Übungsbuch zur Makroökonomie [5., neu bearb. Aufl. Reprint 2014] 9783486806861, 9783486256277

Begleitendes Übungsbuch zum erfolgreichen Lehrbuch: Aufgaben und Lösungen zum gesamten Stoff. Damit wird die Rezeption d

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Übungsbuch zur Makroökonomie [5., neu bearb. Aufl. Reprint 2014]
 9783486806861, 9783486256277

Table of contents :
Vorwort
Verzeichnis der verwendeten Symbole
Einführung
Aufgaben
Lösungen
Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens
1. Kapitel: Die Aufgabe der Ex-post-Analyse
Aufgaben
Lösungen
2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf
Aufgaben
Lösungen
3. Kapitel: Probleme und Ergebnisse der VGR
Aufgaben
Lösungen
4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems
Aufgaben
Lösungen
Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse
5. Kapitel: Einleitung
Aufgaben
Lösungen
6. Kapitel: Der Gütermarkt
Aufgaben
Lösungen
7. Kapitel: Der Geldmarkt
Aufgaben
Lösungen
8 Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt
Aufgaben
Lösungen
9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen aus dem Gütermarkt-Geldmarkt-Modell
Aufgaben
Lösungen
10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt
Aufgaben
Lösungen
11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft
Aufgaben
Lösungen
12. Kapitel: Einige Grundlagen der makroökonomischen Analyse offener Volkswirtschaften
Aufgaben
Lösungen
Register

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Übungsbuch zur Makroökonomie Von

Dr. Klaus Rittenbruch Professor der Volkswirtschaftslehre

5., neu bearbeitete Auflage

R. Oldenbourg Verlag München Wien

Die Deutsche Bibliothek - C I P - E i n h e i t s a u f n a h m e Rittenbruch, Klaus: Makroökonomie / von Klaus Rittenbruch. - München ; Wien : Oldenbourg Übungsbuch. . - 5., neubearb. Aufl.. - 2001 ISBN 3-486-25627-0

© 2001 Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH Rosenheimer Straße 145, D-81671 München Telefon: (089) 45051-0 www.oldenbourg-verlag.de Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gedruckt auf säure- und chlorfreiem Papier Gesamtherstellung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza ISBN 3-486-25627-0

INHALT

Vorwort Verzeichnis der verwendeten Symbole

VII VIII

Einführung Aufgaben

1

Lösungen

2

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens 1. Kapitel: Die Aufgabe der Ex-post-Analyse Aufgaben

7

Lösungen

7

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf Aufgaben

9

Lösungen

23

3. Kapitel: Probleme und Ergebnisse der VGR Aufgaben

45

Lösungen

49

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems Aufgaben

58

Lösungen

69

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse 5. Kapitel: Einleitung Aufgaben

89

Lösungen

91

VI

Inhalt

6. Kapitel: Der Gütermarkt Aufgaben Lösungen

96 109

7. Kapitel: Der Geldmarkt Aufgaben Lösungen

126 134

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt Aufgaben Lösungen

152 160

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen aus dem Gütermarkt-Geldmarkt-Modell Aufgaben Lösungen

174 179

10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt Aufgaben Lösungen

188 194

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft Aufgaben Lösungen

206 222

12. Kapitel: Einige Grundlagen der makroökonomischen Analyse offener Volkswirtschaften Aufgaben Lösungen

Register

253 266

287

Vorwort zur 5. Auflage

Dieses Übungsbuch ist als Begleitung zu dem im selben Verlag und vom selben Autor erschienenen Lehrbuch „Makroökonomie" gedacht. Das Übungsbuch berücksichtigt die Änderungen und Erweiterungen, die in der 11. Auflage des Lehrbuches vorgenommen wurden, also insbesondere in Teil 1 das neue Kreislaufsystem des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG) 1995 und in Teil 2 die Einführung des Europäischen Systems der Zentralbanken (ESZB). Das Übungsbuch bietet in seinem Lösungsteil komplette Lösungen und dürfte deshalb auch unabhängig vom zugrunde liegenden Lehrbuch des Verfassers zu benutzen sein. Studierende sollten sich allerdings zwingen, nicht bei der ersten Schwierigkeit im Lösungsteil nachzuschauen. Die Antworten sollten selbständig gegebenenfalls auch unter Heranziehung anderer Literatur - erarbeitet werden. Der Lösungsteil sollte vorrangig der Kontrolle dienen. Studierende sollten lernen, die komplexen volkswirtschaftlichen Zusammenhänge möglichst an Hand allgemein formulierter Funktionen und / oder Grafiken zu verstehen. W e n n im Übungsbuch - wie auch im Lehrbuch - dennoch auch zahlreiche Aufgaben mit zahlenmäßig quantifizierten Funktionen angeboten werden, so liegt das daran, dass zumindest meine Lehrerfahrung dahin geht, dass einige Studierende das System und die Richtung, in die es sich unter bestimmten Annahmen bewegt, leichter mit Hilfe von Zahlenbeispielen verstehen. Die Exaktheit quantitativer Modell-Ergebnisse sollte aber nicht dazu verleiten, gesamtwirtschaftliche Beziehungen letztlich als leicht berechenbar und genau steuerbar anzusehen. Herr Diplom-Betriebswirt Holger Nußbeck hat mich auch bei diesem Buch bei Korrekturarbeiten unterstützt. Dafür möchte ich ihm auch an dieser Stelle sehr herzlich danken. Hinweise und Anregungen sowie Anfragen zu eventuell verbliebenen Unklarheiten und Fehlern nehme ich gerne entgegen. Klaus Rittenbruch

Verzeichnis der verwendeten Symbole Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens Ausland Anfangsbestand Bruttoinlandsprodukt Bruttonationaleinkommen Betriebsüberschuss Konsum Abschreibungen Devisenbilanz bzw. Saldo der Devisenbilanz Dienstleistungsbilanz bzw. Saldo der Dienstleistungsbilanz Endbestand Saldo der Erwerbs- und Vermögenseinkommen zwischen Inländern und Ausländern EX Exporte von Gütern (Waren und Dienstleistungen) F Nettoposition FD Finanzierungsdefizit FK Finanzielle Kapitalgesellschaften FÜ Finanzierungsüberschuss G Unternehmens- und Vermögenseinkommen („Gewinne") [alte VGR: Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen] g Zinsen auf Konsumentenschuld HU Zinsen auf Staatsschuld an Ausland / Haushalte / Unternehmen ^StA/H/U GE Geldeinheiten H (private) Haushalte HB Handelsbilanz bzw. Saldo der Handelsbilanz (Netto-)Investition I Jbr Brutto-Investition Γ Netto-Investition Γ Ersatz-Investition Lagerinvestition, Lagerbestandsveränderung II IM Importe von Gütern (Waren und Dienstleistungen) KB Kapital(verkehrs)bilanz bzw. Saldo der Kapitalbilanz L Arbeitnehmerentgelt („Löhne") [alte VGR: Einkommen aus unselbständiger Arbeit] LÜ laufende Übertragungen bzw. Saldo der laufenden Übertragungen LB Leistungsbilanz bzw. Saldo der Leistungsbilanz M Geldmenge MEW Measure of Economic Welfare MP Marktpreise Ν Endnachfrage A AB BIP BNE BÜ C D DevB DiB EB EV

Verzeichnis der verwendeten Symbole

NIP NNE PI PO pr PE PW RV S SE St Τ Td T1 Tr U VÄ VE VL Y Ybr Yn YVH Ζ

Nettoinlandsprodukt Nettonationaleinkommen / Primäreinkommen primäre Inputs Private Organisationen ohne Erwerbszweck privat Saldo der Primäreinkommen (Brutto-)Produktionswert Reinvermögen Sparen Selbständigeneinkommen Staat Steuern direkte Steuern (einschl. Sozialabgaben) indirekte Steuern Transfers (gegenwertlose Zahlungen an Haushalte) Unternehmen Vermögensänderung Volkseinkommen Vorleistungen Einkommen Bruttoinlandsprodukt / Bruttonationaleinkommen Volkseinkommen verfügbares Einkommen der Haushalte Kreislauftheorie: Subventionen (gegenwertlose Zahlungen an Unternehmen) Zahlungsbilanz: Saldo der Zahlungsbilanz

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse ASt α Β c C d DevB e EX G GE H i I im

IX

gesamte Staatsausgaben (G + Tr) Steigungsmaß (absolut) der IS-Funktion Zentralbankgeldmenge marginale Konsumquote Konsum marginale Investitionsquote Saldo der Devisenbilanz Wechselkurs (€/WE) Exporte Staatsausgaben für Güter und Dienste (C S t + I S t ) Geldeinheiten Haushalte Zinssatz Netto-Investitionen marginale Importquote

χ IM k Κ KB L Lp Ls LB m M Ν Ρ P* s S St t Τ tot Tr V w w/P WE Y ynom YVH Ζ

Verzeichnis der verwendeten Symbole

Importe von Gütern Gütermarkt: Multiplikator Geldmarkt: Kassenhaltungskoeffizient Sachkapital Kapitalbilanz bzw. Saldo der Kapital(verkehrs)bilanz Geldnachfrage Geldnachfrage zu Transaktionszwecken Geldnachfrage zu Spekulationszwecken Saldo der Leistungsbilanz Geldmengenmultiplikator Geldmenge; Geldangebot (nominell) Arbeitsmenge Preisniveau erwartetes Preisniveau marginale Sparquote Sparen Staat marginale Steuerquote Steuern Terms of trade Transfers Umlaufgeschwindigkeit des Geldes Nominallohnsatz; Geldlohnsatz Reallohnsatz ausländische Währungseinheit reales Volkseinkommen nominales Volkseinkommen verfügbares Einkommen der Haushalte Saldo der Zahlungsbilanz

Indizes A AL Ν pr r t VB 0/1/2

Angebot Ausland Nachfrage privat real Zeit, Periode Vollbeschäftigung Gleichgewichtslösungen der betrachteten Periode

Einführung

0.1

Ordnen Sie die folgenden Aussagen den Bereichen Makroökonomie oder Makroökonomie zu. ( 1 ) Die Löhne für Informatiker sind wegen der großen Nachfrage stark angestiegen. (2) Die europäischen Exporte in den Dollarraum sind wegen des starken Dollars zurückgegangen. (3) Die Ökosteuer hat zu einem Anstieg der Benzinpreise geführt. (4) Der Anstieg der Benzinpreise war ein wichtiger Grund dafür, dass das Preisniveau gegenüber der Vorperiode angestiegen ist. (5) Das Lohnniveau in Deutschland müsste niedriger sein, wenn Vollbeschäftigung herrschen sollte. (6) Der Euro ist hinsichtlich seines Binnenwerts stabil, sein Außenwert fällt jedoch stetig. (7) Die Kaffeepreise sind wegen des weltweiten Überangebots drastisch gefallen. (8) Die Ölpreiserhöhung hat alle Produkte plötzlich verteuert und damit viele Staaten in eine Krise gestürzt.

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0.2

Die Aktienkurse seien in der letzten Zeit nach oben geschnellt. Wenn ein Aktienbesitzer nun den Kursgewinn durch Verkauf realisieren will, kann er Opfer des Trugschlusses der Verallgemeinerung werden. Wieso?

0.3

a) Was ist die Aufgabe der Wirtschaftstheorie? b) Wodurch unterscheiden sich die Theorie der Wirtschaftspolitik und die praktische Wirtschaftspolitik?

0.4

Warum sind Modelle immer eine „falsche" Beschreibung der Wirklichkeit?

0.5

In empirischen Wissenschaften wird nicht versucht, die Richtigkeit von Modellen / Theorien zu beweisen. Vielmehr wird solange mit ihnen gearbeitet, wie sie nicht widerlegt (falsifiziert) wurden. Die Falsifizierung einer Theorie erfordert eine Neuformulierung. Warum wird wohl dieser Weg gewählt?

0.6

Worin liegen die Unterschiede zwischen einer Ex-post-Analyse und einer Ex-ante-Analyse?

0.7

Heute besteht im Grunde Einigkeit darüber, dass eine völlig wertfreie Wissenschaft (wertfrei im Sinne von j)hne normative Wertungen") nicht möglich ist. Gleichwohl ist eine Trennung von normativen und positiven

2

Einführung

Aussagen wichtig (aber manchmal nicht einfach). Ordnen Sie die folgenden Aussagen den beiden Kategorien zu. (P = positiv; Ν = normativ) ( 1 ) Das Einkommensniveau in Deutschland ist zu hoch. (2) W e n n die Arbeitslosigkeit zurückgehen soll, muss das Einkommensniveau in Deutschland gesenkt werden. (3) Die Einkommensverteilung in Deutschland ist ungleich. (4) Die Einkommensverteilung in Deutschland ist viel zu ungleich. (5) Um die krasse Ungleichheit in der deutschen Einkommensverteilung abzubauen, müssten meiner Meinung nach die Steuern für Reiche erhöht werden und mit den zusätzlichen Steuereinnahmen die Armen unterstützt werden. (6) Es wurde festgestellt, dass alle Deutschen die Einkommensverteilung in Deutschland für ungerecht halten. (7) Es ist ein Menschenrecht, einen Arbeitsplatz zu haben. (8) Inflation ist besser als Arbeitslosigkeit

(

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( ( (

) ) )

(

)

( ( (

) ) )

Lösungen Einführung

0.1

(1) Mikro; (2) Makro; (3) Mikro; (4) Makro; (5) Makro; (6) Makro; (7) Mikro; (8) Makro.

0.2

W e n n alle Aktionäre denselben Wunsch verspüren, wird das Angebot stark zunehmen. Die Kurse werden wieder fallen. Eine Realisierung des Gewinns ist dann nicht möglich.

0.3

a) Die Wirtschaftstheorie hat die Aufgabe, die Wirtschaftsprozesse zu beschreiben und zu erklären. b) In der Theorie der Wirtschaftspolitik legt ein Außenstehender dar (z.B. ein Wissenschaftler), welche wirtschaftspolitischen Instrumente geeignet erscheinen, um ein vorgegebenes wirtschaftspolitisches Ziel zu erreichen. Praktische Wirtschaftspolitik bedeutet, dass die für die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen (z.B. die Regierung, die Zentralbank) konkrete Entscheidungen über den Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente treffen.

0.4

Modelle enthalten immer nur die „für wesentlich gehaltenen Teile der Realität". Insofern geben sie die komplexe Realität immer nur „auszugsweise" oder eben „falsch" wieder.

0.5

Die Richtigkeit zu beweisen würde bedeuten, dass man alle denkbaren Fälle

Einführung

3

überprüft. Das ist nicht möglich. Sobald sich aber eine Theorie / Modell in einem Fall als unzutreffend erweist, muss sie aufgegeben werden. 0.6

Eine Ex-post-Analyse erfasst und beschreibt Vorgänge in einer abgeschlossenen, vergangenen Periode. Sie klassifiziert die Vorgänge und ordnet sie einander zu. Diese Klassifizierung und Systematisierung erfolgt in aller Regel vor dem Hintergrund von (möglichen) Erklärungsansätzen. In einer Ex-ante-Analyse werden die Vorgänge auf der Basis von Planungen und Entscheidungen der Aggregate / Sektoren in ihrem Zusammenwirken erklärt. Dies bedeutet zugleich, dass man das Ergebnis der Handlungen der Aggregate / Sektoren vorhersagen kann.

0.7

Positive Aussagen sind Aussagen über das, „was war, ist oder sein wird". Sie können allerdings durchaus falsch sein! Es kann sich auch um bloße Behauptungen handeln. Wichtig ist aber, dass die Aussagen grundsätzlich für alle Menschen in gleicher Weise objektiv nachprüfbar sind. Manche Behauptungen (z.B.: In unserer Galaxis gibt es 1 Milliarde belebte Planeten.) mögen nur schwer oder vielleicht erst in ferner Zukunft oder nie als richtig oder falsch erkannt werden. Aber bei jeder Behauptung kann man mindestens die Forderung nach einem Beweis erheben. Solange dieser aussteht, ist klar, dass es sich nur um eine Behauptung handelt. Normative Aussagen beziehen sich auf die subjektiven Wertvorstellungen von Individuen, also darauf, was einzelne Personen für schön, gut oder schlecht halten. Zwar mag es vorkommen, dass alle Menschen ein bestimmtes Musikstück für schön halten, alle Menschen für Vollbeschäftigung sind. Dann handelt es sich um Normenkonsens. Es kann aber morgen ein Mensch kommen, dem dies plötzlich nicht mehr gefällt. Dann bestünde zwar weiterhin ein sehr hoher Grad an Normenkonsens, aber kein vollständiger mehr. (1)

Ν

(2) (3) (4) (5)

Ρ (Muss aber nicht unbedingt richtig sein!) Ρ Ν Ρ und Ν. Im Adjektiv „krass" liegt bereits eine subjektive Wertung. Die restliche Aussage ist P.

(6)

Ρ

(7) Je nach Sichtweise Ρ oder N. a) Es gibt einen Menschenrechtskatalog (der seinerseits Ergebnis eines weitgehenden Normenkonsenses ist), in den das Recht auf einen Arbeitsplatz aufgenommen wurde. - Wenn die Aussage (7) nur einen solchen Tatbestand wiedergeben soll, ist sie P. b) Ein Individuum hält es für einen Menschenrecht, einen Arbeitsplatz zu haben. Dann ist die Aussage N. (8)

N.

Teil 1: Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

1. Kapitel: Die Aufgabe der Ex-post-Analyse

1.1

a) Wer hat als erster Ökonom einen „gesamtwirtschaftlichen Kreislauf" entwickelt? b) Welcher Ökonom hat entscheidende Grundlagen für die Entwicklung der modernen Kreislauftheorie geliefert?

1.2

Welche Hauptzwecke verfolgt die Ex-post-Analyse?

1.3

Was sind a) Stromgrößen; b) Bestandsgrößen? c) Wie sind Strom- und Bestandsgrößen miteinander verknüpft?

1.4

Warum ist die Wirtschaftspolitik auf konkrete gesamtwirtschaftliche Daten angewiesen?

1.5

Welche gesamtwirtschafdichen Ziele sind in Deutschland gesetzlich fixiert?

1.6

Welche gesamtwirtschaftlichen Ziele sind in der EU vertraglich fixiert?

Lösungen 1. Kapitel

1.1

a) Der Franzose François Quesnay ( 1 6 9 4 - 1774), Leibarzt des französischen Königs Ludwig XV., entwickelte als erster einen voll ausgebildeten Wirtschaftskreislauf, b) John Maynard Keynes ( 1 8 8 3 - 1946), beeinflusst durch die Weltwirtschaftskrise, deren Ursachen von der damals vorherrschenden Wirtschaftstheorie nicht zufriedenstellend geklärt werden konnten.

1.2

Die gesamtwirtschaftliche Ex-post-Analyse verfolgt die folgenden Zwecke: Erstellung eines Systems, das die Zuordnung und Messung gesamtwirtschaftlicher Größen für eine abgelaufene Periode (ex post) ermöglicht. Das System liefert Definitionen von zentralen Begriffen (Volkseinkommen, Konsum, Export u.a.) und zeigt die Zusammenhänge zwischen diesen Größen auf. Die praktische Statistik hat die Aufgabe, das System mit konkreten Daten zu füllen. Letztere liefern ein Bild der gesamtwirtschafdichen Lage. Sie sind zugleich Grundlage für den Test von ökonomischen Hypothesen (z.B.: Der Konsum einer Periode hängt vom Einkommen derselben Periode ab.).

8

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens Die auf der Basis des Rechnungssystems gewonnenen konkreten Daten erlauben damit Aussagen u.a. - die Höhe der nationalen Produktion insgesamt (Bruttoinlandsprodukt); - das Wirtschaftswachstum; - die Einkommensverteilung u n d seine Entwicklung; - das Produktionspotenzial u n d seine Auslastung.

1.3

a) Stromgrößen / Ströme (flows) sind durch drei Merkmale bestimmt: - sie sind nur in einem Zeitraum zu messen; - ihren Umfang, der durch einen Zahlenwert beschrieben (bei monetären Strömen ist dies eine GeWgröße, bei realen Strömen eine physische Größe; - sie haben eine Richtung, d.h. es gibt einen Anfangs- und Endpunkt. b) Bestandgrößen (stocks) sind Größen, deren W e r t zu einem Zeitpunkt gemessen werden kann. c) Als Standardbeispiel wird die Badewanne gewählt. Ihr Wasserinhalt lässt sich zu einem Zeitpunkt messen, ist somit eine Bestandsgröße. Der Zuoder Abfluss während einer Periode (z.B. einer Viertelstunde) ist eine Stromgröße. Am Ende der Periode lässt sich der neue Bestand messen. Somit gilt: Anfangsbestand + Zuströme - Abströme = Endbestand.

1.4

Die gesamtwirtschaftlichen Ziele (vgl. Aufg. 1.5 / 1.6) sind zwar überwiegend n u r qualitativ formuliert worden, gleichwohl benötigt man konkrete Daten, wenn man beurteilen will, ob die Ziele erreicht wurden oder nicht. Den von den Statistischen Ämtern auf der Basis der Kreislaufmodelle ermittelten konkreten D a t e n k o m m t in diesem Zusammenhang eine herausragende Rolle zu.

1.5

Im Gesetz zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft (kurz: Stabilitätsgesetz) von 1967 sind in § 1 die Ziele des sog. Magischen Vierecks aufgeführt: - Preisniveaustabilität; - hoher Beschäftigungsstand; - außenwirtschaftliches Gleichgewicht; - stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. Das Ziel Verteilungsgerechtigkeit wird aus Art. 2 0 GG abgeleitet: „Die Bundesrepublik Deutschland ist ein ... sozialer Bundesstaat."

1.6

In Art. 2 EU-Vertrag finden sich nahezu identische Ziele: - beständiges, nichtinflationäres u n d umweltverträgliches W a c h s t u m ; - hoher Grad an Konvergenz der Wirtschaftsleistungen; - hohes Maß an sozialem Schutz; - Hebung der Lebenshaltung; - Solidarität zwischen den Mitgliedstaaten.

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

2.1

Was versteht man unter einem Aggregat? Gibt es zwingende Kriterien dafür, welche Wirtschaftseinheiten zu einem Aggregat zusammengefasst werden müssen?

2.2

Welche wirtschaftlichen Aktivitäten werden üblicherweise unterschieden?

2.3

Was versteht man unter einem volkswirtschaftlichen Kreislauf?

2.4

Welches sind die sechs (Haupt-)Sektoren, die im Grundmodell des Wirtschaftskreislaufs zu Grunde gelegt werden?

2.5

Beschreiben Sie die grundlegenden Kreislaufbeziehungen zwischen Konsumenten und Produzenten. Erläutern Sie, warum Geld- und Güterströme letztlich nur verschiedene Seiten derselben Sache darstellen.

2.6

a) Wodurch unterscheidet sich der Sektor „Haushalte" von den Sektoren „Finanzielle Kapitalgesellschaften" und „Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften" im Kreislaufsystem nach dem ESVG 1995? b) Wie waren „Haushalte" in der vorherigen deutschen VGR abgegrenzt?

2.7

Welche Wirtschaftseinheiten zählen zu den Privaten Organisationen ohne Erwerbszweck?

2.8

Was versteht man unter Vorleistungen, was unter Endprodukten? W a r u m werden Vorleistungen in Kreislaufdarstellungen oft nicht aufgenommen?

2.9

Dem Lehrbuch ist zu entnehmen, dass Investitionen den Endprodukten zugerechnet werden. Es steht doch völlig außer Frage, dass Investitionsgüter (z.B. Lastkraftwagen, Maschinen, Industriebauten) nicht der „letzte Zweck des Wirtschaftens" sind. Was könnte also dafür sprechen, diese Zuordnung der Investitionen vorzunehmen?

2.10

Stellen Sie die Grundstruktur eines Produktionskontos dar. Gibt es Unterschiede zwischen dem Produktionskonto für einen einzelnen Produzenten und für das Aggregat Produzenten (Gesamtheit aller Produzenten)? Mit welchem/n Konto/en aus der betriebswirtschaftlichen Sphäre ist das Produktionskonto aufs engste verwandt?

2.11

Erläutern Sie den Unterschied zwischen kontrakt- und residualbestimmten Faktorentgelten.

2.12

Was versteht man unter a) dem Betriebsüberschuss (BÜ); b) dem Selbständigeneinkommen (SE)?

10

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

2.13

An wen fließen die von Produzenten erzielten Gewinne?

2.14

a) Wie ist die Brutto-Investition definiert? b) Wodurch unterscheiden sich Brutto- und Nettoinvestition?

2.15

a) In welche drei Hauptgruppen wird die Brutto-Investition unterteilt? b) Durch welche Positionen wurde die Brutto-Investition nach ESVG gegenüber der bisherigen deutschen V G R erweitert?

2.16

Was versteht man unter dem „Kapazitätseffekt der Netto-Investitionen"?

2.17

Wieso sind Produktion und Einkommen letztlich nur zwei Seiten derselben Sache?

2.18

Wie ist der Begriff (volkswirtschaftliches) Netto-Einkommen definiert?

2.19

Ein Ökonom sagte in einem Gespräch: „In diesem Jahr haben wir bei unserer Produktion gegenüber dem Vorjahr 10 % Energie gespart." Entspricht hier der Begriff „sparen" der in der Kreislaufanalyse üblichen Begriffsdefinition? Benutzt der Ökonom den Begriff möglicherweise falsch?

2.20

Was versteht man unter „Sparen der Kapitalgesellschaften"?

2.21

Ist die folgende Aussage zutreffend? Das (gesamtwirtschaftliche) Vermögensänderungs-Konto stellt eine Aufstellung dar, bei der auf der rechten Seite die den Banken zugeflossenen Sparbeträge und auf der linken Seite die von den Banken gewährten Investitionskredite verzeichnet werden.

2.22

Erläutern Sie, wieso für eine Volkswirtschaft ohne Außenhandel (geschlossene Volkswirtschaft) für eine abgelaufene Periode (ex post) - wie kurz oder lang die Periode gewählt sein mag - immer gilt, dass das tatsächliche Sparen der Periode gleich den tatsächlichen Netto-Investitionen ist.

2.23

Gehen Sie von einer Volkswirtschaft aus, in der es nur Kapitalgesellschaften als Produzenten (Unternehmen) gibt. Die Haushalte produzieren nicht. Gegeben sind die folgenden Kreislaufgrößen: 1 2 3 4 5 6 7

Vorleistungen (VL) Konsum der Haushalte (C H ) Brutto-Investition (I br ) Produktionswert (PW) Unverteilte Gewinne ( B Ü ^ ) Löhne und Gehälter (L) Abschreibungen (D)

1 000 500 300 1 800 10 600 40

a) Verbuchen Sie die Angaben im nachfolgenden T-Konten-System. b) Schließen Sie die Konten ab, indem Sie für die fehlenden Beträge volkswirtschaftlich sinnvolle Ströme einsetzen.

11

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

Unternehmen Produktion

Einkommen

Haushalte Einkommen

Vermögensänderung

Vermögensänderung

Gesamtwirtschaftliche Vermögensänderung

2.24

Gehen Sie von einer Volkswirtschaft ohne Außenhandel aus. In dieser planten die Produzenten und der Staat für die Periode 1 eine Netto-Investition von 5 0 0 0 . Die Planungen der Aggregate über das Sparen derselben Periode beliefen sich auf 5 5 0 0 . Am Ende der Periode stellte sich heraus, dass die Netto-Investition 5 2 0 0 betragen hat. Wie hoch war in der Periode das Sparen: a) 5 0 0 0 ; b) 5 2 0 0 ; c) 5 5 0 0 ?

2.25

Welche Organisationen werden zum Sektor Staat zusammengefasst? Gehören dazu z.B. auch a) die Stadtwerke GmbH (deren Anteile sich zu 100 % in den Händen einer Kommune befinden); b) kommunale Krankenhäuser mit eigener Rechnungslegung; c) die Bundesbank ?

2.26

Welche wirtschaftlichen Aufgaben werden heute dem Staat zugewiesen?

2.27

Steuern werden i.d.R. in direkte und indirekte Steuern unterteilt. Die Abgrenzung dieser Untergruppen erfolgt jedoch nicht immer nach einheitlichen Kriterien. Folgende Einteilungsmöglichkeiten sind u.a. zu finden: Variante ( 1 ) Direkte Steuern sind solche, die die Leistungsfähigkeit einer natürlichen oder juristischen Person oder eines Objektes unmittelbar erfassen, während indirekte Steuern sie nur mittelbar erfassen.

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

12

Variante (2) Indirekte Steuern sind die Steuern, die von Unternehmen bei der Ermittlung des einkommen- / körperschaftsteuerpflichtigen Gewinns als Aufwand abgezogen werden dürfen. Direkte Steuern sind somit nicht abzugsfähig, a) O r d n e n Sie die folgenden ausgewählten Steuerarten entsprechend den obigen Abgrenzungskriterien zu. Variante 1 direkt

indirekt

Variante 2 direkt

indirekt

Mineralölsteuer Gewerbesteuer Mehrwertsteuer Grundsteuer Einkommensteuer Körperschaftsteuer Kfz-Steuer a) für Unternehmen b) für Privatpersonen b) Welche der beiden vorgenannten Abgrenzungsvarianten wird in der Kreislaufanalyse zugrunde gelegt? 2.28

Der Produktionssektor einer Volkswirtschaft besteht nur aus den beiden Kapitalgesellschaften A u n d B. Für das abgelaufene Jahr zeigten ihre Produktionskonten das folgende Bild: Produktionskonto A Vorleistungskäufe von Β Abschreibungen Löhne und Gehälter Zinsen Gewinne

200 10 280 20 90

Vorleistungsverkäufe an Β Verkäufe von Investitionsgütern an Β Verkäufe von Gütern an private Haushalte

50 70 480

Summe:

600

Summe:

600

Produktionskonto Β Vorleistungskäufe von A Abschreibungen Löhne und Gehälter Zinsen Gewinne

50 20 350 100 280

Vorleistungsverkäufe an A Verkäufe von Investitionsgütern an A Verkäufe von Gütern an private Haushalte

200 300

Summe:

800

Summe:

800

300

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

13

Wie groß ist: a) das Bruttoinlandsprodukt (BIP); b) das Nettoinlandsprodukt (NIP); c) das Nettonationaleinkommen (NNE); d) das Volkseinkommen? 2.29

Eine Volkswirtschaft besteht nur aus den drei Sektoren Kapitalgesellschaften (K), Haushalte (H) und Private Organistionen (PO). In dieser Volkswirtschaft wurden in einer Periode die folgenden Ströme erfasst: 1

Kapitalgesellschaften

(IC)

1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 1.10 1.11

Sie kauften Vorleistungsgüter bei sich selbst 80 Sie kauften Vorleistungsgüter bei den Haushalten 15 Sie zahlten Löhne 950 Sie zahlten Mieten, Pachten, Zinsen an Haushalte 25 Sie zahlten Mieten, Pachten, Zinsen an Kapitalgesellschaften 75 Sie verkauften Vorleistungsgüter an Private Organisationen 6 Die vom Sektor produzierten Investitionsgüter betrugen 306 An Haushalte gezahlte Gewinnanteile (verteilte Gewinne) 100 An Haushalte verkaufte Vorleistungsgüter 8 An Haushalte verkaufte Konsumgüter 1 100 Einbehaltene Gewinne des Sektors (unverteilte Gewinne) 155

2

Haushalte

2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 2.8

Sie kauften Vorleistungsgüter bei sich selbst Sie schrieben ab Sie produzierten Konsumgüter Sie zahlten Mieten, Zinsen, Pachten an Haushalte Sie zahlten Mieten, Zinsen, Pachten an Kapitalgesellschaften Sie verkauften Vorleistungsgüter an Private Organisationen Sie zahlten Löhne Sie produzierten Investitionsgüter

3

Private Organisationen

3.1 3.2 3.3

Sie zahlten Mieten, Zinsen, Pachten an Kapitalgesellschaften Sie schrieben ab Sie zahlten Löhne

(H)

5 50 500 8 14 3 450 177

(PO)

9 12 30

a) Verbuchen Sie die Aktivitäten im nachfolgenden Kontensystem. b) Suchen Sie nach einem sinnvollen Ausgleich bisher nicht ausgeglichener Konten. Beginnen Sie mit den Produktionskonten. c) Erstellen Sie das nationale (zusammengefasste) Vermögensänderungskonto. (Sektorale Vermögensänderungskonten können auf der Basis der vorliegenden Zahlen nicht erstellt werden.)

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

14

Produktionskonten P-H

P-K

Ρ-PO

Σ

Σ Σ

Σ

Σ

Einkommenskonten Ε-Η

Ε-K

Σ

Σ

Σ

Σ

nationale Vermögensänderung

Σ

Σ

Σ

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

15

2.30 Leiten Sie aus den sektoralen Produktionskonten aus Aufg. 2.29 das „nationale Produktionskonto" (Zusammengefasstes Güterkonto) ab. Bringen Sie dabei die Positionen in die übliche Reihenfolge: Vorleistungen, Abschreibungen, Löhne, Betriebsüberschüsse und Selbständigeneinkommen; Vorleistungen, Konsum, Brutto-Investition. Nationales Produktionskonto

Σ

Σ

Bestimmen Sie nun die folgenden Größen für die Volkswirtschaft insgesamt:

16

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

a) Produktionswert:

b) Brutto-Wertschöpfung:

c)

Bruttoinlandsprodukt:

d) Netto-Nationaleinkommen:

e) Volkseinkommen:

2.31

Erläutern Sie mit Hilfe eines Bilanzschemas unter Verwendung der Begriffe Brutto- oder Gesamtvermögen, Sachvermögen, Forderungen, Reinvermögen, Verbindlichkeiten a) den Fall einer positiven Nettoposition, b) den Fall einer negativen Nettoposition.

2.32

Gehen Sie von einer Volkswirtschaft aus, in der es nur private Produzenten (einschl. Banken) u n d private Konsumenten gibt. Ein Außenhandel findet nicht statt. Beantworten Sie unter diesen Bedingungen die folgende Frage: Da in der Vorperiode eine Bank Pleite ging, haben sich in der betrachteten Periode alle Haushalte definitiv entschlossen, alle Geldbeträge, die sie nicht für Konsumgüter ausgeben w e r d e n , also sparen wollen, nicht mehr einer Bank anzuvertrauen, sondern zu Hause in den „Sparstrumpf zu stecken" (also zu horten). Kann unter diesen Bedingungen in dieser Volkswirtschaft in der betrachteten Periode eine Investition stattfinden?

2.33

W o d u r c h unterscheiden sich die Produktionskonten von Marktproduzenten u n d Nichtmarkt-Produzenten?

2.34

W a s versteht m a n unter den Konsumausgaben des Staates? W i e werden sie bewertet? W a s bewirkt eine derartige Bewertung?

2.35

W e r d e n alle Ausgaben des Staates für militärische Zwecke zu den Konsumausgaben des Staates gerechnet?

2.36

W a r u m werden die „Zinsen auf Staatsschuld" nicht im Produktionskonto des Staates erfasst?

2.37

Im ESVG 1995 wird hinsichtlich des Konsums unterschieden a) nach Ausgaben- u n d Verbrauchskonzept; b) nach Individual- und Kollektivkonsum. Erläutern Sie die Unterschiede.

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

17

2.38

Häufig besteht die Vorstellung, dass die Kraftfahrzeugsteuer und die Mineralölsteuer erhoben werden, um den Straßenbau zu finanzieren. Warum ist diese Vorstellung falsch?

2.39

Nach ESVG 1995 werden die indirekten Steuern (Produktions- und Importabgaben) in die beiden Kategorien „Gütersteuern" und „sonstige Produktionsabgaben" unterteilt. Was ist hierbei das Abgrenzungskriterium?

2.40

Warum ist es zweckmäßig, Sozialversicherungsbeiträge wie „direkte Steuern" zu behandeln?

2.41

Wie werden die Sozialversicherungsbeiträge in der Kreislaufanalyse behandelt? Wo erscheinen die laufenden Ausgaben der Krankenkassen, wo die Rentenzahlungen?

2.42

Wodurch unterscheiden sich in einer offenen Volkswirtschaft (= Volkswirtschaft mit Außenhandel) die Endnachfrage und das Bruttoinlandsprodukt?

2.43

Was ist der „Außenbeitrag"? Wozu liefert er einen Beitrag?

2.44

In einer populären Darstellung wurde der Begriff Bruttoinlandsprodukt wie folgt definiert: „Unter dem Bruttoinlandsprodukt versteht man die Summe der in einer Volkswirtschaft produzierten Güter und Dienste." In welchen Punkten entspricht diese Definition nicht der in der makroökonomischen Theorie üblichen Form?

2.45

Woraus ergibt sich die Notwendigkeit, zwischen einem Inlands- und einem Inländereinkommen zu unterscheiden?

2.46

Welche der folgenden Positionen wären - soweit sie dem Statistiker bekannt wären - bei der Berechnung des Inlandsprodukts zu berücksichtigen und welche nicht? 1. Gezahlte Zinsen für eine Obligation der VW AG; 2. Sozialversicherungsrente, die ein pensionierter Angestellter erhält; 3. Ankauf eines van-Gogh-Gemäldes durch ein Museum; 4. kostenlose Lieferung von Kohle seitens eines Bergwerks an einen bei ihm beschäftigten Bergarbeiter; 5. Museum kauft direkt beim Künstler eine - mit Künstlersignatur versehene - alte Badewanne für 50 000 € ; 6. Betrag von 500 € monatlich, den Eltern an ihr studierendes Kind zahlen; 7. eine Verkürzung der Arbeitszeit (bei gleichem Gehalt) um eine Woche pro Jahr; 8. Pfiffig verkaufte seinen schrottreifen VW für 3 000 € ; 9. der Wert der Aktien der X-AG ist im Berichtszeitraum von 600 Mio € auf 650 Mio € gestiegen; 10. Hausfrauen leisteten 40 Mrd Stunden Hausarbeit im Jahr; 11. Heimwerker Fleißig baute einen Schrank (Materialwert 250 € ; geschätzter Marktwert 1 000 €).

18 2.47

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

Die folgenden Daten beschreiben die gesamtwirtschaftlichen Ströme eines Jahres in einer Volkswirtschaft (in Mrd G E ) . Κ = Kapitalgesellschaften Η = Haushalte PO = Private Organisationen St = Staat 1 Kapitalgesellschaften (K) 1.1 Vorieistungsverkäufe an Κ 1.2 Vorleistungskaufe von Η 1.3 Vorieistungskäufe vom Staat 1.4 Vorieistungsverkäufe an Η 1.5 Vorleistungsverkäufe an PO 1.6 Vorleistungsverkäufe an St (VLs tK ) 1.7 sie importierten Güter 1.8 Abschreibungen 1.9 Saldo aus indirekten Steuern und Subventionen 1.10 an Inländer gezahlte Löhne 1.11 an Ausland gezahlte Löhne 1.12 an Κ gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten 1.13 an Η gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten 1.14 an Η verteilte Gewinne 1.15 an A verteilte Gewinne 1.16 unverteilte Gewinne (vor Steuer) 1.17 verkaufte Konsumgüter 1.18 von Κ verkaufte Investitionsgüter 1.19 verkaufte Exportgüter 1.20 von St empfangene Zinsen auf Staatsschuld 1.21 gezahlte direkte Steuern

A = Ausland 60 12 8 34 6 13 40 27 15 70 2 13 11 14 3 7 80 35 54 10 23

2 Haushalte (H) 2.1 Vorleistungsverkäufe anH 2.2 Vorieistungskäufe von St 2.3 Vorieistungsverkäufe an St 2.4 Vorieistungsverkäufe an PO 2.5 Importe 2.6 Abschreibungen 2.7 Saldo aus indirekten Steuern und Subventionen 2.8 an Inländer gezahlte Löhne 2.9 an Κ gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten 2.10 an Η gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten 2.11 Selbständigeneinkommen 2.12 verkaufte Konsumgüter 2.13 verkaufte Investitionsgüter 2.14 verkaufte Exportgüter 2.15 von St empfangene lfd. Übertragungen (Renten u.ä.) 2.16 empfangene Zinsen auf Staatsschuld 2.17 an PO geleistete lfd. Zahlungen 2.18 von St gekaufte Konsumgüter (z.B. Passgebühren) 2.19 gezahlte direkte Steuern (einschl. Soz.vers.beiträge)

7 4 3 5 22 11 9 37 6 8 20 72 27 32 25 23 25 1 59

3 Private Organisationen (PO) 3.1 Abschreibungen 3.2 an Inländer gezahlte Löhne 3.3 an Η gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten

2 10 2

4 Staat (St) 4.1 Abschreibungen 4.2 an Inländer gezahlte Löhne 4.3 an Κ gezahlte Mieten, Pachten 4.4 an A gezahlte Zinsen auf Staatsschuld

16 28 5 4

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

19

a) Verbuchen Sie die Vorgänge im nachstehenden Kontensystem. Ρ = Produktionskonto E = Einkommenskonto VÄ = nationale Vermögensänderung A = Ausland (Zusammengefasstes Konto der übrigen Welt) P-K

P-H

Σ

Σ

Ε -Η

Ε-K

Σ

Σ Σ

Σ

Σ

Ρ - PO

Σ

Σ

Ρ-St

Σ

Σ

E-PO

Ε-St

Σ

Σ

Α



Σ

Σ

Σ

Σ

Σ

20

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

b) Schließen Sie die Konten durch sinnvolle Abschlussbuchungen ab. c) Leiten Sie für diese Volkswirtschaft ab ca) das BIP; cb) das BNE; cc) das NNE; cd) das VE. 2.48

Will man das Volkseinkommen aus dem Bruttoinlandsprodukt ableiten, so muss man u.a. die indirekten Steuern abziehen, die direkten Steuern dagegen nicht. Was ist der Grund für dieses Vorgehen?

2.49

Leiten Sie aus der folgenden, ungeordneten Sammlung gesamtwirtschaftlicher Daten (BR Deutschland 1998; jeweilige Preise) ab: a) das Bruttoinlandsprodukt; b) das Bruttonationaleinkommen; c) das Nettonationaleinkommen; d) das Volkseinkommen; e) die Lohnquote. MrdDM Außenbeitrag 63 Konsumausgaben der Haushalte und Priv. Organisationen 2 175 Gesamte Staatsausgaben (einschl. Sozialversicherung) 1 829 Abschreibungen 562 Exporte 1 092 Konsumausgaben des Staates 719 Arbeitnehmerentgelt (Inlandskonzept) 2 004 Saldo der Leistungsbilanz - 7 Brutto-Anlageinvestitionen 797 (Monetäre) Soziale Leistungen des Staates 713 Arbeitnehmerentgelt (Inländer) 2 002 Importe 1 029 Brutto-Investitionen 827 Unternehmens- und Vermögenseinkommen (Inländer821 konzept) Produktions- und Importabgaben abzgl. Subventionen 369 Vorratsänderung und Nettozugang an Wertsachen 30 Saldo der Primäreinkommen aus der übrigen Welt - 30 Sparen der Haushalte und Priv. Organisationen 242 (Quelle der Daten: S R 1999/2000; Tabellenanhang)

2.50

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Damit in einer geschlossenen Volkswirtschaft der volkswirtschaftliche Produktionsapparat zunimmt, muss für eine Periode gelten: 1 Das Bruttonationalprodukt muss gleich dem Konsum sein. 2 Das Volkseinkommen muss gleich dem Konsum sein. 3 Das Volkseinkommen muss größer als der Konsum sein. 4 Die Nettoinvestition muss größer sein als die Abschreibungen. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

2. Kapitel: Der Wirtschaftskieislauf

21

b) Das verfügbare Einkommen der Haushalte unterscheidet sich vom Volkseinkommen u.a. durch 1 die Abschreibungen; 2 die Transferzahlungen des Staates an die Haushalte; 3 die indirekten Steuern minus Subventionen; 4 die im Ausland verdienten Einkommen. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. c) Man gelangt vom Inlands- zum Inländerprodukt, indem man 1 vom Inlandsprodukt den Ausfuhrüberschuss abzieht; 2 vom Ausland erhaltene Faktoreinkommen und Subventionen abzieht und an das Ausland gezahlte Faktoreinkommen und Subventionen addiert; 3 vom Ausland erzielte Einkommen inländischer Faktoren sowie empfangene Subventionen addiert und an ausländische Faktoren gezahlte Einkommen und an das Ausland gezahlte Poduktionssteuern subtrahiert; 4 zum Inlandsprodukt den Saldo aus an das Ausland gezahlten Produktionssteuern und vom Ausland erhaltene Subventionen addiert; 5 vom Inländerprodukt den Außenbeitrag abzieht; 6 vom Inlandsprodukt die Uberweisungen von „Gastarbeitern" in ihre Heimatländer abzieht. d) Die vom Staat für die Allgemeinheit produzierten Dienstleistungen fuhren grundsätzlich nicht zu einem Gewinn / Verlust des Staates, weil 1 der Staat seine Leistungen nur kostendeckend verkaufen darf; 2 es unsozial wäre, wenn der Staat seine Monopolstellung zur Gewinnerzielung missbrauchen würde; 3 die von der betrieblichen Buchführung abweichende staatliche Buchführung keine Gewinnermittlung zulässt; 4 die staatlichen Leistungen für die Allgemeinheit mit ihren Produktionskosten bewertet werden. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. e) Die Nettoposition ist 1 identisch mit dem Reinvermögen; 2 die Differenz aus Forderungen und Verbindlichkeiten; 3 bei Überschuldung nicht definiert; 4 immer eine positive Größe. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. f) Zu den Netto-Investitionen zählt 1 der Aufbau eines Lagers; 2 der Kauf eines PKW durch einen Haushalt; 3 der Ersatz einer im Produktionsprozess verschlissenen Anlage; 4 der Kauf eines Grundstücks durch ein Unternehmen. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

22 2.50

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens g) Sparen im makroökonomischen Kreislaufsinne bedeutet: 1 Geld auf ein Sparkonto einzahlen; 2 in der betrachteten Periode weniger Geld ausgeben als in einer Vorperiode; 3 Produktionsfaktoren effizienter als bisher einzusetzen; 4 Nicht-Konsum von in der betrachteten Periode erzieltem Einkommen. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. h) Zur Bruttoinvestition zählt 1 die Produktion von Stereo-Anlagen für PKWs; 2 die Produktion von Stereo-Anlagen für Wohnungen; 3 eine Erhöhung der Lagerbestände an Autoreifen bei Produzenten; 4 der Bau eines Militärflugzeugs; 5 der Bau einer Gartenbewässerung durch einen Hobbygärtner. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. i) Bestandteil der Konsumausgaben des Staates (von der Aufwandsseite her gesehen) sind 1 die Steuereinnahmen der Gebietskörperschaften; 2 die Steuereinnahmen nur des Bundes; 3 die Gehälter für die Bediensteten der Bundesbank; 4 die BAFöG-Stipendien; 5 die staatlichen Subventionen für den Bergbau; 6 die Zinsen auf Staatsschuld. 7 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. k) Zu den deutschen Transferzahlungen an ausländische private Haushalte gehören die 1 Zahlungen der Bundesregierung an die EU; 2 Betriebsrenten, die VW, Wolfsburg, an seine in Deutschland lebenden türkischen Betriebsrentner zahlt; 3 Uberweisungen von Zinsen aus deutschen Schuldverschreibungen an die ausländischen Besitzer dieser Wertpapiere; 4 Gehälter, die eine Firma in Lörrach an ihre in Basel / Schweiz wohnenden Angestellten bezahlt. 5 Rentenzahlungen an im Ausland lebende Rentenberechtigte; 6 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. 1) Unter dem Außenbeitrag versteht man 1 den Beitrag des Auslands zur inländischen Produktion; 2 den Beitrag des Inlands zur ausländischen Produktion; 3 die Importe an Faktorleistungen aus dem Ausland; 4 die Exporte an Faktorleistungen in das Ausland; 5 die Differenz aus an das Ausland gelieferten und vom Ausland empfangenen Faktorleistungen. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

23

m) Im Produktionskonto des Staates erscheinen 1 links die Zinsen auf Staatsschuld; 2 rechts die Brutto-Investitionen des Staates; 3 links die Brutto-Investitionen des Staates; 4 rechts die Steuereinnahmen; 5 links die Ausgaben für Wehrsold. 6 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. n) Hinsichtlich des Sparens der Kapitalgesellschaften gilt: 1 Es entspricht immer den unverteilten Gewinnen. 2 Es enthält nicht die gezahlte Körperschaftsteuer. 3 Es erscheint im Produktionskonto. 4 Es erscheint nur im Vermögensänderungskonto. 5 Es erscheint nicht im Vermögensänderungskonto. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. o) Die Summe der in der Statistik ausgewiesenen Bruttogehälter der Arbeitnehmer ist immer niedriger als das in der VGR ausgewiesene Arbeitnehmerentgelt (L). Dies liegt u.a. daran, dass 1 L auch die Arbeitgeberbeiträge zur Sozialversicherung sowie nichtmonetäre Lohnbestandteile (z.B. Freiflüge für Angestellte von Fluggesellschaften) enthält; 2 in L auch die Zahlungen von Betriebsrenttn an Rentner enthalten sind; 3 gilt: L minus Lohnsteuer gleich Bruttogehälter; 4 in L auch die Vermögenseinkommen der Arbeitnehmer (Zinsen auf Sparguthaben, Wertpapiere) enthalten sind. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

Lösungen 2. Kapitel

2.1

Die Zusammenfassung gleichartiger Einzelgrößen (Bestände, Ströme, Wirtschaftssubjekte) nennt man Aggregate. Bei der Zusammenfassung von Wirtschaftssubjekten spricht man meistens von Sektoren. Die Bildung von Aggregaten erfolgt im Hinblick auf das Erklärungsziel. Daher gibt es keine zwingenden Kriterien dafür, was zusammengefasst werden sollte und was nicht. Es kann gegebenenfalls z.B. zweckmäßig sein, alle Produzenten zu einem einzigen Aggregat / Sektor zusammenzufassen; unter einer anderen Fragestellung mag es sich als unzweckmäßig erweisen, z.B. Dienstleistungs- und Industrieunternehmen zusammenzufassen.

24

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

2.2

Produktion und Einkommenserzielung; Einkommensverwendung; Vermögensbildung; Kreditaufnahme und -gewährung.

2.3

Ein volkswirtschaftlicher Kreislauf ist ein Modell der wirtschaftlichen Beziehungen (Aktivitäten) zwischen - nach bestimmten Kriterien gebildeten - Gruppen von Wirtschaftseinheiten (Sektoren).

2.4

Nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften; Finanzielle Kapitalgesellschaften; Staat (als Summe von Gebietskörperschaften und Sozialversicherung); Private Haushalte (Doppelfunktion als Konsumenten und Produzenten); Private Organisationen ohne Erwerbszweck; Übrige Welt (Ausland).

2.5

Siehe Lehrbuch: Kap. 2.1.1 und Kap. 2.1.2.6.

2.6

a) Die Finanziellen und Nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften sind Wirtschaftseinheiten, deren Hauptzweck in der Produktion von Dienstleistungen ( = immateriellen Gütern) und Sachgütern liegt. Den Kapitalgesellschaften werden auch die Pmowngesellschaften zugeschlagen, da sie den Kapitalgesellschaften in ihrer rechtlich-organisatorischen Struktur sehr ähnlich sind (daher auch ihre Bezeichnung Quasi-Kapitalgesellschaften). Konsum von Gütern (im Sinne einer letzten Verwendung durch Haushalte) kommt bei Kapitalgesellschaften definitionsgemäß nicht vor. Haushalte treten im Wirtschaftskreislauf in einer Doppelfunktion auf: Zu ihnen zählen zunächst einmal alle Wirtschaftseinheiten, die als Konsumenten die letzten Verbraucher der produzierten Güter sind. Aber auch Produzenten werden dem Sektor Haushalte zugerechnet. Es handelt sich um diejenigen Produzenten, bei denen die produktiven und konsumtiven Aktivitäten mehr oder weniger ineinander fließen (Einzelunternehmer, Landwirte, Selbständige, Freiberufler, Handwerker, private Wohnungsvermietung). Bezahlte Häusliche Dienste (Kindermädchen, Raumpflegerinnen u.ä.) sind hinsichtlich der Leistungsempfänger Konsum, hinsichtlich der Leistungserstellung Produktion (= Einkommenserzielung). Bei der Eigennutzung von Wohnungen sind Konsumenten und Produzenten identisch. b) Die Zuordnung von Wirtschaftseinheiten zum Sektor Haushalte erfolgte nach der alten deutschen VGR ganz überwiegend nach dem Kriterium Konsum (letzter Verbrauch). Gleichzeitig waren Haushalte die Wirtschaftseinheiten, die den Produzenten Produktionsfaktoren zur Verfügung stellen. Nur die Häuslichen Dienste galten als Produktion von Haushalten (da diese produktiven Aktivitäten keinen Geschäftsbetrieb erfordern) für Haushalte. Ein solcher Ansatz verlangte dann, dass z.B. bei Selbständigen eine Trennung von konsumtiven und produktiven Tätigkeiten erfolgt. Deshalb muss

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

25

z.B. bei einem P K W zwischen privater (konsumtiver) und dienstlicher (produktiver) Nutzung unterschieden werden. Die Eigennutzung von Wohnungen / Häusern wurde konsequenterweise auf der einen Seite als Konsum der Haushalte gewertet; auf der anderen Seite wurde die Eigennutzung fiktiv als Wohnungsangebot gewertet, das dem Sektor Produktion (Unternehmen) zugerechnet wurde. Der Bau von Eigenheimen erschien daher als Investition des Sektors Unternehmen. Investitionen traten daher beim Sektor Haushalte gar nicht auf. Ebenso gab es nach diesem Kreislaufansatz bei den Haushalten auch weder Vorleistungskäufe noch Güterverkäufe. 2.7

Es handelt sich um Organisationen mit eigener Rechtspersönlichkeit, deren Träger private Haushalte sind. Sie produzieren überwiegend Dienstleistungen für die Mitglieder der Organisation, insbesondere bei karitativen Einrichtungen auch für Nichtmitglieder. Die produzierten Güter werden i.d.R. an die Mitglieder (und gegebenenfalls Nichtmitglieder) kostenlos abgegeben. Insofern handelt es sich um Nichtmarkt-Produktion. Die Finanzierung der Organisationen erfolgt durch Mitgliedsbeiträge und Spenden privater Haushalte; diese Ausgaben gelten daher als Konsumausgaben der privaten Haushalte. Einige Private Organisationen erhalten auch staatliche Zuschüsse. Beispiele: Gewerkschaften, Parteien, Kirchen, DRK, Seenotrettung, Sportvereine u.ä.

2.8

Vorleistungen sind alle Güter, die in einer Periode produziert wurden und in derselben Periode wieder dem laufenden produktionsbedingten Verbrauch zugeführt wurden. Endprodukte sind alle Güter, die in einer Periode produziert wurden und nicht dem laufenden produktionsbedingten Verbrauch zugeführt wurden [privater und öffentlicher Konsum, private und öffenüiche Investition (einschl. Lagergütern und selbsterstellten Anlagen), Exportgüter]. Die Vorleistungen werden oft deshalb nicht explizit aufgeführt, da sie als Ströme innerhalb des Sektors Produzenten zu verstehen sind und nur eine Zwischenstation im Prozess der Güterproduktion darstellen.

2.9

Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, sämtliche Güter, die in einer Periode produziert wurden und die nicht als Vorleistungen wieder im laufenden Produktionsprozess derselben Periode verbraucht wurden, als „Endprodukte" anzusehen; diese Produkte „verlassen" den Wirtschaftskreislauf der betrachteten (!) Periode und können in einer solchen Sicht durchaus als Güter der „letzten Verwendung" verstanden werden. Dem widerspricht dann nicht, dass bestimmte Güterkategorien (die Investitionsgüter) im Produktionsprozess der nächsten Periode als Gebrauchsgüter eingesetzt werden können. Dann ist es auch konsequent, alle (netto) auf Lager genommenen Halbfabrikate und selbst solche Fertigfabrikate, die letztlich für den

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

26

Konsum bestimmt sind, als Investition (= Endprodukte dieser Periode) zu verstehen. Im Wege des Lagerabbaus (= Desinvestition) können diese Güter dann in der nächsten Periode zu Vorleistungen oder Konsumgütern werden. Die Zuordnung von Investitionen zu den Endprodukten ist auch aus dem folgenden G r u n d zweckmäßig: Als Gebrauchsgüter können Investitionsgüter m e h r als eine Produktionsperiode genutzt werden können. Die Planung und Entscheidung über die Veränderung der Produktionskapazität ( = Netto-Investition) haben daher - im Gegensatz zu Vorleistungskäufen einen L««g/rafcharakter. Es ist zweckmäßig, den Ursachen für Investitionsentscheidungen gesondert nachzugehen. Input Vorleistungskäufe von anderen Produzenten Abschreibungen Nutzung von Produktionsfaktoren - Arbeit (Lohn) - Boden (Pacht) - Kapital (Mieten, Zinsen)

Output Produktionsergebnis - Vorleistungsverkäufe an andere Produzenten - Konsumgüter - Investitionsgüter

Gewinne (als Restgröße)

Links werden die Faktoreinsätze verzeichnet, rechts das Produktionsergebnis. Im Grunde entspricht ein (einzelwirtschaftliches) Produktionskonto nach der Kreislaufsystematik im Aufbau weithin einer einzelwirtschaftlichen Erfolgsrechnung. Das volkswirtschaftliche Produktionskonto ist eine Addition (Aggregation) aller einzelwirtschaftlichen Erfolgsrechnungen. Das betriebliche Rechnungswesen unterscheidet allerdings eine Unternehmenserfolgsrechnung (Gewinn- und Verlustrechnung) und eine Betriebsergebnisrechnung. Das Produktionskonto stellt hinsichtlich der Gliederung der Positionen und der Bewertungsansätze an einigen Stellen eine Mischung aus den beiden betriebswirtschaftlichen Erfolgsrechnungen dar. 2.11

Kontraktbestimmte Faktorentgelte sind alle Entgelte f ü r den Einsatz von Produktionsfaktoren, die zu Beginn der Produktionsperiode per Vertrag (Kontrakt) vereinbart wurden und unabhängig vom Produktionsergebnis zu zahlen bzw. zu verrechnen sind. Es sind dies Löhne / Gehälter, Materialkosten, zu zahlende Zinsen (Zinsaufwand), Mieten, Pachten. Die Abschreibungen bilden einen gewissen Sonderfall: Über ihre Höhe wird zwar kein Vertrag geschlossen, sie werden aber ebenfalls zu den kontraktbestimmten Faktorkosten gerechnet. Residualbestimmte Faktorentgelte ergeben sich als Restgröße am Ende der Produktionsperiode, und zwar als Differenz zwischen dem Marktwert der verkauften Produkte und der W e r t s u m m e aller kontraktbestimmten Fak-

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

27

toreinsätze. Ist diese Restgröße positiv, so spricht man von „Gewinn", ist sie negativ, dann spricht man von „Verlust". Kalkulatorische Zinsen auf Eigenkapital und kalkulatorischer Unternehmerlohn fallen unter die Residualeinkommen. Beim Sektor Haushalte sind sie Bestandteil der Selbständigeneinkommen. - Diese Restgröße wird in unserer Wirtschaftsordnung dem Faktor Kapital (oder anders: den Eigentümern des Unternehmens) zugerechnet. (Freiwillige) Gewinnbeteiligungen auch von Arbeitnehmern kommen jedoch vor. a) Betriebsüberschuss (operating surplus) Der Begriff Betriebsüberschuss lässt sich am einfachsten an Hand des Produktionskontos für Kapitalgesellschaften erläutern. Produktionskonto Κ Vorleistungskäufe Gütersteuern - Gütersubventionen ( r - z) 1

Vorleistungsverkäufe Konsumgüter Investitionsgüter Exportgüter

Arbeitnehmerentgelt (L)

WH

Abschreibungen (D)

VI 0 •o

•Ό O tM α,

1 «H

%

υ o 3

§

triebstiberschi brutto

2.12

1



«5 CQ

gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten

Ό O ι— PL,

Gewinne (verteilt und unverteilt)

Das ESVG 1995, S. 165, definiert (nicht ganz leicht verständlich): Der Betriebsüberschuss ist der „Überschuss (oder das Defizit) aus den Produktionstätigkeiten vor Zinsen, Pachten, Entschädigungen für den Abbau von Bodenschätzen und sonstigen Zahlungen, die die Produktionseinheit a) auf von ihr aufgenommene finanzielle Aktiva oder von ihr gepachtetes nichtproduziertes Sachvermögen leistet, b) aus finanziellen Aktiva oder nichtproduziertem Sachvermögen empfängt, deren Eigentümer sie ist. Der Betriebsüberschuss ist das Einkommen, das den Einheiten aus der Eigennutzung ihrer Produktionsanlagen zufließt." Der Betriebsüberschuss stellt somit die Faktorentgelte für eingesetzten Boden sowie Geld- und Sachkapital dar.

28

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

b) Selbständigeneinkommen (mixed income) (SE) Produzenten ohne eigene Rechtspersönlichkeit werden dem Sektor zugerechnet. Diese produzierenden Einheiten sind dadurch gekennzeichnet, dass die Eigentümer und / oder mithelfenden Familienangehörigen keine kontraktbestimmten Faktorentgelte für den Einsatz ihrer Arbeit enthalten. Ihre Arbeit wird im Gewinn mitentgolten (oder im Fall des Verlusts eventuell nur teilweise oder gar nicht entgolten). Dies gilt in gleicher Weise für das eingesetzte f/gCTikapital, das in der Kostenrechnung kalkulatorisch verzinst wird, aber dessen tatsächliche Verzinsung nur im (Unternehmens-) Gewinn abgegolten wird. - Aus diesem Grund wurde für diese Einkommenskategorie im Englischen der Begriff „mixed income" gewählt. Produktionskonto H Vorleistungskäufe Gütersteuern - Gütersubventionen

(Τ' - Ζ)

1

Arbeitnehmerentgelt (L)

1 e o •a

Abschreibungen (D)

"g Οι

Betriebsüberschuss

3

«Μ

Vorleistungsverkäufe Konsumgüter Investitionsgüter Exportgüter

1 I e o

'S

(BÜ)

gezahlte Zinsen, Mieten, Pachten

•8 IM

CL.

netto *) Selbständigeneinkommen (SE) netto *)

Gewinne

*) netto = nach Abzug der Abschreibungen

2.13

Die Verteilung der von Produzenten erwirtschafteten Gewinne hängt von der Rechtsform der produzierenden Wirtschaftseinheit ab. Bei Selbständigen, Einzelfirmen / Personengesellschaften fließen - juristisch gesehen - die (Unternehmens-)Gewinne als residualbestimmte Faktoreinkommen an den oder die Kapitaleigner (Eigentümer oder Gesellschafter als natürliche Personen). Dies gilt selbst dann, wenn in der Praxis Gewinnbestandteile gar nicht entnommen werden. (Die Nicht-Entnahme gilt als Einkommensvenvewi/««^, hier in Form von Sparen.) Bei den Produzenten, die dem Sektor Haushalte zugerechnet werden, sind die Gewinne Bestandteil der Selbständigeneinkommen (vgl. auch Aufg. 2.10). Bei Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit (juristische Personen, vorrangig in den Rechtsformen AG oder GmbH) wird unterschieden zwischen

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

29

(a) verteilten oder ausgeschütteten Gewinnen und (b) nicht ausgeschütteten oder umverteilten Gewinnen. Die verteilten Gewinne fließen an die Kapitaleigner (Gesellschafter) der produzierenden Einheit. Unterteilte Gewinne gelten als Einkommen der juristischen Person (des Unternehmens) bzw. des Unternehmenssektors. 2.14

a) Definition: Zu den Brutto-Investitionen zählen alle materiellen und immateriellen Anlagegüter, die zum Gebrauch in der Produktion über mehrere Perioden hinweg Verwendung finden. Lagerbestandsveränderungen gelten ebenfalls als Brutto-Investition. - Werterhöhungen von Vermögensgütern und Nettozugänge an Wertsachen werden in die Brutto-Investition einbezogen. Lässt man die Weiterhöhungen außer Acht, so ist auch die folgende Negativ-Definition möglich: Sämtliche in einer Periode produzierten Güter, die in der betrachteten Periode nicht für den laufenden produktionsbedingten Verbrauch, den Konsum (der privaten und öffendichen Haushalte) und den Export verwendet wurden, gelten als Bruttoinvestition. b) Ein Teil dieser (Brutto-)Investitionsgüter dient nur als Ersatz für die im Produktionsprozess verschlissenen Investitionsgüter, ist also nur Ersatzoder Re-Investition (I re ). Auf volkswirtschaftlicher Ebene kann man rechnerisch die Abschreibungen einer Periode (D) mit der Ersatzinvestition gleichsetzen. Die um die Ersatz-Investition / Abschreibungen verminderte Bruttoinvestition ist die Nettoinvestition: I br - D = I n Leicht vereinfacht kann man auch sagen: Die Netto-Investition ist zugleich der Betrag, um den sich die volkswirtschaftliche Produktionskapazität in der Periode geändert hat.

2.15

a) 1. Brutto-Anlageinvestitionen; - Sachanlagen (materielle Anlagegüter); - Immaterielle Anlagegüter; - Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter; 2. Vorratsinvestitionen (LagerbestandsVeränderungen); 3. Nettozugang an Wertsachen. b) Der Investitionsbegriff nach ESVG 1995 wurde gegenüber der alten deutschen VGR inhaltlich wesentlich erweitert: 1. Die Brutto-Anlageinvestitionen umfassen nunmehr zusätzlich: - Nutztiere und Nutzpflanzungen; - Immaterielle Anlagegüter; - Werterhöhung nichtproduzierter Vermögensgüter. 2. Nettozugang an Wertsachen wurde neu aufgenommen (z.B. Edelsteine, Edelmetalle, Gemälde, Antiquitäten u.ä.).

30

2.16

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

Jede Nettoinvestition verändert den Produktionsapparat einer Volkswirtschaft; so ist sie definiert. Produktionsapparat/-kapazität am Ende der Periode - Produktionsapparat/-kapazität am Anfang der Periode = Nettoinvestition der Periode (Man beachte, dass die Vorräte als Bestandteil der Produktionskapazität gelten!)

2.17

In der Produktion werden durch den Einsatz von Produktionsfaktoren neue Güter produziert. Sieht man von Lagerbeständen und Importgütern ab, so stehen diese produzierten Güter der gesamten Volkswirtschaft zur Verfügung; ihr Anspruch auf diese Güter ist das Einkommen (der Volkswirtschaft). Wie dieser Gesamtanspruch auf die einzelnen Mitglieder einer Volkswirtschaft (Haushalte, Unternehmen, Staat) aufgeteilt wird (individuelle und sektorale Einkommensiwtò/wM^), hängt von der gewählten Wirtschaftsordnung ab. In einer reinen Marktwirtschaft resultieren die Ansprüche ausschließlich aus den durch Marktprozesse gebildeten Faktorentgelten (Primärverteilung). Auf privater Ebene können jedoch z.B. auch freiwillig Ansprüche an Personen abgetreten werden, die keine oder zu geringe Ansprüche aus dem Marktprozess erhalten (private Umverteilung). In einer sozialen Marktwirtschaft erfolgt regelmäßig eine staatliche Umverteilung, d.h. es werden vom Staat zwangsweise (über Steuern und / oder Sozialversicherungsbeiträge) Primär-Einkommensteile abgezogen, die an andere Wirtschaftssubjekte weitergeleitet werden. Die sich nach dieser Umverteilung ergebende Einkommensverteilung wird als Sekundärverteilung bezeichnet. - In einem totalitären, zentralgeleiteten System kann die gesamte Verteilung auch Ergebnis einer (willkürlichen) Entscheidung der Staatsführung sein.

2.18

Das Netto-Einkommen einer Periode entspricht dem Betrag an produzierten Endprodukten, die höchstens konsumiert werden dürften, wenn der Produktionsapparat nicht abnehmen soll.

2.19

In dieser Aussage ist „sparen" gleichbedeutend mit „weniger verbrauchen als früher". Es ist dies in der Umgangssprache ein durchaus üblicher Begriffsinhalt und keineswegs eine unzulässige oder falsche Verwendung des Wortes „sparen", auch nicht bei einem Ökonomen. Der umgangssprachliche Begriffsinhalt ist aber nicht ganz genau festgelegt. Für die wissenschaftlichen Zwecke der Kreislaufanaljse wurde der Begriffsinhalt eindeutig definiert: Sparen wird als Bestandteil der Einkommensverwendung verstanden, und zwar ausschließlich als „Nicht-Konsum" (von in der Periode erzielten Einkommensteilen). Sparen ist im Übrigen im Kreislaufsinne eine Stromgröße und sollte daher z.B. auch nicht mit der Bestandsgröße Ersparnis (gesamtes Sparvolumen

2. Kapitel: Der Wirtschaftskreislauf

31

einer Volkswirtschaft) verwechselt werden. Beachtet werden sollte auch, dass in der Ex-post-Betrachtung des Wirtschaftskreislaufs der Aspekt, was gegebenenfalls mit gesparten Geldbeträgen gemacht wurde (ob sie z.B. als sog. Horte unverzinslich auf dem Girokonto verblieben oder gar unter der Matratze versteckt wurden, ob sie auf einem Sparbuch angelegt oder ob mit ihnen Wertpapiere gekauft wurden), völlig ausgeklammert ist! 2.20

Kapitalgesellschaften (als Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit) erzielen Einkommen nur in Form unverteilter (nicht ausgeschütteter) Gewinne. Hinsichdich der Einkommensmw« DM 5 461 7 833 11 134 16 602 24 061 29 988 38 507 43 121 43 785 44 707 46 146

Wechselkurs DM je $ (Jahresdurchschnitt) 4,17 3,99 3,65 2,46 1,82 2,94 1,62 1,43 1,50 1,73 1,76

*) Bis 1990 alte Bundesländer Welches Problem ergibt sich aus den stark schwankenden Wechselkursen für den internationalen Vergleich der Pro-Kopf-Einkommen? Wieso wäre der Wechselkurs selbst bei Konstanz kein idealer Umrechnungsfaktor? (Denken Sie an Güter, die international nicht gehandelt werden!) 3.10

Das reale Bruttoinlandsprodukt wird oft auch als der „in einer Periode produzierte Güterberg" bezeichnet. Was will man damit ausdrücken? Handelt es sich um eine akzeptable Umschreibung?

3.11

Für Deutschland (alte Bundesländer) liegen die folgenden Angaben (in Mrd DM) über die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts vor:

Probleme und Ergebnisse der VGR

Jahr

nominal (jeweiligen Preisen)

47

real (Preise von 1991)

1960 302,7 1 000,0 1995 3 061,6 2 768,6 Wie hoch waren für diesen Zeitraum a) die durchschnittliche nominale Wachstumsrate; b) die durchschnittliche reale Wachstumsrate; c) der durchschnittliche Deflator des Bruttoinlandsprodukts? 3.12

Warum ist das Inlandsprodukt als Wohlstandsindikator wenig geeignet?

3.13

Kennzeichnen Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F): 1. Wenn das BIP in jeweiligen Preisen ausgewiesen wird, bedeutet dies, dass inflationäre Preisaufblähungen nicht berücksichtigt sind. ( ) 2. Wenn ein wesentlich verbessertes Auto auf den Markt gebracht wird, dessen Preis gegenüber dem Vormodell jedoch unverändert geblieben ist, dann wird das im BIP nicht sichtbar. ( ) 3. Wenn das Volkseinkommen durch Addition der Faktorkosten (Arbeitnehmerentgelt plus Unternehmens- und Vermögenseinkommen) ermittelt wird, spielt das Problem der möglichen Fehlschätzung der Abschreibungen keine Rolle. ( )

3.14

Was könnte Recktenwald veranlasst haben, den Vorschlag, anstelle des Inlandsprodukts „Sozialindikatoren" zu verwenden, als „umwälzender und zugleich rückschrittlich" sowie „mit fundamentalen Schwächen behaftet" zu bezeichnen? (Hinweis: Bedeuten „mehr Krankenhausbetten" eindeutig mehr Wohlstand?)

3.15

Leipert (Die heimlichen Kosten des Fortschritts; Frankfurt/M 1989; S. 31) beklagt u.a., dass beim derzeitigen Ateitoinlandsproduktskonzept - nur Abschreibungen auf das Produktiwermögen vorgenommen werden; - Schädigungen der Umwelt (z.B. umweltbelastende Müllbeseitigung) nicht berücksichtigt werden. a) Was wird in der Kreislaufanalyse unter Netto-Einkommen verstanden? b) Auf welche Vermögensteile müssten nach Ansicht Leiperts wohl auch Abschreibungen vorgenommen werden? Welche Wirkungen hätte dies auf die Höhe des ausgewiesenen Volkseinkommens? c) Was versteht Leipert unter „defensiven Ausgaben"? Wieso sind sie ein immer wichtiger werdender Beitrag zum Wachstum des traditionell ermittelten BIPs?

3.16

Was versteht man unter Produktionsorientierten Diensten? Welche Bedeutung kommt ihnen bei der Diskussion um eine Dienstleistungslücke zu?

48

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

3.17

Der Sachverständigenrat weist darauf hin, dass durch die Einbeziehung des Umweltaspektes „normative Elemente" in die VGR Eingang finden. Was meint der Sachverständigenrat damit?

3.18

Was versteht der Sachverständigenrat unter Arbeitseinkommen? Wodurch unterscheidet es sich vom Arbeitnehmerentgelt (nach VGR)?

3.19

Wie unterscheiden sich Lohnquote, bereinigte Lohnquote und Arbeitseinkommensquote?

3.20

Was versteht man unter „Querverteilung"? Warum wäre die Einkommenssituation der Arbeitnehmerhaushalte selbst dann nicht vollkommen aussagekräftig beschrieben, wenn ihnen auch ihre Einkommen aus Vermögen genau zugerechnet würden?

3.21

Die „Profitquote" (Anteil der Unternehmens- und Vermögenseinkommen am Volkseinkommen) wird hin und wieder herangezogen, um die Entwicklung der Einkommen der sog. Unternehmerhaushalte zu beschreiben. Kann aus einer Erhöhung der Profitquote mit Sicherheit auf eine Verbesserung der Lage der Unternehmerhaushalte geschlossen werden

3.22

Bei den folgenden Auswahlaufgaben ist jeweils nur eine Antwort richtig. Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Der Mieter einer Wohnung macht vom Angebot seines Vermieters Gebrauch, seine Wohnung als Eigentumswohnung zu erwerben. Dadurch 1 sinkt das Inlandsprodukt, weil die Mietzahlungen an den bisherigen Vermieter entfallen; 2 ändert sich das Inlandsprodukt nicht; 3 steigt das Einkommen des bisherigen Mieters, weil er nun keine Miete mehr zahlen muss; 4 steigt das Inlandsprodukt, sofern der bisherige Eigentümer die Wohnung mit Gewinn verkauft hat; 5 sinkt die Summe der Vermögenseinkommen, weil der bisherige Vermieter nichts mehr einnimmt. b) Als Basisjahr für reale Reihen kommt nur ein Jahr in Frage, in dem 1 Vollbeschäftigung herrschte; 2 die Inflationsrate nicht größer als 2 % war; 3 Bundestagswahlen durchgeführt wurden; 4 eine Volkszählung stattfand. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. c) Unter dem realen Inlandsprodukt versteht man 1 das Inlandsprodukt je Kopf der Bevölkerung; 2 das mit den Nutzenschätzungen der Bevölkerung gewichtete Inlandsprodukt; 3 das in Preisen eines bestimmten Basisjahres bewertete Inlandspro-

Probleme und Ergebnisse der VGR

49

dukt; 4 die Summe der in einer Periode tatsächlich produzierten Sachgüter und Dienste. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. d) Im derzeitigen Inlandsproduktkonzept führen Reparaturen von Umweltschäden zu 1 einer Erhöhung des Inlandsprodukts; 2 keiner Änderung des Netto-Inlandsprodukts, da sie wie Ersatzinvestitionen behandelt werden; 3 einer Senkung des Inlandsprodukts, da ihnen kein Gegenwert gegenübersteht. 4 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. e) Im Rahmen der Inlandsproduktberechnung werden „unterstellte Transaktionen" angesetzt, um die folgende Aktivität zu berücksichtigen: 1 die Hausfrauenarbeit; 2 die Wertschöpfung durch Schmuggel und Drogenhandel; 3 die Wertschöpfung durch Heimwerken; 4 den Eigenverbrauch von Landwirten; 5 die Leistung von Hausangestellten. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. f) Im Sinne der offiziellen VGR-Statistik gilt / gelten nicht als „Produktion": 1 die Lehrtätigkeit in Hochschulen; 2 die Arbeit von Hausangestellten; 3 der Anbau von Gemüse durch Hobbygärtner; 4 die Leistungen des Deutschen Roten Kreuzes; 5 die Dienste, die Geistliche erbringen. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

Lösungen 3. Kapitel

3.1

Im Grunde stellt jede Aktivität, bei der durch Einsatz von Gütern (Produktionsfaktoren) neue Güter hergestellt werden, Produktion dar. Das ESVG 1995 (S. 41) definiert wie folgt: „Produktion ist generell eine unter Kontrolle und Verantwortung einer institutionellen Einheit ausgeführte Tätigkeit, bei der diese Einheit durch den Einsatz von Arbeitskräften, Kapital sowie Waren und Dienstleistungen andere Waren und Dienstleistungen produziert. Natürliche Prozesse ohne

50

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

jedes menschliche Zutun, wie das unbeeinflusste Wachsen von Fischbeständen in internationalen Gewässern, rechnen nicht zur Produktion (wohl aber die Fischzucht)." In der Praxis stellt sich aber nun die Frage, ob alle Produktionen überhaupt erfasst werden können und sollen. Es gibt zweifellos einen breiten Bereich von Produktionen, die nur schwer oder gar nicht statistisch ermittelt werden können. Dies gilt vor allem für Eigenleistungen in privaten Haushalten und für Aktivitäten im illegalen Bereich. Das E S V G legt fest, wann bestimmte Produktionen zu berücksichtigen sind. Vereinfacht kann gesagt werden, dass typische häusliche Aktivitäten (Haushaltsarbeiten, Heimwerken, Gartenarbeiten) ausgeklammert werden. Der Bau von Eigenheimen soll aber (auch wenn er vollständig in Eigenleistung erfolgt) ebenso wie der Eigenverbrauch in landwirtschaftlichen Betrieben (auf dem Weg „unterstellter Transaktionen" - vgl. Aufg. 3 . 2 ) und die Aktivitäten in der Schattenwirtschaft grundsätzlich berücksichtigt werden. Dass insbesondere der Erfassung halb- und illegaler Aktivitäten große praktische Schwierigkeiten entgegenstehen, dürfte klar sein. 3.2

Will man dem Konzept eines weiten Produktionsbegriffs Rechnung tragen, muss auch die Produktion solcher Güter berücksichtigt und bewertet werden, die von den Produzenten selbst verbraucht werden. Zu den wichtigsten unterstellten Transaktionen zählen - unterstellte Mietzahlungen für die Nutzung von Eigenheimen / Eigentumswohnungen; - privater Eigenverbrauch von Produzenten (Handwerker, Landwirte u.ä.). - Eigenleistungen im privaten Wohnungsbau. Unterstellte Mieten führen z.B. zu den folgenden Buchungen: P-H Miete (für Eigennutzung)

Konsumgüterproduktion

E-H Konsumausgabe (Miete)

Einkommen aus Vermögen

Produktionswert und Einkommen werden also um denselben Betrag erhöht. Man orientiert sich beim Wertansatz an vergleichbaren Marktmieten. - Unterstellte Transaktionen können den Aussagewert der Zahlen verbessern. Allerdings muss klar sein, dass z.B. der Eigenverbrauch von Landwirten, Handwerkern nicht exakt mengenmäßig erfasst werden kann. Hinsichtlich der Bewertung ist zu bedenken, dass nicht immer passende Marktwerte als Vergleichsgrößen vorliegen. Damit liegt auch hierin ein gewichtiges Element, dass Nationalproduktsdaten nur Schätzwerte sein können. 3.3

a) Einigkeit besteht darüber, dass die Schattenwirtschaft die Aussagekraft der offiziellen Sozialproduktsstatistik mehr oder weniger einschränkt. Eine ausschließlich auf offiziellen Daten resultierende Wirtschaftspolitik wird

Probleme und Ergebnisse der VGR

51

damit eines Teils ihrer Grundlage beraubt. Die offiziellen Daten mögen einen Handlungsbedarf signalisieren, der sich bei Berücksichtigung der Schattenwirtschaft jedoch anders darstellen könnte. Eine Korrektur bzw. Ergänzung der bisherigen Konzepte wurde im ESVG vorgenommen, da illegale Aktivitäten nunmehr grundsätzlich berücksichtigt werden sollen. Insbesondere Forschungsinstitute haben inzwischen auch vermehrt Ergebnisse vorgelegt. Wegen der Natur der Schattenwirtschaft kann es sich allerdings z.T. nur um grobe Schätzungen handeln und es ist zweifelhaft, wie weit es der amtlichen Statistik gelingen wird, hier laufende überzeugende Daten vorzulegen. b) Die Schattenwirtschaft wird unterteilt in 1) Untergrundwirtschaft (hidden economy); sie umfasst die Aktivitäten, die zur Steuerhinterziehung verheimlicht werden und / oder völlig illegal sind. 2) Selbstversorgungswirtschaft (self-service-economy); sie umfasst alle Aktivitäten privater Haushalte und Privater Organisationen, die entsprechend internationaler Konventionen nicht berücksichtigt werden sollen. 3.4

a) 3; b) 1 (oder 2, sofern mit Steuerhinterziehung verknüpft); c) 3; d) 1; e) 4; f) 4; g) 1; h) 4; i) 3; k) 1; 1) 4; m) 1; n) 4.

3.5

Als zentraler Ausdruck für die Leistung einer Volkswirtschaft wird heute regelmäßig das Bruttoinlandsprodukt verwendet (früher das Bruttosozialprodukt). Dabei wird das BIP in den Medien oft mit der anschaulichen (wenngleich wissenschaftlich etwas problematischen) Vorstellung vom „produzierten Güterberg" gleichgesetzt (vgl. auch Aufg. 3.10). Die Wachstumsrate des realen BIP ist auch die Größe, die als Indikator für die Zielerreichung des „Wachstumsziels" benutzt wird. Im internationalen Vergleich werden ebenfalls BIP-Daten, hier auch oft als Pro-Kopf-Ziffern, herangezogen. Für die Entwicklung des BIP spielen zudem die Komponenten des BIP (C H , C S t , I br , EX - IM) eine herausragende Rolle. Sie können statistisch direkt ermittelt werden, wobei sie im Wesentlichen zu Marktpreisen bewertet werden. Somit handelt es sich um Größen, die so auch wertmäßig in der Realität zu finden sind. Das Volkseinkommen beschreibt eine Nettogröße, die für die Analyse der Einkommensverteilung von besonderer Bedeutung ist. Bestimmt man seinen Wert über die Endnachfragekomponenten, so gelangt man zu einer Größe, die weniger anschaulich ist: VE = C H + C S t + I n + EX - IM - (Τ 1 - Z). Sie ist auch - anders als die Komponenten des BIP - nicht direkt empirisch zu ermitteln. Der Wert des Volkseinkommens ist zudem immer auch davon abhängig, wie die Abschreibungen ermittelt werden. Die Angabe eines „richtigen" Wertes für die Abschreibungen stellt aber ein kaum zu lösendes Problem dar.

Teil I : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

Wenn, wie besonders in Zeiten mit positiven Inflationsraten, die Wiederbeschaffungswerte höher sind als die Anschaffungswerte, müssen die kalkulatorischen Abschreibungen auf der Basis von Wiederbeschaffungswerten höher sein als die auf der Basis von Anschaffungswerten. a) Da im BIP die Bewertung „brutto" erfolgt (d.h. die Abschreibungen sind nicht abgezogen) wird die Höhe des BIP auch nicht von der gewählten Abschreibungsmethode beeinflusst. b) Das Volkseinkommen würde bei Ansatz von Anschaffungswerten höher sein [weil weniger vom BIP abgezogen wird bzw. weil die Unternehmenseinkommen (netto) höher werden], 1)

Konsumausgaben des Staates und Sozialprodukt

1.1) Der gesamte Konsumausgaben des Staates werden als Endverbrauch gewertet. Ein Teil der kollektiven Dienstleistungen des Staates hat jedoch VorleistungsCharakter. Dadurch können Doppelzählungen auftreten. - Das ESVG 1995 sieht allerdings - im Gegensatz zur bisherigen deutschen VGR - vor, erfassbare Vorleistungen als solche auch auszuweisen. 1.2) Jede Erhöhung des Aufwands zur Erzeugung der kollektiven staatlichen Dienstleistungen ist wegen der Bewertung der kollektiven Staatsleistungen zu Produktionskosten gleichbedeutend mit einer Erhöhung der Endnachfragekomponente Konsumausgaben des Staates und führt damit c.p. zwangsläufig zu einer Erhöhung des BIP um denselben Betrag. Der Beitrag der privaten Produzenten zum BIP wird dagegen nicht vom Aufwand, sondern vom (eigenständig durch Marktpreise bewerteten) Ertrag her bestimmt. Damit führt eine Erhöhung des Aufwands nicht zwingend zu einer Erhöhung des BIP. 1.3) Der Ansatz staatlicher Investitionen und staatlicher Abschreibungen erfolgt etwas willkürlich. So gelten alle Käufe militärischer langlebiger Güter sowie militärischer Anlagen (sofern die Güter und Anlagen ausschließlich militärisch genutzt werden) als Konsumausgaben des Staates der Anschaffungsperiode. Dagegen werden militärische Güter, die auch nicht-militärisch nutzbar sind, aktiviert und abgeschrieben. Öffentliche Infrastrukturanlagen wurden früher i.d.R. nicht abgeschrieben, seit Anfang der 90er Jahre werden allerdings Abschreibungen vorgenommen. - Es ist zwar für die Höhe des BIP uninteressant, ob eine Größe dem Konsum oder der Investition zugeordnet wird. Für die Höhe des NNE / Volkseinkommens wird diese Frage in Verein mit dem Ansatz von Abschreibungen jedoch bedeutsam. 1.4) Beim Ausweis des realen BIP ist zu beachten, dass der Staatskonsum grundsätzlich nicht deflationiert wird, sondern immer mit seinem nominalen Wert angesetzt wird, da für ihn keine Mengenstruktur verfügbar ist.

Probleme und Ergebnisse der VGR

2)

53

Staatskonsum und internationaler Vergleich

2.1) Der Anteil der Konsumausgaben des Staates ist in den verschiedenen Ländern unterschiedlich hoch; insbesondere gilt dies im Vergleich zwischen Industrie- und Entwicklungsländern. Im Hinblick auf den unter (1.1) erwähnten Aspekt, dass einige Staatsleistungen Vorleistungscharakter haben und deren Anteil am Staatskonsum mit zunehmender Entwicklung anzuwachsen scheint, wird nach Ansicht einiger Wissenschaftler das BIP in Ländern mit sehr hohem Staatsanteil zu hoch ausgewiesen. 2.2) Der internationale Vergleich wird erschwert, wenn in einzelnen Staaten bestimmte Dienste vom öffentlichen Sektor erbracht werden (Konsumausgaben des Staates mit ihrer Bewertungsproblematik!), in anderen Staaten aber von privaten Produzenten produziert werden. 3.8

Die Ermittlung der Unternehmenseinkommen ist wesentlich schwieriger als die des Einkommens der abhängig Beschäftigten. Die Unterlagen der letzteren Kategorie sind i.d.R. genauer und eher vollständig. Die Höhe der Unternehmenseinkommens hängt u.a. davon ab, - wie die Abschreibungen angesetzt werden (vgl. Aufg. 3.6) und welche Unterlagen bei ihrer Bewertung herangezogen werden können (man denke z.B. an die Unterschiede zwischen steuerlichen und kalkulatorischen Abschreibungen). - welcher Aufwand als abzugsfähig akzeptiert wird (man denke z.B. an die Schwierigkeit, private und betriebliche Nutzung bei einem Firmen-PKW zu trennen).

3.9

Rechnet man das amerikanische BIP je Kopf mittels des Wechselkurses um, so erhält man die folgende Zahlenreihe: USA Jahr DM Jahr BIP je Kopf (DM) 1960 11 663 1990 35 953 14 148 1965 1995 40 236 1970 17615 1996 43 327 1975 17 567 1997 51 983 20 832 1980 1998 54 447 48 828 1985 Die beiden Reihen in jeweiligen Landeswährungen zeigen stetig steigende Pro-Kopf-Einkommen. Beim Vergleich durch Umrechnung mit dem Wechselkurs ergibt sich für die USA eine stark schwankende Entwicklung (z.B. Rückgang des BIP je Kopf von 1970 nach 1975); außerdem wäre im Jahr 1980 der Wert für die USA niedriger als der für die BRD, 1985 dagegen wesentlich höher, dann wieder nahezu gleich. Es ist unmittelbar einsichtig, dass ein so angelegter Vergleich nicht sehr sinnvoll ist. Der Wechselkurs drückt nicht einfach nur internationale Kaufkraftunter-

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

54

schiede aus. Den Wechselkurs als Umrechnungsfaktor zu benutzen, ist u.a. aus folgenden Gründen problematisch: (1) der Wechselkurs wird von spekulativen Elementen beeinflusst; (2) der Wechselkurs hängt heute in hohem Maß von Kapitalbewegungen ab; (3) in Devisenangebot und -nachfrage und damit den Wechselkurs gehen ohnehin nicht alle Güter ein. Dies gilt vor allem für Bauleistungen und solche Teile der Dienstleistungsproduktion, die nur zu einem geringen Teil international gehandelt werden. Ein Pro-Kopf-Vergleich, der die Kaufkraft der Währungen berücksichtigt, ist daher zu bevorzugen. 3.10

Das „reale Bruttoinlandsprodukt" wird in dieser Sicht als die physische Summe der in einer Periode produzierten Sachgüter und Dienstleistungen verstanden. Diese rein güter- bzw. mengenmäßige Betrachtung scheint zwar geeignet, dem Laien den Begriff des realen Sozialprodukts näherzubringen. Eine solche rein gütermäßige Sicht ist jedoch letztlich nicht zulässig, da verschiedene Güter nur über einen einheitlichen Bewertungsmaßstab vergleichbar werden. Außerdem gibt es z.B. für den Konsumausgaben des Staates als wichtige Komponente des Sozialprodukts gar keine Mengenstruktur. Auch das reale BIP ist somit eine Wertgröße. Es ist das in Preisen eines bestimmten

Basisjahres gemessene B r u t t o i n l a n d s p r o -

dukt. 3.11

Bei der Bestimmung durchschnittlicher Raten ist daran zu denken, dass hier nicht einfache Durchschnitte gebildet werden dürfen, sondern dass die Zinseszinsrechnung anzuwenden ist. Allgemeine Formel: 1 ^ = 1 ^ ( 1 + i ) n [K = Kapital; i = Zinssatz (dezimal); η = Zahl der Perioden] a)

(1 + i) = ^ 3 061,6 : 302,7 = 1,06835

durchschnittliche nominale Wachstumsrate: 6,835 % b)

(1 + i) =

3

V 2 768,6 : 1 000 = 1,02952

durchschnittliche reale Wachstumsrate: 2,952 c) nominal - real = Deflator; also: 3,88 % 3.12

Wohlstand ist eine sehr komplexe Größe; seine Veränderung kann daher durch die produzierten Güter einer Periode nicht angemessen beschrieben werden. Einige Bevölkerungskreise mögen zudem die Produktion von Zigaretten oder Waffen eher als wohlstandsmindernd betrachten, andere halten Zigaretten für sehr nützlich. Sicherlich ist es auch nicht wohlstandsfördernd, wenn die Zahl der Unfälle zunimmt und mit ihnen die Reparaturen und / oder Krankenhausbehandlungen, die das BIP sehr wohl erhöhen. Ein hohes BIP kann gerade auch den Verzicht auf weitere Produktion zugunsten von mehr Freizeit nahelegen, wobei Letzteres gerade als wohlstandserhöhend empfunden werden kann.

Probleme und Ergebnisse der VGR

55

3.13

1) F; 2)

R; 3) F.

3.14

Auf der einen Seite stellen Sozialindikatoren ein Fortschritt dar, da sie versuchen, den komplexen Begriff Wohlstand durch mehrere Kennziffern gleichzeitig zu erfassen. Auf der anderen Seite sind solche Kennziffern aber auch sehr problematisch: Mehr Krankenhausbetten je Kopf der Bevölkerung können ein Ausdruck für eine bessere medizinische Versorgung, einen höheren Wohlstand sein. Dann könnte man auch schnell schlussfolgern, dass noch mehr Betten eben eine noch bessere Versorgung bedeuten. Hier aber liegt die große Gefahr eines Fehlschlusses, denn es kann auch zu viele Betten geben. Leerstehende Betten sind kein Ausdruck für Wohlstand, sondern in einer Welt, in der nach wie vor Knappheit herrscht, ein Ausdruck für eine Fehlalbkation von Ressourcen. Selbst wenn sie nicht leerstehen, ist nicht gesichert, dass die Investition in andere Güter nicht einen noch höheren Nutzen bewirken würde.

3.15

a) Netto-Einkommen in makroökonomischer Sicht: Unter Netto-Einkommen versteht man den in einer Periode erzeugten Betrag an Endprodukten (abzüglich Importe), der in der betrachteten Periode höchstens konsumiert werden dürfte, wenn das Produktivvermögen nicht abnehmen soll. b) Als Produktiwermögen gelten nur die produzierten Produktionsmittel. Von der Natur unmittelbar bereitgestellte Ressourcen (Rohstoffe, Wasser) fallen also nicht unter diese Kategorie. Es erscheint jedoch konsequent, die Nutzung von natürlichen Rohstoffen ebenfalls durch „Abschreibungen" zu berücksichtigen. Allerdings lässt sich verbranntes Mineralöl auch durch die Berücksichtigung von Abschreibungen nicht wieder herstellen, da den Abschreibungen keine „Ersatz-Investition" gegenüberstehen kann. Zumindest könnte jedoch die Umweltverschmutzung vermieden werden, was die Produkte verteuern würde und in gewisser Weise einer „Abschreibung" entspräche. Das Volkseinkommen wäre dann jedenfalls unter sonst gleichen Bedingungen geringer. Bei verstärktem Übergang zu regenerierbaren Ressourcen würde im Übrigen der Ansatz von „Abschreibungen" durchaus sinnvoll. c) Defensive Ausgaben (auch: kompensatorische Ausgaben) sind Ausgaben, die nur dazu dienen, erzeugte Schäden zu reparieren. Sie erzeugen also insoweit keine neuen Konsumnutzen. Da - so Leipert - lange Zeit Ressourcenausbeutung und Umweltbelastung überhaupt nicht registriert wurden, war ein „überhöhtes Produktions- und Konsumniveau" möglich. Die notwendige jetzige und zukünftige Beseitigung der angehäuften Schäden wirkt nun aber seinerseits als Wachstumsfaktor, da ja z.B. die Sanierung einer umweltgefährdenden Müllkippe als „Wertschöpfung" und sozialproduktserhöhend gilt.

3.16

Produktionsorientierte Dienste sind solche Dienstleistungen, die als Vor-

56

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

leistungen in Sachgüter eingehen. Es handelt sich um die Beiträge von (angestellten) Technikern, Elektronikern und Softwarespezialisten zur Produktverbesserung. Aber auch die Beiträge von Ökonomen und Juristen in der Unternehmensverwaltung und im Vertrieb werden immer bedeutender. Zumindest in der deutschen Statistik werden diese Beschäftigten aber dem Produzierenden Gewerbe zugewiesen und nicht dem Dienstleistungssektor. Der wirkliche Anteil von Beschäftigten, die im Grunde Dienstleistungen verrichten, wird somit zu niedrig ausgewiesen. 3.17

Bei „normativen Elementen" handelt es sich um Urteile und Zielvorgaben, die letztlich subjektiver Natur sind und sich des wissenschaftlichen Beweises entziehen. Als Ex-post-Rechenwerk soll die VGR möglichst exakte „positive Aussagen" machen. Zielvorgaben können daher von ihr nicht erfolgen; auch eine Umweltökonomische Gesamtrechnung benötigt daher Zielvorgaben von Seiten der Gesellschaft. Sie kann dann ermitteln, inwieweit die Ziele erreicht werden konnten. (Vgl. auch Aufg. 0.7)

3.18

Das Arbeitnehmerentgelt enthält nur die Arbeitseinkommen der abhängig Beschäftigten. Der Sachverständigenrat hat für die Zwecke der Analyse der EinkommensvCTtei/w«^ das Konzept der Arbeitseinkommen entwickelt. Für den Bereich von Freiberuflern, Handwerkern, Einzelfirmen, bei denen (auch durch die Mitarbeit von mithelfenden Familienangehörigen) Arbeits- und Unternehmenseinkommen untrennbar ineinander fließen (das neue ESVG 1995 hat dafür ja den Begriff Selbständigeneinkommen geprägt), erscheint es nützlich, ein Entgelt für die „reine Arbeitsleistung" (Einkommen aus selbständiger ^ Arbeit) zu isolieren. Dies versucht der Sachverständigenrat durch den Ansatz eines „kalkulatorischen Unternehmerlohns". Dieser Betrag wird dann dem Lohn der abhängig Beschäftigten zugeschlagen und führt zu den Arbeitseinkommen. Wird dieser Betrag vom Volkseinkommen abgezogen, so verbleibt als Rest eine korrigierte Größe „Unternehmensund Vermögenseinkommen". 1) Im Lehrbuch (11. Aufl.; Übersicht 3.13; S. 88) erscheint bei den UnternehmerHaushalten fehlerhaft der Begriff „««selbständige Arbeit".

3.19

Lohnquote: Tatsächlicher Anteil der Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit am Volkseinkommen. Bereinigte Lohnquote: Fiktive Lohnquote, bei der der Anteil der unselbständig Beschäftigten an der Gesamtzahl der Erwerbspersonen konstant gehalten wird (Basis 1960). Arbeitseinkommensquote: Zum „bereinigten Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit" wird ein „kalkulatorischer Unternehmerlohn" (kalkulatorische .Arbeitseinkommen aus selbständiger Arbeit) addiert (vgl. Aufg. 3.18). Arbeitseinkommensquote und bereinigte Lohnquote entwickeln sich vollkommen parallel. (Die bereinigte Lohnquote beträgt 77,18 % der Arbeitseinkommensquote.)

Probleme und Ergebnisse der VGR

3.20

57

Die Fragestellung, wie sich das Volkseinkommen auf die Faktoren Arbeit und Kapital (einschl. Boden) aufteilt, interessiert die Ökonomen schon recht lange. Früher ließen sich die Besitzer dieser beiden Faktorkategorien verhältnismäßig einfach trennen inArbeitnehmerhaLUshaite (Besitzer nur des Faktors Arbeit) und Unternehmerhaushalte (Besitzer von Boden und / oder Kapital). Heute ist die Trennung jedoch nicht mehr so einfach möglich. Man trennt heute daher nach dem vorherrschenden Faktorbesitz: Haushalte, die ausschließlich oder vorrangig ihr Einkommen aus unselbständiger Arbeit beziehen, gelten nun als Arbeitnehmerhaushalte·, Haushalte, die ihr Einkommen vorrangig aus Kapital- und / oder Bodeneinsatz (und gegebenenfalls selbständiger Arbeit) beziehen, gelten als Unternehmerhaushaite. Wenn nun Arbeitnehmerhaushalte auch Einkommen aus Vermögen beziehen (und dies dürfte heute der Regelfall sein, da ja schon Zinsen aus Sparguthaben Vermögenseinkommen darstellen, viele Arbeitnehmerhaushalte zudem unterstellte und tatsächliche Einkommen aus Wohn-/ Hauseigentum beziehen), spricht man von Querverteilung. Aber auch in solchen Haushalten, die primär Unternehmerhaushalte sind, mögen einzelne Familienmitglieder einer unselbständigen Beschäftigung nachgehen. Letztlich entscheidend - zumindest aus der Sicht der Haushalte - dürfte jedoch die Höhe der Netto-Einkommen sein. Diese ergibt sich aber erst nach Berücksichtigung der Umverteilung (Sekundärverteilung).

3.21

Die Profitquote beschreibt den Anteil der „Unternehmens- und Vermögenseinkommen (G) am Volkseinkommen". Eine Erhöhung der Quote bedeutet nicht zwingend eine Verbesserung der Lage der Unternehmerhaushalte: 1. Wenn G bei sinkendem VE konstant bleibt, so erhöht sich zwar die Quote, die Lage verbessert sich aber nicht. 2. Würde im Fall (1) zusätzlich die Zahl der Unternehmerhaushalte wachsen, so wird sich für einzelne oder eventuell alle Unternehmerhaushalte eine Verschlechterung ergeben. 3. G entfällt nicht nur auf Haushalte, sondern auch auf Unternehmen mit eigener Rechtspersönlichkeit (als unverteilte Gewinne) und auf den Staat: G = G H + Gy + G S t . Würden bei konstantem VE z.B. nur die Bestandteile Gu und G S t wachsen, ergäbe sich ebenfalls keine Verbesserung. 4. Die Trennung nach Arbeitnehmer- und Unternehmerhaushalt lässt sich in der Realität nur schwer durchführen; sie ist nur eine Trennung nach dem vorherrschenden Faktoreinsatz (vgl. Aufg. 3.19). Inwieweit sich als Folge der Querverteilung bei einer Änderung der Quote die Lage speziell der Unternehmerhaushalte ändert, kann nicht ohne weiteres von vornherein angegeben werden. Insgesamt ist damit die Aussagefähigkeit der Profitquote - wie die der korrespondierenden Lohnquote - beschränkt.

3.22

a) 2; b) 5; c) 3; d) 1; e) 4; f) 3.

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems 4.1 Die Input-Output-Tabelle

4.1

Die nachstehende unvollständige Input-Output-Tabelle beschreibe eine geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat.

Sektor I

Sektor II

Zwischensumme

C

Zwischensumme

Sektor I

Sektor II

Zwischensumme

GesamtInput

a) Ergänzen Sie die noch fehlenden Zeilen- und Spaltenbeschriftungen sowie die fehlenden Zahlen. b) Wieso erscheinen in einer Input-Output-Tabelle „Intrasektorenströme" (das sind Lieferungen eines Sektors an sich selbst)? 4.2

Gegeben sei die folgende unvollständige Input-Output-Tabelle für eine geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat: Input Output

Landwirtschaft

Industrie

Dienstleistungen

Endnachfrage

Landwirtschaft L

100

225

20

155

Industrie I

200

600

100

1 600

20

300

180

1 500

Dienstleistungen D

a) Wie groß sind die Produktionswerte (PW) der Sektoren und der Volkswirtschaft insgesamt? b) Wie groß sind die primären Inputs der Sektoren? c) Wie groß ist das Bruttoinlandsprodukt?

59

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

4.3

Im Rahmen von Input-Output-Analysen wird i.d.R. davon ausgegangen, dass die sektoralen Produktionsfunktionen linear-limitational sind (d.h. die Beziehungen zwischen den sektoralen Outputs und den sektoralen Inputs sind linear) und zwar nicht nur mengenmäßig, sondern auch wertmäßig. Der Einsatz der Faktoren je Outputeinheit lässt sich dann durch Vorleistungs- oder Inputkoeffizienten beschreiben. (Letztere geben an, wie viel Prozent des Bruttoproduktionswertes die Vorleistungslieferung eines Sektors X an den betrachteten Sektor ausmacht.) Die Produktionsverflechtung in einer Volkswirtschaft (die hier aus nur zwei Sektoren bestehe) wird durch die folgenden Vorleistungs- oder Input-Koeffizienten beschrieben. Sektor 1

Sektor 2

Sektor 1

0,5

0,5

Sektor 2

0,4

0,1

a) Die Endnachfrage nach den Produkten des Sektors 1 betrage N[ = 50 GE, die nach den Produkten des Sektors 2 betrage N 2 = 40 GE. Wie hoch müssen dann aa) die jeweiligen Bruttoproduktionswerte; ab) die primären Inputs der Sektoren sein? b) Um wie viele GE muss der Output (PW) des Sektors 2 steigen, wenn Ν , um 10 GE steigt, während die Endnachfrage nach seinen Produkten mit N 2 = 40 konstant bleibt? c) Erläutern Sie, warum der Sektor 2 mehr produzieren muss, wenn die Endnachfrage nach Produkten des Sektors 1 steigt, die Endnachfrage nach den eigenen Produkten des Sektors 2 aber gar nicht zunimmt. 4.4

In einer Volkswirtschaft wurden die Unternehmen drei Sektoren zugeordnet. Die Inputkoeffizienten dieser Sektoren konnten wie folgt bestimmt werden: Landwirtschaft

Grundstoffindustrie

Verbrauchsgüter

Landwirtschaft (L)

0,1

0,2

0,2

Grundstoffindustrie (G)

0,3

0,2

0,4

Verbrauchsgüterind. (V)

0,3

0,4

0,1

Die jeweilige Endnachfrage nehme die folgenden Werte an: Nl=100

N g = 300

Nv=500

Wie hoch müssen die jeweiligen Bruttoproduktionswerte sein, damit die Endnachfrage befriedigt werden kann? (Stellen Sie das System der Lösungsgleichungen auf und bestimmen Sie die gewünschten Werte.)

60 4.5

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens Ermitteln Sie aus der im Lehrbuch abgedruckten Input-Output-Tabelle für die BR Deutschland den Sektor, der a) absolut die größten Importe aufwies; b) absolut die größten Exporte aufwies; c) den größten Importanteil am gesamten Aufkommen an Gütern hatte; d) der wichtigste Lieferant des Sektors Bauleistungen war; e) der zweitwichtigste Lieferant des Sektors Bauleistungen war; f) den höchsten Anteil von Anlageinvestitionen an der Endnachfrage hatte; g) prozentual die höchste Bruttowertschöpfung am Produktionswert hatte; h) die höchste Lohnquote - bezogen auf die Bruttowertschöpfung - hatte.

4.6

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) In einer Input-Output-Tabelle 1 ergibt sich das Nettoinlandsprodukt als Summe der Primären Inputs; 2 sind die Lieferungen eines Sektors an sich selbst immer null, da sie sich als Vorleistungen gegenseitig aufheben; 3 ist für jeden Sektor die Zeilensumme gleich der korrespondierenden Spaltensumme; 4 kann der Staat nicht berücksichtigt werden, da die von ihm für andere Sektoren produzierten Vorleistungen n i c h t z u g e r e c h n e t werden können, sondern im Staatskonsum untergehen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Eine Input-Output-Tabelle 1 hat keinen Zusammenhang mit dem Kontensystem der VGR; 2 basiert im wesentlichen auf dem Konzept des Produktionskontos; 3 weist die Finanzierungsdefizite / Überschüsse der jeweiligen Sektoren aus; 4 weist die Importe als Vorleistungen aus. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. c) W e n n ein Sektor nur Vorleistungen produziert, dann 1 ist der W e r t der primären Inputs null; 2 können in der Endnachfragezeile für diesen Sektor keine Beträge erscheinen; 3 k a n n für diesen Sektor die Zeilensumme nicht gleich der Spal-tensumme sein; 4 ist der W e r t der Zeilensumme null. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

61

4.2. Die Zahlungsbilanz 4.7

Was versteht man unter einer Zahlungsbilanz?

4.8

Warum ist der Begriff „Zahlungsbilanz" wenig geeignet?

4.9

W a r u m muss eine Zahlungsbilanz buchungstechnisch gesehen immer ausgeglichen sein?

4.10

In welche Teilbilanzen wird die Zahlungsbilanz üblicherweise unterteilt? Was wird in den jeweiligen Teilbilanzen erfasst?

4.11

Was versteht man unter Kapitalexporten?

4.12

Warum werden Güterexporte u n d Kapitalexporte auf unterschiedlichen Seiten der Zahlungsbilanz verbucht?

4.13

Ist aus der Kapitalbilanz der Stand der Schulden und Forderungen gegenüber dem Ausland ersichtlich?

4.14

Was wird in der Devisenbilanz erfasst? Wie ist die korrekte Bezeichnung dieser Bilanz?

4.15

W e n n Privatleute bei Banken Sorten (= ausländische Banknoten und Münzen) kaufen, so wird dieser Vorgang in der Zahlungsbilanz des betreffenden Landes als „Dienstleistungsimport" gebucht. W a r u m wird das wohl gemacht? Warum ist dieses Vorgehen nicht ganz konsequent?

4.16

Verbuchen Sie die folgenden Fälle in der Zahlungsbilanz: 1) Deutsche Unternehmen verkaufen Lizenzen an das Ausland gegen Devisen in Höhe von 3 Mio € . 2) Die Bundesregierung gewährt Entwicklungshilfe an einen afrikanischen Staat in Höhe von 100 Mio € . 3) Die Bundesregierung kauft im Ausland Militärflugzeuge. 4) Ein deutsches Unternehmen gründet eine Niederlassung in Portugal im Werte von 30 Mio € . 20 % dieses Betrages werden als Spezialmaschinen direkt nach Portugal geliefert; für die verbleibenden 80 % werden Devisenforderungen verwendet. 5) Ein deutsches Unternehmen nimmt in den USA eine Anleihe von 5 Mio Dollar auf. Die erhaltenen Dollar-Devisen werden am Devisenmarkt zum herrschenden Kurs (1,05 € / $) gegen € verkauft.

4.17

Die folgenden Vorgänge sind gegeben: 1) Sachspenden für Katastrophenopfer (mehrmalige Leistungen) 2) Zahlung von Renten an Ausländer 3) Eine ganze Düngemittelfabrik wird exportiert 4) Ausgaben von Touristen im Ausland

200 30 450 80

62

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens 5) 6) 7) 8)

Die Regierung gibt einen Entwicklungshilfekredit 250 Import von Erdöl 170 Die Zentralbank erhält Zinsen auf die Anlage ihrer Dollarreserven 10 Ein ausländisches Frachtschiff transportiert heimische Produkte; es fallen Frachtkosten an 40 9) Eine Firma tilgt einen Auslandskredit 25 a) Erstellen Sie aus den Angaben die Zahlungsbilanz des betreffenden Landes. Unterteilen Sie die Zahlungsbilanz in: Leistungs-, Kapital- und Devisenbilanz. b) Ermitteln Sie die Veränderung der Nettoauslandsposition ba) der Zentralbank; bb) des gesamten Landes. 4.18

In einem Jahr war der Restposten der Zahlungsbilanz (Ungeklärte Beträge) besonders niedrig. Kann man daraus folgern, dass es in diesem Jahr gelungen ist, das Zahlenmaterial besonders genau zusammenzustellen?

4.19

Die Wertangaben in der deutschen Zahlungsbilanz erfolgen (seit 1999) in € . W i e ändert sich der W e r t der Dollarreserven der Deutschen Bundesbank, wenn der Kurs des € gegenüber dem Dollar aufgewertet wird?

4.20

Welcher Posten der Dienstleistungsbilanz ist in Deutschland besonders bedeutsam für das anhaltende Defizit der Dienstleistungsbilanz?

4.21

W e l c h e der aufgeführten Transaktionen führen zu einem Angebot an Devisen auf dem heimischen Devisenmarkt? a) Warenexporte; b) Kapitalerträge, die Ausländer aus heimischen Wertpapieren erzielen; c) Kreditaufnahme heimischer Firmen im Ausland; d) empfangene Sachgüter-Transfers; e) geleistete Übertragungen (z.B. Renten an Ausland); f) Kapitalimport; g) Dienstleistungsimporte.

4.22

W a n n gilt heute nach herrschender Ansicht eine Zahlungsbilanz als „ausgeglichen"?

4.23

Weshalb ist in der BR Deutschland ein „aktiver Handelsbilanzsaldo" erwünscht?

4.24

Die Exporte sind in der BR Deutschland seit Jahren größer als die Importe. Kann man daraus schließen, dass auch die Zahlungsbilanz seit Jahren unausgeglichen ist?

4.25

W a r u m muss einem Saldo der Leistungsbilanz ein entsprechender Saldo der Kapitalbilanz i.w.S. (= Kapital- + Devisenbilanz) gegenüberstehen? W a r u m können reine Finanztransaktionen keinen Saldo der Kapitalbilanz i.w.S. bewirken?

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems 4.26

63

Die Zahlungsbilanzstatistik vom April 2000 weist für Deutschland die folgenden, hier völlig ungeordnet wiedergegebenen Daten (in Mrd € ) für 1999 aus: Ausfuhr bzw. Einfuhr bzw. Einnahmen Ausgaben oder oder Änderung der Änderung der Verbindlichk. Ansprüche 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18

Erwerbseinkommen Transportleistungen Öffentliche laufende Übertragungen Wertpapiere Ungeklärte Beträge (Restposten) Finanzdienstleistungen Vermögensübertragungen Vermögenseinkommen Erträge aus Transithandel Warenverkehr (ohne Ergänzungen) Reiseverkehr Kreditverkehr (einschl. sonstige Kapitalanlagen) Veränderung der Währungsreserven Ergänzungen zum Warenverkehr Versicherungsdienstleistungen Direktinvestitionen Übrige Dienstleistungen Private laufende Übertragungen

3,5 20,6 12,2 + 164,4 + 27,1 3,8 2,8

77,1 5,8 508,3 15,7 + 98,2 + 12,5 8,8 2,4 + 49,2 31,5 3,6

4,4 17,5 29,4 + 174,4 2,7 3,0 88,2 3,1 443,5 45,5 + 65,1 12,7 1,8 + 92,9 50,0 12,2

a) Ordnen Sie die 18 Einzelpositionen den üblichen Teilbilanzen zu. b) Erstellen Sie aus den Daten die Zahlungsbilanz in Saldenform (entsprechend Übersicht 4.7 des Lehrbuches). c) Ermitteln Sie aus den Daten die Veränderung der Nettoposition (Veränderung des Netto-Auslandsvermögens) der BR Deutschland. 4.27

Das Grundschema einer Zahlungsbilanz ist dadurch gekennzeichnet, dass die drei Gruppen - Waren- und Dienstleistungsexporte bzw. -importe - empfangene / geleistete Übertragungen - Kapitalimporte bzw. -exporte der Netto-Abnahme bzw. Netto-Zunahme der Währungsreserven bei der Zentralbank gegenübergestellt werden. Was ist der Grund für dieses Vorgehen?

4.28

Wiedergegeben ist eine Übersicht über Zahlungsbilanzsalden für Deutschland und das Jahr 1999 (in Mrd €):

64

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

Leistungsbilanz - 18,8 Vermögensübertragungen - 0,2 Kapitalbilanz - 20,6 statistisch nicht aufgliederbare Transaktionen - 27,1 Änderung der Währungsreserven (Devisenbilanz) - 12,5 Warum muss in der Aufstellung ein (Druck-)Fehler sein? 4.29

Wieso erhält in einer Zahlungsbilanz in Saldenform eine Zunahme der Nettoforderungen der Bundesbank ein Plus-Zeichen, während sonst die Zunahme von Nettoforderungen mit einem Minus-Zeichen versehen wird?

4.30

Kennzeichnen Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch"

(F): 1 Aus der Zahlungsbilanz kann der Stand der Währungsreserven der Währungsbehörde entnommen werden. ( 2 Unter Kapitalexporten versteht man den Export von Sachkapitalgütern. ( 3 Der Saldo von zusammengefasster Handels- und Dienstleistungsbilanz ist der Außenbeitrag. ( 4.31

) ) )

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Die Einkommen von in Deutschland wohnenden ausländischen Arbeitnehmern erscheinen in der deutschen Zahlungsbilanz als 1 Dienstleistungsimporte; 2 Dienstleistungsexporte; 3 sonstige Kapitalanlagen; 4 sonstige Kapitalanlagen; 5 geleistete Übertragungen. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Eine Aufwertung des Euro gegenüber dem Pfund bewirkt, dass 1 ein Pfund weniger Euro kostet als bisher; 2 die in Euro ausgedrückten Pfund-Reserven der Bundesbank mehr wert werden; 3 der in der Zahlungsbilanz ausgewiesene Wert der Exporte nach Großbritannien steigt; 4 Briten nun weniger Pfund für den Kauf von Euro ausgeben müssen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. c) Man spricht von einer „Verbesserung der Zahlungsbilanz" eines Landes gegenüber der Vorperiode, wenn 1 der Anteil der Exporte am BIP zugenommen hat; 2 die Leistungsbilanz einen Aktivsaldo ausweist; 3 die Käufe des Auslands auf Kredit abgenommen haben; 4 die Devisenbestände der Zentralbank gestiegen sind; 5 die Kapitalbilanz einen Aktivsaldo ausweist. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

65

d) Wenn ein Ausländer mit ständigem Wohnsitz in Deutschland eine Eigentumswohnung erwirbt, berührt dies 1 nur die Kapitalbilanz; 2 die Kapitalbilanz und die Devisenbilanz; 3 die Handelsbilanz und die Kapitalbilanz; 4 die Bilanz der Vermögensübertragungen; 5 die Zahlungsbilanz überhaupt nicht.

4.3. Die Vermögensrechnung 4.32

Was ist die Aufgabe der Volksvermögensrechnung?

4.33

Was ist die Nettoposition einer Volkswirtschaft?

4.34

In den Vermögensaufstellungen nahezu aller Haushalte erscheinen auf der Aktivseite Aktien, Obligationen und / oder Sparguthaben. Wieso erscheinen diese Positionen in der Volksvermögensrechnung nicht?

4.35

Jemand bewohnt ein hübsch renoviertes, aber sehr einsam gelegenes Bauernhaus. Kaufinteressenten für dieses Haus gibt es nicht; daher ist der Marktwert des Hauses null. Stellt dieses Haus ein Vermögensobjekt dar?

4.36

Welche Komponenten bestimmen den Wert eines Vermögensobjektes? Gibt es überhaupt „den" Wert?

4.37

Was versteht man unter dem „Schlaraffenparadox"?

4.38

Erläutern Sie die Kennzahlen: a) Kapitalproduktivität; b) Kapitalkoeffizient;

4.39

c) Kapitalintensität.

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Der Kapitalkoeffizient 1 gibt an, wie viel Sachkapital (wertmäßig) pro Kopf der Bevölkerung in einer Volkswirtschaft eingesetzt ist; 2 ist der Kehrwert der Kapitalintensität; 3 gibt an, wie viel Brutto-Anlagevermögen benötigt wurde, um eine Einheit BIP zu erzeugen; 4 ist völlig unabhängig vom technischen Fortschritt; 5 hat im Laufe der Zeit tendenziell abgenommen. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Das human capital 1 soll bei der Berechnung des Volksvermögens grundsätzlich nicht berücksichtigt werden; 2 kann gar nicht als Vermögensbestandteil verstanden werden;

66

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens 3 4 5 6

wird im Gehalt bzw. Selbständigeneinkommen abgegolten; kann relativ leicht geschätzt werden; ist Ausdruck für den W e r t der angeborenen Fähigkeiten; Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

4.4. Weitere wichtige gesamtwirtschaftliche Daten

4.40

Welchen Vorteil h a t es, wenn im Stabilitätsgesetz „hoher Beschäftigungsstand" und nicht „Vollbeschäftigung" gefordert wird?

4.41

Halten Sie die folgende Definition der „Arbeitslosigkeit" für zweckmäßig? „Arbeitslos ist, wer keine (bezahlte) Arbeit hat."

4.42

a) W i e ist die (1) Arbeitslosenquote I; (2) die Arbeitslosenquote II definiert? b) Welche dieser beiden Quoten entspricht am ehesten der von der O E C D u n d von Eurostat benutzten Quote? c) W a r u m sind beide nur ein ungenaues Maß für die wirkliche Arbeitslosigkeit?

4.43

Welche Größen werden bei der „verdeckten Arbeitslosigkeit" berücksichtigt?

4.44

W e n n bisher arbeitslose Personen durch staatliche ABM-Programme beschäftigt werden, ändert sich d a n n a) die Arbeitslosenquote; b) die Summe aus offener und verdeckter Arbeitslosigkeit?

4.45

In den USA wird der Stand der Arbeitslosigkeit ermittelt, indem Bürger telefonisch befragt werden, ob sie arbeitslos oder beschäftigt sind. Dabei sind in den USA die Kriterien dafür, ob ein Beschäftigungsverhältnis vorliegt, geringer als in Deutschland. W a s bedeutet dies für die amerikanische Arbeitslosenquote im Vergleich zur deutschen?

4.46

Welche Größen werden im Okunschen Gesetz miteinander verknüpft? W a s besagt das Gesetz?

4.47

Als im Sommer 1998 erstmalig nach längerer Zeit die Arbeitslosenzahlen wieder zurückgingen, sprach die Regierung davon, dass nun endlich die T r e n d u m k e h r am Arbeitsmarkt eingetreten sei. Die Opposition wollte sich diesem Urteil jedoch nicht anschließen. Auch die Bundesanstalt für Arbeit äußerte sich zurückhaltend. - Suchen Sie nach Argumenten, die für oder gegen die Interpretation der Zahlen durch die Bundesregierung sprechen.

4.48

Ist es möglich, dass gleichzeitig die Arbeitslosenzahlen und die Zahl der offenen Stellen ansteigen?

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

67

4.49

Wie sind definiert a) die nominalen Lohnstückkosten; b) die realen Lohnstückkosten? c) Warum erscheint die Begriffswahl für diese beiden Formen der Lohnstückkosten widersprüchlich?

4.50

a) Wie ist die Arbeitsproduktivität definiert? b) Wird eine Steigerung der Arbeitsproduktivität immer durch eine Verbesserung des Faktors Arbeit bewirkt?

4.51

Warum wird der Entwicklung der (nominalen) Lohnstückkosten eine größere Bedeutung beigemessen als der Entwicklung der absoluten Löhne?

4.52

a) Was versteht man unter der Lohndrift? b) Was kann man aus ihr ableiten?

4.53

Zeigen Sie, dass die realen Lohnstückkosten im Grunde nur eine modifizierte Arbeitseinkommensquote darstellen.

4.54

Für welche Zwecke sind a) die nominalen, b) die realen Lohnstückkosten besser geeignet?

4.55

Was versteht man unter a) Produzentenlohn; b) Konsumentenlohn?

4.56

Wann kann Wachstum als „stetig und angemessen" bezeichnet werden? War das Wachstum in der BR Deutschland stetig und angemessen?

4.57

Immer wieder wird betont, dass „die Bäume nicht in den Himmel wachsen", also auch wirtschaftliches Wachstum nicht unbegrenzt weiter gehen könne. Wieso wird dem Wachstumsziel dennoch weiterhin so große Bedeutung beigemessen?

4.58

Anstelle des quantitativen Wachstums wird vermehrt auf qualitatives Wachstum gesetzt. Was ist unter Letzterem zu verstehen?

4.59

Was versteht man unter dem Produktionspotenzial?

4.60

Im Stabilitätsgesetz wird u.a. als Ziel „PreiswmiKstabilität" gefordert. In Art. 105 des EU-Vertrags wird der Europäischen Zentralbank als oberstes Ziel die „Erhaltung der Preisstabilität" zugewiesen. Vergleichen Sie die beiden Formulierungen!

4.61

Wie lautet der Preisindex a) nach Laspeyres, b) nach Paasche? c) Welches ist der „bessere" Index?

4.62

Zeigen Sie anhand eines selbstgewählten Beispiels, dass der errechnete Wert des Preisindex davon abhängt, welche Güter im Warenkorb berücksichtigt werden. [Nehmen Sie dazu drei verschiedene Güter Α, Β und C. Berechnen Sie (a) den Indexwert unter Verwendung von A und B, (b) unter Verwendung von A und C.J

4.63

Im Februar des Jahres 1993 veröffentlichte das Statistische Bundesamt

68

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

revidierte Zahlen zur Inflationsrate. Es wurde mitgeteilt, dass die Inflationsrate für den Monat Januar 1993 gegenüber dem entsprechenden Vorjahresmonat nicht 4,5 % betrage, sondern nur 4,2 %. Die Opposition warf daraufhin dem Amt vor, es manipuliere seine Statistik, damit die Regierungspolitik in einem besseren Licht erscheine. Hat dieser Vorwurf eine - zumindest gewisse - Berechtigung? 4.64

Wieso gibt es „die" Inflationsrate nicht?

4.65

Im Aufsatz „Probleme der Inflationsmessung", Monatsbericht 5/1998 (S. 60) schrieb die Deutsche Bundesbank: „Im wesentlichen hat die damalige Einschätzung der Bundesbank aus dem Jahr 1965 in dem besagten Gutachten für den Bundesfinanzhof demnach weiterhin Gültigkeit: ,1m allgemeinen wird es noch nicht als Geldwertminderung zu werten sein, wenn der Preisindex für die Lebenshaltung ... um vielleicht 1 % pro Jahr steigt, und nur mit Einschränkungen kann es als Indiz für Geldwertverschlechterung gelten, wenn der Index sich zwischen 1 und 2 % im Jahr erhöht.' " Was dürfte die Bundesbank veranlassen, eine gemessene Inflationsrate von bis zu 2 % als Preisniveaustabilität zu verstehen?

4.66

Was ist der „Harmonisierte Verbraucherpreisindex"?

4.67

Was versteht man unter a) Stagflation; b) Disinflation?

4.68

Warum wird der Umweltaspekt nicht unmittelbar in die bisherige VGR integriert, sondern in Form von Satellitensystemen berücksichtigt?

4.69

Kennzeichnen Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F): 1 Ein selbständiger Unternehmensberater, der mangels Aufträgen untätig zu Hause sitzt, gilt nicht als arbeitslos im Sinne der Arbeitslosenstatistik. ( ) 2 Die Erwerbsquote ändert sich, wenn Frauen, die bisher als Hausfrauen tätig waren, nunmehr bezahlte Arbeit suchen. ( ) 3 Die stille Reserve am Arbeitsmarkt kann ziemlich gut geschätzt werden. ( ) 4 Als Indikator für das Ziel „angemessenes und stetiges Wachstum" gilt die Wachstumsrate des realen Bruttoinlandsprodukts. ( ) 5 Das Produktionspotenzial ist das Bruttoinlandsprodukt einer Periode bei Vollauslastung der Sachkapazität. ( ) 6 Der Sachverständigenrat geht bei der Ermittlung des Produktionspotenzials immer von Vollauslastung der Sektoren Staat und Landwirtschaft aus. ( ) 7 Der „Deflator des Sozialprodukts" ist identisch mit dem Preisindex der Lebenshaltung. ( ) 8 Auch reale Größen sind Wertgrößen. ( )

69

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

4.70

Markieren Sie die richtige Antwort! Für den Laspeyres-Index gilt: 1 Er wird vom Statistischen Bundesamt bevorzugt, weil man mit ihm die Struktur der Verbrauchernachfrage viel besser berücksichtigen kann als mit dem Paasche-Index. 2 Hier werden für das Basisjahr die Mengen des Basisjahres genommen, für die Berichtsperiode die Mengen der Berichtsperiode. 3 Hier werden für das Basisjahr die Mengen des Berichtsjahres genommen. 4 Er ist aus methodischen Gründen dem Paasche-Index vorzuziehen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist richtig.

Lösungen 4. Kapitel 4.1. Die Input-Output-Tabelle 4.1

a) Input ψ

Vorleistungen

Endnachfrage jb,

PW

Sektor I

Sektor II

Zwischensumme

C

Sektor I

20

30

50

110

40

150

200

Sektor II

60

170

230

210

60

270

500

Zwischensumme

80

200

280

320

100

420

700

Primäre Inputs

120

300

420

Gesamt-Input

200

500

700

Output

—>.

Zwischensumme

b) Wenn ein Sektor nur aus einer einzigen Unternehmung bestünde, gäbe es keine Lieferungen eines Sektors an sich selbst. In der Realität besteht aber jeder Sektor aus vielen, sich oft gegenseitig beliefernden Unternehmen (z.B. Landwirtschaft: Maisanbaubetrieb beliefert Schweinemastbetrieb). 4.2

a) PW = Vorleistungen + Endnachfrage PWL 500 b)

PW, 2 500

+

PW,

+ 2 500 -

VL,

- 1 125

+

PWD

+ 2 000 =

PI,

= 1 375

= PW^g = 5 000

70

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

c) In einer geschlossenen Volkswirtschaft (die dem Modell zugrunde liegt) gilt: BIP = BNE = Summe der primären Inputs

4.3

PI L +

PIj

+

PID

180 +

1 375

+

1 700

=

BIP

= 3 255

a) Aus den vorliegenden Angaben kann die Input-Output-Tabelle in der folgenden Weise erstellt werden: Sektor 1

Sektor 2

Endnachfrage

P W (Output)

Sektor 1

0,5 χ !

0,5 χ 2

50

1,0 Χ !

Sektor 2

0,4 χ ,

0,1 X 2

40

1,0 x 2

Primäre Inputs

0,1 χ ,

0,4 χ 2

P W (Input)

l,0x,

1,0 x 2

Aus der Tabelle lassen sich die folgenden Lösungsgleichungen ableiten: 0,5 χ, + 0,5 x 2 + 5 0 = χ,

(xj =

PW,)

0,4 X! + 0,1 x 2 + 4 0 =

(x 2 =

PW2)

x2

aa) Die Auflösung der Gleichungen ergibt den jeweiligen Produktionswert: x, = P W 1 = 2 6 0 ;

x2 = PW2 =

ab) P I j = 2 6

PI 2 =

160

64

b) Es ist ein neues Gleichungssystem erforderlich: 0,5 χ, + 0,5 x 2 + 60 = x x 0,4 Xj + 0,1 x 2 + 4 0 = x 2 Auflösung: x 2 = 176

(χ, = 2 9 6 )

Es ist also eine Steigerung um 16 erforderlich. c) Die Mehrproduktion bei Sektor I erfordert - als Folge der Vorleistungsverflechtung - , dass der Sektor 2 nun eine größere Vorleistungsproduktion für Sektor 1 leistet als bisher. (Damit dies gelingt, muss übrigens Sektor 1 nunmehr auch mehr Vorleistungsprodukte an Sektor 2 liefern!) Die vermehrte Vorleistungsproduktion bei Sektor 2 erhöht selbst bei ansonsten konstanter Endnachfrage - den P W 2 . 4.4

System der Lösungsgleichungen: 0,1 χ, + 0,2 x 2 + 0,2 x 3 +

100 = x¡

( x¡ =

PWL)

0,3 X! + 0,2 x 2 + 0 , 4 x 3 + 3 0 0 = x 2

( x2 =

PWG)

0,3 Xj + 0,4 x 2 + 0,1 x 3 + 5 0 0 = x 3

( x3 =

PWV)

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

71

Nach Auflösung des Gleichungssystems ergeben sich die gewünschten Werte: PW L = 717,51 ; P W G = 1 3 3 8 , 9 8 ; P W V = 1 389,83 . 4.5

a) Sektor 3; b) Sektor 5; c) Sektor 1; d) Sektor 3; e) Sektor 11; f) Sektor 9; g) Sektor 10; h) Sektor 12. (Man beachte: Diese Ergebnisse sind naturgemäß von der Bildung der Sektoren abhängig; fasst man die Unternehmen nach anderen Kriterien zusammen, kann sich das Ergebnis ändern.)

4.6

a) 3;

b) 2;

c) 2.

4.2. Die Zahlungsbilanz 4.7

Eine Zahlungsbilanz ist die systematische Erfassung aller ökonomischen (auch der nicht-monetären) Transaktionen, die während einer Periode zwischen Inländern und Ausländern stattgefunden haben.

4.8

Der Begriff „Bilanz" ist in diesem Zusammenhang unglücklich gewählt, da eine Bilanz Bestandsgrö&en enthält, die Zahlungsbilanz aber Siromgrößen und Bestundsveränderungen.

4.9

Alle Buchungen werden zwar doppelt, aber nur in derselben Zahlungsbilanz vorgenommen. Da alle Buchungen doppelt erfolgen, kann das gesamte Konto keinen Saldo ausweisen. In der Praxis unterbleibt jedoch manchmal wegen fehlender Unterlagen die Gegenbuchung. Der dadurch entstehende Fehler wird durch den Posten „Ungeklärte Beträge" ausgeglichen.

4.10

Handelsbilanz: Sachgüter- oder Warenströme; [Ergänzungen zum Warenverkehr]; Dienstleistungsbilanz: Immaterielle Güter Erwerbs- und Vermögenseinkommen: Faktorleistungen zwischen In- und Ausland; Bilanz der laufenden Übertragungen: Gegenkonto aller Warenlieferungen, Dienstleistungen sowie Kapitalleistungen ohne Gegenleistung, sofern sie nicht einmaligen Charakters sind; Vermögensübertragungen: Transfers, die mindestens von einer Seite als einmalig betrachtet werden; Kapitalverkehrsbilanz: In der betrachteten Periode vorgenommene Kapitalimund -exporte); Änderung der Auslandsposition der Währungsbehörde (auch: Devisenbilanz): Veränderung der Auslandsforderungen der Zentralbank.

4.11

Kapitalexporte sind die Zunahme aller auf Geld lautenden Forderungen von Inländern gegenüber dem Ausland sowie sonstiger Vermögenswerte (z.B. Beteiligungen, Grundstücke, Gebäude), die Inländer im Ausland

72

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

besitzen. 4.12

Als Grundprinzip der Verbuchung gilt, dass alle Vorgänge, die zum Erwerb von Devisen führen (oder zumindest im Prinzip führen könnten), auf der linken Seite der Zahlungsbilanz verbucht werden. Güterexporte bedingen den Zufluss von Devisen; sie werden also links erfasst. Kapitalexporte (also z.B. der Kauf eines Grundstücks im Ausland) setzen aber bei Inländern den Besitz von Devisen voraus. Der Kauf eines Grundstücks bewirkt dann, dass die Devisen abfließen; also erfolgt die Verbuchung rechts.

4.13

Der Ausdruck Kapitalbilanz ist genauso unglücklich wie Zahlungsbilanz. Die Kapitalbilanz - besser und genauer: Kapitalverkehrsbilanz - verzeichnet Restauxdsänderungen von Forderungen und Verbindlichkeiten in der betrachteten Periode. Die Bestände selbst sind daher in ihr nicht enthalten.

4.14

Die Devisenbilanz - genauer: Änderung (!) der Auslandsposition der Zentralbank - verzeichnet nur die Devisenzu- und -abgänge bei der Zentralbank, bewertet in heimischer Währung, in Deutschland also früher in DM, nunmehr in € . (Kursschwankungen wirken daher wie Zu- bzw. Abgänge.) Ferner enthält sie Zu- und Abgänge an Währungsgold sowie Änderungen bei den sog. Sonderziehungsrechten (einem Kunstgeld des Internationalen Währungsfonds). Man kann auch sagen, dass die Devisenbilanz die Veränderung der Auslandsforderungen und Verbindlichkeiten der Zentralbank ausweist; der Saldo der Devisenbilanz zeigt somit die Änderung der Nettoforderungen der Zentralbank gegenüber dem Ausland in der jeweiligen Periode. Devisenzu- und -abgänge außerhalb der Zentralbank, also bei Geschäftsbanken und Nichtbanken (Staat, Unternehmen, Haushalte) werden nicht in der Devisenbilanz erfasst, sondern in der Kapitalbilanz.

4.15

Sorten werden von Privatpersonen für Auslandsreisen gekauft. Ein Gutteil der Güter, die ein Tourist oder Geschäftsreisender im Ausland kauft, sind Dienstleistungen. Da aber auch Sachgüter gekauft werden, ist dieses Vorgehen nicht ganz konsequent, denn der Kauf von Sachgütern müsste eigentlich in der Handelsbilanz als Import gebucht werden. Der Anteil gekaufter Sachgüter ist aber nicht erfassbar; er dürfte jedoch geringer sein als die Ausgaben für Dienstleistungen.

4.16

Vorbemerkung: Buchungen in der Zahlungsbilanz sind immer doppelte Buchungen; diese können aber durchaus auf einer Seite der Zahlungsbilanz erfolgen. (A = Aktivbuchung; Ρ = Passivbuchung)

1) A - Dienstleistungsexport; Ρ - Zunahme Übriger Kapitalverkehr (Zunahme der Devisenforderungen) 2) als einmalige Leistung: Ρ - geleistete Vermögensübertragung; Ρ - Abnahme Übriger Kapitalverkehr (Abnahme der Devisenforderungen) 3) Ρ - Warenimporte; Ρ - Abnahme Übriger Kapitalverkehr (bei Barzahlung in Devisen); oder bei gewährtem Zahlungsziel: A - Zunahme des

73

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

Übrigen Kapitalverkehrs (Zunahme der Verbindlichkeiten) 4) A - Warenexporte 6 Mio € ; Ρ - Direktinvestitionen + 30; Ρ - Übriger Kapitalverkehr - 2 4 (Abnahme der Devisenforderungen) 5) A - Übriger Kapitalverkehr + 5,25 Mio € (Zunahme der langfr. Verbindlichkeiten); Ρ - Übriger Kapitalverkehr + 5,25 Mio € (Zunahme der Devisenforderungen) 4.17

a) Verbuchung Hinweis zu 6) und 8): Hier ist zu bedenken, dass die Gegenbuchung von der Form der Bezahlung (Barzahlung oder Kauf auf Ziel) abhängt. Hier wird Kauf auf Ziel unterstellt. LB 1) 3) 7)

200 450 10

KB 1) 200 2) 30 4) 80 6) 170 8) 40 Saldo 140

ba) Zunahme: + 1 0 ;

5) 250 6) 170 8 40 9) -25 Saldo 130

DevB 2) 3) 4) 5) 9)

-30 450 -80 250 -25

Saldo +10

7)

+10

bb) Zunahme: + 1 4 0

4.18

Nein. Da der „Restposten" eine saldierte Größe ist, ist ein Schluss auf die zugrundeliegenden Bruttogrößen nicht zulässig.

4.19

Aufwertung des € (= Abwertung des $) bedeutet, dass der $ in € bewertet billiger wird (z.B.: bisher 1 $ = 1,1 € ; nunmehr 1 $ = 1 €). Also müssen die Dollarreserven - in € bewertet - «¿nehmen.

4.20

Der Reiseverkehr (Auslandstourismus der Deutschen)

4.21

a) ; c) ; f ).

4.22

Eine Zahlungsbilanz ist nach vorherrschender Ansicht dann ausgeglichen, wenn der Saldo von Leistungs- und Kapitalbilanz (und Vermögensübertragungen) null ist. Der Saldo der Devisenbilanz ist dann ebenfalls null.

4.23

Da traditionell sowohl die Dienstleistungsbilanz (insb. Reiseverkehr) als auch die Bilanz der laufenden Übertragung (Nettozahlungen an die EG, Überweisungen von ausländischen Arbeitnehmern in ihre Heimatländer, Wiedergutmachungen, Entwicklungshilfe) „passiv" sind, ermöglicht eine „aktive" Handelsbilanz die Bezahlung dieser Leistungen.

4.24

Der Überschuss der Exporte über die Importe („aktive Handelsbilanz") lässt keinerlei Schlüsse auf die Gesamtsituation zu. Überschüsse einzelner Teilbilanzen können durch Defizite anderer Teilbilanzen ausgeglichen werden. Nur wenn der Gesamtausgleich nur unter Einbeziehung der Zentralbank erfolgen konnte, liegt eine unausgeglichene Zahlungsbilanz vor. (Vgl. auch Aufgaben 4.22 und 4.23.)

74 4.25

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

Wenn die Leistungsbilanz aktiv (passiv) ist, heißt dies, dass die Zahlungseingänge aus Exporten und empfangenen Übertragungen größer (kleiner) waren als die Zahlungsausgänge für Importe und geleistete Übertragungen. Im Fall der aktiven Leistungsbilanz hat somit ein Forderungsaufbau (= Kapitalexport) stattgefunden, dessen Höhe exakt dem aktiven Saldo der Leistungsbilanz entspricht. Netto-Kapitalexporte erscheinen als (Passiv-)Saldo auf der Aktiv-Seite einer Zahlungsbilanz. Im Saldenkonzept erhalten alle Passiv-Salden ein Minus-Zeichen.

Während Leistungsbilanz-Transaktionen durchaus zu Bewegungen in der Kapitalbilanz führen können, können umgekehrt reine Finanztransaktionen keine Bewegungen in der Leistungsbilanz auslösen. Reine Finanztransaktionen führen nämlich immer dazu, dass beide Buchungen innerhalb der Kapitalbilanz (i.w.S.) erfolgen; damit kann auch kein Saldo entstehen. (Beispiele für reine Finanztransaktionen sind in Aufg. 4.16 und 4.17 enthalten.) Es sollte aber nicht übersehen werden, dass Kapitalströme Zins- und Dividendenzahlungen auslösen; letztere erscheinen jedoch in der Leistungsbilanz. 4.26

a) Zuordnung der Positionen zu den Teilbilanzen Teilbilanz

Zuordnung der Positionen

Handelsbilanz (HB)

10

Ergänzungen zum Warenverkehr (EWV)

14

Dienstleistungsbilanz (DiB)

2, 6, 9, 11, 15, 17

Erwerbs- und Vermögenseinkommen (EV)

1,8

Laufende Übertragungen (LÜ)

3, 18

Vermögensübertragungen (VÜ)

7

Direktinvestitionen (DI)

16

Wertpapiertransaktionen (WT)

4

Kreditverkehr und übriger Kapitalverkehr (KV)

12

Restposten (RP)

5

Veränderung der Währungsreserven (DevB)

13

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

75

b) Saldenbilanz HB

EWV

+64,8

-5,0

DiB

EV



-40,8 -12,0 -25,8



DI

WT

KV

RP

DevB

-0,2

-43,7

-10,0

+33,1

+27,1

-12,5

Außenbeitrag + 19,0

Leistungsbilanz

. '.' Kapitalbilanz .'.'

-18,8

. . . -20,6 . · . · . • . • . •

Leistungs- und Kapitalbilanz sowie Bil anz der Vermögensübertragungen (Saldo der statistisch er "assten ] 'ositionen) -39,6 Saldo aller Transaktionen -12,5

-12,5

c)

Zunahme der Forderungen - Zunahme der Verbindlichkeiten = Veränderung der Nettoposition

+ 332,4 + 324,3 +8,1

4.27

Hierin spiegelt sich das Konzept des „Zahlungsbilanzausgleichs" im Sinne eines Devisenbilanzsaldos von null wider. Gleichen sich die Devisenbewegungen bei Geschäftsbanken und Nichtbanken aus, ohne dass die Zentralbank beteiligt ist, besteht Zahlungsbilanzausgleich. (Vgl. auch Aufgabe 4.22)

4.28

Der Saldo der Devisenbilanz muss gleich der Summe der Salden der übrigen Teilbilanzen sein. Das ist hier nicht der Fall. Bei den „statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen" muss ein Druckfehler beim Vorzeichen vorliegen.

4.29

Aus der Sicht der Bundesbank herrscht Zahlungsbilanzausgleichs, wenn die Veränderung der Auslandsposition der Bundesbank null ist. Deshalb stellt die Bundesbank den Saldo der „Devisenbilanz" dem Saldo aller Transaktionen gegenüber. Auch aus optischen Gründen wird der Saldo der Devisenbilanz DevB umdefiniert in einen Saldo der Zahlungsbilanz Z: - DevB = Z. Damit wird erreicht, dass eine Zunahme der Forderungen der Währungsbehörde mit einem „Plus" versehen wird.

4.30

1) F; 2) F; ausklammert).

3) R (sofern man die Ergänzungen zum Warenverkehr

4.31 a) 6; b) 1; c) 4; d) 5.

76

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

4.3. Die Vermögensrechnung 4.32

Aufgaben der Volksvermögensrechnung: Analyse der Vermögensverteilung; Wirkung des Vermögens auf den (makroökonomischen) Konsum; Analyse von Sachkapital und Produktionsbedingungen; Analyse der Vermögensbeziehungen zum Ausland.

4.33

Da auch eine ganze Volkswirtschaft als ein Wirtschaftssubjekt verstanden werden kann, kann auch für eine Volkswirtschaft insgesamt die Differenz aus Forderungen und Verbindlichkeiten gebildet werden. Hier kann es sich allerdings ausschließlich um die Auslandsforderungen und -Verbindlichkeiten handeln. Die Differenz zwischen beiden Größen wird auch als „ Ν etto-Auslandsverm ögen "bezeichnet. Auf ein mögliches Missverständnis sei aufmerksam gemacht: Wenn z.B. ein Inländer eine Fabrik im Ausland besitzt, dann wird diese Fabrik nicht zum inländischen Sachvermögen gerechnet. Das in der Fabrik investierte Eigenkapital (die Gesellschaftsanteile) gilt vielmehr als langfristige Forderung gegenüber dem Ausland. (Vgl. auch Kap. 4.2: Die Zahlungsbilanz.)

4.34

Forderungen inländischer Wirtschaftssubjekte gegenüber anderen inländischen Wirtschaftssubjekten sind bei Letzteren Verbindlichkeiten gegenüber den Ersteren. Also müssen sie sich in volkswirtschaftlicher Betrachtung gegenseitig aufheben. Aktien / Gesellschaftsanteile werden im Sinne der Volksvermögensrechnung als Forderungen an inländische Unternehmen verstanden, sind somit Verbindlichkeiten der Unternehmen gegenüber Aktionären. Dass Aktien und Obligationen gar nicht in einer Volksvermögensrechnung erscheinen (können), stimmt jedoch nicht. Besitzen Inländer ausländische Schuldtitel und/ oder Gesellschaftsanteile, so erscheinen diese unter „(langfristige) Forderungen gegenüber dem Ausland".

4.35

Wählt man die Vermögensdefinition, wonach alle Sachgüter, die einen Nutzen abwerfen, zum Vermögen zählen, so gehört das Haus eindeutig dazu. Das gilt auch dann, wenn man definiert: „Vermögen ist immer zukünftiges Einkommen". Für den Besitzer des Hauses wirft das Haus nämlich einen Mietzins (im Sinne einer Opportunitätskostenbetrachtung) ab. Dass das Haus für andere Personen keinen Nutzen abwerfen würde, bewirkt zwar, dass das Haus keinen Marktwert hat; damit verliert es aber nicht automatisch seinen Vermögenscharakter. Das entscheidende Problem ist hier das der Bewertung (vgl. Aufgabe 4.36).

4.36

Ein einzig zutreffender Wert eines Vermögensobjektes ist nicht bestimmbar. Selbst wenn man der Definition folgt „Vermögen ist zukünftiges,

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

77

diskontiertes Einkommen", so folgt daraus keine eindeutige Wertbestimmung, da weder die Höhe des zukünftigen Einkommens noch die des Diskontierungszinssatzes eindeutig bestimmbar sind. Die Wertbestimmung von Vermögensobjekten hängt außerdem z.B. auch vom Zweck der Ermittlung, den Interessen der Beteiligten ab. Daher kann ein bestimmtes Vermögensobjekt durchaus gleichzeitig mit verschiedenen Wertansätzen belegt werden, so z.B. 1 ) Bewertung zum Anschaffungswert minus Abschreibungen; 2) Bewertung zum Herstellungswert minus Abschreibungen (wobei bei letzteren verschiedene Ansätze gewählt werden können: Handels-, Steuerrecht, Kalkulation); 3) Bewertung zum Marktwert (Tageswert, gemeiner Wert); 4) Bewertung zum Wiederbeschaffungswert; 5) Bewertung zum Ertragswert. 4.37

Im Schlaraffenland herrscht höchster Wohlstand, da es keine Knappheit gibt (alle Güter sind „freie Güter"). Damit sind die Preise aller Güter und somit auch aller Vermögensobjekte null. Preise bilden sich erst bei Knappheit, deswegen werden Preise ja auch als Knappheitsindikatoren bezeichnet. Je knapper und damit teurer die Güter werden, desto geringer wird der Wohlstand, aber desto höher wird das (begrenzte) Volksvermögen bewertet.

4.38 a)

Kapitalproduktivität

=

Bruttoinlandsprodukt (in Preisen eines Basisjahres) ' Kapitalstock (in Preisen eines Basisjahres)

Die Kapitalproduktivität gibt das Produktionsergebnis je Einheit eingesetztem Kapital an. Derartige (Teil-)Produktivitäten, in denen das Produktionsergebnis in Beziehung zu nur einem Produktionsfaktor gesetzt wird, sind jedoch nur statistische Zuordnungen. Eine Steigerung der Kapitalproduktivität kann auch durch eine Verbesserung des Arbeitseinsatzes hervorgerufen worden sein. Der Sachverständigenrat benutzt die potenzielle Kapitalproduktivität (als trendmäßige Kapitalproduktivität bei Vollauslastung der Sachkapazitäten) als Hilfsmittel bei der Schätzung des Produktionspotenzials . b)

Kapitalkoeffizient

=

Kapitalstock (in Preisen eines Basisjahres) Bruttoinlandsprodukt (in Preisen eines Basisjahres)

Der Kapitalkoeffizient beschreibt, wie viel Brutto-Anlagevermögen benötigt wurde, um eine Einheit Output zu erzeugen (daher englisch: capitaloutput-ratio). Man kann es auch so sehen: Um das Bruttoinlandsprodukt eines Jahres zu produzieren, braucht man dazu einen (wertmäßigen) Kapitalstock, der um ein Vielfaches - nämlich den Wert des Kapitalkoeffizienten - höher ist als das BIP. Da der Kapitalkoeffizient der Kehrwert der Kapitalproduktivität ist, gibt es letztlich keine Unterschiede hinsichtlich der Aussage beider Kennziffern.

78

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens c)

Kapitalintensität

=

Kapitalstock (in Preisen eines Basisjahres) Arbeitseinsatz

Diese Kennziffer beschreibt, wie die Arbeitsplätze durchschnittlich mit Kapital ausgestattet sind. Sie ist somit ein Maß für den Mechanisierungsgrad einer Volkswirtschaft und gibt auch Hinweise auf den Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft. 4.39

a) 3;

b)

3.

4.4. Weitere wichtige gesamtwirtschaftliche Daten 4.40

Es ist schon in der Wirtschaftstheorie nicht ganz leicht, eine qualitative Aussage darüber zu machen, wann Vollbeschäftigung vorliegt (vgl. Kapitel 10). Noch schwieriger ist es, diese qualitativen Ansätze in für die Wirtschaftspolitik notwendige quantitative Ansätze zu überführen. Die Formulierung „hoher Beschäftigungsstand" trägt also dieser Schwierigkeit Rechnung. Zugleich kommt sie aber auch dem praktischen Wirt-schaftspolitiker insofern entgegen, als man nicht auf einen bestimmten quantitativen Wert verweisen kann, der dann möglicherweise nicht erreicht wurde. Außerdem ist zu bedenken, dass die vier makroökonomischen Ziele des Stabilitätsgesetzes teilweise konkurrierender Natur sind („Magisches Viereck"!). „Vollbeschäftigung" mag daher einerseits nur auf Kosten anderer Ziele erreichbar sein; andererseits kann die „weichere" Formulierung des Gesetzes dazu führen, dass man das Ziel bereits bei einer noch ziemlich hohen Arbeitslosigkeit als schon erreicht betrachtet.

4.41

(1) Eine solche Definition wäre sehr unzweckmäßig, da auch alle Personen, die ihre Arbeitskraft gar nicht am Arbeitsmarkt anbieten wollen, als arbeitslos gelten. „Freiwillig Arbeitslose" sind aber im Hinblick auf das Beschäftigungsziel uninteressant. (2) Es müsste aber auch eine Angabe über die Lohn- / Gehaltshöhe gemacht werden. Fordert ein Arbeiter für eine einfache Arbeit 100 € pro Stunde, wird er keine Beschäftigung finden. Zweckmäßig wäre daher die folgende Version: „Unfreiwillig arbeitslos ist eine Person dann, wenn sie zum herrschenden Lohnsatz arbeiten will, aber keine Beschäftigung findet."

4.42

a) Arbeitslosenquote I =

Arbeitslosenquote II

(registrierte) Arbeitslose abhängige zivile Erwerbspersonen (registrierte) Arbeitslose zivile Erwerbspersonen

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

79

b) Q u o t e l l c) Die Arbeitslosenquote ist definiert als Verhältnis der registrierten Arbeitslosen zur Summe aus abhängig Beschäftigten und Arbeitslosen. Diese Quote bietet aus vielerlei Gründen ein nur ungenaues Maß für die tatsächliche Arbeitslosigkeit. Die wichtigsten Einschränkungen resultieren aus den folgenden Punkten: - Auswirkungen der gesetzlichen Vorgaben des Arbeitsförderungsgesetzes; - Ausklammerung der Kurz- und Teilzeitarbeit; - Problem der „stillen Reserve"; - Schwarzarbeit; - mangelnde Ernsthaftigkeit der Arbeitssuche. (Ausführlicher im Lehrbuch; Kap. 4 . 4 . 1 ) 4.43

Der Sachverständigenrat formuliert ( S R 1 9 9 7 / 9 8 ; S. 9 5 ) : „Als verdeckt arbeitslos können unabhängig von ihren Arbeitsmarktchancen und Arbeitswünschen alle Personen bezeichnet werden, die bei Nichtvorhandensein des entsprechenden arbeitsmarktpolitischen Sonderprogramms oder der entsprechenden Leistung mit größter Wahrscheinlichkeit registriert arbeitslos wären." Dazu werden die folgenden Personen gerechnet: - Arbeitslosenäquivalent von Kurzarbeitern; - Teilnehmer in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen; - Teilnehmer an Fortbildungs-, Umschulungs- und Einarbeitungsprogrammen; - Teilnehmer an Deutsch-Sprachlehrgängen; - Personen mit Leistungsfortzahlung bei Krankheit sowie 58-jährige und ältere Personen, die der Arbeitsvermittlung nicht mehr zur Verfügung stehen müssen; - Empfänger von Altersübergangs- und Vorruhestandsgeld; - 6 0 - bis unter 65-jährige Rentenempfänger.

4.44

a) Die Arbeitslosenquote sinkt, b) Die Summe bleibt gleich.

4.45

Da die ärmeren Bevölkerungsschichten relativ weniger mit Telefonanschlüssen versorgt sind, werden auch relativ weniger Personen aus dieser Bevölkerungsschicht befragt. Gleichzeitig ist die Arbeitslosigkeit in der ärmeren Bevölkerungsschicht (vorrangig weniger Gebildete; Schwarze) aber größer. Die Befragung ist also nicht repräsentativ. Die Quote erscheint daher zu niedrig. - Die Tendenz wird dadurch, verstärkt, dass die Anforderungen daran, was als Beschäftigungsverhältnis gilt, geringer sind als in Deutschland.

4.46

Das Okunsche Gesetz verknüpft als empirische Beziehung die Wachstumsraten des realen BIP mit der Veränderung der Arbeitslosenquote. Als empirische Beziehung unterliegt es zwar der Veränderung, ist aber als grobe Regelmäßigkeit geeignet, die Wirkung des Wachstums auf die Entwicklung

80

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens der Arbeitslosigkeit abzuschätzen. Das Gesetz postuliert vereinfacht formuliert, dass die Arbeitslosigkeit steigt (fällt), wenn die (realen) Wachstumsraten unter (über) dem langfristigen W a c h s t u m s t r e n d liegen. Entspricht das W a c h s t u m dem langfristigen Trend, so bleibt die Arbeitslosenrate konstant.

4.47

Die aktuelle Arbeitslosigkeit ist Ergebnis zahlreicher Ursachen. Regelmäßig geht im Frühjahr / Sommer die Arbeitslosigkeit aus saisonalen Gründen zurück. Eine T r e n d w e n d e wäre also nur d a n n zu verzeichnen, wenn der Rückgang über das übliche M a ß des Rückgangs der saisonalen Arbeitslosigkeit hinausgeht. D a n n könnte dieser Rückgang auf konjunkturelle Ursachen zurückgehen. Die größte Komponente der Arbeitslosigkeit m a c h t aber inzwischen die Sockelarbeitsbsigkeit aus. M a n könnte auch die Ansicht vertreten, dass eine Trendwende erst dann erreicht ist, wenn diese zurückgeht. Die saisonale Komponente ist statistisch n o c h am leichtesten zu bestimmen. Allerdings ist auch sie keine im Zeitablauf völlig konstante Größe. Noch schwieriger wird die T r e n n u n g von konjunktureller Komponente und Sockelarbeitslosigkeit. - Selbst wenn man der T r e n n u n g von konjunktureller und Sockelarbeitslosigkeit keine Bedeutung beimessen will, scheint es zum Zeitpunkt der Diskussion einfach noch ein bisschen früh, eine eindeutige Aussage zu machen. Es dürfte besser sein, zumindest die Arbeitslosenquote auf der Basis des Jahresdurchschnitts abzuwarten. Der zu diesem Zeitpunkt ebenfalls zu verzeichnende Anstieg der offenen Stellen kann allerdings als ein zusätzliches Anzeichen für eine zumindest konjunkturelle Trendwende angesehen werden.

4.48

Da der Faktor Arbeit sehr inhomogen ist, kann durchaus auf der einen Seite ein Mangel an Facharbeitern auftreten, auf der anderen Seite die Zahl ungelernter Arbeitsloser zunehmen.

4.49

a) nominale Lohnstückkosten = Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je beschäftigten Arbeitnehmer dividiert durch die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität (= BIP in konstanten Preisen je Erwerbstätigen). b) (1) reale Lohnstückkosten = Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je beschäftigten Arbeitnehmer dividiert durch die Wirtschaftsleistung (= BIP in jeweiligen Preisen je Erwerbstätigen oder: (2) reale Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit je Arbeitnehmer dividiert durch die Arbeitsproduktivität. c) W ä h l t man als Definition für die realen Lohnstückkosten die Version ( 1 ), so erscheint im Nenner das BIP in jeweiligen Preisen; bei den nominalen Lohnstückkosten erscheint dagegen das BIP in konstanten Preisen. Das wirkt muss zunächst ein wenig irreführend.

4.50

a) Im E i n p r o d u k t u n t e r n e h m e n ist die Arbeitsproduktivität definiert als „mengenmäßiger O u t p u t je mengenmäßigem Arbeitseinsatz". Im Mehr-

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

81

produktunternehmen und auf gesamtwirtschaftlicher Ebene kann der Output nicht mehr rein mengenmäßig angegeben werden. Auf gesamtwirtschaftlicher Ebene wird daher für den mengenmäßigen Output ersatzweise das BIP in konstanten Preisen gewählt. b) Die Arbeitsproduktivität ist eine statistische Messziffer. Eine Veränderung der Arbeitsproduktivität kann zwar auf eine Änderung der Effizienz des Faktors Arbeit zurückgehen, oft ist aber gerade die Änderung der Effizienz anderer Produktionsfaktoren ursächlich. W e n n z.B. die Qualität der Arbeit und / oder die Arbeitsorganisation verbessert wird, so steigt die Arbeitsproduktivität ursächlich durch den Faktor Arbeit. Die Arbeitsproduktivität kann aber auch steigen, weil durch technischen Fortschritt der Output der Maschinen gesteigert werden kann. Und schließlich kann die Arbeitsproduktivität steigen, wenn Arbeit „wegrationalisiert" wird. 4.51

Niedrige Stundenlöhne für sich allein genommen sind noch kein Indikator für kostengünstige Produktion. Erst unter Berücksichtigung der Produktivität kann man eine vernünftige Aussage über die Lohnhöhe machen. Die Verknüpfung von Lohnhöhe und Produktivität führt zur Kennziffer Lohnstückkosten (= Lohnkosten je Outputeinheit). Steigende Produktivität erlaubt dann durchaus steigende Löhne. W e n n allerdings die Lohnstückkosten langfristig steigen, so ist dies ein Indiz dafür, dass die Löhne langfristig stärker steigen als die Produktivität. Dies bedeutet, dass die Nominal-Löhne stärker steigen als das reale Sozialprodukt, was als Überforderung des realen Sozialprodukts verstanden werden kann. Hieraus resultiert eine Tendenz zu Preisniveausteigerungen und / oder wachsender Arbeitslosigkeit.

4.52

a) Lohndrift: Es handelt sich um die Differenz der Änderungsraten je Periode von Effektivlohnsätzen und Tariflohnsätzen. b) Da die Lohndrift auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden kann, ist die Interpretation nicht ganz leicht. In Zeiten einer Konjunkturanspannung wird die Lohndrift i.d.R positiv sein. Die Unternehmen können jetzt neue Arbeitskräfte nur durch übertarifliche Löhne gewinnen. Eine positive Lohndrift kann aber auch auftreten, wenn zwar die Tarif- und Effektivlöhne gleichbleiben, sich aber die Zusammensetzung der Beschäftigten in der Weise verändert, dass die Zahl der Stellen mit höheren Zuschlägen auf die Tariflöhne anteilsmäßig zunimmt. Ferner können auf betrieblicher Ebene zusätzliche Lohngruppen eingeführt werden, die den gleichen Effekt haben können. Auch können Veränderungen in den Lohnzuschlägen (z.B. bei Uberstunden) die Lohndrift vergrößern.

4.53

Bei den realen Lohnstückkosten werden die Bruttoeinkommen aus unselbständiger Arbeit (einschl. kalkulatorischer Löhne für Selbständige und mithelfende Familienangehörige) auf das Bruttoinlandsprodukt bezogen. Bei der Arbeitseinkommensquote wird dieselbe Größe auf das Volksein-

82

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens

kommen bezogen. Zwar entwickeln sich Bruttoinlandsprodukt und Volkseinkommen nicht völlig exakt parallel, aber die Unterschiede sind nicht gravierend, so dass die beiden Quoten letztlich nahezu gleiche Informationen liefern. 4.54

a) Die Entwicklung der nominalen Lohnstückkosten ist eher für Zeitvergleiche heranzuziehen. Die zeitliche Entwicklung der nominalen Lohnstückkosten lässt erkennen, ob die Entwicklung der Löhne langfristig der der Produktivität entspricht oder nicht. Steigen die Löhne langfristig stärker als die Produktivität, so bedeutet dies, dass der (relative) Anspruch des Faktors Arbeit an das Sozialprodukt zunimmt. Dies kann als Überforderung des realen Sozialprodukts verstanden werden. (Vgl. auch Aufg. 4.51) b) Die realen Lohnstückkosten sind für Niveauvergleiche zwischen Regionen oder Branchen heranzuziehen (z.B. zwischen alten und neuen Bundesländern). Niveauvergleiche zwischen verschiedenen Staaten sind problematisch.

4.55

a) Unter dem Produzentenlohn versteht man die realen gesamten Arbeitskosten (also die Bruttolöhne einschließlich aller Arbeitgeberzuschläge). Als Deflator für die Ermittlung der realen Werte wird der Deflator des BIP verwendet. b) Unter dem Konsumentenlohn versteht man die realen Nettoverdienste (Bruttoarbeitlöhne abzüglich Steuern und Sozialbeiträge). Als Deflator für die realen Werte wird der Preisindex der Lebenshaltung verwendet.

4.56

Die Frage nach der „Angemessenheit" gehört eher in den Bereich der (normativen) Werturteile. W a s „angemessen" ist, wird i.d.R. in Gutachten des Sachverständigenrates und in Zielprojektionen der Bundesregierung entsprechend der jeweiligen Lage konkretisiert. Insofern handelt es sich hier eher um eine „Leerformel". - Auch darüber, was „stetig" heißen soll, besteht keine völlige Einhelligkeit. Es kann „konstante" Wachstumsraten bedeuten (was jedoch wohl kaum zu realisieren wäre), es kann aber auch heißen, dass die Wachstumsraten wenigstens nie negativ werden sollen. Nach den obigen Ausführungen ist klar, dass die Beurteilung des tatsächlichen Wachstums nicht leicht fällt. Die Daten zeigen jedenfalls weder konstante Raten noch ständig positive Raten. Das Wachstum scheint sich vielmehr eher in Form eines schiefen „M" zu vollziehen, und dies trotz oder wegen (?) staatlicher und geldpolitischer Einflussnahmen.

4.57

Als positive Aspekte des Wachstums werden genannt: a) Wachstum erhöht die Wohlfahrt der Gesellschaft (Verringerung der Güterknappheit). b) Jede Verringerung der Güterknappheit erhöht auch die Wahlmöglichkeiten und damit den Grad der Freiheit der Wirtschaftssubjekte. c) Wachstum erleichtert die Lösung wirtschaftlicher und gesellschaftlicher

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

83

Probleme: - Verringerung von Verteilungskonflikten; - Erleichterung des Strukturwandels (der seinerseits eine Voraussetzung für Wachstum ist); - Verkürzung der Arbeitszeit wird erleichtert, was gleichzeitig die individuelle Freiheit erhöht; - zusätzliche Ansprüche an die Wirtschaft sind leichter erfüllbar (z.B. im sozialen Bereich, der Infrastruktur, der Entwicklungshilfe); - viele Ökonomen verstehen Umweltqualität als Luxusgut; dieses kann man sich bei Wachstum eher leisten (wobei Wachstum aber zugleich oft auch negativ auf die Umwelt wirkt). 4.58 Hier geht es mehr um die Qualität der Güter als die reine Quantität. Im Vordergrund steht die umweltfreundliche Produktion (und Entsorgung) von Gütern und die Erhöhung der Lebensqualität. Die Vorstellungen über qualitatives Wachstum sind allerdings noch immer oft unklar. Außerdem entziehen sich qualitative Größen leider oft der konkreten Messung. 4.59 Meist wird unter Produktionspotenzial das unter optimalen Bedingungen erreichbare Bruttoinlandsprodukt verstanden. 4.60 Selbst im wissenschafdichen Bereich und auch von Vertretern der Bundesbank werden manchmal die Begriffe „Preisstabilität" und „Preisniveaustabilität" in gleichlautendem Sinne verwendet. Das ist allerdings unbefriedigend. Preisstabilität bedeutet eigentlich, dass alle Preise stabil (= konstant) bleiben. Diese Forderung könnte in einer Marktwirtschaft sinn-vollerweise nicht erhoben werden, da für ihr Funktionieren gerade schwankende Einzelpreise unerlässlich sind. Ein konstantes Preisniveau liegt dann vor, wenn der gewogene Durchschnitt aller Güterpreise konstant bleibt. Der gewogene Durchschnitt kann ohne weiteres auch dann konstant bleiben, wenn die Einzelpreise nicht konstant sind. Es muss nur gewährleistet sein, dass Preissteigerungen bei einzelnen Gütern Preissenkungen bei anderen Gütern in entsprechendem Ausmaß gegenüberstehen. 4.61 a)

η Σ

q¡o i=1 PL =

η . Σ , q¡0 1=1

b)

η Σ qiι Ρi ι i= 1

Ρiι Pp = PÍO

η .Σ , q ¡ i 1=1

PÍO

[Die hier gewählte Schreibweise (erst q, dann p) kann als Hilfe für die leichtere Merkbarkeit der Formeln dienen, da die Größen mit dem gleichen Zeitindex ein L bzw. Ρ bilden.]

c) Beide Indizes haben aus theoretischer Sicht jeweils gewisse Vor- und Nachteile, so dass keiner „besser" ist als der andere. Aus praktischer Sicht wird oft P L gewählt, da dort die Mengenstruktur konstant ist.

84

Teil 1 : Die Ex-post-Analyse des Wirtschaftsgeschehens Der Laspeyres-Index überschätzt allerdings tendenziell die Inflationsrate, da z.B. die Verbraucher zu neuen und billigeren Gütern überwechseln. Auch ist z.B. die Änderung der Qualität der Güter, die sich auch auf die Preise auswirken kann, nur schwer zu erfassen. Für den Paasche-Index sind die Argumente z.T. umzukehren, so dass der Paasche-Index tendeziell die Inflationsrate unterschätzt. Das Statistische Bundesamt berechnet zwar die Inflationsrate prinzipiell nach dem Laspeyres-Ansatz, führt aber aus den genannten Gründen auch Kontrollrechnungen nach dem Paasche-Index durch.

4.62

Angenommenes Beispiel: Gut A

Gut Β

GutC

Ma

PA

Mb

Pb

Mc

Pc

Periode 0

10

2

100

10

50

100

Periode 1

11

3

90

11

50

110

Angewendet wird der Laspeyres-Index: Auswahl von A + B: Ρ =

10 - 3 + 100 -11 10 · 2 + 100 · 10

Auswahl von A + C „ „ = 1,1078

„ 10 - 3 + 50 110 Ρ = 10-2 + 50-100

=

1,1016

Es ist unmittelbar einsichtig, dass sich bei Berechnungen auf der Basis des Paasche-Index zwar jeweils andere Werte ergeben müssen, die durch die Güterauswahl bedingten Unterschiede aber erhalten bleiben. 4.63

Der Warenkorb wird in gewissen - allerdings nicht ganz regelmäßigen Zeitabständen neu zusammengestellt, um der sich ändernden Nachfragestruktur der Haushalte Rechnung zu tragen. Da entsprechend der in 4 . 6 1 diskutierten Tendenz der Laspeyres-Index dazu führt, die Inflationsrate etwas zu überschätzen, bewirkt die Neustrukturierung des Warenkorb eher eine Abnahme der Rate gegenüber der Rate nach dem alten Warenkorb. Dass die Regierung über eine niedrigere Rate erfreut ist, liegt auf der Hand; dass aber das Statistische Amt den Warenkorb gerade zu diesem Zeitpunkt und dazu auch noch in einer Weise neu zusammengestellt habe, damit die Regierung in einem besseren Licht dastehe, ist sicher ein unberechtigter Vorwurf.

4.64

Es gibt keinen für alle Zwecke einheitlichen Warenkorb. Für Verbraucher ist z.B. die Entwicklung der Preise der Investitionsgüter völlig uninteressant. Deswegen sind sie auch nicht im Warenkorb des Preisindex für die Lebenshaltung enthalten. Die für unterschiedliche Zwecke gebildeten unterschiedlichen Warenkörbe bedingen daher, dass es „die" allgemeine Inflationsrate nicht gibt. Selbst der Preisindex für die Lebenshaltung ist keineswegs für alle Verbraucher gleichermaßen geeignet. Da im Warenkorb

4. Kapitel: Ergänzungen des Standard-Kontensystems

85

z.B. die Mieten enthalten sind, gibt dieser Preisindex unter sonst gleichen Bedingungen die Preisniveauentwicklung für alle Besitzer von Eigenheimen / Eigentumswohnungen falsch an. 4.65

Der Grund hierfür ist vorrangig die bereits in Aufg. 4.61 angesprochene Tendenz des zugrundegelegten Laspeyres-Index, die tatsächliche Inflationsrate zu überschätzen.

4.66

Die Messung der Inflationsraten in den Mitgliedsstaaten der EU erfolgt derzeit noch nach unterschiedlichen Ansätzen. Im Hinblick auf die Einführung des Euro erschien es notwendig, auch die Methoden der Inflationsmessung zu vereinheitlichen. Der seit 1997 vom Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaften berechnete Harmonisierte Verbraucherpreisindex dient der besseren Vergleichbarkeit der nationalen Raten. Alle methodischen Probleme konnten jedoch bislang noch nicht gelöst werden.

4.67 a) Stagflation bezeichnet das gleichzeitige Auftreten von Stagnation und Inflation. b) Unter Disinflation versteht man eine Phase des Rückgangs der Inflationsraten. 4.68 Das bisherige System der VGR ist vor allem als Grundlage für kurzfristige Analysen im Bereich Einkommen und Beschäftigung konzipiert. Es liefert außerdem z.B. Daten als Grundlage für die Beiträge an die EU. Der Bereich der Umwelt ist mit zahlreichen schwierigen Bewertungsproblemen behaftet. Es erscheint daher zweckmäßiger, die alten Systemen weiterhin zu benutzen und sie um dem Umweltaspekt zu ergänzen. 4.69 1) R; 2) R; 3) F; 4.70 5

4) R;

5) R;

6) R;

7) F; 8) R .

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

5. Kapitel: Einleitung

5.1

Wodurch unterscheiden sich Ex-post- und Ex-ante-Analyse?

5.2

Was besagt die klassische These von der „Stabilität des privaten Sektors"? Welche wirtschaftspolitische Grundkritik übte Keynes an dieser These?

5.3

Was versteht man unter dem Sayschen Theorem?

5.4

Wie bildet sich nach klassischer Ansicht der Zins?

5.5

Welche Grundaussage macht die Quantitätstheorie?

5.6

W a r u m kann es im klassischen System (Gültigkeit des Sayschen Theorems, Zinsbildung am Kapitalmarkt, Gültigkeit der Quantitätstheorie) keine dauerhafte Arbeitslosigkeit geben?

5.7

An welchen „Bausteinen" der klassischen Theorie übte Keynes Kritik?

5.8

Welche Gleichgewichtsbegriffe finden in den Wirtschaftswissenschaften Verwendung?

5.9

Warum kann eine Gleichgewichtsanalyse selbst dann Sinn haben, wenn in der Realität andauernde Gleichgewichtszustände selten oder gar nicht beobachtet werden können?

5.10

Statische bzw. komparativ-statische Modelle enthalten keine Zeitkomponente; dynamische Modelle sind Modelle, in denen die Zeit explizit erscheint. Nachfolgend sind verschiedene makroökonomische Konsumfunktionen (sie zeigen den Konsum C als Funktion des Einkommens Y) wiedergegeben: 1) C

= C(Y)

4) C t = 0,8 Y t

2)Ct=C(Yt)

5) C t = C (Y t _ j)

3) C

6) C t = 0 , 8 Y t _ , + 1 000

= 0,75 Y + 500

a) Welche der vorgenannten Funktionen müssen statische, welche dynamische Relationen sein? b) Formulieren Sie verbal, was die einzelnen Funktionen aussagen. 5.11

Obwohl komparativ-statische Modelle keine explizite Zeitkomponente aufweisen, wird auch in ihnen mit Perioden (= Zeiträumen) gearbeitet. Die zugrundeliegenden Größen Einkommen, Konsum, Investition usw. sind nämlich regelmäßig Siromgrößen, d.h. Größen, die nur für einen Zeiträum sinnvoll definiert werden können. Wie lang ist dann eine Periode?

90

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

5.12

Was versteht man unter einem „kurzfristigen Ansatz"?

5.13

Was ist der „Kapazitätseffekt der Investitionen"? Welche Konsequenz hat es, wenn man ihn im Rahmen einer kurzfristigen Analyse außer Acht lässt?

5.14

Kennzeichnen Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F): 1 ) Keynes meinte, dass es in einer marktwirtschaftlich-kapitalistischen Wirtschaft keine Automatik zur Vollbeschäftigung hin gebe. 2) Die Klassiker gingen davon aus, dass Ersparnis und Investition über den Zinsmechanismus immer ausgeglichen sind. 3 ) Das Saysche Gesetz behauptet, dass es keine volkswirtschaftliche Ersparnis gibt, weil nicht-konsumierte Einkommensteile immer in voller Höhe investiert werden. 4) In einer kurzfristigen Analyse der Höhe von Einkommen und Beschäftigung bleiben die aus einer Änderung der Bevölkerungsstruktur (z.B. „Baby-Boom") resultierenden Probleme außer Betracht. 5) Die Anwendung eines Gleichgewichtskonzepts in der Wirtschaftstheorie bedeutet, dass die Möglichkeit der Änderung bedeutsamer Einflussfaktoren aus der Analyse ausgeklammert wird.

( ) ( ) ( )

( )

( )

5.15

Welche Größen sollen in einem Totalmodell simultan erklärt werden?

5.16

Die Analyse der komplexen gesamtwirtschaftlichen Beziehungen versucht man dadurch zu erleichtern, dass die Gesamtwirtschaft in makroökonomische Teilmärkte aufgeteilt wird. Welches sind diese Teilmärkte und was wird dort jeweils untersucht?

5.17

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Die „klassische Dichotomie" bedeutet: 1 Zwischen Güter- und Geldbereich gibt es keinen Unterschied. 2 Das Sparen hängt vom Einkommen ab, die Investition vom Zins. 3 Güter- und Geldbereich existieren vollkommen getrennt (d.h. ohne wechselseitige Beeinflussung) nebeneinander. 4 Waren- und Faktormärkte funktionieren nach unterschiedlichen Prinzipien. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. b) Volkswirte verstehen unter dem (makroökonomischen) Geldmarkt: 1 den Handel der Banken mit Geld; 2 den Handel (Austausch) mit nationalem und ausländischem Geld; 3 Angebot und Nachfrage nach kurzfristigen Krediten; 4 Angebot der Sparer und Nachfrage der Banken nach Spareinlagen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

5. Kapitel: Einleitung

91

c) Eine volkswirtschaftliche Produktionsfunktion 1 verknüpft den volkswirtschaftlichen Output (BIP) mit den (volkswirtschaftlichen) Produktionsfaktoren Arbeit, Boden, Sachkapital, technisches Wissen; 2 beschreibt den Output (BIP) in Abhängigkeit vom Arbeitseinsatz N; 3 beschreibt, wie viele Arbeitskräfte die Unternehmen nachfragen müssen, wenn sie eine bestimmte Produktion durchführen wollen. 4 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

Lösungen 5. Kapitel

5.1

Ex-post = im Nachhinein. Eine Ex-post-Analyse beschreibt in systematischer Weise die wirtschaftlichen Abläufe für einen abgeschlossenen, vergangenen Zeitraum. Ex-ante = aus dem Vorhinein. Eine Ex-ante-Analyse beschreibt, welche Situation sich auf der Basis gegebener Verhaltensfunktionen der makroökonomischen Aggregate ergeben wird. Die Ex-ante-Analyse ist auch der Teil der makroökonomischen Analyse, in dem die Ursachen für den Ablauf der gesamtwirtschaftlichen Prozesse dargelegt werden (bzw. dargelegt werden sollen).

5.2

Diese These besagt, dass in einer marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft die Bedingungen im privaten Bereich (privater Konsum, private Investition) letztlich derart sind, dass in langfristiger Sicht keine andauernde Unterbeschäftigung der Produktionsfaktoren auftreten können. Wenn die Konkurrenzbedingungen gestört sind und / oder der Staat in das Wirtschaftsgeschehen eingreift, kann allerdings diese „natürliche" Tendenz zur Vollbeschäftigung beeinträchtigt werden. Störungen der Vollbeschäftigungssituation (z.B. durch strukturelle Verschiebungen in Produktion und/ oder Nachfrage, durch Erfindungen, durch Bevölkerungsverschiebungen) sind durchaus möglich, aber sie regulieren sich nach einer gewissen Anpassungszeit von selbst. Eine Angabe, wie lange diese Anpassungszeit dauert, kann allerdings nicht gemacht werden. Für Keynes war diese Frage der Anpassungsdauer von besonderer wirtschaftspolitischer Bedeutung. Keynes vertrat die folgende Ansicht: Selbst wenn es diese langfristige Stabilität tatsächlich geben sollte, so könnte doch die Dauer der Anpassung für die betroffenen Personen viel zu lang sein. In diesem Zusammenhang ist auch sein vielzitierter Ausspruch zu sehen: „In the long run we are all dead!"

92

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

5.3

Unter dem „Sayschen Theorem" (aus dem Jahre 1803) versteht man die These, dass in einer arbeitsteiligen Wirtschaft jeder Anbieter nur deshalb Güter über den für ihn nötigen Bedarf hinaus produziert, weil er diese Güter am Markt gegen andere Güter eintauschen will, die er selbst nicht produziert. Findet kein unmittelbarer Realtausch (Güter gegen Güter) statt, sondern ein Tausch gegen Geld, so dient auch das durch den Verkauf verdiente Geldeinkommen nur dazu, die nicht selbst produzierten Güter kaufen zu können. Daher heißt es: Das Angebot schafft sich seine Nachfrage.

5.4

Nach klassischer Ansicht ist der Zins i der Preis für Geldkapital am Kapitalmarkt. Am Kapitalmarkt fragen die Investoren Kapital für investive Zwecke nach. Die nachgefragte Kapitalmenge ist umso größer, je niedriger i ist. Anbieter am Kapitalmarkt sind die Sparer. Steigt i, bieten sie mehr Sparkapital für Investitionszwecke an. Bei ¡Q (Gleichgewichtszins) kommen Sparen und Investieren zum Ausgleich. Eine Zunahme der Nachfrage lässt Zins und Investitionsbetrag steigen. Eine Zunahme der Sparneigung lässt i fallen; S und I nehmen zu (umgekehrt bei Abnahme).

5.5.

Ausgangspunkt der Qua η ti tätstheorie ist die Quantitätsgleichung. Letztere lautet in ihrer einfachsten Version: M V = Ρ Y (M = Geldmenge; V = Umlaufsgeschwindigkeit; Y = Realeinkommen; Ρ = Preisniveau). Aus dieser Gleichung wird dadurch eine Theorie über den Zusammenhang von Ρ und M, dass (a) die Höhe von V aus dem Verhalten der Wirtschaftssubjekte erklärt wird (V wird dabei längerfristig als konstant angesehen); (b) die Höhe von Y allein durch Bedingungen des Gütermarkts bestimmt ist. Dann ist leicht ersichtlich, dass Änderungen von M zu gleichgerichteten Änderungen von Ρ und damit dem nominellen Sozialprodukt (Y n o m = γ · p) führen müssen. Eine Zunahme (Abnahme) von M führt also zu Inflation (Deflation). Die Preisrelationen für alle Güter und Produktionsfaktoren werden jedoch nach diesem Ansatz nicht beeinflusst-, alle Preise steigen oder fallen im gleichen Verhältnis.

5.6

Ausgangspunkt sei eine Vollbeschäftigungssituation. Von nun an wollen alle Haushalte mehr sparen als bisher. Sie geben also weniger Teile ihres Einkommens für Konsumgüter aus; es entsteht ein Nachfrageausfall im Konsumgutsektor mit entsprechendem Produktionsrückgang. Es werden Produktionsfaktoren freigesetzt. Dieser Nachfrageausfall bewirkt aber allenfalls nur kurzfristige gesamtwirtschaftliche Nachteile. Die Haushalte bieten nämlich ihr Sparkapital am Kapitalmarkt an. Das vermehrte Angebot an

5 . Kapitel: Einleitung

93

Sparkapital lässt den Zins sinken. Dies führt zu einer größeren Nachfrage nach Investitionskrediten. Die steigende Investitionsgüterproduktion tritt an die Stelle der bisherigen Konsumgüterproduktion. Die dort freigesetzten Produktionsfaktoren können somit wieder beschäftigt werden. Probleme treten also allenfalls während der Umstellungsphase auf. Allerdings funktioniert diese Umstellung nur dann weitgehend problemlos, wenn die klassischen Annahmen über das Wirken des Konkurrenzmechanismus (freies Spiel von Angebot und Nachfrage mit allseits flexiblen Preisen für alle Güter und Produktionsfaktoren - auch für Arbeit!) als gültig unterstellt werden dürfen. Vom Geldbereich gehen entsprechend der Quantitätstheorie keine Einflüsse auf den güterwirtschaftlichen Bereich ein. 5.7

Keynes übte besonders an folgenden „Bausteinen" Kritik:

- am Saysehen Theorem; - an der Quantitätstheorie; - an Teilen des Arbeitsmarktmodells. 5.8

In den Wirtschaftswissenschaften gibt es unterschiedliche Inhalte für den Begriff „Gleichgewicht". Beispiele: - Ausgleich gegensätzlicher Kräfte; - Übereinstimmung der Plangrößen verschiedener Aggregate; - Planerfüllung; - Verharren des Systems in einem bestimmten Zustand. In einer Gleichgewichtstheorie steht die Vorstellung von der „Ubereinstimmung der Plangrößen" im Vordergrund.

5.9

Sofern man davon ausgehen kann, dass die in einem System wirkenden Kräfte im Prinzip zu einem Gleichgewicht hinführen, ist eine Gleichgewichtsanalyse sinnvoll. Selbst wenn das ursprüngliche Gleichgewicht nicht erreicht wird, weil zwischenzeitlich Datenänderungen aufgetreten sind, so kann man das ursprüngliche Gleichgewicht zumindest als „Gravitationszentrum" verstehen, auf das das System zusteuert. Datenänderungen führen dann zu einem neuen „Gravitationszentrum".

5.10

a) Statische Relationen sind alle Verhaltensfunktionen, die keinen Zeitindex oder bei allen Variablen denselben Zeitindex haben; also: 1, 2, 3, 4. Dynamische Relationen sind solche Funktionen, bei denen verschiedene Zeitindizes auftreten; also: 5 , 6 . b) Verbale Beschreibung: 1 ) Allgemeine Form einer Konsumfunktion mit der Aussage: Der Konsum der Periode hängt vom Einkommen derselben Periode ab. 2) Aussage wie bei ( 1 ). 3) Spezifizierte Form einer statischen Konsumfunktion: Der Konsum einer Periode beträgt jeweils 75 % des Einkommens derselben Periode plus einem einkommensunabhängigen Betrag von 5 0 0 GE. 4) Statische Relation mit spezifizierten Parametern: Der Konsum einer Periode beläuft sich auf 8 0 % des Einkommens der-

94

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

selben Periode. 5) Dynamische Relation in allgemeiner Form: Der Konsum der Periode t hängt ab von der Höhe des Einkommens der Vorperiode t-1. 6) Dynamische Relation in spezifizierter Form: Der Konsum der betrachteten Periode t beträgt jeweils 80 % des Einkommens der Vorperiode t - 1 plus einem einkommensunabhängigen Betrag von 1 000 GE. 5.11

Die Wahl der Länge einer Periode ist völlig freigestellt: 1 Sekunde, 2 Monate, 1 Jahr, 22 Jahre. Aus praktischen Erwägungen heraus wird man in einer makroökonomischen Analyse am besten von einem fahr ausgehen.

5.12

Ein „kurzfristiger Modellansatz" liegt dann vor, wenn bestimmte Einflussgrößen (z.B. der Sachkapitalbestand) als konstant (unveränderliche Größe = Datum) gelten.

5.13

Jede Netto-Investition ist definitionsgemäß gleichbedeutend mit einer Erhöhung des Sachkapitalbestands ( = Produktionskapazität) einer Volkswirtschaft (vgl. Teil 1 ). Wächst die Produktionskapazität, so entsteht das Problem der Auslastung dieser zusätzlichen Kapazität. Dieses Problem wird jedoch in der kurzfristig ausgerichteten Analyse von Einkommen und Beschäftigung ausgeklammert, d.h. es wird Konstanz des Faktors Sachkapital unterstellt. Hier liegt also ein gewisser Widerspruch vor, der nur so lange erträglich ist, wie die Kapazitätswirkung der Nettoinvestitionen noch relativ unbedeutend ist. - Der Kapazitätseffekt wird in der (langfristig ausgerichteten) Wachstumstheorie, die nicht Gegenstand des Lehrbuchs ist, berücksichtigt.

5.14 1) R; 2) R; 3) F; 4) R; 5) F. 5.15

In einem Totalmodell sollen die Größen Realeinkommen Y, Beschäftigung des Faktors Arbeit N, Lohnhöhe w, Zinssatz i und Preisniveau Ρ simultan bestimmt werden.

5.16

(1) Gütermarkt oder Produktmarkt Hier wird das gesamte Güterangebot YA der gesamten Güternachfrage Y N gegenübergestellt und es werden die Bedingungen analysiert, unter denen es ein Gleichgewicht (im Sinne der Übereinstimmung der Pläne) zwischen diesen beiden Komponenten gibt. Dieses Gleichgewicht beeinflusst maßgebend die Höhe von Einkommen und Beschäftigung. (2) Geldmarkt Hier erfolgt die Analyse von Geldangebot und Geldnachfrage und ihrem Zusammenwirken. Die für das Angebot bedeutsamen Aktivitäten von Zentralbank und Geschäftsbanken werden untersucht. Die Geldnachfrage (die aus dem Wunsch der Nichtbanken nach Kassenhaltung resultiert) wird auf das Verhalten der nachfragenden Nichtbanken (Haushalte, Unternehmen, Staat) zurückgeführt. Der Zins ist die Größe, die für den Ausgleich

5. Kapitel: Einleitung

95

von Angebot und Nachfrage sorgt. (3)

Arbeitsmarkt

Am Arbeitsmarkt treffen das Arbeitsangebot (durch die Arbeitnehmer) und Arbeitsnachfrage (durch die Unternehmen) aufeinander. Die Ursachen für die jeweiligen Verläufe von Angebot und Nachfrage sowie Lohnbildung werden untersucht. Der Arbeitsmarkt wird über die gesamtwirtschaftliche Produktionsfunktion [als Beziehung zwischen gesamtwirtschaftlichem Faktoreinsatz (Arbeit und Sachkapital / Boden) und gesamtwirtschaftlichem Output] mit dem Gütermarkt verknüpft. (4)

Wertpapiermarkt

Hier werden Angebot und Nachfrage von verzinslichen Forderungstiteln untersucht. Dieser Teilbereich wird in Lehrbüchern meist weggelassen, da sich der Wertpapiermarkt auch im Gleichgewicht befinden muss, wenn sich die erstgenannten drei Teilmärkte im Gleichgewicht befinden. 5.17

a) 3; b) 5; c) 1.

6. Kapitel: Der Gütermarkt

6.1

Welche einschränkende Bedingung bezüglich des Preisniveaus wird in einer einführenden Gütermarktanalyse üblicherweise gemacht?

6.2

Welche Endnachfragekategorien werden in einer makroökonomischen Analyse üblicherweise gebildet?

6.3

Welche Faktoren können die gesamtwirtschaftliche Konsumnachfrage beeinflussen? Welcher Faktor wird von Keynes in einer kurzfristigen Analyse als der weitaus bedeutsamste angesehen?

6.4

Erläutern Sie den prinzipiellen Verlauf einer kurzfristigen Konsumfunktion nach Keynes.

6.5

Welche Bedeutung kommt dem Niveauparameter der Konsumfunktion zu?

6.6

Die folgenden Daten seien statistisch ermittelt worden: 1

2

3

4

Y

2 000

3 500

5 000

6 500

c

3 000

3 750

4 500

5 250

a) Bestimmen Sie die Konsumfunktion. b) Wie hoch ist das Basiseinkommen YB? 6.7

Kennzeichnen Sie die Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F). Für 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7)

6.8

eine lineare keynesianische Konsumfunktion (mit C > 0) gilt: Die marginale Konsumquote ist konstant. Die durchschnittliche Konsumquote ist konstant. Die marginale Konsumquote ist immer größer als die durchschnittliche. Die Einkommenselastizität des Konsums beträgt eins. Die marginale Konsumquote kann sowohl größer als auch kleiner als die durchschnittliche sein. Der Niveauparameter (autonomer Konsum) hat einen positiven Wert. Die marginale Konsumquote steigt mit steigendem Einkommen.

a) Wie lautet der Kerngedanke der Konsumfunktion nach Keynes? b) Mit welchen der nachfolgend wiedergegebenen Konsumfunktionen ist dieses keynessche „fundamentale psychologische Gesetz" vereinbar?

6. Kapitel: Der Gütermarkt

97

6.9

Wie geht die gesamtwirtschaftliche Sparfunktion aus der gesamtwirtschaftlichen Konsumfunktion hervor?

6.10

Heutzutage gibt es vielfältige Formen der Einkommensumverteilung, die die Höhe der gesamtwirtschaftlichen Konsumquote beeinflussen können, a) Ermitteln Sie zunächst die gesamtwirtschaftliche marginale Konsumquote aus den Quoten für die einzelnen Bevölkerungsgruppen. Einkommensgruppe

Anteil am PrimärEinkommen

marginale Konsumquote

geringe Einkommen

30

0,95

mittlere Einkommen

50

0,83

hohe Einkommen

20

0,70

b) Bestimmen Sie die neue gesamtwirtschaftliche marginale Konsumquote, wenn die Bezieher hoher Einkommen im Wege der Umverteilung 10 % ihres Einkommens an die Gruppe mit geringem Einkommen abgeben. 6.11

Erläutern Sie den Unterschied zwischen einer kurz- und einer langfristigen Konsumfunktion.

6.12

Überlegen Sie, ob und wie man gegebenenfalls auf statistischem Wege eine kurzfristige Konsumfunktion für Deutschland ableiten könnte. Wieso sind Zeitreihen nur sehr bedingt geeignet, eine kurzfristige Funktion abzuleiten?

6.13

Was versteht man unter der „relativen" und der „permanenten" Einkommenshypothese?

98 6.14

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse In der makroökonomischen Konsumtheorie werden als (mögliche) wichtige Determinanten für den Konsum u.a. angeführt: 1) Lebenseinkommen; 2) Einkommen der vergangenen Periode(n); 3) Einkommen derselben Periode. Welchen dieser Bestimmungsgründe 1 - 3 wird der Vorrang zugewiesen von den Vertretern Nr. a) der absoluten Einkommenshypothese; ( ) b) der relativen Einkommenshypothese; ( ) c) der permanenten Einkommenshypothese? ( )

6.15

Was versteht man unter dem Sperrklinkeneffekt (ratchet effect)? Wie beurteilen Sie die Möglichkeit, diesen Effekt empirisch zu testen?

6.16

Erläutern Sie den Inhalt des Robertson-Lag.

6.17

Eine Konsumfunktion habe die folgende Form: Ct=a+bYt + cCt., a) Drücken Sie den Inhalt dieser Funktion verbal aus. b) Müssen sich b und c zu eins ergänzen? c) Handelt es sich um eine keynessche Konsumfunktion?

6.18

In der Wirtschaftswoche vom 18.5.2000 wurde über die Wirtschaftsentwicklung in den USA berichtet. Es wurde u.a. die Ansicht des Notenbankpräsidenten Greenspan wiedergegeben (S. 30), der auf folgenden Zusammenhang hinweise: „Das steigende Produktivitätswachstum in der New Economy führe zu höheren Aktienkursen und die wiederum zu einem übermäßigen Ansteig der Konsumnachfrage." Außerdem zitiert die Wirtschaftswoche an der gleichen Stelle das folgende Ergebnis: „Die Ökonomen von Lehmann Brothers haben errechnet, dass ein nachhaltiger Anstieg der Börsenkurse um zehn Prozent den privaten Konsum über den sogenannten Vermögenseffekt um 1,1 Prozent steigert - und damit fast viermal stärker als noch in den Achtzigerjahren. Mittlerweile wirke ein Zehn-ProzentSprung am Aktienmarkt auf die Volkswirtschaft so wie eine gegenläufige Veränderung des Zinsniveaus um einen vollen Prozentpunkt." a) Mit welcher Konsumhypothese sind diese Ausführungen am ehesten zu vereinbaren? b) Kann dieser Vermögenseffekt in einer grundsätzlich keynesschen Konsumhypothese berücksichtigt werden? c) Erläutern Sie, was die Autoren veranlasst, einem Sprung am Aktienmarkt dieselbe Wirkung beizumessen wie einer Zinssenkung.

6.19

Welche Formen der Investition gibt es, und wer tätigt jeweils die Investitionsentscheidungen?

6.20

Zeichnen Sie in die beiden Diagramme ein: a) eine zinselastische Investitionsnachfrage;

6. Kapitel: Der Gütermarkt

b)

99

eine zinsunelastische Investitionsnachfrage. (a)

(b)

, ι

b

Ι

6.21

Welche Faktoren können auf die gesamtwirtschaftliche Investitionsentscheidung einwirken? Welche Einflussfaktoren stehen im Vordergrund der Einkommens- und Beschäftigungstheorie?

6.22

Die investive Nachfrage seitens der Unternehmen wird heute oft als Ausdruck für das Anstreben eines „optimalen Kapitalbestandes" verstanden. W e l c h e r Zusammenhang besteht zwischen (Netto-)Investitionen und (optimalem) Kapitalbestand?

6.23

W a s ist der interne Zins einer Investition? Reicht der interne Zins allein als Grundlage für eine Investitionsentscheidung aus?

6.24

W a s spricht dafür, dass mit sinkenden Zinsen die Investitionen zunehmen? Gibt es Gegenargumente gegen die Annahme einer Zinsabhängigkeit von Investitionen?

6.25

Anhänger der Kapitalwertmethode machen ihre Entscheidung für eine Investition u.a. davon abhängig, dass der Kapitalwert C 0 einer Investition nicht negativ werden dürfe: η C 0 i 0; C 0 = - a 0 + Σ c t r _ t t = ι (aQ = Anschaffungsausgabe in t^ ; c = Einzahlungsüberschuss je Periode; r = 1 + i , wobei i als Dezimalzahl ausgedrückt wird) a) Welcher Zinssatz (Sparzins; Kontokorrentzins; . . . gemeint?

) ist hier mit i

b) Hat die Anwendung der obigen Entscheidungsregel auch für Unternehmen Sinn, die ihre Investitionen aus Eigenmitteln finanzieren und daher keinen Zinsaufwand haben? 6.26

W e n n man mit einer Investitionsfunktion von der Form I = I(i) arbeitet, bedeutet dies dann, dass man die geplanten Investitionen ausschließlich als von der Höhe des Zinses abhängig ansieht?

100

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

6.27

Dass Keynes den Erwartungen und Erwartungsänderungen der Wirtschaftssubjekte (also auch der Investoren) große Bedeutung in seiner Analyse eingeräumt hat, wird meist in den Lehrbüchern nicht ganz deutlich. Wie lassen sich Erwartungen (z.B. Optimismus / Pessimismus hinsichtlich der Wirtschaftsentwicklung) wenigstens teilweise im Konzept der Investitionsfunktion ausdrücken?

6.28

Inwiefern kann man davon ausgehen, dass die Investitionsnachfrage auch von einer Änderung des Konsums beeinflusst werden kann?

6.29

Welche vereinfachenden Annahmen werden in der einführenden Einkommens- und Beschäftigungstheorie über die Staats- und die Auslandsnachfrage gemacht?

6.30

Zählen die Ausgaben des Staates für Umverteilung auch zur Staatsnachfrage?

6.31

Wie lauten in einem keynesianischen Modell mit nur zwei Sektoren (Haushalte und Unternehmen) in allgemeiner Form die Verhaltensfunktionen a) für das gesamtwirtschaftliche Güterangebot Y A ; b) für die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage Y N ?

6.32

Das Gleichgewichtseinkommen kann auch aus der Bedingung I g e p l = S gepl abgeleitet werden. a) Wieso ist das möglich? b) Welcher sachliche Unterschied besteht zwischen der (im Lehrbuch in Kap. 2.1.2.7) abgeleiteten Gleichheit von I und S und dem in der Exante-Analyse (Teil 2 des Lehrbuchs) benutzten Gleichgewichtsansatz von I und S?

6.33

In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat gelten die folgenden Verhaltensfunktionen: (1)

C = 0,9 Y + 50

(2)

1 = 20

(3) Y A = Y

Bestimmen Sie das Gleichgewichtsvolkseinkommen: a) analytisch:

101

6. Kapitel: Der Gütermarkt

b) grafisch: c, 1 ' I

600

400

200

γ S, 1

200

400

600

800

1 000

200

400

6130

800

1 000

ί

20

;

-20

-40

6.34

Warum ist es im Grunde nicht ausreichend, das Gleichgewichtseinkommen nur zu bestimmen? Wieso müsste ergänzend geprüft werden, ob das Gleichgewicht stabil oder instabil ist? Zeigen Sie dies am Beispiel der nebenstehenden (hypothetischen) Funktionen.

6.35

In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat gelten die folgenden Verhaltensfunktionen: (1) C = 0,8 Y + 50 (2) I = 0,1 Y + 10 (3) YA = Y Bestimmen Sie das Gleichgewichtseinkommen.

6.36

In einer Volkswirtschaft ohne Staat und Außenhandel gelten die folgenden Verhaltensfunktionen: (1) C = 0,6 Y + 200 (2) I = 500 (3) YA = Y a) Ermitteln Sie das Gleichgewichtseinkommen.

102

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

b) Die autonomen Investitionen wachsen um Δ I = 100. Um wie viele Einheiten wächst das Volkseinkommen? 6.37

In einer geschlossenen Volkswirtschaft ohne Staat gelten die folgenden Verhaltensfunktionen: (1) C = c Y + C (2) I = d Y + I (3) Y A = Y Bestimmen Sie den Multiplikator (in allgemeiner Form) für Änderungen der autonomen Nachfragekomponenten.

6.38

Warum bezeichnet man beim Multiplikatorprozess das Sparen auch als „Sickerverluste"?

6.39

In einer Volkswirtschaft mögen die folgenden Verhaltensfunktionen gelten: ( I ) S = 0,4 Y - 20 (2) I = 20 a) Ermitteln Sie das Gleichgewichtseinkommen. b) Nehmen Sie nun an, dass die Ermahnungen puritanischer Prediger gefruchtet haben und alle Haushalte beabsichtigen, in Zukunft bei jedem Volkseinkommen 5 GE mehr als bisher zu sparen. Wie groß ist unter der Voraussetzung, dass I unverändert bleibt - dann das neue Gleichgewichtseinkommen? Wie viele GE sparen dann die Haushalte? c) Der einsetzende Konsumverzicht der Haushalte veranlasst die Unternehmen, ihre Investitionsnachfrage auf I = 10 zu reduzieren. Wie hoch wird unter diesen Bedingungen sein ca) das Gleichgewichtseinkommen; cb) die Ersparnis? Wie sind demnach die Sparappelle zu beurteilen?

6.40

Das „Sparparadoxon" kann zu dem Fehlschluss verleiten, dass Sparen im Hinblick auf die Entwicklung des Volkseinkommens grundsätzlich negativ zu bewerten ist. Unter welchen Bedingungen wäre Sparen nicht negativ zu werten?

6.41

Was versteht man unter Kontraktionsgrößen und unter Expansionsgrößen? Wie ist das Verhältnis dieser Größen im Gleichgewicht?

6.42

In einer Volkswirtschaft gebe es nur Haushalte und Unternehmen. Die Haushalte konsumieren entsprechend der Funktion: (1) C t = 0,8 Y t _ , Die Unternehmen planen in jeder Periode Netto-Investitionen von: (2)

It

= 2 000

a) Das Gleichgewichtseinkommen ist in diesem Fall definiert als das Einkommen, das sich im Zeitablauf nicht mehr ändert, also ...Y t _ 1 = Y t = Y t + ! . . . Warum ist dies eine notwendige Bedingung für das Gleichgewichtseinkommen? b) Bestimmen Sie den Wert des Gleichgewichtseinkommens. c) Sie erfahren im Jahre 2000, dass in 1999 das tatsächliche Einkommen

103

6. Kapitel: Der Gütermarkt

dieser Volkswirtschaft 6 000 GE betragen hat. Wie hoch müsste dann c.p. das Einkommen 2000 sein? d) Die Unternehmen erhöhen die autonomen Investitionen um ΔI = 100. Wie hoch sind dann in der ersten Periode da) das Volkseinkommen; db) die geplante Ersparnis; de) die geplante Investition; de) die tatsächliche Ersparnis und die tatsächliche Investition? 6.43

Wie ändert sich der Modellansatz (in allgemeiner Form), wenn der Zins i berücksichtigt wird? Wie sieht dann auf der Basis von I und S die Gleichgewichtsbedingung aus? Wie unterscheidet sie sich vom klassischen Ansatz?

6.44

Beschreiben Sie den Inhalt der IS-Kurve.

6.45

Leiten Sie auf grafischem Wege die IS-Kurve ab. Tragen Sie zunächst die fehlenden Achsenbezeichnungen ein. Erläutern Sie kurz den Inhalt der vier Koordinatensysteme. (1)

(2)

(3) (4)

©

©

Y Φ

Φ

104

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

6.46

Gegeben seien die folgenden Nachfragefunktionen: (1) C = 0,5 Y + 50 (2) I = - 50 i + 400 Bestimmen Sie analytisch die IS-Funktion.

6.47

Leiten Sie die IS-Funktion für ein Zwei-Sektoren-Modell (Unternehmen und Haushalte) in allgemeiner Form ab.

6.48

Zeigen Sie analytisch, dass sich der Multiplikatoreffekt auch voll in der Lageänderung der IS-Kurve niederschlägt.

6.49

Zeigen Sie, dass Ungleichgewichte I < S (I > S) gleichbedeutend mit Ungleichgewichten Y A > Y N (YA < Y N ) sind.

6.50

Warum empfiehlt sich eine getrennte Analyse von Staatsausgaben und -einnahmen?

6.51

Zeigen Sie, dass Änderungen der Staatsausgaben für Güter und Dienste dieselben Multiplikatorwirkungen hervorrufen wie Änderungen der sonstigen Endnachfragekomponenten.

6.52

Uberlegen Sie, unter welchen Bedingungen staatliche Transfers eventuell multiplikative Wirkungen auslösen könnten.

6.53

In einer geschlossenen Volkswirtschaft konsumieren die Haushalte nach der Funktion (1) C H = 0,8 YVH + 30. Das verfügbare Einkommen der Haushalte lässt sich aus dem Volkseinkomkommen ableiten unter Berücksichtigung von (2) Steuerfunktion T H = 0,25 Y (3) Transferzahlungen Tr = 50 (unabhängig von Y) (4) Unverteilte Gewinne treten nicht auf. Wie hoch ist in dieser Volkswirtschaft das Gleichgewichtseinkommen, wenn I = 70 und G = 60 betragen?

6.54

Zeigen Sie, dass eine ausgeglichene Budgetausweitung nicht neutral wirkt. Erklären Sie, warum das so ist.

6.55

Leiten Sie in allgemeiner Form ab, dass sich bei einer ausgeglichenen Budgetausweitung auch dann ein Multiplikator von 1 ergibt, wenn es sich nicht um einen konstanten Steuerbetrag (Pauschalsteuer) handelt, sondern um eine einkommensabhängige Steuer Τ = t Y (= G). (Als Ausgangspunkt eignet sich am besten eine Situation, in der es noch keine staatlichen Aktivitäten gibt.)

6.56

Was versteht man unter kontraktiver und expansiver Lücke?

6.57

Im Wirtschaftsministerium wurde ermittelt, dass das derzeitige (Gleichgewichts-) Volkseinkommen gegenüber dem Vollbeschäftigungseinkommen um 100 GE zu niedrig ist. Die folgenden Verhaltensfunktionen sind bekannt: (1) C H = 0,8 YVH + 80 (2) I = 0,1 Y + 40

105

6. Kapitel: Der Gütermarkt

(3) T H = 0,25 Y

(4)

G = Τ

a) Ermitteln Sie das Gleichgewichtseinkommen. b) Um wie viel müsste die autonome Ersparnis geändert werden, damit bei weiterhin ausgeglichenem Staatshaushalt - das Vollbeschäftigungseinkommen erreicht wird? c) Wie müsste sich die autonome Investition ändern, damit das Vollbeschäftigungseinkommen erreicht wird? d) Wie müsste die (marginale) Steuerquote - bei absolut gleichen Staatsausgaben wie unter (a) - geändert werden, damit Vollbeschäftigung erreicht wird? 6.58

Gegeben ist das folgende einfache Gütermarkt-Modell. (1)

C = cY + C

(4) IM = im Υ + IM

(2)

I = Τ

(3) EX = EX

(5) Y A = Y

Bestimmen Sie den (Gütermarkt-)Multiplikator 6.59

In einer offenen Volkswirtschaft gelten die folgenden Funktionen: (1)

C H = 0,8 YVh + 100

(2)

I p r = 0,225 Y + 20

(3) T H = 0,375 Y

(4)

G = Τ

(5)

(6)

EX = 200

IM = 0,2 Y

Bestimmen Sie das Gleichgewichtseinkommen. 6.60

In einer Volkswirtschaft, in der bislang keine Steuern erhoben wurden, gelten die folgenden Verhaltensfunktionen: I (i) = - 2 5 i + 175 S (Y) = 0,5 Y - 50 Nunmehr werden die Einkommen mit einer proportionalen Einkommensteuer von 50 % belegt. Die Steuer wird nicht verausgabt (stillgelegt). a) Bestimmen Sie analytisch aus den vorgegebenen Verhaltensfunktionen die bisherige und die neue IS-Funktion.

106

Teil 2: Makxoökonomische Ex-ante-Analyse

b)

6.61

Bestimmen Sie auf grafischem Wege die neue IS-Kurve.

Markieren Sie die richtige Antwort! a) Marginale Konsumquote und marginale Sparquote ergänzen sich nur unter den folgenden Bedingungen zu 1 : 1 wenn die Konsumfunktion linear ist; 2 wenn die marginale Konsumquote kleiner als 1 ist; 3 wenn die Konsumfunktion durch den Ursprung läuft; 4 wenn Gleichgewicht herrscht. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Der autonome Konsum 1 bezeichnet das gesamtwirtschaftliche Existenzminimum; 2 ist der Betrag, den die Haushalte unabhängig von der wirtschaftlichen Lage auf jeden Fall mindestens konsumieren wollen; 3 ist eine mathematische Größe, die zur Bestimmung der Lage der Konsumfunktion benötigt wird; 4 ist eine völlig unveränderliche Größe. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

6. Kapitel: Der Gütermarkt

107

c) Gütermarkt-Gleichgewicht in einer geschlossenen Volkswirtschaft liegt vor, wenn 1 am Ende der Periode I = S ist; 2 geplantes Sparen und geplanter Konsum gleich sind; 3

4 5 6

g l e i c h 1 ex post i s t í die Gesamtnachfragefunktion die Steigung 1 hat; die geplante Nachfrage Y N gleich dem geplanten Angebot Y A ist. Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

1

ex ante

d) Eine Erhöhung der Investitionen um den Betrag Δ I erhöht das Gleichgewichtseinkommen umso mehr, je 1 höher die marginale Sparquote ist; 2 niedriger die marginale Sparquote ist; 3 höher der W e r t des autonomen Konsums ist; 4 höher der W e r t des Basiskonsums ist; 5 flacher die Gesamtnachfragefunktion verläuft. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. e) Eine Erhöhung der Sparneigung 1 bewirkt immer eine Erhöhung des Einkommens; 2 lässt das Gleichgewichtseinkommen unverändert; 3 führt immer zu einer Zunahme des tatsächlichen Sparens; 4 kann zu einem Rückgang des tatsächlichen Sparens führen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. f)

In der keynesianischen Theorie gelten die folgenden Zusammenhänge zwischen I und S: 1 Investitionen setzen ein vorheriges Sparen voraus. 2 I und S hängen entscheidend vom Zins ab. 3 I und S stehen in keinerlei Beziehung zueinander. 4 Geplante Investitionen und geplantes Sparen müssen nicht übereinstimmen. 5 Geplante Investitionen bewirken immer ein gleich hohes geplantes Sparen. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

g) Das Gleichgewichf5-Einkommen steht in der folgenden Beziehung zum Vollbeschäftigungs-E'mkommen: 1 Zwischen beiden gibt es keinen Unterschied. 2 Das Gleichgewichtseinkommen ist definitionsgemäß ein Vollbeschäftigungseinkommen . 3 Das Gleichgewichtseinkommen ist definitionsgemäß kein Vollbeschäftigungseinkom men. 4 Es kann ein Vollbeschäftigungseinkommen sein, muss es aber nicht. 5 Unter dem Gleichgewichtseinkommen versteht man ein zukünftiges Einkommen, dessen Niveau über einem derzeitigen Vollbeschäftigungseinkommen liegt.

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse

6 Das Gleichgewichtseinkommen ist immer niedriger. 7 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. h) Unter einer kontraktiven Lücke versteht man den Betrag, um den 1 das tatsächliche Volkseinkommen wachsen müsste, damit das Vollbeschäftigungseinkommen erreicht wird; 2 das geplante S das geplante I übersteigt; 3 das geplante I das geplante S übersteigt; 4 die autonome Nachfrage steigen müsste, damit - unter Berücksichtigung der Multiplikatorwirkung - das Vollbeschäftigungseinkommen erreicht wird. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. i) In einer Unterbeschäftigungssituation führt ein Anstieg der Nachfrage um Δ Υ ν c.p. voraussichtlich zu 1 einem Anstieg des Einkommens ΔΥ, der größer ist als die ursprüngliche Nachfragesteigerung (ΔΥ > ΔΥΝ); 2 zu einem gleichgroßen Einkommensanstieg (ΔΥ = ΔΥΝ) 3 zu einem geringeren Einkommensanstieg (ΔΥ < ΔΥΝ); 4 Aussagen sind grundsätzlich nicht möglich. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. k) Welche der folgenden Maßnahme könnte einen Beitrag zum Abbau einer Unterbeschäftigung leisten? 1 Senkung der Einkommensteuersätze; 2 Rentenerhöhung bei gleichzeitiger Steuererhöhung; 3 Förderung des Auslandstourismus; 4 Ausweitung der Sparförderung, um das für Investitionen benötigte Kapital bereitstellen zu können; 5 Einschränkung der Möglichkeit von Schwarzarbeit. 6 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. 1) Im nebenstehenden Gütermarktmodell sei das Einkommen Yj realisiert. Dann trifft die folgende Aussage zu: 1 Bei dem Einkommen Y¡ ist die geplante investive Nachfrage kleiner als das geplante Sparen. 2 Y| muss das Vollbeschäftigungseinkommen sein. 3 Das geplante Angebot ist kleiner als die Nachfrage. 4 Das geplante Angebot entspricht der geplanten Nachfrage. 5 Es handelt sich eindeutig um einen Überbeschäftigungsfall. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. m) Die IS-Kurve hat eine negative Steigung, weil 1 Y nur dann größer werden kann, wenn I größer wird;

6. Kapitel: Der Gütermarkt 2 3 4

5

109

Y nur dann größer werden kann, wenn i kleiner wird; bei sinkendem Zins weniger gespart (= mehr konsumiert) wird, so dass ein positiver Multiplikatorprozess in Gang gesetzt wird; ein wachsendes Y auch S steigen lässt; am Kapitalmarkt sinkt dann der Zins, worauf I zunimmt und einen positiven Multiplikatorprozess auslöst. Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

n) Der Multiplikator (in seiner einfachsten) Version betrage eins. Dann muss gelten: 1 Es kann keinen autonomen Konsum geben. 2 Es kann keine autonome Investition geben. 3 Die marginale Konsumquote muss null sein. 4 Die marginale Konsumquote muss eins sein. 5 Die durchschnittliche Konsumquote muss eins sein. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. o) Das „fundamentale psychologische Gesetz" von Keynes sagt aus: 1 Steigt das Einkommen um einen bestimmten Betrag, so wird der Konsum um weniger als diesen Betrag steigen. 2 Der Konsum hängt vom erwarteten Einkommen ab. 3 Es gibt immer einen „autonomen Konsum". 4 Die Höhe des Konsums ist durch psychologische Faktoren determiniert. 5 Die marginale Konsumquote sinkt im Zeitablauf aus psychologischen Gründen. 6 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. p) Die IS-Kurve verschiebt sich nach rechts, wenn 1 der Zinssatz steigt; 2 der Zinssatz fällt; 3 die Staatsausgaben erhöht werden; 4 die (autonomen) Importe zunehmen; 5 die Löhne fallen; 6 die Einkommensteuer erhöht wird. 7 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

Lösungen 6. Kapitel 6.1

Die Gütermarkt-Analyse geht von einem konstanten Preisniveau aus. Anders formuliert: Alle Größen sind reale Größen.

6.2

Es sind dies die in der Ex-post-Analyse (Teil 1) eingeführten Kategorien: - (privater) Konsum (C oder C H );

110

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

- private Investition (I pr) ; - Ausgaben des Staates für Güter und Dienste (G), gegebenenfalls unterteilt in - Konsumausgaben des Staates (C St ), - staatliche Investition (I St ) ; - Exporte minus Importe (EX - IM; Nettoexporte oder Außenbeitrag). 6.3

Es gibt zahlreiche mögliche Einflussfaktoren, z.B. - das Einkommen der Periode; - Erwartungen über die Einkommensentwicklung; - Steuer- und Abgabensätze; - Zinssatz (Konsumentenkredite!); - Vermögen; - Vermögensaufbau; - Einkommensverteilung; - Preisniveau und seine erwartete Entwicklung. Keynes wies dem (verfügbaren) Einkommen derselben Periode die herausragende Bedeutung zu.

6.4

Die (kurzfristige) keynessche Konsumfunktion lautet: CH = c Y + C. Dabei ist C der Niveauparameter der Konsumfunktion (auch: „autonomer Konsum") mit C > 0. c bezeichnet die marginale Konsumquote, wobei c < 1. Keynes war der Ansicht, dass c nicht konstant ist, sondern mit wachsendem Y abnimmt.

6.5

Der Niveauparameter (der Konsumfunktion) ist eine mathematische Größe, die die Lage der Konsumfunktion im Koordinatensystem bestimmt. Da die Lage der Funktion z.B. vom Zinsniveau, von der Einkommensverteilung u.a. abhängt (vgl. Aufgabe 6.3), kann man den Niveauparameter auch als „Sammelbecken" für alle übrigen Einflussfaktoren (außerhalb des Einkommens) verstehen. Der „autonome Konsum" (= Niveauparameter der C-Funktion) sollte nicht als „Existenzminimum" missverstanden werden. Ein gesamtwirtschaftliches Einkommen von „null" kommt in der realen Welt nicht vor.

6.6

a) C = 0,5 Y + 2 000

b) Y B = 4 000

6.7

1) R; 2 ) F; 3 ) F; 4) F; 5) F; 6) R; 7) F.

6.8

a) Der Kerngedanke besteht darin, dass von jeder zusätzlichen Einkommenseinheit nur ein Bruchteil für Konsumzwecke ausgegeben wird. Der Rest wird gespart. Anders formuliert: Die marginale Konsumquote c ist kleiner als 1. Die marginale Konsumquote c und die marginale Sparquote s ergänzen sich zu 1 : c + s = 1. Keynes hat dies selbst wie folgt formuliert (General Theory; S. 96 f.): „The fundamental psychological law, upon which we are entitled to depend

111

6. Kapitel: Der Gütermarkt

with great confidence both a priori from our knowledge of human nature and from the detailed facts of experience, is that men are disposed, as a rule and on the average, to increase their consumption as their income increases, but not by as much as the increase in their income. That is to say, if C w is the amount of consumption and Y w is income ... Δ C w has the same sign as Δ Y w but is smaller in amount, i.e. dCw/ 9 Y + 50) + 20

Y 0 = 700

(b) grafisch:

6.34

Ein Gleichgewicht liegt dann vor, wenn YA = Y N . Dies ist aber nur die

119

6. Kapitel: Der Gütermarkt

Bedingung für ein Gleichgewicht. Es ist aber nicht zwingend gewährleistet, dass sich das System von einer Ungleichgewichtssituation zum Gleic hgewicht hin bewegt. Dies zeigt das nebenstehende Beispiel. Die Ausgangssituation wird beschrieben durch Y A 1 > Y N 1 . Für die Produzenten liegt nun der Schluss nahe, die Produktion einzuschränken. Dadurch wird allerdings die Diskrepanz noch größer: Y ^ > > Yn2 · Das Systenrbewegt sich vom Gleichgewicht Yq weg! Hieran wird deutlich, dass eine vollständige Analyse letztlich auf eine Untersuchung der Stabilität eines Systems nicht verzichten darf. 6.35

Y Y0

= ( 0 , 6 Y + 2 0 0 ) + (0,1 Y + = 600

6.36

(a) Y = ( 0 , 6 Y + 2 0 0 ) + Y0 =

10)

500

1 750

(b) Y = (0,6 Y + 2 0 0 ) + ( 5 0 0 + ÎOO) Y, = 2 000 oder: Δ Y =

6.37

ΔY =

— Δ I ; s

Y = c Y + d Y

also:

+ C +

nach Umformungen folgt: also ist der Multiplikator: 6.38

250 ΔY =

777· 1 0 0 0,4

ΔY =

250

7 Y = k

Í T 7 T d (

c + T

)

I 1 - c - d

Konsum und Investitionen stellen einkommenswirksame Nachfrage dar. Sparen ist Nicht-Konsum und damit nicht nachfragewirksam. Das durch eine Zunahme der (autonomen) effektiven Nachfrage geschaffene zusätzliche Einkommen führt jedoch wegen c < 1 nur zu einem Bruchteil zu zusätzlicher Konsumnachfrage; der Rest ist Sparen und nicht nachfragewirksam. Damit „versickern" die Sparbeträge gleichsam im Multiplikatorprozess (vgl. auch Übersicht 6 . 1 9 im Lehrbuch). (Es sollte nicht übersehen werden, dass Sparen in der makroökonomischen Kreislauftheorie ausschließlich in diesem negativen Sinne definiert ist; eine irgendwie geartete Verwendung des Sparens ist nicht enthalten. (Vgl. auch Aufg. 2 . 1 9 . )

120

6.39

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

a) Y 0 = 100

S 0 = 20

b) neue S-Funktion: c)

S = 0,4 Y - 15

I = S -» 0,4 Y - 15 = 10

Y, = 87,5

S! = 20

Y 2 = 62,5

S 2 = 10

Unter den gegebenen Bedingungen (d.h. bei konstantem oder sogar rückläufigem I) kann S - absolut gesehen - auf keinen Fall zunehmen; Y wird sinken. Die Sparappelle wirken aber insofern, als der Sparanteil zunimmt. 6.40

W e n n die Kapazität einer Volkswirtschaft zunehmen soll, sind Nettoinvestitionen erforderlich. Im Gleichgewicht muss das geplante Sparen gleich dem neuen, höheren Sparen sein. Also muss auch das geplante Sparen zunehmen, wenn das Gleichgewicht erreicht werden soll. In einer vollbeschäftigten Wirtschaft sind die für das Wachstum erforderlichen Netto-Investitionen nur möglich, wenn Produktionsfaktoren nicht für die Produktion von Konsumgütern eingesetzt werden, sondern für die Produktion von Investitionsgütern. Dies bedeutet, dass gespart werden muss, wenn die Kapazität ausgedehnt werden soll.

6.41

Als Kontraktionsgrößen bezeichnet man alle Kreislaufgrößen, die nicht einkommenswirksame Einkommensverwendung darstellen. Es sind dies: S, T, IM. Expansionsgrößen sind alle einkommenswirksamen Größen der Einkommensentstehung, also: C H , G (= C S t + Igt)- Ipr> EX. Im Gleichgewicht gilt: Einkommensentstehung C H + G + I p r + EX

= =

Einkommensverwendung C H + S + Τ + IM

Wird die auf beiden Seiten erscheinende Größe C H ausgeklammert, so gilt im Gleichgewicht: Expansionsgrößen = Kontraktionsgrößen. G + I p r + EX = S + Τ + IM 6.42

a) Erst wenn die Plangrößen mit den tatsächlichen übereinstimmen, herrscht Gleichgewicht. Da die Investoren eine je Periode konstante Nettoinvestition planen, kann erst dann Übereinstimmung mit den Sparwünschen der Haushalte herrschen, wenn auch deren S einen konstanten Wert annimmt. Das ist aber wegen ( 1 ) nur möglich, wenn sich Y im Zeitablauf nicht mehr ändert. b)

Yt

= 0,8 Y t _!

+ 2 000

In dieser Form ist die Gleichung nicht lösbar, da Y t und Y t _, zwei verschiedene Variablen sind. Sie wird erst lösbar, wenn Y t = Yt_ j gesetzt werden kann. Y 0 = 10 0 0 0 c

)

Y

2000 = 0 . 8 - 6 000 + 2 000

Y 2 0 0 0 = 6 800

6. Kapitel: Der Gütermarkt

d)

Y,

= 0,8 Y 0 + 2 100

S gepl = 2 100 6.43

Gleichgewichtsbedingung: Verhaltensfunktionen:

121 Yj = 10 800

I gep, = 2 100

I ! = S, = 2 100

YA = Y N YA = Y Y N = C(Y) + I (i)

also:

Y = C(Y) + I (i)

da Y - C(Y) = S(Y),

-» gilt:

Y - C(Y) = I (i) S(Y) = I (i)

Im klassischen Ansatz gilt: S (i) = I (i). Im keynesianischen Ansatz kann das Gleichgewicht von S und I nicht über den Zins erreicht werden. Bei gegebenem Zins kann die Anpassung nur über Einkommens^nderungen erreicht werden. 6.44

Die IS-Kurve ist der geometrische Ort aller Kombinationen von i und Y, bei denen Gütermarkt-Gleichgewicht herrscht. Die Kurve gibt keine Funktion im üblichen Sinne wieder, etwa mit i als unabhängiger und Y als abhängiger Variablen. Die Kurve beschreibt zunächst nur die Bedingungskonstellationen, unter denen Gleichgewicht herrscht. Die Anpassungsprozesse müssen im Grunde gesondert untersucht werden.

6.45

Inhalt der einzelnen Koordinatensysteme: (1) Gleichgewichtsbedingung I = S ; (2) Sparfunktion S(Y) ; (3) Investitionsfunktion I (i) ; (4) IS-Funktion. Ableitung der IS-Kurve:

122

6.46

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

C = 0,5 Y + 50

S = 0,5 Y - 50

0,5 Y - 50 = - 50 i + 400 Y = - 100 i + 900 6.47

IS-Funktion im Zwei-Sektoren-Modell: Gleichgewicht: I gepl = S gepl Verhaltensfunktionen: I = - α i + I S = sY - C Y =

6.48

IS-Funktion ¡

(α = Steigungsmaß)

— (C + I - α i)

IS-Funktion

s

Gleichgewicht:

¡

I gep , = S gepl

Verhaltensfunktionen:

I =

- αi + I + ΔI

S =

sY - C

IS-Funktion:

Y =

Damit gilt:

ΔY =

- (C + I s s

+ Δ I - ai)

ΔΙ

6.49

Die Situation Y A > Y N liegt rechts vom Gleichgewichtseinkommen. Dies ist Ausdruck für eine Nachfragelücke; bei dieser ist I < S.

6.50

Es ist methodisch nützlich, Entzugs- oder Kontraktionseffekte und Nachfrage- oder Expansionseffekte getrennt - d.h. in reiner Form - zu behandeln. Darüber hinaus entspricht dies auch dem wirtschaftspolitischen Vorgehen: Steuern müssen nicht verausgabt werden, sondern können stillgelegt werden (Aufbau einer sog. „Konjunkturausgleichsrücklage"). Staatsausgaben müssen nicht aus Steuern finanziert werden, sondern können finanziert werden aus a) einem Abbau einer Konjunkturausgleichsrücklage (soweit vorhanden); b) aus Staatsverschuldung.

6.51

Die Nachfrage setze sich wie folgt zusammen: Y N = (cY + C)

+ G

+

I

+

EX

im Y - IM

6. Kapitel: Der Gütermarkt

123

Für das Angebot gilt: Y A = Y Die Gleichgewichtslösung ergibt sich damit als: Y =

l — (C + G + I n r + EX - IM) s + im v Pr ' Da die (autonomen) Endnachfragegrößen additiv verknüpft sind, ist es methodisch völlig gleich, welche der autonomen Nachfragekomponenten verändert wird.

6.52

Einkommensübertragungen (Umverteilungen) haben keine Wirkungen, wenn dadurch der Konsum nur von einer Gruppe auf eine andere verlagert wird, der gesamte absolute Konsumbetrag jedoch gleich bleibt. Haben die Gruppen aber unterschiedliche marginale Konsumquoten (vgl. auch Aufg. 6.10), können (kleine) Multiplikator-Effekte ausgelöst werden.

6.53

Hier gilt:

Y V H = Y - T H + Tr

Somit:

6.54

Y = [ 0,8 (Y - 0,25 Y + 50) + 30 ] + 70 + 60 Y 0 = 500

Bedingung:

Τ = G

Steuerwirkung:

1 Δ Y1 = - — c Τ

Ausgabenwirkung: Δ Y 2 Summe:

(bzw.

ΔΤ =

AG)

c [= - —G]

= -j- G

Δ Y = Δ Y , + Δ Y2

= ( - - £ - + -j-) G = G

( = T)

Der multiplikative Effekt resultiert daraus, dass die negative Steuerwirkung geringer ausfällt als die positive Ausgabenwirkung. Dies ist darauf zurückzuführen, dass ein Teil der zusätzlichen Steuern aus Beträgen finanziert wird, die ansonsten gespart worden wären. 6.55

Ausgangsgleichgewicht : Y = c Y + C + I

Y0=

— (C+I)

Ausgeglichene Budgetausweitung: G = T, wobei Τ = t Y Endgleichgewicht:

Y, = c ( Y , - t Y, ) + C +

Es gilt: Δ Y = Y ! - Y 0 ;

also:

Y, - Υ 0 = (c Y , - c t Y ,

+ t Y , + C + I) - ( c Y 0 + C + I)

Y, - Y 0 = c ( Y , - Y 0 ) + t Y , (1 - c) t Y , ( l - c) = ( Y , - Y 0 ) - c ( Y , - Y 0 ) t Y , (1 - c) = ( Y , - Y 0 ) (1 - c) tY,

= Y,

- Y0

I + t Y,

( = Δ Y = G)

124 6.56

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Als kontraktive Lücke bezeichnet man die Differenz Y A - Y N bei einer Ungleichgewich tssituation Y A > Y N . Diese Lücke führt zu einer Kontraktion des Einkommens, die wegen der (negativen) Multiplikatorwirkung größer ist als die Differenz YA - Y N . Als expansive Lücke bezeichnet man die Differenz Y N - Y A bei einer Ungleichgewichtssituation Y N > YA. Diese Lücke führt zu einer Expansion des Einkommens, die wegen der (positiven) Multiplikatorwirkung größer ist als die Differenz Y N - YA. Die Begriffe werden allerdings nicht ganz einheitlich verwendet. Manchmal finden sie nur Anwendung, wenn es darum geht, ob ein Gleichgewichtseinkommen Y0 auch ein Vollbeschäftigungseinkommen Yyg ist. Ist Y 0 < Yyg, so ist die „kontraktive Lücke" die „zur Vollbeschäftigung fehlende Nachfrage". Und entsprechend umgekehrt: Ist Y 0 > Y VB , so ist die „expansive Lücke" der Betrag, um den die effektive Nachfrage das Angebot bei Vollbeschäftigung übersteigt.

6.57

a) Y = [ 0 , 8 (Y - 0,25 Y) + 80]

+ (0,1 Y + 40) + 0,25 Y

Y 0 = 2 400 b) Eine Senkung von S ist identisch mit einer Zunahme von C; also gilt (daY V B = 2 500): 2 500 = [0,8 (2 500 - 0,25 · 2 500) + 100 + Δ C ] + (0,1 - 2 500 + 40) + 0 , 2 5 - 2 500 ΔC

= + 5

oder

ΔS = - 5

c) Für den Multiplikatorprozess ist es gleich, welche der autonomen Nachfragekomponenten geändert wird (vgl. Aufgabe 6.50). Wenn C um 5 GE zunehmen müsste, könnte ebenso I um 5 GE zunehmen. d) Die Staatsausgaben betragen unter (a): G = 600. Bekannt ist Yyß = 2 500; gesucht ist t. Ansatz wie unter (b): t = 0,235 6.58

Y = c Y + C + Τ + (EX - im Y - IM) Y - c Y + im Y = C + I + EX - IM) Y ( 1 - c + im) = C + I + EX - IM) Y =

— s + im

Multiplikator:

6.59

(C + I + EX - IM) k =

1 - c + im

=

s + im

Y = [0,8 (Y - 0,375 Y) + 100] + (0,225 Y + 20) + 0,375 Y + (200 - 0,2 Y) Y 0 = 3 200

125

6. Kapitel: Der Gütermarkt

6.60

a) analytische Lösung aa) Ausgangssituation:

I (i) = S(Y)

- 25 i + 175 = 0,5 Y - 50 ι =

0,02 Y +

9

IS,

ab) Endsituation (nach Steuer): Die Einführung der Steuer verändert die Sparfunktion zu S(YV ) = 0,5 Yv - 50

Yv = Y - 0,5 Y

also: S(YV) = 0,25 Y - 50 neues Gleichgewicht:

I (i) = S(Y) + T(Y)

- 2 5 i + 175 = (0,25 Y - 50) + 0,5 Y i =

- 0,03 Y +

9

IS,

b) grafische Lösung:

6.61

a) 5; b) 3; c) 5; d) 2; e) 4; f) 4; g) 4; h) 4; i) 1; k) 1; 1) 1; m) 5; η) 3; o) 1; ρ) 3.

7. Kapitel: Der Geldmarkt

7.1

Welche Funktionen machen das Wesen des Geldes aus?

7.2

Es gebe in einer Volkswirtschaft fünf verschiedene Güter, jedoch kein Geld. Wie viele Tauschrelationen müssen sich dann bilden? Wie viele Tauschrelationen ergeben sich nach der Einführung von Geld?

7.3

Besteht die Möglichkeit, dass das „gesetzliche Zahlungsmittel" seine Geldfunktion verliert und andere Medien die Aufgaben des Geldes übernehmen?

7.4

Beurteilen Sie die Position von Gläubiger und Schuldner in inflationären Zeiten unter der Bedingung, dass für Kreditbeziehungen das strikte Nominalprinzip „Mark = Mark" (bzw. „Euro = Euro") gesetzlich fixiert ist.

7.5

Nehmen Sie zu der folgenden Aussage Stellung: Die Einführung von Geld ist vorteilhaft, weil der Einsatz von Produktionsfaktoren zur Abwicklung des Tauschverkehrs weniger Nutzen stiftet als ihr Einsatz zur Herstellung von Gütern und Diensten zu Konsum- und Investitionszwecken.

7.6

Was versteht man unter „geldnahen Forderungen"?

7.7

Was meint man, wenn man von „Geldproduktion" spricht?

7.8

Wer produziert in Deutschland a) Banknoten; b) Münzen; c) Sichtguthaben?

7.9

Münzen werden in Deutschland vom Bund ausgegeben. Dabei entsteht für den Bund ein „Münzgewinn". Auf welche Weise dürfte dieser Gewinn wohl entstehen?

7.10

Erläutern Sie das Grundprinzip, wie eine Zentralbank Geld schafft.

7.11

Wieso gibt es für die Zentralbank keine Grenze der Geldschaffung?

7.12

Welche Finanzinstitute werden unterschieden? Was sind ihre Aufgaben?

7.13

Wie unterscheiden sich die Geldmengen M 1, M 2 und M 3? Was ist der Grund dafür, verschiedene Geldmengenkonzepte zu bilden?

7.14

In welchen Fällen nimmt die Geldmenge M 1 ab? Kennzeichnen Sie die Antworten mit „R" (richtig) bzw. „F" (falsch). 1 Eine ängstliche Rentnerin versteckt ihre empfangene Rente im Wäscheschrank.

(

)

7. Kapitel: Der Geldmarkt 2

Eine Geschäftsbank kauft für einen Kunden bei der Zentralbank Devisen.

3

Ein Bankkunde zahlt 5 0 0 € bei seiner Bank bar ein und erhält eine Gutschrift auf seinem Girokonto. Ein Unternehmen überweist seine fälligen Steuern auf ein Konto des Finanzamtes bei der Zentralbank. Ein Bankkunde überweist 2 5 0 0 € von seinem Girokonto auf sein Sparbuch. Bei einem Großfeuer verbrennen die Tageseinnahmen eines Supermarktes. Eine Geschäftsbank schickt abgenutzte Banknoten zur Vernichtung an die Zentralbank.

4 5 6 7

7.15

127

(

)

(

)

(

)

(

)

(

)

(

)

Zum 3 0 . 4 . 2 0 0 0 wies die Europäische Zentralbank die folgenden Geldbestände (in Mrd € ) aus: Repogeschäfte 176 Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu 2 Jahren 893 Bargeldumlauf 337 Schuldverschreibungen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren 90 täglich fällige Einlagen 1 676 Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist bis zu 3 Monaten 1255 Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere 474 W i e hoch waren die Geldmenge M 1, M 2, M 3?

7.16

Erläutern Sie den Unterschied zwischen dem Geldmarkt i.e.S. und dem Konzept des makroökonomischen Geldmarkts.

7.17

W a s versteht man unter Angebot und Nachfrage am (makroökonomischen) Geldmarkt?

7.18

Worin besteht der Unterschied zwischen der Quantitätsgleichung und der Quanti tätst/iförie?

7.19

Skizzieren Sie die „klassische Sicht" des Geldsektors.

7.20

Welche Motive der Geldhaltung werden in der keynesschen Theorie unterschieden?

7.21

In Zusammenhang mit der keynesschen Geldnachfrage werden auch die Begriffe „aktive Kasse" und „passive Kasse" benutzt. Überlegen Sie, wie diese Begriffe den verschiedenen Motiven zugeordnet werden können.

7.22

Die Gesamtheit der Haushalte einer Volkswirtschaft beziehe jährlich ein Einkommen von 6 0 GE, das in monatlichen Abständen ausgezahlt wird. Geld wird nur zu Transaktionszwecken nachgefragt. Die Haushalte geben ihr Geldeinkommen während eines Monats kontinuierlich aus. a) W i e hoch ist die (durchschnittliche) Nachfrage der Haushalte nach Transaktionskasse?

128

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse b) Zeichnen Sie den zeitlichen Verlauf des Kassenbestandes der Haushalte auf. Zeichnen Sie ferner die Entwicklung des Kassenbestandes der U n t e r n e h m e n auf. c) Berechnen Sie die Transaktionshäufigkeit 1/k für die Gesamtheit aller Wirtschaftssubjekte.

7.23

Zeichnen Sie die von Keynes gewählte Funktion für die Geldnachfrage zu Transaktionszwecken ein a) in ein i - Lp - Koordinatensystem; b) in ein Y - Lp - System. (a)

(b)

Y

i '

*> 1Ι" ,Τ

> * 1L TI

7.24

Von welchen Faktoren außer der Häufigkeit der Einkommenszahlungen je Periode könnte die Transaktionshäufigkeit 1/k sonst noch abhängen?

7.25

In welcher Richtung dreht sich in der nebenstehenden Grafik die Lj- Kurve, wenn die Transaktionshäufigkeit 1/k ( = U m l a u f s g e schwindigkeit V) zunimmt?

7.26

In neueren Ansätzen wird die Geldnachfrage zu Transaktionszwecken meist wie nebenstehend beschrieben. Erläutern Sie den Aussagegehalt dieser Grafik.

i

\

Λ

LT (Y,) LT

7.27

W a s ist die Geldnachfrage zu Spekulationszwecken?

L *. L I

7. Kapitel: Der Geldmarkt

129

7.28

Kennzeichnen Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F): a) Die gesamte Geldmenge M 1 befindet sich immer in den Kassen von Nichtbanken. ( ) b) Das zum Austausch von Vermögensgegenständen benötigte Geld zählt nicht zur Transaktionskasse. ( ) c) Das für die Abwicklung von Vorleistungen erforderliche Geld wird nicht zur Transaktionskasse gerechnet, da sonst Doppelzählungen vorliegen ( )

7.29

In der keynesschen Sichtweise steht ein individueller Anleger hinsichtlich der Zusammensetzung seines finanziellen Vermögens vor einer „Alles-oderNichts-Entscheidung". Was ist damit gemeint?

7.30

Zeigen Sie, dass die Erwartung eines Anlegers über die zukünftige Kursbzw. Zinsentwicklung eine wichtige Rolle bei seiner Anlageentscheidung spielt.

7.31

Zeigen Sie anhand eines selbstgebildeten Beispiels, dass sich Kurs und Zins gegenläufig verhalten.

7.32

Uberlegen Sie, wieso es in der keynesschen Vorstellung über die gesamtwirtschaftliche Geldnachfrage zu Spekulationszwecken normalerweise zwei Gruppen von Anlegern mit unterschiedlichen Erwartungen über die Kurs-/ Zinsentwicklung geben muss. W a n n werden die Erwartungen aller Wirtschaftssubjekte einheidich?

7.33

Unter welchen Bedingungen verschiebt sich die Lage der Kurve der Geldnachfrage zu Spekulationszwecken?

7.34

Erläutern Sie, wie die Kurve der gesamten Geldnachfrage in keynesscher Sicht entsteht. Zeigen Sie, wie sich diese Kurve verändert, wenn das Volkseinkommen wächst.

7.35

Ist für den keynesschen Ansatz die strikte Trennung von Lj- und L s in Form der nebenstehenden Grafik zwingend erforderlich?

7.36

Inwiefern stellt die Geldnachfragefunktion von Friedman eine Erweiterung des keynesschen Ansatzes dar?

7.37

Erläutern Sie, wie Geschäftsbanken Geld schaffen können. Zeigen Sie, wodurch die Geldschöpfung begrenzt wird.

130

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

7.38

Nehmen Sie zu der Aussage Stellung: Eine Kreditgewährung seitens der Geschäftsbanken ist nicht möglich, wenn keine Spareinlagen bei den Banken getätigt worden sind.

7.39

Die Bargeldmenge der Nichtbanken möge sich derzeit auf 40 Mrd GE belaufen. Bei einem Mindestreservesatz von 10 % mögen alle Geschäftsbanken ihren Geldschöpfungsspielraum voll ausgeschöpft haben. Nun senke die Zentralbank den Mindestreservesatz auf 8 %. Um wie viele GE kann sich nach dem Geldschöpfungsmultiplikator-Modell die Geldmenge maximal verändern, wenn die Bargeldabflussrate b = 0 ist?

7.40

Mit welchen Instrumenten versucht die Zentralbank, Einfluss auf die Geldschöpfungsmöglichkeit der Geschäftsbanken zu nehmen? Wie wirken diese Instrumente?

7.41

Am Automobilmarkt kann es sehr wohl ein Angebot völlig unabhängig von der Nachfrage geben, d.h. die Anbieter können feststellen, dass für das von ihnen angebotene Produkt gar keine Nachfrage besteht. Warum ist dies am (makroökonomischen) Geldmarkt in dieser Form nicht möglich?

7.42

Warum ist man in der neueren Geldangebotstheorie von der Ansicht abgegangen, dass das Geldangebot autonom durch die Aktivität der Zentralbank vorgegeben ist?

7.43

Welche wichtigen Parameter gehen in eine moderne Geldangebotsfunktion ein?

7.44

Erläutern Sie, wie sich im keynesschen Geldmarkt unter der Voraussetzung eines autonomen Geldangebots der Gleichgewichtszins bildet.

7.45

Die folgenden Funktionen seien bekannt: (1) L = 0,4 Y - 50 i (2) M = 400 Gleichgewichtsbedingung: L = M Berechnen Sie den Gleichgewichtszinssatz i 0 unter der Voraussetzung, dass das Einkommen mit dem Wert Y = 1 625 vorgegeben ist.

7.46

Zeigen Sie, wieso im keynesschen Geldmarkt-Modell der Zins sinkt, wenn das Geldangebot ausgedehnt wird. Gehen Sie davon aus, dass die Zunahme des Geldangebots auf einen Ankauf von Wertpapieren seitens der Zentralbank zurückgeht (Offenmarktoperation).

7.47

Nehmen Sie zu der folgenden Aussage Stellung: Die Zentralbank setzt den Markt-Zins fest, indem sie den Leitzins verändert.

7.48

Bei gegebenem Geldangebot steigt der Zins, wenn mit einem wachsenden Volkseinkommen die Geldnachfrage zu Transaktionszwecken zunimmt. Legen Sie dar, wie diese Zinssteigerung bewirkt wird.

7.49

Definieren Sie die LM-Kurve.

7. Kapitel: Der Geldmarkt

7.50

131

Zeigen Sie, wie man auf grafischem Wege die LM-Kurve ableiten kann. Komplettieren Sie dazu zunächst die Grafik, indem Sie die fehlenden Achsenbezeichnungen eintragen. Geben Sie an, was in den 4 Koordinatensystemen dargestellt wird. (1) (2) (3) (4)

7.51

Es sei eine Ungleichgewichtssituation von der Form L < M gegeben. W o liegt diese Situation im i-Y-Diagramm, bezogen auf die LM-Kurve? Erläutern Sie, welche Vorgänge zu L = M führen.

7.52

Leiten Sie unter Verwendung des Vier-Quadranten-Systems (vgl. Aufgabe 7.50) die Auswirkungen auf die LM-Kurve ab, wenn a) die Umlaufgeschwindigkeit zunimmt; b) das autonome Geldangebot ausgeweitet wird; c) die Geldnachfrage zu Spekulationszwecken zunimmt.

7.53

In welche drei Bereiche wird die LM-Kurve aufgeteilt?

132

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

7.54

Was versteht man unter der „Zinsstruktur"? Wann kann man vereinfachend von „einem" einzigen (repräsentativen) Zinssatz ausgehen?

7.55

Markieren Sie die richtige Antwort bei den folgenden Auswahl-Aufgaben! a) Keynes begründet das Halten von Spekulationskasse wie folgt: Sie wird gehalten, um 1 bei Gelegenheit günstig Konsumgüter kaufen zu können; 2 bei entsprechenden Zins- / Kursbedingungen Wertpapiere kaufen zu können; 3 in inflationären Zeiten Kaufkraftrückgänge auffangen zu können; 4 z. B. spekulative Rohstoffkäufe vornehmen zu können. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Welche Aussage in Bezug auf (Effektiv-)Zins und Kurs (bei gegebenem Nominalzins) ist richtig? 1 Ist der Zins höher als der Nominalzins, ist der Kurs unter pari. 2 Ist der Zins höher als der Nominalzins, ist der Kurs über pari. 3 Ist der Zins sehr hoch, müssen die Kurse bald sinken. 4 Kurs und Zins stehen in keinem eindeutigen Zusammenhang. c) Die Funktion der gesamten Geldnachfrage hat bei Keynes die folgende allgemeine Form: 1) L = L(Y, i, M) 2) L = Lj- (i, Y, L s ) 3) L = L s (i) 4) L = L s (i, Lp M) 5) L = Lp (Y) + L s (i) 6) Keine der Antworten 1 - 5 ist zutreffend. d) Die Mindestreserve dient 1 primär der Anbindung der Geschäftsbanken an die Zentralbank; 2 sowohl der Geldmengensteuerung als auch dazu, Bankkonkurse zu verhindern; 3 dazu, dass die Bankkunden jederzeit ihre Sichtguthaben bei den Geschäftsbanken in Bargeld umtauschen können; 4 dazu, jeden gewährten Kredit bis zum Prozentsatz der Mindestreserve zu sichern. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. e) Die Höhe der Geldproduktion in Euroland wird von der Europäischen Zentralbank (EZB) gesteuert im Hinblick auf 1 die Entwicklung der Währungsreserven der EZB; 2 die Entwicklung des Leistungsbilanzsaldos von Euroland; 3 die aus dem EU-Vertrag resultierende Verpflichtung, die Kursschwankungen gegenüber dem Dollar gering zu halten; 4 die Vorgaben durch EU-Vertrag und ESZB-Statut, und zwar durch Ermessensentscheidungen des EZB-Rates; 5 die Entwicklung des Goldbestandes der EZB; 6 die Regierungsbeschlüsse über das Ausmaß der Neuverschuldung der öffentlichen Hände.

7. Kapitel: Der Geldmarkt

133

f) DieLM-Kurve 1 ist der geometrische Ort aller denkbaren i - Y - Kombinationen; 2 ist eine modifizierte IS-Kurve; 3 ist der geometrische Ort aller Gleichgewichtseinkommen bei gegebenem Zinssatz; 4 verläuft solange parallel zur Abszisse, bis das Vollbeschäftigungseinkommen erreicht ist. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. g) Unter Offenmarktpolitik versteht man 1 die Öffnung / Schließung der Geldmärkte für Privatpersonen; 2 die Öffnung / Schließung der Geldmärkte für Ausländer; 3 die Öffnung / Schließung der Geldmärkte für Geschäftsbanken; 4 die Maßnahmen der Zentralbank, um die Markttransparenz auf den Wertpapiermärkten zu erhöhen; 5 die internationale Marktöffnungspolitik im Rahmen der Welthandelsorganisation (WTO). 6 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. h) Unter dem Leitzins versteht man 1 den Zinssatz für Eurobonds; 2 den Zinssatz für US-amerikanische Staatsanleihen; 3 den Zinssatz, den die EZB den Geschäftsbanken in Rechnung stellt, wenn sie das Hauptrefinanzierungsinstrument der EZB in Anspruch nehmen; 4 den Zinssatz, der in Euroland bei der Kreditaufnahme nach Ansicht der EZB möglichst nicht überschritten werden sollte. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. i) Die Zentralbank nimmt durch den Einsatz ihrer geldpolitischen Instrumente 1 direkten Einfluss auf die Höhe des für Investitionskredite gezahlten Zinssatzes; 2 keinen direkten Einfluss auf die Höhe des für Investitionskredite gezahlten Zinssatzes; 3 Einfluss auf die Geldnachfrage und lenkt dadurch den Zins für Investitionskredite in die von ihr gewünschte Richtung; 4 Einfluss auf den Leitzins, der seinerseits maßgebend für die Höhe des Zinssatzes für Investitionskredite ist. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. k) Unter der klassischen Dichotomie versteht man: 1 Güter- und Geldsphäre existieren unverbunden nebeneinander. 2 Güter- und Geldsphäre sind über den Zins miteinander verknüpft. 3 Geld ist nicht neutral, weil eine Ausweitung der Geldmenge das Preisniveau steigen lässt. 4 Eine Änderung der Geldmenge verändert die relativen Preise.

134

Teil 2: Makrookonomische Ex-ante-Analyse

Lösungen 7. Kapitel 7.1

Tauschmittelfunktion; allgemeine Recheneinheit; Wertaufbewahrungsmittel.

7.2

Allgemein gilt für η Güter :

η2 - η

.

Also hier: 10 Relationen.

Nach

Einführung von Geld nur noch η ( = 5) Relationen. 7.3

Ja; z.B. in Zeiten mit hohen Inflationsraten. An die Stelle des „offiziellen Geldes" können dann „Warenwährungen" (z.B. Gold oder „Zigarettenwährung") treten.

7.4

Der Gläubiger wird benachteiligt und entsprechend der Schuldner bevorzugt, da der Realwert des nominal konstant gebliebenen Kreditbetrags (also die Gütermenge, die man für den Geldbetrag kaufen kann) zum Zeitpunkt der Rückzahlung niedriger ist als zum Zeitpunkt der Kreditaufnahme. Im Nominalzins wird allerdings i.d.R. ein Inflationsaufschlag auf den Realzins enthalten sein. Es ist jedoch nicht sicher, dass dieser ausreichend hoch ist, um den Rückgang des Realwerts der Forderung abzugleichen. Außerdem ist zu bedenken, dass der gesamte Nominalzins regelmäßig der Einkommensteuer unterliegt.

7.5

In einer geldlosen Wirtschaft gibt es nur den sog. „Realtausch" (Ware gegen Ware). Die Suche nach dem passenden Tauschpartner (der das gewünschte Gut in der gewünschten Menge anbietet und gleichzeitig das eigene Gut, zudem in der angebotenen Menge, haben möchte) ist in einer solchen Wirtschaft sehr aufwendig. Normalerweise wird die Organisation eines komplizierten Ringtausches nötig, bis alle Tauschpartner befriedigt werden. Die Abwicklung des Tausches ist aber nicht letztes Ziel der Bedürfnisbefriedigung. Daher verbessert der Rückgang oder der Fortfall von Tauschkosten (Zeitaufwand, Reisen u.ä.) die Situation der beteiligten Wirtschaftssubjekte insofern, als sie nun den gleichen (End-)Nutzen durch weniger Aufwand erzielen und / oder die freigewordenen Produktionsfaktoren nun für die Produktion zusätzlicher, unmittelbar nutzenstiftender Güter einsetzen können.

7.6

Vermögensobjekte, die schnell und ohne große Kosten in Geld umgewandelt werden können: - Spareinlagen; - Termineinlagen (als Fest- und Kündigungsgelder).

7.7

Unter „Geldproduktion" versteht man nicht die physische Produktion von

7. Kapitel: Der Geldmarkt

135

Banknoten und / oder Münzen, sondern den ökonomischen Vorgang, Geld in Umlauf zu bringen.

7.8

a) die Europäische Zentralbank; (Die nationalen Zentralbanken bringen zwar nach wie vor die Banknoten in Verkehr und sind auch für die Pflege des Bestands an umlaufenden Noten und Münzen verantwortlich, der Umfang des Bargelds liegt jedoch in der Verantwortung der EZB.) b) die Gebietskörperschaft Bund (die Höhe ist begrenzt); c) die Geschäftsbanken.

7.9

Da die Produktionskosten der Münzen i.d.R. weit unter ihrem Geldwert liegen, entsteht in Höhe der Differenz zwischen Geldwert und Produktionskosten ein Münzgewinn.

7.10

a) Geldschaffung durch den Erwerb primärer Aktiva: Es werden Aktiva, die nicht (heimisches) Geld sind, an die Zentralbank verkauft. Die Zentralbank zahlt mit von ihr selbstgeschaffenem Geld (Forderungen auf sich selbst). b) Geldschaffung durch den Erwerb sekundärer Aktiva: Die Zentralbank gewährt Kredite in Form von selbstgeschaffenem Geld.

7.11

Es gibt keine (technische) Grenze, da die Zentralbank die Zahlungsmittel selbst schafft. Irgendwelche Vorschriften über die „Deckung des Geldes" (z.B. durch Gold oder Devisen) bestehen nicht! Die (ökonomische) Grenze liegt in der Verpflichtung der Zentralbank, Preisniveaustabilität zu gewährleisten.

7.12

Zur Einführung des Euro wurde von den nationalen Zentralbanken in Zusammenarbeit mit dem Vorläufer der EZB, dem Europäischen Währungsinstitut, das Konzept der Monetären Finanzinstitute entwickelt. Zu den Monetären Finanzinstituten werden gerechnet: a) Die Zentralbank Die Aufgabe einer Zentralbank hängt grundsätzlich von den Zielvorgaben von Gesellschaft und Politik ab. Im Rahmen des Euro-Systems wurde - wie schon vorher z.B. bei der Deutschen Bundesbank - ein von der Politik unabhängiges Notenbanksystem gewählt. Die Aufgabe des ESZB wurde im EU-Vertrag, Art. 105, und im ESZB-Statut niedergelegt. Danach besteht die Hauptaufgabe darin, mit den ihr zur Verfügung stehenden Instrumenten den Geldumlauf und die Kreditversorgung der Wirtschaft zu sichern, und zwar unter Berücksichtigung des Ziels der Wahrung der Preisniveaustabilität. Sofern es ohne Beeinträchtigung dieses Zieles möglich ist, soll das ESZB auch die allgemeine Wirtschaftspolitik der Gemeinschaft unterstützen. Dazu wurde festgelegt, dass das ESZB das alleinige Recht hat, die Ausgabe von Banknoten innerhalb der Gemeinschaft zu genehmigen. Ferner gilt, dass das ESZB (bzw. die nationalen Zentralbanken) die „Bank der Banken"

136

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

ist, d.h. sie ist Refinanzierungsstelle der Geschäftsbanken. Außerdem ist eine Zentralbank regelmäßig (im ESZB sind es die nationalen Zentralbanken) die Verwalterin der nationalen Währungsreserven. b) Geschäftsbanken Sie produzieren Giralgeld (Sichtguthaben) und führen als Dienstleister die täglichen Geldgeschäfte ihrer Kunden (Nichtbanken) aus: Sie nehmen Einlagen entgegen, führen Uberweisungen aus und wickeln Effekten- und Depotgeschäfte ab. Sie gewähren Kredite an Nichtbanken. c) Finanzintermediäre Es sind die Finanzinstitute, die im Geldsektor vorrangig als Kreditvermittler sind, selbst aber kein Giralgeld schaffen (Bausparkassen, Versicherungen, Investmentgesellschaften u.ä.). Diese Finanzintermediäre sind im Wesentlichen identisch mit der 3.Gruppe der Monetären Finanzinstitute. 7.13

Bargeldumlauf (ohne Kassenbestände der Kreditinstitute) + Sichtguthaben = Geldmenge M 1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu 2 Jahren + Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von bis zu 3 Monaten = + + +

Geldmenge M 2 Repogeschäfte Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere Schuldverschreibungen bis zu 2 Jahren

= Geldmenge M 3 Die Abgrenzung der Geldmenge hängt vom Zweck ab und kann nicht endgültig vorgenommen werden. Die Stufen M1 bis M3 berücksichtigen die Geldfunktionen von der Tauschmittel- bis zur Wertaufbewahrungsfunktion. In diesem Zusammenhang ist auch von Bedeutung, welche Einlagen in besonders hohem Maße substitutiv sind (z.B. Spareinlagen mit Einlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist). Auch die Finanzmarktstrukturen in den Ländern sind von Einfluss darauf, welche Abgrenzung zweckmäßig erscheint. Mit der Einführung des Euro wurde für das Euro-Währungsgebiet die Geldmenge gegenüber der bisher für Deutschland gültigen Abgrenzung neu vorgenommen. Die Geldmenge M2 nach ESZB entspricht eher dem bisherigen deutschen M3, während das neue M3 eher der früheren deutschen Abgrenzung „M3 erweitert" entspricht. Im Euro-System bezieht sich die Geldpolitik auf die Entwicklung von Euro-M3. Dabei soll erreicht werden, dass der Harmonisierte Euro-Verbraucherpreisindex (HVPI) nicht stärker wächst als 2 % pro Jahr.

137

7. Kapitel: Der Geldmarkt

1) F;

2) R; 3) F; 4) R; 5) R; 6) R; 7) F.

Gemäß Aufg. 7.13 sind zu addieren: Bargeldumlauf + täglich fällige Einlagen

337 Mrd € 1 676

= Geldmenge M 1 + Einlagen mit vereinbarter Laufzeit bis zu 2 Jahren + Einlagen mit vereinb. Kündigungsfrist bis zu 3 Mon.

2 013 893 1 255

= + + +

4 161 176 474 90

Geldmenge M 2 Repogeschäfte Geldmarktfondsanteile und Geldmarktpapiere Schuldverschreibungen mit Laufzeit bis zu 2 Jahren

= Geldmenge M 3 7.16

4 901 Mrd €

Der Geldmarkt i.e.S. (Geldmarkt im banktechnischen Sinne) ist der Markt für Zentralbankguthaben auf kürzere Fristen (Laufzeiten von 1 Tag bis 1 Jahr). Die Marktpartner sind ganz überwiegend Banken. Der makroökonomische Geldmarkt verkörpert ein völlig anderes Konzept. Es handelt sich um das Angebot und die Nachfrage nach Geldbeständen im Sinne der Geldmengendefinition. Anbieter sind direkt nur die Geschäftsbanken; die Zentralbank tritt nur indirekt auf, indem sie Einfluss auf das (mögliche) Angebot der Geschäftsbanken nimmt. Nachfrager sind die Nichtbanken. Auch Ciaassen (Grundlagen der makroökonomischen Theorie, München 1980) weist nachdrücklich auf die Besonderheit des „makroökonomischen Geldmarkts" hin. Er formuliert das so (S. 4): „Der in der Wirtschaftstheorie allgemein verwandte Begriff des Geldmarktes ist dagegen eine Fiktion: Er konkretisiert sich auf allen anderen (n - 1) Märkten der Wirtschaft, d.h. die Geldhaltung wird nur auf allen anderen Märkten .gekauft' und .verkauft'."

7.17

Geldangebot: Bereitschaft des Bankensystems, Geld im Sinne von M l , M2 oder M3 bereitzustellen. Geldnachfrage: Die von den Nichtbanken (Haushalte, Unternehmen, Staat) gewünschte Kassenhaltung.

7.18

Die Quantitätsgleichung ist eine Ex-post-Identität, d.h. sie ist als Folge der Definitionen der Größen für jede beliebig lange abgelaufene Periode zwingend immer gewährleistet. So muss zwangsläufig das nominale Sozialprodukt Y n o m (als mathematisches Produkt aus realem Inlandsprodukt Y und Preisniveau P) identisch sein mit der Geldmenge M und der Einkommenskreislaufgeschwindigkeit VY : M · V Y = Υ · Ρ Zu einer Theorie wird der Ansatz, wenn Ursache-Wirkungs-Beziehungen im Sinne einer Erklärung eingebracht werden. Dies geschieht dadurch, dass die

138

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Größe V aus dem Verhalten der Nichtbanken erklärt wird. Es wird unterstellt, dass die Größe V durch die Zahlungsgewohnheiten bestimmt wird. Ferner wird davon ausgegangen, dass Y durch die Bedingungen der Gütersphäre bestimmt ist. Dann lässt sich das nominale Sozialprodukt Y n o m erklären aus Veränderungen der Geldmenge M: Eine Erhöhung (Senkung) von M läßt Ρ steigen (sinken), verändert damit γ" 0 ™ nicht aber Y. 7.19

Die Grundlinien des klassischen Ansatzes lassen sich wie folgt skizzieren: Die Klassik geht davon aus, dass Geld neutral ist. Dies bedeutet, dass vom Geldsektor einer Volkswirtschaft keine Einflüsse auf den güterwirtschaftlichen Bereich einer Volkswirtschaft ausgehen. Änderungen der Geldmenge haben nur Einfluss auf das Preisniveau; sie verändern jedoch nicht die relativen Preise (die Knappheitsrelationen). Eine Verdoppelung der Geldmenge würde danach zu einer Verdoppelung aller Preise (auch der Löhne) führen, so dass keinerlei Mengenwirkungen auftreten würden. Die Höhe des Zinses resultiert aus den Kapitalmarktbedingungen. Am Kapitalmarkt wird die vom Zins abhängige Höhe des Sparens mit der zinsabhängigen Investition zum Ausgleich gebracht. Daher wäre z.B. eine auf eine Wirtschaftsankurbelung gerichtete Zinssenkungspolitik einer Zentralbank in dieser Sichtweise nicht sinnvoll. Die Struktur und das Wachstum des Güterbereichs werden nur durch die Nutzenvorstellungen der Nachfrager, die Höhe des am Kapitalmarkt bestimmten Zinses sowie die sonstigen Angebotsbedingungen (Kosten und Einfluss technischer Neuerungen) bestimmt.

7.20

Transaktionsmotiv: Geld-/Kassenhaltung für die täglichen Käufe; Vorsichtsmotiv: Geld-/Kassenhaltung als Vorsorge für unerwartet auftretende Ausgaben; Spekulationsmotiv: Geld-/Kassenhaltung als zinsloses, vollkommen liquides Vermögen mit dem Ziel, bei günstig erscheinender Zins- und Kursentwicklung eine verzinsliche Wertpapieranlage vornehmen zu können.

7.21

Aktive Kasse ist die Geldhaltung für Transaktionszwecke. Passive Kasse ist die Geldhaltung aus dem Spekulationsmotiv eine günstige Anlage; Geld ruht in den Kassen).

7.22

a) durchschnittliche Kassenhaltung von Η : 2,5 GE b)

(Warten auf

139

7. Kapitel: Der Geldmarkt

c) — 5

=

12 ;

Transaktionshäufigkeit:

— k

=12

(a)

(— = k

V)

(b) Y

¡

• Lι

7.24

Maßgebend sind die allgemeinen Zahlungsgewohnheiten, also nicht nur der Rhythmus der Einkommenszahlungen. Mit einer gegebenen Geldmenge kann durchaus ein unterschiedlich großes Zahlungsvolumen und Einkommen abgewickelt werden. Die Umlaufsgeschwindigkeit V ( = 1/k) kann sich verändern durch - die Einführung der bargeldlosen Lohnzahlungen; - eine allgemeine Ausdehnung von Handels- und Lieferantenkrediten; - eine Zunahme des „Industrie-Clearing" bei ansteigender Konzentration und wachsendem Einfluss multinationaler Firmen.

7.25

7.26

ko >

ki

Im engeren keynesschen Ansatz gilt die Transaktionskasse Lp als völlig zinsunelastisch (vgl. auch Aufg. 7.23-a). Die Grafik 7.26 soll zeigen, dass die Annahme der vollkommenen Starrheit von L r in bezug auf den Zins aufgegeben wurde. Nur in Bereichen niedriger und „normaler" Zinssätze gilt danach Lp als völlig zinsunelastisch. Bei höheren Zinssätzen bemühen sich die Wirtschaftssubjekte jedoch, auch die Kassenhaltung für Transaktionszwecke einzuschränken, um so die durch Kassenhaltung entstehenden Kosten des Zinsentgangs zu verringern. (Dieser Aspekt wurde übrigens auch schon von Keynes erwähnt; allerdings hielt er ihn nur bei sehr hohen Zinssätzen für wirksam.) Heute ermöglicht die Beteiligung an Geldmarktfonds auch Nichtbanken (also auch Haushalten!), einerseits liquide zu sein, andererseits jedoch auch von den Zinsen am Geldmarkt (die allerdings

140

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

i.d.R. niedriger sind als der „repräsentative" Zinssatz des makroökonomischen Geldmarkts) zu profitieren. 7.27

Das Spekulationsmotiv - von Keynes in die Geldtheorie eingeführt - berücksichtigt, dass Geld auch eine Form der Vermögensanlage sein kann. Im Hinblick auf die derzeitige Zinshöhe und Zinserwartungen kann es sinnvoll sein, derzeit auf eine zinsbringende Anlage zugunsten einer zinslosen Geldhaltung zu verzichten. Das Geld wird also bereitgehalten für eine spätere rentablere (Wertpapier-)Anlage.

7.28

a) R ; b) F ; c) F.

7.29

Ein einzelner Anleger hegt bestimmte Erwartungen über die Zins- und Kursentwicklung. Letztere wird von ihm in der einfachen Keynesschen Analyse mit Sicherheit erwartet, führt daher zu einer mit Sicherheit erwarteten Effektiwerzinsung. Entspricht diese erwartete Effektiwerzinsung den Ansprüchen des Anlegers, wird er seine gesamte Spekulationskasse für den Kauf von Wertpapieren verwenden; sein gesamtes finanzielles Vermögen besteht dann also aus Wertpapieren. Entspricht die erwartete Verzinsung seinen Ansprüchen nicht, behält er seine gesamte Spekulationskasse. In weiterführenden Ansätzen wird a) die Annahme aufgegeben, dass es nur ein einziges risikoloses Wertpapier gibt; b) von der Unterstellung sicherer Erwartungen abgegangen zugunsten „unsicherer Erwartungen", d.h. es werden Risikoaspekte bei der Anlageentscheidung berücksichtigt.

7.30

Die Effektiwerzinsung i e einer bestimmten Geldanlage KQ resultiert neben dem pro Periode gezahlten (Nominal-)Zins Ζ auch aus dem Kurs Kj bei Ablauf der Anlage. Kj + Ko + Ζ Für eine Periode gilt: i 0 = Ko Je niedriger der Rücknahmekurs K, ist, desto niedriger wird also die Effektiwerzinsung sein. (In einer Mehrperiodensicht ist die Berechnung der Effektiwerzinsung zwar etwas komplizierter, an der grundsätzlichen Aussage ändert sich aber nichts.) Der Rücknahmekurs Kj ist zwar für den Zeitpunkt der vertraglich vorgesehenen Tilgung eines Wertpapiers durch den Schuldner bekannt. Will ein Anleger seine Anlage jedoch vorher beenden, kann er dies, indem er sein Wertpapier am Wertpapiermarkt zum Tageskurs verkauft. Dieser Tageskurs hängt aber vom dann herrschenden Zinsniveau ab. Ist dieses Zinsniveau höher (niedriger) als das zur Zeit der Begebung des Wertpapiers (das im Nominalzins des Wertpapiers seinen Niederschlag findet), so wird der Tageskurs Kj niedriger (höher) als der Kaufkurs KQ sein. Die zukünftige Zins- / Kursentwicklung ist bei Beginn der Anlage nicht bekannt. Daher kann auch die Effektiwerzinsung für den Fall einer vorzeitigen

7. Kapitel: Der Geldmarkt

141

Beendigung der Anlage nicht bekannt sein. Sie ist nur eine erwartete Größe. Damit ist klar, dass Erwartungen eine wichtige Rolle bei der Anlageentscheidung spielen. 7.31

Die Beziehung ist am einfachsten zu verdeutlichen, wenn die Laufzeit eines Wertpapiers ausgeklammert wird (anders: wenn man - wie im engeren keynesschen Ansatz - eine „unendliche Laufzeit" unterstellt). Kaufkurs: 100 € ; Nominalverzinsung 8 % (= 8 €/Periode). Der Marktzins sei am Ende der Periode auf 10 % gestiegen. Ein Neuanleger bekäme also für eine Geldanlage von 100 € pro Periode 10 € Zinsen. Es ist klar, dass er daher das alte Wertpapier einem Erstanleger nur dann abkaufen würde, wenn der Erstanlager sich mit einem Kurs von 80 € begnügen würde (8 € = 10 % von 80 €). - Bei endlicher Laufzeit ist der Ansatz etwas zu modifizieren. Im Ergebnis würde dann der Kurs nicht ganz so tief (bis auf 80 € ) fallen. Aber die grundsätzliche Beziehung zwischen Kurs und Zins bleibt erhalten.

7.32

Der Wunsch, ein Wertpapier zu verkaufen, kann bei Haushalten aus den folgenden Gründen resultieren: 1) Man will sich einen größeren Konsumwunsch erfüllen [geplant oder ungeplant (z.B. Autokauf nach Unfall)]. Je dringender der Konsumwunsch ist, desto weniger wird hier der Verkaufskurs eine Rolle spielen. 2) Wegen erwarteter Zins-/Kursentwicklungen will man sich vom Wertpapier trennen. Insbesondere in diesem Fall spielen unterschiedliche Erwartungen eine Rolle. Die Erwartungen aller Wirtschaftssubjekte werden allerdings gleich bei i max und i ^ . Bei 'max wünscht kein Wirtschaftssubjekt mehr Geld als (zinslose) Vermögensanlage, da die Opportunitätskosten des Zinsentgangs von allen als zu hoch angesehen werden und auch niemand noch weitere Zinssteigerungen für möglich hält, die Anlass für ein weiteres Abwarten sein könnten. Bei wünschen dagegen alle Wirtschaftssubjekte nur noch Geld als Vermögensanlage, da die Zinsen schon allein durch die Umtauschkosten von Geld in Wertpapiere aufgezehrt werden und zudem alle nur mit steigenden Zinsen (= fallenden Kursen) rechnen. Im Zwischenbereich müssen jedoch unterschiedliche Vorstellungen über die „normale" Höhe des Zinssatzes ( also über die Höhe, die sich langfristig am Markt durchsetzen wird) und damit über die Erwartungen bezüglich der Zinsentwicklung herrschen. So werden alle Wirtschaftssubjekte, die der Meinung sind, dass der derzeitige Zins i 0 dem langfristigen „Normalzins" entspricht oder gar darüber liegt, ihr finanzielles Vermögen in Form von Wertpapieren halten; alle anderen warten dagegen noch ab. Je höher der

142

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Zins wird, desto kleiner wird diese zweite Gruppe. So entsteht der in der Grafik wiedergegebene Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Geldnachfrage zu Spekulationszwecken. 7.33

(1) Wenn sich ganz allgemein (d.h. bei einer größeren Zahl der Wirtschaftssubjekte) die Vorstellungen über die Höhe des langfristigen Normalzinssatzes ändern, verändert sich die Lage der Kurve. So bewirkt z.B. die Erwartung, dass in Zukunft der Normalzinssatz höher liegen werde, eine Verschiebung der L s - Kurve nach rechts (oder oben). (2) In Zeiten wachsender Unsicherheit (z.B. über die konjunkturelle u n d / oder politische Lage) kann die Geldnachfrage zu Spekulationszwecken (L s ) zunehmen.

7.34

Die gesamte Geldnachfrage ist eine Summe aus Lj- (Y) und L s (i). Ein steigendes Y erfordert ein größeres Lp. Also rückt in einem i-L-Diagramm die gesamte Geldnachfragefunktion mit steigendem Y nach rechts.

7.35

Eine strikte Trennung von Lp und L s ist nicht erforderlich. Sie wurde auch von Keynes gar nicht für möglich gehalten, sondern nur als gedankliches Hilfsmittel zur leichteren theoretischen Analyse verstanden. Man darf sich durchaus einen fließenden Übergang entsprechend nebenstehender Grafik vorstellen.

7.36

Bei Keynes wird Geld erstmalig auch als Vermögensobjekt gesehen. Dieser Gedanke wird bei Friedman in einem umfassenden Ansatz einer Vermögensanlagetheorie (Portfoliotheorie) weiterverfolgt.

7.37

Geschäftsbanken können Buchgeld (Giralgeld) schaffen, indem sie primäre Aktiva und / oder sekundäre Aktiva erwerben. Sie zahlen mit einer Forderung auf sich selbst (in Form eines Eintrags in ihren Büchern). Insofern besteht kein Unterschied zur Geldschaffung durch die Zentralbank. Würden alle Kunden sich nur mit diesem Buchgeld zufrieden geben, wäre auch

7. Kapitel: Der Geldmarkt

143

die Geldschaffung der Geschäftsbanken unbegrenzt. Die Beschränkung der Geldschaffung durch Geschäftsbanken liegt entscheidend in den beiden folgenden Aspekten: a) Bankkunden wünschen in aller Regel nicht nur Giralgeld, sondern auch Bargeld. Letzteres schafft aber nur die Zentralbank. Wenn die Zentralbank den Geschäftsbanken keine Banknoten zur Verfügung stellt, können die Geschäftsbanken die Wünsche ihrer Kunden nach Bargeld nicht erfüllen. b) Die Mindestreserveregelung verpflichtet die Geschäftsbanken, einen bestimmten Prozentsatz aller bei ihnen gehaltenen Einlagen als Mindestreserve in Form von Zentralbankgeld zu hinterlegen. Zentralbankgeld können die Geschäftsbanken aber nicht produzieren. Sowohl die Nachfrage der Geschäftsbanken nach Banknoten als auch die Mindestreserveverpflichtung der Geschäftsbanken zwingt die Geschäftsbanken zur Refinanzierung bei der Zentralbank. Sie sind damit an die Zentralbank angebunden („Anbindungsfunktion" von Banknoten und Mindestreserve). Zusammen mit den weiteren geldpolitischen Instrumenten kann somit die Zentralbank auf die Giralgeldschaffung der Geschäftsbanken Einfluss nehmen mit dem Ziel, die Geldmenge so zu steuern, dass Preisniveaustabilität herrscht. 7.38

In der Antwort zu Aufgabe 7.37 wurde dargelegt, dass die Geldschaffung seitens der Geschäftsbanken im Prinzip genauso funktioniert wie bei der Zentralbank, d.h. es kann aus dem Nichts Giralgeld geschaffen werden. Anders als bei der Zentralbank ist diese Geldschaffung jedoch nicht unbegrenzt möglich, denn die Geschäftsbanken brauchen auch von der Zentralbank geschaffenes Geld, nämlich für die Erfüllung der Mindestreserveverpflichtung und für Barabhebungen der Bankkunden. Für die Geschäftsbanken gibt es aber zahlreiche Möglichkeiten, an Zentralbankgeld zu gelangen; die Spareinlagen der Haushalte sind nur eine Möglichkeit unter vielen anderen. So erhöht bereits eine Bar-Einzahlung eines Kunden auf sein Girokonto das Zentralbankgeld bei der Geschäftsbank. Eine Bank kann aber z.B. auch Wertpapiere an die Zentralbank verkaufen oder verpfänden, um an Zentralbankgeld zu kommen. - Die Aussage ist also nicht haltbar.

7.39

Es gilt der Geldschöpfungsansatz: (M = Geldmenge; b = 0; r 0 = 0,1;

M = mg Β

mg =

m g = Geldschöpfungsmultiplikator; η = 0,08)

Ausgangssituation: m ^ = 1 0 Endsituation: mgl = 1 2 , 5 Zunahme der Geldmenge:

Β = 40 Β = 40

also: also:

r

+ ^

r)

Β = Bargeld; M 0 = 400 Mi = 500 Δ M = 100

144 7.40

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse Vorbemerkung: Im Lehrbuch sind die geldpolitischen Instrumente der EZB in Übersicht 7.15 aufgeführt, ihre Wirkungsweise wurde jedoch nur sehr knapp behandelt. Zur ausführlichen Information sei auf die geldpolitische Spezialliteratur verwiesen (EZB: Die einheitliche Geldpolitik in Stufe 3. Frankfurt, Sept. 1998 und z.B. Görgens, Ruckriegel, Seitz: Europäische Geldpolitik. Düsseldorf 1999. Kap. II 3).

In einer Volkswirtschaft, in der es nur Geschäftsbankengeld (Buch- oder Giralgeld) gäbe, könnten die Geschäftsbanken im Grunde unbegrenzt Geld schöpfen. Das wichtige gesamtwirtschaftliche Ziel „Preisniveaustabilität" wäre dann aber kaum zu erreichen. Die Verantwortung für das Ziel Preisniveaustabilität wird daher regelmäßig der Zentralbank übertragen. Für den Euroraum gelten Art. 105 EU-Vertrag sowie die Satzung des ESZB, die die Ziele des E S Z B festlegen. In Art. 105 heißt es: „Das vorrangige Ziel des E S Z B ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das E S Z B die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft." Die Geldschöpfungsmöglichkeit der Geschäftsbanken wird dadurch begrenzt, dass sie auf Geld angewiesen sind, das sie nicht selbst produzieren können, nämlich das Zentralbankgeld. Zentralbankgeld benötigen sie, (a) um die Mindestreserveverpflichtung, (b) den Wunsch der Nichtbanken nach Bargeld erfüllen zu können. Einzelne Geschäftsbanken können zwar gegebenenfalls bei anderen Geschäftsbanken über den Geldmarkt (im Sinne der Praxis) Zentralbankgeld erhalten (Interbanken-Geldmarkt); zusätzliches Zentralbankgeld kann das Bankensystem jedoch nur von der Zentralbank erhalten (Regulierungs-Geldmarkt = Transaktionen zwischen Zentralbank und Geschäftsbanken). Die Zentralbank ist Monopolanbieter für Zentralbankgeld. Als Monopolist kann die Zentralbank den Zinssatz für das von ihr angebotene Zentralbankgeld festlegen. Damit ist klar, dass die ZentralbankZinssätze direkten Einfluss auf den Tagesgeldsatz (Zinssatz am InterbankenTagesgeldmarkt) haben und auf diese Weise Einfluss auf die gesamte Geldmenge ausüben. Dazu verfügt die EZB über drei Instrumente: ( 1 ) Mindestreserve; (2) Offenmarktgeschäfte; ( 3 ) Ständige Fazilitäten. zu (1): Mindestreservepolitik In der BR Deutschland war früher eine unverzinsliche Mindestreserve vorgesehen. § 16 BBankG ermöglichte es der Deutschen Bundesbank, die Mindestreservesätze zu ändern, um so auf die Geldmenge Einfluss zunehmen. Von 1948 - 1973 geschah dies häufig, von 1973 - 1981 nur noch selten. 1986 und noch einmal 1994 wurden die Mindestreservesätze generell deutlich gesenkt. Ein wichtiger Grund hierfür war, dass andere Staaten gar keine Mindestreserve (z.B. Luxemburg) oder zumindest eine verzinsliche Mindestreserve vorsahen. Durch diese Änderung sollte u.a. die Benachteiligung deutscher Banken im internationalen Wettbewerb abgebaut werden. Das Instrument „Variation der Mindestreservesätze" wurde von der Deutschen Bundes-

7. Kapitel: Der Geldmarkt

145

bank seit 1981 fast gar nicht mehr eingesetzt. - Das Federal Reserve System der USA sieht Änderungen der Mindestreserve zwar vor, häufige Änderungen werden jedoch nicht als geeignetes Instrument einer Geldpolitik angesehen (vgl. The Federal Reserve System: Purposes and Functions. Washington, D.C. 1994. S. 57 f.).

Im Euro-System findet eine verzinsliche Mindestreserve Anwendung. Der Mindestreservesatz für die reservepflichtigen Einlagen beträgt derzeit (Sommer 2000) 2 %. Die EZB kann die Reservesätze jederzeit ändern. Aus heutiger Sicht liegt eine zentrale Aufgabe der Mindestreserve in der ,rAnbindungsfunktion", d.h. die Geschäftsbanken müssen eine Nachfrage nach Zentralbankgeld entfalten, um die Mindestreserveverpflichtung erfüllen zu können. Die Geschäftsbanken sind zwar auch über die Nachfrage der Nichtbanken nach Bargeld an die Zentralbank gebunden; diese Nachfrage schwankt jedoch unregelmäßig. Außerdem könnte durch die Ausbreitung von „elektronischem Geld" (electronic money) der Bedarf an Bargeld zurückgehen und damit diese Anbindung an Bedeutung verlieren. Demgegenüber führt die Mindestreserve zu einer Stabilisierung der Nachfrage nach Zentralbankgeld und erleichtert die Notenbankpolitik. Erst durch die Notwendigkeit der Geschäftsbanken, sich Zentralbankgeld beschaffen zu müssen, erhält die Zentralbank überhaupt die Möglichkeit, über ihre anderen Instrumente Einfluss auf die Geschäftsbanken zu nehmen. Da die Mindestreserveverpflichtung nicht ständig, sondern „nur im Durchschnitt" erfüllt werden muss, hat das Mindestreservesystem zugleich eine Pufferfunktion hinsichtlich des Liquiditätsbedarfs der Geschäftsbanken. Dies bedeutet: Unerwartete Schwankungen im Liquiditätsbedarf der Geschäftsbanken können ausgeglichen werden, ohne dass dazu die Zentralbank eingreifen muss. zu (2): Offenmarktgeschäfte Der Name dieser Geschäfte resultiert ursprünglich daraus, dass „Käufe bzw. Verkäufe von Wertpapieren am offenen Markt" getätigt werden. Inzwischen hat sich dieser Begriff jedoch verselbständigt: Zu den Offenmarktgeschäften zählen alle diejenigen, die die Zentralbank als solche bezeichnet.

Offenmarktgeschäfte sind solche geldpolitischen Aktionen, die auf Initiative der Zentralbank durchgeführt werden. Im engeren Sinn bedeutet dabei eine expansive Offenmarktpolitik einen Kauf von Wertpapieren durch die Zentralbank, eine kontraktive Politik dementsprechend einen Verkauf Kauft die Zentralbank von den Geschäftsbanken Wertpapiere, so tauschen die Geschäftsbanken Wertpapiere gegen Zentralbankgeld; ihre Liquidität nimmt zu. Zugleich erhöht die Zentralbanknachfrage den Kurs der Wertpapiere (was gleichbedeutend mit einer Zinssenkung ist). Die EZB (Einheitliche Geldpolitik. Frankfurt/M. Sept. 1998. S. 3) formuliert: „Offenmarktgeschäfte spielen eine wichtige Rolle in der Geldpolitik des ESZB. Sie werden eingesetzt, um die Zinssätze und Liquidität am Markt zu steuern und Signale bezüglich des geldpolitischen Kurses zu

146

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse

geben. . . . Bei Offenmarktgeschäften geht die Initiative v o n der EZB aus." (Hervorhebung vom Verf.) Das ESZB verfügt über fünf Instrumente, von denen die Befristeten Transaktionen das wichtigste Instrument sind. Die fünf Instrumente können in verschiedenen Kategorien stattfinden. Hierbei steht das Hauptrefinanzierungsinstrument im Vordergrund. Der Zinssatz für dieses Instrument gilt nunmehr als der Leitzins. Zu (3): Ständige Fazilitäten Die EZB (Einheitliche Geldpolitik in Stufe 3; S. 4) führt dazu aus: „Die ständigen Fazilitäten [Fazilität = eingeräumte Kreditmöglichkeit unabhängig von ihrer Inanspruchnahme; der Verfasser] dienen dazu, Ubernachtliquidität bereitzustellen oder zu absorbieren. Sie setzen Signale bezüglich des allgemeinen Kurses der Geldpolitik und stecken Ober- und Untergrenze der Geldmarktsätze für Tagesgelder ab." Ständige Fazilitäten können die Geschäftsbanken jederzeit von sich aus nutzen. Die Zentralbank verändert den Leitzinssatz, wenn ihr dies im Hinblick auf ihre Zielsetzung geboten erscheint. Sie wird diesen Zinssatz heraufsetzen, wenn die Geldmengenentwicklung in Widerspruch zum Ziel Preisniveaustabilität steht. Sie kann ihn herabsetzen, wenn ihr in einer Rezessionsphase - bei Preisniveaustabilität - eine Unterstützung der Wirtschaftspolitik notwendig erscheint. Die Wirkungen einer Leitzinsänderung auf die Gesamtwirtschaft erfolgen jedoch nicht unmittelbar und direkt. Der Wirkungsablauf wird durch den sog. Transmissionsmechanismus beschrieben, der ziemlich komplex ist und noch nicht als vollständig erforscht gilt. 7.41

Auf Gütermärkten sind Angebot und Nachfrage Größen, die grundsätzlich unabhängig voneinander erfolgen (können). Kartoffeln können ganz konkret für ein Marktangebot bereitgestellt werden, ohne dass sicher ist, ob es überhaupt eine Nachfrage gibt. Am makroökonomischen Geldmarkt ist dies jedoch anders: Da Geld (bzw. Geldmenge) in ökonomischer Sicht nur das in den Kassen von Nichtbanken (den Nachfragern!) befindliche Geld ist, ist Geldproduktion / Geldangebot - anders als Kartoffelproduktion - ohne Geldnachfrage nicht möglich. Dies ist zumindest für Gebauer (Geld: Angebot versus Nachfrage. In: Bofinger, Ketterer: Neuere Entwicklungen in der Geldtheorie und Geldpolitik. Tübingen 1996) Anlass, das am Modell eines „normalen" Marktes mit unabhängiger Nachfrage und unabhängigem Angebot orientierte Modell des makroökonomischen Geldmarktes grundsätzlich in Frage zu stellen.

7.42

In der älteren Geldangebotstheorie ergibt sich die gesamte Geldmenge M als mathematisches Produkt aus der von der Zentralbank gesteuerten „monetären Basis" und dem Geldmultiplikator m. Letzterer ist zwar je nach Modell mehr oder weniger komplex, wird aber im Grunde als konstanter Wert angenommen, da die zugrundeliegenden Parameter (z.B. die Bargeldabflussquote) als konstant gelten. Das Geldangebot ist somit eine

7. Kapitel: Der Geldmarkt

147

exogene Größe, d.h. es ergibt sich nicht als ökonomisch determinierter Angebotsprozess, sondern als mechanistischer Prozess: Auf dem Sockel an Zentralbankgeld baut sich durch das Wirken des Geldmultiplikators der zweite - größere Teil - der Geldmenge auf (M = m B). Ein solcher mechanistischer Ansatz verkennt jedoch, dass die als konstant unterstellten Quoten (z.B. die Bargeldabflussquote; das Verhältnis von Termin- und Sichteinlagen u. a.) nicht einfach „naturgegebene Konstanten" darstellen, sondern Ergebnis des Verhaltens von Banken und Nichtbanken sind. Damit wirken neben der Zentralbank die öffentliche Hand, die privaten Nichtbanken und die Geschäftsbanken aktiv beim Geldangebotsprozess mit. Die Annahme, dass das Geldangebot autonom durch die Zentralbank gesteuert wird, erweist sich damit als nicht haltbar. Im Rahmen einer einfachen, einführenden Theorie scheint diese Annahme jedoch akzeptabel, wenn es darum geht, einige grundlegende Beziehungen am Geldmarkt aufzuzeigen. 7.43

In der neueren Geldangebotstheorie wird das Geldangebot als eine endogene (vom Wirtschaftsgeschehen abhängige) Größe verstanden (vgl. Aufg. 7.42). Mehrere Parameter wirken auf die Höhe des Geldangebots ein. Es sind dies u.a.: Der Kreditzinssatz; der Refinanzierungszinssatz; der Mindestreservesatz; die Bargeldabflussquote; Mengenbeschränkungen der Zentralbank bei Kreditvergabe.

7.44

Ausgangspunkt sei der Zins i 0 , der kein Gleichgewichtszins ist. (Er sei z.B. das Ergebnis einer früheren Gleichgewichtssituation mit einer höheren Geldnachfrage.) Bei gegebener Geldmenge M beträgt bei diesem Zinssatz die gewünschte Kassenhaltung nur L 0 , die tatsächliche ist jedoch M (L < M). Bei dem Zins i^ möchten daher die Nichtbanken ihre Kassenhaltung abbauen. Sie fragen deshalb Wertpapiere nach, was zu einer Kurssteigerung (= Zinssenkung) führt. Dies tun sie solange, bis beim Zins ij die gewünschte gleich der tatsächlichen Kassenhaltung ist (L = M). Man beachte, dass in diesem Fall der Bestand an Wertpapieren gleich bleibt; es erfolgt daher nur eine Umschichtung von Geld und Wertpapieren innerhalb der Gruppe der Nichtbanken!

7.45

Gleichgewicht: M = L 4 0 0 = 0,4 Y - 50 i ;

7.46

hier:

4 0 0 = 0,4 · 1 6 2 5 - 50 i ;

i0 = 5

Die Zentralbank kann nur dann von den Nichtbanken Wertpapiere aufkaufen, wenn sie höhere Kurse als am bisherigen Markt gültig bietet. Dies

Teil 2: Makioökonomische Ex-ante-Analyse bedeutet umgekehrt eine Zinssenkung. Die Ausweitung der Geldmenge (des Geldangebots) und die Zinssenkung sind hier untrennbar verknüpft.

47

Im Rahmen der einführenden einfachen Geldtheorie wird regelmäßig von „dem" Zinssatz gesprochen. In der Realität gibt es jedoch nicht den einen Zinssatz, sondern zahlreiche verschiedene Zinssätze (die allerdings in einem Zusammenhang stehen; vgl. auch Aufg. 7.54). Am besten ist es, wenn man sich als „den" Markt-Zinssatz der einführenden Theorie den Kapitalmarktzinssatz [Zinssatz für Anleihen (langfristige Kredite)] vorstellt. Es ist dies ein Zinssatz, der zwischen Geschäftsbanken und Nichtbanken gilt. Dieser Zinssatz ist es, der für die zinsabhängige Güternachfrage (insbesondere die Investitionen) von besonderer Bedeutung ist. Der Leitzins (Zinssatz für das Hauptrefinanzierungsinstrument) ist demgegenüber der Zinssatz, den die Banken zahlen müssen, wenn sie sich bei der Zentralbank Zentralbankgeld beschaffen wollen. Er gilt also nur im Verkehr zwischen Geschäftsbanken und Zentralbank. Es ist nicht zwingend, dass Veränderungen des Leitzinses das für die Nichtbanken relevante Zinsniveau automatisch verändern. Es wird also nicht „der" Markt-Zins von der Zentralbank festgesetzt, sondern die Politik der Zentralbank zielt darauf ab, ihn zu beeinflussen. Änderungen des Leitzinses werden aber als „geldpolitisches Signal" der Zentralbank verstanden, auf das die Geschäftsbanken in aller Regel entsprechend reagieren.

48

Um z.B. zusätzliche (einkommensteigernde) Investitionen ¡ Lo LÌ M durchzuführen, benötigen die 1 il ^ < ,> Unternehmen zusätzliche TransL aktionskasse. Bei konstanter > , \ JA l Geldmenge M kann die zusätzls c 'o iche Transaktionskasse (auch: L T ^ J LS - 1 „aktive Kasse") nur durch Aktivierung der bislang „passiven" Spekulationskasse gewonnen werden. Transaktionskasse können sich die Unternehmen z.B. beschaffen, indem sie neue Anleihen ausgeben. Diese können jedoch am Markt nur bei sinkenden Kursen (= steigenden Zinsen) untergebracht werden. Steigende Zinsen veranlassen die Halter L

s

¡

7. Kapitel: Der Geldmarkt

149

von Spekulationskasse, ihr Geld nun zinsbringend anzulegen. - Wird die zusätzliche Transaktionskasse nicht über neue Wertpapiere beschafft, so erfolgt die Zinssteigerung durch Umschichtung der vorhandenen Wertpapiere und Kasse innerhalb der Gruppe der Nichtbanken. 7.49

Die LM-Kurve ist der geometrische Ort aller Kombinationen von Zinssätzen und Volkseinkommen, die bei gegebenen Verhaltensfunktionen der Nichtbanken Gleichgewicht zwischen der Geldnachfrage und dem (autonomen) Geldangebot gewährleisten.

7.50

Inhalt der Koordinatensysteme: ( 1 ) Gleichgewichtsbedingung L = M (2) Geldnachfrage zu Transaktionszwecken Lp (Y) (3) Geldnachfrage zu Spekulationszwecken L s (i) (4) abgeleitete LM-Kurve Ableitung der LM-Kurve:

7.51

Wenn L < M, handelt es sich um eine i-Y-Kombination, die oberhalb der LM-Kurve liegt. Als Beispiel sei der Punkt A (i 0 / Y,) gewählt. Hier ist die tatsächliche Kassenhaltung (= M) größer als die gewünschte Kassenhaltung (= Geldnachfrage). Zum Zins i 0 würde im Gleichgewicht das Einkommen Y0 gehören; dieses würde eine höheres Lp erfordern, so dass L' gelten würde. Vom Geldmarkt her gesehen kann jedoch die Anpassung nur über den Zins , d.h. in senkrechter Richtung erfolgen. Diese Anpassung geht wie folgt vor sich: Da die tatsächliche Kassenhaltung für das Einkommen Yj zu

150

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

hoch ist, suchen die N i c h t b a n k e n eine Anlage für die überschüssige Kassenhaltung. Sie fragen somit Wertpapiere nach. Die zunehmende Nachfrage lässt die Kurse steigen ( = Zinsen fallen). Die Umschichtung zwischen Kassenhaltern und Wertpapierbesitzern erfolgt solange, bis i¡ erreicht ist. 7.52

a) Im Quadranten 2 dreht sich Lj- im Uhrzeigersinn ( = Steigung nimmt ab). LM verschiebt sich nach rechts. b) In Quadrant 1 verschiebt sich L = M parallel nach rechts. LM verschiebt sich nach rechts. c) In Quadrant 3 verschiebt sich L s nach rechts. LM verschiebt sich nach links.

7.53

1) waagerechter Teil: vollkom men (unendlich) zinselastischer Teil der LM-Kurve; keynesscher Bereich oder Bereich der Liquiditätsfalle; 2) normaler Bereich oder Zwischenbereich (Zinselastizität zwischen 0 und oo. 3) vollkommen zinsunelastischer Bereich oder klassischer Bereich.

7.54

In der Realität gibt es in einer Volkswirtschaft neben den ZentralbankZinssätzen nicht nur „den" einen Zinssatz, sondern mehrere unterschiedliche Zinssätze je nach Fristigkeit (kurz-, langfristig), unterschiedlichem Risiko und Bonität der Kreditnehmer u.a. Außerdem bestehen Differenzen zwischen den von den Banken geforderten Kreditzinsen (Sollzinsen) und den gewährten Einlagenzinsen (Habenzinsen). Die Relation dieser verschiedenen Zinssätze zueinander nennt man „Zinsstruktur". Im Rahmen einer stark vereinfachten einführenden Güter- und Geldmarkttheorie kann man jedoch von einem „repräsentativen" einheitlichen Zinssatz ausgehen, da die monetären Teilmärkte miteinander verknüpft sind und sich die Zinssätze daher tendenziell gleichgerichtet entwickeln. Eine tiefere geldtheoretische Analyse muss gleichwohl auch den Veränderungen der Zinsstruktur Beachtung schenken, da es eben nur eine tenden-

7. Kapitel: Der Geldmarkt

151

zielle Parallelität in der Entwicklung der Zinssätze gibt, im konkreten Einzelfall jedoch sogar auch gegenläufige Entwicklungen oder Überschneidungen geben kann, deren Wirkungen zu beachten sind. Es gibt sogar gesamtwirtschaftliche Situationen, in denen die Zentralbank durch den Einsatz ihrer Instrumente gegenläufige Entwicklungen z.B. am Kapital- und Geldmarkt geradezu herbeiführen will. 7.55

a) 2;

b) 1; c) 5;

d) 1;

e) 4;

f ) 5;

g) 6; h) 3; i) 2; k) 1.

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

8.1

Woraus folgt die Notwendigkeit, eine kombinierte Güter- und Geldmarktbetrachtung vorzunehmen?

8.2

Gegeben ist das folgende Gütermarkt-Geldmarkt-Modell für eine geschlossene Volkswirtschaft ohne Staat: C H = 0,6 Y + 5 0 I = - 20 i + 200 YA = Y Lj- = 0 , 4 Y Ls = - 50 i + 500 M0 = 400 a) Bestimmen Sie auf grafischem (im Koordinatensystem auf der nächsten Seite) und auf analytischem Wege die Werte von Y, C, I und i im Gesamtgleichgewicht. b) Leiten Sie grafisch (im Diagramm auf der nächsten Seite) und analytisch die neuen Gleichgewichtswerte ab, wenn das autonome Geldangebot um Δ M = 5 0 auf M j = 4 5 0 erhöht wird. c) Zeigen Sie die Veränderung der IS-Funktion/Kurve und der Gleichgewichtswerte, wenn sich gegenüber (a) erhöht ca) die (autonome) Konsumnachfrage um Δ C = 50; cb) die (autonome) Investitionsnachfrage um Δ I = 5 0 .

8.3

Wieso zeigt das Gütermarkt-Geldmarkt-Modell, dass die Höhe des Zinses kein rein monetäres Phänomen ist, d.h. nicht ausschließlich durch Geldmarktbedingungen bestimmt ist?

8.4

Der derzeitige Schnittpunkt zwischen IS und LM liegt im waagerechten Teil der LM-Kurve. Welche Wirkung hat dann eine Ausweitung der Geldmenge auf das Gesamtgleichgewicht?

8.5

In der Situation ÍQ / Y 0 befindet sich die betrachtete Volkswirtschaft an der Schwelle zu konjunktureller „Überhitzung". Die Regierung hat deshalb die Steuern zur Dämpfung der Nachfrage erhöht. Daher verschiebt sich die IS-Kurve nach links (ISj). Die Steueranhebung bewirkt nach dem IS-LM-Diagramm einen Einkommensrückgang und eine Zinssenkung. Zinssenkungen gelten jedoch gemeinhin als konjunkturbelebend ( = einkommensteigernd). Lösen Sie diesen „Widerspruch" auf.

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt Koordinatensystem zur grafischen Lösung von (8.2-a), (8.2-b) und (8.2-c):

153

154 8.6

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Zeigen Sie mit Hilfe des IS-LM-Sche mas, wie sich - ausgehend von der rechts gegebenen Situation - Gleich gewichtseinkommen und Gleichgewichtszinssatz durch die folgenden Vorgänge ändern: a) Die Sparneigung nimmt ab. b) Es wird bei jedem Zinssatz mehr investiert. c) Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes sinkt. d) Die Zentralbank erhöht das Geldangebot. e) Die Geldnachfrage zu Spekulationszwecken geht zurück. f) Die direkten Steuern werden erhöht. g) Die (autonomen) Exporte nehmen zu. Klären Sie zunächst, welche Funktion durch die angegebene Änderung unmittelbar betroffen ist und wie sich verändert. Anschließend ist zu erarbeiten, wie sich dann als Folge IS bzw. LM verändert. Zum Schluss ist die neue Gleichgewichtssituation zu bestimmen. Denken Sie daran, dass Steuern Kontraktionsgrößen sind und damit wie Sparen wirken und Exporte Expansionsgrößen und somit wie Investitionen wirken. unmittelbare Wirkung betroffener Teilmarkt

betroffene Funktion

Wirkung auf IS bzw. LM

Wirkung auf Y

i

(a) (b)

(c) (d)

(e) (f) (g)

8.7

Das IS-LM-Schema bietet einen guten Ansatzpunkt, die unterschiedlichen Wirkungen von Änderungen im Güfermarkt (sog. reale Störungen) und solchen im Geldmarkt (sog. monetäre Störungen) herauszuarbeiten. a) Wodurch unterscheidet sich die Richtung der Wirkungen von realen und monetären Störungen auf Zins und Volkseinkommen? b) Wann lösen reale Störungen nur Wirkungen auf eine der beiden Größen aus?

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

155

c) Wann lösen monetäre Störungen ca) nur Wirkungen auf eine der beiden Größen aus; cb) gar keine Wirkungen aus? 8.8

Unter welchen Bedingungen ist damit zu rechnen, dass sich im kombinierten Gütermarkt- Geldmarkt-Modell der Gütermarktmultiplikator a) voll auswirkt; b) geringer als im reinen Gütermarktmodell auswirkt; c) überhaupt nicht auswirkt?

8.9

Es gelte das folgende Modell für eine offene Volkswirtschaft mit staatlicher Aktivität: Gütermarkt

C H = 0,6 YVH + 1 000

V = - 1 250 i τΗ = 0,25 Y

G = TH C S t = 0,8 G

Ist = 0,2 G

IM = 0,2 Y

>II

G = Cst + U t EX = 10 000

+ 0,1 Y + 5 000

Geldmarkt

L s = 20 625 ( i - 1,5)" 1 - 2 000

Lp = 0,5 Y

M = 20 000

a) Bestimmen Sie auf analytischem Wege aa) die IS-Funktion; ab) die LM-Funktion. b) Ermitteln Sie die Gleichgewichtswerte für i und Y sowie die Werte für die übrigen Variablen. 8.10

Skizzieren Sie im IS-LM-Schema die Wirkungen einer kreditfinanzierten Ausweitung der Staatsausgaben für den Fall, dass sich der Staat a) bei Nichtbanken; b) bei der Zentralbank verschuldet.

8.11

Was versteht man unter dem „Crowding-out-Effekt"?

8.12 8.13

Wann spricht man von „produktivitätsbedingtem Crowding-out"? Gehen Sie von den Funktionsgleichungen der Aufgabe 8.2 aus (Modell ohne Staat). Es werden nun staatliche Aktivitäten aufgenommen. Die Staatsausgaben für Güter und Dienste betragen G = 50. a) Die Staatsausgaben werden voll durch Kreditaufnahme bei Nichtbanken finanziert. aa) Bestimmen Sie die Gleichgewichtswerte und das Ausmaß des Crowding-out, das bei den privaten Investitionen durch die staatlichen Aktivitäten hervorgerufen wird. ab) Kann man in diesem Beispiel sagen, dass die (gesamten) privaten

156

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Ausgaben zumindest teilweise von den staatlichen Ausgaben verdrängt werden? b) Die Staatsausgaben werden voll durch eine (Pauschal-)Sfeuer von Τ = 50 finanziert. Bestimmen Sie jeweils die neuen Gleichgewichtswerte und das Ausmaß des Crowding-out bei der privaten Nachfrage. (Hinweis: Wirkung der Steuern auf Konsumfunktion nicht vergessen!) 8.14

Was bedeutet „Crowding-in"?

8.15

Es sei eine i-Y-Kombination realisiert, die weder auf der IS-Kurve noch auf der LM-Kurve liege. Warum ist nicht zu erwarten, dass sich das System direkt auf das Gesamtgleichgewicht zu bewegen wird?

8.16

Ein Journalist kommentierte die wirtschaftliche Entwicklung wie folgt: „Die Zinsen sind zurückgegangen. Erstaunlicherweise bewirkte dieser Zinsrückgang jedoch keinerlei Wirtschaftsaufschwung." Ist das wirklich so erstaunlich?

8.17

In einer Klausur wurde die folgende Aufgabe gestellt: Erläutern Sie, wieso die Multiplikatorwirkung in einer kombinierten Gütermarkt-Geldmarkt-Betrachtung i.d.R. kleiner ist als in einer reinen Gütermarkt-Betrachtung. Eine studentische Antwort auf diese Frage lautete wie folgt: „In der (keynesianischen) kombinierten Gütermarkt-Geldmarkt-Betrachtung muss berücksichtigt werden, dass der gesparte Teil des Volkseinkommens S nicht in voller Höhe für Investitionen zur Verfügung steht, sondern dass eine Transaktionskasse Lj- und eine Spekulationskasse L s gebildet werden. Diese sind abhängig von der Höhe des jeweiligen Marktzinses. Je höher dieser ist, desto mehr Geld wird in der Spekulationskasse gehalten. Im Extremfall wird das gesamte verfügbare Geld in der Spekulationskasse gehalten und steht somit für Investitionen nicht mehr zur Verfügung. Daher ist in dieser kombinierten Sichtweise das Ausmaß der Investitionen geringer und das Volkseinkommen steigt weniger als wenn man nur den Gütermarkt allein betrachtet." Analysieren Sie diese Antwort sorgfältig und stellen Sie falsche Passagen richtig.

8.18

Auszugehen ist von dem folgenden Modell für eine Volkswirtschaft ohne Außenwirtschaftsbeziehungen: Gütermarkt:

C H = 0,8 YVH + 50 G = Τ

I p r = - 20 i

+180

T „ = 0,25 Y

Ya = Y

Geldmarkt:

Lj- = 0,4 Y

L s = - 50 i + 500

M = 700

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

157

Produktionsbedingungen:

Ν = 8 000 000 Υ

(Ν = Arbeitsstunden je Periode)

a) Bestimmen Sie die Gleichgewichtswerte für Y, i, I, G und Ν für die Ausgangsbedingungen. b) In dieser Volkswirtschaft könnten durch Einsatz der derzeit Arbeitslosen noch 2 Mrd Arbeitsstunden je Periode mehr geleistet werden. Wie groß ist das Vollbeschäftigungseinkommen Yyg? c) Um wie viel müssten die - durch Kredite bei Privaten finanzierten Staatsausgaben steigen, damit - bei gleichem Steueraufkommen wie unter (a) - Yyg erreicht wird? Welchen Wert nimmt dann i an? Wie groß ist das Ausmaß des Crowding-out bei den privaten Investitionen? d) Um wie viel müsste das autonome Geldangebot - unter ansonsten gleichen Bedingungen wie unter (a) - zunehmen, damit Y VB erreicht wird? Bestimmen Sie auch den neuen Zinssatz. 8.19

a) In einer Volkswirtschaft gelten im Gütermarkt die folgenden Verhaltensfunktionen: C H = 0,8 YVH ; T H = 0,5 Y ; Tr = 30 ; G = 495 ; EX = 3 1 6 I p r = - 5 i + 50 ; IM = 0,2 Y + 60 aa) Bestimmen Sie das Gütermarkt-Gleichgewicht (derzeitiger Zinssatz i = 5) (Situation 0). ab) Wie hoch ist die Neuverschuldung des Staates in dieser Periode? (TH einschl. Sozialversicherungsbeiträge; gesamte Staatsausgaben A St = G + Tr)

b) Die Opposition attackiert die Regierung wegen des „exzessiven Schuldenmachens" und fordert einen „ausgeglichenen Staatshaushalt". Dieser könne und müsse unter den gegebenen Umständen durch eine deutliche Senkung der Staatsausgaben für Güter und Dienste G, nämlich auf G j = 470, herbeigeführt werden. Die Regierung entgegnet: „Hätte der Sprecher der Opposition während seines Studiums besser aufgepasst, wüsste er, dass eine solche Maßnahme - zumindest kurzfristig - ,Gift für die Beschäftigung' ist. Außerdem führt die Senkung der Staatsausgaben für Güter und Dienste auf G j = 470 unter sonst gleichen Bedingungen gar nicht dazu, dass der Staatshaushalt insgesamt ausgeglichen sein wird." ba) Bestimmen Sie unter den Bedingungen der Opposition das Gütermarkt-Gleichgewicht (Situation 1 ). bb) Hat die Regierung Recht, dass die Maßnahme der Opposition „Gift für die Beschäftigung" wäre? bc) Wie hoch ist unter den Bedingungen der Opposition der Staatshaushalt? Warum ist er - entgegen der Ansicht der Opposition - nicht ausgeglichen? c) Die Opposition argumentiert nun: „In einer reinen Gütermarkt-Betrachtung mag das Ergebnis der Regierung ja ausnahmsweise richtig sein. In

158

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

einer kombinierten Gütermarkt-Geldmarkt-Analyse muss jedoch mit einem anderen Ergebnis gerechnet werden." ca) Gehen Sie davon aus, dass der Schnittpunkt zwischen IS und LM im Normalbereich der LM-Kurve liegt. Zeigen Sie unter Verwendung eines IS-LM-Diagramms (ohne direkten Bezug auf das Zahlenbeispiel), dass unter diesen Bedingungen der Einwand der Opposition - zumindest teilweise - gerechtfertigt ist. cb) Begründen Sie, woran es liegt, dass sich unter Berücksichtung des Geldmarkts ein anderes Ergebnis ergibt. 8.20

Argumentieren Sie im Rahmen des im Lehrbuch vorgestellten GütermarktGeldmarkt-Modells (IS-LM-Modell) und markieren Sie die richtige Antwort bei den folgenden Auswahl-Aufgaben! a) Im Gütermarkt-Geldmarkt-System herrscht mit Sicherheit kein Gleichgewicht, wenn 1 die IS-Kurve senkrecht verläuft; 2 die realisierte Zins-Einkommens-Kombination auf der LM-Kurve, nicht aber auf der IS-Kurve liegt; 3 die IS-Kurve senkrecht verläuft und sie die LM-Kurve im Bereich der Liquiditätsfalle schneidet; 4 die LM-Kurve einen völlig zinsunelastischen Bereich hat. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. b) Eine Zinserhöhung 1 kann immer nur durch Veränderungen von Geldmarktgrößen auftreten; 2 kann weder durch Geldmarkt- noch durch Gütermarktänderungen auftreten, wenn IS völlig starr ist; 3 kann durch eine alleinige Änderung von Gütermarktgrößen bewirkt werden; 4 führt zu einer Linksverschiebung der IS-Kurve. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. c) Das Hicks-Diagramm kann nur dann für makroökonomische Analysen angewendet werden, wenn 1 die Kurven entsprechend der Grafik in Aufgabe 8.6 verlaufen; 2 sowohl IS- als auch LM-Kurve keine Geraden sind; 3 sichergestellt ist, dass der Schnittpunkt von IS- und LM-Kurve im Zwischenbereich der LM-Kurve liegt; 4 das Modell für eine Wirtschaft konzipiert ist, die nur aus Haushalten und Unternehmen besteht. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. d) Gleichgewicht im Gütermarkt-Geldmarkt-System bedeutet 1 immer, dass auch Vollbeschäftigung des Faktors Arbeit gegeben ist; 2 u.a. zwingend, dass die Masse der Unternehmen mit ihrer Gewinn-

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

159

Situation zufrieden ist;

3

dass das System nach Änderungen von Güter- und /oder Geldmarktgrößen immer zu der ursprünglichen i-Y-Kombination zurückkehren wird; 4 u.a., dass die geplante Investition gleich dem geplanten Sparen ist. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu. e) Bei zinselastischer IS-Kurve bewirkt eine Zunahme der Geldmenge 1 grundsätzlich nie eine Einkommensausweitung; 2 immer eine Einkommensausweitung; 3 meistens eine Abnahme des Einkommens; 4 i.d.R. sowohl Zinssteigerungen als auch Einkommenssteigerungen. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. f) Nimmt die Gütermarkt-Nachfrage um den Betrag Δ Y N zu, 1 nimmt ergänzend immer auch die Geldnachfrage zu, so dass sich LM nach rechts verschiebt; 2 nimmt ergänzend immer auch die Geldnachfrage zu, so dass sich LM nach links verschiebt; 3 erhöht sich immer das Volkseinkommen; 4 verschiebt sich die IS-Kurve nach rechts und zwar um den Betrag Δ Y N mal Gütermarktmultiplikator. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist richtig. g) Für den Punkt A in der Grafik gilt bezüglich der geplanten Größen die Aussage: 1 Hier ist S > I und L > M. 2 Hier ist S > I und L < M. 3 Hier ist S < I und L > M. 4 Hier ist S < I und L < M. 5 Dem Punkt A kommt in der IS-LM-Analyse keine Bedeutung zu, da er weder auf IS noch auf LM liegt. h) Welche der folgenden Aussagen in Bezug auf das IS-LM-System ist richtig? 1 Es handelt sich um ein Modell, das die gesamtwirtschaftlichen Beziehungen umfassend beschreibt. 2 In der Standard-Version wird von Preisniveaukonstanz ausgegangen. 3 Da im IS-LM-Gesamtleichgewicht immer auch Vollbeschäftigung herrscht, muss der Arbeitsmarkt nicht gesondert berücksichtigt werden. 4 Die Anpassung von einem alten an ein neues Gleichgewicht (als Folge von Datenänderungen) erfolgt immer auf dem direkten, kürzesten Weg.

160

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse i)

Eine Geldmengenausweitung bewirkt 1 immer eine Zinssenkung u n d eine Einkommenserhöhung; 2 immer eine Zinserhöhung und eine Einkommenssenkung; 3 im Normalfall eine Zinssenkung u n d eine Einkommenssenkung; 4 keine Zins- u n d Einkommensänderung, wenn IS vollkommen starr ist; 5 keine Zins- und Einkommensänderung, wenn LM vollkommen starr ist. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist richtig.

k) Crowding-out durch zusätzliche (kreditfinanzierte) Staatsnachfrage kann nicht stattfinden, wenn 1 in der Ausgangssituation Unterbeschäftigung herrscht; 2 die IS-Kurve vollkommen starr ist; 3 die LM-Kurve vollkommen starr ist; 4 sich der Staat bei der Zentralbank verschuldet. 5 Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

Lösungen 8. Kapitel

8.1

Im keynesianischen Ansatz ist der Zins zunächst eine durch den Geldmarkt bestimmte Größe. Er ist aber gleichzeitig eine bedeutsame Determinante für die (zinsabhängige) Gütermarktnachfrage und damit das Einkommen. Letzteres bestimmt wiederum die Geldnachfrage zu Transaktionszwecken. Die Gleichgewichtswerte von Zinssatz u n d Einkommen werden daher in diesem System simultan bestimmt.

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt aa) grafische Lösung

ab) analytische Lösung: Gleichgewichtsbedingung am Gütermarkt: I = S

[oder: Y A = Y N ]

0,4 Y - 50 = - 20 i + 200 i = - 0,02 Y + 12,5 Gleichgewichtsbedingung am Geldmarkt: L = M0

IS,0

____!

161

162

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse 0,4 Y - 50 i + 5 0 0 =

400

i = 0,008 Y + 2

LM n

Gesamtgleichgewicht: IS 0 =

LM0

- 0,02 Y + 12,5 = 0 , 0 0 8 Y + 2 Gleichgewichtswerte: Y0

= 375

Lj-Q =

i0

150

= 5

C0

= 275

I0 =

100

L S 0 = 250

b) analytische Lösung: Es ändern sich nur die

Geldmarktbedingxmgen.

Neues Geldmarktgleichgewicht: L =

M,

0,4 Y - 50 i + 5 0 0 = 4 5 0 i = 0,008 Y + 1

LM,

Neues Gesamtgleichgewicht: IS 0 = L M , - 0,02 Y + 12,5 = 0 , 0 0 8 Y + 1 Zusammenstellung der neuen Gleichgewichtswerte: Y, = 4 1 0 , 7

i y = 4,285

Lj-, = 164,28

L S 1 = 285,72

C, = 296,42

Ij =

114,3

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt 8.2

163

b) grafische Lösung

c) Vorbemerkung Für die Gesamtwirkung am Gütermarkt ist es zwar unerheblich, welche der autonomen Nachfragekomponenten geändert wird, nicht jedoch für die Gleichgewichtswerte von C und I. Für die grafische Darstellung wurden die Investitionen gewählt. Eine Änderung der Konsums würde zunächst S(Y) nach unten verschieben und als Folge IS nach rechts.

164 8.2

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse c) analytische Lösung

neues Gütermarktgleichgewicht ca)

0,4 Y - 100

= - 20 i + 200

cb)

0,4 Y -

= - 20 i + 250

50

i = - 0,02 Y + 15

oder

IS

neues Gesamtgleichgewicht:

J

J

IS] = LM 0

- 0 , 0 2 Y + 15 = 0,008 Y + 2 Gleichgewichtswerte: Y2 = 464,285

8.3

i 2 = 5,714

Lj· = 185,71

L s = 214,29

ca)

C 2 = 378,57

I2 =

85,714

C + I = 464,284

cb)

C 2 = 328,57

I 2 = 135,714

C + I = 464,284

Zumindest in keynesscher Sicht ist der Zins zunächst ein monetäres Phänomen: Er bringt Geldangebot und -nachfrage zum Ausgleich. Gleichwohl ist die Höhe des Zinssatzes auch von Gütermarkteinflüssen abhängig, wie das IS-LM-Schema zeigt. Die LM-Kurve als Ausdruck für Geldmarktgleichgewicht zeigt nämlich, dass im Gleichgewicht zwar einem bestimmten Zinssatz immer nur ein bestimmtes Volkseinkommen zugeordnet werden kann; andererseits gibt es aber unendlich viele Gleichgewichtskombinationen, nämlich alle auf der LM-Kurve liegenden Kombinationen. Da erst durch die Kombination von LM und IS (als Ausdruck für den Gütermarkt) die Höhe des (Gleichgewichts-)Zinssatzes determiniert ist, wird deutlich, dass für die Höhe des Zinssatzes nicht nur monetäre Einflüsse maßgebend sind.

8.4

Eine Zunahme des Geldangebots verschiebt LM nach rechts. Der Schnittpunkt zwischen IS und LM im waagerechten Ast von LM ist Ausdruck dafür, dass in dieser Wirtschaft der Mindestzins bereits erreicht ist. Auch durch ein zusätzliches Geldangebot kann der Zins daher nicht mehr fallen und es kann keine Wirkung auf die zinsabhängige Güternachfrage geben. Das zusätzliche Geld wandert vielmehr voll in die Spekulationskasse; es verschwindet wirkungslos in der „Liquiditätsfalle".

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt 8.5

165

Vereinfacht formuliert kann man sagen: Im vorliegenden Fall ist die Zinssenkung Ergebnis einer Änderung im Gütermarktbereich (= realen Bereich). Eine Zinssenkung kann jedoch auch vom monetären Bereich ausgehen; sie ist dann Ursache für eine Ausweitung der zinsabhängigen Güternachfrage. Hier ist der Ablauf wie folgt zu begründen: Eine Senkung der effektiven Nachfrage um Δ Y N (z.B. durch Senkung der Staatsausgaben; Stilllegung von Steuereinnahmen) bewirkt in einer ausschließlichen Gütermarktbetrachtung einen Einkommensrückgang von k Δ Y N , nämlich von Y 0 auf Yj'. Dieser durch Gütermarkt - Einflüsse bedingte Einkommensrückgang verringert nun aber zugleich den Bedarf an Transaktionskasse und damit die gesamte Geldnachfrage. Bei konstantem Geldangebot setzt der bereits früher (vgl. Aufgabe 7.40) beschriebene Prozess der Umschichtung von Lp zu L s ein, der mit einer Zinssenkung verbunden ist. Sofern - wie hier angenommen - IS nicht vollkommen zinsunelastisch ist, wirkt diese Zinssenkung nun belebend auf die zinsabhängige Güternachfrage. Dadurch wird ein Teil des negativen Gütermarkteffektes kompensiert (fiktive Bewegung von Y,' nach Y j ). Der Gesamtrückgang des Einkommens fällt somit geringer aus als ohne diesen Zinseffekt.

Fall

unmittelbare Wirkung betroffener Teilmarkt

betroffene Funktion

00

Gütermarkt

S nach unten

(b)

Gütermarkt

(c)

Wirkung auf IS bzw. LM

Wirkung auf Y

i

IS nach rechts

steigt

steigt

I nach rechts

IS nach rechts

steigt

steigt

Geldmarkt

Lj- wird steiler

LM nach links

fällt

steigt

(d)

Geldmarkt

L = M nach oben / rechts

LM nach rechts

steigt

fällt

(e)

Geldmarkt

Ls nach links

LM nach rechts

steigt

fällt

(0

Gütermarkt

S nach oben

IS nach links

fällt

fällt

(g)

Gütermarkt

I nach rechts

IS nach rechts

steigt

steigt

166 8.7

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

a)

Wie die Beispiele der Aufg. 8.6 deutlich zeigen, gilt:

Reale Störungen drücken sich in Verschiebungen von IS aus. Verschiebungen von IS lösen immer gleichgerichtete Änderungen von i und Y aus: Eine Senkung (Erhöhung) der Nachfrage senkt (erhöht) daher sowohl Zins als auch Einkommen. Monetäre S t ö r u n g e n drücken sich in Verschiebungen von LM aus. Verschiebungen von LM rufen jedoch immer gegenläufige Änderungen von i und Y hervor: Eine Abnahme (Zunahme) von LM senkt (erhöht) Y und erhöht (senkt) i. b) Reale Störungen bewirken ausschließlich Änderungen - von Y, wenn der Schnittpunkt von IS und LM im keynesschen Bereich liegt; - von i , wenn der Schnittpunkt von IS und LM im klassischen Bereich liegt. ca) Monetäre Störungen bewirken ausschließlich Änderungen von i, sofern die /S-Kurve vollkommen starr ist. cb) Monetäre Störungen bewirken keine Änderungen, wenn der Schnittpunkt von IS und LM im keynesschen Bereich liegt. 8.8

Die Wirkung des Gütermarktmultiplikators drückt sich im Ausmaß der Verschiebung von IS aus. Die endgültige Wirkung auf i und Y kann jedoch nur unter Berücksichtigung der Geldmarktsituation abgeschätzt werden. Das Ausmaß der Wirkung hängt davon ab, in welchem Bereich der LMKurve der Schnittpunkt mit IS liegt. (a) volle Wirkung: Schnittpunkt von IS und LM im keynesschen Bereich.

(c) . ι L M

(b) abgeschwächte Wirkung: Schnittpunkt von IS und LM im Zwischenbereich. (c) Keine Wirkung: Schnittpunkt von IS und LM im klassischen Bereich. 8.9

aa) Ableitung der IS-Funktion: Y = C H + I pr + G + EX - IM Y = 0 , 6 (Y - 0 , 2 5 Y) + 1 0 0 0 - 1 2 5 0 i + 0,1 Y + 5 0 0 0 + 0 , 2 5 Y + 10 000 - 0,2 Y = - 0,00032 Y +

12,8

IS

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt a b ) Ableitung der

167

LM-Funktion:

M = Lr (Y) + L s (i) 20 000 = 0,5 Y + 20 625 (i - 1,5)

-

i = 20 625 (22 000 - 0,5 Y ) + 1 , 5 b) Gesamtgleichgewicht:

Y

LM

IS = L M

- 0,00032 Y + 12,8 = 2

2 000

20 625 (22 000 - 0,5 Y)

1

+ 1,5

- 79 312,5 Y + 1 424 843 750 = 0

Y = 39 656,2 ± Vl 47 774 414 Gleichgewichtswerte:

G = 6 875 8.10

a)

Zusätzliche

II

Y0 = 27 500

IM = 5 500

C H = 13 375

Ipr = 2 750

Lr = 13 750

L s = 6 250

Staatsausgaben

verschieben IS nach rechts. LM bleibt hier konstant. Je nach Lage des Schnittpunkts von IS und LM sind unterschiedliche Wirkungen auf i und Y zu erwarten (vgl. Aufgabe 8.8). Im nebenstehenden Beispiel (Zwischenbereich) sind sowohl Einkommens- als auch Zinssteigerungen zu erwarten. b) Eine Kreditaufnahme bei der Zentralbank bedeutet eine Ausweitung der Geldmenge; somit verschiebt sich auch LM nach rechts. Befindet sich die Wirtschaft im Zwischenbereich von LM, wird die Zinsänderung im Vergleich zu (a) wesentlich geringer ausfallen. Damit wird der negative Einfluss eines steigenden Zinses auf die Güternachfrage verhindert und der Einkommenseffekt der zusätzlichen Staatsausgaben fällt hier wesentlich höher aus. Damit erscheint diese Variante (b) wirksamer zu sein als die Variante (a). Es sollte aber nicht übersehen werden, dass in der Europäischen Währungs-

168

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

union - wie in vielen anderen Staaten auch - die Kreditaufnahme des Staates bei der Zentralbank verboten ist. In der Notenbankfinanzierung staatlicher Ausgabenprogramme wird nämlich eine viel zu große Inflationsgefahr gesehen. 8.11

Crowding-out ( = Verdrängung) bedeutet, dass durch eine zusätzliche staatliche Nachfrage die bestehende private Nachfrage teilweise (oder im Extremfall ganz) verdrängt wird. Die zusätzliche Staatsnachfrage wird nämlich i.d. R. zu Zinssteigerungen führen, die die private zinsabhängige Güternachfrage zurückgehen lassen wird. Damit wird die positive multiplikative Wirkung der Staatsausgaben teilweise oder ganz kompensiert. Dieser Verdrängungseffekt kann umso leichter eintreten, je weniger sich der Staat um Zinssteigerungen kümmert. Der Staat befindet sich gegenüber Privaten in einer besseren Situation: Er kann nämlich leichter höhere Zinsen bieten als Private. Da der Staat über die Steuerhoheit verfügt, kann er gegebenenfalls höhere Zinsen aus zwangsweise verordneten (neuen oder höheren) Steuern finanzieren. [Allerdings sollten dabei die dämpfenden Wirkungen zusätzlicher Steuern (Rückgang des verfügbaren Einkommens; Minderung der Leistungsbereitschaft) nicht übersehen werden.]

8.12

Die staatliche Nachfrage G setzt sich zusammen aus dem Konsumausgaben des Staates C S t und den staatlichen Investitionen I St . W e n n nun ohnehin bereits Crowding-out herrscht und zugleich der konsumtive Anteil an den Staatsausgaben zunimmt (z.B. insbesondere im Bereich der Verwaltung), besteht die Gefahr, dass längerfristig eine Änderung der Produktionsstruktur in der Weise eintritt, dass weniger produktive öffentliche Bereiche auf Kosten produktiverer privater Bereiche zunehmen. Ein wachsender Staatsanteil kann auch die Furcht wecken, dass wirtschaftliche Freiräume immer weiter eingeschränkt werden. Dies kann zu einem Rückgang der privaten Investitionsneigung und somit des privaten Sektors führen.

8.13

a) Kreditfinanzierung: aa) Das Ergebnis zu 8.13-aa entspricht genau den Ergebnissen zu 8.2-c. ohne Staat

Y 0 = 375

>o = 5

C 0 = 275

mit Staat

Y[ = 464,29

¡i = 5,71

Q

I 0 = 100

= 328,57

Somit Crowding-out bei den Investitionen:

I, = 85,8 I 0 - I, = 14,2

ab) Die gesamten privaten Ausgaben betragen vorher:

I0

+ C0

=

375

nachher:

Ij

+ C,

=

414,37

Durch die multiplikativen Wirkungen der Staatsausgaben sind hier also auch die gesamten privaten Ausgaben gestiegen. Dabei hat allerdings eine

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

169

Umschichtung von den Investitionen zum Konsum stattgefunden, b) Steueifinanzierung 1. Ableitung von LM: LM genau wie in Aufgabe 8.13-a: i = 0,008 Y + 2 (LM) 2. Ableitung von IS: Y = Ch(YvH) + Ipr + G Y = 0,6 (Y - 50) + 5 0 - 20 i + 2 0 0 + 50 i = - 0,02 Y + 13,5

(IS)

3. Gesamtgleichgewicht IS = LM: - 0 , 0 2 Y + 13,5 = 0,008 Y + 2 vorher

Y 0 = 400

nachher

Y 2 = 410,71

Crowding-out

Io = 100

C 0 = 275

I 2 = 94,286

C 2 = 266,426

bei I: 5,714

bei C: 8,574

io = 5 i 2 = 5,286

insg.: 14,288

- -

8.14

Wenn eine expansive Wirtschaftspolitik erfolgreich ist, darf man erwarten, dass Crowding-out-Effekte (über)kompensiert werden durch zusätzliche private Investitionen, angeregt durch die allgemein positive Grundstimmung (Crowding-in-Effekt).

8.15

Die Anpassungsgeschwindigkeiten in den beiden Teilmärkten sind unterschiedlich: Die Reaktionen im Geldmarkt dürften viel schneller vor sich gehen als die im Gütermarkt.

8.16

Für den Journalisten gilt offenbar, dass Zinssenkungen regelmäßig die Ursache sind für eine Ausweitung der (zinsabhängigen) effektiven Nachfrage, was dann zu einer Erhöhung des Realeinkommens führt. a) Ein Zinsrückgang kann zwar das Ergebnis einer monetären Störung, also von Änderungen im Geldmarkt sein (Rechtsverlagerung von LM). Diese Zinssenkung bewirkt aber keinen Produktionseffekt, wenn IS starr ist. Grafik zu (a)

¡

IS

Grafik zu (b) i

LM.

'

IS, \

0 ! ' 1 1

¡0 i i,

s '

I

r ' '

Yo =

/ *

Ν

is0 LM V / —^^r

\

y/\S

!

j v

Y γι—γ»

170

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse b) Der Zinsrückgang kann aber auch Folge einer Änderung im Güte/markt sein, also Folge einer realen Störung. Bei konstanten Geldmarktbedingungen führt ein Rückgang der wirksamen Nachfrage (Linksverschiebung von IS) zu Zinssenkungen und Produktionsrückgängen.

17

Die Klausurfrage bezieht sich auf den nebenstehend dargestellten Regelfall, d.h. die LM-Kurve ist weder vollkommen elastisch noch vollkommen starr.

i .1 H 'o

is0

is,

LM

\

^lYh

Die grafische Lösung zeigt, dass die reine Gütermarktlösung Y j ' nicht erreicht wird, sondern als i ¡ L. * γ Folge der Geldmarkteinflüsse nur Υ 0 - * Υ ι Υί der Wert Y j . Bei gegebener LMFunktion (d.h. hier bei gegebener Geldmenge) kann nämlich der aus der IS-Verschiebung resultierende zusätzliche Bedarf an Lp nur dadurch erfüllt werden, dass durch Zinssteigerung Geld aus L s abgezogen wird. Der höhere Zins übt eine dämpfende Wirkung auf die zinsabhängige Güternachfrage aus, so dass der Gütermarktmultiplikator kleiner ausfällt als ohne diese dämpfende Zinswirkung. Mit dieser Erklärung ist die Klausurantwort zu vergleichen. ( 1 ) In der Aussage „Die Sparsumme steht nicht völlig für Investitionen zur Verfügung, sondern es muss auch eine L s und Lp gebildet werden" erfolgt eine unzulässige Vermischung von Vorgängen auf dem Gütermarkt und dem Geldmarkt. Sparen und Investieren sind Größen des Gütermarkts. Es handelt sich um Sfromgrößen, die ex post immer gleich sind. Die Geldmenge M ist demgegenüber eine Bestandsgrö&e. Ihre Aufteilung auf Lp und L s resultiert aus der Geldnachfrage. Es handelt sich also um eine Fehlinterpretation, wenn davon ausgegangen wird, dass die Nachfrage nach Lp und L s aus dem Sparen zu befriedigen sei. Eine direkte Beziehung zwischen Sparen und Aufbau von „passiver" Kasse (L s ) besteht nur in dem folgenden (Extrem-)Fall: Wenn Teile der Konsumenten oder alle Konsumenten die Einkommensbeträge, die sie nicht für Konsumzwecke ausgeben, in Form von Horten (also zinsloser Bargeldhaltung ohne Absicht der späteren zinsbringenden Anlage) „sparen", dann ist das gleichbedeutend mit einer Zunahme der Nachfrage nach „passiver Kasse". Bei gegebener (!) Geldmenge nimmt dann die für Transaktionszwecke zur Verfügung stehende Geldmenge ab. Eine Zinssteigerung wäre die Folge; sie könnte aber die „aktive" Geldmenge (L T ) nicht erhöhen, da die Wirtschaftssubjekte auch durch Zinserhöhungen nicht bereit wären, von ihrem Wunsch nach Horten abzulassen. - Aber selbst ein derartiger Extremfall würde nicht bedeuten, dass nun, da das gesparte Geld nicht

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

171

einer zinsbringenden Anlage zugeführt wird, auch keine Investitionskredite mehr gewährt werden könnten. Die Geschäftsbanken können Kredite auch ohne vorherige (monetäre) Ersparnis gewähren, solange die Zentralbank bereit ist, ihrerseits Kredite an die Geschäftsbanken zu vergeben. (2) Die Abhängigkeit zwischen Höhe der Spekulationskasse und dem Zinssatz wird in der Klausurantwort fälschlicherweise umgedreht. Je höher der Zins, desto geringer wird die Spekulationskasse, weil die Alternativkosten der Geldhaltung steigen. (3) Dass sich die gesamte verfügbare Geldmenge in der „passiven Kasse" (Spekulationskasse) befinden könne, ist keine sinnvolle Annahme. Es würde sich im Grunde um eine abwegige Form der Liquiditätsfalle handeln, denn das (bislang in der Praxis nicht beobachtete!) Vorliegen einer „Liquiditätsfalle" würde ja auch nicht bedeuten, dass alles Geld in der Spekulationskasse sei; es würde nur bedeuten, dass alles zusätzliche Geld in die „passive Kasse" wandern würde. Wenn im Extremfall die gesamte Geldmenge bewegungslos in „passiven Kassen" gehortet würde, gäbe es ja überhaupt keine Transaktionskasse, also könnte allenfalls Realtausch durchgeführt werden. Der umgekehrte Fall, dass alles Geld in der Transaktionskasse ist (klassischer Bereich der LM-Kurve), ist zwar auch ein Extremfall, aber er macht wenigstens Sinn.

8.18

a) 1. Ableitung der IS-Funktion : Y

=

Ch(YVh)

+

Ipr

+G

Y = [0,8 (Y - 0 , 2 5 Y) + 5 0 ] + i =

- 0,0075 Y +

(- 20 i +

11,5

180) + 0 , 2 5 Y IS0

J

1 1

2. Ableitung der LM-Funktion: L = M 0,4 Y - 5 0 i + 5 0 0 = i =

700

- 0,008 Y - 4

1 1

LM0

. J

3. Gesamtgleichgewicht IS = IM: - 0,0075 Y +

11,5 = 0 , 0 0 8 Y - 4

Y0 = 1 000

io =

b)

Ν! =

10 Mrd

4

lo = YVB =

10

G0 =

250

1 250

c) 1. Ableitung der IS-Funktion: Y = C H ( Y - TH) + Ipr + G

G = X

Y = 0,8 (Y - 2 5 0 ) + 5 0 - 2 0 i +

180 + χ

N 0 = 8 Mrd

172

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

i = - 0,01 Y + 1,5 + 0,05 χ

IS,

2. LM-Funktion: wie unter (a) i = 0,008 Y - 4 für Y = 1 250 3 . Gesamtgleichgewicht:

Y! = 1 250

0,05 χ -

i, = 6

gilt:

i = 6

11 =

i! = 60

(LM 0 )

6

χ =

340

( = G)

Ν, = lOMrd

G, = 340

erforderliche zusätzliche Staatsausgaben: Δ G = 9 0 ; Crowding-out bei I p r : Δ Ι = - 40 d)

Gütermarkt:

wie unter (a):

i = - 0,0075 Y + 11,5

für Y = 1 250 gilt:

(IS 0 )

i = 2,125

Geldmarkt:

0,4 Y - 50 i + 500 = χ

(χ = M)

i = - 0 , 4 Y + 500 - X für Y = 1 250 gilt: Gleichgewicht:

! _l

i = 1 000 - χ

2,125 =

Y2 = Y, = 1 250

LM,1

1 000 - χ

i 2 = 2,125

χ = 997,875 (= M) I 2 = 137,5

G 2 = 312,5

erforderliches zusätzliches Geldangebot: ΔΜ = 297,875 .19

aa) Y = C H (YVH) + G + Ipr + EX - IM Y = [0,8 (Y - 0,5 Y + 30)] + 495 + 25 + 316 - (0,2 Y + 60) Y - 0,8 Y + 0,4 Y + 0,2 Y = 800 Y = — 800 0,8 Y 0 = 1 000 ab) A St = G + Tr Staatshaushalt:

Τ Λ = 500 A St = 495 + 30 = 525 Τ - A St = 500 - 525 = - 25

Staatshaushalt ist defizitär; Neuverschuldung beträgt 25. ba)

Y = — 775 0,8

Y,1 = 968,75

Τ,1 = 484,375

8. Kapitel: Das Gesamtgleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt

173

bb) Eine Abnahme der autonomen Endnachfragekomponenten (hier um AG = - 25) führt c.p. zu einem Rückgang des Realeinkommens und der Beschäftigung. bc) T j - A S t , = 484,375 - 500 = - 15,625 Der Staatshaushalt bleibt weiterhin defizitär mit -15,625. Die Opposition geht davon aus, dass eine Senkung der autonomen Staatsausgaben genau um das Defizit in Periode 0 den Staatshaushalt ausgleichen wird. Das ist falsch, da die Senkung der autonomen Ausgaben das Einkommen und damit das einkommensabhängige Steueraufkommen senkt. Ein sinkendes Steueraufkommen bewirkt allerdings einen gewissen positiven Multiplikatoreffekt, der den negativen Effekt der sinkenden Staatsausgaben für Güter und Dienste etwas kompensiert (vgl. das Haavelmo-Theorem). Das Defizit geht so zwar zurück, kann aber noch nicht beseitigt werden. Soll in diesem Beispiel unter ansonsten gleichen Bedingungen ein ausgeglichener Staatshaushalt (T = ASt) erreicht werden, müssten hier bei gleichbleibenden Transfers die Staatsausgaben für Güter und Dienste noch weiter gesenkt werden, nämlich auf G = 428,33. Dann beläuft sich die gesamten Staatsausgaben auf A St 2 = 458,33 und das Gleichgewichtseinkommen auf Y2 = 916,66. Dann ist T 2 = A S t 2 = 458,33. Der Beschäftigungsrückgang wäre damit allerdings noch größer. c) In der reinen GütermarktAnalyse führt im vorliegenden Fall die kombinierte Ausgaben- und Steuersenkung zu einem Rückgang des Einkommens von Y0 auf Yj'. In der kombinierten Geldmarkt-Gütermarkt-Analyse verschiebt sich IS nach links. Der Einkommensrückgang führt zu einem Rückgang der Nachfrage nach Transaktionskasse und in deren Folge zu einer Zinssenkung. Letztere vermindert den Nachfragerückgang, so dass das Einkommen nur auf Yj fällt. (Vgl. auch Aufg. 8.5.) 8.20

a) 2; b) 3; c) 5; d) 4; e) 5; f) 4; g) 2; h) 2; i) 6; k) 2.

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen aus dem Gütermarkt-Geldmarkt-Modell

9.1

Der Kern dessen, was Wirtschaftspolitik ausmacht, lässt sich beschreiben, indem man die folgenden Begriffe einander sinnvoll zuordnet: (wirtschaftspolitische) Instrumente; Ziele; Träger (der Wirtschaftspolitik); (derzeitige und erwartete Lage); Nebenwirkungen; Diagnose; Kontrolle. Versuchen Sie eine Zuordnung der Begriffe in Form eines Pfeilschemas.

9.2

Was ist gemeint, wenn man vom Magischen Fünfeck spricht?

9.3

Führen Sie sich die theoretischen Bedingungen des in den Kapiteln 6 - 8 entwickelten IS-LM-Modells vor Augen. Für die Verfolgung welchen gesamtwirtschaftlichen Ziels (bzw. welcher Ziele) liefert dieses Modells Hinweise auf mögliche brauchbare gesamtwirtschaftliche Instrumente?

9.4

Gegeben ist die nebenstehende Situation. Diskutieren Sie die Möglichkeiten von Geld- und / oder Fiskalpolitik zum Abbau der Unterbeschäftigung. Warum empfiehlt sich hier ein kombinierter Einsatz von Geldund Fiskalpolitik?

9.5

Was sind „eingebaute Stabilisatoren"?

9.6

Die sog. Fiskalisten sind der Meinung, dass in der Realität IS eher steil, LM dagegen eher flach verläuft. Monetaristen sind demgegenüber eher gegenteiliger Ansicht; sie halten also eine flache IS-Kurve und eine steile LMKurve für eher wahrscheinlich. Welche Konsequenz haben diese gegenteiligen Ansichten jeweils für die Bedeutung, die der Fiskal- und Geldpolitik zur Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Lage zukommt?

9.7

Im Frühjahr 1970 diskutierte der Sachverständigenrat vor dem Hintergrund anhaltender Preisauftriebstendenzen in einem Sondergutachten Möglichkeiten einer Dämpfung der privaten Konsumnachfrage. Eine Alternative lautete wie folgt: „Es könnten rückzahlbare (anrechenbare) Zuschläge zur Lohnsteuer, Einkommensteuer und Körperschaftsteuer erhoben werden. . . . Ein Problem bliebe der Zeitpunkt der Rückzahlung oder Anrechnung, wenn nicht ausgeschlossen werden kann, dass diese prozyklisch wirkt."

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

175

(Die Regierung entschloss sich, für den Zeitraum vom 1.8.70 - 1.6.71 einen rückzahlbaren Konjunkturzuschlag einzuführen, ohne jedoch den Rückzahlungstermin festzulegen.) a) Versuchen Sie unter Bezugnahme auf die Konsumtheorie zu begründen, weshalb ein rückzahlbarer Konjunkturzuschlag die Konsumnachfrage kaum dämpfen wird. b) Warum war es richtig, keinen Rückzahlungstermin festzulegen? 9.8

Aus den bisher behandelten Modellen kann leicht der Eindruck entstehen, dass der Staat durch Fiskalpolitik (seitens der Regierung) und Geldpolitik (seitens der Zentralbank) den gesamtwirtschaftlichen Ablauf beliebig steuern könne. Nennen Sie einige Gründe, die a) aus theoretischer, b) aus praktischer Sicht dagegen sprechen, dass eine beliebige Steuerbarkeit der Gesamtwirtschaft ohne weiteres möglich erscheint.

9.9

Was versteht man unter dem wirtschaftspolitischen Instrument „moral suasion"? Warum sind die Erfolgsaussichten bei Einsatz dieses Instruments regelmäßig gering?

9.10

Im Spätherbst des Jahres 1998 hat der damalige Finanzminister Lafontaine die Deutsche Bundesbank aufgefordert, die Zinsen zu senken, damit ein Beitrag zur Konjunkturankurbelung geleistet werde. Die Bundesbank und weite Teile der Öffentlichkeit empfanden dies als unzulässige Einmischung. a) Von welchen theoretischen Vorstellungen dürfte Lafontaine bei seinem Vorschlag ausgegangen sein? b) Auf welche gesetzliche Grundlage könnte sich Lafontaine bei seinem Vorgehen bezogen haben? c) Warum wurde der Vorschlag Lafontaines weithin als „unzulässige Einmischung" empfunden?

9.11

In der Börsen-Zeitung (Frankfurt/M.) vom 26.5.2000 schrieb C. Burckhardt: „Theoretisch weiß man - seit der Liquiditätstheorie des Zinses von J. M. Keynes - in etwa, wie monetäre Impulse auf den realen Sektor übertragen werden. . . Doch die Wirkungsweise der Impulse ist enorm komplex, und das Résultât hängt von vielerlei Umständen ab. . . . Niemand kann genau sagen, ob der Euro-Wirtschaft seit Anfang November eine mit nunmehr 125 Basispunkten ausreichende Dosis Zinserhöhungen verabreicht wurde, damit die Konjunktur künftig nicht zu stark stimuliert und Preisstabilität in den nächsten zwei bis drei Jahren garantiert wird. Gerade die beiden Faktoren Zeit und Intensität bei der Wirkung geldpolitischer Aktionen bergen das großem Risiko, dass eine Notenbank zu lange und zu stark restriktiv oder expansiv bleibt." a) Mit welchem Begriff wird der Vorgang bezeichnet, wie monetäre Impulse auf den realen Sektor wirken? b) Was meint der Autor damit, wenn er die Intensität der Maßnahme als Risiko bezeichnet? c) Worauf bezieht sich der Autor, wenn er die Zeit als Problem anspricht?

176

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

9.12

Im Hinblick auf die Möglichkeiten einer expansiven bzw. kontraktiven Geldpolitik seitens der Zentralbank wird oft das Bild gebraucht: „Man kann an einem Seil zwar ziehen, aber man kann es nicht schieben." Was soll mit diesem Bild ausgesagt werden?

9.13

In der Ausgabe Nr. 44 vom 28.10.99 veröffentlichte die Wirtschaftswoche auf S. 29 f. ein Interview mit dem bekannten amerikanische Ökonomen P. Krugman. Das Interview befasste sich u.a. mit der damaligen Euroschwäche und der noch relativ schwachen Konjunktur in Euroland. „Trotzdem denkt die Europäische Zentralbank eher daran, die Zinsen wieder zu erhöhen . . . . . . was eine merkwürdige Entscheidung wäre. Sicher, die Ölpreise haben stark angezogen. Aber die Kernrate der Inflation in den drei wichtigsten Mitgliedstaaten der Union ... verharrt seit Monaten unverändert bei etwa einem Prozent. Und der Anstieg der Geldmenge liegt lediglich einen Prozentpunkt über dem von der EZB festgelegten Referenzwert. Von einer Bedrohung für die Preisstabilität kann keine Rede sein. Wofür plädieren Sie dann? Für eine weitere Zinssenkung um einen halben Prozentpunkt. Ich weiß, die EZB wird mich für verrückt erklären. Aber das mindeste, was sie tun sollte, ist die Zinsen so lange unverändert zu lassen, bis die Preise wirklich wieder ansteigen und das Wachstum der europäischen Wirtschaft tatsächlich an Fahrt gewinnt. Die EZB sollte sich mehr um die Förderung des Wirtschaftswachstums kümmern als dem Phantom Inflation herzujagen." a) b) c) d)

Welcher geldpolitische Zielkonflikt spielt in dem Interview eine Rolle? Auf welche/s Ziel/e ist das ESZB festgelegt? Wann gilt das Hauptziel des ESZB als verletzt? Die EZB - wie auch zuvor die Deutsche Bundesbank - favorisiert eine eher langfristig auf Preisniveaustabilität angelegte Geldpolitik. Was dürften die Gründe dafür sein? e) Welche Gefahr sieht demgegenüber Krugman in der Politik der EZB? 9.14

Es wurde versucht, die durch die Wiedervereinigung bedingte Wirtschaftskrise in Ostdeutschland durch staatliche Ausgabenprogramme zu bekämpfen. Uber die Wirtschaftspolitik konnte man damals die folgenden Äußerungen in der Presse lesen: Das Handelsblatt gab am 3.4.91 ein Gespräch mit dem Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Prof. Otto Schlecht wieder: „Die ostdeutsche Wirtschaft leide nicht nur unter einer Strukturanpassungskrise, damit verbunden sei auch ein akuter Nachfragemangel für örtliche Kapazitäten. Schlecht: ,In dieser besonderen Situation ist es ... dringend nötig, mit solchen Programmen im durchaus keynesianischen Sinne der Nachfrage auf die Beine zu helfen.' " Die Frankfurter Allgemeine Zeitung druckte am 23.4.91 ein Interview mit dem ehemaligen Minister Prof. Karl Schiller zum selben Thema. Schiller

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

177

äußerte darin die Ansicht: „Wir beobachten einen Konsens in Richtung auf eine keynesianische Politik in einer absolut nicht-keynesianischen Situation." a) An welches grundsätzliche Problem bei Wirtschaftspolitik wollte Schiller mit seinem Hinweis erinnern? b) Worin besteht der Unterschied zwischen einer Konjunkturkrise und einer Strukturkrise? c) Ist keynesianische Nachfragepolitik bei Strukturkrisen sinnvoll? 9.15

In seinem Jahresgutachten 1999/2000 „Wirtschaftspolitik unter Reformdruck" führte der deutsche Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung u.a. aus (S. 132): „In der aktuellen Kontroverse darüber, wie die Wirtschaftspolitik sich dem vorrangigen Problem der Arbeitslosigkeit zu stellen habe, ging und geht es im Kern um die Frage, welcher instrumentelle Ansatz der Problemlage angemessen sei: eine Politik der steuernden Eingriffe in den laufenden Wirtschaftsprozess, vor allem die Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage mit den Mitteln der Geldpolitik und der Haushaltspolitik, oder die Gestaltung der institutionellen Rahmenordnung. Generell gilt, dass beide Politikansätze nicht notwendig im Gegensatz zueinander stehen; sie sollten einander vielmehr ergänzen. Der Rückgriff auf das nachfragepolitische Instrumentarium darf aber nicht zum Alibi werden, um sich an dringend notwendigen strukturellen Reformen vorbeidrücken zu können." Und auf S. 133 heißt es: „In ihrer Finanzpolitik sind die Länder durch den EG-Vertrag und den Stabilitäts- und Wachstumspakt gebunden, die Grenzen für Haushaltsdefizite und Staatsverschuldung setzen. . . . Die Begrenzung der Defizite soll eine auf Konjunkturstabilisierung zielende Finanzpolitik keineswegs ausschließen, vielmehr ihre langfristige Tragfähigkeit sichern. . . . Dass die Wirkungsmöglichkeiten nachfirageorientierter Prozesspolitik nur begrenzt sein können, damit wird man sich freilich abfinden müssen." a) Wodurch unterscheiden sich die Zielrichtungen der beiden im ersten Absatz genannten Politikansätze? b) Wieso stehen sie nicht grundsätzlich in Gegensatz? c) Wieso geht der Sachverständigenrat davon aus, dass gerade eine Begrenzung der Staatsverschuldung die langfristige Tragfähigkeit einer auf Konjunkturstabilisierung zielende Finanzpolitik sichert? d) Im Juli 2000 wurde im Parlament eine Steuerreform verabschiedet, die u.a. eine spürbare Senkung der (direkten) Steuersätze brachte. Wodurch unterscheidet sich eine solche Steuersenkung von einer Steuersenkung, wie sie im Stabilitätsgesetz vorgesehen ist (allerdings nie praktiziert wurde)?

9.16

Die Neue Zürcher Zeitung befasste sich am 15.6.2000 mit der Wirtschaftslage in den USA. Die Zeitung schrieb u.a.: „Die jüngsten Wirtschaftsdaten haben die Erwartung an den Finanzmärk-

178

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

ten bestärkt, dass das Federal Reserve seine Bemühungen, mit höheren Zinsen das rasante Wachstum zu drosseln, für eine Weile suspendieren könnte. Die private Konsumnachfrage, die gut zwei Drittel des Bruttoinlandsprodukts ausmacht und welche die Haupttriebfeder der Konjunktur darstellt, scheint sich in den letzten paar Monaten etwas abgekühlt zu haben, und die Preisentwicklung hat sich nach einer temporären Beschleunigung wieder beruhigt. Aber ob die Wirtschaft bereits auf einen gleichgewichtigeren Wachstumspfad eingeschwenkt ist, kann im Augenblick noch niemand mit Sicherheit sagen. Beim Federal Reserve scheint man eher daran zu zweifeln. ... Eine ,Zinspause' ist zwar nicht ausgeschlossen, bis mehr Klarheit über das Ausmaß bzw. die Dauerhaftigkeit der W a c h s tumsverlangsamung herrscht, aber die Vermutung, dass die Phase der monetären Straffung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte ebenfalls nicht abwegig sein." a) Welches grundsätzliche Problem der Wirtschaftspolitik wird durch diese Ausführungen sehr deutlich? W i e könnte man daher diesen Artikeln überschreiben? b) Welche Probleme resultieren aus den Erwartungen der Wirtschaftssubjekte? 9.17

Kreuzen Sie die richtige Antwort an! a) Eine Kreditaufnahme des Staates 1 zur Konjunkturankurbelung ist grundsätzlich verboten; 2 führt immer zu einem Anstieg des Einkommens; 3 ist nur zulässig, wenn die Tilgung der Schuld innerhalb von 10 Jahren erfolgt; 4 verschiebt immer die LM-Kurve nach rechts; 5 kann in einer Untersbeschäftigungssituation einen Beitrag zum Abbau der Unterbeschäftigung liefern. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist richtig. b) Fiskal- und Geldpolitik 1 unterstützen sich immer gegenseitig, da Regierung und Zentralbank dieselben Ziele verfolgen; 2 sind völlig getrennt, da die Zentralbank eine autonome Institution ist; 3 können sich auch widersprechen, weil Regierung und Zentralbank die Lage unterschiedlich beurteilen; 4 sind immer auf das Ziel „Vollbeschäftigung" auszurichten; 5 verlieren in einem übernationalen einheitlichen Währungsraum (Euroland) ihren Sinn. c) Welche Aussage in Bezug auf die „eingebauten Stabilisatoren" trifft zu? 1 Es gibt sie in Deutschland nicht, weil sonst die Instrumente des Stabilitätsgesetzes sinnlos wären. 2 Es gibt sie in Deutschland nicht, weil sie sich nicht mit der Zielset-

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

3 4 5

179

zung „Preisniveaustabilität" des Stabilitätsgesetzes vereinbaren lassen. Die Arbeitslosenversicherung zählt dazu. Die Subventionen gehören zu ihnen. Keine der vorgenannten Antworten ist richtig.

Lösungen 9. Kapitel 9.1

Ziel



derzeitige Lage (Diagnose)

Î Nebenwirkungen

ursachenadäqtiat? Ί

erwartete Lage (Prognose) Entscheidung über das zu wählende •• Kontrolle der Maßnahme

it

J

Träger der Wirtschaftspolitik

t 9.2

Neben die vier Ziele des Magischen Vierecks (Preisniveaustabilität, hohes Beschäftigungsniveau, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum) tritt das fünfte Ziel Verteilungsgerechtigkeit (gerechte Einkommens- und Vermögensverteilung).

9.3

(1 ) Preisniveaustabilität Das Gütermarkt-Geldmarkt-Modell des Kapitels 8 ist ein Ansatz, der auf realen Größen basiert; anders formuliert: er geht von einem konstanten Preisniveau aus. Instrumente, die auf das Ziel Preisniveaustabilität abzielen, können daher aus diesem Ansatz nur indirekt abgeleitet werden. Das Ziel Preisniveaustabilität ist insbesondere dann bedroht, wenn das Gleichgewichtseinkommen ein Überbeschäftigungseinkommen ist. In diesem Fall sind sowohl auf fiskal- als auch auf geldpolitischer Seite Maßnahmen sinnvoll, die die Nachfrage dämpfen. (2) Hoher Beschäftigungsstand Das Ziel hoher Beschäftigungsstand kann in zweierlei Weise interpretiert werden: Es kann auf die Auslastung des Faktors Arbeit und / oder des Faktors Sachkapital bezogen werden. Regelmäßig wird in diesem Modell ver-

180

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

einfachend unterstellt, dass Beschäftigung und Produktion (= Realeinkommenserzielung) parallel verlaufen. Für die Zahl der Arbeitsstunden ist dies zumindest in kurzfristiger Sicht - eine akzeptable Annahme. Die Zahl der beschäftigten Arbeitnehmer muss sich allerdings nicht parallel entwickeln. Das Gütermarkt-Geldmarkt-Modell ist damit in der Lage, brauchbare Hinweise auf die Verfolgung des Beschäftigungsziels zu liefern. Allerdings ist es allein nicht ausreichend, da Elemente des Arbeitsmarkts (Kap. 10) zusätzlich zu beachten sind. (3) außenwirtschaftliches Gleichgewicht Dieses Ziel wird verschieden interpretiert. Letztlich wird verlangt, dass langfristig die Zahlungsfähigkeit eines Landes gesichert ist. Aus dem Gütermarkt-Geldmarkt-Modell lassen sich allenfalls indirekt wirkende Instrumente ableiten. (4) Stetiges und angemessenes Wachstum Das keynesianische Gütermarkt-Geldmarkt-Modell ist - insbesondere wegen der Ausklammerung des Kapazitätseffektes der Investitionen - ein kurzfristig angelegtes Modell. Auch hier gilt, dass Instrumente zur Verfolgung des Wachstumsziels allenfalls indirekt aus dem Modell abgeleitet werden können. Zwecks Verstetigung des Wachstums könnten in der Rezession expansive, in der Hochkonjunktur kontraktive fiskal- und geldpolitische Maßnahmen vorgesehen werden. 9.4

Im vorliegenden Fall gilt: a) IS ist nicht vollkommen starr; b) der Schnittpunkt von IS und LM liegt im Normalbereich von LM. Dann kann eine Wirkung auf Y durch eine Rechts-Verschiebung von IS und / oder LM erreicht werden. Zur Veränderung der Lage von IS können die im Gütermarkt-Modell diskutierten Instrumente der Fiskalpolitik in Erwägung gezogen werden. Auf LM kann durch die geldpolitischen Instrumente der Zentralbank Einfluss genommen werden. Für das erforderliche Ausmaß der Eingriffe ist in der Praxis allerdings erforderlich, dass die jeweilige Elastizität von IS und LM hinreichend genau bekannt ist (wie in Kapitel 8 verdeutlicht wurde). In diesem Fall müsste der Fiskalimpuls recht groß ausfallen, wenn durch ihn allein Yyg erreicht werden soll, da bei gegebener Geldmenge der Zins deutlich ansteigen würde und so die zinsabhängige Güternachfrage zurückbleibt. Ein alleiniger Geldimpuls müsste hier ebenfalls recht groß ausfallen, wenn er allein zu Y V B führen soll. Eine kombinierte Politik wird im Regelfall bedeuten, dass beide Instrumente nicht so stark eingesetzt werden müssen; gleichzeitig wird der Zins wesentlich weniger verändert.

9.5

Eingebaute Stabilisatoren (auch: automatische Verstetigungsmechanismen) sollen bewirken, dass konjunkturelle Schwankungen - also Phasen wechselnder Auslastung der gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazität - ge-

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

181

mildert werden. Im Aufschwung soll die Nachfrage automatisch gebremst, im Abschwung gesteigert werden. Als eingebaute Stabilisatoren gelten insbesondere die progressive Einkommensteuer und die Arbeitslosenversicherung. Die progressive Einkommensteuer kann allerdings nur dann als Stabilisator wirken, wenn die Steuermehreinnahmen im Laufe eines Konjunkturaufschwungs nicht (voll) für Staatsausgaben verwendet werden. 9.6

Fiskalisten (oder: Keynesianer) halten die Zinselastizität der Güternachfrage eher für gering und die der Geldnachfrage für hoch. Als wirtschaftspolitische Maßnahmen im Hinblick auf das Beschäftigungsziel kämen dann eher Einwirkungen auf die Güternachfrage (also auf IS) in Betracht. Monetaristen sehen die Bedingungen eher umgekehrt: Sie halten die Zinselastizität der Güternachfrage tendenziell für hoch und die der Geldnachfrage für gering. Dann wäre die Wirkung von Fiskaleingriffen gering, die von geldpolitischen Eingriffen dagegen groß. Letztlich ist dies aber keine Frage der Theorie, sondern der empirischen Gegebenheiten. Es ist auch möglich, dass die Elastizitäten je nach wirtschaftlicher Lage unterschiedlich sind. (a) fiskalistische Sicht

(b) monetaristische Sicht

(aa) Unwirksamkeit der Geldpolitik

(ba) Wirksamkeit der Geldpolitik

(ab) Wirksamkeit der Fiskalpolitik

(bb) Unwirksamkeit der Fiskalpolitik

i k is„

is,

lm

LM

i A •Si 'So

γ

9.7

ο*γι

a) Ausgangspunkt der wirtschaftspolitischen Maßnahme war die Idee, den privaten Konsum (als bedeutsamste Endnachfragekomponente) über eine Reduzierung des verfügbaren Einkommens zu senken und damit einen

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse dämpfenden Einfluss auf die Konjunktur auszuüben. Geht man von der engeren keynesschen Konsumhypothese aus, wonach der Konsum der Periode vom (verfügbaren) Einkommen derselben Periode abhängt, so ist ein dämpfender Effekt zu erwarten. In diesem Fall war es aber nicht angebracht, von der keynesschen Konsumhypothese (die in der grundlegenden, einführenden Theorie eine Berechtigung hat) auszugehen; dies vor allem deshalb nicht, weil ein rückzahlbarer Zuschlag auf die Einkommensteuer die Funktion eines erzwungenen Sparens erhielt. Damit trat bei der Masse der Konsumenten die Zusatzsteuer nur an die Stelle der Beträge, die ansonsten ohnehin freiwillig gespart worden wären. Die Masse der Konsumenten sah daher gar keine Notwendigkeit, ihren Konsum einzuschränken. N u r der geringe Teil der Bevölkerung, der schon vorher nicht sparen konnte, musste seinen Konsum tatsächlich einschränken. Der beabsichtigte spürbare Rückgang des Konsums wurde deshalb nicht erreicht. (b) Eine Festlegung des Rückzahlungstermins wäre nur d a n n sinnvoll, wenn der zukünftige Konjunkturverlauf ohne Eingriff hinreichend genau bekannt wäre (Variante a). D a n n könnte die Rückzahlung so terminiert werden, dass sie gerade während eines Konjunktura¿sc/»VMn£s erfolgt, also einen Nachfrageimpuls zur Konjunkturanregung liefert. In der Realität ist leider die zukünftige Konjunkturentwicklung grundsätzlich unsicher. Daher kann ein im Voraus festgelegter Rückzahlungstermin im Gegensatz zur Variante (b 1 ) mit einer Situation zusammenfallen, in der sich die Wirtschaft schon wieder im Aufschwung befindet (Variante b2). Der zusätzliche Nachfrageimpuls würde sich d a n n im Gegenteil als unerwünscht herausstellen, da er die ohnehin zu großen Auftriebstendenzen nur noch verstärkt. Variante (a): sichere Erwartungen Wachstum BIP

Variante (b): unsichere Erwartungen Wachstum BIP

A

A

Gegen- Rûcfczahtungsvrart tennin sicherer zukünftiger Verlauf ohne Eingriff Verlauf nach Eingriff

->Zeit

,

:

^

¡/VN, IN/ v

Gegen- RúcteaNungsvfliit termin

-•Zeit

mögliche Konjunkturverläufe: — • — Variante 1 . . . . . Variante 2

Es sollte aber auch in diesem Fall nicht übersehen werden, dass eine sofortige Reduktion des gesamtwirtschaftlichen Konsums entsprechend der keynesschen Konsumhypothese nicht erwartet werden darf. Vielmehr ist davon auszugehen, dass der Sperrklinkeneffekt wirkt.

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

9.8

183

Aus theoretischer Sicht gilt, dass selbst komplexe Modelle immer Modelle sind, d.h. vereinfachende Abbilder der Realität. Und es ist keineswegs immer sicher, dass die Modelle wenigstens die entscheidenden Determinanten und Beziehungen wirklich genügend realitätsnah abbilden. So gilt für das ISLM-System, dass es ohnehin insofern nur als ein Ausschnitt aus der komplexeren Realität konzipiert ist, als es sich auf die Beziehungen zwischen Güter- und Geldmarkt bei Preisniveaukonstanz und unter Ausklammerung eigenständiger Arbeitsmarktbeziehungen beschränkt. Bestimmte theoretische Bedenken gegen den vorgeführten IS-LM-Ansatz wurden im Lehrbuch (vgl. Kap. 8.3) vorgetragen. Aus der Sicht der praktischen Wirtschaftspolitik ist zu bedenken, dass man für eine exakte Steuerung die genauen Werte der Verhaltensparameter benötigen würde. Diese ökonometrisch zu ermitteln, ist jedoch regelmäßig recht schwierig. In der Praxis können sich des weiteren Probleme daraus ergeben, dass die durch wirtschaftspolitische Maßnahmen betroffenen Wirtschaftssubjekte Ausweichreaktionen zeigen oder dass sie an und für sich sinnvolle und notwendige wirtschaftspolitische Maßnahmen bereits im parlamentarischen Entscheidungsprozess verhindern. Von großer Bedeutung sind ferner die zeitlichen Verzögerungen (Lags) im Rahmen der praktischen Wirtschaftspolitik: Erkennungs-, Entscheidungs-, Durchführungsund Wirkungsverzögerung. Ihre Dauer ist ebenfalls nicht genau kalkulierbar. Sie können daher dazu führen, dass die Maßnahmen erst dann wirklich zu wirken beginnen, wenn sie schon nicht mehr angebracht sind, sodass sie die dann bestehenden Probleme möglicherweise noch verschärfen (vgl. auch Aufg. 9.7). Schließlich ist zu erwähnen, dass die für die Politik zuständigen Instanzen die aktuelle Situation nicht immer gleich beurteilen. Im Extremfall interpretieren sie sie gegensätzlich und wenden deshalb auch sich widersprechende Maßnahmen an.

9.9

Die „moral suasion" zählt zu den wirtschaftspolitischen Instrumenten. Es besteht darin, durch verbale und/ oder schriftliche Appelle, Empfehlungen, Mahnungen, manchmal auch Androhung der Anwendung schärferer Instrumente ein bestimmtes, gesamtwirtschaftlich erwünschtes Verhalten der Wirtschaftssubjekte zu erreichen. Von der Intensität des Eingriffs her ist dieses Instrument daher das schwächste. Moral suasion wird sowohl von der Notenbank als auch von der Regierung betrieben. Leider ist es sehr schwer zu beurteilen, ob das Instrument wirkt oder gewirkt hat. Dazu müssten die Veränderungen gesamtwirtschaftlicher Größen auf den Einfluss der moral suasion zurückgeführt werden können (Zurechenbarkeitsproblem) und gegebenenfalls auch quantifiziert werden können (Quantifizierungsproblem). Für die Geldpolitik wird dem Instrument ein gewisse Wirkung eingeräumt. Von Seiten der Regierung wurde vor allem vom früheren Wirtschaftsminister und Bundeskanzler Ludwig Erhard von diesem Instrument reger Gebrauch gemacht. Hier sind vor

184

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

allem seine „Maßhalteappelle" zu erwähnen. Sie wurden jedoch bald von der Karikatur aufgegriffen und rückten daher schon an den Rand der Lächerlichkeit. 9.10

a) Der Vorschlag dürfte vom keynesianischen IS-LM-Modell beeinflusst gewesen sein. Eine expansive Geldpolitik (durch die Zentralbank angestoßene Zinssenkung) kann danach im Normalfall (zinsabhängige Güternachfrage) einen Beitrag zu mehr Einkommen und Beschäftigung liefern (vgl. Kap. 8). b) In § 12 des Bundesbankgesetzes wurde die Bundesbank darauf verpflichtet, „unter Wahrung ihrer Aufgabe die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu unterstützen(Eine analoge Formulierung findet sich übrigens auch für das ESZB.) Hieraus könnte die Regierung / ein Regierungsmitglied eventuell das Recht ableiten, eine entsprechende Unterstützung von der Zentralbank einzufordern. c) Gerade in Deutschland wurde die unabhängige Zentralbank von der gesamten Gesellschaft immer als hohes Gut angesehen. Selbst wenn eine Zinssenkung von der Sache her durchaus geboten schien (die Bundesbank hat tatsächlich nach einer gewissen Frist ihre Zinsen gesenkt), war das Vorgehen politisch äußerst ungeschickt. Eine öffentliche Aufforderung seitens der Regierung an die Zentralbank wurde schon fast als Angriff auf deren Autonomie verstanden. Immerhin sah das Bundesbankgesetz vor, dass Mitglieder der Bundesregierung an Sitzungen des für die Geldpolitik zuständigen Zentralbankrates teilnehmen konnten, wenn auch ohne Stimmrecht. Die Vorstellungen der Regierung dort vorzutragen, wäre sicher der bessere, weil zurückhaltende Weg gewesen.

9.11

a) Transmissionsmechanismus. b) Im wirtschaftstheoretischen, mathematisch ausgerichteten Modell mit stetigen Funktionen reagiert die abhängige Variable auch auf kleine Änderungen der unabhängigen Variablen. In der Realität bestehen gewisse Fühlbarkeitsschwellen. Im Hinblick auf die Fiskalpolitik ist denn auch oft zu hören. „Nicht kleckern, sondern klotzen!" Kleine Beträge versickern unbemerkt; nur große Beträge werden wahrgenommen und wirken. Die Argumentation hinsichtlich der Änderung der Zentralbank-Zinssätze zielt ebenfalls in diese Richtung. Sie soll aber zugleich darauf aufmerksam machen, wie schwierig es ist, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung genau zu prognostizieren. c) Hier ist das Problem der zeitlichen Verzögerungen (engl, lags) angesprochen. In der Wirtschaftspolitik ist mit vier Phasen zu rechnen: Erkennungsverzögerung; Aktionsverzögerung; Durchführungsverzögerung; Wirkungsverzögerung. Leider ist die Dauer der Verzögerungen in der Realität variabel. Daraus resultiert die Gefahr, dass die geldpolitischen Maßnahmen zu früh oder zu spät und /oder zu schwach oder zu stark ausfallen und dadurch die Schwankungen verstärken anstatt sie zu mildern.

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

185

9.12

Mit diesem Bild soll auf das Problem aufmerksam gemacht werden, dass kontraktive Maßnahmen leichter durchgesetzt werden können als expansive. Bei kontraktiven Maßnahmen ist die Zentralbank nicht auf die Mitwirkung der Betroffenen angewiesen. Will die Zentralbank expansiv wirken, so kann sie zwar autonom die Leitzinsen senken. Selbst wenn sich diese bis zu den Geschäftsbanken-Zinssätzen fortsetzt, ist nicht sicher, dass die Güternachfrage wächst. Die Güternachfrage kann wenig zinselastisch sein und die Zukunftsaussichten der Wirtschaftssubjekte können trotz der Zinssenkung pessimistisch bleiben.

9.13

a) Angesprochen ist der Zielkonflikt zwischen Wahrung der Preisniveaustabilität und Ankurbelung der Wirtschaft durch geldpolitische Maßnahmen. b) Für das ESZB wurde in Art. 105 EU-Vertrag die Zielsetzung wie folgt formuliert: „Das vorrangige Ziel des ESZB ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. Soweit dies ohne Beeinträchtigung des Zieles der Preisstabilität möglich ist, unterstützt das ESZB die allgemeine Wirtschaftspolitik in der Gemeinschaft, um zur Verwirklichung der in Artikel 2 festgelegten Ziele der Gemeinschaft beizutragen." c) Das Ziel Preisniveaustabilität gilt als verletzt, wenn der Harmonisierte Verbraucherpreisindex um mehr als 2 % p.a. steigt. (Vgl. auch Aufg. 4.66) d) Vor allem die Probleme (a) der richtigen Dosierung der Maßnahmen und (b) der hinsichtlich ihrer Dauer nicht genau bekannten Wirkungsverzögerungen sind die wesentlichen Gründe für eine eher langfristig ausgerichteten Politik (vgl. auch Aufg. 9.11).

9.14

a) Schiller ging es um das Problem, dass die gewählten Instrumente ursachenadäquat sein müssen. b) Bei einer Konjunkturkrise sind alle Wirtschaftsbereiche in etwa gleich betroffen, d.h. die Kapazität ist in allen Bereichen unterausgelastet und die Arbeitslosigkeit betrifft relativ gleichmäßig die gesamte Arbeitnehmerschaft. Eine Strukturkrise ist dadurch gekennzeichnet, dass es zu regionalen und / oder sektoralen Ungleichgewichten kommt, d.h. das Angebot der Wirtschaft passt nur bedingt oder gar nicht auf die Nachfrage (Beispiele: Rückgang der Nachfrage nach Kohle; mangelndes Dienstleistungsangebot; Mangel an bestimmten Fachkräften). Hier können einzelne Branchen durchaus gut beschäftigt sein; auch können einzelne Arbeitnehmergruppen (z.B. hochqualifizierte Arbeitnehmer) sehr gefragt sein, während bei anderen Gruppen Arbeitslosigkeit herrscht. c) Es liegt nahe, dass eine undifferenzierte, alle Bereiche betreffende Beeinflussung der Nachfrage für eine Strukturkrise nicht angemessen ist. Ein undifferenzierter Nachfrageimpuls würde die Aktivität der ohnehin aktiven

186

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Branchen noch verstärken und dort eventuell zu einer Überhitzung führen, bei den Branchen, die aus strukturellen Gründen an Nachfragemangel leiden, aber keine Nachfrage erzeugen. Umgekehrt sollte ein Aspekt einer staatlichen Konjunkturpolitik nicht übersehen werden: Staatliche Nachfrageimpulse betreffen meistens nicht alle Branchen gleichmäßig, sondern - da es sich oft um öffentliche Infrastrukturinvestitionen (Straßenbau und Wohnungsbau) handelt - nur ausgewählte Branchen (eben primär die Bauindustrie), so dass konjunkturpolitische Maßnahmen auch Struktureffekte auslösen können. 9.15

a) Es geht hier um die beiden folgenden Ansätze: (1) Steuernder Eingriff in den laufenden Wirtschaftsprozess Hier handelt es sich um eine eher kurzfristig ausgerichtete Konjunkturpolitik. Sie zielt ab auf die Auslastung der gegebenen Kapazität und Beschäftigung im Rahmen der gegebenen Ordnung. (2) Gestaltung der institutionellen Rahmenordnung Hier geht es um eine eher langfristig angelegte Wirtschaftsordnungspolitik. Durch eine Änderung der Rahmenbedingungen wird erwartet, dass sich das gesamte wirtschaftliche Klima grundlegend und dauerhaft positiv verändert, dadurch dauerhaft die Leistungs-, Investitions- und Konsumbereitschaft erhöht und somit Wachstumskräfte freigesetzt werden. b) Da der Zeithorizont der beiden Politikansätze unterschiedlich ist, stehen sie auch nicht grundsätzlich in Gegensatz. Eine Rezessionen und Überhitzungen dämpfende Politik führt zu einer Verstetigung der wirtschaftlichen Entwicklung im Sinne einer Glättung der Wachstumsraten. Letztere sind im Vergleich zu stark schwankenden Raten vorteilhaft. Stetige und positive Raten erleichtern den strukturellen Wandel, da so leichter die Produktionsfaktoren aus absterbenden Branchen in neue Branchen umgeleitet werden können. Eine Wirtschaftsordnung, die den Wirtschaftssubjekten flexibles Reagieren erlaubt und ihre Leistungsbereitschaft fördert, verhindert die Verfestigung veralteter Strukturen (wird also weniger Strukturkrisen zeigen) und bewirkt damit ebenfalls ein verstetigtes Wachstum. c) Eine auf Stabilisierung ausgerichtete Finanzpolitik muss in zwei Richtungen wirken können: Sie muss expansiv und kontraktiv wirken können. Dies ist aber im Grunde nur möglich, wenn - übertrieben formuliert gleichsam ein „Konjunkturhaushalt" oberhalb des „normalen" Haushalts abgewickelt werden kann. Der „normale" Haushalt ist - zumindest kurzfristig - durch fixe Ausgaben (insbesondere Gehälter und Pensionen, Bildungs- und Verteidigungsausgaben, Zinsen) charakterisiert. Eine wachsende Staatsverschuldung erhöht den Zinsanteil im öffentlichen Haushalt und steigert damit die „fixen Anteile". Um diese fixen Anteile zu bedienen, muss die Steuerlast weiter steigen. Eine Variation von Steuern und / oder Staatsausgaben aus konjunkturpolitischen Gründen wird dann unmöglich.

9. Kapitel: Wirtschaftspolitische Schlussfolgerungen

187

d) Eine grundlegende, längerfristig ausgerichtete Änderung der Steuergesetze fällt unter den unter (a) genannten Politikansatz der „Gestaltung der Rahmenbedingungen". Er zielt u.a. ab auf die Leistungsbereitschaft der Wirtschaftssubjekte, aber auch auf die Herstellung von Steuergerechtigkeit im internationalen Vergleich. Die im Stabilitätsgesetz vorgesehenen Zuund Abschläge auf die Einkommen- und Körperschaftssteuern sind demgegenüber von vornherein als befristet vorgesehen. Sie sind daher dem Politikansatz „Eingriffe in den laufenden Wirtschaftsprozess" zuzuordnen. 9.16

a) Das Thema der Ausführungen ist die Unsicherheit über den zukünftigen Konjunkturverlauf. Aus dieser Unsicherheit folgt auch das Problem der richtigen quantitativen und zeitlichen Dosierung von wirtschaftspolitischen Maßnahmen (vgl. Aufg. 9.11). - Die von der Zeitung tatsächlich gewählte Überschrift liegt geradezu auf der Hand: „Ungewissheit über den USKon j unkturverlauf. " b) Zweifellos wird das Verhalten der Wirtschaftssubjekte durch ihre Erwartungen mitbestimmt. Und die Erwartungen werden beeinflusst von dem, was man aus der vergangenen Entwicklung gelernt hat. W e n n man erlebt hat, dass die Regierung üblicherweise in der Rezession die Investition subventioniert, wird man erwägen, ob man nicht solche Investitionen, die nicht ganz dringend sind, bis zur nächsten Rezession aufschieben sollte, um so von der staatlichen Unterstützung zu profitieren. Das Verhalten der Träger der Wirtschaftspolitik kann insofern neue Verhaltensmuster der Wirtschaftssubjekte schaffen. In der Theorie der rationalen Erwartungen wird daher davon ausgegangen, dass rationalerweise zu erwartende wirtschaftspolitische Maßnahmen keinen Erfolg haben, da sie bereits in den Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte antizipiert werden. In der Theorie der rationalen Erwartungen wird deshalb die These geäußert, dass nur unerwartete Maßnahmen Erfolg haben können. Dieser gesamte Bereich ist jedoch ziemlich komplex. Er kann daher hier nicht weiter verfolgt werden. Zur Vertiefung sei verwiesen auf: H.-P. Spahn: Makroökonomie. Theoretische Grundlagen und stabilitätspolitische Strategien. Berlin u.a. Orte 1996. S. 108 ff. G. Tichy: Konjunkturpolitik. Quantitative Stabilisierungspolitik bei Unsicherheit. 3. Aufl. Berlin u.a. Orte 1995.

9.17

a) 5; b) 3; c) 3.

10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

10.1

Was beschreibt eine volkswirtschaftliche Produktionsfunktion?

10.2

Wieso kann man sagen, dass in klassischer Sicht die Kurve der Arbeitsnachfrage mit der Kurve der physischen Grenzproduktivität der Arbeit identisch ist?

10.3

Gehen Sie von der folgenden volkswirtschaftlichen Produktionsfunktion aus: Y = I O N 0 , 5

K0'5

a) Zeigen Sie den Verlauf der (partiellen) Produktionsfunktion bei Konstanz von Κ = 4 und variablem Arbeitseinsatz N. b) Ermitteln Sie die Funktion des (physischen) Grenzet Y produkts der Arbeit —

ÔY

ι

dN

5



unter der Voraussetzung Κ = 4. Stellen Sie die Beziehung grafisch dar. 10.4

..

1

1

Kl

5

Es herrschen die folgenden Bedingungen: 1) Produktionsfunktion: Υ = Ν 0 ' 5 Κ 0 ' 5 2) Κ ist konstant mit: Κ = 4 Gehen Sie von den klassischen Modellannahmen aus, und bestimmen Sie analytisch die Funktion der Arbeitsnachfrage in Abhängigkeit vom Reallohn.

10.5

Zeigen Sie die Auswirkungen der folgenden Vorgänge auf die Lage der Arbeitsnachfragekurve im w/P-N-Diagramm. Verschiebung nach rechts a) Der Sachkapitalbestand steigt. b) Die Bevölkerung wächst. c) Der Reallohn sinkt.

links

keine

189

10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

d) Das technische Wissen steigt. e) Das Preisniveau sinkt. f) Die Erwerbsquote fällt. g) Die Unternehmen erwarten einen Konjunktureinbruch.

10.6

Wie beurteilen Sie die Modellannahme, dass sowohl auf Güter- als auch auf Faktormärkten vollständige Konkurrenz herrscht? Welche Änderung im Verlauf der Arbeitsnachfragekurve ist zu erwarten, wenn diese Voraussetzung nicht aufrechterhalten wird?

10.7

Beschreiben Sie den Verlauf des Arbeitsangebots in klassischer Sicht. Was bedeutet unter diesen Bedingungen „freiwillige Arbeitslosigkeit"?

10.8

Markieren Sie die folgenden Aussagen als „richtig" (R) bzw. „falsch" (F). (a) In klassischer Sicht spielt der Lohn für die Höhe des Arbeitsangebots keine große Rolle, da alle Menschen zum Lebensunterhalt auf Arbeit angewiesen sind. ( ) (b) In der Realität sind die Effektivlöhne (tatsächlich gezahlten Löhne) oft höher als die Tariflöhne. ( ) (c) Die statistische Ermittlung des Arbeitskräftepotentials (N max ) ist nur sehr schwer möglich. ( ) (d) In der Sicht von Friedman schließen sich Vollbeschäftigung und gleichzeitige (unfreiwillige) Arbeitslosigkeit nicht aus. ( ) (e) Strukturelle Arbeitslosigkeit kann durch keinerlei wirtschaftspolitische Maßnahmen verringert werden. ( ) (f) Wenn die Zahl der offenen Stellen gleich der Zahl der Arbeitslosen ist, herrscht zwangsläufig auch Vollbeschäftigung im theoretischen Sinne. ( ) (g) Keynesianer gehen von nach unten starren Geldlöhnen aus. ( )

10.9

Wie verschiebt sich die Arbeitsangebotskurve, wenn c.p. die folgenden Änderungen auftreten? Verschiebung nach rechts a) Senkung der Arbeitszeit. b) Frauen drängen verstärkt auf den Arbeitsmarkt. c) Technischer Fortschritt erhöht die Arbeitsproduktivität.

links

keine

190

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

d) Aufenthaltsgenehmigungen für Gastarbeiter werden verkürzt. e) Der Sachkapitalbestand steigt. f) Die Möglichkeit des vorzeitigen Ruhestands wird erweitert. g) Durch Wechselkursänderungen wird ein Exportboom ausgelöst.

10.10 Wie ist Vollbeschäftigung im klassischen Arbeitsmarktmodell definiert? Warum ist trotz Vollbeschäftigung nicht das gesamte Arbeitskräftepotenzial beschäftigt? 10.11 Gegeben sind die folgenden Arbeitsmarktfunktionen: w Arbeitsmarktnachfrage: N n = - — + 9 Arbeitsmarktangebot:

w NA = 2 —

w (2 < — s 4)

a) Bestimmen Sie auf analytischem Wege das Arbeitsmarktgleichgewicht. b) Bestimmen Sie auf grafischem Wege das Gleichgewicht in ba) einem Mwu'na/lohn-Diagramm (mit P 0 = 1 und P t = 2) ; bb) einem Ä^a/lohn-Diagramm. ba) Nominallohn-Diagramm

bb) Reallohn-Diagramm w

Ρ

10.12 Warum ist in der Praxis die Bestimmung des Gleichgewichtslohnes und der Vollbeschäftigungs-Arbeitsmenge nicht möglich? 10.13 Welche drei Hauptformen für (unfreiwillige) Arbeitslosigkeit werden unterschieden? Wie werden die Ursachen für diese drei Formen im Einzelnen begründet? Welche Formen von Arbeitslosigkeit werden sonst noch angeführt? 10.14 Welche Argumente werden aus keynesianischer Sicht gegen das klassische Arbeitsmarktmodell vorgetragen?

IO. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

191

10.15 Wieso kann in der Realität nicht der Reallohn vereinbart werden? 10.16 a) Was ist das „Vollbeschäftigungsniveau der Arbeitslosigkeit"? b) Es sei das „Vollbeschäftigungsniveau der Arbeitslosigkeit" erreicht. Bedeutet dies, dass dann für eine Beschäftigungspolitik kein Handlungsbedarf mehr besteht? 10.17 In einer Aufschwungsphase habe sich der Nominallohn w 0 als Schnittpunkt von N n o und N A gebildet. Die zugehörige Arbeitsmenge N 0 bezeichne die Vollbeschäftigung. Wegen rückläufiger gesamtwirtschaftlicher Güternachfrage ist die Arbeitsnachfrage auf N N I zurückgegangen. Als Folge des nach unten starren Nominallohnes ist der bisherige Gleichgewichtslohn w 0 zum Mindestlohn w ^ geworden, was zu einer Unterbeschäftigung im Ausmaß (N 0 - N,) geführt hat. a) Warum würde sich unter den obigen Bedingungen selbst bei völlig flexiblen Nominallöhnen die Vollbeschäftigungsmenge N 0 nicht wieder automatisch einstellen? b) Welche Möglichkeiten bestünden in diesem Fall, wieder zur Vollbeschäftigung N 0 zu gelangen? 10.18 Zeichnen Sie in das Diagramm ein, wie sich die Arbeitsangebotskurve verändert, wenn das Preisniveau um 10 % steigt? a) Die Anbieter unterliegen einer völligen Geldillusion. b) Die Anbieter erwarten nur eine Preisniveausteigerung von 5 %. c) Die Anbieter bieten reallohnorientiert an. 10.19 Unter welchen Bedingungen kann die tatsächliche Beschäftigung am Arbeitsmarkt über die Vollbeschäftigungsmenge (im Sinne des klassischen Arbeitsmarktgleichgewichts) hinausgehen? 10.20 a) Welchen Zusammenhang beschreibt die Phillips-Kurve? b) Warum kann die Arbeitslosigkeit nicht dauerhaft durch mehr Inflation gesenkt werden?

192

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

10.21 Was versteht man unter der „NAIRU"? 10.22 Wie kann erklärt werden, dass die Sockelarbeitslosigkeit im Laufe der Zeit ansteigt? 10.23 Mit welchen Instrumenten könnte die strukturelle Arbeitslosigkeit bekämpft werden? 10.24 Welche Gründe sprechen dagegen, dass kurzfristig durch Arbeitszeitverkürzung ein bedeutsamer Beitrag zum Abbau von Unterbeschäftigung geleistet werden kann? 10.25 Markieren Sie die richtige Antwort! a) Eine makroökonomische Produktionsfunktion beschreibt 1 die funktionale Abhängigkeit des realen Inlandsprodukts (Output) vom Einsatz der volkswirtschaftlichen Produktionsfaktoren (Input); 2 die funktionale Abhängigkeit des nominalen Inlandsprodukts von der Höhe des Arbeitseinsatzes; 3 die funktionale Abhängigkeit des realen Inlandsprodukts von der Höhe des Arbeitseinsatzes; 4 die Beziehung zwischen Lohnsatz und Güterproduktion (angebotenes Sozialprodukt); 5 den Sachkapitaleinsatz in Abhängigkeit vom Arbeitseinsatz. b) Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsnachfragekurve N N 1 beschreibt alle möglichen Kombinationen von Lohnsätzen und Beschäftigung; 2 verknüpft Preisniveauänderungen mit Reallohnsätzen; 3 hängt von der Erwerbswilligkeit der Bevölkerung ab; 4 kann sinnvollerweise nur dann abgeleitet werden, wenn auch das Angebot rai/Wwabhängig ist. 5 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. c) In einem Nominallohn-Arbeitsmenge-Diagramm verschiebt sich als Folge einer Preisniveauerhöhung die Arbeitsnachfragekurve 1 überhaupt nicht; 2 nach oben; 3 nach unten; 4 nach rechts. 5 Eine eindeutige Antwort ist nicht möglich. d) Im Sinne der volkswirtschaftlichen Theorie gilt jemand als (unfreiwillig) arbeitslos, der 1 an seinem Wohnort trotz intensiven Suchens keinen Arbeitsplatz findet; 2 zum herrschenden Lohnsatz arbeiten will, jedoch zu diesem Lohnsatz keine Arbeit findet; 3 zwar arbeiten will, aber nicht zu dem Lohnsatz, den man ihm anbie-

10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

4 5

193

tet; keine bezahlte Arbeit hat. Keine der vorgenannten Antworten trifft zu.

e) Welche Aussage in Bezug auf den Reallohn ist richtig? 1 Es handelt sich um einen Lohn in Form von Naturalien (z.B. Bierdeputate bei Brauereiangestellten). 2 Er sinkt, wenn das Preisniveau langsamer ansteigt als der Nominallohn. 3 Er wird durch die Tarifverhandlungen festgesetzt. 4 Er ist immer niedriger als der Nominallohn. 5 Er ist definiert als Preisniveau durch Nominallohn. 6 In klassischer Sicht gibt es zwischen Nominal- und Reallohn keinen Unterschied, da die Quantitätstheorie gilt. 7 Keine der vorgenannten Aussagen ist richtig. f) Welche Aussage in Bezug auf die „natürliche Arbeitslosigkeit" ist nicht zutreffend? 1 Sie kann durch fiskalpolitische Maßnahmen nicht abgebaut werden. 2 Sie ist keine gleichsam „naturgesetzliche" Größe. 3 Der Begriff geht auf Friedman zurück. 4 Sie wird in den periodischen Berichten der Arbeitsmarktstatistik ausgewiesen. 5 Ihre Reduzierung ist wirtschaftspolitisch erwünscht. 6 Im keynesianischen Ansatz spielt sie keine Rolle. g) Ein wirksamer Beitrag zum Abbau von Arbeitslosigkeit wäre nach neoklassisch / monetaristischer Ansicht: 1 Senkung der Geldlöhne über steigendes Preisniveau. 2 Einführung von Mindesdohnregelungen. 3 Abbau markthemmender Kräfte wie z.B. „übertriebener" Zumutbarkeitsregelungen. 4 Investitionsprämien als Anreiz für Unternehmen. 5 Stärkung der Gewerkschaften bei Tarifverhandlungen. 6 Keine der vorgenannten Antworten ist zutreffend. h) Im 1 2 3 4 5

klassischen Arbeitsmarktmodell wird die Höhe des Gleichgewichtsreallohnes bestimmt; ist der Reallohn gleich dem Nominallohn; ist der Reallohn eine konstante Größe; ist der Reallohn immer niedriger als im keynesianischen Modell; kann die Qualität der angebotenen und nachgefragten Arbeit durchaus unterschiedlich sein; 6 können durchaus regionale Lohnunterschiede auftreten.

i) Arbeitslosigkeit, die auf mangelnde Qualifikation (z.B. fehlende EDVKenntnisse) zurückzuführen ist, lässt sich abbauen durch

194

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

1 2 3 4 5

einen durch durch durch Keine

staatlichen Nachfrageschub; eine expansive Geldpolitik; eine Lohnsubventionierung; Absenkung der Mindestlöhne. der vorgenannten Antworten ist zutreffend.

k) Markieren Sie die falsche Antwort! Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen (ABM) 1 führen dazu, dass die offizielle Arbeitslosigkeit sinkt; 2 sind auf jeden Fall sinnvoll, da so anstelle von reiner Unterstützung „für nichts" Geld für nützliche Arbeit gezahlt wird; 3 können dazu führen, dass marktliche Aktivitäten verdrängt werden; 4 können ein Beitrag dazu sein, das Abgleiten in die Langzeitarbeitslosigkeit zu erschweren. 5 Keine der vorgenannten Aussagen ist falsch. 1)

Arbeitszeitverkürzungen 1 um 5 % könnten die Zahl der Beschäftigten um 5 % erhöhen; 2 bewirken ausschließlich eine Zunahme der Uberstunden; 3 sollten logischerweise ständig wegen der stetig wachsenden Produktivität erfolgen, da sonst vermehrt Arbeitslosigkeit auftritt; 4 erhöhen immer die Lohnstückkosten und führen insbesondere angesichts der wachsenden internationalen Konkurrenz durch Niedriglohn-Länder eher zu mehr Arbeitslosigkeit; 5 führen oft, insbesondere im administrativen Bereich, zu Steigerungen der Arbeitsproduktivität, so dass die aus der Arbeitszeitverkürzung resultierende Mehrnachfrage nach Arbeit reduziert wird. 6 Keine der vorgenannten Aussagen ist zutreffend.

Lösungen 10. Kapitel

10.1

Eine (volkswirtschaftliche) Produktionsfunktion beschreibt den Zusammenhang zwischen den (volkswirtschaftlichen) Input-Faktoren Arbeit, Boden, Sachkapital, technisch-organisatorischem W i s s e n und dem (volkswirtschaftlichen) Produktionsergebnis (Output), dem realen Inlandsprodukt.

10.2

In klassischer Sicht handelt es sich bei Güter- und Faktormärkten um die Marktform der vollständigen Konkurrenz (homogene Produkte bzw. Faktoren; sehr große Zahl von Anbietern und Nachfragern; Markttransparenz; keine Präferenzen). Die Wirtschaftssubjekte streben Nutzen- bzw. Gewinnmaximierung an.

195

IO. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

Unter diesen Bedingungen kann die Arbeitsnachfrage seitens der Unternehmen wie folgt abgeleitet werden: Ausgangspunkt ist die Produktionsfunktion Y = Y(N, K). In kurzfristiger Sicht kann Κ als konstant angenommen werden (K = K); also: Υ = (Ν, Κ). Zusätzliche Arbeitseinheiten führen zu abnehmenden Ertragszuwächsen; anders formuliert: die Grenzproduktivität der Arbeit ôY/ôN nimmt ab. Unternehmen realisieren dort ihr Gewinnmaximum, wo E' = K'. Auf die makroökonomische Ebene übertragen heißt dies: das Gewinnmaximum ist dort erreicht, wo gilt w = (ôY/ôN) Ρ (der Nominallohnsatz w muss gleich dem Wert-Grenzprodukt der Arbeit sein). Diese Bedingung kann w dY umgeformt werden zu: — = . Sofern die Arbeiter also (entsprechend den Bedingungen der vollständigen Konkurrenz) nach ihrer Grenzproduktivität entlohnt werden, sind Arbeitsnachfragekurve und Kurve der Grenzproduktivität identisch: N n = Ν (w/P; K). 10.3

a) Y = 20 Ν

0,5

b) —

öN

= 10 Ν

05





Υ (Ν, Κ)

10.4

Für Κ = 4 gilt:

Υ = 2Ν

— = I 2 Ν ~0,5 = θΝ 2 Im G m a x gilt:

0,5

Ν "0,5

— = - ; aΝ Ρ

also: Ν " °' 5

w Ρ

10.5

a) re; b) k; c) k; d) re; e) k; f) k; g) li.

10.6

Die Bedingungen der vollständigen Konkurrenz sind in der Realität weder auf dem Arbeitsmarkt noch auf den Gütermärkten erfüllt. Tendenziell kann bei unvollständiger Konkurrenz und / oder bei oligopolistischen

196

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Märkten eher von einer geringeren Produktion zu höheren Preisen als bei vollständiger Konkurrenz ausgegangen werden. Dies würde dann auch eine geringere Arbeitsnachfrage als bei vollständiger Konkurrenz bedeuten. (Ein Vergleich von Marktergebnissen bei vollständiger Konkurrenz und monopolistisch /oligopolistischen Märkten ist allerdings an zahlreiche einschränkende Bedingungen geknüpft, sodass Schlussfolgerungen nur sehr vorsichtig gezogen werden dürfen.) Auf dem Arbeitsmarkt werden in der Realität die Tariflöhne in der Marktform eines bilateralen Kollektiv-Monopols (Arbeitgeberverbände - Gewerkschaften) ausgehandelt. Bei starker Stellung der Nachfrager kann - im Vergleich zur Konkurrenzlösung - ebenfalls ein Rückgang der Nachfrage auftreten. Es sollte aber andererseits nicht übersehen werden, dass die Effektivlöhne meist höher sind als die tariflich ausgehandelten Mindestlöhne. Hier wirken dann auch Kräfte eines Konkurrenzmarktes. 10.7

Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsangebot wird aus dem individuellen Angebot einzelner Haushalte abgeleitet. Das Ausmaß des individuellen Angebots resultiert aus einer (hier nicht begründeten) Entscheidung über die Aufteilung der verfügbaren Zeit auf Arbeit (Einkommenserzielung) und Freizeit. Die Aggregation der individuellen Angebote führt zum nebenstehenden Gesamtangebot, das in klassischer Sicht als rai/lohnabhängig angesehen wird, d.h. die Anbieter berücksichtigen bei ihrer Nominallohnforderung die Preisniveauänderungen exakt (sog. „Freiheit von Geldillusion"). Es existiert ein maximales Angebot an Arbeit N m a x . Eine solche Größe anzunehmen ist theoretisch durchaus sinnvoll; ihre empirische Bestimmung ist jedoch mit großen Problemen verbunden. Alle Arbeitnehmer, die zum jeweils herrschenden Lohn nicht arbeiten wollen, gelten als „freiwillig arbeitslos" (auch: Niedriglohn-Arbeitslosigkeit). Beim Lohn (w/P)0 wäre das Ausmaß dieser freiwilligen Arbeitslosigkeit a.

10.8

a) F; b) R; c) R; d) R; e) F; f) F; g) R.

10.9

a) li; b) re; c) k; d) li; e) k; f) Ii; g) k.

10.10 Vollbeschäftigung liegt vor im Schnittpunkt von Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage. Hier finden alle Arbeitnehmer, die zu diesem Lohnsatz arbeiten wollen, einen Arbeitsplatz. Es ist zugleich die maximale Arbeitsmenge, die unter diesen Bedingungen von Angebot und Nachfrage Beschäftigung finden kann. Bei einem niedrigeren Lohn wäre das Angebot gerin-

10. Kapitel: Der Arbeitsmarkt

197

ger; bei einem höheren Lohn wäre die nachgefragte Arbeitsmenge geringer. Zum Arbeitskräftepotenzial zählen alle Arbeitnehmer, die grundsätzlich an einer bezahlten Tätigkeit interessiert sind. Einige von ihnen (z.B. manche Ehefrauen) wollen aber erst eine Arbeit aufnehmen, wenn das Lohnniveau sehr hoch ist. Wenn diesen Personen also das derzeitige Gleichgewichts- (= Vollbeschäftigungs-)Lohnniveau zu niedrig ist, sind sie freiwillig arbeitslos. Man spricht daher auch von „Niedriglohnarbeitslosigkeit". 10.11 a) Gleichgewicht bei: N A = N N 2 — = - — + 9 -» ^ = 3 Ρ Ρ Ρ Je nach Höhe des Preisniveaus ergibt sich der entsprechende GleichgewichtsHY»(P)i •Y»(P)o

1. Ableitung von IS0 :

i = - 0,002 Y + 10

IS, o

.J

2. Ableitung von LM(P):

M = Ρ [LpOO +

L s (i) ]

275 = 0,5 Υ Ρ + (i - l ) " 1 393,75 Ρ - 56,25 Ρ 393,75 Ρ 275

- 0,5 Υ Ρ + 56,25 Ρ

3. Ableitung von ΥΝ (Ρ) :

+ 1

LM (Ρ)

IS = LM (Ρ)

( - 0 , 0 2 Y + 9) (275 - 0,5 Υ Ρ + 56,25 Ρ) = 393,75 Ρ

Ρ =

5,5 Υ - 2 475 0,01 Υ^ - 5,625 Υ + 112,5

Υν(Ρ) ι

11.12 Da keine der angeführten P-Y-Kombinationen auf YA (P) liegt, ist in keinem Fall der Arbeitsmarkt im Gleichgewicht.

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft Gütermarkt

Geldmarkt

Güter- und Geldmarkt

(1)

X

X

X

(2)

X

(3)

X

(4)

231

Arbeitsmarkt

X

11.13 a) Änderungen des Preisniveaus wirken in makroökonomischer Sicht auf folgende Weise auf das gesamtwirtschaftliche Güterangebot: Zunächst wirken sie am Arbeitsmarkt auf den Verlauf der Arbeitsnachfrage und - je nach Grad der Reallohnabhängigkeit (bzw. der Geldillusion) - auf das Arbeitsangebot. Je geringer die Reagibilität des Angebots auf Preisniveauänderungen ist, desto größer sind (bei steigendem Preisniveau) die Beschäftigungswirkungen. Der Arbeitsmarkt ist über die Produktionsfunktion mit dem Inlandsprodukt verknüpft. Die durch den Arbeitsmarkt bestimmte Beschäftigungsmenge determiniert das produzierte Inlandsprodukt. Wie stark Beschäftigungsänderungen die Höhe des Realeinkommens beeinflussen, hängt auch vom Verlauf der Produktionsfunktion (und somit von der Grenzproduktivität der Arbeit) ab. b) Im Gegensatz zu den Wirkungen von Preisniveauänderungen auf das Angebot sind die Wirkungen auf die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage gegenläufig, d.h. niedrigere Preisniveaus gehen mit höheren Gleichgewichtseinkommen (von der Nachfrageseite) einher. In der mittleren Variante des vorgestellten Modells läuft der Prozess etwa wie folgt ab: Preisniveauerhöhungen senken den Realwert des Geldes (in der grafischen Darstellung führt dies zu einer Lwifaverschiebung der LMKurve). Mit der bisherigen Transaktionskasse kann das derzeitige reale Inlandsprodukt nicht mehr abgewickelt werden. Daher entsteht der Wunsch nach zusätzlicher Transaktionskasse, der bei gegebener (nomineller) Geldmenge nur dadurch befriedigt werden kann, dass über Zinserhöhungen Geld aus der Spekulationskasse abgezogen wird. Zinserhöhungen führen jedoch zu einem Rückgang der zinsabhängigen Investitionsnachfrage und damit einem Rückgang des Realeinkommens. Im Endeffekt wird sich ein neues Gleichgewicht bei einem höheren Zins, höherem Preisniveau und einem niedrigeren Realeinkommen herausbilden. 11.14 a) 3; b) 3; c) 1; d) 3; e) 4; f ) 3. 11.15 Ein klassisches Totalmodell zeichnet sich dadurch aus, dass

232

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

a) die Geldnachfrage zu Spekulationszwecken entfällt; b) das Arbeitsangebot strikt reallohnabhängig erfolgt (keine Geldillusion). Damit besteht das klassische Grundmodell aus den folgenden Funktionen: 1. Gütermarkt: C H = C (Y) I p r = I (i) 2. Geldmarkt:

M = M

3. Produktionsfunktion:

Y = Υ ( Ν , Κ)

4. Arbeitsmarkt:

Angebot

NA d Y

M Kf Nachfrage

11.16 a)

=

N

Lr = k Υ Ρ

A

w (-)

w

-—

NN

=

. w. NN(-)

In klassischer Sicht gilt die folgende Abfolge:

Aus dem Arbeitsmarktgleichgewicht folgt über die Produktionsfunktion das angebotene Realeinkommen Y A , das im klassischen Ansatz von Ρ unabhängig ist. Y N (P) folgt aus den Geldmarktbedingungen. Beide zusammen bestimmen das Preisniveaugleichgewicht und damit auch den zum Gleichgewichtsreallohn gehörenden Nominallohn w. Durch den Schnittpunkt von IS und LM ergibt sich schließlich der (Real-)Zins i. I. Arbeitsmarktgleichgewicht: 1.1. Ableitung der Arbeitsnachfrage aus der (partiellen) Produktionsfunktion: - 2 w dY •W —— = 5 Ν ~ 0,5 N n = 25 I dN dN Ρ 1.2. Arbeitsmarktgleichgewicht N A

=

Nn:

- 2

1 = 25

0,5

w

12,5 = 0

Lösung durch Näherungsansatz:

= 2,5

N0

= 4

2. Bestimmung des (Vollbeschäftigungs-Real-)Einkommens: Der Wert für N 0 ist in die Produktionsfunktion einzusetzen: Y = ION0,5 also: Y = 10 • 2 YA = 20 3. Bestimmung von LM und YA (P): Durch die Höhe des (Real-)Einkommens ist im klassischen Ansatz zugleich die Lage von LM bestimmt, da LM unabhängig von i ist: Y = 20 [LM]

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

233

4. Bestimmung von YN (P): Ansatz erfolgt bei Geldmarkt M = L 10 = 0 , 2 5 Υ Ρ

YN = 40 Ρ

1

[ Y N (Ρ)]

5. Preisniveaugleichgewicht YA (Ρ) = YN (P): 20 = 40 Ρ

1

P0 =

2

6. Bestimmung des Nominalbhnes: Ρ ·ρ0 V /O



(pj 0

w0 =

= 2,5

7. Der Gleichgewichtszinsfolgt aus IS = LM: 7.1. Ableitung von IS aus YA = Y N (im Gütermarkt): Y = 0,6 Y - 2 i + 16



i = -0,2 Y + 8

7.2.

[IS]

Y = 20

7.3. Gleichgewicht: i = - 0,2 · 20 + 8

[LM] i0

= 4

8. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y0 = 20

Po = 2

(w/P)o = 2,5

h) grafische Lösung zu 11.16

w0 = 5

N0 = 4

i

0

=4

234

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

c) Vom Preisniveau abhängige Güterangebots- und Güternachfragekurven sind im Totalmodell Kurven, die jeweils Gleichgewichtswerte zwischen Ρ und Y A bzw. Ρ und Y N beschreiben. P 0 ist der einzige Wert, bei dem sowohl Gleichgewicht von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite her herrscht. Nimmt Ρ einen anderen Wert an, so herrscht kein Gleichgewicht zwischen angebotenem und nachgefragtem Realeinkommen. Die Kurven verschieben sich dadurch aber nicht! 11.17 Vorbemerkung: Funktionen, die in den folgenden Alternativen gegenüber der Ausgangssituation (Aufgabe 11.16) keine Änderung erfahren, erhalten den Index 0. Geänderte Funktionen erhalten in Unteraufgabe 1 den Index 1, in Unteraufgabe 2 den Index 2.

(1)

Zunahme der Geldmenge auf

M,

Im klassischen Modell berührt eine Änderung von M die reale Geldnachfrage und die reale Produktion nicht. Letztere ist durch Arbeitsmarkt und Produktionsfunktion bestimmt. Damit verschiebt sich nur Y N (P) bei Konstanz von Y A . Am Geldmarkt gilt nunmehr: 2 0 = 0,25 Υ Ρ Für Y = 2 0 ergibt sich somit:

Y N = 80 Ρ P1 = 4

[Y N (Ρ) J

1

Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y[ =

20

P, =

4

(w/P), =

2,5

w1 =

10

Nj =

4

¡1 =

4

(2) Zunahme der autonomen Investitionsnachfrage auf I2 Eine Zunahme der (autonomen) Investitionsnachfrage führt zu einer Rechtsverschiebung von IS. Die reale Produktion wird dadurch aber nicht beeinflusst, da sie durch Arbeitsmarkt und Produktionsfunktion bestimmt wird. Eine Zunahme der Nachfrage führt hier daher nur zu einer Zinssteigerung. Neue IS-Funktion IS 2 : Y = 0,6 Y - 2 i + 20



i = -0,2 Y +

Für Y = 20 ergibt sich:

10

[IS2]

i2 = 6

Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y2 =

20

P, = 2

(w/P) 2 =

2,5

(3) Zunahme des Arbeitsangebots auf Ν

w2 = 5

N2

=

4

i2

=

6

A3

Änderungen am Arbeitsmarkt bewirken über die Produktionsfunktion Änderungen des Realeinkommens und des Gesamtgleichgewichts.

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

235

1. Arbeitsmarkt Nachfrage: N n o = 25 Gleichgewicht:

NA3

2 ™ + 1,9167 Ρ wV — + A j

w\ j

=

w Angebot: N A 3 = 2 — + 1,9167

NNO

= 25 Ρ 12,5 = 0

0,95835

Lösung durch Näherungsverfahren:

= 2,0413

N3

= 6

2. Ableitung des Realeinkommens über die Produktionsfunktion Y = ION0'5



YA3

= 10 · 2,449

YA3

= 24,49

3. Bestimmung der Lage von LM Mit dem Wert des Realeinkommens ist zugleich die Lage von LM (unabhängig von i) bestimmt: Y = 24,29 [LM 3 ] 4. Ableitung von [YN (Ρ) 3 ] über M = L 10 = 0,25 Υ Ρ



5. Preisniveaugleichgewicht Υ A 24,49 = 40 Ρ

3

YN

= YN (Ρ)

= 40

[YN(P)0]

0

1

P 3 = 1,63

6. Nominallohn w 3 = 3,33 7. Zinsbestimmung über IS 0 = LM3 i3

i = - 0,2 · 24,49 + 8

=

3,102

Y 3 = 24,49

II

8. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: (w/P) 3 = 2,0413

w 3 = 3,33

N3 = 6

i 3 = 3,102

(4) Techn ischer Fortschritt Als Folge des technischen Fortschritts verändert sich die Steigung der Produktionsfunktion, also die Grenzproduktivität der Arbeit und damit die Arbeitsnachfrage, das Arbeitsmarktgleichgewicht und das Güterangebot. Deshalb müssen sich Preisniveau und Zinssatz ebenfalls ändern.

236

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse 1. Arbeitsmarkt 1.1. Arbeitsnachfrage: i l dN

=

6 N

dY dN

o,5

=

w Ρ

1.2. Arbeitsangebot:

n

= 36

N 4 N4

^P w = 2 — - 1

NA0

1.3. Arbeitsmarktgleichgewicht: 36 I I ) " *

- 0,5

-

2 Ϊ

-

.

18 = 0

ν?/



1^]

= 2,798

Ν 4 = 4,597

2. Ableitung des Realeinkommens Y = 12 · 4,597 °' 5

Y A 4 = 25,729 Y = 25,729

3. Ableitung von LM

[LM4]

4. Ableitung von YN (P) über Geldmarkt 10 = 0,25 Υ Ρ



5. Preisniveaugleichgewicht YA4 25,729 =

40 Ρ

6. Nominalbhn:

= YN (Ρ)

Y N = 40 Ρ

[Y N (Ρ) 0 ]

0

P 4 = 1,55

1

w =

1

— P4 Ρ /4

w 4 = 4,34

7. Zinsbestimmung über IS0 = LM4 i = - 0,2 • 25,729 + 8

i 4 = 2,85

8. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y 4 = 25,729 w 4 = 4,34

P 4 = 1,55 N4

= 4,597

(w/P)4 = 2,798 i 4 = 2,85

11.18 a) Begründung des Verlaufs Sowohl Y A als auch Y N zeigen in diesem Fall einen extrem keynesianischen Verlauf. Ein waagerechter Verlauf von Y A gilt für den Fall einer starken Unterauslastung der gesamten Wirtschaft. Dann ist davon auszugehen, dass ( 1 ) eine steigende Arbeitsnachfrage auch ohne Lohnerhöhungen befriedigt werden kann; (2) wegen der nicht ausgelasteten Kapazitäten Produktionssteigerungen bei (zunächst) konstanter Grenzproduktivität der Arbeit

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

237

möglich sind. (Vgl. auch Lehrbuch: Kap. 11.2.1) Ein senkrechter Verlauf von Y N kann zurückgeführt werden auf (1) einen senkrechten Verlauf von IS u n d / o d e r (2) einen waagerechten Verlauf von LM. Bei senkrechtem Verlauf von IS liegt der Schnittpunkt zwischen IS und der sich (als Folge eines geänderten Preisniveaus) verschiebenden LMKurve immer beim gleichen Y-Wert. Bei waagerechtem Verlauf von LM (Liquiditätsfalle) bleibt der Schnittpunkt zwischen IS und der sich (als Folge eines geänderten Preisniveaus) verschiebenden LM-Kurve über eine weiten Bereich von Ρ ebenfalls unverändert beim selben Y-Wert. (Vgl. auch Lehrbuch: Kap. 11.3.1) b) Zunahme des Geldangebots Eine Zunahme des Geldangebots verschiebt die alternativen Preisniveaus zuzuordnenden LM-Kurven jeweils nach rechts. ba) Bei senkrechtem Verlauf von IS verbleibt der Schnittpunkt von IS und LM jedoch bei demselben Y-Wert wie bisher. bb) Eine Zunahme des Geldangebots verlängert nur den waagerechten Verlauf von LM. So bleibt auch in diesem Fall der Schnittpunkt von IS und LM bei demselben Y-Wert. c) Zunahme der Güternachfrage Eine Zunahme der Güternachfrage führt immer zu einer Rechtsverschiebung von IS. In beiden Fällen - senkrechter Verlauf von IS bzw. Liquiditätsfalle - wird Y N parallel nach rechts verschoben. Als Folge der gestiegenen Güternachfrage wächst somit Y auf Y, bei gleichbleibendem Preisniveau P 0 . d) Dichotomie von Geld- und Gütersphäre Wie die Überlegungen unter den Absätzen (b) und (c) gezeigt haben, wirkt in dieser extrem keynesianischen Situation eine Änderung im Geldsektor nicht auf die Höhe des Realeinkommens. Dies entspricht der Aussage der klassischen Quantitätstheorie. In der extrem keynesianischen Situation wird sogar nicht einmal das Preisniveau berührt. Dies entspricht nicht der klassischen Quantitätstheorie, die das Spekulationsmotiv (und damit die Liquiditätsfalle) nicht kennt. Änderungen in der Güternachfrage erhöhen in dieser Lage das Realeinkommen. Da das Preisniveau unverändert bleibt, sind auch hier Güter- und Geldsphäre nicht verknüpft (dichotomisiert). Aus klassischer Sicht wäre hier allerdings gerade anders zu argumentieren: Eine Steigerung der Güternachfrage würde - da Vollbeschäftigung vorausgesetzt ist - keinen Realeinkommenseffekt haben, sondern nur das Preisniveau erhöhen. 11.19 a) Version des Totalmodells Es handelt sich um eine nicht-klassische Version des Totalmodells. Dies ist

238

Teil 2: Makxoökonomische Ex-ante-Analyse

daran zu erkennen, dass das Arbeitsangebot vom Nominallohn w abhängig ist. I ist abhängig von i. Somit kann IS nicht senkrecht verlaufen. Insoweit kann es sich also nicht um ein extrem keynesianisches Modell handeln. Ob die Liquiditätsfalle relevant ist, ist aus den Funktionsgleichungen nicht unmittelbar ersichtlich. b) analytische Lösung des Gleichgewichts 1. Gütermarkt

(IS)

Y = 0,6 Y - 2 i + 16 i = - 0,2 Y + 8 2. Geldmarkt

[ IS ]

(LM)

24 = 0,48 Υ Ρ + 18 Ρ - 3 i Ρ i = 0,16 Y + 6 - 8 Ρ" 1

[ LM (Ρ) ]

3. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage Y^(P) über IS = LM (Ρ) - 0,2 Y + 8 = Y

=

N

5,55

+

0 , 1 6 Y + 6 - 8 Ρ" 1 22,22

Ρ"1

[Y

N

(P>]

4. Arbeitsmarktgleichgewicht N

a

N

n

=

1,6 w

=

25



w

0,625

=

0,625

w =

5 Ρ

Ν

5 Ρ Ν

=

Ν

=

4 P

N

N

0

'

n

a

- 0,5

"

0 , 5

[ Ν

6 6 6

5. Gesamtwirtschaftliches Angebot ΥΑ (Ρ) über Arbeitsmarktgleichgewicht und Produktionsfunktion Υ (Ν, Κ) Υ Α = 10 (4 Ρ 0 ' 6 6 6 ) °·5

ΥΑ = 20 Ρ 0,5

(Ρ) ]

Ν(Ρ)

[ ΥΑ(Ρ) ]

6. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ΥΑ (Ρ) = ΥΝ (Ρ) 20 Ρ

0 , 5

=

5,55

Ρ

=

1,345

0

+

22,22

Ρ

~1 Υ

=

0

22,08

7. Ableitung der übrigen Gleichgewichtswerte durch Einsetzen von P0 und Y0 in die entsprechenden Funktionsgleichungen. 8. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y

0

=

22,08

(w/P)o = 2,26

P0 = w0 =

1,345

C

3,04

N

0

0

= =

13,25 4,87

I0

=

8,83

i0 =

3,58

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

239

c) grafische Lösung:

11.20 a) analytische Lösung: Vorbemerkung: Funktionen, die gegenüber Aufg. 11.19 unverändert bleiben, erhalten den Index 0.

1. Gütermarkt (IS) Y = 0,6 Y - 2 i + 20 i = - 0,2 Y + 10

[IS, ]

2. Geldmarkt (LM) keine Änderung gegenüber Situation 0; daher i = 0,16 Y + 6 - 8 Ρ " 1

[ LM 0 ]

3. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage YN(P)¡ - 0,2 Y + 10 = 0,16 Y + 6 - 8 P "

(IS¡ = LM0) 1

Y N = 11,11 + 22,22 Ρ " 1

[YN(P)J

4. Gesamtwirtschaftliches Angebot YA (P) wie in Fall 0, also

YA = 20 Ρ 0 ' 6 6 6

[y a (p) o ]

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

240

5. Gesamtgleichgewicht YA(P)0 0 666

20 Ρ '

=

=

YN(P)¡

11,11 + 22,22 Ρ" 1

P j = 1,726

Y t = 24

6. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Yj = 24 (w/P)! = 2,09

P, = 1,726

C 1 = 14,4

Ii = 9,6

W] = 3,6

N j = 5,75

ii = 5,2

b) verbale Beschreibung der Veränderungen Vorbemerkung: Die Prozesse laufen gleichzeitig und sich wechselseitig beeinflussend ab. Sie können jedoch nur als Abfolge beschrieben werden. Die Erhöhung der Nachfrage bewirkt am Gütermarkt eine Rechtsverschiebung von IS, wobei das Ausmaß der Verschiebung durch den Gütermarktmultiplikator bestimmt ist. Die dadurch bewirkte Einkommenssteigerung bedingt einen Mehrbedarf an Lp, der bei gegebener (nomineller) Geldmenge M jedoch nur durch Zinssteigerung aus der passiven Kasse (Spekulationskasse) angezogen werden kann. Die Zinssteigerung dämpft den Anstieg der (zinsabhängigen) investiven Nachfrage. Das sich so bildende Gütermarkt-Geldmarkt-Gleichgewicht kann jedoch nur als Zwischenlösung verstanden werden, da dieses Einkommen bei dem bislang herrschenden Preisniveau kein Gesamtgleichgewicht sein kann. Die gesamtwirtschaftliche Angebotskurve lässt erkennen, dass ein höheres Angebot nur bei höherem Preisniveau erfolgt. Dies beeinflusst zugleich die Arbeitsnachfrage und - soweit auch die Arbeitnehmer zumindest teilweise reallohnorientiert reagieren (was in diesem Beispiel allerdings ausgeschlossen ist!) - gegebenfalls das Arbeitsangebot. Eine Erhöhung des Preisniveaus führt hier wegen der strikten Nominalorientierung zu einer Senkung des Reallohnes und damit zu einer Zunahme der Beschäftigung. Preisniveauänderungen haben aber auch Einfluss auf den Realwert der gegebenen nominellen Geldmenge M, so dass in realer Sicht eine Preisniveauerhöhung wie eine Geldmengenverknappung bei konstantem Preisniveau wirkt. Damit wird eine weitere Zinssteigerung induziert und das Einkommen nimmt einen geringeren Wert an, als wenn diese zusätzliche preisniveauabhängige Verschiebung von LM nicht aufträte. Diese wechselseitigen Anpassungen kommen zum Stillstand, wenn sich das Gesamtsystem im neuen Gesamtgleichgewicht befindet. 11.21 a) analytische Lösung 1. Gütermarkt wie in Situation 0, daher

i = - 0,2 Y + 8

[ IS 0 ]

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

241

2. Geldmarkt 36 = 0,48 Υ Ρ + 18 Ρ -

3iP

i = 0,16 Y + 6 - 12 Ρ " 1

[LM(P)2]

3. gesamtwirtschaftliche Güternachfrage IS0 = LM (Ρ) 2 - 0,2 Y + 8 = 0,16 Y + 6 - 12 Ρ " 1 Y N = 5,55 + 33,33 Ρ " 1 4. gesamtwirtschaftliches Güterangebot YA (P) wie in Situation 0, daher Y A = 20 P 0 ' 3 3

[YN(P)2] [YA(p)o]

5. gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht YA (Ρ) 0 = YN (P) ¡ 20 Ρ 0 , 3 3 =

5,55 + 33,33 Ρ"1

P 2 = 1,783

Y2 = 24,25

6. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y2 = 24,25

P 2 = 1,83

C 2 = 14,55

I 2 = 9,7

(w/P)2 = 2 , 0 6

w 2 = 3,68

N 2 = 5,88

i 2 = 3,68

b) Eine Preisniveauerhöhung bewirkt immer dann eindeutig eine Linksverschiebung von LM, wenn das nominelle Geldangebot konstant bleibt. Im Fall der Aufgabe 11.20 trifft dies zu. In dieser Aufg. 11.21 wird jedoch das autonome (nominelle) Geldangebot erhöht. Bei konstantem Preisniveau ruft dies immer eine ßrc/iiwerschiebung von LM hervor. (In den Kapiteln 7 - 9 des Lehrbuches und damit auch dieses Übungsbuches wurde jeweils ein konstantes Preisniveau unterstellt.) Bei variablem Geldangebot und variablem Preisniveau hängt die Richtung der Verschiebung in dem auf realen Größen basierenden IS-LM-Diagramm davon ab, ob der Realwert des Geldangebots zu- oder abnimmt. Die Realwerte der Geldmenge betragen in Aufgabe 11.19: 24 : 1,345 = 17,84 Aufgabe 11.20: 24 : 1,726 = 13,9 Aufgabe 11.21: 36 : 1,783 = 20,2 Also nimmt in Aufg. 11.20 der Realwert des Geldangebots gegenüber Aufg. 11.19 ab; LM verschiebt sich nach links. In Aufg. 11.21 nimmt dagegen der Realwert gegenüber Aufg. 11.19 zu; LM verschiebt sich nach rechts. c) Die Auswirkung des nominellen Geldangebots bewirkt auf dem Geldmarkt zunächst eine Zinssenkung, da das Transaktionsvolumen zunächst unverändert bleibt und damit für das zusätzliche Geld zinsbringende Anlagen gesucht werden (=£> Kurssteigerung = Zinssenkung). Auf dem Geldmarkt ruft dies entsprechend der Zinsreagibilität der Investitionsnachfrage

242

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

zusätzliche Investitionen hervor, die einkommensteigernd wirken. Eine zusätzliche Nachfrage führt beim bisherigen Angebot jedoch zu einer Preisniveausteigerung. Diese bewirkt ein höheres Angebot, so dass die Tendenz zur Preisniveauerhöhung gedämpft wird. Das gilt jedoch nur dann, wenn das Arbeitsangebot zumindest teilweise der Geldillusion unterliegt. In diesem Fall wird unter den zugrundeliegenden Modellannahmen auch die Beschäftigung steigen. Die Preisniveauerhöhung führt zugleich dazu, dass sich LM(P) wegen des abnehmenden Realwerts des Geldangebots nicht so weit nach rechts verschiebt, wie dies ohne Preisniveauerhöhung der Fall wäre. Die Preisniveauerhöhung bremst daher auch den Zinsrückgang und damit die Ausweitung der zinsabhängigen Gütemachfrage. 11.22 a) Ausgangssituation 1. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage IS0

= LM(P)

0

0 , 3 3 3 3 Y + 10 = 0 , 0 6 6 6 6 Y + 6 - 30 Ρ -ι + 10 Y N = 75 Ρ 2. Arbeitsmarkt

ΝΛ =

[YN(P)Q]

Nn

1,6 — = 25 f — Ρ Ρ = 2,5

N0

=

4

3. Gesamtwirtschaftliches Angebot YA (Ρ) .0,5 Y A = 10 YA = 20

[YA(P)o]

4. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 20 =

75 Ρ

"1

YA (Ρ)

= YN (Ρ)

+ 10

Υ 0 = 20

Ρ 0 = 7,5

5. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y0 = 20

b)

Po = 7,5

(w/P)o = 2,5

Wq = 18,75

=4

i 0 = 3,33

Rückgang der Nachfrage

1. Gesam Wirtschaftliche Nachfrage - 0 , 3 3 3 3 Y + 8 = 0 , 0 6 6 6 6 Y + 6 - 30 Ρ -ι + 5 Y N = 75 Ρ 2.

N0



Arbeitsmarkt wie unter (a), also

= 2,5

N, = 4

[ Y N ( P ) li

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

243

3. Angebot wie unter (a), also:

[Ya(P)i]

Y A = 20

4. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 20 =

75 P " 1 + 5

Yj = 20

P, = 5

5. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y, = 20

(w/P) ! = 2,5

P, = 5

w, = 12,5

Nt = 4

i, = 1,33

c) Nachfragerückgang bei Nominalbhnstarrheit 1. Gesam Wirtschaftliche Nachfrage Y N = 75 P " 1 + 5

wie unter (b)

[YN(P)2]

2. Arbeitsmarkt Angebot: w A = 18,75

Nachfrage: N n

= 25

18,75 \ - 2

Gleichgewicht: Ν = 0,07111 Ρ 2 3. Gesam t"wirtschaftliches Angebot Y A = 10 (0,07111 P 2 ) 0 ' 5 YA = 2,666 Ρ

[γΑ(Ρ)2:

4. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht 2,666 Ρ =

75 Ρ

1

+ 5

Y2 = 16,861

P2

=

6,323

Ν 2

=2,843

5. Ableitung der Unterbeschäftigung Unterbeschäftigung: N 0 (= N V B ) - N 2 = 1,1569

6. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y 2 = 16,861

P 2 = 6,323

w 2 = 18,75

N 2 = 2,843

(w/P) 2 = 2,965 i 2 = 2,38

244

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

grafische Lösung zu Aufgabe 11.22

- a/b

d) Beseitigung der Unterbeschäftigung Im Gütermarkt könnte eine zusätzliche Staatsnachfrage den Rückgang der privaten Nachfrage kompensieren. Im Rahmen des Modells könnte auch eine Steuersenkung erwogen werden, die die private Nachfrage wieder anregen könnte. Beides würde zu einer Âic/iiîverschiebung von IS (in Richtung auf IS 0 ) führen. Im Geldmarkt könnte im Rahmen dieses Modells eine ÄflAfrverschiebung von LM einen Beitrag dazu leisten, wieder mehr in Richtung zum Vollbeschäftigungseinkommen zu gelangen. Grundsätzlich führt eine Erhöhung des Realwertes des Geldangebots zu einer Rechtsverschiebung von LM.

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft grafische Lösung zu Aufgabe 11.22

245

-c

Eine solche Erhöhung wird erreicht durch: 1 ) Preisniveausenkung bei konstantem nominellen Geldangebot; 2) Ausdehnung des nominellen Geldangebots bei konstantem Preisniveau. Bei Variante ( 1 ) müsste das Preisniveau auf den Wert Pj = 5 sinken (vgl. Aufg. 11.22-b). Eine Preisniveausenkung wäre zwar von den Gütermarktbedingungen (Rückgang der Nachfrage) nicht auszuschließen. Eine Preisniveausenkung würde jedoch den Realwert der fixen Nominallöhne noch weiter erhöhen, so dass die reallohnabhängige Arbeitsnachfrage noch weiter zurückgehen würde. Dieser Weg fällt hier also aus. Die im Geldmarkt nötige Rechtsverschiebung von LM könnte also nur

246

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

durch eine Ausweitung des (nominellen) Geldangebots erreicht werden. Dies würde zu einer Rechtsverschiebung von Y N (P) führen. Preisniveau und Beschäftigung würden steigen. Da durch die Preisniveauerhöhung der Realwert der Geldmenge jedoch wieder zurückgeht [= Linksverschiebung von LM (P)], müsste die Ausweitung der nominellen Geldmenge größer ausfallen als bei konstantem Preisniveau. Im vorliegenden Zahlenbeispiel müsste LM (P) so weit nach rechts verschoben werden, dass der Schnittpunkt von ISj' und LM (P) bei Y = 20 und damit bei i = 1,33 läge. Es sollte aber bedacht werden, dass ein solch niedriger Wert von i nur schwer oder gar nicht erreicht werden könnte [Liquiditätsfalle (!); sie wurde in der vorgegebenen LM-Funktion allerdings nicht berücksichtigt]. Auch dieser Weg ist daher in diesem Beispiel nicht sehr erfolgversprechend. Insgesamt sind hier also Geldmarkteingriffe wenig geeignet. 11.23 a)

1. Ableitung von YN (P)

Da IS vollkommen starr in Bezug auf den Zins ist, gilt: Yn=15

[Yn(P)1

2. Ableitung von YA (P) 2.1. Arbeitsmarktgleichgewicht N A = N N N

A

w =1.6j

Nn=25

wV2

N0 = 4

2.2. Gesamtwirtschaftliches Angebot ΥΑ=10·40'5

Ya

= 20

[ Y A (P) ]

3. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht Sowohl Angebot als auch Nachfrage sind unabhängig von P. Im P-Y-Diagramm verlaufen sie parallel; es gibt somit keinen Schnittpunkt zwischen beiden Kurven. In diesem Fall ist die Nachfrage die beschränkende Größe. Das Einkommen beläuft sich somit auf Y = 15. Die dafür benötigte Arbeitsmenge beträgt Nj = 2,25. Das Preisniveau ist diesem Fall allerdings unbestimmt. Damit sind auch der Nominallohn w und der Zinssatz i nicht bestimmt. b) Der Reallohn könnte - entsprechend der Nachfragefunktion - maximal (w/P)max = 3,33 betragen und müsste - laut Angebotsfunktion - minimal (w/P)mjn = 1,41 betragen. c) Selbst wenn der Reallohn (w/P)max = 3,33 betragen würde (und damit über dem Gleichgewichtslohn von (w/P)0 = 2,5 läge), könnten Senkungen des Reallohns (über flexible Nominallöhne) in diesem Fall keinen Beitrag zum Abbau der Unterbeschäftigung liefern, da die Arbeitsnachfrage durch die Güternachfrage begrenzt wird. Da IS vollkommen

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

247

zinsunelastisch verläuft, kann Geldpolitik zwar einen Beitrag zur Zinssenkung leisten, gleichwohl damit die Güternachfrage nicht beeinflussen. Hier könnte nur ein (staatlicher) Güternachfrageimpuls einkommens- und beschäftigungssteigernd wirken. 11.24 a) Bestimmung der Gleichgewichtswerte 1. Gütermarkt Y = 0,6 Y - i + 8

i = - 0,4 Y + 8

[is0]

2. Geldmarkt 19,2 = 0,48 Ρ Y + 18 Ρ

-3iP

i = 0,16 Y + 6 - 6,4 Ρ " 1

[ LM(P)

3. Gesamtwirtschaftliche Nachfrage - 0,4 Y + 8 = 0,16 Y + 6 - 6,4 Ρ -ι Y N = 3,57143 + 11,428 Ρ

-ι [YN(P)]

4. Gesamtwirtschaftliches Angebot NA = 0,675 w N N = 25

w = 1,48148 N a w = 5 Ρ Nn~0,5



ÍI C pj

1,48148 N a = 5 Ρ N n ~ 0 , 5 Ν = 3,375 Ρ 0 , 6 6 6 v = 1 5 ρ 0,333 A

y a = 10 (3,375 Ρ 0,666* 0,5 )

[YA(P)]

5. Gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ρ 0,333 1,333 15 Ρ 15

=

3 57J43

+

11,428 Ρ

3,57143 Ρ - 11,428 = 0

Pn = 1

6. Zusammenstellung der Gleichgewichtswerte: Y 0 = 15

Po = ι

N 0 = 2,25

w 0 = 3,33

i0 = 2

ba) Gütermarktanalyse In der reinen Gütermarkt-Analyse bleiben Zins- und Preisniveaueinflüsse außer Ansatz. Die kreditfinanzierten Staatsausgaben müssen daher so groß sein, dass - unter Berücksichtigung des Gütermarkt-Multiplikators - eine Rechtsverschiebung von IS um 5 erreicht wird. Y = C H + Ipr + G

248

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

Also gilt für Y = 2 0 und i = 2 20 = 0,6 · 20 + 8 + G

G = 2

ΔΥ = k AG

Y = 5

Multiplikator k = 2,5

Also: Rechtsverschiebung von IS um 5 Einheiten (bzw. um 2 Einheiten nach oben). i = - 0 , 4 Y + 10

[IS,]

bb) Gütermarkt-Geldmarkt-Analyse Berücksichtigung der Zinseffekte; Ausklammerung von Preisniveaueinflüssen. Auszugehen ist von LM (P 0 ) mit P 0 = 1. Somit: i = 0,16 Y + 6 - 6 , 4

i = 0,16 Y - 0,4

[ LM (P 0 ) ]

Für Y , = 2 0 ist Í! = 2,8. IS muss daher so weit nach rechts verschoben werden, dass I S j durch den Punkt Y = 2 0 und i = 2,8 läuft. 2 0 = 0,6 - 2 0 - 2,8 + 8 + G

G = 2,8

ΔΥ = k AG k = 2,5 ΔΥ = 7 Rechtsverschiebung von I S 0 nach IS 2 um 7 Einheiten (bzw. Verschiebung nach oben um 2,8 Einheiten). i = - 0 , 4 Y + 10,8

[IS2]

be) Analyse im Totalmodell Berücksichtigung von Zins- und Preisniveaueffekten Im vorliegenden Fall erfordert ein wachsendes Angebot eine Preisniveau0 333

Steigerung. Aus Y A = 15 Ρ ' folgt, dass Y = 2 0 nur bei einem Preisniveau von P j = 2 , 3 7 0 3 7 angeboten wird. Ein steigendes Preisniveau lässt jedoch den Realwert des Geldangebots sinken ( = Linksverschiebung von LM). Beim Preisniveau P t = 2 , 3 7 0 3 7 nimmt LM(P) die Form an: i = 0 , 1 6 Y + 3,3 [ LM ( P j ) ] Bei Y = 2 0 herrscht Gleichgewicht auf dem Geldmarkt bei: i 2 = 6,5 In diesem Fall muss IS 0 so weit nach rechts verschoben werden, dass IS 2 durch den Punkt Y = 2 0 und i = 6,5 läuft. 2 0 = 0,6 · 2 0 - 6,5 + 8 + G ΔΥ = k AG

k = 2,5

G = 6,5 ΔΥ = 16,25

Rechtsverschiebung von IS 0 nach IS 3 um 16,25 Einheiten (oder Verschiebung nach oben um 6,5 Einheiten). i = - 0 , 4 Y + 14,5 Gesamtwirtschaftliche Nachfrage demnach:

I S 3 = LM (P)

[ IS 3 ]

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft - 0,4 Y + 14,5

=

0,16 Y + 6 Y

N

=

249

- 6,4 Ρ

15,17857 + 11,42857 Ρ"1



Ν

(Ρ),]

c) grafische Darstellung

10

i

*

Í ^ l m ^ )

LM (P 2 )

YA(P)

|\yn(P)I

w

NN(Pi)

nN(PO)

Ν

Y(N, K)

d) Erläuterung der Ergebnisse Das Totalmodell berücksichtigt sowohl Zins- als auch Preisniveaueinflüsse. Das Gütermarkt-Geldmarkt-Modell berücksichtigt nur den Zins, während das reine Gütermarktmodell weder Zins- noch Preisniveaueinflüsse beachtet. In der Gütermarkt-Geldmarkt-Analyse wird somit berücksichtigt, dass die zusätzliche Nachfrage des Staates die Geldnachfrage zu Transaktionszwecken erhöht. Letzteres führt - bei gegebener Geldmenge - zu einer Zinssteigerung. Diese reduziert jedoch die bisherige private zinsabhängige Güternachfrage (teilweises crowding-out), so dass die Wirkung des Güter-

250

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

markt-Multiplikators gebremst wird. Die zusätzliche Staatsnachfrage muss daher im Fall (bb) größer sein als im Fall (ba), um diesen Rückgang der privaten Nachfrage zu kompensieren. Die Totalbetrachtung zeigt, dass ein gesamtwirtschaftliches Angebot von YA = 20 nur zu einem höheren Preisniveau erfolgt. Ein höheres Preisniveau senkt aber den Realwert der gegebenen nominellen Geldmenge ( = Verschiebung von LM nach oben). Bei einem Einkommen von Y = 20 herrscht Geldmarkt-Gleichgewicht dann bei einem viel höheren Zins als bei konstantem Preisniveau. Diese beträchtliche Zinssteigerung führt zu einem wesentlich größeren Ausmaß an crowding-out im privaten Sektor. Dementsprechend müssen die Staatsausgaben hier gegenüber (bb) um Einiges höher sein. 11.25 (a) Nachfrageeffekt durch Lohnerhöhungen

Eine Erhöhung des autonomen Konsums (und / oder der marginalen Konsumquote) bedeutet tatsächlich eine Erhöhung der effektiven Nachfrage und würde im Totalmodell zu einer Verschiebung von Y N (P) nach rechts führen und könnte somit einen Beitrag zum Abbau von Unterbeschäftigung leisten. Diese Argumentation lässt jedoch völlig außer Acht, dass in diesem Fall die (erwartete) Zunahme des Konsums auf eine Lohnerhöhung zurückgehen soll. Letztere stellt zunächst einmal eine Kostenerhöhung dar, die sich im Totalmodell in YA(P) niederschlägt. Die Unternehmen werden nun versuchen, ihre Preise zu erhöhen. Gelingt dies, steigt das Preisniveau [Verschiebung YA(P) nach oben]. Dadurch geht das reale Geldangebot zurück, der Zins steigt und die Güternachfrage geht zurück. Die Produktion (= Real-Einkommen) fällt. Der Rückgang der Güternachfrage würde nur dann verhindert, wenn durch die Nominal-Lohnerhöhung die Lohnsumme insgesamt ansteigt, d.h. der Reallohn stärker steigt als die Arbeitsnachfrage zurückgeht. Das ist allerdings nicht sehr wahrscheinlich. Außerdem ist zu bedenken, dass die Konsumnachfrage nicht nur aus den Einkommen der abhängig Beschäftigten resultiert, sondern auch aus den Einkommen der Unternehmer. Gehen deren Gewinne zurück, wird dies voraussichtlich einen negativen Effekt auf deren Konsum haben. Sollten Preiserhöhungen wegen einer schlechten Konjunkturlage nicht durchsetzbar sein, werden viele Unternehmen Gewinnreduktionen hinnehmen müssen oder gar in die Verlustzone geraten. Ein Rückgang der Produktion und damit der Nachfrage nach Produktionsfaktoren ist die wahrscheinliche Folge. Dann steigen auch die Einkommen gar nicht und ein (grundsätzlich möglicher) Konsumstoß tritt gar nicht erst auf. Wenn es auch richtig ist, dass Löhne eine Doppelfunktion haben, eben nicht nur Kosten, sondern auch die wichtigste Einkommenskategorie zu sein, folgt daraus nicht, dass Lohnerhöhungen in dieser Situation ein geeignetes Instrument zum Abbau von Arbeitslosigkeit sind.

11. Kapitel: Totalmodelle für eine geschlossene Volkswirtschaft

251

(b) Lohnsenkung zum Abbau der Unterbeschäftigung

Es ist unbestritten, dass Arbeitslosigkeit durch zu hohe Löhne begründet sein kann (klassische oder Mindestlohn-Arbeitslosigkeit). Dies bedeutet aber nicht, dass zu hohe Löhne die einzig mögliche Ursache für Arbeitslosigkeit sind. Liegen die Gründe für die Arbeitslosigkeit in einer konjunkturellen Nachfrageschwäche, ist die Wirksamkeit von (Nominal-)Lohnsenkungen davon abhängig, wie die Situation genau einzuordnen ist. Folgt man der Vorgabe seitens der Arbeitgeberverbände, so gehen diese von einer extrem keynesianischen Angebotskurve aus. In diesem Fall würde ein Rückgang der Nominallöhne YA(P) parallel nach unten verschieben. Es käme zu einer Preisniveausenkung, die letztlich zu einer Ausweitung der Produktion in Richtung YVB führen könnte. Dieser Weg würde jedoch nicht funktionieren, wenn auch die Güternachfrage keynesianisch verliefe. Hier müssten geld- und / oder fiskalpolitische Instrumente eingesetzt werden.

Ρ

Y„ 0

A

e

1

N

0

Ν,

A o

A

e

B

Im Fall Β würde der Fixkurs zu einem Mindestpreis. Es ist also eine zusätzliche Nachfrage erforderlich, um auf das Niveau e f zu kommen. Da diese aber vom freien Markt nicht erfolgt, muss die Zentralbank als Nachfrager auftreten. Ihre Nachfrage nach ausländischen Währungseinheiten erhöht die Währungsreserven: Ζ > 0. - Obwohl eine Zentralbank unbeschränkt ausländische Währung aufkaufen (nachfragen) kann (da sie mit einer Währung bezahlt, die sie selbst produziert), ist auch eine solche Situation dauerhaft nicht erwünscht. Eine Aufivertung der heimischen Währung ( = Senkung des Fixkurses) wäre erforderlich. 12.6

Mögliche Inlandsanlage: 10 0 0 0 € zu 6 % p.a.

Mögliche Auslandsanlage: 10 0 0 0 € zu 8 % p.a. e0 = 1 € / W E 10 0 0 0 W E zu 8 % p.a.

Entwicklung nach einem Jahr: 10 8 0 0 W E e, = 0 , 9 5 € / W E (= Aufwertung des € ) Endwert: 10 6 0 0 € 10 2 6 0 € Die Auslandsanlage erweist sich als nicht lohnend, da die höheren Zinsen durch den Kursverlust der ausländischen Währung mehr als aufgezehrt werden. 12.7

Wenn der Wechselkurs die Höhe annimmt, dass man für eine inländische Währungseinheit im Inland dieselbe Gütermenge kaufen kann wie - nach

268

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

dem Umtausch der inländischen Währungseinheit in ausländische Währungseinheiten - im Ausland, dann liegt Kaufkraftparität vor. Im Detail gibt es auch hier zahlreiche Probleme. Vor allem die Bestimmung eines Vergleichs-Warenkorbs ist schwierig, da die Konsumgewohnheiten in den verglichenen Ländern unterschiedlich sein können. Dann sind auch die Preisrelationen innerhalb der betrachteten Länder unterschiedlich.

12.8

a) Von „realen Größen" spricht man, wenn die Preisniveauentwicklung rechnerisch ausgeklammert wurde. Oder: Bewertung in Preisen eines Basisjahres. b) Es gilt:

e. = e

Inflationsrate Ausland

Inflationsrate Inland 1,024 err = 2,3478 — = 2,37095 1,014 Das Basisjahr ist 1995, d.h. e 1 9 9 5 = e r . Kurs für 1995: Realer Kurs 1996:

e 1 9 9 5 = 2,2 6 20 DM/£ e r 1 9 9 6 = 2,3709 DM/£

Also: Der reale Kurs des Pfund gegenüber der DM ist gestiegen. Dies bedeutet, dass britische Güter für Deutsche teurer geworden sind (bzw. deutsche Güter für Briten billiger). c) 1,024 ' 2,2620 = ε γ ^ -



e = 2,2399 DM/£

Der (nominale) Wechselkurs e hätte auf 2,2399 DM/£ fallen müssen, wenn der reale Wechselkurs konstant bleiben sollte. Dann hätte man 1996 für 1,014 DM in Großbritannien dieselbe Gütermenge kaufen können wie 1995 für 1 DM. 12.9

Wenn die Wechselkurse ganz überwiegend von den Güterströmen abhängen würden, wäre der Einfluss unterschiedlicher Inflationsraten auf den (nominalen) Wechselkurs ziemlich hoch und die realen Kurse könnten einigermaßen stabil bleiben. Andererseits gilt aber bereits unter diesen Bedingungen, dass es Güter (insbesondere manche Dienstleistungen: z.B. Wohnungsvermietung; ärztliche Betreuung) gibt, die international gar nicht oder nur wenig gehandelt werden, für den Index der Verbraucherpreise aber von Bedeutung sind. Auch sind die Verbrauchsstrukturen international verschieden, was sich in den nationalen Preisentwicklungen niederschlägt. Probleme ergeben sich auch dann, wenn die nationalen Preise wenig flexibel sind. Die (nominalen) Wechselkurse werden heute aber kaum von den Güterströmen bestimmt, sondern ganz entscheidend von (kurzfristigen) Erwartungen über Kursentwicklungen und über die Rendite in- und ausländischer Finanzanlagen. Dies bewirkt, dass die Kurse mit (kurz- und mittelfristiger)

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

269

internationaler Wettbewerbsfähigkeit der Staaten und der Kaufkraft der Währungen kaum noch etwas zu tun haben. 12.10 Der „Geldmengen-Preis-Mechanismus" ist ein Ansatz, der zeigen soll, wie es bei einem fixen Wechselkurs zu einem Zahlungsbilanzausgleich kommen kann. Unterstellt wird dabei im Grunde die Wirksamkeit der Quantitätstheorie. Der Ausgleich lässt sich beispielhaft wie folgt beschreiben: Im Inland steige durch Inflationierung das Preisniveau. Dies bewirkt im Inland steigende Importe und fallende Exporte, passiviert also die Leistungsbilanz. (Im Ausland verläuft die Entwicklung umgekehrt.) Im Fixkurssystem muss die (inländische) Zentralbank Devisen anbieten (=heimische Währung nachfragen) (vgl. Aufg. 12.5). Dies bedeutet im Inland eine Abnahme der Devisenreserven, die mit einer inländischen Geldmengenaiwa/im« einhergeht. Dies führt im Inland zu einer Preisniveausenkung, die die Exporte steigen und die Importe wieder fallen lassen wird. Das inländische Leistungsbilanzdefizit wird abgebaut. Umgekehrt führt im Ausland die Zunahme der dortigen Devisenreserven zu einem Preisniveauanstieg. Dieser reduziert die ausländischen Exporte (= inländische Importe) und erhöht die ausländischen Importe (= inländische Exporte). Der ausländische Leistungsbilanzüberschuss wird somit wieder abgebaut. Der Mechanismus funktioniert jedoch nur, wenn die Zahlungsbilanzungleichgewichte größengleiche Wirkungen auf die nachfragewirksame Geldmenge ausüben. Die Zentralbanken dürfen also keine Politik betreiben, die die durch die außenwirtschaftlichen Einflüsse hervorgerufenen Geldmengenveränderungen neutralisieren. Das Ziel „Preisniveaustabilität" muss somit hinter die außenwirtschaftlichen Erfordernisse zurückgestellt werden. Auch muss sich die Giralgeldschöpfung der Geschäftsbanken parallel entwickeln. Ferner muss gesichert sein, dass sich durch die inflationären / deflationären Entwicklungen keine Auswirkungen auf die Preisstruktur ergeben. 12.11 Auch der Einkommensmechanismus ist - wie der Geldmengen-Preis-Mechanismus - ein Ansatz, der zeigen soll, dass es bei fixen Wechselkursen eine automatische Tendenz zu Zahlungsbilanzausgleich gibt. Der Einkommensmechanismus basiert jedoch auf einem keynesschen Ansatz. Der engere keynessche Ansatz geht von Unterbeschäftigung aus. Hier üben Geldmengenveränderungen (zunächst) keine Effekte auf das Preisniveau aus, sondern bewirken - vom Extremfall der Liquiditätsfalle abgesehen - nur Realeinkommensänderungen. Unter diesen Voraussetzungen kann der Geldmengen-Preis-Mechanismus nicht wirken. In seiner engsten Version ist der Einkommensmechanismus sogar ein nur auf den Gütermarkt beschränkter Ansatz, klammert also auch mögliche Zinseffekte aus. Dann sind nur die Gütermarkt-Multiplikatorwirkungen von Exporten und Importen von Bedeutung. Findet z.B. eine autonome Exporterhöhung statt, so wird dies den Außen-

270

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse

beitrag erhöhen und die Zahlungsbilanz aktivieren. Allerdings wirkt der Exportmultiplikator im Inland im Sinne einer Einkommenserhöhung. Der Einkommensanstieg wird jedoch durch die einkommensabhängigen Importe gebremst. Letztere erhöhen aber gleichzeitig das Auslandseinkommen. Damit werden auch im Ausland einkommensabhängige Importe induziert, was wiederum auf das Inland zurückwirkt. So wird in einem wechselseitigen Prozess mit jeweils abwechselnden Impulsen letztlich ein Beitrag zu einem Abbau von Leistungsbilanzüberschuss bzw. -defizit geleistet. Ein vollständiger Abbau eines Ungleichgewichts ist jedoch nicht sehr wahrscheinlich. 1 2 . 1 2 Diese Forderung geht auf die gleichen Vorstellungen zurück, wie sie im Einkommensmechanismus formuliert werden (vgl. Aufg. 1 2 . 1 1 ) . Betreibt ein Staat eine expansive Politik, so wird dies gleichzeitig die Importe anregen. Die Importe sind aber die Exporte des Handelspartners, lösen also dort positive multiplikative Wirkungen aus. Diese wirken über die steigende Importneigung des Handelspartners auf das Ursprungsland zurück. So könnte ein sich wechselseitig verstärkender Aufschwung eintreten. Voraussetzung ist aber, dass der ursprüngliche expansive Impuls von einem für die Weltwirtschaft bedeutenden Staat ausgeht. 1 2 . 1 3 Die Z-Kurve ist der geometrische Ort aller Kombinationen von i und Y, bei denen die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist (im Sinne von Ζ = 0). 12.14a)

1. Bestimmung der Funktion des Außenbeitrags LB = 2 0 - 0,1 Y 2. Bestimmung der Z-Kurve 2 0 - 0,1 Y = - 2 , 5 i +

25

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

271

12.15 Die „terms of trade" sind definiert als Quotient aus Export- und Importgüterpreisniveau: tot = p E X , wobei bei beide Werte in heimischer Währung in 1

IM

ausgedrückt werden. (In der Praxis wird ein Index verwendet). Die Relation sagt aus, wie viele Einheiten Importgütermengen der betrachtete Staat für eine Einheit Exportgütermenge erhält. Die Relation wird daher auch als reales Austauschverhältnis bezeichnet. Dass die Preisrelation letztlich tatsächlich ein Mi«^e«verhältnis wiedergibt, ist leicht nachzuweisen: Das Preisverhältnis P E X / P I M hat die Dimension € / ME Importgüter ME Exportgüter € / ME Importgüter ME Exportgüter Ein Steigen (Sinken) des Wertes der terms of trade wird als „Verbesserung" („Verschlechterung") bezeichnet, da nun das Inland für eine ME Exportgüter mehr (weniger) ME Importgüter erhält. Bei der Interpretation der Entwicklung der terms of trade ist jedoch nach Ansicht einer größeren Gruppe von Ökonomen große Vorsicht angebracht. 12.16 a) Ein Steigen des Auslandseinkommens lässt die Importe des Auslands (= Exporte des Inlands) steigen. Damit steigt c.p. der inländische Außenbeitrag; LB (Y) verschiebt sich damit in Quadrant 1 (vgl. Aufg. 12.14-b) nach unten. Als Folge wandert Ζ nach unten. b) Eine Verbesserung der terms of trade kann z.B. darauf zurückgehen, dass das Exportpreisniveau stärker steigt als das Importpreisniveau. Dies führt c.p. zu einer Verringerung der Exporte und einem Anstieg der Importe. Der Außenbeitrag wird kleiner. Damit verschiebt sich LB (Y) in Quadrant 1 nach oben und als Folge auch Ζ nach oben. c) Ein Anstieg des ausländischen Zinsniveaus bewirkt c.p. einen Anstieg der (heimischen) Kapitalexporte. In Quadrant 3 verschiebt sich KB (i) nach links. Damit wandert Ζ ebenfalls nach links. d) Eine Aufwertung (der heimischen Währung) bewirkt im Inland ein Fallen der Importgüterpreise und im Ausland ein Steigen der (heimischen) Exportgüterpreise. Der Außenbeitrag wird daher kleiner. Dies führt in Quadrant 1 zu einer Verschiebung von LB (Y) nach oben. Damit wandert Ζ durch die Aufwertung nach links.

272

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse

12.18 a) Fiskalimpuls Der Fiskalimpuls verschiebt IS nach rechts. Das neue IS-LM-Gleichgewicht liegt bei einem höheren Einkommen Y und einem höheren Zins i. Gleichzeitig gerät die Zahlungsbilanz ins Ungleichgewicht. (2)

(1) i

is 0 IS ι

i

LM0 LM1 Xjt«·

z

' Y

IS„ IS, Ζ V - LM1 ^ Λ ζ ζ ^ UM0

, γ

Fall ( 1 ): LM ist steiler als Ζ In diesem Fall entsteht ein Z-Uberschuss (Punkt B). Dieser resultiert jedoch nicht aus einem wachsenden Außenbeitrag; dieser nimmt vielmehr ab, denn die Exporte bleiben konstant und die Importe nehmen mit steigendem Einkommen zu. Der (heimische) Zinsanstieg bewirkt jedoch, dass die Kapitalexporte mehr abnehmen als der Außenbeitrag, so dass per Saldo die Zahlungsbilanz aktiv wird. Dieses Zahlungsbilanzungleichgewicht kann solange bestehen bleiben, wie das aus der Außenwirtschaftssituation herrührende Geldmengenwachstum durch eine entsprechende kontraktive Geldpolitik neutralisiert werden kann. Findet diese Neutralisierung nicht statt, senkt die wachsende Geldmenge (= Rechtsverschiebung von LM 0 nach LM j ) den Zins. Dies dehnt die zinsabhängige Güternachfrage bis zum Punkt C aus. Der durch den ursprünglichen Fiskalimpuls hervorgerufene Crowding-out-Effekt wird dadurch abgeschwächt. Ergebnis: Im Modell mit Preisniveaukonstanz und fixem Wechselkurs führt ein Fiskalimpuls unter der Voraussetzung, dass LM steiler verläuft als Z, bei Nicht-Neutralisierung zu einem größeren Einkommens- und Beschäftigungseffekt als bei Neutralisierung. Fall (2): LM ist flacher als Ζ Hier gerät die Zahlungsbilanz durch den Fiskalimpuls ins Defizit. Der Außenbeitrag sinkt hier als Folge des gestiegenen Einkommens ebenfalls. Der Außenbeitrag sinkt aber mehr als die Kapitalexporte. Letztere reagieren nämlich wegen der geringen Kapitalmobilität nur wenig auf Zinsänderungen. Somit entsteht per Saldo ein Zahlungsbilanzdefizit (Punkt B). Ein Defizit führt aber zu einem Abbau von Reserven im Austausch gegen hei-

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

273

mische Währung, so dass die Geldmenge abnimmt. Das neue IS-LMGleichgewicht (Punkt B) kann also nur erhalten bleiben, wenn die Zentralbank die durch die Zahlungsbilanz bewirkte Geldmengenkontraktion durch eine expansive Geldpolitik neutralisiert. Ein stetiger Abfluss von Reserven wird wegen der Begrenztheit der Reserven jedoch nicht möglich sein. Beendet die Zentralbank ihre Neutralisierungspolitik, wird die Geldmengenkontraktion zu einer Linksverschiebung von LM führen. Der Zins steigt und das Volkseinkommen fällt (neues Gleichgewicht in C). b) monetärer Impuls Die expansive Geldpolitik verschiebt LM in beiden Fällen nach rechts. (3) ¡

IS

(4)

LM o N^ A /

/

¡

LM1

IS

../··' Ζ

ζ LM,,

'"^Sft'

LM

*

I

1 , γ

In beiden Fällen wird der Zins fallen und das Einkommen zunehmen (wobei das jeweilige Ausmaß von der Steilheit von IS und LM abhängt) sowie die Zahlungsbilanz ins Defizit geraten (Punkt B). Das neue IS-LMGleichgewicht (B) kann nur aufrechterhalten werden, wenn die Zentralbank Währungsreserven anbietet. Das Angebot verringert aber die heimische Geldmenge. Also muss die Zentralbank Neutralisierungspolitik betreiben, d.h. sie muss die aus dem Z-Defizit resultierende Geldmengenabnahme durch weitere expansive Geldpolitik kompensieren. Es ist jedoch zu bedenken, dass die Währungsreserven der Zentralbank irgendwann erschöpft sind. Ein unbegrenztes Z-Defizit ist somit nicht möglich. Verzichtet die Zentralbank auf Neutralisierungspolitik, wird durch die Abgabe von Devisen die Geldmenge wieder reduziert. Die Zinsen steigen wieder und die Einkommensexpansion wird rückgängig gemacht. Im Endeffekt wird sich in beiden Fällen die Ausgangssituation (A) wieder einstellen. Die ursprünglich expansive Geldpolitik hat sich letztlich als wirkungslos erwiesen. Die Währungsreserven haben allerdings im Verlauf des Prozesses abgenommen. .19 a) Ausgangssituation l. Ableitung der ISXM-Funktion: Y = (0,8 Y + 5) + ( - 1,5 i + 6) + (10 - 0,1 Y)

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Teil 2: Makxoökonomische Ex-ante-Analyse

ISXMQ

i = - 0,2 Y + 14

i

2. Ableitung von LM: 42 = 0,5 Y + (40 - 2 i) LM0

i = 0,25 Y - 1 3. Internes Gleichgewicht ISXM = LM - 0,2 Y + 14 = 0,25 Y - 1 Y 0 = 33,33

'o =

4. Außenbeitrag L B = 10 - 0,1 Y

L B (Y)

5. Ζ-Kurve (LB = - KB) 10 - 0,1 Y = - 2,5 i + 25 i = 0,04 Y + 6

Ζ

6. Auch externes Gleichgewicht bei internem Gleichgewicht? i 0 = 7,33 einsetzen in Ζ -» Y = 33,33 Ergebnis: Die Situation i 0 = 7,33 und Y 0 = 33,33 ist ein internes und externes Gesamtgleichgewicht. ba) Zunahme der Staatsausgaben I. Ableitung von ISXM¡ Y = (0,8 Y + 5) + ( - 1,5 i + 6) + (10 - 0,1 Y) + 5 i = - 0,2 Y + 17,33 2. Internes Gleichgewicht ISXM¡

ISXMj =LM0

- 0,2 Y + 17,33 = 0,25 Y - 1 Yi = 40,74 bb) Zahlungsbilanzsituation LB! = EX - IM (Y t )

i, = 9,185

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

275

Bei Y, = 40,74 gilt somit: LB, = 10 - 4,07407 = 5,9259 (Das bedeutet einen DevisenZufluss, bewertet in heimischer Währung.) - KB, = - 2,5 i, + 25 Beil! = 9,185 gilt somit: - KB, = - 2 , 5 · 9,185 + 25 = 2,0375 Also:

KB, = - 2,0375

(Das bedeutet einen Devisenabfluss, bewertet in heimischer Währung.) Devisenzufluss

5,9259 GE

- Devisenabfluss

2,0375 GE

= Änderung der Währungsreserven + 3,888

GE (=Z-Überschuss)

Die beschriebene Überschuss-Situation kann bei fixem Wechselkurs dann längere Zeit Bestand haben, wenn der aus der Außenhandelssituation resultierende Effekt auf die Geldmenge (hier: Zunahme) durch entsprechende kontraktive Geldpolitik neutralisiert werden kann. bc) Effekt bei

Nicht-Neutralisierung

Wenn die Zentralbank keine Neutralisierungspolitik betreibt, wird die Geldmenge ansteigen. Dies drückt sich im IS-LM-Schema als Rechtsverschiebung von LM aus. Dieser Anstieg wird solange anhalten, bis ein gemeinsamer Schnittpunkt von ISXM, LM und Ζ erreicht ist. In diesem Fall wird dieser gemeinsame Schnittpunkt determiniert durch den Schnittpunkt von ISXM, und Z, da sich im vorliegenden Modell durch den Leistungsbilanzüberschuss nur LM verlagern kann. 1. Bestimmung des Schnittpunkts

von ISXM¡

und Ζ

- 0,2 Y + 17,33 = 0,04 Y + 6 Y 2 = 47,22

i 2 = 7,888

2. Bestimmung der neuen Geldmenge M¡

M, = 0,5 Y 2 + (40 - 2 i 2 ) M , = 0,5 · 47,22 + 40 - 2 · 7,888 M , = 47,833 Ergebnis: Wenn die Geldmenge durch den Umtausch der Devisen von M 0 = 42 auf M , = 47,833 angewachsen ist, ist das neue interne und externe Gesamtgleichgewicht erreicht.

276

Teil 2: Makroökonomische Ex-ante-Analyse c) grafische Darstellung

12.20 Die Verschiebung wird am Beispiel einer Abwertung (der heimischen W ä h rung) beschrieben. Eine Abwertung senkt für das Ausland die Preise der heimischen Exportgüter und erhöht im Inland die Preise der Importgüter. Es wird unterstellt, dass dies i.d.R. die Exportwerte erhöht und die Importwerte senkt. (Es sollte aber nicht übersehen werden, dass dies nur eine vereinfachende Annahme darstellt; letztlich sind für die Wierientwicklung die jeweiligen Elastizitäten maßgebend!) Die Erhöhung des Außenbeitrags löst einen positiven Multiplikatoreffekt aus. In der grafischen Darstellung drückt sich dies in einer Rechtsverschiebung von ISXM aus. - Eine Aufwertung wird im Normalfall den umgekehrten Effekt auslösen.

(a)

¡

IS0 IS,·

\

IS, c

(b)

i

LM

ISo I S , \

-,

IS,·

\ \

»

τ

Zo

z,

\ V '

/

. γ

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

277

Fall (a): LM steil; Ζ flach ( = hohe Kapitalmobilität) Durch den Fiskalimpuls wird IS nach IS j verschoben; Einkommen und Zins steigen (Punkt B). Die Leistungsbilanz verschlechtert sich zwar auf Grund des wachsenden Einkommens, die Netto-Kapitalexporte nehmen jedoch wegen des starken Zinsanstiegs noch mehr ab. Dadurch gerät die Zahlungsbilanz in einen Uberschuss (vgl. auch Aufg. 14.19). Bei flexiblem Wechselkurs resultiert daraus eine Aufwertung der inländischen Währung (= Abwertung der ausländischen Währung). Diese bewirkt: ( 1 ) eine gewisse Rückwärtsbewegung von ISj nach IS¡' (vgl. auch Aufg. 14.22); (2) eine Verschiebung von Ζ nach links zu Zy (vgl. auch Aufg. 14.17-d). Im Endeffektwird der Punkt C erreicht. Der Fiskalimpuls fällt damit unter Berücksichtigung der Zahlungsbilanzeffekte geringer aus als ohne deren Berücksichtigung. Außerdem gilt: Er ist umso geringer, je flacher Ζ ist, d.h. je größer die Kapitalmobilität ist. Fall (b): LM flach; Ζ steil ( = geringe Kapitalmobilität) Durch den Fiskalimpuls wird zunächst Punkt Β erreicht. Hier liegt ein Zahlungsbilanzdefizit vor, da der Saldo der Leistungsbilanz stärker abnimmt als die Netto-Kapitalexporte. Daraus resultiert eine Abwertung der heimischen Währung (= Rechtsverschiebung von Z). Die Leistungsbilanz wird durch die Abwertung wieder verbessert; dies führt zu einer weiteren Rechtsverschiebung von IS bis zu IS j'. Im Endeffekt wird Punkt C erreicht. Somit fällt unter diesen Bedingungen die Wirkung eines expansiven Fiskalimpulses ohne Berücksichtigung der Zahlungsbilanzeffekte geringer aus bei deren Berücksichtigung. 12.22

(a) ¡

IS0

\

IS ,

(b)

LM0

i

LM,

"So \

/ / -)§& S;

ab) L < M;

ac) Ζ < 0.

ba) fixer Wechselkurs Zunächst würde sich das IS-LMGleichgewicht (Punkt B) einstellen. Hier herrscht Defizit. Bei Nicht-Neutralisierung wird sich die Geldmenge verknappen (LM nach links), so dass letztlich Punkt C erreicht wird (vgl. auch Aufg. 14.21). bb) flexibler Wechselkurs Ohne Beachtung von Ζ wäre Β das neue Gleichgewicht. Anstelle eines Z-Defizits wird hier jedoch eine Abwertung der heimischen Währung herbeigeführt (Z wandert nach rechts). Die Abwertung führt zu einer Rechtsverschiebung von IS nach IS]. Das Endgleichgewicht wird auf LM liegen, und zwar oberhalb von Β im Punkt C. 12.24 a) Interpretationen 1 ) Ζ = 0 bedeutet „Konstanz der Währungsreserven". Diese ist gewährleistet, wenn die Zentralbank nicht in das Devisenmarktgeschehen eingreifen muss. Das bedeutet zugleich, dass die Geldpolitik der Zentralbank nicht von Zahlungsbilanznotwendigkeiten beherrscht wird, sondern ihrer nationalen Aufgabe nachkommen kann. In einer längerfristigen, wachstumsorientierten Sicht wird jedoch teilweise auch für eine Zunahme der Währungsreserven plädiert. (Wird ein solches Ziel von allen Staaten

12. Kapitel: Grundlagen der makroök. Analyse offener Volkswirtschaften

279

angestrebt, so kann dies allerdings nur bei Schaffung zusätzlicher internationaler Liquidität erreicht werden.)

2) Dieser Ansatz betont, dass auf Dauer Importe nur möglich sind, wenn durch Exporte die ausländischen Zahlungsmittel verdient werden, die zu ihrer Bezahlung nötig sind. Leistungsbilanzdefizite sind zwar auch über längere Zeiträume möglich (Beispiel USA; LB-Defizit seit 1982), wenn die Partner die Importüberschüsse kreditieren. Gleichwohl erhöht sich die Gefahr, dass irgendwann das Defizit nicht mehr finanziert werden kann. Leistungsbilanzüberschüsse haben eine positive Multiplikatorwirkung. Dem Überschuss entspricht aber zwangsläufig ein Defizit im Partnerland; dort führt der Importüberschuss zu einer negativen Multiplikatorwirkung, kann zu Arbeitsplatzabbau und auch zu Vernichtung von know-how führen. 3) Die Interpretation im Sinne von „positiver Außenbeitrag" unterscheidet sich nur wenig von der Version (2). Ein positiver Außenbeitrag ist erwünscht, wenn das Land eine negative Übertragungsbilanz hat. Dann dient der positive Außenbeitrag als Ausgleich für die negative Übertragungsbilanz. Insgesamt wird dann auch eine ausgeglichene Leistungsbilanz erreicht. Die Bundesrepublik Deutschland (die traditionell eine negative Übertragungsbilanz hat) interpretiert das Ziel „außenwirtschaftliches Gleichgewicht" in diesem Sinne und nennt in ihrem Jahreswirtschaftsbericht einen bestimmten „prozentualen Anteil des Außenbeitrags am nominalen BIP" als Zielgröße.

4) Einerseits gibt diese Interpretation den Sinn von „außenwirtschaftlichem Gleichgewicht" am besten wieder. Andererseits bietet sie für die Wirtschaftspolitik keine praktikablen Ansatzpunkte. Es muss also nach Ursachen gesucht werden, die die Zahlungsfähigkeit beeinträchtigen könnten. Und diese Ursachen müssten beseitigt werden. b) Ziele und Wechselkursssysteme Fixe Wechselkurse erleichtern die internationalen Wirtschaftsbeziehungen. Konstante Kurse (= Preise) können in einer marktwirtschafdich organisierten Welt jedoch nur dann Bestand haben, wenn sich die Angebots- und Nachfragebedingungen nicht fundamental ändern. Sobald sich bei den am Außenhandel beteiligten Staaten z.B. unterschiedliche Konjunktur- und / oder Preisniveauentwicklungen zeigen, verändern sich die Angebots- und Nachfragebedingungen am Devisenmarkt grundlegend. Der Fixkurs kann dann nur durch dauernde Interventionen der Zentralbanken bestehen bleiben (Aufblähen der Währungsreserven und Anstieg des heimischen Preisniveaus oder Abnahme der Reserven und drohende Zahlungsunfähigkeit). Damit wird dauerhaft Ζ * 0. Eine Änderung der Parität (Ab- oder Aufwertung) wird dann erforderlich. Aber auch im Sinne der übrigen Interpretationen wird „außenwirtschaftliches Gleichgewicht" nicht durch ein Fixkurssystem gewährleistet.

280

Teil 2: Makroökonomische Ex-an te-Analyse

Ζ < 0

1

2

3

Ζ = 0

4

5

6

Ζ > 0

7

8

9

YYVB

>