Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit

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Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit

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Müller, Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit
Smend, Alter und Herkunft des Achikar-Romans und sein Verhältnis zu Aesop

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Johannes Müller

Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit

Rudolf Smend

Alter und Herkunft des Achikar-Romans und sein Verhältnis zu Aesop (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft XIII)

Beihefte zur

Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft XIII ^H

;

K"

Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit von

Johannes Müller

Alter und Herkunft des AchikarRomans und sein Verhältnis zu Aesop von

Rudolf Smend

Gießen 1908

Alfred Töpelmann (vormals J. Rickers Verlag)

Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit von

Johannes^Müller

Alter und Herkunft des Achikar-Romans und sein Verhältnis zu Aesop von

Rudolf Smend

Gießen 1908

Alfred Töpelmann (vormals J. Rickers Verlag)

Inhalt Seit«

Müller, Beiträge zur Erklärung und Kritik des Buches Tobit , i—53 Smend, Alter und Herkunft des Achikar-Romans und sein Verhältnis zu Aesop 55—125

BEITRÄGE ZUR ERKLÄRUNG UND KRITIK DES BUCHES TOBIT VON

JOHANNES MÜLLER IN TANGER (MAROKKO)

Die

folgenden

Untersuchungen

beschränken

sich

im

wesentlichen auf die griechischen Rezensionen des Buches, die

nach

sind. die

nahezu

allgemeinem

Konsensus

die

älteren

Die altlateinische und die syrischen Ubersetzungen, mit ihnen in nächster

Beziehung

stehen,

habe

ich

aber bei allen wichtigeren Fragen zur Vergleichung herangezogen. Bekanntlich sind in den griechischen Handschriften der Hauptsache nach

zwei Textrezensionen zu unterscheiden.

Einen kürzeren T e x t (Ii) bieten Codd. A l e x , und Vatic. und die meisten übrigen

LXX-Handschriften, ebenso der

Syrohexaplaris für i, i — 7 , 11 med .

Ein längerer T e x t

(£)

ist griechisch erhalten im Cod. Sin., lateinisch in der Vetus Latina ( V L ) .

Nur fragmentarisch ist eine dritte Rezension

(ß) auf uns gekommen, nämlich griechisch das Stück 6, 9 — 13, 18 in den Handschriften 7, 11

44, 106, 107,

und

syrisch

— 1 4 , 15 in der Peschita, die für 1, 1 — 7 , n ™ ^ den

syrohexaplarischen T e x t hat.

Es ergibt sich somit folgendes

Schema: * W e g e n meiner A b r e i s e ins Ausland hat Herr Prof. R . S m e n d in Göttingen, dem ich überdies eine A n z a h l von B e o b a c h t u n g e n v e r d a n k e , dieser A r b e i t in einzelnen Partien ihre letzte Gestalt g e g e b e n . Beihefte z. Z A W .

XIII.

T

2

Griechisch: Lateinisch: Syrisch:

K A B Ven i und die meisten Minuskeln

£ S VL

5 44, io6, 107 (6,9—13, 18)

Syrohexaplaris

Peschita (7, 1 1 — 1 4 , IS) (1,1—7- 11) Jüngere Bearbeitungen, und zwar auf Grund von £ , sind der aramäische T e x t (Ar), den A . Neubauer im Jahre 1878 herausgegeben hat, 1 ferner die beiden hebräischen Texte Münsters (HM) und Fagius' (HF), und auch die mit dem T e x t e Münsters verwandte persische Ubersetzung. Auch die Vulgata des Hieronymus steht mit diesen aramäischen und hebräischen Texten in gewisser Verwandtschaft, wenngleich sie auf der V L beruht. 2 I. Mit der Erzählung des Buches Tobit hat man längst das weit verbreitete M ä r c h e n v o n d e m d a n k b a r e n T o t e n verglichen, der wieder erstanden, seinem Wohltäter zur Heirat mit einer reichen Erbin verhilft, deren frühere Freier sämtlich von einem Dämon ermordet waren. 3 In mehreren Versionen dieses Märchens wird der Held von dem Wiedererstandenen außerdem aus einer Gefahr am Wasser gerettet. Sodann fordert der Beschützer, der sich 1

Vgl. Th. Nöldeke in den Monatsberichten der Berliner Akademie vom Jahre 1879 (Berlin 1880) S. 45—69. 2 D i e Literatur über das Buch Tobit ist verzeichnet bei Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes 3 III 177 ff. Einzelne neuere Arbeiten habe ich unten aufgeführt. — Kapitel- und Verszahlen des Buches zitiere ich nach Swete, T h e Old Testament in Greek.

3 So zuerst Simrock, Der gute Gerhard und die dankbaren Toten (Bonn 1856) S. 131 f. D i e später nachgewiesenen Parallelen findet man am vollständigsten bei E. Cosquin in der Revue biblique VIII (1899) S. 6 2 — 7 3 ; 511—521.

wie Rafael zunächst nicht zu erkennen gibt, im Märchen im voraus die Hälfte des Erwerbs, den Tobit dem Rafael hinterdrein anbietet (Tob. 12, 2 ff.). Die Vergleichung dieser Parallelen ist auch deshalb unabweislich, weil das Thema von der Totenbestattung sich durch das ganze Buch Tobit hinzieht. Immer wieder begräbt Tobit ( 1 , 1 7 ; 1 , 1 8 ; 2 , 3 — 8 ) die toten Volksgenossen, trotzdem er bei Erfüllung dieser frommen Pflicht nicht nur Hab und Gut einbüßt, sondern beinahe auch das Leben. Wiederholt ermahnt er aber auch den Sohn, die Eltern würdig zu bestatten (4, 3 ; 14, 10). Und auch Tobias sieht dies als heiligste Pflicht an; er fürchtet den Tod, weil seine Eltern dann niemand haben würden, der sie bestatten könnte (6, 15). Die Totenbestattung ist so wesentlich, daß sogar die himmlischen Mächte persönlich sie voll Wohlgefallen überwachen, und daß das schließliche Glück Tobits und seines Sohnes als Belohnung dieses Dienstes erscheint (12, 12—15). An sich wäre es nun freilich denkbar, daß die ethnischen Märchen vom dankbaren Toten Abwandlungen der Tobitgeschichte vorstellten. Aber gegenwärtig herrscht ziemliche Übereinstimmung darüber, daß die Erzählung in ihrem hauptsächlichsten Wendepunkt nämlich bei der Verheiratung des Tobias mit der Sara, auf jüdischer Übermalung einer älteren Version beruht. Die jüdische Frömmigkeit des Tobit und des Tobias und der gesetzliche Anspruch, den Tobias auf das Erlbe des Raguel hat, sollen nach der uns vorliegenden Erzählung der eigentliche Grund dafür gewesen sein, daß Tobias die Braut gewann. Aber anderer Art und älteren Ursprungs ist die Zauberkunst, mit der Tobias auf den Rat des Engels den bösen Dämon unschädlich macht. Indessen bedarf der Wortlaut von 6, 13 hierbei einer anderen Erklärung, als er sie bei den Auslegern findet. Nach K sagt

4 Rafael 6, 13 zu Tobias: öiort £jri6Tap.cu 'Payoui]). ort oü P.R]

öä) a ü t r ] V (sc. rrjv S d p p a v ) dvöpi erepqj K a t ä

TÖV

vöpiov

Mcuuöf), f] öcpeiXr|ö6i -&dvatov, öri rf]v KXrpovoiiiav 60t KadqKEi Xaßetv rj jrdvra dv^pcojtov.

Die Ausleger ver-

stehen diese Worte allgemein dahin, daß Raguel nach dem Gesetz Moses sterben müsse, wenn er die Sara einem anderen Manne als dem Tobias gäbe.

Das ist freilich der Sinn der

Worte nach £ und $ und der mit £ gehenden V L . 1

Sub-

jekt in öcpeiXr|tf£i darf aber nicht Raguel, sondern nur der ö.vr]p etepog sein.

Der Wortlaut von I i erlaubt dies Ver-

ständnis, und jedenfalls kann der Verfasser nichts anderes gemeint haben. Denn wenn Rafael für den Fall der Verheiratung der Sara mit einem anderen Manne den T o d des Raguel voraussähe,

könnte die Sara

dem Tobias immerhin entgehen.

Sicher ist sie ihm dadurch, daß jeder andere Freier sterben muß, weil nur dem Tobias das Erbe zukommt.

Damit muß

aber auch der T o d der Sieben erklärt sein, der in diesem jüdischen Buche nicht allein als das W e r k des Asmodaios gelten darf.

Man könnte der Beziehung von (VpeiArjöei auf

den &vf)p etepoc; auch nicht damit entgehen, daß man (wozu £ und §

einigermaßen die Hand bieten) ¿Jtiötajiai (vgl.

1 1 , 7 ) in eiritfrarai änderte.

Denn woher sollte Raguel zu

der Einsicht gekommen sein, daß ihm selbst der T o d drohe, wenn er noch einmal die Sara einem anderen Manne gäbe? Ungestraft hat er ja siebenmal seine Tochter einem anderen Manne gegeben, dagegen sind die Sieben alle umgekommen. x Vgl. £:Kcri ¿jriora(iai ÖTI ou p.R| Soviy&f, 'Payoui}}. KCUXEÖCU aitriv öjrö ooC f) ¿teptu, 6epelXi}öiv (1. q öcpei)uiö£i) ddvarov KCCTa tf|v Kptaiv rfj5 ßißXou MCOUÖ6CU5, Kai öia TÖ yivcuCKeiv ÖTI aol KXrjpovojiia xadi^KEi Xaßelv rf|v ^uyatepa autoü jrccps apToog cou e.jü T Ö V rdfpov TCÜV SiKaitüv, Kai p.f) Selig T0I5 &p.apTa>Xoü;. R . Harris hält das letztere für eine sinnlose Abwandlung des Achikarspruchs, weil das Ausgießen zum Brote nicht passe. In Wahrheit ist E K ^ E O V toug dptouc; öou nach hebräischem "¡Bt? (vgl. jetzt auch Sir. 3 0 , 1 8 Hebr.) durchaus unanstößig. Dagegen ist der Spruch bei Achikar wegen Unbekanntschaft mit dem hebräischen Sprachgebrauch abgewandelt, wobei vielleicht ein (griechischer ?) Tobittext zum

15 Muster

diente.

Vgl.

Codd.

Reg.

und Germ, der

VL:

effunde vinum tuum et panem tuum. Zugegeben ist, daß die Achiacharosstellen des

Tobit-

buches sich auf einen allbekannten R o m a n beziehen.

Nur

so begreift es sich, daß der Verfasser dieser V e r s e nicht nur

den

Konflikt

des

Achiacharos

mit

seinem

Neffen,

sondern auch 2 , 1 0 seinen A b g a n g nach der E l y m a i s und 1 1 , 1 8 seine Rückkehr nach Ninive als seinen Lesern kannt voraussetzt. Roman

be-

Aller Wahrscheinlichkeit nach lag dieser

auch schriftlich vor.

das unser Achikarroman war.

Es

ist aber zweifelhaft, ob

Der Name Nadan ist in den

Tobittexten nicht belegt, Achikar nur in Ä^eiKapo^ des £ , Achicarus der V L , ; n>n,v

der Pes zu 1 1 , 1 8 , 1 4 , 1 0 ; K ,

$

haben 'A)(ia.X a P( 0 ?)> V u l g Achior = S y r o h i o ^ u l (1. ja...>>{?). V o n dem zeitweiligen A b g a n g des Achiacharos nach der Elymais weiß unser Achikarroman nichts.

Sodann stimmt

14,

E'15

IO

CBG S K

nicht genau

TOÖ

CPCOTÖI;

damit,

daß

RIYAYEV

aütov

Achikar

von

seiner



ÖKOTOC;

Frau

und

seinem Freunde in ein unterirdisches Gelaß gebracht und damit vor der Hinrichtung gerettet wird. unserm R o m a n ti]v yf|v.

entsprechender

oü^i i/Lv K a r q v e ^ r ] eic

Ebenso stimmt Kai aürög Kcxreßr] elq

nicht zu der A r t ,

TÖ ÖKOROQ

in der Nadan in unserm R o m a n

Achikar gefesselt wird. ÖKOTOI;

£ hat freilich

von

Die Worte mit £ (si6f]Xdev el3 (4, 7. 14. 18. 19; 12, 11). — Häufig ist ¿cjicpörepoi = DJTOB', wo es im Griechischen überflüssig erscheinen würde (3, 16; 5, 17; 6, 12 S ; 6, 6; 6, 18 S; 8, 4; 8, 6 S; 8, 9; 10, 12 S; I I , 4 S ; I I , 9). An nominalen und verbalen Ausdrücken sind zu nennen deXqötg im Sinne von Huld = (12, 18), p.vi))iööuvov = Opferduft = mDtN (12, 12), auch ßißXog AÖycjuv Tcüßeir = '13 """DI "1£D. Sodann eiireiv im Sinne von befehlen = (3, 13; 8, 19 S), iöeiv (mit KIYÖOVOUI;) im Sinne von erleben wie (4, 4), jtapiötdvat evcbmov = jemandem dienen = (12, 15). Auch elöjtopeueödcu Kai EKjropeüeö'öcu = KS'' — (4, 18), sowie ekwopeuecdai jrpög atirr]v in dem bekannten euphemistischen Sinne = «13 (6, 14 S) mag hierher gehören. Ferner dprov cpayelv = Dn^ (2, 5 vgl. 1, 10), djroörpecpetv TÖ jtpöccojiov änö nvog (3, 6; 4, 7), öiöovai TOUI; öcpdaXjioüi; Kai rö irpoöüoJTOV elg riva = sein Antlitz zu jemandem wenden (3, 12). Ebenso TÖ dpeöTÖv evcbjtiöv nvoc = 'S '0,Y3 31DH (4, 3 S ; 4, 21; 14, 7 S). Beim Verbum überwiegt das Simplex. Vgl. 5, 3 zu cujutopeüöeTai öoi bei K das jropeucerai p.£Ta zu vergleichen ist. 1 Übersetzungsfehler sind bisher nicht nachgewiesen.

In

größerer Zahl sind sie auch kaum zu erwarten, wenn, wie das anzunehmen ist, die Übersetzung nicht viel jünger war als das

Original.

Immerhin mag

die Unverständlichkeit

mancher Stellen z. Th. auf schlechter oder falscher Übersetzung beruhen.' Vielleicht liegt überdies ein Übersetzungsfehler 2,10 in xtepjiöv vor.

Etwas „Warmes" wäre eine

1 Längst hat man darauf hingewiesen, daß 3, 1 7 ; 12, 14 auf die hebräische Bedeutung von ^NBl (Idiöctödai) angespielt wird. Ebenso nennt 5, l 3 R a p h a e l sich bedeutungsvoll 'AJapiag (.TH5>). Es ist immerhin fraglich, ob ein griechisch schreibender Autor die hebräische Bedeutung der beiden Namen bei alexandrinischen Lesern als bekannt voraussetzen durfte. 2 So 9, 6 Kai eüX6yr)dEv Tcußeia? ri;v y u v a t K a aütoü. Aber das kann auch griechisches Verderbnis sein statt Kai eüXoyqöev 'Payouf)X TO V Ttußeiav Kai r. y . a. Vgl. £.

33 sonderbare

Umschreibung

für Kot.

Der Verfasser kann

aber auch kaum sagen wollen, daß der K o t Augen

fiel.

warm in die

Denn das geschieht in solchem Falle stets,

und als heiß wird der K o t

des Vogels kaum empfunden.

Ich möchte deshalb hinter -Sepp-ov ein

VVJ

=

Kot

ver-

muten. 1 Ein Lesefehler oder ein Fehler der hebräischen bezw. aramäischen Vorlage kann m. E. 12,6 konstatiert werden. Hier setze ich das sinnlose

foüg

X6you$ ttbv epyojv

toü

-&eoö

= D-rfrsn WliD ("HD«) nan, das verlesen oder entstellt war aus '«n y a

(llDN) n a i .

V g l . das oben S. 30 zu 13,7. 8

Bemerkte. Nach alledem glaube ich ein semitisches Original annehmen zu sollen.

Fraglich bleibt dabei, ob das Original

hebräisch oder aramäisch war, da die angeführten Beispiele mehr oder weniger alle aus beiden Sprachen begriffen werden können.

Aramäisch klingt bei £ 14,4 A ^ q p und

'Adoupeia.

14,15

A b e r solche Erscheinungen können auch dar-

aus erklärt werden, daß die Muttersprache des Übersetzers bezw. Überarbeiters das Aramäische war. VI. Die Entscheidung über die Ursprache fällt beim Buche Tobit nicht so leicht wie beim Buche Judith und

beim

1. Makkabäerbuch, die beide sich auf Schritt und Tritt als 1



£ hat 13, 18 am Schluß

ftytov

Kai eüXoyqrol

aoroü el$ t ö v a'icüva Kai i n .

eiXoYrjoouätv t ö övop.a

D a s L e t z t e r e ist = 151 obli 1 ?.

D i e s e Ü b e r s e t z u n g findet sich in der I . X X E x . 15, 18 und zuweilen b e i den späteren Ü b e r s e t z e r n , so T h e o d o t . D a n . 12, 3, bei A q . T h e o d . Symm. Ps. 21,5.

E s ist also m ö g l i c h , daß £ hier v o n einem g r i e c h i s c h e n T e x t ab-

h ä n g i g ist. — passend. hat

13, 5 ist ö n airög

Siianeipev

r||iä$ ¿ v avto 15 g a n z un-

D e r Z u s a m m e n h a n g v e r l a n g t : unter w e l c h e n er uns zerstreut

Möglicher

Weise

F e h l e r für ou sein. B e i h e f t e z. Z A W .

XIII.

ist

falsch übersetzt,

a b e r öri kann auch

34 aus dem Hebräischen übersetzt verraten. nahme eines griechischen

Originals würde wohl

Anhänger gefunden haben, wenn man d i e griechischen hätte.

A b e r die A n -

Rezensionen

schärfer

weniger

verschiedenen ins A u g e

gefaßt

Ohne weiteres zieht man den inhaltlich viel ori-

ginaleren

K

dem allerdings

überarbeiteten

und

sichtlich

sekundären £ v o r 1 , und nimmt dabei auch die viel weniger semitisierende Sprachform des I i für das

Ursprüngliche.

A b e r bei näherer Betrachtung sieht man unschwer, daß die Sprache

des

"K von hinten nachgräzisiert ist, daß ferner

dieselben Kräfte, die dabei im Spiel waren, wenngleich in viel geringerem Maße, auch in £ tätig gewesen sind, daß somit £ und K

in Bezug auf nachträgliche

Gräzisierung

nicht verschiedene Arten darstellen, sondern daß K

nur

ein viel weiter ausgewachsenes E x e m p l a r derselben A r t ist wie £. Außer Betracht bleibt hierbei die Rezension

die eine

innergriechische Kombination von K und £ ist.

Allerdings

hat ß auch selbständige Züge. erlegen, der kaum weitungen,

Auch er ist der Versuchung

ein Überarbeiter entgeht, durch A u f -

Ausmalungen, erbaulich klingende Zusätze und

dergleichen am T e x t e herumzubessern (z. B. 1 1 , 1 0 ; Gelegentlich

flicht

er auch

12,16).

biblische Reminiszenzen

ein.

Sodann bemüht er sich, ein korrektes Griechisch zu schreiben, wenn er etwa ein Imperfektum für ein qp^aro der anderen Rezensionen setzt (10,4). Im Übrigen aber ist unzweifelhaft, daß $ sich auf £ gründet und zwar bereits auf eine Handschrift, die mit S ganz nahe verwandt gewesen sein muß. Nur so ist es erklärlich, daß $ nicht nur seltene Wörter I Daß £ inhaltlich sekundär ist, hat Nöldeke a. a. O. (S. 45 ff.) überzeugend nachgewiesen. Vgl. auch M. I ö h r , Z A T W 1900, 24.3S.— Mutatis mutandis paßt auf was Wellhausen, Einleitung in die drei ersten Evangelien S. 7—9, über den Codex Cantabrigiensis Bezae sagt.

35 mit S gemeinsam hat, wie z. B. ccjtoXeJtiöet ( 1 1 , 7 ) , sondern daß er oft auch die Verderbnisse des S übernommen hat. S o hat ^ 1 1 , 2 das fehlerhafte ou statt 06 nach S, während £ nach V L ursprünglich, wie K , das oü hatte. Ebenso setzt er 1 2 , 1 2 den Ausfall des in S fehlenden öü voraus. 1 1 , 1 8 macht er wie S den Achiacharos und dessen Neffen Nasbas beide zu sJccSelcpoi des Tobit, während V L in ihrer Vorlage noch den richtigen und mit K übereinstimmenden Singular fand. 7 , 1 6 läßt dem Fehler in S folgend, die Mutter statt der Tochter weinen. Aber $ hat auch K eingesehen und bei harmlosen Differenzen addiert er beide Rezensionen ( 1 1 , 4 ) , oder trifft im Einzelnen die Wahl zwischen ihnen ( 1 1 , 1). Anderswo läßt er Stellen weg, die er sich wegen Differenzen von K und £ nicht zusammenreimen kann, wie z. B. 1 0 , 2 das Kateö^edri des £ und das schwierige Karriö^uvtcu des I i . An manchen Stellen stimmt $ dagegen mit V L gegen S überein, so daß jedenfalls S selbst die Vorlage unseres ß nicht gewesen sein kann. E s ist damit klar, daß ß eigenen Quellenwert nicht besitzt und für unsere Untersuchung zunächst aus dem Spiele bleiben muß. Um von der Verschiedenheit der Rezensionen *K und £ ein zusammenhängendes Bild zu geben, will ich zunächst ihre Abweichungen in den zehn ersten Versen des Buches der Reihe nach anführen. Ich berücksichtige dabei die Varianten der V L , soweit sie hierfür in Betracht kommen. 1 Die Lesart des K stelle ich überall voran. Die Artikelsetzung ignoriere ich. 1

Für Weiteres verweise ich auf Reusch, Libellus Tobit e cod. Sinaitico (Bonnae 1870). Bezüglich des Cod. Vatic. der V L folge ich Bianchini (Vindiciae Can. Script. CCCL). Die stark abweichende von A. Mai (Spicil. Roman. I X p. 2 1 des ersten Anhangs) mitgeteilte Version lasse ich beiseite.

o

36 1. Tcußeit (ebenso ©tvße'tr, VL Thobi (al. Tobi, Tobis). — Vgl. oben S. 10 Anm. i. TOÖ TaßariX] add. TOÖ TacparjX TOÖ 'PayouriX. — V L läßt TOÖ A8oor|X aus, hat aber für ¿K toö öjreppiatog ÄöiqX filii Asihel filii Gadalel filii Arabei. Im Vat. fehlen die letzten beiden Worte, im Sang. 15 alle sechs. — Kommt das Plus des S überhaupt in Betracht, dann ist wenigstens 'Pacpar]}, fehlerhaft. 2. èie ©ißqg (so auch Syr.), nur B (64. 108. 243. 248) ¿k ©tößiis] ¿k ©itfßr^. V L ex Bihel (Sang 4 Bibel, Sang 15 Viel Edisse, Vat Gebuel) civitate = ÈK rfjg + x. — Als besser erscheint ©ißrjc;, S folgt also wohl einem Fehler in K. Ko8ia>s (A 44. 71. 74. 76. 106. 236 haben am Schluß ein v)] Kuöicog, V L Edisse (Vat. Cydissi). èv rrj FaiaXaiq. ùjrepdvaj Äörjp] èv tq &vvo Fakikeia üJtepccva) Actfrjp, ÒJtitfcu Suöp.töv f|/aou, è£ apiörepajv Ooycbp. V L in superioribus (-riore) Galilaeae (-aea) contra (Vat super, Sang 15 supra = iwrép) Naasson (Vat Naasor = avtu + Atfcbp), post viam quae ducit in occidentem (Vat. für post — occidentem: quae est ad occidentem solem) ex sinistra parte Raphain. — In S ist hinter onitfio wohl öSoö ausgefallen; vgl. VL und Dt. 11,30 tflDtWl «120 "[IT nn«. 3. 08oTg ctXr^eiag èjropeuóp.qv Kai Sucaiocuvris (nur B SiKaioöüvr])] ó. àX. èjt. Kai èv SiKaioöuvatg, aber V L in via veritatis ambulavi et justitiae. Also ist S entstellt, vielleicht unter dem Einfluß der Lesart des B. tep édvei (A 23. 58. 64. 243. 249 Compi add jiou)] S VL reu édvei jiou. — Man würde jiou lieber vermissen. toiq jrpojropeudeiöiv (A und die meisten öupjropeuojiévoiq, 106 jropeuöelötv, Syr. p.st' èjiou] rolg Jtopeudeiötv [ìer' ep.oö èv tr) aixp-aXcüöia, V L et omnibus qui fuerunt mecum (für das alles hat Vat nur: qui mecum

37 ibant) in captivitate(m) (Sang

15 om. in capt.). — Man

möchte Jtopeu\>eTöiv vorziehen, das mit dem nicht unebenen ¿v rq at)QiaXtoöiq. zusammenzuhängen scheint. 4. ¿v trj ^cbpa p.00 ¿v tri (71. 74. 106. 236 om.) yi) (71 om.) 'IöpaqX] ¿v rr\ ^cbpa jiou s v yrj 'IöpaqX. terra (Vat add mea) Israel, Sang

V L in

15 in terram regionis

Israel. — V L ist korrigiert. vscutepoo p.ou övroi;] Kai ÖTS f]iir]v veog. Man möchte den unsemitischen Ausdruck des K verwerfen.

Cod V a t

hat für das Ganze: iuvenis, aber die anderen Handschriften haben dem vetotepou entsprechend: inter omnes iunior. djreörq] duietfrqöav. djtö

TOÜ OIKOU

Das letztere ist mehr semitisch,

'IepoöoXöjicuv (44. 71. 106 'IepoutfaXr||i)

¿KXeyeiör)g dito jraöcöv rwv cpuXcov 'IöpaqX] djtö TOÜ OIKOU

Aauelö roö Jtatpög p.ou Kai djtö 'IepouöaXr|JI, JIÖ-

Xewg xf\g EK x a a w v cpvXwv 'IöparjX.

In S ist ¿KXeyeiör^

hinter nfe (vgl. das folgende ¿K) ausgefallen, und TOÜ Jtarpög p.00 zu tilgen.

V g l . V L : de (al. a) domo David et

(ab) Hierusalem civitate (quae est) electa e x omnibus tribubus Israel.

In K ist die Beziehung von rr\g ¿KXsyeicSri?

erträglich, namentlich, wenn man 'IepoucaXrip. liest. Höchst anstößig ist dagegen, weil weder griechisch noch hebräisch, 6 oiKog 'Iepo6oXup.üjv (oder 'IepouöaXrfli) als Bezeichnung des jerusalemischen Tempels, für das man ö OIKO? 6 ¿v 'Iep. (Syr. jr>Njt)oJLa;

erwartet. Die Versuchung,

mit S zu lesen, ist deshalb groß, obwohl dabei dem Verfasser ein starker Anachronismus zur Last fällt, von dem er indessen auch bei der Lesart des K kaum freigesprochen werden kann. eig TÖ duötd'Ceiv jrdöac; tac; cpuXdg] e'15 T.

itacaiq

cpuXatc; 'IöpaqX. "K hat die leichtere griechische Konstruktion. TOÖ

T)>]/I Xatp tcp) 'I » S

UOOSUL! jJ

d. h. laß deinen Gefährten dir nicht

auf deinen Fuß treten, damit er dir nicht auf deinen Hals 1 Übersetzt von Th. Haarbrücker (Halle 1850, 1851).

69 trete. Vgl. dazu Arab. No. 35b p. i oben: dj^^o syü '¿y0 Uil «iU^j

d. h. laß

deinen Gefährten dir nicht auf den Fuß treten, damit er nicht ein anderes Mal auf deine Brust trete. Ahnlich der Armenier 1 unter No. 47 S. 30 und der Slave 1 nach Jagic unter No. 48 S. 5. 2. Shahrastänl fährt fort: ¿Ui" M^J U ^ . ¿ ¿ o ))s k ü j ' ^lll I O J S . d. h. und nicht sei süß allzusehr, damit du nicht verschluckt wirst, und nicht bitter allzusehr, damit du nicht ausgespien wirst. Vgl. dazu den Armenier No. 8 S. 26: Be thou not over sweet, so that they swallow thee down, nor over bitter, so that they spit thee out. Ferner den Slaven unter No. 8 S. 3: Sei weder übermäßig süß, damit man dich nicht aufißt, noch übermäßig bitter, damit dir nicht die Freunde davonlaufen. 3. Shahrastäni fährt fort: ^l^kll ¿.J ¿-»¿j d. h. der Schwanz des Hundes trägt ihm Futter ein, und sein Maul trägt Schläge ein. = Syr. No. 38b 1. 1. o v \ JbXa;

Das ist ^¿jo

^o üaa o)V»o °io Jyi.uN d. h. denn der Schwanz des Hundes gibt ihm Brot und sein Maul Schläge. Ebenso im Cod Haun des Arabers: ¿»»¿3 v-^i^Jl L-^ÖJI d. h. der Schwanz des Hundes gibt ihm zu essen Brot, und sein Maul gibt ihm zu essen den Wurf (wörtl. Sachau

JLsJLdo 1

den Schlag) 336:

¡LcLum

) V I

o|X

mit

Steinen.

O ^ .

T O O U

(sie) ^ T O O

Ebenso

Cod

Berol

JB»JO;[J]

^»«¿JO

opo&9O d. h. denn der

Für den Armenier habe ich neben Conybeares englischer Über-

setzung

überall

auch

die

deutsche

Quartalschr. 1904, 330—364) benutzt.

von

P.

Vetter (Tübinger

Theol.

Für den Slaven folge ich V . Jagic

(Byzantin. Zeitschr. I 1 1 1 — 126), dessen deutsche Übersetzung C o n y b e a r e englisch wiedergegeben

hat.

Ich zitiere aber den Armenier und den

Slaven nach Conybeares Seitenzahlen und Nummern.

7° Schwanz des Hundes gibt ihm Brot, und sein Schwanz gibt ihm Schläge und Steine. Äthiopisch lauten die Worte bei Cornill a. a. O. S. 40: Kilo» : ÄMAflrM- ; HM-: AhÄ-fl : JßlW» : -Mint : a)tn>1hfbZ : H-iimt : ttfiXdl : = denn das Schweifwedeln des Hundes gibt ihm Brot, aber seine Kinnlade Steinwürfe. Im Slaven fehlt der Spruch, im Armenier ist er in die zweite Reihe von Achikarsprüchen am Schluß der Erzählung (unter No. 26 bzw. No. 16, s. bei Conybeare S. 5 s) verschlagen. In der Asopversion (bei Conybeare etc. p. 121, 11) heißt es ei)jrpocr)yopoKpaTi)S hier entstellt ist aus AqiioKpdrriq, 1 das

oft für Ar}p.ÓKpiTog erscheint. 2

Wie dem auch sein

1 Die umgekehrte Verwechslung ist nachgewiesen bei H. Diels a. a. O. S. 567,47. 2 Diogenes Laertius hat a. a. O. hinter dem Spruch den Zusatz TÒ cu y i v e a ^ a i (lèv jrapà jiiKpóv, oó (ìqv )iiKpòv elvai. oi 6è EiuKpdcrous. Die drei letzten Worte sind von Cobet als unecht eingeklammert. Aber sie können sehr wohl von Diogenes herrühren.

74 mag, jedenfalls ist das Vorkommen eines Achikarspruches bei Diogenes ein starker Rechtstitel dafür, die drei AchikarDemokritossprüche des Shahrastäni auf den Demokritos des Clemens und damit die Achikarsprüche auf den Akikaros des Clemens zurückzuführen. Halten wir uns allein an diese drei Sprüche, so ergibt sich nun die Reihe: Clemens Alexandrinus, sein Gewährsmann, Pseudo-Demokritos, griechischer Akikaros, semitischer Achikar. Denn sofern Pseudo-Demokritos ein Grieche war, hat er gewiß nicht direkt aus dem semitischen Achikar geschöpft, sondern aus einem griechischen Akikaros. Die angegebene Reihe führt aber von Clemens (gest. ca. 220 n. Chr.) aufwärts schon für den griechischen Akikaros in das erste Jahrhundert n. Chr. hinauf und ein noch höheres Alter verbürgt sie für den semitischen. Mindestens dasselbe Resultat ergibt sich, wenn wir von Diogenes Laertius auf Pseudo-Demokritos zurückgehn. Damit ist zunächst für die erste Spruchreihe des Achikarromans ein gleich hohes Alter gesichert wie für seine Erzählung durch den T e x t des Tobit. Man hat indessen, wie schon oben S. 65 bemerkt ist, nicht das mindeste Recht, die beiden Spruchreihen des Romans von seiner Erzählung zu trennen, und als höchst wahrscheinlich ist anzunehmen, daß der von Pseudo-Demokritos benutzte griechische Akikaros auch die Erzählung von Achikar umfaßte. Nachdem nun die Beziehung des Pseudo-Demokritos zu Akikaros aus Shahrastäni belegt und damit als tatsächlich erwiesen ist, wird es gestattet sein, auf die Möglichkeit von zwei weiteren Parallelen zwischen Demokritossprüchen und dem Achikar hinzuweisen, die die zweite Spruchreihe des Achikar betreffen. Im arabischen Achikar findet sich bei Mrs. Lewis (p. ri 1. 8 und S. 1 1 7 ) und Salhani, im Cod. Haun und Cod.

75 Sachau: Mein Sohn, das Alter des Adlers ist besser als die Jugend der (Haun add. stinkenden) Krähe Cod. Sachau ¡ijo-o» = spruch

des Geiers).

yfipa.5 Xeovrcov

V g l . dazu den Demokrit-

KpeiGöov

dKjiccioov

veßptbv

bei

J . C. Orelli, Opuscula Graecorum vet. sententiosa et moralia I p. 126, 174. 1 Achikarp. ^ f l o 1. 9 und S. 82: Ein Schwein geht (Arab. add.: mit vornehmen Männern) in ein Bad, und als es wieder herauskommt, wälzt es sich in einer Pfütze. Etwas Ahnliches wie den Zusatz des Arabers setzt auch der Armenier (S. 54 No. 24) voraus. — Man hat hieraus mit Recht 2 Petr. 2, 22 erklärt. Unter Vorbehalt hat R . Harris (Story of Ahikar p. L X V I ) Clem. Alex. Protrept. 75 P. verglichen: veq yccp cprjöiv f|8ovrcu ßopßopcp jiccXXov f| Ka\)aptö uöati Kai eni cpoputtp

jiapyaivooöt Kam ArniÖKpitov. R . Harris macht für sich selbst den Einwand, daß vielleicht nur die zweite Hälfte des Satzes dem Demokritos gehöre, die erste dagegen ein populäres Sprichwort sei. E r findet das bestätigt durch Plutarch, de tuenda sanitate 14 (Moralia ed. Bernardakis I .p. 3 1 5 ) :

tfuciv

¿Jti cpopurcp jiapyavouöaii;, cbg ecprj Ar|ji6-

Kpiroq. Das wird obendrein bestätigt durch Clem. Strom. I 1 , 2 3 1 7 P, wo allein der erste Satz zitiert wird. Aber auch so bleibt es wahrscheinlich, daß dieser Demokritosspruch ein unechter war und aus dem Akikaros stammte. In diesem Falle wäre der Pseudo-Demokritos des Clemens schon bei Plutarch bezeugt und dadurch abermals das hohe Alter jenes Akikaros gesichert. Hierfür läßt sich indessen noch auf anderem Wege der Beweis führen. 1 Orelli verweist auf Maximus Serm. jtepl yr|pa>5 Kai vEÖrr)T05 = C. Gesner, Loci communes Francof. 1 5 8 1 p. 856, bei Migne, Patr. Graeci X C I 920.

76 III. Verwandtschaft besteht zwischen Achikar und dem griechischen Äsop.

Mit der Erzählung des Achikar deckt sich,

was in der Vita

Aesopi von Aisopos und Ennos,

dem

Könige L y k e r o s von Babylon und dem Könige Nektanebo von Ä g y p t e n erzählt wird. 1 die Identität

aus der

Schon J. S. Assemani erkannte

arabischen

„ v o m weisen Haikar".

Gestalt

der

Erzählung

Befremden muß dagegen, daß man

mehrfach die Vita Aesopi Erzählung angesehen hat. 2

für die Quelle

der

Achikar-

Denn eine Vergleichung

der

beiden T e x t e lehrt auf Schritt und Tritt, daß die AchikarErzählung, sowohl sachlich wie formell der Äsop-Erzählung überlegen ist, die ihr gegenüber als eine dürftige Nachahmung erscheint.

Dies Verhältnis der beiden Erzählungen

allseitig und in allen Einzelheiten darzulegen würde zu weit führen.

Nur in einem, aber auch einem entscheidenden,

Punkt, will ich hier den Beweis für die Priorität des Achikarromans erbringen. 1

Zu diesem Zweck muß ich aber vorerst

D i e s e r A b s c h n i t t der Vita A e s o p i ist a b g e d r u c k t in T h e Story o f

A h i k a r p. 1 1 9 — 1 2 4 conscriptae anderen

X Lipsiae

nach

A. Eberhard,

1872.

stark a b w e i c h e n d e n

Brunsvigae Londini

Fabulae

romanenses

I c h zitiere n a c h diesem A b d r u c k . Text gibt A.

1845 auf p. 43 - 5 2 .

Westermann, Vita

Graece Einen Aesopi,

H i e r heißt d e r A d o p t i v s o h n

A i v o q , der b a b y l o n i s c h e K ö n i g AuKoßpyoq.

Der Westermannsche T e x t

ist länger, z. T . anscheinend glossiert, z. T . aber auch ursprünglicher. V g l . S. 46, 21 ¿ v o'ivtt) )ir| ßarToXöyet oocptav ¿jnöeticvijjiEvog, ä K a i p i o j yctp

KaTaöOcpigö(ievo5 6iaYeXaö-ftr'|örj und damit

findet

Sir. 35, 4. —

Öfter

sich das Ursprüngliche auch allein in der lateinischen U b e r s e t z u n g

des R i n u c c i o

d'Arezzo (Rinucius, fälschlich Rimicius).

V g l . überhaupt

E . K u h n in der Byzantinischen Zeitschrift I 130, s o w i e K . K r u m b a c h e r , G e s c h i c h t e der Byzant. Literatur^ S. 897 f. » S o z. B . O. K e l l e r (Jahrbb. f. class. Philol. Suppl. I V

1861—1867

S. 372f.), B. Meißner ( Z D M G 1894 S. 181 — 184), und n o c h neuerdings T h . N ö l d e k e (Kultur der G e g e n w a r t I, 7, S. 109). R i c h t i g urteilte s c h o n J. Zündel (Rhein. Museum V 1847, S. 450fr.); ferner T h . B e n f e y (Ausland 1859 S. 513), E. K u h n (a. a. O. S. 130).

77

_

eine Reihe von äsopischen Fabeln mit dem Achikar vergleichen. E s besteht nämlich zwischen der zweiten Spruchreihe des Achikar, die zumeist Tierfabeln enthält, und gewissen äsopischen Fabeln eine Verwandtschaft, die ebenso groß und viel merkwürdiger ist, als die Verwandtschaft zwischen der Achikarerzählung und der Vita Aesopi. Verwunderlich ist, daß das bis dahin fast völlig übersehen werden konnte. Nur B. Meißner (ZDMG 1894 184) hat bei zwei Fabeln, Aes. 123 und 3 4 0 d i e Verwandtschaft bemerkt, sie aber unbesehens auf Abhängigkeit Achikars von Äsop zurückgeführt. Indessen reicht die Verwandtschaft viel weiter und sie kann nur in gegenteiligem Sinne erklärt werden. Die dabei in Betracht kommenden Äsop-Fabeln haben sodann fast sämtlich entsprechende Parallelen in Fabeln des Babrius. Ich führe hier zunächst eine Anzahl von Fällen auf, in denen mir die Priorität des Achikar mehr oder weniger gewiß erscheint. Achikar Syr. p. 1. 1 und S. 82: Du warst mir, mein Sohn, wie der Baum, der zu den Holzhauern sagte: wenn nicht etwas von mir in euern Händen wäre, wäret ihr nicht über mich hergefallen. 8 Etwas anders sagt der Baum Aes. 123 zu den H o l z h a u e r n : O ö t o ö o ü t o v t ö v k ö ^ o v t c c jie jteXeKuv

jiep.cpop.ai., ötfov

ejioö cpuevra^ 6cpf|vac.

Dasselbe

1 Ich zitiere die äsopischen Fabeln nach der Ausgabe von C. Halm; dagegen zitiert Meißner nach der von Corais No. 1 7 1 (lies 179) und No. 46. 2 Ähnlich im Araber der Mrs. Lewis (p. l"A 1. 1 und S. 1 1 5 unten)

und des Cod. Haun, sowie im Syrer des Cod. Sachau und im Armenier (S. 52 No. 12). Der Cod. Haun hat erleichternd: Mein Sohn, du wurdest mir ähnlich Leuten, die einen Baum umhauen wollten. Im Cod. Sachau sagt der Baum: „ O weh, o weh (..«o «aol o,l\ wenn du nicht etwas von mir genommen hättest, so würdest du deine ganze Lebenszeit mir nichts anhaben können." Zu diesem Schluß stimmen der Armenier und die Araber.

78 sagt

die Buche A e s .

Sachau

heißt

I23 b ,

wo

es ähnlich wie im

prjvei öXoXo^ouöa.

Anders

ist

Cod. schon

A e s . 122, w o die Bäume sich bei Zeus darüber beklagen, daß sie von den Menschen umgehauen würden. widert ihnen: el p.f) yctp xovq jcpö fr> zu ihm: A B C . Er Ziege, die mit A B C

1. 2 und S. 84: Man bringt den Wolf K - a ) und der Schulmeister (o>) sagt antwortet mit Wörtern für Schaf und anfangen. 2

Die Fabel von der Sau, die in ein Bad geführt wird 1 Der Cod. Canon hat: laß mich dies J a h r = Syr. Dagegen klingt das Obige an den Araber an. Der Armenier scheint somit nachträglich nach einem von der Vorlage des Ubersetzers verschiedenen syrischen Text korrigiert zu sein. * S. unten unter No. V .

95 und als sie herauskommt, sich in der nächsten Pfütze wälzt, ist oben (S. 75) angeführt. Eben dort der Spruch vom Alter des Adlers und der Jugend der Krähe. Nur der Slave hat (S. 22): Mein Sohn, du ähnelst einem Hirsch, der den Kopf in die Höhe hob und das Geweih zerbrach. *

*

*

Eine Anzahl von äsopischen Fabeln ist jedenfalls den Achikarfabeln nachgebildet. In welchem Maße das der Fall ist, kann nur eingehende Untersuchung der beiderseitigen Uberlieferung lehren. Mir genügt es hier festzustellen, daß das, was Babrius 107 über den semitischen Ursprung der äsopischen Fabeln sagt, nicht rein aus der Luft gegriffen ist: Müdog p.ev, v » = aram. ^"lin 12, hebr. e i n p ) richtig verstanden, der Armenier und der Slave haben falsch „der Sohn eines Reichen, der Sohn eines A r m e n . " 1 Daß alle anderen Versionen aus dem Syrischen bezw. Aramäischen stammen, zeigt weiter die allen Versionen gemeinsame, oben S. 8off. besprochene Fabel von der Falle und dem Vogel, die sich auf einem syrischen bezw. aramäischen Wortspiel aufbaut. Daß weiter der syrische T e x t aus dem Aramäischen übersetzt ist, wird höchst wahrscheinlich durch die ebenfalls allen Versionen gemeinsame Fabel vom Wolf, der zum Schulmeister gebracht wird und von diesem aufgefordert, A B C zu sagen, mit Wörtern für Schaf und Ziege antwortet (s. o. S. 94). Beim Slaven sagt er: Zicklein, Böcklein, beim Armenier: Ziege, Böckchen, Lamm, beim Araber der Mrs Lewis: Widder und Ziegenbock sind in meinem 1

Falsch versteht auch R. Harris, richtig J . Halévy.

ic>4 Leibe ¿> ^S-^ö ' m Cod. Haun: Widder, Ziegenbock, bei Salhani: Widder, Ziege, Ziegenbock y^s), beim Syrer von Rendel Harris: Ziegenbock, Schaf ( J L ^ ^ i»JLs), im Cod. Sachau: Lamm, Ziegenbock ( J l ^ fcaol). Zugrunde liegt dem dien, wie D. Simonsen ZDMG 1894 S. 698 bemerkt hat. aramäisches tCtt «rru iODK. Das erste und letzte Wort sind allerdings ebensowohl syrisch wie aramäisch, aber NTTD ist im Syrischen sehr selten und gewiß nur Lehnwort aus dem Aramäischen. Die von R. Harris abgedruckte syrische Handschrift ist jung und ihr Text ist, wie die Afterübersetzungen zeigen, vielfach sekundärer Natur. An manchen Stellen wird er von christlicher Hand überarbeitet sein. Christliche Bearbeitung könnte deshalb auch an vielen Orten biblische und speziell alttestamentliche Sprachfarbe aufgetragen haben. Gleichwohl läßt sich beweisen, daß der syrische Text keine syrisch-christliche Konzeption, sondern Übersetzung aus dem Aramäischen ist. Ich lese auf den ersten Seiten folgende Beispiele zusammen. p. j ^ . 1. 5 heißt Achikar Jn\v>} == der Kanzler des Königs. Auf j; *?> nr> in diesem Sinne ( = hebr. IBb) iwäre kein christlicher Syrer verfallen; hier ist aramäisches tODD übernommen. Vgl. Ezr. 4, 8. 9. 17. 23. p. 1. 19 nennt Sennaherib den Achikar i&wt^Jl. ^ i o = mein Ratgeber = aram. Wjnn byx Vgl. imj> t^N Jes 40, 13. p. 1. 8 vgl. 1. 1 1 sagt Sennaherib ;»«>>( pot«>i m = wie gelaufen ist Achikar vor meinem Vater Asarhaddon, d. h. wie er ihm gedient hat. Der Ausdruck (vgl. 'Oöi? p n i S a m 8, I i ; 2 S a m 1 5 , i ; 1 R e g 1, 5)

bedeutet hier dasselbe wie "US1? "¡^nnn 1 Sam 2, 35 und ist zweifellos aramäisch bezw. hebräisch. Das an solchen Stellen durchscheinende aramäische Ori-

los ginal hatte aber auch speziell jüdische Sprache. Beim Syrer p. uu^. 1. 4 ergeht an Achikar als Antwort auf sein Gebet JXo t ^ a = aram. N^p n"D, neuhebr. *?1p H3. Das hätte kein christlicher Syrer von sich aus gesetzt; die ^ip r û kennen wir in dieser Bedeutung nur als jüdisch. Sehr zahlreich sind überhaupt die Berührungen mit der Sprache des A T und sie sind derartig, daß sie aus der Benutzung des A T durch einen Christen nicht erklärt werden können. Von Anderen, namentlich von R. Harris (p. LIII— L X ) und von J. Halévy (Revue Sémitique 1900 S. 57 ff.), ist in dieser Beziehung manches aufgeführt. Aus dem A T stammt Pharao, als Name des Ägypterkönigs, Nebuzaradan, als Name des Bruders Nadans. Man hat sodann mit Recht Sir 4, 26 mit Syr No. 65 Arab. 62 Arm. 81 a der ersten Spruchreihe verglichen, ebenso Syr. No. 45 46 Arm. 69 Slav. 54 55 mit Sir. 22, 14 15 Prv. 27, 3, ebenso Syr No. 73 Arab. 61 Slav. 96 mit Ps 141, 4 5. R. Harris hat ferner auf die Zahlensprüche aufmerksam gemacht, die sich im Araber und Armenier am Schluß der ersten Spruchreihe und im Slaven unter Nro 1 1 6 finden, auf das öfter wiederkehrende „der König lebe ewig," und auf starke Anklänge der Erzählung an Dan 2, 2 27; 4, 4; 5, 7; 2, 11 ; 4, 30, wozu Halévy noch Dan 2, 20 23 fügt. Halévy vergleicht weiter Syr p. t^fis 1. 16 und S. 82 „Die Hand, die nicht taugt soll von ihrer Schulter abgehauen werden, und das Auge, in dem keine Sehkraft ist, soll der Rabe aushacken" mit Job 3 1 , 2 2 Prv 30, 17, ferner Syr. ^ujo 1. 20 und S. 67 „was die Hand nicht erworben hat, das schont das Auge nicht" mit dem hebräischen Dinn üb. Ich verweise sodann auf das, was ich oben S. 82 über den jüdischen Charakter der Fabel von der Falle und dem Vogel, oben S. 72 f. über den auch bei Diogenes Laertius überlieferten Achikarspruch, und oben S. 64 über den auch im

io6 Sirach vorkommenden Spruch bemerkt habe, der am Schluß unseres Achikar-Romans steht und ebenso in dem im Buche Tobit benutzten Achiacharos-Roman sich fand. Zahlreich sind aber namentlich die Berührungen mit der A T I Weisheitsliteratur und hier besonders mit Sirach. Sie sind so groß und so eng, daß man schon danach auf ein jüdisches Original schließen muß. Allerdings war die ältere Weisheit der Juden, und also auch ihre ältere Weisheitsliteratur, einigermaßen international orientalisch. Aber der Hinweis darauf bedeutet hier nichts, weil öfter zugleich spezifisch jüdische Denkweise durchblickt. Syr. p. y> No. 2 und S. 60: Mein Sohn, wenn du ein Wort gehört hast, so sterbe es (Slav. es möge verfaulen) in deinem Herzen. Vgl. Arab. 2 Arm. i b Slv. 2. Das ist identisch mit Sir. 19, 10 Syr. t a s o l (AA^o k s v i « . Ich habe in meinem Kommentar mit Unrecht den griechischen Wortlaut vorgezogen. Syr. p. y» No. 5 und S. 60: Erhebe nicht deine Augen und siehe an eine geputzte und an den Augenlidern geschminkte Frau. Ähnlich Arm. 2 , etwas anders Arab. 9 Slv. 4. Zum Erheben der Augen in der Bedeutung von sinnlicher Schamlosigkeit vgl. Sir. 23, 5 26, 9 |i£Teüjpiö|iö-\j ein heidnischer Gottesname stecken. Aber zu beweisen ist bei dem Zustande des Textes hier nichts, und jmN j kann auch andern Ursprungs oder gar fehlerhaft sein. Beim Araber steht nämlich, was R . Harris und W . Bousset übersehen haben, p. a 1. 8 und S. 95 No. 65 die Parallele: „Mein Sohn, wenn du etwas gestohlen hast (Ää^o c^S^o), so benachrichtige davon den Sultan und schenke ihm davon einen Teil, und wenn nicht, so mußt du ertragen die Bitterkeit (¡sjl^ll)." Hier beruht das Stehlen sicher auf einem Versehen. Übrigens muß ich die Lösung des Rätsels Anderen überlassen. Daß der Achikarroman wesentlich ein heidnisches Buch sei, haben M. Lidzbarski (ThLitZtg 1899 608) und W. Bousset (a. a. O.) behauptet, und C. Brockelmann (Christi. Literaturen des Orients 1907 S. 4. 5) hat ihnen zugestimmt. Diese Meinung glaube ich im Vorstehenden widerlegt zu haben. A n sich ist es schon schwer glaublich, daß die christlichen Syrer bei ihrer ursprünglich so nahen Beziehung zum Judentum statt des bei den Juden offenbar populären jüdischen Achiacharos einen heidnischen überliefert hätten. Für die heidnische Natur des Buches beruft man sich auf seinen Eingang. Hier ruft beim Araber Achikar zuerst die heidnischen Götter um die Gewährung eines Sohnes an, und als er keine Antwort bekommt, wendet er sich an den wahren Gott, der ihm durch eine Stimme vom Himmel die Adoption des Nadan befiehlt. Beim Syrer und beim Slaven wendet Achikar sich von vornherein an den wahren Gott, beim Armenier nur an die Götzen, die ihm auch Antwort

123

erteilen. Man meint nun, die armenische Version müsse hierin das Ursprüngliche bieten \ Aber die armenische Darstellung einerseits und die syrische und slavische andererseits lassen sich leicht als zwei verschiedene Abwandlungen der arabischen begreifen. Einerseits machte man Achikar zum geborenen Juden, weil man ihn ganz für die wahre Religion in Anspruch nehmen wollte. Andererseits ließ man ihn Heide bleiben, weil man sich etwa an seiner Rachgier stieß. Jede andere Erklärung des Dissensus ist ungleich schwieriger. Daß das ganz und gar von jüdischer Sprache und Denkweise durchtränkte Buch seinen Helden zum Juden machte, ist ohne weiteres anzunehmen, und wird obendrein dadurch erwiesen, daß die Stimme vom Himmel beim Syrer p. 1. 4 JLo t ^ a ( = jüdischem ^lp H3) heißt. Der Araber hat aber auch darin Recht, daß er den Achikar als ursprünglichen Heiden hinstellt und ihn zunächst den heidnischen Göttern einen Altar bauen läßt. Diesen Altar baut Achikar beim Syrer und beim Slaven dem wahren Gott, was nach jüdischer Anschauung ganz .unzulässig ist und nur aus Zusammenziehung der beim Araber vorliegenden Darstellung verstanden werden kann. Eigenartig ist es freilich, daß der wahre Gott dem Achikar die Adoption seines Neffen befiehlt, durch den er dann ohne eigene Schuld in die größte Not gerät. Man sollte eher erwarten, daß der Heide sich erst in dieser Not 1 Man läßt sich sogar bestechen durch die Namen von Heidengöttern, die der Armenier dabei nennt, die obendrein vermutlich von einem geehrten Syrer in die Vorlage des armenischen Übersetzers eingetragen w a r e n ; vgl. o. S. 1 1 2 . — Bousset gibt S. 184 eine synoptische Tabelle, die den starken Dissensus der vier Rezensionen in der Anordnung der „ W e i s heitssprüche" illustriert. E r legt dabei den Armenier zugrunde und glaubt schon von da aus die Priorität der dem Armenier zugrunde liegenden Überlieferung beweisen zu können. Ich habe mir eine solche Tabelle unter Zugrundelegung des Syrers gemacht und finde, daß sich so der Dissensus der übrigen Rezensionen viel leichter erklärt.

124 an den einigen Helfer wendete. J. Halevy sieht in der Not Achikars eine harte Buße, wie sie in der jüdischen Literatur nicht den Heiden, sondern nur zeitweilig abtrünnigen Juden, bei ihrer Bekehrung auferlegt werde. E r hält deshalb Achikar für einen geborenen Juden und seinen Götzendienst für vorübergehenden Abfall, um ihn so auch ohne weiteres mit dem jüdisch geborenen Achiacharos des Tobit gleichsetzen zu können. Aber das ist ein verzweifelter und falscher Ausweg. Der Verfasser hat wohl von vornherein den endlichen Triumph Achikars im Auge, und man darf ihm den Gedanken zutrauen, daß Gott selbst über den Bekehrten zunächst große Not bringt, um sich dann in der Rettung vollends als der wahre zu beweisen. Nicht zu leugnen ist, daß im Achikar manches zunächst unjüdisch erscheint. S o z. B., daß Nadan, als er Achikars Erbarmen anfleht, sagt (Syr. p. JLv. 1. 14 und S. 83): j>» Jv->jLu J ^ J o . «juojuo ¡001(0 = und ich will deine Pferde bedienen, und die Schweine weiden, die auf deinem Grundbesitz sind. Der die Schweine betreffende Satz ist rhythmisch unentbehrlich, weil Nadan hier in Distichen redet. Auch kann der Wortlaut auf Grund der Versionen 1 nicht angefochten werden. Ebensowenig darf man annehmen, der Verfasser habe für den Augenblick vergessen, daß er den Achikar zu einem Juden gemacht habe. 1 Wie Syr. hat auch Slav. S. 2 2 : „ich will deine Pferde bedienen und deinen Schweineu Hirt sein". Dagegen hat der Arm. S. 54 No. 2 4 : und ich will dein Sklave sein von jetzt an bis auf ewig. Die Araber der Mrs. Lewis (p. 1. 2 und S. 1 1 7 ) und Salhanis h a b e n : ich will dienen in deinem Hause, und will regieren deine Pferde und will wegkehren den Mist deiner Reittiere (Salh. ihren Mist) und will hüten deine Schafe. D a g e g e n Cod. Haun j C o O ^ J j L o L ^ y S j ^ ^XL^L ^iXiLl == ich werde bedienen deine Pferde und werde hüten die Schweine deines Hauses. Im Cod. Sachau sind Ursprüngliches und Korrektur addiert: ich werde bedienen deine Pferde, oder hüten deine Schafe oder Schweine.

125

Eher könnte man meinen, daß die Schweine von christlicher Hand nach Luc. 15, 15 16 eingetragen seien. Wahrscheinlicher ist aber, daß zur Zeit des Achikarromans von jüdischen Unternehmern außerhalb und gar innerhalb Palästinas Schweinezucht zu Handelszwecken betrieben wurde. Man vgl. die Kommentare zu Mc. 5 , 1 — 2 0 und den synoptischen Parallelen. Bemerkenswert ist auch, daß der Hund als Haustier vorkommt. Vgl. Syr. p. ^ o No. 35 und S. 63, Arm. 85 Slv. 92. Ebenso Syr. No. 38 Arb. 35 (Cod. Haun); s. o. S . 69 u. auch o. S. 82. Danach ist auch der Hund des Tobias nicht befremdlich. Vgl. ferner das Essen von Schlangen (oben S. 103) gegen Lev. 1 1 , 4 1 f. E s scheint, daß das ältere Judentum in allen solchen Dingen nicht ängstlich war. Eben darin besteht überhaupt die Wichtigkeit des Achikarromans, daß er unsere Kenntnis des vormakkabäischen Judentums in unerwarteter Weise bereichert. Mit seiner Eigenart, bei der das spezifisch Jüdische wenig hervortritt, hängt sodann die merkwürdige Tatsache zusammen, daß dies jüdische Buch in der hellenistischen Welt Eingang und Anklang fand.

Druck von W. Drugulin in Leipzig.

Beihefte zur Z A W i. Frankenberg,

W i l h e l m , L i c . theol. [Pfarrer in Louisendorf], Die Datierung der Psalmen Salomos. Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte. (IV u. 97 S.) 1896 M. 3.20

n. Torrey,

Charles C., Dr., Instructor in the Semitic L a n g u a g e s a t Y a l e University, New H ä v e n , Tbe Composltlon and Hlstorlcal Value of Ezra-Nehemia. (3 BU. u. 65 S.) 1896 M. 2.40

III.

Gall,

A u g . Frhr. von, Lic. Dr., Oberlehrer in Mainz, Altisraelitische Kultstätten. (VIII u. 156 S.) 1898 M. 5 . —

iv. Lohr, Max, D . Dr., Untersuchungen

a. o. Prof. der T h e o l o g i e an der Universität Breslau, zum Buch Arnos. (4 Bll. u. 67 S.) 1901 M. 2.50

v. Diettrich,

Gustav, Lic. Dr., Pfarrer der deutschen evangel. Gemeinde in Sydenham-London [jetzt Berlin], Eine jakobltlsche Einleitung In den Psalter in Verbindung mit zwei Homilien aus dem großen Psalmenkommentar des Daniel von Salah, zum ersten Male herausg e g e b e n , übersetzt und bearbeitet. ( X L V I I u. 167 S.) 1901 M. 6.50

vi. Diettrich,

Gustav, Lic. Dr., Pastor an der Heilandskirche in Berlin, früher in London, Isö'dadh's Stellung In der Auslegungsgeschichte des Alten Testamentes, an seinen Commentaren zu H o s e a , Joel, Jona, Sachaija 9 — 1 4 und einigen angehängten Psalmen veranschaulicht. ( L X V I I u. 163 S.) 1902 M. 7.50

vn. Baumann, Amosreden.

Eb., Lic. theol., D o m p r e d i g e r in Halle, Der Aufbau der (X u. 69 S.) 1903 M. 2.40

VIII. Diettrich,

Gustav, L i c . Dr., Pastor, Ein Apparatus criticus zur Pesitto zum Propheten Jesala. ( X X X I I u. 223 S.) 1905 . . . . M. 1 0 . —

ix. Brederek, Emil, Pastor in Breklum, ( X I u. 195 S.)

1906

Konkordanz zum Targum Onkelos. M. 6.50

x. Lohr, Max, D . D r . ,

a. o. Prof. der T h e o l o g i e an der Universität Breslau, Sozialismus und Individualismus im Alten Testament. Ein Beitrag zur alttestamentlichen Religionsgeschichte. (2 Bll. u. 36 S.) 1906 M . — . 8 0

xi. Schliebitz, HIob.

Johannes, Dr. phil., Isö'dadh's Kommentar zum Buche I. T e i l : T e x t und Übersetzung. (VII u. 88 S.) 1907 M. 4 . —

xii. Peisker,

Martin, Lic. Dr., Studieninspektor in Naumburg a. Qu., Die Beziehungen der Nichtlsraellten zu Jahve nach der Anschauung der altisraelitischen Quellenschriften. (IV u. 95 S.) 1907 M. 2.50

XIII.

Müller,

Johannes, Dr. phil.,

des Buches Toblt. —

Stnend,

Beiträge

zur Erklärung und

Kritik

Rudolf, D . , Professor in Göttingen,

Alter und Herkunft des Achlkar-Romans und sein Verhältnis zu Aesop. (VII u. 125 S.) 1908.

xiv. Lundgreen,

Friedrich, Lic. theo!., Oberlehrer am Gymnasium in Rudolstadt, Die Benutzung der Pflanzenwelt In der alttestamentlichen Religion. ( X X I I I u. 191 S.) 1908.