Bedeutung der Haushaltsziele für die Zins-, Zahlungsbilanz- (Wechselkurs-) und Einkommensentwicklung: Konsequenzen für die privaten Haushalte und die Wirtschaftspolitik [1 ed.] 9783428488193, 9783428088195

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Bedeutung der Haushaltsziele für die Zins-, Zahlungsbilanz- (Wechselkurs-) und Einkommensentwicklung: Konsequenzen für die privaten Haushalte und die Wirtschaftspolitik [1 ed.]
 9783428488193, 9783428088195

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MANFRED WULFF

Bedeutung der Haushaltsziele für die Zins-, Zahlungsbilanz(Wechselkurs-) und Einkommensentwicklung

Volkswirtschaftliche Schriften Begründet von Prof. Dr. Dr. h. c. J. Broermann t

Heft 463

Bedeutung der Haushaltsziele für die Zins-, Zahlungsbilanz- (Wechselkurs-) und Einkommensentwicklung Konsequenzen für die privaten Haushalte und die Wirtschaftspolitik

Von

Manfred Wulff

Duncker & Humblot · Berlin

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Wulff, Manfred: Bedeutung der Haushaltsziele für die Zins-, Zahlungsbilanz(Wechselkurs-) und Einkommensentwicklung : Konsequenzen für die privaten Haushalte und die Wirtschaftspolitik I von Manfred Wulff. - Berlin : Duncker und Humblot, 1996 (Volkswirtschaftliche Schriften; H. 463) ISBN 3-428-08819-0 NE:GT

Alle Rechte vorbehalten © 1996 Duncker & Humblot GmbH, Berlin Fotoprint: Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin Printed in Germany ISSN 0505-9372 ISBN 3-428-08819-0 Gedruckt auf alterungsbeständigem (säurefreiem) Papier entsprechend ISO 9706 9

Vorwort Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis eines Forschungsprojektes, mit dem ursprünglich die Bedeutung der kurzfristigen Kapitalbewegungen für die Zahlungsbilanzentwicklung (bzw. Wechselkursentwicklung) und die Stabilitätspolitik ermittelt werden sollte. Bei der theoretischen Analyse wurde immer deutlicher, daß die Kapitalbewegungen mit den Haushaltszielen variieren. Da die herrschende Lehre diesen Faktor vernachlässigt hat, mußten die Modelle modifiziert werden. Dabei ergab sich das Problem einer ungenügenden Kenntnis der Bedeutung der einzelnen Haushaltsziele für die Haushaltsplanung, weil ausreichende empirische Untersuchungen fehlen. Ich bin deshalb von zwei Zielfunktionen ausgegangen. Bei der ersten Funktion hat das Vermögensziel und bei der zweiten das Konsumziel Priorität. Zum Vergleich der Analyseergebnisse mit denen der Standardmodelle habe ich auch die neoklassische Sparfunktion und die Keynessche Konsumfunktion in die Untersuchung einbezogen. Die Entscheidungen der Haushalte sind für alle stabilitätspolitischen Ziele relevant, weil sie kurzfristig den Zahlungsbilanzsaldo (bzw. den Wechselkurs), die Geldmenge, den Vermögenspreis (Zinssatz) und das Volkseinkommen verändern. Diese Variablen können als Zwischenziele der Stabilitätspolitik angesehen werden. Es ist deshalb die Befürchtung begründet, daß die Vernachlässigung der Haushaltsziele in den Standardmodellen die Erfolgsaussichten der Stabilitätspolitik verringert, die sich auf diese Modelle stützt. Da der Hauptzweck der Untersuchung von Anfang an die Ermittlung der stabilitätspolitischen Konsequenzen war, hat diese Erkenntnis zu einer Erweiterung der AufgabensteIlung geführt. Aus der Analyse der Bedeutung der Kapitalbewegungen für die Zahlungsbilanz (bzw. den Wechselkurs) wurde eine modelltheoretische Analyse der Bedeutung der Haushaltsziele für die Zwischenziele der Stabilitätspolitik. Es hat mich vor allem die Frage interessiert, ob die Erfolgsaussichten der stabilitätspolitischen Strategien auch von den Haushaltszielen abhängen. Die Beschränkung der Analyse auf eine kurze Periode wurde beibehalten. Herrn Professor Dr. AdolfWagner bin ich für das Lesen des Manuskriptes, für Kritik und Anregungen dankbar. Tübingen, 20.01.1996

Man/red Wulff

Inhaltsverzeichnis

Einleitung ............................................................................................................. 15

Erstes Kapitel Die Grundthesen und das Modell 1. Das Modell ...................................................................................................... 18 2. Vergleich mit anderen Modellen ...................................................................... 40 a) Vergleich mit dem keynesianischen Standardmodell in einer geschlossenen Volkswirtschaft ......................................................................................... 40 b) Vergleich mit dem Mundell-Fleming-Modell ............................................. 40 c) Vergleich mit der monetären Zahlungsbilanztheorie .................................. 41 d) Vergleich mit der Portfoliotheorie ............................................................. 42 e) Vergleich mit der Zinsparitätentheorie ....................................................... 44

Zweites Kapitel Priorität des Vermögensziels 1. Übersicht über die Bestimmungsgleichungen ................................................... 45 2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ............................... 47 (1) Entwicklung des inländischen Vermögenspreises ................................ 49 (2) Entwicklung des inländischen Devisenbestandes bzw. des Wechselkurses .................................................................................................. 49 (aa) Unvollkommener Kapitalverkehr .............................................. 49 (bb) Vollkommener Kapitalverkehr .................................................. 54 3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht ................................... 56

Drittes Kapitel Priorität des Konsumziels 1. Übersicht über die Bestimmungsgleichungen ................................................... 59 2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ............................... 61 3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht ................................. 73

8

Inhaltsverzeichnis

Viertes Kapitel Zinsabhängiges Sparen und einkommensabhängiger Konsum 1. Zinsabhängiges Sparen .................................................................................... 77 a) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ......................... 77 b) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht ........................... 79 2. Einkommensabhängiger Konsum ..................................................................... 80 a) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ......................... 80 b) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht ........................... 81

Fünftes Kapitel Vergleich der Wirkungen von Datenänderungen bei Priorität des Vermögensziels und Priorität des Konsumziels 1. Vergleich der Bestimmungsgleichungen .......................................................... 82 2. Vergleich der Wirkungen von Datenänderungen auf den inländischen Vermögenspreis ..................................................................................................... 86 3. Vergleich der Wirkungen von Datenänderungen auf den inländischen Devisenbestand bzw. Wechselkurs ............................................................................... 89 4. Vergleich der Wirkungen von Datenänderungen auf das inländische Volkseinkommen ...................................................................................................... 95

Sechstes Kapitel Konsequenzen für die privaten Haushalte 1. Priorität des Vermögens ziels ............................................................................ 98 a) Konflikt zwischen dem Vermögens- und Konsumziel ................................ 98 (1) Übersicht über die Bestimmungsgleichungen von Cl ......................... 98 (2) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht .................. 98 (3) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht .................. 103 b) Konflikt zwischen dem Vermögens- und Einkommensziel ....................... 106 2. Priorität des Konsumziels .............................................................................. 107 a) Konflikt zwischen dem Vermögens- und Konsumziel .............................. 107 (1) Übersicht über die Bestimmungsgleichungen von dVI ....................... 107 (2) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ................ 108 (3) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht .................. 111 b) Beziehung zwischen dem Vermögens- und Einkommensziel .................... 112 3. Übersicht über die Wohlfahrtswirkungen von Datenänderungen .................... 112

Inhaltsverzeichnis

9

Siebtes Kapitel Analyse der Wirkungen von Datenänderungen im dp/-dY/-Diagramm 1. Priorität des Vermögensziels ......................................................................... a) Geschlossene Volkswirtschaft .................................................................. b) Offene Volkswirtschaft ............................................................................ (1) Unvollkommener Kapitalverkehr ...................................................... (2) Vollkommener Kapitalverkehr .......................................................... 2. Priorität des Konsumziels .............................................................................. a) Geschlossene Volkswirtschaft .................................................................. b) Offene Volkswirtschaft ............................................................................ 3. Zinsabhängiges Sparen .................................................................................. a) Geschlossene Volkswirtschaft .................................................................. b) Offene Volkswirtschaft ............................................................................ (1) Unvollkommener Kapitalverkehr ...................................................... (2) Vollkommener Kapitalverkehr .......................................................... 4. Einkommensabhängiger Konsum ..................................................................... a) Geschlossene Volkswirtschaft .................................................................. b) Offene Volkswirtschaft ............................................................................

117 117 118 118 121 123 123 124 127 127 129 129 130 130 130 132

Achtes Kapitel Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche 1. 2. 3. 4. 5.

Wirtschaftpolitische Ziele und Instrumente .................................................... Handlungsmöglichkeiten der Geldpolitik ....................................................... Handllungsmöglichkeiten der Finanzpolitik ................................................... Handlungsmöglichkeiten der Währungspolitik ............................................... Schlußfolgerungen .........................................................................................

140 141 143 147 149

Neuntes Kapitel Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank 1. Die Geldmenge als Zwischenziel ................................................................... 151 2. Die Bedeutung der ausländischen Geldpolitik ................................................ 154 3. Probleme durch spekulative Kapitalbewegungen ........................................... 157

Zehntes Kapitel Problem lösungen durch koordinierten Einsatz der.Politikbereiche 1. Beispiele für Problemlösungen ...................................................................... 161 a) Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen ......................... 161

10

Inhaltsverzeichnis

b) Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum .............. 163 2. Allgemeine wirtschaftspolitische Konsequenzen ............................................ 165

Anhang Übersicht über die Bestimmungsgleichungen bei Priorität des Vermögensziels und Priorität des Konsumziels ............................................................................. 173 Mathematische Ableitungen zum zweiten Kapitel: Priorität des Vermögensziels . 181 ad 2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ................ 181 Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht .................. 183 ad 3. Mathematische Ableitungen zum dritten Kapitel: Priorität des Konsumziels ........ 184 ad 2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ................ 184 ad 3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht .................. 189 Mathematische Ableitungen zum vierten Kapitel: Zinsabhängiges Sparen und einkommensabhängiger Konsum ......................................................................... 192 ad 1. Zinsabhängiges Sparen ..................................................................... 192 Mathematische Ableitungen zum sechsten Kapitel: Konsequenzen für die privaten Haushalte ....................................................................................................... 195 ad 1. Priorität des Vermögensziels ............................................................. 195 ad 2. Priorität des Konsumziels ................................................................. 197 Mathematische Ableitungen zum siebten Kapitel: Analyse der Wirkungen von Datenänderungen im dpI-dYI-Diagramm ............................................................. 202 ad 1. ad 2.

Priorität des Vermögensziels ............................................................. 202 Priorität des Konsumziels ................................................................. 203

Literaturverzeichnis ........................................................................................... 206

Symbole und Abkürzungen Ertrag des inländischen Wertpapieres Ertrag des ausländischen Wertpapieres ausländische Wertpapiere im Besitz von Ausländern inländische Wertpapiere im Besitz von Ausländern ausländische Wertpapiere im Besitz von Inländern inländische Wertpapiere im Besitz von Inländern Forderungssaldo der ausländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert Forderungssaldo der inländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert

FV!1

durch Verschuldung des Staates bei der Zentralbank entstandener Forderungssaldo der ausländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert . durch Verschuldung des Staates bei der Zentralbank entstandener Forderungssaldo der inländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert ausländische Geldmenge (vgl. die Definition von

GI

_

A

G!

GA =GA + - ) W

inländische Geldmenge

= Zentralbankgeld des inländischen Publikums

plus Sichteinlagen des inländischen Publikums bei der Zentralbank und den Kreditinstituten (GI = GJ + Gtw) ausländische Komponente der ausländischen Geldmenge (vgl. die Definition von GJ)

12

GAI

G~

Symbole und Abkürzungen

ausländische Komponente der inländischen Geldmenge in ausländischer Währung = Auslandsaktiva der Zentralbank minus Auslandspassiva der Zentralbank ohne Ausgleichsposten zur Nettoauslandsposition der Zentralbank (Ausgleich nicht transaktionsbedingter Veränderungen der Währungsbestände und Gegenposten zur Zuteilung von Sonderziehungsrechten durch den Internationalen Währungsfonds) inländische Komponente der ausländischen Geldmenge in inländischer Währung

(= -Gtw)

inländische Komponente der inländischen Geldmenge = Inlandsaktiva der Kreditinstitute und Zentralbank plus ausländische Wertpapiere der Kreditinstitute minus nicht zur Geldmenge gehörende Inlandspassiva der Zentralbank und Kreditinstitute

GM

Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht ausländisches Haushaltsdefizit inländisches Haushaltsdefizit inländische Investitionen

K

Priorität des Konsumziels

KM

Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht

N

Nachfrage Ausgaben des ausländischen Staates für Güter und Dienste Ausgaben des inländischen Staates für Güter und Dienste

S

zinsabhängiges Sparen

SA

ausländische Ersparnis inländische Ersparnis ausländische Steuereinnahmen inländische Steuereinnahmen

u

Symbole und Abkürzungen

UK

unvollkommener Kapitalverkehr

V

Priorität des Vermögensziels Vermögen der ausländischen Privatwirtschaft Vermögen der inländischen Privatwirtschaft

VK

vollkommener Kapi tal verkehr

WK

Wechselkurs

(X/-M/)

inländische Exporte minus inländische Importe ausländisches nominales Sozialprodukt inländisches nominales Sozialprodukt

Z

ZO

a

b

c e

ohne Konflikt mit anderen Zielen erreichbar

13

14

Symbole und Abkürzungen

f

g

flexibler Wechselkurs

h

fester Wechselkurs

ki

Konflikt zwischen den Zielen mit der Bezeichnung i

;)NGI

PA

[-aw F~ +b F{ FA FA

1

----+--~--~~----~

iJp I

,2

n

negative Wirkung

o

nicht erreichbares Ziel

p

positive Wirkung durchschnittlicher Wertpapierpreis im Ausland Preis der ausländischen Wertpapiere durchschnitlicher Wertpapierpreis im Inland Preis der inländischen Wertpapiere

q

FA F1 EI_I +EAW~+WT PAr F1 FA F1

F1

F1

FA

r

_I_~

w

Kassakurs Terminkurs inländischer Zinssatz ausländischer Zinssatz

Einleitung Der wohl bedeutendste Mangel der traditionellen Haushaltstheorie besteht in der Vernachlässigung der zeitlichen Dimension der Haushaltsplanung. Die herrschende Lehre ist entscheidungstheoretisch fundiert und versucht Aussagen zu machen, die bei rationalem Verhalten immer gültig sind. Der Vorteil des unbeschränkten Anwendungsbereiches dieser Theorie ist mit einer erheblichen Verringerung des Aussagewertes verbunden, weil sich die Entscheidungssituation der Haushalte im Laufe der Zeit verändert. Eine realistische Analyse muß von den Lebenszielen der Menschen ausgehen, zu denen auch die ökonomischen Ziele gehören. In der Regel ergibt sich eine zunehmende Realisierung der ökonomischen Ziele. Der Realisierungsgrad der Ziele hat Auswirkungen auf das angestrebte Einkommen, die Aufteilung des Einkommens auf Ersparnis und Konsumausgaben sowie auf die Struktur der Konsumausgaben. Deshalb spielt das Lebensalter der Haushaltsmitglieder bei der Erklärung der Haushaltsplanung eine bedeutende Rolle. Die neoklassische Sparfunktion, die Keynessche und Friedmansche Konsumfunktion ignorieren die Bedeutung des langfristigen Vermögensziels für die Haushaltsplanung und verzichten auf die Erklärung der zeitlichen Entwicklung der Haushaltspläne. Theorien, die von der Annahme ausgehen, daß die Wirtschaftssubjekte langfristig nach der Realisierung von Vermögenszielen streben, berücksichtigen zwar die zeitliche Dimension der Haushaltsplanung, vernachlässigen aber die Konsumziele, die neben den Vermögenszielen angestrebt werden. Erforderlich sind Theorien, die Vermögens- und Konsumziele in die Zielfunktion einbeziehen und die Bedeutung der Zielrealisierungsgrade für die kurzfristige Haushaltsplanung erklären. Mit dem Streben nach allgemein gültigen Theorien kann nicht nur die ahistorische, sondern auch die mechanistische Betrachtungsweise des Wirtschafts prozesses erklärt werden, die mit einer Reduzierung der Verhaltensfunktionen auf wenige Elemente verbunden ist. Obwohl in der Realität zu jedem Zeitpunkt viele Faktoren das Konsumverhalten bestimmen, werden oft nur der Zinssatz und das aktuelle oder permanente Einkommen in der Konsumfunktion berücksichtigt. Andere wesentliche Faktoren sind vermutlich die Haushaltsgröße, der Familienstand, die Kinderzahl, das geerbte Vermögen, das realisierbare und das in der Vergangenheit erreichte Einkommen, die soziale Stellung, der Wohnort (vor allem Stadt oder Land) und die in der Gesellschaft relevanten Leitbilder. Zur Erklärung der Einkommens-, Konsum- und Vermögensplanung sind deshalb die Modelle ungeeignet, die von einem für alle Wirtschaftssubjekte "repräsentativen Haushalt" ausgehen. Erforderlich ist stattdessen ein mikroökonomisches Totalmodell, das alle relevanten Merkmale erfaßt. Die für die Haushaltsplanung

16

Einleitung

bedeutenden Merkmale können nur durch empirische Untersuchungen ermittelt werden. Schon aus diesem Grund muß eine aussagefahige Haushaltstheorie auf empirischen Untersuchungen beruhen. Es ist auch zu berücksichtigen, daß sich die Verhaltensweisen der Menschen verändern. Die Ermittlung der Verhaltensänderungen setzt ebenfalls empirische Analysen voraus. Ein weiterer Mangel der vorherrschenden Haushaltstheorie ist die ungenügende Erklärung der Bedeutung von Restriktionen für die Haushaltsplanung. Man kann zwischen natürlichen und gesellschaftlich bedingten Restriktionen unterscheiden. Zu den natürlichen Restriktionen gehören die biologisch bestimmte Beschränkung der Lebens- und Arbeitszeit sowie die genetisch bestimmten Grenzen der Leistungsfahigkeit. Art und Umfang der gesellschaftlich bedingten Restriktionen hängen stark vom Wirtschaftssystem ab. In marktwirtschaftlichen Systemen ist die bei gegebenem Einkommen geplante Realisierung der Vermögens- und Konsumziele weniger gefährdet als die geplante Einkommenserzielung, die vor allem durch die unfreiwillige Arbeitslosigkeit und die gesetzliche oder tarifvertragliche Regelung der regelmäßigen Arbeitszeit beschränkt wird. Die Bedeutung der Restriktionen für die Haushaltsplanung ist zwar unbestritten, es fehlen aber empirische Untersuchungen über die bei den verschiedenen Haushaltstypen vermutlich unterschiedlichen Auswirkungen auf die Haushaltsplanung. Die folgende Analyse beschäftigt sich nur mit der kurzfristigen Haushaltsplanung. Es wird angenommen, daß die Haushalte ihre kurzfristige Planung auf die Realisierung langfristiger Vermögens- und Konsumziele ausrichten. Die Rangfolge der langfristigen Ziele bestimmt auch die kurzfristigen Reaktionen der Haushalte auf Abweichungen der tatsächlichen Entwicklung von der geplanten Entwicklung. Vermutlich unterscheiden sich die einzelnen Haushalte erheblich bei der Gewichtung der einzelnen Ziele. Bei einigen Haushalte werden Vermögensziele und bei anderen Konsumziele Priorität haben. Es werden zwei Haushaltstypen unterschieden. Beim ersten Typ haben Vermögensziele und beim zweiten Typ Konsumziele Vorrang. Außerdem werden die neoklassische Sparfunktion und die Keynessche Konsumfunktion berücksichtigt, damit ein Vergleich der Analyseergebnisse bei unseren Haushaltstypen mit den Aussagen der traditionellen Theorien möglich ist. Bei der Analyse der kurzfristigen Entwicklung werden zwei Phasen unterschieden. In der ersten Phase wird nur der Wertpapiermarkt ausgeglichen. Dann entspricht der Saldo des Gütermarktes dem Saldo des Geldmarktes mit anderem Vorzeichen. Dieser Zustand wird als Kreditmarktgleichgewicht bezeichnet. In der zweiten Phase werden auch die Ungleichgewichte auf dem Güter- und Geldmarkt beseitigt. Die meisten Modelle einer offenen Volkswirtschaft können in die folgenden Gruppen eingeteilt werden: Zwei-Länder-Fall und Fall des kleinen Inlandes, fester und flexibler Wechselkurs, unvollkommener und vollkommener Kapitalverkehr, Bestands- und Strom gleichgewicht. Da jedes dieser Modelle einen beschränkten Aussagewert hat, ist ein allgemeines Modell erstrebenswert, das die

Einleitung

17

auf speziellen Annahmen beruhenden Modelle als Spezialfälle berücksichtigt. Ein solches Modell wäre aber viel zu kompliziert. Die Analyse beruht deshalb auf einem relativ einfachen Modell, das die Grundannahmen der wichtigsten Modelltypen berücksichtigt. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die Auswirkungen der unterschiedlichen Haushaltsziele auf den Vermögenspreis (bzw. Zinssatz), das Volkseinkommen und den Saldo der Zahlungsbilanz (beim festen Wechselkurs) bzw. den Wechselkurs (beim flexiblen Wechselkurs). Außerdem werden die Zielkonflikte bei der Haushaltsplanung und deren Entwicklung bei Datenänderungen sowie die Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik ermittelt. Wirtschaftspolitische Empfehlungen können aus der Analyse nicht abgeleitet werden, weil ausreichende empirische Untersuchungen über die kurz- und langfristige Bedeutung der Haushaltsziele bei der Planung der relevanten Haushaltstypen fehlen. Das wirtschaftspolitische Ergebnis der Analyse kann nur die Beantwortung der Frage sein, ob bei Priorität des Konsumziels eine andere wirtschaftspolitische Strategie erfolgversprechend ist als bei Priorität des Vermögensziels.

2 Wulff

Erstes Kapitel

Die Grundthesen und das Modell 1. Das Modell Die Haushalte planen den Konsumstandard und die Vermögenshöhe kurz- und langfristig. Dabei spielen die vorhandenen und erreichbaren Ressourcen sowie die Vor- und Nachteile bei der Beschaffung und beim Einsatz dieser Ressourcen eine Rolle. Für die nahe Zukunft sind alle Pläne exakter als für die ferne Zukunft. Kurzfristig sind das Volkseinkommen, die Einkommensverteilung, das Haushaltsdefizit (der Haushaltsüberschuß), die Investitionen und der Außenbeitrag gegeben. Die Haushalte haben nur über die Aufteilung des Einkommens auf Konsumausgaben und Vermögensbildung zu entscheiden. Bei uneingeschränktem Ressourceneinsatz stellt das Einkommen ein Mittel zur Realisierung der Haushaltsziele dar. Wenn die Arbeitsleistung nicht in dem gewünschten Umfang eingesetzt werden kann, ist für die Planung des Konsumstandards und des Vermögens das tatsächlich erzielbare Einkommen entscheidend. Ein Arbeitsloser wird sich bei der Planung seiner Konsumausgaben am gegenwärtigen Einkommen und nicht an der im Arbeitsverhältnis erreichbaren Einkommenshöhe orientieren, wenn er mit einer längeren Arbeitslosigkeit rechnet. Bei Marktrestriktionen wird der Wirtschaftsprozeß kurzfristig von den bei Berücksichtigung dieser Restriktionen festgesetzten Plangrößen und nicht von den optimalen Plangrößen bestimmt. Da sich aber Unzufriedenheit einstellt, wenn die als realisierbar angesehenen Größen von den optimalen Größen abweichen, ist mit Reaktionen der Wirtschaftssubjekte zu rechnen, die'sich auf den Wirtschaftsprozeß auswirken. Es ist ungewiß, ob diese Reaktionen stets eine Problemlösung herbeiführen oder ob sich wegen ungenügender Information über die Ursachen der Probleme und die Wirkungen von Maßnahmen eine noch stärkere Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit ergibt. Das Finanzierungsgleichgewicht muß stets vorliegen, d.h. die Höhe der (geplanten und realisierten) Einnahmen muß so hoch sein wie die Höhe der (geplanten und realisierten) Ausgaben. Zu den Ausgaben gehört auch eine Erhöhung und zu den Einnahmen eine Verringerung der Kassenhaltung. Auf den Finanzmärkten gleicht der Zinsssatz Angebot und Nachfrage kurzfristig aus. Im folgenden Modell werden außer dem Geldmarkt zwei Finanzmärkte berücksichtigt, nämlich die Märkte für inländische und ausländische festverzinsliche Staatspapiere, die im In- und Ausland gehandelt werden. Das Gleichgewicht der Wertpapiermärkte wird als Kreditmarktgleichgewicht bezeichnet. Es wird ange-

I. Das Modell

19

nommen, daß stets ein Kreditmarktgleichgewicht vorliegt, das sich bei jeder Arbeitsmarktsituation einstellt. Bei ausgeglichenem Kreditmarkt entspricht der Saldo des Gütermarktes dem Saldo des Geldmarktes mit anderem Vorzeichen. Bei unausgeglichenem Gütermarkt ergibt sich eine Veränderung der Lagerbestände, wenn die Preise konstant sind. Auf dem Geldmarkt kann sich ein Ungleichgewicht einstellen, wenn die Geldnachfrage eine Funktion des Einkommens der ~leichen Periode darstellt und dieses Einkommen ku~~fristig konstant ist. Eine Ubernachfrage auf dem Gütermarkt kann durch ein Uberangebot auf dem Geldmarkt finanziert werden, während ein Überangebot auf dem Gütermarkt mit einer Übernachfrage auf dem Geldmarkt verbunden ist. Für die Planung der Haushalte spielt bei Zielkonflikten die Rangskala der Ziele eine bedeutende Rolle. Es kann das Vermögensziel oder das Konsumziel Vorrang haben. Bei Priorität des Vermögensziels wird angenommen, daß der Vermögenspreis ein Ungleichgewicht auf dem Vermögensmarkt kurzfristig beseitigt. Eine Übernachfrage bewirkt eine Erhöhung und ein Überangebot eine Verringerung dieses Preises. Bei einem gegebenen Vermögensangebot bestimmt deshalb der Wert des angestrebten Vermögens den durchschnittlichen Vermögenspreis. Preisänderungen sind aber nur bei Vermögensarten mit variablem Kapitalwert möglich, zu denen das Geld nicht gehört. Die Geldnachfrage wird als Funktion des durchschnittlichen Vennögenspreises (des durchschnittlichen Zinssatzes) und des Volkseinkommens behandelt. Eine Erhöhung (Verringerung) des Vermögens preises ist mit einer Verringerung (Erhöhung) des Zinssatzes verbunden. Wenn der Vermögenspreis, das Volkseinkommen, das Geldangebot, die Investitionen, der Außenbeitrag und das Haushaltsdefizit (der Haushaltsüberschuß) gegeben sind, ist im Kreditmarktgleichgewicht die Höhe der Ersparnis bestimmt. Sie entspricht bei konstantem durchschnittlichen Vermögenspreis dem Zuwachs des angestrebten Vermögens. Bei steigendem Vermögenspreis verringert sich die Ersparnis in Höhe der Wertsteigerung des vorhandenen Vermögens, und bei sinkendem Vermögenspreis erhöht sich die Ersparnis in Höhe der Wertminderung. Wenn das Konsumziel Priorität hat, ist die Höhe der Konsumausgaben und bei gegebenem Volkseinkommen auch die Höhe der Ersparnis bestimmt. Das Kreditmarkgleichgewicht determiniert den durchschnittlichen Vermögenspreis und damit auch den Wert des Vermögens. Es ist denkbar, daß die Haushalte keine eindeutige Rangskala der Ziele haben, sondern jeweils bestimmte für realisierbar gehaltene Kombinationen des Vermögens- und Konsumziels anstreben. Dann müssen sie die Preisentwicklung auf dem Vermögensmarkt antizipieren, da nur bei unverändertem Vermögenspreis die Ersparnis dem Vermögenszuwachs entspricht. Bei Abweichungen der tatsächlichen Preisentwicklung von der antizipierten sind Plankorrekturen erforderlich. Wenn das Vermögen den Planwert übersteigt, werden die Haushalte ihre Ersparnis reduzieren und im entgegengesetzten Fall erhöhen. So ergibt sich ein ständiger Anpassungsprozeß, da tatsächliche und angestrebte Werte in der Regel nicht übereinstimmen. Es ist auch denkbar, daß die Haushalte nur bei größeren Abweichungen vom Vermögens ziel Plankorrekturen vornehmen. 2*

20

1. Kap.: Die Grundthesen und das Modell

Das Vennögensziel der Haushalte umfaßt nicht nur die Vennögenshöhe, sondern auch die Vennögensstruktur. Das Streben nach Herstellung der optimalen Vennögensstruktur kann mit der Portfoliotheorie erklärt werden. Die Höhe des Vennögens als Bestandteil des Vennögensziels bezieht sich auf das Nettovermögen. Die Portfoliotheorie erklärt die Zusammensetzung der Aktiva und Passiva der Vennögensbilanz. Während die Planung der Vennögenshöhe den durchschnittlichen Vennögenspreis bestimmt, wirkt sich die Strukturierung des Vennögens auf die relativen Vennögenspreise aus. Die Vennögensanalyse ist auf einen Zeitpunkt, die Planung der Einkommenshöhe und -verwendung auf eine Periode bezogen. Periodenbezug haben auch die Investitionen, der Saldo des Staatshaushaltes, der Außenbeitrag und die Veränderung der Devisenbestände. Eine Beziehung zwischen den Strom- und Bestandsgrößen ergibt sich durch die Interpretation der vennögensrelevanten Stromgrößen als Vennögensänderungen im Laufe der Periode. So kann das Vennögen am Ende einer Periode als Summe aus dem Vennögen am Anfang der Periode und den Vennögensänderungen im Laufe der Periode ennittelt werden. Die Marktsituation am Ende einer Periode kann analog mit der Marktkonstellation am Anfang der Periode und den Angebots- und Nachfrageveränderungen während der Periode dargestellt werden. Eine Sonderstellung nimmt die Geldnachfrage ein, weil hier eine Vennögensgröße von einer Stromgröße abhängt. Zur Vereinfachung der Analyse bleibt das Sachvennögen (und damit auch die Investitionen) unberücksichtigt. Das ist vertretbar, weil kurzfristige Zusammenhänge untersucht werden. Die Nachfrageeffekte privater Investitionen können bei der Interpretation der Modellergebnisse berücksichtigt werden, weil sie den Nachfrageeffekten staatlicher Investitionen entsprechen, die im Modell erfaßt werden. Das Vennögen der Privatwirtschaft besteht bei der Modellanalyse nur aus dem Finanzvennögen, also aus dem Forderungssaldo gegenüber dem Staat und dem Ausland. Eine Erhöhung des Vennögens kann sich durch Defizite im Staatshaushalt, durch Exportüberschüsse und durch einen höheren Preis des vorhandenen ertragbringenden Vennögens ergeben. Im Zwei-Länder-Modell gelten bei unvollkommenem Kapitalverkehr die folgenden Gleichungen: (1)

(2) (3)

dGtw=-dG~ =(X,-MI)+dF~p'-dFtpAw .

(4)

F1 p, =_1 p'

(5)

F' , FA PA =---1....L+---1!.. pA FA W FA

F,

FA +_, pA F,

W

1. Das ModelI

21

= F; + F~

(6)

a) F I

(7)

a) FI = F; + Ft .

.

(8) (9)

(10)

FVI = FVf +Gtw .

(11)

FVA =FVA +w

H

G~

dGt (dG~) , dF~ , dFt , dFVf , dFV!1 ' (XI - MI) , H I , HA sind auf eine

Periode, die anderen Variablen auf einen Zeitpunkt bezogen.

Symbole und Indices inländische Komponente der inländischen Geldmenge = Inlandsaktiva der Kreditinstitute und Zentralbank plus ausländische Wertpapiere der Kreditinstitute minus nicht zur Geldmenge gehörende Inlandspassiva der Zentralbank und Kreditinstitute Es wird angenommen, daß die Kreditinstitute und das Publikum keine Auslandspassiva besitzen und die einzigen Auslandsaktiva ausländische Wertpapiere sind ausländische Komponente der inländischen Geldmenge in ausländischer Währung = Auslandsaktiva der Zentralbank minus Auslandspassiva der Zentralbank ohne Ausgleichsposten zur Nettoauslandsposition der Zentralbank (Ausgleich nicht transaktionsbedingter Veränderungen der Währungsbestände und Gegenposten zur Zuteilung von Sonderziehungsrechten durch den Internationalen Währungsfonds inländische Geldmenge = Zentralbankgeld des inländischen Publikums plus Sichteinlagen des inländischen Publikums bei der Zentralbank und den Kreditinstituten (GI =G; +Gtw)

22

1. Kap.: Die Grundthesen und das Modell

ausländische Komponente der ausländischen Geldmenge (vgl. die Definition von GJ) inländische Komponente der ausländischen Geldmenge in inländischer Währung (= -Gtw) ausländische Geldmenge (vgl. die Definition von A GI-GA =GA +G!) -

w

inländische Wertpapiere im Besitz von Inländern ausländische Wertpapiere im Besitz von Inländern ausländische Wertpapiere im Besitz von Ausländern inländische Wertpapiere im Besitz von Ausländern Preis der inländischen Wertpapiere Preis der ausländischen Wertpapiere durchschnitlicher Wertpapierpreis im Inland durchschnittlicher Wertpapierpreis im Ausland Vermögen der inländischen Privatwirtschaft Vermögen der ausländischen Privatwirtschaft

FVf

FVf

Forderungssaldo der inländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert Forderungssaldo der ausländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert durch Verschuldung des Staates bei der Zentralbank entstandener Forderungssaldo der inländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert durch Verschuldung des Staates bei der Zentralbank entstandener Forderungssaldo der ausländischen Privatwirtschaft (Kreditinstitute und Publikum) gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert inländisches Haushaltsdefizit ausländisches Haushaltsdefizit

1. Das Modell

23

inländische Exporte minus inländische Importe Kassakurs Tenninkurs. Die Gleichungen (1) und (2) stellen das in- und ausländische Vermögen der Privatwirtschaft als Summe der aus dem Forderungssaldo gegenüber dem Staat und dem Ausland bestehenden Vermögensanlagen dar. Die Forderungen gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentralbank) bestehen aus dem Zentralbankgeld (evtl. auch aus anderen Forderungen mit konstantem Kapitalwert) und festverzinslichen Wertpapieren mit variablem Kapitalwert. Zu den Forderungen der Privatwirtschaft gegenüber dem Ausland gehören nur festverzinsliche ausländische Staatspapiere mit variablem Kapitalwert, weil zur Vereinfachung der Analyse angenommen wird, daß nur die Zentralbank Devisen besitzt. Außerdem wird angenommen, daß nur die Kreditinstitute, andere Unternehmen sowie private Haushalte ausländische Wertpapiere kaufen. Die Offenmarktgeschäfte der inländischen Zentralbank werden mit inländischen Wertpapieren und die der ausländischen Zentralbank mit ausländischen Wertpapieren durchgeführt. Die Gleichung (3) stellt den durch die Leistungs- und Kapitalbilanz in einer Periode sich ergebenden Saldo der Devisenbilanz dar. Bei flexiblem Wechselkurs ohne Interventionen der Zentralbank auf dem Devisenmarkt wird die Devisenbilanz durch den Wechselkurs ausgeglichen. Die Gleichungen (4) und (5) ermitteln den durchschnittlichen Wertpapierpreis im In- und Ausland als Summe der mit den Anteilen am Gesamtbestand gewichteten Preise der beiden Wertpapiere. Die Gleichungen (6) und (7) definieren F 1 , FA, F 1 und FA' Die Gleichungen (8) und (9) berücksichtigen die beiden Möglichkeiten der Finanzierung des Haushaltsdefizites: (1) Erhöhung des Forderungssaldos der inländischen Privatwirtschaft gegenüber dem Staat ohne Staatspapiere mit variablem Kapitalwert (Erhöhung von FVP bzw. FV:). Von praktischer Bedeutung ist vor allem die Finanzierung mit Zentralbankgeld. (2) Finanzierung mit der Emission von Wertpapieren (Erhöhung von F 1 bzw. FA). Die Höhe von dFVP und dF I (bzw. dFV: und dF A) hängt nicht nur von der Finanzierungsentscheidung der Regierung, sondern auch von der Offenmarktpolitik der Zentralbank ab. Wenn die Zentralbank Wertpapiere kauft, steigt dFVP und sinkt dF I (bzw. steigt dFV: und sinkt dF A) . Die Gleichungen (10) und (11) berücksichtigen, daß der nicht aus Wertpapieren mit variablem Kapitalwert bestehende Forderungssaldo der Privatwirtschaft gegenüber dem Staat auch von der Zahlungsbilanzsituation abhängt. Ein positiver Saldo der Zahlungsbilanz (Erhöhung der ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge) erhöht das Zentralbankgeld oder verringert die Verbindlichkeiten der Privatwirtschaft gegenüber der Zentralbank.

I. Kap.: Die Grundthesen und das Modell

24

Die Gleichungen (12) bis (20) können aus den Gleichungen (1) bis (11) abgeleitet werden. Es wird angenommen, daß in der Ausgangslage / = pAw= Pr = PA W ist. Aus (1), (3), (7a), (8) und (10): (12)

dVr=Hr+(Xr-Mr)+FrdPr.

Bei der totalen Differentiation der Gleichung (10) bleibt Gfdw unberücksichtigt, weil sich eine Wertänderung des Devisenbestandes der Zentralbank auf das Vennögen der Privatwirtschaft nicht auswirkt. Aus (2), (3), (7b), (9) und (11): (13) Die Gleichungen (12) und (13) stellen die Wertänderung des gesamten Vermögens der Privatwirtschaft als Summe aus der Wertänderung des Porderungssaldos (gegenüber dem Staat und dem Ausland) und der Wertänderung des Wertpapierbestandes dar. Aus (1), (3), (7a), (8) und (10): (14)

Aus (2), (3), (7b) und (11): (15) Die Gleichungen (14) und (15) ennitteln die Veränderung des Wertpapierbestandes der Privatwirtschaft als durch den durchschnittlichen Wertpapierpreis dividierte Differenz aus der Veränderung des gesamten 'Porderungssaldos (Hr+(Xr-Mr ) bzw. HA (Xr-M r ») und der Veränderung des Porderungsw

saldos mit konstantem Kapitalwert (dFVf +dGtw bzw. dFV!/ + dG~ ). w

Aus (8): (16) Aus (9): (17)

dFr = Hr-dFVf pr

25

1. Das Modell

Aus (4): (18)

Aus (5): (19)

Aus (6a): (20)

dF I

-

FI d FJ+FJ F dF~+F~ - dF1+" - dF". FI FI F" FA

Bei unvollkommenem Kapitalverkehr hängt die Zusammensetzung des inund ausländischen Wertpapierbestandes von den Wertpapierpreisen, dem Kassakurs und dem Terminkurs ab. Der Anteil der inländischen Wertpapiere steigt bei einer Verringerung des inländischen Wertpapierpreises und Terminkurses sowie bei einer Erhöhung des ausländischen Wertpapierpreises und Kassakurses. (21a)

FI FI _ I =_1 (pi FI FI '

p" , W , w T )

a FJ a FJ a FJ a FJ I F1 dpl + __ F1 dpA + __ F1 dw+-FI dwT I = __ dFFI a/ apA aw aw T

(21b)

F F 2.=2.(/ pA w FA FA ' " I

I

wT )

a F~ a F~ a F~ a F~ F I _F_ F d2.= A dpl + _F_ A dpA + _F_ A dw+-A-dwT . FA a/ apA aw aw T

Gleichgewichtsbedingung des Marktes für inländische Wertpapiere bei unvollkommenem Kapitalverkehr (Gleichungen (20) und (21»: FI FI I

(22)

dF =dpla+dp"b+dwc+dwTj+_1 dFI +2.dF" FI FA

a und f sind kleiner, bund c sind größer als null. Da der Ausgleich des Marktes für inländische Wertpapiere mit dem Ausgleich des Marktes für ausländische Wertpapiere verbunden ist, kann auf die Darstellung der Gleichgewichtsbedingung des Marktes für ausländische Wertpapiere verzichtet werden.

26

I. Kap.: Die Grundthesen und das Modell

Bei vollkommenem Kapitalverkehr fehlt ein Kriterium für die Aufteilung der Wertpapierbestände auf inländische und ausländische Wertpapiere. Es ergibt sich ein Arbitragegleichgewicht, das durch die folgende Gleichung ausgedrückt wird: EI

E'"

wT-w

pi

p'"

W

-=-+--

(23) EI

Ertrag des inländischen Wertpapieres

EA

Ertrag des ausländischen Wertpapieres.

Aus (23) folgt: (23a)

Für das Kreditmarktgleichgewicht gelten die folgenden Gleichungen: Inland (24)

Ausland

G~ dG~ NG aNG", daNG", dY G'"'" + dG'"'" +-+--'" -~ P", ---:\- '"

(25)

W

W

vp",

..:..(X .....I_-_M .....lc..:...)

-

w

uY",

H - S

+ '"

",.

SI

inländische Ersparnis

S",

ausländische Ersparnis

YI

inländisches nominales Sozialprodukt (Volkseinkommen)

Y",

ausländisches nominales Sozialprodukt (Volkseinkommen)

N

Nachfrage. Es wird angenommen, daß immer ein Kreditrnarktgleichgewicht besteht.

Keynessche Konsumfunktion (26)

1. Das Modell

27

(27)

Definitionsgleichungen SI = YIO +dYI-TI-CI .

(28)

(29)

SA

= YAO +dYA-TA -CA· H I = RI - TI .

(30)

HA = RA -TA·

(31)

RI

Ausgaben des inländischen Staates für Güter und Dienste

RA

Ausgaben des ausländischen Staates für Güter und Dienste

TI

inländische Steuereinnahmen

TA

ausländische Steuereinnahmen.

Gütennarktgleichgewicht (32) (33)

Die Ersparnis als Funktion des Vennögenspreises (zinsabhängiges Sparen):

aSI

(34)

SI = SIO + ()PI dpl .

(35)

SA

aSA

= SAo +-dPA· apA

Die Gleichungen (34) und (35) berücksichtigen die neoklassische Sparfunktion. Alle Bestandsgrößen sind auf den Beginn der Analyseperiode bezogen. Für alle Stromgrößen gilt: P= Po +dp P =S, C, Y, H ,R, T, (XI - MI).

P ohne Index ist auf die Analyseperiode und mit Index 0 auf die Vorperiode bezogen. Es wird angenommen, daß der inländische und ausländische Gütennarkt in der Vorperiode ausgeglichen waren (YIO = RIO +(XI - MI)o + CIO und YAOw =

28

I. Kap.: Die Grundthesen und das Modell

RAow-(XI-MI)o +CAow) . Dann gelten im Gütennarktgleichgewicht der Analyseperiode die folgenden Gleichungen: dYI

= dRI +d(XI -

MI )+dCI

= RI +(XI -

MI )+CI - YJO'

dYAW=dRAw-d(XI-MI)+dCAW = RAw-(XI-MI)+CAW- YAOw

In der geschlossenen Volkswirtschaft gilt für das Inland die folgende Gleichung: dY=dR+dC=R+C-Yo .

In der Literatur wird die Analyse häufig durch die Annahme vereinfacht, daß das Inland sehr klein ist und deshalb die Entwicklung im Ausland nicht beeinflussen kann. Man nähert sich dem Modell des kleinen Inlandes und großen Auslandes, wenn man im Zwei-Länder-Modell die ausländischen Variablen erhöht und die inländischen Variablen verringert. Wenn die Unterschiede zwischen den inländischen und ausländischen Variablen sehr groß sind, können die Wirkungen einer Veränderung der inländischen Daten auf den Preis des ausländischen Wertpapieres und das ausländische Volkseinkommen vernachlässigt werden, weil sie unbedeutend sind. Das Modell einer geschlossenen Volkswirtschaft ergibt sich als Spezialfall aus dem Zwei-Länder-Modell, wenn man nur die inländischen Gleichungen berücksichtigt und die ausländischen Variablen gleich null setzt. Da es nur noch ein Wertpapier gibt, ist F I = F I = F, dFI = dF I = dF, PI = pI = P und dpl = dpl = dp . Die Gleichungen (14) und (16) stimmen dann überein. Es gelten die folgenden Gleichungen, wenn man auf das Symbol des Inlandes verzichtet: (12)*

dV=H+Fdp.

(14)*

dF=![H-dFV H ].

(24)*

oNG oNG G + dG - NG - iiPdp - ardY =H - S .

(26)*

oC C=Co + oy dY .

(28)*

S= Yo +dY-T-C.

(30)*

H=R-T.

(32)*

S=H.

(34)*

oS S=So+-dp. op

p

29

1. Das Modell

Tabelle 1 Übersicht über die Modellvarianten in einer geschlossenen Volkswirtschaft Gleichungen

Exogene Variablen

Endogene Variablen

Gemeinsame Modellelemente KM (12)* ,(14)* ,(24)*,

GM

KM

R ,T,dFVH,G,

dp,dF,H,S

(26)* ,(28)* ,(30)*

dG,NG,

GM

GM

F,p,Yo ,Co'

wie KM + dY

wie KM + (32)*

oNG

ap'

oNG oY

KM wie GM + dY Spezielle Modellelemente Priorität des Vermögensziels

dV

e

oe , oY

Priorität des Konsumziels

e

dV

oe , oY

Zinsabhängiges Sparen (34)*

oS

So' Op

oe dV,e,oY

Einkommensabhängiger Konsum oe oY

dV,

e

x

dPI

x

x

x

dPA

dpI

x

(22)

(23a)

x

b) Vollkommener Kapitalverkehr

x

(21)

a) Unvollkommener Kapitalverkehr

Wertpapiermarkt

(13)

(12)

Vermögensmarkt

(33)

(32)

Gütermarkt

(25)

(24)

Kreditmarkt

Gleichung

dFI dFA HI

x

(x)

(x)

dGtl)

dw2)

x

(x)

(x)

x

x

x

x

HA

x

x

x

x

Gleichgewichtszustände

dFA

(x) x

dFI

x

dpA

x

x

SI

Übersicht über die Gleichungen und endogenen Variablen im Zwei-Länder-Modell

Tabelle 2

x

x

SA

C I3)

C A3)

w

~

e:

§

co.

r

~ :s e-

.,."

"

~

~

o

(35)

(34)

(31 )

(30)

(29)

(28)

(27)

(26)

(20)

(19)

(18)

(17)

(16)

(15)

(14)

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x

x x

x

x

x

x

x

Definitionsgleichungen

x

x

x

Durchschnittliche Vermögenspreise

x

Wertpapierbestände (x)

(x)

(x) (x)

x

x

x

x

(x)

(x)

(x)

(x)

IM

~

~

~

:-

aCA 4) aYA

ac 4)

aYI

_I

Opl

as 5)

_I

Wertpapiermarkt a) Unvollkommener Kapitalverkehr (21) (22) b) Vollkommener Kapitalverkehr (23a)

(13)

Kreditmarkt (24) (25) Gütermarkt (32) (33) Vermögensmarkt (12)

Gleichung

Fortsetzung von Tabelle 2 dV16 ) dVA6)

(x)

x

(x)

x

Gleichgewichtszustände

OpA

as 5)

_I.

dyl 7) dYA7)

(x)

dw T8 )

(x)

FI

(x)

FA

F 19 ) F 19 ) I d-l!.. d-

:> 0 ist. Dann erhöht sich dFI . Wenn H I

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

64

20) Sinkt, wenn beim festen Wechselkurs dG: steigt 21) Eine Erhöhung von T, hat die gleiche Wirkung auf dG: wie eine Erhöhung von dFV: 22) WennH... =dFV: ist.

F'"

F'

-aw-' +b-1....

F, F, 23) Sinkt bei einer Erhöhung von R... , wenn ----:;~,.----'­ (mG...

()P ...

F'

r~

F

-"'->0

P...

ist. Dann erhöht sich dF,. Wenn H ... = dFV: ist, entfallt der letzte Quotient 24) Steigt, wenn beim festen Wechselkurs dG: sinkt 25) Eine Erhöhung von T... hat die gleichen Wirkungen auf dG: wie eine Erhöhung von dFV:

F'

F'

26) Entweder ist d -1.... oder d ~ eine endogene Variable. F, F ...

Unvollkommener Kapitalverkehr (1) Entwicklung des inländischen Vermögenspreises ( dpl) Der Vermögenspreis wird durch das Gleichgewicht auf dem Kreditmarkt bestimmt. Ein Ungleichgewicht auf diesem Markt wird beim flexiblen Wechselkurs nur durch den Vermögenspreis, beim festen Wechselkurs auch durch den Zahlungsbilanzsaldo beseitigt. Der Zahlungsbilanzsaldo entspricht der ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge und hat die gleichen Preiseffekte wie die Veränderung der inländischen Komponente. Deshalb haben die ein Ungleichgewicht auf dem Kreditmarkt verursachenden Datenänderungen beim festen Wechselkurs schwächere Wirkungen auf den Vermögenspreis als beim flexiblen Wechselkurs. Der Exportüberschuß beeinflußt nur beim flexiblen Wechselkurs die Entwicklung des inländischen Vermögenspreises. Beim festen Wechselkurs hat die Erhöhung des Exportüberschusses einen Devisenzufluß in gleicher Höhe zur Folge, so daß sich ein Überangebot auf dem Geldmarkt einstellt, das der Übernachfrage auf dem Gütermarkt entspricht. Der Kassakurs, der Terminkurs, die Steuern, das durch Staatsverschuldung entstandene Zentralbankgeld dFV: und die ausländischen Variablen (CA' dFv:f , dYA , RA' TA' da:) wirken sich nur durch eine Veränderung des Zahlungsbilanzsaldos auf den inländischen Vermögenspreis aus. (2) Entwicklung des inländischen Devisenbestandes bzw. Wechselkurses (dG: bzw. dw) Die Datenänderungen bewirken eine entgegengesetzte Veränderung des Zahlungsbilanzsaldos (beim festen Wechselkurs) und des Wechselkurses (beim fle-

2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütennarktgleichgewicht

65

xiblen Wechselkurs). Deshalb genügt die Erläuterung der Wirkungen auf den Zahlungsbilanzsaldo (= Veränderung des Devisenbestandes der Zentralbank). Es gilt die folgende Gleichung:

Erhöhung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge ( dGf)

Es ergibt sich ein Überangebot auf dem inländischen Geldmarkt, das mit einer Übernachfrage auf dem inländischen Wertpapiermarkt verbunden ist. Die in- und ausländischen Wertpapier- und Vermögenspreise steigen und erhöhen die Geldnachfrage im In- und Ausland. Dadurch verringert sich im Inland das Überangebot auf dem Geldmarkt, während im Ausland eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt entsteht, die zu einem Überangebot auf dem ausländischen Wertpapiermarkt führt. Da auf dem inländischen Wertpapiermarkt die Nachfrage das Angebot übersteigt, ergibt sich ein Ausgleich der Wertpapiermärkte durch inländische Wertpapierimporte, die die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge verringern. Es entsteht ein Gleichgewicht auf dem inländischen Geldmarkt durch Erhöhung der Geldnachfrage und Verringerung des Geldangebotes, auf dem ausländischen Geldmarkt durch die Erhöhung des Geldangebotes. Je schwächer die inländische Geldnachfrage auf Veränderungen des inländischen Vermögenspreises und je stärker die ausländische Geldnachfrage auf Veränderungen des ausländischen Vermögenspreises reagiert, um so größer ist der Zahlungsbilanzeffekt und die damit verbundene Verringerung der ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge. Durch die Erhöhung des inländischen und Verringerung des ausländischen Wertpapierbestandes steigt die Nachfrage nach inländischen und sinkt die Nachfrage nach ausländischen Wertpapieren, wenn der Wertpapieranteil der inländischen Papiere im Inland größer ist als im Ausland. Das damit verbundene Ungleichgewicht auf den Märkten für inländische und ausländische Wertpapiere wird durch die Veränderung der Wertpapierpreise beseitigt, wenn zwischen den in- und ausländischen Wertpapieren Substitutionsbeziehungen bestehen, die die Zusammensetzung der inländischen und ausländischen Wertpapierbestände verändern. Wenn das nicht der Fall ist, hat die inländische Komponente der inländischen Geldmenge keine Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz, weil das Gleichgewicht auf den Wertpapiermärkten konstante Wertpapierbestände des In- und Auslandes erfordert (vgl. die Gleichung (22)). Der Geldmarkt wird dann bei konstanter ausländischer Komponente der inländischen Geldmenge (wie beim flexi5 wulfr

66

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

bIen Wechselkurs) nur durch die Veränderung des inländischen Vermögenspreises ausgeglichen.

Erhöhung der inländischen privaten Konsumausgaben ( CI) Die Zahlungsbilanzeffekte sind dieselben wie bei einer Verringerung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge. Bei einem Anstieg der Konsumausgaben ergibt sich eine Übernachfrage auf dem Gütermarkt, die im Kreditmarktgleichgewicht mit einem gleich großen Überangebot auf dem Geldmarkt verbunden ist. Das Überangebot auf dem Geldmarkt entsteht durch Erhöhung der ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge und Verringerung des Vermögenspreises. Eine Verminderung der inländischen Komponente der Geldmenge hat eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt zur Folge, die ebenfalls durch Erhöhung der ausländischen Komponente und Senkung des Vermögenspreises beseitigt wird.

Erhöhung des inländischen nominalen Sozialproduktes ( dYI ) Es ergibt sich ein Überangebot auf dem Gütermarkt wie bei einer gleich großen Verringerung der Konsumausgaben. Im Unterschied zur Verringerung der Konsumausgaben verursacht die steigende Geldnachfrage bei einer Erhöhung des Sozialproduktes eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt. Die zur Herstellung des Kreditmarktgleichgewichtes erforderliche Übernachfrage auf dem Wertpapiermarkt und die daraus resultierenden Wirkungen auf den inländischen Devisenbestand sind entsprechend kleiner als bei einer Verringerung der Konsumausgaben. Es gilt die folgende Gleichung:

Erhöhung der Zentralbankgeldmenge durch Staatsverschuldung ( dFVf ) Eine Erhöhung der Finanzierung des Haushaltsdefizites mit Zentralbankgeld ist gleichbedeutend mit einer Verringerung des Angebotes an inländischen Wertpapieren und einer gleich großen Verringerung des inländischen Wertpapierbestandes. Da bei einer Verminderung des inländischen Wertpapierbestandes auch die Nachfrage nach ausländischen Wertpapieren abnimmt, ist bei unveränderten Wertpapierpreisen der Angebotsrückgang auf dem Markt für inländische Wertpapiere größer als der Nachfragerückgang. Es er~ibt sich eine Übernachfrage auf dem Markt für inländische Wertpapiere und ein Uberangebot auf dem Markt für ausländische Wertpapiere. Der Ausgleich der Wertpapiermärkte erfolgt bei zunächst konstanter Geldnachfrage durch die Erhöhung des inländischen und Verringerung des ausländischen Wertpapierpreises. Die den Wertpapierpreisen entsprechende Entwicklung der Vermögenspreise hat eine Übernachfrage auf dem inländischen Geldmarkt bei .~leichzeitigem Überangebot auf dem inländischen Wertpapiermarkt sowie ein Uberangebot auf dem ausländischen Geldmarkt bei

2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht

67

gleichzeitiger Übernachfrage auf dem ausländischen Wertpapiermarkt zur Folge. Der Ausgleich der Wertpapiermärkte erfolgt durch Wertpapierexporte des Inlandes. Der damit verbundene Devisenzufluß in das Inland erhöht die inländische und verringert die ausländische Geldmenge, so daß sich ein neues Gleichgewicht auf dem in- und ausländischen Geldmarkt einstellt. Der Devisenzufluß in das Inland ist um so größer, je größer der Anteil der ausländischen Wertpapiere am inländischen Wertpapierbestand ist, weil mit steigendem Anteil die Übernachfrage auf dem Markt für inländische Wertpapiere zunimmt, wenn das Wertpapierangebot sinkt. Bei starker Reaktion der (inländischen und ausländischen) Geldnachfrage auf Veränderungen des (inländischen und ausländischen) Vermögenspreises ist der Devisenzufluß größer als bei schwacher Reaktion, weil sich größere Ungleichgewichte auf den Geld- und Wertpapiermärkten ergeben. Je stärker die Substitutionsbeziehung zwischen den beiden Wertpapieren ist (je größer lai und b sind), um so kleiner ist die Veränderung der Wertpapierund Vermögenspreise und die zum Ausgleich der Wertpapier- und Geldmärkte erforderliche Umschichtung der Wertpapierbestände zwischen dem In- und Ausland.

Erhöhung der inländischen Staatsausgaben für Güter und Dienste ( NI) Die Wirkungen hängen von der Finanzierung des Haushaltsdefizites ab. Es werden zwei Fälle unterschieden: (1) Die Finanzierung erfolgt ausschließlich mit Zentralbankgeld (dFVf = H[). (2) Die Finanzierung erfolgt teilweise oder ganz durch die Emission von Wertpapieren, die an private Wirtschaftssubjekte verkauft werden dFVf < H[ . Fall (1): Es ergeben sich die gleichen Wirkungen wie bei einer Erhöhung des inländischen privaten Konsums. Fall (2): Im Unterschied zum Fall (I) steigt das Angebot auf dem Markt für inländische Wertpapiere und erhöht den Wertpapierbestand. Es steigt die Nachfrage nach inländischen und ausländischen Wertpapieren. Da sich die Nachfrage nach inländischen Wertpapieren schwächer erhöht als das Angebot, weil (annahmegemäß) der Anteil der inländischen Wertpapiere am inländischen Wertpapierbestand größer ist als am ausländischen Bestand (vgl. die Gleichungen (14) und (22», ergibt sich ein Überangebot auf dem Markt für inländische und eine Übernachfrage auf dem Markt für ausländische Wertpapiere. Der Preis des inländischen Wertpapieres sinkt, und der Preis des ausländischen Wertpapieres steigt. Entsprechend entwickeln sich der inländische und ausländische Vermögenspreis. Die Veränderungen der Vermögenspreise haben ein Überangebot auf dem inländischen Geldmarkt, eine Übernachfrage auf dem inländischen Wertpapiermarkt, eine Übernachfrage auf dem ausländischen Geldmarkt und ein Überangebot auf dem ausländischen Wertpapiermarkt zur Folge. Die Wertpapiermärkte werden durch Wertpapierimporte des Inlandes ausgeglichen, die den Zahlungsbilanzsaldo und die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge verringern. Durch die Reduzierung des inländischen und Erhöhung des ausländi5*

68

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

schen Geldangebotes wird im In- und Ausland der Geldmarkt ausgeglichen. Je größer der Teil des mit Wertpapierverkäufen finanzierten Haushaltsdefizites und je größer der Anteil der ausländischen Wertpapiere am inländischen Wertpapierbestand ist, um so größer ist das Überangebot auf dem Markt für inländische Wertpapiere, um so geringer ist der Devisenzufluß bei einem durch die Erhöhung der Staatsausgaben für Güter und Dienste steigenden Haushaltsdefizit. Es kann sich bei schwachen Substitutionsbeziehungen zwischen den inländischen und ausländischen Weertpapieren sogar ein Devisenabfluß ergeben, weil die Wertpapierimporte durch das steigende Angebot inländischer Wertpapiere die Wertpapierexporte durch die Erhöhung der Staatsausgaben für Güter und Dienste übersteigen. Erhöhung der inländischen Steuereinnahmen (TI)

Bei konstanten Staatsausgaben für Güter und Dienste verringert sich das Haushaltsdefizit. Wenn die Konsumausgaben ebenfalls konstant sind, wird das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt nicht gestört. Es verringert sich das Wertpapierangebot wie bei einer Erhöhung der Zentralbankgeldfinanzierung des Haushaltsdefizites. Deshalb ergeben sich auch die gleichen Wirkungen auf den Vermögenspreis und den Saldo der Zahlungsbilanz (vgl. die Gleichungen (16) und (30)). Erhöhung des inländischen Exportüberschusses (XI - MI)

Es stellt sich eine Übernachfrage auf dem inländischen und ein Überangebot auf dem ausländischen Gütermarkt ein. Der mit dem Exportüberschuß des Inlandes verbundene Devisenzufluß in das Inland führt im Inland zu einem Überangebot auf dem Geldmarkt in Höhe der Übernachfrage auf dem Gütermarkt, so daß sich keine Störung des Kreditmarktgleichgewichtes ergibt. Im Ausland ergibt sich durch die Verringerung des Geldangebotes eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt in Höhe des Überangebotes auf dem Gütermarkt. Alle Wertpapierpreise bleiben unverändert, weil das Gleichgewicht auf den Wertpapiermärkten erhalten bleibt. Erhöhung des Kassakurses (dw)

Die Substitutionsbeziehung zwischen den Wertpapieren hat eine Erhöhung der Nachfrage nach inländischen Wertpapieren und eine Verringerung der Nachfrage nach ausländischen Wertpapieren zur Folge. Bei zunächst konstanten Wertpapierbeständen des In- und Auslandes ergibt sich ein neues Gleichgewicht auf den Wertpapiermärkten durch Erhöhung des inländischen und Verringerung des ausländischen Wertpapierpreises. Die den Wertpapierpreisen entsp'rechende Entwicklung des in- und ausländischen Vermögenspreises hat eine Ubernachfrage auf dem inländischen Geldmarkt und ein Überangebot auf dem ausländischen Geldmarkt zur Folge. Je stärker die Geldnachfrage auf Veränderungen des Vermögenspreises reagiert, um so größer wird das Geldmarktungleichgewicht. Die Inländer bieten den Ausländern Wertpapiere an, und die Ausländer fragen

2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht

69

Wertpapiere nach. So kommt es zu Wertpapierexporten des Inlandes. Durch den Devisenzufluß in das Inland steigt das inländische Geldangebot, während im Ausland das Geldangebot sinkt. Die Wertpapier- und Kreditmärkte gleichen sich aus.

Erhöhung des Terminkurses ( dw T ) Die Wirkungen einer Erhöhung des Terminkurses sind mit den Wirkungen einer Verringerung des Kassakurses vergleichbar. Es stellt sich ein Überangebot auf dem Markt für inländische Wertpapiere und eine Übernachfrage auf dem Markt für ausländische Wertpapiere ein. Der Ausgleich der Wertpapiermärkte bei zunächst unveränderten Wertpapierbeständen des In- und Auslandes bewirkt ein Überangebot auf dem inländischen und eine Übernachfrage auf dem ausländischen Geldmarkt, weil der inländische Vermögenspreis sinkt und der ausländische Vermögenspreis steigt. Auf den Wertpapiermärkten ergeben sich dadurch entgegengesetzte Ungleichgewichte. Der Ausgleich der Märkte erfolgt durch Wertpapierimporte des Inlandes, die den Zahlungsbilanzsaldo und das inländische Geldangebot verringern. Im Unterschied zur Veränderung des Kassakurses ergeben sich keine unmittelbaren Wirkungen auf den inländischen und ausländischen Vermögenspreis (vgl. die Gleichungen (18) und (19)). Wenn sich die Erhöhung des Terminkurses auf die Wertpapieranteile ebenso auswirkt wie die Verringerung des Kassakurse (c = lil) , sind die Veränderungen des in- und ausländischen Vermögenspreises sowie des Zahlungsbilanzsaldos schwächer als bei einer Veränderung des Kassakurses.

Veränderung der ausländischen Variablen (CA' dFv!f ,dYA , TA' dGt) Die Ausführungen zu den entsprechenden inländischen Variablen gelten analog. Es ergeben sich die entgegengesetzten Wirkungen auf den inländischen Devisenbestand.

Vollkommener Kapitalverkehr Beim vollkommenen Kapitalverkehr haben die Wertpapiermärkte keinen Einfluß auf die Wertpapierpreise und den Saldo der Zahlungsbilanz. Deshalb sind dFVJl ,dFV!f ' TI und TA für die Entwicklung der Wertpapierpreise und der Zahlungsbilanz bedeutungslos. Veränderungen des Wertpapierangebotes in einem Land führen zu einer gleich großen Veränderung des Wertpapierbestandes in diesem Land. Es ergeben sich keine Auswirkungen auf den Wertpapierbestand des anderen Landes und auf die Zahlungsbilanz. Wenn die Ausländer (Inländer) über die Aufteilung ihres Wertpapierbestandes auf inländische und ausländische Wertpapiere entschieden haben, ist auch die Zusammensetzung des Wertpapierbestandes der Inländer (Ausländer) bestimmt. Beim flexiblen Wechselkurs haben die auf den Kreditmarkt einwirkenden Daten die gleichen Wirkungen auf den Vermögenspreis wie beim unvollkommenen Kapital verkehr. Beim festen

70

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

Wechselkurs haben die inländischen Daten ( CI , RI ,dGJ) die gleichen Wirkungen auf den Vennögenspreis wie die ausländischen Daten C.4. w , R.4. W , dG:w. Es stimmen auch die absoluten Zahlungsbilanzeffekte dieser Daten überein, wenn i)NGI = i)NG.4.' .. derung der Staatsausgaben f"ur G"uter un d D'lenste ~ dp.4. 1St. E'me Veran (RI bzw. R.4. w) wirkt sich auf den Vennögenspreis und die Zahlungsbilanz ebenso aus wie eine Veränderung der privaten Konsumausgaben (CI bzw. C.4. w), weil die Finanzierung des Haushaltsdefizites keine Rolle spielt. Die von einer Veränderung des in- und ausländischen Volkseinkommens verursachten Vermögenspreis- und Zahlungsbilanzeffekte stimmen überein, wenn i)NGI = i)NG.4. ist. Der Außenbeitrag hat beim vollkommenen Kapitalverkehr i)YI i)Y.4.

die gleichen Wirkungen auf den Vennögenspreis und den Zahlungsbilanzsaldo wie beim unvollkommenen Kapitalverkehr. Veränderungen des Kassakurses (beim festen Wechselkurs) und des Tenninkurses führen zu einem Arbitrageungleichgewicht. Ein neues Gleichgewicht wird durch die Anpassung der Wertpapierpreise hergestellt. Beim flexiblen Wechselkurs reagiert auch der Kassakurs auf Veränderungen des Tenninkurses; der Tenninkurs hat aber keine Auswirkungen auf die Vennögenspreise. Beim festen Wechselkurs verändern sich die Vennögenspreise und verursachen ein Ungleichgewicht auf den Kreditmärkten, das (wie beim unvollkommenen Kapitalverkehr) durch die Anpassung des Zahlungsbilanzsaldos beseitigt wird.

Die Datenänderungen haben auch beim vollkommenen Kapitalverkehr entgegengesetzte Wirkungen auf den Zahlungsbilanzsaldo (beim festen Wechselkurs) und den Wechselkurs (beim flexiblen Wechselkurs). Es gilt die folgende Gleichung:

Die Wirkungen von Datenänderungen auf den Vennögenspreis und die Zahlungsbilanz können beim vollkommenen Kapitalverkehr mit dem dPI-dGfwDiagramm erläutert werden, wenn die folgenden Annahmen gemacht werden: pi = p.4.w , w T =wund dw T =dw. Dann ist dpl =dp.4. w und EI =E.4. w . In diesem Diagramm werden die Kurven des in- und ausländischen Kreditmarktgleichgewichtes dargestellt. Die Kurve des inländischen Kreditmarktgleichgewichtes (KM Inland-Kurve) wird mit den Gleichungen (24), (28), (30) und die

2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütennarktgleichgewicht

71

Kurve des ausländischen Kreditmarktgleichgewichtes (KM Ausland-Kurve) mit den Gleichungen (25), (29), (31) ermittelt.

KM Inland-Kurve

KM Ausland-Kurve

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

72

KM Inland B

e L

o

A Abb. I

Im Kreditmarktgleichgewicht des In- und Auslandes ist dPI =

oe

und

dGtw =OA. Bei einer Rechtsverschiebung der KM Inland-Kurve sinkt dpl und

steigt dGtw. Das ist bei einer Verringerung von dGJ und dYI oder einer Erhöhung von (XI - MI)' RI und CI der Fall. Bei einer Rechtsverschiebung der KM Ausland-Kurve steigen dpl und dGtw. Die Ursache kann eine Verringerung von CA und RA oder eine Erhöhung von dG~, (XI - MI) und dYA sein. Veränderungen von (X, - M,) verschieben beide Kurven so, daß sich immer ein Schnittpunkt bei dpl = oe ergibt. Je stärker die Geldnachfrage auf Veränderungen des Vermögenspreises reagiert, um so kleiner ist der Steigungswinkel der KM-Kurven, um so schwächer sind die Wirkungen von Datenänderungen auf den Vermögenspreis. Wenn

d~~A

=

00

ist, verläuft die KM Ausland-Kurve

parallel zur Abszisse. Dann wirken sich Verschiebungen der KM Inland-Kurve nur auf dGtw aus. Wenn dNGI = 00 ist, stellt die KM Inland-Kurve eine iJp, Parallele zur Abszisse dar. Hier haben Verschiebungen der KM Ausland-Kurve nur Wirkungen auf dGtw.

3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht

73

3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht Die nicht unmittelbar die Gütermarktsituation beeinflussenden Variablen (dGJ ,dG: ,dFVf ,dFV:: ,dw T ,Tl' TA' beim flexiblen Wechselkurs dG: und beim festen Wechselkurs dw) haben im Kreditmarktgleichgewicht bei unaus-

geglichenem und ausgeglichenem Gütermarkt die gleichen Wirkungen auf den Vermögenspreis und die Zahlungsbilanz bzw. den Wechselkurs. Bei den anderen Variablen ergeben sich Auswirkungen auf den Geld- und Wertpapiermarkt durch die Veränderung des Volkseinkommens. Beim flexiblen Wechselkurs wird das Gleichgewicht auf diesen Märkten ausschließlich durch die Anpassung des Vermögenspreises, beim festen Wechselkurs auch durch den Zahlungsbilanzsaldo hergestellt. Insofern ergibt sich bei einem Kreditmarktgleichgewicht mit ausgeglichenem Gütermarkt kein Unterschied gegenüber einem Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht. Die Wirkungen auf den Vermögenspreis und die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge sind aber bei ausgeglichenem Gütermarkt schwächer. Bei unausgeglichenem Gütermarkt und konstantem Zuwachs des Volkseinkommens hat eine Erhöhung der Güternachfrage ein Überangebot auf dem Geldmarkt in gleicher Höhe zur Folge. Bei ausgeglichenem Gütermarkt ergibt sich ein Ungleichgewicht auf dem Geld- und Wertpapiermarkt durch den mit der Erhöhung des Volkseinkommens verbundenen Anstieg der Geldnachfrage. Da sich die Geldnachfrage schwächer erhöht als das Volkseinkommen, genügt zur Wiederherstellung des Gleichgewichtes auf dem Geld- und Wertpapiermarkt eine geringere Veränderung des Vermögenspreises und des Zahlungsbilanzsaldos bzw. Wechselkurses. Wäre aNGI = 1 und arl

aNGA = 1, wären die Wirkungen bei unausgeglichenem und ausgeglichenem arA

Gütermarkt die gleichen. Wenn der Kapitalverkehr vollkommen ist und bei unvollkommenem Kapitalverkehr das Haushaltsdefizit nur mit Zentralbankgeld finanziert wird (HI = dFVf , HA = dFV::), hat eine Veränderung von RI bzw. RA die gleichen Wirkungen auf den Vermögenspreis und die Zahlungsbilanz (bzw. den Wechselkurs) wie eine Veränderung von Cl bzw. CA. Dann erhält man die sich bei ausgeglichenem Gütermarkt ergebenden Effekte einer Variation von Cl' CA , RI , RA auf dpl und dG: bzw. dw, indem man die sich bei unausge-

glichenem Gütermarkt ergebenden Veränderungen mit aNGI (bei Veränderunarl

gen von Cl und RI ) bzw. aNGA (bei Veränderungen von CA und RA) multiarA

pliziert. Das Ungleichgewicht auf den Wertpapiermärkten, das sich bei unvollkommenem Kapitalverkehr und einer Finanzierung des Haushaltsdefizites mit dem Verkauf von Wertpapieren an die Privatwirtschaft einstellt, hat im Kreditmarktgleichgewicht bei ausgeglichenem Gütermarkt die gleichen Wirkungen wie bei unausgeglichenem Gütermarkt.

74

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

Veränderungen des Außenbeitrags und der inländischen Konsumausgaben haben beim flexiblen Wechselkurs die gleichen Vermögenspreiseffekte. Beim festen Wechselkurs ergeben sich bei einer Variation des Außenbeitrags Gütermarkt- und Zahlungsbilanzeffekte, die den bei einer gleich großen, aber entgegengesetzten Veränderung der inländischen und ausländischen Konsumausgaben zu erwartenden Wirkungen entsprechen. Bei einer Erhöhung der inländischen und Verringerung der ausländischen Konsumausgaben sind die folgenden Marktungleichgewichte und Zahlungsbilanzeffekte zu erwarten: Übernachfrage auf dem inländischen Gütermarkt, Überangebot auf dem inländischen Wertpapiermarkt, Überangebot auf dem ausländischen Gütermarkt, Übernachfrage auf dem ausländischen Wertpapiermarkt, Wertpapierexporte des Inlandes, inländischer Zahlungsbilanzüberschuß. Hinzu kommt die Erhöhung des inländischen Zahlungsbilanzüberschusses durch den Leistungsbilanzeffekt, wenn der Exportüberschuß steigt. Dadurch ergibt sich bei ausgeglichenem Kreditmarkt ein Überangebot auf dem inländischen und eine Übernachfrage auf dem ausländischen Geldmarkt, verbunden mit der entgegengesetzten Entwicklung des in- und ausländischen Wertpapiermarktes. Der Ausgleich der Märkte erfolgt durch Wertpapierimporte des Inlandes, die den inländischen Zahlungsbilanzüberschuß (und die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge) verringern. Im Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht entsteht beim festen Wechselkurs kein Ungleichgewicht auf den Wertpapiermärkten, weil die Veränderung der Zahlungsbilanz durch den Außenbeitrag ein Ungleichgewicht auf dem inund ausländischen Geldmarkt zur Folge hat, das genau dem entgegengesetzten Ungleichgewicht auf dem Gütermarkt entspricht, so daß der Vermögenspreis konstant bleibt. Im Kreditmarktgleichgewicht mit ausgeglichenem Gütermarkt können keine allgemeinen Aussagen über die Vermögenspreiseffekte des Außenbeitrages gemacht werden, weil der inländische Vermögenspreis durch das Überangebot auf dem inländischen Wertpapiermarkt verringert und durch die Übernachfrage auf dem ausländischen Wertpapiermarkt erhöht wird. Je größer das Ungleichgewicht auf dem ausländischen Wertpapiermarkt und je kleiner das Ungleichgewicht auf dem inländischen Wertpapiermarkt ist, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß der inländische Vermögenspreis steigt. Da das Ungleichgewicht auf dem Wertpapiermarkt dem Ungleichgewicht auf dem Geldmarkt mit anderem Vorzeichen entspricht, ist die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung des inländischen Vermögenspreises um so größer, je größer

a~GA aYA

und

je kleiner aNG/ ist. Beim festen Wechselkurs gelten die folgenden Gleichungen:

aYt

3. Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht

75

Unvollkommener Kapitalverkehr

z

Vollkommener Kapitalverkehr

EI(aNGI F: aNGA + aNGA F: aNGI (}PI F I aYA apA FA aYI

J

U +EAW(aNGI F{ aNGA + aNGA F;" aNGI apl

FI

aYA

(}PA

FA aYI

J

Der inländische Vermögenspreis steigt bei einer Erhöhung der einkommensabhängigen Geldnachfrage im Ausland und bei einer Verringerung dieser Geldnachfrage im Inland. Der Saldo der Zahlungsbilanz steigt, wenn sich im In- und Ausland die einkommensabhängige Geldnachfrage erhöht, weil die inländischen Wertpapierexporte zunehmen.

76

3. Kap.: Priorität des Konsumziels

Für die Beziehung zwischen der Veränderung des Saldos der Zahlungsbilanz (beim festen Wechselkurs) und dem Kassakurs (beim flexiblen Wechselkurs) gelten beim unvollkommenen und vollkommenen Kapitalverkehr dieselben Gleichungen wie im Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht. Die Entwicklung des Volkseinkommens hängt von den Konsumausgaben, den Ausgaben des Staates für Güter und Dienste sowie dem Außenbeitrag ab (vgl. die Gleichungen (28), (30) und (32». Es gilt die folgende Gleichung:

Viertes Kapitel

Zinsabhängiges Sparen und einkommensabhängiger Konsum 1. Zinsabhängiges Sparen a) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht

Die Bestimmungsgleichungen der endogenen Variablen sind bei zinsabhängigem Sparen mit den entsprechenden Bestimmungsgleichungen bei Priorität des Konsumziels vergleichbar, wenn man zusätzlich die Sparfunktionen (Gleichungen (34) und (35» berücksichtigt. Bei zinsabhängigem Sparen sind C r und CA endogen bestimmt. Mit Ausnahme von T r , TA' dYr und dY... erhält man die Gleichungen für dPr ,dGf und dw aus den entsprechenden Gleichungen '" d es K onsumZle . Is, wenn man -aaNGr d urc h ( aNGr bel. p' nontat - - -aSr ) un d 'Pr iJpr iJpr aNG (aNG as) as as. . ap AA durch iJp AA - iJp: ersetzt. Da iJp: < 0 und iJp: < 0 1st, haben die

Datenänderungen bei zinsabhängigem Sparen und bei Priorität des Konsumziels gleichgerichtete Wirkungen auf dPr und dGf bzw. dw. Die zinsabhängige Ersparnis wirkt sich bei der Herstellung des Kreditmarktgleichgewichtes wie eine Erhöhung der zinsabhängigen Geldnachfrage aus, weil ein steigender (sinkender) Vermögenspreis die Geldnachfrage und die Güternachfrage erhöht (verringert). Wenn sich zum Beispiel durch den Anstieg der inländischen Komponente der Geldmenge ein Überangebot auf dem Geldmarkt und eine Übernachfrage auf dem Wertpapiermarkt ergibt, hat die Erhöhung des Vermögenspreises nicht nur eine steigende Geldnachfrage (beim festen Wechselkurs auch ein sinkendes Geldangebot durch Verringerung der ausländischen Komponente der Geldmenge), sondern auch eine Erhöhung der Güternachfrage durch steigende Konsumausgaben zur Folge. Das Kreditmarktgleichgewicht wird nicht nur durch die Reduzierung des Überangebotes auf dem Geldmarkt, sondern auch durch die zunehmende Nachfrage auf dem Gütermarkt hergestellt. Deshalb steigt in diesem Fall der Vermögenspreis bei zinsabhängiger Ersparnis schwächer als bei Priorität des Konsumziels. Bei einer Erhöhung von Tr muß sich Cr und/oder Sr verringern, weil stets gilt: Sr + Tr + Cr = YIO + dYr . Da bei Priorität des Konsumziels Cr konstant ist,

78

4. Kap.: Zinsabhängiges Sparen und einkommensabhängiger Konsum

muß SI um den Betrag abnehmen, um den sich Tl erhöht. Das Gleichgewicht auf dem Gütermarkt bleibt dann erhalten. Wenn das Haushaltsdefizit mit Zentralbankgeld finanziert wird, ergibt sich auch beim unvollkommenen Kapitalverkehr kein Ungleichgewicht auf dem Wertpapier- und Geldmarkt; dpl und dGt bleiben konstant. Wenn die Ersparnis auf Veränderungen des Zinssatzes reagiert, sind Cl und SI variabel. Die Erhöhung von Tl würde bei konstantem dpl zu einer gleich großen Verringerung von Cl führen. Damit ist aber nicht zu rechnen, weil ein Überangebot auf dem Gütermarkt entsteht, das mit einer Übernachfrage auf dem Wertpapiermarkt verbunden ist. Dadurch steigt dPI' die Geldnachfrage erhöht sich, und beim festen Wechselkurs sinkt die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge; es ergibt sich eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt. Das Überangebot auf dem Gütermarkt nimmt ab, weil sich die Ersparnis durch die Erhöhung von dpl verringert. Schließlich wird ein Kreditmarktgleichgewicht erreicht, wenn die Übernachfrage auf dem Geldmarkt dem Überangebot auf dem Gütermarkt entspricht.

Eine Verringerung von Rl hat die gleichen Wirkungen wie eine Erhöhung von Tl' Eine Erhöhung des Volkseinkommens verursacht bei Priorität des Konsumziels ein Überangebot auf dem Gütermarkt, das mit einer Übernachfrage auf dem Geld- und Wertpapiermarkt verbunden ist, weil die Geldnachfrage schwächer steigt als das Volkseinkommen. Durch die Erhöhung des Vermögenspreises (Verringerung des Zinssatzes) wird der Wertpapiermarkt ausgeglichen. Es ergibt sich ein Kreditmarktgleichgewicht, weil die Geldnachfrage steigt und beim festen Wechselkurs die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge sinkt. Bei zinsabhängigem Sparen und konstantem Vermögenspreis (Zinssatz) bleibt das Gütermarktgleichgewicht erhalten, weil sich die Konsumausgaben erhöhen. Bei konstantem Vermögenspreis (Zinssatz) kann sich aber kein Kreditmarktgleichgewicht einstellen, weil sich durch die Erhöhung des Volkseinkommens eine Übernachfrage auf dem Geldmarkt und ein Überangebot auf dem Wertpapiermarkt ergibt. Das Kreditmarktgleichgewicht wird durch die folgenden Vorgänge herbeigeführt, die eine Verminderung der Übernachfrage auf dem Geldmarkt und ein Überangebot auf dem Gütermarkt zur Folge haben: Verringerung des Vermögenspreises (Erhöhung des Zinssatzes), der Geldnachfrage und der Konsumausgaben sowie Erhöhung der ausländischen Komponente der Geldmenge beim festen Wechselkurs. Die Vermögenspreis- (Zins-) und Zahlungsbilanzeffekte (bzw. Wechselkurseffekte) einer Variation des Volkseinkommens haben demnach bei zinsabhängigem Sparen ein anderes Vorzeichen als bei Priorität des Konsumziels. Veränderungen von TA und dYA haben im Ausland die gleichen Wirkungen wie Veränderungen von Tl und dYI im Inland. Auswirkungen auf dpl ergeben sich nur durch die Veränderung der ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge.

1. Zinsabhängiges Sparen

79

b) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht

Die Bestimmungsgleichungen der endogenen Variablen sind bei zinsabhängigem Sparen mit den entsprechenden Bestimmungsgleichungen bei Priorität des Vermögensziels vergleichbar. Es ergeben sich die folgenden Abweichungen: Bei der Ermittlung des inländischen bzw. ausländischen Vermögenspreises treten an die Stelle der Gleichung des Vermögensgleichgewichtes (Gleichung (12) bzw. (13» die Gleichung des Gütermarktgleichgewichts (Gleichung (32) bzw. (33» und die Gleichung der Sparfunktion (Gleichung (34) bzw. (35». Wenn der Vermögenspreis bekannt ist, kann mit der Gleichung des Vermögensgleichgewichtes der Vermögenszuwachs ermittelt werden. Das Gütermarktgleichgewicht wird durch die Reaktion der Ersparnis auf Veränderungen des Vermögenspreises hergestellt. Es gelten die folgenden Gleichungen: dpl = _ dpl _ dpl RI TI (XI - MI )

dPA RA

=_ dPA =_ TA

dPA W (XI-MI)

aSI apl

aSA apA

Wenn die Datenänderungen bei zinsabhängigem Sparen die gleichen Wirkungen auf den Vermögenspreis haben wie bei Priorität des Vermögensziels, ergeben sich auch dieselben Wirkungen auf das Volkseinkommen und die Zahlungsbilanz (bzw. den Wechselkurs). Das ist der Fall, wenn F I

= - :;

und

FA = - aSA ist. Man erhält aus den Bestimmungsgleichungen für das Volks-

apA

einkommen und den Zahlungsbilanzsaldo bei Priorität des Vermögens ziels die Bestimmungsgleichungen bei zinsabhängigem Sparen, wenn man F, durch

er~etzt

- aSI , FA durch - aSA und die bei zinsabhängigem Sparen endogenen apl apA Variablen dV I sowie dVA nicht berücksichtigt. Die sich nicht auf den Vermö-

genspreis auswirkenden Datenänderungen haben bei Priorität des Vermögensziels und zinsabhängigem Sparen die gleichen Wirkungen auf das Volkseinkommen und den Zahlungsbilanzsaldo (bzw. Wechselkurs).

Die Zahlungsbilanz- und Volkseinkommenseffekte des Außenbeitrags können bei unvollkommenem Kapitalverkehr und festem Wechselkurs mit den folgenden Gleichungen ermittelt werden:

80

4. Kap.: Zinsabhängiges Sparen und einkommensabhängiger Konsum

aNGr aYr

2

aSr aSA aPr apA

--r--

2. Einkommensabhängiger Konsum Im Unterschied zum Modell mit Priorität des Konsumziels gehören Cr und und ~CA durch die KonsumfunkaYr aYA tion bestimmt sind (vgl.die Gleichungen (26) und (27». CA zu den endogenen Variablen, weil

~Cr

a) Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht

Eine Veränderung des Volkseinkommens hat beim flexiblen und festen Wechselkurs eine schwächere Wirkung auf dPr als bei Priorität des Konsumziels. Die Wirkungen auf dGf beim festen Wechselkurs und dw beim flexiblen Wechselkurs sinu ebenfalls schwächer. Das ist deshalb der Fall, weil die mit der Erhöhung (Verringerung) des Volkseinkommens verbundene Erhöhung (Verringerung) der Konsumausgaben das Überangebot (die Übemachfrage) auf dem Gütermarkt reduziert. Zur Realisierung des Kreditmarktgleichgewichtes genügt ein entsprechend schwächeres Ungleichgewicht auf dem Geldmarkt. Man erhält die Ableitungen bei einkommensabhängigem Konsum aus den Ableitungen bei Priorität des Konsumziels, indem man den Ausdruck (1- aNGr ) bei aYr aNG ac aNG . dYr durch (1_~ _ _r) und den Ausdruck (l _ _ _ A) bel dYAw durch aYr aYr aYA (1-

a~GA _ aYA

:CA) ersetzt. Beim konstanten inländischen und ausländischen aYA

Volkseinkommen haben die Datenänderungen die gleichen Wirkungen auf dGt bzw. dw und dPr wie bei Priorität des Konsumziels.

2. Einkommensabhängiger Konsum

81

b) Kreditmarktgleichgewicht mit Gütermarktgleichgewicht

Mit Ausnahme von Rr , RA wund (X r - Mr ) haben die Datenänderungen die gleichen Wirkungen wie bei Priorität des Konsumziels. Diese Variablen wirken sich stärker auf das inländische und ausländische Volkseinkommen aus, weil der Einkommenseffekt durch die gleichgerichtete Veränderung der Konsumausgaben verstärkt wird, während bei Priorität des Konsumziels die Konsumausgaben konstant sind. Die Wirkungen entsprechen der Keynesschen Multiplikatortheorie: drr

dr r

R;= (Xr-Mr ) Durch die stärkere Veränderung des Volkseinkommens ergibt sich auch ein größeres Ungleichgewicht auf dem Geldmarkt als bei Priorität des Konsumziels. Zur Herstellung des Geldmarktgleichgewichtes ist deshalb eine stärkere Veränderung von dPr und dGt bzw. dw erforderlich. Man erhält die Ableitungen bei einkommensabhängigem Konsum aus den entsprechenden Ableitungen bei

-a--

· '.. des Konsumzle . Is, In . dem man aNGr PrIOntät

rr

[I -1C-1multipliziert. A

arA

6 Wulff

-;)(;1 und- - mIt '[1 r arA

mit

l __

arr

aNGA



Fünftes Kapitel

Vergleich der Wirkungen von Datenänderungen bei Priorität des Vermögensziels und Priorität des Konsumziels 1. Vergleich der Bestimmungsgleichungen Der Vergleich der Bestimmungsgleichungen kann auf die Modelle mit Priorität des Vennögens- und Konsumziels beschränkt werden, weil die Gleichungen dieser Modelle den Gleichungen der Modelle mit zinsabhängigem Sparen und einkommensabhängigem Konsum mit den im 4. Kapitel dargestellten Abweichungen entsprechen. Beim zinsabhängigen Sparen sind im Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütennarktgleichgewicht die bei Priorität des Konsumziels und im Kreditmarktgleichgewicht mit Gütennarktgleichgewicht die bei Priorität des Vennögensziels gültigen Gleichungen mit Modifikationen relevant. Bei einkommensabhängigem Konsum haben Datenänderungen die gleichen Wirkungen auf dp/ und dG: bzw. dw wie bei Priorität des Konsumziels, wenn man von den folgenden Fällen absieht: (1) Veränderung von dY/ und dY. . im Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütennarktgleichgewicht. (2) Veränderung von R/, R.... und (X/-MI) im Kreditmarktgleichgewicht mit Gütennarktgleichgewicht. C/ und CA sowie dV/ und dV . . gehören beim zinsabhängigen Sparen und einkommensabhängigen Konsum zu den endogenen Variablen.

~

Flexibler Wechselkurs

Modell

(12),(30)

Y

KM

K

GM wie KM + (32)

(24),(28), (30)

dp/

K

y2)

---------------- ------------

festen WK

beim

wie dGfw

Unvollkommener Kapitalverkehr

y2)

dGfw

KM

K

GM wie KM + (32),(33)

(30),(31)

(28),(29),

(24),(25),

(19),(22),

(16),(18),

(14),(15),

dw

Bestimmungsgleichungen des Yermögenspreises, des Zahlungsbilanzsaldos bzw. Wechselkurses und des YOlkseinkommensl)

Tabelle 9

(30),(32)

(12),(24),

Y

K

(32)

(28),(30),

dy/3)

00 IN

i

i~



!!

t:Il

It

iB-

0 ist. A ay/ ay/ ap/ F/

30 Vgl. die Gleichungen (26), (28), (30), (32)" (54), (55), (56).

dG:w=(XI-MI)+PI(dF~-dF:) (3).

31

I

F~

FA

FA

FI

Aus FA = -FA und F: = _I F I folgt bei Berücksichtigung von _I = I---L.: ~ ~ FI FI FI FI FA FI dF~ =F d~+_A dFA und dF: =dFI - 1 -Fld--L.. A FA FA FI FI

Bei Berücksichtigung der Gleichungen (21 a) und (21 b) gilt im Zahlungsbilanzgleichgewicht: FI FA (XI -M I )+ PI (dF A~-dFI-1 +dpla+dpAb+dwc+dwtj)=O. FA FI

Bei der Ermittlung der Gleichung der Z-Kurve sind auch die Gleichungen (14), (15), (18), (30), (3\), (54) und (55) zu beachten.

137

4. Einkommensabhängiger Konsum

LM-Kurve32 iJNGI iJYI dpl = - iJNGI dYI +E

(59)

iJpl

dG I =dGJ +dGfw. Tabelle 18 Übersicht über die Wirkungen von Datenänderungen auf die Kurven des Geldmarktgleichgewichtes (GKM g- und GKMh- bzw. LM-Kurve), des Gütennarktgleichgewichtes (GM- bzw. ISXM-Kurve) und der ausgeglichenen Zahlungsbilanz (Z-Kurve) Wirkungen auf dpl bei d}j Erhöhung

GKMhKurve!)

GKMgKurve

LM-Kurve

dFVI H

j

-

-

dFVAH

J.

-

dw

j2)

-------------

=0

GM-Kurve (lSXMKurve)

Z-Kurve l )

-

j

-

-

J.

-

J. 2)

j2)

-

-

J.

-

J.

J.

dw T

J.

R1

J.

-

1j

j

-

-

-

j

RA

j

-

-

-

j

TA

J.

-

-

-

J.

32 Vgl. die Gleichungen (24)' und (32)'.

7. Kap.: Analyse der Wirkungen von Datenänderungen

138

Fortsetzung Tabelle 18 Wirkungen auf dpl bei dYI =0 Erhöhung

GKMhKurve I)

GKM gKurve

LM-Kurve

GM-Kurve (ISXMKurve)

-

Z-Kurvel)

dC II

t

t

-------------

dC I

------------

------------

t

------------(-)

-

dYA

t

-

-

i

t

dp A

t

-

-

-

t

(------------)

-------------

I) Zwischen den dPI-Effekten von Datenänderungen auf die GKMh-Kurve (dPI(GKMh)) und die Z-Kurve (dPI(Z)) besteht mit Ausnahme von hung:

.

2) Es wird angenommen, daß

dG: (dG,)

die folgende Bezie-

a:, - aMa: > 0 .

ax

1St.

Die LM-Kurve hat die gleiche Steigung wie die GKMg-Kurve. Wenn dGfw = 0 ist, sind beide Kurven identisch. Wenn die Zentralbank die gesamte

Geldmenge als Zwischenziel verwendet, ist beim festen Wechselkurs die inländische Komponente der inländischen Geldmenge bestimmt. 33 Der Schnittpunkt der GM-Kurve mit der GKMh-Kurve hat die gleiche Bedeutung wie der Schnittpunkt der ISXM-Kurve mit der LM-Kurve. Er stellt die dp/-dY/-Kombination dar, bei der sich beim festen Wechselkurs ein Geld- und Gütermarktgleichgewicht einstellt. Wenn der Schnittpunkt der GM-Kurve mit der GKMh-Kurve unterhalb (oberhalb) von der GKMg-Kurve liegt, besteht beim festen Wechselkurs ein Zahlungsbilanzdefizit (Zahlungsbilanzüberschuß). Schneidet die ISXMKurve die LM-Kurve oberhalb (unterhalb) von der Z-Kurve, liegt beim festen Wechselkurs ein Zahlungsbilanzdefizit (Zahlungsbilanzüberschuß) vor. In den Schnittpunkten der GM-Kurve mit der GKMg-Kurve und der ISXM-Kurve mit der Z-Kurve ist die Zahlungsbilanz beim bestehenden Wechselkurs im Gütermarktgleichgewicht ausgeglichen. Wenn die Zentralbank auf die Steuerung der Geldmenge verzichtet (oder verzichten muß, weil sich ein Zahlungsbilanzdefizit einstellt), verändert sich beim festen Wechselkurs die inländische Komponente der inländischen Geldmenge so lange, bis sich die GKMg-Kurve und GKMh3 3 Vgl. die Ausführungen zu Kapitel 9.

4. Einkommensabhängiger Konsum

139

Kurve auf der GM-Kurve schneiden und die LM-Kurve den Schnittpunkt der ISXM-Kurve mit der Z-Kurve erreicht hat, weil dann die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist. Beim flexiblen Wechselkurs führt ein Zahlungsbilanzungleichgewicht zu einer Wechselkursanpassung. Die GKMh-Kurve und die GM-Kurve verschieben sich bis zum Schnittpunkt auf der GKMg-Kurve, die ISXM-Kurve und Z-Kurve bis zum Schnittpunkt auf der LM"Kurve. Bei der Darstellung des Mundell-Fleming-Modells tritt an die Stelle des Vermögenspreises der Zinssatz. Da eine reziproke Beziehung zwischen dem Vermögenspreis und dem Zinsssatz besteht, kann das Vermögenspreis-Volkseinkommen-Diagramm leicht in ein Zinssatz-Volkseinkommen-Diagramm transformiert werden. Ein wesentlicher Unterschied besteht aber bei der Erklärung der Kapitalbilanz. Im Analysemodell hängt die Entwicklung der Kapitalbilanz von den Veränderungen der optimalen Vermögensstruktur ab, im Mundell-FlemingModell wird sie mit Veränderungen der Vermögenserträge im In-und Ausland ohne Berücksichtigung des Portfoliogleichgewichtes erklärt. Das Mundell-Fleming-Modell ist deshalb zur Analyse der Beziehungen zwischen den Wertpapiermärkten und der Zahlungsbilanz nicht geeignet.

Achtes Kapitel

Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche 1. Wirtschaftspolitische Ziele und Instrumente Nach § 1 des Gesetzes zur Förderung der Stabilität und des Wachstums der Wirtschaft vom 8.6.1967 sind Maßnahmen zu ergreifen, die "gleichzeitig zur Stabilität des Preisniveaus, zu einem hohen Beschäftigungsstand und außenwirtschaftlichen Gleichgewicht bei stetigem und angemessenen Wirtschaftswachsturn beitragen". Bei der kurzfristigen Analyse der Wirkungen staatlicher Maßnahmen sind der Vermögenspreis (Zinssatz), das nominale Sozialprodukt und der Zahlungsbilanzsaldo (bzw. der Wechselkurs) von Bedeutung. Der Zahlungsbilanzsaldo gehört in der offenen Volkswirtschaft mit festem Wechselkurs zu den Ziel variablen der Wirtschaftspolitik, wenn ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht angestrebt wird. Nach der Kreditkosten- und Portfoliotheorie wirkt sich eine Veränderung des Vermögenspreises (Zinssatzes) auf die privaten Investitionen aus. Der Wechselkurs und das nominale Sozialprodukt sind wichtige Determinanten des Außenbeitrags. Sie spielen auch eine bedeutende Rolle bei der Sicherung der Geldwertstabilität und Verfolgung des Beschäftigungszieles. Der Vermögenspreis (Zinssatz), das nominale Sozialprodukt und der Wechselkurs gehören deshalb zu den Zwischenzielvariablen der Wirtschaftspolitik. Die Wirkungen der staatlichen Maßnahmen auf diese Variablen werden mit dem dp/-dY/-Diagramm erläutert. Es wird angenommen, daß ein Ungleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt durch die Reaktionen der Marktteilnehmer kurzfristig beseitigt wird. Deshalb wird auf die Darstellung der Kurven des Kreditmarktgleichgewichtes ohne Geldmarktgleichgewicht (KM-Kurven) verzichtet. Die Entwicklung des durchschnittlichen Vermögenspreises (Zinssatzes) hängt von den Wertpapierkursen ab. Da es sich beim inländischen und ausländischen Wertpapier um festverzinsliche Wertpapiere handelt, besteht eine reziproke Beziehung zwischen dem Wertpapierkurs und dem effektiven Zinssatz. Das dp/ -dY/ -Diagramm kann deshalb leicht in das bekannte Hicks-Diagramm transformiert werden. Zu den kurzfristig wirksamen Instrumenten des Staates gehören die Staatsausgaben für Güter und Dienste, die Steuereinnahmen, die inländische Komponente der inländischen Geldmenge, die Devisenkurse (Kassa- und Terminkurs) in einem System fester Wechselkurse, der Zahlungsbilanzsaldo bei flexiblen Wechselkursen und der ohne staatliche Wertpapiere ermittelte Forderungssaldo der inländischen Privatwirtschaft gegenüber dem Staat (einschließlich der Zentral-

2. Handlungsmöglichkeiten der Geldpolitik

141

bank). Die Höhe dieses Saldos hängt von der Finanzierung des Haushaltsdefizites (mit der Emission von Wertpapieren und/oder Zentralbankgeld) und der Offenmarktpolitik ab. Er steigt bei zunehmender Finanzierung mit Zentralbankgeld und bei einer expansiven Offenmarktpolitik. Die Wertpapierpensionsgeschäfte haben keinen Einfluß auf den Forderungssaldo der Privatwirtschaft, weil es sich um eine Verschuldung der Banken bei der Bundesbank handelt.

2. Handlungsmöglichkeiten der Geldpolitik Die Geldpolitik kann mit ihrem Instrumentarium die inländische Komponente der inländischen Geldmenge und die Zusammensetzung des Finanzvermögens steuern. Beim flexiblen Wechselkurs kann sie auch den Zahlungsbilanzsaldo durch Devisenmarktinterventionen beeinflussen und bei einem ausreichenden Devisenvorrat als Mittel der Geldpolitik einsetzen. Die Tabellen 19 und 20 informieren über die Wirkungen der Instrumente auf die Kurven des Kredit- und Geldmarktgleichgewichtes (GKM-Kurven) im dp/-dY/-Diagramm und die Ziel variablen. Tabelle 19 Übersicht über die Wirkungen der geldpolitischen Instrumente auf die GKM-Kurven im dpr-dYrDiagramm Wirkungen Erhöhung

GKMh-Kurve GKM g-

Priorität des Vermögensziels 2)

Kurve!)

Priorität des Konsumziels 3)

UK

VK

UK

VK

dGI

i

i

i

i

i

dFVjl

-

i

i

i

-

dGtw 4 )

i

-------------

-------------

-------------

1) Bei allen Haushaltszielen 2) Auch bei zinsabhängigem Sparen 3) Auch bei einkommensabhängigem Konsum 4) Beim flexiblen Wechselkurs.

-------------

142

8. Kap.: Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche

Tabelle 20

Übersicht über die Wirkungen der geldpolitischen Instrumente auf die Zielvariablen Wirkungen Erhöhung

Geschlossene Volkswirtschaft dp/

Offene Volkswirtschaft dGt 2 )

dp/

dY/ UK

VI(

UK

VI(

dwl) UK

dY/

VI(

UK

VI(

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

dG II

-

j

-

-

-

-

-

-

j

j

-I )

dFVf

- -- - --

-

-

j

j

J-

-

-I)

dGt I)

- -- - --

-

-

- --

- --

j

-

j

j2)

j2) j

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum dG; dFVf dGtl)

j

-

- -- ---

--- - --

j3)

j3)

j

-

j

j

J-

J-

- -- - -j

j

j

J-

-

j

j

-

-

-

I) Beim flexiblen Wechselkurs 2) Beim festen Wechselkurs 3) Im Schnitpunkt der GKMg-Kurve mit der GKMh-Kurve ist dPI konstant.

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängige Ersparnis Die Geldpolitik hat keinen Einfluß auf den Vennögenspreis (Zinssatz). Sie kann in der geschlossenen und offenen Volkswirtschaft die gewünschte Entwicklung des Volkseinkommens mit der Geldmengensteuerung erreichen. Die Veränderung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge hat in der offenen Volkswirtschaft keine Zahlungsbilanz- bzw. Wechselkurseffekte. Im dp/ -dY/ -Diagramm verschiebt sich bei unvollkommenem Kapitalverkehr der Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der GKMh-Kurve parallel zur dY/-Achse. Bei volkommenem Kapitalverkehr hat eine Veränderung der inländischen Komponente eine Bewegung der parallel verlaufenden Kurven bei konstantem Abstand zur Folge. Die Einkommenseffekte der Geldmenge sind beim flexiblen und festen Wechselkurs, beim unvollkommenen und vollkommenen Kapitalverkehr gleich groß. Die gleichen Einkommenseffekte hat auch die ausländische

3. Handlungsmöglichkeiten der Finanzpolitik

143

Komponente der inländischen Geldmenge beim flexiblen Wechselkurs. Mit der Offenmarktpolitik (Veränderung von dFVjl) ist bei unvollkommenem und vollkommenem Kapitalverkehr eine ausgeglichene Zahlungsbilanz realisierbar, weil die GKMh-Kurve bis zum Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der VM-Kurve (bei Priorität des Vermögensziels) bzw. GM-Kurve (bei zinsabhängigem Sparen) verschoben werden kann. Beim flexiblen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr kann die Offenmarktpolitik auch das Wechselkursziel erreichen. Beim vollkommenen Kapitalverkehr hat die Geldpolitik keinen Einfluß auf die Wechselkursentwicklung. Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

Die Geldpolitik hat kurzfristig keine Einkommenseffekte. Sie kann aber (in der geschlossenen und offenen Volkswirtschaft) den angestrebten Vermögenspreis (Zinssatz) mit der Geldmengensteuerung kurzfristig realisieren. Wenn die privaten Investitionen auf Veränderungen des Vermögenspreises (Zinssatzes) reagieren, kann sie langfristig auch die Entwicklung des Volkseinkommens beeinflussen. Mit der Variation der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge kann sie eine ausgeglichene Zahlungsbilanz bei dem Vermögenspreis (Zinssatz) erreichen, der dem Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der GKMh-Kurve entspricht. Wenn der Kapitalverkehr unvollkommen ist, kann der angestrebte Vermögenspreis (Zinssatz) bei ausgeglichener Zahlungsbilanz (bzw. beim angestrebten Wechselkurs) durch die Kombination der Geldmengensteuerung mit der Offenmarktpolitik realisiert werden. Bei vollkommenem Kapitalverkehr ist diese Möglichkeit nicht gegeben, weil die Veränderung der Vermögensstruktur keine Auswirkungen auf die GKMh-Kurve hat. Beim flexiblen Wechselkurs sind der angestrebte Vermögenspreis (Zinssatz) und der Wechselkurs auch bei vollkommenem Kapitalverkehr mit dem kombinierten Einsatz der inländischen und ausländischen Komponente der inländischen Geldmenge erreichbar, weil sich die ausländische Komponente nur auf die GKMg-Kurve auswirkt. Beim festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr besteht für die Geldpolitik ein Konflikt zwischen dem Zahlungsbilanz- und Vermögenspreisziel (Zinssatzziel).

3. Handlungsmöglichkeiten der Finanzpolitik Zu den Instrumente der Finanzpolitik gehören die Ausgaben des Staates für Güter und Dienste, die Steuern und die Finanzierung des Haushaltsdefizites. Mit der Finanzierungsentscheidung nimmt die Finanzpolitik Einfluß auf die Zusammensetzung des Finanzvermögens der Privatwirtschaft. dFVf ist ein Instrument der Finanzpolitik und der Geldpolitik.

8. Kap.: Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche

144

Tabelle 21a Übersicht über die Wirkungen der finanzpolitischen Instrumente auf die Kurven im dprdY)-Diagramm in einer geschlossenen Volkswirtschaft Wirkungen Erhöhung

GM-Kurve GKM-Kurve

Priorität des Konsumziels I)

VM-Kurve

Zinsabhängiges Sparen

R[

-

i

-1.

-1.

T[

-

-

i

i

I) Auch bei einkommensabhängigem Konsum.

Tabelle 21b Übersicht über die Wirkungen der finanzpolitischen Instrumente auf die Kurven im dp)-dy,-Diagramm in einer offenen Volkswirtschaft Wirkungen GKMh-Kurve Erhöhung

GKMgKurve

GM -Kurve

VK UK

Priorität des Vermögensziels!)

R[

-

-1. (-)3)

-1. (_ )3)

T[

-

i

i

dFVf

-

(_)3)

i

(_)3)

i

Priorität des Konsumziels 2)

-

i

-1.

-1.

-

i

i

-

-

-

Zinsabhängiges Sparen

VMKurve

Priorität des Konsumziels 2 )

I) Auch bei zinsabhängigem Sparen 2) Auch bei einkommensabhängigem Konsum 3) Wenn HI

=0 oder HI = dFVt

ist, verändert sich die Lage der GKMh-Kurve nicht.

3. Handlungsmöglichkeiten der Finanzpolitik

145

Tabelle 22 Übersicht über die Wirkungen der finanzpolitischen Instrumente auf die Zielvariablen Wirkungen Erhöhung

Geschlossene Volkswirtschaft dp,

Offene Volkswirtschaft

dY,

dp,

UK

dw 2 )

dGtwl)

VI(

UK

VI(

UK

dY,

VI(

UK

VI(

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen 3 ) R[

J,

i

J,

J,

? 4)

J,

? 5)

J,

T,

i

J,

i

i

? 4)

i

? 5)

i

----

---

-

-

i

i

J, 5)

-

dFVf

i 2)

? 6)

J, 2)

i 2)

? 7)

J, 2)

? 6)

? 7)

_ 2)

_ 2)

il)

i

I)

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum R[

J,

i

J,

J,

? 8)

i

? 5)

J, 5)

i

i

T,

-

-

_ 2)

il)

-

i

-

J, 5)

-

-

-

--

--

_ 2)

il)

-

i

-

J, 5)

-

-

-

dFVf

I) Beim festen Wechselkurs 2) Beim flexiblen Wechselkurs 3) Die Bestimmungsgleichungen für den Zahlungsbilanzsaldo und das Volkseinkommen bei zinsabhängigem Sparen stimmen mit den entsprechenden Gleichungen bei Priorität des

oS

oS

Opl

OpA

Vermögensziels überein, wenn _ _I = F I und _ _ A = FA ist

5) Der Wechselkurs und der Saldo der Zahlungsbilanz (bei konstantem Wechselkurs) bewegen sich entgegengesetzt 10 Wulff

146

8. Kap.: Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche Beim festen Wechselkurs: PA

r"A +b~ FI ) ( _aw_

I FA FA aNG I 6) dY I = H I -""'aN:-:"G=-1 -~--::---....:..:...~+-F __ I I

aY

r2

Opl

I

Beim festen Wechselkurs:

aNG I

F:

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

Die Finanzpolitik kann mit der Höhe des Haushaltsdefizites die VM-Kurve (bei Priorität des Vermögensziels) bzw. GM-Kurve (bei zinsabhängigem Sparen) verschieben und damit die gewünschte Höhe des Vermögenspreises (Zinssatzes) in der geschlossenen und offenen Volkswirtschaft realisieren. Sie kann aber nicht die Lage der GKMg-Kurve (GKM-Kurve) verändern. Das bedeutet, daß die Finanzpolitik in der geschlossenen Volkswirtschaft, bei flexiblem Wechselkurs auch in der offenen Volkswirtschaft, nur die dp/ -dY/Kombinationen durchsetzen kann, die auf der GKMg-Kurve (GKM-Kurve) liegen. Beim festen Wechselkurs kann sie jede dp/-dY/-Kombination realisieren, wenn sie den damit verbundenen Zahlungsbilanzsaldo hinnimmt. Sie kann das Zahlungsbilanzziel erreichen, wenn sie einen Punkt auf der GKM gKurve auswählt. Bei unvollkommenem Kapitalverkehr kann die Finanzpolitik das Wechselkursziel erreichen. Bei vollkommenem Kapital.verkehr ist mit der Entscheidung über den Vermögenspreis (Wechselkurs) auch der Wechselkurs (Vermögenspreis ) bestimmt. Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

Die Finanzpolitik kann mit der Höhe der Staatsausgaben für Güter und Dienste die GM-Kurve und damit dY/ steuern. Sie kann bei unvollkommenem Kapitalverkehr mit der Entscheidung über die Höhe der Steuern und der Finanzierung des Haushaltsdefizites auch die Lage der GKMh-Kurve verändern, hat aber (wie bei Priorität des Vermögensziels und zinsabhängigem Sparen) keinen Einfluß auf die GKMg-Kurve (GKM-Kurve). In der geschlossenen Volkswirtschaft und in der offenen Volkswirtschaft bei flexiblem Wechselkurs kann sie deshalb nur die dp/ - dY/ - Kombinationen realisieren, die auf der

4. Handlungsmöglichkeiten der Währungspolitik

147

G KM g-Kurve (GKM-Kurve) liegen. Beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr sind alle dp/-dY/-Kombinationen erreichbar, wenn die Finanzpolitik die damit verbundene Zahlungsbilanzsituation (bzw. Wechselkursentwicklung) hinnimmt. Sie kann auch das Ziel des Zahlungsbilanzausgleichs (bzw. Konstanz des Wechselkurses) vorrangig verfolgen, wenn sie einen Punkt auf der GKMg-Kurve auswählt. In diesem Fall muß sie die GKMh-Kurve so steuern, daß sie die GKMg-Kurve in diesem Punkt schneidet. Bei vollkommenem Kapitalverkehr kann die Finanzpolitik von den drei Zielen nur ein Ziel erreichen, das sie beliebig bestimmen kann.

4. Handlungsmöglichkeiten der Währungspolitik Unter "Währungspolitik" soll in diesem Zusammenhang die staatliche Festlegung des Kassa- und Terminkurses in einem System fester Wechselkurse verstanden werden. Es wird angenommen, daß die Wechselkursänderung kurzfristig keine Leistungsbilanzeffekte hat. Tabelle 23

Übersicht über die Wirkungen der währungspolitischen Instrumente auf die Kurve des Geld- und Kreditmarktgleichgewichtes bei festem Wechselkurs (GKMh-Kurve) im dPI-dYI-Diagramm Wirkungen Erhöhung

10*

Priorität des Vermögens ziels und zinsabhängiges Sparen

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

UK

VK

UK

VK

dw

i

-

i

i

dw T

,t,

-

,t,

,t,

8. Kap.: Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche

148

Tabelle 24 Übersicht über die Wirkungen der währungspolitischen Instrumente auf die Zielvariablen Wirkungen Erhöhung

dp/ UK.

dGfw VK

UK.

dY/ VK

UK.

VK

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

dw

-

-

i

-

i

-

dw T

-

-

.!-

-

.!-

-

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

dw

i

i

i

i

-

-

dw T

.!-

.!-

.!-

.!-

-

-

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

Die Währungspolitik kann den Vermögenspreis (Zinssatz) nicht beeinflussen. Beim unvollkommenen Kapitalverkehr kann sie mit dem Kassa- und Terminkurs auf die GKMh-Kurve einwirken und das Einkommens- oder Zahlungsbilanzziel erreichen. Wenn das Zahlungsbilanzziel Priorität hat, muß die GKMhKurve bis zum Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der VM-Kurve (bei Priorität des Vermögensziels) bzw. GM-Kurve (bei zinsabhängigem Sparen) verschoben werden. Bei vollkommenem Kapitalverkehr hat die Währungspolitik keinen Handlungsspielraum. Es wird der Schnittpunkt der GKMh-Kurve mit der VMKurve (bei Priorität des Vermögensziels) bzw. GM-Kurve (bei zinsabhängigem Sparen) realisiert. Damit ist die Höhe des Volkseinkommens und des Zahlungsbilanzsaldos bestimmt. Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

Die Währungspolitik hat keinen Einfluß auf die Höhe des Volkseinkommens. Sie kann aber mit dem Kassa- und Terminkurs bei unvollkommenem und vollkommenem Kapitalverkehr auf die GKMh-Kurve einwirken und den angestrebten Vermögenspreis (Zinssatz) oder eine ausgeglichene Zahlungsbilanz erreichen. Wenn der Zahlungsbilanzausgleich Priorität hat, ist die GKMh-Kurve so zu steuern, daß sich beim festen und flexiblen Wechselkurs der gleiche Vermögenspreis (Zinssatz) ergibt.

5. Schlußfolgerungen

149

5. Schlußfolgerungen Beim isolierten Einsatz der Instrumente eines Politikbereiches können nicht alle Ziele erreicht werden. Die Zielkonflikte variieren mit den Haushaltszielen, dem Währungssystem (fester oder flexibler Wechselkurs) und den Beschränkungen des Kapitalverkehrs mit dem Ausland. Die Tabelle 25 gibt einen Überblick über die Analyseergebnisse. Bei zinsabhängigem Sparen gelten die gleichen Aussagen wie bei Priorität des Vermögensziels und bei einkommensabhängigem Konsum wie bei Priorität des Konsumziels. Tabelle 25 Übersicht über die Zielbeziehungen bei isoliertem Einsatz der Politikbereiche

dp/ Ziel

UK

h

VK

g

dw 2 )

dG~wl)

h

UK

VK

UK

dY/ UK

VK

g

VK

h

g

h

g

Geldpolitik y

0

0

0

0

e

e

e

0

e

e

e

e

K

e

e

kl

e

e

kl

e

e

0

0

0

0

k2

k3

k3

k3

k2

Finanzpolitik y3)

k3

k3

k3

k2

K4)

k4

k4

kS

kS

k3 k4

k3 kS

k3 k4

kS

k4

k4

kS

kS

Währungspolitik y

0

----

0

----

k6

0

----

----

k6

----

0

----

K

k7

----

k7

----

k7

k7

----

----

0

----

0

----

h g e ki o

Fester Wechselkurs Flexibler Wechselkurs Ohne Konflikt mit anderen Zielen erreichbar Konflikt zwischen den Zielen mit der Bezeichnung i Nicht erreichbares Ziel.

I) 2) 3)

Beim festen Wechselkurs Beim flexiblen Wechselkurs Von den mit k3 bezeichneten Zielen können zwei erreicht werden. Von den mit k2 bezeichneten Zielen kann nur ein Ziel erreicht werden Von den mit k4 bezeichneten Zielen können zwei erreicht werden. Von den mit kS bezeichneten Zielen kann nur ein Ziel erreicht werden.

4)

150

8. Kap.: Handlungsmöglichkeiten der einzelnen Politikbereiche

Im Kapitel 10 werden die bei einem koordinierten Einsatz der Politikbereiche möglichen Problemlösungen ermittelt. Zunächst werden im 9. Kapitel die Erfolgsaussichten der geldpolitischen Konzeption der Deutschen Bundesbank bei Berücksichtigung der verschiedenen Haushaltsziele geprüft.

Neuntes Kapitel

Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank 1. Die Geldmenge als Zwischenziel Die Deutsche Bundesbank steuert das nominale Sozialprodukt mit der Geldmenge, die das wichtigste Zwischenziel darstellt. Im Unterschied zur monetaristischen Position setzt sie das Geldmengenziel mit einer Bandbreite jährlich neu fest, weil sie auf einen diskretionären Handlungsspielraum nicht verzichten will. Bei einer unerwünschten Dollarkursentwicklung interveniert sie auf dem Devisenmarkt auch dann, wenn sie damit die Erreichung des Geldmengenziels gefährdet. Durch die Interventionspflicht im Rahmen des Europäischen Währungssystems kann sich eine problematische Zahlungsbilanz- und Geldmengenentwicklung ergeben. Das Geldmengenziel der Deutschen Bundesbank schließt die inländische und ausländische Komponente der Geldmenge ein (dG[ =dGJ +dGfw). Nach unserem Modell steuert die Zentralbank die inländische Komponente. Wenn die ausländische Komponente eine Funktion der inländischen Komponente darstellt, ist mit der Festlegung der gesamten Geldmenge auch die inländische Komponente bestimmt. Bei Priorität des Vermögensziels und zinsabhängigem Sparen im Geld- und Gütermarktgleichgewicht hat eine Veränderung der inländischen Komponente keinen Einfluß auf die ausländische Komponente. In diesem Fall ist dG[ = dGJ. Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum gelten im Kreditmarktgleichgewicht (bei ausgeglichenem und unausgeglichenem Geldund Gütermarkt) die folgenden Gleichungen: Unvollkommener Kapitalverkehr

152

9. Kap.: Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank

Vollkommener Kapitalverkehr

Bei zinsabhängigem Sparen gelten im Kreditmarktgleichgewicht bei unausgeglichenem Geld- und Gütermarkt die folgenden Gleichungen: Unvollkommener Kapitalverkehr

1

I +bII -awFA F I 1 FI FI ,2 [ aNG dGI =dGI -; Z __ A _as _ A +PA apA dpA

Vollkommener Kapitalverkehr

In allen Fällen, in denen die inländische Komponente der inländischen Geldmenge auf die ausländische Komponente einwirkt, wird der Geldmengeneffekt durch die ausländische Komponente abgeschwächt. Eine Veränderung der inländischen Komponente wirkt sich um so stärker auf die inländische Geldmenge aus, je stärker die inländische Geldnachfrage und je schwächer die ausländische Geldnachfrage auf Veränderungen des Vermögenspreises (Zinssatzes) reagiert. Die ausländische Komponente der inländischen Geldmenge ist gleich null, wenn die inländische Geldnachfrage in bezug auf den inländischen Vermögenspreis (Zinssatz) unendlich ist. Dann ist dGI = dG:. Beim zinsabhängigen Sparen steigt der Geldmengeneffekt bei einer Erhöhung der inländischen und Verringerung der ausländischen Preisreaktion (Zinsreaktion) der Ersparnis. Beim unvollkommenen Kapitalverkehr hat eine Veränderung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge keine Auswirkungen auf die ausländische Komponente, wenn die Wertpapierpreise die Struktur des in- und ausländischen Wertpapierbestandes nicht beeinflussen. Dann ist a =b =0 und dGI =dG:. Beim vollkommenen Kapitalverkehr entfallen die mit einer Veränderung der Wertpapierpreise verbundenen Substitutionseffekte. Es sind aber die Wertpapiererträge von Bedeutung. Wenn sie gleich groß sind, gelten die folgenden Gleichungen:

1. Die Geldmenge als Zwischenziel

153

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

Zinsabhängiges Sparen im Kreditmarktgleichgewicht bei unausgeglichenem Geld- und Gütermarkt

Der Ankauf von Devisen durch die Zentralbank erhöht die Bankenliquidität. Es ist deshalb mit einer Zunahme der Geldmenge durch eine zusätzliche Kreditgewährung der Banken zu rechnen, wenn die Zentralbank keine Maßnahmen zur Verringerung der Bankenliquidität ergreift. Die entgegengesetzten Effekte sind beim Verkauf von Devisen zu erwarten. Wenn die Zentralbank eine Veränderung der inländischen Komponente durch den Liquiditätseffekt der Devisenmarktinterventionen zuläßt, hängen die Wirkungen auf die Zahlungsbilanz, den Vermögenspreis und das nominale Sozialprodukt von den Haushaltszielen ab. Im dPr -dYr -Diagramm verschiebt sich der Schnittpunkt der GKM-Kurven parallel zur dYrAchse. Bei Priorität des Vermögensziels, im Geld- und Gütermarktgleichgewicht auch bei zinsabhängigem Sparen, ergibt sich eine Veränderung des Sozialproduktes bei unveränderter Zahlungsbilanz. Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum, im Kreditmarktgleichgewicht mit unausgeglichenem Geld- und Gütermarkt auch bei zinsabhängigem Sparen, verändert sich die Zahlungsbilanz bei konstantem Sozialprodukt. Die Geldmengeneffekte auf das Volkseinkommen hängen ebenfalls von den Haushaltszielen ab. Bei Priorität des Vermögensziels und zinsabhängigem Sparen hat die Geldmengensteuerung mit der inländischen Komponente der Geldmenge durch Veränderung der Konsumausgaben Auswirkungen auf das Volks-

a~Gr aY

konstant ist, besteht eine proportionale Beziehung . r zwischen der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge und dem inländischen Volkseinkommen. Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum hat die Veränderung der inländischen Komponente keinen Einfluß auf das Volkseinkommen durch Veränderung der Konsumausgaben. Die Geldpolitik kann das Volkseinkommen nur indirekt über den Vermögenspreis (Zinssatz) steuern, wenn die privaten Investitionen darauf reagieren. Diese

einkommen. Wenn

154

9. Kap.: Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank

Wirkungen sind ungewiß und treten mit erheblicher Verzögerung ein, weil die Korrektur der Investitionsplanung viel Zeit beansprucht. Bei der ersten Modellgruppe wird mit einer kurzfristigen Korrektur der Haushaltsplanung bei Datenänderungen gerechnet. Die auf das Volkseinkommen ausgerichtete Geldmengensteuerung hat deshalb bessere Erfolgsaussichten, wenn diese Modellgruppe von realistischen Annahmen ausgeht. Es können sich auch keine unerwünschten Veränderungen des Vermögenspreises (Zinssatzes) und der Zahlungsbilanz (bzw. des Wechselkurses) ergeben. Die Konzeption der Geldmengensteuerung kann deshalb mit dem neoklassischen Modell besser als mit dem Keynesschen Modell begründet werden. Die für die Geldpolitik zentrale Frage lautet: Welche Modellgruppe erklärt das Verhalten der Wirtschaftssubjekte am besten? Eine begründete Antwort auf diese Frage kann nur aufgrund empirischer Untersuchungen gegeben werden. Vermutlich hat die zweite Modellgruppe bei der Erklärung der kurzfristigen Wirkungen der Geldpolitik einen größeren Aussagewert, weil sich in der Realität eine Veränderung der inländischen Komponente der Geldmenge nach kurzer Zeit auf den Vermögenspreis (Zinssatz) und den Zahlungsbilanzsaldo (bzw. den Wechselkurs) auswirkt. Vielleicht orientieren sich die Haushalte kurzfristig vor allem am Konsumziel, während das Vermögensziel bei der langfristigen Planung eine größere Rolle spielt. Diese unterschiedliche Bedeutung der Haushaltsziele könnte bedeuten, daß unvorhergesehene Wertänderungen des Vermögens die Konsumausgaben erst dann beeinflussen, wenn sie als dauerhaft angesehen werden und sich erhebliche Abweichungen vom geplanten Vermögenszuwachs ergeben. Damit steht die Beobachtung einer relativ schwachen Veränderung der Konsumausgaben im Konjunkturverlauf in Einklang. Wenn unsere Vermutung zutrifft, erhöht eine Zunahme der inländischen Komponente der Geldmenge den Vermögenspreis (verringert den Zinssatz), verursacht ein Zahlungsbilanzdefizit (bzw. eine Erhöhung des Wechselkurses) und führt erst mit einer erheblichen Verzögerung zu einem höheren Volkseinkommen durch steigende Investitionen. Nur bei einem starken und als dauerhaft angesehenen Anstieg des Vermögenspreises (Verringerung des Zinssatzes) wäre mit einer das Einkommenswachstum verstärkenden Erhöhung der Konsumausgaben, mit einer Verringerung des Vermögenspreises (Erhöhung des Zinssatzes) und einer Erhöhung des Zahlungsbilanzüberschusses (bzw. einer Verringerung des Wechselkurses) zu rechnen. Mit empirischen Untersuchungen müßte vor allem die These von der langfristig gegenläufigen Entwicklung des Zahlungsbilanzsaldos bei Veränderungen der inländischen Komponente der Geldmenge überprüft werden. Die These der langfristig gegenläufigen Entwicklung des Zinssatzes entspricht der herrschenden Lehre, wird aber anders begründet.

2. Die Bedeutung der ausländischen Geldpolitik Wir nehmen an, daß die Zentralbank die von ihr gewünschte Entwicklung der inländischen Komponente der Geldmenge durchsetzen kann, wenn sich kein

2. Die Bedeutung der ausländischen Geldpolitik

155

Zahlungsbilanzdefizit ergibt. Beim festen Wechselkurs kann die Realisierung des Geldmengenziels auf Schwierigkeiten stoßen, wenn eine expansive Geldpolitik erforderlich ist, die den Devisenbestand durch steigende Kapitalexporte verringert. Der Spielraum der inländischen Geldpolitik ist deshalb auch von der ausländischen Geldpolitik und allen anderen Faktoren abhängig, die sich auf die Zahlungsbilanz auswirken. Die inländische Geldpolitik kompensiert die Zahlungsbilanzeffekte der ausländischen Geldpolitik, wenn sie die folgenden Bedingungen erfüllt:

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum (bei ausgeglichenem und unausgeglichenem Geld- und Gütennarkt) Unvollkommener Kapitalverkehr

Vollkommener Kapitalverkehr

Zinsabhängiges Sparen im Kreditmarktgleichgewicht ohne Geld- und Gütermarktgleichgewicht Unvollkommener Kapitalverkehr

Vollkommener Kapitalverkehr

156

9. Kap.: Die ge1dpo1itische Konzeption der Deutschen Bundesbank

Bei einem stärkeren Anstieg der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge stellt sich ein Zahlungsbilanzdefizit ein. Daraus folgt: Der Spielraum für die inländische Geldpolitik ist um so größer, je größer die ausländische Komponente der ausländischen Geldmenge ist, je stärker die inländische Geldnachfrage auf Veränderungen des inländischen Vermögenspreises (Zinssatzes) und je schwächer die ausländische Geldnachfrage auf Veränderungen des ausländischen Vermögenspreises (Zinssatzes) reagiert. Beim zinsabhängigen Sparen spielt auch die Stärke der Reaktion des Sparens auf Veränderungen des Vermögenspreises (Zinssatzes) eine Rolle, wenn ein Kreditmarktgleichgewicht mit unausgeglichenem Geld- und Gütermarkt vorliegt. Je stärker die inländische und je schwächer die ausländische Ersparnis reagiert, um so größer ist der Spielraum der inländischen Geldpolitik. Beim unvollkommenen Kapitalverkehr sind die Substitutionsbeziehungen zwischen den Wertpapieren zu berücksichtigen, die bei einer Veränderung der Wertpapierpreise die Vermögensstruktur beeinflussen. Die Wertpapierpreise sind aber für die Geldpolitik bedeutungslos, wenn sich bei einer Erhöhung (Verringerung) des inländischen Wertpapierpreises die gleichen Struktureffekte ergeben wie bei einer Verringerung (Erhöhung) des ausländischen Preises ( -aw = b). Wenn sich die Veränderung des inländischen Vermögenspreises stärker auf die Struktur des in- und ausländischen Wertpapierbestandes auswirkt als die Veränderung des ausländischen Vermögenspreises (-aw > b) und in jedem Land der Anteil der inländischen Wertpapiere größer ist als der Anteil der ausländischen Wertpapiere (FJ > Ff ,F: > F~ ), ist der Spielraum FI FI FA FA der inländischen Geldpolitik kleiner als bei gleich großen Struktureffekten. Beim vollkommenen Kapitalverkehr sind die in- und ausländischen Wertpapiererträge von Bedeutung, Wenn EI> EAw ist und die Struktur der Wertpapierbestände der vorher dargestellten Bedingung entspricht, ist der Spielraum der Geldpolitik kleiner als bei gleich großen Erträgen. Er ist beim unvollkommenen und vollkommenen Kapitalverkehr gleich groß, wenn EI = -aw und EAw= bist. Die Zusammenhänge zwischen der inländischen und ausländischen Komponente der Geldmenge erklären auch die Ankerrolle der DM im Europäischen Währungssystem, weil die Deutsche Bundesbank eine relativ restriktive Geldpolitik betrieben hat und lange Zeit auf eine Korrektur der Leitkurse verzichtet wurde. Die Partnerländer der Bundesrepublik Deutschland mußten deshalb ihre Geldmengenexpansion beschränken, weil sich sonst Zahlungsbilanzdefizite ergeben hätten. In einem System flexibler Wechselkurse sind die Wirkungen der Geldmengensteuerung auf die Wechselkurse zu berücksichtigen, wenn der Konsum Priorität hat. Eine Erhöhung der inländischen Komponente der Geldmenge verringert bei unvollkommenem und vollkommenem Kapitalverkehr den DM-Preis in ausländischer Währung. Dadurch kann sich eine Erhöhung des inländischen Güterpreisniveaus ergeben. Eine Erhöhung der ausländischen Geldmenge (dG:) hat

3. Probleme durch spekulative Kapitalbewegungen

157

die entgegengesetzten Wechselkurseffekte. Wenn die inländische Geldpolitk beim festen Wechselkurs zu keinem Zahlungsbilanzungleichgewicht führt, ist beim flexiblen Wechselkurs der Außenwert der DM konstant. Bei Priorität des Vermögensziels stellt die ausländische Geldpolitik keine Gefahr für die inländische Geldpolitik dar, weil sich die Zahlungsbilanz (bzw. der Wechselkurs) unabhängig von der Geldmenge entwickelt.

3. Probleme durch spekulative Kapitalbewegungen Die Erfahrung lehrt, daß spekulative Kapitalbewegungen die Erfolgsaussichten der Geldpolitik erheblich verringern können. Bei konstanten Wechselkursen ergeben sich oft unerwünschte Auswirkungen auf den Vermögenspreis (Zinssatz), die Geldmenge und das Volkseinkommen. Bei flexiblen Wechselkursen kann die Geldmenge gesteuert werden; die Kursentwicklung kann aber die Geldwertstabilität und die Realisierung des Beschäftigungszieles gefährden. Das für Spekulationen kurzfristig zur Verfügung stehende Kapital ist so groß, daß eine unerwünschte Wechselkursentwicklung durch Devisenmarktinterventionen der Zentralbank auch in einem System fester Wechselkurse kaum verhindert werden kann, wenn die Möglichkeit einer Änderung der Paritätskurse besteht. Die mit spekulativen Kapitalbewegungen verbundenen Probleme und Problemlösungen variieren mit den Haushaltszielen, dem Währungssystem (feste oder flexible Wechselkurse) und den Beschränkungen des Kapitalverkehrs. Bei der Erklärung der Wirkungen der Währungs spekulation auf die Zielvariablen mit dem Analysemodell spielt die Entwicklung des Terminkurses eine zentrale Rolle. Wir gehen bei der Darstellung der Zusammenhänge von der Annahme aus, daß die Spekulation zu einer Erhöhung des Terminkurses führt. Bei einer Verringerung des Terminkurses sind die entgegengesetzten Wirkungen zu erwarten. Wenn sich bei zinsabhängigem Sparen ein Geld- und Gütermarktgleichgewicht einstellt, tritt im dp/ -dY/ -Diagramm die GM-Kurve an die Stelle der VM-Kurve bei Priorität des Vermögensziels. Im übrigen gelten dann die gleichen Aussagen wie bei Priorität des Vermögensziels. Bei einkommensabhängigem Konsum ergeben sich die gleichen Probleme und Problemlösungen wie bei Priorität des Konsumziels. Das ist auch bei zinsabhängigem Sparen der Fall, wenn sich ein Kreditmarktgleichgewicht ohne Geld- und Gütermarktgleichgewicht einstellt. Bei unvollkommenem Kapitalverkehr verschiebt sich bei jedem Haushaltsziel durch die Erhöhung des Terminkurses die GKMh-Kurve nach unten. Wenn das Konsumziel Priorität hat, tritt diese Wirkung auch bei vollkommenem Kapitalverkehr ein. In diesen Fällen ergibt sich beim festen Wechselkurs ein Zahlungsbilanzdefizit, wenn in der Ausgangslage die Zahlungsbilanz ausgeglichen ist. Der Kassakurs steigt, wenn er flexibel ist. Bei Priorität des Vermögensziels und vollkommenem Kapitalverkehr kann sich der Terminkurs nicht verändern, wenn der Kassakurs konstant ist. Ist der Kassakurs flexibel, dann erhöht er sich

158

9. Kap.: Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank

auch bei diesem Haushaltsziel. Beim flexiblen Wechselkurs ergeben sich keine Auswirkungen auf den Vermögenspreis (Zinssatz) und das Volkseinkommen, weil sich die Lage der GKMg-Kurve nicht verändert. Beim festen Wechselkurs hängen die Wirkungen von den Haushaltszielen ab. Bei Priorität des Vermögensziels sinkt das Volkseinkommen bei konstantem Vermögenspreis (Zinssatz). Bei Priorität des Konsumziels sinkt der Vermögenspreis (steigt der Zinssatz) bei konstantem Volkseinkommen. Die Abb. 13 stellt die Problemsituation bei unvollkommenem Kapitalverkehr sowie bei vollkommenem Kapitalverkehr und Priorität des Konsumziels dar.

E

VM I

I I I

______________________ 1_])__________ _

c

GM Abb.13

Die Kurven des Kredit- und Geldmarktgleichgewichtes (GKM-Kurven) gelten (annahmegemäß) bei jedem Haushaltsziel; die Kurve des Vermögensgleichgewichtes (VM-Kurve) ist nur bei Priorität des Vermögensziels und die Kurve des Gütermarktgleichgewichtes (GM-Kurve) nur bei Priorität des Konsumziels relevant. Der Punkt A stellt die Ausgangslage dar. Durch die Erhöhung des Terminkurses tritt die GKMhl-Kurve an die Stelle der GKMho-Kurve. Beim flexi-

3. Probleme durch spekulative Kapitalbewegungen

159

bIen Wechselkurs bleibt die dp/ -dY/ -Kombination im Punkt A bestehen. Die Übernachfrage auf dem Devisenmarkt führt zu einer Erhöhung des Wechselkurses. Beim konstanten Wechselkurs ergibt sich ein Zahlungsbilanzdefizit. Bei Priorität des Vermögensziels ist im Punkt E das Volkseinkommen und bei Priorität des Konsumziels im Punkt B der Vermögenspreis niedriger (der Zinssatz höher) als in der Ausgangslage. Bei unvollkommenem Kapitalverkehr kann die GKMh-Kurve mit einer expansiven Offenmarktpolitik (Erhöhung von dFVJ1) bis zum Punkt A nach oben verschoben werden. Diese Problemlösung setzt aber voraus, daß die Zentralbank eine Erhöhung der Bankenliquidität verhindert, die zu einer unerwünschten Erhöhung der inländischen Komponente der Geldmenge führen kann. Beim Instrumentarium der Deutschen Bundesbank käme vor allem eine Verringerung der Wertpapierpensionsgeschäfte in Betracht. Bei vollkommenem Kapitalverkehr und Priorität des Konsumziels scheidet diese Problemlösung aus, weil die Offenmarktpolitik die Lage der GKMh-Kurve nicht verändern kann. Beim festen Wechselkurs kann die Zentralbank nur die inländische Komponente der Geldmenge steuern und damit den Schnittpunkt der GKMh-Kurve mit der GKMg-Kurve parallel zur dYrAchse verschieben. Beim flexiblen Wechselkurs kann sie durch Devisenmarktinterventionen auch die ausländische Komponente der Geldmenge beeinflussen und damit die Lage der GKMg-Kurve verändern. Beim festen Wechselkurs kann mit einer Verringerung der inländischen Komponente der Geldmenge der Schnittpunkt der beiden Kurven im Punkt D realisiert werden. Dann ist die Zahlungsbilanz ausgeglichen; der Vermögenspreis ist aber niedriger (der Zinssatz höher) als in der Ausgangslage. Damit kann eine unerwünschte Verringerung der privaten Investitionen verbunden sein. Der Vermögenspreis (Zinssatz)-Effekt kann durch eine Erhöhung der inländischen Komponente der Geldmenge verhindert werden. In diesem Fall ist der Schnittpunkt der beiden Kurven so weit nach rechts zu verschieben, bis die GKMh-Kurve durch den Punkt A geht. Der Nachteil dieser Politik besteht in einem höheren Zahlungsbilanzdefizit als im Punkt B. Demnach ergibt sich beim festen Wechselkurs ein Konflikt zwischen dem Zahlungsbilanz- und Vermögenspreis (Zinssatz)-Ziel. Beim flexiblen Wechselkurs muß sich kein Konlikt zwischen dem Vermögenspreis (Zinssatz)-Ziel und dem Wechselkursziel ergeben. Durch eine Erhöhung der inländischen Komponente der Geldmenge kann die GKMh-Kurve bis zum Punkt A verschoben werden. Durch eine gleichzeitige Verringerung der ausländischen Komponente kann die Veränderung der Lage der GKMg-Kurve verhindert werden, so daß der Schnittpunkt der heiden GKM-Kurven im Punkt A realisiert werden kann. Diese Politik setzt aber ausreichende Devisenvorräte voraus. Bei sehr starken spekulativen Kapitalbewegungen ist diese Voraussetzung auch bei einer Zentralbank mit relativ hohen Devisenvorräten nicht erfüllt. Bei vollkommenem Kapitalverkehr, Priorität des Vermögensziels und festem Wechselkurs kann die Geldpolitik mit der Steuerung der inländischen Komponente der Geldmenge und der Offenmarktpolitik die Lage der beiden GKM-Kurven verändern und das gewünschte Volkseinkommen bei ausgeglichener Zah-

160

9. Kap.: Die geldpolitische Konzeption der Deutschen Bundesbank

lungsbilanz erreichen. Es besteht kein Zusammenhang zwischen der Zahlungsbilanzsituation und dem Wechselkurs. Wenn der Kassakurs konstant ist, bestimmt das Arbitragegleichgewicht den Terminkurs. Das Problem einer unerwünschten Entwicklung des Terminkurses durch spekulative Kapitalbewegungen tritt dann nicht auf. Das ist aber beim flexiblen Kassakurs der Fall. Hier kann die Zentralbank den Kassakurs mit ihrem Instrumentarium nicht beeinflussen. Unsere Analyse bestätigt bei Priorität des Konsumziels und festem Wechselkurs sowie bei Priorität des Vermögensziels und flexiblem Wechselkurs die häufig vertretene These, daß die Erfolgsaussichten der Geldpolitik beim vollkommenen Kapitalverkehr schlechter zu beurteilen seien als beim unvollkommenen Kapitalverkehr. Da sich die Beschränkungen des Kapitalverkehrs erheblich verringert haben, ist in diesen Fällen die Effizienz der Geldpolitik eines Landes gesunken, die nicht mit anderen Bereichen der nationalen Stabilitätspolitik und mit der Geldpolitik anderer Länder koordiniert wird. Die Geldpolitik eines wirtschaftlich bedeutenden Landes mit einer tendenziell aufwertungsverdächtigen Währung hat bessere Erfolgsaussichten als die Geldpolitik eines wirtschaftlich unbedeutenden Landes mit einer tendenziell abwertungsverdächtigen Währung.

Zehntes Kapitel

Problemlösungen durch koordinierten Einsatz der Politik be reiche 1. Beispiele für Problemlösungen a) Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

In der Abb. 14 wird mit der VM-Kurve das Vermögens gleichgewicht und mit der GKM-Kurve das Kredit- und Geldmarktgleichgewicht dargestellt. Die GKMg-Kurve gilt beim flexiblen Wechselkurs, die GKMhu-Kurve beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr, die GKMhv-Kurve beim festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr. dp I

Ps

+

VM

o

Abb.14

Die Ausgangslage ist der Punkt P2 beim flexiblen Wechselkurs sowie beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr, der Punkt PI beim 11 wul1r

162

10. Kap.: Problemlösungen durch koordinierten Einsatz der Politikbereiche

festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr. In beiden Punkten besteht ein Gleichgewicht auf dem Güter- und Geldmarkt. Beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr ist die Zahlungsbilanz ausgeglichen, beim festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr besteht ein Zahlungsbilanzüberschuß; beim flexiblen Wechselkurs ergibt sich keine Wechselkursänderung. Da das Vermögen das angestrebte Niveau nicht erreicht, werden die Wirtschaftssubjekte mehr sparen. Durch die Verringerung der Konsumausgaben sinkt das Volkseinkommen. Die gewünschte Vermögenshöhe wird beim flexiblen Wechselkurs im Punkt P3' beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr im Punkt P2, beim festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr im Punkt P4 erreicht. Die Zielpunkte sind Ps und P6. In beiden Fällen müssen die GKM-Kurven nach oben verschoben werden. In Betracht kommen die folgenden Maßnahmen: Erhöhung von dGf, dGt, dFVJ' und dw sowie Verringerung von H, und dw T • Die Erhöhung von dGf wirkt sich auf alle GKM-Kurven aus. Der Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der GKMhu-Kurve verschiebt sich bei konstantem dp, nach rechts. Der Abstand zwischen der GKMhv-Kurve und der GKMg-Kurve verändert sich nicht. Die Variation von dGt beim flexiblen Wechselkurs verändert die Lage der GKMg-Kurve. Die anderen Variablen haben Auswirkungen auf die GKMh-Kurven, dFVf und H, auf beide Kurven, dw (beim festen Wechselkurs) und dw T nur auf die GKMhu-Kurve. Wenn das Haushaltsdefizit ausschließlich mit Zentralbankgeld finanziert wird, hat eine Veränderung der Höhe des Haushaltsdefizites keinen Einfluß auf die GKMhKurven. Die VM-Kurve muß sich nach oben (Punkt Ps) oder nach unten (Punkt P6) bewegen, Im ersten Fall ist eine Verringerung und im zweiten Fall eine Erhöhung von H, erforderlich. Eine Veränderung des Haushaltsdefizites hat gleichgerichtete Bewegungen der VM-Kurve und der GKMh-Kurven zur Folge, wenn das Haushaltsdefizit ganz oder teilweise mit dem Verkauf von Wertpapieren finanziert wird. Das ist beim Zielpunkt Ps positiv und beim Zielpunkt P6 negativ zu beurteilen. Die unerwünschte Bewegung der GKMh-Kurve kann durch ausschließliche Finanzierung des Haushaltsdefizites mit Zentralbankgeld verhindert werden. Die Problemlösung bei zinsabhängigem Sparen kann auch mit der Abb.14 erläutert werden. An die Stelle der Kurve des Vermögensgleichgewichtes (VMKurve) tritt die Kurve des Gütermarktgleichgewichtes (GM-Kurve). Es sind nur die Schnittpunkte der GKM-Kurven mit der GM-Kurve realisierbar. Die Ausgangslage stellen deshalb die Punkte P3 (beim flexiblen Wechselkurs), P2 (beim festen Wechselkurs und unvollkommenen Kapitalverkehr) oder P4 (beim festen Wechselkurs und vollkommenen Kapitalverkehr) dar. Die zur Erreichung der Zielpunkte Ps und P6 erforderlichen Kurvenbewegungen sind die gleichen wie

I. Beispiele für Problemlösungen

163

bei Priorität des Vennögensziels. Es bieten sich auch die gleichen Problemlösungen an. In der geschlossenen Volkswirtschaft entfällt das Ziel des Zahlungsbilanzausgleichs. An die Stelle der GKM g- und GKMh-Kurven tritt die GKM-Kurve. Sie entspricht der GKMg-Kurve, wenn die Zentralbank beim flexiblen Wechselkurs auf dem Devisenmarkt nicht interveniert (dGt =0). Die GKM-Kurve kann nur durch eine Veränderung der Geldmenge und die VM-Kurve nur durch eine Veränderung des Haushaltsdefizites verschoben werden. Zur Realisierung des Punktes P5 muß die Geldmenge steigen und das Haushaltsdefizit abnehmen. Der Punkt P6 wird mit einer Erhöhung der Geldmenge und des Haushaltsdefizites erreicht. b) Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum In der Abb. 15 stellt die GM-Kurve das Gütennarktgleichgewicht dar. Die GKM-Kurven haben die gleiche Bedeutung wie in der Abb. 14. Im Unterschied zu dieser Abbildung drückt die GKMh-Kurve das Kredit- und Geldmarktgleichgewicht bei unvollkommenem und vollkommenem Kapitalverkehr aus und wird deshalb als GKMhu(vtKurve bezeichnet. Die GKMh-Kurve verläuft bei unvollkommenem und vollkommenem Kapitalverkehr flacher als die GKM gKurve. Die Ausgangslage wird beim festen Wechselkurs durch den Punkt P2 und beim flexiblen Wechselkurs durch den Punkt PI dargestellt. In bei den Punkten besteht ein Gleichgewicht auf dem Geld- und Gütennarkt. Im Punkt P2 liegt ein Zahlungsbilanzüberschuß vor. Im Punkt PI ist mit einer Verringerung des Wechselkurses zu rechnen.

11 *

164

10. Kap.: Problemlösungen durch koordinierten Einsatz der Politikbereiche

GKM g

GM Abb.15 Die Zielpunkte sind P3 und P4. In beiden Fällen ist eine Verschiebung der GM-Kurve und der GKMg-Kurve nach oben erforderlich. Die gewünschte Bewegung wird bei der GM-Kurve durch die Erhöhung der Staatsausgaben für Güter und Dienste und bei der GKMg-Kurve durch die Erhöhung der inländischen oder ausländischen Komponente der Geldmenge erreicht. Die GKMhu(v)-Kurve ist beim Zielpunkt P4 nach oben und beim Zielpunkt P3 nach unten zu verschieben. Eine Bewegung nach oben ergibt sich durch Erhöhung der inländischen Komponente der Geldmenge und des Kassakurses sowie durch Verringerung des Terminkurses. Bei unvollkommenem Kapitalverkehr kommt auch eine Erhöhung von dFVjl und TI in Betracht. Die entgegengesetzte Veränderung dieser Variablen verschiebt die Kurve nach unten. Da die zur Erreichung der gewünschten Höhe des Volkseinkommens erforderliche

2. Allgemeine wirtschaftspolitische Konsequenzen

165

Erhöhung der Staatsausgaben entgegengesetzte Wirkungen auf die GM- und GKMhu-Kurve hat, wird die Problemlösung beim Zielpunkt P3 erleichtert und beim Zielpunkt P4 erschwert. Die unerwünschte Bewegung der GKMhu-Kurve kann (wie bei Priorität des Vermögens ziels) verhindert werden, wenn der Staatshaushalt ausgeglichen ist oder das Haushaltsdefizit nur mit Zentralbankgeld finanziert wird. Auf die Lage der GKMhv-Kurve haben die Staatsausgaben und Steuern keinen Einfluß. Die inländische Komponente der inländischen Geldmenge hat keine Auswirkungen auf dpl im Schnittpunkt der GKM-Kurven, weil sich der Schnittpunkt parallel zur Abszisse verschiebt. Mit der Abb. 15 kann auch die Problem lösung bei einkommensabhängigem Konsum diskutiert werden. Die GM-Kurve stellt dann eine Parallele zur Ordinate dar. Wenn sich diese Gerade links von den Zielpunkten befindet, müssen zur Erreichung des Gütermarktgleichgewichtes die Staatsausgaben für Güter und Dienste erhöht werden. Die Übereinstimmung des Schnittpunktes der GKMKurven mit dem Zielpunkt P3 bzw. P4 kann mit den gleichen Maßnahmen wie bei Priorität des Konsumziels hergestellt werden. Die C-Kurve, die bei einkommensabhängigem Konsum an die Stelle der GM-Kurve in der Abb.15 tritt, ist für die Problemlösung bedeutungslos, weil sie nur die Höhe der Konsumausgaben bestimmt, die annahmegemäß nicht zu den Zielvariablen gehört. In der geschlossenen Volkswirtschaft tritt an die Stelle der GKMhu(v)- und GKMg-Kurve die GKM-Kurve. Sie hat die gleiche Lage wie die GKMg-Kurve, wenn die inländische Komponente der inländischen Geldmenge beim flexiblen Wechselkurs die gesamte Geldmenge darstellt, weil die Zentralbank auf dem Devisenmarkt nicht interveniert. Da in der geschlossenen Volkswirtschaft der Außenbeitrag entfällt, ist die Lage der GM-Kurve (bei Priorität des Konsum ziels und bei einkommensabhängigem Konsum) nur von den Staatsausgaben für Güter und Dienste abhängig. Zur Erreichung der Zielpunkte P3 und P4 ist eine Erhöhung der Geldmenge (Verschiebung der GKM-Kurve nach oben) und der Staatsausgaben für Güter und Dienste (Rechtsverschiebung der GM-Kurve) erforderlich, wenn die GM-Kurve links von den Zielpunkten verläuft.

2. Allgemeine wirtschaftspolitische Konsequenzen Bei Priorität des Vermögensziels und zinsabhängigem Sparen kann der Zahlungsbilanzausgleich beim festen Wechselkurs (bzw. Konstanz des Wechselkurses beim flexiblen Wechselkurs) nicht durch eine Veränderung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge hergestellt werden, weil sich keine Auswirkungen auf den Kapitalverkehr mit dem Ausland ergeben. In Betracht kommt bei Priorität des Vermögens ziels und unvollkommenem Kapitalverkehr eine Verschiebung der VM-Kurve, bei zinsabhängigem Sparen der GM-Kurve, bis zum Schnittpunkt der GKM-Kurven. Eine andere Möglichkeit ist die Ver-

166

10. Kap.: Problemlösungen durch koordinierten Einsatz der Politikbereiche

schiebung der GKMh-Kurve bis zum Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der VM-Kurve (GM-Kurve) oder die Verschiebung der GKMg-Kurve bis zum Schnittpunkt der GKMh-Kurve mit der VM-Kurve (GM-Kurve). Bei der Herstellung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes mit der VM-Kurve (GMKurve) wird der Vermögenspreis (Zinssatz) akzeptiert, der dem Schnittpunkt der GKM-Kurven entspricht. Strebt man einen anderen Vermögenspreis (Zinssatz) an, muß die GKMh- oder GKMg-Kurve verschoben werden. Da der Vermögenspreis (Zinssatz) zu den wirtschaftspolitisch relevanten Variablen gehört, wird eine Problemlösung durch Bewegung der VM-Kurve (GM-Kurve) nur in AusnahmefaIlen in Betracht kommen, weil die VM-Kurve (GM-Kurve) den Vermögenspreis (Zinssatz) bestimmt. Es ist auch zu berücksichtigen, daß die Veränderung des Haushaltsdefizites weit mehr Zeit in Anspruch nimmt, als die Veränderung der anderen Variablen, die die Lage der GKMh- bzw. GKMg-Kurve bestimmen. Wegen der hohen Mobilität des Kapitals muß die Möglichkeit einer schnellen Reaktion auf eine unerwünschte Zahlungsbilanz- bzw. Wechselkursentwicklung bestehen. Das ist (mit Ausnahme vom Haushaltsdefizit) bei den Instrumenten der Fall, mit denen die Lage der GKM-Kurven verändert werden kann. Im Unterschied zum Zahlungsbilanzsaldo (bzw. Wechselkurs) ist eine kurzfristige Variation des Vermögenspreises (Zinssatzes) nicht erforderlich. Es ist sogar anzunnehmen, daß sich ein langfristig konstanter Zinssatz positiv auf das Wirtschafts wachstum auswirkt, weil die Planung der Investitionen erleichtert wird. Da sich die inländische Komponente der inländischen Geldmenge zur Steuerung des Volkseinkommens bei konstantem Vermögenspreis (Zinssatz) eignet, bietet sich die folgende allgemeine Problemlösung an: Mit der Verschiebung der VM-Kurve (GM-Kurve) wird der angestrebte Vermögenspreis und mit der Verschiebung der GKM-Kurven durch Variation der inländischen Komponente der Geldmenge das Einkommensziel ohne Störung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes erreicht. Eine ausgeglichene Zahlunsbilanz (bzw. ein konstanter Wechselkurs) ergibt sich durch die Verschiebung der GKMh-Kurve bis zum Schnittpunkt der GKMg-Kurve mit der VM-Geraden (GM-Geraden). Beim flexiblen Wechselkurs besteht die Möglichkeit einer Problemlösung durch Verschiebung der GKMg-Kurve bis zum Schnittpunkt der GKMh-Kurve mit der VM-Geraden (GM-Geraden), weil die ausländische Komponente der Geldmenge zu den Instrumentvariablen der Geldpolitik gehört. Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum kann das außenwirtschaftliche Gleichgewicht durch die Verschiebung der GKM- oder GM-Geraden realisiert werden. Im zweiten Fall verzichtet man auf die Erreichung des Einkommensziels, wenn das dem Schnittpunkt der GKM-Kurven entsprechende Volkseinkommen nicht zufällig der Zielgröße entspricht. Es ist (wie bei Priorität des Vermögensziels) zu berücksichtigen, daß die Veränderung des Haushaltsdefizites relativ viel Zeit in Anspruch nimmt und die Zahlungs bilanzsituation kurzfristig steuerbar sein muß. Die Verschiebung der GKM-Kuryen ist deshalb in der Regel vorzuziehen. Da sich bei einer Veränderung der inländischen Komponente der Geldmenge der Schnittpunkt der GKM-Kurven parallel zur Abszisse bewegt, kann das außen wirtschaftliche Gleichgewicht ohne

167

2. Allgemeine wirtschaftspolitische Konsequenzen

Veränderung des Vermögenspreises erreicht werden. Diese Problemlösung ist immer dann vorteilhaft. wenn der Zahlungsbilanzausgleich (bzw. ein konstanter Wechselkurs) bei dem Vermögenspreis bewirkt werden soll. der dem Schnittpunkt der GKM-Kurven entspricht. Die im Schnittpunkt angestrebte Höhe des Vermögenspreises (Zinssatzes) ist durch die Verschiebung der GKMhu(v)- oder GKMg-Kurve realisierbar. Es bietet sich demnach die folgende allgemeine Problemlösung an: Zur Erreichung des Einkommenszieles wird die Lage der GMKurve verändert. zur Erreichung des angestrebten Vermögenspreises (Zinssatzes) die Lage der GKMhu(v)- oder GKMg-Kurve. und zur Realisierung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes wird der Schnittpunkt der GKM-Kurven mit der inländischen Komponente der Geldmenge verschoben. Die Tabellen 26 und 27 geben einen Überblick über die Kurvenverschiebungen beim Einsatz der einzelnen Instrumente und die optimale Ausrichtung der Instrumente auf die Zielgrößen. Tabelle 26

Übersicht über die Wirkungen der Instrumente auf die Kurven im dp,-dY,-Diagramm Wirkungen Erhö-

GKMg-

hung

Kurve

RI TI

GKMh-Kurven Priorität des Vermögens ziels 1)

Priorität des Konsumziels2)

VMKurve3) (GM-

GMKurve5)

UK

VK

UK

VK

Kurve)4

-

,I, (_ )8)

,I, (-)9)

,1,(-)\0)

-

,I,

~

-

i

i

i

-

i

-

(_)8)

(_)9)

(_)\0)

dFVf

-

i

i

i

-

-

-

dw 6 )

-

i

-

i

i

-

-

dw T

-

,I,

-------

,I,

,I,

-

-

dGJ

i

i

i

i

i

-

-

dGt 7 )

i

---------

--------

--------

-------

-

-

1) Auch bei zinsabhängigem Sparen 2) Auch bei einkommensabhängigem Konsum 3) Bei Priorität des Vermögenszie\s

168

10. Kap.: Problemlösungen durch koordinierten Einsatz der Politikbereiche

4) 5) 6) 7)

Bei zinsabhängigem Sparen Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum Beim festen Wechselkurs Beim flexiblen Wechselkurs

8)

dPI =-(HI-dFV;)!L rl

9)

F:

F: dPI = -( H I - dFV;) a:b

__ I

dpl

FA

I r-

10)

a;b

dPI =-(HI -dFV;)

PA dp/ Z

In der geschlossenen Volkswirtschaft tritt an die Stelle der GKMh-Kurve und GKMg-Kurve die GKM-Kurve. Sie entspricht der GKMg-Kurve, wenn die Zentralbank nicht auf dem Devisenmarkt interveniert. Die Aussagen über die Wirkungen der Staatsausgaben für Güter und Dienste und der Steuern auf die Lage der VM- und GM-Kurve gelten auch in der geschlossenen Volkswirtschaft. Tabelle 27 Übersicht über die optimale Ausrichtung der Instrumente Ausrichtung auf Instrumenteneinsatz

dpr

dYr

dGt =0 3) bzw. dw=02)

Priorität des Vermögensziels und zinsabhängiges Sparen

Hr

x

dGf

x

dFV~, (dw) 1)3), (dw T ) 1), (dGt )2)

x

Priorität des Konsumziels und einkommensabhängiger Konsum

Rr

x

dGf dw 3) , dw T , (dFVIH ) I) ' (TI ) I) ' (dG IA )2) I) Nur bei unvollkommenem Kapitalverkehr 2) Beim flexiblen Wechselkurs 3) Beim festen Wechselkurs.

x x

2. Allgemeine wirtschaftspolitische Konsequenzen

169

Bei Priorität des Vennögensziels und zinsabhängigem Sparen ergeben sich die gleichen Problemlösungen. Wenn ein außenwirtschaftliches Gleichgewicht besteht, kann mit der Erhöhung der inländischen Komponente der inländischen Geldmenge das Volkseinkommen ohne Entstehung eines Zahlungsbilanzungleichgewichtes gesteuert werden. Bei Priorität des Konsumziels und einkommensabhängigem Konsum ist die Mundell-Regel optimal: Ausrichtung der Geldpolitik auf das externe Gleichgewicht (dG: =0 bzw. dw =0) und der Finanzpolitik auf das interne Gleichgewicht (dY/). Der angestrebte Vennögenspreis (Zinssatz) kann mit der Variation des Tenninkurses, des Kassakurses (beim festen Wechselkurs) bzw. der ausländischen Komponente der Geldmenge (beim flexiblen Wechselkurs), bei unvollkommenem Kapitalverkehr auch mit der Höhe der Steuern und der Finanzierung des Haushaltsdefizites (Offenmarktpolitik) realisiert werden.

Anhang

dpl

(12),(30)

(12),(30)

L- ______

Wechselkurs

Fester

Wechselkurs

Flexibler

(12),(30)

(12),(30)

Vollkommener Kapital verkehr

Wechselkurs

Fester

Wechselkurs

Flexibler

Unvollkommener Kapitalverkehr

Modell

(13),(31)

(13),(31)

(13),(31)

(13),(31)

dPA

dpA

(12),( 13 ),(18), (19),(23a), (30),(31)

(12),( 13 ),(18), ( 19),(23a), (30),(31)

(12),(13),(18), (19),(30),(31 )

(12),(13),(14), (15),(16),(18), (19),(22),(30), (31)

wie dpl

wie dpl

wie dpl

wie dpl

Priorität des Vermögensziels

dp l

(14),(15),(16), (20),(30),(31 )

(14),(30)

wie dp1beim flexiblen WK

(14),(30)

dF1

wie dF1

(15),(31)

wie dp1beim flexiblen WK

(15),(31)

dFA

Übersicht über die Bestimmungsgleichungen bei Priorität des Vermögensziels und Priorität des Konsumziels

(16),(30)

(16),(30)

( 16),(30)

(16),(30)

dF 1

0;;'

w

-.I

::s ~ ::s

~

:> (j"

ir

n

i~

"--------

Vollkommener Kapitalverkehr

Unvollkommener Kapitalverkehr

-

GM

GM wie KM ,... _(32),(33)

KM (18),( 19),(23a), (24),(25),(28), (29),(30),(31 )

wie KM +(32),(33)

wie dpl

wie dpl

--

wie dpl

wie dpl

-

GM wie KM +(33)

KM (14),(15),(16), (18),(19),(22), (24),(25),(28), (29),(30),(31 )

dp A

wie dpl

wie dpl

wie dPl beim festen WK

Priorität des Konsumziels

dp 1

GM wie KM +(32)

dPA

KM wie dpl beim (25),(29),(31 ) festen WK

dPl

KM (24),(28),(30)

Fester Wechselkurs

Wechselkurs

Flexibler

Modell

Fortsetzung der Übersicht über die Bestimmungsgleichungen

wie dpl +(15)

+ (14)

wie dpl

(15),(31 )

dFA

wie dpl

wie dpl

(14),(30)

dF1

-

-

(16),(30)

( 16),(30)

(16),(30)

dF 1

(Jq

)., .,'"::r

~

dF'~'

Wechselkurs

Fester

Wechselkurs

Flexibler

(17),(31)

(17),(31)

Unvollkommener Kapitalverkehr

Modell

(30)

(30)

HI

dGt

(31)

(31)

flexiblen WK

wie dp1beim

----------------

Priorität des Vermögensziels

HA

-----------------

wie dGt

dw

GM (31 ),(33)

GM

+ (25)

+ (24) (30),(32)

wie dplbeim flexiblen WK wie d/beim flexiblen WK

(31),(33)

(30),(32)

KM

GM

GM KM

KM (13),(25),(31)

KM

SA

(12),(24),(30)

SI

VI

....

~::I

c

[.

~

~. ~

I

dF A

Fester Wechselkurs

Wechselkurs

Flexibler

Wechselkurs

Fester

Wechselkurs

Flexibler

(17),(31 )

(17),(31)

(17),(31 )

(17),(31)

Vollkommener Kapital verkehr

Modell

(30)

(30)

(30)

(30)

H[

wie dF[

----------------

dGf

(31)

(31)

wie dp[

---------------- ...

Priorität des Konsumziels

(31)

(31)

HA

Fortsetzung der Übersicht über die Bestimmungsgleichungen

---------------- ...

wie dGf

-----------------

wie dGf

dw SA

GM:

GM:

KM: (29) GM: (29),(31),(33) I

KM: (28) GM: (28),(30),(32)

(28),(30),(32) (29),(31),(33)

KM: (29)

GM: (31),(33)

GM: (30),(32)

KM: (28)

KM: wie dF[

+ (13),(25)

KM: wie dF[

+ (12),(24)

GM: (31),(33)

GM: (30),(32)

KM: KM: (12),(24 ),(30), (13),(25),(31)

S[

~

::r

(JQ

'" =

-..l 0\

:::

E..

;::; :E

-

Cl

--

--

Wechselkurs

Fester

Wechselkurs

Flexibler

KM

CA

wie dpl beim flexiblen WK

KM: (25),(29)

wie dpl beim flexiblen WK

KM: (24),(28)

GM: GM: (24),(28), (32) (25),(29).(33)

+ (33)

+ (32)

GM

wie KM

GM

(31)

wie KM

(30)

(12),(24),(28), (13),(25),(29),

KM

Unvollkommener Kapitalverkehr

Modell

dCA dYA

+ (26)

wie Cl

+ (26)

wie Cl

+ (27)

wie Cl

+ (27)

wie CA

Priorität des Vermögensziels

dYl

acl

-----------------

-----------------

dV l

-

-

-

-

-----------------

- ... ---------------

dV A

-

--

GM: wie dpl beim flexiblen WK + (24),(32) ---

KM: -----------

GM: (12),(24), (30),(32)

KM: -----------

dYl

-..I -..I

=

=-= ~

~

3

!. '"o if

i

Cr

und fester

Wechselkurs

----------------

GM: wie KM

GM: wie KM + (32)

Flexibler

KM: (13),(25) (29)

KM: (12),(24) (28)

Wechselkurs

----------------

+ (33)

wie dFI

+ (33)

+ (32)

wie dFr

GM : wie KM

(29),(31)

GM: wie KM

(28),(30)

KM: (12),(24), KM: (13),(25),

C"

Fester

Wechselkurs

Flexibler

Vollkommener Kapitalverkehr

Modell

+ (27)

wie Cr

+ (27)

wie Cr

ac" ay"

KM: (27)

(30),(32)

(31),(33)

GM: (26),(28), GM: (27),(29),

KM: (26)

Priorität des Konsumziels

+ (26)

wie CI

+ (26)

wie Cr

aCr aYI

Fortsetzung der Übersicht über die Bestimmungsgleichungen

+ (12)

wie dpl

-----------------

- ----------------

dVr

+ (13)

wie dp"

-----------------

-----------------

dV"

(32)

GM: (28),(30),

KM: -----------

+ (12),(24), (32)

GM: wie dFI

KM: -----------

(30),(32)

GM: (12),(24),

KM: -----------

dYI

:>

OQ

g

:0 :0-

:::i 00

'-:

dy....

GM: wie dpl beim flexiblen Wechselkurs + (25),(33)

KM: -------------

GM: (13),(25), (31),(33)

KM: -------------

Flexibler Wechselkurs GM: (13),(25), (31),(33)

KM: -------------

Vollkommener Kapitalverkehr

Fester Wechselkurs

Flexibler Wechselkurs

dw T

-------------------

-------------------

-------------------

F....

F1

(14 ),(15),(16), (20),(30),(31 )

(20),(30),(31 )

(14),(15),(16),

+ (21)

wie dpl

wie dpl

+ (21)

+ (21)

+ (21)

wie dpl

F 1 1)

d-L

F 1 1)

I d-

wie dpl

Priorität des Vermögensziels

Unvollkommener Kapitalverkehr

Modell

I

;;:l

-

=~::I

[

>

if

'"

~.

~

if

GM: (29),(31),

(33)

GM: (29),(31),

KM: -------------

(33)

(12),(13),(18), (19),(23a),(30), (31)

dw T

F' 1) d2. FA -------------------

F' 1) d-' F, ------- ...... _---------

-------------------

-------------------

VK: (14 ),(15),(16), (20),(30),(31 )

UK:

VK: (14),(15),(16), (20),(30),(31 )

UK:

VK: wie dp, + (14),(15), (16),(20)

VK: wie dp, + (14),(15), (16),(20)

wie dp, + (21)

beim festen WK+ (21)

beim festen WK+ (21)

wie dp, + (21)

UK: wie dp,

UK: wie dp,

Priorität des Konsumziels KM: -------------

+ (13),(25), (33)

GM: wie dF,

KM: -------------

dYA

1) vgl. Fußnote 9) zu Tabelle 2.

Fester Wechselkurs

Flexibler Wechselkurs

Fester Wechselkurs

Modell

Fortsetzung der Übersicht über die Bestimmungsgleichungen

00

s-

:T

~

o

Mathematische Ableitungen

181

Mathematische Ableitungen zum zweiten Kapitel: Priorität des Vermögensziels Veränderung des Vennögenspreises

ad 2. Kreditmarktgleichgewicht ohne Gütermarktgleichgewicht ad (2) Entwicklung des inländischen Devisenbestandes bzw. Wechselkurses Unvollkommener Kapitalverkehr Fester Wechselkurs Partielle Ableitungen von dC:w

FI

FA

--