Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz: Band 3 Sachenrecht [1. und 2. Aufl. Reprint 2015] 9783110235883, 9783110235876

“The formative commentary on the new Civil Code vested with the authority of the code’s authors.” PD Dr. Jan Thiessen

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Bürgerliches Gesetzbuch nebst Einführungsgesetz: Band 3 Sachenrecht [1. und 2. Aufl. Reprint 2015]
 9783110235883, 9783110235876

Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
Drittes Buch. Sachenrecht
Vorbemerkungen
Erster Abschnitt. Besitz
Zweiter Abschnitt. Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken
Dritter Abschnitt. Eigenthum
Erster Titel. Inhalt des Eigenthums
Zweiter Titel. Erwerb und Verlust des Eigenthums an Grundstücken
Dritter Titel. Erwerb und Verlust des Eigenthums an beweglichen Sachen
Vierter Titel. Ansprüche aus dem Eigenthume
Fünfter Titel. Miteigenthum
Vierter Abschnitt. Erbbaurecht
Fünfter Abschnitt. Dienstbarleiten
Erster Titel. Grunddienstbarleiten
Zweiter Titel. Nießbrauch
Dritter Titel. Beschränkte persönliche Dienstbarleiten
Sechster Abschnitt. Vorkaufsrecht
Siebenter Abschnitt. Reallasten
Achter Abschnitt. Hypothek. Grundschuld Rentenschuld
Einleitung
Erster Titel. Hypothek
Zweiter Titel. Grundschuld. Rentenschuld
Neunter Abschnitt. Pfandrecht an beweglichen Sachen und an Rechten
Erster Titel. Pfandrecht an beweglichen Sachen
Zweiter Titel. Pfandrecht an Rechten

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Bürgerliches Gesetzbuch nebst

Einsührungsgesetz erlä u tert

von

Dr. G. Planck, Wirklicher Geheimer Rath und ordentlicher Honorarprofessor an der Universität Göttingen,

in Verbindung mit

Dr. A. Achilles,

Dr. F. Andre,

M. @retff,

Reichsgerichtsrath a. D. f,

ordentlicher Professor,

Geheimer Justizrath,

F. Ritgen,

O. Strecker,

Dr. K. Unzner,

Amtsrichter,

Amtsrichter,

Regierungsrath.

Dritter

Land.

Sachenrecht. Erste und zweite A uflage.

Berlin 1902. I. Guttentag, Verlagsbuchhandlung, G. m. b. H.

Vorwort. I n Folge des Todes des Herrn Reichsgerichtsraths A chilles hat die Ber­ theilung der Bearbeitung des dritten Buches eine Aenderung erfahren müssen. Bon Herrn Reichsgerichtsrath Dr. A chilles ist noch die Einleitung zum dritten Buche sowie der zweite Abschnitt und der erste Titel des dritten Abschnitts bearbeitet.

Der zweite und fünfte Titel des dritten Abschnitts und der fünfte

Abschnitt sind von dem H e ra u s g e b e r, der vierte, sechste und siebente Abschnitt von Herrn Regierungsrath Dr. U n z n e r, der achte Abschnitt ist von Herrn Amtsrichter S treck er, der erste Abschnitt, der dritte und vierte Titel des dritten Abschnitts und der neunte Abschnitt sind von Herrn Geheimen Justizrath G re ifs bearbeitet. G ö ttin g e n , im M ärz 1902.

Der Kerausgeöer.

InhaltSverzeichniß Drittes Buch.

Sachenrecht. V o rb e m e rk u n g e n . Seite. I. In h a lt und System des Sachenrechts .....................................................................................3 II. Dingliche R ech te............................................................................................................................... 5 III. Grundsätze für den rechtsgeschäftlichen Erwerb von dinglichen Rechten. 1. Uebergäbe der Sache und Eintragung imG r u n d b u c h .......................................... 10 2. Abstrakte N atur der R e c h tsg e sc h ä fte .......................................................................... 14 3. Erwerb von einem N ichtberechtigten.......................................................................... 20 IV. L i t e r a t u r .......................................................................................................................................... 26

E rste r A bschnitt.

Nesttz. V o rb e m e rk u n g e n ................................................................................ § 854 Erwerb des unmittelbaren B e s i t z e s ................................ § 855 Ausübung durch einen A n d e r e n ..................................... § 856 B e e n d ig u n g ........................................................................... § 857 Uebergang auf den E r b e n ................................................ §§ 858—867 Schutz des unmittelbaren Besitzes. Vorbemerkungen § 858 Verbotene E igenm acht........................................................... §§ 859, 860 Selbstschutzrechte........................................................... §§ 861—864 Ansprüche aus dem Besitze. Vorbemerkungen . . § 861 Anspruch wegen B esitzentziehung..................................... § 862 Anspruch wegen B e sitz stö ru n g ........................................... § 863 Einwendungen aus dem Rechte........................................... § 864 Erlöschen der A n sp rü c h e ...................................................... § 865 Schutz des T h e ilb e sitz e s...................................................... § 866 Schutz des M itbesitzes........................................................... § 867 Anspruch aus Abholung beweglicher Sachen . . . . § 868 Mittelbarer B e s i t z ................................................................ § 869 Schutz des mittelbaren Besitzes ........................................... § 870 Uebertragung des mittelbaren B e s i t z e s ........................... § 871 Weiterer mittelbarer B e s i t z ................................................ § 872 Eigenbesitz ...........................................................................

Zweiter Abschnitt.

Allgemeine Forschriften über Rechte an Grundstücke». V o rb e m e rk u n g e n .................................................................................................................................63 § 873 Erfordernisse der Begründung, Uebertragung oder B e la stu n g ..................................... 72 § 874 Bezugnahme auf die E intragungsbew illigung................................................................ 78

28 31 35 37 39 41 42 43 45 45 47 48 49 50 51 52 54 59 60 61 62

VI 88 § § 88 8 8 8 § 8 8 8 8 8 8 8 § 8 88 88 8 8 § § 8 8 8 8 8

Inhaltsverzeichnis Seite 875, 876 A u f h e b u n g ...................................................................................................................... 79 877 Aenderung des I n h a l t s ...........................................................................................................82 878 Nachträgliche Beschränkung des V e rfü g u n g sre c h ts...........................................................83 879—881 Rangverhältniß. V o rb em erk u n g en ............................................................................ 83 879 Ursprüngliches R angverhältniß................................................................................................ 84 880 Nachträgliche Aenderung ..................................................................................................... 86 881 R an g v o rb eh alt........................................................................................................................... 90 882 Bestimmung des Höchstbetrags des in der Zwangsversteigerung zu ersetzenden Werthes 93 883 Vormerkung ........................................................................................................................... 94 884 Wirkung gegenüber dem E r b e n ........................................................................................... 97 885 Voraussetzungen und In h a lt der E in tra g u n g .................... 97 886 Anspruch auf B e s e itig u n g ......................... 99 887 Ausschließung des G läu b ig ers.............................................................................................. 100 888 Wirkung gegen Dritte. V eräußerungsverbot....................................................................101 889 Vereinigung eines Rechtes mit dem E i g e n t h u m e ......................................................... 103 890 Vereinigung und Zuschreibung von G ru n d stü c k e n .........................................................104 891 Vermuthung aus der Eintragung oder Löschung.............................................................. 106 892, 893 Oeffentlicher Glaube des G r u n d b u c h s .....................................................................107 894—898 Berichtigung des Grundbuchs. Vorbemerkungen.....................................................115 894 Anspruch auf B erich tig u n g ....................................................................................................116 895 Anspruch auf vorherige Eintragung des Verpflichteten....................................................119 896 Anspruch aus Verlegung des Hypothekenbriefs................................................... . . . 1 1 9 897 Kosten der B erichtigung........................................................................................................ 120 898 Unverjährbarkeit des A n s p ru c h s ......................................................................................... 121 899 Widerspruch gegen die Richtigkeit des G ru n d b u c h s......................................................... 121 900 T a b u la re rsitz u n g ................................................................................................................... 123 901 Erlöschen nicht eingetragener Rechte durch V erjährung....................................................125 902 Verjährung von Ansprüchen aus eingetragenen R e c h te n .............................................. 126

Dritter Abschnitt.

Kigenlhurn. V orbem erkungen................................................................................................................................ 128 E rs te r T it e l. I n h a lt des Eigenthums. V orbem erkungen..................................................................................................................................... 129 8 903 Befugnisse des E ig e n th ü m e rs................................................................................................130 § 904 Beschränkung im Falle des N o th s ta n d e s ......................................................................132 8 905 Räumliche Erstreckung des G rundeigenthum s.....................................................................135 SS 9 0 6 -9 2 4 Nachbarrecht.Vorbemerkungen........................................................................................137 § 906 Einwirkungen vom Nachbargrundstück a u s ......................................................................... 138 § 907 Gefährdende A nlagen............................................................................................................... 139 8 908 Gefahr des E i n s t u r z e s ..........................................................................................................140 8 909 Verüefung des B o d e n s .......................................... 141 § 910 Wurzeln und Z w eige.................................................................................... 142 § 911 Ueberfallende Früchte . . . ................................................................................................ 143 88 9 1 2 -9 1 6 U eberbau..........................................................................................................................144 88 917, 918 N o th w e g ......................................................................................................................... 150 88 919—923 Grenzverhältnisse.Vorbemerkungen...............................................................................153 § 919 A b m ark u n g .................................................... 153 8 920 G re n z v e rw irru n g .................................................................................................................... 155 88 921, 922 Grenzeinrichtungen...........................................................................................................157 8 923 Grenzbäume und - S t r ä u c h e r ............................................................................................... 160 § 924 Unverjährbarkeit nachbarrechtlicher A nsprüche.................................................................... 161

Z w e i t e r Ti t e l . Erwerb und Verlust des Eigenthums an Grundstücken. V orbem erkungen................................................................................................................................ 162 § 925 A u fla s s u n g ........................................................................................................................... 162

Inhaltsverzeichnis;.

VII Seite

§ 926 Erwerb des Eigenthums am Zubehör ...................................................................... .... 166 § 927 Ausschließung des Eigenthümers im Aufgebotsverfahren...................................... 170 § 928 Verzicht und A neignung...................................................................................................... 173

D r i t t e r Titel.

Erwerb und Verlust des Eigenthums an beweglichen Sachen. V orbem erkungen.................................................................................................................................177

I.

Nebertragnng.

V orbem erkungen..................................................................................................................................... 177 § 929 Erwerb vom Eigenthümer durch U e b e rg a b e ..................................................................... 178 § 930 Erwerb vom Eigenthümer durch K onstitut.......................................................................... 182 § 931 Erwerb vom Eigenthümer durch Abtretung desHerausgabeanspruchs............................ 183 §§ 932—935 Erwerb vom Nichteigenthümer. V orbem erkungen...............................................184 § 932 Erwerb vom Nichteigenthümer durch U ebergabe............................................................... 185 § 933 Erwerb vom Nichteigenthümer durch K o n s t i t u t ............................................................... 187 § 934 Erwerb vom Nichteigenthümer durch Abtretung desHerausgabeanspruchs . . . 187 § 935 Unfreiwilliger B esitzverlust.................................................• .......................................... 188 § 936 Erlöschen von Rechten D ritte r................................................................................................ 190

II.

Ersitzung.

V orbem erkungen.................................................................................................................................192 § 937 Erfordernisse und W irk u n g .....................................................................................................192 § 938 Vermuthung für die Fortdauer der B e s itz e s .................................................................... 194 § 939 H e m m u n g ............................................................................................................................... 195 §§ 940—942 U n terb re c h u n g ............................................................................................................... 195 § 943 Anrechnung der Besitzzeit des Rechtsvorgängers................................................................. 198 § 944 Einrechnung der Ersitzungszeitdes Erbschaftsbesitzers.......................................................199 § 945 Erlöschen von Rechten D r itte r ............................................................................................... 200

III.

Verbindung. Vermischung. Verarbeitung.

V orbem erkungen................................................................................................................................. 201 § 946 Verbindung beweglicher Sachen mitG ru n d stü c k e n ........................................................... 201 § 947 Verbindung beweglicher Sachen mit e in an d e r.................................................................. 202 § 948 Vermischung...............................................................................................................................204 § 949 Erlöschen von Rechten D r itte r ...............................................................................................205 § 950 V e r a r b e i t u n g ......................................................................................................................... 206 § 951 Ausgleichungsansprüche......................................................................................................... 208 § 952 Erwerb von Rechten an Schuldscheinen und ähnlichen Urkunden ......... .................... 210

IT. Erwerb von Erzeugnissen und sonstigen Bestandtheilen einer Sache. V orbem erkungen.................................................................................................................................211 § 953 Erwerb durch den E ig e n th ü m e r......................................................................................212 § 954 Erwerb auf Grund eines dinglichen R e c h te s ................................................................ 213 § 955 Fruchterwerb des redlichen B esitzers.................................................................................214 §§ 956, 957 Erwerb auf Grund eines persönlichen R e c h t e s ................................................ 216

V. Aneignung. V orbem erkungen.................................................................................................................................219 § 958 Erfordernisse...................................................................................................................... . 219 § 959 Herrenloswerden durch Verzicht des E ig e n th ü m e rs......................................................... 221 § 960 Herrenlosigkeit von T h iere n .................................................................................................... 222 § 961 Herrenloswerden eines Bienenschwarmes ..................................................................224 § 962 Verfolgungsrecht des Eigenthümers einesBienenschwarm es............................................224 § 963 Vereinigung mehrerer Bienenschw ärm e............................................................................... 225 § 964 B eitelsch w arm ..........................................................................................................................225

V III

Inhaltsverzeichnis V I. F U N -.

Seite

V orbem erkungen................................................................................................................................ 226 § 965 Anzeigepflicht des F i n d e r s ............................................................................ 227 § 966 V erw ahrungspflicht................................................................................................................ 229 § 967 Ablieferung an die P o lizeibehörde......................................................................................230 § 968 Haftung des F i n d e r s ........................................................................................................... 230 § 969 Herausgabe an den Verlierer ...........................................................................................231 § 970 Aufwendungen des F i n d e r s ................................................................................................ 232 § 971 F in d e rlo h n ................................................................................................................................ 232 § 972 Rechte des Finders wegen Aufwendungen und F in d e rlo h n ............................................. 233 §§ 973, 974 Eigenthumserwerb des F i n d e r s ................................................................................. 234 § 975 Wirkungen der Ablieferung an die Polizeibehörde...........................................................237 § 976 Eigenthumserwerb der G e m e i n d e ......................................................................................238 § 977 Ausgleichungsansprüche ......................• .....................................................................239 §§ 978—982 Funde in Geschäftsräumen von Behörden 2 C. Vorbemerkungen . . . . 239 § 978 A blieferungspflicht.................................................................................................................240 § 979, 980 V ersteigerungsbefugniß..................................................................................................241 § 981 E ig e n th u m se rw e rb ................................................................................................................ 242 § 982 Art der öffentlichen B ekanntm achung.................................................................................244 § 983 Andere im Besitz einer Behörde befindliche S a c h e n ......................................................245 8 984 S c h a t z ...................................................................................................................................... 245

V i e rt e r Titel. Ansprüche aus dem Eigenthume. V orbem erkungen.................................................................................................................................247 § 985 Anspruch auf Herausgabe . • ................................................ .....................................248 § 986 Einwendungen aus dem Rechte zum Besitze................................................................ 253 § 987—993 Haftung des Besitzers. Vorbemerkungen...........................................................254 §987 Haftung für Nutzungen nach R echtshängigkeit.................................................................... 255 § 988 Haftung für Nutzungen vor R ech tsh än g ig k eit............................................................. 257 §989 Haftung für Schäden nach Rechtshängigkeit......................................................................... 258 §990 Haftung des unredlichen B e s itz e rs ......................................................................................... 259 § 991 Haftung des unredlichen oder redlichen vermittelnden B e s i t z e r s .............................260 § 992 Haftung auf Grund unerlaubter H a n d lu n g .................................................................. 261 § 993 Haftung des redlichen B esitzers................................... 262 §§ 994—1003 Verwendungen des Besitzers. V orbem erkungen...........................................263 §§ 994, 995 Ersatz nothwendiger V erw endungen......................................................................... 264 § 996 Ersatz anderer Verwendungen . .................................................................................. 266 § 997 A b tre n n u n g s re c h t............................................................................................................. 267 § 998 Ersatz der Fruchtgewinnungskosten.................................................................................. 269 § 999 Rechtsnachfolge nach Vornahme der V erw en d u n g ........................................................270 § 1000 Z urückbehaltungsrecht........................................................................................................271 § 1001 Selbstständiger E rs a tz a n s p ru c h ........................................................................................271 § 1002 A u ssch lu ß es!........................................................................................................................ 273 § 1003 Recht auf Befriedigung aus der S a c h e ........................................................................ 274 § 1004 Negatorischer Eigenthum sanspruch................................................................................... 276 § 1005 Anspruch auf Abholung beweglicher S a c h e n ...................................................................278 § 1006 Eigenthumsvermuthung aus dem B esitze........................................................................ 279 § 1007 Anspruch aus dem besseren Rechte zum Besitze............................................................. 281

Fü n f t e r Ti t el . Miteigenlhum. V orbem erkungen..................................................................................................................................... 285 § 1008 Eigenthum nach B r u c h th e ile n .......................................................................................... 286 § 1009 Belastung zu Gunsten eines M iteigenthüm ers........................................................... 287 § 1010 Wirksamkeit von Vereinbarungen und Ansprüchen gegen Sondernachfolger . . 288 § 1011 Ansprüche des Miteigenthümers gegen D r i t t e ...............................................................290

Inhaltsverzeichnis

IX

vierter Abschnitt.

Erbkaurecht.

Seite

V orbem erkungen.................................................................................................. § 1012 Begriff und I n h a l t ............................................................................................................... 293 § 1013 Erstreckung auf unbebaute Grundstückstheile.................................................................... 295 § 1014 Unzulässigkeit der Beschränkung auf G e b ä u d e th e ile .................................................... 295 § 1015 Form des B estellu n g sv e rtra g s............................................................... § 1016 Untergang des B a u w e r k e s ............................................................................................... 297 § 1017 Gleichstellung mit G rundstücken.......................................................................................... 297

Fünfter Abschnitt.

DierrstvarKeiten. V orbem erkungen................................................................................................................................ 300 E rs te r T i t e l .

Grunddienstbarkeiten. V orbem erkungen................................................................................ ................................................301 § 1018 Begriff und I n h a l t ............................................................................................................... 303 § 1019 Vortheil für die Benutzung des Grundstücks..................................................................... 305 § 1020 Art der A u s ü b u n g ............................................................................................................... 307 §§ 1021, 1022 Pflicht zur Unterhaltung von A n l a g e n ...........................................................308 § 1023 Verlegung der A u sü b u n g .....................................................................................................312 § 1024 Zusammentreffen mehrererGrunddienstbarkeiten ........................................................... 315 § 1025 Theilung des herrschenden G ru n d s tü c k s ........................................................................... 316 § 1026 Theilung des dienenden G ru n d stü c k s.................................................................................318 § 1027 Anspruch wegen B e e in trä c h tig u n g ..................................................................................... 319 § 1028 Erlöschen durch Verjährung des A n sp ru ch s.................................................................. 320 § 1029 Besitzschutz............................................................................................................................... 321

Z w e i t e r Ti t el . Nießbrauch. V orbem erkungen.................................................................................................................................325

I. Nießbrauch an Sachen.

V orbem erkungen..................................................................................................................................... 326 § 1030 Begriff und I n h a l t ............................................................................................................... 327 § 1031 Erwerb des Nießbrauchs am Z u b e h ö r ..........................................................................329 § 1032 Erwerb des Nießbrauchs an beweglichen Sachen durch Rechtsgeschäft . . . . 329 § 1033 Erwerb durch E r s i t z u n g ..................................................................................................... 331 § 1034 Feststellung des Zustandes der S a c h e ............................................................................... 332 § 1035 Aufnahme eines Verzeichnisses bei S a c h in b e g riff..........................................................333 § 1036 Recht zum Besitz. Ausübung des Nutzungsrechts..........................................................334 § 1037 Unzulässige V e rä n d e ru n g e n ............................................................................................... 335 § 1038 Aufstellung eines Wirthschaftsplans bei einem Walde r c . ..........................................336 § 1039 I m Uebermaß gezogene F r ü c h t e .................................................................................... 338 § 1040 S c h a t z ..................................................................................................................................... 340 § 1041 Unterhaltungspflicht................................................................................................................340 § 1042 Anzeigepflicht.......................................................................................................................... 341 § 1043 Außergewöhnliche Ausbesserungen rc................................................................................... 343 § 1044 Recht des E igentüm ers zu Ausbesserungen rc................................................................. 344 §§ 1045, 1046 Versicherungspflicht......................................................................................................344 § 1047 Pflicht zur Tragung der L a ste n .......................................................................................... 349 § 1048 Nießbrauch an einem Grundstück sammt I n v e n t a r .................................................... 351 § 1049 Verwendungen des N ieß b rau ch ers......................................................................................353 § 1050 Veränderungen durch ordnungsmäßige A u sü b u n g ..................................................... 355 § 1051 Anspruch des E igentüm ers aufSicherheitsleistung ....................................................... 356

29

X

Inhaltsverzeichnis Seite

§ § § § § § § § § § § 8 § § § 8

1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067

Anordnung einer V e r w a l tu n g ......................................................................................... 356 Klage auf Unterlassung unbefugten G ebrauchs.................... 358 Verwaltung ohne Verurtheilung zur Sicherheitsleistung.............................................. 359 Rückgabepflicht nach Beendigung des Nießbrauchs......................................................... 359 Rechtsstellung eines Miethers oder P ä c h t e r s .............................................................. 362 Verjährung von E rsatzansprüchen.................................................................................... 364 Vermuthung für das Eigenthum des Bestellers.............................................................. 365 U n ü b e rtra g b a rk e it...............................................................................................................367 Zusammentreffen mehrerer Nießbraucher zc....................................................................... 368 Tod des Nießbrauchers. Erlöschen einer juristischen P e r s o n ................................... 369 Aufhebung des Nießbrauchs am Z u b e h ö r ....................................................................370 Vereinigung des Nießbrauchs mit dem E ig e n th u m e ....................................................371 Aufhebung des Nießbrauchs an beweglichen S a c h e n ....................................................371 Ansprüche wegen B eeinträchtigung....................................................................................372 Nießbrauch am Antheil eines M ite ig e n th ü m e rs ......................................................... 373 Nießbrauch an verbrauchbaren Sachen.............................................................................. 374

II. Nießbrauch an Rechten. V orbem erkungen................................................................................................................................ 376 § 1068 Zulässigkeit. Anwendung der Vorschriften über Sachnießbrauch.............................. 377 § 1069 Bestellung. Uebertragbare R e c h te .................................................... 379 § 1070 Stellung des Verpflichteten bei Rechten auf Leistung....................................................380 § 1071 Aufhebung durch Rechtsgeschäft......................................................... 381 § 1072 Beendigung durch Vereinigung oder Rechtsgeschäft......................................................... 383 § 1073 Nießbrauch an einer Leibrente rc...........................................................................................383 § 1074 Nießbrauch an einer Forderung. Einziehung.Kündigung................................................384 § 1075 Rechtsverhältniß nach der Leistung....................................................................................386 § 1076 Nießbrauch an einer auf Zinsen ausstehenden F o r d e r u n g ......................................... 387 §§ 1077, 1078 Einziehung. K ündigung.......................................................................................... 389 § 1079 W iederanlegung........................................................................................................... . 391 § 1080 Nießbrauch an einer Grundschuld oder Rentenschuld...................................................... 392 § 1081 Nießbrauch an Inhaber- oder Orderpapieren. Besitz.B e s te l lu n g ...............................392 § 1082 H in te rle g u n g ......................................................................................................................... 392 § 1083 Mitwirkung zur Einziehung r c . ...........................................• .....................................394 § 1084 Papiere, die verbrauchbare Sachen s i n d ......................................................................395

III. Nießbrauch an einem Vermögen. V orbem erkungen..................................................................................................................................... 395 § 1085 B estellung............................................................................................................................... 396 § 1086 Rechte der Gläubiger des B e s te lle r s ........................................................................... 398 § 1087 Anspruch des Bestellers auf Rückgabe von G e g e n stä n d e n ......................................401 § 1088 Haftung desNießbrauchersfür Zinsen rc..............................................................................404 § 1089 Nießbrauchan einerE rb s c h a f t.............................................................................................406

Dritter

Titel.

Beschränkte persönliche Dienstbarkeiten.

V orbem erkungen................................................................................................................................ 408 8 1090 Begriff und Inhalt. Anwendbare Vorschriften............................... 409 § 1091 U m fang.....................................................................................................................................410 § 1092 U n ü b e rtra g b a rk e it............................................................................................................... 411 § 1093 W o h n u n g sre c h t.................................................................................................................... 411

Sechster Abschnitt.

Vorkaufsrecht. V orbem erkungen..................................................................................................................................... 414 § 1094 Begriff und I n h a l t ................................................................................................................416 § 1095 Belastung eines B ru c h th e ils................................................................................................416

Inhaltsverzeichnis

XI Seite

§ § § § § § § § §

1096 Erstreckung auf das Zubehör..................................................................................................... 417 1097 Mehrere V erk a u fsfä lle.................................................................................................................418 1098 Wirkungen gegenüber betn Verpflichteten und D r i t t e n ................................................. 419 1099 Mittheilung durch und an den neuen E ig e n th ü m e r ....................................................... 422 1100 Rechte des neuen Eigenthümers gegen den V o r k ä u fe r ................................................. 423 1101 Befreiung des Vorkäufers gegenüber den Verpflichteten................................................. 425 1102 Rechte des Käufers gegenüber dem V erk äu fer...................................................................425 1103 Umwandlung des subjektiv-dinglichen Vorkaufsrechts rc....................................................425 1104 Ausschließung des B erech tigten ............................................................................................... 426

Siebenter Abschnitt.

Ueakkasten. V orbem erkungen.............................................................................................................. 427 § 1 1 0 5 Begriff und I n h a l t ................................................................................................. 429 § 1106 Belastung eines Bruchtheils ...................................................................................................431 § 1107 Einzelne Leistungen aus der R e a lla s t.................................................................................432 § 1108 Persönliche Haftung des Eigenthühmers .................................................... 434 § 1109 Theilung des Grundstücks des Berechtigten......................................................................435 § 1110 Untrennbarkeit der subjektiv-dinglichen R eallast................................................................437 § 1111 Uebertragbarkeit dersubjektiv-persönlichen R e a l l a s t ..........................................................438 § 1112 Ausschließung des B erech tigten................................................................................................ 438

Achter Abschnitt.

Hypothek. Hrund schuld

Wentenschuld.

V orbem erkungen...........................................................................................................................................439 E r ste r T i t e l . Hypothek. V orbem erkungen........................................................................................................................................... 451 § 1113 Begriff und I n h a l t .........................................................................................................................451 § 1114 Belastung eines B r u c h th e ils....................................................................................................... 455 § 1115 In h alt der E i n t r a g u n g ............................................................................................................. 457 § 1116 Ertheilung und Ausschließung eines H y p o th ek en b riefs................................................... 463 § 1117 Erwerb der Briefhypothek durch den G l ä u b i g e r ...............................................................465 § 1118 Haftung für Zinsen und K o s t e n ............................................................................................468 § 1119 Aenderung der Verzinsung oder von Zeit oder Ortder Z a h l u n g ...............................469 §§ 1120—1131 Gegenstand der Haftung. V o r b e m er k u n g e n .........................................................470 §§ 1120—1122 Getrennte Bestandtheile und Z u b e h ö r .....................................................................472 §§ 1123—1125 Mieth- und Pachtzinsforderungen................................................................................ 478 § 1126 Ansprüche auf wiederkehrende Leistungen................................................................................ 481 §§ 1127—1130 Forderungen aus einer Versicherung.......................................................................... 483 § 1131 Zugeschriebene G ru n d stü c k e ....................................................................................................... 487 § 1132 Gesammthypothek.............................................................................................................................. 489 §§ 1133— 1135 Sicherung des Gläubigers gegen V erschlechterung..............................................493 § 1136 Verbot der weiteren Veräußerung oder B e l a s t u n g ........................................ ..... . 498 § 1137 Einreden gegen die Hypothek....................................................................................................... 499 § 1138 Ausdehnung des öffentlichen Glaubens auf die Forderung............................................. 502 § 1139 Widerspruch wegen unterbliebener D arleh n sh in g a b e......................................................... 503 § 1140 Ausschluß des öffentlichen Glaubens durch den B r i e f .............................................. 506 § 1141 Wirksamkeit der K ü n d ig u n g ....................................................................................................... 507 § 1142 Recht des Eigenthümers zur B e fr ie d ig u n g .......................................................................... 509 § 1143 Uebergang der Forderung auf den E ig e n th ü m e r ............................................................... 510 § 1144 Anspruch auf den Brief und sonstige U r k u n d e n ...............................................................513 § 1145 Theilweise B e f r ie d ig u n g ............................................................................................................. 515 § 1146 Verzug des Eigenthümers ........................................................................................................517 § 1147 Befriedigung aus dem Grundstück 2C......................................................................... 518 § 1148 Passivlegitimation des eingetragenen E ig e n th ü m e r s......................................................... 522

XII

Jkhaltsverzeichniß. ©rite

§ 8 § 8 § 8 § § 8 88 88 § 8 8 8 8 8 8 8 88 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 8 88 8 8 8 8 8 8 8

1149 Versallvertrag und Slfaebe des P riv atv erk au fs................................................................524 1150 A b lö su n g s re c h t..................................................................................................................... 525 1151 Rangverhältniß bei Theilung der F o r d e r u n g ................................................................ 527 1152 Theilhypothekenbrief................................................................................................................ 528 1153 Ueberttagung der Forderung und der H y p o th e k .......................................................... 529 530 1154 Form der A b t r e t u n g .......................................... 1155 Ersatz der Eintragung durch den Besitz des B r i e f e s .....................................................534 1156 Rechtsverhältniß zwischen Eigenthümer und neuem G läu b ig er.....................................540 1157 Einreden gegen den bisherigen G l ä u b i g e r ..................................................................... 542 1158, 1159 Uebertragung der Forderung aut Zinsen rc........................................................... 543 H 60, 1161 Legitimation des Briefhypothekengläubigers..................................................... 546 1162 Kraftloserklärung des B r i e f e s ......................• .......................................................... 550 1163 Fälle der Eigenthümerhypothek......................................................................................552 1164 Uebergang der Hypothek auf den S chuldner...........................• ................................557 1165 Befreiung des S chuldners..................................................................................................... 559 1166 Benachrichtigung des Schuldners von der Z w an g sv ersteig eru n g ................................560 1167 Anspruch des Schuldners auf den Brief rc.........................................................................561 1168 Verzicht des Gläubigers auf die H y p o th e k ..................................................................... 563 1169 Anspruch auf Verzicht wegen zerstörender Einrede ...........................................................565 1170, 1171 Ausschließung des unbekannten G lä u b ig e rs.......................................................... 566 1172 Gesammteigenthümerhypothek................................................................................................572 1173 Uebergang auf einen der Eigenthümer................................................................................575 1174 Uebergang auf den S c h u l d n e r .......................................................................................... 579 1175 Verzicht des Gläubigers auf die H y p o th e k .....................................................................581 1176 Theilweiser Uebergang der H y p o th e k ................................................................................583 1177 Verwandlung der Hypothek in eine G ru n d sc h u ld .......................................................... 584 1178 Hypothek für Zinsrückstände rc. und K osten.....................................................................589 1179 Vormerkung wegen Anspruchs auf Löschung.....................................................................591 H K ) Aenderung der F orderung.....................................................................................................593 1181 Erlöschen der Hypothek durch Befriedigung aus dem Grundstücke............................... 596 1182 Fortbestehen bei Gesammthypothek.....................................................................................598 1183 Aufhebung durch Rechtsgeschäft.......................................................................................... 600 1184— 1190 Sicherungshypothek. V o rbem erkungen............................................................... 602 1184 Begriff. E i n t r a g u n g .......................................................................................................... 604 1185 Besonderheiten................................................................................................ 606 1186 Umwandlung in gewöhnliche Hypothek rc...................... • .......................................... 608 1187 Hypothek für Forderung aus Inhaber- oder O r d e r p a p ie r .......................................... 610 1188 Bestellung. Ausschließung des G lä u b ig e r s .....................................................................615 1189 Bestellung eines Vertreters des G lä u b ig e rs ..................................................................... 616 1190 Maximalhypoihek........................................................................................................... . 621

Z w e i t e r Ti t e l .

Grundschuld. Rentenschuld.

I. Gritndschirld. V orbem erkungen................................................................................................................................ 627 8 1191 Begriff und I n h a l t ............................................................................................................... 627 8 1192 Anwendung der Vorschriften über dieH y p o t h e k ............................................................ 628 8 1193 F ä ll ig k e i t............................................................................................................................... 638 8 1194 Z a h l u n g s o r t ............................................................... 639 8 1195 Bestellung für den Inhaber desB r ie f e s ............................................................................. 639 8 1196 Bestellung für den Eigenthümer.......................................................................................... 642 8 1197 Rechte des E igentüm ers als G lä u b ig e r..................... • ...........................................643 8 1198 Umwandlung der Hypothek in eine Grundschuld rc.....................................................644

11. Rentenschuld.

Vorbemerkungen . . . ...........................................................................................................646 8 1199 Begriff und I n h a l t .............................................................................................................. 647 8 1200 Anwendbare V o rsch riften ....................................................................................................648 S§ 1201, 1202 A b lö su n g sre c h t.......................................................................................................... 649 8 1203 Umwandlung in eineGrundschuld rc.................................................................................... 650

Inhaltsverzeichnis

X III

Neunter Abschnitt.

Pfandrecht an Vervegtichen Sachen nnd an Rechten.

@ctte

V orbem erkungen..................................................................................................................................... 652 E rs te r T i t e l . Pfandrecht an beweglichen Sachen. V orbem erkungen..................................................................................................................................... 652 § 1204 Begriff und I n h a l t .................................................................................................................654 §§ 1205, 1206 B estellung..................................................................................................................... 655 § 1207 Gutgläubiger Erwerb vom Nichteigenthümer....................................................................658 § 1208 Vorrang des gutgläubig erworbenen P fa n d re c h ts ......................................................... 659 § 1209 Rang des P fa n d re c h ts............................................................................... 659 § 1210 Umfang der Haftung des P fa n d e s ....................................................................................660 § 1211 Einreden des V erpfänders.............................................. 662 § 1212 Erstreckung auf getrennte E rz eu g n isse.............................................................................. 664 §§ 1213, 1214 Nutzungspfandrecht..................................................................................................... 664 § 1215 Verwahrungspflicht des P fa n d g lä u b ig e rs.............................. 666 § 1216 Verwendungen des P fa n d g lä u b ig e r s .............................................................................. 667 § 1217 Ansprüche des Verpfänders wegen Verletzung seiner R echte.........................................668 § 1218 Anspruch des Verpfänders bei Gefahr des Verderbs 2 C..................................................670 §8 1219—1221 Versteigerungsrecht des Pfandgläubigers .......................................................... 671 § 1222 Haftung mehrerer P fänder.....................................................................................................673 §§ 1223— 1224 Rückgabepflicht des P fa n d g lä u b ig e rs.....................................................................673 tz 1225 Uebergang der Forderung auf den V erpfänder.............................................................. 675 § 1226 Verjährung der Ersatzansprüche......................................................................................... 675 § 1227 Ansprüche gegen B eein träch tig u n g ....................................................................................676 § 1228 Befriedigung aus dem Pfande. Art. V o ra u s s e tz u n g e n ......................................... 677 § 1229 Verbot des Verfall V e r t r a g s .............................................................................................. 679 § 1230 Verkauf mehrerer Pfänder .............................................................. 680 8 1231 Anspruch auf Herausgabe zum V e r k a u f ......................................................................... 681 § 1232 Verkaufsrecht des nachstehenden P fa n d g lä u b ig e rs ......................................................... 682 § 1233 Art des P fandverkaufs.........................................................................................................683 8 1234 Androhung. W a r t e f r i s t ....................................................................................................685 § 1235 Versteigerung. Verkauf aus freier H a n d ......................................................................... 686 § 1236 O rt der V ersteigerung.................................................................................................... 687 8 1237 B ekanntm achung....................................................................................................................688 § 1238 Kausbedingungen............................................... .....................................................688 8 V239 Mitbieten des Pfandgläubigers, Eigenthümers,S c h u l d n e r s ...................................... 689 8 1240 Gold- und S ilb e rs a c h e n .................................................................................................... 691 § 1241 Benachrichtigung nach dem V e rk a u fe ...............................................................................692 § 1242 Wirkungen der rechtmäßigen P fa n d v e r ä u ß e ru n g ......................................................... 692 8 1243 Unrechtmäßigkeit der Veräußerung. E rsatzpflicht......................................................... 693 § 1244 Gutgläubiger Erwerb eines P f a n d e s ...............................................................................694 8 1245 Abweichungen auf Grund V e re in b a ru n g ......................................................................... 696 § 1246 Abweichungen auf Grund richterlicher Anordnung ....................................................697 § 1247 Rechte am Erlöse.................................................................................................................... 698 § 1248 Annahme des Eigenthums des V erpfänders.................................................................... 700 8 1249 Ablösungsrecht der dinglich B erechtigten......................................................................... 700 §§ 1250, 1251 Uebertragung der Forderung und des P f a n d r e c h ts ......................................701 §§ 1252—1256 Erlöschen des Pfandrechts. Vorbemerkungen..................................................... 704 § 1252 Erlöschen der F o r d e r u n g .................................................... 704 § 1253 Rückgabe des P fa n d e s ..........................................................................................................705 § 1254 Zerstörende E in re d e .............................................................................................................. 706 8 1255 Aufhebung durch Rechtsgeschäft.............................................. 707 § 1256 Zusammentreffen mit dem E igenthum ......................... 707 § 1257 Gesetzliche P fa n d re c h te ......................................................................................................... 709 § 1258 Pfandrecht am Antheil eines M iteig en th u m es.............................................................. 710 §§ 1259— 1272. Schiffspfandrecht. V o rb e m e rk u n g e n ................................................ 712 § 1259 Gegenstand. S o n d e rv o rsc h rifte n .................................................... 714 § 1260 B e ste llu n g ...............................................................................................................................715 § 1261 R a n g v e rh ä ltn iß ........................................................................................................... . 716

XIV

Jnhaltsverzeichniß. Seite

§ § § § § § § § § § 8

1262 1263 1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272

Gutgläubiger Erwerb von Rechten am S c h iffe ..............................................................717 Schutz gegen Unrichtigkeit des R e g iste rs......................................................................... 718 Umfang der Haftung des S c h iffe s ................................................................................... 719 Haftung des Z u b eh ö rs......................................................................................................... 720 Anwendung der allgemeinen Vorschriften.........................................................................720 Anspruch auf Löschungsbewilligung rc............................................................................... 722 Befriedigung aus dem S c h i f f e ......................................................................................... 722 Ausschließung des G l ä u b i g e r s .............................................. 723 Pfandrecht für Forderung aus Inhaber- oder O rderpapier.........................................723 M axim alpfandrecht.............................................................................................................. 724 Pfandrecht an einer S chiffspart.........................................................................................724

Z w e ite r T i t e l . Pfandrecht an Rechten. V orbem erkungen................................................................................................................................ 725 § 1273 Gegenstand. Verhältniß zum S a c h e n p fa n d re c h t......................................................... 726 § 1274 Bestellung. Unübertragbare Rechte .... ..........................................................................729 § 1275 Stellung des Verpflichteten bei Rechten auf Leistung.................................................... 730 § 1276 Aufhebung durch Rechtsgeschäft......................................................................................... 731 § 1277 Befriedigung aus dem R e c h t e ..........................................................................................731 § 1278 Erlöschen durch Rückgabe einer Sache ................. ........................................................732 § 1279 Pfandrecht an einer F o rd e ru n g ..........................................................................................732 § 1280 Verpfändung formlos abtretbarer Forderungen................................................ ..... . 733 §§ 1281, 1282 Einziehung der F o r d e r u n g .....................................................................................734 § 1283 Kündigung der F o r d e r u n g ...............................................................................................737 § 1284 Abweichende Vereinbarungen............................................................................................... 738 § 1285 Verpflichtungen bezüglich der Einziehung................. ........................................................739 § 1286 Verpflichtungen bezüglich der K ündigung.................................................................... 739 §§ 1287, 1288 Rechte an dem geleisteten G e g e n s tä n d e ................................................................740 § 1289 Erstreckung auf die Zinsen der Forderung .................................................................... 742 8 1290 Einziehungsrecht bei mehreren Pfandrechten....................................................................743 § 1291 Pfandrecht an einer Grundschuld oder R entenschuld....................................................744 § 1292 Pfandrecht an einem O rderpapiere.................................................................................... 744 § 1293 Pfandrecht an einem Jn h a b e rp a p ie re ...............................................................................747 § 1294 Einziehungsrecht bei Order- und J n h a b e r p a p ie r e n .................................................... 748 § 1295 Verkaufsrecht bei Orderpapieren .....................................................................................749 § 1296 Erstreckung des Pfandrechts auf Zinsscheine rc.................................................................750

Drittes Buch.

Sachenrecht.

V la n ck . Kommentar z. B.G.B.

Band UL

1. ir. 2. MitfTanc.

1

Vorbemerkungen. I. Inhalt und System des Sachenrechts. 1. D as Sachenrecht hat die A u fg a b e , die u n m i t t e l b a r e n Rechtsbeziehungen der Person zur Sache zu ordnen; es steht hierdurch im Gegensatze zu dem Rechte der Schuldverhältnisse, welches die vermögensrechtlichen Beziehungen zwischen P e r s o n e n zu regeln und deshalb n u r mittelbar Sachen zum Gegenstände hat. D as dritte Buch löst in den Schranken, welche ihm durch den P la n des B.G .B . gezogen sind (Bd. I S . 16, 17), seine Aufgabe in neun Abschnitten. D er erste Ab­ schnitt ist dem B esitz als dem einfachsten Verhältnisse der Person zur Sache gewidmet. Der zweite enthält allgemeine V o r s c h r i f t e n ü b e r Re c h t e a n G r u n d s t ü c k e n . I n den übrigen Abschnitten werden die einzelnen dinglichen Rechte abgehandelt, d. H. die Rechte, welchen nach dem B.G .B . die Sachen unterworfen sind, und zwar in je einem Abschnitte das E i g e n t h u m , das E r b b a u r e c h t , die D i e n s t b a r k e i t e n , das Vorkaufsrecht (an Grundstücken), die Reallasten, die Hypothek und die ihr ver­ wandte G r u n d s c h u l d und R e n t e n s c h u l d , zuletzt das P f a n d r e c h t a n b e ­ weglichen S a c h e n u nd an Rechten.

2. D as dritte Buch setzt den S a c h b e g r i f f voraus, der durch den § 90 bestimmt wird. Nach dieser Bestimmung sind R e c h te keine Sachen im Sinne des Gesetzes. Gleichwohl können sie, soweit sie übertragbar sind, ähnlich wie bewegliche Sachen Gegenstand des Nießbrauchs und des Pfandrechts sein (§§ 1068, 1069; 1273, 1274). Das E r b b a u r e c h t hat die Besonderheit, daß es den auf Grundstücke sich beziehenden Vorschriften unterliegt (§ 1917),mithin wie ein Grundstück veräußert und mit Rechten belastet wird. Inw iefern gewisse Nutzungsrechte, deren Beibehaltung und Regelung der Landesgesetzgebung vorbehalten ist, den auf Grundstücke sichbeziehenden Vorschriften unterliegen, bestimmt sich nach dem E.G. Art. 63, 68(vergl. auch A rt. 196). Die hieran sich knüpfende Frage, wie die Zulassung von Rechten an einem Rechte mit dem Sachbegriff oder mit dem Begriffe der Dinglichkeit zu vereinigen ist, hat in dieser Allgemeinheit n u r theoretische Bedeutung. D er Standpunkt des B.G .B . beruht auf der rein praktischen Erwägung, daß die Kategorie des Rechtes an einem Rechte mit den angedeuteten Beschränkungen seit langer Zeit in Deutschland besteht, den Be­ dürfnissen des geschäftlichen Lebens Rechnung trägt und deshalb von der Reichsgesetz­ gebung nicht abgelehnt werden konnte. Etw as anders verhält es sich mit dem B e s itz e . D as B .G .B . faßt den Besitz als thatsächliche Gewalt über eine S a c h e auf. E in R echtsbesitz wird nicht geregelt. Doch finden auf Grunddienstbarkeiten sowie beschränkte persönliche Dienstbarkeiten nach näherer Bestimmung des § 1029 bezw. des § 1090 Abs. 2 die Vorschriften des ersten Abschnitts über' den Besitzschutz entsprechende Anwendung. 3. Von entscheidendem Einfluß auf die Gestaltung des Sachenrechts ist die n atü r­ liche Eintheilung der Sachen in b e w e g l i c h e und u n b e w e g l i c h e . D as B.G .B . !•

spricht freilich nicht von unbeweglichen Sachen, sondern bezeichnet diese durchweg als Gr u n d s t ü c k e . D er Ausspruch des 6 . 1 § 781 Abs. 1 „Unbewegliche Sachen sind die Grundstücke" wurde bei der zweiten Lesung gestrichen, aber nicht, weil er un­ zutreffend wäre, sondern nur, weil man ihn für entbehrlich hielt, wenn den beweg­ lichen Sachen die Grundstücke gegenübergestellt würden (P. II S . 3280, Bd. 3 S . 3). F ü r R e c h te besteht eine entsprechende Unterscheidung nicht. Doch werden bei der Fahrnißgemeinschaft gewisse Rechte nach § 1551 Abs. 2 zum „unbeweglichen V er­ mögen" gerechnet, einer Kategorie, die im dritten Buche nicht vorkommt. D aß die auf Grundstücke sich beziehenden Vorschriften auch für das Erbbaurecht gelten, wurde bereits unter N r. 2 erwähnt. Einige dieser Vorschriften finden nach den §§ 126 0 ff. auch auf das Schiffspfandrecht Anwendung. G e g e n s t a n d des Besitzes, des Eigenthums und des Nießbrauchs sind die Sachen ohne Rücksicht darauf, ob sie zu den beweglichen Sachen oder zu den G rund­ stücken gehören (§§ 854, 904, 1030). Dagegen findet das Pfandrecht n u r an be­ weglichen Sachen und an Rechten statt (§§ 1204, 1273). Bei Grundstücken wird der wirtschaftliche Zweck, dem bisher das Pfandrecht diente, durch die Hypothek bezw. durch die Grundschuld und die Rentenschuld erfüllt. An beweglichen Sachen können diese drei Rechte ebensowenig begründet werden wie das Erbbaurecht, die G rund­ dienstbarkeiten, die beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten, das Vorkaufsrecht und die Reallasten (§§ 1012, 1018, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199). Die E r ­ s t r e c k u n g des Rechtes an einem Grundstück auf bewegliche Sachen und auf Rechte kommt dagegen auch dann vor, wenn das Recht selbst an einem solchen Gegenstände nicht bestellt werden kann (vergl. §§ 926, 1031, 1093, 1096, 1107, 1120 ff., 1192, 1200). 4. G e m e i n s a m e V o r s c h r i f t e n für die dinglichen Rechte enthält das dritte Buch nicht. Ein Versuch, der in dieser Hinsicht bei der ersten Kommission gemacht wurde, ist erfolglos geblieben (P. I S . 3 6 6 9 — 3974). Schon der natürliche Gegensatz zwischen beweglichen und unbeweglichen Sachen wies auf eine getrennte Be­ handlung beider Gebiete in dem B.G .B . hin. M it der Annahme des Grundbuch­ systems und dem Ausbau desselben, durch „Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken" w ar die Trennung grundsätzlich vollzogen. M an hätte freilich das, was diese Rechte mit den Rechten an beweglichen Sachen gemeinsam haben, in ent­ sprechenden Sätzen zum Ausdrucke bringen können. Aber dergleichen Sätze hätten, wenn ihre Richtigkeit einigermaßen verbürgt werden sollte, eine so allgemeine und zu­ gleich theoretische Gestalt annehmen müssen, daß sie das Verständniß des Sachenrechts in hohem Grade erschwert haben würden. I h r e Aufstellung ist daher zweckmäßig der Wissenschaft überlassen worden. Andererseits hat die besondere Regelung des Besitzes, des Eigenthums und des Nießbrauchs zu einer Reihe von Bestimmungen geführt, die gleichmäßig auf bewegliche Sachen und auf Grundstücke berechnet sind. Indessen kommen auch hier zahlreiche P aragraphen vor, deren Beziehung auf die eine oder die andere Kategorie beschränkt ist; namentlich ist der Erwerb und Verlust des Eigenthums in je einem besonderen Titel für die Grundstücke und die beweglichen Sachen geordnet (vergl. Abschn. III T it. 2 und 3). Auf gemeinsame Vorschriften für die Rechte an beweglichen Sachen hat man aus demselben Grunde verzichtet wie für die dinglichen Rechte überhaupt. Jedes einzelne der in Frage kommenden Rechte (Eigenthum, Nießbrauch, Pfandrecht) ist formell selbst­ ständig geregelt. Doch wird zur Vermeidung von Wiederholungen insoweit, als eine grundsätzlich gleiche Gestaltung der Rechtsverhältnisse erforderlich erschien, beim Nieß­ brauch und beim Pfandrecht auf die entsprechenden Vorschriften über das Eigenthum verwiesen (§§ 1032, 1033, 1 0 6 5 ; §§ 1207, 1208, 1227, 1244, 1262).

5. D as Sachenrecht wird durch die Bestimmungen des dritten Buches n ic h t erschöpft . a) Zu r E r g ä n z u n g dienen Vorschriften des A l l g . T h e i l e s , namentlich dessen zweiter Abschnitt „Sachen", der nach dem Entwürfe der ersten Kommission an die Spitze des dritten Buches gestellt werden sollte, von der zweiten Kommission aber wegen seiner Bedeutung für das ganze Gesetzbuch in das erste Buch verwiesen worden ist. Weitere Ergänzungen des Sachenrechts ergeben sich aus dem vierten Buche, in­ dem mit dem E intritte gewisser f a m i l i e n r e c h t l i c h e r Verhältnisse der Erwerb von Rechten an Sachen verbunden ist, sowie aus dem fünften Buche für den Erwerb durch E r b f o l g e . F ü r die Rechtsänderungen, welche im Wege der Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g vor sich gehen, sind die Bestimmungen der C.P.O . und, soweit die Vollstreckung in ein Grundstück, ein Erbbaurecht oder ein registrirtes Schiff vollzogen wird, die B e­ stimmungen des Gesetzes über die Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung v. 24. M ärz 1897 maßgebend. c) V e r f a h r e n s n o r m e n werden grundsätzlich in dem B.G .B . nicht aufgestellt; das Verfahren, welches bei der F ü h r u n g d e s G r u n d b u c h s zu beobachten ist, wird in der G.B.O. v. 24. M ärz 1897 vorgeschrieben. d) D er U e b e r l e i t u n g des bisherigen Rechtszustandes in den neuen ist der vierte Abschnitt des E.G. gewidmet; das Sachenrecht insbesondere betreffen die Art. 1 8 0 — 197. e) Inw iew eit sachenrechtliche Vorschriften der bisherigen R e i c h s g e s e t z ­ g e b u n g neben dem B.G .B . in Kraft bleiben, wird im zweiten Abschnitte des E.G. bestimmt. E s genügt hier, auf die A rt. 32, 52— 54 zu verweisen. f) Die L a n d e s g e s e t z g e b u n g bleibt nach dem dritten Abschnitte des E.G. für zahlreiche Rechtseinrichtungen und Rechtsverhältnisse, welche dem Sachenrecht an­ gehören, im dritten Buche aber übergangen sind, auch fernerhin zuständig; das B .G .B . kommt jedoch insoweit zur Anwendung, als das Landesrecht auf Vorschriften verweist, die durch das Gesetzbuch oder das Einführungsgesetz außer K raft gesetzt werden (Art. 4). g) Die Voraussetzungen, unter welchen ein sachenrechtliches Verhältniß nach a u s l ä n d i s c h e m Rechte zu beurtheilen ist, sind aus dem ersten Abschnitte des E.G . zu entnehmen; Vorschriften, die unmittelbar auf das Sachenrecht sich beziehen, sind nur in den Art. 7 und 11 enthalten.

II. Dingliche Wechte. 1. Wenn hier die Rechte, welche das dritte Buch zuläßt, „ d i n g l i c h e " genannt werden, so hat dies den Sprachgebrauch für sich, der in der Literatur und Rechtsprechung ziemlich allgemein befolgt wird. D as B .G .B . redet jedoch nicht von dinglichen Rechten. E s hat für jedes dieser Rechte, wie S . 3 angedeutet wurde, einen eigenen Namen. Aber es hatte, da für dieselben gemeinsame Vorschriften grundsätzlich nicht aufgestellt werden, keine Veranlassung, einen Gesammtnamen ein­ zuführen. D as W ort „dinglich" findet sich im dritten Buche überhaupt nicht. I m ersten Buche ist es unter § 221 dem Worte „Anspruch" beigefügt, um auszudrücken, daß die Bestimmung, welche an dieser Stelle für die Verjährung getroffen wird, n u r auf Ansprüche berechnet ist, die aus einem dinglichen Rechte sich ergeben. Kommt es darauf an, bei einem solchen Rechte zugleich die Sache zu bezeichnen, auf welche dasselbe sich bezieht, so wird an zahlreichen Stellen diese Bezeichnung mit der Präposition „ a n " dem Namen des Rechtes hinzugesetzt. S o insbesondere:

„ E ig e n th u m an einem Grundstück" in den §§ 873, 925, 928, „an dem überbauten Theile des Grundstücks" in dem § 915, an einer beweglichen Sache" in dem § 929, bezw. „an der Sache" in den §§ 949, 958, 976, „an den Bienen" in dem § 964, „an den Erzeugnissen" in dem § 955; „Nießbrauch an Sachen" in der betreffenden Überschrift im zweiten Titel des fünften Abschnitts sowie in dem § 1068, „an einer beweglichen Sache" in den §§ 1032, 1033, 1063, 1064, „an dem Antheil eines Miteigenthümers" in dem § 1066, „an einem Grundstück" in den §§ 1031, 1062, „an einem Landgut" in dem § 1055; „Hypothek an mehreren Grundstücken" in dem § 1132, „an seinem Grundstück" in den §§ 1172, 1173, „an den übrigen Grundstücken" in dem § 1074; „ P f a n d r e c h t an beweglichen Sachen" in der Ü b e r­ schrift des neunten Abschnitts und in dem § 1273, „an mehreren Sachen" in dem § 1222, „an der Sache" in dem § 1242, „an dem Antheil eines Miteigenthümers" in dem § 1258, „an einem im Schiffsregister eingetragenen Schiffe" in dem § 1259. Bisweilen werden die betreffenden Sachen auch als Geg ens ta nd eines Rechtes be­ zeichnet; so als Gegenstand des N ie ß b r a u c h s „ein Wald" und „ein Bergwerk oder eine andere auf Gewinnung von Bodenbestandtheilen gerichtete Anlage" in dem § 1038, „ein Grundstück" in dem § 1044, „ein Grundstück sammt Inventar" in dem § 1048, „verbrauchbare Sachen" in dem § 1067; „ein Jnhaberpapier oder ein Orderpapier, das mit Blankoindossament versehen ist," in dem § 1081. Der § 1127 spricht von „Gegenständen, die der H ypo the k unterliegen". Vorschriften, die auf a l l e Rechte an S a c h e n sich beziehen, sind bei dem Systeme des dritten Buches nur selten. I n dem § 955 Abs. 1 Satz 2 und dem § 1042 Satz 2 wird diese Beziehung durch den allgemeinen Ausdruck „Recht an der Sache" angedeutet. Z ur Bezeichnung einzelner Kategorieen dienen u. a. folgende Ausdrücke: R echt „an einer f r e m d e n Sache" in dem § 954; „Recht an einem Gr undstück in den §§ 875, 877, 883, 892, 894, „Rechte, mit denen ein Grundstück b e l a s t e t ist", in dem § 879, „Recht an einem fremden Grundstück" in den §§ 889, 901; „Recht an einer beweglichen Sache" in dem § 1072, ferner unter Beschränkung auf diese Kategorie „die an der Sache begründeten Rechte Dritter" in dem § 945, „die an dem Stoffe bestehenden Rechte" in dem § 950, nach Erwähnung des Eigenthums „die sonstigen an der Sache bestehenden Rechte" in dem § 949, „die sonstigen Rechte an der Sache" in den §§ 973, 974, Recht, „mit dem eine (die) Sache belastet ist", in den §§ 936, 1208. 2. Der Grundsatz der B e r t r a g s f r e i h e i t , der für das Recht der Schuld­ verhältnisse maßgebend ist, gilt für das Sachenrecht nicht. (P. I S . 3625.) Das dritte Buch befolgt das entgegengesetzte Prinzip; es bestimmt die Rechte an Sachen mit z w i n g e n d e r Wirkung, so zwar, daß die Privatwillkür nur insoweit eingreifen kann, als das Gesetz auf sie verweist. Das Prinzip bethätigt sich nach zwei Richtungen: a) Die Z a h l der dinglichen R e c h t e ist gesetzlich begrenzt. I n dem dritten Buche wird nach Abhandlung des Eigenthums jeder folgende Abschnitt oder Titel, der einem anderen Rechte an einer Sache bezw. an einem Grundstück oder an einer beweglichen Sache gewidmet ist, mit einer Vorschrift eingeleitet, welche die Zulässigkeit des Rechtes ausspricht. (§§ 1012, 1018, 1030, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199, 1204.) Diese Aussprüche haben die Bedeutung, daß andere als die für zulässig erklärten Rechte (natürlich unbeschadet der Vorbehalte des E.G.) an einer Sache nicht begründet werden können. Bisher galt in großen Gebieten des Reichs ein anderer Grundsatz. Nach dem preuß. A.L.R. konnte jedes persönliche Recht, welches sich auf eine bestimmte Sache be­ zog, dadurch dinglich werden, daß die Sache dem Berechtigten übergeben oder, wenn

es sich um ein Grundstück handelte, das Recht in das Hypothekenbuch eingetragen wurde. E s hing dies zusammen mit der ehemals in der gemeinrechtlichen Theorie und P ra x is weit verbreiteten Lehre vom „ R e c h t z u r S a c h e " , nach welcher bei der Erwerbung dinglicher Rechte zwei M omente in Betracht kamen, der T i t e l , welcher das Recht zur Sache darstellte, und die E r w e r b u n g s a r t (modus), durch welche dieses Recht in ein „Recht auf die Sache" (jus in re) überging. (A.L.R. I Tit. 2 §§ 1 3 1 — 135, Tit. 4 §§ 16— 19, Tit. 9 §§ 1— 6, T it. 10 §§ 1, 2, 25, T it. 19 §§ 5 ff., T it. 21 § § 2 — 6.) Eine ähnliche Stellung nimmt auch das ö s t e r r . B.G .B. ein. D er code civil geht noch weiter, indem er schon durch den obligatorischen Vertrag, der auf das Geben einer Sache gerichtet ist, das Eigenthum von dem Veräußerer auf den E r ­ werber übergehen läßt. Aus der heutigen Wissenschaft des gemeinen Rechtes ist jene ältere Lehre verschwunden, und die neuere Gesetzgebung, namentlich das sächs. B.G .B. und in Ansehung der unbeweglichen Sachen auch das preuß. Ges. über den Eigenthumserw. 2 C. v. 5. M ai 1872 §§ 4, 15, hat sie ebenfalls abgelehnt. Die Vorstellung eines Rechtes z u r Sache als einer Vorstufe zum Rechte a n der Sache trägt dem begrifflichen Gegensatze zwischen dinglichem und persönlichem Rechte keine Rechnung; sie ist geeignet, die Abgrenzung des einen Gebiets gegen das andere zu verdunkeln, die Einsicht in das Wesen der Rechtsverhältnisse zu erschweren, die richtige Anwendung des Gesetzes in Frage zu stellen und so die Sicherheit im Rechts­ verkehre zu gefährden. D er T itel zur Erwerbung eines dinglichen Rechtes ist an sich nichts anderes als der persönliche Anspruch auf Einräum ung desselben; er gehört da­ her nicht dem Sachenrecht an (M ot. III S . 1, 3). D as B .G .B . hat sich von jeder Vermengung obligationenrechtlicher und sachen­ rechtlicher Vorschriften ferngehalten; es hat das Sachenrecht völlig selbständig gegen­ über dem Rechte der Schuldverhältnisse geordnet. Dies schließt natürlich nicht aus, daß auf Rechtsverhältnisse, die an sich den: dritten Buche angehören, aber in dem­ selben nicht erschöpfend geregelt sind, Vorschriften des zweiten Buches aushilfsweise zur Anwendung zu bringen sind (P . II S . 625, 626, Bd. 1 S . 312). b) D er I n h a l t d e r d i n g l i c h e n Recht e wird für jedes einzelne derselben durch das Gesetz begrenzt und int Allgemeinen bestimmt. In n erh alb der gezogenen Grenzen läßt das dritte Buch der Privatw illkür insoweit Raum , als die Bedürfnisse des geschäftlichen Lebens es verlangen und die Rücksicht auf die Rechtssicherheit es gestattet. An dem In h a lte des E i g e n t h u m s können die Betheiligten unm ittelbar nichts ändern. M ittelbar kann jedoch auf rechtsgeschäftlichem Wege eine E i n s c h r ä n k u n g der Befugnisse des E igen tü m ers, die der erste bezw. der vierte T itel des drittelt Abschnitts norm irt, dadurch herbeigeführt werden, daß die Sache nach M aßgabe des vierten bis neunten Abschnitts mit einem Rechte belastet wird (§ 9 0 3 ); ein solches Recht schließt, soweit sein I n h a lt reicht, die Ausübung des Eigenthums aus. E iner E r w e i t e r u n g ist nur das Eigenthum an einem Grundstücke fähig, und zwar dadurch, daß mit ihm ein anderes Recht verbunden wird (§ 9 6 ); Rechte, die das B .G .B . n u r in dieser Verbindung kennt, sind die Grunddienstbarkeiten nach § 1 0 1 8 und die Rente, welche nach § 913 für den Ueberbau und nach § 91 7 Abs. 2 Satz 2 für den Noth weg zu entrichten ist; Rechte, die bei ihrer Begründung eine solche Verbindung ein­ gehen k ö n n e n , sind das Vorkaufsrecht nach § 1094 Abs. 2 und die Reallasten nach § 1105 Abs. 2 (vergl. §§ 1103, 1111). Auf die Gestaltung des E r b b a u r e c h t s haben die Betheiligten, von der in dem § 1013 gestatteten Erweiterung des Rechtes abgesehen, nach den §§ 1012, 1 0 1 7 nicht mehr Einfluß als auf die Gestaltung des Eigenthums. D er I n h a lt des N ie ß ­ b r a u c h s ist durch den § 1030 in der Weise festgelegt, daß derselbe n u r durch den Ausschluß einzelner Nutzungen beschränkt werden kann.

Die G r u n d d i e n s tb a r k e ite n und die b e s c h rä n k te n p e rs ö n lic h e n D ie n s t­ b a r k e ite n sowie die R e a lla s te n empfangen nach Maßgabe der §§ 1018, 1090, 1 0 9 3 , 1105 ihren besonderen I n h a lt aus dem Rechtsgeschäfte, welches zu ihrer Begründung erforderlich ist. Auch für das V o rk a u f s r e c h t werden in den §§ 1094, 10 9 7 , 1098 den Betheiligten weitgehende Zugeständnisse gemacht. Bei der H y p o th e k hängt der Umfang des Gläubigerrechts nach § 1113 von der Forderung ab. D er Geldbetrag, der aus dem Grundstücke zu zahlen ist, wird nicht blos für die Hypothek gemäß § 1115, sondern auch für die G ru n d s c h u ld und die R e n te n s c h u ld nach den §§ 1191, 1192, 1199 in der Hauptsache durch Rechtsgeschäft bestimmt (vergl. § 1118). D as P fa n d r e c h t kennzeichnet sich durch seine Abhängigkeit von der Forderung; durch Rechtsgeschäft kann ihm nach § 1213 auch der In h a lt gegeben werden, daß der Gläubiger berechtigt ist, die Nutzungen der ihm verpfändeten Sache zu ziehen. 3. Die heutige Pandektenlehre pflegt den B e g r i f f des dinglichen Rechtes darin zu setzen, daß der Berechtigte befugt ist, seinen Willen u n m i t t e l b a r a n d e r S ach e zu bethätigen, und zwar der Eigenthümer in allen Beziehungen, die mit der Rechts­ ordnung vereinbar sind, jeder andere in der Beziehung, die dem In h a lte seines Rechtes entspricht — im Gegensatze zu den obligatorischen Rechten, welche n u r die V e r ­ p f lic h tu n g einer b e s t i m m t e n P e r s o n zu der dem Berechtigten gebührenden Leistung zum Gegenstände haben. D aß in diesem Sinne auch nach dem B.G .B. das E ig e n t h u m , das E r b b a u ­ r e c h t, die D ie n s tb a r k e ite n und das P f a n d r e c h t dingliche Rechte sind, erscheint nicht zweifelhaft. Die übrigen Rechte freilich, welche das dritte Buch an Grundstücken zuläßt, ( V o r k a u f s r e c h t , R e a l l a s t e n , H y p o t h e k , G r u n d s c h u l d und R e n t e n ­ schul d) sind in Konsequenz der Entwickelung, die sie unter dem Einflüsse deutscher Rechtsanschauungen in der Landesgesetzgebung gefunden haben, so geordnet, daß sie die Befugniß zu k ö r p e r l i c h e r Einwirkung auf die Sache n i c h t gewähren. Aber sie unterscheiden sich doch wesentlich dadurch von den obligatorischen Rechten, daß sie, gleichwie das Erbbaurecht, die Dienstbarkeiten und das Pfandrecht, ihren Gegenstand unmittelbar ergreifen, nach der Redeweise des B.G .B. b e l a s t e n (§§ 873, 874, 8 7 9 ff., 914, 1009, 1012, 1018, 1030, 1090, 1094, 1105, 1113, 1191, 1199), hierdurch aber, soweit der Zweck des Rechtes es erfordert, die Sache in das V er­ mögen und folglich in die Gewalt des Berechtigten bringen, so zwar, daß die Sache selbst das M ittel bildet, durch welches das Recht verwirklicht werden kann. D aß die Verwirklichung nicht, wie bei der römischen Hypothek, von dem Be­ rechtigten, sondern auf dessen Anrufen von einer Behörde vorgenommen wird, ist n u r nebensächlich. Auch das Ziel der Hypothek w ar nicht der Besitz, sondern der Verkauf der Sache, um aus dem Erlöse den Gläubiger zu befriedigen; des Besitzes bedurfte der Gläubiger nur, um die Sache dem Käufer übergeben zu können. Die Frage, ob ein Recht von dem Berechtigten unmittelbar oder im Interesse desselben von einem Organe der Staatsgew alt verwirklicht werden soll, ist für den Gesetzgeber n u r eine Zweckmäßigkeitsfrage, von deren Entscheidung das Wesen des Rechtes kaum berührt wird. F ü r die dingliche N atur der R e a l l a s te n , der H y p o t h e k , der G r u n d ­ s c h u l d und der R e n t e n s c h u l d ist entscheidend, daß der Berechtigte die ihm ge­ bührende Leistung a u s dem Gr u n d s t ü c k e verlangen und demgemäß die Zw angs­ vollstreckung in dasselbe gegen den jeweiligen Eigenthümer ohne Rücksicht auf dessen persönliche Gläubiger und auf diejenigen betreiben kann, die nach ihm ein Recht an der Sache erlangt haben. Schwierigkeiten macht nur die Verdinglichung des V o r ­ k a u f s r e c h t s als eines Rechtes auf den Erwerb des Grundstücks; aber sie sind nicht unüberwindlich, wenn man beachtet, daß auch dieses Recht sich dergestalt mit seinem Gegenstände verbindet, daß, wenn der Fall eintritt, der Erwerb gegen Jed er­ mann gesichert ist (§§ 1094, 1097, 1098).

D er Hauptzweck, den die Gesetzgebung durch Zulassung von R e ch ten a n e in e r fre m d e n S a c h e verfolgt, ist der, daß die Sache insoweit, als sie von einem solchen Rechte ergriffen wird, nicht dem Eigenthümer, sondern dem Berechtigten gehören, ihre rechtlichen Beziehungen ohne Zustimmung des Berechtigten zu dessen Nachtheile nicht ändern soll. Sow eit daher die Ausübung des Eigenthums mit der Ausübung eines anderen Rechtes an der Sache nicht vereinbar ist, geht das letztere vor. D er Eigen­ thümer muß das Recht dulden und sich jeder Einwirkung auf die Sache enthalten, durch welche dasselbe beeinträchtigt bezw. gefährdet werden könnte (§ 903, § 9 8 6 Abs. 1 Satz 1, § 10 0 4 Abs. 2, §§ 1018, 1133, 1134). E r kann über die Sache n u r so, wie sie liegt, d. H. unbeschadet der vorhandenen Belastung verfügen; wenn daher mehrere Rechte D ritter cm der Sache bestehen, so hat im Allgemeinen das ältere den Rang vor dem jüngeren. Indessen ergeben sich hier mancherlei Besonderheiten daraus, daß das B.G .B. die Rechte an Grundstücken nach dem Grundbuchsysteme mit dem Eintragungsprinzip und dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs geregelt und für den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen dem guten Glauben des Erw erbers einen weitgehenden Einfluß zugestanden hat. Vergl. einstweilen die §§ 87 3 ff., 879 ff., 892 ff.; .§§ 932 ff., 937, 945, 949, 950, 955, 957, 964, 973, 1032, 1 208, 1209. Gemeinjam endlich ist diesen Rechten die volle Wirksamkeit im K o n k u r s e . Wenn das Recht die Sache selbst ergreift, so folgt hieraus ohne Weiteres, daß es von der Vermögenslage des Eigenthümers unberührt bleibt, ganz abgesehen davon, daß Rechte wie die Hypothek und das Pfandrecht gerade den Zweck haben, den Gläubiger gegen die Folgen der Zahlungsunfähigkeit des Schuldners sicher zu stellen. Das B.G .B . geht erkennbar davon aus, daß die an einer Sache des Gemeinschuldners bestehenden Rechte steh des Konkurses ungeachtet a n d e r S a c h e bethätigen können. Nur für das dingliche Vorkaufsrecht hat es in dem § 1 0 9 8 Abs. 1 Satz 2 eine dem § 883 Abs. 2 Satz 2 entsprechende Bestimmung getroffen, aber n u r deshalb, weil sonst nach Satz 1 die entgegengesetzte Vorschrift des § 512 auch hier gelten würde. Die abgesonderte Befriedigung derjenigen, welchen ein Recht auf Befriedigung aus Gegenständen des Gemeinschuldners zusteht, wird in der K.O. §§ 47 ff. vorgeschrieben. 4. Theilt man die Rechte in a b s o l u t e und r e l a t i v e ein (Bd. I S . 48), so fällt regelmäßig das dingliche Recht der ersteren G ruppe, das obligatorische der letzteren zu. D as obligatorische Recht richtet sich naturgemäß n u r gegen den mit seiner Entstehung gegebenen Verpflichteten. N ur dieser kann es verletzen; n u r gegen ihn bedarf der Berechtigte unter Umständen des staatlichen Schutzes. Ein absoluter Rechtsschutz liegt nicht in der Tragweite des Schuldverhältnisses. D as Gesetz wird daher einen solchen nu r ausnahmsweise gewähren. M it den dinglichen Rechten steht es gerade umgekehrt. Wenn die Sache, soweit der I n h a lt eines solchen Rechtes reicht, sich im V er­ mögen des Berechtigten befindet, so darf dieser billigerweise von der Rechtsordnung verlangen, daß er gegen rechtswidrige Einwirkungen D ritter auf die Sache geschützt werde, gleichviel von wem die Einwirkung ausgeht. D er Kreis derjenigen aber, welche in dieser Weise das Recht verletzen können, ist an sich unbegrenzt. D as B .G .B . gewährt deshalb dem Berechtigten Schutz gegen Jeden, der das Recht beeinträchtigt, durch einen dem In h a lte des Rechtes entsprechenden Anspruch (nach näherer Be­ stimmung der §§ 8 9 4 — 8 9 6 , 9 8 5 — 1 0 0 7 , 1 0 1 7 , 1 0 2 7 , 1 0 6 5 , 1 090 Abs. 2, 1098 Abs. 2, 1107, 1134 Abs. 1, 1192, 1199, 1227). Diese absolute Wirkung der dinglichen Rechte fällt aber nicht nothwendig mit dem Begriffe der Dinglichkeit zusammen. Denn einerseits versagt ein solches Recht mitunter die Wirkung gegen einen D ritten, der von einem Nichtberechtigten auf G rund seines guten Glaubens bezw. des öffentlichen Glaubens des Grundbuchs ein entgegen-

stehendes Recht an der Sache erw irbt, andererseits giebt es eine Reihe von Rechten, die nicht dinglich sind und gleichwohl absolute Wirkung haben, wie das Namenrecht (§ 12) und gewisse Vermögensrechte, die durch Eingehung einer Ehe oder durch Verwandtschaft begründet werden.

D I. Grundsätze für den rechtsgefchästttchen KrrverK von dinglichen Wechten. 1. Uebergabe der Sache und Eintragung in das Grundbuch. 1. Vom rein l o g i s c h e n Standpunkte mag es zur Veräußerung einer Sache sowie zur Bestellung und Uebertragung oder Belastung eines Rechtes an derselben als genügend angesehen werden, wenn der Berechtigte seinen auf die Rechtsänderung gerichteten Willen dem anderen Theile erklärt und dieser die Zuwendung annimmt. Die Bedürfnisse des V e r k e h r s aber werden hierdurch nicht befriedigt. Die Rücksicht auf die R e c h t s s i c h e r h e i t verlangt vielmehr die Bethätigung oder Bekräftigung des beiderseitigen Willens durch einen äußeren Vorgang, der sich scharf gegen die zwischen dem Berechtigten und dem anderen Theile bestehenden persönlichen Rechtsbeziehungen abhebt und auch sonst geeignet ist, nicht blos den beiden Betheiligten die Vollziehung der Rechtsänderung zum klaren Bewußtsein zu bringen, sondern auch dritten Personen die Aenderung erkennbar zu machen. a) Nach r ö m i s c h e m Rechte besteht dieser Vorgang in der U e b e r g a b e der Sache. Aber das Traditionsprinzip ist nu r für die Eigenthumsübertragung sowie für die Begründung und Uebertragung der Superfizies und der Emphyteuse durch­ geführt; für die Dienstbarkeiten ist es bestritten, und das wichtigste Recht an fremder Sache, die Hypothek, ist ihm nicht unterworfen. I n D e u t s c h l a n d hatte, als das römische Recht Fuß faßte, die Einrichtung öffentlicher Bücher für den Grundbesitz bereits soweit sich entwickelt, daß in zahlreichen Gebieten die Uebergabe n u r die V er­ äußerung und Belastung b e w e g l i c h e r Sachen vermittelte, für den G r u n d s t ü c k s v e r k e h r dagegen in dieser Funktion durch die E i n t r a g u n g in das öffentliche Buch ersetzt wurde. Diese Entwickelung w ar indessen nicht stark genug, um dem fremden Rechte gegenüber sich behaupten zu können. N u r vereinzelt, namentlich in den S tatuten der Hansestädte, lebten ihre Ergebnisse fort. b) N ach d e m d r e i ß i g j ä h r i g e n K r i e g e begann sich weiteren Kreisen die Ueberzeugung aufzudrängen, daß das römische Sachenrecht mit seinen nicht erkennbaren Belastungen, namentlich seinen heimlichen Hypotheken, nicht im Stande wäre, den Realkredit zu heben. Die P a r t i k u l a r g e s e t z g e b u n g griff vielfach ein, kam aber meist über das römische Recht nicht hinaus, obschon sie darauf hinzuwirken suchte, daß die Hypotheken in die Gerichtsbücher eingeschrieben würden. Erst die p r e u ß i s c h e Gesetzgebung des vorigen Jahrhunderts bahnte gründliche Reformen an. D as A.L.R. bezeichnet für den rechtsgeschäftlichen Erwerb von dinglichen Rechten die U e b e r g a b e der Sache als allgemeine E rw erbungsart und führt diesen Grundsatz in Ansehung der b e w e g l i c h e n Sachen vollständig durch, während es ihn für die u n b e w e g l i c h e n hauptsächlich dadurch modifizirt, daß es die Hypothek und das dingliche Vorkaufsrecht n u r durch E i n t r a g u n g in das Hypothekenbuch entstehen läßt und bezüglich gewisser Nutzungsrechte der Uebergabe die Eintragung gleichstellt (A.L.R. I T it. 2 § 135, T it. 9 §§ 1, 3, 6, T it. 10 § 1, T it. 20 §§ 6— 10, 5 70, T it. 21 §§ 1 ff., T it. 22 §§ 13 ff.). D as f r a n z ö s i s c h e Recht, welches in umfangreichen Gebieten Deutschlands zur Einführung gelangte, hatte dieser Richtung sich nicht angeschlossen. D er code civil

verwerthet die Uebergabe n u r für das Faustpfandrecht und die Antichrese, die E in­ tragung aber weder für die Uebertragung des Eigenthums noch fü r die Entstehung anderer Rechte an einem Grundstücke. Die Rechtsänderungen vollziehen sich un­ mittelbar durch den Vertrag. Von der Eintragung in die Register des Hypotheken­ bewahrers hängen nu r gewisse Wirkungen der dinglichen Rechte gegen D ritte ab. Vergl. cod. civ. art. 579, 639, 690, 711, 1138, 2 071, 2 072, 2076, 2 116, 2117. F ü r andere Gebiete reformirte in diesem Jahrhunderte die L a n d e s g e s e t z ­ g e b u n g das Hypothekenwesen nach den Grundsätzen des preußischen Rechtes, so namentlich in M e c k l e n b u r g durch die ritterschaftl. HyP.-O. v. 12. bezw. 1 9 .Nov. 1819 und in B a y e r n durch das Hyp.-Ges. v. 1. J u n i 1 8 2 2 ; in einigen S taaten wurde hiermit eine Reform des Pfandrechts an beweglichen Sachen verbunden, z. B. in W ü r t t e m b e r g durch das Pfandges. v. 15. A pril 182 5 und das Ges., die voll­ ständige Entwickelung des neuen Pfandsystems betr., v. 21. M ai 1828, in W e i m a r durch das Gesetz über das Recht an Faustpfändern und Hypotheken v. 6. M ai 1839. c) Zahlreiche S taaten gingen zum G r u n d b u c h s y s t e m über, d. h. die Bücher erhielten die Bestimmung, nicht blos die Belastung der Grundstücke mit Hypotheken, sondern vor Allem die Grundstücke selbst und das Eigenthum an ihnen, bisweilen außer den Hypotheken auch noch Reallasten und Dienstbarkeiten nachzuweisen. Die Keime dieses Systems lagen in jenen alten Bucheinrichtungen, die in H a m b u r g und Lübeck sowie in einigen anderen Städten ( M ü n c h e n , H a n n o v e r 2C.) dem römischen Rechte gegenüber sich erhalten und mehr oder weniger dem modernen Geschäfts­ verkehre sich angepaßt hatten. Eine sichere Grundlage gewann das System durch die Verwerthung der L a n d e s v e r m e s s u n g für die Anlegung und Führung der Bücher, namentlich in dem K ö n i g r e i c h e S a c h s e n durch das Ges., die G rund- und Hypothekenbücher rc. betreffend, v. 6. Nov. 1843 und schließlich in P r e u ß e n durch das Ges. über den Eigenthumserw. rc. und die Grundbuchordnung v. 5. M ai 1872. Das sächsi s che Gesetz ist in A l t e n b u r g , beiden R e u ß und S o n d e r s h a u s e n nachgebildet, in dem Königreiche Sachsen selbst aber durch die entsprechenden V or­ schriften des B .G .B . v. 2. J a n u a r 1863 und der V erordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betr., v. 9. J a n u a r 1865 ersetzt worden. Nachbildungen der beiden p r e u ß i s c h e n Gesetze sind in O l d e n b u r g , K o b u r g - G o t h a , B r a u n ­ s c h we i g, L i p p e , S c h a u m b u r g - L i p p e , Wa l d e c k und mit Beibehaltung der sächsischen Einrichtung der Bücher auch in S o n d e r s h a u s e n erfolgt. D as G rund­ buchsystem gilt ferner in H e s s e n , A n h a l t , M e i n i n g e n und, mit einigen A us­ nahmen, in M e c k l e n b u r g . Näheres in den M ot. III S . 9 — 18. I n dem größten Theile des Reichs und in den meisten Bundesstaaten besteht die gesetzliche Regel, daß zur Uebertragung des Eigenthums und zur Bestellung einer Hypothek an einem Grundstücke die Eintragung erforderlich ist. Die Grundschuld unterliegt diesem Erfordernisse gleichwie die Hypothek. Auf die übrigen Rechte wird das Eintragungsprinzip sehr ungleichmäßig angewendet, so zwar, daß jedes einzelne derselben nach einigen Gesetzen eingetragen wird, nach anderen nicht (M ot. S . 162 bis 172). d) Unter den Rechten an b e w e g l i c h e n Sachen hatte das P f a n d r e c h t in denjenigen Gebieten, in welchen es durch bloßen V ertrag begründet werden konnte, sich als besonders reformbedürftig erwiesen. Wo deshalb die Landesgesetzgebung thätig wurde, w ar sie darauf bedacht, das vertragsmäßige Pfandrecht als F a u s t p f a n d zu regeln, d. H. die dingliche Wirksamkeit der Verpfändung von der Uebergabe der Sache an den Gläubiger bezw. von dem Besitze desselben abhängig zu machen. Nachdem dann die K.O. v. 10. Febr. 1877 in Verbindung mit dem Einf.-Ges. § 14 die Geltendmachung des Bertragspfandes im Konkurse auf die Fälle des Faustpfandes beschränkt hatte, ist das Faustpfandprinzip auch in denjenigen Staaten, in welchen bis

dahin die Pfandbestellung ohne Uebergabe wirksam war, durch die Ausführungsgesetze zur K.O. angenommen worden (vergl. M ot. S . 333, 49 5 , 796, 800). 2. Der angedeuteten Rechtsentwickelung gegenüber hat das B .G .B . seine Aufgabe dadurch gelöst, daß es den rechtsgeschäftlichen Erwerb bezüglich der beweglichen Sachen von der U e b e r g a b e , bezüglich der Grundstücke von der E i n t r a g u n g abhängig macht. An diesem Standpunkte wird überall festgehalten, wo nicht die Rücksicht auf die N atur des Rechtes bezw. des Rechtsverhältnisses zu einer Abweichung nöthigt. a) W as die b e w e g l i c h e n Sachen anlangt, so ist zur Uebertragung des E i g e n ­ t h u m s nach § 929 erforderlich, daß der Eigenthümer die Sache dem Erw erber übergiebt. Dasselbe Erforderniß wird für die Bestellung des N i e ß b r a u c h s in dem § 1 0 3 2 , für die Bestellung des P f a n d r e c h t s in dem § 120 5 vorgeschrieben; Uebertragung und Belastung kommen hier nicht in Betracht, weil der Nießbrauch an die Person des Nießbrauchers gebunden ist (§ 1059) und das Pfandrecht in Folge seiner Abhängigkeit von der Forderung (§§ 1204, 1252) kraft des Gesetzes von der Uebertragung und Belastung der Forderung mitergriffen wird (§ 1250). Die Modifikationen, welche das Traditionsprinzip durch besondere Vorschriften, namentlich durch § 926, § 929 Satz 2, §§ 930, 931, 1031, § 1032 Abs. 1 Satz 2, §§ 1096, 1120, § 1205 Abs. 1 Satz 2 und §§ 1206, 1260, erleidet, werden so­ weit nöthig bei der Erläuterung dieser P aragraphen zur Erörterung gelangen. Hier ist nu r noch hervorzuheben, daß die Betheiligten durch das Erforderniß der Uebergabe volle Klarheit darüber erhalten, daß sie mit diesem Akte aus dem Rahmen persönlicher Rechtsbeziehungen heraustreten und die Rechtsänderung, welche sie be­ zwecken, endgültig vollziehen. Insow eit erfüllt demnach das Traditionsprinzip die Anforderung, welche oben S . 10 an den äußeren Vorgang gestellt ist, in dem die sachenrechtlichen Verfügungen sich bethätigen sollen. b) Anders verhält es sich, wenn ein G r u n d s t ü c k oder ein Recht an einem solchen den Gegenstand der Verfügung bildet. Die U e b e r g a b e versagt hier über­ haupt Den Dienst, wenn das Recht, welches begründet, übertragen oder belastet werden soll, garnicht den I n h a lt hat, daß dem Berechtigten eine thatsächliche Gewalt über das Grundstück zusteht, also namentlich in Betreff der R e a l l a s t e n , H y p o t h e k e n , G r u n d s c h u l d e n und R e n t e n s c h u l d e n , aber auch hinsichtlich des V o r k a u f s ­ r e c h t s , da, solange der F all nicht eintritt, der Berechtigte nicht zum Besitze befugt ist; für die G r u n d d i e n s t b a r k e i t e n endlich würde die T radition n u r in einem sehr uneigentlichen S inne sich als Begründungsakt verwerthen lassen. W as dagegen die übrigen Rechte an Grundstücken anlangt, so hat, mindestens für die Uebertragung des E i g e n t h u m s , das Traditionsprinzip sich nicht zu bewähren vermocht, weil die Uebergabe eines Grundstücks, namentlich eines offenen Grundstücks, nicht ein in die Augen springender Akt ist, m itunter sogar von den Betheiligten überhaupt nicht that­ sächlich vollzogen, sondern n u r in der Vertragsurkunde als erfolgt bezeichnet wird, ihre Bedeutung für die Rechtsänderung daher sehr oft den Betheiligten nicht zum Bewußtsein kommt. M it der Bestellung des N i e ß b r a u c h s steht es ähnlich wie mit der Eigenthumsübertragung, während für die b e s c h r ä n k t e n p e r s ö n l i c h e n D i e n s t b a r k e i t e n der Begründungsakt nicht wohl anders geordnet werden kann als für den Nießbrauch oder die Grunddienstbarkeiten. Bei dem W o h n u n g s r e c h t und dem E r b b a u r e c h t e mag freilich die Uebergabe schärfer in die Erscheinung treten. Aber es wäre vom Standpunkte des Gesetzgebers kaum gerechtfertigt, wegen dieser Rechte das dritte Buch mit kasuistischen Vorschriften zu beschweren. Bei allen Rechten an Grundstücken wird die Funktion, welche im Gebiete der beweglichen Sachen für den Rechtserwerb der Uebergabe zukommt, weit besser von der E i n t r a g u n g in das Grundbuch versehen. Die Eintragung leidet freilich für diese Funktion an der Schwäche, daß sie nicht von den Betheiligten bewirkt wird,

sondern von der Behörde, welcher die Führung des Grundbuchs obliegt. Allein die Schwäche wird kaum empfunden, weil die Betheiligten, wenn auch der Zeitpunkt der Rechtsänderung ihrer Bestimmung entzogen ist, doch der Buchbehörde die V oraus­ setzungen der Eintragung beschaffen müssen, hierbei aber nothwendig sich darüber klar werden, daß sie an einem dinglichen Vorgänge mitwirken. F ü r die E r k e n n b a r k e i t der Rechte leistet die Eintragung zweifellos mehr als die Uebergabe, weil sie kein blos vorübergehender Akt ist, sondern im Grundbuche haften bleibt, m ithin. regel­ mäßig Jedem , der das Buch einsieht, Aufschluß über die Rechte giebt, die an einem bestimmten Grundstücke bestehen. D as B .G .B . hat in Konsequenz des ihm eigenen Grundbuchsystems, unter V er­ meidung jeder Kasuistik, das Eintragungsprinzip auf alle Rechte am G rund und Boden angewendet, so zwar, daß es in dem § 873 Abs. 1 die rechtsgeschäftliche Begründung, Uebertragung und Belastung dieser Rechte von der Eintragung in das Grundbuch abhängig macht. Freilich unterliegt auch dieses Prinzip gewissen Einschränkungen, z. B. durch den § 1117 Abs. 1 Satz 1, vielleicht auch durch den § 115 3 Abs. 1. Allein auch hierauf ist um so weniger Gewicht zu legen, als die Ausnahmefälle so geordnet sind, daß sie die wohlthätigen Wirkungen des Grundsatzes nicht beeinträchtigen. 3. Nach dem B.G .B . ist nicht blos die Uebergabe der Sache, sondern auch die Eintragung in das Grundbuch ein E r f o r d e r n i ß d e r R e c h t s ä n d e r u n g , die von den Betheiligten auf rechtsgeschäftlichem Wege herbeigeführt wird; die Rechts­ änderung tritt n u r ein, wenn auch dem Erfordernisse des R e c h t s g e s c h ä f t s genügt ist (§§ 873, 925, 929, 1032, 1205). a) Die U e b e r g a b e ist an sich n u r eine Thatsache, an welche sich der Erwerb des Besitzes knüpft; einen Rechtserwerb vermag sie n u r zu vermitteln, wenn die Rechtsänderung von dem Geber und dem Nehmer der Sache beabsichtigt und diese Absicht erkennbar wird. Nach dem bisherigen Rechte besteht hierüber kein Zweifel; verschieden sind n u r die Anforderungen, welche an den I n h a lt des Rechtsgeschäfts gestellt werden. b) Die E i n t r a g u n g hat, was den Rechtserwerb anlangt, für ihr Gebiet die­ selbe Bedeutung wie die Uebergabe einer beweglichen Sache; sie ist n u r ein E r ­ forderniß, welches den rechtsgeschäftlichen Erklärungen hinzutreten muß, um mit diesen den dinglichen Erfolg hervorzubringen. I n solcher Weise ist das Verhältniß in den meisten Bundesstaaten, in welchen das Eintragungsprinzip gilt, gesetzlich geregelt. I n einigen S taaten indessen hat die Gesetzgebung die Bedeutung der Eintragung dergestalt gesteigert, daß sie dem In h a lte des Grundbuchs f o r m a l e R e c h t s k r a f t wie einem richterlichen Urtheile beilegt. Vermöge dieses Grundsatzes entscheidet da­ rüber, ob und welche Rechte an einem Grundstücke bestehen, der Buchinhalt ohne Rücksicht auf die rechtsgeschäftlichen Erklärungen der Betheiligten. D er Grundsatz läuft darauf hinaus: W as in dem Buche steht, ist Recht, weil es darin steht. F ü r H a m b u r g hatte sich dieser Gedanke aus dem alten Verschweigungsprinzip geschichtlich entwickelt und in dem Gesetze über Grundeigenthum und Hypotheken v. 4. Dezember 1868 §§ 2, 3 den schärfsten Ausdruck erhalten, so zwar, daß der durch eine Eintragung oder Löschung Verletzte „seine Rechte wider diejenigen, die in ver­ tragsmäßigen oder unm ittelbar gesetzlichen Rechtsbeziehungen" zu ihm standen, geltend zu machen hatte, einen D ritten dagegen nur, wenn dessen „M itwirkung an einem betrügerischen Verfahren dargethan" wurde, in Anspruch nehmen konnte. D as Prinzip der formalen Rechtskraft befolgten ferner die wichtigsten G rund­ buch- und Hypothekengesetze Me c k l e n b u r g s , namentlich die rev. Hyp.-O. für Land­ güter v. 18 Oktober 1848 §§ 25, 26 und die rev. Stadtbuch-O. v. 21. Dezember 1857 §§ 36, 37, der b a y e r i s c h e Entw. III Art. 5 6 ff. und das B .G .B . für das Königreich S a c h s e n §§ 276, 387, 5 0 6 , jedoch mit der Abweichung von dem

Hamburgischen Rechte, daß der Anspruch des Verletzten gegen den D ritten schon dann gegeben wurde, wenn dieser seine Eintragung im „bösen Glauben" bezw. in Kenntniß der Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit der früheren Eintragung erlangt hatte. I n anderen S taaten nahm die Gesetzgebung Anstand, den I n h a lt des G rund­ buchs mit formaler Rechtskraft auszustatten. M an verkannte zwar nicht, daß das Prinzip die Rechtsverhältnisse des Grundbesitzes auf eine feste Grundlage gestellt, namentlich jedem Zwiespalte zwischen dem Buche und der wirklichen Rechtslage vor­ gebeugt und zu einer ungemein einfachen (weil gleichmäßigen) Gestaltung aller E r ­ w erbsarten geführt hat. Aber der P reis, um den diese Vortheile erreicht sind, wurde zu hoch befunden. M an kann da, wo das Prinzip nicht gilt, sich nicht damit be­ freunden, daß auch der B etrüger, der Fälscher re., wenn er eine formgerechte E in­ tragung erwirkt, hierdurch zum Rechtserwerbe gelangen, der Verletzte dagegen nur einen persönlichen, im Konkurse des Eingetragenen versagenden Anspruch auf Be­ willigung einer die Rechtsverletzung beseitigenden Eintragung haben soll. Die Vertheidiger der formalen Rechtskraft versichern freilich, daß dieselbe in der Konsequenz des Publizitätsprinzips liege. Aber hiermit ist kaum etwas erklärt. Denn das Publizitätsprinzip ist eine positive Schöpfung, deren I n h a lt nach dem Verkehrs­ bedürfnisse bestimmt werden muß. Dieses Bedürfniß aber verlangt nicht, daß die Eintragungen, weil sie in dem Grundbuche stehen, als richtig fingirt werden, sondern nur, daß sie zu Gunsten eines redlichen Erw erbers als richtig gelten müssen, weil dieser sonst in seinem berechtigten V ertrauen auf das Buch getäuscht werden könnte. Wie einer solchen Täuschung begegnet werden kann, ohne daß den Eintragungen formale Rechtskraft beigelegt wird, bleibt späterer Erwägung vorbehalten.

2. Abstrakte N atur der Rechtsgeschäfte. 1. Die Rechtsänderungen, um welche es sich hier handelt, werden nicht um ihrer selbst willen vorgenommen, sondern zu einem bestimmten Zwecke, der durch sie erreicht werden soll. Ein verständiger M ann wird weder eine ihm gehörende Sache noch ein Recht, welches ihm an einer fremden Sache zusteht, veräußern oder belasten, ohne damit einen solchen Zweck zu verfolgen. D er Regel nach ist der Zweck einer Rechts­ änderung in einem besonderen R e c h t s g r u n d e zu suchen, der Nechtsgrund (causa) in einem obligatorischen Vertrage ( K a u s a l g e s c h ä f t ) enthalten. E r kann in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft liegen. E r liegt in der V e r ­ g a n g e n h e i t , wenn derjenige welcher dinglich verfügt, hierdurch eine Verbindlichkeit erfüllen will; in der G e g e n w a r t , wenn die Errichtung des obligatorischen V er­ trags mit dessen Erfüllung zeitlich zusammenfällt, also namentlich bei Schenkungen, die ohne Versprechen durch Hingabe der Sache vollzogen werden, und bei den zahl­ losen Käufen, die im täglichen Verkehre dadurch zu S tande kommen und sich erledigen, daß der Verkäufer gegen Empfangnahme des von ihm bezeichneten Preises die Sache dem Käufer einhändigt; in der Z u k u n f t , wenn Jem and durch die Uebergabe oder die Eintragung den anderen Theil oder einen D ritten zu einer Gegenleistung be­ stimmen will. Dieser ursächliche Zusammenhang zwischen der Rechtsänderung und dem Grunde derselben läßt es erklärlich erscheinen, daß das p r e u ß i s c h e A.L.R. im Anschluß an eine ältere gemeinrechtliche Theorie den Rechtserwerb von einem T itel des Erw erbers abhängig machte (oben S . 7) und daß ihm hierin die Gesetzgebung anderer S taaten , wenigstens für den von ihr geregelten Erwerb von Rechten an Grundstücken ( B a y e r n , H e s s e n re.) gefolgt ist. F ü r das gemeine Recht gelangte inzwischen die Lehre zur Herrschaft, daß die quellenmäßige ju sta causa der Tradition nicht in einem Titel,

sondern in der T radition selbst zu suchen, diese daher als ein abstraktes d. H. von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Betheiligten unabhängiges Rechtsgeschäft auf­ zufassen sei. Diese Auffassung ist für den Erwerb des Eigenthums an beweglichen Sachen in das sächsi sche B.G .B . § 253 und den b a y e r . Entw. III A rt. 9 3 übergegangen. D as p r e u ß i s c h e Ges. über den Eigenthumserw. 2c. v. 5. M a i 1 8 7 2 §§ 1, 2 und die ihm nachgebildeten Gesetze anderer S taaten haben sie auch für die durch Eintragung und Auflassung sich vollziehende Uebertragung des Eigenthums an Grundstücken verwerthet. D as B .G .B . hat das Erforderniß des Titels nicht aufgenommen; das rechts­ geschäftliche M oment, welches nach ihm den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen und an Grundstücken vermittelt, besteht lediglich in der „ E i n i g u n g " des Verfügenden und des Erw erbers darüber, daß die Rechtsänderung eintreten soll (8 8 7 3 Abs. 1, §§ 877, 929, § 1032 Satz 1, § 1205 Abs. 1). Diese A b s t r a k t i o n der Rechtsänderung von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Betheiligten w ar schon von der ersten Kommission der Gestaltung des Sachenrechts zu Grunde gelegt (E. I §§ 828, 874, 983, 1147) und ausführlich gerechtfertigt worden (P . I S . 3 6 3 7 ff., 3991 ff.; M. III S . 1 3 8 — 140, 158, 159, 333, 495, 496). Die zweite Kommission trat ihr grundsätzlich bei (E. II § 794 Abs. 1, §§ 798, 842, 942, 1114), indem sie sich be­ züglich der Grundstücke von der Erwägung leiten ließ, daß die Rücksicht aus die Rechtssicherheit nicht gestattete, den Rechtserwerb von dessen obligatorischer Grundlage abhängig zu machen, bezüglich der beweglichen Sachen vornehmlich auf die bisherige Rechtsentwickelung sich stützte (P . II S . 3386, 3676 , Bd. 3 S . 53, 54, 195). Die praktische Seite dieses Standpunkts zeigt sich darin, daß, wenn die Betheiligten sich in gültiger Weise über die Rechtsänderung geeinigt haben, das Fehlen eines gültigen Rechtsgrundes den Uebergang des Rechtes auf den Erwerber nicht auszuschließen, für den Verletzten mithin n u r einen p e r s ö n l i c h e n Anspruch auf Restitution zu be­ gründen vermag (P. II S . 33 8 9 , Bd. 3 S . 55; vergl. auch S . 29 5 2 , 29 5 5 , Bd. 2 S . 6 8 9 — 691). 2. Die Frage, ob die Einigung in dem B .G .B . als V e r t r a g bezeichnet werden sollte, wurde von der ersten Kommission bejaht, von der zweiten verneint. Obschon die praktische Seite der Frage kaum von Erheblichkeit ist, dürfte es doch für das Verständniß des Gesetzes von Interesse sein, der Meinungsverschiedenheit etwas näher zu treten. a) Die e r s te Kommission gründete ihre Entscheidung erkennbar auf die Windscheidsche Theorie vom d i n g l i c h e n V e r t r a g e . Während noch P u c h t a , obgleich er in seinen Institutionen § 241 die Abstraktion der Tradition von dem Kausal­ geschäfte lehrte, hierbei nicht von einem V ertrage sprach, konstruirte sich Wi nds chei d § 171 für das Eigenthum einen besonderen U e b e r t r a g u n g s v e r t r a g , der in allen Fällen nicht blos dieselbe Form , sondern auch denselben I n h a lt erfordert; der I n h a lt ist „der auf das Geben und Nehmen des Rechtes an der Sache gerichtete W ille," die Form, in welcher dieser Wille seinen Ausdruck finden m uß, das „Geben und Nehmen des Körpers der Sache," die Uebergabe. Gestützt auf diese Konstruktion w ar in der Redaktionsvorlage, auf G rund deren das Sachenrecht berathen wurde, unter § 132 der Satz vorgeschlagen: „D as Eigenthum an einer b e w e g l i c h e n Sache wird im Falle der Uebertragung erworben durch die in dieser Absicht erfolgte Uebergabe der Sache von Seiten des Eigenthümers an den Erw erber." Die Kommission glaubte die Entscheidung darüber, ob die Uebergabe als F o r m des dinglichen V ertrags aufzufassen wäre, der Wissenschaft überlassen zu müssen. S ie hielt es für genügend, „die Ueber­ gabe als ein nothwendig präsentes M oment bei dinglichen V ertrags zu bezeichnen." Während sie deshalb in sachlicher Hinsicht den Vorschlag des Redaktors billigte, bean­ standete sie die Fassung, weil durch dieselbe nicht ausreichend klar gelegt würde, „daß

gegenseitige, einen V ertrag darstellende Willenserklärungen vorliegen müßten" (P . I S . 3 9 9 0 — 3993). Die „Allg. Vorschriften über Rechte an Grundstücken" waren da­ m als bereits durchberathen; auch hatte man im Rechte der Schuldverhältnisse nicht n u r den E rlaß, sondern auch die Abtretung und die Schuldübernahme als abstrakte Verträge gestaltet (E. I §§ 290, 294, 31 4 ff.) und in den Protokollen den E rlaß a ls „dingliches Rechtsgeschäft", die Schuldübernahme als „dinglichen V ertrag" bezeichnet (P . I S . 1269, 1362, 1474). Z u r Würdigung des sachenrechtlichen Vorschlags wurde bemerkt: „Die über die Cession und die Ü bertragu n g des Eigenthums an G rund­ stücken gefaßten Beschlüsse führten mit Nothwendigkeit dazu, auch die Übertragung des Eigenthums an beweglichen Sachen durch Rechtsgeschäft unter Lebenden als die Wirkung eines dinglichen V ertrags anzusehen und zu behandeln. D ann aber sei es im Hinblick auf die abweichenden Ansichten in der Doktrin erforderlich, das Vertragsprinzip auch an der gegenwärtigen Stelle zum deutlichen Ausdruck im Gesetze zu bringen, damit die Anwendbarkeit der Bestimmungen des Allgemeinen Theiles über Verträge aus den hier behandelten dinglichen V ertrag außer Zweifel gestellt werde" (P . I S . 3992). S o erklärt es sich, daß im E. I unter § 874 bestimmt wurde: „Z u r Uebertragung des Eigenthumes an einer beweglichen Sache durch Rechts­ geschäft ist ein zwischen dem Eigenthümer und dem Erwerber unter Uebergabe der Sache zu schließender V ertrag erforderlich, welcher die Willenserklärung der V ertrag­ schließenden enthält, daß das Eigenthum auf den Erwerber übergehen soll." Derselbe Gedanke wurde auch für die Gestaltung des Nießbrauchs und des Pfandrechts an beweglichen Sachen durchgeführt; die Verträge, die zur Begründung, Uebertragung und Belastung des Nießbrauchs nach den §§ 983, 1011 und zur B e­ gründung des Pfandrechts nach § 1147 errichtet werden sollten, haben dennämlichen Charakter wie der Eigenthumsübertragungsvertrag des § 874. Bei der Regelung des rechtsgeschäftlichen Erwerbes von Rechten an G r u n d ­ stücken hatte die erste Kommission geglaubt, in der Auflassung des preuß. Ges. v. 5 . M ai 1872 § 2 einen gewissen Vorgang für die Vertragskonstruktion zu haben. D er Grund indessen, der dahin führte, den V ertrag in dem Gesetz als Erforderniß der Rechtsändernng zu bezeichnen, lag in der Erwägung, daß es bei der hohen Wichtigkeit des Grundsatzes und bei der Unklarheit, welche bezüglich desselben in der Gesetzgebung und der Wissenschaft bemerkbar sei, rathsam erscheine, mittelst einer all­ gemeinen Bestimmung den Standpunkt des Entw urfes klarzustellen (P. I S . 36 3 8 , 3639). Dabei bestand freilich kein Zweifel, daß die Eintragung in das Grundbuch nicht, wie die Uebergabe einer beweglichen Sache in § 874, als ein präsentes M oment des V ertrags sich vollziehen, sondern demselben n u r entweder n a c h f o l g e n oder v o r a n ­ g e h e n könnte. Auch hielt man es für zweckmäßig, als I n h a lt des V ertrags nicht die unmittelbare Richtung des W illens auf die beabsichtigte Rechtsänderung, sondern die Eintragungsbewilligung und deren Annahme zu fordern. I m Uebrigen aber wurde das Vertragserforderniß ebenso deutlich ausgesprochen wie für das Mobilienrecht. D er E . I bestimmte unter § 8 2 8 : „Z ur Uebertragung des Eigenthums, sowie zur Begründung, Uebertragung oder Belastung eines anderen Rechtes an einem Grundstücke durch Rechtsgeschäft ist ein zwischen dem eingetragenen Berechtigten und dem Erw erber zu schließender V ertrag und Eintragung in das Grundbuch erforderlich, soweit nicht das Gesetz ein Anderes bestimmt. D er V ertrag erfordert die Erklärung des Berechtigten, daß er die Eintragung der Rechtsänderung in das Grundbuch bewillige, und die Annahme der Bewilligung von Seiten des anderen Theiles." b) I n der K r i t i k des E. I stieß die in den §§ 8 28, 8 7 4 festgelegte V ertrag s­ theorie auf lebhaften Widerspruch (Zstlg. III S . 5 — 7, 8 4 — 86, 91, 143, 153, 15 4 ,

VI S . 536— 538, 551, 552, 557, 558, 560, 561). M an machte namentlich geltend, daß die Kommission die Begriffe „Rechtssatz und Rechtsregel" ( B e r n h ö f t , Kauf re. S . 5) mit einander verwechselt habe ( We ndt ) ; der Rechtssatz bestehe lediglich in dem Erfordernisse des Einverständnisses der Betheiligten über die Rechtsänderung, während es Aufgabe der Wissenschaft sei, zu untersuchen, ob die Abstraktion des Ein­ verständnisses von dem Rechtsgrunde dazu nöthige, die Rechtsregel aufzustellen, daß dasselbe die Natur eines besonderen Vertrags habe ( S t r o h a l , L e o n h a r d re.). I n der z w e i t e n Kommission wurde bei der Berathung des § 828 die Kon­ struktionsfrage ausführlich erörtert (P. II S . 3391 ff., Bd. 3 S . 56 ff.). Mitglieder, die auch der ersten Kommission angehört hatten, traten mit Entschiedenheit für den Standpunkt derselben ein; sie verlangten die Beibehaltung des Wortes „Vertrag" zur Kennzeichnung des Einverständnisses der Betheiligten, indem sie betonten, daß die erforderlichen Erklärungen nicht einseitige, sondern wechselseitige seien, daß daher ein V e r t r a g vorliege, der zweckmäßig als solcher auch in dem Gesetze zu bezeichnen sei. Die Mehrheit erachtete jedoch die gegen diese Bezeichnung vorgebrachten Bedenken für durchschlagend, indem sie erwog: „Es handele sich vorwiegend um eine Frage der juristischen Konstruktion, zu deren Entscheidung die Wissenschaft berufen sein werde. Gewisse Schwierigkeiten und die Möglichkeit von Mißverständnissen brächten nach dem, was vorgebracht sei, beide Arten der Ausdrucksweise mit sich. Dem Sprachgebrauche und den Anschauungen des Volkes entspreche es jedenfalls nicht, das hier in Rede stehende Rechtsverhältniß als Vertrag zu bezeichnen. Die Juristen würden unschwer erkennen, daß oder inwieweit auf die fraglichen Erklärungen die Grundsätze des Vertrags Anwendung zu finden hätten, wenn auch das Wort „Vertrag" im Gesetze nicht gebraucht sei" (P. II S . 3398, Bd. 3 S . 59). Demgemäß wurde in dem § 828 und an anderen Stellen des E. I (z. B. §§ 841, 868, 962, 1106, 1107) das Vertragserforderniß durch das Erforderniß der E i n i g u n g ersetzt (E. II §§ 794, 801, 838, 925, 1025). Zwei weitere Aenderungen bestanden darin, daß die vorgängige Eintragung des Berechtigten, der die Eintragung des Erwerbers zu bewilligen hat, nicht Erforderniß der Einigung sein, sondern nur der Ordnung halber in der G.B.O. vorgeschrieben werden solle und daß als Gegen­ stand der Einigung nicht die Eintragungsbewilligung und deren Annahme, sondern der Eintritt der Rechtsänderung in dem Gesetze zu bezeichnen sei (P. II S . 3388, 3389, Bd. 3 S . 54, 55). Bezüglich der Rechte an b e w e g l i c h e n Sachen wurden die entsprechenden Aenderungen der §§ 874, 983, 1011, 1147 ohne Widerspruch beschlossen. M an beschloß namentlich, „in dem § 874 nicht hervorzuheben, daß zum Uebergange des Eigenthums neben dem obligatorischen Rechtsgeschäft und der Uebergabe der Sache ein besonderer (dinglicher) Vertrag nothwendig sei." Auch war man einverstanden, daß die erforderliche Willenseinigung zwischen dem Eigenthümer und dem Erwerber nicht „ausdrücklich erklärt werden müsse, daß namentlich eine solche Erklärung nicht nothwendig bei der Uebergabe abgegeben zu werden brauche." Was endlich „das Verhältniß der Uebergabe zu der Willenseinigung" anlangt, „so beschloß man, zum Ausdrucke zu bringen, daß die Uebergabe zu der Vereinbarung hinzukommen müsse; die Uebergabe stelle nicht die Form dar, in welcher die Vereinbarung zu Tage trete, sondern sei ein selbständiges Erforderniß für den Eigenthumsübergang" (P. II S. 3677, 3678, Bd. 3 S . 194', 195). Diesen Beschlüssen entsprechen die Bestimmungen des E. II §§ 842, 942, 1114, mit denen, soweit es hier darauf ankommt, die Vorschriften des B.G.B. §§ 929, 1032, 1205 sich decken. ' i ' ( s ilie r . K o m m e n lsir z. B .G .B .

B and III.

l . u . 2. A u fla g e .

'>

3. Die A b s t r a k t i o n der Rechtsänderung von den persönlichen Rechtsbeziehungen der Betheiligten zu einander ist nicht ein Postulat der Rechtskonsequenz, sondern eine positive Einrichtung, die das Gesetz getroffen hat, um dem sachenrechtlichen Verkehr eine feste Grundlage zu geben und mit deren Hilfe die wünschenswerte Sicherheit zu gewähren (P. I S . 1 474; P . II S . 930, 3386, 3677, Bd. 1 S . 463, Bd. 3 S . 53, 54, 195). D er juristische Charakter dieser Einrichtung ist nicht ganz leicht zu erkennen. a) Die mit der gemeinrechtlichen Tradition bisweilen verbundene Vorstellung, daß es sich um zwei e i n s e i t i g e , aber auf dasselbe Ziel gerichtete Willenserklärungen handele, erledigt sich für das B.G .B . dadurch, daß die Rechtsänderung von einer E i n i g u n g der Betheiligten abhängig gemacht wird. Nimmt man deshalb mit den Erläuterungen zum Allg. Theile (Bd. I S . 196 E rl. 2) an, daß diese Einigung ein V e r t r a g sei, so scheint es nahe zu liegen, zu dessen Erklärung auf den von W i n d s c h e i d für das Eigenthum konstruirten Uebertragungsvertrag (oben S . 15) zurück­ zugreifen. Allein zu einem richtigen Verständnisse des B.G .B. würde man hierdurch nicht gelangen. Denn wenn auch die Einigung mit dem W i n d sch eid'schen Vertrage die Trennung von dem Rechtsgrunde gemein hat, so unterscheiden sich doch beide von einander wesentlich dadurch, daß die Einigung nach dem B.G .B. ein Erforderniß der Rechtsänderung n e b e n der Uebergabe bezw. der Eintragung ist, wogegen W i n d schei d § 171 Note 3 die Vorstellung, daß die Tradition etwas dem Vertrage Hinzu­ kommendes sei, ausdrücklich abweist und die Tradition selbst als den Uebertragungs­ vertrag hinstellt. b) Z u r Vereinfachung der weiteren Erörterung empfiehlt es sich, den dinglichen V ertrag zunächst nur für das Gebiet der b e w e g l i c h e n Sachen zu betrachten, und zwar vornehmlich für die Ü bertragung des E i g e n t h u m s . Hier zeigt sich die eigenartige Erscheinung, daß Diejenigen, um deren Angelegenheit es sich handelt, in der Regel nichts davon wissen, daß sie einen von ihren persönlichen Rechtsbeziehungen sich abhebenden V ertrag über den Eigenthumsübergang errichten. Die Parteien sehen in den zahllosen Fällen, in welchen ein dem Rechte der Schuldverhältnisse angehörender V ertrag, namentlich ein Kauf, sofort durch Uebergabe der Sache (und durch Z ahlung des Preises) erfüllt wird, ein einheitliches Geschäft, dessen sachenrechtliche Seite ihnen n u r insoweit zum Bewußtsein kommt, als sie nicht zweifeln, daß der Käufer die Sache m it der Uebergabe erwirbt. Fallen dagegen Errichtung und Erfüllung des V ertrags zeitlich auseinander, so muß freilich die Vorstellung von der Einheitlichkeit des Ge­ schäfts aufgegeben werden. Sachlich aber ist kaum ein Unterschied; n u r daß die B e­ ziehung der Uebergabe auf den obligatorischen Vertrag etwas anders als im Falle der sofortigen Erfüllung desselben zum Ausdrucke gebracht wird. Eine abstrakte Erklärung des In h a lts, daß das Eigenthum übergehen solle, pflegt von keiner Seite abgegeben zu werden ( S t r o h a l , Rechtsübertragung und Kausalgeschäft re., in Jh erin g s Ja h rb . 2 7 . S . 341). E s ist jedoch zweifellos, daß, wenn der V ertrag r e c h t s g ü l t i g ge­ schlossen und erfüllt worden, auch das Eigenthum übergegangen ist. Ebenso gewiß aber ist es, daß das Eigenthum auch dann übergehen kann, wenn der obligatorische V ertrag nichtig oder anfechtbar ist bezw. der bei der Uebergabe vorausgesetzte Rechtsgrund fehlt oder nicht eintritt. I n vielen (vielleicht in den meisten) Fällen wird zwar der M angel des Rechtsgrundes auch die Uebergabe ergreifen und unwirksam machen, so daß der Empfänger der Sache das Eigenthum nicht erwirbt. I n anderen Fällen aber bleibt die Uebergabe von dem M angel unberührt; der Empfänger wird Eigenthümer, und der Veräußerer hat gegen ihn n u r einen persönlichen Anspruch aus der Bereicherung (§§ 812 ff.). D er juristische Gedanke hiervon ist der, daß das Sachenrecht die ihm angehörenden Rechtsgeschäfte selbständig, namentlich un­ abhängig von dem Rechte der Schuldverhältnisse, ordnet und demgemäß die Rechtsänderung von dem Rechtsgrunde löst. Wenn aber das Eigenthum ohne Rücksicht aus

Vorbemerkungen.

19

den Nechtsgrund übergeht, so kann, da die Uebergabe an sich ein rein thatsächlicher, lediglich den Besitzwechsel vermittelnder Vorgang ist, der Rechtsübergang füglich nur darauf zurückgeführt werden, daß er von den Parteien g e w o l l t ist. Deshalb verlangt das B .G .B . zur Uebertragung des Eigenthums, außer der Uebergabe, die E i n i g u n g des V eräußerers und Erw erbers darüber, daß das Eigenthum über­ gehen soll. Die Einigung muß selbstverständlich e r k e n n b a r sein. D as ist sie aber nicht blos dann, wenn Erklärungen ausgetauscht sind, deren unmittelbarer Zweck die Aeußerung des Uebertragungs- und des Erwerbswillens ist, sondern auch dann, wenn die Umstände ergeben, daß die Parteien über den Eigenthumsübergang einig sind. Wenn z. B. nichts weiter vorliegt, als daß die Sache verkauft und übergeben ist, so erscheint die Einigung hierdurch hinlänglich zum Ausdrucke gelangt (§ 41 Inst de. rer. div. 2,1), weil der Kaufvertrag nach § 433 Abs. 1 Satz 1 den Verkäufer nicht blos zur Ueber­ gabe, sondern auch zur Verschaffung des Eigenthums verpflichtet, die Vollziehung der Uebergabe mithin so gedeutet werden muß, daß sie in der Absicht erfolgte, den Käufer in Erfüllung des V ertrags nicht blos zum Besitzer, sondern auch zum Eigenthümer der Sache zu machen. I n allen Fällen, in welchen die Einigungsfrage den Gegenstand eines Rechtsstreits bildet, hat das Gericht das ihm vorgelegte M aterial darauf zu prüfen, ob dasselbe zu dem Schlüsse berechtigt, daß die Parteien über den Eigenthumsübergang zur Zeit der Uebergabe einig gewesen oder nach derselben einig geworden sind. Die P rüfung wird vornehmlich in der Würdigung thatsächlicher Verhältnisse bestehen. Die rechtlichen Normen sind, soweit das dritte Buch schweigt, in den Vorschriften des ersten Buches über „Rechtsgeschäfte", insbesondere über den „V ertrag" gegeben. Denn wenn auch in neuerer Zeit, namentlich nach den eingehenden Untersuchungen S t r o h a l s über „Rechtsübertragung und Kausalgeschäft" (Jherings Ja h rb . 27 S . 3 35 ff.), das Dogma des dinglichen V ertrags zu wanken begonnen hat (P. II S . 33 8 7 , 3 3 9 2 — 3395, Bd. 3 S . 54, 57, 58), so zeigt doch das sachenrechtliche In stitu t der Einigung über den Rechtsübergang eine so nahe Verwandtschaft mit dem Vertrage, daß schon die Analogie dazu nöthigt, die V ertragsnorm en auch auf die Einigung anzuwenden?) Die Anwendung wird freilich dadurch erschwert, daß die Vertragsofferte häufig mit dem Antrag aus Schließung des obligatorischen V ertrags zusammenfällt, noch häufiger aber überhaupt nicht erklärt, sondern durch eine auf einen anderen Zweck gerichtete E r ­ klärung bezw. Handlung b e t h ä t i gt wird. Allein die P ra x is wird bei richtiger Auf­ fassung des Begriffs der stillschweigenden Willenserklärung (Bd. I S . 162 ff.) die Schwierigkeiten, welche die Einigung des B .G .B . bietet, ebenso leicht überwinden, wie ihr dies in Betreff des dinglichen V ertrags des gemeinen Rechtes gelungen ist. D as Nähere bleibt der Erläuterung der §§ 9 29 ff. vorbehalten. Bei der Bestellung des N i e ß b r a u c h s erscheint die Einigung, welche der § 1032 erfordert, in demselben Gewände wie bei der Eigenthumsübertragung. D a­ gegen pflegt bei der P s a n d b e s t e l l u n g nach § 1205 die abstrakte N atu r der Einigung deutlicher hervorzutreten, weil der Regel nach schon in dem Bestehen der Forderung bezw. in der Lage des Schuldners oder in den Geschäftsgrundsätzen des Gläubigers ein hinlängliches M otiv für die Verpfändung liegt, der Rechtsgrund daher auch in den Augen der Parteien für die Entstehung des dinglichen Rechtes bedeutungslos ist, so daß die Einigung, welche das Gesetz verlangt, meist in abstrakten Erklärungen zum Ausdrucke kommt. *) 21mn. d. H erausgebers: Ich halte an meiner im Bd. I S . 196 Erl. 2 dargelegten Ansicht fest, daß die sachenrechtliche E inigung wirklich ein Vertrag i st und daß daher auf sie die Borschlisten über Verträge nicht n u r analoge, sondern direkte Anwendung finden. Bei der praktischen Bedeutungslosigkeit der Frage verzichte ich auf eine nähere E rörterung. P la n ck .

2*

c) F ü r die Rechte an G ru n d s tü c k e n bestimmt das B .G .B . unter § 87 3 Abs. 2 : „ V o r der Eintragung sind die Betheiligten an die Einigung n u r gebunden, wenn die Erklärungen gerichtlich oder notariell beurkundet oder vor dem Grundbuchamt ab­ gegeben oder bei diesem eingereicht sind oder wenn der Berechtigte dem anderen Theile eine den Vorschriften der Grundbuchordnung entsprechende Eintragungsbewilligung ausgehändigt hat." D as Gesetz kennt also eine zwar nicht bindende, im Uebrigen aber gültige Einigung der Parteien über den E intritt der Rechtsänderung. Von praktischer Wichtigkeit ist dies jedoch schwerlich. Einm al nämlich wird eine Einigung, an welche die Betheiligten nicht gebunden sind, in verhältnißmäßig n u r wenigen Fällen sich fest­ stellen lassen. Sodann aber ist sie auch belanglos für die Rechtsänderung, da sie den passiv Betheiligten nicht verpflichtet, die Eintragung zu bewilligen bezw. so zu be­ willigen, daß das Grundbuchamt dieselbe vornehmen darf (vergl. Bd. I S . 227 E rl. 2 Abs. 1 a. E.); nur, wenn die Eintragung ohne die erforderliche Bewilligung, also unter Verletzung der G.B.O. v. 24. M ärz 1897 § 19 oder § 29 erfolgt ist, kann es darauf ankommen, ob die Betheiligten sich über die Rechtsänderung in gültiger wenn auch unverbindlicher Weise geeinigt haben. Die Regel wird jedenfalls die sein, daß die Erklärungen, aus welchen die Einigung sich zusammensetzt, in einer derjenigen Formen abgegeben werden, von deren Beobachtung nach § 87 3 Abs. 2 die Gebundenheit abhängt. Wenn aber dies zutrifft, dann werden die Gerichte bei Feststellung der Einigung nicht, wie gegenüber der Uebertragung des Eigenthums an beweglichen Sachen, auf Schlußfolgerungen angewiesen sein, sondern beurkundete Erklärungen vor sich haben, welche unmittelbar ergeben, was von den Betheiligten gewollt war. Zweifellos ist dies für die Fälle der Veräußerung eines Grundstücks sowie der Begründung und der Uebertragung eines Erbbaurechts, weil die hierzu erforderliche Einigung nach den §§ 925, 1015, 1017 vor dem Grundbuchamt erklärt werden muß, das Grundbuchamt aber schon im Hinblick auf die von ihm vorzunehmende E in­ tragung darauf halten wird, daß die Erklärungen ausdrücklich und deutlich gefaßt werden. Auf solche Erklärungen ist auch dann zu rechnen, wenn die Betheiligten bei einer anderen Rechtsänderung, namentlich bei der Begründung, Uebertragung oder Belastung eines dinglichen Rechtes, welches nicht unter die Vorschrift des § 9 2 5 fällt, die Eintragung vor dem Grundbuchamte bewilligt und angenommen oder die gericht­ liche oder die notarielle Form gewählt haben. F ü r die übrigen Fälle kommt in B e­ tracht, daß nach der G.B.O. §§ 19, 29 die Eintragung n u r erfolgen darf, wenn sie von dem passiv Betheiligten bewilligt und die Bewilligung öffentlich beglaubigt ist. Eine Urkunde dieses In h a lts wird also immer ausgestellt werden müssen, wenn die Rechtsänderung wirklich gewollt ist. S ie bildet aber auch die sicherste Grundlage für die Entscheidung der Frage, ob die erforderliche Einigung stattgefunden hat. Denn wer erklärt, daß er die Eintragung einer R e c h t s ä n d e r u n g bewillige, erklärt hier­ mit zugleich, daß er die Rechtsänderung s e l b e r wolle. M ag dann die Annahme auch n u r stillschweigend geäußert werden, ihre Beziehung auf die Erklärung wird unschwer zu erkennen sein. A us dieser Betrachtung dürfte sich ergeben, daß der sog. dingliche V ertrag durch die formalen Bestimmungen des Grundbuchrechts aus dem Gebiete der juristischen Konstruktion, dem er ursprünglich angehörte, zu einem greifbaren Rechtsgeschäft erhoben und der Vertragscharakter dieses Geschäfts nicht zu bezweifeln ist.

3. Erwerb von einem Nichtberechtigten. Weder das Traditionsprinzip noch das Eintragungsprinzip vermag dem sachen­ rechtlichen Verkehre das wünschenswerte M aß von Rechtssicherheit zu verbürgen. Denn nach dem Grundsätze der Rechtslogik, daß Niemand mehr Recht auf einen

Anderen übertragen kann, als er selber hat, gelangt derjenige, zu dessen Gunsten über eine Sache oder über ein Recht an einer solchen verfügt wird, weder durch die Uebergabe noch durch die Eintragung zum Rechtserwerbe, wenn das zu der Verfügung erforderliche Recht an der Sache dem Verfügenden fehlt. Die gemeinrechtliche Lehre hat an dem logischen Standpunkt im Wesentlichen festgehalten. Die modernen Kodifika­ tionen dagegen sind, obwohl sie ebenfalls diesen Standpunkt mehr oder weniger scharf betonen (z. B. preuß. A.L.R. Einl. § 101 und Th. I. 10 § 3, sächs. B.G .B. §§ 254, 469, 568, 644), doch verschiedentlich von demselben abgewichen, um den Verkehrsbedürsnissen Rechnung zu tragen. D as B .G .B . hat die Konsequenz aus der bisherigen Entwickelung dadurch gezogen, daß es den g u t g l ä u b i g e n Erwerb von einem Nicht­ berechtigten der Regel nach als rechtmäßig und wirksam gelten läßt. D as Prinzip gewinnt indessen, je nachdem es für die Rechte an beweglichen Sachen oder für die Rechte an Grundstücken sich bethätigt, eine verschiedene Gestalt, weil der gute Glaube bei jenen durch die Uebergabe, bei diesen durch die Eintragung desjenigen begründet wird, der zu Gunsten des Erw erbers verfügt (P . I S . 4 004, 4005). 1. Sow eit b e w e g l i c h e Sachen Gegenstand des Rechtsverkehrs sind, gefährdet das Dogma der Rechtslogik die Sicherheit-im Geschäftsleben dadurch, daß es lediglich die Interessen des Eigenthümers berücksichtigt, obwohl dieser weit weniger schutzbedürftig ist als der Erwerber. D er Eigenthümer kann gewöhnlich sich selbst schützen, da es von ihm abhängt, ob er die Sache aus der Hand geben will oder nicht; der Erwerber dagegen ist meist garnicht in der Lage, sich über das Recht eines Anderen als des Besitzers zu unterrichten (P . I S . 4005). Die Gesetzgebung hat den Erw erber auf verschiedenen Wegen zu sichern gesucht. a) D as ältere d e u t s c h e Recht beruhte ziemlich allgemein auf dem Grundsätze „Hand wahre H an d "; d. h. wer seine Sache einem Andern anvertraut hatte, konnte sie nur von diesem zurückfordern. Die Vindikation war daher gegen einen D ritten nur zulässig, wenn die Sache dem Eigenthümer ohne dessen Willen abhanden gekommen war. Dieser Grundsatz ist in dem österreichischen Gesetzbuche § 367 zur Anerkennung gelangt. D as p r e u ß . A.L.R. nimmt einen anderen Standpunkt ein. Während es nämlich die Eigenthumsklage auf Herausgabe von Geld oder Jnhaberpapieren oder von öffent­ lich versteigerten oder durch den Fiskus verkauften Sachen der Regel nach versagt, schwächt es im Uebrigen die Klage dadurch ab, daß es demjenigen, der eine Sache redlich und gegen Entgelt an sich gebracht hat, das Recht einräumt, von dem Eigen­ thümer den Ersatz des für die Sache Gegebenen oder Geleisteten zu verlangen (A.L.R. I. 15 §§ 2 4 — 26, 42 ff., I. 20 §§ 80 ff.). Auch dem sächs. B.G .B. (§§ 296, 314, 315) sind derartige Beschränkungen des Eigenthumsanspruchs, wenn auch in einem viel weniger ausgedehnten Umfange, bekannt. Vergl. auch die Entw. für B a y e r n III A rt. 96, 171 und H e s s e n II. 3 Art. 8. D as f r a n z . Recht geht im Schutze des Erw erbers erheblich weiter. E s be­ trachtet den Besitzer geradezu als Eigenthümer, indem es den Satz aufstellt: E n fait de meubles la possesion vaut titre. Doch findet dieser Satz nach der herrschenden Lehre keine Anwendung, wenn der Besitzer die Sache unredlicher Weise erlangt hat (M. III S . 343). Auch können nach dem code civil A rt. 2 2 7 9 gestohlene und ver­ lorene Sachen innerhalb dreier Ja h re gegen den Besitzer vindizirt werden. Der Art. 2280 giebt aber dem Besitzer, der die Sache auf einer Messe oder einem Markte oder in öffentlicher Bersteigerng oder von einem Kaufmanne, der mit der­ gleichen Sachen handelt, gekauft hat, eiuen Lösungsanspruch auf Erstattung des Preises. b) Dem franz. Rechte nähert sich der Standpunkt, den das A l l g . D e u t s c h e H a n d e l s g e s e t z b u c h von 1861 vertrat. E s bestimmte unter Art. 30 6 Abs. 1, 2 : „Wenn W aaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe veräußert und übergeben worden sind, so erlangt der redliche Erw erber

das Eigenthum, auch wenn der Veränßerer nicht Eigenthümer war. D as früher be­ gründete Eigenthum erlischt. Jedes früher begründete Pfandrecht oder sonstige ding­ liche Recht erlischt, wenn dasselbe dem Erw erber bei der Veräußerung unbekannt war. S ind W aaren oder andere bewegliche Sachen von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe verpfändet und übergeben worden, so kann ein früher begründetes Eigenthum, Pfandrecht oder sonstiges dingliches Recht an den Gegenständen zum Nachtheil des redlichen Pfandnehmers oder dessen Rechtsnachfolger nicht geltend ge­ macht werden." Nach Abs. 4 finden aber diese Bestimmungen „keine Anwendung, wenn die Gegenstände gestohlen oder verloren waren." Dagegen finden sie, wie es in dem A rt. 307 heißt, „bei Papieren auf In h ab e r auch dann Anwendung, wenn die V er­ äußerung oder Verpfändung nicht von einem Kaufmann in dessen Handelsbetriebe ge­ schehen ist, und wenn die Papiere gestohlen oder verloren waren." I n der P ra x is haben diese Vorschriften sich dergestalt bewährt, daß an eine prinzipielle Aenderung ihres I n h a lts aus A nlaß der Herstellung eines gemeinsamen b ü r g e r l i c h e n R e c h t e s nicht gedacht werden konnte. Sowohl die erste als auch die zweite Kommission ging davon aus, daß es bei der Flüssigkeit und Unbestimmtheit der Grenzen zwischen Handelsverkehr und bürgerlichem Verkehre sich nicht empfehlen könnte, diesem eine andere Rechtsgrundlage zu geben als jenem (P. I S . 4 0 0 6 ; P . II S . 3 701, Bd. 3 S . 207). D as B .G .B . ist deshalb dem H.G.B. gefolgt. Seine Abweichungen sind sachlich kaum erheblich; sie bezwecken meist nur, den Zweifeln zu begegnen, welche durch die Fassung des H.G.B. entstanden sind. Zunächst wird, zugleich um die Beweislast (Bd. I S . 4 4 N r. 2) klar zu stellen, in dem § 9 32 der Grundsatz ausgesprochen, daß der Erwerber, der die Uebergabe der Sache von dem Veräußerer erhält, auch dann Eigenthümer wird, wenn das Eigenthum dem Veräußerer nicht zusteht; ausgenommen sind die Fälle, in welchen der Erw erber n ic h t in g u t e m G l a u b e n ist, d. h. in welchen „ihm bekannt oder in Folge grober Fahrlässigkeit unbekannt ist, daß die Sache nicht dem Veräußerer ge­ hört." D er Zeitpunkt, in welchem der gute Glaube nicht fehlen darf, wird in den §§ 9 3 2 — 9 3 4 im Hinblick auf die §§ 9 2 9 — 931 verschieden bestimmt. Die wegen der „ g e s t o h l e n e n und v e r l o r e n e n " Sachen gemachte Ausnahme hat insofern eine Verdeutlichung erfahren, als die „ s o n s t abhanden gekommenen" Sachen hinzr^ gefügt sind. Neben den J n h a b e r p a p i e r e n , welche dieser Ausnahme nicht unter­ liegen, bleiben auch G e l d und solche Sachen, „die im Wege ö f f e n t l i c h e r V e r ­ s t e i g e r u n g veräußert werden," der Regel unterworfen (§ 935). D er § 9 3 6 läßt, wenn die Sache mit dem Rechte eines D ritten belastet ist, das Recht mit dem E r ­ werbe des Eigenthums erlöschen; jedoch hat auch diese Regel einige Ausnahmen, namentlich die, daß das Recht nicht erlischt, wenn in Ansehung seiner der Erwerber nicht in gutem Glauben ist. D as Prinzip, daß der gute Glaube zum Rechtsern erbe führt, gilt auch für die Bestellung des N i e ß b r a u c h s und des P f a n d r e c h t s . Auf die Einzelheiten, die in den §§ 1032, 1207, 1208, 1262, 12 6 6 geordnet sind, braucht an dieser Stelle nicht eingegangen zu werden. 2. Bei dem Verkehre mit G r u n d s t ü c k e n und mit Rechten an Grundstücken liegt die Sache anders. Wenn hier statt der Uebergabe die Eintragung in das G rund­ buch Erforderniß des Rechtserwerbes ist, so kann auch der gute Glaube des Erw erbers nicht auf den Besitz, sondern n u r auf die Eintragung zurückgeführt werden. a) D as Grundbuch hat a l l e an einem Grundstücke bestehenden Rechte aufzunehmen und nicht blos die auf Rechtsgeschäft beruhenden, sondern auch die übrigen Aenderungen nachzuweisen, die an den Rechten vorkommen. Eine hohe Gewähr für die Erfüllung dieser Aufgabe liegt einerseits in den Einrichtungen und Vorkehrungen, durch welche

die Zwangsverwaltung) darauf hinwirken, daß die Bücher vorschriftsmäßig geführt, insbesondere vor jeder Eintragung deren gesetzliche Voraussetzungen sorgfältig geprüft werden, andererseits in der Einsicht und Gewissenhaftigkeit der Beamten, welchen die Buchführung obliegt. Unbedingte Sicherheit gegen Täuschungen aber vermag die Bucheinrichtung nu r zu bieten, wenn nach dem materiellen Rechte die Nachrichten, welche das Buch über die Rechte an einem Grundstücke giebt, von Jedem, der auf den rechtsgeschäftlichen Erwerb eines solchen Rechtes sich einläßt, dabei als richtig an­ gesehen werden dürfen. Von diesem Standpunkte gilt derjenige, der in dem Buche als Eigenthümer eingetragen steht, zu Gunsten eines D ritten, aus den er das Eigen­ thum überträgt oder für den er ein Recht an dem Grundstücke bestellt, als der Eigenthümer, auch wenn er in Wirklichkeit nicht der Eigenthümer ist, und derjenige, für den ein anderes Recht als das Eigenthum eingetragen ist, bei einer Verfügung über dieses Recht als der Berechtigte, auch wenn dasselbe einem Anderen zusteht, — immer mit dem Vorbehalte, daß nicht die durch den I n h a lt des Buches ver­ deckte wahre Rechtslage dem (vermeintlichen) Erw erber bekannt ist. D er hierin sich ausdrückende Grundsatz pflegt bald als Publizitätsprinzip (Oeffentlichkeit im materiellen Sinne) bald als ö f f e n t l i c h e r G l a u b e d e s G r u n d b u c h s bezeichnet zu werden. b) D as Bedürfniß, in der angedeuteten Weise den Rechtserwerb zu sichern, w ar zunächst im H y p o t h e k e n v e r k e h r e hervorgetreten. Die Landesgesetzgebung hatte in verschiedenen deutschen S taaten es als eine ihrer Hauptaufgaben erkannt, den Realkredit der Grundbesitzer zu heben und zu fördern (oben S . 10, 11). Die erste Voraussetzung eines solchen Kredits aber besteht darin, daß derjenige, dem eine Hypothek bestellt oder übertragen wird, gegen unbekannte M ängel im Rechte des Bestellers, bezw. des bis­ herigen G läubigers sowie gegen unbekannte Belastungen des Grundstücks geschützt ist. Das p r e u ß i s c h e A.L.R. gewährte diesen Schutz durch zahlreiche Bestimmungen, die auf dem öffentlichen Glauben des Hypothekenbuchs beruhten (I. 4 §§ 15— 19; 10 §§ 7— 14, 24; 11 §§ 264, 2 6 5 ; 18 §§ 259, 260, 2 9 5 — 297, 326, 6 6 5 — 6 6 7 ; 20 §§ 410, 4 2 3 — 426, 5 2 2 — 529). D as b a y e r i s c h e Hypothekenges, v. 1 .J u n i 1 8 2 2 sprach den Grundsatz direkt aus, indem es unter § 25 bestimmte, daß „jede im V er­ trauen auf das Hypothekenbuch vorgenommene Handlung, soweit sie mit dem Hypotheken­ wesen in Verbindung steht, in Ansehung desjenigen, welcher nach den im Hypotheken­ buche befindlichen Einträgen und in gutem Glauben gehandelt hat, alle jene rechtlichen Wirkungen hervorbringen, welche der Handlung nach jenen Einträgen angemessen sind." Nach dem w ü r t t e m b . Pfandges. v. 15. A pril 1825 A rt. 65 ist derjenige, welcher „ein Unterpfand erwirbt, der Regel nach gegen alle ihm unbekannten Rechte und Ansprüche gesichert, welche zur Zeit dieser Erwerbung weder im Güterbuch noch im Unterpfandsbuch bemerkt gewesen." ' D as gleiche Prinzip liegt dem W e i m a r . Pfandges. v. 6. M ai 1839 zu Grunde, obschon seine Konsequenzen in demselben weniger scharf hervortreten. D as sächsi sch e Ges., die G rund- und Hypothekenbücher re. betr., v. 6. Nov. 1843 bahnte einen durchgreifenden Fortschritt an; es übernahm nicht blos die mitgetheilte Bestimmung des bayerischen Gesetzes, sondern verallgemeinerte dieselbe dadurch, daß es auch die E i g e n t h u m s ü b e r t r a g u n g unter den Schutz des öffentlichen Glaubens stellte. Die gleichnamigen Gesetze für A l t e n b u r g , S o n d e r s h a u s e n und beide R e u ß sind diesem Vorgänge gefolgt. I n dem sächs. B.G .B . §§ 278, 463, 4 6 5 erscheint das Prinzip dadurch abgeschwächt, daß den Eintragungen formale Rechts­ kraft beigelegt wird (§§ 276, 387, 506). Die p r e u ß i s c h e Grundbuchgesetzgebung v. 5. M ai 1872 hat aus dem öffent­ lichen Glauben des Grundbuchs verschiedene Sätze abgeleitet, welche den bisher n u r dem Hypothekenerwerbe gewährten Schutz auch dem Erwerbe' des E i g e n t h u m s und

24

Sachenrecht.

die G.B.O. und andere Gesetze (z. B. das Gesetz über die Zwangsversteigerung und der sonstigen Rechte an einem Grundstücke zu Theil werden lassen (Ges. über den Eigenthumserw. §§ 9, 11, 12, 38, 49, G.B.O. § 118). Denselben Standpunkt nehmen grundsätzlich alle Gesetze ein, welche oben S . 11 als Nachbildungen der preußischen Grundbuchgesetze bezeichnet worden sind. F ü r A n h a l t endlich ist das P rinzip durch das Grundbuchgesetz v. 13. M ärz 1877 § 10 zur Geltung gelangt. Die Einzelheiten, in welchen die Landesgesetze bei der Anwendung des Grundsatzes von einander abweichen, können hier nicht erörtert werden. Z u erwähnen ist nur, daß, während die Gesetzeder s ächsi s chen Gruppe zwischen e n t g e l t l i c h e m und u n e n t g e l t l i c h e m Erwerbe nicht unterscheiden, nach den Gesetzen der p r e u ß i s c h e n G ruppe sowie nach dem b a y e r i s c h e n Hypothekengesetze, dem W ü r t t e m b e r g i s c h e n Pfandgesetz und einigen anderen Gesetzen der Erwerber in der Regel sich nicht auf den Glauben des Buches berufen kann, wenn der Erwerb o h n e E n t g e l t erfolgt ist. c) M it dem Grundsätze derf o r m a l e n R e c h t s k r a f t des Buchinhalts (oben S . 13, 14) ist das Prinzip des öffentlichen Glaubens verwandt, jedoch keineswegs identisch. Beide bezwecken den Rechtserwerb zu schützen. Aber während der öffent­ liche Glaube des Grundbuchs voraussetzt, daß die Eintragung n u r ein Erforderniß der Rechtsänderung n e b e n dem Rechtsgeschäft ist, knüpft jener Grundsatz die ding­ lichen Rechte dergestalt an das Buch, daß dieses die ausschließliche Quelle derselben ist. H ieraus ergiebt sichder praktische Unterschied, daß eine formell rechtskräftige Eintragung, wenn sie auf eine ungültige oder unrichtige Voraussetzung hin bewirkt wird, gleichwohl zum Rechtserwerbe führt, bezw. den ihrem I n h a lt entsprechenden recht­ lichen Erfolg hervorbringt, daher nur mittelst eines persönlichen Anspruchs sich be­ seitigen läßt, daß dagegen der öffentliche Glaube des Buches zur Heilung eines solchen M angels überhaupt nicht angerufen werden kann, so lange nicht zu Gunsten eines D ritten weiter verfügt ist. H at aber eine Verfügung stattgefunden, so erscheint der D ritte, dem der M angel nicht bekannt war, in seinem Erwerbe durch den öffentlichen Glauben des Grundbuchs gerade so geschützt, wie durch das Prinzip der formalen Rechtskraft. Kannte er den M angel, so zeigt sich wieder eine Verschiedenheit, nämlich die, daß der Verletzte nach den Vorschriften über den öffentlichen Glauben einen dinglichen Anspruch gegen den D ritten wie gegen dessen Rechtsurheber hat, nach dem Grundsätze der formalen Rechtskraft hingegen den D ritten n u r dann belangen kann, wenn derselbe durch seine m ala fides ihm persönlich zur Beseitigung der Rechts­ verletzung verpflichtet ist. D as Gesetz könnte freilich diesen Anspruch mit einem A us­ sonderungsrechte im Konkurs und, soweit nicht die Rücksicht auf einen gutgläubigen Erlverb entgegenstünde, mit Wirksamkeit gegen D ritte versehen. Allein dann hätte man sachlich dasselbe Recht, welches der öffentliche Glaube des Grundbuchs gewährt, und der verbleibende Unterschied wäre n u r konstruktioneller N atur. D aß aber die Konstruktion eines dinglich im Konkurs und gegen D ritte wirksamen persönlichen An­ spruchs mehr befriedigen möchte, als der unmittelbar dingliche Anspruch, ist sicherlich zu bezweifeln. d) Die Eintragungen, welche das B .G .B . vorsieht, haben keine formale Rechts­ kraft (P . II. S . 3375, Bd. 3 S . 48). Dagegen wird die Richtigteit ihres I n h a lts durch den ö f f e n t l i c h e n G l a u b e n d e s G r u n d b u c h s gewährleistet. Weder in der ersten noch in der zweiten Kommission w ar der Annahme dieses P rinzips wider­ sprochen worden. Die Ansichten gingen immer n u r darin auseinander, ob der G rund­ satz der einen oder andern Beschränkung zu unterwerfen wäre (P . I S . 3 5 6 9 ff.; P . II S . 3431 ff., Bd. 3 S . 76, 77). Beide Kommissionen hielten den Schutz des E r ­ werbers gegen a l l e aus dem Grundbuche nicht ersichtlichen eintragungsfähigen Rechte und Verfügungsbeschränkungen für erforderlich, versagten jedoch den Schutz dem­ jenigen, welchem d e r g u t e G l a u b e fehlte. Die Entwürfe sprechen freilich hier

nicht von gutem Glauben. Aber sie schließen die Berufung des Erwerbers auf die Richtigkeit des Grundbuchs insoweit aus, als die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt oder ein Widerspruch gegen die Richtigkeit eingetragen ist (E. I §§ 837, 844; II § 810). Von den Vorschriften über den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen wird darin abgewichen, daß der Kenntniß eine auf grober Fahrlässigkeit beruhende Unkenntniß nicht gleichgestellt wird. I m Uebrigen bestanden zwischen den Entwürfen der beiden Kommissionen einige Verschiedenheiten, von denen hier folgende hervorzuheben sind: a) Der E. I schützte in seinem § 837 nicht blos den „durch Rechtsgeschäft", sondern auch den „im Wege der Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g oder der A r r e s t ­ v o l l z i e h u n g sich vollziehenden Erwerb," indem er davon ausging, daß dies dem praktischen Bedürfniß entspreche, weil auch das zwangsweise erworbene Recht die Be­ stimmung habe, Gegenstand des Verkehrs zu sein (P. I S . 3573). Der E. II hat den Schutz auf den r e c h ts ge s c hä f t l i c hen Erwerb beschränkt (§ 810); die zweite Kommission maß dem Hinweis auf das Bedürfniß hier keine entscheidende Bedeutung bei, glaubte aber auch ein solches nicht zugeben zu können; sie beließ es daher bei dem Grundsätze, daß Zwangsvollstreckung und Arrest nur in das Vermögen des S c h u l d n e r s vollzogen werden dürfen, zumal das Gesetz auch bei der Pfändung be­ weglicher Sachen und nicht durch Hypothek gesicherter Forderungen dem guten Glauben keinen Einfluß auf den Rechtserwerb zugestehe (P. II S . 3436— 3439, 4708, 4709, Bd. 3 S . 77— 79, 707, 708). Hierbei darf aber nicht übersehen werden, daß der Fall, wenn die Eintragung auf Grund eines Urtheils erfolgt, durch welches der Schuldner zur Abgabe der seinerseits erforderlichen Erklärung rechtskräftig verurtheilt ist (C.P.O. § 894 Abs. 1), den Fällen des rechtsgeschäftlichen Erwerbes zugerechnet werden muß. ß) Nach dem ($. I § 837 sollte auch dem u n e n t g e l t l i c h e n Erwerbe der öffentliche Glaube des Grundbuchs zu Statten kommen. Dies hat die zweite Kom­ mission zwar nicht geändert, aber insofern gemildert, als sie den B e r e i c h e r u n g s ­ a n s p r u c h , den der § 839 dem Verletzten nur gegen den unberechtigt Verfügenden gab, auch gegen denjenigen zuließ, welcher durch die Verfügung ein Recht unentgelt­ lich erlangte. Die beschlossene Vorschrift, die zunächst in dem E. II § 812 Satz 2 ihren Ausdruck fand, wurde in dem revidirten, dem Bundesrathe vorgelegten Entwürfe der Kommission durch die allgemeinen Vorschriften des § 801 mitgedeckt (P. II S . 3443 bis 3448, 8492, 8493, Bd. 3 S . 82— 84, Bd. 6 S . 199, 200). Dem § 801 entspricht in dem B.G.B. der § 816. e) Die Bestimmungen des E. II § 810, durch welche der öffentliche Glaube des Grundbuchs für den Rechtserwerb geordnet wurde, erfuhren bei der Revision noch einige Aenderungen. Die endgültige Fassung, die ihnen die zweite Kommission ge­ geben hat, findet sich in der Bundesrathsvorlage § 877. Weder der Bundesrath noch der Reichstag hat hieran etwas geändert. Das B.G.B. bestimmt unter § 892: „Zu Gunsten desjenigen, welcher ein Recht an einem Grundstück oder ein Recht an einem solchen Rechte durch Rechtsgeschäft erwirbt, gilt der In h a lt des Grundbuchs als richtig, es sei denn, daß ein Widerspruch gegen die Richtigkeit eingetragen oder die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt ist. I s t der Berechtigte in der Verfügung über ein im Grundbuch.eingetragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person be­ schränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie aus dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber bekannt ist. I s t zu dem Erwerbe des Rechtes die Eintragung erforderlich, so ist für die Kenntniß des Erwerbers die Zeit der Stellung des Antrags auf Eintragung oder, wenn die nach § 873 erforderliche Einigung erst später zu Stande kommt, die Zeit der Einigung maßgebend."

D er öffentliche Glaube des Grundbuchs hat hiernach eine positive und eine negative Seite. a) Die p o s i t i v e S eite zeigt sich darin, daß die Rechte an dem Grundstücke gerade so, wie sie das Grundbuch darstellt, zu Gunsten des Erw erbers als bestehend angesehen werden. Verfügt daher Jem and über ein für ihn eingetragenes, in Wirklich­ keit aber einem Anderen gehörendes Recht dadurch, daß er einem D ritten das Recht überträgt oder auf Grund desselben ein neues Recht bestellt, so erwirbt der D ritte, wie wenn der Eingetragene zu der Verfügung berechtigt wäre. D er öffentliche Glaube des Grundbuchs führt nicht minder, als bei Rechten an beweglichen Sachen der gute Glaube, zum R e c h t s e r w e r b e (oben S . 22); er heilt den an sich dem Rechts­ geschäft anhaftenden M angel für immer, so daß, wenn der Erw erber weiter verfügt, der neue Erwerber ebenso gesichert ist, wie sein Rechtsurheber, selbst wenn er den M angel zur Zeit seines Erwerbes gekannt hat (P . II S . 3 450, 3 4 5 1 , Bd. 3 S . 84, 85). ß) Die n e g a t i v e Seite des P rinzips bewährt sich in dem Schutze des Rechts­ erwerbes gegen nichteingetragene Rechte. S ofern ein solches Recht mit dem Rechte des Erw erbers unvereinbar ist, erlischt es (P. I S . 3 5 74); andernfalls entbehrt es der Wirkung, welche es diesem gegenüber ohne Rücksicht auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs haben würde. D as Gesetzbuch hat auch hier im Wesentlichen den S ta n d ­ punkt festgehalten, auf welchem die Vorschriften der §§ 936, 1032, 120 8 über den gutgläubigen Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen beruhen. Die V e r f ü g u n g s B e s c h r ä n k u n g e n werden in dem § 892 Abs. 1 neben den dinglichen Rechten besonders erwähnt, weil sie den Rechtserwerb ähnlich wie diese gefährden, ohne rechtlich ihnen gleichgeachtet werden zu können (P . II S . 3 433, Bd. 3 S . 77). D er Abs. 2 entscheidet eine Einzelfrage des Grundbuchrechts, aus welche an dieser Stelle nicht weiter einzugehen ist.

IV. L iteratur. Z u r Ergänzung des Literaturnachweises, der in der Einleitung (Bd. I S . 29) gegeben ist, sind folgende das Sachenrecht behandelnde Werke anzuführen: 1. B e n d i x , D as deutsche Privatrecht auf G rund des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuchs. D ritte Abtheilung: D as Sachenrecht 1 8 9 8 ; 2. B i e r m a n n , D as Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuchs, erläutert 1898 (Kom mentar); 3. Co s a c k , Lehrbuch des deutschen Bürgerlichen Rechts auf der Grundlage des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Zweiter Band, erste Abtheilung 1 8 9 9 ; 4. D e r n b u r g , D as bürgerliche Recht des deutschen Reichs und Preußens. D ritter B and: D as Sachenrecht 18 9 8 ; 5. E n d e m a n n , Einführung in das S tudium des Bürgerlichen Gesetzbuchs, Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes. Zweiter Band, erster Theil: Sachenrecht. D ritte und vierte Auflage 1 8 9 8 ; 6. E n n e c e e r u s und L e h m a n n , D as bürgerliche Recht. Eine Einführung in das Recht des Bürgerlichen Gesetzbuchs. Zweiter Band, erste Lieferung: Sachen­ recht von L e h m a n n 18 9 8 ; 7. L e s k e , Vergleichende Darstellung des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des vreußischen Allgemeinen Landrechts. Erste und zweite Auflage 1 8 9 9 ;

8. M a t t h i a ß , Lehrbuch des bürgerlichen Rechtes. Zweiter Band 1 899; 9. M ü l l e r und M e i k e l , D as bürgerliche Recht in seiner neuen Gestaltung, systematisch dargestellt (S . 4 5 0 ff.) 1 8 9 9 ; 10. R e u m ei n n, Handausgabe des Bürgerlichen (Sachenrecht S . 4 1 0 ff.) 1 899;

Gesetzbuchs.

Erster

Band

11. Ö f t e r n t e l j e r , Handbuch des Sachenrechts, mit Erläuterungen in der T itel­ folge des Bürgerlichen Gesetzbuchs und mit einschlagenden neuen Reichsgesetzen, 1899. Weitere Literaturnachweise werden, soweit nöthig, in den Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten gegeben.

Drittes Buch.

Sachenrecht. Erster Abschnitt. Besitz. Erster Abschnitt. 1. D a s Sachenrecht regelt die rechtlich erheblichen unm ittelbaren Beziehungen der Personen zu den Sachen. Diese Beziehungen sind zwiefacher Art. Die Sachen stehen einm al regelmäßig zu einer bestimmten Person in einer t h a ts ä c h lic h e n Beziehung, welche nach der Anschauung des Verkehrs der Person die Macht giebt, Einwirkungen anderer Personen auf die Sache ab­ zuwehren. Diese Beziehung wird von der Rechtsordnung nicht geschaffen und ebensowenig ihrem In h a lte nach positiv bestimmt; sie wird von ihr aber m it besonderen Schutzmitteln ausgestaltet und a ls wichtiges M om ent für die Regelung der anderen Art unm ittelbarer Beziehungen der Person zur Sache verwerthet. Diese A rt, die unm ittelbare r e c ht l i c he Beziehung der Person zur Sache, beruht auf der Rechtsordnung und empfängt von dieser ihren I n h a lt und ihren Schutz. D er zwiefachen A rt der Beziehungen der Personen zu den Sachen entspricht es, wenn das B .G .B . im dritten Buche zunächst von der unm ittelbaren thatsächlichen Beziehung, dem Besitze, sodann von den unm ittelbaren rechtlichen Beziehungen, den Rechten an Sachen, handelt. 2. D a s Besitzrecht des B .G .B . hat die Gestalt, in der es Gesetz geworden ist, durch die zweite Kommission erhalten. I m E. I entsprach dem vorliegenden Abschnitte der zweite Abschnitt des dritten Buches m it der Ueberschrift „Besitz und Jn h a b u n g ". Unter „ Jn h a b u n g " verstand der E. I die thatsächliche Gewalt der Person über die Sache, unter „Besitz" die m it dem Besitz­ willen, d. H. dem Willen des In h a b e rs, die Sache als die seinige zu haben, verbundene — eigene oder durch einen Anderen ausgeübte — Jn h ab u n g (§ 797). Dementsprechend umfaßte der zweite Abschnitt zwei sachlich verschiedene Gruppen von Vorschriften: die erste (§§ 797— 813) regelte den Erwerb und den Verlust des „Besitzes" als einer Voraussetzung für gewisse das Eigen­ thum (dessen Erwerb durch Ersitzung und Aneignung, den Eigenthumsanspruch re.) betreffende Vorschriften; die zweite Gruppe (§§ 8 14—824) handelte von dem Besitzschutze, den der E. I grundsätzlich an die „ Jn h a b u n g ", nicht an den Besitz knüpfte. Schon die M otive zogen die Zweckmäßigkeit dieser A nordnung in Zweifel (Bd. I I I S . 79) und erörterten die Frage, ob es sich nicht terminologisch mehr empfehle, zum Besitz (ad in te rd icta) nicht den anim us dom ini zu erfordern, sondern den Besitz m it anim us dom ini zu einem qualisizirten Besitze zu machen ( S . 87). Nach beiden Richtungen entschied sich die zweite Kommission, im Anschluß an die nahezu einmüthige Stellungnahm e der Kritik, in dem dem E. I entgegengesetzten S in n e. S ie bezeichnete a ls Besitz jedes m it den besonderen possessorischen Schutzmitteln ausgestaltete Ver­ hältniß der Person zur Sache und beschränkte den vorliegenden Abschnitt grundsätzlich auf die Regelung des Besitzschutzes und seiner Voraussetzungen. D er E. I I grenzte ferner die possessorisch zu schützenden Verhältnisse schärfer ab. D er E. I knüpfte den Schutz an die „ Jn h a b u n g "; er schützte den In h a b e r auch gegenüber demjenigen, für welchen er die Sache innehat, und zwar auch den In h a b e r ohne eigenes rechtliches Interesse (M . I I I S . 110). An anderer Stelle der M otive wird freilich der Standpunkt des E. I dahin gekennzeichnet, daß dem In h a b e r, sofern dieser selbständig die thatsächliche Gewalt ausübt, eine durch verbietende Rechtsnormen geschützte S tellung eingeräum t werde, und von dem so geschützten

Besitz.

Borbemerkungen.

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In h a b er wird derjenige unterschieden, welcher bei der Erwerbung und A usübung der thatsäch­ lichen Gewalt a ls bloßes O rgan eines Anderen handelt und dessen H andlung lediglich auf Grund des natürlichen Kausalzusammenhanges dem Anderen zugerechnet wird (S . 86, 87). E s lag hiernach wohl nicht im S in n e des E. I, wenn die Kritik annahm , daß z. B. ein Dienstbote, der ihm anvertraute Sachen des Dienstherrn beim Abzug mitnehme, diesem gegenüber Besitzschutz genießen solle. Im m erh in litt der E. I an einer Unklarheit. Z u ihrer Beseitigung nahm die zweite Kommission den jetzigen § 855 auf. Der E. I gewährte endlich Besitzschutz neben dem In h a b e r auch dem „Besitzer, für den ein Anderer die Sache innehat", und, falls der In h a b e r die Jn h ab u n g nicht unm ittelbar für den Besitzer, sondern für einen Anderen hat, der seinerseits die thatsächliche Gewalt für den Besitzer ausübt, diesem Anderen, dem in den M otiven sog. Oberinhaber (§ 821). Die hier unterschiedenen Begriffe des Besitzers und des O berinhabers, für die ein Anderer die Sache innehat, wurden im E. I I zu dem einheitlichen Begriffe des m ittelbaren Besitzers zusammengefaßt (§ 868). 3. Eine B e g r i f f s b e s t i m m u n g enthält das Gesetz zwar im § 868 für den mittelbaren Besitzer; dagegen ist der auch dort vorausgesetzte Begriff des unm ittelbaren Besitzes gesetzlich nicht bestimmt. D er entsprechende Begriff Jn h a b u n g w ar im E. I definirt a ls thatsächliche Gewalt der Person über die Sache, während bezüglich des „Besitzes" im S in n e des E. I statt einer Begriffsbestimmung nur Vorschriften über den Erwerb und den Verlust gegeben waren. D as letztere Verfahren beobachtet das B .G .B . auch bezüglich des von ihm Besitz genannten Ver­ hältnisses. D er Besitz wird durch die Erlangung der thatsächlichen Gewalt über die Sache erworben (§ 854 Abs. 1) und durch den Verlust der thatsächlichen G ewalt beendigt (§ 856 Abs. 1). Wer also die thatsächliche G ew alt erlangt und nicht wieder verloren hat, d. H. wer die that­ sächliche G ew alt hat, der hat den Besitz. D jes kann bedeuten, daß die thatsächliche Gewalt und der Besitz sich begrifflich decken, m. a. W. daß Besitz die thatsächliche G ewalt ist, oder aber, daß der Besitz eine sich an das Bestehen der thatsächlichen Gewalt knüpfende Rechtsfolge ist. Welche dieser Auffassungen dem S in n e des Gesetzes entspricht, läßt sich n u r durch P rüfung der Stellen, an denen das Gesetz vom Besitze spricht, entscheiden. Offenbar kann „Besitz" nu r die thatsächliche Gewalt bedeuten, wenn davon die Rede ist, daß Jem an d einem Anderen den Besitz entzieht oder ihn darin stört (§§ 858 ff.), ihm den Besitz vorenthält (§ 1004), den Besitz ergreift (§§ 956 ff.), eine Sache in Besitz nimm t (§§ 561, 867, 958, 984, 1373, 1443, 2205), sich den Besitz durch verbotene Eigenmacht verschafft (§ 992), den Besitz von einem Anderen erlangt (§§ 932, 934), eine Sache im Besitze hat (§§ 900, 938, 1007, 2259), im Besitz einer Sache ist (§§ 929 ff., 983, 1117, 1205) oder sich befindet (8 956), daß eine Sache in Jem andes Besitz ist (§ 1253) oder sich befindet (§§ 402, 404, 810, 851, 1362), oder wenn von Ueberlassung des Besitzes (§§ 561, 956 f., 986, 2205), von Rechten, die zum Besitz einer Sache berechtigen (§§ 433, 440, 441, 451, 900, 990, 1036), von dem Rechte oder der Verpflichtung zum Besitze (§§ 863, 868), vom Besitzstand (§ 920) und von der E in­ räumung des Mitbesitzes (§§ 1081, 1206) gesprochen wird. I n anderen W endungen könnte unter Besitz zwar auch eine an die thatsächliche G ewalt geknüpfte Rechtsfolge verstanden werden, so in den Ausdrücken: den Besitz einer Sache erlangen (§§ 258, 926, 932, 934, 936, 940, 988, 1266, 2025), den Besitz verlieren (§§ 268, 940), eine Sache gelangt in Jem andes Besitz (§§ 221, 590, 647, 943), während des Besitzes (§§ 836, 1006), Besitzzeit (§ 1007). Aber auch an diesen Stellen liegt es näher, unter Besitz die that­ sächliche Gewalt zu verstehen. N u r der § 857 scheint m it dieser Auffassung unvereinbar zu sein, demzufolge der Besitz auf den Erben übergeht. Indessen wird später darzulegen sein, daß au s dem § 857 Folgerungen für den Begriff des Besitzes nicht gezogen werden können (vergl. E rl. 2 zu § 857). Diesen Nachweis vorausgesetzt gelangen wir zu dem Ergebnisse, daß u n m i t t e l ­ b a r e r Besi t z e i n e r S a c h e i m S i n n e d e s B .G .B . d ie t ha t s ä c h l i c h e G e w a l t ü b e r di e S a c h e ist. Hiermit stimmt es überein, daß bie zweite Kommission einen Antrag, die jetzt im § 854 und § 856 Abs. 1 enthaltenen Vorschriften durch die Bestimmung zu ersetzen: „Besitzer einer Sache ist derjenige, welcher die Sache in seiner thatsächlichen Gew alt hat." nur aus grundsätzlichem Bedenken gegen eine solche lehrbuchmäßige Definition und wegen der durch sie vermeintlich eintretenden Aenderung der Beweislast abgelehnt hat (P . I I S . 3347, Bd. 3 S . 35). Besitz ist also ein t h a t s ä c h l i c h e s Verhältniß der Person zur Sache. Ob m an dieses deshalb, weil es m it rechtlichen Folgen ausgestattet und m ithin rechtlich erheblich ist, ein R e c h t s v e r h ä l t n i ß nennen will, hängt von der Ausdehnung ab, die m an dem letzteren Be­ griffe giebt. Indessen ist klar, daß, wenn m an sowohl das Eigenthum a ls auch den Besitz ein Rechtsverhältniß nennt, hierbei nicht ein einheitlicher Begriff des Rechtsverhältnisses zu Grunde gelegt wird ( Wi n d s c h e i d I § 37). F ü r das Verständniß des Besitzbegriffs wird durch dessen Unterstellung unter den allgemeinen Begriff des Rechtsverhältnisses nicbts gewonnen.

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Besitz.

Vorbemerkungen.

Die Ausfassung des Besitzes als eines s u b j e k ti v e n R e c h te s in dem gewöhnlich m it diesem Ausdrucke verbundenen S in n e ist vollends abzulehnen (vergl. auch S t r o h a l S . 63, D e r n b u r g S . 42, M ä n n e r S . 90). D aß sie dem B .G .B . fremd ist, ergießt sich u. A. a u s § 865, der einen S o n d erb esitz an wesentlichen Bestandtheilen einer Sache zuläßt, während der § 93 S o n d e rrec h te an solchen Bestandtheilen ausschließt, sowie a u s § 1414, wo der Besitz einer zum Vorbehaltsgute der F ra u gehörenden Sache den zum Vorbehaltsgute gehörenden Rechten gegenübergestellt ist (s. auch E rl. 2 zu 8 858). Freilich stehen dem Besitzer zum Schutze des Besitzes neben dem Rechte der Selbstvertheidigung und der Selbsthülfe (§ 859) die in den 88 861, 862 bezeichneten Ansprüche wegen Entziehung und S tö ru n g des Besitzes zu. Aber daraus, daß der Besitz unter gewissen Voraussetzungen diese Rechte begründet, läßt sich nicht folgern, daß er selbst ein subjektives Recht ist. Unm ittelbarer Besitzer einer Sache ist auch derjenige, für welchen ein Anderer die that­ sächliche G ew alt in einem Verhältnisse der in 8 855 bezeichneten A rt ausübt. W er dagegen zu dem unm ittelbaren Besitzer in einem Verhältnisse der in 8 868 gedachten Art steht, ist nur m ittelbarer Besitzer; a u s der Fassung des 8 868, wonach auch dieser Besitzer ist, folgt aber für die Auslegung, daß unter Besitz und Besitzer regelmäßig auch der m ittelbare Besitz und Besitzer zu verstehen ist (Erl. zu 8 868). AIs einzige durch einen gesetzlichen Kunstausdruck ausgezeichnete U nterart des (unm ittel­ baren oder mittelbaren) Besitzes hebt das B .G .B . den E ig e n b e s itz hervor: Eigenbesitzer ist, wer eine Sache als ihm gehörend besitzt (8 872). Der allgemeine Begriff des Besitzes sieht von den Unterschieden ab, die zwischen den einzelnen Fällen der thatsächlichen G ew alt durch den Zweck begründet wird, zu welchem die Gewalt erlangt und ausgeübt wird. F ü r den Begriff des Eigenbesitzes bildet gerade der Zweck des Besitzes das unterscheidende Merkmal. D er durch diesen Zweck gekennzeichnete Besitz bedurfte m it Rücksicht auf die mannichfachen besonderen Rechts­ folgen, die sich an ihn, namentlich im Gebiete des Eigenthumsrechts, knüpfen, einer technischen Bezeichnung (Erl. zu 8 872). — F ü r den Besitz zu anderen Zwecken ist ein gesetzlicher Kunst­ ausdruck entbehrlich; es genügt gegebenenfalls die besondere Bezeichnung des Zweckes, z .B . eine Sache zum Zwecke der A usübung eines Nutzungsrechts (8 955 Abs. 2, 8 988), in A usübung eines Rechtes (8 837), a ls Nießbraucher, Pfandgläubiger, Pächter, M iether, Verwahrer besitzen (8 868). D e r n b u r g S . 43 spricht im Gegensatze zum Eigenbesitze von „Fremdbesitz", G ie rk e , Die Bedeutung des Fahrnißbesitzes S . 6 A. 10, von „beschränktem" oder „Lehnbesitz". 4. A ls G e g e n s ta n d d e s B e s i tz e s kennt das B .G .B . n u r S a c h e n (8 9 0 ); die A us­ dehnung des Besitzbegriffs auf Rechte ist ihm fremd (M . I I I S . 119, 477; vergl. E .G . Art. 191, wo n u r im Abs. 1 von den b i s h e r i g e n Gesetzen über den Schutz im B e sitz e einer G rund­ dienstbarkeit, im Abs. 2 dagegen von dem Schutze der A usübung einer Grunddienstbarkeit die Rede ist). Die A usübung von Rechten wird a ls solche nur ausnahmsweise geschützt. Nicht in Betracht kommen die Fälle, in denen die Rechtsausübung m it Sachbesitz verbunden ist; hier handelt es sich n u r um Schutz des Sachbesitzes. D a ra u s, daß für ein Recht die sich auf Grundstücke beziehenden Vorschriften gelten (8 1017 Abs. 1, E .G . Art. 63, 68), folgt nicht, daß die A usübung des Rechtes nach den für den Schutz des Besitzes eines Grundstücks geltenden Vorschriften geschützt wird; vielmehr wird auch bei solchen Rechten nu r die in Sachbesitz bestehende A usübung ge­ schützt. B ei einzelnen Rechten wird jedoch die A usübung, ohne daß Sachbesitz vorliegt, nach den für den Besitz geltenden Vorschriften geschützt (vergl. 8 900 Abs. 2), nämlich kraft Reichsrechts bei Grunddienstbarkeiten und bei beschränkten persönlichen Dienstbarkeiten (B .G .B . 88 1029, 1090; E.G . Art. 191). Außerdem bleiben auf den der Landesgesetzgebung vorbehaltenen S onder, gebieten (Wasserrecht, Fischereirecht rc.) auch besondere landesrechtliche Vorschriften über Rechts­ besitz und dessen Schutz in Kraft und für die Zukunft zulässig (M . I I I S . 121; K.B. S . 2005)= 5. V on den R e c h t s f o l g e n d e s B e s itz e s behandelt der vorliegende erste Abschnitt n u r die an den Besitz geknüpften besonderen Schutzmittel (88 858 ff.). Sonstige allgemeine Folgen des Besitzes sind namentlich das Recht des Besitzers, sich durch Befriedigung des die Z w angs­ vollstreckung in die Sache betreibenden G läubigers den durch die Zwangsvollstreckung gefährdeten Besitz zu erhalten (8 268 Abs. 1 Satz 2) sowie die durch den Besitz begründeten Verpflichtungen zur Vorlegung (88 809 ff., 896) und zur H erausgabe der Sache an den Eigenthümer oder an sonstige zum Besitze dinglich Berechtigte (88 985 ff., 1065, 1227). Ueber den Besitz a ls Gegenstand eines Vermächtnisses vergl. 8 2169 Abs. 2. Bei beweglichen Sachen knüpfen sich an den Besitz außerdem insbesondere die Legitimation zur Empfangnahme der Ersatzleistung für Entziehung oder Beschädigung der Sache nach 8 851, die Eigenthum sverm uthung des 8 1006 (vergl. auch 8 1 H 7 Abs. 3, 8 H 5 4 Abs. 1, 8 1253 Abs. 2, 8 1362) und der Herausgabe­ anspruch au s früherem Besitze gegen den gegenwärtigen Besitzer nach 8 1007. Ueber die besonderen Rechtsfolgen des Eigenbesitzes s. E rl. 1 zu 8 872. 6. I m B .G .B . und den m it ihm zusammenhängenden Reichsgesetzen ist die neue T e r m i n o ­ l o g i e de r Besi t z V e r h ä l t n i s s e streng durchgeführt. N ur bei den Jnhaberpapieren (Schuld-

Besitz.

§ 854.

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§. 8 5 4 .

Der Besitz einer Sache wird durch die Erlangung der thatsächlichen Gewalt über die Sache erworben. Die Einigung des bisherigen Besitzers und des Erwerbers genügt zum Er­ werbe, wenn der Erwerber in der Lage ist, die Gewalt über die Sache auszuüben. Verschreibung auf den Inhaber §§ 793 ff. rc.) wurde das Wort „Inhaber" mit Rücksicht auf den feststehenden Sprachgebrauch beibehalten. Dagegen ist in der neuen Fassung der C.P.O . der Ausdruck „Gewahrsam" (des Schuldners, des Gläubigers oder eines zur Herausgabe be­ reiten Dritten) in den ZZ 808, 809, 886 unverändert geblieben (f. auch H.G.B. § 616 Abs. 3). Daß jedoch unter diesem Worte etwas Anderes zu verstehen sei als unmittelbarer Besitz im Sin ne des B.G .B ., darf daraus nicht geschlossen werden, da bei der Revision der C.P.O. von aus­ schließlich redaktionellen Aenderungen grundsätzlich Abstand genommen worden ist (vergl. S tr u c k ­ m ann und Koch, 7. Aufl. Anm. 2 zu ß 808). Wegen der Bedeutung des neuen Besitzrechts, für das Strafrecht vergl. L o b e , Ueber den Einfluß des B .G .B . auf das Strafrecht unter be­ sonderer Berücksichtigung des Besitzes S . 16 ff. 7. M it dem Besitzrechte des B .G .B . beschäftigen sich besonders: S t r o h a l , Der Sachbesitz nach dem B.G .B ., Sonderabdruck aus Jherings Jahrbüchern Bd. 38 S . 1 ff.; G ie r k e , Die B e­ deutung des Fahrnißbesitzes für streitiges Recht nach dem B .G .B .; derselbe, Gutachten f. d. 24. Dtsch. Juristentag, Berhdl. Bd. 3 S . 29; B a r t e l s , Ausführungen zur Besitzlehre des B.G.B., Gruchots Beiträge Bd. 42 S . 645 ff.; L e o n h a r d (Franz), Vertretung beim Fahrnißerwerb; M ä n n e r , D as Recht der Grundstücke nach dem B .G .B . S . 90 ff.; W e n d t, Der mittel­ bare Besitz des B .G .B ., Archiv f. d. civilist. Praxis Bd. 87 S . 40; derselbe, Gutachten f. d. 24. Dtsch. Juristentag. Berhdl. Bd. 3 S . 1. D a s Besitzrecht des E. II erörtert B e s s e r , Jherings Jahrbücher Bd. 34 S . 1 ff. 8. Der vorliegende Abschnitt behandelt zuerst den unmittelbaren Besitz, nämlich den Erwerb (§ 854), die Ausübung durch einen Anderen (§ 855), den Verlust (§ 856), den Uebergang auf den Erben (§ 857) und den Schutz (§§ 858—867), sodann den mittelbaren Besitz, dessen Begriff (§§ 868, 871), Schutz (§ 869) und Uebertragung (§ 870), endlich den Begriff des Eigen­ besitzes (§ 872). 9. U e b e r g a n g s v o r s c h r i f t e n für bestehende Besitzverhältnisse enthält das E.G. in den Art. 180, 191. § 854. E I 8 797, § 803 Abs. 2 ; I I § 777 rcv. § 839; III § 838. P. I S . 3377— 3383, 3 3 9 9 - 3 4 0 4 , 3 4 0 7 -3 4 0 9 , 0274; M . III S . 80—83, 93. P. II S . 3 3 3 0 -3 3 3 7 , 3344 (Bd. 3 S . 26— 31, 33). D. S . 653. 1. Der § 854 bestimmt die V o r a u s s e tz u n g e n fü r den E r w e rb d es u n m it t e lb a r e n B esitzes e in e r S a ch e. Für die Anwendung kommen folgende Fälle in Betracht: a) Die Sache hat sich bisher im Besitz eines Anderen befunden. Hier kann sich der Er­ werb entweder mit dem Willen oder ohne den Willen des bisherigen Besitzers vollziehen. I m ersten Falle liegt Besitzerwerb durch Uebergabe vor. Diese Erwerbsart ist von besonderer Be­ deutung als regelmäßige Voraussetzung des Erwerbes von Rechten an beweglichen Sachen (§§ 929, 932 ff., 1032, 1205, 1207, 1292; vergl. auch §§ 1117, 1154). I m zweiten Falle ist der Besitz, sofern nicht das Gesetz die Entziehung des Besitzes gestattet, durch verbotene Eigen­ macht erlangt (§ 858 Abs. 1; §§ 992, 2025) und daher „fehlerhaft" (§ 858 Abs. 2). b) Die Sache hat sich bisher in Niemandes Besitze befunden, sei e s, daß sie überhaupt noch keinen Besitzer gehabt hat, sei es, daß der frühere Besitzer den Besitz verloren hatte. Statt vom Erwerbe des Besitzes (§§ 934, 937, 955, 990, 991, 1007) spricht das Gesetz an anderen Stellen von der Erlangung des Besitzes (§§ 258, 926, 932, 934, 936, 940, 988, 1266, 2025). Für den Besitzerwerb finden sich auch die Ausdrücke: die Sache in Besitz nehmen (§§ 561, 867, 958, 984, 1373, 1443, 2205), Besitzergreifung (§§ 956— 958), die Sache an sich nehmen (§§ 965, 978), sich den Besitz verschaffen (§ 992). I n allen vorbezeichneten Fällen wird der Besitz unter der in § 854 Abs. 1 bestimmten Vor­ aussetzung erworben. Der § 854 Abs. 2 betrifft dagegen nur den Besitzerwerb mit Willen des bisherigen Besitzers. 2. Der § 854 Abs. 1 knüpft den Besitzerwerb nur an eine Voraussetzung: die E r la n g u n g der th atsäch lich en G e w a lt. Um den Begriff der thatsächlichen Gewalt richtig zu bestimmen,

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Besitz.

§ 854.

ist zu beachten, daß, wie an die E rlangung der thatsächlichen G ew alt der E rw erb, so an ihren V erlust die Beendigung des Besitzes (§ 85 6 ), also an das Bestehen der thatsächlichen Gewalt das Bestehen des Besitzes geknüpft ist. T h a ts ä c h lic h e Gewalt bezeichnet zunächst den Gegen­ satz zu einer rechtlichen, d. H. von der Rechtsordnung verliehenen G ew alt, wie solche z. B. der § 903 dem Eigenthümer gewährt. Die zum Besitz erforderliche Gew alt ist eine Erscheinung des Gemeinschaftslebens, welche die Rechtsordnung a ls gegeben vorfindet. Diese G ew alt ist nicht gleich physischer G ew alt, körperlicher Herrschaft über die Sache m it der Möglichkeit, die E in­ wirkungen Anderer aus die Sache abzuwehren; denn sonst würde z. B. der Besitz eines offen­ liegenden Grundstücks stets durch Abwesenheit des Besitzers beendigt werden. Auch der in den M otiven zur Kennzeichnung der „ Jn h a b u n g " mehrfach gebrauchte Ausdruck „räumliche H err­ schaft der Person über die Sache" ist nicht zutreffend. D a s thatsächliche M om ent, nach welchem sich das Vorhandensein der hier fraglichen Gewalt bestimmt, ist die im Verkehre herrschende Auf­ fassung. T h a ts ä c h lic h e G e w a l t ist d ie v o n d e r V e r k e h r s a n s c h a u u n g a n e r k a n n t e H e r r s c h a f t d e r P e r s o n ü b e r d ie S a c h e . D er Besitzbegriff ist, wie G o ld s c h m id t, Berliner Festgabe für Gneist 1888 S . 64, es m it Recht bezeichnet hat, ein sozialer Gewaltbegriff. (Die nähere A usführung und quellenmäßige B egründung der Auffassung des Besitzes a ls eines M achtverhältnisses, welches dem Gemeinbewußtsein a ls thatsächliche Herrschaft erscheint, giebt eine nachgelassene Schrift Goldschmidts „über die G rundlagen der Besitzlehre", welche der Herausgeber, Assessor Göppert, dem Verfasser freundlichst in Korrekturbogen mitgetheilt hat). D er Begriff der thatsächlichen Gew alt ist hiernach während ihrer ganzen D auer der gleiche. Verschieden dagegen sind die Anforderungen, die erfüllt sein müssen einerseits, damit die thatsächliche Gewalt erlangt wird, andererseits, damit die einmal erlangte Gewalt fortdauert. Auch die Frage, ob und w ann Jem an d die thatsächliche Gewalt über eine Sache e r l a n g t hat, ist nach der Verkehrsanschauung zu entscheiden. I n diesem S in n e sagen die M otive (Bd. I I I S . 83), die T hatfrage, w ann „Jnhabung" anzunehmen sei, bleibe der richterlichen Be­ urtheilung im einzelnen Falle freigelassen. Die Sache muß zu der Person in eine Beziehung gebracht sein, welche der Person nach der Verkehrsanschauung die Herrschaft über die Sache ge­ währt. Die Herstellung dieser Beziehung gestaltet sich bei beweglichen Sachen anders a ls bei Grundstücken, in den Fällen des Besitzerwerbes m it W illen des bisherigen Besitzers anders als in den sonstigen Fällen. D a s Gesetz bietet, abgesehen von den Vorschriften des § 854 Abs. 2 und des § 855, für die richterliche Beurtheilung keine Anhaltspunkte. N ur erhellt au s § 867, daß der Besitzer eines Grundstücks nicht als solcher ohne W eiteres auch den Besitz einer auf das Grundstück gelangten beweglichen Sache erwirbt. Die Erlangung der thatsächlichen Gewalt genügt zum Besitzerwerb. E in a u f d ie E r ­ l a n g u n g d e r G e w a l t g e r ic h te te r W i l l e des Erwerbers ist n u r insoweit erforderlich, als ohne ihn nicht zwischen der Person und der Sache eine Beziehung hergestellt sein würde, welche nach der Verkehrsanschauung die Herrschaft der Person über die Sache begründet (vergl. z. B. den F a ll des § 867). Dagegen bildet der vorbezeichnete Wille des Erw erbers nicht ein selb­ ständiges gesetzliches Erforderniß für den Besitzerwerb neben der E rlangung der thatsächlichen Gewalt. D aß dies der Standpunkt des Gesetzes ist, wird durch die Entstehung des § 854 Abs. 1 bestätigt. D er E. I 8 797 erforderte gleichfalls zur „Jnh ab u n g " nicht einen Jnhabungsw illen, um nicht für manche Fälle, in denen eine Sache in den Machtbereich einer Person gelangt ist, ein Jnhabungsw ille aber auch bei laxer Auffassung dieses Erfordernisses nicht angenommen werden kann, den nothwendigen possessorischen Schutz zu versagen und außerdem die Jn h ab u n g des Kindes und des W ahnsinnigen vollständig schutzlos zu machen (M . I I I S . 81). D aß Kinder und W ahnsinnige den rechtlich geschützten Zustand der Jn h a b u n g durch eigene H andlungen herbei­ führen können, erkannten die Motive anderw ärts ausdrücklich an (S . 85). Die zweite Kommission ferner lehnte einen A ntrag ab, welcher den im § 854 Abs. 1 enthaltenen Satze die W orte hin­ zufügen wollte: „wenn der Erwerber den W illen h a t, die Sache in seiner G ewalt zu haben". Die M ehrheit nahm a n , die Aufstellung des Willenserfordernisses im Gesetze sei fü r die Fälle entbehrlich, in denen die Herstellung der thatsächlichen Gewalt ohne einen darauf gerichteten W illen nicht möglich ist, für die Fälle aber bedenklich, in denen ein E rw erbsw ille desjenigen, welcher den possessorischen Schutz erlangen müsse, n u r mit Hülfe willkürlicher Annahm en und Fiktionen zu konstruiren sei; auch die sich a u s dem Willenserfordernisse ergebende Unfähigkeit rechtlich willensunfähiger Personen zum Besitzerwerbe sei nicht unbedenklich. Die zweite Kommission strich daher auch den § 800 Abs. 1 des E. I, welcher besagte, daß eine geschäftsunfähige Person nicht durch eigene Handlungen „Besitz" erwerben könne, und zwar deshalb, weil diese Vorschrift sich auf den Besitz im S in n e des E. I I nicht allgemein anwenden lasse. Diesen M aterialien schließt sich die Denkschrift an. E s unterliegt hiernach keinem Zweifel, daß das Gesetz weder -einen Besitzerwerb ohne Willen noch einen Besitzerwerb durch Geschäftsunfähige ausschließt (ebenso S t r o h a l S . 66 ff., 71 ff., 75 ff., G ie rk e S . 4 Anm. 4 ; D e r n b u r g ©. 55; B a r t e l s S . 654 f.; Ä e sk e S . 356; M ä n n e r S . 95; B i e r m a n n u. v. S t a u d i n g er zu 8 854; a. A. E n d e m a n n Bd. I I S . 37, der sich gegenüber den auch oben angeführten M aterialien auf den Beschluß der

Besitz.

§ 854.

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Reichstagskommission zu E . I I I § 101 beruft und offenbar unzutreffend behauptet, nach der Auffassung der Hälfte der Kommissionsmitglieder sei den Kindern durch B .G .B . § 104 der Be­ sitzerwerb versagt, während nach den K.B. S . 1952 diese Auffassung n u r von einer S eite als möglich hingestellt w urde; vergl. auch A f f o l t e r , das W illensmom ent beim Besitzerwerbe, Archiv f. bürg. R . Bd. 17 S . 1 ff.). I n welchen Fällen Besitzerwerb ohne W illen oder Besitzerwerb durch einen Geschäftsunfähigen anzunehmen ist, darüber entscheidet wiederum die Verkehrs­ anschauung. D aß eine n u r i n d e r G e s c h ä f t s f ä h i g k e i t b e s c h rä n k te Person durch eigene H and­ lungen Besitz erwerben kann, sprach der § 800 Abs. 2 des E. I besonders a u s; die zweite Kommission hat diese Vorschrift a ls selbstverständlich gestrichen (P . I I S . 3848, Bd. 3 S . 33). 3. D er § 854 A bs. 2 enthält gegenüber dem Abs. 1 keine neue Vorschrift, sondern er soll n u r für den F a ll des Besitzerwerbes m it Willen des bisherigen Besitzers einer zu engen Auffassung des Abs. 1, insbesondere des Erfordernisses der E rlangung der thatsächlichen Gewalt, vorbeugen. D ies ergiebt zunächst die Entstehung. D er E . I § 803, dessen Abs. 2 die Vorschrift entstammt, bestimmte im Abs. 1, daß der „Besitz" einer Sache m ittels Uebergabe erworben werde, wenn er von dem bisherigen Besitzer dem Erwerber eingeräum t und von diesem ergriffen werde. Hierzu bemerkten die M otive ( II I 0 . 93): Unter Ergreifen des Besitzes sei die Kundgebung des Besitzwillens verstanden, welche gerade m it Bezug auf die Einräum ung des Besitzes erfolgt und m it der E rlangung der thatsäch­ lichen Gewalt verbunden ist. Die letztere Seite des Vorganges bleibe im Allgemeinen auch hier der freien richterlichen W ürdigung vorbehalten. N u r in einer Richtung sei eine Bestimmung erläuternder N atu r für zweckmäßig erachtet worden, nämlich die des § 803 Abs. 2. Die Frage der Erlangung der thatsächlichen Gewalt werde bei dem konsensualen Besitzwechsel einer anderen Beurtheilung unterliegen als im Falle der Besitzentziehung. I m ersteren Falle sei eine Z u ­ schreibung der thatsächlichen räumlichen Herrschaft an den Empfänger schon dann innerlich begründet, wenn beide Theile zu dem Einverständnisse gelangt seien, daß die thatsächliche Gew alt nunmehr bei dem Empfänger sein solle, sofern der unm ittelbaren wirklichen A usübung dieser Gewalt kein Hinderniß im Wege stehe. Eine an der Sache selbst vorgenommene Besitzhandlung sei nicht erforderlich. Die zweite Kommission strich den § 803 Abs. 1 a ls selbstverständlich, behielt dagegen den Abs. 2 sachlich unverändert bei. D aß der Vorschrift eine andere Bedeutung beigelegt werden sollte, a ls sie im E. I hatte, dafür fehlt jeder A nhalt (s. auch D . S . 653). Die Auffassung, daß der § 854 Abs. 2 n u r eine erläuternde Anwendung des Abs. 1 enthält, wird aber auch durch den § 856 bestätigt. W ürde auf dem im § 854 Abs. 2 vorgesehenen Wege der Erwerber nicht die thatsächliche G ew alt erlangen, so würde es an einer Bestimmung darüber fehlen, wie der von ihm erworbene Besitz beendigt wird. Der § 854 Abs. 2 bedeutet also: Z u r E rlangung der thatsächlichen Gewalt (und folgeweise zum Besitzerwerbe) genügt es bei einer bisher im Besitz eines Anderen befindlichen Sache, wenn der bisherige Besitzer und der Erwerber darüber einig sind, daß der Erwerber die G ew alt erlangen soll, und wenn dieser außerdem in der Lage ist, die G ew alt über die Sache auszuüben; nicht erforderlich ist wirkliche A usübung der G ewalt durch den Erwerber. D a s Gesetz läßt im § 854 Abs. 2 nicht für einen bestimmten F a ll einen Besitzerwerb ohne oder ohne vollständige Erlangung der thatsächlichen G ewalt zu, sondern es bezeichnet für diesen F a ll n u r ausnahm s­ weise einen bestimmten Thatbestand a ls zu der Feststellung genügend, daß der Erwerber die thatsächliche G ew alt erlangt habe. D er Satz, daß die Verkehrsanschauung über die Erlangung der thatsächlichen G ew alt entscheidet, erführt somit durch den § 854 Abs. 2 nicht eine Einschränkung, sondern eine Bestätigung, da diese Vorschrift n u r aussprechen will, übrigens auch n u r ausspricht, was in dem besonderen Falle der Verkehrsanschauung entspricht. a) Die E i n i g u n g d e s b i s h e r i g e n B e s i tz e r s u n d d e s E r w e r b e r s hat im § 854 Abs. 2 dieselbe rechtliche Bedeutung wie in allen anderen Fällen des konsensualen Besitzerwerbes, des Besitzerwerbes durch Uebergabe. S ie ist auch dann, wenn sich der Erwerb durch sofortige Ausübung der Gewalt seitens des E rw erbers vollzieht, von Bedeutung, aber nicht a ls gesetzliche Voraussetzung des Besitzerwerbes a ls solchen, sondern n u r a ls Voraussetzung für die Feststellung, daß sich der Besitzerwerb durch Uebergabe vollzogen hat (s. E rl. l a ) . Die hier fragliche Einigung ist also nicht ein Rechtsgeschäft, eine Privatw illeuserklärung, gerichtet auf die Hervorbringung eines rechtlichen Erfolges (nämlich des Besitzwechsels), welcher nach der Rechtsordnung deswegen eintritt, weil er gewollt ist (Vorbm. V zum 3. Abschn. des I. Buches, Bd. I S . 142), nicht ein Vertrag wie die aus eine Rechtsänderung gerichtete Einigung (M . I I I S . 91; ebenso M ä n n e r S . 9 7 ; a. A. S t r o h a l S . 81, E n d e m a n n Bd. I I § 35 A. 24, B i e r m a n n und v. S t a u d i n g e r zu § 854 Abs. 2). Die Vorschriften über Verträge finden also auf die „Einigung" nicht unm ittelbar Anwendung. Dagegen handelt es sich um eine rechtlich erhebliche Einigung, bei welcher sich eine entsprechende Anwendung der bezeichneten Vorschriften, namentlich der Bestimmungen über den Einfluß von Geschäftsunfähigkeit und W illensmängeln, über BeP la n c k , K om m entar z. 93.0 93- B an d III. l . u. 2. A u flage. 3

dingung und Zeitbestimmung sowie über Vertretung, rechtfertigt. Die Einigung mutz erfolgen zwischen dem bisherigen unmittelbaren Besitzer, mag dieser Eigenbesitzer sein oder zu anderem Zwecke besitzen, im Falle des § 855 zwischen dem Besitzherrn, nicht dem Besitzdiener, einerseits und dem Erwerber andererseits. Einigung zwischen dem bisherigen Besitzer und einem Dritten zu Gunsten des Erwerbers genügt nicht (a. A. S t r o h a l S . 86, L eon h ard S . 58); abgesehen von anderen Bedenken gegen die gesetzliche Zulässigkeit eines solchen Vertrags zu Gunsten eines Dritten ist im Falle des § 854 Abs. 2 nach dem Wortlaut und dem Grunde der Vorschrift der eigene Wille des Erwerbers zur Erlangung der thatsächlichen Gewalt nothwendig. Eine ausreichende Erklärung der hier erforderten Einigung wird bei Grundstücken, bezüg­ lich deren der Erwerber zur Ausübung der thatsächlichen Gewalt in der Lage ist, schon in der Auf­ lassung gefunden werden müssen, falls nicht ausnahmsweise ersichtlich ist, daß der Veräußerer den Besitz noch nicht übertragen will. b) D er E r we r b e r muß in der Lage sei n, die G e w a l t über die Sache a u s ­ zuüben. Die Gewalt des bisherigen Besitzers darf sich nicht in einer Weise bethätigen, welche für den Erwerber die Möglichkeit der Gewaltausübung ausschließt. Die Vorschrift ist daher nur anwendbar, wenn auch der bisherige Besitzer seine Gewalt nicht wirklich ausübt, sondern nur auszuüben in der Lage ist. Ein solches äußeres Verhältniß des bisherigen Besitzers zur Sache steht, wenn die Einigung erfolgt, dem Erwerbe des Besitzes durch den anderen Theil nicht entgegen. Umstände, die vor der Einigung nicht die Fortdauer des bisherigen Besitzes gehindert haben, hindern nach der Einigung auch nicht den Erwerb des Besitzes, z. B. Abwesenheit, Krankheit, eine ihrer Natur nach vorübergehende objektive Verhinderung der Gewaltausübung (ebenso S t r o h a l S . 90). 4. Ge ge ns t an d des Besitzes können Sachen, Grundstücke und bewegliche Sachen, insoweit sein, als nach der Berkehrsanschauung die „thatsächliche Gewalt" über sie erlangt werden kann. Die im E. I § 798 ausgesprochenen Sätze, daß Besitz einer Sache nur insoweit möglich ist, als Eigenthum an der Sache möglich ist, und daß insbesondere an wesentlichen Bestandtheilen einer Sache ein von dem Besitze der Sache abgesonderter Besitz nicht stattfindet, halten nur den „Besitz" im Sinne des E. I als Voraussetzung von Eigenthumsnormen im Auge. Für den Besitz im Sinne des B.G.B. gelten sie so wenig wie für die „Jnhabung" des E. I (M. III S . 83, 84; P. II Bd. 3 S . 33). Daß insbesondere trotz § 93 Theile einer Sache, auch soweit sie wesentliche Bestandtheile sind, Gegenstand besonderen Besitzes sein können, ist im § 865 aus­ drücklich anerkannt. Ob an einem Theile einer Sache oder an einer Sache, die mit einer anderen verbunden ist, ohne dadurch wesentlicher Bestandtheil geworden zu sein, ein besonderer Besitz besteht, darüber entscheiden nicht Rechtssätze, sondern die Verkehrsanschauung; nur für die Ermittelung der letzteren können mit Rücksicht auf die Wechselwirkung, die zwischen ihr und dem Rechte besteht, auch Rechtssätze herangezogen werden (vergl. insbes. bezüglich der Fälle des § 95 S t r o h a l S . 3 4 ff. und im Allgemeinen D e r n b u r g § 15 Nr. 3). Die thatsächliche Gewalt über eine Sache kann einer Person allein (Alleinbesitz, vergl. § 1231) oder Mehreren gemeinschaftlich zustehen (§ 866 und Erl. 1 dazu). 5. Ob J e m a n d durch e i n e n And e r e n u n m i t t e l b a r e n Besitz erjwerben kann, ist im Gesetze nicht allgemein bestimmt. Wenn der E. I § 801 auf den Besitzerwerb durch Ver­ treter die Vorschriften über den rechtsgeschäftlichen Erwerb durch Vertreter für entsprechend anwendbar erklärte, so war hierbei wiederum an den Besitz im Sinne des E. I und an die Vertretung im Besitzwillen gedacht, nicht an die Erlangung der thatsächlichen Gewalt durch den Vertreter für den Vertretenen. Inwieweit Jemand durch die Handlung eines Anderen als seines Werkzeugs die thatsächliche Gewalt erlangen könne, bezeichneten die M . II S . 86 als eine Frage der natürlichen Zurechnung fremder Rechtshandlungen. Die zweite Kommission hat den § 801 des E. I gestrichen (P. II S . 3343, Bd. 3 S . 33). S ie nahm an, daß zwar auch bei dem Erwerbe des Besitzes im Sinne ihrer Beschlüsse insoweit, als zu dem Erwerbe der Erwerbswille erforderlich sei, eine entsprechende Anwendung der Vorschriften über Vertretung zulässig sein werde, daß sie sich aber insoweit von selbst verstehe. I n dem Protokoll ist nur der Besitzerwerb durch Besitzdiener (§ 855) als Anwendungsfall erwähnt. Ebenso wird aber auch z. B. im Falle des § 854 Abs. 2 eine Vertretung des Erwerbers bei der „Einigung" in Betracht kommen können. Ob im Uebrigen eine Person durch die Handlung eines Anderen die thatsächliche Gewalt erlangt, ist im Allgemeinen nach der Verkehrsanschauung zu entscheiden. Für bestimmte praktisch besonders wichtige Fälle enthält der § 855 eine erläuternde Vorschrift. Zweifelhaft ist, ob auch in anderen Fällen der Erwerb des unmittelbaren Besitzes durch einen Anderen möglich ist, ins­ besondere ob, wenn der Vorstand einer juristischen Person für diese den Besitz eines Grundstücke und der darauf befindlichen beweglichen Sachen erwirbt, die juristische Person unmittelbarer Besitzer wird. Der Vorstand ist nicht Besitzdiener der juristischen Person im Sinne des § 855, denn er stellt zu der juristischen Person nicht in einem Verhältnisse der im § 855 bezeichneten

Besitz. § 855.

35

§. 855.

Uebt Jemand die thatsächliche Gewalt über eine Sache für einen Anderen in dessen Haushalt oder Erwerbsgeschäft oder in einem ähnlichen Verhältniß aus, vermöge dessen er den sich auf die Sache beziehenden Weisungen des Anderen Folge zu leisten hat, so ist nur der Andere Besitzer. Art. Die Entscheidung der Frage hängt also davon ab, ob man nach der Berkehrsauffassung in einem Falle der fraglichen Art einen unmittelbaren Besitz der juristischen Person anzunehmen hat (f. S t r o h a l S . 15, 16) oder ob der Borstand den unmittelbaren Besitz für sich, für die juristische Person aber den mittelbaren Besitz erwirbt. Für die erstgedachte Auffassung dürften überwiegende Gründe sprechen. Indessen läßt sich ein allgemeiner Grundsatz bezüglich der Frage, ob durch die Handlung eines gesetzlichen Vertreters dieser oder der Vertretene den unmittelbaren Besitz erwirbt, nicht aufstellen. Die Ansicht von F ö r tsch, Gruchots Beiträge Bd. 43 S . 545ff., daß, wenn gesetzliche Vertreter für die von ihnen vertretene Person die thatsächliche Gewalt aus­ üben, immer nur die vertretene Person unmittelbarer Besitzer sei, ist jedenfalls wohl als zu­ treffend nicht anzuerkennen. Der Vorstand eines rechtsfähigen Vereins, der Inhaber der elterlichen Gewalt, der Vormund, der eine für den Verein, das Kind, den Mündel erworbene oder ihnen gehörende bewegliche Sache an sich nimmt, erwirbt selbst unmittelbaren Besitz; der Vertretene hat nur mittelbaren Besitz nach § 868 (ebenso L e o n h ard S . 62, 63, für den Vormund und Pfleger D e r n b u r g § 14 Nr. 6; vergl. auch E n d em an n § 31 Nr. 4 6, e). 6. Die b r e v i m a n u t r a d i t i o kommt nach dem B.G.B. nicht mehr als besondere Art des Besitzerwerbes in Betracht. I n den bisherigen Anwendungsfällen dieser Erwerbsart ist der Erwerber nach dem B.G.B. bereits unmittelbarer Besitzer. Eine Übertragung des unmittelbaren Besitzes erübrigt sich daher namentlich auch für die Fälle, in welchen die Uebergabe als Er­ fordernd für den Erwerb von Rechten an beweglichen Sachen aufgestellt ist. Dem entspricht die Vorschrift des § 929 Satz 2 (vergl. § 1032 Satz 2, § 1117 Abs. 1 Satz 2, § 1205 Abs. 1 Satz 2). Eine Aenderung des Besitzverhältnisses tritt in den hier fraglichen Fällen nur dann ein, wenn bisher ein mittelbarer Besitz bestanden hat; dieser hört auf. Nicht um eine brevi manu traditio, sondern um eine Anwendung des § 854 Abs. 2 handelt es sich bei der Ueber­ tragung des Besitzes seitens des Besitzherrn auf einen Besitzdiener. Das c o n s t i t u t u m p o s s e s s o r iu m behandelt das B.G.B. gleichfalls nur als Ersatz der Uebergabe bei dem Erwerbe des Eigenthums und des Nießbrauchs, nicht dagegen des Pfandrechts an einer beweglichen Sache (§ 930, § 1032 Satz 2, § 4205; s. auch § 1117 Abs. 1 Satz 2). Eine Aenderung des Besitzverhältnisses tritt hier immer insofern ein, als zur Wirk­ samkeit des constitutum eine Vereinbarung Igehört, durch die für den Veräußerer mittelbarer Besitz begründet wird.

§ 855. E. II 8 778 rev. § 840; III § 839. P. II S. 3339—3343, 8526, 8527 (Bd. 3 S. 31-33; Bd. 6 S. 219). D. S.^653. 1. Der § 855 ist von der zweiten Kommission im Anschluß an einen Vorschlag des Preußischen Justizministers aufgenommen, um Mißverständnisse, zu denen der E. I geführt hatte, abzuschneiden (vergl. Vorbm. 2 zu diesem Abschnitt). Er bezweckt, wie in der Begründung des Kommissionsbeschlusses an die Spitze gestellt ist, nicht eine Aenderung, sondern eine Er­ gänzung und Erklärung des § 854. Im weiteren Fortgange der Begründung ist dieser Stand­ punkt zwar nicht streng festgehalten. Vielmehr werden die im § 855 hevorgehobenen Fälle als Ausnahmen von dem Grundsätze bezeichnet, daß Jeder, der die thatsächliche Gewalt über eine Sache erlangt habe, als Besitzer anerkannt werde; die Fälle des § 855 werden als soche ge­ kennzeichnet, in denen kraft eines besonderen rechtlichen Umstandes der thatsächliche Besitz des Einen aus einen Anderen bezogen werde. Indessen kommt diesen Erörterungen maßgebende Bedeutung nicht zu. Versteht man unter Erlangung der thatsächlichen Gewalt die Herstellung einer thatsächlichen Beziehung zwischen der Person und der Sache, welche nach der Verkehrs­ anschauung der Person die Herrschaft über die Sache verleiht, so ist mindestens für die Nächst­ liegenden Anweudungsfälle des § 855 ohne Weiteres klar, daß die dort bezeichneten Personen nicht die thatsächliche Gewalt über die Sache erlangen. Dies gilt z. B. für die Köchin, der von der Dienstherrschaft Kochgeschirr zum Gebrauch überlassen ist, von dem Kutscher, der mit dem Wagen der Herrschaft diese auf der Straße erwartet; die Herrschaft verliert durch die Ü ber­ lastung des Kochgeschirrs und des Wagens an die Köchin oder den Kutscher nach der Verkehrs­ anschauung nicht die Gewalt über diese Sachen. Daß aber in allen Fällen des § 855 dem „Besitzer" auch die thatsächliche Gewalt im Sinne des § 854 Abs. 1 zugeschrieben werden muß,

folgt aus § 856; denn wenn der Besitzer im Sinne des § 854 nicht die thatsächliche Gewalt hätte, so würde auf seinen Besitz die einzige Bestimmung über die Beendigung des Besitzes, die des § 856, nicht anwendbar sein. Nicht eine Ausnahme von dem Grundsätze des § 854 Abs. 1 enthält also der § 855, wie B i e r m a n n , Anm. 1 zu § 855, und L e o n h a r d S . 63 annehmen, sondern eine Erläuterung dieses Grundsatzes. Eine technische Bezeichnung hat das Gesetz weder für die im § 855 gedachten Personen noch für deren Verhältniß zur Sache. A ls Bezeichnung für die Personen hat das von Bekke r vorgeschlagene Wort „Besitzdiener" vor Allem den Vorzug der Priorität für sich; die Annahme dieses Ausdrucks empfiehlt sich im Interesse einer festen Terminologie. Daneben ist eine technische Bezeichnung für das Verhältniß der Besitzdiener zur Sache entbehrlich. Der von S t r o h a l S . 5 aufgestellte Begriff der unselbständigen Jnhabung reicht weiter und ist gegenüber der Terminologie des E. I nicht unbedenklich. Ebensowenig empfiehlt sich der von D e r n b u r g § 14 gebrauchte Ausdruck „Gewahrsam"; im Sinne der §§ 808, 809 der C.P.O. hat jedenfalls nicht der Besitz­ diener, sondern der Besitzherr den Gewahrsam. 2. Der § 855 steht seiner Fassung nach nicht im Einklänge mit dem Gedanken, daß das Gesetz nur die Voraussetzungen des Besitzerwerbes und Besitzverlustes zu bestimmen habe, indem er festsetzt, wer unter gewissen Voraussetzungen Besitzer ist. I n Wahrheit enthält aber auch der § 855 Bestimmungen über den Erwerb und den Verlust des Besitzes, nämlich dahin, daß der Besitzherr durch den Besitzdiener den Besitz erwirbt und daß er durch die Ueberlassung der Sache an den Besitzdiener den Besitz nicht verliert. Beide Sätze haben das Bestehen eines Besitzdienerverhältnisses zur Voraussetzung. B e s i t z d i e n e r ist, w er b e z ü g l i c h e i n e r S a c h e v e r m ö g e s e i n e s A b h ä n g i g k e i t s V e r h ä l t n i s s e s zu e i n e m A n d e r e n nach der A u f f a s s u n g d e s V e r k e h r s nicht e i n e i h m z u s t e h e n d e G e w a l t , s o n d e r n di e de m A n d e r e n z ust e he nd e G e w a l t a u s ü b t . Den entscheidenden Maßstab für die Feststellung des Thatbestandes bildet also auch hier die Berkehrsanschauung. A ls die praktisch wichtigsten Arten der in Betracht kommenden Abhängigkeilsverhältnisse hebt das Gesetz die Thätigkeit im Haushalt oder im Erwerbsgeschäft eines Anderen hervor. H a u s h a l t (vergl. auch § 196 Abs. 1 Nr. 2, §§ 1361, 1618, 1620 rc.) ist nicht gleichbedeutend mit Hausstand (§§ 1618, 1619). Die im Haushalte thätigen Personen brauchen nicht dem Hausstande, der häuslichen Gemeinschaft (§§ 617, 618, 2028) des Haushaltsvorstandes an­ zugehören; als Besitzdiener kommen daher nicht nur die zum Hausstande gehörenden Familien­ angehörigen (§ 1969) und Dienstboten, sondern auch vorübergehend im Haushalte beschäftigte Personen, z. B . Aufwartefrauen, Lohndiener rc., in Betracht. D ie Thätigkeit im Haushalte beschränkt sich ferner nicht auf die Beschäftigung in den Räumen des Haushaltsvorstandes. Ebensowenig darf das Besitzdienerverhältniß auf die anderwärts technisch sog. H aushalts­ gegenstände (§§ 1382, 1640, 1932, 1969) eingeschränkt werden. E r w e r b s g e s c h ä f t umfaßt auch hier jede regelmäßige auf Erwerb gerichtete Thätigkeit, mag sie in dem Betrieb eines Handwerkes, eines industriellen Unternehmens, des Handels, der Landwirthschaft oder eines künstlerischen oder wissenschaftlichen Berufs bestehen (Erl. 2 zu § 112). Die Thätigkeit jm Er­ werbsgeschäfte beschränkt sich nicht auf die Geschäftsräume. S o hat z. B . der Handlungs­ reisende hinsichtlich der Muster, Musterkoffer rc. des Prinzipals nur die Stellung eines Besitz­ dieners (D . z. H.G.B. S . 60). Den Beispielen des Haushalts und des Erwerbsgeschäfts stellt der § 855 ä h n l i c h e V e r ­ h ä l t n i s s e , vermöge deren Jemand den sich auf die Sache beziehenden Weisungen eines Anderen Folge zu leisten hat, an die Seite. Statt von einem „ähnlichen Verhältnisse" sollte nach dem ursprünglichen Beschlusse der zweiten Kommission von einem „sonstigen Abhängigkeitsverhältniffe" gesprochen werden. I m E. II. § 778 war aber nur von einem „sonstigen Verhältnisse" die Rede. D a man von dieser Fassung Mißverständnisse in Bezug auf die Abgrenzung des § 855 gegenüber dem § 868 fürchtete, beschloß man bei der Revision statt von einem „sonstigen" von einem „ähnlichen" Verhältnisse zu sprechen. Eine sachliche Aenderung gegenüber dem ersten Beschlusse war mit keiner dieser Wandlungen des Ausdrucks bezweckt. Gemeint ist also ein Verhältniß, welches den Verhältnissen des Haushalts und des Erwerbsgeschäfts darin ähnlich ist, daß Jemand in Bezug auf die Sache den Weisungen des Anderen Folge zu leisten hat. D as letztere Erforderniß ist nicht schon dann erfüllt, wenn derjenige, welcher die Gewalt über eine Sache ausübt, einem Anderen gegenüber obligatorisch verpflichtet ist, dessen Weisungen zu folgen, wie regelmäßig der Beauftragte gegenüber dem Auftraggeber (§ 665). Nothwendig ist vielmehr, daß der die Gewalt Ausübende die Ausübung auf Verlangen des Anderen ohne Weiteres diesem zu überlassen hat und daß auch ohne seinen Willen der Andere ihm die Ausübung ohne ge­ richtliche Hülfe entziehen kann. Ob das Verhältniß so beschaffen ist, bestimmt sich wieder nach der Verkehrsanschauung. D as Verhältniß kann ein Rechtsverhältnis sein, und zwar ein solches des Privatrechts (Gesindeverhältniß, sonstiges Dienstverhältniß rc.) oder des öffentlichen Rechtes

Besitz.

§ 856.

37

§. 856. D er Besitz wird dadurch beendigt, daß der Besitzer die thatsächliche Gewalt über die Sache aufgiebt oder in anderer Weise verliert. Durch eine ihrer N a tu r nach vorübergehende Verhinderung in der Ausübung der Gewalt wird der Besitz nicht beendigt. (Beamten-, M ilitärdienstverhältniß). Nothwendig ist aber das Bestehen eines Rechtsverhältnisses sür das Besitzdienerverhältniß nicht; es ist daher nicht zutreffend, wenn in den P . I I gesagt ist, der § 855 stelle auf ein Rechtsverhältniß ab. Nicht n u r ist die Unwirksamkeit eines beabsichtigten Rechtsverhältnisses, etwa des Gesindeverhältnisses wegen m angelnder Zustim m ung oder E r­ mächtigung des gesetzlichen V ertreters, ohne Einfluß a u f das Bestehen des Besitzdienerverhältnisses; sondern es genügt zu einem solchen auch z. B . eine auf bloßer Gefälligkeit bemhende Thätigkeit im H au sh alt eines Anderen. Wer die G ew alt über eine Sache in einem Verhältnisse der bezeichneten A rt ausübt, ü b t nicht eine ihm selbst zustehende Gewalt, sondern die G ew alt des Anderen au s. D ies ist der S in n der Worte „die thatsächliche Gewalt f ü r e in e n A n d e r e n ausüben". Die Worte sind an dieser Stelle keineswegs unklar oder gar, wie E n d e m a n n § 3 3 Anm. 14 behauptet, bei der Berathung des jetzigen § 868 a ls unklar anerkannt (n u r um die Verwendung der W orte „für einen Anderen" im § 868 handelte es sich bei jener Berathung). I m § 855 bezeichnen die Worte „für einen Anderen" weder den Willen des Ausübenden, die Gewalt sür den Anderen auszuüben, denn dieser Wille ist unerheblich und ein g eg entheilig er Wille schließt für sich allein das Besitzdienerverhältniß nicht a u s (P . I I S . 3351, Bd. 3 S . 36); nochbedeuten jene W orte die A usübung der G ewalt im Interesse des Anderen. D er a ls Gast Eingeladene z. B. übt die Gewalt über die Teller, Messer und G abeln, die ihm zum Gebrauche beim Essen gegeben werden, im eigenen Interesse a u s und ist doch Besitzdiener im S in n e des § 855. Im m e r aber wird vorauszusetzen sein, daß der die Gewalt Ausübende nicht ein eigenes von den Weisungen des Anderen unabhängiges Recht zu der Benutzung der Sache hat und auf G rund dieses Rechtes die Gewalt für sich ausübt. S o dürfte z. B. der Gast, der sich in einem W irthshaus eine Speise gegen Bezahlung bestellt, wenn ihm die Speise geliefert wird, Besitz nicht n u r an der Speise selbst, sondern auch an dem Teller, auf dem ihm die Speise gebracht wird,und an dem Messer und der Gabel, die ihm zum Gebrauche geliefert werden, erlangen. Durch den in der Bestellung und deren Annahme liegenden Vertrag hat der Gast ein Recht auf die Benutzung des Tellers, des Messers und der Gabel während der zum Essen erforderlichen Zeit erworben und übt die ihm auf G rund dieses V ertrags eingeräum te Gewalt über die Geräthe in A usübung seines Rechtes für sich, .nicht für den W irth a u s. E r ist zwar verpflichtet, die Geräthe nach der Benutzung zurückzu­ geben, aber diese Verpflichtung schließt seinen Besitz ebensowenig au s, wie der Besitz des M iethers an der gemietheten Sache durch dessen Verpflichtung zur Rückgabe der Sache nach der Beendigung der Miethe ausgeschlossen wird. Anders liegt das V erhältniß in Beziehung auf eine in dem Gastzimmer ausliegende Z eitung, die der Gast, während er auf das Essen wartet, hinnim m t. Hier wird m an vielleicht in Beziehung auf die Zeitung ein V erhältniß der im § 855 bestimmten Art anzunehmen haben. Entscheidend für diese wie für manche ähnliche Fragen m uß immer die Verkehrsauffassung sein (s. auch S t r o h a l S . 11). Die W orte „für einen Anderen" stellen insbesondere außer Zweifel, daß, wer im H aushalt oder im Erwerbsgeschäft eines Anderen die thatsächliche Gewalt Über eine Sache ausübt, bezüglich der Sache nicht unbedingt, sondern n u r dann Besitzdiener ist, wenn er die G ewalt des Anderen ausübt, daß also z. B . ein Dienstbote in Betreff seiner eigenen Sachen, die er in der W ohnung der Herrschaft hat, nicht Besitzdiener, sondern selbst Besitzer ist. 3. D ie Befugnisse der Besitzdiener in

Bezug

auf den Besitzschutz bestimmt der

§ 860.

§ 856. tz. I §§ 808, 810; II § 779 rev. § 841: III § 840. P. I S. 3429—3432, 3434, 3435; R. III S. 102—104. P. II S. 3345, 3346, 3347 (Bd. 3 S. 27, 34—36). D. S. 653. 1. D er wesentliche I n h a lt des § 856 beschränkt sich aus den S atz, daß der unm ittelbare Besitz durch Verlust der thatsächlichen G ew alt beendigt wird. E rläuternd ist hinzugefügt im Abs. 1, daß der Verlust durch Aufgeben der G ew alt oder in anderer Weise eintreten kann, und im Abs. 2, daß eine ihrer N atur nach vorübergehende Verhinderung in der A usübung der Gewalt nicht deren Verlust zur Folge hat

2. Zum A ufgeben der thatsächlichen G ew alt oder, wie es an anderen Stellen heißt, zum Aufgeben des Besitzes (§§ 303, 959, 1007) genügt im Allgemeinen nicht die Erklärung des Besitzers, daß er die Gewalt nicht mehr haben wolle. Denn das Aufgeben der Gewalt ist eine Art des Verlustes der Gewalt; die bloße Willenserklärung des Besitzers aber hat den Verlust der Gewalt nach der Verkehrsanschauung regelmäßig nicht zur Folge. Aufgeben der Gewalt ist die Herbeiführung des Verlustes der Gewalt durch den Besitzer selbst (M. I I I S . 102). Ausnahmsweise kann aber auch die bloße Kundgebung des Aufgabewillens den Verlust der Gewalt herbeiführen. Dies gilt namentlich von dem Falle des § 854 Abs. 2, in welchem sich die thatsächliche Gewalt nur noch dadurch bethätigt, daß der Besitzer in der Lage ist, die Gewalt auszuüben, und den Willen hat, die Gewalt zu haben. Bei gleicher Sachlage wird die bloße Erklärung des Aufgabewillens zum Verluste der Gewalt auch dann genügen, wenn die Gewalt nicht zu Gunsten einer bestimmten Person, sondern schlechthin aufgegeben werden soll. Das Aufgeben ist kein Rechtsgeschäft, aber eine Rechtshandlung, auf welche die Vorschriften über Rechtsgeschäfte entsprechend anwendbar sein dürften. Indessen kommt dies nur für die Fälle in Bettacht, in denen sich gerade au den durch Aufgeben herbeigeführten Besitzverlust Rechtsfolgen knüpfen. Wo es nur auf den Verlust des Besitzes überhaupt ankommt, ist die Unwirksamkeit der Aufgabeerklärung unerheblich, falls die Gewalt demungeachtet verloren gegangen ist. 2. A uf and ere W eise, also ohne seinen Willen (vgl. § 940 Abs. 2), v e r lie r t der Besitzer die thatsächliche G e w a lt entweder durch die Handlung eines Anderen, der ihm die Gewalt entzieht, oder durch sonstige Ereignisse, die den bisherigen thatsächlichen Zustand so verändern, daß nach der Verkehrsanschauung eine Herrschaft der Person über die Sache nicht mehr anzuerkennen ist. Für alle diese Fälle gilt der erläuternde Satz, daß eine ihrer Ratur nach vorübergehende Verhinderung in der Ausübung der Gewalt deren Verlust nicht zur Folge hat (Abs. 2). Beispielsweise geht die Gewalt über ein Grundstück nicht dadurch verloren, daß es von einer Wandertruppe als Lagerplatz benutzt oder in Folge seiner örtlichen Lage durch Überschwemmung oder Schneefall zeitweilig unzugänglich wird, die Gewalt über ein Hausthier nicht dadurch, daß dieses sich vorübergehend von dem ihm bestimmten Orte entfernt. Wie die Frage, ob eine ihrer Natur nach vorübergehende Verhinderung der Ausübung vorliegt, so bleibt auch die allgemeine Frage, ob und wann die Gewalt als verloren anzusehen ist, ausschließlich der durch Rechtssätze nicht gebundenen Beurtheilung des einzelnen Falles nach der Verkehrsanschauung überlassen. So sind insbesondere die Vorschriften des § 960 darüber, unter welchen Voraus­ setzungen ein gefangenes wildes oder ein gezähmtes Thier herrenlos wird, d. h. das Eigenthum an ihm erlischt, nicht ohne Weiteres auf die Entscheidung der hier in Rede stehenden Frage anwendbar. Was ferner den Besitzverlust durch Entziehung der Gewalt seitens eines Anderen betrifft, so beschränkt das B.G.B. auch bei Grundstücken die richterliche Beurtheilung nicht durch eine gesetzliche Regel, wie es das römische Recht und auch der (£. I § 812 (M. I II S . 104—106; P . II S . 3349, 3350, Bd. 3 S . 35) thaten, indem sie den Besitzverlust davon abhängig machten, daß der Besitzer von den Besitzhandlungen des Anderen Kenntniß erlangt und sich nicht sofort danach die Gewalt wiederverschafft. Nach dem B.G.B. kann also der Besitz eines Grundstücks durch Handlungen eines Anderen, von denen der Besitzer keine Kenntniß hat, nicht nur gestört, sondern auch entzogen werden. Die für den Besitzer hiermit verbundene Gefahr ist indessen, soweit fortdauernder Besitz als Voraussetzung des Eigenthumserwerbes in Betracht kommt, durch besondere Vorschriften beseitigt (vgl. § 940 Abs. 2, § 900 Abs. 1 Satz 2, § 927 Abs. 1 Satz 2, § 955 Abs. 3). Bei beweglichen Sachen wird zur Bezeichnung des Besitzverlustes ohne Willen mehrfach die Wendung gebraucht, daß sie dem Besitzer gestohlen worden, verloren gegangen oder sonst abhanden gekommen sind (vergl. z. B. §§ 794, 799, 804, 935, 1006, 1007). 3. Auch bei dem durch e in en B esitzdiener a u s g e ü b te n Besitze bestimmt sich die Beendigung nach § 856. Für den Besitzverlust ohne Willen des Besitzers kommt es daher immer darauf an, ob der Besitzer, sei es durch eine Handlung des Besitzdieners, sei es in anderer Weise, die Gewalt verloren hat. Daß der Tod des Besitzdieners und der Eintritt der Geschäftsunfähigkeit in seiner Person den Besitz nicht beendigt, versteht sich von selbst (P. II. S . 3351, Bd. 3 S. 37). Durch die bloße Erklärung des Besitzdieners, daß er die Gewalt nicht mehr für den Herren, sondern für sich oder einen Dritten ausüben wolle, geht die Gewalt des Herren und folgeweise auch sein Besitz nicht verloren. Der Wille muß vielmehr in einer die Gewalt des Herren aufhebenden Weise bethätigt sein, z. B. dadurch, daß der Dienstbote eine Sache des Herren in einen ihm gehörenden Kasten einschließt. Ist der Wille in solcher Weise bethätigt, so ist der Besitzverlust des Herren durch eine ihm gegenüber abgegebene Er­ klärung des Willens nicht bedingt. I n diesem Sinne strich die zweite Kommission den § 813 Abs. 2 des E. I als für das Besitzdienerverhältniß theils überflüssig, theils nicht zutreffend

(P. II a. a. D.).

Besitz.

§ 857.

39

§. 857.

D er Besitz geht auf den Erben über. § 857. ) M ä n g e l d e s R e c h t s g r u n d e s hindern die gültige Vornahme der Einigung über die Rechtsänderung nicht (preuß. G.B.O . § 46 Abs. 2). Die Einigung ist das von dem Kausal­ geschäfte getrennte Leistungsgeschäft (vergl. §§ 241— 243). D a s Geleistete, d. i. die Rechtsänderung, welche durch dieses Geschäft und die E intragung bewirkt wird, kann daher, wenn der Rechtsgründ fehlt oder die Leistung nicht rechtfertigt, n u r wegen ungerechtfertigter Bereicherung nach M aßgabe der §§ 8! 2 ff. zurückgefordert werden. D er Anspruch des Berechtigten geht, je nach Verschiedenheit der Fälle, auf Rückübertragung oder auf Aushebung des Rechtes, eventuell aus Ersatz des W erthes re. (§ 818).

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 873.

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Alles dies gilt grundsätzlich auch dann, wenn das wegen I r r t h u m s (§ 119), T ä u s c h u n g oder D r o h u n g (§ 123) anfechtbare Kausalgeschäft wirksam (§§ 121, 124, 143) angefochten ist f§ 142). Es kann aber die Sache auch so liegen, daß der Willensmangel fortdauert und das Leistungsgeschäft milergreift; alsdann unterliegt auch dieses Geschäft (die Einigung) der Anfechtung (P. I I S . 3389, Bd. 3 S . 55). Näheres bei D e r n b u r g , Sachenrecht § 63 S . 190. 8. Den In h a lt der E i n t r a g u n g bildet die Rechtsänderung, welche durch die Einigung bezweckt wird, d. H. Alles, ums nöthig ist, um die Aenderung Dritten , erkennbar zu machen. Hierzu gehört in allen Fällen die Bezeichnung des Erwerbers; sie ist so genau zu geben, daß deutlich erhellt, welche Person gemeint ist. I m Uebrigen wird für die U e b e r t r a g u n g das Erforderniß der Eintragung dadurch erfüllt, daß im Grundbuch unter Bezugnahme auf das Recht die Uebertragung desselben vermerkt wird. S o ll z. B. eine Hypothek, die in der Reihenfolge unter Ziff. 3 eingetragen steht, auf den Rentier Karl Geldmann in Goldburg übertragen werden, so genügt der Vermerk: „Zu 3. Uebertragen auf d e n ................ ". Einer Erwähnung der Einigung über die Rechtsänderung bedarf es nicht. Dagegen sol l nach der G.B.O. § 45 „jede Eintragung den Tag, an welchem sie erfolgt ist, angeben und mit der Unterschrift des Grundbuchbeamten versehen werden." Dies ist aber nur eine Ordnungsvorschrift. Nicht so einfach wie bei der Uebertragung gestaltet sich die Eintragung bei der B e l a s t u n g eines Grundstücks oder eines eingetragenen Rechtes. Hier greift die Regel Platz, daß der gesammte In h a lt und Umfang des Rechtes, welches durch die Belastung begründet werden soll, in dem Grundbuche zur Erscheinung kommen muß. Dies geschieht freilich bei denjenigen Rechten, deren besonderer In h a lt durch das Gesetz erschöpfend geregelt ist, namentlich beim Nießbrauch und beim Vorkaufsrecht, in der Weise, daß das Recht unter seinem gesetzlichen Namen eingetragen wird, z. B. „Der Nießbrauch für den Rentier Karl Geldmann in Goldburg, eingetragen am 5. Februar 1900." (Diese Kürze des Vermerkes setzt indessen ein Grundbuch voraus, in dem die zur Aufnahme des Rechtes bestimmte Abtheilung des Blattes eine Überschrift enthält, aus welcher sich ergibt, daß es sich hier um Rechte handelt, welche das Grundstück b e l a s t e n ; wird das B latt über mehrere Grundstücke geführt, so muß auch dasjenige Grundstück, an welchem das Recht begründet wird, in dem Eintragungsvermerke bezeichnet werden.) Wenn aber der In h a lt des Rechtes abweichend von dem gesetzlichen Inhalte bestimmt ist, so gehört auch die Abweichung zu den nothwendigen Bestandtheilen der Eintragung. Die Regel erleidet übrigens mancherlei Ausnahmen, insbesondere durch § 874, § 885 Abs. 2, § 1115; vergl. auch die G.B.O. §§ 4 8 -5 1 . 9. D ie F ä l l e , in welchen f ü r den R e c h t s e r we r b a n d e r e als die in dem § 873 gegebenen Vo r s c h r i f t e n ma ß g e b e n d sind, werden bei der Erläuterung dieser Vorschriften zur Sprache kommen. Hier ist nur im Allgemeinen hervorzuheben, daß folgende Kategorien in Frage stehen: a) Fälle des Rechtserwerbes ohne E i n i g u n g u n d E i n t r a g u n g . Hierher gehören: der Übergang von Rechten auf den E r b e n des Berechtigten (§§ 1922, 1942, 2096, 2100); der Rechtsübergang, der sich mit dem Eintritte der ehel i chen Gü t e r g e me i n s c h a f t oder in Folge derselben für die Ehegatten vollzieht (§§ 1438, 1519); der Rückfall eines a u f l ö s e n d b e d i n g t e n o d e r b e t a g t e n Rechtes, wenn die Bedingung oder der Endtermin eintritt (§§ 15N, 163); der Ü bergang des Vermögens einer j ur i st i schen P e r s o n auf den Anfall­ berechtigten (§§ 45, 88); die Begründung der für einen U e b e r b a u o d e r einen No t h w e g zu entrichtenden R e n t e (§ 912 Abs. 2, §§913, 914,917 Abs. 2); die Entstehung des N i e ß b r a u c h s und der S i c h e r u n g s h y p o t h e k durch S u r r o g a t i o n (§ 1075 Abs. 1, § 1287 Satz 2 ); der Übergang einer e i n g e t r a g e n e n H y p o t h e k oder Gr u n d s c h u l d auf den Eigenthümer des Grundstücks bezw. den persönlichen Schuldner, wenn der Gläubiger befriedigt wird oder sonst sein Recht sich erledigt, nach Maßgabe der §§ 1143, 1163, 1164, 1168, 1170—1177, 1182, 1192, 1200; die P f ä n d u n g und die U e b e r w e i s u n g einer gepfändeten Hy p o t h e k oder G r u n d s c h u l d a n Z a h l u n g s s t a t t , sofern nicht die Ertheilung eines Briefes ausgeschlossen ist (C.P.O. §§ 830, 837, 857 Abs. 6); der Übergang des Eigenthums an einem zur Z w a n g s ­ v e r s t e i g e r u n g gestellten Grundstück auf den Ersteher (Zw.V.G. § 90). S . auch das E.G. Art. 57 ff. b) Fälle des Rechtserwerbes, der von e i n e r E i n i g u n g der B e t h e i l i g t e n nicht a b h ä n g t , aber nur durch Eintragung sich vollendet, insbesondere: der Erwerb des Eigenthums an einem a u f g e b o t e n e n Grundstücke durch denjenigen, der das Ausschlußurtheil erwirkt hat (§ 927 Abs. 2), oder an einem von dem Eigenthümer a u f g e g e b e n e n Grundstücke durch den Anfallberechtigten (§ 928, Art. 129); der Rechtserwerb durch Besitz und Eintragung (§ 900); die Entstehung einer S i c h e r u n g s h y p o t h e k im Wege der Z w a n g s v o l l s t r e c k u n g (C.P.O. §§ 866, 867), bezw. des Zw an g s v e r s t e i g e r u n g s v e r f a h r e n s (Zw.V.G. § 128 Abs. 3 Satz 1), oder der Vollziehung eines A r r e s t e s in das Grundstück (C.P.O. § 932); der Rechts­ erwerb durch P f ä n d u n g sowie durch U e b e r we i s u n g einer gepfändeten Forderung, für welche

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 8 7 4 .

Bei der Eintragung eines Rechtes, mit dem ein Grundstück belastet wird, kann zur näheren Bezeichnung des Inhalts des Rechtes auf die Eintragungs­ bewilligung Bezug genommen werden, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt. eine Hypothek ohne Brief besteht, einer Reallast oder einer nicht verbrieften Grundschuld an Z a h l u n g s s t a t t (C .P .O . § 830 Abs. 1 Satz 3, § 837 Abs. 1 Satz 2, Abs. 2, § 857 Abs. 6); die Bestellung einer Hypothek für die Forderung a u s einer S c h u l d v e r s c h r e i b u n g a u f d e n I n h a b e r (§ 1188); die Bestellung einer Grundschuld für den I n h a b e r d e s B r i e f e s oder fü r den E i g e n t h ü m e r d e s G r u n d s t ü c k s (§§ 1192, 1195, 1196, 1199, 1200). e) Fälle des r e c h t s g e s c h ä f t l i chen Erwerbes, für den die E i n t r a g u n g ni cht E r f o r d e r n i ß ist, insonderheit die Uebertragung einer v e r b r i e f t e n H y p o t h e k o d e r G r u n d ­ s c hul d dur ch A b t r e t u n g und Uebergabe des Briefes (§§ 1154, 1192, 1199, 1200), die B e l a s t u n g e i n e s sol chen R e c h t e s m it einem Nießbrauchs (§ 1069) oder m it einem P fa n d ­ rechte (§§ 1274, 1291), die Uebertragung und Belastung einer Hypothek für die Forderung a u s einer S c h u l d v e r s c h r e i b u n g a u f d e n I n h a b e r oder au s einem indossabelen Papiere durch Uebergabe der Schuldurkunde (§§ 793, 1069, § 1187 SaK 3, § 1274; W .O. Art. 9 ff.; H .G .B . §§ 363— 365). § 874. E I 8 962 Abs. 2 Satz 2, §§ 969, 982, 1048, 1054; I I § 795 rev. § 859; I I I § 858. P . I S . 4325, 4 3 3 1 -4 3 3 3 , 4389, 4391, 4814— 4816, 4865, 4 8 6 6 ,1 1 9 7 2 ; M . I I I S . 472, 483, 495, 586, 587. P . I I S . 3846, 3847, 3901, 3902, 4059, 4153, 4764, 4818, 4819, 6038 (Bd. 3 S . 283, 284, 310, 311, 384, 437, 735, 762; Bd. 4 S . 586). 1. Die strenge D u r c h f ü h r u n g d e s E i n t r a g u n g s p r i n z i p s (§ 8 7 3 ; E rl. 8) müßte in vielen Fällen, namentlich wenn ein Erbbaurecht, eine Grunddienstbarkeit, eine Reallast oder ein Altentheil eingetragen wird, zur Ueberfüllung des Grundbuchs führen und hierdurch nicht blos die Buchführung erschweren, sondern auch zum Nachtheile derjenigen, welche das Buch ein­ sehen, die Übersichtlichkeit und folglich die Erkennbarkeit der Rechte gefährden. D a s Gesetz läßt deshalb, um diesem Uebelstande vorzubeugen, unter Verallgemeinerung des Gedankens, auf welchem die Vorschrift der p r e u ß . G .B.O § 76 beruht (R.G. 20 S . 2 6 0 ff.), zur Ergänzung des Eintragungsverm erkes die Bezugnahme auf die Eintragungsbew illigung zu. S o ll z. B. eine se rv itu s aquaeductus, deren Eintragung unter genauer und umfangreicher Angabe der Belastung bewilligt ist, eingetragen werden, so kann der Vermerk im Grundbuch, anstatt die einzelnen Bestimmungen wiederzugeben, sich nach § 874 auf den Satz beschränken: „ D a s Recht, über das Grundstück eine Wasserleitung zu führen, für den jeweiligen Eigenthüm er des G rund­ stücks N r Bl unter Bezugnahme auf die Bewilligung vom 4. Februar 1900 eingetragen am 6. F ebruar 1900." 2. Der § 874 trifft, wie sein W ortlaut ergiebt, n u r die N e u e i n t r a g u n g eines Rechtes an einem Gr u n d s t ü c k e , nicht die Belastung eines solchen Rechtes m it einem Nießbrauch oder einem Pfandrecht; er findet aber auch dann Anwendung, wenn der I n h a lt eines eingetragenen Rechtes g e ä n d e r t oder eine V o r m e r k u n g eingetragen werden soll (§ 877, § 885 Abs. 2; E .G . Art. 68 Satz 2). Bei dem Hinweis auf abweichende Bestimmungen am Schluffe des§ 874 ist vornehmlich an die Eintragung einer H y p o t h e k gedacht (§ 1115, § 1116 Abs. 2 Satz 2, § 1119, § 1184 Abs. 2 , § 1192). S . auch die G .B .O . § 46 Abs. 1 Halbs. 2„ Abs. 2, 3, §§ 4 8 - 5 3 . 3. Die Vorschrift des § 874 ist m a t e r i e l l r e c h t l i c h e r N atur, weil sie das Erforderniß der E intragung, welches der § 873 für den Rechtserwerb aufstellt, abschwächt. Die in Bezug genommene Eintragungsbew illigung gilt, soweit sie zur näheren Bezeichnung des Rechtsinhalts dient, a ls mileingetragen; sie steht also auch demjenigen entgegen, der sich nach der E intragung auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs (§§ 892, 893) beruft. Bestimmungen der B e­ willigung, welche das Gesetz von der E intragung ausschließt, sind als nicht in Bezug genommen^ bezw. 'als nicht miteingetragen anzusehen. 4. Erfolgt die E intragung in Gemäßheit der C .P .O . § 894 Abs. 1 auf G rund einesU r t h e i l s , so kann auf das Urtheil Bezug genommen werden. Erfolgt sie nach der G .B.O . § 39 auf Grund des E r s u c h e n s e i n e r B e h ö r d e , so wird m an, soweit der § 874 in F rag e kommt, auch in dem Ersuchen einen zulässigen Ersatz der Eintragungsbewilligung sehen müssen.

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 874, 875.

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§. 8 7 5 .

Zur Aufhebung eines Rechtes an einem Grundstück ist, soweit nicht das Gesetz ein Anderes vorschreibt, die Erklärung des Berechtigten, daß er das Recht aufgebe, und die Löschung des Rechtes im Grundbuch erforderlich. Die Erklärung ist dem Grundbuchamt oder demjenigen gegenüber abzugeben, zu dessen Gunsten sie erfolgt. Vor der Löschung ist der Berechtigte an seine Erklärung nur gebunden, wenn er sie dem Grundbuchamte gegenüber abgegeben oder demjenigen, zu dessen Gunsten sie erfolgt, eine den Vorschriften der Grundbuchordnung entsprechende Löschungs­ bewilligung ausgehändigt hat. 8 875. (E. I § 834, § 960 Abs. 1, § 965 Abs. 1, § 977 Abs. 1, §§ 1015, 1048, 1061 Abs. 1; II § 796 rev. § 860; III § 859. P. I S. 4347—4353, 4357, 4417—4425, 4439—4441, 4646, 4814, 4816, 4880, 4881, 5197, 5200, 6226, 6227, 6231-6234, 6245, 6261, 6262, 6269; M. III S. 200, 201, 460-463, 474, 489, 531, 568, 593. P. II S. 3419-3424, 8550, 8551 (Bd. 3 S. 6 9 -7 2 ; Bd. 6 S. 232, 233). D. S. 657. 1. D a s B .G .B . hat keine allgemeine Vorschriften über das E r l ö s c h e n der Rechte an Grundstücken. I n den §§ 875, 876 wird n u r die A u f h e b u n g geordnet, und auch sie nur, so­ weit sie auf ein Rechtsgeschäft zurückzuführen und nicht für einzelne Rechte besondere Be­ stimmungen gegeben sind; solche Bestimmungen finden sich für das E i g e n t h u m in dem § 928, für die H y p o t h e k in den §§ 1165, 1168, 1169, 1175, 1176, 1178, 1183. D er § 875 fordert für die Aufhebung zweierlei: die V e r z i c h t e r k l ä r u n g des Berechtigten und die L ö s c h u n g des Rechtes im Grundbuche. E s liegt hierin eine Anwendung des K o n l e n s und E i n t r a g u n g s p r i n z i p s , aber m it der wesentlichen Abweichung von dem § 873 Abs. 1, daß statt der E inigung die e i n s e i t i g e Erklärung des Berechtigten genügt und daß die E in­ tragung der Rechtsänderung in der Form der Löschung erfolgt. 2. Die Frage, ob auf ein Recht e i n s e i t i g oder n u r mittelst V ertrags verzichtet werden kann, ist in der gemeinrechtlichen Doktrin nicht unbestritten. A u s dem preuß. A.L.R. Einl. S§ 105, 106, I Tit. 16 §§ 387 ff., T it. 20 § 47, D t. 22 § 43 scheint sich die Regel zu ergeben, daß V ertrag erforderlich ist; doch bedürfen gerichtliche Entsagungen keiner Annahme. Bei den Berathungen, aus welchen der § 875 hervorgegangen ist, waren es lediglich Zweckmäßigkeitsgründe, welche hier zur Ablehnung des für den E rlaß im § 397 Abs. 1 aufgestellten B e rtra g s­ erfordernisfes führten. Verbindet m an indessen, wie es das B .G .B . thut, m it dem dinglichen Rechte die Befugniß des Berechtigten, frei über das Recht zu verfügen, so weist auch die Rechts­ konsequenz darauf hin, diese Befugniß so weit auszudehnen, daß der Berechtigte, der das Recht nicht mehr haben will, nicht genöthigt wird, über dessen Aushebung m it dem Begünstigten erst einen V ertrag zu schließen. Anderenfalls müßte auch m it der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Vertrag nicht zu S tan d e käme, und die Folge hiervon wäre, daß der Berechtigte wider seinen W illen das Recht behielte. 3. Der Verzicht gehört zu den e m p f a n g s b e d ü r f t i g e n W i l l e n s e r k l ä r u n g e n (B d .I S. 143 Erl. III), unterliegt mithin den aus diese sich beziehenden Vorschriften der §§ 104— 144, J58—185. Z um Em pfang ermächtigt sind: a) d e r j e n i g e , z u d e s s e n G u n s t e n auf das Recht v e r z i c h t e t wird, d. i. entweder der Eigenthümer des Grundstücks oder ein D ritter, für den die E intragung eines Rechtes, eines Widerspruchs, einer Vormerkung oder einer Versügungsbeschränkung m it dem Range nach dem aufzuhebenden Rechte oder in gleichem Range m it demselben bewirkt ist, bezw. der Rechtsnach­ folger des D ritten ; d) d a s G r u n d b u c h a m t als die zur gleichmäßigen W ahrung der eingetragenen Rechte berufene Behörde. D er Berechtigte kann also auf das Recht verzichten, ohne sich an den Eigen­ thümer oder einen anderen Betheiligten wenden zu müssen; er kann nach näherer Bestimmung der G.B.O . §§ 13 ff. das Recht löschen lassen. Die Erklärung muß n u r g e g e n ü b e r dem Grundbuchamt abgegeben werden; dies geschieht dadurch, daß der Berechtigte bezw. sein Vertreter den Verzicht (oder die Löschungsbewilligung) entweder v o r dem Grundbuch amte, d. h. dem gegenwärtigen V ertreter desselben erklärt oder die Erklärung schriftlich der Behörde einreicht. 4. Der Ve r z i c h t hat für die Aufhebung des Rechtes dieselbe Bedeutung wie die E i n i g u n g für den Erwerb. E s gilt daher Alles, w as bei § 873 über die Einigung gesagt ist, mich für

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 876.

I st ein Recht an einem Grundstücke mit dem Rechte eines Dritten belastet, so ist zur Aufhebung des belasteten Rechtes die Zustimmung des Dritten erforderlich. Zieht das aufzuhebende Recht dem jeweiligen Eigenthümer eines anderen Grund­ stücks zu, so ist, wenn dieses Grundstück mit dem Rechte eines Dritten belastet ist, die Zustimmung des D ritten erforderlich, es sei denn, daß dessen Recht durch die Aufhebung nicht berührt wird. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder dem­ jenigen gegenüber zu erklären, zu dessen Gunsten sie erfolgt; sie ist unwiderruflich. den Verzicht; n u r daß dieser keiner Annahm e bedarf und dadurch allein, daß er gerichtlich oder notariell beurkundet wird, den Verzichtenden nickt bindet. Die G e b u n d e n h e i t tritt n u r ein, wenn entweder die Erklärung in der unter 3 b bezeichneten Weise dem Grundbuchamte gegenü l r abgegeben oder die Löschung von dem Berechtigten schriftlich bewilligt und die Urkunde in beglaubigter Form demjenigen ausgehändigt wird, zu dessen Gunsten der Verzicht erklärt ist (vergl. bei § 873 die E rl. 4 d). 5. Wer v e r p f l i c h t e t ist, ein ihm zustehendes Recht an einem Grundstück aufzugeben, hat im Hinblick auf den § 242 dezw. § 157 diese Verpflichtung so zu erfüllen, daß das Recht ge­ löscht werden kann. E r muß daher dem anderen Theile eine den Vorschriften der G .B .O . (insbes. §§ 19, 28, 29, 40, 41) entsprechende Löschungsbewilligung ertheilen. Zeigt er n u r schriftlich dem Grundbuchamt an, daß er auf sein Recht verzichte, so darf hieraus nicht m it B ö h m S . 27 ohne Weiteres gefolgert werden, daß ihm die Verpflichtung obliege. Denn die a b s t r a k t e Ver­ zichterklärung erzeugt ebensowenig wie die Einigung des § 873 (oben S . 76 Ziff. 6 Abs. 2) für den anderen Theil einen Anspruch auf Erfüllung. Die Klage auf Ertheilung einer form­ gerechten Löschungsbewilligung kann demnach nur a u s dem Kausalgeschäfte begründet werden. 6. Erst m it der L ö s c h u n g (oben S . 67) wird das Recht, auf welches verzichtet ist, auf­ gehoben. Verfügt daher der Berechtigte nach Abgabe der Verzichterklärung anderweit über das Recht zu Gunsten eines D ritten, so steht dieser Verfügung der Verzicht nicht entgegen. W enn indessen der Löschungsantrag m it dem A ntrag auf E intragung der Verfügung bei dem G rund­ buchamte zusammen trifft, so entscheidet nach der G .B .O . § 17 die Z eit des Einganges der Anträge über deren Erledigung, so zwar, daß der zuerst eingegangene Antrag zunächst erledigt und dann der andere, sofern er nun nicht mehr begründet erscheint, zurückgewiesen werden muß. 7. I s t die L ö s c h u n g u n w i r k s a m , weil die Verzichterklärung nichtig ist bezw. erfolgreich angefochten wird, so hat der Berechtigte den dinglichen Anspruch auf Berichtigung des G rund­ buchs (§ 894), d. H. auf eine E intragung, welchedas Fortbestehen des gelöschten Rechtes fest­ stellt. Am einfachsten wäre es, die Berichtigung durch Löschung des Löschungsvermerkes herbei­ zuführen. Allein in P r e u ß e n und in anderen Rechtsgebieten, in welchen das Grundbuch nach preußischem M uster eingerichtet ist, erscheint dieser Weg nicht gangbar, weil hier die für die Belastungen bestimmten Abtheilungen des Buches keine S palte für derartige Löschungen haben. E r ist aber auch abgesehen von diesem formalen Grunde in allen Fällen ausgeschlossen, in denen während der Zwischenzeit ein Recht erworben sein kann, gegen welches die Berichtigung wirkungs­ los bleiben muß, weil dem Erwerber der öffentliche Glaube des Buches (§ 892) zur Seite steht. N ur wenn weder die Möglichkeit eines solchen Erwerbes gegeben ist noch die Einrichtung des Grundbuchs ein Hinderniß bietet, kann die Löschung des Löschungsvermerkes in Frage kommen. S onst muß dem Ansprüche des Berechtigten durch W iedereintragung des Rechtes genügt werden (vergl. die preuß. G .B.O . § 118 und die Allg. Verf. des J .M . v. 20. Nov. 1899 §§ 5 ff.). Der p e r s ö n l i c h e Anspruch aus §§ 812 ff. geht auf Wiederherstellung des gelöschten Rechtes durch Einigung und Eintragung. Vergl. oben S . 76, 77. 8. Der § 875 findet keine Anwendung auf die Aufhebung eines Re c h t e s a n e i n e m e i n g e t r a g e n e n Re cht e (§§ 1072, 1255, 1273).

§ 876. E. 1 8 960 Abs. 2, § 965 Abs. 2, § 977 Abs. 2, §§ 1015, 1048, 1061 Abs. 2; II § 797 rev. § 861; III § 860. P. I S. 4347—4352, 4419—4425, 4437, 4441—4443, 4814, 4816, 4880, 4881, 11971, 11972; M. III S. 463—465, 474, 489, 551, 569, 594. P. II S. 3419—3422, 3424, 3425, 8529 (Bd. 3 S. 69—73; Bd. 6 S. 221). D. S. 657, 658. 1. Der § 876 e r g ü n z t die Vorschriften des § 875 für die Fälle, in welchen das auf­ zuhebende Recht m it dem Rechte eines D ritten belastet ist. A ls belastende Rechte können bei

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

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§ 876.

einem Erbbaurecht alle anderen an einem fremden Grundstücke zulässigen Rechte, bei diesen dagegen n u r der Nießbrauch und das Pfandrecht in Frage kommen (§§ 1017, 1068, 1273). D arüber, daß die Belastung eines eingetragenen Rechtes durch dessen einseitige Aufhebung nicht beeinträchtigt werden darf, besteht kein Zweifel. Wollte aber das Gesetz sich auf die Anerkennung dieses Grundsatzes beschränken, so würde es zu einer Aufhebung gelangen, die der absoluten Wirkung entbehrte. D a s Recht m üßte, des Verzichts und der Löschung ungeachtet, insoweit aufrechterhalten werden, a ls es den Gegenstand der Belastung bildete, und die Löschung selbst könnte zur Vermeidung von Täuschungen n u r m it diesem Vorbehalt erfolgen. Dergleichen rela­ tive Verhältnisse aber sind für das Sachenrecht möglichst zu vermeiden, weil sie die Gefahr in sich tragen, sich dem Verständnisse der Beiheiligten zu verschließen, bezw. Manchen zu verwirren, und hierdurch das V ertrauen in die Bucheinrichtung sowie die Sicherheit im Rechtsverkehre zu erschüttern. D a s B .G .B . hat deshalb von einer entsprechenden Gestaltung abgesehen; es gestaltet die Aushebung eines Rechtes, welches mit dem Rechte eines D ritten belastet ist, nur mit Zustimmung des Dritten. 2. D ie Z u s t i m m u n g h a t di e r e c ht l i c he N a t u r e i n e s a b s t r a k t e n V e r z i c h t s ; sie ist nicht Erforderniß des Verzichts auf das belastete Recht, sondern ein selbständiges Rechts­ geschäft, welches ebenso wie der Verzicht und die Löschung ein Erforderniß der A u f h e b u n g jenes Rechtes bildet (P . I S . 4443, M . I I I S . 464). D ies ergiebt sich ohne Weiteres, wenn mit den M otiven S . 539 die Kategorie des „Rechtes am Reckte" so konstruirt wird, daß durch die Begründung eines solchen Rechtes, soweit dessen I n h a lt reicht, der Berechtigte in eine Gemein­ schaft m it demjenigen tritt, dem das belastete Recht zusteht, so zwar, daß beide, mindestens nach außen, a ls Mitberechtigte angesehen werden müssen (vergl. §§ 1076 ff., 1281 ff.). Aber auch bei Ablehnung dieser Vorstellung erhellt aus dem § 876 Satz 1, daß es das eigene Recht des Zustimmenden ist. welches durch die. Zustim m ung aufgegeben wird. Der Verzicht (§ 875), die Zustimmung (§ 876) und die Vornahme der Löschung (§875) sind gleichwertige und von einander unabhängige Erfordernisse der Aufhebung des Rechtes; gemeinsam ist ihnen nu r der Zweck, da das Recht nicht erlöschen kann, wenn nicht alle drei erfüllt werden. 3. D arauf, ob der A u f h e b u n g des Rechtes v o r oder nach der B e r z i c h t e r k l ä r u n g des Berechtigten (§ 875) zugestimmt wird, kommt es nicht an. D er Berechtigte wird und bleibt ohne Rücksicht auf die Zustim m ung an seinen Verzicht gebunden. Die Zustimmung kann, da eine Frist für ihre Ertheilung nicht vorgeschrieben ist, auch nach d e r L ö s c h u n g noch wirksam erklärt werden (vergl. § 185 Abs. 2). S olange aber ihre Ertheilung aussteht, ist die Löschung unwirksam und folglich der Anspruch auf Berichtigung des Grundbuchs (§ 894), d. H. auf Wieder­ eintragung des gelöschten Rechtes gegeben, natürlich unbeschadet der B erufung des Passivbetheiligten auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs (§ 892). D er F all wird übrigens nur sehr selten praktisch werden, da der Grundbuchbeamte das Recht n u r löschen darf, wenn die Löschung sowohl von dem Berechtigten als auch von demjenigen, dem ein Recht an dem Rechte zusteht, bewilligt und die Bewilligung entweder zum Protokolle des Grundbucham ts erklärt oder durch eine öffentliche oder öffentlich beglaubigte Urkunde nachgewiesen wird (G .B .O . §§ 19, 29). 4 Die Zustimmung ist ebenso wie die Verzichterklärung ein e m p f a n g s b e d ü r f t i g e s Rechtsgeschäft. Die Vorschrift des § 876 Satz 3 entspricht in ihrem ersten Halbsatze dem § 875 Satz 2. D a s Gebiet ihrer Anwendung ist n u r insofern weiter, als der Aufhebung des belasteten Rechtes auch zu Gunsten des Berechtigten zugestimmt werden, die E rklärung mithin auch diesem gegenüber erfolgen kann. Die Zustim m ung weicht ferner von dem Verzichte darin ab, daß die Gültigkeit ihrer Erklärung und die B indung an diese nicht an verschiedene Voraussetzungen geknüpft sind; die Erklärung ist, sofern sie gültig abgegeben wird, nach § 876 Satz 3 Halbs. 2 sofort u n w i d e r r u f l i c h . Die §§ 182, 183 finden keine Anwendung (P . I S . 4443). Eine Verfügung, die nach der Zustimmung über das belastende Recht getroffen wird, entkräftet die Zustimmung nicht (vergl. §§ 404, 413); das belastete Recht kann jedoch zum Nachtheile des­ jenigen. zu dessen Gunsten verfügt ist, nicht aufgehoben werden, es sei denn, daß dem Erwerber der öffentliche Glaube des Grundbuchs (§ 892) nicht zur Seite steht. Vergl. P . I I S . 3425 (Bd. 3 S . 72, 73); B i e r m a n n S . 29. I s t das belastende Recht ein N i e ß b r a u c h oder ein P f a n d r e c h t , so kommt in Betracht, daß zu seiner Aufhebung dieeinseitige Verzichterklärung des Berechtigten genügt (§§ 1064, 1068, 1072, 1255, 1273). Wenn daher der Berechtigte, bevor das belastete. Recht aufgehoben ist, der Aufhebung gültig zustimmt, so wird hierin ein Verzicht auf das eigene Recht unter der Bedingung der Aufhebung des anderen gefunden werden müssen. Eine praktische Folge hiervon ist, daß eine V e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g , die in der Zwischenzeit gegen den Berechtigten verhängt wird, die Wirksamkeit der Zustimmung nicht berühren kann (§ 161 Abs. 1). Vergl. S t r e c k e r S . 65, 66. 5. Der § 184 kann zu der Frage veranlassen, ob die Zustim m ung, wenn sie erst n a ch d e r L ö s c h u n g ertheilt wird, auf den Zeitpunkt der Löschung z u r ü c k wi r k t . Die Bejahung P la n c k . Kommentar z. B.G.B.

Band III.

l. n. 2. Nustage.

6

82

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§. 877. Die Vorschriften der §§. 873, 874, 876 finden auch auf Aenderungen des In h a lts eines Rechtes an einem Grundstück Anwendung. scheint nach dem Prinzipe, welches dem § 184 und dem § 879 Abs. 2 zu Grunde liegt, nicht zweifelhaft zu sein. Von praktischer Bedeutung ist jedoch die Frage nicht, da sie nicht allein einen groben Verstoß der Buchbehörde gegen die bei der Löschung zu beobachtenden Bestimmungen der G .B .O . §§ 19, 29 zur Voraussetzung hat, sondern auch das kaum nachweisbare Interesse eines D ritten an der Verlegung des Zeitpunktes der Aushebung des gelöschten Rechtes unter­ stellt. Denkbar ist freilich der F all, daß über das belastende Recht v o r der Zustimmung anderw eit verfügt wird. Allein in einem solchen Falle kann die Zustimmung rechtsgültig überhaupt nicht mehr ertheilt, m ithin auch die Löschung nicht wirksam werden; die Vorschriften des § 892 über den öffentlichen G lauben des Grundbuchs bleiben jedoch unberührt. 6. S t e h t d a s R e ch t d e m j e w e i l i g e n E i g e n t h ü m e r e in e s a n d e r e n G r u n d ­ stücks z u , so gilt es nach § 96 als Bestandtheil des letzteren und, wenn dieses mit dem Rechte eines D ritten belastet ist, als mitbelastet (E rl. 2 zu § 93); es kann daher nach § 876 Satz 2 n u r mit Zustim m ung des D ritten aufgehoben werden. Z u r Löschung bedarf es freilich nach der G.B.O . § 21 der Bewilligung des D ritten nur, wenn das aufzuhebende Recht auf dem B latte des Grundstücks, als dessen Bestandtheil es angesehen wird, vermerkt ist. D a s Recht bleibt aber der Löschung ungeachtet bestehen, solange der Aufhebung von dem D ritten nicht zugestimmt wird. Die Zustim m ung ist jedoch überhaupt nicht erforderlich, wenn das belastende Recht von der Auf­ hebung nicht berührt wird. D ies trifft z. B. zu, wenn das Grundstück, m it dessen Eigenthum ein V o r k a u f s r e c h t verbunden ist (§ 1094 Abs. 2), einem Nießbrauch unterliegt. I s t das Recht, welches aufgehoben werden soll, eine G r u n d d i e n s t b a r k e i t oder eine R e a l l ä s t, so wird mit Rücksicht d arauf, daß es bei der Zwangsversteigerung in ein Recht auf Ersatz des W erthes aus dem Versteigerungserlös übergehen kann (Zw.V.G. § 92), die Voraussetzung der Ausnahm e­ vorschrift sich nu r schwer feststellen lassen. Nachhaltiger können in dieser Hinsicht die Landes­ gesetze in den Grenzen des E.G . Art. 120 Abs. 2 N r. 2 die Aufhebung belasteter Rechte a n einem Grundstück erleichtern.

§ 877. E I 8 1134 Satz 3, § 1144 Satz 3; II § 798 rev. § 862; III § 861. P. I S. 5384, 5387—5390, 5445—5448; M. III S. 779, 795, 796. P. II S. 4678, 4680, 4681, 4733-4736, 6038-6040 (Bd. 3 @. 692, 693, 694, Bd. 4 S. 586, 587). D er I n h a lt eines Rechtes an einem Grundstücke kann, soweit seine Bestimmung den Beiheiligten freigegeben ist ( S . 7, 8), nachträglich geändert werden. Besteht die Aenderung in einer Erweiterung der Befugnisse des Berechtigten, so stellt sie sich a ls eine Neubelastung des Grundstücks dar, zu der die Einigung des Berechtigten m it dem Eigenthümer und die E intragung in das Grundbuch erforderlich ist (§§ 873, 874). S in d gleichober nachstehende Berechtigte vorhanden, so bedarf es ihrer Zustim m ung, es sei denn, daß ein Rechtsverlust durch die Aenderung für sie ausgeschlossen ist oder das Gesetz, wie z. B. in § 1119, die Zustimmung für entbehrlich erklärt (§ 876). Fehlt die in Ansehung eines Rechtes erforder­ liche Zustim m ung, so kann die Aenderung n u r m it dem Range nach diesem Rechte eingetragen werden. Bezweckt die Aenderung, den In h a lt des Rechtes einzuschränken, so handelt es sich im Grunde n u r um eine theilweise Aufhebung, die den Vorschriften der §§ 875, 876 unterliegt. Thatsächlich entspricht aber der Einschränkung nicht selten in anderer Beziehung eine Erweiterung der Befugnisse des Berechtigten. B isw eilen läßt sich von vornherein überhaupt nicht übersehen, ob durch die Aenderung der I n h a lt des Rechtes erweitert oder eingeschränkt wird. Einige Fälle werden in dem B .G .B . besonders geordnet, so in dem § 880 die Rangänderung, i ndem § 1 1 1 6 Abs. 2, 3 die nachträgliche Ausschließung der Ertheilung eines Hypothekenbriefs sowie die Auf­ hebung der Ausschließung, in dem § 1180 der Fall, wenn an die Stelle der Forderung, für welche eine Hypothek besteht, eine andere Forderung gesetzt wird. I n den nicht besonders geordneten Fällen tritt die Vorschrift des § 877 ergänzend ein, namentlich also, wenn der I n h a lt eines Erbbaurechts, einer Dienstbarkeit, eines Vorkaufsrechts oder einer Reallast geändert, eine Hypothek oder eine Grundschuld umgewandelt (§§ 1186, 1198, 1203), bei einer Hypothek für die Forderung au s einer Schuldverschreibung auf den In h a b e r oder bei einer Grundschuld auf den In h a b e r des Briefes nachträglich dem Gläubiger ein V ertreter bestellt werden soll (§§ 1189, 1192, 1195, 1200).

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 877, 878.

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§. 878. Eine von dem Berechtigten in Gemäßheit der §§. 873, 875, 877 abgegebene Erklärung wird nicht dadurch unwirksam, daß der Berechtigte in der Verfügung beschränkt wird, nachdem die Erklärung für ihn bindend geworden und der A ntrag auf Eintragung bei dem Grundbuchamte gestellt worden ist. § 878.

E. I 8 831, § 834 Satz 1, § 1134 Satz P. I S. 3655—3660, 3701—3704, 3972,

3, § 1144 Satz 3; I I § 799 rev. § 863; I I I § 862. 4437—4441, 5384, 5389, 5445—5448, 6209, 6216, 6244, 6248, 6262, 6263, 6269, 11933—11935, 11974; M. I I I S. 190—193, 200, 201, 779, 795, 796. P . I I S. 3 4 0 9 -3 4 1 3 , 6038—6040 (Bd. 3 S. 65—67, Bd. 4 S. 586, 587). D. S. 658. 1. Den Vortheilen, welche das Eintragungsprinzip der §§ 873, 875, 877 gewährt, steht die Unzuträglichkeit gegenüber, daß die Betheiligten den Zeitpunkt, mit welchem die Rechtsänderung eintritt, nicht mit Sicherheit bestimmen können, weil das Grundbuchamt nur selten in der Lage ist, die beantragte Eintragung sofort nach Eingang des Antrags vorzunehmen. Erfahrungs­ gemäß vergehen meist Tage, mitunter sogar Wochen, bis der Antrag erledigt ist. I n der Zwischenzeit aber können sich Thatsachen ereignen, durch welche die Verfügung über das Recht dem Berechtigten entzogen, die eine solche Verfügung bezweckende Erklärung mithin, da sie ihren Zweck nur mit Hülfe der Eintragung zu erreichen vermag, unwirksam wird, sofern nicht das Gesetz dem Ereignisse die Erheblichkeit abspricht. D as B.G .B. enthält zum Schutze der Rechts­ geschäfte unter § 130 die a l l g e m e i n e Bestimmung, daß es auf die Wirksamkeit einer Willens­ erklärung ohne Einfluß ist, wenn derjenige, der dieselbe abgegeben hat, stirbt oder die Geschäfts­ fähigkeit verliert (S . 75 Ziff. d Abs. 2). Unter § 878 wird für dingliche Rechtsgeschäfte eine b e­ s onde r e Bestimmung getroffen, um auch gegen V e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g e n des Berechtigten den Erwerber des Rechtes bezw. im Falle der Aushebung desselben den Begünstigten zu schützen. I n Betracht kommen vornehmlich die Veräußerungsverbote der §§ 135, 136, insbesondere die Versteigerungsbeschlagnahme (Zw.V.G. §§ 20—23) und die Konkurseröffnung (oben S . 68). Das Reichsgericht hatte die K.O. v. 10. Februar 1877 § 12 so ausgelegt, daß nach der Eröffnung des Konkurses über das Vermögen des Eigenthümers eines Grundstücks eine Hypothek mit Wirkung gegen die Masse nicht mehr eingetragen werden könnte, auch wenn der Antrag auf Eintragung schon v o r der Eröffnung gestellt worden wäre (R.G. 28 S . 283). Dieser A us­ legung wird für die Zukunft dadurch vorgebeugt, daß der dem § 12 entsprechende § 15 der neuen Fassung der K.O. die Vorschrift des B.G.B. § 878 unberührt läßt. 2. Der § 878 entzieht der Verfügungsbeschränkung die Wirkung gegen die Rechtsänderung, wenn die zu dieser erforderliche Erklärung des Berechtigten für denselben bindend geworden und der Eintragungsantrag bei dem Grundbuchamte gestellt worden ist, be vor die Beschränkung verhängt wurde. Bezüglich der B i n d u n g darf hier auf die Erl. der §§ 873, 875 (S . 74,75, 80) verwiesen werden. Der A n t r a g dagegen ist zwar ein Moment des Verfahrens, welches in der G.B.O. §§ 13, 15—18, 28, 30, 32, 46 geregelt ist. Aber dieses Moment ist nach § 878 für die materiellen Rechtsbeziehungen der Betheiligten zu einander dergestalt wesentlich, daß, wenn es fehlt, die Erklärung des Berechtigten durch die Verfügungsbeschränkung entkräftet wird. Ebenso liegt der Fall, wenn der Antrag von dem Grundbuchami endgültig zurückgewiesen oder vor seiner Erledigung von dem Antragsteller zurückgenommen wird. Hierbei darf jedoch nicht übersehen werden, daß ein von Mehreren nach der G.B.O. § 13 Abs. 2 wirksam gestellter Antrag für das Grundbuchamt nur dann wegfällt, wenn ihn al l e Antragsteller zurückziehen. 3. Die Zustimmung des § 876 bedarf nicht des Schutzes, den der § 678 gewährt; der Grund ist aus den Erl. des § 876 unter Ziff. 4 ersichtlich. 88 879—881. Eine der wichtigsten Aufgaben, welche die Gesetzgebung im Interesse des Realkredits zu lösen hat, ist die Gestaltung des R a n g v e r h ä l t n i s s e s unter mehreren Rechten, mit welchen ein Grundstück belastet ist. Die Wichtigkeit besteht darin, daß bei der Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g des Grundstück' wenn der Erlös zur Befriedigung der Ansprüche aus den Rechten nicht hin­ reicht, die Befriedigung eines Anspruchs von der Stelle abhängt, die das Recht in der R ang­ ordnung einnimmt (Zw.V.G. §§ 10 ff.). D as B.G.B. regelt in den §§ 879—881 das Verhältniß für die e i n g e t r a g e n e n Rechte, und zwar in dem § 879 die allgemeinen G r u n d l a g e n , in dem § 880 die nachträgliche A e n d e r u n g des Ranges eines Rechtes, in dem § 881 den

84

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§. 879. D as Rangverhältniß unter mehreren Rechten, mit denen ein Grundstück be­ lastet ist, bestimmt sich, wenn die Rechte in derselben Abtheilung des Grundbuchs eingetragen sind, nach der Reihenfolge der Eintragungen. Sind die Rechte in verschiedenen Abtheilungen eingetragen, so hat das unter Angabe eines früheren Tages eingetragene Recht den Vorrang; Rechte, die unter Angabe desselben Tages eingetragen sind, haben gleichen Rang. Die Eintragung ist für das Rangverhältniß auch dann maßgebend, wenn die nach §. 873 zum Erwerbe des Rechtes erforderliche Einigung erst nach der Ein­ tragung zu Stande gekommen ist. Eine abweichende Bestimmung des Rangverhältnisses bedarf der Eintragung in das Grundbuch. sogenannten R a n g v o r b e h a l t . D a in dem Rangverhältnisse sich die Wirksamkeit der Rechte gegen einander bethätigt, so unterliegt dasselbe dem E intragungs- und Konsensprinzip. Je d e s Recht hat demnach den R ang, der ihm auf G rund einer Bestimmung der B e te ilig ten im G rund­ buche beigelegt wird (§ 879 Abs. 3, § 880 Abs. 2, § 881 Abs. 1, 2). S ow eit eine solche Bestimmung nicht getroffen oder nicht eingetragen ist, bestimmt sich das Rangverhältniß nach der Reihenfolge der E intragungen, bei Rechten, welche in verschiedenen Abtheilungen des G rund­ buchs eingetragen sind, nach dem D atum (oben S . 66 Ziff. 5).

8 879. E. I 8 840; II § 800 rev. § 864; III § 863. P. I S. 3781, 3782, 3974, 3983—3985, 5015, 5128, 6265, 6270; M. III S. 225—227. P. II S. 3457—3462, 8530 (Bd 3 S. 88—91, Bd. 6 S. 221). D. S. 658, 659. 1. D a s E intragungsprinzip bringt es m it sich, daß das Rangverhältniß unter mehreren Rechten nicht durch das A l t e r , sondern durch die E i n t r a g u n g derselben bestimmt wird. D as A lter eines Rechtes entzieht sich regelmäßig der Kenntniß eines D ritten, für den ebenfalls ein Recht an dem Grundstück eingetragen werden soll. D a s Grundbuch giebt keine Auskunft darüber, ob und wann die zur Entstehung des Rechtes nach § 873 erforderliche Einigung zu Stande gekommen ist. Die Verm uthung spricht aber für das Bestehen des eingetragenen Rechtes (§ 891); wird sie nicht widerlegt, d. H. das Nichlbestehen nicht nachgewiesen, so muß D ritten gegenüber das Recht a ls m it seiner E intragung entstanden gellen und folglich auch den R ang behaupten, den ihm die E intragung beilegt. Diese Auffassung entspricht der überwiegenden M ehrzahl der Landesgesetze. W ährend indessen einige, z. B . das b a y e ris c h e Hyp.-Ges. § 59, das W ü r tte m b e r g is c h e Psandges. A rt. 96 und das a l i e n b u r g i s c h e Grundbuchges. § 93, die z e itlic h e Folge der Eintragungen als das R angverhältniß bestimmend ansehen, lassen die meisten, unter ihnen das p re u ß . Ges. über den E igenthum serw. §§ 17, 34, die r ä u m l i c h e Ordnung auf dem Blatte des Grundbuchs, d .h . die Reihenfolge der E intragungen, soweit diese in der nämlichen Abtheilung des B lattes bewirkt werden, statt der Zeitfolge entscheiden. D a s B .G .B . konnte auf die Zeitfolge nicht abstellen, weil die Angabe der Zeit einer E intragung im Grundbuche nicht wesentlich ist (G .B .O . § 45), m ithin auch solche Eintragungen berücksichtig: werden müssen, denen die Zeitangabe mangelt. Praktisch ist es übrigens n u r von geringem Belang, ob das Rangverhältniß durch die Reihen­ folge oder durch die Zeitfolge begründet wird. D enn da jedes Recht an der zunächst offenen Stelle einzutragen, ein Zwischenraum aber, der Platz für eine neue E intragung gewährte, nicht gestaltet ist, so m uß eine E intragung, die r ä u m l i c h nach einer anderen und v o r einer Dritten steht, auch z e itlic h nach jener und v o r dieser bewirkt worden sein. S o ll die Reihen­ folge nicht entscheiden, so bedarf es nach § 879 Abs. 3 der besonderen E intragung des R ang­ verhältnisses, welches unter den nach einander eingetragenen Rechten bestehen soll (G .B .O . § 46 Abs. 3). D ie ältere p r e u ß is c h e P ra x is ließ die Reihenfolge dann nicht maßgebend sein, wenn mehrere Rechte unter d e r s e l b e n Num m er m it demselben D atum eingetragen w aren; in diesem Falle sollten die Rechte gleichen R ang haben (A c h ille s S . 108, 109). Nach dem B .G .B . findet dies n u r statt, wenn die Abweichung im Grundbuche vermerkt ist. 2. S in d die Rechte in v e r s c h i e d e n e n A b t h e i l u n g e n des ^Grundbuchs eingetragen (oben S . 64), so läßt das Prinzip des § 879 Abs. 1 Satz 1 in Stich (S . 66 Ziff. 5). E s muß

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 879.

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nunmehr auf die Zeitfolge zurückgegriffen werden, aber nicht in dem Sinne, daß die zeitliche Priorität der einen Eintragung v o r der anderen zu beweisen wäre. Von dem Standpunkte, der unter Ziff. 1 gekennzeichnet ist, kann nur die Eintragung selbst, d. H. ihre eigene Zeitangabe darüber entscheiden, wann sie bewirkt worden ist. Nach der G.B.O. § 45 soll aber jede Ein­ tragung den T a g ihrer Vornahme (d. i. das Datum nach dem Kalender) angeben. Der zweite Satz des § 879 legt deshalb dem früher datirten Rechte den Vorrang bei. S ind die Rechte verschiedener Abtheilungen mit gleichem Datum eingetragen, so fehlt das den Vorzug bedingende Merkmal; die Rechte haben daher, wie das Gesetz besonders hervorhebt, gleichen Rang. I s t in einer Abtheilung ein Recht ohne Datum eingetragen, so soll es nach S tre c k e r S . 78 allen Rechten nachstehen, die in einer anderen Abtheilung mit Angabe des Datums ein­ getragen sind. Dies dürfte jedoch nur dann richtig sein, wenn die nicht datirte Eintragung die letzte in der Reihenfolge ihrer Abtheilung ist. Andernfalls hat die nicht datirte Eintragung nach § 879 Abs. 1 Satz 1 den Rang v o r der ihr räumlich folgenden Eintragung und hiermit zugleich vor denjenigen Eintragungen einer anderen Abtheilung, welchen diese Eintragung vorgeht. Aehnlich B ie r m a n n S . 31. 3. Der Rang eines Rechtes bestimmt sich auch dann nach der Eintragung, wenn dasselbe von einer B e d i n g u n g abhängt. Dies folgt einerseits daraus, daß derjenige, welcher ein solches Recht bestellt, mit der Bestellung nach § 161 Abs. 1 dinglich gebunden wird, andererseits aus der analogen Anwendung des § 879 Abs. 2, da diese Vorschrift auf dem Grundsätze beruht, daß die Eintragung für den Rang eines Rechtes ohne Rücksicht auf den Zeitpunkt der Ent­ stehung desselben den Ausschlag giebt. I n dem Zw.V.G. §§ 48, 50, 51, 119, 120 werden die praktischen Konsequenzen des Grundsatzes gezogen. Ein Recht, zu dessen Schutze ein W i de r s p r u c h eingetragen wird (§ 899), erlangt hier­ durch für den F all seiner Feststellung absolute Wirkung gegen die in der Zwischenzeit entstehenden Rechte (§ 892 Abs. 1); es geht diesen Rechten vor (vergl. § 902 Abf. 2 ; Zw.V.G. § 48). Den voreingetragenen Rechten steht es im Range nach, soweit nicht dadurch, daß einer der Berechtigten sich nicht auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs berufen kann (§ 892), ein anderes Rang­ verhältniß begründet wird. M it der B e s c h r ä n k u n g d e s E i g e n t h ü m e r s i n d e r V e r f ü g u n g über das Grundstück steht es, wenn die Beschränkung eingetragen ist, in Ansehung des Ranges wesentlich ebenso -wie mit dem Widersprüche. Der Einfluß einer V o r m e r k u n g auf den Rang des durch dieselbe gesicherten Rechtes wird in dem § 883 Abs. 3 besonders bestimmt. Eine Sonderbestimmung gilt ferner im Hypotheken­ rechte nach § 1131 Satz 2 für den Fall, daß ein mit einem Rechte belastetes Grundstück einem anderen Grundstück, an dem eine H y p o t h e k besteht, z u g e s c h r i e b e n worden ist. Wegen der M e l i o r a t i o n s d a r l e h n e siehe E.G. Art. 118. 4. Der § 879 setzt eine O r d n u n g des V e r f a h r e n s voraus, bei welcher, wenn mehrere Rechte einzutragen sind, die Eintragungen nach d e r R e i h e bewirkt werden, d. H. in derjenigen Folgeordnung, welche von den Betheiligten bestimmt ist, beim Mangel einer solchen Bestimmung aber der Zeitfolge entspricht, in der die Anträge bei dem Grundbuchamte gestellt worden sind. Die erforderlichen Vorschriften sind in der G.B.O. §§ 17, 18, 46 enthalten. a) Die B e s t i m m u n g d e s R a n g v e r h ä l t n i s s e s durch die B e t h e i l i g t e n kommt (im Hinblick auf § 880) an dieser Stelle nur insoweit in Betracht, als sie bei der B e s t e l l u n g der Rechte erfolgt. Zu ihrer Gültigkeit ist die E i n i g u n g des Eigenthümers mit den Erwerbern der Rechte über die Abweichung von dem gesetzlichen Rangverhältniß und die E i n t r a g u n g der Abweichung in das Grundbuch erforderlich (§ 873 Abs. 1, § 879 Abs. 3). Dem Grundbuch­ amte braucht jedoch die Einigung nicht nachgewiesen zu werden; die Behörde hat das abweichende Rangverhältniß einzutragen, wenn die formellen Voraussetzungen der Eintragung vorliegen (vergl. G.B.O. §§ 13, 15 ff., §§ 29, 30, 46 Abs. 3). Wird ein anderes als das durch die Einigung der Betheiligten bestimmte Rangverhältniß eingetragen, so wird das Grundbuch unrichtig und der Anspruch des Verletzten auf Berichtigung des Buches nach § 894 begründet. b) H a b e n die B e t h e i l i g t e n d a s R a n g v e r h ä l t n i ß nicht b e s t i m m t , so sind die Rechte in Gemäßheit der G.B.O. § 46 Abs. 1, 2 so einzutragen, daß ein Recht, dessen Eintragung früher beantragt ist als die eines anderen, den Rang vor diesem erhält und daß Rechte, deren Eintragung gleichzeitig beantragt ist, gleichen Rang erlangen. Weicht der Grundbuchbeamte vorsätzlich oder fahrlässig hiervon ab, so hat nach § 12 a. a. O. der S ta a t oder die Körperschaft, in deren Dienste der Beamte steht, dem Beschädigten Ersatz des Schadens zu leisten. Die Abweichung macht das Grundbuch nicht unrichtig. Denn die Vorschriften deS § 46 Abs. 1, 2 sind nur Ordnungsvorschriften, von deren Befolgung die Bestimmung des Rangverhältniffes nach dem B.G.B. § 879 Abs. 1 nicht abhängig ist. Ein persönlicher Anspruch auf Aenderung des Rangverhältnisses ist freilich nicht ausgeschlossen; er kann namentlich aus einer ungerechtfertigten Bereicherung oder aus einer unerlaubten Handlung desjenigen hergeleitet werden.

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§. 880. D as Rangverhältniß kann nachträglich geändert werden. Zu der Rangänderung ist die Einigung des zurücktretenden und des vor­ tretenden Berechtigten und die Eintragung der Aenderung in das Grundbuch er­ forderlich; die Vorschriften des §. 873 Abs. 2 und des §. 878 finden Anwendung. S o ll eine Hypothek, eine Grundschuld oder eine Rentenschuld zurücktreten, so ist außerdem die Zustimmung des Eigenthümers erforderlich. Die Zustimmung ist dem Grundbuchamt oder einem der Betheiligten gegenüber zu erklären; sie ist unwiderruflich. Is t das zurücktretende Recht mit dem Rechte eines Dritten belastet, so finden die Vorschriften des §. 876 entsprechende Anwendung. Der dem vortretenden Rechte eingeräumte Rang geht nicht dadurch verloren, daß das zurücktretende Recht durch Rechtsgeschäft aufgehoben wird. Rechte, die den Rang zwischen dem zurücktretenden und dem vortretenden Rechte haben, werden durch die Rangänderung nicht berührt. dessen Recht in Folge des vorschriftswidrigen Verfahrens den besseren Rang erhalten hat. A us der bloßen Thatsache aber, daß das Recht des Verletzten nicht mit dem nach der G .B.O. § 46 Abs. 1 oder Abs. 2 ihm gebührenden Range eingetragen ist, folgt noch nicht eine Bereicherung des Begünstigten auf Kosten des Verletzten (B.G .B. § 812), und eine unerlaubte Handlung des Begünstigten liegt nicht schon dann vor, wenn demselben bei der Stellung des Eintragungsantrags bekannt gewesen ist, daß der Verletzte die Eintragung seines Rechtes bereits vorher beantragt hatte. Der erstere Fall war für das preußische Recht anders entschieden worden (vergl. A c h ille s S . 110); Näheres über die Frage im P . I I S . 3461 (Bd. 3 S . 90). 5. N ic h t e in g e tr a g e n e Rechte stehen den eingetragenen Rechten nach; unter einander rangiren sie nach der Zeitfolge ihrer Entstehung (S . 9). Die Regel hat indessen Ausnahmen. Die praktisch wichtigsten ergeben sich aus dem Zw.V.G . §§ 1 0 —12. Nach dem B.G .B. § 914 Abs. 1 Satz 1 und § 917 Abs. 2 Satz 2 geht die Rente, welche für die Duldung eines Ueberbaues oder eines Nothwegs von dem Eigenthümer eines Grundstücks zu entrichten ist, allen übrigen Rechten an dem Grundstücke vor. Eine allgemeine Ausnahme wird durch § 89 J begründet; hatte nämlich derjenige, dem ein eingetragenes Recht zusteht, beim Erwerbe des Rechtes bezw, bei der Stellung des Eintragungsantrags Kenntniß von einem nichteingetrageneu Rechte an dem Grundstücke, so hat dieses Recht den Vorrang. F ür die U e b e r g a n g s z e it sind die Vorschriften des E.G. Art. 1 8 4 ,1 8 7 — 189 maßgebend. § 880.

E. I 8 841; I I § 801 rev. § 865; I I I § 864. S . 228— 232.

P . I S . 5127— 5136, 5141— 5149; P . I I S . 3463— 3480 (Bd. 3 S . 91—99). D . S . 658, 659.

M. I I I

I. Der Rang eines Rechtes bezeichnet, rein logisch angesehen, nicht eine selbständige Besugniß des Berechtigten, über die beliebig verfügt werden könnte, sondern eine Folgerung aus der Dinglichkeit des Rechtes, die Wirkung desselben gegen weitere Belastungen des Grundstücks, die der Uebertragung auf ein anderes Recht widerstrebt. Die Rücksicht auf den Realkredit des Eigenthümers fordert aber dringend, den Betheiligten eine Aenderung des bestehenden Rang­ verhältnisses zu gestatten. Ein Bedürfniß ist namentlich dann vorhanden, wenn eine Stiftung, eine Hypothekenbank oder eine sonstige Anstalt, die nach ihren Satzungen Grundstücke nur zur ersten Stelle beleihen darf, unter Erfüllung dieser Bedingung das Geld hergeben will oder wenn Jemand, dem eine Hypothek oder eine Grundschuld an dem Grundstücke zusteht, dem Eigenthümer kündigt oder mit Kündigung droht, weil er sich durch ein ihm vorgehendes Recht in seiner Sicher­ heit gefährdet glaubt. D ie Landesgesetzbung ist dem Bedürfnisse durch Zulassung einer Vorrechtseinräumung (Prioritätsabtretung) auf dem Gebiete des Hypothekenrechts entgegengekommen; so namentlich in P r e u ß e n durch das Gesetz über den Eigenthumserwerb 2 c. § 35 und die G.B.O. v. 5. M ai 1872 § 86, in B a y e r n durch das Hyp.-Ges. § 62, in S a c h s e n durch das B .G .B . § 440, in W ü r tte m b e r g durch das Pfandges. Art. 104. Die Regelung ist jedoch, wenn man von dem sächs. Gesetzbuch absieht, mehr oder weniger unvollkommen, weil die Gesetze die Vorstellung, daß

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 880.

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5>er Rang eines Rechtes auf ein anderes nicht übertragen werden könne, nicht vollständig auf­ gegeben haben, während die Absicht der Parteien'bei der Prioritätseinräumung gewöhnlich darauf gerichtet ist, durch dieselbe den Rang der Rechte endgültig zu wechseln, d. H. mit dinglicher Wirkung zu ändern. Die Folge waren zahlreiche Streitfragen, welche dem Institute den Stempel der Unsicherheit aufdrückten. Vergl. A c h ille s S . 194— 197; R e g e ls b e r g e r , das bayerische Hypothekenrecht § 91 (3. Aufl.) S . 439—447; S t r o h a l , die Prioritätsabtretung nach heutigem Grundbuchrecht rc. (1880). Die erste Kommission fand das Rechtsverhältnis;, welches durch die Vorrechtseinräumung begründet würde, so unklar und wenig einfach, daß sie sich gegen die Aufnahme derselben in das B.G.B. erklärte. Eine rechtsgeschäftliche Aenderung der Rangordnung wurde zwar vorgesehen. Aber während die Prioritätsabtretung durch eine Übereinkunft des vortretenden Gläubigers m it dem zurücktretenden vollzogen wird und einer Eintragung meist nur zur Erlangung von Nechtswirkung gegen Dritte bedarf, sollten fortan Vertrag und Eintragung zur Gültigkeit der Aenderung erforderlich und der Vertrag nicht blos von den unmittelbar Betheiligten, sondern auch von dem Eigenthümer des Grundstücks und den etwaigen Z wi s c h e n b e r e c h t i g t e n geschlossen werden müssen (E. I § 841). Die Kritik erklärte sich gegen diese Lösung; man hielt dieselbe für unpraktisch, weil der Eigenthümer die Zustimmung der Zwischenberechtigten nur sehr selten und jedenfalls nur mit unverhältnißmäßigen Opfern würde beschaffen können. Die zwei t e Kommission hat dieses Erforderniß aufgegeben, im Uebrigen aber die Vvrrechtseinräumung, unter Ausdehnung auf a l l e begrenzten Rechte an Grundstücken, zu einer wirklichen R a n g ä n d e r u n g erhoben. Ih ren Beschlüssen ist weder der Bundesrath noch der Reichstag entgegengetreten.

II. Indem der § 880 Abs. 1 ausspricht, daß das Rangverhältniß nachträglich geändert werden kann, läßt er keinen Zweifel, daß es sich um eine p o s i t i v e Einrichtung handelt, welche der ausdrücklichen Anerkennung durch das Gesetzbedarf und nur, soweit diese Anerkennung reicht, sich zu bethätigen vermag (vergl. S . 6 Ziff. 2). 1. Für die rechtliche N a t u r der Rangänderung ergießt sich aus Abs. 1, daß der V or­ zug, welchen nach § 879 das eine Recht vor dem anderen hat, von jenem gelöst und diesem beigelegt wird. Die für das preußische Recht vertretene Auffassung, daß durch die Vorrechts­ einräumung nur obligatorische Rechte und Pflichten begründet werden, verliert somit dem B.G.B. gegenüber die Berechtigung. Durch die Rangänderung wird für die Betheiligten derjenige Zustand hergestellt, welcher von vornherein bestanden haben würde, wenn das vortretende Recht an der Stelle, welche das zurücktretende Recht im Grundbuch einnimmt, und das zurücktretende an der Stelle des vortretenden Rechtes eingetragen worden wäre. Steht dieses Recht u n m i t t e l b a r hinter jenem eingetragen, so vollzieht sich ein Stellentausch, der keine Schwierigkeiten macht. Werden dagegen beide Rechte durch ein oder mehrere Rechte Dritter im Grundbuche getrennt, so komplizirt sich das Verhältniß dadurch, daß die Zwi schenr echt e grundsätzlich unberührt bleiben müssen. Der rechtliche Vorgang ist aber im Wesentlichen der nämliche. Derjenige, welcher sein Recht zurücktreten läßt, begiebt sich der mit demselben verbundenen Macht, die nachstehenden Rechte zu verdrängen, in Ansehung der Zwischenrechte und des vortretenden Rechtes zu Gunsten des letzteren, so zwar, daß ihm die Verdrängungsmacht nur in dem Umfange verbleibt, in welchem sie auch an der bisherigen Stelle des vortretenden Rechtes ausgeübt werden kann (vergl. J a c u b e z k y S . 221). I n dem P . I I S . 3472— 3480 (Bd. 3 S . 95—99) ist die Rangänderung wiederholt als „Rangabtretung" bezeichnet worden.Hieraus darf jedoch nicht gefolgert werden, daß sie die juristische Natur der „Uebertragung" hätte. Es findet kein Wechsel in der Person der Berechtigten statt, sondern nur eine Aenderung des Verhältnisses der Rechte unter einander. Weit eher läßt sich die Rangänderung mit der Pfandbestellung vergleichen. Jedenfalls ist sie eine B e l a s t u n g des zurücktretenden Rechtes zu Gunsten des vortretenden. Eine praktische Folgerung aus dieser Auffassung besteht darin, daß zur Beseitigung einer eingetragenen Rangänderung nicht eine neue Rangänderung, sondern nur die Aufhebung der alten nach näherer Bestimmung der §§ 875, 876 erforderlich ist (vergl. G.B.O. § 27 Abs. 1 Satz 1, § 47). 2. Den Ge g e n s t a n d der Vorrechtseinräumung des bisherigen Rechtes bilden Hypotheken und Grundschulden. D as B.G .B. hat, im Anschluß an die für das preußische Recht (in J o h o w ' s Jahrb. für Entsch. des Kammergerichts rc. 12 S . 362—368) vertheidigte Ansicht, die Rang­ änderung auch bei den übrigen begrenzten Rechten gestattet. Besondere Vorschriften sind indessen für diese Fälle nicht gegeben. Es können daher, wenn Zwischenrechte vorhanden sind, mancherlei Zweifel entstehen. Da die Zwischenrechte nach Abs. 5 durch die Rangänderung nicht berührt werden, so versteht es sich von selbst, daß ihnen gegenüber die Aenderung nur insoweit wirksam sein kann, als nicht das Grundstück durch das vortretende Recht schwerer belastet ist als durch das zurücktretende. Handelt es sich lediglich |um H y p o t h e k e n und G r u n d schul den, so ist der Umfang der Belastung leicht zu erkennen, da das Kapital, für welches das Grundstück haftet.

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

aus dem Grundbuch ersichtlich ist. Lautet z. B. die vorstehende Post über 1000 Mark, die nachstehende über 2000 Mark, so kann die letztere aus Rücksicht aus die Zwischenrechte nur für die Hälfte ihres Betrags den Rang der ersteren erwerben; für die andere Hälfte verbleibt ihr die Stelle hinter den Zwischenrechten, wenn auch mit dem Vorzüge vor der zurücktretenden Post. Sind diese Folgerungen für die Hypothek und die Grundschuld richtig, so müssen sie nach § 880 grundsätzlich auch dann gezogen werden, wenn der Rang eines a n d e re n R e c h tes geändert wird. Is t das Recht mit dem Betrage seines Werthes nach § 882 eingetragen, so erscheint es nicht bedenklich, den eingetragenen Betrag gleichwie bei der Rentenschuld die in Gemäßheit des § 1199 Abs. 2 Satz 2 eingetragene Ablösungssumme als den Umfang der Belastung des Grundstücks bestimmend anzusehen. Steht dagegen dieser Maßstab nicht zu Gebote, so bleibt es unentschieden, ob das Grundstück durch das vorgetretene Recht inehr belastet wird als durch das zurückgetretene, und demgemäß auch, ob und in welchem Maße die Zwischenrechte der beabsichtigten Wirkung der Rangänderung entgegenstehen. Die Entscheidung kann nur durch die Zwangsversteigerung des Grundstücks herbeigeführt werden, und auch auf diesem Wege nur, wenn nicht ein Erlös erzielt wird, durch welchen die Zwischenrechte bei voller Berücksichtigung der Rangänderung gedeckt werden. Vergl. das Zw.B.G. §§ 44 ff., § 52 Abs. 1, §§ 62, 92. 3 Die E r f o r d e r n i s s e der Rangänderung entsprechen dem dinglichen Charakter derselben. Vielleicht folgt schon aus § 877, daß Einigung und Eintragung unerläßlich sind, um das aus dem Grundbuch ersichtliche Rangverhältniß durch ein anderes zu ersetzen. Jedenfalls stellt der § 880 diese Folgerung außer Zweifel. I m Uebrigen geben die Abs. 2 und 3 zu nachstehenden Bemerkungen Anlaß: a) D as Gesetz verlangt die E i n i g u n g derjenigen, welchen die Rechte zustehen, deren Rang geändert werden soll. Die Gebundenheit an die Einigung bestimmt sich in Ansehung des zurück­ tretenden u n d des vortretenden Berechtigten nach § 873 Abf. 2. Der Berechtigte im Sinne des § 878 ist der zurücktretende (§ 873 Abs. 1). Weiter ist unmittelbar Niemand an der Einigung betheiligt. Bon einer Einigung kann natürlich keine Rede sein, wenn Jem and, der zwei Rechte an einem Grundstücke hat, das Rangverhältniß derselben umgestaltet oder wenn ein eingetragenes Recht getheilt und dem einen Theile der Rang vor dem anderen von dem Berechtigten beigelegt wird. I n diesen Fällen wird (wie im Falle des § 1196) die Einigung durch die einseitige Erklärung des Berechtigten ersetzt. b) Die Rangänderung enthält eine Abschwächung des Rechtes, welches zurücktreten soll. Wenn daher dieses Recht mit dem Rechte eines Dritten belastet ist, so bedarf sie der Z u s t i m m u n g d e s D r i t t e n . Der Fall liegt rechtlich ebenso wie der in § 876 geregelte Fall einer rechtsneschäftlichen Aufhebung des belasteten Rechtes. Deshalb ist er nach § 880 Abs. 2 den Vor­ schriften des § 876 unterworfen. Die Anwendung derselben hat hier kaum etwas Besonderes. Hervorzuheben ist nur der Satz, daß die Zustimmung, wenn sie nicht dem- Grundbuchamte gegenüber erklärt wird, demjenigen gegenüber zu erklären ist, zu dessen Gunsten sie erfolgt; dies kann nicht blos der vortretende, sondern auch der zurücktretende Berechtigte, unter Umständen auch der Eigenthümer des Grundstücks sein. c) I s t das Recht, welches zurücktreten soll, eine Hy p o t h e k (§ 1113) oder eine G r u n d ­ schul d (§§ 1191, 1192). so greift die Rangänderung in den Rechtskreis des Eigenthümers ein, weil sie dessen Recht für die Fälle beeinträchtigt, in welchen nach näherer Bestimmung der 88 1143, 1163, 1164, 1168, 1170 ff., 1192, 1200 die Hypothek oder die Grundschuld auf den Eigenthümer übergeht; sie kann daher nur mit Z u s t i m m u n g des E i g e n t h ü m e r s erfolgen (vergl. § 1183). Der § 880 spricht dies im Abs. 2 Satz 2 ausdrücklich aus, gewiß sehr zweck­ mäßig, da der Mangel einer solchen Vorschrift in dem bisherigen Rechte mancherlei Zweifel hervorgerufen hat; wie es scheint, ist die Zustimmung des Eigenthümers nur in dem Grundbuch­ gesetze für A n h a l t v. 11. März 1877 § 20 vorgeschrieben. Die Zustimmung ist ihrem Grunde und Zwecke nach auch dann erforderlich, wenn die zurücktretende Hypothek oder Grundschuld derselben Person zusteht wie das vortretende Recht ( B i e r m a n n S . 32). Nur dann ist sie nach § 1151 entbehrlich, wenn bei einer Theilung der Post das Rangverhältniß der Theile geändert wird (§§ 1192, 1200). I m Uebrigen hat die Zustimmung des Eigenthümers die rechtliche N atur der unter b behandelten Zustimmung des Dritten; die Vorschriften des Abs. 2 Satz 3 tragen nur der besonderen Sachlage Rechnung. d) Zwi s chenr echt e sind ohne Einfluß auf die Erfordernisse der Rangänderung. Es bedarf namentlich keiner Feststellung, ob und inwieweit sie die Wirkung der Rangänderung hemmen (Ziff. 2 a. E.). S oll auch ein Zwischenrecht, entgegen der Vorschrift des Abs. 5, am Range einbüßen, so ist hierzu die bloße Zustimmung des Berechtigten nicht genügend, sondern die Betheiligung desselben an der Rangänderung bezw. eine besondere Rangänderung nach Maßgabe der Abs. 2, 3 erforderlich.

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundsrücken.

§ 820.

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e) Die E i n t r a g u n g hat für die Rangänderung die nämliche Bedeutung wie für jede andere Rechtsänderung, die nach § 873 Abs. 1 von einer Einigung der Betheiligten abhängt. D as Grundbuchamt hat die Aenderung einzutragen, wenn die Eintragung von demjenigen, dessen Recht zurücktreten soll, bewilligt und in den Fällen des § 880 Abs. 2 Satz 2 und Abs. 3 die Zustimmung des Eigenthümers bezw. des Dritten vorliegt (G.B.O. 19, 29, 40); ist das Recht eine verbriefte Hypothek oder Grundschuld, so tritt als weitere Voraussetzung die Bei­ bringung des Briefes hinzu (ebenda §§ 42, 82). D as Einverftändniß desjenigen, dessen Recht vortreten soll, braucht dem Grundbuchamte nicht nachgewiesen zu werden. Die Eintragung erfolgt durch einen Vermerk, aus welchem sich ergiebt, daß der Rang des vorstehenden Rechtes dem nachstehenden beigelegt bezw. in welchem Umfange das Rangverhältniß beider Rechte geändert ist. I n einfachen Fällen mag es hinreichen, mit dem der p reu ß . G.B.O. beigefügten Schema (Formular II) Abth. I I Nr. 2 für das Recht, welches vortreten soll, kurz „das Vorzugsrecht" vor dem zurücktretenden Rechte einzutragen. I n anderen Fällen aber, namentlich wenn die Rangänderung an Bedingungen rc. geknüpft ist, muß das Verhältniß im Grundbuch erschöpfend vermerkt werden; eine Ergänzung des Vermerkes durch Bezugnahme auf die Eintragungsbewilligung (§ 874) findet nicht statt. Besondere Bestimmungen sind weder in dem B.G.B. noch in der G.B.O. gegeben. I n dem P . I I S . 3479 (Bd. 3 S . 99) wird behauptet, daß die Rangänderung nicht blos bei dem zurücktretenden, sondern auch bei dem vortretenden Rechte eingetragen werde. Diese Behauptung läßt sich indessen auf ihre Richtigkeit nur unter Voraussetzung einer bestimmten Einrichtung des Grundbuchs prüfen (vergl. oben S . 63, 64). Für die E r f o r d e r n is s e der Rang änderung ist sie belanglos, da weder in dem § 880 noch in dem § 873 eine mehrfache Eintragung vorgesehen ist. Wo daher eine solche nicht durch die Art und Weise der Bucheinrichtung bedingt erscheint, genügt die einmalige Eintragung. I n P r e u ß e n wird nach dem neuen Form ular ebenso wie nach den alten Formularen die Vorrechtseinräumung in der Abtheilung des Blattes, welche für das zurück tr e te n d e Recht bestimmt ist, und zwar in der Hauptspalte „Veränderungen" eingetragen; außer­ dem findet die Eintragung auch bei dem vortretenden Rechte statt. I n B a y e r n , S a c h sen und anderen Staaten erfolgte die Eintragung an der zunächst offenen Stelle in der Hauptspalte der dritten Rubrik, während in der Nebenspalte sowohl bei der zurücktretenden als auch bei der vor­ tretenden Hypothek auf diese Eintragung verwiesen wurde; gegenwärtig sind nach der G.B.O. § 1 Abs. 2 die Anordnungen der Landesjustizverwaltung maßgebend. Doch wird unter der Herrschaft des B.G.B. weder die Verweisung noch der Vermerk bei dem vortretenden Rechte als wesentlicher Bestandtheil der lediglich wegen des zurücktretenden Rechtes vorgeschriebenen Eintragung an­ zusehen sein. 4. Die W ir k u n g e n der Rangänderung ergeben sich im Allgemeinen aus den bisherigen Erörterungen. Z ur Ergänzung mag noch bemerkt werden: a) Die Rangänderung wirkt zu Gunsten des vorgetretenen Rechtes d in g lic h , und zwar nicht allein gegen das zurückgetretene Recht, sondern auch gegen die Rechte derjenigen, deren Zustimmung nach Ziff. 3 b und c erforderlich und ertheilt ist, sowie gegen die Rechte Dritter (mit Ausnahme der Zwischenberechtigten). Hieraus folgt insbesondere: Erweist sich das zurückgetretene Recht als nicht bestehend, so ist die Rangänderung dennoch wirksam, sofern nicht etwa die Berufung des vorgetretenen Berechtigten auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs ausgeschlossen ist (§ 892). Die A u sh e b u n g des Rechtes erstreckt sich nicht auf den dem anderen Rechte eingeräumten Rang. Der § 880 bestimmt dies in Abs. 4 zwar nur für die rech tsg esch äftlich e Aufhebung. Aus der dinglichen Natur der Rangänderung muß aber die Regel abgeleitet werden, daß das vorgetretene Recht seinen Rang nicht verliert, wenn das zurückgetretene Recht untergeht. Als Ausnahmen von dieser Regel lassen sich kaum die Fälle betrachten, in welchen daS zurückgetretene Recht in Folge einer seinem In h a lt anhaftenden Schwäche erlischt, z. B. ein auf­ lösend bedingtes Recht mit dem Eintritte der Bedingung, der Nießbrauch oder der Altentheil mit dem Tode des Berechtigten, die Hypothek, für die noch ein anderes Grundstück haftet, mit der Befriedigung des Gläubigers aus diesem Grundstücke (8 1181 Abs. 2, 3) oder durch dessen Eigen­ thümer (§ 1173 Abs. 1). I n solchen Fällen erlischt allerdings mit dem Rechte zugleich die Rangänderung, aber nicht weil ihre dingliche Wirkung versagte, sondern weil das Recht selbst und folglich auch der ihm eigene Rang in seinem Bestände zeitlich beschränkt war, daher auch nur mit dieser Beschränkung Gegenstand einer Verfügung sein konnte. Nur wenn die Beschränkung weder aus dem Grundbucbe. zu ersehen nock dem vortretenden Berechtigten bekannt gewesen ist, behält dieser den seinem Rechte beigelegten Rang (§ 892). Wird die Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g des Grundstücks von einem Zwischenberechtigten betrieben, so wird bei der Feststellung des geringsten Gebots das vorgetretene Recht an der Stelle berücksichtigt, die vor der Rangänderung von dem zurückgetretenen Rechte eingenommen wurde

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 8 8 1 .

Der Eigenthümer kann sich bei der Belastung des Grundstücks mit einem Rechte die Befugniß vorbehalten, ein anderes, dem Umfange nach bestimmtes Recht mit dem Range vor jenem Rechte eintragen zu lassen. Der Vorbehalt bedarf der Eintragung in das Grundbuch; die Eintragung muß bei dem Rechte erfolgen, das zurücktreten soll. (Zw.B.G. § 44 Abs. 1, § 45 Abs. 1; preuß. G. v. 30. M ai 1898 § 1); es bleibt mit dem durch diese Stelle begründeten Range bestehen ohne Rücksicht darauf, daß das zurückgetretene Recht durch den Zuschlag erlischt (Zw.V.G. § 52 Abs. 2, § 91 Abs. 1). b) Die Rangänderung wirkt nach Abs. 5 weder ge g e n noch f ü r die Zwischenrechte. Wo ein solches Recht in Frage kommt, muß die Sache so beurtheilt werden, als wäre das Rang­ verhältniß nicht geändert worden. Wenn z. B. das z u r ü c k g e t r e t e n e Recht sich als nicht bestehend erweist, so kann seine Löschung von jedem Zwischenberechtigten beansprucht (§ 894) und der Anspruch nicht dadurch abgewendet werden, daß der nachstehende Berechtigte, um das ihm abgetretene Vorrecht zu behaupten, sich auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs beruft. Dies weicht freilich von dem Grundsatz ab, nach welchem in den Fällen der rechtsgeschäftlichen Ü b er­ tragung und Belastung eines eingetragenen Rechtes der redliche Erwerber geschützt sein soll (§ 892). Die Abweichung dürfte aber nach § 880 Abs. 5 als gewollt anzusehen sein ( B i e r m a n n S . 83). I n dem umgekehrten Falle, wenn nämlich das v o r g e t r e t e n e Recht nicht besteht und folglich auch die Rangänderung wirkungslos ist, verbleibt dem zurückgetretenen Rechte der Rang vor den Zwischenrechten. Ebenso tritt dieses Recht wieder an seine alte Stelle wenn das vorgetretene Recht erlischt. Ein Vorrücken der Zwischenrechte ist in beiden Fällen durch den Abs. 5 au s­ geschlossen. Bei der Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g kommt es vor Allem darauf an, welche Stelle der Anspruch des (betreibenden) Gläubigers in der Rangordnung einnimmt. Gehen die Zwischen­ rechte dem Ansprüche vor, so werden sie bei der Feststellung des geringsten Gebots berücksichtigt und demnach gegen jede Benachtheilung gesichert (Zw.V.G. §§ 44 ff., § 77); dieser Fall scheidet hier aus. F ür die übrigen Fälle ergiebt die Anwendung des § 880 Abs. 5 bei der Zwangs­ versteigerung im Allgemeinen Folgendes: a) Hat der Anspruch des Gläubigers den Rang vor den Rechten, deren Rang geändert ist, so kann, wenn die Zwischenrechte bei Berücksichtigung der Rangänderung durch das Meistgebot nicht vollständig gedeckt sind, zur Befriedigung des vorgetretenen Berechtigten an der früheren Stelle des zurückgetretenen aus dem Versteigerungserlöse nicht mehr verwendet werden als der Betrag, den der zurückgetretene Berechtigte erhalten haben würde, wenn die Rangänderung nicht stattgefunden hätte. Verlangt bei Feststellung der Bersteigerungsbedingungen der vorgetretene Berechtigte, daß das Fortbestehen seines Rechtes bestimmt werde, so finden zum Schutze der Zwischenrechte, die hierdurch beeinträchtigt werden würden, die Vorschriften des Zw.V.G. § 59 Anwendung. ß) Wird die Zwangsversteigerung v o n dem v o r g e t r e t e n e n Berechtigten betrieben, so sind bei der Feststellung des geringsten Gebots auch die Zwischenrechte zu berücksichtigen, soweit nicht derjenige, dem ein solches Recht zusteht, mit dessen Nichtberücksichtigung sich einverstanden erklärt. Vergl. das Zw.V.G. § 44 Abs. 1, § 45 Abs. 1, § 54 Abs. 1, § 59. y) Is t der betreibende Gläubiger ein Zwi s c h e n be r e c h t i gt e r , so ist, wenn er bei Berücksichtigung des vorgetretenen Rechtes durch das geringste Gebot nicht vollständig gedeckt wird, die Berücksichtigung auf den Betrag zu ermäßigen, der ohne die Rangänderung für das zurückgetretene Recht einzustellen wäre. Erscheint dies nicht ausführbar, weil eines der beiden Rechte sich nicht in einem Geldansprucke darstellt, so muß das Grundstück doppelt, mit und ohne Rücksicht auf die Rangänderung, ausgeboten und dann die Versteigerung mit der Bedingung, bei weichet das günstigere Ergebniß erzielt wird, durchgeführt werden (Zw.V.G. § 59). Ein näheres Eingehen auf die Fragen, welche die Rangänderung bei der Zwangsversteigerung hervorrufen kann, ist Aufgabe einer Bearbeitung des Zw.V.G.

§ 881.

E. I8 842; II § 802 rev. § 866; III § 865. P. I S. 5133, 5149—5151; M. III S. 233, 234. P. II S. 3480—3485 (Bd. 3 S. 99—102). D. S. 659. 1. Der § 881 gestattet dem Eigenthümer, bei der Belastung des Grundstücks mit einem Rechte sich die Befugniß vorzubehalten, ein anderes Recht mit dem Range vor dem ersteren ein­ tragen zu lassen. Ein solcher R a n g v o r b e h a l t steht nicht auf gleicher Linie mit der O f f e n -

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 881.

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Wird das Grundstück veräußert, so geht die vorbehaltene Befugniß auf den Erwerber über. Ist das Grundstück vor der Eintragung des Rechtes, dem der Vorrang bei­ gelegt ist, mit einem Rechte ohne einen entsprechenden Vorbehalt belastet worden, so hat der Vorrang insoweit keine Wirkung, als das mit dem Vorbehalt ein­ getragene Recht in Folge der inzwischen eingetretenen Belastung eine über den Vorbehalt hinausgehende Beeinträchtigung erleiden würde. H a ltu n g der S t e l l e in B a y e rn (HyP.G. § 8 4 Abs. 1) bezw. in M ec k len b u rg (rev. Hyp.O. für Landg. v. 18. Oktober 1848 § 11 Nr. 2). Vielmehr erscheint er als eine Nachbildung des ähnlichen In stitu ts, welches in Konsequenz der Prioritätseinräumung für das Hypothekenrecht in P r e u ß e n durch die Praxis ausgebildet (A ch illes S . 193), in anderen Staaten durch die Gesetzgebung, z. B. in A lte n b u r g durch das Grundbuchgesetz v. 13. Oktober 1852 § 184 und im Königreich S a c h se n durch die Verordnung (Hyp.O.) v. 9. Ja n u a r 1865 § 143, wenigstens im Allgemeinen zur Anerkennung gelangt ist. Ein dringendes Bedürfniß für dieses Institut liegt auf dem Gebiete des Hypothekenrechts. I n Preußen hat es sich hauptsächlich bei der Erwerbung von Grundstücken zum Zwecke der Bebauung geltend gemacht, wenn der Erwerber durch seine Verhältnisse darauf angewiesen ist, einerseits das ihm ganz oder theilweise kreditirte Kaufgeld, anderseits die aufzunehmenden Baugelder mit dem Grundstücke hypothekarisch sicher stellen zu müssen. D a das Grundstück der Regel nach nur mit Rücksicht auf seine Bebauung einen dem Erwerbspreis entsprechenden Werth erreicht, die Bebauung aber erst durch das Baugeld ermöglicht wird, so ist es nicht mehr als billig, daß der Hypothek für das Baugeld der Rang v o r der Hypothek für das rückständige Kaufgeld gewährt wird. D as B.G.B. hat sich indessen nicht auf die kasuistische Regelung dieses Falles beschränkt, sondern den Rangvorbehalt gleichwie die Rangänderung ganz allgemein zugelassen (Abs. 1). 2. Der Rangvorbehalt unterliegt, da er einen Eingriff in die gesetzliche Rangordnung (§ 879) bezweckt, ebenso wie die Rangänderung (§ 880) dem K o n se n s- u n d E i n t r a g u n g s ­ p r in z ip des § 873.

a) Die E in i g u n g , welche zur Belastung des Grundstücks mit dem Rechte erforderlich ist, muß sich auch auf den Vorbehalt erstrecken. Der Abs. 1 legt dem Eigenthümer nicht eine ein­ seitige Ermächtigung bei, die auch nach einer vorbehaltlosen Einigung noch ausgeübt werden könnte. Vielmehr hat die Beschränkung, die er mit den Worten „bei der Belastung" festsetzt, den S inn, daß nach der Belastung ein Rangvorbehalt nicht mehr zulässig, sondern nur noch die Rangänderung des § 880 am Platze ist. Der Vorbehalt muß, da er d a s Recht b e la s te t, bei welchem er gemacht wird, das später einzutragende Recht, von der Person des Berechtigten abgesehen, genau bezeichnen, nament­ lich den U m fa n g des Rechtes bestimmen (Abs. 1). Vielleicht läßt sich dieses Erforderniß schon aus der Analogie des hypothekenrechtlichen Spezialitätsprinzips (§ 1115) herleiten; jedenfalls erscheint es hier gerechtfertigt, da die Eintragung des vortretenden Rechtes ohne Zuziehung des­ jenigen erfolgt, welchem das zurücktretende Recht zusteht. b) Dem Erfordernisse der E i n t r a g u n g wird nicht dadurch genügt, daß vor dem Rechte der für die spätere Eintragung des anderen Rechtes erforderliche Raum freigelassen würde, sondern in der Weise, daß jenes Recht mit dem Vorbehalt eingetragen oder daß ihm der Vorbehalt in einem selbständigen Satze beigefügt wird (Abs. 2). Die Eintragung des Vorbehalts erfolgt ebenso wie die Eintragung des Rechtes, bei welchem er einzutragen ist, auf die einseitige B e w illig u n g d es E ig e n t h ü m e r s (G.B.O. §§ 19, 29, 30). D araus, daß der Vorbehalt als eine Belastung des Rechtes aufzufassen ist, darf nicht geschlossen werden, daß seine Eintragung von der Bewilligung des Berechtigtenabhängig wäre. Denn die Belastung stellt sich zugleich als Abweichung von dem gesetzlichen In h alte des Rechtes dar, welches von ihr ergriffen werden soll; die Voraussetzungen ihrer Eintragung fallen daher mit den Voraussetzungen der Eintragung des Rechtes selbst zusammen. Nur wenn das Recht vor­ behaltlos eingetragen wäre, würde die nachträgliche Eintragung des Vorbehalts von der Bewilligung des Berechtigten abhängen. Aber auch in diesem Falle bedürfte es der Bewilligung nicht, wenn der E ^enthümer dem Grundbuchamte nachwiese, daß die Einigung zwischen ihm und dem Berechtigten nur mit dem Vorbehalte zu Stande gekommen wäre (G.B.O. §§ 22, 29). Läßt in dem umgekehrten Falle, wem nämlich die Betheiligten auf die Bestellung des Rechtes ohne einen Rangvorbehalt sich geiutht haben, der Eigenthümer das Recht mit einem solchen Vorbehalt eintragen (§§ 13, 19, 29, 30), so kann der Berechtigte die Berichtigung des Grundbuchs nach § 894 verlangen,

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

3. Die Befugniß, welche der Rangvorbehalt gewährt, ist d in g lic h e r Natur, und zwar nicht blos in objektiver Beziehung, sondern auch in Ansehung des Subjekts. Dies ist so zu denken: Der Eigenthümer ist kraft der nach § 903 aus dem Eigenthume fließenden Befugniß, das Grundstück mit Rechten zu belasten, auch zur Bestimmung des Rangverhältnisses unter denselben befugt. Einem entstehenden Rechte gegenüber geht diese Befugniß verloren, wenn bei dessen Bestellung kein Gebrauch von ihr gemacht wird. Durch den Rangvorbehalt wird sie gewahrt, indem sie den Charakter einer Belastung des Rechtes annimmt, im Üebrigen aber ihre Verbindung mit dem Eigenthume nicht aufgiebt. Sie verbleibt daher, w e n n d a s Grundst ück v e r ä u ß e r t w i r d , nicht dem Veräußerer, sondern wird mit dem Eigenthum auf den Erwerber übertragen (Abs. 3). Bei der Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g erledigt sich der Rangvorbehalt, wenn das Recht, welches er belastet, durch den Zuschlag erlischt (Zw.V.G. § 52 Abs. 1 Satz 2 , § 91 Abs. 1). Bleibt jedoch das belastete Recht bestehen, so besteht auch die Belastung fort; wollte man den Rang­ vorbehalt erlöschen lassen, so würde der Berechtigte einen Vortheil erlangen, auf welchen er nach In h a lt seines Rechtes keinen Anspruch hat. Die vorbehaltene Befugniß geht daher auf den Ersteher über. 4. M acht d e r E i g e n t h ü m e r v o n dem R a n g v o r b e h a l t e Ge b r a u c h , so muß das Recht, welches er bestellt, m it dem R a n g e v o r de m Rechte, welches mit dem Vorbehalte belastet ist, in das Gr u n d b u c h e i n g e t r a g e n we r d e n ; die Eintragung muß ergeben, daß gerade dem jetzt eingetragenen Rechte der vorbehaltene Vorrang beigelegt wird. Die entsprechende Bestimmung des E .I § 842 Abs. 1 Satz 2 ist zwar in das B.G.B. nicht übergegangen, nach dem P . I I S . 3481 (Bd. 3 S . 100) aber als zweifellos richtig vorauszusetzen, da sie aus § 879 Abs. 3 gefolgert werden muß (B est, Grundbuchrecht S . 116). Die Eintragung des Vorranges erfolgt nach der G.B.O. § 19, wenn sie von dem Eigen­ thümer bewilligt ist. Darauf, ob der Umfang des Rechtes, welches mit dem Vorzug eingetragen werden soll, sich in den Schranken hält, die durch den Rangvorbehalt gegeben sind, erstreckt sich die Sachprüfung des Grundbuchamis nicht ( K l u m p p § 38 letzt. Abs. S . 131). 5. Nach der E i n t r a g u n g des v o r t r e t e n d e n Recht es kommt es darauf an, ob dasselbe unmittelbar hinter dem zurücktretenden Rechte eingetragen oder von demselben durch inzwischen bestellte unbetheiligte Rechte getrennt ist. Der Umfang, in welchem dem vortretenden Rechte der Rang vor dem anderen Rechte beigelegt ist, kann in dem ersteren Falle nur von demjenigen, welchem dieses Recht zusteht, in dem zweiten Falle auch von den Zwischenberechtigten in Frage gestellt werden. Der Umfang wird indessen nur höchst selten zweifelhaft sein, da seine Fest­ stellung nach Abs. 1 ein Erforderniß des Rangvorbehalts ist. M it der Möglichkeit seiner Ungewißheit braucht dahÄ nicht besonders gerechnet zu werden. I m Uebrigen ist zu bemerken: a) Der Fall, we nn i m Gr u n d b u c h e d i e be i d e n Rechte u n m i t t e l b a r a u f e i n a n d e r f ol gen, ist einfach: das vortretende Recht erlangt mit seiner Eintragung den ihm beigelegten Rang vor dem zurücktretenden Rechte nach Maßgabe des Vorbehalts, mit welchem dieses belastet ist; es vollzieht sich ein Stellenwechsel, der überall, wo das Rangverhältniß in Frage kommt, namentlich für die Feststellung des geringsten Gebots bei der Zwangsversteigerung (Zw.V.G. §§ 44 ff.), maßgebend ist. D as Gleiche gilt auch dann, wenn die Rechte in verschiedenen Abtheilungen des Grundbuchs eingetragen werden. b) D as Verhältniß komplizirt sich erst, w e n n zwischen den b e i d e n b e t h e i l i g t e n Re c ht e n d a s Recht e i n e s D r i t t e n eingetragen steht. Der Eigenthümer selbst freilich wird es kaum in seinem Interesse finden, das Grundstück neu zu belasten, ohne dem neuen Rechte den vorbehaltenen Vorrang einzuräumen oder den nämlichen Vorbehalt beizufügen. Wohl aber kommt es, wie die bisherige Praxis lehrt, nicht selten vor, daß ein Gläubiger des Eigenthümers im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Vollziehung eines Arrestes in das Grundstück eine Hypothek unmittelbar hinter dem mit dem Rangvorbehalte belasteten Rechte eintragen läßt. Gelangt dann das Recht mit dem Vorrange zur Eintragung, so ergiebt sich ein Rechtsverhältnis welches zwar dem Falle der Rangänderung (§ 880) ähnlich erscheint, jedoch grundsätzliche Verschiedenheiten zeigt. a) Eine Hauptverschiedenheit folgt daraus, daß der Stellenwechsel nach § 880 durch die E i n i g u n g d e r b e i d e n b e t h e i l i g t e n B e r e c h t i g t e n , nach § 881 dagegen durch eine dem V o r b e h a l t ent s pr e chende E r k l ä r u n g de s E i g e n t h ü m e r s bestimmt wird. Etwaige Zwischenrechte stehen der R a n g ä n d e r u n g nicht entgegen. Die Erledigung des R a n g v o r b e h a l t s hindern sie, soweit das Grundstück durch sie belastet wird, dies deshalb, weil die Grenze, bis zu welcher das dem Vorbehalt unterliegende Recht zurückweichen muß, durch den Vorbehalt endgültig festgelegt ist, das Recht mithin, dem der Vorrang beigelegt wird, insoweit nicht vorrücken kann, als hierdurch ein Zurückweichen des anderen Rechtes hinter die Zwischen-

Allgemeine Vorschriften über Rechle an Grundstücken.

§§ 881, 882.

93

§. 882 . W ird ein Grundstück mit einem Rechte belastet, für welches nach den für die Zwangsversteigerung geltenden Vorschriften dem Berechtigten im Falle des E rrechte über jene Grenze hinaus bedingt sein würde. M it anderen Worten: Der Betrag der Zwischenrechte wird von dem Betrage des Rechtes abgerechnet, dem der Rang vor dem belasteten Rechte beigelegt ist; nur wegen der Differenz ist der Vorrang jenes Rechtes vor diesem wirksam. Die praktische Bedeutung der angedeuteten Abweichung des § 881 (Abs. 1, 4) von dem § 880 mag an einem einfachen Beispiele gezeigt werden: Ein Grundstück ist mit drei aufeinander folgenden Hypotheken belastet, für A mit 10000 Mark, für B mit 2000 Mark, für C mit 10000 Mark. Setzt man den Fall, daß A sein Vor­ recht dem C abtritt, so wechseln beide Hypotheken, unbeschadet der Stellung des B nach § 880 Abs. 5, ihren R ang; bei der Zwangsversteigerung trifft ein etwaiger Ausfall zunächst den A, sodaß, wenn von dem Versteigerungserlöse für die drei Gläubiger nur 20000 Mark verfügbar sind, dem C 10000, dem B 2000, dem A 8000 gebühren, wenn dagegen nicht mehr als 12000 Mark zur Verfügung stehen, C und B vollständig befriedigt werden und A leer ausgeht. Anders, wenn das Rangverhältniß nicht nach § 880, sondern nach § 881 sich geändert hat, in dem gesetzten Falle also die Hypothek des A mit dem Vorbehalte des Ranges für eine spätere Hypothek von 10000 Mark, hierauf die 2000 für B und dann die 10000 mit dem vor­ behaltenen Range für C eingetragen sind. Dem B darf der Rangwechsel zwischen A und C keinen Vortheil bringen, und A hat nach dem Inhalte des Vorbehalts nur soweit zurückzuweichen, daß einer Hypothek nicht mehr als 10000 vorgehen. Von dem Dazwischentreten des B hat dem­ nach nur A den Vortheil, C den Nachtheil. M it Rücksicht hierauf ist die Rangordnung folgende: 8000 für C, 2000 für A, 2000 für B, 8000 für A, 2000 für C. Ein Ausfall bei der Zwangs­ versteigerung trifft zunächst die 2000 des C, sodann die 8000 des A rc. Nur wenn der A us­ fall so viel "beträgt, daß die 2000 des B nicht gedeckt werden, ändert sich das Verhältniß in der Verkeilung der ersten 10000 zwischen C und A in der Art, daß der auf A fallende Antheil entsprechend geringer wird. Werden z. B. nur 11000 geboten, so erhält C 9000, A 1000 und B 1000. Diese Aenderung des Verhältnisses beruht darauf, daß A sich zwar nicht mehr als 10000, diese aber auch ganz vorgehen lassen muß. Bei 'einem Gebote von 12000 und mehr kann dies, da die Sellung des B durch den Rangvorbehalt nicht geändert werden darf, nur dadurch erreicht werden, daß von den ersten 10000 A 2000 erhält. Bei einem Gebote von 11000 aber braucht A nur 1000 zu erhalten, da ihm schon dann nicht mehr als 10000, nämlich die 9000 des C und die 1000 des B vorgehen. Werden nur 10000 geboten und kommt daher der Zwischenberechtigte B überhaupt nicht in Betracht, so erhält C die ganzen 10000 und A nichts. Auf den ersten Blick erscheint dieses Ergebniß insofern auffallend, als C hiernach, wennnicht mindestens 22 000 geboten werden, ein Interesse dabei hat, daß weniger als 12000 geboten werden. D as Auffallende verschwindet indessen, wenn man bedenkt, daß C in Folge der Ein­ tragung des Zwischenberechtigten B auf Grund des ihm eingeräumten Vorranges ein festes Recht nur in Beziehung auf 10000 — 2000 = 8000 erlangt und daß der Vortheil, welchen er durch das geringere Gebot hat, sich lediglich als eine Folge der dadurch eintretenden NichtBerücksichtigung des Zwischenrechts des B darstellt. Denselben Vortheil hat er auch dann, wenn das Zwischenrecht des B aus anderen Gründen, z. B. weil es in der Zwischenzeit gelöscht ist, nicht mehr in Betracht kommt. ß) Der Grundsatz des § 880 Abs. 5, daß die Zwischenrechte von der Rangänderung unberührt bleiben, kommt im Falle des § 881 nicht voll zur Geltung. Es kann ihnen zwar das Recht, dem der Vorrang beigelegt ist, nur insoweit vorgezogen werden, als das mit dem Rangvorbehalt eingetragene Recht hinter sie zurückweicht. I m Uebrigen aber müssen sie, da der Vorbehalt dieses Recht und mit demselben das Grundstück schon vor ihrer Entstehung belastete, die Verwirklichung des Vorbehalts sich gefallen lassen. Es wird also namentlich bei der Zwangs­ versteigerung das Verhältniß so behandelt, wie wenn das mit dem Vorrang eingetragene Recht, soweit der Vorrang wirksam ist, thatsächlich an der Stelle des zurücktretenden Rechtes im Grund­ buchs stände; insbesondere ist, wenn das Verfahren von einem Zwischenberechtigten betrieben wird, insoweit nicht dieses, sondern jenes Recht bei der Feststellung des geringsten Gebots zu berücksichtigen. E . I I rev. § 867; I I I § 866.

§ 882. P . I I S . 8568, 8569 (Bd. 6 S . 242).

1. Der § 882 ist aus einem Antrage hervorgegangen, der bei der zweiten Lesung mit Beschränkung auf den N ie ß b ra u c h gestellt war, um einem in B a y e rn und O b e rh e sse n beobachteten Bedürfnisse Rechnung zu tragen. Die Kommission war der Ansicht, daß es auch

löschens durch den Zuschlag der Werth aus dem Erlöse zu ersetzen ist, so kann der Höchstbetrag des Ersatzes bestimmt werden. Die Bestimmung bedarf der Ein­ tragung in das Grundbuch. §. 883. Z u r Sicherung des Anspruchs auf Einräumung oder Aufhebung eines Rechtes an einem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte oder auf Aenderung des In h a lts oder des Ranges eines solchen Rechtes kann eine Vor­ merkung in das Grundbuch eingetragen werden. Die Eintragung einer Vor­ merkung ist auch zur Sicherung eines künftigen oder eines bedingten Anspruchs zulässig. bei a n d e r e n Rechten für den Kredit des E ig e n tü m e rs Vortheilhaft sein könnte, wenn der Höchst­ betrag des Ersatzes, der bei der Zwangsversteigerung dem Berechtigten für das erlöschende Recht zu leisten wäre, von vornherein bestimmt würde. Dieser Ansicht entspricht die allgemeine Fassung des Paragraphen. 2. Die Zwangsversteigerung überdauern diejenigen Rechte, welche nach den Versteigerungs­ bedingungen oder nach einer besonderen Vereinbarung des Erstehers m it dem Berechtigten bestehen bleiben sollen. Die übrigen Rechte an dem Grundstück erlöschen durch den Zuschlag; an ihre Stelle treten Ansprüche auf Befriedigung bezw. Entschädigung der Berechtigten aus dem B er­ steigerungserlöse (Zw .V .G . §§ 10— 14, 52, 91, 92, 109 ff.). Die Höhe des einzelnen Anspruchs wird bei Hypotheken und Grundschulden nach dem eingetragenen Kapitale, bei Rentenschulden nach der eingetragenen Ablösungssumme bemessen (B .G .B . § § 1 1 1 3 , 1115, 1117, 1118, 1192 ff.r 1199 ff.). Erlischt durch den Zuschlag ein Recht, welches nicht aus Z ahlung eines K apitals gerichtet ist, so ist dem Berechtigten der Werth des Rechtes a u s dem Versteigerungserlöse nach M aßgabe des Zw.V .G . § 92 zu ersetzen. D en B e t r a g des Ersatzes können die Betheiligten nach § 882 dieses Abschnitts im voraus m it der Wirkung bestimmen, daß im Falle der Z w angs­ versteigerung der Berechtigte einen höheren -Betrag a u s ' dem Erlöse nicht zu beanspruchen hat. I m Uebrigen aber werden durch das B .G .B . die Vorschriften des Zw .V .G . § 92 von der Anwendung nicht ausgeschlossen. 3. D er § 882 bezieht sich nach den vorstehenden Erörterungen auf das E r b b a u r e c h t (§ 1012), die D i e n s t b a r k e i t e n (§§ 1018, 1030, 1090), das V o r k a u f s r e c h t (§ 1094) und die R e a l ­ l a s t e n (§ 1105). S t r e c k e r S . 38 will das V o r k a u f s r e c h t ausnehmen, weil ihm dasselbe nach § 1098 bezw. § 512 bei einer Zwangsversteigerung bedeutungslos erscheint, und B i e r m a n n S . 34 tritt ihm hierhin bei. D er § 512 schließt allerdings das Vorkaufsrecht au s, „wenn der Verkauf im Wege der Zwangsvollstreckung . . . erfolgt", und nach § 1098 Abf. 1 Satz 1 bestimmt sich auch bei dem Vorkaufsrecht an einem Grundstücke „das Rechtsverhältniß zwischen dem Berechtigten und dem Verpflichteten nach den Vorschriften der §§ 504—514." Allein h ieraus kann, da diese Vorschriften n u r das auf e in e n F a ll berechnete Vorkaufsrecht zum Gegenstände haben, ein G rund gegen die Anwendung des § 882 auf ein „für m e h r e r e oder für a l l e Verkaufsfälle" bestelltes und nach § 1097 zulässiges Vorkaufsrecht nicht hergeleitet werden. E in solches Vorkaufsrecht wird durch die Zwangsversteigerung an sich für künftige Fälle nicht b e rü h rt; es erlischt n u r unter denselben Voraussetzungen wie jedes andere Recht an dem Grundstücke. W eshalb daher nach dem Zw .V .G . § 92 dem Vorkaufsberechtigten, wenn dessen Recht erlischt, der Anspruch auf Ersatz des W erthes a u s dem Versteigerungserlöse versagt werden sollte, bleibt unerfindlich. W enn aber dieser Anspruch stattfindet, dann muß auch sein Betrag nach § 882 im voraus bestimmt werden können. Die Ausnahm e, welche Strecker vertritt, rechtfertigt sich n u r für ein Vorkaufsrecht, welches für e in e n F all bestellt wird. 4. Die Bestimmung des Höchstbetrags betrifft den I n h a lt des Rechtes, für welches sie gelten soll, m ithin wie dieses die Belastung des Grundstücks; sie ist daher nach § 873 n u r gültig, wenn sie von dem Eigenthümer und dem Berechtigten getroffen und in das Grundbuch ein­ getragen ist.

§ 883. E. I I 8 803 rev. § 868; III § 867. P. II S. 3498-3514, 3651—3653, 4775—4789, 8530 (Bd. 3 S. 107—115, 181—183, 740—747, Bd. 6 S. 222). D. S. 659. 1. D as In stitu t der V o r m e r k u n g , welches in den §§ 883—888 geregelt wird, stellt sich im Allgemeinen als eine Fortbildung der p r e u ß i s c h e n Vormerkungen dar, soweit diese nicht

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 882, 883.

95

Eine Verfügung, die nach der Eintragung der Vormerkung über das Grund­ stück oder das Recht getroffen wird, ist insoweit unwirksam, als sie den Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. D ies gilt auch, wenn die Verfügung im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung oder durch den Konkurs­ verwalter erfolgt. Der Rang des Rechtes, auf dessen Einräumung der Anspruch gerichtet ist, bestimmt sich nach der Eintragung der Vormerkung. zum Schutze eines bestehenden Rechtes an einem Grundstück oder zum Schutze der Löschung eines nicht bestehenden Rechtes dienen (oben S . 69, 70); einen solchen Schutz gewährt der § 899 durch die Eintragung eines W id e rsp ru c h s gegen die Richtigkeit des Grundbuchs, während die Vormerkung nach § 883 Abs. 1 Satz 1 zur Sicherung eines persönlichen Anspruchs auf Aenderung des Rechtsstandes eines Grundstücks bestimmt ist (S . 70, 71). Der A nspruch kann einen beliebigen Entstehungsgrund haben; es kommt nur darauf an, daß derjenige, gegen dessen eingetragenes Recht die Vormerkung wirken soll, p e rsö n lic h ver­ pflichtet ist, die Aenderung herbeizuführen, bezw. die seinerseits zu derselben erforderliche M it­ wirkung zu leisten. Die Fälle, in welchen eine Vormerkung z u lä s s ig ist, sind diejenigen, in denen nach den §§ 873, 875—877, 880 die Rechtsänderung von der entsprechenden Willens­ erklärung des Passivbetheiligten und von der Eintragung in das Grundbuch abhängt, zur Zeit aber entweder die Erklärung fehlt oder der (endgültigen) Eintragung der Mangel einer form­ gerechten Bewilligung oder ein sonstiges Hinderniß entgegensteht. Die Vormerkung findet nicht blos wegen fälliger, sondern auch wegen n i c h t f ä l l i g e r Ansprüche statt; sie kann auch dann eingetragen werden, wenn der Gläubiger zu einer G e g e n l e i s t u n g verpflichtet oder sein Anspruch an eine B e d i n g u n g geknüpft ist (§ 883 Abs. 1 Satz 2). 2. F ü r die rechtliche Natur des Instituts kommt in Betracht, daß ein Antrag, der die Vormerkung zu einem dinglichen Rechte erheben wollte, von der zweiten Kommission abgelehnt worden ist (P. I I S . 4775 ff., Bd. 3 S . 740 ff.). So, wie die Vormerkung durch das B.G.B. und die K.O. gestaltet ist, kann sie nur als ein formelles S i c h e r u n g s m i t t e l di ngl i c her N a t u r aufgefaßt werden; sie steht und fällt mit dem Ansprüche, zu dessen Sicherung sie bestimmt ist. Aber sie fällt darum doch nicht mit der Arresthypothek und dem Arrestpfandrechte zusammen; denn durch sie wird weder ein R echt an dem von ihr ergriffenen Gegenstände begründet noch unmittelbar die Zahlung einer Geldsumme aus demselben sichergestellt. Näher verwandt ist sie einem V e r ä u ß e r u n g s v e r b o t e , welches in Beziehung auf einen Streitgegenstand nach der C.P.O. § 935 mittelst einer einstweiligen Verfügung von dem Gericht erlassen werden darf, um eine Veränderung des bestehenden Zustandes, durch welche die Verwirklichung des Anspruchs vereitelt oder wesentlich erschwert werden könnte, zu verhindern. Aus der Natur der Vormerkung als eines Sichernngsmittels folgt aber, daß, wenn der Anspruch sich nicht verwirklichen läßt, weil das betroffene Grundstück oder Recht dem Schuldner nicht gehörte, auch die Vormerkung unwirksam ist; die Berufung des Gläubigers aus den öf f ent ­ lichen G l a u b e n des G r u n d b u c h s ist nach In h a lt des § 892 ausgeschlossen. 3. Die W i r k u n g der Vormerkung besteht darin, daß dem Gläubiger die Eintragung oder Löschung, zu deren Bewilligung der Schuldner verpflichtet ist, in materiellrechtlicher Beziehung ganz so gesichert wird, wie wenn sie zur Zeit bezw. an Stelle der Vormerkung erfolgt wäre (oben S . 69, 71). a) Um dieses Ziel zu erreichen, verbindet der § 883 mit der Vormerkung eine V e r f ü g u n g s ­ beschr änkung. Der Schuldner kann daher zwar der Vormerkung ungeachtet über das für ihn eingetragene Recht zu Gunsten eines Dritten verfügen. Aber die Verfügung ist nach Abs. 2 insoweit unwirksam, als sie den durch die Vormerkung gesicherten Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. Einer Verfügung des Schuldners wird hier ebenso wie in den Fällen des § 135 eine im Wege der Zwangsvollstreckung oder der Arrestvollziehung erfolgende Verfügung gleichgestellt. Der § 883 Abs. 2 Satz 2 geht aber insofern weiter, als er im Einklänge mit dem § 161 Abs. 1 Satz 2 für den Fall der Eröffnung des K o n k u r s e s über das Vermögen des Schuldners, abweichend von der K.O. § 13, auch den Verfügungen des Konkursverwalters die Wirksamkeit gegen den vorgemerkten Anspruch abspricht. Die 'Verfügungsbeschränkung, welche durch die Eintragung einer Vormerkung begründet wird, wirkt somit di ngl i ch (vergl. S . 9). Ein weiteres Kennzeichen der Dinglichkeit der Vormerkung ist aus dem § 884 zu entnehmen. F ür den R a n g eines Rechtes, auf dessen Einräumung der Anspruch gerichtet ist, ergiebt sich aus der gekennzeichneten N atur der Vormerkung, daß als die Eintragung, durch welche nach $ 879 der Rang sich bestimmt, die Eintragung der V o r m e r k u n g , nickt die spätere Eintragung des Rechtes angesehen werden muß. Denn wenn dem Ansprüche gegenüber die in der Zwischen-

96

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

zeit zur Eintragung gelangenden Verfügungen nach § 883 Abs. 2 insoweit unwirksam sind, als sie den Anspruch beeinträchtigen würden, so können sie den R ang erst nach dem Rechte haben. I n dem Abs. 3 wird diese praktisch wichtige Folgerung besonders ausgesprochen. b) W ird das Grundstück zur Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g gestellt, so ist derjenige, für den eine Vormerkung eingetragen ist, als B e t h e i l i g t er im S inne des Zw .V .G . § 9 1 zu dem Verfahren zuzuziehen. Bei der Feststellung des geringsten Gebots sind nach § 48 daselbst „bedingte Rechte wie unbedingte, Rechte, die durch Eintragung eines Widerspruchs oder einer V o r m e r k u n g gesichert sind, wie eingetragene Rechte zu berücksichtigen." Die Berücksichtigung eines solchen Rechtes aber hat, wenn dasselbe nicht besteht, gemäß §§ 50, 51 die Folge, daß der Ersteher außer dem Baargebot auch das berücksichtigte Kapital, bezw. den B etrag, um welchen sich durch den Wegfall des Rechtes der Werth des Grundstücks erhöht, zu zahlen und zu verzinsen hat. D ie Vormerkung wird also hier wie ein bedingtes Recht behandelt, und der gleichen Behandlung wird sie beim M angel besonderer Bestimmungen des Gesetzes auch bei der Vertheilung des Bersteigerungserlöses unterstellt werden müssen (vergl. insbes. §§ 119, 120, 124, 125). I s t der vorgemerkte Anspruch auf A u f h e b u n g eines bei der Feststellung des geringsten Gebots berücksichtigten Rechtes gerichtet, so tritt die Erhöhung des von dem Ersteher zu zahlenden Betrags nach § 50 bezw. § 51 des Zw .V .G . ein, wenn der Anspruch durch Aufhebung des Rechtes verwirklicht wird. c) Bei der V o r m e r k u n g a u f A u f l a s s u n g , d. H. auf „E in räu m u n g " des Eigenthums (§ 883 Abs. 1) fragt es sich, ob der Vormerkung ungeachtet das Grundstück im Wege der Z w angs­ vollstreckung versteigert werden darf. Die Frage wurde schon unter der Herrschaft des p r e u ß . Ges. v. 13. J u l i 1883 verschieden beantwortet ( A c h i l l e s S . 65). Nach der Reichsgesetzgebung ist sie zweifellos zu bejahen, wenn die Vormerkung erst nach dem Rechte eingetragen ist, auf G rund dessen die Zwangsversteigerung betrieben wird. D e r n b u r g , Sachenrecht (§ 50 Ziff. 4 b) S . 151, bejaht sie schlechthin, also auch dann, wenn die Vormerkung dem Ansprüche des betreibenden G läubigers im R a n g e v o r g e h t , während S t r e c k e r S . 116— 118 für diesen F all die Ver­ neinung vertritt, sofern nicht etwa der vorgemerkte Anspruch aufschiebend bedingt oder befristet ist. Die Ansicht D e r n b u r g s verdient den Vorzug, weil das B .G .B . keine Bestimmung enthält, a u s der gefolgert werden könnte, daß die Vormerkung auf Auflassung, so lange sie eingetragen ist, die Zwangsversteigerung ausschließen solle. I m Gegentheil, der § 883 Abs. 2 setzt unver­ kennbar voraus, daß eine Verfügung, welche der Vormerkung zuwiderläuft, nicht unstatthaft, sondern n u r insoweit unwirksam ist, a ls sie den vorgemerkten Anspruch vereiteln oder benach­ te ilig e n würde. Die Vormerkung ist demgemäß bei der Feststellung des geringsten Gebots zu berücksichtigen und, wenn dessen ungeachtet das Verfahren nicht ergebnißlos verläuft (Z w .V .G . § 77), auch gegen den Ersteher wirksam.'. St r e c k e r behauptet zur Begründung seiner gegenteiligen Ansicht, daß der Anspruch auf Auflassung durch die Vormerkung einem späteren Erwerber des Grundstücks gegenüber die Wirkung des Eigenihumsanspruchs erlange, m ithin im S in n e des Zw .V .G . § 28 bezw. § 37 N r. 5 ein der Zwangsversteigerung entgegenstehendes Recht sei und a ls solches, wenn nicht das Verfahren nach § 28 aufgehoben werde, für den Berechtigten die Befugniß ergebe, die Aufhebung nach der C .P .O . § 771 im Wege der Klage zu verlangen. Diese Behauptung kann jedoch als richtig nicht anerkannt werden. D enn wenn dem an sich n u r persönlichen Anspruch auf A uf­ lassung nach E intragung der Vormerkung auch dingliche Wirkungen eigen sind, so reichen sie doch nicht weiter, als das Gesetz sie zuläßt. Aber weder das B .G .B . noch die Nebengesetze enthalten eine Bestimmung, durch welche dem vorgemerkten Ansprüche die W irkung des Eigenthumsanspruchs beigelegt würde. Erst wenn die Auflassung an den G läubiger erklärt oder der Schuldner zur Abgabe der Auflassungserklärung in Gemäßheit der C .P.O . § 894 Abs. 1 rechtskräftig verurtheilt ist, kann es sich fragen, wie der Anspruch des Berechtigten gegenüber einem D ritten, an den inzwischen das Grundstück veräußert wurde, verwirklicht werden soll. Diese Frage aber ist nach der positiven Vorschrift des § 888 dahin zu entscheiden, daß der D ritte verpflichtet ist, der E in­ tragung des B e te ilig te n a ls Eigenthümer seine Zustimmung zu ertheilen. D er entsprechende Anspruch des Gläubigers ist allerdings auf die Vormerkung zurückzuführen, aber nicht weil der vorgemerkte Anspruch die Wirkung des Eigenthumsanspruchs hätte, sondern weil ihm gegenüber der Eigenthumserwerb des D ritten unwirksam ist. Auch die Ordnungsvorschrift der C .P.O . § 772 steht der Zwangsversteigerung des von einer Vormerkung auf Auflassung betroffenen Grundstücks nicht entgegen. Nach dieser Vorschrift s o l l allerdings, „solange ein V e r ä u ß e r u n g s v e r b o t der in den §§ 135, 136 des Bürgerlichen Gesetzbuchs bezeichneten A rt besteht, der Gegenstand, guf welchen es sich bezieht, wegen eines persönlichen Anspruchs oder auf G rund eines in Folge des Verbots unwirksamen Rechts nicht im Wege der Zwangsvollstreckung veräußert werden." Allein die V o r m e r k u n g ist nicht ein Veräußerungsverbot, obwohl sie eine gewisse Verwandtschaft m it ihm hat. Die eine wie die andere M aßregel beschränkt denjenigen, gegen welchen sie sich richtet, in der Berftigung über den

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 883— 885.

97

§. 8 8 4 .

Soweit der Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, kann sich der Erbe des Verpflichteten nicht auf die Beschränkung seiner Haftung berufen. §. 8 8 5 .

Die Eintragung einer Vormerkung erfolgt auf Grund einer einstweiligen Verfügung oder auf Grund der Bewilligung desjenigen, dessen Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung betroffen wird. Zur Erlassung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des zu sichernden Anspruchs glaubhaft gemacht wird. Gegenstand. Aber die Vormerkung wirkt einerseits stärker, weil sie das Grundstück selbst ergreift (oben 3 a), andererseits schwächer, weil sie nicht lediglich prozessualischer N atur ist, sondern auch auf G rund der Bewilligung des Schuldners eingetragen werden kann (§ 885). D a s M otiv, auf welchem der § 772 der C .P.O . beruht, trifft freilich auch bei der Vormerkung zu, weil diese ebenso wie das V eräußerungsverbot das hinter sich hat, daß im Falle der Zwangsversteigerung der Ersteher n u r ein unsicheres Recht erlangen kann. Aber das B .G .B . behandelt beide In stitu te unabhängig von einander, und darum kann eine Ordnungsvorschrift, die n u r zum Schutze des B eräußerungsverbots gegeben ist, nicht ohne W eiteres auch auf die Vormerkung angewendet werden (vergl. § 888). 4. W i r d d e r A n s p r u c h , den die Vormerkung sichern soll, auf einen anderen ü b e r ­ t r a g e n , so geht auf diesen auch die durch die Vormerkung begründete Rechtsstellung des G läubigers über, sofern nicht etwa der Uebergang ausgeschlossen ist (§ 401, E rl. 1 Abs. 2, Bd. I I S . 185). Der Uebergang kann in das Grundbuch eingetragen werden (G .B .O . § 19). 5. B e s o n d e r e B e s t i m m u n g e n über die Vormerkung finden sich in § 439 Abs. 2, § 1098 Abs. 2, § 1179, § 1971 Satz 2, § 1990 Abs. 2.

§ 884. E. II § 804a reu. § 869; III § 868. P. II S. 7956—7958 (Bd. 5 S. 779, 780). Die Vormerkung würde ihren Zweck nur sehr unvollkommen erfüllen, wenn sie den Anspruch zwar gegen Verfügungen nach M aßgabe des § 883 Abs. 2 sicherte, nicht aber gegen den Einfluß von Ereignissen schützte, welche die P e r s o n d e s V e r p f l i c h t e t e n treffen. Solche Ereignisse sind der K o n k u r s und der Tod. Wegen des Konkurses siehe § 883 Abs. 2 Satz 2 (E r.. 3 a) und die K.O. § 24 Satz 1, ferner die E rl. des § 888 Ziff. 1. Der T o d des Verpflichteten ändert an sich den Anspruch des Berechtigten nicht, da der Erbe an die S telle des Erblassers tritt (§ 1922, § 1967 Abs. 1). W enn jedoch der Nachlaß zur Befriedigung der Gläubiger nicht a u s­ reicht, so kann der Erbe u n ter den im Erbrechte bestimmten Voraussetzungen die Beschränkung seiner H aftung auf den Nachlaß geltend machen (§§ 1975 ff.). Diese Beschränkung aber findet gegen einen vorgemerkten Anspruch nach § 884 insoweit nicht statt, a ls der Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist. Die Bestimmung folgt a u s dem Charakter der Vormerkung a ls eines dinglichen Sicherungsm ittels (vergl. §§ 768, 1137, 1211). Der § 884 findet keine Anwendung, wenn die Vormerkung erst nach dem T o d e des Verpflichteten eingetragen ist. D enn alsdann richtet sie sich gegen den E r b e n persönlich, und diesem stehen alle Einreden, welche vor Eintragung der Vormerkung gegen den Anspruch für ihn begründet waren, auch nach der E intragung zu (§ 1990 Abs. 2).

§ 885. E. II § 804 te*. § 870; III § 869. P. II S . 3499-3504, 3514, 3515 (Bd. 3 S. 108—110,116) D. S. 659. 1. Die N atur der Vormerkung als eines Schutz- und Sicherungsm ittels bringt es m it sich, -aß die E i n t r a g u n g derselben auch g e g e n den Willen des Schuldners möglich sein m uß. Es bedarf deshalb im einzelnen Falle einer Entscheidung darüber, ob von diesem M ittel Gebrauch P la nck. Kommentar z. B.G.B. Band III. 1. n. 2. Auflage.

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08

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

Bei der Eintragung kann zur näheren Bezeichnung des zu sichernden Anspruchs­ auf die einstweilige Verfügung oder die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. gemacht werden soll. D a es sich aber nur um eine vorläufige Maßregel handelt, so ist die Form, in welcher die Entscheidung zu geben ist, nach § 885 Abs. 1 Satz 1 die ei ns t we i l i ge V e r ­ f ü g u n g . Eine solche wird von dem Ger i cht e nach näherer Bestimmung der C.P.O. §§ 935 ff. erlassen; jedoch ist nach Satz 2 eine besondere G e f ä h r d u n g des Anspruchs [nicht erforderlich. (Die Gründe hiesür sind oben S . 69, 71 dargelegt worden). Beschränkt sich das Gericht auf die Anordnung, daß eine Vormerkung einzutragen sei, so ist es Sache des Gläubigers, die angeordnete Eintragung bei dem Grundbuchamte zu erwirken (G.B.O. § 13 Abs. 2, §§ 29, 30, 40, 41). D as Gericht kann aber auch, gestützt aus die (neue) Vorschrift der C.P.O. § 941, selbst die Anordnung ausführen, d. H. das Grundbuchamt um die Eintragung ersuchen (G.B.O. § 39). Fraglich ist, ob die Vorschriften der C.P.O., nach welchen der Arrest durch S i c h e r h e i t s ­ l e i s t ung des Schuldners abgewendet oder aufgehoben werden kann, auch im Falle der Anordnung einer Vormerkung anzuwenden sind (P . I I S . 3515, Bd. 3 S . 116). Die ent s pr eche nde Anwendung der Bestimmungen über den Arrest und das Arrestverfahren wird freilich in der C.P.O. § 936 vorgeschrieben. Aber dem Zwecke der Vormerkung eines Anspruchs aus Auflassung oder aus eine andere Jndividualleistung würde es nicht ent s pr ec hen, wenn dem Gläubiger statt dieser Leistung eine Geldentschädigung ausgedrungen werden dürfte. Die Abwendung oder Auf­ hebung der Vormerkung durch Sicherheitsleistung des Schuldners wird daher nur dann gerecht­ fertigt sein, wenn das Recht, auf dessen Erwerb oder Aufhebung rc. der Anspruch des Gläubigers abzielt, lediglich auf eine Geldleistung aus dem Grundstücke gerichtet ist. 2. Wenn die Eintragung einer Vormerkung von dem Schuldner b e w i l l i g t wird, so besteht nach dem K o n s e n s p r i n z i p (oben S . 65) kein Grund, den Gläubiger an das Gericht zu verweisen. Der § 885 Abs. 1 Satz 1 schafft dadurch, daß er die Vormerkung auf Grund der Bewilligung zuläßt, nicht eine besondere Kategorie neben derjenigen, deren Eintragung durch eine einstweilige Verfügung angeordnet wird. Zweck und Wirkungen der Vormerkung sind die­ selben, gleichviel ob die Anordnung des Gerichts oder der Wille des Passivbetheiligten die Voraussetzung der Eintragung bildet. Wer zur Einräumung oder zur Aufhebung eines Rechtes befugt ist, hat hiermit zugleich die Befugnitz, eine vorläufige Eintragung zur Sicherung des Anspruchs auf die Rechtsänderung zu bewilligen. Zöge das Gesetz diese Folgerung nicht, so würde es ein praktisches Bedürfniß unbefriedigt lassen. E s kommt, namentlich bei dem Verkaufe von Grundstücken, nicht selten vor, daß der Verkäufer, ohne seinem Rechte etwas zu vergeben, die Auflassung nicht sofort erklären kann, wohl aber überzeugt ist, daß der Käufer seinen Anspruch auf Auflassung dem Gerichte glaubhaft zu machen in der Lage sein würde. Weshalb nun in einem solchen Falle die Betheiligten den mit Kosten und Weiterungen verbundenen Weg über das Gericht gehen sollten, wenn sie den direkten, billigeren und leichteren Weg zum Grundbuch­ amte vorziehen, wäre kaum verständlich ( Achi l l es S . 61). Von einer E i n i g u n g der Betheiligten im S inne des § 873 hängt die Vormerkung nicht ab, weil durch sie ein Recht an dem Grundstücke weder eingeräumt noch geändert, sondern nur der Anspruch auf die Einräumung oder die Aenderung gesichert wird. Aus diesem Grunde kann auch der § 878 auf die Vormerkung nicht angewendet werden ( B i e r m a n n S . 36). 3. Die f o r m e l l e n Voraussetzungen der Vormerkung haben mit denen der endgültigen Eintragung das gemein, daß auch die Vormerkung nur eingetragen werden darf, wenn derjenige, dessen Recht von ihr betroffen wird, als der Berechtigte im Grundbuch eingetragen ist; die Ein­ tragung gegen den nichteingetragenen Rechtsnachfolger ist nur ausnahmsweise gestattet (G.B.O. §§ 40, 41). Weiter ist hervorzuheben: a) Wi r d d a s G r u n d b u c h a m t v o n dem Geri cht e r s uc ht , eine Vormerkung ein­ zutragen, so ersetzt das Ersuchen die allgemeinen Voraussetzungen des Antrags und der Ein­ tragungsbewilligung (ebenda §§ 13, 19, 39). I m Uebrigen ist die Sachprüfung, welche sonst der Buchbehörde obliegt, nicht ausgeschlossen (vergl. hierüber die Mot. zu dem E. I der G.B.O. § 50, S . 90, 91). b) B e a n t r a g t der G l ä u b i g e r di e E i n t r a g u n g , so darf diese nur erfolgen, wenn sie durch eine einstweilige Verfügung angeordnet oder von dem Schuldner bewilligt ist. F ü r die Anordnung sind ebenso wie für die Bewilligung die allgemeinen Vorschriftenmaßgebend, von deren Befolgung die G.B.O. in den §§ 28 ff. dieEintragung abhängig macht. Die einstweilige Verfügung ist in Ausfertigung beizubringen; unter Umständen ist auch ihre Zustellung dem Grundbuchamte nachzuweisen (C.P.O. §§ 929, 936).

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 885, 886.

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§. 886. Steht demjenigen, dessen Grundstück oder dessen Recht von der Vormerkung betroffen wird, eine Einrede zu, durch welche die Geltendmachung des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs dauernd ausgeschlossen wird, so kann er von dem Gläubiger die Beseitigung der Vormerkung verlangen. „ Is t durch ein vorläufig vollstreckbares Urtheil der Schuldner zur Abgabe einer Willens­ erklärung verurtheilt, auf Grund deren eine Eintragung in das Grundbuch oder das Schiffs­ register erfolgen soll, so gilt" nach der C.P.O. § 895 „die Eintragung einer Vormerkung oder eines Widerspruchs als bewilligt." c) Auch der S c h u l d n e r ist nach der G.B.O. § 18 Abs. 2 berechtigt, die Eintragung der Vormerkung zu beantragen; der Antrag bedarf jedoch, wenn nicht eine der unter b bezeichneten Voraussetzungen dem Grundbuchamte vorliegt, der Beglaubigung (§ 30). d) I n gewissen Fällen kann eine Vormerkung von A m t s w e g e n eingetragen oder die Ein­ tragung von dem Beschwerdegerichte dem Grundbuchamt aufgegeben werden (ebd. § 18 Abs. 2, § 76). 4. Daß bei der E i n t r a g u n g einer Vormerkung auf die einstweilige Verfügung bezw. auf die Eintragungsbewilligung oder das dieselbe ersetzende Urtheil B e z u g genommen werden darf, rechtfertigt'sich aus den Gründen, auf welchen der § 874 beruht. Eine besondere Bestimmung, wie sie der Abs. 2 des § 885 enthält, war nothwendig, weil der § 874 nur die Eintragung von Re c h t e n an einem Grundstücke betrifft, die Vormerkung aber kein Recht in diesem Sinne ist.

§ 886. E. I I § 805 Abs. 1 rev. § 871; I I I § 870. P . I I S . 4778, 4790, 8530 (Bd. 3 S . 741, 742, 748; Bd. 6 S . 222). D. S . 660. 1. Die Vormerkung kann, vermöge ihrer rechtlichen N atur als Sicherungsmittel, o h n e den Anspr uch, der durch sie gesichert werden soll, we d e r e n t s t e h e n noch f o r t b e s t e h e n ; sie erlischt zugleich mit dem Anspruch, auch wenn sie nicht gelöscht wird. Der Anspruch erlischt jedoch nicht dadurch, daß ihm eine Einrede entgegensteht, durch welche seine Geltendmachung dauernd aus­ geschlossen wird (Bd. I S . 49). Vielmehr berechtigt eine solche Einrede den Schuldner nur, die Leistung zu verweigern, auf welche der Anspruch des Gläubigers gerichtet ist (vergl. §§ 202, 222, 768 ff., 1137 ff., 1157, 1211, 1254, 2014, 2015). Wirtschaftlich aber unterscheidet sich ein Anspruch, der mit Erfolg nicht gellend gemacht werden kann, nicht von einem erloschenen Ansprüche. Die Vormerkung ist in beiden Fällen wirkungslos. 2. Eine V o r m e r k u n g , die der Wi r k u n g e n t b e h r t , darf im Grundbuche nicht stehen bleiben, da sie den Passivbetheiligten, wenn auch nicht rechtlich, so doch thatsächlich in der Ver­ fügung über das von ihr betroffene Grundstück oder Recht beschränkt. Is t der vorgemerkte Anspruch — z. B. durch Zahlung oder durch Erlaß — erloschen, so ist das Grundbuch mit der wirklichen Rechtslage nicht mehr im Einklänge, der bisherige Gläubiger mithin nach § 894 ver­ pflichtet, die Löschung der Vormerkung zu bewilligen. Eine Unrichtigkeit des Buches liegt freilich an sich nicht vor, wenn der Anspruch nur in Folge einer E i n r e d e — z. B. der Verjährungs­ einrede — versagt. Der § 886 behandelt aber diesen Fall im Wesentlichen ebenso wie jenen. Nur der kleine — vielleicht jedoch nicht beabsichtigte — Unterschied ergiebt sich aus dem Wort­ laute des Gesetzes, daß der bisherige Gläubiger nach § 894 nur seine „ Z u s t i m m u n g zu der Be r i c h t i gu ng des G r u n d b u c h s " zu ertheilen braucht, nach § 886 dagegen verpflichtet ist, die V o r m e r k u n g zu b e s e i t i g e n , d. H. dieselbe löschen zu lassen, mithin seinerseits die Löschung nicht blos zu bewilligen, sondern auch zu beantragen. Die f o r m e l l e n Voraussetzungen der Löschung sind aus der 1G.B.O. § 13, § 18 Abs. 2 Satz 2, §§ 19, 21, § 22 Abs. 1 §§ 25, 29, 30, 39, 40, 41 zu ersehen.

,

3. Der Ans p r u c h auf Beseitigung der Vormerkung, den der § 886 gegen den bisherigen Gläubiger gewährt, ist ein d i n g l i c h e r (negatorischer), weil die wirkungslose Vormerkung durch Ihre Eintragung das von ihr betroffene Recht beeinträchtigt (§§ 1004, 1007, 1027, 1065, § 1090 Abs. 2). Hieraus folgt insbesondere: der Anspruch ist auch im Konkurse des bisherigen Gläubigers wirksam, daher nach der K.O. § 6 Abs. 2 von dem Konkursverwalter zu befriedigen; die §§ 875, 876 dieses Abschnitts sind auf die Beseitigung einer Vormerkung nicht anwendbar (vergl. B i e r m a n n S . 37).

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 8 8 7 .

Ist der Gläubiger, dessen Anspruch durch die Vormerkung gesichert ist, un­ bekannt, so kann er im Wege des Aufgebotsverfahrens mit seinem Rechte aus­ geschlossen werden, wenn die im §. 1 1 7 0 für die Ausschließung eines Hypotheken­ gläubigers bestimmten Voraussetzungen vorliegen. M it der Erlassung des Aus­ schlußurtheils erlischt die Wirkung der Vormerkung. § 887. E. II 8 805 Abs. 2 rev. § 872; III § 871 P. II S. 4778, 4790 (Bd. 3 S . 742, 748). D. S. 660. 1. Is t die Vormerkung auf Grund einer e in s tw e ilig e n Verfügung eingetragen, so kann derjenige, dessen Grundstück oder Recht von ihr betroffen wird, die Aufhebung der Verfügung im Wege des Widerspruchs nach Maßgabe der C.P.O. §§ 924 ff. (§ 936) erwirken und die Löschung der Vormerkung nach der G.B.O. § 25 herbeiführen. Betritt er diesen Weg nicht oder gelangt er auf demselben nicht zum Ziele, so steht es ihm frei, auf Verurtheilung des Gläubigers zur Bewilligung der Löschung zu klagen und, falls er die rechtskräftige Verurtheilung erstreitet, auf Grund des Urtheils die Vormerkung löschen zu lassen (C.P.O. § 894 Abs. 1; G.B.O. §§ 13, 19). Eine Vormerkung, die a u f B e w i l l i g u n g des Passivbetheiligten ein­ getragen ist, kann ohne Zustimmung des Gläubigers an sich nur mittelst Klage beseitigt werden. 2. Der Prozeßweg ist besonders erschwert, w e n n der G l ä u b i g e r u n b e k a n n t ist. Kommt dann noch hinzu, daß jahrelang Niemand um die Vormerkung sich gekümmert hat, so spricht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, daß der Gläubiger bezw. dessen Rechtsnachfolger kein Gewicht auf die Stellung legen, welche durch die Vormerkung begründet wird. Die Sachlage ist in diesem Falle wesentlich dieselbe wie in dem Falle, für den der § 1170 die Ausschließung eines unbekannten Hypothekengläubigers im Wege des Ausgebotsversahrens zuläßt. Der § 887 gestaltet deshalb auch bei der Vormerkung das Aufgebot und die Ausschließung des Gläubigers, wenn die im § 1170 bestimmten Voraussetzungen gegeben sind. 3. D as A u f g e b o t setzt nach § 1170 v o r a u s , daß der Gläubiger unbekannt, daß zehn Jahre verstrichen sind und daß der Anspruch nicht innerhalb der Frist von dem Passivbetheiligten anerkannt worden ist. a) U n b e k a n n t ist der Gläubiger, wenn man nicht weiß, ob derjenige, für den die Vor­ merkung eingetragen ist, oder sein bekannter Rechtsnachfolger noch lebt oder wer die Erben geworden sind. Eine Verdeutlichung des Gesetzes in diesem Sinne erschien der ersten Kommission unnöthig; die Erwähnung des in der preuß. G.B.O. §§ 103 ff. hervorgehobenen Falles, daß derjenige, welcher als Gläubiger auftritt, sein Verfügungsrecht nicht nachzuweisen vermag, wurde nicht für angemessen gehalten (P . I S . 5241). Auch ergeben die Materialien nichts darüber, ob der Gläubiger, dessen A u f e n t h a l t nicht b e k a n n t ist, als unbekannt zu gelten hat. Die Frage wird von B i e r m a n n S . 227 verneint. E s dürfte aber besser sein, der Entscheidung des einzelnen Falles nicht vorzugreifen, da es sich lediglich um eine Thalfrage handelt, die je nach der Verschiedenheit der Sachlage verschieden beantwortet werden kann. Vergl. die C.P.O. § 985. b) Die F r is t b e g i n n t mit der Eintragung der Vormerkung, wenn jedoch später noch eine Eintragung erfolgt ist, die sich aus die Vormerkung bezieht, mit dieser Eintragung. Is t der vorgemerkte Anspruch aufschiebend bedingt oder betagt, so kann füglich die Frist nicht vor dem Eintritte der Bedingung oder der Zeit ihren Anfang nehmen (vergl. § 158 Abf. 1, § 163, § 198 Satz 1, § 883 Abs. 1 Satz 2). c) D as Ane r ke nn t n i s } muß, um das Aufgebot auszuschließen, nach § 1170 Abs. 1 Satz 1 so beschaffen sein, daß es zur Unterbrechung der Verjährung des Anspruchs in Gemäßheit des § 208 geeignet ist; es muß also dem G l ä u b i g e r g e g e n ü b e r , wenn auch nur stillschweigend, z. B. durch Abschlagszahlung, Zinszahlung, Sicherheitsleistung, erklärt sein. Die B e w e i s l a s t hat derjenige, der das Aufgebot betreibt, d. H. er muß nach der C.P.O. § 986 dem Gerichte glaubhaft machen, daß nicht in der angegebenen Weise eine Anerkennung des Anspruchs erfolgt sei. 4. F ü r das A u f g e b o t s v e r f a h r e n sind die allgemeinen Vorschriften der C.P.O. § § 9 4 6 ff. maßgebend; die besonderen Vorschriften, denen das Aufgebot in dem hier behandelten Falle unterliegt, ergeben sich aus den §§ 988, 1024. 5. Durch das A u s s c h l u ß u r t h e i l wird die Wirkung der Vormerkung aufgehoben; der Ans pr uc h, den die Vormerkung sicherte, bleibt unberührt. D as Grundbuch wird unrichtig; die Löschung der Vormerkung erfolgt auf Grund des Urtheils nach näherer Bestimmung der G.B.O. § 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2, § 22 Abs. 1, §§ 29, 30, 40 ff.

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 887, 888.

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§. 888. Soweit der Erwerb eines eingetragenen Rechtes oder eines Rechtes an einem solchen Rechte gegenüber demjenigen, zu dessen Gunsten die Vormerkung besteht, unwirksam ist, kann dieser von dem Erwerber die Zustimmung zu der Eintragung oder der Löschung verlangen, die zur Verwirklichung des durch die Vormerkung gesicherten Anspruchs erforderlich ist. D as Gleiche gilt, wenn der Anspruch durch ein Veräußerungsverbot ge­ sichert ist. § 888. S . 4780, 4781, 4785, 4786 (Bd. 3 S. 743, 746). D. S . 660.

E U 8 806 rev. § 873; I II § 872. P. II

I. Die V e r w i r k l i c h u n g des vorgemerkten Anspruchs hat nichts Besonderes, wenn n u r das Recht des S c h u l d n e r s zu überwinden ist. Der Schuldner hat, sobald der Anspruch ihm gegenüber liquide gestellt ist, die zu der Rechtsänderung erforderliche Erklärung abzugeben und die entsprechende Eintragung oder Löschung zu bewilligen. Auf Grund der erklärten oder durch rechtskräftiges Urtheil ersetzten Bewilligung kann dann der Gläubiger je nach der Beschaffenheit des Falles das Recht oder die Rechtsänderung eintragen oder löschen lassen (§ 873 Abs. 1, §§ 875, 877, 880; G.B.O. § 13 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2, §§19, 29 rc.; C.P.O. § 894 Abs. 1). Weniger einfach ist die Verwirklichung des Anspruchs, wenn inzwischen der Schuldner in K o n k u r s verfallen oder eine nach § 683 Abs. 2 u n w i r k s a m e V e r f ü g u n g über das von der Vormerkung betroffene Grundstück oder Recht in das Grundbuch eingetragen worden ist. 1. Die Eröffnung des K o n k u r s e s über das Vermögen des Schuldners hat auf die materiellrechtlichen Wirkungen der Vormerkung keinen Einfluß. N ur die formelle Aenderung tritt ein, daß anstatt des Schuldners der K o n k u r s v e r w a l t e r den vorgemerkten Anspruch befriedigen, also namentlich die hierzu erforderliche Eintragung oder Löschung bewilligen muß. S t r e c k er , der dies im Allgemeinen anerkennt, macht einen Vorbehalt für den Fall, „wenn das Recht auf A u f l a s s u n g auf einem von dem Gemeinschuldner eingegangenen zweiseitigen Vertrage beruht, der auch von dem Berechtigten zur Zeit der Konkurseröffnung noch nicht oder noch nicht vollständig erfüllt ist." I n diesem Falle soll nach der K.O. §§ 15, 21 (jetzt §§ 17, 26) der Konkursverwalter nur dann zur Auflassung verpflichtet sein, „wenn er die ÄM llung des Vertrags von dem Berechtigten verlangt; denn," so heißt es S . 116, „der In h a lt des obliga­ torischen Anspruchs wird, wie erwähnt, durch die Vormerkung nicht geändert; dem Konkurs­ verwalter verbleibt daher das ihm nach dem § 15 zustehende Rücktrittsrecht." Wenn diese Auffassung richtig wäre, so müßte sie, was auch B i e r m a n n S . 37 (Bem. 2 zu § 886) anzunehmen scheint, nicht blos für den Anspruch auf Auslassung, sondern für alle Ansprüche gelten, die auf Grund eines zweiseitigen Vertrags vorgemerkt werden. Dann aber würde die dingliche Wirkung der Vormerkung bis zu einem Grade abgeschwächt sein, daß das Institut neben dem Veräußerungsverbote kaum noch von praktischer Bedeutung wäre. Denn zahl­ reiche Vormerkungen, vielleicht die meisten, werden aus Grund eines zweiseitigen Vertrags ein­ getragen, und dieser Vertrag wird, wenn der Verpflichtete in Konkurs verfällt, regelmäßig auch von dem Berechtigten noch nicht vollständig erfüllt sein. M an hätte überdies zwei Gattungen von Vormerkungen: eine, die im Konkurse wirkte, und eine, die im Konkurse nicht wirkte bezw. nur wirkte, wenn es der Konkursverwalter Vortheilhaft für die Gläubiger fände. Eine solche Unterscheidung aber hat der zweiten Kommission, aus deren Beschlüssen nicht blos die §§ 883—888 des B.G.B. hervorgegangen sind, sondern auch der neue § 24 der K.O. entstanden ist, völlig ferngelegen. M an war vielmehr „darüber einig, daß die Vormerkung," wie es von mehreren Seiten vorgeschlagen war, „im Konkurse ihre Wirksamkeit behalten müsse" (P . I I S . 3508, Bd. 3 S 112 a. E.). D as Gewicht, welches die Kommission hierauf legte, war so schwer, daß eine Verdeutlichung der K.O., wie sie der neue § 24 bringt, als unerläßlich angesehen wurde. Die Absicht war offenbar, die jetzt unter § 17 stehenden Bestimmungen gegen eine Auslegung sicherzustellen, die der dinglichen Natur der Vormerkung nicht gerecht wird (vergl. Achill es S . 64 c a). D as Verhältniß des § 24 zu dem § 17 kann nur das der Ausnahme zur Regel sein: der § 17, der die Entscheidung darüber, ob der Vertrag erfüllt werden soll, in die Hand des Konkursverwalters legt, kommt insoweit nicht zur Anwendung, als der Gläubiger nach § 24 berechtigt ist, die Befriedigung seines Anspruchs von dem Verwalter zu verlangen. Der Hinweis Streckers auf die o b l i g a t o r i s c h e Natur des Anspruchs vermag diese Erwägungen nicht zu entkräften. Allerdings verliert der Anspruch durch die Vormerkung seinen persönlichen Charakter ebensowenig, wie eine Forderung denselben dadurch abstreift, daß sie durch eine Hypothek gesichert w ird; der Schuldner kann daher nach wie vor die ihm gegen den Anspruch

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

zustehenden Einreden gellend machen. Aber die Vormerkung Hai gleichwie die Hypothek d i n g ­ liche Wirkung, und diese Wirkung zeigt sich hauptsächlich darin, daß sie von dem Konkurse des Schuldners unberührt bleibt. Durch die Konkurseröffnung wird daher eine Einrede im S inne des § 886 gegen den vorgemerkten Anspruch nicht begründet. 2. Sow eit eine E intragung (bezw. Löschung) nach § 883 Abs. 2 u n w i r k s a m ist, kann der Gläubiger die Wiederherstellung desjenigen I n h a lts des Grundbuchs verlangen, den dasselbe hatte, a ls die Vormerkung eingetragen wurde. Die Wiederherstellung wird durch eine entsprechende E intragung bewirkt. Diese darf aber grundsätzlich n u r erfolgen, wenn derjenige, dessen Recht von ihr betroffen wird, sie bewilligt hat und wenn er a ls der Berechtigte eingetragen ist (G.B.O . §§ 19, 40, 41). Die Bewilligung des Schuldners genügt also nicht, um eine unwirksame E in­ tragung zu beseitigen; vielmehr ist auch die Z u s t i m m u n g d e s e i n g e t r a g e n e n B e r e c h t i g t e n erforderlich (B .G .B . § 185 Abs. 1, 2 Satz 1). Die Beschaffung der Zustimmung liegt dem S c h u l d n e r ob (P . I I S . 4786, Bd. 3 S . 746), weil ohne sie die dem Ansprüche des G läubigers entsprechende Verbindlichkeit unerfüllt bleiben würde. Der Gläubiger kann daher auf Verurtheilung des Schuldners zu der Beschaffung klagen. Aber der § 886 beschränkt ihn nicht auf diesen immerhin unsicheren Weg, sondern berechtigt ihn zugleich, die Zustimmung unm ittelbar von dem eingetragenen Berechtigten zu verlangen. Letzterer kann sich zwar derselben Vertheidigungsm ittel gegen den vorgemerkten Anspruch bedienen wie der Schuldner. W enn aber die Verpflichtung des Schuldners, die zur Verwirklichung des Anspruchs erforderliche Eintragung oder Löschung zu bewilligen, ihm gegenüber festgestellt wird, so muß er seine Zustim m ung ertheilen; er muß dem Gläubiger weichen, weil er beim Erwerbe seines Rechtes wissen mußte, daß er durch den E rw erb den vorgemerkten Anspruch verletzen würde, falls dieser begründet wäre. Die Verwirklichung des Anspruchs hätte freilich auch in der Weise geordnet werden können, daß die Verpflichtung des Schuldners durch eine nach § 883 Abs. 2 unwirksame Verfügung auf denjenigen, der mittelst derselben zum Rechtserwerbe gelangte, insoweit überginge, als die zur Befriedigung des Anspruchs erforderliche E intragung oder Löschung auf die Bewilligung des Erw erbers zulässig wäre (P. I I S . 4776 ff., Bd. 3 S . 740 ff.). D er Gesetzgeber hat aber ein praktisches Bedürfniß für eine solche Gestaltung nicht anerkannt, sondern den Zweck der V or­ merkung als eines M ittels zur Sicherung eines persönlichen Anspruchs dadurch zu erreichen geglaubt, daß der Gläubiger nach wie vor m it der Geltendmachung dieses Anspruchs an den ursprünglichen Schuldner verwiesen, der jeweilig eingetragene Berechtigte aber, ähnlich wie gegen­ über einem Anspruch auf Berichtigung des Grundbuchs (§ 894), verpflichtet wird, seine grund­ buchmäßige Zustim m ung zur Verschaffung des Rechtes zu ertheilen (ebenda S . 4785, 4786, Bd. 3 S . 746). Die praktischen Konsequenzen dieser Auffassung für die Verwirklichung vorgemerkter Ansprüche können bei der großen Mannigfaltigkeit der letzteren hier nicht erschöpfend erörtert, sondern nur für die Hauptfälle hervorgehoben werden. a) I s t ein A n s p r u c h a u f E i n r ä u m u n g d e s E i g e n t h u m s v o r g e m e r k t , dann aber ein D ritter als Eigenthümer eingetragen worden, so kann der Gläubiger nach § 888 Abs. 1 die Auflassung doch immer n u r von seinem S c h u l d n e r , nicht, wie B i e r m a n n S . 39 (Bem. 2 a) annim m t, von dem D ritten fordern, von diesem vielmehr n u r die Zustim m ung dazu verlangen, daß er a ls Eigenthümer eingetragen lverde. Die E intragung erfolgt, sobald Auflassung und Zustimmung formgerecht vorliegen, bezw. eine Ausfertigung des die fehlende Erklärung des Schuldners oder des D ritten ersetzenden Urtheils beigebracht wird (G .B .O . §§ 19, 20, 29, 40 Abs. 1; C .P.O . § 894 Abs. 1). D a s Grundbuchamt kann freilich die E intragung auch dann vornehmen, wenn der D r i t t e dem Gläubiger das Grundstück aufgelassen hat. Aber dieser Weg erscheint, mindestens wenn S tre it m it dem Schuldner zu besorgen ist, nicht so sicher wie der durch den § 888 vorgezeichnete, weil die Auslassung ohne Mitwirkung des Schuldners nicht beweist, daß dessen Verbindlichkeit durch sie hat erfüllt werden sollen. I s t nach der Vormerkung d a s G r u n d s t ü c k m i t e i n e m R e c h t e b e l a s t e t worden, so gehört zur Verwirklichung des vorgemerkten Anspruchs auch die Löschung des Rechtes. D a s Grundbuchamt darf jedoch nur löschen, wenn die erklärte oder durch Urtheil ersetzte Zustimmung des Berechtigten beigebracht wird. H at der Gläubiger seine E intragung a ls Eigenthümer erlangt, so kann es sich vielleicht fragen, ob nunm ehr nicht nach der G .B.O . § 22 Abs. 1 zu verfahren, d. h. das Grundbuch als unrichtig anzusehen und deshalb das Recht auf den Nachweis seiner Unwirksamkeit zu löschen ist. Indessen dürfte die Frage zu verneinen sein, weil aus der Auf­ nahme des § 888 Abs. 1 n e b e n dem § 894 entnommen werden muß, daß die Unwirksamkeit eines eingetragenen Rechtes nicht als ein F a ll der Unrichtigkeit des Grundbuchs aufzufassen ist. b ) E in g e g e n d e n E i g e n t h ü m e r v o r g e m e r k t e r A n s p r u c h a u f E i n r ä u m u n g e i n e s R e c h t e s an dem Grundstücke wird durch Eintragung des Rechtes m it dem R a n g e der V o r m e r k u n g verwirklicht (§ 883 Abs. 3, § 888 Abs. 1). Die E intragung setzt voraus, daß ähnlich wie im Falle a die Bewilligung des Schuldners, außerdem, sofern das Grundstück inzwischen

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 888, 889.

103

§. 8 8 9 .

Ein Recht an einem fremden Grundstück erlischt nicht dadurch, daß der Eigen­ thümer des Grundstücks das Recht oder der Berechtigte das Eigenthum an dem Grundstück erwirbt. veräußert ist, die Zustim m ung des neuen Eigenthümers und, wenn es nach der Vormerkung m ir einem Rechte belastet ist, auch die Zustimmung des Berechtigten dem Grundbuchamte vorliegen. c) Wird nicht das Grundstück unm ittelbar, sondern ein e i n g e t r a g e n e s Re c ht von der Vormerkung betroffen, so ist der Anspruch des G läubigers, wenn er auf den Erwerb oder die Belastung des Rechtes gerichtet ist, gegen den Berechtigten in einender Behandlung des Falles b entsprechenden Weise zu verwirklichen. D er Verwirklichung kann aber dadurch ein besonderes Hinderniß entstehen, daß nach E in ­ tragung der Vormerkung das Recht a u f g e h o b e n und zu diesem Zwecke g e l ö s c h t worden ist. Die A u f h e b u n g nach § 875 ist zwar dem Gläubiger gegenüber unwirksam, aber durch die Vormerkung nicht ausgeschlossen (§ 888 Abs. 2), da diese nicht eine die Anwendung des § 876 rechtfertigende Belastung des Rechtes darstellt (oben S . 95). W enn n u n auch die Unwirksamkeit der Aufhebung ohne Weiteres a u s der Vormerkung folgt, nachdem der vorgemerkte Anspruch liquide gestellt ist, so ist doch die L ö s c h u n g eine Thatsache, die erst beseitigt werden m uß, bevor die Uebertragung oder Belastung des Rechtes für den Gläubiger eingetragen werden kann. Die A rt und Weise, wie die Beseitigung im Grundbuche zu erfolgen hat, hängt von der Einrichtung der Abtheilung bezw. der Rubrik des F olium s ab, in welcher das gelöschte Recht eingetragen war. I n dem fach f. Grundbuche z. B ., in dem die sämmtlichen Eintragungen und Löschungen in derselben Hauptspalte hinter einander Platz finden, wird nichts entgegen stehen, den Löschungsvermerk durch einen neuen Vermerk zu löschen und so die Eintragung des Rechtes wieder herzustellen. I n dem p r e u ß . Grundbuche dagegen, in welchem für die E intragung und die Löschung der Rechte verschiedene Hauptspallen eingerichtet sind, ist für die Löschung eines Löschungsvermerkes kein R aum ; die Unwirksamkeit der Löschung eines Rechtes kann daher buch­ mäßig hier nu r dadurch festgestellt werden, daß das Recht wieder eingetragen wird (vergl. die p r e u ß . G .B .O . § 118). F ü r die materielle Seite des Rechtsverhältnisses ist dieser Unterschied nicht von Belang. Wenn die Löschung des Rechtes, auf dessen Erwerb oder Belastung der vorgemerkte Anspruch gerichtet ist, sich nach § 888 Abs. 2 als unwirksam erweist, so muß der Gläubiger ihre Beseitigung auf die eine oder die andere Weise verlangen können. A us dem W ortlaute des § 888 Abs. 1 ergiebt sich dies freilich nicht. Allein die entsprechende Anwendung der Vorschrift auf den gesetzten Fall ist um so mehr am Platze, als für den ähnlichen Fall der Berichtigung des Grundbuchs nach § 894 das Gleiche gilt. Die Löschung des Löschungsvermerkes erfolgt ebenso wie die W iedereintragung des gelöschten Rechtes ausübte Bewilligung bezw. Zustim m ung des Schuldners, des bisherigen Berechtigten, sofern dieser ein Anderer ist als der Schuldner, des Eigenthümers und der sonstigen Personen, für welche Rechte eingetragen sind, die dem gelöschten Rechte im Range gleich- oder nachstehen. Je d e r dieser Betheiligten ist in Folge der Vormerkung dem Gläubiger zur Abgabe der entsprechenden Erklärung in beglaubigter F orm verpflichtet. d) Einfacher erscheint die Verwirklichung des vorgemerkten Anspruchs, wenn derselbe auf eine Aenderung des I n h a l t s oder des R a n g e s eines eingetragenen Rechtes oder auf A u f ­ h e b u n g eines solchen gerichtet ist. S ie erfolgt dadurch, daß die Aenderung in das Grundbuch eingetragen bezw. das Recht gelöscht wird. Voraussetzung der E intragung sowohl wie der Löschung ist die Bewilligung des Schuldners u n d , wenn inzwischen über das Recht verfügt wurde, auch die Zustimmung desjenigen, zu dessen Gunsten die Rechtsänderung eingetragen ist. I I , W as der § 688 Abs. 1 für den F all der Vormerkung bestimmt, gilt nach Abs. 2 auch dann, wenn der Anspruch des G läubigers durch ein V e r ä u ß e r u n g s b e r b o t gesichert ist. Ein solches Verbot hat m it der Vormerkung das gemein, daß es gleich wie diese den Schuldner in der Verfügung über das von der M aßregel betroffene Recht beschränkt (§§ 135, 136, 883 Abs. 2). E s rechtfertigt sich deshalb, zur Verwirklichung des Anspruchs dem Gläubiger in beiden Fällen die nämliche Rechtsstellung zu geben. Die Vorschrift der K.O. § 13 bleibt selbstverständlich unberührt.

§ 889. E l § 835 ; II § 807 rev. § 874; III § 873. P. I S . 4347—4353, 4426, 4427, 4880, 4881, 5196—5198; M. III S . 201—205. P . II S . 3425, 3426 (Bd. 3 S . 73). 1. Die Vorschrift des § 889 liegt in der Konsequenz der E i g e n t h ü m e r h y p o t h e k , die nach dem Entwickelungsgänge, den das Hvpothekenrecht in Deutschland genommen hat, von der

104

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§. 890. Mehrere Grundstücke können dadurch zu einem Grundstücke vereinigt werden, daß der Eigenthümer sie als ein Grundstück in das Grundbuch eintragen läßt. Ein Grundstück kann dadurch zum Bestandtheil eines anderen Grundstücks gemacht werden, daß der Eigenthümer es diesem im Grundbuche zuschreiben läßt. Reichsgesetzgebung nicht wohl abgelehnt werden konnte. D a s rö m isch e Sachenrecht enthält freilich den Grundsatz, daß ein dingliches Recht erlischt, wenn es m it dem Eigenthum in derselben Person zusammentrifft. Aber dieser Grundsatz ist im Hypothekenrechte nicht durchgeführt, vielmehr werden in verschiedenen Fällen dem Eigenthümer pfandrechtliche Befugnisse D ritten gegenüber beigelegt (B u c h k a, die Hypothek des Eigenthümers re. 1875 S . 9 ff.; v. R o t h , die hypothekarische Succession rc. 1879 S . 1 0 ff.; Wi n d s c h e i d § 248 Ziff. 4). I n Deutschland hat die Gesetzgebung mehrerer S ta ate n der Konfusion bezw. Konsolidation den vernichtenden Einfluß auf die Hypothek entzogen und den Fortbestand der letzteren in der Hand des Eigenthümers zugelassen; so namentlich das p r e u ß . A.L.R. Anh. § 52, Deklaration v. 3. A pril 1824, Ges. über den Ä genthum serw . rc. v. 5. M ai 1872 §§ 63— 67, ferner die me c k l e n b u r g i s c h e n Grundbuch- und Hypothekengesetze und das H a m b u r g i s c h e Gesetz über Grundeigenthum und Hypotheken. I n der T h at scheint das römische Prinzip in ein Rechtssyflem nicht zu passen, welches die Rechte am G rund und Boden aufs engste m it einem öffentlichen Buche verknüpft; es würde die Z ahl der unerwünschten Fälle, in welchen der I n h a lt des Grundbuchs m it der wirklichen Rechts­ lage in Widerspruch steht (§ 894) und der Rechtserwerb durch den öffentlichen G lauben des Buches geschützt werden muß (§ 892), in bedenklicher Weise steigern, eine angemessene Regelung des F alles aber, in welchem das m it dem Eigenthum in derselben Person zusammentreffende Recht m it dem Rechte eines D ritten belastet ist (§ 876), unmöglich machen und, w as am schwersten in s Gewicht fällt, den Vortheil a u s der Abfindung des Berechtigten, die regelmäßig aus dem Vermögen des Eigenthümers erfolgt, nicht diesem oder dessen persönlichen Gläubigern, sondern einem gleich- oder nachstehenden Berechtigten, der aus eine Verbesserung des R anges seines Rechtes nicht den mindesten Anspruch hat, zu Gute kommen lassen. Der § 889 schließt diese Unzuträglich­ keilen a u s ; er fördert überdies die Kreditfähigkeit des Eigenthümers, da auf eine voreingetragene Hypothek oder Grundschuld weit leichter Geld zu bekommen ist als auf eine solche, die an letzter Stelle im Grundbuch eingetragen wird. Ueber die Zweckmäßigkeit der Eigenthümerhypothek ist m an jetzt ziemlich allgemein einverstanden (vergl. n u r J a c u b e z k y S . 213, 214, H a c h e n b u r g , B eiträge rc. 1895 S . 9, B est I S . 108, D e r n b u r g , Sachenrecht § 218 S . 598). Sicherlich ist das Bedürfniß für eine Vorschrift, wie sie der § 869 aufstellt, aus dem Gebiete des Verkehrs m it Hypotheken und Grundschulden am dringendsten; es kann aber auch bei anderen Rechten, namentlich Erbbaurechten, Grunddienstbarkeiten und Reallasten, sich gellend machen. Jedenfalls hat die allgemeine Zulassung von Rechten am eigenen Grundstück eine bemerkenswerthe Verein­ fachung des System s zur Folge. 2. Die Frage nach der ju r is tis c h e n K o n s t r u k t i o n eines solchen Rechtes neben dem Eigenthume hat dem § 889 gegenüber kaum mehr a ls theoretische Bedeutung. D er oft gehörte Einw urf, daß die Befugnisse, die das Recht gewähren könne, bereits in dem Eigenthum enthalten seien, darf nach den Untersuchungen, deren Ergebnisse J a c u b e z k y S . 212 wiedergiebt, als abgethan betrachtet werden. D a s Eigenthum steht den übrigen Rechten an der Sache nach (S . 9). E in solches Recht wirkt aber nicht blos gegen das Eigenthum, sondern auch gegen die ihm im R ange gleich- oder nachstehenden Rechte. Gegen diese vermag es auch dann sich zu bethätigen, wenn der Eigenthümer der Berechtigte ist. W eshalb die Konsequenzen hiervon nicht auch für das Gebiet der beweglichen Sachen gezogen sind, kann hier auf sich beruhen. F ü r das Gebiet der Grundstücke durften sie unbedenklich gezogen werden, da in der Bucheinrichtung das M ittel gegeben ist, das Fortbestehen des Rechtes neben dem Eigenthum Allen kündbar zu machen, die eS angeht. Besteht aber das Recht fort, so hat der Eigenthümer die Befugnisse des Berechtigten. E r kann namentlich das Recht löschen lassen (§§ 875,876) oder über dasselbe zu Gunsten eines Anderen verfügen. Behält er das Recht, so vermag freilich, wenn dasselbe auf eine Leistung aus dem Grundstücke gerichtet ist, der Anspruch auf die Leistung sich nicht ohne Weiteres zu bethätigen (§§ 1177, 1197), aber nicht, weil er aus dem Rechte nicht mehr entstände, sondern deshalb, weil er in Folge der Vereinigung des Rechtes und des Eigenthum s in einer Person a ls befriedigt gelten m uß, soweit überhaupt das Grundstück die Befriedigung zu gewähren im S tande ist. W ird dagegen von einem Anderen das Recht des Eigenthümers beeinträchtigt oder die Z w angs­ vollstreckung in das Grundstück betrieben, so fehlt es an jedem Grunde, die Bethätigung dem Rechte um deswillen zu versagen, weil dasselbe dem Eigenthümer zusteht. Veräußert der Eigen­ thüm er das Grundstück, so verbleibt ihm das Recht und treten dessen Wirkungen auch insoweit wieder in Kraft, als sie während der Vereinigung geruht hatten.

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 889, 890.

105

§ 890. E. I 8 787 Abs. 2; II § 808 rev. § 875; III § 874. P. I S. 3340-3343; M. III S. 56—58. P. II S . 3299, 3300, 4376—4379 (Bd. 3 S. 13, 550—552). 1. D er B e g r i f f d e s G r u n d s t ü c k s ist nicht von N atu r gegeben, sondern künstlich dadurch geschaffen, daß die Erdoberfläche in einzelne Abschnitte zerlegt und jeder Abschnitt durch eine mathematische Linie gegen die ihn umschließenden Abschnitte abgegrenzt ist ( S . 63). F ü r das Grundbuchrecht ist in dieser Hinsicht das amtliche Verzeichniß maßgebend, in welchem die G rund­ stücke unter Num m ern oder Buchstaben aufgeführt sind. Je d e s Grundstück, welches in diesem Berzeichniß eine besondere N um m er oder einen besonderen Buchstaben hat, ist regelmäßig ein selbstständiges Grundstück (G.B.O . §§ 2 ff.). Von dieser Regel nim m t der § 890 die Fälle aus, in denen der Eigenthümer mehrere Grundstücke zu einem einheitlichen Grundstücke verbunden hat oder vielmehr durch entsprechende Grundbuchoperationen hat verbinden lassen. Die A u s­ nahme bezweckt einerseits, dem B e g r i f f e d e s G u t e s (B auernguts, Ackerwirthschaft rc.) als einer w i r t h s c h a f t l i c h e n Einheit, auch wenn diese mehrere Grundstücke umfaßt, fernerhin wie bisher, namentlich in Norddeutschland, die r e cht l i che Bedeutung und Anerkennung zu sichern, andererseits, das V e r f a h r e n bei dem Grundbuch und bei der Errichtung von Urkunden dadurch zu vereinfachen, daß über mehrere Grundstücke, die der Eigenthüm er als ein einheitliches Ganzes behandelt, unter der Bezeichnung des Ganzen verfügt werden kann.

2. Der § 890 unterscheidet den thatsächlichen Verhältnissen entsprechend, zwei A r t e n der Verbindung, jenachdem die Grundstücke a ls rechtlich gleichwertige zu einem neuen Ganzen vereinigt werden (Abs. 1) oder das eine dem anderen als Bestandtheil hinzugefügt wird (Abs. 2). Beide e r f o r d e r n , daß der Eigenthümer seinen auf die Eintragung bezw. Zuschreibung gerichteten Willen erklärt und das Grundbuchamt der Erklärung gemäß die Verbindung im Grundbuche vermerkt. a) Die E r k l ä r u n g d e s E i g e n t h ü m e r s ist an sich nicht privatrechtlicher N atur, da sie nur die Einrichtung und Führung des Grundbuchs betrifft. S ie hat aber, wenn das Buch m it ihr in Einklang gesetzt ist, privatrechtliche Folgen. D aher wird m an sie dem E intragungs- und Konsensprinzip auch im materiellen S in n e unterwerfen müssen, so zwar, daß, wenn sie fehlt oder der Wirksamkeit ermangelt, auch die E intragung der V erbindung unwirksam ist und jene Folgen, natürlich unbeschadet der Anwendung des § 892, nicht eintreten. b) S o ll eine V e r e i n i g u n g mehrerer Grundstücke eingetragen werden, so erhält das zu bildende Gesammtgrundstück zweckmäßig ein eigenes B la tt im Grundbuch; auf dieses B la tt werden die bisher selbständigen Grundstücke als Bestandtheile des neuen Ganzen, und zwar jedes mit seinen Belastungen übertragen. I s t für die Grundstücke ein gemeinschaftliches B la tt in Gemäß­ heit der G .B .O . § 4 angelegt, so steht seiner Verwendung für das Gesammtgrundstück nichts entgegen; es m uß nu r ersichtlich gemacht werden, daß die 'mehreren Grundstücke fortan ein ein­ heitliches Grundstück bilden. S o ll ein Grundstück einem anderen a ls B e s t a n d t h e i l z u g e s c h r i e b e n werden, so ist das B latt des Hauptgrundstücks fortzuführen; sonst wird entsprechend ebenso verfahren wie bei der Eintragung einer Vereinigung. c) S in d die Grundstücke v e r s c h i e d e n b e l a s t e t , so hindert dies vom Standpunkte des materiellen Rechtes weder die Vereinigung noch die Zuschreibung. Die Verschiedenheit der Belastung kann jedoch nicht blos die Übersichtlichkeit des Grundbuchs und dessen F ü h ru n g erheblich stören, sondern auch das Zw angsversteigerungsverfahren in hohem Grade erschweren. Deshalb soll nach der G .B.O . § 5 „ein GrundsÄck n u r dann einem andern Grundstück als Bestandtheil zugeschrieben oder m it ihm vereinigt werden, wenn hiervon V erw irrung nicht z« besorgen ist". D arauf, ob die Grundstücke unm ittelbar mit einander zusammenhängen oder in demselben Bezirke liegen, kommt es nach dem B .G .B . ebenfalls nicht an. Indessen greift auch hier die Vorschrift des § 5 der G .B .O . ein. d) Durch L a n d e s g e s e t z kann nach dem E .G . Art. 119 N r. 3 sowohl die Vereinigung als auch die Zuschreibung untersagt oder beschränkt werden. 3. Die W i r k u n g der V erbindung in Gemäßheit des § 890 besteht darin, daß die bisher selbständigen Grundstücke B e s t a n d t h e i l e des Grundstücks bilden, zu oder m i t welchem sie verbunden sind. Die Bestandtheile gehören aber zur Kategorie der n i c h t w e s e n t l i c h e n (vergl. §§ 93— 96). Daher bleiben ihre Belastungen von der Verbindung unberührt. Hiervon macht der § 1131 die A usnahm e, daß die Hypotheken an einem Grundstücke, dem nach § 890 Abs. 2 ein anderes als Bestandtheil zugeschrieben wird, den neuen Bestandtheil m it ergreifen, wenn auch nur mit dem Range n a ch den Rechten, m it welchen derselbe belastet ist.

106

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 8 9 1 .

Ist im Grundbuche für Jemand ein Recht eingetragen, so wird vermuthet, daß ihm das Recht zustehe. Ist im Grundbuch ein eingetragenes Recht gelöscht, so wird vermuthet, daß das Recht nicht bestehe. Verfügungen, welche nach der Verbindung über das Grundstück getroffen werden, erstrecken sich auf alle Bestandtheile desselben. S o ll sich die Verfügung auf einen oder einige Bestandtheile beschränken, so sind die Vorschriften der G.B.O. §§ 3, 6 und die etwa von der Landesjustizverwaltung in Gemäßheil des § 96 erlassenen Bestimmungen zu beobachten. 4. Ueber die T h e i l u n g eines Grundstücks hat das B.G.B. keine allgemeine Norm. Aus dem Wesen der Dinglichkeit (S . 8 ff.) folgt, daß die Belastungen sich an den Theilgrundstücken fortsetzen. Dieser Grundsatz wird indessen für Grunddienstbarkeiten und beschränkte persönliche Dienstbarkeiten nicht vollständig durchgeführt (§ 1026, § 1090 ,Abs. 2). Vorbehalte für die Landesgesetzgebung finden sich im E.G. Art. 119 Nr. 1 , 2, Art. 120 Abs. 1, 2 Nr. 1, 3.

E. I

§ 891. 875. P. I S . 3636, 3725,3918, 3920, 4435—4437, 6136; M. III S. 138—140, 153—155. P. II S. 3374—3377 (Bd. 3 S. 48, 49). 8 826; II § 809 rev. § 876; III §

1 Die beiden Rechts Vermuthungen, welche der § 891 aufstellt, entsprechen dem Zwecke der B u c h e i n r i c h t u n g , welche in den §§ 8 7 3 ff. vorausgesetzt wird. Denn wenn diese Ein­ richtung dazu bestimmt ist, Allen, die es angeht, erkennbar zu machen, welche Rechte an einem Grundstücke bestehen (S . 11, 22), so kann füglich demjenigen, der sich für das Bestehen eines eingetragenen Rechtes oder für das Nichtbestehen eines gelöschten Rechtes auf das Grundbuch beruft, nicht angesonnen werden, die aus dem Buche nicht ersichtlichen Erfordernisse der Begründung bezw. des Erwerbes oder der Aufhebung des Rechtes darzulegen und zu beweisen. Die Berufung auf den In h a lt des Buches muß um so mehr genügen, als nach der G.B.O. §§ Eintragung oder eine Löschung nur erfolgen darf, wenn ihre gesetzlichen Voraussetzungen dem Grundbuchamte durch Urkunden nachgewiesen sind. Zwar decken sich diese Voraussetzungen nicht nothwendig mit jenen Erfordernissen, da in der Regel ein Recht oder die Übertragung eines solchen schon dann einzutragen ist, wenn derjenige die Eintragung bewilligt, dessen Recht von derselben betroffen wird. Aber auch in diesen Fällen erscheinen die Vermuthungen des § 891 gerechtfertigt, weil der Passivbetheiligte durch seine Eintragungsbewilligung unzweideutig zum Ausdrucke gebracht hat, daß die auf Grund derselben einzutragende Nechtsänderung nach der Eintragung von Jedermann als bewirkt angesehen werden soll. Der Gedanke, der sich in dem § 891 bethätigt, ist auch den Landesgesetzen, namentlich dem preuß. Ges. über den Eigenthums­ erwerb 2 c., nicht fremd, wenn auch in anderer Weise und nicht so allgemein wie in dem B.G.B. ausgesprochen (M . III S . 153, 154). 2. Ge g e n s t a n d der Vermuthung ist im Falle des Abs. 1 das Bestehen, im Falle des Abs. 2 das Nichtbestehen des Rec ht e s , während nach der C.P.O. § 292 nur T h a t s a c h e n vermuthet werden. Der Unterschied beruht indessen nur in der Vorstellung. Denn im Grunde geht auch der § 891 davon aus, daß, wenn einmal eingetragen oder gelöscht ist, die Thatsachen eingetreten sind, aus welchen sich das Bestehen des eingetragenen oder das Nichtbestehen des gelöschten Rechtes ergiebt (M . III S . 155; P . II S . 3376, Bd. 3 S . 49). Bei der Fassung des Gesetzes hat man freilich die K o n s t r u k t i o n s f r a g e nicht entscheiden, sondern nur klar­ stellen wollen, daß die Vermuthung für die Richtigkeit des Grundbuchs einerseits auch in den Fällen, in welchen die Eintragung oder die Löschung nicht auf Grund eines besonderen T hat­ bestandes, sondern lediglich auf die B e w i l l i g u n g des Passivbetheiligten erfolgt sei, Platz greifen müsse, andererseits aber auf rein t hat sächl i che A n g a b e n des Buches, z. B. über die Lage oder die Größe des Grundstücks, auf Vormerkungen und Verfügungsbeschränkungen nicht bezogen werden dürfe, in dieser Hinsicht vielmehr die Vorschriften der C.P.O. § 418 über die Beweis­ kraft öffentlicher Urkunden, zu denen auch die Grundbücher gehören, ausschließlich maßgebend seien (P . II a. a. £).). 3 Die praktische Bedeutung des § 891 liegt auf dem Gebiete der R e c h ts Ve r f o l g u n g . Wer als E i g e n t h ü m e r im Grundbuch eingetragen ist, kann alle Ansprüche, die aus dem Eigenthume hervorgehen, gellend machen, ohne den Erwerb des Eigenthums nachweisen zu müssen; er ist aber auch verpflichtet, auf jeden Anspruch, der gegen ihn als Eigenthümer erhoben wird, sich einzulassen ( pr euß. Ges. rc. § 7 Abs. 1), und die Zwangsvollstreckung in das Grundstück findet gegen ihn statt, ohne daß ein Mehreres als seine Eintragung von dem Gläubiger zu

13 ff.eine

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 891, 892.

107

§. 892. Z u Gunsten desjenigen, welcher ein Recht an einem Grundstück oder ein Recht an einem solchen Rechte durch Rechtsgeschäft erwirbt, gilt der In h a lt des beweisen wäre (C .P .O . §§ 866, 869; Z w .V .G . § 17). Ebenso ist bei Ansprüchen, die au s einem das Grundstück b e l a s t e n d e n Re c ht e hergeleitet oder gegen den Berechtigten als solchen gerichtet werden, aktiv und passiv derjenige legitim irt, der als der Berechtigte eingetragen ist; für die H y p o t h e k gellen besondere Vorschriften (vergl. §§ 1188, 1148, 1155, 1160—1162). D arauf, ob die Eintragung oder die Löschung zu den Erfordernissen der Rechtsänderung gehört oder diese n u r beurkundet (oben S . 67), kommt es nicht an. Ebenso ist es gleichgültig, ob der eingetragene Berechtigte selbst sich unter den streitenden Theilen befindet; aus den § 891 kann sich Jeder berufen, der an dem Bestehen eines eingetragenen Rechtes oder an dem Nicht­ bestehen eines gelöschten Rechtes ein Interesse hat. 4. Die Verm uthung kann in beiden Fällen durch den B e w e i s d e s G e g e n t h e i l s wider­ legt werden, sofern nicht das Gesetz (z. B . § 892) die W iderlegung ausschließt. D a aber die Verm uthung sich unm ittelbar auf die R e c h t s ä n d e r n n g erstreckt, so setzt die Widerlegung voraus, daß derjenige, der sie unternim m t, die Sachlage vollständig aufdeckt, d. h. die T h a t s a c h e n behauptet, au s welchen hervorgeht im Falle des Abs. 1, daß das Recht der E intragung ungeachtet, nicht entstanden oder erloschen ist, im Falle des Abs. 2, daß die Löschung zu Unrecht erfolgte, das Recht m ithin noch fortbesteht. Diese Thatsachen bilden den Gegenstand der Beweisführung, können daher auch durch Eideszuschiebung nach näherer Bestimmung der C .P.O . §§ 292, 445 ff. bewiesen werden. 5. Die Anwendung des § 891 soll nach D e r n b u r g , Sachenrecht § 47 Ziff. 8, a u s­ geschlossen sein, „soweit Eintragungen im Grundbuche sich widersprechen." Zwei Fälle werden hervorgehoben: a) „der F a ll, wenn ein W i d e r s p r u c h gegen die E intragung eingetragen ist." Die Berufung auf den öffentlichen G lauben des Grundbuchs versagt allerdings in diesem F alle, d. h die E intragung g i l t ni cht a l s r i c h t i g , soweit ihr das durch den Widerspruch geschützte Recht entgegensteht. S olange aber dieses Recht nicht liquide gestellt ist, fehlt es an einem Grunde, der dazu nöthigte, die E intragung als unrichtig zu behandeln. Der Widerspruch ist für die Anwendung des § 891 an sich belanglos; er hat nu r die Bedeutung, daß er den Beweis der Unrichtigkeit einer E in trag u n g , den der § 891 als zulässig voraussetzt, auch in den Fällen gestattet, in welchen sonst nach § 892 die Richtigkeit des Buches nicht in Frage gezogen werden könnte. b ) D er andere Fall, den D e r n b u r g erwähnt, ist der, daß „das in Anspruch genommene Grundstück auf v e r s c h i e d e n e n G r u n d b u c h b l ü t t e r n und verschiedene Eigenthümer dort ein­ getragen sind." Indessen scheint es der Sachlage mehr zu entsprechen, auch diesen F all von der Anwendung des § 891 nicht auszunehmen. A lsdann kann derjenige, der gegenüber der Ver­ muthung für die Richtigkeit der aus dem einen B latte erfolgten E intragung oder Löschung sich darauf beruft, daß noch ein anderes B latt über dasselbe Grundstück besteht, durch diese Thatsache allein den Beweis des Gegentheils nicht führen. Vielmehr kommt es darauf an, ob der I n h a lt des zweiten B lattes so beschaffen ist, daß durch ihn die Verm uthung widerlegt wird. D ies ist keineswegs immer der Fall. I s t z. B. ein Grundstück bei seiner Veräußerung auf ein für den Erwerber angelegtes Grundbuchblatt übertragen, auf seinem bisherigen B latte aber nicht abgeschrieben und deshalb im Wege der Zwangsvollstreckung gegen den Veräußerer m it einem Rechte belastet worden, so bestehen für dasselbe Grundstück allerdings zwei B lä tte r, auf denen verschiedene Personen a ls Eigenthümer bezeichnet sind; aber hieraus folgt sicherlich nichts gegen den Eigenthumsübergang auf den Erwerber und also auch nichts gegen die Verm uthung, die der § 891 m it der E intragung desselben verbindet. Ueber den Einfluß der mehreren B lätter auf den öffentlichen G lauben des Grundbuchs siehe die E rl. zu § 892.

§ 892.

E. 18 837 Abf. 1, 2 Satz 2, § 844 Abs. 2; II § 810 rev. § 877; III § 876. P. I S. 3569-3575, 8583, 3607, 3608, 3611—3619, 3690, 3691, 3699—3712, 6210, 6216, 6263, 6269,11938—11942 ; M. III S. 208—222. P. II S. 3431—3452, 3504, 3505, 3714, 3715, 4455—4557, 4708, 4709, 8531, 8532, 8817, 8835 (Bd. 3 ©. 75—86, 110, 111, 214, 215, 588, 589, 707, 708; Bd. 6 S. 222, 386, 398). D. S. 660. ,

Der ö f f e n t l i c h e G l a u b e , den der § 892 dem Grundbuche beilegt, sichert den Rechts­ erwerb, der durch das Buch vermittelt wird, zu Gunsten des Erwerbers in der Weise, daß die zu

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

Grundbuchs als richtig, es sei denn, daß ein Widerspruch gegen die Richtigkeit eingetragen oder die Unrichtigkeit dem Erwerber bekannt ist. Is t der Berechtigte in der Verfügung über ein im Grundbuch eingetragenes Recht zu Gunsten einer bestimmten Person beschränkt, so ist die Beschränkung dem Erwerber gegenüber nur wirksam, wenn sie aus dem Grundbuch ersichtlich oder dem Erwerber be­ kannt ist. Is t zu dem Erwerbe des Rechtes die Eintragung erforderlich, so ist für die Kenntniß des Erwerbers die Zeit der Stellung des Antrags auf Eintragung oder, wenn die nach §. 8 7 3 erforderliche Einigung erst später zu Stande kommt, die Zeit der Einigung maßgebend. der entscheidenden Zeit vorhandenen Eintragungen und Löschungen a ls richtig anzusehen find. D er Grundsatz selbst, seine geschichtliche Entwickelung und die Tragweite, die er, um dem Bedürf­ nisse des Verkehrs genügen zu können, in dem B .G .B . erhalten hat, wurden im Allgemeinen bereits oben S . 21, 22 ff. erörtert; die Punkte, in welchen er sich von dem Prinzipe der form alen Rechtskraft (S . 13, 14) unterscheidet, sind S . 24 hervorgehoben. I m Einzelnen ist noch Folgendes zu bemerken: I . Den G e g e n s t a n d des öffentlichen G laubens bilden die R ech te an dem Grundstück und die V e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g e n , die gegen einen Berechtigten zu Gunsten einer bestimmten Person begründet sind (S . 67— 69). Dies bedarf jedoch nach mehreren Richtungen der E rläuterung. 1. T h a t s ä c h l i c h e Nachrichten, die das Grundbuch über das Grundstück, dessen Lage, Größe, Bebauung rc. enthält, werden nicht gewährleistet. Nach p r e u ß . Rechte war dies streitig. Die P rax is zeigte sich geneigt, auch solchen Nachrichten, ja sogar den bezüglichen Angaben des K atasters, wenn das Grundbuch aus sie verweist, öffentlichen Glauben beizumessen ( Ac hi l l e s S . 53, 54, 299; N e u m a n n , die Verbindung des Grundbuchs mit dem Steuerbuch 1893 S . 64 ff.). D a s B .G .B . garantirt dem Erwerber zwar, daß der I n h a l t des Grundbuchs richtig ist. Aber es versteht unter dem I n h a lt n u r dasjenige, w as es selbst zur Aufnahme in das Buch Bestimmt, also n u r Nachrichten über R e c h te u n d V e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g e n , die, wenn sie unrichtig eingetragen oder gelöscht sind, der Berichtigung nach § 894 unterliegen ( B i e r m a n n S . 4 2 ; vergl. auch D e r n b u r g , Sachenrecht § 45 Ziff. 2). N ic h t um thatsächliche Angaben handelt es sich, wenn bei der V eräußerung eines indi­ viduell bezeichneten T heiles eines Grundstücks die Fläche, als deren Eigenthümer der Erwerber eingetragen worden, durch ein Versehen im Grundbuche größer angegeben ist, a ls die Betheiligten gewollt hatten. Werden z. B. von einem Grundstücke, welches im Norden von einer S tra ß e, im S ü d en von einem Bache, im Osten von einem R aine und im Westen von einem Feldwege begrenzt ist, eine auf den Weg stoßende Fläche von 25 a r aufgelassen, in Folge eines Versehens aber 28 a r abgeschrieben und auf das B latt des E rw erbers übertragen, so erlangt dieser sicher­ lich das Eigenthum n u r an 25 a r. Verfügt er aber zu Gunsten eines D ritten über die auf seinem Grundbuchblatte stehenden 28 a r, so werden auch die zu viel Übertragenen 3 a r von dem Rechte, welches der D ritte durch die Verfügung erw irbt, vermöge des öffentlichen G laubens des Buches ergriffen. 2. Von den R e c h t e n scheiden diejenigen hier aus, denen das Grundbuch verschlossen ist, nach dem B .G .B . nur die Ueberbau- und die Nothwegrente (§§ 913, 914, 917), nach dem Z w .V .G . § 10 auch andere Rechte, denen der Vorzug vor den eingetragenen Rechten beigelegt ist, aber auch Rechtsänderungen, die ohne E intragung absolute Wirkung haben, namentlich die Ü bertrag u n g verbriefter Hypotheken und Grundschulden nach M aßgabe der §§ 1153 ff., 1192, 1199. Inw iefern dem Hypothekenbrief und dem Grundschuldbrief öffentlicher Glaube zukommt, ist aus dem § 1155 ersichtlich. Bei der Hypothek erstreckt sich der öffentliche G laube des G rund­ buchs auch auf die Forderung und die dem Eigenthümer zustehenden Einreden (§§ 1138, 1157), jedoch m it A usnahm en wegen der Zinsen und anderen Nebenleistungen (§§ 1158, 1159). 3. W ährend die Vermuthung des § 891 Abs. 1 auch auf die e i g e n e E i n t r a g u n g des Erw erbers sich bezieht, ist diese nicht unm ittelbar Gegenstand des Schutzes, den der § 892 gewährt, sondern n u r mittelbar, insofern nämlich, als sie von der Richtigkeit des bisherigen Buchinhalts abhängt. M ängel des Rechtsgeschäfts, welches zu dem Erwerb-erforderlich ist, z. B. die Geschäfts­ unfähigkeit des anderen Theiles oder das Fehlen der Zustimmung einer Behörde oder eines D ritten, werden durch die E intragung des Erwerbers nicht geheilt. Erst wenn auf G rund dieser E intragung weiter verfügt wird, gilt auch sie zu Gunsten desjenigen, der durch die Verfügung zum Rechtserwerbe gelangen soll, nach § 892 als richtig.

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§ 892,

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4. Als das G r u n d b u c h , dessen In h a lt für die Rechte an einem bestimmten Grundstücke maßgebend erscheint, ist nach der G.B.O. § 3 Satz 2 (§ 88) nur dasjenige B latt anzusehen, welches für dieses Grundstück angelegt ist. Es kommt aber vor, daß über ein und dasselbe Grundstück irrthümlich zwei B l ä t t e r geführt werden, die verschiedene Eigenthümer und ver­ schiedene Belastungen enthalten. F ü r dergleichen Fälle hat das vormalige Obertribunal zu Berlin angenommen, daß, soweit die Eintragungen auf den beiden Blättern einander wider­ sprechen, sich keine Partei für die ihr günstige Eintragung auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs berufen könne (Entsch. 75 S . 333, 83 S . 270), und das Reichsgericht ist dieser Auffassung beigetreten (R.G. 11 S . 278, 13 S . 248; G r u c h o t s Beitr. 33 S . 1069). J a c u b e z k y S . 217 macht hiergegen geltend, daß die in den Urtheilen der beiden Gerichte liegende Ausnahme von dem öffentlichen Glauben des Buches dem Grundgedanken, auf welchem derselbe beruhe, widerspreche und mit der nothwendig aus dem Zwecke der Bucheinrichtung sich ergebenden Vorschrift, daß es rechtlich für ein Grundstück nur ein Grundbuchblatt geben könne, sich nicht vereinigen lasse. Er hält dafür, daß für denjenigen, der im Vertrauen auf ein Grundbuchblatt erwerbe, dieses B latt das Grundbuch bilde, andere Blätter nicht vorhanden seien; die Rechtslage sei für den Erwerb die gleiche, wie wenn unmittelbar vor demselben das Grundstück von dem anderen Blatte auf das für den Erwerber maßgebende B latt übertragen worden wäre, so zwar, daß die nicht milübertragenen Rechte rc. als gelöscht gellen müßten (G.B.O. § 47 Abs. 2). D a J a c u b e z k y diese Rechtsstellung auch für denjenigen in Anspruch nimmt, der im Ver­ trauen auf das andere B latt erwirbt, so führt seine Auffassung nothwendig zu einer Bevorzugung des jüngeren vor dem älteren Erwerbe. Dieses Ergebniß aber erscheint nicht befriedigend. Is t z. B. für dasselbe Grundstück aus einem Blatte A, auf einem anderen Blatte B als Eigenthümer eingetragen, so erlangt, wenn A das Grundstück dem C aufläßt, dieser mit seiner Eintragung das Eigenthum unter Vernichtung der ihm entgegenstehenden Rechte auf dem Blatte des B. Veräußert dann aber, bevor die Sache aufgeklärt wird, B das Grundstück an D, so wird nach J a c u b e z k y D Eigenthümer; das Eigenthum des C erlischt, und die auf dem Blatte desselben vorhandenen Eintragungen sind zu Gunsten des D als nicht vorhanden anzusehen. Es scheint überdies aus der G.B.O. § 3 Satz 2 gefolgert werden zu müssen, daß, wenn irrthümlich für ein Grundstück zwei verschiedene Blätter angelegt sind, diese beiden Blätter zusammen das Grundbuch bilden. Is t das aber richtig, dann sind auch die Entscheidungen des Obertribunals und des Reichsgerichts gerechtfertigt. Zu demselben Ergebnisse sind mehrere Schriftsteller gelangt, namentlich D e r n b u r g , Sachenrecht § 45 Zisf. l a , bei Anm. 3, S . 134, B i e r m a n n S. 44 Ziff. 4, R e g e l s b e r g e r , Bayer. Hypothekenrecht § 31, bei Anm. 8, S . 141. 5. Der öffentliche Glaube des Grundbuchs erstreckt sich, sofern bei einer Eintragung in Gemäßheit des 8 874 auf die E i n t r a g u n g s b e w i l l i g u n g Bezug genommen ist, auch auf die Bewilligung, im Uebrigen aber nicht aus den In h a lt der G r u n d a k t e n (vergl. G.B.O. §§ 94, 95). I I . Der Schutz den der § 892 gewährt, setzt außer dem unter I gekennzeichneten Gegen­ stände z we i e r l e i v o r a u s . 1. Die eine Voraussetzung besteht in einem Recht sgeschäft e, welches auf den Erwerb eines Rechtes an dem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte gerichtet ist. a) D as Rechtsgeschäft ist n ic h t das o b l i g a t o r i s c h e Geschäft (Kauf, Schenkung rc.), sondern die zu der Rechtsänderung nach §§ 873, 877 ff., 925, 1154, 1192, 1200 Abs. 1 erforderliche E i n i g u n g des Erwerbers mit demjenigen, auf dessen Willen der Erwerb zurück­ geführt wird. Is t dieser nicht selbst als der Berechtigte eingetragen, sondern als dessen n ich te i n g e t r a g e n e r Rechtsnachfolger, z. B. als Er b e , Z e s s i o n a r rc., bei der Einigung auf­ getreten, so kann der Erwerber sich auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs nur insoweit berufen, als seinem Rechtsurheber die Berufung zustand (vergl. die G.B.O. §§ 40, 41). Darauf, ob der Erwerber bereits zur Eintragung gelangt ist, kommt es nach § 892 in denjenigen Fällen nicht an, in welchen er das ihm zugewendete Recht ohne Eintragung erworben hat. b) Der § 892 schützt den rechtsgeschäftlichen Erwerb, gleichviel ob derselbe g e g e n oder ohne E n t g e l t erfolgt ist. Diese Abweichung von den Landesgesetzen, welche mit wenigen Ausnahmen nur dem entgeltlichen Erwerbe den Schutz zu Theil werden ließen (M . I I I S . 212), rechtfertigt sich juristisch dadurch, daß die Frage, ob Jem and für eine Sache oder für ein Recht an einer solchen etwas geleistet oder zu leisten hat, lediglich die obligationenrechtlichen Beziehungen der Betheiligten berührt, diese Beziehungen aber nach dem B.G.B. auf den Eintritt der Rechts­ änderung ohne Einfluß sind. Hinzu tritt, daß die Rechtsanwendung erheblich erschwert werden würde, wenn der unentgeltliche Erwerb nicht unter den Schutz des öffentlichen Glaubens gestellt wäre. Nur hockst selten liegt eine Schenkung klar zu Tage; meist erscheint sie durch Verein­ barung von Leistungen und Gegenleistungen verhüllt, so daß das Urtheil über die Natur des Geschäfts an einer gewissen Unsicherheit leiden muß. Jedenfalls würde die Sicherheit im Rechts-

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verkehre, welche der § 892 auf eine feste Grundlage zu stellen bezweckt, nicht erreicht werden, wenn der Erwerber jahrelang gewärtigen müßte, sein Recht durch die Behauptung, daß er dasselbe ohne Entgelt erworben habe, in Frage gestellt zu sehen. D as B.G.B. hat aber, um den Billig­ keitsrücksichten, auf denen die entgegenstehenden Bestimmungen der Landesgesetze beruhen, gerecht zu werden, demjenigen, der durch Anwendung des § 892 einen Rechtsverlust erleidet, unter § 816 einen B e r e ic h e r u n g s a n s p ruch gegeben, der im Falle einer unentgeltlichen Verfügung auch gegen den Erwerber stattfindet (oben S . 25). c) Der Schutz durch den öffentlichen Glauben b esch rän k t sich auf den re ch ts geschäftlic h e n Erwerb. Nicht geschützt sind also die Fälle, in welchen das Gesetz die Rechtsänderung an einen anderen Thatbestand huipft, die sog. gef etzlichen Erwerbsarten, vor allem der Erwerb durch E r b f o l g e , auch wenn diese in einer Verfügung von Todeswegen bestimmt ist (§§ 1922, 1937, 1941, 1967), aber auch die Vermögensverschiebungen, die mit der E h e s c h l i e ß u n g ein­ treten (§§ 1363, 1438, 1519), und der Rechtserwerb, der durch den Uebergang des Vermögens einer erlöschenden juristischen Person auf den Anfallberechtigten vermittelt wird. Soweit in diesen und ähnlichen Fällen ein Rechtsgeschäft (Testament, Erbvertrag, Ehevertrag) in Frage kommt, fällt es nicht in die Kategorie, auf deren Schutz der öffentliche Glaube des Grundbuchs berechnet ist. Der § 892 hat, wie sein Zweck und W ortlaut ergiebt, ein Rechtsgeschäft im Sinne, welches der Erwerber mit dem anderen Theile schließt, um ein diesem zustehendes Recht an dem Grund­ stück 2c. zu erwerben. Die V e r f ü g u n g v o n T o d e s w e g e n aber, durch die ein Erbe bestimmt wird, bezweckt das Vermögen des Verfügenden nach dessen Ableben dem Erben als Ganzes zuzuwenden; der Erwerb der einzelnen Rechte ist lediglich eine Folge des Vermögensüberganges auf den Erwerber. M it dem Vermögen überkommt dieser ohnehin auch die vermögensrechtlichen Pflichten des Verstorbenen; er kann daher in Ansehung eines bestimmten Rechtes eine bessere Stellung als diejenige, welche der Erblasser Hatte, durch den Erbfall nicht erlangen. Entsprechend ebenso verhält es sich mit dem E h e v e r t r a g e (sofern derselbe nicht auf Gütertrennung gerichtet ist); nur daß hier nicht das Vermögen des einen Ehegatten auf den anderen übergeht, sondern eine Vermögensgemeinschaft durch den Vertrag begründet wird. Zu den gesetzlichen Erwerbsarten gehören auch diejenigen Fälle, in welchen eine Hy p o t h e k kraft Gesetzes von dem Eigenthümer des Grundstücks oder von dem persönlichen Schuldner erworben wird (vergl. z. B. § 1143, § 1163 Abs. 1 Satz 2, §§ 1164, 1167 ff.). Inwiefern der Erwerber auf den § 893 sich berufen kann, wird bei dessen Erläuterung zur Sprache kommen. Nicht geschützt durch den öffentlichen Glauben ist der Erwerb im Wege der Z w a n g s ­ vol l s t r eckung sowie d es Ar r e s t e s , namentlich der Erwerb, der durch Pfändung oder UeberWeisung eines eingetragenen Rechtes oder durch Eintragung einer Zwangs- bezw. Arresthypothek erfolgen kann (C.P.O. §§ 830, 8 3 5 -8 3 7 , 857, § 866 Abf. 1, § 867 Abs. 1, § 870 Abs. 1, §§ 928, 932). Dies weicht zwar von dem p r e u ß . Rechte (Ges. über den Eigenthumserw. rc. §§ 9, 11, 38, 49, G.B.O. v. 5. M ai 1872 § 118) ab, erscheint aber aus den S . 25 angegebenen Gründen gerechtfertigt. F ü r die Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g ist durch die besondere Gestaltung des Verfahrens dafür gesorgt, daß der Uebergang des Eigenthums auf den Ersteher nach der Rechtskraft des Zuschlagsbescheids nicht in Frage gestellt werden kann (Zw.V.G. §§ 45, 52, 90, 91, 93, 130). 2. Die andere Voraussetzung des Schutzes, den der § 892 gewährt, ist der g u t e G l a u b e des Erwerbers (S . 21—24). Der öffentliche Glaube des Grundbuchs ist kein absolutes Dogma, welches um seiner selbst willen sich bethätigen müßte, sondern ein nachgiebiger Grundsatz, den das Gesetz lediglich zur Sicherung des Verkehrs gegen T ä u s c h u n g e n durch das Grund­ buch aufstellt und den es folglich nicht zur Anwendung kommen lassen darf, wenn eine solche Täuschung nicht vorliegt. I m Uebrigen hat aber der Grundsatz nach dem Zwecke der Bucheinrichtung das hinter sich, daß jeder Erwerb im Sinne des § 892 durch ihn gestützt wird, selbst wenn der Erwerber vorher das Grundbuch nicht eingesehen hat. Die Vermuthungen des § 891 haben hier die schärfere Bedeutung, daß sie nicht schon durch den Nachweis der Unrichtig­ keit des Buches, sondern nur durch den hinzutretenden Beweis, daß der Erwerber die Unrichtig­ keit gekannt, also nicht im Vertrauen aus den In h a lt des Buches gehandelt habe, widerlegt werden können. Der gute Glaube wird also, abweichend vom römischen Rechte (wie dieses gewöhnlich verstanden wird), aber im Einklänge mit mehreren Landesgesetzen, namentlich den preußischen, zu Gunsten des Erwerbers nicht blos vermuthet, sondern s t i l l s c hwe i g e n d v o r a u s ­ gesetzt, so zwar, daß der Erwerber, wenn der Erwerb oder dessen volle Wirkungen bestritten werden, seinen guten Glauben nicht zu behaupten geschweige denn zu beweisen braucht, sondern sich darauf beschränken kann, auf den In h a lt des Grundbuchs zu verweisen. Sache des Gegners ist es dann, einen der Gründe darzulegen und eventuell zu beweisen, durch welchen der gute Glaube des Erwerbers und mit ihm der öffentliche Glaube des Buches ausgeschlossen wird. a) D e r A u s sch l i e ß u n g s g r ü n d k a n n i n dem Buche s el be r l i e gen. Dies ist dann der Fall, wenn eine Eintragung, von deren Richtigkeit das von dem Erwerber beanspruchte

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 892.

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Recht oder die Wirksamkeit des Rechtes abhängt, durch eine andere E intragung entkräftet wird oder doch eine M inderung ihrer Wirksamkeit erleidet. D er Erwerber kann nicht geltend machen, daß er diese E intragung nicht gekannt, m ithin in gutem G lauben gehandelt habe. D a s B .G .B . spricht zwar die in mehreren Landesgesetzen (z. B . im p r e u ß . A.L.R. I. 4 § 19 und im b a y e r. HyP.Ges. § 25) aufgestellte Fiktion, daß Niemand seine Unkenntniß des Buchinhalts für sich anführen könne, nicht ausdrücklich aus. Aber es steht doch im praktischen Erfolg insofern auf demselben Standpunkt, als es die zur Zeit des Rechtserwerbes vorhandenen Eintragungen gegen den Erwerber ohne Rücksicht auf dessen Kenntniß wirken läßt und auch der nachgewiesenen Unkenntniß einen Einfluß auf die Wirksamkeit nicht zugesteht (P . I S . 3568, 3569). D er Hauptfall, dessen der § 892 Abs. 1 Satz 1 Erw ähnung thut, ist der, daß ein W i d e r ­ s pr uc h gegen die Richtigkeit des Grundbuchs (8 899) eingetragen ist. Wer ungeachtet einer solchen E intragung ein Rechtsgeschäft schließt, welches auf den Erwerb eines Rechtes an dem Grundstück oder an einem eingetragenen Rechte gerichtet ist, handelt auf eigene Gefahr. W ird das durch den Widerspruch geschützte Recht gegen ihn festgestellt, so wirkt es gegen seinen Erwerb gerade so, wie wenn es zur Z eit des Widerspruchs bereits endgültig eingetragen worden wäre (oben S . 70). Weitere Fälle, in welchen der I n h a lt des Grundbuchs der Berufung auf den öffentlichen G lauben desselben entgegensteht, sind m it der E intragung einer B e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g (S . 67— 69) oder einer V o r m e r k u n g (S . 71, 95) gegeben. Der § 892 gedenkt freilich nur der Berfügungsbeschränkung, weil n u r bei dieser Zweifel entstehen könnten ( S . 26). I n Ansehung der Vormerkung aber bedurfte es keiner besonderen Bestimmung, weil bereits aus den V or­ schriften des § 883 Abs. 2 und des § 888 sich ergiebt, daß jeder Rechtserwerb, der nach der Vormerkung bewirkt w ird, insoweit unwirksam ist, als er den vorgemerkten Anspruch vereiteln oder beeinträchtigen würde. b ) E n thält das Grundbuch keine E in trag u n g , welche die Berufung auf den öffentlichen G lauben ausschließt, so findet nach § 892 Abs. 1 Satz 1 die Ausschließung nur statt, wenn der Erwerber sich nicht in gutem Glauben befunden hat, d. h. n u r i n s o w e i t , a l s i h m di e U n r i c h t i g k e i t d e s B u c h e s b e k a n n t g e w e s e n ist. a) Nach dem E. I § 837 Abs. 2 Satz 1 m ußte dem Erwerber die Kenntniß der die „Nicht­ übereinstimmung des Grundbuchs m it der wirklichen Rechtslage" ergebenden T h a t s a c h e n nach­ gewiesen werden. D er E. I I § 810 Abs. 1 Satz 1 änderte dies dahin ab, daß auch die Kenntniß der U n r i c h t i g k e i t d e s Bu c h e s genügen sollte. Die Aenderung wurde indessen von der M ehr­ heit der Kommission nicht als eine sachliche angesehen; m an wollte nu r klarstellen, daß unter Umständen der Erwerber auch dann nicht auf den öffentlichen G lauben sich stützen könnte, wenn ihm vor dem Erwerbe von glaubwürdiger S eite ohne nähere Angabe der Thatsachen mitgetheilt worden wäre, daß das Buch in einem bestimmten Punkte an einer Unrichtigkeit leide (P . I I S . 3451, 3452, Bd. 3 S . 85, 86). Bei der Schlußrevision wurde wieder die Gleichstellung einer Kenntniß der Thatsachen m it einer Kenntniß der Unrichtigkeit beseitigt, so daß in dem revidirten E. I I der § 877 die Fassung erhielt, welche in dem B .G .B . der § 892 aufweist. Die Gründe, die zu dieser Aenderung führten, gingen dahin: „D as Grundbuch solle über die Rechte an Grundstücken, nicht über die Thatsachen A uf­ schluß geben, aus denen sich die Rechte ergeben. Die Eintragung erfolge auf G rund einer am t­ lichen P rü fu n g der thatsächlichen Voraussetzungen, von welchen der Rechtserwerb abhängt; sie enthalte das Ergebniß der P rü fu n g , die amtliche Feststellung, daß die Voraussetzungen vor­ liegen, daß das Recht erworben ist. Diese Feststellung habe öffentlichen Glauben. Auf sie müsse sich der Verkehr verlassen dürfen, m an dürfe dem Einzelnen nicht zumuthen, daß er die Schlußfolgerungen nachprüfe, auf G rund deren die amtliche Feststellung erfolgt ist, daß er zweifelhafte Rechtsfragen richtiger entscheide als das Grundbuchamt. Die Gleichstellung der Kenntniß der Thatsachen, a u s welchen sich die Unrichtigkeit des Grundbuchs ergiebt, m it der Kenntniß der Unrichtigkeit enthalte eine den Werth der Grundbucheinrichtung beeinträchtigende, die Sicherheit des Verkehrs gefährdende Abschwächung des öffentlichen G laubens. S ie verfolge den Zweck, einer frivolen Berufung auf einen in Wirklichkeit nicht vorhanden gewesenen Rechts­ irrthum entgegenzutreten. Dazu genüge aber die freie Bew eisw ürdigung; es sei nicht noth­ wendig , den Grundsatz des öffentlichen G laubens des Grundbuchs theilweise aufzugeben" (P. I I S . 8531, 8532, Bd. 6 S . 222). Trotz dieser Begründung wird m an der Abänderung des (ursprünglichen) Entw. I I kaum eine große Tragweite beimessen können. Denn F ä lle , in welchen der Berufung des Erwerbers aus den öffentlichen G lauben durch eine Thatsache entgegengetreten w ird, welche seinerzeit der Prüfung des Grundbucham ts unterlegen hat, ohne zur Ablehnung der E intragung zu führen, kommen erfahrungsgem äß n u r sehr selten vor. Praktisch handelt es sich um F ä lle , in welchen Thatsachen geltend gemacht werden, die vor der E intragung nicht zur Sprache gebracht worden, aber dem jetzigen Erwerber bekannt gewesen sind. F olgert dann das Gericht a u s diesen T h at­ sachen, daß die E intragung unrichtig ist, so wird es auch der weiteren Folgerung, daß der

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Erwerber dies gewußt habe, bei freier Würdigung des Sachverhalts kaum je sich entziehen können und der Versicherung des Erwerbers, daß er der rechtlichen Bedeutung der Thatsachen sich nicht bewußt gewesen sei, keinen Glauben schenken. Denkbar sind immerhin auch Fälle, in denen diese Bedeutung so zweifelhaft erscheint, daß ein Irrth u m bei ihrer Würdigung dem Erwerber nicht zugerechnet werden darf. I n einem solchen Falle würde allerdings aus einer Kenntniß der Thatsachen nicht auf die Kenntniß der Unrichtigkeit des Grundbuchinhalts geschlossen werden können. ß) Der Kenntniß steht die a u f g r o b e r F a h r l ä s s i g k e i t b e r u h e n d e Un k e n n t n i ß nicht gleich. Diese Abweichung von dem Rechte der beweglichen Sachen (§ 932 Abs. 2) hat ihren Grund in der Erwägung, daß, wenn das Grundbuch sichere Auskunft über die Rechte an Grundstücken geben soll und deshalb von einer Behörde geführt wird, derjenige, der auf den Erwerb eines solchen Rechtes sich einläßt, nicht genöthigt sein darf, Nachforschungen über die Richtigkeit dessen, was die Behörde festgestellt hat, vorzunehmen. Indessen liegt auch hier ein gewisses Korrektiv gegen frivoles Vorschützen grob fahrlässiger Unkenntniß darin, daß das Gericht vermöge einer freien Beurtheilung des Sachverhalts zu dem Schlüsse gelangen kann, daß der Erwerber nicht blos alle Vorsicht außer Acht gelassen, sondern in Kenntniß der Unrichtigkeit des Grundbuchs gehandelt habe. y) I s t der E r w e r b e r bei dem Erwerbe von einem Anderen v e r t r e t e n w o r d e n , so kommt es der Regel nach auf die K e n n t n i ß des V e r t r e t e r s an (§ 166 Abs. 1). N ur im Falle der Vollmacht kann der Machtgeber, wenn er dem Bevollmächtigten bestimmte Weisungen ertheilt hatte und dieser nach denselben gehandelt hat, in Ansehung von Umständen, die er selber kannte, sich nicht auf die Unkenntniß des Vertreters berufen (§ 166 Abs. 2 Satz 1). Näheres hierüber in Bd. I S . 214. S) Der für die Kenntniß maßgebende Z e i t p u n k t liegt an sich, wie auch aus §892 Abs. 1 hervorgeht, in der Vollendung des Erwerbes. Dieser Grundsatz wird jedoch durch den Abs. 2 für die Fälle, in welchen zu dem Erwerbe des Rechtes die Eintragung erforderlich ist, insofern aufgegeben, als die Stellung des Eintragungsantrags bei dem Grundbuchamte dann entscheidend sein soll, wenn sie nach dem Zustandekommen der erforderlichen Einigung bewirkt wird. Die zweite Kommission hat diese Neuerung eingeführt, um bei der Unbestimmtheit des sonst maß­ gebenden Zeitpunktes der E i n t r a g u n g dem Erwerber die Möglichkeit zu gewähren, mit Sicher­ heit die Valuta an den anderen Theil zu zahlen, sobald die Eintragung bei der Buchbehörde beantragt ist (P. I I S . 3439—3443, Bd. 3 S . 80, 81). Die Bestimmung hat die Tragweite, daß der Erwerber, wenn er später, aber vor der Eintragung, erfährt, daß sein Rechtsurheber nicht der Berechtigte oder doch zu der getroffenen Verfügung nicht befugt ist, hierdurch nicht gehindert wird, den Schutz des öffentlichen Glaubens des Grundbuchs für seinen Erwerb in Anspruch zu nehmen. Ob diese Lösung den Anforderungen der Rechtsmoral auch dann gerecht wird, wenn der Erwerber die Valuta überhaupt nicht oder doch erst, nachdem die Unrichtigkeit des Buches ihm bekannt geworden, berichtigt hat, muß hier unerörtert bleiben. Jedenfalls erreicht die Bestimmung ihren Zweck nicht vollständig, da sie dem Erwerber, der lediglich auf die Stellung des Eintragungsantrags hin die bedungene Leistung bewirkt, keine Sicherheit gegen die Zurückweisung des Antrags bezw. gegen die Zurücknahme desselben bietet. Wer also ganz sicher gehen will, wird auch in Zukunft Anstand nehmen, die Valuta vor der Eintragung des Rechtes und, wenn diese eine verbriefte Hypothek oder Grundschuld ist, vor der Aushändigung des Briefes an ihn (§§ 1117, 1154) zu entrichten. Kommt die Einigung zwischen den Beiheiligten erst nach der Eintragung zu Stande, so entscheidet der Grundsatz des § 892 Abs. 1; d. h. die Berufung auf den öffentlichen Glauben versagt, wenn der Erwerber vor der Einigung Kenntniß von der Unrichtigkeit erhallen hat. e) Der Erwerber muß, sofern ihm nicht der Schutz des § 892 zur Seite steht, dem Rechte weichen, welches sein Rechtsurheber durch die unberechtigte Verfügung verletzt hat. Der Anspruch des Berechtigten ist aber kein Deliktsanspruch; er hat seinen Grund nicht darin, daß der Erwerber ohne guten Glauben gehandelt hat, sondern in der Dinglichkeit des verletzten Rechtes. Der Mangel des guten Glaubens hat hierbei nur die Bedeutung, daß durch ihn das Hinderniß, welches der Verfolgung des Rechtes gegen den Erwerber durch dessen Berufung auf das Grund­ buch entstand, aus dem Wege geräumt wtrd. £) E s kann sich fragen, ob eine n i c h t e i n g e t r a g e n e Be s c h r ä n k u n g , durch welche die Verfügung über ein eingetragenes Recht dem Berechtigten zu Gunsten einer bestimmten Person untersagt wird, das Grundbuch unrichtig macht. Der § 892 erledigt diese Frage durch die Vor­ schrift des Abs. 1 Satz 2, nach welcher eine aus dem Grundbuche nicht ersichtliche Verfügungs­ beschränkung gegen den Erwerb eines Rechtes an dem Grundstück rc. nur wirksam ist, wenn sie dem Erwerber bekannt war. Die Kenntniß einer solchen Beschränkung wird also ebenso behandelt wie die Kenntniß einer Unrichtigkeit des Buches, falls diese in einem Rechte sich gründet, welches der Eintragung bedurfte, aber nicht eingetragen ist. Vergl. oben S . 67 ff.

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III. Die W irk u n g des öffentlichen Glaubens wurde bereits S . 23, 25, 26 erörtert. Nachzutragen ist Folgendes: 1. Unter der Herrschaft der p re u ß . Grundbuchgesetze stritt man darüber, ob derjenige, der im Vertrauen auf das Grundbuch ein Recht an einem Grundstück oder an einem eingetragenen Rechte erworben hat, über das erworbene Recht zu Gunsten eines Dritten so verfügen kann, daß dieser auch dann erwirbt, wenn ihm die Unrichtigkeit bekannt war. Das R e ic h s g e r ic h t hat entschieden, daß Einreden, welche nach dem preuß. Ges. über den Eigentbumserw. rc. § 38 Abs. 2 dem red lic h e n Erwerber einer Hypothek nicht entgegenstehen, durch den Erwerb nicht erlöschen und folglich, wenn die Hypothek einem mit ihnen bekannten Dritten abgetreten wird, tem Dritten entgegengesetzt werden können (R.G. 32 S . 226,227). S Uecker S . 98 hält zwar diese Entscheidung nickt für richtig, meint aber, daß dieselbe auf Grund der Bestimmungen des B.G.B. ebenso^u möglich wäre wie auf Grund der Bestimmungen des preußischen Rechtes. Diese Meinung dürfte indessen der Sorgfalt und Genauigkeit, mit welcher die Vorschriften des B.G.B. abgefaßt sind, kaum gerecht werden. Während das preuß. Gesetz den öffentlichen Glauben des Grundbuchs in kasuistischen und ungleichmäßig formulirten Sätzen zur Anerkennung brachte, spricht das B.G.B. in § 892 den Grundsatz selbst allgemein und deutlich a u s, indem es für den rechtsgeschäftlichen Erwerb den In h a lt des Buches zu Gunsten des Erwerbers a l s rich tig f i n g ir t . Daß die Richtigkeit die V o lls tä n d ig k e it des In h a lts mit umfaßt, erscheint nicht zweifelhaft. D as Recht wird also, wenn im Uebrigen die Erfordernisse des Erwerbes vorliegen, auf Grund des öffentlichen Glaubens des Buches w irklich e r w o r b e n ; der Erwerber erlangt nicht blos eine Einrede gegen die Ansprüche aus dinglichen Rechten, die zur Zeit des Erwerbes bestanden, aber weder aus dem Grundbuch ersichtlich noch ihm bekannt waren, sondern das den Gegenstand des Erwerbes bildende Recht gerade so, wie wenn das Buch nicht an einer Unrichtigkeit gelitten hätte, mit dem buch­ mäßigen In h a lt und Range. Die entgegenstehenden Rechte müssen daher, sofern sie mit dem Rechte des Erwerbers sich nicht vereinigen lassen, erlöschen, anderenfalls ihre Wirksamkeit gegen dieses Recht verlieren. Wenn z. B. der als Eigenthümer eingetragene Nichteigenthümer das Grundstück einem Anderen aufgelassen hat, so erwirbt dieser mit seiner Eintragung das Eigenthum; das Eigenthum desjenigen, dem es vorher zustand, wird hierdurch zerstört, weil es neben dem Eigenthume des Erwerbers nicht bestehen kann. Begnügt sich dagegen der Bucheigenthümer mit der Bestellung eines Rechtes an dem Grundstücke, so kann der wahre Eigenthümer, falls er gegen den Bucheigenthümer durchdringt, doch von dem Berechtigten die Beseitigung des Rechtes nicht verlangen. Der Erwerb auf Grund des öffentlichen Glaubens wirkt nicht blos relativ, sondern absolut; er leidet weder an einem Fehler noch an einer Schwäche. Der Erwerber kann daher alle Befugnisse, die das Recht dem Berechtigten verleiht, ohne Rücksicht auf den Verletzten aus­ üben, mithin auch eine Uebertragung oder Belastung des Rechtes zu Gunsten eines Dritten vor­ nehmen. Weshalb nun der Dritte, wenn er vor dem Erwerbe seines Rechtsurhebers die damals vorhandene Unrichtigkeit des Grundbuchs gekannt hat, hierdurch an dem eigenen Erwerbe gehindert sein sollte, bleibt unerfindlich. Diesem Erwerbe kann nur eine z u r Z e i t dess el ben vorhandene Unrichtigkeit schaden, nicht aber die frühere, da diese sich durch die zwar unberechtigte, aber unter dem Schutze des öffentlichen Glaubens zu Gunsten des Rechtsurhebers des Dritten rechtlich wirksame Verfügung erledigt hat. D as Grundbuch ist, wenn über das in gutem Glauben erworbene Recht zu Gunsten eines Dritten verfügt wird, in Ansehung dieses Rechtes nicht mehr unrichtig. Aber selbst wenn dem Dritten die Berufung auf den öffentlichen Glauben des Buches ver­ sagt werden müßte, würde hierdurch doch die Rechtsverletzung, welche durch die ältere Ver­ fügung bewirkt ist, nicht gehoben werden. Denn den etwaigen Vortheil von der Nichtigkeit oder Unwirksamkeit der Verfügung zu Gunsten des Dritten hätte nicht der Verletzte, sondern derjenige, welcher die Verfügung getroffen hat: dieser würde dem Verletzten gegenüber im Falle der Ü b e r­ tragung der Berechtigte bleiben, im Falle der Belastung das Recht frei von derselben haben. Die zweite Kommission hat demnach die Tragweite der von ihr beschlossenen Bestimmungen ganz zutreffend aufgefaßt, wenn sie aus denselben in dem P . I I S . 3450, 3451 (Bd. 3 S . 84, 85) gefolgert hat, daß der Erwerb auf Grund des öffentlichen Glaubens den Erwerber in die Lage bringt, über das erworbene Recht zu Gunsten eines Dritten wirksam zu verfügen. 2. I n dem P . I I S . 3433 (Bd. 3 S . 77) heißt es: D as Grundbuch „gewährleiste die Vollständigkeit seines In h a lts nicht in dem Sinne, daß Rechte, die zu ihrer Entstehung, und Veräußerungsverbote, die zu ihrer Wirksamkeit der Eintragung nicht bedürften, zu Gunsten des auf das Grundbuch vertrauenden Erwerbers als nicht bestehend gälten, falls sie nicht eingetragen seien." Diese Bemerkung ist nur in Ansehung der Veräußerungsverboie zutreffend; im Uebrigen beruht sie auf einem Irrth u m ( S t r e c k e r S. 88; B i e r m a n n S . 42, 43). Denn wenn nach § 892 der Inh, lt des Grundbuchs als r i c h t i g gilt, so ist damit gesagt, daß nicht nur die Eintragungen und Löschungen der wirklichen Rechtslage entsprechen, sondern auch daß weitere Pl a n c k . Kommentar z. B.G.B.

Band III.

1 . u. 2. Auflage.

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§. 893. Die Vorschriften des §. 892 finden entsprechende Anwendung, wenn an den­ jenigen, für welchen ein Recht im Grundbuch eingetragen ist, auf Grund dieses Rechtes eine Leistung bewirkt oder wenn zwischen ihm und einem Anderen in Ansehung dieses Rechtes ein nicht unter die Vorschriften des §. 892 fallendes Rechtsgeschäft vorgenommen wird, das eine Verfügung über das Recht enthält. Rechte, zu deren Aufnahme das Buch bestimmt ist, an dem Grundstücke nicht bestehen. Der öffentliche Glaube des Buches schützt daher den Erwerber zwar nicht gegen die Ueberbau- und Nothwegrenten (oben I. 2), wohl aber gegen den Nießbrauch und tue Hypothek in den Fällen, in welchen diese Rechte ohne Eintragung begründet werden (§ 4075 Abs. 1, § 1287 Satz 2).

IV. Der § 892 wird an verschiedenen Stellen besonders erwähnt oder doch stillschweigend in Bezug genommen, z. B. in § 135 Abs. 2, § 161 Abs. 3, § 1028 Abs. 2, §§ 1138, 1140, 1155, 1157, 1158, § 1159 Abs. 2. Vergl. auch das E.G. Art. 61, 114, 118 Satz 2, 168, 186 ff. § 893. E I 8 838; II § 811 rev. § 878; III § 877. P . I S . 3924—3926, 5332, 5333; M. III S . 223. P . II S . 3452—3455 (Bd. 3 S . 86, 87). D. S . 660. 1. Die nämlichen Gründe, welche für den Schutz des Rechtserwerbes durch den öffentlichen Glauben des Grundbuchs nach § 892 sprechen, nöthigen dazu, den gleichen Schutz auch Leistungen, welche auf Grund eines eingetragenen Rechtes erfolgen, und Rechtsgeschäften, die eine Verfügung über das Recht enthalten, aber nicht auf den Erwerb desselben gerichtet sind, zu gewähren. Die beiden Kategprien, welche hierher gehören, sind: a) L e i s t u n g e n , welche derjenige zu fordern hat, dem das Recht zusteht. Der Hauptfall ist der, daß der Eigenthümer auf Grund einer Reallast, einer Hypothek, einer Grundschuld oder einer Rentenschuld Z i n s e n , R e n t e n rc. an denjenigen entrichtet, der als der Berechtigte ein­ getragen, in Wirklichkeit aber nicht der Berechtigte ist. Eine solche Leistung muß der Berechtigte gegen sich gellen lassen, es sei denn, daß der Leistende nicht im Vertrauen auf das Grundbuch gehandelt hat. Dagegen kann die Zahlung von K a p i t a l auf eine verbriefte Hypothek, Grund­ schuld oder Rentenschuld mit Sicherheit an den als Gläubiger Eingetragenen nur dann geleistet werden, wenn sie auf dem Briefe vermerkt oder der Brief dem Zahlenden ausgehändigt wird ('§§ 1144, 1145, 1150, 1155, 1160). b) R e c h t s g e s c h ä f t e der bezeichneten Art, und zwar sowohl zweiseitige wie einseitige. a) F ü r das z w e i s e i t i g e Rechtsgeschäft, die dingliche „Einigung," welche eine Verfügung über ein eingetragenes Recht enthält, dient der § 893 insofern zur Ergänzung des § 892, als er dessen Anwendung auch auf diejenigen Fälle sichert, in welchen — mindestens nach dem Wort­ laute des Gesetzes — ein auf den Erwerb eines R e c h t e s gerichtetes Rechtsgeschäft nicht vor­ liegt. I n Betracht kommen namentlich Aenderungen des In h a lts (§ 877) oder des Ranges eines Rechtes (§ 880), die Beschränkung der Ausübung einer Grunddienstbarkeit auf eine be­ stimmte Stelle (§ 1023), die Aenderung der Zeit und des Ortes der Zahlung bei der Hypothek (§ 1119 Abs. 2), die Ersetzung einer Forderung, für welche eine Hypothek besteht, durch eine andere Forderung (§ 1180), die Umwandelung einer Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld (§§ 1186, 1198, 1203). ß) Unter den e i n s e i t i g e n Rechtsgeschäften, die hier in Frage stehen, ist das praktisch wichtigste der Ve r zi cht desjenigen, für den ein Recht an einem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte eingetragen ist, auf das Recht. Nicht zweifelhaft ist nach § 893, daß der Eigenthümer, wenn ih m gegenüber der Verzicht auf ein Recht an dem Grundstücke nach § 875 Abs. 1 Satz 2 erklärt wird, nach der Löschung des Rechtes sich für dessen Aufhebung auf den Schutz berufen kann, den der § 892 gewährt. Dasselbe muß bei einem das Grundstück belastenden Rechte gelten, wenn dem B e r e c h t i g t e n gegenüber auf ein Recht an dem Rechte verzichtet wird; nur daß es hier auf die Löschung des durch die Verzichterklärung nach den §§ 1064, 1072, 1255, 1273 erlöschenden Rechtes nicht ankommt. Nicht so zweifellos ist die Entscheidung, wenn in Gemäßheit des § 875 Abs. 1 Satz 2 die Erklärung, welche dem Eigenthümer unmittelbar ertheilt werden kann, dem G r u n d b u c h a m t e gegenüber abgegeben wird. Die zweite Kommission hat zwar einen Antrag, nach dem auch in diesem Falle der Eigenthümer sich für die Wirksamkeit des Verzichts auf den öffentlichen Glauben des Grundbuchs sollte berufen dürfen, abgelehnt, aber nicht, um die Berufung schlechthin aus:

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 893, 894.

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8- 894. Steht der Inhalt des Grundbuchs in Ansehung eines Rechtes an dem Grundstück, eines Rechtes an einem solchen Rechte oder einer Verfügungs­ beschränkung der im §. 892 Abs. 1 bezeichneten Art mit der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge, so kann derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig ein­ getragen oder durch die Eintragung einer nicht bestehenden Belastung oder B e­ schränkung beeinträchtigt ist, die Zustimmung zu der Berichtigung des Grundbuchs von demjenigen verlangen, dessen Recht durch die Berichtigung betroffen wird. zuschließen, sondern um die Zulässigkeit derselben davon abhängig zu machen, ob die Umstände des einzelnen F alles so beschaffen sind, daß das Grundbucham t als Vertreter des empfangs­ berechtigten E ig e n tü m e rs angesehen werden kann (P . II S . 3453— 3455, Bd. 3 S . 86, 87). Diese Auffassung wird thatsächlich in der Regel zutreffen, weil bei dem Verzichtenden, wenn nicht eine andere Absicht erhellt, die Absicht einer Begünstigung des E ig e n tü m e rs vorausgesetzt werden muß. Sicherlich wird sie der Gerechtigkeit entsprechen, wenn der Verzicht gegen eine von dem Eigenthümer geleistete V ergütung oder in Erfüllung einer dem Eigenthümer gegenüber be­ stehenden Verpflichtung erklärt ist. Welche Bedeutung der öffentliche Glaube des Grundbuchs im Falle des V e r z ic h ts a u f d a s E i g e n t h u m hat, wird bei § 928 zur Sprache kommen. Außer dem Verzicht ist hier noch die K ü n d i g u n g zu erwähnen, und zwar einerseits der F all, in welchem dem Eigenthümer von demjenigen, für den ein Recht an dem Grundstück ein­ getragen ist, oder diesem von dem Eigenthümer gekündigt wird, andererseits der F all, in welchem der a ls Eigenthümer Eingetragene kündigt oder die an ihn gerichtete Kündigung des Berechtigten empfängt: das Rechtsgeschäft steht in dem ersteren Falle zu Gunsten des E ig e n tü m e rs, in dem letzteren Falle zu Gunsten des Berechtigten unter dem Schutze des öffentlichen G laubens. Von großer praktischer Bedeutung indessen ist hier der § 893 nicht, da die Kündigung einer Hypothek bezw. Grundschuld im achten Abschnitte besonders geordnet ist (vergl. §§ 1141, 1148, 1155, 1156, 1158 ff., 1192, 1193, 1202). 2. Wie sich die e n ts p re c h e n d e Anwendung des § 892 in den Fällen des § 893 gestaltet, ergiebt sich im Wesentlichen au s den bisherigen Erörterungen. D er I n h a lt des Grundbuchs gilt als richtig, d. H. derjenige, für den ein Recht eingetragen ist, wird zu Gunsten des anderen Theiles a ls der Berechtigte angesehen, wenn aus G rund des Rechtes an ihn eine Leistung be­ wirkt oder zwischen ihnen ein Rechtsgeschäft des oben gekennzeichneten I n h a lts vorgenommen wird. Der wahre Berechtigte kann die Berufung des andern Theiles auf den öffentlichen Glauben nur abwenden, wenn ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs oder eine Verfügungs­ beschränkung eingetragen oder die Unrichtigkeit bezw. die Beschränkung dem anderen Theile be­ kannt gewesen ist. Die Kenntniß schließt jedoch den Schutz, den der § 892 gewährt, in den Fällen des § 893 n u r dann aus, wenn sie spätestens in dem Zeitpunkt eingetreten ist, in dem die Leistung vollendet oder das Rechtsgeschäft wirksam wurde. I s t zu der Wirksamkeit die E in ­ tragung in das Grundbuch erforderlich, so entscheidet nach § 892 Abs. 2 die Zeit der S tellung des E intragungsantrags oder, wenn das Rechtsgeschäft erst später vorgenommen wird, die Zeit der Vornahme.

88 894— 898. G i e b t d a s G r u n d b u c h d ie w irk lic h e R e c h t s l a g e n ic h t w i e d e r , so kann nach der G.B.O. § 13 derjenige, dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen oder durch die E in ­ tragung einer nicht bestehenden Belastung oder Verfügungsbeschränkung beeinträchtigt ist, sich direkt an das Grundbuchami m it dem A ntrag auf Berichtigung des Buches wenden. Die Be­ hörde darf aber dem Antrage nu r stattgeben, wenn ihr die Unrichtigkeit des Buches durch öffent­ liche bezw. öffentlich beglaubigte Urkunden nachgewiesen wird (G.B.O. §§ 22, 29). Dieser Nach­ weis wird meist ohne Schwierigkeiten sich erbringen lassen, wenn es sich n u r darum handelt, das Grundbuch dadurch richtig zu stellen, daß der Uebergang des Eigenthum s oder eines anderen Rechtes auf den Erben des Berechtigten, die erfolgte Uebertragung einer verbrieften Hypothek, Grundschuld oder Rentenschuld oder eine andere bereits vollzogene Rechtsänderung eingetragen wird. Die Berichtigung kann freilich auch in diesen Fällen, von dem Erbfall abgesehen, T h a t­ sachen voraussetzen, auf deren urkundliche Feststellung nicht zu rechnen ist (z. B. § 1163 Abs. 1, § 1164 Abs. 1, §§ 1173 ff.). Die Hauptrolle aber spielen solche Thatsachen, wenn das G ru n d ­ buch m it der wirklichen Rechtslage um deswillen nicht übereinstimmt, weil es ein nicht zur E n t­ stehung gelangtes Recht a ls bestehend oder ein nicht erloschenes Recht a ls erloschen bezeichnet. I n derartigen Fällen darf nach der G .B .O . § 19 die Berichtigung n u r m it Zustimmung des

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

jenigen vorgenommen werden, dessen Recht von ihr betroffen wird. D a aber diese Vorschrift ihren Zweck n u r zu erfüllen vermag, wenn die Zustimmung rechtlich erzwingbar ist, so verpflichtet das B .G .B . den Betheiligten, der Berichtigung des Buches zuzustimmen. W ird die Verpflichtung nicht erfüllt, so ist die Verurtheilung des Verpflichteten zur Abgabe der erforderlichen E intragungs­ oder Löschungsbewilligung zu erwirken; das rechtskräftige Urtheil ersetzt dann die Bewilligung (C .P .O . § 894 Abs. 1). D a s B .G .B . enthält in dem § 894 die g r u n d s ä tz lic h e Bestimmung, daß der Verletzte die Zustimmung von dem Passivbetheiligten verlangen kann, in den §§ 895—898 die E i n z e l ­ h e i t e n zur Durchführung dieser Bestimmung.

§ 894. E I 8 843 Abs. 1; II § 813 Abs. 1 rev. § 879; III § 878. P. I S . 3678—3680, 3718—3721, 4355, 4356, 4435-4437, 5309, 5310, 5331, 5332, 6210, 6216,11747,11748; M. III S. 234—237. P. II S. 3485, 3486, 6041, 6042 (Bd. 3 S. 102, 103; Bd. 4 S. 589). I . Der Anspruch auf Berichtigung des Grundbuchs, den der § 894 gewährt, hat die re c h t­ liche N a t u r einer actio n e g a to ria . E r folgt vielleicht schon aus der Dinglichkeil der Rechte, die durch ihn geschützt werden (§ 1004 Abs. 1 Satz 1, Abs. 2, § 1011, § 1017 Abs. 2, §§ 1027, 1065, 1068, 1085, 1089, § 1090 Abs. 2). Bei der hohen Wichtigkeit indessen, die dem Ansprüche zukommt und die einerseits in den Vortheilen, die m it der E intragung — z. B . nach § 879, § 891 Abs. 1 und nach der G .B .O . § 40 Abs. 1 — verbunden sind, andererseits in den Gefahren liegt, welche einem nicht oder nicht richtig eingetragenen Rechte aus dem öffentlichen Glauben des Grundbuchs entstehen können, hat das B .G .B . den Berichtigungsanspruch ausdrücklich ge­ stattet und besonders geordnet.

II. D er Anspruch setzt i n o b j e k t i v e r H in s ic h t v o r a u s , daß der I n h a lt des G rund­ buchs m it der wirklichen Rechtslage nicht im Einklänge steht. 1. Die Voraussetzung ist immer gegeben, wenn das Grundbuch an einer U n r ic h tig k e it im S in n e des § 892 Abs. 1 Satz 1 leidet, also namentlich, wenn als Gegenstand einer E in­ tragung ein Recht erscheint, welches bereits erloschen oder überhaupt nicht zur Entstehung gelangt ist oder welches einen anderen als den buchmäßigen I n h a lt, R ang oder Umfang hat, ferner dann, wenn ein bestehendes Recht nicht eingetragen oder ein eingetragenes Recht, obschon es noch besteht, gelöscht ist. Aus den G r u n d der Unrichtigkeit einer E intragung oder einer Löschung kommt es nicht an. Vergl. die E rl. zu § 873 Ziff. 7 und § 875 Ziff. 4, 7, oben S . 76, 80. 2. Die Frage, ob durch eine V e r f ü g u n g s b e s c h r ä n k u n g eine Unrichtigkeit des G rund­ buchs hervorgerufen werden kann, ist kaum von praktischer Bedeutung, da der § 894 den Berichtigungsanspruch ausdrücklich zuläßt, wenn die Nichtübereinstimmung des Buches m it der wirklichen Rechtslage eine Verfügungsbeschränkung im S in n e des § 892 Abs. 1 betrifft. T h e o ­ ret i sch lassen sich zwei Kategorieen unterscheiden: Beschränkungen, die a u s dem Rechte selbst sich ergeben, und Beschränkungen, die aus einem außerhalb des Rechtes liegenden Grunde die Befugniß des Berechtigten zur Verfügung über dasselbe zu Gunsten einer bestimmten Person ganz oder theilweise ausschließen. a) Die ersteren gehören zu dem In h a lte des Rechtes, so daß, wenn sie nicht oder nicht richtig eingetragen sind, das Grundbuch in Ansehung des Rechtes selbst unrichtig ist; hierher sind die Beschränkungen zu rechnen, die a u s einer dem Rechte beigefügten Bedingung oder Z eit­ bestimmung (§§ 161, 163), a u s der Einsetzung eines Nacherben (§§ 2112— 2115), aus dev Lehens- oder Fideikommißeigenschaft eines Grundstücks bezw. eines Rechtes an einem solchen. (E .G . Art. 59) rc. entstehen. b) D ie andere Kategorie um faßt die Beschränkungen, die durch B e r ä u ß e r u n g s v e r b o t e im S in n e der §§ 135, 136 begründet werden. E in solches Verbot wird zwar, solange es nicht zur Eintragung gelangt ist, durch den öffentlichen Glauben des Grundbuchs ebenso gefährdet wie ein nicht eingetragenes dingliches Recht. D a es aber an sich nicht dinglich ist, so kann m an auch nicht sagen, daß schon durch sein Bestehen die E intragung des Rechtes, auf das es sich bezieht, unrichtig werde oder m it der wirklichen d. H. dinglichen Rechtslage in Widerspruch trete. Der Berichtigungsanspruch ist daher, wie auch der W ortlaut des § 894 ergiebt, nicht dazu bestimmt, die E i n t r a g u n g eines V eräußerungsverbots herbeizuführen. Vielmehr wird das Verbot oder das Rechtsverhältniß, aus welchem es hervorgeht (oben S . 67, 69), ohne Zustim m ung des Passivbetheiligten eingetragen (G .B .O . § 22 Abs. 1, § 39), z. B . in den Fällen des Konkurses (K.O. § 106 Abs. 1, § 113), der Zwangsversteigerung und der Zw angsverw altung (Zw.V.G. £§ 19 ff., 146, 172, 176, 180). Dagegen ist der Anspruch grundsätzlich nicht ausgeschlossen, wenn

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§ 894.

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das Veräußerungsverbot zu Unrecht eingetragen oder nach der Eintragung aufgehoben oder die Beschränkung, welche mit ihm verknüpft war, erloschen ist. Jedoch wird auch in diesen Fällen die Löschung meist ohne Zustimmung desjenigen, zu dessen Gunsten die Eintragung bewirkt wurde, vorgenommen werden können (vergl. G.B.O. § 22 Abs. 1; K.O. §§ 114, 115, 205 Abs. 2 ; Zw.B.G. § 34, § 130 Abs. 1). 3. Die Voraussetzung des Berichtigungsanspruchs kann auch in der Eintragung eines W id e rsp ru c h s oder einer V o rm e rk u n g liegen. a) Der W id e rsp ru c h dient zum Schutze eines dinglichen Rechtes (§ 899); durch seine Eintragung wird das Recht ebenso gesichert, wie wenn es selbst eingetragen bezw. das von ihm betroffene Recht gelöscht wäre (§ 892 Abs. 1). Besteht das Recht, welches geschützt werden soll, nicht o d e r nicht m e h r , so ist der Widerspruch unberechtigt, weil gegenstandslos. Seine Ein­ tragung beeinträchtigt aber das betroffene Recht, weil sie thatsäch lich den Berechtigten hindert, über dasselbe zu verfügen. Der Berechtigte könnte daher nach den Grundsätzen der actio nega­ to ria (§§ 1004, 1017, 1027, 1065, 1090) die Beseitigung der Beeinträchtigung von demjenigen verlangen, für den der Widerspruch eingetragen ist. Die Beseitigung erfolgt durch Löschung des Widerspruchs, also durch Berichtigung des Grundbuchs, welche der Buchbehörde obliegt. Der Verpflichtete hat nach § 894 nur seine Zustimmung zu der Berichtigung zu ertheilen; die Stellung des nach der G.B.O. § 13 erforderlichen Löschungsantrags bleibt dem Berechtigten überlassen. b) M it der V o rm e rk u n g verhält es sich ähnlich. Der Schutz eines dinglichen Rechtes steht freilich nicht in Frage (oben S . 71). Wenn aber der Anspruch, dessen Sicherung bezweckt wird (§ 883), entweder nicht zur Entstehung gelangt oder erloschen ist, so stellt die fortdauernde Eintragung ebenso wie die Eintragung eines ungerechtfertigten Widerspruchs eine Beeinträchtigung des von ihr betroffenen Grundstücks oder Rechtes dar, deren Beseitigung der Berechtigte ver­ langen kann (oben S . 99). Durch die Vormerkung wird überdies eine Verfügungsbeschränkung begründet, die. wenn sie nicht besteht, für den Berechtigten nach § 894 den Berichtigungsanspruch erzeugt, weil sich das Grundbuch dadurch mit der wirklichen Rechtslage in Widerspruch setzt, daß es das der freien Verfügung des Berechtigten unterliegende Recht den mit der Vormerkung ver­ bundenen Beschränkungen unterwirft. Die Vorschrift des E. I I § 813 Abs. 1 Satz 1 deutete schon durch den W ortlaut ihre Beziehung auch auf die Eintragung einer Vormerkung hin. Bei der Revision wurde freilich der Wortlaut geändert (E. I I rev. § 879), und zwar so. wie er in dem § 894 des Gesetzbuchs vorliegt. Allein die Absicht, hierdurch die Tragweite der Vorschrift hinsichtlich der Vormerkung zu ändern, hat nicht bestanden (P. I I S . 8811 ff., Bd. 6 S . 382 ff.).

III. L e g it im ir t z u r E rh e b u n g des A n sp ru c h s ist nicht Jeder, der ein Interesse an der Berichtigung des Grundbuchs hat, sondern nur derjenige, dem ein Recht an dem Grundstück oder an einem dasselbe belastenden Rechte zusteht, aber auch dieser nur in den durch das Gesetz bestimmten Fällen. Der § 894 unterscheidet zwei Kategorieen. 1. Die eine Kategorie umfaßt die F ä l l e , in w elchen d a s R echt nicht o d er nicht richtig e in g e tr a g e n ist (oben II. 1). Die Befugniß des Berechtigten, die Eintragung des Rechtes zu verlangen, folgt aus der Dinglichkeit desselben, da das Grundbuch die Bestimmung hat, alle dinglichen Rechte nachzuweisen, soweit nicht das Gesetz die Eintragung ausschließt. Daher kommt es auch nicht darauf an, ob das Recht noch nicht eingetragen war oder ob es nach seiner Eintragung zu Unrecht gelöscht worden ist; der Berechtigte kann in jenem Falle die Eintragung des außerhalb des Grundbuchs entstandenen Rechtes, in diesem die Wiedereintragung des gelöschten, gleichviel wie entstandenen, wenn nur noch bestehenden Rechtes beanspruchen. Die übrigen hier in Betracht kommenden Fälle sind solche, in welchen das Recht zwar eingetragen ist, die Eintragung aber das Recht nicht richtig wiedergiebt. Eine Unrichtigkeit ist namentlich dann vorhanden, wenn ein anderer als der wirkliche In h a lt bezw. Umfang des Rechtes durch das Grundbuch nachgewiesen wird, z. B. ein unbeschränktes Recht mit einer Beschränkung, ein unbedingtes Recht mit einer Bedingung, die Uebertragung eines Theiles von einer verbrieften Hypothek oder Grundschuld zu einem geringeren als dem abgetretenen Betrage für den Erwerber eingetragen ist, ferner alsdann, wenn das Recht einen schlechteren als den ihm zustehenden Rang im Grundbuch erhalten hat. 2. Die andere Kategorie begreift die F ä l l e unter sich, in w elchen d a s Recht durch die E i n t r a g u n g e in e r n ic h t b esteh en d en B e la s tu n g o d e r B esch rän k u n g b e e in ­ trä c h tig t w ird. a) Ist eine B e la s tu n g des G ru n d stü ck s mit einem Rechte eingetragen, so enthält, wenn sie nicht besteht, die Eintragung eine Beeinträchtigung des Eigenthums, und zwar deshalb, weil sie den Eigenthümer einerseits hindert, das Grundstück als frei von dieser Belastung zu veräußern oder neu zu belasten (§ 891 Abs. 1), andererseits dadurch gefährdet, daß derjenige.

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

welchem das Recht im Grundbuche zugeschrieben ist, nach § 892 Abs. 1 sich in der Lage befindet, zu Gunsten eines Dritten wirksam über das Recht zu verfügen. Der E ig e n th ü m e r kann da­ her verlangen, daß die Beeinträchtigung beseitigt, d. H. das Grundbuch durch Löschung des nicht bestehenden Rechtes berichtigt werde. Aehnlich wie das Eigenthum wird durch die gegenstandslose Eintragung auch ein derselben im R a n g e gleich- o d e r n ach steh en d es Recht beeinträchtigt. Die Beeinträchtigung ergiebt sich daraus, daß das Grundbuch einen schlechteren als den dem Rechte zukommenden Rang be­ kundet, der Rang aber und folglich auch der Werth des Rechtes, soweit er von dem Range ab­ hängt, im Verkehre n ur nach dem Inhalte des Buches beurtheilt werden kann. Der Be­ richtigungsanspruch muß deshalb auch demjenigen gewährt werden, für dessen Recht der richtige Rang erst durch die Löschung der gegenstandslosen Eintragung im Grundbuche festgestellt wird. b) Stellt das Buch ein Recht a n dem G ru n d stü ck a l s b e la s te t dar, obschon die Be­ lastung nicht besteht, so wird hierdurch das Recht in gleicher Weise beeinträchtigt, wie in dem Falle unter a das Eigenthum. Der Berechtigte kann mithin die entsprechende Berichtigung des Buches beanspruchen. Sind mehrere Belastungen des Rechtes eingetragen, so hat den Anspruch auch derjenige, zu dessen Gunsten eine Belastung besteht, welcher das Grundbuch den gleichen Rang wie der nicht bestehenden Belastung oder die Stelle nach derselben anweist. Rechte an dem G ru n d stü ck e, welche dem von der gegenstandslosen Eintragung be­ troffenen Rechte im Range gleich- oder nachstehen, bleiben hier außer Betracht, da ein Fall der B e e in tr ä c h tig u n g eines solchen Rechtes durch die Eintragung kaum vorkommen dürfte. c) Die Hervorhebung der B e s c h r ä n k u n g neben der Belastung ist von der zweiten Kommission bei der Revision beschlossen (E. I I § 813 Abs. 1, rev. § 879), in dem Protokolle jedoch nicht gerechtfertigt worden. Es ist nur ersichtlich, daß eine sachliche Aenderung nicht be­ absichtigt war (P. I I S . 8811, Bd. 6 S . 382). Die Aenderung hatte anscheinend nur den Zweck, durch die neue Fassung noch deutlicher als durch den bisherigen Wortlaut zum Ausdrucke zu bringen, daß die Vorschrift a lle Fälle treffen will, in welchen em Recht der bezeichneten Art durch eine unrichtige Eintragung beeinträchtigt wird. Wenn diesder Zweck des Gesetzes ist, so muß unter der „Beschränkung" in § 894 nicht blos diejenige verstanden werden, welche als V e rfü g u n g s b e s c h rä n k u n g eingetragen ist, sondern jede aus dem Grundbuch ersichtliche Be­ schränkung eines Rechtes, die, ohne aus einer eigentlichen Belastung hervorzugehen, die 23ersügungsmacht des Berechtigten — wenn auch nur thatsächlich — unterbindet, also namentlich auch das V e r ä u ß e r u n g s v e r b o t und die V o rm e rk u n g (vergl. oben II. 2, 3b). Sofern bezw. soweit die Beschränkung nicht besteht, kann nicht blos derjenige, gegen dessen Recht die beschränkende Eintragung sich richtet, sondern auch ein Dritter, für den ein im Range gleich- oder nachstehendes Recht begründet ist, vorausgesetzt, daß es durch die unrichtige Eintragung beeinträchtigt wird, die Berichtigung des Grundbuchs verlangen.

IV. P a s s iv le g i t i m i r t ist dem Ansprüche gegenüber derjenige, „dessen Recht durch die Berichtigung betroffen wird", d. H. in Folge derselben entweder gänzlich aus dem Grundbuche verschwindet oder eine Einbuße an seinem buchmäßigen In h a lt oder Range erleidet. Hat die Berichtigung durch Löschung oder Richtigstellung einer B esch rän k u n g in dem Buche zu er­ folgen, so haftet dem Anspruch auch derjenige, zu dessen Gunsten die unrichtige Eintragung be­ steht, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob seinRecht ein dingliches oder, wie in den Fällen dev V e r ä u ß e r u n g s v e r b o ts und der V o rm e rk u n g , ein nur persönliches ist. Die Verpflichtung des Passivbetheiligten ist auch keine blos s u b s id iä r e ; d. H. der Ver­ pflichtete muß die erforderliche Eintragung oder Löschung auch dann bewilligen, wenn der Be­ rechtigte in der Lage ist, die Unrichtigkeit des Grundbuchs dem Grundbuchamte so nachzuweisen, daß die Berichtigung ohne Zustimmung des von ihr betroffenen Betheiligten bewirkt werden kann. Der § 894 giebt dem Berechtigten den Anspruch ohne Vorbehalt, und aus der G.B.O. § 22 Abs. 1 ist nur zu entnehmen, daß es der Bewilligung des Passivbetheiligten zur Berichtigung nicht b e d a r f , wenn jener Nachweis geführt wird. Bon Interesse für den Berechtigten ist die Zustimmung des Verpflichteten jedenfalls, weil sie ihn der Beschaffung des Nachweises der Un­ richtigkeit überhebt und die Berichtigung auf eine möglichst sichere Grundlage zu stellen vermag. Wird über das Vermögen des Verpflichteten K o n k u r s eröffnet, so hat der K o n k u r s ­ v e r w a l t e r die Verpflichtung zu erfüllen (K.O. § 6). Ein S o n d e r n a c h f o l g e r des Verpflichteten ist dem Berichtigungsanspruche nur ausgesetzt, wenn er sich nicht aus den öffentlichen Glauben des Grundbuchs berufen kann. Soweit er unter dem Schutze dieses Glaubens erworben hat, ist in Ansehung des erworbenen Rechtes das Buch nicht unrichtig (§ 892). V« Der Anspruch wird seinem In h a lt entsprechend dadurch befriedigt, daß der Verpflichtete derjenigen Eintragung oder Löschung zustimmt, die zu der Berichtigung des Grundbuchs un­ erläßlich ist. Die Zustimmung kann aber ihren Zweck nur erfüllen, wenn sie in einer Form bei-

§. 895. K ann die Berichtigung des Grundbuchs erst erfolgen, nachdem das Recht des nach §. 894 Verpflichteten eingetragen worden ist, so hat dieser auf Verlangen sein Recht eintragen zu lassen. §. 896.

Ist zur Berichtigung des Grundbuchs die Vorlegung eines Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefs erforderlich, so kann derjenige, zu dessen Gunsten die Berichtigung erfolgen soll, von dem Besitzer des Briefes verlangen, daß der Brief dem Grundbuchamte vorgelegt wird. gebracht wird, ohne nach der G .B .O . § hat daher entweder E rklärung öffentlich

deren Beobachtung eine zur E intragung oder Löschung erforderliche Erklärung 29 von der Buchbehörde nicht berücksichtigt werden soll. D er Verpflichtete die Zustimmung zum Protokolle des Grundbucham is zu erklären oder die beurkunden oder beglaubigen zu lassen.

VI. V e r w e is u n g e n auf den § 894 finden sich in den §§ 1138, 1155, 1157, 1263 Einzelne Fälle, in welchen das Grundbuch unrichtig ist, ergeben sich weiter aus den §§ 887, 1025, 1026, 1028, 1061, 1075, 1117, 1143, 1144, 1150, 1153, 1163, 1164, 1170 ff., 1287, 1438 20. § 895. E. I 8 1826 Abs. 2 ; II rev. § 880; III § 879. P. I S. 9276—9278, 13490—13500; M. V S. 111, 112. P. II S. 8532-8536 (Bd. 6 S. 523—525). 1. D er Anspruch au s § 894 hat nach dessen E rl. V den In h a lt, daß derjenige, dessen Recht von der Berichtigung des Grundbuchs betroffen w ird, der erforderlichen Eintragung oder Löschung zuzustimmen h at, um den Aktivbetheiligten durch die Zustim m ung in den S ta n d zu setzen, die Berichtigung m it Erfolg bei dem Grundbuchamte zu beantragen. Nach der G .B .O . § 40 Abs. 1 soll aber eine E intragung bezw. Löschung in der Regel „ n u r erfolgen, wenn derjenige, dessen Recht durch sie betroffen w ird, a ls der Berechtigte eingetragen ist." D er nach § 894 Verpflichtete muß daher, falls diese Voraussetzung bei ihm nicht zutrifft, vor Allem die E in­ tragung seines Rechtes, bezw. seine E intragung a ls Berechtigter, m ithin ebenfalls eine Berichtigung des Grundbuchs erwirken. Die erste Kommission hatte in dem Entw ürfe des Gesetzbuchs eine solche Verpflichtung, n u r für einzelne Fälle (E. I § 1029 Abs. 2, § 1826 Abs. 2) bestimmt, das Prinzip selbst dagegen erst in dem von ihr aufgestellten E ntw urf einer G.B.O . § 45 Abs. 1 Satz 1 ausgesprochen. Dem Berichtigungsanspruche gegenüber ist indessen die Verpflichtung, sich eintragen zu lassen, wesentlich eine Folgerung a u s der Verpflichtung, der Berichtigung des Buches wirksam zuzustimmen. Die erforderliche Vorschrift gehört daher wegen ihres materiellrechtlichen I n h a lts in das Gesetzbuch. 2. Der § 895 schließt nicht a u s , daß derjenige, welchem der Anspruch zusteht, selbst d. H. ohne M itwirkung des zur Ertheilung der Zustim m ung Verpflichteten dessen Recht in das G ru n d ­ buch eintragen läßt. N u r muß er dann die Urkunden beschaffen, welche zur Rechtfertigung der Eintragung erforderlich sind (G .B .O . §§ 14, 22, 29 Satz 2). D ies wird ihm aber durch die Vorschrift der C .P.O . § 896 erheblich erleichtert.

§ 896.

E. I 8 1109 Abs. 2; II 8 1091 rev. 8 881; III 8 880. P. I S. 5323; M. III S. 745, 746. P. II S. 4582, 8817, 8818 (Bd. 3 S. 646; Bd. 6 S. 386, 387). 1. Wird von der Berichtigung des Grundbuchs eine v e r b r i e f t e H y p o t h e k , G r u n d s c h u l d oder R e n t e n s c h u l d betroffen, so ist zu der erforderlichen E intragung oder Löschung die Zustimmung des G läubigers nicht genügend, sondern nach der allgemeinen Regel, die in der G.B.O. § 42 Abs. 1 Satz 1 bezw. Z 43 aufgestellt ist, auch der B r i e f dem Grundbuchamte vorzulegen. D am it daher derjenige, zu dessen Gunsten die Berichtigung erfolgen soll, seinen Zweck erreichen kann, giebt ihm der § 896 den Anspruch auf Vorlegung des Briefes gegen den

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken. §. 897.

D ie Kosten der Berichtigung des Grundbuchs und der dazu erforderlichen Erklärungen hat derjenige zu tragen, welcher die Berichtigung verlangt, sofern nicht aus einem zwischen ihm und dem Verpflichteten bestehenden Rechtsverhältnisse sich ein Anderes ergiebt. Besitzer desselben. Die beiden ersten Entwürfe batten den Anspruch nur dem Eigenthümer beigelegt, wenn dieser eine erloschene Hypothek rc. löschen lassen wollte. Ein praktisches Bedürfniß besteht aber auch in anderen Fällen, z. B. wenn der In h a lt der Eintragung (§ 1115) unrichtig oder die Berichtigung durch Eintragung eines Rechtes mit dem Range vor dem verbrieften Rechte in Frage ist. Bei der Revision des E. I I wurde deshalb der Vorschrift die allgemeine Fassung gegeben, welche der § 896 aufweist. 2. Der A nspruch a u f V o r le g u n g des B r ie f e s fließt aus demselben Rechte, welches nach § 894 den Berichtigungsanspruch erzeugt. Seine dingliche Natur hindert selbstverständlich nicht, daß der Besitzer sich durch einen Einwand schützen kann, der aus einem zwischen ihm und dem anderen Theile begründeten persönlichen Rechtsverhältnisse hervorgeht (vergl. § 986). Hat z. B . der Besitzer des Briefes den Gläubiger befriedigt und deswegen von dem Eigenthümer Ersatz des Gezahlten zu verlangen, so braucht er, wie B ö h m S . 72 im Anschluß an die M ot. I I I S . 746 zutreffend hervorhebt, den Brief nur herauszugeben, wenn ihm der Ersatz geleistet wird. 3. Die Berichtigung des Grundbuchs wird nach näherer Bestimmung der G.B.O. § 62 auf dem Hypotheken-, Grundschuld- oder Rentenschuldbriefe vermerkt. Wegen der Fälle, in welchen sie ausnahmsweise von einer Vorlegung des Briefes überhaupt nicht abhängt, s. ebenda § 42 Abs. 2, § 43.

§ 897. E I

8 843 Abs. 2; II § 813 Abs. 2 rev. § 882; II I § 881. P . I S. 3679, 3719—3721, 11747, 11748; M. I I I S. 237. P . I I S. 3486 (Bd. 3 S. 102).

1 F ü r die K osten der Buchberichtigung sowie der dazu erforderlichen Erklärungen, nament­ lich der öffentlichen Beurkundung oder Beglaubigung der Zustimmung, auf welche der Anspruch aus § 894 gerichtet ist, fragt es sich einerseits, weran die betreffende K asse bezw. den N o ta r die Gebühren zu entrichten hat, andererseits, welcher der Beiheiligten dem a n d e re n g e g e n ü b e r verpflichtet ist, die Kosten zu tragen. Die erstere Frage scheidet hier aus, weil sie in dem öffentlichen Rechte (Gebühren-Ordnung rc.) ihre Lösung finden muß; die letztere wird durch den § 897 dahin entschieden, daß die Kosten demjenigen zur Last fallen, der die Berichtigung ver­ langt, sofern nicht zwischen ihm und dem Verpflichteten ein Rechtsverhältniß besteht, aus welchem sich ein Anderes ergiebt. Zu dieser Entscheidung ist die erste wie die zweite Kommission durch die Erwägung gelangt, daß der B e re c h tig te es ist, in dessen I n t e r e s s e die Kosten aufgewendet werden, es ist der nämliche Grund, aus welchem der § 369 Abs. 1 die Q u i t t u n g s kosten dem S c h u ld n e r auferlegt ( P .I S . 1397, 1398, 3599, 3679; I I S . 3486). 2. An anderen Stellen knüpft das B.G.B. an die Kostenpflicht zugleich die Verpflichtung, die Kosten v o rz u sc h ie ß e n ; so in § 369 Abs. 1, § 403 Satz 2, § 798 Satz 2, § 799 Abs. 2 Satz 2, § 800 Satz 2. Es beruht dies auf einem allgemeinen Beschlusse der zweiten Kommission (vergl. P . I I S . 8430, 8816, Bd. 6 S . 164, 386). Weshalb in dem §897 die Vorschußpflicht nicht erwähnt wird, ergeben die Protokolle nicht. Sie ist freilich von praktischer Bedeutung nur für die öffentliche Beurkundung oder Beglaubigung der zu der Berichtigung des Grundbuchs erforderlichen E r k l ä r u n g e n , für diese aber kaum zweifelhaft, wenn die Kosten derselben von dem Berechtigten zu tragen sind. Der Verpflichtete hat nicht nöthig, für den Berechtigten eine Auslage zu machen oder eine Verbindlichkeit einzugehen; er kann mithin die Erklärung solange verweigern, als nicht die Kosten derselben vorgeschossen sind. 3. Die P e r s o n d es K o ste n p flic h tig e n wird durch den § 897 nur s u b s id iä r bestimmt. Zunächst ist zuzusehen, ob zwischen den sich gegenüberstehenden Betheiligten ein Rechtsverhältniß besteht, welches die Kostenfrage entscheidet. Ein solches Verhältniß kann durch Vertrag begründet, aber auch durch eine unerlaubte Handlung entstanden sein. Der Beweis des Rechtsverhältnisses liegt indessen immer demjenigen ob, der die Berichtigung des Grundbuchs verlangt.

§. 898. Die in den §§. 894 bis 896 bestimmten Ansprüche unterliegen nicht der Verjährung. §. 899. I n den Fällen des §. 894 kann ein Widerspruch gegen die Richtigkeit des Grundbuchs eingetragen werden.

D ie Eintragung erfolgt auf Grund einer einstweiligen Verfügung oder auf Grund einer Bewilligung desjenigen, dessen Recht durch die Berichtigung des Grundbuchs betroffen wird. Zur Erlassung der einstweiligen Verfügung ist nicht erforderlich, daß eine Gefährdung des Rechtes des Widersprechenden glaubhaft gemacht wird. § 898. E. II § 813 Abs. 3 rev. § 883; III § 882. P. II S. 3486, 3489—3497, 6041, 6042 (Bd. 3 S. 102—107; Bd. 4 S. 589, 590). Die Frage, ob ein Anspruch auf Mitwirkung zur Berichtigung des Grundbuchs (§§ 894— 896) wegen seines form alen Zweckes überhaupt zu den Ansprüchen gerechnet werden kann, die nach § 194 Abs. 1 der V erjährung unterliegen, wurde bei den Berathungen der ersten und der zweiten Kommission verschieden beantwortet. Die erste Kommission glaubte die Entscheidung der Wissenschaft und Rechtsprechung überlassen und ein Bedürfniß für die Aufnahme einer Vorschrift über die V erjährung des Berichtigungsanspruchs nicht anerkennen zu sollen (P. I S . 3955— 3960; M . I I I S . 310, 311). Die zweite Kommission erledigte die Frage dadurch, daß sie die Bestimmung einstellte, welche in den § 898 des Gesetzbuchs übergegangen ist. H ieraus darf aber nicht m it B ö h m S . 72, 73 gefolgert werden, daß nunm ehr die Berichtigung auch dann noch verlangt werden kann, wenn im Uebrigen der Anspruch aus dem Rechte verjährt ist. Die zweite Kommission hatte, um nicht für gewisse Fälle einen d a u e r n d e n Zwiespalt zwischen Recht und Buch a ls korrekt erscheinen zu lassen, der die Verjährung a u s­ schließenden Bestimmung hinzugesetzt: „er" (der Berichtigungsanspruch) „kann jedoch nicht mehr geltend gemacht werden, wenn der Anspruch auf Herstellung des der wirklichen Rechtslage entsprechenden Zustandes verjährt ist." Z u r Begründung heißt es in dem P . I I S . 3496, 3497 (Bd. 3 S . 107): „Sachlich werde m an sich von dem Gesichtspunkte leiten lassen müssen, daß der formelle Anspruch von dem materiellen Anspruch abhängig zu machen s e i . . „solange der Hauplanspruch nicht verjährt sei, dürfe auch der Berichtigungsanspruch nicht erloschen sein, und wenn der Hauptanspruch verjährt sei, müsse auch der Berichtigungsanspruch ausgeschlossen werden." An dieser Auffassung hat die Kommission festgehalten. Z w ar wurde der beschlossene Zusatz vor der Veröffentlichung des E. I I gestrichen, aber nicht, wie B est S . 141 lehrt, „im Gegensatze" zu den mitgetheilten Erw ägungen, sondern deshalb, weil m an den Zusatz a ls durch die Bestim m ungen, welche jetzt den I n h a lt der §§ 900, 901 bilden, als gedeckt ansah (P . I I S . 6042, Bd. 4 S . 589). D er § 898 ist folglich n u r so gemeint, daß die Ansprüche a u s den §§ 894— 896 nicht selbständig verjähren, keineswegs so, daß sie von der V erjährung des materiellen Anspruchs a u s dem Rechte, auf G rund dessen die Berichtigung des Grundbuchs verlangt werden konnte, unberührt bleiben sollen. D as Anwendungsgebiet des § 898 ist übrigens durch die Vorschriften der §§ 900, 901 beschränkt, weil in den Fällen dieser Paragraphen das Grundbuch nicht mehr unrichtig ist. Der § 898 behält indessen seine Bedeutung für alle F ä lle , in welchen es sich um Ansprüche au s e i n g e t r a g e n e n Rechten handelt. D a diese nach § 902 der Verjährung nicht unterliegen, so unterliegt ihr nach § 898 auch der betreffende Berichtigungs­ anspruch nicht.

§ 899. E I 8 844 Abs. 1, § 845; II § 814 rev. § 884; III § 883. P. I S. 3692, 3694—3697, 11945, 11946; M. III S. 237—240, 242—244. P. II S. 3499—3509, 3514, 3515, 8532 (Bd. 3 S. 107—113, 116; Bd. 6 S. 222, 223). 1. Die Berichtigung des Grundbuchs ist dadurch g e f ä h r d e t , daß derjenige, dessen ein­ getragenes Recht von ihr betroffen werden w ürde, zu Gunsten eines gutgläubigen D ritten über dieses Recht dergestalt verfügen kann, daß das Buch nach § 892 a ls richtig anzusehen, einer Berichtigung zum Nachtheile des D ritten m ithin nicht mehr ausgesetzt ist. Der Gesetzgebung erwächst hieraus die Aufgabe, dem Bedrohten ein M ittel zu gewähren, mit dessen Hilfe die Aus-

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Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

schließung des guten Glaubens ermöglicht wird. Dieses M ittel ist die Eintragung eines W id e r­ spr uchs gegen die Richtigkeit des Grundbuchs. Der Widerspruch dient somit zur Erhaltung des Rechtes, die Berichtigung des Buches nach § 894 zu verlangen; er wird, gleichwie die Berichtigung, zum Schutze eines b es t ehenden Rechtes an einem Grundstück oder an einem das Grundstück belastenden Rechte eingetragen und unterscheidet sich hierdurch wesentlich von der V o r m e r k u n g , da diese zur Sicherung eines persönlichen Anspruchs auf A e n d e r u n g des bestehenden Rechtsstandes eines Grundstücks bestimmt ist (oben S . 70, 71). 2. Die V o r a u s s e t z u n g e n der E i n t r a g u n g sind für den Widerspruch dieselben wie für die Vormerkung (S . 71, 98, 99); der Abs. 2 des § 899 stimmt fast wörtlich mit dem Abs. I des § 885 überein. Eine einstweilige Verfügung, durch welche die Eintragung eines Widerspruchs angeordnet werden soll, setzt voraus, daß das schutzbedürstige Recht (nicht auch dessen Gefährdung) dem Gerichte g l a u b h a f t ge ma c h t worden ist. Die Eintragung erfolgt auf Grund der Anordnung, gleichviel ob sie bei dem Grundbuchamte von dem Widersprechendenbeantragt oder von dem Gerichte nachgesucht wird (G.B.O. §§ 18, 39; C.P.O. § 941). Eine Mitwirkung des Gerichts ist nicht erforderlich, wenn derjenige, dessen Recht von der Berichtigung des Grundbuchs betroffen werden würde, die Eintragung des Widerspruchs bewilligt hat oder wenn gegen ihn ein vorläufig vollstreckbares Urtheil vorliegt, durch welches er verurtheitt ist, der Berichtigung zuzustimmen (G.B.O. § 19; C.P.O. § 895). Bei einer Darlehnshypothek, für welche die Ertheilung eines Hypothekenbriefs ausgeschlossen ist, genügt im Falle des § 1139 zur Eintragung eines Widerspruchs der Antrag des Eigenthümers. Inwiefern das Grundbuchamt von dem Beschwerdegericht angewiesen werden kann, einen Widerspruch einzutragen, wird in der G.B.O. §§ 71, 76 (§ 79 Abs. 3) bestimmt. Wegen der Eintragung von Amtswegen siehe ebenda § 18 Abs. 2, § 23 Abs. 1, § 24, § 54 Abs. 1 Satz 1. Is t das Recht, welches von der Berichtigung des Grundbuchs betroffen werden würde, eine v e r b r i e f t e Hy p o t h e k o d e r G r u n d s c h u l d (Rentenschuld), so hängt die Eintragung eines Widerspruchs davon ab, daß der Bries dem Grundbuchamte vorgelegt wird. Von dieser Regel werden aber in der G.B.O. §§ 42, 43, 54, 62 Ausnahmen gemacht. Vergl. hierzu P . II S . 8575, 8576, 8 5 8 5 -8 5 8 8 (Bd. 6 S . 246, 247, 251, 252). 3. Bei der E i n t r a g u n g kann zur näheren Bezeichnung des Rechtes, zu dessen Schutze der Widerspruch eingetragen wird, auf die einstweilige Verfügung oder die Eintragungsbewilligung Bezug genommen werden. Eine entsprechende Bestimmung, wie sie der § 885 Abs. 2 für die Vormerkung enthält, ist freilich nicht gegeben. Aber dies erklärt sich daraus, daß die Eintragung eines Widerspruchs der Eintragung eines Rechtes, bei welcher die Bezugnahme in dem § 874 zugelassen ist, viel näher steht als die Eintragung einer Vormerkung. Die analoge Anwendung des § 874 erscheint um so unbedenklicher, als nicht ersichtlich wäre, weshalb der Widerspruch mir mehr Umständlichkeit eingetragen werden müßte als das durch ihn geschützte Recht oder die Vormerkung. 4. Der eingetragene Widerspruch hat, wie bereits aus der Erl. 1 hervorgeht, im Allgemeinen die W i r k u n g , daß, wenn über das von ihm betroffene Recht zu Gunsten eines Dritten ver­ fügt wird, der Dritte die Berichtigung des Grundbuchs nicht dadurch abwenden kann, daß er sich auf den öffentlichen Glauben des Buches beruft (§ 892); dieser Glaube wird durch den Widerspruch gerade so ausgeschlossen, wie wenn der Dritte zu der entscheidenden Zeit Kenntniß von der Unrichtigkeit des Buches erhalten hat (oben S . 70). Die Verfügungen, die zum Nach­ theile des durch- den Widerspruch geschützten Rechtes getroffen werden, sind daher insoweit unwirksam, als sie die Berichtigung des Grundbuchs vereiteln oder beeinträchtigen würden. Es entsteht zwischen dem Widersprechenden und dessen Gegner ein ähnliches Verhältniß wie das­ jenige, welches durch eine Vormerkung nach § 883 Abs. 2, 3 und § 888 Abs. 1 begründet wird. Es kann deshalb hier auf die Erläuterung dieser Paragraphen, oben S . 95, 96, 101, 103, verwiesen werden. Z ur Vermeidung von Mißverständnissen werden folgende Bemerkungen genügen: a) Während der v o r g e m e r k t e Ans pr uc h wegen seiner persönlichen Natur gegen den Ve r p f l i c h t e t e n zu richten ist und ein etwaiger S o n d e r n a c h f o l g e r nur, wenn der Anspruch verwirklicht werden soll, der hierzu erforderlichen Eintragung oder Löschung zuzustimmen hat (S . 102), kann der dingliche B e r i c h t i g u n g s a n s p r u c h immer nur gegen denjenigen geltend gemacht werden, dessen Recht nach In h a lt des Grundbuchs von der Berichtigung betroffen wird (§ 894). Ergiebt das Buch, daß der zur Zeit der Eintragung des Widerspruchs Passivlegitimirte das für ihn eingetragene Recht auf einen Anderen übertragen hat, so haftet nur dieser dem Ansprüche des Widersprechenden. b) Bei der Z w a n g s v e r s t e i g e r u n g wird ein eingetragener Widerspruch grundsätzlich ebenso behandelt wie eine Vormerkung (S . 96). Dies gilt auch von demjenigen Widersprüche,

Allgemeine Vorschriften über Rechte an Grundstücken.

§§ 899, 900.

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§. 900.

Wer als Eigenthümer eines Grundstücks im Grundbuch eingetragen ist, ohne daß er das Eigenthum erlangt hat, erwirbt das Eigenthum, wenn die Eintragung dreißig Jahre bestanden und er während dieser Zeit das Grundstück im Eigen­ besitze gehabt hat. Die dreißigjährige Frist wird in derselben Weise berechnet wie die Frist für die Ersitzung einer beweglichen Sache. Der Lauf der Frist ist ge­ hemmt, solange ein Widerspruch gegen die Richtigkeit der Eintragung im Grund­ buch eingetragen ist. Djese Vorschriften finden entsprechende Anwendung, wenn für Jemand ein ihm nicht zustehendes anderes Recht im Grundbuch eingetragen ist, das zum Besitze des Grundstücks berechtigt oder dessen Ausübung nach den für den Besitz geltenden Vorschriften geschützt ist. Für den Rang des Rechtes ist die Eintragung maßgebend. durch welchen das Eigenthum des Widersprechenden an dem Grundstücke geschützt, seine E in ­ tragung sichergestellt werden soll. Die Vorschrift des Zw .V .G . § 28 findet, wie gegen S tre c k e r S . 109 (II) anzunehmen ist, keine Anwendung. Nach dieser Vorschrift hat allerdings das Voll­ streckungsgericht das Verfahren aufzuheben bezw. einstweilen einzustellen, wenn ihm „ein a u s d e m G r u n d b u c h e rs ic h tlic h e s R echt bekannt wird, welches der Zwangsversteigerung oder der Fortsetzung des Verfahrens entgegensteht". Allein der Widerspruch ist nicht ein derartiges R e c h t, sondern n u r ein M i t t e l z u m S c h u tze eines solchen. D a s Grundbuch ergiebt n u r, daß der Widersprechende sich das Recht beilegt, nicht aber, daß ihm dasselbe wirklich zusteht. Von dem Falle der Vormerkung zur Sicherung eines Anspruchs auf Auflassung unterscheidet sich das Verhältniß n u r dadurch, daß, wenn der Widerspruch v o r dem Rechte des betreibenden G läubigers eingetragen ist, der Widersprechende auf Grund seines Eigenthum s nach M aßgabe der C .P.O . §§ 771 ff. die Aufhebung desZwangsverfahrens herbeiführen kann. c) Auf den Widerspruch in den Fällen des § 900 Abs. 1 Satz 3, des §902 Abs. 2, des § 927 Abs. 3 und der §§ 1137— 1140, 1155, 1157 w ird, soweit nöthig, bei der Erläuterung dieser P aragraphen eingegangen werden. 5. F ü r die L ö sc h u n g eines Widerspruchs sind die Vorschriften der G .B .O . maßgebend, insbesondere die §§ 13, 17, § 18 Abs. 2 Satz 2, § 19, § 22 Abs. 1, §§ 2 3 - 2 5 , § 27 Abs. 2 Satz 2, §§ 29, 32, 39, § 40 Abs. 1, §§ 41, 47, § 54 Abs. 1 Satz 2, § 55, § 76 Abs. 2, § 80 Abs. 3. I s t das Recht, wegen dessen der Widerspruch eingetragen ist, erloschen oder über­ haupt nicht zur Entstehung gelangt, so hat der Widersprechende die Löschung zu bewilligen (vergl. S . 71, 99). Eine Verpflichtung zu der Bewilligung kann aber auch durch einen Vertrag, der das Recht selbst unberührt läßt, z. B . durch einen Vergleich begründet werden.

§ 900.