Carl Schmitt - Jugendbriefe: Briefschaften an seine Schwester Auguste 1906-1913 9783050077956, 9783050034836

Das Buch enthält eine kommentierte Sammlung von 87 Briefen und Postkarten des 17- bis 25-jährigen Carl Schmitt an seine

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German Pages 213 [216] Year 2000

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Carl Schmitt - Jugendbriefe: Briefschaften an seine Schwester Auguste 1906-1913
 9783050077956, 9783050034836

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Carl Schmitt · Jugendbriefe

Carl Schmitt

Jugendbriefe Briefschaften an seine Schwester Auguste 1905 bis 1913

Herausgegeben von Ernst Hüsmert

Akademie Verlag

Abbildung auf dem Einband: Carl Schmitt um 1910 Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Schmitt, Carl: Jugendbriefe: Briefschaften an seine Schwester Auguste 1905 bis 1913/ Carl Schmitt. Hrsg. von Ernst Hüsmert. - Akad. Verl., 2000 ISBN 3-05-003483-1 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 2000 Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706 Alle Rechte, insbesondere die der Ubersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Einbandgestaltung: Ingo Ostermaier, Berlin Satz: WERKSATZ Schmidt & Schulz, Gräfenhainichen Druck: Druckhaus „Thomas Müntzer", Bad Langensalza Bindung: N. Klotz, Jettingen-Scheppach Printed in the Federal Republic of Germany

Inhalt

Vorwort Einführung

7 11

Die Familie des Johann Schmitt in Plettenburg

13

Attendorn und Arnsberg

17

Berlin, Saarburg, Bussingen, Straßburg

19

Lobberich, Mönchengladbach, Düsseldorf

21

Portugal

22

Carl Schmitts Dichterfreunde Theodor Däubler und Wilhelm Schäfer

23

Carl Schmitts Freundeskreis: Eisler, Kluxen, Rosenbaum

24

Carl Schmitts wissenschaftliche Schriften 1910-1913

25

Carl Schmitts »Liaisons Dangereuses«: Helene Bernstein, Pabla von Dorotic

26

Abbildungen

29

Briefe und Karten 1905 bis 1913

35

Anhang

181

»Drei Tischgespräche«

183

»Der Spiegel«

185

»Schattenrisse«: 3. Gottfried von Bouillon; 7. Pipin der Kleine; 8. Wilhelm Schäfer«

190

Verzeichnis der Briefe und Karten

203

Personenregister

207

Bildnachweis

213

Vorwort

Die hier vorgelegte Sammlung von Briefen und Postkarten des 17- bis 25jährigen, später berühmt gewordenen Staats- und Völkerrechtlers Carl Schmitt an seine Schwester Auguste kam nach dem Tod der Schwester 1992 in den Besitz der in Spanien lebenden Enkelkinder des Autors. Die Enkelin, Dona Dusanka Otero Schmitt, hat mich, auch im Namen ihrer Brüder Carlos, Jorge und Alvaro Otero Schmitt, gebeten, diese Dokumente auszuwerten und zu veröffentlichen, soweit sie bedeutsam für die Beurteilung von Leben und Werk Carl Schmitts sein könnten. Damit hat sie eine schwierige und sehr problematische Frage aufgeworfen. Was die Schwester Carl Schmitts verwahrt und hinterlassen hat, sind Schriftstücke vorwiegend familiären Inhalts, in denen der Schüler, Student und nach dem Studium erfolgreich veröffentlichende junge Wissenschaftler das Fachspezifische bis auf das unumgänglich Notwendige ausklammert. So gesehen, würde sich eine Veröffentlichung erübrigen. Andererseits spielt bei der permanenten weltweiten Auseinandersetzung mit dem umstrittensten Juristen des 20. Jahrhunderts die Frage seiner frühen Prägung durch Familie und Elternhaus eine zunehmend größere Rolle. Wenn zunächst die Situation der in der katholischen Diaspora des sauerländischen Plettenbergs, Carl Schmitts eigenem Bekunden zufolge, für wesentlich erachtet wurde, so treten neuerdings Spekulationen über eine extreme Katholizität und die darin vermutete latent vorhandene antisemitische Prägung in den Vordergrund. Eben dieses widerlegen die Briefe und Karten Carl Schmitts an seine Schwester Auguste eindeutig. Ich habe mich deshalb im Interesse einer objektiven Faktenanalyse, jenseits aller spekulativen Ableitungen aus dem Œuvre und Werdegang Carl Schmitts, zu einer rein dokumentarischen Veröffentlichung entschlossen, die aber, um allgemein verständlich zu sein, orts-, zeit- und personenbezogener Hinweise bedarf. Diese Dokumentierung bedingt auch die vollständige Wiedergabe aller im Konvolut vorhandenen Schriftstücke, so daß ich auf anscheinend unwichtige Zusätze Dritter und belanglos scheinende Postkarten nicht verzichten konnte.

8

Vorwort

Beiläufig erschließt sich dem unbefangenen Leser der rheinische Katholizismus der im damaligen Deutschland verstreut lebenden Familie Schmitt/Steinlein als eine beneidenswert bequeme Religion, fern von allem Fanatismus und von absoluter Unbefangenheit gegenüber Andersgläubigen, seien es nun Protestanten oder Juden. Aus dieser toleranten Quelle speiste sich die Bereitschaft, in der liberalen Industriegesellschaft des Kaiserreichs vor dem Ersten Weltkrieg das Schicksal einer im unteren Bereich des Mittelstandes angesiedelten Einkommensklasse zu ertragen und der unbedingte Wille, in diesem System zu avancieren. Selbstverständlich leisten die Briefe an seine Schwester weit mehr als die Widerlegung dubioser Legenden über Carl Schmitt. Sie lassen teilhaben an der Entwicklung und dem Aufstieg eines jungen Genies, machen seinen Hang zur Kunst, gleich welcher Provenienz manifest, belegen ein außergewöhnliches Bildungsniveau, sein selbstloses Engagement für Verwandte und Freunde und die Perfektionierung eines eigenen Stils von der Klamotte bis hin zur effektvollen prägnanten Formulierung im Freundeskreis von Dichtern und Gleichgesinnten, ja, mehr noch, sie tragen die Unmittelbarkeit und die Unschuld des Anfangs. Zur besseren Orientierung des Lesers wurde den Dokumenten eine Einführung vorangestellt, die die Stationen seines Lebensweges und seiner geistigen Entwicklung nachzuzeichnen versucht. Dem soll auch das angehängte Namensverzeichnis dienen, ebenso wie der Abdruck jener literarischen Veröffentlichungen schmitt'scher Provenienz, auf die er in seinen Briefen Bezug nimmt. Für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung der Fußnoten und der Ubersetzung französischer, englischer und lateinischer Texte habe ich dem bewährten Bibliographen Carl Schmitts, Prof. Dr. Piet Tommissen, Grimbergen (Belgien) zu danken und für die schwierige Aufgabe der Transkription der veralteten, aus unterschiedlichen Systemen zusammengesetzten Stenografie bin ich dem möglicherweise letzten Experten auf diesem Gebiet, Herrn Hans Gebhardt, Eckersdorf, verpflichtet. Ebenso bedanke ich mich bei der Kanzlei des Rechtsanwalts und Notars Joachim Schade, Plettenberg, für die Anfertigung des Typoskripts. Last not least ist dem Testamentsvollstrecker des wissenschaftlichen Nachlasses von Carl Schmitt, Herrn Prof. Dr. Jürgen Becker, Freiburg/München, für sein Einverständnis zur Veröffentlichung Dank zu sagen. Schlußendlich liegt mir daran, den Leser darauf aufmerksam zu machen, daß das, was er jetzt in seinen Händen hält, zur Hitlerzeit hochbrisantes Material war. Die detaillierte Schilderung, wie Carl Schmitt und sein Freund Kluxen

Vorwort

9

gemeinsam mit ihren jüdischen Freunden Eisler und Rosenbaum einen »entarteten« Roman verfaßten, wäre ein Leckerbissen für die von seinen SS-Feinden bei der Gestapo angelegten Dossiers über den Katholiken und Judenfreund Carl Schmitt gewesen. Mir ist erst beim Edieren der entsprechenden Briefe vollständig aufgegangen, welcher Gefahr er sich bewußt gewesen war, wenn er mir sagte: »Ich habe über lange Zeit in der Furcht gelebt, der verschollene Roman wäre in den Händen der Emigranten und könnte gegen mich verwendet werden.« An die Briefe, die er darüber seiner Schwester schrieb, hat er anscheinend selber nicht gedacht. Herscheid, im Januar 2000

Ernst Hüsmert

Einführung

... und hör nicht auf, aufbessere Zeiten zu hoffen. Denn wir sind ja noch alle jung und werden noch mal was großes: ich ein berühmter Verteidiger, Jup ein berühmter Doktor. Aus dem Brief vom 14.01.13 von Carl Schmitt an seine Schwester Auguste

»Alle Wünsche gehen in Erfüllung; die meisten einige Nummern zu klein, einige wenige aber mehrere Nummern zu groß«. So hat Carl Schmitt seine Tochter Anima und mich belehrt, als er nach glanzvollen Zeiten, wechselvollen Kriegsjahren und peinlicher Untersuchungshaft 1947 wieder im Haus seiner Eltern gestrandet war. Von sich selber hat er dabei nicht gesprochen, und wir haben ihn auch nicht danach gefragt. Jene ominöse Fee, die seinen Wunsch, ein berühmter Verteidiger zu werden, erfüllte, hatte es so gefügt, daß sein Mandant ausgerechnet einer der größten politischen Verbrecher des 20. Jahrhunderts war. In der von Carl Schmitt herausgegebenen »Deutsche JuristenZeitung« verteidigte er in Heft 15 vom 1. August 1934 den Mordbefehl Hitlers zur Liquidierung des Stabes der SA um Emst Röhm als einen Akt legitimer Rechtssetzung durch den Führer. Er hat allerdings in seinem Plädoyer unter der Überschrift »Der Führer schützt das Recht« konsequent gefolgert, daß mit der Führerhandlung in keinem Zusammenhang stehende, vom Führer nicht ermächtigte »Sonderaktionen« um so schlimmeres Unrecht sind. Das richtete sich gegen jene SS-Leute, die im Zuge der Aktion gegen die SA den früheren Reichskanzler General von Schleicher zusammen mit seiner Frau und ferner zwei Mitarbeiter dessen Vorgängers Franz von Papen ermordet hatten. Damit rief er die GESTAPO gegen sich selbst auf den Plan. Von nun an saß er zwischen den Stühlen, und selbst der peinliche Versuch, in der Judenfrage mit Hitler den Gleichschritt zu üben, war zum Scheitern verurteilt. Ende 1936 legte er seine Parteiämter gezwungenermaßen nieder, wurde aber durch das Eingreifen Görings vor dem KZ bewahrt. Das geschah zur Hälfte seines Lebens. Im Winde klirrten die Fahnen.

12

Einführung

Die hier vorgelegte Post an seine Schwester Auguste reicht demgegenüber gerade einmal bis zum Ende des ersten Viertels seines langen Lebens. Carl Schmitt wurde am 11.07.1888 in Plettenberg im Sauerland geboren und starb daselbst am 07.04.1985 fast 97 Jahre alt. Die meisten seiner Briefe und Postkarten aus der Zeit von 1905 bis 1913 sind in Anbetracht der inzwischen verflossenen Jahre fur unser Verständnis kommentierungsbedürftig. Dabei steht der Kommentator in der Versuchung, auf spätere Äußerungen oder Ereignisse im Leben Carl Schmitts Bezug zu nehmen, doch läuft ein solches Verfahren auf ein reziprokes Konditional hinaus, was im wissenschaftlichen Sinne ebenso unzulässig ist wie ein irreales Konditional. Das soll an folgendem Beispiel erläutert werden. 1912 veröffentlichte Carl Schmitt gemeinsam mit seinem Studienfreund Fritz Eisler eine Sammlung von Satiren unter dem Titel »Schattenrisse«. 1 Dieser Sammlung hatten die beiden eine »Systematische Tabelle« der behandelten Personen vorangestellt, in der der aus jüdischem Hause stammende Walther Rathenau der Kategorie Nicht-Deutsche zugeordnet wird. In Anbetracht der Ermordung Rathenaus am 24. Juli 1922 durch zwei antisemitisch-rechtsradikale Offiziere und der späteren Judenvernichtung durch die SS bläht sich der Vorgang von 1912 zu einem unerhörten Schreibtischverbrechen auf. 2 Betrachtet man dagegen den Fall aus der Sicht von 1912, zerplatzt diese Projektion wie eine Seifenblase und übrig bleibt, daß Carl Schmitts Mitautor ungarischer Jude war, dessen Antrag auf Naturalisierung vom 31. August 1912 von seiner Geburtsstadt Hamburg abschlägig beschieden 1 Johannes Negelinus mox Doctor (gemeinsames Pseudonym von Carl Schmitt und Fritz Eisler): Schattenrisse, 1913, Skiamacheten-Verlag (Auslieferung durch Otto Maier GMBH, Leipzig, Nachdruck in Ingeborg Villinger: Carl Schmitts Kulturkritik der Moderne, Akademie Verlag, Berlin 1995. 2

Diese Sichtweise wird durch den Umstand begünstigt, daß bei dem Nachdruck der

»Schattenrisse« die ansonsten verdienstvolle Ingeborg Villinger irrt, wenn sie in ihren Kommentaren und Analysen die Beteiligung von Fritz Eisler fast beinahe ignoriert. Raphael Groß hat in seiner Dissertation »Carl Schmitt und die Juden«, Universität Essen, 1997, inzwischen als Buch im Verlag Suhrkamp erschienen, diesen und andere Irrtümer von Ingeborg Villinger hinsichtlich des Humanisten Johannes Reuchlin und der Dunkelmännerbriefe unkritisch übernommen. 3

Piet Tommissen: In Sachen Carl Schmitt, Karolinger Verlag, Wien 1997, S. 47-49 über

Fritz Eisler. Auf S. 13 verweist Tommissen auf Ellen Kennedy, die seiner Ansicht nach in Kenntnis der hier erstmals vollständig veröffentlichten Briefe die Autorschaft Fritz Eislers für das Rathenau-Kapitel in den »Schattenrissen« nachgewiesen hat. E. Kennedy: Carl Schmitt und Hugo Ball. Ein Beitrag zum Thema: »Politischer Expressionismus« in: Zeitschrift für Politik, 35. Jg., Nr. 2, 1988, S. 143-163; dort S. 152, F N 27.

Einführung

13

wurde. 3 Da braucht sich keiner zu wundern, daß zwei hochintelligente Doktoranden der Jurisprudenz aus Verärgerung den Spieß umdrehen und sich einen arrivierten jüdischen Intellektuellen aussuchen, den sie zum Nicht-Deutschen stempeln. Im Grunde handelt es sich dabei nicht um eine antisemitische, sondern um eine innerjüdische Angelegenheit. Um Fehlerquellen solcher Art zu vermeiden, sollten wir uns in den folgenden Informationen aller zukunftsbezogener Projektion enthalten und es mit dem Hinweis auf die ominöse Fee, die die Jugendwünsche des Carl Schmitt erfüllte, bewenden lassen.

Die Familie des Johann Schmitt in Plettenberg Plettenberg, ein Städtchen im äußersten südlichen Winkel des vorwiegend protestantischen märkischen Sauerlandes gelegen, bekam Ende der sechziger Jahre des 19. Jahrhunderts einen Bahnhof. Der lag zwei Kilometer von der Stadt entfernt im sogenannten Amtsbezirk in Eiringhausen am Lennefluß. Die zweispurige Eisenbahnstrecke Hagen-Siegen, die Kohle und Erz miteinander verband, nutzte die Talmulden von Lenne und Sieg für ihre Trassenführung. Plettenberg aber liegt abseits der Lenne in einem Kessel, umgeben von Bergen, darin sich mehrere Bachläufe sammeln, um dann vereint durch ein enges Tal zwischen den markanten Erhebungen Saley und Hestenberg die Lenne zu erreichen. Dort, wo sich dieses Nebental zum Lennetal hin weitet, steht das Haus, in dem Carl Schmitt geboren wurde. Sein Vater, Johann Schmitt, und seine Mutter, Louise, geb. Steinlein, wohnten dort zur Miete beim Schreiner Budde. Hier, zwischen Bahnhof und Stadt, entstanden bevorzugt Neubauten, als die Einwohnerzahl von Stadt und Amt Plettenberg, begünstigt durch die fortschreitende industrielle Entwicklung, in den Jahren zwischen 1880 und 1900 von weniger als 7000 auf über 10000 anwuchs. In Eiringhausen auf der Rückseite des Bahnhofs gründeten 1872 die Herren Graewe und Kaiser eine Schrauben- und Mutternfabrik, die sich rasant zum größten Unternehmen in Plettenberg-Bhf. entwickelte. Fast alles drehte sich in diesem Dorf, das weder eine protestantische noch eine katholische Kirche hatte, um die Firma Graewe & Kaiser. Den Bedarf an Arbeitern deckte das katholische Hinterland. Im ländlichen ehemaligen kölnischen Sauerland fanden sich hinreichend Leute, die bereit waren, für kargen Lohn lange Anmarschwege in Kauf zu nehmen. Uber die Personalpolitik bei Graewe & Kaiser weiß man heute noch zu berichten, daß sie hinsichtlich der Arbeiter alleinige Sache des katholischen Pförtners Schulte

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Einführung

war. Bewarb sich ein Protestant, sagte er ihm, er wolle sofort mit den Herren reden. Dann verließ er seine Pförtnerstube und spazierte eine Weile auf dem langen Flur vor den Chefbüros, ohne jedoch anzuklopfen. Wenn er zurückkehrte, bedauerte er, daß im Augenblick nichts zu machen sei. Bewarb sich aber ein Katholik, handelte Pförtner Schulte nach eigenem Ermessen. Bei den Angestellten lagen die Verhältnisse umgekehrt. Hier war der Katholik Johann Schmitt die Ausnahme. Er zählte auch nicht zum katholischen Fußvolk, das sich in Plettenberg niederließ, als mit der Zeit die langen Anmarschwege zu beschwerlich wurden; ebensowenig zu den vom Bau der Bahn hiergebliebenen Personen, Monarchen genannt, weil sie aus der Österreich-Ungarischen Doppelmonarchie kamen und durchweg der Eisenbahnrotte verhaftet blieben; und auch nicht zu den in Plettenberg heimisch gewordenen Saisonarbeitern, den sogenannten »armen Hessen«. Sie alle kommen in den Briefen Carl Schmitts vor, können jedoch trotz gelegentlicher Identifizierung nicht darüber hinwegtäuschen, daß sein Vater 1900 in Plettenberg bei Graeve & Kaiser mehr Geld verdiente als sein Mathematiklehrer am Gymnasium in Attendorn. 4 Johann Schmitt (1853-1945), der Vater von Carl Schmitt, war das älteste von neun Kindern des Bauern, Gastwirts und Bäckers Nikolaus Schmitt (1826-1881) in Bausendorf in der Eifel.5 Er machte eine Lehre bei der Post in Kröv an der Mosel, blieb jedoch nur zwei Jahre im Postdienst und wechselte zur Eisenbahn. Nach Tätigkeiten in Siegen und Werdohl wurde er schließlich nach Plettenberg versetzt. Hier wurden, vermutlich im Hotel Ostermann, das gegenüber ihrer Verwaltung auf der anderen Straßenseite lag, und neben seiner eigentlichen Zweckbestimmung eine Filiale der Sparkasse beherbergte, die Herren Graewe und Kaiser auf den intelligenten jungen Mann aufmerksam und boten ihm eine Stellung in ihrem Büro an, die er zum 1. Oktober 1878 annahm. Um diese Zeit Schloß er auch seine erste Ehe mit der Protestantin Maria Carola Helene Rehse. Dieser Ehe entstammte der Stiefbruder von Carl Schmitt

4

Peter Kandora: Hoffnungsvoller Anfang - Beklagenswertes Ende. Lebensstationen

eines preußischen Gymnasialprofessors in der Provinz Westfalen, Privatdruck, Besprechung in: VEGA-Blatt 1997/98, Herausgeber: Vereinigung der ehemaligen Gymnasiasten Attendorn. P. K. beziffert die Renumeration von Carl Schmitts Mathematiklehrer im Jahr 1890 auf 1500 Mark. Aus Angaben Carl Schmitts errechnet sich das Jahreseinkommen seines Vaters bereits 1878 mit 1750 Mark. 5

Piet Tommissen: Schmittiana V, Duncker und Humblot, Berlin 1996, Gregor Brand:

Carl Schmitt und seine Herkunft, S. 225-298. Siehe auch Piet Tommissen: Neue Bausteine zu einer wissenschaftlichen Biographie Carl Schmitts, S. 151-223.

Einführung

15

namens Ernst (1880-1919). Die junge Frau Schmitt erkrankte 1882 und starb in diesem Jahr nach längerem Leiden. Die zweite Frau des Johann Schmitt, Louise geb. Steinlein (1863-1943), kam gleich ihm aus der Eifel. Die Tätigkeit ihres Vaters Franz Josef Anton Steinlein (1833-1911) als Zollbeamter in ElsaßLothringen brachte es mit sich, daß sie dort einen Teil ihrer Jugend verlebte. Häufiger scheint sie aber in Hontheim in der Eifel bei ihrem Onkel Nikolaus Steinlein (1821-1894), gewesen zu sein, der dort von 1864 bis 1892 Pfarrer war und dafür sorgte, daß seine Nichte im Internat Stenay im französischen Département Meuse bei den Schwestern des Hl. Karolus Borromäus eine streng katholische Erziehung genoß, die ausschließlich in französischer Sprache erfolgte. Als kleines Kind hatte sie schon ein paar Jahre mit ihren Eltern in Paris verbracht, und dieser frühe Kontakt mit dem Französischen zum einen und zum anderen die Aufenthalte in Stenay und im zweisprachigen Elsaß, ließen ihr die französische Sprache zur zweiten Muttersprache werden. Johann Schmitt lernte sie in dem Eifeldorf Hontheim kennen, als er 1864 an einem Stenografentag in Koblenz teilnahm und die Gelegenheit zu einem Besuch einer Verwandten nutzte. Nach der Vermählung im September 1887 wurde Carl Schmitt im Dreikaiserjahr 1888 geboren. Seine Geburt soll sofort im Gabeisberger Stenografenverein zu Plettenberg mit einem Ständchen gefeiert worden sein. Johann Schmitt gehörte 1884 zu den Gründern des Vereins und hielt selber gutbesuchte Steno-Kurse ab. Kein Wunder, daß der Sohn eher in Kurzschrift als in Langschrift schreiben konnte. In der zweiten Ehe des Johann Schmitt schenkte seine Frau drei weiteren Kindern das Leben; der ältesten Tochter Auguste (1891-1992), meistens Ussi genannt, dem zweiten Sohn Joseph (1893-1970) meistens Jup genannt, und der jüngsten Tochter Anna Margarethe (1902-1954). Im Sommer 1901 stellten die Arbeitgeber Graewe und Kaiser der größer gewordenen Familie Schmitt die Hälfte eines Doppelhauses in Eiringhausen in unmittelbarer Fabriknähe zur Verfügung. So verließen die Schmitts den vorwiegend ländlich geprägten Bezirk zwischen der Bahn und der Stadt, von dessen ursprünglicher Beschaffenheit heute nur noch Namen wie »Auf der Weide« und »Auf dem Ohl« künden. Aber bereits in Carl Schmitts früher Jugend entstanden auch hier vereinzelt Industrieunternehmen: Ein Drahtwerk, ein Sägewerk und ein Schmiedebetrieb mit einem Hammerteich für die Nutzung der Wasserkraft. Schließlich führte der Schienenstrang einer Schmalspurbahn direkt an seiner Haustür vorbei, auf dem ein bimmelndes und schnaubendes Dampfroß die Waggons für den Personen-und Güterverkehr zwischen Bahnhof und Stadt bewegte. »Auf der Weide« und »Auf dem Ohl« wurden Haltestationen. »Auf dem Ohl«, nahe

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Einführung

bei Carl Schmitts Geburtshaus, war das Wirtshaus Schulte, in dem der Vermieter Budde ausdauernd verkehrte. Es war eine überschaubare Nachbarschaft mit allerhand Kommunikationsmöglichkeiten, in der sich die bescheidenen Neuigkeiten schnell herumsprachen, die Carl Schmitt, mit ironischem Anstrich versehen, seiner Schwester mitteilte. Die Kunde kam aus einem kleinen Bezirk, in dem noch das Vieh zwischen Häusern und Fabriken weidete, wo Landwirte, Viehhändler, Sägewerksbesitzer, Handwerker, Arbeiter und Angestellte, Einheimische und Zugezogene bunt gemischt waren, und sich für die Kinder die Konfessionsfrage in der Form stellte, ob sie zum Geburtstag oder zum Namenstag eingeladen wurden. Nach dem Tod seines Vaters in Bausendorf fühlte sich Johann Schmitt als ältestes von neun Kindern offensichtlich verantwortlich für die jüngeren Geschwister. Er holte den jüngsten Bruder Peter (1865-1906) nach Plettenberg und besorgte ihm Arbeit bei Graewe & Kaiser und später Wohnung für ihn und seine Familie in der anderen Hälfte des erwähnten Doppelhauses. Dem Bruder folgte die jüngste Schwester, die den »auf der Weide« wohnenden Dachdecker Kirchhoff heiratete. Damit lebten drei der Geschwister mit ihren Familien in Plettenberg und außerdem der Sohn Ernst aus erster Ehe, der 1906 heiratete und in der Nachbarschaft blieb. Johann Schmitt war in Plettenberg ein geschätzter und beliebter Mann. Er engagierte sich privat nicht nur im Gabelsberger Stenografenverein, sondern auch sehr aktiv in der katholischen Gemeinde, wo er zum Kirchenvorstand gehörte und sich um die Kirchensteuer kümmerte. Dafür bedankte sich der katholische Pfarrer Fischer, indem er dem Volksschüler Carl Schmitt Lateinunterricht erteilte. In der Firma Graewe & Kaiser wurde Johann Schmitt über seine Tätigkeit als Buchhalter hinaus mit wichtigen Aufgaben betraut, wobei es sich hauptsächlich um Finanzangelegenheiten und um die Anwerbung von Fachkräften gehandelt hat. So erklären sich seine Geschäftsreisen, die er, wenn möglich, für Besuche der Verwandtschaft in der Eifel nutzte. Von seinen Kollegen wurde er hochgeachtet wegen seiner Kenntnisse und seiner Hilfsbereitschaft. Mein eigener Vater, Ernst Ferdinand Hüsmert, ist u. a. Lehrling in seiner Abteilung gewesen. Er hat mir erzählt, daß Johann Schmitt der fähigste Angestellte in der Firma gewesen sei, der von jedermann um Rat gefragt wurde und gerne half, der aber als Katholik keine Chance hatte, Prokurist zu werden. Wenn man auch den Herren Graewe und Kaiser eine durchaus liberale Gesinnung nicht absprechen kann, einer davon, Wilhelm Graewe, war aktiver Freimaurer, so steckten doch Reminiszenzen des bismarckschen Kulturkampfs unausrottbar

Einführung

17

in den Gehirnen. Was die Bekanntschaft meines Vaters mit Johann Schmitt anbelangt, scheint mir ein anderer Hinweis wichtig zu sein. Johann Schmitt hatte eine Vorliebe für veraltete Formen der Anrede. Seine Post an meinen Vater war an »Seine Hochwohlgeboren« gerichtet. Auch Esq. ist mir von daher bekannt. 6 Bei meiner Schwester und mir wurde solche Titulierung daraufhin zur Marotte. Ahnlich ist es, wie die Post von Carl Schmitt an seine Schwester zeigt, den Kindern des Johann Schmitt anscheinend auch gegangen. Die treibende Kraft für eine gehobene Bildung ihrer Kinder war die Mutter. Sie setzte ihren ganzen Ehrgeiz dafür ein, ihren Kindern Französisch und Klavierspielen beizubringen. Wer aus den Briefen ihres Sohnes den Erfolg dieses Bemühens abliest, muß dieser Frau größte Hochachtung bezeugen. Allerdings ging ihr großer Wunsch, daß ihr ältester Sohn Karl (so die Schreibweise in der Geburtsurkunde) der nach dem von ihr verehrten Hl. Karolus Borromäus so benannt war, katholischer Geistlicher wurde,nicht in Erfüllung. Carl Schmitt ging sechs Jahre lang zur katholischen Volksschule in der Stadt Plettenberg. Hier stand auch die katholische Kirche, in der er Messdiener war. Auch das weltliche Regiment war in der Stadt zu Hause. Für den Knaben bestand es in dem einzigen Plettenberger Polizisten namens Pohle, einem preußischen Beamten, der alles zu sagen haben wollte, aber als einziger nicht immer überall sein konnte, was ihn zur Zielscheibe derben Spottes machte.

Attendorn und Arnsberg Nach sechs Jahren Volksschule wurde Carl Schmitt auf Empfehlung des Pfarrers Fischer in die Quarta des staatlichen Gymnasiums der Nachbarstadt Attendorn aufgenommen. In Plettenberg gab es seiner Zeit noch kein Gymnasium für Knaben, während Mädchen bereits ab 1896 ein Lyzeum bis zur »Mittleren Reife« besuchen konnten. 7 Die breite katholische Basis Attendorns war für die Wahl des Schulortes ausschlaggebend. Hier bestand für den Schüler auch die Möglichkeit, in einem katholischen Konvikt zu wohnen.

6

Esq. = Esquire, ab 19. Jahrhundert in der Briefanschrift auch unter Nichtadeligen üblich,

ohne M. und dem Namen nachgestellt. 7

Märkischer Kreis: Plettenberg, Beiträge zur Heimat- und Landeskunde 1994, S. 40-42,

Hans Adolf Pühl: Die Entwicklung des Plettenberger Schulwesens.

18

Einfuhrung

Attendorn liegt nur ca. fünfzehn Kilometer von Plettenberg entfernt, doch mit der Bahn war die Strecke umständlich und doppelt so lang. An den Wochenenden und zu den Ferien machte sich deshalb der junge Carl Schmitt oft zu Fuß auf den Weg nach Hause und wieder zurück. Im Gegensatz zu den konservativ katholischen Bürgern Attendorns war die Lehrerschaft des preußischstaatlichen Gymnasiums fortschrittlich liberal, teilweise sogar freidenkerisch geprägt. 8 Von daher bekam der hochbegabte Schüler Carl Schmitt, der die Schule mit Bravour absolvierte, seine Probleme im streng katholischen Konvikt. Als man ein Jahr vor Beendigung seiner Gymnasialzeit unter seinen Büchern das indizierte »Leben Jesu« von David Friedrich Strauß fand, gab das den Ausschlag, ihn des Konvikts zu verweisen. Seine Eltern nahmen es gelassen hin. Er selber war froh, wieder in den Schoß der Familie zurückzukehren. Für den Schulweg nahm er die Bahn in Anspruch. Täglich auf der Bahn, verschickte er Eisenbahn-Rotten-Grüße oder bezeichnete sich selbst als Eisenbähnler. Indem er sich »der beese Mann aus Plettenberg« nannte, nahm er selbstironisch Bezug auf den Hinauswurf aus dem Konvikt. Der Ursache dieser Maßnahme, dem Werk des David Friedrich Strauß, blieb er indessen gewogen, denn aus dem viersprachigen Brief vom 01.10.06 läßt sich schließen, daß er dessen Huttenbiographie gelesen und sich mit den »Epistolae Obcurorum Virorum« (Dunkelmännerbriefen) befaßt hat. Auch als späterer Mitverfasser der »Schattenrisse« verwendete er den Namen eines Skribenten daraus als gemeinsames Pseudonym »Negelinus«. 9 In jenen Tagen verließ Carl Schmitts Schulfreund Franz Kluxen das Gymnasium und Attendorn. 1 0 Das Verschwinden seines Busenfreundes hat dazu beigetragen, daß der Schüler Schmitt leichten Herzens aus Attendorn schied. Kluxen war Münsteraner und entstammte einer gescheiterten Ehe seines reichen Vaters. An Intelligenz standen die beiden Freunde einander kaum nach, doch brachte Kluxen von Haus aus ein solides Wissen über die Kunst des 19. Jahrhunderts mit, von dem der andere dankbar profitierte. Vom Wesen her waren beide recht verschieden. Während Carl Schmitt sich mit Rücksicht auf die bescheidenen Verhältnisse seines Elternhauses angepaßt verhielt, neigte 8

Wie F N 4, S. 89.

9

EPISTOLAE O B S C U R O R U M VIRORUM; Coloniae Agrippinae, 1514, Neudruck

der Ausgabe Heidelberg 1924, Scientia Verlag Aalen 1978. EOV, Band I, Brief 18, S. 34-36: Magister Petrus Negelinus salutem dicit magistro Ortvino Gratio, Band II, Brief 58, S. 186: Magister Langschneyder et magister Negelin et magister Kachelofen et magister Arnoldus Wustenfelt et doctor Ochsenfart mittunt vos salutare. 10 Piet Tommissen, wie F N 3, S. 49-51 über Franz Kluxen.

Einfuhrung

19

der unabhängige Kluxen zu Streichen und Widerspruch, was ihm Tadel und Karzer einbrachte. Unbeschadet dessen, oder gerade deshalb, hielt ihre Freundschaft über die Trennung hinaus und erneuerte sich beim gemeinsamen Studium in Straßburg. Carl Schmitts Schwester Auguste blieb bis zu ihrem 15. Lebensjahr im Elternhaus. Für sie gab es in Plettenberg die Möglichkeit, bis zur »Mittleren Reife« zum Lyzeum zu gehen. Anschließend besuchte sie die weiterführende Klosterschule bei den »Armen Schulschwestern« in Arnsberg, um die Voraussetzung für den Besuch eines Lehrerseminars zu erwerben. Mit dem Verlassen ihres Elternhauses beginnt der Briefwechsel mit dem älteren Bruder. Die Situation der beiden ist leicht nachvollziehbar. Der Altere, der schon seit einigen Jahren Praxis im Alleinsein hatte, versucht die kleine Schwester scherzend über ihr Heimweh hinwegzutrösten. Und an dieser Situation ändert sich trotz veränderter Örtlichkeiten und Gegebenheiten im Grunde bis 1913 garnichts. Arnsberg steht für den Anfang. Es ist die Hauptstadt des Regierungsbezirks, zu dem Plettenberg gehört und liegt mehr als dreißig Kilometer entfernt davon an der Ruhr. Dazwischen das Auf und Ab der Berge an Lenne und Ruhr. Für Auguste Schmitt war es weit weit weg von zu Hause. Gott sei Dank besuchte ihre Cousine Johanna dieselbe Schule.

Berlin, Saarburg, Bussingen,

Straßburg

Eine verstreute Verwandtschaft in Berlin und am Oberrhein lenkte Carl Schmitt zu seinen Universtäten Berlin und Straßburg. Dazwischen lag ein Semester in München, das aber ohne Belang für die Briefe an seine Schwester gewesen zu sein scheint, es sei denn, daß er in München seinen Freund Eduard Rosenbaum (1887-1979) kennenlernte, der in den späteren Briefen eine tragende Rolle spielt. Rosenbaum studierte Rechts- und Staatswissenschaften in München, Berlin, Stuttgart, Kiel und Bern und promovierte 1911 in Kiel." Carl Schmitt begann sein Jura-Studium 1907 in Berlin. Er wohnte dort bei Geschwistern seines Vaters, bei dem Bruder Philipp, der in Berlin-Lichtenberg eine Druckerei betrieb, und der Tante Mieze (Mariechen), die dem Onkel den Haushalt führte. 12 Die Semesterferien nach dem ersten Semester in Berlin ver11 Piet Tommissen, wie F N 3, S. 51-53 über Eduard Rosenbaum. 12 Piet Tommissen: Schmittiana 1 in ECLECTICA, 17de Jaargang, Nr. 71-72, E C C O N O M I S C H E H O G E S C H O O L SINT-ALYSIUS, Brüssel, 1988, S. 11-21, Carl Schmitt: 1907 Berlin.

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Einführung

brachte er bei dem jüngeren Bruder seiner Mutter, dem Onkel André Steinlein, der in Bussingen in Lothringen mit seiner Frau Magarethe und dem einzigen Sohn André ein vornehmes und luxuriöses Haus führte, die »Villa Fontaine«. André Steinlein war durch Bodenspekulationen ein schwerreicher Mann geworden. Mit seiner Schwester Louise und ihrer Familie in Plettenberg pflegte er beste Kontakte. Zu sechs jüngeren Geschwistern scheinen weniger intensive Verbindungen bestanden zu haben. In Carl Schmitts Briefen wird aber der Großvater Steinlein, der verwitwet in der Nähe von Bussingen wohnte, liebevoll erwähnt. Zum Wintersemester 1907/1908 kehrte er nach Berlin zurück. Seine Schwester Auguste hatte inzwischen die Oberschule bei den »Armen Schulschwestern« in Arnsberg erfolgreich beendet und kam ebenfalls nach BerlinLichtenberg zum Onkel Philipp und zur Tante Mieze, um hier während ihres Studiums auf dem Lehrerseminar der Ursulinerinnen zu wohnen. Die gemeinsame Wohnung in Berlin machte weitere Korrespondenz überflüssig. Erst als Carl Schmitt das Sommersemester 1908 in München hinter sich gebracht hatte und nach kurzem Zwischenaufenthalt in Plettenberg wieder die Ferien bei seinem Onkel André in Lothringen verbrachte, ging der Briefwechsel weiter. Von Bussingen aus besuchte Carl Schmitt vom 28.10. bis zum 02.11.08 seine Tante Katharina in Saarburg in Lothringen, genannt Kathchen, einer Schwester seiner Mutter, die dort den Hotel- und Brauereibesitzer Jakob Soissong geheiratet hatte. Auch hier gab es einen Vetter André, das einzige Kind der beiden. Carl Schmitt verstand sich mit der Schwester und dem Schwager seiner Mutter ausgezeichnet. Der Onkel braute ein Bier, dessen Qualität Carl Schmitt nicht genug loben konnte. Die Tante spielte Klavier und besuchte gern das Theater. Besonders war sie von der Leichten Muse angetan und diesbezüglich galt ihre Liebe dem Komponisten Leo Fall. Bei ihren Theaterbesuchen in Straßburg traf sie regelmäßig mit ihrem Neffen Carl zusammen, der nach dem Besuch in Saarburg über Bussingen zur Fortsetzung seines Studiums nach Straßburg gefahren war. Nach dem Ende des Wintersemesters 1908/1909 machte er seinen nächsten Besuch in Saarburg. Während Carl Schmitts zweiten Straßburger Semesters kam der Briefwechsel wieder ins Stocken. Die Ursache scheint eine gewisse Bockigkeit der Schwester gewesen zu sein, der die Eltern einen Ferienaufenthalt in Saarburg zunächst verweigerten und der U m stand, daß ihr seitens ihres Vetters und ihres Bruders, als tröstliche Worte nichts fruchteten, obendrein noch bitterer Spott zuteil wurde. Auch in Berlin hatte es eine Verstimmung gegeben. Auguste Schmitt war bei ihren Verwandten ausgezogen und wohnte nun im Pensionat der Ursulinerinnen.

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Erst zum Jahreswechsel 1909/1910 kamen die Verhältnisse wieder ins Lot. Im Brief vom 1. Januar 1910, der von Carl Schmitt auf den 1. Januar 1648 v. Chr. zurückdatiert wurde, erfuhr die Schwester Neueres und Lustiges aus Straßburg. Franz Kluxen, der Freund aus Attendorner Tagen, studierte hier und ein neuer Freund, namens Fritz Eisler, war hinzugekommen. Schmitt und Eisler promovierten beide bei dem Strafrechtslehrer Fritz van Calker (1864-1957). In den Ferien hatten die drei eine von Carl Schmitt erfundene Theaterfigur ausprobiert. Die hieß »Schnecke« und war jemand mit einem Wasserkopf und einem hohlen Zahn; wenn er Durst hat, saugt er einfach daran. Diese DADA-Figur wurde in den folgenden Jahren zur zentralen Gestalt eines Fortsetzungsromans, der unter den Freunden reihum ging und abwechselnd weitergeschrieben wurde. Eduard Rosenbaum Schloß sich als Vierter dem Bund der Schnecke-Autoren an. Leider ist das Manuskript verlorengegangen. Es dürfte das erste Zeugnis absurder Zeitkritik in deutscher Sprache gewesen sein, früher als Hugo Balls DADA-Roman »Tenderenda«, der 1914 begonnen wurde. Nur spärliche Uberreste von »Schnecke« blieben in den Briefen von Carl Schmitt an seine Schwester erhalten.

Lobberich, Mönchengladbach,

Düsseldorf

Nach seinem Staatsexamen im Fühjahr 1910 fahr Carl Schmitt, vermutlich via Bussingen, zu seinen Eltern nach Plettenberg. Im Sommer begann er seine Tätigkeit als Referendar im Bezirk des Oberlandesgerichtes Düsseldorf und zwar bei den Amtsgerichten Lobberich (heute Nettetal), Wegberg und Mönchengladbach. Im Rahmen dieser Tätigkeit lernte er den Fabrikanten Arthur Lamberts aus Mönchengladbach kennen, der großen Gefallen an dem begabten jungen Rechtsreferendar fand und die Finanzierung der Druckkosten seiner Dissertation »Uber Schuld und Schuldarten« absicherte. 13 Lamberts ebnete ihm wohl auch den Weg in die gute Gesellschaft Mönchengladbachs. Seinen Wohnsitz nahm Carl Schmitt, der inzwischen den Doktortitel führte, ab 1911 in Düsseldorf, wo er bei der Staatsanwaltschaft stationiert war. Im Herbst machte er wieder mal Urlaub in Elsaß-Lothringen, war vorübergehend in Plettenberg anläßlich der Silberhochzeit seiner Eltern und wechselte aus dem preußischen Justizdienst in die Kanzlei des Justizrats Hugo Lamberts,

13 Ingeborg Villinger: Die Verortung des Politischen — Carl Schmitt in Plettenberg. Herausgeg. von der Stadt Plettenberg, 1990, S. 9 über Lamberts.

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dem Bruder seines Gönners Arthur Lamberts. Dieser Rechtsanwalt und Justizrat Lamberts hatte offenbar mit seinem Bruder, was Generosität anbelangt, nur den Nachnamen gemeinsam. Daß Carl Schmitt dort völlig ohne Entgelt schaffen mußte und gezwungen war, sich Geld für seinen Lebensunterhalt zu leihen, hatte er sicher nicht erwartet, denn so leichtfertig, angesichts leerer Taschen seiner Schwester einen Besuch in Portugal zuzusagen, ist Carl Schmitt gewiß nicht gewesen. So sitzt er ab Oktober 1912 in bitterer Armut auf seinem Zimmerchen in Mönchengladbach, fühlt sich ausgebeutet und beklagt sein Los in den ergreifendsten Briefen an seine Schwester. Aus dieser mißlichen Lage erlöste ihn der Reichstagsabgeordnete der Zentrumspartei, Geheimrat am Zehnhoff, der ihn Mitte 1913 in seiner Kanzlei einstellte und großzügig entlohnte.

Portugal Für Auguste Schmitt, die im Frühjahr 1911 das Lehrerexamen bestanden hatte und sich nicht entschließen konnte, eine Stelle als Volksschullehrerin anzunehmen, war die Alternative, vorübergehend Privatlehrerin in Portugal zu sein, kein leichter Entschluß. Portugal war seit 1910 Republik, die dritte der ganzen Welt. 1908 waren der König und der Thronfolger ermordet worden, und zwei Jahre später wurde der Nachfolger auf dem Thron abgesetzt. In einer angespannten Wirtschaftslage löste eine sozialistische Regierung die andere ab, und ständig bestand die Gefahr einer Gegenrevolution. Carl Schmitts Ratschläge an seine Schwester, vorsichtig zu sein und sich nur nicht einzumischen, sind mehr als verständlich. Dabei erinnerten sich beide der vom Vater erlernten Kurzschrift und benutzten diese als Geheimschrift, in dem sie die damals konkurrierenden stenografischen Schreibweisen nach Gabelsberg und StolzeSchrey miteinander mischten. Aber die politische Gefahr war nicht der alleinige Grund dafür, vielmehr spielte das Geheimnis um einen galanten, anscheinend sehr reichen, jungen Portugiesen, der Auguste Schmitt Avancen machte, eine weit wichtigere Rolle. Eine ganz andere Seite des politischen Sonderstatus Portugals, für die es allerdings keiner Stenografie bedurfte, war das Interesse der Philatelisten an portugiesischen Briefmarken mit der zusätzlichen Stempelung »Republic«. Der zweijährige Aufenthalt der Schwester verlief ungefährdeter als anfangs zu befürchten war. Das eigentliche Problem war ihr Heimweh. Daher gerieten die Briefe des Bruders aus Deutschland zu permanenten Trostarien. Das Ende des Gastspiels bedingt dann auch kein politisches Ereignis, sondern ein Schick-

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salsschlag in der Familie des hochgestellten und begüterten Dr. Fereira de Lomos in Santo Tyrso in der Provinz Oporto, über den uns Näheres nicht bekannt wird.

Carl Schmitts Dichterfreunde

Theodor Däubler und Wilhelm Schäfer

Carl Schmitt lernte den aus Triest stammenden expressionistischen Lyriker Theodor Däubler (1876-1932) durch seine Freunde Kluxen und Eisler kennen. Zu einem ersten persönlichen Treffen kam es Anfang 1912 in Düsseldorf. Von Däubler lag damals sein umfangreiches kosmisches Epos »Das Nordlicht« in drei Bänden mit Versen von einer bis dato nie gehörten Klangfülle vor, die auf seinen Reisen vorwiegend in Italien, Deutschland und Griechenland entstanden waren. 14 Uberwältigt von diesem großartigen Werk erklärte ihn Carl Schmitt zum größten Dichter seiner Zeit. Es macht wenig Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen, ob diese Dichterkrönung berechtigt war, oder ob Carl Schmitt am Ende doch Recht behalten könnte, entscheidend für sein eigenes Selbstwertgefühl war, daß er damit einen Anspruch anmeldet, selber zu den Auserwählten zu gehören, er, der arme Schlucker, genau wie der mittellose Däubler in seinem verschlissenen Kostüm. So wanderten beide im Sommer 1912 durch die Rheinlande. Während sich Carl Schmitt voll in den Dienst Theodor Däublers stellte, scheint es bei seiner Freundschaft mit Wilhelm Schäfer umgekehrt gewesen zu sein. Wilhelm Schäfer (1868-1952), also zwanzig Jahre älter als Carl Schmitt, hochgeachtet als Autor formvollendeter Anekdoten und befreundet mit bekannten Dichtern wie Dehmel und Scheerbart, hat vorübergehend durch seine verlegerischen Möglichkeiten und seine Kontakte den jüngeren Freund gefördert. Er gab ihm die Chance, in der von ihm herausgegebenen Kulturzeitschrift »Die Rheinlande« der Jahrgänge 1911, 1912 und 1913 literarische Beiträge zu veröffentlichen. Außerdem ermöglichte er ihm eine Korrespondenz mit dem dem Regierungsrat Walther Rathenau in Berlin, aus der sich Carl Schmitts Rezension von Rathenaus Buch »Kritik der Zeit« ableitet, die 1912 in »Die Rheinlande« erschien. 15 Von den Beiträgen der Jahre 1911-1913 14 Theodor Däubler: Das Nordlicht, »Florentiner Ausgabe« in 3 Bänden, München und Leipzig bei Georg Müller M C M X . »Genfer Ausgabe« in 2 Bänden, Insel-Verlag, Leipzig 1921. 15

Die Rheinlande, Zeitschrift, Düsseldorf 1900-1922. Über Rathenau: Kritik der Zeit,

im Jahrg. 22, 1912, S. 323-324. Darin kommt C.S. zu dem Negativurteil: »Das bleibt das

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waren »Drei Tischgespräche« (1911) und das Märchen »Der Spiegel« (1912) den Briefen an die Schwester beigefügt 16 und sind damit Bestandteil derselben geworden. (Siehe Anhang)

Carl Schmitts Freundeskreis:

Eisler, Kluxen,

Rosenbaum

Der gemeinsame Roman von »Schnecke« war eines der verbindenden Elemente unter den Freunden, die alle Juristen waren und sich mit Ausnahme von Kluxen von der Resonanz ihrer Dissertationen her eine wissenschaftliche Laufbahn vorstellen konnten. Kluxen war demgegenüber die Leitung des väterlichen Geschäfts vorausbestimmt, doch ist sein Einfluß im Freundeskreis wegen seines Engagements für moderne Kunst, mit der er einen schwunghaften Handel trieb, nicht zu unterschätzen. Auffällig ist, daß die Einzelnen immer wieder Carl Schmitt besuchen, was damit zu tun hat, daß er wegen seiner knappen Gelder unter ihnen der Unbeweglichste war, was aber auch für seine Dominanz unter ihnen spricht. Es ist ausgesprochen rührend zu sehen, wie Carl Schmitt die Freunde für die Tröstungen seiner fernen Schwester einspannt. Besonders Eduard Rosenbaum gibt dabei mit seinen Briefen aus »Bullgarien« sein Bestes. Eisler ist stets in den »Schattenrissen« präsent, die Carl Schmitt mit ihm gemeinsam verfaßte und deren Erscheinen im Selbstverlag durch die Beziehungen von Eislers Vater zum Druckgewerbe 1913 ermöglicht wurde. Auguste Schmitt zählte zu den

Wesentliche des mechanischen Zeitalters, daß es seelenlos ist. Und diese Kritik fuhrt es aus, daß uns die Seele fehlt. Damit ist jedoch die von Rathenau ausdrücklich verleugnete Abhängigkeit seiner Darstellung der Zeit von ihrer Kritik erwiesen, denn die Bestimmung als seelenlos ist negativ und bekommt ihren Inhalt erst durch die Fundamentalvorstellung der Kritik: die Seele. Die Folge dieses Widerspruchs ist die, daß die Darstellung der Zeit, die von einer großartigen Eleganz und einer erstaunlichen Spannweite des Horizonts ist, trotzdem ihr Schwergewicht außer sich selbst hat und die Eindrucksfülle etwa einer taciteischen Beschreibung verliert. Und vieles Ergreifende, das über die Seelenlosigkeit und die Sehnsucht unserer Zeit gesagt ist, erscheint nicht als Kritik, sondern als Klage.« 16 Bei den übrigen in »Die Rheinlande« veröffentlichten Beiträgen handelt es sich um: Carl Schmitt: Der Adressat, 21. Band 1911, S. 429-430. Über Hans Vaihinger: »Die Philosophie des Als-Ob«. Siehe auch F N 65 der Briefschaften. Carl Schmitt: Don Quijote und das Publikum, 22. Band, 1912, S. 348-350. Carl Schmitt: Die Philosophie und ihre Resultate, 23. Band, 1913, S. 34-36, eine Auseinandersetzung mit Fritz Mauthner (Wörterbuch der Philosophie).

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ersten Lesern. Ihr wurden besonders die Satiren »Gottfried von Bouillon« und »Pipin der Kleine« anempfohlen, bei denen in ersterer das parodierte Schreiben des jüdischen Advokaten Ewald Oskar Kohn an Gottfried von Bouillon ein Meisterstück Eislers ist, während letztere ganz den Geist Carl Schmitts atmet, der den witzigen Anfang dieser Satire mit dem Namen seiner Schwester beginnen läßt. Beide Satiren sollen und dürfen deshalb dem Leser nicht vorenthalten werden, so wenig wie das undankbar anmutende Kapitel Wilhelm Schäfer. (Siehe Anhang)

Carl Schmitts wissenschaftliche Schriften

1910-1913

Carl Schmitt hat seiner Schwester den wissenschaftlichen Inhalt seiner juristischen Veröffentlichungen nicht zugemutet. Er erspart ihr sogar zunächst die Titel. Dennoch können die gerafften Inhaltsangaben seiner jeweiligen Vorworte dem Verständnis seiner Briefe unter Umständen dienlich sein. Abgesehen von kleineren Aufsätzen 17 , die auch in den Briefen garnicht erwähnt worden sind, handelt es sich dabei um folgende Schriften: 1. Uber Schuld und Schuldarten. Eine terminologische Untersuchung. Geschrieben 1908/09, Diss. 1910, Schletter'sche Buchhandlung, Breslau. »Der Zweck dieser Abhandlung ist, zu untersuchen, in welchem Verhältniß die Begriffe Vorsatz und Fahrlässigkeit zu dem Begriffe der Schuld im Sinne des geltenden Strafrechtes stehen, und mit welcher Berechtigung dementsprechend in den einzelnen Systemen des Strafrechts Vorsatz und Fahrlässigkeit als »Schuldarten« bezeichnet werden.« 2. Gesetz und Urteil. Eine Untersuchung zum Problem der Rechtspraxis, Geschrieben 1910/11, erschienen 1912, Verlag Otto Liebermann, Berlin, 2. unveränderte Auflage 1969, H . Beck'sche Verlagsbuchhandlung, München.

17 Bei den sonstigen zwischen 1910 und 1911 veröffentlichten Aufsätzen handelt es sich um: Carl Schmitt: Die Tatbestandsmäßigkeit und Rechtswidrigkeit des kunstgerechten operativen Eingriffs, in »Zeitschrift für die gesamte Strafrechtswissenschaft«, 31. Band, 1910, S. 467-478. Carl Schmitt: Der Wahnmonolog und eine Philosophie des Als-Ob, in »Bayreuther Blätter«, 1912, Juniheft. Siehe auch F N 66 der Briefschaften. Carl Schmitt: Schopenhauers Rechtsphilosophie außerhalb seines philosophischen Systems in »Monatsschrift für Kriminalpsychologie und Strafrechtsreform«, 10. Jahrg., Heft 1 (April), S. 27-31. Carl Schmitt: Juristische Fiktionen (über Vaihinger und die Philosophie des Als-Ob), in »Deutsche Juristenzeitung«, 18. Jahrg., Heft 1, 1913, Spalten 804-806.

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»Die vorliegende Abhandlung stellt sich die Frage, wann eine in der Rechtspraxis ergangene Entscheidung richtig ist, und beantwortet sie dahin, daß die Rechtspraxis selbst darüber entscheide. »In Anbetracht dessen, ... daß endlich ein der Rechtspraxis autochthones Kriterium gefunden werden muß, wird folgende Formel nicht mehr als paradox oder herausfordernd erscheinen: Eine richterliche Entscheidung ist heute dann richtig, wenn anzunehmen ist, daß ein anderer Richter ebenso entschieden hätte. Ein anderer Richter bedeutet hier den empirischen Typus des modernen rechtsgelehrten Juristen«. 3. Der Wert des Staates und die Bedeutung des Einzelnen.

Geschrieben

1912/13, erschienen 1914, J.C.B. M o h r (Paul Siebeck), Tübingen; Nachdruck als Habil.-Schrift, Hellerau 1917. »Die ... Art der Beurteiler, denen an jedem wissenschaftlichen Buche nur das Resultat auffällt, wird an dem vorliegenden Buch interessieren, daß es den Sinn des Staates ausschließlich in der Aufgabe findet, Recht in der Welt zu verwirklichen, wodurch der Staat zum Mittelpunkt in der Reihe: Recht, Staat und Individuum wird. Das Recht, als reine, wertende, aus Tatsachen nicht zu rechtfertigende Norm, stellt logisch das erste Glied dieser Reihe dar; der Staat vollstreckt die Verbindung dieser Gedankenwelt mit der Welt realer empirischer Erscheinungen und repräsentiert das einzige Subjekt des Rechtsethos; das Individuum aber, als empirisches Einzelwesen, verschwindet, um vom Recht und dem Staat, als der Aufgabe, Recht zu verwirklichen, erfaßt zu werden und selbst seinen Sinn in einer Aufgabe und seinen Wert in dieser abgeschlossenen Welt nach ihren eigenen N o r m e n zu empfangen ...« Den Zeitgenossen des Verfassers fiel an diesen Büchern neben der Klarheit und der Begrifflichkeit ihrer Diktion besonders die interdisziplinäre Behandlung der jeweiligen T h e m e n auf. Während die Briefe an seine Schwester einen umfassenden Eindruck seiner vielseitigen musischen Interessen geben, zeugt die über den juristischen Fachbereich hinausgehende Heranziehung herkömmlicher und neuester Literatur von dem erstaunlichen Maße, in dem Carl Schmitt in anderen Wissenschaften zu Hause war. Bereits in seiner Dissertation über »Schuld und Schuldarten« zitierte er Schopenhauer; im nächsten Buch »Gesetz und Urteil« waren es die Philosophen Aristoteles, Hegel und Vaihinger, der Staatsphilosoph Montesquieu und der Sprachphilosoph Mauthner, der Soziologe Max Weber, der Psychologe Freud und der kommunistische Politiker Lasalle; und im »Wert des Staates ...« erweiterte sich das Spektrum um die evangelischen Theologen Harnack und den evangelischen Kirchenrechtler Sohm. Bezeichnend für seinen Universalismus ist der Umstand, daß er

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zur Unterstützung seiner rechtsphilosophischen Thesen sogar lyrische Aussagen seines Dichterfreundes Theodor Däubler verwendete. Diesen Eindruck bestätigt ein Blick in ein erhalten gebliebenes Tagebuch Carl Schmitts, das vom 6. Oktober bis zum 29. Dezember 1912 reicht und fast ausschließlich in der heute vergessenen Gabelsberger Stenografie geschrieben wurde. 18 Neben Däubler und Schäfer kommen darin die zeitgenössischen Dichter August Strindberg, Gerhard Hauptmann und Thomas Mann zum Zuge. An Philosophen werden außer den in seinen Fachbüchern genannten Großen noch Kant und Nietzsche betrachtet. Besonders auffällig ist die häufige Nennung des Psychologen Otto Weininger, dessen damals aufsehenerregendes Buch »Geschlecht und Charakter«, das 1913 in der O.Auflage erschien, ihn sinngemäß zu der Aussage veranlaßte, daß das Bild der Frau aus den Träumen der Männer erzeugt wird.

Carl Schmitts »Liaisons Dangereuses«.

Helene

Bernstein,

Pabla von Dorotic Vom Justizrat Hugo Lamberts und dessen Bruder Arthur bei der Hautevolee Mönchengladbachs eingeführt, imponieren Carl Schmitt zwei hochbegabte Konzertpianistinnen, die Zwillingstöchter Helene und Marta des Arztes Moritz Bernstein. Der Vater war im deutsch-französischen Krieg (1870-71), an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm, Offizier geworden. Er heiratete 1886 und verließ die jüdische Glaubensgemeinschaft kurz vor seiner Eheschließung. Mit seiner Frau hatte er fünf Kinder, die alle evangelisch waren. Helene Bernstein war das zweite Kind der Eheleute. 19 Carl Schmitt besuchte regelmäßig die Familie, und Helene und Marta Bernstein waren zu Gast in seinem Elternhaus in Plettenberg. Eine Verlobung mit Helene Bernstein schien sich anzubahnen, aber als den Eltern die Mittellosigkeit Carl Schmitts bekannt wurde, untersagte ihm der Vater weitere Besuche. Das tat zunächst der Liebe keinen Abbruch, doch änderte sich das Verhältnis zwischen beiden, als die Zwillingsschwester aus Eifersucht durchdrehte und sich in Holland in ärztliche Behandlung begeben mußte. Am Ende konnte Carl Schmitt froh sein, die Affaire unbeschadet überstanden zu haben.

18 Carl Schmitt: Tagebuch 1912, Hauptstaatsarchiv Düsseldorf, Bestand R W 265, Nr. 15599. 19 Piet Tommissen. Persönlicher Hinweis aus seinem Privatarchiv.

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Dann erfuhr die Schwester von einem platonischen Verhältnis zu einer spanischen Tänzerin, namens Pabla, die in ganz Europa zu Hause war und unbedingt einen spanischen Schal und einen Stierkämpfermantel benötigte. Spätestens bei den wiederholten Anmahnungen läßt sich der Gedanke an Lola Montez nicht mehr unterdrücken. Eines Tages wird ihm die Tänzerin Pabla gestanden haben, daß sie gar keine Spanierin ist, dafür aber eine Adelige aus Serbien 20 . Das hat Carl Schmitt nicht daran gehindert, sich mit ihr zu verloben und sie später zu heiraten. Bei seinem letzten Brief, den er aus der elterlichen Wohnung in Plettenberg an seine Schwester in Portugal schreibt, sitzen beide verliebt im Schein der Wohnzimmerlampe beieinander, und sie strickt eifrig für ihn Strümpfe; fürwahr eine Idylle, wie sie schöner Hans T h o m a nicht hätte malen können. Aber der Schein trügt, wie so manches zu jener Zeit vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges. Die Braut war eine unverbesserliche Hochstaplerin. Jene ominöse Fee, die Carl Schmitts Wünsche erfüllte, trieb ihr Wesen im Dienst der Nemesis aus Attika, der Tochter der Nacht, die den Menschen das ihnen zukommende Maß an Vergeltung für begangenes Unrecht und für Ubermut zuteilt. 21

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Das Tagebuch von 1912 enthält stenografisch festgehaltene Briefe, die Carl Schmitt an

seine damalige Freundin Pabla gerichtet hat. Da er sie darin »Cari« nannte, genau wie seine spätere Verlobte und erste Ehefrau Pabla v. Dorotic, dürfte der Schluß erlaubt sein, daß es sich bei beiden um ein und dieselbe Person gehandelt hat. Uber den wirklichen Namen von Pabla ν. Dorotic fanden sich keine Hinweise. Vermutlich war sie die Tochter eines Schneiders aus Wien. 21

Piet Tommissen: Schmittiana VI, Duncker & Humblot, Berlin 1998, S. 289-304, Ernst

Hüsmert: Zwei wenig bekannte Seiten von Carl Schmitt. Darin der Sketch »Einer bleibt übrig«, in dem Carl Schmitts Tochter Anima am Abend seines 65. Geburtstags die Hauptrolle der Nemesis spielte.

Abbildungen

H a n s Eisler, H a m b u r g 1914

Franz Kluxen, 1930

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Abbildungen

Die Schüler der Schlafstube II A vor ihrem Konvikt in Attendorn im Winter 1902/1903 In der Mitte Carl Schmitt

Die Schüler der Untertertia des Gymnasiums Attendorn im Frühjahr 1903. In der Mitte der oberen Reihe Carl Schmitt

Abbildungen

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Johann Schmitt (Vater von Carl Schmitt)

Louise Schmitt geb. Steinlein (Mutter von Carl Schmitt) mit der ältesten Tochter Auguste

Vermudich Joseph, der jüngere Bruder von Carl Schmitt

Anna Margarethe, die jüngere Schwester von Carl Schmitt

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Abbildungen

Plettenberg II (Eiringhausen) im Jahr 1890. Im Vordergrund, links der Straße, die Villa Kaiser, dahinter die Schraubenfabrik Graewe & Kaiser. Gegenüber, rechts der Straße, das Hotel Ostermann

P l e t t e n b e r g II

Plettenberg II (Eiringhausen) um 1910. Im Vordergrund, links der Straße, zwischen der Villa Kaiser und dem Firmenkomplex, das Wohnhaus der Familien Johann und Peter Schmitt

Hinter dem Rangierbahnhof der Plettenberger Kleinbahn das Doppelhaus, in dem die Familien Johann und Peter Schmitt seit 1901 wohnten. »Gestern kamen ungefähr 20 Italiener plötzlich mit Koffern und Kasten schwer beladen in unser Haus und fragten, ob hier der Bahnhof wäre.« (Brief vom 0 0 . 0 2 . 0 7 )

Abbildungen

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Auf der Freitreppe der Villa »Beile-Fontaine«. links von u n t e n nach oben: Margarethe Steinlein, M u t t e r von Margarethe Steinlein, Andre Steinlein sen., André Steinlein jun. rechts von u n t e n nach oben: Katharina Soissong, André Soissong, Jacob Soissong, unbekannt (vermutlich Bruder von André Steinlein und Katharina Soissong)

Hochzeitsbild von Jacob Soissong u n d Katharina Steinlein

André Steinlein jun. als Kind

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Abbildungen

Justizrath H u g o Lamberts U n t e r n e h m e r Arthur Lamberts »Lichtblicke sind mir n u r die Besuche bei Lamberts. Beide, besonders der Justizrat sind wahre Teufelskerle . . . . Weiß der Teufel, welche höhere Absicht dahinter steckt, als ich sie kennen lernte; mir ist die ganze Sache ein vollkommenes Rätsel.« (Brief vom 19.02.12)

M a r i n e - I n t e n d a n t u r - R a t Arenth. » . . . seine persönliche Bekanntschaft hat mich von meiner Uberzeugung, ich sei ein Unglücksrabe, befreit.« (Brief vom 10.01.09)

G e h e i m r a t H u g o am Z e h n h o f f (1855-1930). » . . . und in der freien Zeit verleitet mich mein väterlicher Freund, H e r r Reichstagsabgeordneter G e h e i m r a t am Z e h n h o f f zum Wein trinken«. (Brief vom 19.06.13)

Briefe und Karten 1905 bis 1913

1905

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Brief vom 00.09.05 Kuvert

fehlt. ohne Ort, ohne Datum

Liebe Ussi! Nimm mir bitte den Zettel nicht übel! Es ist ja in der Wäsche 2 ! Ich habe heute unheimlich wenig Zeit, es ist schon V2 12! Wir haben einen bandwurmartigen Aufsatz auf. In Plettenberg nichts Neues. Der Papa ist glücklich wieder da. Er wird Dir mehr schreiben. Die Birnen haben wir glücklich alle auf, sie wären sonst verfault, und weil wir grundsätzlich nichts verschenken, so hieß es: gegessen! Und es wurde gegessen! Die natürlichen Folgen kannst Du Dir bei Deinem Scharfsinn ausmalen, das ganze Haus ist in Bewegung, trepp-auf, trepp-ab. Die Mama erzählt zum 87-sten Male »Rosa von Tannenburg«. Es fließen Ströme von Tränen. Ich muß immer mit dem Putzlappen daneben stehen u. aufwischen. Namentlich wenn die Rosa in den Brunnen steigt, furchte ich immer, Joseph kriegte einen Herzschlag, er zerschmilzt in Tränen. Er ist aber jetzt sehr fleißig. Jeden Abend hat er franz. Stunde. Und er übt! Ich warte auf Weihnachten, Du sicher auch. Sei fleißig u. glücklich! Das wünscht Dir Dein Brüderlein fein, das bald mehr schreibt. Grüß mir Johanna! Gute Nacht, Üssi!

1

C.S. wurde 1906 des Konviktes verwiesen. Dieser Brief mit dem Hinweis auf die

Birnenernte muß demnach in den Herbst 1905 datiert werden. Das Datum des nächsten erhaltenen Briefes ist 01.10.05. Weil er darin auf seine Pünktlichkeit verweist, könnte es sein, daß die Geschwister vereinbart hatten, sich am Anfang jedes Monats zu schreiben. 2

C. S. schrieb den Brief in der Wasch- und Badestube des Konvikts, wo er um 23 Uhr 30

noch Licht zum Schreiben hatte.

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1905

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Brief vom Ol. 10.05 Kuvert

An Frl. Auguste Schmitt

Adresse

Kloster der armen Schulschwestern de Notre-Dame Arnsberg Kaiser (König?) straße

Briefmarke

10 Pf. Aufgabestempel: Attendorn Ol. 10., Rest unleserlich.

Absender

C. S.

Eingangsstempel: Arnsberg

C.S.

02.10.05,8-9V. Attendorn, 01.10.05

Liebe Auguste! Du wirst Dich über meine Pünktlichkeit wundern! Ich wundere mich auch selber darüber, aber einem lieben Schwesterchen gegenüber, die man im Jahre nur dreimal zu sehen kriegt, ist man schon nicht so vergeßlich. Du wirst Dich in Arnsberg, einer solchen Stadt der Intelligenz, sicher wieder behaglich eingenistet haben, und an den Honigstangen der Weisheit suckeln, daß Dir der Kopf brennt. Auch Joseph ist sehr fleißig, mit bekanntem Ernste, er soll, wie mir Papa schrieb, Klavier u. Stenographie tüchtig üben. Neulich, gerade als ihr wegwäret, ist ihm eine ganz eigentümliche Geschichte passiert. Er holte nämlich bei Ottos ein Stück Seide, das aber sehr teuer war; als er fragte, warum die Seide so teuer wäre, sagte ihm Herr Otto, es wäre eine Seuche unter den Seidenwürmen ausgebrochen. Damit war Joseph natürlich zufrieden. Am anderen Tage holte er ein Stück Band, das ebenfalls sehr teuer war; er fragte aber nicht weshalb, sondern ging sofort mit dem Band nach Hause. Die Mama fragte ihn, weshalb das Band so teuer wäre, da sagte er, es wäre eine Seuche unter den Bandwürmern ausgebrochen! Ja, er ist noch immer der alte, noch immer der Jup, der mal einen Schuh in der Lenne verloren hat, der Hellmich senior keinen Schnaps holen wollte, der mit Willy Kümmel getauscht hat (Er gab ihm einen Zahn und Willy gab ihm eine Laus). Anna will, wie Du wissen wirst, immer Bilderbücher haben. Der Papa hat schon eins bei Richard Löwenherz bestellt, Zander macht die Bilder bunt und rahmt sie ein und Rudolf Gäbler macht ihm die Pinsel rein. Hier regnet es in Strömen. Ob der H e r r Menke seine Hand im Spiele hat?

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190S

Und jetzt noch eine Nachricht von großer Wichtigkeit: Vorgestern, nachts in der Geisterstunde, 12 Uhr 13 Minuten, hat, unter Blitz und Donner das kranke Huhn ein Windei gelegt! Leb wohl und denke zuweilen an Deinen Bruder Carl.

Brief vom 03.12.05 Kuvert

Frl. Auguste

Adresse

Im Kloster der Armen

Schmitt Schulschwestern

Arnsberg König ? Kaiser?

Straße

Briefmarke

10 P f . Aufgabestempel:

Absender

C. S.

Eingangsstempel:

c.s.

Attendorn 04.12. 05, 9-10V Arnsberg 04.12., Rest

unleserlich.

Attendorn, den 03.12.05

Liebes Schwesterchen ! Vielen Dank für Deinen liebenswürdigen Brief! Ich freue mich aber, daß wir uns in drei Wochen ordentlich aussprechen können, denn über das, was Du mich da fragst, läßt sich so manches sagen. Spiel Du vorläufig nur Mozart! Aber vergiß über dem Nebensächlichen nicht das, was jetzt vorläufig noch Hauptsache ist! Also besonders Mozart! Du glaubst nicht, wie schön er ist, man muß ihn verstehen lernen, und das ist nicht so schwer. Aber er bedeutet für die Musik dasselbe, was Goethe für die Poesie: er besitzt die klare, rein, kindliche Schönheit; er ist ein Grieche - Ich werde Dir in den Ferien Klavierauszüge aus »Don Juan« 3 und der »Zauberflöte« 4 mitbringen, dann wollen wir versuchen, zusammen seine Schönheit zu sehen und zu genießen! Obwohl ein

3

Mozart: Don Giovanni, Heiteres Drama in 2 Akten nach dem Libretto von da Ponte,

Uraufführung: 2 9 . 1 0 . 1 7 8 7 in Prag. 4

Mozart: Die Zauberflöte, Oper in zwei Akten nach dem Libretto von Schikaneder,

Uraufführung: 30.09.1791 in Wien.

1906

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Klavierauszug neben der wirklich aufgeführten Oper nur eine Satyr neben einem Apollon ist Lächele nicht, Gustchen. Man geht in seiner Begeisterung leicht zu weit, besonders bei einem Mann wie Mozart. Glaube nur den Leuten nicht, die sagen, seine Musik wäre zu leicht und tändelnd! Sie wissen eben nicht, was die naive Schönheit ist, es sind Leute, die eine künstliche, komplizierte Papierrose einem natürlichen Veilchen vorziehen. Leider habe ich nicht viel Zeit, zu spielen. Ich habe mich ganz in die Zeit griechischer (klassischer) Kunst zurückversetzt und staune vor Bewunderung, ich lese nur noch griechische Schriftsteller und war daher sehr froh, als ich fühlte, daß Mozarts Musik schön ist, wie die griechische Kunst. Immer wieder komme ich auf diesen Mozart! - doch jetzt in allem Ernst zu einem anderen Thema! Wie geht es Dir in der Klasse? Na, Du bist ja immer so fleißig gewesen, Du brauchst sicher keine Angst zu haben. Ubermorgen kommt der hl. Nikolaus zu uns, zu Euch wohl auch? Sonst kann ich Dir nicht viel erzählen, ich bin ja so tumb und bockbeinig. Und der Quell meines Wissens ist so versiegt und leer, wie der Teller und die Tasse von Threschen Menke an Deinem Namenstage! Zum Namenstage habe ich von Joseph ein Rasiermesser bekommen. Mein Schnurrbart wächst mit auffälliger Geschwindigkeit, er sieht jetzt bald aus wie eine Zahnbürste. Damit will ich stilvoll schließen. Ich grüße Dich und Luischen und Johanna und sage Dir Adieu bis Christtag! Carlchen, Dein Bruder. (Denn erst war ich Carlchen und dann erst Dein Bruder!)

Karte vom 27.01.06 Adresse:

An Fräulein Auguste

Schmitt

Arnsberg bei den armen

Schulschwestern

Königstr. Briefmarke

fehlt

Aufgabestempel: Eingangsstempel:

Attendorn 27'. 1. Arnsberg 28.1. 06.8-9V

42

1906

Ansichtskarte mit Vordruck: Grüsse aus Helden i. W. und Foto »Blick vom Aussichtsthurm nach Helden u. Jäckelchen.« Und Foto »Gasthof zur Post v. F. A. Metten«, sowie: Verlag v. Jos. Grobbel, Fredeburg i/W 3041.« An der rechten Seite unten handschriftlich:

Frdl. Graß Anton Kesting (?) Jos. König Ph Jürgens ohne Ort, ohne Datum

Viele u. freundl. Grüße schickt Dir u. Luischen u.Johanna u. Therese u. Franziska vom Kaiserausflug 5

Dein Brüderchen Carlchen.

Schrum, Schrum, Schrum Der Mensch ist keine Fliege.

Karte vom 04.05.06 Adresse

Frl. Auguste Schmitt bei den armen Schulschwestem in Arnsberg Königstr.

Briefmarke

fehlt. Eingangsstempel: Arnsberg 4. 5. 06.4-5N

Ansichtskarte mit Portrait Ibsen.

Liebe Ussi!

ohne Ort, ohne Datum

Härtzligen Chrus und Kuhs. Ig wärrde chantz fehrükt wehn ig immer auf aine Ställe szähe. 6 5

Schülervergünstigung anläßlich des Geburtstages von Kaiser Wilhelm II.

6

Arnsberger Sprechweise.

1906

43

Brauchst Du eine Geige? Ich kann nämlich jetzt eine sehr gute auffallend billig kaufen. Schreib mir sofort wieder, damit ich weiß, was ich zu tun habe. Ich grüße Dich u. Johanna Carlchen

Karte vom 15.05.06 Adresse

An Fräulein Auguste Schmitt bei den armen Schulschwestern Arnsberg Königstr,

Briefinarke

5 Pf. Aufgabestempel: Attendorn

15.5.06.8-9N

Eingangsstempel: Arnsberg

16.5.06.8-9V

Ansichtskarte mit der Überschrift: Der zerbrochene Krug, Eve mit Krug darstellend.1 Darunter gedruckt: Willst Du mit solchem Grolle von mir scheiden? Oben rechts handschriftlich: Dein Bruder Carl. Am rechten Rand handschriftlich: Frdl. Gruß sendet unbek. Josef Schmitz. ohne Ort, ohne Datum Vielen Dank für die prompte Lieferung, liebes Ussiken! Wir sind feste am jubeln u. am tunken. Heute morgen auf Ernst seiner Hochzeit! 8 Ich grüße Dich u. Johanna mit den herzlichsten Grüßen.

7

C . S . verwendete in der Folge eine Serie von Ansichtspostkarten mit Zitaten aus dem

Lustspiel »Der zerbrochene Krug« von Heinrich von Kleist. Auf sämtlichen Ansichten ist Eve, die Tochter der Frau Marthe Rull, in verschiedenen Szenen alleine mit dem Krug dargestellt. 8

Hochzeit von Ernst Schmitt, dem Stiefbruder von C. S.

44

1906

Karte vom 22.05.06 Adresse

An Fräulein Auguste Schmitt bei den armen Schulschwestern Arnsberg Königstr.

Briefmarke

5 Pf. Aufgabestempel: Attendorn

22.5.06.7-8V

Eingangsstempel: 22.5.06 Ansichtskarte mit Uberschrift: Der zerbrochene Krug, Eve mit Scherbe darstellend. Darunter gedruckt: Wer wollte doch um einen ird'nen Krug Und stammte er von Herodes Zeiten her, Solch einen Aufruhr, so viel Unheil stiften. Oben links handschriftlich: Tausend Grüße und einen Kuß von Carlchen. Oben rechts handschriftlich: Mojen, Gänschen! bis Pinkesten. 9 Über, neben und unter einem vogelähnlichen gezeichnetem Kopf lautet der Text: ohne Ort, ohne Datum Da hast Du die zweite Scherbe des Zerbrochenen Kruges! Rat mal wer das sein soll u. frag auch Johanna. Er fängt mit O an. Ich kann auf einmal nicht mehr ohne Linien schreiben. Darunter auf Linien, die im spitzen Winkel zueinander stehen: Liebe Ussi, verzeihe die Karte, ich konnte keine schlechtere kriegen.

9

Plattdeutsch fur Morgen und Pfingsten.

1906

45

Brief v o m 27.05.06 Kuvert Adresse

Frl. Auguste

Schmitt

bei den armen

Schwestern

Arnsberg Königstraße Briefmarke

10 P f , Stempel

unleserlich

Absender

Esaù Ferkeltal, Eingangsstempel:

Arnsberg 28. 5.06,8-9V Attendorn, den 27.05.06

Liebes Üssiken! Zunächst sprich Johanna meinen herzlichsten Glückwunsch zum Namenstage aus, das weitere würde sich hoffentlich in den Pfingstferien finden. Ich habe nämlich die Hoffnung noch immer nicht verloren und ahne sowas ... Bietet doch mal beide Eure ganze Beredsamkeit auf; besonders Johanna ist ja sonst nicht gerade auf den Mund gefallen. Und die guten Schwestern lassen sich doch sicher rühren; besonders, wo Tante Mina alleine zu Haus ist! Oder soll ich Euch sofort Samstag in Arnsberg holen? Ich komme zu Fuß und ihr geht mit! Das wird nicht übel ! Gebt mir bald Nachricht und laßt mich nicht in dicker Finsterniß herumtappen. Es wäre mir tödlich langweilig, wenn Ihr nicht kämet. Dann muß ich einen Tag nach Arnsberg kommen. Ich gehe dann mit meinem Busenfreunde, der in Arnsberg die einflußreichen Verwandten hat, in trautem Vereine nach Arnsberg, über Hellefeld, wo die Leute herkommen, die nicht recht helle sind. Ich trotte neben ihm her, die Buxe voll Angst; denn Ihr kennt ja seinen furchtbaren Racheschwur. Und wenn wir dann durch Allendorf ziehen, dann singen wir die Ludwig-Hymne (nach der Melodie: Ich geh' durch einen grasgrünen Wald ...) »Ich wohne in einem grasgrünen Haus, Das Pohle 10 niemals betreten. Herr Purk 10 , der orgelt die Ratten heraus, Aus meinem schönen, grasgrünen Haus. Bin die Blume aller Proleten.

46

1906

2. Wie orgelt, wie orgelt H e r r Purk so süß! Jetzt habe ich nichts mehr vonnöten! Der Hugo, der Ludwig, der Alo - wies, Das sind drei Knaben, schön und süß, Drei kräftige, stramme Proleten!« Versucht das Lied mal zu singen! So singend gelangen wir glücklich nach Arnsberg. Wenn mein Freund nicht vorher wegen seiner vernichtenden Blicke und der damit verbundenen Lebensgefahr in Gewahrsam gebracht ist. Ich habe »Richard mit die Leisten« 10 getroffen. Ich fragte sie, wie das käme, daß sie so dünn wäre, sie stammte sicher von den mageren Kühen Pharaos ab. Da meinte sie, das wäre der Lauf der Natur. Hierauf antwortete ich, wenn der Lauf der Natur so weiter liefe, dann wäre sie in 14 Tagen so dünn, wie die Leisden, die ihr Rischard angedan hädde. Seid herzlich gegrüßt von Carlchen Nachsatz: Ussi, Ibsen ist tot! Bete für ihn! Am linken Rand des letzten Blattes: N i m m bitte ruhig Latein mit, wenn es nicht zu teuer und Dir zu viel ist! Ich muß Dir mehr davon mündlich erzählen.

10 Pohle, Stadtpolizist von Plettenberg. Herr Purk, unbekannt. Rischard mit die Leisten (Leisden), vermutlich ein spindeldürres Mädchen, das dem Dialekt nach hessische Eltern hatte.

1906 47

Karte vom Adresse

31.05.06 Fräulein Auguste Schmitt bei den armen Schulschwestem Arnsberg Königstr.

Briefmarke

5 Pf. Aufgabestempel: Attendorn

31.5.06.5-6V

Eingangsstempel: 31. 5.06.4-5 Ansichtskarte mit der Uberschrift: Oer zerbrochene Krug, Eve mit zerbrochenem Krug darstellend. Darunter gedruckt: 0 liebste Mutter, klagt nicht, ich beschwör' euch! Oben links handschriftlich: Was macht Johanna? Darunter: Euer neugieriges Carlchen.

Liebe Maus! Bei anständigem Wetter u. wenn Papa u. Mama damit zufrieden sind komme ich Samstag zu Fuß, bin vielleicht gegen 10-12 Uhr da. Ich kann es ja nicht wissen. Auf ein frohes Wiedersehn!

48

1906

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52

1906

Voilà nouvelles de Plettenberg: Mam'selle Julie Biermann, la couseuse superbe et géniale, s'est fianceé! Quelle merveille! L'oncle Dietrich s'est marié! Nous avons tant de poires que nous ne savons pas qu'en faire. Viens tout de suite et mange! mange! mange! Mme Mehenke, la femme superbe, »superfinas«, la femme élégante, chique, noble, la femme à la taille gracieuse, la femme musculeuse, volumineuse, cette femme a une nouvelle blouse en soie rouge, rouge comme le nez de Mr. Alberts. C'est bien plaisant, de rentrer chaque jour chez nous! Je voudrais bien que tu eusses la même chance. Mes salutations les plus sincères à toi et à Jeanne. Charles, le bohémien. Oben am linken Rand: Mes complimentes aux chères sœurs! Réponds aussitôt que tu auras le temps, mais il ne faut pas négliger tes devoirs pour écrire des lettres. J'espère que tu me comprends? Unten am. linken Rand: Un baiser de ta mère Louise. Papa ira jeudi dans l'Eifel. Ta petite sœur est gentille, elle parle beaucoup de Noël. And now the third part of my letter 16 . All what I was to say, is said and I have nothing more to say.

Es macht Spaß, jeden Tag zu uns heimzukehren! Ich möchte, Du hättest dieselbe Chance. Meine aufrichtigen Grüße für Dich und Jeanne. Charles, der Bohemien. Oben am linken Rand: Bestelle den lieben Schwestern einen schönen Gruß. Antworte sobald Du über die Zeit verfügst, aber Du darfst Deine Pflichten nicht vernachlässigen, um Briefe zu schreiben. Fortsetzung unten am linken Rand: Einen Kuß von Deiner Mutter Louise. Der Papa fährt am Donnerstag in die Eifel. Deine kleine Schwester ist allerliebst; sie redet viel von Weihnachten. 16

Übersetzung des englischen Textes:

Und jetzt der dritte Teil meines Briefes. Alles, was ich zu sagen hatte, ist gesagt und ich habe nichts mehr zu sagen. Ich säufze nach der Stunde, wenn Du heimkehren wirst, und wir auf dem Klavier unsere Ouvertüren von Weber spielen werden. Bist Du sehr fleißig beim

1906

53

I sigh for the hour, when you will return and we shall play on the piano our »ouvertures« by Weber. Are you very diligent in exercising? Tell me the date of the letter of our cousine Catharine. There are still three months and I shall undergo my examination. For filling the pages hear this grand poem: Not enjoyment and not sorrow Is our destined end or way, But to act, that each to-morrow Find us farther than to-day. Let us, then, be up and doing, with a heart for any fate, Still achieving, still pursuing, Learn to labour and to wait! I trust to hear from you soon and remain yours faithful brother Charles. Liebes Ussiken! Nimm mir nichts übel! Schreib bald wieder! Tu l'as voulu, Georges Dandin! 17 Unten am linken Rand: Gefallen Dir die 3 gerechten Kammacher 1 8 ?« Ich habe wieder eine neue Novelle für Dich: »Mozart auf der Reise nach Prag«, von Ed. Möricke. Ein Prachtstück einer deutschen Novelle!

Üben? Teile mir das Datum des Briefes unserer Cousine Catharina mit. Noch drei Monate, und ich steige in mein Examen. Um die Seiten zu füllen, höre dieses großartige Gedicht: (Frei Ubersetzung des Herausgebers aus dem Gedicht "A PSALM OF LIFE" aus dem Zyklus "VOICES OF THE NIGHT"

von Henry Wadmortb Longfellow

(1839):

Keine Freuden, keine Sorgen Sind das Los, was uns verkündet. Schaffe stets, daß uns der Morgen Weiter vorn als heute findet Laßt uns, wenn der Morgen tagt, Greifen zu des Schicksals Sternen Und von Herzen unverzagt Arbeiten und Warten lernen. 17

George Dandin ou le Mari confondu, Komödie von Jean-Baptiste Molière, 1668.

Daraus wurde der Ausspruch »Tu l'as voulu, Georges Dandin« sprichwörtlich für selbstverschuldetes Leid. 18

Gottfried Keller: Die drei gerechten Kammacher, Novelle 1856.

54

1906

Karte vom 03.10.06 Adresse

Fräulein Auguste Schmitt Arnsberg bei den armen Schulschwestern Königstr.

Briefmarke

5 Pf. Aufgabestempel: PLETTENBERG 2 BHF 3.10.06

Ansichtskarte mit der Uberschrift: Der zerbrochene Krug, Eve neben zerbrochenem Krug darstellend. Darunter gedruckt: Geschworen hab ' ich nicht!Am oberen Rand in der Mitte handschriftlich: Turnst Du auch fleißig? Links daneben: Wie gefällt Dir »Teil«?19 Wie geht's in Englisch u. Latein? Rechts daneben: Euer Karol, der Eisenbähnler.20 ohne Ort, ohne Datum Liebe Üssi! Joseph ist Sonntag Nacht glücklich angekommen, in zerrissenen Hosen, nach furchtbaren Abenteuern. Ich will Dich nicht bange machen, nur das eine will ich noch sagen: Der arme Junge hat schneeweiße Haare! Hast Du meine vorige Karte bekommen? Vielen Dank für Deine aus Ceylon! Wann (an welchem Datum) hat Katharina Dir geschrieben? Einen dicken Gruß an Dich und Johanna

19 Friedrich v. Schiller: Wilhelm Teil, Schauspiel in 5 Aufzügen, Weimar 1804. 20

Diese Bezeichnung bezieht sich auf die täglichen Eisenbahnfahrten nach Attendorn,

nachdem C. S. dort nicht mehr im Konvikt wohnen konnte.

1906

Karte vom

55

00.11.06

Adresse

An Fräulein Üssi Schmitt bei den armen

Schulschwestern

Arnsberg i. W. Königstr. Briefmarke

fehlt

Ansichtskarte

mit der Uberschrift:

rechten Arm darstellend.

Der zerbrochene

Darunter

Krug, Eve mit

ausgestrecktem

gedruckt:

Ruprecht, er, er selber war's Adam hat den Krug

zerbrochen.

Oben links handschriftlich:

Sprich Johanna meinen Dank aus!

Oben rechts handschriftlich: Darunter:

Gruß u. Kuß von Carl.

Gruß an Beide JUp.21

ohne Ort, ohne Datum Liebe Üssi! Meinen dicksten Dank für die Gratulation. Ich schreibe Dir in den nächsten Tagen einen langen Brief; ich war in den letzten Tagen krank, wenn ich auch nicht geschwänzt habe. Jetzt nur noch das illerwichtigste: Don Martino hat sich photographieren lassen. Natürlich hat man gleich Ansichtskarten von ihm gemacht; aber sie sind schon alle ausverkauft, was sehr leicht zu erklären ist!

21

Diese Karte wurde in Plettenberg geschrieben, weil der dortige jüngere Bruder J u p

mitunterzeichnet. Die Datierung November ergibt sich aus der Gratulation zum Namenstag am 4. November (Karl Borromäus)

56

1906

Brief vom 15.11.06 Kuvert

Adresse

An Frläulein bei den armen in

Briefmarke

Auguste

Schmitt

Schwestern

Arnsberg

5 Pf., weitere ab, Aufgabestempel· IS. 11.06,

PLETTTENBERG

2,

7-8N

Eingangsstempel·

ARNSBERG

10.ll.06.l-2N Absender

C. S. P. E i r i n g h a u s e n , d e n 15. X I . 0 6

M e i n liebes U s s i k e n ! J e t z t e n d l i c h sollst D u d e n v e r s p r o c h e n e n Brief h a b e n . D a s w i c h t i g s t e h a s t D u ja s c h o n e r f a h r e n , was d e n M a r t i n o a n g e h t . J o s e p h l e r n t fleißig; e r spielt Klavier (seine Z u n g e h a t e r s c h o n bald a b gebissen; e r ist s c h o n g a n z scheel) e r l e r n t f r a n z ö s i s c h u n d s i n g t d e n g a n z e n T a g : J e n e suis q u ' u n p a u v r e m o n h o n s s ö A u b o r d d ' u n vaisseau coyal T o u j o u r s o ù le v e n t m e p u h u s s ö 2 2 u.s.w.

22

Die Wörter monhonssö und puhussö existieren im Französischen nicht. C.S. vermel-

det indessen, daß sein Bruder die Verse singt. Offenbar gibt es in der Melodie am Ende des ersten und dritten Verses eine Schleife. Um diese in seinem Brieftext kenntlich zu machen, setzt C.S. ein »h« zwischen die beiden ersten Silben der Schlußwörter und wiederholt danach das Ende der ersten Silbe. So bereinigt, erhält man als Schlußwörter »monssö« und »pussö«. Dabei handelt es sich um eine Umschrift, die der deutschen Aussprache entspricht. Unter Berücksichtigung der Methode »Reim' dich, oder ich fress' dich« ergeben sich daraus die französichen Wörter »monsieur« und pousser«. Die deutsche Ubersetzung lautet dann: Ich bin nur ein armer Monsieur An Bord eines königlichen Schiffes Stets wohin der Wind mich treibt.

1906

57

Die Weihnachtsferien kommen schnell heran; übst Du tüchtig die Ouvertüren von Weber? 2 3 W i e geht es Dir in Latein? Wird es Dir nicht zuviel? Hoffentlich können wir in den Ferien tüchtig zusammen arbeiten. Besonders zusammen Kunstgeschichte betreiben. Schade, daß Du jetzt nicht hier bist, ich habe so prächtige Monographien über Lenbach, Grützner, Klinger, die deutsche Karikatur u.s.w. In den Weihnachtsferien habe ich hoffentlich noch mehr. Wenn Du am 24. Katharina zum Namenstag gratulierst, dann klebe ihr das Zigarrenbändchen, das ich in den Brief gelegt habe, auf die Karte oder den Brief, den Du ihr schreibst; sie sammelt sie nämlich. Sagst natürlich nichts von mir. Wie weit bist Du schon im »petite Chose« 2 4 vorgedrungen? Gefällt er Dir noch? Joseph hat jetzt »Michael Kohlhaas von Kleist gelesen, er war ganz begeistert; aber alles nichts gegen Rosa von Tannenburg; eine Geschichte, mit der man bekanntlich reißende Wölfe in friedliche Lämmer verwandeln kann. Wichtige Ereignisse von größter Bedeutung sind: 1. Don Martino ist vor einigen Tagen einer Lebensgefahr glücklich entronnen. (ein Affenkarrenbesitzer wollte ihn nämlich stehlen) 2. Bälzebub ist für 4 Wochen ins Gefängnis geworfen. (Er rannte in vollem Galopp gegen ein Pöttken an der Telegraphenstange, u. zwar mit dem Kopfe; wobei ersteres entzwei ging, der Kopf dagegen vollständig heil blieb) 3. Wilhelm vom Heu macht auf Anraten seines Arztes eine Entfettungskur durch. 4. Frau Budde ist von der Berliner Hofoper als Serpentinentänzerin engagiert.

23

W i e sich aus dem Brief vom 10.01.09 ergibt, ist hier bestimmt die Ouvertüre zu »Peter

Schmoll«, 1803, gemeint; als weitere Ouvertüre von Carl Maria von Weber kommen wahrscheinlich die zum »Freischütz«, 1821, oder die zu »Silvana«, 1810, infrage. 24

Alphonse Daudet: Der kleine Dingsda, 1868, autobiographischer Roman; dt. 1877.

58

1906 5. Vater Budde bekam einen Orden »Dem großen Fleiße«. (Daher ist er seit

8 Wochen nicht mehr von Schulten fortgekommen 25 .) 6. Otto Thomas will, da Pohle ihm zu bedenklich wird, ebenfalls eine Entfettungskur durchmachen, um sich dünn zu machen. Alle Einzelheiten sollst Du mündlich erfahren. Sei mir gegrüßt u. schreibe bald wieder Deinem Brüderchen Carl, der auch Johanna einige Eisenbahn=Rotten=Grüße26 sendet.

Karte vom 00.12.06 Adresse

An Frl. Aug. Schmitt Arnsberg bei den armen

Briefmarke

Schulschwestern

5 P f . Aufgabestempel:

HAGEN (WESTF) BETZDORF27

Ansichtskarte mit Uberschrift: Oer zerbrochene zerbrochenen Krug.

Krug, Eve darstellend hinter

einem

Darunter gedruckt: Du Bös'wicht! 0 wie schändlich ist das von Dir! Oben rechts handschriftlich:

Grüß mir Johanna! Dein Bruder Carlchen. ohne Ort, ohne Datum

Einen dicken Gruß von Deinem Brüderlein, liebe Ussi. Du sollst mal eine Karte nach Hause schreiben. Das Nomadenleben auf der Eisenbahn behagt mir kolossal. Wenn Du Weihnachten kommst, wirst Du Dich über meine Bibliothek wundern.

25

Gemeint ist die Gastwirtschaft »Schulte auf dem Ohl«.

26 W i e bei FN 15 spielt C. S. hier auf seine täglichen Eisenbahnfahrten nach Attendorn an. 27

Stempel des Eisenbahn-Postwagens.

1907

Karte vom

59

16.01.07

Fräulein

Adresse

Ussi Schmitt bei den armen Schulschwestern Arnsberg Königstr. Freimarke

5 Pf.. Aufgabestempel: Plettenberg

16.1.07.4-5N

Ansichtskarte mit »La Vergine assunta in cielo« von Tiziano in Venezia.

Meine liebe Ussi! Hoffentlich wird das schöne Gemälde Deine E m p ö r u n g über unsere Bummelei dämpfen. Üssi sei gescheidt! Folgendes zum besseren Verständnis der Schönheit des Gemäldes: Betrachte es aus einiger Entfernung! Bei nicht zu greller Beleuchtung, im Halbschatten. Die Figuren der unteren Gruppe, die Apostel, sind mit Absicht undeutlich gezeichnet. Dadurch wird die Illussion der weiten E n t f e r n u n g der 2. von der untersten G r u p p e hervorgerufen. D e r Apostel, der an dem Grabe niedergesunken ist, ist Petrus. D e r begeisterte Jüngling links der hl. Johannes. Laß in erster Linie die prachtvollen Farben auf Dich einwirken, die natürlich nur matt wiedergegeben sind.

Viele G r ü ß e von uns allen an Euch alle von dem Carlchen

Karte vom

Adresse

00.02.07

Fräulein Ussi Schmitt bei den armen

Schulschwestem

Arnsberg Königstr. Briefmarke

fehlt

Ansichtskarte mit »La Transfigwrazione« von Raffaello Sanzio in Roma.

60

1907

ohne Ort, ohne Datum Liebe, dicke Ussi! Ich tue mich auch bedanken vor die sgöne Katte. 28 Ja, ja so ist es; Es ist nicht so leicht. Na, also, hm, hm Morgen fängt das Schriftliche an. 29 Hugo Bienstein hat bei der Mama französische Stunde. Viele frdl. Grüße an die kleine Johanna u. wenig sonstigen Bekannten von Karl Schmitt.

Brief vom 00.02.07 Kuvert

fehlt. ohne Ort 3 0 , ohne Datum

Meine liebe älteste Schwester Augusta! Zwei schöne Karten hatte ich schon an Dich geschrieben, aber weil sie alle beide die Vorzüge Mr. Don Martinos in das denkbar glänzendste Licht stellten, so wurde der Papa neidisch und wollte sie mich nicht fortschicken lassen. Joseph ist auf Quinta, er fährt jeden Tag mit der Straßenbahn nach Plettenberg. Vorige Woche wurde er mit 5 Mark bestraft, weil er in einem Nichtraucherabteil geraucht hatte.

28

Arnsberger Sprechweise.

29

Gemeint ist das Abitur.

30

Da der Vater in Plettenberg das Abschicken der Postkarten verhinderte, kommt als

Absendeort des anschließenden Briefes auch nur Plettenberg infrage.

1907

61

Gestern kamen ungefähr 20 Italiener plötzlich mit Koffern und Kasten schwer beladen in unser Haus und fragten, ob hier der Bahnhof wäre. Wir haben das Schriftliche hinter uns, es hat alles großartig gut gegangen. 31 Ostern kommt Valentin von Essen zu Besuch. Hugo Bienstein macht gute Fortschritte, er ist jetzt an aimer. 32 Unsere Base Johanna bekommt kurz vor Ostern einen langen Brief von ihrer Mama. Diese hat augenblicklich wenig Zeit, denn Tante Mina will dieser Tage ein Tier schlachten, das mit Namen zu nennen, mir meine hohe Bildung und gute Erziehung nicht erlaubt. Leider ist, wie Du gemerkt haben wirst, meine Tinte ausgetrocknet. Sei daher herzlich umschlungen von Deinem ältesten Bruder Carl, der Dir guten Mut zum Studieren wünscht und alle Bekannte, besonders das liebe Bäschen Johanna herzlich grüßen läßt, und der, zu seinem Arger erst in drei Wochen das Mündliche machen bzw. davon befreit werden kann, der ferner noch viel zu sagen hätte, wenn nicht, wie gesagt, die Tinte trocken wäre, der ferner einen Gruß von Kaligula (Don Martino) zu bestellen hat, usw. ad infinitum. Dein treuer Bruder ist und bleibt Carlchen, der beese Mann aus Plettenberg. 33

Karte vom 18.08.07 Adresse, von Carl Schmitt geschrieben:

An Fräul. Ussi Schmitt bei den armen

Schulschwestern

Arnsberg Königstr. Briefmarke Darunter von Carl Schmitt geschrieben:

fehlt 4 x 10 = 40, wer das nicht glaubt, der irrt sich.

31 Die Angabe, daß C.S. die schriftliche Abiturprüfung hinter sich hat, und die mündliche Prüfung evtl. in 3 Wochen bevorsteht, läßt den eindeutigen Schluß auf die Datierung dieses Briefes in den Februar 1907 zu. Er machte sein Abitur am 02.03.07. 32 Französisch: lieben. 33 Anspielung auf die Verweisung aus dem Konvikt in Attendorn.

62

1907

Einlieferungsstempel: ENSI Ansichtskarte:

18.8

Rest unleserlich

Balde-Denkmal in Ensisheim von Alfred Marzoloff, enthüllt 30. Juli 1905 Unter der Büste die Inschrift: P. Iacob Balde34 und vermutlich weiter

: geb. 4. Jan. 1604 in Ensisheim gest. 9. Aug. 1668 in Neuburg a. d. Donau

Am rechten Rand der Ansicht handschriftlich: Einen dicken Gruß, Dein Brüderchen Carlchen, das morgen .. (Rest unleserlich) Text der Karte von André Steinlein sen. ohne Ort, ohne Datum Meine liebe Ussi! Deine Ansichtskarte erhalten & freue ich mich Dich recht bald hier zu sehen. Wir werden uns dann die Vogesen und das Elsaß'sche Theater recht genau ansehen. Mit Gruß Dein Onkel. Es grüßt Dich Deine Tante (Von Carl Schmitt eingefügt: die reizende) Margarete St.

Brief vom 27.08.07 Kuvert

fehlt35 Roßlingen, 27. Aug. 1907

Liebes Schwesterchen! N u n wirst Du wohl wieder zufrieden sein. Sei also herzlichst beglückwünscht zu Deinem Namenstage. Eigentlich gibt es ja keine heilige Ussi; der Platz ist also noch frei, Du kannst noch eine 34

Deutscher Dichter, schrieb neulateinische und deutsche Lyrik, die Jesuitentragödie

Jephtias, 1637, und Satiren, galt als deutscher Horaz. 3 5 Der Brief ging nach Berlin, wo A. S. inzwischen bei Geschwistern des Vaters wohnte.

1907

63

werden. Sei an Deinem Namenstage bloß nicht zu wolfsig und verdirb Dir Dein kleines Mägelchen nicht. Denk bei jeder Reineclaude an Dein Brüderchen , und bei jeder Mirabelle auch, und gib der Tante Mize und allen Tanten, besonders auch dem Onkel Philipp welche mit nur unter der Bedingung, daß sie dasselbe tun. Gestern war Onkel Nikola hier. Es ist entzückend auf der Beile-Fontaine, Obst, kaltes klares Wasser, Sonnenbäder, dabei kann man studieren, daß einem quietschtwohl wird. Wie geht es Dir, Du olle Doofkopf, Du hast mir noch nichts gescheites geschrieben? Wie geht es im Englischen? Bleibst Du noch immer des abends solange auf? Hilfst Du auch Tante Mieze auch tüchtig? Und bist Du gegen Onkel Philipp lieb und gegen Fräulein Käte Hauer? Auf das alles antworte in einem langen Briefe, der aber etwas besser geschrieben sein muß als dieser, sei nochmals geküßt und gratuliert, vergiß ja nicht, alle Tanten viele millionenmal zu grüßen, auch Fräulein von Schrötter und sei selber gegrüßt von Deinem Bruder Carl. Nachsatz von Onkel André Steinlein: Liebe Auguste! Zu Deinem Namenstag wünsche auch ich Dir alles Gute und grüße herzlichst André Nachsatz von C. S.: Die Tante, die leider wieder krank geworden ist, läßt Dich grüßen und gratuliert. Sie wird Dir in den nächsten Tagen eine Karte schicken. Nachsatz von Vetter Steinlein: Liebe Duste. Auch ich gratuliere dich zum Namenstage. Es ist schade daß du nicht hier auf der Belle Fontaine bist, denn hier ist es so schön! Ich habe mich während den 3 Wochen, die ich in Plettenberg zugebracht habe sehr gut amüsiert. Besonders die Rheinfahrt von Koblenz bis Rüdesheim war gottvoll. Bitte grüße mir das liebenswürdige Fräulein Hauer deren Komplimente mich sehr geschmeichelt haben. Es grüßt Dich dein Vetter Steinlein

64

1907

Karte vom 00.09.07 Adresse:

Frl. Auguste Schmitt

Bitte

bei den armen Schulschwestern Arnsberg i. W.

ζ. Z. Plettenberg II i. W.

Königstr. Briefmarke

Bahnhofstr. 10

fehlt. Aufgabestempel:

ROSSLINGEN

Unter der Freimarke von Carl Schmitt handschriftlich:

My dear sister! I am very satisfied, if I am back, if I am at home, meet home.

Ansichtskarte: Schule - école.

Rombach ohne Ort, ohne Datum

Liebe Üssi! Für die erstaunlich promt geschickten Noten besten Dank! Die Rolle sollst Du wieder haben, liebes Schwesterchen. Fall nur nicht aus der Rolle! Dein ältester Bruder Karl. Nachsatz der Tante: Ma Chère. Bien le bonjour de nous tous. M. Steinlein

1907

Karte v o m

65

26.09.07

Adresse

Fräulein Ussi Schmitt Lichtenberg-Berlin I Wartenbergerstrasse 57 III Et.

Briefmarke

5 Pf. Aufgabestempel: SAARBURG

26.9.07.1-2N

Ansichtskarte: SHIPS THAT PASS IN THE NIGHT Anschreiben des Vetters ohne Ort, ohne Datum Liebe Ussi. Ich bin sehr böse auf Dich. Warum hast Du denn nicht auf meine Karte geantwortet? Gruß an Tante Mieze und an Käthe Hauer. Steinlein Darunter von Carl Schmitt handschriftlich: Liebes böses Schwesterchen! Seid Ihr denn alle eingeschlummert? Käthe Hauer scheint sich in ihrem Schweigen interessant zu finden. Tante Mieze auch. Euer armes Carlchen Am oberen Rand handschriftlich von der Tante: Baldigst erhältst Du einen dicken Brief. Deine Tante Cathe

66 1908

Karte vom 25.05.08 Adresse

Fräulein Ussi Schmitt Lichtenberg bei Berlin I Wartenbergstr. 57 III

Briefmarke

5 Pf. (Bayern) MÜNCHEN

25.5.08.11-12N

Ansichtskarte, Kind mit Bier, Bretzel, Brathähnchen, Radi, Weißwurst und Brot darstellend. Darunter: Gruss aus München. ohne Ort, ohne Datum Herzliebes Schwesterchen. viele Grüße aus München von Deinem Bruder Carl Nachsatz vom Onkel André Steinlein: Auch von mir. Wir amüsieren uns famos hier. D. O. André Am oberen Rand auf dem Kopfgeschrieben: (Hier im Bamberger Hof ist eine Kellnerin, die gleicht Dir auf ein Haar)

Karte vom 00.07.08 Adresse

Fräulein Ussi Schmitt Hochwohlgeboren Lichtenberg/Berlin I Wartenbergstr. 57 III

Briefmarke

fehlt

Ansichtskarte von Rönkhausen mit eingefügtem Foto vom Gasthof Bernhard Spielmann aus dem Verlag J. Scharenberg Plettenberg

1908

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ohne Ort, ohne Datum Liebes Schwesterchen! Lebst Du noch? Amüsierst Du Dich gut? Ist Tante Mieze schon nach Essen abgereist? Alle Grüße auf der Chokoladenkarte erwidere ich herzlichst; besonders natürlich den landsmännischen.

Carlchen

Darunter: Es grüßt Dich recht herzlich Deine Cousine Luischen.

Karte vom 00.08.08 a Adresse

Frl. Auguste Schmitt Berlin Lichtenberg Wartenbergstr. 53

Briefmarke

fehlt. Aufgabestempel: .. .BERG, Rest unleserlich

Ansichtskarte mit Golddruck: »Behüt Dich Gott«, roten Rosen, winkendem Wandersmann am Fluß und gedrucktem Gedicht: O dürft ich heimlich mit Dir kosen Für die mein Herz in Sehnsucht schlagt. Der Rose - send'' ich diese Rosen, Ihr.; welche keine Dornen trägt! Die Karte wurde von der Tante Käthe geschrieben,36 Auf der Ansichtsseite hat Carl Schmitt handschriftlich vermerkt: Liebe Ussi, diese Karte habe icke ausjesucht. Die ist nämlich sehr romantisch. Dein Brüderlein Carlchen 36 Der von Tante Käthe Hebler verfaßte Text der Karte lautet: Liebe Ussi! Besten Dank für Deine schöne Karte. Um mich zu revanchieren schicke ich Dir diese. Besieh sie Dir gut! Ich hoffe, sie gefällt Dir so gut, wie mir Deine gefallen hat. Herr Steinlein ist gestern hier angekommen. Ich fahre Donnerstag nach Münster. Mit den herzl. Grüßen u. Küssen bin ich D. Käthe. (Uber diesem Text auf dem Kopf geschrieben): Warum nennst Du mich Klussichen? Herzl. Gruß an Frl. Hauer.

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1908

Karte vom 00.08.08 Adresse

Fräulein Ussi Schmitt Lichtenberg bei Berlin I Wartenbergstr.

Briefmarke

Ansichtskarte

51 III links

fehlt

der Biggetaler Kalkwerke, Attendorn

ner Tropfsteinhöhle »Die Gardinen hinter dem

i. W. mit Foto aus der

Attendor-

Altar«

ohne Ort, ohne Datum 37 Liebes Schwesterchen! Sei mir herzlich gegrüßt. Hast Du die Tafel Milka (als Muster ohne Wert) bekommen? Wie amüsiert Ihr Euch? Geht mal zu Kroll 38 (Da singt Knote!) 39 Wir haben eine Radtour von 80 (achtzig) km gemacht. Kuß von Carl. Darunter vom Vetter André: Wir haben Deine Karte erhalten. Grüße bitte Tante Mieze u. Frau Hauer. André Gruß von Herrn Schnecke an Frau Schnecke.40

37 Diese Karte wurde beim Besuch des Vetters André Steinlein in Plettenberg, dessen Ankunft auf der Karte v. 00.08. 08 a angezeigt wurde, geschrieben und muß deshalb zeitlich nachgeordnet werden. 38 Krolloper 39 Heinrich Knote, seit 1892 Mitglied des Hof- bzw. Nationaltheaters in München, bedeutender Wagnersänger, Heldentenor. 40 Erstmalige Nennung der Kunstfiguren Schnecke. Diese könnte auf der erwähnten 80 km langen Radtour, die zur Attendorner Tropfsteinhöhle, wie die Ansicht der Postkarte zeigt, geführt hat, entstanden sein.

1908

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Brief vom 0 0 . 0 8 . 0 8 b Kuvert

fehlt ohne Ort, ohne Datum 4 1

Liebes Schwesterchen! Sei zu Deinem Namenstage herzlich gratuliert. W i r schicken Dir zum Zeichen unserer Herzlichkeit dies kleine Paket. Obst gibt es gar keins dieses Jahr und die Chokolade ist teuer, sonst wäre es größer geworden. Dafür liegt aber der »Hungerpastor« 4 2 drin, der unschätzbar ist und Dir sicherlich eben so viel Freude und Trost bringen wird, wie die »3 gerechten Kammacher«. Lies nur mal den Brief des Onkels Grünebaum auf Seite 289. Deine Karte habe ich mit Schrecken gelesen. Vergiß vor allem aber nicht, daß es ja auch gar nicht nötig ist, daß Du Lehrerin bleibst, Du sollst bloß Dein Examen machen. Wein Dich jetzt

mal tüchtig aus und studier dann ruhig

weiter wie ein Kuli; vergiß nur nicht, daß Du selber mehr bist als alle Wissenschaft. Aber es kann Dir doch nichts schaden, wenn Du etwas kannst und weißt. Das kann Dich nicht unglücklich machen. Wenn Du wüßtest, wie gerne ich bei Dir wäre und mit Dir spräche, und Dir zeigte, was Dir fehlt, um endlich mal zu einer ruhigen Überlegenheit über all Deine Leiden und Kümmernisse zu kommen. Du hast das nötig; wenn Du jetzt verbitterst, bleibst Du Dein Leben lang eine verschüttete und verkorxte Persönlichkeit. Hast Du schon jemals bedacht, was das heißt: »Sehet die Lilien auf dem Felde«?. Das heißt: Der Mensch hat ebensowenig einen »Beruf«, wie die Blume; duftet die Blume, weil es ihr Beruf ist? Singt der Vogel, weil es sein Beruf ist? Unsinn! Weil es ihm Freude macht. Jeder Spatz ist glücklicher als der Mensch; dem anderen Menschen einreden: Du mußt einen Beruf haben,

41

C. S. befand sich in den Semesterferien des Sommers 1908 bei seinen Verwandten im

Elsaß. Zuvor war er in Plettenberg, wo in dieser Zeit während der Plettenberger Kirmes (Mitte August) der Vetter André Steinlein einen Besuch machte. A. S. wohnte noch, wie aus der Adressierung der Karten hervorgeht, bei den Geschwistern des Vaters in Berlin. Der Brief ging also von Bussingen nach Berlin. Daß derselbe am Ende des Monats August geschrieben wurde, ergibt sich aus der Gratulation zum Namenstag. Das Fest des hl. Augustinus ist am 28. August. Der erwähnte Namenstag der Mutter von C. S. fällt auf Ludwig (Louise) am 25. August. 42

Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor, Roman 1864.

70

1908

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81 Transkription der Stenografie: Liebes Schwesterchen, wenn Du diesen Brief als ungelöstes Rätsel wieder mit nach Deutschland bringen mußt, so hast Du das Deiner Furcht vor Entdeckungen zuzuschreiben; jedoch kannst Du Dich damit trösten, daß auch kein anderer Mensch es lesen kann. Aber ich danke Dir herzlich für Deinen Brief und will mir Mühe geben, Dir Ratschläge zu geben, die sich nur aus solchen Worten zusammensetzen, die Du in Deinem Brief mir vorstenographiert hast. Was das Wichtigste, den Kavalier angeht, so kannst Du nicht vorsichtig genug sein. Wenn er Dich danach fragt, ob Du ins Theater gehen wolltest, so antworte ihm, er möchte das der Frau Dr. vorschlagen, damit die ganze Familie hingeht. Sei aber immer freundlich und höflich, nur laß Dir unter keinen

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1912

H a n s Sachs: 8 2 D e r untreu Frosch. E i n F r o s c h d e r sah bei e i n e m B a c h ein M a u s , d a r z u e r s c h m e i c h e l n d s p r a c h : » W i l l t D u h i n ü b e r ? « D i e M a u s jach: » I c h k a n n ja d o c h n i t s c h w i m m e n ! « A u f T r e u b o t i h r d e r F r o s c h die H a n d , sprach: »Ich f ü h r Dich an jenes L a n d . « D i e M a u s sich an d e n F r o s c h e b a n d , in B a c h k i i n n t e n sie k l i m m e n . Der Frosch unrein, schwamm mit hinein u n d tat sich u n t e r d u c k e n . D u r c h U n t r e u sein das M ä u s l e i n k l e i n t a t er h i n u n t e r z u c k e n .

82

Hans Sachs: Sämtliche Fabeln und Schwanke. 4. Band, Die Fabeln und Schwanke in

den Meistersängen, Hrsg.Götze/Descher, Verlag Max Niemeyer, Halle a. S. 1903. C.S. teilt seiner Schwester nur die Hälfte der Fabel mit, die er wahrscheinlich aus der spätmittelalterlichen Sprache des Hans Sachs selber ins Hochdeutsche übertragen hat. Ferner verzichtet er auf Moral und Nutzanwendung der dritten Strophe und die Quellenangabe »Aesop«. Nachfolgend die Übertragung der fehlenden Teile durch den Herausgeber (4 Verse der 2. Strophe, die C.S. seiner Übertragung angefügt hat, werden zunächst wiederholt.): 2. Sprach zu dem Mäuslein an dem Ort Aus falschem Herzen: »Gute Wort Die haben dein Einfalt betört Und werden Dich noch töten.« In dem hoch in den Lüften flog Ein Aar, nach dem Raube zog, Der hat auf diesen Bach sein Lug, Das Mäuslein sah in Nöten, Zog aus dem Bach Die Maus, danach Daran sie beide hangen. Als Frosch sah Der Aar, sprach: »Wer bracht die in die Schlingen?« Der Frosch sprach: Die groß Untreu mein, Damit ich bracht die Maus hinein.

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Die schreit zum Frosch gar klägerlich: » O Frosch, willt Du ertrinken mich? Dir hab besseres vertrauet ich.« Der Frosch tät fiirher gucken, sprach zu dem Mäuslein an dem Ort aus falschem Herzen: »Gute Wort die haben Dein Einfalt betört und werden Dich jetzt töten.« Ist das nicht niedlich? Aber sei nicht bange und bleibe munter. Inzwischen wirst Du hoffentlich 1 Brief vom 3. Jan. 1912; die Pakete und einen Brief aus Sofia bekommen haben. Der letztere wird Dir sicher die meiste Freude machen.

Des müssen wir beid dein Speise sein, Recht geschieht mir in den Dingen. 3. Esopos uns beschrieben ist, Daß man sich vor Betrug und List soll hüten wohl zu aller Frist Und nicht zu weit vertrauen; Wann Judas Kuß ist worden neu, Sehr gute Red an alle Treu, An all Entsetzen, Scham und Reu; Auch soll man dabei schauen, Wer durch falsch Tück Und Bubenstück Aus schmeichlerischen Kallen (Schönreden, plaudern) Sein Nächsten drückt, Bringt in Unglück Aus bittren Neides Gallen, Das ihm um sein Untreue tät Das Rad über den Bauch auch geht: In Gruben, die er graben hat, Muß er auch schändlich fallen. Anno salutis 1546, am 10. Tag Novembris.

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Heute sah ich in der Bibliothek einen großen Atlas. Da war die Provinz Minho genau drauf:

Stimmt das? Die Gemäldekarten schicke ich am 20. ab, wenn ich keine Nachricht habe, daß ich lieber die Seemannschen Reproduktionen (Stück 1 Mark; großes Format) schicken soll.

Brief vom 19.01.12 Kuvert Adresse

Portugal M"e Auguste Schmitt per Adresse Mr. Dr. Ferreira de hemos Santo Thyrso/Oporto

Briefmarke

fehlt

Absender

Dr. Schmitt. Düsseldorf. Steinstraße 53. Düsseldorf, den 19. Jan. 1912

Liebes Üssiken, die Lieder sind angekommen. Herzlichen Dank. Ich werde sie den Bernsteins geben. Jetzt kauf mir aber nichts mehr, sonst schäm ich mich vor Dir. W u t entbrannt habe ich heute die Pakete reklamiert. Den ganzen Tag nämlich ging mir das Lied von Brahms »Guten Abend, gute Nacht« durch den Kopf und ich

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mußte mich immer von neuem ärgern, daß Du es noch nicht hast. Da jedoch bei der portugiesischen Post alles möglich ist, so bekommst Dus vielleicht doch noch, sofern nicht ein Duanier seine Butterbrote darin eingewickelt hat. Wenn Du es aber hast, dann sing es langsam und eindringlich für Dich durch; es wird Dir schon unbeschreiblich Freude machen. Denn wir Deutsche verstehen doch mehr von Musik, als die Portugiesen, trotz ihrer Volkslieder. Ich mußte heute für eine Hochzeit (von einem Sohn des Herrn Lamberts) ein paar Lieder machen, für deren Melodien ich mich, da der Bräutigam Forstassessor ist, nach Jägerliedern umsah. Dabei fiel mir das Lied vom »Jäger aus Kurpfalz« wieder ein. Kennst Du es? Als Junge sang ich es gern. Es ist in Wort und Ton meisterhaft. Wenn Du es nicht kennst, schreib ich Dir die Noten auf. Es fängt an: Ein Jäger aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald grad wie es ihm gefallt; grad wie es ihm gefallt. Hoffentlich sind die Kunstbilder inzwischen auch angekommen. Demnächst bekommst Du auch noch ein feines Buch: Anekdoten von Wilhelm Schäfer 8 3 ; eine Reihe kleiner musterhaft erzählter, drolliger, trauriger und munterer Geschichten. Der Verfasser ist gut mit mir bekannt. Er wohnt in Wallendar am Rhein und ich werde ihn nächstens besuchen. Wenn Du das Buch hast, schick ihm eine schöne Ansichtskarte von Oporto, schreib drauf: Ihre Anekdoten sind meisterhaft meine größte Freude, oder sonst einen oder zwei Sätze und unterschreib mit Auguste Ussi S. Nicht den Namen ausschreiben! Auch keine Adresse oder sonst was angeben. Schäfers Adresse ist: Herrn W. Schäfer in Wallendar am Rhein. Kannst auch Exz. 8 4 oder sowas schreiben. Er soll sich darüber freuen und wundern. Wenn Dir die Anekdoten aber nicht gefallen, brauchst Du ihm auch nicht zu schreiben. Schreib mir auch, ob du meine Stenographie lesen kannst. Ich hab allmählich Angst bekommen, Dir stenographisch zu schreiben. Soll ich Dir ein paar Deutsche Volkslieder schicken? Nächstens krieg ich Besuch von Eisler und dann von Däubler 8 5 . Auf diesen bin ich besonders gespannt. Er ist beinah 2 m groß, dick, hat einen langen schwarze Bart und ist immer heftig gestikulierend am Reden. 83

Wilhelm Schäfer: 33 Anekdoten (1911).

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Exz. = heute gebräuchliche Abkürzung für Exzelllenz. C.S. schreibt »Ex« und setzt

dahinter eine halbe Zeile höher »lenz« mit einem Schnörkel darunter. 85

Uber den Dichter Theodor Däubler siehe auch Einführung, S. 23.

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Dabei trägt er langes Haar und schlechte Kleider, so daß wir in Düsseldorf arg auffallen. Als er bei Kluxen war, hat Kluxen den Leuten, die ihn nach seinem unheimlichen Begleiter fragten, gesagt, er wäre der Patriarch von Kiew. Auch mein Märchen, »Der Spiegel« 8 6 , bekommst Du bald. Mein Freund Calker wird in den Reichstag kommen. Er ist allerdings noch nicht in der Stichwahl, hat aber die besten Aussichten. Emmi Achterrath erzählte mir in den Weihnachtsferien von den Irrfahrten der Tante Mieze zum portugiesischen Konsulat. Erst fuhr sie weit in den Westen hinein, kam auf einen menschenleeren Hinterhof und sah sich vergebens nach einem Eingang um. Da kam eine alte Scheuerfrau, mit einem Eimer und einem Besen und fragt energisch: »Was wollen Sie hier?« Tante Mieze (nicht ohne Würde): »Zum portugiesischen Konsulat möchte ich.« Die Scheuerfrau: »So? Was wollen Sie denn da?« Tante Mieze (indigniert): »Das geht Sie doch wohl nichts an!« Die Scheuerfrau (freundlich): »Ja, das portugiesische Konsulat ist schon längst nicht mehr hier. Da müssen Sie in die Breitestraße fahren.« Tante Mieze fährt in die Breitestraße. Vergebens. »Hier hat wohl früher mal ein Portugiese gewohnt.« So ist sie einige Stunden durch Berlin gelaufen. Es war sehr ulkig. Mit der kleinen Anna, die ein sehr kluges Kind ist, korrespondiere ich nur noch in Versen, etwa so: Ja, jetzt wird es plötzlich kalt, Ohne Kohlen friert man bald, Ohne Feuer ists kein Spaß, alle Spatzen merken das. Alle Menschen gehen stampfend, Ihre Nasen atmen dampfend, Frost im Finger, Frost im Zehen, Ihren Atem kann man sehen. Ihr Gesicht ist rot und bläulich, Denn die Kälte ist abscheulich. Kannst Du mit der Hand, der kalten, Auch noch einen Griffel halten? Es ist tatsächlich plötzlich eiskalt geworden. Ich hab aber zum Schlittschuhlaufen keine Zeit. 86

Carl Schmitt: D e r Spiegel in » D i e Rheinlande«, 22. Jahrg., S. 3 2 3 - 3 2 4 , Düsseldorf

1912. Es handelt sich um die 3. Veröffentlichung von C . S . in dieser Zeitschrift. Siehe den Text dieser Beiträge im Anhang, S. 1 8 3 - 1 8 9 .

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Adieu Üssi. Sei nicht mehr traurig und betrübt. Es geht Dir ja gut. Mach Freiübungen. Herzlichen Gruß, Dein Bruder Carl.

Brief vom 04. Februar 1912 Kuvert Adresse

Portugal Mlk Auguste Schmitt per Adresse Mr. Dr. Ferreira de Lemos Santo Thyrso/Oporto (Douro)

Briefmarke

2 χ 10 Pf. Aufgabestempel: Düsseldorf

Absender

abgerissen

4.2.12.5-6N

2 portugiesische Eingangsstempel, Porto Central vom Februar 12 (Tag unleserlich) Düsseldorf, den 4. Febr. 1912 87

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ipp* Schattenrisse< aufnehmen, die Gemeingut aller Gebildeten werden sollen.« Bald darauf verhungerte Gottfried von Bouillon. Der Heilige aber hat, wie ein Blick in unser Inhaltsverzeichnis lehrt,sein Versprechen gehalten.

ANHANG. ANMERKUNGEN FÜR UNGEBILDETE. Zu Gottfried von Bouillon. K r e d i t . Etwas, das nach der Rechtsprechung des Reichsgerichts selbst dann gepfändet werden kann, wenn es nicht vorhanden ist. Vorsichtige Leute verzichten daher darauf. F r i s c h e L u f t . Durchweht die Sonntagspredigten Wilhelm Ostwalds, seitdem er zum Ehrenpräsidenten der deutschen Pfadfinderbewegung ernannt ist.

Anhang

Z w a n g s v e r g l e i c h . Derselbe ist tatsächlich gescheitert. Der Brief, in welchem der Konkursverwalter Ewald Oskar Kohn dem Gemeinschuldner dieses mitteilt, kam einige Stunden vor dessen Ableben an; er lautet: Hochgeehrter Herr! Muß Ihnen leider mitteilen, daß Akkord miese Sache - wo nicht gescheitert, so doch mißglückt ist. Ich habe Inen ja immer gesagt, daß auf Peter von Arniens kein Verlaß - Kinderkreuzzug ist auch ne Pleite - und waigert er sich, mir Extrahonorar zu geben, und würde er sicher schwören. Für ainen neuen Kreuzzug fehlt Reklamematerial; der Schwindel mit dem Jordanwasser zieht auch nicht mehr. Ihre faulen Transaktionen erledigen Sie gefl. selber. In der Masse liegen nunmehr: 1 Lanze, 1 Adreßbuch von Jaffa, 3 Pfund libyscher Wüstensand, 7000 Flaschen Jordanwasser, 3 gefangene Berbermädchen von 18-40 Jahren (Futterkosten habe ich vorgestreckt), 1 junger Löwe (do.). Abhanden gekommen ist: 1 Füllfederhalter, mit dem ich dieses schreibe, Haißt e Quote! Achtungsvoll Ewald Oskar Kohn, Konkursverwalter und Aufsichtsrat.

7. Pipin der Kleine. » A u g u s t e , « sagte Pipin, » i c h glaube nicht, daß L o r b e e r das richtige ist. Besser wäre s c h o n H o l l u n d e r - wir k ö n n e n es ja versuchen - , vielleicht n i m m s t du auch Muskat, w e n n du nicht Sellerie respektive Z w i e b e l vorziehst. Ich will natürlich nicht sagen, daß ich etwas g e g e n Schnittlauch habe und lasse dir auch

193

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Anhang

hinsichtlich des Lorbeers freie Hand. Überhaupt stelle ich dir alles ganz anheim und empfehle nur, im Kochbuch nachzuschlagen. Inzwischen will ich den Gartenzaun nachsehen, der seit dem Einfall der Hunnen noch offen steht. Bekanntlich erspart die Axt im Haus den Zimmermann.« Und er ergriff den schweren Hammer, mit dem bereits sein Vater Karl Martell die Sarazenen niedergeschmettert hatte, pfiff seinen beiden Söhnen Karl und Karlmann und verließ den Schauplatz dieses Schattenrisses. Moral: Mit welch herzgewinnender Schlichtheit und Einfachheit bewegt sich nicht dieser große Mann, der nur durch einen Zufall in diese Schattenrisse geraten ist, im Familienkreise! Soeben hat er noch, nur weil er den Stoffmangel der deutschen Lesebücher ahnte, einen Löwen erschlagen, und ohne viel Aufhebens davon machen, ohne den Lorbeer, der ihm von rechtswegen zukommt, auf die Stirn zu stülpen, stellt er vielmehr anheim, den Löwen damit anzurichten! So war Pipin! W i r können uns auch noch nicht von diesem sympathischen Menschen trennen und folgen ihm auf seinem Wege zum Gartenzaun. Derselbe führte ihn an dem toten Löwen vorbei. Pipin stand still. Der Auge des Königs der Franken blickte einen Augenblick sinnend in den gebrochenen Auge des Königs der Wüste. Dann sagte Pipin: »Karlmann, laß die Finger von dem Schwänze des erlegten Löwen; man weiß ja nicht, ob das Biest noch lebt. Karl der Große, willst du wohl runter, du Lümmel, du machst mir ja das ganze Fell dreckig!« So war Pipin! Streng, gerecht, intelligent! Noch einmal wiederholen wir unser Bedauern, den großen König in diese Gesellschaft gebracht zu haben; doch da man uns allein die Schuld hierfür zuschreiben wird, sehen wir uns genötigt, die Zusammenhänge aufzudecken.

Anhang

Bald nach dem bekannten Naumburger Festbankett begegneten wir dem König in der Straßburger Orangerie. Er war wie gewöhnlich unauffällig gekleidet und fragte, ob wir nicht seine Brille gefunden hätten. Da der Verfasser in der Lage war, dies bejahen zu können, kam das Gespräch bald auf die bekannten Naumburger Vorfalle 1 . Der Monarch bedauerte, daß seine Familienverhältnisse die Zerklüftung der deutschen Wissenschaft noch vergrößert hätten; so schmeichelhaft es für ihn sei, Gegenstand von Kontroversen zu bilden, so bedauere er doch, infolge seines hohen Alters sich an nichts mehr erinnern und infolgedessen auch nichts zur Sache sagen zu können. Nach dieser offenherzigen Erklärungen hielt auch der Verfasser nicht mehr zurück. »Majestät,« sagte er, »wenn ich die hohe Ehre haben werde, diese Worte Ew. Majestät der Nachwelt zu übermitteln, so bedauere ich doch, daß diese Veröffentlichung - da ich sonst nichts mehr publizieren werde - in den Schattenrissen geschehen muß. Ich weiß wohl, welches Unrecht Ew. Majestät damit geschieht, daß ich Ew. Majestät in die Gesellschaft der hier Umrissenen und derer, die es ebenfalls verdienten, bringe. E s s i n d , wie Ew. M a j e s t ä t sehen werden, alles s c h l e c h t w e g T a l e n t e , L e u t e n i c h t o h n e F ä h i g k e i t e n , die s i c h n u r dem I r r t u m h i n g e b e n , es g e h ö r e zu j e d e r B e g a b u n g e i n P u b l i k u m , zu j e d e m E i n f a l l e i n A u d i t o r i u m , das dazu t r a m p e l t . D e r S e l b s t e r h a l t u n g s t r i e b wird i h n e n e w i g die E r k e n n t n i s v e r s c h l i e ß e n , daß es n u r e i n e E i n t e i l u n g d e r M e n s c h h e i t g i b t : V o l k und G e n i e - und d a ß , w e r s i c h n i c h t e h r l i c h und o h n e N a r r h e i t f ü r ein G e n i e h a l t e n d a r f , s c h w e i g e n d und s e l b s t v e r s t ä n d l i c h zum V o l k e t r e t e n m u ß . A n s t a t t , wie s i e v e r m e i n e n , d e m V o l k e F ü h r e r zu s e i n ,

1

Vgl. die Anmerkungen für Ungebildete, S. S. 196.

195

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s t e h e n sie i h m n u r i m L i c h t e u n d im W e g e . Durch ihr gegenseitiges Sichanpreisen, durch L o b w i e T a d e l , v e r f l a c h e n s i e das a l l g e m e i n e U r t e i l . M i t d e m L ä c h e l n des M e n s c h e n , d e s s e n W a h r h e i t s d r a n g G e n ü g e g e s c h a h , w e n n er e i n e n Blick hinter selbstgebaute Kulissen tun durfte, n e n n e n s i e s i c h R e l a t i v i s t e n , so d i e e i n z i g i h n e n e r r e i c h b a r e P h i l o s o p h i e b e k e n n e n d . U n d in d e m s e l b e n A u g e n b l i c k b e s t e h e n sie a l s f a n a t i s c h e A b s o l u t i s t e n auf d e r A l l g e m e i n g ü l t i g k e i t des i h r e r F l a c h h e i t e n t n o m m e n e n M a ß s t a b e s . Dieser Maßstab gibt ihnen eine objektive Zus a m m e n g e h ö r i g k e i t , auf d e r i h r e a s s i m i l i e r e n d e K r a f t b e r u h t , das K l e i n e h i n a u f , das G r o ß e h i n a b auf e i n z u l ä s s i g e s E r r e i c h b a r e s zu z i e h e n . Dieselbe G e m e i n s a m k e i t wendet sich mit r e f l e k torischer Sicherheit gegen jede neue Gefahr; in l a u t e m G e s c h n a t t e r und k o r y b a n t i s c h e m L ä r m e n s o l l d i e S t i m m e des G e n i e s v e r l o r e n gehen. Denn eine gleiche Furcht und eine g l e i c h e S c h u l d h ä l t sie z u s a m m e n . « »Jawohl,« sagte Pipin, »ich kenne diese Art. Sie stellen sich zueinander, suchen sich gegenseitig zu überschreien, und jeder meint, es wüchsen ihm Hörner, wenn er so brüllt.«

ANHANG. ANMERKUNGEN FÜR UNGEBILDETE. Zu Pipin der Kleine. N a u m b u r g e r F e s t b a n k e t t . Einer der wenigen wissenschaftlichen Vorfälle, die der Geschichte angehören. Wir bringen den Bericht des »Naumburger telligenzblattes«,

In-

dessen Begründer bekanndich Johann

Huß ist, bekanntlich das erste Opfer des berüchtigten Spruchkollegiums.

Anhang

Man weiß, daß die auf dem berühmten Bankett angebahnte Versöhnung der beiden großen historischen Schulen bereits im Keime abgetrieben wurde. Da der Gegensatz - die Ethnologen wußten es lange, hüllten sich aber bezeichnenderweise in Schweigen - im wesentlichen identisch ist mit dem zwischen gallischer und germanischer Rasse, beschloß die Fesdeitung, die Versöhnung durch ein Hoch auf Karl den Großen zu besiegeln. Die Idee dünkte allen glänzend. Der Fortbestand der historischen Wissenschaft schien gesichert. Zukunftsfreudige Gelehrte sahen schon, wie man sich gemeinsam an die Bewältigung des unter dem Namen »Saalburg« zusammengefaßten Problemkomplexes machte. U m so bedauerlicher war es - von einem höheren Standpunkt aus ist es als katastrophal zu bezeichnen - , daß sich einige Legitimisten in die Gesellschaft eingeschlichen hatten. Sowie sie von der beregten Absicht erfuhren, wußten sie in geschickter Weise das Gerücht zu versprengen, Karl der Große sei nur ein unehelicher Sohn Pipins des Kleinen. Diese beispiellose Verleumdung fand auf beiden Seiten Glauben. Eine Auseinandersetzung wurde für dringend notwendig erachtet, und die allgemeine Verwirrung, man kann sagen, Entrüstung, war auf dem Höhepunkt, als es der Autorität eines berühmten Historikers einer sächsischen Universität gelang, sich Ruhe zu folgender Rede zu erzwingen: »Meine sehr geehrten Herren Kollegen ! Wenn es sich darum handelt, das Zeitalter, auf dessen Boden sich unsere Kontroverse bewegt, mit einem Wort in seiner Wesentlichkeit zu erfassen, so haben wir das Auge vor allem auf die bisher fast unbeachtet gebliebene Tatsache zu richten, daß jene Zeit von Regengüssen besonders heimgesucht war, daß aus den Händen des heiligen Bonifazius ganze Ströme voll Taufwasser die Gemüter odingläubiger Sachsen in helle Verwirrung brachten. So hat die Erkenntnis ein Erstgeburtsrecht, welch hochbedeutende wissenschaftliche Tat es ist, wenn ich das Zeitalter das der Abspülbarkeit nenne. Sobald aber im Norden das Zeitalter der Abspülbarkeit sich in den ersten Holzkirchen aufrichtete, und selbst

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Anhang

die Sachsen ergriff, war es klar, daß auch im Süden und Westen Überschwemmungen nicht ausbleiben konnten. U n d schon waren die Sarazenen bis Poitiers vorgedrungen, als ein Pipin auf dem Plane erschien. Damit kommen wir aber zu unserem Problem. S o wenig es von Bedeutung ist, daß die moderne Geschichtswissenschaft sich mit ihren Kontroversen in die Brennesseln eines noch so ein wandfreien Stammbaumes des noch so verdienstvollen Hausmeier-Geschlechts setzt - . « N u r der beispiellose Weltruf des sächsischen G e lehrten hatte die Versammlung bisher zurückgehalten. N u n aber ließ sich die Tatsache, daß man im Jahrhundert der Reizbarkeit lebte, nicht länger eindämmen. Ein schwerverständlicher Berliner Soziologe machte über einige simple Pragmatiker hinweg die Hocke aufs Katheder; aber es gelang ihm nicht, den Lärm zu übernäseln, wo doch die Soziologie, wie überall, so auch hier, zu einer Lösung geführt hätte. Die Fetzen eines weißen Bartes, ohne den sich kein deutscher Student einen bekannten, kürzlich in den Grafenstand erhobenen Hofhistoriographen vorstellen kann, flatterten durch den Saal, und erst der schnell herbeigerufenen Feuerwehr gelang es nach opfermütiger Tätigkeit, den Saal und die deutsche Wissenschaft in einen Zustand äußerlicher Ruhe zurückzuversetzen.

8. Wilhelm Schäfer. W o h l nicht jeder kann sich des G l ü c k e s r ü h m e n , aus der n a c h landläufigen V o r s t e l l u n g e n b e s c h e i d e n e n Position eines B e a m t e n der W a c h - und Schließgesellschaft o d e r der eines Briefträgers z u m g e h o b e n e n U n t e r b e a m t e n emporzusteigen. U n d doch hat eines s c h ö n e n T a g e s ein j u n g e r f r i s c h e r L a n d b r i e f t r ä g e r v o m R h e i n dies G l ü c k gehabt; leider zu s e i n e m e i g e n e n Verderben, wobei d e n n die geheimnisvollen F u ß a n g e l n des Schicksals, an d e s s e n G i t t e r n wir m a c h t l o s kratzend uns die H ä n d e wundreiben, mit e r s c h ü t t e r n d e m Z a u n p f a h l w i n k e n in d i e E r s c h e i n u n g t r e t e n .

Anhang

An dem Tage seiner Beförderung nämlich machte der Briefträger jenseits Bingens seinen Rundgang und schritt mit munterem Fingerschnalzen von Häuschen zu Häuschen. Da sich aber die frische Sommermorgenluft mit der Wirkung mehrerer Gläschen Kirschwasser belebend verband, so ging er, ohne sich dessen zu versehen, immer tiefer in das Wasser hinein, bis er von den Strudeln des Rheins erfaßt und stromabwärts fortgetrieben wurde, häufig rülpsend und nicht ohne Gewissensbisse. Dagegen wäre nun an sich nichts einzuwenden gewesen, wenn er nicht auf dieser Fahrt eine seltsame Begleitung gefunden und eine geheimnisvolle Unterhaltung geführt hätte. Unterhalb Vallendars Schloß sich der Leiche des Briefträgers die eines Kunstmalers an, der im Unterschied zu dem jugendfrischen Briefträger mit freitöterischer Absicht zu der Reise sich entschlossen hatte. Der Beweggrund zu dieser Tat war ebenso einleuchtend wie ungewöhnlich: der einflußreichste Kunstschriftsteller des schwarzen Erdteils hatte ihn gelobt und seine Werke als Äußerungen einer knorrigen Begabung zum Ankauf empfohlen, unter besonderer Hervorhebung seiner schlechten Vermögenslage. Die beiden Leichen schwammen langsam und ohne Eile den Rhein herunter, öfters belästigt durch eifrige Rheinuferaufsichtsbeamte, die sich in den Kopf gesetzt hatten, sie zu bergen. Außerdem wären sie diesseits Mehlems beinahe in den Angelhaken eines jungen verschlossenen Engländers geraten, der, aus der Erkenntnis, daß man Fische am besten mit faulen Fischen fängt, mit ergötzlichem Geschäftssinn Kapital schlagend, ein Buch über den »Schriftsteller« als Köder an die Angel band. Endlich stürzte bei Vallendar eine große Wagenfuhre Maßstäbe in den Rhein, und die Maßstäbe trieben stromabwärts. Im ganzen aber verlief die Unterhaltung der beiden Leichen ziemlich ungestört folgendermaßen: »Erlauben Sie mal,« fragte der Kunstmaler, »haben

199

200

Anhang

Sie in Ihrem Leben auch mit Kunstschriftstellern zu tun gehabt?« »Möglich, aber höchstens unter anderen«, erwiderte der Briefträger schlagfertig. »Wie allgemein versichert wird, sollen solche Menschen ein notwendiges Übel sein«, sagte der Kunstmaler. »Sie sind übler als notwendig«, erwiderte der Briefträger. »Erlauben Sie mal, wenn wir in diesem Tone weiterreden, so muß die Anekdote aufhören.« »Wieso?« fragte der Briefträger. »Sie sind kein Mensch von Formenkultur. Wissen Sie überhaupt, was eine Anekdote ist? Eine Anekdote mit Pointen, mit Witz und Kurzweil, mit Geist (hier wurde der Briefträger geschmeichelt etwas schamrot), mit Dialog und sonstigem Aufwand; eine Anekdote, die etwas anderes ist als geschniegelte Ideenlosigkeit und verpinselte Gedankenarmut - kennen Sie das?« »Wie meinen Sie das?« fragte der Briefträger. »Ich meine gekämmte Trivialität und dekorierter Mangel an Phantasie - « » W i e meinen Sie das?« fragte der Briefträger. »Ich meine, Sie sollten eine Anekdote schreiben!« * * *

Wenn in die große Tabakspfeife des Weltenbaumeisters ein Mensch nach dem andern hineingesteckt wird und so Millionen schönheitstrunkener Existenzen den sorglich stopfenden Mittelfinger einer höheren Macht auf dem Kopfe fühlen, dann kann auch der Stärkste nicht viel mehr tun, als mutlos die Hände sinken zu lassen und den tödlichen Stoß mit schmerzlicher Grimasse zu quittieren. Nicht viel anders erging es den beiden Leichen, die in anmutiger Unterhaltung den Rhein heruntergetrieben waren. Sie landeten schließlich am Acheron und trafen dort auf eine große

Anhang

201

Menge ernster Schatten, die der Ulierfahrt harrten 1 . Denn der alte Charon hatte die letzte Fuhre, den Jahrgang 1872-1892, noch nicht erledigt und war noch nicht zurück. Diese Anekdote aber ist 1912 geschrieben und muß so schnell wie möglich Gemeingut aller Gebildeten werden 2 . Unter den Schatten bewegte sich einsam ein übel aussehender Holländer mit hoher Stirn und rotem Bart, auf den der Kunstmaler sofort zueilte, um ihm mitzuteilen, daß die Hausse in seinen Bildern ihren Kulminationspunkt erreicht habe. Sodann fugte er hinzu, es sei soweit gekommen, daß die Kunstschriftsteller ihn, den übel aussehenden Holländer, als Vorwand gebrauchten, um zu zeigen, was sie von der Kunst verständen. Einer feile sogar Satz"auf Satz zu seinem Lobe und behaupte, es sei ihm, dem übel aussehenden Holländer, gelungen, in das farbige Land der Schönheit hinabzustürmen. »Wieviel Uhr ist es?« fragte der übel aussehende Holländer. »1912«, erwiderte der Kunstmaler. »Kein Wunder«, grunzte der Holländer. »Jetzt legen sie los. Immer zehn Jahre hinterdrein und mit einem Gesicht, als wären sie hundert voraus. Immer mit einem Gesicht, als hätten sie damals nur dabei sein müssen, und alles wäre anders geworden; und trotzdem passiert immer wieder dasselbe und ihr Gesicht bleibt immer dasselbe.« »Wie meinen Sie das?« fragte der Briefträger. Das Auge des Kunstmalers traf ihn mit einem Blick, in dem sich ein sprudelnder Abgrund von Dolchen der Empörung spiegelte. Dann sagte er laut:

1

Von ihnen ist hier keiner gerissen, weil uns nur lebende Schatten interessieren. Ein

so vielfach verkannter Mann wie Gottfried von Bouillon mußte freilich eine Ausnahme machen. 2

Und zwar nicht nur diese Anekdote, sondern die »Schattenrisse« überhaupt. An-

merkung des Herausgebers.

202

Anhang

»Ich meine, Sie sollten eine Anekdote schreiben.« Alle Schatten, vor allem aber der Schatten kühler Denkungsart, drehten empört die Halswirbel herum. Ein Polizeibeamter schrieb den Namen des Kunstmalers auf. Dann war alles still. - Der schwere Flügelschlag einer riesigen Eule schrieb den armen Schatten die tiefe Weisheit hinters Ohr, daß niemand seinem Schicksal entgeht, das Leben nicht so leicht und alles Genie nur gesteigerter Leichtsinn ist3.

ANHANG. ANMERKUNGEN FÜR UNGEBILDETE. Zu Wilhelm Schäfer. U b e l a u s s e h e n d e r H o l l ä n d e r . Bekanntlich ist übelaussehender Holländer der beste Es ist auffallend, daß die Kunstschriftsteller das nicht gewußt haben. Bei dieser Gelegenheit: K ä s e g l o c k e . Ein näheres Eingehen auf die Symbolik der Käseglocke müssen wir uns im Hinblick auf die Beschränktheit (nicht der Käseglocke, ihrer Symbolik oder ihres Entdeckers, sondern des Raumes) versagen.

3

Dieser letzte Ausspruch des fabelhaften Schäfers findet sich in seinem Roman »Karl

Stauffer-Bern«, S. 96, und ist so leichtsinnig, daß er wohl nur zu dem Zweck getan ist, um eben dadurch die eigene Genialität darzutun. Anmerkung des Herausgebers.

Verzeichnis der Briefe und Karten

Geordnet nach vorhandenen oder ermittelten Datumangaben. Für nicht genau bestimmbare Tage steht 00 im Datum und für unsichere Monate ein Fragezeichen hinter dem Datum. Alle Jahreszahlen sind gesichert, gleichlautende Daten alphabetisch chronologisiert. Breite χ Höhe in mm 00.09.05?

Brief von Attendorn

nach Arnsberg

01.10.05

Brief von Attendorn

nach Arnsberg

03.12.05

Brief von Attendorn

nach Arnsberg

1 B1 209x201, 1 S. 105x210 1 B1 222 χ 178, 4 S. 111x178 1 B1 222x 178, 4 S. 111x178

27.01.06

Karte von Attendorn

nach Arnsberg

1 B1 140x 92,

1 S.

92x140

04.05.06

Karte von Attendorn

nach Arnsberg

1 B1 89x140,

1 S.

89x140

15.05.06

Karte von Attendorn

nach Arnsberg

22.05.06

Karte von Attendorn

nach Arnsberg

27.05.06

Brief von Attendorn

nach Arnsberg

1 B1 85x138, 1 S. 85x138 1 Bl 85x 138, 1 s. 85x138 1 Bl 230x180, 4 S. 115x180

31.05.06

Karte von Attendorn

nach Arnsberg

1 Bl

01.10.06

Brief von Plettenberg

nach Arnsberg

03.10.06

Karte von Plettenberg

nach Arnsberg

00.11.06

Karte von Plettenberg

nach Arnsberg

15.11.06

Brief von Plettenberg

nach Arnsberg

00.12.06

Karte von Hagen/Betzdorf

nach Arnsberg

1 1 1 1 1

16.01.07

Karte von Plettenberg

nach Arnsberg

00.02.07a

Karte von Attendorn

00.02.07b 18.08.07 27.08.07

Brief von Rosslingen

nach Arnsberg

00.09.07

Karte von Rosslingen

nach Arnsberg

26.09.07

Karte von Saarburg

nach Berlin

25.05.08

Karte von München

nach Berlin

00.07.08?

Karte von Plettenberg

nach Berlin

00.08.08a

Karte von Plettenberg

nach Berlin

00.08.08b

Karte von Plettenberg

00.08.08c 00.09.08

Bl Bl Bl Bl Bl

85x 138, 228x179,

1 S.

85x138

4 S. 114x179

85x138,

1 S.

85x138

85x138,

1 S.

85x138

224x179,

4 S. 112x179

85x 138,

1 S.

85x138

1 Bl 87x138, 1 Bl 87x 138,

1 S.

87x138

nach Arnsberg

Brief von Plettenberg

nach Arnsberg

1 Bl 165x209,

2 S. 165x209

Karte von Enisheim

nach Arnsberg

1 1 1 1

Bl Bl Bl Bl

nach Berlin

1 1 1 1

Bl Bl Bl Bl

Brief von Roßlingen

nach Berlin

1 Bl 420x330,

4 S. 210x330

Karte von Plettenberg

nach Berlin

1 Bl 89x138,

1 S.

90x140,

1 S. 87x138 1 S.

90x140

225x 178,

4 S. 113x178

138x 88,

1 S.

88x138

89x138,

1 S.

89x138

90x140,

1 S. 90x140

138χ 90,

1 S.

90x138

140 χ 90,

1 S.

90x140

88x138,

1 S.

88x138 89x138

204

Verzeichnis der Briefe und K a r t e n

11.10.08

Brief von Rosslingen

nach Berlin

1 Bl. 420x330,

00.11.08a

Karte von Rosslingen

nach Berlin

1 Bl. 138x 89,

4 S. 2 1 0 x 3 3 0 1 S.

00.11.08b

Brief von Straßburg

nach Berlin

1 Bl. 264x173,

4 S. 132x173

4 S. 114x180

89x138

10.01.09

Brief von Straßburg

nach Berlin

1 Bl. 228x180,

27.04.09

Brief von Saarburg

nach Berlin

1 Bl. 226x291,

2 S. 226x291

21.06.09

Brief von Straßburg

nach Berlin

1 Bl. 222x 177,

4 S. 111x177

25.07.09

Karte von Straßburg

nach Saarburg

1 Bl.

85x 135,

1 S.

85x135

02.09.09

Karte von Rombach

nach Berlin

1 Bl.

89x141,

1 S.

89x141

06.09.09

Karte von Rosslingen

nach Berlin

1 Bl. 139x 90,

1 S.

90x139

01.01.10

Brief von Straßburg

nach Berlin

1 Bl. 222x 177,

4 S. 111x177

16.01.10

Brief von Straßburg 1 Bl. 268x210,

4 S. 134x210

1 Bl.

via Plettenberg nach Berlin 06.04.10

Karte von Straßburg 90x141,

1 S.

90x141

20.07.10

via Plettenberg nach Berlin Karte von Düsseldorf

nach Plettenberg

1 Bl. 138x 88,

1 S.

88x138

08.08.10

Karte von Hagen

nach Berlin

1 Bl. 140 χ 90,

2 S.

90x140

13.10.10

Brief von Lobberich

nach Berlin

1 Bl. 274x222,

4 S. 137x222

07.11.10

Karte von Venlo

nach Berlin

1 Bl. 135χ 87,

1 S.

22.01.11

Brief von Lobberich

nach Berlin

1 Bl. 284x219,

4 S. 142x219

18.02.11

Karte von Lobberich

nach Berlin

1 Bl. 140 χ 90,

2 S.

90x140

27.04.11

Karte von Lobberich

nach Plettenberg

1 Bl. 140 χ 90,

1 S.

90x140

29.05.11

Karte von Arnheim

nach Plettenberg

1 Bl. 140 χ 90,

2 S.

90x140

14.07.11

Brief von Düsseldorf

nach Rosslingen

1 Bl. 280x220,

3 S. 140x220 4 S. 145x222

87x135

12.10.11

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x222,

21.10.11

Karte von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 140 χ 90,

1 S. 140 χ 90

27.10.11

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 276x229,

4 S. 138x229

09.11.11

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 240x220,

4 S. 120x220

22.11.11

Brief von M.-Gladbach

nach Portugal

1 Bl. 258x170,

4 S. 129x170

28.11.11a

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 280x220,

4 S. 140x220

28.11.11b

Brief von „Bullgarien"

nach Portugal

1 Bl. 280x220,

4 S. 140x220

08.12.11

Brief von Plettenberg

nach Portugal

1 Bl. 330x209,

4 S. 165x209

11.12.11

Karte von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 140x 90,

1 S. 140 χ 90

21.12.11

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x221,

4 S. 145x221

03.01 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x221,

4 S. 145x221

05.01 12

Brief von „Bullgarien"

nach Portugal

1 Bl. 290x221,

4 S. 145x221

12.01 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 145x221,

2 S, 145x221

19.01 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x224,

4 S. 145x224

04.02.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x224,

4 S. 145x224

19.02 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x224,

4 S. 145x224

13.03 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 280x219,

4 S. 140x219

31.03 12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 280x219,

4 S. 140x219

Verzeichnis der Briefe und Karten

205

02.04.12

Karte von Düsseldorf

nach Plettenberg

1 Bl. 140 χ 90,

1 s. 140 χ 90

04.04.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 290x190,

4 S. 145x190

16.04.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

2 Bl. 280x219,

8 S. 140x219

21.04.12

Brief von Plettenberg

nach Portugal

IBI. 330x201,

4 S. 165x201

04.05.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 140x220,

1 S. 140x220

1 Bl. 280x219,

4 S. 140x219

19.05.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 280x219,

4 S. 140x219

20.06.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

2 Bl. 278x219,

8 S. 139x219

28.06.12

Karte von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 140x 90,

1 S. 140x 90

20.07.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 288x187,

4 S. 144x187

19.08.12

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 278x219,

4 S. 139x219

26.08.12

Brief von Bussingen

nach Portugal

1 Bl. 320x200,

4 S. 160x200

24.09.12

Brief von Plettenberg

nach Portugal

1 Bl. 436x328,

4 S. 218x328

09.10.12

Brief von M.-Gladbach

nach Portugal

2 Bl. 205x267,

3 S. 205x267

12.11.12

Brief von M.-Gladbach

nach Portugal

1 Bl. 290x180,

4 S. 145x180

21.11.12

Brief von M.-Gladbach

nach Portugal

1 Bl. 290x180,

4 S. 145x180

27.12.12

Brief von Plettenberg

nach Portugal

1 Bl. 330x210,

4 S. 165x210

4 S. 146x181

14.01.13

Brief von M.-Gladbach

nach Portugal

1 Bl. 292x181,

19.06.13

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 216x276,

2 S. 2 1 6 x 2 7 6

07.07.13

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

IBI. 226x275,

2 S. 226x275

28.10.13

Brief von Düsseldorf

nach Portugal

1 Bl. 215x280,

2 S. 2 1 5 x 2 8 0

16.11.13

Brief von Plettenberg

nach Portugal

1 Bl. 215x280,

2 S. 2 1 5 x 2 8 0

Personenregister Es wurden nur natürliche Personen des Vorworts, der Einfuhrung, einschließlich der Abbildungen, und der Briefschaften von Carl Schmitt verzeichnet. Fußnoten und Anhang sind ausgenommen. Die Erwähnungen Carl Schmitts, seines Vaters Johann Schmitt und der Mutter Louise Schmitt wurden nicht berücksichtigt. Für die unmittelbaren Familienangehörigen stehen folgende Abkürzungen: C. S. für Carl Schmitt, J. S. für Johann Schmitt, L. M. für Louise Schmitt, A. S. für Auguste Schmitt, Jo. S. für Joseph Schmitt und A. M. S. fur Anna Margarethe Schmitt. Isoliert vorkommende Vornamen wurden ausgenommen.

Achterrath, Plettenberger Familie,

- , Marta (geb 1891 ), Tochter, Zwillingsschwester, Pianistin 26f, 107, 109, 117,

Wilhelm (1858-1926), Kollege v.J. S.,

144, 147, 149

u. Emma, geb. Hammerschmidt (1885-1925) 142, 161

Bienstein, Aloysia, geb. Hempelmann,

- , Emmi (geb. 1889), Tochter, Jugendfreundin von C. S. 128, 142 f, 161 ff

Nachbarin 74 -,

Hugo, Nachbarssohn 60 f

- , Fritz, Sohn, Matrose 143

-,

Klärchen, Nachbarstochter 74

Alberts, Lehrer u. Buchhändler in Pletten-

- , Ludwig, Bahnarbeiter, Nachbar 74

berg 52 Altdorfer, Albrecht (1480-1526), dt. Maler '

134

am Zehnhoff, Hugo (1855-1930), Geheimrat, Reichstagsabgeordneter, preuß. Justizminister 1919-1927 22, 34, 74, 78

-,

Otto, Nachbarssohn 114

Biermann, Julie, Näherin 52 Bizet, Georges, frz. Komponist (1838-1875) 71 Böhmer, kath. Vikar in Eiringhausen 146 Bode, Ludwig, Jugendfreund v. C. S. 104

Anna, Fräulein in Bussingen 164

Borbeck, Drogist in Plettenberg 161

Arenberg, Herzog v. 173

Borromäus, Karl (1538-1584) hl., Namens-

Arenth, Marine-Intendantur-Rat, Bekannter v.J.S. 34,74,78

patron v. C. S., Fest: 4. November 15, 17

Aristoteles, grch. Philosoph

Brahms, Johannes (1833-1897), dt. Kom-

(384-322 v. Chr.) 26

ponist (1833-1897) 120, 126, 130f,

Ball, Hugo (1886-1927), dt. Dichter 21 Becker, Jürgen, Prof. Dr. jur. 8 Beethoven, Ludwig van (1770-1827), dt. Komponist 71 Belberstein, Bekannte v. J. S. 95 Bernstein, Familie v. Moritz (1850-1915),

135, 168 Brentano, Clemens v. (1778-1842), dt. Dichter 104, 108 Budde, Herr u. Frau, Vermieter der ersten Wohnung v. J. S. u. L. S. 13,57f, 74

Arzt in Mönchengladbach 27,118,

- , Fritz, Jugendfreund v. C. S. 104

126, 137, 144, 149, 153

Büchner, Georg (1813-1837), dt. Dichter

~> Helene (geb. 1891), Tochter, Pianistin 27 f, 107, 109, 117, 130, 144, 146f, 149

99, 100 Calker, Fritz van, Prof. (1864-1957), Doktorvater von C. S. 21, 128, 131 f, 152

208

Personenregister

Cari, Kosename íiir Pabla v. Dorotic u. die spanische Tänzerin Pabla im Tagebuch (1912) v.C. S. 28, 177, 179 Chopin, Frédéric (1810-1849), poln. Komponist 93 Cicero, Marcus Tullius (106-43 v. Chr.), röm. Staatsmann 50 Czerny, Carl (1791-1857), östr. Komp. u. Klavierpädagoge 93 Däubler, Theodor, dt. Dichter (1876-1934) 23,27, 127, 130, 153, 156 f, 159, 173 f Daudet, Alphonse (1840-1897), frz. Schriftsteller 57, 104, 130 Däumer, Volksschulrektor in Plettenberg 160 Dehmel, Richard (1863-1920), dt. Dichter 23 Devroèdes, Familie in Paris 177 Dickens, Charles (1812-1870), engl. Schriftsteller 167, 171, 172 Dorotic, Pabla v., gen. Cari, Verlobte, Frau erster Ehe v. C. S. 26, 176

Fredersdorf, junger Mann, der sich fur A. S. interessierte 74, 86, 114 Freud, Siegmund (1856-1939), Psychologe 26 Gäbler, Rudolf, Nachbar 39 Gebhardt, Hans, Stenografie-Sachverständiger 8 Göring, Hermann (1893-1946), dt. Politiker 11 Goethe j o h a n n Wolfgang v. (1749-1832), dt. Dichter 40, 100 Grabbe, Christian Dietrich (1801-1636), dt. Dichter 102 Graewe, Wilhelm (1842-1924), Fabrikant in Plettenberg 13f, 15, 160 Gregori, Angestellter bei Graewe & Kaiser 160 Grützner, Eduard Ritter v. (1846-1925), dt. Maler 57 Harnack, Adolf (1851-1930), ev. Theologe und Kirchenhistoriker 26 Hauer, Nachbarn der Geschwister v. J. S. in Berlin 72 f

Drilling, Lehrerin in Plettenberg 160

- , Georg, Sohn 142

Eisler, Fritz, Dr. jur. (1887-1914), Freund

- , Frau 68

v. C.S. 8, 12, 21, 23ff, 29, 86, 99f, 102, 104, 109, 117, 127, 132, 134, 139, 154, 157, 159, 164, 173, 175 - , Georg (1891-1983), Bruder v. Fritz, Verleger in Hamburg 100 Fall, Leo (873-1925), öster. Komponist 20, 79 Ferreira de Lemos, Familie v. Dr. José, Sto. Thyrso, Portugal 23, 140, 148, 166, 169f, 173 f - , Alberto, Sohn der Familie 118,120, 135, 149, 151 - , José, Sohn der Familie 173 - , Virginie, Tochter der Familie 120, 134, 144, 149, 156f, 161, 167, 172 Fischer (1831-1901), kath. Pastor in Plettenberg 16f

- , Käthe, Tochter 63, 65, 67, 72, 77, 142 Hauptmann, Gerhart, (1862-1946) dt. Dichter 27 Hebler, Nennonkel, Nachbar der Geschwister v. J. S. in Berlin 154 - , Käte, Nenntante, aus Berlin, hier in Münster 67, 72 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770-1831), dt. Philosoph 26 Hellmich, senior, Nachbar 39 Herdtmann, Prokurist bei Graewe & Kaiser 114, 160 Hitler, Adolf (1989-1945), dt. Politiker 11 Hoch, Paula, Fräulein in Bussingen 76, 85,98, 100, 150, 161 Hüsmert, Ernst Ferdinand (1899-1961), Kfm. 16

Personenregister

Hutten, Ulrich v. (1488-1523), dt. H u m a -

Mönchengladbach 21f, 34, 109, 127,

nist 18,49 Ibsen, Henrik, norw. Dramatiker

152 f -,

152 f -,

171

nasium in Attendorn 42

Langenbach, Emil (1888-1970), Bekannter

spieler 86 Kaiser, Julius (1832-1913), Fabrikant in Plettenberg 13f, 15, 146, 160

v . C . S . 71 - , Julius, jüngerer Bruder 86 Lasalle, Ferdinand (1825-1864), dt. Politiker 26

Kaiser, Paul, Bekannter der Familie J. S. Schmitt 143

Lenbach, Franz v. (1836-1904), dt. Maler

Kant, Immanuel (1724-1804), dt. Philosoph 27

57 Lennhoff, Isaak, Viehhändler aus Plettenberg-Böddinghausen 114

Katzenstein, portugiesischer Konsul 99 Keller, Gottfried (1819-1890), Schweiz.

Mai, richtig: May, Franz (1888-1963), Mitschüler v. C. S. auf der Volksschule

Dichter 53

88

Kesting, Anton, Mitschüler vom G y m nasium in Attendorn 42

M a n n , T h o m a s (1885-1955), dt. Schrift-

Kirchhoff, Friedrich, Dachdeckermeister u. Eva, geb. Schmitt, jüngste Schwester

steller 27, 110 Mauthner, Fritz (1849-1923), östr. Schrift-

v.J.S. 16,79 -,

Katharina, Tochter 53 f, 57

steller u. Sprachphilosoph 26 Mehenke, richtig: Menke, Anna, geb.

Kleist, Heinrich v. (1777-1811), dt. Dich-

Weisthoff, Frau v. Wilhelm, Nachbarin

ter 57 Klinger, Max (1857-1925), dt. Maler u.

52 Menke, Treschen (geb. 1895), Nachbarkind 41

Bildhauer 57 Kluxen, Franz (1887-1968), Freund v. C. S. aus Münster 8, 18f, 21, 23f, 86, 88, 109, 119, 128, 153, 159, 164 Knote, Heinrich (1870-1953), Heldentenor Kollmann, Albert (1837-1915), Kunstmezen 157 König, Josef, Mitschüler vom Gymnasium in Attendorn 68 Kroll, gemeint ist die Krolloper, Berlin 68 Kümmel, Willy (geb. 1894), Mitschüler von J. S. 39 Lamberts, Familie Arthur und H u g o ,

H u g o (1858-1931), Justizrat in M.-Gladbach 21 f, 34, 93, 110, 162,

Jürgens, Philipp, Mitschüler vom G y m -

Kainz, Josef (1858-20.09.1910), Schau-

Arthur (1800-1900), Fabrikant in M.-Gladbach 21 f, 34, 109, 127,

(1828-23.05.1906) 46 Jagenburg, Kollege v. J. S. bei Graewe & Kaiser 93

209

-,

Wilhelm, Bahnhofs-Güter-Arbeiter, Nachbar 39

Möller, Textilhändler in Plettenberg 114 Möricke, Eduard (1804-1875), dt. Dichter 53 Montesquieu, Charles de Secondât, Baron de La Brède et de (1698-1755), fr. Staatsphilosoph 26 Montez, Lola (1818-1861), engl.-kreol. Tänzerin 28 Moser, Redakteur in Geldern 91 Mozart, Wolfgang Amadeus (1756-1791), östr. Komponist 40f, 53, 73, 77, 175

210

Personenregister

Negelinus, Johannes, Pseudonym fur C. S.

Rossini, Giacchino (1792-1868), ital.

u. Fritz Eisler 18 Nicolai, Otto (1810-1849), dt. Komponist

Komponist 175 Riibenstrunk, richtig: Roevenstrunk, Herr,

117 Nietzsche, Friedrich (1844-1900), dt.

Bekannter v. J . S . 114 Rutenbeck, Lina, Näherin, Hausmitbewohnerin 161

Philosoph 27 Ostermann, Hotelbesitzer in Plettenberg-

Sachs, Hans (1494-1576), dt. Meistersinger 124

Eiringhausen 14, 162 Osthaus, Karl Ernst (1874-1921), Bankier

Saint-Saëns, Charles Camille (1835-1921), frz. Komponist 88

u. Kunsthistoriker in Hagen 159 Otero Schmitt, Alvaro, Jurist, Enkel v.

Schäfer, Wilhelm (1868-1952), dt. Schriftsteller 2 3 , 2 7 , 127, 130, 134, 137,

C.S. 7 -,

Carlos, Architekt, Enkel v. C. S. 7

-,

Dusanka, Enkelin v. C. S. 7

- , Jorge, Dr., Biologe, Enkel v. C. S. 7

142 Schade, Joachim, Rechtsanwalt u. Notar 8 Scheerbart, Paul (1863-1915), dt. Dichter

Otte, Frl., Bekannte v. A. S. in Berlin 99 Otto, Heinrich, Textilkaufmann in Pletten-

23 Scherlen, richtig Scherl, August

berg-Eiringhausen (1878) 3 9 , 1 1 4 Pabla, angebliche spanische Tänzerin, im

(1849-1912), dt. Verleger 113 Schiller, Friedrich (1759-1802),

Tagebuch (1912) v. C. S. Cari genannt 26f, 121, 124

dt. Dichter 54, 93 Schleicher, Kurt v. (1882-1934),

Papen, Franz ν. (1879-1969), dt. Politiker 11

dt. General u. Politiker 11 Schopenhauer, Arthur (1788-1860),

Plettenberg, Baronin von 131 Pohle, Stadtpolizist von Plettenberg 45, 58

dt. Philosoph 26 Schmidt, Albert, Schuster, in Plettenberg

Presber, Rudolf (1868-1935), dt. Schriftsteller 73

114 Schmitt, Anima de Otero (1931-1983),

Quast, Karl, Nachbar 114 Raabe, Wilhelm (1831-1910), dt. Dichter

Tochter v. C. S. 11 -,

69,72

Schwesterv.C.S. 15, 31, 39, 74, 89f,

Rathenau, Walther (1867-1922), dt. Politi-

93, 95f, 114, 118f, 128, 137, 139, 142f,

ker 12,23, 127 Rehse, Maria (1850-1882), erste Ehefrau v.

146, 158, 164, 168, 171, 177 -,

Ernst (1880-1919), Stiefbruderv. C . S .

-,

Hugo (geb. 1885), Vetter v. C. S., Sohn

J . S . 14 Reusch, Familie in Plettenberg-Bhf., Reusch, Johann Peter (1865-1923), Eisenbahn-Güter-Vorsteher, u. Julie, geb. Raulf, geb. Vetter (1865-1944) 146 Röhm, Ernst (1887-1934), dt. Politiker 11 Rosenbaum, Eduard, Dr. jur. (1887-1979), Freund v. C. S. 9, 19, 21, 24, 101 f, 109, 117

Anna Magarethe (1902-1954), jüngste

15f, 4 3 , 9 0 , 143, 161, 170 des Bruders Peter v. J . S. u. Wilhelmine, geb. Kirchhoff 14 - , Johanna (geb. 1890), Kusine v. C. S., jüngste Tochter v. J . Ss. Bruder Peter u. Wilhelmine, geb. Kirchhoff 19, 41 ff, 45, 47, 52, 54f, 58, 60f, 142, 160 - , Joseph, gen. Jup (1893-1970) Bruder v. C . S . 11, 15, 3 1 , 3 7 , 3 9 , 4 1 , 54ff, 60,

Personenregister

72, 74,79, 89f, 93,96, 110, 118f, 130,

Schumann, Robert (1810-1856), dt. Kom-

132, 13 7 ff, 142 ff, 149, 153, 160, 162, 164, 169 -,

ponist 108 Schürmann, Prokurist bei Graewe & Kaiser 160

Louise, (geb. 1887), Kusine v. C. S., älteste Tochter v. J. Ss. Bruder Peter u.

Schuster, Friseur u. Puppenmacher in Plet-

Wilhelmine, geb. Kirchhoff 41 f, 67, 71, 114, 136, 142, 151

tenberg 114 Seemann (1829-1904), Ernst Arthur Eiert,

- , Maria (geb. 1907), Tochter v. C. Ss., Stiefbruder Ernst Schmitt u. Wilhel-

Verleger 120, 126 Siepmann, Fritz, Angestellter bei Graewe

mine, geb. Luke, gen. Emsts Mina 149, 161 - , Mariechen, Schwester v. J. S. in Berlin-

& Kaiser 160 -,

-,

rechtler 226 Soissong, André, Vetter v. C. S. in Saar-

104, 109, 128, 137, 154, 161, 164, 175

burg in Lothr., Sohn v. Jacob u. Kath-

Nicolaus (1826-1881), Großvater v.

chen, geb. Steinlein, Schwester v. L. S. 20,33,81,88

C. S. in Bausendorf, Eifel 14, 63 -,

Peter (1865-1906), Bruder v.J.S., verh.

- , Jacob, Schwager v. L. S., Hotelier in

mit Wilhelmine, geb. Kirchhoff,

Saarburg, verh. mit Katharina, geb.

Schwester v. Dachdeckermeister

Steinlein 20, 33, 76, 78f, 81, 83, 88

Friedrich Kirchhoff, gen. Tante Mina 16,32 -,

-,

Jacob, Schwester v. L. S., gen. Kath-

Berlin-Lichtenberg 19f, 63, 72f, 75,

chen 20, 33, 65, 78f, 88, 92, 102, 104,

Philipp u. Wilhelmine in Berlin-

152, 154, 157, 162, 172 Steinlein, André, Bruder v. L. S., Grundstücksmakler in Bussingen, Elsaß 20,

Lichtenberg, gen. Lichtenberger 94

33, 62f, 66, 73, 75, 82, 85, 88, 98, 131,

- , Valentin, Bruder v. J. S. in Essen 61 -,

133, 154, 157, 159f, 161, 164, 172

Wilhelmine, geb. Kirchhoff, Frau v. J. Ss. Bruder Peter, gen. Tante Mina

-,

- , André (1891-1964), Vetter V.C.S.,

4 5 , 6 1 , 9 0 , 100, 142, 154, 160, 164

Sohn ν. André sen. u. Margarethe

Wilhelmine, geb. Luke, Frau v. C. S.

Steinlein 20, 33, 63, 65, 68, 73f, 76,

Stiefbruder Ernst gen. Emsts Mina

78, 83, 85, 88, 91, 97f, 104, 109, 133, 139, 149, 161, 175

100, 163 Schmitz, Josef, Mitschüler vom Gymnasium in Attendorn 43 Schrötter, Frl. v., Bekannte v. C. S. u. A. S. in Berlin 6 3 , 7 1 , 9 1 Schulte, auf dem Ohl, Gastwirt 16 -,

Heinrich, Heilkundiger, Bekannter v. J.S. 160

-,

Katharina, geb. Steinlein, Frau v.

Philipp, Bruder v. J. S., Drucker in 77f, 83, 104, 161

-,

Konditor in Plettenberg 161

Sohm, Rudolf (1841-1917), ev. Kirchen-

Lichtenberg, gen. Mieze 19f, 63,65, 67f, 72f, 75, 79, 81, 83, 85, 87, 91, 102,

211

Theodor, Hausmeister u. Pförtner der Fa. Graewe & Kaiser 13

-,

Franz Josef Anton (1833-1911), Großvater v . C . S .

15,20,74

- , Margarethe, Schwägerin v. L. S., Frau v. André Steinlein sen. in Bussingen 20,33,62,64 - , Nikolaus (1821-1894), kath. Pfarrer in Hontheim, Eifel, Onkel v. L. S. 15 Strauss, Richard (1864-1949), dt. Komponist 75, 107, 109

212

Personenregister

Strauß, David Friedrich (1808-1874), dt. ev. Theologe 18 Strindberg, August (1849-1912), schwed. Dichter 27 Thoma, Hans (1839-1924), dt. Maler, 27 Thomas, Otto, Nachbar 58 Tilli, kath. Vikar in Plettenberg-Eiringhausen 146 Tiofel, richtig: Theofei, Vater v. C. Ss. Mitschülerin Ida Theofei 88 -,

Ida, Mitschülerin v. C. S. 114

Tommissen, Piet, Prof. Dr., Grimbergen, Belgien 8 Vaihinger, Hans (1852-1933), dt. Philosoph 25f

Weber, Carl Maria v. (1786-1826), dt. Komponist 53, 57, 77, 88 - , Max (1864-1920), Sozialökonom, Wirtschaftshistoriker, Soziologe 26

Weininger, Otto (1880-1903), östr. Psychologe 27 Welter, Peter, Kolonialwarenhändler in Plettenberg-Bhf. 160 Wolf, richtig: Wolff (geb. 1886), Studienrat, Ehemann v. Emmi Achterrath 143 Wülfing, Freund v. C. S. in Düsseldorf 154 Wünsch, Frl., Bekannte v. C. S. u. A. S. in Berlin 71,92

Vetter, Ludwig, Holzhändler 114

Zander, Nachbar 39

Wagner, Richard (1813-1883), dt. Kompo-

Zowonaea, M., Bekannte v. A. S. in Berlin

nist 88,98, 108, 130, 175

92

Bildnachweis

Erben Carl Schmitt: S. 29 oben links u. rechts, S. 30 oben, S. 31, S. 33, S. 34 unten links Archiv Piet Tommissen: S. 29 unten links, S. 30 unten, S. 34 oben links u. rechts Privatarchiv A. Kluxen: S. 29, unten rechts Stadtarchiv Plettenberg: S. 32 Ullstein Bilderdienst: S. 34, unten rechts