten vnd ob es geschen mochte ouch die irwelten.“ Denne der werden vile sien die da Cristi namen an sich werden nemen. vnde werden also listic das sie ouch etliche geloubige luite werden verleiten mit irer argen list. AUGUSTINUS in dem zwentzigisten buche von der stat gotis: Zu der ziet so wirt der Sathanas gelosit vnd enpunden der lange gevangen ist gewesit vnd wirt durch den Endecrist in alle sinir craft wundirlichen wirken vnd alle sine werk die werden mit lugene bestetigit. Sundir man pfliet in etlicher maze [227va] zu zwiuelen vmme welche sache der apostel die wort von dem Endecriste spricht: „er wirt zeichene tun vnd vnwoneliche wundirwerk.“ ob man dise wort vernemen sulle. das er des menschen sinne. vnd sine fantasien also mit des tuuels list betrigen sulle. das er schinen wirt als ob er wundirwerk wirke der er doch nicht en tut vnd also mit lugene der luite bekentnizze betrugit. Odir das er etliche zeichene in warheit wirt wirken vf das er die zu der lugene sinis valschen gelouben zihe die an en gelouben vnd des wenen das die wundirwerke mit nichte geschen en mogen es en sie denne das sie von gotlicher kraft geschen vnd en pruuen des nicht das des tuuels kraft dar inne loschende ist. denne sie werden alsulche craft an dem Endecriste sehen das sie sie grozir an nie keineme menschen irkant en haben. vnd durch _____________ 25 Augustinus de Civ. Dei

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disir beider sache willen. odir durch die erste odir durch die andire so werden alle die von em betrogen. die des vmme got mit irem gebrechen verschult haben das sie betrogen sullen werden. GREGORIUS: Sundir wor vmme spricht der herre diz vndir eime zwiuele. Jst es das es gesien mac so werden. ouch die irwelten verleitet. so doch das allis von gote vor bekant ist das da in allen creaturen geschen [227vb] sal. vnd dar vm so muz eynis vndir den zwen sien. denne ist es das sie von gote irwelit sint so en mac es nicht geschen das sie verleitit werden. sundir ist es ouch das sie verleitit mogen werden so en sint sie nicht irwelit. vnd dar vm so gibit disir zwiuel den der herre in sinir rede heldit in den irwelten eine bibunge mit vorchten des hertzen so er doch die vor die irwelten helt die in dem gelouben vnd in guten werken bestehen sullen. Sundir es kumt alsus in die rechte vernumft das der herre spricht. Jst es mogelich vnd mac es gesien so werden ouch die irwelten verleitit. das ist. denne die selben luite die da zu von gotis irwelunge irwelit sint das sie in eime tugentsamen lebene bestehen sullen die werden durch die zeichene der predigere des Endecristis die sie wirken werden da zu bekorit das sie sie zu dem valle zihen welden ob sie es vermochten. BEDA: Da sint ouch etliche lerere die disen spruch des herren zu der ziet zihen wellen. do das iudische volk geuangen wart vnd die stat Jherusalem vnd der tempil verstorit wurden. Denne in der ziet do irhuben sich uile valscher lerere die sich irer eyn iclicher Cristum nante vnde betrugen da mite manche trucht des volkis vnd zugen sie nach en. Sundir doch ist das war das in der ziet do [228ra] die stat vmme legen was do en nimant also geloubic stat zu dem die manunge gotis solde komen die en warnite das er icht den valschen meistern solde uolgen vnd dar vm so leget man disen spruch baz von den ketzeren vz die da widir den gelouben der heilgen kirchen quamen vnd sprachen mit lugene das sie Cristi weren. vnd vndir den so was Simon der zouberer der erste. abir der letste vnd der groste vndir den anderen alle so wirt der Endecrist. Da volgit: „vnd dar vm so sultir ebene sehen. sehet ich han es vch vor gesagit.“ AUGUSTINUS: Der herre tut bie sinen iungern vnde ouch bie vns allen als eyn liber vrunt. denne er en wil nicht alleine vns vorkundigen die selikeit vnd die gute die er an sine vzirwelten heilgen legen wil die nach sime willen haben gelebit. sundir er wil ouch vorkundigen di bosin dinc die in disir werlde vbirhant werden nemen vf das wir der ewigen selikeit die da zukumftic ist nach dem ende der werlde also uile die gewizzer weren vnde irer die libir beiten so wir ouch des mit vulende wol gewar werden wie ark vnd bose die werlt ist vnd wirt als es vns _____________ 4 Gregorius super Ezech. 33 Augustinus ad plebem Hippon

Pseudochristen und Pseudopropheten – Vom Kommen des Menschensohnes

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ouch der herre vor gekundigit hat. Denne so wir des argen vulen werden so moge wir des guten also vile die sicherer sien das es ouch zukome so sie beide [228rb] vns uon der ewigen warheit vor gekundigit sint. THEOPHILUS: Nach der zukumft des Endecristis so wirt der werlde orden in allirme geschichte verwandilt denne die sterne werden vertunkilt durch die vbiruluzzikeit der clarheit die sich an Cristi zukumft bewisen wirt. vnd da volgit: „Sundir in den tagen nach der angst vnd nach der not so wirt die sunne vervinsteren vnd der man en wirt sinis schinis nicht geben vnd die sterne des himels die werden vallen.“ BEDA: Alle die sterne des himels die vns nu mit grozme lichte irschinen die werden denne tunkil schinen vnd nicht das en icht abege an irme lichte. sundir es geschiet durch der zukumft willen des waren lichtis. denne der hohe richter der wirt denne mit sinir klarheit komen. alleine das es ouch nicht en schelit man en moge es also vernemen. das denne die sunne vnde der man vnd ouch die sterne werlichen iren schien zu einr kurtzen ziet werden lazen. als es ouch an der ziet geschach do der herre sine martere leit von der sunne das sie do ires schinis zu einr wile wart beroubit. Sundir da nach denne so der tac des gerichtis volgangen ist so der himel nuwe wirt vnd ouch die erde so wirt es war das Ysaias hat gesprochen. Das licht des manis das sal groz werden als das licht [228va] der sunnen ist. vnd das licht der sunne sal sibenstunt also groz in klarheit irschinen grozer denne es nu tut. (Jes 30,26) Da volgit: „vnd die krefte die in den himeln sint die werden bewegit.“ THEOPHILUS: Das ist. die engelischen krefte die werden bewegit denne sie werden da von in eynen wundir vallen. so sie die vnwonlichen dinc werden sehen vnd ouch das ire mitedinere da gerichtit werden. BEDA: Was wundirs ist das ob die luite vor dem biben den vrteile irschrecken vnd in uorchte gesatzt werden. so ouch die engelischen gewaldigere da vor irbiben. was bedunkit dich denne was die rute der wustenunge liden wirt so der cedirboum des mit quetzschene geschuttit wirt. JERONIMUS: Odir andirs. Die sunne wirt vertunkilt als es in dem wintere geschiet durch der kalden hertze willen der luite. vnd der man en wirt sinis schinis nicht geben in sinir klarheit durch vngewitirs willen der zweitracht die in den luiten wirt sien. vnd die sterne werden an irme lichte vellic so des same von Abrahame dem sie gelichit (Gen 15,5) volnach nicht me gevunden en wirt. vnd die krefte die in den himeln sint die werden bewegit zu eime zorne der rache so sie gesant werden von des menschen sune der zu dem gerichte kumt. vnd von des herren zukumft so spricht der [228vb] herre das hie uolgit: „vnd denne so werden sie des menschen sun sehen komen in dem wolken mit grozir craft vnd mit ere.“ Den selben herren werden sie sehen komen mit craft vnd mit grozir ere der vor der ziet mit demut hernidirquam als eyn regen in

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Gedeonis vluz. (Ri 7) AUGUSTINUS zu Esicio: Denne gelicher wise als es den apostelen gesagit wart von den engelen do der herre zu himele gevur als wirt er widirkomen als ir en habt sehen varen in den himel. (Apg 1,10f.) vnd dar vm mac man es werlichen gelouben das er nicht alleine in dem selben lichame widirkomen wirt in dem er von vns in den himel vur. sundir das er ouch in deme wolken komen wirt. (Mt 24,30; Mk 14,62; Lk 21,27) denne er wirt also widirkomen. als er von vns wandirte. denne der wolke enpfinc en do er zu himele vur. (Apg 1,9) THEOPHILUS: Sundir alle luite die werden denne den herren sehen als des menschen sun. das ist in eyns menschen lichame. denne allis das man sihet das ist liebhaftic. AUGUSTINUS in dem ersten buche von der stat gotis: Den bosen luiten die denne an dem iungesten tage zu gerichte werden irstehn den wirt ouch des menschen sunis angesichte in bekentnizze irboten. sundir das angesichte der formen gotis das blibit en verborgen. denne das en mac nimande zu teile werden denne den die [229ra] eyns reynen hertzen sint. (Mt 5,8) vnd dar vm so die bosin gotis sun nach dem als er in der formen gotis ist vnd ebinmezic ist gote deme vatire nicht beschouwen en mogen so muzen sie en doch in der schicht ansehn als er ist ein richter der todin vnd ouch der lebenden. vnd vor dem die gutin vnd ouch die bosin zu gerichte muzen stehen. vnd dar vm so moste es sien das des menschen sun des richters gewalt an sich neme den die bosen vnd ouch die guten mochten beschouwen. vnd von der volbrengunge der gewalt so spricht er das da volgit: „vnd so wirt er senden sine engele.“ THEOPHILUS: Sich hie vnde merke das Cristus Jhesus gewalt hat vbir die engele vnd mac sie senden wo er wil als der vatir. vnd dar vm wo sint die nu die da sprachen das Cristus Jhesus dem vatire nicht ebinmezic en sie. Denne die engele werden vz gehen vf das sie die irwelten in eyne schar besammen uf das sie vf in die hohe gezuckit werden. vnd da Cristo Jhesu beiegenen. vnd dar vm so volgit da: „Vnd wirt sine irwelten besammen von den vier winden.“ JERONIMUS: Als der weize der gewintwurft ist vf dem vletze des gantzen ertrieches. BEDA: Der herre spricht hie das er die irwelten von vier winden welle besammen das ist von vier enden der werlde von dem osten vnd von deme [229rb] westen von dem norden vnd ouch von dem suden. vnde ouch vf das imant wente. das er von den vier enden der werlde sine irwelten welde besammen vnd nicht von allen enden der werlde vnd ouch vz den kunigriechen vnd den landen die mitten zwischen den vier winden in dem lande lagen so spricht er als da volgit: „von dem hohesten der erde bes an das hoheste des himels.“ Das ist. gerichte mitten durch den quadir der werlde _____________ 1 Gedeonis = Gideon Augustinus ad Hesychium 12 Augustinus de Trin.

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vnd bes an die letsten ende der werlde da nimant me en wonit. vnd meynit die ende da der cirkil des himels schinit als ob er sich an dem ertrieche nidirsetze. vnd der cirkil heizit eyn ender des gesichtis. vnd dar vm so en blibit an dem tage kein irwelit mensche zu rucke der dem herren nicht zu kegen loufen wirt so er zu dem gerichte kumt. Die verwurfenen bosen die werden ouch zu dem gerichte komen vf das sie nach deme gerichte zustorit werden vnd vergehen von dem antlitze gotis. vf das sie nicht irstehen in den rat der gerechten.

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Sundir an dem viecboume so lerit diz biespil so sien zwiec itzunt weich wirt vnd em die bletere gewachzen so irkennit ir das der somir na bie ist. (Mk 13,28) also sullit ir wizzen so ir dise dinc werdit sehen das es denne na in den torin ist. (29) werlichen sage ich vch denne [229va] dise geburt en sal nicht vergehen bes das dise dinc alle geschen. (30) himel vnd erde sal vergehen sundir mine wort die en werden nicht vergehn. (31) CRISOSTOMUS: Der herre machit vns hie wise vndir eime bilde des viecboumis wie wir merken sullen so das ende der werlde zukomen wirt sprechende: „Sundir von dem viecboume so lerit diz biespil. denne so sien zwiek itzunt weich wirt vnd em die bletere wachzen so irkennit ir das der somir na bie vch ist also sultir ouch wizzen das so ir dise dinc werdit sehen das sie geschen so ist es na in den torin.“ THEOPHILUS: Als ob er spreche. Gelicher wise als so dem viecboume die bletere gewachzen so kumt zuhant der somir. also sultir ouch wizzen das altzuhant nach den notin die der Endecrist der werlde wirt an legen ane mittil so wirt Cristi zukumft geschen. vnd die zukumft des herren so er zu dem gerichte komen wil die wirt den gerechten ein wunnelich somir. abir den vngerechten wirt es ein gestrenger richter. AUGUSTINUS zu Esicio: Odir andirs. alle die spruche die von den drin ewangelisten gesprochen sint von der zukumft des herren so man die ebene zu samne ordent vnd ouch vf das hohiste versuchit so sint sie lichte von der zukumft gesprochen als er alle tage in sime lichame [229vb] kumt das ist in die kirchen behalben an den steten alleine da die leste zukumft also gelobit wirt das man spricht das die zukumft sich nehen sulle. vnd ouch an der stat so wirt die leste zukumft offenberlichen gelobit so Matheus in dem lesten teile sinir rede spricht. So des menschen sun wirt komen in synir mogenikeit vnd alle sine engele mit em. denne so werden alle geslechte vor en besamt. (Mt 25,31) vnd das da _____________ 15 Beda 19 das der] das die bletere der 27 Augustinus ad Hesychium

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volgit. vnd das tregit ouch mit dem vbireyn das Marcus hie spricht. So ir dise dinc werdit sehen vnd da meinit er ouch das mite das er vor sprach: „So werden sie sehen des menschen sun komen in den wolken mit grozir craft vnd mit ere.“ vnd da en wirt nicht altzuhant das ende der werlde sundir es wirt denne na. vnd dar vm so sal man dise spruche der ewangelisten alsus vernemen. das nicht altzuhant mit der not des Endecristis so sal der iungeste tac komen. sundir man gelobit en das er denne na ist. vnd das wil Matheus offenbaren so er spricht: „So ir alle dise dinc werdit sehen so sultir wizzen das der tac na ist in den torin.“ (Mt 24,33) vnd da mite so sal man das ouch vernemen das Marcus hie beuor spricht: „So wirt er vz senden sine engele vnd wirt sine irwelten zu samne brengen von vier teilen der werlde.“ das ist von alle dem cirkele [230ra] den das ertrieche beschribit. vnd denne in der letsten stunde so wirt der herre in sinen geliden komen als in deme wolken zu gerichte. BEDA: Man mac ouch die vruchtbarikeit disis boumis geistlichen vernemen vnd mac da bie der stat die die synagoge hatte sien bedutit. Denne do der herre in diz vleisch quam vnd wolde zu der synagogen warten ob sie vrucht truge. vnd do er das bevant das sie an ir keine vrucht der gerechtikeit en hatte. denne ire sune waren vngeloubic. vnd dar vm vertumte er sie also das sie ewiclichen durre wart. Sundir so ouch der apostel von dem verdurten viecboume hat gesprochen das so die gantze trucht der Heiden in den gelouben wirt treten so sal ouch alle Jsrahel selik werden. (Röm 11,25f.) vnd das en ist nicht andirs gesprochen denne das der alde viecboum der so lange durre gewesit ist das der boum denne die vrucht der gerechtikeit dem herren geben wirt die er em vor versagete. vnd so du denne das wirst sehen so en saltu nicht zwiueln der somir des waren vridis en sie denne na bie der tur. JERONIMUS: Odir die bletere des viecboumis bezeigen vns die volschinenden wort. vnd der na wesende somir den tac des iungesten gerichtis. denne an dem tage so wirt eyn iclich boum bewisen was er in em hat ob er durre sie das man en verburne. [230rb] ist es das er ouch vruchtbar ist das man en pflantze in das paradiz mit deme holtze des lebenis. Da volgit: „werlichen so sage ich vch denne dise geburt die en wirt nicht vergehn bes das alle dise dinc geschen.“ BEDA: Jn dem namen der geburt die da nicht vergehn en sal so wil er alle menschlich adil vernemen odir ouch sundirlichen die art der Juden denne die en wirt nicht vergehen bes das alle die dinc irgehen werden. THEOPHILUS: Odir andirs. Dise geburt die en wirt nicht vergehen. das ist die geburt der cristenen luite. bes das alle dise dinc geschen die da gesprochen sint von der zustorunge Jherusalem der stat vnd ouch von der zukumft Endecristes. Denne der herre en spricht nicht zu den

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apostelen. uwere geburt die en wirt nicht vergehn bes das alle dise dinc werden geschen. Denne das meiste teil der apostele en quam da zu nicht das es die zustorunge der stat Jherusalem in disme lebene hetten irkant. Sundir der herre spricht diz wort von der cristenen luite geburt. vnd wolde da mite die iungere trosten vf das sie des icht wenten das der geloube allir dinge in den gezieten solde vergehen. Denne die vnbewelichen elementen die werden zu gehn e denne Cristi wort. vnd dar vm so spricht er als [230va] hie uolgit: „Himel vnd erde die werden vergehen abir mine wort die en werden nicht zugehen.“ BEDA: Bie dem himele der da vergehen sal so en mac man den lichtvaren himel odir ouch den himel da die sterne inne stehen nicht vernemen sundir man sal den himel der luft da mite begrifen. Denne wo in der werlde das wazzir der sintvlut hin komen mochte da wirt ouch das vuer des gerichtes hin komen nach dem sinne als Petrus in der canoniken spricht. (2 Petr 3,6f.) Sundir himel vnd erde die werden in dem bilde vergehen das sie nu tragen vnd haben sundir doch in irme naturlichen wesene so werden sie ane ende immer bliben.

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Abir von dem tage vnd von der stunde so en weiz nimant nicht noch die engile in dem himele noch ouch der sun sundir der vatir alleine. (Mk 13,32) Sehet. wachit vnd betit denne ir en wizzit nicht wenne die ziet ist. (33) Denne gelicher wise als eyn mensche der in pilgrims wise wanderte der liez sien huez vnd gab synen knechten gewalt eyns iclichen werkis. vnd deme torwechtere gebot er das er wachite. (34) vnd dar vmme wachit denne ir en wizzit nicht wenne der herre kumt des abendis odir zu der mitternacht odir an der hanencrat odir des morgens (35) vf das so er lichte vnuorsehendis dingis kumt das er vch icht slafen vinde. (36) Sundir das ich [230vb] vch sage das sage ich den anderen allen wachit. (37) THEOPHILUS: Der herre wolde vorkomen denne er irkante das wol das en die iungere wolden vregen wenne der tac des gerichtes wurde komen. vnd an der vrage wolde er sie hindern vf das sie en icht vregeten vmme den tac vnd vmme die stunde vnd sprach: „abir von dem tage noch von der stunde en weiz nimant noch die engele in dem himele noch ouch der sun denne der vatir alleine.“ Denne hette der herre zu sinen iungeren gesprochen ich weiz den tac wol vnde die stunde sundir ich en wil irer doch vch nicht offenbaren so hette er sie nicht eyn wenic betrubit. Sundir der herre wolde klugelicher tun vnd wolde en die rede vor beslizen vf das sie en icht mit irer vrage muen durften. vnd das tete

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er mit dem worte do er sprach. Noch die engele in dem himele noch ouch ich. HILARIUS in dem nunden buche der driualdikeit: Hie wellen die ketzere den herren minren von dem vatere vnd wellen das er sime vatere nicht ebinmezic en sie. denne er spricht selben das er nicht en wizze des tagis noch ouch der stunde. Denne wie mochte das gesien das der der eyn got vz gote ist geborn. das er nicht in der selben perfeccien stehe der naturen da got der vatir [231ra] inne steht. odir wie mac man des gelouben das dem kein dinc vz allen dingen vmbekant sie der allirdinge mit sime vatire ein orsprink ist. odir wie mac vz sinir naturen gewizzen keinrleie dinc bestehn. so durch en vnd den vatir alle die dinc sint die noch ein wesen sullen haben. odir wie mac das gesien das der herre des tages nicht en wizze so doch der tac ein tac sinir zukumft sien sal so doch menschliche nature in vns das selbe vorbesinnit vnde ouch weiz das sie tun wil. vnd das bekennen des gescheftis das volgit in dem menschen sime willen. vnd wie denne das gesien mac das der herre der ere des tagis sinir zukumft nicht en wizze. vnd wer das also so mochte man des wol gelouben das er einr vnuolkomenen naturen sie denne das ist em von not das er zukomen sal. vnd en hat ouch des bekennens nicht von dem tage sinir zukumft vnd dar vm so mochte man widir got den vatir in einen bitteren kriec vallen das er dem sune das bekentnizze der selikeit hette benomen. dem er doch das vorbekennen des todis hatte gelazen. vnd dar vm so in dem sune alle die schetze der kunst sint so en ist em ouch der tac nicht vnbekant. Sundir wir sullen ouch des gedenken das in em die verborgenen schetze der wiezheit sint. vnd dar vmme so en [231rb] ist sien wizzen nicht geschickit als in em die schetze der wiezheit verborgen stehen. vnd dar vm alle die dinc da der herre von spricht das er irer nicht en wizze. dar vm so er spricht so en meinit er nicht das er der dinge wizzen allirdinge nicht en habe sundir er spricht es vmme das das es denne die ziet nicht en ist das er es sulle odir welle sagen. odir es ist also in sinir vorsichtikeit das er des dingis zu der ziet nicht tun en sal. noch en wil. Denne ist das war das man spricht das der herre das do irkante das en Abraham do lieb hatte do er des Abrahe nicht verbarc (Gen 22,12) so ist es ouch not das man spreche das der vatir den tac wizze denne er en verbarc en nicht vor dem sun. Sundir so der sun spricht das er des tages nicht en wizze das ist ein sacrament. denne er sal sien swigen vnd mit nichte kundigen. vnd da widir so bewisit man das das en der vatir alleine wizze denne der en sal sien nicht verswigen. Denne das ist vmmogelich das da keine nuwe vleischliche verwandelunge an den vatir vnde an den sun _____________ 3 Hilarius de Trin.

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moge geuallen. also das em das zu wizzen werde das er da vor nicht en wuste vnd ouch das er das vnwizzen nicht von krancheit en habe. das bewisit er so er spricht: „Sehet wachit vnde betit denne ir en wizzit nicht wenne die ziet kumt.“ Das wachen gehort zu dem geiste [231va] e denne der licham sine schult dem tode gegilt. THEOPHILUS: Der herre lerit beten vnd wachen die zwei dinc. Denne der ist uile die da wachen vnde doch die nacht in bozheit zu brengen. vnd da widir so setzit der herre ein gelichnizze so er spricht: „Gelicher wise als der mensche der in pilgrimis wise wec wandirte vnd let sien huez vnd gab sinen knechten gewalt eins iclichen werkis vnd gebot deme torwechtere das er wachte.“ BEDA: Der mensche bezeichent Cristum der in pilgrims wise wec wandirte vnd liez sien huez. denne do Cristus mit sineme lichame nach der ufirstende zu dem vatire in den himel vur do liez er die kirche libhafticlichen die er doch geistlichen nimmir gelazen en wil mit dem beschirmende sinir gotlichen kegenwertikeit. Denne das vleisch hat sine rechte stat in der erden. vnd das vleisch wart von gote dem sune in eyn vremde lant gevurt in pilgrims wise do es in den stul des himels von vnsirme irlosere wart gesatzt. Sundir er gab do sinen knechten gewalt eins iclichen werkis. Denne do er die gnade des heilgen geistis sinen irwelten mite geteilte. do gab er en vrieheit da zu das sie guten werken mochten dinen. Sundir dem torwechtere dem gebot er das er solde wachen. denne dem ordene geistlicher hirten dem gebuitit er das sie an die kirche [231vb] die en beuolen ist ire ruche sullen legen. Sundir man gebutit es nicht alleine den die die kirche vorsten das sie wachen sullen. sundir man gebutit es vns allen. denne vns werden die tur vnserer hertzen beuolen vf das der alde vient mit bosir verlockunge icht dar yn kome. vnd dar vm so besluzit er vz disme gelichnizze das das hie uolgit: „Vnd dar vmme wachit denne ir en wizzit sien nicht wenne das der herre des husis kumt des abendis odir zu mittirnacht odir an der hanenkrat odir des morgens vf das so er komen wirt das er vch icht slafen vinde.“ JERONIMUS: Der da slefit der irkennit ware dinc in dem slafe nicht sundir getrucknizze. vnd dar vm so er entwachit so ist er itel von allen den dingen die er hat gesehen. vnd also sint die ane zwiuel die der werlde minne gevehet vnd bestrickit in disme lebene die muzen sie vor war nach disme lebene lazen das sie als in eyme troume hat beducht. THEOPHILUS: Nu sich vol ebene das der herre nicht en sprach. denne ich en weiz des tages nicht. sundir er spricht: „Jr en wizzit sien nicht.“ vnde dar vmme so verbarc er en den tac das er nicht vugelich en was das sie en solden wizzen. Denne wir sehen das wol das wir vf vnsire leben wenic achten wie doch vns vnsir ende verborgen ist was [232ra] tet

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wir denne ob wir vnsire ende westen. denne wir bleben in vnsir bozheit bes vf die letste ziet vnd vorzugen ouch alle vnsire tugende. Sundir merke wir ouch dise spruche da der herre den abent nennit vnd die mittirnacht vnd die hanenkrat vnd den morgen. denne bie dem abende so ist des menschen ende bezeichent der in dem aldere stirbit. abir bie der mittirnacht so ist das ende des menschen bezeichent das er nimt mitten in den tagen e denne er an sien alder kumt. Sundir der nimt sien ende in der hanencrat der denne stirbit so die redelikeit in em uolkomen ist. Denne so das kint beginnit nach redelikeit zu lebene so beginnit der haen mit sinir stimme zu krehen. vnd weckit denne den menschen von sinir sinlikeit. Sundir der nimt sien ende an dem morgen der in kintlicher iugent stirbit. vnd dar vm so wizzen alle dise das ende vor. denne das kleine kint das sal sich da vor huten das es icht ane toufe von hinnen vare. JERONIMUS: Mit disme ende so besluzit der herre sine rede vnd wil das diz gemeyne gebot die lesten die in die werlt komen werden durch die ersten horin. vnd dar vm so spricht er als da volgit: „abir das ich uch sage das sage ich den andern allen wachit.“ AUGUSTINUS zu Esicio: Der herre en spricht dise rede zu [232rb] den alleine nicht widir sie er sie da rette vnd die sie ouch da horten. sundir er meynte ouch die mit den worten die nach den iungeren des herren sint gekomen vnd ouch die die vor en in der werlde waren vnd ouch zu vns vnd ouch zu den die nach uns werden komen bes an die iungeste zukumft des herren. denne wie mochte das gesien das vns der tac allen mochte gevinden in disme lebene. vnd ouch so en mac es nimant gesprechen das der spruch den toden zu gehore so er spricht: „wachit vf das so er vnuorsehendis dingis wirt komen. das er uch icht slafen vinde.“ Sundir er spricht diz wort dar vmme das es allen den zu gehort die da itzunt leben vnd vor vns gelebit haben vnd die nach vns bes an den lesten tac leben werden als ich gesprochen habe. Denne so kumt eime iclichen der iungeste tac. vnd dar vm so muz der mensche ebene pruuen das er also von hinnen vare als er an dem tage wil von gote gerichtit werden. vnd dar vm so sal ouch ein iclich cristen mensche wachen vf das en icht der tac der zukumft des herren so er komen wirt zu dem gerichte mit alle sinen engeln vnd mit alle sinen irwelten das er en denne vnbereit von tugenden vinde. Denne der tac vindit den menschen vnbereit den der leste tac sinis lebens vnbereit vindit. _____________ 19 Augustinus ad Hesychium

[232va] Hie beginnit sich das vierzehende capittil. Beschluß des Hohen Rates gegen Jesus

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Sundir es was pascha vnd das man das brot ane den sureteik solde ezzen nach zwen tagen vnde do suchten die hohesten pristere vnd die meistere der e wie sie en mit arger list mochten gehalden vnd getoten. (Mk 14,1) abir sie sprachen. Nicht an dem tage der hochziet denne da mochte lichte ein sturm des lumdis in dem volke geschen. (2) JERONIMUS: Nu sulle wir vnsire buch mit blute besprengen vnd suln vmme die swellen vnsirer husere einen ruzuaren stranc zihen vm vnsire husere des gebetis. vnd sullen ein ruzuar tuch in vnsir hant tragen vmme das wir es vmme Zaram binden. (Gen 38,30) denne der ewangeliste wil sprechen von der roten ku die in dem tale getot wart. (Num 19,1 – 10) vnd dar vmme so setzt er vor sine wort [232vb] vnd spricht: „Sundir es was pascha vnd das man das brot ane sureteik nach zwen tagen solde ezzen.“ BEDA: Pascha das ist ein hebreisch wort vnd en ist nicht dar vm pascha genant das der herre in disir ziet solde liden als doch uile luite wellen wenen. Sundir diz wort ist genomen von der vbiruart vnd kumt da von. Denne do der engel der da gesant was der die egipcien luite solde tilgen do der quam an der Jsraheliten husere vnd das blut sach an iren toren do vur er von dannen vnd en sluc irer nicht. (Ex 12,23) Odir ouch do der herre sime volke eyne hulfe tun wolde. do wandirte er vbir em. (Ex 13,21) JERONIMUS: Odir pascha ist so uile gesprochen als eyne vbirvart. denne pascha ist eyne opperunge denne in der ziet so tot man das lamp vnd az es als da geboten was in der e. odir ist also pascha genant von der vbiruart des israhelischen volkis vbir das rote mer. odir ouch die vzuart do di Juden gelost wurden vnd vuren von Egipten. vnde da mite ist ouch das liden Cristi gefiguririt vnd die irlosunge des volkis vz der helle. vnd das geschach nach zwen tagen do er zu vns warte das ist ouch in dem allir vollisten mane do Cristi aldir volbrocht wart. vf das man mit keime vinstern teile des vnbe[233ra]smitzten lammis vleisch das vbir sich der werlde sunde nimt durften ezzen. vnd da zu sulle wir sien in eime huse das ist in der heilgen kirchen. vnd da zu so sulle wir mit der _____________ 10 Zaram = Serach

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minne geschuet sien vnd gewopent mit den tugenden. Denne da steht geschriben in exodo das man das vnbevlecte lam solde ezzen an dem vierzehenden tage des mertzemanis. vnde sie solden das also ezzen. denne sie solden stecken in iren henden haben vnd ire kleidere die solden vfgeschurzit sien. vnd sie solden schue an iren vuzen haben. vnd solden es ouch balde ezzen denne es was pascha das ist eyne vbiruart des herren. (Ex 12,1 – 11) BEDA: Diz ist der vndirscheit zwischen dem pascha vnde dem azima das ist das man das vngesurte brot solde ezzen denne die hochziet pascha die en hatten nicht me denne einen tac alleine vnd was der tac so man das vnbevlecte lamp totte an deme abene vnd das was an dem vierzehenden tage des ersten manis. Sundir an deme vumfzehenden tage des manis an dem tage als die Jsraheliten vz dem lande zu Egipten wandirten so quam die hochziet azimorum vnd die werte siben tage bes an den eynvndzwentzigisten tac vnd den tac vz bes an den abent. (Ex 12,18f.) Sundir die ewangelisten durch des willen das eyne hochziet an der [233rb] anderen was so setzen sie dicke einen namen vor den anderen vnd setzen pascha vor die tage so man das azima az. vnd die tage ouch widir vor das pascha. vnd also tut ouch Marcus alhie als er spricht: „Es was pascha vnd azima nach zwen tagen.“ Denne man en solde ouch in dem selben tage pascha nicht andirs denne vngesurit brot ezzen. vnd also sulle wir ouch eyn ewic pascha machen. Denne vns wirt geboten das wir alle ziet mit vnsirme hertzen vz disir werlde sullen varen. JERONIMUS: Von den vursten so irhub sich die vngerechte bozheit zu Babilone die da den tempil bereiten solden vnd sich. vnd ouch die vaz des tempils suuern solden nach dem als en die e gebot vf das sie das lamp wirdiclichen mochten ezzen sundir do bereiten sie sich zu vntugent. vnd dar vm so volgit da: „vnd die hohesten pristere vnd die meistere der e die suchten wege wie sie en mochten mit arger list halden vnd getoten.“ Sundir so das houbt getot wirt so ist der licham zu male vnnutze. Sundir dise durftigen luite die stegeten da nach das das houbt sturbe vnd sie irkanten des nicht das sie da von zu male vnnutze wurden. sundir sie meden den tac der hochziet der en zu quam. sundir was hochziet mochten die durftigen gehaben die das [233va] leben und ouch die barmhertzikeit uerloren hatten. Da uolgit: „Nicht an dem tage der hochziet denne da mochte lichte ein gesturme werden vndir dem volke.“ BEDA: Als ire wort bewisen so en vorchten sie des nicht das sie sorge hetten das eyne zweitracht vndir dem volke wurde das zu dem tage der hochziet besamt was sundir sie hatten des angst das em von dem gemeinen volke eine hulfe queme vnd das er en vz iren henden benomen wurde. THEOPHILUS: Sundir Cristus der herre der hatte em selben die ziet vzirwelit in der er sine marter wolde liden. Denne er

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wolde sich in der hochziet des paschetagis lazen crucigen. vnd wolde da mite bewisen das er das ware pascha were. denne er ist das lamp das der werlde ire sunde wolde benemen.

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Vnd do er was zu Bethanien in dem huse Symonis des vzsetzigen vnd az do quam eyn wieb die hatte eyn vaz von alabastre vol salbe die was ture von spikenarden gemachit vnd do sie das alabastrin vaz zubrach do goz sie es vz vf sien houbt. (Mk 14,3) vnd des waren da etliche die das vnwirdiclichen in en selben trugen sprechende. vnd wo nach ist die verlust disir salben also geschen. (4) denne man mochte die salbe verkouft haben me denne vmme driehundirt pfenninge vnd den [233vb] armen gegeben. vnd des brummen sie widir sie. (5) Sundir Jhesus der sprach. Lazit sie das tun. vnd wo nach siet ir ir muelich denne sie hat ein gut werc an mich gewurcht. (6) Denne die armen die werdit ir alle ziet mit vch haben vnd so ir wellit so mogit ir en wol tun sundir mich en werdit ir alle ziet nicht haben. (7) das sie hatte das hat sie getan. sie ist vor komen vnd wolde minen licham salben in eine bigraft. (8) werlichen sage ich vch denne wo man in der werlde diz ewangelium predigen wirt so wirt man sprechen das sie es in sien gedechtnizze hat getan. (9) BEDA: Do der herre sinen vnvorschulten tot vor alle die werlt liden wolde. vnd wolde ouch alle geslechte irlosen mit sime blute. do wolde er sich halden zu Bethanien in das huez des gehorsams vnd da mit den gehorsammen wonen. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „Vnd do er zu Bethanien was in dem huse Symonis des vzsetzigen vnd az do quam ein wieb die hatte ein vaz von alabastre da was ture salbe inne von spikenarden gemachit vnd do sie das vaz vfgebrach do goz sie die salbe vf sien houbit.“ JERONIMUS: Der boc vndir den hirsen der wil widirkeren zu sinem bette. das ist der edile gotis sun. der sinen vatere gehorsam [234ra] wart bes an den tot der wil vnd begerit ouch von vns das wir em ouch gehorsam sullen sien. BEDA: Sundir der ewangeliste spricht hie das Jhesus was in Symonis des vzsetzigen huse. vnd des en spricht er dar vmme nicht das der Symon zu den gezieten vzsetzic were. sundir das er etwenne vzsetzic vor der ziet was gewesit vnde was doch von Jhesu Cristo dem Heilande reyn gewurden vnd da von so bleib ouch em der name vmme die sache vf das in dem namen des meistirs craft der en gereynigit hatte offenbar blebe. THEOPHILUS: Sundir alleine das die vier ewangelisten alle die betrachten das eyn wieb die turba_____________ 17 wirt fehlt

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re salbe goz vf des herren houbit. so sal man wizzen doch das das nicht ein wieb en was da sie alle von sprechen sundir es sint zwei gewesit. Denne die eine die ist die gewesit da Johannes von spricht die Lazari vnd Marthe swester was. denne die quam vor sechs tagen pasche vnd salbte Jhesu dem herren sine vuze. (Joh 12,1.3) vnd das ist ouch eyne andire gewesit da die anderen drie ewangelisten von schriben. Sundir ist es ouch das es ymant vol ebene wil merken so en ist irer nicht zwu gewesit sundir drie. Denne von Johanne wirt eine beschriben die vor den sechs tagen quam vnd salbte deme herren sine vuze. vnd das ist [234rb] ouch eine andire die von Luca beschriben ist vnd ist ouch eyne andire die von den zwen ewangelisten Matheo vnde Marco beschriben ist. Denne das wieb da Lucas in sime ewangelio von schribit die ist eine hure odir eine leckerinne genant. vnd die beginc ire werc mitten in der ziet an Cristo do er den wec sinis lebenis predigete. (Lk 7,37) sundir diz wieb da Matheus vnd Marcus von schriben die beginc das lobeliche werc an Jhesu in der ziet sinir martere. denne do goz sie die salbe vf sien houbt. (Mt 26,6f.) vnd von der en sprechen sie ouch nicht. das sie eine sunderinne were. denne die sunderinne da Lucas von spricht die goz die turbare salbe Jhesu vf sine vuze. (Lk 7,38) AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Sundir ich en begrife hie nicht andirs noch en wene das das nicht ein ander wieb en was da Lucas von schribit vnd eine sunderinne nennit. vnd ouch das die eyne andire sie gewesit da Johannes vnd die anderen ewangelisten von sprechen. Sundir ich halde es da vor das die selbe Maria da Johannes von schribit das sie ture salbe vor der ziet der martere dem herren vf sien houbit goz ouch da vor die wile sie eyne sunderinne was eyne andire salbe dem herren vf sine vuze goz als es Lucas in dem sibenden capittil synis ewangelij betrachtit. [234va] Denne do quam sie zu dem herren mit demut vnd mit weinene (Lk 7,38) vnd irwarb da eyne vergebunge irer sunde. (Lk 7,47f.) vnd das selbe wolde ouch Johannes mit reden betrachten do er von Lazaro begunde zu reden das en der herre von dem tode wolde irwecken e denne er quam zu Bethanien vnd spricht. (Joh 12,1) Sundir diz was die Maria die den herren gesalbit hatte mit der salbe vnd hat em sine vuze getrugit mit iren haren. (Joh 12,3) Denne der Mariam brudir was von suche vnmechtic. (Joh 11,2) Sundir das sie abir eins tete zu Bethanien das selbe werc das ist ein andirs vnd das en gehort nicht zu Luce spruche. denne er spricht von dem ersten werke das sie an dem herren beginc do sie dennoch eine sunderinne was. (Lk 7,37) vnd dar vm so sprechen die anderen drie ewangelisten da von. Sundir wie sal man denne das vernemen das Matheus vnd Marcus sprechen das das _____________ 20 Augustinus de Cons. Evang.

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wieb dem herren die salbe vf sien houbt goz. Sundir Johannes der spricht das sie em da mite sine vuze salbte. abir das sal man also vernemen das der salbe so vile was das sie em nicht alleine sien houbt mite begoz sundir ouch sine vuze. Sundir hie mochte ouch ein kiueler der wort sprechen. wie sie em das houbt vnd ouch die vuze mit der salbe salbete so Marcus spricht das sie das vaz zubreche. [234vb] vnd die salbe zumale vz guzze als ob sie die salbe von not zumale vf eyne stat hette gegozzen. Sundir man sal es lieblicher vernemen vnd sal sprechen das diz vaz von dem wiebe nicht so tigir zubrochen en wurde das der salbe in em nicht en blebe. sundir man sal vernemen das sie em die vuze alrest begoz vnd da nach do das vaz zubrach vf das in dem gantzen vazze der salben so uile blebe das sie ouch dem Heilande sien houbt da mite besalben mochte. BEDA: Der alabaster ist ein stein vnd ist von des mermelsteinis art sundir er ist ser wiez vnd ist in dem wizen mit mancherhande varwe vndir sprengit. vnd den stein den pfliet man da zu vz zuhouwen das da von werden vaz da man salbe inne behalden mac. denne der stein als man spricht der bewarit eyne icliche salbe also das sie an irme wesene vnverwandilt blibit. Sundir nardus das ist eyn kleyn struch wolrichende als die meistere sprechen vnd hat eine kurtze wurtzele vnd alleine das der struch vet ist so ruchit er doch wol denne sien ruch der ist geliech dem cipresso vnde er hat ouch kleine bletere vnd wechzit als eyn gestude. vnd in dem wipfele so teilit sich der struch in ere. vnde da von so nemen die apote[235ra]kere die ere so sie ire kunst an der salben vnd in andern kruten wellen vben. vnde das ist da hie Marcus von spricht. „Es was eyne ture salbe von spikenarden“ das ist von den eren die vf dem wipfele nardi stehn. Denne die salbe die Maria dem herren brochte die en was nicht von der wurtzele des nardi struchis gemachit. sundir sie was von dem turesten gemachit das an dem nardo ist denne sie was von den bleteren vnd von den eren die da spiken heizen vermengit. also das sie spiken in der salben die vbirhant hilden. vnd da von so hatte die salbe groze craft. vnd ouch grozen ruch also das das huez allis von dem ruche irvullit wart als Johannes spricht. (Joh 12,3) THEOPHILUS: Odir disir spruch der nimt von dem krigschen sinen orsprinc. denne man spricht nardipistici. vnd da mite so wil man das dise salbe getruelichen ane alle valsch was gemachit als das da andirs kein dinc da zu gekomen en was denne das da turbar was von dem besten das in dem struche nardi was. vnde dar vm so spricht der andire ewangeliste. pistici. das ist getruwe. denne die salbe was ane allirleie argelist begatit. _____________ 11 vazze der] vazze so der

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AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Hie schinit etliche zweitracht in eime teile von Mathei we[235rb]gen vnd ouch von Marco. denne sie sprechen beide nach dem do sie gesprachen das pascha solde nach zwen tagen werden. (Mt 26,2) vnd da nach so betrachten sie das alrest das Jhesus quam zu Bethanien vnd das do Maria em die ture salbe vf sien houbit vnd vf sine vuze goz. sundir do Johannes von der turen salbe wolde reden. da en Maria mite salbete do sprach er. Das Jhesus quam vor sechz tagen vor dem paschetage zu Bethanien (Joh 12,1) vnd das sie em da eyn abentezzen machte (Joh 12,2) vnde das en do Maria salbete. (Joh 12,3) Sundir die luite die da von in eynen zwiuel werden bewegit die en vernemen des nicht wie Matheus vnde Marcus disen spruch meinen da sie sprechen das Jhesus quam zu Bethanien vnde das en da Maria mit der tvren salbe salbte. nach dem das nach zwen tagen der pasche tac were. denne das en setzen sie in irme ewangelio nicht das es in den zwen tagen were geschen nach dem pascha der tac solde komen. Denne so en schene nicht hie alleine eine zweitracht sundir es wer ouch eyn groz vndirscheit zwischen en beiden vnd Johanne der da spricht das Jhesus quam vor sechs tagen vor dem pascha. sundir sie wellen mit Johanne das es do geschen sie als er es spricht. sundir das sie es als eyns vnbetrachten dingis [235va] widir gedenken werden vnd setzen es widir an dise stat ane vndirscheit der tage denne die hat Johannes vollenkomelichen in sime ewangelio gesatzt. JERONIMUS: Geistlichen. Bie disme vzsetzigen Symone so ist dise werlt alrerst bezeichent do sie vngeloubic was. vnd da nach do disir selbe Symon gereynigit wart do bezeichente er die geloubige werlt. sundir das wieb das das alabastrine vaz mit der turen salbe brochte die bezeichent den cristenen gelouben der heilgen kirchen. die da von ir selben spricht in deme buche der gesenge. Mien nardus der hat sinen ruch gegeben. (Hld 1,12) Sundir die salbe heizit nardipistici. denne sie ist vol heimelikeit vnd turbarkeit. vnd das huez das irvullit wart mit dem ruche das ist himel vnd erde die mit der ere des herren irvullit sint. Sundir das alabastrine vaz das sie da zubricht das ist die begerunge des vleischis. denne das wirt zu dem houbte vnd ouch zu dem gantzen libe gebrochen. vnd das geschach do er az. das ist do er sich demutigite vnd hilt an vnsere menscheit da er die vuze bezeygete die der geloube der sunderinnen alrerst anrurte vnd steic da bie zu dem houbete vnd widir von deme houbte zu den vuzen. das ist von gote dem houbte zu den vuzen der menscheit. [235vb] durch den gelouben den sie an Cristum hat. Sundir da volgit: „Sundir da waren etliche die das in en selbir vnwirdiklichen trugen sprechende. wo nach ist die verlust disir salben geschen. denne _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang. 35 bezeygete Randnotiz

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man mochte sie verkouft haben turer denne vmme driehundirt pfenninge vnd mochte sie den armen haben gegeben.“ Diz wort spricht der ewangeliste durch eyne figure die heizit synodochen vnd ist die so man ein teil vor eyn gantz dinc benennit odir ein gantz dinc vor sien teil. als es in der schrift ouch dicke geschiet also werden hie ouch uile der benant die das vnwirdiklichen haben getragen das das wieb die salbe vf den herren goz so irer doch nicht me denne einr en was. denne Judas der was der alleine dem es muete. (Joh 12,4) Denne der verlorne Judas der begreif vnd nam ouch sine ewige verlust von des heilis wegen das diz selige wieb vant. vnde an dem vruchtbaren viecboume da vant er einen strick da er sich mite totte. (Mt 27,5) Denne vndir einr meinunge der girikeit so ret er diz widir diz wieb eine groze heimelikeit des gelouben. Denne vnsir geloube der wirt gekouft mit drinhundirt pfenningen das ist mit den zehn geboten die vzwendic dem lichame vnd ouch ynwendic dem geiste dinen so man die zene zu zehn malen ge[236ra]driueldigit. BEDA: Sundir das der ewangeliste spricht das sie widir das wieb brummen. des wortis en sulle wir mit nichte von den andern iungern vernemen. denne die hatten en so lieb das sie Cristo des nicht en gunden das man em icht widirigis tete sundir allis das man em zu eren tete das was en lib. sundir man sal des werlichen gelouben das es Judas alleine was. Sundir der ewangeliste hat eyne manchvaldige zal vor eyne einlitzige gesatzit. THEOPHILUS: Von dem grunde das der herre dicke hatte gesprochen das ein iclich mensche sien almuse den armen solde geben so mochte es ouch wol sien das etliche iungere me denne Judas alleine diz wieb straften vm die vnmaze die sie an der turen salbe beginc. Sundir doch Judas der en nam es nicht swerlichen in der selben meynunge als die anderen apostele des herren teten. sundir er truc es swerlichen durch der libe willen die er zu dem gelde truk da er eynen schentlichen gewin wolde ane stiften. denne er was ein dib vnd stal des vile das man em bevul von des herren wegen. vnd dar vm an der stat des ewangelij da Johannes diz ewangelij begencnizze betrachtit so nennit er Judam alleine als den der diz wieb mit einr argen meynunge strafte. (Joh 12,4 – 6) Sundir [236rb] er spricht: „Sie brummen widir sie.“ Das ist. Sie waren ir ser muelich vnde verwizzen ir das sie ribe were. vnd teten ir ouch gewalt mit anderen spruchen. sundir der herre strafit die iungere denne sie teten dar an vnbilchen das sie die gute begerunge des wibis hindirten. vnd dar vm volgit da: „Sundir Jhesus der sprach zu en. lazit sie vngehermit wo nach siet ir ir muelich.“ Denne da nach do diz wieb dem herren ire gabe hatte _____________ 3 synodochen Per synecdochen dicitur unus pro multis = Synekdoche striet

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gebrocht do wolden sie die iungere mit herten strafenden spruchen abewendic machen. ORIGENES: Die groze verlust die an der salben was geschen die muete sie vnd tete en ouch we. denne man mochte die salbe vmme vile geldis haben verkouft vnde mochte das gelt den armen haben gegeben. vnd des en solden die iungere bilchen nicht haben getan. denne das was wol vugelich das man die turbare salbe vf Cristi houbt guzze mit einr selgen gotlichen meynunge. vnd dar vm so lobit der herre disis wibis werc als da volgit: „Denne sie hat eyn gut werc an mich gewurcht.“ Denne also kreftic vnd also vol lobis ist diz gute werc das wir ouch alle da mite gemanit werden das wir ouch mit wolrichenden vnd mit turbaren werken des herren houbt mit begizende sullen irvullen. vf das man [236va] es ouch von vns moge gesprechen das wir ein gut werk haben getan vf sime houbte. Denne die wile das wir in disme lebene sien so habe wir die armen zu allen gezieten mit vns die vnsir bedurfen. vnd wir sullen dar an vnsire ruche legen so wir etwas zugenomen haben in deme worte gotis vnd sint etwas rieche gewurden in dem worte gotis vnd in sinir wiesheit so en moge wir dennoch zu der volkomenheit nicht komen das wir zu allen gezieten tac vnd nacht mit vns den ewigen gotis sun mogen gehaben. das ist das einborne wort. vnd die wiezheit gotis. Denne da volgit: „Denne die armen werdit ir zu allen gezieten mit vch haben vnd so ir wellit so mogit ir den wol tun abir mich en werdit ir nicht alle ziet bie vch haben.“ BEDA: Mich bedunkit des das der herre in disme worte spreche widir die iungere von der kegenwertikeit synis lichams vnd wold es also meynen das er nach synir vfirstende nicht also in alleme vruntlichen gekose welde sien vnd in andirme geschefte als zu der ziet do er die rede widir sie sprach. JERONIMUS: Der herre spricht ouch widir sine iungere von dem innigen wibe: „Sie hat ein gut werc an mich gewurcht.“ Denne der mensche der in got geloubit dem wirt es zu einr gerechtikeit geachtit denne das ist ein andir dinc [236va] das man gote geloube vnd ist ouch andirs das man in en geloube. denne der in en geloubit der wirfit sich gantz zu male in en. Da volgit: „Das sie hatte.“ das ist das sie vermochte das hat sie getan. denne sie ist vorkomen vnd wolde minen licham salben in die biegraft. BEDA: Als ob er zu den murmelden iungern spreche. das ir welt wenen das diz wieb tu zu einr verlust der salbe das tut sie zu eime amte miner biegraft. THEOPHILUS: Denne sie ist vorkomen als ob sie von gote her geleitit sie vf das sie minen licham zu eime zeichene der zukumftigen biegraft moge gesalben. vnd in dem spruche so lestirt der herre Judam den ver_____________ 3 Origenes super Matth.

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reter als ob er zu em spreche. mit welchem gewizzene schendistu diz wieb vmme diz gute werc das sie hat getan so sie minen licham vmme keine andire sache en salbit denne vf das sie an mir das amt miner biegraft begehe. vnd wor vm en schendistu dich selben nicht so du minen licham zu dem tode wilt verraten den tot diz wieb vor mit dem amte des salbens begeht. Sundir dar nach so prophetizirit der herre zweileie prophecien. die eyne ist das das man das ewangelium predigen sulle in der gantzen werlde vnd die andire ist diz das man des wibis werc loben wirt. vnd dar vm so volgit [237ra] da: „Jch sage es vch werlichen das wo man das ewangelium in alle der werlde predigen wirt so wirt man sprechen das sie diz habe getan in sien gedechtnizze.“ BEDA: Abir man sal hie merken das gelicher als Maria da von groze ere hat irkregen als wite als der vmmeganc der werlde ist. vmme das das sie dem herren den willigen dinst tete. vnd wirt dar vm mit lobe gepredigit. als ist es ouch her widir das der der sinen dinst hindern wolde der ist wiet. vnd lanc als wiet als die werlt ist dar vm gelestert. Sundir der herre wolde das gute werc mit lone begaben. denne es was lobis wirdic. sundir das versweic er was lastirs Judam den verreter solde vmme die sache vbirgehen.

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Vnd Judas von Scharioth der eynr was von den zweluen der ginc zu den hohesten pristern vf das er en widir sie in offenbarende verrite. (Mk 14,10) vnd do die das gehorten do wurden sie vro vnde sie gelobten em gelt dar vm zu geben. vnd also was er gerende vnd suchte wie er en vugelichen den hohesten mochte verratende entwerten. (11) BEDA: Sich wie disir vnselige Judas den schaden rechen wolde den er genomen hatte als en beduchte an der salbe die das wieb hatte vergozzen. vnd dar vmme so wolde er das an sime meistere [237rb] rechen vnd wolde sinen licham widir das gelt wegen. vnde verkoufte en vm als vile geldis als em beduchte das em von der salbe were gewurden vnd dar vm so ginc er zu den hohesten pristern. vnd das volgit da: „vnd Judas von Scharioth einr vz den zwelf iungern der ginc zu den hohesten pristern vf das er en den hohesten pristeren verrite.“ CRISOSTOMUS: Wo nach wiltu mir sien lant nennen. denne das were bequeme das man ouch von em nicht en weste. sundir der ewangeliste der nennit en dar vm vnd ouch von dannen er was. denne da was ouch ein andir iungir des herren der hiez Judas Jacobi Zelotes. vnd das icht eine irrunge da von wurde das _____________ 32 Chrysostomus in Serm. de passione

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man icht durch des zunamen willen den eynen vor den andern nente. so scheidit der ewangeliste den eynen von den andern mit sinis landis namen so er spricht: „vnd Judas von Scharioth.“ Sundir da er spricht: „Eynr vz den zweluen.“ da mite so merit er die vnbarmhertzikeit vnd die grunt bozheit des verreters. Denne da waren ouch andire iungere des herren ane die sundirlichen zwelue vnd der waren sibentzic an der zal. sundir die sibentzic die en waren dem herren nicht so na noch mit alsulcher sicherkeit gesellic. sundir dise zwelue die waren vz allen den andern gelesen vnd [237va] versucht. denne das was die kunigliche trucht. vnd vz der trucht so vil der vnture verreter. JERONIMUS: Sundir disir vngetruwe Judas der was einr vz der zal der zwelue. sundir er en was nicht vz den tugenden der zwelue. noch ouch vz dem lone der zwelue. einr vz den zweluen mit dem lichame. abir nicht einr vz den zweluen mit dem gemute. Sundir er ginc do zu den vursten da nach das er vzgeginc vnd do Sathanas der tuuel in en gevur. (Lk 22,3) Denne ein iclichs das gesellit sich zu deme das em geliech ist. also tete ouch Sathanas zu Juda dem verretere denne sie hatten beide einen bosin willen. BEDA: Sundir da der ewangeliste spricht von em. „das er ginc.“ da mite so wil er bewisen das er da zu nicht von den vursten der pristere geladen wart noch da zu gebeten das er die groze vntugent widir sinen meister solde begehn. vnd ouch so bewisit er da mite das er das vnbestrickit ane alle not von vrien willen tete. vnd nam vz sime eygenen bosen grunde sines hertzen den vngetruwen rat das er sinen herren vnbetwungen wolde verraten. THEOPHILUS: Der ewangeliste der spricht: „vf das er en den hohesten pristeren verrite.“ Das ist. er quam dar vm zu en vf das er en das mochte kunt [237vb] tun wenne sie en mochten alleine gevinden. denne sie en tursten en nicht angrifen so er das volk larte denne sie vorchten die gemeyne schar der luite. JERONIMUS: Rechte in der selben wise so spricht disir vnture Judas zu den Juden: „was weltir mir geben ich wil vch Jhesum entwerten in vwere hende.“ (Mt 26,15) als sien meister der tuuel vor der ziet hatte gesprochen do er den herren hatte bekorit. Disir dinge alle wil ich dir gewalt geben. (Lk 4,6) Sundir da volgit das: „abir do sie das irhorten do wurden sie vro vnd gelobten das sie em gelt welden geben.“ Sich wie sie em das gelt gelobten vnd verlisen das leben denne das gelt nam er do in sine gewalt do er das leben verloz. CRISOSTOMUS: O sich welche eyne amechtikeit odir sich bilcher welch eyne girikeit wie die bose girikeit alle arc geschaffen hat. Denne die girikeit die enthelt die gevangenen selen vnd die sie verbindit die verstrickit sie mit alle den knoten. denne die bose vntugent die brengit in den menschen ein vergezzen allirdinge vnde entvremdit das hertze allir dinge em selben. vnd dar vm do Judas von disir vntugent gevangen was. do

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vergaz er des begenknizzes das em der herre hatte bewisit. vnd ouch der zucht des tisches. vnd allir manunge da en Cristus mite gewarnt [238ra] hatte. vnd stunt vf von dem herren vnd ginc von dannen vnd verriet sinen meister. Da volgit: „vnd er warte wie er en den meister mochte vugelichen entwerten.“ JERONIMUS: Sundir man en vindit des nicht das ie ein mensche vuge der ziet gesucht habe zu dem das er an eime andern arge list mochte begehen an dem das nicht gerochen en wurde hie in disir ziet odir dort nach disir ziet. BEDA: Der ist uile noch huite in der werlde die Judas dinc das an gote an Jhesu vnde an sinem meistere begink vlien vnd en da vor gruwit als vor eime vnsprechelichen bosin dinge. vnd en huten sich doch da vor nicht denne vmme snode zietliche gabe so versmehen sie die alle die gebot der minne vnd ouch der warheit vnd verraten da mite got der die minne vnd ouch die ewige warheit ist. denne so sie sine gabe lesteren so schenden sie ouch en selben.

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Vnd an dem ersten tage azimorum das ist so man das vngesurte brot solde ezzen. vnd do sie das ostirlamp zu eime opfere solden toten. do sprachen zu em die iungere. wo wiltu das wir gehen vnd bereiten das du das pascha ezzist. (Mk 14,12) vnd do sante er zwene vz sinen iungeren vnd sprach zu en. Get in die stat vnd so wirt vch ein mensche beiegenen der hat ein legel mit wazzere vf [238rb] gevazzit. Dem volgit. (13) vnd wo der yngehn wirt da sprechit zu dem herren des husis denne der meister spricht. wo ist mien mushuez da ich das pascha mit minen iungern ezzen sal. (14) vnd er wirt vch denne einen sal bewisen groz vnd wol berichtet vnd da bereitet es vns. (15) vnd do gingen sine iungere von dannen vnd quamen in die stat vnd vunden es als es er en hatte gesagit. vnd bereiten da das pascha. (16) CRISOSTOMUS in der rede von dem lidende des herren: Do Judas das itzunt berichte wie er den meister verraten mochte do waren die andern iungere da nach mit vlize das sie das pascha bereiten mochten. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „vnd da an dem ersten tage do man das brot ane suerteic ezzen solde. vnd do sie ouch das pascha das ist das lamp toten. do sprachen zu em die iungere. wo wiltu das wir gehen. vnd bereiten dir das du das pascha ezzist.“ BEDA: Der ewangeliste heizit hie den ersten tac azimorum den vierzehenden tac des manis. Denne so moste das iudische volk alle sinen suerteic besiten tun. vnd pflagen denne das lamp zu oppfern das ist zu toten an dem abende vnd das legit _____________ 27 Chrysostomus in Serm. de passione 28 waren die] waren die die

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Kapitel 14

der apostel vz vnd spricht vnsir pascha Cristus das ist geopfirt in den tot. (1 Kor 5,7) Denne alleine das er an dem [238va] andern tage da nach das ist an dem vumftzehnden tage des manis alrerst an das cruce gehangen wart. idoch so wart er des nachtis als eyn lamp geopfirt zu dem tode. denne er gab do das sacrament sinis lichams vnd sinis blutis sinen iungeren. vnd bevul en das das sie di selige heimelikeit des sacramentis mit grozir erberikeit wirdigen solden. vnd ouch so wart er in der nacht von den Juden begriefen vnd gehalden vnd ouch veste gebunden vnd da mite so heilgete er den anevanc sines lidenis. JERONIMUS: Das azima das solden die Juden ezzen mit bittirkeit das ist mit scharfen veltlatchen. abir bi dem azima so ist vnsire irlosunge bezeichent vnde bie den bittern latchen so ist die bittirkeit bedutit die der herre in sinir martere leit. THEOPHILUS: Sundir in dem spruche da die iungere zu dem herren sprechen: „wo wiltu das wir gehn vnd bereiten dir das du das pascha ezzis.“ Da wirt vns offenberlichen mite bewisit das der herre so arm was das er nicht eyne eigene herberge en hatte vnd ouch waren die iungere so bloz das sie nicht eigener husere en hatten. denne wer das sie eygene husere hetten gehat so hetten sie en da vor yn gevurt. JERONIMUS: Sie leren vns ouch mit dem worte da sie sprechen: „wo wiltu das wir gehn.“ das wir [238vb] alle vnsire wege nach sime willen sullen schicken. vnd dar vm das sie en vregeten so sagit er en den menschen mit dem er das pascha essen wil. vnd nach sime sitten so sendit er zwene vz sinen iungeren. vnd das han wir vor vzgelegit was er da mite wolde bezeichenen. vnde dar vm so uolgit da: „vnd er sante zwene vz sinen iungern vnd sprach zu en geht in die stat.“ THEOPHILUS: Sich hie wie der herre zwene vz sinen iungern wolde senden Petrum vnd Johannem als Lucas wil vf das sie em das pascha solden bereiten vnd sante sie ouch zu eime vremden menschen vnd der wart em altzuhant gehorsam. (Lk 22,7 – 13) vnd wolde da mite offenberlichen bewisen das er die gewalt hatte das er sterben mochte vnd mochte es ouch ledic sien gewest hette er gewolt. Denne der herre der des vnbekanten menschen hertze bewegete da zu das er den herren so minniklichen mit sinen iungeren in sien huez enpfinc. was mochte der herre in allen andern dingen nicht haben gewurcht. Sundir der herre gibit ouch den zwen iungern ein zeichen da sie des vnbekanten menschen huez bie vinden solden so er vortme spricht: „vnd so wirt vch ein mensche beiegenen der hat ein legel mit wazzere vf gevazzit vnde dem volgit. vnd wo er yn wirt gehn da sprechit zu dem [239ra] herren des husis. Denne der meister spricht wo ist mien mushuez da ich mit minen iungern ezzen sal. vnde so wirt er vch einen grozen sal bewisen vnd da

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bereitit es vns.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintragen: Hie schinit zwischen Luca vnde Marco an eime worte eyne zweitracht. denne Marcus der spricht: „ein legel wassirs.“ vnd Lucas der spricht. eyne kanne wazzers. (Lk 22,10) Sundir man sal wizzen das Marcus in sime spruche den gemeinen adil des wazzers helt. vnd Lucas die wise des wazzers. vnde der vazze vndirscheit. sundir doch so bewarit ein iclicher den sin der warheit. BEDA: Das was ein sundirlich zeichen das da keginwertic was in Cristo. denne er was an einr stat vnd rette mit sinen iungern als ein mensche vnde sagete en was en andirswo zukumftic was als ein got vnd dar vm so volgit da: „vnd sine iungere do sie von dannen gegingen vnd quamen in die stat do vunden sie als er en gesagit hatte vnd bereiten em da das pascha.“ CRISOSTOMUS: Die iungere die da in die stat gesant wurden vf das sie Jhesu das pascha bereiten solden die en bereiten nicht das pascha das vns cristenen luiten zugehort. sundir sie bereiten das alde pascha das da die iudische diet angehorte. Denne das pascha das vnsir ist das en liez er nicht bereiten. sundir er [239rb] wart vns selber das nuwe pascha. Sundir vmme welche sache das der herre zu der ziet das iudische pascha ezzen wolde das geschach dar vm. Denne gelicher wise als er vndir die e was gekomen vf das er die irlosen mochte die vndir der e lagen (Gal 4,4f.) vnde doch der burde der e nicht getragen mochten als wold er ouch hie mit disme lesten pascha der alden e eine rue geben. vnd ouch so az er das leste pascha mit sinen iungern der alden e. vf das imant durfte sprechen das er Moises e in iren geboten nicht volbrengen en mochte. denne sie was gestrenge vnd muelich in irer satzunge. vnd dar vm so wolde er sie alrerst volbrengen e denne er des nuwen testamentis begunde vnd wolde die alde e da mite ruen lazen. JERONIMUS: Geistlichen so ist die stat da der herre sine iungere ynsante die heilge kirche. denne die stat ist mit der mure des gelouben vmgegurt. abir der erste mensche der da beiegent den iungeren so sie in die stat komen das ist das erste volk des gelouben. Sundir die kanne wazzers die bezeichent die e. des alden buchstabis. BEDA: Odir bie dem wazzere das der mensche in dem kruge truc. so ist vns das bat der toufe bedudit. Sundir das legel bezeichent der predigere krancheit von irer menscheit wegen durch die die selbe genade der werlde geoffenbart wirt [239va] THEOPHILUS: Der mensche tregit ein legel wazzers der in dem wazzere der toufe gereinigit ist. denne der die toufe vfuazzit vnd sie minniclichen tregit der kumt zu der rue ist es das er nach der redelikeit lebit so besitzit er da eine geistliche rue gelicher wise als ein mensche in sime _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang. stabis] bustabis

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eygenen huse. Da volgit: „volgit em.“ wer ist der der den menschen in das hohe mushues leiteit da Cristus sien pascha ezzen sal das tut der herre des husis. Denne Petrus der apostel der ist der dem der herre sinis husis getruwit hat. vf das in allen luiten ein geloube sie vndir eime hirten. abir der groze sal der rue vnd des abentezzens das ist die groze kirche da man den namen gotis inne kundigit. vnd das huez ist ouch wol bestrouwit mit manchualdikeit der tugende vnd ouch der zungen. BEDA: Odir bie disme grozen sale der so wiet ist so ist vns die geistliche e bedutit. Denne die e des geistis die wirt vz dem engenote des buchstabis das ist vz dem getwange der alden e vf die wite der gnaden gezogen. vnd denne in der e des geistis so wirt der mensche in die hohe gezogen. vnd da entpfeht er denne vf dem hohen sulre des geistis der irlosir allir dinge. Sundir diz en ist ouch nicht ane geistlichen sin das der mensche wazzir [239vb] truc der ein wiser des husis was. Denne das element das wazzer das ist ein gemein dinc vnd bezeichent das das alle die die des sacramentis teilhaft wellen sien vnd ouch der gnaden des herren die mogen sich da zu berichten. denne den ist sie von gote allirdinge vnuersagit. denne der herre wil sie en geben nach allir begerunge iris willen. THEOPHILUS: Odir bie dem herren des husis so ist des menschen vernumft bedutit. denne die bewisit dem menschen eynen grozen gewaldigen sal das ist die groze hohe der vernumft. idoch alleine das das hohe vnd gewaldic ist so en hat es doch an em keine ytele ere noch ouch hochvart. Sundir das huez ist geliech vnd nidirgelegit in gantzer demut. Denne da in alsulch eime huse des hertzen da die vernumft des menschen also lutirlichen ire werc vbit da bereitit man Cristo ein pascha von Petro vnd Johanne. das ist von der vbunge gotis werkis vnd von einr hohen beschowunge. denne Petrus ist so uile gesprochen als ein wirker vnd Johannes als uile als ein beschouwen.

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Sundir do es abent wart do quam er mit den zweluen (Mk 14,17) vnd do sie sich nidir gesatzten vnd azen. do sprach Jhesus. Jch sage vch werlichen den einr vndir vch der mit mir izzit der [240ra] wirt mich uerraten. (18) vnd do begunden sie sich sere zu muen. vnd ein iclicher besundern zu em sprechende. vnd en sal ich des icht tun. (19) Do sprach er zu en. Einr vz den zweluen der mit mir die hant netzit in der schuzzeln. (20) vnd vor war des menschen sun der wirt gehn als da geschriben ist von em. sundir we dem menschen durch den des menschen sun verraten wirt. denne es wer em gut vnd ouch ob der mensche nicht geborn en were. (21)

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BEDA: Gelicher wise als der herre lange vor der ziet sine martere wolde den iungeren vor sagen was er liden solde vnd wie er liden solde vf das sie da mite irkenten das er das liden mit gutem willen an sich neme. als wolde er en ouch nu vor sagen. vnd doch nicht bie dem namen nennen den verreter der en solde verraten. vnd da mite das der herre vorkundigite den verreter vnd sine bozheit so wolde er em eine stat der buze verlien also das er sich von den bosin hette bekart so er das irkante das dem herren sine gedanken vnuerborgen weren. vnd da von so spricht der ewangeliste hie: „Sundir do es abent wart do quam er mit sinen zweluen. vnd do sie sazen vnd azen do sprach Jhesus. Jch sage uch werlichen denne einr vz uch der mit mir izzit der wirt mich verraten.“ CRISOSTOMUS: Jn disme spruche so [240rb] ist es offenbar das der herre Judam den andern iungern nicht offenbaren en wolde. vnd das tete er dar vmme vf das er em icht allirdinge die schemde beneme. vnde ouch so en wolde er es nicht allirdinge verswigen vf das Judas icht dechte das sine sunde mochte allirdinge bliben bestopfit vnd das er da von die kunlicher zu dem verretnizze wandirte. THEOPHILUS: Hie irhebit sich eine vrage wie der ewangeliste diz meinit das sie sitzende azen so doch die e das geboten hatte das man das pascha stende solde ezzen vnd vfgeract. abir das mac man also entscheiden. das sie alrerst stende vnde vfgeract das pascha azen. als es en die e gebot. vnde das sie sich da nach nidir satzten vnd azen do er en sien eigen pascha begunde zu geben. denne das azen sie alle samt mit em sitzende. JERONIMUS: Der abent da der ewangeliste hie von spricht. der bezeichent vns den abent disir werlde. Denne bie der eilften stunde des tages so komen die lesten die doch den ersten vnd ouch alrerst den tagepfennig werden vfnemen. Denne die iungere des herren die werden hie mit disme spruche alle gerurit vf das eine eintracht werde des clanges von der seiten wegen vf der harfen. denne so alle die seiten vf ire hoheste gezogen werden. so entwerten [240va] sie mit einr eintrechtigen stimme. Da volgit: „vnd sie begunden sich des alle zu betrubene vnd sprachen ein iclicher besundern zu em vnde bin ichs icht.“ Sundir der eyne was trege in sinir entwerte denne er was itzunt bose gewurden von der libe des geldis. vnd der sprach ouch. Bin ichs icht meister als man in Matheo lisit. (Mt 26,25) THEOPHILUS: Die iungere die begunden sich alle des wortis das der herre sprach: „Eynir vndir vch der wirt mich verraten“ ser zu betruben. denne alleine das irer eyn iclicher des sichir was vnd an em wol irkante. das er da kein liden von en hatte vnd ouch das er in sinem willen nicht en hatte das er es tun welde. so geloubten sie doch me deme herren der die hertze allir luite irkante denne en selben. _____________ 12 Chrysostomus in Serm. de passione

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vnd da von so irschracken sie als vile die me. Sundir da volgit nach. vnde er sprach zu en. Einr vz den zweluen der mit mir die hant in der schuzzelen netzet. BEDA: Hie sich wie welch eine groze kunheit Judas beginc. denne do der herre das wort gesprach. das en der einr solde verraten der mit em in das vaz weichte do zogen die iungere altzuhant einr iclicher sine hant besiten. sundir er stiez sine hant mit dem meistere in die schuzzele. (Joh 13,26) Sundir do der herre vor gesprach: „Einr vndir vch [240vb] der wirt mich verraten.“ Do bleib der verreter ane alle bekeren in sime argen willen. vnd do wolde er en offenberlicher bezeichenen vnd strafen. vnd en wolde doch sins namen nicht kundigen vf das er dennoch die stat der buze lize wer das er sich hette gewolt bekeren. JERONIMUS: Odir andirs. Denne er spricht: „Einr vz den zwelven.“ vnd wolde da mite bezeigen das er also von en geteilit were das er der zweluer nicht einr en were. vnd ouch das en Judas algereit besiet gesundirt en hatte als den den er in den tot entwerten wolde. denne der wolf der scheidit das schaf besiten von den anderen das er begrifet vnd vehet. denne das schaf das vz dem schafstalle geht vnd nicht mit den andern vndir dem slozze blibit das gibit sich in die not das es von dem wolue begriffen werde. Sundir ydoch so en wolde sich Judas von sime bosen willen nicht bekeren. vnd wie er itzunt zwir von dem herren gewarnit vnd gemanit was. sundir er wart noch vollenkomelicher an sinir bozheit bestetigit. vnd dar vm so kundigit der herre vor die pine die dem volgen der den bosen willen in das werk des verretnizzes brechte. vnd das tet der herre vmme die sache denne so en die schemde nicht entwanc also das er den bosen willen hette ge[241ra]lazen. den wolde er mit der vorkundigunge der pine twingen vnd bezzir machen. vnd das ist es das hie volgit: „vnd sicherlichen des menschen sun der wirt gehn als da von em geschriben ist.“ CRISOSTOMUS: Hie sal man merken das vns der herre an dem worte da er spricht „des menschen sun der wirt gehn“ bewisit das er den schemelichen tot nicht widir sinen willen an sich hat genomen. sundir das er sine sele selbir satzte in den tot. vnd nam sie ouch widir do er wolde also das er von keinr not da zu getwungen en wart. JERONIMUS: Man vindit ouch uile luite die ire guten werc in der wise wirken als Judas tete. sundir es en hilfit sie nicht. vnd dar vm so uolgit hie bilchen als der herre spricht: „Sundir we dem menschen durch den des menschen sun verraten wirt.“ BEDA: Der spruch en wart dar vmme nicht gesprochen das an Judam alleine behengen solde der den herren vleischlichen verraten wirt. sundir man sal es ouch wizzen das huite vnd vmmerme so muz dem menschen we geschen der zu dem tische _____________ 29 Theophylactus

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des herren mit argem willen geht vnd mit suntlichen werken ane ruige. Denne der mensche tut geliech nach dem bilde als Judas hat getan vnde verret ouch des menschen sun. sundir nicht in die hende der sundigen Juden. abir sinen sundigen geliden die [241rb] en mit sunden begrifen. vnd en abir vf ein nuwis mit irer sunde in en selben crucigen. abir da volgit: „Es wer em gut gewesit vnd en wer der mensche nicht geborn.“ Das ist das er in dem inren buche sinir mutir were gebliben vnd nicht in dise werlt wer gekomen. Denne es were bezzer das ein dinc nicht en wer denne das es da zukumt das es zu allen zieten in pine vnd in quale sal sien. THEOPHILUS: Jst es das man das ende merkit da Judas zu geschaffen was so was es bezzir das er geborn was denne das er mit nichte geboren en were. denne got der hat en zu sime ewigen lebene geschaffen vf das er das in vroiden solde besitzen. vnd das was das ende vm das en der ewige got mit dem bilde sinis geistis hatte begabit. vnd dar vm hette er das verretnizze wolt lazen so wer es ane zwiuel nutze gewesit das er in dise werlt wer durch sine geburt gekomen. sundir da nach das er in also groze bescheidenheit viel also das er sinen willen dar an bestetigete das er die bozheit an dem gotis sun begehn wolde so wer es em bezzer gewesit das er nicht geborn en were. Denne alleine das er zu dem ewigen lebene als zu sinem ende geschaffen was so machte er sich doch des endis mit sinen sunden vnwirdic also das er von der vroide des lebenis viel in die trurkeit [241va] des ewigen vertumnizzes.

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Vnd do sie azen do nam Jhesus das brot vnd brach es segende enzwei vnd gab es en vnd sprach. Nemit diz ist mien licham. (Mk 14,22) vnd do er ouch den kelch genam do beginc er dancnemekeit vnd gab en en. vnd sie trunken vz em alle. (23) vnd do sprach er zu en. Das ist mien blut des nuwen selgeretis das da vergozzen wirt vor uile luite. (24) Denne ich sage vch werlichen das ich itzunt nicht me en trinke von dem yngeweide des wienstockis bes an den tac so ich das mit vch nuwe werde trinken in dem rieche gotis. (25) BEDA: Nach der ziet do der herre die hochziet des alden pascha mit sinen iungeren allirdinge volendit hatte. do richte er sich zu dem nuwen pascha. vnd in dem nuwen pascha so wolde er eine wirtschaft stiften. denne er wolde da sinen vrunden nuwe gerichte beide der spise vnd ouch des trankis geben. denne er wolde vf dem tische sien eigen vleisch vor dem lammis vleisch geben vnde sien eygen blut vor des lammis blut zu eime tranke sinen iungeren geben. vnde also wolde er das nuwe

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selgerete stiften vnd bestetigen nicht mit eins sterbenden lammis blute. sundir mit sime eigenen blute. vnde dar vm so spricht der ewangeliste: „vnd do sie azen do nam Jhesus das brot.“ vnd [241vb] da mite so wolde der herre offenberlichen bewisen das er der were dem der herre got der vatir das gesworen hatte do er sprach. Du bist ein prister ewiclichen ane ende nach Melchisedechs orden. (Ps 110[109],4; Hebr 5,6) Denne Melchisedech der opferte Abrahe brot vnd wien. (Gen 14,18f.; Hebr 7,4 – 10) abir da volgit: „vnd do er es gesegente do brach er es.“ THEOPHILUS: Das ist. er dancte dem vatire vnd brach es als wir ouch tun. vnd setzen da noch me gebetis zu als luite die gebrechelich sint vnd der gnaden gotis bedurfen. BEDA: Bie dem das der herre das brot brach selben das er sinen iungeren wolde geben so wolde er vns das offenbar machen das sien licham an dem cruce vnd an der stupe nicht mochte zubrochen werden mit den slegen es en wer denne mit siner vrien willekor geschen. vnd er en hette es selben in ewiger vorsichtikeit also geschickit. vnd das brot das bendiete er ouch. da wolde er mite bewisen das er die menschliche nature die er von dem menschen lidende wolde nemen samt mit sime vatire vnd mit dem heilgen geiste mit der kraft gotlicher gnaden wolde irvullen. Denne Cristus Jhesus der en nam den geist nicht in einr maze als en andire creaturen nemen sundir er bendiete mit sime segene das brot vnd brach es vnd da mite so wolde er bewisen das er den menschen [242ra] den er an sich hatte genomen. den wolde er in der wise also dem tode vndirtenic machen das er ouch da bie wolde bewisen das in em ouch eyne vnsterbenden macht der gotheit were. also das er den selben sterbenden licham widir von dem tode mochte irwecken wenne er welde. Da volgit: „vnd er gab es en vnd sprach. Nemit es denne es ist mien licham.“ THEOPHILUS: Als ob er spreche. Sehet das ich vch nu gebe. vnd das ir von mir nemit. Denne dise figure des brotis die en ist nicht alleine Cristi licham. sundir diz brot das wirt allirdinge gewandilt in Cristi licham. denne der herre der hatte vor in Johanne gesprochen. das brot das ich werde geben das ist mien vleisch. (Joh 6,51) Sundir idoch so en wirt da Cristi vleisch nicht gesehen in eins vleisches forme. vnd das geschiet durch vnserer krancheit willen. Noch Cristi blut ouch nicht in sime eigenen gesteltnizze. Sundir das vleisch wirt da gesehen vndir des brotes ane val. vnd das blut vndir des winis schien. denne wir haben beide brot vnd wien von vnsir gewonheit. vnde dar vm so en darf vnsire krancheit keine bekorunge dar ane liden. sundir wer das. das wir da eins menschen vleisch segen vnd ein offenbar blut beschouweten so were wir von vnsirer krancheit wegen da zu zu blode das wir das vleisch odir das [242rb] blut icht nutzten. vnd dar um so wolde der herre vnsire

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krancheit mit einr mitelidungen nachuolgen. vnd behelt vns da in dem sacramente die bilde die den sinnen mogen vol tun beide an dem brote vnd ouch an dem wine. Sundir doch so wirt da das selbe wesen des brotis vnd ouch des winis allirdinge in Cristi vleisch vnd ouch in sien blut gewandilt. CRISOSTOMUS: Der selbe Cristus der da kegenwertik was vbir dem tische an minniclichen abentezzene vnde den tisch mit sinir kegenwertikeit zirte. der ist ouch nu kegenwertic vnd heilgit den tisch des sacramentis. Denne das en vermac nicht ein mensche zu tun das er vz deme brote vnd vz dem wine gotis licham vnd sien blut machte. Sundir der machit da in dem sacramente blut vnd vleisch vz dem brote vnd vz deme wine der durch vnseren willen an den galgen des crucis gehangen wart. Denne die wort in den die wandelunge geschiet die werden durch des pristers munt gesprochen. sundir das sacrament das wirt durch die kraft vnd durch die gnade gotis vollenbrocht in dem worte da der prister spricht. Diz ist mien licham so werden alle die dinc in irer heilgunge volbrocht. Gelicher wise ouch als die stimme die eins gesprochen wart von gote. wachzit vnd werdit gemerit vnd irvullit das ertrieche. vnd doch so besteht die stimme [242va] noch mit der vbunge des werkis der naturen in der geburt der luite. als ist ouch dise stimme. Diz ist mien licham zu eymale von Cristo gesprochen vnd nimt ire vbunge in volbrengunge des werkis vf allen tischen der kirchen vnd werit ouch bes huite an disen tac vnd behelt ouch ire stetikeit bes an den tac der anderen zukumft des herren. JERONIMUS: Geistlichen. Bie disme brote das Jhesus bricht vnd vbirformet es in sinen licham so ist vns die heilge kirche bezeichent. denne die kirche die wirt von Cristo in den gelouben genomen als das brot. vnd wirt gebendiet in der zal der luite die alle tage da yn gesamt werden vnd wirt gebrochen in manchirleie lidunge die sie lidit odir in ir selben odir ouch dicke in iren cranken geleden vnd das geistliche brot wirt ouch in guten bilden gegeben so die cranken die bilde der tugende von den starken nemen vnd wirken ouch nach den selben bilden. Sundir der licham wirt ouch genomen in der lere. denne so die eynueldigen gelart werden von den lerern mit werken vnd mit worten so nemen sie die geistliche spise des wortis. Sundir Cristus der lebende gotis sun der vbirformit in dem kelche vz wine vnd vz dem wazzere sien tures blut vf das wir mit dem wazzere von vnsirer sunden schult gesuuert werden vnd mit dem [242vb] blute von dem ewigen tode irlost werden vnd von allen pinen. Denne mit dem blute des lammis so wurden die Jsraheliten vor der slachtunge des engils bewarit vnd mit dem wazzere des roten _____________ 6 Chrysostomus in Serm. de passione

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meris so wurden ire viende irtrenkit. vnd die zwei dinc die sint der heilgen kirchen sacrament. vnd dar vmme volgit da: „vnd do nam er den kelch vnd dancte deme vatire vnd gab in en.“ vnd da mite so wil der herre bewisen das wir mit gnade vnd nicht vnsirer werc wegen selk sint gewurden. GREGORIUS in dem andern buche uf Job: Do der herre sich zu der martere nehite die er mit willen an sich genomen hatte vnd liden wolde da spricht man von em das er das brot neme vnd wart dancneme in gnadenriecher wise. denne der dancte gote dem vatere der die castihunge vremder bozheit an sich nam. vnde der da kein dinc begangen en hatte durch des willen er keine slege bilchen solde liden der segent vnd bendiet geduldiclichen in siner echtunge di er von den Juden leit. vnd da mite so wil er vns das bewisen das wir ouch dem geliech tun sullen so wir vm vnsire schult gegeiselt werden. so der edile Jhesus so mit grozer demut vnd mit gedult die geislunge leit durch vremder schult willen vnd durch der willen die em sinis lidenis so vugemelichen danken. [243ra] vnd er bezeichent ouch alhie das der iunger der gote vndirtan ist. das der danken sal so er mit gote strafunge von gote odir von sime meistere getwungen wirt so er dem vatere dancte do er von vnschult so groze smertze leit vnd er dem vatire doch in der gotheit ebenmezic was. BEDA: Vnd dar vm so vns des not ist das wir alle ziet in Cristo bliben vnd ouch Cristum in vns blibende haben so wirt der wien des gotlichen kelchis mit dem wazzere vermengit. Denne als Johannes in apocalipsi bezuigit so ist bie dem wazzere das volk bedutit. (Off 17,15) vnd dar vm so en ist es keinem menschen irloubit das er wazzer alleine odir wien alleine in dem sacramente opferte vf das man in dem opfere icht bewise das Cristus das houbt von sinen geliden geteilit sie. denne er selben spricht zu den geloubigen. Sehit ich wil mit vch sien bes an das ende der werlde. (Mt 28,20) Odir das ouch der mensche icht bewise das Cristus mochte haben geleden ane die minne vnsirer irlosunge. odir das wir ane sien liden in keinrleie wise mochten selk sien gewurden. vnd da volgit: „vnd trinkit alle vz em.“ JERONIMUS: O du selige trunkenheit o du heilsame site. denne ie man dich vollenkomenlicher vnd mit grozerer minne nimt ie du herre des menschen hertze me nuchtern machis von [243rb] allen vntugenden. THEOPHILUS: Da sint ouch etliche die wellen sprechen das Judas die sacramente des vleischis vnde des blutis des herren nicht enpfinc. noch ouch teilhaft en wart. sundir das Judas e der ziet vzgegangen was. e der herre sine iungere mit disme sacramente begabte. als sie sprechen. Sundir die andern meistere die sprechen das er ouch em von den heimeli_____________ 6 Gregorius Moralium

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chen sacramenten gab als sinen andern iungeren. CRISOSTOMUS: Sundir man sal es also vernemen das Cristus Jude das blut vz dem kelche zu trinken gab das er vmme drizic pfenninge verkoufte vnd gab es en dar vmme das er eyne vergebunge alle sinir sunde irkrege hette er die vntugent sines bosen willen wolt lazen. JERONIMUS: Judas der tranc ouch vz dem kelche des blutis. sundir er en wart da von nicht gesetit als die andern iungere des herren. vnd doch so en mochte das blut des durstis des ewigen vuris in em mit nichte verleschen. denne er nam Cristi heimelikeit in dem vure. Denne Cristi sacrament die en mogen die geist nicht rein gemachen. sundir ire tvmmen gedanken die brengen die luite zu der schult ires vallis die sich mit stinkenden henden bosir werc vermengit haben. CRISOSTOMUS: Vnd dar vm so en sal da kein Judas mit dem herren von sime tische ezzen. denne das sacrificium das [243va] man da opfirt vnd vor eyn gerichte brengit das ist eine geistliche spise. Denne gelicher wise als die libhaftige spise so sie von dem menschen genomen wirt vnd in sinen buech kumt ist es denne das sie den magen mit bosir vuchtikeit vullit. so en vrouwit die spise den menschen nicht sundir sie ist em me ein schade vnd tut ouch em we. vnd also ist es ouch vmme dise geistliche spise denne vindit imande mit bosen vnturen sunden bekummert sie sint vleislich odir geistlich so ist sie em me eine orsache der verlust. denne des lebenis odir der selkeit. vnd das engeschiet nicht von der naturen wegen der geistlichen spise. denne die ist gut an ir selben. sundir es geschiet von des vntugent wegen der die heilge spise zu em nemen tar so er sich doch mit sunden bevleckit irkennit. vnd dar vm so sal das hertze in allen dingen pur sien beide in gedanken in willen vnd in werken. denne das sacrament ist pur ane alle mal. vnde da volgit: „vnd er sprach zu en. diz ist mien kelch des nuwen testamentis.“ BEDA: Disir spruch der gehort zu der vndurcheit des alden testamentis. denne das wart bestetigit mit der bocke vnd mit der kelbere blute vndir gesprengit von dem geber der e. sundir diz ist das gedechtnizze des nuwen testamentis das got zu vns hat gesant. (Ex 24,8) [243vb] Da uolgit: „Das da vor uile luite wirt vergozzen.“ JERONIMUS: Denne diz blut en reinigit nicht alle luite. vnde das en ist nicht sien schult. sundir der schult die da nicht gereinigit wellen werden. abir da volgit das: „werlichen so sage ich uch das ich itzunt nicht me vz dem yngeweide des wienstockis trinken en wil bes an den tac so ich das nuwe mit vch werde trinken in dem rieche gotis.“ THEOPHILUS: Als ob er spreche. Jch en wil keinen wien me trinken denne bes nach der vfirstende. denne do hatte er das kunigrieche enpfangen widir den tot. Denne nach der vfir_____________ 1 Chrysostomus in Serm. de passione 11 henden Randnotiz

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stende so tranc er mit sinen iungeren vnd az. vnd wolde da mite bewisen das er der selbe were der die marter hette geliden. Sundir er tranc das nuwe das ist in eynir nuwen wise vnd ouch in eynir vremden. denne er hatte do nicht einen lidelichen licham der der spise zu sinir notdurft bedurfte. sundir er nam do an sich einen vnsterbenden licham vnd einen vnuergenclichen. Sundir man mac es ouch also vernemen das er selben der wienstok sie vnd das das yngeweide das in den beren ist die heimeliche vernumft sinir heilgen sacramente sint. Denne den samen des yngeweidis den strouwit der der dem menschen alle sine kunst lerit. (Ps 94[93],10) Sundir er wirt da trin[244ra]ken in dem rieche gotis das ist in der zukomenden werlde mit sinen iungern die gotliche heimelikeit vnde wiezheit. denne so wirt er vns nuwe dinc leren. vnd wirt vns die offenbar machen die vns nu verborgen sint. BEDA: Odir andirs. Das die synagoge der alden e ein wiengarte odir ein wienstoc sie genant. das bezugit vns Ysaias sprechende. Das israhelische huez das ist ein wiengarte des herren. (Jes 5,7) Sundir do der herre wolde zu sinir marter gen. do sprach er: „Jtzunt vortme so en wil ich von dem yngeweide des wienstockis nicht me trinken bes das ich das nuwe mit vch trinke in dem rieche gotis.“ als ob er offenberlichen spreche. ich en wil mich nicht me halden an der synagogen opfir das da lieblich ist noch en wil keine lust me in dem bockis blute haben. denne nach der ziet so ich das pascha der alden e an dem lamme habe gegezzen so wil ouch ich das die nu vortme rue. sundir so der tac miner vfirstende komen wirt so ist der tac kegenwertic das ich in das rieche gotis gehe. das ist so ich irhaben werde in die ere des vnsterbenden lebenis. vnd so das denne geschiet so wil ich denne des volkis heil betrachten vnd wil es denne lazen toufen mit der toufe der geistlichen gnaden. vnd das wirt zu der ziet so ich mit vch die e[244rb]wige vroide werde besitzen. JERONIMUS: Man sal ouch ebene merken das der herre wandilt alleine das alde iudische opfir. sundir er en wandilt nicht das abentezzene des herren. vnd das sulle wir von iare zu iare geistlichen machen in dem vierzehnden tage des manis. Denne das abentezzen das do der herre machte das was so edile vnd so gut das noch in dem alden testamente noch ouch in dem nuwen dem abentezzen nie keins geliech en wart das so uile geistlicher heimelikeit in em hette beslozzen.

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Vnd do der lobesanc gesprochen was do gingen sie vz vf den oleberc. (Mk 14,26) vnde do sprach Jhesus zu en. Jr werdit alle in mir geergert in disir nacht. denne da ist geschriben. Jch slahe den hirten vnd so werden die schaf der hert allir zu strouwit. (27) sundir dar nach so ich widir von dem tode werde irstehn so wil ich vch vorgehn zu Galilea. (28) abir do sprach Petrus zu em. vnd ob sie alle geergert werden. sundir ich nicht. (29) vnd do sprach Jhesus zu em. werlichen ich sage es dir denne in disir nacht e denne der hane zwere sine stimme von em gelet so wirstu mien zu drin malen haben geloikent. (30) vnd do rette er da von noch me. vnd geborte mir geliech mit dir zu sterben so en loikene ich dien nicht. vnd der geliech sprachen sie alle. (31) THEOPHILUS: [244va] Gelicher wise als sie da vor gote dem vatire dancten e denne sie den kelch trunken. also dancten sie ouch deme vatire mit eime lobesange nach dem do sie en getrunken. vnd das spricht hie der ewangeliste: „vnd do sie den lobesanc hatten gesprochen do gingen sie vz vf den berc der oleboume.“ vnd da mite mensche so wolde der herre dich leren das du vor diner spise vnd da nach gote salt danken mit dime gebete vm das er dir dinis liebis notdurft hat verlegen. JERONIMUS: Der ymnus den die iungere mit dem herren sprachen. das was ein lob das sie gote dem vatire irboten. als da ouch in dem salmen geschriben ist da man spricht. Die armen werden ezzen vnde geset. vnd da nach werden die den herren loben die en suchen. (Ps 22[21],27) vnd das sie haben en alle angebetit vnde da haben gezzen alle die vetten der erden. THEOPHILUS: Der herre wil vns ouch hie bewisen das es em vruntlich was mit gantzer willekor das er durch vnsern willen zu dem tode von sime iungere verraten wurde. vnd ouch das er den tot williclichen liden welde. vnd des gibit er vns da mite ein orkunde. denne do er das irkante das man en in sinir viende hende wart entwerten mit verretnizze. do wolde er got sinen vater mit sinen iungern loben. vnd wolde vns ouch da mite ein zei[244vb]chen geben das wir dem selben geliech solden tun so wir in not odir in betrupnizze vilen durch uile luite heilis willen so sulle wir gote danken der in vnsirme betrupnizze vile luite heil wirkit. BEDA: Man mac ouch hie bie disme ymno den lobesanc merken das der sun dem vatere dancte als Johannes in sime ewangelio spricht. do er sine ougen vf in den himel irhub vnd bat got sinen vatir (Joh 17,1) vor sine iungere (17,9 – 19) vnd ouch die die durch sie an sinen namen solden gelouben. (17,20 – 26) THEOPHILUS: Der herre ginc vz der menie der stat vf den berc vf das en die Juden die en an griefen _____________ 12 Hilarius

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wolden alleine mochten vinden vnd en ane sturm des volkis mochten vahen denne hetten sie en angevertigit die wile das er in das stat was so wer lichte eine zweitracht vndir dem volke gewurden. denne irer weren vile gewesit die en hetten wold beschirmen. vnd da von so hetten denne sine viende die vursten der pristere vnd die meistere der e vnd ouch die losen gliznere da von widir en als sie hette beducht eine rechte orsache genomen als ob er der wer der das volk widir die houbitluite zu sturme reizete. vnd hetten en denne nach irme wane mit rechte getot. BEDA: Der herre wil vns ouch hie eine suberliche figure bewisen an dem das [245ra] er nach der ziet das er syne iungere mit dem worte sinir predigate hatte gelarit. vnd ouch mit dem turen sacramente sinis vleischis vnd sinis blutis hatte begabit. do wolde er sie vz der stat vf den berc der oleboume vuren. vnd wolde da mite in eime verborgenen schine bewisen das wir so wir ouch begabt werden mit dem sacramente des herren. vnd ouch mit dem das wir des herren willen in sinen spruchen irkennen. so sulle wir vns irheben in die hohe gotlicher tugende. vf das wir ouch des wirdic werden das vns der heilge geist mit sinen turen gaben belene. vf das wir da von in vnsern hertzen zu allir selikeit gesalbit werden. JERONIMUS: Der herre wart ouch vf dem berge der olboume gevangen vnd gehalden von den Juden. vnd ouch so ginc er vf den berc do er zu himele wolde varen. (Mt 28,16; Apg 1,12) vnd wolde vns da mite ein bilde vortragen das wir ouch dem selben nachuolgen also das wir wachen vnd beten vnd da zu bereit sien das wir durch got liden wellen allis das vns got zu senden wil vnd dem en sulle wir nicht widirsten. denne von den tugenden so vare wir ouch mit Cristo zu himele. BEDA: Der herre tut hie bie sinen iungern als ein getruwer vrunt bie sinen vrunden tut. denne er irkante ire liden wol das sie vbir[245rb]gehn solde vnd warnte sie da vor vnd kundigite es da vor das es an en irgehen solde vf das sie icht in einen zwiuil were gevallen were das das liden ane ein vor warnen an sie were gevallen. vnde ouch das sie sich denne nicht vorchten en solden noch verzwiueln an irme heile. sundir das sie sich solden zu der buze geben vnd da nach der gnade hoffene sien. also das sie von dem lidene gelosit wurden. vnd dar vm so uolgit da: „vnd Jhesus der sprach zu en. Jr werdit alle in mir geergirt in disir nacht.“ JERONIMUS: Sich wie der herre spricht: „Jr werdit alle in mir geergert.“ Des herren wort das wart war denne sie uilen alle sundir sie en bleben nicht alle in irme valle legen. also das er nicht me von dem valle irstunt. denne Judas der viel an sinen wec vnde bleib da legen. Sundir alleine das ouch die andern iungere alle vilen so en bleben sie doch nicht legen. sundir sie irstunden vollenbalde durch die buze. denne der da slefit der sal da vf trachten das er widir von dem slafe irstehe. (Spr 6,9) Denne das ist vleislich das der mensche vellit. sundir das ist

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tuuelich das er alle ziet in dem valle legen wil. vnd dar vm alleine das der mensche von krancheit wegen als ein vnmechtic mensche vellit so en sal er doch von bozheit nicht als ein tuuel ewiclichen legen. THEOPHILUS: [245va] Sundir welch was die sache vmme die der herre die iungere liez vallen in die bekorunge die er so durch lib hatte. Hie sal man wizzen das er das dar vmme tete vf das kein mensche einen zutrost zu sinen eigenen kreften solde haben vnd sich vf keine stat solde verlazen. sundir das er alle sterke vnd ouch allen trost in sime lidene an nimande andirs solde suchen denne an dem herren alleine. vnd ouch so wolde der herre den cranken geleden der kirchen einen trost da mite geben. also das sie des sichirlichen hoffen solden so sie an keine not vallen das sie got dar vz losen welle. vnd ouch das sie denne nicht verzwiuelen en sullen so sie von menschlicher krancheit in gebrechen vallen. vnd sullen des sicher beitene sien das sie der herre durch die buze von dem gebrechen losen welle so sie das irkennen das die sundirlichen vrunt des herren so swerlichen sint gevallen. vnd doch von der gotis gnaden widir von dem valle irstunden. vnd ouch vf das ymant wente das er disen spruch dar vm bewisende vnd schinende alleine spreche das er sine tregen iungere da mite in einen angest wolde setzen so nimt er Zacharie des propheten spruch zu gezuige. vnd das volgit da: „Jch slahe der hirten so werden die schaf der hert zustrouwit.“ (Sach 13,7) BEDA: Disir [245vb] gezuk den der herre hie von dem propheten nimt der ist in andern wortin in Zacharia dem propheten geschriben. denne er wirt vz des propheten persone zu dem herren gesprochen also. Slach den hirten so werden die schaf der hert veruloigit. JERONIMUS: Der prophete Zacharias der wil in dem worte got den vatir irbitten das er sinen sun in die werlt sende vf das er die martere durch des menschen heiles willen lide. vnd spricht zu dem vatere. Slach den hirten. vnd der vater entwertit em. Jch wil den hirten slahen so werden die schaf der hert veruloiget. Denne durch des gebetis willen vnd durch der not willen die der mensche leit vnd andirs durch keine sache willen so wart der sun von dem vatere in dise werlt gesant. das ist. er wart mit dem vleische vmmehullit vf das er in dem vleische den tot lide. THEOPHILUS: Got der vatir der spricht widir den propheten em entwertende. Jch wil den hirten slahen. das ist. ich wil das vbir em verhengen das er geslagen werde. sundir er heizet dar vm die iungere schaf der hert. denne sie hilden sich alleine an Jhesum als an iren hirten der sie spisete an dem libe vnde ouch an der sele. vnd ouch durch des willen das sie vnschuldic waren vnd ane arge list als kindere die nuwelichen geboren sint ane bosheit. [246ra] vnd da nach zu dem lesten so gibit er en einen minnicli_____________ 2 vnmechtic] vmmechtic

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chen trost sprechende: „Sundir da nach so ich widir von dem tode irstehe so wil ich vch vor gehen zu Galilea.“ JERONIMUS: Jn dem worte so gelobit der herre sinen iungern einen vruntlichen trost vf das en die hoffenunge der vfirstende icht verloschen blibe. abir da volgit: „Sundir Petrus der sprach zu em. vnd ob sie alle geergert werden sundir ich nicht.“ Sich hie wundir hie ist ein vogil ane vedern der wil in die hoe vligen. sundir der licham der beswerit die sele vnd gestat ir es nicht. vnd ouch vf das des herren vorchte die vorchte des menschlichen todis vbirwunde. denne Petrus der heldit sich so kune das er mit nichte geergert moge werden als em dunkit. vnd ouch als er da zu itzunt bereite were das er durch Cristum den tot ane vorchte welde liden so doch sinen herren die menschliche vorchte kegen dem tode hilt. BEDA: Petrus der sprach disen spruch vnd gelobte dem herren das er nicht an sime tode geergert welde werden. vnd das sprach er von der brunst wegen synis gelouben. Sundir das was dem herren bekant was an em zukumftic solde werden also das er nicht alleine an em geergert solde werden als der andern iungere einr. sundir das er ouch sien in der nacht zu drin malen solde loiken. vnd dar vm so volgit [246rb] da: „vnd Jhesus der sprach zu em. werlichen sage ich dir das du hint in disir nacht e denne der haen zwir sine stimme von em wirt geben so wirstu mien zu drin malen loiken. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Vnd wie sal man das vernemen das die andern ewangelisten alle sprechen das Petrus des herren solde loiken e denne der haen singen solde. sundir sie en sprechen nicht alle wie dicke das der haen singen solde e denne er sien zu drin malen solde geloykent haben. vnd das Marcus alleine vndir den andern allen das so offenberlichen spricht das Petrus zu drin malen des herren solde loiken e denne der haen zwir gesunge. vnd da von so hat etliche meistere beducht das Marcus in dem spruche von den andern ewangelisten gescheiden stunde. vnd der wan geschach in den da von das sie des nicht en merkten in welchir schicht das loiken zu wege quam. denne Petrus der loikente des herren zu drin malen vnd nicht me. vnd wer denne das sich das loiken nach der ersten hanen krat hette irhaben. so mosten die andern ewangelisten alle valsch haben gesprochen. denne die sprechen. e denne der hane wurde singen so wurde er sien loiken. (Mt 26,34; Lk 22,34; Joh 13,38) vnde wer ouch das Petrus die drierleie loiken volbrocht hette e denne der haen alrerst hette [246va] gesungen. so were Marci spruch vbirvlizende vnd en wer zu nichte nutze. denne er spricht das er sien zu drin malen solde loikenen e denne der haen zwir gesunge. Sundir man sal es vernemen alsus das Petrus des loikens alrerst _____________ 22 Augustinus de Cons. Evang.

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begunde vor der ersten hanen krat. vnd das haben die drie ewangelisten gemerkit vnd sprachen das sie sien zu drin malen solde loiken e das der haen krehete. vnd doch so en satzten sie da zu nicht ire eintrachtunge zu welcher ziet das das loiken ein ende solde nemen. sundir das merkten sie wie manich loiken das er tun solde. denne der was drie. vnd ouch wo von sich das irloiken irheben solde. denne das geschach vor der ersten hanenkrat. alleine das doch drierleie loiken in Petri gemute algereit entpfangen was e denne das der hane des ersten gekrehete. Sundir Marcus der spricht offenberlicher von dem vndirualle der ziet in der die drierleie loiken volendit wurden sprechende: „E denne der haen zwir sine stimme gegibit so saltu mien zu drin malen loikenen.“ THEOPHILUS: Marci spruch den sal man also vernemen das nach der ziet do Petrus des herren alrerst geloikent hatte do sanc der haen. sundir zwischen der ziet e denne der haen zu dem anderen male gesanc do loikente Petrus des herren zwir. vnd da nach do liez der haen die [246vb] stimme zu dem andern male von em. JERONIMUS: Der haen der ist ein bote des lichtis vnd wem mac er andirs bezeichenen denne den heilgen geist. denne mit des hanen stimme so werde wir irwackit von vnsirme loikene das wir an drin sachen begangen haben. denne wir han vbile von gote gedacht. vnd wir haben vbile widir vnsere nehesten geret. vnd haben ouch widir vns selben vbile gewurcht. vnd dar vm so weckit er vns vf das wir icht da mite in dem tode entslafen. sundir das wir vns von den sunden mit bittern trenen entrichten vf das wir widir in die verlorne gnade gotis mogen komen. BEDA: Sundir man bewisit in disen nachuolgenden worten die groze hitze gotlicher minne die Petrus in sime gelouben hatte vnd die groze gunst die er zu dem herren truc so da volgit: „vnd er rette da von noch me. vnd wer ouch das ich samt mit dir solde sterben so en welde ich dien nicht loiken.“ THEOPHILUS: Vnde alsotane eine vnbewegeliche hitze so bewiseten ouch alle die andern iungere bie dem herren in gantzer gunst der vernumft vnd der minne. Denne da volgit: „Sundir der wort geliech sprachen sie alle.“ abir doch da mite das sie das sprachen so strebten sie widir die warheit. die en Cristus hatte vorgesait. [247ra] denne das solde von not also irgehen denne die ewige warheit die hatte es also irkant.

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Vnd sie quamen vf eins vorwerkis acker der was Gethsemani genant. vnd do sprach er zu sinen iungern. Sitzit hie bes das ich gehe vnd bete. _____________ 30 herren in] herren gunst in

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(Mk 14,32) vnd nam zu em Petrum Jacobum vnd Johannem vnd begunde zu biben vnd verdrozzen werden. (33) vnd do sprach er. Mine sele die ist betrubit bes an den tot. enthaldit vch hie vnd wachit. (34) vnd do er ein wenic von en geginc do viel er vf die erde vnd bette vf das ob es mochte gesien das von em die stunde vure. (35) vnd sprach. vatir du hoester vatir alle dinc die sint dir mogelich. vnd dar vm so virre von mir disen kelch sundir doch nicht als ich wil abir als du wilt. (36) vnde er quam do vant er sie slafen vnd sprach zu Petro. Symon slefestu. vnd en mocht ir nicht eine stunde gewachen. (37) wachit vnd betit vf das ir icht in die bekorunge komt. denne vor war der geist ist bereit abir das vleisch ist vnmechtic. (38) vnd do ginc er abir von en vnd bette die selbe rede sprechende. (39) vnde do er abir eins widir gequam do vant er sie slafende. denne ire ougen die waren beswerit. vnd sie en westen nicht was sie em entwerten solden. (40) vnd do quam er widir zu dem dritten male vnd [247rb] sprach zu en. Slafit itzunt vnd ruet. es ist genuc. die stunde die ist gekomen. sehit des menschen sun der wirt in der sundere hende geentwertit. (41) Steht vf vnd gehe wir. denne sehit der mich verret der ist na hie bie. (42) DIE GLOSE: Nach dem do der herre den iungern vor gewisagit hatte den val der an en solde geschen von des wegen das sie alle an em solden geergert werden. Nu da nach spricht der ewangeliste von dem gebete das der herre vor iungere tete als man des werlichen geloubit. vnd dar vm so beschribit er alrerst die stat des gebetis so er spricht also: „vnd sie quamen vf eins vorwerkis acker vnd des name was Gethsemani genant.“ JERONIMUS: Man bewisit noch huite an disme tage allen den die sie sehen wellen Gethsemani die stat in der der herre gebetit hat. denne sie liet an der wurtzele des oleberges. Sundir Gethsemani ist so vil bedutit als ein tal der vetten odir der vettikeit. abir mit dem so er vf den berc geht so er beten wil so gibt er vns zu irkennen das wir nicht andirs in vnsirme gebete sullen meinen denne das wir die hohen dinc vnsirer selikeit mogen irkrigen. Sundir doch so bette er in dem tale der vettikeit vnd offinbarit vns da mite das wir zu allen [247va] stunden in vnsirme gebete ware demut vnd burnende minne sullen haben. Denne durch den tal der demut vnd durch die vettikeit der minne so wolde er ouch den tot durch vnsern willen liden. BEDA: Jhesum den herren den vmmerungen ouch die vetten vngetumten ochzen in dem tale der vettikeit. (Ps 22[21],13) Da uolgit: „vnd sprach zu sinen iungern bes das ich gebete.“ Denne die werden in dem gebete gescheiden die da in dem liden gescheiden waren. denne der herre der bette vnd die iungere die slifen denne sie waren von vettikeit iris hertzen bedruckit. _____________ 17 Steht] Sthet 25 Beda 35 Hieronymus

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THEOPHILUS: Der herre hatte ouch einen sitten das er sich alle ziet von sinen iungeren sundirte so er beten wolde. vnd wolde vns da mite eine forme geben das wir zu allen zieten ein swigen vnd eine heimeliche stat zu vnsirme gebete sullen suchen. abir da volgit: „vnd er nam zu em Petrum Jacobum vnd Johannem.“ Die drie iungere die nimt er alleine zu em. denne die hatte er ouch da zu irwelit. das sie sine ere zu Thabor vf dem berge solden beschouwen. vnd ouch so geschach es vm die sache vf das die selben iungere in sinir trurikeit irkennen mochten das er ein warer mensche were der da vor dem tode irschrecte an des ere sie vor irkant hatten. das er ein warer got [247vb] were. vnd dar vm so uolgit da: „vnd er begunde zu biben vnd verdrozzen zu werden.“ Denne gelicher wise als der herre die gantze menschliche nature an sich hatte genomen als nam er ouch die liden die deme menschen sint. Denne des menschen naturliche eygenikeit ist das er swere widirzeme dinc vorchtit. bibe vnd verdrozzen werden. vnd sich ouch da kegen mit trurikeit betrube. Denne das der mensche zu dem tode gehe das ist widir sinir gantzen naturen wille. vnd dar vm so volgit da: „vnd er sprach zu en. Mine sele die ist betrubit bes an den tac.“ BEDA: Sich wie der herre der in dem lichame was die krancheit des lichams vzlegit vf das das der luite vntugent mit disme worte gestrafit werde. die das sacrament das er mensche wolde werden turren versmehen. Denne der den licham des menschen an sich nam der solde ouch bilchen allis das an sich nemen das dem lichame von sinir nature wegen zugehorte also das en bilchen solde hungern vnd durften vnd mude solde werden vnd zunemen an dem lichame vnd solde ouch muenizze liden. Denne die gotheit die en wart an allen den lidungen des lichams noch ouch in den andern nicht verwandilt. THEOPHILUS: [248ra] Da waren ouch etliche meistere die wolden disen spruch also vernemen als ob der herre spreche. ich mue mich vnde bin betrubit nicht durch des willen das ich sterben sal. sundir das die Jsraheliten die mine nehisten sint mich crucigen sullen. vnd dar vm beslozzen werden buzen dem rieche gotis. JERONIMUS: Wir werden da mite ouch gelart das der herre gemuet wart vnd truric do er zu dem tode ginc das wir ouch irbiben sullen vnd vns ouch betruben so vns das gerichte des todis zukumt. denne wir en mogen denne von vns selben nicht gesprechen denne durch Jhesum alleine der vurste disir werlde der quam vnd en hat an mir nicht. (Joh 14,30) Da volgit: „Enthalt vch hie vnd wachit.“ BEDA: Der herre en verbutit den iungern nicht den slaf der rue. denne das en was do keine ziet do die not heran trat. sundir er verbutit en den slaf des vngelouben beide des lichams vnd ouch der selen. Sundir er ginc ein wenic vort an von en _____________ 18 den] der

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vnd viel nidir an sien antlitz. vnd da mite so wolde er an der bewisunge sinis lichams die demut sinis hertzen bewisen. vnd das volgit da: „vnd do er ein wenic vort an geginc von en do viel er nidir vf das ertrieche vnd bette vf das ob es gesien mochte das von em wiche die stunde.“ AUGUSTI[248rb]NUS von der ewangelisten eintracht: Der herre en sprach nicht in sime gebete zu dem vatere ob er es mochte getun das von em die stunde wiche. sundir er sprach. ob es gesien mochte. denne das mac allis geschen das er wil. vnd dar vm so sal man das wort also vernemen da er spricht. ob es gesien mac. als ob er spreche das er em die stunde virrite ob er welde. vnd ouch vf das ymant durfte wenen das er sinis vatir gewalt minrte. so wolde er es offenbar machen in welchme sinne man es vernemen sal das da von em gesprochen ist. Denne da volgit: „Denne er sprach. abba pater. das ist. vatir vatir alle dink sint dir mogelich.“ vnde in dem spruche so bewisit er wol das vollenkomelichen das er des nicht en sprach. vm die vnmogelikeit des vatirs. sundir er wolde es in den willen des vatirs setzen da er sprach. ob es gesien mac. Sundir das Marcus nicht alleine spricht das er spreche vatir. sundir abba vatir. das ist. vatir vatir. Denne abba das ist so uile in dem hebreischen gesprochen als ein vatir. Denne lichte so wolde der herre das wort zweiueldigen durch eynis sacramentis willen. vnde wolde da mite bewisen das er die trurige persone sinis lichams an sich hette genomen. das ist der kirchen der [248va] er ouch ein winkilstein ist gewurden da eine want von den Juden yngeslozzen wirt. vnd dem gehort das wort abba zu denne es ist ein hebreisch wort. vnd die andire want von den Heiden. vnd den gehort das zu das er spricht vatir. BEDA: Der herre bittit ouch dar vm das der kelch von em gevurit werde. vf das er da mite werlichen mochte bewisen das er ein mensche were. vnd da volgit: „virre disen kelch von mir.“ Sundir er wirt widirdenken vmme welche sache er in dise werlt gesant ist. vnd vf das er der gotheit ewigen willen uollenbrechte so rufit er: „Sundir nicht das ich wil sundir das du wilt.“ als ob er spreche. wer es mogelich das der tot der luite doch mochte sterben. wer ouch das ich nicht en sturbe nach des vleischis volleist. so virre disen kelch von mir. sundir doch so es nicht andirs gesien en mac so en sal nicht das geschen das ich wil sundir das du wilt. Sundir der ist ouch noch durch uile die sich sere betruben vor dem zukomenden vleischlichen tode. sundir die en sullen nicht andirs denne ein gerecht hertze haben vnd miden ouch den tot wie sie mogen. vnd ist es denne das sie nicht gemiden en mogen so sullen sie das selbe sprechen das der herre durch vnsern willen sprach: „Nicht als ich wil sundir als [248vb] du wilt.“ JERONIMUS: Der herre en wil nicht _____________ 5 Augustinus de Cons. Evang.

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abelazen. sundir er wil vns leren bes an sien ende das wir den eldisten vetern gehorsam sullen sien vnd iren willen an allen dingen vor vnseren willen sullen setzen. Da volgit: „vnd er quam vnd vant sie slafen.“ Denne gelicher wise als sie slifen mit dem liebe also slifen sie ouch mit dem hertzen. Sundir do der herre nach dem gebete widir quam vnd sach das sine iungere slifen do en strafte er irer keinen denne Petrum alleine. vnd dar vm volgit da: „vnd er sprach zu Petro. Symon slefistu. vnd en mocht ir nicht eine stunde gewachit mit mir.“ als ob er spreche. vnd so du nicht eine stunde mit mir gewachen en macht wie tarstu dich denne des vermezzen das du mit mir sterben wellist als ob du den tot versmehist. Da volgit: „wachit vnd betit vf das ir nicht in die bekorunge en komit.“ das ist. vf das ir mien nicht loiken werdit. BEDA: Der herre der en spricht nicht zu sinen iungern. Betit vf das ir icht bekorit werdit. denne es ist allirdinge vnmogelich. das der mensche nicht bekorit en werde. denne sie ist der itilkeit der ziet vndirtenic. Sundir er spricht: „Betit vf das ir icht in die bekorunge komit.“ das ist ir sullit dar vm beten vf [249ra] das uch icht die bekorunge vbirwinde. JERONIMUS: Der mensche muz von not in die bekorunge komen der sien beten versumit. Da uolgit: „Denne der geist ist sichir bereit abir das vleisch ist cranc.“ BEDA: Als ob er spreche. uwir geist der ist sichir da zu bereit das er mien mit nichte loiken en wil. vnd dar vm so gelobit ir diz das ir e mit mir sterben wellit e denne ir mien loiken wellit. sundir doch uwer vleisch ist so gar kranc. es en sie denne das der herre dem vleische craft gebe des es besten moge so muzit ir von not in die bekorunge komen. Er widirdruckit ouch hie die vreuelen luite denne die haben den sitten das wes sie gelouben des wenen ouch sie das sie das uolbrengen mogen. Sundir als vile als wir von der brust vnsers hertzen turren hoffen zu tun als vile so sulle wir vns ouch durch der krancheit wegen vnsirs vleischis vorchten. Dise stat der schrift die vbit sich ouch widir die luite die da sprechen das in Cristo deme herren nicht me denne eine wirkunge vnd ein wille en were. denne er bewisit hie zwene willen. den eynen. vnde den menslichen da er durch der krancheit willen des vleischis die martere vlihen wil. vnd den gotlichen willen den bewisete er dar an das er bereit was zu dem tode nach dem willen des [249rb] vatirs. vnd da uolgit: „vnd er ginc abir von dannen vnd bette die selbe rede sprechende.“ THEOPHILUS: Er wolde ouch mit den andern gebeten bewisen vnd bestetigen das er ein war mensche were. vnd da uolgit: „Vnd er quam abir eins widir zu en vnd vant sie slafen.“ vnd doch en strafte er irer nicht sere. „denne ire ougen die waren beswerit.“ das ist mit dem _____________ 19 bereit] gereit 20 Theophylactus

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slafe. „vnd sie en wusten nicht was sie em entwerten solden.“ vnd da bie so machtu menschliche krancheit gemerken. vnde ouch das wir icht uon dem slafe in der wise bedruckit werden und die dinc geloben die uns nicht mogelich en sint. und do ginc er zu dem dritten male und bette die selbe rede um die selbe sache als uor. und dar um so uolgit da: „Vnd do quam er zu dem dritten male unde sprach zu en. slafit itzunt und ruet.“ Der herre en wart do widir sie nicht gemuet so sie doch do erger dinc getan hatten denne sie waren sinir strafunge vnachtsam gewurden. sundir er spricht es in einr spot rede zu en: „Slafit itzunt und ruet.“ Denne em was das bekant das sich der uerreter alreite zu em nehete. und das der herre das in einr bespottenden rede spreche. das wirt da mite bewisit das hie uolgit: „Denne er sprach zu en. Es ist genuc die stunde ist ge[249va]komen. sehit des menschen sun wirt in der sundere hende geentwertit.“ Das wort sprach er also als ob er iren slaf mite belachte. als ob er spreche. Nu ist sien ziet das ir slafit sullit nu der vient her an kumt. vnde da nach so spricht er als da volgit: „Steht vf vnd ge wir denne der mich verret der ist na bie vns.“ vnde des en sprach der herre dar vm nicht. das sie vlien solden. sundir er sprach es dar vmme das sie den komenden vienden beiegenen solden. Odir andirs. Bie dem da er sprach: „Slafit itzunt vnd ruet.“ Da setzt er me zu: „Es ist genuk.“ vnd spricht denne vortme: „Die stunde ist gekomen sehit des menschen sun wirt in der sundere hende geentwertit.“ vnd das ist also zu vernemen das der herre nach dem ein wenic geswege do er das gesprach: „slafit vnd ruet.“ vf das das es geschege das er verhangen hatte. vnd da nach so brocht er diz wort yn: „die stunde ist gekomen.“ vnd dar vm so satzte er das wort mitten in: „Es ist genuc.“ das ist. ir habit genuc geruet. JERONIMUS: Das drierleie slafen das die iungere teten bedutit die drie todin die der herre von dem tode irwacte. Denne den ersten irwacte er in sime huse. vnd den andern bie dem grabe. vnd den dritten vz [249vb] dem grabe. abir die drie wachen des herren die leren vns das wir in vnsirme gebete bitten sullen vmme vergebunge vnsir schult beide vmme die vergangenen sunde vnd ouch vm die zukomende. vnde ouch vm vergebunge der kegenwertigen schult.

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Vnd do er dennoch rette do quam Judas von Scharioth einr vz den zweluen vnd mit em eine michele schar mit swerten vnd mit kulen vnd die waren gesant von den hoesten pristern vnd von den meisteren vnd ouch von den eldisten. (Mk 14,43) Sundir der verreter hatte en ein zeichen

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gegeben sprechende. wem ich vndir den andern den kuz gebe der ist es. haldit en. vnde vurit en mit sichirheit. (44) vnd do er bie en gequam do trat er altzuhant zu em vnd sprach zu em. Gegruzit siestu meister. vnd kuste en an sinen munt. (45) vnde do wurfen sie ire hende an en vnd hilden en. (46) vnd do was da einr vndir den die da vmme stunden der zouch vz sien swert vnd sluc den knecht des hoesten pristers vnd hib em eyn ore abe. (47) vnd do entwerte Jhesus vnd sprach zu en. Jr siet vz gegangen als zu eime mordere mit swerten vnd mit dremeln vf das ir mich begrifit. (48) vnd doch so bin ich alle tage lerende bie vch gewesit in dem temple vnd [250ra] ir en habit mich nicht gehalden. Sundir diz ist geschen vf das die schrifte irvullit werden. (49) vnd do verzegen sich sinir alle sine iungere vnd vlogen von em. (50) Sundir da was ein iungelinc der was mit eime wizen syndone vbir dem nacten liebe gekleidit vnd den hilden sie ouch. (51) vnd dar vm so liez der den syndonem da er mite gekleidit was zu rucke vnd vloch nackit vnd bloz von en. (52) BEDA: Nach dem male das der herre zu dem dritten male vf dem oleberge zu sime vatere hatte gebetit. vnd hatte das in sime gebete von dem vatere behalden das sie ire vorchte mochten mit der buze kegen gote bezzern. da nach do wolde er sich zu sime liden berichten. vnd dar vmme so ginc er Juda vnd sinen nachuolgeren zu en kegen. Sundir wie die echtere mit Juda irme hergreuen widir Jhesum quamen. da von spricht der ewangeliste als da volgit: „vnd do er dennoch mit sinen iungern rette do quam Judas von Scharioth einr vz den zweluen. THEOPHILUS: Des wortis en setzt der ewangeliste nicht vmsus noch ane sache das er einr vz den zweluen were denne man spricht es me zu einr strafunge des verreters. Denne das was altzu vntugentsam das sich der widir sinen meister in alsulch [250rb] einen vnsin irhube der vz dem ersten odir vz dem wirdigesten chore der iungere des herren was. Da volgit: „vnd mit em was eine groze schar mit swerten vnd mit kulen vnd die waren gesant von den hoesten pristern vnd von den meystern vnd ouch von den eldisten. JERONIMUS: Der muz sich von not an die craft der werlde halden der da zwiuelt an der hulfe gotis vnd also tete ouch Judas. denne do er von dem herren in die sunde trat do hilt er sich an die macht der Juden. BEDA: Sich wie Judas noch etwas schemde kegen dem herren hat behalden. vnd das merket man dar an das er den herren nicht offenberlichen den Juden wolde entwerten. sundir er wolde en mit dem zeichene des kuzzes verraten. vnd dar vm so volgit da: „Sundir der verreter hatte en ein zeichen gegeben sprechende. wem ich vndir den andern werde kuzzen der ist es den haldit vnd vurit en sichir.“ THEOPHILUS: Sich hie den _____________ 6 hoesten pristers] hoesters pristern

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vnsin da Judas mite betrogen was. denne er wolde wenen das er Cristum Jhesum an dem kuzze solde betrigen also das Cristus wente das er als ein vrunt zu em queme. Sundir o Juda woldistu das dich Cristus vnd sine iungere vor einen vrunt hilden wor vmme woldistu dich [250va] denne zu Cristi uienden gesellen. vnd woldis mit den in einr eintracht komen die en vingen vnd ouch bunden. sundir ane zwiuel dine vorsichtikeit die was eine vntugentsame bozheit. Sundir da volgit: „vnd altzuhant do er quam zu Jhesu do trat er zu em vnd sprach. Gegruzit siestu meister vnd kuste en an sinen munt.“ JERONIMUS: Judas der gab den Juden ein zeichen der minne mit vergift gelicher wise als Caym ein betrigende opfir gote wolde opferen vnd das dar vm von gote versmehit wart. (Gen 4,3 – 6) BEDA: Sich welch eine hezliche vnd eine suntliche vruntschaft das was. das Judas den herren sinen meister hiez vnd en doch mit dem kuzze der minne zu dem tode verriet. Sundir der herre nimt dar vmme des verreters kuz nicht vmme das das er sich em andirs welde bewisen denne es in sime bekennene stunt sundir er wolde em da mite zu irkennene geben das er das nicht vlihen en welde er en welde das liden das en sien iungir mit dem kuzze verrite. Denne er wolde ouch das uolbrengen an em das der prophete in den salmen von sinir wegen als in sinir personen spricht. Jch bin mit den vridesam gewesit die den vride hazten. (Ps 120[119],6) Sundir da volgit: „vnd do wurfen sie ire hende an en vnd [250vb] hilden en.“ JERONIMUS: Hie kumt vns zu vnsirme gedechtnizze wie Joseph von sinen brudern verkouft wart. (Gen 37,28) vnd ouch do das ysen des sweren lidens durch sine sele ginc. abir da volgit: „Sundir einr vz den die da vmmestunden der zuckte sien swert vnd sluch den knecht des hohen pristers vnd hib em sien ore abe.“ BEDA: Das werc beginc Petrus als es vns Johannes in sime ewangelio clar machit. (Joh 18,10) vnd das tete er in der selben brunst des hertzen als er ouch die andern dinc hatte getan. Denne em was das bekant wie Phinees vor eyn lon die ewige pristirschaft hatte genomen do er die tote die got in dem vbirtrene sinir e smehite. (Num 25,6 – 13) THEOPHILUS: Sich wie Marcus hie sinis meisters name verswigit vnd en nicht en lobit als den der in der hitze der libe enprant was. vnd das werk wurchte widir sinis meistirs viende vf das imant dechte das er da zu vbirbotic were das er sinen meister loben solde. Denne Petrus der wolde ouch mit dem selben werke bewisen das sie vngehorsam den schriften waren. vnd ouch vngeloubic vnd das sie ouch die gebot gotis versmeheten. Denne hetten die Juden dar zu oren gehat das sie die schrifte der e vnd ouch der propheten hetten wolt horen so en hetten sie mit nichte [251ra] den _____________ 11 Caym = Kain 31 Phinees = Pinhas 33 meisters] meistes

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herren der ere gecrucigit. Sundir Petrus der hib dem knechte des hohesten pristers sien ore abe. vnd das geschach dar vm denne die hohesten pristere die waren die ersten vbirtretere der schrifte vnd ouch der e vnd wurden da mite als die knechte die da nicht en horten. Da uolgit: „vnd do sprach Jhesus zu en. Jr siet zu mir vzgegangen als zu eime mordere mit swerten vnd mit kulen so ich doch alle tage mit vch in dem temple lerende bin gewesit vnd da en habit ir mich nicht gehalden. sundir vf das die schrifte vollenbrocht werden. BEDA: Als ob der herre spreche. das ist torlich das ir den mit swerten vnd mit kulen suchit als einen morder vf das er sich in uwere hende gevangen gebe vnd in der nacht en suchit als einen schulenden verreter der doch alle tage mit vch in dem temple ist vf das er vch lere. THEOPHILUS: Das ist ouch eine bewisunge sinir gotlichen craft. denne do er vor der ziet mit em in dem temple was vnd sie alle tage larte do en hatten sie der macht nicht das sie en hetten begriffen vnd gevangen alleine das er doch zu allen stunden in iren henden was. vnd das was die sache. Denne der herre en wolde nicht e von en geuangen werden e er es en verhinc denne die ziet sinir martere die en was [251rb] dennoch nicht zukomen. Sundir do die ziet quam das sien wille vollenbrocht wart do gab er sich selben mit sime eigenen willen in ire hende. vnd ouch vf das die schrifte irvullit wurden die da von em sprechen das er als ein vnschuldic lam solde gevurt werden zu dem tode. (Jes 53,7) vnd ouch das er nicht rufen en solde noch ouch eyne stimme von em geben sundir das er sich mit eigenem willen in den tot solde geben vnd en ouch liden. abir da uolgit das: „Sundir do verzegen sich sien sine iungere vnd vlogen.“ BEDA: Sich wie hie die rede gotis in disme werke volbrocht wirt die er vor gesprochen hatte das sine iungere alle an em an der selben nacht solden geergert werden. vnd da volgit: „Sundir da was ein iungelinc der was gecleidit mit eime wizen zschetere vf den nacten licham.“ Sich disir iungir en hatte andirs kein kleit. denne das er mit dem allir wizten lininen kleide was vf den nacten licham gekleidit. abir da volgit: „vnd sie hilden en. vnd des liez er den sindonem vnd uloch nact von en.“ das der iungelinc den wizen syndonem liez vnd vloch das en was nicht vmme die sache das er des gevangenen herren kegenwertikeit vloge. denne die hatte der iunger so lib das er irer mit nichte vz dem hertzen [251va] enperen wolde. sundir er vloch der Juden vntugent die sie widir sinen meister vbeten. JERONIMUS: Hie geschiet gelicher wise an disme iungere als es ouch an Joseph sich bewisete denne er liez sinen mantil an sinir vnschemelichen vrouwen hende vnd wischte nackt von dannen vf das er sine reinikeit mochte bewaren. (Gen 39,12) also wolde ouch disir iunger vlihen vz den henden der vntugentsammen luite. vnd also sal der

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mensche ouch tun der der sundere hende vlihen wil vf das er icht von en zu der vntugent gehalden werde. der sal alle sien gewete lazen das ist allis das das der werlde zu gehort vnd sal nact nach Jhesum loufen. THEOPHILUS: Das ist wol pruuelich das disir iunger vz dem huse were da der herre mit sinen iungern das pascha hatte inne gegezzen. sundir doch sprechen ouch etliche das disir iungelinc Jacobus des herren brudir were der ouch der gerechte was genant. vnd der wart ouch des wirdic das er nach der ziet do der herre zu himele was gevaren zu bischoue vbir die stat Jherusalem wart geordent vnd gewihet. GREGORIUS in dem vierzehnden buche vf Job: Man spricht bilcher das es Johannes were. denne alleine das er nach der ziet widir zu dem cruce quam vf das er die [251vb] wort sinis irlosers mochte gehoren so was er doch vor der ziet so sere irschrocken das er von em vloch. BEDA: Das gibit vns ouch des ein orkunde das es Johannes were vnd das er zu der selben ziet ein iungelinc was. das bezugit sien langes leben das er nach der ziet hatte. Denne das mochte wol sien das er von vorchte eine wile von der Juden hende entwischte die en hilden vnd das kleit liez vnd das er vbir eine kleine stunde ein andir kleit an sich nam vnd widir zu deme herren quam. vnd das er vndir der nacht vinstirnizze sich mit den Juden die den herren vurten vermengete als ob er einr vz en were vnd also mit Jhesu in des vursten huez der pristere queme da er inne bekant was als der sien ouch in dem ewangelio bekennit. Sundir ouch gelicher wise als Petrus die schult die er in dem loikene beginc mit bittern trenen der buze abewusch. vnd bedutit die die da in der martere vellic werden vnd nicht bestehen vnd wil en ouch mit siner buze einen trost geben das sie der herre ouch mit der buze zu gnaden wil entpfahen. also geben ouch die andern iungere an irem werke des vlihendis andern luiten eine lere wie sie die martere miden sullen. vnd doch alsus gote dinen die der [252ra] strebikeit nicht en haben das sie uile pine mogen geliden.

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Vnd do vurten sie Jhesum zu dem hohesten pristere. vnd da quamen in ein alle die pristere vnd die meistere der e vnd ouch die eldisten. (Mk 14,53) Sundir Petrus der was em geuolgit bes in das vorhuez des hohesten pristers. vnd saz da mit den dinern vnd wermete sich. (54) vnd alle die samnunge irs ratis die zuigeten gezuc widir Jhesum vf das sie en in den tot entwerten vnde en vunden sien doch nicht. (55) Denne irer was uile die da valschen gezuk widir en sprachen. sundir doch so en waren ire _____________ 10 Gregorius Moralium 13 Beda fehlt im lat. Text

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gezuige nicht vugelich. (56) vnd do stunden etliche vf vnd vurten einen valschen gezuc widir en sprechende. (57) Denne wir haben en gehort sprechen. Jch wil zu storen disen tempil der mit den henden gebuwit ist. vnd an drin tagen so wil ich einen anderen ane werc der hende buwen. (58) vnd doch so en was ire gezuc nicht bequeme noch vugelich. (59) DIE GLOSE: Der ewangeliste hat hie vor gesprochen wie der herre mit dem kuzze des mundis von sime iungere verraten wart vnde wie ouch die iungere alle von em vlogen. vnd wie er von den dinern der hohesten pristere angegriffen wart. sundir nu beginnit er da von [252rb] zu sprechen wie er in deme huse des vursten der pristere zu dem tode verurteilit wart als verre als es an en lac. vnd dar vm spricht er: „vnd sie vurten Jhesum zu dem hohesten pristere.“ BEDA: Der ewangeliste nennit hie Caypham den hohesten prister. denne als Johannes in sime ewangelio schribit so was er bischof des iares. (Joh 18,13) vnd von dem selben Caypha gibit Josephus einen gezuc das er das bischtum von eime romischen vursten vm pfenninge hatte gekoufit. Sundir da volgit: „vnd do besamten sich in ein alle die pristere vnd die meistere der e vnd ouch alle die eldisten.“ Vnd da wart eine samnunge gemachit der vngetumten varren in die kue des volkis als der prophete spricht. (Ps 68[67],31) Sundir da volgit: „abir Petrus der volgete em von verrens bes in die vorloube des vursten der pristere.“ Sich wie die vorchte Petrum vor der ziet von Jhesu hatte gezogen. vnde merke nu wie en die glut der minne widir nach gote zoch. BEDA: Petrus der volgit dem herren bilchen von verrens na. denne die ziet was vollen na das er sien loiken wart. denne er en mochte Cristi mit nichte geloikent haben hette er sich veste vnd na bie en gehalden. abir da volgit: „Sundir er saz da mit den dinern zu dem vure vnd wermte sich.“ [252va] JERONIMUS: Petrus der saz da in dem vorhuse vnd wermete sich mit den dinern zu dem vuire. Denne die vorloube des pristers bedutit das werltliche bekummernizze vnd die dinere sint die tuuele vnd wer mit den sitzit der en mac sinir sunde mit nichte beweinen. denne das vuer bedutit vleischliche begerunge. BEDA: Da ist ouch ein andir vuer das ist ein vuer der waren minne. da von der herre spricht. Jch bin gekomen das ich ein vuer welle senden in das ertrieche. (Lk 12,49) vnd das vuer viel vf die geloubigen an dem pfingestage vnd larten sie mit mannichualdigen zungen sprechen. Sundir da ist ouch ein andir vuer vnd das ist das vuer wertlicher girikeit. vnd von dem ist in dem propheten gesprochen. alle der ebrechere hertze ist entzunt als ein gluender bacouen. (Hos 7,4) vnd diz vuer was in Cayphe huse von des bosen geistis gewerbe enprant vnd der wapende ouch da zu der bosen _____________ 38 gesprochen] gesprechen

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vngeloubigen luite zungen mit der glut des bosen vueris. das sie den herren solden honende lestern. denne das innewendic in dem huse von der bosen samnunge begangen was das selbe figurirte das vuer das in dem vorhuse des pristers enprant was in der kelde der vinstern nacht denne do die bozheit vbirhant nam do verkaldite die libe an uile luiten. (Mt 24,12) vnd mit [252vb] der kelde so was Petrus ouch eine wile bekummert. vnd dar vmme so wolde er sich da mit den dinern wermen denne er wolde in der vngeloubegen geselleschaft ein zietlich gemach mit eyme zutroste suchen. Sundir da volgit: „abir die hoesten pristere vnd alle die samnunge iris ratis die suchten gezuk widir Jhesum vf das sie en zu deme tode mochten entwerten. THEOPHILUS: Die e die der herre durch Moysen hatte gegeben die gebot das das in dem israhelischen volke mit nichte solde sien. denne einr der der hoheste prister were vnd der solde von Aaronis samen geboren sien. vnd die wile das der lebte so en solde man keynen andern da zu ordenen. (Lev 7,35; Num 3,3) abir bie der letsten ziet so wart der hohen pristere vile denne einr wart entsatzt zu eime iare vnde ein iclicher der es haben wolde der koufte es von deme romischen vursten vnd dar vmme so heizet der ewangeliste hie die die hohesten pristere die ire iar gebrocht hatten zu dem amte vnd widir abegesatzt waren. vnde die waren alle besamt vnde suchten einen valschen schien des gerichtes da man gezuc widir Jhesum inne vuren solde. vnd das teten sie dar vmme vf das das gemeine uolk nicht durfte [253ra] sprechen das sie Jhesum ane schult hetten zu dem tode vertumit. Sundir ouch das sie etliche orsache hetten die sie dem gemeinen uolke und ouch Pylato der des keisers richters richter was mochten bewisen. denne die en mochten Jhesum ane Pylati vrteil zu dem tode nicht vertumen. JERONIMUS: Sundir sich hie wie ir die bozheit selbir luigit (Ps 140[139],10) gelicher wise als die kuniginne tete widir Joseph den vnschuldigen (Gen 39,14 – 18). vnd ouch die vnreinen pristere widir Susannam. (Dan 13,36 – 41) vnd dar vm so volgit da: „vnd sie en vunden des gezuigis widir en nicht.“ Denne irer was vile die gezuc widir en sprachen. „abir ire gezuige die en waren nicht nutze noch vugelich.“ Denne das man mandeln mac das ist vngewis. Da uolgit: „vnd do stunden etliche vndir en vf vnd vurten einen valschen gezuc sprechende. Denne wir haben en gehort sprechen. Jch wil den tempil der mit den henden gebuwit ist zustoren vnd bie drin tagen so wil ich einen andern buwen der von der hende werc nicht gemachit en ist vnd ire gezuc das en was ouch nicht vugelich.“ Das ist alsulchir ketzere sitte das sie den schaten von dem lichte also das sie das licht nemen vnd sien nicht wellen irkennen. also tun ouch dise valschen gezuige. denne sie sprechen [253rb] widir Cristum das er in der wise noch ouch mit dem worte nicht

Bist du Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?

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en sprach. denne der herre sprach das wort von dem temple sinis lichamis. vnd sprach es mit deme worte. zustorit disen tempil so wil ich en widir bie drin tagen buwen. vnd das namen sie mit valscheit als ob er von dem temple Salomonis das wort hette gesprochen. THEOPHILUS: Der herre en hatte ouch das wort von em nicht gesprochen also das er spreche ich wil den tempil zustoren. sundir er sprach zustorit en. Er en sprach ouch des wortis nicht der mit henden gemachit ist. sundir er sprach slechtis. den tempil. vnd en gedachte der hende nie. Sundir sie legiten die wort zu sime spruche vf das sie ire lugene die bas bestetigen mochten. JERONIMUS: Der herre en sprach ouch nicht ich wil einen andern tempil widir buwen. sundir er sprach. ich wil en irwecken. vnd wolde da mite ein lebende tier bezeichenen das man vz dem slafe mac irwecken. vnd meynte da mite einen tempil der geist vnd leben hat. vnd dar vm so ist der ein valsch gezuc der eines menschen spruch in eime andern sinne vernimt denne in dem sinne als sie gesprochen werden.

Bist du Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?

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Vnd do stunt vf der hoheste prister vnd quam [253va] in das mittil vnd vregete en sprechende. vnd en entwertistu nichtisnicht zu disen worten die dir von disen gezuigen vor gewurfen werden. (Mk 14,60) Sundir er sweic vnd en entwerte nicht. vnd do vregite en abir eins der hohe prister vnd sprach zu em. bistu icht Cristus gotis sun des gebenedieten. (61) Sundir do sprach Jhesus zu em. Jch bin es vnd ir werdit sehen des menschen sun sitzen zu der rechten hant der kraft gotis vnd ouch komen in den wolken des himels. (62) abir do zureiz der hohe prister syne kleidere vnd sprach. was begere wir nu noch me zu gezuge. (63) Jr habit das lesterliche honen gehort vnde wes bedunkit uch vnd do vertumten en do die also das er schuldic were des todis. (64) vnd etliche die begunden ire speichele an en werfen vnd verbunden em sien antlitz vnd slugen em halsvlecke vnd sprachen zu em. prophetire. vnd die dinere die halsulincten en. (65) BEDA: Je me Jhesus zu den spruchen der valschen gezuige vnd zu der rede der bosen pristere stille gesweic ie me der bischof Cayphas zu grimme gereizit wart vnd en da zu me muete das er em entwerten solde. vnd das tete er dar vm das er vz sinen reden eine orsache irkrigen der wort da er en mite vor dem richtere beclagen mochte. [253vb] vnd das spricht hie der ewangeliste: „vnd der hohe prister stunt vf in das mittil vnd vregete Jhesum sprechende. vnd en entwertistu nicht zu dem worte _____________ 23 den] dem

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die dir von disen vor gewurfen werden.“ Sich do der balde zorn vnd der vngeduldige grim da keine stat en vant da er vnrechte gewalt mochte bewisen do treib er mit vnmute den bischof vf von dem stule sinir wirdikeit vf das er den vnsin sinis hertzen mit der begerunge sinis lichams bewisen mochte. JERONIMUS: Sundir der herre Jhesus Cristus der vnsir Heilant ist der ouch dar vm was gekomen das er der werlde das verlorne heil widir geben wolde. der wolde mit der grozen minne menschlicheme adile zu hulfe komen. das er wolde werden als eyn schaf das man zu dem tode vurit vnd das doch keinen luet der stimme von em en gibit also wolde er swigen vnd verstummen an alleme entwerte. vnd dar vm so volgit da: „Sundir er sweic vnd en entwerte nicht.“ Diz swigen das Cristus hie tete das hat die valsche entschuldigunge Adams ledic gemachit. denne der entschuldigete sich mit kunheit vnd so er doch in den val der schult gekomen was. vnd der herre der en wolde sich da widir nicht entschuldigen der [254ra] sache der man em da schult gab alleine das er irer doch vnschuldic was. THEOPHILUS: Der herre sweic ouch zu alle iren vragen vnd en entwerte en nicht. denne em was das wolbekant das sie sich an sine wort nicht hetten gekart. vnd dar vm nach dem als Lucas ewangelium wil so entwerte er en. vnd sprach. Jst es das ichs vch sage so en geloubit ir es mir nicht vnd vrege ich ouch uch so en entwertit ir mir nicht. (Lk 22,67f.) abir da volgit: „vnd da nach do vregete en der hohe prister vnd sprach zu em. Bistu Cristus gotis sun des gebenedieten.“ Die vrage tut der hohe prister dem herren. vnd nicht vm das das er es welde wizzen vnd gelouben. sundir vf das er da mite eine orsache irkrige widir en. denne er vregit sprechende: „Bistu Cristus gotis sun des gebenedieten.“ Denne da waren zu der ziet uile Cristi das ist uile gesalbeter als kunige vnd bischoue. vnde ouch die hohen pristere. sundir doch so en was irer keinr gotis sun des gebenedieten genant das ist der. der zu allen gezieten vnd allen luiten bilchen gelobit solde sien. THEOPHILUS: Disis gebenedieten Cristi beiten die Juden von verrens. vnd do er na bie en was do en wolden sie sien nicht sehen. Gelicher wise als Ysaac do em die ougblatern [254rb] gewurden do en sach er Jacobs sinis sunis nicht vndir sinen henden. sundir er sprach doch verre zukumftige dinc von em. (Gen 27,1.21ff.) Da uolgit: „Sundir Jhesus der sprach zu em. Jch bin es.“ vnd das tete er dar vmme vf das sie keinrleie entschuldigunge mochten gehaben. JERONIMUS: Der herre irkante das wol das sie em nicht wurden gelouben. ydoch so entwertit er en vf das sie da nach icht hetten gesprochen. wer das wir icht der warheit hetten _____________ 32 Hieronymus 38 Theophylactus

Bist du Christus, der Sohn Gottes, des Hochgelobten?

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von em gehort so hette wir em geloubit. sundir das kumt en zu eime grozen schaden das sie en gehort haben in der predigate der warheit vnd das sie em doch nicht gelouben en wolden. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Man sal hie wizzen das Matheus nicht en spricht das der herre dem hohen pristere also entwerte. Jch bin es. sundir er sprach. Du hast es gesprochen. (Mt 26,64) Sundir Marcus der wil das bewisen das das eine als nutze sie als das andere. vnd ouch so bedutit das so uile das Jhesus sprach. Du hast es gesprochen als Matheus wil als das das Marcus spricht. ich bin es. abir da volgit das: „vnd ir werdit des menschen sun sehen sitzen zu der craft der rechtern hant gotis vnd komen in den wolken des himels.“ THEOPHIva LUS: Als ob der herre spreche. Jr werdit [254 ] einen sehen sitzen zu der rechtern hant gotis als des menschen sun. denne die craft die heizet er sinen vatir. Denne Cristus der en wirt nicht zu gerichte ane sinen licham komen. Denne gelicher wise als er sich in der menscheit den bewisete die en crucigeten also wirt er sich en ouch in dem gerichte bewisen. BEDA: Vnde dar vm o du Jude vnd du Heiden sich ebene das Cristus icht versmehit in dime hertzen stehe das vm das er sich in vnsire menschliche krancheit bewisete. vnd das er das lastir des crucis leit. Sundir sich ebene das des menschen sun dar vm zu der rechtern hant des vatirs sitzit. vnd das er da von in sinir mogenikeit in den wolken der himele komen sal. JERONIMUS: Merke ouch wie der hohe prister Cristum vregit ob er gotis sun sie. vnd er entwertit em das er des menschen sun sie. Sundir vf das ymant vndirscheit durfte machen so spreche wir das der mensche in gote vnde got in dem menschen ist. Sundir er spricht ouch. zu der rechtern hant der craft gotis sitzen. das ist. das er das rieche in dem ewigen lebene halden wirt. vnd komen in den wolken des himels. denne er vur vf von hinnen in den wolken als wirt er ouch widir komen in den wolken. das ist in deme lichame alleine den er [254vb] von der iuncvrouwen hat entpfangen da vur er mite zu himele. vnd mit sime lichame das ist mit manchualdikeit der heilgen kirchen die sien licham ist vnd blibit ouch bie em bes das er widir zu gerichte kumt. LEO DER PABIST: Sich wie Cayphas hie zu eime grozen irhebene des nidis den er widir Cristi rede vurte so wolde er zu eyme zeichene der rache die cleidere zu rizen. vnde er irkante des nicht das er da mite das er sine cleidere zureiz pristirlicher wirdikeit was beroubit. denne er hatte des gebotis vergezzen da man von den vursten der pristere lisit. Er en sal die pristirliche hube von sime houbte mit nichte abelegen noch sinir cleidere ouch mit nichte zurizen. (Lev 21,10) Denne da volgit: „Sundir _____________ 4 Augustinus de Cons. Evang. 34 Leo Papa in Serm. 6 de passione

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der hohe prister der zu reiz sine kleidere vnd sprach. wo zu begere wir noch me gezuige denne ir hat gehort das honende lastir. vnd dar vmme wes bedunkit vch. THEOPHILUS: Der hohe prister irvullit da mite den iudischen sitten. denne so en etwas vntrechlichs odir trurlichs zuquam so zu rizzen sie ire kleidere. vnd dar vm vf das er mochte bewisen das Cristus grobelichen vnd vnuertrechtlichen got hette gehonit vnd hette da mite groz lastir widir en [255ra] gesprochen so zu reiz er sine kleidere. BEDA: Es geschach ouch in einr grozen heimelikeit vnd was ein sacrament das in dem lidene des herren der bischof sine eigene cleidere zureiz das was das ephot so doch ouch der roc des herren von den rittern die en crucigeten mit nichte mochte zu rizzen werden. denne es gab vns des eine figure das die pristirschaft der Juden durch der bischove sunden willen solde zu rizzen werden. Sundir die gedichte stetikeit der kirchen die man iris irlosers kleit pfliet zu nennen der en mac man nimmer zu rizen. THEOPHILUS: Da von sint die iudischen pristere der pristirschaft vnwirdic vnd haben es da mite verdinit das ire pristirschaft sal zu rizzen werden denne sie waren die die Cristum vertumten vnd sprachen das er schuldic were des todis. vnd dar vm so volgit da: „vnd die alle vertumten en als ob er schuldic were des todis.“ JERONIMUS: Sichirlichen sie vertumten en als ob er schuldic wer des todis vf das er mit sinir schult vnser schult des ewigen todis mochte losen. vnd da volgit: „vnd do begunden en etliche mit iren speichelen bewerfen vnd sien antlitz zu verbinden vnd en mit halsulinken zu slahen vnd sprachen zu em vnd die dinere die slugen em die wangen.“ vnd [255rb] das leit der gotis sun williclichen das man da sien antlitz mit der vnreinen speichele bewarf vf das er das antlitz vnsir selen mochte reine gewaschen vnd das er mit vordeckunge sinis antlitzis vns mochte benemen den vorhanc vnserer hertzen vnd das er mit sinen halslegen da sien houbt mite geslagen wart mochte Adame das houbit menschliches adils heil gemachen. vnd das er mit den backenslegen da er vbile mite gehandilt wart das irkrege das vnsern henden vnd ouch vnsern lippen sien ewiges lob gegeben wurde. vnde dar vm so spricht Dauid. alle uolk das sal sich vrouwen vnd mit sinen henden schrecken. (Ps 47[46],2) BEDA: Abir da sie sprechen. prophetire wer ist der der dich hat geslagen. das tun sie em zu schemde. als ob sie sprechen. Du woldist von dinen iungeren vor einen propheten gehalden werden. vnd dar vmme so wiessage vns ouch nu wer dich hie slehit. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Diz sal man also vernemen das der herre alsotane smaheit leit alle die nacht durch in dem huse _____________ 29 adils heil] adils mochte heil 38 Augustinus de Cons. Evang.

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des vursten der pristere da er alrerst yngevurt wart bes also lange des es morgen wart denne do vurten sie en zu dem richtere Pilato.

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Vnd do Petrus do in der vorloube besiten was [255va] do quam eine vz den dineren des hohesten pristers (Mk 14,66) vnd do die sach Petrum sich wermen zu dem vuire vnd en tigir an gesach do sprach sie. vnd du bist ouch mit Jhesu Nazareno gewesit. (67) vnd do loikente er vnd sprach. Noch ich en weiz noch en irkenne was das ist das du sprichst. vnd do ginc er vz vor die vorloube vnd do sanc der haen altzuhant. (68) Sundir do en abir die mait gesach do begunde sie zu den sprechen die da vmmestunden. Denne disir der ist vz den sinen. (69) vnd do loikente er abir eins. vnd da nach abir vbir eine kleine wile do sprachen abir die die da biestunden zu Petro. werlichen du bist vz den sinen. denne du bist ein Galyleus. (70) Sundir do begunde er zu bannen vnd zu sweren. denne ich en weiz von dem menschen nicht da ir von ret. (71) vnd do sanc abir eins altzuhant der haen. vnd do begunde Petrus des wortis zu gedenken das Jhesus zu em hatte gesprochen. denne e der haen singit so saltu mien zu drin malen geloikent haben. vnd do begunde er weinen. (72) AUGUSTINUS von dem eintragende der ewangelisten: Man sal hie wizzen das alle die ewangelisten nicht an iren spruchen einen orden en halden da von das vndir dem andern lastere das dem herren angelegit wart das sien Petrus ouch zu drin malen loikente. [255vb] Denne Lucas der entrichtit sich alrest von der bekorunge in der Petrus vellic wart also das er des herren zu drin malen loikente e denne er von keime anderen lastere vnd smaheit redit das ouch dem herren von den Juden bewisit wart. (Lk 22,56 – 66) Sundir Johannes der beginnit da von zu sprechen. wie Petrus bekort wart (Joh 18,16 – 18) vnd ouch viel. vnd da nach e er das volendit so spricht er von anderer schemde die die Juden dem herren anlegeten. (Joh 18,19 – 23) vnd setzt ouch das er wurde gesant zu Caipha dem bischoue vnd setzt denne abir eine rede von Petro vf das er das volbrenge das er von Petri bekorunge begunt hatte. (Joh 18,24ff.) Sundir Matheus vnd Marcus die bedenken alrerst das vngemach das dem herren vbir ginc von den Juden. (Mt 26,59 – 68) vnd da nach so setzen sie denne Petri bekorunge. vnd das verloiken da er mite vellic wart. (Mt 26,69 – 75) vnd da von so spricht der ewangeliste hie: „vnd do Petrus was in der vorloube besiten do quam eine vz den dinern des hohesten pristers vnd do die sach das sich Petrus wermte zu dem vuire _____________ 18 Augustinus de Cons. Evang.

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do sprach sie. vnd du bist ouch mit Jhesu Nazareno gewesit. vnd do loikente er vnd sprach. Noch ich en weiz noch ich irkenne ouch nicht was du sprichst. BEDA: Vnd was wil das meinen das Petrus alrerst von eime wibisnamen wart irkant vnd [256ra] ouch gemeldit so en bilcher die man mochten irkant haben. Das vil also uile meynen das das cranke teil des menschen das wieb das wolde ouch schuldic werden an dem tode des herren vf das das das cranke teil des menschen ouch mit dem tode des herren irlosit wurde. Da volgit: „vnd do loikente er sprechende. Jch en weiz noch irkenne nicht was du sprichst.“ JERONIMUS: Sich wie Petrus tete e denne er den geist gotis enpfinc. denne do vervloigete en eine dirne. abir da nach do er den geist entpfinc do en weich er noch den vursten noch den konigen. THEOPHILUS: Die schicht liez der herre in grozir vorsichtikeit vbir Petrum gehen vnd vorhinc das an em das er vor einr dirne nicht bestehn en mochte vf das sich Petrus der grozen gabe die er von dem herren enpfangen hatte nicht irhube. vnd das er sich ouch nach der ziet den sundigen luiten barmhertzic bewisete als der der an em selben gelart was den vzganc menschlicher crancheit. vnd da volgit: „vnde er ginc vz vor die vorloube do sanc der haen altzuhant.“ BEDA: Des spruchis swigen die andern ewangelisten das do der haen sanc do Petrus alrerst geloikent hatte des herren. Sundir doch so en loikenen sie des nicht es en sie also geschen als ouch andirswo uile dingis eyn [256rb] ewangeliste spricht das der andere swigit. Da volgit: „abir do en die mait widir gesach do sprach sie zu den die da vmmestunden. Denne disir ist vz den synen.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Dise mait die en was die selbe dirne nicht die Petrum des ersten hatte bekorit als Matheus in sime ewangelio spricht. (Mt 26,71) Sundir man mac es also wol vernemen. das Petrus zu dem andern loiken das er tete von zwen megeden getwungen wart von der einen dirnen da Matheus in sime ewangelio von spricht vnd ouch Marcus. vnd von der andern da ouch Lucas von redit. (Lk 22,58) Sundir da volgit: „vnd er loikente abir eins.“ Denne Petrus der was itzunt widir zu dem herde gekomen als Johannes spricht. denne do er da stunt do loikente er abir eyns. (Joh 18,25) vnd dar vmme so en sprach die dirne das vorbenante wort nicht zu Petro. sundir zu den die da vmme das vuir hatten gestanden do Petrus vz gegangen was. vnd sprach doch die wort eygenclichen das sie Petrus horte. vnd dar vm so quam er widir vnd stunt abir bie deme vuire vnd strebite da widir ire wort vnd loikente des das sie widir en sprachen vnd dar vm so kuisit man das werlichen vz alle der ewangelisten gezuige das [256va] Petrus zu dem andern male des herren nicht en loikente vzwendic vor der vor_____________ 25 Augustinus de Cons. Evang. 40 andern male] andern des male

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louben. sundir inwendic bie dem vuire. Sundir das Matheus vnd Marcus sprechen das er vz wer gegangen das ist war. (Mt 26,71) sundir sie vorswigen das das er widir in das vorhues gekomen was. BEDA: Jn disme verloikene das Petrus tete so werde wir des wise das der nicht Cristi verloikent der da spricht. das Cristus nicht en sie. sundir der verloikent ouch Cristi der ein cristen mensche ist vnd verloikent des. Denne der herre en sprach nicht zu Petro. Du wirst des loiken das du nicht mien iunger en siest. sundir er sprach. du wirst mien loiken. Denne do loikente Petrus des herren do er des loikente das er nicht sien iunger en were. Sundir da volgit: „abir da nach vbir eine cleine ziet do sprachen die zu Petro die da bie stunden. werlichen du bist vz den sinen du bist eyn Galileus.“ Die von Galilea die en haben nicht eine andere zunge die sie sprechen denne die von Jherusalem haben. denne sie waren beider siet Hebrei. sundir eine icliche prouincie vnd ouch eyn iclich lant das hat etliche zunge andirs in der selben sprache denne die andire prouincie hat. vnd gibit ouch etliche me worte einen andern luet. [256vb] denne die andire. vnde da von so trugen sie an der wise der gezunge entzwei. vnd des en mac denne der mensche der der wise also zu redene gewonit ist nicht wol miden er en muze sich an den luet der wort halden als er gewonit ist. THEOPHILUS: Vnd dar vm so Petrus der rede des herren nicht gedochte do er sprach. Swer mien vor den luiten bekennit des bekenne ich widir vor mime vatere. (Mt 10,32) vnd ouch dar vmme so er sere irschrocken was so quam er zu dem gebrechen das er des herren loikente. vnd da volgit: „vnd do begunde er zu bannen vnd zu sweren. denne ich en bekenne des menschen nicht da ir von sprechit.“ BEDA: Sich wie schuldic vnd wie vallende sint der bosen luite rede. denne vndir den vngeloubigen luiten so loikente Petrus das er des menschen nicht hette irkant vnd vndir den iungeren so bekante er des selben. das er des lebenden gotis sun were. Sundir die heilge schrift die pfliet ouch die werc der sachen mit der vndirscheit der ziet beduten. vnd dar vmme Petrus der zu mittirnacht des herren loikente der nam widir an sich buze do der haen sanc. vnd da volgit: „vnd do zuhant do sanc der haen. vnd Petrus der wart gedenken an das wort [257ra] des herren das Jhesus zu em gesprochen hatte. denne e der haen zwir wirt singen so wirstu mien drin zu malen haben geloikent.“ THEOPHILUS: Die trene die Petrus weinte in sinir buze die brochten en widir zu Cristo. vnd dar vmme so werden alle die Nouaciani geschant die die lugene turren sprechen das der mensche vortme zu keinen gnaden enpfangen en wirt also das em sine sunde vergeben werden _____________ 12 bist eyn] bist vz eyn 35 drin fehlt 38 Novatianer = Novatian s. 77,9

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der nach dem sundigit das er die buze hat enpfangen. Sehit nu da widir das Petrus nicht des wirdic was das er die toufe hette enpfangen. sundir em wart ouch der lichnam vnd das blut Cristi zu teile vnd er gesundigete do quam er doch nach der sunde durch die buze zu gnaden. denne dar vm so sint die gebrechen der heilgen luite beschriben. vf das ob wir ouch von vnuorsichtikeit vnsers menschlichs lebens vallen das wir widir durch ire bilde eine zuvlucht mogen gehaben vnd hoffen also das wir ouch von vnserm gebrechen durch die buze mogen werden gelost vnd widir von dem valle irhaben. JERONIMUS: Geistlichen. die erste dirne bedutit eynen zwiuelmut der sunde sundir die andire dirne gibt vns die volbort. sundir der dritte was ein man [257rb] vnd der bewisit vns das werc gantz geformit. Sundir diz drierhande loiken so wechzit vns das weinen der buze vnd ouch das betrachten des wortis Cristi. Denne so singit vns der haen so ein iclich prediger eins iclichen menschen hertze durch das wort gotis vz dem slafe der sunde irweckit vnd lerit en wie er die buze sulle begen vf das er selic werde. abir denne so beginne wir weinen so wir gehitzit werden durch den vunken rechtis bekentnizzes vnd komen denne buzen die tor so wir vns disir werlde allirdinge verzien.

Hie beginnit sich das vumfzehende capittil das hie uolgit. Jesus vor Pilatus

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Vnd do vollenbalde do es morgen wart do machten alle die hohen pristere eine samnunge mit den eldisten vnd mit den meistern vnd mit alle [257va] der besamnunge des ratis so namen sie Jhesum vnd bunden en vnd vurten en vnd entwerten en Pylato. (Mk 15,1) vnd do vregete en Pylatus. Bistu ein kuning der Juden. Do entwerte er en vnd sprach. Du sprichst es. (2) vnd do besageten en die hohesten pristere in uile dingen. (3) Sundir do vregete en Pilatus abir eins sprechende. vnde en entwertistu nichtisnicht. sich in wie grozen dingen sie dich besagen. (4) Sundir do en entwerte Jhesus noch me nicht also das es Pilatum wundir hatte. (5) BEDA: Die Juden die hatten den sitten das welchen menschen sie vndir en zu dem tode vertumit hatten den entwerten sie dem richtere gevangen vnd gebunden. vnd dar vm spricht hie der ewangeliste nach dem das sie hatten Cristum zu dem tode vertumit das sie en do bunden vnd vurten en gevangen vor den richter. vnd das volgit hie so er spricht: „vnd do vollenbalde do es morgen gewart do besamten sich alle die hohesten pristere mit den eldisten vnd mit den meisteren der e vnd mit dem gantzen volke vnd bunden Jhesum vnd vurten en vnd entwerten en Pilato dem richtere.“ Jdoch so sal man ouch merken das sie en do nicht alrest bunden sundir sie hatten en ouch [257vb] vor gebunden denne sie bunden en altzuhant do sie en gevingen in dem garten als es Johannes in sime ewangelio klar machit. (Joh 18,12) THEOPHILUS: Vnd also vinde wir das die Juden des morgens balde do sie Jhesum als einen schuldigen menschen bunden do entwerten sie en vz irer hant den Romern. vnd dar vm so wurden sie ouch von gote geentwert in der Romere hende vf das die schrifte an en vollenbrocht wurden die da sprechen. Du salt en herre widir geben nach den selben werken als sie gewurcht haben mit iren henden. (Ps 28[27],4) vnd da volgit: „vnd do vregete en Pilatus sprechende. Du bist der Juden kunig.“ Hie mite so werden die Juden vmme ire vnminsamme vntugent gestrafit so sie mit irer argen valschen list nicht widir den herren mochten gehaben das an em strefelich were vnd das ist in Pilato vrage offenbar. denne er sprach mit der vrage zu em. Bistu der Juden konig. Sundir

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da volgit: „vnd er entwerte vnd sprach zu em. Du sprichst es.“ Sich wie der herre Pilati vrage mit eime entwerte besluzit da sine rede doch war mite bleib vnd er doch sine entwerte nicht strafen en mochte. BEDA: Merke wie der herre hie Pilato ein zwiuelende entwerte gibit. [258ra] denne das wort das er em zu entwerte gab das er sprach: „du sprichst es.“ das mac man also vernemen. ich en spreche des nicht sundir du sprichst es. Sundir hie merke ouch das der herre in etlicher maze Pilato entwerte vmme die sache denne Pilatus der was vnwillic da zu das er das vrteil des todis widir Cristum solde geben. abir den Juden en wold er kein entwerte geben. noch ouch iren hohesten pristern. vnd den anderen allen durch des willen. denne sie waren des vnwirdic das sie die rede vz dem munde der warheit solden horen. denne sie waren alle mit eime lugenhaften valschen gerichte bekummert. vnd ouch so hilt der herre die stetikeit an dem worte das er em zu entwerte gab sprechende: „du sprichist es.“ vnd du sprichst war denne es ist also. Sundir da uolgit: „vnde do beclageten en die hohesten pristere in uile dingen.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Lucas in sime ewangelio der offent vns die lastere die sie widir en sprachen vnd clageten sprechende. Denne sie begunden en in uilen dingen zu beclagen sprechende. wir haben disen gevunden als den der das volk verkerit. vnd er verbutit ouch das man dem keisere sinis zinsis nicht geben en sal. [258rb] vnd er spricht ouch das er Cristus ein kunig sie. (Lk 23,2) Sundir da uolgit: „vnd do vregete en Pilatus abir eins vnd wor vm en entwertistu nicht vnd sihestu nicht in wie grozen dingen dich dise beclagen.“ BEDA: Pilatus der ist der der den herren mit dem vrteile zu dem tode vertumte. sundir er setzit die sache vnde die schult in die Juden. abir da uolgit: „vnd Jhesus der en entwerte em noch me nicht also das es Pilatum wundir nam.“ Der herre en wolde Pilato vmme di sache ein wort nicht entwerten. denne mit der entwert so hette er sich der sunde entschuldigit der sie em schult gaben vnd wer denne ledic von Pilato gelazen. vnd des en wolde der herre nicht denne die ziet was komen das er vor die werlt wolde sterben. vnd dar vm so wolde er swigen sam ein schaf das man zu dem tode vurt. Denne mit sinir entwerte so en hette ouch der nutz des crucis keinen vortganc gehabt vnd die werlt wer vngelosit gebleben. THEOPHILUS: Pilatum den nam des groz wundir das der herre so stille sweic vnd en entwerte den Juden zu irer clage nicht so er doch ein meister der e was vnd ouch ser gespreche vnd so kreftic in der kunst der wiezheit das em das ane zwiuel were [258va] gewesit das er en hette wolt entwerten er en hette alle di rede irer clage nicht eyn wort geachtit. _____________ 17 Augustinus de Cons. Evang.

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Sundir vm das so en entwerte er zu allen iren reden nicht ein wort denne er wolde alle ire clage vf sich lazen komen vnd sie ouch mit minheit ane allirleie widirsprache liden vf das sien tot icht lenger vf gezogen wurde. denne da mite so wart die selikeit der werlde gehindirt vnd en mochte iris vortgangis nicht gehaben.

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Pylatus der hatte des eynen sitten das er en zu dem tage der hochziet einen vz den gevangenen ledic liez vmme welchen sie baten. (Mk 15,6) Sundir zu der ziet so was da einr der hiez Barrabas vnd der was mit den zweitrechtigen gevangen vnd in der zweitracht so hatte er einen manslacht begangen. (7) vnd do die schar vf gesteic zu em do bat sie en als er ir alle ziet pflac zu tun (8) vnd dar vm so entwerte er en vnd sprach. weltir so wil ich vch vrie lazen der Juden kunig. (9) denne er wuste das wol das en die hohen pristere em durch einen niet geentwert hatten. (10) Sundir die bischoue die hatten itzunt die schar da zu mit gelubde gereizit das sie vmme Barraban solden bitten vf das er en vrie gelazen wurde. me denne Cristus. (11) Sundir do entwerte abir eins Pilatus vnd sprach zu en. [258vb] vnd was weltir denne das ich dem kunige der Juden tu. (12) vnd do rifen sie. crucige en. (13) abir do sprach Pilatus zu en. vnd was hat er bosis getan. vnd do rifen sie. Crucige en. (14) Sundir do wolde Pilatus dem volke vol tun vnd liez en Barraban vrie vnd entwerte en Jhesum mit geislen geslagen vf das sie en gecrucigeten. (15) BEDA: Pylatus der gab mancherleie orsache da zu das er Jhesum gerne hette gelosit. vnd vndir den anderen orsachen so was das eine das er en als eynen gerechten man bie Barraban den morder in eine achte satzte. vnd gab en des ein wilkor ob sie Jhesum den gerechten welden loz machen odir den morder. denne er was des ane zwiuel das sie bilcher den gerechten Jhesum vrie solden gebeten haben denne den vngerechten Barraban. vnd da von so spricht hie der ewangeliste: „Durch den tac der hochziet so pfliet Pilatus einen vz den gevangenen ledic zu lazen vmme welchen sie baten.“ CRISOSTOMUS: Das pflac Pilatus alle iar den Juden tun zu libe an dem tage der hochziet vf das er die baz in des volkis lobe stunde vnd das sie en ouch die liber hetten vnd das pflac er sundirlichen vf den tac zu tun so das iudische uolk vz der gantzen prouincien vnd vz [259ra] dem lande besamt wart zu dem tage der hochziet. vnd ouch vf das der Juden sunde die grozir irschene so beschribit man ouch die vnbescheidenheit der sunde die disir Barrabas begangen hatte. vnd des _____________ 30 Glossa

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libe doch die Juden vor Cristi libe satzten also das sie en ledic baten. vnd vertumten Cristum zu dem tode. vnd dar um so uolgit da: „Sundir da was einr der hiez Barrabas vnd der was mit den gevangenen die eine zweitracht vndir dem volke hatten gemachit vnd der hatte ouch in der zweitracht eynen mort begangen.“ Jn dem so bewisit man das disis morders schult so groz vnd manchirhande sache denne das er hatte begangen das was swer vnd offenbar denne er hatte an eime menschen eyne mort begangen vnd hatte ouch in der wise des mordens ser gebrochen. denne er hatte es getan mit eime grozen muende der stat denne er hatte eine zweitracht mit grozir vede gesachit. vnd das was allen luiten offenbar. denne er was ouch mit den zweitrechtigen gevangen. Da volgit: „vnd do die schar vf gesteic kegen em do begunde sie zu bitten als er alle ziet pflac zu tun.“ AUGUSTINUS von dem eintragen der ewangelisten: Das wort en hat keine vrage denne es en hat keinen [259rb] zwiuel wor vmme Matheus des swigit das Marcus hie spricht das die schar Pilatum bat als er en alle ziet pflac zu tun das ist das er en einen gevangenen ledic lize. Denne dar an en ist keine schelunge ob der eine ewangeliste das spricht des der andere swigit. Sundir da nach volgit: „vnd do entwerte en Pilatus vnde sprach. weltir so laze ich uch vrie den Juden kunig. Denne er irkante das wol das sie en em durch einen niet geentwertit hatten.“ Sundir man mac hie vregen welche wort die Pilatus spreche odir die wort die von Matheo gesprochen sint odir die wort die vns hie von Marco gekundigit werden. denne da schinet etwas macht ane. Denne Matheus der spricht da Pilatus dise wort spreche. welchen weltir das ich uch laze odir Barraban odir ouch Jhesum der da Cristus ist genant als Matheus in sime ewangelio spricht. (Mt 27,17) Odir das er die wort spreche als sie hie Marcus kundigit. weltir so laze ich vch vrie der Juden kunig. Sundir man sal diz also entscheiden. denne die kunige die waren alle in iudischer zunge Cristi genant. vnd dar vm so Pilatus die Juden vregete ob sie Cristum vrie welden haben odir den morder Barraban da ist es offenbar das er mit dem worte da er en Cristum nante [259va] den kunig der Juden meinte. Sundir das en sachit ouch keine zweitracht in dem sinne nicht das Marcus hie das verswigit von Barraban das Matheus spricht in sime ewangelio. Denn Marcus der wolde da von alleine reden das dem herren Cristo zu gehorte. Denne Marcus der gibt das wol in irme entwerte zu irkennen das sie Barraban ledic baten vnd wolden das man Cristum crucigete. Da uolgit: „Sundir die bischoue die hatten die schar mit gelubde gereizet das sie me vm Barraban solden bitten denne vm Cristum.“ _____________ 14 Augustinus de Cons. Evang. 34 Barraban] Barraba

Barabbas

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BEDA: Bes huite an disen tac so hengit an den Juden ire bete vnde ist an en becliben die sie mit so grozir erbeit von Pilato irkrigen. Denne do en die orsache von Pilato gegeben wart das sie vm einen beten vz den zwen vnd do sie do vor Jhesum den Heilant vm eynen vnturen morder baten vf das er en vrie gegeben wurde vnd wolden vmmer Jhesum mit dem tode verlisen. vnd dar vm so haben sie bilchen von rechtir schult das heil Jhesum mit dem leben verlorn. Denne sie haben sich da mite deme roube vnd dem morde vnd ouch der zweitracht so gar vndirtenic gemachit also das sie ire vetirliche lant vnd ire rieche das sie libir hatten denne Cristum allir[259vb]dinge verlorn haben. vnd ouch so haben sie sich mit dem vnschuldigen tode da zu verbunden das sie von irer wegen die vriheit des lichams noch ouch der sele nimmirme widir irkrige. Sundir da nach so gibit Pilatus abir eine andere orsache da zu vf das er Jhesum mochte irlosen so da volgit: „Sundir do entwerte abir eins Pilatus vnde sprach zu en. vnd dar vm was weltir das ich tu dem kunige der Juden.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Jtzunt so wirt es wol offenberlichen bewisit das hie Marcus das selbe wil bewisen so er spricht das Pilatus spreche was er Cristo tun solde. Denne die Juden die en hizen keine andire kunige Cristos denne die iren alleine. Denne an disir stat so spricht nach Mathei ewangelium das Pilatus spreche. was sal ich denne von Jhesu machen der da Cristus genant ist. (Mt 27,22) Sundir da volgit: „Do rifen sie. Crucige en.“ THEOPHILUS: Sich hie wundir wie groze bozheit in der iudischen diet was vnd ouch Pilati ebintrechtikeit in sime gerichte. alleine das er doch ouch des vertumnizzes da von wirdic wurde das er dem iudischen volke nicht widirstunt an irer vnordelichen bete sundir en volgete do er Jhesum an allen sachen vnschuldic [260ra] irkante. „Sundir sie rifen alle. crucige en.“ Sundir doch so wolde Pilatus Jhesum von dem vnrechten vrteile losen. vnd sprach demutiklichen mit einer vrage widir sie als hie volgit: „Sundir Pilatus sprach widir zu en. vnde was hat er argis getan.“ vnd mit dem spruche so wolde er den Juden eyne orsache geben das sie den vnschuldigen Cristum nicht vertumen en solden. BEDA: Sundir die Juden die waren so vol grimmis das sie Pilato dem richtere nicht en entwerten. sundir sie wolden irme vnsinne vol tun vnd rifen abir eins das selbe das sie vor gerufen hatten. vnd dar vm so uolgit da: „vnd do rifen sie noch me crucige en.“ vnd das gesprach vf das der spruch Jeremie den er in des herren persone spricht irvullit wurde. Mien erbe das ist mir gelich wurden als eyn lewe in dem walde vnd hat widir mich sine stimme gegeben. (Jer 12,8) abir da volgit: „Sundir Pilatus der _____________ 17 Augustinus de Cons. Evang.

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wolde dem volke vol tun vnd liez en Barraban vrie sundir Jhesum den entwerte er en gegeislet vf das sie en gecrucigeten.“ THEOPHILUS: Pilatus der wolde dem volke voltun das ist er wolde iris willen remen an dem das sie wolden. vnd er en warte des nicht was gote behegelich were. [260rb] odir der gerechtikeit vugete. JERONIMUS: Hie sint zwene bocke. der eine ist geil vnd vntugentsam vnde wirt mit den sunden des volkis ledic gelazen in die wustenunge der helle. Der andere boc wirt vor des entschuldigeten volkis sunde getot als ein lamp vnd ist ein teil gotis alle ziet blibende. BEDA: Da man spricht das Jhesus mit geislen geslagen wart. des en sal man nicht andirs vernemen denne das das selbe geislen von Pilato geschen sie. Denne Johannes der schribit in sime ewangelio. Pilatus der begreif Jhesum vnd geiselte en. (Joh 19,1) vnde des sal man ouch gelouben. das es Pilatus dar vmme tete vf das die Juden mit der pine vnd mit dem lastere gesetit wurden vnde en lizen sich nicht me nach sime tode dursten.

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Sundir die rittere die vurten Jhesum in das vorhuez des dinchusis vnd berifen da zu samne alle die trucht der Juden (Mk 15,16) vnde zogen em an ein purpuryn kleit vnd satzten em vf vlectende eine dornine crone (17) vnd begonden en zu gruzene also sprechende. ane we der Juden kunig (18) vnd slugen sien houbt mit eime rore. vnd bespegen en vnd satzten sich an ire knie vnd beten en an. (19) vnd da nach das sie en verspottit hatten do zogen sie em [260va] widir das purpurine gewete vz vnd zogen em widir sine kleidere an. (20a) THEOPHILUS: Die itele ere der rittere die vrouwit sich alle ziet vnordelicher smaheit vnd das wolden ouch dise rittere an em bewisen. denne das sie Jhesum also smeheten das was en nicht geboten. sundir sie wolden da von itelen rum von dem iudischen volke irkrigen. vnd da von so spricht der ewangeliste: „Sundir die rittere die vurten en hinyn in die vorloube des dinchusis vnd berifen da zu samne alle die trucht.“ Das ist alle den orden der rittirschaft vnd ouch der Juden vnd cleideten en in ein purpur als ein kunig. BEDA: Vmme das das er der Juden kunig was genant vnde die pristere vnd ouch die meistere die hatten das vor ein lastir vbir en geclagit. vnd sprachen das er em den namen des kunigriechis vbir das israhelische volk neme mit gewalt. vnde dar vm so zogen sie em sine cleidere vz vnd cleideten en mit eime purpurinem gewete als es die alden kunige zu der ziet pflagen zu tragen. AUGUSTINUS von _____________ 13 geiselte] geislte 36 Augustinus de Cons. Evang.

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der ewangelisten eintracht: Alhie sal man vernemen das da Matheus in sime ewangelio spricht das sie em einen ruzvaren mantil an zogen. (Mt 27,28) das selbe ruzuare gewete das nennit ouch [260vb] Marcus vor ein purpuryn cleit. Denne die vnturen rittere die hingen em einen ruzvaren mantil vmme vor eyn purpuryn kleit. da sich die kunige mite kleideten. vnd wolden en da mite beschimpfen als einen der sich hette zu eime kunige gemachit vnde doch keinr en were. Denne man vindit ouch das purpurine gewant das also gelich dem cocto ist da diz ruzuare cleit von was das man sien kume eyne vndirscheit mac gehaben. vnd ouch so mochte es wol gesien das der selbe mantil purpur an em hatte als Marcus wil alleine das er doch ruzvar were als Matheus spricht. BEDA: Vor eine kunigliche crone so satzten sie em zu lastere eine dornine crone vf. vnd dar vm so volgit da: „vnd sie vlochten em eine dornine crone vnd satzten sie em vf sien houbt.“ vnde vor eynen kuniglichen schepfer so gaben sie em eyn ror als es Matheus beschribit. (Mt 27,29) vnd beten en an als eynen kunig. vnde dar vm volgit da: „vnd sie begunden en zu gruzen sprechende. Gegruzit siestu der Juden kunig.“ vnde ouch das en die rittere da mite verspotten das sie en an betten als einen got denne sie wolden da mite meinen das er sich velschlichen vor einen got hetten [261ra] gehalden so er kein got en were. das schinit dar inne das hie uolgit: „vnde sie slugen en mit dem rore sien houbt vnd wurfen ire speichele an en vnd satzten sich vf ire knie vnd betten en an.“ als den der sich selben zu eime gote hette gemachit. JERONIMUS: Das lastir das der herre leit das hat vns alle vnsir lastir benomen vnd sine bant die haben vns vrie gemachit vnde mit der dorninen cronen die em in sien houbt gedruckit wart die kunigliche crone des ewigen lebens vnd mit sinen wunden sint alle vnsire wunden geheilit. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Es bewisit sich hie das dise dinc nicht zu der selben ziet geschagen als sie Matheus vnd Marcus sprechen. sundir sie betrachten sie widir an disir stat als das das in etlicher maze vndirwegen was gelazen. Sundir Johannes der spricht in sime ewangelio das dise dinc Pilatus tete an Jhesu. (Joh 19,1f.) vnd spricht ouch zu welcher ziet es geschege. (Joh 19,14) Sundir da volgit: „vnd da nach das sie en also verspottit hatten do zogen sie em vz das purpurine gewete vnd zogen em widir sine cleidere an.“ Das geschach an dem letsten do sie en itzunt vz wolden vuren vf das sie en gecrucigeten. JERONIMUS: Geistlichen. der herre wirt ouch von sinen [261rb] cleidern enplozit vnd wirt mit purpure gecleidet vnd das geschach von den Heiden. abir da nach wart er abir widir von den Juden gecleidet. denne so die volkomenheit der Heiden in den gelouben wirt treten so sal alle _____________ 28 Augustinus de Cons. Evang.

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Jsrahel ouch selk werden. (Röm 11,25) BEDA: Odir diz purpur da der herre mite gecleidet wart bedutit sien edile vleisch der menscheit das er vndirtenic wolde machen dem liden der martere. abir die dornine crone die er vf sime houbte truc die bedutit das er die bittirkeit alle vnsir sunden an sich hatte genomen. THEOPHILUS: Wir sullen vns mit dem purpurinem gewete cleiden. vnd sullen als die kunige vns bewisen vnd sullen da mite vf die slangen vnd vf die notern treten also das wir alle sunde vndir die vuze sullen treten. denne wir sint cristene luite genant vnd ouch als die kunige gesalbit. vnde da mite so welle wir ouch die dornine crone vf vnsir houbit nemen. das ist ein gestrenge hert leben dar wir mit Cristo inne vbirformit werden in buze vnd ouch in reinikeit. BEDA: Die luite die slahen Cristi houbt die des loiken das Cristus eyn war got sie. vnd ouch so man etwenne mit dem rore die schrift pflac zu formen so verwunden die Cristi houbit mit dem rore die [261va] sich widir die gotheit mit irrunge setzen vnd doch ire valsche irrunge mit der heilgen schrift wellen bewisen. Sundir die spien em in sien antlitz die sine kegenwertigen gnaden mit vntugentsammen wortin von en vertriben. Sundir da sint ouch noch huite an disme tage luite die mit eynem steten gelouben Cristum als eynen waren got anebeten sundir doch mit iren verkarten werken so versmehen sie sine wort als ein lichtvertic gekose. vnd setzen zietliche wollust vor sien gelubde das er en getan hat. vnd ouch gelicher wise als Cayphas vnwizzende sprach. da muz ein mensche sterben vor das volk. (Joh 18,14) also teten ouch die rittere alle dise dink vnwizzene. denne hetten sie es irkant sie en hetten es lichte an Cristo nicht begangen.

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Vnd do vurten sie en vz vf das sie en crucigeten. (Mk 15,20b) vnd do benotigeten sie eynen der ginc vor sie Symonem von Cyrenen der quam von dem dorfe vnd was Alexandri vnd Ruffi vatir vf das er sien cruce vf neme. (21) vnd do brochten sie en bes zu Golgatha an die stat die als uile bedutit ist als die stat der schedele (22) vnd gaben em da gemirreten wien zu trinken vnd des en nam er nicht. (23) vnd do sie en gecrucigeten do [261vb] teilten sie sine cleidere vnd wurfen vm sie ein loz was ein iclicher neme. (24) Sundir es was tercie ziet vnd sie crucigeten en. (25) vnd das zeichen sinir sache das was vbir en geschriben. Der Juden kunig. (26) vnd do crucigeten sie ouch mit em zwene mordere eynen zu sinir rechtern hant vnde eynen zu der linken. (27) vnd da mite so wart die schrift vollenbrocht die da spricht. vnd er ist geachtit mit den vngerechten bosen. (28)

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DIE GLOSE: Nach dem do sie Cristum den herren hatten vertumit zu dem tode des crucis vnd ouch das sie dem vertumten Cristo uile smaheit hatten bewisit do vurten sie en vz vf das sie en gecrucigeten. vnde das spricht der ewangeliste hie: „vnd sie vurten en vz vf das sie en gecrucigeten.“ JERONIMUS: Hie wirt Abel von sime brudere vf den ackir gevurt vf das er von em getotit werde. (Gen 4,8) vnd hie ist ouch zu en kegen Ysaac mit den holtzern (Gen 22,3) vnd Abraham mit dem stere der in dem gestuide hinc. (Gen 22,13) hie kumt ouch Joseph mit sinir gabe da en von troumte. (Gen 37,5ff.) vnd ouch mit dem rocke der mit dem blute bestrichen was. (Gen 37,31) hie bewisit sich ouch Moyses mit der rute vnd mit der slangen die er vbir das holtz gehinc. (Ex 7,10; Num 21,9) [262ra] Hie ist ouch die wientrube die man an dem holtze truc. (Num 13,23) Hie kumt ouch Heliseus mit dem holtze das er in die tufe des wazzers stiez da er die echse mite suchte die sich ouch vz dem grunde irhub vnd vloz zu dem holtze. (2 Kön 6,5f.) vnd da mite ist das mensliche kunne bedutit das in dem paradise von deme verbotenen holtze in die helle viel. vnd das ist widir zu dem paradise geswummen durch das holtz des crucis das der herre truk vnd durch die toufe des geistes. Hie ist ouch Jonas bie der vz dem holtze des schiffe mit dem loze quam in das mer (Jona 1,5.7.15) vnd ouch in des waluischs buech. vnd was da drie tage. (Jona 2,1) Da volgit: „vnd sie benotigeten einen der ginc vor sie vnd was komende von dem dorfe vnd was Allexandri vnd Ruffi vatir vf das er sien cruce vf vazzete.“ THEOPHILUS: Sundir Johannes der spricht das Jhesus selben das cruce vmme vazzete vnd truc es. (Joh 19,17) vnd das ist war vnde ouch das Marcus spricht. Denne der herre greif alrest selben das cruce an vnde truc es also lange bes das der da vor ginc. vnd den betwungen sie do da zu das er es moste tragen. vnde ouch so spricht Marcus welchir sune vatir er was. denne Allexandri vnd Ruffi. vnd da mite gibit er sinen worten eyne bestetigunge. denne [262rb] der mensche lebte dennoch der das bewisen mochte was da bie dem cruce was geschen. JERONIMUS: Bie etlicher vetere tugent so wirt etlicher sune in der schrift gedocht. vnd ouch so wirt etlicher vetere bie der sune tugende gedocht. also gedenkit man ouch disis Symeonis bie der sune tugende der das cruce des herren in dem getwange truc. Da werde wir ouch mite gewarnit das die sune dicke den eldern helfen mit irer wiezheit. also gedenkit man ouch dicke des iudischen volkis vnd vile durch der patriarchen vnd der propheten tugende willen. Sundir bie disme Symone der in dem getwenge erbeitit denne der luite lob twingit den menschen zu der erbeit da en noch die minne gotis noch ouch die vorchte mochte zubrengen. BEDA: So ouch di_____________ 13 Heliseus = Elischa

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sir Symon nicht von dem israhelischen stamme en was sundir von Cirenen der stat die zu Libia in der prouincien liet. so ist rechte bie em das iudische volk bezeichent. denne das volk was etwenne ein gast vnd ein pilgrime in deme testamente gotis. Sundir da nach do wart das uolk gote gehorsam vnd wart also ein erbelinc gotis vnd ein mite erbelinc Cristi. vnd dar vm so ist Symon also uile gesprochen als ein gehorsamr vnd Cirenen als [262va] vile als ein erbelinc. Sundir man spricht ouch das er von dem dorfe queme. denne ein dorf ist so uile gesprochen als ein pagus vnd dar vm so heize wir die Paganos die da Heidene sint denne sie sint vremde von der stat gotis. Sundir von dem dorfe Cirenen so quam Symon vnd truc das cruce nach Jhesum. vnd das geschach do das heidenische volk den vnreynen dinst der abgote vndirwegen liez vnd greif an die wegestiege gotlichis lidenis mit gantzem gehorsame. Da volgit: „vnd do vurten sie en bes an die stat Golgatha. vnd das ist so uile bedutit als eine stat der schedele.“ Denne buzen der stat vnd ouch vzwendic der pforten da was die stat da man den luiten di houbte abehib die da vertumt wurden zu dem tode. vnd von den schedeln der enthoubten luite so nam die stat einen namen. vnde dar vm so wart da selbis der herre gecruciget. vf das das die stat die vor eyn vletze der vertumten was gewesit das man an der selben stat die vanen der martere vfrichten mochte. JERONIMUS: Die Hebrei di sprechen ouch das Abraham an der selben stat des bergis den ster tote den er gote zu eime lobe brante vor Ysaac sinen sun. (Gen 22,13) vnd da wirt ouch Cristus von [262vb] sineme vleische enplozit das ist von der iudischen art die sine mutir ist von des vleischis wegen da wirt er abegeteilit vnde gescheiden. Sundir da volgit: „vnd sie gaben em gemirreten wien zu trinken vnd des en nam er nicht.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Das selbe sal man ouch also vernemen das Matheus spricht. sie gaben em wien mit gallen gemengit. (Mt 27,34) denne Matheus der satzte die galle vor die bittirkeit vnd nu so ist der gemirrete wien ser bitter. alleine das es ouch wol sien mac das sie beide mirre vnde ouch galle zu dem wine teten vnd das er von en beiden als uile die bitterer wurde. vnd das Matheus die galle setzet vnd Marcus die mirre. THEOPHILUS: Odir da mochte ouch wol eine vnordenunge sien vndir den die em den tranc boten also das em der eine den wien mit der galle bot als Matheus spricht. vnd ein ander der gemirreten wien als hie Marcus wil. vnd etliche ezzic vnd galle mit den andern gemischet. JERONIMUS: Odir bie dem gemirreten wine so ist der ezzic bedutit. BEDA: Der _____________ 10 Cirenen] cristi 20 vanen der] vanen die der 32 ouch galle] ouch wien galle

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bitter wienstoc der brochte ouch bittern wien den man dem herren Jhesu schenkit vf das die schrift irvullit [263ra] werde die da spricht in des herren persone. Sie haben die galle gegeben in mine spise. vnd minen durst den haben sie mit ezzike getrenkit. (Ps 69[68],22) Abir das der ewangeliste vort spricht: „vnd er nam sien nicht.“ das sal man also vernemen. er en nam sien nicht also das er den wien trunke sundir er smacte sien. vnd des ist Matheus ein gezuk. vnd da Matheus spricht. vnd er en wolde sien nicht trinken. (Mt 27,34) vnd das selbe meinit Marcus da er spricht: „vnd er en nam sien nicht.“ sundir er verswigit des das er sien smacte. JERONIMUS: „Er en nam sien nicht“ noch ouch das da er vmme leit als der prophete in sinir persone spricht. Das ich nicht genomen en habe das han ich gegulden. (Ps 69[68],5) Sundir da volgit: „vnd do sie en gecrucigeten do teilten sie sine cleidere vnd wurfen eyn loz dar vf was irer eyn iclicher neme.“ Jn disir stat so wirt alrerst das heil bevestent. Denne das erste holtz das was ein holtz der kunst des guten vnd des argen. (Gen 2,9.17) sundir diz andere holtz ist vns alleine ein holtz des lebens vnd allis gutis. Die vzreckunge der hant zu dem ersten holtze die begreif den tot abir die andere vzreckunge der hant die brochte das leben widir vnd vant es das da vorloren was. [263rb] Denne mit disme holtze so werde wir vbir die vnden des meris gevurt bes in das lant der lebenden. denne Cristus der hat vns mit sime cruce vrie gemachit von allir crucigunge der sunden vnd mit sime tode so hat er vnsern tot getot. Denne was ist die viereckechte forme des crucis andirs denne die viereckechte forme der werlde. denne das osten heldit das houbt des crucis. vnd das norden die rechtere hant. vnd der mittac die linke. vnd der abent wirt vndir den vuzen beuestent. vnd dar vm so spricht der apostel vf das wir mogen gewizzen welch die hohe vnde die breite vnd die lenge vnd ouch die tufe sie. (Eph 3,18) vnd als wirt ouch der slange mit den slangen getot. vnd der slange der von der ruten gemachit wart der vorslant die andern slangen. (Ex 7,12) Denne ouch die vogele so sie in die hohe kegen dem himele vligen so nemen sie an sich des crucis forme. vnd ouch der mensche der vbir die wazzere swimt. der wirt in des crucis forme vbirgevurt. Das schif das ouch vbir das mer vlizen sal das muz die tau mit dem sigele vmme die mast in eins crucis wise tragen. Der buchstab der ein zeichen des heilis ist der wirt ouch an eins crucis figure geschriben. (Ez 9,4.6) BEDA: Odir das [263va] cwerholtz da die hende an genegelt werden da ist die vroide der hoffenunge bie bedutit. vnd bie den henden die werc der tugent. vnd bie der breite so verneme wir die mildikeit des _____________ 2 irvullit] irwullit 35 tau] ra

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wirkers vnd die geistliche vroide in den werken. abir bie der hohe da das houbt an gelenit wirt so ist vfgenomen das beiten des lonis das man entpfahen wirt von der hohen gerechtikeit gotis. abir bie der lenge da sich der gantze licham anreckit da ist das lange beiten bie bedutit da der mensche so lange gotis beiten wil das er sich vbir en irbarme. abir bie der tufe das in der erden beuestent wirt da ist das heimeliche sacrament des crucis bie bezeichent. Denne die wile das vnsere werc das vben da mite disir licham der sunde verstorit wirt so ist die ziet des crucis in vns. THEOPHILUS: Sundir das sie ein loz vf sine cleidere legeten das teten sie ouch en zu bespottende. als ob sie da mite welden bewisen das sie des kunigis cleidere welden teilen. denne sie waren kranc vnd keins turen schatzis wert abir das selbe legit Johannes der ewangeliste vollenkomelichen vz. Denne die rittere die teilten die anderen cleidere in vier teil nach dem als irir an der zal was. sundir vf den rok der ane [263vb] nat was vnd obene vbir alzusamne gewurcht vf den wurfen sie ein loz wer den solde nemen. (Joh 19,23f.) BEDA: Bie den cleidern die hie deme herren genumen wurden so sint sine gebot bedutit denne mit den so wirt sien licham das ist die heilge kirche bedact. vnd die cleidere die teilen vndir sich die rittere der Heiden vnde die stehn in uier orden. denne etliche die sint gegat. also das sie gegaten haben vnd etliche die sint witwer odir witwen. vnd etliche die sint probeste. vnd etliche die sint von allen dingen gescheiden. Sundir die alle die legen doch ire loz vf den vnzuteilten rok. vnd bie dem ist die eynikeit vnd der vride bedutit. Da volgit: „Sundir es was die dritte stunde des tagis vnd sie crucigeten en.“ Das hat werlichen eygenclichen vnd wol Marcus gesprochen. denne an der sechsten stunde des tagis do vbirguzzen die vinstirnizze das gantze ertrieche also das nimant in bekentnizze sien houbt mochte haben beweget. AUGUSTINUS von dem eintragen der ewangelisten: Sundir wie ist denne das zu vernemen das Johannes spricht das als me als an der sechsten stunde des tagis (Joh 19,14) Pilatus saz vf deme stule des gerichtis. (Joh 19,13) vnd do wart Jhesus von em den [264ra] Juden geentwert vf das sie en crucigeten. (Joh 19,16) so hie Marcus spricht das er an der tercien ziet gecruciget wart als etliche sprachen die Marci wort nicht en vernamen vnd dar vm so sulle wir sehen in welcher stunde der herre mochte gecrucigit werden. vnd da nach so moge wir denne merken wo nach das Marcus spreche das der herre zu tercie ziet gecruciget wurde. denne es was als me als sexte do Jhesus geentwertit wart von Pilato sitzende an dem stule des gerichtis vf das man en crucigen solde als da von Johanne gesprochen ist. denne es was dennoch nicht vol sexte. _____________ 17 Hieronymus 29 Augustinus de Cons. Evang.

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denne die vumfte stunde des tagis die was volkomen vnd eyn teil der sechsten was vergangen. vnd also geschach es das do die vumfte stunde vergangen was vnd ein teil der sechsten sich begunt hatte do wurden die dinc an Cristo vollenbrocht. das ist das er von Pilato den Juden zu deme tode geentwertit wart also das man en crucigen solde. vnd die dinc die irgingen sich so lange bes das die sechste stunde allirdinge volbrocht wart. vnde do er do itzunt an deme cruce hinc do wurden die vinstirnizze. vnd dar vm so moge wir hie vregen. wor vm das Marcus hie [264rb] sprach: „Es was tercie vnde sie crucigeten en.“ Denne er hatte itzunt gesprochen: „do sie en gecrucigeten do teilten sie sine cleidere.“ vnd das bezuigen ouch die anderen ewangelisten das sine cleidere geteilit wurden do er gecruciget was. Sundir was das also das Marcus das dinc das do geschach mit sime spruche welde geoffent haben so wer sien genuc gewesit das er hette gesprochen: „Es was tercie ziet.“ vnde wo nach satzte er das zu sime spruche: „vnd sie crucigeten en.“ vnd das en geschach vmme keine andere sache denne das er etwas wolde sprechen als nach halnde das er gelazen hatte vnd das man das vunde so man es suchte. so man die schrift in den zieten wurde lesen. vnd das es da mite der gantzen kirchen kunt wurde an welcher stunde der herre an das holtz gehangen wurde. vnd das man da mite alle irrunge vnd alle lugene besiten tribe. Sundir so Marcus das wol wuste das der herre von den rittern gehangen was vnd nicht von den Juden als es Johannes offenberlichen spricht (Joh 19,23) so wolde er es doch bewisen das en die Juden me gecrucigit hetten. denne die rittere die iren dinst irme vursten nach irme amte irboten. denne sie rifen mit vngevugen stimmen das en Pilatus [264va] solde lazen crucigen. vnde dar vm so vernimt man es also das es do tercie ziet was do die Juden rifen das man den herren solde crucigen. vnd das ist ouch werlichen offenbar das sie en do crucigeten als uile als es an en lac do sie zu Pilato rifen das man en crucigete. vnd also sul wir es ouch vernemen das in dem krige den Pilatus hatte mit den Juden do er da nach stunt das er en wolde losen vnd sie sich da widir sperreten do vluzzen zwu stunden des tages wec das was die virde vnd die vumfte. vnd was do bie der sechsten ziet do die dennoch nicht volendit en was die dinc geschagen die man vindit beschriben von der ziet do Pilatus den herren entwerte das man en crucigen solde bes an die ziet das die vinstirnizze quamen. vnd dar vm so mac es ein iclicher wol irkennen der es mit minsamer gunst wil ansehen wie bilchen das Marcus von der tercien ziet spricht. vnd vf das imant die groze sunde mochte nemen an sinen gedanken vnd sie vf die rittere legen die iris herren gebot da mite irvulten das sie teten so spricht Marcus: „Es was tercie ziet vnd sie crucigeten en.“ vnd so mac man die schult bilcher vf

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die legen die en zu tercie ziet crucigeten denne sie [264vb] teten es mit irme gelud me. denne sie baten es rufende von Pilato das es geschege. denne vf die rittere die ire amt an Jhesu von iris vursten gebote zu sechste ziet begingen. AUGUSTINUS von den vragen des alden vnd des nuwen testamentis: Marcus der wil das wir hie sullen vernemen der Juden vrteil das sie da von gaben das Cristus solde gecrucigit werden. vnd das geschach zu tercie ziet. denne ein iclicher der ist zu der ziet tot geachtit so das vrteil des todis vbir en irgangen ist vnd dar vm wil Marcus das der Heilant nicht gecrucigit en wurde also das en Pilatus verurteilt hette. denne da steht geschriben das er Barraban ledic liez vnd gab en Jhesum nach irem willen. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Da sint ouch etliche die das parasceue da Johannes von spricht. Sundir es was parasceue als me als sechste ziet. also wellen vernemen. das man das vor die tercie ziet sulle vernemen das Johannes spricht. Es was als me als sechste ziet. Denne sie sprechen das an dem tage parasceue das ist das pascha der Juden dem der sunnabent volgete. vnd an dem selben sunnabene do irhub sich die hochziet die azima was genannt abir doch so wart das ware [265ra] pascha das in dem lidende des herren gehandilt wart vnd das nicht den Juden sundir den cristenen luiten zugehort do bereit. vnde ein parasceue haben das ist eine bereytunge do die nunde stunde der nacht volendit was von deme dornstage kegen dem vrietage. denne do wart Cristus der vnsir pascha was da zu bereit das man en totin solde. denne parasceuen ist so uile gesprochen als eine bereytunge. vnd dar vm von der stunde des nachtis bes an die stunde das man en crucigete so beiegent vns die sechste stunde nach parasceue nach Johannis spruche vnd die dritte stunde des lichtis als Marcus spricht. Sundir welch geloubic mensche en welde disir entrichtunge die zu disir vrage geschiet nicht gelouben wer das man kein gelit der schrift mochte gevinden da man mite bewisete das an der nunden stunde der nacht sich irhaben hette das parasceuen vnsirs paschatis das ist die bereitunge des todis Cristi. Denne were das wir sprechen das sich die bereitunge irhube do der herre von den Juden angegriffen wart vnde gevangen so waren dennoch die ersten teil der nacht. denne es was bie deme abende. abir welle wir die ziet nemen als er zu [265rb] Annas huez gevurt wart do er von den vursten der pristere gehort was so en hette der haen dennoch nicht gesungen. abir wil man ouch die ziet nemen als er vor Pilatum gebrocht wart vnd em geentwertit so vindit man das offenberlichen beschriben das es itzunt morgen was. vnde dar vm _____________ 5 Augustinus de quaest. Nov. Et Vet. 13 Augustinus de Cons. Evang.

Die Kreuzigung

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so muze wir es also vernemen das sich do vnsir parasceue irhub das ist die bereytunge die zu dem tode des herren geschach do alle die vursten der pristere mit eime gesamten munde sprachen. Er ist des todis schuldic. Denne das mac man wol bewisen das es do die nunde stunde des nachtis mochte gesien. vnd das man da nach spricht von Petri bekorunge das was vor geschen alleine das es da nach gesatzt ist als ein dinc das alrerst in des ewangelisten gemute quam. Da volgit: „vnd da was das zeichen vbir en sinir sache geschriben. diz ist der Juden kunig.“ THEOPHILUS: Sie schriben dise schrift vbir en als eine sache da er vmme gecrucigit were vnd wolden da mite sinen wan lestern als den der sich in sime wane selben zu eime kunige hette gemachit. vnd ouch vf das sich imant vbir en irbarmte vndir den die vor en hin gingen sundir das sie es em als eime vn[265va]gerechten geweldigere uerwizzen. JERONIMUS: Sie schriben diz zeichen in drierleige gezunge. in dem hebreischen machus. das ist der Juden. vnd in den krigschen basileos exomolison. vnd in dem latine. kunig der bichtigere. vnd dar vm so haben dise drie zungen das vurstentum vbir die andern alle behalden. denne sie wurden in dem zeichene des crucis irhaben. vnd geschach ouch dar vmme vf das alle gezunge sprechen von dem vngelouben der Juden. BEDA: Diz zeichen das vbir dem herren geschriben ist. das bewisit es das sie des ouch mit dem tode den sie Cristum an legiten zu wege mochten brengen sie en musten en zu eime kunige haben der vbir sie das vrteil wurde geben nach alle iren werken. Da uolgit: „Sundir sie crucigeten mit em zwene mordere einen zu sinir rechten hant vnde eynen zu sinir linken.“ THEOPHILUS: Vnd das teten sie dar vmme vf das ein iclich mensche dem das bekant wart einen bosen wan widir en begriffe. vnd achten en ouch vor einen morder. vnd vor eynen vbilteter. abir doch so geschach es ouch von einr vorordenunge gotis. denne das moste an em volbrocht werden das in der schrift von em geschriben was. vnd da volgit: „vf das die schrift [265vb] volbrocht wurde die da spricht. vnd er ist mit den bosen vngerechten geachtit.“ JERONIMUS: Do die warheit gereitit vnd geachtit wart vndir die vngerechten do liez sie den zu der linken hant vnd nam den zu ir der zu der rechten hant. vnd also wirt er ouch tun an dem tage des iungisten vrteilis. vnd das ist doch wundir das die beide in gelicher sunde schuldic waren vnd vuren doch so vngeliche wege. Denne der eine kumt e in das paradiz denne Petrus. vnd der andere kumt e in die helle denne Judas. Sich wi hie ein kurtz bekennen das ewige leben irkrigit. vnd ein geendit lastir wirt ouch mit der ewigen pine geslagen. BEDA: Geistlichen. Die zwene mordere die mit dem herren gecrucigit wurden die bezeichenen die luite die vndir dem bekennene des gelouben Cristi wonen odir die sich da zu geben das sie den campf der martere

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wellen vechten. odir sich wellen eime gestrengen orden vndirtan machen vnd vndir den so sint etliche die die tugent begehn vm die ere gotis. vnd die werden bie dem gelouben des morders zu der rechten hant bezeichent. Sundir andere tun es vmme zu sicht menslichis lobis. vnd die volgen dem mordere der zu der linken hant des [266ra] herren hengit vnd ouch vertumit wirt. THEOPHILUS: Odir andirs. Die zwene mordere die da bie den herren gehangen wurden die sint ein zeichen zweirhande uolke beide des iudischen vnd ouch des heidenischen denne die waren beider siet bose vnd vngerecht. Denne das heidenische uolk das was da von vngerecht das es die e der naturen allir dinge vbirtreten hatte die geschribene e die em got gegeben hatte allirdinge vndirwegen gelazen. Sundir das heidenische volk das gab sich zu der buze vnd irkreic gnade. abir das iudische volk bleib bes an das ende gotis lesterer. vnd zwischen die beide volk die beidir siet vngerecht vnd bose waren so wirt Cristus mitten yn gecrucigit. denne er ist der winkilstein der die heilge kirche vz den Juden vnd ouch vz den Heiden hat zu samne gevugit in einen gelouben.

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Vnd do sie vor en gegingen do honten sie en mit lastere bewegende ire houbte vnd sprachen. wach bistu der der den tempil gotis verstorit vnd en widir buwit an drin tagen. (Mk 15,29) Mache dich nu selben selk hernidirstigende von deme cruce. (30) vnd der geliech teten ouch die hohesten pristere einr zu dem andern mit den meistern sprechende. [266rb] Er hat andire selk gemachit vnd er en mac sich selben nicht selk gemachen. (31) Cristus der israhelische kunig der kome nu her nidir von dem cruce. vf das wir es sehen vnd em gelouben. vnd ouch die. die mit em gecrucigit waren die schulden en ouch mit lasterworten. (32) JERONIMUS: Do Jude des patriarchen noschen zu dem wienstocke gebunden was vnd sien mantil in das blut der wientruben getoychit was. do zu rizzen die zickele den wiengarten. denne do honten die Juden Cristum vnd bewegeten ire houbte widir en. vnd dar vm spricht man hie: „vnd do sie vor en gegingen do honten sie en mit lastere vnd bewegeten ire houbte vnd sprachen. wach denne du zustorist den tempil gotis vnd buwist en widir bie drin tagen.“ THEOPHILUS: Die Juden die da vor den herren hin gingen die honten en vnd verwizzen em sine spruche mit beschimpfende als eyme verleitere des volkis. denne der tuuel bewegete ire lippen da zu das er sprechen solde das er widir von dem cruce stige denne em wart das itzunt irkant das der werlde heil durch das cruce wart gewurcht vnd dar vm so gab er sich abir da zu das er Cristum wol-

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de bekorn vf das er [266va] von dem cruce stige vnd wolde sien da mite gewiz werden ob er der gotis sun were der die werlt vz sinen banden solde losen odir nicht. Denne were er nidir von dem cruce gestigen so en were dem cruce keine craft gebleben. vnd die werlt en wer ouch nicht an deme galgen des crucis irlosit. Sundir er wolde da bewisen das er der ware gotis sun were der die werlt an dem cruce wolde irlosen. vnd dar vm so en wolde er nicht von dem cruce stiegen denne die werlt die solde ire heil durch das cruce nemen. Denne wer das er widir von dem cruce solde haben gestigen so en wer er vor der ziet nicht an das cruce gestigen. Denne Cristus der die ewige wiezheit ist vnd die warheit der irkante das wol das in der wise des menschen heil solde volbrocht werden. vnd dar vm so wolde er das cruce mit gedult liden vnd vile andirs dingis da zu vnd wolde also sien werc da er vmme gesant was volbrengen. Da volgit: „vnd dem geliech so teten ouch die hohen pristere einr zu dem andern mit den meistern der e sprechende. andere die hat er selk gemachit er mache sich ouch nu selben selk.“ vnd das sprachen sie dar vm das sie sine wundirwerc da mite verstoren wolden. [266vb] als ob sie valsch vnde vnmechtic weren gewesit denne do er wundirwerc tete do machte er uile luite gesunt. BEDA: Sich wie sie des hie widir iren willen bekennen das er andere luite selk hat gemachit vnd das most ir Juden dar vm sprechen vf das vch uwer eygen vrteil vertumte. denne der andere hatte selk gemachit der mochte sich ouch selben ane zwiuil selk gemachen. Da volgit: „Cristus des israhelischen volkis kunig der stiege nu her nidir von dem cruce vf das wir es sehen vnd sien gelouben.“ JERONIMUS: Sie sagen den selben widir vz dem grabe des todis irstehn. vnd wo blibit nu ir Juden uwer vngeloube. ich ratvrage mit vch selben. ich bitte vch selben zu eime gerichte vbir vch selben. Denne wie uile grozir ist das das ein todir von dem tode widir irstehe denne das der von dem cruce wer gestigen der dennoch das leben hatte. Jr batit vmme cleine dinc sundir vch quamen grozere denne das werc were gewesit das er von dem cruce were gestigen sundir das was grozir das er von dem tode irstunt. Sundir doch vbir alle dinc so en mochte uwer vngeloube nicht selk werden mit vile grozern dingen. denne ir batit vnd da von so wurdit ir alle [267ra] geneigit vnd wurdit vnnutze. Da volgit: „vnd die mit em gecrucigit waren die schulden en ouch mit lastere. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Sundir wie vernimt man das das es war sie so en doch einr alleine schalt als es Lucas bezuigit (Lk 23,39) vnd der andere stillete en vnd geloubte en ouch an got. (Lk 23,40) sundir wir sullen es also vernemen das Matheus vnd Marcus _____________ 18 vnmechtic] vmmechtic 37 Augustinus de Cons. Evang.

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kurtzlichen dise stat wolden ruren. vnde dar vm so setzen sie die manichualdige zal vor die einlitzige. (Mt 27,44) THEOPHILUS: Odir sie schulden en beide von aneginge vnd da nach do irkante es der eine das er vnschuldic was vnde strafte den andern do er en honen wolde.

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Vnd do es sechste ziet gewart do wurden vinstirnizze vbir das gantze ertrieche bes zu none zit (Mk 15,33) vnd do zu none ziet do entrief Jhesus mit grozir stimme sprechende. Hely. heloy lamazabathani. vnd das ist so uile bedutit. Mien got mien got wor vmme hastu mich vndirwegen gelazen. (34) vnde do das etliche irhorten vndir den die da vmme stunden do sprachen sie. Sehit er rufit Heliam. (35) vnd do lief einr vnd vullete einen swam mit ezzike vnd stacte den vm ein ror vnd gab em trinken sprechende. Enthalt [267rb] vch wir wellen sehen ob Helias kome vnd en abeneme. (36) abir do gab abir Jhesus eine groze stimme von em vnd gab von em synen geist. (37) BEDA: Das clare licht das hat der werlde sinen schien entzogen vf das sie icht den herren an dem galgen sehe hengen. odir das die vntugentsammen honere sinis lichtis icht gebruchten. vnd dar vm so spricht der ewangeliste hie: „vnd do es sechste ziet gewart do wurden vinstirnizze vbir dem gantzen ertrieche bes zu der none ziet.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Lucas der satzte me zu dem do er gesprach. vnd die vinstirnizze wurden vbir das gantze ertrieche. (Lk 23,44) das ist. do wart die sunne beschurit. (Lk 23,45) THEOPHILUS: Wer das es do eine ziet wer gewesit das sich der man zwischen vns vnd die sunne hette gesatzt vnd also einen eclipsim gemachit so mochte imant haben gesprochen das disir ane val naturlich wer gewesit. sundir da en mochte zu der ziet kein naturlich eclipsis werden. Denne der man hatte vierzehn tage. Da volgit: „vnd do es none ziet gewart do entrief Jhesus mit grozir stimme. heloy heloy lama zabathani. das ist so uile gesprochen. als mien got mien got wor vmme hastu mich vndirwegen ge[267va]lazen. JERONIMUS: An der nunden stunde do das huz vmmegekart wart do wart der zehende pfenning gevunden der da verlorn was. BEDA: Da steht geschriben. do Adam gesundigit hatte das er die stimme des herren horte der da wandirte nach dem mittage do die luft kulte. vnd da von so wirt es offenbar das zu der selben stunde do der erste Adam mit sinir sunde den tot in dise werlt brochte. vnd die werlt da zu verbant das sie des todis irsterben moste. an der selben stunde des _____________ 19 Augustinus de Cons. Evang.

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tagis do quam ouch der andere Adam vnd verstorte des menschen tot mit sime tode den er leit. vnd hie so sal man ouch merken das der herre zu der ziet gecrucigit wart do die sunne der werlde sich vertrat nidirwichende von dem centre des himels das ist von dem hohesten puncte iris gangis den sie in der ziet hatte. Sundir do die sunne widir vf geginc kegen dem morgen. do irstunt der herre der ere von dem tode. denne sien sterben das was durch vnsir sunde willen. abir er irstunt widir durch vnsir gerechtikeit willen. (Röm 4,25) vnd en laz dich ouch des nicht wundir haben das der herre alsulche demut in sinen worten vurit so er clagit als ob er vndirwegen gelazen sie. denne du sihest [267vb] an dem herren des knechtis forme vnd die ergerunge des crucis. vnd gelicher wise als der hunger vnd der durst vnde das mudewerden das er leit. vnd der dinge gelich sinir gotheit nicht zu gehorten sundir sinir angenomenen menscheit. als tun ouch die wort die er hie spricht: „wo nach hastu mich vndirwegen gelazen.“ die stimme gehorte vnd was deme lichame geeygent. Denne der licham begerit des von nature das er bie dem lebene blibe das em gegeben ist. vnd en wil dar ane mit nichte betrogen werden also das er sich von dem lebene welle scheiden. vnd dar vm alleine das der Heilant das wort sprach so wolde er doch da mite die krancheit des lichams bewisen. vnd dar vmme so sprach er als ein mensche der vnsire bewegunge der menscheit vmmetruc. denne so wir in noten werden gesatzt so wene wir das wir von gote gelazen werden. THEOPHILUS: Odir hie ret der gecrucigite mensche zu gote vor mich. denne wir sint die luite die vndirwegen gelazen sien. sundir er en wart von sime vatire nie vndirwegen gelazen. Denne hore was er selben spricht. Jch en bin nicht alleine sundir mien vatir der ist mit mir. (Joh 16,32) vnd er mochte ouch wol das wort vor [268ra] die Juden sprechen. wo nach hastu das hebreische volk vndirwegen gelazen das sie dinen sun crucigeten. vnd das ist dem geliech als wir ouch zu zieten sprechen. got der hat mich angezogen das ist mine nature. als muz man ouch diz wort vernemen da er spricht: „du hast mich vndirwegen gelazen.“ das ist du hast die menschliche nature odir das iudische volk vndirwegen gelazen. abir da volgit: „vnd do das etliche irhorten vz den die da stunden do sprachen sie. Er rufit Heliam.“ BEDA: Jch wene das die romische rittere waren die der eygenkeit der hebreischen rede nicht vernamen. sundir sie wolden in dem worte da er sprach. heloy vernemen das er Heliam lude. Jst es ouch das du es also wilt vernemen das es Juden waren die das sprachen so saltu wizzen das sie en da mite wolden honen. vnd wolden bewisen das der herre so amechtic were das er von not Helie hulfe bedurfte. Da volgit: „Sundir _____________ 4 himels] himls

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da lief einr vnd vullete ein swam mit ezzike vnd stacte en vm ein ror vnd gab em trinken sprechende. enthalt vch vnd sehe wir ob Helias kome vnd en her abeneme.“ Johannes der kundigit vns diz offenberlicher wor vm das dem herren ezzik zu trinken wart gegeben so er spricht das Jhesus sprach. [268rb] vf das die schrift volbrocht wurde mich durstit. sundir do namen sie einen swam vol ezkis vnd boten en sinem munde. (Joh 19,28f.) JERONIMUS: Sich wie die Juden ire geliech begingen. denne sie vulleten den swam der itel vnd enik ist mit ezke vnd gaben dem herren trinken vnd deme waren sie geliech denne sie waren von tugenden itel vnd enic vnd waren irvullit mit ezke das ist mit arger list vnd mit bozheit. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Matheus der en spricht nicht das der von Helie spreche der dem herren den swam mit dem ezzeke zu dem munde racte. Sundir das die andern die ouch da bie waren das von Helia sprachen. (Mt 27,47) vnde dar vm so moge wir es also vernemen das der selbe mit dem swamme vnd ouch die andern das von Helia sprachen. JERONIMUS: Do das vleisch kranc vnd vnmechtic wart do wart die gotliche stimme starc vnd nam vbirhant also das sie sprach. Offent mir die pforten der gerechtikeit. (Ps 118[117],19) abir da volgit: „Sundir Jhesus der liez eine groze stimme vnd gab von em den geist.“ Mit einr stimme odir ouch ane stimme so sterbe wir irdische luite sundir der da von dem himele was gekomen der gab sinen geist vf mit einr irhabenen stimme. THEOPHILUS: Sich was [268va] Cristus mit gewalt. vnde nicht als ein andir mensche sinen geist vfgibit. vnd wil da mite bewisen das er ein herre vbir den tot were. Sundir welchirleie das die stimme were das machit vns Lucas clar da er spricht. Er sprach. vatir in dine hende beuele ich minen geist. (Lk 23,46) vnd in dem spruche so wolde vns Cristus bewisen das der heilgen luite selen also schire als sie sich von den lichamen scheiden so varen sie in die hende gotis. Denne vor der ziet so wurden alle selen in der helle enthalden bes als lange das der quam der den gevangenen die irlosunge predigite.

Der Hauptmann – Die Frauen

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Vnd do zu reiz der vorhanc des tempils inzwei von dem vbirsten bes hinnidir. (Mk 15,38) Sundir do das der centurio der da kegen vbir stunt irsach das er also rufende den geist von em gelazen hatte do sprach er. werlichen disir ist gotis sun gewesit. (39) abir da waren ouch wibe die das von verrens ansagen. vndir den was Maria Magdalena vnd Maria _____________ 12 Augustinus de Cons. Evang.

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des minsten Jacobs mutir vnd Josephs mutir vnd Salome (40) vnd die volgeten em ouch do er was zu Galilea vnd dinten em vnd ouch anderer uile die mit em vfgegangen waren zu Jherusalem. (41) DIE GLOSE: Nach dem so der ewangeliste gesprochen hat von Cristi liden vnd ouch [268vb] von sime tode. Nu da nach so spricht er von den dingen die nach sime tode geschagen. vnd das volgit hie: „vnd der vorhanc des tempils der zureiz in zwei teil von obene bes nidir an das ende.“ JERONIMUS: Odir der tempil der zurizet in der martere des herren das ist der himel der vor der ziet was geslozzen der wart do geoffent. THEOPHILUS: Do der herre starb do zu reiz die vordecke des tempils. denne do weich die gnade des heilgen geistis von dem temple der Juden vnd wart von em gezogen vnd da mite so wart das bewisit das das heilge der heilgen da von allen luiten werden gesehen das da vor mit dem vorhange bedact was. vnd das der tempil kurtzlichen weinen solde so die herren des tempils iren iamer solde beweinen vnd ire cleidere rizen. vnd das bewisete ouch der lebende tempil das ist der licham des herren. denne in des tempils liden do wart sien cleit zurizzen. das ist sien vleisch. vnd ouch so bezeigit es noch ein andirs denne vnsir vleisch das ist der vorhanc vnsirs tempils das ist vnsirs geistis. denne die craft des vleischis die wart ouch in Cristi marter zurizzen von obene nidir bes an das ende das ist von Adam bes an die letsten luite. Denne [269ra] Adam der wart ouch gesunt durch Cristi liden vnd sien vleisch das en blibit nicht vndir dem vluche noch ouch vndir der verstorunge sundir wir sint alle mit einr volkomenen gabe ane gebrechen begabit. „Sundir do das der centurio irsach der da kegen vbirstunt das er also rufende den geist von em gelazen hette. do sprach er werlichen disir mensche der was gotis sun.“ Eyn centurio ist so uile gesprochen als ein vurste vbir hundirt rittere. abir do er sach das er so geweldiclichen vnd als ein herre sinen geist von em gegeben hatte do nam es en grozin wundir vnd bekante des spruchis. BEDA: Dem centurione dem wart eine offenbare sache des wundirs gegeben da mite das er sach das der herre in der wise den geist von em gegeben hatte vnd sprach: „werlichen disir mensche der ist gotis sun gewesit.“ Denne nimant en hat des gewalt das er sine sele von em geben moge wem er wil denne der alleine der ein schepfer der selen ist. AUGUSTINUS von dem eintragen der ewangelisten: Das man dem centurione allirmeist wundir das er nach der stimme do er die figure vnserer sunde inne bewisete sinen geist vf gab. Denne da mite so wolde der geist des herren bewisen. das keine pine der sunde [269rb] bes an den tot sinis vleischs mochte komen denne der geist en liez ouch den licham _____________ 12 gezogen] gez 36 Augustinus de Trin.

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mit vnwillen nicht denne er bleib mit dem worte gotis vereinit in einr vereinunge der personen. JERONIMUS: Die etwenne die lesten waren die werden nu die ersten denne das heidenische volk das bekennit. vnd das iudische volk das blibit blint vnd loikent. vnd die iungere die vlihen. (Mt 26,56; Mk 14,50) abir die wibe die beiten. THEOPHILUS: Vnd also wirt der orde der dinge vmmegekart so die Juden den herren toten vnd die Heiden sich zu em bekeren. so die wibe bestehen vnd die iungere vlihen. Denne da volgit: „Da waren ouch wibe von verrens die da zusagen vnd vndir den was Maria Magdalena vnd des minsten Jacobs mutir vnd Josephus mutir vnd Salome.“ Die mutir Zebedei sune die was Salome genant. (vgl. Mt 27,56) ORIGENES: Jch habe minen wan dar an gelegit so ich dise schrift bie Marco vnd Matheo gesehen habe das diz ser edile wieb sint gewesit die hie benant sint. denne die zwei wieb setzen die beide ewangelisten. das ist Mariam Magdalenam vnd Mariam die Jacobi mutir was abir die dritte wirt von Matheo genant die mutir Zebedei sune. (Mt 27,56) abir von Marco so wirt sie Salome genant. BEDA: Man heizit hie Jacobum [269va] den minren Jacobum Alphei sun vnd der selbe was ouch des herren brudir genant. denne er was Marie sun die des herren mume was. vnd der Marien gedenkit der herre in sime ewangelio so er spricht. Bie dem cruce stunden Maria Jhesu mutir vnd sinir mutir swestir Maria Cleophe vnd Maria Magdalene. (Joh 19,25) Sundir mich dunkit das er sie Mariam Cleophe heizit von iris vatir wegen odir von irme geslechte. abir disir Jacobus der was der minre genant vf das er ein vndirscheit mochte gehaben zwischen em vnd dem andern Jacobo des grozen der Zebedei sun was. Denne die zwene Zebedei sune die wurden ouch bie der ersten ziet geladen do der herre sine apostele zusamne lut. (Mt 10,2; Mk 3,17) Sundir es was ouch ein sitte vndir dem iudischen volke vnd es en schemte sich ouch nimant es en was ouch keine schult noch schemde nach dem alden sitten des volkis das die wibe von irme gute spise vnd cleidere irem meistere gaben die sie lerten. vnd dar vm so volgit da: „vnd do er dennoch zu Galilea was do volgeten sie em vnd dinten em mit irir gabe.“ Sie dinten dem herren mit irme gute vf das er ire vleisliche gut mehite das sie sien geistlichis meheten. vnd er wolde da mite den meystern eyne lere ge[269vb]ben das sie en solden lazen genugen an spise vnd an cleidern die sie von iren iungern mit rechte mogen nemen. Sundir sehe wir welche miteuolgere das sie hatten. denne da volgit: „vnd anderer vile die mit em vfgegangen waren zu Jherusalem.“ THEOPHILUS: Gelicher wise als man des wiebis nature nicht vzwendic von dem heile besluzit durch Mariam die _____________ 12 Origenes in Matth. 35 meystern] meynstern 39 Hieronymus

Das Begräbnis Jesu

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iuncvrowe. also en wirt ouch des wibis krancheit nicht buzen beslozzen von der heimelikeit des crucis vnde von dem wizzen der vfirstende durch Mariam Magdalenam vnd ouch durch die andern wibe die da mit ir waren.

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Vnd do es itzunt abent gewurden was denne es was parasceue das da vor dem sunnabene ist. (Mk 15,42) do quam Joseph von Arimathia ein edile hobelinc vnd er was ouch selben des riechis gotis beitende. vnd der ginc kunlichen zu Pilato vnd bat vm Jhesu licham. (43) sundir es hatte Pilatum wundir ob er itzunt tot were. (44a)1) vnd do er es von dem centurione irkante das er tot were do begabte er Joseph mit dem lichame. (45) abir do koufte Joseph einen zschetir 2) vnd legite en in ein grab das was vzgehouwen in eime steine vnd wante den stein widir vor die tor des grabis. (46) Sundir [270ra] Maria Magdalene vnd Maria Joseph die sagen zu wo man en legite. (47) DIE GLOSE: Nach dem lidene des herren vnd nach Cristi tode so kundigit vns der ewangeliste von sinir biegraft sprechende: „vnd do es itzunt abent was gewurden denne es was parasceue. das da vor dem sunnabene ist do quam Joseph von Arimathia.“ BEDA: Parasceue in dem krigschen ist so uile in dem latine gesprochen. als eine bereitunge mit dem namen so nanten die Juden die vndir den krichen wonten den sechsten tac nach dem sunnabene. vnd das was dar vmme denne sie bereitten an dem allis das des sie in dem sunnabene der rue bedurften. vnd dar vm so an dem sechsten tage der mensche wart gemachit. vnd an dem sibenden tage do ruete der schepfer von alle sinem werke. so was es ouch wol bilchen das der Heilant an dem sechsten tage gecrucigit wurde vf das er da die heimelikeit menslicher salde da mite volbrechte. Sundir den sunnabent vbir do bleib er in dem grabe ligende ruen vnd beite des achten tagis der vfirstende die da zukumftic was. vnd das gehort vns ouch zu das wir in dem aldere disir werlde vns muzen crucigen. abir an dem sibenden tage so wir die schult des todis ge[270rb]gelden so werden vnsire lichame ruen in den grebern. vnd die selen werden denne mit gote in irme vride bestehen mit iren guten werken bes also lange das das achte alder zukumt so die lichame mit den selen in der vf_____________ 1) V. 44b fehlt hier und im folgenden Kommentar: Er ließ den Hauptmann kommen und fragte ihn, ob Jesus bereits gestorben sei. 2) V. 46a fehlt hier, folgt dann aber im Kommentar, s. 492,26.

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irstende geerberit werden mit ewiger klarheit vnd nemen beide samt ein vnzustorlich bliben. Sundir es vugete sich ouch das einr der also getan were den licham des herren begrube. der von der gerechtikeit wegen der tugende des dinstis wirdic were. vnd von der edilkeit der werltlichen macht so vile hette vnde vermochte das er den dinst mochte wirdiclichen volbrengen. vnd da volgit: „vnd er was ein edil hobelinc der was ouch beitende des rieche gotis.“ Er heizit dar vmme ein decurio das er vz dem ordene des houes ein houelinc was. denne er dinte dem houe an alsulchen sachen das der burgere gabe vnd ire geschefte in dem houe berichte. abir Arimathia ist die stat Ramatha von dannen Elkana (1 Sam 1,1f.) vnd Samuel waren. (1 Sam 1,20) JERONIMUS: Die stat ist so uile gesprochen als ein abeleger vnd wil so uile beduten das Joseph von der stat quam vnd legete den herren von dem cruce in sien grab. Da volgit: „vnd der trat kunlichen zu Pilato vnd bat vm Jhesu licham.“ [270va] THEOPHILUS: Joseph der kune der vbite eine gute turstikeit die da lobelich was. Denne er en dochte nicht also in sime hertzen mit vorchte. Jst es das ich das tu so mac ich des riechtums beroubit werden odir mac von den Juden werden getriben. sundir es sie wie es sie ich wil vmme des licham bitten der mit so grozeme lastere vertumit ist. Da volgit: „Sundir Pylatum den wundirte des ob er itzunt tot were.“ Das ist vor der ziet e die anderen pflagen zu sterben. „do gab er Joseph den licham zu einr gabe.“ Es en hette nicht ein iclich vnbekant man odir ouch ein gemein man zu dem richtere turst gehen. vnd hette turst von em bitten vmme Jhesu licham. noch er en mochte ouch sine bete von em nicht behalden haben. Sundir da volgit: „vnd Joseph der koufte einen schetir vnde legite nidir den licham vnd want en dar yn.“ THEOPHILUS: Joseph der wolde den turen licham des herren turberlichen begraben. denne er was ouch ein iunger des herren. (Mt 27,57; Joh 19,38) vnd dar vmme so was em das wol bekant wie er sinen meister solde eren. BEDA: Wir mogen diz ouch in eime geistlichen sinne vernemen das der licham des herren nicht gewunden en wart noch in golt noch in edile gesteine noch ouch [270vb] in side. sundir in ein wiez linin gewete. vnd da von so hat ouch die kirche den sitten behalden. das sie das sacrament des altaris handilt nicht in eime sidenen tuche noch ouch in eyme geverweten tuche sundir in eime lininen tuche. Gelicher wise als der werde licham vnsirs herren in eime wizen gebleichten sindone begraben wart. Denne wir vinden das also der kirchen zu eime sitten gesatzt ist. von Siluestro dem pabiste. vnd da mac ouch mite bezeichent sien das der den licham Jhesu in ein wiez linen tuch windit der en in ein _____________ 10 Ramatha = Ramatajim

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reinis hertze entpfehet. abir da volgit: „vnd er legete en in ein grab das vz eime steine gehouwen was vnd wante da nach den stein widir vor die tor des grabis.“ Man spricht das das grab des herren eyn kulecht huez was vnd was in einen vzhangenden stein gehouwen. vnd das was also hohe als ein vfgeract mensche sine hohe mochte begriefen. vnd es hatte sinen ynganc von dem osten. vnd vor die tor des grabis so was ein groz stein gewant da man das grab mite besloz vnd das grab hatte siben vuze in die lenge vnd hatte drierhende hocher von dem ertrieche. abir von obene zu so en mochte man zu dem grabe nicht gekomen. sundir [271ra] von dem mittage so was der wec offenbar da zu vnd da truc man ouch den licham yn. vnd die varwe des steins die was wies mit roteme yngesprengit. JERONIMUS: Jn der biegraft des herren do er in das grab gelegit wart do stunde wir von vnsern sunden vf. vnd do er zu der helle vur do vure wir zu dem himele. denne hie ist die stat da man das honic in des lewen munde vindit der da tot ist. THEOPHILUS: Wir cristene luite sullen ouch bilchen Joseph nach volgen. also das wir den licham des herren suln nemen in eintrechtikeit des geistis vnd sullen en in ein grab legen das in einen herten stein ist gehouwen das ist in eine sele die gotis zu allen zieten sal gedenken vnd in keinr wise vergezzen. denne die sele die ist vz eime gellenden steine gehouwen das ist vz Cristo. denne der ist der stein der alle stetikeit hat. vnd wir suln en ouch winden in eynen wizen syndonem. denne wir suln en in einen licham entpfahen. das wize kleit ist der licham da die sele mite gecleidit wirt. Denne man en sal nicht alleine den licham des herren in eine reine sele entpfahen. sundir ouch in einen gereinigeten licham. Sundir man sal en yn winden vnd mit nichte offenen. denne alsulch ein heimelich sa[271rb]crament sal der geist alleine irkennen. Sundir da volgit: „abir Maria Magdalena vnd Maria Joseph die sagen zu wo man en hin legite.“ BEDA: Wir lesen in Luca also das sine bekanten vrunt stunden von verrens vnd ouch die wibe die em geuolgit hatten. (Lk 23,51) vnd dar vmme do der licham des herren in das grab gelegit wart do gingen sine bekanten alle von dannen vnd die wibe die bliben alleine da. (Lk 23,55) die en mit grozir vruntschaft meinten denne die andern. denne die wolden ebene warten wo man den licham hin legete vf das sie em zu rechter ziet die gabe irer innikeit mochten gebrengen. das ist die salbe da sie en mite als einen turen meister salben wolden. vnde der geliech so tun ouch die heilgen selen an dem tage parasceues das ist an dem tage der bereitunge mit grozer libe denne so legen sie sich mit hitze der minne zu den vuzsporn des herren vnd bereiten en da mite eine zukomende _____________ 8 ertrieche] estrieche (?, grundsätzlich möglich) 17 Joseph] Josep

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rue des ewigen sunnabenis. vnde ist es ouch das sie so mechtic sint so geben sie sich da zu mit gantzem vlize das sie wellen merken in welcher schicht der orden sinis lidenis volgangen sie. JERONIMUS: Dise dinc die gehoren ouch dem iudische volke zu das an dem ende der werlde gelouben [271va] sal. Denne das wirt mit deme gelouben geedilt also das es Abrahamis sun moge gesien. denne es wirt synen zwiuel lazen vnde wirt des rieches gotis beyten. vnd das volk wirt ouch in deme gelouben der kristenen treten vf das es getoufit werde. Denne der name Pylati der wil so uile beduten als eynen hemerer. das ist der. der die yserinen hertze kan weich machen. vnde wirt denne vmme das sacrament das man den buzeren geben wirt. vnde so wirt denne das volk den werden lichnam winden in eyn reyn hertze das allen sunden gesturben ist. vnde so wirt es denne das grab sinis hertzen beuesten mit deme gelouben. vnde wirt eyne decke der hoffenunge dar vf legen vnde wirt es mit den weren der waren minne beslizen. denne die libe ist eyn ende allis gebotis.

Hie beginnit sich das sechszehende capittil vnd ist das letste das da volgit. Das leere Grab – Die Botschaft des Engels

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[271vb] Vnd do der sunnabent vor ginc do kouften Maria Magdalena vnde Maria Jacobi vnd Salome ture wurtze zu salbe vf das sie quemen vnd salbten Jhesum. (Mk 16,1) vnd sere vrue nach dem ersten tage nach dem sunnabene do quamen sie zu dem grabe do die sunne itzunt vf gegangen was (2) vnd sprachen eyne zu der andern. vnd wer wendit vns disen stein vm von der tor des grabis. (3) vnd do sie zu gesagen do sagen sie den stein abegewant. denne er was ser groz. (4) vnd do gingen sie hin yn in das grab vnd sagen da einen iungelinc sitzen zu der rechtern hant vnd der was bedact mit eime wizen cleide vnd do vertottin sie. (5) vnd do sprach er zu en. Jr en sullit nicht irschrecken. Jhesum suchit ir Nazarenum der da gecrucigit ist. Er ist irstanden vnd en ist hie nicht. Sehit die stat da sie en legiten. (6) Sundir sagit es [272ra] sinen iungeren vnd Petro das er vch vor gehit zu Galilea da werdit ir en sehen als er vch gesagit hat. (7) vnd do gingen die wieb vz vnd gingen vz dem grabe. denne sie hatte ein irschrecken. vnd ein biben bestanden. vnd sie en sageten da von nimande nicht denne sie vorchten sich in grozir vorchte. (8) JERONIMUS: Nach der trurkeit des sunnabenis do irluchte der selge tac der vndir andern tagen die erste wirdikeit beheldit. denne an dem tage do irschein das erste licht. denne do irstunt mien herre mit dem sege von dem tode. vnd da von spricht der ewangeliste hie: „vnd do der sunnabent vergangen was do quam Maria Magdalena vnd Maria Jacobi vnd Salome vnde kouften ture wolrichende wurtze vf das sie quemen vnd salbten Jhesum. DIE GLOSE: Die tugentsammen wibe die wile das es an dem vrietage dennoch irloubit was das sie werc mochten triben bes an der sunnen vndirganc so kouften sie wurtze vnd bereiten die salbe als Lucas spricht. (Lk 23,56) vnd sie es denne nicht zu male mochten irvullen von getwangis wegen der ziet so beitten sie nach dem sunnabende do die sunne zu riste ginc do gingen sie dennoch vnd kouften me wurtze als [272rb] Marcus hie spricht vf das sie Jhesu licham mochten gesalben so der morgen queme denne sie en vorchten dennoch an _____________ 1 sechszehende] sechszenhende

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dem abene des sunnabenis von getwangis wegen der nacht nicht zu deme grabe komen. vnd dar vm volgit da: „vnd sere vrue an dem nehesten tage nach dem sunnabene do quamen sie zu dem grabe do die sunne itzunt vf gegangen was.“ SEUERIANUS: Dise wibe die loufen mit irer innikeit zu dem grabe vnd en geloubten des doch nicht das sie den herren lebende solden vinden. denne sie brochten em die salbe zu dem grabe als eyme totin vnd ouch so bereiten sie dem herren den dinst irer trurkeit dem sie bilcher als eime vfstenden herren die vroide gotlichis sigis solden gebrocht haben. THEOPHILUS: Sich wie dise wibe vnuernumftic waren denne sie en begriffen nicht der groze noch der wirdikeit der gotheit in Cristo. vnde dar vm quamen sie nach dem das die Juden eynen sitten hatten vnd wolden Jhesu licham salben vf das der licham wolrichende blibe vnd das er ouch icht vulte vnd von den wurmen verzerit wurde. Denne die wurtze hatten die craft das sie die vuchtikeit eins toden lichams vertrugeten vnd machten en durre. vnd dar vm behilden sie den licham lange vnverzerit. Sundir [272va] da volgit: „vnd sere vrue an dem ersten tage nach deme sunnabene do quamen sie zu dem grabe do die sunne itzunt mit irme schine luchte.“

AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: An der selben stat da Lucas spricht. sere vrue in deme bielichte. (Lk 24,1) da spricht Johannes. vrue do es dennoch vinster was. (Joh 20,1) das wil ouch Marcus sprechen: „ser vrue do die sunne sich itzunt mit irme sichte begunde bewisen.“ das ist do der himil itzunt an dem teile des osten begunde wies werden. vnd das en geschiet nicht es en sie denne das die sunne beginne zu treten in das teil des himels das kegen vns ist. denne der rotuare schien ist der morgen genant vnd dar vm so en ist disir spruch dem nicht widir da Johannes spricht. do es dennoch vinstir was. denne so sich der tac irhebit so bliben da dennoch etliche teil der vinstirnizze mit dem lichten vermengit. vnde denne ie die sunne baz vf kumt ie der vinstirnizze minr blibit. Denne man en sal des nicht also vernemen das Marcus spricht. das die sunne itzunt vf gegangen was. als ob man sie itzunt zu der ziet hette gesehen vbir die erde schinen sundir man sal es also vernemen das die sunne itzunt zukomen was in die teil des himels. vnd also das [272vb] sie den himel itzunt begunde mit eime schine zu irluchten. JERONIMUS: Vnd dar vm so spricht Marcus: „sere vrue.“ da der _____________ 13 der fehlt 20 Augustinus de Cons. Evang.

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andere ewangeliste. in dem bielichte. Denne das ist ein bielicht da man der nacht itzunt nicht en hat noch ouch des tagis mit volleme schine vnd do wart das heil menslicher naturen gewurcht. denne do quam das licht mit sime schine in die stat das ist in die kirche. vnd wolde da in einr sunnen wise irschinen. denne so sich die irhebit so sendit sie vor ir einen roselechten morgen vf das die ougen des hertzen mit der gnade der vorgehenden clarheit da zu bereitit wurden das in sie schinen mochte die ziet der gotlichen vfirstende. vf das sie da von gereizit wurde vnd gote lob vnd ere sungen als sine brut in eime bilde disir wibe. Denne do der herre begabte do die kirche do er dem menslichen adile sien leben mit sinir vfirstende gab. vnd do er das licht des waren gelouben in die werlt goz. BEDA: Gelicher wise als die groze hitze der minne dar inne bewisit wirt nach der historien sin das die wibe so vrue zu dem grabe mit der salbe quamen. als wirt vns ouch hie nach dem geistlichen sinne ein bilde gegeben. [273ra] das wir mit eime irluchten antlitze mit abeschuttunge allir vinstirnizze der sunde gote dem herren eine suze gebet in guten werken suln opfern. THEOPHILUS: Sundir er spricht: „an dem ersten des sunnabenis.“ das ist an dem ersten tage nach dem sunnabene odir an deme ersten tage der wochen. denne die Juden die nanten einen iclichen tac nach dem sunnabene. denne sie hizen den suntac den ersten tac des sunnabenis. vnde den mantac den anderen tac des sunnabenis. vnd also vort durch die woche. BEDA: Odir so man spricht. einr des sunnabenis. so meynit man den ersten tac von dem sunnabene zu reiten. das ist an dem ersten tage nach der rue die man an dem sunnabende hilt. abir da volgit: „vnd sie sprachen die eine zu der anderen wer wendit vns abe disen stein von der tor des grabis.“ SEUERIANUS: Jr wibe uwer hertze das was mit dem vngelouben begriffen. vnd uwere ougen die waren geslozzen. vnd dar vm so en sagit ir nicht die ere des geoffenten grabis da der herre der ere itzunt nicht inne en was. denne er was mit dem sige vfgestanden. Da volgit: „vnd do sie eben warten. do sagen sie den stein vm gewant.“ BEDA: Wie der stein von dem engele vmme ge[273rb]want wart das legit Matheus offenberlichen vz. (Mt 28,2f.) Sundir das vmmewenden des steynes das bezeichent geistlichen die offenbarunge der sacramente die da waren mit dem vorhange der alden e bedact. denne die gebot der alden e die waren in steine geschriben. Da volgit: „Er was ouch ser groz.“ Der stein der solde bilcher grozir sien denne alle die forme der werlde der des schepfirs licham solde beslizen vnd ouch bedecken. GREGORIUS: Die wibe die sagen den engil die mit den wolrichenden wurtzen zu _____________ 39 Gregorius in Evang.

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dem grabe quamen. denne die hertze beschouwen der himel burgere die mit iren tugenden zu heilgen begerungen komen. vnd dar vm volgit da: „vnd do si in das grab gegingen do sagen sie einen iungelinc zu der zesmen hant vnd was mit eime wizen cleide gecleidit vnd da von vertottin sie.“ THEOPHILUS: Sich wie Matheus spricht das der engel seze vf dem steyne. (Mt 28,2) vnd Marcus spricht das en die wieb sagen do sie in das grab gingen sitzen in eins iungelinges wise. vnd des en laz dich nicht wundern. denne den selben den die wieb alrerst hatten sehen sitzen vf dem steine den sagen sie ouch da nach sitzen in dem grabe. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Odir wir mogen [273va] es also vernemen das Matheus des engels geswegen hat den sie sagen vf deme steine do sie in das grab gingen vnd das Marcus von dem gesprochen hat von dem engele den sie vzwendic vf dem steine sagen sitzen also das sie zwene engele sagen vnd von eime iclichen das horten sundirlichen das die engele von Jhesu sageten. Odir das mochte ouch wol sien das do sie in das grab gingen das sie besiten in eime steinhole da das grab in gehouwen was. vnde das sie da in der stat des steinis eynen engil segen sitzen von dem Matheus spricht das sie en sagen sitzen vf dem steine. THEOPHILUS: Da sint ouch etliche die sprechen das andere wieb waren die von Matheo benant werden (Mt 28,1) vnd ouch andire die von Marco mit rede gekundigit werden. sundir doch das Maria Magdalena mit en beiden were. denne sie hatte zu dem herren eine hitzige libe. vnd ouch eine burnende vurige gunst. SEUERIANUS: Die wibe die gingen dar vm in das grab zu deme begrabenen Cristo vf das sie mit Cristo widir zu dem lebene widir vz dem grabe irstunden. Sundir sie sagen da einen iungelinc vnd da mite so wart vns das aldir vnsir vfirstende bewisit. Denne die vfirstende die en sal von keime aldere wizzen [273vb] denne dem lebene des menschen engeht da nicht abe. es en bedarf ouch keinr hulfe vf das es zu neme. vnd dar vm so sagen sie da eynen iungelinc vnd nicht einen alden noch ein kint sundir einen in eime wunniclichen aldere. BEDA: Sie sagen da einen iungelinc sitzen zu der zesmen hant das ist kegen mittage der stat da der herre lac denne der licham lac vf dem rucke vnd hatte das houbit in das westen gekart des moste von not die rechtere hant zu dem sudenen haben. GREGORIUS in der omelien: Vnd was ist bie der linken hant andirs bedutit das diz kegenwertige leben vnd bie den rechten hant das ewige leben. vnd dar vm so denne itzunt vnsir irlosir die verstorunge disis kegenwertigen lebenis vbir gangen hatte so sitzit ouch bilchen der engil zu sinir rechtern hant der dar vm gekomen was das er sien ewige leben _____________ 10 Augustinus de Cons. Evang. 36 Gregorius in Evang.

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kundigen wolde. SEUERIANUS: Sie sagen den iungelinc sitzen zu sinr rechten hant. denne das leben der vfirstende en wirt keine linke hant haben. denne es en wirt sich mit zietlichen dingen nicht bekummern. Sundir sie sagen en ouch mit eime wizen cleide gecleidit vnd das wize cleit en was nicht von sterbender sundir das cleit was mit lebender [274ra] craft in heimelichem lichte schinende. als der prophete spricht. er ist mit dem lichte als mit eime gewete gecleidit. (Ps 104[103],2) vnd ouch so spricht man von der vfirstende der gerechten. Die gerechten werden irschinen als die sunne mit lichte. (Mt 13,43) GREGORIUS: Der engil der sich den wiben bewisete der was mit eime wizen gewete gecleidit des zu eime das er die vroide vnserer hochziet kundigete. denne die wize des cleidis die bewisit die clarheit vnserer wirtschaft. JERONIMUS: Das wize cleit da sich der engil inne bewisete das bezeichent eine ware vroide die dem menschen da von entstunt das sien vient veriagit was vnd das er das rieche irkregen hatte vnd das er den kunig des vridis suchen solde vnd vinden vnd den nimmirme gelazen. vnd dar vmme so bewisit disir iungelinc die forme der vfirstende den die den tot vorchten. Sundir das die wibe da von vertottin do sie den engil so clar irsagen das gibit vns des ein orkunde das des menschen ouge nicht gesehen en hat noch ouch das ore gehorte noch in das hertze gesteic also groze dinc hat got den bereitit die en lib haben. Da volgit: „vnd er sprach zu en. Jr en sullit nicht irschrecken.“ GREGORIUS in der omelien: Als ob er spreche. Die sullen bilchen [274rb] irschrecken die der hohesten burgere zukumft nicht lib haben. vnd die suln sich ouch vorchten die mit vleislichen lusten bedruct sint. vnd sint dar an verzwiuelt das sie zu irer geselschaft icht komen mogen. Sundir ir en sullit vch nicht vorchten denne ir sehit hie uwere miteburgere die mit vch in eine stat gehoren. JERONIMUS: Die vorchte en blibit in der minne nicht (1 Joh 4,18) vnd wo nach vorchten denne die wieb so sie das vunden das sie suchten. CRISOSTOMUS in der omelie: Sundir was der engil vortme widir sie sprach. das moge wir hie horen denne er spricht: „Jr suchit Jhesum Nazarenum.“ Jhesus ist so uile in dem latine gesprochen als ein heil odir ein Heilant. vnd dar vm so zu der ziet vile luite mochten sien die mit dem namen genant waren so en was en doch der name von nature nicht angeadilt als dem herren. vnd dar vm so wolde der herre die stat bewisen von welchme Jhesu der engil das meinte. das er sprach: „Nazarenum.“ sundir der engil wil ouch die sache offenbarn wor vm das sie en in dem grabe suchten. vnd spricht: „den gecrucigeten.“ THEOPHILUS: Sich wie er sich des crucis nicht en schemit denne an dem cruce so steht das heil der luite vnd ist ouch ein begin allir heil_____________ 10 Gregorius in Evang. 23 Gregorius 30 Gregorius

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gen. JERONIMUS: [274va] Die bittere wurtze des crucis die ist verswunden vnd die nuz des lebenis die ist mit der vrieheit der vrucht her vor gekomen. denne der in dem tode lac der ist in der ere irstanden. vnd dar vm so sprach der engil me als da uolgit: „Er ist irstanden vnd en ist hie nicht.“ GREGORIUS: Der engil spricht: „er en ist hie nicht.“ das ist mit kegenwertikeit sinis lichamis der doch keine stat en let er irvulle sie mit der kegenwertikeit sinir almechtikeit. THEOPHILUS: Vnd als ob der engel zu disen wiben spreche. weltir gewis sien das er vfirstenden ist. „seht die stat da sie en legeten.“ Denne durch des willen so hatte der engel den stein vmmegewant vf das er en die stat bewisen mochte. JERONIMUS: Man bewisit hie den sterbenden luiten das vnsterbende leben vf das wir gote danken das wir das vernemen das wir sien vnd was wir da nach werden sullen. abir da volgit: „Sundir gehit vnd sagit es sinen iungern vnd ouch Petro denne er wirt vch vor gehen zu Galilea.“ Sich wie man hie den wiben bevilt das sie den aposteln kundigen sullen das der herre von dem tode irstanden sie denne der tot was vor durch das wieb gekundigit. vnd dar vm so wirt durch die wibe das vfirstende leben gekundigit. sundir [274vb] der engil spricht sundirlichen: „vnd ouch Petro.“ denne der hatte sich itzunt des apostel amtis vnwirdic geachtit vmme die sache das er des herren zu drin malen hatte geloikent. Sundir die sunde die da vor geschen sint die en sint dem menschen nicht schedelich die wile sie em nicht beclegelich en sint. GREGORIUS: Denne wer das der engil Petrum mit sime namen nicht gekundigit en hette so en hette er mit nichte zu den iungern turst komen vmme das er des meistirs hatte geloikent. vnd dar vm so ledit en der engil bie dem namen vf das er von des verloikens wegen nicht en verzwiuele. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Abir da der engil spricht: „Denne er wirt vch vorgehen zu Galilea vnd da werdit ir en sehen als er uch vor gesagit hat.“ Das wort lutit als ob sich der herre nach sinir vfirstende nirgen andirswo welde bewisen denne zu Galilea. vnd von dem bewisene so en spricht andirs kein ewangeliste denne Marcus alleine. denne das er spricht das sich Jhesus bewisete des morgens an dem ersten tage nach dem sunnabene Marie Magdalene (Mk 16,9) vnd da nach den zwen iungern die in das dorf gingen (Mk 16,12) vnd das geschach allis an dem selben tage der [275ra] vfirstende. vnd da nach kumit Marcus zu der letsten bewisunge die der herre tete vnd die en geschach nicht verre von Jherusalem vf dem oleberge. sundir er en spricht nicht von der bewisunge die er hie kundigit von des engels wegen. sundir Matheus der en spricht ouch nicht von keinr andern stat da die iungere den herren sagen. denne er sprichit das sie en sagen zu Galilea vf _____________ 11 sterbenden luiten] sterbenden licham luiten 27 Augustinus de Cons. Evang.

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dem berge. (Mt 28,16) Sundir doch so en ist es noch in Matheo noch in Marco bewisit vf welche stunde das die iungere vf den berc zu Galilea solden gehen vf das sie en da segen. odir ob das das erste solde sien odir nicht. denne wir wizzen das wol das er sich an dem selben tage sinir vfirstende den iungern zu Jherusalem bewisete. vnd dar vm so en setzen sie des ordens nicht zu welcher ziet das geschen solde. Jdoch so en ist Matheus mit deme spruche nicht widir die andern ewangelisten. sundir er gibt mit sime spruche eyne stat wo man sie vernemen sal. Denne das ist ane zwiuel das alleine das der engil sprach das die iungere solden zu Galilea gen vf das sie den herren mochten sehen so hat er sich den wiben vnd ouch den iungern vor der ziet bezeigit alleine das hie keine offenbare stat nicht bewisit [275rb] en wirt welch ziet das sie en zu Galilea sagen. GREGORIUS: Vnsir irlosir der was itzunt von der marter zu der vfirstende vnd von dem tode zu dem lebende verwandilt denne ist es das wir verellendit werden von den vntugenden zu der hohe der tugende so werde wir ouch die ere sinir vfirstende mit vroiden irkennen. vnd der selbe der in dem grabe von den engeln gekundigit wirt der wirt in der vbirvart zu Galilea bewisit. vnd der in dem sterbende des vleischis bekant wirt der wirt in der vbirwandelunge des hertzen beschouwit. JERONIMUS: Disir spruch ist kurtz an dem sinne sundir er ist groz an dem gelubde. denne da ist der burn vnsir vroide. da ist des ewigen heilis orsprinc bereit. vnd da wirt alle zustrouwunge besamt. (Ps 147[146],2f.) vnd da werden ouch alle betrubte hertze getrost. denne er spricht: „da werdit ir en sehen.“ sundir nicht in der schicht als ir en vor gesehen habit. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Hie wirt ouch bezeichent das die gnade gotis vbirvaren solde von dem israhelischen volke zu den Heiden denne die apostele en weren von den Heiden in keinr wise enpfangen es were denne das der herre vor komen were vnd hette en [275va] den wec in iren hertzen bereitit. vnd das ist es das er spricht: „Er wirt vch vor gehen zu Galilea vnd da werdit ir en sehen.“ das ist. da werdit ir sine gelide vinden. Da volgit: „Sundir sie gingen vz vnd vlogen vz dem grabe.“ Denne an sie was groze bibunge vnd irschreckunge gevallen vnd waren vertot von dem angesichte des engils. SEUERIANUS: Der engil bestunt in deme grabe sundir die wieb vlogen von dannen. denne der engil ist von himelischeme wesene an das kein aneual vallen mac. sundir dise irschrecken durch der irdischen nature willen die sie an en haben. denne der en vorchtit sich von dem grabe nicht der von dem sterben nicht en weiz. sundir die wibe irbiben _____________ 27 Augustinus de Cons. Evang.

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vor dem grabe als die da sterben mosten. JERONIMUS: Man spricht diz ouch von dem zukomenden lebene da alle wetage besiten varen. Sundir die wibe volgeten dem lebene das sie hatten. vnd dar vm so vorchten sie sich vor der vfirstende die en vngewonlich was. Da volgit: „vnd sie en sageten nimande nicht denne sie waren mit grozir sorge bevallen.“ THEOPHILUS: Odir die vorchte was von der Juden wegen odir von des gesichtis wegen das sie da gesehen hatten vnd ouch von des wegen das sie da von den [275vb] engil horten. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Man mac ouch hie vregen. wie diz Marcus meinit so Matheus spricht das die wibe balde vz dem grabe gingen mit uorchte unde mit grozir uroide unde lifen balde und wolden es den iungern kundigen. (Mt 28,8) Das mac man ouch die vrage also entscheiden das die wieb keime vz den engeln icht tursten sagen das ist entwerten zu den dingen die sie hatten gehort von en. odir lichte en tursten sie nicht sprechen durch der wechtere willen die sie da sagen legen. Denne die vroide da Matheus von spricht die en verstorit die vorchte nicht da Marcus von redit. denne wir sullen es also vernemen das beide vroide vnd ouch vorchte an irem hertzen was. vnd were ouch das Matheus nichtisnicht von der vorchte gesprochen en hette. abir doch so spricht Matheus. Sie gingen balde vz dem grabe mit vorchte vnd mit grozir vroide. vnd da mite so en gestate er des nicht das in disme spruche keinrleie vrage me blebe. SEUERIANUS: Sundir er spricht pruuelichen das sie nimande nicht en sageten. denne die wibe sullen horen vnd nicht reden. vnd suln als die iungere die lere nemen vnd nicht sie geben.

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Sundir do Jhesus irstunt [276ra] des morgens an dem ersten tage nach dem sunnabene do bewisete er sich alrerst Marie Magdalene vz der er siben tuuele gewurfen hatte (Mk 16,9) sundir die ginc vnd kundigete es den die mit em waren gewest vnd die in trurene vnd in weinene waren. (10) vnd do sie das gehorten das er lebte vnd von ir gesehen were do en geloubten sie sien nicht. (11) vnd da nach so wart er zwen andern bewisit vz en in einem vremden gesteltnizze do sie wandirten vnd gingen in ein dorf (12) vnd die gingen widir vz vnd kundigeten es den anderen vnd dennoch so en geloubten sie sien nicht. (13) _____________ 9 Augustinus de Cons. Evang.

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AUGUSTINUS uon dem eintragende der ewangelisten: Nach der ziet do der herre von dem tode irstunt so sal man merken in welchir schicht er sich bewisete denne Marcus der spricht: „Do der herre irstunt des morgens an dem ersten tage nach dem sunnabene do bewisete er sich alrerst Marie Magdalene vz der er siben tuuele gewurfen hatte.“ BEDA: Diz bewisen wo vnd wenne es geschege das lerit vns Johannes vollenkomelichen. Sundir der herre der irstunt des morgens vrue vz dem grabe da er yn gelegit was do es itzunt abent was wurden. vf das er das wort des propheten volbrechte. zu der vesper so ist das weinen ane rue blibende vnde zu metten ziet die vroide. (Ps 30[29],6) THE[276rb] OPHILUS: Odir andirs. Da der ewangeliste spricht: „Do Jhesus irstunt“ da mache ein punct. „vnd des ersten morgens nach dem sunnabene do bewisete er sich Marie Magdalene vz der er siben tuuele gewurfen hatte.“ GREGORIUS in der omelien: Gelicher wise als Sampson der starke do er gevangen was zu Gaza nicht alleine zu der mittirnacht vz der stat ginc sundir er truc ouch die pforte mit em von der stat. (Ri 16,3) also irstunt ouch vnsir irloser vor dem lichte vnd en ginc nicht alleine vrie vz der helle sundir er zu storte ouch die pforten der helle. Sundir Marcus der bezugit hie das vz Marien siben tuuele gewurfen sint. vnd was wellen die siben tuuele andirs denne alle sunde beduten. denne in siben tagen so wirt alle ziet begriffen. vnd in der zal sibene so werden alle dinc gefiguririt. vnd dar vm so Maria siben tuuele hatte so ist es ein orkunde das sie allir vntugende vol ist gewesit. THEOPHILUS: Odir die siben tuuele sint die siben vntugende. die die siben gabe des heiligen geistis in der sele verstorn vnd das sint die siben geiste der sunde odir ouch der geist der ane vorchte ist vnde ane wiezheit vnd ane vernumft vnd ane die anderen gaben des geistis. JERONIMUS: Dem wibe bewisete sich der herre alrerst vz [276va] der er siben tuuele gewurfen hatte. denne die leckerinne vnd die offenbaren sundere die solden e in das rieche gotis komen denne die synagoge. denne der morder quam e denne die apostele. BEDA: Jn dem beginne do was das wieb dem manne eine orsache das er in die schult viel vnd nu da widir so ir siet die alrerst die vfirstende die des todis alrerst gesmackit hatte vf das das wieb dem manne icht ewiclichen zu dem lastere were verbunden vnd die vor in den man die schult gegozzen hatte die goz ouch nu in den man die gnade. Da volgit: „Sundir do gink die vnd kundigete es den die mit em waren gewesit vnd waren trurende vnd weinende.“ JERONIMUS: Sie weinen vnd truren denne sie en haben dennoch des herren nicht gesehen. sundir da nach einr kurtzen ziet so werden sie _____________ 1 Augustinus de Cons. Evang. 11 spricht fehlt 14 Gregorius in Evang. son = Simson 23 siben tuuele] siben vntugende tuuele

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getrost. denne selk sint die die nu weinen vnd truren denne sie werden getrost. (Mt 5,4) BEDA: Sundir man sal hie merken das diz wieb die die vroide des herren vfirstende alrerst botschafte das was das sie von siben tuuelen gesunt was gewurden vnd gereinigit. vnde das ist vmme das geschen vf das kein mensche der wirdiclichen buzen wil vmme sine alde sunde durfe verzwiuelen. Sundir der herre wolde da mite bewisen das [276vb] da die gnade vbirhant solde nemen da die sunde vor vbirhant hatte genomen. SEUERIANUS: Maria die botschaft. sundir nicht als ein wieb. sundir sie tregit der kirchen figure an ir. denne das wieb sal swigen. abir so sie die kirche ist so sal sie kundigen vnd reden. Da volgit: „vnd do sie das irhorte das er von ir gesehen were do geloubten sie sien nicht.“ GREGORIUS: Abir das die iungere so trege da zu waren das sie der vfirstende hetten geloubit das gehorte nicht als vile irer krancheit zu als vnsir sterke vf das icht menschlicher wort gebruche. denne die vfirstende die ist en mit manchirleie rede der warheit bewisit. vnd so wir die irkennende lesen was geschiet denne andirs an vns denne das wir von iris zwiuels wegen in den gelouben veste bestetigit werden. Da volgit: „Sundir da nach do wart er abir zwen bewisit vz en in eime andern gesteltnizze die wandirten vnd gingen in eyn dorf.“ AUGUSTINUS uon der ewangelisten eintracht: Von den zwen der ein Cleophas hiez das spricht Lucas gantz. (Lk 24,13 – 35) sundir Marcus der verkurtzit hie. Denne das castel da Lucas von spricht das neme wir also das man es ouch bilchen ein dorf mac nennen denne in den krigschen buchern so vinde wir [277ra] me einen ackir denne ein dorf. abir in dem namen so man einen ackir nennit so en wil man nicht alleine ein castel meinen sundir ouch ein iclich dinc das da beuestent ist vnd ouch houe die buzen der stat legen vnd in die stat gehoren vnd vbir die die stat ret als eine mutir. abir da Marcus spricht das der herre sich in eime andern gesteltnizze bewisete. vnd das selbe bewisit ouch Lucas so er spricht. Jre ougen die bliben also enthalden das sie sien nicht irkanten. (Lk 24,16.) Denne an ire ougen was ein aneual geuallen. der also bleib bes das es da zu quam das der herre das brot vor en brach. (Lk 24,30f.) THEOPHILUS: Es en sal nimant wenen das der herre in sinir vfirstende sien antlitze hette verwandilt. sundir do wart das gesteltnizze verwandilt do vz eime sterbenden ein vnsterbende vleisch wart das ist ein vnsterbende mensche wart vnd das em da von in sien antlitz eine nuwe ere viel vnd nicht das er da mite das selbwesen sinis antlitzis verlore. Sundir er lies sich von zwen sehen. denne man solde zweierleie volke _____________ 12 Gregorius in Evang. 21 Augustinus de Cons. Evang. 25 ackir = ·ˆ–Ă—et in codicibus quidem Graecis magis agrum invenimus quam villam 34 Severianus

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den Juden vnd den Heiden den gelouben der vfirstende predigen. Da volgit: „vnd die quamen vnd botschaften es den anderen vnd den geloubten sie ouch nicht.“ Das Marcus spricht das es die den andern bot[277rb]schaften vnd sie den ouch nicht geloubten. so doch Lucas da von spricht das es itzunt eine rede vndir den iungern was das der herre werlichen wer irstanden vnd wer Symoni irschinen. (Lk 24,34) das sal man also vernemen das da etliche waren die dennoch mit nichte gelouben en wolden. THEOPHILUS: Das wort. den andern des en sal man also nicht vernemen das die die eilf apostele waren. sundir es waren andire die sich ouch an die eilue hilden. JERONIMUS: Man sal diz geistlichen also vernemen das der geloube hie in disir ziet erbeitit vnd tregit das werbende leben. abir dort so besitzit der geloube ein schouwende leben in dem rieche mit eime sicheren gesichte. denne hie sehe wir in eime bilde abir dort so werde wir die warheit von antlitze zu antlitze beschouwen. vnd dar vm so wart er den erbeitenden in einr andern gesteltnizze bezeigit. vnd do sie das andern kundigeten. do en wart en nicht geloubit denne sie sagen en als Moyses in eime vremden gesteltnizze. vnd des en was nicht genuc. denne er spricht. herre bewise mir dich selben. (Ex 33,18) vnd do er das sprach do hatte er sinis vleischis vergezzen. vnd bat vmme das in disme lebene des wir alrerst nach disme lebene in dem zukomenden lebene [277va] beitende sien. denne da werde wir en in sinem wesen beschouwen ane mittil als er gebildit ist.

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Sundir da nach vf das letste do die iungere azen do bewisete sich en Jhesus vnd verweiz en iren vngelouben vnd die hertikeit des hertzen denne die en hatten gesehen irstanden die en geloubten sien nicht. (Mk 16,14) vnde er sprach zu en. Geht in die werlt vnd predigit das ewangelium allen creaturen. (15) wer da geloubit vnd getoufit wirt der sal selk werden. abir der da nicht en geloubit der wirt vertumt. (16) Sundir den die da gelouben werden dise zeichen volgen. Jn mime namen so werden sie die tuuele vzwerfen vnde nuwe zungen werden sie sprechen. (17) vnd die slangen werden sie vf heben. vnde ist es das sie was totbrengendis trinken das en sal en nicht schaden. Sie sullen ouch vf die sichen ire hende legen vnd die werden sich ouch wol gehaben. (18) DIE GLOSE: Marcus der wil hie synis ewangelij spruche beslizen vnd wil das letste bewisen vnd irschinen das der herre sinen iungern tete nach der ziet do er widir von dem tode was irstanden. vnd das betrachtit er also sprechende: „abir zu dem iungesten do die eilf iungere azen do

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bewisete sich en Jhesus vnd verweiz [277vb] en iren vngelouben vnd die hertikeit iris hertzen. denne die en hatten gesehen irstanden die en geloubten sien nicht.“ GREGORIUS in der omelie: Man sal hie merken was Lucas spricht in deme buche von der apostele begencnizze. Denne er wil das do er mit en gaz do gebot er en das sie sich von Jherusalem nicht scheiden solden. (Apg 1,4) vnd nach kurtzen worten so spricht er. vnd en zu oug sehende do wart irhaben. (Apg 1,9) Seht er az vnd vur do zu himele vf das an dem ezzene an em die warheit des vleischis bewisit wurde. vnd dar vm so spricht man: „das zu dem iungesten do die eilue azen do irschein er en.“ JERONIMUS: Er bewisete sich den eiluen die mit en anderen besamt waren vf das sie alle gezuige wurden. vnd kundigeten alle das sie samt mit en anderen gehort vnd gesehen hatten. AUGUSTINUS von der ewangelisten eyntracht: Man vregit hie wie das zu dem letsten moge geschen sien. denne das was das letste mal das die apostele den herren in der erde sagen vnde do wolde er sich ouch von en scheiden. vnd es geschach an dem virzigisten tage nach sinir vfirstende. Denne nach dem so Marcus gespricht das en der herre das verweiz so sprach er zu en: „Geht in alle die werlt vnd predigit das ewangelium [278ra] swer uch nicht geloubit der wirt vertumt.“ vnd dar vm so sie das ewangelium predigen solden vnd die Heiden solden des gelouben die doch den herren in sinir menscheit nie gesehen noch gehort en hatten. vnd solde sie der herre nicht bilchen strafen das sie der vfirstende nicht gelouben en wolden sie en hetten denne den herren gesehen. so sie es dicke vor der ziet von deme herren gehort hatten das die dinc an em irgehen solden. GREGORIUS in der omelien: Vnd dar vm so wold ouch der herre sine iungere strafen do er sich mit der kegenwertikeit sinis lichamis von en scheiden wolde vf das die wort die vester in iren hertzen gepressit wurde die er vf das letste sagete von en zihende. AUGUSTINUS: Der herre strafit sie vmme den vngelouben vf das in sie ein gerecht geloube kome. Er strafit ouch die hertikeit iris hertzen vf das er en das steynine hertze beneme vnd ein vleischien gebe das mit gotlicher minne irvullit were. GREGORIUS: Do der herre der iungere hertikeit gestrafit hatte wo zu das er sie do mante das moge wir hie horen. Denne da volgit: „Geht in alle die werlt vnd predigit das ewangelium allen creaturen.“ Mit dem namen da der herre spricht „allen creaturen“ so meynit er den menschen [278rb] denne der mensche hat etwas mit einr iclichen creaturen. denne er hat ein meynwesen mit den steinen vnd ein leben mit den boumen vnd ein vulen mit den tiren vnd ein vernemen mit den engeln. vnd dar _____________ 3 Gregorius in Evang. 13 Augustinus de Cons. Evang. 18 Geht] Gecht 26 Gregorius in Evang. 29 Hieronymus

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vmme so wirt allir creaturen das ewangelium gepredigit so es dem menschen alleine mit der predigate gekundigit wirt. denne der wirt mit der predigat gelarit durch des willen alle creaturen in der erden geschaffen sint. vnd von dem ouch in etlichem geliechnizze nicht vremde en sint. Man mac ouch bie dem namen „allen creaturen“ alle geslechte der Heiden bezeichenen. denne der herre hatte vor der ziet sinir marter zu sinen iungern gesprochen. Jr en sult in den wec der Heiden nicht gehen. (Mt 10,5) abir nu spricht der herre. predigit allen creaturen. vnd das geschach zu der ziet do das iudische volk die predigate der apostele von em vertreib. vnd da mite da sie einen gezuc iris vertumnizzes irkreic da wart vns Heiden eine hulfe des heilis mite getan. denne do die iudische diet das wort der selikeit von ir vertreib do wuchs es den Heiden zu einr vrucht des heilis. THEOPHILUS: Odir „allen creaturen“ das ist den geloubigen vnd ouch den vngeloubigen. Da volgit: [278va] „Swer da geloubit vnde getoufit wirt der sal selk werden. sundir wer da nicht en geloubit der wirt vertumt.“ Denne da mite so en hat der mensche nicht genuc das er geloube. sundir swer da geloubit vnd dennoch nicht getouft en ist der ist eyn cathecuminus. denne er en hat sien heil dennoch nicht gantz genomen. GREGORIUS in der omelien: Sundir hie mac lichte ein iclicher in sime eygenen hertzen sprechen. Jch geloube itzunt vnd dar vm so sal ich selk werden. er spricht war. ist es das er den gelouben mit sinen werken heldit. denne der ware rechte geloube der ist denne in dem menschen volkomen so sine werc widir die wort des gelouben nicht en krigen. Da volgit: „abir wer nicht geloubit der wirt vertumt.“ BEDA: Was welle wir von den kleinen iungen kindern sprechen die durch irer iugent willen dennoch nicht gelouben en mogen. denne von den alden die zu iren iaren gekomen sint da en ist keine vrage von. vnd dar vm so sal man wizzen das gelicher wise als die kleinen kindere die erbesunde von iren eldern zihen die en in der toufe vergeben wirt also gelouben sie ouch durch ire eldern vnd durch die andern die in dem gelouben [278vb] volkomen sint. abir da volgit: „Sundir dise zeichene die werden den volgen die da gelouben denne sie werden in mime namen die tuuele vzwerfen vnd werden nuwe zungen reden vnd werden die slangen vfheben.“ THEOPHILUS: Das ist. sie werden zustrouwen die vngeloubigen geistlichen. als da geschriben ist. Jr werdit treten vf die slangen vnd vf die scorpiones. (Lk 10,19) das vernimt man geistlichen das ist vf die bosen luite. vnd ouch so mac man es von liebhaftigen slangen vernemen als Paulus begreif an sinir hant hengende eine oydechze vnd en nam doch keinen schaden von ir. (Apg 28,3) Da volgit: _____________ 20 Gregorius 32 Sundir dise] Sundir die dise

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„vnd ist es das sie tottragende vergift werden trinken die en wirt en nicht schaden.“ Der geliech lese wir vil in den historien. denne da wart mancherhande vergift von den heilgen getrunken da sie doch mit Cristi craft mite beschirmit wurden als das sie en keinen schaden getun en mochten. Da volgit: „vf die cranken werden sie ire hende legen vnd so werden sie sich wol gehaben.“ GREGORIUS in der omelien: Die luite die itzunt in der kirchen sint die gelouben an got volkomelichen alleine das sie doch der zeichene nicht en tun da der herre hie von [279ra] spricht. vnd dar vmme so sal man wizzen das dise zeichene vnd der geliech an dem ersten orspringe der kirchen ser nutze waren denne vf das der geloube in den groben luiten mochte wachzen so moste man en mit zeichenen vnd mit wundirwerken irnern. vnd deme tu wir ouch geliech. denne so wir etwas in die erden wellen pflantzen das da wachze so gebe wir em also lange vuchtikeit des wazzers bes das wir das pruuen das es in der erde bevestent ist. denne also schire als es denne die wurtzele in der erde bestetigit so en gebe wir em keine vuchtikeit me denne irer en ist em nicht not. als ist es ouch vmme die zeichen der geloubigen. denne do der geloube der kirchen bestetigit wart do en was der zeichene nicht me not. idoch so moge wir noch etwas mit me sinnis vf dise zeichene pruuen. denne die heilge kirche die tut das alle tage geistlicher wise das der herre in der ersten ziet der kirchen durch die apostele vnd ire nachvolgere in lieblicher wise wurchte. Denne die pristere der kirchen so sie ire hende vf die geloubigen legen so vben sie das gebet da bie durch die gnade gotis den bosen geisten verbiten das sie in der geloubigen hertze nicht me en turren wonen. [279rb] vnd was tun die andirs denne das sie die tuuele vz den tuuelen werfen. vnde ouch so etliche luite alle werltliche wort vndirwegen lazen vnd sich halden an geistliche spruche mit gotlicheme lobe vnd mit sundirlicher ere die sie gote irbiten. vnd reden die nicht nuwe zungen die en nicht angeborn en sint. abir die ouch mit iren guten bilden vnd mit tugentsammen worten alle vntugent vz anderer luite hertze zihen also das da nicht en blibit das da gote missehegelich moge gesien. die nemen vf die slangen. denne die benemen dem menschen die vergift des todis. vnd so denne die luite bosen rat vnd ouch gekose von dem tuuele vnd von der werlt odir ouch von irme eigenen vleische horen vnd doch mit nichte nach dem rate zu suntlichen werken en wellen volgen. so trinken die luite tottragende vergift vnd en schadit en doch nicht. vnd ouch die selben so sie werden sehen das ire nehesten abenemen an tugentsammen werken vnd kranc werden an dem dinste gotis vnde sie _____________ 7 Gregorius in Evang.

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denne mit dem bilde irer guten werke zu der ersten craft gesterken. vnd also das sie noch streber werden an dem dinste gotis den sie vor waren so legen sie ire hende vf die cranken vf das sie sich wol gehaben. [279va] vnd dise wundirwerc sint also uile me grozir denne die ersten waren das sie me geistlich sint. denne durch dise wundirwerc so en werden dise gebrechlichen lichame nicht selk. sundir die selen die ediler sint denne die lichame den wirt da mite alle geistliche suche benomen.

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Vnd der herre Jhesus da nach das er mit en geret hatte do wart er vf genomen 1) vnd sitzit zu der rechten hant gotis. (Mk 16,19) Sundir do wandirten dise vnd predigeten allen enden. vnd der herre was mit en wirkene vnd bestetigete ire rede mit nachvolgenden zeichenen. (20) JERONIMUS: Der herre Jhesus der von dem himele was gekomen her nidir vnd wolde die krancheit vnsir naturen von irme valle losen der vert ouch nu mit vnsir naturen widir in den himil. vnd dar vm so spricht man: „vnd der herre Jhesus nach dem das er mit en hatte geret do wart er vf genomen in den himil.“ AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Mit disme spruche so wil der ewangeliste das wol bewisen das diz die letste rede was die er mit sinen iungern hilt in der erden alleine das wir nicht da zu von not bestrickit werden wir en mochten es noch andirs bewisen. denne er en sprach nicht das er alzuhant vf [279vb] genomen wurde da nach do er mit en geret hatte. vnde dar vm so en darf man die rede nicht von not vor die letste rede nemen. sundir es mochte ouch zu alle den reden gehoren die der herre nach sinir vfirstende mit sinen iungeren hatte gehat. Sundir doch die wort die wir vor gesprochen haben die wellen das bewisen das es der letste tac were in dem der herre mit synen iungern rette so muz man dise rede vor die leste nemen vnd ouch die rede von der Lucas spricht in actibus. vnd das er do nach der rede vf in den himil wart genomen. (Apg 1,9) GREGORIUS in der omelien: Wir irkennen das vz dem alden testamente das Helias vf genomen wart in den himil. (2 Kön 2,11) Sundir es ist ein andir dinc vm den himil der ethereum heizit das ist vol lichtes. vnd vm den himil der celum aereum heizit. denne der ist an dem hohesten der luft vnd ist na bie der gemeinen erden vnde in den himil da wart Helias yn gezuckit. vnd _____________ 1) Dieser Teil des Verses fehlt hier, folgt im Hieronymuskommentar, s.u. Z. 17 17 Augustinus de Cons. Evang. 29 Gregorius in Evang.

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das geschach em vf das er in eine heimeliche stat der erden gezogen wurde da er in grozir rue des vleischis vnd ouch des geistis mochte leben vnde das er da bes an das ende der werlde sie vnd denne widirkome vf das er die schult des vleischis gelde. [280ra] Man sal ouch merken das man lisit das Helias vf eime vurigen wagene vf zu himele vur. vnd da mite so wirt es bewisit das ein pur mensche da zu vremder hulfe bedurfte. Sundir man en lisit des von vnsirme irlosere nicht das er odir mit eime vurigen wagene odir mit der engele hulfe in den himil wurde irhaben. Denne der alle dinc mit sinir gewaldigen hant hatte gemachit der wart ouch vbir alle dinc mit sinir eigenen craft gevurt. Sundir wir sullen ouch hie merken wie das Marcus meinit das er hie spricht: „Er sitzit zu der rechten hant gotis.“ so doch Stephanus spricht. Sehit ich sehe offen die himele vnd des menschen sun stehen zu der rechten hant gotis. (Apg 7,56) Sundir man sal wizzen. das das sitzen dem richtere zugehort vnd das stehen dem stritere odir dem helfere. vnd dar vm so Stephanus in dem campfe der erbeit stunt so sach er Jhesum stehn als den der em helfen wolde. Sundir Marcus der beschribit von dem herren das er nach der vfvart sinir ere so wirt er an dem ende der werlde als ein richter komen. vnd dar vm saz er zu der rechtern hant gotis. AUGUSTINUS von der ewangelisten eintracht: Wir en sullen das sitzen des herren nicht also nemen. als ob er da mit menslichen [280rb] geleden sitze also das em der vatir zu der linken hant sitze vnd er dem vatere zu der rechten. sundir wir sullen bie der rechten hant die gewalt vernemen. die der mensche Jhesus von gote hat genomen. also das er komen sal ein richter vbir die werlt der da vore quam vnd wolde das gerichte der werlde liden. Denne bie dem sitzen so verneme wir sien stete wonen vnd bliben. als wir ouch von eime iclichen menschen mogen sprechen. Der mensche der hat in dem lande drie iar gesezzen das ist gewonit. also sal man ouch gelouben das Cristus wone zu der rechten hant des vatirs. denne der ist selk der in der ewikeit gotis wonit die des vatirs rechtere hant ist. denne allis das da ist das ist eine rechtere hant denne da ist keyne linke des kummers. Sundir da volgit: „vnde die gingen vnd predigeten allen enden mit der mitehulfe des herren vnd der bestetigete ire rede mit volgenden zeichenen.“ BEDA: Man sal merken das do Marcus der ewangeliste sinis ewangelij hatte begunt do zoch er es vor in lange ziet e denne er es vollenschreib. denne er begunde sinis ewangelij von Johannis des toufirs predigat vnd zoch mit der schrift bes an die ziet do die apostele das selbe ewangelium in dem worte der predigate [280va] vbir alle die werlt seheten. GREGORIUS in der omelien: Was mac man andirs hie merken _____________ 20 Augustinus de symbolo 40 Gregorius

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denne das dem gebote des herren der gehorsam der iungere nachuolgit. vnde dem gehorsame volgeten di zeichene. Denne der herre hatte geboten sprechende zu sinen iungeren: „Gehit vnd predigit das ewangelium allen creaturen.“ vnd das da volgit. vnd Lucas in actibus. Jr sullit mir gezuige werden bes an das ende der werlde. (Apg 1,8) AUGUSTINUS zu Esicio: Wie sal man das vernemen das des herren spruch volbrocht sie in den aposteln so bes huite an disen tac noch Heiden sint den das wort des gelouben noch nicht gepredigit en ist das sie gelouben. sundir man sal wizzen das der herre diz gebot nicht alleine den aposteln hat gegeben also das sie die burde alleine solden volenden. sundir der lutit als der andere den er ouch widir sie sprach. sehit ich bin mit vch bes an das ende der werlde. (Mt 28,20) vnd da von so moge wir kisen das alleine das er die rede widir sie sprach. so tete er doch das gelobde der gantzen kirchen in der etliche sterben mit den er ist vnd die andere zu wachzen mit den er ouch blibit. als meinit er ouch den ersten spruch von der gantzen kirchen denne die en wirt nicht zu gehen bes die menie in den gelouben treten wirt. THEOPHILUS: Wenne die re[280vb]de durch die werc bestetigit wirt in vns als es in den aposteln geschach so bestetigen ouch die werc die rede mit nachuolgenden zeichenen. vnd dar vm so gesche das o herre Jhesu Criste das vnsire rede die wir mit der craft diner hulfe sprechen mit den volkomenen werken bestetigit werden vf das wir vf das letste von diner mitehulfe volkomen werden in allen worten vnde ouch in allen werken. denne herre dir vugit alleine die ere der wort vnd ouch der werke. herre das irvulle in vns amen. Diz ist das ende von sente Thomas vzlegunge der der predigere brudere orden was die er geschriben hat vf Marcus ewangelium.

_____________ 6 Augustinus ad Hesychium 13 widir sie] widir en sie

Der bairische Markuskommentar

[74r] Hie nach volget der passion vnsers hailmachers Jesu Cristi als in beschreibt Marcus an dem xiiij. capitel. Beschluß des Hohen Rates gegen Jesus 5

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Es was aber der ostertag vnd das man isst des vngehöffelt prot. nach tzwaien tagen. Vnd die öbresten priester vnd die geschrifft glörten. süchten. wie sy Jesum mit arglisten fiengen. vnd yn tödteten. Aber sy sprachen. Nit an dem hochtzeitlichen tag. das villeicht kain gemÿrmel oder auffrüer wurd in dem volk. JERONIMUS: Yetzündt sollen wir vnser püch besprengen mit dem pluǶt. vnd die geschwel oder yberthÿr vnser heüser. vnd vmbgeben die heüsser vnsers gepettz mit einem rott sameten strick. vnd hefften den garvëst in vnseren henden. vnd pindten an. an die hoffstat. die roten kǢe. die getödtet ist in dem tal. das wir migen außsprechen. Wan so der euangelist will beschreiben die tödtung Cristi. last er vorlauffen. „Es was aber der ostertag. vnd das man isst das vngehöffelt prott nach tzwen tagen.“ BEDA: Pascha hebreÿisch wirt genant phase. non a passione. das ist nit von dem leiden. als etwan vil mainen. besünder a transitü. das ist. von dem gang. Darumb das der schlachet engel in Egipten land. als er sach des pluǶt an der thür der Jsrahelischen. ist füraüß gangen. vnd hatt ÿnen nit schaden gethon. Oder der herr gebendt hillff seinem volk. ist ab ÿnen gangen. JERONIMUS: Oder pascha wird als vil gesprochen. als ein gangk. aber phase ein opferüng. von wegen der opferüng des lampts. vnd des gangks des volkes durch das rott moǏre vnd durch Egipten land. Dar durch werd aber bezaichnet das vnschuldig leiden Cristi vnd [74v] die erlösung des volkes von der hölle. so er vns haimsücht nach tzwien tagen. das ist als der mon gantz vol ist. zu dem volkummen alter Cristi. Das wir nit mit kaÿnerlaÿ fünsternüß das fleisch des vnvermailigeten lamps. das do auffhebt die sündt der welt. in ainem haüß, welliches ist die cristenlich kirch. beschuǶchet mit der lieb. vnd gewapnet mit der tugent. essen. BEDA: Das ist aber die vnterschaid tzwischen pascha das ist. die ostern. vnd azima. das ist. das vngehöfelt prott. nach außweisüng der geschrifft des alten gesetz. das pascha. ist allein der tag an dem man das

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lamp tödtet zu vesper zeit. Das ist an dem xiiij. tag des ersten monatz. aber an dem xv. tag als sy außgangen send von Egipten volget hernach das fest azimorum. das ist. des vngehöfelten protts. welliche solemnitett hatt gewerd vij tag. das ist piß auff den xxj. tag des selbigen yetz genanten monatz zu vesper zeit. Aber doch setzen die euangelisten one vnterschid ains für das ander. vnd darumb spricht Marcus hie: „Es was aber pascha. vnd der tag des vngehöfelten protts nach tzwaien tagen.“ Wan der ostertag ward gepotten zehalten mit vngehöfeltem prott. vnd wir halten auch gleich als ein ewige osteren. so vns werd gepotten das wir albegen söllen geen auß diser welt. JERONIMUS: Doch ist die schalckait auß gangen von den obersten zu Babilon. Welliche sollten den tempel vnd die geschirr. vnd sich selbs gerainiget haben. zu dem österlichen abentessen des lamps. von dem volget hernach: „Vnd die obersten der priester vnd die geschrifft gelörten süchten wie sÿ Jesüm pößlistigklich fiengen vnd ÿn tödteten.“ [75r] so aber das haüpt getodt wird. so werd der gantz leib vngewapnet vnd schwach. vnd darumb arbaiteten sich die armseligen. Das des haupt würd getodtet. Si vermeideten aber doch den hochtzeitlichen tag. das selb ist ÿnen widrfaren. wan die haben kain fest welliche getödtet haben das leben vnd die parmhertzikait. von dem volget hernach: „Aber sÿ sprachen. Nit an dem hochtzeitlichen tag. das villeicht kain gemÿrmel wurd in dem volk.“ BEDA: Wan sy forchten nit den aufflaff des volks. als die schlecht röde thuǶt antzaigen. besünder. sy fürsachen sich. das er nit durch hillff des volks. von yren henden würd erlediget. THEOPHILUS: Aber doch vnser herr Jesus Cristus hett ÿm selbs fürsechen die zeit des leidens. wan er wolt gekreütziget werden zu österlicher zeit. wan er was selbs die waren osteren.

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Marcus: Vnd als er was zu Bethania in dem haüß Simons mit namen des außsetzigen. vnd sasß zu tisch. kam zu ym ein weib die hett ein alabasteres vëßlen mit kosperlicher salben gemacht auß nardispicatj. vnd als sy zerprach den alabaster gosß sy die salben auff sein haupt. Es waren aber etzlich die das hart truǶgen in in selbs sprechendt. Warumb ist es geschechen das dise salb verloren ist worden. Es möcht dise salben verkauffet sein worden mer dann vmb ccc pfennÿng. vnd den armen geben sein worden. vnd sy pymmdmeten vor zoren in sÿ. oder sy _____________ 6 Marcus] Matheus

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grißgrameten in sÿ. Aber Jesus sprach. lasst sy mit frid. was thuǶt ÿr sy beschweren. Sy hatt ein guǶt werck in mich gewürcket. wann yr habt albegen arme menschen peÿ euch. vnd wenn yr wölt. so mÿgt ir ÿn wolthüen. [75v] aber mich werdet ir nit albegen haben. Das sy hat gehabt. das hat sy thon. wan sy hat fürkummen meinen leib zesalben in die grebtnüß. fürwar sag ich eüch. wo das euangelium prediget werd in der gantzen welt. vnd das dise gethon hat. werdt gesagt werden in irer gedechtnüß. BEDA: Als der herr Jesus wolt leiden für die gantzen welt. vnd alle geschlecht der völker erlösen mit seinem kösperlichen pluǶt. thuǶt er wonen zü Bethania. das ist. in dem hauß der ghorsam. Dar von spricht der euangelist: „Vnd als er was zu Bethania. in dem hauß Simonis des außsetzigen. vnd sasß zu tisch. ist kummen ein weib.“ JERONIMUS: Ein junges hirschen kelblen. kümpt albegen zu seinem rüepëtte. Das ist. Der sün gottes so er ghorsam ist seinem himlischen vatter piß zuǶ dem todt. begert er von vnß die ghorsam. BEDA: Aber er werd genant Simon der außsetzig. Nit das er yetzünder außsetzig sey beliben. sunder. das er vormals außsetzig sey gewesen. Darnach ist er gerainiget worden von dem herren Jesus. hat also den vorrigen namen behalten. Das auß dem erschein die krafft desß. der in hatt gsündt gmacht. THEOPHILUS: Wie wol aber all vier euangelisten schreiben von der salbung des weibs. ist es doch nit aÿne. sünder tzwüe. Ayne. welliche beschriben werd von Johanne. die da was ein schwester Lazari. die da vor sechs tagen des ostertags hatt gewaschen die fuǏß des herren Jesü. aber die ander welliche beschriben wird von den anderen dreyen euangelisten. Noch mer ob du ein auffmercken hast. so fÿndest du das diser dreÿ sein gewesen. wan Johannes beschreibt aÿne. die anderen be[76r]schreibt Lucas. aber von den anderen tzwaien euangelisten ward beschriben die dritt. wan die hailuare Lucas beschreibt. wird von ir gesagt das sÿ sey gewesen ein sünderin. vnd ist kummen zu Jesu in mitler zeit seiner predig. Aber die welliche beschriben werd von Matheo vnd Marco. ist zu der zeit des leidens kümmen. vnd hatt nit bekennt das sÿ sey ein sünderin. AUGUSTINUS: Aber ich main. das man hie nichs andertz solt verstien. dann das die nit sey gewesen ein andere. die sey ein sÿnderin zugangen zu den fuǏssen des herren Jesus. besünder. das die selb aynige Maria das in tzwaÿ malen hab gethon. Ain fart als Lucas sagt. als sy zu ersten gangen ist mit diemitikait vnd vil zecheren zu den füssen des herren Jesus. hatt da erlangt verzeichüng yrer sündt. Wan das hatt auch Johannes berüert. als er huǶb an ze schreiben von der auffwecküng Lazari. ee dan der herr kam gen Bethaniam sprechendt. Aber Maria was dise die den herren gesalbt hat mit der salben. vnd hetts ausßgetrücknet mit yren harlöcken. der pruder Lazarus kranck was. Das sy aber sollichs wider-

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umb gethon hatt. das ist ein anders. des da nit gehert zu der beschreibung Luce. besünder. des werdt beschriben von den anderen dreyen. Das aber Matheus vnd Marcus sprechend das sey ybergossen worden mit der salben des haupt des herren. aber Johannes sagt die füesß. solten wir versteen. das nit allein die füesß. sünder auch das haupt hab ybergossen des weib. Ob aber etwar wolt streiten als Marcus spricht das des weib hab zerprochen den alabaster als sy begossen hatt des haüpt. vnd darumb sey nichs beliben in dem zer[76v]prochen vëßlen. dar von sy auch begossen möcht haben die füesß des herren. Aber der thet mer geistlicher zestreiten. das der alabaster nit als gantz sey zerprochen worden. das sy die salb hab gantz vnd gar auß geschittet. oder er sag. das die füesß vor send begossen worden. ee sy das alabaster zerprach. also das in dem gantzen ghschirer belib. darmit sy auch das haüpt hab begossen. BEDA: Es ist aber alabastrum ein geschlecht eines gar scheinperen mermelstains. der vermischt ist mit vil anderen farben. den man gewont auß zehölderen zu den kösperlichen salben. vmb desß willen. das sÿ darynnen gar wol behalten werden von der vnzersterlikait. aber nardus ist ein kraut das man praucht in den apotecken. hatt ein grosse vnd ein faiste würtzlen. aber sy ist kürtz vnd schwartz. vnd maǏrb. vnd wie wol sy faist ist. doch hatt sÿ gar ein scharpfen gerauch gleich dem cipresß. hat klaine pletter vnd dick. welliches hoǏchen sich außpraiten zu echeren. vnd darümb prauchen die apotecker dises krautz echer vnd plëtter in der ertzneÿ. vnd gibt ÿnen tzwen nütz. Vnd darumb spricht Marcus: „Einer kosperlichen salben von echeren des krautz nardi.“ wan dise salb die Maria hat pracht zu dem herren was nit allein von der würtz nardi gemacht. sünder auch das sy dester kösperlicher were. was dar peÿ die krafft der echer vnd der plëtter. THEOPHILUS: Oder als in der kriechen sprach ist geschriben. Nardi pistici. das ist treü darumb das die salb nardi was gemacht on alle betrieglikait mit dem glauben oder mit treüen. AUGUSTINUS: Es mag aber etwer mainen es sey widereinander. das Matheus vnd Marcus nach dem vnd sÿ gesagt haben [77r] von der osteren vnd von den tzwaien tagen. darnach beschreiben sy erst das Jesus ist zu Bethania gewesen. da sy rëden von diser kösperlichen salben. Aber Johannes schreibt das Jesus sey kummen gen Bethania sechs tag vor dem ostertag. da selben er auch sagt von ÿetz gemelten salben. Die aber also bewëgt werden. die verstiend nit. das Marcus vnd Matheus. Das. des da geschechen ist mit der salben zu Bethania. gesetzet haben nit das söllichs geschechen sey erst nach dem als der herr hett predigt das die osteren zukünfftig weren nach tzwaien tagen. Sünder. sy haben es in einer nachmeldung oder wideraǏferung gesetzt.

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JERONIMUS: Aber geistlich. Simon der außsetzig bedeüt die welt. welliche zu erst vngelaubig ist gewesen. darnach ist sy gelaubig worden. vnd das weib mit dem alabaster. bedeüt den glauben der cristenhait. welliche spricht mein nardus hatt geben sein geschmack. pistica nardus. das ist. das sy hat ein geistliche vnd ein kösperliche außlegung. das hauß des erfült ist worden von dem guǶten geschmach. ist der hymel vnd das erdtrich. der zerprochen alabaster. ist fleischliche begird. das zeprochen werd zu dem haupt. auß dem der gantz leib zesamen gesetzet ist. das er ist gesetzen ze tisch. das ist. das er sich gediemietiget hatt. das yn möcht berüeren der glaüb der sünderin. welliche auffgestigen ist von den füessen zu dem haupt. vnd ist abgestigen zu den füessen von dem haupt durch den glauben. das ist. zu Cristo. vnd zu seinen gelideren. Volget hernach: „Es waren aber etlich. die sölliches hart oder zorniklich truǶgen in in selbs. sprechend. Was solt die verlierung?“ Durch ein figür die da genant ist sinodoches. werd ainer gesetzet für vil. vnd [77v] vil fur ainen. wan der verloren Judas hat gefünden von dem hail. die verdamnüß. vnd in dem fruchtperen weinstock. wechst auch der strick des todtz. Aber vndter der bedecküng der geitzikait. sagt er die haimlikait des glaubens. wan vnser glaub werd gekaufft vmb dreyhünder pfennyng. das ist. in zechen innerlichen sÿnnen vnd ausserlichen. durch den leib vnd die seel vnd den geist trifeltiget. BEDA: Das aber der euangelist spricht. vnd sy haben grympt oder grÿßgramet auß zoren in sÿ. mit nichte söllen wir das versteen. das es gesprochen von den wellich Cristum lieb haben gehabt. sünder vndter der mereren zal allein von dem Judas. THEOPHILUS: Oder ist wol glaubig das der euangelist anzaig. das mer dan ainer auß den iungeren das weib haben gestrafft. vmb des willen. das sy offt hetten gehört das der herr Cristus lere hett geben das almuǶsen zeraichen. Aber Judas ist nit auß der selbigen mainüng zornig worden. vnd hart bewëgt auff die frauen. sünder auß lieb des geltz. vnd von wegen des schneden gewins. vnd darumb bestympt ÿn Johannes allein. gleich als hab er allein auß pöser arglistiger mainung das weib gestrafft. Vnd sagt also der euangelist: „vnd sy grymmeten oder grÿßgramten in sÿ.“ Das ist. sy beschwereten sy mit scharpfen vnd hörten worten. schmecheten sy. vnd theten ye vnrecht. Aber der herr straffet die jungeren darumb das sÿ hinderten die begirdt der fraüen. von dem volget hernach: „Aber Jesus sprach. last sy mit frid. was thuǶt ir sy beschweren.“ wan nach dem vnd sy hett ir gab geopfert. ward sy von ynen verkert ader abgewent durch schmach [78r] rëde. _____________ 23 grÿßgramet] grÿgramet

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ORIGENES: Wan inen was laid vmb die verlierung der salben. die man wol vmb vil gelt mecht haben geben. vnd armen leüten gegeben. Aber es wer doch nit pillich geschechen. wan es was mer tzymlich das die gossen wurd auff das haupt Cristi. mit einer tzymlichen vnd heiligen begiessüng. von dem volget hernach: „Sy hat ein guǶts werck in mich gewirckt.“ aber so gar seer krefftig ist des lob dises guǶten wercks. das vns alle sölliches ermant vnd raitzet mit wolriechten vnd koǏsperlichen wercken erfüllen das haupt des herren. das vnd auch von vns werd gesagt. das wir ein guǶts werck haben thon auff das haupt Cristi. wann wir albegen alslang wir send in disem leben die armen pey vns. vnd ist vns not das wir ein fleissigs auffsechen auff die welliche haben zugenommen in dem wort. vnd send reich worden in der weißhait gottes. aber doch send sy nit gnuǶgsam das sy albegen täg vnd nächt pey inen haben den sün gottes. das ist. das wort vnd die weißhait gottes. Wan es volgt hernach: „wan albegen werd ir armen leüt pey euch haben. vnd wenn ir wëlt. so migt ir ÿnen wolthuen. aber mich werd ir nit albegen pey euch haben.“ BEDA: Mich gedünckt das der herr hie hab gerëdet von seiner leiplichen gegenwertikait. das er in kain weiß also peÿ inen werd sein nach seiner vrsteend. als er ÿtz peÿ inen was. in allem mit wandelen vnd haimlicher fraintschafft. JERONIMUS: Er spricht auch: „sy hat ein guǶts werck in mich gewurcket.“ wan. der in got gelaübt. dem werd sein glaubt geachtet zu der gerechtikait. Wan es ist vil anderst glauben got. vnd glauben in gott. Das ist. das du dich gantz werffet in got. Volget hernach: „Das sy hat gehabt.“ Das ist. das [78v] sy hat gemigt. das hat sy gethon. wan sy hat fürkommen meinen leib zesalben in die grëbtnüß. BEDA: Als ob er sprech. Jr maint es sey die salb verloren. Nain. es ist dar mit verricht das ampt der begrebtnüß. THEOPHILUS: Sy ist furkummen gleich als sy von got darzuǶ vermant sey worden vnd vndterwisen. mein leib zesalben zuǶ einem zaichen der zukünfftigen begrebtnüß. Jn dem beschemet er den verräter. Als ob er sprech. Mit was gewissen schmechst vnd straffest du die frauen. wellich meinen leib thuǶt salben in die grebtnüß. vnd dich selbs straffest nit. so du mich doch in den todt werdest geben. Aber der herr weissagt hernach volgendt tzwüe weissag. das ist. das sein euangelij gepredigt würd werden in der gantzen welt. vnd das des werck der frauen gelobt würd werden. Von dem volget hernach: „Für war sag ich euch. an allen endten. wo das euangelium gepredigt wirt werden.“ etc. BEDA: Aber da ist zemercken das als wie Maria erlangt hat die glori vnd das lob von wegen irer dienstperlikait welliche sy dem herren hat erpoten. Also herwiderumb der wellich nit geforcht hat zestraffen vnd ybelreden yrer dienstperlikait. der selb ist wert vnd prait geschendt vnd geschmeht

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worden. Aber der herr hatt belont das guǶt. mit pillichem vnd wirdigen lob. aber die zuǶkünfftigen schandt des vngietigen hat er schweigend ybergangen.

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Marcus: Vnd Judas Schariothes ainer auß den tzwelfen. ist hin gangen zu den öbersten priesteren. das er den ÿnen veriet. wellich alß sy das hörten. send sy erfreüet worden. vnd haben ym verhaissen ein gelt zegeben. vnd er suǶchet wie er yn fieglich ybergëb. BEDA: Der vnselig Judas. den schaden wellichen er het entpfangen. als er glaubet. auß außschittüng der salben. wil [79r] er vergleichen vnd widerümb pringen durch das kaüffgelt seines maisters. Von dem wird gesprochen: „Vnd Judas Scharioth ainer auß den xij ist gangen zu dem obersten priester. das er den ynen veriete.“ CRISOSTOMOS: Was thuǶst du mir sagen von wannen er geporen ist. wolt got das es zÿmet das selb nit zewissen. Aber es was ein jünger. wellicher ein pruder Jacobi was. vnd hieß Judas Zelotes oder Thadeüs. vnd das nit würd auß gleicher stÿmm der namen ein vermischüng der person. darumb hat der euangelist ainen von dem anderen geschaiden durch den zünamen. Es hat auch der euangelist nit gesprochen. Judas der verraǏter. Das er lerne. die nach pösen rëde zuvermeiden. vnd abweichen von der verretereÿ. Das er aber spricht: „ainer von xij.“ darmit mert er die graussamen mißhandlüng des verreters. Wan es wasen der jünger mer. mit zal lxxij. aber die selben wasen nit die innersten. send nit ym zugeselt worden in also grossem vertrauen vnd fraintschafft. aber die xij waren bewert. das was die gesetzlich versamlung. auß wellicher der poßhafftig verreter abgegangen ist. JERONIMUS: Aber doch was er ainer von den xij. der zal halben. vnd nit ainer. des verdienen halben. ainer mit dem leib. vnd nit ainer mit dem gemiet. Aber nach dem er außgieng von den jüngeren zu den fürsten. gieng in ÿn ein der teufel Zathanas. ein ÿedlichs thier fiegt sich zu seinem gleichnus. BEDA: Das aber geschriben ist: „Er ist abgangen.“ Darmit zaigt er an. das er nit berüefft ist worden von den fürsten. noch mit kainer nottürfft behefft ist gewesen. besünder. das er auß aygnen willen seines poßhafftigen gemiets. ist gangen in den versammleten rat. THEOPHILUS: Es spricht aber der euangelist. „das er in verriet oder offenparet.“ das ist. das er in verkündet. wen der herr allein were. [79v] wan sÿ forchten yn zeÿberfallen so er die schar des volks lernete. von _____________ 9 außschittüng darunter außgiessüng 25 abgegangen darüber gewichen

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wegen des volks. JERONIMUS: „Er verhaisset aber yn zu ybergeben.“ als dan vor hett gelernnet sein maister der teufel dir gib ich disen gewalt allen. Volget hernach: „Wellich als sy es gehöret haben. send sy worden erfreüet. vnd haben ym verhaissen ein gelt zegeben.“ Sy verhaissen ein gelt. vnd verlieren das leben. welliches er hat entpfangen. als er hat verloren das leben. CRISOSTOMUS: O ein grosse thorhait. Ja ein grosse geitzikait des verretters. wan die geitzikait hat alle pöse ding erfünden. wan die geitzikait helt die gefangen selen. vnd in alle weiß verstrickt sy die gepünden selen. vnd macht vergessüng guǶter ding. vnd erzaigt das des gemiet entpfrempt ist. von diser vnsinnigen geitzikait ist Judas behefft vnd gefangen gewesen. hat vergessen der haimlichen fraintschafft. des tisch. der jüngerschafft. der vermanüng. vnd des rats. Darumb volgt hernach: „Vnd er suǶchet wie er ÿn fieglich ybergeb.“ JERONIMUS: Aber doch die bequemlikait des arglists mag nymmermer gefunden werden. das es nit gerochen werd hie oder doǏrt. BEDA: Vil menschen haben ein graüen vnd erschrecken ab der ybergrossen schalckait Jude. das er sein herren maister vnd got hab verkaufft. aber doch hietten sy sich nit dar vor. wan weil sÿ vmb gab willen verschmechen die rechten der lieb vnd der warchait. dar mit verratten sÿ got. wellicher ist die lieb vnd die warchait.

Die Vorbereitung des Paschamahles Marcus: Vnd an dem ersten tag des vngehëfelten prots. dar an sy die osteren opfereten. sprechendt zu ÿm die jungeren. wo wilt das wir hin geend. vnd dir beraiten. das dü essest die osteren. Vnd er sendet tzwen auß seinen jüngeren vnd spricht zu ÿnen. Geet hin in die

Literaturverzeichnis Ettlinger, Emil: Beschreibungen von deutschen Handschriften der Königlichen und Universitäts-Bibliothek zu Königsberg i. Pr., handschriftlich 1911: http://www. bbaw.de/forschung/dtm/HSA/Koenigsberg_700366290000.html (05.03.2010). Herrmann: Buchmalerei – Toni Herrmann: Buchmalerei im Deutsch-Ordenslande. Die Aquinoauslegungen Ms. 885, 886, 887 der Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg und der Sammelband Ms. A 191 des Staatsarchivs Königsberg. In: Altpreußische Forschungen 12, 1935, S. 232 – 255. Hörner, Petra: Evangelienharmonistik in der "Catena aurea". In: ThPh 85, 2010, S. 203 – 215. Karłowska-Kamzowa, Alicja: Dekoracje malarskie gotyckich rĊkopisów iluminowanych ze Zbiorów Biblioteki Uniwersyteckiej w Toruniu [Bildliche Dekorationen gotischer illuminierter Handschriften aus den Beständen der Universitätsbibliothek ToruĔ]. Studia o DziałalnoĞci i Zbiorach Biblioteki Uniwersytetu Mikołaja Kopernika 4, 1988, S. 113 – 147. Päsler: Katalog – Ralf G. Päsler: Katalog der mittelalterlichen deutschsprachigen Handschriften der ehemaligen Staats- und Universitätsbibliothek Königsberg. Nebst Beschreibungen der mittelalterlichen deutschsprachigen Fragmente des ehemaligen Staatsarchivs Königsberg. Auf der Grundlage der Vorarbeiten Ludwig Deneckes, erarb. von R. G. Päsler, hrsg. von Uwe Meves, München 2000 (Schriften des Bundesinstituts für ostdeutsche Kultur und Geschichte 15). Päsler: Danzig – Ralf G. Päsler: Zur Überlieferung der deutschen Übersetzung der ‘Catena aurea’ des Thomas von Aquin. Zwei Neufunde in Danzig und einige Anmerkungen. In: ZfdA 137, 2008, S. 190 – 203. Sancti Thomae de Aquino. Catena aurea in quatuor Evangelia. Expositio in Marcum. Textum Taurini 1953 editum ac automato translatum a Roberto Busa SJ in taenias magneticas denuo recognovit Enrique Alarcón atque instruxit. http://www.corpusthomisticum.org/cmc00a.html http://www.corpusthomisticum.org/cmc00b.html http://www.corpusthomisticum.org/cmc01.html http://www.corpusthomisticum.org/cmc14.html Schmidtke: Prosahandschriften – Dietrich Schmidtke: Repräsentative deutsche Prosahandschriften aus dem Deutschordensgebiet. In: Volker Honemann und Nigel F. Palmer (Hrsg.): Deutsche Handschriften 1100 – 1400. Oxforder Kolloquium 1985, Tübingen 1988, S. 352 – 378. Schmidtke: Prosadenkmäler – Dietrich Schmidtke: Prosadenkmäler des 14. und des beginnenden 15. Jahrhunderts aus dem Deutschordensgebiet. In: Carola L. Gottzmann (Hrsg.): Unerkannt und (un)bekannt. Deutsche Literatur in Mittelund Osteuropa (Edition Orpheus 5), Tübingen 1991, S. 59 – 78. Schmidtke: Geistliche Literatur – Dietrich Schmidtke: Geistliche Literatur des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit. In: Carola L. Gottzmann: Deutsche Litera-

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Literaturverzeichnis

tur und Sprache im östlichen Europa. Tagung über Forschungen und Forschungsvorhaben. 24.11. – 26.11.1994, Leipzig 1995, S. 21 – 26. Steffenhagen, Emil: Die altdeutschen Handschriften zu Königsberg. In: ZfdA 13, 1867, S. 501 – 574; online: – http://www.digizeitschriften.de/main/dms/toc/?I DDOC=158952 (05.03.2010). Thomas von Aquin: Catena aurea super Marcum, Übersetzung: Handschriftencensus, Marburger Repertorium: http://www.mr1314.de/2870 (05.03.2010). Thomas von Aquin: Catena aurea deutsch. Die ostmitteldeutsche Übersetzung des Katenenkommentars des Thomas von Aquin. Bd. 1: Lukasevangelium, Text, hrsg. von Petra Hörner, Berlin, New York 2008.

Namenverzeichnis Bei größeren Abweichungen von der gängigen Schreibweise ist die besondere Schreibweise der omd. Übersetzung in runden Klammern angegeben. Zeilennummern der Namen, die aus dem lat. Œuvre in den omd. Text kursiv und in Spitzklammern eingefügt sind, erscheinen im Register kursiv. Aaron 460,14 452,5; 454,20; 463,4; 464,38; 465,18; Abdias ĺ Obadja 466,25; 470,17; 472,14; 473,17; 474,36; Abel 368,37; 368,40; 477,5 475,28; 478,28; 479,5; 480,29; 482,5; Abimelech (Abymelech) 60,30; 60,32; 60,35 482,13; 485,37; 486,19; 488,12; 489,36; Abjatar (Abyathar) 59,23; 60,21; 60,30; 496,20; 498,10; 500,27; 501,27; 502,9; 60,33; 60,36; 60,37 503,1; 504,21; 506,13; 506,29; 509,17; Abraham 16,24; 17,3; 114,35; 120,27; 510,20; 511,6; 517,33; 518,32 123,25; 151,39; 320,19; 380,40; 386,28; 387,39; 389,12; 389,19; 389,24; 389,26; Bar(r)ab(b)as 471,8; 471,15; 471,20; 471,24; 389,28; 389,30; 389,39; 415,35; 420,33; 471,28; 471,36; 472,3; 472,25; 472,31; 420,34; 440,7; 477,7; 478,22; 494,6 472,34; 472,37; 472,39; 474,1; 482,11 Accaron (Acharon) 74,34; 183,20 Bart(h)imäus 341,17; 342,6; 342,38; 343,2 Adam 23,22; 33,11; 36,42; 158,1; 181,9; Beda 14,17; 16,21; 17,20; 18,19; 18,40; 185,15; 246,18; 256,7; 303,6; 303,17; 19,22; 20,3; 21,15; 21,40; 22,4; 23,2; 462,13; 464,29; 486,32; 486,35; 487,1; 24,16; 24,29; 25,20; 25,37; 26,3; 26,14; 489,21 26,40; 28,5; 28,17; 29,3; 29,30; 30,2; A(c)hab 144,35 31,7; 32,11; 32,29; 34,13; 34,30; 35,11; Ambaldo ĺ Hannibaldus de Hannibaldis 36,9; 37,16; 37,25; 38,4; 39,18; 39,36; Ambrosius 14,29; 191,33; 356,18 41,26; 42,9; 42,20; 42,36; 43,14; 43,25; Amos 366,30 43,40; 44,8; 44,33; 45,7; 45,22; 46,25; Andreas 31,14; 31,26; 31,27; 32,30; 32,32; 47,36; 48,3; 48,22; 50,2; 50,13; 51,3; 33,17; 37,12; 37,21; 69,19; 71,40; 72,1; 51,18; 52,1; 52,37; 53,19; 53,35; 55,3; 147,35; 402,34; 403,17 56,35; 58,12; 58,40; 59,9; 59,33; 60,30; Annas ĺ Hannas 61,30; 62,10; 63,25; 64,3; 65,15; 66,15; Aretas 134,41; 134,42 67,2; 67,26; 67,40; 69,22; 70,1; 70,24; Ar(r)ianer, Ar(r)ius 48,28; 68,7; 73,18; 357,7 71,11; 71,24; 72,1; 72,33; 73,29; 74,2; Augustin 14,6; 14,35; 18,10; 26,31; 35,1; 74,24; 75,5; 76,31; 78,13; 79,24; 80,4; 35,26; 39,13; 41,15; 42,15; 46,30; 56,14; 82,14; 82,24; 82,32; 83,31; 84,8; 85,31; 57,6; 60,7; 64,28; 70,39; 78,17; 86,37; 87,32; 89,8; 90,35; 91,22; 91,34; 92,14; 102,35; 105,23; 111,4; 111,36; 117,6; 96,12; 100,7; 102,17; 103,40; 104,18; 127,1; 132,38; 142,29; 147,17; 154,36; 104,39; 106,8; 107,17; 108,17; 108,29; 155,23; 170,24; 174,4; 175,9; 175,28; 109,25; 113,35; 114,38; 115,31; 117,35; 184,6; 196,28; 198,8; 276,1; 278,9; 285,1; 118,17; 119,26; 121,1; 122,24; 123,13; 287,6; 294,30; 300,1; 301,1; 303,33; 124,33; 125,31; 126,27; 128,40; 129,16; 333,30; 334,19; 343,1; 351,34; 365,33; 130,30; 131,29; 134,35; 135,21; 136,23; 366,6; 368,25; 380,4; 392,39; 403,26; 137,9; 137,36; 138,23; 138,33; 140,7; 406,23; 408,20; 409,1; 410,21; 411,9; 142,20; 143,9; 144,22; 144,35; 145,24; 413,25; 414,33; 416,1; 416,12; 417,27; 146,29; 147,2; 149,35; 150,14; 150,37; 422,19; 426,20; 428,1; 435,1; 448,22; 153,12; 153,35; 155,34; 156,35; 158,8;

526

Namenverzeichnis

158,31; 159,28; 160,22; 162,4; 163,1; 165,20; 166,39; 169,13; 169,21; 170,30; 171,9; 174,32; 176,15; 178,25; 180,9; 181,35; 182,24; 185,30; 188,7; 189,31; 190,30; 192,25; 193,21; 194,15; 197,3; 197,36; 198,34; 199,20; 200,33; 202,32; 203,37; 205,27; 207,7; 208,19; 209,10; 211,36; 212,22; 217,13; 219,16; 220,22; 221,38; 224,22; 231,27; 234,14; 237,39; 238,28; 239,14; 241,5; 241,35; 245,8; 245,38; 247,22; 251,22; 253,8; 254,27; 256,3; 257,8; 258,3; 260,8; 262,16; 263,3; 264,19; 266,1; 268,1; 268,29; 270,16; 272,16; 273,18; 274,40; 280,16; 283,4; 283,26; 284,34; 286,9; 288,15; 290,28; 292,10; 296,23; 298,3; 302,29; 303,13; 303,23; 304,11; 306,14; 310,6; 311,8; 312,3; 313,18; 314,22; 316,19; 318,2; 319,16; 320,18; 323,16; 324,19; 326,3; 328,18; 329,21; 329,35; 334,30; 336,6; 338,31; 340,11; 341,5; 342,8; 344,39; 345,32; 346,23; 347,1; 348,14; 351,6; 353,15; 354,3; 355,10; 356,21; 357,5; 357,37; 358,33; 359,21; 362,2; 363,21; 364,7; 364,23; 365,3; 369,1; 370,11; 371,7; 372,17; 373,29; 374,19; 375,3; 377,13; 377,21; 377,36; 378,37; 379,13; 381,3; 382,18; 383,29; 384,27; 385,14; 385,29; 387,26; 388,37; 389,34; 392,14; 392,33; 394,39; 395,35; 396,33; 397,28; 398,21; 399,25; 401,7; 402,4; 402,25; 403,10; 404,4; 405,4; 405,26; 406,30; 407,14; 407,26; 408,27; 409,9; 409,34; 410,31; 411,21; 412,8; 412,18; 414,20; 415,10; 415,27; 416,32; 418,16; 418,35; 419,9; 421,12; 423,14; 424,8; 424,37; 425,19; 425,29; 427,14; 429,16; 430,24; 430,35; 431,11; 431,25; 432,18; 433,8; 433,33; 435,7; 435,32; 436,8; 437,1; 438,3; 438,37; 439,32; 440,12; 442,21; 443,29; 444,15; 445,33; 446,9; 446,26; 447,22; 448,13; 449,24; 450,35; 451,19; 451,37; 452,26; 453,13; 453,20; 453,26; 455,16; 456,12; 456,28; 457,8; 457,27; 458,13; 459,12; 459,24; 459,32; 461,30; 463,17; 464,8; 464,33; 466,3; 466,19; 467,4; 467,26; 469,12; 470,3; 471,22; 473,1; 473,34; 474,9; 474,31; 475,12; 476,1; 476,12; 477,40; 478,39; 479,38; 480,17; 483,20; 483,40; 485,20; 486,15; 486,32; 487,35; 489,31; 490,18; 491,18; 492,22; 492,31; 493,30; 497,13; 497,23; 497,32; 498,31; 503,5; 503,31; 504,2;

507,26; 510,35; 515,16; 515,32; 516,23; 517,9; 517,16; 518,15; 519,22; 520,18; 520,27; 520,38; 521,8; 521,30; 522,15 Boanerges ĺ Jakobus und Johannes, Söhne des Zebedäus Chaym ĺ Kain Cayphas ĺ Kajaphas C(h)erinth 275,17; 357,8 Chrysostomus (Crisostomus) 14,4; 18,1; 19,35; 22,1; 23,23; 25,9; 25,31; 27,23; 28,13; 28,35; 29,18; 29,27; 30,18; 34,34; 35,12; 35,18; 35,35; 37,22; 39,5; 39,31; 40,18; 40,26; 41,6; 43,3; 43,20; 43,30; 44,36; 47,13; 48,21; 49,20; 50,6; 53,13; 54,17; 56,32; 57,9; 57,23; 58,26; 59,29; 59,36; 60,14; 61,23; 63,33; 65,3; 69,31; 71,30; 75,29; 77,20; 79,17; 79,29; 80,16; 82,30; 83,5; 83,16; 83,34; 85,4; 85,17; 86,1; 86,21; 87,7; 87,27; 89,35; 91,11; 92,11; 92,17; 92,32; 93,7; 93,21; 93,36; 94,9; 95,33; 96,16; 97,30; 98,20; 102,22; 103,5; 104,8; 104,33; 105,10; 106,11; 108,4; 111,18; 112,17; 112,33; 114,6; 114,12; 117,25; 118,27; 119,23; 126,32; 129,10; 130,9; 131,10; 132,18; 148,24; 153,2; 153,26; 154,28; 155,18; 157,40; 164,25; 165,13; 165,29; 166,30; 168,8; 168,37; 170,37; 173,12; 175,18; 176,28; 177,20; 178,1; 180,32; 182,14; 183,13; 200,1; 204,29; 206,11; 212,7; 213,29; 215,26; 216,32; 217,20; 218,20; 219,26; 222,16; 223,32; 226,5; 229,27; 230,35; 231,16; 232,16; 235,38; 238,13; 240,10; 243,20; 244,18; 244,42; 245,18; 247,31; 248,41; 253,28; 255,14; 257,23; 259,17; 261,18; 269,20; 271,7; 271,39; 273,29; 274,16; 275,9; 277,1; 279,5; 283,15; 284,21; 289,26; 291,12; 293,1; 299,14; 302,4; 302,34; 303,20; 303,29; 304,25; 305,20; 306,35; 307,35; 309,9; 310,26; 312,34; 315,28; 317,17; 318,10; 318,38; 319,34; 321,35; 325,18; 326,38; 330,32; 331,40; 332,29; 334,9; 334,35; 335,36; 336,33; 343,23; 345,12; 352,21; 353,30; 353,40; 354,22; 355,34; 360,15; 362,36; 369,29; 370,30; 417,15; 431,32; 432,36; 433,27; 435,13; 437,12; 438,29; 441,6; 443,1; 443,13; 471,30; 499,30; 521,12; 522,6 Cyrill (Cirillus) 48,15; 103,35; 104,3; 104,22 Daniel 213,17; 378,29; 411,36

Namenverzeichnis David 16,23; 17,3; 59,21; 60,15; 60,25; 60,32; 60,36; 60,37; 61,17; 63,15; 124,11; 150,9; 320,20; 337,30; 341,19; 341,21; 343,21; 343,23; 343,29; 343,32; 343,38; 343,39; 344,6; 346,6; 346,8; 346,10; 347,39; 353,8; 353,33; 353,34; 353,35; 353,36; 353,37; 354,1; 354,2; 354,18; 354,19; 374,39; 377,17; 378,3; 378,7; 378,9; 379,19; 381,6; 393,29; 393,32; 393,36; 394,12; 394,14; 394,17; 394,34; 394,35; 394,36; 394,38; 395,6; 395,9; 395,10; 395,13; 395,14; 464,32 Dionysius 156,3 Ebion (Ebyon) 357,8 Elija (Helia) 22,7; 33,3; 124,3; 130,38; 132,11; 149,22; 197,31; 211,6; 212,34; 213,6; 229,6; 232,18; 232,20; 232,21; 232,26; 232,28; 232,30; 232,34; 232,36; 233,1; 233,3; 233,4; 233,7; 233,26; 234,1; 234,16; 234,22; 236,28; 237,5; 237,10; 241,5; 241,7; 241,15; 242,24; 242,36; 242,37; 243,3; 243,7; 244,41; 245,3; 245,5; 245,7; 245,14; 245,16; 245,21; 245,23; 245,35; 245,35; 245,38; 246,3; 246,24; 246,29; 246,35; 246,36; 246,37; 247,1; 247,4; 247,6; 247,13; 247,16; 247,32; 248,5; 248,6; 248,7; 248,9; 248,13; 248,14; 248,21; 248,25; 248,31; 248,33; 248,36; 249,3; 346,39; 486,10; 486,12; 487,34; 487,37; 488,2; 488,15; 488,17; 509,30; 509,34; 510,5 Elischa (Heliseus) 99,25; 477,13 Elkana 492,10 Elymas (Mago) 372,23 Enoch ĺ Henoch Esicio ĺ Hesychius von Jerusalem Euseb 13,25 Eutychis (Euticetis) 189,36 Ezechiel 18,5; 25,27; 197,27; 213,17; 378,29 Faustus, Manichäer 303,34; 357,7 Gabriel, Engel 354,16 Gehasi (Gyezi) 45,5 Gideon (Gedeon) 197,26; 416,1 Goliat 60,27 Gregor der Große 22,33; 24,1; 44,21; 94,31; 109,33; 120,30; 126,15; 139,9; 150,21; 191,22; 214,40; 226,37; 232,1; 263,32; 280,33; 281,8; 293,39; 294,10; 414,4; 421,17; 442,6; 458,10; 497,39; 498,36; 499,10; 499,23; 500,5; 500,22; 501,14;

527

503,14; 504,12; 506,3; 506,26; 506,33; 507,20; 508,7; 509,29; 510,40 Gregor von Nyssa 103,28 Hananias (Ananias) 316,40 Hannas (Annas) 331,21; 331,26; 482,36 Hannibaldus de Hannibaldis (Ambaldo) 11,1 Helia ĺ Elija Heliseus ĺ Elischa Helvidius 79,25 Henoch (Enoch) 246,3 Herodes 50,26; 66,2; 66,19; 66,30; 66,31; 66,34; 67,2; 67,4; 69,4; 130,35; 131,2; 131,9; 131,10; 131,11; 131,15; 131,17; 132,27; 132,29; 132,32; 133,2; 133,4; 133,5; 133,9; 133,15; 133,19; 133,23; 133,28; 133,30; 133,32; 133,35; 134,4; 134,7; 134,31; 134,37; 134,38; 134,39; 135,4; 135,6; 135,16; 135,22; 135,23; 135,30; 135,35; 136,20; 136,27; 136,32; 136,37; 136,38; 137,1; 137,9; 137,15; 138,5; 138,17; 138,25; 138,34; 140,8; 140,27; 142,25; 142,35; 196,3; 199,41; 200,6; 200,14; 200,20; 200,29; 201,30; 203,9; 211,2; 211,35; 211,36; 212,1; 213,1; 213,3; 230,33; 336,11; 383,17; 383,36; 384,4; 384,15; 384,32; 406,8 Herodias 133,30; 133,34; 134,6; 134,33; 134,40; 135,6; 135,16; 135,19; 135,21; 135,33; 136,37; 137,3; 248,28 Hesychius von Jerusalem (Esicio) 403,26; 409,1; 410,21; 411,9; 416,1; 417,27; 422,19; 511,6 Hieronymus (Jeronimus) 12,22; 14,1; 16,4; 16,12; 17,34; 18,37; 19,17; 19,29; 19,42; 20,11; 21,1; 21,29; 22,11; 23,18; 23,36; 24,26; 25,4; 25,39; 26,7; 27,6; 29,8; 29,34; 30,39; 32,3; 33,2; 33,36; 36,36; 38,24; 40,2; 45,2; 45,9; 51,8; 54,7; 65,26; 70,8; 71,21; 71,26; 71,32; 72,5; 73,9; 75,1; 78,9; 80,21; 82,21; 82,36; 87,1; 87,18; 89,20; 90,12; 91,41; 93,3; 93,15; 93,33; 94,4; 94,28; 96,5; 96,31; 97,16; 99,29; 108,23; 109,21; 110,1; 114,21; 117,29; 119,5; 123,8; 124,9; 131,26; 140,37; 142,1; 144,27; 145,3; 151,34; 158,22; 160,28; 163,36; 164,10; 165,2; 167,15; 178,35; 183,7; 183,22; 184,25; 186,1; 187,20; 193,16; 193,38; 194,38; 207,15; 208,31; 209,41; 210,33; 221,20; 229,15; 244,29; 250,36; 252,31; 256,36; 258,29; 262,32; 264,8; 264,39; 266,30; 269,13; 270,4; 270,38; 284,7; 289,34;

528

Namenverzeichnis

293,27; 304,39; 341,30; 345,40; 346,35; 347,32; 349,18; 352,31; 353,21; 355,32; 356,7; 356,26; 356,33; 357,21; 358,19; 362,10; 364,40; 367,24; 368,34; 369,20; 370,38; 372,10; 374,38; 377,4; 377,28; 378,33; 379,33; 380,37; 382,8; 384,24; 385,36; 387,33; 389,1; 389,13; 389,38; 390,38; 393,12; 394,4; 395,29; 398,36; 402,13; 412,6; 412,14; 412,24; 415,31; 416,31; 418,29; 421,5; 421,33; 422,15; 423,7; 423,22; 424,24; 425,26; 428,23; 430,28; 432,11; 432,29; 433,5; 434,10; 434,19; 435,28; 437,24; 438,12; 438,33; 439,7; 441,25; 442,33; 443,5; 443,33; 444,31; 445,18; 446,19; 446,35; 447,25; 448,2; 449,16; 450,25; 451,32; 452,40; 453,17; 454,27; 455,32; 456,10; 456,23; 457,38; 459,18; 459,28; 460,14; 460,27; 461,10; 462,6; 462,38; 463,23; 464,20; 466,10; 468,10; 474,6; 475,24; 475,37; 477,5; 477,31; 478,22; 478,38; 479,11; 483,14; 483,32; 484,27; 485,25; 486,30; 488,7; 488,17; 489,8; 490,2; 492,11; 493,13; 494,3; 495,19; 496,36; 499,13; 499,28; 500,1; 500,11; 501,20; 502,1; 503,28; 503,38; 505,10; 506,10; 509,13; 515,9; 515,22; 516,11; 517,13; 519,1; 520,21; 521,26; 522,1; 522,13 Hilarius 17,9; 420,3 Hiob (Job) 22,33; 50,19; 109,33; 120,30; 139,9; 144,33; 150,21; 158,10; 191,22; 232,1; 239,22; 263,1; 263,32; 442,6; 458,10 Hosea (Osee) 378,27 Isaak (Ysaac) 21,31; 21,36; 151,39; 320,19; 380,40; 386,28; 389,12; 389,20; 389,39; 462,34; 477,7; 478,24 Isebel (Jezabel, Yezabel) 232,29; 248,26 Jaïrus (Yairus) 110,9; 111,17; 114,22; 114,25 Jakob, Stammvater 12,18; 12,35; 64,25; 66,32; 70,18; 151,39; 320,19; 380,40; 384,6; 386,28; 389,12; 389,20; 389,39 Jakobus, Sohn des Alphäus 69,20; 72,25; 72,27; 490,9; 490,18; 490,24 Jakobus, Sohn des Zebedäus 31,18; 32,17; 32,20; 32,22; 33,17; 37,12; 37,21; 69,17; 71,23; 71,24; 71,26; 116,14; 116,15; 118,31; 227,28; 229,1; 229,25; 230,31; 262,17; 270,19; 332,16; 333,6; 333,14; 336,7; 336,10; 339,1; 339,12; 339,17;

339,20; 402,34; 403,17; 406,34; 450,1; 451,5; 490,26 Jeremia 150,10; 213,17; 365,2; 473,38 Jeronimus ĺ Hieronymus Jesaja (Ysaia) 12,16; 12,22; 17,16; 17,33; 18,4; 18,8; 18,14; 18,20; 18,25; 18,29; 161,17; 163,6; 164,15; 164,22; 164,30; 213,17; 258,36; 364,40; 378,27; 388,4; 415,19; 444,16 Jitro (Jetro) 53,18 Job ĺ Hiob Johannes, Evangelist 11,32; 14,27; 15,2; 15,7; 28,7; 30,4; 30,9; 31,27; 32,1; 50,35; 50,36; 71,1; 133,4; 147,17; 147,34; 154,6; 197,13; 210,32; 212,10; 215,34; 239,6; 354,3; 365,33; 365,39; 370,20; 426,3; 426,8; 426,23; 426,24; 426,30; 427,1; 427,33; 428,6; 428,17; 428,19; 428,21; 429,31; 440,32; 445,34; 456,28; 459,13; 465,25; 466,32; 469,22; 474,12; 475,31; 477,24; 480,12; 480,30; 480,40; 481,23; 482,14; 482,16; 482,27; 488,3; 496,21; 496,28; 503,6; 517,23; 517,27; 517,38; 518,4; 518,35; 519,31 Johannes, Offenbarung 85,31; 145,21; 194,40; 411,36; 442,23 Johannes, Sohn des Zebedäus 31,18; 32,17; 32,20; 32,32; 33,18; 33,28; 33,30; 37,12; 37,21; 69,17; 71,23; 71,28; 116,16; 118,31; 227,29; 229,1; 229,26; 230,26; 230,28; 240,35; 250,10; 262,18; 270,19; 273,7; 273,18; 273,26; 274,16; 274,23; 275,9; 277,1; 277,7; 278,12; 287,9; 327,24; 332,16; 333,6; 333,14; 336,7; 336,12; 336,15; 336,23; 336,29; 339,1; 339,12; 339,17; 339,20; 402,34; 403,17; 434,27; 436,26; 436,28; 450,1; 451,5; 458,11; 458,14 Johannes der Täufer 16,10; 18,40; 19,20; 19,22; 19,38; 20,26; 20,29; 21,2; 21,7; 21,10; 21,15; 21,26; 21,30; 22,1; 22,3; 22,4; 22,11; 22,17; 22,21; 22,23; 23,3; 23,19; 23,24; 23,30; 24,10; 24,13; 24,16; 24,35; 25,9; 25,10; 25,15; 25,20; 25,36; 26,11; 26,15; 29,14; 29,21; 29,30; 29,35; 30,2; 30,5; 30,8; 30,12; 31,28; 31,30; 55,27; 55,28; 56,11; 56,12; 56,16; 56,17; 56,21; 56,26; 56,29; 56,32; 56,35; 58,14; 67,4; 130,36; 131,2; 131,27; 131,31; 132,3; 132,11; 132,28; 132,29; 132,33; 133,3; 133,6; 133,12; 133,18; 133,20; 133,24; 133,26; 133,28; 133,32; 133,36; 134,14; 134,16; 134,21; 134,28; 134,32;

Namenverzeichnis 135,6; 135,19; 135,22; 135,28; 135,30; 135,34; 136,1; 137,21; 137,25; 137,28; 137,31; 138,29; 139,10; 139,11; 139,15; 140,7; 140,14; 140,16; 140,22; 140,33; 140,35; 141,9; 141,33; 141,35; 142,23; 142,24; 142,31; 142,33; 142,36; 202,5; 211,5; 212,34; 212,36; 241,35; 241,41; 242,12; 245,36; 247,33; 248,5; 248,8; 248,9; 248,12; 248,17; 248,21; 248,28; 248,32; 248,34; 248,36; 248,39; 249,3; 357,34; 373,7; 373,13; 374,12; 374,14; 374,17; 374,26; 374,30; 376,30; 413,14; 510,37 Jojada 398,8 Jona 198,14; 198,21; 477,19 Joseph, Sohn Jakobs 320,19; 456,23; 457,39; 460,29; 477,8 Joseph, Vater Jesu 26,11; 79,26; 123,18; 131,11; 134,38; 138,1 Joseph von Arimathäa 491,6; 491,10; 491,11; 491,18; 492,12; 492,15; 492,21; 492,25; 492,27; 493,17 Josephus 140,7; 404,36; 410,21; 459,15 Joses (Joseph), Bruder Jesu 22,9; 489,1; 490,10; 491,14; 493,28 Judas, Bruder Jesu 72,34; 73,2; 122,9; 123,17 Judas Iskariot (Scharioth) 69,21; 72,37; 73,2; 73,5; 73,13; 73,14; 145,11; 331,20; 429,7; 429,8; 429,20; 429,25; 429,26; 429,32; 430,40; 431,18; 431,20; 431,25; 431,30; 432,3; 432,11; 432,17; 432,30; 432,42; 433,9; 433,27; 437,13; 437,15; 438,3; 438,14; 438,19; 438,35; 438,38; 439,2; 439,11; 442,36; 442,38; 443,2; 443,5; 443,13; 446,38; 454,35; 455,20; 455,21; 455,23; 455,33; 455,35; 456,1; 456,3; 456,10; 456,13; 483,38; 519,16; 519,25; 519,29; 521,4; 521,8; 521,11; 521,18; 522,10; 522,16 Judas, Sohn des Jakobus, auch ĺ Thaddäus 72,34; 73,2; 431,36

529

Levi, Evangelist, auch ĺ Matthäus 52,26; 53,12; 53,15; 53,16; 53,19; 54,8 Lot(h) 123,25; 144,32 Lukas, Evangelist 11,32; 14,13; 14,25; 14,29; 15,1; 28,7; 30,9; 32,31; 32,37; 36,12; 36,16; 37,25; 39,32; 40,26; 41,10; 47,20; 53,15; 53,20; 64,39; 69,27; 69,35; 72,33; 102,37; 103,5; 103,21; 105,10; 105,25; 127,19; 127,26; 129,10; 131,12; 132,40; 133,3; 146,31; 148,5; 148,10; 153,16; 153,18; 191,33; 200,7; 215,1; 229,29; 230,5; 269,38; 294,35; 325,34; 342,14; 343,8; 344,15; 344,18; 356,18; 378,17; 380,32; 396,3; 404,13; 409,2; 409,17; 426,10; 426,12; 426,18; 426,22; 426,27; 426,37; 434,27; 435,2; 435,3; 435,5; 462,20; 465,21; 466,30; 470,17; 485,38; 486,20; 488,26; 493,30; 495,28; 496,21; 504,22; 504,23; 504,30; 505,4; 506,3; 509,28; 511,4; 517,27; 517,29; 517,36; 518,2

Maleachi (Malachias) 17,35; 18,6; 18,15; 18,23; 18,30; 18,38; 19,7; 245,39 Manasse 102,20 Mani (Manes) 260,35; 260,38; 261,4 Maria Cleophe 490,22; 490,23 Maria Magdalena 488,36; 490,9; 490,15; 490,22; 491,3; 491,13; 493,28; 495,3; 495,23; 498,21; 500,33; 502,27; 503,5; 503,13; 503,19; 503,22; 504,9 Maria, Mutter des Jakobus und Joses 488,36; 490,15; 490,19; 490,20; 495,4; 495,23 Maria, Mutter Jesu 79,25; 122,8; 123,7; 123,19; 138,2; 186,20; 209,15; 354,17; 372,1; 490,21; 490,40 Maria, Schwester von Lazarus 351,9; 362,7; 517,40 Markus, Evangelist 11,31; 13,23; 13,31; 13,34; 13,35; 13,37; 13,39; 14,1; 14,2; 14,4; 14,9; 14,22; 14,29; 14,31; 14,33; 14,37; 15,6; 16,1; 16,4; 17,9; 17,20; 18,2; Kain (Chaym) 368,36; 456,11 18,11; 18,29; 18,31; 21,10; 23,27; 25,4; Kajaphas (Cayphas) 331,21; 459,13; 459,15; 26,33; 29,18; 30,9; 32,39; 33,36; 36,14; 459,39; 461,31; 463,34; 465,29; 476,22 39,34; 41,18; 42,16; 46,32; 50,40; 53,16; Kephas (Cephas = Fels, auch ĺ Petrus) 71,4; 53,20; 57,6; 64,31; 64,39; 71,3; 71,5; 71,14 96,16; 102,36; 103,5; 103,21; 105,23; 111,27; 127,21; 127,24; 127,32; 128,17; Lazarus 50,25; 120,33; 121,8; 121,19; 351,8; 129,13; 130,18; 131,17; 132,40; 133,1; 360,3; 362,6; 426,3; 426,31; 517,23; 133,16; 133,20; 134,28; 142,32; 147,22; 517,39; 517,42 147,23; 147,32; 148,1; 148,7; 148,11; Leo, Papst 463,34 148,14; 153,13; 153,21; 164,10; 175,31; 175,39; 175,40; 176,9; 187,1; 196,29;

530

Namenverzeichnis

196,35; 196,36; 196,37; 198,9; 198,16; 198,20; 200,4; 200,12; 200,14; 214,25; 214,35; 214,36; 214,38; 214,40; 229,28; 230,2; 237,16; 244,29; 244,30; 269,23; 269,28; 270,3; 294,31; 296,23; 296,28; 300,2; 300,7; 300,17; 300,27; 306,39; 307,4; 307,8; 325,34; 333,36; 334,4; 334,20; 338,10; 342,16; 342,29; 342,32; 343,2; 343,15; 343,16; 344,17; 344,20; 347,11; 360,24; 365,36; 366,7; 366,18; 366,24; 368,12; 168,15; 368,21; 372,10; 376,1; 380,5; 380,11; 380,16; 406,27; 408,23; 418,1; 418,10; 424,19; 426,11; 426,15; 426,40; 427,6; 427,25; 428,2; 428,11; 435,2; 435,3; 435,4; 448,26; 448,29; 448,38; 449,8; 449,12; 452,17; 456,33; 463,7; 463,9; 465,31; 466,30; 467,1; 472,16; 472,23; 472,27; 472,34; 472,35; 472,36; 473,18; 475,3; 475,11; 477,26; 477,28; 478,34; 478,37; 479,9; 480,26; 480,33; 480,34; 480,37; 481,8; 481,13; 481,22; 481,39; 481,41; 482,6; 482,9; 482,28; 485,40; 490,13; 490,17; 495,31; 496,22; 496,32; 496,36; 498,6; 498,12; 498,21; 500,31; 500,36; 501,2; 502,10; 502,17; 503,3; 503,18; 504,22; 504,29; 505,3; 505,34; 506,17; 510,11; 510,17; 510,35; 511,26; 515,2; 516,6; 515,29; 517,31; 518,3; 518,6; 518,24; 518,33; 518,38; 521,4; 521,22 Martha, Schwester von Lazarus 351,9; 362,7; 426,4 Matthäus, Evangelist, auch ĺ Levi 13,22; 14,7; 14,20; 14,31; 14,37; 16,22; 23,28; 25,31; 26,31; 29,18; 30,9; 34,17; 41,18; 42,17; 46,30; 47,1; 47,7; 47,13; 47,20; 50,40; 53,11; 53,14; 53,20; 53,22; 53,24; 54,5; 55,3; 56,17; 56,29; 57,7; 64,29; 69,19; 72,18; 82,14; 82,19; 97,21; 102,36; 103,23; 105,31; 111,10; 111,14; 111,15; 111,25; 111,31; 111,36; 117,19; 127,2; 127,19; 127,26; 128,5; 129,10; 133,12; 136,11; 142,26; 143,20; 144,22; 163,36; 175,30; 175,33; 175,36; 176,4; 176,10; 183,22; 188,9; 191,5; 196,30; 196,34; 196,37; 198,10; 198,21; 198,22; 200,2; 200,11; 200,12; 200,15; 214,25; 214,26; 214,39; 215,4; 237,14; 240,10; 240,16; 243,5; 269,21; 269,26; 270,23; 293,1; 294,34; 298,15; 300,2; 300,3; 300,11; 300,35; 306,15; 306,35; 307,3; 307,7; 325,33; 333,32; 333,38; 334,20; 338,5; 342,9; 342,26; 343,15; 343,16; 344,16;

345,40; 346,4; 347,16; 351,35; 351,35; 352,1; 352,4; 352,6; 360,16; 366,8; 366,14; 366,24; 368,12; 368,19; 368,22; 380,5; 380,14; 393,1; 393,6; 406,23; 408,21; 413,12; 417,34; 418,8; 426,11; 426,15; 426,40; 428,2; 428,11; 437,35; 463,5; 563,9; 465,31; 466,26; 466,29; 467,1; 472,15; 472,23; 472,24; 472,26; 472,34; 473,21; 475,1; 475,11; 475,15; 475,29; 478,29; 478,30; 478,33; 478,37; 479,8; 485,40; 488,12; 490,13; 490,16; 497,33; 498,5; 498,11; 498,18; 498,20; 500,39; 501,1; 501,7; 502,10; 502,16; 502,19; 502,20; 517,31; 518,3; 518,33; 518,38 Melchisedek 45,10; 440,6 Menander 275,16 Micha (Mycheas) 378,24 Mo(y)se 19,40; 34,14; 34,15; 36,42; 42,4; 43,5; 44,3; 44,9; 50,22; 53,18; 58,29; 83,13; 94,13; 99,25; 112,20; 114,36; 115,13; 123,36; 132,19; 132,24; 135,12; 148,25; 149,17; 150,8; 158,3; 158,4; 161,24; 162,5; 164,14; 164,18; 165,18; 169,23; 174,2; 176,40; 180,2; 186,11; 190,35; 190,42; 193,2; 197,7; 229,6; 229,9; 233,7; 233,21; 233,41; 234,13; 234,16; 236,7; 236,28; 237,2; 238,28; 241,5; 241,6; 241,15; 242,24; 243,6; 247,26; 251,13; 289,31; 289,32; 289,40; 291,18; 296,8; 296,10; 298,33; 298,39; 299,5; 299,6; 299,21; 299,24; 299,25; 299,28; 299,29; 299,30; 300,8; 300,9; 300,18; 300,20; 300,22; 300,30; 300,33; 300,37; 301,2; 301,3; 301,34; 302,4; 302,16; 302,20; 302,25; 303,34; 303,36; 303,39; 304,1; 304,7; 306,6; 307,23; 314,23; 314,25; 315,35; 316,24; 362,39; 377,19; 377,37; 379,25; 386,8; 386,25; 387,12; 389,10; 389,13; 396,23; 460,12; 477,10; 505,17 Nero 406,8 Nestorius 357,7 Noah 145,6; 145,8; 158,1 Novatian 77,9; 467,38 Obadja (Abdias) 144,34 Origenes 19,1; 73,35; 77,13; 237,14; 240,16; 243,5; 308,20; 315,18; 343,34; 346,4; 430,3; 490,12; 520,1 Osee ĺ Hosea

Namenverzeichnis Paulus 29,36; 50,20; 71,16; 225,38; 327,24; 354,35; 357,10; 372,22; 507,39 Petrus, Simon, auch ĺ Kephas 13,27; 13,31; 13,36; 14,5; 31,13; 31,26; 31,27; 32,30; 32,32; 32,33; 33,16; 33,27; 33,28; 37,11; 37,13; 37,20; 37,22; 40,7; 40,24; 45,16; 69,16; 69,17; 70,39; 71,1; 71,4; 71,7; 71,9; 71,13; 71,19; 71,20; 71,21; 71,22; 72,40; 116,14; 118,31; 211,8; 211,14; 211,17; 214,13; 214,15; 214,23; 214,26; 214,28; 214,34; 214,35; 214,38; 215,1; 216,8; 217,1; 217,9; 217,10; 217,13; 217,20; 217,26; 217,32; 217,40; 218,2; 218,4; 218,6; 218,13; 218,17; 218,25; 218,31; 218,37; 219,26; 227,28; 229,1; 229,7; 229,25; 230,19; 230,28; 234,11; 234,19; 234,32; 234,35; 235,5; 235,15; 235,39; 236,4; 236,34; 237,15; 237,17; 237,23; 237,26; 237,32; 237,39; 240,35; 250,9; 262,17; 270,19; 270,24; 316,40; 317,4; 317,9; 317,21; 323,6; 323,36; 324,3; 324,5; 324,10; 324,19; 324,33; 327,24; 327,36; 357,10; 367,10; 368,20; 369,20; 369,26; 385,33; 402,34; 403,17; 419,14; 434,27; 436,3; 436,26; 436,27; 445,6; 448,9; 448,13; 448,23; 448,27; 448,32; 448,36; 448,40; 449,7; 449,13; 449,15; 449,25; 450,1; 450,8; 451,5; 453,6; 453,7; 456,28; 456,36; 457,1; 458,23; 458,32; 459,20; 459,22; 459,24; 459,28; 460,6; 465,3; 465,4; 465,12; 465,15; 465,21; 465,22; 465,26; 465,29; 465,30; 465,33; 465,35; 465,36; 466,3; 466,10; 466,13; 466,15; 466,20; 466,26; 466,28; 466,32; 466,34; 466,35; 466,36; 466,39; 467,4; 467,7; 467,9; 467,11; 467,21; 467,28; 467,31; 467,33; 467,37; 468,2; 483,5; 483,37; 495,15; 500,14; 500,19; 500,23; 505,6 Philippus, Apostel 69,19; 72,4; 147,18; 147,20; 147,24 Pilatus 331,31; 331,33; 331,37; 408,30; 460,25; 460,27; 465,2; 469,6; 469,7; 469,9; 469,11; 469,20; 469,30; 469,33; 470,2; 470,4; 470,7; 470,8; 470,23; 470,25; 470,27; 470,28; 470,30; 470,36; 471,6; 471,16; 471,18; 471,20; 471,22; 471,29; 471,30; 472,16; 472,19; 472,22; 472,25; 472,30; 473,2; 473,3; 473,13; 473,14; 473,19; 473,21; 473,24; 473,29; 473,30; 473,34; 473,40; 474,2; 474,11; 474,12; 474,13; 475,32; 480,31; 480,38; 481,4; 481,26; 481,30; 481,31; 481,36;

531

482,2; 482,10; 482,39; 491,8; 492,14; 492,20; 494,9 Pinhas (Phinees) 456,31 Platon 169,34 Rabanus Maurus 354,37 Ra(c)hel 145,16 Rebekka 21,31 Reguël 53,19 Remigius 14,31; 97,21; 105,31; 136,11; 188,37; 223,24; 239,33; 354,25 Sabellius 357,7 Salome, Mutter Zebedeussöhne 489,1; 490,10; 490,17; 495,4; 495,25 Salomo 33,14; 126,10; 142,1; 222,15; 271,35; 286,29; 319,16; 319,19; 355,15; 378,8; 399,11; 461,4 Samuel 114,36; 492,11 Saphira 316,40 Saul 60,25; 60,35; 271,22 Sedechiam ĺ Zidkija Serach (Zaram) 423,10 Serubbabal (Zorobabel) 402,21 Severianus 496,5; 497,28; 497,37; 498,24; 499,1; 501,36; 502,22; 504,9 Silvester, Papst 492,39 Simon von Cyrene 476,27; 477,38; 478,1; 478,6; 478,11 Simon der Aussätzige 425,4; 425,23; 425,30; 425,31; 428,23; 428,25; 516,29; 517,12; 517,16; 519,1 Simon der Zauberer 73,18; 275,16; 357,9; 404,12; 404,14; 414,30 Simson (Sampson) 503,14 Stephanus 510,12; 510,16 Susanna 460,30 Thaddäus, auch ĺ Judas, Sohn des Jakobus 69,20; 72,30; 72,33; 521,15 Theophylactus (Theophilus) 15,5; 19,10; 20,22; 21,26; 22,20; 24,10; 29,24; 30,31; 31,26; 32,15; 33,25; 34,3; 35,15; 36,7; 37,21; 38,2; 38,21; 38,34; 39,8; 39,26; 40,13; 40,21; 41,1; 41,21; 42,34; 44,4; 44,16; 48,1; 49,2; 49,38; 50,34; 51,11; 51,34; 52,18; 53,6; 53,29; 54,11; 54,38; 55,24; 56,12; 57,13; 58,7; 59,5; 60,25; 62,6; 63,13; 65,32; 66,29; 67,13; 67,33; 69,3; 69,27; 70,36; 73,5; 74,15; 76,23; 78,4; 79,12; 82,10; 83,9; 84,1; 84,38; 85,12; 86,15; 86,30; 88,37; 90,20; 91,16; 91,29; 93,29; 94,22; 95,23; 95,38; 96,21;

532

Namenverzeichnis

98,15; 98,27; 99,14; 102,9; 104,30; 105,19; 107,9; 107,24; 108,12; 109,15; 110,30; 112,3; 112,28; 113,22; 114,9; 115,16; 116,29; 118,9; 122,16; 124,15; 125,25; 126,8; 126,35; 129,35; 130,26; 132,11; 132,32; 134,27; 135,12; 136,5; 136,40; 137,30; 138,17; 138,31; 140,27; 142,9; 142,37; 143,38; 146,15; 146,32; 147,9; 148,14; 148,32; 150,11; 153,31; 154,13; 155,9; 156,9; 159,22; 160,3; 162,22; 166,7; 168,29; 169,8; 169,16; 171,35; 172,37; 173,37; 176,39; 177,34; 178,10; 179,4; 179,33; 180,24; 181,24; 183,32; 188,17; 190,10; 191,16; 193,8; 195,13; 196,16; 197,20; 198,23; 199,9; 199,33; 200,19; 202,12; 204,11; 206,4; 206,33; 210,27; 211,20; 212,36; 214,15; 215,12; 216,5; 218,6; 218,31; 220,11; 221,11; 222,9; 225,35; 226,29; 227,19; 230,15; 230,42; 236,34; 239,8; 241,15; 243,31; 246,21; 248,25; 250,9; 252,16; 255,29; 259,9; 261,32; 262,28; 265,27; 267,19; 268,14; 271,30; 273,3; 274,1; 275,32; 277,37; 292,18; 294,18; 297,11; 298,25; 304,32; 307,19; 309,22; 312,15; 314,6; 317,12; 317,33; 318,26; 320,10; 322,8; 324,5; 324,33; 327,15; 329,27; 330,10; 333,14; 334,24; 335,16; 339,11; 340,27; 346,18; 351,13; 352,14; 353,33; 356,31; 356,37; 358,11; 359,1; 361,35; 364,4; 364,17; 365,11; 366,1; 368,9; 370,3; 371,28; 373,17; 374,1; 377,17; 378,21; 379,3; 379,31; 380,17; 381,32; 384,1; 384,36; 385,25; 385,39; 387,3; 388,10; 389,6; 389,19; 391,21; 391,35; 392,30; 393,35; 394,13; 396,5; 397,9; 398,11; 399,13; 401,17; 403,34; 404,35; 406,1; 407,21; 407,29; 408,37; 409,20; 409,38; 410,13; 410,38; 412,22; 413,5; 415,4; 415,24; 416,8; 416,25; 417,20; 418,39; 419,29; 421,6; 421,38; 424,41; 425,35; 427,34; 429,23; 430,38; 432,25; 434,13; 434,26; 435,36; 436,19; 437,18; 437,35; 439,10; 440,8; 440,29; 442,36; 443,38; 445,12; 445,24; 445,37; 447,4; 447,33; 449,12; 449,28; 451,1; 451,27; 453,37; 455,23; 455,40; 456,32; 457,13; 458,4; 460,12; 461,4; 462,18; 462,32; 463,11; 464,3; 464,15; 466,12; 467,21; 467,37; 469,24; 470,36; 473,23; 474,2; 474,24; 476,5; 477,24; 478,35; 480,9; 483,9; 483,26; 484,7; 484,33; 486,2; 486,22; 487,23; 488,23; 489,10; 490,5;

490,39; 492,15; 492,27; 493,16; 496,10; 497,18; 498,5; 498,19; 499,39; 500,7; 501,34; 502,6; 503,10; 503,23; 504,34; 505,8; 507,14; 507,35; 511,17; 516,25; 517,20; 518,29; 519,26; 520,29; 521,34 Titus 106,23 Thomas, Apostel 69,20; 72,22 Thomas von Aquin 11,3; 511,25 Tiberius 212,3 Tobit 158,10; 263,2 Urban, Papst 11,30 Ysaac ĺ Isaak Ysaia ĺ Jesaja Zacharias, Vater des Täufers 16,10; 368,40 Zachäus 143,42 Zebedäus 31,18; 31,20; 32,20; 32,22; 32,26; 32,28; 32,31; 69,17; 71,30; 332,16; 333,6; 490,10; 490,16; 490,26 Zidkija (Sedechiam) 378,24