Bank- und Versicherungslexikon [2., völlig überarb. und erw. Aufl. Reprint 2015] 9783486785067, 9783486226607

Nicht allein für Experten des Bank- und Versicherungswesens wurde dieses Lexikon unter der Federführung des bekannten Au

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Bank- und Versicherungslexikon [2., völlig überarb. und erw. Aufl. Reprint 2015]
 9783486785067, 9783486226607

Table of contents :
Vorwort
Vorwort zur zweiten Auflage
Abkürzungen
Verzeichnis der Mitarbeiter
Stichwortaufsätze
Lexikon

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Bankund Versicherungslexikon Herausgegeben von

Dr. Henner Schierenbeck o. Professor der Betriebswirtschaftslehre am Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrum der Universität Basel

Zweite, völlig überarbeitete und erweiterte Auflage

R. Oldenbourg Verlag München Wien

R e d a k t e u r e u n d Verfasser der nicht n a m e n t l i c h gekennzeichneten Stichwörter: Dr. T h o m a s Brakensiek Dr. Ulrike E r d m a n n Dipl.-Volksw. Martin Weigert

Die Deutsche Bibliothek — CIP-Einheitsaufnahme Bank- u n d Versicherungslexikon / hrsg. von Henner Schierenbeck. - 2., völlig Überarb. und erw. Aufl. - München ; Wien : Oldenbourg, 1994 ISBN 3-486-22660-6 NE: Schierenbeck, Henner [Hrsg.]

© 1994 R. Oldenbourg Verlag GmbH, München Das Werk einschließlich aller Abbildungen ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Bearbeitung in elektronischen Systemen. Gesamtherstellung: R. Oldenbourg Graphische Betriebe GmbH, München ISBN 3 - 4 8 6 - 2 2 6 6 0 - 6

Inhaltsübersicht Vorwort Vorwort zur zweiten Auflage Abkürzungen Verzeichnis der Mitarbeiter Stichwortaufsätze Lexikon

VII VIII IX X XII 1

V

Vorwort Mit dem vorliegenden Lexikon wird dem Leser ein Nachschlagewerk in die Hand gegeben, das einen Überblick über die Institutionen, Geschäfte und unternehmenspolitischen Aspekte des Bank- und des Versicherungswesens vermittelt. Die Einbeziehung der beiden zentralen Segmente des finanziellen Sektors in einem gemeinsamen Handbuch soll dabei dem immer deutlicher beobachtbaren Trend zu integrierten Finanzdienstleistungsunternehmen Rechnung tragen. In dem Maße, wie hierbei die Grenzen zwischen Banken und Versicherungen verschwimmen, erhöht sich naturgemäß das Bedürfnis nach einem Werk, das Begriffe und Sachverhalte aus den beiden Branchen in einem Nachschlagewerk zusammenfassend erläutert. Das vorliegende Lexikon umfaßt ca. 2500 Stichwörter, wobei zentrale Problembereiche in Schwerpunktaufsätzen ausführlicher behandelt werden. Als Verfasser dieser Aufsätze konnten namhafte Wissenschaftler und Praktiker aus dem Bank- und Versicherungswesen gewonnen werden. Das Lexikon richtet sich sowohl an Studenten der Bank- und Versicherungsbetriebslehre als auch an Praktiker dieser Branchen. Allerdings soll das Lexikon kein Nachschlagewerk für Spezialisten sein, sondern dem Leser einen allgemeinen, allerdings fundierten Einblick in die jeweilige Thematik verschaffen. Der problemorienterten Vertiefung dienen die Literaturhinweise jeweils am Ende der Stichwortaufsätze. Im Bereich der Bankbetriebslehre wurdne Stichworte ausgewählt, die für die Geschäftstätigkeit der Kreditinstitute und das Bankmanagement Bedeutung haben. Bei der Auswahl und Darstellung der Stichworte aus dem Bereich der Versicherungsbetriebslehre wurde Wert daraufgelegt, grundsätzliche betriebswirtschaftliche Sachverhalte abzudecken; rechtliche und technische Einzelheiten wurden deshalb nur soweit erforderlich in die Darstellung eingebunden. Ein so umfangreiches Werk wie das vorliegende Lexikon ist im echten Sinne eine Gemeinschaftspublikation, die nur dank des Engagements vieler Autoren und Helfer fertiggestellt werden konnte. Besonderer Dank gebührt hierbei den Verfassern der Schwerpunktaufsätze, die mit ihren Beiträgen das besondere und unverwechselbare Profil dieses Nachschlagewerkes geschaffen haben. Nicht unerwähnt bleiben dürfen die drei Verfasser der lexikalischen Stichworte zum Bank- und Versicherungswesen, Frau Dipl.-Kfm. U. Erdmann, Herr Dipl.-Kfm. Th. Brakensiek und Herr Dipl.-Volksw. M. Weigert. Frau Erdmann hat zusätzlich die vielfältigen Aufgaben der Koordination, Organisation und technischen Abwicklung des Lexikons mit großem Einsatz, Pflichtgefühl und Geschick erfüllt. Wie immer haben mich zahlreiche studentische Hilfskräfte am Institut bei den Korrekturarbeiten unterstützt, während meine Sekretärin, Frau H. Scherer die notwendigen Schreibarbeiten gewohnt zügig erledigt hat. Ihnen allen gebührt mein herzlicher Dank. Nicht unerwähnt bleiben sollte, daß Herr Dipl.-Volksw. M. Weigert vom Oldenbourg Verlag den eigentlichen Anstoß zu diesem Lexikonprojekt gegeben hat und ich ihm für seine Hartnäckigkeit, mit der er meine Begeisterung für ein solches langwieriges Projekt immer wieder neu zu entfachen verstand, Dank schulde. Henner Schierenbeck

Vorwort zur zweiten Auflage Gegenüber der 1. Auflage, die im Jahre 1990 erschien, ist die vorliegende 2. Auflage vollständig neu überarbeitet worden. Anlaß dazu gaben zum einen notwendige Korrekturen und Präzisierungen der bereits vorhandenen Stichworte, zum anderen aber auch die neuesten Entwicklungen im Bank- und Versicherungswesen, die eine Aktualisierung oder Neuaufnahme bestimmer Begriffe unerläßlich erschienen ließen. Dies gilt beispielsweise für den Bereich der Wertpapiermärkte, in dem Veränderungen so rasant stattfinden, daß entsprechende Stichwörter eigentlich einer fortlaufenden Überarbeitung bedürften. Auch der Abschnitt zur Lebensversicherung wurde völlig neu konzipiert, um auf diese Weise diesem für Versicherungen und darüber hinaus auch für Banken - respektive für die Zusammenarbeit von B anken und Versicherungen - außerordentlich wichtigem Gebiet Rechnung zu tragen. Die gravierenden bankaufsichtsrechtlichen Änderungen, die im Hinblick auf die europäische Harmonisierung und die Berücksichtigung neuer Risiken dringlich wurden, sind ebenfalls explizit berücksichtigt worden. Schließlich wurden zusätzlich zahlreiche Fachbegriffe aus dem deutschsprachigen Ausland in das Lexikon aufgenommen. Der beispielhafte Abriß einiger Neuerungen dieser Auflage macht deutlich: „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das Mögliche getan hat." (J. W. Goethe) In diesem Sinne gilt mein besonderer Dank den zahlreichen renommierten Wissenschaftlern und Praktikern, die wiederum gewonnen werden konnten, um dem Leser in Schwerpunktaufsätzen ihre speziellen Kenntnisse näherzubringen und einen fundierten Einblick zu verschaffen. Für die sehr engagierte Unterstützung bei der Erstellung der vorliegenden Auflage möchte ich mich namentlich bedanken bei Frau Dr. U. Erdmann, Frau Dipl.-Kffr. D. Fellenstein, sowie den Herren Dr. R. Hölscher, Dr. T. Brakensiek, Dipl.-Volksw. M. Weigert, Dipl.-Kfm. S. Klose und Dipl.-Kfm. J. Raaymann, die mir mit großem Fleiß tatkräftig zur Seite standen. Henner Schierenbeck

VIII

Abkürzungen Ausfuhrkredit G m b H Allgemeine Bedingungen für die Kraftfahrtversicherung Aktiengesetz AktG: AUB: Allgemeine Unfallversicherungsbedingungen AVB: Allgemeine Versicherungsbedingungen AVG: Angestelltenversicherungsgesetz AWB: Allgemeine Bedingungen für die Versicherung gegen Wasserleitungsschäden Bundesaufsichtsamt für das BÄK (BAKred): Kreditwesen BAV: Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen Gesetz über die Deutsche BBankG: Bundesbank (Bundesbankgesetz) Gesetz zur Verbesserung der Betr A V G : betrieblichen Altersversorgung (Betriebsrentengesetz) BGB: Bürgerliches Gesetzbuch Bundesgerichtshof BGH: DTV: Deutscher Transport-Versicherungs-Verband e . V . EG: Europäische Gemeinschaft ERP: European Recovery Program Gesetz betreffend die ErGenG: werbs- und Wirtschaftsgenossenschaften (Genossenschaftsgesetz) Gesetz betreffend die GesellGmbHG: schaft mit beschränkter Haftung (GmbH-Gesetz) Gegensatz Ggs.: HGB: Handelsgesetzbuch Hauptversammlung HV: Verordnung über die KapitalKapitalausstattungsVO: ausstattung von Versicherungsunternehmen (Kapitalausstattungs-Verordnung) AKA: AKB:

KWG: OECD:

PflVG:

PublG:

RVO: ScheckG: SGB: StVG: StVZO:

VAG:

VG:

VGB:

VHB:

WaG: WG: ZPO:

Gesetz über das Kreditwesen (Kreditwesengesetz) Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Gesetz über die Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter (Pflichtversicherungsgesetz) Gesetz über die Rechnungslegung von bestimmten Unternehmen und Konzernen Reichsversicherungsordnung Scheckgesetz Sozialgesetzbuch Straßenverkehrsgesetz Verordnung über die Zulassung von Personen und Fahrzeugen zum Straßenverkehr (Straßen-Verkehrs-Zulassungs-Ordnung) Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen (Versicherungsaufsichtsgesetz) Gesetz über den Versicherungsvertrag (Versicherungsvertragsgesetz) Allgemeine Bedingungen für die Neuwertversicherung von Wohngebäuden gegen Feuer-, Leitungswasser- und Sturmschäden Allgemeine Bedingungen für die Neuwertversicherung des Hausrats gegen Feuer-, Einbruch-, Diebstahl-, Bcraubungs-, Leitungswasser-, Sturm- und Glasbruchschäden Versicherungsverein auf G e genseitigkeit Wechselgesetz Zivilprozeßordnung

IX

Verzeichnis der Mitarbeiter Dr. August Angerer, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen i.R., Berlin Prof. Dr. Güntei Ashauer, Leiter der Deutschen Sparkassenakademie, Bonn Prof. Dr. Jürgen Berthel, Universität - Gesamthochschule Siegen

Deutscher Volks- und Raiffeisenbanken e.V., Bonn Prof. Dr. Leonard Gleske, ehem. Mitglied des Direktoriums der Deutschen Bundesbank, Frankfurt Prof. Dr. Oswald Hahn, Friedrich-Alexander-Uni versität, Erlangen-Nürnberg

Dr. Wolfgang Bessler, Universität Hamburg

Dr. Peter C. von Härder, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaften der R + V Versicherungsgruppe, Wiesbaden

Prof. Dr. Hartmut Bieg, Universität des Saarlandes, Saarbrücken

Prof. Dr. Elmar Helten, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Prof. Dr. Michael Bitz, Fernuniversität Hagen

Dr. Dieter Hesberg, Universität Hamburg

Prof. Dr. Manfred Borchert, Westf. Wilhelms-Universität, Münster

Prof. Dr. Udo Hielscher, Technische Hochschule Darmstadt

Dr. Thomas Brakensiek, Vereins- u. Westbank AG, Hamburg Dr. Georg Büchner, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Aktiengesellschaft VersicherungsBeteiligungsgesellschaft, Stuttgart Prof. Dr. Hans E. Büschgen, Universität Köln Gerhard Eberstadt, Mitglied des Vorstandes der Dresdner Bank AG, Frankfurt Prof. Dr. Guido Eilenberger, Universität Rostock Dr. Ulrike Erdmann, Citibank Privatkunden AG, Düsseldorf Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg Dipl.-Volksw. Wolfgang Grüger, Präsident des Bundesverbandes X

Dr. Reinhold Hölscher, Universität Basel Prof. Dr. Adolf-Friedrich Jacob, Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung, Koblenz Prof. Dr. Walter Karten, Universität Hamburg Prof. Dr. Peter Koch, Rheinische-Westfälische Technische Hochschule, Aachen Prof. Dr. Rosemarie Kolbeck, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt Prof. Dr. Dietrich Köllhofer, Vorstandsmitglied der Bayerischen Vereinsbank, München Prof. Dr. Wim Kösters, Ruhr-Universität, Bochum Prof. Dr. Egon Kremer, Vorsitzender des Vorstandes der Badischen Beamtenbank eG, Karlsruhe

Verzeichnis der Mitarbeiter Prof. Dr. Bernhard Universität Passau

Kromschröder,

Prof. Dr. Hans-Jacob Krümmel, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn Dr. Jürgen Krumnow, Mitglied des Vorstandes der Deutschen Bank A G , Frankfurt Wolfgang Kuntze, Präsident des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen, Berlin

Prof. Dr. Karl Scheidl, Technische Universität Berlin Prof. Dr. Henner Schierenbeck, Universität Basel Prof. Dr. Hartmut Schmidt, Universität Hamburg Prof. Dr. ReinhardH. Schmidt, Universität Trier Prof. Dr. Leo Schuster, Katholische Universität, Eichstätt

Prof. Dr. Heribert Meffert, Westf. Wilhelms-Universität, Münster

Prof. Dr. Eberhard Seidel, Universität - Gesamthochschule - Siegen

Prof. Dr. Ludwig Mülhaupt, Westf. Wilhelms-Universität, Münster

Dr. Walter Seipp, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Commerzbank A G , Frankfurt

Prof. Dr. Wolfgang Müller, Johann-Wolfgang-Goethe-Universität, Frankfurt

Prof. Dr. Hermann Meyer zu Selhausen, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Friedel Neuber, Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Landesbank Girozentrale, Düsseldorf-Münster Prof. Dr. Fritz Philipp, Universität Mannheim Dr. Manfred Pohl, Institut für bankhistorische Forschung e.V., Frankfurt Prof. Dr. Erich Priewasser, Philipps-Universität, Marburg Wirtschaftsprüfer Godehard Puckler, KPMG Peat Marwick Treuhand GmbH, Frankfurt Prof. Dr. Bernd Rolf es, Universität-Gesamthochschule Duisburg

Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein, Universität Hohenheim Prof. Dr. Jürgen Steiner, Universität Passau Prof. Dr. Manfred Steiner, Westf. Wilhelms-Universität, Münster Dipl.-oec. Sylvia M. von Stieglitz, Universität Hohenheim Dipl.-Kfm. Walter Swoboda, ehem. Vorsitzender des Vorstandes der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. , Montabaur Prof. Dr. H. Jörg Thieme, Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf Dipl.-Volksw. Martin Weigert, Oldenbourg-Verlag, München

Prof. Dr.Bernd Rudolph, Ludwig-Maximilians-Universität, München

Dr. Harald Wiedmann, KPMG Deutsche Treuhand Gesellschaft A G , Berlin

Dr. Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der AllianzLebensversicherungs-AG, Stuttgart

Prof. Dr. Hans Wielens, Deutsche Bank Bauspar A G , Frankfurt

XI

Stichwortaufsätze Bankbeteiligungen (Prof. Dr. Adolf-Friedrich Jacob) Bankbetriebliche Leistungsbereiche (Prof. Dr. Eberhard Seidel) Bankenaufsicht/B AK (Wolfgang Kuntze) Bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen (Prof. Dr. Fritz Philipp) Banken und Versicherungen (Prof. Dr. Henner Schierenbeck/ Dr. Reinhold Hölscher)

Externe Rechnungslegung und Prüfung in Kreditinstituten (Prof. Dr. Hartmut Bieg) Finanzinnovationen (Prof. Dr. Hans E. Büschgen) Finanzintermediäre (Prof. Dr. Michael Bitz) Fremdwährungs-Management in Kreditinstituten (Prof. Dr. Hartmut Schmidt) Geld- und Kapitalmärkte (Prof. Dr. Leonhard Gleske)

Bankenverbände (Dipl.-Volksw. Wolfgang Grüger)

Genossenschaftliche Bankengruppe (Prof. Dr. Egon Kremer)

Bankinternes Revisionswesen (Dr. Harald Wiedmann)

Gesamtbetriebskalkulation (Prof. Dr. Bernd Rolfes)

Bankmarketing (Prof. Dr. Heribert Meffert)

Geschichte des Bankwesens (Dr. Manfred Pohl)

Bankorganisation (Prof. Dr. Karl Scheidl)

Internationale Bankensysteme (Prof. Dr. Guido Eilenberger)

Bankplanung (Prof. Dr. Rosemarie Kolbeck)

Investment Banking (Prof. Dr. Leo Schuster)

Berufsbildung im deutschen Bankwesen (Dipl.-Kfm. Walter Swoboda)

Kapitalanlage in Versicherungsunternehmen (Vorschriften und Politik) (Prof. Dr. Peter Koch)

Bilanzpolitik in Kreditinstituten (Prof. Dr. Wolfgang Gerke) Bilanzstrukturmanagement in Kreditinstituten (Prof. Dr. Henner Schierenbeck) Budget-Management in Kreditinstituten (Prof. Dr. Dietrich Köllhofer) Commercial Banking (Friedel Neuber) Controlling in Kreditinstituten (Prof. Dr. Henner Schierenbeck) Deutsche Bundesbank (Prof. Dr. Wim Kösters) Externe Rechnungslegung der Versicherungsunternehmen (Dr. Dieter Hesberg)

XII

Kapitalausstattung der Versicherungsunternehmen (Prof. Dr. Walter Karten) Kapitalmarkttheorie (Prof. Dr. Bernd Rudolph) Konzernsteuerung in Kreditinstituten (Dr. Jürgen Krumnow) Kostenmanagement in Kreditinstituten (Prof. Dr. Hans Wielens) Kosten- und Leistungsrechnung im Versicherungsunternehmen (Prof. Dr. Wolfgang Müller) Kreditwürdigkeitsprüfung (Prof. Dr. Manfred Steiner)

Stichwortaufsätze Lebensversicherung (Dr. Gerhard Rupprecht) Liquiditätspolitik in Kreditinstituten (Prof. Dr. Hans-Jacob Krümmel) Macht der Banken (Prof. Dr. Ludwig Mülhaupt) Margenkalkulation (Prof. Dr. Henner Schierenbeck/ Prof. Dr. Bernd Rolfes) Mindestmargenkalkulation in Kreditinstituten (Prof. Dr. Jürgen Steiner) Mindestreservekonzeptionen (Prof. Dr. Manfred Borchert) Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute (Prof. Dr. Günter Ashauer) Operations Research in Kreditinstituten (Prof. Dr. Hermann Meyer zu Selhausen) Personalmanagement in Kreditinstituten (Prof. Dr. Jürgen Berthel) Private Geschäftsbanken (Dr. Walter Seipp)

Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe (Prof. Dr. Johann Heinrich von Stein/Dipl.oec. Sylvia M. von Stieglitz) Sonderprüfungen bei Kreditinstituten (Wirtschaftsprüfer Godehard Puckler) Spezialbanken (Prof. Dr. Oswald Hahn) Strategische Planung im Versicherungsunternehmen (Prof. Dr. Bernhard Kromschröder) Transmissionsmechanismus monetärer Impulse (Prof. Dr. H. JörgThieme) Venture Capital (Prof. Dr. Reinhard H. Schmidt) Verbände der Versicherungswirtschaft (Dr. Georg Büchner) Versicherungsaufsicht (Dr. August Angerer) Versicherungszweige (Dr. Peter C. von Härder) Wertpapieranalyse (Prof. Dr. Udo Hielscher)

Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen (Prof. Dr. Elmar Helten)

Wertpapiermärkte (Gerhard Eberstadt)

Risikokosten-Management (Dr. Reinhold Hölscher)

Zahlungsverkehrssysteme (Prof. Dr. Erich Priewasser)

XIII

A ABA —» American Bankers Association. Abandon Befreiung von der —* Nachschußpflicht. In gewissen Fällen kann der Schuldner durch Herausgabe eines Gegenstandes (oder eines Rechtes) bewirken, daß er wegen der Schuld nicht länger in Anspruch genommen wird. Er wird also von dieser Schuld befreit. A.-rechte finden sich vor allem im Handelsrecht. Beispiel: Bei der Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) kann in der Satzung eine unbeschränkte Nachschußpflicht vorgesehen sein; der Gesellschafter kann sich innerhalb eines Monats nach der Aufforderung zur Einzahlung dieser Pflicht durch Rückgabe seines Anteils an die Gesellschaft entziehen. Abbruchklausel Regelung innerhalb der —»Lebensversicherung über die Überschußverteilung. Die jährlichen Überschußanteile werden dabei zur Abkürzung der vertraglich vereinbarten Versicherungsdauer eingesetzt. Die Versicherungsdauer endet mit der Auszahlung der —» Versicherungssumme bereits zu dem Zeitpunkt, in dem die Höhe des für die Versicherungssumme gebildeten —» Dekkungskapitals dem angesammelten Guthaben des —» Versicherungsnehmers entspricht. Abbuchungsverfahren Verfahren zur Abwicklung des Lastschrifteinzugs (—» Lastschriftverkehr). Fällige Forderungen werden hierbei mit einem Einzugsbeleg (—» Lastschrift) dem Girokonto des Zahlungspflichtigen belastet. Erforderlich dafür ist der Auftrag des Kunden an seine Bank (Zahlstelle), Forderungen bestimmter Zahlungsempfänger einzulösen. Werden der Bank im Rahmen des A. Lastschriften zur Einlösung vorgelegt, so ist sie verpflichtet zu überprüfen, ob ein Abbuchungsauftrag ihres Kunden vorliegt. Denn anders als beim —> Einzugsermächtigungsverfahren kann der Zahlungspflichtige einer Belastung nicht widersprechen.

ABC-Analyse Verfahren zur Klassifizierung bestimmter Sachverhalte in die drei Kategorien A = überdurchschnittlich, wichtig; B = durchschnittlich; C = unterdurchschnittlich, unwichtig. In Kreditinstituten dient die ABCA. häufig als Grundlage für eine umfassende Ergebnisanalyse von Geschäftsbereichen. Hierzu wird der Ergebnisbeitrag der Geschäftsarten, Geschäftsstellen und/oder Kunden (-gruppen) in die drei Kategorien gruppiert, um hieraus Hinweise zu erhalten, wo in der Bank über- oder unterdurchschnittlich verdient wird und wo besondere Sorgfalt bei der Budgetierung angebracht ist. Im wesentlichen kann die Einstufung nach ABC-Kategorien durch Verwendung dreier Relationen vorgenommen werden. Die Ergebnis/Geschäftsvolumens-Relation gibt preis, welcher Teil des Ergebnisses mit welchem Anteil des Geschäftsvolumens erwirtschaftet wird. Die Geschäftsvolumen/ Mengen-Relation bringt zum Ausdruck, wie stark bestimmte Geschäftsarten oder -stellen gemessen an der Zahl der hierfür erforderlichen Mitarbeiter, Zahl der Kunden, u.ä. zu gesamten Geschäftsvolumen beitragen. In der Ergebnis/Mengen-Relation wird die zuvor als Mitarbeiter- oder Kundenproduktivität ausgedrückte Größe direkt als Ergebnisbeitrag pro Konto, Kunde, Mitarbeiter, Geschäftsstelle etc. gebildet. Aberdepot (frühere Bezeichnung für Stückekonto), Form der (unregelmäßigen) Verwahrung von Wertpapieren durch ein Kreditinstitut, bei der dem Depotkunden lediglich ein schuldrechtlicher, nicht aber ein sachenrechtlicher Anspruch auf die Herausgabe gleichartiger Wertpapiere eingeräumt wird (gemäß § 15 DepG). Anders als bei der —> Sammelverwahrung geht das Eigentum bei Einlieferung der Wertpapiere auf die verwahrende Bank über. Damit hat der Kunde im Konkursfall der Bank kein Recht zur Aussonderung. Abgabesätze —» Diskontsätze, zu denen die —» Deutsche Bundesbank bestimmte —> Geldmarktpa1

Abgeld piere (—> Schatzwechsel und unverzinsliche —> Schatzanweisungen, die sog. U-Schätze) im Rahmen ihrer—» Offenmarktpolitik den —> Kreditinstituten zum Kauf anbietet. Je nach Geldmarktentwicklung und kreditpolitischer Zielsetzung legt die Bundesbank weiterhin Rücknahmesätze fest, zu denen sie die entsprechenden Titel vor Fälligkeit zurücknimmt. Die A. werden im Monatsbericht der Bundesbank veröffentlicht, Rücknahmesätze werden nicht besonders bekanntgegeben. Abgeld —> Disagio, —> Damnum. Ablösungsanleihen durch das Allgemeine Kriegsfolgengesetz von 1957 wurden alle währungsentwerteten Staatspapiere (Anleihen des Reiches, der Reichsbahn und der Reichspost) auf der Grundlage einer unterschiedlichen Nennbetrags-Basis im Verhältnis von 10:1 von Reichsmark auf Deutsche Mark umgestellt. Diese neu entstandenen A. (Ablösungsschuld) waren Schuldbuchforderungen, d.h. effektive Stücke wurden nicht ausgegeben. Die A. wurden ab 1.4.1955 mit 4% verzinst. Seit 1984 ist die Ablösungsschuld der öffentlichen Hand getilgt. Ablösungsfinanzierung Finanzierungsmaßnahmen mit dem Ziel, -» Fremdkapital in einer Unternehmung durch —» Eigenkapital abzulösen. Beispiel: Aktienemissionen zum Zwecke der Rückzahlung von Darlehensverpflichtungen. Abonnentenversicherung —» Zeitschriftenversicherung. Abrechnungsstellen sind bei den Hauptstellen und Zweigstellen der —» Landeszentralbanken eingerichtet. Sie dienen der vereinfachten Verrechnung von Zahlungsverkehrsvorgängen zwischen den am Ort ansässigen Banken. Zu festgesetzten Zeiten - i.d.R. zweimal, teilweise auch dreimal täglich - tauschen die —> Kreditinstitute dort Forderungspapiere und -» Überweisungen aus. Der Ausgleich des Saldos, der sich für ein einzelnes Institut aus allen Ein- und Auslieferungen eines Tages als Abrechnungsspitze ergibt, erfolgt über das —> Landeszentralbank-Girokonto der jeweiligen Bank. Der —* Abrechnungsverkehr wird geregelt durch die Geschäftsbe2

Ablehnungsverfahren Stimmungen der A., die mit Ausnahme möglicher unterschiedlicher Abrechnungstermine grundsätzlich einheitlich sind. Nach Art. 38 W G bzw. Art. 31 SchG steht die Einlieferung von —> Schecks und —» Wechseln in eine A. der Vorlage zur Zahlung gleich. Abrechnungsverband in der —» Lebensversicherung Versicherungsteilbestand, für den gesondert eine Gewinn- und Verlustrechnung erstellt wird. Typische A. sind beispielsweise der A. Einzel-Kapitallebensversicherung, der A. —» Vermögensbildungsversicherung, der A. -»fondsgebundene Lebensversicherung, der A. —» Berufsunfähigkeitsversicherungu.a.m. Der gesamte Versicherungsbestand wird nach Art des versicherten Risikos in Gruppen bzw. in A. eingeteilt. Mit einer getrennten Feststellung des Überschusses für jede dieser Gruppen wird offengelegt, welchen Ergebnisbeitrag die einzelnen A. am Gesamtüberschuß des Lebensversicherungsunternehmens erwirtschaften. Bei der Verteilung der Überschüsse an die —» Versicherungsnehmer werden diese Unterschiede berücksichtigt, indem die Überschußanteile, die auf den einzelnen Vertrag entfallen, ausschließlich auf der Grundlage des Ergebnisses des A. ermittelt werden, dem dieser Vertrag zugeordnet wird. Innerhalb eines A. kann eine weitere Unterteilung der Versicherungsteilbestände in —» Gewinnverbände vorgenommen werden. Hierfür werden einzelne Versicherungsverträge nach weiteren Kriterien (z.B. nach Tarifgruppen oder nach Geschlecht) zusammengelegt. Die Höhe der —» Überschußbeteiligung kann auf diese Weise weiter differenziert werden. Die Aufteilung des Gesamtbestandes in A., deren weitere Aufteilung in Gewinnverbänden und die Grundsätze, nach denen die Überschußermittlung und -Verteilung erfolgen, müssen im —> Geschäftsplan festgelegt werden und unterliegen somit der Aufsicht durch das —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen. Abrechnungsverfahren früheres Verfahren für die Ermittlung der Börsenumsatzsteuerschuld. Mit der Ab-

Abrechnungsverkehr Schaffung der —» Börsenumsatzsteuer zum 1.1.1991 nunmehr ohne Bedeutung. Abrechnungsverkehr Ausgleich der sich im bargeldlosen - » Z a h lungsverkehr oder im Wertpapiergeschäft ergebenden Forderungen und Verbindlichkeiten unter Banken. Als —» Abrechnungsstellen für den Zahlungsverkehr fungieren die Landeszentralbanken und ihre Zweigstellen (Bankplätze); im Wertpapiergeschäft wird der A. vom Kassenverein ausgeführt. Durch die Abwicklung des A. über zentrale Stellen wird erreicht, daß lediglich ein Saldenausgleich zwischen den Abrechnungsbanken notwendig ist. Abrufkredit Kredit, bei dem der Kreditnehmer innerhalb eines festgelegten Zeitraumes jederzeit über den Kreditbetrag voll oder teilweise verfügen kann. Die Rückzahlung erfolgt in festen Monatsraten bei einer variablen Verzinsung. Hat der Kreditnehmer bereits einen Teil des Kredits getilgt, so kann er bei Bedarf erneut über den nicht ausgenutzten Kreditbetrag verfügen. Abrufpotential Summe der Beträge aus Einlagen- und Kreditgeschäft, deren Bindungsdauer variabel ist und mit deren Abzug gerechnet werden muß. Im Einlagengeschäft sind dies insbesondere Spar-, Termin- und Sichteinlagen, im Kreditgeschäft sind dies noch nicht abgerufene Kreditzusagen. Zur sicheren Bedienung des A. müssen-» Liquiditätsreserven bestehen. Abrufrisiko —»Liquiditätsrisiko. ABS —»Asset-Backed-Securities. Abschlag 1. —> Damnum, -» Disagio. 2. Bei Börsenkursen eine Minderbewertung aufgrund einer Ausschüttung fälliger —»Dividenden am Tag der Auszahlung (Dividendenabschlag), nach Fortfall des —»Bezugsrechts (Bezugsrechtsabschlag), bei Ausgabe von —» Berichtigungsaktien (Kursabschlag) oder bei Ausschüttung einer Liquidationsrate (Zinsabschlag).

Abschlußprovision Abschlagsdividende (andere Bezeichnungen: Interimsdividende, Zwischendividende) Vorauszahlung auf die jährliche Dividendenausschüttung. Bei Aktiengesellschaften ist eine A. während des Geschäftsjahres nicht zulässig. Nach § 59 AktG kann der Vorstand jedoch ermächtigt werden, nach Ablauf des Geschäftsjahres, wenn der Jahresabschluß vorliegt, an die Aktionäre vorab eine Dividende zu zahlen. Im Ausland ist eine A. durchaus üblich, z.B. sind in den USA vierteljährlich Dividendenschecks (quarter dividend)die Regel. Abschlußagent selbständiger —> Versicherungsvertreter, der über die Vermittlungstätigkeit nach § 43 W G hinaus im Namen der Versicherungsgesellschaft Abschlüsse tätigen kann (vgl. hierzu § 45 W G ) . Abschlußkosten (Erwerbskosten) alle Kosten, die beim Abschluß von —»Versicherungsverträgen entstehen. Dazu zählen zum einen die äußeren A., die die Kosten für den —» Außendienst umfassen (—» Abschlußprovision für freie Außendienstmitarbeiter, Lohn- und Gehaltszahlungen für angestellte Außendienstmitarbeiter, Kosten für die Unterhaltung von Geschäftsstellen), zum anderen fallen innere A. an, die im Innenbereich entstehen (Kosten der Antrags- und Risikoprüfung, Kosten der Antragsbearbeitung und der Ausfertigung des —» Versicherungsscheins). In der —» Lebensversicherung werden die A. in der Schweiz im Jahr ihres Anfalls erfolgswirksam, in Deutschland ist es traditionell üblich, einen Teil der A. mit den ersten Sparbeiträgen zu verrechnen (—> Zillmcrverfahren). Abschlußprovision Entgelt für die Vermittlung und den Abschluß von —»Versicherungsverträgen. Die A. berechnet sich im allgemeinen nach einem Promillesatz der —» Versicherungssumme (z.B. in der—» Lebensversicherung) oder nach der Höhe der Prämien entweder nach einer bestimmten Anzahl von Monatsbeiträgen (z.B. in der —» Krankenversicherung) oder prozentual von der Jahresprämie (z.B. in der —» Schadenversicherung). In einigen Bereichen der Schadenversicherung wird keine einmalige A. entrichtet, 3

Abschnittsdeckungsverfahren sondern eine laufende Provision, die vom ersten Versicherungsjahr an jährlich gezahlt wird. Die A. in der Lebensversicherung kann die Versicherungsgesellschaft vom Vertreter zurückfordern, soweit diese einen festgesetzten Prozentsatz der gezahlten Prämien übersteigt. Abschnittsdeckungsverfahren Sonderform des—> Umlage Verfahrens. Das A . wurde 1957 durch die Rentenversicherungs-Neuregelungsgesetze für die gesetzliche —* Rentenversicherung eingeführt (vgl. § 1383 RVO). Um die Höhe der^> Beiträge festzulegen, werden die anfallenden -» Versicherungsleistungen für einen bestimmten Deckungsabschnitt (10 Jahre) geschätzt, die durch die Beiträge (und den Bundeszuschuß) für diesen Zeitraum gedeckt werden sollen. A b 1969 wird wieder das allgemeine Umlageverfahren verwendet, nach dem die Leistungen eines Jahres durch die Einnahmen desselben Jahres zu decken sind; zusätzlich wird für Ansprüche aus bereits eingetretenen Versicherungsfällen eine Rentenrückstellung (Schwankungsreserve) gebildet (vgl. auch —» Kapitaldeckungsverfahren) . Abschöpfungsdauerauftrag Form des regelmäßigen Sparens, bei der der Bankkunde seinem Kreditinstitut den Auftrag erteilt, das an einem Stichtag vorhandene Guthaben auf dem Girokonto monatlich auf das Sparkonto zu überweisen. Darüberhinaus kann ein Mindest- oder Höchstsparbeitrag vereinbart werden oder ein Mindestguthaben, das auf dem Girokonto nach der Umbuchung verbleiben soll. Andere Bezeichnungen für den A. sind Plus-Sparen oder Überschuß-Sparen. Abschöpfungsstrategie —> Marktstrategien. Abschreibepolice vereinfachte Vertrags- und Beurkundungsform einer —> laufenden Versicherung, insbesondere in der —» Transportversicherung. Die ausgestellte Police lautet pauschal über eine —> Versicherungssumme, von der bei Inanspruchnahme von Versicherungsschutz die jeweils ausgenutzten Beträge abgeschrieben werden. Die —» Versicherungsprämie wird für die gesamte Versicherungssumme im voraus erhoben. 4

Abweichungsanalyse Abschreibungen (—» Wertberichtigungen); Wertkorrektiv im Rechnungswesen für solche Aktiva, deren Nutzung aufgrund ihrer wirtschaftlichen, technischen oder rechtlichen Beschaffenheit zeitlich begrenzt ist. Handelsrechtlich bilden die Anschaffungs- oder Herstellungskosten die Obergrenze für die Berechnung der A. (I 253 HGB). Die Abschreibungsbeiträge werden als Aufwand in der Erfolgsrechnung verrechnet und verteilen so die historischen Anschaffungsausgaben periodengerecht auf die Nutzungsjahre. Zur Ermittlung der Abschreibungsbeträge können sowohl die lineare als auch die degressive Abscheibungsmethode Anwendung finden. Während für planmäßige Abschreibungen ein Abschreibungsplan aufgrund der ermittelten Abschreibungsbeträge aufgestellt werden kann und muß, fallen außerplanmäßige A. an, wenn außergewöhnliche Wertänderungen bei den Aktiva, etwa unerwartete Entwertung von Maschinen, oder Kursrückgänge unter die Anschaffungswerte, auftreten. Kostenrechnerisch sind die Unternehmen frei von den Bewertungsvorschriften des HGB, so daß mit kalkulatorischen A. auf Basis von Wiederbeschaffungswerten gerechnet werden kann. In Kreditinstituten werden A. und Wertberichtigungen zum einen auf Anlagevermögen, zum anderen auf die Bestände des Umlaufvermögens berechnet. Hierbei werden insbes. —> Einzel Wertberichtigungen, —» Sammelwertberichtungen und —> Pauschalwertberichtigungen unterschieden. Abschreibungsrisiko —» Zinsänderungsrisiko. Absterbeordnung Statistik über die Verteilung von Sterbefällen in verschiedenen Altersgruppen (—» Sterbetafel). Abtretung —» Zession. Abweichungsanalyse Verfahren zur Bestimmung der Ursachen für Soll-Ist-Abweichungen im Planungsund Kontrollprozeß von Unternehmen. Mithilfe der A. sollen Verantwortlichkeiten für Planabweichungen aufgedeckt und Gründe für die Entstehung gefunden wer-

Abweichungsarten den. Die A. ist ein notwendiger Bestandteil des —* Budgetmanagement in Kreditinstituten. —» Abweichungsarten. Abweichungsarten Das Gesamtabweichungsvolumen im Rahmen der -» Abweichungsanalyse in Kreditinstituten muß, um aussagefähige Ergebnisse zu erlangen, in seine einzelnen A. aufgegliedert werden. Im Betriebsbereich lassen sich hierbei Preis-, Verbrauchs- und Beschäftigungsabweichungen von den geplanten Werten unterscheiden. Preisabweichungen werden durch Subtraktion der mit Planpreisen bewerteten IstVerb rauchsmengen von den reinen Istkosten ermittelt. Sie lassen sich nur für solche Kostenarten errechnen, für die ein geplantes Preis- und Mengengerüst besteht. Verbrauchsabweichungen sind solche Kostenüberschreitungen, die durch über den Plan hinausgehende variable Kosten verursacht werden. Sie werden als Maßstab für die Wirtschaftlichkeit einer Kostenstelle angesehen. Beschäftigungsabweichungen geben die aufgrund mangelnder Fixkostendegression entstehenden Plankostenüber- oder -unterschreitungen an. Im Wertbereich der Kreditinstitute lassen sich allgemein Wachstums-, Struktur- und Mengenabweichungen von den geplanten Werten unterscheiden. Wachstumsabweichungen erklären dabei den Teil der Gesamtabweichung, der darauf zurückgeht, daß das geplante Gesamtwachstum nicht realisiert wurde. Strukturabweichungen weisen darauf hin, daß ungeplante Verschiebungen in der Geschäftsstruktur bei unterschiedlichen risiko- und ertragsbehafteten Geschäftsarten stattgefunden haben. Margenabweichungen entstehen dadurch, daß geplante Teilzinsspannen über- oder unterschritten wurden. Wachstums- und Strukturabweichungen werden zu der Volumensabweichung aggregiert. Abwertung (Devaluation), Verminderung des Außenwertes einer Währung durch Beschluß der Regierung oder der Zentralnotenbank. Hierbei wird der Wert der Inlandswährung

Abzinsungsfaktor gegenüber anderen Währungen herabgesetzt, d.h. für eine Einheit einer ausländischen Währung muß mehr von der Inlandswährung bezahlt werden als vorher. A. sind nur in einem System fester Wechselkurse oder bei einer reinen Goldwährung möglich, letztere kommt heute nicht mehr vor. In einem System flexibler Wechselkurse dagegen ergeben sich laufend Veränderungen der Parität durch Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten. Mit einer A. wird zumeist der Abbau eines Zahlungsbilanzdefizits angestrebt. Im allgemeinen werden durch eine A. die Exporte billiger und die Importe teurer. Gegensatz: —» Aufwertung (Revaluation). Abzahlungsgeschäft Art eines Teilzahlungsgeschäftes, bei dem der Kaufpreis einer beweglichen Ware in Raten beglichen wird (Ratenkauf). Bei A. werden die Waren dem Käufer i.d.R. unter Eigentumsvorbehalt geliefert. Zum Schutz des Käufers vor Übervorteilung bei Ratenkäufen wurde das sogen. -» Abzahlungsgesetz erlassen, in dem formelle und inhaltliche Vorschriften zum Kaufvertrag geregelt wurden. So bedarf ein Vertrag über A. der Schriftform und in dem Vertrag müssen u.a. zwei Preise (Bar- und Teilzahlungspreis), die Höhe, Fälligkeit und Anzahl der einzelnen Raten genannt werden. Darüber hinaus ist auch der —» Effektivzins (effektiver Jahreszins) anzugeben. Abzahlungsgesetz -» Gesetz.

Verbraucherkredit-

Abzahlungshypothek —> Tilgungshypothek. Abzahlungskredit —» Teilzahlungskredit. Abzinsungsfaktor Multiplikator, mit dem eine Zahlungsreihe der Zukunft auf einen Gegenwartswert diskontiert wird. Der allgemeine Ausdruck für Abzinsungsfaktoren lautet (1 + i) _ t , wobei i der Zinssatz ist, mit dem sich die Zahlungsreihe verzinst und t für die Anzahl der Perioden steht. A.en finden bei der Kapitalwertermittlung im Rahmen der dynamischen Investitionsrechnung Verwendung. —> Interne Zinsfußmethode, —• Kapitalwertmethode, —» Annuitätenmethode, —> Reale Zinsfußmethode. Für alternative 5

Abzugsfranchise Zinssätze i und Perioden t wurden zur Berechnung von Gegenwartswerten Abzinsungstabellen aufgestellt, die die alternativen A.en enthalten. Abzugsfranchise Form einer -» Selbstbeteiligung bei -» Franchiseversicherungen, nach der der -» Versicherungsnehmer unabhängig von der Schadenhöhe einen bestimmten Betrag eines zu deckenden Schadens selbst zu tragen hat. Der Betrag der Franchise (Selbstbeteiligung) wird dementsprechend von jeder Entschädigungsleistung abgezogen, die über der Franchisegrenze liegt. Abzugsverfahren —> Konsolidierungsverfahren. Adressenausfallrisiko beinhaltet zum einen als Forderungsausfallrisiko bzw. Gläubigerrisiko die Gefahr eines teilweisen oder vollständigen Verlustes von Forderungen im Kreditgeschäft und von Ansprüchen aus festverzinslichen Wertpapieren sowie von Inanspruchnahmen aus dem Kreditleihgeschäft oder aus „underwriting"-Verpflichtungen. Zum anderen auch bei Übernahme von Eigentümerpositionen an Unternehmungen als Anteilseignerrisiko die Gefahr des teilweisen oder vollständigen Vermögensverlustes und des Rückgangs oder Ausfalls des Ertrags dieser Vermögenspositionen (insbesondere bei Dividendenpapieren). AI)Ks —»American Depositary Receipts. Äquivalenzprinzip Grundsatz der Gleichgewichtigkeit zwischen Versicherungsleistungen und Prämienzahlungen, d.h. für jedes Risiko soll eine leistungsäquivalente Prämie berechnet und erhoben werden. Je nachdem, ob bei der Prämienkalkulation das spezielle Risiko des Versicherungsnehmers oder das allgemeine Risiko einzelner Risikogruppen berücksichtigt wird, spricht man von einer Spezialisierung bzw. Generalisierung der —> Versicherungsprämie. Äquivalenzziffemrechnung Kalkulationsverfahren im Rahmen der —> Kostenträgerrechnung, bei dem zur Ermittlung der Selbstkosten die Gesamtkosten der Periode direkt auf die in dieser Periode 6

Affiliation (franz.) erstellten Kostenträger verteilt werden. Die Ä. ist bei geringfügig differenzierten Sortenprogrammen anwendbar, wobei die unterschiedlichen Produkte über Gewichtungsfaktoren (Äquivalenzziffern) vergleichbar gemacht werden. Die Selbstkosten pro Stück werden nun ermittelt, indem die Periodengesamtkosten durch die Menge der mittels Äquivalenzziffern auf eine „Einheitssorte" umgerechneten Sortenleistungen dividiert und diese Stückkosten der „Einheitssorte" dann wiederum mithilfe der Äquivalenzziffern in die Stückkosten der verschiedenen Sortenleistungen zurückgerechnet werden. ÄizteausschuB Gremium bestehend aus Ärzten, die als medizinische Sachverständige bei Streitigkeiten zwischen —» Versicherer und —> Versicherungsnehmer entscheiden. Diese Möglichkeit besteht in der privaten —» Unfallversicherung, —» BerufsunfähigkeitsZusatzversicherung, —> Selbständigen Berufsunfähigkeitsversicherung und —» Pflegerentenversicherung, wenn beide Parteien zustimmen. Sowohl Versicherer als auch Versicherungsnehmer entsenden je einen Arzt in den Ausschuß, dazu kommt noch ein Obmann, der von beiden Ärzten gemeinsam bestimmt wird. Auch der Obmann sollte ein Arzt sein, der Kenntnisse über Unfall- und Berufsunfähigkeitsbegutachtung besitzt. Sollte die Entscheidung von der wirklichen Sachlage erheblich abweichen, so ist sie nicht verbindlich (§§ 184 W G , 12 AVB). In diesem Fall ist eine Entscheidung der Gerichte zu beantragen. Affidavit (Lieferbarkeitsbescheinigung) im Effektenverkehr gebräuchliche schriftliche Erklärung über die Eigentumsverhältnisse von Wertpapieren. Z.B. mußte während der Weltkriege von einer Bank in Form eines A. bescheinigt werden, daß bestimmte Wertpapiere aus deutschem Besitz (nicht aus Feindbesitz) stammten, damit diese zur Börse zugelassen wurden. Affiliation (franz.) Tochterbank, die aufgrund einer maßgeblichen Beteiligung von einer anderen Bank (i.d.R. —»Großbank) beherrscht wird.

AGBG AGBG Gesetz zur Regelung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen vom 9.12.1976 mit späteren Änderungen. Im gesamten Wirtschaftsverkehr ist es heute vielfach üblich, bei der Vertragsgestaltung die Allgemeinen Geschäftsbedingungen zugrundezulegen. Um die Verbraucher vor Mißbrauch zu schützen, die i.d.R. die wirtschaftlich schwächere Position haben, hat der Gesetzgeber das AGBG erlassen, das die materielle Vertragsfreiheit der Unternehmen begrenzt, in dem bestimmte Regelungen verpflichtend bei der Ausgestaltung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen beachtet werden müssen. Soweit jedoch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen behördlicher Überwachung unterliegen (z.B. bei der Personenbeförderung, —* Versicherungsunternehmen, —* Kapitalanlagegesellschaften oder —» Bausparkassen) gelten einige Bedingungen des AGB-Gesetzes nicht. A-Geschäft Form eines —* Teilzahlungskredites, bei dem die Bank dem Kunden den Kreditbetrag zur Finanzierung von Konsumgütern bar zur Verfügung stellt. Kaum noch gebräuchlich ist die Verwendung von Kundenschecks, die der Kunde von der Bank zur Bezahlung des Kaufgegenstandes erhält. Aggregattafel (Schlußtafel) —» Sterbetafel, die die Sterbe Wahrscheinlichkeit von Personen nach Altersgruppen ordnet. Agio (Aufgeld), Preisaufschlag auf den Nennwert eines Wertpapiers oder die Parität einer Devise bzw. Sorte (—» Report). Als A. bezeichnet man weiterhin den Differenzbetrag zwischen dem Metall- und Papiergeldkurs der gleichen Währung. Agiovereinbarungen sind insbesondere bei Wertpapieremissionen üblich. Ausnahme bildet dabei die Emission von Schuldverschreibungen, bei der ein A. selten, ein —» Disagio dagegen häufig anfällt. Bei Aktien sind Unterpariemissionen verboten, die Aktienausgabe mit Agioberechnung jedoch die Regel. Ein A. fällt zumeist auch beim Umtausch von —» Wandelanleihen in Aktien und bei der Optionsausübung durch

Akkreditiv einen Optionsscheininhaber an. Nach Abzug der Emissionskosten ist das A. in die —» Kapitalrücklage einzustellen. Agiopapiere Festverzinsliche —»Wertpapiere, die mit einem Aufgeld (—» Agio) rückzahlbar sind. Agiotage als unseriös angesehenes Börsenspekulationsgeschäft, bei dem versucht wird, durch künstliches Hochtreiben der Kurse und dem Ausnutzen von Kursdifferenzen kurzfristig Gewinne zu erzielen. A. werden häufig bei Neuemissionen angestrebt. AIBD (Association of International Bond Dealers); internationale Rentenhändlervereinigung, die ein Verfahren zur—> Effektivzinsrechnung entwickelt hat, das insbesondere bei der Ermittlung der Renditen von Wertpapieren Anwendung findet. —» Margenkalkulation. AKA Abk. für—» Ausfuhrkredit GmbH. Akkreditiv (handelsrechtliche) Anweisung eines Kunden (Importeur) an seine Bank, ihm oder einem Dritten (Exporteur) bei einer ausländischen Bank einen bestimmten Geldbetrag, ggf. unter bestimmten Bedingungen, auszuzahlen. Dabei gibt es zwei verschiedene Grundformen: das Barakkreditiv und das Dokumenten- oder Warenakkreditiv. Beim Barakkreditiv erfolgt die Auszahlung des vereinbarten Geldbetrages ohne eine besondere Gegenleistung des Zahlungsempfängers. Die Bank prüft vor der Auszahlung lediglich die Legitimation bzw. die Unterschrift. Da hierbei auch Teilabhebungen möglich sind, wurde diese einfache Form des A. bis zur Ablösung des Reise- und Euroschecks im Reiseverkehr vielfach verwendet. Wegen der bedingungslosen Auszahlung des Akkreditivbetrages an den Begünstigten, hat das Barakkreditiv aus der Sicht des Zahlungspflichtigen (Importeur) praktisch keinen Sicherungswert. Deshalb kommen Barakkreditive im Handelsverkehr nur selten vor. Dagegen ist das Dokumenten- oder Warenakkreditiv im Handel sehr verbreitet. Hier erhält der Begünstigte (Exporteur) nur 7

Akkreditiv dann den vereinbarten Geldbetrag ausbezahlt, wenn er der Bank bestimmte Versanddokumente übergibt (z.B. Konnossement, Frachtbrief, Versicherungspolice). Damit schützt sich ein Exporteur dagegen, ohne Bezahlung zu liefern und der Importeur dagegen, ohne Erhalt der Waren die Zahlungen zu leisten. A. können widerruflich oder unwiderruflich gestellt werden: Bei einem widerruflichen A. behält sich der Akkreditivsteller (Importeur) oder die Akkreditivbank (Bank des Importeurs) vor, jederzeit ohne Benachrichtigung des Begünstigten (Exporteur) das A. zu ändern oder zu widerrufen. Dies ist jedoch nur bis zu dem Zeitpunkt möglich, zu dem die Exporteurbank die Dokumente ordnungsgemäß erhält. Aufgrund des verminderten Schutzes des Exporteurs sind widerrufliche A. in der Praxis nicht sehr verbreitet. Weiterhin besteht die Möglichkeit, ein unwiderrufliches A. von der Bank des Exporteurs bestätigen zu lassen. Dadurch hat der Exporteur nicht nur einen Zahlungsanspruch an die Importbank (Akkreditivbank), sondern auch an seine Bank. Der Exporteur schützt sich auf diese Weise gegen eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Importbank, vor möglichen Transferrisiken oder devisenrechtlichen Änderungen im Importland. Eine derartige Bestätigung ist i.d.R. mit zusätzlichen Kosten verbunden. Deshalb hat sich das unbestätigte A. in der Praxis durchgesetzt. Eine Bestätigung ist grundsätzlich auch für ein widerrufliches A. denkbar. Da jedoch das Risiko für die Exportbank außerordentlich hoch ist, wird diese verständlicherweise kaum bereit sein, eine Bestätigung abzugeben. Die Bezahlung der Waren kann weiterhin durch einen Wechsel erfolgen. Hierbei akzeptiert die Akkreditivbank (Bank des Importeurs) einen vom Exporteur auf die Bank gezogenen Wechsel, den der Exporteur wiederum zum Diskont einreicht (Akzept-Akkreditiv im Ggs. zum Sicht-Akkreditiv). Für die Abwicklung von Dokumentenakkreditiven hat die Internationale Handelskammer Paris die „Einheitlichen Richtlinien und Gebräuche für Dokumentenakkreditive" - E R A - erlassen, die mit entsprechenden Aktualisierungen ab 1.10.1984 gültig sind. 8

Aktie Akkreditivbank Bank, die ein —» Akkreditiv auf Veranlassung ihres Kunden eröffnet, beim Dokumenten- oder Warenakkreditiv ist das die Bank des Importeurs. Akquisition Anwerbung von Kunden. Der in den letzten Jahrzehnten eingetretene tiefgreifende Strukturwandel im Bank- und Versicherungsgewerbe vom Verkäufer- zum Käufermarkt verlangt immer mehr eine systematische Kundenansprache. Zur langfristigen Sicherung des Unternehmens ist insbesondere notwendig, nicht nur bestehende Kundenverbindungen aufrecht zu erhalten und auszubauen, sondern auch neue Kunden zu gewinnen. Die Akquisitionsfunktion wird hauptsächlich durch die Kundenberater vor Ort ausgeübt. AKT —»Automatischer Kassentresor. Aktie —» Wertpapier, das ein Anteilsrecht (wirtschaftlich: Miteigentum) an einer Aktiengesellschaft oder einer Kommanditgesellschaft auf Aktien verbrieft. Rechtsgrundlage ist hierfür das Aktiengesetz. Je nach - » Aktienart ist das Anteilsrecht unterschiedlich ausgestaltet. Grundsätzlich umfaßt es folgende Sachverhalte: Stimmrecht in der Hauptversammlung, bei Gewinnausschüttung Anspruch auf Dividende, bei Kapitalerhöhungen Recht auf den Bezug junger Aktien, Auskunfts- und Anfechtungsrecht und bei Liquidation einen entsprechenden Anteil am Liquidationserlös. Die Pflichten der Aktionäre erstrecken sich vor allen Dingen auf die Leistung der Einlage. Die A. insgesamt bilden das gezeichnete Kapital einer Gesellschaft. Eine einzelne A. stellt damit einen Bruchteil dieses Kapitals dar. In Deutschland müssen A. auf einen Nennbetrag lauten. Der Mindestnennbetrag ist auf D M 50,— festgesetzt (§ 8 AktG), höhere Nennbeträge müssen durch 100 teilbar sein. Die A. einer Gesellschaft können verschiedene Nennbeträge haben. Bei der Ausgabe von A. gilt das Verbot einer —» Unterpariemission, —» Überpariemissionen sind dagegen zulässig. Der Erwerb eigener A. durch die Gesellschaft selbst ist nur beschränkt möglich. Er-

Aktienanalyse laubt ist lediglich der Erwerb bis zu 10% des gezeichneten Kapitals, um einen drohenden Schaden von der Gesellschaft abzuwenden oder um die Ausgabe von Belegschaftsaktien vorzubereiten. Aktienanalyse (—» Wertpapieranalyse) systematische Bewertung von —» Aktien im Hinblick auf eine potentielle Kauf- oder Verkaufsentscheidung. Grundsätzlich unterscheidet man zwei grundsätzliche Analysemethoden: die Fundamentalanalyse und die technische Analyse (Chartanalyse). Ziel der Fundamentalanalyse ist es, auf der Grundlage von Ertrags- und Bilanzzahlen der Aktiengesellschaft sowie von ökonomischen Aktienmarktindikatoren den inneren Wert der Aktien zu bestimmen, der mit dem tatsächlichen Börsenkurs (Marktpreis) verglichen wird. Im Gegensatz dazu werden in den technischen A. lediglich externe Daten des Aktienmarktes berücksichtigt. Hier wird versucht, anhand von Kurs- und Umsatzbewegungen der einzelnen Aktien oder Aktiengruppen Gesetzmäßigkeiten (Formationen) zu erkennen, die Aufschluß über einen möglichen zukünftigen Kursverlauf geben können. Dabei wird unterstellt, daß sich bestimmte Kursentwicklungen regelmäßig wiederholen. Die Kursverläufe werden für die Bewertung der Aktien graphisch dargestellt. Diese Diagramme, die sogenannten Charts, können dabei für einzelne Aktien, aber auch für Aktiengruppen (z.B. für eine Branche oder für alle börsennotierten Aktien, —» Aktienindex) erstellt werden, um den jeweiligen Trend zu erfassen. Beide Verfahren weisen zwar unterschiedliche Ansatzpunkte auf, sie können sich jedoch in bezug auf die Kursprognose ergänzen. Aktienarten —» Aktien lassen sich nach verschiedenen Kriterien klassifizieren. Nach Art und Grad der Übertragbarkeit unterscheidet man —» Inhaberaktien, —» Namensaktien und -» vinkulierte Namensaktien. Die Inhaberaktie kommt in Deutschland am häufigsten vor. Ihre Eigentumsübertragung vollzieht sich einfach und kostengünstig durch Einigung und Übergabe (§ 929 BGB). Bei Namensaktien erfolgt die Übertragung durch

Aktienbanken —> Indossament und Übergabe. Der jeweilige Inhaber der Aktie wird mit Namen, Wohnort, Beruf in das —* Aktienbuch der Aktiengesellschaft eingetragen. Bei vinkulierten Namensaktien ist die Übertragung zusätzlich an die Zustimmung der Gesellschaft gebunden. Je nach Umfang der verbrieften Rechte unterscheidet man weiterhin —» Stamm- und —» Vorzugsaktien. Stammaktien sind mit sämtlichen Rechten gemäß Aktiengesetz ausgestattet, während bei Vorzugsaktien bestimmte Vorrechte gegenüber den Stammaktien verbrieft sind. Der Vorzug kann durch eine besondere Regelung bezüglich der Dividende, des Stimmrechts, oder des Liquidationserlöses gekennzeichnet sein. Für die Vorrechte müssen i.d.R. Einschränkungen anderer Rechte in Kauf genommen werden. Eine andere Unterteilung der Aktien ist nach Art der Aufteilung des gezeichneten Kapitals üblich. Danach unterscheidet man —» Summen- bzw. Nennwertaktien und —> Quotenaktien. In den meisten kontinentaleuropäischen Ländern dürfen nur Nennwertaktien ausgegeben werden. Diese lauten auf einen festen Betrag, der gemäß § 8 AktG mindestens DM 50,— betragen muß oder durch 100 teilbar sein muß. Quotenaktien, die vor allem in Nordamerika üblich sind, verbriefen dagegen einen prozentualen Anteil am Reinvermögen der Gesellschaft. Die Quote richtet sich nach der Anzahl der ausgegebenen Aktien. Aktienbanken Banken in der Rechtsform einer—» Aktiengesellschaft. In dieser Rechtsform werden in Deutschland die —» Großbanken geführt, aber auch teilweise die —> Regionalbanken, sonstigen —» Kreditbanken, private —» Hypothekenbanken und privatrechtliche —> Kreditinstitute mit Sonderaufgaben. Weiterhin firmieren ein Teil der genossenschaftlichen —» Zentralkassen und die Volksbank Essen als Aktiengesellschaft. Ihre Anteile werden jedoch ebenso wie die der Kreditinstitute mit Sonderaufgaben nicht an der Börse gehandelt. A. entstanden Mitte bis Ende des letzten Jahrhunderts, als das zunehmende Finanzierungsvolumen für Industrie- und Eisenbahnprojekte nicht mehr von den —» Privat9

Aktienbuch bankiers allein bewältigt werden konnte, vielfach nach dem Vorbild der Crédit Mobilier. Gegründet wurden die Großbanken in Deutschland 1870 (Deutsche Bank AG und Commerzbank AG) bzw. 1872 (Dresdner Bank AG). Die Geschäftstätigkeit der A. ist sowohl national als auch international ausgerichtet, wobei die Bedeutung einzelner Geschäftszweige allerdings recht unterschiedlich ausfällt. Aktienbuch Verzeichnis, in das eine —> Aktiengesellschaft gemäß § 67 AktG die Eigentümer ihrer emittierten —> Namensaktien und —> Zwischenscheine einzutragen hat. Zu erfassen sind jeweils Name, Wohnort und Beruf der Anteilseigner. Aktieneinziehung Vernichtung von Aktienrechten zum Zwecke einer Kapitalherabsetzung in einer —> Aktiengesellschaft. Für eine A. gelten die Vorschriften des Aktiengesetzes, insbesondere §§ 237-239 AktG. Danach lassen sich zwei Verfahren unterscheiden: das Verfahren der ordentlichen Kapitalherabsetzung mittels A. und das vereinfachte Verfahren der A. Im Rahmen einer ordentlichen Kapitalherabsetzung kann die A. entweder durch Erwerb der Aktien durch die Gesellschaft oder zwangsweise erfolgen, wobei letzteres explizit durch die Satzung zugelassen sein muß. Das vereinfachte Verfahren der A. kann angewendet werden, wenn die Aktionäre voll eingezahlte Aktien unentgeltlich zur Verfügung stellen oder zu Lasten des Bilanzgewinns bzw. einer anderen Gewinnrücklage eingezogen werden. Ein Beschluß der Hauptversammlung mit mindestens einer DreiviertelMehrheit entfällt in diesem Fall. Aktienfonds —» Investmentfonds, bei dem das Anlagekapital vorwiegend oder ausschließlich in Aktien angelegt ist. Aktiengesellschaft (AG) Privatrechtliche Unternehmensform. A. ist eine handelsrechtliche Gesellschaft mit eigener Rechtspersönlichkeit, für deren Verbindlichkeiten die Gesellschafter (—> Aktionäre, mindestens fünf Aktionäre sind für die Gründung einer A. erforderlich) nur mit ihrer Kapitaleinlage haften. Das Ge10

Aktienindex sellschaftsvermögen (Grundkapital, mindestens 100000,- DM) ist in Aktien zerlegt. Die Leitungsbefugnis ist drei Organen übertragen: 1. Der Vorstand leitet die A. und vertritt sie gerichtlich sowie außergerichtlich. 2. Der Aufsichtsrat setzt sich aus Vertretern der Aktionäre und Arbeitnehmer zusammen. Er beruft den Vorstand und überwacht die Geschäftsführung. 3. Die Hauptversammlung, durch die die Aktionäre ihre Rechte ausüben, wählt den Aufsichtsrat, entscheidet über die Gewinnverwendung, Satzungsänderungen und Änderungen des Grundkapitals. Die A. kann sich über die —» Emission von Aktien Grundkapital beschaffen. Sie genießt eine relativ große -» Kreditwürdigkeit wegen strenger Gläubigerschutzvorschriften, Publizitätspflicht und Vorschriften für die Rücklagenbildung. Die A. hat sich im 17. Jahrhundert entwickelt und ist heute die typische—» Rechtsform für Großunternehmen. -» Großbanken weisen ebenfalls die Form der A. auf (—» Aktienbanken). Aktienindex Kennzahl (Preisindex), die die Entwicklung der Aktienkurse allgemein oder einzelner Aktiengruppen abbildet. In Deutschland werden regelmäßig verschiedene Aktienindizes berechnet. Zu den wichtigsten gehören: * der A. des Statistischen Bundesamtes, der aufgrund einer Vielzahl börsennotierter Stammaktien wöchentlich errechnet wird (Gesamtindex). Darüber hinaus berechnet das Statistische Bundesamt branchenspezifische Gruppenindizes. * Der FAZ-Aktienindex (A. der Frankfurter Allgemeinen Zeitung), der auf der Basis von 1958 (= 100%) börsentäglich ermittelt wird und in dem 100 in Frankfurt notierte Kassawerte berücksichtigt werden. * Der Index der Börsen-Zeitung, der die 30 meistgehandelten deutschen Aktien umfaßt und viermal pro Börsentag ermittelt wird. * Der Commerzbank-Index als der älteste börsentäglich ermittelte A. In ihm finden 60 deutsche Standardwerte Berücksichtigung. * Der Deutsche Aktienindex (DAX), der als laufender Index während der amtlichen

Aktienkapital Börsenzeit jede Minute neu berechnet und veröffentlicht wird. Er wird auf der Basis Ultimo 1987 (=1.000) ermittelt und umfaßt 30 deutsche Aktien, die nach den Kriterien Umsatzaktivität, hohes Grundkapital der AG und hohe Verbreitung der Aktien ausgewählt wurden. Der DAX stellt die Voraussetzung für den Index-Terminhandel dar. Für den Terminhandel wurde weiterhin der Index REX entwickelt, der auf Rentenwert basiert. Der bekannteste internationale A. ist der Dow-Jones-Index, der auf der Grundlage von 30 industriellen Werten (den sog. blue Chips) an der New Yorker Stock Exchange börsentäglich ermittelt wird. Aktienkapital Das Grundkapital einer —* Aktiengesellschaft (gezeichnetes Kapital). Es ist in Anteile, d.h. in —» Aktien, zerlegt. Nach § 7 AktG beträgt das A. mindestens 100000,DM.

Aktienzinsen stens 50 Stück (Kontrakt) oder ein ganzzahliges Vielfaches davon) zu liefern. Ein Kaufoptionskäufer erwartet höhere —> Kurse als den Basispreis, da er nur so Gewinn erzielen kann. Bei der Verkaufsoption bezahlt der Optionskäufer einen Optionspreis dafür, daß sich ihm gegenüber der Optionsverkäufer verpflichtet, auf Verlangen innerhalb einer vereinbarten Frist zu einem fixierten Preis eine bestimmte Anzahl von Aktien abzunehmen. Der Verkaufsoptionskäufer erwartet niedrigere Kurse als den Basispreis, da er nur so Gewinne erzielen kann. A.-Geschäfte sind seit 1970 wieder an den deutschen —» Wertpapierbörsen zugelassen. Es ist ein weitgehend risikobegrenzter Terminhandel in einer Reihe ausgewählter deutscher und ausländischer Standardaktien. A. werden auf einem Primärmarkt und einem Sekundärmarkt gehandelt. Auf dem Primärmarkt finden nur Erstverkäufe von —»Optionen statt. Auf dem Sekundärmarkt erfolgt der Weiterverkauf bereits bestehender Optionskontrakte.

Aktienmarkt Markt für Beteiligungspapiere (—> Aktien). Man unterscheidet Primärmarkt (Markt für Neu-Emissionen) und Sekundärmarkt (Markt für im Umlauf befindliche Aktien). Marktort ist vor allem die —» Börse. Ende 1986 hatten 467 deutsche —» Aktiengesellschaften mit einem Grundkapital von 58 Mrd. DM ihre Aktien an der Börse eingeführt. Die börsennotierten —> Dividendenwerte hatten zu diesem Zeitpunkt einen —» Kurswert von 480 Mrd. DM. Der Aktienumlauf betrug Ende 1986 115 Mrd. DM. Um die erhebliche Eigenkapitallücke deutscher Unternehmen nicht noch größer werden zu lassen, ist die wirtschaftspolitische Förderung des A. eine wichtige Teilaufgabe. Seit 1983 ist denn auch eine Vielzahl neuer Gesellschaften im Börsenhandel zu verzeichnen.

Aktienpaket in einer Hand befindlicher größerer Nominalbetrag an —» Aktien einer Gesellschaft. Die Größe des A. bestimmt den Grad der möglichen Einflußnahme auf die —» Aktiengesellschaft. Mit5% des—> Aktienkapitals kann der Besitzer die Einberufung einer Hauptversammlung erzwingen. Mit 25% plus einer —» Aktie kann der Besitzer die Beschlußfassung in den Fällen verhindern, in denen eine Drei-Viertel-Mehrheit erforderlich ist. Bei einem A. von 75% spricht man von völliger Beherrschung.

Aktienoption Gegenstand von —» Optionsgeschäften. Man unterscheidet-» Call und-» Put. Bei der Kaufoption bezahlt der Optionskäufer einen —> Optionspreis dafür, daß sich ihm gegenüber der Optionsverkäufer verpflichtet, auf Verlangen innerhalb einer vereinbarten Frist zu einem fixierten Preis (-» Basispreis) eine bestimmte Anzahl von —» Aktien (bei deutschen Aktien minde-

Aktienzertifikate —»Investment-Zertifikate

Aktientausch Umtausch von eingereichten —> Aktien der zu übernehmenden Gesellschaft gegen Aktien der übernehmenden Gesellschaft. Dies geschieht bei Fusion von —» Aktiengesellschaften, gelegentlich auch bei Sanierungen.

Aktienzinsen Feste —» Verzinsung von —> Aktien. Verbot des Zinsversprechens nach § 57 AktG. Bei ausländischen Aktien kommen z.T. A. vor: 11

Aktionär Feste Verzinsung mit Anrechnung auf die künftige—»Dividende. Aktionär Eigentümer einer —> Aktie und damit wirtschaftlicher Miteigentümer am Vermögen der —> Aktiengesellschaft. Seine Rechte und Pflichten ergeben sich aus dem Aktiengesetz und aus der Satzung der Aktiengesellschaft. Der A. besitzt einen Anspruch auf Auszahlung des Gewinnanteils (—» Dividende), der in der Hauptversammlung beschlossen wird. Weitere Rechte des A.: Bezugsrecht bei Ausgabe junger Aktien oder von —> Wandelschuldverschreibungen; Stimmrecht und Auskunftsrecht in der Hauptversammlung; Anspruch auf Anteil am Liquidationserlös. Zu den Pflichten des A. gehört: die Leistung der Einlage in Höhe des Nennwertes und eines Aufgeldes (—> Agio); Haftung, beschränkt auf die—> Einlage. Aktivenversicherung Form der —» Schadenversicherung, bei der sich der Versicherungschutz auf Sachen und Forderungen bezieht, d.h. die Vermögenswerte eines —»Versicherungsnehmers, die auf der Aktivseite seiner Bilanz enthalten sind. Hierzu zählen z.B. —> Feuerversicherung (Sachen), —» Warenkreditversicherung (Forderungen), —> Betriebsunterbrechungsversicherung und —» Transportversicherung. (Ggs. —» Passivenversicherung). Aktive Scheckfähigkeit Fähigkeit, rechts wirksam als Aussteller oder —»Indossant einen —> Scheck zu begeben. Die A. besitzt jede geschäftsfähige Person. Aktivgeschäfte Bei gegebenem Kapitalvolumen alle Geschäfte der Bank, die diese Mittel ertragsorientiert einsetzt: Geldmarktanlagen und Interbankverschuldung, Wertpapieranlagcn und Bcteiligungserwerb, —» Kreditgeschäft mit Nichtbanken, Sonstige Mittelverwendung. Ansätze zur Gestaltung des A. liegen im Modell der sog. „optimalen Anlagen-Disposition" oder „Portfolio-Selection" vor. Diese wurden zunächst für—» Wertpapiergeschäfte entwickelt; man ist jedoch um analoge Anwendungen auf Kreditvergabe-Entscheidungen oder sogar auf 12

Akzeptant die Gestaltung des gesamten A. bemüht. Die optimale Gestaltung der A. gelingt freilich nicht ohne die Berücksichtigung der Rückwirkungen von Passivgeschäften auf die A. Aktivüberhang Position auf der Aktivseite einer Bilanz, die durch keine Gegenposition auf der Passivseite gedeckt ist. Ein A. kann im Festzins-, Währungs- und Edelmetallbereich in Bankbilanzen auftreten. Aktivzins —> Sollzins. AKV (Allg. Kreditvereinbarungen) Vereinbarungen der Zehnergruppe mit dem —» Internationalen Währungsfonds (IWF), in deren Rahmen seit 1962 Kreditaufnahmen mehrfach eine große Rolle bei der Finanzierung umfangreicher Ziehungen (Währungskäufe) großer Länder (z.B. USA, Großbritannien, Frankreich, Italien) spielten. Die Laufzeit der A. wurde inzwischen fünfmal, zuletzt 1988, verlängert. 1983 wurden wesentliche Änderungen der A. vorgenommen: Die —» Kreditlinien sind nicht mehr in Landeswährungen, sondern in —» SZR denominiert. Sie können vom IWF unter bestimmten Umständen auch zur —» Finanzierung von —» Krediten an Länder in Anspruch genommen werden, die nicht Teilnehmer an den A. sind. Der Gesamtbetrag der A. wurde von 7 Mrd. SZR auf 17 Mrd. SZR aufgestockt. Akzept 1. Beim gezogenen —»Wechsel (Tratte) die schriftliche Annahmeerklärung des Angewiesenen (Wechselschuldner, —» Akzeptant), die Wechselsumme an einem bestimmten Tag an einen im Wechsel genannten Dritten (Wechselnehmer) bzw. an die Order des Wechselausstellers zu zahlen. Die A.-Leistung erfolgt üblicherweise dadurch, daß der Akzeptant seine Unterschrift links quer auf die Vorderseite des Wechsels setzt. 2. der akzeptierte Wechsel selbst. Akzeptant Der beim gezogenen —> Wechsel Angewiesene, der durch seine schriftliche Annahmeerklärung sich zur Zahlung der Wechselsumme verpflichtet. Siehe —»Akzept.

Akzepthäuser Akzepthäuser —> Accepting Houses. Im stark arbeitsteiligen Bankensystem Großbritanniens sind dies Handelsbanken (—» Merchant banks): ursprünglich reine Handelsunternehmen, die nach und nach begannen, auch Geschäfte anderer Kaufleute zu finanzieren, vor allem den internationalen Warenverkehr mit Hilfe von —» Akzeptkrediten. A. im engeren Sinne sind 16 Banken, die im Accepting Houses Committee zusammengeschlossen sind und den inneren und exklusiven Kreis der Merchant banks bilden. Die größten von ihnen sind: Hambros Bank, Hill Samuel & Co., Kleinwort Benson, aber auch die Traditionshäuser N. M. Rothschild & Sons sowie Baring Brothers. Akzeptkredite Bei A. akzeptiert die Bank (Akzeptbank) einen von ihrem Kunden (Akzeptkreditnehmer) oder dessen Beauftragten auf sie bezogenen —> Wechsel für Rechnung des Kunden (—» Bankakzept). Der Kunde hat bei ihr die Deckung dafür vor Fälligkeit anzuschaffen (lt. —» AGB spätestens einen Bankarbeitstag vorher). A. sind kurzfristige —» Kredite, die in der Regel der —» Finanzierung des —* Umlaufvermögens dienen. Die Fälligkeit der Wechsel wird den Zahlungsterminen des zugrundeliegenden Warengeschäftes angepaßt, so daß der Kreditnehmer den Gegenwert für die Bankakzepte aus den Wareneriösen bereitstellen kann. Das Bankakzept eröffnet dem Akzeptkreditnehmer verschiedene Verwendungsmöglichkeiten. Läßt er sich den Wechsel von seiner Akzeptbank aushändigen, kann er ihn zahlungshalber an einen Warenlieferanten oder anderen Gläubiger weitergeben. Er kann ihn aber auch von einer anderen Bank —» diskontieren lassen. Es ist allerdings üblich, daß Banken ihre eigenen Akzepte diskontieren. Für diese Selbstdiskontierung spricht zum einen das Ansehen der Bank, zum anderen die Vermeidung von Kontakten des eigenen Kunden mit einem konkurrierenden —»Kreditinstitut. Bei ordnungsgemäßer Abwicklung stellt der A. für die Akzeptbank lediglich eine —» Eventualverbindlichkeit dar. Damit entfällt die Grundlage einer Zinsberechnung.

Akzeptverbindlichkeiten Die Bank verlangt für ihre Leistung eine —» Akzeptprovision, die in der Regel als ProMonat-Satz auf den Wechselbetrag berechnet wird. Zudem fällt für den Kreditnehmer die —»Wechselsteuer an. Bei Selbstdiskontierung wird häufig ein Nettosatz aus Diskontsatz und Akzeptprovision berechnet. —» Privatdiskonten sind —> Akzepte, die besonderen Anforderungen genügen müssen. Es sind DM-Akzepte der zum Privatdiskontmarkt zugelassenen Kreditinstitute. Sie dienen vor allem der kurzfristigen Außenhandelsfinanzierung. Die Bedeutung der Privatdiskonten für das Akzeptkreditgeschäft der Banken liegt neben ihres Instrumentcharakters zur kostengünstigen Refinanzierung der Banken in dem Normcharakter für sämtliche Bankakzepte. Akzeptlinie Zwischen der Bank und ihrem Kunden vereinbarte Höhe des Betrages, bis zu der die Bank zusagt, auf sie gezogene —> Wechsel unter der Bedingung zu akzeptieren, daß der Kunde den Gegenwert des Wechsels der Bank vor Fälligkeit zur Verfügung stellt. S. —> Akzeptkredite. Akzeptprovision Preis der Bank für ein —> Bankakzept. Da bei einer ordnungsgemäßen Abwicklung eines —> Akzeptkredit - der Kunde schafft vor Fälligkeit des —> Wechsels die Deckung an - die Akzeptbank keine eigenen liquiden Mittel einsetzen muß, sie also ein —> Darlehen nur zusagt, aber nicht gewähren muß, entfällt die Grundlage für eine Zinsberechnung. Für ihre Leistung der Zusage verlangt die Bank A. Sie wird in der Regel als Pro-Monat-Satz (z.B. 1/4% p.m.) auf den Wechselbetrag berechnet. Bei Selbstdiskontierung des eigenen —» Akzeptes durch die Bank setzt sie einen Nettosatz aus A. und—» Diskontsatz an. Akzepttausch —» Bankakzepte werden von den Banken ausgetauscht, um die Begutachtung eigener —» Akzepte zu verhindern, und zum Privatdiskontsatz, der unter dem normalen —» Diskontsatz liegt, diskontiert. Akzeptverbindlichkeiten Durch ihr —» Akzept wird eine Bank wechselrechtlich gegenüber Dritten zum Hauptschuldner und ist dadurch, unabhängig von 13

Akzessorietät

Allgemeine Geschäftsbedingungen der Banken (AGB-Banken)

den im Akzeptkreditvertrag getroffenen Vereinbarungen, zur Einlösung des —> Wechsels unbedingt verpflichtet. Deshalb sind in der —> Bankbilanz die umlaufenden eigenen Akzepte der Bank als —» Verbindlichkeiten zu passivieren. Unter der Position „Eigene Akzepte und —» Solawechsel im Umlauf" werden Akzeptverbindlichkeiten auf der Passivseite der Bankbilanz ausgewiesen. De facto stellt der—> Akzeptkredit aber nur eine —» Eventualverbindlichkeit der Bank dar, da der Einsatz eigener Mittel lediglich dann erforderlich wird, wenn der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Das—» Kreditinstitut wird sein Akzept, nicht zuletzt im Hinblick auf sein Ansehen, nur sehr guten Schuldnern zur Verfügung stellen. Akzessorietät A. ist die Abhängigkeit eines Nebenrechts vom Bestand eines anderen zugrunde liegenden Hauptrechts. Im bürgerlichen Recht ist z.B. die —» Hypothek akzessorisch. In ihrem Bestand, in ihrer Übertragung und in ihrer Entstehung ist die Hypothek vom Vorhandensein einer gesicherten Forderung abhängig. Entsprechendes gilt für das Pfandrecht. Erlischt die Forderung (z.B. infolge —> Tilgung des —> Kredits), dann erlischt automatisch auch das Pfandrecht. Allfinanz Ausdruck für die umfassende Synthese von Finanzdienstleistungen und/oder —» Finanzintermediären. Institutionell wird A. in einer Zusammenarbeit von Finanzintermediären unterschiedlicher Branchen sichtbar, funktionell zielt A. auf die gemeinsame Erstellung und/oder den Vertrieb von Finanzdienstleistungen ab. Über das Allfinanzkonzept soll eine umfassende und integrierte Befriedigung sowohl der finanziellen als auch der Sicherheitsbedürfnisse der Kunden aus einer Hand und über den gesamten Lebenszyklus erreicht werden. Die Unternehmen erhoffen sich dadurch, die Gewinn- und Wachstumsziele auf sortimentspolitischem Wege besser zu erreichen. Allgefahrendeckung 1. allgemein: die Gewährung von Versicherungsschutz gegen alle Gefahren, die Schä14

den an einem bestimmten Versicherungsgegenstand verursachen können. 2. speziell: innerhalb der—» Transportversicherung die unbeschränkte Übernahme von Versicherungsschutz für die beförderten Güter oder Transportmittel. Diese Universalität der Gefahrendeckung hat sich von der Versicherung des Seehandels auf andere Transportrisiken ausgeweitet (vgl. § 129 W G ) . Der Umfang der Haftung bezieht sich auf alle Gefahren, die aus dem Transport resultieren. Nicht versichert sind dementsprechend Gefahren, die nicht auf Reise oder Aufenthalt zurückzuführen sind (z.B. Verderb von Waren durch eine falsche Art der Verpackung). Allgefahrenversicherung Form einer Versicherung, die umfassenden Versicherungsschutz gewährt und die alle nicht ausdrücklich ausgeschlossenen Gefahren miteinschließt. Damit erstreckt sich der Versicherungsschutz auch auf noch unbekannte Gefahren und auf Risiken, die einzeln als nicht versicherungsfähig gelten. Rechtsgrundlage für die A. bilden die Allgemeinen Bedingungen zur Allgefahrenversicherung für Industrie und Gewerbe (ABAG), die erstmalig 1989 vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen genehmigt wurden. Allgemeine Bemessungsgrundlage in der gesetzlichen —» Rentenversicherung eine Größe, die neben anderen Faktoren die Rentenhöhe bestimmt. Die Rentenhöhe soll in der Weise festgelegt werden, daß ein Versicherter den durch Arbeit erworbenen Lebensstandard als Rentner im begrenzten Umfang aufrechterhalten kann. Um dieses zu sichern, wird die A. jährlich im Rahmen des Rentenanpassunsgesetzes mit der Lohnentwicklung des Vorjahres fortgeschrieben (für die Zeit vom 1.7.9130.6.92: DM 33.149 für Arbeiter und Angestellte, DM 33.499 für Versicherte der Knappschaftsversicherung). Neben der A. bestimmen persönliche Faktoren (Höhe und Dauer der Beitragszahlung) die Rentenhöhe sowie ein Steigerungssatz, der das Rentenniveau (Vorsorgeniveau) festlegt. Allgemeine Geschäftsbedingungen der Banken (AGB-Banken) Vertragsbedingungen allgemeiner Art, die das Geschäftsverhältnis zwischen Kunden

Allgemeiner Sparvertrag und Bank regeln. Die AGB stellen für die Banken eine Vereinfachung des Geschäftsverkehrs dar. Aufgrund der Vielzahl und Schnelligkeit der Geschäftsvorfälle sind im Interesse der Rechtssicherheit standardisierte Regeln vorteilhaft. Auch die Sparkassen haben für den Geschäftsverkehr mit der Kundschaft allgemeine Geschäftsbedingungen erlassen (AGB-Sparkassen), die sich hinsichtlich der inhaltlichen Regelungen kaum von denen der Banken unterscheiden. Zum Schutz des Kunden hat der Gesetzgeber das sogen. - * AGB-Gesetz erlassen, in dem die Voraussetzungen festgelegt sind, unter denen die AGB als Vertragsbestandteil Geltung erlangen. Allgemeiner Sparvertrag Kontensparvertrag mit einmaliger Einzahlung. Er dient der langfristigen Anlage zur Vermögensbildung. Die Anlegedauer beträgt i.d.R. 7 Jahre. Nach Ablauf der Festlegungsfrist kann über die Anlage frei verfügt werden. Die Sicherheit der Anlage wird durch das —> KWG und die —> Bankenaufsicht gewährleistet. Die Bank leistet die jährliche Zinszahlung (variabler Zinssatz) sowie einen einmaligen Bonus („Prämie") am Ende der Laufzeit. Für den Sparer entstehen keine Kosten bei Abschluß des A. Liegen die Voraussetzungen zur staatlichen Förderung des vermögenswirksamen Sparens vor, kommt die gewährte Sparzulage zum Anlagebetrag der Sparer hinzu. Allgemeine Versicherungsbedingungen (AVB) standardisierte Vertragsbedingungen für einzelne Versicherungssparten, die entweder das —> Versicherungsvertragsgesetz ergänzen (z.B. Allgemeine Feuerversicherungs-Bedingungen) oder die bei fehlenden gesetzlichen Regelungen angewendet werden (z.B. Allgemeine Bedingungen für die Rechtsschutzversicherung). Versicherungsverträge werden üblicherweise nicht individuell ausgehandelt, sondern auf der Grundlage der AVB abgeschlossen, die im einzelnen den Vertragsinhalt spezifizieren. Die AVB unterliegen wie die im Wirtschaftsleben gebräuchlichen Allgemeinen Geschäftsbedingungen dem —» AGB-Gesetz (Gesetz zur Regelung des Rechts der Allgemeinen Geschäftsbedingungen), zu-

Alterungsrisiko sätzlich bedarf es einer Genehmigung des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen für alle Versicherungsbedingungen allgemeiner Art, die die beaufsichtigten Versicherungsunternehmen bei der Vertragsgestaltung berücksichtigen möchten. Mit der Umsetzung der 3. EG-Richtlinien entfällt ab Mitte 1994 die Vorabgenehmigung der AVB. Die AVB dürfen für laufende Versicherungsverträge nur mit Zustimmung des —> Versicherungsnehmers geändert werden. Sie beziehen sich unabhängig von Unterschieden zwischen Risikogruppen auf bestimmte Sparten. Vereinbarungen, die speziell für einzelne Risikogruppen getroffen werden, bezeichnet man als —> Besondere Versicherungsbedingungen. Sonder- und Zusatzbedingungen regeln individuelle Belange, wobei Einzclvereinbarungen Vorrang vor den allgemeinen Regelungen eingeräumt wird. Allonge An einen —» Wechsel angeklebter Anhang, auf den —> Indossamente gesetzt werden, wenn der Platz auf der Rückseite des Wechsels dafür nicht mehr ausreicht. alpari zum—»Nennwert Altersversorgung die allgemeine Daseinsvorsorge für das Alter, die durch Sparen, durch Erwerb und Bereitstellen von Sachwerten, Beiträge zur gesetzlichen —» Rentenversicherung oder zu—» Lebensversicherungen, insbesondere —> Leibrentenversicherungen, erfolgen kann. Im Rahmen der -» betrieblichen Altersvorsorge übernimmt der Arbeitgeber Versorgungsleistungen bei Erreichen der Altersgrenze, aber auch im Invaliditätsfall und bei Tod des Arbeitnehmers an den überlebenden Ehepartner und Kinder (Witwen- und Waisenrente). Alterungsrisiko in der —» Lebens- und privaten —> Krankenversicherung das Risiko, daß mit zunehmendem Alter —> der Versicherungsnehmer das Sterblichkeitsrisiko ansteigt und damit sich die Aufwendungen für -» Versicherungsleistungen erhöhen. Diesem Risiko kann aus Praktikabilitätsgründen nicht durch eine angepaßte Prämie Rechnung getragen werden. Vielmehr wird eine gleich15

Altgeld bleibende Prämienhöhe für die gesamte Versicherungsdauer vereinbart. Um den Versicherungsanspruch dauernd erfüllen zu können, wird die Prämienhöhe in der Weise bemessen, daß zunächst höhere .später niedrigere Prämien als die dem tatsächlichen Risiko entsprechende erhoben werden. Die anfänglich zuviel erhobenen Prämienanteile werden in die —> Deckungsrückstellung (in der Krankenversicherung: Alterungsrückstellung) eingestellt und später zur Auffüllung der zu niedrig bemessenen Prämien wieder aufgelöst. Altgeld Bei der —»Währungsreform 1948 nach dem Umstellungsgesetz in Neugeldguthaben umzustellende Guthaben bei den Geldinstituten. Altsparergesetz enthält als wesentliche Bestimmung, daß Sparanlagen, die vom 1.1.1940 bis zur —» Währungsreform beibehalten wurden, zum erhöhten Satz von 20% umgestellt wurden. Zu diesen Sparanlagen gehörten auch Bausparguthaben, —» Pfandbriefe u.a. Der Anspruch auf die erhöhte Umstellung ist grundsätzlich auf den Ausgleichsfonds gerichtet. Die erhöhten Entschädigungsguthaben waren seit 1.1.1953 mit 4% zu verzinsen. American Bankers Association (ABA) Eine 1875 gegründete Vereinigung von USBanken, deren Ziel die Förderung und Intensivierung des Erfahrungsaustausches und des Ausbildungsstandes der Mitgliedsbanken ist. Mit Sitz in Washington, D.C. besteht eine Hauptaktivität der ABA, der mehr als 90 Prozent aller US-Banken angehört, in der Ausbildungsarbeit am Personal der Mitgliedsbanken. In eigenen Schulungseinrichtungen werden jährlich über 150000 Nachwuchs- und Führungskräfte in zahlreichen Seminaren und Kursen weitergebildet. Daneben beschäftigen sich zahlreiche Fachausschüsse mit unterschiedlichen Problemstellungen des amerikanischen Bankwesens. Die Gesellschafterversammlung, in der jedes Mitgliedsinstitut eine Stimme hat, bildet das höchste Organ der ABA. Hier wird das Präsidium gewählt, das seinerseits vom Aufsichtsrat kontrolliert und beraten wird. 16

Amtlicher Handel (amtlicher Markt) American Depositary Receipts (ADRs) Handelbare Zertifikate, die von einigen bedeutenden US-Banken für bestimmte ausländische Aktien gegen Hinterlegung der Originalaktien bei der emittierenden Bank ausgegeben werden. Mithilfe der ADRs werden Transaktionen in solchen Werten beschleunigt und verbilligt, da die Versendung der hinterlegten Originalaktien entfällt. Dividendenzahlungen werden nach dem Einzug durch die amerikanische Hinterlegungsstelle an die Zertifikatinhaber weitergeleitet. Die Hinterlegungsstelle ist auch für die Weiterleitung der Unternehmensinformationen an die Zertifikatinhaber zuständig. Amortisationshypothek —»Tilgungshypothek. AMR Anweisung der Deutschen Bundesbank über die Mindestreserven. —» Deutsche Bundesbank, —» Mindestreserve, -» Mindestreserve-Konzeption. Amtlicher Handel (amtlicher Markt) Handel an den deutschen Wertpapierbörsen für besonders zugelassene Wertpapiere. Die Abwicklung der—» Börsengeschäfte sowie die Kursfeststellung und -notierung erfolgt durch vereidigte Kursmakler. Sie haben den Kurs festzustellen, zu dem der größtmögliche Umsatz getätigt werden kann. Die Börsenkurse werden entweder börsentäglich nur einmal während der Börsenzeit festgesetzt (Einheits- oder Kassamarkt) oder für Wertpapiere mit größeren Umsatzvolumina fortlaufend, d.h. mehrmals täglich, ermittelt (variabler Markt). Neben dem a.H. bestehen im börslichen Handel weiterhin der —> Geregelte Markt und der —> Freiverkehr. Auch müssen die Wertpapiere zunächst zum Handel zugelassen werden, jedoch sind die Anforderungen hier nicht so streng wie die für den a.H. Für den a.H. mit —> Aktien sind insbesondere folgende im Börsengesetz niedergelegte Anforderungen von der kapitalsuchenden Unternehmung zu erfüllen: Bei Börsenzulassung ist ein Prospekt mit genauen Angaben über die Gesellschaft, die drei Jahre existieren und mindestens Aktien im —» Nennwert von 2,5 Mio. DM emittieren muß, vorzulegen. Bei falschen oder unvollständigen Angaben im Prospekt

Amtlicher Markt haften die Gesellschaft und die unterzeichnete Bank als Gesamtschuldner. Jährlich müssen eine —» Bilanz und Zwischenberichte in einem Pflichtblatt, z.B. Frankfurter Allgemeine Zeitung, veröffentlicht werden. Amtlicher Markt Börsensegment der zum —» amtlichen Handel zugelassenen Wertpapiere. Anbauverzeichnis Aufstellung über einzelne Anbauflächen und die dort angebauten Erzeugnisse. Das A. bildet einen Bestandteil des Versicherungsvertrages in der —» Hagelversicherung. Es ist vom —» Versicherungsnehmer jährlich üblicherweise bis zum 31.5. einzureichen. Anderdepot Bei der Drittverwahrung von —» Wertpapieren verbucht der Drittverwahrer alle Wertpapiere, die ohne einen besonderen Hinweis des Zwischenbewahrers deponiert werden sollen, im A. (—» Depot B). Nach dem Grundsatz der Fremdvermutung sind solche Wertpapiere als Eigentum des Hinterlegers anzusehen. Diese Wertpapiere haften nur für die Kosten der Verwahrung (z.B. —> Depotgebühren). Anderkonto —> Konto mit Rechten Dritter und zwar als spezielle Form des offenen Treuhandkontos. Das A. ist einem eng begrenzten Personenkreis vorbehalten. Zur Anlage auf einem A. sind nur Vermögenswerte geeignet, die der Kontoinhaber in seiner Eigenschaft als Rechtsanwalt, Patentanwalt, Notar oder Treuhänder zur Verwaltung anvertraut bekommen hat und über die er ohne Zustimmung anderer Stellen (z. B. Gerichte, Behörden) verfügen kann. Ein A. lautet immer auf den Namen des Treuhänders. Es trägt den Zusatz „A.". Ein A. unterliegt zusätzlich zu den —» AGB den besonderen „Bedingungen für Anderkonten und —» Anderdepots". Angestelltenversicherang (Angestelltenrentenversicherung), gesetzlich verpflichtende —» Rentenversicherung für Angestellte und der ihnen gleichgestellten Personen. Die Rechtsgrundlage für die A. bildet das Angestelltenversicherungsgesetz (AVG)

Anhang vom 23.2.1957 mit späteren Änderungen und Ergänzungen. Die Beitragshöhe richtet sich nach der Höhe des Entgelts. Die Beiträge werden prozentual (1993: 17,7%) vom Arbeitsentgelt erhoben, maximal von der jeweils geltenden —» Beitragsbemessungsgrenze (1993: DM 7.200 monatlich bzw. DM 86.400 jährlich für die alten Bundesländer/DM 5.300 monatlich bzw. DM 63.600 jährlich für die neuen Bundesländer). Im Gegensatz zur —» Arbeiterrentenversicherung endet die Versicherungspflicht nicht mit Erreichen eines bestimmten Jahresarbeitsverdienstes. Die Beiträge sind vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte zu tragen. Wie die Beiträge zur —» Kranken- und —> Arbeitslosenversicherung werden die Beiträge vom Arbeitsentgelt abgezogen. Die Leistungen der Rentenversicherung für Angestellte umfassen neben den Rentenzahlungen bei Erreichen der Altersgrenze, bei —> Berufs- bzw. —> Erwerbsunfähigkeit und an Hinterbliebene, medizinische, berufsfördernde und ergänzende Leistungen zur Rehabilitation. Träger der A. ist die Bundesanstalt für Angestellte in Berlin, außerdem die Bundesknappschaft in Bochum. Angestelltenversicherungsgesetz (AVG) Rechtsgrundlage der —> Angestelltenversicherung. Das AVG regelt im einzelnen die Aufgaben der Versicherung, den Kreis der versicherten Personen, die Leistungen aus der Versicherung, die Aufbringung der Mittel und die Beitragsverfahren. Das Versicherungsgesetz für Angestellte vom 20.12.1911 wurde 1957 durch das Angestelltenversicherungs-Neuregelungsgesetz grundlegend reformiert. Die Fassung vom 23.2.1957 wurde zwischenzeitlich mehrfach geändert und ergänzt. Angstindossament —»Indossament auf einem —> Wechsel oder —> Scheck mit dem Zusatz „ohne Obligo" oder „ohne Gewähr" oder ähnliches, durch den der Indossant die Haftung für die Annahme und Zahlung gegenüber den nachfolgenden Wechsel- (bzw. Scheck-) inhabern ausschließt. Ein A. hat in der Praxis wenig Bedeutung. Anhang bei Kapitalgesellschaften sowie allen übrigen Banken und Versicherungsunterneh17

Anlageberatung men neben der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung Teil des Jahresabschlusses (§§ 284-288 HGB). Der A. übernimmt eine Entlastungsfunktion für die Bilanz, indem hier Angaben zu Bilanz- oder GuVPositionen gemacht werden, die dort zu Unübersichtlichkeiten führen. Aufgrund der Kommentierung der angewandten Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden kommt ihm des weiteren eine Interpretationsfunktion zu, ferner wegen zusätzlicher Angaben zu nicht bilanzierungsfähigen Vorgängen eine Ergänzungsfunktion und schließlich eine Korrekturfunktion, da aufgrund der Bilanzierungsvorschriften sonst kein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Unternehmenssituation gegeben werden kann. Anlageberatung Im Vordergrund steht heute nicht die passive A. (Der Kunde formuliert ein Anliegen; der Anlageberater reagiert.), sondern die aktive A. Dabei gibt der Anlageberater dem Kunden Informationen, macht Angebote und erteilt Ratschläge. Grundsätze der A. sind: Objektivität, Vollständigkeit, Anpassung an die persönlichen Umstände des Kunden, Aktivität des Anlageberaters. Die Grenzen der A. liegen beim nicht unbegrenzten Wissen des Anlageberaters, bei der mit Unsicherheit behafteten Prognose zukünftiger Entwicklungen, im begrenzten Leistungsangebot und in der Beschränkung der Beratung in rechtlichen und steuerlichen Fragen. Anlagekredit In der Unterscheidung der Buchkredite nach Verwendungszweck ist der A. (oder auch Investitionskredit) eine Form des Produktivkredits. Der A. dient zur —» Finanzierung des Ausbaus der Produktionskapazität, d.h. für den Kauf oder Bau von maschinellen Anlagen, Gebäuden. Der A. wird als prinzipiell langfristiger —» Kredit gekennzeichnet. Anlagepapiere Im Gegensatz zu Dividendenpapieren —> Wertpapiere mit (nahezu) sicherer —> Verzinsung zum Besitz für längere Dauer. Beispiele: Öffentliche —* Anleihen, —» Pfandbriefe, —> Aktien gut fundierter Unternehmungen. 18

Anleihe Aiilagestock selbständiger Teil eines —» Deckungsstocks, der das —* Deckungskapital einer —> fondsgebundenen Lebensversicherung umfaßt. Der A. (Sondervermögen, Fonds) setzt sich aus bestimmten Anlagearten zusammen, z.B. aus Aktien (Aktienfonds), festverzinslichen Wertpapieren (Rentenfonds), Aktien und festverzinslichen Wertpapieren (gemischter Wertpapierfonds) oder Immobilien (Immobilienfonds). Die Versicherungsbeiträge werden nach Abzug von Risiko- und Kostenanteilen im A. angelegt, den Versicherungsnehmern werden dafür eine bestimmte Anzahl von Anteilseinheiten gutgeschrieben. Der DM-Wert einer Anteilseinheit hängt von Kursentwicklung der Kapitalanlagen ab. Bei den Fonds kann es sich um Spezialoder Publikumsfonds handeln. Spezialfonds werden von einer Kapitalanlagegesellschaft in Zusammenarbeit mit dem Versicherer verwaltet, möglich ist auch die Verwaltung durch den Versicherer selbst. Die Erträge werden thesauriert, d.h. sie fließen dem A. unmittelbar zu und erhöhen damit den Wert der Anteilseinheiten. Bildet ein Publikumsfonds die Grundlage für eine fondsgebundene Lebensversicherung, werden die ausgeschütteten Erträge dem A. in Form zusätzlicher Anteilseinheiten zugeführt. Anlagevermögen die Vermögensgegenstände eines Unternehmens, die zur dauernden Nutzung bestimmt sind. Bei Kreditinstituten wird hier zwischen dem abnutzbaren (Gebäude, BGA) und dem nicht abnutzbaren Anlagevermögen (Grundstücke, ein Teil der Wertpapiere, Beteiligungen) unterschieden. Anleihe ist die langfristige Kreditaufnahme gegen —> Inhaberschuldverschreibungen (—» Schuldverschreibungen) mit (meist) fester —> Verzinsung. A. gehört zu den —> Effekten. Emittenden sind öffentliche Gebietskörperschaften, —> Realkreditinstitute sowie —» Kapitalgesellschaften. Die —> Emission einer A. bedarf der Genehmigung des Bundeswirtschaftsministers und der Abstimmung mit dem —» Zentralen Kapitalmarktausschuß wegen der Aufnahmefähigkeit des —> Kapitalmarktes. Eine öffentli-

Annuitätentilgung

Anleihegeschäft che A. hat eine —»Laufzeit von 8-10 Jahren, ist im amtlichen Handel börsenfähig bei einer Kurspflege durch die Bundesbank. Umgangssprachlich meint A. die —» Schuldverschreibungen selbst. Innovative Formen der A. sind die Annuitäten-A. und die Aktienindex-A. Bei der indexgebundenen A. (—» „Bull"and —» ,,Bear"-A.) ist der Rückzahlungskurs an einen Aktienindex gebunden. Bei der Annuitäten-A. werden nach verschiedenen RückZahlungsplänen während eines vorgesehenen Zeitraums sowohl die —» Zinsen als auch die Anleihebeträge (pro rata) gezahlt. A. mit variabler Verzinsung (—» FloatingRate-Notes): hier werden die—»Kupons regelmäßig den aktuellen —> Geldmarktsätzen angepaßt. Sie weisen deshalb auch nur geringe Kursschwankungen auf. In vielen Fällen ist eine Mindestverzinsung garantiert. Anleihegeschäft Übernahme und Placierung von —» Anleihen durch eine Bank oder ein Bankenkonsortium. Dieses A. kann feste Übernahme durch die Bank bzw. das Bankenkonsortium beinhalten, wobei der Anleihegeber nicht mehr das Placierungsrisiko trägt. A. ist aber auch der kommissionsweise Verkauf der Anleihe durch die Bank bzw. das Bankenkonsortium. Diese können sich aber auch nur als Vermittler der Zeichnungen, zu denen Anleihen aufgelegt werden, betätigen. Annahmepflicht Verpflichtung von Versicherern, Versicherungsanträge bei bestimmten Risiken anzunehmen (Kontrahierungszwang). Die A. besteht in der—> Sozialversicherung, in der —» Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung sowie (zur Zeit noch) bei öffentlich-rechtlichen —» Sachversicherungen (z.B. Gebäudefeuerversicherung) . Anpassungsklausel (Indexklausel) Vereinbarung in Verträgen zur—» nichtproportionalen Rückversicherung, durch eine gleichmäßige Verteilung der Auswirkungen der Geldentwertung auf den Erst- und Rückversicherer erfolgt. Ohne A . würde sich eine durch Inflation verursachte Schadenverteuerung nach

Überschreiten der —» Priorität überproportional im Verhältnis zur Verteuerung des Gesamtschadens beim —» Rückversicherer auswirken. Deswegen wird die Teuerungsrate auf den —> Erst- und Rückversicherer gleichmäßig durch Anpassung der Priorität bzw. der Höchsthaftsumme aufgeteilt. Als Maßstab für die Anpassungsrate werden Indizes herangezogen, die nach Art des rückzuversichernden Versicherungsbestandes variieren (Beispiele: allgemeiner Lebenshaltungskostenindex, Lohn- und Gehaltsindex, Durchschnittsschaden in der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung). Die A. bezieht sich auch auf bereits eingetretene Schäden, die noch nicht beglichen wurden. Anpassungsversicherung —> Dynamische Lebensversicherung. Annuität —»Annuitätenmethode. Annuitätenmethode Verfahren der dynamischen Investitionrechnung, das den —» Kapitalwert Co einer Investition in uniforme, gleich große periodische Zahlungen umrechnet. Die Berechnung der Annuität A. erfolgt mithilfe sog. Wiedergewinnungsfaktoren, die sich als reziproker Wert der Rentenbarwertfaktoren ergeben. Die Formel zur Berechnung der Annuität lautet A = C0 •

. ' ^ .1" . (1 + i)° - 1 wobei i für die gewünschte Verzinsung und n für die Laufzeit der Investitionen stehen. Nach der Annuitätenmethode ist eine Investition dann vorteilhaft, wenn ihre Annuität größer als Null ist. Annuitätentilgung Mit Annuität wird die jährliche Tilgungsund Zinszahlung einer Kapitalschuld bezeichnet. Beim Annuitätendarlehen besteht meist eine feste Annuität, z.B. 1% des —» Darlehens. Werden —> Zinsen eingespart, weil die Kreditsumme durch die —» Tilgung geringer geworden ist, so werden diese Einsparungen der Tilgung zugeschlagen. Eine Variation ist das Annuitätendarlehen mit dynamischer Tilgung: der Tilgungssatz erhöht sich im Laufe der Zeit (steigende A.). Fallende A. kennzeichnet die Abzahlungsdarlehen: fallende Leistungen des Kredit19

Anrechnungsfaktoren nehmers von Jahr zu Jahr. Der Grund liegt darin, daß die jährliche Tilgungssumme zwar konstant bleibt, die Zinszahlungen aber jährlich aufgrund der fallenden Restschuld sinken. Anrechnungsfaktoren in den —» Grundsätzen über das Eigenkapital und die Liqiudität in Kreditinstituten enthaltene Multiplikatoren, mit denen die jeweiligen Positionen auf Bezugsgrößen angerechnet werden. Im Grundsatz I werden die Kredite und Beteiligungen eines Kreditinstituts auf das haftende Eigenkapital bezogen. Die A. für die einzelnen Geschäftsarten betragen von 0% für Kredite an die inländische öffentliche Hand über 20% und 50% bis hin zu 100%, etwa für Forderungen an Kunden. Im Grundsatz II beziehen sich die A. auf bestimmte langfristige Passiva, denen langfristige Aktiva gegenübergestellt werden. Im Grundsatz III erfolgt der Bezug auf das kürzerfristige Geschäft. Anrechtscheine Anteilscheine (—> Zwischenscheine), welche die —» Aktionäre vor Ausgabe der —» Aktien erhalten. Anschaffungsdarlehen, persönliches Standardisiertes —> Konsumentendarlehen. Vergleichbar: Persönliches—> Darlehen,-» Kleinkredit, Sofortdarlehen, —» Ratenkredit oder Privatdarlehen. Gemeinsame Merkmale: Die Kredithöhe liegt im allgemeinen zwischen 1.000,- DM und 50.000, — DM; die Laufzeit bewegt sich zwischen 6 und 72 Monaten; die Kreditkosten werden bereits zu Beginn der Laufzeit auf den Kreditbetrag aufgeschlagen und in die monatlichen Raten eingerechnet; für die Bearbeitung wird in der Regel eine Bearbeitungsgebühr von 2% der Kreditsumme verlangt; die —> Zinsen werden meist in einem für die gesamte Laufzeit gültigen Monatssatz (z.B. 0,4% p.m.), der sich auf das ursprüngliche Darlehen bezieht, vereinbart. Wenn das angeschaffte Gut nicht zur Sicherung des Darlehens dienen soll (Beispiel: Kauf eines Autos, das sicherungsübereignet werden soll), so ist der Kreditnehmer in der Verwendung der Kreditsumme nicht gebunden. Die Bearbeitung der A. ist bei den meisten Banken fomularmäßig schematisiert. Im Vordergrund der Kre20

Anwartschaftsdeckungsverfahren ditvergabeentscheidung steht die Prüfung der Zuverlässigkeit und des Einkommens des Kreditnehmers. Dazu dienen Selbstauskunft, Bescheinigung über das Beschäftigungsverhältnis und die —> SCHUFAAuskunft. Als —> Sicherheiten werden regelmäßig verlangt: die Mitverpflichtung des Ehepartners, die Abtretung der pfändbaren Ansprüche auf das Arbeitsentgelt, evtl. noch zusätzliche Absicherung. Anschaffungsgeschäft steuerlicher Begriff für einen entgeltlichen Vertrag, der auf den Erwerb des Eigentums an —» Wertpapieren gerichtet ist. Der Abschluß eines A. unterliegt der —» Börsenumsatzsteuer. Anschlußversicherung Versicherung, bei der ein bestehender Versicherungsschutz um neue oder veränderte Risiken erweitert wird oder bei Ablauf einer Versicherung, die Verlängerung der Vertragsdauer durch einen Anschlußvertrag. Anstaltslast Verpflichtung eines kommunalen Trägers, die Funktionsfähigkeit und die wirtschaftliche Basis seiner Anstalten zu sichern. Die A. bezieht sich z.B. im Kreditgewerbe auf öffentlich-rechtliche —» Sparkassen, bei denen Anstaltsträger und —» Gewährträger übereinstimmen. Im Gegensatz zur —> Gewährträgerhaftung umfaßt die Instandhaltungspflicht des Anstaltsträgers die Institutssicherung. Dazu gehört insbesondere der Ausgleich einer evtl. auftretenden Unterbilanz oder die Zuführung von Finanzmittel im Falle von Liquiditätsengpässen. Auch wenn die A. gesetzlich nicht fixiert ist, so wird sie doch als verbindliche Rechtsnorm anerkannt. Anteilseignerrisiko —> Ausfallrisiko. Anwartschaftsdeckungsverfahren Verfahren, nach dem bei verschiedenen Versicherungsarten, insbesondere in der-» Lebensversicherung (Ausnahme: —» Risikoversicherung) Rückstellungen für in Zukunft fällige —» Versicherungsleistungen gebildet werden. Die Finanzierung erfolgt aus Teilen der Beiträge. Nach dem —» Äquivalenzprinzip muß der Barwert der (Netto-)Beiträge dem Barwert der Versiche-

Anzeigepflicht rungsleistungen entsprechen. Um diese Ausgewogenheit zu gewährleisten, muß die Zahl der Leistungsempfänger und die Zahl der Beitragszahler annähernd gleichbleiben, was allerdings nur bei Versicherungsarten mit Pflichtmitgliedschaft erwartet werden kann. Deswegen werden zur Dekkung der Anwartschaften sogenannte —» versicherungstechnische Rückstellungen gebildet, die in der Lebensversicherung als —> Prämienreserven oder —> Deckungsrückstellungen bezeichnet werden. (Ggs.: —» Umlageverfahren) Anzeigepflicht 1. Verpflichtung des Versicherungsnehmers, den Versicherer über bestimmte Sachverhalte zu informieren. Eine A. besteht a) bereits bei Antragsstellung, b) während der Laufzeit des Versicherungsvertrages und c) nach Eintritt des Versicherungsfalles. zu a): Die vorvertragliche A. des Versicherungsnehmers (§§ 16-22, 41 W G ) bezieht sich auf alle Sachverhalte, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind, d.h. auf alle Umstände, die den Versicherer beeinflussen, den Vertrag überhaupt oder zu dem vereinbarten Inhalt abzuschließen. Bei Verletzung der vorvertraglichen A. kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten; der Versicherer ist nicht verpflichtet, die vereinbarte Versicherungsleistung zu erbringen. Tritt der Versicherer zurück, nachdem der Versicherungsfall eingetreten ist, so bleibt seine Leistungspflicht trotzdem bestehen, wenn die nicht angezeigte Information in keinem Zusammenhang mit dem Eintritt des Versicherungsfalles steht. Das Rücktrittsrecht ist ausgeschlossen, wenn der Versicherungsnehmer kein Verschulden an der Verletzung der A. trifft. In diesem Fall ist der Versicherer allerdings berechtigt, eine höhere Prämie zu verlangen. zu b): Während der Laufzeit ist der Versicherungsnehmer verpflichtet, eingetretene Veränderungen dem Versicherer mitzuteilen. Veränderungen sind beispielsweise anzuzeigen bei —» Gefahrerhöhung (§ 23 W G ) , bei Veräußerung des versicherten Gegenstandes (§§ 71, 151 W G ) oder bei Wohnungswechsel des Versicherungsnehmers (§ 10 W G ) .

Arbeiterrentenversicherung zu c): Bei Eintritt des Versicherungsfalles hat der Versicherungsnehmer Ursache, Art und Umfang des Schadens anzuzeigen (§ 33 W G ) . Hierfür bestehen in einzelnen —» Versicherungszweigen feste Anzeigefristen, so beispielsweise in der —» Feuerversicherung 3 Tage (§ 92 W G ) , in der -» Hagelversicherung 4 Tage (§ 110 W G ) , in der—» Haftpflichtversicherung eine Woche (§ 153 W G ) oder in der —> Todesfallversicherung 3Tage(§ 171 W G ) . 2. Verpflichtung der Versicherungsgesellschaft bestimmte Sachverhalte dem —»Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen anzuzeigen. Dazu zählen beispielsweise gemäß § 54 Abs. 2 VAG der Erwerb von Grundstücken, grundstücksgleichen Rechten, bestimmte Beteiligungen sowie Vermögensanlagen bei verbundenen Unternehmen. Gegenüber der —> Deutschen Bundesbank besteht wie für —» Kreditinstitute eine A. gemäß § 14 KWG für—> Millionenkredite. A-Plafond —> Plafonds A. Arbeiterrentenversicherung (früher Invalidenversicherung), gesetzlich vorgeschriebene —» Rentenversicherung für Arbeiter. Die Rechtsgrundlage für die A. bildet die Reichsversicherungsordnung (RVO), insbesondere §§ 1226ff. Die Beiträge werden prozentual (1993: 17,7%) vom Arbeitsentgelt erhoben, maximal von der jeweils geltenden —> Beitragsbemessungsgrenze (1993: DM 7.200 monatlich bzw. DM 86.400 jährlich für die alten Bundesländer/DM 5.300 monatlich bzw. DM 63.600 jährlich für die neuen Bundesländer). Die Beiträge werden jeweils zur Hälfte vom Arbeitnehmer und Arbeitgeber getragen. Wie auch die Beiträge zur—> Kranken- und —> Arbeitslosenversicherung werden die Beiträge zur A. vom Arbeitsentgelt einbehalten. Die Leistungen der A. umfassen neben den Rentenzahlungen bei Erreichen der Altersgrenze, bei —» Berufs- bzw. —» Erwerbsunfähigkeit sowie bei Todesfall an Hinterbliebene Leistungen zur Erhaltung, Verbesserung und Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit. Träger der A. sind die Landesversicherungsanstalten sowie gesonderte Anstalten für verschiedene Personengruppen (z.B. Bundesversicherungs21

Arbeitgeberanteil anstalt für die Arbeiter der Bundesbahn, Bundesknappschaft). Arbeitgeberanteil Anteil der Beiträge zur —> Sozialversicherung (—» Renten-, —• Kranken- und —» Arbeitslosen versichrung), die ein Arbeitgeber für einen versicherungspflichtigen Arbeitnehmer aufzubringen hat. Die Beiträge der Sozialversicherung werden jeweils zur Hälfte vom Arbeitgeber und -nehmer getragen (mit der Ausnahme der knappschaftlichen Rentenversicherung, bei der der Arbeitgeber mehr als die Hälfte trägt). Auch für nicht mehr versicherungspflichtige Angestellte in der Krankenversicherung hat der Arbeitgeber die Hälfte der Beiträge zu übernehmen. Für privat krankenversicherte Angestellte zahlt der Arbeitgeber nur die Hälfte des Beitrages, den der Versicherte als Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse zu entrichten hätte. Für Geringverdiener, deren monatliches Bruttoeinkommen ein Zehntel der —»Beitragsbemessungsgrenze nicht übersteigt, sowie in einigen Härtefällen hat der Arbeitgeber den vollen Betrag allein zu tragen. Arbeitslosenversicherung Versicherung für unselbständige Arbeitnehmer, die bestimmte Leistungen im Fall der Arbeitslosigkeit gewährt. Die A. gehört zur —> Sozialversicherung im weiteren Sinne. Die wichtigste Rechtsgrundlage der A. bildet das Arbeitsförderungsgesetz (AFG) vom 25.6.1969 mit späteren Änderungen. Personen, die als Arbeiter oder Angestellte gegen Entgelt oder zur Berufsausbildung beschäftigt sind (Arbeitnehmer einschließlich Heimarbeiter), sind verpflichtet, Beiträge zu entrichten. Die Beiträge werden jeweils hälftig vom Arbeitgeber und -nehmer aufgebracht. Ab 1992 ist der Beitrag zur A. auf 6,3% des Arbeitsentgeltes festgesetzt. Die —» Beitragsbemessungsgrenze der A. ist genauso hoch wie die in der sozialen —> Rentenversicherung (1993: DM 7.200 monatlich bzw. DM 86.400 jährlich für die alten Bundesländer/DM 5.300 monatlich bzw. DM 63.600 jährlich für die neuen Bundesländer). Die Beiträge werden vom Arbeitsentgelt einbehalten. Sie werden zusammen mit den Beiträgen zur gesetzlichen —»Kranken- und Rentenversi22

Arbitragegeschäfte cherung vom Arbeitgeber abgeführt. Träger der A. ist die Bundesanstalt für Arbeit, der die Landes- und Gemeindearbeitsämter unterstellt sind. Die Leistungen bestehen schwerpunktmäßig in der Zahlung von Arbeitslosengeld und -hilfe. Weitere Leistungen umfassen u.a. Arbeitsberatung von -Vermittlung, Beihilfen und Darlehen zur Förderung der beruflichen Aus- und Fortbildung sowie Leistungen zur Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Arbeitsunfähigkeit Begriff der gesetzlichen und privaten —» Kranken- sowie privaten—» Unfallversicherung; liegt vor, wenn eine Person infolge von Krankheit oder Unfall seine bisherige Erwerbsfähigkeit nicht mehr oder nur noch mit der Gefahr, seinen Zustand zu verschlimmern, ausüben kann. Eine teilweise oder eingeschränkte A. ist nicht möglich, lediglich in der privaten Unfallversicherung wird zwischen dauernder und vorübergehender A. unterschieden. A. bildet die Voraussetzung für den Anspruch auf Krankengeld bzw. Verletztengeld. Arbitrage Ausnutzung und Ausgleich interlokaler Kursunterschiede. Bei der —> Zins-A. unterscheidet man zwei Arten: 1 . A . entlang der Zinsertragskurve: durch Transformation der Fälligkeiten auf der Aktiv- und der Passivseite wird versucht, aus den unterschiedlichen—» Zinssätzen für unterschiedliche Laufzeiten Gewinn zu erzielen. 2. A. durch Verschiebung der Zinsertragskurve: durch Aufbau von spekulativen Positionen mit ausländischen —» Geldmarktpapieren wird versucht, aus einer in der Zukunft zu erwartenden Zinssatzänderung Gewinn zu erzielen. Arbitragegeschäfte Geschäfte (Kombinationen eines Kaufs mit einem Verkauf), mit denen Preisunterschiede auf verschiendenen Handelsplätzen zum gleichen Zeitpunkt ausgenutzt werden. Die hochentwickelte Kommunikationstechnik hat indessen bewirkt, daß solche Preisunterschiede - wenn überhaupt nur noch während ganz kurzer Zeit bestehen können. Deshalb spielen die traditio-

Aufgeld

Arbitragerechnung nellen A. keine wichtige Rolle mehr. A. auf den internationalen —» Geldmärkten liegen dann vor, wenn versucht wird, aus Zinssatzunterschieden zwischen verschiedenen Laufzeiten und/oder verschiedenen Marktinstrumenten Gewinn zu erzielen. S. —* Arbitrage. A. können bei Gütern, Edelmetallen, —»Effekten, Guthaben von —»Zentralbankgeld oder bei—» Zinssätzen auftreten. Arbitragerechnung Rechnung bei der —» Arbitrage, wonach —> Arbitragegeschäfte erst dann erfolgen, wenn die Kursdifferenz mindestens die Kosten des Arbitragegeschäfts decken. Arbitrageur Teilnehmer an Wertpapiermärkten, der durch Vergleichen von Preisen auf eng verwandten Märkten und entsprechenden —» Arbitragegeschäften nahezu risikolos von bestehenden Preisdifferenzen profitiert. Handelspartner sind —> Hedger und —> Trader. Arranger 1. derjenige, der —> Börsengeschäfte abwickelt. 2. Kreditnehmer, der mit seiner Bank eine - * Kreditlinie vereinbart (auf der Grundlage eines Warengeschäftes). 3. eine oder mehrere Banken als Konsortialführer, die die Einräumung einer Kreditlinie für den Schuldner bewirken, in deren Rahmen das Syndikat die Abwicklung von —» Euro-Notes-Emissionen des Schuldners über den Markt vornimmt. Arretierungsklausel Vermerk auf einer Wechselabschrift gemäß Art. 67 II WG mit der Formulierung: „bis hierher Abschrift". Arrosierung Konvertierung einer Staatsanleihe, bei der das Schuldkapital unverändert bleibt, der Nominalzinssatz aber erhöht wird. Für die Zinserhöhung und die bei einer A. damit meist verbundene Verlängerung der Rückzahlungsfrist leisten die Besitzer der Anleihepapiere eine Zuzahlung.

Bei ABS handelt es sich um Wertpapiere mit einer Laufzeit von einem bis max. 5 Jahren, die durch Verbriefung von Vermögenspositionen entstehen. Die Grundidee besteht in der Mobilisierung von Finanzaktiva (insb. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen sowie aus Leasing-Geschäften), die gepoolt und durch Zwischenschaltung einer Institution verselbständigt werden (Treuhandvermögen). Diese Institution (Finanzierungsgesellschaft) verbrieft die Forderungen und plaziert die ABS entweder am organisierten Kapitalmarkt oder privat bei institutionellen Anlegern. Diese hauptsächlich in den USA gebräuchliche Form der —> Securitization (hier auf der Aktivseite der Bilanz) dient den Unternehmen zur Refinanzierung in der Bilanz gebundener Mittel (Zufluß liquider Mittel) und kann materiell mit dem echten —» Factoring verglichen werden. Asset-Liability-Committee Ausschuß, der im Rahmen des —» Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten aus der Entwicklung des Geld- und Kapitalmarktes Anpassungs- und Korrekturmaßnahmen für die Steuerung der Bilanzstruktur abzuleiten hat. Aus Autoritäts- und Kompetenzgründen sollten dem A. sowohl Mitglieder aus der höchsten Führungsebene als auch Vertreter all der Bereiche angehören, die von den Entscheidungen betroffen sind. ATM —»Automatischer Bankschalter. Attentismus abwartende Haltung der Kapitalanleger (Investoren) bei unsicherer Wirtschaftslage oder in Erwartung verbesserter Gewinnchancen.

Assekuranz andere Bezeichnung für—» Versicherung.

Aufbauversicherung —> Todesfallversicherung, bei der durch —> Überschußbeteiligungen und freiwilligen Sonderzahlungen das Versicherungsende vorgezogen wird. Auf diese Weise wird aus einer reinen Todesfallversicherung schrittweise eine gemischte —» Lebensversicherung mit Sparanteil.

Asset-Backed-Securities (ABS) mit Forderungen unterlegte Anleihen.

Aufgeld —»Agio. 23

Auflassung Auflassung Bei der Eigentumsübertragung von Grundstücken die Einigung zwischen Käufer und Verkäufer über einen Eigentumsübergang bei gleichzeitiger Anwesenheit vor dem Notar. Es wird eine Auflassungsurkunde ausgefertigt. Der A. geht immer der Abschluß eines Grundstückkaufvertrages voraus, der in der Praxis meist mit der Auflassung aufgenommen wird, obwohl beide rechtlich streng zu trennen sind. Aufsichtsbehörden des Versicherungswesens Träger der —> Versicherungsaufsicht. Die staatliche Beaufsichtigung der Geschäftstätigkeit von —> Versicherungsunternehmen wird vom —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) mit Sitz in Berlin wahrgenommen. Zuständig ist das BAV für die Aufsicht über die privaten Versicherungsunternehmen und über öffentlich-rechtliche -» Wettbewerbsanstalten, deren Geschäftstätigkeit über die Grenzen eines Bundeslandes hinausgeht. Daneben beaufsichtigen Landesbehörden die Wettbewerbsanstalten, die ausschließlich innerhalb eines Bundeslandes tätig sind, sowie —»Zwangs- und —> Monopolanstalten. Mit Ausnahme der Aufsicht über private Versicherungsunternehmen größerer wirtschaftlicher Bedeutung, die immer vom BAV beaufsichtigt werden, können BAV und Landesbehörden sich die Aufsicht über einzelne Versicherungsunternehmen gegenseitig übertragen. Dadurch wird aus einer ursprünglichen eine sogenannte abgeleitete Zuständigkeit. Aufsichtssystem alle Institutionen, die an der Aufsicht des finanziellen Sektors beteiligt sind, nämlich das —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, das —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen und das Bundeskartellamt. In die —» Bankenaufsicht ist auch die —» Deutsche Bundesbank einbezogen. Die Zusammenarbeit zwischen Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und Deutscher Bundesbank basiert auf den Vorschriften des —> Gesetzes über das Kreditwesen (§7 KWG). Die Hauptaufgaben des A. liegen in der Aufrechterhaltung der Funktionsfähigkeit des gesamten finanziellen Sektors. Dabei 24

Ausbildungsversicherung sollen die an der Aufsicht beteiligten Institutionen die Einhaltung spezieller staatlicher Gesetze und Grundsätze überwachen, die die Geschäftstätigkeit, die Risikosituation sowie die wettbewerbspolitischen Aktionen der überwachten Finanzinstitute reglementieren. Aufwendungen der in Geldeinheiten bewertete Güterverzehr in einer Abrechnungsperiode. A. werden in der—> Gewinn- und Verlustrechnung verbucht. Sie sind in Zweckaufwand und neutralen Aufwand zu differenzieren. Neutrale A., die als solche nichts mit der Erstellung von Betriebsleistungen zu tun haben oder ihnen nicht in voller Höhe zuzurechnen sind, werden ihrerseits in zweckfremde, außergewöhnliche und periodenfremde A. differenziert. Aufwertung (Revaluation), Erhöhung des Außenwertes einer Währung. Nach einer A. muß für eine Einheit einer ausländischen Währung weniger inländische Währung bezahlt werden bzw. bekommt man für eine inländische Währungseinheit mehr ausländische Zahlungsmittel. Mit einer A. wird eine Verringerung des Exportüberschusses (Export wird teurer, Import billiger) oder eine Reduzierung des Zuflusses ausländischen Kapitals angestrebt, was im Inland grundsätzlich zu einer Preisstabilisierung beiträgt. Für eine A. ist ein Beschluß der Regierung oder der Zentralnotenbank notwendig. Dementsprechend kann es in einem System flexibler Wechselkurse keine A. geben, denn dort entwickeln sich die Kurse durch Angebot und Nachfrage auf den Devisenmärkten. Gegensatz: —» Abwertung (Devaluation). Aufzinsungsfaktor Multiplikator, mit dem eine Bestands- oder Zahlungsgröße auf einen zukünftigen Zeitpunkt aufgezinst wird, um einen Endvermögensbestand ermitteln zu können. Ausbildungsversicherung —» Termfixversicherung, also eine Versicherung mit festem Auszahlungszeitpunkt, die dazu verwendet wird, die Kosten für die Berufsausbildung von Kindern anzusparen. Auf diese Weise steht auch bei Tod des Familienernährers, auf dessen Leben die A.

Ausfallrisiko abgeschlossen wird, Kapitel für die Ausbildung zur Verfügung. Ausfallrisiko Gefahr, daß der tatsächliche Erfolg eines Kreditinstitutes aufgrund eines teilweisen oder vollständigen Verlustes eines hingegebenen Kreditbetrages oder eines erworbenen Wertpapiers einschließlich der vereinbarten Zinsen oder der erwarteten Dividenden den bei aktuellen Bonitätsverhältnissen erzielbaren Erfolg unterschreitet. Beim A. werden das Anteilseignerrisiko und das Gläubigerrisiko unterschieden. Das Anteilseignerrisiko bezeichnet die durch Übernahme von Eigentümerpositionen entstehende Gefahr eines teilweisen oder vollständigen Vermögensverlustes sowie des Rückgangs oder Ausfalls des Ertrages dieser Vermögensposition. Das Gläubigerrisiko beinhaltet die Ausfälle von Forderungen im Kreditgeschäft und von Ansprüchen aus festverzinslichen Wertpapieren sowie die Möglichkeit einer Inanspruchnahme aus dem Kreditleihgeschäft und aus „underwriting"-Verpfichtungen. Wird speziell im Kreditgeschäft auf die Kreditwürdigkeit eines Kreditnehmers abgestellt, spricht man vom —» Bonitätsrisiko, tritt ein Ausländer als Kreditnehmer auf, kann das —» Länderrisiko schlagend werden. Mögliche Ansatzpunkte zur Steuerung der A. sind in der Limitierung des Umfangs der Risikoaktiva, einer Steuerung der Einzelrisiken durch eine Diversifikation nach verschiedenen, möglichst voneinander unabhängigen Risikoquellen sowie der Risikoabwälzung entweder auf den Kreditnehmer durch entsprechende Forderungsbesicherung oder auf Dritte durch Bürgschaften oder Kreditversicherungen. —> Controlling in Kreditinstituten Ausfallzeit in der gesetzlichen —» Rentenversicherung, Zeit in der der Versicherte aus bestimmten persönlichen Gründen keine rentenversicherungspflichtige Beschäftigung ausüben konnte (z.B. Schulausbildung nach Vollendung des 16. Lebensjahres), die aber dennoch unter bestimmten Voraussetzungen (—» Halbbelegung) bei der Berechnung der Rente berücksichtigt werden. Ansfolgungsprotest Protest wegen Nichtherausgabe des —»

Ausfuhrkredit GmbH (AKA) Wechsels, der an den Inhaber der—> Wechselausfertigung oder der Wechselabschrift erhoben wird (Art. 66,68,82 WG). Ausfuhrfinanzierung Da viele Länder, die Exportgüter kaufen wollen, an Devisenknappheit leiden, kommt der A. besondere Bedeutung zu. Die A. umfaßt alle Finanzierungsmaßnahmen , die vom Exporteur veranlaßt werden. 1. Kurzfristiges Auslandskreditgeschäft Kurzfristige —» Kredite bis zu sechs Monaten zur—» Finanzierung der Transportdauer oder eines Zahlungszieles, zur Bevorschussung von Dokumenten oder Buchforderungen durch —» Geschäftsbanken. Die wichtigsten Formen sind —* Kontokorrentkredit, —» Diskontkredit, —» Akzeptkredit, Rembourskredit, —> Negotiationskredit. 2. Mittel- und langfristiges—> Auslandskreditgeschäft Mittelfristige Kredite (sechs bis 48 Monate) , langfristige Kredite (mehr als 48 Monate), überwiegend beim Export von Investitionsgütern. Formen: —» AKA Finanzierung, —> Finanzierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Finanzierung über Darlehen der Geschäftsbanken, Finanzierung über—> Forfaitierung. 3. Garantien Zur Abdeckung der —» Risiken finanzieller Vorleistungen dienen —» Bankgarantien durch die Geschäftsbanken. 4. Staatliche Exportkreditversicherung Für die Deckung von Exportrisiken durch den Staat dient die Exportkreditversicherung des Bundes. Die Abwicklung erfolgt über die HERMES-KreditversicherungsAG (sog. „HERMES-Deckung"). Ausfuhrkredit GmbH (AKA) Spezialinstitut für die Finanzierung von mittel- und langfristigen Exportgeschäften. Die AKA wurde 1952 in der Rechtsform einer AG von einem Konsortium deutscher Kreditinstitute gegründet; im Jahre 1966 erfolgte die Umwandlung in eine GmbH. Auf diese Weise konnten alle Anteilseigner einen Vertreter in den Aufsichtsrat schikken, was nach dem damals neuen AktG nicht mehr möglich war. 25

Ausfuhrkreditversicherung Heute dienen die AKA-Kredite hauptsächlich der Finanzierung von Investitionsgüterexporten. Dabei dominieren Kredite an Abnehmer in Entwicklungs- und Staatshandelsländern. Zur technischen Durchführung von Finanzierungsaufträgen stehen drei Kreditkontingente zur Verfügung — » Plafonds A, B und C die von den Konsortialbanken und der —> Deutschen Bundesbank bereitgestellt werden. Ausfuhrkreditversicherung —> Kreditversicherung, die Schutz vor Forderungsausfällen bei Insolvenzen ausländischer Schuldner gewährt. Wie in der —> Waren- und —> Investitionsgüterkreditversicherung übernimmt der Versicherer die laufende Kreditüberwachung als eine wichtige Serviceleistung. Nicht versicherbar im Rahmen der A. sind Lieferungen in Ostblockstaaten oder sonstige Staatshandelsländer sowie in politische Krisenländer. Versicherungsschutz wird weiterhin für Forderungen aus Geschäften mit ausländischen Regierungen und öffentlich-rechtlichen Körperschaften ausgeschlossen. Die A. bezieht sich nur auf wirtschaftliche Risiken; politische Risiken können nur beim Staat durch Ausfuhrgarantien und -bürgschaften abgesichert werden. Ausfuhrgarantien übernimmt der Staat im grenzüberschreitenden Waren- und Dienstleistungsverkehr, wenn der Ausfuhrvertrag mit einem privatrechtlich organisierten ausländischem Unternehmen abgeschlossen wurde, bei ausländischen staatlichen Stellen oder anderen öffentlich-rechtlichen Einrichtungen gewährt der Staat Dekkungsschutz durch eine Ausfuhrbürgschaft. Die staatliche Kreditversicherung stellt eine Förderungsmaßnahme dar, auf die ein Exporteur Anspruch hat, wenn bereits einem anderen Wettbewerber eine Absicherung zugesagt wurde. Ausgabekurs Emissionskurs, der bei der —> Emission von —> Wertpapieren in Anrechnung kommende —> Kurs. Der A. liegt bei festverzinslichen Wertpapieren meist unter dem —> Nennwert (es entsteht ein —> Disagio), selten über dem Nennwert (es entsteht ein —> Agio). Bei —» Aktien gilt das Verbot der—» Unterpariemission. 26

Auskunftei Ausgleichsanspruch Anspruch auf eine Ausgleichszahlung, die ein Handelsvertreter bei Beendigung des Agenturvertragsverhältnisses vom Unternehmer zu erhalten hat, wenn der Vertreter durch den Aufbau von Geschäftsbeziehungen dem Unternehmen Vorteile verschafft hat, die sich nach Beendigung des Vertragsverhältnisses auswirken. Verliert der Vertreter den Anspruch auf Provision aus bereits abgeschlossenen oder künftig zustande kommenden Geschäften mit den von ihm geworbenen Kunden, kann er vom Unternehmen eine angemessene Ausgleichszahlung verlangen. Die rechtlichen Grundlagen für einen A. bildet § 89b HGB. Da durch die Vermittlung von Versicherungsverträgen der A. eine besondere Bedeutung im Versicherungswesen hat, haben der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, der Bundesverband der Geschäftsstellenleiter der Assekuranz und der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute Grundsätze zur Errechnung der Höhe des A. für verschiedene —» Versicherungsz weige vereinbart. Ausgleichsfonds Er wurde im Zuge der Milderung von Nachkriegsfolgen für Vertriebene und Geschädigte des Zweiten Weltkrieges geschaffen (Lastenausgleichsgesetz 1952). Ein unselbständiges Sondervermögen des Lastenausgleichs, dem die —> Ausgleichsabgaben und Mittel aus öffentlichen Haushalten zufließen. Ausgleichs- und Deckungsforderungen Zum Ausgleich der Deckungslücken in den —> Bilanzen der Banken und Versicherungen aufgrund der —> Währungsreform von 1948 entstandene —» Schuldbuchforderungen gegen die öffentliche Hand. Sie sind niedrig verzinst (3%) und werden seit 1956 mit 1% jährlich getilgt. Ihr Handel ist zum —» Nennwert unter Banken und Versicherungen zulässig. Ist aus konjunkturpolitischen Gründen eine Erhöhung der—» Geldmenge erwünscht, kann die Bundesbank aus einem begrenzten Ankaufsfonds über die gesetzlichen Tilgungsbeträge hinausgehende A. ankaufen. Auskunftei Die gewerbliche Auskunftserteilung über Vermögensverhältnisse und persönliche

Auskunftspflicht

Auslandskreditgeschäft

Angelegenheiten. Für Banken besonders bedeutsam ist die-» SCHUFA.

angelehnt. A. unterliegen der inländischen Gesetzgebung.

Auskunftspflicht 1. im Versicherungswesen: Verpflichtung des —» Versicherungsnehmers, nach Eintritt des -» Versicherungsfalls dem —• Versicherer Auskünfte zu erteilen, die dieser zur Feststellung des Versicherungsfalls oder des Umfanges der Leistungspflicht benötigt (§34 W G ) . 2. im Bankwesen: Zu den Ausnahmen von der Wahrung des —» Bankgeheimnisses gehört die A. der Bank aufgrund gesetzlicher Pflichten. Solche gesetzlichen A. bestehen im Rahmen eines Zwangsvollstreckungsverfahrens, eines gerichtlichen Strafverfahrens, eines Strafermittlungsverfahrens gegenüber der Staatsanwaltschaft, eines Ordnungswidrigkeitsverfahrens gegenüber dem Richter, beim Tode des Kontoinhabers, im Steuerermittlungsverfahren gegenüber dem Finanzamt, sofern es sich um eine bestimmten Einzelfall handelt, im Steuerstraf- und Steuerbußgeldverfahren gegenüber dem Richter und dem Finanzamt.

Auslandsbanken 1. Allgemein: ausländische Banken. 2. Banken, deren Arbeitsbereich im Ausland liegt. A., deren Tätigkeit überwiegend in überseeischen Ländern liegt, heißen Überseebanken. Kolonialbanken waren Banken, die sich hauptsächlich in den Kolonien des Mutterlandes betätigten. In England gibt es eine Reihe verschiedener A., die „foreign and colonial banks". 3. Zweigstellen ausländischer Banken in der Bundesrepublik Deutschland. Ihre Verhältnisse sind in § 53 —>KWG geregelt.

Auslandsanleihen —» Anleihen, deren Aussteller nicht in Deutschland domizilieren. A. werden von öffentlichen und privaten Einrichtungen (z.B. internationale Institutionen, ausländische Staaten, Provinzen, Städte, ausländische Banken und Unternehmen) ausgegeben. Sie können auf DM (DM-A.) oder auf eine andere —»Währung (Währungsanleihen) bzw. Rechnungseinheiten (z.B. SDR, —» Sonderziehungsrechte) lauten. Die A. haben eine Anteil von weit über 10% am -» Rentenmarkt der Bundesrepublik Deutschland. Die A. lauten meist auf DM. Die Währungsanleihen sind nahezu gänzlich auf US-Dollar ausgestellt. Die —> Kurse der A. werden außer durch Nominalzins und Laufzeit wesentlich von der Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit des Emittenden bestimmt. Bei Währungsanleihen ergeben sich zusätzlich Chancen und Risiken aus Devisenkursschwankungen. A. weisen als Führungsund Garantiegruppe ausschließlich oder überwiegend inländische Banken und Emissionshäuser auf. Die Konditionen sind an die Konditionen inländischer Anleihen

Auslandsbonds —» Anleihen, die von deutschen Emittenden im Ausland begeben werden. Deutsche A. lauten auf DM oder andere —» Währungen. A. als festverzinsliche—» Wertpapiere deutscher Schuldner spielen an den deutschen —» Börsen derzeit keine bedeutsame Rolle. Auslandskonten —» Konten von Gebietsansässigen bei Banken in fremden Wirtschaftsgebieten. Grundsätzlich ist die Unterhaltung von A. zulässig, kann nach § 22 —» AWG eingeschränkt werden. Es besteht eine Meldepflicht für Gebietsansässige bei der Bundesbank, wenn die bei gebietsfremden Banken unterhaltenen Guthaben bei Ablauf des Kalenderjahres den Gesamtbetrag von 100000,- DM überschreiten. Geldinstitute sind von dieser Meldepflicht ausgenommen. Auslandskredite im Ausland aufgenommene kurz- oder langfristige —» Kredite vor allem zur —> Finanzierung des Außenhandels. A. dienen auch zur Uberbrückung von Engpässen im heimischen—» Kapitalmarkt. Auslandskreditgeschäft Bankgeschäfte mit internationalen Kreditleistungen. Im kurzfristigen A. sind die wichtigsten Formen: —» Kontokorrentkredit, —» Diskontkredit, —> Akzeptkredit, Rembourskredit, —» Negoziationskredit. Mittel- und langfristige Formen der Außenhandelsfinanzierung sind: —» Finanzierung über die 27

Auslandsreise-Versicherung —» AKA, Finanzierung über die —> Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Finanzierung über —> Darlehen der Geschäftsbanken, Finanzierung über—» Forfaitierung. Auslandsreise-Versicherung Form der privaten —> Krankenversicherung, bei der zusätzlich zu einer gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung Versicherungsschutz im Ausland gewährt wird. Für die höheren Kosten im Ausland oder die Übernahme von besonderen Versicherungsleistungen (z.B. Rücktransport bei Krankheit, Überführung bei Tod) werden z.T. Höchstsummen vereinbart. Eine A. ist für gesetzlich krankenversicherte Personen immer dann erforderlich, wenn sie in Länder reisen, mit denen die gesetzliche Krankenversicherung keine Sozialversicherungsabkommen abgeschlossen haben, die die Grundlage für die Übernahme von Versicherungsleistungen im Ausland bilden. Bei privatversicherten Personen übernimmt die Krankenversicherung bestimmte Versicherungsleistungen in ganz Europa und auch bei vorübergehenden Auslandsaufenthalten in außereuropäischen Ländern. Auslandsschecks —> Schecks im internationalen —> Zahlungsverkehr. Zwei Arten der Scheckzahlung kann man dabei unterscheiden: Inhaber-Verrechnungsscheck: der Zahlungspflichtige stellt selbst einen Scheck auf sein Konto aus und sendet ihn direkt an den Zahlungsempfänger. Bank-Scheck: Der Zahlungspflichtige bittet seine Bank einen Scheck auszustellen, der an den Gläubiger selbst oder an dessen Bank zur Gutschrift versandt werden kann. Soll der Scheck im Inland oder in einem Drittland eingelöst werden, so wird er in der Regel auf das eigene —» Kreditinstitut, ansonsten auf eine ausländische Korrespondenzbank gezogen. Auslandswechsel —> Wechsel, der im Zusammenhang mit einem Außenhandelsgeschäft auf einen Gebietsfremden (ausländischen Käufer) gezogen und von diesem akzeptiert (Auslandsakzept) oder von einem Gebietsfremden (ausländischen Käufer) als eigener Wechsel 28

Auschüttungsbelastung (Auslandssolawechsel) ausgestellt und von einer inländischen Bank angekauft worden ist. Auslastungsmultiplikator der im Grundsatz I der —> Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute genannte Multiplikator, der das Volumen der Kredite und Beteiligungen auf das 18fache des haftenden Eigenkapitals beschränkt. Je nach Situation der Bank weicht der A. von diesem Maximalwert ab. Auslosung Form planmäßiger Rückzahlung von Gläubigerpapieren aufgrund eines —» Tilgungsplans. Die A. erfolgt in der Regel nach Endziffern, Serien oder Gruppen. Die A. findet zur Rückzahlung z.B. bei einigen —» DM-Auslandsanleihen oder —» Industrieobligationen Anwendung. Ausscheideordnung statistisches Modell, mit dem sich der Rückgang des Umfangs einer Versichertengemeinschaft abbilden läßt. A. erster Ordnung basieren nur auf einer Ausscheidungsursache, wie z.B. eine —• Sterbetafel (—> Absterbeordnung), die aufgrund von Todesfällen aufgestellt wird. Dagegen beruhen zusammengesetzte A. auf mehreren Ursachen. Diese werden beispielsweise in der privaten —» Krankenversicherung verwendet, wo neben Abgängen durch Tod auch Storni einbezogen werden. Ausschlußklausel Vereinbarung über eine Versicherungsbedingung, nach der die Leistungspflicht des Versicherers bei Eintritt bestimmter - * Versicherungsfälle eingeschränkt oder ausgeschlossen wird. Ausschüttungsbelastung ist für alle Gewinnausschüttungen herzustellen, die von Körperschaften vorgenommen werden, die in das körperschaftsteuerliche Anrechnungsverfahren einbezogen sind. Auch für Kapitalrückzahlungen und Liquidationsraten ist auf der Gesellschaftsebene eine A. herzustellen. Die Höhe der A. ist 36% des ausgeschütteten Gewinns vor Abzug der Körperschaftsteuer. Herstellung der A. von 36% bedeutet, daß bei Ausschüttung von mit 53% belasteten

Ausschüttungspolitik Rücklagen die Körperschaftsteuer sich um 17% mindert, bei einer Körperschaftsteuerbelastung von 0% um 36% erhöht. Diese Erhöhung und Minderung der Körperschaftssteuer erfordert eine Gliederung des für Ausschüttungen verwendbaren —» Eigenkapitals nach seiner Belastung mit Körperschaftsteuer. Der am höchsten belastete Eigenkapitalteil gilt als zuerst ausgeschüttet. Ausschüttungspolitik Teilbereich der Bilanzpolitik, der die Gewinnverwendung zum Inhalt hat. Die A. steht im Zielkonflikt mit der Rücklagenpolitik, da sie zum einen vor dem Hintergrund einer Dividendenstabilisierung eine fest vorgegebene Größe ist, zum anderen aber auch als Restgröße nach einer zur Realisierung bestimmter betrieblicher Ziele notwendigen Gewinnthesaurierung angesehen werden kann. Bei der Ermittlung des —> strukturellen Gewinnbedarfs wird dieser Zielkonflikt gesehen und berücksichtigt. Kreditinstitute streben i.d.R. eine A. an, die auf konstanten oder nur wenig schwankenden Dividendenzahlungen beruht. Außenbezirksverkehr Form des —» Überweisungsverkehrs der —> Sparkassen im Spargironetz. Im Fernverkehr müssen im A. zwei —* Girozentralen zur Abwicklung eingeschaltet werden, weil die beauftragte Sparkasse und die Sparkasse des Empfängers ihr —> Konto bei zwei verschiedenen Girozentralen unterhalten. Außendienst organisatorischer Teil des —» Versicherungsbetriebes, dessen Mitarbeiter außerhalb der Geschäftsstellen im direkten Kontakt mit den Kunden für Vermittlung von Versicherungen, Wahrnehmung des Kundendienstes und Schadenregulierung (technischer A.) zuständig sind. Die Versicherungsvermittlung durch A.Mitarbeiter (—» Versicherungsvermittler) stellt das traditionelle Absatz-/Servicesystem der —> Versicherungsunternehmen dar, der —» Direktvertrieb nimmt am deutschen Markt nur eine untergeordnete Stellung ein. Außenfinanzierung bezeichnet die Deckung des Kapitalbedarfs nach ihren außerhalb der Unternehmung

Außenwert der Währung (Geldwertstabilität) liegenden Quellen: Zuführung von 1. —»Eigenkapital aus Beteiligung (—» Beteiligungsfinanzierung) entweder durch Gewinnung neuer Gesellschafter bei nichtemissionsfähigen Unternehmen oder durch die —» Begebung von —» Aktien bei emissionsfähigen Unternehmen; 2. —» Fremdkapital durch kurz- und mittelfristige —» Kredite (z.B. —> Lieferantenkredit, —» Kontokorrentkredit, —» Diskontkredit, Kundenanzahlung usw.) sowie durch langfristige Kredite (z. B.—> Industrieobligationen, —• Schuldverschreibungen, —> Schuldscheindarlehen u.a.) 3. Subventionen und andere Zuschüsse. Im Gegensatz zur A. steht die —> Innenfinanzierung. Außenhandelskredite Internationale Kreditleistungen der Banken zur Finanzierung von Exporten und Importen. Diese bestehen in direkter oder indirekter Kreditgewährung oder in der Kreditvermittlung im Außenhandel. Siehe insbesondere —> Ausfuhrfinanzierung, —» Auslandskreditgeschäfte. Außenwert der Währung (Geldwertstabilität) Der A. der DM wird als Indexzahl von der —» Deutschen Bundesbank gemessen und veröffentlicht. Die wichtigsten —» Indiccs sind der A. der DM gegenüber den am Europäischen Währungssystem beteiligten —» Währungen, gegenüber den Währungen der 23 wichtigsten Handelspartner der Bundesrepublik, gegenüber den Währungen, die nicht dem Europäischen Währungssystem angehören (Nicht-EWS-Währungen) und gegenüber dem US-Dollar. Der A. steigt, wenn der —> Wechselkurs sinkt und umgekehrt. Bei fixen Wechselkursen steigt der A. durch —> Aufwertung bzw. sinkt der A. durch —> Abwertung. Grob gesprochen, kann es eine stabilen A. und (innere) —> Geldwertstabilität nur geben, wenn die am Welthandel beteiligten Länder ausgeglichene —» Zahlungsbilanzen und inflationsfreie, im Gleichgewicht befindliche Volkswirtschaften aufweisen. Bei festen Wechselkursen wird eine größere —» Geldwertstabilität eines Landes immer wieder zu Aufwertungen seiner Währung führen müssen. Bei freien Wechselkursen wird die größere Geldwertstabilität im Inneren zur Senkung des Wechselkurses und damit zu steigendem A. führen. 29

Außenwirtschaftsgesetz (AWG) Außenwirtschaftsgesetz (AWG) vom 28.4.1961, zuletzt im April 1986 geändert, enthält Regelungen zur Beschränkung des Kapital- und —> Zahlungsverkehrs sowie im Bereich der ernährungswirtschaftlichen Marktordnungen. So kann die Bundesregierung zur Abwehr von spekulativen —» Devisenzuflüssen Kapitalimporte oder die —» Verzinsung von Ausländerguthaben bei deutschen Banken verbieten oder einer Genehmigung unterwerfen oder auch wie 1972 bis 1974 mit Hilfe des -> Bardepot die Kreditaufnahme von Unternehmen im Ausland einschränken. Ferner kann sie bei einem Zahlungsbilanzungleichgewicht oder bei Gefährdung der Kaufkraft der DM Beschränkungen für den Kauf und Verkauf von —> Wertpapieren zwischen Inländern und Ausländern anordnen. Im März 1981 wurden allerdings die letzten Beschränkungen hier beseitigt. Einfuhr und Ausfuhr sind grundsätzlich genehmigungsfrei. Die Ausfuhr bestimmter Güter kann genehmigungspflichtig sein (z.B. Waffen, Munition, elektronische Geräte). Für bestimmte Importgüter (meist landwirtschaftliche Produkte) bestehen Einfuhrgenehmigungsvorschriften. Neben dem —> AWG, das die Grundnormen des Außenhandels enhält, finden sich die Einzelbestimmungen in der Außenwirtschaftsverordnung (AWV). Außerrechnungsmäßige Zinsen Differenz zwischen den Zinsen, die ein Lebensversicherer aus der Anlage von Sparprämien erwirtschaftet und der bereits kalkulatorisch im Tarif berücksichtigten Mindestverzinsung (—» rechnungsmäßige Zinsen). Die a. Z. stellen also den Zinsertrag aus Kapitalanlagen dar, der über den garantierten Rechnungszins von z.Zt. 3,5% hinausgeht. Bei nicht steuerbegünstigten —»Lebensversicherungen unterliegen sowohl die rechnungsmäßigen Zinsen als auch die a. Z. der Kapitalertragsteuer von 25% (Ausnahme: —> fondsgebundene Lebensversicherung). Bei steuerbegünstigten Lebensversicherungen fallen keine Kapitalertragsteuern an. Aussteuerversicherung spezielle Form der—> Lebensversicherung, die dem Beitragszahler Mittel bei Heirat der Tochter zur Verfügung stellt, die für die 30

AVAD Beschaffung der Aussteuer verwendet werden (—» Heiratsversicherung). Automatischer Bankschalter (ATM, Automated Teller Machines, von Kunden bedienter Bankschalter, Stumme Zweigstelle); im Rahmen der-» Bankautomation eingesetzter Multifunktionsterminal, der neben der Geldausgabe und dem Kontoauszugsdruck verschiedene Servicefunktionen von der allgemeinen Produktinformation bis hin zum Dauerauftragsund Überweisungsdienst bietet. Automatischer Kassentresor (AKT) Im Rahmen der—> Bankautomation eingesetztes Geldein- und auszahlungsgerät, das vom Kundenberater bedient wird und somit eine Rationalisierung der Barverkehrs ermöglicht. Desweiteren ist mit dem AKT eine Verringerung des Beraubungsrisikos verbunden, da sich das Geld nicht mehr in unmittelbarer Nähe des Kundenbereiches befindet. Autorisiertes Kapital —» Genehmigtes Kapital. Ausweichkurs —» Scheinkurs Nominell festgesetzter —* Kurs eines —> Wertpapiers (-» Geld- oder—» Briefkurs), zu dem keine Umsätze getätigt wurden. Ob zum A. tatsächlich abgeschlossen werden kann, ist nicht ersichtlich. Wird ein Angebot zum A. gemacht, wird der Partner solange „auszuweichen" versuchen, bis der Kurs erreicht ist, zu dem er wirklich abschließen will. Auszahlung Bankanweisung zur Zahlung eines bestimmten Betrages an einem bestimmten Platz. AVAD Auskunftsstelle über den Versicherungsaußendienst e. V., Hamburg. Der AVAD, der seit 1946 als eine Selbsthilfeeinrichtung der Versicherungs- und Bausparkassenwirtschaft besteht, hat die Aufgabe, durch Sammlung von Auskünften zu erreichen, daß nur vertrauenswürdige Personen im Außendienst tätig sind. Mitgliedsunternehmen melden daher bestimmte Daten (Beginn und Ende der Tätigkeit, Gründe der Vertragsbeendigung u.a.) über ihre Au-

Aval ßendienstmitarbeiter. V o r Vertragsabschluß sind die gespeicherten Auskünfte über eine Bewerber einzuholen. Aval (franz.) Bezeichnung für eine Wechselbürgschaft. Avalakzept (Bürgschaftsakzept), zusätzliche Erklärung eines Bürgen auf einem—» Wechsel, mit der sich dieser wechselmäßig verpflichtet. In der Erklärung ist anzugeben, für welchen Wechselbeteiligten die Bürgschaft übernommen wird; fehlt diese Angabe, so gilt die Bürgschaftserklärung für den Aussteller (Art. 3 1 W G ) . Avalkredit Form der —» Kreditleihe, in dem eine Bank

Avis für einen Kreditnehmer die —» Bürgschaft dafür übernimmt, daß dieser seiner Verpflichtung gegenüber einem Dritten nachkommt. Für ihre Leistung berechnet die Bank eine Provision, aber keine —> Zinsen. Avis (franz.; Ankündigung) Mitteilung, die der Aussteller eines —» Wechsels oder —> Schecks dem Bezogenen über die Deckung der Wechsel- oder Schecksumme geben wird. Als A.klausel auf Wechsel oder Scheck: „mit Avis (oder Bericht)" bzw. „ohne Avis (oder Bericht)". Die Klausel betrifft nur das Deckungsverhältnis zwischen Aussteller und Bezogenem. Sie hat keinen Einfluß auf die Wirksamkeit des Wechsels oder Schecks.

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B BAB —>Betriebsabrechnungsbogen. Baby-Bonds —» Schuldverschreibungen in den USA mit sehr kleiner Stückelung. Dabei steht die Absicht im Vordergrund, breite Bevölkerungskreise für die Anlage am - » Kapitalmarkt zu interessieren. Back-up-Linie Feste Kreditzusage über einen bestimmten Totalbetrag mit einer Gesamtlaufzeit von 5 bis 10 Jahren von einer Bankengruppe unter Führung eines erstklassigen Syndikatsführers an den potentiellen Schuldner. Auch Standby-Linie genannt. Innerhalb dieser —» Kreditlinie kann sich der Schuldner während der Gesamtlaufzeit des —> Kredites durch die Plazierung von nichtbörsennotierten Notes (z.B. —» Euronotes) mit einer Laufzeit von 1 bis 6 Monaten Finanzmittel beschaffen. Bei Verfall werden die Notes gemäß dem Finanzierungsbedarf des Schuldners erneuert. Dieses Verfahren wird fortgesetzt, bis die Gesamtlaufzeit des ursprünglich vereinbarten Kredites erreicht ist. In den B . liegen beachtliche —» Risiken für die Banken, da sie sich mit der Einräumung solcher Fazilitäten auf lange Frist zu Übernahme von Geldmarkttiteln (Notes) oder zur Gewährung kurzfristiger Kredite unabhängig davon verpflichten, wie es zukünftig um ihre —* Liquidität bestellt sein wird. Die deutsche —» Bankenaufsicht hat daher die Verpflichtungen der —» Kreditinstitute außerhalb ihrer —» Bilanz aus B . den sog. „sonstigen Gewährleistungen" der Banken gleichgestellt und damit dem Grundsatz I mit 5 0 % ihres Gesamtumfanges unterstellt. Darüber hinaus wurden die B . in die Begrenzung der—> Großkredite einbezogen. Bagatellschäden Kleinschäden, die vom Versicherer nicht übernommen werden. Der —> Versicherungsvertrag kann eine Bagatellklausel beinhalten, in der die Grenze festgelegt wird, ab der die Leistungspflicht des Versicherers beginnt. Üblich ist dies z.B. in der —» Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung, 32

aber auch in der—» Rückversicherung. Der Versicherungsnehmer hat dann ein Interesse, B . selbst zu regulieren, wenn er bei einem schadenfreien Versicherungsverlauf eine —» Beitragsrückerstattung bzw. -gewähr erhält oder seinen —» Schadenfreiheitsrabatt behält (vgl. auch —» Integralund—» Abzugsfranchise). Baisse länger anhaltender deutlicher Kursrückgang an der Devisen-, —* Wertpapier- oder Rohstoffbörse. Gegensatz ist—» Hausse. BÄK BAKred, —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Balloon Innerhalb der flexiblen Gestaltung der —» Tilgung von Eurokrediten ist der B . oder B . Payment ein hoher Kreditrestbetrag am Ende der Laufzeit. Bank —» Kreditinstitute. Bankaktien —> Aktien von —> Kreditinstituten, die in der Rechtsform der —» Aktiengesellschaft oder der Kommanditgesellschaft auf Aktien geführt werden (vor allem —» Groß-, —» Regional- und —» Hypothekenbanken). Zum Börsenhandel zugelassene B . werden im —» Kursblatt gesondert in einer Rubrik zusammengefaßt. B . sind typische - » Anlagepapiere: Sie zeichnen sich durch eine stete Kursentwicklung und relativ konstante —» Dividenden aus. Die —» Begebung eigener Aktien dient dem Bankbetrieb zur Beschaffung langfristig verfügbarer Finanzierungsmittel ohne RückZahlungsverpflichtung. Die Begebung kann durch Selbstemission oder durch —» Emissionskonsortien (auch internationale —» Bankenkonsortien) erfolgen. Der Bankbetrieb muß einerseits bestrebt sein, ein möglichst hohes —» EmissionsAgio zu erzielen, um die Dividendenbelastung - die Dividendenrendite der B . darf nicht unter der —» Effektivverzinsung ande-

Bankakzept rer vergleichbarer, festverzinslicher —> Effekten liegen - der aufgebrachten Mittel zu verringern. Einer maximalen Ausschöpfung der Kapitalquellen steht andererseits das Erfordernis gegenüber, die —» Aktionäre nicht durch zu hohe Emissionskurse zu verärgern. Dies bedeutet zusammen, daß die Begebung von B. als Finanzierungsinstrument des Bankbetriebes erheblich teurer ist als die Kosten vergleichbarer —» Fremdfinanzierungen. Bankakzept Im Rahmen eines —» Akzeptkredits versieht die Bank als —> Bezogene einen auf sie von ihrem Kunden, dem Akzeptkreditnehmer, gezogenenen —» Wechsel mit ihrem —> Akzept. Bankanleihen werden monatlich als zinstragende —» Anleihen oder Diskontanleihen auf dem japanischen -» Kapitalmarkt von japanischen Banken emittiert. Zur—» Emission sind nur sechs Banken ermächtigt. Die —» Laufzeit der B. der Bank of Tokyo beträgt drei Jahre. Bei den anderen Banken beträgt diese fünfJahre. Bankassurance bezeichnet die Synthese von Banken und Versicherungsunternehmen resp. deren Produkte. Speziellere Formulierung von —> Allfinanz. Bankausweis wöchentliche Veröffentlichung der —* Deutschen Bundesbank über ihren Bestand an Aktiva und Passiva, der Aufschluß über die Währungs- und Geldmarktlage gibt. Auf der Aktivseite werden Geld- und Devisenbestände, Wechsel, Lombard-Darlehen (-» Lombard) und der Wertpapierbestand ausgewiesen, auf der Passivseite erscheinen der Betrag der umlaufenden Banknoten und der fremden Gelder (vgl. hierzu § 28 BBankG). Bankautomation Die Umsetzung technologischer Errungenschaften in das Bankgeschäft führte insbesondere im Zahlungsverkehr zu einer Substitution von Personal durch Maschinen, um diesen meist defizitär geführten Bankleistungsbereich langfristig kostendeckend betreiben zu können. Auch bei Routinetätigkeiten, an der Schnittstelle zwischen

Bankbeteiligungen Bank und Kunde setzte die B. ein, wobei insbesondere —» Automatische Bankschalter, —> Automatische Kassentresore, —> Bildschirmtext, —» Geldausgabeautomaten, —> Kontoauszugsdrucker und —* Point of-Sale-Systeme zu nennen sind. Unter der Bezeichnung —» Electronic Banking haben viele Kreditinstitute im Rahmen der B. Produkte in ihr Sortiment aufgenommen, die mit der elektronischen Datenverarbeitung in Beziehung stehen. Bankavis Beim —» Akkreditiv die Bestätigung der Bank durch verbindliche Erklärung. Das B. wird dem Exporteur übermittelt. Damit erhält dieser Gewißheit der Zahlung. Bankbeteiligungen Gliederung I. Definitionen II. Strategie der B. III. Strategie der Nichtbankenbeteiligungen IV. Der Bilanzausweis vor und nach 1986 V. Marginalien zur ordnungspolitischen Kritik an B. I. Definitionen Grundsätzlich definiert § 271 Abs. 1 HGB als „Beteiligung" Anteile von mehr als 20% des Nennkapitals einer Kapitalgesellschaft, „die bestimmt sind, dem eigenen Geschäftsbetrieb durch Herstellung einer dauernden Verbindung zu jenen Unternehmen zu dienen". Konstruktive Merkmale einer Beteiligung sind danach (1) der quotale Anteil von mehr als 20% am Nennkapital einer Kapitalgesellschaft, (2) die Bestimmung, dem Geschäftsbetrieb des Beteiligungshalters, der Muttergesellschaft, zu dienen und (3) die Herstellung einer dauernden Verbindung. Insbesondere das zweite Merkmal ist für die Frage entscheidend, ob quotale Anteile von mehr als 20% im (Beteiligungs-) Portefeuille der Banken wirtschaftlich den Charakter einer Beteiligung, einer Vermögensanlage oder einer strategischen Parkposition besitzen. Entscheidungskriterium ist, ob die Kapitalgesellschaft dem unternehmerischen Einfluß der Bank unterliegt. Ist dieser nicht gegeben, so handelt es sich strategisch um eine Vermögens- oder Finanzanlage bzw. um eine strategische Parkposition 33

Bankbeteiligungen mit dem Ziel einer späteren Veräußerung etwa über die Börse - oder einer konstruktiven Zusammenführung mit anderen Kapitalgesellschaften. Ist der unternehmerische Einfluß gewollt, liegt eine Beteiligung i.e. S., eine „echte" oder geborene Beteiligung vor. Zu diesen Beteiligungen im engeren Sinne zählen dementsprechend: (1) Inländische Tochterinstitute, die das Geschäft der Mutterbank materiell ergänzen (—» Hypothekenbanken, —> Teilzahlungsinstitute, —» Bausparkassen, —> Versicherungen) (2) Inländische Banken, die das Geschäft der Mutterbank regional betreiben (Berliner Tochterinstitute der drei Großbanken als Beispiel) (3) Ausländische Banken, die das internationale Geschäft der Mutterbank materiell ergänzen (Luxemburger Tochterinstitute, Investmentbanken an den internationalen Finanzplätzen) (4) Ausländische Banken und Finanzierungsgesellschaften, die das Kapital und/ oder das Know-How der deutschen Banken benötigen (B. in Entwicklungsländern) (5) Inländische Verwaltungsgesellschaften, die zur Wahrnehmung von nicht banktypischen Verwaltungsaufgaben oder Hilfsund Abwicklungsfunktionen als selbständige Hilfsbetriebe geführt werden (Immobilienverwaltungs-Gesellschaften, EDVHilfsbetriebe). Zusammenfassend können diese Beteiligungen als additiv, substitutiv oder administrativ in ihrer ökonomischen Funktion der Muttergesellschaft gegenüber definiert werden. II. Strategie der additiven, substitutiven und administrativen Beteiligungen Bei strategischen Entscheidungen im Zusammenhang der B. steht die Frage im Vordergrund, aus welcher Ursache heraus der Weg einer B. beschritten wird, warum Funktionen oder Geschäftstätigkeiten aus der Muttergesellschaft ausgegliedert bzw. nicht in die Muttergesellschaft integriert werden. Bei diesen strategischen Entscheidungen besteht keine Wahlmöglichkeit, wenn der Gesetzgeber die juristische Selbständigkeit vorgeschrieben hat. Danach müssen be34

Bankbeteiligungen stimmte Geschäftsarten in Form einer B. geführt werden: hierzu gehören die Hypothekenbanken, die Leasing-, Factoringund Forfaitierungsgesellschaften, die Investmentgesellschaften, die Immobilienbeteiligungsgesellschaften, Bausparkassen und Versicherungen. In diesen Bereichen führt die Entscheidung, diese Geschäftssparten zu betreiben, zwangsläufig zur B. In wirtschaftlicher Betrachtungsweise handelt es sich hierbei um additive Beteiligungen, die das Geschäft der Mutter ergänzen. Von rechtlichen Gestaltungszwängen frei sind diejenigen additiven, substitutiven oder administrativen Beteiligungen, die wahlweise auch als Geschäftsfelder der Mutterbank betrieben werden können. Hier determinieren ökonomische, ökonomisch-relevante und metaökonomische Ziele die strategische Entscheidung, eine Funktion/Geschäftstätigkeit auszugliedern oder additiv auch in einer Tochtergesellschaft zu betreiben. 1. Ökonomische Ziele Sie liegen vor, wenn die Verselbständigung mit dem Ziel des fee earning erfolgt. Generell handelt es sich dabei um Beratungsdienstleistungen, die von den Kunden der Mutterbank nicht als preis-würdige Einzelleistungen, sondern als üblich preisfreie Sortimentsleistungen angesehen werden. Typische Beispiele sind: —> Mergers & Acquisitions, ManagementBuy-Outs, -> Vermögensverwaltung, Kommunikations- und Informations-Services (insbesondere Zugang zu Datenbanken), Unternehmensberatung (auch durch Expertendelegation) auf strategischer oder technologischer Ebene, Internationale Finanzberatung, insbesondere von Regierungen und internationalen Institutionen. 2. Ökonomisch-relevante Ziele Diese Ziele - außerhalb der agency-Theorie-können sein: (1) Die Konkurrenz ist den Weg einer B. gegangen; es liegt strategischer Folgezwang vor Typische Beispiele sind die Gründung von Bausparkassen oder die Beteiligung an bestehenden Bausparkassen, die Integration von Versicherungsdienstleistungen in einen Finanzkonzern.

Bankbeteiligungen (2) Integration spezifischer Vertriebswege oder Vertriebsformen Beteiligung einer Versicherung an einer Bank, um den stationären Vertriebsapparat zu erwerben, alternativ: um die Kosten des Aufbaus eines eigenen Apparates zu sparen und gleichzeitig ein „Bankstanding" im Vertrieb zu etablieren. Beteiligung einer Bank an einer Versicherung, um den Außendienst zu integrieren, verbunden mit hohem Ausbildungsaufwand. Dies kann auch die einzige rechtliche Möglichkeit sein, um generell den Zugang zum nichtstationären Vertrieb zu finden. (3) Instrument der Kunden- und Kundengruppen-Segmentierung Beispiele sind etwa: Gründung von / Beteiligung an einer Teilzahlungsbank, um das spezifische Kundenpotential - additiv - zu gewinnen. Gründung von / Beteiligung an einem Privatbankhaus, um der vermögenden Privatkundschaft eine adäquate Beratungsqualität (auch: Umweltqualität) anbieten zu können - substitutiv insoweit, als Kundenabwanderungen von der Mutter zur Tochter strategisch gewollt sein können. (4) Gestaltung von Entscheidungskompetenz und Entscheidungswegen Ein derartiger Zwang liegt vor, wenn sie mit den Usancen der Muttergesellschaft nicht kompatibel sind. Dies ist in der Regel bei Auslandsstützpunkten, die wahlweise auch als Niederlassungen geführt werden können, der Fall. Um geschäftspolitisch optimal tätig werden zu können, müssen Entscheidungs-Usancen des Gastlandes übernommen werden, die im Gegensatz zu Usancen der Muttergesellschaft stehen: Höhe der Kompetenz und Art der Kompetenz sind hier angesprochen. (5) Personalpolitische Friktionen sollen durch Gründung einer B. vermieden werden Die Personal-, Personalneben- und Personalfolgekosten in einem Gastland oder bei spezifischer Qualifikation im Inland liegen auf einem höheren Niveau in Relation zu vergleichbaren Funktionen in der Muttergesellschaft und könnten zu Friktionen führen. Typisches Beispiel waren die Gehälter / das Gehaltsniveau der Londoner Merchant-

Bankbeteiligungen Banken vor und kurz nach dem big bang der Deregulierung. (6) Überlegungen zur Personalstrukturierung führen zu Ausgründungen Berufsbildfremde Tätigkeiten im technologischen oder technischen Bereich sollen in Hilfsbetrieben gebündelt werden. Typisches Beispiel ist die Ausgründung des EDV-Betriebes - teils mit Nichtbankenfremdbeteiligung - mit oder ohne EDV-Systementwicklung, EDV-Systemtechnik. Die Komplexität von Expertensystemen ist ebenfalls Stimulanz, die Mitarbeiter in Form einer B. zu führen; dies auch, um mögliche Kooperationen rechtlich und ökonomisch zu erleichtern. (7) Gründung von Vorschaltgesellschaften Dies sind spezifische B. mit Fremdbeteiligung (Banken oder Nichtbanken), die aus steuerlichen Überlegungen oder aus Gründen der Mobilisierung von im Beteiligungsbesitz liegenden stillen Reserven gebildet werden. So haben japanische Banken etwa als Gcmeinschaftsgründung die JBA Investors Inc. Cayman Islands gegründet, um ihre Forderungen an Mexico und Brasilien dort einzubringen. Zweck: eine steuerwirksamc Abschreibungsmöglichkeit zu gewinnen, die im japanischen Mutterland eingeschränkt ist. 3. Meta-ökonomische Ziele Meta-ökonomische Ziele können sein: (1) Prestige Innovative Produkte oder neuartige Standorte (Kooperation mit Warenhäusern) sollen getestet werden. Ein Marktversagen soll nicht auf die Muttergesellschaft durchschlagen: Tochterinstitute können geräuschlos aus dem Markt genommen werden. (2) Gesellschaftliches Wertesystem/Ökologie Die geschäftliche Notwendigkeit, im Rahmen der Marketenderinnen-Funktion (Hausbankfunktion internationalisiert) Finanzierungsmöglichkeiten in politisch schwierigen Regionen oder bei bestimmten Technologien multinationalen Unternehmen im Ausland zu eröffnen, kann mit Elementen des gesellschaftlichen Wertesystems oder mit ökologischen Forderungen im Mutterland kollidieren. Die Hauptver35

Bankbeteiligungen Sammlungen der Großbanken sind teilweise Foren für diese Kollision. Insbesondere Minderheits-Beteiligungen, bei denen ein Konsolidierungszwang nicht gegeben ist, können hier hilfreich sein. III. Strategie der Nichtbankenbeteiligung Bei den B. an Nichtbanken (sog. Industriebeteiligungen) sind geborene und gekorene Beteiligungen zu unterscheiden. 1. Geborene Beteiligungen Geborene Beteiligungen dienen der Rentabilitätssicherung durch Risikoverteilung im Portefeuille: hier geht es um die wertbeständige, ertragbringende Anlage eigener Mittel. Verlangte Rendite und Risikoscheu bestimmen die Beteiligungsabsicht. In der Regel liegen in diesem BeteiligungsPortefeuille die Reservepolster einer Bank, auf denen die internationale Expansion einerseits und die Risikobereitschaft im nationalen und internationalen Geschäft andererseits beruhen. Für diese Beteiligungen gilt die Absicht der Herstellung einer dauerhaften Verbindung; für sie gilt nicht die Ergänzung der bankgeschäftlichen Leistungspalette. Die als Beteiligung gehaltenen Kapitalgesellschaften unterliegen jedoch nicht dem unternehmerischen Einfluß der Bank; so jedenfalls wird regelmäßig von seiten der Banken argumentiert. Ist mit der Beteiligung etwa der Aufsichtsrat-Vorsitz bei der Kapitalgesellschaft verbunden, ist die unternehmerische Einflußmögftc/ikeit nicht auszuschließen. In jüngster Zeit konnte eine derartige Einflußnahme bei der Besetzung von Top-Managementpositionen und bei der Neustrukturierung der Aufbauorganisation eines der bedeutendsten Industriekonzerne in der Bundesrepublik vermutet werden. Der Ursprung dieser Beteiligungen liegt in den meisten Fällen im Bereich der gekorenen Beteiligungen: die geborenen Beteiligungen sind aufgrund einer strategischen Entscheidung aus gekorenen Beteiligungen hervorgegangen; die Absicht der Vermögens- und Finanzanlage sowie die Dauerhaftigkeit der Verbindung sind sekundär. 2. Gekorene Beteiligungen Gekorene Beteiligungen sind eingegangen: (1) aufgrund unternehmenspolitischer Entscheidungen. Es handelt sich um strategische Parkpositionen mit dem Ziel der kon36

Bankbeteiligungen struktiven Zusammenführung mit anderen Kapitalgesellschaften. In den 70er Jahren waren diese Zusammenführungen mit Banken- (Beteiligungs-) Hilfe etwa in den Branchen Textil, Bauwirtschaft, Schiffahrt und Brauereien zu beobachten. Dies trifft auch auf die Gründung der Ruhrkohle A G zu. Derartige Zusammenführungen wären bei Streubesitz außerordentlich schwierig, wenn nicht unmöglich gewesen. Zu den gekorenen Beteiligungen gehören auch die Beteiligungstausche, die es den Großbanken ermöglicht haben, ihre Hypothekenbank-Interessen zu bündeln. (2) aufgrund übergeordneter, meist politisch motivierter Entscheidungen. So hat die Deutsche Bank A G etwa die Flick-Beteiligung an Daimler-Benz übernommen, um eine Überfremdung zu verhindern - aus dieser gekorenen Beteiligung wurde später eine geborene Beteiligung, eine Vermögensanlage - , die Dresdner Bank AG etwa die Iran-Beteiligung an Krupp vermittelt. (3) aufgrund Sanierung von notleidend gewordenen Kreditengagements in Krisenzeiten generell oder in unternehmensspezifischen Fällen. In jüngster Zeit wäre hier der Fall „Klöckner" zu nennen. Bei diesen Beteiligungen ist entweder gegebenes Fremdkapital in haftendes, risikotragendes Eigenkapital umgewandelt worden oder neues Kapital eingeschossen worden. Primär sind diese Beteiligungen entscheidungsmäßig als temporäre Beteiligungen eingegangen worden. Im Zeitverlauf kann aus der als temporär definierten Beteiligung eine Vermögens- und Finanzanlage mit dauerhafter Verbindung werden: aus einer gekorenen wurde eine geborene Beteiligung. IV. DerBilanzausweis vor und nach 1986 Eine interessante Facette des Stichworts „B." ist der Bilanzausweis der B. bei den Großbanken. Bis zum Jahresabschluß 1985 einschließlich war es Usance, nur diejenigen B. unter der Position „Beteiligungen" in der Bilanz auszuweisen, die funktional als „Ergänzung des bankgeschäftlichen Leistungspotentials" definiert waren. So heißt es im Geschäftsbericht der Deutschen Bank AG für das Geschäftsjahr 1975 etwa (S. 55): „Unter dieser Bilanzposition werden Betei-

Bankbeteiligungen ligungen an Kreditinstituten ausgewiesen, die die Interessen der Bank regional bzw. international vertreten oder das Geschäft materiell ergänzen, sowie Beteiligungen an Verwaltungsgesellschaften, die als selbständige Hilfsbetriebe die Bank von nicht banktypischen Verwaltungsaufgaben entlasten. Unseren langjährigen Grundsätzen entsprechend unterstreicht der Bilanzausweis die erklärte Absicht der Bank, bei den einzelnen Gesellschaften unternehmerischen Einfluß auszuüben. Aufgrund der damit verbundenen geschäftlichen Mitverantwortung tragen wir im Rahmen unserer Quote dafür Sorge, daß diese Unternehmen ihre Verbindlichkeiten erfüllen." Es wird also abgestellt auf (1) den Ergänzungscharakter und (2) auf die Ausübung des unternehmerischen Einflusses. Diese genaue Eingrenzung des B.-Portefeuilles erlaubte es der Deutschen Bank AG - insbesondere im Hinblick auf ihre Auslandstochterbanken und deren internationales Standing - dann auch, eine weiche quotale Patronatserklärung abzugeben (nicht als Garantie „unter dem Strich" in der Bilanz auszuweisen). Analog verfuhren die Konkurrenzinstitute. In den Geschäftsberichten auf das Jahr 1986 hat eine Ausweisänderung stattgefunden, die auf einem Urteil des BGH vom9. Februar 1987 basiert. Hier handelt es sich also um einen spezifischen Fall der Anwendung des Prinzips der „Wertaufhellung". So erläutert die Dresdner Bank AG im Geschäftsbericht auf das Jahr 1986 (S. 87), sie habe den Aktienbesitz von 25% oder mehr des jeweiligen Grundkapitals und anderen, nicht in Wertpapieren verbrieften Anteilsbesitz (!) aus den Positionen „Wertpapiere" oder „Sonstige Vermögensgegenstände" auf die Position „Beteiligungen" umgebucht und kommentiert: „Bisher hatten wir als Beteiligungen grundsätzlich Gesellschaften bilanziert, die in dem für sie jeweils typischen Aufgabenbereich der Ausweitung oder Ergänzung unseres Bankgeschäfts dienen. Zu der Ausweisänderung hat uns ein Urteil des Bundesgerichtshofes vom 9. Februar 1987 veranlaßt, das Anteilsquote und Rechtsform als Indikatoren für eine Beteiligungsvermutung stärker als bisher hervortreten läßt. Dies ändert nichts daran, daß wir im An-

Bankbeteiligungen teilsbesitz an branchenfremden Gesellschaften nach wie vor nur eine Vermögensanlage sehen." Als Folge dieser Ausweisänderung fällt sachentsprechend für diese Bilanzposition eine weiche quotale Patronatserklärung fort. V. Marginalien zur ordnungspolitischen Kritik an Bankbeteiligungen Anlaß zu ordnungspolitischer Kritik unter dem Stichwort —> „Macht der Banken" haben in der Vergangenheit die Nichtbankenbeteiligungen (Industriebeteiligungen) der Banken geboten; diese Kritik ist auch in der Gegenwart nicht verstummt. Beherrschend war die Kritik jedoch insbesondere in Zeiten, in denen das B.-Portefeuille eine dominante Größe in der Bilanz war: so trugen im Jahre 1910 die Industriebeteiligungen - die auch damals bereits Reservepolster enthalten haben dürften - in ihrem Anteil an der Bilanz der Berliner Großbanken knapp 10%. Noch in den 60er Jahren dieses Jahrhunderts konnten die Großbanken die Dividende aus den Erträgen aus Industriebcteiligungen zahlen. Dies ist Historie. 1987 betrug der Anteil der Industriebeteiligungen bei der Deutschen Bank A G knapp 1.5% an der Bilanzsumme (diese Quote sagt allerdings nichts über den inneren Wert der Industriebeteiligungen aus). Internationalisierung und Globalisierung sowie das damit verbundene Anwachsen der Bilanzsumme haben auch den Dividendenbeitrag aus Industriebeteiligungen stark relativiert. Wirtschaftlich unbestritten ist die Macht der Verhandlungsposition der Bank gegenüber einer Industriebeteiligung in Konditionenfragen, in der Funktion einer Konsortialführerin etwa, in der Höhe der Konsortialquote, auch in der Frage der HV-Präsenz. Der starke Wettbewerb im Kreditgewerbe reguliert die Verhandlungsmachtposition und macht sie transparent und damit letztlich in ihrer Gestaltung verträglich. Wesentlich problematischer als möglich erscheinende Wettbewerbseinschränkungen sind Konzentrationsvorgänge auf Basis von Industriebeteiligungs-Besitz der Banken, die nicht einer ordnungspolitischen Notwendigkeit entspringen (dies könnte etwa sein: Neustrukturierung strukturschwacher Branchen), sowie Beherrschungsabsichten in der unternehmerischen Einflußnahme 37

Bankbetrieb (z.B. Zwang zur Übernahme von Drittbeteiligungen). Eine puristische Betrachtungsweise muß zu der Ansicht kommen, daß ein Einfluß ausgeübt werden kann; realiter wird diese Einflußnahme nur in seltenen Fällen sichtbar werden. So enthalten gewichtige Untersuchungen wie die Konzentrationsenquete von 1964, die Berichte der Monopolkommission von 1976,1978 und 1986 zu diesem Thema sowie das Gutachten der Bankenstrukturkommission von 1979 keine Anhaltspunkte für eine unternehmerische Einflußnahme oder gar deren Mißbrauch. Eine liberale Betrachtungsweise wird berücksichtigen müssen, daß bei gekorenen Industriebeteiligungen unternehmerische Verantwortung gefordert ist, insbesondere bei Sanierungen (Beispiel: AEG). Bei geborenen Industriebeteiligungen, die wegen ihrer Reservepolster-Funktion der Vermögensanlage dienen, muß auf die „unsichtbare Hand" eines Adam Smith vertraut werden, die einen Mißbrauch des vermuteten, weil möglichen Einflusses verhindert. Literatur: Hagenmüller/Jacob: Der Bankbetrieb, Bd. III, 1988; Jacob: Strategische Planung in Banken, 1976; Mertin: Das Beteiligungskonto der Banken, ZfgK, 1976 Prof. Dr. Adolf-Friedrich Jacob, Koblenz Bankbetrieb —» Kreditinstitute. bankbetriebliches Informationssystem Baustein einer controlling-adäquaten Infrastruktur in Kreditinstituten, der aus den zwei interdependenten Teilen „Berichtswesen" und „Rechnungswesen" besteht. -» Controlling in Kreditinstituten. Bankbetriebliche Leistungsbereiche I. Grundlagen Wie die Leistungsgliederungen anderer Branchen auch, fußt die Konzeption bankbetrieblicher Leistungsbereiche auf einem weiten, wenig spezifizierten Leistungsbegriff. Leistung im Sinne von Ergebnis ist ebenso relevant wie Leistung im Sinne von Prozeß-, Faktor- und Produktgesichtspunkte, die Aspekte von Raum, Zeit, Menge, Wert, Kapazität, Kosten, Aufbau- und Ablaufstrukturen sind angesprochen. Bei 38

Bankbetriebliche Leistungsbereiche Analyse und Synthese bankbetrieblicher Leistungsbereiche treffen sich so zentrale Gesichtspunkte der Akquisition, Kalkulation und Organisation, insbesondere treffen sich Gesichtspunkte des Banken-Marketing (—> Bankmarketing) und des Banken-Controlling (—» Controlling in Kreditinstituten). Die zugleich einfachste und grundlegende Phasengliederung von Leistung, die elementare Zweiteilung in LeistungsersfeWung und LeistungsVerwertung paßt für Banken im ganzen ebensowenig wie die - am fertigungsbetrieblichen Realgüterstrom orientierte - klassische Dreiteilung in Beschaffung, Produktion und Absatz. Die Beschaffungsfunktion der Banken zeigt sich bei näherer Betrachtung ambivalent auch als eine Absatzfunktion: Banken treffen auf beiden Seiten ihrer Bilanz auf Absatzmärkte. Sie bieten ihren Geschäftspartnern „finanzielle Problemlösungen", die aktivseitig in der Gewährung von Krediten, passivseitig in der Annahme von Einlagen bestehen. Üblich ist bei dieser Sachlage eine grundlegende Zweigliederung bankbetrieblicher Leistung geworden: Man unterscheidet einen - Wert(leistungs)bereich und einen - Betriebs(leistungs)bereich des Bankbetriebs. Ersterer ist der Inbegriff finanzieller Transformationen, die generell auf Zahlungsmittelnutzung basieren. Maßeinheit seiner Leistung ist die „Währungseinheit". Man spricht auch von „Zinsbereich" oder „liquiditätsmäßig-finanziellem Bereich", abgekürzt „LFB". Letzterer ist der Inbegriff von Arbeits- oder Dienstleistungen, die auf einer Kombination der Produktionsfaktoren Arbeit, Sachmittel und Information beruhen. Maßeinheit der Leistung sind beliebige technische Maßeinheiten, insbesondere das „Stück". Man spricht auch von „Stückbereich", „Arbeits-", „Dienstleistungs-" oder „technischorganisatorischem Bereich", abgekürzt „TOB". Obschon beide Leistungskategorien für den Bankbetrieb fraglos notwendig sind, hat der Wertbereich in herkömmlicher Betrachtung eindeutig den Vorrang. In Umkehrung der Verhältnisse bei Industrie und Handel wird der Betriebsbereich in einer

Bankbetriebliche Leistungsbereiche dienenden Hilfsfunktion für den Wertbereich gesehen. Gelegentlich wird mit dem „geschäftspolitischen Bereich", abgekürzt „GPB", ein dritter - als AnalysebeKich (nicht als Leistungsbeteich) bezeichneter - Banksektor konzipiert: Er repräsentiert mit geschäftspolitischen Maximen den dispositiven Input (Regelungseinsatz) für die beiden eigentlichen Leistungsbereiche. Unter Kapazitäts-, Kosten- und Leistungsgesichtspunkten gehören seine Träger (Potentiale) fraglos zum TOB. II. Skizzierung des Wertbereichs Wertleistung als Inbegriff des Wertbereichs manifestiert sich in den Funktionen der Kapitalmobilisierung und Kreditallokation einschließlich der bankbetrieblichen Buchgeldschöpfung. Sie findet ihren Ausdruck in den Aktiv- und Passivprodukten der Bank, wie sie sich in den einzelnen Aktivund Passivpositionen der Bankbilanz niederschlagen. Zu nennen wären die verschiedenen kurz-, mittel- und langfristigen Formen des Gewerbe- und Konsumentenkredits im „Kundengeschäft aktiv" ebenso wie die vielfältigen Formen der Sicht-, Termin- und Spareinlagen im „Kundengeschäft passiv". Auch die entsprechenden Aktiv- und Passiv-Eigengeschäfte, Interbankengeschäfte und Geschäfte am anonymen Geld- und Kapitalmarkt sind hierbei zu erfassen. Im Zusammenhang mit dem Zentralpunkt (aktueller und struktureller) Liquidität stellen diese einzelnen Wertleistungen Transformationen unter einer Fülle von Gesichtspunkten dar: Fristen, Regionen, Branchen, Personen, Währungen, Losgrößen, Risiken, Rechts-, Haftungsformen u.a.m. wären zu nennen. In Planung, Steuerung und Kontrolle dieser Transformationen wird der Wertleistungsbereich einem umfassenden —> Bilanzstrukturmanagement zugänglich. Das modernste, zugleich schlüssigste und anschaulichste Instrument zur Erfolgsrechnung im Wertbereich stellt die —> Marktzinsmethode dar. In Differenz zum relevanten Opportunitätszins - das ist der im jeweils relevanten Bewertungszeitpunkt gültige Marktzins - errechnet die Marktzinsmethode neben dem Beitrag der Fristentransformation (Strukturbeitrag) einen

Bankbetriebliche Leistungsbereiche „Konditionsbeitrag Kundengeschäft aktiv" und einen „Konditionsbeitrag Kundengeschäft passiv". Bei Wahl eines festen Eckzinses, nahelegend des Tagesgeldzinssatzes, erlaubt sie auch die Berechnung eines „Strukturbeitrages aktiv" und eines „Strukturbeitrages passiv" für die einzelnenWertbereichsprodukte. Alle diese Werterfolgsbeiträge addieren sich zur Bruttozinsspanne als dem Ergebnis des Zinsbereichs, das sich herkömmlich in der Differenz zwischen Zinsertrag und Zinsaufwand errechnet und als Wert(bereichs)ergebnis gilt. III. Skizzierung des Betriebsbereichs Die Leistungen des Betriebsbereichs manifestieren sich in einer Vielzahl von einzelnen Arbeitsleistungen, die sich regelmäßig zu Komplexleistungen kombinieren. Sie stellen Wiedereinsatzleistungen im Betriebsbereich selbst bzw. im Wertbereich dar oder sind direkt an die Kunden erfolgende „Marktleistungen". (Beispiele: Kreditwürdigkeitsprüfung, Kundenberatung, Scheckinkasso, Kontoführung, Ausgabe und Versand von Bankauszügen u.v.a.m.) Mit seiner üblichen Bezeichnung als technisch-organisatorischer Bereich ist der Betriebsbereich insoweit schlecht benannt, als der wichtigte Leistungsfaktor, das Personal mit seinen psycho-sozialen Leistungsmomenten, unangesprochen bleibt. Weil er als Hilfsbereich des Wertbereichs gilt, ist die Bedeutung des Betriebsbereichs insbesondere im Bezug auf diesen zu skizzieren: (1) Bei vielen Banken hat der Betriebsbereich die Tendenz, im Verhältnis zum Wertbereich überproportional zu wachsen. Unter Erfolgsaspekten besonders mißlich ist dabei, daß seine Kosten - anders als die eigenen Ergebnisse und die Ergebnisse des Wertbereichs, die mit Konjunktur- und Zinsphasen stärker schwanken - überwiegend fix sind. Schon von daher erwächst aus dem Betriebsbereich ein zunehmendes allgemeines Risiko, welches durch spezielle Betriebsrisiken noch verstärkt wird. (2)Auch unter Ertragsgesichtspunkten erfährt der Betriebsbereich eine beachtliche relative Aufwertung: Die von der PortfolioAnalyse ausgemachten äußeren Erfolgspotentiale des Wertbereichs (Marktpotentiale) zeigen sich auf den zweiten Blick stark von den (inneren) Potentialen des Betriebs39

Bankbetriebliche Leistungsbereiche bereichs, wie Mitarbeiterqualifikation, Organisationseffizienz u.a.m., bestimmt. Man muß die Marktpotentiale erkennen, entwickeln, pflegen, sichern; das ist weitgehend eine Frage der eigenen Stärken und Schwächen. (3) Unter Kosten- und Ertragsgesichtspunkten gleichermaßen ist der Betriebsbereich durch die rasante Entwicklung der Informationstechnologie (—> Bankautomation, „Computer integrated banking") aufgewertet. Durch damit im Zusammenhang stehende, insbesondere den Personalbereich betreffende Entwicklungen - genannt sei nur die umfassende Flexibilisierung der Arbeitszeit - stellt sich die Führungs- und Organisationsfrage im Betriebsbereich grundsätzlich neu. Dem Portfolio- und Bilanzstrukturmanagement im Wertbereich entsprechend, zeichnet sich für den Betriebsbereich ein Organisationsentwicklungs- und Arbeitsmanagement ab. Ersteres umfaßt ein Management der Personal-, Verfahrens- und Strukturentwicklung, letzteres der Arbeitskapazitäten, -Zeiten und -kosten. IV. Umfassende Leistungsverflechtung Ohne (hinzutretende) ßeiriefosleistung ist keine Werileistung möglich, - ebensowenig wie ein Zinsertrag kann ein Zinsaufwand ohne Dienstleistung des Betriebsbereichs an den Wertbereich nicht entstehen (Dualismus der Bankleistung). Erst Betriebsleistung erschließt und erbringt die Nutzung von Zahlungsmitteln (Geld, Kapital). Die so gegebene Abhängigkeit des Wertbereichs vom Betriebsbereich reicht indessen noch weiter: Ohne Leistungen des TOB gibt es keine empirische Manifestation und damit keine empirische Wahrnehmbarkeit des LFB; beredter Ausdruck der oft beschworenen „Unstofflichkeit" der Wertleistung. Jede Information ist an einen stofflichen Informationsträger gebunden und damit zwangsläufig eine Manifestation des TOB. Das Verhältnis von Wertbereich und Betriebsbereich ist so von einer eigentümlichen Imparität und zeitigt einen bemerkenswerten Befund: Der (inferior aufgefaßte) Betriebsbereich kann sehr wohl, ohne den Wertbereich zu beanspruchen oder zu tangieren, für sich komplette Marktleistungen erbringen. Dienstleistungsgeschäf40

Bankbetriebliche Leistungsbereiche te i.e.S. wie Kunden-Effektendepotverwaltung oder Schließfachvennietung sind Beispiele dafür. Der (superior aufgefaßte) Wertbereich kann das nicht und existiert überhaupt nur in einer semantischen Interpretation der einschlägigen syntaktischen Präsentationen des Betriebsbereichs. Das Vorgesagte immer mitgedacht, gibt es gleichwohl auch gegenläufige Verflechtungen: Unter geldwirtschaftlichen Verhältnissen ist die Beschaffung (Investition) von betrieblichen Faktoren wie der laufende Aufwand für sie sogleich eine Manifestation des liquiditätsmäßig-finanziellen Bereichs. Die Bilanzansätze von Grundstücken und Gebäuden, Betriebs- und Geschäftsausstattung u.a. sind ebenso ein Ausdruck dafür wie die (debitorischen oder kreditorischen) Konten der Bankangehörigen im Zusammenhang mit Vergütungs-, Kreditierungsund sonstigen Finanzvorgängen. Wir finden gleichsam vor TOB schon oder wiederum LFB. Umgekehrt finden wir alle Leistungsentgelte des Betriebsbereichs sogleich wiederum in liquiditätsmäßig-finanzieller Dimension: Bewertung und Entgelt von Stückleistungen erfolgen in der Währungseinheit und damit im LFB. Konzeptionell besonders eng zeigen sich TOB und LFB auch bei der Durchführung des Zahlungsverkehrs verknüpft: Die Kontoführung ist eine Manifestation des TOB, der (debitorische oder kreditorische) Kontoinhalt eine Manifestation des LFB. Neben solchen Zusammenhängen, die man schon in konzeptioneller oder analytischer Dimension konstatieren kann, tritt eine Fülle von, wenn nicht zwingender, so doch regelmäßig gegebener, Interdependenzen: So nimmt das Effektenkundengeschäft z.B. regelmäßig Kundeneinlagen weg und eröffnet die Möglichkeit zur Vergabe von Kundenkrediten. Eine Fülle von teils komplementären, teils konkurrierenden Beziehungen zwischen Wert- und Betriebsleistungen wird sichtbar. Was bringt und was nimmt LFB-Geschäft dem TOB-Geschäft und umgekehrt? Im „Cross Selling" von LFB- und TOB-Produkten gibt es situativ wechselnd viele Zuordnungen. Im Zusammenhang mit dem modernen Systemansatz ist es üblich geworden, LFB und TOB als Subsysteme des Bankbetriebes anzusprechen. Ohne nähere Kennzeichnun-

Bankbetriebliche Leistungsbereiche gen werden „Subsysteme" dabei meist als in der empirischen Realität feststellbare - sogenannte institutionelle - Subsysteme verstanden. Die angesprochenen konzeptionellen Verflechtungen zeigen freilich, daß beide Bereiche als - nur in gedanklicher Abstraktion analytisch gewinnbare - sogenannte funktionelle Subsysteme auseinanderzuhaltensind. Eben bei dieser analytischen Trennung genauer bei deren bankkalkulatorischer Dokumentation - ergeben sich aber sekundär bemerkenswerterweise durchaus Ansätze zur Ausbildung von institutionellen Subsystemen: Gemeint sind die kalkulatorischen Zusammenhänge (Kalkulationskreise) von Wertkosten und Wertleistungen (LFB) einerseits, Betriebskosten und Betriebsleistungen (TOB) andererseits. V. Pragmatik der Analyse und Synthese beider Leistungsbereiche Die beiden angesprochenen Kalkulationskreise sind bisher nur mangelhaft ausgebildet. Sichtbarer Ausdruck dafür ist das noch immer übliche bankbetriebliche Kalkulationsschema: Es zieht - jeweils gesamtbankbezogen - von der Bruttobedarfsspanne die Provisions- und Gebührenerlöse ab und subtrahiert die daraufhin erhaltene Nettobedarfsspanne - wiederum im ganzen - von der Bruttozinsspanne, was zur Nettozinsspanne führt. Dieses, die Inferiorität des TOB belegende Schema, verdeckt vieles. Neben gewinnbringenden, gegenüber dem Markt mehr als nur kostendeckend abgerechneten Betriebsbereichsleistungen stehen viele andere, die zu nicht kostendeckenden Gebühren an den Markt abgegeben werden. Neben Marktleistungen, die der Betriebsbereich ganz in eigener Zuständigkeit anbietet, stehen solche, die in enger Verbindung mit Produkten des Wertbereichs stehen. Zu den Marktleistungen des Betriebsbereichs treten seine Wiedereinsatzleistungen, insbesondere die dem LFB in „Hilfsfunktion" geleisteten Dienste. Wegen der Unlösbarkeit des Zurechnungsproblems kann der Hilfsleistung des T O B an den LFB sicher nie ein (bestimmter) Beitrag zum und damit Anteil am Wertleistungsergebnis zugemessen werden. Gleichwohl: die - den einzelnen Wertlei-

Bankbetriebliche Leistungsbereiche stungen, Gruppen von Wertleistungen oder dem Wertbereich im ganzen - direkt zurechenbaren Betriebsleistungsabgaben sollten in ihrem Kostenwert ausgewiesen, dem LFB angelastet und dem TOB entsprechend gutgebracht werden. Im übrigen konstituiert sich dessen Ergebnis in Aggregation der Deckungsbeiträge aller seiner Leistungen an den Markt. Ein (offenes) Gestaltungsproblem ergibt sich dann, wenn die genannten Hilfsleistungen des Betriebsbereichs an den Wertbereich in Verknüpfung mit bestimmten Geschäften der Kundschaft einzeln in Rechnung gestellt werden und damit gleichsam in „Marktleistungen" changieren: Soll es auch dann bei der Leistungszurechnung bloß in Höhe der den Hilfsdiensten direkt zurechenbaren Kosten bleiben? Sollen die in den Erlösen enthaltenen (positiven und/oder negativen) Dekkungsbeiträge diese Leistungszurechnung erhöhen bzw. vermindern? In durchaus pragmatischer Grundhaltung geht es darum, die beiden bankbetrieblichen Leistungsbereiche rechnungsmäßig so zu erfassen, daß eine hinreichende Basis für eine auf lange Sicht erfolgversprechende Preispolitik (insbesondere Provisions- und Gebührenpolitik) gewährleistet ist. Gesichtspunkte wie die Wertstellungspraxis der Banken, die oft großen Differenzen zwischen den Effektivzinssätzen im Kundengeschäft und den korrespondierenden Marktzinssätzen im Interbankengeschäft, insbesondere die extrem geringe Verzinsung der Kundensichteinlagen im Vergleich zum Tagesgeldsatz, sind dabei in die einschlägigen preispolitischen Erwägungen einbezogen. Zur Zeit werden viele durchaus isolierbare Betriebsbereichsleistungen ganz oder teilweise durch - in oft ganz anderen Kundengruppen- und/oder ProduktKontext stehende - Wertgeschäfte abgegolten und damit mehr oder weniger stark subventioniert. Ob das auf lange Sicht als die beste aller möglichen „Preisstrategien" gelten kann, muß bezweifelt werden, zumal bei zunehmender Markttransparenz und Zinssensibilität der Kundschaft. Neben Gesichtspunkten der langfristigen Erfolgspotentiale (Chancen, auch Risiken, soweit sie in der Preispolitik liegen) sind hier übrigens auch sozialpolitische und unternehmensethische Gesichtspunkte mitbetroffen. 41

Bankbilanz Die bankbetrieblichen Leistungsbereiche pragmatisch zu konzipieren, heißt, daß die Kosten- und Erlöszurechnungen nur so weit zu gehen brauchen, wie sie unter Markt- und Betriebsaspekten dispositiv genutzt werden können und sollen. Im einzelnen sind hier recht unterschiedliche Ausgestaltungen denkbar, die freilich alle den Grundsätzen der Standard-Einzelkostenrechnung folgen sollten. Praktisch immer dürfte sich auf deren Basis die Konzeption eines „dritten" Kosten- und Leistungsbereichs empfehlen: Es sind das die Restkosten, die sich weder dem LFB noch dem TOB direkt zurechnen lassen und samt und sonders Wiedereinsatzleistungen in das Bankgeschäft als Ganzes sind. Dieser Bereich enthält nicht nur große Teile der auf die Bankleitung entfallenden Kosten und Leistungen, sondern auch viele nachgeordnete Servicekosten bzw. -leistungen wie Gebäude-, Fuhrpark-, Sekretariats- und ähnliche Dienste. Sicher ist, daß das gegenwärtig noch herrschende Schema der Bankerfolgsrechnung auf der Inferiorität des Betriebsbereichs gegenüber dem Wertbereich basiert und der gewachsenen Bedeutung des ersteren nicht mehr gerecht wird. Einen Vorschlag zur Neufassung des Kalkulationsschemas (ROI-Schemas), die freilich als bloße Ergänzung des herkömmlichen fungieren mag und dasselbe nicht abzulösen braucht, zeigt die folgende Abbildung. Sie basiert auf der Annahme eines grundsätzlichen Gleichranges zwischen Betriebsbereich und Wertbereich und bildet auch den angesprochenen dritten Kosten- und Leistungsbereich knapp ab (siehe Abb. „Darstellung der bankbetrieblichen Leistungsbereiche" S. 44/45). Literatur: Deppe, H.-D. (Hrsg.): Bankbetriebliches Lesebuch. Stuttgart 1978; Kunze, W.: Die Betriebsabrechnung der Kreditinstitute unter besonderer Berücksichtigung der gesetzlichen Bestimmungen. Wiesbaden 1981. Prof. Dr. Eberhard Seidel, Siegen Bankbilanz kontenmäßige Gegenüberstellung von Vermögenswerten (Aktiva) und Fremd- und Eigenkapital (Passiva) eines Kreditinstitu42

Bank deutscher Länder (BdL) tes. Die B. baut auf den Ergebnissen der Inventur auf, faßt aber gleichartige Vermögensteile und gleichartige Schulden zu übergeordneten Bilanzpositionen zusammen. Deren Gliederung erfolgt unter dem Liquiditätsaspekt, wobei die Aktivseite mit den liquidesten Vermögensteilen, die Passivseite mit kurzfristigem Fremdkapital beginnt. Die meisten Bilanzpositionen sind den einzelnen Bankgeschäften direkt zuzuordnen. Die konkrete Aufstellung hat institutsgruppcnspezifisch anhand spezieller Formblätter zu erfolgen. Desweiteren sind insbesondere die —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute zu beachten. Bankdeckung Bankmäßige Deckung des —» Notenumlaufs. Bankdepositen Gelder, die von den Bankkunden zum Zweck der kurz- oder mittelfristigen Geldanlage gegen -» Verzinsung bei der Bank eingelegt werden. B. werden unterschieden von —» Spareinlagen, aber auch von Guthaben auf Kontokorrentkonten. Letztere Unterscheidung ist schwierig, da auch Depositenkonten in laufender Rechnung geführt werden. B. werden nach der Fälligkeit und der damit verbundenen Staffelung der Höchstsätze für die —* Verzinsung unterschieden: täglich fällige Gelder und befristete Gelder (mit Fälligkeit innerhalb von 7 Tagen, von 7 Tagen bis zu 3 Monaten, von 3 bis zu 12 Monaten, über 12Monate). Bank deutscher Länder (BdL) Zentralnotenbank der Bundesrepublik Deutschland in der Zeit vom 1. März 1948 bis 31. Juli 1957, Vorläufer der heutigen -» Deutschen Bundesbank. Nach dem Vorbild des Federal Reserve Systems der Vereinigten Staaten errichteten die Allierten nach dem Zweiten Weltkrieg ein zweistufiges Zentralbankensystem, bestehend aus der BdL und den rechtlich selbständigen Landeszentralbanken. Die BdL war eine gemeinsame Einrichtung der Landeszentralbanken, die hierfür das Grundkapital von 100 Mio. DM zur Verfügung gestellt hatten. Die wesentlichen Aufgaben der BdL bestanden in der Notenausgabe, der Koordi-

Bankdiskont nation der allgemeinen Bankpolitik und im Auslandsgeschäft, hier vor allem im Devisenhandel. Während die BdL Geschäfte mit dem Bund und den Bundesverwaltungen abwickelte, waren die Landeszentralbanken für die Geschäfte mit den Ländern und Kreditinstituten zuständig. Die Organe der BdL waren der Zentralbankrat und das Direktorium. Dem Zentralbankrat, oberstes Organ des Zentralbankensystems, gehörten sein Präsident, die Präsidenten der Landeszentralbanken und der Präsident des Direktoriums an. Dabei wurden der Präsident des Zentralbankrates und der Präsident des Direktoriums von den Landeszentralbankpräsidenten gewählt. Der Zentralbankrat bestimmte neben der Diskont- und Offenmarktpolitik die neu eingeführte Mindestreservepolitik, ferner legte er Kreditrichtlinien fest. Das Direktorium, das ausführende Organ, bestand aus seinem Präsidenten und Stellvertreter sowie aus mindestens drei, höchstens sechs weiteren Mitgliedern. Als eine der ersten Aufgaben wurde die BdL mit der Durchführung der von der Militärregierung angeordneten Währungsreform betraut. Bei der Ausgabe der Banknoten wurde auf eine Deckung der Noten durch Gold oder Devisen verzichtet. Somit war die „Deutsche Mark" von Anfang an als eine reine „Papierwährung" konzipiert. Durch das —» Gesetz über die Deutsche Bundesbank vom 26. Juli 1957 (BBankG) wurden die Landeszentralbanken einschließlich der Berliner Zentralbank mit der BdL zur —»Deutschen Bundesbank verschmolzen. Bankdiskont Zinsabzug für die Restlaufzeit beim Ankauf von —> Wechseln vor Fälligkeit durch die Bank. Der dabei angewandte —* Zinssatz der Bank liegt im allgemeinen '/2 bis 1V2% über der Bankrate der Zentralnotenbank. Diese Zinssatzdifferenz zwischen —» Diskontsatz der—» Geschäftsbank und dem Diskontsatz der Bundesbank deckt die Gewinnmarge der Geschäftsbank, sofern die Geschäftsbank den angekauften Wechsel der Bundesbank zur —» Rediskontierung einreicht. Bank-Enquete umfassende, meist von amtlicher Stelle in

Bankenaufsicht (BÄK) Untersuchung gegebene Abhandlung über das Bankwesen. Das 1. B. im Jahre 1908 untersuchte die Reichsbankorganisation und ihre Arbeitsweise und war die Grundlage für die Bankgesetznovelle von 1909. Das 2. B. 1928-1930 im Zusammenhang mit dem allgemeinen Wirtschaftsenquete brachte keine nennenswerten Ergebnisse. Der Verkündung des Kreditwesengesetzes 1934 ging das 3. B. 1933/34 voraus, in dem Fragen zur Bankenkrise von 1931 im Mittelpunkt standen. Eine weitere Untersuchung wurde 1964 veröffentlicht, die die Entwicklung der Marktanteile im Bankwesen von 1950 bis 1960 behandelt. Bedeutung hat weiterhin eine Untersuchung der Wettbewerbsverschiebungen im Kreditgewerbe und über eine —» Einlagensicherung erlangt (veröffentlicht 1968). Bankenaufsicht (BÄK) 1. Begriffsbestimmung und zusammenfassende Vorbemerkung Unter B. versteht man die laufende Überwachung der Kreditinstitute durch eine staatliche Behörde. Diese Aufgabe erfüllt in der Bundesrepublik Deutschland unter Mitwirkung der —» Deutschen Bundesbank das —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK), eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen mit Sitz in Berlin. Öffentlichrechtliche Kreditinstitute, darunter durch Bundesgesetz errichtete Banken mit Spezialaufgaben, die Landesbanken und die meisten Sparkassen unterliegen daneben der Anstaltsaufsicht durch andere hierfür zuständige staatliche Stellen, z.B. Bundesoder Landesministerien, Regierungspräsidenten als Sparkassenaufsichtsbehörden. Die Kosten des BÄK werden, soweit sie nicht durch Gebühren gedeckt sind, nach einem bestimmten Schlüssel, bezogen auf die Bilanzsumme, zu 90% auf die Kreditinstitute umgelegt. Zweck der B. ist in erster Linie, das Kreditgewerbe im gesamtwirtschaftlichen Interesse funktionsfähig zu erhalten, da Funktionsstörungen im Bankwesen, z.B. Zahlungsstockungen und ungenügende Kreditversorgung, erfahrungsgemäß schnell auf andere Wirtschaftszweige übergreifen und zu erheblichen Schäden für die Volkswirtschaft führen können. Da die Funktionsfähigkeit des Kreditgewerbes maßgeblich von 43

Bankenaufsicht (BÄK)

(ROI-Schema) 44

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verzichtet. ) • Leistungsbereich (1) LFB, • Leistungsbereich (2) TOB, • Leistungsbereich (3) Restkosten/Wiedereinsatzleistungen Gesamtbank 45

Bankenaufsicht (BÄK) der Bereitschaft der Bevölkerung abhängig ist, den Banken ihre Ersparnisse anzuvertrauen, ist die B. zur Erhaltung des notwendigen Vertrauensverhältnisses darauf gerichtet, die Kreditinstitute zu einer sachgerechten Verwaltung der ihnen anvertrauten Vermögenswerte anzuhalten. Die B. wirkt hierbei qualitativ auf die einzelnen Kreditinstitute ein, während die Deutsche Bundesbank zur Erfüllung ihrer währungspolitischen Aufgabe einen mehr quantitativen Einfluß auf das Kreditgewerbe in seiner Gesamtheit ausübt. Mittelbar dient die B. damit auch dem Einlegerschutz. Rechtsgrundlage für die Beaufsichtigung aller Kreditinstitute ist das —» Gesetz über das Kreditwesen (KWG). Daneben bestehen für Spezialkreditinstitute zusätzliche gesetzliche Vorschriften, so für die —» Hypothekenbanken das —» Hypothekenbankgesetz (HBG), für die Schiffspfandbriefbanken das Schiffsbankgesetz, für die —» Bausparkassen das Gesetz über Bausparkassen (BSpKG) und für die —> Kapitalanlagegesellschaften das —»Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften (KAGG). 2. Geschichtliche Entwicklung Nach der Reichsgründung 1871 wurde anläßlich von Bankinsolvenzen wiederholt in Erwägung gezogen, alle Kreditinstitute einer allgemeinen staatlichen Aufsicht zu unterstellen. Ergebnis dieser Erörterungen war aber immer wieder das Festhalten an dem durch die Gewerbeordnung vom 21.6.1869 verkündeten Prinzip der Gewerbefreiheit auch für die Kreditinstitute. Staatlicher Aufsicht wurden nur die Hypothekenbanken durch das Hypothekenbankgesetz vom 13.7.1899 unterstellt. Auch nach dem ersten Weltkrieg kam es nur für Unternehmen, die Depot- und Depositengeschäfte neu betreiben wollten, zu vorübergehenden Einschränkungen der Gewerbefreiheit durch das Kapitalfluchtgesetz vom 24.12.1920. Auslösendes Ereignis für die Einführung der allgemeinen B. wurde die deutsche Bankenkrise des Jahres 1931. Bekanntgewordene Verluste der Österreichischen Creditanstalt und befürchtete Ausfälle bei Kreditgewährungen deutscher Banken an deutsche Großkonzerne verunsicherten zunächst ausländische Gläubiger, die damit begannen, ihre überwiegend kurzfristig an46

Bankenaufsicht (BÄK) gelegten Gelder aus Deutschland abzuziehen. Die betroffenen deutschen Banken, die die Auslandsgelder weitgehend für langfristige Ausleihungen verwandt hatten, gerieten hierdurch in Liquiditätsschwierigkeiten. Als die Darmstädter und Nationalbank, damals eine Berliner Großbank, am 13.7.1931 nach vergeblichen Auffangversuchen ihre Zahlungen einstellte, griff die Vertrauenskrise auch auf die deutsche Bankkundschaft über. Lawinenartig anschwellende Geldabzüge stürzten schließlich das gesamte deutsche Bankensystem innerhalb kürzester Zeit in eine schwere Liquiditätskrise, die nur durch die vorübergehende Schließung der Banken, nach und nach gelockerte Auszahlungsbeschränkungen, die Einführung der Devisenzwangswirtschaft und ein Stillhalteabkommen mit den Auslandsgläubigern behoben werden konnte. Weitere Konsequenz war die Einführung der B. durch Bestellung eines Kuratoriums für das Bankgewerbe bei der Reichsbank als Richtlinienorgan und die Errichtung der dem Reichswirtschaftsminister unterstellten Behörde des Reichskommissars für das Bankgewerbe als Exekutivorgan aufgrund der (Not-)Verordnung des Reichspräsidenten über Aktienrecht, Bankenaufsicht und über eine Steueramnestie vom 19.9.1931. Nachdem ein 1933 von der Reichsregierung eingesetzter „Untersuchungsausschuß für das Bankwesen" die Ursachen der Bankenkrise analysiert und die Beibehaltung der B. befürwortet hatte, wurde die Notverordnung durch das Reichsgesetz über das Kreditwesen (KWG 1934) vom 5.12.1934 ersetzt, das - mehrmals geändert und durch Durchführungsverordnungen ergänzt - bis zum 31.12.1961 in Kraft blieb. In Anlehnung an die Vorschläge des Untersuchungsausschusses wurden u.a. die öffentlich-rechtlichen Sparkassen in die B. einbezogen, eine Konzessionspflicht für alle Kreditinstitute eingeführt und den Kreditinstituten die Verpflichtung auferlegt, ihre Jahresabschlüsse sowie Monatsausweise einzureichen. Die jetzt als „Reichskommissar für das Kreditwesen" bezeichnete und 1939 in „Reichsaufsichtsamt für das Kreditwesen" umbenannte Aufsichtsbehörde wurde u.a. ermächtigt, Eigenkapital- und Liquiditätsrelationen festzulegen, die Gewährung von Großkrediten zu beschränken und Mehr-

Bankenaufsicht (BÄK) heitsbeschlüsse der Spitzenverbände der Kreditinstitute über die Zins- und Provisionssätze und über den Wettbewerb für allgemein verbindlich zu erklären. Mit Ausnahme der Zinsregelungskompetenz scheint das damalige Aufsichtsinstrumentarium nach heutigen Maßstäben durchaus einem liberalen Aufsichtssystem zu entsprechen. Dieser Schein trügt jedoch. Die damalige B. suchte die Sicherheit des Bankensystems in erster Linie durch Beschränkungen des Wettbewerbs zu erreichen, insbesondere durch Vornahme der Bedürfnisprüfung bei der Zulassung von Banken und Bankzweigstellen und durch die staatliche Zinsreglementierung. Von der Ermächtigung zur Festlegung von Eigenkapitalund Liquiditätsrelationen machte sie keinen Gebrauch. Nach dem 2. Weltkrieg ging die Zuständigkeit für die B. auf die Länder über. Noch in der Geltungszeit des KWG 1934 setzten erste Liberalisierungswirkungen ein, als das Bundesverwaltungsgericht am 10.7.1958 im Anschluß an das sog. Apothekenürteil des Bundesverfassungsgerichts vom 11.6.1958 die Bedürfnisprüfung bei der Zulassung von Banken und Bankzweigstellen für unvereinbar mit dem Grundrecht der Berufsfreiheit nach Art. 12 Abs. 1 G G erklärte. Die Folge war eine erhebliche Zunahme der Bankstellen. Mit Wirkung vom 1.1.1962 wurde die B. durch das von mehreren Bundesländern beim Bundesverfassungsgericht erfolglos angefochtene (Bundes-)Gesetz über das Kreditwesen vom 10.7.61 wieder zentralisiert und dem durch dieses Gesetz errichteten B Ä K übertragen. Die Konzessionspflicht für Bankzweigstellen entfiel nunmehr generell, weil das wirtschaftliche Bedürfnis als einziges Entscheidungskriterium keine Rolle mehr spielte. Das BÄK setzte die Liberalisierung fort, indem es 1967 die staatliche Zinsreglementierung ersatzlos aufhob, um die Preisgestaltung im Bankwesen künftig dem Wettbewerb zu überlassen. Der nunmehr einsetzende Preiswettbewerb verbunden mit einem wachsenden Zinsbewußtsein der Bankkundschaft führte zu einem immer breiter werdenden Angebot an höherverzinslichen Geldanlagen, z.B. durch Sondersparformen und Sparbriefe. Das KWG 1961 wurde inzwischen mehr-

Bankenaufsicht (BÄK) mals geändert und novelliert. Durch die Novelle vom 24.3.1976 wurden im Anschluß an den Zusammenbruch der Herstatt-Bank in Köln im Jahre 1974 die Erkenntnis- und Eingriffsmöglichkeiten des BÄK erweitert und die Großkreditvorschriften verschärft.Durch die Novelle vom 20.12.1984 wurde - einer EG-Richtlinie vom 13.6.1983 und internationalen Absprachen folgend - die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis eingeführt. Hiernach werden Bankmuttergesellschaften und Banktochtergesellschaften bei der Anwendung bestimmter aufsichtsrechtlicher Risikobegrenzungsnormen und Meldepflichten als eine wirtschaftliche Einheit behandelt. Anlaß für dieses inzwischen von den meisten Industriestaaten übernommene Aufsichtsprinzip war die vermehrte Gründung von Banktöchtern im Ausland und die damit verbundene Mehrfachbelegung des Eigenkapitals mit Kreditrisiken. Die KWG-Novelle zum 1.1.1993 stand ganz im Zeichen des Europäischen Binnenmarktes und hatte zum einen die Umsetzung der Zweiten Bankrechtkoordinierungs-Richtlinie mit der EG-weiten Einführung des Prinzips der Heimatlandkontrolle, d.h. der gegenseitigen Anerkennung der Aufsichtsregeln durch die einzelnen Mitgliedsstaaten, und damit der Möglichkeit grenzüberschreitend ohne zusätzliche Genehmigung Dienstleistungen anzubieten und Zweigstellen zu eröffnen, zum Inhalt. Zum anderen stand die Umsetzung der EG-Eigenmittelrichtlinie mit der Neufassung der Eigenkapitaldefinition (Kern- und Ergänzungskapital) in § 10, die mit der Anpassung des KWG-Grundsatzes I an die EG-Solvabilitätsrichtlinie einherging, im Mittelpunkt der KWG-Novellierung. Am 1.1.1973 übernahm das BÄK die bis dahin der Versicherungsaufsicht unterstehenden privaten Bausparkassen und die damals nur der Anstaltsaufsicht unterliegenden öffentlich-rechtlichen Bausparkassen vor allem aus Gründen der Wettbewerbsgleichheit in seine Aufsicht aufgrund des Bausparkassengesetzes. Erweitert wurde der Aufgabenbereich des BÄK ferner durch die ihm nach dem Auslandsinvestmentgesetz vom 28.7.1969 übertragene Überwachung des Vertriebs ausländischer Investmentanteile. 47

Bankenaufsicht (BÄK) 3. Kreis der der Bankenaufsicht unterliegenden Unternehmen Mit Ausnahme der Deutschen Bundesbank und der Kreditanstalt für Wiederaufbau unterliegen der B. alle Kreditinstitute unabhängig von ihrer Rechtsform, Größe und der räumlichen Ausdehnung ihre Geschäftsbereiches. Durch die am 1.1.1993 in Kraft getretene 4. KWG-Novelle wird damit auch die Postbank den Kreditinstituten bankaufsichtlich gleichgesetzt (ab 1.1.1996). In der Rechtsform der Einzelfirma dürfen Kreditinstitute seit der KWGNovelle vom 24.3.1976 nicht mehr neu zugelassen werden. Rechtsformbeschränkungen bestehen sonst nur für Spezialkreditinstitute. Die Eigenschaft eines Kreditinstitutes hat ein Unternehmen dann, wenn es die ihrer Art nach in § 1 KWG enumerativ aufgeführten Bankgeschäfte im vollkaufmännischen Umfang betreibt. Bankgeschäfte sind u.a. das Einlagengeschäft, Kreditgeschäft, Diskontgeschäft, Effektengeschäft, Depotgeschäft, Garantiegeschäft und Girogeschäft. Nicht zu den Bankgeschäften gehören das Leasinggeschäft, das Factoringgeschäft und die Kreditvermittlung. Unternehmen, die diese Art von Geschäften betreiben und somit keine Kreditinstitute sind, werden seit 1.1.1993 unter dem Begriff „Finanzinstitut" (§ 1. Abs. III KWG) ebenfalls in den Geltungsbereich des KWG aufgenommen. Nicht der B. unterliegen die sog. geschlossenen Immobilienfonds. Die Notwendigkeit für die Begriffsbestimmung „Finanzinstitut" resultiert dabei aus der Tatsache, daß die eigentliche Kreditinstitutsdefinition in Europa sehr unterschiedlich weit gefaßt ist und der Existenz verschiedener Bankensysteme im Wege der EG-Bankrechtsharmonisierung in größerem Maße Rechnung getragen werden mußte. Einerseits genügt in Deutschland der Kreditinstitutsdefinition das Betreiben nur einer Art von Bankgeschäften (z.B. nur des Kreditgeschäfts oder nur des Einlagengeschäfts), es können aber auch alle vorgenannten Arten von Bankgeschäften nach Maßgabe des Erlaubnisumfangs nebeneinander betrieben werden. Darin liegt die aufsichtsrechtliche Grundlage für das in der Bundesrepublik Deutschland rechtlich zulässige und tatsächlich weit überwiegende 48

Bankenaufsicht (BÄK) Universalbanksystem. In den angelsächsischen Ländern ist demgegenüber eine - sich allerdings zunehmend verwischende Trennung - zwischen den das Einlagen- und Kreditgeschäft betreibenden Handelsbanken (Commercial banks) und den das Wertpapiergeschäft betreibenden Investmentbanken (Broker) vorgeschrieben. Die Investmentbanken gehören in diesen Ländern nicht zu den der B. unterstehenden Unternehmen. Die deutschen Universalbanken dürfen auch Nichtbankgeschäfte betreiben, soweit sie nicht verboten oder anderen Unternehmen (z.B. den Versicherungsunternehmen) vorbehalten sind. Diese Geschäfte müssen dem BÄK nur angezeigt werden. Durch einen aufsichtsrechtlich genehmigten Geschäftsplan wird die Geschäftstätigkeit nicht begrenzt. Zu den Bankgeschäften gehören ferner das Bauspar- und das Investmentgeschäft. Diese Geschäftsarten sind jeweils den Bausparkassen und Kapitalanlagegesellschaften vorbehalten, die daneben nur enumerativ festgelegte Nebengeschäfte und Hilfsgeschäfte betreiben dürfen. Spezialbanken sind ferner die Hypothekenbanken und die Schiffspfandbriefbanken mit einem ebenfalls begrenzten Geschäftsbereich. Ihre Besonderheit liegt allerdings nicht auf der Aktivseite, weil die für die Hypothekenbanken typischen Real- und Kommunalkredite und die zum Hauptgeschäft der Schiffspfandbriefbanken gehörenden Schiffskredite auch von anderen Kreditinstituten gewährt werden dürfen. Ihr Privileg liegt vielmehr auf der Passivseite und besteht darin, daß sie Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen emittieren dürfen, für die der bevorrechtigten Befriedigung der Gläubiger dienende Deckungsmassen gebildet werden. Das sog. Pfandbriefprivileg haben daneben die Landesbanken und die öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten nach dem Gesetz über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten (ÖPG). Insgesamt unterlagen der B. Ende 1987 4552 Kreditinstitute mit 39915 inländischen, 122 ausländischen Zweigstellen und 117 Auslandstöchtern. Hierunter befinden sich 3482 Institute der Genossenschaftsorganisation (3476 Kreditgenossenschaften, 5 genossenschaftliche Zentralbanken und

Bankenaufsicht (BÄK) die DG-Bank), 598 Institute der Sparkassenorganisation (586 Sparkassen, 11 Landesbanken/Girozentralen und die Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank) sowie 311 private Kreditbanken (einschl. 59 Zweigstellen ausländischer Banken). Diese Kreditinstitute können aus der Sicht des Bundesrechts trotz der den Sparkassen nach Landesrecht obliegenden Geschäftsbeschränkungen zu den Universalbanken gerechnet werden. Hierzu kommen 128 Spezialkreditinstitute, die sich zusammensetzen aus 27 privaten Hypothekenbanken, 11 öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten, 17 privaten und 12 öffentlichen Bausparkassen, 16 Kreditinstituten mit Sonderaufgaben, 7 Wertpapiersammelbanken und 38 Kapitalanlagegesellschaften mit 1275 Investmentfonds (93 Aktienfonds, 69 Rentenfonds und 9 offene Immobilienfonds für das Publikum und 1104 Spezialfonds) sowie 33 sonstige Institute. 4. Wirkungsweise der Bankenaufsicht Eingeordnet in das Wirtschaftssystem der sozialen Marktwirtschaft ist das Aufsichtsinstrumentarium von dem Bestreben gekennzeichnet, einerseits den Kreditinstituten weitgehende Freiheit beim Abschluß der einzelnen Geschäfte zu belassen, andererseits aber der Zielsetzung eines der Erhaltung des Vertrauens gegenüber der Kreditwirtschaft dienenden Gläubigerschutzes gerecht zu werden. Diesen Zielkonflikt löst das KWG dadurch, daß die Kreditinstitute beim Abschluß der Geschäfte und ihrer inhaltlichen Ausgestaltung im Rahmen der allgemeinen Gesetze grundsätzlich frei sind. Das schuldrechtliche Prinzip der Vertragsfreiheit mit den einschränkenden Bestimmungen des AGB-Gesetzes gilt auch für die Kreditinstitute. Der Abschluß einzelner Geschäfte und die ihnen zugrunde liegenden Vertragsbedingungen bedürfen grundsätzlich keiner aufsichtsrechtlichen Genehmigung. Ausnahmen bestehen nur im Bereich der Spezialbanken. So sind die Vertragsbedingungen für Bausparverträge und für den Erwerb von Investmentanteilen genehmigungspflichtig. Der Genehmigung bedürfen ferner Grundzüge der Bedingungen für die hypothekarischen Darlehen der Hypothekenbanken. Dem Gläubigerschutz dienen aus allgemeinen bankwirtschaftlichen Erkenntnissen

Bankenaufsicht (BÄK) abgeleitete Rahmenvorschriften mit Vorgaben für die Geschäftsstruktur der Kreditinstitute. Während durch die Konzessionspflicht schon im Vorfeld das Eindringen von unsolide geleiteten und unzureichend mit Eigenkapital ausgestatteten Unternehmen in die Kreditwirtschaft verhindert werden soll, sichern andere Regelungen für die innere Struktur den laufenden Geschäftsbetrieb. So müssen die Kreditinstitute ein angemessenes Eigenkapital und ausreichende Liquidität haben und die von ihnen eingegangenen, in einem bankgeschäftlichen Betrieb unvermeidbaren Risiken streuen. Die sich hierauf beziehenden aufsichtsrechtlichen Relationen bilden den Kernbestandteil der Bankaufsichtssysteme auch in vielen anderen Ländern. Die Kreditinstitute müssen ferner sachkundige, zuverlässige und aus mindestens zwei Personen (sog. —» Vier-Augen-Prinzip) bestehende Geschäftsleitungen haben, über eine wirksame und funktionsfähige Innenrevision verfügen, sich bei Krediten von einer bestimmten Höhe ab die wirtschaftlichen Verhältnisse der Kreditnehmer offenlegen lassen und ihre Jahresabschlüsse sowie das Depotgeschäft, soweit sie es betreiben, extern prüfen lassen. Aus Vorsichtsgründen bedarf es bei bestimmten Krediten - abhängig von der Kredithöhe oder dem Bestehen eines Organschaftsverhältnisses zum Kreditnehmer - der einstimmigen Beschlußfassung durch alle Mitglieder der Geschäftsleitung und zum Teil darüber hinaus der Zustimmung des Aufsichtsorgans. Überwacht wird die Einhaltung der den Kreditinstituten obliegenden Pflichten mit Hilfe eines weit ausgebauten Melde- und Informationssystems. So müssen die Kreditinstitute u.a. ihre Jahresabschlüsse nebst Prüfungsberichten, Monatsausweise mit Angaben über die Einhaltung der Eigenkapital- und Liquiditäts-Relationen und in bestimmten Fällen Kreditanzeigen einreichen. Anzuzeigen sind der Eintritt und das Ausscheiden von Geschäftsleitern, soweit der Eintritt (bei Personenhandelsgesellschaften) nicht von einer Erlaubnis abhängig ist. Das BÄK ist ferner befugt, Auskünfte aller Art zu fordern, Prüfungen auch ohne besonderen Anlaß selbst vorzunehmen oder vornehmen zu lassen, an den Gesellschafterversammlungen und Sitzungen 49

Bankenaufsicht (BÄK) der Aufsichtsorgange mit Rederecht teilzunehmen und die Einberufung solcher Versammlungen und Sitzungen zu verlangen. Auf die Einhaltung der aufsichtsrechtlichen Regelungen kann das BÄK mit den Mitteln des Verwaltungszwanges hinwirken. Verstöße gegen Obliegenheitspflichten sind zum Teil Ordnungswidrigkeiten, so daß auch die Festsetzung von Bußgeldern möglich ist. Darüber hinaus sind im KWG bestimmte Eingriffsmaßnahmen genannt, die das BÄK unter Beachtung des Gebots der Verhältnismäßigkeit treffen kann. Dazu gehören neben einstweiligen Maßnahmen zur Gefahrenabwehr aufgrund einer gesetzlichen Generalklausel das Verbot der weiteren Kreditgewährung und der Gewinnausschüttung bei unzureichendem Eigenkapital und ungenügender Liquidität, Maßnahmen zur Unterbindung der weiteren Tätigkeit von Geschäftsleitern bei mangelnder Sachkunde und Zuverlässigkeit und die Anordnung eines —> Moratoriums zur Abwendung eines drohenden Konkurses, dessen Kernbestandteile ein Zahlungs- und Veräußerungsverbot, die Schließung des Kreditinstituts für den Verkehr mit der Kundschaft und das Verbot der Entgegennahme von nicht zur Tilgung von Forderungen bestimmten Zahlungen sind. Die schärfsten Eingriffsmaßnahmen sind die Erlaubnisrücknahme, die wie ein Auflösungsbeschluß der Gesellschafter wirkende Anordnung der Abwicklung und der allein dem B Ä K vorbehaltende Antrag auf Eröffnung des Konkursverfahrens. Mit dem von abstrakten Sicherheitsvorkehrungen geprägten deutschen Aufsichtsrecht lassen sich im konkreten Einzelfall Verluste, auch solche von existenzgefährdender Größenordnung, nicht völlig ausschließen. Um die Einleger im Insolvenzfalle gleichwohl vor Verlusten zu bewahren, haben die Spitzenverbände der einzelnen Bankengruppen getrennte Einlagensicherungseinrichtungen geschaffen, denen fast alle Universalbanken freiwillig angeschlossen sind. 5. A ufsieht auf konsolidierter Basis Die B. beschränkte sich früher darauf, nur die einzelnen Kreditinstitute unabhängig von ihrer Konzernzugehörigkeit auf die Einhaltung ihrer Obliegenheitspflichten zu überwachen. Dies galt auch für die konzernleitenden Banken. Die vermehrte 50

Bankenaufsicht (BÄK) Konzernbildung über die Staatsgrenzen hinweg und das damit verbundene Unterlaufen der nationalen Aufsichtsregelungen führte Anfang 1985 dazu, daß die Bankmuttergesellschaften neben der weiter bestehenden Einzelaufsicht dem Prinzip der sog. konsolidierten Aufsicht unterworfen wurden. Die wichtigste, sich nicht nur auf Konzerntöchter erstreckende Regelung ist hierbei die konsolidierte Anwendung der Eigenkapitalrelationen. Die von der Relation erfaßten Risiken der Mutterbanken werden mit den entsprechenden Risiken der Tochterbanken, an denen sie zu wenigstens 40% beteiligt sind, zusammengefaßt und dem in Anlehnung an die Konzernrechnungslegung konsolidierten Eigenkapital gegenübergestellt. Risikoposten und Eigenkapital gehen dabei nach Maßgabe des Beteiligungssatzes quotal in die Rechnung ein (sog. —» Quotenkonsolidierung). Bei einem Beteiligungsverhältnis von mindestens 50% werden ferner die Kredite der Mutterbank und der Tochterbank(en) an denselben Kreditnehmer für die Anwendung der Großkreditbeschränkungen und die Anzeigepflicht von Millionenkrediten zusammengefaßt. In diesem Fall müssen die Mutterbanken außerdem neben den Monatsausweisen für den eigenen Geschäftsbetrieb konsolidierte Monatsausweise einreichen. Ende 1987 erstreckte sich die konsolidierte B.auf 65 Kreditinstitutsgruppen. Erhält eine Mutterbank die für die konsolidierte Aufsicht notwendigen Angaben nicht, weil der Datenübermittlung ausländisches Recht entgegensteht, so kann das BÄK bei der Einzelaufsicht den Buchwert der Beteiligung vom Eigenkapital der Mutterbank abziehen und als ultima ratio die Fortführung der Beteiligung untersagen. Die mangels Datentransfer nicht mögliche Einbeziehung von Millionenkrediten der Tochterbanken in das Meldesystem ist in Anbetracht der geringeren Bedeutung dieses Tatbestandes gemessen an der Schwere des in dem Veräußerungszwang liegenden Eingriffs nicht mit einer Sanktion bedroht. Mit der Einführung der B. auf konsolidierter Basis ist das Prüfungsrecht des BÄK auf Tochterbanken mit Sitz im Ausland erweitert worden. Die Ausübung dieses Rechts setzt allerdings das Einverständnis des aus-

Bankenaufsicht (BÄK) ländischen Staats voraus. Zum Teil bestehen insoweit nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit zustandegekommene zwischenstaatliche Vereinbarungen. 6. Richtlinienkompetenz und Rechtsetzungsbefugnisse In Anbetracht der sich schnell ändernden wirtschaftlichen Tatbestände - ein Beispiel dafür in der letzten Zeit sind —» Termin-, —> Options- und —> Swapgeschäfte in vielerlei Varianten zur Absicherung gegen die weltweit größer gewordenen Schwankungen der Währungskurse und des Zinsniveaus besteht das Aufsichtsinstrumentarium nicht nur aus gesetzlichen Vorschriften. Es beruht vielmehr zum Teil auf Richtlinien und Rechtssetzungsakten, zu denen der Gesetzgeber das BÄK ermächtigt hat. So kann das BÄK im Einvernehmen mit der Deutschen Bundesbank Grundsätze über die Angemessenheit der Eigenkapitalausstattung und die von den Kreditinstituten vorzuhaltende Liquidität aufstellen. (—» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute; —» Bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen). Anders als die frühere Reichsaufsichtsbehörde hat das BÄK von dieser Ermächtigung durch den Erlaß der Grundsätze I (Begrenzung des Risikovolumens, insbesondere aus Krediten, im Verhältnis zum Eigenkapital), Ia (Begrenzung der offenen Positionen aus Devisen- und Edelmetallgeschäften sowie aus anderen Termin- und Optionsgeschäften) sowie II und III (Liquiditätserfordernisse im langfristigen Geschäft einerseits und im kurz- und mittelfristigen Geschäft andererseits) Gebrauch gemacht. Daneben hat das BÄK die Regelungskompetenz durch den Erlaß von Rechtsverordnungen für das Anzeige- und Meldeverfahren, für den Inhalt der Monatsausweise, soweit diese nicht mit der monatlichen Bilanzstatistik der Deutschen Bundesbank identisch sind, und der Prüfungsberichte zu den Jahresabschlüssen und für nähere Bestimmungen über Art, Umfang und Zeitpunkt der Depotprüfung. Durch Rechtsverordnung kann das BÄK ferner alle Kreditinstitute oder Gruppen von Kreditinstituten von ihnen eigentlich obliegenden gesetzlichen Verpflichtungen freistellen. Auch von diesen Regelungs- und Freistellungskom-

Bankenaufsicht (BÄK) petenzen hat das BÄK Gebrauch gemacht, allerdings noch nicht in allen Fällen durch Rechtsverordnung, sondern zum Teil noch durch die früher üblichen Allgemeinverfügungen (Sammelverwaltungsakte). Hingegen hat sich bisher - mit einer Ausnahme bei der Laienwerbung für Bausparkassen kein Bedürfnis für allgemeine Maßnahmen gegen Mißstände bei der Werbung der Kreditinstitute ergeben. Für die Bilanzformblätter und die Bilanzierungsrichtlinien liegt die Verordnungskompetenz beim Bundesminister der Justiz. 7. Aufgaben neben der eigentlichen Aufsicht Neben der Einzelaufsicht über die Kreditinstitute obliegt es dem BÄK, generellen Mißständen im Kreditwesen entgegenzuwirken, durch die die Sicherheit der den Kreditinstituten anvertrauten Vermögenswerte gefährdet, die ordnungsmäßige Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigt oder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeigeführt werden können. Dieser gesetzliche Auftrag unterliegt häufig Mißdeutungen, vor allem seitens der Einrichtungen der Verbraucher. Er erstreckt sich nicht auf den Individualrechtsschutz von Kreditnehmern gegen sie belastende und benachteiligende vertragliche Bestimmungen nach dem AGB-Gesetz, anderen Vorschriften des Zivilrechts und künftig möglicherweise nach einem in Vorbereitung befindlichen Verbraucherkreditgesetz. Für diesen Rechtsschutz sind die Gerichte zuständig. Der Auftrag zum Vorgehen gegen Mißstände umfaßt auch nicht die Befugnis, zur Behebung oder Abwehr von Mißständen Zwangsmittel gegen alle oder einzelne Kreditinstitute anzuwenden. Wird Appellen des BÄK von der Kreditwirtschaft nicht Rechnung getragen, so kann die Behörde nur den Gesetzgeber anrufen und um Abhilfe durch gesetzliche Maßnahmen bitten. So eingeschränkt entspricht der gesetzliche Auftrag ohnehin dem eigenen Selbstverständnis des BÄK, das sich nicht allein als Vollzugsbehörde versteht, sondern Fehlentwicklungen durch regelmäßige Aussprachen mit der Kreditwirtschaft bereits im Vorfeld administrativer oder gesetzgeberischer Maßnahmen im Keim zu ersticken sucht. Zum Aufgabenbereich des BÄK gehören neben der schon er51

Bankenaufsicht (BÄK) wähnten Aufsicht über den Vertrieb ausländischer Investmentanteile ferner das Einschreiten gegen unerlaubt betriebene Bankgeschäfte und als Kriegsfolgemaßnahme die noch nicht beendete Mitwirkung bei der Abwicklung des im Bundesgebiet belegenen Vermögens von Kreditinstituten, die ihren Sitz vor dem 8. Mai 1945 außerhalb des heutigen Bundesgebietes hatten und unmittelbar oder mittelbar dem Reichsaufsichtsamt für das Kreditwesen unterstanden. 8. Internationale Harmonisierung der Bankaufsichtsrechte Die Finanzmärkte stehen im Zeichen eines erheblich zunehmenden Wettbewerbs, hervorgerufen vor allem durch die weltweite Beseitigung von Kapitalverkehrsbeschränkungen, durch die Aufhebung von Geschäftsbeschränkungen insbesondere in Ländern mit —» Trennbanksystemen und durch wesentlich verbesserte Informationsund Kommunikationstechniken, die die Märkte näher zusammenwachsen lassen. Verbunden hiermit sind neuartige und Abwandlungen herkömmlicher Geschäfte, die neue Chancen eröffnen, aber auch neue Risiken in sich bergen. Die Aufsichtsrechte der Länder sind zu einem großen Teil an die veränderten Risikostrukturen angepaßt worden, wobei die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit der Kreditinstitute ein möglichst international abgestimmtes Vorgehen erforderte. Dies galt insbesondere für die Eigenmittel-Relationen, die ein maßgeblicher Kostenfaktor sind und Wettbewerbsverzerrungen auslösen können, wenn sie sehr unterschiedlich ausgestaltet wären. Bei der Umsetzung der EG-Eigenmittelrichtlinie durch die 4. KWG-Novelle sowie der EG-Solvabilitätsrichtlinie im Rahmen der Novellierung des Grundsatzes IBAKred zum 1.1.1993 wurde diesen Bedenken entsprechend Rechnung getragen. Weitere Harmonisierungsschritte in der E G sind bereits erfolgt. Die Harmonisierung bezweckt hier nicht nur die Schaffung möglichst gleicher Wettbewerbsbedingungen, sondern zugleich die Herbeiführung gleichwertiger Aufsichtsstandards. Der Grund hierfür liegt in dem Bestreben der EG-Kommission, entsprechend ihrem vom Europäischen Rat 1985 gebilligten Weißbuch den EG-Binnenmarkt einschließlich 52

Bankenaufsicht (BÄK) eines gemeinsamen Bankenmarktes bis 1992 zu vollenden. Bestandteile dieses Konzepts ist die Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit in der Gemeinschaft nach dem Prinzip der Heimatlandkontrolle, das durch die 4. KWG-Novelle zum 1.1.1993 in deutsches Recht umgesetzt worden ist. Die in einem Mitgliedstaat erteilte Erlaubnis zum Betreiben von Bankgeschäften hat hiernach einen europaweiten Geltungsbereich und wird dazu berechtigen, in anderen Mitgliedstaaten Bankdienstleistungen mit oder ohne Errichtung von Zweigstellen zu erbringen, ohne von dem Aufnahmestaat beaufsichtigt zu werden. Voraussetzung hierfür ist die gegenseitige Anerkennung der Aufsichtssysteme, die ihrerseits von wenigstens in den Grundzügen einheitlichen Sicherheitsstandards abhängig ist. Weiterhin gehört in Anlehnung an den freien Warenverkehr das Recht zum Export der heimischen Finanzierungstechniken in andere Mitgliedstaaten zum Konzept der EG-Kommission für einen EG-Bankenmarkt. Bisher wurden erlassen und in deutsches Recht umgesetzt die Erste und Zweite Bankrechtskoordinierungsrichtlinie, die Richtlinie über die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis, die Richtlinie über einen Solvabilitätskoeffizienten für Kreditinstitute sowie die Richtlinie über die Eigenmittel von Kreditinstituten. Erlassen und noch nicht umgesetzt sind die Konsolidierungs-Richtlinie sowie die Richtlinie über die Überwachung und Kontrolle von Großkrediten. Auf Verabschiedung durch den EG-Ministerrat warten noch die Wertpapierdienstleistungs-, die Kapitaladäquanz-, die Sanierungs- und Liquidationsrichtlinie sowie die Richtlinien über Einlagensicherungssysteme und Meldepflichten der Kreditinstitute. 9. Ausblick Für das Verhältnis zwischen Banken und Versicherungen zeichnet sich ein stärkerer Konkurrenzkampf beim Absatz der Bankund Versicherungsdienstleistungen ab. Viele Anzeichen deuten hierbei allerdings darauf hin, daß dieser Wettbewerb nicht ausschließlich zwischen Banken und Versicherungen geführt werden wird. Erkennbare Strategien der Beteiligten zielen vielmehr darauf ab, durch Konzernbildung,

Bankenaufsichtsrechtliche Nonnen Beteiligungsverhältnisse unterhalb der Konzernschwelle und Kooperationsabkommen die vorhandenen Vertriebswege gemeinsam zu nutzen, wobei anzumerken ist, daß die Banken bisher den Vertrieb durch örtlich gebundene Einrichtungen (Zweigstellen), die Versicherungen hingegen den ambulanten Vertrieb bevorzugt haben. Sollte sich die Konzernbildung mit Banken und Versicherungen unter einem Dach (Allfinanz-Konzerne) oder Beteiligungsverhältnisse zwischen beiden Unternehmenssektoren verstärken, so dürfte dies ebenso wie die Konzernbildung im Bankwesen vor einiger Zeit nicht ohne aufsichtsrechtliche Reaktionen bleiben. Literaturauswahl: Arnold/Boos: Die neuen Bestimmungen des Kreditwesengesetzes, in: Die Bank, Nr. 5/93, S. 273-278; Bähre/Schneider: KWG, Kommentar, C. H. Beck, 3. Aufl., München 1986; Beck: KWG, Loseblatt-Kommentar, Deutscher Fachschriften-Verlag Braun GmbH & Co. KG, Wiesbaden 1961; Beckmann/Scholtz: Handbuch für das gesamte Investmentwesen, Loseblattausgabe, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1970; Fleischmann/Bellinger/Kerl: Hypothekenbankgesetz, C. H. Beck, 3. Aufl., München 1979; HeinsiuslHornIThan: Depotgesetz, Kommentar, Walter de Gruyter, Berlin 1975; Lehmann!Schäfer!Cirpka: Bausparkassengesetz und Bausparkassenverordnung, Kommentar, Domus-Verlag, 3. Aufl., Bonn 1987; o. V.: EG-Vorhaben zum Bankaufsichtsrecht, in: Die Bank, Nr. 4/93, S. 250-251; Reischauer!Kleinhans: KWG, Loseblatt-Kommentar, Erich Schmidt Verlag, Berlin 1963; Schork: KWG, LoseblattKommentar, Carl Heymanns Verlag, Köln, Berlin, Bonn, München 1983; Szagunn! Wohlschieß: KWG, Kommentar, W. Kohlhammer, 4. Aufl., Stuttgart, Berlin, Köln, Mainz 1986. Wolf gang Kuntze, Berlin Bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen /. Normziele Das —» Gesetz über das Kreditwesen (KWG) enthält keine explizite Zieldefinition der staatlichen —» Bankenaufsicht; der Gesetzgeber gibt lediglich in § 6 Abs. 2 eine Aufgabenbeschreibung. Nach herrschender Meinung kommen darin zwei wesentli-

Bankenaufsichtsrechtliche Nonnen che Bestandteile des staatlichen, dem KWG generell zugrundeliegenden Aufsichtsziels zum Ausdruck: - Gläubigerschutzziel (Sicherung der den Kreditinstituten (KI) anvertrauten Vermögenswerte); - Funktionssicherungsziel (ordnungsgemäße Durchführung der Bankgeschäfte). Der Gesetzgeber versucht das Aufsichtsziel unter anderem zu erreichen, indem er den KI Verhaltensregeln vorgibt, die den Charakter geschäftspolitischer Restriktionen haben. Die erforderliche Beachtung dieser Restriktionen soll generell dazu dienen, die von Banken im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit einzugehenden Risiken in einem den staatlichen Instanzen - Gesetzgeber, —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK) - hinreichend erscheinenden Ausmaß zu begrenzen und insoweit Gläubigerschutz und Funktionssicherung zu gewährleisten. Die konsequente Ableitung der speziellen Zielinhalte derartiger Verhaltensnormen aus den übergeordneten Komponenten des Aufsichtsziels ist mit Schwierigkeiten verbunden. Dies schon deshalb, weil beide Bestandteile dieser Zielvorschrift Interpretationen zulassen. 1) Das Gläubigerschutzziel läßt sich auf den Schutz des Gläubigervermögens vor Verlusten - im Konkursfall eines KI (Sicherung der ihnen anvertrauten Vermögenswerte; § 6 Abs. 2) als auch - aus dem laufenden Geschäft (Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegenüber ihren Gläubigern; § 10 Abs. 1) beziehen. 2) Das Funktionssicherungsziel entspricht einer institutsübergreifenden Sichtweise. Ihm liegt vor allem die Überlegung zugrunde, daß wirtschaftliche Schwierigkeiten bei einzelnen KI gegebenenfalls auf das gesamte Bankensystem übergreifen und dessen Funktionsfähigkeit beeinträchtigen können. Die in den geltenden bankaufsichtsrechtlichen Normen zum Ausdruck kommenden konkreten, operational formulierten Anforderungen an das Bankenverhalten lassen keinen unmittelbaren Bezug 53

Bankenaufsichtsrechtliche Normen auf das Funktionssicherungserfordernis, etwa im Sinne der Sicherung ungestörter technisch-organisatorischer Abläufe in den KI oder einer ungestörten Marktversorgung mit finanziellen und nicht finanziellen Dienstleistungen durch die KI, erkennen. A m ehesten erscheint eine Interpretation, wie sie auch Krümmel [1] gibt, zutreffend, die das Funktionssicherungsziel in diesem Kontext als Erfordernis der Sicherung der Zahlungsfähigkeit der KI (—> Liquiditätspolitik in KI) ausweist. Eine derartige Liquiditätssicherung mindert die Konkurswahrscheinlichkeit und damit die Wahrscheinlichkeit möglicher Störungen der gesamtwirtschaftlichen Abläufe; insoweit reduziert sie auch die Gefahr der Entstehung von Mißständen, die „... erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeiführen können" (§ 6 Abs. 2). Diese Zuordnung eines Normzieles zu einer Aufsichtszielkomponente hat jedoch keineswegs Ausschließlichkeitscharakter. Vielmehr kann beispielsweise mit der Sicherung von Gläubigervermögen vor Verlusten - insbesondere aus dem laufenden Geschäft - eine Minderung der Wahrscheinlichkeit von Funktionsstörungen in der Kredit Wirtschaft verbunden sein. Im übrigen ist festzustellen, daß mit der Vorgabe der bisher dargestellten Aufsichtszielkomponenten und der daraus ableitbaren Normziele keine staatlich garantierte, absolute Sicherung der Existenz der KI intendiert ist. Eine staatliche Bestandsgarantie wäre schon aus marktwirtschaftlich ordnungspolitischen Gründen inkonsistent. Über die in der Geschäftspolitik eines KI zum Ausdruck kommende Risikopräferenz bzw. über seine Existenzberechtigung müssen grundsätzlich die Marktpartner entscheiden. Das heißt: Der mit der Verfolgung von Aufsichts- bzw. Normzielen realisierbare Zielerreichungsgrad ist nicht bestimmt durch eine totale, staatlich garantierte Sicherung gegenüber existenzbedrohenden bzw. funktionsgefährdenden zufälligen Ereignissen. Das „Sicherungsniveau" wird vielmehr - unter Berücksichtigung ggfs. bestehender nichtstaatlicher, kollektiver Einlagensicherungssysteme (—* Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe) 54

Bankenaufsichtsrechtliche Normen festgelegt durch die Entscheidung bankaufsichtsrechtlicher Instanzen über den nach ihrem Ermessen hinreichenden Umfang einer mit Risikobegrenzungsnormen anzustrebenden Sicherung. Insofern sind diese Normen als ergänzende Maßnahmen der Marktkontrolle - weniger als Mindestanforderungen an die KI - zu verstehen [2]. 11. Norminhalte Die Umsetzung der Normziele - Schutz des Gläubigervermögens vor Verlusten (im Konkursfall / aus dem laufenden Geschäft) - Sicherung der Zahlungsfähigkeit in allgemeinverbindliche, konkrete Verhaltensanforderungen für die KI ist mit Schwierigkeiten verbunden. Diese Schwierigkeiten resultieren aus der erforderlichen Berücksichtigung zahlreicher, komplexer und heterogener, unter Ungewißheit zu treffender, risikobehafteter Entscheidungen in KI sowie grundsätzlichen Problemen der Risikoerfassung bzw. -bewertung. Aber auch das Erfordernis, Nachweis und Kontrolle der Normeinhaltung operational und möglichst wirtschaftlich zu gestalten, hat vereinfachende, zum Teil einseitige Festlegungen bzw. Kompromißlösungen zur Folge. Der Gesetzgeber hat in den §§ 10, 10a, 11, 12, 13 und 13a KWG die bankaufsichtsrechtlichen Risikobegrenzungserfordernisse in zum Teil grundsätzlicher, zum Teil detaillierter Form festgeschrieben. Darüber hinaus erteilte er dem BÄK spezielle Anordnungsbefugnisse zur Präzisierung von Erfordernissen, die im Gesetz (§§ 10 bzw. 10a und 11) nur im Grundsatz formuliert wurden (Erfordernisse eines „angemessenen" —» haftenden Eigenkapitals (hEK) und einer „ausreichenden" Zahlungsbereitschaft). Das BÄK hat dementsprechend —> „Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute" vom 20.1.69 bekanntgegeben (Bekanntmachung vom 19.12.85). Nach diesen Grundsätzen (GS) I, Ia, II und III beurteilt das Aufsichtsamt im Regelfall, ob das hEK (gem. §§ 10 bzw. 10a) angemessen ist und ob die Liquidität (gem. § 11) ausreicht. Während dabei der GS I durch die Umsetzung der EG-Richtlinie zum —» Solvabilitätskoeffizienten bereits zum 1.1.1993 umfassend modifiziert

Bankenaufsichtsrechtliche Normen worden ist, werden die GS Ia durch die Berücksichtigung der —> Kapitaladäquanzrichtlinie voraussichtlich zum 1.1.1995 sowie die GS II und III durch die Umsetzung der —» Liquiditätsrichtlinie (in Vorbereitung) zu einem noch späteren - bis jetzt noch nicht abschätzbaren - Zeitpunkt an das geltende EG-Recht angepasst. Im Prinzip sind die risikobegrenzenden Verhaltensregeln als Strukturnormen ausgebildet. Das bedeutet, es wird die Einhaltung bestimmter Relationen zwischen risikorelevanten Unternehmensgrößen (Aktiv-, Passivbeständen) eines KI gefordert. Dem Normziel „Schutz des Gläubigervermögens vor Verlusten" entsprechend werden risikobehaftete Aktiva in Beziehung gesetzt zum hEK (verstanden als Verlustausgleichspotential); dabei wird unterstellt, daß durch die jeweils erfaßten Bestände die vom KI eingegangenen Vermögensverlustrisiken zum Ausdruck kommen. Dem Normziel „Sicherung der Zahlungsfähigkeit" entsprechend werden definierte Finanzanlagen- und Finanzierungsmittelbestände orientiert am Fristenkongruenzprinzip (—> goldene Bankregel und Bodensatzregel) zueinander in Beziehunggesetzt. Die nachfolgende Zusammenstellung der vom Gesetzgeber und vom BÄK im einzelnen festgelegten Normen vermittelt lediglich einen skizzenhaften Überblick; die Norminhalte wurden auf ihre wesentlichen Komponenten reduziert. Normziel: Schutz des Gläubigervermögens vor Verlusten §10

Eigenkapitalausstattung Forderung nach „angemessenem haftendem Eigenkapital". Definition „haftendes Eigenkapital", differenziert nach Rechtsformen der KI und speziellen Zurechnungsbestandteilen.

Bankenaufsichtsrechtliche Normen fache hEK. Zu den anrechnungspflichtigen Risikoaktiva gehören u.a. neben „normalen" bilanzwirksamen Aktiva wie Krediten, Beteiligungen, Wertpapieren und Sachanlagen auch nichtbilanzwirksame Geschäfte wie Garantien und Bürgschaften, Kreditzusagen sowie Finanzswaps, Termingeschäfte und Optionsrechte. Gewichtung der einzelnen Positionen entsprechend der unterschiedlichen Bonität der Vertragspartner. GS Ia

Begrenzung bestimmer mit Preisrisiken behafteter Positionen (Risikopositionen) Täglich bei Geschäftsschluß: Bestimmte Risikopositionen insgesamt < 42% hEK. Im einzelnen: 1) Positionen mit Devisenkursund Edelmetallrisiken: Summe der offenen Positionen in fremder Währung und Edelmetallen < 21 % hEK. 2) Bestimmte Positionen mit Zinsänderungsrisiken: Summe der gewichteten Risikowerte aus Zinstermingeschäften + Summe der Risiken aus Stillhalterpositionen bei Zinsoptionen < 14% hEK. 3) Bestimmte Positionen mit sonstigen Preisrisiken: Summe der Termingeschäfte mit sonstigem Preisrisiko (soweit sie nicht gleichartige Gegenstände absichern [z.B. Aktientermingeschäfte]) + Summe der Risiken aus Stillhalterpositionen bei Optionen mit sonstigem Preisrisiko < 7% hEK. Begrenzung Sach- und Finanzanlagen

§ 10a

Eigenkapitalanforderungen gem. § 10 für Institutsgruppen. Definition „Institutsgruppe". Definition des Verfahrens zur „Zusammenfassung" des hEK.

Anlagen in Grundstücken, Gebäuden, Geschäftsausstattung, Schiffen, Unternehmensanteilen, Forderungen aus Vermögenseinlagen als stiller Gesellschafter und aus Genußrechten (berechnet nach Buchwerten) £ hEK. Abgrenzung nicht einzubeziehender Anlagen.

GSI

Begrenzung Risikoaktiva

Begrenzung Großkredite

Gewichtete Risikoaktiva £ 12,555

Bankenaufsichtsrechtliche Normen Großkreditdefinition: Kredite an einen Kreditnehmer, (Begriffe vgl. § 19) die > 15% hEK. Einzelner Großkredit < 50% hEK. Alle Großkredite (eines KI) < 8fache hEK. § 13a

Großkreditbegrenzung gem. § 13 für Kreditinstitutsgruppen. Definition KI-Gruppe (abweichend von § 10a Abs. 2).

Normziel: Sicherung der Zahlungsbereitschaft §11

Liquiditätserfordernis Forderung, Mittel so anzulegen, „daß jederzeit eine ausreichende Zahlungsbereitschaft gewährleistet ist".

GS II

Definierte langfristige Anlagen < definierte langfristige Finanzierungsmittel.

GS III Definierte kürzerfristige Anlagen < definierte kürzerfristige Finanzierungsmittel. III. Probleme 1. Eigenkapitalabgrenzung Das Eigenkapital der KI kann in der im § 10 festgeschriebenen Zwecksetzung und Abgrenzung („haftendes Eigenkapital") als zentraler Risikobegrenzungs- bzw. -dekkungstatbestand charakterisiert werden. Dagegen rückt die Einbindung des „Eigenkapitals" in den GS II die Finanzierungsfunktion gegenüber der Garantie- und Haftungsfunktion in den Vordergrund. Die Abgrenzung der in das „haftende Eigenkapital" einzubeziehenden Bestandteile ist grundsätzlich vom Sicherungszweck (§ 10 Abs. 1, S. 1) bestimmt; das heißt, diese Kapitalelemente müssen geeignet sein, dauerhaft zum Schutz der Gläubigervermögen vor Verlusten aus dem laufenden Geschäft und vor Verlusten im Konkursfall zu dienen. Im Konkursfall sind die Gläubiger nur geschützt, wenn die aus der —» Liquidation des Vermögens gewonnenen Gegenwerte zur Deckung der Schulden und der Konkursaufwendungen ausreichen. Das Eigenkapitalerfordernis müßte insoweit am Liquidationsdisagio ausgerichtet sein. Diese Größe ist mit hinreichender Genauigkeit nicht zu prognostizieren. Gleichwohl macht 56

Bankenaufsichtsrechtliche Normen diese Überlegung deutlich, daß die Eignung des hEK zur Sicherung des GläubigerVermögens im Konkursfall, so wie es definiert und als Konstruktionselement in das Relationengefüge geltender Strukturnormen eingebettet ist, unter bestimmten Bedingungen durchaus in Frage gestellt werden kann. Im Detail ergeben sich Abgrenzungsprobleme vor allem unter der Fragestellung, ob lediglich eigene Mittel einzubeziehen sind (Ausschluß nachrangiger Verbindlichkeiten) und ob nur eingezahlte Mittel, d.h. solche, die sich unmittelbar im Vermögensbestand der KI niederschlagen, als Bestandteile des hEK anerkannt werden sollen. Als nicht eingezahlte Bestandteile gelten Vermögenswerte, deren Zufluß an den Eintritt entsprechender Verlusttatbestände gebunden ist, z.B. Zuflüsse aufgrund von Verlustübernahme- und Haftungsverpflichtungen Dritter sowie aus dem freien Vermögen voll haftender Gesellschafter. Solange diese Mittel nicht zugeflossen sind, ist mit ihnen, im Gegensatz zu eingezahlten Mitteln, grundsätzlich Ungewißheit über die Höhe der effektiv im Konkursfall verfügbaren Gegenwerte verbunden. Gleichermaßen kontrovers wird die Einbeziehung —» stiller Reserven behandelt, vor allem je nach der Einschätzung möglicher Schwierigkeiten der Quantifizierung durch Dritte (BÄK). Trotz der im Vorfeld teilweise kontrovers geführten Diskussion o.g. Punkte hat sich der Gesetzgeber durch die am 1.1.1993 in Kraft getretene 4. KWG-Novelle zu einer Erweiterung der Definition des haftenden Eigenkapitals entschlossen. Durch die Übernahme der EG-Eigenmittelrichtlinie [3] in deutsches Recht setzt sich das haftende Eigenkapital künftig aus zwei verschiedenen Komponenten zusammen. Zum einen handelt es sich dabei um das Kernkapital, das im wesentlichen das eingezahlte Grundkapital und die Rücklagen umfasst. Zum anderen ist das Ergänzungskapital zu nennen, das neben Genußrechtskapital und nachrangigen Verbindlichkeiten auch Neubewertungsreserven beinhaltet, die aus den unrealisierten Buchgewinnen im Grundbesitz, Wertpapieren und Beteiligungen gebildet werden dürfen. Eine Anrechnung dieser stillen Reserven ist allerdings nur

Bankenaufsichtsrechtliche Nonnen dann möglich, wenn das o.g. Kernkapital mind. 4,4% der Risikoaktiva beträgt und wird dabei zusätzlich in ihrer Höhe auf max. 1,4% der Risikoaktiva begrenzt. Gemindert werden müssen Kern- und Ergänzungskapital um bestimmte Abzugsposten, die u.a. die Beteiligungen (> 10%) an anderen Kredit- und Finanzinstituten beinhalten [4]. 2. Quantitative Risikobegrenzungsrelation Mit Grundsatz I (—» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute) wird eine quantitativ bestimmte Relation zwischen einem Risikodeckungstatbestand (hEK) und den gewichteten Risikoaktiva definiert. Die Abgrenzung der anrechnungspflichtigen Risikoaktiva und die damit verbundene Bonitätsgewichtung der Geschäftspartner (2.1) sowie die quantitative Festlegung der Relation zwischen Deckungstatbestand und risikotragenden Größen (2.2) stellen - neben dem Fragenkomplex der Abgrenzung des Haftungskapitals - weitere zentrale Problembereiche bankaufsichtsrechtlicher Risikobegrenzung dar. 2.1. Die Risikoaktiva werden als repräsentativ für das in ihnen enthaltene Risiko - gemeint ist nach herrschender Meinung das —> Adressenausfallrisiko - angesehen. Der Kreis der anrechnungspflichtigen Geschäfte umfaßt dabei neben den „normalen" bilanzwirksamen Aktiva wie Krediten, Beteiligungen, Wertpapieren und Sachanlagen auch bilanzunwirksame Geschäfte wie Garantien und Bürgschaften sowie Kreditzusagen. Des weiteren werden zu den Risikoaktiva auch bilanzunwirksame, derivative Finanzprodukte wie z.B. Finanzswaps, Termingeschäfte und Optionsrechte über vertretbare Gegenstände gezählt [5]. Der unterschiedlichen Bonität der Vertragspartner bei den anrechnungspflichtigen Geschäften wird durch Bonitätsgewichtungsfaktoren mit einer Aufteilung in einzelne Bonitätsgruppen Rechnung getragen. Mit den Gewichtungsfaktoren wird die jeweilige Bemessungsgrundlage des Geschäftes entsprechend der Bonität des Geschäftspartners reduziert. Neben der individuellen Bonität der Geschäftspartner wird in den Bonitätsgewichtungsfaktoren auch die geographische „Herkunft" des Geschäftspartners berücksichtigt. Hier gilt im GS I der

Bankenaufsichtsrechtliche Normen Grundsatz der „OECD-Präferierung", mit dem Risikoaktiva aus OECD-Ländern gegenüber Nichtmitgliedstaaten privilegierte Bonitätsgewichte erhalten. [6]. Mit diesem Konzept der Bildung von Risikoklassen und der Festlegung unterschiedlicher Anrechnungsfaktoren je Klasse wird versucht, den gegebenfalls erheblich voneinander abweichenden Verlustwahrscheinlichkeiten einzelner Risikoaktiva Rechnung zu tragen. Neben der teilweise problematischen Festlegung der Gewichtungsfaktoren bleibt in diesem Zusammenhang auch kritisch anzumerken, ob es sachgerecht erscheint, z.B. im Bereich der bilanziellen Aktiva auf vergangenheitsorientierte Buchwerte und nicht etwa auf Plandaten Bezug zu nehmen. Grundsätzlich problematisch erscheint auch weiterhin, daß - auch durch die Neuregelung in der 4. KWG-Novelle - das hEK doppelt belegt wird: Mit Adressenausfallrisiken (GS I) und mit Preisrisiken (GS Ia). Sachlogisch überzeugend wäre demgegenüber z.B. eine Regelung, nach der die in GS Ia definierten Obergrenzen flexibel an den tatsächlichen Auslastungsgrad gemäß GS I gekoppelt würden. Die Doppelbelegung des Eigenkapitals erfordert eine (weitere) grundlegende Neufasung der GS I/Ia, mit der durch die Umsetzung der —» Kapitaladäquanzrichtlinie in deutsches Recht aber erst für das Jahr 1995 zu rechnen ist. Aufgrund der inzwischen weiten Verbreitung neuer Finanzprodukte und ihrer Bedeutung in der Geschäftsstruktur der Kreditinstitute seien die Besonderheiten in der Behandlung bilanzunwirksamer, derivativer fremdwährungs-, zins- und aktienbezogener Geschäfte in Form von Finanzswaps, Termingeschäften und Optionsrechten mit Hilfe des GS I näher erläutert. Grundlage für dieses Vorgehen im GS I bildeten die Bestimmungen der EG-Richtlinie zum —> Solvabilitätskoeffizienten [7]. Nach der sog. Marktwertmethode (marking to market) wird zunächst ermittelt, ob ein Neuabschluß des ursprünglichen Kontraktes bei Ausfall des Geschäftspartners zu Verlusten führen würde (Ermittlung der Wiederbeschaffungskosten). Um laufzeitabhängigen Einflüssen auf das Risikoausmaß Rechnung zu tragen, wird ein von der Restlaufzeit abhängiger Zusatzfaktor (add on), differenziert nach Zins- und Währungskontrakten, hinzugerechnet (z.B. Restlaufzeit > ein Jahr: 0,5% bei Zinskontrakten, 5% bei Währungskontrakten, bezogen auf den Nennwert des

57

Bankenaufsichtsrechtliche Normen Kontrakts). Wiederbeschaffungskosten und Wert des „add on" werden addiert; diese Zwischensumme wird multipliziert mit dem Anrechnungsfaktor, der der jeweiligen Gegenpartei (bzw. dem zugrundeliegenden Sicherungsgut) gemäß Risikoklassenschema zuzuordnen ist. Die so berechnete Endsumme stellt den in die Strukturnorm eingehenden risikoabbildenden Betrag dar. Eine weitere Methode - „Laufzeitmethode" basiert auf der Berücksichtigung von Nennwerten und Ursprungslaufzeiten.

2.2. Risikobegrenzungsgröße und risikoabbildende Größen werden nach dem Konstruktionsprinzip des GS I bzw. Ia durch einen Multiplikator (Transmissionssatz, Koeffizienten) miteinander verknüpft. Grundsatz I: 12,5-fache hEK > Risikoaktiva hEK > 8% der Risikoaktiva Der Umfang der normativen Begrenzung risikobehafteter Engagements wird durch die quantitative Ausprägung dieses Multiplikators wesentlich beeinflußt. Insofern kommt in der festgelegten Höhe des Multiplikators das nach dem Ermessen der Aufsicht sanktionierte „Sicherungsniveau" zum Ausdruck. Dabei ist zu berücksichtigen, daß die Risikobegrenzungswirkung der Norm auch beeinflußt ist von der Abgrenzung der Bestandteile der Begrenzungsgröße sowie von der Auswahl, Klassifikation und Gewichtung der Risikomeßgrößen. Die quantitative Bestimmung des Multiplikators auf das 12,5-fache des hEK geht auf die Regelungen der EG-Richtlinien zum—> Solvabilitätskoeffizienten zurück, die einen Mindestbestand an Eigenkapital in Höhe von 8% vorschreibt, der sich dabei zu mindestens 50% aus Kernkapital zusammensetzen muß. Auf die Terminologie des GS I übertragen bedeutet diese Festlegung auf 8% die o.g. Beschränkung der Risikoaktiva auf das 12,5-fache des hEK. 3. Liquiditätserfordernis Das BÄK hat mit den GS II und III konkretisiert, wonach es im Regelfall beurteilt, ob in einem KI die gem. § 11 geforderte „ausreichende Zahlungsfähigkeit" gewährleistet ist. Grundgedanke der Regelung ist, liquiditätspolitisch relevante Restriktionen der Finanzierungs- und Anlageentscheidungen, d.h. bestimmte Strukturerfordernisse zwischen Passiva und Aktiva auf einer 58

Bankenaufsichtsrechtliche Nonnen lang- und einer kürzerfristigen Ebene vorzugeben. Maßgebend für die Strukturierung sind Fristenkongruenzvorstellungen, wie sie in der „goldenen Bankregel" und in Vorstellungen über die Existenz relativ stabiler „Bodensätze" ihren Ausdruck finden. Steuerungselemente sind vergangenheitsbezogene Bilanzbestände mit ihren Ursprungslaufzeiten . Dieser Ansatz ist wenig zweckmäßig: Generell gesehen schon deshalb, weil sachgerechte Steuerungselemente der Zahlungsfähigkeit bzw. der Liquiditätserhaltung nicht Bilanzbestände, sondern erwartete Ein- und Auszahlungen sind. Zwar wird mit den Strukturerfordernissen zugleich - indirekt - die Haltung einer Liquiditätsreserve erzwungen (Bsp. Spareinlagen als Finanzierungsmittel: max. 60% langfristige, max. 20% kurzfristige Anlage, Konsequenz: mindestens 20% der Spareinlagen sind in liquiden und liquiditätsnahen Aktiva zu halten). Wiederum ist jedoch zu bedenken, daß Liquiditätsreserveerfordernisse grundsätzlich nicht von Fristenstrukturen vergangenheitsorientierter Bestände, die das Spektrum der im Gesamtunternehmen zu erwartenden Zahlungen aus mehreren Gründen unvollständig wiedergeben, abhängig sind. Sie sind vielmehr bestimmt von leistungswirtschaftlich bedingten Asynchronitäten zwischen Ein- und Auszahlungen und von der bestehenden Ungewißheit über zukünftige Zahlungen. Eine generelle Alternative zu der wenig sachgerechten Ausgestaltung der GS II und III könnte z.B. darin bestehen, die normative Sicherung der Zahlungsfähigkeit auf die Begrenzung eines speziell mit der bankbetrieblichen Zahlungs- bzw. Gelddisposition verbundenen Risikos zurückzuführen. Sind die Märkte, die KI zur Geldbeschaffung offenstehen, effizient und kann insbesondere die Bonität eines KI den übrigen Marktteilnehmern störungsfrei signalisiert werden, dann ist davon auszugehen, daß die KI sich jederzeit die erforderliche Liquidität an den Geldmärkten beschaffen können; offen ist nur, zu welchen Konditionen. Insoweit stellt sich das grundsätzlich mit der Aufrechterhaltung der „Zahlungsfähigkeit" verbundene Risiko als ein —» Zinsänderungsrisiko dar. Auch in diesem Bereich ist durch die Um-

Bankenaufsichtsrechtliche Normen

Setzung der —» Liquiditätsrichtlinie der EG (in Vorbereitung) in deutsches Recht eine umfassende Änderung bzw. Ablösung der GS II/III zu erwarten, über deren konkreten Termin allerdings noch keine Angaben gemacht werden können. 4. Umfassende Risikobegrenzungsnorm Das System der im KWG enthaltenen Risikobegrenzungsnormen ist unvollständig; einzelne Risikoarten, z.B. das Zinsänderungsrisiko, bleiben innerhalb des Systems unberücksichtigt. Vor allem aber werden die verschiedenartigen Risiken durch den jeweiligen Bezug auf das hEK isoliert begrenzt. Eine zusammenfassende, integrative Steuerung der Risiken erfolgt nicht. Die mögliche Ausgestaltung einer Norm, mit der versucht wird, die jeweiligen Ausprägungen der wichtigsten Risikoarten in einen einheitlichen, geschlossenen Systemzusammenhang zu bringen, sei an einem Entwurf verdeutlicht, der u.a. von einer Professoren-Arbeitsgruppe [8] vorgelegt wurde. Nach einer derartig umfassenden Norm würde die Summe der insgesamt eingegangenen Risiken verschiedener Art durch das jeweils verfügbare hEK begrenzt. Für die KI wäre vorteilhaft, daß sie - z.B. entsprechend ihrer besonderen Geschäftsstruktur - risikopolitisch flexibler agieren könnten. Sie wären in der Lage, über den einzugehenden Risikoumfang je Risikoart innerhalb des vorgegebenen Gesamtrahmens selbst zu entscheiden. Im einzelnen werden in der Norm vier Risikoarten - Allgemeines Ausfallrisiko (Rb), Spezielles Ausfallrisiko von Großkrediten (Ro), Zinsänderungsrisiko (R z ) und Wechselkursrisiko (R w ) - additiv verknüpft und in ihrer Gesamtsumme durch das hEK begrenzt: R B + Rg + R z + Rw — hEK Die Risikosumme je Risikoart ist wie folgt zu erfassen: R B = oc (0,0 B[ + 0,2 B„ + 0,5 B U I + 1 , 0 B I V ) Risikorepräsentanz von Büanzbeständen; Risikoklassenbildung (B,, ..., B IV ) und Gewichtung (0%, 20%, 50%, 100%) entsprechend der Risikoqualität. Der Faktor a wäre vom BÄK bezogen auf die geltende Regelung (GS I Abs. 1) vorzugeben, jedoch unter Berücksichtigung des Gesamtzusammenhangs der Risikosummen je Risikoart in der umfassenden Norm.

Bankenaufsichtsrechtliche Normen

Besonderer Anrechnungssatz auf das Obligo (G) des jeweiligen Kreditnehmers (j), wobei die Höhe des Satzes mit dem Umfang des Obligos, gemessen am hEK, steigen soll. Der Faktor (ß) ist wiederum vom BÄK vorzugeben. Anrechnungsbeträge für das Obligo der einzelnen Kreditnehmer als Ausdruck für das spezielle Ausfallrisiko von Großkrediten. Definition von Bagatellgrenzen möglich (z.B. nur Gj > 15% hEK).

R z = Ar

t 2

t=0

(aT, - pTt) t

Offene Festzinspositionen (Tilgungszahlungen Aktiv/Passiv: aT, — pT,), gewichtet entsprechend ihrem Abstand vom Betrachtungszeitpunkt (t) und Multiplikation der so gewichteten offenen Positionen mit dem für die Zinsänderung unterstellten Wert (Ar). Veränderung des Kapitalwertes approximativ (Abzinsungsfaktor: 1 — r • t) ermittelt als Ausdruck des Zinsänderungsrisikos.

Rw = 7 W Ermittlung der Summe sämtlicher offener Positionen, Währungen bzw. Edelmetalle (W); Multiplikation mit Faktor (Y) ergibt Anrechnungsbetrag für das mit der Gesamtposition verbundene Risiko. Neben linear steigendem Anrechnungsbetrag - konstanter Faktor (y) - auch progressiv steigende Beträge (Risikogrößenklassen, stetige Funktion unterstellt) möglich.

Dieses Normensystem ist umfassend und integrativ. Methodisch gesehen basiert die Risikomessung, analog zu den geltenden Risikobegrenzungsnormen, auf Näherungslösungen. Das betrifft die Verwendung von Beständen zur Risikoabbildung und die Risikoklassenbildung ebenso wie die Vernachlässigung von Diversifikationseffekten im Kreditportefeuille, die additive Verknüpfung der jeweiligen Ausprägung verschiedener Risikoarten und die approximative Kapitalwertberechnung. Der approximative Charakter der vorgeschlagenen Meßmethoden verdeutlicht nochmals das Spannungsverhältnis zwischen theoretischen und pragmatischen Anforderungen [9], unter dem Problemlösungen gefunden werden müssen: Orientiert an exakten Berechnungsmethoden sind pragmatisch ausgerichtete Näherungsverfahren abzuleiten und Richtgrößen zu finden, die ggfs. nur tendenziell, aber doch allgemein akzeptierbar als jeweiliges Maß verschiedenartiger Risiken und damit als geeignete Konstruktionselemente bankauf59

Bankeinzugsverfahren sichtsrechtlicher Risikobegrenzungsnormen gelten können. Literatur: [1] Krümmel, H. J., Einige Probleme der Konstruktion bankaufsichtsrechtlicher Risikobegrenzungsregeln, in: Bankaufsicht, Bankbilanz und Bankprüfung. Hrsg.: Forster, K.-H., Düsseldorf 1985 [2] Degenhart, H., Zweck und Zweckmäßigkeit bankaufsichtsrechtlicher Eigenkapitalnormen, Berlin 1987 [3] Richtlinie des Rates vom 17.4.1989 über die Eigenmittel von Kreditinstituten (89/299/EWG) [4] ausführlich: § 10 Abs. 4 + 6aKWG-E. [5] Boos, K.-H., Schulte-Mattler, H.: Neuer Eigenkapitalgrundsatz I vorgelegt, in: Die Bank 11/92, S. 639-643. [6] ebenda. [7] Richtlinie des Rates vom 18.12.1989 über einen Solvabilitätskoeffizienten für Kreditinstitute (89/647/EWG) [8] Professoren-Arbeitsgruppe, Bankaufsichtsrechtliche Begrenzung des Risikopotentials von Kreditinstituten, in: DBW47 (1987), S. 285-302 [9] Bitz, M., Hemmerde, W., Rausch, W., Gesetzliche Regelungen und Reformvorschläge zum Gläubigerschutz, Berlin, Heidelberg, New York, Tokyo 1986 Prof. Dr. Fritz Philipp, Mannheim Bankeinzugsverfahren Verfahren für den Lastschrifteneinzug. Siehe—> Lastschriftverkehr. Bankengeldmarkt —» Geldmarkt, auf dem Zentralbankguthaben mit unterschiedlicher Befristung (—> Tages- und —» Termingelder) und —> Geldmarktpapiere (—* Schatzwechsel, unverzinsliche —» Schatzanweisungen,—> Mobilisierungs- und —» Liquiditätspapiere, —> Privatdiskonten) gehandelt werden (Geldmarkt im engeren und weiteren Sinne). B. ist der Geldmarkt, auf dem als Geschäftspartner die —» Geschäftsbanken und die —> Zentralbank auftreten. Der Geldmarkt ist in erster Linie B. Bankengeschäftsstruktur Zusammensetzung des Leistungsprogramms eines Kreditinstituts. In neueren Ansätzen des —» Portfolio-Managements wird die Summe aller —» strategischen Ge60

Bankenkonsortium schäftsfelder als B. bezeichnet. Eine optimale B. liegt dann vor, wenn die im Portfolio-Management ermittelten Markt- und Sicherheitsspielräume weitestgehend ausgenutzt sind, die Sicherheitslücken andererseits jedoch vollständig geschlossen wurden. Bankengesetz verkürzte Bezeichnung für „Bundesgesetz über die Banken und Sparkassen" vom 8. November 1934 und seine bisherigen Revisionen. Alle Geschäftsbanken, Sparkassen, Privatbankiers und bankähnlichen Finanzgesellschaften der Schweiz sind dem B. unterstellt. Bankenkonsortium Zusammenschluß von Banken unter Führung einer Bank (Konsortialführerin). Zweck ist die Durchführung spezifischer Geschäfte mit —» Risikoverteilung auf die Konsortialbanken. Dem B. liegt ein Konsortialvertrag zugrunde. Bei inländischen B. handelt es sich grundsätzlich um Gesellschaften des Bürgerlichen Rechts (§ 705 BGB). Die Konsortialführerin führt das Konsortialkonto, während die übrigen Konsortialbanken anteilmäßig am Gewinn bzw. Verlust beteiligt sind (jeweils abzüglich einer Provision, die der Konsortialführerin für ihre Dienste zukommt). Nach Art der Geschäfte unterscheidet man: Das —» Emissionskonsortium ist der häufigste Fall, durch das bei der Effektenemission eine sichere und kostengünstige Unterbringung beim Publikum erreicht werden kann. Ubernimmt das B. die —» Emission als Eigengeschäft, so spricht man von einem Ubernahmekonsortium. Wird das B. nur als Werbungs-, Verwaltungs- und Zeichnungsstelle tätig, so handelt es sich um ein Begebungskonsortium (Placierungskonsortium). Im —* Großkreditgeschäft werden Kreditkonsortien gebildet, wenn eine Bank allein nicht das erforderliche Kapital aufbringen kann. Weitere B.: Kursregulierungskonsortium zur Kurspflege emittierter Effekten; Schutz- oder Poolkonsortium zum Schutz vor Übernahme von Gesellschaften durch Vereinigung entsprechender Aktienpakete; Gründungs-, Sanierungs- und Stützungskonsortium. Das B. wird in der Regel

Bankenliquidität nach Erreichung des Geschäftszweckes wieder aufgelöst. Bankenliquidität Fähigkeit der Banken, alle Zahlungsverpflichtungen stets pünktlich und termingerecht erfüllen zu können. Aufgrund der speziellen Ausrichtung des Bankgeschäfts auf die finanzielle Sphäre kommt der Aufrechterhaltung der B. eine zentrale unternehmenspolitische Bedeutung zu. Mit den —» Grundsätzen über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute hat das BÄK Bilanzstrukturnormen aufgestellt, die die B. sichern sollen. Die bankindividuelle Planung der B. erfolgt im Rahmen der —» Liquiditätspolitik in Kreditinstituten, wobei im allgemeinen Finanzpläne verwendet werden. Bankenstatistik (BaSta) bankenstatistische Erhebungen der —> Deutschen Bundesbank. Auf der Grundlage von § 18 BBankG ist die Deutsche Bundesbank zur Erfüllung ihrer Aufgaben, insbesondere zur Sicherung der Währung, berechtigt, von den —» Kreditinstituten Angaben über ihre Geschäftstätigkeit zu verlangen. Diese monatlichen Meldungen der Kreditinstitute werden von der Deutschen Bundesbank aufbereitet und unter gesamtwirtschaftlichen Gesichtspunkten in ihren Monatsberichten und Statistischen Beiheften veröffentlicht und teilweise erläutert. Das statistische Zahlenmaterial ermöglicht eine Analyse der Lage in der Kreditwirtschaft, der Verhältnisse innerhalb der verschiedenen Bankengruppen und der allgemeinen konjunkturellen Entwicklung. Deshalb bilden diese Informationen eine Grundlage für geld- und kreditpolitische Entscheidungen. Bankenstrukturkommission —» Studienkommission „Grundsatzfragen der Kredit Wirtschaft". Bankensystem charakterisiert durch die Art und Menge der —> Kreditinstitute und ihre Beziehungen zueinander. In der Bundesrepublik Deutschland läßt sich das B. aufteilen in das Zentralbankensystem mit der—* Deutschen Bundesbank an der Spitze, deren Hauptaufgabe in der Sicherung der Währung liegt, und dem Geschäftsbankensystem,

Banken und Versicherungen das sich wiederum in —» Universalbanken und —> Spezialbanken gliedern läßt. Der Typ der Universalbank, deren Leistungsangebot sich grundsätzlich auf alle Geschäftsarten bezieht, überwiegt im bundesdeutschen B.; Spezialbanken (—> Realkreditinstitute, —» Teilzahlungsbanken, —> Investmentgesellschaften, -> Kreditinstitute mit Sonderaufgaben) haben aufgrund ihres eingeschränkten Angebots eine untergeordnete Bedeutung. Banken und Versicherungen 1. Funktionen von Banken und Versicherungen Sowohl Banken als auch Versicherungsunternehmen weisen als —» Finanzintermediäre auf beiden Seiten der Bilanz im wesentlichen nur Finanzvermögenspositionen und Verbindlichkeiten auf. Ebenso wie bei den übrigen Finanzintermediären (z.B. Leasing-, Factoringgesellschaften, Finanzmakler) resultieren diese bilanziellen Größen auch bei Banken und Versicherungsunternehmen aus der Wahrnehmung liquiditäts- und risikoorientierter Funktionen (vgl. Abb. 1). Bank- und Versicherungsbetriebliche Funktionen

Liquiditätstransformation

Losgrößentransformation Abb.l

Fristentransformation

Risikotransformation

horizontale Risikotransformation

vertikale Risikotransformation

Die liquiditätsbezogene Aufgabe der Banken und Versicherungen besteht allgemein darin, finanzielle Mittel von denjenigen Wirtschaftseinheiten, die Finanzmittelüberschüsse besitzen, zu denjenigen Wirtschaftssubjekten, die finanzielle Defizite aufweisen, zu transferieren. Diese Tätigkeit wird von den Kreditinstituten mit der Hereinnahme bestimmter Einlagen und der Vergabe kurz-, mittel- und langfristiger 61

Banken und Versicherungen Kredite ausgeübt, bei Versicherungsunternehmen läßt sich der Liquiditätstransfer zum einen in der mit Sparprozessen verknüpften kapitalbildenden —» Lebensversicherung und der —» Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr nach vollziehen, zum anderen fließen den Versicherern die Prämien zu Beginn einer Vertragsperiode zu, so daß sich zwangsläufig bis zum Zeitpunkt des Schadeneintritts und der Schadenregulierung ein Anlagebedarf ergibt. Mit der Weiterleitung finanzieller Mittel einher geht eine Transformation der Geldbeträge in betragsmäßiger und zeitlicher Hinsicht. Die betragsmäßig, auch als -» Losgrößentransformation bezeichnete Umwandlung beinhaltet dabei in der Regel die Hereinnahme vieler kleiner Anlageleistungen, die durch ihre Bündelung die Bereitstellung großer Kapitalbeträge ermöglicht. Banken und Versicherungsunternehmen betreiben diese Losgrößentransformation im fremdbestimmten (Kredit-)Geschäft dadurch, daß im Normalfall die nachgefragten Beträge, die von einzelnen Einlegern respektive Versicherungsnehmern bereitgestellten Mittel übersteigen; im eigenbestimmten (Kapitalmarkt-)Geschäft vollzieht sich die Anlagedisposition ganz zwangsläufig nicht über einzelne, sondern über die insgesamt in einem bestimmten Zeitraum zufließenden Beträge. Unter der zeitlichen Umwandlung, die auch als —> Fristentransformation bezeichnet wird, ist der Ausgleich aktiv- und passivseitig unterschiedlicher Fristigkeitsvorstellungen der Marktpartner zu verstehen, wobei die Transformation kürzerfristiger Passiva in längerfristige Aktivpositionen mit einer positiven Fristentransformation, die Umwandlung längerfristiger Passiva in kurzfristige Aktiva mit einer negativen Fristentransformation verbunden ist. Kreditinstitute üben im Regelfall die positive Fristentransformation aus, denn zum einen möchten Anleger möglichst liquide sein, während die Kreditsuchenden längere Laufzeiten benötigen, zum anderen sind bei einer normalen Zinsstruktur mit zunehmender Laufzeit auch höhere Zinssätze gegeben, so daß aus der positiven Fristentransformation zusätzliche Erträge erzielt werden können. Da die kapitalbildende Lebensversiche62

Banken und Versicherungen rung und die Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr von vornherein sehr langfristig konzipiert sind, besitzt die Fristentransformation bei Versicherungsunternehmen im Gegensatz zu den Banken eine geringe Bedeutung. Vor dem Hintergrund eines ständigen Substitutionsprozesses besteht jedoch auch in Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, während der Laufzeit eines Versicherungsvertrages zufließende Beträge nicht nur bis zum vereinbarten Vertragsende, sondern längerfristig anzulegen. Dem Ausmaß der Fristentransformation sind bei Versicherungen im Vergleich zu den Kreditinstituten jedoch engere Grenzen gesetzt, da bei Schadeneintritt das eingezahlte Kapital zurückgezahlt werden muß und nicht bis zum ursprünglichen Vertragsende zur Verfügung steht. Vorzeitige Verfügungen sind zwar auch in Kreditinstituten anzutreffen, jedoch zählen sie dort zu den nicht mit den Vertragsbestimmungen übereinstimmenden Handlungen, während vorzeitige Auszahlungen von Lebens* oder Unfallversicherungen zum eigentlichen Geschäft eines Versicherers gehören. Die risikoorientierte Funktion der Banken und Versicherungen besteht allgemein darin, Risiken, denen die Wirtschaftseinheiten ausgesetzt sind, zu tragen und im Falle ihres Eintritts für einen finanziellen Ausgleich zu sorgen. Dabei wird die —» Risikotransformation von den betrachteten Unternehmen sowohl in horizontaler als auch in vertikaler Hinsicht ausgeübt. Die horizontale Risikotransformation ist eng mit der Liquiditätstransformation verbunden. Die Anleger überlassen nämlich ihre Sparguthaben Kreditinstituten und Lebensversicherungsunternehmen, weil Vermögensanlagen bei diesen Instituten ein hohes Maß an Sicherheit aufweisen. Anteilswerte oder die Direktkreditvergabe an Kreditsuchende sind den Anlegern häufig zu riskant. Die Einschaltung eines Kreditinstituts oder Versicherungsunternehmens vermindert das —» Bonitätsrisiko, weil die Institute zum einen über einen erfahrenen Apparat verfügen, um die mit der Geldanlage verbundenen Risiken richtig zu bewerten, die erforderlichen Besicherungen vorzunehmen und die Anlagen ständig sachgerecht zu überwachen und zu verwalten.

Banken und Versicherungen Zum anderen verlieren die aus einzelnen Engagements resultierenden Risiken einen Teil des Gefahrenpotentials dadurch, daß die Banken und Versicherungen über viele Einzelengagements verfügen und sich die Risikostruktur eines gesamten Portefeuilles erheblich von der Risikostruktur eines einzelnen Engagements unterscheidet. Die breite Streuung auf der Aktivseite ermöglicht einen weitgehenden Risikoausgleich, sofern es dem Kreditinstitut gelingt, voneinander unabhängige Einzelengagements einzugehen. Während mit der horizontalen Risikotransformation eine Verminderung des Gefahrenpotentials für die Anleger einhergeht, beinhaltet die vertikale Risikotransformation den Ausgleich schlagend gewordener Risiken durch die Kalkulation einer Risikoprämie und deren Verteilung auf sämtliche risikobehaftete Engagements. Aktivseitig wird die vertikale Risikotransformation sichtbar, wenn sich die mit der Geldanlage verbundenen Risiken in Form von Ausfällen oder Kursverlusten konkretisieren und die Banken und Versicherungen die entstehenden Ertragseinbußen durch eine im Zins enthaltene Risikoprämie kompensieren, so daß die auftretenden Gefahren nicht direkt auf die Einleger durchschlagen. Im Gegensatz zur aktivseitig vertikalen Risikotransformation, die Banken und Versicherungen betrifft, wird die passivseitig vertikale Risikotransformation nur von Versicherungsunternehmen wahrgenommen. Sie beinhaltet die Gewährung von Versicherungsschutz und die Zahlung einer Entschädigung im Schadensfall an den Versicherungsnehmer. Kalkulatorisch wird dies durch die Bildung eines Kollektivs möglich, wobei alle Mitglieder des Kollektivs eine Risikoprämie zahlen müssen, aber nur einzelne Mitglieder tatsächlich einen Schaden erleiden. Der Ausgleichsvorgang bei den beiden Formen der vertikalen Risikotransformation ist somit prinzipiell identisch, aktivseitig zielt er jedoch auf die ausgewiesenen Vermögenspositionen ab, passivseitig betrifft er dagegen die übernommenen Verpflichtungen. (Schierenbeck/Hölscher 1992). Faktisch nehmen damit sowohl die Banken als auch die Versicherungen Liquiditätsund Risikotransformationsfunktionen

Banken und Versicherungen wahr. Ausgehend von der grundsätzlichen Zielsetzung der Sektoren können darüber hinaus jedoch Unterschiede ausgemacht werden. So steht bei den Kreditinstituten die Liquiditätstransformation im Vordergrund, die lediglich aufgrund der in der Regel anzutreffenden Unsicherheit um die Risikotransformation zu ergänzen ist. Die Banken nehmen die Liquiditätstransformation jedoch ggf. auch ohne zusätzliche Übernahme von Risiken wahr, was die Kreditvergabe z.B. an die öffentliche Hand zeigt. Demgegenüber liegt die originäre Funktion der Versicherungsunternehmen in der vertikalen Risikotransformation. Die übrigen Aufgaben ergeben sich erst derivativ aus zeitlichen Inkongruenzen und der Entwicklung bestimmter Zusatzprodukte, die jedoch das eigentliche Risikogeschäft nicht betreffen (z.B. Sparvorgang in der kapitalbindenden Lebensversicherung). Trotz der vergleichsweise hohen funktionalen Identität des Bank- und Versicherungsgeschäftes haben sich die Kredit- und Versicherungswirtschaft unabhängig voneinander entwickelt. Im folgenden sollen daher die wesentlichen Unterschiede in der sektoralen Struktur, den marktpolitischen Aktionsparametern und Ansätze einer Zusammenarbeit von Banken und Versicherungen aufgezeigt werden.

2. Strukturmerkmale der Bank- und Versicherungswirtschaft a) Institutioneller Aufbau des Bank- und Versicherungswesens Handelsrechtlich betreiben sowohl Banken als auch Versicherungsunternehmen ein Grundhandelsgewerbe. Während nach § 1 Abs. 2 H G B Unternehmensgegenstand der Kreditinstitute die Bankier- und Geldwechslergeschäfte sind, übernimmt die Assekuranz Versicherungen gegen Prämie. Aufsichtsrechtlich unterliegen Banken dem Kreditwesengesetz (KWG), Versicherungsunternehmen dem —» Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Das KWG definiert im § 1 Kreditinstitute als Unternehmen, die mindestens eines der neun dort abschließend aufgezählten Bankgeschäfte betreiben. Obwohl auch Versicherungsunternehmen beispielsweise mit der Kreditvergabe bankgeschäftlich tätig sind, gelten sie aufgrund einer anderweitig ausgeübten 63

Banken und Versicherungen Aufsicht ausdrücklich nicht als Kreditinstitute (§ 2 Abs. 1 Nr. 5 KWG). Der Vorgehensweise im Kreditwesengesetz entsprechend werden Versicherungsunternehmen im § 1 V A G als Unternehmen bezeichnet, die den Betrieb von Versicherungsgeschäften zum Inhalt haben. Im Gegensatz zum KWG wird darüber hinaus jedoch keine weitere Erläuterung der Versicherungsgeschäfte gegeben, was dazu geführt hat, daß der Begriff der Versicherungsgeschäfte umstritten ist (Prölss 1983, § 1, Anmerkung 5). Einen mit dem KWG vergleichbaren Hinweis auf die Tätigkeit von Versicherungsunternehmen liefert allerdings die Anlage A zum Versicherungsaufsichtsgesetz, in der insbesondere für Zwecke der Kalkulation und der Rechnungslegung eine Einteilung der Risiken in 20 Versicherungssparten vorgenommen wird (Koch 1988b). Kreditinstituten ist es erlaubt, in einem Unternehmen sämtliche Bankgeschäfte zu betreiben. Während Universalbanken eine derartige Angebotspolitik verfolgen, konzentrieren sich Spezialbanken auf einzelne Tätigkeitsfelder. Im Versicherungswesen gilt traditionell der Grundsatz der Spartentrennung, nach dem bestimmte Versicherungszweige nur von rechtlich selbständigen Unternehmen angeboten werden dürfen, um die Versicherten bereits durch die juristische Konstruktion der Unternehmen vor Verlusten aus anderen Zweigen zu schützen. Im einzelnen betrifft resp. betraf die Spartentrennung die Lebensversicherung, die (private) Krankenversicherung, die Kredit- und Kautionsversicherung und die Rechtsschutzversicherung. Aufgrund früherer EG-Richtlinien wurde das Spartentrennungsgebot für die Kredit-, die Kautions- und die Rechtsschutzversicherung bereits im Jahre 1990 aufgehoben. Die 3. EG-Richtlinie für die Lebensversicherung erlaubt es den Mitgliedsstaaten nunmehr auch, die strikte Trennung der Zweige Kranken- und Lebensversicherung zu beseitigen. Neben den im § 1 KWG definierten Bankgeschäften bieten Kreditinstitute auch bankähnliche Geschäfte (z.B. Leasing, Factoring) und bankfremde Geschäfte (z.B. Immobilienvermittlung, Warengeschäfte bei Kreditgenossenschaften) an. 64

Banken und Versicherungen Versicherungsunternehmen dürfen dagegen gemäß § 7 Abs. 2 V A G neben Versicherungsgeschäften nur solche Geschäfte durchführen, die hiermit in unmittelbarem Zusammenhang stehen. Hierzu gehört beispielsweise die Vermittlung von Dienstleistungen auf dem Finanzsektor, jedoch nicht das Betreiben von Bankgeschäften. Dies führt letztlich dazu, daß Bank- und Versicherungsprodukte nur von selbständigen wirtschaftlichen Einheiten angeboten werden dürfen, und es eine integrierte Finanzdienstleistung nur über die Kopplung eines juristisch selbständigen Versicherungs- und Bankproduktes, wie beispielsweise des Sparplans mit Versicherungsschutz, gibt. Mit der Spartentrennung und dem Nebengeschäftsverbot einher geht im Versicherungswesen die extensive Bildung von Versicherungsgruppen und Versicherungskonzernen, denn allein um sämtliche Versicherungsprodukte anbieten zu können, mußten traditionell mindestens fünf Unternehmen vorhanden sein. Auch in der Kreditwirtschaft läßt sich zumindest im Bereich der Groß- und der Regionalbanken eine Tendenz zur Konzernbildung konstatieren, für die neben geschäftspolitischen Erwägungen (Internationalisierung, Image) letztlich auch bestimmte gesetzliche und aufsichtsrechtliche Schranken verantwortlich sind. Beispielsweise können mit der Beteiligung an anderen Kreditinstituten Geschäftsbegrenzungsnormen teilweise umgangen werden; durch die Beteiligung an einer Hypothekenbank werden die sich aus dem Recht zur Emission langfristiger Schuldverschreibungen ergebenden Vorteile im Rahmen des langfristigen Kreditgeschäfts genutzt. Banken und Versicherungsunternehmen sind sowohl in privatwirtschaftlicher als auch in öffentlich-rechtlicher Form organisiert. Den auf privatwirtschaftlicher Basis arbeitenden Kreditinstituten steht grundsätzlich jede Rechtsform offen, eine Ausnahme bildet lediglich die Rechtsform des Einzelkaufmanns, für die aus Gründen des Kundenschutzes seit 1976 keine Erlaubnis mehr erteilt werden darf (§ 2a KWG). Demgegenüber ist das Betreiben einer Privatversicherung nur juristischen Personen, d.h. Aktiengesellschaften und—> Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit erlaubt

Banken und Versicherungen (§7 Abs. 1 VAG). Der Grund für diese einschränkende Sonderregelung liegt insbesondere in der häufig erheblichen Länge der Versicherungsverträge und der im Versicherungsfall ggf. notwendigen hohen Versicherungsleistungen, die von vornherein auf Bestand ausgerichtete und mit hohen, nicht ohne weiteres reduzierbaren Kapitalbeträgen ausgestattete Unternehmen verlangen. Der Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit stellt eine versicherungsspezifische Rechtsform dar, die sich aus genosenschaftlichen Zusammenschlüssen des Mittelalters entwickelt hat, und die auf Seiten der Banken mit den Kreditgenossenschaften vergleichbar ist. Die in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft arbeitenden Banken und Versicherungen sind entweder Körperschaften oder Anstalten des öffentlichen Rechts, für die eine Haftung öffentlicher Gewährträger besteht. Ihre Existenz geht auf besondere historische Problemstellungen zurück, denen der Staat Rechnung tragen muß. So entstanden aufgrund sozialer Not Ende des 18. Jahrhunderts die Sparkassen, die den ärmeren Bevölkerungsschichten die Möglichkeit zur Anlage kleinerer Geldbeträge boten. Bereits in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde die erste öffentlich-rechtliche Versicherungsinstitution gegründet, deren Zweck in der Leistung von Entschädigungszahlungen bei Bränden lag (Koch 1988a). Heutzutage werden von den öffentlich-rechtlichen Banken und Versicherungen nahezu alle Geschäfte betrieben. Im Bankwesen sind dabei neben den Sparkassen und Landesbanken öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten und öffentlichrechtliche Sonderkreditinstitute tätig, die entsprechenden Versicherungsunternehmen treten in Form von Zwangs- resp. —* Pflicht-, —» Monopol- und —> Wettbewerbsanstalten am Markt auf. Mit der Umsetzung der 3. EG-Richtlinie für die Nichtlebensversicherung wird die teilweise bestehende Pflicht, ein Gebäude nur bei bestimmten öffentlich-rechtlichen Unternehmen zu versichern, entfallen. Als Aufsichtsbehörde fungiert in der Bankwirtschaft das —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, das die Aufsicht über die Kreditinstitute jedoch in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bundesbank ausübt (§§

Banken und Versicherungen 6 , 7 KWG). Die zentrale Aufsichtsbehörde in der Versicherungswirtschaft stellt das —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen dar. Seine Zuständigkeit erstreckt sich allerdings nur auf die privaten Versicherungsunternehmen sowie die öffentlichrechtlichen Wettbewerbsanstalten, deren Tätigkeitsbereich nicht auf ein Bundesland beschränkt ist. Die übrigen Versicherungsunternehmen, d.h. also die Zwangs- und Monopolanstalten sowie die Wettbewerbsanstalten, deren Tätigkeit über die Grenzen eines Landes hinausreicht, werden von Landesaufsichtsbehörden (Ministerien für Wirtschaft bzw. Finanzen) überwacht. Da diese ursprüngliche Zuständigkeit darüber hinaus in bestimmten Fällen auf die jeweils andere Behörde übertragen werden kann, erweist sich die Struktur der Versicherungsaufsicht als wesentlich komplexer als der Aufbau der Aufsicht im Kreditwesen. Unter inhaltlichem Blickwinkel sind die Aufsichtsbehörden im Bank- und Versicherungswesen für die Zulassung, die laufende Beaufsichtigung und die Schließung der Unternehmen zuständig, wobei die Behörden in beiden Sektoren die Einhaltung von Vorschriften zur Eigenkapitalausstattung und zur Kapitalanlage überwachen. Von ihrer Berechnungsweise unterscheiden sich diese Vorschriften jedoch ebenso wie ein unterschiedlich starker Eingriff in die marktpolitschen Aktionen der Banken und Versicherungsunternehmen ausgeübt wird. b) Marktpolitische Aktionsparameter in der Bank- und Versicherungswirtschaft Als marktpolitische Instrumente sind die Produkt- und Sortiments-, die Preis-, Distributions- und Kommunikationspolitik zu unterscheiden. Inhalt der Produktpolitik ist die Gestaltung eines einzelnen Verkaufsobjektes, die Sortimentspolitik umfaßt die Zusammensetzung des gesamten Leistungsprogramms. Ausgangspunkt zur Gestaltung der Produkte sind nach der Philosophie des Marketing die Kundenbedürfnisse, denen sich die Kreditinstitute prinzipiell schnell und flexibel anpassen können, was beispielsweise die in den letzten Jahren entwickelten —»Finanzinnovationen (Euronotes, Swapvereinbarungen oder Financial Futures) zeigen. Trotz der weitgehenden Innovationsfreiheit unterscheiden sich die Angebote der Universalbanken jedoch nur 65

Banken und Versicherungen in Grenzbereichen. Der Grund hierfür liegt in der vergleichsweise schnellen Nachvollziehbarkeit einer Neueinführung, die zum einen aus weniger kosten- und zeitaufwendigen Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, zum anderen aus dem fehlenden Patentschutz resultiert. Im Gegensatz zum Bankwesen sind der individuellen Gestaltung der Versicherungsleistungen engere Grenzen gesetzt. Dies ergibt sich insbesondere aus versicherungstechnischen Erwägungen, denn jedes Risiko ist nur als Element einer größeren Gruppe annähernd gleichartiger Risiken versicherbar, so daß das Bedürfnis zur Abdekkung eines bestimmten Wagnisses gleichzeitig von mehreren potentiellen Versicherungsnehmern geäußert werden muß (Mahr 1951). Der konkrete Inhalt eines Versicherungsproduktes zeigt sich in den—> Allgemeinen Versicherungsbedingungen, die die Rechte und Pflichten der beiden Vertragspartner sowie den Umfang des Versicherungsschutzes in den einzelnen Versicherungszweigen regeln (Koch 1985). Die Ausgestaltung der Allgemeinen Versicherungsbedingungen ist traditionell - mit Ausnahme der Transportversicherung ebenso wie jede Abweichung genehmigungspflichtig, so daß es nur sehr begrenzt möglich ist, einem Interessenten im Einzelfall durch Zugeständnisse auf der Bedingungsseite entgegenzukommen (Gärtner 1984, Soltwedel et al. 1987). Aufgrund der 3. EG-Richtlinien wird es künftig eine Vorabkontrolle der Allgemeinen Versicherungsbedingungen nicht mehr geben. Die Allgemeinen Versicherungsbedingungen sind ein Unterfall der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die auch im Bankwesen die grundsätzliche Beziehung zwischen dem Kreditinstitut und den Kunden regeln und die von daher keine versicherungsspezifische Eigenart darstellen. Allerdings ist das Bedingungswerk in der Versicherungswirtschaft wesentlich differenzierter gefaßt, was sich schon daran ablesen läßt, daß die Versicherungsbedingungen spartenbezogen aufgebaut sind und (bisher) brancheneinheitlich formuliert werden, während die kreditwirtschaftlichen Geschäftsbedingungen zwar auch geschäftsbezogene Passagen beinhalten, in weiten Teilen jedoch eine produktübergreifende Ausge66

Banken und Versicherungen staltung erfahren haben und darüber hinaus von jeder Bankengruppe individuell aufgesetzt werden. Im Rahmen der Preispolitik unterliegen die Kreditinstitute seit der Aufhebung der Zinsverordnungen im Jahre 1967 keinen expliziten gesetzlichen Schranken. Zu beachten sind lediglich das Verbot zur Stellung von Wucherpreisen im Kreditgeschäft sowie die ggf. vom jeweiligen Verband als Orientierungshilfe herausgegebenen Preisempfehlungen (Süchting 1987). Ausschlaggebend für die Festsetzung der Konditionen sind daher primär geschäftspolitische Erwägungen, die sich neben der auf eine ausgeprägte Korrektheit hinweisende Bezeichnung der Preise als Gebühren und der Vereinbarung von —» Zinsgleitklauseln, die die Veränderung der Konditionen vereinfachen sollen, insbesondere im -> Prinzip der kleinen Mittel äußern. Letzteres beinhaltet die Zerlegung des Gesamtpreises von Bankleistungen in möglichst viele Teilpreise, um die Verhandlungsmacht des Kunden durch geringe Zugeständnisse an verschiedenen Stellen schneller zu verbrauchen und die Markttransparenz durch ein sich von der Konkurrenz unterscheidendes Konditionssystem zu vermindern (Krümmel 1964). Ebenso wie der produkt- ist auch der preispolitische Handlungsspielraum im Versicherungswesen durch gesetzliche Vorschriften traditionell stark eingeschränkt. Die Prämien in der Lebens-, Kranken-, Kraftfahrzeughaftpflicht- und der Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr sind genehmigungspflichtig; in den übrigen Versicherungszweigen können die Prämien zwar prinzipiell frei gestaltet werden, jedoch ist die Aufsichtsbehörde auch hier zum Eingreifen berechtigt, wenn die Unternehmen Tarife verwenden, die den Schaden* und Kostenbedarf nicht decken (Gärtner 1984, Soltwedel et al. 1987). Neben der Vorabgenehmigung von Versicherungsbedingungen wird in Zukunft auch die Genehmigungspflicht bestimmter Tarife entfallen. Mit der (bisherigen) Einschränkung der preispolitischen Spielräume sollen die Versicherungsunternehmen vor Zahlungsunfähigkeit bewahrt und die dauernde Erfüllung der Versicherungsverträge sicherge-

Banken und Versicherungen stellt werden. D a zudem der Verwaltungsgrundsatz gilt, nachdem sich jede Teilsparte selbst tragen muß, werden bei der Kalkulation in der Regel vorsichtige Annahmen getroffen, die im Ergebnis zu überhöhten Prämien und zu hohen Überschüssen bei den Versicherern führen. Die zuviel vereinnahmten Prämien müssen z.B. in der Lebensversicherung zu mindestens 90% wieder an die Versicherungsnehmer rückvergütet werden, so daß der endgültige Preis eines Versicherungsproduktes nur unter Berücksichtigung der Prämien und der Rückerstattung festgestellt werden kann. Da sich die Höhe der Beteiligung an den Überschüssen erst nachträglich herausstellt und die Beteiligungssysteme vergleichsweise komplex ausgebaut sind, verfügen die Versicherungsunternehmen letztlich ebenso wie die Kreditinstitute über ein preispolitisches Instrumentarium, das die Markttransparenz für die Kunden erheblich einschränkt. Während die Kreditinstitute eine zeitlich horizontale Aufteilung des Gesamtpreises in verschiedene Konditionsbestandteile praktizieren und sich die Veränderung der Zinssätze bei variabel verzinslichen Produkten und geänderten Verhältnissen am Geld- und Kapitalmarkt vorbehalten, spalten die Versicherungsunternehmen ihr Preissystem zeitlich vertikal in eine Basisprämie und eine Rückvergütung auf. Um trotz der von den Kreditinstituten eingesetzten preistaktischen Instrumente die Marktübersicht für die Verbraucher zu erleichtern, verlangt die am 14.3.1985 erlassene Preisangabenverordnung (PAngV) von den Kreditinstituten den Aushang der Preise für die wesentlichen Leistungen (§ 3 PAngV). Daneben sind für Kredite Effektivzinssätze anzugeben, die sämtliche Preisbestandteile verdichten und dem Kreditnehmer die Gesamtbelastung in einem jährlichen Prozentsatz deutlich machen (§ 4 PAngV). Ähnliche Vorschriften sind dagegen im Versicherungswesen nicht zu finden. Zwar werden beispielsweise von einer Reihe von Lebensversicherungsunternehmen Beispielsrechnungen über die zu erwartende Gesamtrendite den Versicherungsnehmern zur Verfügung gestellt, deren Berechnung ist jedoch im Rahmen weniger vom Bundesaufsichtsamt gestellter

Banken und Versicherungen Grenzen in das Ermessen der jeweiligen Unternehmen gestellt (Schneider 1980). Im Vergleich zur Produkt- und Preispolitik wird das distributionspolitische Entscheidungsfeld bei Banken und Versicherungen nur in vergleichsweise geringem Umfang durch gesetzliche Normen beeinflußt. Dennoch weisen allerdings die Vertriebsstrukturen deutliche Unterschiede auf, was sich insbesondere in der Absatzmethode, der Betriebsbereitschaft und der Provisionspolitik zeigt. Im Hinblick auf die Absatzmethode stehen dabei zunächst sowohl bei Banken als auch bei Versicherungen traditionell die direkten, den Handel nicht einschaltenden Absatzwege im Vordergrund. Erst in jüngster Zeit werden zum Vertrieb von Finanzprodukten auch indirekte Absatzorgane wie Kaufhäuser oder der Versandhandel eingeschaltet, um durch die Kopplung der Finanzdienstleistungen an den Primärbedarf bestehende Kundenbeziehungen zu festigen und neue Kundenpotentiale zu erschließen. Entscheidend für die Wahl der Absatzmethode ist darüber hinaus die Kennzeichnung der Bank- und Versicherungsprodukte als abstrakte und erklärungsbedürftige Leistungen, wodurch der direkt von der Zentrale über beispielsweise den Briefverkehr oder per Telefon abgewickelte Absatz nur eine geringe Bedeutung besitzt. Die in den jeweiligen Branchen im Vordergrund stehenden Absatzorgane werden daneben durch die Intensität der Kontaktaufnahme geprägt. Während Versicherungsprodukte im allgemeinen zu den kontaktseltenen Leistungen zählen, die beispielsweise bei der Lebensversicherung nur einen ein- bis zweimaligen Kontakt während einer Vertragslaufzeit von mehreren Jahrzehnten verlangen, werden von den Kreditinstituten neben kontaktseltenen Leistungen wie z.B. Hypothekendarlehen auch Produkte angeboten, die eine häufige Kontaktaufnahme mit sich bringen (Zahlungs-, Sparverkehr). Zur rationellen Abwicklung der Geschäfte unterhalten die Kreditinstitute stationäre Vertriebsstellen, wobei sich hier in der letzten Zeit ein verstärkter Trend zur Selbstbedienung feststellen läßt. Um den Aufbau in der Regel nicht ausgenutzter Kapazitäten zu vermeiden, arbeiten die Versicherungen dagegen mit einem mobilen Außendienst, 67

Banken und Versicherungen der sowohl aus firmengebundenen Vermittlern als auch aus unabhängigen Maklern besteht (Süchting 1988). Deutliche vertriebspolitische Unterschiede zwischen Banken und Versicherungen lassen sich für einen Kunden im Hinblick auf die Betriebsbereitschaft ausmachen. Während Kreditinstitute in einer fest fixierten Zeitspanne des Tages, die sich in der Regel mit der Hauptarbeitszeit der Mehrzahl der Kunden deckt, geöffnet haben, stehen die Außendienstmitarbeiter der Versicherungen quasi unbegrenzt und insbesondere außerhalb der üblichen Arbeits- und Geschäftszeiten zur Verfügung. Für die Vermittlung eines Versicherungsvertrages und die Verwaltung eines Versicherungsbestandes erhalten die im Außendienst tätigen Mitarbeiter eine leistungsabhängige Provision, demgegenüber sind die Gehaltsstrukturen in der Kreditwirtschaft weitgehend durch ein erfolgsunabhängiges System mit fixierten Monatsgehältern gekennzeichnet. Ausgehend von diesen unterschiedlichen Entlohnungssystemen werden dabei die Bankmitarbeiter häufig als eher passive, zurückhaltende „Bankbeamte" bezeichnet, die sich stets als gute Kundenberater erweisen, oft jedoch nur Kundenwünsche entgegennehmen, während die Versicherungsvertreter als aktive, abschluß- und umsatzorientierte Verkäufer gelten, die auf den Kunden zugehen, seine finanziellen Bedürfnisse analysieren und als ständiger Ansprechpartner zur Verfügung stehen (Raven 1987, Klein 1987). Die geringsten Unterschiede beim Einsatz des absatzpolitischen Instrumentariums von Banken und Versicherungsunternehmen treten im Rahmen der Kommunikationspolitik auf. Zwar stehen mit der Liquidität auf der einen Seite und der Sicherheit auf der anderen Seite zwei unterschiedliche originäre Leistungsmerkmale im Mittelpunkt der Werbeaussagen, jedoch werden von beiden Branchen abstrakte Dienstleistungen angeboten, die in den Sektoren zudem durch vergleichsweise geringe Ausstattungs- und Qualitätsunterschiede gekennzeichnet sind. Aufgrund der Homogenität der Leistungen wird die auf das einzelne Produkt bezogene Werbung in der Versicherungswirtschaft häufig gemeinschaftlich durchgeführt. Die Gemeinschaftswer68

Banken und Versicherungen bung hat dabei auf die jeweilige Gefahrensituation hinzuweisen und die generelle Leistungsart des Versicherers aufzuzeigen, ohne jedoch für ein bestimmtes Unternehmen zu werben. Unternehmensspezifisch steht daneben sowohl in Banken als auch in Versicherungsunternehmen weniger die Produkt- als vielmehr die Instituts- und Imagewerbung im Vordergrund. Durch eine erlebnis- und nicht so sehr sachorientiert ausgerichtete Werbeaussage soll Vertrauen bei den Kunden geschaffen werden, der Goodwill des Unternehmens in die Öffentlichkeit getragen und der Bekanntheitsgrad des Firmennamens erhöht werden (Delisle 1981, Nickel-Wanniger 1987). 3. Zusammenarbeit von Banken und Versicherungsunternehmen Aufgrund enger funktionaler Gemeinsamkeiten arbeiten Banken und Versicherungen seit jeher nicht auf klar abgegrenzten Märkten. Bevor der Gesetzgeber eine eindeutige Trennung der beiden Branchen verlangte, äußerte sich dies auch in einem organisatorisch und juristisch verbundenen Betrieb von Bank und Versicherungsgeschäften. So unterhielt die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank seit 1835 eine eigene Abteilung für Feuer- und Lebensversicherungen, die heutige Handelsbank in Lübeck entstand aus der 1856 gegründeten Kredit- und Versicherungsbank und der als Allgemeine Versorgungsanstalt im Großherzogtum Baden 1835 gegründeten Karlsruher Lebensversicherung war als Staatsgesellschaft mit Hinterlegungskasse die Bargeldannahme erlaubt (Graf 1988, Betsch 1988). Darüber hinaus waren Bankiers an dem Aufbau zahlreicher Versicherungsunternehmen beteiligt. Insbesondere zu nennen ist hierbei die Kölner Bankiersfamilie Oppenheim, die als Mitbegründer der Colonia, der Agrippina und der ältesten Rückversicherung der Welt, der Kölnischen Rückversicherung, auftrat sowie der Bankier David Hansemann, der die Aachener Feuerversicherungs-Gesellschaft und die Berliner Disconto-Gesellschaft gründete, aus denen später die Aachener und Münchener Versicherungen und die Deutsche Bank hervorgingen (von Rautenstrauch 1967). Als die Reichsgesetze der Jahre 1899 und 1901 das gemeinsame Betreiben von Bank-

Banken und Versicherungen und Versicherungsgeschäften verboten, wurde von vielen Instituten das Versicherungsgeschäft ausgegliedert. Noch heute können die gemeinsamen Wurzeln der Unternehmen an Firmennamen wie Gothaer Versicherungsbank oder auch Bayerische Versicherungsbank nachvollzogen werden. Trotz der juristischen Trennung arbeiten Banken und Versicherungen jedoch bis heute intensiv zusammen. So greifen Versicherungsunternehmen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs auf die Kreditinstitute zurück, im Rahmen der Kapitalanlage stellen sie den Banken Termineinlagen zur Verfügung oder erwerben von Hypothekenbanken emittierte Schuldverschreibungen. Desweiteren sind die Banken für die Versicherungen im bilanzunwirksamen Dienstleistungsgeschäft tätig, indem sie in erheblichem Umfang Wertpapiere kaufen, verkaufen und aufbewahren sowie Schuldscheindarlehen vermitteln. Als Kunden der Versicherer treten die Banken demgegenüber durch den Abschluß von beispielsweise Gebäude-, Haftpflicht-, Beraubungsoder Scheckkartenversicherungen in Erscheinung. Daneben werden Kredite häufig mit Restschuld Versicherungen gekoppelt, Sparziele über eine ergänzende Lebensversicherung festgeschrieben oder Kreditrisiken durch den Abschluß einer Kreditversicherung auf Versicherungsunternehmen abgewälzt. Schließlich unterliegen die Lebensversicherungsunternehmen im Bereich der Hypothekendarlehen gewissen gesetzlichen Restriktionen, so daß Zwischenfinanzierungen und betragsmäßig vollständige Finanzierungen eines Objektes die Einschaltung weiterer Institute verlangen. In den genannten Bereichen besteht zwischen Banken und Versicherungen Arbeitsteilung, d.h. Bedürfnisse und Angebote stehen zueinander in einer komplementären Beziehung. Daneben werden von den Banken und Versicherungsunternehmen jedoch auch substitutive, d.h. austauschbare Leistungen angeboten, die ein Konkurrenzverhältnis am Markt begründen. Besonders deutlich wird diese Wettbewerbsbeziehung im Rahmen der langfristigen Geldvermögensbildung, die sowohl im Bankenapparat, über insbesondere die kapitalbildende Lebensversicherung jedoch auch im Versicherungswesen stattfindet.

Banken und Versicherungen Dabei hat sich in den letzten Jahren eine deutliche Trendwende eingestellt. Während im Jahre 1970 noch 55,5% des Geldvermögens der privaten Haushalte von den Kreditinstituten verwaltet wurden, lag dieser Anteil im Jahre 1987 nur noch bei 48,9%. Demgegenüber stieg der Anteil der Versicherungen von 15,8% a u f 2 1 , 0 % , d . h . also um 5,2%-Punkte oder immerhin rund 33% (Schierenbeck/Hölscher 1989). Konkurrenzbeziehungen innerhalb des Kreditgeschäfts werden insbesondere bei den längerfristigen, grundpfandrechtlich gesicherten Darlehen deutlich, die in Form von Hypothekendarlehen von Kreditinstituten vergeben werden, als —> Policedarlehen oder Versicherungs-Hypotheken jedoch auch bei Versicherungsunternehmen aufgenommen werden können. Schließlich besteht für ein —> Schuldscheindarlehen, das von einer Versicherung bereitgestellt wird, alternativ die Möglichkeit der Finanzierung über einen gewerblichen Bankkredit, wobei dieses Konkurrenzverhältnis jedoch dann an Bedeutung verliert, wenn die Kreditinstitute vermittelnd tätig werden oder sogar bilanzwirksam die Abwicklung der Geschäfte übernehmen. Die historisch gewachsene Zusammenarbeit von Banken und Versicherungen ist in den letzten Jahren deutlich intensiviert worden. Angesichts ähnlicher Aufgabenstellungen schließen Banken und Versicherungsunternehmen Kooperationsvereinbarungen ab, beteiligen sich an bestehenden oder gründen neue Unternehmen. Dabei liegen die spezifischen Vorteile einer Kooperationsstrategie (z.B. Genossenschaftssektor und R + V Versicherungen, Sparkassenorganisation und ProvinzialVersicherungen) darin, daß sie gezielt eingesetzt werden kann, nicht die Unternehmung als Ganzes betrifft, die Vereinbarungen reversibel und der Kapitaleinsatz sowie das Risiko begrenzt sind. Allerdings bestehen bei Kooperationsvereinbarungen in der Regel nur relativ geringe Möglichkeiten der Einflußnahme auf den Partner, was im übrigen in Abhängigkeit von der Höhe des Anteilsbesitzes auch für die Übernahme einer Beteiligung gilt. Mit der Gründung (z.B. Deutsche Bank Lebensversicherung) oder vollständigen Übernahme wird dagegen einerseits die Basis für eine umfassende 69

Banken und Versicherungen Einwirkung gelegt und die Möglichkeit, die Produkte mit der Imagewirkung des eigenen Namens verkaufen zu können, geschaffen. Andererseits geht damit jedoch ein erhebliches Kapitalerfordernis und bei einer Gründung eine nicht unerhebliche Zeitspanne bis zur Erreichung des Break-EvenPoints einher. Die mit einer verstärkten Zusammenarbeit verfolgten vielfältigen Ziele lassen sich zum einen auf die Sicherung bzw. auf den Ausbau der Marktposition, zum anderen auf die Verbesserung der Ertragskraft zurückführen. Das entscheidende Mittel zur Erreichung dieser Zielvorstellungen liegt in der Nutzung potentieller synergetischer Effekte, die aufgrund komplementärer Produktbeziehung und unterschiedlicher Absatzkanäle insbesondere im Leistungs- und Vertriebsbereich erschlossen werden sollen. Allerdings bestehen zwischen den Produkten auch substitutive Beziehungen. Im Zuge einer Zusammenarbeit von Banken und Versicherungen müssen diese Konkurrenzverhältnisse gelöst werden, d.h. es muß letztlich klar sein, welche Produkte aus der Sicht des Kunden, welche aus der Sicht der beteiligten Unternehmen zu präferieren sind, und welche schließlich angeboten werden sollen. Darüber hinaus verlangt der gemeinsame Verkauf von Bank- und Versicherungsprodukten hochqualifizierte Berater und ein ausgebautes Kalkulations- und Steuerungssystem. Die Abstimmung der Produktpalette, die Auswahl und Schulung geeigneter Mitarbeiter sowie die Entwicklung eines aussagefähigen und übergreifenden Managementsystems dürften für die integrierten Finanzdienstleister entscheidende Herausforderungen der nächsten Jahre darstellen. Literatur: O. Betsch: Strukturwandel und Wettbewerb am Bankenmarkt, Stuttgart 1988; F. Büchner / G. Winter: Grundriß der Individualversicherung, 9. Aufl., Karlsruhe 1986; E. Delisle: Marketing in der Versicherungswirtschaft, 2. Aufl., Karlsruhe 1981; R. Gärtner: Versicherungen, in: Marktstruktur und Wettbewerb in der Bundesrepublik Deutschland, Hrsg.: P. Oberender, München 1984, S. 491-535; B. Graf: „Schon 70

Banken und Versicherungen 1836 Versicherungen im Angebot einer Bank", in: Bank und Markt, 17. Jg. (1988), S. 26-27; J.-P. Kaven: Banken und Versicherungen zwischen Konkurrenz und Kooperation, in: ZfgK, 40. Jg. (1987), S. 148154; A. W. Klein: Der Vertriebsverbund läßt sich am leichtesten im Privatkundengeschäft verwirklichen, in: Handelsblatt, Nr. 78 vom23.4.1987; P. Koch, Versicherungswirtschaft - ein einführender Überblick, Karlsruhe 1985; P. Koch: Geschichte der Versicherungen, in: Handwörterbuch der Versicherung, Hrsg.: D.Farny, E. Helten, P. Koch, R. Schmidt, Karlsruhe 1988a, S. 223-232; P. Koch: Versicherungszweige, System und übrige Sparten, in: Handwörterbuch der Versicherung, Hrsg.: D. Farny, E. Helten, P. Koch, R. Schmidt, Karlsruhe 1988b, S. 1251-1257; H.-J. Krümmel: Bankzinsen-Untersuchungen über die Preispolitik der Universalbanken, Köln 1964; W. Mahr: Einführung in die Versicherungswirtschaft, Allgemeine Versicherungslehre, Berlin 1951; H. Nickel-Wanniger: Versicherungsmarketing auf der Grundlage des Marketing von Informationsprodukten, Karlsruhe 1987; E. Prölss: Versicherungsaufsichtsgesetz: Bundesaufsichtsgesetze, Kartellrecht der Versicherungswirtschaft (§ 102 GWB) und andere Nebengesetze, bearb. von R. Schmidt und P. Frey, 9. Aufl., München 1983; L.-T. von Rautenstrauch: Bankiers als Pioniere der Assekuranz, in: ZfgK, 20. Jg. (1967), S. 420-422; H. Schierenbeck, R. Hölscher: BankAssurance, 2. Aufl., Stuttgart 1992; H. Schierenbeck, R. Hölscher: Perspektiven des Marketing für Finanzdienstleistungen, in: Bank und Markt, 18. Jg. (1989), Heft 2, S. 5-12, Heft 3, S. 16-22; U. Schirmer: Der Einfluß paramonetären Institutionen auf die Vermögensbildung, das Kreditangebot und die Geldpolitik, Berlin 1971; D. Schneider, Grundsätze ordnungsmäßiger Rechnungslegung über Gewinnprognosen, dargestellt am Problem der Beispielsrechnungen für Gewinnbeteiligungen in der Lebensversicherung, in: ZfbF, 32. Jg. (1980), S. 238-269; R. Soltwedel et cd.: Zur staatlichen Marktregulierung in der Bundesrepublik, Autoren: A. Busch, A. Groß, C.-F. Laaser, R. Soltwedel, Kiel 1987; J. Süchting: Banken und Versicherungsunternehmen, in: Handwörterbuch der Versicherung, Hrsg.: D. Farny, E. Hel-

Bankenverbände

Bankenverbände ten, P. Koch, R. Schmidt, Karlsruhe 1988. S. 37-43. Prof. Dr. Henner Schierenbeck und Dr. Reinhold Hölscher, Basel Bankenverbände Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts schlössen sich die Kreditinstitute der verschiedenen Gruppen der Kreditwirtschaft zunächst auf regionaler Ebene zu Verbänden zusammen. Im Laufe der Zeit gründeten dann die Regionalverbände die entsprechenden Spitzenverbände. Mitte der 30er Jahre verloren die Verbände ihre Selbständigkeit an die Zentralverwaltungswirtschaft. An die Stelle der Verbände traten Wirtschaftsgruppen, die den Weisungen der Reichsregierung unterstellt waren. 1945 wurden diese Wirtschaftsgruppen durch die Besatzungsmächte aufgelöst. In den ersten Nachkriegsjahren entstanden zunächst erneut auf regionaler Ebene wieder Verbände des Kreditgewerbes, die sich bald zu überregionalen Arbeitsgemeinschaften zusammenschlössen. Ab 1948 wurden die Spitzenverbände für die einzelnen Kreditinstitutsgruppen neu gegründet. Die Spitzenverbände des deutschen Kreditgewerbes sind heute - der —» Bundesverband deutscher Banken e.V., Köln, im privaten Bankgewerbe, - der —* Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR), Bonn, für die Kreditgenossenschaften, - der —» Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn, in der Sparkassenorganisation sowie - der Verband öffentlicher Banken e.V., Bonn, für die öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten. Neben diesen vier Spitzenverbänden bestehen weitere Verbände des Kreditgewerbes: - Verbände des privaten Bankgewerbes sind der Verband deutscher Hypothekenbanken e.V., Bonn, sowie der Verband deutscher Schiffsbanken, Bremen. - Verbände im Bereich der Teilzahlungskreditinstitute sind u.a. die Arbeitsgemeinschaft der Absatzkreditbanken e.V., Düsseldorf, die Arbeitsgemeinschaft genossenschaftlicher Teilzahlungsbanken e.V., Brühl, die Arbeitsgemeinschaft private Konsumenten- und

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Investitionskreditbanken e.V., Stuttgart, die Bankenarbeitsgemeinschaft von 1951 e.V., Nürnberg, der Bankenfachverband Konsumenten- und gewerbliche Spezialkredite e.V. (BKG), Bonn, und die ORGAN Arbeitsgemeinschaft der WKV-Banken e. V., Hamburg. Zu den Verbänden der Bausparkassen zählen die Bundesgeschäftsstelle der Landesbausparkassen, Bonn, sowie der Verband der Privaten Bausparkassen e.V., Bonn. Verbände der Bürgschaftsbanken sind u.a. der Gemeinschaftsausschuß der Bundeskreditgarantiegemeinschaften, Bonn, die Arbeitsgemeinschaft der Kreditgarantiegemeinschaften des Hotelund Gaststättengewerbes auf Bundesebene, Düsseldorf, die Bundeskreditgarantiegemeinschaft der Deutschen Industrie GmbH, Köln, die Bundes-Kreditgarantiegemeinschaft des Handels GmbH, Köln, die Bundeskreditgarantiegemeinschaft des Handwerks GmbH, Bonn, und die Kreditgarantiegemeinschaft des Deutschen Gartenbaues GmbH, Bonn. Im Bereich gemeinnütziger Wohnungsunternehmen mit Spareinrichtungen besteht der Gesamtverband Gemeinnütziger Wohnungsunternehmen e.V. (GGW), Köln. Zu den sonstigen Verbänden und Arbeitsgemeinschaften der Kreditinstitute zählen der Arbeitgeberverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., Bonn, der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes e.V., Köln, die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen, Frankfurt/ Main, die Arbeitsgemeinschaft deutscher Kassenvereine, Frankfurt/Main, der Bundesverband Deutscher Investmentgesellschaften e.V. (BVI), Frankfurt/Main, der Bundesverband Deutscher Leasing-Gesellschaften e.V. (BDL), Bonn, der Deutsche FactoringVerband e.V., Mainz, der Verband der Auslandsbanken in Deutschland e.V., Frankfurt/Main, der Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes e.V., Essen.

Die generellen Aufgaben der Verbände liegen in der Förderung ihrer Mitglieder bei deren Tätigkeit durch umfassende Bera71

Bankenverbände tung und Information über alle fachlich interessierenden Fragen, z.B. auf den Gebieten der Wirtschafts-, Geld- und Steuerpolitik sowie in Rechtsfragen. Die Verbände vertreten die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder in der Öffentlichkeit, gegenüber dem Parlament, der Bundesregierung und sonstigen Institutionen. I. Bundesverband deutscher Banken Der Bundesverband deutscher Banken e.V., Köln, ist der Spitzenverband des privaten Bankgewerbes. Er steht in der Tradition des 1901 in Berlin gegründeten Centraiverband des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes, der 1934/35 in die gesetzliche Zwangsorganisation der Wirtschaftsgruppe Privates Bankgewerbe umgeformt wurde. Nach ihrer Auflösung 1945 wurden im Laufe des Jahres 1948 Landesverbände gegründet, die sich noch im gleichen Jahr zur Arbeitsgemeinschaft der Verbände des privaten Bankgewerbes zusammenschlössen. Diese Arbeitsgemeinschaft wurde 1951 in den Bundesverband des privaten Bankgewerbes umgewandelt und 1968 in den Bundesverband deutscher Banken umbenannt. Mitgliedsverbände des Bundesverbandes deutscher Banken sind Anfang 1989 11 Landesverbände, die in den einzelnen Bundesländern einschließlich West-Berlin tätig sind, sowie 2 Organisationen von Spezialinstituten (Verband deutscher Hypothekenbanken e.V., Bonn, Verband deutscher Schiffsbanken, Bremen). Die über diese Mitgliedsverbände angeschlossenen Institute sind überwiegend als —> Universalbanken tätig. Insbesondere die 3 —»Großbanken und deren Berliner Tochterinstitute betreiben das Bankgeschäft in seiner ganzen Breite. Zu den 121 —» Regionalbanken und sonstigen Kreditbanken (Stand Anfang 1989) zählen Banken in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft, einer Kommanditgesellschaft auf Aktien oder einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Ihre Geschäftstätigkeit erstreckt sich in der Regel nicht auf das gesamte Bundesgebiet. Drei Institute - die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank, die Bayerische Vereinsbank und die Norddeutsche Hypotheken- und Wechselbank - sind sowohl im allgemeinen Bankgeschäft als auch im Hypothekenbankgeschäft tätig. Die —» Privat72

Bankenverbände bankiers sind der älteste Zweig der deutschen Kreditwirtschaft. Rund 20 der heute noch tätigen 72 Bankhäuser wurden bereits im 18. Jahrhundert oder früher gegründet. Bei erheblichen Unterschieden in der Geschäftsstruktur liegen die Schwerpunkte ihrer Geschäftstätigkeit im Wertpapiergeschäft, bei der Industriefinanzierung und Vermögensverwaltung sowie im Immobiliengeschäft. Die 25 privaten —> Hypothekenbanken, Schiffsbanken und sonstigen privaten —> Realkreditinstitute arbeiten als Spezialbanken im Bereich der langfristigen Kreditgewährung. Die 6 —» Kreditinstitute mit Sonderaufgaben erfüllen spezielle Aufgaben im Rahmen der staatlichen Wirtschaftspolitik. Seit Anfang der 70er Jahre sind ausländische Banken über Tochterinstitute, Niederlassungen und Repräsentanzen verstärkt in der Bundesrepublik Deutschland vertreten. Schwerpunkte ihrer Geschäftstätigkeit sind zumeist die Abwicklung von Import- und Exportgeschäften sowie die Betreuung von Tochterunternehmen ausländischer Gesellschaften. Der Bundesverband betreut 53 Niederlassungen ausländischer Banken. Satzungsgemäße Aufgabe des Bundesverbandes deutscher Banken ist die Wahrung der Interessen des privaten Bankgewerbes in allen Bankangelegenheiten. - Die Mitgliedsverbände und angeschlossenen Institute sind über alle sie berührende Fragen zu unterrichten. - Behörden sind in allen das private Bankgewerbe betreffenden Angelegenheiten zu beraten und zu unterstützen. - Die Öffentlichkeit ist über Beruf und Aufgabe des privaten Bankgewerbes zu unterrichten. - Beziehungen zu den ausländischen Verbänden des Bankgewerbes sind zu pflegen. Der Bundesverband deutscher Banken ist u.a. Mitglied der Europäischen Bankenvereinigung, des Institute of International Bankers und des Institute of International Finance. Zur Sicherung der Einlagen wurde 1966 ein Gemeinschaftsfonds des privaten Bankgewerbes beim Bundesverband gebildet. 1969 wurden der Feuerwehrfonds des privaten Bankgewerbes neu geregelt und der —» Prüfungsverband deutscher Banken e.V. gegründet. Im Jahre 1976 trat dann ein neues

Bankenverbände

—» Einlagensicherungs-System der privaten Banken in Kraft. Verbandsorgane des Bundesverbandes deutscher Banken sind Mitgliederversammlung, Hauptausschuß, Vorstand, Präsidium und Geschäftsführung. Die Mitgliederversammlung ist das oberste Organ des Bundesverbandes. In ihr sind die Mitgliedsverbände vertreten. Die Mitgliederversammlung beschließt über Regularien (u.a. Entlastung des Vorstandes, der Geschäftsführung, des Hauptausschusses und des Ausschusses für die Einlagensicherung). Sie legt Umlagen fest und entscheidet über Änderungen der Satzung. Der Hauptausschuß besteht aus den Vorsitzenden der Mitgliedsverbände sowie aus bis zu 22 Inhabern oder Vorstandsmitgliedern der Filialgroßbanken, Regionalbanken, Privatbankiers oder Hypothekenbanken. Zu seinen Hauptaufgaben zählen die Wahl des Vorstandes und des Ausschusses für die Einlagensicherung, die Bildung der Arbeitsausschüsse sowie die Stellungnahme zu Grundsatzfragen. Der Vorstand wird vom Hauptausschuß aus seiner Mitte auf die Dauer von drei Jahren gewählt. Er besteht Anfang 1989 aus 9 Mitgliedern; sein Vorsitzender - der Präsident des Bundesverbandes - und seine beiden Stellvertreter bilden das Präsidium. Die Geschäftsführung hat die laufenden Geschäfte des Verbandes nach Weisung des Präsidiums zu erledigen. Zur Beratung und Durchführung der Aufgaben des Hauptausschusses werden Arbeitsausschüsse gebildet. Die Mitglieder dieser Arbeitsausschüsse werden vom Hauptausschuß gewählt. Zur Zeit bestehen Arbeitsausschüsse für Kreditpolitik, den Kapitalmarkt, Fragen der Außenwirtschaft und der Europäischen Gemeinschaften, Wertpapier- und Börsenfragen, Rechtsfragen, Steuerrecht, Organisations- und Rationalisierungsfragen, Öffentlichkeitsarbeit, Privatbankiers, Regionalbanken sowie ein Unterausschuß für Devisenhandel. Spezielle Probleme werden - ohne satzungsgemäße Festschreibung-in der Kommission für Bilanzierungsfragen, der KWG-Kommission, der Kommission für Privatkundengeschäft und Marketing, im Volkswirtschaftlichen Beirat, im Ausschuß

Bankenverbände

für die Einlagensicherung sowie in der ständigen Kommission für Angelegenheiten des Handels in amtlich nicht notierten Werten behandelt. II. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken Die Kooperationsverhandlungen zwischen dem Deutschen Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) e.V., Bonn, und dem Deutschen Raiffeisenverband e.V., Bonn, führten Anfang 1972 zur Bildung eines neuen Dachverbandes auf Bundesebene, dem —> Deutschen Genossenschafts- und Raiffeisenverband e.V., Bonn. Daneben wurden drei fachlich ausgerichtete Bundesverbände geschaffen, wobei der—» Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR), Bonn, als neuer Spitzenverband der genossenschaftlichen Bankengruppe gegründet wurde. Historische Vorläufer des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken waren bei den gewerblichen Genossenschaftsverbänden das 1859 gegründete zentrale Korrespondenzbüro (Leitung: Schulze-Delitzsch), welches 1862 den Namen Allgemeiner Verband der auf Selbsthilfe beruhenden deutschen Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften annahm. Dieser Verband und der 1901 gegründete Hauptverband der deutschen gewerblichen Genossenschaften schlössen sich 1920 zum Deutschen Genossenschaftsverband e.V. zusammen. Nach dem 2. Weltkrieg wurde der Spitzenverband des deutschen gewerblichen Genossenschaftswesens wieder errichtet als Deutscher Genossenschaftsverband (Schulze-Delitzsch) e.V. Bei den landwirtschaftlichen Genossenschaftsverbänden schlössen sich der 1877 von Raiffeisen gegründete Anwaltschaftsverband ländlicher Genossenschaften und der Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften 1930 zum Reichsverband der deutschen landwirtschaftlichen Genossenschaften Raiffeisen - e.V. zusammen. 1948 wurde der Spitzenverband der deutschen Raiffeisen-Genossenschaften unter dem Namen Deutscher Raiffeisenverband e.V. neu gegründet. Mitglieder des BVR sind - Stand Anfang 1989 - 3363 örtliche —» Kreditgenossenschaften, 12 —> regionale Prüfungsverbän73

Bankenverbände de, 2 Fachprüfungsverbände, 5 regionale genossenschaftliche —» Zentralbanken, 8 Rechenzentralen sowie 16 Verbundunternehmen und sonstige Institutionen (u.a. D G BANK Deutsche Genossenschaftsbank, R + V Versicherungsgruppe, Bausparkasse Schwäbisch Hall A G , Deutsche Genossenschafts-Hypothekenbank AG, Münchener Hypothekenbank eG, UnionInvestment-Gesellschaft mbH; —> Genossenschaftliche Bankengruppe). Entsprechend dem demokratischen Grundprinzip der Genossenschaftsorganisation verläuft die Willensbildung von unten nach oben. Die Mitglieder, also vor allem die Ortsgenossenschaften, haben als Träger der genossenschaftlichen Gesamtgewalt Teile ihrer Zuständigkeit auf von ihnen geschaffene Organe übertragen. Organe des Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken sind Vorstand, Verbandsrat, Wahlversammlung und Mitgliederversammlung. Der Vorstand besteht aus 5 Mitgliedern, und zwar dem Präsidenten als dem Vorsitzenden des Vorstandes, 2 hauptamtlichen Mitgliedern und 2 ehrenamtlichen Mitgliedern als Vertreter der genossenschaftlichen Bankwirtschaft. Der Vorstand führt die Geschäfte des Verbandes. Der Verbandsrat besteht aus bis zu 54 Mitgliedern, die von der Mitgliederversammlung gewählt werden. Der Verbandsrat legt die allgemeinen Richtlinien für die Tätigkeit des Verbandes fest. E r nimmt gegenüber dem Vorstand zu Angelegenheiten von grundsätzlicher Bedeutung Stellung. Der Verbandsrat bildet aus seiner Mitte einen Verwaltungsrat, der den Vorstand in grundlegenden Angelegenheiten, wie z.B. Fragen der Bankpolitik und Bankwirtschaft, berät. Die Wahlversammlung setzt sich aus den ordentlichen Mitgliedern des Verbandsrates und deren persönlichen Stellvertretern zusammen. Sie ist zuständig für die Wahl und Abberufung des Präsidenten. Die Mitgliederversammlung, die eine Vertreterversammlung ist, ist insbesondere für die Änderung der Satzung sowie die Wahl und Entlastung des Verbandsrates zuständig. Neben diesen Organen des Bundesverban74

Bankenverbände des bestehen spezielle Ausschüsse (zur Zeit: Ausschuß der Prüfungsverbände, Ausschuß der Kreditgenossenschaften, Ausschuß der Zentralbanken sowie Fachausschüsse für Zahlungsverkehr, Marketing, bankrechtliche und -rechtspolitische Probleme sowie für Automation und Datenverarbeitung), die die Arbeit des Vorstandes unterstützen. Die enge Zusammenarbeit mit den Ausschüssen gewährleistet sachkundige, praxisgerechte Informationen als Grundlage der verbandspolitischen Entscheidungen. Zweck des Verbandes ist die Förderung, Betreuung und Vertretung der fachlichen sowie der besonderen wirtschaftspolitischen und wirtschaftlichen Interessen der Mitglieder und der diesen angeschlossenen Einrichtungen innerhalb des Bereiches der genossenschaftlichen Kreditwirtschaft. Zu den Aufgaben des BVR gehören die Förderung und Entwicklung des genossenschaftlichen Kreditwesens. Der BVR tritt für die wirtschaftspolitischen, wirtschaftlichen, rechtspolitischen und steuerpolitischen Belange seiner Mitglieder bei Parlament, Regierung, Ministerien, Behörden und Verbänden ein. E r berät seine Mitglieder in rechtlichen, steuerlichen sowie volksund betriebswirtschaftlichen Fragen. Zu den Aufgaben des Bundesverbandes gehören insbesondere auch die Errichtung und Verwaltung von Einrichtungen zur Sicherung und Förderung der Kreditgenossenschaften und dem genossenschaftlichen Kreditwesen nahestehenden Institute. Der BVR ist Träger der —» Sicherungseinrichtung, die einen grundsätzlich umfassenden Bankenschutz für die in sie einbezogenen Banken gewährt. Bereits in den 30er Jahren hatten die Volksbanken und Raiffeisenbanken als erste Kreditinstitute Hilfs- und Garantiefonds eingeführt. Im Jahre 1977 kam es zur Neuordnung der genossenschaftlichen Garantieeinrichtungen, indem die vormals getrennten Sicherungseinrichtungen der gewerblichen bzw. ländlichen Kreditgenossenschaften zusammengeführt wurden. Anfang 1986 trat das neue Statut der Sicherungseinrichtung des BVR in Kraft, um den bewährten Bankenschutz und damit den vollen Einleger- und Sparerschutz weiter auszubauen und zu verbessern.

Bankenverbände Zur Pflege der Beziehungen zu anderen Organisationen und Institutionen ist der BVR auf internationaler Ebene Mitglied der Vereinigung der Genossenschaftsbanken der EG (Groupement) in Brüssel, der Internationalen Vereinigung für Agrarkredite (CICA), der Internationalen Volksbankenvereinigung (CICP) sowie beim World Council of Credit Unions (WOCCU). III. Deutscher Sparkassen- und Giroverband Der—» Deutsche Sparkassen- und Giroverband e.V., Bonn, ist der Spitzenverband der Sparkassen-Organisation. Seine Vorläufer waren der Deutsche Sparkassenverband e.V. (gegründet 1884), der Deutsche Zentral-Giroverband (1916) und der Deutsche Verband der kommunalen Banken e.V. (1921). Diese drei Verbände wurden 1924 zum Deutschen Sparkassen- und Giroverband, Körperschaft des öffentlichen Rechts, Berlin, verschmolzen. 1935 wurde dieser Verband in die Wirtschaftsgruppe Sparkassen überführt. Nach dem Krieg untersagten die Besatzungsmächte dem Verband die weitere Tätigkeit. Im Jahre 1947 konstituierte sich die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sparkassen- und Giroverbände und Girozentralen mit Sitz in Frankfurt/ Main. Diese Arbeitsgemeinschaft nahm 1950 die Rechtsform eines eingetragenen Vereins an, ihr Sitz wurde 1951 nach Bonn verlegt. Im Jahre 1953 wurde die Arbeitsgemeinschaft umbenannt in den Deutschen Sparkassen- und Giroverband e. V., Bonn. Ordentliche Mitglieder des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes sind 12 regionale Sparkassen- und Giroverbände, 11 —» Landesbanken / —» Girozentralen sowie die —» Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank - , jedoch nicht die Sparkassen selbst. Außerordentliche Mitglieder sind der Hauptverband der österreichischen Sparkassen, Wien, der Verband der Deutschen Freien Öffentlichen Sparkassen e.V., Bremen, die Badische Landesbausparkasse, Karlsruhe, die Öffentliche Bausparkasse Hamburg und die Landesbausparkasse Württemberg, Stuttgart. Der Verband ist das Entwicklungs- und Führungszentrum der Sparkassen-Organisation. Zu seinen Aufgaben zählt die Förde-

Bankenverbände rung der gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder und der angeschlossenen Sparkassen. Die Schwerpunkte der internen Verbandsarbeit liegen in der Beratung und Information der Mitglieder sowie in der Vorbereitung von Entscheidungen, die bedeutende Sparkassen- und verbandspolitische Probleme betreffen. Weitere Aufgaben sind die Vertretung der gemeinsamen Interessen auf Bundesebene, z.B. gegenüber dem Deutschen Bundestag, der Bundesregierung, den einzelnen Fachministerien sowie die Pflege der Kontakte zur —» Deutschen Bundesbank, zum —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen sowie zu anderen Spitzenverbänden, "Organisationen und der Wissenschaft. Im Rahmen der allgemeinen Öffentlichkeitsarbeit nimmt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband als Sprecher der Sparkassen-Organisation u.a. zu Fragen der Wirtschaftspolitik, Kreditpolitik, allgemeinen Gesetzgebung und Notenbankpolitik Stellung. Spezielle Aufgaben liegen in der Pflege des kommunalen Geld- und Kreditwesens, der Förderung des öffentlich-rechtlichen Bausparwesens sowie in der Aus- und Weiterbildung von Angehörigen der SparkassenOrganisation. Im Jahre 1969 wurde das System der Sparkassenstützungsfonds aufgebaut. Der hierbei vorgesehene Haftungsverbund für den überregionalen Ausgleich wird vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband organisiert. 1975 erfolgte eine Neuregelung der Sparkassenstützungsfonds sowie der Aufbau einer eigenen Sicherungsreserve der Landesbanken/Girozentralen, die vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband verwaltet wird. Zur Interessenvertretung der angeschlossenen Sparkassenorganisationen gegenüber den Institutionen der Europäischen Gemeinschaften ist der Deutsche Sparkassenund Giroverband Mitglied des Internationalen Instituts der Sparkassen, Genf, und der europäischen Sparkassenvereinigung (ehemals EWG-Sparkassenvereinigung). Organe des Verbandes sind die Mitgliederversammlung und der Vorstand. Der Mitgliederversammlung gehören je drei Vertreter der einzelnen Sparkassen- und Giroverbände, der Landesbanken/Girozentralen und der kommunalen Spitzenverbände 75

Bankenverbände an. Die Mitgliederversammlung wählt unmittelbar den Vorsitzenden des Vorstandes sowie die weiteren Mitglieder des Vorstandes. Sie ist u.a. zuständig für die Festlegung der Mitgliedsbeiträge, die Genehmigung der Jahresrechnung sowie die Entlastung des Vorstandes. In den regelmäßig stattfindenden Mitgliederversammlungen werden nicht nur Regularien erörtert, sondern in zunehmendem Maße aktuelle wirtschaftsund geschäftspolitische Fragen diskutiert. Der Vorstand setzt sich zusammen aus einem Vorsitzenden, der als Präsident des Verbandes unmittelbar für 6 Jahre von der Mitgliederversammlung gewählt wird, 12 weiteren Mitgliedern aus den Verbänden, Girozentralen und Sparkassen, 6 Vertretern der kommunalen Spitzen verbände, 1 Mitglied des Vorstandes des Verbandes öffentlicher Banken, dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Girozentrale Deutsche Kommunalbank - sowie 2 Mitgliedern der Geschäftsführung des Verbandes. Der Vorstand ist berechtigt, bis zu 7 weitere Mitglieder, die die Verbandszwekke fördern, hinzuzuwählen. Er beruft die 4 Stellvertreter des Präsidenten, und zwar je einen Vertreter eines regionalen Sparkassen* und Giroverbandes, einer Girozentrale, einer Sparkasse und eines kommunalen Spitzenverbandes. Der Vorstand bestimmt die Linie der Verbandspolitik in allen Fragen des Sparkassen- und Girowesens. Der Präsident des Verbandes und seine 4 Stellvertreter bilden den Präsidialausschuß, der den Präsidenten bei bestimmten Aufgaben und Entscheidungen berät. Alle für die Sparkassen-Organisation wichtigen Fragen werden in speziellen Ausschüssen beraten. Satzungsmäßige Ausschüsse sind Bausparkassenausschuß, betriebswirtschaftlicher Ausschuß, Bildungsausschuß, Landesobmännerausschuß (als Organ der Sparkassenleiter), Sparkassenausschuß (behandelt Fragen der Geschäftspolitik der Sparkassen) und der Zentrale Werbeausschuß. Die Ausschüsse werden vom Vorstand eingesetzt. Die regelmäßig stattfindenden Sitzungen sichern einen fortdauernden engen Kontakt und Erfahrungsaustausch zwischen Mitgliedern des Verbandes und Vertretern aus der Praxis. Diese Ausschüsse werden durch Arbeitskreise für Spezialfragen unterstützt. 76

Bankenverfoände IV. Verband öffentlicher Banken Der Verband öffentlicher Banken e.V., Bonn, ist die Spitzenorganisation der öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten. Vorläufer des heute bestehenden Verbandes war der 1916 gegründete Verband deutscher öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute e.V., an dessen Stelle Mitte der 30er Jahre mit der Zentralverwaltungswirtschaft die Wirtschaftsgruppe öffentlich-rechtliche Kreditanstalten trat. Nach ihrer Auflösung im Jahre 1945 wurde 1946 eine Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten in der britischen Zone gebildet. Durch Eintragung dieser Arbeitsgemeinschaft in das Vereinsregister Hannover kam es 1949 zur ersten wirklichen Fortführung des 1916 gegründeten Verbandes. 1958 wurde der Sitz des Verbandes nach Bonn verlegt; 1974 wurde dieser Verband durch Beschluß der Mitgliederversammlung in den Verband öffentlicher Banken e.V. umbenannt. Der Verband öffentlicher Banken betreut seine Mitgliedsinstitute direkt ohne Zwischenschaltung von Unterverbänden. Bei den Mitgliedern unterscheidet die Satzung zwischen ordentlichen Mitgliedern, außerordentlichen Mitgliedern und Gastmitgliedern. Ordentliche und außerordentliche Mitglieder des Verbandes öffentlicher Banken sind die Banken in der Rechtsform öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten sowie Banken privater Rechtsform, deren Kapital überwiegend vom Bund, einem Bundesland oder einer anderen öffentlichen Körperschaft gehalten wird und deren Aufgaben denen von öffentlich-rechtlichen Mitgliedsinstituten entsprechen. Kreditinstitute, Gesellschaften und Verbände, die den öffentlichen Banken nahestehen, können eine Gastmitgliedschaft erwerben. Ordentliche Mitglieder nehmen an allen Verbandseinrichtungen teil; ebenso die außerordentlichen, die aber nur eine beratende Stimme haben. Gastmitglieder können die Verbandseinrichtungen nur beschränkt in Anspruch nehmen; sie erhalten die Verbandsmitteilungen und sonstige Informationen. Einige Mitglieder des Verbandes sind außerdem noch in Verbänden privater Kreditinstitute und - vor allem die Landesbanken - im Deutschen Sparkassen- und Giroverband organisiert. Institute, die Ver-

Bankenverbände bänden privater Kreditinstitute angehören, können nicht ordentliche Mitglieder im Verband öffentlicher Banken sein. Anfang 1989 sind 23 ordentliche, 7 außerordentliche sowie 15 Gastmitglieder im Verband organisiert. Bei den öffentlichen Banken werden im einzelnen —» Landesbanken, öffentlichrechtliche —» Grundkreditanstalten sowie Banken mit Sonderaufgaben unterschieden. Die Landesbanken arbeiten als Universalbanken. Als Hausbanken der Länder nehmen sie regionale Finanzierungsaufgaben wahr. Zugleich dienen sie als Zentralbank für die regionalen Sparkassen. Öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten, die sich im Besitz des Bundes, der Länder sowie sonstiger öffentlicher Banken befinden, sind primär im Real- und Kommunalkreditgeschäft tätig. Kreditinstitute mit Sonderaufgaben arbeiten als Spezialinstitute der öffentlichen Hand z.B. bei der staatlichen Wohnungsbauförderung, der regionalen Strukturentwicklung, der Industrie- und Exportfinanzierung. Satzungsgemäßer Zweck des Verbandes öffentlicher Banken ist die Förderung der gemeinsamen Interessen seiner Mitglieder. Dies soll insbesondere durch Beratung, Unterstützung und intensiven Erfahrungsaustausch im Rahmen gesetzlicher Bestimmungen und sonstiger Anordnungen geschehen. Weitere Aufgabe ist die Vertretung der gemeinsamen Interessen in der Öffentlichkeit und bei den zuständigen Behörden, die vom Verband durch Beratung, Übergabe von Material und durch gutachtliche Äußerungen unterstützt werden. Auf internationaler Ebene vertritt der Verband öffentlicher Banken die Belange seiner Mitglieder im Hypothekenverband bei der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft. Die Mitgliederversammlung ist das Beschlußorgan des Verbandes. Sie beschließt u.a. über die Mitgliedschaft, wählt den Vorsitzenden des Verbandes sowie die weiteren Vorstandsmitglieder. In der Regel finden pro Jahr zwei Mitgliederversammlungen statt. Der Vorstand - gewählt von der Mitglieder-

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich Versammlung - kann aus seinen Mitgliedern einen stellvertretenden Vorsitzenden des Verbandes wählen. Der Vorstand besteht zur Zeit aus 8 Personen. Die laufende Verbandsarbeit wird in Fachgremien geleistet. Zur Vorbereitung von verbandspolitischen Entscheidungen werden Ausschüsse eingesetzt. Zur Zeit besteht jeweils ein Ausschuß für Realkredit und Wohnungspolitik, Bilanzierungsfragen, das Internationale Geschäft sowie ein Wertpapierausschuß. Den Ausschüssen arbeiten vorbereitend spezielle Arbeitskreise - z.B. für Wertpapierfragen oder für Steuerfragen-zu. Die Kooperation zwischen dem Verband öffentlicher Banken und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband wird in der personellen Verflechtung deutlich. Satzungsgemäß hat der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes Sitz und Stimme im Vorstand und in der Mitgliederversammlung des Verbandes öffentlicher Banken. Entsprechend ist der Vorsitzende des Verbandes öffentlicher Banken, sofern er aus einer Landesbank kommt, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Literatur: Becker, Wolf-Dieter: Verband öffentlicher Banken e.V., in: Handwörterbuch der Sparkassen, Band 4, Stuttgart, 1982, S. 226236; Geschäftsberichte und Satzungen der Spitzen verbände; Oberbeckmann, HansLudwig: Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V., in: Handwörterbuch der Sparkassen, Band 1, Stuttgart, 1982, S. 456462; Schramm, Bernhard: Die Volksbanken und Raiffeisenbanken, Taschenbücher für Geld, Bank, Börse, Band 80, Frankfurt/ Main, 1982; Wagner, Kurt: Stationen deutscher Bankgeschichte, 75 Jahre Bankenverband, Köln, 1976. Dipl.-Volksw. WolfgangGrüger, Bonn Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), Bank for International Settlement (BIS) supranationale Bank mit Sitz in Basel, gegründet 1930 zur Abwicklung der deutschen Reparationszahlungen nach dem Ersten Weltkrieg. Treuhänderisch tätig war sie auch nach dem Londoner Schuldenab77

Bankgarantie kommen 1953 im Rahmen der im Jahre 1980 fällig gewordenen Young-Anleihe. Heute hat die BIZ als „Bank der Zentralbanken" die Aufgabe, die Zusammenarbeit der internationalen Zentralbanken zu fördern, neue Möglichkeiten für internationale Finanzgeschäfte zu schaffen und treuhänderische Funktionen im Rahmen von regionalen und internationalen Vereinbarungen zu übernehmen. Durch die regelmäßigen Zusammenkünfte der Zentralbankpräsidenten hat sich die BIZ als Forum für internationale währungspolitische Zusammenarbeit bewährt. Ihre Jahresberichte und statistischen Analysen über die internationalen Finanzmärkte sind für die Fachwelt von besonderer Bedeutung. Im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit ist die BIZ berechtigt, die in der Satzung festgelegten Geschäfte zu betreiben, so z.B. Gold- und Devisengeschäfte für eigene Rechnung und für Zentralbanken, Diskont- und Lombardgeschäfte mit den Zentralbanken, Kauf und Verkauf von börsengängigen Wertpapieren (außer Aktien) für eigene und für Rechnung der Zentralbanken u.a.m. Grundsätzlich muß die Geschäftstätigkeit der BIZ mit der Währungspolitik der Zentralbanken vereinbar sein. Die BIZ ist eine Aktiengesellschaft, deren Aktien von allen europäischen (Ausnahmen: Albanien, DDR, Sowjetunion) und einigen außereuropäischen Zentralbanken (Australien, Japan, Kanada, Südafrika, USA) gehalten werden. Von dem genehmigten Aktienkapital in Höhe von 1500 Mio. Goldfranken sind z.Zt. 1200 Mio. Goldfranken gezeichnet und zu 25% bar eingezahlt, so daß noch weitere Zentralbanken sich an der BIZ beteiligen könnten. Bankgarantie Die B. ist - unabhängig von einer zugrundeliegenden Forderung - die Verpflichtung der Bank, für einen bestimmten, in der Zukunft liegenden Erfolg einzustehen und insbesondere das —> Risiko eines künftigen, noch nicht entstandenen Schadens zu übernehmen. Häufige Voraussetzung für die Abwicklung von Exportgeschäften sind B. deutscher—» Kreditinstitute zugunsten ausländischer Geschäftspartner von deutschen Exporteuren. Man unterscheidet: Bietungsgarantien 78

Bank-Holding-Companies (BHC) (tender rsp. participation guarantee, bid bond); Leistungs- und Lieferungsgarantien (performance guarantee, performance bond); Gewährleistungsgarantien (warranty guarantee); Anzahlungsgarantien (advance payment guarantee). Bankgeheimnis Das Recht und die Verpflichtung einer Bank, Auskünfte über ihre Bankkunden zu verweigern. Obwohl die Geheimhaltung zwischen der Bank und dem Kunden nicht ausdrücklich vereinbart wird, ist sie nach Treu und Glauben heute allgemein als ergänzende Leistung zu den —» Bankgeschäften anerkannt. Ausnahmen sind nur in bestimmten, eng begrenzten Fällen zulässig. Solche Ausnahmen gelten gegenüber Vertretern des Kontoinhabers, zum Schutz der Bank, durch Entbindung von der Schweigepflicht, im Rahmen der —> Bankenaufsicht und aufgrund gesetzlicher Pflichten der Bank. Im letzteren Fall interessieren vor allem Auskunftsverlangen von Finanzbehörden. Sie haben sich im sog. Bankenerlaß dabei bestimmten Einschränkungen unterworfen. Danach sind Einzelauskunftersuchen nur dann zulässig, wenn die Sachverhaltsaufklärung durch den Steuerpflichtigen nicht zum Ziel geführt hat oder keinen Erfolg verspricht. Bankgeschäfte diejenigen Geschäfte, die nach dem —» KWG ein Unternehmen zu einem —• Kreditinstitut machen. Im KWG erfolgt eine enumerative Nennung von B. : —> Einlagengeschäft, —> Kreditgeschäft, —> Diskontgeschäft, Effektengeschäft, —> Depotgeschäft, Investmentgeschäft, Revolvinggeschäft (Eingehen der Verpflichtung, Darlehensforderungen vor Fälligkeit zu erwerben), —» Garantiegeschäft, —> Girogeschäft. Durch Rechtsverordnung können weitere, ähnliche Geschäfte als B. bezeichnet werden: z.B. —» Factoringgeschäft, —> Forfaitierungsgeschäft, —» Leasinggeschäft. Bankguthaben Forderungen von Bankkunden gegen Banken. Bank-Holding-Companies (BHC) Holding-Gesellschaften, die von US-amerikanischen —> Commercial Banks gegründet

Bank-Holding-Company-Act of1956/1970 wurden, um die gesetzlichen Beschränkungen bezüglich der Tätigkeit und der Filialgründung zu umgehen. Hierdurch können sich Commercial Banks an Instituten derselben Gruppe (Umgehung der Filialgesetzgebung) oder an Instituten anderer Gruppen (Umgehung der Arbeitsteilung) beteiligen. Allerdings ist eine solche Beteiligungspolitik aufgrund weiterer gesetzlicher Bestimmungen nur in eingeschränktem Umfang möglich. So ist etwa der Erwerb von Beteiligungen an Banken in anderen Bundesstaaten über eine Holding nur dann möglich, wenn der betreffende Bundesstaat dies ausdrücklich erlaubt, was jedoch bislang nur in wenigen Ausnahmefällen geschah. Des weiteren ist eine Beteiligung von mehr als 5% an Nichtbanken grundsätzlich verboten, es sei denn, es handelt sich um Unternehmen mit „banknaher" Produktpalette. Soweit ein Bankkonzern mehrere Banken umfaßt, wird er als Multi-BHC bezeichnet, liegt nur eine Beteiligung an einer Bank vor, handelt es sich um eine One-BHC. Der —» Federal Reserve Board beaufsichtigt seit dem —» BankHolding-Company-Act of 1956 die MultiBHC und seit der Gesetzesnovelle 1970 auch die One-BHC. Eine weitere Möglichkeit der Banken, die restriktiven Vorschriften zu umgehen, besteht in der Gründung von—»Edge-Act-Corporations. Bank-Holding-Company-Act of1956/1970 Rechtsgrundlage für Bank-Holdinggesellschaften (—> Bank-Holding-Companies) in den USA, die die Regelung der Fachaufsicht beinhaltet. Nach dem 1970 novellierten Gesetz liegt eine Bank-Holding-Company immer dann vor, wenn eine Gesellschaft, ein Verband oder eine andere Organisation direkt oder indirekt eine Bank oder eine Bank-Holding kontrolliert. Kontrolle wird vermutet, sofern die Verfügungsmacht über mindestens 25% der Aktien besteht. Eine solche Bank-HoldingCompany unterliegt der Aufsicht des—» Federal Reserve Board. Bankierbonifikation Bei der Fremdemission von —> Effekten durch eine —» Emissionsbank bzw. ein —* Emissionskonsortium, die vom Emittenden zu zahlende Vergütung von Begebungsleistungen, soweit die Emissionsbank bzw.

Bankinternes Revisionswesen das Emissionskonsortium (Begebungskonsortium) diese als Kommissionär(e) erbracht haben. Sie verkaufen die —» Effekten im Auftrag des Emittenden auf dessen Rechnung, übernehmen kein Emissionsrisiko und handeln nur als Geschäftsbesorger. Das wird daran deutlich, daß sie nur als Zeichnungs-, Werbungs- und Verwaltungsstelle fungieren. B. ist der Preis für die Nutzung der Placierungskraft der Emissionsbank bzw. des Emissionskonsortiums. Banking Act 1933 Bankgesetz von 1933 in den USA. Es sollte Schwächen des Banksystems beseitigen, die als Ursachen für die —» Weltwirtschaftskrise angesehen wurden. Der B. trennte „commercial banking" vom —> „investment banking". Es schuf darüber hinaus die —> Federal Deposit Insurance Corporation zur —» Einlagensicherung und zur Vorbeugung von Bankzusammenbrüchen. Bankinternes Revisionswesen A. Funktion der internen Revision im Rahmen des internen Kontrollsystems Revision bedeutet Wiederanschauen, und zwar von vollzogenen betrieblichen Sachverhalten und ihrer Dokumentation durch unternehmensinterne oder -externe Personen oder Institutionen zur Beurteilung, ob sie ordnungsgemäß abgewickelt wurden. Hinter der internen Revision steht der Grundgedanke, daß sich die Leitung eines Unternehmens gelegentlich unter Überbrückung des Instanzenweges darüber informieren muß, wie ihre Entscheidungen und Handlungen in allen Ebenen des von ihr geleiteten Betriebes ankommen und wie sie sich auswirken. Wird diese Aufgabe zu umfangreich, muß sich die Leitung einer Hilfe bedienen. Trotz Delegation ist die Unternehmensleitung dadurch ihrer generellen Überwachungspflicht nicht enthoben. Sie hat sich zu überzeugen, daß die Interne Revision ihre Aufgabe ausreichend, korrekt und effizientdurchführt. Dabei hat die Interne Revision einmal Vorsorgefunktion, d.h. durch die Durchführung von Prüfungen soll erreicht werden, daß von vornherein Fehler vermieden werden. Daneben hat sie aber auch Quantifizierungsfunktion, d.h. sie soll Abweichungen zwischen Soll- und Istobjekt feststellen. 79

Bankinternes Revisionswesen B. Interne Revision im Bankbetrieb 1. Besonderheiten der Funktion im Bankbetrieb Das Risiko unerlaubter Handlungen ist im Bankgewerbe aufgrund des hohen und schnellen Geldumschlags wesentlich größer als in anderen Wirtschaftszweigen. Während sich bei Industrie- und Handelsunternehmen die Bilanzsumme innerhalb eines Jahres etwa drei- bis sechsmal umschlägt, wird sie bei den Universalbanken etwa fünfzigmal umgesetzt. Bereits hieraus ergibt sich das Streben nach Sicherheit im Bankbetrieb (—» Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe), die durch besondere Vorsichtsmaßnahmen und durch laufende Kontrollen gewährleistet sein muß. 2. Anforderungen an die Innenrevision im Bankbetrieb Im Jahre 1976 veröffentlichte das —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen eine Empfehlung zur einheitlichen Regelung der Ausgestaltung einer funktionsfähigen und effizienten Innenrevision bei Kreditinstituten. Damit wurde zum erstenmal eine für alle in der Bundesrepublik niedergelassenen Kreditinstitute verbindliche Vorschrift geschaffen, die in groben Zügen Mindestanforderungen für die Innenrevision festlegt. Vorausgegangen waren heftige Diskussionen über die Notwendigkeit einer solchen Empfehlung. Zum einen bestand bereits vor dem Erlaß dieses sog. „Innenrevisionsbriefes" bei den meisten Instituten eine Revisionsabteilung, zum anderen wurde der Innenrevisionsbrief als ein unnötiger Eingriff in die Organisation der Kreditinstitute angesehen. Angeblich mangelte es dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zudem an einer Rechtsgrundlage für den Erlaß dieser Empfehlung. Diese Problematik war dem Bundesaufsichtsamt durchaus bewußt. Es sollte mit diesem Schreiben jedoch sichergestellt werden, daß die Institute auch in gefahrenträchtigen Situationen nicht einfach über die Selbstverständlichkeiten einer verantwortungsbewußten Geschäftsleitung hinwegsehen. Der Anforderungskatalog des Bundesaufsichtsamts umfaßt 10 Punkte. Stichwortartig handelt es sich um folgende Vorausset80

Bankintemes Revisionswesen zungen für eine ordnungsmäßige Innenrevision: - Schriftlich fixierte Ordnung des Gesamtbetriebs - Qualitativ und quantitativ ausreichende Personalausstattung - Prüfungsergebnisse über Mängel und Gefahren, Funktionstrennung - Prüfung sämtlicher Betriebsabläufe - Verantwortung für die Revision bei der gesamten Geschäftsleitung - Aufstellung von Prüfungsplänen - regelmäßige und zeitnahe schriftliche Revisionsberichte mit Beurteilung der Prüfungsgebiete - Überwachung der Erledigung von Beanstandungen - Zurverfügungstellung der Revisionsberichte an externe Revision - Darstellung der Erfüllung der Anforderungen im Prüfungsbericht des externen Prüfers. Da der Abschlußprüfer in seinem Bericht darstellen muß, ob die Ausgestaltung der Innenrevision den Anforderungen des Bundesaufsichtsamts für das Kreditwesen entspricht, besteht auch ein äußerer Zwang, diese Anforderungen zu erfüllen. Aus heutiger Sicht muß man sagen, daß der Innenrevisionsbrief zu einer Stärkung der Innenrevision in den Banken geführt hat. C. Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit 1. Personelle Ausgestaltung a) Quantitative Ausgestaltung Wenngleich die Größe einer Abteilung keinen direkten Schluß auf ihre Effektivität erlaubt, kann der mit der personellen Ausstattung verbundene Aufwand als Kennzeichen für die Bedeutung, die der Innenrevision seitens der Bankleitung beigemessen wird, gewertet werden. Die meisten Institute (ca. 65%) arbeiten mit einer Zahl von 2-20 Mitarbeitern in der Revision. Der Anteil an der Gesamtarbeitsleistung der Banken liegt aufgrund einer Untersuchung aus dem Jahr 1981 bei durchschnittlich einem Prozent. Bei der personellen Ausgestaltung ist zu berücksichtigen, daß diese Haupteinflußgröße für die Kosten der Innenrevision ist. Die Personalbedarfsermittlung steht zudem vor der Schwierigkeit, daß eine Fixierung von

Bankintemes Revisionswesen Leistungs- und Zeitkennziffern nicht möglich ist. Pauschale Hilfsgrößen wie ein von der gesamten Belegschaft abhängiger Prozentsatz befriedigen nicht, werden jedoch mangels anderer Ansätze regelmäßig als Maßstab verwendet. b) Qualitative Ausgestaltung Die Anzahl der Akademiker bei den Revisoren und Revisionsassistenten liegt im Schnitt bei etwa 11%. Überwiegend werden Kaufleute (39%) und Kaufleute mit Weiterbildung durch Revisionskurse (45%) eingesetzt. Revisionsleiter sind zu 21% Akademiker, zu 79% Kaufleute mit weiterführenden Revisionskursen. Bevorzugt werden Allroundprüfer eingesetzt. Erst bei Banken mit größeren Revisorenteams werden auch Spezialisten erforderlich. An Bedeutung gewonnen haben in letzter Zeit besonders ausgebildete EDVRevisoren. Dies war bedingt durch den immer stärkeren Ausbau der EDV in den Instituten und eine EDV-spezifische Fachsprache, die es den Revisoren erschwerte, ohne Fachkenntnisse Prüfungen durchzuführen. Die Schwierigkeiten, einen quantitativ und qualitativ ausreichenden Mitarbeiterstab zu gewinnen und zu erhalten, wird im wesentlichen bestimmt von dem Ansehen und der Stellung der Innenrevision in der Bank bei Geschäftsleitung und Fachabteilungen. Die Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb und außerhalb des Instituts sind ein weiteres Kriterium für potentielle Bewerber. Aufgrund der guten Ausbildung in der Innenrevision und dem Überblick, den die Mitarbeiter durch die ständig wechselnden Prüfungsgebiete erlangen, wird die Innenrevision häufig als Reservoir für leitende Mitarbeiter gesehen. Dementsprechend herrscht in der Innenrevision eine überdurchschnittlich hohe Fluktuation vor. Da die Arbeitsmethodik der Revision sich von der der anderen Bankbereiche grundlegend unterscheidet, erfordert der permanente Mitarbeiterwechsel erhöhte Anstrengungen bei der Ausbildung. Große Banken legen als Hilfestellung Revisionshandbücher auf, die gerade für die bankspezifische Situation den Einstieg erleichtern sollen. Interne und externe Kurse ergänzen die praktische Arbeit und geben

Bankintemes Revisionswesen auf Gebieten, auf denen das Fachwissen Lücken aufweist, eine Orientierungshilfe. Kurzberichte vor den Revisionskollegen über besuchte Seminare erhöhen die Effizienz beträchtlich. 2. Eingliederung in die Organisation der Bank Die Innenrevision ist in den meisten Fällen als eine Stabstelle konzipiert. Je kleiner die Institute sind, desto eher besteht die Tendenz, in begrenztem Umfang eine Weisungsbefugnis der Innenrevision zuzulassen, insbesondere bei Bagatellfällen. Problematisch wird dies dann, wenn die Mitarbeiter der Innenrevision als stille Personalreserve betrachtet werden, die im Bedarfsfall vielseitig im ganzen Betrieb eingesetzt werden können. Ein solches von der Geschäftsführung gebilligtes Verhalten läßt eine Einschätzung der Innenrevision erkennen, die in keiner Weise mit den Anforderungen des Bundesaufsichtsamts in Einklangsteht. Disziplinarisch und funktionell ist die Innenrevision bei Banken nahezu ausschließlich einer Instanz auf Vorstandsebene zugeordnet. Die Innenrevision ist bei der Mehrheit der Banken zentralisiert. Dies führt zu einer besseren Kapazitätsauslastung, höherer Unabhängigkeit von den zu prüfenden Zweigstellen und einer besseren Vergleichbarkeit der Revisionsergebnisse. Bei einem räumlich weit gestreckten Filialnetz mit größeren Zweigstellen ist jedoch auch eine dezentrale Revision anzutreffen. 3. Schriftlich fixierte Ordnung im Bankbetrieb Für die Durchführung einer Revision ist es erforderlich, daß die Maßstäbe für die Prüfung bekannt sind. Aus diesem Grund verlangt das Bundesaufsichtsamt in dem „Innenrevisionsbrief" eine schriftlich fixierte Ordnung des gesamten Betriebs. Die schriftlich fixierte Ordnung ist häufig einer der Schwachpunkte in den Banken. Abgesehen von der Vorschrift durch das Bundesaufsichtsamt des Kreditwesens ist es offensichtlich, daß eine Innenrevision im Bereich des operational auditing nur dann effizient arbeiten kann, wenn sie sich die Maßstäbe für die Prüfung nicht anhand allgemeiner Kriterien selbst erarbeiten muß. 81

Bankintemes Revisionswesen Es reicht nicht aus, wenn die Abläufe von den Bankangestellten nur verbal beschrieben werden können und nicht schriftlich festgehalten sind. Die verbale Beschreibung von Arbeitsabläufen läßt Veränderungen nur schwierig erkennen und würde bei jeder Prüfung eine neuerliche Systemaufnahme erforderlich machen. Zum Inhalt der schriftlich fixierten Ordnung gehören Darstellungen der Aufbauund Ablauforganisation (—» Bankorganisation), die FunktionsVerteilung, die Verantwortungsbereiche und die systemintegrierten Kontrollen. Die rasante Entwicklung der EDV erzwang in Teilbereichen diese schriftlich fixierte Ordnung, indem sie Ist-Aufnahmen, SollKonzeptionen, Ablaufdiagramme und Programmbeschreibungen vorgab. a) Aktualität Die schriftlich fixierte Ordnung muß stets auf dem neuesten Stand gehalten werden. Da die bankbetriebliche Geschäftstätigkeit gerade in letzter Zeit starkem Wandel unterliegt, bedeutet diese Anforderung häufig ein Problem. Anpassungen und Veränderungen in den betrieblichen Abläufen werden zunächst auf mündlicher Basis vorgenommen ; für die Anpassungen der schriftlichen Ablaufbeschreibungen bleibt häufig keine Zeit mehr. So sind manche schriftlichen Arbeitsanweisungen soweit überholt, daß gerade noch 50% davon ihre Gültigkeit haben und die anderen 50% getrost in den Papierkorb geworfen werden könnten. Dabei bieten moderne Textverarbeitungssysteme ausreichend Möglichkeiten, die Arbeitsanweisungen innerhalb kürzester Zeit auf den aktuellen Stand zu bringen. So hat z.B. die Münchener Hypothekenbank eG Aufbau- und Ablauforganisation in einem Umfang von ca. 1600 Seiten auf Textsystem gespeichert. Die Innenrevision wird in den Prozess der Änderungen eingeschaltet, indem sie bei Änderungen einen Ausdruck zur Kenntnis erhält und als einzige Stelle eine Autorisierung der Änderung durchführen kann. Daß aktuelle und gut gestaltete Arbeitsanweisungen auch bei der Einarbeitung oder bei der Ausbildung neuer Mitarbeiter nicht unerhebliche Zeit- und Kostenvorteile bringen, wird oft nicht erkannt. Sind die 82

Bankinternes Revisionswesen Arbeitsanweisungen EDV-mäßig erfaßt, kann mittels Suchbegriffen rasch die bestimmten Arbeitsabläufen zugeordnete Arbeitsanweisung gefunden werden. Außerdem kann durch Datenfernübertragung erreicht werden, daß auch örtlich getrennte Unternehmensteile Zugang zur Dokumentation erhalten. b) Formale Erfüllung und Akzeptanz Der Nutzen der fixierten Ordnung ist allerdings nur so hoch, wie die Mitarbeiter sich ihrer bedienen. Dies wiederum wird davon abhängen, wie schnell der Zugriff, wie hoch die Aktualität und insbesondere wie verständlich die Ausführungen sind. Manchmal ist es besser, weniger zu produzieren und dafür auch zu beachten, als eine Sammlung von Arbeitsanweisungen unbeachtet in der Schublade liegen zu lassen. Allein die formale Erfüllung der Dokumentation von Arbeitsabläufen wird zudem dazu führen, daß sie nur widerwillig erstellt wird. Dies hat gleichzeitig einen negativen Einfluß auf die Aktualität. 4. Informationsversorgung Die Durchführung von Revisonsaufgaben erfordert eine umfassende Informationsbeschaffung. Eine Reihe externer Quellen stehen dem Revisor hierbei zur Verfügung, allen voran Publikationen des Deutschen Instituts für Interne Revision. Zweck dieser externen Information ist es, dem Revisor ein Basiswissen zur Verfügung zu stellen, mit dem er dem Partner als kompetenter Sachkennergegenübertreten kann. Daneben steht die interne Informationsversorgung. Die Innenrevision muß einerseits mit der Betriebsstruktur vertraut sein, andererseits über sämtliche wesentlichen Änderungen der betrieblichen Abläufe informiert werden. Eine gute Kommunikation mit der Geschäftsführung und dem middle management sind hierzu unabdingbare Voraussetzungen. D. Vorgehensweise 1. Revisionsplanung Aufgrund der wechselnden Prüfungsgebiete verlangt die Revisionstätigkeit eine spezielle Planung. In den Banken wird dazu ein meist mehrjähriger (3-5 Jahre) Prüfungsplan erstellt, der mit der Geschäftsleitung abgestimmt wird. Auf diesem aufbauend empfehlen sich detailliertere Jahrespläne.

Bankinternes Revisionswesen Pufferzeiten für Sonderaufgaben müssen in ausreichendem Maß berücksichtigt werden. a) Prüfungszeitpunkt Die Prüfungszeiträume sollten nicht in Zeiten besonders hoher Belastung der Abteilung fallen. So sollte z.B. das Rechnungswesen oder die Personalabteilung nicht gerade am Jahresende, also in den Spitzenzeiten der Arbeitsbelastung, geprüft werden. Andererseits sind die Prüfungen grundsätzlich als Überraschungsprüfungen auszugestalten. Das bedeutet, daß sie nicht in immer gleichbleibenden Zeitabständen vorzunehmen sind und dadurch das Überraschungsmoment verlieren. b) Prüfungsfelder Der Revisionsbrief schreibt eine Prüfung aller Teilbereiche einer Bank vor. Dies bedeutet, daß von der Geschäftsleitung den Revisoren alle Teilbereiche des Unternehmens zugänglich gemacht werden müssen. Dies war nicht immer selbstverständlich. Einer der Schwerpunkte der Revisionstätigkeit wird wie auch in früheren Jahren die Kreditrevision sein, also die planmäßige kritische Untersuchung der Kreditgeschäftsführung, -Sachbearbeitung und -Überwachung. 2. Revisionsberichte a) Informationsempfänger Informationsempfänger der Innenrevisionsberichte ist in erster Linie die Geschäftsführung. Dies ergibt sich aus dem Grundgedanken, daß die Innenrevision quasi der verlängerte Arm der Geschäftsführungseinsoll. Daneben besteht bei den Banken aber auch eine Redepflicht gegenüber Mitgliedern der Überwachungsorgane. Diese ist so ausgestaltet, daß bei schwerwiegenden Verstößen unverzüglich der gesamten Geschäftsleitung schriftlich Bericht zu erstatten ist. Diese ist wiederum verpflichtet, den Bericht der Innenrevision, evtl. mit eigener Stellungnahme, unverzüglich dem Vorsitzenden des Aufsichtsorgans zu unterbreiten. Eine direkte Redepflicht der Innenrevision gegenüber Überwachungsgremien oder gar dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen würde zu einer Vermischung der Ver-

Bankintemes Revisionswesen antwortlichkeiten führen und ist daher nicht vorgesehen. b) Inhalt Die Resonanz, die ein Bericht bei der Geschäftsleitung und bei anderen zuständigen Stellen findet, hängt sowohl vom materiellen Inhalt als auch von der äußeren Form und der Art der Darstellung ab. Die Aussagen, die im Revisionsbericht zu treffen sind, ergeben sich zunächst aus der Art und den Besonderheiten des Prüfungsgegenstandes. In den Prüfungsberichten sind gemäß den Anforderungen des Innenrevisionsbriefes nicht nur Feststellungen zu treffen, sondern auch Beurteilungen des Prüfungsgebiets auszusprechen. Dies zwingt den Revisor dazu, nicht nur ungewichtet seine Feststellungen darzustellen, sondern eine Gewichtung vorzunehmen und im Vergleich zu den Erfordernissen sowohl negativ als auch positiv zu beurteilen. c) Zeitnähe Die Berichte der Innenrevision sind zeitnah zu erstellen und an die Geschäftsleitung bzw. die betroffenen Stellen weiterzuleiten. Die zeitnahe Erstellung der Revisionsberichte ist ein Punkt, der nicht immer optimal erfüllt wird. Dabei ist bezüglich der Wirkung der Berichte auf die betroffenen Abteilungen davon auszugehen, daß bei zeitnaher Berichterstattung die oftmals mit den Abteilungen diskutierten Probleme noch bewußt sind und eine Durchsetzung von Korrekturen bzw. eine Stellungnahme der Abteilung einfacher zu erreichen sind. 3. Überwachung der Erledigung von Beanstandungen Die Tätigkeit der Innenrevision beschränkt sich im Gegensatz zu externen Prüfungen nicht darauf, das Ergebnis der Prüfungshandlungen in einem Bericht niederzulegen und ggfs. die Ordnungsmäßigkeit des Untersuchungsobjekts zu testieren. Neben der Ermittlung von Soll-/Ist-Abweichungen und der Feststellung von Schwachstellen hat die Innenrevision die Einzelberichte kritisch auszuwerten und darüber zu wachen, daß die getroffenen Beanstandungen behoben werden. a) Durchsetzungsfähigkeit Die Durchsetzungsfähigkeit der Innenrevision bei der Abhilfe von festgestellten Ab83

Bankinternes Revisionswesen weichungen ist nicht nur ein Punkt, der auf die Attraktivität einer Stelle in der Innenrevision Einfluß hat, sondern sie bestimmt auch die Wirksamkeit der Innenrevision. Werden in Innenrevisionsberichten mehrfach hintereinander dieselben Beanstandungen hervorgebracht, liegt dies meistens daran, daß die Geschäftsleitung die Mängel nicht ausreichend zur Kenntnis nimmt oder nehmen will, die Stellung der Innenrevision also schwach ist. Für die Innenrevision ist es auf der anderen Seite schwierig, sich gegen einstimmige Beschlüsse der Geschäftsleitung, die unter Kritik stehen, durchzusetzen (siehe SMHBank). Hier zeigen sich schnell die Grenzen der Wirksamkeit. b) Nachkontrollen Die Erledigung von Beanstandungen ist zu überwachen und aktenkundig zu machen. Diese erfordert Nachkontrollen in den einzelnen Bereichen. Soweit mit den Mitarbeitern in den einzelnen Prüfungsfeldern bereits Termine zur Erledigung von Beanstandungen festgehalten wurden, sollte die Einhaltung dieser Termine zeitnah geprüft werden. Falls dies nicht der Fall war, ist der Abteilung ausreichend Zeit zu gewähren, die Feststellungen zu überprüfen und ggfs. Abhilfe zu schaffen. Es empfiehlt sich, in einem turnusmäßigen Bericht auf die Erledigung von Beanstandungen einzugehen. E. Zusammenarbeit mit externen Institutionen Die Innenrevision arbeitet nicht nur direkt mit der Geschäftsführung zusammen, sondern steht teilweise auch in Verbindung mit externen Kontroll-Institutionen. In Frage kommen dabei grundsätzlich die Finanzbehörden (Steuerprüfer), das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und die Jahresabschlußprüfer. 1. Finanzbehörden Die Kooperation mit dem Steuerprüfer ist vergleichsweise schwach ausgeprägt. Das ist aufgrund der unterschiedlichen Zielrichtungen auch verständlich. Allenfalls die Prüfungsergebnisse, wie sie in den Berichten der Revision dargestellt werden, werden von dem Steuerprüfer zur Beurteilung mit herangezogen. 2. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen Auch die Zusammenarbeit mit dem Bun84

Bankinternes Revisionswesen desaufsichtsamt für das Kreditwesen ist gering. Dies liegt zum einen daran, daß Partner für das Aufsichtsamt grundsätzlich die Geschäftsleitung ist und sich das Amt nicht in interne Organisationsangelegenheiten der jeweiligen Bank einmischen will. 3. Abschlußprüfer Bei der Zusammenarbeit mit dem Abschlußprüfer steht die Innenrevision in gewisser Weise in einem Interessenkonflikt. Das oberste Ziel des Innenrevisors, das Interesse des Unternehmens, insbesondere die Zielvorgaben der Geschäftsführung zu vertreten, konkurriert mit dem Ziel des Wirtschaftsprüfers, das Unternehmen auch mit seinen Schwächen umfassend zu beurteilen. Dieser Interessenkonflikt tritt aber hinter der fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Innenrevision und Abschlußprüfer zurück. Gemeinsamkeiten zwischen externem Abschlußprüfer und Innenrevision ergeben sich daraus, daß beide auf ähnlichem Weg ihr Ziel erreichen. Des weiteren übernimmt die Innenrevision häufig die Vorbereitung der Abschlußprüfung. Die Impulse für die Zusammenarbeit gehen in der Praxis etwa zu gleichen Teilen von der Innenrevision wie von den externen Prüfern aus. Zwar kann der Abschlußprüfer seine Verantwortung für die Prüfung nicht mit der Innenrevision teilen, jedoch kann er auf die Ergebnisse der Innenrevision zurückgreifen und sie für seine eigenen Prüfungen mit berücksichtigen. Dies führt praktisch dazu, daß die Schwerpunkte der Prüfungstätigkeit des externen Abschlußprüfers verschoben werden. Die Risikoerwartung des externen Prüfers beurteilt sich nämlich weitgehend nach der Wirksamkeit des internen Kontrollsystems. Die Innenrevision ist zudem vom Abschlußprüfer zu beurteilen. Die Darstellung in den Prüfungsberichten wird allerdings meist recht knapp gehalten, so daß eine ausreichende Beurteilung über die Wirksamkeit der Innenrevision daraus nicht abgeleitet werden kann. Die vielfach geäußerte Ansicht, daß die externe Revision unabhängig, die Innenrevision abhängig ist, kann so nicht geteilt werden. Einerseits will der Wirtschaftsprüfer seinen Prüfungsauftrag nicht gefährden

Bankintemes Revisionswesen und steht somit in einer gewissen Abhängigkeit zum Unternehmen. Andererseits ist es für den Innenrevisior nur selten nachteilig, über Schwachstellen im Unternehmen klare Aussagen zu treffen. F. Entwicklungsrichtungen 1. Vom Detailtest zur Prüfung von Systemen In den Anfängen der Revision standen Sicherheits- und Ordnungsmäßigkeitsprüfung im Vordergrund, d.h. der Vermögensschutz und die Einhaltung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung. So zeigte eine Übersicht über durchzuführende Revisionen in Banken aus dem Jahre 1968 noch die einzelnen Bereiche auf, die von monatlich bis halbjährlich einer Revision zu unterziehen waren. Der Schwerpunkt lag auf Kassenprüfungen (Kasse, Kupons, Sorten, Schecks u.a.) und Konten (Nostrokonten, Postscheckkonto, Avalkonten u.a.). Beides bleibt heute und auch künftig Basisaufgabe der Internen Revision. Die für die Wahrnehmung dieser Aufgabe für die Revision entstehende Belastung verringert sich jedoch mit dem zunehmenden Ausbau des internen Kontrollsystems. Für die Einbeziehung der Systeme und Funktionen in den Aufgabenbereich der Internen Revision wurde Anfang der 50er Jahre der Begriff des „operational auditing" geprägt, als Gegensatz zu dem früher vorherrschenden „protective" und „financialauditing". Aus der immer stärker werdenden Bedeutung der Wirtschaftlichkeitsprüfungen entwickelte sich ein weiterer Bereich der Internen Revision, das „management auditing". Da die Interne Revision in der Regel direkt dem Vorstand unterstellt ist, ist sie als eines der Instrumente der Geschäftsführung der Bank geradezu prädestiniert. Als neuer Schwerpunkt der Revision wird die Zukunftssicherung der Bank genannt. Die raschen Änderungen im Umfeld der Unternehmen - ich denke dabei nur an Bürotechnik, neue Kommunikationsformen, Dezentralisation mit selbständig operierenden Unternehmenseinheiten - verlangen einerseits klar umrissene Zielsetzungen durch die Unternehmensleitung, andererseits aber auch von der Revision entsprechende Überprüfung der Zielerreichung.

Bankinternes Revisionswesen Dazu zählt insbesondere eine Analyse der bestehenden Instrumente unter dem Gesichtspunkt, wie weit sie als Frühindikatoren zur Erkennung von Risiken geeignet sind („risk analysis management") und auf künftige Veränderungen im Umfeld der Unternehmen rechtzeitig hinweisen. 2. Von der ex-post-Prüfung zur ex-ante-Prüfung a) Einbeziehung in die Planungs- und Konzeptionsphase Die in den letzten Jahren drastisch gesunkenen Kosten für Hardware und Software und deren schnelle Veralterung werfen besondere Probleme für die Revision auf. Um nicht suboptimale Systeme einzuführen, die den Betrieb für viele Jahre binden, sind insbesondere die Wirtschaftlichkeitsberechnungen einer zeitnahen Kontrolle zu unterziehen. Damit die Revision nicht nur vor vollendete Tatsachen gestellt wird, muß sie darauf achten, bereits in die Planungsund Konzeptionsphase einbezogen zu werden. Fehlende Spezialkenntnisse der Geschäftsleitung erhöhen gerade im EDV-Bereich die Bedeutung der Innenrevision. Die Geschäftsführung erwartet gerade hier genaue Informationen, z.B. über Sicherheits- und Ordnungsmäßigkeitserfordernisse, Einhaltung gesetzlicher Auflagen und Funktionsfähigkeit des internen Kontrollsystems. Daraus wird allerdings der Grundsatz, daß die Revision jede Beteiligung an der Exekutive vermeiden soll, in Frage gestellt. Die Revision wird zwar weiterhin keine Weisungsbefugnis gegenüber anderen Stellen haben, jedoch ist durch die beratende Tätigkeit der Innenrevision und deren Vorschlagsrecht ein faktisches Mitwirken in der Linienfunktion gegeben. Ergeben sich aus den Vorschlägen der Revision negative Ergebnisse, wird es schwierig sein, jegliche Verantwortung dafür auf die formal entscheidungsbefugte Stelle abzuschieben. Insoweit erfordern Prüfungen der betroffenen Sachgebiete eine in noch höherem Maße objektive Arbeit, als sich der Revisor in diesen Fällen teilweise selbst überprüft. b) Laufende Überwachung der Einführung Insbesondere mit den in den letzten Jahren aufgekommenen —> Finanzinnovationen hat sich im Bankenbereich ein nicht zu unterschätzendes Betätigungsfeld für die In85

Bankinternes Revisionswesen nenrevison aufgetan. So wie sich die Bankaufsicht in letzter Zeit vor allem mit den Innovationen auf den internationalen Finanzmärkten befaßt, ist die Innenrevision dazu aufgerufen, Kontrollen in diesem Bereich bereits bei der Einführung der neuen Instrumente zu veranlassen. Keinesfalls sollte es vorkommen, daß von Händlern Geschäfte in neuen Instrumenten abgeschlossen werden, ohne daß die Abwicklung von deren Existenz, geschweige denn von deren Einführung bei der Bank etwas erfahren hat. Schwierigkeiten bereitet es in diesem Bereich erfahrungsgemäß, die Risiken adäquat zu erfassen und die Geschäftsleitung über die Risiken zeitnah und fortlaufend zu informieren. Hier ist die Innenrevision aufgerufen, frühzeitig Schwachstellen zu erkennen und auf Abhilfe zu dringen. 3. EDV- Unterstützung der Innenrevision Die EDV ist nicht nur Prüfungsobjekt der Innenrevision, sondern gleichzeitig auch Hilfsmittel. Für große interne Revisionen ist es sinnvoll, Datenstationen mit Direktanschluß zum Computer zu installieren. Bei Prüfung komplizierter EDV-Programme und bei umfangreichem Datenmaterial muß die EDV als Prüfungshilfe eingesetzt werden. Dabei sollte die Revision nicht nur auf EDV-Listen, sortiert nach irgendwelchen Kriterien, zugreifen, sondern Frühwarnsysteme installieren, die diverse bestehende Dateien nach bestimmten, revisionsseitig vorzugehenden Vorfällen, Sachverhalten und Konstellationen untersuchen. Dadurch können besonders prüfungsbedürftige Stellen aufgrund außergewöhnlicher Entwicklungen oder Häufung negativer Einzelmerkmale herausgefiltert werden. 4. Gastrevisionen Aus der Notwendigkeit, für sämtliche Gebiete Fachkenntnisse zur Verfügung zu haben , ergibt sich der Einsatz von Gastrevisoren, die mit Spezialkenntnissen in bestimmten Bereichen aufwarten können. Gerade kleinere Institute, die nicht auf Spezialisten in der eigenen Revision zurückgreifen können, sind auf solche Gastrevisoren angewiesen, wenn die Prüfungen effizient und fachlich einwandfrei durchgeführt werden sollen. 86

Bankkalkulation Andererseits können Gastrevisoren auch eingesetzt werden, um eigene Kenntnisse auszubauen bzw. die Zeit zu überbrücken, die notwendig ist, um sich einen eigenen Stamm an Spezialisten heranzuziehen. Insbesondere ist hier an EDV-Revisoren gedacht, deren qualifizierte Ausbildung doch einige Zeit in Anspruch nimmt. Dr. Harald Wiedmann, Frankfurt Bankkalkulation internes Rechnungswesen in Kreditinstituten. Die B. ist das zentrale Instrument, um die Aufwendungen und Erträge sowie auch die banküblichen Risiken hinreichend genau abzubilden und die Bank so ertragsund risikoorientiert steuern zu können. Um für ein effizientes —» Controlling in Kreditinstituten geeignet zu sein, sind drei Anforderungen an die B. zu stellen: Erstens muß sich das Gesamtbankergebnis stets und auf allen Rechnungsstufen der B. als Summe der kalkulierten Teilerfolge ergeben. Dieses setzt voraus, - daß das Gesamtbankergebnis lückenlos mit seinen Ergebniskomponenten auf allen Rechnungsstufen verknüpft werden kann, also muß die Zusammenfassung jeweils aller Sparten oder Kunden zum Gesamtbankergebnis führen, - daß die Rechnungsstufen selbst vollständig formuliert sind und - daß ein geschlossener Regelkreis von Planung und Kontrolle bzw. der Vor- und Nachkalkulation besteht mit der Möglichkeit, Abweichungen verursachungsbezogen zu analysieren. Zweitens muß das Kalkulationssystem auf jeder Rechnungsstufe entscheidungsrelevante, d.h. von willkürlichen Zurechnungen freie und aktuelle, also zeitnah erfaßte Kosten- und Erlösinformationen liefern. Dies ist gegeben, wenn - die Gesamtbankergebnisgrößen verursachungsgerecht nach den primären Erfolgsquellen (aktive und passive Kundengeschäfte, Eigengeschäfte/Zentraldispositionen) aufgespalten werden können, - die Kalkulation relevante Steuerungsinformationen hinsichtlich der Vorteilhaftigkeit einzelner Geschäfte zu liefern imstande ist (also die Auswirkungen eines aktuell anstehenden Geschäftes auf das Bankergebnis aufzeigen kann) und wenn

Bankkalkulation - die laufende Ermittlung des Beitrags von Geschäftsstellen, Geschäftssparten, Kunden(-gruppen) zum Gesamtbankergebnis aus in früheren Perioden abgeschlossenen Geschäften möglich ist. Dies ist besonders wichtig für die Budgetierung und Kontrolle, denn z.B. in der Mitte der Planperiode muß das Kalkulationssystem aufzeigen können, welches Ergebnis zu diesem Zeitpunkt erwirtschaftet wurde, um gegebenenfalls noch ergänzende Maßnahmen zur Erreichung des geplanten Ergebnisses treffen zu können. Drittens muß das System der Bankkalkulation von allen Beteiligten akzeptiert werden können. Dies setzt voraus, - daß es in seiner Methodik für den einzelnen Mitarbeiter leicht nachvollziehbar und transparent ist und - daß es eine leistungsgerechte Zuordnung der Teilerfolge auf die Organisationseinheiten sicherstellt. Die traditionelle B. erreicht ihr Ziel in fünf Rechnungsstufen: Ausgangspunkt ist die Erfolgsrechnung (Gewinn- und Verlust-Rechnung). Die erste Stufe stellt die Gesamtbetriebskalkulation dar. Hier werden im streng kalkulatorischen Sinne aus der Erfolgsrechnung die neutralen Aufwendungen und Erträge ausgegrenzt, d.h., man ermittelt das Betriebsergebnis, indem die der betrachteten Periode zurechenbaren Kosten und Erlöse einander gegenübergestellt werden. Dabei erfolgt eine Untergliederung nach Wertkosten und -erlösen sowie nach Betriebskosten und -erlösen. Von der Gesamtzinsspannenrechung wird gesprochen, wenn Kosten und Erlöse zum Geschäftsvolumen ins Verhältnis gesetzt werden. In der Kostenstellenrechnung werden im zweiten Schritt die in der Gesamtbetriebskalkulation ermittelten Betriebskosten nach dem Kriterium der Kostenstellen weiter untergliedert. Mit Hilfe der Stückleistungskalkulation soll drittens der Erfolg(sbeitrag) einzelner Betriebsleistungen des Kreditinstituts (Stückleistungen = Leistungen des Betriebsbereiches) ermittelt werden (z.B. Kosten für die Bearbeitung einer Überweisung). Dazu werden die Ergebnisse der Kostenstellenrechnung verwendet, indem die Kosten von den Kostenstellen auf die einzelnen Be-

Bankkalkulation triebsleistungen weiterverrechnet und den zugehörigen Erlösen gegenübergestellt werden. Die Teilzinsspannenrechnung übernimmt die Wertkosten und Werterlöse aus der Gesamtzinsspannenrechnung und gliedert sie in der vierten Stufe nach den einzelnen Teilbereichen bzw. Kalkulationsobjekten weiter auf. Auf die bisher vorgestellten Elemente der Bankkalkulation bauen im letzten Schritt die drei „Systeme" der B. auf. Die Geschäftsartenrechnung versucht, die ermittelten Teilzinsspannen für einzelne Produkte bei gleichzeitiger Berücksichtigung von Betriebskosten und -erlösen zusammenzufassen. Damit wird der Beitrag einer Geschäftsart zum Gesamtergebnis ermittelt. Die Geschäftsstellenrechnung benutzt die gleiche Vorgehensweise mit dem Unterschied, daß hier nach Geschäftsstellen (Filialen, Zweigstellen) differenziert wird. Auch die Konten- und Kundenkalkulation berücksichtigt in der Erfolgsermittlung den Wertbereich sowie den Betriebsbereich. Eine Besonderheit gegenüber den beiden vorgenannten Rechnungen besteht jedoch darin, daß hier die Ergebnisse der Stückleistungskalkulation eingehen. Dahinter steht die Argumentation, daß ein Kunde auch eine bestimmte „Menge" von Betriebsleistungen in Anspruch nimmt, die mit Kosten bewertet werden müssen. Während die gerade beschriebene traditionelle B. ihren Ausgangspunkt in der Gesamtbetriebsbetrachtung findet, geht die moderne B. einzelgeschäftsbezogen vor. Mit Hilfe der —» Marktzinsmethode im Wertbereich und der - » Standard-Einzelkostenrechnung im Betriebsbereich kann jedem einzelnen Geschäftsvorfall ein verursachungsgerechter Ergebnisbeitrag zugeordnet werden, der im Rahmen der entscheidungsorientierten —» Margenkalkulation konkret berechnet wird. Diese einzelnen Ergebnisbeiträge können anschließend im Rahmen der modernen —» Gesamtbetriebskalkulation zu verschiedenen Ergebnisbereichen aggregiert und mit Hilfe des —» ROI-Schemas übersichtlich und vollständig nachvollzogen werden. So setzt sich das „direkte Kundenergebnis" aus dem Markt- und dem Risikoergebnis zusammen, das „Wertergebnis der Zentrale" aus 87

Bankmanagement

Bankkonto dem Handels- und Transformationsergebnis und das „Betriebskostenergebnis" aus dem Produktions- und dem Overheadergebnis. Des weiteren lassen sich die einzelnen Ergebnisbeiträge je nach Kalkulationserfordernis künden-, produkt- und/oder geschäftsstellenbezogen aggregieren. Aufgrund des strengen Einzelgeschäftsbezugs der Kalkulationsmethoden sind die eingangs formulierten Anforderungen für ein effizientes Controlling in Kreditinstituten erfüllt, so daß die moderne B. Grundlage für ein entscheidungsorientiertes—»Bilanzstruktur-Management und —» RisikokostenManagementm Kreditinstituten darstellt. Bankkonto Die kontenartig geführte Rechnung eines —> Bankkunden, die seinen Geschäftsverkehr mit der Bank erkennen läßt. Nach Art der Geschäfte besitzt der Bankkunde besondere B.: Laufendes oder Kontokorrentkonto (für täglich mögliche —> Einzahlungen, Abhebungen und Überweisungen); Depositenkonto (für Gelder mit vereinbarter Kündigungsfrist oder fester—» Laufzeit), Sparkonto (für Spareinlagen), Währungskonto (für den Geschäftsverkehr mit ausländischen —• Zahlungsmitteln). Ein B. wird eingerichtet unter Anerkennung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen —> (AGB) und Abgabe einer Unterschriftsprobe des Bankkunden sowie nach Prüfung der Legitimation (Angabe von Vor- und Zunamen sowie der Wohnadresse) des Bankkunden. Bankkontrolle Aufgrund der geldnahen Geschäfte im Bankbetrieb und der allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung des Kreditwesens ist aus einem hohen Sicherheitserfordernis heraus eine umfangreiche Kontrolltätigkeit der durchgeführten Geschäfte sachdienlich. Mit dem Zweck, Fehler im Arbeitsablauf frühzeitig aufdecken und diesen wirksam begegnen zu können, sind zum einen Kontrollen direkt mit dem Arbeitsprozeß gekoppelt (Vier-Augen-Prinzip), zum anderen sind Kontrollen im Rahmen des —» bankinternen Revisionswesens und im Rahmen des —> Controlling in Kreditinstituten selbst Gegenstand des Arbeitsprozesses. Kontrollen im Controlling-Prozeß können dabei dreifacher Natur sein. 88

Prämissenkontrollen sollen prüfen, ob und inwieweit die Entscheidungsgrundlagen, die im Rahmen der Planung erarbeitet bzw. zugrundegelegt waren, noch zutreffen, also mit dem gegenwärtigen Stand noch vereinbar sind. Ergebniskontrollen knüpfen an die angestrebten Sollzustände und die realisierten Istzahlen an und stellen etwaige Abweichungen fest. Verfahrens- und Verhaltenskontrollen schließlich sind primär prozeßorientiert und konfrontieren die im Planungsprozeß verwendeten Techniken und Verfahren, aber auch die Entscheidungs-, Durchsetzungs- und Ausführungsvorgänge mit den ursprünglich erwarteten bzw.vorgesehenen Verfahrens- und Verhaltensweisen. Bankkostenrechnung —» Bankkalkulation. Bankkredit Einräumung von Sichtguthaben an einen Kunden durch die Bank. Bankkunde jede natürliche oder juristische Person, die mit einem —> Kreditinstitut in geschäftlichem Verkehr steht. Rechtsgrundlage sind die —> Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB). Diese müssen vom B. im Verkehr mit der Bank anerkannt werden. Bankleitzahlen Im Rahmen der automatisierten Belegverarbeitung im —* Zahlungsverkehr die allgemeingültige Numerierung sämtlicher —> Kreditinstitute. B. als einheitliche B. (eine 8stellige Zahl) erfüllt im zwischenbetrieblichen Zahlungsverkehr die gleichen Steuerungsfunktionen wie die —» Kontonummer im innerbetrieblichen Rechnungswesen. Außerdem ist sie die Kontonummer des —> Kreditinstituts bei der —* Landeszentralbank. Bankmanagement Als Institution beinhaltet das B. alle leitenden Instanzen. Dies sind alle Aufgabenund Funktionsträger, die Entscheidungsund Anordnungskompetenz haben. B. als Funktion umfaßt alle zur Steuerung einer Bank notwendigen Aufgaben. Insbesondere sind dies Führung, Organisation, Planung und Kontrolle. Im Vordergrund eines modernen B. steht die Zielsetzung „Erfolgsorientierung", die durch eine sy-

Bankmarketing stematische Integration von Planung und Kontrolle in den Managementprozeß erreicht werden kann. —> Controlling in Kreditinstituten. Bankmarketing 1. Entwicklungslinien und Besonderheiten des Bankmarketing Bis Ende der 50er Jahre war der Bankenmarkt durch die Zins- und Wettbewerbsabkommen und die Bedürfnisprüfung für Zweigstellenniederlassungen staatlich geschützt. Der Wegfall der Abkommen sowie die wachsende Versorgung der Bevölkerung mit Bankleistungen bedingte auch im Bankensektor die Wandlung vom Verkäufer- zum Käufermarkt. Die aktuelle Branchensituation ist duch eine hohe Ausschöpfung des Marktpotentials, zunehmende Konkurrenz aus dem Nicht-Bankensektor und dem Ausland sowie einem verstärkten Trend hin zu Allfinanzanbietern gekennzeichnet. Weitere Faktoren sind die zunehmende Technologisierung sowie ein rationelleres und reditebewußteres Kundenverhalten. Das Bankmarketing stellt als Philosophie den Kundennutzen in den Mittelpunkt. Durch Planung, Koordination und Kontrolle aller auf die aktuellen und potentiellen Märkte bzw. Zielgruppen ausgerichteten Bankaktivitäten sollen Wettbewerbsvorteile erzielt werden. Entsprechende Marketingkonzeptionen basieren auf detaillierten, strategischen Analysen und umfassen Festlegungen auf der Ziel-, Strategie- und Instrumenteebene. Bei der Entwicklung der Marketingkonzeption ist den spezifischen Besonderheiten der Bankleistungen Rechnung zu tragen. Bankleistungen zeichnen sich durch Immaterialität und eine direkte, intensive Kundenbeteiligung bei der Leistungsproduktion aus. Aufgrund der Nicht-Lagerfähigkeit ist für den Bankensektor ein Zusammenfallen von Absatz- und Beschaffungsseite charakteristisch, so daß sich Probleme bei der Kapazitätsplanung ergeben. Zudem handelt es sich bei Bankleistungen um erklärungsbedürftige Produkte, deren Absatz aufgrund einer fehlenden Qualitätsgarantie von einem intensiven Vertrauensverhältnis zwischen Bankinstitut und aktuellen sowie potentiellen Nachfragern abhängt. Beide

Bankmarketing Aspekte bieten den Banken Profilierungsschancen, da die Homogenität der Produktund Serviceleistungen eine Identifikation sachlich relevanter Nutzungsvorteile einzelner Angebote erschwert. Grundlage hierführ stellt die systematische Marketingforschung und -planung dar. 2. Informationsgrundlagen der Marketingplanung 2.1 Umwelt-, Markt- und Unternehmensanalyse Den Ausgangspunkt der Marketingplanung bildet die Ermittlung der markt- und umweltbezogencn Chancen und Risiken sowie der bankinternen Stärken und Schwächen. Die Chancen und Risiken ergeben sich aus den Umweltbedingungen und Entwicklungstendenzen am Bankenmarkt. Folgende Bereiche sind im Rahmen der strategischen Marktforschung besonders zu analysieren: -

Volkswirtschaftliche und rechtliche Rahmenbedingungen (Entwicklung des Preisniveaus, Wirtschaftspolitik, Gesetze, Anforderungen der —> Bankenaufsicht etc.); - In- und ausländische Kapitalmärkte (langfristige Änderungen der Zins- und Laufzeitstrukturen sowie in den Strukturen der Finanzmärkte etc.); - Kundenstruktur und Kaufverhalten (politisch-soziale Wertmaßstäbe, Einschätzung der gesellschaftlichen Verpflichtungen der Banken, Bevölkerungsentwicklung, -struktur, Bankenloyalität); - Technologiewandel (Geldautomaten, Btxetc.). Die Stärken und Schwächen einer Bank sind durch einen Vergleich der finanziellen, personellen, organisatorischen und technologischen Ressourcen der Bank mit den Schlüsselanforderungen des Marktes sowie den Charakteristika des Hauptkonkurrenten zu ermitteln. Hierdurch werden die Identifikation der Hauptstärken, spezifischen Wettbewerbsvor- und -nachteile sowie die notwendigen Anpassungen der Marketingkonzeption ermöglicht (Key Issue Analyse). 2.2 Marktsegmentierung als Grundlage differenzierter Marktbearbeitung Die zunehmende Individualisierung der Kunden bedingt die Notwendigkeit der 89

Bankmarketing Segmentierung des Marktes, d.h. es sind homogene Kundengruppen zu bilden. Dadurch sind auf dem Bankenmarkt Profilierungschancen und Angebotsnischen besser zu identifizieren, die Schlußfolgerungen für eine differenzierte Marktbearbeitung zulassen. Zur Segmentierung bietet sich ein mehrstufiges Vorgehen an. Auf der ersten Stufe erfolgt i.d.R. eine Unterteilung in Privat- und Firmenkunden, da sich beide Gruppen in bezug auf Leistungsbedarf und Entscheidungsprozeß stark unterscheiden. Eine weitergehende Segmentierung der Firmenkunden kann anhand der Kriterien Größe (Umsatz, Mitarbeiterzahl), Standort, Rechtsform, Branchenzugehörigkeit, Export-/Importtätigkeit oder Lebensphasen (Gründungs-, Erweiterungs- und Übertragungsphase) erfolgen. Die Privatkunden werden traditionell in Mengen- und Individualkunden unterteilt, da sie hinsichtlich der Beratungsintensität und des Umfangs der Produktnutzung verschiedene Bedürfnisse haben. Zur weiteren Segmentierung hat sich das Konzept des Familienlebenszyklus bewährt, da sich die Nachfrage nach Bankleistungen in Abhängigkeit vom Lebensalter und damit von der Vermögensstruktur ändert. Desweiteren kommt den psychografischen Merkmalen eine große Bedeutung zu, da sie das grundsätzliche Verhalten des Bankkunden gegenüber einer Bank und seiner Risikoeinstellung bestimmen. 3. Strategische Marketingplanung 3.1 Festlegung von Marketingzielen Ausgangspunkt für die Entwicklung einer Marketingkonzeption ist eine marktorientierte Unternehmensphiolosphie, welche die Wertvorstellungen des BankManagements und das Selbstverständnis des Unternehmens (Corporate Identity) umfaßt. Das Oberziel „Steigerung der Rentabilität unter der Nebenbedingung der Aufrechterhaltung von Sicherheit und Liquidität" bildet die Basis für die Operationalisierung der Marketingziele. Diese lassen sich in allgemeine ökonomische und psychografische Marketingziele sowie in Marketing-Instrumente-Ziele unterteilen. Bei der Formulierung ökonomischer Marketingziele sind vor allem Marktanteilsund Volumensziele hervorzuheben. Psy90

Bankmarketing chografische Ziele erfassen den Einfluß von Motiven und Einstellungen der Bankkunden auf die Wahl sowie die Nutzungsintensität der Bankverbindung. Im Mittelpunkt stehen hier Bekanntheits-, Image- und Loyalitätsziele. 3.2 Formulierung von Marketingstrategien Voraussetzungen für die Entwicklung von Marketingstrategien ist die Festlegung grundsätzlicher Problemlösungsbereiche der Banktätigkeit, die weiter differenziert und als strategische Geschäftseinheiten (SGE's) institutionalisiert werden. Als SGE's werden Produkt-Markt-Kombinationen bezeichnet, die im Rahmen der Marketingplanung eine eigenständige Behandlung erfahren. Als drittes Kriterium wird im Bankbereich häufig die räumliche Marktabdeckung hinzugezogen. Besondere Beachtung findet neuerdings auch der Technologieaspekt (z.B. Telebanking). Die SGE's können in eine Portfolio-Matrix mit den für den Banksektor zweckmäßigen Achsenbezeichnungen „Marktattraktivität" und „Relative Wettbewerbsstärke" positioniert werden. Aus diesem Ist-Portfolio lassen sich sogenannte strategische Stoßrichtungen bzw. Normstrategien in Form von -

Investitions- und Wachstumsstrategien Abschöpfungs- und Desinvestitionsstrategien und - Selektionsstrategien (Offensiv-, Defensiv* oder Übergangsstrategien) ableiten. Die Portfolio-Analyse eignet sich aus bankbetrieblicher Sicht vor allem für die systematische Gewinnung von Informationen für die Strategiediskussion. Bei der Konkretisierung der Normstrategien ist im Rahmen der Marktwahlstrategie festzulegen, ob zusätzliche Kunden bzw. Märkte gewonnen werden sollen und mit welchem Leistungsprogramm die Zielgruppen anzusprechen sind. Dabei sind folgende Ausprägungen der Marktwahlstrategien zu unterscheiden: - Die Marktdurchdringung (Intensivierung) trägt dem Cross-selling-Gedanken Rechnung, indem bei gleichbleibendem Leistungsangebot die Leistungsinanspruchnahme der bisherigen Kunden erhöht werden soll (z.B. durch das Anbieten von Leistungsbündeln).

Bankmarketing -

Bei der Markterweiterung sollen mit dem bisherigen Leistungsprogramm z.B. durch Filialisierung zusätzliche Kunden gewonnen werden. - Im Rahmen der Produktentwicklung werden den bisherigen Kunden neue Bank- und Serviceleistungen angeboten. - Bei der Diversifikation wird eine Gewinnung von Neukunden und die Erweiterung des Leistungsangebots angestrebt. Durch die Hinzunahme von z.B. Versicherungs- und Bauspargeschäften vollzieht sich der Wandel zum Allfinanzanbieter. Bei der Marktwahl sind neben Wachstumsund Sicherheitskriterien Synergieaspekte von besonderer Bedeutung. Unter Berücksichtigung der Marktwahlentscheidung sind Marktbearbeitungsstrategien festzulegen. Hierbei ist zu entscheiden, ob eine vollständige oder teilweise Abdeckung des Marktes mit einem undifferenzierten oder differenzierten Marketingprogramm erfolgen soll. Bei der undifferenzierten Marktbearbeitung wird die Abdeckung des Gesamtmarktes z.B. durch Standardleistungen mit geringer Beratungsintensität angestrebt. Die Differenzierungsstrategie hingegen ist auf die Befriedigung der zielgruppenspezifischen Kundenwünsche ausgerichtet. Je nach Größe und Attraktivität der Segmente bietet sich die Nischenstrategie an, bei der sich das Kreditinstitut als Spezialanbieter am Markt etabliert. Eine Profilierung gegenüber den Wettbewerbern wird vor allem durch die Wettbewerbsstrategien angestrebt. Mögliche Strategien sind z.B.: -

Konzentration auf primär anspruchsvolle Kunden bei gleichzeitigem Angebot einer breiten Leistungspalette. - Völlige Abdeckung nur einzelner Marktsegmente verbunden mit Stärken im Vertriebsbereich. - Ein enges Leistungsangebot verbunden mit hohem Service- und Qualitätsniveau. - Ein enges Leistungsangebot verbunden mit einer aggressiven Preispolitik. Ist keine Alternative erfolgversprechend, so sind die Möglichkeiten einer Kooperation zu prüfen. Durch Kooperationen im Vertriebsbereich mit anderen Banken oder mit Instituten aus benachbarten Branchen

Bankmarketing (z.B. Versicherungen, Bausparkassen) besteht die Möglichkeit der gemeinsamen Nutzung von personellen und materiellen Ressourcen (-» Banken und Versicherungen). Die abschließende Stufe der Strategieplanung umfaßt die Festlegung der Marketinginstrumentestrategien, die unter Berücksichtigung der bisherigen Ergebnisse einen großen Handlungsrahmen für die operativen Maßnahmen innerhalb des MarketingMix bilden. 4. Operative Marketingplanung 4.1 Produktpolitik Die —» Produktpolitik umfaßt alle Entscheidungstatbestände, die die Gestaltung der Bankprodukte und Beratungsleistungen sowie des Sortiments betreffen. Dabei steht das Angebot „optimaler" Problemlösungen für den Kunden im Vordergrund. Die Abhängigkeit von den gewälten Marktwahl- und Marktbearbeitungsstrategien ist die Breite und Tiefe des Absatzprogramms festzulegen. Dabei kann das Leistungsprogrammm eine geringe Breite und möglichst weitgehende Tiefe (—» Spezialbank) oder aber eine diversifizierte, breite Leistungspalette für einen großen Kundenkreis umf a s s e n ^ Universalbank). Eine zweite wesentliche Entscheidung betrifft Inhalt und Ausmaß der produktbezogenen Zusatzkomponenten, um sich beim Kunden zu profilieren. Durch zusätzliche Service-Leistungen kann einem steigenden Bedarf an Information und Beratung der Kunden Rechnung getragen werden. Das Angebot von z.B. Unternehmens- und Datenbank-Services mit dem Charakter von Kundendienstleistungen ermöglicht eine Differenzierung im Wettbewerb. Hierdurch wird der Absatz der Hauptdienstleistung des traditionellen Bankgeschäfts und die Kundenbindung unterstützt. Hierbei erhält das Markenimage sowie die Servicequalität im Hinblick auf eine stärkere Materialisierung und Vertrauenswürdigkeit der Bankleistung einen zentralen Stellenwert. Im Zusammenhang mit der Servicequalität ist zwischen den Alternativen „Standardleistung" und „personalisierte Bankleistung" zu trennen. Im Individual- und Firmenkundengeschäft ist die Befriedigung der Kundenbedürfnisse überwiegend nur durch maßgeschneiderte, individuelle Problemlö91

Bankmarketing sungen möglich. Im Mengengeschäft hingegen ergibt sich die Notwendigkeit, weitgehend standardisierte Produkte zu entwikkeln, um z.B. Kostendegressionseffekte zu erzielen. 4.2 Kontrahierungspolitik Die Kontrahierungspolitik umfaßt sämtliche Entscheidungen, die die Festlegung von Zinsen, Provisionen, Gebühren und allgemeinen Geschäftsbedingungen für Bankleistungen betreffen. Im Individual- und Firmenkundengeschäft wird der Preis überwiegend in Verhandlungen zwischen Kunde und Kundenberater festgesetzt. Daher sollten—» Richtkonditionen vorgegeben werden, um die Erzielung eines angemessenen Gewinnbeitrags zu sichern. Im Mengengeschäft hingegen erfolgt die Gebührenpolitik für eine weitgehend homogene Kundengruppe. Dementsprechend erscheint eine einheitliche Preispolitik zweckmäßig. Bei der Preisfestsetzung ist auch die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit zu berücksichtigen. Daher können z.B. „subventionierte" Pauschalpreise und sogenannte Sozialfreiposten für Auszubildende, Studenten etc. angesetzt werden. Desweiteren sind standardisierte Preisdifferenzierungen von Bedeutung, bei denen z.B. die Gebührenbelastung nicht nur vom Umfang der Kontobeanspruchung, sondern auch von den verwendeten Zahlungsarten abhängt. 4.3 Distributionspolitik Im Rahmen der Distributionspolitik sind die Vertriebswege der Banken festzulegen. Grundsätzlich können Banken ihre Leistungen stationär in Filialen und mobil in fahrbaren Zweigstellen oder über Außendienstmitarbeiter vertreiben. Durch die zunehmende Technologisierung gewinnt auch der Vertrieb über Geldautomaten, Btx etc. an Bedeutung (—» Telebanking). Für Banken bildet seit jeher der direkte Vertrieb über Filialen die wichtigste Vertriebsform, da die räumliche Nähe zum Kunden sowie die Bereitstellung qualifizierter Beratungskapazitäten vor Ort (persönlicher Verkauf) als verkaufsfördernd angesehen werden. Aufgrund gestiegener Personalkosten und einer ausreichenden Filialisierung ist es erforderlich, alternative 92

Bankmarketing Vertriebswege anzuwenden. Eine Umstrukturierung des herkömmlichen stationären Vertriebssystems könnte z.B. neben Mittelpunktzweigstellen mit vollem Bankservice kleine Zweigstellen mit einem auf den täglichen Bedarf ausgerichteten Angebot sowie als Zusatz-Service Selbstbedienungs-Bankstellen und Geldautomaten umfassen. 4.4 Kommunikationspolitik Die Kommunikationspolitik beschäftigt sich mit der bewußten Gestaltung der Informationen einer Bank zum Zwecke einer Verhaltenssteuerung aktueller und potentieller Käufer. Dabei sind Entscheidungen über den Einsatz und die Ausgestaltung der Instrumente Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkaufsförderung sowie DirektMarketing vorzunehmen. Die Öffentlichkeitsarbeit (Public Relation) soll das Publikum über die Geschäftspolitik, das soziale Engagement und über die Bank generell informieren. Hierdurch werden Vertrauen und Verständnis für das Kreditinstitut aufgebaut und die Bildung eines posititven Unternehmensimages erreicht. Die Werbung hat das Ziel, mit Hilfe spezieller Kommunikationsmittel auf die Kunden einzuwirken und letztlich den Verkauf von Bankleistungen zu fördern. Hierbei sind Produkt- und Insitutswerbung zu unterscheiden. Die Institutswerbung soll ein positives Image der Bank aufbauen. Die Aufgabe der Produktwerbung besteht in der Bekanntmachung des Leistungsangebots über geeignete Medien. Aufgrund der weitgehenden Homogenität der Bankleistungen spielen bei der Formulierung der Werbeinhalte bzw. Botschaftsgestaltung weniger orignären Leistungsmerkmale, sondern die mit der Bankleistung zu erzielende Bedürfnisbefriedigung eine besondere Rolle. Zur Unterstützung der Werbung dienen spezielle, auf die lokale Situation am Point of Sale abgestimmte Aktionen der Verkaufsförderung. Ihr Ziel ist es, den Absatz der Bankleistungen unmittelbar zu beschleunigen, indem kurzfristig direkte Kaufimpulse gegeben werden. Neben dieser Verkaufsförderung im Kundenbereich gewinnt die mitarbeiterbezogene Verkaufsförderung zunehmend an Bedeutung. Letztere soll durch Schulungs-, Motivierungs-

Bankmarketing und Unterstützungsmaßnahmen den Leistungswillen und die Leistungsfähigkeit der Verkaufsorgane erhöhen. Als flankierendes Instrument der Kommunikationspolitik können zudem DirektMarketing-Aktionen als zielgruppengenaues und interaktives Werbemedium eingesetztwerden. 5. Flankierende Maßnahmen zur Erfolgssicherung 5.1 Marktorientierte Organisation Die Implementierung von Marketingstrategien sollte durch organisatorische Maßnahmen (—» Bankorganisation) unterstützt werden. Die klassische Stab-LinienOrganisation der Kreditinstitute kann aufgrund des tiefgreifenden Strukturwandels die erfolgreiche Umsetzung der Marketingkonzeption nicht mehr gewährleisten. Daher sind zur Unterstützung der marktorientierten Führung der Bank marktorientierte Organisationsformen entwickelt worden, die die Kunden als maßgebliche Bezugsgröße für die Gliederung der Marktleistungsbereiche einer Bank definieren. Diese kundengruppenorientierte Organisation hat zum Ziel, über ein wirksames Cross-selling das gesamte Nachfragepotential der vorhandenen Kunden nach Bankleistungen auszuschöpfen, sowie durch bessere Leistungen der Kundenberater Nichtkunden Zugewinnen. Neben der Aufbauorganisation ist auch die Ablauforganisation der Veränderungsdynamik am Bankenmarkt anzupassen und durch sinnvolle Technologien effizienter zu gestalten. Neben Kostenaspekten kommt dabei der Flexibilität im Sinne einer raschen Marktreaktion besondere Bedeutung zu. 5.2 Controlling Der Strukturwandel im Bankensektor und die damit verbundene Risikoerhöhung bedingt, daß die Ertrags- und Sicherheitsorientierung im Vordergrund der Geschäftspolitik steht (—> Controlling in Kreditinstituten). Mit Hilfe des Controlling soll daher die integrierte Rentabilitäts-, Risikound Volumenssteuerung angestrebt sowie die finanzielle Stabilität sichergestellt werden. Die Berücksichtigung der Steuerungsfunktion des Controlling erfordert die Umstruk-

Bankmarketing turierung des bislang überwiegend vergangenheitsorientierten Informationssystems. Dabei sollte das Controlling eine isolierte Ermittlung der Geschäftsarten, -stellenund -kontenergebnisse sowie der Kundenergebnisse ermöglichen. Von besonderer Bedeutung für den zielgerichteten Einsatz des marketingpolitischen Instrumentariums erweist sich die —> Kundenkalkulation. Sie ist ein adäquates Instrument, um rechnerisch die Planungs- und Kontrollaufgaben für die Steuerung der Zielgruppen zu erfüllen. Die Kontrollfunktion besteht in der Feststellung des tatsächlichen Ergebnisbeitrags eines Kunden und ermöglicht genaue Abweichungsanalysen. Im Rahmen der Planungsfunktion sind für die Konditionenpolitik kritische Volumesund Zinsgrenzen für einzelne Bankleistungen festzulegen. 5.3 Marktorientierte Unternehmenskultur In Banken prägen häufig markante Gründerpersönlichkeiten durch ihre Grundwerte und Grundsätze die ersten Aktivitäten. Der Handlungsspielraum der Banken ist jedoch bei einer dynamischen Veränderung der Umweltbedingungen sowie Veränderungen im gesellschaftlichen Wertespektrum eingeschränkt, wenn sich das traditionelle Wertesystem durch langjährige Pflege zu fest in der Bank verankert hat. Es besteht die Gefahr, daß notwendige Neuformulierungen von innovativen Marketingstrategien unterbleiben. Dementsprechend ist eine bewußte Gestaltung und Anpassung der Unternehmenskultur an die veränderten Bedingungen notwendig. Zur Bildung einer bewußt marktorientierten Unternehmenskultur sind entwicklungshemmende Kulturelemente durch Kulturmerkmale wie z.B. Veränderungsbereitschaft oder Marketing-Pioniertum zu ersetzen. Literatur: Cramer J. E.: Marketing bei Banken, 3. Auflage, Frankfurt 1975; Meffert, H.: Marketing. Grundlagen der Absatzpolitik, 7. Auflage, Wiesbaden 1986; Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Auflage, Wiesbaden 1994; Süchting, J.l von Hooven, E. (Hrsg.): Handbuch des Bankmarketing, Wiesbaden 1987. Prof. Dr. Heribert Meffert, Münster 93

Banknoten Banknoten ursprünglich ein schriftliches Zahlungsversprechen einer Bank (deshalb —> Notenbank) , Zettel oder Bankzettel genannt, von der Art eines Sichtwechsels, das weder Geld noch ein Wertpapier war. B. sind in England im Laufe des 17. Jahrhunderts in Gebrauch gekommen und haben sich rasch zum —» Zahlungsmittel entwickelt. Heute ist die B. eine auf sich selbst gezogene —» Verbindlichkeit der jeweiligen Notenbank eines Landes, für den Besitzer eine unverzinsliche Forderung gegen diese. In der Bundesrepublik Deutschland werden B., die auf DM lauten, nur von der —> Deutschen Bundesbank (Banknotenmonopol) über die —» Geschäftsbanken in den Verkehr gegeben. Juristisch sind B. das einzige unbeschränkt obligatorische und definitive Geld (gesetzliches Zahlungsmittel). Buchungsmäßig werden die B. unter den Passiva der Bundesbankbilanz ausgewiesen. Ökonomisch relevant ist die Fähigkeit der B., Geldfunktionen zu erfüllen. B. bilden zusammen mit Münzen das —» Bargeld —> Notenstückelung. Bankobligationen sind börsenfähige —> Inhaberschuldverschreibungen mit einer —» Laufzeit von bis zu zehn Jahren, die der Beschaffung von Finanzmitteln für das mittel- und langfristige —» Kreditgeschäft dienen. Emittenten sind vorwiegend jene —» Kreditinstitute, die aufgrund besonderer Gesetze bestimmte Finanzierungsaufgaben durchführen: die Industriekreditbank AG —> Deutsche Industriebank, die —> Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die —» Lastenausgleichsbank (Ausgleichsbank), die —> Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank. Zwar bedienen sich auch die —> Girozentralen, die Deutsche Genossenschaftsbank und einige genossenschaftliche —» Zentralkassen dieses Finanzierungsinstrumentes, aber die Großzahl der —> Kreditbanken verzichtet auf die—> Emission von B. Bankorganisation 1. Einführung in den Problemkreis 1.1. Fragestellung und Organisationsbegriffe Nach dem Vorverständnis des allgemeinen Sprachgebrauchs verbinden sich mit dem Wort „Organisation" Vorstellungsinhalte 94

Bankorganisation wie reibungsloser Ablauf von Tätigkeiten, zweckbezogenes Zusammenwirken von Teilen eines Ganzen, aber auch zweckorientierter Zusammenschluß von Menschen oder Sozialgebilden. Die Organisationslehre definiert den Begriff der Organisation analog - als Tätigkeit (Funktion) des ordnenden Gestaltens (Strukturierens) eines Systems, - als Struktur des Systems (Ergebnis des Gestaltens) und - als soziales System, das eine solche Struktur besitzt. Im betriebswirtschaftlichen Kontext sagt man mit Blick auf die beiden letzten Definitionen: Die Unternehmung hat eine Organisation und sie ist eine Organisation. (1) B. in dem durch die Wortzusammensetzung eingeengten Sinn ist die Organisationsstruktur, die ein Kreditinstitut hat. In diese Begriffsumschreibung sind die gelegentlich unter diesem Terminus behandelten Fragen der Organisation (Struktur) des Bankwesens insgesamt oder der institutsgruppenspezifischen Verbandszusammenschlüsse (z.B. Genossenschafts- oder Sparkassenorganisation; —» Bankenverbände) nicht eingeschlossen. Das betriebswirtschaftlich-organisatorische Interesse zielt in der Theorie darauf, die Grundmuster der verschiedenen in der Realität vorkommenden oder in der Literatur diskutierten Organisationsstrukturen und ihre Auswirkungen auf das Verhalten der Betriebsangehörigen zu erklären. (2) In der Praxis besteht das bankbetriebliche Organisationsproblem vornehmlich darin, die organisatorische Gestaltungsform zu finden, mit der das Unternehmensziel unter bestimmten externen und internen Rahmenbedingungen am besten erreicht werden kann. Einschneidende Veränderungen ihrer wirtschaftlichen Umwelt, vor allem der Marktbedingungen, haben viele Kreditinstitute veranlaßt, ihre herkömmliche Organisation, die in erster Linie der sicheren, schnellen und wirtschaftlichen Abwicklung der —> Bankgeschäfte zu dienen hatte, in eine Form überzuführen, die in stärkerem Maße den Kundenbedürfnissen Rechnung tragen sollte. Neben der traditionellen B. sind mehrere Varianten einer marktorientierten

Bankorganisation Organisationsstruktur - insbesondere die divisionalisierte Bank- und die Matrix-Organisation - realisiert. An drei modellhaften Organisationsformen aus diesem Spektrum soll die Problematik der B. veranschaulicht werden. Zuvor ist auf einige grundlegende organisatorische Sachverhalte hinzuweisen. 1.2. Die Grundtatbestände der Organisation Zu den Grundtatbeständen der Organisation gehört die Erfahrung, daß eine komplexe Aufgabe leichter zu bewältigen ist, wenn man sie unterteilt. Eine Aufgabensegmentierung bringt den Vorteil der arbeitsteiligen Spezialisierung mit sich. Die engere Aufgabenstellung mit einer größeren Zahl sich ständig wiederholender gleichartiger Verrichtungen führt in der Regel zu einer Verbesserung der Qualität der Arbeitsausführung und zu einer Steigerung der Leistungsmenge. Die betriebliche Aufgabengliederung macht jedoch die Zusammenführung der zeitlich, sachlich und personell abgegrenzten Teilverrichtungen zu dem einheitlichen Ganzen der betrieblichen Leistung notwendig und löst mehr oder weniger umfangreiche Koordinationsaufgaben aus, die selbst auch wieder arbeitsteilig gegliedert und aufeinander abgestimmt werden müssen. Damit die Aufgaben - die ausführenden wie die koordinierenden oder leitenden nicht immer wieder von Fall zu Fall zeitaufwenig und konfliktreich verteilt werden müssen, sind sie eindeutig umschriebenen Aktionseinheiten (Stellen und Abteilungen) auf Dauer zugewiesen, so daß die dort Tätigen genau wissen, welche Rolle sie im arbeitsteiligen Betriebsprozeß zu übernehmen haben. Für ihren Aktionsbereich sind die Aufgabenträger verantwortlich und dementsprechend mit den erforderlichen Hilfsmitteln und Befugnissen (Kompetenzen), insbesondere Ausführungs- und Entscheidungsbefugnissen, auszustatten. Dabei ist zu beachten, daß der organisatorische Begriff der „Kompetenz" wesentlich mehr Ausfächerungen abdeckt als der bankübliche Wortgebrauch, der meist einengend auf die Befugnis abstellt, einen Kredit bis zu einer bestimmten Höhe oder bestimmte Konditionen verbindlich zuzusagen.

Bankorganisation Die Verteilung der Entscheidungsbefugnisse und in Zusammenhang damit die Art der Weisungsbeziehungen zwischen den Stellen bestimmen die hierarchische Struktur der Unternehmung, die man durch eine Pyramide - mit den Ausführungsstellen an der Basis und den Leitungsstellen darüber bis zur Spitze-veranschaulichen kann. Die hier dargestellte Aufbauorganisation bildet als Ordnung der Aufgabenbereiche und der zwischen ihnen bestehenden Informations- und Weisungsbeziehungen den notwendigen Rahmen für die Ablauforganisation, die die Arbeitsprozesse räumlich und zeitlich gliedert. (3) Beide Erscheinungsformen der Organisation bedeuten unterschiedliche Grade organisatorischer Festlegungen. Im Bankbetrieb standen innerhalb der herkömmlichen Aufbauorganisation die im Grunde ablauforganisatorischen Anforderungen zur Gewährleistung von Sicherheit, Schnelligkeit und Wirtschaftlichkeit der Geschäftsabwicklung lange Zeit so sehr im Vordergrund, daß man in ihnen weithin die wesentlichen Elemente der B. sah. In den letzten beiden Jahrzehnten wurde jedoch durch die zunehmende Marktorientierung der Kreditinstitute die Aufbauorganisation um so stärker in den Mittelpunkt des Interesses gerückt, je mehr ihre wachsende Bedeutung als Führungsinstrument erkannt wurde. Die kaum noch überschaubare Zahl von ablauforganisatorischen Detailregclungen überließ man der Organisationsabteilung. Aus diesem Grunde beschränkt sich die vorliegende Darstellung auf die (in 1.1. herausgestellten) aufbauorganisatorischen Gestaltungsformen derB. 2. Zur Aufbauorganisation von Kreditinstituten 2.1. Anmerkungen zur bankbetrieblichen Aufgabengliederung Organisationsstrukturen unterscheiden sich zunächst nach der Art der Aufgabenverteilung und der Zusammenfassung der Teilaufgaben zu organisatorischen Verantwortungsbereichen (Stellen und Abteilungen). Als Kriterien der Stellenbildung unterscheidet die Organisationslehre das Verrichtungsprinzip, das Objektprinzip und das Prinzip der regionalen Aufgabengliederung. Die Übertragung dieser am Beispiel des Industriebetriebes gewonnenen Glie95

Bankorganisation derungsmerkmale auf die Kreditinstitute führt jedoch zu terminologischen Schwierigkeiten. Die Gliederung nach Verrichtungen knüpft an Tätigkeiten und Funktionen (einzelne Arbeitsgänge, aber auch die betrieblichen Funktionen Beschaffung, Produktion, Absatz und Verwaltung) an, wohingegen man bei der Objektgliederung fragt, welche Marktleistungen (Produkte) für wen (welche Kundengruppe) zu erstellen sind. Das Prinzip der regionalen oder geographischen Gliederung stellt ab auf eine Zusammenfassung der betrieblichen Tätigkeiten zur Nutzung eines regionalspezifischen Informations-Pools. Anzumerken ist, daß - anders als im Industriebetrieb - im Dienstleistungsbetrieb Kreditinstitut die Funktionen Leistungserstellung (Produktion) und Leistungsverwertung (Absatz) nicht getrennt werden können. Dies heißt jedoch nicht, daß eine verrichtungsorientierte (funktionale) Struktur für die B. keine Bedeutung habe. Der organisatorische Sinn einer funktionalen Gliederung besteht in dem Rationalisierungseffekt einer Spezialisierung durch die Bündelung vieler gleichartiger Tätigkeiten in einer Stelle oder Abteilung. Hin solcher Effekt ist für geistige Leistungen bei Verwaltungstätigkeiten nicht weniger wichtig als etwa die lernbedingte Zunahme der manuellen Geschicklichkeit bei Arbeitsgängen in der industriellen Fertigung. 2.2. Die traditionelle Bankorganisation Die traditionelle B., die sogenannte Spartenorganisation, ist - obwohl sie nach den Geschäftssparten, also Marktleistungen oder Produkten, benannt ist - eher als verrichtungsorientiert zu bezeichnen, weil sie durch die Spezialisierung der Mitarbeiter und Hilfsmittel in den Ausführungsstellen und Instanzen auf ständig wiederkehrende, gleichbleibende Arbeitsabläufe ausgerichtet ist und so am ehesten ein fehlerfreies und kostengünstiges Arbeiten im technisch-organisatorischen Bereich gewährleistet (—> Bankbetriebliche Leistungsbereiche). In diesem Sinne charakteristisch für die traditionelle B. ist die Ausgestaltung der in der Zentrale angesiedelten Leistungsabteilungen (Kredit, Einlagen, Effekten, Ausland, Zahlungsverkehr) als „Know-how-Center" mit ihrer Konzentration verrichtungs- und 96

Bankorganisation produktspezifischer Sachkunde. Bei den Außenstellen findet im Regelfalle keine lokale Spezialisierung statt, wie man sie in der Organisationstheorie bei der Anwendung des „Regionalprinzips" unterstellt, sondern eine räumliche Dezentralisierung, die beim Aufbau des Zweigstellennetzes im wesentlichen aus dem Bestreben heraus erfolgte, „Depositen" an sich zu ziehen und auch sonst beim Vertrieb einzelner Bankleistungen vor allem „den privaten Haushalten räumlich ,entgegenzukommen'" (4). Die funktionale Struktur der Außenstellen wird auch durch den reglementierten Vollzug der Verrichtungen in der Filiale nach den Einzelanweisungen und Richtlinien der zentralen Fachressorts, insbesondere in den Sparten Kredit, Effekten und Ausland mit ihren besonderen „Durchgriffsrechten", unterstrichen. Dem Vorteil der kostengünstigen und sicheren Sachbearbeitung stehen bei der traditionellen B. der Nachteil einer Spezialisierung auf das Wie der Geschäftsabwicklung gegenüber, die das Was der marktstrategischen Aktivitäten vernachlässigt. Die Fragen des Verrichtungsvollzuges verdienten den Vorrang vor der Orientierung der B. am Absatz der Marktleistungen, solange der Wettbewerb zwischen den Banken weniger scharf war. 2.3. Das Modell der divisionalisierten Bank Der Wandel der Rahmenbedingungen - etwa die zeitlich ersten Ansätze zu einer bankrechtlichen Deregulierung 1958 und 1967, der Wandel im Nachfrageverhalten der Kunden und das Auftreten neuer Anbieter sowie gestiegene Risiken im Zinsund im Auslandsgeschäft - hatte zur Folge, daß sich mit der Entwicklung des Marktes von einem Verkäufer- zu einem Käufermarkt der Wettbewerb spürbar verschärfte. Steigende Kosten aus dem Einsatz von Personal und neuen Technologien drückten zusätzlich auf die Rentabilität der Kreditinstitute. Die insgesamt erhöhte Dynamik der wirtschaftlichen Umwelt erzwang die Hinwendung der bankstrategischen und -organisatorischen Überlegungen zum Markt. Eine erste organisatorische Konsequenz war die Schaffung von Marketingabteilungen mit Stabsfunktion. Wenn damit auch ein marktorientiertes Denken eingeleitet wurde, so konnte der Marketingaspekt we-

Bankorganisation

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gen der fehlenden Weisungsbefugnis der Stabsabteilung nicht hinreichend institutionalisiert werden. In dieser Situation besann man sich auf das industrielle Vorbild der Aufgabensegmentierung nach dem Objektprinzip. Dabei werden die verschiedenen Tätigkeiten zu einem Verantwortungsbereich zusammengefaßt, die sich auf bestimmte Objekte - Produkte oder Kundengruppen - beziehen. Amerikanische Industrieunternehmungen mit breiter Produktpalette hatten ihre größten organisatorischen Einheiten zu quasi-autonomen Geschäftsbereichen mit Ergebnisverantwörtung, auch Sparten oder „Divisions" genannt, verselbständigt, um sich so flexibler an die Veränderungen auf den dynamischen Märkten ihrer meist heterogenen Produkte anpassen zu können.

gen, von den Tätigkeiten mit Kundenkontakt. Nachteile einer divisionalisierten Bank sind vor allem unzureichend ausgenutzte Kapazitäten von Mitarbeitern mit hohen Qualifikationen bei jeder der Teilbanken und der Verlust des einheitlichen Erscheinungsbildes der Universalbank; die Außenstellen der Teilbanken hätten im Extremfall nur noch den Charakter von Zielgruppenstützpunkten. Als eine Möglichkeit, die absatzpolitischen Vorteile der marktorientierten Organisationsstruktur des Modells der divisionalisierten Bank mit denen der kostengünstigen Verrichtungsorientierung zu verbinden, wird - vor allem in bankpraktischen Veröffentlichungen und von Unternehmensberatern - die Matrix-Organisation empfohlen.

Bei der objektbezogenen, marktorientierten Organisationsstruktur der Kreditinstitute stehen analog die unterschiedlichen Kundengruppen (Privatkunden, vermögende Privatkundschaft, Firmenkunden) im Mittelpunkt der absatzpolitischen Maßnahmen. Der Spezialisierungseffekt kommt hier durch die zielstrebige Poolung marktbezogener Informationen zustande, die eine effizientere Ausrichtung der bankbetrieblichen Entscheidungsprozesse auf die Kundenbedürfnisse ermöglicht. Die „Produkte" eines Kreditinstituts sind auf die unterschiedlichen Kundengruppen abgestimmte, mehr oder weniger standardisierte Angebotsbündel von Dienstleistungen. Auch dem in neuerer Zeit zu verzeichnenden Trend, „Problemlösungen für den Kunden" anzubieten, entspricht eine kundengruppenspezifische Mischung von Tätigkeiten, in der sich die Tendenz zur ertragsteigernden Individualisierung ebenso wie der Zwang zur kostensparenden Standardisierung erkennen läßt. Spartenübergreifende, am Kundenbedürfnis orientierte Leistungsangebote erleichtem das „crossselling" und führen in letzter Folgerichtigkeit gedanklich zu Teilbanken für abgrenzbare Kundengruppen mit weitgehend homogener Leistungsabnahme. Ablauforganisatorischer Ausdruck dieser Zuständigkeitsstruktur ist „vor Ort" in der Filiale die Bedienung, Beratung und Betreuung „aus einer Hand" und die Abtrennung der Sachbearbeitung, der Back-office-Verrichtun-

2.4. Die Matrix-Organisation Das formale Kennzeichen der Matrix-Organisation ist die Mehrfachunterstellung von Aufgabenträgern. Die klaren, aber häufig umständlichen und zeitaufwendigen Weisungsbeziehungen des Einliniensystems werden durch ein Leitungssystem ersetzt, bei dem sich in einer auftragempfangenden Stelle zwei (oder mehrere) Anordnungslinien übergeordneter Instanzen schneiden. Die Mitglieder des Bankvorstandes sollen durch die Aufgabengliederung Freiraum für unternehmensstrategische Entscheidungen erhalten, die Repräsentation auf oberster Ebene wahrnehmen und Gesprächspartner für die Großkunden mit überragender Verhandlungsmacht sein. Regionale oder anders geordnete Zuständigkeiten sind Ausdruck einer mengenmäßigen Arbeitsteilung. Die zweite hierarchische Ebene der Zentrale ist im Marktbereich nach Kundengruppen („Teilbanken" z.B. der Privatkunden, der vermögenden Privatkunden und der Firmenkunden) und den Spezialproduktabteilungen (z.B. Effekten, Ausland) und im Betriebsbereich nach den Verwaltungsoder Hilfsabteilungen (z.B. Revision, Organisation, Wertpapierverwaltung, EDV) gegliedert. Die zentralen Instanzen sind zuständig für die Entwicklung und Umsetzung der Zielgruppenstrategien durch Planung und Steuerung, für die Vorgabe von Rahmenrichtlinien, die „Produktentwicklung" und die fachliche Unterstützung der 97

Bankorganisation Geschäftsstellen. Den Geschäftsstellen obliegt der „Vertrieb" der Bankprodukte; sie sind verantwortlich für Kundenpflege und Akquisition mit Bedienung, Beratung und Betreuung, für die Kreditentscheidungen innerhalb des Kompetenzrahmens und für den Personaleinsatz in ihrem Bereich. So ist z.B. der Kundenberater im Privatkundengeschäft hinsichtlich seines Einsatzes im Tagesgeschäft und disziplinarisch dem Geschäftsstellenleiter unterstellt; hinsichtlich der fachlichen Ausführung seiner Tätigkeit ist er jedoch an die Weisungen seines „Zielgruppen-Managers" gebunden. Bei der Anwendung dieser Organisationsstruktur der „geplanten Kompetenzüberschneidung" in theoretisch reiner Form können durch die formale Gleichberechtigung der Matrix-Dimensionen - also z.B. Kundengruppe und regionale Verrichtung - Konflikte entstehen. Aus diesem Grund wird die Matrix-Organisation als die umstrittenste Organisationsform bezeichnet. Es wird eindringlich davor gewarnt, die Matrix-Organisation einem Modetrend folgend einzuführen, wenn nicht ihre anspruchsvollen Voraussetzungen wie die Beherrschung aufwendiger Managementtechniken und die ausgeprägte Fähigkeit zur Konflikthandhabung und zur Kooperation gegeben sind. (5) In der Praxis wird allerdings das Konfliktpotential durch klare „Vortrittsregeln" für eine der beteiligten Instanzen verringert. Faktisch entsteht so eine Stab-Linien-Organisation mit zu zentralen Dienststellen erweiterten Stäben. (6) 3. Mitarbeiter und Effizienz der Organisationsstruktur Die Organisationstheorie untersucht die Wirksamkeit organisatorischer Instrumente - insbesondere der Aufgabengliederung nach Art und Umfang, der Verteilung von Entscheidungskompetenzen (Delegation) und der koordinierenden Verknüpfung der Stellen durch die Kommunikations- und Anordnungsbeziehungen (Leitungssystem) unter bestimmten Bedingungen der Unternehmenssituation wie der wirtschaftlichen Umwelt, des Leistungsprogrammes, der Informationstechnologie, der Betriebsgröße und nicht zuletzt der Leistungsfähigkeit und der Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter. Die Gestaltungsinstrumente der Organisationsstruktur und die Mitarbeiter als 98

Bankorganisation Einflußfaktor der Unternehmenssituation bedingen sich wechselseitig. Zum einen soll die Organisationsstruktur die Unternehmensmitglieder so beeinflussen, daß sie fähig und willens sind, ihren bestmöglichen Beitrag zur Erreichung des Unternehmensziels zu leisten. Zum anderen muß man sich bei der Gestaltung der Organisationsstruktur am vorhandenen Mitarbeiterpotential orientieren. Art und Umfang der Aufgabengliederung ist z.B. auch von der Ausbildung und der Mentalität der Mitarbeiter abhängig. So war die bisherige Berufsausbildung bei den Kreditinstituten auf Leistungen zugeschnitten, die nach innerbetrieblichen Kriterien abgegrenzt waren. Der Kreditsachbearbeiter traditioneller Prägung etwa gibt nach Ausbildung und Sichtweise der Minimierung der Debitorenausfälle den Vorrang vor der agilen Akquisition von Kunden und dem „Verkauf" von Bankprodukten. Eine aufbau- und ablauforganisatorische Konsequenz ist die Trennung der Tätigkeiten mit Kundenkontakt und der Geschäftsabwicklung. Andererseits nimmt der Bedarf an Mitarbeitern mit Vertriebsaufgaben beim Übergang von der traditionellen zur marktorientierten Organisationsstruktur zu, was eine Weiterbildung nach kundenorientierten Aspekten erhöhte Bedeutung gewinnen läßt. Auch neue Technologien können Beratungskapazität freisetzen. Der konsequente Endpunkt dieser Überlegung ist die Aufgabensegmentierung im Modell der Unterscheidung einer „Technikbank" und einer „Beratungsbank". (7) Für Beratungsleistungen gilt, daß das Aufgabengebiet eines Kundenberaters nicht beliebig eng segmentiert werden kann. An die Stelle der Spezialisierung durch Arbeitsteilung tritt das Phänomen der Professionalisierung. Dabei werden für fachlich hochqualifizierte Mitarbeiter mit einer längeren und vielseitigeren Ausbildung Anordungen durch Vorgesetzte und die Koordination durch Richtlinien weitgehend durch Verhaltensmuster einer berufsständischen Ausbildung ersetzt. Diesen Mitarbeitern kann aufgrund ihrer fachlichen Qualifikation und ihrer Fähigkeit, in unternehmerischen Kategorien zu denken, ein höheres Maß an Entscheidungkompetenz - mit positiven Auswirkungen auf ihre Motivation -

Bankorganisation eingeräumt werden. Haben sie auch Erfolgsverantwortung, so entwickeln sie ein unternehmerähnliches Selbständigkeitsgefühl und erhalten ihre „Belohnung" nicht in erster Linie von einer hierarchischen Instanz, sondern vom Kunden, vom Markt. In einer Zeit, in der ein steigendes Bedürfnis nach Selbstverwirklichung festzustellen ist, hat dies eine große Bedeutung. Aus dem gleichen Grund ist bei der Gestaltung einer Organisationsstruktur ein Leitungssystem anzustreben, bei dem das „hierarchische Pyramidendenken" vermieden wird. Positionsautorität soll durch Fachautorität abgelöst werden. Darüber hinaus kommt der persönlichen Autorität eines Vorgesetzten eine große Bedeutung zu, da die „Betonung der vertikalen Beziehungen unvereinbar mit den heutigen menschlichen Anforderungen" (8) ist. Dies sind nur Beispiele für die wechselseitigen Beziehungen zwischen Organisationsstruktur und Personalführung. Entscheidend für die Effizienz einer Organisation ist letztlich ihre Akzeptanz durch die Unternehmensmitglieder. Man kann noch einen Schritt weiter gehen und die Bedeutung der Organisation durch den Hinweis auf die Rolle der Mitarbeiter relativieren. So kann man durchaus sagen, daß eine unzulängliche Organisation mit guten Leuten besser ist als eine „Bilderbuchorganisation" mit ungeeigneten Mitarbeitern. (9) Anmerkungen: (1) Vgl. Heinen, E., Einführung in die Betriebswirtschaftslehre, 3. Aufl., Wiesbaden 1970, S. 46. (2) Vgl. Kieser, A. und Kubicek, H., Organisation, 2. Aufl., Berlin und New York 1983, S. 26. (3) Vgl. die Darstellung der Ablauforganisation bei Süchting, J., Bankmanagement, 2. Aufl., Stuttgart 1987, S. 38-50. (4) ebd. S. 26. (5) Vgl. Grochla, E. und Thom, N., Die Matrix-Organisation. Chancen und Risiken einer anspruchsvollen Strukturierungskonzeption. In: Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (Beilage Kontaktstudium) 1977, S. 197. (6) Vgl. Hill, W., Fehlbaum, R. und Ulrich, P., (Organisationslehre) - Ziele, Instrumente und Bedingungen sozialer Systeme,

Bankplanung Bd. 1 und 2, Bern und Stuttgart 1974, S. 218.

(7) Vgl. Storck, A., Die Technik- und Beratungs-Bank. Eine Analyse organisatorischer Möglichkeiten zur Effizienzverbesserung des Absatzes von Universalbankleistungen. Frankfurt a.M., Bern und New York, 1983. (8) Hill, W. et al., Organisationslehre, S. 197. (9) Vgl. Weiß, U., Der Beitrag der Organisation zur Rationalisierung in Kreditinstituten, in: Schierenbeck, H./Wielens, H. (Hrsg.), Rationalisierung und Personalmanagement in Kreditinstituten, S. 52. Literatur: Wielens, H., Fragen der Bankorganisation. Führt die verstärkte Marktorganisation der Universalbanken zur Divisionalisierung? Frankfurt a.M., 1977; Müller, II., Die Organisationsstruktur des Bankbetriebes. Ein situativ orientierter Gestaltungsansatz, München 1979; Wielens, H., Marktorientierte Bankorganisation, in: Süchting, J./ van Hooven, E. (Hrsg.), Handbuch des Bankmarketing, Wiesbaden 1987, S. 61-88; Schimmelmann, W. von, Bankorganisation, in: Obst/Hintner: Geld-, Bank- und Börsenwesen, hrsg. von Kloten, N. und Stein, J. H. von, 38. Aufl., Stuttgart, 1988, S. 837-854. Prof. Dr. Karl Scheidt, Berlin Bankplanung Gliederung: 1. Entwicklungslinien der Bankplanung 2. Bankplanung im Gesamtkonzept der Banksteuerung 3. Gesamtbankziele als Ausdruck der Geschäftsphilosophie einer Bank 4. Strategische Bankplanung im Rahmen einer globalen Vorsteuerung der Geschäftsstruktur 5. Operative Bankplanung im Rahmen einer budgetorientierten Vorsteuerung der Rentabilität und Liquidität 6. Organisation der Bankplanung 7. Implementierung, Akzeptanz und Effizienz der Bankplanung 1. Entwicklungslinien der Bankplanung In die bankbetriebliche Literatur und Praxis haben im Vergleich mit anderen Wirtschaftszweigen Planungsüberlegungen erst relativ spät Eingang gefunden. Bankbetriebliche Besonderheiten der Leistungser99

Bankplanung Stellung und Leistungsverwertung mögen zumindest bis zu einem gewissen Grad - dafür verantwortlich gewesen sein, wie z.B. der viel diskutierte „Dualismus der Bankleistung", das bei Kreditinstituten übliche „Cross-Selling-Angebot" von Leistungsbündeln, die große Abhängigkeit der Kreditwirtschaft von Entscheidungen im Bereich der nationalen und internationalen -» Finanz-, —» Geld- und Währungspolitik und nicht zuletzt auch die starke Einbindung der Kreditinstitute in bankaufsichtsrechtliche Restriktionen (—> Bankaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen). So sind Ansatzpunkte für Planungsüberlegungen bis zum Ende der 60er Jahre sowohl in der Praxis der —» Bankbetriebe als auch in der bankbetrieblichen Literatur fast nur für kürzere Zeiträume und lediglich für Teilbereiche, vornehmlich den Geschäftsbereich, feststellbar (Kolbeck 1971, S. 273-338). Dies änderte sich grundlegend erst in den 70er Jahren mit der steigenden Wettbewerbsintensität innerhalb der Kreditwirtschaft und ihrer zunehmenden internationalen Verflechtung, durch die sich nicht nur die Schwierigkeit, sondern auch die Bedeutung des bankbetrieblichen Managements erheblich vergrößerte. Seit Beginn der 80er Jahre kann sogar von einer geradezu stürmischen Entwicklung des Planungsgedankens in der bankbetrieblichen Theorie und Praxis gesprochen werden. Die in der allgemeinen Betriebswirtschaftslehre, etwa durch die Entscheidungs-, Organisations-, Informations- und Kommunikationstheoric entwickelten Methoden und Instrumente der Unternehmenssteuerung haben dafür zweifellos wichtige Hilfestellungen geleistet, sind allerdings oft nicht ohne weiteres in Bankbetrieben anwendbar. Die Notwendigkeit bankbetrieblicher Planung kann daher heute zwar allgemein als unbestritten gelten, fest steht aber auch, daß die jeweils erforderliche Berücksichtigung bankbetrieblicher Arteigenheiten gravierende Besonderheiten der B. zur Folge hat und daß der Stand der Planungsaktivitäten in der bankbetrieblichen Praxis noch als sehr unterschiedlich weit fortgeschritten bezeichnet werden muß. 2. Bankplanung im Gesamtkonzept der Banksteuerung Die Steuerung eines Unternehmens bein100

Bankplanung haltet als umfassendste Managementaufgabe das Fällen von Entscheidungen. Als Hauptfunktionen des Managements lassen sich dabei Planung, Kontrolle, Organisation und Führung unterscheiden, wobei Planung und Kontrolle wiederum als die Kernfunktionen eines Managementprozesses angesehen werden können, dessen einzelne Phasen einen „logisch-genetischen" Zusammenhang erkennen lassen (Schierenbeck 1993). Dem Planungsprozeß werden dabei in der Literatur unterschiedlich weite Auslegungen zuteil. Definiert man die Planung als einen systematisch-methodischen Prozeß der Erkenntnis und Lösung von Zukunftsproblemen (Wild 1982, S. 13) zum Zwecke der Entscheidungsvorbereitung, so umfaßt der Planungsprozeß die Phasen (Schierenbeck 1994): - Zielbildung und Problemanalyse, - Alternativensuche, Prognose und Bewertung. Ziele bilden einerseits die Voraussetzung für die Problemerkenntnis und damit für die gesamte Planung, werden andererseits aber erst durch Planung ermittelt und konkretisiert. Innerhalb des Planungsprozesses kommt daher der Zielplanung die bedeutsame Aufgabe der Entwicklung eines konsistenten, operationalen und realistischen Zielsystems zu. Aufgabe der Problemanalyse ist die Diagnose des Ist-Zustandes, z.B. in Form von Stärken-Schwächen-Profilen, die Prognose der relevanten Entwicklungstendenzen und die Abstimmung der gewonnenen Erkenntnisse mit den Unternehmenszielen. Die Phase der Erarbeitung von Entscheidungsvorlagen beinhaltet sodann die Alternativensuche nach geeigneten Problemlösungen, die Prognose der wahrscheinlichen Konsequenzen dieser Alternativen anhand von Gütekriterien und die Bewertung der geprüften Alternativen im Hinblick auf ihre Zielwirksamkeit. Den Phasen eines so abgegrenzten Planungsprozesses folgt die Entscheidungsphase mit der endgültigen Auswahl der Problemlösungsvorschläge, für deren Realisierung in einer vorzuschaltenden Durchsetzungsphase die erforderlichen Voraussetzungen geschaffen werden müssen. Schließlich liefert die Kontrollphase aufgrund von Soll!Ist-Vergleichen und Abwei-

Bankplanung chungsanalysen den Ausgangspunkt für eventuell erforderliche Rückkopplungen in die vorgelagerten Phasen des Managementprozesses. Zwischen Planung und Kontrolle besteht demnach ein besonders enger Zusammenhang derart, daß „Planung ohne Kontrolle sinnlos", „Kontrolle ohne Planung unmöglich" ist (Wild 1982, S. 44). Diese ganz allgemein gehaltende Einbindung des Planungsprozesses in den Managementprozeß gilt grundsätzlich für Unternehmen jeder Art und läßt sich daher ohne weiteres auf Kreditinstitute übertragen. Neben der Einbindung einer so verstandenen B. in die prozessuale Managementdimension der Kreditinstitute wird in der neueren bankbetrieblichen Literatur in zunehmendem Maße die Einordnung der B. in das Bankcontrolling (—> Controlling in Kreditinstituten) als eines integrierten Konzepts ertragsorientierter Banksteuerung diskutiert (Schierenbeck 1994). Sie resultiert aus der in den 80er Jahren in den Kreditinstituten gewachsenen Einsicht, daß angesichts zunehmender Komplexität der bankbetrieblichen Leistungs- und Marktprozesse sowie steigender Risiken des nationalen und internationalen Bankgeschäfts das in den 70er Jahren weit verbreitete und vom Bankmarketing ausgehene Volumens- und Wachstumsdenken um eine streng an Rentabilität und Risiko orientierte Komponente erweitert werden muß. Bezogen auf die Hauptfunktionen des Managements kommt dem Bankcontrolling in diesem Sinne nicht nur eine Koordinationsund Informationsfunktion, sondern auch eine konkret systembildende Funktion zu. So erfordert der Aufbau einer „controllingadäquaten Infrastruktur" neben einer „ertragsorientierten Geschäftsphilosophie", einer „kundenorientierten Profit-CenterOrganisation" und eines „steuerungsadäquaten Führungs-Informationssystems" insbesondere auch einen „institutionalisierten Controlling-Zyklus", in den sich die Planungs- und Kontrollaktivitäten als „komplexes, hierarchisch vermaschtes kybernetisches Regelkreismodell" einfügen, so daß ein „systematischer, laufender Vergleich von Soll- und Istwerten mit entsprechender Abweichungsanalyse auf allen Ebenen des Planungssystems gewährleistet" wird (Schierenbeck 1994). Dazu bedarf es nicht

Bankplanung nur der Formulierung genereller (ertragsund risikoorientierter) Gesamtbankziele, sondern auch ihrer Umsetzung in Ziele für konkrete bankbetriebliche Teilpläne, die sich im einzelnen hinsichtlich - ihres Umfanges (Anzahl und Größe der Bereiche), - ihrer Dimension (Arten, Mengen oder Werte), - ihrer Tiefe (Detaillierungsgrad) und - ihres Zeitraumes (kurze, mittlere oder lange Fristen) unterscheiden, jedoch nach einheitlichen Prinzipien aufgebaut und miteinander verknüpft werden müssen (Wild 1982, S. 153). Besondere Bedeutung wird dabei der Unterteilung der Gesamtplanung einer Bank in eine strategische Planung (im Rahmen einer globalen Vorsteuerung der Geschäftsstruktur) und eine operative Planung (im Rahmen einer budgetorientierten Feinsteuerung der Rentabilität und Liquidität) sowie deren konsequenter Abstimmung über das „Prinzip der revolvierenden Planung" beigemessen (Schierenbeck 1994). Innerhalb dieser inhaltlichen (materiellen) Planungskomponenten kommen zwangsläufig die jeweiligen Unternehmensspezifika zum Tragen, so daß sich die bankbetrieblichen Besonderheiten hierbei voll auswirken. 3. Gesamtbankziele als Ausdruck der Geschäftsphilosophie einer Bank Weitgehende Einigkeit besteht heute darüber, daß die generell formulierten Gesamtbankziele Ausdruck der Unternehmens- oder Geschäftsphilosophie einer Bank sein müssen. Im Hinblick auf eine ertrags- und risikoorientierte Banksteuerung bedarf es dazu auf allen Führungsebenen eines Kreditinstituts einer geistigen Grundhaltung, die ertrags- und risikoorientiertes Denken und Handeln ermöglicht (Schierenbeck 1994). Rentabilität und Sicherheit werden damit eindeutig in den Mittelpunkt bankbetrieblicher Zielplanung gestellt, sind allerdings nur als Grundlage der Existenzsicherung eines Kreditinstituts zu interpretieren. Die Entscheidung über das Ausmaß der anzustrebenden Zielgrößen wird infolgedessen nicht vorweggenommen, sondern bleibt der individuellen Gestaltung der Geschäftsphilosophie jedes 101

Bankplanung einzelnen Kreditinstituts überlassen (Schierenbeck 1994). Ohne daß an dieser Stelle auf den dafür erforderlichen Zielplanungsprozeß näher eingegangen werden kann, läßt sich grundsätzlich feststellen, daß eine Mitwirkungsmöglichkeit der einzelnen Führungsebenen die Akzeptanz und Motivationskraft von Gesamtbankzielen zu fördern tendiert. Ganz allgemein gilt weiterhin, daß die Gesamtbankziele einen konsistenten Rahmen für die Gesamtplanung einer Bank bilden und in ihren wesentlichen Bestimmungselementen, wie Zielinhalt, Zielausmaß, Zielzeitraum, Restriktionen, Zuständigkeiten usw. (Schierenbeck 1993), so präzise formuliert werden müssen, daß sich operationale und realisierbare Ziele für die einzelnen bankbetrieblichen Teilpläne daraus ableiten lassen. Diese inhaltliche Konkretisierung der Gesamtbankziele erfolgt in den beiden großen Teilbereichen der B., der strategischen und der operativen B., mit unterschiedlichem Detaillierungsgrad und unterschiedlicher zeitlicher Erstreckung. 4. Strategische Bankplanung im Rahmen einer globalen Vorsteuerung der Geschäftsstruktur Die strategische Unternehmensplanung ist in den USA unter wesentlicher Beteiligung von Unternehmensberatungsgesellschaften für die Unternehmenspraxis entwickelt worden, hat aber sehr rasch auch starke Beachtung im deutschsprachigen Raum gefunden. Als Gründe dafür werden meist die zunehmende Komplexität und raschere Veränderung der Umwelt genannt. Die Notwendigkeit strategischer Planung resultiert jedoch bereits aus der stets gegebenen Abhängigkeit gegenwärtiger von zukünftigen (mehrstufigen) Entscheidungen (Rudolph 1983, S. 55). Obgleich die strategische Planung ursprünglich völlig unabhängig von der betriebswirtschaftlichen Entscheidungstheorie entstanden ist und über ihren wissenschaftlichen Charakter noch immer gestritten wird, „läßt sie sich als Instrument zur Umsetzung zentraler entscheidungstheoretischer Grundgedanken in die betriebliche Praxs verstehen", so daß ihre Weiterentwicklung „durch die explizite Berücksichtigung von Erkenntnissen und Techniken der betriebswirtschaftlichen 102

Bankplanung Entscheidungstheorie gekennzeichnet sein" dürfte (Rudolph 1983, S. 48f.). Wie jede strategische Unternehmensplanung ist auch die strategische B. auf die Analyse der Erfolgsquellen sowie die Entwicklung und Sicherung des Gesamtunternehmens ausgerichtet. Ihr zeitlicher Horizont ist daher tendenziell langfristiger Natur, wobei die in Literatur und Praxis genannten Zeiträume von 1 Jahr bis zu 20 Jahren reichen, im allgemeinen aber 4 bis 7 Jahre umfassen dürften. In diesem Zusammenhang erscheint eine Abgrenzung der neueren strategischen von der traditionellen langfristigen B. erforderlich, deren Konzeption aufgrund einer zu starken Orientierung nach innen und auf die Analyse bankbetrieblicher Risiken heute als zu eng empfunden wird. Es kann damit zwar erkannt werden, welche Auswirkungen zu Änderungen führen müssen; es fehlt aber die konsequente Ausrichtung auf die Eröffnung und Sicherung von Erfolgspotentialen. Die strategische B. ist dementsprechend insofern umfassender, als sie sich in konsequenter Erweiterung des traditionellen Ansatzes in starkem Maße nach außen wendet und strikt auf die Wahrnehmung von Marktchancen abstellt. Sie ist aus diesem Grund allerdings auch mit größerer Unsicherheit behaftet und kann daher immer nur eine Rahmenplanung sein, deren Zielgrößen lediglich global - und vielfach nur qualitativ - festzulegen sind. Der Detaillierungsgrad der strategischen B. ist demnach gering, und in der Regel erfolgt eine Konzentration auf wichtige Problemstellungen, die planungstechnisch mit Hilfe des —> Gegenstromverfahrens durch Kombination von —» „Top-down-Prinzip" und —» „Bottom-up-Prinzip" zu lösen versucht werden (Schierenbeck 1994). Inhaltlich handelt es sich dabei im wesentlichen um die strategische Portfoliound Bilanzstrukturplanung (einschließlich der jeweils erforderlichen technisch-organisatorischen Ressourcen) im Rahmen des —» Portfolio- und —* Bilanzstrukturmanagements (Schierenbeck 1994). Die strategische Planung des Bank-Portfolios bezieht sich auf dessen Hauptmerkmale „Produktattraktivität, Leistungsindividualität, Breite und Tiefe des Leistungsprogramms, Methoden des Leistungstransfers

Bankplanung sowie örtliche und zeitliche Leistungsbereitschaft" und erfolgt im Rahmen des Bank-Portfoliomanagements mit dem Ziel, „ein möglichst hohes Niveau bzw. Wachstum des Erfolgspotentials auf Dauer zu gewährleisten" (Schierenbeck 1994). Zu diesem Zweck werden strategische Geschäftsfelder gebildet, für die sich bei den Kreditinstituten eine Kombination aus abgrenzbaren Kundengruppen und Regionalmärkten empfiehlt. Werden dafür durch eingehende Unternehmens- und Umweltanalysen diejenigen Erfolgsfaktoren gefunden, die das Gewinn-, Risiko- und Wachstumspotential entscheidend beeinflussen, wie z.B. Marktanteil, Konkurrenzsituation, Kundengewohnheiten und Kundenbedürfnisse, Risikoqualität des Bankgeschäfts, Vertriebsnetz, ordnungspolitische Rahmenbedingungen usw., so läßt sich durch eine geeignete Bewertung dieser Faktoren, z.B. mit Hilfe eines Punktbewertungs-(Scoring-)Verfahrens oder einer Rentabilitätsrechnung ein Gesamturteil über die strategische Ausgangssituation einer Bank bilden (Schierenbeck 1994). Unter Berücksichtigung der gesamtbankorientierten Ertrags-, Sicherungs- und Wachstumsziele sowie der Ergebnisse der Markt- und Konkurrenzanalyse, insbesondere auch der Prognosen über voraussichtliche Änderungen in den maßgeblichen Strukturtrends, kann dann die Erarbeitung von strategischen Alternativen in Form von Basisstrategien (als Stoßrichtungen) für jedes einzelne strategische Geschäftsfeld erfolgen, deren Abstimmung schließlich zu einer Gesamtstrategie und zur Ableitung konkreter Aktionsprogramme für die Produkt-, Sortiments- und Distributionspolitik führen soll (Schierenbeck 1994). In der Theorie und Praxis der Unternehmensplanung sind zur Durchführung eines derartigen strategischen Planungsprozesses zahlreiche Konzepte und Instrumente entwickelt worden, allerdings vorwiegend für güterwirtschaftlich orientierte Unternehmen, so daß sie sich aufgrund der bankbetrieblichen Arteigenheiten nicht ohne weiteres für die strategische B. eignen. So gibt es in der bankbetrieblichen Literatur erhebliche Vorbehalte insbesondere gegen das Konzept des Produktlebenszyklus, die Erfahrungskurvenanalyse und das Profit

Bankplanung Impact of Market Strategies-(PIMS-)Projekt, während vor allem die WettbewerbsstärkenlMarktattraktivitäts-Variante der —» Portfolio-Methode trotz zahlreicher (vornehmlich auch theoretischer) Kritikpunkte für geeignet gehalten wird, die strategische Mentalität der Mitarbeiter zu fördern (Büschgen 1983, S. 262-271). Als sinnvolle Ergänzung dieser Methode kann die (auf quantifizierbare Größen beschränkte) —> strategische Geschäftsfeldkurve angesehen werden, die sich im Vergleich mit dem angestrebten Rentabilitätsziel der Gesamtbank und unter Berücksichtigung der wahrscheinlichen zukünftigen Entwicklung in eine Prognose-Geschäftsfeldkurve transformieren läßt (Schierenbeck 1994). Eine Verbesserung der entscheidungsthcoretischen Fundierung dieser Bemühungen erscheint allerdings wünschenswert. Das gilt vor allem bezüglich der bisher in allen Methoden fehlenden expliziten Berücksichtung der Unsicherheit. Als ein erster Schritt auf diesem Wege wird in der Literatur die Verwendung von Szenario-Techniken zur Entwicklung alternativer Strategien für die strategischen Geschäftsfelder bei unterschiedlichen Umweltzuständen und darauf aufbauender modellgestützter Verfahren zur Bestimmung optimaler gesamtbankbezogener Strategien vorgeschlagen (Rudolph 1983, S. 72-74). Im Gegensatz zur strategischen Bank-Portfolioplanung ist die strategische Bilanzstrukturplanung ausdrücklich für die strategische B. entwickelt worden, so daß die bankbetrieblichen Arteigenheiten hier von Anfang an voll berücksichtigt worden sind. Die strategische Bilanzstrukturplanung hat im Rahmen des Bilanzstrukturmanagements das Anliegen, „die Geschäftsstruktur der Bank unter besonderer Berücksichtigung der Bilanzstrukturrisiken und des strukturellen Gewinnbedarfs so zu harmonisieren, daß deren finanzielles Gleichgewicht auf Dauer gesichert ist" (Schierenbeck 1994). Zu diesem Zweck erfolgt mit Hilfe eines Systems von —> Risikostruktur- und —» Ergebnisstruktur-Kennzahlen eine Risikostruktur- und Ergebnisstrukturanalyse, die (auf der Basis von Kennzahlenvergleichen) eine Diagnose der strategischen Ausgangssituation einer Bank in bezug auf ihre Risikostruktur und ihre strukturelle Renta103

Bankplanung bilität sowie deren Interdependenzen ermöglicht (Schierenbeck 1994). Die gewonnenen Erkenntnisse erlauben die Entwicklung von Risikostrukturnormen (unter Berücksichtigung von Rentabilitätsaspekten) und ihre Verknüpfung mit einer Gewinnbedarfsanalyse, die der Ermittlung einer zur Erhaltung des finanziellen Gleichgewichts ausreichenden Ergebnisuntergrenze dient (Schierenbeck 1994). Um sicherzustellen, daß das im Bank-Portfolio enthaltene Gewinnpotential dazu auch ausreicht (oder sogar Gewinnerhöhungen ermöglicht), bedarf es weiterhin einer Abstimmung zwischen der Gewinnpotential- und der Gewinnbedarfsplanung (Schierenbeck 1994). Bilanzstruktur- und —» Portfolioplanung sind daher letztlich zu einem Gesamtkonzept strategischer Globalplanung zusammenzuführen, das einerseits den Ausgangspunkt zur Formulierung und Durchsetzung konsistenter Rentabilitäts- und Risikostrategien für die Bilanzstruktur der Gesamtbank und andererseits den systematischen Rahmen für die operative Feinplanung der Zielgrößen aller bankbetrieblichen Teilbereiche zu bilden vermag. Für die risiko- und rentabilitätspolitische Optimierung der Bilanzstruktur ist in diesem Kontext ein lineares Programmierungsmodell entwickelt worden (Schierenbeck 1994), das schrittweises Vorgehen durch einen simultanen Lösungsweg zu ersetzen erlaubt. Es sei daher an dieser Stelle auf die sehr frühen Bemühungen vor allem von Mülhaupt (1956), Deppe (1961) und Meyer zu Selhausen (1970) zur Verwendung linearer Programmierungsmodelle für die Rentabilitäts-und —> Liquiditätsplanung von Kreditinstituten hingewiesen.

5. Operative Bankplanung im Rahmen einer budgetorientierten Feinsteuerung der Rentabilität und Liquidität Im System der Unternehmensgesamtplanung kann die operative Planung als Konkretisierung der durch die strategische Planung erfolgten Vorstrukturierungen bezeichnet werden. Die in der strategischen Planung erarbeiteten und festgelegten Globalziele und Strategien müssen dazu in operationale, unmittelbar realisierbare (und daher sachlich und zeitlich überschaubare) Detailziele und Teilpläne für alle Unterneh104

Bankplanung mensbereiche umgeformt werden. In der Planungsliteratur wird infolgedessen auch von der „Dominanz der strategischen Planung" gegenüber der operativen Planung gesprochen (Schierenbeck 1993) und in diesem Zusammenhang auf das „Ausgleichsgesetz der Planung" hingewiesen, das kurzfristig ein Einpendeln der Teilpläne auf den jeweiligen Miniumsektor erfordert, da in der Regel nur langfristig eine Beseitigung von Engpaßsektoren zu bewirken ist. In der Praxis der Kreditinstitute ist die kurzfristige Planung einzelner bankbetrieblicher Teilbereiche wesentlich älter als die langfristige Planung. Das gilt vor allem, wenn man auf den Zeitraum bis zu 3 Monaten abstellt. Bisweilen wird dann allerdings von Disposition, z.B. in Form der Gelddisposition (Kolbeck 1971, S. 281-290), oder auch von taktischer Planung gesprochen. Freilich sind diese kurzfristigen Teilpläne früher in der Regel nicht in ein langfristiges Gesamtplanungssystem einbezogen worden. Im Anschluß an die allgemeine Planungsliteratur wird heute auch für die operative B. die Ableitung aus der strategischen B. und die vollständige Berücksichtigung aller bankbetrieblichen Teilbereiche als unverzichtbar betrachtet. Der Detaillierungsgrad der operativen B. muß infolgedessen relativ groß, der PlanungsZeitraum dagegen tendenziell kurz sein; im allgemeinen beträgt er nicht mehr als 1 Jahr, wenngleich mittelfristige Akzente erforderlich werden können. So erfolgt über das „Prinzip der revolvierenden Planung" grundsätzlich eine Verknüpfung mit der strategischen Planung in der Weise, daß diese die operative Planung zeitlich mit umfaßt. Es findet dadurch eine periodische Anpassung von Global- und Detailplänen im Wege der Überprüfung, Konkretisierung, Änderung und Fortschreibung statt, die sich im Zeitablauf nicht nur auf die operative Planung, sondern auch auf die strategische Planung gestaltend auswirkt (Wild 1982, S. 177-181). Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang aber auch auf das Prinzip der elastischen Planung, das vor allem auf möglichst anpassungsfähige Planalternativen und Reserven jeder Art abstellt, sowie auf das Prinzip der flexiblen Planung, das sich auf (mehrstufige) Eventualentscheidungen bzw. soge-

Bankplanung nannte „Schubladenpläne" zur (simultanen) Berücksichtigung zukünftiger Entwicklungen richtet (Schierenbeck 1993). Als Charakteristikum der operativen B. wird (ebenfalls in Übereinstimmung mit der allgemeinen Planungsliteratur) das „Prinzip der —> Budgetierung" angesehen (Schierenbeck 1993). Unter einem Budget wird dabei jede in einer Mengen- oder Wertgröße vorgegebene Zielsetzung verstanden, die vom Budgetverantwortlichen eingehalten werden soll. Für die Budgetierung in Kreditinstituten (—> Budget-Management in Kreditinstituten) ergeben sich daraus die folgenden Aufgaben (Schierenbeck 1994): 1. Die Gesamtbankziele (Wachstum, Rentabilität und Sicherheit) sind auf die jeweiligen Geschäftsbereiche bis zum einzelnen Geschäft und auf die erforderlichen Jahres-, Quartals- und Monatszeiträume (im Hinblick auf langfristige Strukturziele eventuell in Form von Etappenzielen) herunterzubrechen. 2. Für das laufende Geschäft müssen innerhalb eines geschlossenen Regelkreises von Planung und Kontrolle Orientierungsmöglichkeiten für die Entscheidungsträger geschaffen werden. 3. Zur Koordination dezentral geführter Verantwortungsbereiche sind die vorhandenen finanziellen und technischen Resourcen nach gesamtbankbezogenen Kriterien zu verteilen. Ein funktionsfähiges Budgetierungs-und Kontrollsystem erfordert daher (Schierenbeck 1994): 1. den Budgetierungsprozeß im Gegenstromverfahren als Verbindung von „Bottom-up-Prinzip" und „Top-down-Prinzip" durchzuführen (Prinzip der Zielvereinbarung), 2. knappe Mittel in die erfolgswirksame Richtung zu lenken (Prioritätenprinzip), 3. jeden Mitarbeiter nur die Größen planen zu lassen, die er selbst zu beeinflussen in der Lage ist (Verursachungsprinzip), und 4. jedem Budgetierungsbereich die Verantwortung für die Einhaltung seines Budgets und das frühzeitige Ergreifen von Korrekturmaßnahmen zu übertragen (Verantwortungsprinzip).

Bankplanung Konkret läßt sich im Rahmen der budgetorientierten Feinsteuerung der Rentabilität und Liquidität einer Bank zwischen Ergebnis-/Kostenbudgets, Finanzbudgets und Volumensbudgets unterscheiden (Schierenbeck 1994). Ergebnis-/Kostenbudgets zur operativen Rentabilitätsplanung sind zweckmäßigerweise in ein Budget des Wertbereichs zur operativen Planung des Zinsüberschusses (unterteilt nach Konditionsund Strukturbeitrag) und der Risikokosten sowie in ein Budget des Betriebsbereichs zur operativen Planung der Betriebskosten (in Form von Personal- und Sachkosten) und der Provisionsüberschüsse zu untergliedern (Schierenbeck 1994). Finanzbudgets zur operativen Liquiditätsplanung verbinden die liquiditätsbezogene Bilanzstrukturplanung mit der kurzfristigen —» Gelddisposition. Die Ergebnis-/Kostenbudgets müssen hierzu in Budgets für Ein-und Auszahlungen (als liquiditätsbezogene Finanzflußgrößen) transformiert werden.Vor allem zur Relativierung von Budgetgrößen können schließlich in Verbindung mit Ergebnis-, Kosten- und Finanzbudgets die Volumensbudgets dienen (Schierenbeck 1994). 6. Organisation der Bankplanung Ein Planungssystem in der hier vorgestellten Form kann nur arbeitsteilig realisiert werden. Es bedarf infolgedessen einer Organisation der Planung, um festzulegen: - welche Stellen auf den einzelnen Hierarchieebenen - in welcher Reihenfolge und - mit welchen Aufgaben und Kompetenzen an den verschiedenen Teilplanungen mitwirken sollen (Schierenbeck 1993). Dies hängt allerdings in starkem Maße von der Gesamtorganisation eines Unternehmens und damit von seiner Größe, seinem Leistungsprogramm und seinen sonstigen Arteigenheiten ab. Es kann infolgedessen für die Organisation der Unternehmensplanung keine einheitlichen Vorstellungen geben. Jedes Unternehmen hat viemehr seinen diesbezüglichen Anforderungen und Wünschen in ganz individueller Weise Ausdruck zu verleihen. Prinzipielle Überlegungen zur Organisation der B. können von der Einordnung der B. in das Bankcontrolling ausgehen. Als die (vor allem bei Universalbanken) dafür ge105

Bankplanung eignete Organisationsform wird heute allgemein eine kundenorientierte Profit-Center-Organisation angesehen. Dies entspricht der Erkenntnis, daß einerseits der Kunde als die primäre Erfolgsquelle der Kreditinstitute anzusehen ist und andererseits die Motivation der Mitarbeiter durch eigenverantwortliche Tätigkeit in dezentralisierten Einheiten gefördert wird (Schierenbeck 1994). Für die Organisation der B. ergibt sich daraus die Notwendigkeit, Planungsaufgaben so weit wie möglich zu dezentralisieren. In welchem Ausmaß dies erforderlich ist, hängt allerdings stark vom jeweiligen Detaillierungs- und Fristigkeitsgrad der Planung ab. So kann die Grundsatzplanung zur Festlegung der Gesamtbankziele in Übereinstimmung mit der Geschäftsphilosophie einer Bank zwangsläufig nur zentral durchgeführt werden, um einen konsistenten Rahmen zur gewährleisten. Hingegen erfordern sowohl die strategische als auch die operative B. eine Dezentralisierung insoweit, wie es Markt- und Kundenkenntnisse der Mitarbeiter zu nutzen gilt, die nur in dezentralen Einheiten vorhanden sein können. Der Mitwirkung zentraler Stellen bedarf es jedoch wiederum dann, wenn Einzelpläne und Einzelstrategien zu koordinieren und zu Gesamtplänen und Gesamtstrategien zusammenzufügen sind. In diesem Zusammenhang ist daher die organisatorische Verankerung des Gegenstromverfahrens zur systematischen Abstimmung zwischen den gesamtbankorientierten Globalzielen und den teilbereichsorientierten Detailzielen von besonderer Bedeutung. In der Planungsliteratur wird dieses Verfahren als weitgehende Annäherung einer hierarchisch strukturierten Sukzessivplanung an ein System totaler Simultanplanung angesehen, das wegen der vorhandenen Interpendenzen zwischen allen Variablen zwar als theoretisch geboten bezeichnet werden muß, in der Praxis aber (von begrenzten Teilbereichen abgesehen) aufgrund der damit verbundenen Informationsprobleme als nicht sinnvoll und praktikabel erscheint (Schierenbeck 1993). Im Zusammenhang mit der hierarchischen Struktur der B. steht auch deren organisatorische Einbindung in das Leitungssystem einer Bank, die infolge der Integration der 106

Bankplanung B. in das Bankcontrolling allerdings wiederum von dessen institutioneller Verankerung in der —> Bankorganisation abhängt. Auch hierfür sind keine Generalisierungen möglich. Tendenziell wird man lediglich sagen können, daß der Bedeutung der B. für die ertrags- und sicherheitsorientierte Steuerung einer Bank einerseits die Wahrnehmung aller zentralisierungsbedürftigen Planungsaufgaben durch eine relativ hohe (wenn nicht die höchste) hierarchische Ebene entspricht/ 1 Andererseits erscheint die Übertragung aller dezentralisierungsfähigen Planungsaufgaben sowohl auf die einzelnen betroffenen Linieninstanzen oder (diesen Linieninstanzen zugeordnete) Stabsstellen als auch auf spezielle dezentrale Planungsstellen möglich, wobei dann jeweils noch die Kompetenzzuweisung zu regeln ist (Schierenbeck 1994). Wegen der überragenden Rolle der Informationen im Gesamtsystem der B. wird als zentraler Baustein der controlling-adäquaten Infrastruktur einer Bank letztlich ein funktionsfähiges —* Management-Informationssystem angesehen, das der Erfassung, Speicherung und Distribution entscheidungsrelevanter Informationen dienen soll (Schierenbeck 1994). Während das interne Rechnungswesen den Entscheidungsträgern jederzeit vor allem unverfälschte Ergebnisinformationen zur Verfügung zu stellen hat, obliegt dem Berichtswesen die Lieferung von Informationen in bestimmten Intervallen oder bei konkretem Bedarf sowohl aus dem Geschäftsbereich der Bank als auch aus ihrem wirtschaftlich-politischen Umfeld. Einer zweckmäßigen organisatorischen Verankerung des Informationssystems einer Bank und seiner sinnvollen Verknüpfung mit dem Planungs- und Kontrollsystem muß infolgedessen ebenfalls die gebührende Beachtung zuteil werden.

7. Implementierung, Akzeptanz und Effizienz der Bankplanung Die Notwendigkeit der B. ist zwar heute unbestritten, die Implementierung eines Planungssystems (als integraler Bestandteil eines Controllingsystems) ist aber in der Regel mit erheblichen Problemen verbunden. Abgesehen von den dabei zu lösenden schwierigen planungstechnischen Aufga-

Bankplatz ben ist vor allem an Widerstände zu denken, die auf Willens- und/oder Fähigkeitsbarrieren der Mitarbeiter auf allen Führungsebenen beruhen können. Zu ihrer Überwindung bedarf es nicht nur umfassender Informationen und Schulungen, sondern auch einer weitgehenden Einbeziehung der Mitarbeiter in die Gestaltung des Implementierungsprozesses. Nur wenn es gelingt, die Mitarbeiter zu motivieren, kann auch mit ihrer Akzeptanz gerechnet werden (Schierenbeck 1994). Letztlich bleibt festzustellen, daß die Kosten der B. zweifellos erheblich, die damit realisierbaren Erfolge jedoch meist nicht ohne weiteres quantifizierbar sind. Über die Effizienz der B. können daher bisher keine zuverlässigen Aussagen gemacht werden. Literatur: Büschgen, H. E.: Strategische Planung im marktorientierten Bankbetrieb, in: Die Bank 1983, S. 260-271; Kolbeck, R.: Bankbetriebliche Planung, Wiesbaden 1971; Rudolph, B.: Instrumente der strategischen Unternehmensplanung: Stand und Entwicklungstendenzen, in: Krümmel, H.J., Rudolph, B., Strategische Bankplanung, Frankfurt 1983, S. 47-85; Schierenbeck, H.: Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, 11. Aufl., München/Wien 1993; Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Aufl., Wiesbaden 1994; Wild, ].: Grundlagen der Unternehmensplaung, 4. Aufl., Opladen 1982. Prof. Dr. Rosemarie Kolbeck, Frankfurt

Bankplatz Ort, an dem sich eine —» Landeszentralbank oder eine ihrer Zweigstellen befindet.

Bankprodukt kleinste marktgerechte Angebotsform eines Kreditinstitutes, die sich durch Hauptmerkmale, wie Leistungsart, Hauptzielgruppe, Zweckbestimmung, Nutzen für den Kunden, Sicherheiten und prägend mit dem Produkt verbundene Zahlungsmodalitäten, eindeutig kennzeichnen läßt und die durch Nebenmerkmale, wie Betrag, Zinssatz, etc. individuell variierbar ist.

Bankrembours Bankquittungen In den B. bescheinigen Lieferfirmen (meist nur noch Markenartikel-Lieferfirmen in der Lebensmittelbranche) ihren Abnehmern, daß sie von ihnen den jeweiligen Rechnungsbetrag mit jeweiligem Rechnungsdatum durch Vermittlung einer bestimmten Bank erhalten haben. Die Bank der Gläubigerfirma bringt die Quittung bei der Bank des Käufers zum Einzug. Die Quittung läuft bis zum Schuldner, nachdem seine Bank den Betrag am Fälligkeitstermin seinem —» Konto belastet hat. Für das —» Inkasso ist eine Gebühr zu entrichten. Voraussetzung dieses Rechnungseinzugsverfahrens (B.-verfahren) ist eine Ermächtigung des Zahlungspflichtigen. B. verlieren ständig an Bedeutung.

Bankrembours Die Bezeichung Rembours bedeutet im deutschen Handelsverkehr die „Bezahlung einer im Überseehandel gekauften Ware". Es ist offensichtlich, daß sich im Überseehandel der Exporteur oft nicht auf das —»Akzept des Importeurs allein verlassen kann, da derartige Akzepte ohne weitere Verpflichtete regelmäßig schwer verwertbar sind. Deshalb fordert der Exporteur das Akzept einer ihm bekannten Bank seines Landes oder des Auslandes. Zusätzlich zu den Banken des Exporteurs und des Importeurs kann eine Remboursbank (dritte Bank) eingeschaltet werden. Der Rembourskredit kommt dadurch zustande, daß die Remboursbank für Rechnung des Importeurs bzw. dessen Bank eine auf sie gezogene —> Tratte des Exporteurs gegen Übergabe der Dokumente akzeptiert. Dieses —» Bankakzept kann der Exporteur dann entweder bei der Remboursbank selbst bzw. bei einer anderen Bank diskontieren lassen oder undiskontiert im Portefeuille behalten bzw. an Gläubiger an Zahlungs-statt weitergeben. Der Rembourskredit wird häufig mit einem —> Dokumenten-Akkreditiv (Akzeptakkreditiv) insofern verbunden, als der Importeur seine Hausbank (als Akkreditivbank) beauftragt, ein —» Akkreditiv zu Gunsten des Exporteurs zu eröffnen, das durch die Wechselziehung des Exporteurs mit vorgeschrie107

Bankrott

Barscheck

bener —» Laufzeit auf die Remboursbank unter Einreichung der Dokumente in Anspruch genommen werden kann. Bankrott (ital.: banca rotta: Bankbruch) —> Zahlungsunfähigkeit eines Schuldners. Wirtschaftlicher B.: Anlaß zur Eröffnung des Konkursverfahrens. Staats.-B.: wirtschaftlicher Zusammenbruch eines Staates. Bankschuldverschreibungen —» Schuldverschreibungen, die von privaten —» Hypothekenbanken, öffentlichrechtlichen —» Grundkreditanstalten, von Spezialkreditinstituten mit Emissionsrecht und von —» Girozentralen (sog. „Sonstige B.") emittiert werden. Ihr Anteil am Gesamtumlauf an festverzinslichen —» Wertpapieren inländischer Emittenten beträgt reichlich zwei Drittel (Ende 1986). Banksteuerung —> Controlling

in

Kreditinstituten.

banktypische Risiken alle Gefahren, die im Bankgeschäft schlagend werden können. —»Risiko, —»Erfolgsrisiko, —> Liquiditätsrisiko. Bankvalorenversicherung —* Valoren Versicherung. Barakkreditiv Form eines —> Akkreditivs, bei dem ein Kreditinstitut A im Auftrag eines Kunden einen bestimmten Betrag an ein (ausländisches) Kreditinstitut B überweist mit der Maßgabe, diesen Betrag an einen Begünstigten auszuzahlen. Vor Auszahlung hat das Kreditinstitut B die Legitimation (bzw. die Unterschrift) des Begünstigten zu prüfen. Der Begünstigte hat keine besonderen Gegenleistungen zu erbringen (im Ggs. zum —» Dokumenten- oder Warenakkreditiv) . Auch Teilabhebungen sind möglich. In diesem Fall händigt die Bank B dem Begünstigten einen —> Kreditbrief aus, der bei jeder Teileinlösung vorzulegen ist. Bei einem —» Zirkular-Kreditbrief kann die Einlösung bei verschiedenen Kreditinstituten erfolgen. Deshalb wurde diese Form des B. bis zur Verbreitung der Reise- und Euroschecks sowie Kreditkarten häufig im Reiseverkehr angewandt. 108

Bardeckung Die Deckung einer Forderung durch (Bar-) Geld. Im Gold-Devisen-Standard die Deckung der umlaufenden —»Noten durch Gold- und Devisenbestände bei der —> Zentralnotenbank. Bardepot zinslose Einlage bei der Bundesbank durch gebietsansässige Nichtbanken für im Ausland aufgenommene - » Kredite. Die Höchstgrenze wurde auf 100% festgelegt (B.-Satz). Das B. wurde zwischen 1972 und 1974 angewandt. —» Bardepotpolitik. Bardepotpolitik Instrument der Außenwirtschaftspolitik ist das Bardepot, das zur Abwehr eines Aufwertungsdruckes (—> Aufwertung) auf die DM den Kapitalimport durch die nicht unmittelbar von der Bundesbank zu steuernde Kreditaufnahme der Unternehmen im Ausland bremsen soll. Nach dem —> Außenwirtschaftsgesetz kann die Bundesregierung und die Bundesbank die Bardepotpflicht im einzelnen regeln. Das Instrument wurde zwischen 1972 und 1974 angewandt. - * Bardepot. Bardividende Der auf die einzelne —> Aktie entfallende Anteil des ausgeschütteten Gewinns nach Abzug der —> körperschaftsteuerlichen —> Ausschüttungsbelastung. Bargeld gesetzliche —» Zahlungsmittel der heimischen—»Währung. B. besteht aus—» Banknoten und —»Münzen. Barrengold im Verkehr zwischen —* Notenbanken (Währungsgold), besitzt 995-999 Feingehalt bei einem Gewicht von 12,5 kg pro Barren. Der Feingehalt des Goldes (Gewichtsverhältnis des reinen Goldes zur Gesamtlegierung, 24 Karat sind 1000 Teile Feingehalt) liegt bei B. höher als bei —» Goldmünzen. Barscheck Scheck ohne Verrechnungsvermerk, der bei Vorlegung bar honoriert werden kann. Gegensatz: —»Verrechnungsscheck.

Barter-Geschäft Barter-Geschäft reine Warenaustauschgeschäfte ohne Transfer von Zahlungsmitteln. Der echte Tauschhandel hatte zwischenzeitlich weltweit an Bedeutung verloren. In jüngster Zeit gibt es jedoch wieder wachsenden Bedarf an B . bzw. —» Gegen- oder Kompensationsgeschäften, z.B. bei Devisenmangel einzelner Länder oder aufgrund nicht-konvertierbarer Landeswährung. Die Grundstruktur von B . läßt sich wie folgt beschreiben: Ein Exporteur erhält zum Ausgleich seiner Forderung gegenüber dem Importeur keine Zahlungsmittel, sondern andere Güter (z.B. landwirtschaftliche Produkte). Ergeben sich für ihn Probleme bei der marktlichen Verwertung dieser Güter, so kann er eine Barter-Gesellschaft einschalten, die für ihn diese Aufgabe gegen Entgelt übernimmt. Diese Kosten werden grundsätzlich bei der Preisfestsetzung mit berücksichtigt. Barwert Wert einer auf einen bestimmten Zeitpunkt abgezinsten Zahlung. Basispreis einer Option Bei Abschluß des —» Optionsgeschäftes festgesetzter Preis, zu dem der Optionskäufer jederzeit während der —» Laufzeit der—> Option eine bestimmt Anzahl von —> Wertpapieren von seinem Kontrahenten (—» Stillhalter) kaufen (—» Kaufoption) oder an diesen verkaufen (—» Verkaufsoption) kann. In der Regel liegt der B . in der Nähe des jeweiligen —» Börsenkurses des betreffenden Tages. Die Wahl der B . ist eingeschränkt, sie erfolgt innerhalb von drei B.Gruppen: DM 220,— oder ein höherer, durch 20 teilbarer Betrag bis einschließlich D M 5 0 0 , - ; D M 5 5 0 , - oder ein höherer, durch 50 teilbarer Betrag bis einschließlich D M 1 0 0 0 , - ; DM 1 1 0 0 , - oder ein höherer, durch 100 teilbarer Betrag. Diese B . stehen zur Wahl über oder unter dem aktuellen —» Kurs der Optionspapiere. Basisstrategie idealtypische Handlungsempfehlung, die aus einer diagnostizierten Ausgangssituation in Verbindung mit prognostizierten Zukunftsentwicklungen heraus entwickelt wird und allgemeingültig formuliert ist. —» Portfolio-Management.

Bauherrenmodell Basiszinssatz Zinsgröße, die keine Zinsbindungs- und Laufzeitprämien enthält. In der —> Marktzinsmethode wird als Basiszinssatz i.d.R. der Interbanken-Tagesgeldsatz verwendet. Bassinvertrag Gemeinsame vertragliche Grundlage der an einer —» Sicherungsübereignung an einen Dritten als—> Treuhänder Beteiligten. Beispiel: Treuhänderschaft, wenn das Sicherungsgut (z.B. Warenlager) zwei oder mehreren Gläubigern (Kreditgebern) bzw. Lieferanten dinglich haften soll. Entsprechend wird verfahren, wenn mehrere Kreditgeber (—> Kreditinstitute) gemeinschaftliche —» Kredite geben und dem Führer des Kreditkonsortiums das Sicherungseigentum als Treuhänder übertragen wird. Der B . wird auch als „Pool-Vertrag" bezeichnet. BaSta Abk. für—> Bankenstatistik. Bauherrenmodell Beim B . dient eine Bauherrengemeinschaft als Zusammenschluß von Bauherren der Errichtung von Immobilien. Die Bauausführung wird von einer Baubetreuungsgesellschaft geleistet. Diese wird von einem —> Treuhänder der Bauherren beauftragt und überwacht. Im Rahmen des B . (auch Kölner Modell) wurden 1980 rund 25000 Wohneinheiten errichtet. Adressaten des B . sind die Erwerber von Immobilien, die nicht als Käufer fertiger Objekte, sondern als Bauherren auftreten. Die Bauherreneigenschaft ist steuerlich begünstigt. Die Wirkungsweise des B . vollzieht sich derart, daß durch die Aufteilung des Gesamtaufwands in anteilige Grundstücksanschaffungskosten, Herstellungskosten und Werbungskosten insbesondere die Werbungskosten (als solche anerkannte Baunebenkosten) sofort zur Minderung des steuerlichen Einkommens führen. Zu den sofort abzugsfähigen Werbungskosten gehören u.a. Zwischenfinanzierungszinsen, —> Damnum, Betreuungsgebühren. Um diese Werbungskosten zu erhöhen, bieten die meisten Baubetreuungsunternehmen ein breites Dienstleistungsangebot an. Die erzielte Steuerersparnis, die vom individuellen Steuersatz abhängig ist, reduziert den einzusetzenden Eigenkapitalanteil. Zu beachten ist jedoch, 109

Bauleistungsversicherung daß Teile der sofort abzugsfähigen Werbungskosten antizipiertes —» Abschreibungsvolumen der Herstellungskosten künftiger —> Abschreibungsperioden darstellen. Bauleistungsversicherung —> technische Versicherung, die Versicherungsschutz bei unvorhergesehen eintretenden Schäden von Bauleistungen übernimmt. Versicherungsnehmer können sowohl Auftraggeber (Bauherr) als auch Auftragnehmer (Bauunternehmer) sein. Dementsprechend gibt es zwei Bedingungswerke, und zwar die Allgemeinen Bedingungen für die Bauwesenversicherung von Gebäude-Neubauten durch Auftraggeber (ABN) und die Allgemeinen Bedingungen für die Bauwesenversicherung von Unternehmerleistungen (ABU), die durch Zusatzbedingungen und Klauseln ergänzt werden. Die B. bietet eine —» Allgefahrendekkung, d.h. ein Bauvorhaben wird immer nur als Ganzes versichert. Bausparen Steuerbegünstigtes Ansparen eines Geldbetrages mit anschließender Gewährung eines unkündbaren, zinsgünstigen Darlehens für Zwecke des Wohnungsbaus. Die Sparbeträge der Bausparer fließen in eine gemeinsame Zuteilungsmasse. Die Mittel dieses —» Fonds werden nach einem bestimmten Verteilungsschlüssel in Form einer Bewertungsziffer zugeteilt. Die Zuteilung setzt neben der Ansparung eines Mindestguthabens (in der Regel 40% der Bausparsumme) eine gewisse Wartezeit voraus. Die Bauspardarlehen in Höhe von 60% der Bausparsumme werden an zweitem Rang bis zu 80% des —» Beleihungswertes durch eine —»Hypothek gesichert. Bausparkassen sind —> Kreditinstitute, deren Geschäftsbetrieb darauf gerichtet ist, Einlagen von Bausparern (Bauspareinlagen) entgegenzunehmen und aus den angesammelten Beträgen den Bausparern für wohnungswirtschaftliche Maßnahmen Gelddarlehen (Bauspardarlehen) zu gewähren (Bauspargeschäft). Die B. unterliegen der Aufsicht des —> Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BÄK). Die öffentlichen B. unterliegen zusätzlich der Anstaltsaufsicht der Länder. Die Hauptfunktion der B. besteht 110

in der organisierten Gewährung nachstelliger —* Realkredite für Privatbauherren und Wohnungsunternehmen zum Zweck des Baus, Erwerbs, der Verbesserung oder der Entschuldung von Wohngebäuden, insbesondere Eigenheimen und Eigentumswohnungen. Die Refinanzierung der B. erfolgt überwiegend durch die Aufnahme von Bauspareinlagen, die die Zuteilungsmasse für die Gewährung der Bauspardarlehen bilden. Die Aufnahme von Globalkrediten, die Hereinnahme von —» Sicht-, —» Terminund —» Spareinlagen und die Ausgabe von —» Inhaberschuldverschreibungen erfolgt überwiegend für die Gewährung von Vorfinanzierungs- und Zwischenkrediten, zur Überbrückung der Wartezeiten sowie für die Vergabe von Sofortdarlehen. Drei Fünftel der gut 30 B. sind private B. 1984 betrugen die eingezahlten Bausparbeträge etwas unter 25 Mrd. DM. Bausparrisikoversicherung besondere Form der —» Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme zur Absicherung von Bauspardarlehen. Im Gegensatz zu - * Restschuldversicherungen werden B. üblicherweise nicht als —» Einzel-, sondern als —> Gruppenversicherungen abgeschlossen, was die Verwaltung erheblich vereinfacht. Die Rückzahlung von Bauspardarlehen erfolgt in gleichmäßigen Raten, wobei der Zins- und Tilgungsanteil sich planmäßig verändert (—> Annuitätentilgung). Deshalb kann eine Reduzierung der Versicherungssumme nicht in gleichbleibenden Stufen vorgenommen werden. Vielmehr handelt es sich bei B. um eine Reihenfolge einjähriger Risikolebensversicherungen, deren Versicherungssumme i.d.R. jährlich entsprechend des Darlehensstandes neu festgesetzt wird. Bear-Anleihe indexgebundene —» Anleihe, bei der der Rückzahlungskurs an einen —> Aktienindex derart gebunden ist, daß mit fallendem Aktienindex der Rückzahlungsbetrag steigt. Eine B. ist meist mit einer —» Bull-Anleihe gekoppelt. Bei beiden Formen ist neben der Zinseinnahme das spekulative Element für den Anleger ausschlaggebend. Bedarfsspanne Kostenkomponente im Zinsgeschäft der Banken, die im Rahmen der —* Mindest-

Bedingte Kapitalerhöhung margenkalkulation auf den Einstandszins aufgeschlagen wird, um so im Sinne einer kostenorientierten Preiskalkulation zu einem sog. Selbstkostenpreis zu gelangen. Die B. setzt sich aus drei Komponenten zusammen: Die erste umfaßt die unmittelbar dem Einzelgeschäft zurechenbaren direkten Betriebskosten. Die zweite umfaßt die bestimmten Kostenträgerebenen, etwa Produktgruppen oder Kundengruppen, zurechenbaren, auf das einzelne Produkt geschlüsselten Einzelkosten. Die dritte Komponente betrifft die sog. Overhead-Kosten, die nach einem frei gewählten Schlüssel auf das Produkt geschlüsselt werden. Durch den Bezug der Kostenkomponenten auf eine Bezugsbasis, etwa das Geschäftsvolumen, ergibt sich ein Prozentsatz, der als B. in der Kalkulation Anwendung finden kann. Bedingte Kapitalerhöhung Form der -» Kapitalerhöhung nach §§ 192201 AktG. Sie ist in drei Fällen vorgesehen: 1. Gewährung von Umtauschrechten in bzw. —» Bezugsrechten auf —* Aktien bei der Ausgabe von —> Wandelschuldverschreibungen; 2. Gewährung von Umtausch- bzw. Bezugsrechten zur Vorbereitung von Unternehmenszusammenschlüssen ; 3. Gewährung von Bezugsrechten an Arbeitnehmer der Gesellschaft (Ausgabe von Belegschaftsaktien). Sofern in den genannten Fällen die jungen Aktien an neue Aktionäre ausgegeben werden, muß das generelle Bezugsrecht der Altaktionäre ausgeschlossen werden. Gerechtfertigt wird ein solcher (von den Altaktionären mit 3/4-Mehrheit zu billigender) Bezugsrechtsausschluß dabei häufig mit dem Hinweis, daß die Altaktionäre ja indirekt ebenfalls von einer solchen Kapitalerhöhung profitieren. So ist daran zu denken, daß Wandelschuldverschreibungen kostengünstiger sind als normales Gläubigerkapital, daß Fusionen etwa den Aktienwert häufig positiv beeinflussen oder daß sich durch Ausgabe von Belegschaftsaktien das Sozialklima verbessert und die Fluktuationskosten gesenkt werden können. Ein gewisser Schutz für die Altaktionäre besteht in der Vorschrift, daß der Nennbetrag der mittels einer B. neu geschaffenen

Begebung Aktien 50% des bisherigen Grundkapitals nicht übersteigen darf. Dem Wesen der B. entspricht es, daß im Rahmen der beschlossenen Höhe Aktien nur insoweit ausgegeben werden dürfen, wie Umtausch- oder Bezugsrechte geltend gemacht werden. Befreiungsversicherung —> Individualversicherung, durch deren Abschluß der Versicherte von der gesetzlichen —> Sozialversicherung befreit wird. 1. Angestellte, die aufgrund des Finanzänderungsgesetzes von 1968 durch das Aufheben der Versicherungspflichtgrenze sozialversicherungspflichtig wurden, konnten sich auf Antrag von dieser Pflicht befreien lassen. Hierfür war es erforderlich, eine private —> Lebensversicherung auf den Todesund Erlebensfall abzuschließen. Für diese B. mußte mindestens ebensoviel aufgewendet werden, wie an Beiträgen zur —» Rentenversicherung der Angestellten zu zahlen gewesen wäre. Auch der Arbeitgeber beteiligte sich zumeist zur Hälfte an der Beitragszahlung. 2. In verschiedenen Fällen besteht die Möglichkeit, sich durch den Abschluß eines privaten Versicherungsvertrages von der gesetzlichen Renten- oder —» Krankenversicherung befreien zu lassen. Das gilt insbesondere für Angestellte mit ihren Familienangehörigen, sowie für Studenten und Rentner, die von der Versicherungspflicht in der sozialen Krankenversicherung befreit sind, sofern sie bei einer privaten Krankenversicherung versichert sind, deren Vertragsleistungen den Regelleistungen der sozialen Krankenversicherung entsprechen. Befreiungsmöglichkeiten bestehen weiterhin für privat Versicherte bei Teilzeitarbeit, während des Erziehungsurlaubes oder beim Wechsel von Voll- auf Teilzeitarbeit. Begebung —> Emission. Ausgabe von —» Effekten (—» Aktien und andere —»Wertpapiere) im Sinne einer Unterbringung im Publikum oder einer Einführung in den Verkehr. Man unterscheidet —» Selbstemission und —> Fremdemission. Die Fremdemission erfolgt meist über ein —» Bankenkonsortium. Formen der B. sind die Auflegung zur öffentlichen Zeichnung 111

Begünstigungsvertrag zu einem festen Emissionskurs oder die Einführung an der —»Börse aufgrund eines Prospektes und des Verkaufs an der Börse. Begünstigungsvertrag 1. Vereinbarung zwischen —» Versicherer und —» Versicherungsnehmer über ein Unterschreiten des allgemeinen Tarifsatzes, so daß der Versicherungsnehmer im Vergleich zu den übrigen Versicherten der Gesellschaft besser gestellt ist. Aufgrund des Gleichbehandlungsgrundsatzes sind B. grundsätzlich nicht erlaubt (vgl. auch § 81 Abs. 2 S. 3 VAG). Die rechtlichen Grundlagen zur Durchsetzbarkeit des Verbots seitens der Aufsichtsbehörde sind allerdings umstritten. 2. Erklärung eines Gläubigers (Versicherungsnehmers) gegenüber einem (r) Kreditinstitut (Versicherungsgesellschaft), die Verbindlichkeit aus einem (r) Einlagenoder Wertpapiergeschäft (Versicherungsleistung) bei Fälligkeit an eine bestimmte Person auszuzahlen. Bei widerruflichen B. kann der Gläubiger (Versicherungsnehmer) die Begünstigung jederzeit widerrufen. Stirbt der Begünstigte vor Auszahlung der Summe, fällt der Anspruch auf den Gläubiger (Versicherungsnehmer) zurück. Im Gegensatz dazu geht bei unwiderruflichen B. im Todesfall der Anspruch auf die Erben des Begünstigten über. Änderungen von unwiderruflichen B. können nur mit Einwilligung des Begünstigten vorgenommen werden (—» Bezugsberechtigung). Beirat Organ des —»Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen ( B A V ) zur Mitwirkung bei der —> Versicherungsaufsicht. Der Beirat besteht aus 60 Sachverständigen des Versicherungswesens, die auf Vorschlag des Bundesministers der Finanzen vom Bundespräsidenten auf fünf Jahre berufen werden und ehrenamtlich tätig sind. Beispielrechnung Darstellung eines möglichen Verlaufs der künftigen —» Überschußbeteiligung einer —> Lebensversicherung. Die Überschußbeteiligung kann zu einer erheblichen Erhöhung der fälligen Versicherungssumme bei Ablauf des Vertrages führen. Deshalb wird zur Information der 112

Beistandskredite Versicherungsnehmer die erwartete Überschußentwicklung beispielhaft dargestellt. B. können auch auf der Basis von bereits abgelaufenen Verträgen aufgestellt werden. Die B. müssen bestimmten Anforderungen des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen genügen, außerdem muß jährlich ein Nachweis über die Finanzierbarkeit der künftigen Überschußbeteiligung erbracht werden. Da die tatsächliche Höhe der Überschüsse von den Kapitalerträgen, der Sterblichkeitsquote und der Kostenentwicklung abhängt, können die beispielhaft dargestellten —• Versicherungsleistungen nicht garantiert werden. Beistandskredite —» Standby-Kredite 1. Währungsbeistandskredit. Innerhalb des —»Internationalen Währungsfonds (IWF): stand-by-arrangements, das sind Bereitschaftskreditabkommen, die Mitgliedstaaten innerhalb ihrer Kredittranche bei „höheren" Kredittranchen mit dem IWF vereinbaren und die Auflagen des IWF enthalten, die vom kreditsuchenden Land innerhalb eines Stabilisierungsprogramms zur Wiederherstellung seines außenwirtschaftlichen Gleichgewichts erfüllt werden müssen. 2. Innerhalb des Europäischen Währungssystems: der „mittelfristige finanzielle Beistand", der eine —» Laufzeit von zwei bis fünf Jahren besitzt und mit wirtschaftspolitischen Auflagen verbunden ist. Der „kurzfristige Währungsbeistand" (Laufzeit: drei Monate) kann zweimal um drei weitere Monate verlängert werden; er ist nicht mit wirtschaftspolitischen Auflagen verbunden. 3. Sonderform des revolvierenden Eurokredits zur Liquiditätsvorsorge: eine sog. Absicherungsfazilität, die als —» Back-upLinie dient. Eine solche Kreditzusage erfolgt durch —» Kreditinstitute bei spezifischem Finanzierungsbedarf, wie er u.a. bei Fusions- und Übernahmevorhaben in außerordentlichem Umfang (Jumboloans) oder bei der Aufnahme von kurzfristigen (eigenen) Geldmarkttiteln (—»Euro-Notes, —» Commercial Papers) entstehen kann. Solche Kreditzusagen sind bei den beteiligten Kreditinstituten nicht bilanzwirksam und bis 1986 von Seiten der —* Bankenauf-

Beitrag sieht auch nicht herangezogen worden, um sie mit —* Eigenkapital der Kreditinstitute zu unterlegen. Beitrag in der —»Individualversicherung Versicherungsentgelt bei Mitgliedern von —> Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit und —> öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmen. In Rechnungslegungsvorschriften wird nicht zwischen B. und—» Versicherungsprämie unterschieden. Auch im allgemeinen Sprachgebrauch werden beide Ausdrücke synonym verwendet. Im Rahmen der -» Sozialversicherung stellen B. die gemeinsam von Versicherten und Arbeitgeber aufgebrachten Mittel dar, die der Arbeitgeber an den jeweiligen —» Versicherungsträger abzuführen hat. Beiträge für eigene Rechnung der Teil der Beiträge, der dem —» Erst Versicherer nach Abzug der Beiträge für den —» Rückversicherer verbleibt (vgl. auch —» Brutto- und —> Nettobeitrag). Beitragsbemessungsgrenze Höhe des Entgeltes, bis zu der in der gesetzlichen —» Sozialversicherung Beiträge erhoben werden. Die B., die in jedem —> Versicherungszweig gesetzlich geregelt ist, wird jährlich an die Entwicklung der Arbeitseinkommen angepaßt. Die jährliche B. für 1993 beträgt in der gesetzlichen —» Rentenversicherung und —> Arbeitslosenversicherung 86.400 DM (monatlich 7.200 DM) für die alten Bundesländer/63.600 DM (monatlich 5.300 DM) für die neuen Bundesländer, in der Knappschafts Versicherung 106.800 DM (monatlich 8.900 DM) für die alten Bundesländer/82.000 DM (monatlich 6.833 DM) für die neuen Bundesländer, in der gesetzlichen - * Krankenversicherung 75% der B. der Rentenversicherung, also 64.800 DM (monatlich 5.400 DM) für die alten Bundesländer/47.700 DM (monatlich 3.975 DM) für die neuen Bundesländer; diese Höhe entspricht gleichzeitig der Versicherungspflichtgrenze für Angestellte in der Krankenversicherung. Beitragsdeckungsrückstellung —» Deckungsrückstellung für die Rückgewähr von eingezahlten Beiträgen, die in der —» Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr in voller Höhe unabhängig von gelei-

Beitragsrückerstattung steten Unfallentschädigungen bei Tod des Versicherten und/oder bei Erreichen eines bestimmten Alters zurückgezahlt werden. Diese besondere Form der Deckungsrückstellung wird bilanziell unter der Position „Sonstige versicherungstechnische Rückstellungen" erfaßt. Beitragsfreistellung —> Prämienfreie Versicherung. Beitragsfreie Versicherung —> Prämienfreie Versicherung. Beitragsindex (Solvabilitätsindex) Maßzahl zur Beurteilung der —» Solvabilität eines Nicht-Lebensversicherungsunternehmens, Verhältnis von —» Solvabilitätsspanne ( = der Differenz zwischen Vermögensgegenständen und Verbindlichkeiten, also das Eigenkapital) zu den Prämienerträgen. Beitragsprimat innerhalb der —> Direktversicherung bzw. der —> Lebensversicherung die Betonung der Finanzierung von Versorgungsleistungen in der Form, daß eine bestimmte Beitragszahlung fest vorgegeben wird. Beispielsweise kann sich die Beitragshöhe an der Entwicklung der Höchstbeiträge in der gesetzlichen —> Rentenversicherung orientieren oder sich an rechtlichen Bemessungsgrenzen ausrichten, deren Einhaltung die Voraussetzung für die Inanspruchnahme steuerlicher Vergünstigungen bildet (Gegensatz: —» Leistungsprimat). Beitragsriickerstattung Rückleistung von Versicherungsbeiträgen, die ein —» Versicherer an die —» Versicherungsnehmer ausschüttet. Die erfolgsabhängige B. erfolgt auf der Grundlage von gesetzlichen oder aufsichtsbehördlichen Vorschriften oder satzungs-, geschäftsplanmäßigen oder vertraglichen Zusagen. Sie sichert dem Versicherungsnehmer eine —» Überschußbeteiligung (dazu zählt auch die Beitragsermäßigung aus technischen Überschüssen in der —> Kraftfahrtversicherung) in verschiedenen Versicherungssparten. In der —» Lebensversicherung hat die B. eine überragende Bedeutung (-» Überschußbeteiligung) .Die erfolgsabhängige B., die insbesondere in der privaten -» Krankenversicherung vereinbart wird, stellt eine zusätzliche Versicherungsleistung neben der Hauptleistung des Versicherers dar. Diese 113

Beitragsüberträge Rückgewährbeiträge werden dann ausgeschüttet, wenn während eines bestimmten Zeitraumes keine Versicherungsleistung erbracht werden mußte. Die Beiträge, die für eine spätere Ausschüttung an die Versicherungsnehmer bestimmt sind, werden in der—» Rückstellung für Beitragsrückerstattung eingestellt (in der —» Lebens-, —> Kranken-, —» Schadenund —> Unfallversicherung). Abgesehen von der —> Direktgutschrift in der Lebensversicherung werden die Rückgewährbeiträge erst in späteren Rechnungsperioden dieser Rückstellung entnommen und an die Versicherungsnehmer ausgeschüttet.

Berichtigungsaktie Beitrittszwang gesetzliche Verpflichtung zum Beitritt zu einer bestimmten Versicherungseinrichtung. Der B. besteht insbesondere in der gesetzlichen —» Sozialversicherung sowie in mehreren Bundesländern im Bereich der Gebäudefeuerversicherung (—* Feuerversicherung). Belastbarkeitsprinzip —»Tragfähigkeitsprinzip. Beleihungsgrenzen maximale Sätze als Obergrenze bei der Beleihung von Immobilienobjekten für einzelne —» Kreditinstitute bzw. Kreditarten. Ausgangsbasis für die Festsetzung einer B. ist der sachgerecht ermittelte —» Beleihungswert. Im Realkreditrecht beträgt z.B. die B. bis zu 60% des Beleihungswertes. Eine Beleihung erfolgt maximal bis zur Höhe der B., soweit der Kreditbetrag unter Berücksichtigung des Wertes sämtlicher im Rang vorgehender Rechte, die das Grundstück belasten, noch im Rahmen dieser B. liegt.

Beitragsüberträge (auch: der am BilanzStichtag noch nicht verdiente Beitrag bzw. Prämie) der Teil der bereits vereinnahmten Beiträge, der vor dem Bilanzstichtag gezahlt wurde, aber erfolgsrechnerisch einer Folgeperiode zugerechnet werden muß. B. stellen transitorische passive Rechnungsabgrenzungsposten dar, die bilanziell unter der Position —» „Versicherungstechnische Rückstellungen" erfaßt werden. Die im voraus gezahlten Beiträge können auf diese Weise periodengerecht abgegrenzt werden. Die Aufteilung der B. hat grundsätzlich für jeden einzelnen —> Versicherungsvertrag zeitanteilig zu erfolgen (—» Pro-rata-temporis-Methode). Unter bestimmten Voraussetzungen können Schätzverfahren (—> Pauschal- oder —» Bruchteilverfahren) angewendet werden.

Beleihungswert Bei der Bewertung von Immobilien der Wert, der dem Grundstück unter Berücksichtigung aller für die Bewertung maßgebenden Umstände beigemessen wird. Dabei ist vom Ertragswert, Bau- und Bodenwert (Sachwert) und vom Verkehrswert auszugehen, wobei in der Regel der Ertragswert den Ausschlag geben soll. Der B. ist dann Ausgangsbasis für die Ermittlung einer—> Beleihungsgrenze.

Beitragszeiten Zeiten, in denen ein —»Versicherer Beiträge zur gesetzlichen —> Rentenversicherung entrichtet hat zuzüglich der Zeiten, in denen zwar keine Beitragszahlung erfolgte, die aber bei der Berechnung der Rentenhöhe so berücksichtigt werden, als ob tatsächlich Beiträge geleistet worden wären (—> Ausfall-, —» Ersatz- und —» Kindererziehungszeit). Pflichtbeiträge und freiwillige Beiträge sind in ihrer Rechtswirksamkeit nicht immer gleichgestellt; so werden bestimmte Ansprüche auf Versicherungsleistungen an eine Mindestdauer der Versicherungspflicht geknüpft. Beispielsweise kann eine —> Halbbelegung nur mit tatsächlich gezahlten Pflichtbeiträgen erreicht werden.

Berichtigungsaktie „neue" -» Aktien bei einer —> Kapitalerhöhung einer —> Aktiengesellschaft aus Gesellschaftsmitteln durch Umwandlung von offenen Rücklagen in—> Grundkapital. B. stehen den Aktionären im Verhältnis ihrer Anteile am bisherigen Grundkapital zu. Zuzahlungen gibt es nicht. Daher heißen B. auch Gratisaktien. Die Banken wirken hier insoweit mit, als die „neuen" Aktien den Aktionären ausgereicht bzw. in deren Depot gutgeschrieben werden müssen. Teilrechte (—» Bezugsrecht), die entstehen, wenn der Altbestand eines Aktionärs nicht nur ganze B. entstehen läßt, können durch Vermittlung der —> Kreditinstitute veräußert oder hinzuerwor-

114

Berlin-Darlehen ben werden. Nach Umstellung des Kapitals wird die Börsennotierung der Aktien auf der neuen Basis - entsprechend dem Berichtigungsverhältnis - wieder neu aufgenommen. Berlin-Darlehen Nach dem Berlinförderungs-Gesetz langfristige Anlage mit steuersparendem Effekt. Es handelt sich um Investitionsdarlehen mit einer —» Laufzeit von mindestens 8 Jahren bzw. um Baudarlehen mit mindestens 25 Jahren. Im Jahr der Darlehensvergabe verringert sich die Steuerschuld des Darlehensgebers um 12% bzw. 20% der Darlehenssumme, aber maximal bis zu 50% der Einkommensteuerschuld. Darlehensnehmer sind meist die Berliner Industriebank AG bzw. die Wohnungskreditanstalt Berlin oder die Berliner Pfandbriefbank. Berufsbildung im deutschen Bankwesen 1. Begriffliche Klärung und Einordnung Bildung wird als jener Vorgang geistiger Formung bezeichnet, zu der ein Mensch gelangt, wenn er seine Kräfte in Auseinandersetzung mit den Gehalten der Kultur entfaltet. Der Begriff, der ursprünglich formende Tätigkeit am Material oder schaffende Kraft der Natur bezeichnete, wurde von Pestalozzi und Humboldt in die pädagogische Fachsprache eingeführt und ist seither zu einem Grundbegriff der deutschen Pädagogik geworden. Echtes Bildungswissen unterscheidet sich vom Gedächtniswissen darin, daß es motivierend auf die Lebensführung einwirkt. Bildung ist nicht ein zu erreichender Endzustand von Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, sondern ein Prozeß, der den einzelnen Menschen befähigt, beruflich, gesellschaftlich und kulturell an der Entwicklung teilzuhaben. Berufsbildung ist in der heutigen Zeit unverzichtbarer Teilbereich der Bildung, der sich nicht scharf von anderen Bildungsbereichen trennen läßt, weil die in Arbeit und Beruf gemachten Erfahrungen über das eigentliche Arbeits- und Berufsfeld hinausweisen. Allgemeine Fähigkeiten, wie z.B. das Vermögen zur methodischen Analyse und Abstraktion, zur kritischen Beobachtung und zur begründeten Entscheidung, können zwar im Rahmen der Berufsbildung erworben werden, sind aber ebenso wichtig für nicht berufliche Handlungsfelder.

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Für die Bankwirtschaft mit ihren stark erklärungsbedürftigen Produkten ist die Qualifikation der Mitarbeiter Grundlage ihrer Wettbewerbs- und Leistungsfähigkeit. Die B. basiert zwar auf einer alten Tradition, hat aber seit den 60er Jahren stark an Umfang und Bedeutung zugenommen. Strukturwandel, Internationalisierung, höhere Beratungserwartungen der Kunden, steigende Anforderungen am Arbeitsplatz, neue Produkte und Technologien haben zu einer starken Ausweitung der B. geführt. Es ist zu erwarten, daß diese Entwicklung weitergeht, da die Mitarbeiter im Kreditinstitut die Hauptleistungsträger sind und der Wettbewerb bei weitgehend homogenen Bankleistungen sich überwiegend in der Beratungsqualität vollzieht. Die Verwendung der Begriffe Ausbildung, Fortbildung und Weiterbildung ist nicht einheitlich. Ausbildung wird in der Regel für die Berufsqualifikation der Auszubildenden in der Lehrzeit verwendet, wobei die Trainees einbezogen werden. Fortbildung und Weiterbildung werden meist synonym verwendet; Aufstiegs-Fort-(bzw. Weiterbildung bezeichnet stufenartige Bildungsmaßnahmen im Rahmen eines Karriere- oder Laufbahnplanes, während als Anpassungsweiterbildung die permanente Aktualisierung und Verbreiterung des beruflichen Wissens bezeichnet wird. 2. Gesetzliche Regelungen der Berufsbildung im deutschen Bankwesen Eine bundeseinheitliche Regelung der außerschulischen Berufsbildung gibt es erst seit dem Inkrafttreten des Berufsbildungsgesetzes (BBiG) am 1. September 1969. Es löst zahlreiche rechtliche Bestimmungen, die sich in Bundes- und Landesgesetzen, vor allem im Handelsgesetzbuch und in der Gewerbeordnung fanden, ab. Das BBiG regelt die außerschulische berufliche Bildung, wobei das Schwergewicht auf der Regelung der Berufsausbildung liegt. In § 1, Abs. 1 BBiG wird die Berufsbildung in die drei Unterbereiche Berufsausbildung, berufliche Fortbildung und berufliche Umschulung aufgeteilt. Bei Anerkennung des dualen Systems regelt das BBiG Ordnung und Vertragsgestaltung des Berufsausbildungsverhältnisses, die Rechte und Pflichten der Vertragspartner, sowie Fragen der Überwachung der Berufsausbildung und 115

Berufsbildung im deutschen Bankwesen der Zwischen- und Abschlußprüfung. Je ein Paragraph befaßt sich mit der beruflichen Fortbildung (§ 46 BBiG) und der beruflichen Umschulung (§ 47 BBiG). Nach § 25, Abs. 1 BBiG kann der zuständige Bundesfachminister im Einvernehmen mit dem Bundesminister für Bildung und Wissenschaft Ausbildungsberufe staatlich anerkennen. Seit Erlaß des BBiG sind von den z.Zt. etwa 420 anerkannten Ausbildungsberufen rund 180 Berufe durch Ausbildungsordnungen neu geregelt worden. Der Bundesminister für Wirtschaft hat für den Ausbildungsberuf „Bankkaufmann" im Jahr 1973 eine entsprechende Ausbildungsordnung erlassen, die die sogenannten „Berufsordnungsmittel" aus dem Jahr 1961 ablöste. Im Jahr 1979 ist diese Ausbildungsordnung neu gefaßt worden. Im Jahr 1989 wurde mit einer Neuordnung dieses Berufsbildes begonnen. Der Ausbildungsberuf „Bankkaufmann" gehört zur Gruppe der kaufmännischen Ausbildungsberufe und ist ein sogenannter Mono-Beruf (ohne jegliche Spezialisierung). E r ist mit rund 60000 (1988) Auszubildenden nach dem Verkäufer/Einzelhandelskaufmann und dem Industriekaufmann der am stärksten besetzte kaufmännische Ausbildungsberuf. Nach § 46, Abs. 2 BBiG kann der Bundesminister für Bildung und Wissenschaft im Einvernehmen mit dem zuständigen Bundesfachminister durch Rechtsverordnung zum Nachweis von Kenntnissen, Fertigkeiten und Erfahrungen, die durch berufliche Fortbildung erworben worden sind, Inhalt, Ziel und Prüfungsanforderungen festsetzen. Die Verbände des Deutschen Kreditgewerbes sind sich darüber einig, daß staatliche Regelungen im Rahmen der beruflichen Fort- und Weiterbildung nicht erwünscht sind. Die eigenen Bildungsmaßnahmen der Banken, Sparkassen und ihrer zentralen Einrichtungen, die streng praxisorientiert ausgerichtet sind, erfüllen den Bildungsbedarf optimal. 3. Stufen der Berufsbildung im deutschen Bankwesen Die Berufsausbildung zum Bankkaufmann hat, wie alle anderen staatlich anerkannten Ausbildungsberufe, „eine breit angelegte berufliche Grundbildung und die für die Ausübung einer qualifizierten beruflichen 116

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Tätigkeit notwendigen fachlichen Fertigkeiten und Kenntnisse in einem geordneten Ausbildungsgang zu vermitteln. Sie hat ferner den Erwerb der erforderlichen Berufserfahrungen zu ermöglichen" (§ 1, Abs. 2 BBiG). Die Ausbildung dauert grundsätzlich drei Jahre; sie kann je nach der schulischen Vorbildung verkürzt werden. Gegenstand der Berufsausbildung zum Bankkaufmann sind mindestens die folgenden Kenntnisse und Fertigkeiten: - Allgemeine Kenntnisse und Fertigkeiten: a) Unternehmensorganisation und Rechtsgrundlagen, b) Büroarbeiten und Schriftverkehr - Zahlungsverkehr: a) Kontoführung b) Inlandszahlungsverkehr c) Auslandszahlungsverkehr - Geld-und Kapitalanlage: a) Anlage auf Konten b) Anlage in Wertpapieren c) sonstige Anlagen - Finanzierung: a) kurz- und mittelfristiges Kreditgeschäft b) langfristiges Kreditgeschäft - Innenbetrieb: a) Rechnungswesen b) Organisation c) automatisierte Datenverarbeitung d) Personalwesen e) Revision. In einem Ausbildungsrahmenplan ist die sachliche und zeitliche Gliederung der zu vermittelnden Kenntnisse und Fertigkeiten festgelegt. Die Ausbildungsordnung ist auf der Grundlage eines gemeinsamen Ergebnisprotokolls von Bund und Ländern vom 30. Mai 1972 mit den Rahmenlehrplänen der Berufsschulen abgestimmt. Während der Ausbildungszeit besuchen die berufsschulpflichtigen (unter 18 Jahre alten) oder berufsschulberechtigten Auszubildenden die Bankenklasse der staatlichen Berufsschule. Der Unterricht erfolgt entweder als Teilzeitunterricht an einem oder mehreren Wochentagen oder in zusammenhängenden Teilabschnitten als Blockunterricht; er steht in unmittelbarer Beziehung zur praktischen Ausbildung im Kreditinstitut. Wenn die in der Ausbildungsordnung ge-

Berufsbildung im deutschen Bankwesen nannten Kenntnisse und Fertigkeiten nicht in vollem Umfang in der Bank oder Sparkasse vermittelt werden können, so werden sie darin liegen, daß bei den miteinander stark konkurrierenden Banken dieses Bereiches ein Bildungsvorsprung auch als Wettbewerbsvorsprung angesehen wird. 4. Die Bildungssysteme der deutschen Bankengruppen 4.1. Weiterbildung im privaten Bankgewerbe Die Mitarbeiterqualifizierung im privaten Bankgewerbe (—> Private Geschäftsbanken) erfolgt grundsätzlich durch eigene innerbetriebliche Weiterbildungsmaßnahmen. Die größeren Institute haben durchweg im Rahmen ihres Personalentwicklungssystems eigene Ausbildungszentren, in denen je nach den verschiedenen betrieblichen Funktions- und Führungsebenen ein gestuftes Angebot an Fach-, Verkaufs- und Führungsseminaren durchgeführt wird. Die kleineren und mittleren Institute des privaten Bankbereichs unterhalten in der Regel wegen der relativ geringen Mitarbeiterzahl keine hausinternen Bildungseinrichtungen. Sie nutzen für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter die auf kooperativer Basis entstandene Vereinigung für Bankberufsbildung e.V. (vbb) oder die Angebote verschiedener freier Weiterbildungsinstitutionen bzw. einzelner Berufstrainer. Von Mitarbeitern des gesamten privaten Bankgewerbes werden die von der Bankakademie e.V. angebotenen und berufsbegleitend durchgeführten Vorbereitungslehrgänge zum Bankfachwirt bzw. zum Bankbetriebswirt (BA) besucht. Das Schema der Weiterbildung im privaten Bankgewerbe stellt sich daher wie folgt dar (Abb. 1,S. 119). Am Beispiel des Bildungssystems der Deutschen Bank soll ein innerbetriebliches Ausbildungs- und Weiterbildungsmodell dargestellt werden. Ziel der internen Bildungsarbeit ist die Unterstützung des Mitarbeiters auf allen Stufen seiner beruflichen Entwicklung. Die einzelnen Funktionsstufen, die der Mitarbeiter im Rahmen seines Berufslebens durchlaufen kann, korrespondieren mit bestimmten Ausbildungsstufen (Abb. 2, S. 120).

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Die Vereinigung für Bankberufsbildung e. V. (vbb) wurde im Jahr 1971 von kleinen und mittelgroßen Banken gegründet und bietet Weiterbildungsmaßnahmen an, die mit den betrieblichen Weiterbildungsgängen der größeren Banken vergleichbar sind. Die Seminare werden in erster Linie für die Mitarbeiter der etwa 60 Mitgliedsbanken konzipiert, können jedoch auch von Nichtmitgliedern genutzt werden. Das Schwergewicht liegt bei praxisorientierten Fachseminaren und dem Verhaltenstraining. Daneben führt die vbb auch hausinterne Seminare mit institutsspezifischen Inhalten durch. Die Bankakademie ist ein eingetragener Verein, der im Jahr 1958 vom betriebswirtschaftlichen Verlag Dr. Th. Gabler, Wiesbaden, ins Leben gerufen wurde. Mitglieder des Vereins sind die Regionalverbände des privaten Bankgewerbes, der Bankenfachverband, Konsumenten und gewerbliche Spezialkredite und der —* Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Die Bankakademie steht allen Mitarbeitern von Kreditinstituten offen; die Teilnehmer verteilen sich in etwa konstant auf das Private Bankgewerbc mit etwa 45%, auf die Kreditgenossenschaften mit etwa 35% und auf den Öffentlich-rechtlichen Bankensektor mit etwa 10%. Die restlichen 10% kommen aus sonstigen Bereichen des Kreditgewerbes. Die Bankakademie bietet den Bankfachwirtlehrgang, den Managementlehrgang und das Ausbilderseminar an. An über 60 Bankplätzen wird ein 3-semestriger Bankfachwirt-Lehrgang durchgeführt, der sich über zwei Jahre erstreckt und die Teilnehmer auf die Prüfung zum Bankfachwirt vor der Industrie- und Handelskammer vorbereitet. Der Unterricht findet berufsbegleitend statt und umfaßt insgesamt etwa 500 Unterrichtsstunden. Die Unterrichtsgebiete sind: Allgemeine Bankbetriebslehre, Betriebswirtschaftslehre und Volkswirtschaftslehre, Bankrecht, Menschenführung und Personalwesen als Pflichtfächer. Als Wahlfächer werden die besonderen Bankbetriebslehren (Einlagengeschäft, Zahlungsverkehr, Wertpapiergeschäft, Auslandsgeschäft, kurz- und mittel117

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Quelle: H. Reinboth, Weiterbildung im privaten Bankgewerbe in „Weiterbildungsmodelle und Weiterbildungspraxis", München 1984 Abb. 1:

Weiterbildung im privaten Bankgewerbe

fristiges Kreditgeschäft sowie langfristiges Kreditgeschäft) angeboten. Der Managementlehrgang für Absolventen der Bankfachwirtlehrgänge soll in die Lage versetzen, qualifizierte fachliche Aufgaben und Führungsaufgaben zu erfüllen. Er erstreckt sich auf vier Semester mit rund 480 Seminarstunden und etwa 340 Stunden eingeplantem Selbststudium. Der Lehrgang schließt mit der Prüfung zum „Bankbetriebswirt (BA)" ab, die von der Bankakademie abgenommen wird. Die Teilnahme am Bankfachwirtlehrgang und am Managementlehrgang erfolgt in der Regel aufgrund eigener Initiative der Bankmitarbeiter. Eine Anrechnung auf interne Seminare der Banken oder Bankengruppe 118

erfolgt in der Regel nicht; jedoch wird die Teilnahme an den Seminaren der Bankakademie als positives Zeichen für Leistungsbereitschaft und Interesse am Bankberuf im Rahmen der Personalentwicklung gewertet. 4.2. Aus- und Weiterbildung der genossenschaftlichen Bankengruppe Das berufliche Bildungswesen hat bei den deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (—* Genossenschaftliche Bankengruppe) eine lange Tradition. Bereits im letzten Jahrzehnt des vergangenen Jahrhunderts wurden erste systematische Lehrgänge für Rendanten und leitende Mitarbeiter der Raiffeisenkassen durchgeführt. Im Jahr 1904 entstand in Darmstadt die er-

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Funktionsstufen

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Aufgabenbereiche = Ausbildungsbereiche -Kernfunktionen als Richtlernziele -

Weiterbildung

3 3 «> Betriebsbereich g. o> Rechnunesw./ 2. 6 .. S Planung s-

Führen

Personal

Ausland

Kredit

Vermögensanlage

Privatkunden/ Zweigstellen

Firmenkunden

O g 3* W: ¡f a 3 g.

Führungskraft

Führungsausbildung Managementausbildung II

rc

Unternehmerischer Aufgabenbereich

Ausbildungsstufen

Leitende Fachkraft

Leiten

Managementausbildung I

Fachkraft

Probleme lösen

Fachliches Förderungsprogramm

Fachausbildung

Sachbearbeiter

Verkaufen/ Bearbeiten

Berufsanfänger

Grundausbildungsbereich

Grundausbildung

Qualifizierter Sachbearbeiter

Lernen

Berufsausbildung Traineeausbildung Ausbildung Berufsfremder

Quelle: B. Klintzing, Die Bildungsarbeit der Deutschen Bank AG, aus: Jahrestagung 1986 der kaufmännischen Ausbildungsleiter, Bonn 1986 Abb. 2: Ausbildungs- und Förderungssystem ste zentrale Genossenschaftsschule. Im Bereich der Volksbanken begannen im Jahr 1902 erste systematische Lehrgänge für Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder und später auch für Mitarbeiter von Genossenschaftssbanken. Die berufliche Aus- und Weiterbildung in der genossenschaftlichen Bankengruppe vollzieht sich auf drei Ebenen - innerbetriebliche Ausbildung in den Genossenschaftsbanken ;

- Aufstiegsfortbildung und Anpassungsweiterbildung in den 14 Bildungszentren (Schule mit Internat) der genossenschaftlichen Regionalverbände; - Aufstiegsfortbildung und Weiterbildung auf nationaler Ebene in der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V., Schloß Montabaur. Das Bildungssystem der genossenschaftlichen Banken ist ausgeprägt modular gegliedert und enthält Seminarbausteine, die von 119

Berufsbildung im deutschen Bankwesen der einzelnen Volksbank oder Raiffeisenbank j e nach ihrer Organisationsstruktur, der Betriebsgröße oder den betrieblichen Stellenanforderungen in Anspruch genommen werden können. Im Jahr 1989 hat die genossenschaftliche Bankenorganisation ihr Bildungssystem von einer auf Generalisten angelegten Bildungsstruktur konsequent auf eine aufgabenbezogene Bildungsstruktur ausgerichtet. Die Weiterbildungsstruktur folgt dem Organisationsmodell der genossenschaftlichen Bank (Abb. 3). Führungsund Leitungsebene Betreuungsebene, qualifizierte Sachbearbeitung

Nach der Abschlußprüfung zum Bankkaufmann und einer ein- bis zweijährigen praktischen Tätigkeit in der genossenschaftlichen Bank werden an der Regionalschule drei Kundenberatungsseminare besucht, die jeweils zwei bis drei Wochen dauern und innerhalb von etwa zwei Jahren absolviert werden. D e r Abschluß dieser Seminare qualifiziert für Service- und Beratungsfunktionen und hat als Entwicklungsziel den Berater im standardisierten Privatkundengeschäft. Die anschließende Aufstiegsfortbildung in den einzelnen Fachbereichen soll die Mitarbeiter zu qualifizierten Betreuern bzw. Sachbearbeitern entwickeln. Dabei werden die Mitarbeiter im Marktbereich z.B. in den Entwicklungswegen (Laufbahnen) Kundenbetreuer, Betreuer vermögender Privatkunden, Firmenkundenbetreuer und Außenhandelsbetreuer weiterentwickelt. Jeder Entwicklungsweg besteht aus dreibis vierwöchigen Seminarstufen, einem Basisseminar für erste Spezialisierung, daran anschließend einem Qualifizierungsseminar und schließlich einem Vertiefungsseminar mit einer Abschlußprüfung.

Serviceund Beratungsebene, Sachbearbeitung

Jede dieser Seminarstufen qualifiziert für ein bestimmtes Stellenprofil und kann Endstufe für den Tätigkeitsbereich sein.

Marktbereich

Marktfolgebereich

Betriebsbereich

Quelle: Deutscher Genossenschafts- und Raiffeisenverband,Bonn, 1989 Abb. 3: Bankorganisation und Bildungskonzeption Der Bildungsweg (Laufbahn) für die Mitarbeiter der genossenschaftlichen Banken hat die folgenden Stufen: Während der Ausbildung zum Bankkaufmann bei einer Kreditgenossenschaft oder einer genossenschaftlichen Zentralbank finden zusätzlich zum Besuch der Berufsschule systematische Ergänzungslehrgänge an der regionalen Genossenschaftsschule in ihrer Eigenschaft als überbetriebliche Ausbildungsstätte statt. 120

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Im Marktfolgebereich gibt es z . B . die Entwicklungswege zum Kreditsachbearbeiter, im Betriebsbereich die Laufbahnen des Innenrevisors, des qualifizierten Sachbearbeiters im Rechnungswesen, des qualifizierten Sachbearbeiters im Controlling und des Personalsachbearbeiters. Bildungsmaßnahmen für Führungsund Leitungsfunktionen beginnen mit einem zweitägigen Entwicklungsseminar (Assessment-Center), in welchem das Führungspotential der für Führungs- und Leitungsaufgaben vorgesehenen Mitarbeiter beurteilt werden soll. Für die Übernahme erster Führungsaufgaben qualifiziert ein zweiwöchiges Führungsseminar, das sich mit Führungsverhalten und Mitarbeiterverantwortung beschäftigt. Mitarbeiter, die für die Leitung von Abteilungen und größeren Geschäftsstellen vorgesehen sind, besuchen das vierwöchige Bankbetriebliche Hauptseminar an einer der regionalen Bildungseinrichtungen, das

Berufsbildung im deutschen Bankwesen die Elemente und Funktionen des Managementprozesses zum Inhalt hat und mit einer schriftlichen und mündlichen Prüfung abschließt. Die erfolgreichen Absolventen erhalten die Bezeichnung „Genossenschaftlicher Bankbetriebswirt". Für das Entwicklungsziel Prokurist oder Bereichsleiter sowie Führungsnachwuchs für die Leitung einer Genossenschaftsbank gibt es das „Genossenschaftliche BankFührungsseminar" (GBF) an der Akademie Deutscher Genossenschaften. Das Seminar hat eine Dauer von 16 Wochen, die sich in drei Abschnitten auf etwa ein Jahr verteilen. Die Teilnehmer schreiben mehrere Klausuren und eine umfangreiche Hausarbeit und legen eine mündliche Prüfung ab, die zur Führung der Bezeichnung „Diplomierter Bankbetriebswirt/ADG" berechtigt. Das G B F umfaßt etwa 520 Unterrichtsstunden in den Bereichen Wirtschaftspolitik, allgemeine Betriebswirtschaftslehre, geschäftspolitische Grundsatzfragen, spezielle Bankbetriebslehre, Recht und Führungswissen sowie Rechnungswesen und Steuerrecht. Das Seminar gilt als Nachweis der fachlichen Qualifikation nach § 33 KWG für die Leitung einer Bank. Das Bildungsschema der genossenschaftlichen Bankengruppe hat folgenden Aufbau (Abb. 4, S. 132). Neben der dargestellten Aufstiegsfortbildung wird in den regionalen Schulen und in der Akademie Deutscher Genossenschaften eine Reihe von Spezialseminaren zur Anpassungsweiterbildung angeboten. Bei den regionalen Genossenschaftsschulen sind dies z.B. vertiefende Seminare zu einzelnen Fachbereichen und Produktgruppen, Seminare zur Datenverarbeitung und zum Einsatz von Personal-Computern; bei der Akademie Deutscher Genossenschaften z.B. sechswöchige Trainerseminare mit dem Abschluß zum Trainer ADG/BDVT, Seminare für Marketingleiter, Spezialseminare für Controlling, Organisationsentwicklung und Personalplanung. 4.3. Berufsbildung in der Sparkassenorganisation I n d e r deutschen —» Sparkassenorganisation gibt es seit Beginn dieses Jahrhunderts ein eigenständiges Aus- und Weiterbildungssystem, das fester Bestandteil der beruflichen

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Aufstiegs- und Karriereplanung geworden und teilweise tarifrechtlich zwischen den Sozialpartnern verankert ist. Die berufliche Bildung vollzieht sich auf drei Ebenen: - Auf lokaler Ebene in der Sparkasse, Landesbank und Landesbausparkasse, - auf der regionalen Ebene in elf Sparkassenschulen/Sparkassenakademien, - auf der zentralen Ebene an der Sparkassenakademie und dem Lehrinstitut für das kommunale Sparkassen- und Kreditwesen in Bonn. Die Berufsausbildung zum Bankkaufmann (bei den niedersächsischen Sparkassen zum Sparkassenkaufmann) wird durch innerbetrieblichen Unterricht sowie durch - auf die Ausbildungszeit verteilte - mehrwöchige Ergänzungs- und Abschlußlehrgänge in den regionalen Sparkassenschulen ergänzt. Die Aufstiegsweiterbildung vollzieht sich in den elf regionalen Sparkassenschulen/Sparkassenakademien. Kernstück der beruflichen Aufstiegsweiterbildung ist der Sparkassenfachlehrgang. Er dauert bei Vollzeitunterricht sechs bis sieben Monate und umfaßt, regional unterschiedlich, rund 650 bis 800 Unterrichtsstunden. Ziele des Sparkassenfachlehrgangs sind: - Erweiterung und Vertiefung der gewonnenen Berufserfahrung, - Fundierung der wirtschaftlichen und rechtlichen Kenntnisse und - Vorbereitung auf die Übernahme mittlerer Führungspositionen. Die Fächergruppen umfassen Volkswirtschaftslehre einschließlich Politik, Betriebswirtschaftslehre einschließlich der Geschäftspolitik der Sparkassen, Recht und Sparkassengeschäfte. Der Lehrgang wird mit der Sparkassenfachprüfung abgeschlossen, die aus einem schriftlichen und einem mündlichen Teil besteht. Die Absolventen führen die Bezeichnung „Sparkassen-Betriebswirt". Im Rahmen der Aufstiegs-Weiterbildung schließt sich für die Absolventen der Sparkassenfachprüfung der Besuch des Lehrinstituts für das kommunale Sparkassen- und Kreditwesen an. Das Lehrinstitut ist eine rechtlich unselbständige Einrichtung des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes im Rahmen der Sparkassenakademie. Ziel des Lehrinstituts ist es, besonders qua121

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Fachbereich

Berufsbildung im deutschen Bankwesen Führungs- und Leitungsbereich

Abb. 4: Bildungskonzeption der Volksbanken und Raiffeisenbanken

122

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Berufsbildung im deutschen Bankwesen

Quelle: G. Ashauer, Berufliche Weiterbildung in der deutschen Sparkassenorganisation in „Weiterbildungsmodelle und Weiterbildungspraxis". Abb. 5:

Aufstiegsweiterbildung

123

Berufsbildung im deutschen Bankwesen lifizierte Führungsnachwuchskräfte der Sparkassenorganisation auf die Übernahme von leitenden Funktionen vorzubereiten. Es werden wirtschaftswissenschaftliche und juristische Kenntnisse auf Hochschulniveau vermittelt; ein intensives Training erfolgt in den Bereichen Geschäftspolitik und Führungsverhalten. Ein besonderes Schwergewicht liegt auf der Erörterung geschäftspolitischer Probleme, ein „Studium generale" soll den Horizont erweitern. Es findet jeweils ein Lehrgang jährlich mit etwa 60 Teilnehmern in zwei Parallelklassen statt. Der Lehrgang umfaßt etwa 1000 Unterrichtsstunden im Vollzeitunterricht und dauert 11 Monate von Anfang Oktober bis Ende August des jeweils nächsten Jahres. Den Abschluß des Lehrgangs bildet die höhere Fachprüfung, welche die Absolventen berechtigt, die Bezeichnung „Sparkassen-Betriebswirt (dipl.)" zu führen. Die Sparkassenakademie in Bonn ist wie das Lehrinstitut eine rechtlich unselbständige Einrichtung des deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Ihre Aufgabe ist die Weiterbildung der oberen Führungsebene der Sparkassen und der Landesbanken im Sinne des life-long-learning sowie die Weiterbildung von Spezialisten der Sparkassen und Landesbanken durch mehrwöchige Fachseminare. Solche Fachseminare mit einer Dauer von sechs bis acht Wochen werden in den Bereichen Verkaufstraining, Revision in Landesbanken, Organisation, Marketing und Auslandsgeschäft durchgeführt. Sie enden in der Regel mit einem Prüfungsverfahren, das sich aus Test und Kolloquium zusammensetzt. Daneben führt die Sparkassenakademie Multiplikatoren-Seminare für die Schulung von Dozenten und Trainern von regionalen Bildungsveranstaltungen durch. Das Schema der Aufstiegsweiterbildung der Sparkassenorganisation ist in Abb. 5 (S. 124) dargestellt. Literatur: Ashauer, G. / Liefeith, H., Weiser, K.: Berufsbildung in der deutschen Kreditwirtschaft, Ein geschichtlicher Überblick, Mainz 1983; Woorkmann, G. (Hrsg.): Weiterbildungsmodelle und Weiterbildungspraxis in Industrie, Handel, Banken, Versi124

Berufsunfähigkeit cherungen und Fremdenverkehr, München 1984. Dipl.-Kfm. Walter Swoboda, Montabaur Berufsgenossenschaft Träger der gesetzlichen —* Unfallversicherung (§§ 646, 658 RVO) in der Rechtsform einer öffentlich-rechtlichen Körperschaft. Pflichtmitglieder sind die Unternehmen, deren Sitz sich im örtlichen Zuständigkeitsbereich der B. befindet. Die Zugehörigkeit zu einer bestimmten B. ergibt sich aus dem Gegenstand des Gewerbebetriebs (z.B. für Metall, Bergbau, Handel und Dienstleistungen, Verkehr und Gesundheitsdienst). Die Höhe der Beiträge, die die Unternehmer aufzubringen haben, richtet sich insbesondere in der gewerblichen Unfallversicherung nach dem Entgelt der versicherten Arbeitnehmer und dem Ausmaß der Unfallgefahr im Unternehmen. Die Aufgaben der Unfallversicherung und -Verhütung nehmen neben den B. Bund, Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände für ihre Beschäftigten im Rahmen der —» Eigenunfallversicherung wahr. Berufshaftpfllchtversicherung Form der —» Haftpflichtversicherung, die zur Deckung von Berufsrisiken von selbständig freiberuflich Tätigen benötigt wird, da sie nicht durch eine —* Betriebshaftpflichtversicherung eines Arbeitgebers mitversichert sind. Je nach Berufsgruppe unterscheidet man die Arzt-, Architektenoder Bauingenieurhaftpflichtversicherung etc. Die Sonderform der Vermögenshaftpflichtversicherung gewährt den Berufsgruppen Versicherungsschutz, bei denen Haftpflichtrisiken durch die Ausübung ihrer beruflichen Tätigkeit vornehmlich im Vermögensschadenbereich bestehen (z.B. Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Rechtsanwälte). Berufsunfähigkeit 1. Begriff der —» Sozialversicherung. B. liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit oder anderer Gebrechen oder Schwäche seiner körperlichen und geistigen Kräfte im Vergleich zu körperlich und geitig Gesunden mit ähnlicher Ausbildung und gleichwertigen Kenntnissen und Fähigkeiten weniger als die Hälfte wie Gesunde verdienen kann. Grundlage für die Beurteilung der B. ist der Beruf, den der Versicher-

Berufsunfähigkeitsversicherung te bei Eintritt der Gesundheitsbeeinträchtigung ausgeübt hat. Der Grad der B. wird danach bemessen, inwieweit der Versicherte seinen Beruf oder eine vergleichbare Tätigkeit noch ausüben kann. Bei Vorliegen einer B. leistet die —> Angestellten- oder—> Arbeiterrentenversicherung in Form einer Berufsunfähigkeitsrente bzw. die Knappschaftsversicherung in Form einer Knappschaftsrente. 2. Begriff der —» Berufsunfähigkeitsversicherung. B. liegt vor, wenn der Versicherte infolge Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall voraussichtlich dauernd nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf oder eine ähnliche Tätigkeit auszuüben, die seiner Ausbildung und bisherigen Lebenseinstellung entspricht. Sind diese Bedingungen nur zu einem bestimmten Grade erfüllt, liegt eine teilweise B. vor. Im Falle einer vollständigen oder teilweisen B. hat der Versicherte Anspruch auf Leistungen aus einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Benifsunfähigkeitsversicheruiig Art der —» Lebensversicherung, gewährt Versicherungsschutz bei vorzeitiger —> Berufsunfähigkeit. B. können in Form einer —> Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung oder als —» Selbständige Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen werden. Benifsunfähigkeits-Zusatzversichening Ergänzung einer —> Lebensversicherung um den Versicherungsschutz zur Abdekkung des Berufsunfähigkeitsrisikos. Die Leistung einer B. besteht bei Vorliegen von —* Berufsunfähigkeit zum einen in der Beitragsbefreiung für die Hauptversicherung und zum anderen in der Zahlung einer Rente bis zur Fälligkeit der Hauptversicherung. Die Höhe der Rente bemißt sich nach dem Grad der Berufsunfähigkeit; der Höchstbetrag steht in einem bestimmten Verhältnis zur Versicherungssumme (zwischen 10% und 24% jährlich). Bei der Konzeption der B. handelt es sich um eine —»Summenversicherung mit einer zeitlich begrenzten Leistungspflicht, die bei Männern nur bis zum 65. Lebensjahr und bei Frauen bis zum 60. Lebensjahr besteht, für die Zeitspanne also, in der der Versicherte seinen Beruf normalerweise ausübt. Beschäftigungsabweichung —»Abweichungsarten.

Bestandsübertragung Beschlußkammer Organ des —»Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV), bestehend aus drei Mitgliedern des BAV und zwei Beiratsmitgliedern. Die B. unterscheidet gemeinschaftlich über bedeutsame Fälle wie z.B. die Erteilung einer Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb sowie über Einsprüche gegen Verwaltungsakte des BAV. Besondere Versicherungsbedingungen (BVB) Versicherungsbedingungen, die sich auf ein konkretes Risiko innerhalb eines —» Versicherungszweiges beziehen. Im Gegensatz zu den —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen stellen diese individuellen Vereinbarungen eine spezielle Norm dar, die der generellen vorgeht. Besserungsschein 1. Schriftliches Versprechen des Schuldners im —» Vergleichsverfahren zur Leistung weiterer Zahlungen über die Vergleichsquote hinaus bei eingetretener Besserung zugunsten aller Vergleichsgläubiger. 2. Sanierungsgenußschein: Verzichten Gläubiger bei der Sanierung einer —* Aktiengesellschaft auf Forderungen, können sie ganz oder teilweise mit B. entschädigt werden. Das gleiche ist möglich bei Aktionären für den Verlust aus Kapitalherabsetzungen. B. wurden insbesondere während der—> Weltwirtschaftskrise ausgegeben. Beständedifferenzbilanz —> Kapitalflußrechnung. Bestätigter Scheck Mit einer Bestätigung (Annahmevermerk) durch die bezogene Bank versehener Scheck. Nach deutschem Scheckrecht nur mit einer Ausnahme nicht vorgesehen. Nur die —» Deutsche Bundesbank darf gemäß § 23 Bundesbankgesetz einen auf sie gezogenen Scheck mit einem in seiner Gültigkeit auf acht Tage befristeten Bestätigungsvermerk versehen. Bestandsübertragung Übertragung des Versicherungsbestandes oder Teilbestandes eines Versicherungsunternehmens auf ein anderes. Eine B. bedarf der Genehmigung der Aufsichtsbehörde (BAV). Der neue Vertragspartner übrnimmt alle Rechte und Pflichten aus den bestehenden Versicherungsverträgen, eine 125

Beteiligungsfinanzierung Zustimmung des Versicherungsnehmers ist dafür nicht erforderlich (vgl. § 14 VAG, für Versicherungsvereine a.G. zusätzlich § 44 VAG). Beteiligungsfinanzierung Möglichkeit der —> Eigenfinanzierung, bei der dem Unternehmer —> Haftungskapital durch die Aufnahme neuer Gesellschafter, durch Emission von Aktien und Genußscheinen oder durch die Emission von Wandel- und Optionsanleihen zugeführt wird. Betriebliche Altersvoisorge alle freiwilligen Leistungen der Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung eines Betriebes oder sonstigen Arbeitgebers, die für Arbeitnehmer und Hinterbliebene zur finanziellen Absicherung im Versorgungsfall erbracht werden. Gesetzlich geregelt ist die B.im —* Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (BetrAVG) von 1974. Träger können der b. A. sein (1) Unternehmen, die die Vorsorgeverpflichtung selbst übernehmen und dafür Pensionsrückstellungen gemäß § 6a EStG bilden (unmittelbare Versorgungszusage); (2) —» Unterstützungskassen, die als rechtlich selbständige Vorsorgeeinrichtungen der Unternehmen Versorgungsleistungen ohne Rechtsanspruch gewähren; (3) —> Pensionskassen, die - errichtet als außerbetriebliche Einrichtungen meist in der Rechtsform eines kleineren —» Versicherungsvereins a.G. - Versorgungsleistungen nur an Mitarbeiter und deren Angehörige gewähren darf und diese Leistungen durch Beiträge der Arbeitgeber finanziert; (4) Direktversicherer, bei denen der Arbeitgeber —» Lebensversicherungen auf das Leben und zugunsten der Arbeitnehmer abschließt, für deren Leistungen der Arbeitnehmer bzw. seine Angehörigen unmittelbare Ansprüche haben. Bei der unmittelbaren Versorgungszusage und der Versorgung durch eine Unterstützungs- oder Pensionskasse kann der Finanzierungsbedarf durch —» Rückversicherungen zusätzlich abgesichert werden. Betriebsabrechnungsbogen (BAB) Wichtigstes Instrument der traditionellen —> Kostenstellenrechnung. In Kreditinstituten bestehen die Aufgaben des BAB in 126

Betriebshaftpflichtversicherung der Ermöglichung von Wirtschaftlichkeitskontrollen im Betriebsbereich sowie in der Aufbereitung der Betriebskosten zum Zwecke der Verwendung in nachgelagerten Rechnungsstufen. Damit die Aufgaben erfüllt werden können, ist bei der Kostenstellenbildung auf eindeutig zurechenbare Verantwortungsbereiche zu achten. Im BAB der Banken werden daher, wie im Industrie-BAB auch, allgemeine Hilfs- und Hauptkostenstellen unterschieden, denen die angefallenen Kosten stufenweise zugeordnet werden. Allgemeine Kostenstellen sind dabei vorwiegend dem Geschäftsleitungsbereich zuzurechnende Verwaltungskostenstellen, da diese Leistungen für die Gesamtbank erstellen, wie etwa die Direktion oder die Rechtsabteilung. Die Hauptkostenstellen stehen dagegen in direkter Berührung mit der Betriebsleistung. Hier fallen Funktionsbereiche und Abteilungen meist zusammen und ermöglichen eine problemlose Leistungsbewertung. Die Hilfskostenstellen fungieren als Serviceabteilungen für die Hauptkostenstellen, wobei hierzu insbesondere Expedition, Fuhrpark und Registratur zählen. Die Verrechnung der Kosten erfolgt dann in der Kostenstellenrechnung. Betriebsausgaben Aufwendungen, die durch den Betrieb veranlaßt sind (§ 4 Abs. 4 EStG). Betriebsbereich —> technisch-organisatorischer Bereich. Betriebsbereitschaft —»Leistungstransfer. Betriebsergebnis die im Rahmen der —» Bankkalkulation ermittelte Differenz aus Leistungen und Kosten. Betriebshaftpflichtversichening Form der —> Haftpflichtversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf Haftpflichtschäden aus einem geschäftlichen Betrieb des Versicherungsnehmers erstreckt. Die B. schließt auch Vertreter des Versicherungsnehmers ein sowie Personen, die er zur Leistung oder Beaufsichtigung des Betriebes oder eines Teiles des Betriebes angestellt hat (§ 151 W G ) . Aufgrund der Unterschiede der einzelnen betrieblichen Risiken existiert kein allgemeines

Betriebsmittelkredit Grund Vertragswerk, sondern-» Besondere Versicherungsbedingungen, die für Gruppen von bestimmten vergleichbaren Betriebsrisiken Anwendung finden (z.B. für die Bauwirtschaft, Gaststätten- und Beherbergungsbetriebe oder Krankenhäuser). Betriebsmittelkredit in der Regel —» Kontokorrentkredit zur gesamten oder teilweisen —»Finanzierung des —» Umlaufvermögens wie Betriebsmittel, Halb- und Fertigerzeugnisse und kurzfristige Forderungen. Ein häufiger Umschlag dieser Vermögenswerte garantiert aber nicht ohne weiteres eine schnelle Rückführung des B., weil die Unternehmung den —» Kredit immer wieder neu benötigt, um die verarbeiteten oder verkauften Umlaufgüter zu ersetzen. Betriebsschließungsveisicherung Form der —> Betriebsunterbrechungsversicherung, bei der Betriebe sich gegen Schäden absichern, die durch eine angeordnete Betriebsschließung aufgrund von Seuchengefahr entstehen. Die B. wird insbesondere von Fleischerhandwerksbetrieben abgeschlossen. Betriebssparkassen —»Werksparkassen. Betriebsunterbrecbungsversicherung Versicherung eines Betriebes gegen Erlösausfall durch Betriebsunterbrechung, die durch einen Sachschaden ausgelöst wird. Im einzelnen bezieht sich die Versicherungsleistung auf Gewinne, fortlaufende Geschäftskosten einschließlich Löhne und Gehälter; daneben können Mehrkosten übernommen werden, die durch Wiederaufholung des Produktionsrückstandes entstehen. Die Leistungspflicht wird im allgemeinen auf 12 Monate begrenzt (Haftzeit). Folgende Formen derB.sindzu unterscheiden: > Feuerbetriebsunterbrechnungsversicherung, die Versicherungsschutz infolge von Feuerschäden übernimmt (GroßB.); - Klein-Betriebsunterbrechungsversicherung (Einfache B.), bei der im Anschluß an eine —» Sachversicherung (—> Feuer-, —> Einbruchdiebstahl-, —» Leitungswasseröder - * Sturmversicherung) durch eine Sonderbedingung der Versicherungsschutz

Bezogenenobligo auf Betriebsunterbrechungen als Folge von Sachschäden ausgedehnt wird; - Maschinen- und Montage-Betriebsunterbrechungsversicherung; - Sonderformen wie die Versicherung gegen Schäden durch Betriebsunterbrechungen als Folge eines Ausfalls der öffentlichen Elektrizitätsversorgung oder die Versicherung von Fleischereibetrieben gegen Vermögensschäden durch Betriebsschließung infolge Seuchengefahr. Betriebsvergleich Verfahren der Bilanzanalyse, bei dem Unternehmen der gleichen Branche für die gleiche Periode und im Zeitablauf miteinander verglichen werden. Die Daten für einen Banken-Betriebsvergleich können zum einen aus den veröffentlichten Abschlüssen der Banken selbst, zum anderen aus Publikationen der Bankenverbände und der Deutschen Bundesbank gewonnen werden. Bewegungsbilanz —>Kapitalflußrechnung. Bewertungsgesetz ist darum bemüht, für das gesamte Steuerrecht einheitliche Werte festzusetzen. Die einheitliche Bewertung für verschiedene Steuerarten erfordert ein besonderes Ermittlungsverfahren (Einheitswertverfahren), durch das die Einheitswerte festgestellt werden. In den Anlagen zum B. sind u.a. Vervielfältiger zur Ermittlung des Ertragswertes von Grundstücken zusammengestellt. Die Einheitswerte für den Grundbesitz vom 1.1.1964 (der neue Hauptfeststellungszeitpunkt) fanden ihre erstmalige Anwendung zum 1.1.1974. Bewertungszahl (Bausparen) Die Höhe der B. entscheidet u.a. darüber, wann die Zuteilung eines Bausparvertrages (-» Bausparen) erfolgt. Die B. ist ein Faktor, der sich danach bemißt, wie lange in welcher Höhe der Bausparer sein Sparguthaben bereitgestellt hat. Die Dauer der Ansparphase wird dabei meist über die verstärkte Gewichtung der —» Zinsen mit einberechnet. Bezogenenobligo Verzeichnis, das ein —» Kreditinstitut im Rahmen seines —» Diskontgeschäftes führt, 127

Bezogener aus dem ersichtlich ist, wieviele Wechsel eine Person oder Unternehmung akzeptiert hat. Auf diese Weise kann sich das Kreditinstitut eine Übersicht über die Summe der Wechselverpflichtungen eines Einzelnen machen, was insbesondere bei der Entscheidung über den Ankauf eines weiteren Diskontwechsels (—» Diskontgeschäft) maßgebend ist. Bezogener beim —» Wechsel oder—> Scheck derjenige, an den der —> Zahlungsauftrag gerichtet ist (Adressat) 1. Beim Wechsel: B. (—> Trassat) ist links unter dem Wechseltext mit Namen und Anschrift (evtl. Geschäftszweig) anzugeben. Wechselaussteller kann selbst B. sein. Durch das —» Akzept wird B. zum —» Akzeptanten. 2. Beim Scheck: B. ist stets ein Geld- oder —» Kreditinstitut. B. steht über dem Schecktext. Bezugsaktien die im Zuge einer —> Kapitalerhöhung einer —> Aktiengesellschaft emittierten jungen Aktien. —> Bezugsrecht. Bezugsberechtigung Anspruch eines Dritten, über die fällige Leistung aus einem Lebensversicherungsvertrag zu verfügen. Hierfür muß der Versicherungsnehmer einen Bezugsberechtigten (Begünstigten) benennen. Eine B. kann in widerruflicher oder unwiderruflicher Form ausgesprochen werden. Das Recht auf die Versicherungsleistung erhält der Bezugsberechtigte bei einem widerruflichen Bezugsrecht erst mit Eintritt des Versicherungsfalles. Liegt ein unwiderrufliches Bezugsrecht vor, so erwirbt der Bezugsberechtigte sofort das Recht auf die Versicherungsleistung. Eine unwiderrufliche B. kann nur mit Zustimmung des Bezugsberechtigten geändert oder aufgelöst werden. Rechtlich geregelt ist die B. in § 166 W G und in den AVB. Bezugsfrist Von der Hauptversammlung einer —» Aktiengesellschaft im Zuge einer—> Kapitalerhöhung festzusetzende und vom Vorstand bekanntzumachende Frist, innerhalb der die —» Aktionäre ihr —> Bezugsrecht aus128

Bezugsrecht üben müssen, in der Regel zwei Wochen. —» Bezugsrecht. Bezugskurs Emissionskurs der jungen —> Aktien bei —> Kapitalerhöhung einer —» Aktiengesellschaft. -» Bezugsrecht. B. setzt sich zusammen aus dem —> Nennwert und dem —»Agio (Zuzahlung). Bezugsrecht Bei der Erhöhung des —> Grundkapitals einer —» Aktiengesellschaft (aus Bareinlagen) das Recht der bisherigen —* Aktionäre auf Zuteilung eines ihrem Anteil am bisherigen Grundkapital entsprechenden Teiles der neuen - * Aktien (§186 AktG). Für die Ausübung des B. wird üblicherweise eine Frist von zwei Wochen bestimmt. Unmittelbares B.: kaum mehr gebräuchliches, weil umständliches Verfahren der Abwicklung einer —» Kapitalerhöhung, erfordert Ausstellung eines doppelten —> Zeichnungsscheines durch jeden Aktionär, namentliche Aufführung sämtlicher Zeichner in einem zum Handelsregister einzureichenden Verzeichnis, Eintragung im Handelsregister. Damit wird die Kapitalerhöhung erst nach Übernahme sämtlicher neuer Aktien wirksam. Mittelbares B.: in der Praxis üblich gewordenes Verfahren der Kapitalerhöhung, erfordert Ausschluß des unmittelbaren B. durch Hauptversammlungsbeschluß (einfache Stimmenmehrheit) mit der Maßgabe, daß die Aktien von einem -» Kreditinstitut bzw. Konsortium mit der Verpflichtung übernommen werden, sie den Aktionären zu den von der Hauptversammlung festgesetzten Konditionen zum Bezug anzubieten. Die Übernahme erfolgt dann in der Regel durch die Hausbank oder ein—» Bankenkonsortium, dessen Bezugsangebot vom Vorstand der Aktiengesellschaft unter Angabe des —»Bezugskurses und der—»Bezugsfrist im Bundesanzeiger und bei börsennotierten Aktien in einem Börsenpflichtblatt bekanntzumachen ist. Als alleiniger Zeichner erscheint auf dem für die Eintragung der Kapitalerhöhung ins Handelsregister erforderlichen Zeichnungsschein die übernehmende Bank bzw. die Konsortialführerin. Damit der Bezug der neuen Aktien für den Aktionär attraktiv ist, werden die neuen

B-Geschäft Aktien zu einem Bezugskurs angeboten, der unter dem Kurs der alten Aktien liegt. Dadurch entsteht der Bezugsrechtswert, den der Aktionär entweder durch den Bezug der neuen Aktien oder durch den Verkauf der Bezugsrechte innerhalb der Bezugsfrist realisieren kann. Das B. wird bei börsennotierten Aktiengesellschaften während der Bezugsfrist an der —> Börse gehandelt. Ein B.-Wert kann mitHilfe des Bezugsverhältnisses (Anzahl der alten Aktien zu Anzahl der jungen Aktien), des —» Börsenkurses vor B.-Abschlag und des Emissionskurses der jungen Aktien errechnet werden. B-Geschaft Form eines —» Teilzahlungskredites, bei dem ein Verkäufer dem Käufer einer Ware einen Kredit zusagt, der von einer —> Teilzahlungsbank bereitgestellt wird. Voraussetzung dafür ist ein Globalkreditvertrag zwischen der Teilzahlungsbank und dem Verkäufer, in dem sich die Bank verpflichtet, Kunden des Verkäufers bis zu einem festgelegten Betrag Buchkredite einzuräumen. Die Kreditwürdigkeitsprüfung obliegt dem Verkäufer, wobei die Bank ein Nachprüfungsrecht besitzt. Der Verkäufer wird damit am Risiko der Kreditgewährung beteiligt. BHC —» Bank-Holding-Companies. Big Bang Bündel von Deregulierungsmaßnahmen für—> Kapitalmärkte in Großbritannien seit 1984, insbesondere die Abschaffung der festen Kommissionsstrukturen und der traditionellen Trennung von „Brokern" und „Jobbern" sowie die Erlaubnis für in- und ausländische Banken, sich an Aktienmaklerfirmen zu beteiligen. Bqouterievalorenversicherung —»Valorenversicherung. Bilanz kontenmäßige Gegenüberstellung von Vermögenswerten (Aktiva) und Fremd- und Eigenkapital (Passiva) eines Unternehmens. Bilanzkuis Kapitalstrukturkennzahl im Rahmen der finanzwirtschaftlichen Bilanzanalyse, bei der

Bilanzpolitik in Kreditinstituten das gesamte bilanzielle Eigenkapital mit dem gezeichneten Kapital ins Verhältnis gesetzt wird. Durch einen Vergleich mit dem —> Börsenkurs zeigt der Bilanzkurs, inwieweit stille Reserven, Goodwill und andere Wertfaktoren des Unternehmens ihren Niederschlag in der Bewertung an der Börse gefunden haben. Bilanzpolitik in Kreditinstituten 1. Grundlagen der Bankbilanzpolitik Kreditinstitute sind verpflichtet, einen handelsrechtlichen Jahresabschluß zu erstellen und zu publizieren. Dieser umfaßt die Bilanz, die Gewinn- und Verlustrechnung sowie den Anhang. Darüber hinaus müssen sie eine Steuerbilanz sowie spezielle Bilanzausweise vorlegen. Die Art und Weise, in welcher der Jahresabschluß erstellt und publiziert werden muß, ist durch gesetzliche Bestimmungen geregelt. Diese lassen in vielen Punkten verschiedene Vorgehensweisen beim Ansatz und Ausweis von Bilanzpositionen zu. Den daraus resultierenden Gestaltungsspielraum können die Kreditinstitute zur Verfolgung spezieller Unternehmensziele nutzen. Darüber hinaus steht ihnen vor dem Bilanzstichtag die Möglichkeit offen, durch gezielte Geschäfte Einfluß auf die Struktur des Jahresabschlusses zu nehmen. Diese zielorientierten, auf das wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld der Kreditinstitute ausgerichteten Maßnahmen werden Bankbilanzpolitik genannt. Anders als der Begriff suggeriert, bezieht sich die Bankbilanzpolitik nicht nur auf die Bilanz, sondern auf alle Teile des Jahresabschlusses. Als Definition kann festgehalten werden: „Bankbilanzpolitik ist die an den Unternehmenszielen eines Kreditinstitutes orientierte Gestaltung der in Jahresabschluß, Steuerbilanz und anderen bilanziellen Aufstellungen dokumentierten Rechnungsund Rechenschaftslegung der Unternehmensleitung gegenüber den Anteilseignern, den Sparern und sonstigen Gläubigern, den Arbeitnehmern, dem Fiskus und sonstigen staatlichen Stellen sowie der Konkurrenz." Den Banken wird bei der Erstellung des handelsrechtlichen Abschlusses ein großer Gestaltungsspielraum zugebilligt; Schwankungen der Ertragsentwicklung können dadurch geglättet werden, so daß bei Vorhan129

Bilanzpolitik densein ausreichender stiller Reserven selbst hohe Verluste eines Jahres im Jahresabschluß verdeckt werden können. Die Gewährung umfangreicher Gestaltungsspielräume kollidiert daher mit dem ursprünglichen Zweck des Jahresabschlusses, die tatsächliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage eines Kreditinstitutes wiederzugeben (§ 264 Abs. 2HGB). 2. Ziele der Bankbilanzpolitik Bilanzpolitische Ziele sind Teil des allgemeinen geschäftspolitischen Zielsystems eines Kreditinstitutes. Durch die bilanzpolitischen Entscheidungen und Maßnahmen wird den externen Adressaten ein subjektiv aufbereitetes Bild der Vermögens-, Finanzund Ertragslage eines Kreditinstituts vermittelt. Von einem auf diese Weise gestalteten Jahresabschluß erhofft sich das Management akquisitorische Wirkungen. Die Kreditinstitute verfolgen bei der Erstellung ihrer Jahresabschlüsse das Ziel, die Ergebnisse ihrer Geschäftspolitik vor der interessierten Öffentlichkeit und vor anderen externen Adressaten wie Kapitalanlegern oder Kunden so zu präsentieren, daß sie der eigenen Darstellung nutzen. In diesem Sinne sind sie häufig darauf bedacht, eine kontinuierliche, aufwärts gerichtete Tendenz der Geschäftsentwicklung durch die Rechnungslegung auszuweisen (Kontinuitätsstreben). Da externe Adressaten (z.B. Kapitalanleger) Vergleiche zwischen Bilanzen verschiedener Kreditinstitute ziehen, sind viele Kreditinstitute bestrebt, ihre Bilanzen denen der Konkurrenten anzupassen (Konformitätsstreben) oder diese zu übertreffen (Superiori tätsstreben). Die bilanzpolitische Gestaltung des Jahresabschlusses kann grundsätzlich nicht auf die speziellen Interessen aller Adressatenkreise zugleich ausgerichtet werden. Sie beruht daher zwangsläufig auf Kompromißlösungen, die zwischen der Informationsbereitschaft des Bankmanagements und dem Informationsbedarf der einzelnen Adressaten angesiedelt sind. Die Adressaten einer Bankbilanz unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Informationsbeschaffungschancen und ihrer Möglichkeiten, Einfluß auf das Bankmanagement und die Bilanzgestaltung zu nehmen. Während Insidern wie internen (Aufsichts130

Bilanzpolitik rat, Verwaltungsrat) und externen Kontrollorganen (—» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen, —» Deutsche Bundesbank) über die Bilanz hinaus relativ weitgehende Möglichkeiten der Informationsbeschaffung offenstehen, verfügen Outsider im Adressatenkreis einer Bankbilanz wie der größte Teil der Bankkunden, der Mitarbeiter und der interessierten Öffentlichkeit nicht über zusätzliche Informationen, um bilanzpolitische Maßnahmen aufzudecken. Allerdings ist der Gesetzgeber bemüht, bestimmten Adressateninteressen z.B. über den Gläubigerschutz des Aktien- und Handelsrechts sowie des Kreditwesengesetzes Rechnung zu tragen. Umstritten ist, ob neben dem Bankmanagement auch die Anteilseigner Nutznießer einer Verschleierung schlechter Geschäftsergebnisse durch die Auflösung stiller Reserven sind. Aber auch in Perioden einer positiven Geschäftsentwicklung sind Interessenkonflikte zwischen Eigenkapitalgebern und Geschäftsleitung denkbar. Streitpunkte stellen häufig die Ausschüttungsquoten und die Minderung des ausschüttungsfähigen Gewinns durch bilanzpolitische Maßnahmen dar. In Frage zu stellen ist der Nutzen einer Bankbilanzpolitik, die die Ausschüttung konstanter Dividenden verfolgt. Eine Neubelebung des Instrumentes der Aktienfinanzierung wird damit nicht gefördert. Bei einer solchen B. ist auch umstritten, inwieweit ein Schaden dadurch entstehen kann, daß der interessierten Öffentlichkeit und damit einem breiten Publikum der tatsächliche Geschäftsgang eines Kreditinstitutes vorenthalten wird. Bei Aufdeckung zuvor kaschierter Verluste sind unkontrollierte Verhaltensweisen des Publikums nicht auszuschließen. Außerdem kann sich das Management eines Kreditinstitutes durch Ausnutzung bilanzpolitischer Verlustverschleierungspotentiale zumindest kurzfristig der Kontrolle der Aktionäre entziehen. 3. Der rechtliche Rahmen der Bankbilanzpolitik Die gesetzliche Grundlage für die Rechnungslegung der Kreditinstitute ist das Handelsgesetzbuch (HGB). Das dritte Buch des HGB, das aufgrund des Bilanzrichtliniengesetzes von 1985 eingefügt wurde, wurde im Rahmen der Umsetzung der

Bilanzpolitik EG-Bankbilanzrichtlinie um einen Vierten Abschnitt erweitert, der „Ergänzende Vorschriften für Kreditinstitute" (§ 340-340 o HGB) enthält. Diese ersetzen die bisher im KWG enthaltenen Vorschriften über die Rechnungslegung der Kreditinstitute. Auch nach der EG-Harmonisierung verbleibt der Bilanzpolitik der Kreditinstitute aufgrund vielfältiger, in den obigen Gesetzen enthaltener Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechte ein weiterer Spielraum. Gliederung und Inhalt von Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung von Banken werden durch die „Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute (RechKredV)" geregelt, die die bisher geltende „Formblatt-Verordnung (FormblattVO)" und die Bilanzierungsrichtlinien des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen ersetzt. Die Rechnungslegungsverordnung sowie die Vorschriften des Vierten Buchs des H G B (§ 340-340o) sind auf die nach dem 31. Dezember 1992 beginnenden Geschäftsjahre anzuwenden. Die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung und Bilanzierung (GoB) sollen die Rechnungslegung dort regeln, wo der Gesetzgeber bewußt oder unbewußt auf Detailregelungen verzichtet hat. Zu den GoB zählen die Grundsätze der Bilanzwahrheit, der Bilanzklarheit, der Bilanzkontinuität und das Vorsichtsprinzip. Insbesondere das kodifizierte Vorsichtsprinzip läßt durch die Möglichkeit der Legung und Auflösung stiller Reserven der Bankbilanzpolitik erheblichen gestalterischen Spielraum. 4. Instrumente der Bilanzpolitik Die Instrumente der Bilanzpolitik werden danach unterschieden, ob durch sie die Struktur der Bilanz oder der ausgewiesene Erfolg verändert werden sollen. Dabei wirken sich Maßnahmen zur Verbesserung der Bilanzstruktur (—» Bilanzstrukturmanagement in Kreditinstituten) häufig auch auf den Erfolgsausweis aus; ebenso schlagen sich zahlreiche Eingriffe zur Gestaltung des ausgewiesenen Erfolgs in der Bilanzstruktur nieder. Die Unterscheidung zwischen diesen beiden Arten bilanzpolitischer Instrumente, die auch als formelle und materielle Bankbilanzpolitik bezeichnet werden, richtet sich nach den mit ihnen primär verfolgten Zielen. Die Grenzen der bilanzpolitischen Maß-

Bilanzpolitik nahmen sind dort zu ziehen, wo sie unakzeptable Kosten verursachen oder vor dem Hintergrund des Grundsatzes der Ausweiskontinuität den bilanzpolitischen Spielraum für die nächsten Jahre einschränken. Darüber hinaus sind bilanzpolitische Maßnahmen nur wirksam, wenn sie von den Adressaten nicht als solche erkannt werden.

4.1. Instrumente zur Gestaltung der Bilanzstruktur Die Maßnahmen zur Gestaltung der Bilanzstruktur können nach dem Zeitpunkt, zu dem sie ergriffen werden, differenziert werden. Während des Geschäftsjahresund insbesondere unmittelbar vor dem Bilanzstichtag treffen einzelne Banken Dispositionen, die aufgrund ihrer bilanzpolitischen Intention als „Window Dressing" oder „Silvcstcrputz" bezeichnet werden können. Oft lassen sich diese Maßnahmen nur schwer von der sonstigen Geschäftstätigkeit abgrenzen. Der Zweck dieser Instrumente besteht hauptsächlich in der Verbesserung derjenigen Bilanzpositionen, aus denen bei der Bilanzanalyse auf die Liquiditätslage der Bank geschlossen wird. Beispielsweise kann durch die Aufnahme von Tagesgeldern oder Lombardkrediten über Jahresultimo die Barreserve erhöht werden. Außerdem lassen sich die Ansätze der Wechsel- und Wertpapierbestände sowie der Bankforderungen durch Aktivtausch oder durch —» Pensionsgeschäfte variieren. Weitere bilanzpolitische Maßnahmen dienen der Erhöhung der Bilanzsumme und des Geschäftsvolumens, die weithin als Maßstab für die Bedeutung und das Wachstum eines Kreditinstitutes herangezogen werden. Zu diesem Zweck werden ebenfalls Lombardkredite oder Ultimogelder aufgenommen sowie Pensions- und Dreiecksgeschäfte mit anderen Banken abgewickelt. Bilanzstrukturelle Maßnahmen, die nach dem Bilanzstichtag durchgeführt werden, beziehen sich hauptsächlich auf die Gliederung und die Bezeichnung der Positionen des Jahresabschlusses im Rahmen des durch die „Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute" vorgegebenen Spielraums. 131

Bilanzpolitik 4.2. Instrumente zur Gestaltung des Erfolgsausweises Im Vordergrund der Maßnahmen zur Gestaltung des ausgewiesenen Erfolges steht die Absicht, den steuerlichen Gewinn als Grundlage der Ertragsteuern zu minimieren und den Erfolg in der Handelsbilanz so auszuweisen, daß die Rücklagen- und Ausschüttungsvorschläge der Geschäftsleitung unterstützt werden. Diese beiden Zielrichtungen sind über das Prinzip der Maßgeblichkeit der Handelsbilanz für die Steuerbilanz sowie der sogenannten umgekehrten Maßgeblichkeit verknüpft und müssen daher aufeinander abgestimmt werden. Zu den Maßnahmen zur Gestaltung des Erfolgsausweises vor dem Bilanzstichtag zählen die Realisierung von Kursgewinnen bei Wertpapieren, die Veräußerung von Beteiligungen oder Grundstücken und Gebäuden über Buchwert (etwa in der Form des Sale-and-Lease-back-Verfahrens) sowie die periodenwirksame Verschiebung von Aufwendungen und Erträgen. Weit bedeutender sind die Instrumente, die nach dem Bilanzstichtag eingesetzt werden. Sie basieren auf der gezielten Wahrnehmung von Bilanzierungs- und Bewertungswahlrechten. Beispielsweise steht es den Banken frei, Hypothekendarlehen und andere Forderungen zum Nennbetrag oder zum Auszahlungsbetrag bzw. den Anschaffungskosten anzusetzen, sofern der Unterschiedsbetrag Zinscharakter hat (§ 340e Abs. 2 H G B ) . Das wichtigste Bewertungswahlrecht und zugleich das wichtigste Instrument zur Gestaltung des Erfolgsausweises ist die freiwillige Bildung und Auflösung von —» stillen Reserven, die die entscheidende bilanzpolitische Manövriermasse für die Kreditinstitute darstellen. So ist es - nach der mit dem 31. Dezember 1992 wegfallenden Möglichkeit der Anwendung des § 26a KWG - weiterhin erlaubt (§ 340 f HGB), Globalabschreibungen auf Forderungen an Kunden und Kreditinstitute zu bilden, soweit diese nicht dem Handelsbestand oder dem Anlagevermögen zugeordnet werden. Dabei ist die Legung freiwilliger stiller Reserven ertragsteuerpflichtig. Zusammen mit der Übcrkreuzkompensation in der Gewinnund Verlustrechnung, d.h. der Saldierung von Aufwands- und Ertragspositionen, 132

Bilanzpolitik eröffnen die stillen Reserven den Banken einen großen Spielraum zur Verlust- und Erfolgsverschleierung. Begründet wird diese Sonderregelung für Kreditinstitute mit dem Hinweis auf ihre herausragende gesamtwirtschaftliche Stellung und den Bedenken, die Bankkunden und die Öffentlichkeit könnten durch die Veröffentlichung von ungünstigen Jahresabschlußdaten zu panikartigen Reaktionen veranlaßt werden, durch die den Kreditinstituten, den Bankkunden und der Gesamtwirtschaft vermeidbare Schäden zugefügt würden. Diese auf der Unmündigkeit der Bürger aufbauende These verliert angesichts bestehender Einlagensicherungsinstrumente und einer strengen Aufsicht an Bedeutung. Außerdem lassen sich größere Verluste auch durch bilanzpolitische Maßnahmen nicht verheimlichen. Mutmaßungen über die Dimension derartiger Verluste können sogar mehr Unruhe bewirken als deren Offenlegung. Somit dienen stille Reserven in beschränktem Umfang insbesondere dem Bankmanagement als Instrument zum kurzfristigen Kontrollentzug vor den Aktionären. Unbestritten ist, daß Kreditinstitute aufgrund ihrer großen gesamtwirtschaftlichen Bedeutung über ausreichende Reserven zur Absicherung gegen die verschiedenartigsten Risiken verfügen müssen. Bislang konnte jedoch nicht zwingend belegt werden, daß diese Reserven „still" gelegt werden müßten. 5. Zur Problematik bilanzunwirksamer Bankgeschäfte Bei ausgeprägten Preis-, Zins- und Wechselkursschwankungen an den zunehmend globalisierten Finanzmärkten gewinnen sich nicht in den Bankbilanzen niederschlagende —» Finanzinnovationen an Bedeutung. Zu den gebräuchlichsten dieser Arbitrage* und Hedginginstrumente gehören —> Zinsswaps (Coupon- und Basis-Swaps), —» Währungsswaps, kombinierte Zins-Währungs-Swaps, Finanzterminkontrakte, —> Optionsgeschäfte (Aktien-, Renten- und Devisenoptionen) und Absicherungsfazilitäten für den revolvierenden Absatz kurzfristiger Papiere (z.B. sogenannte RUF' s und NIF's). Die hier beschriebenen Transaktionen stellen sogenannte „schwebende Geschäfte" dar, für die nur bei konkreten Anzeichen eines Verlustes Rückstellungen

Bilanzpolitik zu bilden sind. Von diesem Fall abgesehen, gehen sie nicht in die Bilanz ein. Bei den meisten dieser risikobehafteten bilanzneutralen Geschäfte erzielen die Kreditinstitute Gebühren und Provisionen. Die früher fehlenden Gesetze oder Richtlinien verursachten gemeinsam mit einer wachsenden Wettbewerbsintensität und sich wandelnden Marktstrukturen eine rasche Ausbreitung der „Off-balance-sheet"Transaktionen, so daß Handlungsbedarf für eine aufsichtsrechtliche Regelung gesehen wurde. Bereits im Jahre 1990 wurden die Grundsätze I und Ia des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen in der Form novelliert, daß nun auch Geschäfte, die mit Preis-, Zins- und Währungsrisiken behaftet sind, im Volumen durch das haftende Eigenkapital begrenzt sind. Die Neufassung des Grundsatzes I, die die Eigenmittelrichtlinie und die Solvabilitätskoeffizientenrichtlinie der E G einbezieht, tritt am 1. Januar 1993 in Kraft und begrenzt die Summe der gewichteten Risikoaktiva auf das 12,5-fache des Eigenkapitals. Angesichts ihrer —> Zinsänderungs-, —> Währungs-, —» Liquiditäts- und —> Ausfallrisiken stellen bilanzunwirksame Geschäfte gegenüber dem Bilanzleser ein Verschleierungspotential dar, das die Vermittlung eines „den tatsächlichen Verhältnissen entsprechenden Bildes der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage" zusätzlich zu den erwähnten bilanzpolitischen Maßnahmen erheblich beeinträchtigt. 6. Der Einsatz von Expertensystemen in der Bankbilanzpolitik Die den Banken eingeräumten Spielräume bei der Erstellung ihrer Bilanzen erfordern eine Vielzahl von Einzelentscheidungen. Da diese nicht unabhängig voneinander getroffen werden können und unterschiedliche Auswirkungen auf die Gestaltungsspielräume besitzen, erweist sich die Umsetzung einer Bilanzpolitik in aufeinander abgestimmte Einzelentscheidungen als eine sehr komplexe Aufgabe. Ohne Hilfsmittel ist es auch einem Experten nicht möglich, alle bilanzpolitischen Möglichkeiten simultan zu berücksichtigen oder alle Kombinationen zu erfassen. Das Durchspielen von rechtlich zulässigen Kombinationen läßt sich durch die Modellierung der Bilanz mit Hilfe von Computer-

Bilanzpolitik Programmen wesentlich unterstützen. Jede Veränderung eines Einzelpostens kann im Rahmen eines Expertensystems sofort auf ihre Wirkung auf alle relevanten Bilanzposten und -kennzahlen getestet werden. Die Auswahl und Eingabe möglicher und sinnvoller Änderungen bleibt dem Bilanzersteller vorbehalten. Gleiches gilt für die Beurteilung von Wechselwirkungen und Bindungswirkungen einzelner Maßnahmen. Expertensysteme bewältigen Aufgaben, deren Komplexität normalerweise die Bearbeitung durch einen menschlichen Experten überfordert. Dies wird dadurch erreicht, daß Daten in einer Form gespeichert werden („Wissensbasis"), die es erlaubt, aus ihrer gespeicherten Form nach einem feststehenden Verfahren („Inferenzkomponente") Rückschlüsse auf ihre inhaltlichen Beziehungen zu ziehen. Die dafür derzeit gebräuchlichste Methode ist die Darstellung eines Fachgebietes oder Entscheidungsbereiches durch eine Menge von Regeln. Der Einsatz von Expertensystemen zur Unterstützung der Bilanzpolitik wird dadurch erleichtert, daß die zahlreichen zu berücksichtigenden Einzeldaten und Wechselwirkungen überwiegend klar definiert sind und oft bereits in regelähnlicher Form vorliegen (z.B. Gesetze, Formblattverordnung etc.). Ziel des Einsatzes von Expertensystemen in der Bankbilanzpolitik ist es, die Komplexität des Entscheidungsproblems für den Bilanzersteller zu reduzieren, so daß er entweder schneller zu einer gleichguten Lösung oder bei gleichem Aufwand zu einer besseren Lösung kommen kann. Je nach Entwicklungsstand des verwendeten Systems kann die „Aufgabenteilung" dabei variiert werden. Ein rudimentäres System errechnet lediglich aufgrund von Regeln Bewertungsunter- und -obergrenzen einzelner Bilanzposten. Darauf aufbauend könnten Wechselwirkungen zwischen bilanzpolitischen Einzelmaßnahmen und Einflüsse auf den zukünftigen Gestaltungsspielraum des Kreditinstitutes dargestellt werden. Schließlich ist ein System denkbar, das auf der Grundlage festgelegter bilanzpolitischer Zielausprägungen der Kreditinstitute alternative Bilanzen vorschlägt. Damit würden sich die Aufgaben des Bilanzerstellers auf die Formulierung der Zielvorga133

Bilanzstatistik (BiSta) ben und auf die eigentliche Bilanz„politik", konzentrieren. Literatur: Bieg, Hartmut: Möglichkeiten und Grenzen von bilanzpolitischen Maßnahmen nach dem neuen Bilanzrecht für Kreditinstitute. In: Sparkassen-Prüfertag 1992, Stuttgart 1993, S. 62-84; Gerke, Wolfgang/ Philipp, Fritz: Bankbilanzen, Frankfurt a.M. 1983; Prahl, Reinhard: Die neuen Vorschriften des Handelsgesetzbuches für Kreditinstitute, in: Die Wirtschaftsprüfung, 44. Jg., 1991, S. 401-409 (Teil I) und S. 438-445 (Teil II); Süchting, Joachim: Bankmanagement, 3. Auflage, Stuttgart 1992. Prof. Dr. Wolfgang Gerke, Nürnberg Bilanzstatistik (BiSta) Statistik über die zusammengefaßten Bilanzen sämtlicher —* Kreditinstitute. Bis auf wenige Ausnahmen, z.B. kleine —» Kreditgenossenschaften, —» Kapitalanlagegesellschaften, —» Wertpapiersammelbanken, einige der nach § 2 Abs. 1 KWG nicht als Kreditinstitut geltenden Unternehmen u.a., unterliegen alle Kreditinstitute der Meldepflicht (einschließlich —» Bausparkassen). Im Rahmen der monatlichen B. haben die Kreditinstitute den Stand ihrer Aktiva und Passiva am Monatsende, diese nach Arten, Fristigkeiten und Wirtschaftssektoren untergliedert, an die —> Deutsche Bundesbank weiterzuleiten. Dabei dürfen weder Abgrenzungen noch Bewertungen vorgenommen werden. Die Rechtsgrundlage dieser B. bildet § 18 BBankG, gleichzeitig werden die monatlichen B. der Kreditinstitute als Monatsausweis im Sinne von § 25 KWG anerkannt. Bilanzstruktur-Management in Kreditinstituten 1. Bilanzstruktur-Management als Bestandteil eines integrierten Managementkonzepts zur ertragsorientierten Banksteuerung Das B. bildet zusammen mit dem —»Portfolio-Management den Komplex der globalen Vorsteuerung der Banken-Geschäftsstruktur und stellt so einen zentralen Baustein des bankbetrieblichen Planungs- und Kontrollsystems dar (—> Controlling in Kreditinstituten). Als Managementbereich mit ty134

Bilanzstruktur-Management pisch strategischer Lenkungsfunktion zielt es auf die Steuerung der Geschäftsstruktur unter besonderer Berücksichtigung der Bilanzstrukturrisiken und des strukturellen Gewinnbedarfs mit dem Ziel einer dauerhaften Sicherung des strukturellen finanziellen Gleichgewichts ab. Hierzu sind im Rahmen des B. konsistente Rentabilitätsund Risikostrategien zu formulieren, durchzusetzen und zu kontrollieren. Materiell zählen zum B. in diesem Sinne alle Controllingaktivitäten, die mit der - risikopolitischen „Optimierung" der Bilanzstruktur sowie der - Planung des —> strukturellen Gewinnbedarfs zusammenhängen. Der erstgenannten Teilaufgabe liegt die Überlegung zugrunde, daß fast alle Geschäfte einer Bank, seien sie nun bilanzwirksam oder bilanzunwirksam, für sich genommen oder in ihrem strukturellen Zusammenwirken Risiken verursachen. Diese Risiken gilt es zu identifizieren und im Sinne einer ertragsorientierten Geschäftspolitik unter Berücksichtigung ihrer Tragfähigkeit zu begrenzen. Da eine solche Begrenzung aber i.d.R. mit dem Verzicht auf zusätzliche Ertragschancen verbunden ist, ist es im Rahmen einer integrierten Rentabilitäts-, Risiko- und Volumenssteuerung nicht ausreichend, einseitig die Risiken zu begrenzen. Vielmehr bedarf es einer umfassenden, sämtliche Steuerungsdimensionen (Rentabilität, Risiko, Wachstum) berücksichtigenden, integrierten Steuerung der Risikoposition einer Bank. Dem B. kommt deshalb die Aufgabe zu, eine gleichermaßen unter Risiko- und Rentabilitätsgesichtspunkten akzeptable optimale Bilanzstruktur zu definieren und die Geschäfte des Kreditinstitutes danach auszurichten. Die Struktursteuerung wird dabei von zwei Faktoren determiniert. Zum einen begrenzen die Marktverhältnisse eine unter Risikogesichtspunkten erlaubte Geschäftsstruktur, zum anderen sind von der Bankleitung nicht zu überschreitende Risikoobergrenzen festzulegen, wobei hier als Kriterium prinzipiell die potentielle Tragfähigkeit aller Risiken durch entsprechende Erträge zu gelten hat. Das B. basiert somit auf dem Grundgedanken, daß zwar bestimmte Risikogrenzen

Bilanzstruktur-Management nicht überschritten werden dürfen, daß aber auf der anderen Seite diese Grenzen auch möglichst ausgeschöpft werden sollen, um damit die marktseitig möglichen Ertragschancen zu nutzen. Der zweite Aufgabenkomplex im B. besteht darin, die Verbindung von Strukturund Rentabilitätssteuerung herzustellen und die Abstimmung der Zielrichtungen Rentabilität, Sicherheit und Wachstum herbeizuführen. Hierzu gehören vor allem die Durchführung von Gewinnbedarfsrechnungen und der Vergleich von Mindestrentabilität und erzielbarem Gewinn. Der enge Zusammenhang zwischen der Rentabilität, dem Geschäftswachstum und der Risikostruktur resultiert dabei aus der folgenden Problemstellung: Die unmittelbare Existenzgrundlage von Unternehmen allgemein und von Kreditinstituten im speziellen ist das vorhandene Eigenkapital, dessen Funktion u.a. darin besteht, unvorhergesehen eintretende Risiken abzudecken und eine Überschuldung abzuwenden. Für Kreditinstitute ist die für die Existenzsicherung als ausreichend angesehene Mindesthöhe des Eigenkapitalbestandes z.B. explizit im —» Grundsatz I des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen festgelegt (—» Bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen). Dem Gewinn kommt nun die Funktion zu, eine aufgrund von Geschäftswachstum und/oder veränderter Geschäftsstruktur erforderlich werdende Eigenkapitalbildung bzw. -Zuführung zu ermöglichen. Dies erfolgt zum einen direkt durch Gewinneinbehaltung oder indirekt dadurch, daß im allgemeinen eine ausreichende Ertragskraft erst die Voraussetzung dafür schafft, extern Eigenkapital durch Ausgabe weiterer Geschäftsanteile aufzunehmen. Der Gewinn ist also unabhängig von der Form der Eigenkapitalzuführung die entscheidende Größe für das Eigenkapital und damit für die Existenz eines Kreditinstitutes. 2. Die risikopolitische Optimierung der Bilanzstruktur 2.1. Grundsätze des Risikomanagements der Bilanzstruktur In der Sicherheitspolitik von Kreditinstituten steht das Bestreben im Vordergrund, Risiken zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen. Risiken lassen sich dabei durch aktive Sicherheitspolitik begrenzen, indem

Bilanzstruktur-Management risikobehaftete Geschäfte und Geschäftsstrukturen vermieden oder zumindest limitiert werden und/oder Risikodiversifikation betrieben wird. Parallel hierzu hat die passive Sicherheitspolitik die Aufgabe, durch die Sicherung einer angemessenen Ertragskraft und die Bildung ausreichender Eigenkapital- und Liquiditätsreserven systematisch die Risikotragfähigkeit des Kreditinstitutes zu erhöhen und so Vorsorge für den Fall zu treffen, daß (unvermeidbare) Risiken dennoch eintreten. Risiken treten im Wertbereich von Kreditinstituten als Erfolgsrisiken und als Liquiditätsrisiken auf. Erstere mindern für den Fall, daß sie schlagend werden, den Erfolg eines Kreditinstitutes, die zweiten beinhalten primär Fristigkeitsrisiken, die sich in der Gefahr äußern, daß sich Kapitalabflüsse und -Zuflüsse zu Lasten der Liquidität nicht zeitlich synchron vollziehen (Controlling in Kreditinstituten). Die Risikosteuerung im Rahmen des B. hat nun die Aufgabe, die Geschäftsstruktur einer Bank unter besonderer Berücksichtigung der in der Bilanzstruktur enthaltenen Erfolgs- und Liquiditätsrisiken zu steuern. Die Notwendigkeit eines solchen strukturellen Steuerungsansatzes auf strategischer Ebene läßt sich anhand von drei zentralen Grundsätzen des Risikomanagements verdeutlichen: Grundsatz I: Der Schwerpunkt des Risikomanagements liegt auf struktureller Ebene! Hierin spiegelt sich die Erfahrung wider, daß die Risikoprüfung von Einzelgeschäften für die Risikosteuerung der Gesamtbank allein nicht ausreichend ist. Was das Ausfallrisiko angeht, so stellt die Kreditwürdigkeitsprüfung zwar im Regelfall auf das Einzelgeschäft bzw. auf die Geschäfte mit einem einzelnen Kunden ab, dennoch kann aufgrund der Unsicherheit von Kreditentscheidungen im Einzelfall auf eine zusätzliche und laufende Analyse des gesamten Risikopotentials im Kreditportefeuille nicht verzichtet werden. Andere Risiken, wie das —» Zinsänderungsund das - * Währungsrisiko, sind sogar ausschließlich über eine Analyse der Gesamtstruktur aller risikobehafteten Geschäfte zu erfassen und Maßnahmen zur Risikobe135

Bilanzstruktur-Management

Bilanzstruktur-Management

grenzung beeinflussen stets auch die Bilanzstruktur der Gesamtbank.

ganz auf das offene Eigenkapital zurückgegriffen werden.

Grundsatz II: Das Gesamtrisiko einer Bank ist zur Beurteilung der Tragfähigkeit entscheidend!

2.2. Prozeßstufen der risikopolitischen Optimierung Zur Steuerung der Geschäftsstruktur unter besonderer Berücksichtigung der Bilanzstrukturrisiken empfiehlt sich ein systematisch iteratives Vorgehen. Im einzelnen sind zur risikopolitischen Optimierung der Bilanzstruktur sukzessive vier zentrale Prozeßstufen zu durchlaufen (vgl. Schierenbeck 1994):

Werden Risiken schlagend, so treten die einzelnen Risikokategorien erfahrungsgemäß nicht isoliert voneinander auf, sondern kumulieren sich häufig in ihren Wirkungen (—> Risikokosten-Management). So können erhebliche Gefahren für die finanzielle Stabilität des Kreditinstitutes beispielsweise dadurch entstehen, daß in Zeiten, in denen mit steigenden Kreditrisiken gerechnet werden muß, zusätzlich noch hohe Zinsänderungsrisiken eingegangen werden. Aus diesem Grunde ist es zur Risikosteuerung unerläßlich, die einzelnen Risikokategorien unter Berücksichtigung von Risikoverbundeffekten zu einem Gesamtrisikostatus zusammenzuführen und die Obergrenze dieses Gesamtrisikos mit der Risikotragfähigkeit des Kreditinstitutes abzustimmen. Grundsatz III: Die Risikotragfähigkeit muß an Ergebnisgrößen sowie den verfügbaren Eigenkapital- und Liquiditätsreserven anknüpfen! Zur Bestimmung der Risikotragfähigkeit als Pendant zum Gesamtrisikodeckungsbedarf ist ein Verfügungsplan aufzustellen, der nicht nur das insgesamt vorhandene Risikodeckungsvolumen in Form von Eigenkapital- und Liquiditätsreserven sichtbar zu machen hat, sondern auch Prinzipien über den Einsatz dieser Reserven in Abhängigkeit von der Art und dem Ausmaß der Gefährdung einer Bank durch die verschiedenen Erfolgs- und/oder Liquiditätsrisiken formulieren muß. Schlagend werdende Erfolgsrisiken sind beispielsweise zunächst aus dem erwirtschafteten Betriebsergebnis zu decken. Übersteigen die Risiken den hierfür reservierten Teil des Betriebsergebnisses, so sind im erforderlichen Maße —> stille Reserven aufzulösen. Überschreitet der Gesamtrisikodeckungsbedarf auch diese Möglichkeiten, so sinkt der ausweisbare Reingewinn unter das für Thesaurierungserfordernisse und eine angemessene Dividendenausschüttung notwendige Maß, so daß das finanzielle Gleichgewicht gefährdet wäre. In dieser Situation müßte zur Dekkung von Risiken bereits teilweise oder 136

(1) Entwicklung eines Systems von Risikostruktur-Kennzahlen; (2) Diagnose der strukturellen Ausgangssituation mit Hilfe von Kennzahlenvergleichen; (3) Ableitung von Risikostrukturnormen; (4) Durchsetzung und Kontrolle der Risikostrukturziele. Zu (1): Entwicklung eines Systems von Risikostruktur-Kennzahlen. Ein aussagefähiges System von —> Risikostruktur-Kennzahlen bildet das zentrale Instrumentarium einer integrierten Risikosteuerung im Rahmen des B. Um das Ausmaß der mit einer bestimmten Bilanzstruktur verbundenen Erfolgs- und Liquiditätsrisiken umfassend wiedergeben und steuern zu können, sind die Kennzahlen dabei so zu formulieren, daß sie die Determinanten der verschiedenen Teilrisiken sowohl qualitativ als auch quantitativ möglichst vollständig charakterisieren. Erkenntnisobjekte bilden neben den Risikovolumina in besonderem Maße auch die Risikostrukturen innerhalb der risikobehafteten Volumina. Das Spektrum an Möglichkeiten zur Bildung sinnvoller Kennzahlen ist dementsprechend äußerst breit. Im Rahmen der passiven Sicherheitspolitik repräsentiert beispielsweise die Eigenkapitalquote einen zentralen Ansatzpunkt zur Steuerung der Erfolgsrisiken, da die vorhandenen Eigenkapitalreserven in ihrer Risiko-Pufferfunktion ein Sicherheitspolster für den Teil der schlagend gewordenen Erfolgsrisiken darstellen, der durch das (laufende) Jahresergebnis nicht gedeckt werden kann. Bei der aktiven Sicherheitspolitik empfiehlt es sich, die Risikostruktur-Kennzahlen zur präziseren Steuerung bezüglich der einzel-

Bilanzstruktur-Management nen Risikokategorien weitergehend zu differenzieren. Hierbei sind einige Kennzahen zweckmäßigerweise in Umsetzung der bankaufsichtsrechtlichen Vorschriften zu formulieren, da diese in jedem Fall einzuhaltende Normen zur Risikobegrenzung darstellen. Zu nennen wären hier beispielsweise die Grundsätze I, Ia, II und III des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (—» Bankaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen). Entscheidend für seine Eignung zur integrierten Risikosteuerung ist stets, daß das System von Risikostruktur-Kennzahlen möglichst vollständig formuliert wird, um so nicht nur die einzelnen Risikokategorien, sondern auch den Gesamtrisikostatus der Bank erfassen zu können. Zu (2): Diagnose der strukturellen Ausgangssituation mit Hilfe von Kennzahlenvergleichen. In der zweiten Prozeßstufe einer risikopolitischen Optimierung der Bilanzstruktur ist das System von Risikostruktur-Kennzahlen zur Diagnose der strukturellen Ausgangssituation einzusetzen. Dabei ist es bedeutsam, Risikostrukturüberlegungen stets dem Primat der Ertragsorientierung zu unterwerfen. Um die Zusammenhänge zwischen Bilanzstruktur und Rentabilität aufzeigen zu können, sind die Risikostrukturanalysen deshalb um Ergebnisstrukturanalysen (vgl. Schierenbeck 1987a) zu ergänzen. Die so definierten Risikostruktur- und Ergebnisstruktur-Kennzahlen bilden dann eine einheitliche, integrierte Grundlage für die problemadäquate Diagnose der strukturpolitischen Ausgangssituation als Vorbedingung für die Ableitung von Risikostrukturnormen. Auf ihrer Basis lassen sich konkrete Kennzahlenwerte berechnen und mit Hilfe von Kennzahlenvergleichen (Zeitreihen vergleich, Betriebsvergleich) bewerten. Die Interpretation der Ergebnisse dieser Kennzahlenvergleiche ermöglicht es, Entwicklungstrends sowie Stärken und Schwächen einer Bank aufzuzeigen. Zu (3): Ableitung von Risikostruktumormen. Risikostrukturnormen haben die Funktion, Bilanzstruktur-Parameter abzustecken, die im Rahmen der marktlichen Möglichkeiten risikopolitisch erwünscht und zugleich ertragsmäßig akzeptabel sind. Aufbauend auf

Bilanzstruktur-Management der Diagnose der strukturellen Ist-Situation vollzieht sich die Ableitung solcher Norm- oder Richtwerte in drei Teilschritten: Zunächst werden Vorsichtswerte festgelegt, die für ausgewählte RisikostrukturKennzahlen Obergrenzen darstellen und zur Erhaltung der kapitalmäßigen und finanziellen Sicherheit des Kreditinstitutes grundsätzlich einzuhalten sind. Diese werden in einer sog. Strukturplanungsübersicht den aktuellen Ist-Werten gegenübergestellt. Als Ergebnis weist die Strukturplanungsübersicht die positiven und negativen Abweichungen der Ist-Werte von den Vorsichtswerten aus (Strukturspielraum bzw. Strukturlücke). Aufbauend auf der Strukturplanungsübersicht sind in einem zweiten Teilschritt die vorhandenen Sicherheitslücken durch Veränderung der Bilanzstruktur unter Berücksichtigung der ertragsmäßigen Konsequenzen und marktlichen Möglichkeiten zu schließen, wobei darauf zu achten ist, daß keine neuen Sicherheitslücken geschaffen werden. Durch Simulation von Bilanzstrukturvariationen ist hierbei diejenige Bilanzstruktur zu entwickeln, die unter Einhaltung sämtlicher Sicherheitsnormen die vergleichsweise höchste Rentabilität aufweist. Den letzten Teilschritt bildet schließlich die verbindliche Fixierung eines integrierten Systems von Risikostrukturnormen. Die hier zu formulierenden Sollwerte müssen dabei nicht zwangsläufig mit den ursprünglichen Vorsichtswerten des ersten Teilschrittes übereinstimmen, da bei Durchführung der Bilanzstrukturvariationen nicht selten Konflikte zwischen dem Rentabilitäts- und Sicherheitsziel auftreten, die einen risikopolitischen Kompromiß unvermeidbarmachen. Zu (4): Durchsetzung und Kontrolle der Risikostrukturziele. Die vom B. entwickelten Risikostrukturnormen sind anschließend in einer letzten Stufe mittels geeigneter Maßnahmen durchzusetzen und zu kontrollieren. Hierzu ist zunächst ein System von Durchführungsrichtlinien und Grundsätzen zu entwickeln, das zur Unterstützung und Koordination des Budget-Managements dient und diesem die konkrete Umsetzung der Risikostrukturziele in operative Pläne ermöglichen soll (—* Budget-Management 137

Bilanzstruktur-Management in Kreditinstituten). In diesem Zusammenhang ist beispielsweise festzulegen, welche Durchsetzungsinstrumente mit welcher Eingriffsintensität und Periodizität einzusetzen sind. Im Rahmen der formulierten generellen Grundsätze über Art und Weise des Eingriffs durch das B. sind ebenfalls konkrete Maßnahmenbündel zur Durchsetzung der Risikostrukturziele zu beschließen. Als Ansatzpunkte bieten sich hierbei die lenkende Einwirkung auf die Entscheidungen der Marktbereiche (—> Richtkonditionen, —> Bonus-/Malus-Systeme, —» Limite), die Durchführung kompensatorischer Eigengeschäfte (-» Geldmarktgeschäfte, —» Wertpapiergeschäfte, —» Devisen- und Edelmetallgeschäfte) sowie die Durchführung bilanzpolitischer Maßnahmen (Bilanzstrukturpolitik, Stille-Reserve-Politik; —> Bilanzpolitik in Kreditinstituten) an. Der Planung und Durchsetzung des B. folgt schließlich die Kontrolle der Risikostrukturziele. Die Kontrolle stellt prozessual das Bindeglied zu den nachfolgenden Planungs-, Entscheidungs- und Durchsetzungsprozessen dar und ist dabei zugleich deren Impulsgeber. Sie beinhaltet in diesem Prozeß zunächst den Soll-/Ist-Vergleich, wozu in regelmäßigen Abständen die auftretenden Abweichungen zwischen Soll- und Istwerten für alle Risikokennzahlen zu erfassen sind. Daran schließt sich die —> Abweichungsanalyse an, bei der die Ursachen für etwaige Soll-/Ist-Abweichungen untersucht werden. 2.3. Bilanzstrukturoptimierung mit Hilfe mathematischer Modelle Zur Analyse komplexer Entscheidungsprobleme mit dem Ziel, „optimale" Handlungsvorgaben abzuleiten, bedient man sich in der modernen Betriebswirtschaftslehre häufig mathematischer Modelle, die das schrittweise Vorgehen durch einen simultanen Ansatz ersetzen (—> Operations Research in Kreditinstituten). Da solche Modelle sich auch im B. zur Unterstützung der risikopolitischen Optimierung der Bilanzstruktur einsetzen lassen, soll im folgenden die grundsätzliche Vorgehensweise solcher Ansätze am Beispiel eines linearen Programmierungsmodells erläutert werden. Im Rahmen eines genau definierten Entscheidungsfeldes, abgesteckt durch ver138

Bilanzstniktur-Management bindlich zu erfüllende Nebenbedingungen und charakterisiert durch eine Zielfunktion sowie eine endliche Anzahl von Handlungsalternativen, wird hierbei die mathematische Bestimmung einer risiko- und rentabilitätspolitisch optimalen Bilanzstruktur ermöglicht (vgl. Schierenbeck 1987a). Für die modellanalytische Herleitung einer risiko- und rentabilitätspolitisch optimalen Bilanzstruktur sind zunächst stets deren Bestimmungsfaktoren aufzuzeigen und anschließend mit Hilfe mathematischer Funktionen in das Modell zu integrieren. Im Kern handelt es sich bei den Bestimmungsfaktoren der optimalen Bilanzstruktur beispielsweise um: (1) die Ist-Bilanzstruktur, in der sich die Ertrags-und Risikostruktur des Altgeschäfts widerspiegelt (hierbei sind auch die bei den einzelnen Bilanzpositionen unterschiedlichen Verzinsungsmodalitäten, Mindestreservebelastungen sowie Anrechnungsfaktoren in den Grundsätzen I-III des BÄK zu berücksichtigen); (2) die 'liquiditätsmäßigen Konsequenzen des Alt- und (potentiellen) Neugeschäfts (unter Berücksichtigung allgemeiner Zahlungsusancen, der Mindestreservepflicht sowie Steuer- und Gewinnzahlungserfordemisse); (3) die verbindlich fixierten Risikostrukturnormen; (4) die zugrunde zu legenden Daten und Prognosen hinsichtlich der Konditionsmargen des Alt- und (potentiellen) Neugeschäfts; (5) etwaig zu berücksichtigende Volumensobergrenzen (im Fall begrenzter Marktpotentiale) und/oder Volumensuntergrenzen (im Sinne von notwendigen Mindestgeschäftsvolumen) als Ausdruck der marktlichen Möglichkeiten; (6) die einzubeziehenden Zinsstrukturen am Geld- und Kapitalmarkt zur Abbildung der Strukturmargen im Optimierungskalkül. Außerdem ist eine Zielfunktion zur Abbildung der erfolgsmäßigen Konsequenzen der Geschäftsstruktur zu bestimmten, und festzulegen, auf wieviele Jahre sich die zu optimierende Planperiode erstrecken soll, wobei sich Grenzen hierbei allerdings aufgrund der wachsenden Prognoseunsicher-

Bilanzstruktur-Management heit bei zunehmendem Planungshorizont ergeben. Die so strukturierten Informationen lassen sich anschließend in ein Ausgangstableau übertragen, das mit Hilfe des Simplex-Algorithmus zur optimalen, d.h. bei Erfüllung der Risikostrukturnormen gewinnmaximalen Bilanzstruktur weiterentwickelt werden kann. Dieses modellanalytisch ermittelte Ergebnis kann nun als praxisrelevante Entscheidungshilfe zur Bestimmung der optimalen Bilanzstruktur genutzt werden. Weitergehende Einsichten hinsichtlich der Steuerung der Geschäftsstruktur vermitteln sich der Optimierung anschließende Untersuchungen hinsichtlich qualitativer und quantitativer Veränderungen der modellanalytisch ermittelten optimalen Bilanzstruktur in Abhängigkeit von Variationen der Ausgangsparameter. Hier sind insbesondere die Sensitivitätsanalyse und die parametrische Variationsanalyse zu nennen, mit denen sich beispielsweise die Konsequenzen einer Variation der Margen, Risikostrukturnormen oder Mindestreservesätze simulieren lassen. Die Sensitivitätsanalyse untersucht dabei die Stabilität bzw. Sensibilität der modellanalytisch ermittelten optimalen Bilanzstruktur, indem sie prüft, inwieweit einzelne Ausgangsdaten variiert werden dürfen, ohne daß sich die Optimalstruktur in der Zusammensetzung der optimalen Geschäftsarten verändert. Die parametrische Variationsanalyse geht sogar noch einen Schritt weiter. Sie variiert einzelne Parameter der Ausgangssituation schrittweise so weit, daß die bisher geschäftsartenmäßig stabile Optimallösung aufgegeben werden muß und neue Geschäftsarten zu den bisher „optimalen" hinzukommen bzw. bisher „optimale" Geschäftsarten die Optimalstruktur verlassen. 3. Die Planung des strukturellen Gewinnbedarfs Die Planung des Gewinnbedarfs als zweiter Aufgabenkomplex des B. spielt eine zentrale Rolle bei der Abstimmung von struktureller Rentabilität, Sicherheit und Wachstum. Hierbei konkretisiert sich das Abstimmungsproblem in folgender Frage: Wie hoch müssen die Gewinne der Bank im Durchschnitt bzw. in einzelnen Geschäftsjahren mindestens sein, damit unter Berücksichtigung des Geschäftswachstums

Bilanzstruktur-Management und der Risikostruktur die Existenz der Bank dauerhaft als gesichert angesehen werden kann? Die Beantwortung dieser Frage konkretisiert sich in zwei Teilaufgaben: - Bestimmung des Gewinnbedarfs und - Vergleich von Mindestgewinn und Gewinnpotential. 3.1. Determinanten des Gewinnbedarfs Der Gewinnbedarf stellt diejenige Höhe des Gewinnes einer Bank dar, die mindestens erwirtschaftet werden muß, um ihr strukturelles finanzielles Gleichgewicht zu sichern. Voraussetzung für die Planung des Gewinnbedarfs ist die Kenntnis seiner Hauptdeterminanten. Soll beispielsweise die Mindest-Bruttozinsspanne bestimmt werden, also diejenige Bruttozinsspanne, die als Ergebnisuntergrenze zum Ausdruck bringt, welche Mindestmarge über die Gesamtheit aller Zinsgeschäfte zu erwirtschaften ist, so lassen sich ausgehend vom ROIAnalyse-Schema (Controlling in Kreditinstituten) drei Gruppen von Determinanten des strukturellen Gewinnbedarfs unterscheiden (vgl. Schierenbeck 1987b): (1) die Determinanten des Reingewinnbedarfs, (2) die Determinanten des ( a u ß e r o r d e n t lichen Risikodeckungsbedarfs sowie (3) die Determinanten des (Netto-) Betriebskostendeckungsbedarfs. Zu (1): Der Reingewinnbedarf eines Kreditinstituts gibt diejenige Höhe des Reingewinns an, die nach Abzug aller Belastungen übrig bleiben muß, um das finanzielle Gleichgewicht einer Bank zu sichern. Die Mindestreingewinnspanne bildet dementsprechend das Verhältnis des Reingewinnbedarfs zum Geschäftsvolumen ab. Reingewinnbedarf ergibt sich in erster Linie aufgrund folgender Zusammenhänge: Geplantes Geschäftswachstum erfordert zur Erhaltung einer bestimmten Eigenkapitalquote die Zuführung zusätzlichen Eigenkapitals, das intern als Reingewinn erwirtschaftet werden muß. Die Risikostruktur eines Kreditinstitutes determiniert die Risikobelastung des Eigenkapitals und damit im Verbund mit der Sicherheitsanforderung die erforderliche Mindesthöhe der Eigenkapitalquote. 139

Bilanzstruktur-Management Die Risikonorm gibt den Grad der höchstzulässigen Belastung des Eigenkapitals an. Sie läßt sich beispielsweise messen an der maximal zulässigen Auslastung des Grundsatzes I des BÄK. Die externe Eigenkapitalaufnahme ermöglicht es Kreditinstituten, einen Teil des Eigenkapitalbedarfs zu befriedigen, ohne daß hierfür direkt Gewinne erzielt und den offenen Rücklagen zugeführt werden müssen. Allerdings ist diese den Gewinnbedarf zunächst entlastende Determinante eng mit dem zukünftigen Reingewinn als Determinante der Ausschüttungsmöglichkeiten verknüpft. Direkt aus dem Gewinn zu befriedigen sind die finanziellen Ansprüche der Anteilseigner in Form von Dividenden und des Staates in Form von Steuern. Die Höhe der (Gewinn-)Steuern ist dabei davon abhängig, wie hoch einerseits das Volumen der aus dem Gewinn vorzunehmenden Eigenkapitalzuführung ist (Gewinnthesaurierung) bzw. wie hoch andererseits die geplante Gewinnausschüttung sein soll, wobei der anzusetzende Steuersatz rechtsformabhängig ist. Zu (2): Der (außer-)ordentliche Risikodekkungsbedarf schlägt sich traditionell im außerordentlichen Ergebnis nieder. Dieses bildet bilanzpolitisch gleichsam den Puffer zwischen —» Reingewinn- und —»Nettozinsspanne. Durch bilanzpolitische Maßnahmen lassen sich nämlich in Kreditinstituten grundsätzlich alle Reingewinngrößen darstellen, die von der Geschäftsleitung gewünscht werden (—> Bilanzpolitik in Kreditinstituten). Eine faktische Grenze hierfür bilden lediglich die vorhandenen (aktivierbaren) stillen Reserven. Zu Steuerungszwecken ist allerdings weniger der bilanzpolitisch veränderte, sondern in erster Linie der tatsächlich entstehende Risikodekkungsbedarf von Bedeutung, da dieser gemäß der Grundkonzeption ertragsorientierten Bankmanagements aus dem Betriebsergebnis (der Nettozinsspanne) abgedeckt werden soll. Die Höhe des Risikodeckungsbedarfs wird vom Ausmaß der in das außerordentliche Ergebnis einfließenden Risikokategorien bestimmt. Das sind vor allem Abschreibungs- und Wertberichtigungspotentiale im Zusammenhang mit—> Ausfall-, —> Zinsän140

Bilanzstruktur-Management derungs- und -> Währungsrisiken. Ausfallrisiken schlagen sich allerdings nur insoweit im außerordentlichen Ergebnis nieder, als sie nicht schon von vornherein als Standard-Risikokosten bei der Kalkulation der Einzelgeschäfte berücksichtigt wurden (—* Risikokosten-Management). Zu (3): Zur Bestimmung der Mindest-Bruttozinsspanne ist als dritte Determinante des Gewinnbedarfs der (Netto-)Betriebskostendeckungsbedarf zu berücksichtigen. Er gibt den Ergebnisbeitrag des Betriebsbereichs einer Bank an und summiert sich zusammen mit dem Ergebnisbeitrag des Wertbereichs (Bruttozinsspanne) zum ordentlichen Betriebsergebnis auf (Nettozinsspanne). Deckungsbedarf entsteht dabei aufgrund der Tatsache, daß die Kosten des Betriebsbereichs in Kreditinstituten i.d.R. von den Erträgen aus Provisionsgeschäften nicht gedeckt werden. Die Höhe des (Netto-)Betriebskostendeckungsbedarfs hängt in erster Linie ab von Faktoren wie der Produktivität der Mitarbeiter, der Auslastung der fixen Sachkapazitäten, der Verbrauchswirtschaftlichkeit im Bereich der variablen Kosten sowie dem durchschnittlichen Geschäftsvolumen pro Konto. 3.2. Abstimmung zwischen Gewinnbedarfund Gewinnpotential Mit der Kalkulation des Gewinnbedarfs ist noch nicht die Frage beantwortet, ob mit der geplanten Geschäftsstruktur die erforderliche Rentabilität überhaupt erzielt werden kann. Nur wenn die Voraussetzungen zur Erzielung der Mindestrentabilität auch tatsächlich gegeben sind, ist sichergestellt, daß die Zielsetzungen Rentabilität, Sicherheit und Wachstum harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Der Ermittlung des strukturellen Gewinnbedarfs muß sich deshalb ein Vergleich mit dem Gewinnpotential anschließen. Das Gewinnpotential einer Bank stellt ebensowenig wie der Gewinnbedarf eine gegebene Größe dar. Es ist vielmehr von der Geschäftsstruktur abhängig und muß im Rahmen des —» Portfolio-Managements gesteuert werden. Die Harmonisierung von Gewinnbedarf und Gewinnpotential erfordert somit gleichzeitig eine Abstimmung zwischen Portfolio-Management und B. Eine zentrale Bedeutung hat in diesem Zusammenhang der Vergleich der aus dem

Bilanzstruktur-Management

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strukturellen Gewinnbedarf abgeleiteten Mindest-Bruttozinsspanne mit der voraussichtlich zu erzielenden Bruttozinsspanne. Letztere wird dabei ermittelt, indem die (geplanten) durchschnittlichen (Bilanz-) Volumina der einzelnen Aktiv- und Passivpositionen mit den (voraussichtlich) erzielbaren Margen gewichtet werden. Anhand dieser Gegenüberstellung läßt sich beurteilen, ob die aus Risikostruktur und Wachstumszielen abgeleiteten Ergebnisanforderungen mit der geplanten Geschäftsstruktur auch tatsächlich realisiert werden können.

Literatur: Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, Betriebswirtschaftliche Grundlagen des Controlling in Kreditinstituten, 4. Aufl., Wiesbaden 1994; Schierenbeck, H.: Modellanalytische Bilanzstrukturoptimierung, in: Kredit und Kapital, 20. Jg. (1987a), S. 496-521; Schierenbeck, H.: Bilanzstruktur-Management in Kreditinstituten, in: Krumnow, J. I Metz, M. (Hrsg.), Rechnungswesen im Dienste der Bankpolitik, Stuttgart 1987b. Prof. Dr. Henner Schierenbeck, Basel

Deutet sich dabei eine Gefährdung des finanziellen Gleichgewichts der Bank aufgrund einer zu geringen Rentabilität der geplanten Bilanzstruktur an, so ist eine Korrektur der Risikostruktur- und Wachstumsplanung erforderlich. Ansatzpunkte bei der strukturellen Abstimmung von benötigtem und erzielbarem Gewinn bilden wieder die Determinanten des Gewinnbedarfs.

Bilanzstrukturoptimiening Aufgabe im —* Bilanzstruktur-Management in Kreditinstituten, die Bankbilanz nach Ertrags- und Risikoaspekten optimiert zu strukturieren. Die B. kann sowohl mit Methoden des —» Operations Research als auch über eine prozeßstufenorientierte Vorgehensweise erreicht werden.

So kann beispielsweise eine Verringerung des Reingewinnbedarfs durch entsprechende Veränderungen der Bilanz- bzw. Geschäftsstruktur zu einer Senkung des strukturellen Eigenkapitalbedarfs führen, was aufgrund der dadurch verringerten Notwendigkeit zur Rücklagenbildung wiederum eine Reduzierung des Gewinnbedarfs zur Folge hat. Denkbare Anpassungsmaßnahmen in diesem Zusammenhang wären ferner eine Verringerung des geplanten Geschäftswachst ums; denkbar, wenn auch nicht unproblematisch, wären außerdem die Lockerung von Sicherheitsanforderungen oder die Einschränkung der Risikobelastung. Umgestaltungsmaßnahmen der Bilanzstruktur sollten hierbei stets mit dem Ziel erfolgen, den strukturellen Eigenkapitalbedarf unter gleichzeitiger Erhaltung einer möglichst hohen Rentabilität zu verringern. Alle Maßnahmen müssen ferner auch die marktlichen Möglichkeiten berücksichtigen. Die globale Vorsteuerung der Bilanzstruktur erfordert deshalb stets eine enge Abstimmung zwischen Portfolio-Management und B., bevor dann auf der Ebene der Feinsteuerung die abgestimmte Mindest* oder Soll-Rentabilität als Basisgröße für die Budgetierung Verwendung findet (—* Controlling in Kreditinstituten; —* Budget-Management in Kreditinstituten).

Bilanzstrukturpolitik —» Bilanzstruktur-Management stituten.

in Kreditin-

Bilanzsummenwachstum —» Bilanzsummenwachstumsrate. Bilanzsummenwachstumsrate Faktor, um den sich die Bilanzsumme eines Kreditinstituts in einem bestimmten Zeitraum verändert hat. Aufgrund der —> bankenaufsichtsrechtlichen Risikobegrenzungsnormen, insbesondere Grundsatz I des BÄK, sind mit einem Bilanzsummenwachstum veränderte Volumensanforderungen an das haftende Eigenkapital verbunden. Um die Obergrenze der 18fachen Grundsatz I-Auslastung nicht zu verletzen, sind im Rahmen des —> Bilanzstruktur-Managements —»Eigenkapitalbedarfsrechnungen sowie Planungen der —» Risikoaktiva anzustellen. BUdschirmtest (BTX) Im Rahmen der —* Bankautomation eingesetztes System, das neue Dialogmöglichkeiten zwischen Bank und Kunde eröffnet. Mit Fernsehgerät, BTX-Decoder, Fernsprechanschluß, Modem und Eingabetastatur ausgestattete Bankkunden können mittels BTX einige Bankleistungen in Anspruch nehmen oder Konditionen von am BTXSystem angeschlossenen Kreditinstituten 141

Billigungsklausel

Blockfloating

erfragen. Den Banken bietet sich die Möglichkeit, über den Fernsehschirm bestimmten Kundengruppen spezifische Leistungen zu offerieren.

Blanko-Giro —» Orderpapiere, auf denen der—»Indossatar nicht bezeichnet ist. Siehe: —> Blankoindossament.

Billigungsklausel Regelung im Versicherungsvertragsrecht ( § 5 V V G ) , nach der Abweichungen zwischen den Vertragsbestimmungen des —» Versicherungsscheins und des Antrags vom —» Versicherungsnehmer als gebilligt angesehen werden, sofern dieser nicht innerhalb eines Monats schriftlich Widerspruch einlegt. Auf dieses Widerspruchsrecht ist der Versicherungsnehmer vom Versicherer besonders hinzuweisen.

Blanko-Indossament Ist der Indossatar (der Empfänger des - » Wechsels) nicht bezeichnet, liegt ein B. vor (Art. 13 Abs. 2WG).

Bindefrist Zeitraum, für den ein Antragsteller an seinen Antrag gebunden ist. B . werden für einzelne —» Versicherungszweige in unterschiedlicher Länge festgelegt (im Versicherungsvertragsgesetz, —> Allgemeinen Versicherungsbedingungen oder Versicherungsvertrag). Die Frist beginnt mit dem Zugang des Antrages beim —» Versicherungsunternehmen oder —» Versicherungsvertreter. Der Antrag kann während der B. nicht widerrufen werden. Lediglich für Lebensversicherungs-Anträge besteht ein auf 10 Tage befristetes Widerrufsrecht. Binnenwert der Währung (Geldwertstabilität) innerer —» Geldwert: er gibt die in Gütereinheiten gemessene Kaufkraft des Geldes an und steht in reziprokem Verhältnis zum Preisniveau. Steigendes Preisniveau bedeutet sinkenden B . , da man für eine Geldeinheit weniger als vorher kaufen kann. —» Geldwertstabilität meint daher Preisniveaustabilität. Diese ist nach dem Stabilitätsgesetz eines der vier wesentlichen gesamtwirtschaftlichen Ziele. BiSta Abk. für—» Bilanzstatistik. Blanko-Akzept Mit einem Annahmevermerk versehener —> Wechsel, auf dem wesentliche Angaben fehlen. Wer einen—» Blankowechsel akzeptiert und aus den Händen gibt, haftet jedem späteren gutgläubigen Inhaber nach Maßgabe der Ausfüllung. 142

Blankokredit ungesicherter —»Kredit, für den der jeweilige Kreditnehmer zwar dem Kreditgeber mit seinem gesamten Vermögen haftet, der Kreditgeber jedoch gegenüber den anderen Gläubigern seines Kreditschuldners keinerlei Vorrechte genießt. Blanko-Scheck —» Scheck, bei dem wesentliche Erfordernisse (z.B. der Betrag) noch nicht ausgefüllt sind. Wird ein B. später abredewidrig ausgefüllt, kann das dem Scheckinhaber nicht entgegengehalten werden, es sei denn, beim Erwerb lag Bösgläubigkeit oder grobe Fahrlässigkeit vor. Blanko-Wechsel —» Wechsel, auf dem wesentliche Angaben fehlen. Durch —» Akzept wird der B . zum Blanko-Akzept. Blankozession —»Abtretung Zulässige Abtretung, bei der der Empfänger berechtigt ist, durch Ausfüllung der unvollständigen Abtretungsurkunde den neuen Gläubiger selbst zu bestimmen. Blitzgiro Im —» Gironetz der —* Sparkassen und der —» Kreditgenossenschaften Verfahren für —> Überweisungsaufträge, die den Begünstigten innerhalb kürzester Frist am Tag der Auftragserteilung erreichen sollen. Die Überweisung wird dem Empfängerinstitut von der erstbeauftragten Sparkasse bzw. Kreditgenossenschaft fernschriftlich oder telefonisch mit nachfolgender Verrechnung des Gegenwertes auf dem üblichen Weg übermittelt. Beim B. werden besondere Sicherungsmaßnahmen befolgt. Blockfloatbig Gruppenfloating Eine Gruppe von Ländern läßt ihre —» Wechselkurse untereinander innerhalb

Blockpolice festgelegter Bandbreiten, aber gegenüber Drittländern vollständig frei schwanken. Beispiel dafür ist der Europäische Währungsverbund. Blockpolice standardisierte Form von —> Versicherungsscheinen, die im Massengeschäft und Reisebereich Anwendung findet. Der Außendienst-Mitarbeiter führt mehrere Policenvordrucke, die zu einem Block zusammengefaßt sind, mit sich, so daß er bei Vertragsabschluß dem —» Versicherungsnehmer direkt eine —• Police ausstellen kann. Eine Antragsprüfung im Versicherungsbetrieb findet nicht mehr statt. Mit der Ausstellung der B. und Zahlung der -» Erstprämie beginnt gleichzeitig der Versicherungsschutz. Blue Chips Börsenausdruck in den USA für die Spitzenwerte und die Favoriten unter den —» Wertpapieren an der —»Börse. Board of Govemors of the FRS eine der drei das US-amerikanische —» Federal Reserve System tragenden Gruppen. Der Board bildet das Führungsgremium des FRS. Die sieben Mitglieder des Boards werden vom Präsidenten der USA für eine 14jährige Amtszeit ernannt und müssen vom Senat bestätigt werden. Wer eine volle Amtszeit als Governor gearbeitet hat, darf nicht wieder ernannt werden. Um eine kontinuierliche Arbeit zu ermöglichen und eine politsch einseitige Besetzung zu vermeiden, kann entsprechend den gestaffelten Berufungsfristen nur alle zwei Jahre ein neues Mitglied in das Gremium aufgenommen werden. Die Mitglieder des Boards müssen jeweils aus einem anderen Geschäftsbereich kommen, um so die verschiedenen Wirtschaftsbereiche wie Industrie, Handel, Banken, Landwirtschaft möglichst gleichzeitig repräsentieren zu können. Hauptaufgabe des Boards ist die Formulierung der Geld- und Kreditpolitik, über die er als unabhängige Regierungsstelle direkt dem Kongreß berichtspflichtig ist. Daneben hat der Board Aufsichtspflichten über seine Mitgliedsbanken. Ausführendes Organ der geld-und kreditpolitischen Beschlüsse sind die —• Federal Reserve Banks.

Bodenkredit (Realkredit) Bodenkredit (Realkredit) Als B. (Realkredit) ist diejenige Kreditleistung langfristiger Natur zu bezeichnen, die auf eine feste Kreditsumme lautet und eine Bestellung, —» Verpfändung oder Abtretung von Grundpfandrechten an Immobilien (-* Hypotheken, Grundschulden) zu Gunsten der Bank zur Voraussetzung der Kreditgewährung hat. Im Sprachgebrauch der Praxis liegt ein (reiner) -»Objektkredit vor, wenn aus dem Beleihungsobjekt selbst die —»Verzinsung und die —»Tilgung des —» Kredites neben der Leistung der laufenden Ausgaben für das Objekt sichergestellt ist. Da die Qualität des Objekts sowohl von seinem Wert als auch von seiner Ertragskraft bestimmt wird, bedarf es geeigneter Verfahren, um dessen —» Beleihungswert und eine (darunter liegende) —» Beleihungsgrenze zu ermitteln. Bankmäßige B. werden von —» Hypothekenbanken, öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten, sonstigen Realkreditinstituten (Bodenkreditanstalten), —> Bausparkassen, —» Kreditbanken und insbesondere vom—» Sparkassensektor gewährt. Für die Preisbildung von B. spielen die Finanzierungsmöglichkeiten der verschiedenen Bankbetriebstypen eine Rolle: z.B. bleiben bei Hypothekenbanken die Kreditzinsen während der —» Laufzeit des B. konstant, da ihre Finanzierungsmittel aus der Ausgabe festverzinslicher —» Pfandbriefe stammen. Bei Sparkassen und Kreditbanken z.B. stammen diese Finanzierungsmittel überwiegend aus —» Einlagen, die mit dem allgemeinen Zinsniveau in ihrer Verzinsung variieren, so daß auch die Kreditzinsen für den B. während der Laufzeit entsprechend variieren. Charakteristisch für B. ist die Art ihrer —• Tilgung: in der Praxis hat sich die —» Tilgungshypothek (—» Amortisationshypothek) bzw. Tilgungsfondshypothek durchgesetzt. Für die Feinregulierung der Effektivverzinsung des B. dient das Auszahlungsdisagio (Hypothekendamnum). Das —» Damnum kann durch ein sog. Strekkungsdarlehen als Differenz zwischen Kreditauszahlungsbetrag und Nennwert des —> Hypothekarkredits kompensiert werden. Die Grundschuld ist - im Gegensatz zur Hypothek - nicht an den Bestand einer gesicherten Forderung gebunden (fiduziari143

Bodensatz sehe Sicherheit). Deshalb ziehen Banken die Sicherung von B. durch Grundschulden den Hypotheken (akzessorische Sicherheit) vor, da erstere bei Tilgung der gesicherten Forderung bestehen bleibt, letztere dagegen mit der Tilgung der Forderung erlischt. Bodensatz der Teil der —» Sichteinlagen bei —» Kreditinstituten, der diesen ständig zur —» Finanzierung kurz- und mittelfristiger bzw. langfristiger Geschäfte zur Verfügung steht. Obwohl die Sichteinlagen formal täglich fällig sind und die ausgeliehenen Kredite nicht täglich zurückgefordert werden können, kann der B. im Kreditgeschäft eingesetzt werden. Der B. hat seine Ursachen darin, daß Girokunden im allgemeinen nicht vollständig über ihre Guthaben disponieren, und daß Einzahlungsströme und Auszahlungsströme sich beim jeweiligen Kreditinstitut teilweise kompensieren. Bodensatztheorie Modifikation und Weiterentwicklung von Hübners —> Goldener Bankregel. 1857 erkennt Adolph Wagner, daß formelle und materielle Fristigkeiten von Einlagen voneinander abweichen, indem die Einleger zwar kurzfristige kündbare Guthaben unterhalten, diese jedoch zum Teil längerfristig auf den Konten belassen. Durch diese fortwährende Kapitalprolongation entsteht ein Sockelbestand an Einlagen, der den Banken dauerhaft zur Verfügung steht ( = Bodensatz) und der für eine Fristentransformation genutzt werden kann. Die B . stellt eine bedeutende Grundlage für die Formulierung der —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute dar. Bodmerei (Verbodmung) besonders Seedarlehensgeschäft des früheren Seerechts. Unter besonderen Umständen war der Schiffer (Kapitän) gemäß HGB befugt, ein Darlehen aufzunehmen, wofür er Schiff, Fracht und Ladung verpfänden (verbodmen) konnte. Über das Darlehen hatte der Schiffer einen B-Brief (Seewechsel) auszustellen. Der Gläubiger dieses Darlehens konnte die Forderung versichern. Durch die Fortschritte in der Nachrichtentechnik verlor die B. an Bedeutung, so daß sie 1972 durch das Seerechtänderungsgesetz abgeschafft wurde. 144

Börsengeschäfte Börse hochorganisierter, örtlich begrenzter, nach festen Regeln und zu bestimmten Zeiten stattfindender Markt für fungible Gegenstände. Folgende Arten sind zu unterscheiden : De visen-B., auf der hauptsächlich zwischen Banken ausländische-* Münzen und —* Banknoten sowie —» Devisen gehandelt werden; Waren- oder Produkt-B. für typische Waren, die nicht am Börsenplatz zur Stelle sein müssen (z.B. Baumwolle, Zukker, Metalle); Effekten- oder WertpapierB. für —» Effekten; Versicherungs-B.; Fracht-B. In der Bundesrepublik Deutschland unterstehen B. der Länderaufsicht. Mittler zwischen Angebot und Nachfrage sind freie und amtlich bestellte B.-makler, die ihre Geschäfte als selbständige Kaufleute betreiben. Wichtige B.-plätze in der Bundesrepublik sind Berlin, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt/M., Hamburg, Hannover, München und Stuttgart. Preis für das gehandelte Objekt ist der —» B.-Kurs bzw. —» B.-Preis, bei —* Kassageschäften der —> Kassakurs, bei Termingeschäften der-» Terminkurs. Die Bedeutung der Effekten-B. besteht in der anonymen Sammlung von Kapital und dessen Verteilung zu Stellen des Bedarfs, wobei jederzeitige Liquidierbarkeit der Effekten gegeben ist. Durch das seit 1.5.1987 gültige neue Börsenzulassungsgesetz wurde neben dem amtlichen Handel, Geregelten —» Freiverkehr, Ungeregelten Freiverkehr als neuer Teilmarkt der Geregelte Markt eingeführt. Damit hat die Bedeutung der deutschen Wertpapier-B. gegenüber den großen Börsenplätzen des Auslands zugenommen. Börsenbankier Effektenbankier als Spezialbanktyp, vor allem im angelsächsischen Raum. —»Broker, Jobber. Börsenbericht der von Tageszeitungen veröffentlichte Tagesbericht über Verlauf und allgemeine Tendenz der —» Börse sowie zur Kommentierung der Kurszettel. Börsengeschäfte Abschlüsse, die an einer Börse getätigt werden. Nach dem Zeitpunkt der Erfüllung unterscheidet man —» Kassageschäft (Waren-

Börsenindex börse: Lokogeschäft) und Termingeschäft. Beim Kassageschäft erfolgt die Preisfestsetzung wie auch die beiderseitige Erfüllung „heute" (technische Abwicklung bis zu zwei Tage später), beim Termingeschäft wird zwar der Preis „heute" festgesetzt, aber die beiderseitige Erfüllung erfolgt am vereinbarten Termin. B . auf eigene Rechnung sind Eigengeschäfte, Geschäfte für Rechnung anderer sind Kommissionsgeschäfte. Kombinationen aus Kassa- und Termingeschäft sind —» Pensionsgeschäfte bzw. —» Swapgeschäfte. Eine eigene Kategorie von B . bilden die an den deutschen Wertpapierbörsen seit 1970 wieder gestatteten - * Optionsgeschäfte. Börsenindex —» Aktienindex Börsenkurs im engeren Sinn der —» Börsenpreis für —» Aktien. Börsenpreis Der amtlich festgestellte Preis einer an einer —> Börse zum Handel zugelassenen Ware oder eines - * Wertpapiers. Der B . wird als —> Kurs bezeichnet. Die B . für Wertpapiere, in denen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, werden in Prozenten des Nennbetrags ( - » Nennwert) (Prozentkurs), die Preise für andere Wertpapiere, insbesondere für —> Aktien, werden in DM j e Stück (—»Stückkurs) amtlich festgestellt. Börsenrecht Wesentliche Teile des B . sind das Börsengesetz und die Börsenordnung. Das Börsengesetz regelt die Börsen und deren Organe. Die Börsenordnung ist eine für jede —> Börse vom Börsenverband erlassene Rechtsvorschrift, die sicherstellen soll, daß die Börse der ihr obliegenden Aufgabe gerecht wird. Börsenumsatzsteuer Form einer —» Kapitalverkehrsteuer, die bei Wertpapierumsätzen anfällt. Im Rahmen des Kapitalmarktförderungsgesetzes wurde die B . in Deutschland ab 1.1.1991 abgeschafft. Damit wurden für den deutschen Kapitalmarkt die gleichen Bedingungen wie an anderen bedeutenden Börsenplätzen im Ausland geschaffen.

Bonität Bogen Zinsscheinbogen und Dividendenscheinbogen (Gewinnanteilscheine), die dem —» Wertpapier zur Erhebung der —> Zinsen bzw. —> Dividenden beigegeben sind. Der B . besteht aus —» Coupon (—» Kupon, Erträgnisschein) als Gewinnanteilschein (z.B. Dividendenschein) bzw. —» Zinsschein und aus dem Erneuerungsschein (—» Talon, —> Zinsleiste). —» Mantel (eigentliche Urkunde) und B . bilden zusammen die Wertpapierurkunde. Bombenwurfstrategie Verfahren, um einen organisatorischen Wandel im Unternehmen durchzuführen. Die B . beinhaltet eine sofortige, totale Veränderung der augenblicklichen Situation hin zu den gewünschten Strukturen und Ziel Vorstellungen. Durch die schnelle Einführung neuer Strukturen können jedoch erhebliche Widerstände hervorgerufen werden, so daß Reibungsverluste entstehen können. —> Inkrementalismus. Bondholder Inhaber von festverzinslichen —> Wertpapieren (Rentenwerte). Bonds angelsächsische Bezeichnung für—» Obligationen und —» Schuldverschreibungen. Deutsche B . sind —> Auslandsbonds und (selten)—» Baby-Bonds. Bondtrade Handel in festverzinslichen —» Wertpapieren (Rentenwerten). Bonifikation 1. Im —»Bankgeschäft die sog. Bankiersbonifikation. 2. Im Versicherungsgeschäft Treu-Rabatt für Agenten. Bonität Kennzeichnung der Zahlungsfähigkeit des Schuldners, im weiteren Sinne der gute Ruf von Personen und Firmen im Geschäftsverkehr sowie die Qualität von Waren. B.-prüfung des Kunden (Vertragspartners) erfolgt vor Vertragsabschluß. B.-risiko ist das Risiko, daß ein Kredit überhaupt nicht oder nur teilweise zurückgezahlt wird (—> Ausfall-, Verlustrisiko). 145

Bonitätsmatrix Bonitätsmatrix —»Risikoklassen. Bonitätsrisiko Gefahr einer falschen Beurteilung der aktuellen und künftigen Zahlungsfähigkeit und -Willigkeit eines Kreditnehmers. Die Beurteilung des B., das dem —» Ausfallrisiko zugeordnet wird, erfolgt im Rahmen der —» Kreditwürdigkeitsprüfung. Bonitätsstruktur der Kredite risikopolitische Kennzahl, mit der der Risikogehalt des Kreditportefeuilles von Banken ausgedrückt werden kann. Hierbei werden die Volumina der Kredite in den einzelnen —»Risikoklassen in Beziehung zu dem gesamten Kreditvolumen gesetzt. Bonus 1. im allgemeinen Geschäftsverkehr: positiver Anreiz in Form einer Vergütung, die dann gewährt wird, wenn entweder eine bestimmte Leistung erbracht wird oder eine bestimmte Menge abgesetzt wird (Umsatzbonus als eine Art Mengenrabatt bei Warenlieferungen). 2. im Versicherungswesen: eine nicht in der —» Versicherungsprämie eingerechnete zusätzliche Versicherungsleistung. a) In der—» Kraftfahrtversicherung wird die Prämie in Abhängigkeit vom individuellen Schadenverlauf eines einzelnen Risikos erhoben, dergestalt, daß dem Versicherungsnehmer bei Schadenfreiheit ein Rabatt (= Bonus) eingeräumt wird. Treten dagegen Schäden ein, ist zusätzlich vom Versicherungsnehmer ein Zuschlag (= Malus) zur Prämie zuzahlen. b) In der —»Lebensversicherung werden bei Anwendung eines Bonussystems die jährlichen Überschußanteile zur Erhöhung der Versicherungsleistungen verwendet. Die Überschußanteile werden wie eine —> Einmalprämie für eine zusätzliche —» Prämienfreie Versicherung eingesetzt, die zum selben Zeitpunkt fällig wird wie die Grundversicherung. Die Versicherungsleistung wird folglich um die bis dahin aufsummierten B. (Gesamtbonus) zuzüglich darauf entfallenden Überschußanteile erweitert. Wird in einer —» Gemischten Versicherung ein B. für einen der beiden Versicherungsfälle (Tod oder Erleben) gezahlt, d.h. ein Todesfallbonus bzw. Erlebensfallbonus, 146

BOSS werden mit der Beendigung der Versicherung die Schlußüberschußanteile ausgezahlt, die wegen der durch die —» Vorausdeklaration bedingten zeitlichen Verzögerung der Überschußverteilung noch nicht als Überschüsse ausgeschüttet wurden. 3. bei Aktiengesellschaften: einmalige Sondervergütung, die an Aktionäre neben der Dividende in besonders guten Geschäftsjahren oder bei Erreichen eines außergewöhnlichen Gewinns ausgeschüttet wird. Bonus/Malus-System Instrument, das im Rahmen des —» dualen Steuerungsmodells die beiden Ebenen „Zentrale Struktursteuerung" und „Dezentrale Marktsteuerung" integrativ verknüpfen soll. Durch Gewährung von Boni oder Mali sollen die Handlungen der Spartenoder Geschäftsstellenverantwortlichen in Richtung auf die im —* Bilanzstruktur-Management festgelegten Strukturziele gelenkt werden. Das BMS wird vor allem dann eingesetzt, wenn die betroffenen Geschäftsarten ertragsmäßig so (un-)attraktiv sind, daß eine Durchsetzung der Strukturziele durch die an Margen orientierten Geschäftsbereiche allein nicht gewährleistet ist. Bonussparveitrag Sparvertrag mit einmaligen oder regelmäßigen Sparleistungen bei gesetzücher oder vereinbarter Kündigungsfrist, bei dem neben die Verzinsung mit dem —» Zinssatz für gesetzliche—» Spareinlagen die Leistung eines Bonus nach Ende einer bestimmten Vertragslaufzeit als weitere „Vergütung" tritt. Bordero (auch Bordereau, franz.: Verzeichnis) Liste von Wertpapieren, Forderungen, Verträgen u.ä., die zur Erleichterung des Geschäftsverkehrs zusammengestellt wird. Beispiele: im Bankwesen Liste der eingereichten Wertpapiere oder Wechsel, Sortenzettel; im Versicherungswesen Zusammenstellung von Prämienrechnungen mit gleichem Fälligkeitstermin, speziell in der —» Rückversicherung Liste der rückgedeckten Risiken. BOSS Börsen-Order-Service-System; EDV-System an der Frankfurter Wertpapierbörse,

Bottom-up-Verfahren mit dem Börsenaufträge der Kundschaft kostengünstig gesammelt und bearbeitet werden können. Bottom-up-Verfahren Ausprägungsform des —> Prinzips der Zielvereinbarung, bei dem Unternehmenspläne hierarchisch von unten nach oben entwickelt werden. Die untersten mit Planungsaufgaben betrauten Organisationseinheiten stellen hierbei zunächst für ihre Bereiche Detailpläne auf und leiten sie an die übergeordneten Instanzen weiter. Diese fassen die Teilpläne zusammen, koordinieren sie und reichen sie ihrerseits nach oben weiter, bis die Pläne an der Unternehmensspitze endgültig zu einem Gesamtplan geformt werden. Da in Kreditinstituten Entscheidungen über Portfolio- oder Bilanzstruktur zweckmäßigerweise zentral zu treffen sind, kommt das BuV hier grundsätzlich nicht in Betracht. —» Top-downVerfahren, —»Gegenstromverfahren. Branchenanteilsquote risikopolitische Kennzahl, die über die Diversifikation in Kreditportefeuilles Auskunft gibt, indem das Volumen der Kredite, nach Branchen gegliedert, auf das gesamte Kreditvolumen bezogen wird. Breslauer Sterberegister Tauf-, Trauungs- und Totenbücher, die der evangelische Theologe Caspar Neumann (1648-1715) für die Jahre 1687-1690 statistisch ausgewertet hat. Dieses statistische Datenmaterial diente Edmund Halley (1656-1742) für die Erstellung der ersten —» Sterbetafel, die 1693 veröffentlicht wurde. Bretton-Woods-Abkommen das auf einer Konferenz von 44 Staaten in Bretton Woods / New Hampshire (USA) im Juli 1944 beratene und beschlossene und am 27.12.1945 durch Ratifizierung von 30 Staaten in Kraft gesetzte Abkommen über die Errichtung des -»Internationalen Währungsfonds (IWF). Ebenso wurde hier die Errichtung der Weltbank beschlossen. Briefkurs Der —> Kurs, zu dem Angebot besteht, zu dem ein —» Wertpapier oder eine Ware angeboten wird (Angebot Brief). Bei-» Devisen der Verkaufspreis von Devisen bei Banken und Devisenhändlern (B. beim —»

Bruchteilversicherung Wechselkurs). Gegensatz ist der —> Geldkurs. Bringgelder Geldschulden, die am Ort des Gläubigers durch den Schuldner oder durch dessen Beauftragten zu begleichen sind. Broker Wertpapiermakler, insbesondere an der Londoner Börse, der nur im Auftrag und für Rechnung seines Kunden tätig ist. Der einzelne B. als Mitglied der Londoner Stock Exchange darf nicht in eigener Regie handeln, sondern nur als Vertreter einer B.-Firma. Es besteht eine klare Funktionstrennung zum Jobber, der für eigene Rechnung handelt und nur mit B. oder anderen Jobbern Geschäfte abschließt. Seit 1984 wurde eine Reihe von Deregulierungsmaßnahmen an der Londoner Börse verwirklicht mit der Folge, daß inzwischen zahlreiche Aquisitionen von B.-Firmen und Jobberfirmen durch verschiedene Banken vorgenommen wurden, die sich damit weg vom Spezialbanksystem (—> Spezialbank) hin in den Bereich der —» Universalbanken begeben haben. Bruchteilverfahren Schätzverfahren zur Berechnung von —> Beitragsüberträgen.Die Jahresbeitragseinnahmen werden in feste Zeitabschnitte zusammengefaßt (meist monatsweise) und in Bruchteilen auf das nächste Geschäftsjahr übertragen, z.B. von den gesamten Februarbeiträgen werden 11/12 dem laufenden und 1/12 dem folgenden Geschäftsjahr zugerechnet. Bruchteilversicherung Kombination von —> Erstrisiko- und —» Vollwertversicherung, bei der lediglich ein Bruchteil des Gesamtwertes (Vollwert) versichert wird. Überlicherweise wird die B. bei der—» Einbruch-Diebstahl-, —» Leitungswasser- und —> Sturmversicherung angewandt, bei denen angenommen wird, daß der Eintritt des Versicherungsfalles im allgemeinen nicht alle versicherten Gegenstände betrifft. Dabei sind B. nur für Einrichtungen und Waren zulässig. Ausgehend von einem gesamten —» Versicherungswert dieser Gegenstände wird die Haftungsgrenze auf einen Anteil zwischen 5% und 25% des Vollwertes beschränkt. Bis zu der Haf147

Bruttobeitrag (Bruttoprämie) tungsgrenze übernimmt der Versicherer ohne Einschränkung jeden auftretenden Schaden. Liegt der angezeigte Wert unter dem tatsächlichen Wert der Gegenstände, hat der Versicherungsnehmer für eine zu niedrige Summe Prämie gezahlt; in diesem Fall also liegt eine - * Unterversicherung vor. Bruttobetrag (Bruttoprämie) 1. gesamter Beitrag, den der Versicherungsnehmer für die Übernahme von Versicherungsschutz zu leisten hat. Bestandteile des B. sind der —» Nettobeitrag, der zur Deckung der Versicherungsleistungen verwandt wird, der Betriebskostenzuschlag, abzüglich eines Gewinnzuschlages (kalkulatorische Zinsen auf das Eigenkapital). 2. gesamter Beitrag, der sich aus dem direkten Versicherungsgeschäft ergibt, ohne Berücksichtigung des an einen —» Rückversicherer abgegebenen Versicherungsgeschäftes. Bruttoprinzip unverkürzte und unsaldierte Betrachtung sämtlicher relevanter Größen, die unkompensiert in die jeweilige Betrachtung eingehen. Im Rahmen etwa der Liquiditätsplanung werden nach dem B. somit sämtliche Ein-und Auszahlungen erfaßt, auch wenn sie sich vom Betrag her ausgleichen. BIX —> Bildschirmtext. Buchgeld - auch —> Giralgeld genannt - sind die jederzeit fälligen Guthaben bei —» Kreditinstituten jeder Art, also die Guthaben bei der —» Deutschen Bundesbank und ihren Zweiganstalten, bei den Postscheckämtern und vor allem fällige Depositen- und Kontokorrenteinlagen bei den anderen Banken. —> Spar- und —» Termineinlagen (—> Fest- und —» Kündigungsgelder) sind kein B., da diese —> Einlagen nicht jederzeit für den —» Zahlungsverkehr einsetzbar sind. Buchzahlung Zahlung mittels - * Buchgeld, das durch Überweisung, —» Scheck und —> Lastschrift bewegt wird. Budget eine auf Vereinbarungen beruhende, verbindliche Vorgabe von Zielen in Form von 148

Budgetkategorien Sollgrößen, die für eine bestimmte Periode in Mengen- und/oder Werteinheiten fixiert werden. Das B. ist somit die Operationalisierung unternehmenspolitischer Zielsetzungen und kann in drei Formen auftreten. Das starre B. ist durch die Fixierung auf eine bestimmte, geplante Datenkonstellation gekennzeichnet, für die ein fester Budgetwert vorgegeben wird. Im flexiblen B. werden mehrere mögliche Datenkonstellationen berücksichtigt, für die Vorgaben innerhalb bestimmter Bandbreiten erfolgen. Dem Etat als dritter B.-Form steht die Fragestellung zugrunde, auf welchen Betrag bestimmte Aktivitäten beschränkt werden müssen. Budgetabstbnmung —»Budgetprozeß. Budgetentwurf —»Budgetprozeß. Budgetierung Planungsmethode, die schwerpunktmäßig im operativen Planungs- und Kontrollsystem von Unternehmen eingesetzt wird. Sie erfüllt folgende 5 Funktionen: In der Planungsfunktion wird mit der Erstellung des —» Budgets die Zukunft des Unternehmens im vorhinein festgelegt. In der Koordinationsfunktion werden durch die Erstellung von Budgets für einzelne Organisationseinheiten die Teilbereiche aufeinander abgestimmt. Die Bewilligungsfunktion besagt, daß jeder im Rahmen seines Budgets eigenverantwortlich entscheiden kann. In ihrer Motivationsfunktion macht die B. Leistungsanforderungen und -ergebnisse sichtbar. Durch den Vergleich von Plan- und IstZahlen und anschließender Abweichungsanalyse wird die Kontrollfunktion gewährleistet. Zur konkreten Durchführung der B. bedarf es vier zentraler Grundsätze: —»Prinzip der Zielvereinbarung, —» Prioritätsprinzip, —> Verursachungsprinzip, —» Verantwortungsprinzip. Budgetkategorien im Rahmen der dezentralen Steuerung von

Budgetkontrolle Kreditinstituten mit Hilfe des - * BudgetManagements ist es notwendig, verschiedene B. für die unterschiedlichen Steuerungsbereiche zu formulieren. Hier sind einerseits Ergebnis- und Kostenbudgets, andererseits Volumenbudgets zu unterscheiden. Die Ergebnis- und Kostenbudgets haben die Aufgabe, die angestrebte Rentabilität der Gesamtbank über die Geschäftsstellen bis hin zum Einzelgeschäft durchzusetzen. Diese ergebnisorientierte Feinsteuerung umfaßt sowohl den Wert- als auch den Betriebsbereich. Im Wertbereich werden für das Kundengeschäft Marktergebnis- und Risikoergebnisbudgets aufgestellt, die ihrerseits noch tiefer differenziert werden können (Konditionsbeitragsbudget, Provisionsergebnisbudget). Das Zinsgeschäft der Zentrale wird durch Handelsergebnisund Transformationsergebnisbudgets gesteuert. Die Steuerung des Betriebsbereichs erfolgt über Betriebskostenbudgets oder -etats, die der Einhaltung bestimmter Vorgaben beim Personal- und Sachaufwand dienen. Neben ihrer ergebnisorientierten Ausrichtung dienen die Volumensbudgets vor allem der Feinsteuerung einer ausgewogenen Bilanz- und Risikostruktur der Bank. Im einzelnen werden hierbei die im Rahmen des —» Portfolio-Managements und des —» Bilanzstruktur-Managements festgelegten Gesamtvolumensgrößen auf die verschiedenen Geschäftsstellen oder sonstigen Verantwortungsbereiche verteilt und hier weiter auf Produkte und Kundengruppen differenziert. Budgetkontrolle —> Budgetprozeß. Budget-Management in Kreditinstituten Einleitung In Kreditinstituten hat B. keine wesentliche Tradition. Hauptgrund dafür war die Regulierung des Bankenwettbewerbs in derVergangenheit mit dem Zweck, durch den Zusammenbruch von Banken ausgelöste Störungen des Geld- und Kapitalverkehrs zu vermeiden. Die Aufhebung des Wettbewerbs- und Habenzinsabkommens im Jahre 1967 beendete diese Ära. An die Stelle des Institutsschutzes trat mit Installierung der Einlagensicherung im Jahre 1967 der Kundenschutz. Der Wettbewerb nahm zu und

Budget-Management in Kreditinstituten wurde durch die Internationalisierung des Geld- und Kapitalverkehrs sowie das Eindringen branchenfremder Anbieter laufend verschärft. Hinzu kam die Expansion der Zweigstellennetze mit der Folge einer im internationalen Vergleich weit überdurchschnittlichen Bankstellendichte. In letzter Zeit mußten nun die Kreditinstitute die Erfahrung stagnierender Erträge bei steigenden Kosten machen. Die Kreditvolumina wachsen nur noch verhalten bei deutlich schrumpfenden Margen, Spareinlagen werden durch höher verzinsliche Alternativanlagen stark bedrängt, die an sich florierenden Provisionserträge können wegen ihres relativ schwachen Anteils an den Gesamterträgen nur teilweisen Ausgleich bringen. Der seit vielen Jahren bestehende Kostensteigerungstrend läßt sich dagegen nicht kurzfristig brechen, da die Personalkosten dominieren, hier tarifäre Erhöhungen nicht zu vermeiden sind und die Kreditinstitute noch nicht den Weg gefunden haben, diese Kostensteigerungen durch nachhaltige Dämpfung der Personalsteigerungsraten oder gar durch Personalreduzierungen zu kompensieren. Dies ist das Szenario, das die wachsende Bedeutung eines erfolgsorientierten —» Controllings in Kreditinstituten erklärt. Integraler Bestandteil des Controllings ist das B. Hauptteil 1. Budget-Management im bankbetrieblichen Controllingprozeß 1.1. Strategische Planung Grundlage des Controllingprozesses ist eine strategische Planung, d.h. eine auf nachhaltige Ergebnissicherung zielende Geschäftsplanung (—» Bankplanung) . Erster Schritt jeder strategischen Planung ist die Definition und Analyse von —* strategischen Geschäftsfeldern. Geschäftsfelder werden dreidimensional definiert, nämlich in die Richtungen Region, Kundenzielgruppe und Produktangebot. Die Analyse richtet sich auf die Attraktivität und die Wettbewerbsposition der Bank pro Geschäftsfeld. Aus den Analyseergebnissen können pro Geschäftsfeld Grundstrategien abgeleitet werden, nämlich alternativ Investitionsstrategien, Haltestrategien oder Rückzugsstrategien, jeweils bezogen auf die bankbe149

Budget-Management trieblichen Engpaßfaktoren (im wesentlichen Personal, Technik und Eigenkapital). Auf der Grundlage von Grundstrategien werden strategische Projekte entwickelt, die sich meist über einen mehrjährigen Zeitraum erstrecken. Da eine Vielzahl von strategischen Geschäftsfeldern mit jeweils einem oder mehreren strategischen Projekten zu überplanen ist, ist eine Integration dieser Projekte zu einem strategischen Programm erforderlich. Integratonskriterien sind: - Gewinn- und Renditehöhe sowie -kontinuität - Sensitivität auf Umweltveränderungen - Synergien - finanzieller Rahmenplan, insbesondere Gewinn-, Dividenden- und Rücklagenpolitik sowie Investitionen in Personal und Technik - Unternehmenskultur, wie sie in Unternehmensleitlinien zum Ausdruck kommen sollte. 1.2. Operative Jahresplanung 1.2.1. Maßnahmenplanung Die operative Maßnahmenplanung dient der schrittweisen Realisierung der strategischen Projekte, die in das strategische Programm übernommen worden sind. Eine wirksame Maßnahmenplanung hat folgenden Anforderungen zu genügen: - Operationalität - schnelle Wirksamkeit - Beachtung des Wirtschaftlichkeitsprinzips - Strategiekonformität. Ferner ist immer festzulegen, wer mit wem was in welcher Zeit und mit welchem Ergebnis zu tun hat, um eine Maßnahmenkontrolle zu ermöglichen. 1.2.2. Budgetierung Die —> Budgetierung dient dazu, das durch die Maßnahmenplanung gestaltete Geschäft des Planjahres zahlenmäßig darzustellen, wobei unterschieden wird in - Deckungsbeitragsbudgetierung und - Kostenstellenbudgetierung. (vgl. hierzu im einzelnen Nummern 2 + 3) 1.3. Istzahlen und Soll-IIstvergleich Den budgetierten Zahlen werden periodisch kongruente Ist-Zahlen in Form eines Soll-/Istvergleichs gegenübergestellt. Ferner werden darüber hinaus detaillierte Ist150

Budget-Management zahlennachweise für Analysezwecke erstellt. 1.4. Berichtswesen Die Soll-/Istvergleiche samt Istzahlennachweisen sind Grundlage für folgende Arbeiten: - Analyse der Abweichungsursachen - Erarbeitung von Gegensteuerungsvorschlägen - Erarbeitung von Vorschlägen für neue Orientierungszahlen, falls die Budgetzahlen unrealistisch geworden sind (Hochrechnungen, Erwartungsrechnungen) - Bericht an den Kompetenzträger zwecks Entscheidung über diese Vorschläge. 2. Deckungsbeitragsbudgetierung 2.1. Budgetierungsdimensionen 2.1.1. Regionaldimension In Kreditinstituten erfolgt die Deckungsbeitragsbudgetierung i.d.R. im Rahmen von Zielvereinbarungen der kundenbetreuenden Stellen mit den in der Linienhierarchie vorgesetzten Ebenen. Bei einer Filialbank wird auf diese Weise die regionale Dimension der Deckungsbeitragsbudgetierung dargestellt. 2.1.2. Kundengruppen-und Produktdimensionen Um im Planjahr —> Abweichungsanalysen treffsicher durchführen zu können, ist es erforderlich, den budgetierten regionalen Deckungsbeitrag in sparten- und kundengruppenbezogene Teil-Deckungsbeiträge planerisch zu zerlegen und diesen Planzahlen im Soll-/Istvergleich kongruente Istzahlen gegenüberzustellen. Beispiel: Aufgliederung des budgetierten Deckungsbeitrags der Region x in die Sparten Kreditgeschäft, Spargeschäft, Wertpapiergeschäft, Außenhandel usw. sowie in die Kundengruppen Firmen und Privatpersonen. 2.2. Deckungsbeitragskomponenten Ebenfalls um Abweichungsanalysen zu erleichtern, werden Deckungsbeiträge nicht unmittelbar budgetiert, sondern mittelbar als Ergebnis geplanter Deckungsbeitragskomponenten. 2.2.1. Durchschnittsvolumen Im —» Wertbereich (Kredite und Einlagen) beginnt die Budgetierung mit der Volumensplanung. Da die Budgetierung vor Beginn des Planjahres stattfindet (vgl. Nr.

Budget-Management 4.2.), wird zunächst das Volumen zu Beginn des Planjahres durch Annahmen über das bis dahin noch zu erwartende Bruttoneugeschäft abzüglich Rückflüsse ( = Nettoneugeschäft) geschätzt. Sodann wird das Neugeschäft im Planjahr budgetiert, wobei eine Aufteilung auf Quartale die Planungsgenauigkeit erhöht. Aus diesen Werten lassen sich die Durchschnittsvolumina des Planjahres, des vorhergehenden Jahres und die geplanten Steigerungsraten der Durchschnittsvolumina rechnerisch ableiten. 2.2.2. Margen Für die geplanten Durchschnittsvolumina, gegliedert nach Sparten, d.h. Kredite, Sichteinlagen, Spareinlagen, Termineinlagen, ferner gegliedert nach Kundengruppen, werden individuelle Margen geplant. Hierbei ist die Margenplanung nach der —» Marktzinsmethode zu empfehlen. Die Planung kann sich auf die Margen der Vergangenheit und die Zinsprognosen für das Planjahr stützen. Durchschnittsvolumina und Margen multipliziert ergeben den PlanZinskonditionenbeitrag im Wertbereich. 2.2.3. Dienstleistungserträge Die Erträge im —» Dienstleistungsgeschäft (neben den Provisionserträgen auch der Valutanutzen im Zahlungsverkehr) werden entweder direkt budgetiert oder als rechnerisches Ergebnis aus geplanten Umsätzen/ Stückzahlen und Plan-Ertragssätzen pro Umsatz-DM bzw. pro Stück ermittelt. 2.2.4. Risikokosten im Kreditgeschäft Zur Budgetierung der —» Risikokosten im Kreditgeschäft werden die gemäß Nr. 2.2.1. budgetierten Kredit-Durchschnittsvolumina benötigt. Der vorsichtig geschätzte Wert der Kreditsicherheiten ist von diesen Volumina abzusetzen. Auf die ungesicherten Volumina werden Risikokostensätze verrechnet, die aus Kunden- und Kundengruppen-Ratingverfahren und aus unterschiedlicher Risikoeinschätzung verschiedener Kreditprodukte abgeleitet werden. Die Risikokostensätze sind so zu bemessen, daß über einen Zeitraum von mehreren Jahren sich ein Gleichgewicht der verrechneten Risikokosten und der tatsächlichen Ausfälle im Kreditgeschäft einstellt. 2.2.5. Arbeitskosten Zur Budgetierung der Arbeitskosten als Komponente der geplanten Deckungsbei-

Budget-Management träge müssen die Stückzahlen der Bankprodukte geplant werden. Diese werden mit standardisierten Produktstückkosten multipliziert, die aus der Kostenstellenbudgetierung (vgl. Nr. 3) gewonnen werden. In den standardisierten Produktstückkosten nicht berücksichtigte Plankostenbestandteile aus der Kostenstellenbudgetierung werden in höhere Stufen der stufenweisen Deckungsbeitragsrechnung (vgl. Nr. 3.4.3.) eingestellt. 2.3. Unterjährige Budgetwerte Üblicherweise wird das Deckungsbeitragsbudget für jeweils ein Kalenderjahr aufgestellt. Für Zwecke des unterjährigen Soll-/ Istvergleichs ist daher das Jahresbudget rechnerisch auf unterjährige Planwerte aufzuteilen. Bei Dienstleistungserträgen und Kosten bietet sich hierbei eine zeitanteilige Verteilung der Jahreswerte an. Ist bei den Volumina das Neugeschäft bereits monatlich oder quartalsweise geplant worden (vgl. Nr. 2.2.1.), kann hieraus auch ein monatliches bzw. quartalsweises Plandurchschnittsvolumen rechnerisch abgeleitet werden. Falls dagegen das Neugeschäft nur jährlich geplant wurde, ist von einer linearen Verteilung des Neugeschäfts im Planjahr auszugehen und sind darauf aufsetzend die unterjährigen Plandurchschnittsvolumina rechnerisch abzuleiten. 2.4. Gesamtbankbudget Die durch die regionalen Profitcenter aufgestellten Plandeckungsbeiträge sind zum kundenbezogenen Plandeckungsbeitrag der Gesamtbank zusammenzufassen. Der sich ergebende Wert ist mit den Gewinnerfordernissen der Bank abzugleichen, die sich aus der Dividenden- und Rücklagenpolitik ergibt. Eine Ergebnislücke ist daraufhin zu untersuchen, ob sie durch die Ergebnisse des nichtkundenbezogenen Geschäfts (im wesentlichen Eigenhandel, Beteiligungen, Fristentransformationsergebnis, Anlagenutzen des Eigenkapitals und anderer zinsloser Passiva abzüglich zinslose Aktiva) unter Einbeziehung der Risikovorsorgepolitik geschlossen werden kann. 2.5. Verhältnis zur Deckungsbeitragsrechnung Im Soll-/Istvergleich stehen den Werten der Deckungsbeitragsbudgetierung kongruente Istzahlen gegenüber. Die Deckungsbeitragsrechnung ist mit der Deckungsbei151

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Budget-Management tragsbudgetierung zwar ebenfalls kompatibel, aber detaillierter, um als Istzahlennachweis die Abweichungsanalyse zu erleichtern. Anstelle des Deckungsbeitrags von Kundengruppen werden Einzelkundenkalkulationen erstellt, anstelle von Sparten-Deckungsbeiträgen tritt die Kalkulation einzelner Produkte. In der Regionaldimension hingegen sollte bereits dezentral, also auf Kontostellenebene budgetiert und auf gleicher niedrigster Ebene in der Deckungsbeitragsrechnung kalkuliert werden. Wegen des erhöhten Detaillierungsgrades und des damit verbundenen Arbeitsaufwandes sollte die Deckungsbeitragsrechnung nur quartalsweise erstellt werden, womit in Kauf genommen wird, daß eine gründliche Abweichungsanalyse ebenfalls nur quartalsweise erfolgt. 3. Kostenstellenbudgetierung Neben die Deckungsbeitragsbudgetierung mit Soll-/Istvergleich und Deckungsbeitragsrechnung tritt ergänzend die Kostenstellenbudgetierung und -rechnung. Während der Deckungsbeitrag die Attraktivität von dreidimensional definierten Geschäftsfeldern zeigt (vgl. Nr. 2.1.), wird in der Kostenstellenbudgetierung und -rechnung die geplante und tatsächliche Kostenhöhe und -struktur der organisatorischen Einheiten der Bank abgebildet. Brücke zwischen den beiden Rechnungen ist die leistungsbezogene Verrechnung der Kosten aus der Kostenstellenbudgetierung und -rechnung in die Deckungsbeitragsbudgetierung und-rechnung (vgl. Nr. 3.4.). 3.1. Plankostenstellen Die organisatorischen Kostenstellen, auf denen gemäß den Kontierungsrichtlinien die Istkosten anfallen, sind nach folgenden Kriterien zu Plankostenstellen zusammenzufassen: - Vermeidung von zu großem Planungsaufwand - Vermeidung, daß der auf Plankostcnstcllen bezogene Soll-/Istvergleich zu einem arbeitsplatzbezogenen Soll-/Istvergleich verwendet werden kann (Mitbestimmungsrecht des Betriebsrats gemäß § 87 Absatz 1 Nr. 6 BetrVG) - Aber keine zu starke Verdichtung, um die Kosten- und Leistungsstruktur der Plankostenstelle transparent zu halten. 152

3.2. Plankostenarten Die Aufwandskosten im Arbeitsbereich, auf denen die Istkosten gebucht werden, sind so zu Plankostenarten zusammenzufassen, daß nicht zu unbedeutende Kostenbeträge pro Plankostenstelle zu budgetieren sind. Hierbei ist zu beachten, daß nicht jede Plankostenart in jeder Plankostenstelle zu budgetieren ist, sondern insbesondere im Sachkostenbereich eine Reihe von Kostenarten sinnvollerweise nur auf höherer hierarchischer Plankostenstufe geplant und im Soll-/Istvergleich dargestellt wird. Dagegen werden die ihrem Gewicht nach herausragenden Personalkosten in praktisch allen Plankostenstellen budgetiert. 3.3. Leistungsbezogene Kostenplanung Leistungserstellung und Kostenverbrauch stehen auch in Dienstleistungsunternehmen, somit auch bei Kreditinstituten, in einem funktionalen und weitgehend linear verlaufenden finalen Zusammenhang. Es ist daher sinnvoll, die Kosten in Kreditinstituten leistungsbezogen zu planen. 3.3.1. Leistungsmengenplanung und -Zählung

Pro Plankostenstelle werden die im Planjahr zu erbringenden Leistungsartenmengen geplant. Idealerweise ist dies pro Plankostenstelle nur eine Leistungsart (homogene Kostenstelle). Häufig ist es aber nötig, mehrere Leistungsarteri pro Plankostenstelle zu überplanen (heterogene Kostenstellen), insbesondere in Kontostellen mit der Vielzahl der dort vorkommenden Leistungsarten. Hierdurch wird der Soll-/Istvergleich erschwert (vgl. Nr. 3.3.4.). Während des Planjahres sind die definierten Leistungsarten in einer möglichst maschinell erstellten Postenstatistik zu zählen, um so die Istleistungsmenge pro Plankostenstelle und Leistungsart zu erhalten. Das Verhältnis der Istleistungsmenge zur Planleistungsmenge zeigt den Beschäftigungsgrad der Plankostenstelle, differenziert nach Leistungsarten an. 3.3.2. Leistungsbewertung Sowohl die Planleistungsmengen wie die Istleistungsmengen sind mit Standardkostensätzen zu multiplizieren, um die budgetierten Kosten (= Plankosten) und die Sollkosten (vgl. Nr. 3.3.4.) zu ermitteln. Die Standardkostensätze basieren auf Stan-

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Kosten

dardarbeitszeiten, die für die Bearbeitung einer Einheit jeder Leistungsart angesetzt werden (—» Standard-Einzelkostenrechnung). Diese Zeitstandards werden in folgender Weise ermittelt: - Festlegung des Soll-Ablaufs von Arbeitsschritten pro Leistungsart - Bestimmung der Arbeitszeit pro Arbeitsschritt und damit pro Leistungsart mit Hilfe alternativer Verfahren (Multimoment, Zeitmessung, Selbstaufschreibung, Interviewtechnik) sowie Zuschläge für Verteilzeiten - Bewertung der Zeitstandards mit Personalkostensätzen und Zuschlägen für arbeitszeitproportionale Sachkosten, sogenannte Arbeitsplatzkosten, insbesondere Raumkosten - Erhöhung der Kostensätze durch sonstige leistungsartenproportionale Sachkosten, insbesondere EDV-Kosten. 3.3.3. Fixe und proportionale Kosten Die leistungsbezogenen Kosten werden üblicherweise als proportionale Kosten bezeichnet. Daneben gibt es in der Industrie wie in Dienstleistungsunternehmen, somit auch in Kreditinstituten, Kosten, bei denen eine Proportionalität zur Leistungserstellung nicht feststellbar ist. Diese leistungsmengenunabhängigen Kosten werden gemeinhin als fixe Kosten be-

zeichnet. Gründe für die fehlende Leistungsproportionalität sind folgende: - Die Leistungen der betreffenden Plankostenstelle sind ganz oder teilweise mit angemessenem Aufwand nicht zählbar und/ oder nicht bewertbar. Eine derartige Plankostenstelle hat insoweit fixe Kosten zu planen (vor allem bei Stabsfunktionen). - Jede Plankostenstelle hat einen Kostenblock der Betriebsbereitschaft vor jeder Leistungserstellung. Dieser Kostenblock wird ebenfalls fix geplant (vor allem Leitungsfunktionen in Kostenstellen aller Art). Die Plankosten bestehen daher pro Kostenstelle aus fixen und proportionalen Plankosten, nur in Kostenstellen ohne zähl- und/ oder bewertbare Leistungen nur aus fixen Plankosten (vgl. hierzu und zu den folgenden Ausführungen Abb. 1). Die Unterscheidung zwischen proportionalen und fixen Kosten betrifft den finalen Zusammenhang der Kosten zur Leistungserstellung (Mittel-Zweck-Verhältnis), nicht die Frage der Beeinflußbarkeit der Kosten. Einerseits können proportionale Kosten oft nicht in gleichem Umfang abgebaut werden, wie die Istleistungsmenge gegenüber dem Planwert abfällt, weil z.B. die betreffenden Mitarbeiter nicht ohne weite153

Budget-Management res in andere Kostenstellen versetzt werden können. Andererseits können fixe Kosten dadurch schnell abgebaut werden, daß etwa eine Stabsfunktion reduziert oder aufgegeben wird und die betreffenden Mitarbeiter eine andere Beschäftigung übernehmen. 3.3.4. Sollkosten undSoll-Hstvergleich Im unterjährig zu erstellenden Soll-/Istvergleich werden die pro Plankostenstelle getrennt nach Plankostenarten anfallenden Istkosten den Sollkosten gegenübergestellt. Die Sollkosten sind die Summe aus den fixen Plankosten und den mit dem Beschäftigungsgrad multiplizierten proportionalen Plankosten, d.h. sie zeigen die Kosten auf, die bei der Istleistungsmenge der Kostenstelle planmäßig anfallen sollen. Von diesen Sollkosten abweichende Istkosten werden als Verbrauchsabweichung bezeichnet, da sie auf einen von der Planung abweichenden Verbrauch von Kosten-DM zurückzuführen sind. Bei der wichtigsten Kostenart in Kreditinstituten, den Gehältern, ist es sinnvoll, die Verbrauchsabweichung zu analysieren in eine Mengenabweichung ( = geleistete Arbeitsstunden) und eine Tarifabweichung ( = DM-Satz pro Arbeitsstunde). Die Kostenart „Gehälter" sollte daher getrennt nach Arbeitsstunden und Stundensatz geplant und im Soll-/Istvergleich dargestellt werden. Der Soll-/Istvergleich ist pro Plankostenstelle und Plankostenart durchführbar. Nicht möglich ist dieser Vergleich für unterschiedliche Leistungsarten innerhalb der gleichen Kostenstelle, da nur die Sollkosten pro Leistungsart vorliegen, die Istkosten dagegen nur pro Kostenstelle und Kostenart, nicht aber pro Leistungsart kontiert werden. Nicht möglich ist ferner ein Soll-/ Istvergleich getrennt nach fixen und proportionalen Kosten, da auch hier für die Istkosten keine Kontierungsunterschiede bestehen. Zur Unterstützung der Abweichungsanalyse dienen Istkostennachweise, die entsprechend der Kontierung und damit detaillierter als die Daten des Soll-/Istvergleiches vorliegen, nämlich pro Aufwandskonto statt pro Plankostenart und pro organisatorischer Kostenstelle statt pro Plankostenstelle. 154

Budget-Management 3.4. Leistungsbezogene Kostenverrechnung 3.4.1. Leistungsort und Leistungsempfänger Die von einer Plankostenstelle ( = Leistungsort) geplanten bzw. erbrachten Leistungsmengen sind bei der Kostenplanung und in der Postenstatistik (vgl. Nr. 3.3.1.) unter Angabe des Leistungsempfängers festzuhalten. Leistungsempfänger kann zum einen eine andere Plankostenstelle sein (z.B. Leistungen der Gehaltsabrechnung zugunsten aller anderen Plankostenstellen). In diesem Fall werden die leistungsbezogenen Kosten sowohl als originäre Kosten beim Leistungsort als auch als verrechnete Kosten beim Leistungsempfänger geplant. Im Soll-/Istvergleich werden diese Kosten beim Leistungsort als proportionale Sollkosten ausgewiesen, beim Leistungsempfänger als verrechnete Istkosten. Zum anderen kann Leistungsempfänger das Deckungsbeitragsbudget bzw. die Dekkungsbeitragsrechnungsein, nämlich dann, wenn sich eine Plankostenstelle nicht in eine andere Plankostenstelle, sondern unmittelbar in das Ergebnis verrechnet (z.B. Leistungen einer Kontostelle, aber auch Leistungen der zentralen Wertpapierverwaltung). In diesem Fall werden die leistungsbezogenen Kosten in der Kostenstellenbudgetierung nur beim Leistungsort geplant bzw. als Sollkosten ausgewiesen. Daneben erscheinen sie als geplante bzw. im Ist verrechnete Stückkosten in der Dekkungsbeitragsbudgetierung bzw. -rechnung (vgl. Nr. 3.4.2.). 3.4.2. Standardstückkosten So wie die Kostenstellenbudg&ticrung und -rechnung auf der Basis geplanter bzw. gezählter Leistungsmengen proportionale Plankosten bzw. Sollkosten errechnet und an die Deckungsbeitragsbudgetierung und -rechnung „abgibt", so werden in der Dekkungsbeitragsbudgetierung und -rechnung Produktstückzahlen geplant (vgl. Nr. 2.2.5.) bzw. gezählt, diese mit Produktstückkostensätzen multipliziert und die sich hieraus errechnenden Plan- bzw. Istproduktstückkosten aus der Kostenstellenrechnung „abgeholt". Hierbei ergeben sich die Produktstückkostensätze aus einer einfachen Addition der

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Plankostenstellen PKST

A

Abstimmkonten

Produkte

Leistungsart

Produkt

1

Produkt

Z

a

c> A PKST

A

X

Leistungsart

y

Verrechnung

Verrechnung

gemäB

gemäß

Leistungserstellung

Produktfolgestruktur

-?> Verfahrensabweichung Abb. 2

Verrechnung von Stückkosten aus der Kostenstcllcnbudgcticrung/-rcchnung in die Deckungsbeitragsbudgetierung/-rechnung

Stückkostensätze der Leistungsarten, die zu einem Bankprodukt gehören. Beispiel: Das Produkt „Aktienkauf" besteht aus Leistungsarten folgender Kostenstellen: Kontostelle, Börsenbüro, Wertpapierverwaltung, EDV-Abwicklung, Buchhaltung. Trotz dieses integrativen Ansatzes ergeben sich zwischen dem „Abgeben" von leistungsbezogenen Stückkosten von Seiten der Kostenstellenrechnung und dem „Abholen" von produktbezogenen Stückkosten von Seiten der Deckungsbeitragsrechnung Differenzen, vor allem wenn bei der Bearbeitung eines Bankprodukts von Standardarbeitsabläufen abgewichen wird. Diese Abweichungen nennt man daher „Verfahrensabweichungen" (vgl. Abb. 2). Die auf diese Weise ermittelten standardisierten Produktstückkosten enthalten zunächst nur proportionale Kosten. Sie sind als reine Marginalkosten ausschließlich für die Ermittlung kurzfristiger Preisuntergrenzen geeignet. Für mittel- und längerfristige Betrachtungen, insbesondere zur Beurteilung der Attraktivität von Geschäftsfeldern sollten diese Produktstückkosten um fixe Kostenbestandteile wie folgt erhöht werden: Es wird pro Kostenstelle der Prozentsatz der fixen Plankosten in v.H. der proportionalen Plankosten festgestellt und der zunächst rein proportionale Kostensatz

um eben diesen Prozentsatz erhöht. Auf diese Weise werden nur dem Beschäftigungsgrad entsprechende anteilige fixe Plankosten, nicht evtl. darüber hinausgehende Leerkosten in die Stückkosten eingerechnet. In Abb. 1 sind die Stückkosten in der beschriebenen Weise dargestellt. Einige Standardstückkosten lassen sich im Bankgeschäft sinnvollerweise nicht auf der Produktebene, sondern erst auf der Kundenengagementebene ermitteln. Das gilt vor allem für das Kreditgeschäft, wo etwa die Kosten der Bonitäts- und Sicherheitenprüfung nicht den einzelnen von einem Kunden in Anspruch genommenen Kreditarten, wohl aber dem Kundenkreditengagement insgesamt zuordbar sind. 3.4.3. Stufenweise Deckungsbeitragsbudgetierung und -rechnung In die stufenweise Deckungsbeitragsfoudgetierung sind neben den über die Stückkosten bereits verrechneten Plankosten noch die Plankosten von Kostenstellen zu verrechnen, die ganz oder teilweise nicht zählbare und/oder bewertbare Leistungen erbringen (vor allem Stabsfunktionen). Diese Kosten werden ohne Leistungsbezug in höhere Stufen der Deckungsbeitragsbudgetierung je nach Aufgabenbezug der betreffenden Kostenstelle eingestellt. Beispiel: Die Kosten einer mit dem Firmenkundenmar155

Budget-Management keting betrauten Stabstelle eines Regionalbereichs werden in der Stufe des Regionalbereichs in der Kundengruppe Firmenkunden spartenübergreifend ausgewiesen. Bei der stufenweisen Deckungsbeitragsrec/inung sind über die Verrechnung der Standardstückkosten die proportionalen Sollkosten und dem Beschäftigungsgrad entsprechende anteilige Fixkosten erfaßt. Es verbleiben noch die pro Plankostenstelle auftretenden Abweichungen zu den Istkosten, nämlich Leerkosten und Verbrauchsabweichungen (vgl. Abb. 1) sowie Verfahrensabweichungen (vgl. Abb. 2). Hinzu kommen die schon in der Deekungsbeitragsbudgetierung erst auf höherer Stufe verrechenbaren fixen Plankosten. Sie werden ebenfalls dem Aufgabenbezug der Plankostenstelle entsprechend in höhere Stufen der Deckungsbeitragsrechnung eingestellt. 4. Organisation der Budgetierung 4.1. Außauorganisation 4.1.1. Deckungsbeitragsbudgetierung Unabhängig von der konkreten Ausgestaltung der Aufbauorganisation eines Kreditinstituts sollte die Deckungsbeitragsbudgetierung als Aufgabe der im unmittelbaren Kundenkontakt stehenden Profitcenter festgelegt werden. Das sind in einer Filialbank von unten nach oben gesehen die Kontostellen, die Filialen, die Regionalbereiche und die im Vorstand für die Regionalbereiche zuständigen Ressortchefs. Zur Erhöhung der Transparenz werden die Deckungsbeitragsbudgets mehrdimensional dargestellt, d.h. neben die Profitcenterdimension treten die Produktdimension und die Kundengruppen (vgl. Nr. 2.1.), für die - abgeleitet aus dem Profitcenterbudget - ebenfalls Deckungsbeitragsbudgets erarbeitet werden. Falls in einer Matrix-Organisation für diese Dimensionen ebenfalls Organisationseinheiten bestehen (Produktbereiche, Kundengruppenbereiche), sollten diese Organisationseinheiten ebenfalls als Verantwortungsträger behandelt werden und damit am Budgetierungsprozeß beteiligt sein. 4.1.2. Kostenstellenbudgetierung Träger der Kostenstellenbudgetierung sind die Kostenstellen, von der untersten Hierarchiestufe, z.B. einem Büro, über Abteilungen und Bereiche bis hin zum zuständi156

Budgetprozeß gen Vorstandsmitglied. Daneben sind die für einzelne Kostenartengruppen zuständigen Zentralbereiche, insbesondere Personal, Bau und Verwaltung sowie Organisation, jeweils als bankweit verantwortliche Stellen in den Budgetierungsprozeß einzuschalten. 4.2. Ablauforganisation im Planjahr Sinnvollerweise wird die Budgetierung jeweils im 4. Quartal für das Folgejahr durchgeführt. Hierbei sollten die Zielvorstellungen von unten und von oben innerhalb der Profitcenter- bzw. Kostenstellenhierarchie durch Zielvereinbarungsgespräche zu einem gemeinsamen Ziel entwickelt werden. Fazit Das B. bildet zusammen mit der Maßnahmenplanung die operative Jahresplanung, die dazu dient, die in der strategischen Planung formulierte mittel- und langfristige Geschäftspolitik planmäßig im laufenden Geschäft und in der laufenden Ressourcenverwendung zu realisieren. Während des Planjahres ist zu überwachen, ob die geplanten Maßnahmen durchgeführt und die budgetierten Werte erreicht werden. Soll-/ Istabweichungen sind der Anlaß zu Steuerungsmaßnahmen, um das Kreditinstitut auf den budgetierten Zielpfad zurückzuführen. Prof. Dr. Dietrich Köllhofer, München Budgetprinzip Grundprinzip im Rahmen der Feinsteuerung von Unternehmen. Gemäß dem B. werden für alle Unternehmensteilbereiche operative Zielgrößen ermittelt, die den Verantwortlichen als Richtschnur für ihr Handeln dienen. Neben der Budgetvorgabe beinhaltet das B. auch eine systematisch durchgeführte Abweichungsanalyse (—» Budgetprozeß). Insgesamt läßt sich das B. dadurch charakterisieren, daß frühzeitig Planabweichungen erkannt und analysiert, Gegensteuerungsmaßnahmen rechtzeitig eingeleitet sowie die Verhaltensweisen der Mitarbeiter besser gesteuert werden können. Desweitern bieten die auf Basis des B. ermittelten Ergebnisse einen organisatorisch einheitlich verankerten und akzeptierten Maßstab für den individuellen Erfolg des einzelnen Ergebnisverantwortlichen. Budgetprozeß beschreibt die Konkretisierung des —»Bud-

Budgetvorgabe getprinzips, indem hier zunächst die Sollvorgaben von den Gesamtbankunternehmenszielen bis hin zum einzelnen Geschäft heruntergebrochen und anschließend im Rahmen der —» Abweichungsanalyse mit den Istwerten verglichen werden. Der B. spielt sich bei Anwendung des —> Gegenstromverfahrens regelmäßig in vier Phasen ab. Zunächst werden die Vorlagen für Einzelund Teilbudgets erstellt (Budgetentwurf). Diese Einzel- und Teilbudgets werden anschließend vertikal und horizontal zu Gesamtbudgets aggregiert (Budgetabstimmung). Diese abgestimmten Budgets werden anschließend als Handlungsziele und als Handlungsrahmen verbindlich in Kraft gesetzt (Budgetvorgabe). Während der Realisation und nach Abschluß des Budgetzeitraumes werden dann Soll- und Ist-Zahlen verglichen und die Abweichungen auf ihre Entstehungsursachen hin untersucht (Budgetkontrolle). Budgetvorgabe —»Budgetprozeß. Bündelpreiskonzept wichtigstes Instrument der —» Preispolitik in Kreditinstituten, wonach sich der Gesamtpreis für Bankleistungen nach dem —» Prinzip der kleinen Mittel aus vielen Teilpreisen zusammensetzt, die dann so miteinander verknüpft werden, daß durch eine Ausgleichspreisstellung in einzelnen Teilbereichen ein gewünschter Mindestertrag aus einer Kundenbeziehung erzielt werden kann, unabhängig davon, in welcher Kombination die entsprechenden Teilleistungen nachgefragt werden. Voraussetzung für eine Realisation des B. ist die genaue Kenntnis der verschiedenen Gestaltungsvariablen von Bankpreisen, die systematisch zu kombinieren sind. Gestaltungsvariablen sind hierbei als Preiszähler die Zins- und Provisionssätze sowie Stückpreise; als Preisbezugsbasen können Bestands- oder Stromgrößen dienen und als Wertstellungstermine können Vor- und Nachvalutierungen sowie Valutierungen zum Einreichungstermin berechnet werden. Die Festsetzung der einzelnen Teilpreise erfolgt häufig in Anlehnung an das —» Gebührenprinzip und an das —» Prinzip der gleitenden Preisanpassung.

Bürgschaft Bürge wer sich durch Vertrag gegenüber dem Gläubiger verpflichtet, für die Erfüllung der —> Verbindlichkeit eines Dritten (Schuldner) einzustehen (§ 765 BGB). -> Bürgschaft. Bürgschaft Durch den B.-Vertrag verpflichtet sich der Bürge gegenüber dem Gläubiger, für die Erfüllung der —> Verbindlichkeiten eines Dritten (Schuldner) einzustehen (§ 765 BGB). Zur Gültigkeit der B. ist grundsätzlich die Schriftform für die B.-Erklärung erforderlich (§ 766 BGB). Ausgenommen davon ist die B.-Übernahme durch den Vollkaufmann als Bürgen, wenn diese für ihn Handelsgeschäft ist (§ 350 HGB). Banken lassen sich jedoch in jedem Falle die B.-Erklärung schriftlich geben. Die B. ist eine akzessorische Sicherheit, die auch für künftige Verbindlichkeiten übernommen werden kann. Damit vermag sie auch als Sicherheit für —» Kredite mit unterschiedlicher Inanspruchnahme, z.B. für —» Kontokorrentkredite, zu dienen. Der Bürge kann die Befriedigung des Gläubigers verweigern, solange nicht der Gläubiger eine —» Zwangsvollstreckung gegen den Schuldner erfolglos versucht hat. Diese Einrede der Vorausklage steht dem Bürgen als Vollkaufmann nicht zu. Die —»Kreditinstitute schließen dieses Recht der Einrede der Vorausklage regelmäßig in den B. - Verträgen aus. Der Bürge übernimmt damit eine selbstschuldnerische B. (§ 773 Abs. 1 Nr. 1 BGB), aus der er sofort in Anspruch genommen werden kann, wenn der Schuldner seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachkommt. Mitbürgen haften als Gesamtschuldner. Bei einer befristeten B. wird der Bürge nach Ablauf der bestimmten Zeit frei. Eine unbefristete B. ist auf unbestimmte Zeit gegeben, kann jedoch vom Bürgen nach Ablauf einer angemessenen Zeit (etwa zwei Jahre) oder bei Eintritt besonders wichtiger Umstände gekündigt werden. Bei unbeschränkter B. tritt der Bürge für die Schuld in voller Höhe ein. Bei einer beschränkten B. bzw. Höchstbetragsbürgschaft kann der Bürge seine Haftung auf einen bestimmten Betrag begrenzen. Bei einer Ausfall-B. kann der Bürge erst 157

Bürgschaftskredit

Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (B AV)

bei eingetretenem Ausfall des Schuldners, den der Gläubiger nachzuweisen hat, in Anspruch genommen werden. Der Bürge haftet in der Regel für den Fehlbetrag, der sich aus der verbürgten Verbindlichkeit und aus dem Verwertungserlös sämtlicher sonstiger Sicherheiten für den Gläubiger ergibt. Banken modifizieren die Ausfall-B. oft dahingehend, daß der Ausfall bereits z.B. bei Zahlungseinstellung des Schuldners, bei Eröffnung eines gerichtlichen Vergleichs- oder Konkursverfahrens oder bei Zahlungsverzug innerhalb einer festgelegten Frist nach Fälligkeit der Forderung als eingetreten anzusehen ist. Ausfall-B. werden hauptsächlich von öffentlichen Stellen (Bund, Länder, Gemeinden) zugunsten von gewerblichen Kreditnehmern gegeben, deren Haftungsmasse für eine bankmäßige Kreditbesicherung als nicht ausreichend angesehen wird. Bei personenbezogenen —» Kapitalgesellschaften, deren Vermögen für die beanspruchten Kredite dem Kreditinstitut keine ausreichende Sicherheit bietet, wird oft die B. der Gesellschafter verlangt. Die B. hat als Instrument der —» Kreditsicherung besonders durch die Bedeutung der B. des Bundes, der Länder und der—» Kreditgarantiegemeinschaften (das sind privatwirtschaftliche Selbsthilfeeinrichtungen der verschiedenen Wirtschaftszweige) zunehmendes Gewicht. Bürgschaftskredit ein durch die akzessorische Sicherheit der —> Bürgschaft gesicherter-> Kredit. Bull-Anleihe indexgebundene —> Anleihe, also Anleihe, bei der der Rückzahlungskurs an einen —> Aktienindex gebunden ist, und zwar derart, daß sich der —» Tilgungsbetrag mit steigendem Aktienindex erhöht. Eine B. ist meist eine Tranche einer Anleihe, deren zweite eine—» Bear-Anleihe ist. Bundesamt für Privatversicherungswesen oberste Aufsichtsbehörde über die private Versicherungsgesellschaften in der Schweiz. Das B. überprüft die materielle Sicherstellung der Ansprüche der Versicherten sowie die Bedingungen und die Tarife der einzelnen Gesellschaften. Es ist dem Eidgenössischen Justiz- und Polizeide158

partement unterstellt, sein Betrieb wird durch die beaufsichtigten Versicherungsgesellschaften finanziert. Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK, B AKred) Das BÄK mit Sitz in Berlin übt in Zusammenarbeit mit der —» Deutschen Bundesbank die —> Bankenaufsicht aus. Die gesetzliche Grundlage für die Aktivitäten des BÄK ist das —» Gesetz über das Kreditwesen (KWG), inbes. die §§ 5-9 KWG. Die Aufgaben des BÄK liegen darin, Mißständen im Kreditwesen entgegenzuwirken, die die Sicherheit der den Kreditinstituten anvertrauten Vermögenswerte gefährden, die ordnungsmäßige Durchführung der Bankgeschäfte beeinträchtigen oder erhebliche Nachteile für die Gesamtwirtschaft herbeiführen können. Das BÄK ist befugt, Auskünfte von den Banken zu verlangen und Prüfungen vorzunehmen, die in §§ 10, 11 KWG angesprochenen —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität von Kreditinstituten aufzustellen und bei einer Verletzung der Vorschriften des KWG einzugreifen, Monatsausweise und Bilanzen von Kreditinstituten (über die Deutsche Bundesbank) anzufordern und Zulassungen zum Geschäftsbetrieb von Kreditinstituten auszusprechen. Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BA V) selbständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen, zuständig für die Beaufsichtigung des Versicherungswesens; Sitz in Berlin (West). Vom 1.4.1952 (Aufnahme der Aufsichtstätigkeit) bis zum 31.12.1972 war diese Aufsichtsbehörde als Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs-und Bausparwesen tätig; der Bereich des Bausparwesens wurde zum 1.1.1973 dem -» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen übertragen. Neben dem BAV sind Landesbehörden Träger der —> Versicherungsaufsicht. Im einzelnen ist das BAV zuständig für alle privaten —> Versicherungsunternehmen und öffentlich-rechtliche —> Wettbewerbsanstalten, deren Geschäftstätigkeit über den Bereich eines Bundeslandes hinausreicht. Das BAV und die Landesbehörden können sich die Aufsicht einzelner Versicherungsunternehmen gegenseitig übertragen (mit

Bundesbank Ausnahme von privaten Versicherungsunternehmen größerer wirtschaftlicher Bedeutung). Die rechtliche Grundlage für die Versicherungsaufsicht des B AV bildet das —» Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG). Im einzelnen umfaßt die Tätigkeit des BAV vor allem drei Aufgabenbereiche: (1) die Entscheidung darüber, ob ein Unternehmen der Versicherungsaufsicht unterliegt; (2) Erteilung von Erlaubnissen und Genehmigungen, insbesondere über die Zulassung eines Versicherungsunternehmens; (3) laufende Aufsicht über den Geschäftsbetrieb der Versicherungsunternehmen. Die Entscheidungen des BAV trifft grundsätzlich der Leiter dieser Behörde, der Präsident. Zur Mitwirkung bei der Aufsicht besteht ein —> Beirat aus 60 Sachverständigen des Versicherungswesens (§ 92 VAG). Für wesentliche Fälle ist eine Gemeinschaftsentscheidung durch die —» Beschlußkammer vorgesehen. Die Kosten des Bundesaufsichtsamtes haben die von ihm beaufsichtigten Versicherungsunternehmen zu 90% zu tragen, 10% übernimmt der Bund. Das BAV berichtet monatlich über seine Aufsichtstätigkeit (Veröffentlichungen des BAV), außerdem wird jährlich ein Geschäftsbericht erstellt. Diese Publikationen enthalten neben Anordnungen und Bekanntmachungen statistische Angaben zur Entwicklung im Versicherungswesen. Bundesbank —» Deutsche Bundesbank. Bundesbankgesetz (BBankG) —»Gesetz über die Deutsche Bundesbank. Bundeskartellamt selbständige Bundesoberbehörde mit Sitz in Berlin, die zum Geschäftsbereich des Bundesministers für Wirtschaft gehört und gemäß Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) von 1958 mit nachfolgenden Novellierungen folgende Aufgaben hat: Verfolgung von Verstößen gegen das Kartellverbot und Erlaubnis von Ausnahmen, Kontrolle von Unternehmenszusammenschlüssen und ihr Verbot, wenn eine marktbeherrschende Stellung zu erwarten ist (Fusionskontrolle), staatliche Miß-

Bundesverband (BVR) brauchsaufsicht über marktbeherrschende Unternehmen. Verstöße gegen das GWB sind Ordnungswidrigkeiten und werden mit Bußgeldern durch das B. geahndet. Das B. veröffentlicht jährlich einen Bericht (Kartellbericht). Bundesschatzbrief nicht an der —» Börse gehandeltes -> Wertpapier, das seiner Rechtsnatur nach eine Buchforderung gegenüber dem Bund darstellt. B. sind mit jährlich steigenden —» Zinssätzen ausgestattet. Sie werden über die Banken vor allem an private Haushalte verkauft. Die Mittel aus dem Verkauf fließen dem Bund zu. Man unterscheidet Typ A (sechs Jahre —» Laufzeit, Stückelung 100,- DM) und Typ B (sieben Jahre Laufzeit, Stückelung 5 0 , - DM). Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR) Dachverband der genossenschaftlichen Bankengruppen mit Sitz in Bonn. Im Zuge einer Neuordnung des genossenschaftlichen Verbandwesens nahm der BVR 1972 seine Tätigkeit auf. Mitglieder des BVR sind die örtlichen —> Kreditgenossenschaften, die regionalen genossenschaftlichen—» Zentralkassen, die DG Bank, Verbundinstitute, die Regional- und Fachprüfungsverbände. Im Unterschied zu den Kreditinstituten der anderen Bankengruppen sind die kreditwirtschaftlichen Primärgenossenschaften direkt in ihrem Spitzenverband vertreten (—> Bankenverbände). Wie auch die anderen kreditwirtschaftlichen Spitzenverbände hat der BVR die Aufgabe, seine Mitgliederbanken in allen bankpolitischen Fragen zu beraten und zu unterstützen. Des weiteren vertritt er die Interessen seiner Mitglieder gegenüber der Öffentlichkeit. Nach § 54 Abs. 1 GenG muß jede Genossenschaft einem Verband angehören, dem das Prüfungsrecht verliehen ist (Prüfungsverband). Der BVR hat allerdings kein Prüfungsrecht. Diese Aufgabe erfüllen die Regional verbände, denen die Kreditgenossenschaften pflichtgemäß angehören müssen. Allerdings stellen die kreditgenossenschaftlichen Primärinstitute nur ein Mitgliedersegment der Regionalverbände dar. Neben diesen werden auch Raiffeisen-, Waren- und Verwertungsgenossenschaften 159

Bundesverband deutscher Banken e.V. sowie gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften von den Regionalverbänden vertreten und geprüft. Der BVR jedoch vertritt nur Kreditgenossenschaften; für die anderen Genossenschaften gibt es eigene Spitzenorganisationen. Bundesverband deutscher Banken e.V. Spitzenverband des privaten Bankgewerbes mit Sitz in Köln. Dem Verband sind insgesamt dreizehn Unterverbände angeschlossen, und zwar im einzelnen: Bankenverband Baden-Württemberg e.V., Stuttgart; Bayerischer Bankenverband e.V., München; Bankenverband Berlin e.V., Berlin; Bankenverband Bremen e.V., Bremen; Bankenverband Hamburg e.V., Hamburg; Bankenverband Hessen e.V., Frankfurt/Main; Bankenverband Rheinland-Pfalz, Mainz; Bankenverband Saarland e.V., Saarbrücken; Bankenverband Schleswig-Holstein e.V., Kiel; Verband deutscher Hypothekenbanken e.V., Bonn; Verband deutscher Schiffsbanken, Bremen. Diese dreizehn Unterverbände vertreten die einzelnen angeschlossenen —> Kreditinstitute, zu denen —* Groß-, —> Regionalund sonstige —» Kreditbanken, —> Privatbankiers, —> Hypothekenbanken, Schiffsbanken, sonstige private—> Realkreditinstitute und private —» Kreditinstitute mit Sonderaufgaben gehören. Des weiteren werden einzelne Niederlassungen ausländischer Banken betreut. Fast alle Mitglieder sind am Einlagensicherungsfonds beteiligt (—* Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe). Neben dieser 1966 gegründeten Sicherungseinrichtung wurde 1969 der Prüfungsverband deutscher Banken e.V. geschaffen, der im Interesse der —» Einlagensicherung bei den Mitgliederinstituten (in Ausnahmefällen auch bei Nichtmitgliedern) Prüfungen vornimmt, um rechtzeitig auftretenden Schwierigkeiten entgegenwirken zu können. Der BdB unterstützt wie die anderen —» Bankenverbände seine Mitglieder in Fragen der Bankpolitik. Zu diesem Zweck wurden zahlreiche Arbeitsausschüsse gebildet. Buming-Cost-Verfahren Verfahren zur Kalkulation der Risikoprämie für eine —» Schadenexzedentenrückversicherung. Die Prämienermittlung er160

Buy-Out folgt dabei auf der Grundlage der Schadenbelastung der Vergangenheit, wobei folgende Punkte Berücksichtigung finden sollten: - die durch Inflation bedingte Schadenverteuerung, die sich nach Überschreiten der -»Priorität überproportional im Verhältnis zur Verteuerung des Gesamtschadens beim —» Rückversicherer auswirkt; - Schäden, deren tatsächliche Höhe noch ungewiß ist, sowie —» Spätschäden, die im Zeitpunkt der Kalkulation noch nicht bekannt sind; - Veränderungen in der Zusammensetzung des Versicherungsbestandes. Buy-Out Erwerb der Mehrheit bzw. häufig sämtlicher Anteile einer Unternehmung oder eines Unternehmensteils von den bisherigen Eigentümern im Rahmen einer Übernahme, wobei mit dem Eigentümerwechsel i.d.R. auch das Management ersetzt wird. Da ein B. mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden ist und dieser nur in begrenztem Umfang durch Eigenkapital gedeckt werden kann, kommt es zu der für einen B. charakteristischen hohen Verschuldung. Aufgrund des sog. Leverage-Effektes (finanzieller Hebeleffekt), demzufolge es zur Steigerung der Eigenkapitalrentabilität bei wachsender Verschuldung kommt, sofern die Gesamtkapitalrentabilität die Fremdkapitalkosten übersteigt, kann man bei jeder Form des B. im Prinzip von einem „Leveraged-B." (LBO) sprechen. Im Vergleich zu der zweiten gängigen Variante des B., dem „(Leveraged-)Management-B." (MBO), weist der LBO jedoch einige Besonderheiten auf. Bei einem LBO steht i.d.R. ein relativ kurzfristiges Gewinnerzielungsstreben im Vordergrund. Die Erwerber (externe Dritte) des Unternehmens wollen durch (Teil-) Liquidationen, d.h. durch Verkäufe der vorhandenen Substanz, den hohen Kaufpreis in möglichst kurzer Zeit wieder einspielen; an der Fortführung des ursprünglich übernommenen Unternehmens haben sie kein Interesse. Der erforderliche hohe Kapitalbedarf wird typischerweise aus 3 Finanzierungsquellen gedeckt: zu ca. 10% aus vorhandenen liquiden Mitteln, zu 50 bis 70% aus Bankkrediten und zu 20 bis 40%

Buy-Out aus den für LBO's charakteristischen —• Junk Bonds. Als Sicherheiten für das bei —» Investment-Banken aufgenommene Fremdkapital dienen die Aktiva des übernommenen Unternehmens. Der enorm hohe Kapitaldienst soll aus dem Gewinn, dem Cash Flow und durch den Verkauf vorhandener Aktiva (sog. Asset Stripping) bedient werden. Typische Ziel- bzw. übernahmegefährdete Unternehmen (sog. targets) sollten einen niedrigen Verschuldungsgrad, einen hohen —* Cash Flow, einen hohen Substanzwert, der im aktuellen Börsenkurs nicht ausreichend berücksichtigt ist (—» stille Reserven), sowie aussichtsreiche unternehmerische Ressourcen aufweisen, um den Erfolg eines LBO's sicherstellen zu können. Risiken eines LBO's liegen vor allem in steigenden Fremdkapitalzinsen (Leverage-Risiko), nicht eingetretenen Effizienzsteigerungen, verfehlten Synergieeffekten sowie in fehlschlagenen Umstrukturierungsmaßnahmen. LBO's sind das Hauptinstrument der abklingenden Fusions- und Übernahmewelle („take-overfever", „merger-mania") in den USA gewesen. Demgegenüber erwirbt bei einem M B O das Management (i.S.v. leitende Angestellte), das bisher die zu erwerbende Einheit geführt hat, mindestens die Mehrheit an dem Unternehmen von den Alteigentümern, die durch den Aufkauf ihrer Anteile abgegolten werden; jedoch steht hier die Fortführung der Unternehmenseinheit in ursprünglichen oder neuen Bereichen (—» Spin Off) eindeutig im Mittelpunkt des Interesses. Dem Management geht es dabei um die Ausweitung ihres Tätigkeitsbe-

Buy-Out reichs, eine selbstverantwortliche Geschäftspolitik sowie um mehr Gestaltungsund Bewegungsfreiheiten in ihren Aktivitäten für das Unternehmen; längerfristig bilden natürlich auch finanzielle Anreize (evtl. —» Going Public) ein Motiv für MBO's. Der für den B. notwendige Kapitalbedarf wird hier durch einen höheren Eigenkapitalanteil (bis zu 20%), Kredite von Banken (etwa 50%) sowie häufig durch außenstehende Investorengruppen (—» Venture-Capital-Gesellschaften), die als Finanzierungspartner quasi „Eigenkapital auf Zeit" von bis zu 40% bereitstellen, gedeckt. Entscheidende Größe für den auch hier hohen Kapitaldienst ist der Cash Flow des neuen Unternehmens, dessen Generierung im normalen Umsatzprozeß neben der Realisierung von Kostensenkungspotentialen den Erfolg eines MBO zu garantieren hat. Im Rahmen eines sich beschleunigenden Trends zur „Rückbesinnung auf das eigentliche Kerngeschäft" verselbständigen stark diversifizierte Konzerne immer häufiger Teilbereiche, und auch Familiengesellschaften bieten Managern verstärkt die Möglichkeit zur Beteiligung, so daß für MBO's - mit lOjähriger Verspätung im Vergleich zu Großbritannien und den USA - auch im wiedervereinten Deutschland ein wachsendes Marktpotential besteht. Erwerben nicht die Manager, sondern die Mitarbeiter ihr eigenes Unternehmen (z.B. durch verstärkten Kauf von Belegschaftsaktien), spricht man von einem „Employee Stock Ownership Plan-(ESOP-)B.", was aber in Deutschland noch nicht stark verbreitet ist.

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c Cable Transfer (CT) —> Kabelauszahlung, Auszahlung.

telegraphische -»

Call —» Kaufoption. Beim Kauf eines C. (sog. long call) erwirbt der Käufer gegen Zahlung der Optionsprämie das zeitlich befristete Anrecht, den Basiswert (z.B. Wertpapier, Devise, Edelmetall) zum vereinbarten Preis zu kaufen, während der Verkauf eines C. (sog. short call) im Falle der Optionsausübung durch den Käufer die Verpflichtung zur Lieferung des Basiswertes beinhaltet. Zur Kalkulation des (Gegenwarts-) Wertes von —» Aktienoptionen europäischen Typs - insbesondere für den Anwendungsfall des Handels am Sekundärmarkt - kann das von Black und Scholes 1973 entwickelte Modell dienen, das davon ausgeht, daß der Wert bzw. Preis der Aktien-C.-Optionen von 5 Faktoren abhängt: Dem Preis des betreffenden —> Wertpapiers (Kurs; S), dem -» Basispreis (Strike- oder Exercise-Price; E), der —» Volatilität des Preises (Kursbeweglichkeit) des betreffenden Wertpapiers (s), der —> Restlaufzeit bis zur Fälligkeit (T) und dem Zinsniveau risikoloser Papiere (r). Damit lautet der Wert von C. (c): c = S • N (d,) - E c ~ rT • N (d2) wobei: d

=

In (S/E) + (r + 0,5 • s2) • T

sVT d 2 = d] - s VT N(...) = Wert der kumulierten Normalverteilung In = natürlicher Logarithmus e =2,718 s2 = Varianz des Aktienkurses (als jährliche Ertragsrate) Der Wert einer C.-Option steigt mit zunehmender Kursbeweglichkeit und mit dem Zins für risikolose Papiere. Call Geld Form der Kreditgewährung bzw. Kreditaufnahme im internationalen —» Geldmarktgeschäft: C. weist eine Kündigungsfrist von 24 oder 48 Stunden auf. Dieses ausschließlich in Buchform (—> Buchgeld) 162

bestehende Geldmarktinstrument weist ausnahmsweise auch Kündigungsfristen von 7 Tagen, 1,2, oder 3 Monaten auf. Cap vertragliche Vereinbarung einer Zinsobergrenze (Ggs.: —> Floor), die i.d.R. zur Absicherung einer variabel verzinslichen Verbindlichkeit gegen steigende Zinsen abgeschlossen wird. Ein Cap tritt in zwei Varianten auf. Bei Vereinbarung eines variablen Zinssatzes bei langfristigen Krediten (—» Zinsgleitklausel) kann der Kreditgeber von vornherein jederzeit oder zu bestimmten Anpassungsterminen den Zinssatz ändern, wenn er dies aufgrund veränderter Geld- und Kapitalmarktverhältnisse für erforderlich hält. Ein „verbundener" C. ist dabei eine vereinbarte Obergrenze für solche Zinssatzänderungen. Damit hat der Kreditnehmer die Möglichkeit, grundsätzlich langfristig einen Kredit mit variablem Basiszins (z.B. Libor oder Fibor) aufzunehmen. Im Kreditvertrag wird ein maximaler Zinssatz für den variablen Referenzzins (z.B. Libor oder Fibor) vereinbart. Steigt der Referenzzins während der Kreditlaufzeit oder innerhalb der vereinbarten Zinsanpassungsperiode über den C., so ist der Kreditnehmer davon nicht betroffen; zusätzlich profitiert er von sinkenden Marktzinsen. Für diese Absicherung gegen steigende Zinsen muß der Kreditnehmer natürlich eine Prämie zahlen, die insb. vom Marktzinsniveau und von der Höhe des C.Zinses abhängt. Verbundene C. können auch an Anleihen geknüpft sein (z.B. an —» Floating Rate Notes); sie dienen dann der Begrenzung des Zinsaufwandes für den Emittenten, haben aber für den Anleger wegen begrenzter Ertragssteigerungschancen nur eine relativ geringe Attraktivität und sind daher am Markt selten anzutreffen. Der „isolierte/separate" C. ist dagegen eine Maximalzinssatzvereinbarung, die - gegen einmalige Gebühr oder gegen laufende Zahlung von Prämien für bestimmte Referenzbeträge - als eigenständige Bankleistung angeboten wird. Die Konstruktion

Captive Insurance Company des separaten C . hat wirtschaftlich Ähnlichkeit mit einer Kaufoption (—» Call), da der K ä u f e r des C . das Recht hat, für die jeweilige Referenzperiode eine Ausgleichszahlung in der Zinsdifferenz bzgl. des R e f e renzbetrages zu erhalten, wenn der vereinbarte Referenzzins die festgelegte Zinsobergrenze überschreitet. Somit benutzt der K ä u f e r den C . hauptsächlich zur A b s i cherung einer bestehenden Verbindlichkeit gegen steigende Zinsen, kann ihn aber auch zur Spekulation verwenden. Captive Insurance Company (amerik.: gefangene Versicherungsgesellschaft), selbständiges —» Versicherungsunternehmen, das von —» Versicherungsnehmern (meist multinationale Industrieunternehmen oder -konzerne) gegründet oder erworben wurde, um ausschließlich oder überwiegend Risiken dieser Unternehmen und ihrer verbundenen Gesellschaften (corporate family) abzudecken. D a s Eigentum an der C . stellt eine A r t —» Selbstversicherung dar. C . unterliegen grundsätzlich der —> Versicherungsaufsicht, da sie Risiken anderer Unternehmen gegen Entgelt versichern oder rückversichern. Bei der Gründung von C . können konzernpolitische Überlegungen (Diversifikation) und steuerliche Erwägungen (Gründung von O f f s h o r e Captives in Steueroasen) eine Rolle spielen. D a n e b e n werden neue C . gegründet, wenn Versicherungsgesellschaften in ihren Bedingungen sich nicht genügend auf die Bedürfnisse der Industrie einstellen und die Deckungskapazität für bestimmte - insbesondere neuartige - Risiken nicht oder nur zu verhältnismäßig hohen Prämien zur V e r f ü g u n g stellen. D i e ersten C . wurden von US-Unternehmen gegründet, mittlerweile hat sich diese Versicherungsform international durchgesetzt. C . treten in der Bundesrepublik Deutschland in F o r m der —> Pensionskassen auf, die in der Rechtsform des —> Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit Leistungen der —» betrieblichen Altersvorsorge gewähren. Cash Flow Einnahmen-Überschuß-Kennzahl in der Bilanzanalyse, die sowohl die finanz- als auch die ertragswirtschaftliche L a g e eines Unternehmens ersichtlich machen soll. D a der Jahresüberschuß-Ziffer der Gewinn-

Cash Management und Verlust-Rechnung nicht genug Aussagekraft zugetraut wird, soll diese bei der C . F.-Analyse erweitert werden. Bei der direkten C. F.-Ermittlung werden die einnahmewirksamen Erträge um die ausgabewirksamen A u f w e n d u n g e n der Betrachtungsperiode vermindert. D a externe Bilanzanalytiker keinen Z u g a n g zu den hier benötigten Daten haben, wenden diese die indirekte C. F.-Ermittlungsform an. Hierbei wird der Gewinn oder Jahresüberschuß mit den ausgabewirksamen A u f w e n d u n g e n addiert und die einnahmewirksamen Erträge subtrahiert. D a s CF-Berechnungsschema hat dabei folgendes Aussehen:

+ + + + + +

Ausgewiesener Bilanzgewinn bzw. -verlust Verlustvortrag / - Gewinnvortrag Erhöhung der Gewinnrücklagen zu Lasten des Ergebnisses / — A u f l ö s u n g . . . Erhöhung der langfristigen Rückstellung / — Beträge aus der A u f l ö s u n g . . . Abschreibungen / - Zuschreibungen Erhöhung des Sonderpostens mit Rücklageanteil / - A u f l ö s u n g . . . außerordentliche A u w e n d u n g e n / außerordentliche Erträge

= Cash Flow nach indirekter Ermittlung D a der C . F. ausschließlich Daten aus d e m Jahresabschluß enthält und weder alle in der Periode selbst erwirtschafteten Mittel noch alle Erfolgskomponenten beinhaltet, kann er nicht die über die im Geschäftsbericht erläuterten Daten hinaus gewünschten Informationen zur Unternehmensanalyse liefern. Cash Management Bündel von internationalen Bankleistungen mit Hilfe des —> Electronic Banking. Bereitstellung von C.-Systemen, die sowohl Kontoinformationen für international operierende Unternehmungen einschließlich —» Valuta-Informationen liefern als auch unmittelbare Finanztransaktionen durch die Unternehmung selbst zulassen. D i e von B a n k e n entwickelten C.-Systeme erfordern einen hohen Vorleistungsaufwand. Dieser kommt aber auch der B a n k selbst zugute, da sie generell in der Lage ist, internationale Leistungen über diese System e abzuwickeln und weil durch die E n t scheidung von K u n d e n , an einem bestimm163

Cash Managemts Accounts ten C.-System teilzunehmen, eine Bindung an die Bank als Betreiberin erfolgt. Cash Managements Accounts Internationale Finanzdienstleistungen der Banken für multinational operiende Bankkunden mit Hilfe von Cash Management (—»Cash Management) Systemen. CC —> Comptroller of the Currency. Certificates of Deposit (CDs) sind kurzfristige —» Schuldverschreibungen (—> Geldmarktpapiere) von Banken mit einer —> Laufzeit von maximal einem Jahr. CDs werden zur kurzfristigen Passivgeldbeschaffung emittiert. Sie werden auf dem internationalen —> Geldmarkt gehandelt. C-Geschäft Form eines —> Teilzahlungskredits, der auf Wechselbasis abgewickelt wird. Ähnlich wie bei einem —»B-Geschäft wird zwischen einer —» Teilzahlungsbank und einem Händler ein allgemeiner Kreditvertrag abgeschlossen, in dem der Händler ermächtigt wird, im Namen der Bank seinen Kunden in gewissen Grenzen Kreditfinanzierungen zuzusagen. Dafür stellt der Verkäufer einen —» Wechsel über die gesamte Kaufsumme oder mehrere Wechsel über Teilbeträge aus, die vom Käufer zu akzeptieren sind. Der Verkäufer reicht diese(n) Wechsel bei der Bank zum Diskont ein, die auf diese Weise den Kaufpreis finanziert. Chartanalyse —» Wertpapieranalyse (insbesondere technische Aktienanalyse). Chartist Spezialist bzw. Dienstleister in technischer —» Aktienanalyse. Der C. prüft die Kursverläufe der —» Aktien in graphischer Darstellung. Daraus werden einerseits günstige Zeitpunkte für Kauf- und Verkaufsentscheidungen ermittelt, andererseits durch Annahmen über typische Anlegerreaktionen künftige Entwicklungen der—» Aktienkurse prognostiziert. Methodisch arbeitet der C. vorwiegend mit gleitenden Durchschnitten und Trendabweichungen mittels typischer Kursbilder. Charts Diagramme, die in graphischer Form die Kurs- und Umsatzentwicklung börsenno164

Clearingabkommen tierter Werte (—» Effekten und Waren) aufzeigen. Im Rahmen der gebräuchlichen Technik der bar c. bilden sich Formationen heraus, die Entscheidungshilfen für ein rechtzeitiges „Ein- und Aussteigen" an der —» Börse geben soll. Zu den bekanntesten Formationen gehört die „Kopf- und Schultern-Top-Formation", die eine Trendumkehr nach unten erwarten läßt. Deren Spiegelbild, die „Kopf- und Schultern-Bodenformation", soll den Schluß nahelegen, daß die vorausgegangenen Kursabschwächungen einen „Boden" gefunden haben, sich der Trend sich also nach oben kehren wird. Weitere Formationen sind: M- und W-Formation, Dreieck usw. Siehe auch: —> Wertpapieranalyse, —> Chartist. Circularscheck —* Reisescheck, dem —> Travellerscheck vergleichbar. Clearing Scontration (Ausgleichung), —» Abrechnungsverkehr. Der —»Verrechnungsverkehr zwischen den an einem Ort befindlichen -»Kreditinstituten wird durch die Abrechnung vereinfacht, indem an einer zentralen Stelle Forderungen und -» Verbindlichkeiten gegenseitig ausgetauscht und verrechnet werden. Dies geschieht in der Bundesrepublik Deutschland durch die —» Landeszentralbanken in ihren Niederlassungen und Zweigstellen, d.h. an allen Bankplätzen. Als Clearing-Stellen im Sinne des Scheckund Wechselgesetzes gelten nur die entsprechenden Abrechnungsstellen bei den Zweiganstalten der Landeszentralbanken. Clearingabkommen Zwischenstaatliche Vereinbarung über den -» Verrechnungsverkehr von Land zu Land. Institutionell gesicherte Aufrechnung von gegenseitigen Forderungen der Clearingteilnehmer (—* Clearing). Es müssen danach nur die —• Verrechnungssalden ausgezahlt werden. Bilaterales Clearing: Im internationalen —» Zahlungsverkehr die Verrechnung der gegenseitigen Forderungen zweier Länder mit Devisenbewirtschaftung (—» Devisen) aufgrund bilateraler C. In der Bundesrepublik gibt es seit Einführung der freien —» Konvertibilität der DM im Dezember 1958

Commercial Banking

Clearing Banks keinen bilateralen Verrechnungsverkehr mehr. Eine besondere Regelung gibt es für den Verrechnungsverkehr mit der D D R mittels des sog. —» Swing.

vereinbarten —»Währung (—» Devisen) ausgezahlt werden. Durch M. C. kann bei gleichen Devisenbeständen ein größeres Außenhandelsvolumen abgewickelt werden.

Clearing Banks engl. —» Aktienbanken, die dem London Bankers' Clearing House angehören. Die vier wichtigsten (Big Four) sind: Barclays Bank, Lloyds Bank, Midland Bank, National Westminster Bank. In ihrer Funktion sind sie den deutschen Großbanken vergleichbar. Der Name beruht auf der zwischen ihen erfolgenden Aufrechnung der bei ihnen eingereichten —> Schecks.

Co-financing Spezielle Form der gemeinsamen Kreditgewährung, wobei —» Kredite der Weltbank zusammen mit Krediten privater Banken, staatlicher —» Entwicklungsbanken, von —> Versicherungen und Pensionsfonds zur gemeinsamen Projekt-Finanzierung vergeben werden.

Clearing-Stelle (Clearing House) 1. allgemein: Zentralstelle für die Abwicklung des Abrechnungsverkehrs (bargeldloser Zahlungsverkehr). Dabei werden gegenseitige Forderungen und Verpflichtungen der Clearing-Teilnehmer aufgerechnet, so daß nur die Differenzen (Verrechnungssalden) belastet bzw. gutgeschrieben werden brauchen. Die Funktionen von C. haben in Deutschland die —» Landeszentralbanken mit ihren Niederlassungen und Zweigstellen sowie innerhalb der Sparkassenorganisation die Girozentralen bzw. die Zentralkassen für Genossenschaftsbanken. 2. speziell: Verrechnungsstelle für die Abwicklung und Garant für die Erfüllung sämtlicher an einer Options- oder Terminbörse abgeschlossenen Geschäfte. Die C. wird ab dem Moment des Vertragsabschlusses zum Geschäftspartner bei jedem Kontrakt, schaltet somit das Bonitätsrisiko aus und ermöglicht darüber hinaus jedem Kontrahenten durch Abschluß von Gegengeschäften die wirtschaftliche Stornierung eines Vertrages. Auch übernimmt die C. die tägliche Neubewertung sämtlicher Positionen und verlangt von Käufer und Verkäufer der Kontrakte Einschüsse (—» margin) als Sicherheitsleistung. —» Deutsche Terminbörse. Clearing, multilaterales Aufrechnung von Forderungen und Verpflichtungen aus dem zwischenstaatlichen Waren- und Dienstleistungsverkehr zwischen mehreren Staaten über Verrechnungskonten in regelmäßigen zeitlichen Abständen. Die Salden können entweder kreditiert werden (—> Swing) oder in einer

Collar gleichzeitige vertragliche Vereinbarung über den Kauf eines —» Cap und den Verkauf eines —» Floor bei unterschiedlichen Basiszinssätzen. Der C.-Käufer sichert eine variabel verzinste Verbindlichkeit einerseits gegen steigende Zinsen, reduziert aber andererseits seine Kosten im Vergleich zu einem reinen Cap und partizipiert an Zinssenkungen. Decken die Erlöse aus dem Floor-Verkauf gerade die Kosten für den Cap-Kauf, spricht man von einem Zero-Cost-C. Das Problem dieses „Finanzierungs-Perpetuum-Mobiles" ist jedoch, daß je nach Wahl der Basiszinssätze die abzusichernde Position schlecht gesichert ist (zu hoher CapZins) oder ein hohes Risiko der Inanspruchnahme aus dem Floor eingegangen wird (zu hoher Floor-Zins). COMECON —»Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Commercial Banking

Einleitung

Der Begriff des „commercial banking" (cb) gehört zu den schillerndsten Schlagworten in der internationalen Bankenwelt. Obwohl er häufig verwendet wird, scheint es keine eindeutige Klarheit darüber zu geben, welche bankgeschäftlichen Tätigkeiten heute mit diesem Begriff bezeichnet werden können. Zumindest läßt sich in der Literatur eine allgemein akzeptierte Definition des cb nicht finden, sie kann es wohl auch nicht geben. Zu unterschiedlich sind die Strukturen der Banksysteme in den verschiedenen Ländern, zu divergend sind auch die geschäftspolitischen Strategien und Organisationsformen der einzelnen Banken. Nicht zuletzt wird eine Definition 165

Commercial Banking des cb durch den ständigen Prozeß der Weiterentwicklung der Bankprodukte erschwert. Der vorliegende Beitrag versucht, ausgehend von der historischen Entwicklung des amerikanischen Trennbankensystems das zwischen cb und —> investment banking (ib) unterscheidet, einen praxisnahen Zugang zum Begriff des cb zu finden. Darauf aufbauend soll anschließend versucht werden, die Weiterentwicklung traditioneller cbProdukte bis zum heutigen Tage zu beschreiben. Abschließend soll darauf eingegangen werden, welche Bedeutung dem cb in der Zukunft angesichts veränderter nationaler und internationaler Finanzmärkte zukommen dürfte. 1. Commercial banks im amerikanischen Trennbankensystem Der Begriff des cb stammt aus den USA. Er ist eng verknüpft mit der in den Vereinigten Staaten vorgenommenen rechtlichen Fixierung des —» Trennbankensystems, das bis heute zwischen —» Geschäftsbanken (—> commercial banks) und Wertpapierbanken (—» investment banks) unterscheidet. Zur Beurteilung der Frage, welche bankgeschäftlichen Tätigkeiten sich mit dem Begriff cb umschreiben lassen, liegt es daher nahe, sich in einem ersten Schritt die historische Entwicklung der amerikanischen Geschäftsbanken vor Augen zu führen. Die erste commercial bank wurde 1781 in Philadelphia gegründet. Rasch entwickelten sich die commercial banks zur wichtigsten Institutsgruppe des amerikanischen Bankensystems. Ende des 19. Jahrhunderts gab es bereits über 12000 commercial banks, bis Anfang des 20. Jahrhunderts stieg ihre Zahl sogar auf über 30000. Die Hauptbetätigungsfelder der commercial banks waren zunächst die Annahme von Sichteinlagen sowie die Vergabe von kurzund mittelfristigen Krediten zur Finanzierung der Produktion und des Absatzes von Gütern. Darüber hinaus besorgten die Institute den Zahlungsverkehr für ihre Kunden, die sich zunächst ausschließlich aus Wirtschaftsunternehmen und staatlichen Stellen zusammensetzten. In der Folgezeit dehnten die Geschäftsbanken ihr Betätigungsfeld nach und nach immer weiter aus. Im Zuge des steigenden Wohlstandes breiter Bevölkerungsschich166

Commercial Banking ten gaben sie Ende des 19. Jahrhunderts ihre restriktive Geschäftspolitik hinsichtlich ihrer Kundengruppen auf. Von nun an tätigten sie Aktiv- und Passivgeschäfte auch mit der weniger vermögenden Privatkundschaft. Angesichts blühender Aktienmärkte, die den Banken gute Ertragschancen boten, gingen die commercial banks zu Beginn des 20. Jahrhunderts schließlich dazu über, auch das Wertpapiergeschäft zu betreiben. Mit diesem Schritt drangen die commercial banks in das zentrale Betätigungsfeld der investment banks ein, die aus den ehemaligen Privatbankhäusern entstanden und wesentlich an dem Aufbau der großen amerikanischen Unternehmen beteiligt waren. Die investment banks waren nach den Geschäftsbanken die wichtigste amerikanische Institutsgruppe. Nun verloren die Wertpapierbanken zunehmend Marktanteile an die commercial banks, die ihr Engagement im Effektengeschäft ständig weiter verstärkten. Die investment banks ihrerseits dehnten ihr bisheriges Geschäftsfeld auf weite Bevölkerungskreise aus. Infolge dieser Entwicklung wurde das zunächst auf freiwilligen geschäftspolitischen Entscheidungen beruhende System der Trennbanken in den USA allmählich aufgeweicht und durch einen Trend hin zum —> Universalbankensystem ersetzt. Dieser Trend wurde allerdings durch die Auswirkungen des großen Börsenkrachs im Jahre 1929 jäh gestoppt. Nach dem Kurszusammenbruch an der Wall Street kam es von 1929 bis 1933 zu rund 9000 Bankkonkursen und damit verbunden zu einem erheblichen Vertrauensschwund in das amerikanische Bankensystem. Schon bald nach Ausbruch der Bankenkrise wurden kritische Stimmen laut, die gesetzliche Regelungen für das inzwischen durch einen harten Wettbewerb gekennzeichnete Kredit-, Einlagen- und Wertpapiergeschäft forderten. Ziel war es, die Stabilität und Funktionsfähigkeit des amerikanischen Bankensystems wiederherzustellen. Diese Diskussion führte schließlich zu einer fundamentalen Reform des amerikanischen Bankensystems. Durch den sog. —» Glas-Steagall-Act wurde 1933 das Trennbankensystem für die USA gesetzlich festgeschrieben. Cb und ib wurden voneinan-

Commercial Banking der getrennt und unterschiedlichen Bankengruppen übertragen, die jeweils auch gesonderten bankaufsichtsrechtlichen Zuständigkeiten unterliegen. Fortan waren die commercial banks vom Wertpapierhandel für eigene Rechnung sowie vom Emissionsgeschäft mit privaten Kunden ausgeschlossen. Außerdem durften sie - abgesehen von wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel der Beteiligung an anderen Banken keinen Anteilsbesitz erwerben. Die Geschäftstätigkeit der commercial banks war damit in erster Linie auf das Einlagen- und Kreditgeschäft begrenzt. Die Mittelbeschaffung vollzog sich hauptsächlich über unverzinsliche bzw. niedrig verzinsliche Sichteinlagen und Spareinlagen. Wichtigstes Aktivgeschäft war die Kreditvergabe. Die Kredite wurden vorrangig im Rahmen gewerblicher Finanzierungen, jedoch auch als Hypotheken- oder Konsumentenkredite vergeben. Die Abwicklung des Zahlungsverkehrs vor allem in Form des Scheck- und Kreditkartenverkehrs zählte zu den wichtigsten bilanzneutralen Geschäften der commercial banks. Schließlich durften die Geschäftsbanken im Rahmen separater Organisationseinheiten sog. trust-divisions - Serviceleistungen in der Anlageberatung sowie in der Verwaltung und Verwahrung von Wertpapieren anbieten. Insoweit blieben sie also auch für ihre Kunden in Wertpapiergeschäft aktiv. 2. Abgrenzung der commercial-bankingProdukte Geht man von den Tätigkeitsfeldern aus, die den Geschäftsbanken durch den GlasSteagall-Act in den USA zugewiesen wurden, so stellen das Einlagen- und Kreditgeschäft die zentralen Elemente des cb dar, das durch bestimmte bilanzneutrale Dienstleistungsgeschäfte abgerundet wird. Allerdings kann eine derartige Abgrenzung lediglich grobe Anhaltspunkte für eine Beschreibung des cb liefern. Die Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten hat in den letzten Jahrzehnten zu einer engen Verzahnung von cb- und ib-Aktivitäten geführt. In den Ländern mit Trennbankensystem hat es erneute Tendenzen in Richtung einer Auflockerung der Trennung zwischen Geschäftsbanken und Wertpapierbanken gegeben. In den Ländern, die wie die Bundesrepublik über ein

Commercial Banking Universalbankensystem verfügen, ist eine scharfe Trennung in diese beiden Geschäftssparten seit jeher ohnehin kaum möglich. So wurden die commercial banks in den USA nach dem 2. Weltkrieg durch die volle Ausschöpfung der ihnen vom Glas-Steagall-Act belassenen Möglichkeiten rasch zu einem wichtigen Faktor im ib. Über ihre „trust-divisions" wurden sie zu den bedeutendsten institutionellen Anlegern im Wertpapiersektor. Daneben drangen sie mehr und mehr in den Bereich des—> private placement ein, indem sie als Vermittler zwischen Emittenten und institutionellen Anlegern auftraten. Gleichzeitig erweiterten sie ihre Produktpalette um Dienstleistungen wie Beteiligungsberatung/—» mergers & acquisitions oder Wertpapier- und Anlageberatung. Damit drangen sie erneut in den traditionellen Geschäftsbereich der investment banks ein. In praktisch allen Ländern mit Trennbankensystem, zu denen neben den angelsächsischen Ländern vor allem Japan gehört, lassen sich heute Bestrebungen feststellen, die Trennung zwischen cb und ib zu lockern, wenn nicht gar vollständig aufzuheben. Im Universalbankensystem sind die Banken dadurch gekennzeichnet, daß sie sowohl das Einlagen- und Kreditgeschäft als auch die verschiedenen Sparten des Wertpapiergeschäfts (Emissions-, Kommissions- und Depotgeschäft) betreiben. Eine ausdrückliche Aufgliederung in cb- und ibAktivitäten unterbleibt hier häufig oder sie ist Ausdruck bestimmter geschäftspolitischer Konzeptionen der einzelnen Bank. Diese stimmt dann aber nicht unbedingt mit der „klassischen", durch das Trennbankensystem beeinflußten Abgrenzung überein. So ist zum Beispiel bei einigen Banken das internationale Kreditgeschäft ebenso in die Organisationseinheit „Investment Banking" integriert wie die Projektfinanzierung. Durch diese Zusammenfassung über die traditionellen Grenzen des cb und ib hinweg kann den internationalen Kunden die gesamte Produktpalette des Finanzierungs- und Anlagegeschäftes aus einer Hand, das heißt über einen Kundenbetreuer, angeboten werden. Die Palette reicht vom klassischen Buchkredit auf roll-overBasis bis hin zur Anleiheemission mit 167

Commercial Banking Swapunterlegung sowie sonstigen innovativen Finanzierungs- und Anlagewünschen. Damit kann die Bank schnell und flexibel auf die besonderen Befürfnisse ihrer Kunden eingehen. Dieses Beispiel macht deutlich, daß praxisorientierte Ansätze für die Banken wichtiger sind als eine eher theoretische oder historisch gewachsene Unterteilung zwischen cb und ib. Dennoch kann es Sinn machen, sich die traditionelle Abgrenzung vor Augen zu halten, insbesondere wenn man sich mit der künftigen Struktur des Bankgeschäftes befassen will. Daher soll zunächst beschrieben werden, wie sich in der Vergangenheit wichtige Produkte des Einlagen- und Kreditgeschäftes sowie des Dienstleistungsbereiches entwickelt haben, wobei insbesondere auf die Verhältnisse in der Bundesrepublik Deutschland eingegangen werden soll. Abschließend soll dann untersucht werden, welche Bedeutung das cb im Verhältnis zum ib in den kommenden Jahren haben wird. 3. Entwicklung der commercial-bankingProdukte Geht man auf die Anfänge der amerikanischen commercial banks zurück, beschränkten sich ihre Angebote auf wenige Produkte des Aktiv- und Passivgeschäftes. Wichtigste Aktivgeschäfte waren kurz- und mittelfristige gewerbliche Kredite, zentraler Refinanzierungsquellen waren unverzinsliche bzw. niedrig verzinsliche Sichteinlagen und Spareinlagen. Dieses begrenzte Angebot reichte aus, um die damaligen Bedürfnisse der Kunden zu befriedigen. Dies hat sich bis heute grundlegend geändert. Privat- und Unternehmenskundschaft sind sowohl hinsichtlich ihrer Anlagewünsche als auch bei ihren Finanzierungsbedürfnissen anspruchsvoller geworden. Sie erwarten heute von ihren Banken eine breit gefächerte Palette von Aktiv- und Passivprodukten. Die gestiegene Komplexität des Leistungsspektrums hat gleichzeitig dazu geführt, daß der Bedarf an Service- und Beratungsdienstleistungen erheblich zugenommen hat. Die Banken haben auf diese Entwicklung reagiert und ihr Angebot an Einlagen- und Kreditinstrumenten diversifiziert sowie ihr Dienstleistungsgeschäft ausgebaut. 168

Commercial Banking Auf der Passivseite der Kreditinstitute standen in den 50er Jahren liquide, kurzfristige Geldeinlagen eindeutig im Vordergrund. 1950 machten Sichteinlagen noch fast die Hälfte sämtlicher Einlagen von Nichtbanken im Schnitt aller deutschen Bankengruppen aus. In den folgenden Jahren gewannen längerfristige Sparziele und Renditeüberlegungen für die Anleger zunehmend an Bedeutung mit der Konsequenz, daß sich das Anlageverhalten in Richtung längerfristiger Einlageinstrumente veränderte. Termineinlagen und insbesondere Spareinlagen wurden für die Refinanzierung der Banken immer wichtiger. Seit Anfang der 60er Jahre stellen die Spargelder den größten Teil an den gesamten Einlagen der Nichtbanken bei den deutschen Kreditinstituten. 1987 entfiel rund die Hälfte aller Einlagen auf Spargelder, während die Termineinlagen rund 36 v.H. ausmachten. Banken und Sparkassen bieten ihren Kunden heute eine Vielzahl von Geldanlagemöglichkeiten über Tages- und Termingelder, Spareinlagen bis hin zu wertpapierähnlichen Sparbriefen. Dies ermöglicht den Kunden eine auf seine spezifischen Bedürfnisse ausgerichtete Geldanlage. Dennoch ist die Bedeutung der Einlagen von Nichtbanken für die Refinanzierung der deutschen Kreditinstitute insgesamt zurückgegangen. 1950 stellte diese Quelle noch fast 60 v. H. der Passivseite im Schnitt aller deutschen Bankengruppen. Bis 1987 ist dieser Anteil auf unter 50 v. H. zurückgegangen. In dieser Entwicklung spiegelt sich zum einen das gestiegene Renditebewußtsein der Anleger mit der Folge einer zunehmenden Bedeutung der Wertpapieranlage wider. Zum anderen wirkt sich hier die verstärkte Konkurrenz aus, die den Banken im Wettbewerb um die Einlagen insbesondere von den Versicherungen erwachsen ist. Auch auf der Aktivseite hat es erhebliche Veränderungen gegeben. Zu den Kunden der Geschäftsbanken gehören heute nicht allein nationale und internationale Unternehmen, sondern auch Privatpersonen und öffentliche Stellen. Diesem Kundenkreis wird eine kaum noch überschaubare Vielfalt von Finanzierungsmöglichkeiten geboten. Diese reichen vom Konsumentenkredit über Baufinanzierungen, gewerbliche oder Agrarkredite bis hin zu Kommunal-

Commercial Banking und Staatsdarlehen. Die Kredite können mit kurz-, mittel- oder langfristigen Laufzeiten sowie mit festen oder variablen Zinskonditionen ausgestattet sein. Die Kreditmittel können aus dem heimischen Markt stammen oder über den Eurokreditmarkt aufgenommen werden. Selbst bei der Wahl der Währung, auf die der Kredit lauten soll, ist international tätigen Geschäftsbanken heute kaum noch eine Grenze gesetzt. Mit der wachsenden Bedeutung des Welthandels nach dem 2. Weltkrieg ist das Auslandsgeschäft zu einer wichtigen Geschäftssparte der Kreditinstitute geworden. In Abhängigkeit von den Bedürfnissen ihrer Kunden bieten die Banken hier Lieferanten- oder Bestellerkredite, Forfaitierungen oder Factoring an. Als kurzfristige Außenhandelsfinanzierungen spielen weiterhin die Produkte des dokumentären Auslandsgeschäftes eine wichtige Rolle. Da sich auch immer mehr mittelständische Unternehmen in den Außenhandel einschalten, gewinnen außerdem Beratungsleistungen für das Auslandsgeschäft eine zunehmend wichtige Bedeutung. Die Kreditprodukte werden ergänzt durch die verschiedensten Serviceleistungen. So bieten die Banken ihren Kunden neben dem Devisen- und Sortenhandel eine breite Palette von Produkten zur Wechselkursabsicherung. Diese reichen von klassischen Instrumenten wie dem —» Devisentermingeschäft bis zu innovativen Hedging-Formen wie der Devisenoption und den Future Rate Agreements. Im Bereich des Zahlungsverkehrs ermöglichte die Entwicklung neuer Technologien erst die Abwicklung der Milliarden von jährlichen Aufträgen im nationalen und internationalen Zahlungsverkehr. Unter dem Stichwort —> Electronic Banking wurden Dienstleistungen kreiert, die einem Unternehmen die automatisierte Verarbeitung seiner Zahlungsverkehrs-Transaktionen ermöglichen und die Voraussetzungen für die Finanzdisposition des Unternehmens verbessern. Diese beispielhafte Beschreibung der Weiterentwicklung traditioneller cb-Produkte macht deutlich, welche Anstrengungen die Geschäftsbanken in den letzten Jahrzehnten unternommen haben, sich mit ihrer Produktpalette an die Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen. Trotzdem haben die

Commercial Banking herkömmlichen Einlagen- und Kreditprodukte insbesondere seit Anfang der 80er Jahre gegenüber den ib-Aktivitäten relativ an Bedeutung verloren. Ist damit zu erwarten, daß die Zeit des cb vorbei ist? 4. Zukünftige Entwicklung des commercial banking Der Strukturwandel an den internationalen Finanzmärkten hat sich in den letzten Jahren in rasantem Tempo vollzogen. Während die Bankenexpansion in den 70er Jahren vornehmlich von der Ausweitung des internationalen Kreditgeschäftes getragen wurde, waren die 80er Jahre durch ein verstärktes Vordringen des ib gekennzeichnet. Durch die Intensivierung des ib wurde die Flexibilisierung und Erweiterung der Finanzierungsinstrumente möglich. Die Auffächerung und Isolierung der verschiedenen Komponenten des typischen Bankgeschäftes, etwa in das Bonitäts-, Liquiditäts-, Rentabilitäts- und Transferrisiko sowie deren anschließendes Zusammenschnüren in neue Pakete war der Schlüssel für die Erschließung neuer Märkte im nationalen und internationalen Bankgeschäft. Spätestens seit dem 19. Oktober 1987 begann jedoch auch im Investmentgeschäft das Zeitalter eines neuen Realismus. Alte, bewährte Regeln des Bankgeschäftes gewinnen wieder die Oberhand. Produktbereinigung und Konzentration auf Bewährtes verdrängen seitdem die zuvor breit geförderte Euphorie über -» Finanzinnovationen. Die Boom-Zeiten der sogenannten —• Securitization, also des Ersatzes von Kreditforderungen durch handelbare Wertpapiere, sind vorbei. Das Volumen der internationalen Forderungsverbriefungen nahm 1987 um fast ein Viertel gegenüber dem Vorjahr ab. Der vor kurzem noch starke Trend hin zur Securitization wird sich nur abgeschwächt fortsetzen. Dennoch bleibt das Wertpapiergeschäft auf dem Vormarsch. Die Rentenmärkte haben trotz niedriger Zinsen wieder an Stabilität gewonnen. Im Markt für EuroCommercial-Paper steckt noch Wachstumspotential. Auch im —* Swap-Geschäft sind beträchtliche Zunahmen zu verzeichnen. Diese Tendenz wird sich weiter fortsetzen. Der „Schwarze Montag" hat aber deutlich gemacht, wie gefährlich eine einseitige For169

Commercial Banking cierung des ib sein kann. Ein erfolgreiches Investmentgeschäft setzt im Universalbankensystem ein funktionierendes Kreditbankgeschäft voraus. So gesehen werden auch in Zukunft die Primärmittelaufbringung sowie die Kreditfinanzierung die geschäftspolitische Grundausrichtung betimmen. Die cb-Produkte werden verstärkt an Gewicht zurückgewinnen. Allerdings werden sie ihr Gesicht verändern. Als Folge des Strukturwandels sehen sich die Banken künftig anspruchsvolleren Kunden gegenüber. Das Produktangebot der Banken wird speziell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Kundengruppe zugeschnitten werden müssen. Die simple Standardfinanzierung über Kredite mit langen Laufzeiten und festen Zinssätzen ist immer weniger gefragt. Demgegenüber tritt die projektbezogene und auf den jeweiligen Einzelfall ausgerichtete Spezialfinanzierung, die sich aus einem Bündel intelligenter Finanzdienstleistungen zusammensetzt und mit dem Begriff „Corporate Finance" umschreiben läßt, immer stärker in den Vordergrund. Unter dem Eindruck der Unternehmensziele, möglichst gleichzeitig —* Zinsänderungs- und —> Währungsrisiken sowie die Kosten zu minimieren, ist beispielsweise die Verbindung von Produkten aus den Bereichen Kredit, Leasing, Investment, Treasury und eventuell auch öffentlicher Wirtschaftsförderungsprogramme denkbar. Solche Finanzierungskonstruktionen, die sich zur Investitionsfinanzierung ebenso einsetzen lassen wie beispielsweise im Auslandsgeschäft, werden in zunehmendem Maße nicht nur von multinationalen Großunternehmen, sondern auch von mittelständischen Unternehmen genutzt. Die Frage, ob die Zeit des cb vorbei ist, läßt sich damit eindeutig mit nein beantworten. Letztlich ist es auch müßig, darüber zu streiten, ob das ib dem Kreditbankgeschäft gegenüber grundsätzlich überlegen ist oder ob gerade das Umgekehrte richtig ist. Es kommt allein darauf an, daß sich die Banken den veränderten Kundenbedürfnissen stellen und die Möglichkeiten, die die internationalen Finanzmärkte heute bieten, optimal im Interesse ihrer Kunden ausschöpfen. Hierbei stellt häufig gerade die Kombi170

Commercial Banks nation von Produkten aus beiden Geschäftssparten den sinnvollsten Weg dar. Vor diesem Hintergrund haben gerade deutsche Banken mit ihrem universalen Leistungsprogramm gegenüber Spezialbanken eine Reihe geschäftspolitischer Vorteile. Durch die traditionelle Kombination von cb und ib unter einem Dach haben sie zum einen Möglichkeiten einer risikound rentabilitätsmäßigen Kompensation beider Geschäftsbereiche. Vor allem können sie aber geschäftspolitische Reaktionen auf veränderte Marktverhältnisse und Kundenbedürfnisse schneller umsetzen. Diese Möglichkeit, die eine Sparte zu Lasten der anderen aufgrund aktueller Marktgegebenheiten zu stärken, hat bei der heutigen engen Verzahnung von cb und ib zentrale Bedeutung gewonnen. Friedet Neuber, Düsseldorf Commercial Banks Kreditinstitute, die hauptsächlich das kurzund mittelfristige Einlagen- und Kreditgeschäft betreiben. Im US-amerikanischen Geschäftsbankensystem bilden sie die mit Abstand wichtigste Bankengruppe. Hauptaufgabe der ersten im Jahre 1781 in Philadelphia gegründeten Commercial Banks war die Unterstützung des Schatzamtes bei der Finanzierung des Unabhängigkeitskrieges gegen England. Bis zum Erlaß des —» National Banking Act 1863, der der USBundesregierung das Recht zur einheitlichen Banknotenausgabe verschaffte, schufen sie Papiergeld, das allerdings wegen der fehlenden Deckungsvorschriften nach Art und Wert in den einzelnen Bundesstaaten völlig unterschiedlich war. Das mit dem —» Glass-Steagall-Act 1933 durchgesetzte —> Trennbankensystem gestattete den Commercial Banks neben den Einlagen- und Kreditgeschäften noch Treuhandgeschäfte sowie die Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Zur Umgehung der gesetzlichen Beschränkungen bezüglich der Filialgründung und der Tätigkeitsbereiche gründeten viele Commercial Banks—»Bank-Holding-Companies, —» Edge-Act-Corporations oder —> Loan-Produkt-Offices. Gemessen an Bilanzvolumen der Bankkonzerne bzw. an dem Sitz der Banken lassen sich vier Gruppen von Commercial Banks unterscheiden:

Commercial Paper (CP) Money Center Banks sind Großbanken, deren Konzernbilanzsumme 30 Mrd. $ übersteigt und die ihren Sitz an den zentralen Bankplätzen New York oder Chicago haben. Namentlich sind hier die Chase Manhatten Corporation, die Citicorp und die Bankamerika Corporation, die allerdings in San Francisco residiert, zu nennen. Eine zweite Gruppe stellen die Regional Banks dar. Sie haben eine Konzernbilanzsumme zwischen 1 und 30 Mrd $ und sind an Bankplätzen von nationaler oder regionaler Bedeutung seßhaft. Wichtige Institute dieser Gruppe sind die First Interstate Bankcorporation in Los Angeles, die Security Pacific Corporation in Los Angeles und die Wells Fargo & Company in San Francisco. Zur dritten Gruppe, den Local Banks, gehören die verbleibenden inländischen Institute, die durchweg unabhängig sind und nicht zu einem Bankkonzern gehören. Die Foreign Banks bilden die vierte Bankengruppe. Diese sind alle Repräsentanzen, Filialen, Beteiligungen und Tochterinstitute ausländischer Banken. Seit der Ratifizierung des —> International Banking Act 1978 fallen auch Foreign Banks unter die gesetzlichen Bestimmungen, denen Inlandsbanken unterliegen, wodurch ihnen einige Wettbewerbsvorteile bezüglich Filialgründung und Tätigkeitsbereich genommen wurden. Neben den Commercial Banks gibt es im US-Geschäftsbankensystem noch —> Investment Banks und —»Thrift Institutions. Commercial Paper (CP) wichtiges, auf dem internationalen—»Geldmarkt gehandeltes —> Geldmarktpapier, bei dem es sich um Eigenwechsel erstklassiger Banken sowie um Eigenwechsel von Finanzgesellschaften, Industrie- und Handelsunternehmungen von bestem Ruf handelt. Ein C. weist eine Laufzeit von bis zu 270 Tagen auf und dient somit der kurzfristigen Geldbeschaffung (bzw. aus Investorensicht der Geldanlage). Im Vergleich zu den -» Revolving Underwriting Facilities und den —» Note Issuance Facilities wird bei dieser Konstruktion eine Bankübernahmegarantie für irgendwelche —> Notes nicht mehr benötigt, die Funktion eines —» Underwriters entfällt also. Daraus resultieren-

Computerbörse de Provisionsersparnisse und die individuellen Ausgestaltungsmöglichkeiten machen aus dem C. ein stark benutztes Finanzierungsinstrument. Comptroller of the Currency (CC) älteste und wichtigste Bankaufsichtsbehörde der USA, die mit dem —> National Banking Act 1863/64 geschaffen wurde. Die weitgehend autonome Behörde ist eine Abteilung innerhalb des Schatzamtes, der CC wird vom US-Präsidenten auf fünf Jahre ernannt und ist dem Kongreß direkt rechenschaftspflichtig. Die Aufgaben des CC beinhalten die Konzessionierung und Überwachung der Banken mit einer —> National Charter, deren Filialgründungen er zu genehmigen hat und für die er Bestimmungen erläßt. Zu Fusionen, die dann unter seine Aufsicht fallen, hat er zuvor Stellung zu nehmen. Des weiteren ist er für Filialen und Agenturen der —> Foreign Banks zuständig, sofern diese nach US-Bundesrecht errichtet wurden. Im Rahmen seiner Überwachungsfunktion hat der CC die Banken zweimal innerhalb von drei Jahren auf die Einhaltung der Bestimmungen über „safety & soundness" einer Bank zu prüfen. Diese einzelnen Bestimmungen sind unter dem Kürzel „CAMEL" bekannt: capital adequacy, asset quality, management quality, earnings und liquidity; also Angemessenheit des Eigenkapitals, Qualität der Aktiva, Qualität des Managements, Ertragsund Liquiditätslage. Die Prüfung erfolgt nach einem einheitlichen Schema, bei dem alle Prüfungsobjekte eine Benotung zwischen 1 (besonders hohe Qualität) und 5 erhalten, die sich dann zur Gesamtbenotung addieren. Weitere Aufsichtsfunktionen nehmen in den USA das —» Federal Reserve System und die —» Federal Deposit Insurance Corporation, der der CC leitend angehört, wahr. Computerbörse —» Börse, die mittels Computer und ohne physische Anwesenheit von Maklern und Händlern Geschäfte abschließt sowie darüberhinaus nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist. Eine reine C. bildet das Pendant zur klassischen Präferenzbörse nach dem Auktionsprinzip und trägt zur Erhöhung der Markt171

Computer-Handel transparenz, der Liquidität des Marktes und der Anzahl der Marktteilnehmer bei; diese Vorteile führen zu einer steigenden Anzahl vonC. Die Kursfeststellung geschieht bei einer C. über einen Zentralcomputer, in den über vernetzte Terminals sämtliche Aufträge eingegeben werden und der bei passenden Geschäften automatisch ohne Nennung des Kontraktpartners die Aufträge abgleicht. Die Ordereingabe und die Stellung von Geld- und Briefkursen kann durch —» Market-Maker erfolgen (so z. B. an der —»Deutschen Terminbörse) oder durch anonyme Veröffentlichung des Kurses eines durch —» Makler getätigten Abschlusses innerhalb des Handelssystems (so z.B. bei—» IBIS). Vorstufen zu einer reinen C. existieren in Form von computerunterstützten und computergestütztem Handel. Computer-Handel Form des Börsenhandels, bei dem Transaktionsentscheidungen (Kauf oder Verkauf) nicht an eine Person, sondern an einen Computer zur Ausführung gegeben werden. Dies führt zu einer deutlichen Steigerung der Handelsgeschwindigkeit, die insbesondere für Arbitragegeschäfte notwendig ist. —> Programm-Handel. Computermißbrauchversicherung —» Kreditversicherung im weiteren Sinne, die ein Unternehmen vor Vermögensverluste schützt, die Mitarbeiter durch vorsätzliche unerlaubte Betätigung an Datenverarbeitungsanlagen verursachen. Damit schützt sich ein Unternehmen vor Schädigungen wie unerlaubtes Herstellen, Verändern, Beschädigen, Vernichten von EDVProgrammen, Datenträgern oder Daten. Eine C. wird häufig als Ergänzung zu einer —» Vertrauensschadenversicherung abgeschlossen, da sie eine Zusatzdeckung für die im EDV-Bereich summenmäßig höheren Risiken bietet. Controller Mitarbeiter, der mit den Aufgaben des Controlling betraut ist. In Kreditinstituten sollte der C. zum einen über die fachliche Kompetenz verfügen, das entscheidungsorientierte Rechnungswesen, die Planungsund Kontrollmethodologie und die Systemimplementierung zu beherrschen, zum an172

Controlling in Kreditinstituten deren aber auch Fachkenntnisse in bankspezifischen Fragen aufweisen. Um den hohen Anforderungen einerseits als Servicestelle für die Linieninstanzen dienen, und andererseits die Implementierung und Nutzung dieses Servicesystems sicherstellen zu können, sollte der C. möglichst auf einer hohen Hierarchiestufe in der Bank positioniert sein. —» Controlling in Kreditinstituten. Controlling in Kreditinstituten 1. Wesen und Inhalt des Bank-Controlling 1.1. Begriffsbestimmung Über den Begriff des C. gibt es keine einheitliche Auffassung (Horväth 1990, Richter 1987, Weber 1991). Fest steht jedoch, daß C. nicht einfach mit Kontrolle gleichgesetzt werden darf, da der zugrundeliegende Terminus „to control" weit mehr umfaßt und soviel bedeutet wie „Steuerung, Lenkung und Überwachung". Die somit im Vordergrund des C. stehende Steuerungsfunktion weist dabei konkret für Banken eine inhaltliche und eine formale Komponente auf. Materiell zeichnet sich ein geschlossenes Konzept des Bank-C. dadurch aus, daß sowohl die Gesamtbank als auch die einzelnen Geschäftseinheiten bis hin zum einzelnen Geschäft mit Hilfe eines integrierten Konzepts bewußt ertrags- und sicherheitsorientiert gelenkt werden. Dabei geht es im Kern um die Formulierung und Durchsetzung einer Geschäftspolitik, die ihre Philosophie aus drei Grundprinzipien herleitet: (1) Es gilt das Primat der Rentabilität! Alle geschäftspolitischen Entscheidungen sind stets der Frage zu unterwerfen, ob bzw. inwiefern sie zur Erzielung einer angemessenen (Mindest-)Rentabilität beitragen. Das C. fungiert damit als eine Art institutionalisiertes „Ertragswissen" der Bank. (2) Geschäftswachstum wird grundsätzlich nicht als Selbstzweck angestrebt, sondern wird ausschließlich als Mittel zur Rentabilitätsmehrung und Rentabilitätssicherung gesehen. Dabei erfolgt stets eine Abstimmung zwischen wachstumsbedingtem Rentabilitätsbedarf und den voraussichtlichen wachstumsbedingten Rentabilitätswirkungen ( = Ertragsorientierte Wachstumspolitik).

Controlling (3) Die Übernahme von Risiken wird dem Rentabilitätsdenken insofern konsequent untergeordnet, als sie sich stets aus den dabei zu erwartenden Ertragsmöglichkeiten zu rechtfertigen hat und strikt mit der generellen Risikotragfähigkeit der Bank gekoppelt sein muß. Das C. implizert also eine deutlich defensive Grundhaltung, was das Eingeben von Risiken betrifft (= Ertragsorientierte Risikopolitik). Ergänzend zu der materiellen Komponente weist das Bank-C. stets auch eine formale Komponente auf. Bezogen hierauf kommt dem C. zum einen die Aufgabe zu, die Rationalität bankbetrieblicher Entscheidungsprozesse durch systematische Planaktivitäten und Erfolgskontrollen sicherzustellen. Zum anderen hat das C. eine ausgeprägte Koordinations- und Informationsfunktion zu erfüllen. Das C. kann also institutionell als eine Art Informationszentrum verstanden werden, das steuerungsrelevante Informationen erfaßt, aufbereitet und weiterleitet, um die Aktivitäten der einzelnen Geschäftseinheiten im Hinblick auf die Gesamtbankziele zu koordinieren und abzustimmen (Hauschildt/Schewe 1993). Dabei dokumentiert sich die informationelle Unterstützung der Entscheidungsträger im Hinblick auf ihre kybernetische Funktion für den Planungs- und Kontrollprozeß nach einem Vorschlag von Mertin (1984) im einzelnen in folgenden Aufgaben: a) die laufende Erfassung unternehmensrelevanter Daten, b) die Interpretation der Daten in Abhängigkeit von zukünftigen Entwicklungen, c) die entscheidungsgerechte Präsentation der Analysen für die Bankleitung, d) die planerische Gestaltung der Unternehmensaktivitäten, e) eine permanente und standardisierte Situations- und Abweichungsanalyse, f) die automatische Reflexion der Analyseergebnisse durch organisierte Kurskorrekturen. Das Wesen des Bank-C. kann zusammenfassend durch zwei (interdependente) Aspekte beschrieben werden: Im materiellen Sinne steht das Bank-C. für eine integrierte Management-Konzeption, die die betonte Ertragsorientierung zum tragenden Fundament erhebt. Aus formaler Sicht vollzieht sich das Bank-C. als komplexer

Controlling kybernetischer Prozeß von revolvierend ablaufenden Planungs- und Kontrollaktivitäten, die in allen Phasen durch systematisches Informationsmanagement abgestützt werden. Im Mittelpunkt steht dabei die Formulierung und Abstimmung der (ertragsorientierten) Unternehmensziele auf Gesamtbankebene und die Koordination aller Einzelaktivitäten und Geschäftsbereiche im Hinblick auf diese Ziele. 1'.2. Bausteine integrierter ContollingSysteme Effizientes C. kann seiner Steuerungsfunktion nur gerecht werden, wenn in einem Kreditinstitut eine controlling-adäquate Infrastruktur geschaffen wird. Eine solche Infrastruktur bezieht sich zum einen auf die Verankerung einer spezifischen C.-Philosophie auf allen Führungsebenen der Bank, zum zweiten auf die Institutionalisierung eines funktionsfähigen C.-Zykluses, zum dritten auf eine entsprechende organisatorische Einbindung sowie auf die Existenz eines steuerungsadäquaten Führungsinformationssystems. Die controlling-adäquate Infrastruktur ist somit durch vier elementare Bausteine gekennzeichnet (vgl. Abb. 1).

Abb. 1 Die vier Bausteine einer controlling-adäquaten Infrastruktur in Kreditinstituten (1) Ertragsorientierte Geschäftsphilosophie Die ertragsorientierte Geschäftsphilosophie als Kernelement eines ingegrierten C.Systems steht gleichbedeutend für eine Managementkonzeption, die die betonte Ertragsorientierung zum tragenden Fundament erhebt und dies auch in einer ganz spezifischen Art des Denkens und Handelns auf allen Führungsebenen einer Bank 173

Controlling zum Ausdruck bringt. Ertragsorientierung heißt in diesem Sinne, daß das Bankergebnis konsequent im Mittelpunkt geschäftspolitischer Überlegungen stehen muß. Indikatoren hierfür lassen sich auf verschiedenen Ebenen festmachen: - eine konsequente Orientierung des Denkens und des Entscheidungsverhaltens vorrangig an Rentabilitätskriterien; - die Betrachtung von (Geschäftsvolumens-)Wachstum nicht als Selbstzweck, sondern seine strikte Relativierung als ledigliches Mittel zum Zweck (der Rentabilitätsmehrung respektive -Sicherung); - eine defensive, ertragsorientierte und an Kriterien der Tragfähigkeit ausgerichtete Risikopolitik; - ein ausgeprägtes Verständnis für Kostenkontrolle und von Kostensenkungsmaßnahmen als kontinuierlichem Verbesserungsprozeß; - die systematische Entwicklung und/oder Sicherung kompetitiver Konkurrenzvorteile; - die erfolgreiche Integration von Kundenorientierung und Ertragsorientierung in einem harmonischen Gesamtkonzept; - eine betont leistungsorientierte Ausgestaltung der betrieblichen Anreizsysteme; - die Synchronisation von Gesamtbankrentabilitätszielen und persönlichen Einkommens- und Karrierezielen; - die konsequente Beurteilung von Kundenbeziehungen nach Ertragskriterien; - u.a.m. Ein Teil der hier angesprochenen starken Indikatoren für die Existenz einer ertragsorientierten Geschäftsphilosophie läßt sich leicht überprüfen. Andere dagegen entziehen sich teilweise einer objektiven Beurteilung. Hier besteht dann in der Praxis häufig die Gefahr, daß die bankbetriebliche Realität trotz des „Lippenbekenntnisses" zurErtragsorierung noch stark von tradierten Denkschemata und Werten geprägt ist. (2) Institutionalisierter Controlling-Zyklus C.-Systeme sind ihrem Kern nach komplexe Stcuerungssysteme, bei denen die Planungs- und Kontrollaktivitäten nicht isoliert und unverbunden vollzogen werden, sondern sich konzeptionell in ein komplexes, hierarchisch vermaschtes Regelkreismodell einfügen. In diesem Sinne ist in Kre174

Controlling ditinstituten ein C.-Zyklus zu institutionalisieren, dessen Hauptmerkmale sich dabei wie folgt charakterisieren lassen: a) Als wesentliches Element dieses Bausteins gilt die Organisation des Planungsprozesses nach dem Gegenstromverfahren, bei dem die Planung hierarchisch von oben nach unten, also durch eine Kombination aus „bottom-up" und „top-down approach" erfolgt. Das bedeutet, daß zunächst ein vorläufiges Zielsystem festgesetzt wird, das von oben nach unten zunehmend konkretisiert und detailliert wird. Nachdem dieser Prozeß die unterste Planungsebene erreicht hat, setzt in ungekehrter Richtung ein progressiver Rücklauf ein, durch den auf jeder hierarchischen Stufe die unmittelbar nachgeordneten Pläne schrittweise koordiniert und zusammengefaßt werden. Erst nach Beendigung des Rücklaufs wird eine endgültige Entscheidung über das Gesamtsystem der Pläne getroffen. b) Die Ausgestaltung einer regelmäßigen Zielerreichungskontrolle und systematischen Abweichungsanalyse erfolgt nach dem Führungskonzept Management by Exception, also der Führung durch Abweichungskontrolle und Intervention in Ausnahmefällen. Es besagt, daß ein Mitarbeiter so lange selbständig entscheiden und handeln kann bis solch gravierende Probleme auftreten, daß er sie mit seinen eigenen Kompetenzen nicht mehr selbst lösen kann. Nur in diesem Fall gelangt er dann in den Regelkreis höherer Ordnung, d.h. seines Vorgesetzten. c) In engem Zusammenhang mit diesem Führungskonzept steht das Prinzip des SelfControlling, durch das eine möglichst weitgehende Selbständigkeit dezentraler Geschäftsbereiche gewährleistet werden soll. Es ermöglicht, daß grundsätzlich jeder Mitarbeiter als sein eigener Controller fungiert, zu diesem Zweck eigenständige Soll-/ Istvergleiche durchführt und daraus resultierend ein entsprechendes Problembewußtsein entwickelt. Die notwendige Voraussetzung dafür bildet die Verankerung von Problembewußtsein, Kompetenz und Verantwortlichkeit an der Schnittstelle von Bank und Markt und wird aus Gründen der Motivation und Marktkenntnis als besonders sinnvoll angesehen. Eine Beschränkung dieser Selbststeuerung erfolgt ledig-

Controlling lieh dort, wo es aus Gründen eines zentralen Steuerungsbedarfs unumgänglich erscheint. d) Die sich bereits hier andeutende Dualität der Steuerungskreise im praktischen Bankmanagement und deren integrative Verknüpfung durch entsprechende organisatorische Vorkehrungen entsprechen den konzeptionellen Hauptmerkmalen eines Steuerungsansatzes, der als Duales Steuerungsmodell bezeichnet wird. (3) Marktorientierte Duale Strukturorganisation Den dritten Baustein einer controlling-adäquaten Infrastruktur bildet die Organisationsstruktur einer Bank, die insbesondere gewährleisten soll, daß die ertragsorientierte Geschäftsphilosophie am Markt umgesetzt werden kann. Hier sind folgende Aspekte zu berücksichtigen: a) Eine zielgerichtete Verwirklichung bietet in diesem Zusammenhang die sogenannte Matrix-Organisation, die das Grundprinzip des Dualen Steuerungsmodells, nämlich die prinzipielle Dualität der Steuerungskreise im praktischen Bankmanagement, anerkennt. Demnach ist eine saubere Trennung zwischen kundenorientierten Markbereichen einerseits und produkt- bzw. funktionsorientierten Fachressorts der Zentrale andererseits vorzunehmen. b) Die Organisation der Marktbereiche läßt sich unter dem Begriff der kundenorientierten Profit-Center-Organisation subsumieren. Kundenorientierung meint dabei speziell, daß der Kunde an sich als maßgebliche Erfolgsquelle betrachtet wird, um auf diese Weise eine verbesserte Kundenansprache und eine effektivere Ausschöpfung des jeweiligen Kundengruppenpotentials zu erreichen. Die Organisationsform der Profit-Center bedingt eine Tendenz zu dezentralen Führungsstrukturen, da eine Ertragsverantwortung der ProfitCenter bei gleichzeitig fehlendem Entscheidungspielraum zwangsläufig demotivierend wirken würde. Statt dessen werden den einzelnen Profit-Centern zwecks Selbststeuerung genau definierte Kompetenzspielräume eingeräumt, in deren Rahmen sie ohne Rückfragen selbständig entscheiden können. Zur so erwünschten Begrenzung der Regelungsintensität und zur

Controlling Koordination der Marktbereiche „vor Ort" bietet sich dabei das Konzept der Führung durch Zielvereinbarungen (Management by objectives) an. c) Von den dezentralen kundenorientierten Marktbereichen sind die zentralen Fachressorts zu unterscheiden, die sich in zwei Gruppen untergliedern. Zum einen in produktorientierte Fachressorts mit struktureller Rentabilitäts- und Risikoverantwortung. Sie sind verantwortlich für alle Entscheidungstatbestände, die im Sinne des Dualen Steuerungsmodells nur zentral gesteuert werden können. Die zweite Gruppe bilden funktionsorientierte Fachressorts mit zentraler Service- und Abwicklungsverantwortung. Zu ihren Aufgaben zählen die focusierte Betreuung verschiedener Zielgruppen, kompetente Beratungsleistungen für seltene und möglicherweise individuell zu entwickelnde Spezialprodukte anzubieten und die Bearbeitung bzw. Abwicklung von Bankgeschäften, die mit zum Teil erheblichem technischen und personellen Aufwand verbunden sind. (4) Steuerungsadäquates Führungsinformationssystem Als ein weiterer zentraler Baustein für integrierte C.-Systeme in Kreditinstituten gilt die Existenz eines steuerungsadäquaten Führungsinformationssystems. Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, bezieht sich die formale Komponente des C. auf die Koordination sämtlicher Unternehmensaktivitäten durch systematisches Informationsmanagement. D a jede Entscheidung nur so gut sein kann wie ihre informatorische Grundlage, werden Informationen zu einer strategischen Managementressource. Ein Informationssystem soll dabei vor allem der Erfassung, Speicherung und Distributation von relevanten Informationen dienen, d.h. Sorge dafür tragen, daß die richtigen Informationen am richtigen Ort zur rechten Zeit zur Verfügung stehen. Dies bedeutet insbesondere: a) Ein steuerungsadäquates Informationssystem hat sicherzustellen, daß es allen Ebenen der Bank entscheidungsrelevante Ergebnisinformationen liefert, damit die Auswirkungen von Geschäften unmittelbar sichtbar werden. Ferner ist es notwendig, daß einzelgeschäftsbezogene Informationen produziert werden, um feststellen zu kön175

Controlling nen, wieviel bei einem Geschäft tatsächlich verdient wird. Daneben muß das Informationssystem der Forderung nach Transparenz der Ergebnisentstehung gerecht werden, um so eine differenzierte Ergebnisrechnung in Form einer Produkt-, Kundenoder Filialkalkulation zu ermöglichen. Darüber hinaus bildet die Lieferung ergänzender Steuerungsinformationen in Form von Ablauf- und Risikobilanzen eine wesentliche Grundlage für die Quantifizierung von Risikopotentialen. b) Das Rechnungswesen als eine Komponente des Informationssystems hat seinen Schwerpunkt naturgemäß im operativen Controlling und dort in der Bereitstellung von Informationen für die Budgetierung und den Soll-/IstvergIeich. Dabei kann auf den Einsatz leistungsfähiger Rechenzentren und Computer-Software grundsätzlich nicht verzichtet werden, weil nur so die Masse der pro Geschäftsvorfall anfallenden Daten effizient verarbeitet werden kann. Von Bedeutung ist ferner eine Verbindung von zentraler Groß-EDV (die der Datenerfassung und -speicherung dient) mit dezentralen PC-Systemen (mit deren Hilfe Auswcrtungsrechnungcn und -analysen „vor Ort" und abgestimmt auf den spezifischen Informationsbedarf erstellt werden). c) Das Berichtswesen als weitere Komponente des Führungsinformationssystems umfaßt die Auswertung aller abrufbereiten Informationen. Dies ist neben den Ergebnissen des Rechnungswesens die Gesamtheit aller relevanten (evtl. aufbereiteten) internen und externen Informationen, die den Entscheidungsträgern in bestimmten Intervallen unaufgefordert oder bei konkretem Bedarf zur Verfügung gestellt werden. Hierbei ist besonders darauf zu achten, daß jeweils nur der „echte" Informationsbedarf, also möglichst ohne Redundanzen, gedeckt wird (vgl. ausführlicher Gliederungspunkt 2.1.). 2. Steuerungsobjekte im Bank-Controlling Eingedenk seiner Funktion, die Entscheidungsträger bei allen Fragen zu unterstützen, die mit der ertragsorientierten Steuerung ihres Verantwortungsbereiches zusammenhängen, sind die Steuerungsobjekte des Bank-C. grundsätzlich alle Komponenten der Bankrentabilität. Hierzu zählen neben den eigentlichen Erbebnisgrößen 176

Controlling auch die diese beeinflussenden Risiko- und Volumensparameter. 2.1. Rentabilität Grundvoraussetzungen einer systematischen Rentabilitätssteuerung ist die genaue Kenntnis der Ergebnisstruktur eines Kreditinstitutes. Je detaillierter und durchgängiger es gelingt, das Bankergebnis in seine einzelnen Komponenten zu zerlegen, desto präziser und zielgerichteter können Steuerungsmaßnahmen ansetzen. Hierzu eignet sich in besonderem Maße das sog. ROI-Schema, das eine lückenlose Verknüpfung der Ergebniskomponenten darstellt und so eine Aufspaltung des Betriebsergebnisses der Gesamtbank nach verschiedenen Kriterien erlaubt (vgl. Schierenbeck 1994). Bei Anwendung des ROI-Schemas zur Aufspaltung des Gesamtbankergebnisses in absolute Ergebnisgrößen, lassen sich besonders die Ergebnisverursachungs- und Ergebnisverantwortungszusammenhänge verdeutlichen. Den Ausgangspunkt bildet das Betriebsergebnis, das als Hauptzielgröße der Gesamtbetriebskalkulation denjenigen Teil des Gesamtbankergebnisses wiedergibt, der aus dem ordentlichen bankbetrieblichen Leistungsprozeß erwirtschaftet wurde. Das Betriebsergebnis läßt sich in drei Komponenten aufspalten. Das Betriebsergebnis Nichtkundengeschäft gibt den Teil des gesamten Betriebsergebnisses wieder, der allein aufgrund von zentral vorzunehmenden Entscheidungen und Aktivitäten erzielt wurde. Es läßt sich weiter differenzieren in die Ergebnisbeiträge aus Fristen- und Währungstransformation ( Transformationsergebnis) sowie in die Beiträge aus dem Eigenhandel in Wertpapieren, Beteiligungen und Devisen (Handelsergebnis). Analogerfolgt die Aufspaltung des Betriebsergebnisses aus dem Kundengeschäft. Es drückt den Ergebnisbeitrag aus, der ausschließlich aufgrund von Entscheidungen der Marktbereiche erzielt wurde und setzt sich zusammen aus der Summe der (direkten) Teilbetriebsergebnisse. Diese lassen sich wiederum je nach Rechnungszweck in die Erfolgsdimensionen Kundengruppe, Produktart oder Geschäftsstelle zerlegen. Sie geben dementsprechend im einzelnen wieder, welcher

Controlling Ergebnisbeitrag der gewählte Erfolgsträger (z.B. eine bestimmte Kundengruppe) zum Gesamtergebnis geleistet hat. Je nachdem nach welcher Erfolgsdimension die Aggregation auf dieser Ebene erfolgt, variieren die einzelnen Teilbetriebsergebnisse, in ihren dimensionsspezifischen Summen addieren sie sich jedoch stets wieder zum gleichen Betriebsergebnis aus dem Kundengeschäft. Diese Übereinstimmung ist allerdings nur dann gewährleistet, wenn bis zur Stufe der direkten Teilbetriebsergebnisse nur diejenigen Kosten- und Erlösbestandteile verrechnet werden, die in allen drei Aggregationsdimensionen gleichermaßen als Einzelergebnisse erfaßt werden können. Alle anderen Kostenkomponenten im Kundengeschäft werden durch eine hierarchische Relativierung der Einzelkosten-/ Gemeinkostenbetrachtung (z.B. Einzelprodukt, Produktart, -gruppe, -sparte) im Rahmen der relativen Prozeßkostenrechnung jeweilig jener Bezugsgröße in den einzelnen Auswertungsdimensionen zugeordnet, bei der die Zurechnung gerade noch ohne Schlüsselung erfolgen kann. Die Einbeziehung dieser dimensionsübergreifenden Betriebskosten des Kundengeschäfts repräsentiert im ROI-Schema den Übergang vom (direkten) Teilbetriebsergebnis des Kundengeschäfts zum Betriebsergebnis des Kundengeschäfts. Zur genaueren Steuerung lassen sich die einzelnen (direkten) Teilbetriebsergebnisse weiter differenzieren. So gibt das Marktergebnis den unter normalen Geschäftsbedingungen bei Geschäftsabschluß zu erwartenden Ergebnisbeitrag eines Einzelgeschäfts bei Einbeziehung der Ergebnisse des Wertbereichs (Zinskonditionsbeiträge), der zu erwartenden Betriebskosten (Standard-Einzelkosten) sowie die Risikokosten (StandardRisikokosten) wieder. Das Risikoergebnis und das Produktivitätsergebnis drücken dementsprechend rückblickend aus, ob solche Normalbedingungen realisiert werden konnten oder ob beispielsweise höhere Risikokosten als erwartet (negatives Risikoergebnis) oder Abweichungen bei den Istkosten (negatives Produktivitätsergebnis) angefallen sind. Neben den Betriebsergebnissen aus dem Kunden-/Nichtkundengeschäft bilden die Overheadkosten die dritte Komponente bei der Differenzierung des gesamtbankbezogenen Betriebsergebnis-

Controlling ses. Hier wird der Teil an Betriebskosten verrechnet, der selbst auf oberster Ebene der Bezugsgrößenhierarchie keinen der bisher dargestellten Ergebnisaggregaten mehr zugerechnet werden kann. Die dargestellte Aufspaltung des Gesamtbankergebnisses in absolute Ergebnisgrößen ermöglicht eine verursachungsgerechte Zergliederung des Betriebsergebnisses bis auf Einzelgeschäftsebene und erfüllt damit eine wesentliche Voraussetzung moderner Bankkalkulationssysteme. Zur vollständigen Abbildung der rentabilitätsmäßigen Zusammenhänge ist das ROI-Schema allerdings noch zu ergänzen um Steuerungsgrößen, die die Verbindung zwischen dem Betriebsergebnis und der Eigenkapitalrentabilität eines Kreditinstitutes verdeutlichen. Spätestens hier ist es dann notwendig, die absoluten Ergebnisgrößen in ErgebnisS p a n n e n " zu transformieren, indem man sie zum Geschäftsvolumen ins Verhältnis setzt. Das Betriebsergebnis aus der normalen Geschäftstätigkeit wird so in die Nettogewinnspanne umgewandelt. Sie wird ergänzt durch die außerordentliche Spanne, in die sämtliche außerordentlichen und betriebfremden Ergebnisbestandteile eingehen. Die Summe aus Nettogewinnspanne und außerordentlicher Spanne wird als Reingewinnspanne bezeichnet. Sie drückt als Verhältniszahl den in der betreffenden Periode erzielten Reingewinn eines Kreditinstitutes aus. Mittels Division durch die Eigenkapitalquote wird die Reingewinnspanne schließlich in die Eigenkapitalrentabilität überführt. Die in absoluten Zahlen dargestellte Aufspaltung des Betriebsergebnisses bis hin zum Einzelgeschäftsabschluß ließe sich natürlich alternativ ebenfalls in relativen Zahlen durchführen. Die Ergebniskomponenten würden als Margen ausgedrückt, die Marktergebnisse beispielsweise als Nettomargen, den Konditionsbeiträgen würden Konditionsmargen entsprechen. Dem Vorteil eines durchgängigen Arbeitens mit Verhältniszahlen von der Eigenkapitalrentabilität bis hin zur Einzelgeschäftsebene stehen allerdings Nachteile gegenüber, die sich z.B. bei einer Transformation der Standard-Betriebskosten in Kostenmargen ergeben, da ein Großteil der Betriebskosten nicht proportional zum Geschäftsvolumen 177

Controlling anfällt. Insofern empfiehlt es sich, im vollständigen ROI-Analyseschema sowohl mit absoluten als auch auch mit relativen Ergebnisgrößen zu arbeiten. In der Praxis der Ergebnissteuerung ist zu berücksichtigen, daß das dargestellte Schema zur Aufspaltung des Bankergebnisses hohe Anforderungen an die Leistungsfähigkeit des Informationssystems stellt. Da viele Kreditinstitute heute noch nicht über diesen Anforderungen gerecht werdene Systeme verfügen, muß sich die Analyse häufig auf eine Aufspaltung des Ergebnisses auf Gesamtbankebene beschränken, ohne bis auf die Einzelgeschäftsebene vordringen zu können. In diesen Fällen ist es dann allerdings erforderlich, die Nettogewinnspanne (das Betriebsergebnis) zumindest in ihre gesamtbezogenen Komponenten zu zerlegen und dabei jeweils auf das Geschäftsvolumen bezogene Kennzahlen zu entwickeln. Die Nettogewinnspanne ergibt sich hierbei als Differenz aus der Bruttogewinnspanne (Bruttogewinn aus normaler Geschäftstätigkeit) und der Risikospanne (Risikoaufwendungen). Die Bruttogewinnspanne kann weiter differenziert werden in die Bruttoertragsspanne (Gesamterträge aus normaler Geschäftstätigkeit) und in die Bruttobedarfsspanne (Betriebsaufwendungen). Dabei stellt die Bruttoertragsspanne die Summe aus der Bruttozinsspanne (Überschuß im zinsabhängigen Geschäft), der Provisionsspanne (Uberschuß im zinsindifferenten Geschäft), der Handelsspanne (Nettoerträge aus dem Handelsgeschäft) und der sonstigen Ertragsspanne (sonstige betriebliche Erträge (Netto)) dar. Demgegenüber kann die Bruttobedarfsspanne weiter in die Komponenten Personalkosten-, Sachkosten und Abschreibungsspanne bzw. -intensität zerlegt werden (vgl. ausführlicher Schierenbeck 1994). 2.2. Risiko Ebenso wie bei der Erfolgssteuerung ist für eine systematische Risikosteuerung die Differenzierung der einzelnen banktypischen Risikokategorien von elementarer Bedeutung. Die Risiken des Bankbetriebes lassen sich grob unterteilen in Risiken des Wertbereichs und Risiken des Betriebsbereichs. Während letztere als Beraubungsrisiken, technische Risiken u.ä. in Erschei178

Controlling nung treten und insofern nicht Gegenstand des C. sind, sei im folgenden näher auf die Risiken des Wertbereiches eingegangen. Diese lassen sich in Erfolgsrisiken und Liquiditätsrisiken unterteilen. Erfolgsrisiken werden auch als (Eigenkapital-)Verlustrisiken bezeichnet. Sie mindern für den Fall, daß sie schlagend werden, den Erfolg eines Kreditinstitutes oder führen gar zu einem Verlust. Im Vordergrund der banktypischen Erfolgsrisiken stehen die Ausfallrisiken und Preisrisiken. Letztere können in Zinsänderungs-, Währungs- und sonstige Preisrisiken differenziert werden (vgl. Schierenbeck 1994). Das Ausfallrisiko beinhaltet als Adressenausfallrisiko die Gefahr des teilweisen oder vollständigen Verlustes von Forderungen. Diese können ihre Entstehungsursache sowohl in bilanzwirksamen (z.B. Kreditvergabe) als auch in bilanzunwirksamen Geschäften (z.B. Inanspruchnahme aus „Underwriting"-Verpflichtungen) haben. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang auch die potentiell ebenfalls ausfallbedrohten Geschäfte mit derivaten Finanzprodukten (Swaps, Forward Rate Agreements etc.), die in den letzten Jahren eine zunehmende Verbreitung gefunden haben. Durch eine Übernahme von Eigentümerpositionen an Unternehmen entsteht mit dem Anteilseignerrisiko zusätzlich die Gefahr des teilweisen oder vollständigen Vermögensverlustes und des Rückgangs oder Ausfalls des Ertrages dieser Vermögensposition (insbesondere bei Dividendenpapieren). Unter dem Zinsänderungsrisiko wird allgemein die Gefahr einer von Marktzinsänderungen herbeigeführten Verringerung der geplanten oder erwarteten Zinsspanne verstanden. Es tritt auf, wenn Marktzinsänderungen aufgrund von Festzinsvereinbarungen zu Lasten der Zinsspanne gehen (Festzinsrisiko) oder wenn trotz grundsätzlich bestehender Anpassungsfähigkeit Marktzinsänderungen nicht sofort und/oder in vollem Umfang weitergegeben werden können oder sollen (variables Zinsänderungsrisiko). Maßstab der Anpassungsfähigkeit ist die Zinselastizität, die sich sowohl für jedes Einzelgeschäft als auch als Durchschnittswert für Aktiv- und Passivseite bestimmen läßt. Da sich bei Marktzins-

Controlling änderungen ertragsbelastende und ertragssteigernde Effekte auf Aktiv- und Passivseite zumindest teilweise kompensieren, können Zinsänderungsrisiken nur bei Elastizitätsungleichgewichten (aktivischer oder passivischer Elastizitätsüberhang) zu Ertragsbelastungen führen. Das Währungsrisiko kann für Kreditinstitute naturgemäß nur dann entstehen, wenn sie Fremdwährungspositionen in ihrer Bilanz halten, wobei Fremdwährungsaktiva (-passiva) zu einem Verlust führen, wenn die heimische Währung aufgewertet (abgewertet) wird. Wie beim Zinsänderungsrisiko kompensieren sich auch beim Währungsrisiko Erfolgswirkungen auf der Aktiv- und Passivseite. Ertragsbelastungen aufgrund von Währungsparitätsänderungen können sich deshalb nur bei nicht ausgeglichenen Währungspositionen ergeben. Offene Positionen können hierbei als Folge betragsmäßiger Differenzen bei Währungspositionen gleicher Fristigkeit (Devisenkursrisiko) und/oder aufgrund unterschiedlicher Fälligkeiten der Liefer- und Abnahmeverpflichtungen (Swapsatzrisiko) auftreten. In einer weiteren Abgrenzung wird häufig auch das Edelmetallkursrisiko zum Währungsrisiko gezählt. Hierunter fallen Erfolgseinbußen, die sich aus einer nachteiligen Entwicklung von Edelmetallpreisen (z.B. für Gold) ergeben. Die letzte Preisrisiko-Komponente bilden die sonstigen Preisrisiken. Den praktisch bedeutsamsten Bestandteil dieser Risikokategorie stellen die Aktienkursrisiken dar. Zu nennen sind hier vor allem die Erfolgsrisiken aus Positionen, deren Wertentwicklung an Aktienkurse bzw. Aktienindices gekoppelt ist. Derartige Positionen können sowohl in Form von Kassa- als auch in Form von Termin- (z.B. Aktienindex-Futures) oder Optionspositionen auftreten. Liquiditätsrisiken• beinhalten primär Fristigkeitsrisiken, die sich in der Gefahr äußern, daß Kapitalabflüsse und -Zuflüsse sich zu Lasten der Liquidität nicht zeitlich synchron vollziehen. Dabei lassen sich drei wichtige Kategorien unterscheiden: das Refinanzierungsrisiko, das Terminrisiko und das Abrufrisiko. Das Refinanzierungsrisiko ergibt sich als Folge der Fristentransformation, die von den Kreditinstituten betrieben wird, um die

Controlling mit der normalen Zinsstruktur (langfristige Zinsen höher als kurzfristige Zinsen) verbundenen Erfolgsmöglichkeiten ausnutzen zu können. Das spezielle Refinanzierungsrisiko besteht demgemäß darin, daß die Anschlußfinanzierung liquiditätsmäßig nicht jederzeit sichergestellt werden kann. Das Terminrisiko beinhaltet die Gefahr einer unplanmäßigen Verlängerung der Kapitalbindungsdauer von Aktivgeschäften. Es entsteht durch die Gefahr, daß Tilgungen und/oder Zinszahlungen langsamer, d.h. später als vereinbart eingehen. Das Abrufrisiko schließlich besteht in der Gefahr, daß Kreditzusagen unerwartet in Anspruch genommen bzw. Einlagen unerwartet abgerufen werden. Es ist vornehmlich im Großkredit- und -einlagengeschäft relevant. 2.3. Wachstum Das Geschäftsvolumen von Kreditinstituten wird allgemein an Bilanz- bzw. Bestandsgrößen (Kreditvolumina, Einlagenvolumina) gemessen, wobei im Regelfall auch die Bestände „unter dem Bilanzstrich" im Sinne von Eventualverbindlichkeiten einbezogen werden. Problematisch wird die Orientierung an bilanziellen Bestandsgrößen, wenn das Bankgeschäft stark von Dienstleistungen und damit von Provisionserträgen geprägt wird. In diesen Fällen ist es sinnvoller, alternativ oder ergänzend von den Roherträgen (als Summe aus Zins- und Provisionsüberschuß) auszugehen, um das Geschäftsvolumen zu charakterisieren. Geschäftswachstum ist dann nicht einfach mit einer Erhöhung der Bilanzsummen und der Positionen „unter dem Bilanzstrich" gleichzusetzen, sondern setzt konsequent voraus, daß entweder die Preiskomponente und/bder die Mengenkomponentc des ertragswirksamen Bankgeschäfts entsprechende Zuwächse aufweisen. Für das C. ist die Steuerung des Geschäftswachstums aus zwei Gründen von Bedeutung. Zum einen wird die Ertragssituation eines Kreditinstituts absolut und relativ von Zuwächsen im bilanzwirksamen Zinsgeschäft, im „off-balance"-Geschäft sowie im reinen Dienstleistungsgcschäft bestimmt, zum anderen ist das Geschäftswachstum an das Vorhandensein bestimmter Ressourcen 179

Controlling gebunden, die in Abhängigkeit vom Geschäftsvolumen zu steuern sind. Ein Wachstum des Geschäftsvolumens bei ausgelasteten Kapazitäten ist nur möglich, wenn parallel die Kapazität der Ressourcen erweitert wird. Die wichtigsten Ressourcen im Bankbetrieb sind dabei das haftende Eigenkapital, das Personal und die Anlagen. Das haftende Eigenkapital hat bei Kreditinstituten weniger eine Finanzierungsfunktion, sondern dient in erster Linie als Garantiekapital zur Sicherung der ihnen anvertrauten Vermögenswerte. Es bildet so zusammen mit dem laufenden Ergebnis, den Stillen Reserven und eventuellen Haftsummenzuschlägen das Deckungspotential für schlagend werdende Risiken. Dem hat der Gesetzgeber Rechnung getragen, indem er in § 10 K W G Kreditinstituten ein angemessenes haftendes Eigenkapital vorschreibt und diese Vorschrift in den Grundsätzen über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute konkretisiert. Die dort für das Geschäftsvolumen in Abhängigkeit vom haftenden Eigenkapital zwingend vorgeschriebenen Höchstgrenzen werden von Kreditinstituten aus Sicherheitsgründen intern häufig sogar noch restriktiver gezogen. Hat nun ein Kreditinstitut diese Höchstgrenzen bereits ausgeschöpft, beabsichtigt allerdings weiteres Geschäftswachstum, so ist es gezwungen, das haftende Eigenkapital aufzustocken. Eine zweite zu steuernde zentrale Ressourcenkategorie im Bankbetrieb bildet das Personal. Typisch für Kreditinstitute ist ein besonders hoher Anteil an personalintensiven Arbeiten. Geschäftsvolumen und Personalkapazität sind deshalb unter Berücksichtigung quantitativer und qualitativer Erfordernisse laufend zu harmonisieren. Hierzu bieten sich zwei Steuerungsansätze an: Entweder wird auf die Produktivität des Personals durch Schulungsmaßnahmen oder zusätzliche maschinelle Unterstützung Einfluß genommen, oder aber die Mitarbeiterzahl wird durch Neueinstellungen bzw. Entlassungen beeinflußt. Beide Maßnahmen greifen allerdings i.d.R. eher mittelfristig, so daß die Personalkapazität in Abhängigkeit vom geplanten Geschäftswachstum mit einem teilweise erheblichen zeitlichen Vorlauf gesteuert werden muß. Die dritte zentrale Ressource bei Kreditin180

Controlling stituten bilden schließlich die Anlagen. Hierbei handelt es sich neben den Grundstücken und Gebäuden sowie der traditionellen Geschäftsausstattung vor allem um die Computer-Hardware und -Software. Infolge des hohen Datenanfalls und der gestiegenen Anforderungen an die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit führen Engpässe im Bereich der elektronischen Datenverarbeitung direkt zu Störungen im Betriebsablauf. Ferner ist die Nutzung der elektronischen Datenverarbeitung nicht nur im Bereich des Electronic Banking zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor geworden. Da sich auf diesem Gebiet der Prozeß der technischen Weiterentwicklung allerdings besonders schnell vollzieht und die Gefahr der Veralterung installierter Anlagen deshalb groß ist, ist neben der quantitativen insbesondere auch die qualitative Dimensionierung der Anlagenkapazitäten für eine Optimierung der bankbetrieblichen Prozesse von herausragender Bedeutung. 3. Bank-Controlling als ertragsorientiertes Steuerungskonzept Zur integrierten Rentabilitäts-, Risiko- und Volumenssteuerung setzen die konkreten Controllingaktivitäten in Umsetzung des Prinzips der hierarchischen Unternehmensplanung ( K o c h 1980) auf zwei verschiedenen Ebenen an, die sich hinsichtlich Steuerungsmethodik und hierarchischer Einordnung unterscheiden. Dementsprechend lassen sich zwei Managementbereiche differenzieren: die (globale Vor-)Steuerung der Geschäftsstruktur und die (Fein-)Steuerung der Marktbereiche. 3.1 Globale Vorsteuerung der BankGeschäftsstruktur Die globale Vorsteuerung der Geschäftsstruktur im Rahmen des strategischen C. zielt auf die Entwicklung, Strukturierung und Sicherung der Gesamtbank ab. Sie hat tendenziell einen mehrjährigen Zeithorizont und ihre Steuerungsgrößen sind i.d.R. lediglich global formuliert. Typische Steuerungsgrößen sind etwa Bilanzstrukturrisiken, Marktrisiken, strukturelle Ertragskraft, Wachstumspotentiale u.a. Im Rahmen der Globalsteuerung lassen sich zwei interdependente Teilbereiche unterscheiden:

Controlling (1) Das Portfolio-Management steuert die Geschäftsstruktur unter Hervorhebung der Marktrisiken und Marktchancen in den verschiedenen Geschäftsfeldern der Bank und versucht, durch Entwicklung und Konkretisierung entsprechender Markt- und Produktstrategien deren Ertragspotentiale im Zeitablauf optimal zu nutzen. Es hat dabei vornehmlich die Aufgabe, die strategische Wettbewerbsposition des Kreditinstitutes zu sichern und - wo unter risikopolitischen Gesichtspunkten vertretbar und marktlich durchsetzbar-auch auszubauen. (2) Das Bilanzstruktur-Management steuert die Geschäftsstruktur unter besonderer Beachtung der Bilanzstrukturrisiken und des strukturellen Gewinnbedarfs mit dem Ziel einer dauerhaften Sicherung des strukturellen finanziellen Gleichgewichts einer Bank. Beide Managementbereiche steuern die Geschäftsstruktur einer Bank im Hinblick auf Gesamterfolg und Gesamtrisikostatus. Unterschiede bestehen jedoch hinsichtlich der konkreten Blickrichtung. Während das Portfolio-Management die Banken-Geschäftsstruktur speziell unter dem Blickwinkel der Möglichkeiten und Notwendigkeiten steuert, die sich aus ihrem marktlichen Umfeld ergeben (externe Strategiedeterminanten), zielt das Bilanzstruktur-Management auf interne Strategiedeterminanten, indem es die Geschäftsstruktur unter Berücksichtigung der sich aus ihren strukturellen Zusammenhängen ergebenden Zielwirkungen steuert. Portfolio-Management und Bilanzstruktur-Management sind deshalb in einem abgestimmten Gesamtkonzept der Globalsteuerung zusammenzuführen, indem ein aus Risikostrukturzielen, Markt- und Produktzielen sowie Rentabilitäts- und Ergebniszielen bestehendes strategisches Zielsystem entwikkelt wird und hieraus konsistente Rentabilitäts- und Risikostrategien für die Gesamtbank abgeleitet werden. 3.2. Feinsteuerung der Bankenrentabilität und Bankenliquidität durch BudgetManagement Bilanzstruktur-Management und PortfolioManagement sind deutlich zu unterscheiden vom Budget-Management in Kreditinstituten, das sich im Rahmen des operativen C. mit der Feinsteuerung jahresbezogener Ergebnisgrößen beschäftigt. D a die ge-

Controlling samte Zielerreichung letztlich dadurch determiniert wird, ob in den einzelnen Teilbereichen die vorgesehenen Volumina, Überschüsse und finanziellen Strukturen realisiert werden, geht es hier darum, die formulierten Bilanzstruktur- und Rentabilitätsziele mit Hilfe von Budgetplänen in operative Zielgrößen umzusetzen und mit Hilfe eines geschlossenen Planungs- und Kontrollsystems durchzusetzen. Die Feinsteuerung als Bestandteil des operativen C. ist dabei konkret auf einzelne Geschäftsbereiche (z.B. Profit-Center) ausgerichtet und weist im Vergleich zur Globalsteuerung typischerweise einen höheren Detaillierungsgrad ihrer Steuerungsgrößen auf. Entsprechend der größeren Detaillierung ist auch ihr zeitlicher Planungshorizont kürzer. Im Rahmen des Bank-C. ergeben sich für das Budget-Management insbesondere zwei Aufgaben: (1) Die Gesamtbankziele sollen bei gleichzeitiger sachlicher und zeitlicher Präzisierung auf die einzelnen Geschäftsbereiche heruntergebrochen werden. (2) Den Entscheidungsträgern in der Bank sollen Orientierungsmöglichkeiten für das laufende Geschäft geboten werden, indem die Sollvorgaben permanent einer Kontrolle durch Vergleich mit den Istwerten unterzogen und Abweichungen auf ihre Ursachen hin analysiert werden. 3.3. Integration der Steuerungsebenen im Dualen Steuerungsmodell Als Konsequenz einer hierarchischen Unternehmensplanung treten bei der Banksteuerung immer dann Koordinationsdefizite auf, wenn zentrale Entscheidungstatbestände durch dezentrale Entscheidungen beeinflußt und zentrale Normen hierdurch gefährdet werden. Die Orientierung an Zinsmargen in den dezentralen Marktbereichen gewährleisten beispielsweise i.d.R. keine automatische Steuerung und Abstimmung der Aktiv- und Passivlaufzeiten oder Währungsstrukturen eines Kreditinstitutes. Die Umsetzung der zur Bewältigung dieses Abstimmungsproblems in der Theorie entwickelten Simultanansätze scheitern in der Bankpraxis regelmäßig an den nicht erfüllbaren Informationsanforderungen. So bedarf es in der Praxis grundsätzlich solcher 181

Controlling Ansätze, wie sie aus dem Modell der „hierarchischen Unternehmensplanung" (Koch 1980) entwickelt werden können. Beim praxisorientierten Dualen Steuerungsmodell (vgl. Schierenbeck 1994) dokumentiert sich die Unterscheidung der beiden Steuerungsebenen dementsprechend in einer Differenzierung der Managementbereiche Zentrale Struktursteuerung und Dezentrale Markt-(bereichs)steuerung. Jedem dieser beiden Partialbereiche werden dabei zunächst nur die Entscheidungstatbestände zugeordnet, die im jeweiligen Beeinflussungs- und Verantwortungsbereich liegen. Der Zentralen Struktursteuerung unterliegen in diesem Sinne die Bereiche, die in ihrer Gesamtheit nur zentral überblickt werden können (z.B. Grundsätze des BAKred, Zinsänderungsrisiken), auch wenn sie durch dezentrale Entscheidungen beeinflußt werden. Ebenso hier einzuordnen sind alle Entscheidungstatbestände von gesamtstrategischer Bedeutung sowie die i.d.R. größeren Zentralgeschäfte (z.B. Emissionsgeschäft). Im Rahmen der Dezentralen Markt-(bereichs-)Steuerung werden dagegen die direkten Marktergebnisse gesteuert, die sich aus den Steuerungsgrößen Geschäftsvolumina, Konditionsmargen, zurechenbare Risiko- und Betriebskosten sowie Betriebserlöse zusammensetzen.

Corporate Banks allem Sollmargen dar. Wegen der nur unvollständigen Koordinationsfähigkeit der Volumens- und Ergebnisbudgets werden sie ergänzt bzw. korrigiert durch Hilfsinstrumente der Integration. Zu ihnen gehören Richtkonditionen, absolute und abgestufte Limite und das sog. Bonus-/Malussystem (vgl. Schierenbeck 1994). Die dritte Kategorie von Integrationsinstrumenten bilden Eigengeschäfte der Bank. Sie sind dazu da, Auswirkungen dezentraler Entscheidungen (z.B. aus dem Abschluß von Festzinsgeschäften) aus bilanzstruktureller Sicht zu steuern und ermöglichen es, daß Fehlentwicklungen hinsichtlich der insgesamt erwünschten Fristen- und Währungsstruktur durch zentrale Entscheidungen und Geschäfte kompensiert werden. Literatur: Hauschildt, J.ISchewe, G.: Der Controller in der Bank, Systematisches InformationsManagement in Kreditinstituten, Frankfurt 1993; Horvàth, P.: Controlling, 3. Aufl., München 1990; Richter, HJ.:Theoretische Grundlagen des Controlling, Strukturkriterien für die Entwicklung von ControllingKonzeptionen, Frankfurt 1987; Koch, H.: Neuere Beiträge zur Unternehmensplanung, Wiesbaden 1980; Mertin, K.: (Seif-) Controlling, in ZfgK, 35 Jg. (1982), S. 1118-1121; Schierenbeck, H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Aufl., Wiesbaden 1994; Schierenbeck, H. IRolfes, B.: Entscheidungsorientierte Margenkalkulation, Frankfurt 1988; Weber, J.: Einführung in das Controlling, Teil 1: Konzeptionelle Grundlagen und Teil 2: Instrumente, 3. Aufl., Stuttgart 1991.

Wegen der Abhängigkeit beider Steuerungsbereiche ist angesichts der Trennung von zentraler und dezentraler Kompetenz und Verantwortung ein Integrationskreis einzurichten, der das Spannungsfeld zwischen den zentralen Zielvorstellungen und Ansprüchen einerseits und der „dezentralen" Entwicklung des Marktes andererseits koordiniert. Die Integration erfolgt dabei über ein Konglomerat von Koordinationsinstrumenten, die in ihrer Bedeutung und in ihrem Einsatz ungleich stark zu gewichten sind auf auf die verschiedenen Phasen des Steuerungsprozesses abzielen.

Convertible Bonds —> Wandelschuldverschreibungen sind —> Anleihen einer —» Aktiengesellschaft mit fester —» Verzinsung, die dem Gläubiger darüber hinaus das Recht einräumen, sie innerhalb einer bestimmten Wandlungsfrist zu festgelegten Bedingungen - meist unter Zahlung eine Aufgeldes - in —» Aktien der betreffenden Gesellschaft umzutauschen.

Als Kerninstrumente fungieren Zielvereinbarungen, mit denen die dezentralen Ziele und Aktivitäten mit den zentralen Ziel- und Strukturvorstellungen harmonisiert werden sollen. Steuerungsgrößen stellen dabei Volumensbudgets, Kostenbudgets und vor

Corporate Banks Finanzabteilungen großer Industrieunternehmen, die durch Erweiterung ihres Tätigkeitsgebietes und organisatorische Verselbständigung bankähnlichen Charakter erhalten und dabei z.T. als voll funktionsfä-

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Corporate Finance hige Finanzinstitute eigenständig am Markt agieren. Die firmeninternen, aber auch extern angebotenen Finanzdienstleistungen umfassen u.a. folgende Aktivitäten: CashManagement und Zahlungsverkehr; Portfolio-Management; Absatzfinanzierung, Leasinggeschäft und Factoring; Geld-, Devisen- und Aktienhandel; Versicherungen. Insbesondere erstrecken sich die Tätigkeiten vermehrt auf viele der von Banken innerhalb ihrer —> Corporate Finance-Aktivitäten angebotenen Dienstleistungen (u.a. Unternehmensübernahmen, Risikomanagement, Finanzinnovationen, Spezialfinanzierungen), so daß durch C.B. die Tendenz zur —» Disintermediation der Banken verstärkt wird. Corporate Finance Oberbegriff für Dienstleistungen im Rahmen des Firmenkundengeschäfts international tätiger Banken. C.F.-Aktivitäten dienen der Unternehmensfinanzierung i.w.S. und stellen eine wesentliche Erweiterung zum traditionellen, stark kreditvergabeorientierten Firmenkundengeschäft dar. Im Mittelpunkt der Rolle der Banken steht neben der Beratung der Unternehmen bei langfristigen Finanzierungsaktivitäten insbesondere die Konstruktion problemspezifischer und kostengünstiger Lösungen individueller Finanzierungsfragen . Unter die vielschichtigen und dynamisch wachsenden Aktivitäten im Bereich C.F. lassen sich folgende, i.d.R. außerhalb bilanzwirksamer Geschäfte anzusiedelnde Dienstleistungen subsumieren: - Kapitalbeschaffung (Emission von Anleihen und Beteiligungspapieren, darunter auch—> Going Public), - Bereitstellung von Risikokapital (—> Venture Capital), - Unternehmenshandel (—» Buy Out, —> Spin Off), - Abwicklung des Zahlungsverkehrs (—» Cash Management-Systeme) > Risiko-Management, - Portfolio-Management (Beratungsfunktion bei Restrukturierungsmaßnahmen und bei strategischen Grundsatzentscheidungen), - Finanzinnovationen (u.a. —> Futures, —» Optionen, —» Zinstermingeschäfte, usw.),

Covered Warrant - Emissionsgeschäft (—» Euronotes, —> Commercial Papers), - (Cross Border) Leasing, - Spezialfinanzierungen (u.a. Projekt- und Exportfinanzierung). Die Verstärkung der C.F.-Aktivitäten der Banken kann als strategische Gegenbewegung zur zunehmenden —» Disintermediation von Banken im traditionellen Kreditgeschäft interpretiert werden, wobei die Banken durch ihre Dienstleistungen neue, attraktive Geschäftsfelder erschließen wollen und eine Kompensation von Ertragsausfällen zu erzielen suchen. Entscheidend für den Erfolg ist dabei das Angebot individueller Bankdienste bei Kombination verschiedener Instrumente und Aktivitäten, was aber keinesfalls standardisiert und schematisiert für mehrere Kunden geschehen darf. Denn nur bei Zusammenstellung eines individuellen C.F.-Mix, der stark am Kunden orientiert ist und ihm einen deutlich positiven Nutzen stiften muß, kann die Bank auch die entsprechenden Provisionserlöse verlangen. Dem hochspezialisierten Beratungsbedarf begegnen die Banken i.d.R. mit der Gründung von eigenen Abteilungen und häufig von Tochtergesellschaften, die sich speziell nur mit einer Dienstleistung aus obiger Palette von C.F.-Aktivitäten beschäftigen. Countertrade angelsächsische Bezeichnung für Kompensationsgeschäfte. —»Gegengeschäfte. Coupon —»Kupon. Courtage ist das Entgelt für die Vermittlungstätigkeit des Börsenmaklers. C. wird auch dann erhoben, wenn die Auftragsabwicklung nicht über die —» Börse erfolgt. Grundlage dafür ist ein Abkommen zwischen —» Kreditinstituten und den Börsen, daß auch in diesen Fällen die C. an die Makler abzuführen ist. Die C. beträgt in der Regel l%o vom —> Kurswert. Covered Warrant gedeckter —» Optionsschein, der nicht in Verbindung mit einer anhängenden Anleihe emittiert wird, sondern ein eigenständiges börsennotiertes Wertpapier darstellt. Der Investor in C. hat das Recht, jederzeit 183

Covering während der Laufzeit den dem Schein zugrundeliegenden Basiswert gegen Zahlung des Basispreises vom Emittenten zu erwerben oder einen Differenzausgleich zu erhalten. Dabei sollte der Emittent den Basiswert in einem Deckungsbestand vorhalten, wozu er jedoch nicht verpflichtet ist. Basiswert von C. können bereits in Umlauf befindliche Aktien, Aktienkörbe (sog. basket Warrants) oder wiederum Optionsscheine sein. Wegen der kurzen Laufzeit (unter 1 bis max. 3 Jahre), hoher Aufgelder bei der Emission und hoher Volatilitäten sind C. aus Investorensicht tendenziell eher Spekulationsobjekte, während aus Emittentensicht neben dem Ertragsstreben auch Aspekte des Risikomanagements von Bedeutungsind. Covering Absicherungstechnik zur Begrenzung von —» Währungsrisiken, insbesondere zur Sicherung offener Devisenpositionen. Grundsätzlich unterscheidet man die Absicherungstechniken „Covering" und —> „Hedging". Während es sich beim Hedging um eine Form der Risikokompensation handelt, stellt das C. eine zeitlich vorgezogene Beschaffung resp. Veräußerung von Devisen dar, die im Rahmen einer Kursrisikoübertragung auf ein anderes Wirtschaftssubjekt getätigt wird. Die Absicherung künftig eingehender resp. zu leistender Devisenzahlungen durch Covering-Instrumente (z.B. Devisentermingeschäfte, Devisenterminkontrakte , Devisenoptionen) bedingt dementsprechend stets einen

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Currency Notes Markt, auf dem die abzusichernden Devisen per Termin gehandelt werden (im Ggs. zu Hedging-Strategien). CP -»Commercial Paper. CpD Konto pro Diverse, von Banken personenbezogen geführtes „internes —» Konto" aus buchungs- und arbeitstechnischen Gründen, insbesondere wenn bei der Bank Guthaben bzw. Belastungen für Personen eingehen, die kein Konto bei der Bank führen oder wenn ein Vorgang nicht sofort eindeutig geklärt werden kann, z.B. wenn ein Geldeingang nicht genau erkennen läßt, ob er für das Privat- oder für das Geschäftskonto des Begünstigten gedacht ist. Credit Unions —»Thrift Institutions. Custodial Services Dienstleistungen von Banken im internationalen Depotgeschäft, die die Verwahrung (Wertpapier-Settlement, Information und Überwachung) und Verwaltung (als Konsortialmitglied, Einlösungs- und Zahlstelle) von Wertpapieren im Rahmen der Betreuung internationaler Kreditinstitute, Zentralbanken und professioneller Börsenteilnehmer (u.a. —> Broker und —> MarketMaker) umfaßt. Currency Notes Notstandsnoten, die im Ersten Weltkrieg vom englischen Schatzamt zur Entlastung der Bank von England ausgegeben wurden.

D Damnum Differenzbetrag zwischen nominellem Darlehnsbetrag und effektiver Auszahlungssumme (—»Disagio). Das D. ist ein Preisbestandteil des Darlehns und ist abhängig von der vereinbarten Nominalverzinsung. Handelsrechtlich besteht die Möglichkeit, das D. im Jahr der Kreditaufnahme als Betriebsausgabe gewinnmindernd geltend zu machen oder es zu aktivieren und über die Kreditlaufzeit anteilig abzuschreiben. Steuerrechtlich ist das D. über den Zeitraum der Kreditgewährung periodengerecht zu verteilen. Für private Kreditnehmer besteht in den meisten Fällen die Möglichkeit, das D. bereits im Jahr seiner Wirksamkeit steuerlich voll abzusetzen. Darlehen Im allgemeinen Sprachgebrauch oft im Sinne von —» Kredit gebraucht. Im Kreditgewerbe ist D. ausschließlich ein mittel- oder langfristiger Kredit, der in einer Summe ausbezahlt und in der Regel regelmäßig getilgt wird. Dartunserklärung Nachweis gemäß § 21 Abs. 3 KWG für Spareinlagen von juristischen Personen und Personenhandelsgesellschaften, daß diese Gelder zur Ansammlung oder Anlage von Vermögen bestimmt sind. Geschäftsgelder und Gelder des—» Zahlungsverkehrs sind von der Anlage auf Sparkonten ausgeschlossen. Während man bei Privatpersonen den Vermögenscharakter der Spareinlagen vermutet, müssen Wirtschaftsunternehmen dies dem Kreditinstitut gegenüber darlegen (dartun). Datenschutzermächtigungsklansel Klausel, die den Versicherer von den Verpflichtungen des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) befreit. Durch die D. wird dem Versicherer die Möglichkeit eingeräumt, Daten über den —» Versicherungsnehmer an —> Rückversicherer, andere Versicherer und den Fachverband weiterzugeben. Datenträgeraustausch, belegloser Da auch automationsgerechte Belege immer noch einen großen Aufwand für die

Codierung, das Sortieren und den Transport erfordern, sind die Banken bemüht, so weit wie möglich die Abwicklung des —> Zahlungsverkehrs beleglos einzurichten. Dafür eignen sich insbesondere solche Zahlungen, deren Daten bei der erstbeauftragten Bank (z.B. bei—> Daueraufträgen) oder bei Auftraggebern in der EDV gespeichert sind. 1976 haben die Spitzenverbände der —» Kreditinstitute und die —» Deutsche Bundesbank eine „Vereinbarung über Richtlinien für den beleglosen Datenträgeraustausch (MCV = Magnetband-Clearing-Verfahren)" getroffen. Die Kreditinstitute benutzen einen einheitlich aufgebauten Datensatz, der insgesamt 150 Stellen umfasst und sämtliche Angaben der konventionellen Vordrucke enthält. Das Verfahren ist für Überweisungen und —» Lastschriften geeignet. Die Bearbeitung der Magnetbänder erfolgt aufgrund eines rechtsverbindlichen Auftrags, der auf dem Magnetbandbegleitzettel erteilt wird. Jeder Absender eines Magnetbandes muß mindestens 10 Tage lang eine Kopie der Datensätze (z.B. durch Duplikatbänder) speichern. Der Rückrufeines Magnetbandes ist ausgeschlossen, sobald dessen Bearbeitung begonnen hat. Der D. eignet sich vor allem für Massenzahlungen, wie z.B. Gehaltszahlungen großer Unternehmen, Einzug öffentlicher Gebühren und Abgaben oder für den Einzug von Versicherungsprämien. Der physische Austausch der Datenträger wird zunehmend durch Datenfernübertragung (Dateienaustausch) ersetzt. Die Entwicklung geht ungebremst weiter. Ein Stichwort ist etwa die Bildschirm-Textverarbeitung mit PC (—» Home Banking, Electronic Banking). Datowechsel —» Wechsel, der auf eine bestimmte Zeit nach Ausstellung (z.B. drei Monate a dato) zahlbar gestellt ist. Anders der—> Tagwechsel (Tageswechsel, Datumswechsel). Dauerauftrag Wenn der Zahlungspflichtige —»Zahlungen zu leisten hat, die zu regelmäßig wiederkehrenden Terminen anfallen, stets für densel185

Dawes- Anleihe ben Empfänger bestimmt sind und immer über den gleichen Betrag lauten, so können diese als Dauerüberweisungen aufgrund eines einmalig erteilten D. durch das —» Kreditinstitut ausgeführt werden. Den Banken ermöglicht der D. z.B. die kostengünstigere beleglose Datenübertragung (—» Datenträgeraustausch etc.). Für den Bankkunden bietet der D. Arbeitsersparnis, Schutz vor Fristversäumnis und mitunter Gebührenvorteile bei der Bank. Dawes-Anleihe im Rahmen des Dawes-Plans zur Regelung deutscher Reparationszahlungen 1924 gewährte —» Anleihe in Höhe von 960 Mill. —> Goldmark. Die Deutschland gewährte Anleihe wurde etwa zur Hälfte in den USA und Europa aufgelegt und mit 7% verzinst. Der Dawes-Plan erwies sich in Folge der—» Weltwirtschaftskrise als nicht mehr durchführbar und wurde 1930 vom Young-Plan abgelöst. Nach Vereinbarungen auf der Londoner Schuldenkonferenz von 1952 wurden —> Tilgung und —> Verzinsung der D. wiederaufgenommen. Debitor Der Bankkunde ist D., wenn sein Bankkonto (z.B. Kontokorrentkonto) auf der Habenseite eine Saldo aufweist, d.h. wenn die Sollseite größer als die Habenseite ist. Der D. hat —> Verbindlichkeiten an die Bank, bzw. die Bank hat —> Forderungen an den D. Der D. ist Schuldner der Bank. —> Kreditor. Debitorenziehungen Wechselart, bei der der —»Wechsel von der Bank auf den Kreditnehmer gezogen wird. Debt Management Planung, Durchführung und Kontrolle der Staatsverschuldung. Mit dem D. sollen neben der Staatsfinanzierung auch konjunktur- und geldpolitische Ziele erreicht werden. Deckungsforderungen —> Forderungen der Geld-, —> Kredit- und Versicherungsinstitute sowie der —> Bausparkassen gegenüber Bund und Ländern, die im Zuge der —» Währungsreform 1948 als Deckung für das von den Instituten zur Versorgung der Bevölkerung, der Wirtschaft und der öffentlichen Hand ausgege186

Deckungsrückstellung bene neue Geld entstanden sind. Siehe auch —» Ausgleichsansprüche. Deckungsgeschäft An- und Verkauf von -> Effekten innerhalb und außerhalb des amtlichen Handels durch —» Kreditinstitute zur Erfüllung von —» Kommissions- und Eigenhändlergeschäften mit Kunden. Im —» Börsengeschäft ist D. aber auch: z.B. der Terminkauf eines —»Wertpapieres, das zuvor möglichst mit höherem —» Kurs Gegenstand eines Blankoverkaufs war. Deckungskapital in der Praxis übliche Bezeichnung für —> Deckungsrückstellung. Deckungsrendite Bei —» Kreditgeschäften deren Ertrag in Bezug auf die direkt dem Geschäft zurechenbaren —» Kosten. Dabei wird im Vergleich gleiche D. gefordert: Kreditgeschäfte, in die schon mit hohen direkten Betriebskosten „investiert" wurde, sollen entsprechend auch die höchsten Deckungsbeiträge zum Ausgleich der —» Over-Head-Kosten erbringen. Deckungsrflckiage die im —» Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) verwendete Bezeichnung für —> Deckungsrückstellung. Deckungsriickstellung (andere Bezeichnungen: Deckungsrücklage nach VAG, Prämienreserve nach W G , Deckungskapital als der in der Praxis übliche Ausdruck) Rückstellung, die in der —> Lebens-, —» Kranken- und —» Rückversicherung für Verpflichtungen aus —» Versicherungsverträgen gebildet wird, sofern bereits Prämienzahlungen geleistet wurden. In der Lebensversicherung werden während der gesamten Versicherungsdauer konstante Prämien erhoben. Eine gleichbleibende Prämienhöhe entspricht nicht der tatsächlichen Risikoprämie, denn im Laufe der Versicherungsdauer steigt mit zunehmendem Alter der Versicherungsnehmer das Sterblichkeitsrisiko. Damit steigen die Aufwendungen des Versicherers zur Deckung der Sterbefall-Leistungen an. In den ersten Jahren der Versicherung ist die gezahlte Prämie der Versicherungsnehmer höher, in den

Deckungsstock (Prämienreservefonds) späteren Jahren dagegen niedriger als die beanspruchte Prämie. Um den Versicherungsanspruch auch dann erfüllen zu können, müssen die anfänglich zu viel erhobenen Prämienanteile zurückgestellt werden. Diese Differenz zwischen gleichbleibender Prämie und die während der Vertragslaufzeit steigenden natürlichen Risikoprämien werden verzinslich angesammelt und bilden somit die D. Bei —* gemischten Versicherungen, reinen —» Todesfall- oder —> Leibrentenversicherungen enthält die D. weiterhin die eingezahlten und verzinsten Sparprämien. In der Krankenversicherung werden neben den Beiträgen für Sterbegeldversicherungen in der D. die sogenannte Alterungsrückstellung erfaßt, in der die Prämienanteile angesammelt werden, die zur Dekkung der Versicherungsleistungen nicht herangezogen werden mußten. Diese werden verzinst und später, wenn sie nicht zur Auffüllung der nicht ausreichenden Prämien benötigt werden, wieder aufgelöst. In der Lebens- und Krankenrückversicherung erfolgt die Bildung einer D. nach den gleichen Kriterien wie beim —» Erstversicherer. Unterschiede ergeben sich allerdings bei der Bewertung durch die Verwendung anderer Rechnungsgrundlagen. Deckungsstock (Prämienreservefonds) das von übrigen Vermögen getrennte Sondervermögen eines Versicherungsunternehmens, durch das die Ansprüche der Versicherungsnehmer gesichert werden. Zu ihrer Gewährleistung enthält das Versicherungsaufsichtsgesetz (§§ 54a, 66-79 VAG) besondere Vorschriften über den D. Die Bestände des D. sind von Zugriff anderer Gläubiger entzogen. Sie stehen den Versicherten zu, für deren Absicherung das Deckungsstockvermögen gebildet wurde. Im Konkursfall würden also die Forderungen dieser Versicherungsnehmer den Forderungen aller übrigen Konkursgläubiger vorgehen (§ 77 Abs. 4 Satz 1 VAG). D. werden in der-» Lebens-, —> Kranken-, —> Unfall- und —> Haftpflichtversicherung gebildet. Die Bestände des D., die in einem Deckungsstockverzeichnis einzutragen sind (§ 66 Abs. 6 VAG), werden von einem Treuhänder überwacht. Bei der Anlage der Versicherungswerte sind besonders strenge

Deficit Spending Vorschriften einzuhalten (—> Kapitalanlage in Versicherungsunternehmen). Dem D. sind schon im Laufe des Geschäftsjahres Beiträge in solcher Höhe zuzuführen, die der voraussichtlichen Entwicklung bestimmter Verpflichtungen entsprechen (§ 66 Abs. 1 VAG), zu denen vor allem die —> Deckungsrückstellung in der Lebensversicherung, die Altersrückstellung in der Krankenversicherung sowie die Rückstellungen für Rentenleistungen in der—> Schaden- und Unfallversicherung zählen. Des weiteren kann das —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen anordnen, in den D. darüber hinaus bestimmte Beiträge einzustellen, wenn es für die Sicherstellung der Ansprüche aus den Versicherungsverträgen notwendig ist (§ 66 Abs. 3 VAG). Deckungszusage Vereinbarung von vorläufigem Versicherungsschutz schon bei Antragsstellung und vor Zahlung der —> Erstprämie. Mit dem Abschluß eines endgültigen Versicherungsvertrages oder mit dem Scheitern der Vertragsverhandlungen erlischt die D. In fast allen —> Versicherungszweigen werden vorläufig D. erteilt, die schriftlich abgegeben werden müssen. Eine vorläufige D. unterscheidet sich von der in der Kraftverkehrsversicherung gebräuchlichen —» Versicherungsbestätigung, die der Zulassungsstelle bei Anmeldung von Kraftfahrzeugen vorzulegen ist. Hier ist der Versicherungsvertrag bereits rechtswirksam abgeschlossen. Deferred Shares —» Aktien, bei denen die Dividendenzahlung (—» Dividende) erst nach einer bestimmten Zeitdauer nach ihrer Ausgabe einsetzt, wobei diese Zeitdauer die Zeit zwischen zwei periodischen Dividendenzahlungen übersteigt. Deficit Spending Instrument der —> Konjunkturpolitik, bei dem höhere staatliche Ausgaben gegenüber den laufenden Einnahmen getätigt werden, um über Multiplikator- und Akzeleratoreffekte die Güternachfrage zu beleben. Das Defizit wird entweder über —> Kredit, —»Geldschöpfung oder Überschußauflösung finanziert. In der Beurteilung der Wirkungen des D. sind auch die von der Art seiner —> Finanzierung ausgehenden Effek187

Deflation

Depositary Institutions Deregulation and Monetary Act

te (z.B. Crowding-out-Effekte) zu berücksichtigen. Deflation ständiger über mehrere Perioden (Jahre) anhaltender Rückgang des Preisniveaus bzw. Anstieg des—» Geldwertes. Gegensatz ist die —»Inflation. Die Situation der D. ist gekennzeichnet von einem Angebotsüberhang (deflatorische Lücke) auf den Güterund Faktormärkten. Seit der —» Weltwirtschaftskrise (Große Depression) ist D. nicht mehr aufgetreten, Inflation dagegen nach dem Zweiten Weltkrieg sehr häufig. Degussa-Klausel Kündigungsrecht der Anleihegläubiger, das erstmals in der Bundesrepublik Deutschland von der Firma Degussa in ihre Anleiheausstattung mitaufgenommen wurde. Es handelte sich dabei um die Möglichkeit zur Kündigung mit einer Frist von 6 Monaten zu einem —> Zinstermin. Grundsätzlich gibt es bei —> Anleihen in der Bundesrepublik kein Kündigungsrecht der Gläubiger. Die D. wird aber bei sehr schwierigen Kapitalmarktverhältnissen, zuletzt 1952 und 1953, in die Anleiheausstattung aufgenommen. Deklarationspflicht Verpflichtung des Versicherungsnehmers, dem Versicherer alle einzelnen Positionen einer —» laufenden Versicherung zu melden, die nur der Gattung nach im —» Versicherungsvertrag bezeichnet sind. Die D. ist üblich in der—> Schadenversicherung (vgl. § 187 VVG, § 97 ADS in Verbindung mit Ziff. 3 der Bestimmungen für die laufende Versicherung). Deklarationsprotest —» Wechselprotest, bei dem Wechselinhaber und Protestgegner identisch sind. Dies ist z.B. der Fall, wenn der Wechselgläubiger zugleich Domiziliat, Ehrenannehmer oder Notadressat ist. Delkredere 1. Im Rechnungswesen die Wertberichtigung für absehbare Zahlungsausfälle auf Forderungen, die zweifelhaft oder uneinbringlich sind. 2. Im Recht eine Garantie für Zahlungsfähigkeit. Beispielsweise steht der Handelsvertreter dem Unternehmer gegenüber für 188

die —» Verbindlichkeit des Käufers aus dem geschlossenen Vertrag ein. D. ist hier also die Übernahme des —» Kreditrisikos durch Haftung für den Eingang einer Forderung. Beim echten —» Factoring wird dafür die D.-Gebühr erhoben als —» Risikoprämie und Entgelt für die Übernahme der Forderung. Delkredereversicherung —> Kreditversicherung i.e.S., umfaßt die Zweige -» Waren-, —> Ausfuhr-, —»Investitionsgüter- und —» Konsumentenkreditversicherung. Deponent Hinterleger von Verwahrstücken bei einem -»Kreditinstitut. Deport Negativer —» Swapsatz. Wenn bei —> Devisentermingeschäften der —»Terminkurs unter dem —» Kassakurs liegt, wird der Preis einer fremden —> Währung per Termin im Vergleich zum Kassakurs dieser Währung mit einem —> Abschlag gehandelt. Dieser Abschlag, also die negative Differenz zwischen Kassa- und Terminkurs, heißt D. oder negativer Swapsatz. Depositalschein die vom Verwahrer ausgestellte Bescheinigung für den Hinterleger im geschlossenen —> Depot. —»Depotschein. Depositary Institutions Deregulation and Monetary Act (DIDA Monetary Controll Act) Dieses 1980 erlassene US-Gesetz wird als erster Schritt zur Reformierung des durch den —» Glass Steagall Act begründeten USTrennbankensystems angesehen. Aufgrund bestehender Gesetzeslücken konnte der Bund bislang nicht verhindern, daß alle Bankentypen (—» Commercial Banks, —> Investment Banks, —» Thrift Institutions) jeweils in den Geschäftsbereich der anderen eindrangen und damit einen verschärften Wettbewerbsdruck ausübten. Mit dem DIDA wurde dieser Entwicklungstendenz Rechnung getragen. Das Gesetz sieht bis 1986 eine allmähliche Aufhebung der im -» Regulation Q fixierten Höchstzinsgrenzen sowie die vorübergehende Aufhebung der Grenzen für Sollzinsen und deren Anpassung an herrschende Marktverhältnisse vor. Ferner wird eine stärkere Gleichstel-

Depositen lung der geschäftspolitischen, produkt- und konditionsgestalterischen Möglichkeiten der einzelnen Banktypen ermöglicht. Depositen alle befristeten und unbefristeten -> Einlagen, soweit sie nicht der Vermögensanlage in Form von —» Spareinlagen dienen, oder —» Einlagen, soweit sie nicht auf Spar- und Kontokorrentkonten geführt werden. Diese Abgrenzung ist insofern problematisch, weil die Einlagenhaltung oft aus mehreren Motiven heraus erfolgt, die zudem nicht ohne weiteres immer von der Bank erkannt werden können. Depositenbanken im weiteren Sinne —» Kreditinstitute, die sich auf das „reguläre" Bankgeschäft beschränken. Dazu zählen —» Einlagengeschäft, kurzfristiges —» Kreditgeschäft und —> Kommissionsgeschäft. Der Begriff D. geht auf Adolf Weber zurück, der die deutsche —> Universalbank als „Depositen- und —»Spekulationsbank" bezeichnet. Die Spekulationsbank betreibt im Gegensatz zur D. das „irreguläre" Geschäft, wozu die Gewährung langfristiger Kredite, Durchführung von —» Emissionen und Effektenerwerb zählen. Die Abgrenzung der beiden Banktypen erfolgt einerseits nach dem Kriterium Liquidität, andererseits hinsichtlich des Risikos. Eine Unterteilung der Banktypen nach D. und Spekulationsbanken hat sich in Deutschland nicht durchgesetzt. Vielmehr hat sich die Aufteilung in —» Universalbanken und —> Spezialbanken bewährt. Depositenbuch Rechnungsbuch, das die Bank dem Inhaber eines Depositenkontos (-»Depositen) aushändigt und in das sie alle Bewegungen auf dem —» Konto einträgt. Die Verwendung desD. ist selten. Depositengeschäft —» Einlagengeschäft, die Annahme von —» Depositen des Kunden durch die Bank, ein Passivgeschäft der —> Kreditinstitute. Es ist nach § 1 des —> KWG Bankgeschäft: Annahme fremder Gelder mit und ohne —> Verzinsung. Das D. ist Voraussetzung des bargeldlosen —» Zahlungsverkehrs. Gleichzeitung ist es das wichtigste Bankgeschäft zur Beschaf-

Depositenversicherung fung kurzfristiger Mittel für die Bank. Das D. beginnt mit der Eröffnung des Depositenkontos, das in laufender Rechnung geführt wird. Depositenkassen nicht mehr gebräuchlicher Ausdruck für eine unselbständige Nebenstelle einer Bankfiliale (vgl. auch—»Zweigstelle). D. betreiben alle wesentlichen Bankgeschäfte mit einigen Ausnahmen wie —> Emissions-, —> Konsortial- und Devisenhandelsgeschäft. Auch fehlen ihnen meist die Vollmachten zur Kreditvergabe, zur Übernahme von —» Bürgschaftskrediten, zur Akzeptierung und Indossierung von —»Wechseln. D., die in Vororten oder in einzelnen Stadtbezirken die Kunden betreuen, sind heute i.d.R. über die elektronische Datenverarbeitung mit ihren Hauptstellen verbunden. Auch wenn die eigentliche Buchhaltung in die Hauptstelle verlagert wird, werden auf diese Weise die Kundenkonten vor Ort geführt. Depositenklausel Vermerk auf einer —> Wechselabschrift oder —> Wechselausfertigung, wo sich die Urschrift des —» Wechsels befindet. Der rechtmäßige Inhaber des Wechsels kann auf die Aushändigung des Originals bestehen. Wird ihm die Aushändigung verweigert, kann der Berechtigte nur Rückgriff nehmen, wenn er durch —> Wechselprotest feststellen läßt, daß ihm die Urschrift trotz Aufforderung nicht ausgehändigt worden ist oder zusätzlich bei einer Wechselausfertigung, daß die Annahme oder die Zahlung nicht durch seine Ausfertigung erreicht werden konnte (Art. 66 und 68 WG). Depositenschein Schein zum gleichen Zweck wie das —» Depositenbuch. Nicht zu verwechseln mit —» Depositalschein! Depositenversicherung in den USA wird durch die mit dem —> Banking Act 1933 geschaffene —> Federal Deposit Insurance Corporation eine Einlagengarantie für Konteninhaber erreicht, um sie vor Verlust ihrer—» Depositen zu schützen. In der Bundesrepublik ist die D. nicht gebräuchlich. 189

Depot Depot Ort zur Verwahrung von Wertgegenständen, in der Regel bei Banken. Reguläres D.: Der Hinterleger erhält die gleichen Stücke zurück. Irreguläres D.: Die Rückgabe erfolgt nur der Gattung nach. Verschlossenes oder geschlossenes D.: Bankmäßige Verwahrung geeigneter Wertgegenstände. Offenes D.: Verwahrung und Verwaltung von —> Effekten für Kunden in Form der Sonderverwahrung (—» Streifband-D.) oder der—» Sammel Verwahrung. Depotauszug Aufstellung der Bank an den Kunden über den bei ihr geführten Depotbestand (—* Depot) des Kunden. Erfolgt in der Regel einmaljährlich. Depotbuch Das bei —» Depotgeschäften vom —» Verwahrer nach § 14 DepG zu führende besondere Verwahrungsbuch. Es ist ein Personalverzeichnis. Daneben ist nach den Richtlinien für die Depotprüfung noch ein sachliches D. zuführen. Depotgebühren das Entgelt für die Verwahrung und Verwaltung der —> Wertpapiere und anderer Depotgüter. Depotgeschäft Aufbewahrung und Verwaltung von beweglichen Vermögensgegenständen, hauptsächlich —» Effekten, durch Banken für Kunden, die dadurch das Verlustrisiko und Verzug von —> Zins-, —» Dividendenund anderen Terminen vermeiden. Es gibt verschlossenes —> Depot, bei dem die Bank keine Kenntnis vom Verwahrungsinhalt hat, und offenes Depot, das mit der Verwaltung des Depotinhalts verbunden ist. Grundlage für das D. ist das Depotgesetz. Es kennt die Sonderverwahrung, bei dem die betreffenden Depotgegenstände von den Beständen der Bank sowie Dritter gesondert aufzubewahren sind (—» Streifbandverwahrung), und —» Sammelverwahrung, bei dem Depotgegenstände (z.B. Effekten) derselben Art für alle Kunden im gemeinsamen Bestand deponiert werden. Depotschein —> Legitimationspapier, das über ein—» De190

Depotwechsel potgeschäft ausgestellt wird. Der D. oder —» Depositalschein ist die beim geschlossenen (verschlossenen) —* Depot übliche Bescheinigung einer Bank über die in Verwahrung genommenen —» Wertpapiere. Herausgabe erfolgt nur gegen Vorlage und Rückgabe des D. Depotstimmrecht Bankenstimmrecht, Depotaktienstimmrecht, Ermächtigungsstimmrecht, Legitimationsstimmrecht . Das von einer Bank für einen ihrer Kunden auf der-» Hauptversammlung einer—» Aktiengesellschaft stellvertretend ausgeübte Stimmrecht, da die Bank nicht Eigentümer der stimmberechtigten —» Aktien ist, weithin die Aktien aber in ihrem —» Depot verwahrt. Nach § 135 (1) AktG bedarf das D. einer schriftlichen Vollmacht. In der Ausübung des D. ist die Bank in bestimmter Weise gebunden. Interessenkollisionen zu Lasten der —» Aktionäre sind nicht auszuschließen, so z.B. bezüglich der Dividendenausschüttung (—» Dividenden). Vor allem Kleinaktionäre erwarten eine hohe laufende Dividende, die kreditgewährende Bank ist wegen einer möglichst hohen —» Selbstfinanzierung an der Belassung des Gewinns im Unternehmen interessiert. Interessenkonflikte können auch zwischen Bank und Aktiengesellschaft aufbrechen, vor allem, wenn Banken durch das D. in eine ihnen unangemessene Machtposition gegenüber dem Unternehmen gelangt sind und diese erweitern wollen. Depotvertrag Vertrag über die —» Verwahrung und Verwaltung von -» Effekten (§§ 688ff. BGB und DepG). Der D. wird in der Regel nicht gesondert abgeschlossen. Eine entsprechende Regelung ist in den —> Allgemeinen Geschäftsbedingungen enthalten. Depotwechsel Eigene - * Wechsel (—» Solawechsel), die ein Kreditgeber von seinem Schuldner verlangt, um im Falle des Zahlungsverzugs (—» Verzug) schneller gegen den säumigen Kreditnehmer vorgehen zu können. D. oder Kautionswechsel werden also zur Sicherstellung von Forderungen in Verwahrung genommen und sind nicht zum Umlauf bestimmt.

Depression Depression zweite Abschwungphase im idealisierten Ablauf des Konjunkturzyklus (—> Konjunktur), gekennzeichnet durch weiterhin sinkende Produktion bei bereits nicht ausgelasteten Kapazitäten und Arbeitslosigkeit. Große D. heißt die -» Weltwirtschaftskrise, die bereits 1928 begann und bis 1933 in fast allen Industrieländern der Welt zu Massenarbeitslosigkeit, sinkenden Preisen (—» Deflation) und Löhnen, Bankkrisen, Zahlungsbilanzungleichgewichten (—> Zahlungsbilanz) und Einrichtung von Zollschranken führte. Ursachen waren Spätfolgen des Ersten Weltkrieges in Form von Reparationszahlungen, asynchrone Fristen bei Kreditgewährung (—» Kredit) und Kreditmittelverwendung, falsch festgesetzte —* Wechselkurse, kontraktive Haushaltspolitik sowie restriktive —» Geldpolitik. Desinflation Reduzierung eines infolge von —»Inflation überhöhten Preisniveaus. Während —» Depression und Rezession (in der Verbindung mit Inflation als Stagflation) die gesamte Wirtschaftstätigkeit verlangsamen und abschwächen, beabsichtigt die D. eine Erhöhung der Kaufkraft ohne solche wirtschaftsabschwächenden Wirkungen. Desinvestitionsstrategie Unternehmenspolitik in längerer Sicht, die eine Rückgewinnung und Freisetzung der in konkreten Werten gebundenen finanziellen Mittel zum Ziel hat. Dabei kommen als Werte grundsätzlich alle —» Aktiva einer Unternehmung in Frage. Geeignete Maßnahmen sind Verkauf, —» Liquidation oder Aufgabe. Die strategische Unternehmensführung setzt aber D. vorwiegend als Rückzug aus Geschäftsfeldern ein, deren Gewinnaussichten uninteressant werden. Sie ist dann meist mit einer Investitionstrategie in Geschäftsbereiche mit künftig nachhaltigen Gewinnen verbunden. Detailplan Vorgabe im Rahmen der operativen Planung in Unternehmen. Ein D. weist einen hohen Detaillierungs- und Genauigkeitsgrad auf, ist gut strukturiert und mit einem geringen Unsicherheitsgrad behaftet. D. werden im allgemeinen aus den der strate-

Deutsche Bau- und Bodenbank AG gischen Planung entnommen —» Grobplänen entwickelt. Deutsche Ausgleichsbank (Lastenausgleichsbank), öffentlich-rechtliches —» Kreditinstitut mit Sonderaufgaben. Als „Bank für Vertriebene und Geschädigte A G " 1950 gegründet, wurde sie 1954 in eine Anstalt des öffentlichen Rechts umgewandelt. Ihre ursprüngliche Aufgabe lag in der Beschaffung und Gewährung von Krediten und Beihilfen zur wirtschaftlichen Eingliederung und Förderung von Flüchtlingen, Heimatvertriebenen und Kriegsgeschädigten. In diesem Zusammenhang übernahm die DA treuhänderisch die Weiterleitung der Leistungen des Lastenausgleichsfonds für das Bundesausgleichsamt. Heute liegt der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit in der Förderung des gewerblichen Mittelstandes und der freien Berufe. Aufgrund der veränderten Geschäftsstruktur erfolgte 1986 eine Umbenennung der Lastenausgleichsbank in Deutsche Ausgleichsbank. Die Refinanzierungsmittel stammen aus Sondervermögen, aus der Aufnahme langfristiger Darlehen und aus der Emission von —» Schuldverschreibungen. Deutsche Bau- und Bodenbank AG Spezialinstitut der Wohnungsbaufinanzierung. 1923 von Instituten der Bau- und Wohnungswirtschaft gegründet, erwarben öffentliche Stellen durch Kapitalerhöhungen eine Beteiligung bis letztlich über 80%. Ende 1978 übernahm die —» Deutsche Pfandbriefanstalt die Mehrheitsanteile vom Bund (67%) und vom Land NordrheinWestfalen (25%). Trotz der privatrechtlichen Rechtsform befindet sich die Bau- und Bodenbank heute voll im öffentlichen Besitz. Die Aufgaben der B. stehen in enger Verbindung mit der Pfandbriefanstalt. Während die Pfandbriefanstalt als —> Hypothekenbank die Endfinanzierung bei Bauvorhaben übernimmt, dient die B. als Zwischenfinanzierungsinstitut und ist somit Kapitalträger in der Bauphase der Objekte. Weiterhin dient die B. als Hausbank der gemeinnützigen Wohnungsunternehmungen. In diesem Rahmen ist die Bank an staatlichen Förderungsmaßnahmen wie die des sozialen Wohnungsbaus und des Städteauf191

Deutsche Bundesbank baus und anderer Maßnahmen im Sinne des Lastenausgleichsgesetzes beteiligt. Daneben erfüllt die B. treuhänderische Aufgaben im Bereich der Wohnungswirtschaft und bei der Verwaltung von —»Immobilienfonds. Deutsche Bundesbank Die D. ist die—» Zentralnotenbank und die von Weisungen der Bundesregierung unabhängige Trägerin der —» Geldpolitik in der Bundesrepublik Deutschland. 1. Entstehung, rechtliche Stellung und Organisation Die D. wurde durch das Gesetz über die Deutsche Bundesbank vom 26.7.1957, das am 1.8.1957 in Kraft trat, errichtet. Der Gesetzgeber kam damit dem Auftrag des Art. 88 GG („Der Bund errichtet eine Währungs- und Notenbank als Bundesbank") nach. Durch Verschmelzung der bis dahin rechtlich selbständigen —* Landeszentralbanken mit der —* Bank deutscher Länder entstand aus dem zweistufigen —> Zentralbanksystem der Jahre 1947-1957 die D. als Einheitsbank. Sie ist als Zentralnotenbank somit mittelbar Nachfolgerin der Deutschen Reichsbank (1876-1948). Sitz der D. ist Frankfurt/Main. Die D. ist eine bundesunmittelbare juristische Person des öffentlichen Rechts. Sie unterliegt jedoch nicht der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers, der Aufsicht eines Bundesministers oder parlamentarischer Kontrolle. Obwohl die D. rechtlich eine Einheitsbank ist, hat die Struktur ihrer Entscheidungsgremien föderativen Charakter. Organe der D. sind neben dem —» Zentralbankrat (ZBR) und dem —» Direktorium, die die Stellung von obersten Bundesbehörden haben, die Vorstände der bisher elf Landeszentralbanken (LZBs), die den Rang von Bundesbehörden besitzen. Als oberstes Entscheidungsorgan bestimmt der ZBR die Währungs- und Kreditpolitik, stellt die allgemeinen Richtlinien für Geschäftsführung und Verwaltung auf und grenzt die Zuständigkeiten des Direktoriums und der Vorstände der LZBs ab. Er besteht aus dem Präsidenten und dem Vizepräsidenten der D., den weiteren Mitgliedern des Direktoriums und den Präsidenten der LZBs. Er tagt in der Regel alle zwei Wochen in Frankfurt unter dem Vorsitz des Präsidenten. 192

Deutsche Bundesbank Das Direktorium als zentrales exekutives Organ leitet und verwaltet die D., soweit dafür nicht die LZBs zuständig sind, und führt die Beschlüsse des ZBR aus. Dem Direktorium sind folgende Aufgaben ausdrücklich vorbehalten (§ 7 BBankG): Geschäfte mit dem Bund und seinen Sondervermögen, mit bundesweit tätigen Banken sowie —» Devisen- und —> Offenmarktgeschäfte. Ihm gehören Präsident und Vizepräsident der D. sowie bisher bis zu acht (gegenwärtig fünf) weitere Mitglieder an, die eine besondere fachliche Eignung besitzen müssen. Ihre Ernennung erfolgt durch den Bundespräsidenten auf Vorschlag der Bundesregierung nach Anhörung des ZBR für die Dauer von acht, mindestens jedoch zwei Jahren. Das Direktorium tagt unter dem Vorsitz des Präsidenten der D. nach Bedarf, in der Regel zweimal wöchentlich. Die Vorstände der LZBs sind die regionalen Exekutivorgane der D. Sie führen die in ihren Bereich fallenden Geschäfte und Verwaltungsangelegenheiten , insbesondere Geschäfte mit dem Land und mit Kreditinstituten ohne bundesweite Aufgaben (§ 8 BBankG). Der Präsident einer LZB wird vom Bundespräsidenten auf Vorschlag des Bundesrates und der zuständigen Landesregierung nach Anhörung des ZBR für die Dauer von acht, mindestens jedoch zwei Jahren bestellt. Die anderen Mitglieder des Vorstandes werden vom Präsidenten der D. auf Vorschlag des ZBR ernannt. Den LZBs als Hauptverwaltungen der D. sind Zweiganstalten in 210 größeren Städten (sog. Bankplätze) nachgeordnet. Bei jeder LZB besteht als beratendes Gremium ein Beirat (§ 9 BBankG), dem Vertreter des Kreditgewerbes, der Wirtschaft und der Arbeitnehmer angehören. Seit der deutsch-deutschen —• Währungsunion (ab 1. Juli 1990) ist die D. auch für das Gebiet der ehemaligen D D R zuständig. In einer Mitte 1992 verabschiedeten Novelle zum Bundesbankgesetz wird die Anpassung der Organisationsstruktur geregelt. Danach wird die Zahl der Mitglieder des Direktoriums auf 8 begrenzt und die Zahl der Landeszentralbanken von bisher 11 auf 9 verringert. Bei 16 Bundesländern bedeutet dies, daß nicht mehr wie bislang jedes Land seine eigene Landeszentralbank haben wird. In Zukunft wird es je eine Lan-

Deutsche Bundesbank deszentralbank für Bayern, für BadenWürttemberg, für Hessen, für NordrheinWestfalen, für Berlin und Brandenburg, für Bremen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, für Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, für Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie für Sachsen und Thüringen geben. 2. Aufgaben Die Aufgaben der D. und die mit ihrer Erfüllung zu verfolgenden Ziele sind gesetzlich fixiert. Nach § 3 BBankG hat die D. die Aufgabe, den Geldumlauf und die Kreditversorgung der Wirtschaft zu regeln mit dem Ziel, die Währung zu sichern, und für die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland zu sorgen. Aufgrund von § 12 Satz 1 BBankG ist sie zudem „verpflichtet, unter Wahrung ihrer Aufgabe die allgemeine Wirtschaftspolitik der Bundesregierung zu unterstützen". Da sie aber andererseits „von Weisungen der Bundesregierung unabhängig" ist (§ 12 Satz 2 BBankG), legen diese Vorschriften zusammengenommen folgende zumeist vertretene Interpretation nahe. Die für die Bundesregierung verbindlichen gesamtwirtschaftlichen Ziele des § 1 StabG, Preisnivcaustabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht, stetiges und angemessenes Wachstum, gelten zwar auch für die D., jedoch nur soweit und solange bei ihrer Verfolgung nicht die Erfüllung ihres vorrangigen Ziels, „die Währung zu sichern", beeinträchtigt wird. Da sie selbst darüber zu entscheiden hat, wann dies der Fall ist, besitzt sie einen hohen Grad an Autonomie. Ihr wird dadurch in eindeutiger Weise eine besondere Verantwortung für die Stabilität des Geldwertes zugewiesen und zugleich ein Maßstab vorgegeben, an dem sie sich als „Hüterin der Währung" beurteilen lassen muß. Währungssicherung bedeutet zum einen Erhaltung der Geldwertstabilität im Inneren, was dem binnenwirtschaftlichen Ziel Preisniveaustabilität entspricht. Sie meint zum anderen die am —> Wechselkurs zu messende Stabilität des Außenwerts. Angesichts weltweit stark differierender Inflationsraten kann dies jedoch nicht mit der Fixierung (nominaler) Wechselkurse gleichgesetzt werden. Vielmehr sollte darunter eine Stabilisierung der Kaufkraftpari-

Deutsche Bundesbank tät der DM gegenüber anderen Währungen verstanden werden, so daß eine Aufwertung (Abwertung) der DM erforderlich wird, wenn die Preise im Ausland stärker (weniger) steigen als bei uns. Mit Währungssicherung wird somit die Verpflichtung der D., für die innere und äußere Kaufkraftstabilität der DM zu sorgen, umrissen. Bei Paritätsänderungen in Festkurssystemen wie dem —> EWS ist die D. allerdings auf die Mitwirkung der Bundesregierung angewiesen, da deren Kompetenzen berührt werden. 3. Funktionen Die D. kommt ihren Aufgaben nach, indem sie die folgenden vier typischen Funktionen einer Zentralbank erfüllt. (1) Sie ist —»Notenbank mit dem alleinigen Recht, das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel, auf dem DM lautende Banknoten, auszugeben. Das Münzregal liegt beim Bund. Da Münzen aber nur mit Zustimmung der D. in den Verkehr gebracht werden dürfen, besitzt sie eine Monopolstellung bei der Schaffung von Zentralbankgeld und damit eine Kontrolle über das gesamte Geldangebot (einschl. Giralgeld). (2) Als „Bank der Banken" stellt die D. den Kreditinstituten über Refinanzierungs- und Offenmarktgeschäfte laufend Zentralbankguthaben bereit, die diese für Barabforderungen des Publikums und zur Erfüllung ihrer Mindestreservepflicht benötigen. Zudem bietet sie den Kreditinstituten (aber auch der öffentlichen Hand) reine Bankdienstleistungen zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs (Giro- und Abrechnungsverkehr) vor allem zwischen verschiedenen Instituten und Gironetzen einzelner Institutsgruppen an. Dies wird von den Banken in starkem Maße in Anspruch genommen. Die D. arbeitet schließlich bei der Bankenaufsicht eng mit dem —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zusammen (§§ 6 , 7 KWG), das über keine eigenen Außenstellen verfügt. (3) Gegenüber Bund und Ländern fungiert die D. als „Hausbank des Staates", ohne daß dadurch ihre Unabhängigkeit als Trägerin der Geldpolitik eingeschränkt wird. So darf sie an öffentliche Stellen nur—» Kassenkredite im Rahmen gesetzlich fixierter —» Plafonds gewähren (§ 20 BBankG) und 193

Deutsche Bundesbank —> Schuldverschreibungen öffentlicher Stellen nicht direkt von diesen, sondern nur am offenen Markte und nur zum Zweck der Regulierung des Geldmarktes erwerben (§ 21 BBankG). Die direkte Finanzierung von Haushaltsdefiziten durch Bundesbankkredite ist damit ausgeschlossen. Diese Regelungen sind Ausfluß historischer Erfahrungen mit (erzwungenen) Finanzierungen staatlicher Ausgaben durch Notenbanken, die in diesem Jahrhundert in Deutschland bekanntlich zu einer zweimaligen Entwertung des Geldvermögens während einer Generation führten. Die D. leistet jedoch Bund und Ländern technische Hilfe bei der Kreditaufnahme und fungiert als ihr fiscal agent, da ihr die Kurspflege der Bundesanleihen und die Konsortialführerschaft im Bundesanleihe-Konsortium obliegen. Sie bringt ferner - wie erwähnt - die vom Bund ausgegebenen Münzen in Umlauf und wikkclt große Teile des bargeldlosen Zahlungsverkehrs von Bund und Ländern ab. Diese sind verpflichtet, ihre gesamten Kassenreserven bei der D. auf —» Girokonten (zinslos) zu halten. Eine Anlage im Bankensystem bedarf der Zustimmung der D. (§ 17 BBankG). (4) Schließlich übt die D. als Verwalterin der offiziellen —» Währungsreserven noch die Funktion einer Währungsbank aus. Die hohen Währungsreserven, die die D. in der Nachkriegszeit angesammelt hat (Stand der Währungsreserven (brutto) Ende 1992 141,4 Mrd. DM), erklären sich aus der Stärke der DM. Sie zwang die D. bei festen Wechselkursen (Abkommen von —> Bretten Woods, —» Europäisches Währungssystem) zu teilweise beträchtlichen Käufen von Devisen. Dies gilt insbesondere für die Jahre 1970-73 und 1992/93. Obwohl eine-> Interventionspflicht gegenüber dem USDollar seit 1973 nicht mehr besteht, hat die D. auch in der Folgezeit (jüngst vor allem 1986/87) am Dollarmarkt interveniert, um erratische kurzfristige Kursbewegungen zu vermeiden. Zu den Währungsreserven zählen Gold (Ende 1992 13,7 Mrd. DM), Devisen und Sorten, überwiegend US-Dollar (Ende 1992 85,8 Mrd. DM), die Reserveposition im IMF und —> Sonderziehungsrechte (Ende 1992 8,2 Mrd. DM) und Forderungen an den Europäischen Fonds für währungspoli194

Deutsche Bundesbank tische Zusammenarbeit (Ende 1992 33,6 Mrd. DM). 4. Verhältnis zur Bundesregierung und zu anderen Institutionen Zwischen D. und Bundesregierung bestehen vielfältige Beziehungen. Auf die wichtigsten wurde bereits hingewiesen: Obwohl die D. „Hausbank des Staates" ist, sie zur Unterstützung der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung verpflichtet ist und diese einen Einfluß auf die personelle Besetzung der Organe der D. hat, unterliegt die D. nicht der Fachaufsicht der Bundesregierung und ist in ihrer Geldpolitik von deren Weisungen unabhängig. Mitglieder der Bundesregierung haben zwar das Recht, an den Beratungen des ZBRs teilzunehmen und Anträge einzubringen, sie besitzen jedoch kein Stimmrecht. Allerdings können sie verlangen, die Beschlußfassung des ZBRs auf bis zu zwei Wochen auszusetzen (suspensives Veto). In der Währungspolitik hat die Bundesregierung hingegen einen größeren Einfluß, da sie durch die von ihr geschlossenen internationalen Abkommen das Wechselkurssystem und die Festsetzung der Paritäten sowie über die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen bestimmt und für die Regeln des Kapitalverkehrs mit dem Ausland und für den Einsatz der Instrumente des Außenwirtschaftsgesetzes zuständig ist. Innerhalb dieses Rahmens kann jedoch die D. ihre Politik frei gestalten. Da sie die Bundesregierung in Währungsfragen zu beraten hat und ihr Präsident zu Beratungen der Bundesregierung über Angelegenheiten von währungspolitischer Bedeutung zugezogen werden soll (§ 13 Abs. 3 BBankG), hat die D. aufgrund ihrer Fachkompetenz auch einen erheblichen Einfluß auf den Rahmen selbst. Die D. besitzt damit insgesamt - gerade auch im Vergleich zu anderen Zentralnotenbanken - einen hohen Grad an Autonomie. Dieser ermöglicht es ihr grundsätzlich - insbesondere auch bei der geforderten fachlichen Eignung und der relativ langen Amtszeit der Mitglieder der Organe politischem Druck und rein tagespolitischen Forderungen zu widerstehen sowie schnell und sachgerecht zu entscheiden. Allerdings ist zu bedenken, daß die D. eine Bürokratie ist, deren Mitglieder nicht unbedingt nur die vom Gesetz vorgegebenen Ziele, son-

Deutsche Bundesbank dem u.U. auch Eigeninteressen wie Prestige und Selbsterhaltung verfolgen. Es ist daher wichtig, der Öffentlichkeit die Möglichkeit zur Information und zur Kontrolle der Entscheidungen der D. zu geben. Das Grundkapital der D. in Höhe von 290 Mill. DM wird vom Bund gehalten, dem daher grundsätzlich auch der Bundesbankgewinn zusteht. Seine Verwendung ist in § 27 BBankG genau geregelt: Nach Bedienung gesetzlicher und sonstiger Rücklagen sowie Abführungen an den Fonds zum Ankauf von Ausgleichsforderungen ist der Rest des Reingewinns an den Bund abzuführen. Während in früheren Jahren wegen geringer Zinserträge und/oder hoher Abschreibungen bei den Devisenreserven infolge des Dollarkursverfalls nur geringe oder gar keine Ausschüttungen an den Bund vorgenommen werden konnten, wurden in den 80er Jahren zumeist hohe Beträge (1981-85 und 1992 jeweils über 10 Mrd. DM) überwiesen und in den Bundeshaushalt eingestellt. Da Bundesbankgewinne jedoch in dieser Größenordnung keine regelmäßigen Einnahmen darstellen, wurde durch sie der wahre Umfang des strukturellen Haushaltsdefizits des Bundes vorübergehend verdeckt. Auf die Mitwirkung der D. bei der —» Bankenaufsicht und als Konsortialführerin im Bundesanleihekonsortium wurde zuvor schon hingewiesen. Sie hat ferner das Recht der Teilnahme (ohne Stimmrecht) im Konjunkturrat der öffentlichen Hand, im Finanzplanungsausschuß, im —» Zentralen Kapitalmarktausschuß und im Ausschuß für Kreditfragen der öffentlichen Hand. Ein Anhörungsrecht steht dem Präsidenten der D. zudem im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zu. Ferner ist die D. in vielen internationalen Gremien vertreten. So gehört der Präsident der D. dem Gouverneursrat des —»IWF an und ist an Entscheidungen des Zehnerclubs beteiligt. Die D. ist darüber hinaus in vielen Ausschüssen und Arbeitsgruppen der EG und der OECD sowie im Verwaltungsrat der BIZ vertreten. 5. Geldpolitik der Deutschen Bundesbank Zur Erfüllung ihrer Aufgaben hat die D. eine Reihe von geldpolitischen Instrumenten zur Verfügung, mit denen sie den Geldum-

Deutsche Bundesbank lauf regeln kann. Dieser besteht aus dem —> Zentralbankgeld und dem Giralgeld (disponible Guthaben der Nichtbanken bei den Kreditinstituten). Letzteres wird durch eine Ausweitung der Kreditgewährung der Banken geschöpft. Für eine Kreditexpansion benötigen sie jedoch Zentralbankgeld, da ein höherer Bargeldabfluß ins Publikum und eine höhere Mindestreservehaltung bei der D. die Folge sein wird. Als alleiniger Emittent von Zentralbankgeld besitzt damit die D. grundsätzlich die Fähigkeit, Kreditvolumen und Geldmenge zu kontrollieren. Ansatzpunkt für die geldpolitischen Instrumente ist mithin die Versorgung mit Zentralbankgeld, um über dieses Zwischenziel das wichtigste Endziel der D., die Geldwertstabilität, zu erreichen. Im Rahmen der —» Refinanzierungspolitik stellt die D. den Banken kreditweise Zentralbankgeld durch den Ankauf von Wechseln (Rediskontkredit) und die Verpfändung von Wertpapieren (—• Lombardkredit) zur Verfügung. Die Bedingungen der Kreditvergabe werden von ihr durch die Höhe des Diskontsatzes, des Lombardsatzes und der Rediskontkontingente sowie durch die qualitativen Anforderungen an das rediskontfähige Material festgelegt. Die vor 1987 überragende Bedeutung der Diskontpolitik bei der Deckung des Refinanzierungsbedarfs der Banken nahm danach deutlich ab. Ihr Anteil fiel von über 60% auf ca. 40%. Der Betrag der Lombardpolitik belief sich in der zweiten Hälfte der 80er Jahre auf zumeist deutlich weniger als 5%. Mit der Offenmarktpolitik kann die D. Zentralbankgeld schaffen oder vernichten, indem sie Wertpapiere zur Regelung des Geldmarktes für eigene Rechnung kauft oder verkauft. Sie wurde durch die Novellierung des BBankG von 1992 auf eine breitere Grundlage gestellt, indem der Rahmen auf 50 Mrd. DM aufgestockt wurde. Die D. bietet seit Anfang 1993 nicht nur Banken sondern auch Nichtbanken und ausländischen Interessenten Liquiditätspapiere an. In jüngerer Zeit führt die D. verstärkt Offenmarktgeschäfte mit Rückkaufsvereinbarungen über lombardfähige festverzinsliche Wertpapiere (—» Wertpapierpensionsgeschäfte) durch. Mit ihrer Hilfe ist eine Feinsteuerung der Bankenliquidität mög195

Deutsche Bundesbank lieh, da den Kreditinstituten für eine befristete Zeit Zentralbankgeld zur Verfügung gestellt wird, das mit dem Rückkauf der Papiere wieder vernichtet wird. Zudem ist hierdurch eine geräuschlosere Beeinflussung von Niveau und Struktur der Geldmarktzinsen möglich als durch eine Änderung der Leitzinsen (Diskont- und Lombardsatz). Die Bedeutung der —> Wertpapierpensionsgeschäfte nahm in der zweiten Hälfte der 80er Jahre, insbesondere jedoch ab 1987 deutlich zu. Ihr Anteil am Refinanzierungsbedarf der Banken beträgt seitdem über 50%. Im Rahmen der Mindestreservepolitik legt die D. fest, daß in Höhe bestimmter Prozentsätze (Mindestreservesätze) der Einlagen von Nichtbanken bei ihr zinslose Guthaben (Mindestreserven) zu unterhalten sind (—> Mindestreservekonzeptionen). Darüber hinaus hat d i e D . u.a. in derEinlagenpolitik, mit der eine Verlagerung von bei ihr gehaltenen Guthaben öffentlicher Stellen auf Konten der Banken möglich ist, und in der Liquiditätspolitik über den Devisenmarkt (—> Swapsatzpolitik, OutrightOperationen, Devisenswap- und Devisenpensionsgeschäfte) noch weitere Instrumente zur Verfügung. Im Gegensatz zu Zcntralnotenbanken anderer Länder besitzt die D. jedoch keine Instrumente zur direkten Kontrolle der Marktzinssätze und der Kreditvergabe der Banken (—> Kreditplafonds). Die Wirkung geldpolitischer Instrumente vollzieht sich über den —» Transmissionsmechanismus monetärer Impulse. Die D. kann mit ihren geldpolitischen Instrumenten direkt nur monetäre Variable und erst mittelbar die Endzielgröße Preisniveau beeinflussen (Transmissionsmechanismus monetärer Impulse). Sie muß daher die Wirkungsrichtung und Stärke ihrer Geldpolitik an monetären Orientierungsgrößen, Indikatoren und Zwischenziele messen, die in einem engen Zusammenhang mit dem Endziel stehen. Bis etwa Mitte der 70er Jahre benutzte die D. die freien Liquiditätsreserven der Banken (Überschußreserven, unausgenutzte Rediskontkontingente und in die Geldmarktregulierung einbezogene Offenmarktpapierc) als Zwischcnzicl und auch als Indikator. Nach Freigabe der Wechselkurse und Aufhebung der—> Interventions196

Deutsche Bundesbank pflicht gegenüber dem US-Dollar Anfang 1973 zeigte sich jedoch, daß die restriktive Geldpolitik der D. zwar die freien Liquiditätsreserven verringerte, die Banken aber nicht - wie in der Zeit zuvor - ihre Kreditvergabe einschränkten. Auf diese Änderung wichtiger Rahmenbedingungen und auf die in der Wissenschaft geführte Monetarismusdebatte reagierte die D. dann mit einer „neuen Geldpolitik". Sie ist gekennzeichnet durch die Verwendung einer neuen Orientierungsgröße und die Nennung eines Geldmengenziels für ein Jahr im voraus. Als Indikator und Zwischenziel diente der D . zunächst (1974-1987) die -> Zentralbankgeldmenge (Bargeldumlauf bei Nichtbanken plus Mindestreservesoll für Inlandsverbindlichkeiten der Banken - ohne mindestreservepflichtige Bankenschuldverschreibungen - zu konstanten Reservesätzen von Januar 1974) und ab 1988 die Geldmenge M3 (Bargeldumlauf im Publikum plus Sichteinlagen, Termineinlagen unter vier Jahren und Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist, die von inländischen Nichtbanken gehalten werden). Als erste Zentralnotenbank der Welt hat die D. Ende 1974 öffentlich ein Geldmengenziel für ein Jahr im voraus bekanntgegeben und diese Praxis mit kleinen Änderungen bis jetzt beibehalten. Sie strebt damit eine mittelfristige Ausrichtung ihrer Politik an, um die Erwartungsbildung zu stabilisieren und dadurch die wirtschaftliche Entwicklung zu verstetigen. Bei der Bemessung der Zielwerte berücksichtigt die D. folgende Größen: die erwartete Zunahme des realen Produktionspotentials, den „unvermeidlichen" Preisniveauanstieg, die wünschenswerte Veränderung des gesamtwirtschaftlichen Auslastungsgrades und die erwartete Entwicklung der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes. Sie hat bisher folgende Zielwerte für die Wachstumsrate (in %) der Zentralbankgeldmenge bzw. ab 1988 für M3 veröffentlicht: 8 (1975-78), 6-9 (1979), 5-8 (1980), 4-7 (1981-83), 4-6 (1984), 3-5 (1985), yh-5Vi (1986), 3-6 (1987 und 1988), etwa 5 (1989) 4-6 (1990), 3-5 (1991), 31/2-51/2 (1992) und 41/2-6V2 (1993), wobei für 1991 erstmals ein gesamtdeutsches Geldmengenziel festgelegt wurde. In den Jahren 1975-78 und 1986-88 sowie 1992 wurden die angekündigten Geldmengenziele nicht erreicht. Dies lag daran, daß die

Deutsche Bundesbank D. ihre Politik während dieser Zeit vor allem am Wechselkurs der DM und nicht so sehr auf die Steuerung der Geldmenge ausrichtete. Im Zuge des deutschen Einigungsprozesses, in den Jahren 1990 folgende, ergaben sich aufgrund der Prognoseunsicherheiten hinsichtlich Größe und Entwicklung des realen Produktionspotentials sowie des Verhaltens der Geldanbieter und Geldnachfrager besondere Probleme bei der adäquaten Bemessung der Zielwerte für die Wachstumsrate der Geldmenge. Zudem entstanden durch die Finanzierung der Wiedervereinigung sowie die Turbulenzen im EWS im Herbst 1992 und Sommer 1993 besondere Herausforderungen für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik. Trotz allem besitzt die D. jedoch eine hohe Reputation für eine stabilitätsorientierte Geldpolitik. Sie zählt in dieser Hinsicht zu den erfolgreichsten Zentralnotenbanken der Welt. Dies ist ganz wesentlich das Ergebnis einer gelungenen Mischung aus Unabhängigkeit, eindeutiger Zuweisung der Verantwortung für Geldwertstabilität und Kontrolle durch eine auf Inflationsgefahren sensitiv reagierende Öffentlichkeit. Die Beschlüsse des Europäischen Rates in Maastricht vom Dezember 1992 sehen die Schaffung einer Europäischen Währungsunion und Errichtung einer Europäischen Zentralbank bis spätestens 1996 vor. Die wichtigsten geldpolitischen Kompetenzen der D. würden dann auf diese neue Institution übergehen. Bei der Abfassung des Statuts der Europäischen Zentralbank diente das deutsche Bundesbankgesetz als Vorbild. Es finden sich daher ähnliche Regelungen hinsichtlich der Verpflichtung auf Preisniveaustabilität, der Unabhängigkeit von Weisungen nationaler Regierungen und EG-Organen sowie des Verbots der Finanzierung von öffentlichen Haushaltsdefiziten. Da jedoch u.a. verbindliche Beschlüsse zur politischen Union sowie ein breiter, dauerhafter stabilitätspolitischer Konsens in Europa fehlen, kann nicht davon ausgegangen werden, daß sich bei der Europäischen Zentralbank eine ähnlich strikte Ausrichtung auf das Ziel Preisniveaustabilität wie bisher bei der D. durchsetzen wird. Literatur: J. v. Spindler, W. Becker, O.-E. Starke: Die

Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL) Deutsche Bundesbank, Grundzüge des Notenbankwesens und Kommentar zum Gesetz über die Deutsche Bundesbank, 4., neubearb. und erw. Aufl., Stuttgart 1973; Die Deutsche Bundesbank - Geldpolitische Aufgaben und Instrumente, Sonderdrucke der Deutschen Bundesbank Nr. 7, 6. Aufl., o. O. 1993; D. Duwendag, K.-H. Ketterer, W. Kösters, R. Pohl, D. B. Simmert: Geldtheorie und Geldpolitik. Eine problemorientierte Einführung mit einem Kompendium monetärer Fachbegriffe, 4. überarb. und erw. Aufl. Köln 1993. Prof. Dr. Wim Kösters, Bochum Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank (DGZ) Spitzeninstitut des Sparkassensektors. Die D G Z betreibt alle universalbanktypischcn Geschäfte; der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt hierbei auf den Bankgeschäften mit den —> Girozentralen/Landesbanken. Hier sorgt sie vor allem als Sparkassenzentralbank für einen liquiditätsmäßigen Ausgleich zwischen den Instituten. Deutsche Pfandbriefanstalt (Wiesbaden-Berlin), öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalt, Finanzierungsinstitut des sozialen Wohnungsbaus. Seit Gründung (1922) und Wiederzulassung zum Neugeschäft (1954) arbeitet die Bank eng mit der—> Deutschen Bau- und Bodenbank AG zusammen. Während diese kurzfristige Zwischenkredite vergibt und Vorfinanzierungen abwickelt, übernimmt die Pfandbriefanstalt als —> Hypothekenbank die Endfinanzierung. Ein Aufgabenschwerpunkt liegt in der Mitwirkung bei der Vergabe zweckorientierter Mittel im Bereich der städtischen Wohnungsbaufinanzierung. Die Refinanzierung der Bank erfolgt durch die Ausgabe von —* Pfandbriefen und —> Kommunalobligationen. Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank (DSL) öffentlich-rechtliches Spezialinstitut, dessen Hauptaufgabe in der Finanzierung von Vorhaben zur Verbesserung und Erhaltung ausländischer Räume und deren Siedlungsstruktur liegt. Die DSL entstand 1966 aus der Fusion von Deutscher Landesrentenbank (gegründet 1927 als Nachfolgeinstitut der preußischen 197

Deutsche Terminbörse Reichsbanken) und Deutschen Siedlungsbank (gegründet 1930 für die Abwicklung öffentlicher Programme zur Förderung landwirtschaftlicher Siedlungen). Als der Umfang der Förderungsprogramme zur strukturellen Neuordnung des Agrarsektors im Laufe der Zeit abnahm, wurde der Aufgabenbereich der DSL 1981 wesentlich erweitert. Neben der Abwicklung öffentlicher Aufgaben des Bundes oder der Länder vergibt die DSL nunmehr auch Kredite zur Finanzierung der Infrastruktur und des Umweltschutzes. Mit der Novellierung des Errichtungsgesetzes 1981 entfielen gleichzeitig Steuerbegünstigungen und bis dahin geltenden Geschäftsbeschränkungen. Somit kann die DSL nicht nur private und öffentliche Projekte jeglicher Art finanzieren, sondern auch Einlagen entgegennehmen. Die Refinanzierung erfolgt hauptsächlich über die Ausgabe von —* Pfandbriefen und —> Rentenschuldverschreibungen. Der Bund plant, die DSL teilweise zu privatisieren. Dabei soll eine Bundesbeteiligung von 51% am Grundkapital beibehalten werden, auch soll die öffentliche Rechtsform nicht geändert werden.

Deutsche Terminbörse (DTB) seit dem 26. Januar 1990 bestehende, neunte deutsche Börse speziell für den Handel mit —> Optionen und —» Financial-Futures mit Sitz in Frankfurt/Main. Die vollcomputerisierte DTB ist nach dem —> Market-Maker-Prinzip organisiert und mit einer integrierten —» Clearing-Stelle versehen. Die DTB ist juristisch als Anstalt des öffentlichen Rechts strukturiert, wird aber privatrechtlich von der DTB Deutsche Terminbörse GmbH mit z.Zt. 17 deutschen Banken als Gesellschaftern getragen. Auf Basis der Börsengesetznovelle vom 01.08.1989, die die -> Termingeschäftsfähigkeit kraft Information einführte und den Börsenbegriff auch auf die Übermittlung von Willenserklärungen durch elektronische Datenverarbeitung (§ 7 BörsG) ausdehnte, wurde mit Gründung der DTB die in Deutschland vorhandene Nachfrage nach einem funktions- und wettbewerbsfähigen Terminhandel erfüllt, der vorher durch rechtliche (-» Differenz- und Ter198

Deutsche Terminbörse mineinwand) und organisatorische Mängel sehr stark behindert wurde. Im Vergleich zu den in Deutschland etablierten Präsenzbörsen arbeitet die DTB als vollelektronische —> Computerbörse. Die Organisation des Handels an der DTB ist gekennzeichnet durch die Institution einer —> Clearing-Stelle (Clearing House), die als Teil der Trägergesellschaft DTB GmbH als Kontraktpartner jeder Transaktion auftritt. Bei den Clearing-Mitgliedern, die bestimmten Sicherheitsanforderungen genügen müssen und Erfüllungsgaranten darstellen, gilt es zu unterscheiden zwischen General Clearing-Mitgliedern, die neben Eigen- und Kundengeschäften auch Geschäfte mit Nicht-Clearing-Mitgliedern abwickeln dürfen, und Direct ClearingMitgliedern, denen ausschließlich das Eigen- und Kundengeschäft vorbehalten bleibt. Geschäftsabschlüsse an der DTB kommen folglich nur zwischen der Clearing-Stelle und den Clearing-Mitgliedern zustande. Die Geschäftsabwicklung (insb. Kundenaufträge) geschieht über Händler sowie schwerpunktmäßig über die zur Kursstellung verpflichteten Market-Maker ; beide Gruppen sind als Marktteilnehmer zwar Börsen-, aber keine ClearingMitglieder. Die Produktpalette an der DTB umfaßt zum einen den Handel mit Optionskontrakten auf z.Zt. 14 umsatzstarke deutsche Aktien als Basiswert; aufbauend auf den Grundpositionen und Basisstrategien sind Kombinationsorders handelbar. Zum anderen sind Financial Futures ein wesentliches Handelsobjekt; es werden z.Zt. —» Zins- (sog. Bund-Futures) und ein Aktienindex-Futures (sog. DAX-Futures) notiert. Darüberhinaus kann man Optionskontrakte auf DAX- und Bund-Futures abschließen. Die Erweiterung der Produkt-Palette soll der DTB Wettbewerbsvorteile gegenüber ihren europäischen Konkurrenten (vor allem der Liffe/London und der Matif/ Paris) bringen. Bei den Marktteilnehmern handelt es sich im wesentlichen um deutsche und internationale Banken, institutionelle Investoren und Privatkunden aus dem In- und Ausland, die sich aus Sicherheits- (—» Hedging), Spekulations- und —> Arbitrage-Überlegungen an der DTB engagieren.

Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung e.V. (DVFA) Die 1960 gegründete DVFA umfaßt heute Mitglieder aus nahezu allen deutschen Bankinstituten, die ein mehr oder weniger umfangreiches Wertpapiergeschäft betreiben, zudem Experten der Wertpapieranlage von Versicherungen und Investmentgesellschaften. Die satzungsmäßigen Ziele der Vereinigung sind 1), die Finanzanalyse zu verbessern und Einrichtungen anzuregen und zu unterstützen, die diesen Zwecken dienen; 2), das Verhältnis der Öffentlichkeit für die Bedeutung und Funktion der Finanzanalyse, der Anlageberatung und für die Technik der Effektenbörsen zu fördern; und 3), die Zusammenarbeit mit ausländischen Vereinigungen gleicher Zielsetzung pflegen. Die DVFA ist Mitgründer und Mitglied der Europäischen Union der Vereinigungen für Finanzanalyse, die sich besonders mit der Harmonisierung der in den einzelnen Ländern benutzten finanzanalytischen Begriffe und Methoden befassen. In der Bundesrepublik konzentriert sich die Aktivität der DVFA auf die Veranstaltung von Besuchen deutscher Aktiengesellschaften sowie die Ausbildung und Fortbildung der Wertpapieranalysten. Im Rahmen ihrer Finanzanalysetätigkeiten hat die DVFA die sog. —> „DVFA-Formel" entwickelt, die die Aussagefähigkeit des Jahresabschlusses erhöhen soll. Deutsche Verkehrs-Bank (DVB) privatrechtliches —» Kreditinstitut mit Sonderaufgaben, Sitz in Frankfurt/Main und Berlin. Die DVB entstand 1991 aus der Fusion der Deutschen Verkehrs-Kredit-Bank (DVKB) mit der 1990 von der DVKB gegründeten Deutschen Verkehrs-Bank Berlin. Die DVKB selbst wurde 1923 in Berlin zur bankmäßigen Abwicklung der Frachtstundung im Eisenbahn-Güterverkehr gegründet. Die DVB heute fungiert zum einen als Hausbank der Deutschen Bundesbahn und der Deutschen Reichsbahn sowie deren Sozialeinrichtungen und zum anderen als Geschäftsbank für alle Wirtschaftsunternehmen, wobei Verkehrs- und Transportfinanzierungen im Mittelpunkt stehen. Die DVB ist gleichzeitig Zentralbank für

Deutscher Sparkassen- und Giroverband die Sparda-Banken. Zur Abwicklung der Bankgeschäfte unterhält die DVB 18 Filialen, daneben verfügt sie über mehr als 80 Wechselstuben zum An- und Verkauf ausländischer Reisezahlungsmittel. Das Aktienkapital wird zu 65,1% von der Deutschen Bundesbahn Holding GmbH und zu 10% von der Deutschen Reichsbahn gehalten, der Rest befindet sich in Streubesitz. Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. (DSGV) Spitzenverband der deutschen Sparkassenorganisation. Mitglieder sind die regionalen Sparkassen- und Giroverbände, die —» Landesbanken/Girozentralen sowie die —> Deutsche Girozentrale-Deutsche Kommunalbank. Im einzelnen gehören folgende Mitglieder dazu: Badischer Sparkassen- und Giroverband, Mannheim; Bayerischer Sparkassenund Giroverband, München; Hanseatischer Sparkassen- und Giroverband, Hamburg; Hessischer Sparkassen- und Giroverband, Frankfurt/Main; Niedersächsischcr Sparkassen- und Giroverband, Hannover; Rheinischer Sparkassen- und Giroverband, Düsseldorf; Sparkasse der Stadt Berlin West, Berlin; Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein, Kiel; Sparkassen- und Giroverband Rheinland-Pfalz, Mainz; Sparkassen- und Giroverband Saar, Saarbrücken, Westfälisch-Lippischer-Sparkassen- und Giroverband, Münster; Württembergischer Sparkassen- und Giroverband, Stuttgart; Badische Kommunale Landesbank - Girozentrale, Mannheim; Bayerische Landesbank Girozentrale, München; Bremer Landesbank Kreditanstalt Oldenburg Girozentrale-, Bremen; Hamburgische Landesbank Girozentrale - , Hamburg; Hessische Landesbank - Girozentrale - , Frankfurt/Main; Landesbank Rheinland-Pfalz - Girozentrale - , Mainz; Landesbank Saar Girozentrale, Saarbrücken; Landesbank SchleswigHolstein Girozentrale, Kiel; Landesbank Stuttgart, Girozentrale; Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover und Braunschweig; Westdeutsche Landesbank Girozentrale, Düsseldorf und Münster; Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank - , Berlin und Frankfurt/Main. 199

Devaluation Außer diesen ordentlichen Mitgliedern gehören noch einige außerordentliche Mitglieder demDSGVe.V. an. Der DSGV e.V. vertritt die anderen —» Bankenverbände die Interessen seiner Mitglieder gegenüber Staat und Öffentlichkeit. Einen weiteren Aufgabenschwerpunkt bildet die Unterstützung und Beratung der angeschlossenen Sparkassen. Die Sparkassenorganisation hat als Besonderheit formal zwei Spitzenverbände. Als 1945 dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband ö.K. in Berlin die Fortführung seiner Tätigkeit durch die Besatzungsmächte untersagt wurde, gründete man 1947 „die Arbeitsgemeinschaft deutscher Sparkassen- und Giroverbände und Girozentralen", aus der 1953 der heutigen Spitzenverband, der DSGV e.V., entstand. Als Kapital- und -> Gewährträger der Deutschen Girozentrale - Deutsche Kommunalbank (DGZ) besteht der DSGV ö.K. allerdings weiter. Devaluation —»Abwertung. Devisen Forderungen unterschiedlicher Art aus Kreditbeziehungen (—» Kredit) zwischen Wirtschaftssubjekten verschiedener Volkswirtschaften. D. sind ausländische —* Banknoten, Sichtguthaben (—» Sichteinlagen) der Inländer bei ausländischen Banken. In der Praxis wird unter D. vielfach unbare -* Zahlungsmittel in ausländischer —> Währungverstanden. Devisenanleihgeschäft Geschäft mit Währungsanleihen (—» Anleihe). Währungsanleihen sind —> Anleihen ausländischer Emittenten, die auf ausländische —»Währungen, insbesondere US-Dollar, lauten. Diese sind meist auf US-Dollar lautende —> „Euro-Anleihen", die in Deutschland nur im Telefonverkehr gehandelt werden. Das D. ist ein Bereich des -» Auslandsanleihegeschäftes, wobei der größere Anteil auf die DM-Auslandsanleihen entfällt. Die von deutschen Emittenten im Ausland begebenen Anleihen werden als Auslandsbonds bezeichnet. Devisenarbitrage Ausnützung von Kursdifferenzen an verschiedenen —> Devisenbörsen (—> Börse). Man unterscheidet die Ausgleichsarbitrage 200

Devisenhandel (-> Arbitrage) von der Differenzarbitrage. Bei der Ausgleichsarbitrage handelt es sich um einen Kauf eines bestimmten Devisenbetrages am billigsten Börsenplatz oder um den Verkauf eines bestimmten Devisenbetrages am teuersten Börsenplatz. Bei der Differenzarbitrage erfolgt der Kauf von —» Devisen am billigsten Börsenplatz simultan mit dem Verkauf dieser Devisen am teuersten Platz. Beide bewirken eine Angleichung der —»Devisenkurse an den verschiedenen Börsenplätzen. Wegen der heute kurzen nachrichtentechnischen Informationszeiten sind die Kursunterschiede zwischen den einzelnen Devisenbörsen nur noch minimal. Devisengeschäft Handelsgeschäfte der—> Kreditinstitute mit unbaren Zahlungsmitteln in ausländischer —> Währung. 1. Devisenkassahandel (—» Devisenkassageschäft): Bei diesem D. liegt zwischen dem Geschäftsabschluß und der Anschaffung (Bereitstellung der —> Devisen) eine Frist von höchstens zwei Werktagen. 2. Devisenterminhandel (—» Devisentermingeschäft): Bei diesen D. wird beim Geschäftsabschluß die Anschaffung der gehandelten Devisen für einen späteren Zeitpunkt festgelegt. 3. —» Swap-Geschäft: eine Kombination von einem —» Kassageschäft mit einem —» Termingeschäft. Das D. der Kreditinstitute kann als —» Kommissionsgeschäft für Bankkunden oder als Eigengeschäft der Bank erfolgen. Der Devisenhandel findet ausschließlich unter den Kreditinstituten statt. Voraussetzungen dafür sind funktionsfähige —»Devisenmärkte und freie Konvertierbarkeit (—» Konvertibilität). Devisenhandel der Kauf und Verkauf von Bankguthaben unterschiedlicher —> Währung in hoher Größenordnung. D. wird über spezialisierte Devisenhändler (—» Broker im englischen Sprachgebrauch) sowie spezielle Abteilungen der Banken getätigt. Beabsichtigt z.B. ein Deutscher US-Dollar zu erwerben, so wird ihm von seinem Geschäftspartner ein —» Sichtguthaben bei einer amerikanischen Bank eingeräumt. Der Kauf von —»

Devisenkassageschäft Devisen eines privaten Haushalts für den Urlaub ist nicht D . , da dieser am Bankschalter keine Devisen, sondern —» Sorten erwirbt. D . wird vorwiegend per Telefon oder Telefax abgewickelt, wobei für jedes Geschäft der—» Wechselkurs ausgehandelt wird. Nur der geringere Teil des D. wird über Devisenbörsen (—» Börse) zum amtlich festgestellten—» Kurs getätigt. Devisenkassageschäft ein Devisengeschäft, bei dem die unverzügliche Erfüllung als vertraglich vereinbart gilt. Aus technischen Gründen kann die Anschaffung der Beträge in der Bundesrepublik mit einer Frist von bis zu zwei Tagen erfolgen. Der—» Kurs für D. heißt Devisenkassakurs. Devisenkommissionsgeschäft —» Kommissionsgeschäfte für Firmenkunden der Banken (—» Devisentermingeschäfte) zur Absicherung von —» Außenhandelsgeschäften gegen —» Kurs- und —» Währungsrisiken. Kommissionsgeschäfte für Privatkunden der Banken (—> Devisentermingeschäfte zur Kursrisikoabsicherung sowie - selten reine Devisenspekulationsgeschäfte). D . , also Devisentermingeschäfte von Bankkunden, geben die Banken grundsätzlich direkt in den außerbörslichen Handel. Devisenkonto —» Währungskonto, —> Fremdwährungskonto Bankkonto, das auf fremde —» Währung lautet. 1. Gebietsansässige können nach den Außenwirtschaftsbestimmungen ein D. in beliebiger Währung bei inländischen Banken unterhalten. Die Abwicklung von Zahlungen über ein solches D. unterliegt keinen Beschränkungen. 2. Gebietsfremde können bei inländischen Banken neben —» Konten in D M D. in ausländischer Währung ohne Einschränkungen unterhalten (Ausländerkonten). Die—» Verzinsung von Guthaben auf D. von Gebietsfremden unterliegt der Genehmigung der—» Deutschen Bundesbank. 3. Auslandskonten: Konten von Gebietsansässigen bei Banken im Ausland in fremder

Devisenmarkt Währung oder in DM. Sie sind lediglich der Beachtung der Meldevorschriften über Zahlungen ins Ausland unterworfen. Devisenkredit - » Kredit in ausländischer—» Währung. Devisenkurs der in Inlandswährung notierte Preis für eine Einheit ausländischer —» Währung. So lautet z.B. der D. für einen US-Dollar im Mai 1986 an der Frankfurter —» Devisenbörse 1,7863 DM (Durchschnitt des amtlichen D.). Die reziproke —> Preisnotierung zum D. ist der-» Wechselkurs. In der Regel werden an den Devisenbörsen die ausländischen Währungen als D. notiert. Devisenkurspolitik Im Rahmen der —» Währungspolitik Maßnahmen der Währungsbehörde (—» Zentralnotenbank bzw. - » Deutsche Bundesbank) bei gegebenem Wechselkurssystem. Bei fixen—»Wechselkursen: —» Abwertung oder —» Aufwertung der heimischen —> Währung gegenüber ausländischen Währungen. Bei frei schwankenden —» Wechselkursen: Hier ist keine D. möglich. Bei Wechselkursfloating ( - » Floating): Interventionen (—» Interventionspflicht) der Zentralbank zwischen dem oberen und unteren —»Interventionspunkt. Beim —> E W S (Europäisches Währungssystem): Interventionen der Zentralbank innerhalb der Bandbreite der Devisenkursschwankungen (—» Devisenkurs) der dem System angehörenden europäischen Währungen sowie gelegentliche Realignments (Auf- und Abwertungen innerhalb der E W S ) ; gegenüber den nicht dem E W S angeschlossenen Währungen gelten dagegen freie Wechselkurse, wobei eigentlich keine Zentralbankinterventionen (z.B., Stützungskäufe von USDollars) erfolgen sollten. Devisenmarkt Ort für den Tausch von - » Devisen, konkret die Devisenbörse neben dem Freiverkehrsmarkt (—» Freiverkehr) sowie Handel zwischen Banken und Nichtbanken. Die dabei entstehenden Preise sind —»Devisenkurse bzw. —» Wechselkurse. Entsprechend der vertraglichen Vereinbarung über den Zeitpunkt der Erfüllung eines —» Devisengeschäftes wird zwischen - » Devisenkassa201

Devisenoptionsgeschäft geschäften und —> Devisentermingeschäften unterschieden. Die entsprechenden —> Kurse heißen —» Kassa- bzw. —> Terminkurse. Die Kombination beider Geschäfte, also Kauf am Kassamarkt und Verkauf am Terminmarkt oder umgekehrt, ist ein —» Swapgeschäft. An Devisenbörsen wird nur ein geringer Teil der Geschäfte abgewickelt, der weitaus größte Teil direkt zwischen den Banken. Die zentralen Handelsplätze in der Welt sind London mit etwa 90 Mrd., New York 50 Mrd., und Tokio zirka 48 Mrd. US-Dollar Tagesumsatz. Für Frankfurt werden knapp 20 Mrd. geschätzt. Das Welthandelsvolumen dürfte bei gut 200 Mrd. US-Dollar täglich liegen. An allen Welthandelsplätzen nimmt der US-Dollar den ersten Rang unter den gehandelten Devisen ein. Das Wachstum des D. ist vor allem auf die Kostensenkung des Devisenhandels durch neuartige computergestützte Informationsund Kommunikationswege, das Aufkommen von —»Finanzinnovationen und gestiegene Gewinnmöglichkeiten für risikofreudige Investoren durch Spekulation zurückzuführen. Devisenoptionsgeschäft Erwerb des Rechts, zu einem Termin zum vereinbarten —> Wechselkurs (Striking Pricc oder —> Basispreis) einen bestimmten Betrag an Währungseinheiten (Kontraktumfang) gegen eine —» Prämie —> Devisen zu kaufen (Kauf-Devisenoption) oder zu verkaufen (Verkaufs-Devisenoption), ohne aber dazu verpflichtet zu sein. Die Gegenposition zum Käufer bezieht der Verkäufer der Devisenoption, der sog. —> Stillhalter. Er garantiert dem Inhaber der Devisenoption die Erfüllung des D. D. werden seit einigen Jahren zur Absicherung offener Devisenpositionen getätigt, von Banken angeboten und an —»Devisenbörsen gehandelt. Devisenpolitik Bei freier —» Währungskonvertibilität und der Absenz von Devisenbewirtschaftung beschränkt sich die D. weitgehend auf die Devisenterminpolitik bzw. auf die—»Swapsatzpolitik. Diese ist ein Instrument der —> Deutschen Bundesbank zur Beeinflußung der Bankenliquidität. 202

Differenz- und Termineinwand Devisenrechnung Berechnung einer bestimmten Summe, die auf inländische —» Währung lautet, in ausländischer Währung auf der Grundlage des —» Devisenkurses. Berechnung des Wertes von ausländischen —» Wechseln beim Anoder Verkauf in heimischer Währung aufgrund des Devisenkurses. Devisentermingeschäft —» Devisengeschäft, bei dem die Anschaffung der Beträge, obzwar das Geschäft „heute" abgeschlossen wird, zu einem späteren Zeitpunkt vereinbart wird. Der—> Kurs für D. heißt Devisenterminkurs. DevisenvolatUität „Gängigkeit" einer —> Währung im Vergleich zu anderen Währungen bei —» Devisenhandelsgeschäften. Dezimierungsstrategie —> Marktstrategien. DIDA —» Depositary Institutions Deregulation and Monetary Act. Dienstleistungsgeschäft —> Kreditinstitute und —• Versicherungsbetriebe erstellen Dienstleistungen, nämlich Dienstleistungen der Banken im Geldkreislauf und die Leistungen des —» Risikoausgleichs durch Versicherungsbetriebe. Damit sind alle Geschäfte dieser Betriebe grundsätzlich D. Differenzgeschäft —» Termingeschäft, bei dem die vertragschließenden Parteien beabsichtigen, lediglich die aus Kurs- oder Preisschwankungen entstehende Differenz zwischen tatsächlichem Kassakurs und per Termin vereinbartem Kurs zu verrechnen, ohne daß ein effektiver Austausch des dem Geschäft zugrundeliegenden Objektes beabsichtigt ist. Differenz- und Termineinwand Options- und Termingeschäfte mit privaten Kunden unterlagen bis zum 01.08.1989 der Möglichkeit des D., weil diesem Personenkreis die Termingeschäftsfähigkeit (Vollkaufmannseigenschaft) fehlte. Privatkunden konnten sich auf den grundsätzlichen Spielcharakter von —» Differenzgeschäften gem. §§ 762, 764 BGB berufen, so daß die aus Verlusten entstehenden Forderungen der Banken schuldrechtlich nicht einklag-

Direct Costing bar waren. Dieser Rechtsweg behinderte die Entwicklung einer funktions- und wettbewerbsfähigen Options- und Futuresbörsc in Deutschland und wurde daher für Börsentermingeschäfte durch die Novelle des Börsengesetzes im Jahr 1989 abgeschafft. —> Termingeschäftsfähigkeit kraft Information, —> Deutsche Terminbörse. Direct Costing —»Grenzkostenrechnung. Direktanspruch (frz.: action directe), in der —> Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung der unmittelbare Anspruch eines geschädigten Dritten gegen den Versicherer. Gemäß § 3 Nr. 1 Satz 1 PflVG kann ein Drittgeschädigter seinen Schadensersatzanspruch nicht nur gegen den Schädiger (Versicherungsnehmer), sondern auch unmittelbar gegen den Versicherer geltend machen. Der D. besteht auch dann, wenn der Versicherer gegenüber dem Versicherungsnehmer ganz oder teilweise leistungsfrei ist (§ 3 Nr. 4-6 PflVG). Direktgutschrift die in einer —» Lebensversicherung erwirtschafteten —» Überschußanteile, die dem —> Versicherungsnehmer direkt gutgeschrieben werden, ohne daß diese zunächst in die —> Rückstellung für Beitragsrückerstattung eingestellt werden. Ab 1984 ist die D. für einen bestimmten Teil der für die Versicherten vorgesehenen Überschußanteile vorgeschrieben. Die im —» Geschäftsplan festzulegende Mindestverzinsung des Guthaben des Versicherten ( = Deckungsrückstellung plus Überschußguthaben) beträgt 5% abzüglich des—» Rechnungszinses, der derzeit auf 3,5% festgelegt ist, ergibt also eine Mindestverzinsung von 1,5% (—»Überschußbeteiligung). Direktorium zentrales Exekutivorgan der —> Deutschen Bundesbank. Wie im—> Zentralbankrat hat der Bundesbankpräsident oder vertretungsweise der -Vizepräsident den Vorsitz im D., dem daneben bis zu acht weitere Mitglieder angehören. Diese werden von der Bundesregierung vorgeschlagen - und nach Anhörung des Zentralbankrates vom Bundespräsidenten für eine Amtsdauer von acht Jahren ernannt. In Ausnahme-

Direktversicherung fällen kann die Amtsdauer verkürzt werden, sie muß aber mindestens zwei Jahre betragen. Das D. ist zuständig für die Durchführung der Zentralbankratsbeschlüsse, außerdem für die Leitung und Verwaltung der Bundesbank. Insbesondere sind vier Einzelaufgaben ausdrücklich dem D. vorbehalten, und zwar - Geschäfte mit dem Bund und seinen Sondervermögen, - Geschäfte mit Kreditinstituten, die zentrale Aufgaben im gesamten Bundesgebiet wahrnehmen, - Devisengeschäfte und Geschäft mit dem Ausland, - Offenmarktgeschäfte. Direktversicherung 1. —» Erstversicherung im Gegensatz zur —> Rückversicherung. 2. —> Lebensversicherung, die ein Arbeitgeber im Rahmen der —» betrieblichen Altersvorsorge seiner Angehörigen abschließt. Als Maßnahme der betrieblichen Altersvorsorge bezieht sich die D. auf übliche Versorgungsfälle wie Invalidität, Tod und Erreichen der Altersgrenze. Versicherungsnehmer ist der Arbeitgeber, der die Versorgungsleistungen durch Zahlung der Beiträge finanziert, dabei kann der Arbeitnehmer an der Beitragszahlung beteiligt werden. Werden die Beitragsanteile von der laufenden Vergütung des Arbeitnehmers einbehalten, so bietet sich insbesondere starkbesteuerten Führungskräften eine steuerbegünstigte Möglichkeit der Vorsorge. Die Beiträge zur D. kann der Arbeitgeber in voller Höhe als Betriebsausgaben absetzen und mindern damit den steuerpflichtigen Gewinn. Der Arbeitnehmer hat die Direktversicherungsbeiträge als Bestandteil seiner Vergütung zwar zu versteuern, jedoch können diese Beiträge im Rahmen des § 10 EstG als Sonderausgaben geltend gemacht werden. Statt der individuellen Versteuerung kann der Arbeitgeber nach § 40b EStG die darauf entfallende Lohnsteuer pauschal in Höhe von 10% der Beiträge entrichten. Die Vergünstigung, die durch die Pauschalbesteuerung der Löhne entsteht, kann nur unter bestimmten Voraussetzungen in Anspruch genommen werden, hierzu zählt eine Mindestlaufzeit der Versi203

Direktvertrieb cherung bis zum Endalter von 60 Lebensjahren. Ansprüche auf die Versicherungsleistung stehen dem Arbeitnehmer direkt zu. Bei Vereinbarung eines widerruflichen Bezugsrechtes wird dem Arbeitgeber die Möglichkeit eingeräumt, jederzeit das Bezugsrecht zu widerrufen und die Versicherungsleistung für sich selbst in Anspruch nehmen. Deswegen wird der Arbeitnehmer auf ein unwiderrufliches Bezugsrecht drängen, das ihm die Unverfallbarkeit der Versorgungsansprüche garantiert. Bei einem Arbeitgeberwechsel kann der Versicherungsnehmer unter bestimmten Voraussetzungen die Versicherung durch eigene Beitragsleistung fortsetzen; eine nachteilsfreie Weiterführung der D. kann ferner durch eine Übertragung der Versicherung auf den neuen Arbeitgeber erfolgen. Direktvertrieb Verkaufsorganisation, bei der ein Verbraucher die produzierten Güter oder Dienstleistungen direkt vom Industriebetrieb bzw. Dienstleistungsunternehmen bezieht ohne Zwischenschaltung des (Groß-) Handels oder eines Vertreters. Im Versicherungswesen erfolgt bei einem D. der Abschluß von—» Versicherungsverträgen ohne Beteiligung des—»Außendienstes durch den Einsatz von Medien. Damit entfallen auch eine Reihe von Serviceleistungen für den—> Versicherungsnehmer. Disagio (Abgeld), Abschlag vom Auszahlungsbetrag eines Darlehns oder vom Nennwert einer Schuldverschreibung. Im Kundenkreditgeschäft, insbesondere bei Hypothekendarlehen, ist es üblich, den Darlehnsbetrag abzüglich eines D. auszuzahlen (andere Bezeichnung: Damnum). Das D. hat Zinsersatzfunktion und bewirkt als einmaliger Preisbestandteil eine Erhöhung des Effektivzinssatzes. Aufgrund von Disagiovereinbarungen ist es möglich, eine niedrige laufende Nominalverzinsung zu fixieren. Ein weiterer Vorteil besteht für private Kreditnehmer darin, daß in bestimmten Fällen das D. steuerlich als Werbungskosten geltend gemacht werden kann. Auch bei Wertpapieremissionen wird häufig ein D. festgelegt, wodurch der Ausgabe204

Discount-Broker-Geschäft kurs unter dem Nennwert (unter pari) der Anleihe liegt. Ein D. erhöht die Rendite eines Wertpapieres und bietet daher einen zusätzlichen Anreiz, die Anleihe zu zeichnen. Bei Aktienemissionen ist eine Ausgabe unter pari verboten (§ 9 AktG). Emissionsdisagien zählen grundsätzlich zu den steuerpflichtigen Kapitalerträgen. Bei privaten Anlegern wird jedoch in vielen Fällen von einer Besteuerung abgesehen. Disagioabgrenzung Notwendigkeit im Kreditgeschäft der Banken, ein einbehaltenes Disagio auf die Jahre der Laufzeit zu verteilen und in den —» Effektivzins des Geschäftes einzuarbeiten. Da bei Disagiokrediten die Tilgungsmodalitäten Einfluß auf den Effektivzins haben, sind die Methoden der Disagioabgrenzung aus betriebswirtschaftlicher Sicht streng tilgungsabhängig zu konzipieren. Methodisch werden hierbei die steuerlich vorgeschriebene, betriebswirtschaftlich allerdings unbefriedigende Staffelmethode, statische und dynamische effektivzinsorientierte Methoden und sonstige, etwa nach § 25 HypBG vorgeschriebene Methoden unterschieden. Im Rahmen einer controllingadäquaten —> effektivzinskonstanten Disagioabgrenzung muß das Disagio auf der Grundlage der dynamischen Effektivzinsmethode nach Preisangabenverordnung ermittelt werden, da nur hier die vier Anforderungen vollständige Verteilung des gesamten Disagios, handels- und steuerrechtliche Zulässigkeit, Steuerungsadäquanz der Effektivzinsinformation und einfache und damit praxisnahe Handhabung erfüllt sind. Disagioverbrauchszeit Zeitraum, in dem das Disagio im Rahmen der —» Disagioabgrenzung verteilt wird. Bei Festzinskrediten entspricht sie in der Regel der Festzinsperiode, bei variabel verzinslichen Krediten ist sie Gegenstand von Kreditverhandlungen, wird jedoch häufig von der ersten Zinsanpassung terminiert. Discount-Broker-Geschäft heute überwiegend von US-amerikanischen —» Commercial Banks betriebenes Geschäft, bei dem sie als solche Börsenmakler auftreten, die lediglich Wertpapierkundenaufträge ausführen und keine Beratungsleistungen anbieten. Da die —> Makler

Disintermedation nur für Rechnung und auf Anweisung eines Kunden handeln, fällt dieser Service nicht unter die Trennungsgebote des amerikanischen Bankrechts (—» Trennbankensystem). Daher sind die Commercial Banks seit dem Entstehen der ersten DiscountBroker zu Beginn der 80er Jahre dazu übergegangen, Tochtergesellschaften für diese einfachen Orderausführungen zu errichten oder bestehende Gesellschaften aufzukaufen. Disintermedation Entwicklungstendenz hin zur weitgehenden Ausschaltung von Banken in ihrer Funktion als Kapitalsammelstelle und Finanzvermittler. I.d.R. zu beobachten bei der Kapitalbeschaffung von Unternehmen, insbesondere bei Großunternehmen am —> Euromarkt, die ohne Zwischenschaltung eines Kreditinstitutes direkt am Geld- und Kapitalmarkt agieren. —> Finanzintermediäre; —» Corporate Finance. Diskont im voraus abgezogener Zinsbetrag einer noch nicht fälligen Forderung, meist Wechselforderung. Der Vorgang des D. und der Gutschrift der diskontierten Forderung ist eigentlich ein Forderungsverkauf, da der Wechselschuldner die Rückzahlung leistet. Trotzdem spricht man vom —» Diskontkredit der Bank an den, der den—> Wechsel als Wechselgläubiger der Bank zur—> Diskontierungeinreicht. Diskontfaktor —» Abzinsungsfaktor. Diskontgeschäft Bankgeschäft nach § 1 —» KWG: Ankauf von —> Wechseln und —> Schecks. Die diskontierende Bank stellt dem Wechseleinreicher den später fälligen Wechselbetrag abzüglich —» Diskont sofort zur Verfügung. Ein spezielles D. ist das —» Rediskontgeschäft: Hierbei reichen —» Kreditinstitute von ihnen angekaufte, rediskontfähige Wechsel bei der—» Deutschen Bundesbank innerhalb bestimmter Höchstgrenzen (Rediskontkontingente) zum Diskont ein. Diskontierung Abzinsung zukünftiger Zahlungen auf den gegenwärtigen Zeitpunkt zur Bestimmung

Diskontrechnung des —» Barwertes oder Gegenwartswertes dieser Zahlungen. Diskontkredit der von einer Bank aufgrund des Ankaufes von —»Wechseln gewährte —» Kredit in Höhe des um den —» Diskont verminderten Wechselbetrages. Da der D. vom Wechselschuldner zurückgezahlt wird, liegt ökonomisch gesehen keine Kreditgewährung, sondern ein Forderungsverkauf an die Bank vor. Beim —» Solawechsel ist jedoch auch ökonomisch eine Kreditgewährung gegeben. Diskontpolitik Die D. stellt wie die Lombardpolitik (—» Lombard) ein Instrument der —» Refinanzierungspolitik der —» Zentralbank dar. In ihrem Rahmen macht sich zusätzliche Zentralbankguthaben verfügbar, indem sie von den Banken eingereichte —»Wechsel rediskontiert. Im Gegensatz zur—» Offenmarktpolitik, bei der die Zentralbank an den Finanzmärkten die Initiative zu An- und Verkäufen von notenbankfähigen Titeln ergreift, bleibt es beim —» Rediskontgeschäft den Banken überlassen, ihr das geeignete Material zum Ankauf anzubieten. Bei der Hereinnahme von Wechseln legt die —> Notenbank autonom den als —» Zwischenzins berechneten —> Diskontsatz, die an das Wechselmaterial zu stellenden qualitativen Mindestanforderungen und die quantitativen Höchstgrenzen für —* Rediskontierungen fest. Durch Änderung ihrer Konditionen kann sie im Rahmen der allgemeinen Zielsetzungen der Geldpolitik die —> Zinssätze an den Finanzmärkten, die sektorale Zusammensetzung der Kreditnachfrage und den Liquiditätsspielraum der Banken beeinflussen. Die Zentralbank hat die Wahl, durch Herauf- oder Herabsetzen ihres Diskontsatzes die Zinsbildung an den Märkten aktiv zu steuern oder sie durch konstatierende Anpassung ihres Wechselankaufssatzes an bereits spontan in Gang gekommene Marktzinsänderungen nachträglich im gewünschten Sinne zu verstetigen. Diskontrechnung —» Wechselrechnung Bei der—> Diskontierung von —> Wechseln, die Berechnung des —» Barwertes oder Gegen wartswertes. Die Berechnung erfolgt 205

Dividendenwerte

Diskontsatz als Prozentrechnung vom Hundert. Es wird zunächst der Tageszinsfuß (—> Zinsfuß) berechnet: Diskontsatz • Tage der restlichen Laufzeit 7 _ 360 Dieser Prozentsatz der Wechselsumme wird als Betrag berechnet und von der Wcchselsumme in Abzug gebracht. Das Ergebnis ist der Gegenwartswert der Wechselsumme. Bei gleichzeitiger Diskontierung mehrerer Wechsel wird mit der —»Durchschnittsvaluta gerechnet. Diskontsatz —> Zins, zu dem die Bundesbank (—» Deutsche Bundesbank) —» Wechsel, die von ihr festgelegten formellen und qualitativen Anforderungen entsprechen müssen, von Banken ankauft. Der D. gilt auch für die dem Bund, Sondervermögen und Ländern gewährten Kassenkredite. Der D. übt für andere —» Zinssätze Leitfunktion aus, da er in der Regel das untere Zinsniveau auf dem —» Geldmarkt begrenzt, denn Banken können sich im Rahmen des Rediskontkontingents und ihres Wechselbestandes Geld zum D. bei der Bundesbank beschaffen. Der D., zu dem Banken angekaufte Wechsel diskontieren, heißt Bankrate und liegt etwa 1/2% bis 11/2% über dem D. Der D. schwankte in der Bundesrepublik zwischen 21/2% (1987) und 71/2% (1970 und 1980 bis 1982). Dispache Berechnung und Verteilung der Seeschäden auf die Beteiligten (Schiff, Fracht und Ladung) im Rahmen einer großen —» Havarie. Dispositionskredit —> Kontokorrentkredit für Privatpersonen zur Dcckung eines kurzfristig auftretenden Bedarfs an liquiden Mitteln. Voraussetzung ist, daß der Kunde über ein Kontokorrentkonto verfügt, auf dem sein regelmäßiges Einkommen eingeht. Der D. ist meist standardisiert: 2-3 Monatsgehälter als Krcditlimit. Es kann aber auch als individuell vereinbarter Kontokorrentkredit vereinbart werden. D. ist in der Regel ungesichert. Das Kreditverhältnis kann bei einer 206

Verschlechterung der Vermögensverhältnisse durch das —» Kreditinstitut nach § 609 B G B mit einer Frist von 3 Monaten bei Beträgen über 300,— DM oder bei entsprechenden Voraussetzungen nach dem —* A B G gekündigt werden. D. sind zwar kurzfristiger Natur, werden aber bei häufigem Umschlag probemlos prolongiert und können damit faktisch zumindest mittelfristigen Charakter annehmen. Die —» Zinsen für den D. befinden sich im oberen Bereich der Streubreite für Kontokorrentkredite. Dispositionspapiere —»Traditionspapiere —> Wertpapiere, in denen der Anspruch auf Herausgabe einer Sache verbrieft wird, und die zugleich die Sache selbst in der Weise ersetzen, daß über sie durch Übergabe des D. verfügt werden kann. Das D. tritt für die Übergabe bei der Eigentumsübertragung an die Stelle der Sache. D. sind der Orderlagerschein, der Ladeschein und das —» Konossement. Distanzscheck —» Scheck mit Domizildistanz, bei dem sich also der Aussteller und die bezogene Bank an verschiedenen Plätzen befinden. Bei Inlandsschecks muß die achttägige Vorlegungsfrist für das —»Inkasso beachtet werden. Distanzwechsel —> Wechsel, bei dem Ausstellungsort und Zahlungsort verschieden sind. Gegenbegriff ist der Platzwechsel. Dividende der auf die —»Aktionäre entfallende Anteil am —» Bilanzgewinn der —» Aktiengesellschaft. Die D. darf nur aus dem Reingewinn (—»Jahresüberschuß) unter die Aktionäre verteilt werden (§ 58 V AktG). Sie bemißt sich nach den Nennbeträgen (—» Nennwert) der —» Aktien, wenn die Satzung nicht eine andere Art der Gewinnverteilung bestimmt (§60 AktG). Mit dem Beschluß der Hauptversammlung über die Gewinnverwendung (§ 174 AktG) entsteht der Anspruch auf —> Auszahlung der D. Für diesen selbständig übertragbaren Anspruch werden an die Aktionäre —> Gewinnanteilscheine (—» Talons) ausgegeben. Dividendenwerte Dividendenpapiere

DM-Auslandsanleihen Alle —» Wertpapiere, auf die Gewinnanteile in Form von in ihrer Höhe wechselnden —> Dividenden ausgezahlt werden (Gegensatz: Rentenwerte = festverzinsliche Wertpapiere, —» Anleihen). D. sind z.B. - * Aktien, —» Genußscheine und sonstige Anteile an-> Kapitalgesellschaften (z.B. —> Kuxe), auf die Gewinne in Form von Dividenden ausgeschüttet werden. Zu den D. zählen auch die —»Zwischenscheine auf diese Werte. Das sind —» Anrechtsscheine, die bei —> Kapitalerhöhungen einer —> Aktiengesellschaft vor Ausstellung der Aktienurkunde an die —»Aktionäre ausgegeben werden. DM-Auslandsanleihen —> Wertpapiere, die von öffentlichen und privaten Einrichtungen ausgegeben werden, die ihren Sitz nicht in der Bundesrepublik Deutschland haben, und die auf DM lauten. Die Zusammensetzung der Emittenten von D. ist sehr vielfältig: internationale Institutionen; ausländische Staaten, Provinzen und Städte; ausländische Banken und Unternehmen. Die Kurse der D. werden nicht nur durch den Nominalzins (—> Nominalzinsfuß) und die —» Laufzeit beeinflußt, sondern in hohem Maße von der Einschätzung der Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit des Emittenten. Dokumentenakkreditiv (Handelsrechtliche) Anweisung, in der Regel an eine Bank, dem Akkreditivsteller selbst oder einem Dritten (Akkreditierten) einen Geldbetrag gegen Vorlage bestimmter Dokumente (z.B. Frachtbrief u.a.) auszuzahlen. Formen der Eröffnung und der Abwicklung eines D. sowie Umfang der Haftung beteiligter Banken sind international geregelt. Das D. kann als eine Form eines —> Akkreditivs allgemein widerruflich oder unwiderruflich, befristet oder unbefristet gestellt werden. Das D. hat im Außenhandel als Finanzierungsinstrument große Bedeutung. Dokumenteninkasso Wird zwischen den Partnern eines —» Außenhandelsgeschäfts die Zahlungsbedingung Dokumente gegen Zahlung (Kasse gegen Dokumente) vereinbart, so übergibt der Exporteur seiner Bank (Einreicherbank) einen Inkassoauftrag (—» Inkasso) einschließlich der notwendigen Dokumente, die diese an die Bank des Importeurs im

Doppelbesteuerungsabkommen Ausland (Inkassobank) mit dem Auftrag, das Inkasso durchzuführen, weiterleitet. Bezahlt der Importeur das Inkasso, so erhält er die Dokumente. Die Inkassobank stellt den Inkassoerlös der Einreichcrbank unter Abzug der notwendigen Aufwendungen zur Verfügung. Bei einem Verkauf auf Ziel präsentiert die Inkassobank dem Importeur die Dokumente zusammen mit einem vom Exporteur ausgestellten —>Wechsel. Akzeptiert der Bezogene den Wcchsel, erhält er die Dokumente ausgehändigt (Dokumente gegen —» Akzept) und muß erst bei Fälligkeit des Wechsels den festgelegten Betrag leisten. Der Exporteur kann in der Zwischenzeit mit Hilfe des Akzepts einen entsprechenden —» Kredit aufnehmen.

Domizilwechsel —> Wechsel, der nicht am Wohnort oder Geschäftssitz des —> Bezogenen zahlbar ist, sondern bei einem Kreditinstitut, dessen Sitz sich nicht am Wohnort oder Gcschäftssitz des Bezogenen befindet. Wechscl werden häufig an —» Bankplätzen domiziliert, da dies eine Anforderung ist, die die —» Deutsche Bundesbank bei der Rediskontierung von Wechseln erhebt. Wenn nicht der Bezogene selbst, sondern ein beauftragtes Kreditinstitut an seinem Wohnort die Einlösung des Wechsels vornimmt, spricht man von einem unechten D. (—» Zahlstcllcnwechsel). Doppelbesteuerungsabkommen Völkerrechtliche Verträge, in welchen sich die Vertragsstaaten darüber einigen, wie sie auf der Grundlage der Gegenseitigkeit bei sich überschneidenden Steueransprüchen eine wirtschaftlich unerwünschte Doppelbesteuerung vermeiden wollen. Die D. nach dem Zweiten Weltkrieg sind überwiegend nach dem OECD-Musterabkommen von 1963 einheitlich gestaltet. Die D. sind bilaterale Abkommen; ein multilaterales D. für die E G ist noch nicht abgeschlossen worden. Zur Vermeidung der Doppelbesteuerung gibt es zwei Methoden: Bei der Anrcchnungsmethode bleiben unbeschränkt Steuerpflichtige mit ihrem Welteinkommen im Wohnsitzstaat steuerpflichtig, dürfen je207

Doppelversicherung doch die im Ausland bezahlte Steuer von der inländischen Steuer aus dem Welteinkommen abziehen. Bei der Ausscheidungsmethode (in den kontinentaleuropäischen Ländern gebräuchlich) verzichtet der Wohnsitzstaat entsprechend dem Territorialprinzip auf die Besteuerung von Einkünften aus bestimmten ausländischen Quellen zugunsten des Quellenstaates. Ein wesentlicher Unterschied beider Methoden zeigt sich bei der Behandlung von Verlusten im Ausland: die Anrechnungsmethode berücksichtigt diese bei der Ermittlung des Welteinkommens, bei der Ausscheidungsmethode bleiben ausländische Gewinne und Verluste im Inland unberücksichtigt. Doppelversicherung Form der —> mehrfachen Versicherung, bei der eine Absicherung einer bestimmten Gefahr gleichzeitig bei mehreren Versicherern erfolgt, wobei in der —» Schadenversicherung die Versicherungssummen zusammen den —» Versicherungswert übersteigen oder die Summe der Entschädigungen, die von jedem einzelnen Versicherer im Schadenfall (ohne Bestehen der anderen Versicherung) zu leisten wären, aus anderen Gründen höher ist als der Gesamtschaden. In diesen Fällen haften die Versicherer gesamtschuldnerisch, so daß der Versicherungsnehmer im ganzen nicht mehr erhält als zur Abdeckung des Gesamtschadens erforderlich ist (§§ 59, 60 VVG). Wird eine D. in betrügerischer Absicht abgeschlossen, so sind diese Verträge nichtig. Für die —» Lebensversicherung und bestimmte Leistungen der —» Unfallversicherung finden diese Bestimmungen keine Anwendung, d.h. der Versicherungsnehmer kann mehrere Verträge nebeneinander abschließen, ohne daß ihm Nachteile hinsichtlich der Versicherungsleistung entstehen. Doppelwährungsanleihe neues Finanzinstrument (—> Finanzinnovation) am deutschen —» Kapitalmarkt seit 1985. Auszahlung, Zinszahlung und —»Tilgung der —» Anleihe erfolgt in unterschiedlichen, zum Zeitpunkt der—> Emission festgelegten —> Währungen. Entwicklung des —»Zinses und des —» Wechselkurses bestimmen den —> Kurs der D. Mit herannahender Fälligkeit wird sich der Kurs der D. wie der Kurs einer Anleihe in der Tilgungswährung 208

Down-Jones-Index ändern. Für die ersten D. am deutschen Markt wurde für die Ein- und Zinszahlung DM, für die Tilgung US-Dollar vereinbart. Dotationskapital Eigenkapitalausstattung öffentlich-rechtlicher —> Kreditinstitute und anderer Anstalten öffentlichen Rechts durch die öffentliche Hand. Das i.d.R. durch den -» Gewährträger des betreffenden Instituts eingebrachte D. zählt bei den Kreditinstituten nach § 10 Abs. 2 Nr. 5 KWG zum haftenden Eigenkapital. Für—» Sparkassen ist eine Eigenkapitalzuführung in Form von D. nicht vorgesehen. Im weiteren Sinne wird das Eigenkapital juristischer Personen als D. bezeichnet, soweit es von außen eingebracht wurde. Dow-Jones-Index bekanntester—» Aktienindex der New Yorker Börse. Der D. wurde 1897 von Ch. H. Dow, Chefredakteur des „Wall Street Journal", und von E. D. Jones in einer einfachen Form entwickelt, um die unübersichtliche Börsenentwicklung in einer Meßzahl auszudrücken. D e r D . wurde 1928 zu seiner heutigen Form modernisiert. Der D. besteht aus drei verschiedenen Indices: dem Industrieindex mit nur 30 Werten führender —» Aktien aus allen Industriebranchen, die fast ein Drittel aller Tagesbörsenumsätze ausmachen; dem Eisenbahnindex mit 20 Werten; einem Index für 15 Werte von Versorgungsunternehmen. In der Regel wird unter D. der Industrie-Index verstanden. Der D. wird täglich berechnet und veröffentlicht. Er ist zum Bewertungsmaßstab für amerikanische Aktien schlechthin geworden. Für die —> Aktienanalyse ist er wegen seiner schmalen Basis - gemessen an den 2000 an der New Yorker Börse gehandelten Aktien werten - umstritten. Der D. ist darüber hinaus Ausgangspunkt einer bekannten Börsenkurstheorie (DowTheorie): In den gegenwärtigen Kursentwicklungen seien alle relevanten Ereignisse für die Aktienkurse, die jeweiligen kurzund langfristigen—» Zinsen, alle politischen und wirtschaftlichen Vorgänge sowie Zukunftserwartungen repräsentiert, so daß die —> „Börse" den tatsächlichen wirtschaftlichen und politischen Ereignissen voraus sei.

Draft Der D. lag im Januar 1900 bei 42 Punkten, Ende 1968 bei 1000 und erreichte am 25.8.1987 seinen bisherigen Höchststand mit 2722,42 Punkten. Draft angelsächsischer Ausdruck für—» Tratte, —» Wechsel. Drawer heißt der Aussteller, Drawee der —» Bezogene, Payee der Begünstigte. Synonyma zu D. sind Bill of Exchange oder Acceptance. Drei-Säulen-System Sicherungssystem der Alters-, Invaliditätsund Hinterbliebenenvorsorge durch eine Kombination von gesetzlicher —» Rentenversicherung, privater —> Lebensversicherung und —» betrieblicher Altersvorsorge. Um den gewohnten Lebensstandard auch im Alter aufrechtzuerhalten, reicht die gesetzliche Rentenversicherung im allgemeinen nicht aus. Sie bietet lediglich eine Grundversorgung, die durch Leistungen einer privaten Lebensversicherung und durch die betriebliche Altersversorgung erweitert werden kann. In der Schweiz ist das Drei-Säulen-Konzept seit 1972 in Artikel 34 quater der Bundesverfassung verankert. DTB —»Deutsche Terminbörse. Dual Banking aufgrund der Konzessionierungswahlmöglichkeiten zur Eröffnung und zum Betreiben eines Kreditinstituts entstandene Zweigleisigkeit des amerikanischen Bankensystems. Beantragen die Kreditinstitute die Konzession bei der US-Bundesregierung, erhalten sie eine National Charter oder auch Federal Charter, wird diese bei der Regierung eines einzelnen Bundesstaates beantragt, wird die State Charter vergeben. Während die State Charter seit Beginn des amerikanischen Bankwesens erteilt wurde, existiert die National Charter erst seit Inkrafttreten des —» National Banking Act von 1863. Die Wahl zwischen National Charter und State Charter wirkt sich für die Banken zum einen auf die Zuordnung zu einer Aufsichtsstelle aus. Denn die konzessionierende Behörde hat das Recht, die Banken zu beaufsichtigen und entsprechende Bankengesetze zu erlassen. Zum anderen ergibt sich für National Banks die

Durationsanalyse Pflicht, für Banken mit State Charter hingegen ein Wahlrecht zur Mitgliedschaft im —> Federal Reserve System und bei der —» Föderal Deposit Insurance Corporation mit den damit einhergehenden Verpflichtungen, wie etwa der Mindestreservehaltung. Duales Steueningsmodell moderner, praxisorientierter Ansatz zur Controlling—adäquaten Integration zentra-

ler und dezentraler Verantwortungsbereiche im Filialbankwesen. Im D. werden die gesamtgeschäftsbezogene Struktursteuerung, der alle Bereiche, die nur zentral überblickt werden können (Grundsätze des BÄK, Zinsänderungsrisiken), und die cinzelgeschäfts- bzw. einzelbereichsbezogcne Marktsteuerung, der all die Größen unterliegen, die durch Einzelgeschäfte oder von den einzelnen Markteinheiten verursacht und ihnen direkt zugerechnet werden können, unterschieden. —» Controlling in Kreditinstituten. Duration Kennzahl, die die durchschnittliche Bindungsdauer eines festverzinslichen Vermögenswertes beschreiben soll. Die D. bestimmt sich als der gewogene Mittelwert aller Zeitpunkte, in denen Einzahlungen aus einer Kapitalanlage erhalten bzw. Auszahlungen aus einer Kapitalaufnahme vorgenommen werden. Im Rahmen der —> Durationsanalyse wird die D. als Mittel zur Beurteilung der Zinsempfindlichkeit von Vermögensanlagen verwendet. Durationsanalyse Verfahren zur Berechnung des —> Zinsänderungsrisikos bei Banken, bei dem die durchschnittliche Bindungsdauer der Festzinsblöcke als zentrale Determinante berücksichtigt wird. Durch Vergleich der aktivischen und passivischen —> Durationen der Festzinspositionen wird ermittelt, wie lange das angelegte und aufgenommene Kapital jeweils im Durchschnitt gebunden ist, und ob bei etwaiger Differenzen der Aktiv- und Passivdurationen das Zinsänderungsrisiko in der Gefahr fallender oder steigender Marktzinsen besteht. Im Fall einer längeren aktivischen Duration besteht die Gefahr darin, daß die Zinsen bei einer erforderlichen Neubeschaffung passivischer Mittel teurer geworden sind, während im Aktivbericht nicht so viele Mittel zur Wie209

Durchlaufende Kredite deranlage zu den höheren Zinssätzen frei geworden sind. Zur effizienten Steuerung des Zinsänderungsrisikos ist die D. nicht geeignet, da sie zum einen nur die Festzins-, nicht aber variabel verzinste Positionen betrachtet und zum anderen aufgrund unrealistischer Prämissen über die Zinsentwicklung nicht praxisnah genug ist. —> Elastizitätsanalyse. Durchlaufende Kredite Den Banken zweckgebunden zur Verfügung gestelltes Geld zur Gewährung von -» Krediten, für die der Einleger, in der Regel ein öffentlicher Haushalt, die —> Konditionen festlegt. durchschnittliche Kreditlaufzeit Zeitraum, in dem der gesamte Kreditbetrag gebunden ist. Die durchschnittliche Kreditlaufzeit wird berechnet nach der Formel n — nF + 1 + n "d= j ° (n = Gesamtlaufzeit, n F = Tilgungsfreijahrc, n D = durchschnittliche Kreditlaufzeit). Die Größe n D wird für statische Rechenmethoden benötigt. Durchschnittsvaluta mittlere Verfallzeit. die mittlere Wertstellung (—» Valutierung) mehrerer —» Wechsel mit unterschiedlichem —> Verfalltag. Zur Buchungsvereinfachung werden die an einem Tag eingegangenen Wechsel mit der D. valutiert. Sie wird wie folgt berechnet: D (Ta e) =

Zinszahl • 100 Summe der Wechselbeträge Dabei ergibt sich die —> Zinszahl aus der Multiplikation der jeweils restlichen —» Laufzeit mit dem jeweiligen Wechselbetrag und der Addition für alle eingegangenen Wechsel. Durchschnittszinsertragsbilanz auf der Basis von Jahresdurchschnittswerten aufgestellte —» Zinsertragsbilanz. Um den Erfolg der Abrechnungsperiode möglichst realitätsnah darzustellen, müssen die Durchschnittsbestände und Zinssätze aus möglichst vielen Einzelwerten ermittelt werden. Dem Vorteil des besseren Einblicks in die Ertragslage steht der Nachteil entgegen, daß in die Berechnung auch wei210

Dynamische Lebensversicherung ter zurückliegende Daten eingehen und aktuelle Entwicklungen unter Umständen nicht mehr sichtbar werden. DVFA —» Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung. DVFA-Formel eine von der —> Deutschen Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung entwickelte Berechnungsmethode, die den im Jahresabschluß veröffentlichten Jahresüberschuß um Sondereinflüsse der Unternehmensentwicklung und unterschiedliche Ausübung von Wahlrechten bereinigen soll. Das so ermittelte „Ergebnis nach D V F A " kann dann zu Ertragsvergleichen und als Ausgangsgrundlage für eine vergleichende Börsenkursbeurteilung herangezogen werden. Die Ermittlung des „Ergebnisses nach D V F A " erfolgt in sechs Schritten. Nach der Korrektur des Jahresüberschusses um steuerliche Einflüsse von Verlustvorträgen werden außerordentliche und aperiodische Posten erfaßt. Im dritten Schritt werden die in Anspruch genommenen Bewertungsspielräume erfaßt und danach das „Ergebnis nach D V F A " durch Zusammenfassung der Ergebnisse in den Schritten 1 bis 3 ermittelt. Durch Umrechnung des Ergebnisses auf die Anzahl der dividendenberechtigten Aktien wird das Ergebnis je Aktie ermittelt, das dann im sechsten Schritt durch Einbeziehung ausstehender Aktien, etwa aufgrund begebener Wandel- und Optionsanleihen, in ein „Ergebnis nach D V F A " je Aktie „voll verwässert" umdimensioniert wird. Dynamische Lebensversicherung (auch: Anpassungsversicherung, Wachstumsversicherung, Zusatzversicherung) —» Lebensversicherung mit planmäßiger Erhöhung der Versicherungsleistungen. Schon bei Vertragsabschluß wird eine regelmäßige Erhöhung der Beiträge und Leistungen ohne erneute Gesundheitsprüfung festgelegt. Die meist jährliche Anpassung erfolgt dabei längstens bis zum Alter von 65 Jahren des Versicherten. Üblich ist eine Beiträgserhöhung im gleichen Verhältnis, wie der Höchstbeitrag in der gesetzlichen

Dynamische Lebensversicherung —> Rentenversicherung der Angestellten ansteigt. Beiträge und Versicherungsleistungen nehmen nicht in gleichem Ausmaß zu, da der Versicherungsschutz mit der Zunahme des Alters des Versicherten und mit

Dynamische Lebensversicherung der Abnahme der Restlaufzeit der Versicherung teurer wird. Eine dynamische Anpassung kann zu allen Lebens- und Rentenversicherungstarifen vereinbart werden.

211

E Eckzins Zinssatz für Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Der E. ist durch eine geringe Volatilität bei Zinsniveauveränderungen gekennzeichnet. ECU Abkürzung von European Currency Unit. Seit 1979 die europäische Währungseinheit (—> Währung) im Europäischen Währungssystem, die aus einem „Korb" aller Währungen der EG-Mitgliedsländer besteht. Gemäß offiziellem —> Leitkurs beträgt seit Januar 19871 DM = 0,48578 E. oder 1E. = 2,05853 DM. Es gelten seit 22.7.1985 folgende Anteile: DM 34,9%, Französischer Franc 19,0%, Pfund Sterling 11,9%, Holländischer Gulden 11,0%, Italienische Lira 9,4%, Belgischer Franc 8,7%, Dänische Krone 2,8%, IrischesPfund 1,1%, Griechische Drachme 0,8%, Luxemburgischer Franc 0,3%. E. löste die ERE und -» EWRE ab. E. wird täglich von den —> Zentralbanken für die jeweilige Landeswährung aufgrund ihres —> Wechselkurses zum USDollar festgestellt. Der E. wird in allen Tätigkeitsbereichen der EG benutzt. In der Bundesrepublik ist seit Juni 1987 die private Verwendung des E. im gleichen Umfang wie eine Fremdwährung zugelassen, jedoch kann kein E.-Bargeld zu Lasten von E.Konten abgehoben werden. EC-Versicherung (engl.: extended coverage - erweiterte Deckung) Versicherung von außergewöhnlichen Gefahren zusätzlich zur —» Feuerversicherung für Industrie- und Handelsbetriebe. Der Versicherungsschutz in der Feuerversicherung erstreckt sich nicht auf Schäden, die auf Krieg, Innere Unruhen, Erdbeben oder Kernenergie zurückzuführen sind (gemäß § 1 AFB - Allgemeine Feuerversicherungsbedingungen). Da im Ausland weitergehender Versicherungsschutz im Rahmen einer E. möglich ist, wurde diese Versicherungsform 1978 auch in der Bundesrepublik Deutschland zugelassen. Die Abdeckung zusätzlicher Gefahren bezieht sich im einzelnen auf Schäden durch innere Unruhen, böswillige Beschädigung, Streik oder Aus212

sperrung; Fahrzeuganprall, Rauch, Überschallknall; ferner Sprinkler-Leckage, Leitungswasser, Sturm oder Hagel. Überschneidungen zu anderen als selbständig betriebenen Versicherungsformen werden dabei in Kauf genommen. Edelmetallhandel Bankleistungen in Form der Vermittlung des An- und Verkaufs bestimmter —> Edelmetalle für Bankkunden, in Form der Eigenanlage, beides sowohl im Inland als auch im Ausland (bei eigenen Tochtergesellschaften oder bei anderen ausländischen Banken). Dazu kommt der An- und Verkauf von —» Gold- und Silbermünzen oder Medaillen sowie von —»Goldzertifikaten. Der E. hat sich unter dem Eindruck enormer Goldpreissteigerungen seit Freigabe des Goldpreises im Jahre 1968 zu einer auch unter organisatorischen Aspekten eigenständigen Bankleistungsart entwickelt. Im Mittelpunkt stehen weniger Vermittlungsleistungen in Silber und Platin, sondern solche in Gold (kurante und nicht-kurante Goldmünzen, Goldbarren). Für die Preisbildung auf dem Weltgoldmarkt sind die internationalen Goldhandelszentren in London (—» Notierung je Unze Feingold), Zürich, Paris, Luxemburg und Frankfurt (Notierung je 1-kg-Barren Feingold in DM) von Bedeutung. Es besteht kein amtlicher Handel, deshalb sind die Preise für Edelmetalle und Münzsorten relativ unübersichtlich. Bei Münzen ist zudem der Marktwert nicht identisch mit ihrem Paritätswert aufgrund der AusmünzungsVerhältnisse. Edelmetallhandelsleistungen, die seit dem 1.1.1980 der Mehrwertsteuerpflicht unterliegen, können über den Bankschalter (Goldtafelgeschäfte) oder über Edelmetallkonten (Gold- und Silberguthaben der Kunden) mit Verwahrung im Sammelbestand der Bank abgewickelt werden. Sie können als —> Kassageschäfte oder als —> Termingeschäfte oder in einer Kombination beider (Gold-Swap) (—» Swap) vorkommen. Auch als —> Pensionsgeschäfte mit anderen Banken oder Nichtbanken wird der E. betrieben.

Edelmetall-Lombardgeschäft Edelmetall-Lombardgeschäft Art des—> Lombardgeschäftes: Bankkredit (—» Kredit) gegen Verpfändung von —> Edelmetallen. Als Lombardkredit der Bundesbank (—> Deutsche Bundesbank) an —» Kreditinstitute spielt das E . kaum eine Rolle. Die Bedeutung gegenüber Edelmetall—> Pensionsgeschäften ist ebenfalls sehr gering. Edelmetallpositionen Bestandspositionen in Bankbilanzen, die auf Gold, Silber oder Platinmetalle in unverarbeitetem Zustand (d.h. ohne Erzeugnisse in diesen Edelmetallen) lauten. Gemeinsam mit Aktiv- und Passivdevisenpositionen sind an Edelmetallpositionen gemäß —» Grundsatz Ia bestimmte Höchstgrenzen geknüpft. Edge-Act-Corporation US-amerikanische Gesellschaftsform, mit der es den dortigen Banken erlaubt ist, die gesetzlichen geschäftspolitischen Beschränkungen zu umgehen. Diese Rechtsform wird von amerikanischen Banken im wesentlichen eingesetzt, um an verschiedenen Bankplätzen innerhalb der U S A , insbesondere in New York, vertreten zu sein, um über eine Holding Anteile in ausländischen Bankentöchtern und Finanzorganisationen halten zu können und um Beteiligungen außerhalb des Finanzsektors, allerdings innerhalb der engen gesetzlichen Grenzen, zu erwerben. E A C unterliegen, wie auch —»Bank-Holding-Companies, der Aufsicht des Federal Reserve System. Einzelheiten zu dieser Gesellschaftsform sind in der „Regulation K " des Federal Reserve Board enthalten. Die Gesellschaftsform wurde nach dem Initiator des Gesetzes, Senator Edge, benannt. Effekten Bankrechtlicher Begriff für —» fungible —» Wertpapiere, die an der —> Börse frei gehandelt werden, der —* Kapitalanlage dienen und einen wiederkehrenden Anspruch auf —» Ertrag verbriefen. In der Praxis wird nach der Art der verbrieften Rechte unterschieden in: Gläubiger-E. oder Renten, so z.B. —» Anleihen, —» Obligationen, —» Pfandbriefe u.a. Sie enthalten eine Vereinbarung über laufende Zinszahlung und Verpflichtung des Schuldners zur Rückzahlung des —» Darlehens an die Gläubiger.

Effektengirodepot Teilhaber-E. oder-> Aktien, da der Erwerber Miteigentümer an der Gesellschaft wird. Hierzu gehören auch—» Kuxe und Investmentanteile. Keine E . sind Wertpapiere des—> Zahlungsverkehrs (z.B. —» Banknoten, —» Schecks, —> Wechsel) sowie nicht fungible Wertpapiere wie —» Hypotheken, - » Sparkassenbriefe, Schuldscheine (—» Schuldscheindarlehen), da sie nicht vertretbar sind. Effektenarbitrage Ausnutzung von Preisunterschieden (Kursunterschieden) für —> Effekten an örtlich verschiedenen Märkten (meist als Metägeschäfte mit einem lokal domizilierenden Partner). Effektenbanken Banken, die sich ausschließlich mit dem —> Wertpapiergeschäft befassen. Im Gegensatz zu anderen Staaten (z.B. Belgien, Frankreich, U S A ) gibt es in Deutschland keine reinen E . Diese Aufgaben stellen eine Teilbereich des Bankgeschäftes von —» Universalbanken dar. Effektendepotgeschäft Die meist durch Banken erfolgende gewerbsmäßige —> Verwahrung und Verwaltung von —»Effekten. Effektendiskont —> Abschlag (—» Diskont) beim Ankauf ausgeloster —> Wertpapiere vor dem Rückzahlungstermin durch die Bank. Dieser E . liegt in der Regel etwas über dem Diskontsatz der Bundesbank (—> Deutsche Bundesbank). Effektenfemgiroverkehr Stückelose Eigentumsübertragung von —> Effekten durch den Zusammenschluß von —» Wertpapiersammelbanken zwischen verschiedenen Börsenplätzen (—»Börse). Effektengirobanken Spezialinstitute, die den - » Effektengiroverkehr, d.h. die stückelose Übertragung von Wertpapieren, abwickeln (—> Wertpapiersammelbanken) . Effektengirodepot —> Depot für —» Effekten von —> Kreditinstituten bei einer—> Effektengirobank bzw. —> Wertpapiersammelbank zur Drittverwahrung meist in Form der —» Sammelver213

Effektengiroverkehr Währung. Das E. ist Voraussetzung für den —» Effektengiroverkehr bzw. —> Effektenferngiroverkehr. Effektengiroverkehr Stückelose Eigentumsübertragung von -» Effekten durch Vermittlung von —» Effektengirobanken oder—» Wertpapiersammelbanken. Effektenhandel Handel mit Wertpapieren auf verschiedenen Teilmärkten innerhalb und außerhalb der—» Börsen. Im börslichen Handel unterscheidet man den Kassamarkt und den Terminmarkt. Während am Terminmarkt börsenmäßig lediglich der Handel von —> Financial Futures und —> Optionen abgewikkelt wird (—» Deutsche Terminbörse), werden am Kassamarkt Effekten unterschiedlichster Art gehandelt (—» Aktien, —> Pfandbriefe, —» Schuldverschreibungen, -» Genußscheine usw.). Der Börsenhandel an den deutschen Wertpapierbörsen umfaßt dabei drei Marktsegmente mit abgestuften Zulassungsanforderungen: den —> Amtlichen Handel, den —» Geregelten Markt und den—> Freiverkehr. Der Amtliche Handel bezieht sich auf Wertpapiere, die besonders strenge Zulassungsbedingungen erfüllen müssen. Die Vermittlung von Geschäften mit diesen Wertpapieren sowie deren Kursfeststellung und -notierung erfolgt über amtliche Makler (Kursmakler), wobei zwischen dem Einheitskurs und der variablen Notierung zu unterscheiden ist. Seit dem 1.5.1987 besteht neben dem Amtlichen Markt der Geregelte Markt, der sich auf den Handel mit Wertpapieren ohne amtliche Notierung erstreckt. Die Kursfeststellung wird von Freimaklern vorgenommen. Das dritte Börsensegment, der Freiverkehr, wurde zum 1.5.1988 neu geordnet. Damals wurden die bisherigen Marktsegmente des geregelten und ungeregelten Freiverkehrs zu einem einheitlichen Teilmarkt zusammengefaßt. Im Freiverkehr werden Wertpapiere gehandelt, die weder im Amtlichen Handel noch am Geregelten Markt zugelassen sind. Die Kursfestsetzung erfolgt durch die Freimakler. Der Freiverkehr ist im Börsengesetz nicht näher geregelt, unterliegt dennoch der Mißbrauchsaufsicht durch die einzelnen Börsenvorstände. 214

Effektenpensionierung Der außerbörsliche Handel umfaßt den vor- und nachbörslichen Handel von börsenfähigen Wertpapieren, den Telefonhandel (insbesondere zwischen Banken und/ oder institutionellen Anlegern) und die —» Tafelgeschäfte. Für den außerbörslichen Handel existieren keine gesetzlichen Aufsichts- und Kontrollregelungen. Effektenkasse Kassen-Bankschalter zur Abwicklung von Effektentafelgeschäften der Banken. Effektenkomissionär Bei Effektenkommissionsgeschäften nehmen die —» Kreditinstitute nach den —» Allgemeinen Geschäftsbedingungen (ABG) die Stellung des E. ein. Dies ist der Fall bei Effektenaufträgen zum An- und Verkauf amtlich notierter —> Effekten für den Kunden. Der E. handelt im eigenen Namen, aber im Auftrag und für Rechnung des Kunden. Effektenkonto Gemischtes —> Konto zur Verbuchung und Bilanzierung, das den An- und Verkauf von Effekten zum Rechnungsbetrag aufnimmt. Verbuchung von —» Gewinnen aufgrund von —» Kursnotierungen dürfen vor ihrer Realisierung nicht vorgenommen werden. Effektenkurse —» Kurse von-» Effekten, Kurse von an der —»Börse und außerbörslich gehandelten —» Wertpapieren (—» Aktien, —> Obligationen, —»Pfandbriefe, —>Kuxe, —> Zwischenscheine u.a.m.). Beispiel für einen E. ist der—» Aktienkurs. Effektenlombard Kreditgewährung einer Bank gegen —»Verpfändung von —> Effekten. Betreibt die Bundesbank (—» Deutsche Bundesbank) die Lombardierung (—» Lombard) von Effekten, dann ist dies die Einräumung eines verzinslichen —» Darlehens der Bundesbank gegenüber einer Bank gegen Hingabe von Effekten als Pfänder. Dabei darf die —»Laufzeit höchstens 3 Monate betragen. Über die beleihbaren Effektenwerte sowie die dafür maßgeblichen Beleihungsgrenzen gibt das Lombardverzeichnis Auskunft. Effektenpensionierung Im Rahmen von —» Pensionsgeschäften

Effektenplacierung (Konstruktionen, bei denen zwischen Bundesbank (—> Deutsche Bundesbank) und Banken bestimmte Objekte in der Gegenwart gekauft oder verkauft werden, mit der Maßgabe, daß diese Vorgänge zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt und zu einem im vorhinein vereinbarten —» Kurs oder —» Zinssatz rückgängig gemacht werden) die Pensionierung von lombardfähigen (—» Lombard) —> Wertpapieren. Die Banken müssen diese erst nach 30 Tagen zurücknehmen, während beim Wechselpensionsgeschäft die Rücknahme bereits nach 10 Tagen erfolgen muß. Die E. dient also als Liquiditätshilfe mit längerer Befristung für die Banken. Effektenplacierung Die Unterbringung von Effekten im Publikum durch freihändigen Verkauf oder durch Auflegung zur Zeichnung. Vergl. —» Emission. Effektenscheck kein Scheck im Sinne des Scheckgesetzes, sondern Anweisung an eine Wertpapiersammelbank. Weiße E. berechtigen den Überbringer, die Aushändigung effektiver Stücke aus dem Sammelbestand zu verlangen. Rote E. dienen zur Übertragung des Miteigentums am Sammelbestand innerhalb einer Wertpapiersammelbank. Grüne E. werden bei der —» Verpfändung von Sammeldepotanteilen benutzt. Effektensubstitution Substitution (Ersetzung) eines —» Wertpapiers (im Sinne von —» Effekten) durch ein anderes. Insbesondere —> Holding- und —> Investmentgesellschaften erwerben -» Effekten anderer Unternehmen und finanzieren diesen Erwerb durch die Ausgabe eigener Anteilscheine (—» Aktien, Obligationen, Investmentzertifikate), d.h. sie betreiben E. Effektenverwahrung Als Wertpapierverwahrung Teil des -» Depotgeschäftes, das im Depotgesetz geregelt ist. Danach gelten als —» Wertpapiere —> Aktien, -» Kuxe, —> Zwischenscheine, —> Zins-, Dividenden- und Erneuerungsscheine, auf den Inhaber lautende oder durch -» Indossament übertragbare - * Schuldverschreibungen sowie andere vertretbare Wertpapiere, mit Ausnahme von —» Banknoten und Papiergeld.

effektivzinskonstanteDisagioabgrenzung Arten der E.: Sonderverwahrung (—» Streifband- oder Sonderdepot), -» Girosammei Verwahrung, Haussammelverwahrung, —» Tauschverwahrung, unregelmäßige —> Verwahrung. Effektivgeschäft Handelsgeschäft mit Wertpapieren oder Waren, die zur sofortigen Lieferung bereitstehen (Kassageschäft). Im Gegensatz dazu stehen —* Termingeschäfte. Effektive Stücke Insbesondere im Effektenhandel (—>Effekten) die tatsächliche, physische Lieferung von gekauften oder verkauften —> Wertpapieren an den Kunden bzw. vom Kunden. Effektivzins Zinsgröße, die die mit einem bestimmten Kapitaleinsatz erzielte Rentabilität einer Geldanlage wiedergibt. Im Effektivzins werden unterschiedliche und zu verschiedene Zeitpunkten auftretende Erfolgskomponenten zu einer Größe verdichtet. Im Kreditgeschäft der Banken sind dies in erster Linie der vereinbarte Nominalzins, ein etwaiges Disagio, einmalige und laufende Bcarbeitungsgebühren, unterjährige Zinszahlungen und -Verrechnungstermine sowie Tilgungsmodalitäten. Die Definitonsgleichung für den Effektivzins lautet bei allen Verfahren der—> Effektivzinsrechnung: Zinserträge Kapitaleinsatz —> Preisangabenverordnung. effektivzinskonstanteDisagioabgrenzung tilgungsabhängige Methode der —» Disagioabgrenzung auf der Grundlage der dynamischen Effektivzinsrechnung nach der —» Preisangabenverordnung. Das Disagio wird hier als Ausdruck für die Differenz zwischen Rückzahlungs- und Auszahlungsbetrag des Kredits im Zeitpunkt der Darlehensvergabe interpretiert, wobei der Auszahlungsbetrag definitionsgemäß dem Gesamtbetrag aller zukünftigen, mit dem Internen Zinsfuß abgezinsten Zins- und Tilgungszahlungen entspricht. Diese Differenz zwischen nomineller Restschuld und effektivem Barwert noch ausstehender Zahlungen zum Betrachtungszeitpunkt vermindert sich im Laufe der Zeit und bestimmt damit die Höhe des jeweiligen abzugrenzenden Disagios. 215

Effektivzinsrechnung

Eigenfinanzierung

Die jährlichen Disagioteilbeträge ermitteln sich folglich wiederum als Differenz zwischen der mit dem Effektivzins bzw. dem Nominalzins multiplizierten Restschuld, die als effektiver Barwert der noch ausstehenden Zahlungen definiert ist. Da der jeweilige Barwert mithilfe des Internen Zinsfußes berechnet wird, entspricht er genau der um den noch nicht vereinnahmten Disagioanteil gekürzten Restforderung. Insofern gelingt es hier, die tatsächliche bilanzielle Disagioverteilung auf Basis der Internen Zinsfußmethode bei der Ermittlung der volumensmäßigen Bezugsgröße zu berücksichtigen. Die Disagioverteilungsformeln lauten in Abhängigkeit von den Tilgungsvarianten - für die endfällige Tilgung: ( ¡ I Z M ~~ ¡ N )

Dt = -

(1 +

X

¡IZM)"

FN -(I +

ÍIZM)'"1

- für die Ratentilgung ohne Freijahre: Dt = n

(iizM - iN) x Fn (l + iiz M ) n+1 ¡IZM X ( 1 +

•1

ILZM)N+1-*

für die Ratentilgung mit Freijahren: für die Zeit bis zur ersten Tilgungsrate: D t = ('IZM - iN - d x i IZM ) x FN xfl + W

1

zogen werden. Die Verfahren lassen sich zunächst grob in die statische E. und die dynamische E. zweiteilen. Während bei der statischen E., beispielsweise im Kreditgeschäft der zeitliche Anfall von Rückzahlungen bei der Berechnung des gebundenen Kapitals, das der Zinsrechnung zugrunde gelegt wird, nicht berücksichtigt wird, gehen bei der dynamischen E. nicht nur der zeitliche Anfall der Tilgung, sondern der zeitliche Anfall der gesamten Kapitaldienste aus dem hingegebenen Kredit in die Berechnung ein, wobei hier generell auf der Grundlage der —> Internen Zinsfußmethode gerechnet wird. Zu den diesbezüglich in der Bankenpraxis verwendeten Verfahren zählen im wesentlichen die Effektivzinsrechnung nach Braess/Fangmeyer, nach „Preisangabenverordnung", nach „amerikanischer" Art, nach AIBD, nach TEZ und nach Moosmüller. Ehegattenversicherung —»Todes- und Erlebensfallversicherung auf verbundene Leben. Da diese Versicherungsform häufig von Ehegatten abgeschlossen wird, bezeichnet man sie auch als E. Das Todesfallrisiko der Eheleute wird innerhalb eines einzigen Vertrages versichert. Die Pflicht zur Zahlung der Versicherungssumme entsteht dabei mit dem Tod des zuerst sterbenden Ehepartners, spätestens beim Ablauf der Versicherung.

und für die Zeit der Tilgung: D. = n — 1n F — 1 (»IZM X

-

(1 +

in)

x

(FN -

Í.ZM)"

ÍIZM X ( 1 +

+ 1

T) "-1

I,ZM)N+1-'

Bei Annuitätentilgung gilt die Formel: 1 D x A n+1 L(l+iN)"+1(1 +•ilZM) »IZM)" - l wobei jeweils F N den Kreditbetrag, D, das angerechnete Disagio des laufenden Jahres, i IZM den Internen Zinsfuß, iN den Nominalzinsfuß, n die Laufzeit, F die Freijahre, T den Tilgungsbetrag und A die jährliche Annuität darstellen. Effektivzinsrechnung Verfahren zur Ermittlung von —» Effektivzinsen als Grundlage für die —» Margenkalkulation in Kreditinstituten. Alle Verfahren berechnen den Effektivzins, indem die Zinserfolge auf das eingesetzte Kapital be216

Eidgenössische Bankenkommission (EBK) von der eidgenössischen Verwaltung und der Schweizerischen Nationalbank unabhängige Aufsichts- und Vollzugsinstanz des Banken- und Anlagefondsgesetzes. Wird vom Bundesrat gewählt. —» Bankenaufsicht. Eigenbehalt —» Selbstbehalt; der Teil des übernommenen Risikos, den ein —» Erst Versicherer selbst trägt und nicht an einen —> Rückversicherer weitergibt. In der —» SummenexzedentenrückVersicherung wird der E. als —> Maximum bezeichnet, dessen Höhe nach der—» Maximaltabelle bestimmt wird. Der E. in der —» Schadenexzedentenrückversicherung wird —> Priorität genannt. Eigenfinanzierung —» Finanzierung mit—> Eigenkapital. E. bezeichnet die Deckung des. Kapitalbedarfs

Eigenkapital einer Unternehmung nach der Rechtsstellung des Kapitalgebers, die sich z.B. gegenüber der —> Fremdfinanzierung in —> Haftung, Ertrags- und Vermögensanspruch, Berechtigung zur Unternehmensleitung, zeitlichen Verfügbarkeit des —> Kapitals sowie hinsichtlich der Besteuerung unterscheidet. E. liegt vor, wenn das Entgelt nicht fest vereinbart ist, sondern die Kapitalgeberden—» Gewinn der Unternehmung erhalten bzw. am Gewinn beteiligt sind. Formen der E. sind die Selbstfinanzierung (Gewinne werden thesauriert (—> Gewinnthesaurierung), d.h. einbehalten und nicht ausgeschüttet bzw. entnommen) und die—> Beteiligungsfinanzierung (—» Zahlungsmittel werden von außen zugeführt).

Eigenkapital die in Geldwerten ausgedrückten Mittel, die dem Unternehmen oder seinen Eigentümern gehören. Vom —> Fremdkapital unterscheidet sich das E. im wesentlichen im Hinblick auf die Haftungs- und Verlustübernahmeverpflichtung, die Dauerhaftigkeit der Kapitalüberlassung, die Art der Beteiligung am Gewinn sowie die Begründung von Mitwirkungsrechten am unternehmerischen Entscheidungsprozeß. Allgemein kommen dem E. folgende Funktionen zu: Haftungsund Garantiefunktion, Finanzierungsfunktion, Sicherungsfunktion für die Unternehmensunabhängigkeit, Zuweisungsfunktion für Gewinne und Verluste, Werbe- oder Repräsentationsfunktion zur Schaffung von Vertrauen. Darüber hinaus hat das E. der Kreditinstitute zwei weitere im —> Gesetz über das Kreditwesen kodifizierte Funktionen: Aus dem § 33 KWG ergibt sich eine Errichtungs- und Gründungsfunktion, da die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb an ein „ausreichendes haftendes Eigenkapital" gebunden ist. Daneben resultiert die Funktion der Begrenzung des Geschäftsvolumens auf dem auf § 10 KWG fußenden —»Grundsatz I des BÄK. Die inhaltliche Konkretisierung des Eigenkapitalbegriffes für Kreditinstitute hat der Gesetzgeber in § 10 KWG vorgenommen, wo die Bestandteile des haftenden Eigenkapitals aufgezählt sind.

Eigenkapitalrentabilität Bilanziell wird das E. differenziert nach den Positionen -» gezeichnetes Kapital, —> Kapitalrücklage, —» Gewinnrücklagen, —> Gewinnvortrag/Verlustvortrag und —» Jahrcsüberschuß/Jahresfehlbetrag. Eigenkapitalaufnahme Zuführung von —»Eigenkapital im Rahmen einer—» Kapitalerhöhung. Eigenkapitalbedarfsrechnung im Rahmen des —» Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten aufzustellende Analyse der Eigenkapitalanforderungen einer Bank. Die —> bankenaufsichtsrechtlichen Risikobegrenzungsnormen, insbesondere Grundsatz I, sehen eine Obergrenze der 18fachen Belegung des Eigenkapitals durch dort definierte —» Risikoaktiva vor. Bei Geschäftsausweitungen, die sich im Bilanzsummenwachstum niederschlagen, entsteht somit ein zusätzlicher Eigenkapitalbedarf, der sich an der Risikostruktur des Kreditinstituts orientieren muß. Die E. ist eng verbunden mit der Gewinnbedarfsrechnung, da im Fall der Selbstfinanzierung der zusätzliche Eigenkapitalbedarf eine Determinante des—» strukturellen Gewinnbedarfs darstellt. Eigenkapitalkosten Kostenkomponente zur Bestimmung kostenorientierter Mindestpreise im Rahmen der —» Mindestmargenkalkulation, die dadurch entsteht, daß bestimmte, im Grundsatz I des BÄK aufgeführte Geschäfte Eigenkapital binden und somit eine anderweitige Verwendung verhindern. Von diesen, durch die Bankgeschäfte direkt enstehenden originären E. werden die derivativen E. unterschieden, die dadurch entstehen, daß durch das Anlageerfordernis etwaiger Refinanzierungsüberhänge in den Grundsätzen II und III des BÄK zusätzliche Grundsatz I-Belastungen resultieren. Eigenkapitalquote Verhältnis des gesamten Eigenkapitals zur Bilanzsumme. Eigenkapitalrentabilität Kennzahl, die die Verzinsung des Eigenkapitals wiedergibt, indem eine Gewinngröße, zumeist der Jahresüberschuß, mit dem Eigenkapital ins Verhältnis gesetzt wird. 217

Eigentümerhypothek Eigentümerhypothek gelangt die einer rechtswirksam bestellten —» Hypothek zugrundeliegende Forderung nicht zur Entstehung, so steht die Hypothek dem Eigentümer zu. Bei Erlöschen der Forderung oder Gläubigerverzicht erwirbt der Eigentümer die Hypothek (§ 1163 BGB). Eigenunfallversicherung Form der gesetzlichen —» Unfallversicherung, die sich auf die Beschäftigten im öffentlichen Dienst bezieht. Bund, Länder und Gemeinden müssen die gesetzlich vorgeschriebene Unfallversicherung in eigener Zuständigkeit für ihre Beschäftigten abschließen, die die im Gesetz aufgezählten Tätigkeiten ausüben. Während kleinere Gemeinden und Gemeindeverbände zur Durchführung der E. in einem Gemeindeunfallversicherungsverband zusammengeschlossen sind, wird die E. von Bund, Ländern und Gemeinden über 500000 Einwohner von Gebietskörperschaften durchgeführt, die in ihrem Namen den Zusatz E. führen oder die Bezeichnung „Ausführungsbehörde für Unfallversicherung" tragen und dabei zusätzlich das besondere Arbeitsgebiet aufnehmen. Eilüberweisung Die E. verkürzt die —> Laufzeit gegenüber der Laufzeit im mittelbaren —» Überweisungsverkehr mit einer oder zwei Zentralstellen. Bei der E. erfolgt eine Trennung von Gutschriftsauftrag und Lastschriftverrechnung (-» Lastschrift). Die Gutschrift wird direkt dem —» Kreditinstitut des Begünstigten oder dessen Zentralstelle zugeleitet. Nach Dringlichkeit werden verschieden schnelle Übermittlungswege benutzt (Direktversand per Post, Telegramm, Telefax, Telefon). Die Verrechnung erfolgt meist nachträglich auf Initiative der begünstigten Bank. Überweisungen, die eine intern festgelegte Betragsgrenze überschreiten, werden in der Regel als E. weitergeleitet. Eilverkehr Eilüberweisung der—> Kreditinstitute: Der Eilüberweisungsauftrag des Bankkunden wird vom Kreditinstitut des Auftraggebers als Gutschriftsauftrag (durch Direktversand per Post, per Fernschreiber, mit Telegramm oder über das Telefon) an das Kre218

Eingliederungsdarlehen ditinstitut des Begünstigten erledigt. Die Verrechnung erfolgt dann danach über die Zentralstellen. Eilüberweisungsverkehr erfolgt in einer speziellen Ausgestaltung im Spargironetz der —> Sparkassen. Überweisungsaufträge, die dabei den Empfänger am gleichen Tag erreichen sollen, werden im Rahmen des Blitzgiroverkehrs (—> Blitzgiro) (drahtlicher Überweisungsverkehr) ausgeführt. Der „Elektronische Zahlungsverkehr für Individualüberweisungen" hat bei einigen Banken bereits die Eilüberweisung abgelöst. Einbruchdiebstahl- und Raubversicherung —» Schadenversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf Sachen bezieht, die aus Räumen oder Grundstücken oder auf Transportwegen durch Einbruchdiebstahl oder -versuch abhandenkommen, zerstört oder beschädigt werden. Die Leistung des Versicheres ist an bestimmte Voraussetzungen geknüpft. Danach handelt es sich um einen Einbruchdiebstahl im Sinne dieser Versicherung, wenn der Täter sich durch gewaltsames Eindringen in Räume und/oder durch Verwendung falscher oder gestohlener Schlüssel Zutritt verschafft und versicherte Sachen durch Diebstahl oder Raub an sich nimmt. Der Versicherer haftet für den entstandenen Schaden. Der Versicherungsnehmer hat den Beweis des Eintritts des Versicherungsfalls zu erbringen. Die wichtigsten rechtlichen Grundlagen bilden neben dem Versicherungsvertragsgesetz die Allgemeinen Bedingungen für die Versicherung gegen Schäden durch Einbruchdiebstahl und Raub (AERB). Die E. kann als selbständige Versicherung abgeschlossen werden, daneben kann sie Bestandteil einer —» Verbundenen Hausratversicherung sein. Eingliederungsdarlehen Form der Gewährung von Eingliederungsbeihilfe der Bundesanstalt für Arbeit an einen Arbeitgeber, der bereit ist, schwer zu vermittelnden Arbeitslosen einen Dauerarbeitsplatz zu Verfügung zu stellen; die Beihilfe wird als Zuschuß oder —» Darlehen für ein oder zwei Jahre bis zu 80% des tariflichen Entgelts gewährt.

Einheitskurs

Einlagen

Einheitskurs während der Börsensitzung einzige Kursfeststellung im amtlichen Handel für—> Aktien mit geringen Umsätzen. Er wird auf der Basis der größten Umsatzmöglichkeit ermittelt. Eine —> Notierung des E. gibt es auch auf dem Devisenkassamarkt (—> Devisenmarkt).

festgestellt für die Betriebe der Land- und Forstwirtschaft, Grundstücke einschließlich Betriebsgrundstücke sowie für Gewerbebetriebe. Zur Feststellung siehe —» Bewertungsgesetz. Es ist zu unterscheiden zwischen Hauptfeststellung, Nachfeststellung (Neufeststellung) und Fortschreibungen des E.

Einheitsmarkt An den deutschen—» Wertpapierbörsen der Markt derjenigen —» Wertpapiere, für die nur ein —> Einheitskurs festgestellt wird. Im Gegensatz zum E. steht der —» variable Markt.

Einlagen 1. Von Kunden den Banken gegen einen —» Zins überlassene Gelder mit unterschiedlicher—> Fristigkeit. —> Sichteinlagen: täglich fällige oder mit einer —» Laufzeit unter einem Monat auf —> Giro- und Kontokorrentkonten geführte E. Über sie kann mittels—» Scheck, Überweisung oder —» Lastschrift verfügt werden. Sichteinlagen werden sehr niedrig verzinst. Termineinlagen: für eine bestimmte Frist festgelegte E . (—» Festgelder) oder mit bestimmter vereinbarter Kündigungsfrist geführte E. (—» Kündigungsgelder). Die —» Verzinsung der Termineinlagen steigt mit zunehmender Frist. —» Spareinlagen: der Anlage von Vermögen dienende und mit einer Urkunde (—» Sparbuch) gekennzeichnete E. Über sie kann nur gegen Vorlage des Sparbuches verfügt werden. Gemäß unterschiedlicher Kündigungsfristen wird unterschieden zwischen Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist (drei Monate ausschließlich einer freien Verfügung bis 2000,— DM pro Sparkonto und innerhalb von 30 Zinstagen) und vereinbarter Kündigungsfrist, die mindestens 6 Monate betragen muß. —» Sparbriefe: —» Wertpapiere, mit einer Laufzeit von vier bis acht Jahren, die nicht vor Fälligkeit rückzahlbar und nicht an der —> Börse handelbar sind. Durchlaufende—» Kredite, die aber nicht Erlöse aus verkauften —» Bankschuldverschreibungen sind.

Einheitsscheck genormter Scheckvordruck. Der Text beschränkt sich auf die notwendigen Erfordernisse des —> Schecks und einige für die Bearbeitung wichtige Zusätze. Der E. enthält den Zusatz „oder Überbringer" mit der Anmerkung, daß Schecks, in denen dieser Zusatz durchgestrichen oder eine Zahlungsfrist angegeben ist, nicht bezahlt werden. Für —> Orderschecks gibt es keinen einheitlichen Vordruck. Einheitsversicherung der —» Transportversicherung nahestehende Versicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf kombinierte Risiken bezieht, denen Waren auf dem Weg vom ersten Lieferanten bis zum Verkauf über alle Stationen hinweg ausgesetzt sind. Die E . umfaßt dabei sowohl Transport- als auch Sachrisiken, die während dieser Phasen auftreten können. Anwendung findet die E. überwiegend in der Textilbranche, Tabak- und Rauchwarenbranche sowie in der Schmuck- und Pelzwarenindustrie. Einheitswechsel genormter Wechselvordruck Einheitswert Der Wert eines Wirtschaftsgutes oder einer wirtschaftlichen Einheit stellt die Bemessungsgrundlage für eine Anzahl von Steuern dar. Bei bestimmten Steuern, die nicht an den —> Gewinn, —> Ertrag oder —> Umsatz einer Unternehmung anknüpfen, wird vom Wert des Betriebsvermögens ausgegangen. Um für die verschiedenen -» Substanzsteuern einen einheitlichen Bewertungsmaßstab zu schaffen, führte der Gesetzgeber den Begriff des E . ein. E . werden

Der Zins für E. wird —> Habenzins genannt und ist abhängig von der Marktsituation, Fristigkeit der E. und der örtlichen Konkurrenz der Banken. E . sind die wichtigste Grundlage für die Kreditgewährung der Banken. Unter Rentabilitätsgesichtspunkten der Bank kommt den Sichteinlagen Priorität zu, unter dem Aspekt der Mittelaufbringung den Spareinlagen. 2. E. in der Abgrenzung von —» Depositen sind solche, die der Vermögensanlage dienen. Die Abgrenzung ist freilich problematisch. 219

Einlagenfilialen 3. Beteiligung der Gesellschafter an einem Unternehmen. Einlagenfilialen Bankfilialen, die sich nahezu ausschließlich mit dem Einlagengeschäft (—» Depositengeschäft) befassen. Der Kunde muß für andere Bankleistungen andere Filialen oder die Bankzentrale aufsuchen. Im Zuge der Kundennähe mit umfassender Kundenberatung werden reine E. immer seltener. Einlagengeschäft Bankgeschäft im Sinne des § 1 KWG, umfaßt die Annahme fremder Gelder in Form von —> Einlagen ohne Rücksicht darauf, ob Zinsen vergütet werden. Das E. gehört zu den charakteristischen Bankgeschäften und stellt für die meisten —» Kreditinstitute das wichtigste Instrument zur Beschaffung von Fremdmitteln dar. Im Gegensatz zu den aufgenommenen Geldern und Darlehen (Holgelder) sind Einlagen Bringgelder, d.h. die Initiative hierbei geht von Bankkunden aus. Die Grenzen zwischen Einlagen und aufgenommenen Geldern/Darlehen sind fließend. Deshalb wird aus der Bankbilanz dieser Unterschied nicht ersichtlich, beide Passivgeschäfte bilden zusammen die Position „Verbindlichkeiten" (gegenüber Kunden und gegenüber Kreditinstituten). Auch in den Veröffentlichungen der —» Deutschen Bundesbank wird nicht zwischen Einlagen und aufgenommenen Geldern/Darlehen unterschieden. Einlagenpolitik der Deutschen Bundesbank lt. § 17 BBankG sind der Bund, das Sondervermögen Ausgleichsfonds, der ERP-Sondervermögen und die Länder verpflichtet, ihre flüssigen Mittel auf Girokonten der -» Deutschen Bundesbank zu unterhalten. Eine Anlage dieser Mittel auf anderweitige Konten des —» Bankensystems bedarf der Zustimmung der Bundesbank. Durch die Einlagenverpflichtung wird das Kreditschöpfungspotential der Banken durch öffentliche Mittel nicht zusätzlich erweitert. Um Schwankungen im Zentralbankgeldbedarf des Bankensystems auszugleichen, hat die Bundesbank die Möglichkeit, die bei ihr unterhaltenen Mittel zur Steuerung des Geldmarktes einzusetzen. Dies geschieht im Zusammenwirken mit den öffentlichen Stellen durch eine tempo220

Einlagensicherung rare Verlagerung der Mittel ins Geschäftsbankensystem, was sich auf die Liquidität der Geschäftsbanken auswirkt. Mit der Anlage der öffentlichen Mittel auf Konten von —* Geschäftsbanken erhöht sich die Zentralbankgeldmenge, umgekehrt wird durch den Rückruf dieser Mittel unmittelbar Liquidität abgeschöpft. Eine solche Verlagerung ist nur dann praktikabel, wenn die Mittel in ausreichendem Umfang für die benötigte Zeitdauer zur Verfügung stehen. Deshalb wird die E. vornehmlich für die kurzfristige, tageweise Geldmarktsteuerung bevorzugt mit Bundesmitteln eingesetzt. Die öffentlichen Stellen sind gegenüber den Transaktionen der Bundesbank nicht abgeneigt, erhalten sie doch auf diese Weise Zinserträge für ihre Einlagen, während die Mittel auf Bundesbankkonten nicht verzinst werden. Einlagenquote Kennzahl, die den Anteil der Kundeneinlagen am gesamten Verbindlichkeitsvolumen einer Bank widerspiegelt. Je geringer die E. ausfällt, desto stärker ist ein Kreditinstitut gezwungen, sich bei anderen Kreditinstituten oder am Kapitalmarkt zu refinanzieren. Einlagensicherung Zu unterscheiden ist in Maßnahmen des Staates und solchen des Bankgewerbes zur E. Maßnahmen des Staates: Durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen —> (BÄK) erfolgt bei Mangel an—* Eigenkapital bzw. nicht ausreichender —» Liquidität nach §§ 10,11—> KWG und nach Grundsätzen des BÄK Fristsetzung zur Beseitigung der Mißstände, nach Ablauf der Frist Untersagung oder Beschränkung von Gewinnausschüttungen und Kreditgewährungen, Verbot von Anlagen in Grundstücken, Schiffen und Beteiligungen; bei Gefahr für die Einlagen und anvertrauten Vermögenswerte erfolgen Anweisungen für die Geschäftsführung, Verbot der Annahme von Einlagen und der Kreditgewährung, Untersagung oder Einschränkung der Tätigkeit von Geschäftsleitern, die Bestellung von Aufsichtspersonen; bei Konkursgefahr (—* Konkurs) erfolgt Veräußerungs- und Zahlungsverbot, Schließung für den Verkehr mit der Kundschaft, Verbot der Zahlungs-

Einmalprämie annahme, außer für Schuldentilgung, Bestellung von geschäfts- und vertretungsberechtigten Personen durch Gericht; bei —» Zahlungsunfähigkeit oder -> Überschuldung erfolgt Antrag auf Konkurseröffnung, der nur durch das BÄK zulässig ist. Durch die Bundesregierung nach Anhörung der Bundesbank (—» Deutsche Bundesbank) ist bei Gefahren für die Gesamtwirtschaft vorgesehen: Aufschub für die Erfüllung der —» Verbindlichkeiten der Bank (—» Moratorium), Schließung des —» Kreditinstitutes, Schließung der—» Wertpapierbörsen. Maßnahmen des Bankgewerbes: Vorbeugende Stützung der gefährdeten Institute durch regionale Stützungsfonds im Sparkassensektor und —> Garantiefonds im Genossenschaftssektor; direkte Sicherung der Einlagen bei gefährdeten Kreditinstituten im Bereich des Bundesverbandes deutscher Banken durch Einlagensicherungsfonds, der die Verbindlichkeiten der Banken bis zur Höhe von 30% des —* Eigenkapitals jedes Instituts gegen Verluste sichert. Die Mittel werden durch Umlagen aufgebracht. Überbrückung vorübergehender Liquiditätsschwierigkeiten im gesamten Bankgewerbe durch die —> Liquiditäts-Konsortialbank GmbH („Liko-Bank"), die -> Wechsel der gefährdeten Bank akzeptiert, welche im Rahmen einer besonderen Rediskontlinie (—» Rediskontgeschäft) bei der Bundesbank rediskontiert werden können. Dies geschieht unter Beteiligung des gesamten Kreditgewerbes. Einmalprämie einmalige bei Vertragsabschluß zu zahlende —» Versicherungsprämie, um Versicherungsschutz zu erhalten. Die Prämie wird für die gesamte Laufzeit der Versicherung in einer Summe entrichtet. E. werden im Rahmen von —» Lebensversicherungen erhoben, wenn dem Versicherungsnehmer für einen zu zahlenden Betrag eine lebenslängliche Rente gewährt werden soll. Weitere Anwendungsgebiete liegen im Bereich der —* Renten- oder —» Kapitalversicherung, außerdem bei kurzfristigen Verträgen im Bereich der Reiseversicherung. Einrede der Vorausklage —> Vorausklage. Einreicherobligo Übersicht über alle angekauften —> Dis-

Einzelpolice kontwechsel eines Kreditinstitutes, geordnet nach den Einreichern. Aus dem E. wird die Summe aller eingereichten Wechsel eines Kunden ersichtlich, woraus man zum einen die Diskontbeanspruchung des Kunden ablesen kann und zum anderen einen Überblick über Verpflichtungen erhält, die dem Einreicher als Mitverpflichteter aus den Wechseln entstehen können. Eintrittsalter Lebensalter eines Versicherungsnehmers bei -»Versicherungsbeginn in einer —> Personenversicherung. Das E. wird i.d.R. aufgrund des Geburtstages bestimmt, der dem technischen Versicherungsbeginn am nächsten liegt. In der —> Gruppenversicherung erfolgt die Ermittlung des E. in vereinfachter Form. Eine falsche Altersangabe führt grundsätzlich zu einer falschen Prämienberechnung, was in der —» Lebensversicherung durch eine Änderung der —> Versicherungssumme korrigiert werden kann. Einzahlungen Im Kassenverkehr der —»Kreditinstitute erfolgen E. mittels —> Bargeld durch Bankkunden auf eigene Konten der Kunden, zugunsten fremder Kunden beim eigenen und bei fremden Instituten, im Rahmen von Sortengeschäften, Wertpapierkäufen oder Auslandszahlungen. Sie werden unter Zuhilfenahme von Einzahlungsformularen vorgenommen. Diese bestehen aus dem Einzahlungsbeleg (Original), der als Buchungsbeleg bei der Bank verbleibt, aus der Quittung für den Einzahler und aus der Gutschriftsanzeige als Überweisungsträger, sofern die E. auf ein fremdes Konto mittels —> Zahlschein erfolgt. E. zugunsten eines Sparkontos werden grundsätzlich sofort im—> Sparbuch eingetragen. Einzelkosten Kosten, die auch bei strenger Auslegung des Kostenverursachungsprinzips direkt auf die Kalkulationsobjekte bzw. Produkte eines Unternehmens verrechnet werden können. Einzelpolice 1. —> Versicherungschein, der für einen individuell abgeschlossenen —» Versicherungsvertrag ausgestellt wird (—»Einzelversicherung,—» Gruppen Versicherung). 2. insbesondere in der —> Transportversi221

Einzelversicherung cherung Versicherungsschein über einen Versicherungsvertrag, der ein einzelnes Transportgeschäft zum Inhalt hat (—» Abschreibepolice ,—> Generalpolice). Einzelversicherung Versicherungsform, bei der ein Versicherungsabschluß auf der Grundlage eines individuellen Vertrages zwischen —» Versicherungsnehmer und —» Versicherer erfolgt (Ggs. —> Gruppenversicherung). Einzelwertberichtigungen allg.: Wertkorrektur bei Vermögensgegenständen, deren aktueller Wert unter den Anschaffungs-/Herstellungskosten liegt. Im Kreditgeschäft der Banken sind E. Wertkorrekturen bei Forderungen, deren Bildung bei Eintritt eines tatsächlichen bzw. akut drohenden Ausfalls der Forderung notwendig ist. Die Höhe orientiert sich entsprechend an dem Betrag der als uneinbringlich geltenden, nicht von Kreditsicherheiten abgedeckten Restforderung. Einziehungsauftrag im Postscheckverkehr: der Zahlungsempfänger beantragt beim Postscheckamt Zulassung und E . für Beträge, die regelmäßig in gleicher Höhe vom selben Zahlungspflichtigen zu zahlen sind. Sie werden vom Konto des Zahlungspflichtigen abgebucht und dem Konto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben. Zugelassen sind insbesondere Bundes-, Landes- und Gemeindebehörden sowie Versorgungsunternehmen u.a. Siehe auch—> Dauerauftrag. Einziehungsgeschäft —» Inkassogeschäft der —» Kreditinstitute. Einziehung von Zahlungspapieren und Handelspapieren durch Banken aufgrund erhaltener Weisungen. Einfaches —» Inkasso: Inkasso von Zahlungspapieren, die nicht von Handelspapieren begleitet sind: Wechselinkasso, Scheckinkasso, Inkasso von Zahlungsquittungen oder anderen ähnlichen zum Erlangen von Zahlungen dienenden Dokumenten. Dokumentäres Inkasso: das Inkasso von Zahlungspapieren, die von Handelspapieren begleitet sind, sowie das Inkasso von Handelspapieren, die nicht von Zahlungspapieren begleitet sind. Handelspapiere sind Rechnungen, Verladedokumente, Di222

Electronic Banking spositions- oder andere ähnliche Dokumente. Für das E . gibt es die „Einheitlichen Richtlinien für Inkassi ( E R I ) , anwendbar ab 1.1.1979, Publikation Nr. 322 der Internationalen Handelskammer Paris. Wenn auch die E R I bisher nicht die gleiche Verbreitung gefunden haben wie die Richtlinien für —» Dokumenten-Akkreditive, so werden sie doch von zahlreichen Banken in den hauptsächlichen Welthandelsländern angewandt. Einziehungsverfahren 1. Bei Banken: siehe —» Dauerauftrag, Rechnungseinzugsverfahren. 2. Bei der Post die Einziehung von Forderungen Privater mittels Nachnahme sowie der —» Einziehungsauftrag im Postscheckverkehr. Einzugsennächtigungsverfahren Verfahren zur Abwicklung des Lastschrifteinzugs ( - » Lastschriftverkehr). Hierbei erteilt der Zahlungspflichtige dem Zahlungsempfänger schriftlich die Erlaubnis (Ermächtigung), fällige Forderungen mittels —»Lastschrift von seinem Girokonto einzuziehen. Die kontoführende Bank prüft bei Vorlage der Lastschrift nicht, ob der Zahlungsempfänger zum Einzug berechtigt ist. Sie ist lediglich verpflichtet, auf den Lastschriftvermerk „Einzugsermächtigung des Zahlungspflichtigen liegt dem Zahlungsempfänger vor" zu achten. Der Kunde hat das Recht, innerhalb einer Frist von sechs Wochen einer Kontobelastung zu widersprechen. (anderes Lastschriftverfahren: —> Abbuchungsverfahren). Elastizitätsanalyse des Zinserfolges Verfahren zur Ermittlung der Abhängigkeit der Bruttozinsspanne von der Zinsphase bzw. dem Zinsniveau oder dessen Entwicklungsrichtung . Electronic Banking elektronische Abwicklung des —» Zahlungsverkehrs zwischen einer Bank und einem Privatkunden (—» Home Banking) mittels Personalcomputer oder Bildschirmtext, zwischen einer Bank und einem Unternehmen mittels umfangreicher und umfassender Kommunikationssysteme (—» Cash Management Systeme).

Elektronik-Versicherung E. gestattet die Durchführung von Bankgeschäften vom Standort des Kunden aus. Elektronik-Versicherung (bis 1984: Schwachstromanlagen-Versicherung). —> technische Versicherung, die sich auf Versicherungsobjekte der Elektrotechnik und elektronische Bauelemente bezieht. Hauptsächlich werden Anlagen der gesamten Nachrichten- und Informationstechnik, Meß-, Prüf- und Steuerungsanlagen sowie elektromedizinische Anlagen versichert. Die E. gewährt eine —» Allgefahrendekkung häufig ergänzt durch eine —* Betriebsunterbrechungsversicherung. Sie wird i.d.R. als —» Neuwertversicherung abgeschlossen, d.h. die Entschädigungsleistung umfaßt die Kosten der Wiederinstandsetzung oder Wiederbeschaffung. Elementarschadenversicherung Versicherung gegen Schäden, die durch Naturereignisse wie Bergrutsch, Blitzschlag, Erdbeben, Hagel, Hochwasser, Sturm, Überschwemmung u.ä. verursacht werden. Aufgrund der erheblichen Schwankungen im Schadenverlauf und des häufig fehlenden versicherungstechnischen Ausgleichs wird eine E. als -> kombinierte Versicherung nur selten angeboten. Dies ist lediglich in Baden-Württemberg der Fall. Einzelne Risiken werden durch andere Versicherungsarten mit abgedeckt, so beispielsweise in der —» Kraftfahrt- oder —> Transportversicherung. Die -» Hagel- und —* Sturmversicherung bilden eine spezielle Form dieser Versicherung. Emission Effektenemission. Einmal das Angebot und der Vorgang der Erstausgabe von —» Effekten, zum anderen die Gesamtheit der aus einer Ausgabe stammenden Effektenarten. Zu unterscheiden ist: 1. —» Selbstemission, bei der der Emittent (Ausgeber) die Unterbringung der Effekten beim Publikum selbst besorgt. In der Regel ist dieser Weg den Emittenten wegen eines fehlenden direkten Absatzsystems nicht möglich; anders z.B. für die Banken. 2. Fremdemission, bei der Banken, —» Makler oder ein —» Konsortium die Effekten übernimmt oder an der -» Börse ein-

Emissionskonsortium führt oder über andere Wege am Markt unterzubringen versucht. In der Bundesrepublik Deutschland ist eine —» Unter-Pari-Emission für—» Aktien nicht zulässig. Emissionsagio Positive Differenz zwischen Emissionskurs und —» Nennwert von —> Wertpapieren (z.B. Bank—»Aktien). Emissionsbanken Banken, die sich mit dem -» Emissionsgeschäft befassen. Der Aufgabenschwerpunkt einer E. liegt in der Plazierung von Neuemissionen entweder als Kommissionär oder Eigenhändler. In Deutschland gibt es keine reinen E., hier herrschen —> Universalbanken vor. Emissionsdisagio Negative Differenz zwischen Emissionskurs und —* Nennwert von —» Wertpapieren. Bei Aktienemission (—» Aktien) ist eine -» Unterpariemission, also ein E., nicht zulässig. Emissionsgeschäft Geschäfte der —» Kreditinstitute, die mit der Ausgabe und dem Absatz von —> Effekten für sich selbst oder für Dritte verbunden sind. Der Emissionsablauf besteht aus dem Abschluß eines Effektenübernahmevertrags zwischen beteiligten Kreditinstituten und dem Emittenten (z.B. eine —» Aktiengesellschaft), der Übernahme der —» Wertpapiere durch die Kreditinstitute und der Unterbringung —»(Plazierung) bei den Kapitalanlegern. Bei der Selbstemission übernimmt der Emittent selbst die Plazierung seiner Effekten bei den Kapitalanlegern (z.B. die Plazierung von Bank-Aktien). Bei der Fremdemission wird die Plazierung der Effekten nicht vom Emittenten, sondern von einem oder mehreren Kreditinstituten übernommen. Selten führt eine einzelne Bank eine Emission durch, dies geschieht vielmehr meist durch ein Emissionskonsortium (—»Bankenkonsortium). Emissionskonsortium Durch Vertrag begründete Vereinigungen von Banken zur gemeinsamen Durchführung von —» Emissionen. E. werden durch Konsortialvertrag begründet. Die Geschäftsführung und Vertretung ist regelmä223

Emissionskredit ßig einem federführenden —» Kreditinstitut (Konsortialführer) übertragen. Die Konsorten (Gesellschafter) haften in der Regel nach dem Verhältnis ihrer Beteiligung mit ihrem gesamten Vermögen. Jeder Konsorte erhält eventuell an seinem Anteil der —» Wertpapiere (Konsortialquote) das Alleineigentum. Man unterscheidet: Übernahmekonsortium: Das E . erwirbt das Eigentum an den Wertpapieren zu einem festen —» Kurs gegen sofortige Zahlung des Kaufpreises. Das Absatzrisiko liegt dabei voll beim E . Begebungskonsortium: Das E . verkauft die Wertpapiere als Kommissionär (im eigenen Namen, aber für fremde Rechnung) oder als Geschäftsbesorger (im Namen und für Rechnung des Emittenten). In beiden Fällen liegt das Absatzrisiko voll beim Emittenten. Kombiniertes Übernahme- und Begebungskonsortium: Das E . übernimmt die Wertpapiere, um sie sofort weiterzuverkaufen. Diese Konsortienart ist in der Bundesrepublik die am häufigsten anzutreffende Art d e s E . Optionskonsortium: Das E . trägt durch Übernahme eines Teils der Wertpapiere für diesen Teil das Absatzrisiko der Emission, für den Teil, auf den das E . eine Option hat, verbleibt das Absatzrisiko beim Emittenten. Emissionskredit —> Kredit der —» Emissionsbank oder des —> Emissionskonsortiums an den Emittenten durch die feste Übernahme der —» Wertpapiere. Mit E. wird gelegentlich auch die Aufnahmebereitschaft des Marktes für die von einem bestimmten Emittenten begebenen Wertpapiere bezeichnet. Entwicklungsbanken zentrale Kreditinstitute, die Kapital für gesamtwirtschaftlich erwünschte, über den Markt jedoch nicht finanzierbare Investitionen, insbesondere in Entwicklungsländern, bereitstellen. E . sind nach dem 2. Weltkrieg zunächst in Europa entstanden, nach Erlangung der politischen Unabhängigkeit wurden auch E . in den Entwicklungsländern selbst gegründet. E . sind zumeist staatliche Institute. Im 224

Erfolgsrisiko Rahmen von Kreditprogrammen gewähren sie projektbezogene Kredite. Das direkte Kreditgeschäft wird von E . nicht betrieben, somit stellen sie keine Konkurrenz für —» Universalbanken dar. Die Mittelbeschaffung der E . erfolgt in drei Formen: - über staatliche Finanzierung, entweder durch Bereitstellung von Eigenkapital oder durch Zinssubventionen bei Anleihefinanzierungen ; - über Zwangsaufbringung von Mitteln, z.B. über Zwangsanleihen, die Wirtschaftssubjekten der von der E . betreuten Branche auferlegt werden (so wurden in den Jahren 1952-1956 von der Industriekreditbank Investitionshilfen für die Montanindustrie durch die deutsche gewerbliche Wirtschaft finanziert); - über Mittelzufluß aus dem Ausland, entweder durch die Überlassung von niedrig verzinslichen oder zinslosen Krediten oder durch die Finanzierung durch Gegenwertfonds, die dadurch entstehen, daß bei Güterlieferungen in Entwicklungsländern seitens der Geberländer die Gegenwerte der importierten Waren einem von einer E . verwalteten Fonds zugeleitet werden (entspricht der Konzeption des Marshall-Plans). Fast alle westlichen Industrieländer verfügen über eigene nationale E . , in Deutschland ist hier neben anderen vor allem die —» Kreditanstalt für Wiederaufbau und die —» Deutsche Ausgleichsbank zu nennen. Eine besondere Bedeutung für Entwicklungsfinanzierung haben die Institute der Weltbankgruppe erlangt, zu der neben der —» Weltbank (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, Washington) die Internationale Entwicklungsorganisation (IDA) und die Internationale FinanzCorporation (IFC) zählen. E P U (European Payment Union) englisch für —» E Z U (Europäische Zahlungsunion). Erfolgsrisiko Gefahr einer Verfehlung des nach aktuellem Informationsstand erzielbaren Erfolges aufgrund einer künftigen Umweltveränderung. Als die drei Zentralkategorien banktypischer Erfolgsrisiken werden das —» Ausfallrisiko, das —» Zinsänderungsrisiko

Ersatzwert

Erfüllungsrisiko und das —> Währungsrisiko angesehen. E. werden auch als (Eigenkapital-) Verlustrisiken bezeichnet, die für den Fall, daß sie schlagend werden, den Erfolg eines Kreditinstituts mindern oder gar zu einem Verlust führen. Erfüllungsrisiko —> Währungsrisiko. Ergebnisbudget —> Budgetkategorien. Ergebniskontrollen —» Bankkontrolle. Ergebnisstruktur Zusammensetzung des Gesamterfolges aus den einzelnen Ergebnisbereichen eines Unternehmens. In Kreditinstituten setzt sich das Gesamtergebnis aus den Teilbereichen Markt-, Risiko-, Handels-, Transformations-, Produktions- und Overheadergebnis zusammen. Ergebnisstrukturanalyse Verfahren, das mithilfe der —»ROI-Analyse eine Diagnose der Ergebniszusammensetzung ermöglicht. Durch Ergebnisstrukturkennzahlen sollen hierbei Ergebnisunterschiede, -abweichungen und -entwicklungen sowie Ursachen- und Wirkungszusammenhänge in der Ergebnisentstehung sichtbar gemacht werden. Die E. erfolgt in vier Teilschritten: Nach der Entwicklung eines aussagefähigen Kennzahlensystems (—»Gesamtbetriebskalkulation) werden die einzelnen Kennzahlen berechnet, danach werden Kennzahlen vergleiche durchgeführt und dann die Resultate interpretiert. Das letztliche Ziel der E. liegt in der Ableitung von Risikostrukturnormen, die eine vor allem ertragsmäßig akzeptable Bilanzstruktur determinieren. Ergebnisstrukturkennzahlen knüpfen an die in der—» Gesamtbetriebskalkulation durchgeführten ROI-Kennzahlenhierarchie an und verfeinern im Rahmen der —> Ergebnisstrukturanalyse die Analysemöglichkeiten bezüglich der Entstehung einzelner Bankergebniskomponenten durch eine zweifache Differenzierung. Zum einen werden die relativen Ergebnisgrößen des ROI-Grundschemas wiederum zueinander ins Verhältnis gesetzt, um so ergänzende Einsichten hinsichtlich der hori-

zontalen ( = Anteil einer Erfolgskomponente am Gesamterfolg) oder vertikalen (Hebeleffekte bei Veränderungen einzelner Erfolgskomponenten auf den Gesamterfolg) Ergebnisstruktur zu gewinnen. Zum anderen erfolgt eine weitergehende Differenzierung der Ergebnisgrößen dadurch, daß diese entweder im Zähler aufgespalten werden, um die strukturellen Komponenten bestimmter Kosten- und Leistungsgrößen sichtbar werden zu lassen oder daß eine Umdimensionierung der Einzelkomponenten vom Geschäftsvolumen etwa auf die Zahl der Mitarbeiter, Kunden oder Konten durchgeführt wird, um so Produktivitätskennziffern ermitteln zu können. Ergebniswürfel —> Würfelmodell. Erlebensfallversicherung Form der —> Lebensversicherung, bei der die Versicherungsleistung (Kapital oder Rente) mit Erreichen eines bestimmten Lebensalters fällig wird. Erreicht der Versicherte dieses Lebensalter nicht, braucht der Versicherer nicht zu leisten. Als eine Variante kann bei —» Rentenversicherungen eine Mindestrentendauer vereinbart werden, die, falls der Versicherte vorher verstirbt, an einen Begünstigten oder an die Erben ausgezahlt wird. Erlebensfall-Zusatzversicherung —» Gemischte Versicherung, die eine höhere Versicherungsleistung bei Vertragsablauf als im Todesfall vorsieht. Durch eine E. wird eine die Todesfallsumme übersteigende Erlebensfalleistung abgedeckt. Eröffnungsbank Bank, die sich bei der Eröffnung eines —» Akkreditivs im eigenen Namen, aber im Auftrag und für Rechnung eines Kunden verpflichtet, dem Begünstigten einen bestimmten Geldbetrag zur Verfügung zu stellen, sofern er die Bedingungen des Akkreditivs erfüllt. Ertragsstrukturkennzahlen —* Ertragsstrukturanalyse. Ersatzwert —» Versicherungswert bei Eintritt des Versicherungsfalls. Der E. ist maßgebend für die Leistung des Versicherers. Je nach Art des versicherten Gegenstandes kommen als E. folgende Größen in Betracht: 225

Ersatzzeit - Zeitwert im Zeitpunkt des Versicherungsfalls, - Wiederbeschaffungspreis (insbesondere bei Waren oder Maschinen), - Neuwert unter Berücksichtigung von Wertminderungen durch Alter, Abnutzung und Gebrauch (z.B. bei Gebäuden). Die Leistungspflicht des Versicherers bezieht sich nur auf den Ersatz des Schadens, auch wenn die Versicherungssumme höher ist als der Versicherungswert zur Zeit des Eintritts des Versicherungsfalls (§ 55 W G ) . Wird auf der Grundlage einer besonderen Vereinbarung die Höhe des Schadenersatzes auf einen bestimmten Betrag festgesetzt (—> Taxe), so tritt dieser an die Stelle des E . Ersatzzeit in der gesetzlichen —» Rentenversicherung, Zeitraum, der trotz fehlender Beitragszahlung (aufgrund von Umständen, die nicht in der Person des Versicherten liegen) wie - * Beitragszeiten bei der Berechnung der Rentenhöhe und Ermittlung der —> Wartezeit und Anwartschaft behandelt wird. Solche E. können beispielsweise sein: Zeit, in der die gesetzliche Dienst- oder Wehrdienstpflicht abgeleistet wird, Kriegsgefangenschaft, NS-Verfolgung. Voraussetzung für Anrechnung der E. ist es, daß vorher oder nachher eine Versicherung oder während der E. keine Versicherungspflicht bestandenhat. Erstprämie die zeitlich erstmalig zu entrichtende -» Versicherungsprämie zu einem —> Versicherungsvertrag, mit deren Zahlung der Versicherungsschutz wirksam wird (materieller—» Versicherungsbeginn), sofern keine —» Deckungszusage erteilt wurde. Der Versicherungsnehmer ist verpflichtet, sofort nach Abschluß des Versicherungsvertrages die E. als Vorauszahlung zu leisten (§ 35 VVG). Er braucht allerdings nur gegen Aushändigung des-» Versicherungsscheins zu zahlen. Wird die E. nicht rechtzeitig gezahlt, kann der Versicherer vom Vertrag zurücktreten, eine Leistungspflicht besteht nicht (§ 38 W G ) . Es gilt als Rücktritt, wenn der Versicherer den Prämienanspruch nicht innerhalb einer Dreimonatsfrist gerichtlich geltend macht. Zur Dek226

Erwerbsunfähigkeit kung seiner Kosten hat der Versicherer trotzdem Anspruch auf eine angemessene Geschäftsgebühr (§ 40 W G ) . Erstrisikoversicherung Versicherung auf erstes Risiko, —> Schadenversicherung mit festgelegter Höchstgrenze für die Leistung des Versicherers. Bei Vorliegen eines Schadenfalles wird eine volle Entschädigung bis zur Höhe der Dekkungssumme gezahlt, ohne Rücksicht darauf, welchen —» Versicherungswert dem Schaden beizumessen ist. Eine - » Unterversicherung kann somit nicht geltend gemacht werden. E. finden überwiegend Anwendung bei —» Haftpflichtversicherungen, aber auch in der privaten -»Krankenversicherung. Aufgrund einer Klausel zu den V H B 84 können unter bestimmten Voraussetzungen nunmehr auch —> Hausratsversicherungen auf Erstrisikobasis abgeschlossen werden. Erstversicherer Versicherer, der direkt mit dem Versicherungsnehmer eine Vertrag abschließt (Ggs. —> Rückversicherer). Erstversicherung —» Direktversicherung, d.h. ein —> Versicherungsvertrag, der zwischen einem —» Versicherungsunternehmen (—» Erstversicherer) und natürlichen oder juristischen Personen abgeschlossen wird, die keine Versicherungsunternehmen sind. Den Gegensatz dazu bildet die —» Rückversicherung, bei der das bereits im Erst Versicherungsgeschäft übernommene Risiko ganz oder teilweise an ein anderes Versicherungsunternehmen weitergegeben wird. Erwerbsunfähigkeit Begriff der gesetzlichen —» Unfall- und —> Rentenversicherung, liegt vor, wenn eine Person infolge von Unfall bzw. Krankheit oder anderer Gebrechen oder von Schwächen seiner körperlichen oder geistigen Kräfte auf nicht absehbare Zeit nicht mehr in der Lage ist, regelmäßig erwerbstätig zu sein oder nur geringfügige Einkünfte durch seine Erwerbstätigkeit erzielen kann. E. bedeutet, daß den Versicherten eine Erwerbstätigkeit jedwelcher Art nicht mehr zugemutet werden kann (im Gegensatz zur —> Berufsunfähigkeit). E. bildet die Vor-

Eurocard aussetzung für den Anspruch auf Erwerbsunfähigkeitsrente oder Knappschaftsrente. In der —» Sozialversicherung bezieht sich der Begriff der E. (genau wie der Begriff der Berufsunfähigkeit) lediglich auf die Renten- und Unfallversicherung, in der gesetzlichen —> Krankenversicherung findet dagegen der Begriff der—> Arbeitsunfähigkeit Anwendung. Eurocard eine seit 1978 von sämtlichen deutschen Kreditinstituten angebotene —» Kreditkarte, die durch Zusammenarbeit mit dem britischen Access- und dem amerikanischen Master-Card-System nicht nur europa-, sondern weltweit akzeptiert wird. Euroclear Auf dem Eurokapitalmarkt hat sich für Euroanleihen (Eurobondmarkt) neben dem Markt für Erstausgaben (Primärmarkt) auch ein Markt für umlaufende Papiere an —> Börsen oder im Telefonverkehr zu —> Tageskursen (Sekundärmarkt) gebildet. Anfänglich waren die Umsätze auf diesem Markt durch effektive Stückelieferung gekennzeichnet, was zu erheblichen Problemen führte. E. (E. Clearance System Société Coopérative, Brüssel) ist das erste 1968 von einer amerikanischen Trust Company gegründete Verrechnungssystem für den Sekundärmarkt von Euroanleihen. Um den Handel von Euroanleihen nicht einem Institut zu überlassen und wegen Bedenken hinsichtlich Neutralität und Vertraulichkeit gründeten die europäischen Banken 1970 ein eigenes Verrechnungssystem „Cedel". Beide Einrichtungen wickeln heute fast den gesamten —» Umsatz auf dem —» Eurosekundärmarkt ab. Durch sie wurden die —> Transaktionskosten und die Abwicklungszeit von oft mehreren Monaten auf wenige Tage gesenkt. E. wickelte 1987 für etwa 2250 Teilnehmer Geschäfte im Umfang von 527 Mrd. US-Dollar ab. Euromarkt (Xeno-Markt), internationaler Finanzmarkt, auf dem Finanztransaktionen in fremder Währung zumeist unter Einschaltung von Banken abgewickelt werden. Während allgemein alle internationalen Finanzmärkte durch grenzüberschreitende Finanztransaktionen gekennzeichnet sind, besteht die Besonderheit des E. darin, daß

Euromarkt Fremdwährungsgeschäfte außerhalb jenes Landes getätigt werden, in dem diese Währung als offizielles Zahlungsmittel gilt. Dabei bedeutet die Bezeichnung „Euro" weder eine Einschränkung auf die Region Europa noch auf europäische Währungen. Der Name erklärt sich vielmehr aus der Entwicklung des E., die Mitte der 50er Jahre mit dem Handel von US-Dollars in Europa begann. Im Laufe der Zeit haben sich für bestimmte Währungen Zentren herausgebildet. So wird die Deutsche Mark vorwiegend in Luxemburg, das britische Pfund und der US-Dollar vor allem in London gehandelt. Daneben sind die Cayman-Inseln, Bahrain, Singapur, Bahamas und die Niederländischen Antillen bedeutende Euromarkt-Zentren. Als Teilmärkte des E. haben sich der Eurogeld- und der Eurokapitalmarkt etabliert. Auf dem Eurogeldmarkt werden hauptsächlich kurzfristige Gelder gehandelt. Er dient damit sowohl der kurzfristigen Beseitigung von Liquiditätsengpässen als auch der kurzfristigen Anlage von Liquiditätsüberschüssen. Als Referenzzinssatz spielt dabei der LIBOR (—» London Interbank Offered Rate) eine bedeutende Rolle. Der Eurokapitalmarkt läßt sich in den Eurokredit- und den Eurobondmarkt unterteilen. Am Eurokreditmarkt werden volumensmäßig große Kredite mit mittel- und langfristigen Laufzeiten insbesondere an Nichtbanken vergeben. Als Kreditform wird dabei häufig ein —» Roll-over-Kredit vereinbart. Der Eurobondmarkt ist durch langfristige Finanzierungen gekennzeichnet, die wertpapiermäßig verbrieft werden. Auch werden über internationale Bankenkonsortien Aktien und Wandelschuldvcrschreibungen plaziert. Ein besonderer Teilmarkt ist die seit 1981 bestehende Freihandelszone New York, wo International Banking Facilities zwischen US-amerikanischen Banken und Gebietsfremden gehandelt werden. Der E. ist durch besonders günstige Rahmenbedingungen gekennzeichnet, wie die weitgehende Unabhängigkeit von notenbankpolitischen Maßnahmen, eine liberalisierte Bankenaufsicht sowie steuerliche Vorteile, was zu Zinsdifferenzen in bezug auf nationale Geld-, Kredit- und Kapitalmärkte führt. 227

Euronotes Euronotes infolge der —> Securization auf dem —> Euromarkt initiiertes kurzfristiges Papier, das von erstklassigen Nichtbanken emittiert wird. Zur —» Placierung der E. eingeschaltete Banken (Underwriting Banks) geben den Emittenten zur Deckung des Finanzierungsbedarfs für den Fall der Nichtplazierbarkeit gegen vorher vereinbarte Konditionen eine Übernahmegarantie oder auch Kreditzusage (Underwritten Facilities). Im Rahmen der Plazierungsvereinbarung räumen die Banken dem Emittenten die Möglichkeit ein, je nach seinem Finanzierungsbedarf die E. revolvierend bei Anlegern zu plazieren. Je nach Ausgestaltung der BankSchuldner-Beziehung und der Art der Plazierungsverfahrens gibt es unterschiedliche Varianten von E., so Revolving Underwritten Facilities (RUF), Note Issuance Facilities (NIF) u.a. E. bieten dem Emittenten eine flexible Kapitalaufnahme zu geldmarktnahen Konditionen bei gleichzeitig langfristiger Finanzierungszusage, den Anlegern, vor allem institutionellen, eine attraktive Anlagealternative für kurzfristige Liquiditätsspitzen, den Banken Provisionseinnahmen aus dem Plazierungsgeschäft und mögliche Plazierungsgewinne sowie eine Transaktion evtl. ohne Bilanzbelastung. Europäische Währungseinheit —»ECU. Europäisches Währungssystem (EWS) fest institutionalisierter Währungsblock innerhalb des Weltwährungssystems, das den Europäischen Wechselkursverband ablöste. Das EWS trat am 13.03.1979 in Kraft, ihm gehören seit 1991 alle zwölf Länder der EG an. Die Zielsetzung der Beteiligten besteht in der Stabilisierung der Wechselkurse zwischen den Währungen der einzelnen Länder. Dies soll zur Festigung der internationalen Währungs- und Wirtschaftsbeziehungen beitragen und den europäischen Integrationsprozeß beschleunigen. Um das Hauptziel stabiler Wechselkurse zu erreichen, bedient sich das EWS verschiedener Elemente. Eine zentrale Rolle spielt dabei der —> ECU, der als künstliche Verrechnungseinheit (Währungskorb aus den Währungen der EG-Mitgliedsländer) die Bezugsgröße für die Wechselkurse, den In228

European Recovery Programm (ERP) dikatorfür Wechselkursabweichungen, die Rechengröße für Forderungen und Verbindlichkeiten im EWS darstellt und schließlich als Zahlungsmittel und Reserveinstrument der EG-Zentralbanken verwendet wird. Zunehmend verbreitet sich der ECU auch als Anleihewährung und im privaten Bereich bei der Geldanlage. Stabilitätsgarant sind feste Wechselkurse zwischen den EWS-Währungen, die nur innerhalb einer Bandbreite von + / - 2,25% bzw. + / - 6% (Lira und Pesetas) um die bilateralen Leitkurse schwanken dürfen. Erreichen einzelne Währungen innerhalb des Währungsgitters ihren oberen oder unteren Interventionspunkt, spricht man von „Spannungen" im EWS. Diese werden durch einen Abweichungsindikator angezeigt und durch die institutionalisierte (im Extremfall unbeschränkte) Interventionspflicht der Notenbanken ausgeglichen. Beruhen die Wechselkursschwankungen jedoch auf fundamentalen wirtschaftlichen Daten, kommt es zu einem —» Realignment. Um flexibel und kurzfristig bei Interventionspflichten am Devisenmarkt zur Stützung einer Mitgliedswährung eingreifen zu können, bestehen Kreditfazilitäten (3 Stufen: sehr kurzfristige Finanzierung, kurzfristiger Währungsbeistand und mittelfristiger finanzieller Beistand). Deren Verrechnung und Verbuchung erfolgt über den EWFZ (Europäischer Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit), der auch als Emissionsbank von ECU-Guthaben fungiert. Der größte Schwachpunkt des EWS liegt in der Tatsache, daß zwar der Stabilisierung der Wechselkurse höchste Priorität eingeräumt wird, jedoch keine verbindlichen Regelungen für eine preisstabilitätsorientierte Wirtschaftspolitik existieren und so immer wieder die einzelstaatlich orientierte Fiskalpolitik einer gemeinsamen anti-inflationären Geldpolitik entgegenwirkt. —» Währungsunion. European Recovery Programm (ERP) Sondervermögen des Bundes, das aus den Mitteln des von den USA gewährten Hilfsprogramms (GARIOSA-Hilfe und Marshall-Plan) für den Wiederaufbau der deutschen Wirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gebildet wurde. Die Empfänger be-

Euroscheck (eurocheque) zahlten die Hilfslieferungen, vor allem Güter aus den USA in Form von Lebensmitteln, Düngemitteln, Roh- und Treibstoffen, in einen Gegenwertsfonds. Nach dem Londoner Schuldenabkommen wurden seine Mittel in der Regel als zinsverbilligte —> Darlehen insbesondere für regionale Förderungsmaßnahmen, Wasser- und Luftreinigung und zur Unterstützung des Mittelstandes gewährt. Kreditnehmer müssen in gewissem Umfang Eigenmittel nachweisen. Für 1988 umfaßt der E.-Wirtschaftsplan für zinsgünstige Darlehen ein Zusagevolumen von 4,3 Mrd. DM. Für den Mittelstand, vor allem für Existenzgründungen, stehen über 2 Mrd. DM zur Verfügung. Euroscheck (eurocheque) —» Scheck, bei dem in Verbindung mit der —»Euroscheckkarte die Ausstellung erfolgt und unter bestimmten Bedingungen die Einlösung bis zum Betrage von 400,— DM bzw. bis zu einem entsprechenden Gegenwert in ausländischer Währung garantiert ist. Die Einlösungsverpflichtung der bezogenen Bank gilt nur im Zusammenhang mit dem international vereinheitlichten E. Dieser entspricht einem üblichen Überbringerscheck, jedoch ohne die „Guthabenklausel", da der E. garantiert ist. Der E. hebt sich wegen der einheitlichen Farbgebung und dem Kurzzeichen „ec" von den üblichen Schecks ab. In den zur Zeit 22 europäischen Ländern, deren —» Kreditinstitute selbst E. ausstellen (Aktivländer) müssen die Schecks in der jeweiligen Landeswährung ausgestellt werden. Die Schecks können in diesen Ländern sowohl bei Kreditinstituten als auch im Nichtbankenbereich eingelöst werden. In den zur Zeit 17 europäischen und an das Mittelmeer angrenzenden Ländern, die dem E.-Abkommen beigetreten sind, deren Kreditinstitute aber selbst keine Scheckkarten ausgeben (Passivländer), können die Schecks nur bei Kreditinstituten eingelöst und in DM ausgestellt werden. Die Vorlegungsfristen für im Inland ausgestellte E. betragen acht Tage, für im Ausland ausgestellte E. 20 Tage. Die Abwicklung des E.-Verkehrs mit dem Ausland hängt von dem jeweiligen Land ab, in dem der E. vorgelegt wurde. Das E."System erlaubt es, direkt über ein Kontoguthaben oder einen eingeräumten —» Kredit zu verfügen.

EWA (Europäisches Währungsabkommen) Euroscheck-Karte enthält die Garantieerklärung des bezogenen —> Kreditinstituts, nach der Schecks, die im Zusammenhang mit dieser Karte ausgestellt wurden, unter bestimmten Bedingungen bis zum Betrag von 400,— DM bzw. bis zu einem entsprechenden Gegenwert in ausländischer—» Währung eingelöst werden. Seit Beginn der Jahres 1968 wird in fast allen deutschen Kreditinstituten und seit 1976 auch von den —» Postgiroämtern an kreditwürdige Kunden die E. ausgegeben. Sie besteht aus einem fälschungssicheren Material und hat bei allen Banken ein international einheitliches Format. Ihre Gültigkeitsdauer beträgt jeweils zwei Kalenderjahre. Der Kunde hat den Erhalt der E. zu quittieren. Mit der Unterschrift erkennt er gleichzeitig die Bedingungen für die E. an. Bei der Ausgabe belasten die Banken eine E.-Gebühr. Diese Gebühr wird u.a. als —» Prämie für die E.-Versicherung verwendet. E. und Euroscheckvordrucke sind vom Kunden mit besonderer Sorgfalt zu verwahren und getrennt voneinander aufzubewahren. Künftig wird sich die E. nach und nach zu einer Zahlungskarte ohne Scheck weiterentwickeln. Stichwortc sind hier beleglose Zahlung, —» Point-ofSale-Terminals, —» Geldausgabeautomaten. —»Euroscheck. Eventualverbindlichkeiten Haftungsverhältnisse, die gemäß § 251 HGB unter der Bilanz auszuweisen sind. Namentlich sind dies Verbindlichkeiten aus der Begebung und Übertragung von Wechseln, Verbindlichkeiten aus Bürgschaften, Wechsel- und Scheckbürgschaften, Verbindlichkeiten aus Gewährleistungsverträgen sowie Haftungsverhältnisse aus der Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten. Evidenzzentrale zentrale Stelle, in der Informationen erfaßt und ausgewertet werden. Die bedeutsamste bundesdeutsche E. ist die gemäß § 14 KWG eingerichtete Meldestelle für —> Millionenkredite bei der—> Deutschen Bundesbank. Desweiteren haben auch Kreditschutzvereine, wie etwa die Schufa, oder Auskunfteien E. eingerichtet. EWA (Europäisches Währungsabkommen) Europäisches Währungsabkommen. Seit 229

EWRE 1958 bestehende Nachfolgeeinrichtung der Europäischen Zahlungsunion (—» EZU). Das E. wurde 1966 reformiert und 1972 liquidiert. Es war als multinationales Zahlungssystem mit der Garantie der —• Wechselkurse innerhalb von Bandbreiten mit der Möglichkeit konzipiert, bei Ungleichgewichten in der Zahlungsbilanz —> Kredite zu gewähren, die mit währungspolitischen Auflagen verbunden waren. EWRE Abkürzung für Europäische WährungsRecheneinheit. E. wurde von der —> ECU abgelöst. Rechnungseinheit, die im Europäischen Fonds für währungspolitische Zusammenarbeit (EFWZ) sowie im kurzfristigen Währungsbeistand verwendet wurde. EWS —> Europäisches Währungssystem. Excess loss (engl.), —» Schadenexzedentenrückversicherung. Existenzaufbaudarlehen Zinsgünstige —» Darlehen zur Existenzgründung als Finanzierungshilfe im Rahmen der Mittelstandsförderung durch Bund und Länder. E. sind meist Teil einer ganzen Reihe von Existenzgründungshilfen (-* Bürgschaften, Eigenkapitalhilfe, Gründungsberatung, Marktanalysen und ähnliches). Exportdevisen Der Teil der auf den —> Devisenmärkten angebotenen —> Devisen, die aus Exportgeschäften stammen. Exportfinanzierung Alle Finanzierungsmaßnahmen, die vom Exporteur veranlasst werden: kurzfristige —» Kredite bis zu 6 Monaten (als - * Kontokorrentkredit, —» Diskontkredit, —> Akzeptkredit, —» Rembourskredit, —» Negoziationskredit) zur —> Finanzierung der Transportdauer oder eines Zahlungszieles sowie zur Bevorschussung von Dokumenten oder Buchforderungen durch —* Geschäftsbanken; mittelfristige Kredite (—> Laufzeit: 6 bis 48 Monate) bzw. langfristige Kredite (Laufzeit: mehr als 48 Monate) (als —> Wechsel- und Buchkredite von Spezialinstituten, —» Darlehen der Geschäftsban230

Exportversicherung (Hermes) ken oder in Form der —» Forfaitietung) zur Finanzierung der Fabrikationszeit, der Zeit für Transport und Montage, der Gewährleistung oder eines langfristigen Zahlungszieles durch die -» Ausfuhrkredit-Anstalt mbH (AKA), die -> Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und durch Geschäftsbanken in Zusammenarbeit mit der HermesKreditversicherungs-Aktiengesellschaft; -» Garantien (Bietungsgarantien, Lieferungs-, Leistungs- und Gewährleistungsgarantien, Anzahlungsgarantien, Dokumentengarantien) zur Abdeckung der Risiken finanzieller Vorleistungen durch die Geschäftsbanken. Exportkreditversicherung —> Ausfuhrkreditversicherung, wird zumeist nur auf die staatliche Absicherung durch Ausfuhrgarantien und -bürgschaften bezogen. Exporttratten Vom Exporteur ausgestellte, auf den ausländischen Importeur oder dessen Bank gezogene —» Wechsel, auf denen noch kein —> Akzept angebracht ist. Exportversicherung (Hermes) Deckung von Exportrisiken (—» Risiko) durch den Staat. Die rechtliche Grundlage bildet das Bundeshaushaltsgesetz des jeweiligen Jahres. Es enthält den festgelegten Ermächtigungsrahmen, den der Bundesfinanzminister für solche Zusagen hat. Organisatorisch erfolgt die E. durch Antrag des Exporteurs bei der Hermes-Kreditversicherungs-Aktiengesellschaft, die mit der Treuarbeit —» Aktiengesellschaft (nur im innerdeutschen Handel) zu einem —» Konsortium zusammengeschlossen ist. Die Deckung von Exportrisiken kann durch Hermes erfolgen: Nach der Person des Bestellers: wirtschaftliche Risiken (z.B. Zahlungsunfähigkeit) und politische Risiken (z.B. Devisenausfuhrverbot durch den Staat) des privaten Bestellers oder politische Risiken des staatlichen Bestellers; nach der Abwicklungsphase des Exportgeschäfts: Produktionsrisiken, Ausfuhrrisiken (Zeit zwischen Versand und Zahlungseingang) und —> Kreditrisiken (für die Zeit des gewährten Zahlungszieles). Die Risikoabsicherung des Exportes erfolgt jeweils durch —> Bürgschaften oder durch —> Garantien. Die Ent-

Exposure-Verfahren

Externe Rechnungslegung der Versicherungsuntemehmen

Scheidung darüber trifft ein Ausschuß der Bundesregierung, der sog. Interministerielle Ausschuß (IMA). Exposure-Verfahren in der —» Proportionalen Rückversicherung Bezeichnung für den Tatbestand, daß im Versicherungsfall —> Erst- und —> Rückversicherer gemeinsam entsprechend der im Rückversicherungsvertrag vereinbarten Anteile zur Leistung verpflichtet sind. Bei Vereinbarung einer -» Irrtumsklausel besteht die Leistungspflicht des Rückversicherers auch, wenn der Erstversicherer (nicht vorsätzlich) Fehler begeht oder ihm Versehen unterlaufen. Extended Coverage (erweiterte Deckung) Versicherungsschutz, der sich im Rahmen einer —» EC-Versicherung auf zusätzliche Gefahren wie z.B. politische Gefahren bezieht, die durch die —» Feuerversicherung nicht abgedeckt werden. Externe Rechnungslegung der Versicherungsuntemehmen 1. Begriff und Einordnung Als Teil des Rechnungswesens umfaßt die R. nach allgemeinem Verständnis für Unternehmensexterne bestimmte Rechenwerke (üblicherweise Jahresabschluß und Lagebericht) bzw. funktionell betrachtet deren Aufstellung. Für —» Versicherungsunternehmen werden diese Rechnungen unterschieden in eine sogenannte Externe und eine sogenannte Interne R. Bei der Externen R. handelt es sich um den - um den Anhang erweiterten - Jahresabschluß und den Lagebericht, die im Grundsatz nach den Vorschriften für die große Kapitalgesellschaft innerhalb der ersten vier Monate des Folgegeschäftsjahres aufzustellen sind (von —» Rückversicherern innerhalb der ersten 10 Monate, wenn Geschäfts- und Kalenderjahr identisch sind) [§ 55 (1) S. 1, (2) S. 1 VAG, §§ 242, 264, 267 HGB]. Für die Veröffentlichung ist Versicherungsunternehmen - aus Kostengründen - ein Wahlrecht eingeräumt, statt der umfangreichen Bekanntmachung vom Anhang und Lagebericht im Bundesanzeiger jedem Interessenten auf Verlangen den Jahresabschluß und den Lagebericht zu übersenden; diese Möglichkeit, Abschluß und Bericht anzufordern, hat - davon unab-

hängig - jeder Versicherte [§§ 55 (7) VAG] sowie jeder Aktionär [§ 175 (2) S. 2 AktG]. Als Interne R. wird die Berichterstattung der Versicherungsunternehmen gegenüber dem —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) bezeichnet, soweit sie Jahresabschluß, Lagebericht und angrenzende Fragen betrifft. Sie besteht im einzelnen - neben den Belegen der veröffentlicheten R. und dem Prüfungsbericht des Abschlußprüfers - im wesentlichen aus zwei Teilen, einem inhaltlich ausführlicheren Jahresabschluß und detaillierten „Nachweisungen", die alle formblattgebunden und maschinell lesbar gestaltet sind, sowie formlosen Erläuterungen [§§ 1, 21 Interne VUReV], Die Verpflichtung der Versicherungsunternehmen zu zwei Rechnungslegungswerken unterschiedlicher Intensität - die Externe R. kann als Auszug der Internen R. gelten ist auf das in der Bundesrepublik Deutschland herrschende System der materiellen Aufsicht von Versicherungsunternehmen (—» Versicherungsaufsicht) zurückzuführen, deren Durchführung die Interne R. dient. Infolgedessen sind als Adressaten des Informationsmediums Externe R. nur Anteilseigner, Versicherte bzw. Gläubiger und eine interessierte Öffentlichkeit anzunehmen, nicht jedoch die Aufsichtsbehörde. Der - im Vergleich zu anderen Wirtschaftszweigen - größere Umfang der Pflichtpublizität von Versicherungsunternehmen wird mit den Zielvorstellungen und Informationsbedürfnissen dieser Adressaten zu begründen versucht. 2. Versicherungsbetriebliche Besonderheiten der Geschäftsstruktur Der Kern der versicherungsbetrieblichen Tätigkeit ist gekennzeichnet durch den Zufluß von auf die Zeiteinheit bezogen festen Prämieneinzahlungen (Beiträge) und dem nachfolgenden zufälligen Abfluß von Schadenauszahlungen (Aufwendungen für Versicherungsfälle). Der zufallsbedingte Ausgleich beider Komponenten wird durch einen Kapitalstock (Eigenkapital) abgesichert. Durch die Verschiebung zwischen Geschäftsjahr und Versicherungsperiode, die Abwicklungsdauer für zu regulierende Schäden und (in der -» Lebens- und —» Krankenversicherung) Spar- und Entsparprozesse bildet sich ein Reservoir von - mit 231

Externe Rechnungslegung Ansprüchen der Versicherungsnehmer belegten - Finanzmitteln, die zwecks Rentabilitätscrzielung in Vermögenswerten angelegtwerden. Risikoausgleich und Vermögensanlage als verbundene Produktion prägen den Jahresabschluß der Versicherungsunternehmen: In der Bilanz steht dem großen PassivenBlock der —» versicherungstechnischen Rückstellungen der Bereich der Vermögensanlagen (—» Kapitalanlagen in Versicherungsunternehmen) gegenüber; ein Anlagevermögen wie in industriellen Betrieben spielt bei Versicherungsunternehmen keine Rolle. In der GuV-Rechnung wird neben dem Risikogeschäft unter Einschluß von Betriebskosten ein zweiter wesentlicher Erfolgsbereich mit den Erträgen und Aufwendungen aus Kapitalanlagen ausgewiesen. Zu den versicherungsbetrieblichen Besonderheiten zählt auch die —* Rückversicherung; Versicherungsunternehmen geben zum Zweck eines besseren Risikoausgleichs im Kollektiv und/oder zur Entlastung der Sicherheitskapitalausstattung einen Teil des von ihnen akquirierten Versicherungsgeschäftes an andere Versicherungsunternehmen ab (passive Rückversicherung). Damit sind Rückversicherungsunternehmen an wesentlichen Aufwendungen und Erträgen sowie den Verpflichtungen des Erstversicherers beteiligt. Obwohl oder gerade weil die geschäftspolitische Bedeutung der Rückversicherung unbestritten ist, wird der Ausweis der Anteile aus passiver Rückversicherung im Jahresabschluß des abgebenden Versicherungsunternehmens kontrovers beurteilt; die geltenden Regelungen sind kompromißhaft. Versicherungsunternehmen konnten aufgrund der wirtschaftszweigspezifischen Besonderheiten - wie Banken - von der Harmonisierung der R. durch die 4. EG-Richtlinie bis zu einer späteren Koordinierung ausgenommen werden. [Art. 1 (2)]. Auf der Basis eines Studiengruppenentwurfs von 1979 hat die EG-Kommission einen Vorschlag für eine Richtlinie über die R. von Versicherungsunternehmen vorgelegt [Amtsblatt der EG, C 131 30 Jj. (1987)]. Danach wird in absehbarer Zeit mit deutlichen Veränderungen der Jahresabschlüsse von Versicherungsunternehmen zu rech232

Externe Rechnungslegung nen sein; nachfolgend wird jedoch nur auf das geltende deutsche Recht abgestellt. Infolge der branchenbedingten Spezifika ersetzt § 55 (4) VAG die Ausweisvorschriften des HGB für Jahresabschluß und Lagebericht [§§ 265 (6) und (7), 266, 268, 275, 277,285 Nr. 1 lit a, 288,289 (2) Nr. 3] durch spezielle per Rechtsverordnung erlassene, zwingende Formblätter und Rechtsvorschriften [Externe VUReV); Erleichterungen für kleinere W a G enthält eine weitere Verordnung [bkVReV]. 3. Formale Kennzeichen der Bilanz Das Bilanzformblatt ist seit 1987 für alle Versicherungsunternehmen (Lebens-, Kranken-, Schaden- und Unfall-, Rückversicherungsunternehmen, mit Ausnahme kleiner W a G ) einheitlich; die tatsächlichen Unterschiede ergeben sich durch einen umfänglichen Anmerkungsapparat. Auszug aus Formblatt I: Aktiva I. Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital III. Immaterielle Vermögensgegenstände IV. Kapitalanlagen 1. Grundstücke 2. Hypothekenforderungen u.a. 3. Namensschuldverschreibungen, Schuldscheinforderungen und Darlehen 5. Darlehen und Vorauszahlungen auf Versicherungsscheine 6. Anteile an verbundenen Unternehmen 7. Beteiligungen 8. Wertpapiere 9. Festgelder 10. Depotforderungen aus dem in Rückdeckung a) übernommenen Versicherungsgeschäft b) gegebenen Versicherungsgeschäft VI. Abrechnungsforderungen aus dem Rückversicherungsgeschäft VII. Forderungen aus dem selbst abgeschlossenen Versicherungsgeschäft an: 1. Versicherungsnehmer a) fällige Ansprüche b) noch nicht fällige Ansprüche

Externe Rechnungslegung 2. Mitglieds- und Trägerunternehmen 3. Versicherungsvertreter VIII. Andere Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände Passiva I. Eigenkapital 1. Gezeichnetes Kapital 2. Kapitalrücklage 3. Gewinnrücklagen 4. Gewinnvortrag/Verlustvortrag 5. Jahresüberschuß/Jahresfehlbetrag II. Sonderposten mit Rücklageanteil III. Versicherungstechnische Rückstellungen 1. Beitragsüberträge 2. Deckungsrückstellung 3. Rückstellung für noch nicht abgewickelte a) Versicherungsfälle des selbst abgeschlossenen Versicherungsgeschäfts b) Versicherungsfälle des in Rückdeckung übernommenen Versicherungsgeschäfts c) Rückkäufe, Rückgewährbeträge und Austrittsvergütungen 4. Schwankungsrückstellung 5. Rückstellung für Beitragsrückerstattung a) erfolgsunabhängig b) erfolgsabhängig 6. sonstige versicherungstechnische Rückstellungen V. Depotverbindlichkeiten aus dem in Rückdeckung gegebenen Versicherungsgeschäft VI. Abrechnungsverbindlichkeiten aus dem Rückversicherungsgeschäft VII. Verbindlichkeiten aus dem selbst abgeschlossenen Versicherungsgeschäft gegenüber: 1. Versicherungsnehmern 2. Mitglieds- und Trägerunternehmen 3. Versicherungsvertretern VIII. Andere Rückstellungen 1. Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen 2. Steuerrückstellungen 4. sonstige Rückstellungen I X . Andere Verbindlichkeiten

Externe Rechnungslegung Als wesentliche Merkmale sind hervorzuheben: - Die Gliederung der —> versicherungstcchnischen Rückstellungen erfolgt nach der Art der bedingten Ansprüche seitens der—» Versicherungsnehmer. Die —» Beitragsüberträge nehmen die noch nicht als Ertrag anzusehenden Teile der Beitragseinnahmen auf (transitorisches Passivum). Die—» Deckungsrückstellung enthält die Sparund Entsparprozesse in der Lebens- und Krankenversicherung. In der Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle (—> Schadenrückstellung) werden zu erwartende Auszahlungen für dem Geschäftsjahr zuzuordnende Versicherungsfälle reserviert (antizipatives Passivum). Die Rückstellung für noch nicht abgewikkelte Rückkäufe, Rückgewährbeträge und Austrittsvergütungen nimmt Beträge auf, die aufgrund gekündigter oder abgelaufener Verträge zu vergüten sind und erst nach dem Bilanzstichtag ausgezahlt werden. Die —»Schwankungsrückstellung stellt eine spezielle, unter bestimmten Voraussetzungen (Anordnung über die Schwankungsrückstellung der Versicherungsunternehmen vom 21.9.1978) zu bildende bzw. fortzuführende, steuerlich anerkannte Reserve dar zum Ausgleich des schwankenden Schadenverlaufs in der Zeit. Die —> Rückstellung für Beitragsrückerstattung speichert vorübergehend diejenigen Beträge, die als Überschußverwendung für die spätere Ausschüttung an die Versicherungsnehmer vorgesehen sind. - Nach selbst abgeschlossenem und in Rückdeckung übernommenem Geschäft sind Beitragsüberträge, Deckungsrückstellung und Schadenrückstellung zu unterteilen. - Die Anteile der Rückversicherer an den versicherungstechnischen Rückstellungen werden - mit Ausnahme bei der Deckungsrückstellung in der Lebensversicherung offen in der Vorspalte abgesetzt; formal wird damit in der Bilanz der sogenannte Nettoausweis für das in Rückdeckung gegebene Versicherungsgeschäft vorgeschrieben. - Depotverbindlichkeiten und Abrechnungsverbindlichkeiten aus dem Rückversicherungsgeschäft sind getrennt auszuweisen. 233

Externe Rechnungslegung - Die als gebundenes Vermögen angelegten Kapitalanlagen sind nach Anlagearten gegliedert; die Depotforderungen aus dem Rückversicherungsgeschäft geben den Anteil der bei Rückversicherern gehaltenen Anlagen wieder. - Die Forderungen an Versicherungsnehmer und Vermittler aus dem selbst abgeschlossenen Geschäft sowie die Forderungen an Rückversicherer sind getrennt auszuweisen. 4. Formale Kennzeichen der Erfolgsrechnung Die zwei Formblätter für die GuV-Rechnung gelten für die Lebens- und Krankenversicherungsunternehmen sowie —> Pensions- und —» Sterbekassen einerseits (Formblatt II) und die Schaden- und Unfall- sowie Rückversicherungsunternehmen andererseits (Formblatt III). Auszug aus Formblatt II: 1. Verdiente Brutto-Beiträge 4. Erträge aus Kapitalanlagen 5. Erträge aus dem in Rückdeckung gegebenen Versicherungsgeschäft: a) Anteile der Rückversicherer an den Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle,... b) sonstige Erträge Zwischensumme 1 7. Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle 9. Brutto-Aufwendungen für Beitragsrückerstattung 11. Rechnungsmäßig gedeckte Abschlußaufwendungen 12. Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb a) Abschlußaufwendungen, soweit sie nicht zu Posten Nr. 11 gehören b) sonstige Aufwendungen 13. Aufwendungen für Kapitalanlagen 14. g e b u c h t e RückVersicherungsbeiträge

15. sonstige versicherungstechnische Brutto-Aufwendungen und Aufwendungen für das in Rückdeckung gegebene Versicherungsgeschäft Zwischensumme 2 Auszug aus Formblatt III: 1. Verdiente Beiträge f.e.R.: a) gebuchte Brutto-Beiträge b) gebuchte Rückversicherungsbeiträge 234

Externe Rechnungslegung c) Veränderung der Netto-Beitragsüberträge 3. technischerZinsertragf.e.R. Zwischensumme 1 5. Aufwendungen für Versicherungsfälle (einschließlich Schadenregulierungsaufwendungen) f.e.R. 7. Aufwendungen für Beitragsrückerstattung f.e.R. 9. Brutto-Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb davon ab: erhaltene Rückversicherungsprovisionen aus dem in Rückdeckung gegebenen Versicherungsgeschäft Zwischensumme 2 11. Veränderung der Schwankungsrückstellung und ähnlicher Rückstellungen Zwischensumme 3 12. Erträge aus Kapitalanlagen: a) Erträge aus Grundstücken,... b) Erträge aus Beteiligungen c) Erträge aus Gewinngemeinschaften, ... d) Zinsen und ähnliche Erträge e) Erträge aus dem Abgang von Kapitalanlagen, ... g) davon ab: technischer Zinsertrag 14. Aufwendungen für Kapitalanlagen: a) Abschreibungen c) Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen e) Aufwendungen für die Verwaltung der Kapitalanlagen und sonstige Aufwendungen 15. Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung 16. sonstige Abschreibungen 18. sonstige Aufwendungen: a) Sonderzuweisung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung b) übrige Zwischensumme 4 Die wirtschaftszweigspezifische Geschäftsstruktur der Versicherungsunternehmen spiegelt sich insbesondere in folgenden Kennzeichen der Erfolgsrechnung wider: - Bereichsprinzip statt Primärprinzip Wie im Gliederungsschema nach dem Umsatzkostenverfahren [§ 275 (3) HGB] ist die Erfolgsrechnung nach Funktionsbereichen gegliedert; ein Ausweis der Aufwandsarten

Externe Rechnungslegung ist nur rudimentär vorgesehen. Als Funktionsbereiche werden insbesondere abgegrenzt: Regulierung von Versicherungsfällen (Schadenregulierung), Aufwendungen für Vertrieb und Verwaltung (Versicherungsbetrieb), Verwaltung von Kapitalanlagen, Dienstleistungen für und von anderein) Unternehmen. Ein Ausweis der Aufwandsarten ist zu einem geringen Teil (Aufwendungen für Altersversorgung und Unterstützung und Abschreibungen) - systemfremd - in der Gu VRechnung und als Angabe im Anhang (Personalaufwand) vorgesehen. Die eindeutige Zuordnung der primären Aufwandsarten auf die Funktionsbereiche ist insbesondere aufgrund des in der Praxis häufigen Konzernverbunds und der damit verbundenen Dienstleistungseffekte sowie aufgrund der in der Außendienstorganisation oft multifunktionell eingesetzten Mitarbeiter schwierig und auch in den Bilanzierungsrichtlinien nicht immer zufriedenstellend gelöst. - Erfolgssegmentierung Die Erfolgsrechnung der Versicherungsunternehmen ist durch vertikale und horizontale Erfolgssegmentierung gekennzeichnet. In vertikaler Hinsicht sieht die Staffelform mehrere Zwischensummen vor. Die Zwischensummen 2 (Formblatt II) bzw. 2 und 3 (Formblatt III) markieren jeweils das Ergebnis der sogenannten versicherungstechnischen Rechnung, die Zwischensummen 3 (Formblatt II) bzw. 4 (Formblatt III) das quasi ordentliche oder laufende Ergebnis. Zum sogenannten versicherungstechnischen Bereich zählt in der Lebens- und Krankenversicherung auch der Kapitalanlagenbereich, bei Komposit- und Rückversicherern hingegen nicht - mit Ausnahme rechnerischer Zinserträge (Position 3) für bestimmte zinspflichtige versicherungstechnische Rückstellungen. Diese Regelung entspricht der üblichen Anschauung über die besondere Bedeutung der Kapitalanlagen in der Personenversicherung. In horizontaler Hinsicht müssen - bis auf Rückversicherer - alle Versicherungsunternehmen den versicherungstechnischen Bereich in selbst abgeschlossenes und (von anderen Versicherern) übernommenes Geschäft differenzieren. Komposit- und Rückversicherer haben darüber hinaus die versi-

Exteme Rechnungslegung cherungstechnische Rechnung für bestimmte —» Versicherungszweige (nach Größenkriterien bzw. nach festen Vorgaben) getrennt aufzumachen. Insbesondere aufgrund der Zurechnungsproblematik, aber auch aufgrund des NichtEinbeziehens von Teilen des Personal- und Abschreibungsaufwands in die technische Rechnung gilt der Aussagegehalt der Spartenrechnung als begrenzt. Dennoch werden in den Grundzügen der Geschäftsverlauf in den einzelnen Versicherungszweigen und die Unterschiede im direkten und indirekten Geschäft deutlich. - Periodisierung der Rückstellungsveränderungen nach dem Umsatzsaldoprinzip Aufgrund des Gewichts der versicherungstechnischen Rückstellungen kommt auch dem Ausweis ihrer Bildung und Auflösung in der Erfolgsrechnung besondere Bedeutung zu. Der allgemein üblichen Periodisierung von Ausgaben als Aufwand nach dem zeitlichen Bezug zur Leistung entspräche es, die dem jeweiligen Geschäftsjahr zuzuordnende Rückstellungsdotierung von denjenigen Nachreservierungen und Auflösungen zu trennen, die Vorperioden betreffen und daher aperiodische Aufwendungen oder Erträge darstellen. Nach diesem dem sogenannten Erfolgsprinzip folgenden Verfahren werden die Rückstellungsveränderungen für Versicherungsfälle, Rückgcwährbeträge sowie für Beitragsrückerstattung ermittelt; die Periodenaufwendungen werden jedoch mit aperiodischen Effekten verdeckt saldiert. Infolgedessen ergibt sich im Ausweis kein Unterschied zum Umsatzsaldoprinzip, das - als Verkürzung des international üblichen Umsatzprinzips - für den Rest der Rückstellungsveränderungen (Beitragsüberträge, Deckungsrückstellung, Schwankungsrückstellung, sonstige versicherungstechnische Rückstellungen teilweise) praktiziert wird. Danach werden die Salden der jeweiligen Rückstellungsveränderungen als Ertrag bzw. Aufwand in die Erfolgsrechnung eingestellt (z.B. Position lc, Position 2 und Position 8, Position 11 in Formblatt III). Für versicherungstechnische Rückstellungen, die wie die Deckungsrückstellung zu jedem Bilanzstichtag aufgrund mathematischer Modellrechnungen neu zu ermitteln sind, erscheint das Umsatzsaldoprinzip 235

Externe Rechnungslegung plausibel; für die Abwicklung der Schadenrückstellungen bedeutet die Saldierung jedoch eine erhebliche Informationsverkürzung (die zum Teil durch Angaben im Anhang kompensiert wird). - Brutto- oder Nettoausweis des in Rückdeckung gegebenen Versicherungsgeschäfts Für Lebens- und Krankenversicherer ist nach Formblatt II die Bruttorechnung vorgeschrieben. Sowohl die Beiträge als auch die Aufwendungen für Versicherungsfälle werden brutto gezeigt; die korrespondierenden Anteile der Rückversicherer sind die RückVersicherungsbeiträge (Position 14) und die Anteile der Rückversicherer an den Brutto-Aufwendungen für Versicherungsfälle als Erträge aus dem in Rückdekkung gegebenen Versicherungsgeschäft (Position 5a teilweise). Schaden- und Unfallversicherer sowie Rückversicherer machen demgegenüber nach Formblatt III im wesentlichen eine Ncttorechnung auf; ausgewiesen werden nur die Beiträge für eigene Rechnung (f.e.R.). Durchbrochen wird dieses Prinzip bei den Beiträgen und - mit einer Vorspaltenlösung nur für das Gesamtaggregat - für die Rückversicherungsprovisionen. Die unterschiedlichen Regelungen sind nur unter dem Gesichtspunkt der Informationsbegrenzung verständlich zu machen. Gerade bei Komposit- und Rückversicherern kommt der passiven Rückversicherung erhebliche geschäftspolitische Bedeutung zu. Unter dem Aspekt der Wesentlichkeit ist daher allein der Bruttoausweis angemessen. Darüber hinaus ist die Behandlung der Rückversicherungsanteile als saldierfähige, durchlaufende Posten sachlich unzutreffend. 5. Besondere Bewertungsgrundsätze Prinzipiell gelten für Versicherungsunternehmen die für die Kapitalgesellschaft relevanten Bewertungsvorschriften des HGB. Abweichungen ergeben sich durch die Nichtanwendung des Wertaufholungsgebots [§ 55 (4) VAG] und durch die grundsätzliche Bewertung der Wertpapiere nach dem strengen Niederstwertprinzip [§ 56 (1) VAG]. Das Aktivierungsverbot für Abschlußaufwendungen [§ 56 (2) VAG] entspricht allgemeinem Vorsichtsgrundsatz. Das Vor236

Externe Rechnungslegung sichtsprinzip nimmt auch einen besonderen Stellenwert bei der Bewertung der versicherungstechnischen Rückstellungen ein; Richtschnur [über § 249 (1) S. 1 H G B hinaus] ist die „dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungen" [§56 (3) VAG], Besondere Bewertungsprobleme ergeben sich für Kompositversicherer aufgrund fehlender Information bei der Abschätzung der Rückstellungen für eingetretene, aber noch nicht gemeldete Schäden (—» IBNRReserven) und für Rückversicherer generell bei der Bemessung der Schadenrückstellungen infolge unzureichender (oder vorsichtig zu beurteilender) Angaben der Vorversicherer. Daraus wie aus den speziellen Ausweisregelungen in der GuVRechnung resultieren für diese Versicherungsunternehmen jedoch auch - neben den allgemein üblichen Möglichkeiten-erhebliche Spielräume für materielle und formelle Bilanzpolitik. 6. Gestaltungserfordernisse für Anhang und Lagebericht Die für Anhang und Lagebericht von Versicherungsunternehmen vorgeschriebenen Angaben sind erheblich umfangreicher als in anderen Wirtschaftszweigen. Neben den üblichen Erläuterungen der Bewertungsmethoden (auch der versicherungstechnischen Rückstellungen) sind insbesondere anzugeben: die nach Versicherungszweigen differenzierten Bewegungen der Schwankungsrückstellung, die Veränderungen der Rückstellung für Beitragsrückerstattung, die Bilanzwerte der übrigen versicherungstechnischen Rückstellungen, die Entwicklung der Kapitalanlagen (Muster 8) und zusätzliche Angaben zu einzelnen Positionen, die Brutto-Beiträge und die RückVersicherungsbeiträge, jeweils differenziert nach mehreren Kriterien, die Aufwendungen für Versicherungsleistungen brutto und die entsprechenden Rückversicherungsanteile, ebenfalls mit mehrfacher Differenzierung, bei Schaden- und Unfallversicherern für das selbstabgeschlossene Geschäft stattdessen die Angabe der Geschäftsjahresschadenquoten brutto und netto (für das übernommene Geschäft die Angabe nur der Aufwendungen für Versicherungsfälle f.e.R.). Darüber hinaus ist eine Differenzierung des Personalaufwands (Muster 9)

Externe Rechnungslegung sowie der Aufwendungen und Erträge aus dem Abgang von Kapitalanlagen vorzunehmen. Schließlich enthält der Lagebericht Angaben über die Veränderungen der Versicherungsbestände, differenziert nach Produktgruppen (Muster 1-7). Im Rahmen der Berichterstattung über die wesentlichen Erfolgsquellen müssen Lebens- und Krankenversicherer ausführliche Informationen über den Risiko-, Zins- und Kosten verlauf geben. 7. Abschlußprüfung Die Prüfung von Jahresabschluß und Lagebericht durch Abschlußprüfer folgt im wesentlichen den Vorschriften des HGB, mit Modifikationen durch §§ 57-59 V A G ; letztere betreffen vor allem die Mitwirkungsrechte der Aufsichtsbehörde, um die Qualität der Prüfung als eines Aufsichtsinstrumentes sicherzustellen. Der Prüfungspflicht unterliegen nur die zu veröffentlichende R. und die zugrundeliegende Buchführung [§ 57 (1) VAG], Als nicht prüfungspflichtig gilt die Interne R.; gleichwohl wird sie zur Fundierung der (in den Prüfungsrichtlinien des BAV) geforderten prüferlichen Stellungnahmen herangezogen werden müssen. 8. Konzernrechnungslegung Für die Aufstellung von Konzernjahresabschluß und -lagebericht sind die allgemeinen Vorschriften des H G B (§§ 290-315) mit Abwandlungen durch § 56b V A G maßgebend. Aus Praktikabilitätsgründen (bei der Erfassung von zeitversetzt bilanzierenden Rückversicherern) sind insbesondere die Fristen für die Erstellung von Zwischenabschlüssen abweichend geregelt [§56b (1) S. 3 VAG]. Solange besondere Formblätter für den Konzernabschluß (noch) nicht existieren, werden die vorhandenen für die Einzelabschlüsse zu verwenden bzw. zu kombinieren sein [56b (1) S. 1 VAG]; die vom BAV erlassenen Richtlinien mit Gliederungsmustern enthalten lediglich Empfehlungen für den Übergang vom alten auf das neue Recht (1987-1989). Rechtsgrundlagen: HGB, Drittes Buch, Erster und Zweiter Abschnitt; A k t G , § § 150-171; V A G , §§55-67; Verordnung über die Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen, zuletzt geändert am 23.12.1986

Externe Rechnungslegung und Prüfung (Externe VUReV); Verordnungen über die Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen gegenüber dem BAV, vom 30.1.1987 (Interne VUReV); Verordnung über die Rechnungslegung bestimmter kleinerer Versicherungsvereine, vom 27.1.1988 (bkVReV); Bilanzierungsrichtlinien für Versicherungsunternehmen vom 30.12.1987 (VUBR); Rundschreiben R 3/82 des BAV betr. Durchführung der Prüfung des Rechnungsabschlusses und Inhalt des Prüfungsberichtes, vom 25.6.1982 (VerBAV 1982, S. 409412); Richtlinien für die Konzcrnrechnungslegung der Konzerngeschäftsjahre 1987 bis 1989, vom 15.2.1988 (VerBAV 1988, S. 102-122). Literatur: Farny, Dieter: Buchführung und Periodenrechnung im Versicherungsunternehmen, 2. Auflage, Wiesbaden 1985; Kompendium zur Rechnungslegung der Versicherungsunternehmen (KORVU), Loseblattsammlung, 2. Auflage, 4 Bde, Karlsruhe 1982 ff.; Rechnungslegung und Prüfung der Versicherungsunternehmen, Hrsg. vom Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V., Düsseldorf 1978; Welzel, Hans-Joachim: Versicherungsbilanzen im Umbruch, ZVersWiss Bd. 77 (1988), S. 573-617. Dr. Dieter Hesberg, Hamburg Externe Rechnungslegung und Prüfung in Kreditinstituten 1. Grundlegung 1.1. Begriffliche Abgrenzung Die Verpflichtung der Kreditinstitute i.S.v. § 1KWG zur Führung von Büchern, aus denen ihre Geschäftstätigkeit und ihre Vermögenslage nach den Grundsätzen ordnungsmäßiger Buchführung ersichtlich wird (§ 238 Abs. 1 HGB), ergibt sich aus ihrer Kaufmannseigenschaft (§ 1 HGB). Kaufmännische Buchführung erfordert eine planmäßige und lückenlose, inhaltsmäßige und auf dem Nominalwertprinzip beruhende wertmäßige Aufzeichnung sämtlicher, die wirtschaftlichen Transaktionen und Aktivitäten einer Unternehmung widerspiegelnden Geschäftsvorfälle. Die so erfaßten Daten haben nicht nur die Aufgabe der periodenbezogenen Doku237

Externe Rechnungslegung und Prüfung mentation zur Daten- und Beweissicherung, sie bilden auch die zahlenmäßige Ausgangsbasis für den zum Ende des Geschäftsjahres zu erstellenden handels- (und Steuer-) rechtlichen (Einzel-) Jahresabschluß. Dieser besteht gemäß § 340a H G B i. V.m. §§ 242,264 H G B aus der Bilanz, einer stichtagsbezogenen Gegenüberstellung von Vermögen einerseits und Schulden sowie Eigenkapital andererseits, der Gewinnund Verlustrechnung, einer zeitraumbezogenen Gegenüberstellung der Aufwendungen und Erträge einer Abrechnungsperiode, sowie einem Anhang; ergänzend kommt ein Lagebericht hinzu. Kreditinstitute haben den Jahresabschluß und den Lagebericht auch zu veröffentlichen (vgl. § 3401 HGB; zu den Ausnahmen § 3401 Abs. 4 HGB). Externe Rechnungslegung kraft Kaufmannseigenschaft bedeutet demzufolge die periodische Auskunfterteilung über die wirtschaftliche Betätigung, den Vermögens- und Schuldenstand sowie die Finanz- und Ertragslage einer Unternehmung nach außen hin durch die Publizierung des handelsrechtlichen (Einzel-) Jahresabschlusses. Aufgrund der mit der Sonderstellung der Kreditinstitute innerhalb einer Volkswirtschaft begründeten besonderen Bedeutung der handelsrechtlichen Rechnungslegung von Kreditinstituten besteht eine rechtsform- und größenunabhängige Verpflichtung zu ihrer Prüfung (§ 340k HGB). Hiernach unterliegt der handelsrechtliche (Einzel-) Jahresabschluß sämtlicher Kreditinstitute unter jeweiliger Einbeziehung der Finanzbuchhaltung und des zu erstellenden Lageberichts einer Pflichtprüfung durch einen externen unabhängigen Abschlußprüfer (Wirtschaftsprüfer, genossenschaftlicher Prüfungsverband, Prüfungsstelle eines Sparkassen- und Giroverbandes). Durch die Abschlußprüfung soll in Zusammenarbeit mit der —* Bankenaufsicht (vgl. § 26 KWG) der Einhaltung der handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften Nachdruck verliehen werden. 1.2. Funktionen und Rechtsgrundlagen der handelsrechtlichen Rechnungslegung und Prüfung von Kreditinstituten Der handelsrechtliche Jahresabschluß von Kreditinstituten ist - wie der von Unternehmungen anderer Branchen - unabhängig 238

Externe Rechnungslegung und Prüfung von deren Rechtsform als ein vom Gesetzgeber diktierter Kompromiß zum Ausgleich divergierender Interessen verschiedener Jahresabschlußadressaten(gruppen) zu verstehen. Jahresabschlüsse haben einerseits die Aufgabe, einen ausschüttungsund besteuerungsfähigen Periodengewinn zu ermitteln, wobei der Gesetzgeber eine Abwägung zwischen den Vorstellungen der am Gewinn partizipierenden Personen(gruppen) und der an einer Ausschüttungsbegrenzung zum Zwecke der Erhaltung von Haftungsvermögen interessierten Personen(gruppen) vorzunehmen hat. Diese Zahlungsbemessungsfunktion kann der Jahresabschluß auch ohne Veröffentlichung erfüllen. Die Publizierung ist jedoch erforderlich, soweit mit Jahresabschlüssen Rechenschaft vor allem gegenüber unternehmungsexternen Personen(gruppen) gelegt werden soll (Informationsfunktion). Bei der Ausgestaltung der Rechnungslegungsvorschriften hat der Gesetzgeber die Interessen der externen wie der internen, ohne Jahresabschluß bereits informierten Personen(gruppen) abzuwägen, wobei unterschiedliche Informationsverteilungen immer zu unterschiedlichen Entscheidungsgrundlagen führen. Durch die Jahresabschlußinformationen soll zudem das —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in die Lage versetzt werden, rechtzeitig von seinen Eingriffsmöglichkeiten zur Abwendung von Gefahren für einzelne Kreditinstitute und ihre Einleger Gebrauch zu machen. Auch bei Banken wird durch die als Ergebnis einer Jahresabschlußprüfung anzusehende schriftliche Erteilung des Prüfungstestats grundsätzlich nichts anderes bezweckt, als Auskunft darüber zu geben, inwieweit die Buchführung, der handelsrechtliche Jahresabschluß sowie der Lagebericht des geprüften Kreditinstituts den Bestimmungen von Gesetz und Satzung entsprechen. Diese Beurteilungsfunktion der handelsrechtlichen Jahresabschlußprüfung erfährt somit ebenfalls keine branchenspezifische Interpretation. Allerdings leitet der Gesetzgeber aus der bereits erwähnten, vermeintlichen oder tatsächlichen volkswirtschaftlichen Sonderstellung der Kreditinstitute sowie den Arteigenheiten der bankbetrieblichen Ge-

Externe Rechnungslegung und Prüfung schäftstätigkeit von Unternehmungen anderer Branchen qualitativ und quantitativ abweichende gesetzliche Vorschriften der handelsrechtlichen Rechnungslegung einschließlich ihrer Prüfung ab, die nicht ohne Auswirkungen auf die Erfüllung der genannten Rechnungslegungsfunktionen sowie Prüfungsfunktion bleiben. Demzufolge ist die Erstellung, Prüfung und Offenlegung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses von Kreditinstituten eingebettet in einen branchenspezifisch geprägten rechtlichen Rahmen, dessen Grenzen durch die in Abb. 1 dargestellte abgestufte Normenhierarchie bestimmt werden. Die gesetzlichen Vorschriften zur handelsrechtlichen Rechnungslegung von Banken einschließlich ihrer Prüfung werden durch Erster Abschnitt des Dritten Buches des H G B „Vorschriften für alle Kaufleute" (§§238-263 H G B ) I Zweiter Abschnitt des Dritten Buches des H G B „Ergänzende Vorschriften für Kapitalgesellschaften" (§§264-335 H G B )

l Rechtsformspezifische Gesetze u.a. §§ 150-160 A k t G ; Dritter Abschnitt des Dritten Buches des H G B „Ergänzende Vorschriften f ü r eingetragene Genossenschaften" (§§336-339 H G B ) I Vierter Abschnitt des Dritten Buches des H G B als branchenspezifischer Gesetzesteil „Ergänzende Vorschriften für Kreditinstitute" (§§ 340-340 o H G B ) Abb. 1 Normenhierarchie der handelsrechtlichen Rechnungslegungsvorschriften für Kreditinstitute

Externe Rechnungslegung und Prüfung die Rechnungslegungsverordnung sowie amtliche Äußerungen des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen mit völlig unterschiedlicher Rechtsverbindlichkeit (Mitteilungen, Bekanntmachungen, Schreiben) ergänzt. So kommt es-weitgehend gestützt durch die wissenschaftliche Diskussion und verstärkt durch das Konformitätsstreben der Kreditinstitute - zu einer bankspezifischen Ausprägung der Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung und Bilanzierung. Bankabschlüsse weisen somit im Vergleich zu handelsrechtlichen Jahresabschlüssen von Unternehmungen anderer Branchen hinsichtlich der Vorschriften über Form, Inhalt und Bewertung, also der Bilanzierung dem Grunde und der Höhe nach, zahlreiche Unterschiede auf. Daraus ergeben sich qualitativ und quantitativ andere Einsatzmöglichkeiten für die Instrumente der —> Bilanzpolitik in Kreditinstituten. Die aus den rechtlichen Unterschieden resultierenden bankspezifischen Besonderheiten der externen Rechnungslegung und Prüfung in Kreditinstituten sollen nachfolgend erörtert werden. 2. Besonderheiten des bankbetrieblichen handelsrechtlichen Jahresabschlusses 2.1. Spezifische Gliederungsvorschriften für Bankbilanzen Die eindeutig im finanziellen Bereich liegende Geschäftstätigkeit der Bankbetriebc bedingt ein eigenständiges Bilanzbild, das hinsichtlich Form und Inhalt durch die Vorschriften der Rechnungslegungsverordnung konkretisiert wird. Die dort enthaltenen Regelungen berücksichtigen darüber hinaus die rechtsformspezifischen Besonderheiten sowie die z.T. erheblich voneinander abweichenden Schwerpunkte bankgeschäftlicher Betätigung einzelner Kreditinstitutsgruppen durch Schaffung gruppenspezifischer Vorschriften, die sich allerdings alle an einem einheitlichen Grundschema orientieren. Dieses Grundschema ist in Abb. 2 abgedruckt. Die dort aufgezeigten, bereits durch obligatorische Untergliederungen und/oder Ausgliederungen verdeutlichten Pflichtpositionen können durch weitere Zusatzgliederungen bzw. Zusatzpositionen ergänzt werden, sofern diese einen Beitrag zur Erhöhung der Übersichtlichkeit und der Klarheit der Bi239

Externe Rechnungslegung und Prüfung Aktivseite

Externe Rechnungslegung und Prüfung

Jahresbilanz zum

der DM

1. Barreserve a) Kassenbestand b) Guthaben bei Zentralnotenbanken darunter: bei der Deutschen Bundesbank c) Guthaben bei Postgiroämtern 2. Schuldtitel öffentlicher Stellen und Wechsel, die zur Refinanzierung bei Zentralnotenbanken zugelassen sind a) Schatzwechsel und unverzinsliche Schatzanweisungen sowie ähnliche Schuldtitel öffentlicher Stellen darunter: bei der Deutschen Bundesbank refinanzierbar b) Wechsel darunter: bei der Deutschen Bundesbank refinanzierbar 3. Forderungen an Kreditinstitute a) täglich fällig b) andere Forderungen 4. Forderungen an Kunden darunter: durch Grundpfandrechte gesichert Kommunalkredite 5. Schuldverschreibungen und andere festverzinsliche Wertpapiere a) Geldmarktpapiere aa) von öffentlichen Emittenten ab) von anderen Emittenten b) Anleihen und Schuldverschreibungen ba) von öffentlichen Emittenten bb) von anderen Emittenten darunter: beleihbar bei der Deutschen Bundesbank c) eigene Schuldverschreibungen Nennbetrag 6. Aktien und andere nicht festverzinsliche Wertpapiere 7. Beteiligungen darunter: an Kreditinstituten 8. Anteile an verbundenen Unternehmen darunter: an Kreditinstituten 9. Treuhandvermögen darunter: Treuhandkredite 10. Ausgleichsforderung gegen die öffentliche Hand einschließlich Schuldverschreibungen aus deren Umtausch 11. Immaterielle Anlagewerte 12. Sachanlagen 13. Ausstehende Einlagen auf das gezeichnete Kapital darunter: eingefordert

240

DM

DM

DM . ...

DM DM

DM DM

DM DM

DM DM DM

DM

Externe Rechnungslegung und Prüfung

Externe Rechnungslegung und Prüfung

14. Eigene Aktien oder Anteile Nennbetrag 15. Sonstige Vermögensgegenstände 16. Rechnungsabgrenzungsposten 17. Nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag

DM

Summe der Aktiva Passivseite DM 1. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten a) täglich fällig b) mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist 2. Verbindlichkeiten gegenüber Kunden a) Spareinlagen aa) mit gesetzlicher Kündigungsfrist ab) mit vereinbarter Kündigungsfrist b) andere Verbindlichkeiten ba) täglich fällig bb) mit vereinbarter Laufzeit oder Kündigungsfrist 3. Verbriefte Verbindlichkeiten a) begebene Schuldverschreibungen b) andere verbriefte Verbindlichkeiten darunter: Geldmarktpapiere eigene Akzepte und Solawechsel im Umlauf 4. Treuhandverbindlichkeiten darunter: Treuhandkredite 5. Sonstige Verbindlichkeiten 6. Rechnungsabgrenzungsposten 7. Rückstellungen a) Rückstellungen für Pensionen und ähnliche Verpflichtungen b) Steuerrückstellungen c) andere Rückstellungen 8. Sonderposten mit Rücklageanteil 9. Nachrangige Verbindlichkeiten 10. Genußrechtskapital darunter: vor Ablauf von zwei Jahren fällig 11. Fonds für allgemeine Bankrisiken 12. Eigenkapital a) gezeichnetes Kapital b) Kapitalrücklage c) Gewinnrücklagen ca) gesetzliche Rücklage cb) Rücklage für eigene Anteile cc) satzungsmäßige Rücklagen cd) andere Gewinnrücklagen d) Bilanzgewinn/Bilanzverlust

DM

DM . . ..

. . ..

DM DM DM

DM

Summe der Passiva

241

Externe Rechnungslegung und Prüfung

Externe Rechnungslegung und Prüfung

1. Eventualverbindlichkeiten a) Eventualverbindlichkeiten aus weitergegebenen abgerechneten Wechseln b) Verbindlichkeiten aus Bürgschaften und Gewährleistungsverträgen c) Haftung aus der Bestellung von Sicherheiten für fremde Verbindlichkeiten 2. Andere Verpflichtungen a) Rücknahmeverpflichtungen aus unechten Pensionsgeschäften b) Plazierungs- und Übernahmeverpflichtungen c) Unwiderrufliche Kreditzusagen Abb. 2

Formblatt für die Bilanz von Kreditinstituten gemäß der Rechnungslegungsverordnung

lanzgliederung leisten. Leerpositionen können weggelassen werden. Das abgebildete Bilanzgliederungsschema läßt die bei Bankbilanzen angewandten Gliederungsprinzipien erkennen. An erster Stelle erfolgt eine Gliederung nach Liquiditätsgesichtspunkten. Danach werden die Bankaktiva im Grundsatz nach ihrer Liquidicrbarkeit, d.h. in der Reihenfolge abnehmender Geldnähe, die Bankpassiva in der Reihenfolge zunehmender Verfügungsdauer bzw. entsprechend der Gefahr ihres Abzuges geordnet. Risikoaspekten wird durch Unter-oder Ausgliederung einzelner Positionen mit unterschiedlichem Risikogehalt hinsichtlich ihres Ausfalls bzw. Abzugs Rechnung getragen, so bspw. durch den gesonderten Ausweis nicht oder so gut wie nicht ausfallbedrohter sowie die Hervorhebung besonders gesicherter Aktiva. Hierzu gehört auch die besondere Kenntlichmachung der Interbankverflechtungen in den Bankbilanzen, die Herausstellung der besonderen finanziellen Beziehungen zu verbundenen Unternehmungen und Unternehmungen mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht sowie die Angabe von Eventualverbindlichkeiten und anderer Verpflichtungen, die Anlaß zu einem Kreditrisiko geben können, unter dem Bilanzstrich. Rückschlüsse auf die Ertragsverhältnisse ergeben sich schließlich über die Gewinn- und Verlustrechnung hinaus - wenn auch nur in sehr geringem Maße - aus der Gliederung der Bilanz nach Geschäftsarten. Der ab dem 1. Januar 1998 notwendig vorzunehmende Ausweis von Bankforderungen und -Verbindlichkeiten nach Restlaufzeiten - statt nach den bisher üblichen Ur242

sprungslaufzeiten - wird zudem zu einer tendenziellen Verbesserung der Erfüllung der Informationsinteressen von Jahresabschlußadressaten(gruppen) führen. Durch die Neuregelung kann vor allem die aktuelle Liquidität besser beurteilt werden, während bisher nur die ursprünglich geplante (strukturelle) Liquidität abgebildet wurde. Als Besonderheit der Gliederung von Bankbilanzen sei auch die dort fehlende, ansonsten in Handelsbilanzen aber übliche, nach außen hin sichtbare Zuordnung der einzelnen Aktivpositionen zum Anlagebzw. Umlaufvermögen hervorgehoben. Obwohl auch für die Bewertung in Bankabschlüssen diese Unterscheidung insbesondere für die Wertpapierpositionen (2.2.) von erheblicher Bedeutung ist, können als Folge dieses Verzichts von externen Bilanzlesern aufschlußgebende Beziehungen zwischen der Gliederung in der Bankbilanz und der Bewertung einzelner Aktiva kaum geknüpft werden. In § 340b HGB findet sich nun zum erstenmal eine gesetzliche Regelung der echten und unechten Pensionsgeschäfte, bei denen in jedem Fall eine Rücknahmeverpflichtung des Pensionsgebers besteht. Bilanzund Erfolgsausweis unterscheiden sich, da im Falle der Rückübertragungsverpflichtung (echtes Pensionsgeschäft) das wirtschaftliche Eigentum an den Pensionsgegenständen beim Pensionsgeber verbleibt, während im Falle eines Rückübertragungsrechts (unechtes Pensionsgeschäft), die Pensionsgegenstände dem Pensionsnehmer als wirtschaftlichem Eigentümer zugerechnet werden.

Externe Rechnungslegung und Prüfung 2.2. Spezifische Bewertungsvorschriften Die Bestimmung der Höhe einzelner Bankbilanzpositionen erfolgt grundsätzlich unter Beachtung der allgemeinen Bewertungsvorschriften des Handelsgesetzbuches. Danach ergibt sich die Bewertungsobergrenze für Aktiva aus ihren Anschaffungs- bzw. Herstellungskosten, die Bewertungsuntergrenze für Passiva aus ihrem jeweiligen Rückzahlungsbetrag. Um planmäßige und außerplanmäßige Wertkorrekturen zu berücksichtigen, werden entsprechend dem gemilderten Niederstwertprinzip (für Gegenstände des Anlagevermögens) bzw. dem strengen Niederstwertprinzip (für Gegenstände des Umlaufvermögens) Abschreibungen verrechnet, so daß die Anschaffungskosten der Aktiva unterschritten werden; vgl. auch § 340e Abs. 1 HGB. § 340f Abs. 1 HGB gestattet darüber hinausgehende Wertkorrekturen in den beiden bedeutendsten Aktivpositionen der Bankbilanz, „soweit dies nach vernünftiger kaufmännischer Beurteilung zur Sicherung gegen die besonderen Risiken des Geschäftszweigs der Kreditinstitute notwendig ist". Diese Formulierung hat zweierlei zur Folge. Erstens besteht grundsätzlich keine Beziehung zwischen diesen verrechneten „Globalabschreibungen" und den einzelnen Vermögenspositionen, in denen diese verrechnet werden; die betroffenen Bilanzposten übernehmen die Risikoträgerfunktion für Risiken, die nur teilweise in den Positionen selbst begründet sind. Zweitens erlaubt die Unbestimmtheit dieser Formulierung den Kreditinstituten eine weitgehend willkürliche Legung —> stiller Reserven. Allerdings darf deren Höhe gemäß § 340f Abs. 1 Satz 2 HGB 4% des Gesamtwertansatzes der zur Bewertungsbasis nach § 340f Abs. 1 Satz 1 HGB gehörenden Vermögensgegenstände, der sich bei Anwendung der üblichen handelsrechtlichen Bewertungsvorschriften für das Umlaufvermögen ergeben würde, nicht überschreiten. Wegen der Anwendung der direkten Abschreibungsmethode, der Möglichkeit der —» Überkreuzkompensation sowie der Erlaubnis, auf die Offenlegung bestimmter Angaben und Aufgliederungen im Anhang (2.4.) verzichten zu können, ist von externen Bilanzlesern weder die Bildung noch

Externe Rechnungslegung und Prüfung die spätere, den Handelsbilanzgewinn erhöhende Auflösung dieser sog. versteuerten —> Pauschalwertberichtigungen, die zum „Ergänzungskapital" zählen (§ 10 Abs. 4a Satz 1 Nr. 1 KWG i.V.m. 110 Abs. 6b Satz 1 und 2 KWG), erkennbar. Im Gegensatz hierzu kann die Entwicklung des Sonderpostens „Fonds für allgemeine Bankrisiken", der gemäß § 340g HGB von der Bankleitung gebildet (und aufgelöst) werden kann, auf der Passivseite ausgewiesen wird und grundsätzlich den gleichen Zweck wie die versteuerten Pauschalwertberichtigungen nach § 340g HGB erfüllt, von externen Lesern des Jahresabschlusses verfolgt werden, da die Zuführung bzw. Auflösung in der Gewinn- und Verlustrechnung gesondert als Aufwand bzw. Ertrag auszuweisen sind. Dieses offen angesammelte zusätzliche Haftkapital wird als „Kernkapital" anerkannt (vgl. § 10 Abs. 4a Satz 1 Nr. 2 KWG i.V.m. § 10 Abs. 4a Satz2 KWG). Eng verbunden mit § 340f HGB ist die Möglichkeit der internen „Umwidmung" von Wertpapieren vom Anlagevermögen ins Umlaufvermögen (und umgekehrt) zum Zwecke der Beeinflussung des Erfolgsausweises. Während nämlich die kurz-, mittelund langfristigen kreditgeschäftlichen Forderungen einer Bank ungeteilt zu deren Umlaufvermögen gehören, ist bei den Wertpapieren unter Erfüllung bestimmter formeller Voraussetzungen (Beschlüsse der zuständigen Organe, die aktenkundig zu machen und buchhalterisch zu belegen sind) eine intern vorzunehmende, weitgehend subjektive und daher widerrufbare Zuordnungsentscheidung zum bankbetrieblichen Anlagevermögen bzw. Umlaufvermögen nach dem Kriterium der Dauerbesitzabsicht zu treffen, wozu im Falle der Zuordnung zum Anlagevermögen die Haltefähigkeit, im Falle der Zuordnung zum Umlaufvermögen die Veräußerungsmöglichkeit treten muß. Dabei gilt es zu beachten, daß bei den als Finanzanlagen eingestuften Wertpapieren des Anlagevermögens gemäß dem gemilderten Niederstwertprinzip des 1253 Abs. 1 und 2 HGB i.V. m. § 279 Abs. 1 HGB Wertkorrekturen nur bei voraussichtlich dauernder Wertminderung zwingend vorgenommen werden müssen, eine Umwid243

Externe Rechnungslegung und Prüfung mung von Wertpapieren ins Anlagevermögen daher zur Vermeidung von Abschreibungen interessant werden kann. Aufgrund von Bonitätsüberlegungen sind Banken allerdings generell bestrebt - soweit ihre Ertragslage es zuläßt - auch Wertpapiere des Anlagevermögens wie die des Umlaufvermögens nach dem strengen Niederstwertprinzip zu bewerten, zumal durch einen obligatorischen Anhangvermerk nach außen hin dokumentiert werden muß, in welchem Umfang bei den Wertpapieren des Anlagevermögens von der aufgrund des gemilderten Niederstwertprinzips bestehenden Möglichkeit Gebrauch gemacht wurde, bei vorübergehender Wertminderung den Buchwert beizuhalten. Wenn Kreditinstitute trotzdem in aller Regel bestrebt sind, möglichst viele Wertpapiere dem Umlaufvermögen zuzuordnen, selbst wenn „beteiligungsähnliche Verhältnisse" vorliegen, so ist der Grund darin zu suchen, daß sie nur auf diese Weise für diese Wertpapiere die Möglichkeit haben, den Bewertungsspielraum des § 340f HGB zu nutzen. Besondere Bewertungsvorschriften für Kreditinstitute existieren auch bei der Währungsumrechnung. Mit dem Bankbilanzrichtlinie-Gesetz wurde in i 340h HGB erstmals eine gesetzliche Bestimmung für die Umrechnung von ausländischen Währungsbeträgen erlassen. Danach sind grundsätzlich alle Vermögensgegenstände und Schulden sowie am Bilanzstichtag nicht abgewickelte Kassageschäfte mit dem Kassakurs am Bilanzstichtag umzurechnen, wobei offengelassen wird, ob und wann Geld-, Brief- oder Mittelkurse anzuwenden sind. Ausnahmen bestehen nur für Vermögensgegenstände des Anlagevermögens, soweit sie weder durch Verbindlichkeiten noch durch Termingeschäfte gedeckt sind, die mit dem Anschaffungskurs bewertet werden, sowie für nicht abgewickelte Termingeschäfte, die zum Terminkurs des Bilanzstichtages umzurechnen sind. Während die sich aus dieser Währungsumrechnung ergebenden Aufwendungen dem Imparitätsprinzip entsprechend in der Gewinnund Verlustrechnung zu berücksichtigen sind, dürfen die hieraus entstehenden Erträge aufgrund des Realisationsprinzips grundsätzlich nicht beachtet werden. 244

Externe Rechnungslegung und Prüfung 2.3. Spezifische Gliederungsvorschriften für Bankerfolgsrechnungen Für die Gliederung ihrer ebenfalls die Besonderheiten der bankbetrieblichen Geschäftstätigkeit widerspiegelnden Gewinnund Verlustrechnung können Bankbetriebe zwischen der Konto- und der Staffelform wählen, wobei zukünftig die Staffelform (vgl. Abbildung 3) bevorzugt werden wird. Aufgabe der Bankerfolgsrechnung ist es, durch Erfassung aller Aufwendungen und Erträge einer Rechnungsperiode und deren getrennten Ausweis einen Einblick in die Entstehung und Zusammensetzung des Jahreserfolgs der Kreditunternehmung zu gewähren. Hierzu erfolgt eine weitgehende Trennung der Erfolgspositionen des Finanzbereichs von denjenigen des Betriebsbereichs; außerdem werden im finanziellen Bereich Aufwendungen und Erträge zumindest teilweise nach Geschäftssparten unterteilt und Ansätze zu ihrer Trennung in betriebliche und außerordentliche Bestandteile verwirklicht. Die Aussagekraft der bankbetrieblichen Erfolgsrechnung wird jedoch insoweit entscheidend beeinflußt, als das ansonsten durchweg zur Anwendung gelangende —» Bruttoprinzip (Verbot der Saldierung von Aufwendungen und Erträgen) eine wesentliche Durchbrechung erfährt, um die stille Bildung und Auflösung der nach § 340f HGB zulässigen versteuerten Pauschalwertberichtigungen sicherzustellen. So dürfen alle in der Abb. 4 zusammengestellten bewertungsabhängigen Aufwendungen und Erträge aus dem Wertpapier- und Kreditgeschäft außerhalb der Erfolgsrechnung im Wege der sog. Überkreuzkompensation gegeneinander aufgerechnet werden. In der Gewinn- und Verlustrechnung wird lediglich der Saldo der Aufwands- und Ertragspositionen ausgewiesen. Aufgrund der Kompensation sowohl artgleicher als auch wesensverschiedener Erfolgspositionen „über Kreuz" ist für den Leser des handelsrechtlichen Jahresabschlusses von Kreditinstituten nicht ersichtlich, - aus welchen absoluten Beträgen der einbezogenen Aufwands- und Ertragspositionen sich der veröffentlichte Saldo zusammensetzt; - welchen Anteil das Kredit- bzw. das

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der für die Zeit vom

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Gewinn- und Verlustrechnung ' bis

DM 1. Zinserträge aus a) Kredit- und Geldmarktgeschäften b) festverzinslichen Wertpapieren und Schuldbuchforderungen 2. Zinsaufwendungen 3. Laufende Erträge aus a) Aktien und anderen nicht festverzinslichen Wertpapieren b) Beteiligungen c) Anteilen an verbundenen Unternehmen 4. Erträge aus Gewinngemeinschaften, Gewinnabführungsoder Teilgewinnabführungsverträgen 5. Provisionserträge 6. Provisionsaufwendungen 7. Nettoertrag oder Nettoaufwand aus Finanzgeschäften 8. Sonstige betriebliche Erträge 9. Erträge aus der Auflösung von Sonderposten mit Rücklageanteil 10. Allgemeine Verwaltungsaufwendungen a) Personalaufwand aa) Löhne und Gehälter ab) Soziale Abgaben und Aufwendungen für Altersversorgung und für Unterstützung darunter: für Altersversorgung DM b) andere Verwaltungsaufwendungen 11. Abschreibungen und Wertberichtigungen auf immaterielle Anlagewerte und Sachanlagen 12. Sonstige betriebliche Aufwendungen 13. Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft 14. Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft 15. Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Beteiligungen, Anteile an verbundenen Unternehmen und wie Anlagevermögen behandelte Wertpapiere 16. Erträge aus Zuschreibungen zu Beteiligungen, Anteilen an verbundenen Unternehmen und wie Anlagevermögen behandelten Wertpapieren 17. Aufwendungen aus Verlustübernahme 18. Einstellungen in Sonderposten mit Rücklageanteil 19. Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit 20. Außerordentliche Erträge 21. Außerordentliche Aufwendungen

DM

DM

....

. . .. . . .. .... . . .. . . .. . . ..

. . .. . . .. . . ..

.. ..

.. .. . . .. . . .. ....

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22. 23. 24. 25. 26.

Außerordentliches Ergebnis Steuernvom Einkommen und vom Ertrag Sonstige Steuern, soweit nicht unter Posten 12 ausgewiesen Erträge aus Verlustübernahme Aufgrund einer Gewinngemeinschaft, eines Gewinnabführungs- oder eines Teilgewinnabführungsvertrags abgeführte Gewinne 27. Jahresüberschuß/Jahresfehlbetrag 28. Gewinnvortrag/Verlustvortrag aus dem Vorjahr 29. Entnahmen aus der Kapitalrücklage 30. Entnahmen aus Gewinnrücklagen a) aus der gesetzlichen Rücklage b) aus der Rücklage für eigene Anteile c) aus satzungsmäßigen Rücklagen d) aus anderen Gewinnrücklagen 31. Entnahmen aus Genußrechtskapital 32. Einstellungen in Gewinnrucklagen a) in die gesetzliche Rücklage b) in die Rücklage für eigene Anteile c) in satzungsmäßige Rücklagen d) in andere Gewinnrücklagen 33. Wiederauffüllung des Genußrechtskapitals 34. Bilanzgewinn/Bilanzverlust Abb. 3 Formblatt für die Staffelform der Gewinn- und Verlustrechnung für Kreditinstitute gemäß der Rechnungslegungsverordnung

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„Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen und bestimmte Wertpapiere sowie Zuführungen zu Rückstellungen im Kreditgeschäft"

„Erträge aus Zuschreibungen zu Forderungen und bestimmten Wertpapieren sowie aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft"

GuV-Pos. 13 (Staffelform) GuV-Pos. A 7 (Kontoform)

GuV-Pos. 14 (Staffelform) GuV-Pos. E 6 (Kontoform)

- Kreditgeschäft - Bildung von Globalabschreibungen auf Forderungen - Abschreibungen und Wertberichtigungen auf Forderungen - Zuführungen zu Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten und Kreditrisiken

- Kreditgeschäft - Auflösung von Globalabschreibungen auf Forderungen - Zuschreibungen zu Forderungen - Auflösungen von Rückstellungen für Eventualverbindlichkeiten und Kreditrisiken - Eingänge auf (ganz oder teilweise) abgeschriebene Forderungen - Wertpapierbereich (Wertpapiere der Liquiditätsreserve) - Auflösung von Globalabschreibungen auf Wertpapiere - Zuschreibungen

- Wertpapierbereich (Wertpapiere der Liquiditätsreserve) - Bildung von Globalabschreibungen auf Wertpapiere - Abschreibungen buchmäßiger Kursverluste - Realisierte Kursverluste

- Realisierte Kursgewinne = Summe der Erträge

= Summe der Aufwendungen 1

SALDO

1

wird in der Gewinn- und Verlustrechnung ausgewiesen Abb. 4

Überkreuzkompensation nach § 340f Abs. 4 H G B

Wertpapiergeschäft, also die beiden Hauptgeschäftsbereiche der Kreditinstitute, an diesem Saldo tragen; - in welchem Umfang realisierte bzw. unrealisierte Erfolgsbeiträge zum Saldo beigetragen haben; - inwiefern der Saldo auf der Anwendung handelsrechtlicher Bewertungsvorschriften (auch Wahlrechte) bzw. der bankenspezifischen Bewertungsmöglichkeiten beruht. Neben dieser nach § 340f Abs. 3 HGB gegebenen Kompensationsmöglichkeit erlaubt § 340c H G B Kreditinstituten zwei weitere Ausnahmen vom grundsätzlich geltenden Bruttoprinzip. Während der Abs. 1 der genannten Vorschrift Kreditinstituten zwingend vorschreibt, Erträge und Aufwendun-

gen aus Finanzgeschäften in der Gewinnund Verlustrechnung miteinander zu verrechnen, gewährt der Abs. 2 eine Kompensationsmöglichkeit für Aufwendungen und Erträge aus Finanzanlagen, also aus Beteiligungen, Anteilen an verbundenen Unternehmen und wie Anlagevermögen behandelten Wertpapieren. 2.4. Bankspezifische Inhalte von Anhang und Lagebericht Dem Anhang kommt als drittem Bestandteil des handelsrechtlichen Jahresabschlusses von Kreditinstituten eine die Bilanz und Erfolgsrechnung erläuternde und ergänzende Funktion zu. Die durch Aufnahme einer Vielzahl von Detailinformationen in den Anhang (u.a. 247

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§§ 284,285 HGB; § 160 AktG) generell angestrebte Verbesserung der Aussagekraft der handelsrechtlichen Rechnungslegung wird für Kreditinstitute jedoch durch die Ausnahmeregelungen der §§ 340a Abs. 2, 340f Abs. 2 und 4 HGB teilweise wieder eingeschränkt. Die folgenden Informationen, die für Kapitalgesellschaften anderer Branchen zwingend in den Anhang aufzunehmen sind, müssen im Anhang von Kreditinstituten nicht enthalten sein; in verschiedenen Fällen soll mit dem Verzicht auf Angaben im Anhang ausschließlich ermöglicht werden, daß die Kreditinstitute die vom Gesetzgeber durch § 340f Abs. 1 HGB anerkannten versteuerten Pauschalwertberichtigungen still bilden und auflösen können:

Neben diesen Aufhebungen der Berichtspflichten für Kreditinstitute im Anhang werden andere Bestimmungen modifiziert. So regelt z.B. § 34 Abs. 2 Nr. 2 der Rechnungslegungsverordnung die Angabepflichten der den Mitgliedern des Geschäftsführungsorgans, eines Aufsichtsrats, eines Beirats oder einer ähnlichen Einrichtung gewährten Vorschüsse und Kredite bzw. der zugunsten dieser Personen eingegangenen Haftungsverhältnisse. Gegenüber der allgemeinen Regelung für Kapitalgesellschaften gemäß § 285 Nr. 9 Buchstabe c HGB sind hier die Zinssätze, die wesentlichen Bedingungen sowie die gegebenenfalls im Geschäftsjahr zurückgezahlten Beträge der Vorschüsse und Kredite nicht anzugeben.

- Angabe der Vorschriften, nach denen steuerlich zulässige Wertberichtigungen gebildet worden sind (§281 Abs. 1 Satz 2 HGB; § 340f Abs. 2 Satz 2 HGB); - Angabe der Höhe der allein nach steuerrechtlichen Vorschriften vorgenommenen Abschreibungen, getrennt nach Anlage- und Umlaufvermögen, sowie der Aufwendungen und Erträge aufgrund von Einstellungen in den Sonderposten mit Rücklageanteil resp. entsprechender Auflösungen (§ 281 Abs. 2 HGB; § 340f Abs.2Satz2HGB); - Stellungnahme zu einem Jahresfehlbetrag oder Verlust, der das Jahresergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr wesentlich beeinträchtigt hat (§ 176 Abs. 1 Satz 3 AktG; § 176 Abs. 1 Satz 4 AktG); - Unterschiedsbeträge bei Anwendung der Gruppenbewertung oder von Verbrauchsfolgeverfahren, wenn die Bewertung im Vergleich zu einer Bewertung auf der Grundlage des letzten vor dem Abschlußstichtag bekannten Börsenkurses oder Marktpreises einen erheblichen Unterschied aufweist (§ 284 Abs. 2 Nr. 4 HGB; § 340a Abs. 2 Satz 1 HGB); - bestimmte Untergliederungen des Material- und Personalaufwandes des Geschäftsjahres bei Anwendung des Umsatzkostenverfahrens (§ 285 Nr. 8 HGB; § 340a Abs. 2 Satz 1 HGB); - Erläuterungen von Unterpositionen der Position „sonstige Rückstellungen", wenn sie einen nicht unerheblichen Umfang haben (§ 285 Nr. 12 HGB; § 340a Abs. 2 Satz 1 HGB).

Eine dritte Gruppe der den Anhang betreffenden Vorschriften für Kreditinstitute bilden die in Ergänzung zu den allgemeinen Regelungen für Kapitalgesellschaften erforderlichen Pflichtangaben.

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Beispielhaft seien hier genannt: - eine Aufgliederung der in den Aktivposten Nr. 5-8 enthaltenen börsenfähigen Wertpapiere nach börsennotierten und nicht börsennotierten Wertpapieren (§ 35 Abs. 1 Nr. 1 RechKredV); - der Gesamtbetrag der Vermögensgegenstände und der Gesamtbetrag der Schulden, die auf Fremdwährung lauten, jeweils in Deutscher Mark (§ 35 Abs. 1 Nr. 6 RechKredV); - bestimmte Angaben zu dem Posten „Nachrangige Verbindlichkeiten" (§ 35 Abs. 3 RechKredV); - bestimmte Angaben zu Termingeschäften (§ 36 RechKredV). Im Lagebericht, der als ein den Jahresabschluß ergänzendes Informationsinstrument aufzufassen ist (1.1.), berichten Kreditinstitute über den Geschäftsverlauf der vergangenen Rechnungslegungsperiode und über den voraussichtlich zu erwartenden Geschäftsverlauf, indem sie dort neben allgemeinen gesamtwirtschaftlichen Ausblicken Tendenzaussagen zur Entwicklung einzelner Sparten des Bankgeschäfts treffen. In diesem Zusammenhang ist es auch zunehmend üblich, (geänderte) geschäftspolitische Konzeptionen vorzustellen. Zudem wird auf Vorgänge von besonderer Bedeutung, die erst nach Schluß des Ge-

Externe Rechnungslegung und Prüfung schäftsjahres eingetreten sind, eingegangen. 3. Besonderheiten bei der Prüfung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses von Kreditinstituten Die spätestens bis zum Ablauf von fünf Monaten nach Schluß des Geschäftsjahres vorzunehmende Prüfung der handelsrechtlichen Rechnungslegung gemäß § 340k H G B (1.1. und 1.2.) hat im Kreditgewerbe eine besondere Bedeutung, da die Prüfungsverpflichtungen des Abschlußprüfers eng an den Interessen der Bankenaufsicht ausgerichtet sind. Insbesondere kommt es zu einer Erweiterung des Prüfungsumfangs sowie zu besonderen Offenbarungsverpflichtungen der Bankenprüfer gegenüber dem Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Ob dadurch ein ausreichender Ausgleich für die im Vergleich zu Unternehmungen anderer Branchen erweiterten jahresabschlußpolitischen Möglichkeiten geschaffen wurde, wird hier nicht untersucht. Eine Ausweitung der Prüfungsaufgaben bei Kreditinstituten erfolgt gem. § 29 Abs. 1 KWG durch die Kodifizierung der Prüfungs- und Berichtspflichten über die wirtschaftliche Lage der Kreditinstitute. Neben einer besonders detaillierten und umfangreichen Überprüfung des Kreditgeschäfts der Banken ist über Art und Umfang stiller Rücklagen, über die Veränderung der gemäß § 340f H G B gebildeten Rücklagen und über sich auf die Vermögenslage nachteilig auswirkende Verträge und schwebende Rechtsgeschäfte zu berichten. Darüber hinaus hat der Abschlußprüfer gem. § 29 Abs. 1 Satz 1 KWG festzustellen, ob das Kreditinstitut während des vergangenen Geschäftsjahres die verschiedenen, die Kreditgewährung und die Veränderung organisatorischer und wirtschaftlicher Grundlagen betreffenden Anzeigepflichten der Bankaufsichtsbehörde und der —* Deutschen Bundesbank gegenüber erfüllt hat. Bei der Berichterstattung über die Prüfung der richtigen und vollständigen Erfüllung der Anzeigepflichten der Kreditinstitute handelt es sich um eine Beurteilung der Ordnungsmäßigkeit der bankbetrieblichen Geschäftsführung hinsichtlich bankaufsichtsrechtlicher Regelungen. Mit der jährlichen Prüfung des Anzeigewesens soll die Einhaltung der Anzeigepflichten durch die

Externe Rechnungslegung und Prüfung Kreditinstitute sichergestellt werden. Ebenfalls geprüft wird die Einhaltung bestimmter Vorschriften bei der Ermittlung des haftenden Eigenkapitals des Kreditinstituts. Darüber hinaus erfüllt der Abschlußprüfer eine Krisenwarnfunktion, da ihm durch die Bestimmung des § 29 Abs. 2 Satz 1 KWG als Teil des Prüfungsauftrags die Verpflichtung auferlegt wird, Bundesaufsichtsamt und Bundesbank unverzüglich zu informieren, wenn ihm bei der Prüfung Tatsachen bekannt werden, die auf ökonomische Gefährdungen des Kreditinstituts hinweisen oder gewichtige Zweifel an der Ordnungsmäßigkeit der Bankgeschäftsführung aufkommen lassen. Schließlich gesteht § 28 KWG der Bankaufsichtsbehörde Kontroll- und Mitwirkungsrechte bei der Bestellung der Bankenprüfer zu. Der Bankenprüfer hat das Ergebnis der ihm auferlegten Prüfungspflichten in einen schriftlich zu verfassenden Prüfungsbericht aufzunehmen und diesen unverzüglich nach Beendigung der Prüfung dem Bundesaufsichtsamt und der Deutschen Bundesbank einzureichen sowie auf deren Verlangen zusätzlich zu erläutern (§ 26 Abs. 1 KWG i.V.m. § 29 Abs. 1 und 2 KWG). Lediglich bei Kreditgenossenschaften, die einem genossenschaftlichen Prüfungsverband angehören, sowie bei Sparkassen, die durch die Prüfungsstelle eines Sparkassen- und Giroverbandes geprüft werden, ist der Bericht über die Prüfung des handelsrechtlichen Jahresabschlusses nur auf Anforderung einzureichen (§ 26 Abs. 1 KWG). Findet im Zusammenhang mit einer —> Einlagensicherungseinrichtung eines Bankenverbandes eine weitere Prüfung der handelsrechtlichen Rechnungslegung statt, so ist auch der Bericht über diese Sonderprüfung vom Bankenprüfer ohne zeitliche Verzögerung an die genannten Behörden weiterzuleiten (§26 Abs. 2 KWG). Literatur: Bieg, Hartmut: Bankbilanzen und Bankenaufsicht. München 1983; Bieg, Hartmut: Auswirkungen der Bankbilanzrichtlinie der Europäischen Gemeinschaften auf die Einzelabschlüsse von Kreditinstituten. In: Z f b F 1988, S. 3-32 (Teil I) und S. 149-171 249

Externe Rechnungslegung und Prüfung (Teil II); Bieg, Hartmut: Bankbetriebslehre in Übungen. München 1992; Bieg, Hartmut; Hossfeld Christopher: Ausgewählte Regelungen der neuen Rechnungslegungsverordnung für Kreditinstitute. In: Bankinformation/Genossenschaftsforum 1993, S. 52-58; Birck, Heinrich; Meyer, Heinrich: Die Bankbilanz. 3. Aufl.; 1. Teillieferung, Wiesbaden 1976; 2. Teillieferung, Wiesbaden 1977; 3. und 4. Teillieferung, Wiesbaden 1979; 5. Teillieferung, Wiesebaden 1989; Waschbusch, Gerd: Die handelsrechtliche Jahresabschlußpolitik der Universalaktienbanken. Ziele - Daten - Instrumente. Stuttgart 1992; Waschbusch, Gerd: Liquiditätsausweis in Bankbilanzen - Was verbirgt sich hinter den Bilanzzahlen?. In: Bankkaufmann 1992, Heft 12, S. 39-42; Waschbusch, Gerd: Die Rechnungslegung der Kreditinstitute bei Pensionsgeschäften - Zur Rechtslage nach § 340b HGB. In: BB 1993, S. 172-179; Waschbusch, Gerd:Funktion, Inhalt und Aufbau des Anhangs von Kreditinstituten nach den neuen Rechnungslegungsvorschriften. In: DB 1993, S. 793-802. Prof. Dr. Hartmut Bieg, Saarbrücken

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EZU Exzedent der Teil einer - * Versicherungssumme oder eines Versicherungsschadens, der den —» Eigenbehalt (-> Maximum, —»Priorität) eines —» Erstversicherers übersteigt und einem oder mehreren Rückversicherern in Rückdeckung gegeben wird (—» Exzedentenrückversicherung).

EZU Europäische Zahlungsunion. Von 1950 bis 1958 bestehendes Abkommen zwischen den Ländern des Europäischen Wirtschaftsrates zur Abwicklung des —» Zahlungsverkehrs zwischen den —» Zentralbanken der Mitgliedsländer mit dem Ziel, weitgehende Konvertibilität zu erreichen. BIZ (Bank für internationalen Zahlungsausgleich) fungierte als Clearing Bank für Spitzensalden zwischen den Ländern. Wegen Konvertibilität für 14 westeuropäische Währungen wurde E. 1958 durch das EWA (—» Europäische Währungsabkommen) abgelöst.

F Factoring Der vertraglich festgelegte laufende Ankauf von Forderungen aus Lieferungen und Leistungen durch ein spezialisiertes Finanzierungsinstitut (Factor) mit oder ohne Übernahme des—» Ausfallrisikos. Der Veräußerer der Forderungen (Klient, Anschlußkunde) kann dabei dem Factor die gesamte Debitorenbuchhaltung, einschließlich —» Inkasso- und Mahnwesen übertragen. Das F. hat hauptsächlich folgende Funktionen: 1. Finanzierungsfunktion (Ankauf und Kreditierung der Forderungen); 2. Dienstleistungsfunktion (Verwaltung des Forderungsbestandes); 3. Kreditversicherungs- oder Delkrederefunktion (—* Delkredere) (Übernahme des Bonitätsrisikos). Je nach Umfang der durch den Factor übernommenen Funktionen und der technischen Ausgestaltung des Forderungsverkaufs lassen sich folgende Arten des F. unterscheiden: Echtes F. (Non-recourse-factoring, Old-Line-Factoring) liegt vor, wenn der Factor die Delkrederefunktion, also das—» Kreditrisiko, übernimmt. Der Factor kauft die Forderungen regreßlos an. Unechtes F. (Recourse-factoring) liegt dagegen vor, wenn das Forderungsausfallrisiko beim Klienten des Factors verbleibt. Beim stillen oder nicht notifizierten F. erfolgt keine Unterrichtung der Schuldner von der Abtretung der Forderung an das F.-Institut. Beim offenen oder notifizierten F. wird der Schuldner durch den Lieferer, meist in Form eines Rechnungsaufdrucks, benachrichtigt, daß die Zahlung der Schuld mit befreiender Wirkung nur an den Factor erfolgen kann. Beim halboffenen F. ist das F.-Institut als Bankverbindung auf der Rechnung angegeben. Beim Advance-F. bevorschußt der Factor die Forderungen ab dem Zeitpunkt des Ankaufs. Beim Eigen-Service-F. verzichtet der Klient ganz oder teilweise auf die Dienstleistungsfunktion des Factors. Das Export-F. wurde in der Bundesrepublik stets mit der Übernahme des Delkredererisikos durch den Factor betrieben. Zur Abdeckung des Kreditrisikos und der

Durchführung des —»Inkassos schaltet der westdeutsche Factor im jeweiligen Land des Schuldners Korrespondenz- oder Schwestergesellschaften ein. Beim Import F. kauft der westdeutsche Factor aufgrund vertraglicher Absprachen mit ausländischen F.-Gesellschaften nach üblichen Spielregeln Forderungen, die aufgrund von Lieferungen aus dem Ausland an westdeutsche Abnehmer entstanden sind, an. Der deutsche Factor trägt dabei das Delkredererisiko und nimmt das Inkasso der Forderungen vor. Die Finanzierungsfunktion verbleibt dagegen beim ausländischen Korrespondenz-Factor. Die Kosten des F. können entsprechend den übernommenen Funktionen in die Dienstleistungsgebühr (ca. 1-2,5% der Rechnungsbeträge), den Delkrederesatz (ca. 0,2-0,4%) und in die Kreditzinsen (orientiert am jeweils banküblichen Kontokorrentkreditsatz (—» Kontokorrentkredit)) zerlegt werden. Fahrzeugversicherung (häufig als Kaskoversicherung bezeichnet) Versicherungsart der —> Kraftfahrtversicherung, gewährt Versicherungsschutz bei Sachschäden an Kraftfahrzeugen. Nach dem Deckungsumfang unterscheidet man die Fahrzeugteilversicherung (Teilkaskoversicherung) und die Fahrzeugvollversicherung (Vollkaskoversicherung). Die Fahrzeugteilversicherung umfaßt im wesentlichen die Beschädigung, Zerstörung oder Verlust des Fahrzeugs durch Brand, Diebstahl, gewisse Elementarereignisse sowie einen Zusammenstoß des in Bewegung befindlichen Fahrzeugs mit Haarwild. Darüber hinaus bezieht sich der Versicherungsschutz einer Fahrzeugvollversicherung auf Schäden durch Unfälle sowie durch mutoder böswillige Handlungen betriebsfremder Personen (§ 12 Abs. 1AKB). Bei Beschädigung des Fahrzeugs hat der Versicherer die Wiederherstellungskosten zu ersetzen, bei Totalschäden zahlt der Versicherer den Zeitwert des Fahrzeugs. Wird eine —» Selbstbeteiligung vereinbart, trägt der Versicherer den Teil des Schadens, der über die Höhe der Selbstbeteili251

Faksimile gung hinausgeht. Die —» Versicherungsprämie bemißt sich nach der Höhe einer vereinbarten Selbstbeteiligung, außerdem nach Typ- und Regionalklassen und der Zugehörigkeit zu bestimmten Berufsgruppen. Faksimile eine im Wege der mechanischen Vervielfältigung hergestellte Namensunterschrift. Von lat. „facsimile" („Mache ähnlich"). Faksimile-Anlage —»Telescheck-Anlage. Fakultative (freiwillige) Rückversicherung Form der —> Rückversicherung, bei der ein —» Erstversicherer einzelne Risiken an einen —»Rückversicherer weitergibt. Im Gegensatz zur - » obligatorischen Rückversicherung entscheidet der Erstversicherer im Einzelfall, ob, in welcher Höhe und an welchen Rückversicherer Risiken übertragen werden. Auch der Rückversicherer entscheidet in jedem Fall einzeln über die Annahme oder Ablehnung eines Angebotes. F. R . eignen sich insbesondere zur Abdeckung von Spitzenrisiken, die sich aus einem Versicherungsbestand mit überwiegend gleichen Haftungssummen abheben. Fakultativklausel Auf dem —» Überweisungsauftrag der Vermerk: „oder ein anderes —» Konto des Empfängers". Mit dem Urteil vom 5. Mai 1986 hat der Bundesgerichtshof eine F. auf Überweisungsvordrucken für unwirksam erklärt. Damit entfällt für Kreditinstitute die Möglichkeit, Beträge auf ein anderes als das angegebene Konto des Empfängers gutzuschreiben. Familienversicherung in der gesetzlichen-» Krankenversicherung die Ausdehnung des Versicherungsschutzes auch auf Familienangehörige, die einen Leistungsanspruch selbst unmittelbar geltend machen können. Die F . , die in § 10 S G B V gesetzlich geregelt ist, hat die bis zum 31.12.1988 übliche Familienhilfe abgelöst. Unter den im Gesetz genannten Voraussetzungen sind der Ehegatte und die Kinder eines Mitgliedes als Familienangehörige beitragsfrei mitversichert. Die Familienangehörigen haben die gleichen Leistungsansprüche wie die Mitglieder und sind damit ihnen gleichgestellt. 252

Fédéral Deposit Insurance Corporation (FDIC) Familien-, Unfall- und Sterbegeldversicherung (FUST-Versicherung) im Rahmen einer —» Zeitschriftenversicherung gewährter Versicherungsschutz bei Unfällen und im Sterbefall. Die F. ist als Familienversicherung konzipiert, bei der ein Schaden versichert ist, der durch Unfall oder Tod eines Familienmitglieds entsteht. Die F. zählt zu der Gruppe der —> Kleinlebensversicherungen . Familienversorgungs-Versicherung Variante einer—» Termfixversicherung, bei der die Versicherungsleistung darin besteht, entweder bei Ablauf der Versicherung eine vereinbarte Summe zu zahlen oder im Todesfall des Versicherten ein Sterbegeld und eine monatliche Zeitrente an die Hinterbliebenen bis zum Vertragsende zu gewähren. F. stellen eine ideale Absicherung der Familie dar, sie sind dennoch in Deutschland von untergeordneter Bedeutung. Fazilität 1. —» Kreditfazilität. 2. Im kaufmännischen Geschäftsverkehr die Einzelheiten eines Geschäfts. FDIC —» Fédéral Deposit Insurance Corporation. Fédéral Charter —»Dual Banking. Fédéral Deposit Insurance Corporation (FDIC) US-amerikanische Bundesbehörde, die 1933 in Folge der Bankenkrise im Rahmen des —» Fédéral Reserve Act geschaffen wurde und seit 1950 auf der Rechtsgrundlage des Fédéral Deposit Insurance Act arbeitet. Hauptaufgabe der F D I C ist die Versicherung von Einlagen der bei ihr angeschlossenen Banken. Versicherungspflicht besteht für National Banks, solche State Banks, die freiwillig Mitglied im Fédéral Reserve System sind, sowie für Niederlassungen ausländischer Banken, wenn deren Mindesteinlagesummen unter 100000 $ liegen. Viele nicht versicherungspflichtige Banken versichern ihre Einlagen aus Wettbewerbsgründen freiwillig bei der F D I C . Eine weitere Aufgabe besteht in der Aufsichtstätigkeit, die jedoch faktisch nur bei solchen Banken ausgeübt wird, die nicht von den beiden anderen Aufsichtsorganen,

Federal Reserve Act

Federal Reserve Banks (FRB)

dem —> Comptroller of the Currency und dem—» Federal Reserve System erfaßt sind. Die Leitung der FDIC obliegt einem dreiköpfigen Gremium, dem der Comptroller of the Currency sowie zwei auf sechs Jahre vom US-Präsidenten ernannten Mitglieder angehören. Federal Reserve Act US-amerikanisches Bundesgesetz aus dem Jahre 1913, mit dem das amerikanische Zentralbankensystem, das —» Federal Reserve System (FRS), gesetzlich verankert wurde. Seine generellen Bestimmungen werden jeweils durch Vollzugserlasse (Regulations) konkretisiert, die alphabetisch von A-Z geordnet sind. Federal Reserve Banks (FRB) eine der drei das US-amerikanische —» Federal Reserve System tragenden Gruppen.

Aufgabe der insgesamt 12 FRB ist die praktische Umsetzung der vom —» Board of Governors of the FRS beschlossenen Geldund Kreditpolitik. Jede dieser Banken ist die Zentrale eines mehrere Staaten umfassenden, unabhängig von den Staatsgrenzen verlaufenden Federal Reserve District mit folgenden Hauptsitzen: Boston, New York, Philadelphia, Cleveland, Richmond, Atlanta, Chicago, St. Louis, Minneapolis, Kansas City, Dallas und San Francisco. Die FRB sind privatrechtlich organisierte Institute, deren Grundkapital von den FRSMitgliedsbanken des betreffenden Distrikts gehalten wird. Dabei setzt sich das neunköpfige Direktorium aus jeweils drei Vertretern der Mitgliedsbanken (A-class-directors), drei Vertretern der Wirtschaft (Bclass-directors) und drei vom Board of Governors of the FRS bestimmten Perso-

Board of Governors 7 Mitglieder ernannt durch den Präsidenten der USA, bestätigt durch den Senat

Federal open market committee Mitglieder des Board ofthe Governors (7)

Vertreter der Federal Reserve Banks (5)

Federal advisory council 12 Mitglieder aus dem Direktorium der Federal Reserve Banks

Wahl

00

c 3 C C

C iPJ

Entsendung Federal Reserve Banks (12 Banken, 24 Zweigstellen)

Jede Bank hat 9 Direktoren: 3 Direktoren Klasse A 3 Direktoren Klasse B 3 Direktoren Klasse C

(Bankwesen) \ (Geschäftswelt) J (Öffentlichkeit) | Bereitstellung des Kapitals

Mitgliedsbanken (5.800) Jede Bankengruppe, gegliedert nach Größenklassen, wählt einen Klasse-A- und einen Klasse-B-Direktor ihrer FR-Bank: Großbanken ( 600) ] Mittlere Banken (2.100) > Kleine Banken (3.100) J Schaubild zu Federal Reserve System 253

Federal Reserve Board nen (C-class-directors) zusammen. (Schaubild s.S. 253) Federal Reserve Board —»Board of Governors of the FRS. Federal Reserve System (FRS) Zentralbankensystem der USA, das endgültig 1913 durch den —» Federal Reserve Act geschaffen wurde, der eine Entwicklungsgeschichte zu Ende brachte, die bereits 1791 mit der Gründung einer „First Bank of the United States" begann. Das FRS setzt sich im wesentlichen aus der Zentralbehörde in Washington (dem —» Board of Governors of the FRS), den —» Federal Reserve Banks und den Mitgliedsbanken des Zentralbankensystems zusammen (vgl. Abb.). Diese Mitgliedsbanken, zu denen zwangsläufig alle —> National Banks und, sofern freiwillig eingetreten, die —> State Banks gehören, tragen das FRS. Sie müssen einen Anteil in Höhe von 3% ihres Eigenkapitals dort halten, für den eine Dividende von maximal 6% gezahlt wird. Die Aufgaben der FRS entsprechen in etwa denen der —> Deutschen Bundesbank. Zunächst fungiert es als Bank der Banken, indem Konten zur Erfüllung der Mindestreservepflicht und zur Abwicklung des Interbanken-Zahlungsverkehrs bereitgestellt werden. Daneben arbeitet das FRS als Bank der US-Bundesregierung, indem es den Zahlungsverkehr und die Emissionstätigkeit des Bundes betreut und an der Bankenaufsicht beteiligt ist. Ein weiteres Tätigkeitsgebiet liegt in der Sicherung der Stabilität der Währung. Hierzu besitzt das FRS zunächst das Monopol zur Banknotenausgabe , des weiteren kann es sich der geldund kreditpolitischen Instrumente, insbesondere der —» Diskont-, der —» Offenmarkt- und der —» Mindestreservepolitik bedienen. Eine hohe Bedeutung innerhalb der Geldund Kreditpolitik kommt der vom Federal Open Market Committee bestimmten Offenmarktpolitik zu, deren Operationen grundsätzlich von der Federal Reserve Bank in New York ausgeführt werden. Das Schaubild zeit ein Organigramm des FRS (Schaubilds. S. 253). Feinsteuerung auf einzelne Geschäftsbereiche der Bank 254

Festwertbanken ausgerichteter Steuerungsansatz, der die im Rahmen der—» Globalsteuerung formulierten Ziele umgesetzt. Die F. weist einen typischerweise hohen Detaillierungsgrad ihrer Steuerungsgrößen auf, bei denen es sich im wesentlichen um Erlöse, Kosten und Geschäftsvolumina handelt. Entsprechend der größeren Detaillierung ist auch der Zeithorizont im Normalfall nicht länger als ein Jahr. Die F. ist Gegenstand des operativen Controlling. Ferngiro-Effektenscheck Wertpapierfernscheck dient der Übertragung von Wertpapiersammelbestandanteilen auf Kontoinhaber bei einem anderen Kassenverein (—» Wertpapiersammelbank), auch im grenzüberschreitenden —» Effektengiro. Fester Vorschuß schweizerische Bezeichnung für festverzinsliche Ausleihungen Schweizer Banken, die über eine fixierte Geldsumme lauten und zu einem bestimmten Zeitpunkt oder auf Kündigung hin zurückbezahlt werden müssen. Die entsprechende Bankbilanzposition lautet: feste Vorschüsse und Darlehen. —»Festzinsposition. Festgeld im Gegensatz zum —> Kündigungsgeld Art der —» Termineinlage mit einer bestimmten vereinbarten —» Laufzeit, die nach Ablauf der Festlegungszeit sofort fällig wird und sich in eine —»Sichteinlage umwandelt. Als F. werden nur größere Beträge, in der Regel ab 10000,- DM, angenommen. Festkonto —» Konto für —> Festgeld, d.h. —> Termineinlage, die an einem im voraus bestimmten Tag zur Rückzahlung fällig ist. Festwertbanken Banken, die in Zeiten schwankender Währungen errichtet werden, um einen wertbeständigen Zahlungs- und Kreditverkehr zu garantieren. So wurden beispielsweise in der Inflationszeit 1923 verschiedene F. gegründet, die ihren Geschäften feste Rechnungseinheiten zugrunde legten (Rechenbasis waren Gold oder Roggen). Nach der Stabilisierung der Währung werden F. wieder aufgelöst bzw. ändern ihren Geschäftszweck.

Festziiisaltgeschäft Festziiisaltgeschäft die vor einem Stichzeitpunkt abgeschlossenen Finanzgeschäfte mit einer fest vereinbarten Zinsbindungsdauer. Festzinslücke —> Festzinsposition. Festzinsposition Bilanzposition, deren Grundlage ein Geschäft ist, bei dem eine Zinsbindungsdauer vereinbart wurde. Ist ein F. nicht durch ein zinsbindungskongruentes Gegengeschäft geschlossen (geschlossene F.), wird von einer offenen F. gesprochen. Auf der bilanziellen Gegenseite existiert dann eine Festzinslücke. Offene F. sind eine Hauptdeterminante zur strukturellen Steuerung des —> Zinsänderungsrisikos, da Festzinsüberhänge auf einer Seite der Bankbilanz bei bestimmten Zinsentwicklungen negative Erfolgswirkungen haben können. —> offene Festzinsquote, —> variabel verzinsliche Position. Festzins risiko - * Zinsänderungsrisiko. Feuer-Betriebsunterbrechungsversicherung Form der —> Betriebsunterbrechungsversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf Sach-Folgeschäden bezieht, die Betrieben dadurch entstehen, daß sie aufgrund von Feuerschäden den Geschäftsbetrieb ganz oder teilweise unterbrechen müssen. Im einzelnen sind der entgehende Betriebsgewinn und fortlaufende Betriebskosten (Löhne, Gehälter, Mieten usw.) versichert. Im Gegensatz dazu wird durch eine —» Feuerversicherung nur der entstandene Sachschaden abgedeckt. Je nach Ausgestaltung des Versicherungsvertrages und nach Deckungsumfang kann eine F. im Rahmen einer Klein- (Klein-BU) oder als Groß-Betriebsunterbrechungsversicherung (Groß-BU) abgeschlossen werden. Die Klein-BU umfaßt den Versicherungsschutz hinsichtlich der durch Feuer verursachten Folgeschäden zusätzlich zu einer-» Sachversicherung. Dabei kann die—> Versicherungssumme maximal DM 750000 betragen. Bei einer Groß-BU handelt es sich um eine selbständige Versicherung, die in beliebiger Höhe unabhängig von bereits bestehenden Versicherungsverträgen abgeschlossen werden kann.

FIBOR Feuerversicherung eine der ältesten —» Sachversicherungen, die Schäden abdeckt, die durch Brand, Blitzschlag, Explosion, Anprall oder Absturz eines bemannten Flugkörpers, seiner Teile oder seiner Ladung verursacht werden. Neben den Sachsubstanzschäden übernimmt der Versicherer bestimmte Folgeschäden, die im ursächlichen Zusammenhang mit dem Schadenereignis stehen, wie beispielsweise Aufwendungen für Rettungsmaßnahmen, Aufräumungs- und Abbruchkosten oder Mietausfälle bis zum Ablauf von 6 Monaten. Versichert werden können Gebäude und bewegliche Sachen, die sich in den im —> Versicherungsvertrag näher bezeichneten Räumen befinden, d.h. der Feuerversicherungsschutz ist grundsätzlich ortsgebunden. Der Versicherungsschutz erstreckt sich auf das Eigentum des Versicherungsnehmers, darüber hinaus ist in bestimmten Fällen fremdes Eigentum mitversichert. Während früher im Schadenfall der Zeitwert ersetzt wurde, ist es heute möglich - insbesondere bei Gebäuden - den Neuwert zu versichern (—> Neuwertversicherung, —» Gleitende Neuwertversicherung). Die F. stellt damit auch ein Mittel zur Kreditsicherung dar. Die rechtlichen Grundlagen bilden neben dem Versicherungsvertragsgesetz (insbesondere §§ 81-107c W G ) —> allgemeine und —» besondere Versicherungsbedingungen. Im Bereich der Gebäudefeuerversicherung besteht in einigen Bundesländern eine Versicherungspflicht (—» Zwangsanstalten) bzw. ein Ausschließlichkeitsrecht eines öffentlich-rechtlichen Versicherers (—» Monopolanstalten). Feuerwehrfonds —» Fonds des privaten Bankgewerbes zur Einlagensicherung. Er sieht eine Sicherungsgarantie (—» Garantie) für Einlagen von Nichtbanken bis zu 30% des haftenden —>Eigenkapitals der Bank vor. Der Eintritt einer Bank in diesen F. ist an Auflagen geknüpft, u.a. wird die Mitgliedschaft im Prüfungsverband deutscher Banken e.V. vorausgesetzt. FIBOR —> Frankfurt Interbank Offered Rate, deutscher Referenzzinssatz für den Geldmarkt. 255

Filiale Filiale Nebenstelle einer Bank an anderen Plätzen als dem Sitz der Zentrale. Insbesondere—> Großbanken besitzen ein weitgestreutes System von F. im In- und Ausland. F. sind rechtlich unselbständige —» Geschäftsstellen, die dennoch in ihrer Geschäftstätigkeit und Entscheidungsbefugnis nur wenigen Beschränkungen unterliegen. So sind sie an zentrale Richtlinien gebunden, die z.B. den Umfang der Vollmachten im Kreditgeschäft regeln. Zumeist ist es den F. nicht gestattet, zu Anlagezwecken eigene Bestände an Wertpapieren, Wechseln oder Devisen zu halten. Für die Errichtung, Verlegung und Schließung von F. schreibt der Gesetzgeber eine Anzeigenpflicht vor (§ 24 Abs. 1 Nr. 7 KWG). Die frühere Erlaubnispflicht bezieht sich heute nur noch auf F. ausländischer Unternehmen (§ 53 Abs. 2 Nr. 5 KWG). Eine Unterscheidung zwischen F. und —> Zweigstellen wird im Gesetz nicht vorgenommen. Vielmehr steht der Sammelbegriff „Zweigstelle" für alle Arten von Nebenstellen von Kreditinstituten. Filialkalkulation Teilgebiet der—> Kostenträgerrechnung im Bankbetrieb, die den Erfolg einer Geschäftsstelle untersucht. —» Geschäftsstellenrechnung. Finalprinzip Schichtungsprinzip im Rahmen der —» Schichtenbilanz, nach dem ein Zusammenhang zwischen einzelnen Aktiv- und Passivpositionen hergestellt wird. Nach dem F. soll der Verursachungszusammenhang berücksichtigt werden, der dann zwischen Aktiv- und Passivpositionen besteht, wenn Mittel konkret zur Finanzierung bestimmter Aktivgeschäfte aufgenommen werden. Financial Engineering 1. als Dienstleistung von Banken innerhalb ihrer —* Corporate Finance-Aktivitäten: Realisierung einer an den individuellen Kundenbedürfnissen orientierten Kombination von Finanzierungsinstrumenten zur Schaffung einer spezifischen Problemlösungsvariante (—*Investment Banking). 2. in der Finanztheorie: Zerlegung von Finanztiteln (insb. derivative Finanzierungsinstrumente) in ihre Grundelemente, um sie anschließend einzeln zu bewerten oder 256

Finanzakzept nach kundenspezifischen Anforderungen wieder zusammenzufügen (Finanzchemie). Financial-Futures standardisiertes Finaqztermingeschäft (—» Futures). F. entwickelten sich an den internationalen Finanzmärkten wegen starker Kursschwankungen und einem damit einhergehenden Absicherungsbedürfnis besonders erfolgreich und gehören heute zu den etablierten Finanzinnovationen. Abgeschlossen werden F. aus Sicherheitsüberlegungen (—» Hedging), aber auch zur Spekulation und zur—» Arbitrage. Zu den F. zählen Precious Metal-Futures im Terminhandel mit Edelmetallen, Currency-Futures (Devisenterminkontrakte) zur Absicherung von Valutapositionen gegen Währungsrisiken, Stock-Index-Futures (Terminkontrakte auf der Basis von Aktienindices) zur Absicherung von Aktienportefeuilles gegen Kursrisiken und Zins-Futures (Zinsterminkontrakte auf der Basis eines synthetischen Zinspapiers) zur Absicherung von Wertpapierbeständen gegen Zinsänderungsrisiken. Financial-Leasing —» Finanzierungsleasing. Financial Service Industry Schlagwort im US-amerikanischen Bankgeschäft, mit dem der zunehmende Wettbewerb der Geschäftsbanken um Finanzdienstleistungen charakterisiert wird. So drangen seit Beginn der 80er Jahre -» Investment Banks mit großem Erfolg in Geschäftsbereiche ein, die ursprünglich den—» Commercial Banks vorbehalten waren und umgekehrt. Zudem habe eine Reihe weiterer Finanzinstitute (—» Nonbank-Banks) mit der Aufnahme des Bank- und banknahen Dienstleistungsgeschäfts begonnen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen werden durch die in der F. tätigen Institute dabei bis zur äußersten Grenze ausgenutzt, wobei der —» Depository Institutions Deregulation and Monetary Act von 1980 maßgeblich diese Entwicklung beeinflußt hat. Finanzakzept Akzeptierter —» Finanzwechsel; Papier, dem kein Warengeschäft zugrunde liegt, das vielmehr allein der Geldbeschaffung dient. F. (mit Ausnahme von —> Privatdis-

Finanzanalyst konten) dürfen von der Bundesbank (—» Deutsche Bundesbank) grundsätzlich nicht diskontiert werden. So benutzen kleinere Banken —> Bankakzepte als F., d.h. ausschließlich zum Zweck der Refinanzierung.

Finanzanalyst Ersteller von Analysen von —» Wertpapieren (—> Rentenanalyse, —> Aktienanalyse). Berufsverband der F.: Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (—» DVFA). F. sind vorwiegend in den Wertpapierbereichen der Banken und Versicherungen sowie in sonstigen mit der Anlageberatung befaßten Institutionen tätig.

Finanzbudget gibt im Rahmen der Finanzplanung und Budgetierung die geplanten Einnahmen und Ausgaben den einzelnen Entscheidungs- und Handlungsträgern als verbindliche Orientierung vor. Das F. weist drei Eigenschaften auf: Erstens reglementiert es die geplanten Zahlungsströme dem Betrag nach, zweitens regelt es die qualitative Struktur der geplanten Zahlungsbewegungen und drittens regelt es die zeitliche Bindung der Zahlungsströme.

Finanzierung Im engen Sinn: Kapitalbeschaffung. Im weiteren Sinn: sämtliche Finanzdispositionen, die der Sicherung des finanziellen Gleichgewichts dienen. Finanzierungsarten: Unterscheidung nach 1. —* Außenfinanzierung (exogene oder Marktfinanzierung) und —» Innenfinanzierung (endogene oder —> Selbstfinanzierung 1.w.S.) sowie Zwischenformen (z.B. konzerninterne F.). 2. Eigenfinanzierung (Finanzierung mit —» Eigenkapital) und —» Fremdfinanzierung (Finanzierung mit —» Fremdkapital) sowie Zwischenformen (z.B. —* Genußschein, Gewinnobligation, partiarisches —» Darlehen). Die Kombination beider Einteilungskriterien ergibt folgende Finanzierungsmatrix:

Finanzierungspapiere Außenfinan- Innenfinanzierung zierung Eigenkapital (exogene (endogene bzw. Eigen- oder Markt- oder Selbstfinanzierung finanzierung) finanzierung i.w.) Beteiligungs- —» Gewinnfinanzierung thesaurierung (z.B. Aktien- (Selbstfinanemission) zierung i.e.S.) F. durch Vermögensumschichtung (—»Abschreibungen, Erhöhung des Kapitalumschlags) Fremdkapital Kreditfinan- Eigengebildebzw. Fremd- zierung (z.B. tes Fremdfinanzierung —»Kredite, kapital —> Anleihen, (z.B. ^ R ü c k —»Hypothe- stellungen) karkredite) 3. Langfristige F. (z.B. Anleihen, Hypothekarkredit, Schuldscheindarlehen) und kurzfristige F. (z.B. —» Kontokorrentkredit). 4. Einmalige F. (Gründung, Erweiterung, Fusion, Sanierung, Liquidation) und laufende Finanzierung (Aufnahme kurzfristiger Kredite, z.B. Kontokorrentkredite) Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen —> F. mit dem Teil der Einzahlungen, denen in der Gewinn- und Verlustrechnung —» Abschreibungen oder in der Bilanz —» Rückstellungen gegenüberstehen. Finanzierungsleasing —» Leasing im engeren Sinne (zumal im deutschen Sprachraum) als (bloße) —» Finanzierung einer Gebrauchsüberlassung, ohne Nebenleistungen, zumeist von Leasinggesellschaften gewährt, unkündbar oder nur höchst eingeschränkt kündbar. Finanzierungspapiere Vom Bund oder anderen öffentlichen Stellen zur —» Finanzierung eines kurzfristigen öffentlichen -» Kreditbedarfs begebene —> 257

Finanzierungsschätze Wertpapiere (—» Schatzwechsel, -» USchätze), die auf dem —> Geldmarkt gehandelt werden. Finanzierungsschätze Von Bund, Ländern, Sondervermögen, Bahn und Post emittierte —» Wertpapiere in einer Stückelung ab 1000,— DM bis 500000,- DM pro Geschäftstag und Person mit einer —» Laufzeit von 1 oder 2 Jahren. F. werden über Banken abgezinst an jedermann außer an Banken und Gebietsfremde verkauft und zum —» Nennwert nach der Laufzeit zurückgekauft. F. sind nicht börsenfähig (—»Börse). Finanzinnovationen I. Begriff und Wesen von Finanzinnovationen Die Entwicklung an den nationalen und internationalen Finanzmärkten war in der letzten Dekade neben tiefgreifenden strukturellen Veränderungen des rechtlichen und wirtschaftlichen Umfeldes insbesondere durch die mit zunehmender Geschwindigkeit ablaufende Neuentwicklung und Variation von Finanzmarktleistungen gekennzeichnet. Konstitutives Merkmal dieser mit dem Prädikat „innovativ" gekennzeichneten Entwicklungen im monetären Bereich sowie der neuen - dem Rubrum Finanzinnovationen (FI) zu subsumierenden - Absicherungs-, Anlage- und Finanzierungsfazilitäten ist es, daß sie den Marktteilnehmern grundsätzlich neue, durch bisher am Markt existente Leistungsarten nicht dargebotene Dispositionsmöglichkeiten über monetäre Größen eröffnen. Da die „Neuheit" bzw. besser der Neuartigkeitscharakter einer Leistung ein relatives Charakteristikum ist, erscheint es für eine Begriffsabgrenzung notwendig, das Neuartigkeitskriterium im Hinblick auf die jeweilige Untersuchungssituation zu konkretisieren. Hierbei stellt sich primär die Frage nach der zeitlichen Dimension einer Innovation. Generelle Aussagen über den Zeitraum, in dem eine Leistung (noch) als „neu" gilt, lassen sich wohl kaum ableiten. Je nach der betrachteten Leistungsart und der Geschwindigkeit, mit der eine neue Leistung am Markt aufgenommen und imitiert wird, werden hier erhebliche Unterschiede festzustellen sein. Doch gerade bei Dienstleistungen im Finanzbereich, die 258

Finanzinnovationen im Gegensatz zu Innovationen im Realgüterbereich keinen Patentschutz genießen und zu deren Erstellung üblicherweise keine grundsätzlichen Veränderungen des technischen Leistungsapparates notwendig sind, wird die Imitationsgeschwindigkeit ausreichende Erfolgschancen am Markt vorausgesetzt - relativ hoch sein. Neben der zeitlichen Dimension ist bei einer Innovation die Subjektdimension zu untersuchen, d.h., es ist zu fragen, für wen, für welche Marktteilnehmer bzw. für welche Marktbereiche die angebotenen Leistungen eine Neuheit darstellen. Hierbei können unterschiedliche rechtliche und wirtschaftliche Rahmenbedingungen durchaus dazu führen, daß eine Leistung für bestimmte Marktbereiche und/oder Marktteilnehmer als Innovation aufzufassen ist, während die gleiche Leistung an anderen Märkten bereits zum traditionellen Anlage- und Finanzierungsinstrumentarium zu zählen ist. Ein Beispiel dafür, wie die Subjektdimension den Neuartigkeitscharakter einer Leistungsart beeinflußt, sind die-» commercial papers. Während sie am US-amerikanischen Inlandsmarkt seit vielen Jahren zu den traditionellen Instrumenten der kurzfristigen Unternehmungsfinanzierung zählen, konnten sie sich am Euromarkt erst in jüngerer Zeit etablieren; am bundesdeutschen Inlandsmarkt ist dieses Instrument aufgrund der hier herrschenden wirtschaftlichen und rechtlichen Kontextbedingungen bisher nicht zulässig. Unabhängig von der zeitlichen Dimension und der Subjektdimension ist als drittes Wesensmerkmal einer Innovation die Intensitätsdimension der Neuheit zu analysieren. Es ist hierbei zu überprüfen, in welchem Maße sich die als Innovation bezeichnete Leistung von bisherigen Marktleistungen unterscheidet. Die in der Literatur hierzu vorgeschlagenen Abgrenzungen zum Beispiel in „wesentliche" und „geringfügige" Innovationen, in „Finanz-" und „Typeninnovationen" sowie in „originäre Innovationen" und „Folgeinnovationen" mögen theoretische Relevanz besitzen, dürften sich jedoch für eine trennscharfe Begriffsabgrenzung in der Praxis nur bedingteignen. Versucht man somit, bei einer terminologischen Abgrenzung des angesprochenen

Finanzinnovationen Problembereichs die vielschichtigen und komplexen Entwicklungen sowie die damit zusammenhängende Generierung neuer Finanzmarktleistungen möglichst vollständig zu berücksichtigen, so erscheint es - einem weiten Begriffsverständnis folgend - sinnvoll, unter Zugrundelegung der aufgeführten Innovationsdimensionen alle diejenigen Entwicklungen an den Finanzmärkten als „FI" zu bezeichnen, die mindestens hinsichtlich einer der drei Dimensionen Neuartigkeitscharakter aufweisen. Auf eine weitere Begriffsdifferenzierung in Leistungsarteninnovationen, Prozeßinnovationen, Banksysteminnovationen, institutionelle Innovationen und dergleichen mehr soll hierbei jedoch bewußt verzichtet werden, da die Ursache-Wirkungs-Beziehungen zwischen diesen Entwicklungen äußerst komplex sind und eine Trennung zwischen innovativen Prozessen der Leistungserstellung einerseits und den als Ergebnis dieser Leistungserstellungsprozesse erzeugten Marktleistungen andererseits nicht eindeutig möglich erscheint. 2. Funktionale Klassifikation von Finanzinnovationen Unabhängig von der Frage einer Begriffspräzisierung lassen die große Zahl von unterschiedlichen neuen Instrumenten und die Vielschichtigkeit ihrer Funktionen und Wirkungsweisen es nicht sinnvoll erscheinen, pauschal von „den" Innovationen zu sprechen. Im Interesse einer eindeutigen Verständigung und einer sachlichen und differenzierten Auseinandersetzung mit dem Phänomen der FI ist es vielmehr notwendig, die angesprochenen Innovationen explizit zu benennen, zu enumerieren oder Innovationen mit gleichen konstitutiven Merkmalen bzw. ähnlichen ökonomischen Funktionen zusammenzufassen und Aussagen über einzelne, weitgehend homogene Klassen von innovativen Instrumenten und Verfahren zu treffen. Der Versuch, die unterschiedlichen, an den nationalen und internationalen Finanzmärkten in jüngerer Zeit kreierten Instrumente in einem eindeutigen, überschneidungsfreien und aussagekräftigen Betrachtungs- und Analyseschema zusammenzufassen, führt jedoch entweder zu einer starken Vereinfachung der Sachverhalte zu Lasten der Aussagefähigkeit oder zu einer

Finanzinnovationen Klassifikation, die zwar einen hohen Erklärungswert aufweist, eine eindeutige und überschneidungsfreie Zuordnung jedoch nicht in jedem Fall zuläßt. In den Untersuchungsberichten der Bankaufsichtsbehörden (—* Bankenaufsicht) sowie der —» Bank für Internationalen Zahlungsausgleich - welche sich in einer Untersuchungskommission intensiv mit dem Phänomen der FI auseinandergesetzt hat - haben sich zwei Klassifikationsmöglichkeiten für eine problemorientierte Verständigung über den Themenkreis FI als praktikabel erwiesen. Einerseits werden in einer relativ groben Klassifikation nach dem Kriterium , Abbildung und quantitative Erfassung in der Bilanz" bilanzwirksame und bilanzneutrale Instrumente unterschieden, andererseits versucht man, eine Einteilung der FI anhand ihrer Wirkungsweise und ökonomischen Funktion im Finanzierungsprozeß vorzunehmen. Nach diesem Kriterium lassen sich die unterschiedlichen neuen Erscheinungen an den Finanzmärkten in folgende Klassen einteilen: a) Innovationen, die die Möglicheit der Risikoübertragung und der Risikoallokation verbessern, b) Innovationen, die eine Verbesserung der Liquidität an den Märkten hervorrufen, c) Innovationen, die neue Möglichkeiten der Kreditbeschaffung bzw. der Fremdkapitalaufnahme ermöglichen, d) Innovationen, die die Möglichkeit der Eigenkapitalaufnahme ausweiten. Die Innovationen, die eine Verbesserung der Risikoübertragung ermöglichen, können weiter differenziert werden in solche, die primär der Absicherung von Preisänderungsrisiken dienen, und solche, die eine Verlagerung des Kreditrisikos erlauben. Zur ersten Gruppe sind vor allem —» Futures, —» Optionen und Forward rate agreements zu zählen, aber auch die unterschiedlichen Formen von - » Swaps, —> Caps und - » Floating rate notes gehören zu dieser Gruppe. Zu den Instrumenten, die eine Verlagerung des Kreditrisikos erleichtern bzw. automatisch eine solche bewirken, zählen die transferable loan facilities, die diversen Formen der —» Euronotes sowie die Commercial-paper-Programme. 259

Finanzinnovationen Gleichermaßen sind die zuletzt genannten Instrumente auch dazu geeignet, die Refinanzierungs- und Liquiditätssituation der beteiligten Marktparteien zu verbessern. Wie dies ermöglicht wird, kann anschaulich am Beispiel der euronote facilities, einer Finanzierungsalternative, die gemäß ihrer Funktionsweise Komponenten des traditionellen —» Konsortialkredites und der Anleihefinanzierung, d.h. Elemente des —» Kredit- und des —> Kapitalmarktes miteinander verbindet, gezeigt werden. Im Gegensatz zum traditionellen Konsortialkredit fungieren die Banken bei den euronote facilities nicht mehr - zumindest nicht direkt - als Kreditgeber, sondern die vom Schuldner benötigten Mittel werden - normalerweise abgesichert durch langfristige Finanzierungszusagen der underwriter-Banken analog zu einer Anleihefinanzierung über die Plazierung von kurzfristigen (1 bis 6monatigen) notes am Markt mobilisiert. Dieses innovative Finanzierungsprinzip führt dazu, daß der Emittent der euronotes eine sichere Refinanzierungsgrundlage über die gesamte Laufzeit der Fazilität erhält, der Käufer der notes in den Besitz eines kurzfristig liquidierbaren Aktivums gelangt, während die - als Underwriter fungierenden Banken gleichzeitig nur einer eventuellen Inanspruchnahme ihrer Liquidität ausgesetzt sind. Obwohl somit bei dieser Finanzierungsform vordergründig die Liquidität aller Beteiligten geschont bzw. verbessert wird, muß jedoch deutlich gemacht werden, daß die liquiditätsverbessernde Wirkung dieser Instrumente nur solange gegeben ist, wie eine reibungslose Unterbringung der notes am Markt möglich ist. Ist die Plazierung der notes aufgrund veränderter Schuldnerbonität oder geänderter Marktdaten zu den ursprünglich festgelegten Konditionen nicht möglich, kann der Finanzierungsrückhalt des Emittenten nur zu Lasten der Liquidität der Underwriter gewährt werden; eine Problemkonstellation, die nach der Etablierung und Verbreitung dieser Fazilitäten am Markt von den Aufsichtsbehörden schnell erkannt wurde und die im Normensystem der Bankenaufsicht Berücksichtigung fand. Zu den „liquiditätsschaffenden" Innovationen sind des weiteren die Instrumente und Verfahrensweisen zu rechnen, die aufgrund 260

Finanzinnovationen der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bisher vorwiegend nur an den US-amerikanischen Märkten Bedeutung erlangt haben. Zu diesen sind insbesondere die Sweep accounts, die Negotiable money-market instruments sowie die—» Money-market mutual funds zu zählen. Vergleichbare Instrumente - wie zum Beispiel —» Geldmarktfonds (Money Market Mutual Funds) - konnten sich aufgrund von rechtlichen Restriktionen bzw. aufgrund von Übereinkommen mit der Zentralnotenbank am deutschen Markt bisher nicht etablieren. Die Entwicklung innovativer Instrumente, die eine Verbesserung der Verschuldungsmöglichkeiten und die Ausweitung der Kreditaufnahme ermöglichen, wurde speziell in den USA dadurch forciert, daß die US-Regierung bzw. das US-Schatzamt verstärkt am Markt als Kreditnehmer auftraten und hierdurch indirekt private Kreditnachfrager von der Nutzung traditioneller Verschuldungsinstrumente zu akzeptablen Konditionen weitgehend ausschlössen. Durch diesen „crowding-out-Prozeß" wurden die privaten Kreditnehmer gezwungen, neue Wege der Mittelaufnahme und neue Verschuldungsinstrumente zu kreieren. Verschiedene innovative Anleiheformen, wie die —» Zero bonds, die Partly paid bonds, die Junk bonds oder —» Bull und —» Bear-Anleihen, aber auch das gestiegene Interesse an Swap-Finanzierungen, können als Resultat dieser Innovationsbemühungen angesehen werden. Gemeinsam ist allen diesen Instrumenten - die überwiegend nach der sog. Restliberalisierung des deutschen Kapitalmarktes auch am deutschen Markt Verbreitung gefunden haben - , daß sie aufgrund ihrer spezifischen Konstruktionsmerkmale bzw. aufgrund ihrer rechtlichen und steuerlichen Behandlung die Kosten der Mittelmobilisierung reduzieren und somit tendenziell „kreditausweitend" wirken. Die vierte Kategorie von Innovationen bilden die neuen Instrumente, die Eigenkapitalfunktionen oder eigenkapitalähnlichen Funktionen übernehmen können. Beispielhaft seien hier die in Großbritannien zulässigen und dort - bis zum Zusammenbruch des Sekundärmarktes - besonders von Banken genutzten Perpetual floating rate notes

Finanzinnovationen genannt. Inwieweit diese oder ähnliche „eigenkapitalausweitende" Innovationen an den einzelnen Märkten auf Nachfragerinteresse stoßen und sich dauerhaft durchsetzen können, wird weitgehend durch die an diesen Märkten herrschenden Rechtsvorschriften determiniert werden. 3. Risiken der Finanzinnovationen und risikopolitische Reaktionen der Finanzmarktakteure Betrachtet man die ökonomischen Funktionen sowie die Wirkungsweise der Finanzinnovationen, so wir deutlich, daß durch die Liberalisierung der Finanzmärkte und den verstärkten Einsatz der neuen Finanzierungs- und Anlagefazilitäten die Effizienz der Märkte und die Allokation von finanziellen Ressourcen und Risiken tendenziell verbessert werden können. Die durch die FI geschaffenen Möglichkeiten der Aufspaltung und separaten Übertragung von Preis- und Kreditrisiken erleichtern eine Neu- bzw. Umverteilung von Risiken im Markt und führen somit im günstigsten Fall zu einer Verminderung der „Netto-Risiken". Die Übernahme der bisher nicht abgedeckten bzw. in diesem Umfang nicht abdeckbaren Risiken kann aufgrund der verbesserten Möglichkeiten des Risikotransfers entweder von Marktteilnehmern mit ensprechenden, jedoch entgegengerichteten Risiken oder von speziellen Intermediären, die einen „Markt in den betreffenden Risiken machen" (sog. market maker) und dabei entsprechende offene Positionen durch —» Hedging über —> Kassa- bzw. —> Terminmärkte abdecken, vorgenommen werden. Die durch diese Entwicklungen bewirkte, grundsätzlich verbesserte Funktions- und Leistungfähigkeit des Marktes ist jedoch nicht automatisch mit einer generellen Erhöhung der Stabilität des Systems gleichzusetzen. Ein unreflektierter und überzogener Einsatz der neuen Instrumente könnte zu einer Kumulation von Risiken bei einzelnen Marktteilnehmern führen und eine Systemschwächung, ggf. sogar eine grundlegende Krise des Systems, bewirken. Das Fehlen geeigneter Erfahrungswerte sowie der scharfe, teilweise ruinöse Preiswettbewerb zwischen den Finanzmarktakteuren haben zu einer Tendenz des „underpricing" im Hinblick auf die FI geführt. Selbst

Finanzinnovationen wenn solche Phasen des „underpricing" nur jeweils solange andauern sollten, bis im Marktreifungsprozeß die Anteile an den jeweils neuen Geschäfts-bzw. Marktbereichen im Wettbewerb unter den verschiedenen Banken aufgeteilt sind, so behindern sie doch kurz- bis mittelfristig eine angemessene Risikovorsorge und begünstigen zwischenzeitlich eine nicht zu rechtfertigende Risikokumulation. Eine weitere Gefahr für die Stabilität und die Sicherheit des internationalen Bankund Finanzsystems kann aus der mit der —» „Securitization" verbundenen Hinwendung der bonitätsmäßig einwandfreien Schuldner zu den „direct credit markcts" resultieren. Dieser Prozeß bewirkt tendenziell, daß die „guten Risiken" aus den Kreditportefeuilles der Banken eliminiert werden und die Möglichkeiten eines kreditportefeuilleimmanentcn Risikoausgleiches verringert werden. Fraglich erscheint hierbei, ob die Banken nach Abschluß des durch die securitization ausgelösten selektiven Schrumpfungsprozesses ihres Kreditportefeuilles im Rahmen des ihnen verbleibenden Aktiv-Passiv-Potentials die ihnen zugedachte —> (Risiko-)Transformationsfunktion noch in gleicher Qualität und mit der gleichen gesamtwirtschaftlichen Effizienz durchführen können und bei plötzlich auftretenden Verknappungserscheinungen an den Geld- und Kreditmärkten den Liquiditätsbedarf der Wirtschaft flexibel decken können. Neben diesen Aspekten wird bei der Risikobeurteilung der Finanzinnovationen insbesondere der Tatsache Beachtung zu schenken sein, daß die Banken im Rahmen ihres —» „off balance sheet"-Geschäftes Risiken übernehmen, die als solche nicht in der Bilanz erkennbar sind und auch nur unzureichend quantifiziert werden können. Bestehen für traditionelle Geschäftsbereiche und die damit verbundenen Risiken aufgrund der langjährigen Praxis Erfahrungswerte, die im Normalfall eine präzise Risikobeurteilung ermöglichen, so dürften für die vielen am Markt eingeführten innovativen Fazilitäten noch derartige Risikobegrenzungsnormen fehlen. Die durch die Nutzung der FI insgesamt herbeigeführten veränderten Risikostrukturen sowie das in innovativen Handlungsbereichen -zwangs261

Finanzinnovationen läufig temporär - geringere Erfahrungswissen der Marktteilnehmer lassen eine risikoorientierte Selbstbeschränkung der Banken bei der Nutzung neuer Instrumente ebenso wie eine angemessene bankenaufsichtsrechtliche Reglementierung dieser Aktivitäten sinnvoll erscheinen. Die Globalisierung der Märkte gebietet es hierbei jedoch, von isolierten Maßnahmen nationaler Aufsichtsbehörden abzusehen und durch ein koordiniertes Vorgehen der Aufsichtsbehörden an allen bedeutenden Märkten eine Chancengleichheit im Wettbewerb der Finanzplätze zu gewährleisten. Entsprechend den marktwirtschaftlichen Ordnungsprinzipien erscheint es hierbei sinnvoll, daß Eingriffe, die das Handlungspotential der am Markt agierenden Wirtschaftssubjekte einschränken, weitgehend in der Selbstverantwortung der Marktteilnehmer verbleiben und über die Selbstregulierungskräfte des Marktes gesteuert werden. 4. Zukunftsperspektiven der Finanzinnovationen Neuerungen und Veränderungen an den Finanzmärkten hat es in der Vergangenheit immer schon gegeben und wird es auch in der Zukunft weiterhin geben. Im Gegensatz zu den 60er und 70er Jahren war die Situation an den Finanzmärkten in den 80er Jahren jedoch gekennzeichnet durch ein auffällig intensives und schnelles Innovationsverhalten der Marktteilnehmer. Will man dieses geänderte Innovationsverhalten in der jüngeren Vergangenheit erklären und Prognosen für die weitere Entwicklung an den Märkten ableiten, so ist es notwendig, die Ursachen für die Generierung und Marktimplementierung von neuen Finanzmarktinstrumenten zu analysieren. Basierend auf den Grundannahmen der neo-institutionellen Finanzierungstheorie, lassen sich F. grundsätzlich erklären als Reaktion der Marktteilnehmer auf grundlegende Veränderungen institutioneller Umgebungsbedingungen, die dazu führen, daß die Informations-, Handlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten in den traditionellen Schuldner-Gläubigerbeziehungen neu verteilt, flexibilisiert und erweitert werden. FI stellen in diesem Sinne einen marktwirtschaftlichen Reflex auf Veränderungen des ökonomischen, rechtlichen und/oder tech262

Finanzintermediäre nischen Umfeldes sowie der hiermit verbunden veränderten Risiko- und Liquiditätspräferenzen der Marktteilnehmer dar. Stellen die institutionellen Rahmenbedingungen eines Finanzmarktes jedoch die wesentlichen Triebkräfte für das Innovationsverhalten der dort agierenden Marktteilnehmer dar, so wird die Zukunft des Innovationsprozesses an den nationalen und internationalen Finanzmärkten primär durch die Stabilität der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt sein. Bei sinkenden Transformations- und Informationskosten wird es jedoch selbst bei relativ stabilen - tendenziell innovationshemmenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen auch in Zukunft für Anleger und Schuldner gleichermaßen von Interesse sein, durch die Schaffung neuer Instrumente ihren individuellen Finanzierungs- und Anlagepräferenzen Rechnung zu tragen. Literatur: Bank for International Settlements: Financial Innovation and Monetary Policy, Basel 1984; Bank for International Settlements: Recent Innovations in International Banking, Basel, April 1986; Büschgen, H.-E.: Finanzinnovationen - Neuerungen und Entwicklungen an nationalen und internationalen Finanzmärkten, in: ZfB, 56. Jg., 1986, S. 301-336; Zimmermann, H.: Zur ökonomischen Bedeutung von Finanzmarktinnovationen, in: Außenwirtschaft, 42. Jg., 1987, S. 163-198. Prof. Dr. Hans E. Büschgen, Köln Finanzintermediäre 1. Begriff und Erscheinungsformen 1.1. Finanzintermediäre im engeren Sinne Der Terminus „Finanzintermediär" (FI) wird im Schrifttum in unterschiedlicher Bedeutung verwendet. Die folgende Darstellung kann somit nicht von einem allgemein üblichen Sprachgebrauch ausgehen, sondern nur eine Begriffsbestimmung vornehmen, die zur differenzierten gedanklichen Durchdringung derjenigen Phänomene zweckmäßig erscheint, die üblicherweise mit dem Begriff des FI in Verbindung gebracht werden. Ausgangspunkt ist der für arbeitsteilige Wirtschaften typische Befund, daß bestimmte Wirtschaftssubjekte (Geldnehmer)

Finanzintermediäre in einzelnen Perioden beabsichtigen, mehr Auszahlungen zu leisten, als ihnen aus ihren Einkommensquellen an Einzahlungen zufließt. Um ihren Finanz bedarf zu decken, sind sie darauf angewiesen, daß andere Wirtschaftssubjekte (Geldgeber) beabsichtigen, weniger Auszahlungen zu leisten, als sie Einzahlungen erzielen, und bemüht sind, die entsprechenden Überschüsse potentiellen Geldnehmern im Wege gesonderter Finanztransaktionen zu überlassen (Anlagebedarf). Als FI im engeren Sinne sollen solche Institutionen bezeichnet werden, deren primäre Geschäftstätigkeit darauf gerichtet ist, zu einem Ausgleich von Anlage- und Finanzbedarf beizutragen, indem sie sich bereithalten, Zahlungsmittel von den originären Geldgebern gegen das Versprechen späterer Rückzahlung entgegenzunehmen und diese den originären Geldnehmern ebenfalls gegen das Versprechen späterer Rückzahlung zur Verfügung zu stellen. Das ansonsten zustandekommende unmittelbare Anspruchs- und Verpflichtungsverhältnis zwischen originären Geldgebern und -nehmern wird so durch zwei eigenständige Vertragsverhältnisse ersetzt, in denen der FI gegenüber dem originären Geldgeber die Rolle des Geldnehmers und damit des RückZahlungsverpflichteten übernimmt, gegenüber den originären Geldnehmern hingegen als Geldgeber und damit zugleich als Anspruchsberechtigter auftritt. Agieren in einer Wirtschaft mehrere FI, so können zusätzlich auch noch finanzielle Beziehungen zwischen verschiedenen FI entstehen. Der Ausgleich zwischen originärem Anlage- und Finanzbedarf wird dann durch ein ganzes System vielfältig untereinander verflochtener Intermediäre geleistet. In der Bundesrepublik Deutschland umfaßt dieses System insbesondere: > Kreditinstitute einschließlich —» Teilzahlungs- und—> Realkreditinstituten, > Bausparkassen, » Kapitalanlagegesellschaften, - Leasing- und -Factoringinstitute, > Kapitalbeteiligungsgesellschaften einschließlich Wagnisfinanzierungsgesellschaften, Venture-Capital-Fonds etc. sowie - Anbieter von —»Kapital-Lebensversicherungen.

Finanzintermediäre Darüber hinaus ist es zweckmäßig, auch sonstige Versicherungsunternehmen zu den FI im engeren Sinne zu zählen, soweit deren primäre Tätigkeit dadurch gekennzeichnet ist, daß sie sich verpflichten, ihren Vertragspartnern bestimmte möglicherweise entstehende Zahlungsverpflichtungen und sonstige finanzielle Beanspruchungen abzunehmen oder eventuell auftretende Vermögensminderungen durch entsprechende Zahlungen auszugleichen. Derartige Leistungen stehen zunächst in keinem Zusammenhang mit dem für die Tätigkeit von FI bislang als konstitutiv angesehenen Ausgleich von Anlage- und Finanzbedarf. Zwei Aspekte sprechen dennoch dafür, Versicherungsunternehmen den FI im engeren Sinne zuzurechnen: - Zum einen kann die Motivation originärer Geldgeber, in bestimmten Perioden Gelder anzulegen und dadurch zukünftige Zahlungsansprüche zu erwerben, in dem Wunsch nach Vorsorge für mögliche Zukunftsrisiken bestehen. Genau dies kann aber auch den Anlaß zum Abschluß eines Versicherungsvertrages darstellen. Aus der Sicht des Versicherungsnehmers können Geldanlage und Versicherungsabschluß also durchaus ähnliche, substitutionale Handlungsmöglichkeiten bilden. - Zum zweiten kommt es bei den Anbietern von Versicherungsleistungen häufig dazu, daß die Einzahlungen, die ihnen von der Gesamtheit ihrer Versicherungsnehmer zufließen, zeitweilig die an diese zu leistenden Auszahlungen übersteigen, so daß ein vorübergehender Anlagebedarf besteht, der die Versicherungsunternehmen zugleich auch als Geldgeber auftreten läßt. Somit ist die gesamte Tätigkeit von Versicherungsunternehmen in aller Regel dadurch gekennzeichnet, daß sie einerseits Zahlungsmittel gegen die bedingte Verpflichtung zukünftiger Zahlungen entgegennehmen und andererseits Zahlungsmittel gegen den Erwerb unbedingter künftiger RückZahlungsansprüche an andere Geldnehmer weiterleiten, was den für die sonstigen FT im engeren Sinne kennzeichnenden Merkmalen sehr nahekommt. 1.2. Finanzintermediäre im weiteren Sinne Es ist zweckmäßig, auch solche Institutio263

Finanzintermediäre nen im weiteren Sinne zu den FI zu rechnen, deren Geschäftstätigkeit darauf gerichtet ist, den unmittelbaren Abschluß von Finanzkontrakten kostengünstiger herbeizuführen oder überhaupt erst zu ermöglichen ohne dabei jedoch selbst als Partner eines solchen Vertrages aufzutreten. Hier ist insbesondere an die Vermittlung des Abschlusses von Finanzkontrakten zwischen originären/intermediären Geldnehmern und -gebern (Vermittlungsleistungen) zu denken, an die Information potentieller Geldgeber über Existenz und Qualität möglicher Geldnehmer oder Anlageformen (Informationsleistungen) sowie an die Übernahme bestimmter Risiken, denen die aus der Geldanlage resultierenden Ansprüche unterliegen (Risikoübernahme). Vermittlungstätigkeiten, wie sie auch in anderen Wirtschaftsbereichen von —> Maklern wahrgenommen werden, können im finanziellen Sektor im einzelnen noch danach differenziert werden, worauf sie sich beziehen, auf die - Herbeiführung eines unmittelbaren Vertrages zwischen Geldnehmern und -gebern oder die - Übertragung eines bereits existierenden Anspruchs gegenüber einem Geldnehmer von dem bisherigen Geldgeber auf einen neuen Geldgeber. Vermittlungen der ersten Art werden zum Teil von FI im engeren Sinne erbracht (z.B. im —> Emissionsgeschäft der Banken oder bei der Plazierung von —> Euronotes), daneben aber auch von —» Finanzmaklern und Kreditvermittlern. Während erstere typischerweise - etwa im Schuldscheindarlehensgeschäft - zur Dekkung des Finanzbedarfs von Unternehmen durch überwiegend intermediäre Geldgeber beitragen, vermitteln letztere insbesondere zwischen nicht gewerblichen, privaten Geldnehmern und Kreditinstituten als intermediären Geldgebern. Vermittlungsleistungen der zweiten Art sind in der Bundesrepublik Deutschland typisch für Wertpapiermakler, die Kauf- und Verkaufsaufträge in börsengehandelten Wertpapieren zum Ausgleich bringen. Allerdings nehmen sie ihre Aufträge nur von einer kleinen Anzahl von Börsenhändlern entgegen, bei denen es sich in aller Regel 264

Finanzintermediäre um Beauftragte von Kreditinstituten handelt, die ihrerseits neben Eigengeschäften zugleich Aufträge für ein breiteres Anlegerpublikum auführen und somit noch einmal eine der eigentlichen Maklertätigkeit vorgeschaltete Vermittlungsfunktion übernehmen. Für die Effizienz dieser Vermittlungstätigkeit ist allerdings nicht nur die Leistungsfähigkeit von Wertpapiermaklern und Kreditinstituten maßgeblich, sondern auch die Ausgestaltung des gesamten institutionellen Rahmens, innerhalb dessen sich der Wertpapierhandel abspielt. Unter diesem Aspekt können auch die Wertpapierbörsen insgesamt als FI im weiteren Sinne angesehen werden; denn sie tragen wesentlich dazu bei, die Kosten für die Herbeiführung eines Vertragsabschlusses zu senken. Informationsleistungen: Informationen über Existenz und Qualität potentieller Geldnehmer sowie verschiedener Anlagemöglichkeiten, insbesondere börsengehandelter Wertpapiere, werden ebenfalls von vielen FI im engeren Sinne bereitgestellt, darüber hinaus aber auch von weitgehend auf diese Tätigkeiten spezialisierten Institutionen wie z.B. - Börsendiensten, die ihre Leser regelmäßig mit speziell aufbereiteten Informationen über die Entwicklung bestimmter Börsensegmente versorgen, - Rating-Agenturen, die die Wertpapieremittenten ständig auf ihre Bonität untersuchen und die dabei gewonnene Einschätzung durch die Einordnung der Unternehmen in verschiedene Bonitätsklassen publizieren, oder - Evidenz-Zentralen, die Informationen über relevante Verhaltensweisen von Geldnehmern sammeln und sie an bestimmte Geldgeber weiterleiten. Risikoübernahme: Auch Leistungen der dritten Kategorie, also die Übernahme bestimmter Anlagerisiken, werden zum Teil von FI im engeren Sinne in Ergänzung zu ihren sonstigen Transaktionen mit erbracht, z.B. im Rahmen des Aval- oder Akzeptkreditgeschäfts von Banken. Daneben existieren aber mit den Kreditversicherern und auf das Garantie- und Bürgschaftsgeschäft oder die Vergabe von Akzeptkrediten konzentrierten Spezialkreditinstituten noch Institutionen, deren primärer Ge-

Finanzintermediäre schäftszweck in der Übernahme derartiger Risiken besteht. 2. Funktionen von Finanzintermediären 2.1. Grundprobleme intermediärloser Finanzmärkte In welcher Weise FI dazu beitragen, den Ausgleich zwischen Anlage- und Finanzbedarf effizient zu gestalten, erkennt man am ehesten, wenn man sich vorstellt, welche Probleme von den originären Geldgebern und -nehmern zu bewältigen wären, wenn keinerlei FI existierten. Informationsprobleme: Geldgeber und -nehmer müssen zunächst einmal von der Existenz geeigneter Marktpartner Kenntnis erlangen. Da Finanzkontrakte konstitutiv dadurch gekennzeichnet sind, daß Leistung und Gegenleistung zeitlich divergieren, müssen sich Geldgeber zudem über die Verläßlichkeit des erhaltenen Rückzahlungsversprechens informieren und u.U. auch die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Geldnehmers überwachen. Losgrößenprobleme: Stimmen Anlage- und Finanzbedarf von zwei in Verbindung getretenen Marktpartnern dem Betrage nach nicht überein, so kommt ein Kontrakt nur zustande, wenn zumindest ein Partner bereit ist, sich der anderen Seite anzupassen, indem er die eigenen Zahlungspläne ändert oder weitere Marktpartner zur Abdeckung des noch offenen Anlage- oder Finanzbedarfs sucht.

Finanzintermediäre 2.2. Transformationsleistungen von Finanzintermediären Durch die Existenz von FI können Probleme aller vier Kategorien reduziert werden. Man bezeichnet diese von FI ausgehenden Effekte allgemein als Transformationsfunktion und kann im einzelnen folgende Transformationsleistungen unterscheiden. Informationsbedarfstransformation: FI, die Geschäfte mit zahlreichen Geldgebern und -nehmern abschließen oder vermitteln, ersparen beiden Seiten die Suche nach Marktpartnern, reduzieren deren Informationsbedarf also auf die Kenntnis eines geeigneten FI. Da FI im engeren Sinne den originären Geldnehmern gegenüber als Anspruchsberechtigte auftreten, übernehmen sie zugleich deren Bonitätsprüfung. Der Informationsbedarf der originären Geldgeber hingegen reduziert sich auf die Abschätzung der—> Bonität des FI. In vergleichbarer Weise reduzieren FI im weiteren Sinne, die über die Qualität von Anlagemöglichkeiten informieren, den Informationsbedarf der Geldgeber: Diese müssen sich nicht mehr über die potentiellen Geldnehmer selbst ein Urteil bilden, sondern nur noch über die Verläßlichkeit ihres Informanten.

Fristenprobleme: Selbst bei betragsmäßiger Übereinstimmung von Anlage- und Finanzbedarf, ist es möglich, daß die Vorstellungen über die Dauer des beabsichtigten Finanzkontraktes divergieren. Wiederum kommt ein Vertrag nur zustande, wenn zumindest eine Seite bereit ist, von ihren ursprünglichen Fristenvorstellungen abzuweichen.

Losgrößentransformation: Indem sich FI im engeren Sinne bereithalten, innerhalb bestimmter Grenzen beliebige Zahlungsmittelbeträge entgegenzunehmen und bereitzustellen, nehmen sie den originären Geldgebern und -nehmern zumindest einen großen Teil der Losgrößenprobleme ab. Dabei erledigt sich das Gros dieser Probleme angesichts der Vielzahl von Geschäften auf beiden Seiten weitgehend von selbst. Ein funktionsfähiges System zum Ausgleich bei einzelnen FI verbleibender „Spitzen", wie z.B. der—> Geldmarkt, erhöht zudem die Transformationseffizienz.

Risikoprobleme: Die Chancen des Geldgebers, die bei Vertragsabschluß vereinbarten oder in Aussicht gestellten Rückzahlungen später auch wirklich zu erhalten, hängen von der weiteren wirtschaftlichen Entwicklung des Geldnehmers ab, sind bei Abschluß des Finanzkontraktes also noch ungewiß. Ein Vertrag kommt somit nur zustande, wenn der Geldgeber bereit ist, die daraus resultierenden Risiken in einem bestimmten Umfang mitzutragen.

Fristentransformation: Soweit FI sich bereithalten, Beträge von den Geldgebern für andere Fristen entgegenzunehmen, als sie diese den Geldnehmern überlassen, tragen sie zugleich auch zum Abbau der Fristenprobleme bei. Fähigkeit und Bereitschaft von FI zur-» Fristentransformation werden allerdings durch die damit verbundenen Risiken begrenzt. Die - etwa für—> Universalbanken typische-Transformation kürzerer Einlagefristen in längere Kreditfristen birgt 265

Finunzinterinediäre

Finanzintermediäre zunächst das Geldanschlußrisiko in sich. Und, selbst wenn es gelingt, den Geldanschluß durch —» Prolongation bisheriger und Attrahierung neuer Einlagen oder die vorfällige Abtretung von Aktiven zu gewährleisten, verbleibt die Gefahr, daß dies nur zu höheren Zinsen bzw. gesunkenen Kursen möglich ist. Soweit FI die Verträge mit ihren Kunden mit —» Zinsgleitklauseln oder ähnlichen Vereinbarungen ausstatten, wälzen sie also einen Teil dieser Risiken letztlich doch wieder auf ihre Kunden ab. Auf der anderen Seite tragen FI auch in solchen Fällen zur Fristentransformation bei, in denen sie einem originären Geldnehmer, ohne zunächst selbst als Geldgeber aufzutreten, jederzeit die Wiederplazierung eines von diesem ausgegebenen Schuldtitels unterhalb eines festgelegten Maximalzinses garantieren. Der Vertragspartner solcher sog. —»Euronotes-Fazilitäten erhält längerfristige Verfügungsmöglichkeiten über —» Zahlungsmittel. Die durch den FI revolvierend vermittelten Geldgeber ihrerseits stellen die Zahlungsmittel jedoch nur jeweils kurzfristig bereit. Das Geldanschlußrisiko und von einem gewissen Grad an auch das —> Zinsänderungsrisiko trägt dabei der FI.

ohne jegliches Eigenkapital agieren sollte y jedoch Zahlungsmittel an eine Vielzahl voneinander mehr oder weniger unabhängiger Geldnehmer weiterleitet, kann das Risiko der originären Geldgeber im Vergleich zum Abschluß einer entsprechenden Menge unmittelbarer Kontrakte mit den originären Geldnehmern in dem Ausmaß verringert werden, wie die Gefahr, daß die Rückzahlungsbeträge hinter dem vorgesehenen Umfang zurückbleiben, bei den einzelnen Geldnehmern unterschiedlichen Eintrittsursachen unterliegt. Auch wenn die Möglichkeit des völligen Ausfalls bei jedem einzelnen Engagement ein spürbares Ausmaß aufweisen sollte, wird die Gefahr des gleichzeitigen Ausfalls aller Engagements mit steigender Zahl von Einzelengagements, die voneinander unabhängigen Risiken ausgesetzt sind, immer kleiner.

- Intermediärhaftung: Selbst wenn ein FI von einer gegebenen Anzahl von Geldgebern Einzahlungen entgegennimmt und diese fristenkongruent an einen einzigen Geldnehmer weiterleitet, wird die Risikoposition der Geldgeber insgesamt im Vergleich zum Abschluß einer entsprechenden Anzahl unmittelbarer Kontrakte mit dem originären Geldnehmer genau in dem Umfang verbessert, wie dem FI als Leistung seiner Eigenkapitalgeber oder als Ergebnis früher erwirtschafteter Gewinne über den Rückzahlungsanspruch an den Geldnehmer hinaus weiteres Vermögen zur Verfügung steht oder externe Haftungsträger für die Verbindlichkeiten des FI einstehen.

- Risikoselektion: Die aus Intermediärhaftung und Risikodiversifikation resultierenden Transformationseffekte würden selbst dann eintreten, wenn der FI die Finanzierungswünsche der originären Geldnehmer genau in dem gleichen Ausmaß und unter den gleichen Bedingungen erfüllen würde, wie dies bei unmittelbaren Verträgen mit den originären Geldgebern selbst der Fall wäre. Diese Übereinstimmung ist jedoch nicht zwingend. Vielmehr kann angenommen werden, daß FI wegen ihrer Spezialisierung auf Finanzgeschäfte besser in der Lage sind, die mit einem potentiellen Engagement verbundenen Risiken zu erkennen. Dies ermöglicht es dem FI, diese Risiken als unmittelbarer Geldgeber durch geeignete Sicherungs- und Kontrollmaßnahmen zu begrenzen oder aber auf als besonders riskant identifizierte Engagements zu verzichten. Beides bewirkt über den Diversifikationseffekt hinaus eine weitere Begrenzung des Gesamtrisikos für den FI und damit auch für seine Geldgeber. Andererseits ist es angesichts des Diversifikationseffektes auch möglich, daß es für den FI vorteilhaft sein kann, sich auf ein Engagement einzulassen, das isoliert betrachtet als zu riskant eingestuft worden wäre.

- Risikodiversifikation:

- Bedingte

Risikentransformation: Durch den Eintritt eines FI zwischen originäre Geldgeber und -nehmer kann schließlich auch das —»Ausfallrisiko, dem die Geldgeber hinsichtlich der vorgesehenen Rückzahlungsbeträge ausgesetzt sind, verändert werden. Dafür sind insbesondere die folgenden vier Teileffekte maßgeblich:

266

Selbst wenn ein FI

Verpflichtungsstrukturen:

Der

Finanzmakler skizzierte Diversifikationseffekt ermöglicht es dem FI schließlich auch, die Bedingungsstruktur der übernommenen Zahlungsverpflichtungen systematisch anders zu gestalten als die der eigenen Zahlungsansprüche gegenüber den Geldnehmern. Diese Art der Risikotransformation kann am Beispiel der Versicherungen am einfachsten verdeutlicht werden. Auf der einen Seite erwerben diese mit den ihnen zufließenden Geldern überwiegend unbedingte Zahlungsansprüche: ihre Geldnehmer sind im einfachsten Fall verpflichtet, den ihnen überlassenen Betrag zuzüglich der vereinbarten Zinsen unabhängig davon zurückzuzahlen, wie sich die eigene wirtschaftliche Situation entwickelt. Auf der anderen Seite geben die Versicherungen ihren eigenen Geldgebern jedoch in der Weise bedingte Zahlungsversprechen, daß deren Ansprüche der Höhe nach davon abhängig gemacht werden, wie sich bestimmte, im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses noch unsichere Größen zukünftig entwickeln werden. Bei Versicherungsverträgen handelt es sich dabei zumeist um Ereignisse, durch die der Versicherte einen Schaden erleidet. Daneben finden sich auch Beispiele für die Übernahme in anderer Weise bedingter RückZahlungsverpflichtungen von FI. Dies ist etwa der Fall, wenn FI den originären Geldgebern gegenüber als Garanten und Bürgen oder auch als —» Stillhalter bei —» Wertpapieroptionsgeschäften auftreten. Literatur: Bitz, M.: Erscheinungsformen und Funktionen von Finanzintermediären; in: WiSt 18. Jg (1989), Heft 10, S. 430-436; Draper, W.l Hoag, W.: Financial Intermediation and the Theory of Agency; in: Journal of Financial and Quantitative Analysis, Vol. 13 (1978), S. 595-611; Gerke, WJ Philipp, F.: Finanzierung, Stuttgart et al. 1985, S. 20-37; Pyle, D. H.: On the Theory of Financial Intermediation; in: Journal of Finance, Vol. 26 (1971), S. 737-747. Prof. Dr. Michael Bitz, Hagen Finanzmakler Nicht zum Bankensektor zählende Vermittler von mittel- und langfristigen—» Krediten (Kreditvermittler, finanzielle Inter-

Finanzplanung mediäre, sekundäre Finanzierungsinstitute). Die großen F. vermitteln Kredite aus Geldern der Kapitalsammelstellen (Versicherungsunternehmen, Bausparkassen, Sozial versicherungsträger). Andere F. vermitteln Unternehmensbeteiligungen (Paket-Handel). Hierher gehören aber auch als „Außenseiter" die sog. Kredithaie und Krawatten-Macher: F., die Kleinstkredite von Privat zu Privat zu Wucherzinsen vermitteln. Finanzplan Hilfsmittel im Finanzmanagement von Unternehmen, mit dem Zahlungsmittelbewegungen innerhalb einer Periode dargestellt werden. In seiner Grundstruktur hat der F. folgende Form: Anfangsbestand an Zahlungskraft + Plan-Einnahmen in der Planperiode - Plan-Ausgaben in der Planperiode = Endbestand an Zahlungskraft. Die Zahlungskraft zu einem bestimmten Zeitpunkt ist als Summe aus Kasse, Wechsel und Schecks, Bank- und Postscheckguthaben sowie aus zugesagten, aber noch nicht in Anspruch genommenen Kreditlinien definiert. Die Einnahmen und Ausgaben sind ihrerseits weiter untergliedert, wobei diese Spezifizierung von den betriebsspezifischen Gegebenheiten abhängt. Finanzplanung Aufgabenbereich im Finanzmanagement von Unternehmen, der alle eingehenden und ausgehenden Zahlungsströme, die aufgrund der geplanten Aktivitäten eines Unternehmens entstehen, durch systematische Schätzungen und Berechnungen erfaßt und in —> Finanzplänen und —> Finanzbudgets zusammenführt. Die langfristige F. beinhaltet die Planung des strukturellen Finanzgebarens des Unternehmens, die in Anlehnung an die Investitionsplanung erfolgt und mit in die Bilanzstrukturplanung eingeht. Die kurzfristige F. wird allgemein mit der Liquiditätsplanung gleichgesetzt. Ihre Aufgaben bestehen darin, potentielle Liquiditätsengpässe rechtzeitig ekennbar zu machen und die Zahlungsströme allgemein nach den Kriterien Rentabilität und Liquidität zu steuern. Wegen des strengen Liquiditätspostulats muß die F. insbesondere drei An267

Finanzwechsel forderungen erfüllen: Sie hat sich auf zukünftige Zahlungsströme zu beziehen (Zukunftsbezug•), sie muß Einnahmen und Ausgaben lückenlos und überschneidungsfrei (inhaltliche Präzision) sowie zeitlich präzise, also tagesgenau (zeiliche Präzision) ausweisen. Finanzwechsel Im Gegensatz zum —» Handelswechsel ein —» Wechsel, dem kein Warengeschäft zugrundeliegt. Beispiel: Bank-auf-Wirtschaft-Ziehungen (—» Debitorenziehungen), Bank-auf-Bank-Ziehungen. F. sind i.d.R. nicht rediskontfähig. Firmen- und Verbandsgruppenversicherung —* Gruppenversicherung, die von Arbeitgebern oder rechtsfähigen Vereinigungen von Arbeitgebern (Verbänden, Versorgungswerke), für Arbeitnehmer zum Zwecke der Alters- und Hinterbliebenenversorgung abgeschlossen wird. Die Vorteile der Gruppen Versicherung für den Versicherungsnehmer, die in Form von Vorzugstarifen, erleichterten Aufnahmebedingungen und Erlaß von Aufnahmegebühren gegenüber —» Einzelversicherungen bestehen, müssen vom —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen genehmigt werden. Für die Gewährung dieser Vergünstigungen sind eine Reihe von Voraussetzungen zu erfüllen; zu den wichtigsten zählen: (1) Der zu versichernde Personenkreis muß nach sachlichen Merkmalen genau umschrieben werden. Mindestens 50%, wenigstens 10 Personen dieser Gruppe müssen versichert sein. (2) Die Bestimmung der Versicherungsleistungen hat nach objektiven Kriterien zu erfolgen, sie wird nicht für die Arbeitnehmer einzeln festgelegt. Üblicherweise werden innerhalb der Arbeitnehmerschaft Gruppen gebildet oder Staffelungen nach Dienstjähren und Gehaltshöhe vorgenommen. (3) Der Gesamtbeitrag hat der Vertragspartner (Gruppenspitze) in einer Sammelzahlung an die Versicherungsgesellschaft abzuführen. (4) Für jeden Versicherten ist gesondert ein Versicherungsausweis auszustellen, der neben den —» Allgemeinen Versicherungsbe268

Flexible Altersgrenze dingungen die Bestimmungen des Gruppenvertrages enthält. F. können in Form von —» Direktversicherungen oder —» Rückdeckungsversicherungen abgeschlossen werden. Bei Direktversicherungen richtet sich der Versorgungsanspruch der Arbeitnehmer direkt gegen den Versicherer, bei einer Rückdeckungsversichcrung ausschließlich gegen den Arbeitgeber, der die Finanzierung seiner Versorgungszusagen außerbetrieblich deckt. Flx-Geschäfte —> Termingeschäfte. Fixkostendegression sinkender Anteil der dispositionsunabhängigen Kosten pro Stück bei steigender Gesamtausbringungsmenge. Fixkostenproportionalisierung Umdimensionierung dispositionsunabhängiger (fixer) Kosten in mengen- und somit dispositionsabhängige (variable) Kosten. Die F. birgt aufgrund ihrer „künstlichen" Umdimensionierung stets die Gefahr von Fehlentscheidungen in sich, da die Kostenabhängigkeiten falsch dargestellt werden. In Kreditinstituten kommt aufgrund de« hohen Fixkostenblocks der Problematik der F. in der Kalkulation eine große Bedeutung zu. Fiat Verkauf von —» Rentenwerten ohne Preisanpassung dafür, daß —» Zinsen aufgelaufen sind und an den Käufer zu zahlen sind. Flexible Altersgrenze Möglichkeit, schon mit 60 bzw. 63 Jahren das Altersruhegeld aus der gesetzlichen —» Rentenversicherung zu beziehen. Diese Neuregelung wurde mit dem Rentenreformgesetz vom 16.12.1972 in die —> Sozialversicherung eingeführt. Für die Inanspruchnahme einer vorgezogenen Altersrente müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: Nach Erfüllung einer—» Wartezeit von 180 Kalendermonaten kann das Altersruhegeld bereits mit 63 Jahren bezogen werden, wenn insgesamt mindestens 420 Versicherungsmonate anrechnungsfähig sind. Schon mit 60 Jahren erhält die vorgezogene Altersrente, wer berufsunfähig, erwerbsunfähig oder schwerbehindert ist und 420 an-

Flexibler Diskontsatz rechnungsfähige Versicherungsmonate nachweisen kann; wer in den vergangenen 28 Kalendermonaten mindestens 52 Wochen arbeitslos gewesen ist und mindestens 180 anrechnungsfähige Versicherungsmonate nachweisen kann, wobei in den letzten 120 Monaten für mindestens 96 Monate Pflichtbeiträge geleistet sein müssen; wer als weibliche Versicherte mindestens 180 anrechnungsfähige Versicherungsmonate nachweisen kann, von denen in den letzten 240 Monaten für mehr als 120 Monate Beiträge entrichtet wurden. In Anlehnung an diese Regelung können auch vorgezogene Leistungen aus der —> betrieblichen Altersvorsorge und je nach Ausgestaltung des Versicherungsvertrages aus der—> Lebensversicherung in Anspruch genommen werden. Flexibler Diskontsatz Durch die Internationalisierung der —» Geld- und Finanzmärkte kann die —» Zentralbank nicht mehr darauf hoffen, durch ihre —> Diskontpolitik die Zinsbildung auf den Märkten aktiv zu steuern. Sie geht daher zunehmend dazu über, durch konstatierende Anpassung ihres Wechselankaufssatzes die bereits spontan in Gang gekommenen Marktzinsänderungen nachträglich zu bestätigen. Damit ist eine Flexibilisierung des —» Diskontsatzes verbunden. Flexible Wechselkurse im Gegensatz zu festen —» Wechselkursen sich auf dem —> Devisenmarkt durch Angebot und Nachfrage ohne Interventionen der Währungsbehörden bildende Wechselkurse. Vgl. auch—»Floating. Float Die bei den Banken zinslos entstandene —> Liquidität aufgrund der Zeitdifferenzen für die Wertstellung zwischen Abbuchung auf dem —» Konto des Auftraggebers und Gutschrift auf dem Empfängerkonto. F. wird durch Bearbeitungs- und Postlaufzeit hervorgerufen. Durch Ausbau des EFT-Systems verringert sich der F. Der im —> Zahlungsverkehr zwischen Banken und der Bundesbank entstandene F. wird monatlich in der —> Bankenstatistik der —• Deutschen Bundesbank veröffentlicht. Floating Wechselkurspolitik, die die Bildung des -»

Floor Wechselkurses dem —»Devisenmarkt überläßt bzw. Freigabe bisher fester Wechselkurse. Bilden sich die Wechselkurse ohne jegliche Interventionen oder Bandbreiten, spricht man von sauberem F. Wird versucht, Wechselkursschwankungen durch Devisenmarktinterventionen zu glätten oder Wechselkurse durch Transaktionen sowie Beschränkungen im —» Zahlungsverkehr zu stützen, handelt es sich um kontrolliertes oder schmutziges F. Können sich die Wechselkurse innerhalb von Bankbreiten an formelgesteuerte, d.h. an vorher bekanntgegebene Paritäten anpassen, wird dieses System crawling peg oder self-adjusting peg genannt. Beim —> Block-F. oder Gruppen-F. läßt eine Gruppe von Ländern ihre Wechselkurse innerhalb festgelegter Bankbreiten, aber gegenüber Drittländern vollständig schwanken, z.B. Europäischer Währungsverbund. Floating Rate Note (FUN) Aufgrund des internationalen Innovationsprozesses mittels —* Finanzinnovationen auf dem —* Kapitalmarkt seit 1985 auch in der Bundesrepublik zugelassene —> Anleihe mit variablem—» Zins, bei der die —» Verzinsung periodisch - nach drei oder in der Regel nach sechs Monaten-angepaßt wird. Der Zins setzt sich zusammen aus dem Mindestzins (—» Basiszins), dem an einem —> Referenzzins (in der Bundesrepublik a n n Fibor, im internationalen Geschäft am -» Libor) orientierten variablen Teil und einem Aufschlag, der von der —» Bonität des Schuldners sowie der allgemeinen Situation am Kapitalmarkt abhängt. Bei F. können Kursschwankungen nur in engen Grenzen auftreten. F. verringern deshalb für Emittenten und Gläubiger das Zinsrisiko. Die zunehmende Bedeutung von F. am internationalen Markt zeigt sich in der Entwicklung des Emissionsvolumens: 1982-15,3 Mrd. US-Dollar, 1985-58,4 Mrd. US-Dollar. Floor Zinsuntergrenze (spiegelbildliches Geschäft zum —> Cap und integraler Bestandteil eines —» Collar). Der F. trat zuerst in Verbindung mit variabel verzinsten Anleihen (—» Floating Rate Notes) auf und garantierte dem Anleger eine gewisse Mindestverzinsung, sodaß dieser Anleihentyp 269

Förderungsauftrag auch in Zeiten sinkender Kapitalmarktzinsen seine Attraktivität behielt. Schwerpunktmäßig genutzt wird der F. heute als individuelle vertragliche Vereinbarung einer Zinsuntergrenze, die i.d.R. zur Absicherung einer variabel verzinsten Kapitalanlage gegen sinkende Zinsen abgeschlossen wird, aber nicht daran gebunden ist (separater F.). Beim F. erhält der Käufer für eine festgelegte Referenzperiode und bezogen auf einen fixierten Betrag eine Ausgleichszahlung, wenn der vereinbarte Referenzzins die festgelegte Zinsuntergrenze unterschreitet; dafür hat er an den Verkäufer (i.d.R. eine Bank) eine Einmaloder eine laufende Prämie zu zahlen.

Fondsgebundene Lebensversicherung stens einen Monat betragen ( § 9 1 W G ) . Der Versicherer kann Rechtsfolgen für seine Leistungspflicht nur ableiten, wenn er dem Versicherungsnehmer in Form einer qualifizierten Mahnung, die gesetzlichen Formvorschriften genügen muß, den Prämienrückstand mitteilt. Nach erfolglosem Ablauf der Zahlungsfrist ist der Versicherer von seiner Leistungspflicht befreit, daneben steht ihm ein Recht zur fristlosen Kündigung des Vertrages zu. Die Wirkungen einer Kündigung werden aufgehoben, wenn der Versicherungsnehmer innerhalb eines Monats die Zahlung nachholt und bis zu diesem Zeitpunkt der Versicherungsfall nicht eingetreten ist. Trotz Kündigung ist der Versicherer berechtigt, die Prämie für die laufende Versicherungsperiode zu verlangen (§ 40 W G ) .

Förderungsauftrag Auftragsziel von Genossenschaftsbanken, die - wie im § 1 des Genossenschaftsgesetzes festgelegt - ihr oberstes bankbetriebliches Ziel in der Förderung ihrer Mitglieder sehen. Im einzelnen zeigt sich der F. darin, daß den Mitgliedern (Genossen) Leistungen angeboten werden, die andere Institute entweder gar nicht, nicht in der entsprechenden Qualität oder nicht zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellen. Angesichts des hohen Anteils an Nichtmitgliedern an den Kunden können die Genossenschaftsbanken dem F. in dieser Form nicht mehr nachkommen. Begünstigt wurde die Verschiebung in der Kundenstruktur durch die Novelle des Genossenschaftsgesetzes von 1973, wonach eine Kreditvergabe auch an Nichtmitglieder möglich wurde. Auch gelten die Konditionen für beide Kundengruppen. Besonderheiten im Sortiment weren aufgrund des Wettbewerbs schnell von der Konkurrenz übernommen. Deshalb müssen —» Kreditgenossenschaften ihr bankbetriebliches Zielsystem den geänderten Marktgegebenheiten anpassen, um den bestehenden F. zu verwirklichen.

Fonds Frz.: Kapital. Allgemein ein GeldmittelBestand für bestimmte Zwecke. Als F. werden auch die —> Schuldverschreibungen öffentlicher Körperschaften, insbesondere die fundierten —» Anleihen ausschließlich kurzfristiger —» Schatzanweisungen bezeichnet. —> Investmentfonds: durch Investmentgesellschaften mittels Ausgabe von Anteilscheinen oder Zertifikaten beschaffte Mittel, die im Interesse der Anteilseigner nach bestimmten Methoden in —»Effekten angelegt werden. -» Immobilienfonds: Durch Ausgabe von Immobilienzertifikaten durch Anlagegesellschaften beschaffte Mittel, die im wesentlichen in Grundstücke und Gebäude als —»Kapital angelegt werden. Offene Fonds (Open End Fonds): Die Höhe der auszugebenden Anteile ist nicht begrenzt.

Folgeprämie Prämienzahlung für eine Versicherung, die zeitlich nach der —> Erstprämie fällig wird. Wird die F. nicht rechtzeitig gezahlt, kann der Versicherer dem Versicherungsnehmer eine Zahlungsfrist von mindestens zwei Wochen setzen, um die —» Versicherungsprämie, Verzugszinsen und Kosten zu begleichen (§ 39 VVG). Die Zahlungsfrist bei —» Gebäudeversicherungen muß minde-

Fondsgebundene Lebensversicherung —» Lebensversicherung auf den Todes- und Erlebensfall, bei der der Versicherungsnehmer an der Wertentwicklung bestimmter Kapitalanlagen beteiligt wird. Mit seinen Beiträgen (nach Abzug der Risiko- und Kostenanteile) erwirbt der Versicherungsnehmer Anteile an einem —» Anlagestock (Fonds, Sondervermögen), der sich aus bestimmten Anlagearten zusammensetzt,

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Geschlossene Fonds (Closed End Fonds): Das Zertifikatkapital wird zur Zeichnung durch Anleger einmalig aufgelegt.

Fondsgebundene Lebensversicherung z.B. aus Aktien (Aktienfonds), festverzinslichen Wertpapieren (Rentenfonds), Aktien und festverzinslichen Wertpapieren (gemischte Fonds) oder Immobilien (Immobilienfonds). Die Höhe der Versicherungsleistung wird durch den Kurswert der gutgeschriebenen Anteilseinheiten bestimmt. Der Versicherungsnehmer hat somit das Anlagerisiko zu tragen. Beiträge zur F. können im Gegensatz zur traditionellen Lebensversicherung nicht als Vorsorgeaufwendungen geltend gemacht werden, für die Zinsbesteuerung gelten allerdings die gleichen Bestimmungen. Bei der Ausgestaltung der F. unterscheidet man zwei Grundtypen, die mit A und B bezeichnet werden. Modell A: Der Versicherungsnehmer zahlt Beiträge in gleichbleibender Höhe, deren Sparanteile im Fonds angelegt werden. Die Anzahl der Anteile, die dem Versicherungsnehmer gutgeschrieben werden, hängt von der Kursentwicklung ab. Bei Ablauf der Versicherung erhält der Versicherungsnehmer den Gegenwert seiner Anteile ausgezahlt. Im Todesfall kann zusätzlich eine aus den Risikobeitragsteilen finanzierte Risikosumme hinzutreten. Für diese Vereinbarung gibt es verschiedene Varianten. Bei Vereinbarung einer Mindest-Todesfallsumme wird diese Summe auf jeden Fall gezahlt, auch wenn das —* Deckungskapital (Guthaben aus den gutgeschriebenen Anteilseinheiten) einen geringeren Wert aufweist. Übersteigt das Deckungskapital die Mindest-Todesfallsumme, kommt der höhere Betrag zur Auszahlung. Eine andere Möglichkeit besteht in der Zahlung einer Mindest-Todesfallsumme, die zusätzlich zum Kurswert des Deckungskapitals fällig wird. Aus der Kombination dieser beiden Möglichkeiten ergibt sich eine dritte Variante, indem neben einer garantierten Mindest-Todesfallsumme vereinbart wird, daß die Risikosumme mindestens so hoch sein soll wie die einer vergleichbaren traditionellen Todes- und Erlebensfallversicherung. Modell B: Hier sind nicht nur die Versicherungsleistungen abhängig von der Kursentwicklung, sondern auch die Beiträge des Versicherungsnehmers. Die Beiträge bestehen in einer gleichbleibenden Anzahl von Anteilen, der jeweils zu leistende DM-

Forward Rate Agreement (FRA) Betrag ist also variabel. Die F. nach dem Modell B, die vergleichbar mit einer —> Fremdwährungsversicherung ist, hat aufgrund der schwankenden Beitragshöhe nur eine geringe Bedeutung erlangt. Fondsrechnung —»Kapitalflußrechnung. Foreign Banks —> Commercial Banks. Foreign Stock Exchange der Markt der ausländischen Wertpapiere an der Londoner Börse. Forfaitietung Verkauf einer Forderung oder eines ausländischen Finanzierungstitels, z.B. —> Wechsel, den der Exporteur aus dem Exportgeschäft erhalten hat, in der Regel an ein —» Kreditinstitut. Im Gegensatz zu bestimmten Formen des —» Factoring hat die Bank kein Rückgriffsrecht auf den Forderungsverkäufer; der Forderungsverkauf erfolgt also „ä forfait", d.h. in Bausch und Bogen. Der Gegenwert wird unter Abzug der bis zum Fälligkeitstag anfallenden —» Zinsen sofort ausbezahlt. F. dient der Refinanzierung des Exporteurs. Deutsche Banken bevorzugen die Direktfinanzierung des inländischen Exporteurs, wenn sie das Risiko bezüglich der —» Bonität des ausländischen Partners oder infolge länderspezifischer Bestimmungen sehr hoch einschätzen. Forward-Geschäft Wiederanlagegeschäft aus zukünftig entstehenden Einzahlungsüberschüssen (bzw. -defiziten), wobei F. insb. zur Ermittlung von —» Forward-Rates eingesetzt werden. Forward-Rate Rendite eines in der Zukunft liquiditätswirksam werdenden, jedoch von der aktuellen Zinsstruktur determinierten Geschäftes (—» Forward-Geschäft). Da in die Ermittlung der F. keine Zinsprognosen und Wiederanlageprämissen einfließen, werden sie auch als arbitragefreie Zinssätze zukünftiger Geschäfte bezeichnet und können durch Konstruktion entsprechender Finanzierungstranchen real am Geld- und Kapitalmarkt erzielt werden. Forward Rate Agreement (FRA) individuelles—»Zinstermingeschäft. Durch ein FRA legen die Vertragspartner im Zeit271

FRA punkt des Abschlusses den Zinssatz eines zukünftigen Geschäftes (Kapitalanlage oder -aufnähme) fest. Zu Beginn der vereinbarten Zinsperiode ist dann eine abgezinste Kompensationszahlung in Höhe der Zinsdifferenz zwischen FRA-Zins und Referenzzins zu leisten, die zugrundeliegenden Kapitalbeträge dienen dabei lediglich als Berechnungsgrundlage. Im Vergleich zum —» Zins-Future eignen sich FRA's wegen der individuellen Vertragsgestaltung insbesondere zur maßgeschneiderten Absicherung spezifischer Positionen. FRA —>Forward Rate Agreement. Franchiseversicherung —> Schadenversicherung mit einer Zusatzvereinbarung über Franchisen (Freiteilen), durch die die Entschädigungspflicht des Versicherers eingeschränkt wird. Der Versicherungsnehmer übernimmt eine —> Selbstbeteiligung (Selbstbehalt), so daß er einen Teil des zu deckenden Schadens bis zu einem bestimmten Betrag oder prozentualen Anteil der Versicherungssumme selbst zu tragen hat. Durch diese Regelung ist der Versicherer von —» Bagatellschäden befreit und kann diese Einsparungen in Form von niedrigeren Prämien an den Versicherungsnehmer weitergeben. Dennoch ist der Versicherungsschutz ab einer bestimmten Schadenhöhe gewährleistet. Es gibt zwei Arten von Franchisen, die—» Abzugsfranchise, wenn der Versicherungsnehmer von jedem auftretenden Schaden einen bestimmten Mindestbetrag selbst zu tragen hat, und die —» Integralfranchise, wenn der Versicherer bei Überschreiten einer Schadenhöhe den gesamten Schaden ersetzt, ohne daß der Versicherungsnehmer beteiligt wird. Die F. findet überwiegend Anwendung in der —» Kraftfahrt-(Kasko-), —» Krankenund—»Transportversicherung. Frankfurt Interbank Offered Rate (FIBOR) 1. (alt) von der—> Privatdiskont AG täglich ermittelter und veröffentlichter Referenzzinssatz für variable Anleihen am DMGeld- und Kapitalmarkt. Der FIBOR wurde 1985 in Anlehnung an den —»LIBOR im Rahmen der Deregulierung des deutschen Kapitalmarktes eingeführt. 272

Freie Sparkassen Der FIBOR alt ist das arithmetische Mittel aus Zinssätzen, zu denen zwölf führende deutsche Banken bereit sind, freie liquide Mittel auf drei oder sechs Monate an erste Adressen auszuleihen oder auf dem Geldmarkt anzulegen. Damit spiegelt der FIBOR die Entwicklung am deutschen Geldmarkt wider. Für internationale Finanztransaktionen fand diese Berechnungsweise jedoch keine allgemeine Akzeptanz. Deshalb wurde ab Juli 1990 eine neue Berechnungsweise gewählt. Da noch die Verzinsung verschiedener Anleihen an den FIBOR alt gekoppelt ist, werden seitdem zwei FIBOR-Sätze täglich ermittelt. 2. (neu) Für die Berechnung des FIBOR neu wurde der Kreis der Referenzbanken auf 19 erweitert. Diese melden täglich vier Zinssätze für verschiedene Fristigkeiten (für Ein-, Drei-, Sechs- und Zwölfmonatsgelder). Dabei werden jeweils die zwei höchsten und die zwei niedrigsten Nennungen bei der Ermittlung vernachlässigt. Die Ermittlung erfolgt durch Telerate, einem elektronischen Kommunikationssystem, ohne Zwischenschaltung der Privatdiskont AG. Für den FIBOR neu wird die international übliche Quotierungsbasis von 365/ 360 Tagen verwendet. Im Gegensatz zum FIBOR alt mit gleichtägiger Valuta wird eine zweitägige Valutierungsbasis herangezogen (z.B. für den FIBOR an einem Montag werden die Zinssätze vom vorherigen Donnerstag herangezogen). Das neue FIBOR-Referenzsystem hat zu einer zunehmenden Transparanz auf den Geld- und Kapitalmärkten geführt, womit gleichzeitig eine Verringerung der Zinsdifferenzen international verbunden ist. Zu den traditionellen Kreditmärkten hat sich dementsprechend der Zinsabstand erhöht. FRB —» Federal Reserve Banks. Freie Sparkassen Sparkassen in der Rechtsform von privatrechtlichen Stiftungen oder Vereinen, die keinen —» Gewährträger haben. Die F. S. gehören genauso wie die kommunalen —» Sparkassen zur Sparkassenorganisation mit Verbandsangehörigkeit und Mitgliedschaft im Stützungsfonds zur —* Einlagensicherung. Sie unterliegen zwar nicht den handelsrechtlichen Sparkassengesetzen (Aus-

Freihandelszone

Freizügiger Sparverkehr

nähme: Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein), dennoch sind auch sie dem gemeinnützigen Prinzip verpflichtet. Deshalb unterscheiden sich freie und kommunale Sparkassen nicht wesentlich in ihrer Geschäftstätigkeit, abgesehen von der jeweiligen Betriebsgröße. Zur Zeit gibt es noch 11 F. S. in der Bundesrepublik; Neugründungen sind gemäß § 40 KWG nicht mehr möglich.

wird über die Freimakler abgewickelt. Insgesamt werden 198 Aktien, 10 Rentenwerte und 263 Optionsscheine notiert (Stand: Ende 1990). Der F. wurde mit Wirkung zum 1.5.1988 in Deutschland neu geordnet. Damals wurden die bis dato existierenden Börsensegmente des geregelten und ungeregelten F. zu einem einheitlichen Marktsegment zusammengefaßt.

Freihandelszone Kooperation zwischen Staaten, untereinander einen von Zoll und anderen Beschränkungen freien Handel zu treiben. Im Gegensatz zur Zollunion wendet jeder Staat im Handel mit nicht zur F. gehörenden Ländern eigene Zollsätze an. Beispiele für F. sind EFTA, Free Trade Area Agreement.

Freiwillige Versicherung im Rahmen einer—> Pflichtversicherung die Versicherung von Versicherungsnehmern, für die keine Versicherungspflicht besteht. Die Voraussetzungen für den Beitritt von freiwillig Versicherten sind im einzelnen gesetzlich geregelt. Eine f.V. kann im Bereich der öffentlich-rechtlichen —> Feuerversicherung und in der gesetzlichen —> Sozialversicherung (—» Kranken-, —» Unfallund —> Rentenversicherung) abgeschlossen werden. In der Krankenversicherung ist für bestimmte Personenkreise (vgl. 19 SGB V) eine f.V. ohne vorherige Pflichtversicherung möglich. Außerdem besteht für Personen, für die eine Versicherungspflicht endet, unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit der freiwilligen Fortsetzung dieser Pflichtversicherung. Eine f.V. in der gesetzlichen Unfallversicherung ist für Unternehmer und freiberuflich Tätige möglich, sofern die jeweilige Berufsgenossenschaft zustimmt. In der Rentenversicherung besteht neben einer freiwilligen —» Selbstversicherung oder —» Weiterversicherung die Möglichkeit, mehr als die Pflichtbeiträge zu entrichten, um höhere Versicherungsleistungen zu beanspruchen (§§ 12271, Nr. 9,1233 RVO; §§ 21 Nr. 11,10 AVG). Im Rahmen d e r ^ Arbeitslosenversicherung ist eine f.V. nicht möglich.

Freijahre die tilgungsfreien Jahre im Ratenkreditgeschäft, in denen lediglich die fälligen Zinsen gezahlt werden müssen. Freikonto —» Konto, dessen Einlagen frei von Mindestreserveverpflichtungen (—> Mindestreserve), Transferrisiken (—> Risiko) und Steuerpflicht sind. Beispiel: Einlagen in die IBF (International Banking Facilities) in den USA, sowie Einlagen in anderen OffShore-Zentren. (-> Off-Shore-Geschäft) Freiverkehr Teilmarkt des —» Effektenhandels in Deutschland. Im F. werden Wertpapiere gehandelt, die weder zum —» Amtlichen Handel noch zum —> Geregelten Markt zugelassen sind. Die Zulassung von Wertpapieren zum F. erfolgt durch einen Freiverkehrsausschuß an den jeweiligen Börsen aufgrund des vermuteten Handlungsbedarfs. Im Gegensatz zum Amtlichen und Geregelten Markt werden dementsprechend die Wertpapiere nicht auf Antrag des jeweiligen Unternehmens aufgenommen und müssen daher nicht so strengen Zulassungsbedingungen genügen. Der F. ist nicht gesetzlich geregelt. An den einzelnen Börsen wurden jedoch z.T. unterschiedliche Freiverkehrsrichtlinien entwickelt. Daneben unterliegt der F. der Mißbrauchsaufsicht durch die jeweiligen Börsenvorstände. Der Handel von Freiverkehrswerten

Freizügiger Sparverkehr Die Verfügungsmöglichkeit über Sparguthaben (—» Spareinlagen) auch bei anderen Stellen als bei der kontoführenden. Dies gilt in der Regel für Sparkonten mit gesetzlicher Kündigungsfrist. Postsparbücher (-> Postsparkasse) sind freizügig bei allen Poststellen einzusetzen. Sparkassenbücher sind freizügig bei allen —> Sparkassen und —» Landesbanken / —» Girozentralen einschließlich aller Zweigstellen. 273

Freizügigkeit Die im Rahmen des F. ausgezahlten Beträge werden von der auszahlenden Stelle über einen eigenen Lastschriftvordruck bei der kontoführenden Stelle eingezogen. Nach Einführung von —» Euroscheck und —» Scheckkarte hat der F. an Bedeutung verloren. Freizügigkeit bezeichnet den Anspruch eines Arbeitnehmers, der infolge eines Stellenwechsels aus einer schweizerischen Vorsorgeeinrichtung ausscheidet. Im Hinblick auf die obligatorische berufliche —* Vorsorge hat der Arbeitnehmer seit dem Inkrafttreten des Bundesgesetzes über die berufliche Alters-, Hintcrlassenenund Invalidenvorsorge (1.1.1985) Anspruch auf das gesamte bis zur Beendigung des Arbeitsverhältnisses erworbene Altersguthaben (volle F.). Komplexere Regelungen bestehen im überobligatorischen Bereich. Fremddepot —» Anderdepot, —> Depot B beim Drittverwahrer. Es gilt der Grundsatz der „Fremdvermutung". Die Haftung der —> Effekten ist auf die Kosten der Verwahrung (z.B. —> Depotgebühren) beschränkt. Alle—»Wertpapiere, die ohne einen besonderen Hinweis des Zwischenverwahrers deponiert werden sollen, sind als Eigentum des Hinterlegers anzusehen (Fremdvermutung). Die Verbuchung erfolgt daher im F. Fremdfinanziening Fremdkapitalfinanzierung (-* Fremdkapital) Form der Kapitalbedarfsdeckung einer Unternehmung nach dem Kriterium der Rechtsstellung des Fremdkapitals im Unterschied zum —> Eigenkapital. Wichtige Formen: Kurzfristige F.: —> Kontokorrent-, —> Wechsel-, —> Lombardkredit. Langfristige F.: —» Hypothekenkredit, —> Schuldschcindarlehen, —> Anleihe (—> Obligation, —> Schuldverschreibung). Fremdkapital Bezeichnung für das durch Schuldenaufnahme finanzierte - * Kapital einer Unternehmung. Im Gegensatz zum—» Eigenkapital besteht für F. kein Haftungsverhältnis und kein Gewinnanspruch. F. hat lediglich Anrecht auf Erhalt des vertraglich vereinbarten Nutzungsentgelts für seine Überlas274

Fremdwährungsmanagement in Kreditinstituten sung (—» Zinsen) und nominale Rückzahlung, deshalb auch als Gläubigerkapital bezeichnet. Fremdwährangs- oder Valutaversicherang —» Lebensversicherung, die in fremder Währung zwischen einem inländischen Versicherungsunternehmen und Deviseninländern abgeschlossen wird. Sowohl die Prämien als auch die Versicherungsleistungen sind in fremder Währung zu erbringen. Der Versicherer kann sich bereit erklären, bis auf jederzeit möglichen Widerruf die Prämien in DM entgegenzunehmen, die dann entsprechend dem Kurswert umgerechnet werden. Für die Deckung der Versicherungsansprüche hat der Versicherer für die betreffende Fremdwährung einen —» Valuta-Deckungsstock zu bilden, deren Werte getrennt vom übrigen —» Deckungsstock zu verwalten sind. Aufgrund dieses zusätzlichen Verwaltungsaufwandes und Devisenkursschwankungen kann die Gewinnbeteiligung niedriger ausfallen als bei Versicherungen in DM. Die Zulässigkeit von F. hängt von der Devisengesetzgebung ab. In der Bundesrepublik Deutschland sind F. aufgrund einer allgemeinen Genehmigung der —» Deutschen Bundesbank seit 1959 unter bestimmten Voraussetzungen wieder möglich. F. haben in der Praxis kaum Bedeutung gewonnen. Fremdwährungskonto —» Währungskonto/Devisenkonto. Fremdwährungsmanagement in Kreditinstituten Gliederung: 1. Einführung a) Ziele b) Fremdwährungsgeschäfte 2. Fremdwährungsrisiken a) Wechselkursrisiken b) Ausfallrisiken c) Sonstige Risiken 3. Risikosteuerung im Fremdwährungsmanagement a) Möglichkeiten und Grenzen der Risikosteuerung b) Management des Wechselkursrisikos c) Management des Ausfallrisikos d) Begrenzung von Mitarbeiterrisiken 4. Sonstige Aufgaben

Fremdwährungsmanagement 1. Einführung a) Ziele des Fremdwährungsmanagements Ziel des Fremdwährungsmanagements könnte es sein, Rendite und Risiko aller Fremdwährungspositionen zu optimieren und dabei möglichst auch alle anderen Positionen zu berücksichtigen. Das Ziel des F. ist aber in aller Regel bescheidener. Die meisten Institute versuchen, Fremdwährungsrisiken auszuschließen. Nur eine kleine Zahl großer Banken sieht es als eine wichtige und lohnende Aufgabe an, neben Bonitäten und Fristen auch Währungen zu transformieren, um den Bedürfnissen ihrer Kunden zu entsprechen. Aber selbst bei diesen Banken geht es beim Fremdwährungsmanagement nicht um Optimierung, sondern vor allem darum, die Risiken dieses Geschäftsfeldes auf ein tragbares Maß zu begrenzen. Welche Risiken tragbar erscheinen, muß das Management im Rahmen des —> Grundsatzes Ia zu § 10 KWG selbst bestimmen. b) Fremdwährungsgeschäfte Fremdwährungsrisiken können für Banken aus Kunden- und Eigengeschäften entstehen. Im Kundengeschäft resultieren sie aus - internationalen Zahlungsverkehrsleistungen, - dem Abschluß von —» Kassageschäften und —» Termingeschäften (Outright-, Swap- und Devisenoptionsgeschäfte) in Fremdwährung, - der Hereinnahme von Fremdwährungseinlagen, - der Vergabe und dem Ankauf von Fremdwährungskrediten in verbriefter oder unverbriefter Form, - der Abgabe von Bürgschaften oder Garantien im Verkehr mit dem Ausland. Bei Geschäften für eigene Rechnung entstehen Währungsrisiken aus - dem Handel von Sorten, Devisen und ausländischen Wertpapieren, - dem Abschluß von —> Devisentermingeschäften am Interbankenmarkt und an ausländischen Börsen, - der Aufnahme und Anlage von Mitteln an ausländischen und internationalen —» Geld- und Kapitalmärkten, - der Dotierung des Kapitals ausländischer Niederlassungen und aus Beteiligungen im Ausland.

Fremdwährungsmanagement Ein Geschäft läßt sich nicht generell dem Kunden- bzw. dem Eigengeschäft zuordnen, wenn die Initiative zu diesem Geschäft im konkreten Fall vom Kunden oder auch von der Bank ausgehen kann, was heute mehr und mehr der Fall ist. Das gilt für einige der bereits genannten Geschäfte, aber auch für —* Zins- und Währungsswaps und Finanzierungsfazilitäten am internationalen Kapitalmarkt. Das Eigengeschäft läßt sich auch deshalb kaum vom Kundengeschäft trennen, weil es sehr wichtig für das —> Standing im Kundengeschäft ist. 2. Fremdwährungsrisiken a) Wechselkursrisiken Als Wechselkursrisiko bezeichnet man aktuelle oder potentielle Schwankungen des in heimischer Währung ausgedrückten Wertes von Fremdwährungspositionen, wenn sie dadurch ausgelöst werden, daß sich der Wechselkurs ändert, mit dem die Position zu bewerten ist. Entscheidend für das Wechselkursrisiko ist offensichtlich, welcher Wechselkurs für die Bewertung zu verwenden ist. Das kann der gegenwärtige Kassakurs oder Terminkurs, aber auch ein Kurs sein, der zum Bilanzstichtag für die Bewertung der Position im Jahresabschluß zu verwenden ist (z.B. Kassakurs zum Zeitpunkt des Positionszugangs). Verwendet man einen Kassakurs oder Terminkurs, spricht man im engeren Sinne von Wechselkursrisiko. Verwendet man zwei Terminkurse, weil sich die zu bewertende Gesamtposition z.B. aus einer Dreimonats-Plusposition und einer Halbjahres-Minusposition gleichen Betrages in derselben Fremdwährung zusammensetzt, dann spricht man von Swapstellenrisiko. Denn der Wert dieser Gesamtposition hängt davon ab, wie sich die beiden relevanten Terminkurse gegeneinander verschieben, die man durch den Kassakurs und Swapstellen anzugeben pflegt, so daß es für den Wert der Gesamtposition allein auf die jeweilige Swapstellendifferenz ankommt. Terminkurse für verschiedene Termine sind nicht, wie man annehmen könnte, perfekt positiv korreliert, schon weil sich die —» Zinsstrukturen im In- und Ausland laufend verschieben, so daß sich für bestimmte Fälligkeiten die Zinssatzdifferenzen und damit die Swapsät275

Fremdwährungsmanagement ze entsprechend ändern. Das Swapstellenrisiko ist im Grunde ein Zinsrisiko. Verwendet man schließlich, um Fremdwährungspositionen z.B. von Auslandsfilialen oder -töchtern in der Einzel- bzw. Konzernbilanz zu bewerten, Bilanzstichtagskurse und/oder Wechselkurse im Zeitpunkt des Zugangs der zu bewertenden Position, dann spricht man von Umrechnungsrisiko oder Translationsrisiko. Für eine Bank, die Wechselkursrisiken vermeiden will, liegt es nahe, für jede Fremdwährungsposition eine genau entsprechende Position mit entgegengesetzten Vorzeichen einzugehen, z.B. im Falle einer Ultimo-Minusposition eine Ultimo-Plusposition; mit Wechselkursrisiken ist dann nicht mehr zu rechnen. b) Ausfallrisiken Aber selbst eine Bank, die alle Fremdwährungspositionen so geschlossen hat, muß noch mit Fremdwährungsrisiken rechnen. Denn aus einer Reihe von Gründen kann ein Teil der Gesamtposition temporär oder auf Dauer ausfallen, so daß der Devisenzugang oder -abgang im vereinbarten Zeitpunkt unterbleibt und die geschlossene Position wieder zu einer offenen wird. Zu solchen Ausfällen kann es kommen, weil ein Geschäftspartner seine Fremdwährungsverpflichtungen nicht erfüllen darf, erfüllen kann oder erfüllen will, z.B. - weil er, wie andere auch, seine heimischen Zahlungsmittel nicht mehr in Fremdwährung umtauschen darf (Konvertierungsrisiko) , - weil er, wie andere auch, Zahlungsmittel nicht mehr in andere Währungsgebiete verbringen darf (allgemeines Transferrisiko), - weil speziell seine Auslandskonten beschlagnahmt oder gesperrt wurden (spezielles Transferrisiko), - weil er insolvent wurde (Ausfallrisiko im engeren Sinne), - weil er den Termineinwand oder den Differenzeinwand erhebt oder die Zahlung aus anderen Gründen verweigert. Konvertierungs- und Transferrisiko werden oft zusammengefaßt und dann als —> Länderrisiko bezeichnet. Eine Form des Ausfallrisikos i.e.S. wird im Fremdwährungsmanagement gewöhnlich als Adres276

Fremdwährungsmanagement senrisiko bezeichnet und entspricht dem (Inlands-) —» Kreditrisiko. Eine andere, nur selten sichtbare Form ist das Erfüllungs- oder Vorleistungsrisiko: bei der Erfüllung z.B. eines Dollarkaufs besteht die Gefahr, daß man selbst am Vormittag in Frankfurt DM angeschafft hat, daß aber der im Gegenzug später am selben Tag erwartete Dollarzugang ausbleibt, weil der Partner, auf dessen Solvenz man morgens noch vertraute, inzwischen zahlungsunfähig geworden ist. Die vorleistende Partei geht ins Ausfallrisiko. Besonders deutlich gezeigt hat sich dieses Risiko, als das —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen am 26. Juni 1974 gegen 12 Uhr M E Z das Bankhaus Herstatt geschlossen hat. Herstatt konnte deshalb in New York Dollar nicht mehr anschaffen. Fällt ein Partner aus, aus welchem Grunde auch immer, so kann das sehr unterschiedliche Konsequenzen haben. Fast immer wird die Bank dabei verlieren, ausnahmsweise kann sie aber sogar einen Vorteil haben. Wären alle Wechselkurse im Zeitablauf konstant, so würden Ausfälle bei Valutapositionen im Prinzip wie Ausfälle bei DMPositionen zu beurteilen sein. Der Ausfall einer Plusposition aus einem einseitig erfüllten Vertrag (z.B. Dollarkreditforderung) , würde die Bank maximal mit dem ursprünglichen DM-Äquivalent belasten. Beim Ausfall einer Plusposition aus beidseitig nicht erfüllten Verträgen (z.B. YenForderung aus einem Devisentermingeschäft) entstünde dagegen kein Verlust, weil man sich die Yen zum selben Kurs anderweitig beschaffen könnte. Weil Wechselkurse schwanken, wird die Höhe des Ausfalls, gemessen in DM, vom Wechselkurs abhängen und größer oder kleiner sein als beim Ausfall einer DM-Position im Betrage des ursprünglichen DM-Äquivalents. Besonders anschaulich wird das, wenn man davon ausgeht, daß diese ausfallenden Pluspositionen Teil einer geschlossenen Position sind. Um diese Position wieder zu schließen, muß man bei Ausfall des Dollarkredites mehr DM aufwenden, wenn der Dollarkurs gestiegen ist (weniger DM, wenn er gefallen ist); bei Ausfall der YenForderung muß man mehr D M aufwenden, als ursprünglich vereinbart, wenn der Yen gestiegen ist; man hat dagegen einen Vor-

Fremdwährungsmanagement teil, wenn er gefallen ist. Man könnte meinen, es handle sich auch hier um Wechselkursrisiken. Das wäre aber falsch, denn tatsächlich geht es hier um Ausfallrisiken; die Höhe des Ausfalls hängt allerdings vom Wechselkurs ab. Ohne Ausfall bliebe die Position geschlossen und ihr Wert wäre vom Wechselkurs unabhängig. c) Sonstige Risiken Sieht man von Ausfallrisiken ab und geht man von einer Fremdwährungsgesamtposition mit kostantem Volumen und gegebener Struktur aus, dann liegt es nahe anzunehmen, das Fremdwährungsrisiko einer Bank manifestiere sich allein in den Schwankungen des Wertes dieser Gesamtposition im Zeitablauf, wobei die Einzelpositionen (oder Fälligkeiten) Tag für Tag mit den aktuellen Termin- und Kassakursen bewertet werden. So lassen sich die marktbedingten Risiken (Kurs- und Zinsrisiko) bis zum Betrachtungszeitpunkt, mit erwarteten Kassa- und Terminkursen auch für die Zukunft darstellen, ohne daß diese Schwankungen wie beim Umrechnungsrisiko der bilanziellen Ebene durch Bilanzierungs- und Bewertungsgrundsätze verzerrt werden. Dieses ökonomisch griffige, rein marktbedingte Risiko erfaßt jedoch nicht das gesamte Fremdwährungsrisiko (economic exposure), sondern nur den Teil, dem man als „transaction exposure" bezeichnet und der sich aus allen bereits abgeschlossenen Geschäften ergibt. Der andere Teil ist die „operating exposure". Beide Teile zusammengenommen ergeben die wechselkursbedingten Schwankungen des Marktwertes der Bank. „Operating exposure" erfaßt die Auswirkungen von Wechselkursänderungen auf die Absatz- und Faktorpreise und damit auf Volumen, Erfolgsbeiträge und Risiko aller zukünftigen (noch nicht abgeschlossenen) Geschäfte einer Bank. „Operating exposure" erfaßt diese Auswirkungen bis zum ökonomischen Horizont, verlangt also eine sehr langfristige Betrachtung, die sich allerdings pragmatisch auf die nächsten drei oder vier Jahre konzentrieren kann. Bei Banken wird diese Risikokomponente, anders als beim Management des internationalen Industriebetriebs, kaum beachtet. Dagegen zielen viele Regelungen und Kontrollmaßnahmen in Banken darauf ab, das

Fremdwährungsmanagement Mitarbeiterrisiko (auch Fehlverhaltensoder Geschäftsrisiko genannt) möglichst auszuschließen. In allen Abteilungen einer Bank besteht die Gefahr, daß Mitarbeiter durch Fehlverhalten die Bank schädigen. Besonders gefährdet sind jedoch, das hat gerade auch die Erfahrung der siebziger und achtziger Jahre gezeigt, der Devisenund der Rentenhandel, weil hier die Geschäfte auf hohe Beträge lauten und weil das gesprochene Wort die Bank bindet. Es geht hier vor allem darum zu verhindern, - daß Händlerzettel nicht ausgefüllt werden und unerkannt offene Positionen entstehen, - daß die Händler Schieflagen verschleiern und Positionen in der Hoffnung auf eine günstige Kursentwicklung offenhalten oder sogar zusätzliche offene Positionen eingehen, - daß die Händler durch Geschäfte zu marktabweichenden Kursen befreundeten Händlern bei anderen Banken dabei helfen, Verluste zu kompensieren, - daß ein Händler z.B. über marktabweichende Kurse einer „befreundeten" Adresse Vorteile zuwendet, die letztlich an ihn selbst ausgekehrt werden sollen. 3. Risikosteuerung im Fremdwährungsmanagement a) Möglichkeiten und Grenzen der Risikosteuerung Die Aufgabe des Fremdwährungsmanagements ist es in erster Linie, die genannten Wechselkursrisiken, Ausfallrisiken und Mitarbeiterrisiken zu beherrschen. Diese Aufgabe läßt sich nur in unterschiedlichem Maße erfüllen. Bei den Wechselkursrisiken ist die Risikomechanik theoretisch und praktisch völlig klar, das Risiko läßt sich deshalb messen, durch einen planbaren Abstimmungs- und Anpassungsprozeß steuern und so begrenzen, daß etwaige Verluste im Rahmen dessen bleiben, was aus den laufenden Nettoerträgen der Bank gedeckt werden kann. Ob dieser Rahmen enger oder weiter ist als der, den Grundsatz Ia zieht, der Wechselkursrisiken i.e.S., Swapstellenrisiken und andere Fremdwährungsrisiken begrenzt, läßt sich nur von Fall zu Fall feststellen. Völlig anders stellt sich die Aufgabe bei den Mitarbeiterrisiken dar. Zwar kann man auch hier immerhin davon ausgehen, daß 277

Fremdwährungsmanagement man die Risiken im einzelnen erkannt hat, und man kann Maßnahmen ergreifen, die aller Erwartung nach verhindern, daß diese Risiken akut werden; Verluste lassen sich dadurch aber weder völlig ausschließen noch auf ein tragbares Maß begrenzen. Mitarbeiterrisiken gehören also zu der Kategorie erkannter und unerkannter Risiken, die sich nicht zuverlässig im Rahmen der laufenden Nettoerträge halten lassen und die, wenn sie schlagend werden, zu ihrer Dekkung grundsätzlich auch Eigenkapital erfordern. Eine mittlere Position nimmt die Steuerung der Ausfallrisiken ein. Wenn sie unkorreliert sind und in ihrem Ausmaß klar erkannt werden, lassen sich Ausfälle grundsätzlich durch risikogerechte Konditionen kompensieren und ohne Rückgriff auf das Eigenkapital decken. Ob beide Voraussetzungen erfüllt sind, läßt sich aber in der Praxis nicht mit Sicherheit erkennen, so daß die Aufgabe, das Ausfallrisiko in seinen hier relevanten Formen zu beherrschen, schon deshalb nur unvollkommen zu erfüllen ist. Ob der Grad der Unvollkommenheit bei der Steuerung des Ausfallrisikos so hoch ist, um die Anforderungen von Grundsatz I des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen zu begründen, sei hier offen gelassen. Je sorgfältiger das Management ist und je weniger die Wechselkurse schwanken, desto schwieriger ist es, eine Eigenkapitalunterlegung von Krediten zu rechtfertigen. Das gilt auch für die jetzt für das nicht bilanzwirksame Geschäft vorgesehenen Kreditumwandlungsfaktoren, die eine bestimmte Kursvolatilität unterstellen. b) Management des Wechselkursrisikos Wechselkursrisiken, so hört man oft, sind für eine Bank relativ einfach zu beherrschen. Will man sie vermeiden, dann läßt sich das offenbar dadurch erreichen, daß man Gegenpositionen eingeht, die genau dem Grundgeschäft entsprechen, also mit der zu schließenden Position perfekt negativ korreliert sind (—»Hedging). Im einfachsten Fall ist ein Zugang zum Sortenbestand durch eine gleichgroße zusätzliche Sichtverbindlichkeit in derselben Währung zu hedgen, bei einem Terminzugang ist eine entsprechende Terminminusposition einzugehen. Wenn bei so kombinierten ausfallsicheren Positionen Währung, Betrag 278

Fremdwährungsmanagement und Fälligkeit übereinstimmen, dann ist die Gesamtposition weder Wechselkursrisiken i.e.S. noch Swapsatzrisiken ausgesetzt. Für das Hedging von Kursrisiken bieten sich neben Geschäften am Interbankenmarkt in jüngerer Zeit auch Currency Futures in ihren verschiedenen Ausprägungen an, zum Hedging von Swapsatzrisiken stehen neben synthetischen Devisenswapgeschäften jetzt auch Euro Rate Differential Futures zur Verfügung. Häufig sind Höhe und Zeitpunkte der Zahlungen unsicher, weil der Kunde entscheiden kann, ob und wann er Devisen abruft oder zurückzahlt. Hier ist es dann nicht mehr so einfach, Wechselkursrisiken zu vermeiden. In diesen Fällen kann man sich durch eine feste Gegenposition nicht bzw. nicht völlig glattstellen. Um Risiken zu vermeiden, kann es für die Bank dann ratsam sein, Gegenpositionen einzugehen, bei denen sie ebenfalls Wahlrechte besitzt. Bei größeren Risiken empfielt es sich, Devisenoptionen zu kaufen. Eine im Devisengeschäft aktive Bank muß in aller Regel auch bereit sein, Devisenoptionen zu verkaufen. Sie wird insbesondere Stillhalterpositionen bei individuell ausgestalteten Optionen übernehmen. Denn ihre Kunden wollen —» Kaufoptionen haben, um ihre zukünftigen Auszahlungen in Fremdwährung beispielsweise für Importe kurszusichern, ohne jedoch die Chance aufzugeben, von möglichen Kursrückgängen zu profitieren. Oder die Kunden möchten —»Verkaufsoptionen haben, um zukünftige Zahlungseingänge in fremder Währung beispielsweise aus Exporten oder aus Investitionen vor Kursrückgängen zu schützen, ohne jedoch die Chance aufzugeben, von möglichen Kurssteigerungen zu profitieren. Devisenoptionen dienen den Kunden hier dazu, sich einen bestimmten Höchstkurs bzw. Mindestkurs zu sichern. Hier könnte man Optionen einfach als Hedgingalternative zum festen Termingeschäft sehen, die allerdings mehr kostet (—» Optionspreis), dafür aber Gewinnchancen bietet. Noch wichtiger, da ohne Alternative, sind die Devisenoptionen für die Kunden aber dann, wenn es noch nicht sicher ist, ob und in welchem Umfang Devisenzugänge oder -abgänge anfallen werden, z.B. bei Submissionen und Katalogpreisbindungen

Fremdwährungsmanagement in fremder Währung sowie bei noch unsicheren Auslandsgewinnen. Bei standardisierten, börslichen Optionsgeschäften können Banken die Stillhalterposition glattstellen, indem sie entsprechende Optionen kaufen. Bei individuell ausgestalteten Optionen ist das schwieriger; hier muß die Bank in aller Regel zunächst eine offene Position einnehmen. Um die Verlustgefahren aus der Stillhalterposition dennoch auf ein tragbares Maß zu begrenzen, kann die Bank eine Kassaposition als Gegenposition so aufbauen, daß sich die Verluste bei der Option und die Gewinne bei der Kassaposition kompensieren oder umgekehrt. Manchmal glaubt man, diesen richtigen Grundgedanken durch das sogenannte Delta Hedging vollkommen umsetzen zu können; das Delta ist eine Ableitung der Optionspreisformel und gibt an, um welchen Betrag sich der Optionspreis verändert, wenn der entsprechende Kassakurs ceteris paribus steigt oder fällt. Die Ceterisparibus-Bedingung ist in der Praxis nicht erfüllt. Das Kernproblem dieser und jeder anderen Sicherung von Stillhalterpositionen durch Kassa- oder Futurespositionen liegt darin, daß der Wert und die Wertänderungen der Option u.a. von der Kursvolatilität, der restlichen Optionsfrist und den Zinssätzen der beiden Währungen für diese Frist abhängen, also auch von Determinanten, die den Kassa- oder Terminkurs nicht beeinflussen. Ändern sich diese Determinanten, kann die Sicherung nicht gelingen. Sinnvoller erscheint es deshalb, wenn eine Bank ihre Stillhalterposition grundsätzlich durch Optionen sichert, auch wenn Betrag, Basispreis und Fälligkeit nur ungefähr der Stillhalterposition entsprechen. Mit dieser Strategie läßt sich zwar auch keine perfekte Absicherung erreichen. Eine ziemlich genaue Abstimmung der Wertänderungen ist aber zu erwarten, wenn man verschiedene börsliche Optionen auf die Währung, in der man stillhält, so kombiniert, daß Restlaufzeit und Basispreis jeweils im Durchschnitt mit der Stillhalterposition übereinstimmen. U m die Chance, die Risiken aus dem Optionsgeschäft so zu verringern, weiter zu erhöhen, neigen Banken in jüngster Zeit dazu, die Stillhalterpositionen zu standardisieren. Die Strategie, Stillhalterpositionen gegenüber Kunden zu übernehmen und

Fremdwährungsmanagement durch börsliche Optionen glattzustellen, erleichtert auch die Kalkulation im Kundengeschäft. Grundlage hierfür sind die Prämien, die für die verschiedenen börslichen Optionen zu zahlen sind, die zur Sicherung dienen. Wenn eine Bank ständig am Devisenmarkt präsent ist, dann liegt es nahe, daß sie versucht, Kursunterschiede risikolos auszunutzen oder im begrenzten Umfang Risiken einzugehen. Kursunterschiede nutzt man risikolos durch einfache —» Arbitrage aus, aber auch dadurch, daß man eine Position synthetisch erzeugt, weil der Preis der synthetischen Position vom Preis der Originalposition abweicht. Grundsätzlich gibt es zu jeder Position auch eine synthetische Position, die man erzeugen und verkaufen kann. Zwei Beispiele mögen das verdeutlichen. Im einfachsten Fall läßt sich eine Terminplusposition in fremder Währung dadurch erzeugen, daß man einen Kredit in heimischer Währung aufnimmt, den Kreditbetrag zum Kassakurs in die Fremdwährung transferiert und bis zum Termin anlegt. Durch den Kauf von Dollar per Termin und den Kauf eines europäischen Puts kann man einen europäischen Dollar-Call duplizieren, der dieselbe Optionsfrist und denselben Basispreis wie der Put hat. Wird die Originalposition am Markt relativ teuer gehandelt, dann kann man einen Gewinn risikolos erzielen, indem man die Position dupliziert und verkauft. Bei der Terminposition setzt das voraus, daß der Erlös größer ist als der Kreditrückzahlungsbetrag inklusive Zinsen, beim —> Call muß der Optionspreis größer sein als die Kosten für den Put zuzüglich oder abzüglich der Differenz Terminkurs minus Basiskurs, die mit dem Zinssatz auf risikofreie DM-Anlagen abgezinst ist. Streng genommen sind auch Transaktionskosten zu berücksichtigen. Will eine Bank in begrenztem Umfang Kursrisiken übernehmen, dann wird sie ihren Kursprognosen entsprechende Kassa-, Forward- und Futurespositionen halten und sie laufend anpassen. Sie kann aber auch zwischen verschiedenen Optionsstrategien wählen. Z u nennen sind Range Options, bei begrenzten DM-Aufwertungserwartungen „vertical bull spreads" und bei begrenzten DM-Abwertungserwartungen „vertical bear spreads". Solche Options279

Fremdwährungsmanagement kombinationen sind in der Range (oder dem „spread") zwischen den unterschiedlichen Basispreisen kursabhängig, jenseits der Basispreise aber von Kursänderungen unabhängig. Optionen können auch in der Weise kombiniert werden, daß die entstehende Gesamtposition nicht innerhalb der Range, wohl aber jenseits der Basispreise kursabhängig ist. Hier zu nennen sind „short strangles", wenn man nur geringe Kursschwankungen erwartet und „long strangles", wenn man starke Kursausschläge erwartet, ohne deren Richtung zu kennen. Zu nennen sind aber auch Kombinationen, die genau wie einfache Optionspositionen gerichtete Kurserwartungen voraussetzen. Solche Kombinationen sind auch zum Hedging geeignet. Hat eine Bank z.B. eine Dollar-Terminverbindlichkeit, so könnte sie einen Dollar-Call kaufen und einen Dollar-Put mit einem niedrigeren Basispreis verkaufen. Wenn beide Optionen „out of the money" stehen, dann ist die Bank gegen starke Kursschwankungen gesichert, sie trägt aber innerhalb der Range das volle Kursrisiko. Solche Kombinationen, aber auch „vertical spreads" gelten häufig deshalb als besonders attraktiv, weil man dafür Optionen auswählen kann, bei denen sich die Prämienzahlungen genau ausgleichen (zero cost hedge). c) Management des Ausfallrisikos Worauf eine Bank zu achten hat, wenn sie Ausfallrisiken beherrschen will, läßt sich aus der Portfolio-Theorie (—> Kapitalmarkttheorie) ableiten: erstens sollten die Engagements unkorreliert sein, zweitens müssen in die Konditionen Risikoprämien eingehen, die wenigstens den Ausfallerwartungen entsprechen, und drittens sollte die Gesamtposition, die sich aus allen ausfallbedrohten Einzelpositionen zusammensetzt, so groß sein, daß selbst der Totalausfall der größten Einzelpositionen, z.B. des gewichtigsten Großkredits, durch einen kleinen Bruchteil der Risikoprämieneinnahmen aus der Gesamtposition abgedeckt werden kann. Die Praxis hat aufgrund der über Generationen gesammelten Erfahrungen Regeln für die Kreditvergabe entwickelt, die diese drei theoretischen Diversifikationsanforderungen operationalisieren, was im Fremdwährungsbereich vor allem dann sichtbar 280

Fremdwährungsmanagement wird, wenn es um die Steuerung des Adressenrisikos geht. Unkorreliertheit der Engagements wird dadurch erreicht, daß grundsätzlich nur solche Kredite oder Forderungen akzeptabel sind, die eine sehr kleine Maximalausfallwahrscheinlichkeit haben. Die Schuldner solcher Forderungen verfügen über eine finanzielle Widerstandskraft, die erwarten läßt, daß sie ihre Verbindlichkeiten auch dann prompt bedienen werden, wenn sich, ausgelöst durch eine ungünstige Entwicklung in der Branche oder der Gesamtwirtschaft, ihre Ertragslage verschlechtert. Auch Sicherheiten können zu einer niedrigen Ausfallwahrscheinlichkeit beitragen und zur Unkorreliertheit führen. Im Fremdwährungsbereich gilt hier, aber auch für die Fixierung der Risikoprämien, im Grunde nichts anderes als im DM-Geschäft. Ob die in den Margen enthaltenen Risikoprämien auskömmlich sind, wird stets umstritten sein. Im Devisenterminhandel unter ersten Adressen, wo die Pluspositionen auf beidseitig nicht erfüllten Geschäften beruhen und der Schaden bei Ausfall einer Position deshalb meist auf einen Bruchteil des Positionswertes begrenzt ist, können Risikoprämien nur eine Größenordnung annehmen, die fast vernachlässigbar ist. Besonders gut beobachten lassen sich die Maßnahmen, die man ergreift, um der dritten Anforderung zu genügen. Gewöhnlich werden für alle Adressen Kredit- oder Geldhandelslinien festgelegt, auf die auch Verpflichtungen aus Fremdwährungsgeschäften angerechnet werden, Verpflichtungen aus beidseitig nicht erfüllten Geschäften, z.B. Swapgeschäften, aber sachgerecht nur mit einem Bruchteil (20-50%); Vorleistungen bei der Erfüllung sollte man prospektiv voll auf die Geldhandelslinien anrechnen. Erwähnt seien hier auch die aus theoretischer Sicht und im internationalen Vergleich hohen Obergrenzen nach § 13 Abs. 3 und 4 KWG. Das Management des Ausfallrisikos im Fremdwährungsbereich erhält eine besondere Problematik durch das Länderrisiko, weil davon der Schuldendienst aller Adressen in diesem Land bedroht ist und weil wegen dieser vollkommenen Korrelation alle Forderungen gegen Adressen in diesem Land risikopolitisch als eine einzige Posi-

Fremdwährungsmanagement tion zu betrachten sind. Hinzu kommt, daß eine ungünstige weltwirtschaftliche Entwicklung bei mehreren schwächeren Staaten das Länderrisiko gleichzeitig schlagend werden lassen kann, so daß auch hier eine hohe Korrelation denkbar ist, die es nahelegt, mehrere Länderpositionen zu einer risikopolitischen Position zusammenzufassen. Sonst lassen sich die Ausfallrisiken in Form von Länderrisiken nicht durch Diversifikation beherrschen. Diese Ländergesamtpositionen müssen die dritte Anforderung erfüllen, obwohl Ausfälle sich gerade hier als temporär erweisen können, wenn Transferbeschränkungen später wieder aufgehoben werden. Diese Problematik, die im internationalen Kreditgeschäft nicht immer genügend beachtet wurde, macht bei Banken, sofern sie ins Gewicht fallende Geschäftsverbindungen zu gefährdeten Ländern unterhalten, eine ständige Länderanalyse erforderlich, für die häufig Scoring-Verfahren, manchmal auch Prognosemodelle verwendet werden. Das Management des Ausfallrisikos im Fremdwährungsbereich enthält eine besondere Problematik auch dadurch, daß, wie oben ausgeführt, die Höhe der Ausfälle vom Wechselkurs im Zeitpunkt des Ausfalls abhängt. Aus dieser Kursabhängigkeit der Ausfallhöhe wird im Fremdwährungsmanagement oft die Konsequenz gezogen, die Gegenwerte für —» Wertberichtigungen für Kredite in der Währung anzulegen, in der die Kredite zu Buche stehen. Das ist sinnvoll, weil die Kredite in aller Regel Teil einer geschlossenen Position sind. Soweit die Fremdwährungsgegenwerte für Wertberichtigungen ausreichen, um später wenn die Kredite tatsächlich ausfallen - die Position wieder zu schließen, ist man gegen das Wechselkursrisiko gesichert. Kommt es nicht zu Ausfällen und der Wechselkurs fällt, dann verliert man zwar bei den Gegenwerten , aber das kann eine Bank eher tragen als die Belastung, die entsteht, wenn die Wirkung von Ausfällen durch markant höhere Wechselkurse verstärkt wird. Als Alternative, bei der sich der Verlust bei den Gegenwerten begrenzen läßt, bietet es sich an, die Gegenwerte in DM und daneben noch eine Devisenkaufoption auf die Währung zu halten, auf die die wertberichtigten Kredite lauten.

Fremdwährungsmanagement d) Begrenzung von Mitarbeiterrisiken Um zu verhindern, daß Fehlverhalten von Mitarbeitern zu Verlusten für die Bank führt, empfehlen sich bestimmte organisatorische Maßnahmen, die - obwohl sie im Eigeninteresse der Institute liegen - früher nicht überall ergriffen wurden, so daß sie vom —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen angeordnet werden mußten. Zu nennen sind hier vor allem die Mindestanforderungen für bankinterne Kontrollmaßnahmen bei Devisengeschäften. Ergänzt werden diese Vorschriften durch die „Leitsätze für das Verhalten öffentlicher Banken auf dem Devisen- und Auslandsmarkt" und durch die „Verhaltensnormen für Kreditinstitute am deutschen Devisenmarkt". Darüber hinaus regeln detaillierte interne Anweisungen die Aufgaben und Kompetenzen im Devisengeschäft. Zunächst kommt es darauf an, alle Geschäfte richtig zu erfassen. Für jeden Abschluß ist daher sofort ein Händlerzettel auszufüllen, auf dem Betrag, Währung, Kurs, Abschlußtag, Fälligkeit und die Kontrahenten genannt werden. Damit soll verhindert werden, daß Händler erst später entscheiden, wem sie das Geschäft abrechnen, und daß Händler unbemerkt Geschäfte verschleiern oder ihre Kompetenzen vorübergehend überschreiten. Eine unmittelbare Erfassung ist auch deshalb wichtig, damit die Buchhaltung und die Terminlisten vollständig sind. Vor allem ist aber ein genauer aktueller Überblick über die Devisenpositionen erforderlich, um die Risiken wirksam steuern und auf ein tragbares Maß begrenzen zu können. Auch wenn die Geschäfte richtig erfaßt und die Devisenpositionen korrekt fortgeschrieben werden, bieten sich den Mitarbeitern noch Möglichkeiten, die Bank durch gezieltes Fehlverhalten zu schädigen. Um solche Geschäfte zu unterbinden, mit denen einzelne Händler oder die Händler insgesamt Vermögen verschieben und sich oder andere bereichern könnten, sind - Eigengeschäfte der Händler nur in begründeten Einzelfällen und mit vorheriger Genehmigung der Geschäftsleitung zuzulassen und - organisatorische Maßnahmen zu ergreifen, die es ermöglichen, jedes einzelne Geschäft nachzuvollziehen. 281

Fremdwährungsmanagement Der letzte Punkt ist im Handel sichergestellt, wenn jeder Händlerzettel mit dem Namen der Händler, der Uhrzeit und einer Geschäftsnummer versehen wird. Um Vermögensverschiebungen zu verhindern, ist es aber auch wichtig, daß es in keinem Fall zulässig ist, zu künstlich gebildeten, von Marktgegebenheiten abweichenden Kursen abzuschließen. Um eventuelle Differenzen später aufklären, aber auch um den Handel vollständig nachvollziehen und überprüfen zu können, ist es bei vielen Banken mittlerweile üblich, alle Telefongespräche des Handels und der Abwicklung aufzuzeichnen. Die Möglichkeiten des einzelnen Händlers, die Bank oder andere Marktteilnehmer zu schädigen, sollten auch deshalb eingeschränkt sein, weil der Chefhändler meistens jedem Geschäftsabschluß zustimmen muß (—» Vier-AugenPrinzip), zumindest aber zu informieren ist und weil die räumliche Organisation der Handelsabteilung eine gegenseitige Kontrolle der Händler zu gewährleisten scheint. Die Mitarbeiter sind aufgrund der Leitsätze bzw. der Verhaltensnormen verpflichtet, jeden Verstoß eines Händlers gegen die Vorschriften unverzüglich der Geschäftsleitung anzuzeigen. Manipulationen und Fehler bei der Erfassung sollten sich auch deshalb rechtzeitig aufdecken lassen, weil die Händlerzettel sofort in die Abwicklung weiterzuleiten sind, wo sie nochmals erfaßt, kontrolliert bei größeren Beträgen meistens mehrfach und weiter bearbeitet werden. Die Abwicklung muß vom Handel organisatorisch klar getrennt sein. Um auch hier die Nachvollziehbarkeit des einzelnen Geschäfts zu gewährleisten, hat das BAKred mit Schreiben vom 31.3.1982 angeordnet, daß Geschäfte, die innerhalb eines Tages mit dem gleichen Kontrahenten in derselben Währung abgeschlossen werden, von der Buchhaltung nicht zusammengefaßt werden dürfen. Gegen eine Zusammenfassung bei der Zahlung ist allerdings nichts einzuwenden, da sie im Falle der Saldierung geeignet ist, das Erfüllungsrisiko zu begrenzen. Eine weitere Kontrolle des Handels kann man in den Bestätigungen an die und von den Kontrahenten sehen und darin, daß eine Bearbeitung dieser Bestätigungen und etwaiger Reklamationen auf jeden Fall getrennt vom 282

Fremdwähningsmanagement Handel zu erfolgen hat. Mögliche innerbetriebliche Mißstände, die es einzelnen oder Gruppen ermöglichen könnten, die bisher aufgezeigten Vorkehrungen zu umgehen, sollten sich spätestens durch die Rückbestätigungen der Kontrahenten nach der sogenannten positiven Methode aufdecken lassen. Hierbei muß der Kontrahent seine Position gegenüber der Bank selbst dann schriftlich bestätigen, wenn sie auch aus seiner Sicht richtig ist. Diese Abstimmung der offenen Positionen hat mindestens einmal im Jahr zu erfolgen. Auch regelmäßige und überraschende Kontrollen der —» bankinternen Revision sind geeignet, um sicherzustellen, daß die bankaufsichtsrechtlichen Vorschriften und die internen Arbeitsanweisungen eingehalten werden. Schließlich trägt auch das Rechnungswesen dazu bei, die Risikoposition der Bank korrekt zu ermitteln und zu überwachen und somit Mitarbeiterrisiken zu begrenzen. Für die Verbuchung der Devisengeschäfte schreibt das BAKred vor, daß jedes Devisengeschäft schon bei Abschluß in Nebenbüchern zu erfassen ist. Die Devisenpositionen sind täglich den zuständigen Mitgliedern der Geschäftsleitung vorzulegen, die Terminengagements müssen in regelmäßigen Abständen der Geschäftsleitung und anderen für diese Risiken zuständigen Stellen der Bank gemeldet werden. Das Rechnungswesen muß auch täglich ermitteln, ob der Grundsatz Ia eingehalten wird. Insgesamt sind diese organisatorischen Maßnahmen geeignet zu verhindern, daß Mitarbeiter einzeln oder gemeinsam unbemerkt zum Schaden der Bank handeln oder andere Banken bei Manipulationen unterstützen. Vor allem erschweren sie es, Schieflagen zu verschleiern und zusätzliche offene Positionen aufzubauen, um bereits entstandene Verluste zu kompensieren. 4. Sonstige Aufgaben Zu den Aufgaben des F. gehört es auch, die anzubietenden Produkte festzulegen und neue zu entwickeln, den Ablauf des Fremdwährungsgeschäfts und seine transparente und steuerungserleichternde Erfassung im Rechnungswesen zu organisieren, die Konditionen hierfür festzulegen, die Gesamtpositionen laufend zu beobachten und zu entscheiden, welche Vertriebswege man im Ausland verwendet und welche Teile des

Fremdwährungsmanagement Geschäfts man aus steuerlichen oder aufsichtsrechtlichen Gründen (Mindesreserveund Eigenkapitalanforderungen) dorthin verlagert. Diese Aufgaben sind jedoch, wie schon die Verzahnung des Inlands- und Auslandszahlungsverkehrs und des in- und ausländischen Wertpapiergeschäfts zeigt, so eng mit dem Geschäft in heimischer Währung verbunden, daß sie an dieser Stelle nicht behandelt werden sollen. Literatur: Bieg, HartmutlRubel, Markus: Ausweis und Bewertung von Devisen- und Zinstermingeschäften in Bankbilanzen, Teil I, II und III, in: Kredit und Kapital, 21. Jg., 1988, S. 253-277, 422-450 und 592-624; Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Zur Anwendung des Grundsatzes Ia zu § 10 KWG, abgedruckt in : Consbruch/Möller/ Bähre/Schneider, Kreditwesengesetz, Textsammlung, München, Stand: 1. September 1988, Nr. 3.18; Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Mindestanforderungen für bankinterne Kontrollmaßnahmen bei Devisengeschäften - Kassa und Termin, Schreiben vom 24.2.1975, vom 31.3.1982 und vom 14.3.1983, abgedruckt in: Consbruch/Möller/Bähre/Schneider, a.a.O., Nr. 4120; Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Abschluß von Devisengeschäften zu deutlich von Marktkursen abweichenden Kursen durch Kreditinstitute, Schreiben vom 30.3.1977 und vom 20.7.1978, vom 24.2.1986 sowie vom 22.6.1987, abgedruckt in Consbruch/Möller/Bähre/Schneider, a.a.O., Nr. 4147 bzw. 4163; Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen: Valutagerechte Buchung von schwebenden Devisen-, Wertpapier- und Geldhandelsgeschäften, Schreiben vom 8.4.1980, a.a.O., Nr. 4172; Fischer-Erlach, Peter: Handel und Kursbildung am Devisenmarkt, 3. überarb. Aufl., Stuttgart 1988; derselbe: Was sind synthetische Devisenswapgeschäfte?, in: Bank, 1989, S. 193-195; Kawaller, Ira G.: Internationaler trader soon can use DIFF's to hedge currencies, in: Futures, Vol. 18,1989, Heft 4, S. 42f.; Krümmel, Hans-Jacob (Hrsg.): Internationales Bankgeschäft, Beihefte zu Kredit und Kapital, Heft 8, Berlin 1985; Krümmel, HansJacob: Unternehmenspolitische Vorgaben für die Risikosteuerung der Bank, Mitteilungen aus dem Bankseminar der Rheini-

Fristentransformationsbeitrag sehen Friedrich-Wilhelms-Universität, Nr. 73, Bonn, November 1988; Lipfert, Helmut: Deviscnhandel mit Devisenoptionshandel, 3. neu bearb. und erw. Aufl., Frankfurt 1988; Lüer, Hans-Jochen: Devisenhandel und Bankenaufsicht, in: Wertpapier-Mitteilungen, Sonderbeilage Nr. 1/ 1977 zu Nr. 12 vom 19. März 1977; Schmidt, Hartmut: Einzelkredit und Kreditportefeuille, in: Bankpolitik, finanzielle Untemehmensführung und die Theorie der Finanzmärkte, Festschrift für Hans-Jacob Krümmel, hrsgg. vom Bernd Rudolph und Jochen Wilhelm, Berlin 1988, S. 245-259; Shapiro, Allan C.: International Corporate Finance, Tampa 1986; Welcker, Johannes: Was bestimmen die Preisunterschiede zwischen Puts und Calls?, in: Bank, 1984, S. 590-592. Prof. Dr. Hartmut Schmidt, Dr. Wolfgang Bessler, Hamburg Fremdwährungsscheck Zahlungsanweisung auf ein Guthaben des Ausstellers bei einer Bank in einer aus Sicht des Ausstellers und der Bank nicht inländischen —» Währung. So ist z.B. die Ausstellung von —» Euroschecks, die von Banken aus den Aktivländern ausgegeben wurden, in ausländischer Währung eines Aktivlandes und deren Einlösung in ausländischer Währung möglich. Fristenkongruenz zeitliche Parallelität aktivischer und passivischer Positionen in der Bankbilanz. Fristentransformation i.d.R. Umwandlung formell kurzfristiger Einlagen in längerfristige Kredite. Die F. ist den Kreditinstituten jedoch nur möglich, weil die Kapitalgeber ihre Gelder länger bei den Banken belassen als dies rechtlich vereinbart wurde und weil abgezogene Einlagen durch neue Mittel ersetzt werden. Entscheidungen über F. sind im Rahmen der Banksteuerung einer zentralen Stelle vorbehalten, da nur diese die Auswirkungen solcher Strukturentscheidungen auf —> bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen überblicken kann. —» Transformationsfunktion,—» Strukturbeitrag. Fristentransformationsbeitrag —»Marktzinsmethode. 283

Fristigkeitsrisiko Fristigkeitsrisiko —>Liquiditätsrisiko. FRS —> Federal Reserve System. Führungsklausel Vereinbarung im Rahmen einer —> Mitversicherung, daß ein —> Versicherer das von mehreren Versicherern gemeinschaftlich getragene Risiko im Außenverhältnis allein vertritt. Fundamentalanalyse —>

Wertpapieranalyse.

Fungibilität Ersetzbarkeit (Vertretbarkeit) beweglicher Sachen. F. bedeutet, die einzelnen Stücke weisen innerhalb ihrer Gattung aufgrund ihrer Bestimmung nach Zahl oder Nominalwert gleiche Beschaffenheit sowie gleiche Rechte und Pflichten auf. Z.B. eine gängige Münze bestimmter Stückelung, bei der jede einer anderen gleicht, oder eine typisierte börsengängige Ware (Kaffee, Getreide , Metalle). An der —* Börse gehandelte —> Wertpapiere sind sehr fungibel, besonders die —» Inhaberaktie, da sie jederzeit ohne Formalitäten durch eine andere —> Aktie gleichlautenden Inhalts ersetzt werden kann. Die F. erfüllt das Erfordernis freier Handelbarkeit der Sachen. Funktionsausgliederung Übertragung einzelner Aufgaben eines —» Versicherungsunternehmens auf ein anderes Unternehmen. Zu diesen Aufgaben zählen der Vertrieb, die Bestandsverwaltung, die Leistungsbearbeitung, das Rechnungswesen, die Vermögensanlage sowie die Vermögensverwaltung. Funktionsausgliederungsverträge, durch die diese unternehmerischen Funktionen ganz oder teilweise von anderen Unternehmen dauerhaft übernommen werden, sind als Bestandteile des —» Geschäftsplans dem —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen einzureichen (S 5 Abs. 3 Nr. 4 VAG).

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Futures Futures Sammelbezeichnung für standardisierte und börsenmäßig gehandelte Terminkontrakte zur Absicherung bestehender oder zukünftiger Positionen gegen Kurs- und Zinsänderungsrisiken (-» Hedging), aber auch zur Spekulation und zur —»Arbitrage. Durch den Kauf eines F. (long hedge) sichert man sich gegen steigende Kurse bzw. fallende Zinsen, durch den Verkauf eines F. (short hedge) gegen die entgegengesetzte Marktentwicklung. Bei F. handelt es sich um die vertragliche Verpflichtung, einen nach Art, Menge bzw. Betrag und Erfüllungstermin genau spezifizierten Geschäftsgegenstand zu kaufen oder zu verkaufen, wobei es i. d. R. nicht zur Erfüllung der Kontrakte, sondern durch Abschluß von Gegengeschäften vor deren Fälligkeit zur Glattstellung kommt. Durch Standardisierung anhand obiger Kriterien wurde der Handel von F. an speziellen Terminbörsen möglich (—» Deutsche Terminbörse). Die technische Abwicklung erfolgt über die —* Clearing-Stelle, die sich zur Ausschaltung des Erfüllungsrisikos zwischen die Marktteilnehmer stellt und für beide zum Kontraktpartner wird. Käufer und Verkäufer von F. sind zur Hinterlegung von Sicherheiten verpflichtet, die bei Geschäftsabschluß einen börsenspezifischen Prozentsatz als Ersteinschuß ausmachen (initial margin) und während der Laufzeit des Kontraktes einen bestimmten Mindestbetrag (maintenance margin) nicht unterschreiten dürfen; tritt dieser Fall ein, ist der betroffene Vertragspartner börsentäglich zum sofortigen Differenzausgleich verpflichtet (Nachschußpflicht). Die sich durch die börsentägliche Notierung der F. ergebenden Bewertungsgewinne bzw. -Verluste werden i.d.R. als „Variation margin" mit dem Ersteinschuß verrechnet, aber auch ein Barausgleich kommt an einigen Börsen vor. Sind Waren der Geschäftsgegenstand von F., spricht man von Commodity F. (Warenterminkontrakte); bilden Finanzinstrumente den Geschäftsgegenstand, handelt es sich um —»Financial F.

G GAA —»Geldausgabeautomat. Garantie Selbständiger Vertrag, durch den sich ein Dritter, der Garant, verpflichtet, für einen bestimmten, in der Zukunft liegenden Erfolg einzustehen und insbesondere das —» Risiko eines künftigen, noch nicht entstandenen Schadens zu übernehmen, das aus einem geschäftlichen Unternehmen resultiert. Der Umfang der G.-Verpflichtung kann auf einen bestimmten Betrag beschränkt oder unbeschränkt festgelegt werden. Die G.-Verpflichtung erlischt durch Erfüllen des Hauptschuldners bzw. des Garanten. Als fiduziarische Sicherheit begründet sie eine selbständige (von der des ursprünglichen Schuldners unabhängige) Verpflichtung und bringt daher eine weiterreichende Sicherungsleistung des Garanten verglichen mit der des Bürgen. Nach —» KWG gehört das Garantiegeschäft zu denjenigen Geschäften, die ein Unternehmen zum—> Kreditinstitut machen. Garantiefonds Mindesthöhe an Eigenmitteln eines Versicherungsunternehmens, die für die Zulassung zum Geschäftsbetrieb erforderlich ist (§ 5 Abs. 4 VAG). Wird diese Untergrenze während des laufenden Geschäftsbetriebs unterschritten, so hat das Versicherungsunternehmen der Aufsichtsbehörde gemäß § 81b Abs. 2 V A G einen Finanzierungsplan (Katastrophenplan) vorzulegen, der aufzeigt, wie und in welcher Frist der erforderliche Umfang an Eigenmitteln wieder erreicht werden soll. Zusätzlich kann die Aufsichtsbehörde dem Versicherungsunternehmen Verfügungsbeschränkungen über Vermögensgegenstände auferlegen (§ 81b Abs. 3 VAG). Ist das Versicherungsunternehmen nicht in der Lage, die fehlenden Eigenmittel zu beschaffen, kann die Aufsichtsbehörde die Erlaubnis für den gesamten Geschäftsbetrieb widerrufen (§ 87 Abs. 2 VAG). Die Höhe des zu bildenden G. richtet sich nach der - * Solvabilitätsspanne, wovon ein Drittel dem G. entspricht (§ 53c Abs. 1 VAG). Die Solvabilitätsspanne wird in der

—» Schadenversicherung alternativ auf der Grundlage des —»Beitragsindex oder des—» Schadenindex ermittelt. Dabei ist der höhere Index für die Solvabilitätsspanne maßgebend. In der —» Lebensversicherung stellen die versicherungstechnischen Risikoreserven gemeinsam mit dem Risikokapital die Bezugsgröße dar. Zusätzlich schreibt die Kapitalausstattungs-Verordnung (§§ 2,5) einen absoluten Mindestbetrag vor (—> Mindestgarantiefonds), der sich nach der jeweiligen Versicherungssparte richtct. (—»Kapitalausstattung der Versicherungsunternehmen) Garantiekapital das Eigcnkapital der privaten —> Hypothekenbanken, das die Umlaufgrenze der —> Pfandbriefe festlegt. Zum Schutz der Anleger gegen eine übermäßige Pfandbriefemission hat der Gesetzgeber den Hypothekenbanken vorgeschrieben, den Beitrag der ausstehenden Pfandbriefe auf das 25-fache des Eigenkapitals zu begrenzen. Garantiemittel (Sicherheitsmittel), Eigenkapital eines Versicherungsunternehmens zuzüglich der —» versicherungstechnischen Rückstellungen, durch die eine dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen sicherzustellen ist. Garantiewert bei einer —» Lebensversicherung die Versicherungsleistungen, auf die ein Versicherungsnehmer bei vorzeitiger Kündigung des Vertrages Anspruch hat. Das sind im einzelnen der —» Rückkaufswert und die beitragsfreie Versicherungssumme (—» Beitragsfreie Versicherung, - » Beitragsfrcistellung). Die Berechnung der G. ist im technischen —* Geschäftsplan festzulegen und unterliegt somit der Aufsicht durch das BAV. Garn St. Germain Act 1982 ratifiziertes US-Gesetz, das eine stärkere Angleichung der Konditionsgestaltung von —> Commercial Banks und -» Thrift Institutions mit den sog. —> Nonbank-Banks vorsah. So wurde für die ge285

GATT-Abkommen nannten Banktypen die rechtliche Grundlage dafür geschaffen, in Erweiterung der bereits bestehenden NOW-accounts ab 1983 Super-NOW-accounts anzubieten. Dieses sind verzinsliche Einlagenkonten, über die mittels eines scheckähnlichen Instruments jederzeit ohne Einhaltung von Kündigungsfristen verfügt werden kann. GATT-Abkommen Abkürzung für General Agreement on Tariffs and Trade. 1948 in Kraft getretenes multilaterales Handelsabkommen, dem gegenwärtig 92 Staaten als Vollmitglieder angehören, die Bundesrepublik Deutschland seit 1951. G. ist de facto einer internationalen Organisation gleichzusetzen; das Sekretariat ist in Genf. Die Mitgliedsländer treten periodisch zusammen, die Vollversammlung tagt jährlich. G. stellt das einzige System dar, welches für den internationalen Handel und die Handelsbeziehungen in rechtlicher Form einen Rahmen von Regeln und Verfahren festlegt und Rechte und Pflichten zwischen Mitgliedsländern einschließt. G. legt für die Handelspolitik bestimmte Verhaltensweisen fest: Gewährung der allgemeinen Meistbegünstigung, d.h. jedes Mitglied kommt in den Genuß des günstigsten Zollsatzes, den das Mitglied irgendeinem Lande gewährt; schrittweiser Abbau von Zöllen sowie Beseitigung von mengenmäßigen Beschränkungen, z.B. in Form von Kontingenten. Mit diesen handelspolitischen Verhaltensweisen wollen die Mitglieder Erhöhung des Lebensstandards, Vollbeschäftigung, steigende Realeinkommen und Erschließung der Hilfsquellen der Welt erreichen. G. dient auch als Forum für Handelsverhandlungen und für die Anpassung des rechtlichen Rahmens sowie als Organ der Streitbeilegung. Infolge der Erweiterung von 23 (1948) auf 122 (einschließlich der assoziierten) Mitglieder wird das auf dem Modell der Marktwirtschaft beruhende G. nicht mehr einmütig unterstützt. Gebäudeversicherung zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene —> Sachversicherungen, die Schäden an Gebäuden abdecken. Dabei können die Gefahren (Feuer, Sturm, Hagel, Leitungswasser, Glasbruch, Schwamm und Hausbockkäfer) einzeln oder in Form 286

Geborenes Orderpapier einer—» gebündelten oder—» kombinierten Versicherung (z.B. verbundene Wohngebäudeversicherung) versichert werden. Die G. bietet Eigentümern Schutz vor Vermögensverlusten, die durch Schäden an Gebäuden hervorgerufen werden. Weiterhin erleichtert der Abschluß von G. die Aufnahme von Realkrediten. Da es eine einheitliche G. nicht gibt, richten sich die jeweils geltenden Versicherungsbedingungen nach der Art des Gebäudes. So ergeben sich Unterschiede bei der Versicherung von Geschäfts-, Industrie-, Wohn- oder landwirtschaftlichen Gebäuden. Welche Kosten im einzelnen im Schadenfall von der Versicherungsgesellschaft übernommen werden, ergibt sich aus dem —» Versicherungsschein. Grundsätzlich kann sich der Versicherungsschutz nicht nur auf die Substanzschäden, sondern auch auf die Rettungs-, Feuerlösch-, Bewegungs-, Schutz-, Aufräumungs- und Abbruchkosten, auf Kosten der Schadenermittlung und -feststellung sowie des Mietausfalls beziehen. Die Versicherungsleistung erstreckt sich im Falle eines Totalschadens auf den Neuwert des Gebäudes (in einigen Ausnahmen wird der Zeitwert oder gemeine Wert, d.h. der Verkaufswert angesetzt; ferner ist bei einigen landwirtschaftlichen Gebäuden eine Leistung nach der Entschädigungsstaffel vorgesehen). Möchte man eine Steigerung der Gegenwartswerte in der G. berücksichtigen, bieten sich eine —> gleitende Neuwertversicherung an. Im Bereich der Gebäudefeuerversicherung bestehen für öffentlich-rechtliche —» Pflicht- oder —» Monopolanstalten in einigen Gebieten Sonderrechte gegenüber privaten Versicherungsunternehmen. Danach kann für alle Eigentümer der Abschluß einer Gebäudefeuerversicherung mit der jeweiligen Pflichtanstalt vorgeschrieben sein oder ein öffentlich-rechtliches Versicherungsunternehmen besitzt für diese Versicherung in der jeweiligen Region ein Monopol. Geborenes Orderpapier ist vor allem der —» Wechsel, die —» Namensaktie und der auf den Namen lautende —> Scheck. Beim G. muß die Orderklausel

Gebühren

Gefahrenklasse

besonders ausgeschlossen sein, wenn es nicht—» Orderpapier sein soll.

Kraftfahrzeugs gemäß § 7 Abs. 1 StVG bereits aus der Betriebsgefahr des Fahrzeugs.

Gebühren vom Gesetzgeber oder öffentlichen Stellen in Gebührenordnungen fest definierte Preise für Leistungen behördlicher oder öffentlicher Stellen. Die Quantifizierung der Gebührenhöhe erfolgt meist unter Beachtung des Äquivalenzprinzips, dem gemäß die Vorteile aus der Leistung in Geld bewertet werden sollen. Bankpreise werden häufig als Gebühren bezeichnen, —» Gebührenprinzip.

Gefälligkeitsakzept Mit einem —> Akzept versehener —* Gefälligkeitswechsel.

Gebührenprinzip Prinzip der —> Preispolitik in Kreditinstituten, nach dem das Entgelt für Bankleistungen nicht als marktüblicher Preis, sondern als behördenähnliche Gebühr bezeichnet wird, wodurch der Anschein beamtenhafter Korrektheit erweckt werden soll. Die Preise sollen durch Verwendung amtlicher Gebührendefinitionen als nicht gewinnorientiert erscheinen und somit leichter beim Kunden durchgesetzt werden können.

Gefälligkeitssparbuch —» Sparbuch, dessen —> Spareinlage zu einem späteren Zeitpunkt auf einen Dritten übergehen soll. Es handelt sich um einen Vertrag zugunsten Dritter.

Gebündelte Versicherung —» gemischte Versicherung, bei der mehrere Sparten zu einem einheitlichen Versicherungspaket zusammengefaßt werden. Für jeden —» Versicherungszweig besteht rechtlich gesehen ein selbständiger —> Versicherungsvertrag, der auf den jeweiligen —»Allgemeinen Versicherungsbedingungen beruht. Bietet ein Versicherer den Versicherungsnehmern die Möglichkeit, einzelne Versicherungen zu bündeln, so hat es die von der Versicherungsaufsichtsbehörde herausgegebenen Grundsätze für die Bündelung von Versicherungsverträgen zu beachten (—» Kombinierte Versicherung).

Gefälligkeitsgiro Wechselindossament aus Gefälligkeit, um die Sicherheit des —> Wechsels zu erhöhen und ihn diskontfähig zu machen. Der—» Indossant gibt den Wechsel nicht weiter. —> Gefälligkeitswechsel, —» Gefälligkeitsakzept.

Gefälligkeitswechsel Eine wechselmäßige Verpflichtung, die aus Gefälligkeit oder zur Hebung der —> Kreditfähigkeit von Unternehmungen eingegangen wird (wobei Abreden gegenüber Dritten - auch wenn diese davon Kenntnis hatten - rechtlich keine Bedeutung haben). In der Regel erwartet der—» Akzeptant, aus dem —» Akzept nicht in Anspruch genommen zu werden. Werden G. von zwei Personen gegenseitig ohne zugrundeliegendes Warengeschäft vorgenommen, so liegt meist —»Wechselreiterei vor.

Geburtsjahrmethode Verfahren zur Aufstellung von —» Sterbetafeln. Grundlage bildet dabei das Verhältnis von Verstorbenen eines bestimmten Geburtsjahrgangs zu den Überlebenden des Geburtsjahrgangs (vgl. auch ^ Sterbejahrmethode).

Gefahrengemeinschaft Gruppe von Personen, die annähernd den gleichen Risiken ausgesetzt sind und sich im Rahmen einer —> Versicherung vor Schäden schützen möchten, die durch den Eintritt möglicher Gefahren entstehen. Die Bezeichnung G. kennzeichnet den Grundgedanken jeder Versicherung: die Risikoverteilung und -ausgleich zwischen den Mitgliedern der G. Der Geldbedarf für die auftretenden Schäden wird durch die Zahlung von Versicherungsbeiträgen gedeckt. Ist die Zahl der Mitglieder der G. zu gering, ist nicht gewährleistet, daß die benötigten Mittel im Schadenfall zur Verfügung stehen.

Gefährdungshaftung verschuldensunabhängige Haftung. Für die Verpflichtung zum Schadenersatz genügt ein ursächlicher Zusammenhang. Beispielsweise haftet in der —» KraftfahrzeugHaftpflichtversicherung jeder Halter eines

Gefahrenklasse im Versicherungswesen werden die unterschiedlichen Risiken in Gruppen zusammengefaßt, auf deren Grundlage die —» Versicherungsprämie ermittelt wird. Die Einteilung der Risiken erfolgt in den einzel287

Gefahrenmerkmale nen —> Versicherungszweigen nach unterschiedlichen Gesichtspunkten (—» Gefahrenmerkmale). Die Bildung von G. erfolgt beispielsweise in der —» Unfallversicherung nach der Unfallgefährdung der Versicherten, in der —» Feuerversicherung nach der Bauart eines Gebäudes. Je höher der Versicherer die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Versicherungsfalls ansieht, desto höher wird der Risikozuschlag ausfallen, der zusätzlich zur Normalprämie erhoben wird. Gefahrenmerkmale Kriterien, nach denen die Tarife von Versicherungen aufgebaut sind. Auf der Grundlage der G. erfolgt eine Einteilung in-» Gefahrenklassen, die wiederum für die Höhe der —> Versicherungsprämie maßgebend sind. Je nach Art werde objektive und subjektive G. unterschieden. Beispielsweise bilden in der —» Kraftfahrtversicherung die technischen Merkmale und die Art der Verwendung des Fahrzeugs die objektiven G., während der Wohnort und Beruf des Versicherungsnehmers sowie der Schädenverlauf subjektive G. sind. Gefahrerhöhung Erhöhung des von einem Versicherer übernommenen Risikos, nachdem ein Antrag auf Vertragsabschluß gestellt wurde. Da mit einer G. die Wahrscheinlichkeit zunimmt, daß ein Versicherungsfall eintritt, ist der Versicherer schlechter gestellt. Deshalb darf eine Gefahr nicht ohne Einwilligung des Versicherers erhöht werden (§ 23 W G ) . Treten gefahrerhöhende Umstände ein, so ist der Versicherungsnehmer verpflichtet, dies dem Versicherer mitzuteilen (§§ 23 Abs. 2,27 Abs. 2 W G ) . Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine objektive G. (eine vom Versicherungsnehmer nicht herbeigeführte und ungewollte G.) oder eine subjektive G. (eine vom Versicherungsnehmer veranlaßte G.) handelt. Wenn der Versicherungsnehmer die G. veranlaßt hat, ohne dies dem Versicherer anzuzeigen, so braucht der Versicherer im Versicherungsfall keine Leistung zu erbringen (§ 25 Abs. 1 W G ) . Wird der Versicherer über die gefahrerhöhenden Umstände unterrichtet, so kann er innerhalb eines Monats fristlos kündigen (§ 25 Abs. 2 W G ) . Dieses Kündigungsrecht steht dem Versicherer auch zu, wenn die G. nicht vom 288

Gegengeschäft Versicherungsnehmer herbeigeführt wurde (§28 W G . ) Der Versicherer ist nicht von der Leistung befreit, wenn zwischen dem Eintritt des Versicherungsfalls und der G. kein Zusammenhang besteht. Gefahrtragung die im —» Versicherungsvertrag durch einen - * Versicherer übernommene Verpflichtung, einem —» Versicherungsnehmer Versicherungsschutz zu gewähren. Der Versicherer erbringt auch, ohne daß ein Versicherungsfall eintritt, eine Leistung, die in der Übernahme eines Risikos - der G. - besteht. Gegenakkreditiv Back-to-back-credit. —» Akkreditiv, für das ein anderes nicht übertragbares Akkreditiv als Sicherstellung dient. Ein solches G. wird eröffnet, wenn ein Exporteur seinem Lieferanten eine Sicherheit erbringen muß und das zugunsten des Exporteurs eröffnete Akkreditiv nicht übertragbar ist. Die Abwicklung eines G. ähnelt in der Praxis der eines übertragbaren Akreditivs, jedoch sind die Rechtsbeziehungen andere, da es sich um zwei getrennte Akkreditiveröffnungen handelt. Gegengeschäft Oberbegriff für alle Formen des Außenhandels, bei denen der Austausch von Waren oder Dienstleistungen zwischen zwei oder mehr Wirtschaftssubjekten in verschiedenen Ländern unmittelbar in irgendeiner Form aneinander gekoppelt ist. Wurde in früheren Jahren hauptsächlich der Handel der COMECON-Staaten untereinander und der Ost-West-Handel in Form von G. abgewickelt, so betreiben heute fast 90 Länder G., die insg. ca. 10% des Welthandels ausmachen. Dabei nehmen die Entwicklungsländer eine führende Rolle ein; sie versuchen, zunehmende Devisenprobleme, bestehende Handelshemmnisse und schlechte Außenhandelspositionen durch G. zu verbessern. Häufig sind G. der einzige Weg, um überhaupt noch Geschäfte im Welthandel abschließen zu können. Damit erklärt sich auch die wachsende Bedeutung von G. (insb. als alternative Marketing-Strategie im Anlagengeschäft), obwohl dadurch der freie Welthandel bzw. der internationale Wettbewerb eingeschränkt wird und zahlreiche Risiken

Gegenstromverfahren (u.a. in Form juristischer Probleme, landesspezifischer Handelsusancen sowie in Eingriffen in den Wirtschafts- und Kapitaltransfer) existieren. G. sind individuell zwischen den beteiligten Partnern auszuhandeln; die konkrete Vertragsgestaltung hängt von den wirtschaftlichen Bedingungen des einzelnen Landes, der jeweiligen Marktlage und der Verhandlungsposition der Vertragspartner ab. Daher existieren in der Praxis auch zahlreiche Varianten, so daß hier nur die wichtigsten Formen aufgezählt werden können: > Barter-Geschäfte: reiner Tauschhandel, - Voll-, Teil- und Dreieckskompensationsgeschäfte: Klassifizierung abhängig vom wertmäßigem Verhältnis zwischen Leistung und Gegenleistung sowie von der Anzahl der beteiligten Länder, - Parallelgeschäfte (auch Kopplungsgeschäfte oder counter purchase genannt): Verkauf eines Wirtschaftssubjektes und G. in rechtlich voneinander unabhängigen Verträgen, häufig durch Zwischenschaltung eines Handelshauses abgewikkelt, - Rückkaufgeschäfte (buy-back-Geschäfte): Verkauf z.B. einer Großanlage, G. durch Lieferung von z.B. Rohstoffen. Der wachsenden Bedeutung von G. wird in jüngster Zeit durch den Vorschlag der Einrichtung einer Barterbörse Rechnung zu tragen versucht, um die Fungibilität von Kompensationskontrakten zu erhöhen. Gegenstromverfahren Ausprägungsform des —» Prinzips der Zielvereinbarung, das aus einer Kombination von —» Bottom-up-Verfahren und —» Topdown-Verfahren besteht. Beim G. werden zunächst vorläufige Oberziele hierarchisch von oben nach unten konkretisiert und detailliert. Anschließend setzt in umgekehrter Richtung ein progressiver Rücklauf ein, bei dem nach oben hin die Koordination und Zusammenfassung der Teilpläne erfolgt. Bei konkreten Planungsprojekten in Kreditinstituten kommt aus Gründen der Motivation und der Nutzung des Informationspotentials der dezentralen Marktbereiche nur das G. in Betracht.

Geldhandel Gekreuzter Scheck Allgemeine Kreuzung: zwei gleichlaufende Striche auf der Vorderseite des —» Schccks. Besondere Kreuzung: zusätzlich zu den beiden gleichlaufenden Strichen enthält der Scheck den Namen des begünstigten Bankiers zwischen den beiden Strichen. Der G. wird rechtlich als halbbare Zahlung angesehen. Der allgemein G. darf von dem bezogenen —» Kreditinstitut nur an einen Bankier oder an einen Kunden des —> Bezogenen ausbezahlt (Barzahlung ist zulässig) werden. Der besonders G. darf nur an den namentlich begünstigten Bankier oder, wenn dieser selbst der Bezogene ist, an dessen Kunden ausbezahlt werden. Auch hier ist Barzahlung zulässig. Die deutschen Kreditinstitute behandeln den G. in der Regel als eine Form der bargeldlosen Zahlung, d.h. als —» Verrechnungsscheck. Geldabundanz Geldangebotsüberhang auf dem —> Geldmarkt. Geldausgabeautomat (G AA) im Rahmen der - * Bankautomation eingesetztes Gerät, mit dessen Hilfe die Bankkunden auch außerhalb der Öffnungszeiten Bargeld abheben können. Als Legitimationsmedium dienen die speziell kodierte ec-Karte sowie die PIN (Persönliche Identifikations-Nummer), die dem GAA einzugeben sind. Neben der Bargeldausgabe sind einige GAA mit Kontostand-Abfragefunktionen ausgerüstet. Gelddisposition In der Unternehmenspolitik der —» Kreditinstitute Entscheidungen hinsichtlich des Ausgleichs der Zahlungsströme und der Haltung der —» Mindestreserve. Der Begriff ist enger als die Liquiditätspolitik der Kreditinstitute. Geldflüssigkeit Geldmarkt Verflüssigung: das Angebot an —> Krediten (Leihgeld) kann die Geldnachfrage glatt befriedigen. Der Markt weist dabei meist sinkende —» Zinssätze auf. Geldhandel Handel mit —» Zentralbankgeld (Zentralbankguthaben) auf dem (Banken-) -» Geldmarkt. Banken räumen sich offene 289

Geldkapital

Geldmarktkredite

Buchkredite kurzfristiger Natur-insbesondere zum Zwecke des Spitzenausgleichs im Zahlungsverkehr-ein, d.h. es wird—»Zentralbankgeld kurzfristig gegen —> Verzinsung verliehen. Dabei können als Formen kurzfristiger —» Geldmarktkredite —> Tagesgeld (Tagesgeldhandel) und —» Termingeld (Termingeldhandel) unterschieden werden. Geldkapital die für Investitionszwecke Kaufkraft, -> Realkapital.

verfügbare

Geldkurs 1. Ankaufskurs (—» Kurs) für ausländische —> Währung bei Banken und Devisenhändlern (—> Devisenhandel). 2. Kurszusatz des amtlichen Kurszettels an den deutschen Börsen: G (Geld): Der Nachfrage stand zu dem Kurs kein oder nur ein geringfügiges Angebot gegenüber. Zu diesem Kurs fanden keine Umsätze statt. Geldleihe Form einer Kreditgewährung, bei der ein Kreditinstitut dem Kreditnehmer direkt Zahlungsmittel zur Verfügung stellt (z.B. als Kontokorrentkredit oder Diskontkredit). Den Gegensatz zur G. bildet die —» Kreditleihe, bei der ein Kreditinstitut nur die Verpflichtung gegenüber Dritten übernimmt, bestimmte Zahlungen zu leisten, sofern ein Kunde sein Zahlungsversprechen nicht einlöst (z.B. Akzeptkredit, Avalkredit). Geldmarkt Teil des —» Finanzmarktes, auf dem Zentralbankgeld mit unterschiedlicher Fristigkeit (—* Tagesgeld, Monatsgeld, Dreimonatsgeld) hauptsächlich zwischen Banken zum Ausgleich von Liquiditätsspitzen (G. im engsten Sinn) und —» Geldmarktpapiere zwischen Bundesbank (-» Deutsche Bundesbank) und Banken zu von der Bundesbank festgesetzten Konditionen gehandelt werden. Geldmarkteinlagenkonto —» Konto in der Regel einer Bank bei der —> Zentralbank, das ein über das Mindestreservesoll (—> Mindestreserve) hinausgehendes Guthaben zur ertragsorientierten Geldmarktanlage aufweist, aber auch Einlagen bei ausländischen Banken zur rentierlichen 290

Anlage auf dem internationalen —» Geldmarkt. Dabei wird bei den Geldmarkteinlagen unterschieden nach —» Sichtgelder, —> Tagesgelder, -» Call-Gelder und —> Termin-Gelder. Geldmarktfonds (—» Money Market Funds), Investmentfonds, der die durch die Ausgabe von Anteilen erhaltenen Gelder in kurzfristigen —* Geldmarktpapieren - z.B. Schatzwechsel, Certificates of Deposit, Commercial Papers - investiert und die aus der Geldmarktanlage erzielten Erträge nach Abzug von Verwaltungskosten den Anteilsinhabern vergütet. G. bieten Anlegern, für die aufgrund der hohen Mindestbeträge ein Direktengagement am Geldmarkt ausgeschlossen ist, die Möglichkeit einer geldmarktnahen Verzinsung von Anlagegeldern, die grundsätzlich jederzeit liquidiert werden können. G. entstanden 1972 in den USA zur Umgehung von Regulierungsvorschriften der amerikanischen Bankengesetzgebung. Am Finanzplatz Deutschland dürfen zwar Anteile ausländischer G. angeboten werden, deutsche G. sind allerdings nicht zugelassen. Bedenken gegenüber G. bestehen einerseits von Seiten der Kreditinstitute, die eine Umschichtung von -» Termin- und ggfs. auch —> Spareinlagen in die mit Flexibilitäts- und Zinsvorteilen ausgestatteten Alternativanlagen des G. befürchten, andererseits sieht die —> Deutsche Bundesbank in der möglichen Umschichtung von mindestreservepflichtigen Einlagen in mindestreservefreie G. eine Schwächung ihrer Mindestreservepolitik. Probleme zeigen sich aber auch in dem deutschen Geldmarkt selbst, der derzeit weder genügend Anlagewerte noch genügend Volumen aufweist. Geldmarktgeschäfte Rechtsgeschäfte, die zwischen zwei —* Kreditinstituten oder einem Kreditinstitut und einer -* Zentralbank abgeschlossen werden, die Überlassung von Zentralbankguthaben durch einen Kontrahenten an den anderen zum Gegenstand haben und mit denen wenigstens einer der Kontrahenten eine Veränderung seines Zentralbankguthaben-Bestandes anstrebt. Geldmarktkredite Offene —» Buchkredite kurzfristiger Natur, die sich Banken einräumen. Dabei wird —*

Geldmarktpapiere Zentralbankgeld kurzfristig gegen —» Verzinsung unter Banken verliehen. Es können folgende Formen unterschieden werden: —» Tagesgeld: Zentralbankguthaben werden von einem Tag zum anderen (unter Banken) zur Verfügung gestellt (Tagesgeldmarkt). —* Termingeld: Dabei werden kurzfristige —» Kredite (unter Banken) für feste —> Laufzeiten und ohne —> Sicherheiten vergeben (Termingeldmärkte). Geldmarktpapiere auf dem —» Geldmarkt zwischen Deutscher Bundesbank und Banken gehandelte Papiere. Zu unterscheiden sind: 1. —» Finanzierungspapiere, die sich wiederum gliedern in solche, die in die Geldmarktregulierung einbezogen (jederzeitige Rückgabe vor Fälligkeit gegen Zentralbankgeld) und die nicht in diese einbezogen sind (N-Papiere). 2. —> Mobilisierungs- und —» Liquiditätspapiere zum Betreiben der Offenmarktpolitik, die nur als N-Titel begeben werden. 3. —» Privatdiskonte, die auch im Wege der Geldmarktregulierung von der Bundesbank angekauft werden. Geldmarktsätze —» Zinssätze an nationalen und internationalen —> Geldmärkten. Am nationalen Geldmarkt haben die Sätze der —» Zentralbank Leitzinsfunktion. Die Zinshöhe hängt ab von —* Laufzeit, Verfassung des Geldmarktes und —> Standing der Bank als Geldmarktadresse. Auch die —> Zinsspanne zwischen Angebots- und Nachfragezinssatz steigt in der Regel mit der Laufzeit: Bei —» Tagesgeld beträgt die Zinsspanne meist nur zwischen 0,10% und 0,25%. Bei —> Termingeldern ist in der Regel Zinssatz und Zinsspanne höher. Auf dem internationalen Geldmarkt können die G. erheblich von denen des nationalen Geldmarktes abweichen. Geldpolitik funktioneller Bereich der Wirtschaftspolitik. G. gestaltet monetäre (geldwirtschaftliche) Ziel-Mittel-Systeme in einer Volkswirtschaft oder einem Währungsgebiet (mehrerer Volkswirtschaften). Sie ist binnenwirtschaftlich auf bestimmte Ziele gesamtwirtschaftlicher Stabilität ausgerichtet , die sie durch Einsatz geeigneter geldpo-

Geldpolitische Instrumente litischer Instrumente zur Beeinflussung der Geldwirtschaft zu erreichen sucht. Vertreter der monetären Ökonomie halten es für möglich, den Wirtschaftsprozeß mit Hilfe der G. zu steuern, während Vertreter der realen Ökonomie der G. allenfalls eine subsidiäre Rolle bei der Lenkung des Wirtschaftsprozesses beimessen. Die Bedeutung der G. ist in jedem Staat entsprechend der vorherrschenden geldpolitischen Konzeption, der Organisation des Geldwesens, der Wirtschafts- und Bankenstruktur unterschiedlich ausgeprägt. Die Wirksamkeit der G. hängt wesentlich von einer gleichgerichteten Währungs-, Wirtschafts- und Finanzpolitik ab. Geldpolitische Instrumente bestimmte Veränderungen monetärer Größen oder Bedingungen, die geeignet sind, zur Erreichung geldpolitischer Ziele beizutragen. Sie lassen sich in direkt wirkende dirigistische und indirekt wirkende marktkonforme Instrumente unterscheiden. Direkt wirkende dirigistische Instrumente: —» Kreditplafonds und Kreditkontrollen der —> Geschäftsbanken, Emissionsplafonds und Emissionskontrollen, obligatorischer Erwerb von Staatsanleihen durch die Geschäftsbanken, Vorschriften über Fest-, Höchst-, Mindestzinsen, —> Zinsmargen, Zinsindexierung, selektive Zinsbestimmungen für Soll- und/oder Habenzinsen und Kreditvergabevorschriften. Indirekt wirkende marktkonforme Instrumente: Eine—» Mindestreserve kann in Höhe eines bestimmten Mindestreservesatzes in % der Bankeneinlagen (Passivmindestreserve) oder der Bankkredite (Aktivmindestreserve) erhoben und bei der —» Zentralbank - in den meisten Staaten zinslos - festgelegt werden. Durch eine Senkung der Mindestreservesätze wird den Geschäftsbanken —* Zentralbankgeld verfügbar gemacht und v.v. Analog hierzu können auch Nicht-Banken zur Abwehr unerwünschter Geldimporte einer Bardepotpflicht (—> Bardepot) unterworfen werden, wobei ein dem Bardepotsatz entsprechender Anteil der im Ausland aufgenommenen —> Kredite bei der Zentralbank zu hinterlegen ist. Zur Refinanzierung (—» Refinanzierungspolitik) stellt die Zentralbank den Geschäftsbanken Rediskont- und —» 291

Geldsatz Lombardkredit zur Verfügung. Durch das Rediskontkontingent bestimmt die Zentralbank das Wertvolumen, durch den —> Diskontsatz den —» Zins, zu dem sie Handelswechsel der Banken anzukaufen bereit ist. Desgleichen bestimmt sie den —» Lombardsatz als den Zins, zu dem sie bereit ist, den Geschäftsbanken einen Lombardkredit auf der Grundlage der —» Verpfändung bestimmter —» Wertpapiere zu gewähren. Bei Offenmarktoperationen kauft die Zentralbank bestimmte Wertpapiere der Geschäftsbanken und zahlt an diese geschöpftes Zentralbankgeld und v.v. Bei Pensionsgeschäften übernimmt die Zentralbank Handelswechsel, —> Devisen oder bestimmte Wertpapiere der Geschäftsbanken für einen vorher bestimmten Zeitraum, für den sie den Banken den Gegenwert in Zentralbankgeld zur Verfügung stellt und bei Fälligkeit den Banken im allgemeinen die Wertpapiere oder Devisen zum gleichen —» Kurswert zurückverkauft oder v.v. Durch die Genehmigung zur Verlagerung eines bestimmten Anteils der bei der Zentralbank zu haltenden Einlagen der öffentlichen Hand zu den Geschäftsbanken wird Zentralbankgeld den Banken zur Verfügung gestellt und v.v. —>Swaps können zwischen der Zentralbank und den Geschäftsbanken mit Wertpapieren oder Devisen durchgeführt werden, indem die Zentralbank diese von den Banken zum —> Kassakurs kauft und gleichzeitig per Termin zum —> Terminkurs zurückverkauft und v.v. Die Differenz zwischen beiden Kursen ist der—» Swap-Satz, der positiv ( - * Report) oder negativ (—» Deport) sein kann. Durch Moral Suasions appelliert die Zentralbank an die Geschäftsbanken, eine von ihr gewünschte Verhaltensweise einzuhalten oder vereinbart diese mit den Banken in Form eines Gentlemen's Agreement. Die G. können unter Beachtung der auftretenden timelags diskretionär (fallweise) oder regelgebunden eingesetzt werden. Im Falle der Regelbindung ist der Einsatz der G. gekoppelt an bestimmte monetäre oder Konjunkturindikatoren.

Geldsatz - * Zinssatz für —> Tagesgeld, Geldmarktsatz 292

Geld- und Kapitalmärkte Geld- und Kapitalmärkte In dem vielfältigen Geflecht finanzieller Beziehungen innerhalb einer Volkswirtschaft und zwischen den Volkswirtschaften sind die Geld- und Kapitalmärkte der besonders stark institutionalisierte und hoch organisierte Teil. Seine Teilnehmer unterwerfen sich bei ihren Geschäften strengen Regeln und Usancen über Marktobjekte und Abwicklungsmodalitäten. Der —» Geldmarkt ist im wesentlichen ein Markt unter Banken, in dem liquide Mittel für eine mehr oder weniger kurzfristige Verwendung angeboten und nachgefragt werden. Am —> Kapitalmarkt treffen das Angebot aus Ersparnissen sowie von Anlage suchenden Mitteln und die Nachfrage nach Finanzierungsmitteln für mehr oder weniger lange Fristen zusammen. Der Geldmarkt, an dem die —» Notenbank ein wichtiger Marktteilnehmer ist, bietet den Banken die Möglichkeit, einerseits überschüssige Gelder verzinslich anzulegen und andererseits ihren Liquiditätsbedarf zu decken. Dies geschieht im Geldhandel der Kreditinstitute untereinander oder durch Rückgriff auf ihre Refinanzierungs- bzw. Anlagemöglichkeiten bei der Notenbank. Handelsobjekte sind Guthaben der —» Geschäftsbanken bei der Notenbank und —» Geldmarktpapiere. Im Ergebnis werden durch Geldmarktgeschäfte am Interbankenmarkt die durch Aktivgeschäfte der Notenbank entstandenen Guthaben des Banksystems unter den Kreditinstituten je nach ihren individuellen Liquiditätsbedürfnissen verteilt. Der Umfang der im —> Bankensystem insgesamt verfügbaren Zentralbankguthaben hängt dabei von den Aktivgeschäften der Notenbank, den Veränderungen des Bargeldumlaufs und den Verfügungen von Nichtbanken, insbesondere der öffentlichen Hand, über ihre bei der Notenbank gehaltenen Guthaben ab. Für die einzelne Bank bietet der Geldmarkt den unentbehrlichen Rückhalt für den einzelwirtschaftlichen Liquiditätsausgleich. Die Banken können ihren Bedarf an Zentralbankguthaben (u.a. auch zur Erfüllung ihrer Mindestreserveverpflichtungen) am Geldmarkt decken oder dort überschüssige Zentralbankguthaben verzinslich anlegen. Dabei sind für die Liquiditätsdisposition der einzelnen Bank der Rückgriff auf den

Geld- und Kapitalmärkte Interbankenmarkt und die Refinanzierung bei der Notenbank prinzipiell gleichwertige Alternativen. Ihre Position am Geldmarkt und insbesondere Änderungen dieser Position bieten der einzelnen Bank eine gewisse Orientierung darüber, ob ihre Geschäftsentwicklung und namentlich ihre Kreditexpansion wesentlich vom Rhythmus des gesamten Bankensystems abweicht. Dies kann zu ständig einseitigen Geldmarktpositionen führen. Am Kapitalmarkt im weiteren Sinne wird ein Ausgleich zwischen dem Angebot an und der Nachfrage nach längerfristigem Kapital hergestellt. Hier treffen also die längerfristige Geldvermögensbildung der inländischen Nichtbanken und der Bedarf nach entsprechenden Ausleihungen für Finanzierungszwecke zusammen. Unter Kapitalmarkt im engeren Sinne wird vielfach der Wertpapiermarkt verstanden, an dem festverzinsliche Wertpapiere und Dividendenpapiere gehandelt werden. Spezielle Marktveranstaltungen hierfür sind die —> Börsen, an denen die fungiblen Güter (—> Wertpapiere) in hochorganisierter Form gehandelt werden. An diesen recht vollkommenen Märkten ist prinzipiell für Transparenz und raschen Informationsfluß sowie für eine zügige Geschäftsabwicklung gesorgt. Sowohl Geldmarkt als auch Kapitalmarkt sind im Zuge der weltweiten Verflechtung und Globalisierung der Finanzmärkte verstärkt ausländischen Einflüssen ausgesetzt. Umgekehrt haben nationale Maßnahmen an den Geld- und Kapitalmärkten die Rückwirkungen auf die internationalen Kapitalströme und damit auf andere Volkswirtschaften in Rechnung zu stellen. 1. Der Geldmarkt als Operationsfeld der Notenbankpolitik Für die Notenbank ist der Geldmarkt die Nahtstelle zum Geschäftsbankensystem. Er ist ihr Operationsfeld. Mit ihren Instrumenten bestimmt die Notenbank Umfang und Preis, zu denen die Banken in ihrer Gesamtheit über Liquidität im Sinne von —> Zentralbankgeld verfügen können. Banken brauchen Zentralbankgeld, um Bargeldabzüge finanzieren und ihre Mindestreserveverpflichtungen erfüllen zu können. Dieser Liquiditätsbedarf der Banken ist der Ansatzpunkt für die Geldpolitik. Zentralbank-

Geld- und Kapitalmärkte geld in dem hier verwendeten Zusammenhang ist Liquidität für das Bankensystem in seiner Gesamtheit. Zins und Liquidität stehen in einem engen Zusammenhang miteinander. Daher sind Zinspolitik und Liquiditätspolitik als Einheit zu sehen. Mit den Mitteln ihrer Liquiditätspolitik strebt die Notenbank eine Verfassung des Geldmarktes an, in der sie ihre zinspolitischen Absichten durchsetzen kann, zunächst im Geldmarkt selbst, dann aber darüber hinaus an den Märkten für Finanzdienstleistungen im allgemeinen. Sie beeinflußt damit die das Geldmengenwachstum bestimmenden Faktoren: die Kredite an inländische Kreditnehmer, Geschäfte mit Ausländern, die Geldkapitalbildung. Obwohl die unmittelbare Reichweite der notenbankpolitischen Instrumente auf den Geldmarkt beschränkt ist, beeinflußt die Notenbank mit ihren zunächst nur die Banken berührenden zins- und liquiditätspolitischen Maßnahmen die Bedingungen und auch die Erwartungen an den Kredit-, Finanz- und Devisenmärkten und damit das Verhalten von Inländern wie Ausländern bei ihren Ausgabe- und Anlageentscheidungen. In der deutschen Notenbanktradition ist die Verfassung des Geldmarktes ebenso wie früher bei den meisten kontinental-europäischen Notenbanken dadurch gekennzeichnet, daß die Banken in ihrer Gesamtheit über den Wechsel-Rediskontkredit wie auch über den —» Lombardkredit bei der Notenbank verschuldet sind. Darüber hinaus können die Banken seit einiger Zeit ihren Liquiditätsbedarf durch—> Wertpapierpensionsgeschäfte decken, die die Notenbank mit ihnen tätigt. Mit dem Satz, zu dem die Notenbank den jeweiligen Spitzenbedarf der Banken an Liquidität finanziert, bestimmt sie weitgehend auch die Geldmarktzinsen. Bis zu Beginn der siebziger Jahre geschah dies in der Regel im Rahmen der Rediskontkontingente. Der —» Diskontsatz war daher weitgehend bestimmend für das Niveau der Geldmarktsätze. Später mußten die Banken bei voll ausgenutzten Rediskontkontingenten ihren Liquiditätsbedarf in mehr oder weniger großem Umfang durch Inanspruchnahme des Lombardkredits decken. Der —» Lombardsatz wurde damit zu dem das Geldmarkt293

Geld- und Kapitalmärkte zinsniveau determinierenden Notenbankzins. Seit einigen Jahren steuert die —* Deutsche Bundesbank Geldmarkt und Geldmarktzins, indem sie den B a n k e n - b e i ebenfalls in der Regel voll ausgenutzten Rediskontkontingenten - Liquidität im Wege von Wertpapierpensionsgeschäften anbietet. Den Zins für diese Geschäfte setzt sie innerhalb der von Diskont- und Lombardsatz vorgegebenen Spanne je nach ihren geldpolitischen Intentionen fest. Mit diesen praktisch in jeder Woche getätigten und in der Regel auf einen Monat beschränkten Wertpapierpensionsgeschäften erreicht die Bundesbank ein hohes Maß an Flexibilität in der Steuerung des Geldmarktes und der Geldmarktzinsen. Bei einem —» „Zinstender" überläßt sie die Zinsfindung dem durch ihre liquiditätspolitischen Maßnahmen allerdings weitgehend schon vordeterminierten Markt, bei einem —» „Mengentender" mit festem Zinssatz gibt sie dem Markt eine Zinsorientierung. Wie die Geldmarktpolitik im einzelnen auch ausgestaltet sein mag, wichtig ist, daß die Notenbank eine Verfassung des Geldmarktes vorfindet oder, wenn nötig, eine solche mit ihren liquiditätspolitischen Instrumenten schafft, in der sie ihre zinspolitischen Absichten stets durchsetzen kann. Sie ist hierzu in der Lage, wenn das Bankensystem als Ganzes - nicht notwendigerweise jede einzelne Bank - zur Deckung seines Bedarfs an Zentralbankgeld auf ihre Bereitschaft angewiesen ist, dieses Zentralbankgeld zur Verfügung zu stellen, sei es im Wege des Kredits (als Rediskont- und Lombardkredit sowie durch Wechsel- oder Wertpapierpensionsgeschäfte) oder im Rahmen von —> Offenmarkt- bzw. Wertpapierpensionsgeschäften. Diese Bedingung ist erfüllt, seit die Banken in ihrer Gesamtheit im Rediskontkredit und durch Wertpapierpensionsgeschäfte bei der Bundesbank verschuldet sind. Früher gab es bei ständigen Devisenzuflüssen, die im Festkurssystem von —» Bretton Woods nicht abgewehrt werden konnten, immer wieder Perioden, in denen die Banken ihre Verschuldung bei der Notenbank stark reduzieren oder gar ganz abbauen konnten. In dieser Zeit bediente sich die Notenbank wiederholt des Mindestreserveinstruments; eine Erhöhung des Mindestreservesatzes er294

Geld- und Kapitalmärkte zeugte einen quasi künstlichen Liquiditätsbedarf und eine entsprechende Verschuldung der Banken bei der Notenbank und damit eine Verfassung des Geldmarktes, die der Notenbank wieder eine wirksame Geldmarktsteuerung überhaupt ermöglichte (—* Mindestreservekonzeption). 2. Der Kapitalmarkt als Mittler zwischen Ersparnis und Investitionen A m Kapitalmarkt trifft das Angebot mit der Nachfrage nach längerfristigen Finanzierungsmitteln zusammen. Der Kapitalmarkt fungiert insbesondere als Mittler zwischen der Geldvermögensbildung der inländischen nichtfinanziellen Sektoren und der Nachfrage nach längerfristigen Finanzierungsmitteln für Investitionen und für die Finanzierung von Defiziten in den Haushalten der öffentlichen Hand. Er bildet gleichsam die Brücke zwischen dem aus der Ersparnis resultierenden Kapitalangebot und der Kapitalnachfrage, die über den Zins und andere Kreditkonditionen zum Ausgleich gebracht werden. Der Kapitalmarkt trägt also zu einer funktionierenden Allokation des Kapitalaufkommens bei. Merkmale eines leistungsfähigen Kapitalmarktes sind ausreichende Aufnahmefähigkeit für Wertpapiere und große Stabilität. Diese setzen wiederum eine stabile Währung, marktkonforme Zinssätze und ein entsprechendes Gefälle zum Geldmarkt voraus. Dabei spielen die Geldpolitik der Notenbank und das Schuldenmanagement des Staates eine wichtige Rolle. Auch die Kurspflege bei staatlichen Anleihen kann dazu dienen, destabilisierende kurzfristige Zinsschwankungen am Kapitalmarkt zu vermeiden. Sind diese Voraussetzungen erfüllt, kann der einzelne Anleger auch mit einer ständigen Verwertbarkeit seiner Wertpapiere im Markte rechnen. Selbst längerfristige Anlagen können dann als durchaus liquide angesehen werden. Der Kapitalmarkt im engeren Sinne konzentriert sich auf den Wertpapiermarkt. Handelsobjekte sind hier in erster Linie private und staatliche Anleihen (einschließlich öffentlicher —> Kassenobligationen) sowie —»Aktien und—» Investmentzertifikate. Zu diesen „klassischen" Instrumenten sind zunehmend innovative Finanzinstrumente hinzugekommen. Dazu zählen unter anderem Anleihen mit variabler Verzinsung (—>

Geld- und Kapitalmärkte Floating Rate Notes), Null-Kupon-Anleihen (—> Zero-Bonds), —> Doppelwährungsanleihen sowie Anleihen in Verbindung mit —> Währungs- und —»Zinsswaps. Vor allem die steigende Tendenz zur Verbriefung von Krediten und Einlagen (-» Securitization) hat zu einer großen technischen Vielfalt und einer Reihe neuartiger Kapitalmarktinstrumente geführt. Mit Hilfe dieses innovativen Beiwerks werden die mit den finanziellen Transaktionen verbundenen Risiken - im wesentlichen das Zins- und Kreditrisiko - neu verteilt. Es ist jedoch keineswegs sicher, daß dies zu einer besseren Risikoverteilung und zu größerer Stabilität der Märkte führt. Insbesondere sollte nicht übersehen werden, daß mit der Benutzung innovativer Instrumente die jeder finanziellen Transaktion anhaftenden Risiken nicht verschwinden. Ihre Neu- oder Umverteilung im Zuge der Aufschnürung der traditionellen Risikopakete kann vielmehr zu verminderter Transparenz führen, was den Bankaufsichtsbehörden die Erfüllung ihrer Aufgaben eher erschwert. Die nahezu sprunghafte Beschleunigung des Integrationsprozesses der Kapitalmärkte in neuer Zeit hängt aber auch mit den enormen Fortschritten in der Kommunikations- und Informationstechnik zusammen. Sie haben zu einer drastischen Senkung der Transaktionskosten geführt. Ein weltumspannendes Informationssystem läßt alle wichtigen Teilnehmer das Marktgeschehen jederzeit überblicken, und der Handel rund um die Uhr nötigt geradezu zu einer permanenten Portfolioumschichtung und stärkt die Bereitschaft zur Ausnutzung auch geringerer Gewinnchancen. 3. Der internationale Verbund der Geldund Kapitalmärkte Neben den —* Finanzinnovationen ist es zu einer verstärkten gegenseitigen Durchdringung der nationalen Finanzmärkte gekommen. Für diese Tendenzen stehen Begriffe wie Internationalisierung und Globalisierung der monetären Märkte. Zu diesem Integrationsprozeß der nationalen und internationalen Geld- und Kapitalmärkte haben neben einschneidenden Veränderungen im weltwirtschaftlichen Umfeld verstärkte Bemühungen um eine Liberalisierung und Deregulierung der Kapitalmärkte in mehreren wichtigen Ländern wesentlich beigetragen.

Geld- und Kapitalmärkte So wurden zum einen Regulierungen an den nationalen Finanzmärkten, also staatliche Eingriffe und Beschränkungen der verschiedensten Art, insbesondere im Bereich der Zinsfestsetzung, mehr oder weniger stark abgebaut. Zum anderen ist die gegenseitige Durchdringung der Geld- und Kapitalmärkte, wie sie im grenzüberschreitenden Kapitalverkehr zum Ausdruck kommt, durch den Abbau und die Beseitigung von Devisen- und Kapitalverkehrsbeschränkungen erheblich gefördert worden. Die Liberalisierung der Geld- und Kapitalmärkte und des Kapitalverkehrs trägt zur besseren Allokation des weltweiten Kapitalaufkommens bei. Außerdem kann, wenn eine genügend große Zahl von Ländern mit ökonomischem Gewicht eine entschieden auf innere Stabilität hin orientierte Wirtschafts- und Währungspolitik betreibt, international frei bewegliches Kapital den währungspolitischen Disziplinierungsdruck verstärken. Allerdings ist auch nicht zu übersehen, daß sich im Zuge dieser Entwicklung die Kapitalbewegungen insoweit verselbständigten, als sie sich immer mehr von den Güter- und Dienstleistungsströmen gelöst haben. Dies hat Konsequenzen für Wechselkurse und Zinsen, die in weit höherem Maße als zuvor von internationalen Geld- und Kapitalbewegungen beeinflußt werden und größeren Schwankungen ausgesetzt sind. Über ihre Wechselkurswirkungen haben internationale Geld- und Kapitalbewegungen erhebliche Rückwirkungen auf den real wirtschaftlichen Bereich, d.h. auf den internationalen Güter- und Dienstleistungsaustausch, auf die Zahlungsbilanzen und schließlich auf Konjunktur, Wachstum und Preise. Die Notenbanken haben diesen Einflüssen in ihren geld-, währungs- und devisenpolitischen Entscheidungen Rechnung zu tragen. Zur kräftigen Ausweitung der internationalen Finanzbeziehungen kam eine wachsende Diversifizierung internationaler Geldund Kapitalanlagen nach verschiedenen Währungen hinzu. Gerade die D-Mark, die sich vor allem dank relativ guter innerer Preisstabilität einen internationalen Vertrauensvorschuß erwerben konnte, wurde zu einer gesuchten Währung. Sie stieg rasch zur zweitwichtigsten Reserve- und Anlagewährung nach dem Dollar auf. Neuerdings 295

Geld- und Kapitalmärkte gewinnt auch die Rolle des japanischen Yen an Bedeutung. All dies wurde durch die Existenz der Euromärkte erheblich gefördert. Sie boten nicht nur Rendite- und Kostenvorteile, sondern ermöglichten auch Transaktionen, die im traditionellen Kapitalverkehr noch auf Beschränkungen stoßen. Damit ließen die Euromärkte andererseits manche Restriktionen fragwürdig erscheinen und trugen im Ergebnis in vielen Fällen zu ihrem Abbau bei. Die starke Intensivierung der internationalen Kapitalbewegungen hat Konsequenzen für die Geld-, Wechselkurs- und Devisenpolitik der Notenbanken. Der Zusammenhang zwischen Kapitalverkehr und Währungspolitik beruht im wesentlichen darauf, daß Geld- und Kapitalströme, sofern sie frei und ungehindert fließen können im Gegensatz etwa zu den Güterbewegungen und zum Dienstleistungsverkehr - , einen hohen Grad an Mobilität aufweisen. Sie gehören außerdem zum Operationsfeld der Währungspolitik. Grenzüberschreitende Kapitalbewegungen werden in starkem Maße durch Zins- und Wechselkursentwicklungen bestimmt. Die Entscheidung, in einem anderen Land Geld anzulegen bzw. Kredit aufzunehmen, hängt sowohl von den geld- und kreditpolitischen Daten in den beteiligten Ländern als auch von Wechselkurserwartungen ab. Der grenzüberschreitende Kapitalverkehr hat aber auch seinerseits Auswirkungen auf die Zins- und Wechselkursentwicklung. Diese Einflüsse haben die Notenbanken bei der Ausrichtung und Dosierung ihrer geldund devisenpolitischen Maßnahmen zu berücksichtigen. Im Falle erheblicher wirtschaftlicher Ungleichgewichte zwischen einzelnen Ländern können die internationalen Kapitalströme, zumal im Zusammenhang mit Wechselkursspekulationen, ein erhebliches Ausmaß annehmen und damit nicht nur zu Störungen der Devisenmärkte führen, sondern auch die Wirkungen währungspolitischer Maßnahmen schwächen oder gar völlig zunichte machen. Grundsätzlich erfordert der freie Austausch von Waren- und Dienstleistungen auch die Freizügigkeit des Kapitals. Das Zusammenwachsen verschiedener Volkswirtschaften zu einem einheitlichen Wirtschaftsraum ist ohne eine entsprechende fi296

Geld- und Kapitalverkehrspolitik nanzielle Dimension nicht vorstellbar. Nur ein freier Finanzverkehr ermöglicht eine optimale Allokation der Ressourcen und einen ungehinderten Leistungsaustausch. Ein freier Kapitalverkehr ist sozusagen die Krönung eines freien Welthandels, wenngleich dieser gerade jetzt, mitbedingt durch die Wechselkurswirkungen eines freien Geld- und Kapitalverkehrs, vermehrt protektionistischem Druck ausgesetzt ist. Gefahren für die Währungspolitik sind bei einem hohen Freiheitsgrad im Kapitalverkehr insbesondere dann nicht zu erwarten, wenn die einzelnen Länder in ihrer Wirtschafts- und Währungspolitik glaubhaft auf ihrem Stabilitätskurs bleiben und wenn es ihnen durch vertrauensbildende Maßnahmen gelingt, Störungen frühzeitig zu beseitigen oder gar nicht erst eintreten zu lassen. Maßnahmen der Kapitalverkehrsliberalisierung sind zugleich geeignet, dem Prozeß der wirtschafts- und währungspolitischen Koordinierung wirksame Anstöße zu geben und so die Anpassungszwänge zu verstärken. Indem sie auf die Rückwirkungen ihres Handelns auf Geld- und Kapitalströme Rücksicht nehmen muß, wird die Geldpolitik ständig und wirksam an ihre eigentliche Aufgabe erinnert, die Geldversorgung im Inland auf die Erfordernisse eines stabilen Geldwertes hin zu steuern und die Notenbankzinsen darauf auszurichten. Der freie Kapitalverkehr dient so gesehen als „Frühwarnsystem" für die Geldpolitik. In kaum geringerem Maße gilt dies für die Finanzpolitik, aber auch die Einkommenspolitik der Tarifpartner. In dem Maße, wie die Erfordernisse einer stabilitätsgerechten Politik vernachlässigt wurden, werden von der Seite der Geld- und Kapitalbewegungen Warnsignale ausgehen, die nicht lange überhört werden können. Prof. Dr. Leonhard Gleske,

Frankfurt

Geld- und Kapitalverkehrspolitik administrative Maßnahmen zur Regelung des internationalen Geld- und Kapitalverkehrs. Die gesetzliche Grundlage hierfür bildet das Außenwirtschaftsgesetz (AWG). Nach diesen Vorschriften ist die Bundesregierung im Einvernehmen mit der —» Deutschen Bundesbank berechtigt, Geld- und Kapitalimporte und -exporte Beschränkungen zu unterwerfen. Beispielsweise können

Gemeindeunfallversicherung Geld- und Kapitalimporte genehmigungspflichtig werden oder sogar verboten werden. Auch kann die Verzinsung von Ausländerguthaben bei —» Kreditinstituten von einer Genehmigung abhängig gemacht oder verboten werden. Von besonderer Bedeutung ist die Regelung im Außenwirtschaftsgesetz über die Bardepotpflicht (§ 6a AWG). Danach kann jeder Gebietsansässige verpflichtet werden, einen bestimmten Prozentsatz seiner Verbindlichkeiten gegenüber Gebietsfremden zinslos bei der Bundesbank zu hinterlegen. Dieses Instrument räumt der Bundesregierung die Möglichkeit ein, schädigenden Geld- und Kapitalströmen entgegenzuwirken. Zur Zeit macht die Bundesregierung keinen Gebrauch von den Steuerungsmöglichkeiten, so daß der internationale Geld- und Kapitalverkehr keinen Beschränkungen unterliegt. Gemeindeunfallversicherung regional zuständiger Versicherungsträger der gesetzlichen —> Unfallversicherung für Beschäftigte von Gemeinden bis 500000 Einwohner sowie Gemeinde verbänden. Für Gemeinden mit mehr als 500000 Einwohner werden die Aufgaben der Unfallversicherung im Rahmen der —» Eigenunfallversicherung wahrgenommen. Gemeinkosten Kosten, die wegen ihrer unterschiedlichen und ungleichmäßigen Beanspruchung durch die einzelnen Kalkulationsobjekte/ Produkte diesen nicht direkt, sondern lediglich mithilfe bestimmter, möglichst kostenverursachungsgerechter Schlüsselgrößen zugerechnet werden können. Gemeinkosten-Wertanalyse (GWA) die von der Unternehmensberatungsgesellschaft McKinsey entwickelte Methode zur nachhaltigen Verringerung des Gemeinkostenblocks eines Unternehmens, die auf strikten Ausführungsbestimmungen aufbaut. Zunächst müssen mit einem Schätzverfahren die Kosten für die Zwecke einer Kosten-Nutzen-Analyse schnell und exakt ermittelt werden. Anschließend sind marktähnliche Bedingungen durch Gegenüberstellung von Nutzern und Anbietern der Gemeinkostenprodukte herzustellen. Dies führt zu einer Bewertung und eventuellen Einstellung „unrentabler" Leistun-

Gemischte Versicherung gen. Diese Vorgehensweise ist auch vor Einführung neuer Gemeinkosten-Produkte anzuwenden, wodurch eine auf Dauer gesicherte Steuerung und Kontrolle des Gemeinkostenblocks erreicht wird. Um eine Akzeptanz der GWA-Konzeption zu erreichen, ist das gesamte Management in die Planung und Durchführung einzubeziehen. Durch den Abbau von Gemeinkosten, der häufig durch Freisetzung von Personal erreicht wird, können durch eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen, eine effizientere Organisation aufgebaut und durch kreatives Vorgehen bei der GWA neue Erfolgsfelder gewonnen werden (-* Kosten-Management in Kreditinstituten). Gemeinschaftsbanken —> Girozentralen, die aufgrund der gemeinsamen Kapital- und Gewährträgerschaft von Sparkassenorganisation (Regionalverband) und Land zugleich als kommunale Landesbank fungiert (in den Ländern: Hessen, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein). Daneben können weitere Länder- oder kommunale Körperschaften an den G. beteiligt sein, z.B. Landschaftsverbände (Nordrhein-Westfalen). Gemeinschaftsdepot Effektendepot für gemeinsame Rechnung mehrerer Hinterleger. In der Regel wird das G. derart errichtet, daß jeder der Hinterleger über die —> Effekten verfügen kann. Gemeinschaftsemission —* Emission von —> Wertpapieren durch eine Bankengemeinschaft, in der Regel ein —» Bankenkonsortium. —» Emissionskonsortium. Gemischte Versicherung 1. Versicherung, die mehrere Sparten entweder in Form einer —> gebündelten oder —» kombinierten Versicherung zusammenfaßt. 2. Form der —> Todes- und Erlebensfallversicherung, bei der die Versicherungsleistungen im Todesfall und bei Vertragsablauf gleich hoch sind. Die vereinbarte —> Versicherungssumme wird bei Tod, spätestens zum Vertragsende fällig. 297

genehmigtes Kapital genehmigtes Kapital maximaler Nennbetrag einer künftigen —> Kapitalerhöhung durch Ausgabe von Aktien, für die der Vorstand einer Aktiengesellschaft von der Hauptversammlung ermächtigt wird. Die Ermächtigung ist gemäß § 202 AktG auf fünf Jahre beschränkt, das genehmigte Kapital darf 50% des bisherigen —> gezeichneten Kapitals nicht übersteigen. Generalpolice vereinfachte Vertrags- und Beurkundungsform einer—» Laufenden Versicherung, insbesondere in der —> Transportversicherung. Die Leistungspflicht des Versicherers erstreckt sich auf die Übernahme von bestimmten, im Versicherungsvertrag festgelegten Einzelrisiken generell für alle vom Versicherungsnehmer angemeldeten Versicherungsfälle. Da die Höhe der —» Versicherungssumme erst im nachhinein feststeht, kann die —» Versicherungsprämie auch nachträglich für den tatsächlich beanspruchten Versicherungsschutz ermittelt und gezahlt werden. Generationenvertrag Bezeichnung für ein Prinzip der gesetzlichen —> Rentenversicherung, wonach die jüngere beitragszahlende Generation für die rentenempfangende Generation die Renten finanziert in der Erwartung, daß die ihr nachfolgende Generation die gleiche Verpflichtung übernimmt. Genossenschaftliche Bankengruppe Gliederung: I. Wesen und historische Entwicklung der Kreditgenossenschaften II. Geschäftspolitische Zielsetzungen und organisatorischer Aufbau III. Struktur und wirtschaftliche Bedeutung der genossenschaftlichen Bankenorganisation IV. Schlußbemerkungen I. Wesen und historische Entwicklung der Kreditgenossenschaften Die heutigen genossenschaftlichen Unternehmen, von denen die—» Kreditgenossenschaften einen wesentlichen Teil darstellen, haben ihren Ursprung in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie wurden gegründet mit der Zielsetzung, zur Lösung der wirtschaftlichen und sozialen Probleme jener Zeit beizutragen, und basieren auf den Prinzi298

Genossenschaftliche Bankengruppe pien der Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung. Die wirtschaftliche Förderung der Mitglieder mittels eines hierzu unterhaltenen gemeinsamen Geschäftsbetriebes, der durch Kooperation kleiner selbständiger Betriebe in subsidiären Genossenschaften entstand, in denen Einkauf, Absatz, Produktion und Kreditbeschaffung für die Mitglieder zentral organisiert wurden, war und ist der eigentliche Sinn und Zweck wirtschaftlichen Handelns genossenschaftlicher Unternehmen. Die Genossenschaften verschaffen sich Eigenkapital durch Anteilszeichnung ihrer Mitglieder und solidarische Haftung mit ihrem Privatvermögen. Die Kreditgenossenschaften wurden zunächst zur wirtschaftlichen Förderung von Handwerkern und Landwirten gegründet, denen Investitions- und Betriebsmittelkredite gewährt wurden. Mit der Weiterentwicklung der „Vorschußvereine" zu —» „Volksbanken" wurde das Prinzip der offenen Mitgliedschaft verwirklicht. Damit ist innerhalb des deutschen Gesellschaftsrechts die Genossenschaft der einzige Unternehmenstyp, dem sich jedermann zum Zwecke der wirtschaftlichen Förderung anschließen kann 1 ). Der Mitgliederkreis der Kreditgenossenschaften - ausgenommen die berufsständischen Förderungseinrichtungen wie Eisenbahn-Spar- und Darlehenskassen, —» Postspar- und Darlehensvereine, Beamtenbanken, Apotheker- und Ärztebank - ist universal, weil alle Bevölkerungsschichten aufgenommen werden können. Im Bereich der Geldwirtschaft gab es im 19. Jahrhundert keine Institution, die den wirtschaftlich in Not geratenen Handwerkern, Händlern und Landwirten mit tragbaren Kreditkonditionen helfen konnte. Die Kreditgenossenschaften schlössen diese Lücke und erfüllten damit eine Aufgabe, die nicht nur von großer ökonomischer Bedeutung war, sondern sie leisteten einen Beitrag, um „die menschlich sozialen Bedrängnisse, die aus Wucher und anderen Mißständen, wie Machtmißbrauch, entstanden waren" 2 ), zu beseitigen. Entsprechend den sich wandelnden wirtschaftlichen Bedürfnissen entwickeln sich die Kreditgenossenschaften weiter mit dem Ziel, den Förderungsauftrag stets bedarfs-

Genossenschaftliche Bankengruppe gerecht zu erfüllen. Genossenschaftliche Unternehmen stehen damit in einem noch höheren Grad als andere gewerbliche Unternehmen unter dem Zwang, sich fortlaufend geänderten Marktbedingungen anzupassen. War es früher eine aus wirtschaftlicher Not und sozialen Mißständen heraus geborene Solidargemeinschaft, die die Mitglieder in Kreditgenossenschaften zusammenführte, so gelten diese Antriebe heute, in einer hochentwickelten Volkswirtschaft, die über ein modernes und leistungsfähiges Bankwesen verfügt, nicht mehr. Aus Wettbewerbsgründen müssen die Kreditgenossenschaften die gleichen Leistungen aufweisen wie die zahlreichen Konkurrenten, um den Förderungsauftrag erfüllen zu können. Das ökonomische Prinzip gilt auch für Kreditgenossenschaften und bedeutet, in praktische Geschäftspolitik umgesetzt, daß „die optimale Steigerung der ökonomischen Leistungsfähigkeit" nur „durch die Anwendung betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse und Methoden" 3 ) erreicht werden kann. Auf den ersten Blick scheinen sich die Steigerung der ökonomischen Leistungsfähigkeit in einer Wettbewerbsgesellschaft und die Realisierung des Förderungsauftrags gegenseitig zu behindern, denn auch die Kreditgenossenschaften brauchen Jahresüberschüsse, die sie nicht in vollem Umfang an die Mitglieder ausschütten, sondern auch zur Unternehmenssicherung, Marktanteilsbehauptung und -ausweitung thesaurieren müssen. Aber bei nahezu gleichem äußeren Erscheinungsbild bleibt doch ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal: Das Unternehmensziel der Kreditgenossenschaften ist ein anderes als das der übrigen Banken. Die Förderung der Mitglieder erfordert eine Unternehmens- und Geschäftspolitik, die sich nicht ausschließlich auf die erwerbswirtschaftliche Ausrichtung, d.h. auf Gewinnmaximierung konzentrieren kann. Genossenschaftsbanken sind „eben nicht nur Wirtschaftsgebilde, sondern auch Personenvereinigungen" 4 ). Das bedeutet, daß eine Kreditgenossenschaft „nicht die maßstäbliche Verkleinerung einer Großbank, sondern natürlicherweise eine Bank mit

Genossenschaftliche Bankengruppe völlig eigener, nicht nur rational verursachter Prägung" 4 ) ist. II. Geschäftspolitische Zielsetzung und organisatorischer A ufbau Die Grundgedanken des Genossenschaftsgesetzes vom 1. Mai 1889 bestimmen noch heute die Rechtsverhältnisse der Erwerbsund Wirtschaftsgenossenschaften. Das Gesetz wurde wesentlich in den Jahren 1933, 1934 und 1973 geändert, um den Genossenschaften in vielen Bereichen Raum zur freien wirtschaftlichen Entfaltung zu gewähren und um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen anzupassen. Die Genossenschaft ist „eine Gesellschaft von nicht geschlossener Mitgliederzahl mit dem Zweck, den Erwerb oder die Wirtschaft ihrer Mitglieder mittels gemeinschaftlichen Geschäftsbetriebes zu fördern" 5 ) . Sie ist im Sinne des BGB keine Gesellschaft, sondern ein Verein, dessen Zweck nicht primär auf die Erzielung von Gewinn, vielmehr auf Selbsthilfe der Genossen durch gegenseitige Förderung gerichtet ist. Aus der geschichtlichen Wurzel der Sclbsthilfcorganisation ist das Prinzip verständlich, daß alle Genossenschaftsmitglieder untereinander ohne Rücksicht auf die Höhe der Kapitalbeteiligung an der Genossenschaft das gleiche Mitsprache- und Stimmrecht in den Selbstverwaltungsorganen haben. Die Mitgliederförderung setzt die Aufnahme und Unterhaltung eines gemeinsamen Geschäftsbetriebes sowie die Erwirtschaftung eines Gewinnes voraus. In den gesetzlichen Vorschriften der §§ 5 bis 8 des GenG sind weiterhin Bestimmungen enthalten, die jede Genossenschaft entsprechend ihren Bedürfnissen in der Satzung regeln muß, so z.B. neben dem Förderungsauftrag und dem Mitgliederkreis die Festlegung der Firma, des Firmensitzes, die Höhe des Geschäftsanteils und die Einzahlungspflichten der Mitglieder sowie die Bildung eines Reservefonds, der zur Deckung von Bilanzverlusten dient. Genossenschaften sind demnach personenorientierte Förderungsgemeinschaften, deren Wesen es entspricht, daß die Mitglieder als Träger des Unternehmens gesamtschuldnerisch zur Leistung von Nachschüssen verpflichtet werden können (—»Nachschußpflicht). Gemäß § 6 Nr. 3 im GenG ist in der Satzung 299

Genossenschaftliche Bankengruppe festzulegen, ob diese Nachschüsse zur Konkursmasse unbeschränkt, beschränkt auf eine bestimmte Summe (—» Haftsumme) oder überhaupt nicht zu leisten sind. Unbeschadet dessen bleibt es bei den Bestimmungen des § 2 GenG, daß sich die Gläubiger nur aus dem Vermögen einer Genossenschaft befriedigen können. Die Mitglieder haften nicht unmittelbar für die Verbindlichkeiten der Genossenschaft. Die Nachschußpflicht tritt grundsätzlich erst im Konkurs ein und ist durch die Garantieeinrichtungen des genossenschaftlichen Verbunds ohne faktische Bedeutung. Der Aufbau der Organe erinnert an den eines Vereins, ergänzt um die Elemente gewerblicher Gesellschaftsformen. Organe sind der Vorstand, der aus mind. zwei Genossenschaftsmitgliedern bestehen muß, die von der Generalversammlung gewählt werden, falls sie nicht nach dem Statut vom Aufsichtsrat zu bestellen sind. Bei Genossenschaften von mehr als 3000 Mitgliedern wird die direkte Vertretung in der Generalversammlung durch die indirekte in einer Vertreterversammlung ersetzt. In diesem Fall wählen die Genossen nach einem von der Vertreterversammlung bestimmten Verfahren eine festgelegte Zahl von Vertretern. Der Vorstand führt die Geschäfte der Genossenschaft und vertritt sie nach außen. Der Aufsichtsrat besteht aus mindestens 3 Personen, die nicht Vorstandsmitglieder sein dürfen; er überwacht die Tätigkeit des Vorstandes, führt Kontrollen und Revisionen durch, leitet die General- bzw. Vertreterversammlung. Die Rechte der Mitglieder werden in der General- bzw. Vertreterversammlung ausgeübt. Dieses oberste Gremium entscheidet über Änderungen der Satzung, genehmigt den Jahresabschluß und die Gewinnverwendung, wählt den Aufsichtsrat und, falls in der Satzung keine andere Regelung getroffen wurde, auch den Vorstand. Sie faßt ferner Beschlüsse über eine eventuelle Auflösung der Genossenschaft. Entsprechend der Regelung im Vereinsrecht ist die Gründung einer Genossenschaft durch mindestens 7 Personen möglich. Sie wird in das Genossenschaftsregister unter Einreichung der Satzung, einer Liste der Mitglieder, einer Urkunde über die Bestellung des Vorstands und Auf300

Genossenschaftliche Bankengruppe sichtsrats sowie des Zulassungsbescheids des gesetzlichen Prüfungsverbands eingetragen. Nach Eintragung wird die Genossenschaft eine juristische Person und gilt als Kaufmann im Sinne des i 6 HGB. Sie ist grundsätzlich körperschaftsteuerpflichtig.

III. Struktur und wirtschaftliche Bedeutung der genossenschaftlichen Bankenorganisation Die genossenschaftliche Bankengruppe war ursprünglich dreistufig aufgebaut. Ihre Basis bilden die örtlichen Kreditgenossenschaften, zu denen neben den Volksbanken und —» Raiffeisenbanken einige berufsständische Banken gehören, die vor allem von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes getragen werden. Die zweite Stufe bilden die regionalen Zentralbanken, die zunächst Liquiditätsausgleichsstellen waren, heute jedoch noch weitergehende Aufgaben erfüllen. Die DG-Bank, Deutsche Genossenschaftsbank, ist das Spitzeninstitut des deutschen Genossenschaftswesens. Sie ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts und hat den gesetzlichen Auftrag, das deutsche Genossenschaftswesen zu fördern. Hierzu betreibt sie als universell und international arbeitende Geschäftsbank Bankgeschäfte aller Art. Die DG-Bank ist mit einem Emissionsrecht für gedeckte und ungedeckte Schuldverschreibungen ausgestattet, wodurch sie für die genossenschaftliche Bankengruppe direkten Zugang zum Kapitalmarkt hat. Zum Jahresende 1991 erreichte sie eine Konzernbilanzsumme von 205,675 Mrd. DM. Zur genossenschaftlichen Bankengruppe gehören ferner eine Reihe von Unternehmen, die besondere Finanz- oder sonstige Dienstleistungen anbieten. Diese sind überwiegend gemeinsame Tochterunternehmen der regionalen Zentralbanken und der DG-Bank. Die unterschiedliche Betriebsgröße, die örtliche oder regionale Geschäftsbegrenzung und die kundengruppenorientierte Spezialisierung bei einem Teil der Genossenschaftsbanken , die sich bis zum heutigen Tag erhalten hat (Sparda-Banken, Postspar- und Darlehensvereine, Beamtenban-

Genossenschaftliche Bankengruppe ken, Deutsche Apotheker- und Ärztebank) reflektieren die historische Entwicklung. Strukturveränderungen auf dem Bankenmarkt und Kostenüberlegungen führten zu einer Vielzahl von Fusionen mit dem Ziel, leistungsfähigere Betriebseinheiten zu bilden. Dadurch hat sich die Zahl der selbständigen Kreditgenossenschaften seit dem Jahre 1950 von 12013 Instituten auf 4 2 2 5 zum Ende des Jahres 1980 und weiter auf 2855 zum 31.12.91 reduziert 6 ). Gleichzeitig nahm die Repräsentanz der Genossenschaftsbanken durch Bankenstellen zu. A m Jahresende 1957 wurden 14208 Bankstellen unterhalten, deren Zahl bis zum Jahre 1981 auf 19800 ausgedehnt wurde. Seither ist ein nur im Jahre 1984 unterbrochener Rückgang festzustellen. Mit 18832 Bankstellen 7 ) verfügten die genossenschaftlichen Banken Ende 1991 nach wie vor über das dichteste Bankstellennetz Europas. Aber trotz der beachtlichen Zunahme konnte der relative Anteil an der Gesamtzahl der Bankstellen, der für die Genossenschaftsbanken im Jahre 1957 noch bei 53,9 v.H. lag, nicht gehalten werden. Ende 1991 entfielen noch 43,0 v.H. aller Bankstellen auf diesen Sektor. D e m sachlichen Zwang zu Fusionen konnten sich auch die genossenschaftlichen Verbände der Volks- und Raiffeisenbanken nicht entziehen. Den Anfang machten 1971/1972 die Regionalverbände in BadenWürttemberg, denen andere Landesverbände folgten. Nach langen Verhandlungen kam es schließlich 1972 zur Gründung des —> „Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken" e . V . , Bonn ( B V R ) . Voraussetzung für die Bildung eines zentralen Bankenverbandes war die Ausgliederung des Warengeschäfts und die Konzentration auf das reine Geld- und Kreditgeschäft. Der B V R ist seither der Spitzenverband für die genossenschaftliche Bankengruppe. Optimale Betriebsgrößen sowie die Förderung der Aktivitäten im Verbund und die Konzentration auf die speziellen Bedürfnisse des jeweiligen Kundensegments führten zu einer Stärkung der Marktposition der Kreditgenossenschaften, die damit zu den Gewinnern im Kampf um Marktanteile zählen. 1960 bedienten sie, gemessen an der Bilanzsumme, 5,61 v.H. des GesamtBankenmarktes, zehn Jahre später 7,71

Genossenschaftliche Bankengruppe v.H. Im Jahre 1980 erreichte der Marktanteil 10,92 v.H. und konnte 1985 auf 12,60 v.H. erhöht werden. Dieser Wert stieg weiter an und betrug Ende 1991 19,7 v.H. Am Jahresende 1991 erreichten die westdeutschen Kreditgenossenschaften eine Gesamtbilanzsumme von 629,8 Mrd. DM. Infolge des anhaltenden Konzentrationsprozesses - allein in der Zeit von 1987 bis 1991 fanden 624 Fusionen 7 ) statt - , aber auch als Ergebnis der erfolgreichen operativen Geschäftstätigkeit, erhöhte sich die durchschnittliche Bilanzsumme der Kreditgenossenschaften von 121,7 Mio. D M im Jahre 1986 auf 210,0 Mio. D M zum Jahresende 1991. Von der Gesamtbilanzsumme zum Ende des Geschäftsjahres 1991 entfielen 59,7 v.H., also 358 Mrd. D M auf Forderungen an Kunden. In dieser Relation zeigt sich die starke Stellung der Kreditgenossenschaften im Kundenkreditgeschäft. Entsprechend ihrem universalen Mitgliederkreis sind in der Kreditnehmerstatistik alle Berufsgruppen vertreten. Auf Arbeiter, Angestellte und Beamte entfällt mit 39,3 v.H. der überwiegende Teil der Ausleihungen, gefolgt von der Berufsgruppe Industrie- und verarbeitendes Gewerbe mit 18,1 v.H. Auf Dienstleistungsunternehmen kommen 15,5 v.H. E s folgen die Handelsunternehmen mit 9,3 v.H., die Land- und Forstwirtschaft mit 5,9 v.H. und sonstige Privatpersonen einschließlich Rentner, Pensionäre und Altenteiler mit 7,3 v.H. Die öffentlichen Haushalte und die sonstigen Wirtschaftsunternehmen belegen schließlich 4,6 v.H. der Kundenforderungen. Insgesamt haben sich die Kundenforderungen von 1988 bis 1991 von 284 Mrd. D M um 64 Mrd. D M auf 358 Mrd. D M erhöht. Andererseits stiegen die Kundeneinlagen innerhalb des Vergleichszeitraumes 1988 bis 1991 um 91 Mrd. D M auf 485 Mrd. DM = 26,2 v.H. Die Einlagenentwicklung übertraf die Zunahme der Kundenforderungen absolut um 37 Mrd. D M . Die vorgenannten Steigerungszahlen wurden begleitet von einer stetigen Zunahme der Zahl der Genossenschaftsmitglieder. Im Jahre 1970 waren 6190000 Mitglieder in den Genossenschaftsregistern eingetragen. Die Zahl erhöhte sich auf 7 8 0 0 0 0 0 im Jahr 1975. Im Jahre 1980 wurden schließlich 301

Genossenschaftliche Bankengruppe

Genossenschaftliche Bankengruppe

9069394 Genossen registriert. Die 10 Mio.Grenze wurde 1984 überschritten. Ein Jahr danach wurden 10338000 Mitglieder erreicht. Dieser Trend hält ungebrochen an, denn im Jahre 1991 waren 11700000 Mitglieder in Genossenschaftsregistern der bundesdeutschen Amtsgerichte eingetragen.7) Die Primärbanken sind die Kapitaleigner der - mit Ausnahme der Westdeutschen Genossenschaftszentralbank eG Münster als Aktiengesellschaften geführten regionalen Zentralbanken. Alle drei Zentralbanken repräsentieren zum 31.12.1991 eine zusammengefaßte Bilanzsumme von 86 Mrd. DM. Ihre Funktion als Liquiditätsregulator zeigt sich u.a. in den hohen Bilanzwerten für Verbindlichkeiten und Forderungen gegenüber Kreditinstituten und speziell gegenüber genossenschaftlichen Banken. Am Jahresende 1991 betrugen die Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 71 Mrd. DM, davon gegenüber angeschlossenen Kreditgenossenschaften 46 Mrd. DM, und die Forderungen an Kreditinstitute 55 bzw. 17 Mrd. DM gegenüber Kreditgenossenschaften. Während die ursprüngliche Aufgabenstellung der regionalen Zentralbanken vor allem dem Liquiditätsausgleich zwischen den Ortsbanken und der Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs diente, sind in den letzten Jahren eine Reihe ergänzender Funktionen im Bereich der Vermögensanlagen, des Auslandsgeschäfts und des Direkt- oder Meta-Kreditgeschäfts hinzugekommen. Mit diesen unterstützenden Dienstleistungen der Zentralbanken haben die einzelnen Genossenschaftsbanken die Möglichkeit, umfassende und im Wettbewerb konkurrenzfähige Leistungen anzubieten.

nahm Ende 1986 die DG-Bank das laufende Geschäft, um unter der Bezeichnung „DG-Bank Bayern" die regionale Zentralbankfunktion für die bayerischen Raiffeisenbanken auszuüben.

Die DG-Bank ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, an der in den dreistufig gegliederten Bereichen die genossenschaftlichen Zentralbanken, für Bayern, Norddeutschland und für Teile Ost- und Nordhessens je eine Holdinggesellschaft, aber auch der Bund, einige Bundesländer sowie die genossenschaftliche Waren- und Wohnungswirtschaft beteiligt sind. Nachdem die Bayerische Raiffeisenzentralbank durch hohe Verluste in Bauträgergeschäft nicht fortgeführt werden konnte, über-

Ihrem Auftrag, das gesamte Genossenschaftswesen zu fördern, entspricht die DG-Bank als Liquiditätsausgleichsstelle der genossenschaftlichen Zentralbanken. Ferner betreibt sie das Kreditgeschäft mit den regionalen genossenschaftlichen Zentralbanken und mit den überregional arbeitenden genossenschaftlichen Unternehmen. Hinzu kommt der Dienstleistungsbereich und das gesamte Auslandsgeschäft. Durch Tochterbanken, Filialen und Repräsentanzen ist sie mit den großen internatio-

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Die Norddeutsche Genossenschafts-Zentralbank und die Raiffeisenzentralbank Kassel übertrugen im Dezember 1989 rückwirkend zum 01.01.1989 ihre bankgeschäftlichen Aktiva und Passiva auf die DGBank. Die nach Ausgliederung der Bankgeschäfte verbleibenden Unternehmen in Hannover und Kassel übernehmen innerhalb ihrer bisherigen Geschäftsbereiche die Funktion von Holdinggesellschaften, bei denen die Kapitalanteile der Kreditgenossenschaften an ihrer neuen Zentralbank, der DG-Bank, gebündelt gehalten werden. Nachdem die DG-Bank auch für die in den neuen Bundesländern arbeitenden Primärbanken Zentralbankfunktion ausübt, sind mehr als die Hälfte der deutschen Kreditgenossenschaften direkt mit der DG-Bank verbunden. In den neuen Bundesländern hat die DG-Bank ein Netz mit 13 Geschäftsstellen, die von ihrer Niederlassung in Berlin koordiniert werden, aufgezogen, um in dem neuen östlichen Teil Deutschlands ein wettbewerbsfähiges Genossenschaftswesen zu entwickeln. Als Spitzeninstitut des deutschen Genossenschaftswesens hält die DG-Bank zusammen mit den regionalen Zentralbanken das Kapital verschiedener Spezialinstitute des genossenschaftlichen Bankenverbundes. Mit dieser Kapitalbeteiligung von der Basis bis zur Spitze geht eine personelle Verflechtung einher, so daß die Voraussetzungen für die Interessenwahrung der einzelnen Primärbanken und deren Mitglieder bei der Geschäftspolitik der Verbundunternehmen gegeben ist.

Genossenschaftliche Bankengruppe

Genossenschaftliche Bankengruppe

nalen Finanzzentren unmittelbar verbunden. Um Allfinanzdienstleistungen anbieten zu können, wurde schon 1931 in Köln von den gewerblichen Kreditgenossenschaften eine Bausparkasse gegründet, die nach dem Kriege in Schwäbisch Hall ansässig und in Bausparkasse Schwäbisch Hall (BSH) umfirmiert wurde. Die verbundeigene BSH hat die Aufgabe, Bauspareinlagen zu sammeln und Darlehen für den Wohnungsbau und die Renovierung zu vergeben. Sie ist mit rund 4,4 Mio. Bausparern seit Jahren die kundenstärkste Bausparkasse in der Bundesrepublik. Ende 1991 wurden rund 6,4 Mio. Bausparkonten mit 223,4 Mrd. DM Vertragssummen verwaltet.

für die Kunden der Volksbanken und Raiffeisenbanken leicht erreichbar. Das Investmentgeschäft wird im genossenschaftlichen Banken-Verbund vorwiegend durch die Union-Investment-Gesellschaft betrieben. Auch an ihr sind die Primärinstitute über die Zentralbanken mittelbar beteiligt. Die Union-Investment-Gesellschaft unterhält verschiedene —> Fonds, die Ende 1991 einen Gesamtwert von 15,8 Mrd. DM repräsentierten. Es handelt sich um den UniFonds, einen Aktienfonds mit ausschließlich deutschen Werten, auf den Ende 1991 ein Fondsvermögen von 1,7 Mrd. DM entfiel. Der UniGlobal ist ein Aktienfonds mit internationalen Werten, dessen Vermögen 1991 bei 106,0 Mio. DM lag.

Die Deutsche Genossenschaftshypothekenbank AG, Hamburg, deren Grundkapital sich zu 100% im Besitz der DG-Bank befindet, betreibt als Spezialinstitut im Verbund der genossenschaftlichen Bankengruppe das Hypotheken- und Kommunalkreditgeschäft. Sie zählt mit einer Bilanzsumme von 37.8 Mrd. DM (Ende 1991) zu den größten —> Hypothekenbanken der Bundesrepublik. Das Darlehensgeschäft wird refinanziert über die Ausgabe von Pfandbriefen und Kommunalschuldverschreibungen, die auch den Sparern der Primärbanken als Wertpapieranlage angeboten werden.

Gute Absatzerfolge können in den letzten Jahren die Rentenfonds verzeichnen. Hier ist der UniRenta mit einem Fondsvermögen von 7,26 Mrd. DM, das sich vorwiegend aus amerikanischen und europäischen Rentenwerten zusammensetzt, führend. Daneben existieren die deutschen Rentenfonds UniKapital und UniZins mit einem Gesamtwert von 1,08 Mrd. D M bzw. 452 Mio. DM.

Zum Verbund der Genossenschaftsbanken zählt auch die Münchener Hypothekenbank eG (MHB), die als einzige deutsche Hypothekenbank in der Rechtsform der eingetragenen Genossenschaft organisiert ist. Die MHB zählt rund 67000 Mitglieder und erreichte Ende 1991 eine Bilanzsumme von 18.9 Mrd. DM. Zur Refinanzierung ihres Darlehensgeschäftes emittiert die M H B Pfandbriefe und Kommunalobligationen, die ebenfalls mit einem hohen Anteil im Kundenkreis der Genossenschaftsbanken plaziert werden. Zum Allfinanzdienstleistungsbereich gehören traditionell die Versicherungen der R+V Versicherungsgruppe. Ihr Leistungsprogramm umfaßt alle Arten von —» Lebens*, —> Renten-, Sach-, —• Schaden-, —> Unfall- und —> Kraftfahrzeugversicherungen. Durch das oben erwähnte dichte Zweigstellennetz der genossenschaftlichen Bankengruppe ist die R + V Versicherung

Seit dem 1.1.1981 gehört die Deutsche Immobilienfonds AG, Hamburg, mit ihrem Difa-Fonds zum Verbund der genossenschaftlichen Banken. Die Objekte liegen in Einkaufszentren, sind Kaufhäuser, Bürogebäude und gemischte Objekte, die an rund 2500 Mieter aus allen Branchen langfristig vermietet sind. Die zentrale Mobilien-Leasing-Gesellschaft der Genossenschaften ist die VRLeasing. Die Gesellschaft verwaltet über 25 000 Leasingverträge und gehört damit zu den großen Leasing-Gesellschaften Deutschlands. Zu den Verbundunternehmen gehören auch die Rechenzentralen, die die elektronische Daten- und Informationsverarbeitung für die überwiegende Zahl der Kreditgenossenschaften durchführen. Im Jahre 1991 nahmen rund 3000 Kreditinstitute die Dienste der acht genossenschaftlichen Rechenzentralen in Anspruch. Durch die Weiterentwicklung der Kundenselbstbedienung, des nicht beleggebundenen Zahlungsverkehrs und die Einrichtung eines controlling-gerechten Rechnungswe303

Genossenschaftliche Bankengruppe sens werden künftig die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit der Rechenzentralen noch weiter zunehmen. IV. Schlußbemerkungen Die Erfahrung der vergangenen Jahre hat gezeigt, daß die Schaffung optimaler Betriebsgrößen bei den Primärbanken begleitet sein muß von leistungsfähigen Verbundunternehmen aller Art. Eine wesentliche Rolle spielen dabei die genossenschaftlichen Zentralbanken. Nach langen Beratungen unterbreitete die DG-Bank den regionalen Zentralbanken im August 1988 ihre „Vorschläge für ein gemeinsames Oberbauinstitut der genossenschaftlichen Bankengruppe". Diese Vorschläge enthalten die Bildung einer einheitlichen genossenschaftlichen Zentralbank, die durch Zusammenlegung der regionalen genossenschaftlichen Zentralbanken und der DGBank entstehen soll. Um eine einheitliche Willensbildung sicherzustellen, hat sich der BVR als Spitzenverband der genossenschaftlichen Bankengruppe eingeschaltet und eine Arbeitsgruppe mit der Untersuchung der damit zusammenhängenden Fragen beauftragt. Das Ergebnis wurde Mitte 1989 in den zuständigen Verbandsgremien des BVR beraten und in der sogenannten Verbundkonvention verabschiedet. Darin wurde festgelegt, daß es den Primärgenossenschaften in den einzelnen Verbundbereichen anheimgestellt bleibt, ob sie sich in einer zwei- oder dreistufigen Weise organisieren wollen, um am Markt erfolgreich zu arbeiten.

Genoßaktie sprechen. In der Aufgabenstellung innerhalb des genossenschaftlichen Bankenverbundes kann es daher zu weiteren Veränderungen kommen. Am Prinzip der Dezentralität, der Unmittelbarkeit der Kundenbeziehung der Primärbanken und deren Selbstverwaltung darf jedoch so wenig geändert werden, wie an der Subsidiarität der Verbundunternehmen. Genossenschaftlicher Unternehmensauftrag, strenge Orientierung an den Mitgliederbedürfnissen und deren Interessen, kundennahe Bindung und Integration, überschaubare Unternehmens- und Betriebseinheiten, solidarische Haftung, praktizierte Demokratie bei Kooperation im Verbund - das sind die typischen Merkmale, mit denen sich die Genossenschaftsbanken von anderen Kreditinstituten unterscheiden. Mit diesen Prinzipien wird sich die genossenschaftliche Bankengruppe auch auf den Märkten der Zukunft behaupten. Quellennach weis: ') Vgl. Aschhof, Gunter: Genossenschaften in der Gesamtwirtschaft, in: Handwörterbuch des Genossenschaftswesens, Wiesbaden 1980, Seite 698 2 ) Vgl. Draheim, Georg: Genossenschaften im Wandel, in: Genossenschaftl. Lesebuch, Hrsg. Helmut Faust, Frankfurt 1967, Seite 246 3 ) Vgl. Draheim, a.a.O.,Seite247 4 ) Vgl. Draheim, a.a.O., Seite248 5 ) Vgl. Banklexikon-Handwörterbuch für das Bank- und Sparkassenwesen, Wiesbaden 1978 6 ) Bank Information 4/92, Hrsg. Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, Bonn, Seite? 7 ) Quelle: Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken BVR, Bonn, unveröffentlichte Zahlen 1992 Prof. Dr. Egon Kremer, Karlsruhe

Die positiven Wirkungen des Binnenmarktes wird das einzelne genossenschaftliche Bankinstitut nur mittelbar wahrnehmen können, denn das Orts- und Regionalprinzip der Primärbanken schließt ein EG-weites Engagement aus. Im Zuge der Verwirklichung des europäischen Binnenmarktes braucht der genossenschaftliche Bankensektor starke Spitzeninstitute, die über die bewährten Allfinanzangebote hinaus die notwendigen Finanzdienstleistungen entwickeln und anbieten können, um bei veränderten Marktbedingungen konkurrenzfähigzubleiben.

Genossenschaftsbanken —» Kreditgenossenschaften, —> Genosschenschaftliche Bankengruppe.

Die bisherige Struktur der genossenschaftlichen Banken wird nur dann erhalten bleiben können, wenn es gelingt, mit ihr den sich ändernden Marktbedingungen zu ent-

Genußaktie mit Stimmrecht ausgestatteter —> Genußschein, in Deutschland ungebräuchlich.

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Genußrechte Genußrechte Gläubigerrechte, die i.d.R. einen Anspruch auf einen Anteil am Reingewinn einer Unternehmung umfassen, teilweise darüberhinaus ein Anrecht auf Teilhabe am Liquidationserlös und weitere Vermögensrechte vorsehen, aber auch eine Beteiligung am Verlust einer Gesellschaft beinhalten können. G. sind in Genußscheinen verbrieft, die an der Börse eingeführt werden können. Die G. werden zwar in einigen Gesetzen erwähnt, sind jedoch nicht gesetzlich geregelt. Sie unterliegen daher inhaltlich einer weitgehend freien Gestaltbarkeit durch den Emittenten. Die Gewährung von G. ist an keine bestimmte Rechtsform gebunden. Bei einer Aktiengesellschaft ist eine Dreiviertelmehrheit in der Hauptversammlung notwendig (§ 221 Abs. 1 und 2 AktG), da G. eigentümerähnliche Rechte umfassen. Sie behinhalten jedoch keine Mitgliedsrechte und gewähren somit weder ein Recht zur Teilnahme an der Hauptversammlung nocht das gesellschaftsrechtliche Stimmrecht. Für die Unternehmensfinanzierung hat Genußrechtskapital in den letzten Jahren an Bedeutung zugenommen. Der Vorteil liegt vor allem in seiner Zwischenstellung zwischen Eigen- und Fremdkapital. Wirtschaftlich gesehen stellt das Genußrechtskapital Eigenkapital dar, steuerrechtlich wird es unter bestimmten Bedingungen wie Fremdkapital behandelt (Gewinnbeteiligung, aber keine Beteiligung am Liquidationserlös), womit die Gewinnausschüttungen als Betriebsausgaben abzugsfähig sind. Seit 1985 kann Genußrechtskapital bei Kreditinstituten zur Erweiterung des haftenden Eigenkapitals eingesetzt werden (§ 10 Abs. 5 KWG). Dafür müssen jedoch folgende Bedingungen erfüllt sein: - Verlustteilnahme, - nachrangige Haftung, - Mindestlaufzeit von 5 Jahren, Restlaufzeit länger als 2 Jahre, - Höchstbetrag, maximaler Anteil am haftenden Eigenkapital 25%. Genußschein Wertpapier, das ein —» Genußrecht verbrieft. G. können grundsätzlich auf Inhaber, Namen oder Order lauten. In Deutsch-

Geregelter Markt land werden jedoch überwiegend Inhaberpapiere emittiert. G. verbriefen Vermögensrechte, jedoch keine Mitgliedschaftsrechte an einem Unternehmen. Eine Variante des G. stellt der Optionsgenußschein dar, der als eine Kombination von G. und Optionsschein unter bestimmten Bedingungen zum Bezug von Aktien berechtigt. Dabei ist der Optionsschein i.d.R. von dem G. abtrennbar und als eigenständiges Wertpapier handelbar.

Geregelter Markt Börsensegment im bundesdeutschen —» Effektenhandel, eröffnet am 04.05.1987. Im Vergleich zum —» Amtlichen Handel erfordert der G.M. geringere Auflagen für den Emittenten, gegenüber dem —> Freiverkehr sind jedoch höhere Anforderungen zu erfüllen. Zu den wesentlichen erleichterten Zugangs- und Zulassungsbestimmungen zählen - der geringere zeitliche Mindestbestand des emissionswilligen Unternehmens von 1 Jahr (Amtlicher Handel 3 Jahre), - ein niedriger Mindestnennbetrag bei Erstemission von 0,5 Mio. DM (Amtlicher Handel 2,5 Mio. DM), - eine geringere Mindestanzahl von im Handel befindlichen Aktien von 10.000 Stück (Amtlicher Handel50.000 Stück), - geringere Zulassungsgebühren in Höhe der Hälfte der Gebühren des Amtlichen Handels, - geringere Anforderungen an den Emissionsprospekt, - Erleichterungen bei den Publizitätspflichten. Über die Zulassung zum G.M. entscheidet ein Zulassungsausschuß an der jeweiligen Börse. Zugelassen werden können grundsätzlich alle Wertpapiere, die nicht an derselben Börse im Amtlichen Handel notiert werden; ein (vorheriger) Handel im Freiverkehr ist möglich. Die Kursfeststellung, die durch Freimakler vorgenommen wird, ist nichtamtlich, jedoch gesetzlich geregelt. Sie erfolgt nach den gleichen Grundsätzen wie im Amtlichen Handel. Im G.M. sind insgesamt 71 Aktien, 550 festverzinsliche Wertpapiere und 69 Optionsscheine notiert (Stand: Ende 1990). 305

Gesamtaktie Gesamtaktie Globalaktie, alle oder große Teile der Aktienrechte einer —» Aktiengesellschaft zusammenfassende Urkunde (für Großaktionär). Sie ist in der Bundesrepublik Deutschland selten, aber im angelsächsischen Raum als Certificate verbreitet. Gesamtbank-Erfolgsrechnung —> Gesamtbetriebskalkulation. Gesamtbetriebskalkulation I. Einordnung in das bankbetriebliche Rechnungswesen Die Hauptaufgabe des (internen) Rechnungswesens bei Kreditinstituten besteht darin, den Entscheidungsträgern entscheidungsrelevante und unverfälschte Kostenund Ertragsinformationen zur Verfügung zu stellen (Schierenbeck 1994). Dazu ist es in einem ersten Schritt notwendig, die Kosten und Erlöse einer Rechnungsperiode systematisch zu erfassen und sinnvoll zu gliedern. Dies geschieht in der G., die somit die erste Stufe der —* Bankkalkulation darstellt (vgl. Schierenbeck 1994). Als gesamte —» Zinsspannenrechnung wird die G. dann bezeichnet, wenn die Kosten- und Erlöskomponenten zu einer einheitlichen Bezugsgröße (Bilanzsumme bzw. Geschäftsvolumen) ins Verhältnis gesetzt werden und damit als Prozentzahlen ausgedrückt werden. Ausgehend von der G. werden im weiteren Rechnungsprozeß der Bankkalkulation die ermittelten Betriebskosten nach Kostensteilen untergliedert und mit Hilfe der —» Stückleistungskalkulation den einzelnen Kostenträgern (Betriebsleistungen) und den dafür erzielten Betriebserlösen gegenübergestellt. Die Wertkosten und -erlöse aus der G. bzw. —> Gesamtzinsspannenrechnung dagegen werden im Rahmen der Zeitzinsspannenrechnung auf die einzelnen Wertleistungen verteilt. Die G. bildet nun nicht nur den Anfang, sondern auch den Schluß des Kalkulationsprozesses. Die auf die einzelnen Betriebsund Wertleistungen verrechneten Kosten und Erlöse werden nämlich in einer „Umkehrrechnung" wieder über die verschiedenen Auswertungs- und Erfolgsdimensionen (Gcschäftsarten, Geschäftsstellen, Kundengruppen) bishin zum Gesamtergebnis zusammengeführt. Die einzelnen Auswer306

Gesamtbetriebskalkulation tungsrechnungen („Teilbetriebskalkulation") zeigen dabei auf, wie das Gesamtergebnis strukturiert ist. Für eine entscheidungsorientierte Bankkalkulation liegt der Schwerpunkt zwar bei der Teilbetriebskalkulation (Produkt-, Geschäftsstellen- und Kundenkalkulation), aus der G. selbst lassen sich jedoch mit Hilfe von Betriebs-, Zeit- und/oder Soll-/Istvergleichen schon wesentliche Ansatzpunkte für die Steuerung des Gesamtergebnisses ableiten. Dies insbesondere dann, wenn ausgewählte Ergebniskomponenten zueinander ins Verhältnis gesetzt werden, und die Ergebnisstruktur auf Gesamtbankebene dadurch transparent gemacht wird. II. Die Komponenten des Gesamtbankergebnisses Auf eine Kosten- und Erlöszurechnung auf einzelne Stellen in der Bank wird in der G. konsequent verzichtet. Es geht zunächst „lediglich" darum, daß Gesamtergebnis in einzelne, gesamtbankbezogene Überschuß- und Kostenblöcke systematisch zu gliedern und aufzuspalten (Hagenmüller 1977, Güde 1967). Gestaltet werden kann die G. zum einen als streng kalkulatorische Rechnung auf der Basis von kalkulatorischen Kosten und Erlösen und zum anderen als pagatorische Rechnung auf der Basis von Aufwendungen und Erträgen aus der Finanzbuchhaltung. Je nachdem, in welcher Form die G. durchgeführt wird, resultiert daraus eine unterschiedliche Aufspaltung des Gesamtergebnisses in einzelne (gesamtbankbezogene) Ergebniskomponenten. Im folgenden soll die G. zunächst anhand der Erfolgsspaltung in der Gewinnund Verlustrechnung von Kreditinstituten dargestellt werden, um dieser daran anschließend die besonderen Merkmale der kalkulatorischen Ergebnisspaltung auf Gesamtbankebene gegenüberzustellen. Das Gesamtergebnis, der Reingewinn vor Steuern, ergibt sich in der Gewinn- und Verlustrechnung als Summe der Position „Reingewinn" (nach Steuern) und der Position „Steuern auf Einkommen, Ertrag und Vermögen". Es läßt sich auf der ersten Stufe in einen bankbetrieblichen und einen neutralen Erfolgsanteil aufspalten (vgl. Schierenbeck 1994). Das neutrale oder außerordentliche Ergebnis enthält dabei be-

Gesamtbetriebskalkulation triebsfremde und außerordentliche Erfolgselemente. Aus der Gewinn- und Verlustrechnung werden in diesen Ergebnisblock all die Positionen eingerechnet, die nicht eindeutig dem bankbetrieblichen Erfolgsanteil, also dem Betriebsergebnis, zugerechnet werden können. In der weiteren, hierarchischen Ergebnisspaltung konzentriert sich die G. auf das letztgenannte Betriebsergebnis, das sich als Differenz zwischen dem Rohertrag und dem Betriebsaufwand berechnet. Der Rohertrag stellt dabei die Summe von Zinsüberschuß und Provisionsüberschuß und der Betriebsaufwand die Summe aus Personal-, Sach- und Abschreibungsaufwand auf Sachanlagen dar. Die einzelnen Komponenten des Betriebsergebnisses lassen sich finanzbuchhalterisch unmittelbar aus der Gewinn- und Verlustrechnung der Kreditinstitute entnehmen. So resultiert der Zinsüberschuß (als Komponente des Rohertrages) aus der Differenz zwischen den Zinsen und zinsähnlichen Erträgen aus Kredit-, Wertpapierund Beteiligungsgeschäften und den Zinsaufwendungen für die entsprechenden Positionen. Auch die Provisionserträge und -aufwendungen, die per Saldo zum Provisionsüberschuß führen, sind in der Gewinnund Verlustrechnung explizit ausgewiesen. Die Summe von Provisions- und Zinsüberschuß, also der Rohertrag, kann im übrigen als eine „Umsatzgröße", der die Betriebskosten einer Bank noch entgegenzusetzen sind, angesehen werden. In der GuV-bezogenen Hierarchie der Gesamtergebniskomponenten ohne Einbeziehung kalkulatorischer Größen ist das Endoder Gesamtergebnis somit von vier Erfolgsbereichen determiniert, die im retrograden Schema der G. verknüpft werden (Schierenbeck 1994): I.

Überschuß im zinsabhängigen Geschäft (Zinsüberschuß) + II. Überschuß im nichtzinsabhängigen Geschäft = Rohertrag — III. Verwaltungsaufwand =

Betriebsergebnis vor Risikokosten (Überschuß im ordentlichen Geschäft)

Gesamtbetriebskalkulation ± IV. Sonstige und außerordentliche Erträge und Aufwendungen (einschließlich Risikokosten) =

Periodenüberschuß/Periodenfehlbetrag

Auf dieser Einteilung des Gesamtergebnisses in vier Erfolgsbereiche basiert auch der Vorschlag der —» Deutschen Bundesbank zur G. auf der Grundlage der Gewinn- und Verlustrechnung. Anders als bei der G. auf der Basis der Gewinn- und Verlustrechnung werden bei der kalkulatorischen Gesamtbetriebsrechnung zusätzliche Erfolgsgrößen eingerechnet („Zusatzkosten") bzw. andere Kostenwerte („Anderskosten") zum Ansatz gebracht. Außerdem steht nicht das Gesamtergebnis, also der Reingewinn, im Vordergrund der Betrachtungen, sondern das kalkulatorische Betriebsergebnis. Die Unterschiede zur pagatorischen Rechnung liegen dabei im wesentlichen in drei Punkten: (1) In den (kalkulatorischen) Zinsüberschuß werden auch kalkulatorische Eigenkapitalzinsen eingerechnet. (2) Risikokosten und Kurserträge werden nicht generell als außerordentlich oder neutral angesehen, sondern zu einem Teil in das ordentliche Betriebsergebnis mit einbezogen. (3) In die Betriebskosten werden ggf. auch kalkulatorische Unternehmerlöhnc eingerechnet und es wird mit kalkulatorischen Wertansätzen, z.B. kalkulatorischer Miete und kalkulatorischen Abschreibungen auf Sachanlagen gearbeitet. Bei der Ermittlung des kalkulatorischen Betriebsergebnisses werden üblicherweise vier Rechnungsebenen unterschieden (vgl. Schierenbeck 1994). Zunächst werden die Zinserlöse aus Kredit-, Wertpapier- und Beteiligungsgeschäften mit den Zinskosten saldiert und in den kalkulatorischen Zinsüberschuß überführt. Letzterer ist i.d.R. um die kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen geringer als der pagatorische Zinsüberschuß. Allerdings ist die Einbeziehung der Eigenkapitalzinsen vom Rechnungszweck abhängig. Für den zwischenbetrieblichen Vergleich ist die Einbeziehung sinnvoll, da hierdurch die ertragsmäßigen Kon307

Gesamtbetriebskalkulation Sequenzen unterschiedlicher Kapitalausstattungen eliminiert werden. Bei der Berechnung von Eigenkapitalrentabilitäten auf der Basis der G. erscheint die Berücksichtigung von kalkulatorischen Eigenkapitalzinsen dagegen nicht sinnvoll (Hagenmüller 1977, S. 176), weil die kalkulatorische Eigenkapital- (Mindest-)Verzinsung letztlich den Maßstab und Vergleichswert für die Eigenkapitalrentabilität selbst darstellt. Addiert man zum kalkulatorischen Zinsüberschuß ordentliche Kursgewinne hinzu und subtrahiert kalkulatorische oder durchschnittliche Risikokosten, so erhält man den kalkulatorischen Überschuß im (zinsabhängigen) Wertgeschäft. Ordentliche Kursgewinne entstehen durch Verteilung des Disagios von festverzinslichen Wertpapieren auf die Restlaufzeit oder über kalkulierbare Gewinne im Wertpapiereigenhandel. Die kalkulierten Kreditausfälle sowie kalkulierte Kursverluste im Auslands- und Wertpapiergeschäft führen zu den einzusetzenden Risikokosten. Den kalkulatorischen Rohertrag aus Zinsund Provisionsgeschäften erhält man durch zusätzliche Einbeziehung der Gebührenund Provisionseriöse und der Kosten für Fremdleistungen im nichtzinsabhängigen Geschäft. Letztere entstehen insbesondere dann, wenn ein Teil der erhaltenen Provisionen an andere Banken, die ebenfalls an der erstellten Leistung beteiligt waren, weitergegeben wird (z.B. bei Konsortialkrediten). Analog zur pagatorischen G. werden im nächsten Schritt die ordentlichen Kosten des Betriebsbereichs, und zwar in diesem Fall die kalkulatorischen Kosten, vom Rohertrag abgezogen. Dies führt zur eigentlichen Zielgröße der kalkulatorischen Betriebsabrechnung, zum kalkulatorischen Betriebsergebnis. Die Differenz zum pagatorischen Reingewinn läßt sich in der kalkulatorischen G. als „Abgrenzungsergebnis" bezeichnen, da hier alle Differenzen, die aus dem Unterschied zwischen dem pagatorischen und dem kalkulatorischen Wertansatz entstehen, „verbucht" werden. Das Grundschema der hierarchischen Ergebnisspaltung unterscheidet sich bei der kalkulatorischen Rechnung somit formal nur dadurch, daß auf der Ebene des Zinsüber308

Gesamtbetriebskalkulation schusses noch die ordentlichen Kursgewinne und durchschnittlichen Risikokosten als Ergebniskomponenten auftreten und bei den anderen, formal sonst gleichen Komponenten andere Wertansätze verwendet werden. III. Gesamtzinsspannenrechnung und ROI-Analyse Die in der G. ausgewiesenen absoluten Ergebniszahlen werden in der Gesamtzinsspannenrechnung in Relation zu bestimmten Bezugsgrößen, z.B. zum Geschäftsvolumen oder zur Bilanzsumme, gesetzt. Dies ermöglicht eine übersichtliche Darstellung vor allem im Hinblick auf den Erfolgsvergleich zwischen Banken unterschiedlicher Größe und im Hinblick auf eine bessere Steuerung des Bankergebnisses im Zeitablauf. Ob nun Stichtagswerte für die Bilanzsumme oder das weitergefaßte Geschäftsvolumen oder aber Durchschnittswerte zugrunde gelegt werden, ist für diesen Zweck der Gesamtzinsspannenrechnung von untergeordneter Bedeutung. Alternativanalysen zeigen auf, daß sich die Vergleichsaussagen durch die Wahl der Bezugsgröße nicht verändern. Von Bedeutung ist lediglich, daß jeweils identische Bezugsgrößen zugrunde gelegt werden. Für den Ubergang zur Teilzinsspannenrechnung ist noch von Bedeutung, daß das Gesamtvolumen sich eigentlich aus Aktiv- und Passivgeschäft zusammensetzt und damit eigentlich eher der doppelten Bilanzsumme entspricht. Diese Tatsache ist insbesondere dann zu berücksichtigen, wenn die Ergebniskomponenten für die Gesamtbank auf Teilbereiche, z.B. das Kundengeschäftsvolumen (als Summe aus Kredit- und Einlagenvolumen) heruntergebrochen werden sollen. Mit dem sog. „ROI-Kennzahlensystem" (vgl. Schierenbeck 1994) werden die Ergebniskomponenten der G. in prozentuale Ergebniszahlen überführt. Ihre lückenlose Verknüpfung gewährleistet, daß die so gebildeten Kennzahlen zur Rentabilitäts- und Risikosteuerung sinnvoll eingesetzt werden können. Die Bezeichnung beruht auf der formalen Ähnlichkeit mit dem „Return-on-Investment"-Analysekonzept aus der Allgemeinen Betriebswirtschaftslehre (vgl. Schierenbeck 1993, S. 68). Ausgehend von der Eigenkapitalrentabilität (vor oder nach Steuern) wird im bank-

Gesamtbetriebskalkulation spezifischen ROI-Konzept über die Eigenkapitalquote zunächst eine Umrechnung in die bilanzsummenbezogene Reingewinnspanne vorgenommen. Diese wird dann analog der hierarchischen Aufspaltung in der G. in die einzelnen bankspezifischen Zinsspannen zerlegt. Die relativen Ergebniskennzahlen entsprechen somit im Prinzip der Ergebnishierarchie der G. Von „rechts" kommend ergibt sich aus der Differenz zwischen dem durchschnittlichen Aktiv- und dem durchschnittlichen Passivzins zunächst die Bruttozinsspanne. Diesem prozentualen Zinsüberschuß werden (pagatorisch) die netto aus dem Betriebsbereich noch verbleibenden und vom Zinsüberschuß zu deckenden Betriebskosten gegenübergestellt. Letztere ergeben sich aus der Differenz von Bruttobedarfsspanne (Brutto-Betriebskosten), die sich ihrerseits aus den drei zentralen Kostenspannen „Personalkosten", „Sachkosten" und „Abschreibungskosten" zusammensetzt, und der Provisionsspanne. Letztere bringt den „relativen" Überschuß zwischen den Provisionserträgen und Provisionsaufwendungen zum Ausdruck. Die Differenz zwischen Bruttobedarfsspanne und Provisionsspanne wird als Nettobedarfsspanne bezeichnet. Ordnet man die Provisionsspanne nicht der Bruttobedarfsspanne zu, sondern der Bruttozinsspanne als dem Zinsüberschuß, so würde man eine Aufspaltung in die Bruttoertragsspanne (aus Zins- und Dienstleistungsgeschäften) und der Bruttobedarfsspanne vornehmen. Ihr Saldo, die sog. Nettozinsspanne, entspräche der Differenz zwischen der Bruttozinsspanne und der Nettobedarfsspanne und bringt das (relative) Betriebsergebnis (ohne kalkulatorische Risikokosten) zum Ausdruck. Diese wird im nächsten Schritt mit der außerordentlichen Spanne (—» Risiko(bedarfs-)Spanne), die die Differenz zwischen den eventuell zu deckenden außerordentlichen Verlusten (pagatorischen Risikokosten) und etwaigen außerordentlichen Erträgen darstellt, saldiert und in die Reingewinnspanne überführt. Das ROI-Schema der Gesamtzinsspannenrechnung stellt letztlich den Anfangs- und Endpunkt der Ergebnisanalyse bei Banken dar und läßt sich in vielfacher Weise und in Abhängigkeit vom Rechungszweck modifi-

Gesamtbetriebskalkulation zieren (—> Controlling in Kreditinstituten). So müssen die einzelnen Ergebniskomponenten für eine vollständige Darstellung der Ergebnisstruktur noch weiter aufgespalten werden. Dies gilt im Grundmodell insbesondere für die außenordentliche Spanne. Hier wäre die Art der Verluste (Kurswertverluste, Kreditausfälle etc.) und Erträge nach dem Erwartungsgehalt (unerwartete oder bereits vorkalkulierte Verluste) in Form einer weiteren Aufspaltung zu differenzieren. Im Hinblick auf die Teilzinsspannenrechnung wäre die Bruttozinsspanne dagegen nicht in den durchschnittlichen Aktivzins und den durchschnittlichen Passivzins aufzuspalten, sondern in den Konditionsbeitrag Aktivgeschäft, den Konditionsbeitrag Passivgeschäft und in das Strukturergebnis (Schierenbeck 1994). Neben der Ausweitung und Modifikation des ROI-Grundschemas läßt sich die Analyse dadurch verfeinern, daß einzelne Kennzahlen der ROI-Hierarchie zueinander in Beziehung gesetzt werden. Dabei lassen sich horizontale und vertikale ROIStrukturkennzahlen unterscheiden. Bei der Analyse der horizontalen Ertrags- und Kostenstruktur werden einzelne Kennzahlen aus dem ROI-Schema zu anderen Kennzahlen „links" oder „rechts" in Beziehung gesetzt, während bei der vertikalen Analyse Relationen zwischen „unteren" und „oberen" Ebenen der ROI-Analyse gebildet werden. In Abb. 2 sind solche ROIStrukturkennzahlen mit den entsprechenden Beispielswerten (auf der Basis von Abb. 1) aufgeführt. Um die zusätzlichen Aussagen, die mit diesen Kennzahlen gemacht werden können, zu verdeutlichen, seien hier zwei Kennzahlen herausgegriffen (vgl. Schierenbeck 1994): (1) Bruttoertrag in Prozent der Betriebskosten (2) Reingewinn in Prozent des Zinsüberschusses. Zu (1): Die Kennzahlen „Bruttoertrag in Prozent der Betriebskosten" beläuft sich im Beispiel (vgl. Abb. 2) auf 179% und besagt, daß im Gesamtdurchschnitt mit jeder DM investierter Betriebskosten ein durchschnittlicher Bruttoertrag von 1,79 DM erwirtschaftet wird. Subtrahiert man von dieser Kennzahl 100% oder, anders gedeutet, 309

Gesamtbetriebskalkulation

Gesamtbetriebskalkulation

Gesamtzinsspannenrechnung. Gesamtzinsspannenrechnung Bereich der —» Bankkalkulation, in dem Kosten und Leistungen bzw. Aufwendungen und Erträge des Bankgeschäfts in Prozent des —> Geschäftsvolumens oder in Relation zu anderen Bezugsgrößen ausgedrückt werden. Die Verwendung solcher Relativzahlen dient der Übersichtlichkeit und ermöglicht einen Erfolgsvergleich von Banken unterschiedlicher Größe und eine bessere Überwachung des Bankergebnisses im Zeitablauf. Die G. ist eng verbunden mit der —» Gesamtbetriebskalkulation. 312

Geschäftsfeldstruktur-Tabelle Geschäftsartenrechming Bereich d e r - » Bankkalkulation, in dem der Erfolgsbeitrag jedes einzelnen Bankprodukts zum Gesamterfolg einer Abrechnungsperiode ermittelt wird. Geschäftsbanken —» Kreditinstitute, die ihre Geschäftstätigkeit nicht auf bestimmte Kundenkreise begrenzen. Darunter fallen alle Kreditinstitute mit Ausnahme der—> Deutschen Bundesbank. Die G. werden zu fast 97% als —> Universalbanken (private G., öffentlichrechtliche und genossenschaftliche Kreditinstitute) betrieben, den restlichen Anteil stellen die —» Spezialbanken (—» Real- und —» Teilzahlungskreditinstitute, —* Kreditinstitute mit Sonderaufgaben, Postscheckund Postsparkassenämter). Geschäftsbanken, private (—» Kreditbanken), Kreditinstitute, die als Gruppe der—» Universalbanken grundsätzlich alle vorkommenden Bankgeschäfte anbieten. Zu diesen erwerbswirtschaftlich orientierten Banken zählen im einzelnen —» Großbanken, —» Regionalbanken, —> Privatbanken und Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute. Geschäftsbankensystem Kreis aller Unternehmen des finanziellen Sektors, die Bankgeschäfte betreiben, deren Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordern, jedoch nicht berechtigt zur Notenausgabe sind. Zum G. zählen somit alle —»Kreditinstitute mit Ausnahme der —* Deutschen Bundesbank. Geschäftsbereich im Rahmen der —* Bankorganisation festgelegte Haupt Organisationseinheit, die nach funktionalen (Verrichtungsprinzip) oder nach divisionalen (Objektprinzip) Aspekten gebildet wird. Geschäftsfeldstruktur-Tabelle Hilfsmittel im —» Portfolio-Management in Kreditinstituten, den Erfolg einzelner —> strategischer Geschäftsfelder (SGF) aufzuzeigen. Jedem einzelnen SGF werden sowohl die Volumens- als auch die Ertragsund Aufwandsgrößen zugeordnet. Der mit dem Volumen in Beziehung gesetzte Dekkungsbeitrag ergibt dann eine Rentabilitätskennziffer für das entsprechende SGF,

Geschäftsplan die ihrerseits in die —» strategische Geschäftsfeldkurve integriert wird. Geschäftsplan Zusammenstellung der Grundsätze über die Geschäftstätigkeit. Im Versicherungswesen hat nach § 5 Abs. 2 VAG jedes Versicherungsunternehmen mit seinem Antrag auf Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb einen G. einzureichen, der im einzelnen folgende Sachverhalte beinhalten soll: Zweck und Einrichtung des Unternehmens, Geschäftsbezirk, Aufzeigen der Mittel, woraus die künftigen Verpflichtungen erfüllt werden sollen. Um diese Bestimmung einzuhalten, sind die Angaben mit folgenden Unterlagen zu belegen: (1) Satzung; (2) die —> Allgemeinen Versicherungsbedingungen sowie fachliche Geschäftsunterlagen (Rechnungsgrundlagen zur Berechnung der Prämien und —» Deckungsrückstellungen, Grundsätze für die Gewinnermittlung und -Verteilung); (3) Unternehmensverträge (Beherrschungsvertrag), (Teil-)Gewinnabführungsvertrag; (4) Funktionsausgliederungsverträge (Verträge, durch die Tätigkeiten, die zum Kernbereich eines Versicherungsunternehmens zählen, wie Vertrieb, Bestandsverwaltung, Leistungsbearbeitung, Rechnungswesen, Vermögensanlage und -Verwaltung, auf andere Unternehmen dauerhaft übertragen werden); (5) finanzielle Unterlagen (Nachweis über die Finanzausstattung, z.B. Höhe des—»Gründungsstocks). Diese Angaben zum G. sind Gegenstand aufsichtlicher Genehmigung für die Zulassung zum Geschäftsbetrieb, der G. unterliegt außerdem der laufenden Überwachung durch die -» Versicherungsaufsicht. Tarife, die zwar der Aufsichtsbehörde eingereicht werden müssen, aber keinen Bestandteil des G. bilden, gehören in der —> Lebensversicherung anders als im Regelfall auch zum G. (§ 11 VAG) und sind daher genehmigungsbedürftig (technischer G.). Zur Erleichterung der Genehmigungsverfahren hat das —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen für einzelne Tarifbereiche -»Mustergeschäftspläne herausgegeben. Jede Änderung des Geschäftsplans, in der Lebensversicherung auch die Änderung der Tarife, muß von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden (§ 13 VAG). —> Versicherungsaufsicht.

Geschäftsstellenrechnung Geschäftsplanmäßige Erklärung ergänzende Bestimmungen zum —» Geschäftsplan, die in einzelnen Teilbereichen die Abwicklung von —» Versicherungsverträgen regeln. G. sind dem —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen einzureichen. Die Inhalte der G. sind durch die vom BAV veröffentlichten Muster grundsätzlich vorgeschrieben. Im einzelnen hat der Versicherer Erklärungen zu folgenden Punkten abzugeben: Auslegung bestimmter Teile der —> Allgemeinen Versicherungsbedingungen, zur Gebührenerhebung (z.B. Methode zur Berechnung der Prämien, —» Prämienanpassungsklausel, Kündigungsrechte), zur —> Datenschutzermächtigungsklausel, zur Gesundheitsprüfung bei —»Lebensversicherungen. G. stellen ein wichtiges Mittel dar, um Rechtsgrundlagen an die wirtschaftliche Entwicklung anzupassen. Geschäftssparte —> Geschäftsspartenrechnung. Geschäftsspartenrechnung Bereich der —» Bankkalkulation, der den Erfolgsbeitrag einzelner Bereiche bankbetrieblicher Tätigkeit ermitteln und so der Fundierung bankpolitischer Entscheidungen dienen soll. Die Spartengliederung erfolgt in der Praxis im Sparkassen- und Genossenschaftssektor anhand produkt- bzw. produktgruppenbezogener Kriterien, während im privaten Geschäftsbankenbereich eine kundengruppenorientierte Spartenbildung bevorzugt wird. Geschäftsstelle Niederlassung eines Kreditinstituts, in der Bankgeschäfte getätigt werden (—> Filiale). Geschäftsstellen-Geschäftsarten-Matrix —> Würfelmodell. Geschäftsstellenrechnung Ziel der G. ist es, den Beitrag aller Filialen eines Kreditinstituts zum Gesamterfolg der Bank zu ermitteln und somit ein Bewertungskriterium für deren Rentabilität zu schaffen. Während die G. mithilfe der modernen —> Marktzinsmethode eine klare Erfolgszurechnung ermöglicht, besteht das Hauptproblem der traditionellen G.sverfahren darin, den bei der ausgeglichenen Filialbilanz auftretenden Verrechnungssaldo mit der Zentrale hinreichend genau zu 313

Geschäftsvolumen bewerten. Neben einem kostenorientierten wird hier ein zinsspannenorientierter Verrechnungszins ebenso wie der von Süchting entwickelte einlagen- und kreditartendifferenzierte Verrechnungszins, die von Jacob kreierte Restkostenanalyse und der von Slevogt gewählte lenkpreisorientierte Ansatz diskutiert. Gemeinsam ist all diesen Methoden der Versuch, den bei den Geschäftsstellen entstehenden Verrechnungssaldo leistungsgerecht zu bewerten. Allerdings gelingt dies bei keinem Ansatz voll zufriedenstellend. Geschäftsvolumen Maß- und Bezugsgröße in der Bankkalkulation. Je nach zugrundeliegendem Datenmaterial und Rechnungszweck kann das G. aus mehreren Komponenten bestehen. Für Zinsspannenrechnungen bildet die Bilanzsumme den wesentlichen Bestandteil, wobei hier besser unkompensierte als kompensierte Bilanzen und besser Durchschnitts- als Stichtagsbilanzen Verwendung finden sollten. Desweiteren können die Positionen „unter dem Bilanzstrich" mit in das G. einbezogen werden. Da in Banken auf beiden Bilanzseiten Geschäfte gemacht werden, ist auch eine Verdoppelung der Bilanzsumme als Basis für das Geschäftsvolumen möglich. Die Summe aus Kreditund Einlagenvolumen bildet das KundenGeschäftsvolumen, das ebenfalls Grundlage für Zinsspannenberechnungen sein kann. Für Betriebs- und Zeitreihenanalysen wird üblicherweise die einfache Bilanzsumme der veröffentlichten Jahresabschlüsse verwendet. Zur Ermittlung einer Rangordnung von Banken nach dem Ertragsvolumen ist aber auch die Summe aus Zins- und Provisionsüberschuß als Basis für dasG. denkbar. Geschenksparbücher —> Sparbücher, auf denen eine Einlage als Geschenk meist zu bestimmten Anlässen (z.B. Geburt, Kommunion, Konfirmation etc.) gutgeschrieben wird. Banken benutzen zur Werbung von Sparkunden bei solchen Anlässen Geschenkgutscheine, die auf ein - evtl. neu zu eröffnendes - Sparbuch gutgeschrieben werden. Geschichte des Bankwesens Geld- und Bankgeschäfte können in der Geschichte weit zurückverfolgt werden. So 314

Geschichte des Bankwesens wurde in Ägypten um 2700 v. Chr. Ringgeld aus Gold, Silber und Kupfer nachgewiesen; bankähnliche Tätigkeiten waren das Depositengeschäft auf der Basis von Waren in den Tempeln und der Geldverleih durch reiche Grundbesitzer und Beamte. In Babylon gab es zahlreiche Regelungen zum Depositen- und Darlehensgeschäft in Naturalien und in Geld, wie aus einer aufgefundenen Gesetzessammlung Hammurabis (1704-1662 v. Chr.) hervorgeht. In Griechenland entwickelte sich im 4. Jh. v. Chr. der Beruf der Trapeziten. Der Name ist abgeleitet von Trapeza = Tisch, vor dem die Geldwechsler saßen und die Münzen prüften und tauschten. Bald schon erweiterten sie ihre Geschäftstätigkeit, indem sie Zahlungen vermittelten, Einlagen entgegennahmen und Kredite vergaben. In Rom kann bereits in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts v. Chr. der Berufsbankier nachgewiesen werden; im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich im römischen Reich ein regelrechtes Bankwesen, das durch die Völkerwanderung und durch den Einfall der Langobarden 568 n. Chr. zerstört wurde. Erst seit der Mitte des 12. Jahrhunderts kam es im Abendland erneut zur Entwicklung eines Bankwesens. Eine bedeutende Rolle spielten hierbei die italienischen Republiken und die großen Handelsplätze. Der Hauptgrund für die Errichtung von Banken in dieser Zeit war die komplizierte Bewertung der vielen unterschiedlichen Münzsorten und die Tatsache, daß die Kaufleute wegen des Gewichts und wegen der Unsicherheit auf Wegen und Straßen keine großen Mengen an Münzen mit sich herumtragen wollten. Neben dem Aufbewahrungs- und Geldwechselgeschäft entstand auch bald ein Depositen-, Giro-, Wechsel- und Kreditgeschäft. Bedeutung in diesen Bankgeschäften erlangten die Lombarden, die Venetier, die Kawerschen aus Cahors in Südfrankreich, die Juden und die Kirche. Neben den Geldwechslern, Bankiers und Finanziers gab es im Mittelalter auch eine Reihe öffentlicher oder halböffentlicher Banken. So wurde 1401 in Barcelona die Taula di Cambi, 1402 in Frankfurt der Wessil und 1408 in Genua die Cosa di San Giorgio errichtet. Die erste Bankgründung diesseits der Alpen war die Amsterdamsche Wisselbank in Amsterdam. Sie

Geschichte des Bankwesens wurde 1609 als Schutzeinrichtung der Kaufleute gegen die Geldwechsler gegründet, da letztere die damaligen Münzwirren für sich grundlich ausgenutzt und auch den Überweisungsverkehr nicht zufriedenstellend erledigt hatten. Das Problem der unterschiedlichen Münzwerte lösten die Kaufleute durch die Einführung einer stabilen Recheneinheit - des Bancogeldes - , in das die Einlagen der Kaufleute umgerechnet wurden und in der man den Giroverkehr abwickelte. Die Vergabe von Krediten war durch die Statuten der Bank untersagt. Als weitere Bankgründungen im 17. und 18. Jahrhundert sind zu erwähnen: die 1635 gegründete Bank von Rotterdam, die älteste Staatsbank der Welt, die Bank von Schweden (1656) und vor allem die 1694 auf Initiative des Schotten William Paterson errichtete Bank von England. Der Bank von England waren alle Bankgeschäfte einschließlich der Notenausgabe gestattet. Es war ihr lediglich untersagt, sich über die Höhe ihres Grundkapitals hinaus zu verschulden. Ebenso war es ihr verboten, ohne Zustimmung des Parlaments Darlehen an die Regierung zu vergeben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts plante John Law in Paris ein aufsehenerregendes Bankprojekt (eine banque internationale), das nicht ohne Einfluß auf das europäische Bankwesen blieb. 1716 gründete er eine Privatbank, die ihr Kapital durch Subskription von Aktien (Asignation) aufbringen und von den Aktionären selbst geleitet werden sollte. Die „Banque Générale" wurde durch Parlamentsbeschluß vom 23. Mai 1716 mit einem Kapital von 6 Mio. Livre gegründet. Diese erste Aktienbank brach jedoch bereits vier Jahre später wieder zusammen. Obwohl es in den meisten Reichsstädten Wechselstuben gab und die großen Handelshäuser wie die Fugger, Welser, Rehlinger, Höchstetter und die Großkaufleute wie Imhoff in Nürnberg, Johann von Bodeck in Frankfurt, Loitz in Stettin, Joachim Grieben und Andreas Lindholz in Berlin neben ihren Warengeschäften auch verstärkt Bankgeschäfte tätigten, kann der Beginn eines eigentlichen Bankwesens in Deutschland erst in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts festgemacht werden. Nach Amsterdamer Vorbild wurde 1619 in Hamburg die Hamburger Bank gegründet.

Geschichte des Bankwesens Auf Anregung der Kaufleute errichtete die Stadt Nürnberg 1621 den Bancho Publica zu Nürnberg. In Anlehnung an das Vorbild der Hamburger Bank nahm der Bancho Publico die Münzen der Kaufleute ins Depot und wickelte auf der Basis dieser Einlagen den bargeldlosen Überweisungsverkehr ab. Im 18. Jahrhundert kann man in Deutschland eine Reihe von Bankgründungen, insbesondere von Zettelbanken, nachweisen. Hierbei ist an Bankgründungen in Berlin, Königsberg, Magdeburg und Wesel zu denken. Die bedeutendste Neugründung war die im Jahre 1706 in Köln errichtete „Banco di Gyro d'affrancatione", die wegen ihrer nicht rechtskonformen Statuten jedoch bald wieder geschlossen werden mußte. Weitere neue Banken waren die Leih- und Commerzbank in Kassel (1721), das Herzogliche Leihhaus in Braunschweig (1763), die Leihkasse in Bielefeld (1765), die „Fürstlich Württembergische Hof-Banco" in Stuttgart (1704), die „Hochfürstlich Brandenburg-Anspach-Bayreuthische Hof-Banco" in Frechen (1780). Besondere Bedeutung erlangten die Königlich Preußische Giro- und Lehnbank in Berlin und Breslau, aus der durch eine Reform im Jahre 1846 die Preußische Bank hervorging, und die Preußische Seehandlung, die durch Patent vom 14. Oktober 1772 zunächst ausschließlich zur Belebung der Seeschiffahrt und des Handels mit dem Ausland gegründet worden war. Eine Sonderstellung im preußischen Staat nahmen zu dieser Zeit die landschaftlichen Kreditinstitute wie etwa die 1770 errichtete „Schlesische Landschaft" ein, die den Kreditbedarf des Adels befriedigen sollten. Die deutschen Staaten und Städte standen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts der Errichtung von Banken noch sehr skeptisch gegenüber. Die wenigen Institute, die eine gewisse Bedeutung errangen, waren: Die Girobank Lübeck (1814), die DiscontoCassa Bremen (1817), der Leipziger Cassenverein (1824), die Ritterschaftliche Privatbank in Stettin (1825), der Kaufmännische Cassenverein in Berlin (1831), die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank in München (1835), die Leipziger Bank (1839), die Städtische Bank in Breslau (1848) und die Bank des Berliner KassenVereins (1S50). 315

Geschichte des Bankwesens Zwischen 1750 und 1850 wurden Bankgeschäfte überwiegend von Privatbankiers getätigt. Unter den privaten Bankhäusern, die zumeist aus Speditionsgeschäften und Großhandelsunternehmen hervorgingen, sind insbesondere in Frankfurt am Main die Bankhäuser Gebr. Bethmann (1728) und B. Metzler seel. Sohn & Co. (1674) zu nennen. Weltweite Bedeutung erlangte das von Meyer Amschel Rothschild (1774-1812) errichtete Bankhaus. In Köln wurden die Bankhäuser Abraham Schaafhausen, Johann David Herstatt und Johann Heinrich Stein errichtet. In Hamburg hatte sich bereits sehr früh der Typus des „Merchant banker" herausgebildet, der das kombinierte Waren- und Bankgeschäft betrieb. Unter den ersten bedeutenden Hamburger Bankiers finden sich die Namen Amsinck, van Uffelen, Berenberg, de Grewe und viele andere, von denen allerdings nur die Familien Berenberg und Amsinck Bedeutung erlangten. Im 18. Jahrhundert kamen die Bankhäuser Conrad Hinrich Donner (1798), M. M. Warburg & Co. (1798), Martin Joseph Haller (1790), Heckscher & Co. (1757), Isaak Hesse (1777), Georg Heinrich Kaemmerer (1750),//. J. Merck & Co. (1799), Parish & Co. (1756), Gebr. Schröder et Co. (1767), L. Behrens & Söhne (1800) hinzu. In Berlin sind gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Bankhäuser Johann Andreas Kraut, Splitgerber & Daum, später Gebr. Schickler, und im 18. Jahrhundert die Bankiers Daniel Itzig und Liepmann Meyer Wulff zu erwähnen. Hinzu kamen 1775 das Bankhaus Anhalt & Wagner, 1799 das Bankhaus Mendelssohn und Friedländer, das 1803 in / . & A. Mendelssohn umgewandelt wurde, ferner die Bankhäuser H. D. Cohn, J. M. Magnus und vor allem das 1803 von Gerson Jakob Bleichröder gegründete Bankhaus S. Bleichröder. Auch in anderen deutschen Städten gab es bedeutende Privatbankiers, so etwa in Breslau das Bankhaus Eichhorn & Co. (1728), in Elberfeld das Bankhaus Heydt-Kersten Söhne (1754), in Bamberg Ende des 18. Jahrhunderts die Firma A. E. Wassermann, in Passau die Firma Josef Pummerer und in Stuttgart die Bankhäuser Zahn & Co. und Stahl & Federer (1795). Zu einer starken Veränderung und Erweiterung im Bankwesen kam es seit der Mitte 316

Geschichte des Bankwesens des 19. Jahrhunderts. In dieser Phase der verstärkten Industrialisierung wurden die ersten großen —* Aktienbanken errichtet. Um auch Kleinverdienern zu einer wenn auch bescheidenen Kapitalbildung zu verhelfen, wurde das Sparkassennetz stark erweitert. Zur Befriedigung des Kapitalbedarfs der Gewerbetreibenden und Bauern formierte sich unter der Leitung von Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen das Genossenschaftswesen. Die Entstehung der ersten großen Aktienbanken wird gern als Folge des im Jahre 1852 von den Brüdern Isaak und Emile Pereire in Paris gegründeten Crédit Mobilier gesehen. Der Crédit Mobilier war eine Gründungs- und Emissionsbank, an dessen Organisation und Geschäften sich die später gegründeten Aktienbanken (Effektenbanken) orientierten. Die Brüder Pereire verwirklichten damit eine Idee ihres Lehrers Saint-Simon, eine große Bank zur Förderung der Industrie zu errichten, denn Saint-Simon betrachtete die Industrialisierung - als Ursprung aller Waren und des Wohlstandes - als die kommende soziale Ordnung. In Preußen und in der Mehrzahl der deutschen Staaten standen die Regierungen der Gründung von Aktienbanken ablehnend gegenüber und machten deshalb strenge Konzessionsauflagen. Die Errichtung der ersten deutschen Aktienbank, des A. Schaafhausen'sehen Bankvereins, war keine Neugründung, sondern basierte auf der Illiquidität des Kölner Privatbankhauses Abraham Schaafhausen im März 1848. Auf Betreiben von David Hansemann und Gustav Mevissen sah sich der preußische Staat gezwungen, eine Konzession zur Umwandlung der Privatbank in eine Aktienbank zu erteilen. David Hansemann - zuvor preußischer Finanzminister und Leiter der Preußischen Bank - bemühte sich 1849, eine eigene Aktienbank zu errichten, erhielt jedoch keine Genehmigung. Daher gründete er im Oktober 1851 die Direction der Disconto-Gesellschaft als offene Handelsgesellschaft, die er dann 1855 in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umwandelte. 1853 errichtete Gustav Mevissen in Darmstadt mit Hilfe von Abraham Oppenheim und Moritz von Haber die Bank für Handel und Industrie. In Berlin wurde 1856 die Berliner Handels-Gesellschaft, in

Geschichte des Bankwesens Breslau der Schlesische Bankverein, in Königsberg die Preußische Handels-Gesellschaft, in Leipzig die Allgemeine Deutsche Credit-Anstalt (ADCA), in Meiningen die Mitteldeutsche Creditbank, in Coburg die Coburg-Gothaische Kredit-Gesellschaft und in Hamburg die Norddeutsche Bank errichtet. Diese erste Gründungswelle bei den Aktienbanken, die 1848 eingesetzt hatte, nahm in der Krise von 1857 ein jähes Ende. Die meisten Banken mußten in den nachfolgenden Jahren ihr Kapital stark reduzieren. Die zweite Gründungswelle von Aktienbanken begann 1869 mit der Gründung der Württembergischen Vereinsbank, der Bayerischen Handelsbank und der Bayerischen Vereinsbank. Besondere Bedeutung erlangten die im Februar 1870 in Hamburg errichtete Commerz- und Discontobank, die im März 1870 errichtete Deutsche Bank in Berlin sowie die zwei Jahre später in Dresden gegründete Dresdner Bank. Weitere im Gründungsboom 1871/72 entstandenen Aktienbanken mußten größtenteils in den nachfolgenden Jahren in Liquidation gehen. Von den wenigen, die übrig blieben, seien lediglich die Bergisch Märkische Bank, Elberfeld (1871), die Essener CreditAnstalt (1872), die Aachener Disconto-Gesellschaft(1872), die Deutsche Hypothekenbank, Berlin (1872), die Deutsche Nationalbank, Bremen (1871), die Deutsche Effekten- und Wechselbank, Frankfurt am Main (1872) und die Rheinische Creditbank, Mannheim (1870) genannt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zur Errichtung von zahlreichen Notenbanken oder „Zettelbanken", deren Hauptaufgabe die Notenemission war, die jedoch im wesentlichen regionalen Charakter hatten. Als bedeutendste Gründung ist die 1846 aus der Königlichen Bank hervorgegangene Preußische Bank zu nennen, die im Jahre 1875 in die Deutsche Reichsbank umgewandelt wurde. Mit der Entstehung der Reichsbank gaben die meisten Notenbanken ihr Notenprivileg auf, liquidierten oder führten ihr Geschäft als „normale" Aktienbank weiter. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die —> Sparkassen in Deutschland endgültig Fuß gefaßt. Erste Vorläuferinstitute gab es schon seit Ende des 18. Jahrhunderts. Sie

Geschichte des Bankwesens sollten ärmeren Bevölkerungsschichten die Überwindung einer materiellen Notlage aus eigener Kraft durch Gewährung billiger Darlehen ermöglichen. Der Sparkassengedanke dagegen ist darauf gerichtet, vorbeugend zu wirken. Die ersten deutschen Sparkassen entstanden in Hamburg (1778), in Oldenburg (1786) und in Kiel (1796). Die erste Sparkasse in Preußen wurde im Jahre 1818 in Berlin gegründet. Die Jahre 1816 bis 1830 verzeichneten eine beachtliche Gründungstätigkeit. In dieser Periode entstanden in Preußen 80 Sparkassen, in Bayern 32, in Sachsen 7, in Württemberg 6, in Baden 4, in Thüringen 8, in Hessen 5 und in den anderen Ländern 12. Nach 1816 gab es in fast allen deutschen Städten Sparkassen. Die Träger dieser Bankinstitute waren überwiegend Städte, selten traten Vereine, Stiftungen oder Einzelpersonen in den Vordergrund. Diese ersten Sparkassen waren recht einfache Institute und für die Einzahlung der Sparguthaben bestanden die unterschiedlichsten Vorschriften. Die Anlage der Gelder erfolgte in der Regel in der Weise, daß Staatsobligationen und Pfandbriefe, Hypotheken oder kurzfristige Darlehen vergeben wurden. Im Vordergrund standen dabei Staats- und Gemeindekredite. 1838 wurde das Sparkassenwesen durch den Erlaß des Preußischen Sparkassenreglements vereinheitlicht. Nach 1840 entstanden die ersten Kreissparkassen. Initiator waren die staatlichen Ministerien, die vor allem für die Beschäftigten in der Landwirtschaft Spar- und Kreditmöglichkeiten schaffen wollten. Zwischen 1814 und 1815 wurden 19, in den nächsten zehn Jahren 100 Kreissparkassen gegründet. Die Zeit von 1840 bis 1860 war dann die eigentliche Gründungszeit von Sparkassen. In diesem Zeitraum wurden über 800 Sparkassen neu errichtet, und die Einlagen nahmen um das Vierfache zu. Ab 1850 gründete Hermann Schulze-Delitzsch Vorschußvereine, die den Kreditmangel der Handwerker beseitigen und ihnen Geld zu annehmbaren Bedingungen leihen sollten. Diese Vorschuß vereine entwickelten sich in den nächsten Jahren zu —> Volksbanken, die auf dem Prinzip der Selbsthilfe und der Haftungssolidarität basierten und deren Mitglieder gleichzeitig Träger und Kunden des Bankgeschäftes 317

Geschichte des Bankwesens waren. Im Jahre 1859 gab es in Deutschland etwa 111 solcher Vorschuß- und Kreditvereine. Hatte Schulze-Delitzsch geholfen, die Kreditnot in der gewerblichen mittelständischen Bevölkerung zu lindern, so war es Friedrich Wilhelm Raiffeisen, der im ländlichen Bereich eingriff. 1849 errichtete er den „Flammersfelder Hülfsverein" zur Unterstützung unbemittelter Landwirte und 1854 gründete er den „Heddersdorfer Wohltätigkeitsverein". Diese ersten Raiffeisenkassen basierten noch auf einem karitativen Grundgedanken; die nachfolgenden Institute jedoch nahmen den Gedanken der Selbsthilfe und der Solidarhaftung auf. 1883 gab es im Deutschen Reich 1072 ländliche Genossenschaften, von denen 500 Kreditgenossenschaften waren. 1862 wurden die ersten deutschen Hypothekenbanken, die Frankfurter Hypothekenbank und die Deutschte Hypothekenbank in Meiningen, gegründet. Ein Jahr später kam es in Preußen zur Errichtung der „Ersten Preußischen Hypotheken-Actien-Gesellschaft" in Berlin. 1864 folgten die Preußische Hypotheken-Actien-Bank in Berlin und 1866 die Pommerische HypothekenActien-Bank in Köslin. Im Jahre 1867 lokkerte Preußen die Normativbestimmungen bezüglich der Beleihungsbedingungen, was zur Folge hatte, daß zahlreiche weitere Hypothekenbanken ins Leben gerufen wurden. Nach 1880 bildeten die Großbanken unter Beteiligung der größeren Privatbanken Konsortien als Finanzierungsinstrument für die Zusammenfassung von Kapital und zur Risikostreuung. Diese Konsortien übernahmen die Emission von Staats-, Kommunal- und Eisenbahnanleihen sowie die Finanzierung großer Industrieprojekte. Zwischen 1880 und 1895 gründeten die Berliner Großbanken im Ausland neue Aktienbanken, um ihre Interessen an Ort und Stelle direkt wahrnehmen zu können. Hierbei wandten sich die Banken zunächst den lateinamerikanischen Ländern sowie Nordamerika zu. So beteiligten sich die Berliner Großbanken z.B. mit einer Kommanditeinlage an dort ansässigen Banken. Auch in Asien errichteten sie Bankinstitute. Die ausländischen Bankgründungen bildeten die Basis für die Finanzierung bedeutender Auslandsprojekte wie der Bagdadbahn, 318

Geschichte des Bankwesens der Northern Pacific, der Venezuela Eisenbahngesellschaft, der Steaua Romana, der Tientsing-Kantonbahn und der Otavi Minen-Eisenbahngesellschaft. Ab 1895 setzte im deutschen Bankwesen ein verstärkter Konzentrationsprozeß ein. Zunächst bildeten die Berliner Großbanken Interessengemeinschaften mit regionalen Aktienbanken. Als die Berliner Großbanken nach 1914 ihr bisheriges Ziel änderten, die Zahl ihrer Filialen in den Städten und Industriezentren möglichst niedrig zu halten, schickten sie sich an, ihr Filialnetz durch Übernahme der in Interessengemeinschaften mit ihnen verbundenen Regionalbanken großzügig auszubauen. So übernahm 1914 die Disconto-Gesellschaft den A. Schaafhausen'sehen Bankverein und die Deutsche Bank fusionierte mit der Bergisch Märkischen Bank. Damit verfügten diese beiden Großbanken mit einem Mal über ein weitverzweigtes Zweigstellennetz im rheinischwestfälischen Industriegebiet. Der überwiegende Teil der Fusionen fand in den Jahren vor 1914 bis 1925 statt. Die Deutsche Bank übernahm in der genannten Zeit 21 Bankhäuser und erweiterte dadurch ihr Filialnetz von 15 Filialen im Jahre 1913 auf 142 Filialen im Jahre 1924 und 173 Filialen Ende 1926. In ähnlicher Weise ging auch die Disconto-Gesellschaft vor. Sie übernahm zwischen 1914 und 1925 29 Bankhäuser und erhöhte dadurch ihr Filialnetz bis Ende 1924 auf 98 Filialen. Die Dresdner Bank besaß Ende 1916 erst 36 Filialen, Ende 1926 aber bereits 86 Filialen. Die Bank für Handel und Industrie fusionierte in dieser genannten Periode mit 36 Bankhäusern, von denen die Fusion mit der Nationalbank für Deutschland, Berlin, im Jahre 1922 die bedeutendste war. Die Commerz- und Discontobank übernahm in diesem Zeitraum 42 Banken. Nach dem Ersten Weltkrieg 1918 hatte sich ein Ungleichgewicht von Geldmenge und Gütermenge eingestellt, das zu einer starken Inflation führte, die 1923 in einer Hyperinflation gipfelte. Am 1. September 1924 konnte die Währung durch die Einführung der Reichsmark wieder stabilisiert werden. Krieg und Inflation hatten die Kapitalbasis der Banken erheblich verschlechtert. Auch der kurze Aufschwung bis 1927 endete schon 1928/29 als Scheinblüte. Die

Geschichte des Bankwesens Deutsche Bank und die Disconto-Gesellschaft zogen daraus die Konsequenz und fusionierten 1929. Bis 1937 firmierte die vereinigte Bank unter dem Namen Deutsche Bank und Disconto-Gesellschaft und änderte ihn dann wieder in Deutsche Bank. Aus ähnlichen Erwägungen wie die Deutsche Bank fusionierte 1929 die Commerz- und Privatbank mit der Mitteldeutschen Kreditbank. Nur die Dresdner Bank und die Danatbank konnten sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht auf ein Zusammengehen einigen und wurden 1931 nach der Bankenkrise zwangsweise durch den Staat fusioniert. Die Bankenkrise von 1931 hatte diverse Ursachen. Eine war der Abzug kurzfristiger Auslandsgelder aus Deutschland, die im Inland zum großen Teil langfristig verliehen worden waren. Die eigentlichen Ursachen der Bankenkrise lagen jedoch tiefer. Die Kapitalbasis der Banken war nach der Inflationszeit und der Weltwirtschaftskrise stark geschwächt. Zudem stellten die endlosen Reparationsverhandlungen und die daraus folgenden Maßnahmen eine starke Belastung für die deutsche Wirtschaft dar. Das Vertrauen in die Banken war stark geschädigt. Die Banken bemühten sich zudem seit der Inflationszeit um eine vertretbare Rentabilität. Die Kosten im Verhältnis zum Reingewinn waren von 35% im Jahre 1913 auf 85% nach 1923 gestiegen. Mit dem Zusammenbruch der Österreichischen Creditanstalt in Wien im Mai 1931 trat die Vertrauenskrise offen zutage. In ihrem Gefolge mußte die Danatbank am 13. Juli 1931 ihre Schalter schließen. Im Verlauf des Jahres gerieten eine ganze Anzahl von Banken in Liquiditätsschwierigkeiten, unter anderem auch die Berliner Großbanken. Zur Stützung der Institute mußte die 1924 gegründete Golddiskontbank erhebliche Beträge des Aktienkapitals der Banken übernehmen, die erst 1936/37 reprivatisiert wurden. Durch gesetzliche Regelungen erfuhr das Sparkassenwesen bis 1925 einige grundsätzliche Veränderungen. Im Jahre 1908 wurde ein Reichsscheckgesetz erlassen und ein Jahr später folgte ein Erlaß, der den Sparkassen die passive Scheckfähigkeit zugestand. Bis Ende des Jahres 1909 führten in Preußen 111, bis Ende 1910 bereits 151 Sparkassen den Scheck- und Giroverkehr

Geschichte des Bankwesens ein. Die übrigen deutschen Länder, wie Bayern und Sachsen, folgten kurze Zeit später. Im Jahre 1913 belief sich die Zahl der Sparkassen auf 3319 mit 8425 Nebenund Annahmestellen. Durch ihre neuen wirtschaftlichen Aufgaben veranlaßt, schlössen sich die Sparkassen zu Giroverbänden zusammen. Der erste Giroverband entstand 1908 in Sachsen, 1916 taten sich die Giroverbände in Preußen zum Deutschen Zentralgiroverband zusammen und gründeten 1918 die Deutsche Girozentrale in Berlin. 1921 wurde es den Sparkassen per Erlaß gestattet, sämtliche bankmäßigen Geschäfte außer spekulativen zu tätigen. 1924 erfolgte der Zusammenschluß des Deutschen Sparkassen-Verbandes mit dem Deutschen Zentral-Giroverband zum —> Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Die Entwicklung der Kreditgenossenschaften war bis zum Zweiten Weltkrieg durch Verbandsbildung gekennzeichnet. Im Jahre 1920 erfolgte der Zusammenschluß zum Deutschen Genossenschaftsverband. Bei den Raiffeisen-Kreditgenossenschaften kam es im Jahre 1883 zur Errichtung der Vereinigung Deutscher Landwirtschaftlicher Genossenschaften und im Jahre 1903 zum Reichsverband der Deutschen Landwirtschaftlichen Genossenschaften e.V. Im Jahre 1922 ging die Raiffeisenorganisation eine Interessengemeinschaft mit der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse ein. Im Februar 1930 erfolgte in Berlin die Gründung eines Einheitsverbandes unter dem Namen „Reichsverband der Deutschen Landwirtschaftlichen GenossenschaftenRaiffeisene.V.". Während der Zeit des Nationalsozialismus unterlag das Bankwesen strengen staatlichen Bestimmungen mit sehr begrenzten Möglichkeiten der Eigeninitiative und der Weiterentwicklung trotz vorübergehender Expansion in den besetzten Gebieten. Im Zuge der „Arisierung" wurden die jüdischen Privatbankiers gezwungen, entweder zu liquidieren oder ihre Bank einer Großbank zu übergeben. 1945, nach Ende des Zweiten Weltkrieges, schlössen die Alliierten sowohl die Reichsbank wie auch die Großbanken. In Anlehnung an das amerikanische Federal Reserve System wurden dann zunächst 11 —> Landeszentralbanken, d.h. für jedes Land eine 319

Geschichte des Bankwesens eigene Notenbank, errichtet. Am 1. April 1948 konnte die —» Bank deutscher Länder ihre Geschäftstätigkeit als Zentralbank für die Westzonen aufnehmen. Am 26. Juli 1957 wurde sie wieder aufgelöst und durch die —* Deutsche Bundesbank mit Sitz in Frankfurt ersetzt. Der Notenbank unterstehen die 11 Landeszentralbanken mit 333 Haupt- und Zweigstellen. Als Nachfolgebanken der Berliner Großbanken, der Deutschen Bank, der Dresdner Bank und der Commerzbank, wurden in den 11 Ländern der Westzonen 30 Teilinstitute ohne eigene Rechtsform gegründet. Am 29. März 1952 konnten sich diese zu je drei Nachfolgeinstituten zusammenschließen. Durch das Gesetz zur Aufhebung der Beschränkung der Niederlassungsbereiche von Kreditinstituten vom 24.12.1956 wurde der Weg zur Wiedervereinigung der Nachfolgeinstitute der Großbanken frei. In den Hauptversammlungen des Jahres 1957 beschlossen die Anteilseigner die Verschmelzung der jeweiligen Nachfolgeinstitute zu einer bundesweit operierenden Bank. Seitdem bestehen die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank wieder. Nach 1945 ging die Zahl der Privat- und Regionalbanken weiterhin zurück. So gab es 1979 in der BRD noch 106 Regional- und sonstige Banken und 93 Privatbanken. Ende 1986 existierten davon noch 101 bzw. 69 Institute. Die privaten Hypothekenbanken gaben nach 1945 zum größten Teil ihre Selbständigkeit auf und lehnten sich an eine Großbank an. Die Sparkassen hatten nach 1945 Schwierigkeiten, ihre Stellung zu behaupten. Durch die Währungsreform von 1948 wurden ihre Spareinlagen von 48 Mrd. Reichsmark auf 2,3 Mrd. DM reduziert. Da diesen 2,3 Mrd. DM Spareinlagen lediglich 7,5% an Barmitteln gegenüberstanden und nach 1948 die Sparer aus psychologischen und wirtschaftlichen Gründen ihre Gelder abzogen, war die Liquidität der Sparkassen stark gefährdet. Erst nach 1959 zeigten sich erste Ansätze eines neuen Sparwillens innerhalb der Bevölkerung, der durch staatliche Maßnahmen gefördert wurde. In den 80er Jahren hatte sich die Betriebspolitik der Sparkassen weitgehend der Geschäftstätigkeit der übrigen Kreditinstitute angeglichen, so daß man sie in die Gruppe der—» 320

Geschichte des Bankwesens Universalbanken einordnen kann. Ende 1986 gab es in der BRD 589 Sparkassen mit 17248 Zweigstellen. Nach 1945 vereinigten sich die zwölf Landesverbände der gewerblichen und ländlichen Kreditgenossenschaften zunächst zu einer Arbeitsgemeinschaft, um dann 1948 den Deutschen Raiffeisenverband in Bonn zu gründen. Seit 1971 sind die gewerblichen und ländlichen Kreditgenossenschaften im —> Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken zusammengeschlossen. Als Spitzeninstitut fungiert die Deutsche Genossenschaftsbank in Frankfurt am Main, der 1975 die Möglichkeit eröffnet wurde, Bankgeschäfte aller Art zu betreiben. Ende 1986 existierten acht Genossenschaftsbanken (einschließlich der DG-Bank) und 3596 Kreditgenossenschaften. Als bedeutendste Gründung der Nachkriegszeit ist die Bank für Gemeinwirtschaft anzusehen. Einzelne Gewerkschaften hatten bereits in den Jahren 1923/24 eigene Banken errichtet. Diese wurden 1933 von den Nationalsozialisten enteignet; sie richteten dafür die Bank der deutschen Arbeit ein, die 1945 in Liquidation ging. 1949/ 50 gründeten die Gewerkschaften gemeinsam mit den Konsumgenossenschaften sechs Gemeinwirtschaftsbanken, die 1958 zur Bank für Gemeinwirtschaft fusionierten. Belief sich die Bilanzsumme 1958 lediglich auf DM 2,1 Mrd., so wies die Bilanz von 1986 DM 48,7 Mrd. aus. Eine starke Strukturveränderung erfuhr das gesamte Bankwesen durch die Mitte der 60er Jahre verstärkt einsetzende Technisierung. Der steigende Wohlstand erweiterte den Geschäftsumfang der Kreditinstitute in einem Maße, daß Rationalisierungsmaßnahmen dringend erforderlich wurden. 1966 wurden erstmals in deutschen Kreditinstituten in Amerika entwickelte Datenbankanlagen zur Automatisierung des Scheckverkehrs eingesetzt. Ab 1. Oktober 1970 wurde die einheitliche —* Bankleitzahl eingeführt, die eine problemlose Datenweitergabe im Scheck- und Überweisungsverkehr zwischen den einzelnen Kreditinstituten gestattete. Ab 1977 beschleunigte sich der Zahlungsverkehr mit ausländischen Banken durch die Einführung des - * SWIFTSystems (Gesellschaft für weltweite Fernübertragung von Finanzdaten zwischen

Gesetz der großen Zahl

Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung

Banken). Das immer weiter verbreitete Netz von Geldausgabeautomaten, Kontoauszugsdruckern, POS-Terminals und der Bildschirmtext (BTX) werden nach und nach den sich selbstbedienenden Bankkunden zur Folge haben. Literatur: Born, K. E.: Geld und Banken im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1977; Institut für bankhistorische Forschung (Hrsg.): Deutsche Bankengeschichte, 3 Bde., Frankfurt 1982f.; Pohl, M.: Konzentration im deutschen Bankwesen (1848-1980), Frankfurt 1982; Pohl, M. : Entstehung und Entwicklung des Universalbankensystems, Frankfurt 1986. Dr. Manfred Pohl, Frankfurt Gesetz der großen Zahl zusammenfassende Bezeichnung für mehrere Regeln der Wahrscheinlichkeitsrechnung, nach denen Voraussagen über die Häufigkeit von Zufallsereignissen (= Eintreten eines Versicherungsfalles) gemacht werden können. Zufälligkeiten üben einen geringen Einfluß aus, wenn die beobachtete Gruppe (= Versichertengemeinschaft) eine hinreichende Größe aufweist. Das G. bildet eine der wichtigsten Grundlagen der Versicherungsmathematik. Gesetz über das Kreditwesen (KWG) hervorgegangen aus dem Reichsgesetz über das Kreditwesen, das in seiner ursprünglichen Fassung vom 5. Dezember 1934 das Ziel hatte, die in verschiedenen Gesetzen verstreuten Bestimmungen über die staatlichen Aufsichts- und Kontrollbefugnisse zusammenzufassen, zu erweitern und einheitlich zu regeln. Nach verschiedentlichen Änderungen bildet nun die von 1993 an geltende Fassung die wichtigste Rechtsgrundlage für die Kreditwirtschaft in der BR Deutschland. Sie enthält bedeutsame Vorschriften über das Kreditwesen und gilt für alle Unternehmungen, die Bankgeschäfte betreiben. Dem Gesetz liegen die Zielsetzungen zugrunde, die Ordnung im Kreditwesen zu gewährleisten, die Funktionsfähigkeit der Kreditwirtschaft zu erhalten und die Gläubiger der Banken, insbesondere die Einleger, vor Verlusten zu schützen. Bedeutende Vorschriften innerhalb des KWG sind die Regelungen bezüglich der Organisation der Kreditinstitute, der—» Bankenaufsicht,

des —> Eigenkapitals und der —* Liquidität, des —» Kreditgeschäfts und der Zulassung von Kreditinstituten zum Geschäftsbetrieb. Gesetz über die Deutsche Bundesbank Bundesbankgesetz (BBankG), vom 26. Juli 1957 (BGBl. I, S. 745) regelt die Belange der —> Deutschen Bundesbank. Mit diesem Gesetz wurde am 1. August 1957 die Deutsche Bundesbank gegründet, womit der Bund die Verpflichtung des Art. 88 GG zur Errichtung einer Währungs- und Notenbank als Bundesbank erfüllte. Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften vom 14.1.1970 - Investmentgesetz. Nach § 1 sind Kapitalanlagegesellschaften Unternehmen, deren Geschäftsbereich darauf gerichtet ist, bei ihnen eingelegtes Geld im eigenen Namen für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger nach dem Grundsatz der Risikomischung in —> Wertpapieren, Grundstücken oder Erbbaurechten gesondert vom eigenen Vermögen anzulegen und über die hieraus sich ergebenden Rechte der Einleger Urkunden (Anteilscheine) auszugeben. Die K. darf nur als —»AG oder GmbH betrieben werden. Sie muß über ein -» Mindestkapital von 500000 DM verfügen. Als—» Kreditinstitut unterliegt sie der —> Bankenaufsicht. Das G. enthält u.a. Vorschriften über das Sondervermögen, insbesondere das Grundstückssondervermögen, die Risikomischung, die Verwaltung, die Anteilinhaber sowie über die Anteilscheine. Gesetz zur Verbesserung der betrieblichen Altersversorgung (Betriebsrentengesetz - BetrAVG), Gesetz vom 19.12.1974 mit späteren Änderungen, regelt erstmals die —» betriebliche Altersvorsorge. Zu den wesentlichen Bestimmungen zählt die Unverfallbarkeit von Versorgungsanwartschaften, d.h. auch bei Ausscheiden eines Arbeitnehmers aus einem Unternehmen bleiben unter bestimmten Voraussetzungen die Ansprüche auf Versorgungsleistungen bestehen (§§ 1,2 BetrAVG). Ferner sind Arbeitgeber verpflichtet, die laufenden Leistungen regelmäßig zu überprüfen, ob sie noch den jeweiligen Lebenshaltungskosten entsprechen (§ 16 BetrAVG). Weitere Neuerungen beziehen sich auf vorgezogene Leistungen vor Erreichen der Altersgrenze (§6 Be321

Gespaltene Wechselkurse trAVG) sowie auf Sicherung der zugesagten und laufenden Leistungen für den Fall der Zahlungsunfähigkeit des Arbeitgebers durch den Pensions-Sicherungs-Verein (PSVaG) Köln. Gespaltene Wechselkurse Von einem Land für verschiedene Transaktionen unterschiedlich festgesetzte —» Wechselkurse: z.B. gilt für den Außenhandel ein von der —» Notenbank gestützter, den eigenen Export begünstigender Wechselkurs, während für den Kapitalverkehr ein sich frei bildender Wechselkurs zugelassen wird. G. sind nicht nur diskriminierend für weite Wirtschaftsbereiche, sondern auch schwer zu kontrollieren. Gesperrtes Depot Depotkonto (—> Depot), bei dem Verfügungen nur gemeinsam mit einem Dritten (Sperrbegünstigten) möglich sind. Getreidekreditbanken —> Kreditinstitute, die während der Inflation 1923 zur Finanzierung der Getreidewirtschaft gegründet wurden (z.B. Roggenrentenbank). Die Aufgabenbereiche wurden in der Zwischenzeit von anderen Kreditinstituten mit übernommen. Gewährträger öffentlich-rechtliche Körperschaft (Gemeinde, Kreis, Zweckverband), die für alle Verbindlichkeiten des von ihr errichteten Unternehmens unbeschränkt haftet. Das gilt im Versicherungsbereich für —» öffentlich-rechtliche —> Versicherungsunternehmen und im Kreditgewerbe für öffentlichrechtliche —» Kreditinstitute, insbesondere für —> Sparkassen. Diese Ausfallhaftung bildet die Voraussetzung für die —> Mündelsicherheit der Sparkassen. In grundlegenden Angelegenheiten der Sparkasse, wie z.B. Erlaß der Satzung, Wahl und Zusammensetzung des obersten Sparkassenorgans (Verwaltungsrat, in Nordrhein-Westfalen: Sparkassenrat) oder Überschußverwendung, hat der G. weitgehende Einwirkungskompetenzen. Die -» Freien Sparkassen haben keinen G., jedoch Girozentralen (—» Landesbanken) und die öffentlichrechtlichen Kreditinstitute des Bundes und der Länder. 322

Gewinnrücklagen Gewährträgerhaftung Verpflichtung des—> Gewährträgers für die Verbindlichkeiten der von ihm unterhaltenen —» Sparkasse (bzw. —» Landesbank, öffentlich-rechtliches Kreditinstitut des Bundes oder der Länder, —» öffentlich-rechtliche Versicherungsunternehmen) einstehen zu müssen. Dabei haftet der Gewährträger für alle privat- und öffentlich-rechtlichen Verbindlichkeiten, nicht für Ansprüche der Kunden aus dem Einlagengeschäft. -¡Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute. Gewinnanteilscheine Aktienurkunden und —> Genußscheinen ist der sog. —» Bogen beigefügt, der 10 bis 20 in der Regel fortlaufend numerierte G. (—> Kupons) enthält. G. von Aktien heißen —> Dividendenscheine. G. lauten im Gegensatz zu —»Zinsscheinen nicht über einen bestimmten Geldbetrag, sondern verbriefen den Anspruch auf Auszahlung des jährlichen Reingewinns nach Maßgabe der Beteiligungshöhe des Inhabers. G. dienen auch zur Erhebung junger Aktien oder einer außerordentlichen Gewinnausschüttung (—» Bonus). Im Regelfall verjährt der Auszahlungsanspruch auf einen fällig gewordenen G. nach 4 Jahren (Vorlegungsfrist). G. sind Teillegitimationspapiere, sie gelten bei Verpfändung des Hauptpapiers nur als mitverpfändet, sofern sie mitübergeben werden. Gewinnbedarfsrechnung —» struktureller Gewinnbedarf. Gewinnrücklagen Bestandteile des bilanziellen —» Eigenkapitals , die im Geschäftsjahr oder in einem früheren Geschäftsjahr aus dem Ergebnis gebildet wurden. Dabei kann es sich sowohl um gesetzlich oder satzungsmäßig vorgeschriebene Rücklagen als auch um freiwillige Rücklagenzuführungen handeln. In dem Bilanzformblatt für große Kapitalgesellschaften wird eine weitere Aufspaltung der G. vorgeschrieben, und zwar in die gesetzliche Rücklage, die Rücklage für eigene Anteile, die satzungsmäßigen Rücklagen sowie in andere G. Die in den entsprechenden Bilanzformblättern als andere G. bezeichnete Rücklagenkategorie erfaßt weitgehend die bisher mit dem Begriff freie Rücklagen bezeichneten Beträge. Die nach neuem Recht (Bilanzrichtlinien-Gesetz) zu bil-

Gewinnschuldverschreibungen dende gesetzliche Rücklage darf nicht mit der Rücklage verwechselt werden, die nach altem Recht gemäß § 150 AktG a.F. zu bilden war. Nach dem neuen Recht sind auch bei der Aktiengesellschaft unter die gesetzliche Rücklage ausschließlich Gewinnrücklagen zu bilanzieren, während nach altem Recht die gesetzliche Rücklage auch die Beträge enthielt, die heute als Kapitalrücklage auszuweisen sind. Gewinnschuldverschreibungen —> Obligationen (—» Schuldverschreibungen), die dem Inhaber neben einer festen Nominalverzinsung (—» Verzinsung) eine feste oder in der Regel variable Zusatzverzinsung verspricht, die von der Höhe der—» Dividende abhängig ist. Der —> Kurs einer G. hängt neben der Mindestverzinsung auch von der Dividendenerwartung ab. Gewinnthesaurierung Einbehaltung und Ansammlung von Teilen des —> Gewinns einer Unternehmung, die der —» Selbstfinanzierung dienen. Einbehaltene Gewinne einer -» Kapitalgesellschaft unterliegen der Körperschaftsteuer mit einem Satz von 56%. Gewinn- und Verlustrechnung systematische Aufstellung aller Aufwendungen und Erträge, die den Unternehmenserfolg in der Abrechnungsperiode determinieren. In der GuV wird der —» Jahresüberschuß/Jahresfehlbetrag ermittelt. Gemeinsam mit der Bilanz und dem Anhang bildet sie bei Kapitalgesellschaften den Jahresabschluß. Gewinnverband Gruppe der Versicherungen innerhalb eines —» Abrechnungsverbandes, für den jeweils getrennt vom übrigen Versicherungsbestand der zuzurechnende Gewinnanteilssatz ermittelt wird. (—» Überschußbeteiligung) Gewinnvortrag Bestandteil des bilanziellen —» Eigenkapitals, der aus dem Teil des Bilanzgewinns des Vorjahres oder der Vorjahre besteht, über dessen endgültige Verwendung erst später entschieden werden soll. Schließt ein Geschäftsjahr demgegenüber mit einem Bilanzverlust ab, so wird dieser Verlust ins kommende Jahr als Verlustvortrag übertragen.

Giralgeldschöpfung, aktive und passive Gezeichnetes Kapital Bestandteil des bilanziellen —> Eigenkapitals, der den Betrag angibt, auf den die Haftung der Gesellschafter für die Verbindlichkeiten des Unternehmens den Gläubigern gegenüber beschränkt ist, soweit die Gesellschafter zu dessen Aufbringung verpflichtet sind. Das G. wird bei der AG als Grundkapital oder etwa bei der GmbH als Stammkapital bezeichnet. Wenn das G. noch nicht voll eingezahlt ist, ist auf der Aktivseite der entsprechende Betrag gesondert auszuweisen, wobei auch die eingeforderten Einlagen zu vermerken sind. Die nicht eingeforderten Beträge können jedoch auch vom G. direkt abgezogen werden, so daß auf der Aktivseite nur noch die eingeforderten Beträge zu vermerken sind. Gezogener Wechsel eine von zwei Hauptarten des —» Wechsels, wie sie das Wechselgesetz unterscheidet: Zahlungsanweisung an den —> Bezogenen, an den Aussteller oder an einen Dritten, eine bestimmte Summe zu zahlen. Die andere Hauptart ist der eigene Wechsel (-» Solawechsel, Eigenwechsel). Giralgeldschöpfung, aktive und passive Herstellung von Giralgeld und seine Transmission zu den Nicht-Banken durch das —> Bankensystem. Geld entsteht durch die Umwandlung von Vermögenstiteln, die kein Geld darstellen, in monetäre —> Aktiva. Aktive G. liegt vor, wenn Aktivgeschäfte einer —» Geschäftsbank zu einer Erhöhung der Giralgeldmenge führen. Passive G. findet statt, wenn nur die Passivseite der Geschäftsbankbilanz beteiligt ist, so z.B. Umwandlung von —> Spareinlagen in Sichtguthaben. Das Geschäftsbankensystem in seiner Gesamtheit ist in der Lage, auf der Basis eines von der —» Notenbank bereitgestellten —> Zentralbankgeldes das volkswirtschaftliche Geld- und Kreditvolumen im Wege der „multiplen" G. um ein Mehrfaches zu erhöhen. Nach der traditionellen Theorie der —» Geld- und —> Kreditschöpfung sind die Geschäftsbanken nicht bereit, über das—» Mindestreserve-Soll hinausgehende unverzinsliche Bestände an Zentralbankgeld zu halten. Treten —> Überschußreserven auf, werden die Banken bemüht sein, diese durch (zusätzliche) Kreditgewährung (aktive Geldschöpfung) 323

Girant zu beseitigen. Die maximal mögliche Ausweitung des Kredit- und Geldvolumens aufgrund einer bestimmten Überschußreserve berechnet sich bei Konstanz des Mindestreservesatzes und der Barabhebungsquote durch den Geldschöpfungsmultiplikator m =

r + b (1 — r) r: Mindestreservesatz b: Barabzugsquote Im Rahmen der Geldangebotstheorie werden der Realität angenähert die konstanten Parameter des Geldschöpfungsmultiplikators ersetzt durch Verhaltensannahmen der am Geldschöpfungsprozeß Beteiligten (Notenbank, Geschäftsbanken, Nicht-Banken). Girant Inhaber eines —» Orderpapiers, der darauf einen Übertragungsvermerk anbringt. —» Indossant. Giro Übertragungsvermerk auf einem —» Orderpapier, insbesondere —» beim Wechsel. —> Indossament. Giroabteilung Bankabteilung, die d a s - » Girogeschäft betreibt, also den bargeldlosen —» Zahlungsund —> Abrechnungsverkehr durchführt. Giroeinlagen Einlagen auf (Geschäfts- und Privat-) —* Girokonten, —> Sichteinlagen, täglich fällige Gelder. Konsequenz der täglichen Fälligkeit ist, daß G. in der Regel nicht oder nur mit einem sehr niedrigen Zinssatz (z.B. 0 . 5 . ) verzinst werden.

Gironetze tereinander ergibt das nationale Zahlungsverkehrsnetz. Historisch haben sich innerhalb dieses Netzes zwischen bestimmten durch gemeinsame Interessen verbundene Mittlern Untersysteme entwickelt, die ihrerseits wieder in gegenseitigen Verrechnungsbeziehungen stehen. Von besonderer Bedeutung ist das G. der Bundesbank (—» Deutsche Bundesbank). Weitere G.: Die G. der —» Sparkassen und der —> Kreditgenossenschaften, der Postgirodienst, die Filialnetze der privaten Banken. Das G. der Bundesbank: —» Girokonten unterhalten in der Praxis neben den —»Kreditinstituten meist nur öffentliche Stellen und größere Firmen. Das G . besteht aus Hauptverwaltungen —» (Landeszentralbanken) in den 10 Bundesländern und Berlin (West) sowie deren Haupt- und Zweigstellen. Es umfaßt mehr als 200 Bankstellen. Girokonten werden nur auf Guthabenbasis geführt. Diese Guthaben bleiben unverzinslich. Abgesehen von telegrafischen Überweisungen werden keine Gebühren berechnet. Die Bundesbank nimmt im —* Überweisungsverkehr Einzel- und Sammelaufträge entgegen (Bundesbankgiro). Sie nimmt von jedermann —» Schecks, —> Wechsel und andere Inkassopapiere als sog. Auftragspapiere zur Einziehung entgegen (Scheck- und —» Lastschriftverkehr). Bei den Haupt- und Zweigstellen der Landeszentralbanken sind sog. Abrechnungsstellen eingerichtet, die der vereinfachten Verrechnung von Zahlungsverkehrs-Vorgängen zwischen den am Ort ansässigen Banken dienen.

Girokonten 1. Kontokorrentkonten, —» Konten, die dem—» Kontokorrent dienen. 2. Bezeichnung für die dem —• Giroverkehr dienenden Konten.

Die G. der Sparkassen und Kreditgenossenschaften unterscheiden sich von den anderen vor allem dadurch, daß sich in ihnen rechtlich selbständige Institute zur gemeinsamen Abwicklung des —» Zahlungsverkehrs zusammengeschlossen haben. Beide sind zudem die am weitesten verzweigten Netze. Besonderheiten sind das Eilüberweisungs- und das Eileinziehungsverfahren (—* Eilverkehr) sowie der Blitzgiroverkehr (-»Blitzgiro).

Gironetze Die Gesamtheit der innerhalb des Wirtschaftsgebietes der Bundesrepublik bestehenden kontenmäßigen Verrechnungsbeziehungen der Zahlungsverkehrsmittler un-

Im Postgirodienst sind die Träger des bargeldlosen Zahlungsverkehrs die 13 Postgiroämter. G. sind auch die Filialnetze der privaten Banken, insbesondere die weitverzweigten Filialnetze der Großbanken.

Girogeschäft Bankgeschäft nach § 1 KWG: Durchführung des bargeldlosen —» Zahlungs- und —> Abrechnungsverkehrs.

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Girosammeldepotstücke Girosammeldepotstücke —» Wertpapiere in Sammelverwahrung bei einer —» Wertpapiersammelbank (—» Kassenverein). Voraussetzung ist, daß die Wertpapiere vertretbar und in sich artgleich sind, darüber hinaus müssen sie sammelverwahrfähig sein. Girosammelstücke —> Girosammeldepotstücke Girosammelverkehr G. auf der Basis von Globalurkunden: Der Emittent hinterlegt bei der —» Wertpapiersammelbank eine Globalurkunde über einen größeren —> Nennwert bzw. mehrere Anteile, die alle Rechte der evtl. später ausgedruckten Einzelurkunden beinhaltet. Die Käufer dieser —> Effekten sind durch die Gutschrift auf ihrem Depot Miteigentümer an dieser Globalurkunde. Die Methode der Globalurkunde hat heute den Jungscheingiroverkehr (—» Jungscheingiro) abgelöst. Girosammeiverwahrung Sammelverwahrung bei einer —» Wertpapiersammelbank -> (Kassenverein). Der Hinterleger erhält das Miteigentum an dem Sammelbestand des Verwahrers nach Bruchteilen. Die G. ist Voraussetzung für den —» Effektengiroverkehr. Giroüberzugspfandschein Im Rahmen des Giroüberzugslombards die Ermächtigung der Bundesbank (-» Deutsche Bundesbank), zur Deckung eines evtl. Schuldsaldos auf d e m G i r o k o n t o der Geschäftsbank die bei ihr hinterlegten —» Effekten und —> Wechsel heranzuziehen. Giroverbände Verbände, denen die Aufgabe des organisatorischen Aufbaus und Abwicklung des Giroverkehrs übertragen wurde. Insbesondere die G. der Sparkassenorganisation haben das eigene „Spargironetz" geschaffen, über das die angeschlossenen Sparkassen und Girozentralen ihren Zahlungsverkehr abwickeln können. Giroverkehr bargeldloser —» Zahlungs- und —» Abrechnungsverkehr. —> Giro(italienisch) bedeutet Kreis. Alle am G. Beteiligten bilden einen Kreis in dem Sinne, daß Geldansprüche von einem zum anderen überschrieben

Gläubiger

werden können, indem der Zahlungsbetrag dem —» Girokonto des Zahlungspflichtigen belastet und dem Girokonto des Zahlungsempfängers gutgeschrieben wird. Der G. ist nicht wie der Scheckverkehr durch besondere gesetzliche Vorschriften geregelt, sondern durch die zwischen —» Kreditinstitut und Kunden geschlossene Beziehung aufgrund der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) und dem Vertrag über die Kontoeröffnung. Girozentralen Zentralinstitute der —» Sparkassen. Ursprünglich als reine Giroabrechnungsstellen für Sparkassen gegründet, haben die G. ihre Geschäftstätigkeit erheblich erweitert. Durch den Zusammenschluß mit den —> Landesbanken übernahmen sie auf diese Weise die Funktion einer Hausbank des jeweiligen Bundeslandes. Darüber hinaus entwickelten sich die G. zu Universalkreditinstituten, die neben Privat- und Firmenkundengeschäft für die angeschlossenen Sparkassen eine breite Leistungspalette anbieten, insbesondere im Effekten- und Auslandsgeschäft. Das Spitzeninstitut der Sparkassenorganisation ist die —» Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank (DGZ) die zu der Gruppe der Landesbanken/Girozentralen gehört, und die Aufgabe hat, als oberste Zentrale diese in ihrer Geschäftstätigkeit zu ergänzen. In der Rechtsform einer öffentlichrechtlichen Anstalt oder Körperschaft unterliegen G. der Aufsicht der Länder, daneben gelten für sie wie für alle —> Kreditinstitute die Bestimmungen der staatlichen —> Bankenaufsicht, wahrgenommen vom —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK). Je nach Träger kann man drei Arten von G. unterscheiden: reine G., wenn der Träger die regionale Sparkassenorganisation ist, Gemeinschafts-Girozentralen, wenn sowohl organisationseigene als auch externe Träger auftreten, und Funktions-Girozentralen, wenn ausschließlich außerhalb der Organisation stehende Institutionen die Trägerschaft übernehmen. Gläubiger im materiellen Recht derjenige, dem ein Anspruch gegen einen Anderen (den Schuldner) zusteht. 325

Gläubigerpapiere Gläubigerpapiere verbriefen eine schuldrechtliche Verpflichtung und beinhalten damit ein Forderungsrecht des Inhabers gegen den Aussteller. Synonyme für G. sind die Begriffe Anleihen, Schuldverschreibungen, Schatzanweisungen, Renten und Obligationen. Die gesetzliche Regelung über G. sind in den §§ 793-808a BGB festgeschrieben. Gläubigerrisiko -» Ausfallrisiko. Glass SteagaU Act (GSA) Das auch als Banking Act of 1933 bekannte Gesetz wurde als Folge der Bankenzusammenbrüche von 1929 und der folgenden Weltwirtschaftskrise vom US-amerikanischen Kongreß im Juni 1933 verabschiedet. Zusammen mit der Gesetzesergänzung 1935 sollte es die Grundlage für ein stabiles und funktionsfähiges Bankensystem bilden, das zum einen verstärkt der Aufsicht des Federal Reserve System unterstellt wurde und das zum anderen in seinen bisherigen Geschäftsaktivitäten erheblich eingeschränkt wurde. Die wichtigste, noch heute aktuelle Regelung bezieht sich auf die Rückkehr zum arbeitsteiligen —> Trennbankensystem, das eine Trennung der Aktivitäten der —» Commercial Banks und der —> Investment Banks vorsieht. Die sog. Regulation Q enthielt die einschneidendste Bestimmung des GSA. Sie sah eine Fixierung der Höchstgrenzen für Zinssätze im Einlagengeschäft durch den —» Federal Reserve Board vor. Dies hatte für die betroffenen Banken zur Folge, daß Zinszahlungen für Termin- und Spareinlagen beschränkt und für Sichteinlagen verboten wurden, wodurch die Refinanzierungsmöglichkeiten der Banken für ihr Aktivgeschäft mangels Interesse der Einlegerkundschaft problematisch wurde. Desweiteren beinhaltet der GSA Regelungen über die Expansion der Banken durch Filialgründungen und über die Kontrolle von Kreditengagements. Glasversicherung Versicherung von Glasscheiben oder sonstigen Gegenständen gegen Zerbrechen. Ersetzt werden die Sachschäden, die durch das Zerbrechen der versicherten Gegenstände entstehen, unabhängig von der Ursache des Zerbrechens (Ausnahme: Krieg, 326

Gleitende Neuwertversicherung innere Unruhen, Erdbeben usw.). In der G. sind folgende Arten üblich: G. für Geschäftsbetriebe, G. für Büro- und Geschäftsgebäude, G. für Industriebauten, G. für Werbeanlagen sowie die Haushaltsglasversicherung. Die Leistung des Versicherers erfolgt in natura durch die Lieferung und den Einsatz neuer Scheiben oder die Erstattung der Kosten, die dem Versicherungsnehmer bei Ersatz der Scheiben entstehen. Die Ermittlung der Prämie kann entweder einzeln durch die Angabe der Glasart und Abmessungen der versicherten Glasscheiben oder pauschal für alle Glasscheiben eines Gebäudes z.B. auf der Grundlage der für die —> Feuerversicherung maßgebenden Versicherungssumme des gesamten Gebäudes erfolgen. Während früher Glasschäden durch die —* Hausratversicherung mit abgedeckt wurden, ist dies nach VHB 84 ausgeschlossen. Allerdings bieten die Versicherer neben einer Haushaltsglasversicherung als selbständigen —» Versicherungszweig die Möglichkeit nach den Allgemeinen Versicherungsbedingungen für die Glasversicherung (AGIB), Glasschäden im Rahmen einer—» verbundenen Wohngebäude- oder Hausratversicherung einzuschließen. Gleichgewichtsergebnis diejenige Gewinnhöhe eines Unternehmens, die das finanzielle Gleichgewicht gewährleistet. Das G. muß ausreichen, um eine adäquate Verzinsung des Anteilseignerkapitals in Form von Gewinnausschüttungen vornehmen zu können, die zur Erfüllung der internen Anforderungen notwendige Eigenkapitalzuführung durch Gewinnthesaurierung decken zu können und die finanziellen Ansprüche des Staates in Form von Steuern befriedigen zu können. Die Höhe des G. wird durch die Berechnung des —» strukturellen Gewinnbedarfs ermittelt. Gleitende Neuwertversicherung —» Neuwertversicherung für Wohn-, Geschäfts- und landwirtschaftliche Gebäude. Rechtsgrundlage bilden die Sonderbedingungen für die Gleitende Neuwertversicherung (SGIN 79a). Um auch bei Preisschwankungen (insbesondere Baupreissteigerungen) vollen Versicherungsschutz zu gewährleisten, wird

Gliedertaxe der —» Versicherungswert und damit auch die Versicherungssumme auf den Neubauwert von 1914 (= 100%) umgerechnet. Dazu bedient man sich der Indexzahlen, die vom Statistischen Bundesamt veröffentlicht werden. Die Prämie errechnet sich nach dem Prämienfaktor (Prämienrichtzahl), einem Multiplikator für den entsprechenden Teuerungszuschlag, der vom Verband der Sachversicherer e.V. unter Berücksichtigung des Baupreisindex für Wohngebäude (zu 80%) und des Tariflohnindex für das Baugewerbe (zu 20%) ermittelt wird. Im Schadenfall zahlt der Versicherer nur bei Wiederherstellung des beschädigten oder vernichteten Gebäudes den Neuwertanteil, andernfalls den Zeitwert. Gliedertaxe Tabelle zur Bestimmung des Invaliditätsgrades bei Unfällen. Die Höhe der Leistungen innerhalb der - * Unfallversicherung richtet sich nach der vereinbarten Invaliditätssumme und nach dem Invaliditätsgrad. Dieser wird anhand der G. bestimmt, einer Tabelle, die einen Bestandteil des Versicherungsvertrags darstellt. Für den Verlust oder teilweisen Gebrauchsunfähigkeit von Sinnesorganen und Körperteilen sind entsprechende Teilsätze in der Tabelle festgelegt. Bei einer teilweisen Invalidität von beispielsweise 60% bekommt der Versicherte dementsprechend 60% der Versicherungssumme. Globalization Weltweite Integration der internationalen Finanzmärkte befördert durch die Entwicklung und schnelle Verbreitung innovativer Finanzinstrumente (verbriefte —» Kredite und —» Einlagen > "securization" - in großer technischer Vielfalt, verstärkte —» Emission von variabel-verzinsten Anleihen, verstärkter Handel mit FinanztitelTerminkontrakten, neuartige Swapvereinbarungen (—> Swap)), steigende Mobilität des Kapitals und jüngste Maßnahmen zur Liberalisierung des Kapitalverkehrs in den wichtigsten Industrieländern. Globalsteuerung Steuerungsansatz, der ausschließlich auf die Entwicklung, Strukturierung und Sicherung der Gesamtbank abzielt. Die G. hat tendenziell einen langfristigen Zeithorizont

Goldarbitrage und die Steuerungsgrößen wie etwa Marktund Wettbewerbsrisiken, Gewinnpotential und Gewinnbedarf sowie Bilanzstrukturrisiken sind lediglich sehr allgemein formuliert. Die G., die auch als „strategisches Controlling" bezeichnet wird, kann in die beiden Teilbereiche —» Portfolio-Management und —> Bilanzstruktur-Management differenziert werden. Die Operationalisierung der Erkenntnisse aus der G. ist Gegenstand der—> Feinsteuerung. Globalwertberichtigung —> Sammelwertberichtigung. GmbH-Banken —» Kreditinstitute in der Rechtsform einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH). Als haftendes Eigenkapital nach § 10 KWG gilt das festgelegte Stammkapital, das zum einen um die ausstehenden Einlagen auf das Stammkapital und zum anderen um die Höhe der Bestände an eigenen GmbH-Anteilen gekürzt werden muß. Weiterhin werden vom Eigenkapital die nicht zu marktmäßigen Bedingungen gewährten oder nicht ausreichend besicherten Kredite an Gesellschafter mit mehr als 25% Kapitalanteil abgezogen. Going Public Verkauf neuer —» Aktien: In den letzten Jahren sind zahlreiche Gesellschaften, die bisher in anderer Rechtsform geführt wurden oder deren Aktien sich in Familienbesitz oder bei Großaktionären befanden, mit einer Aktienemission (—» Emission) an die —> Börse gegangen. Motive: Nutzbarmachung der Börse als Finanzierungsmittel nicht nur bei Erstplazierung (—> Plazierung), sondern auch bei Kapitalerhöhungen; Nutzung des damit verbundenen Publizitätseffektes, Steigerung des Bekanntheitsgrades der Unternehmung; Milderung des Einflusses von Großaktionären durch einen höheren Anteil freier Aktionäre. Geldanleihe —* Anleihe, deren —> Verzinsung und Rückzahlung in Gold oder Goldwert zugesichert ist. Goldarbitrage Die im internationalen Goldhandel mögliche Ausnutzung von Preisunterschieden. 327

Goldaufgeld Goldaufgeld Der Betrag, um den der aufgeprägte Wert einer —> Goldmünze niedriger ist als die aktuelle Preisnotiz im Münzhandel. Goldene Bankregel eine von Otto Hübner 1854 aufgestellte Dispositionsregel, der zufolge zur Sicherung der Liquidität der Bank jede einzelne Anlage im Aktivgeschäft mit der dazugehörigen Geldbeschaffung im Passivgeschäft betrags- und laufzeitkongruent abgestimmt sein muß. Goldmarkschuldverschreibungen —» Schuldverschreibungen, die auf—» Goldmark lauten. Die Goldmark wurde 1924 als 1/2790 kg Feingold festgelegt. Goldmünzen Man unterscheidet Sammlermünzen von Anlagemünzen. Anlagemünzen (—» Maple Leaf, —»Krügerrand und Tscherwonez) waren früher (vor dem 1.1.1980) beim Verkauf in der Bundesrepublik von der Mehrwertsteuerpflicht ausgenommen, da sie als gesetzliches Zahlungsmittel dienen konnten. Sie werden freilich wegen ihres Edelmctallgewichtes gehandelt. So liegt auch die Preisbildung für Anlagemünzen nur geringfügig über ihrem eigentlichen Edelmetallwert. Bei Sammlermünzen werden, je nach Gattung und Marktlage, verschiedene, teilweise sehr hohe Prämien auf den Edelmetallwert gewährt. Gängige G. werden in erster Linie unter dem Aspekt der inflationssicheren —» Anlage gekauft, daneben auch aus spekulativen Absichten und aus dem traditionellen Bestreben der Goldhortung. Außerdem gibt es bei Sammlermünzen das Sammlermotiv. In diesem numismatischen Bereich kommt der halbe Mehrwertsteuersatz zum Ansatz, wenn der Einzelwert der Münze mindestens 250% ihres Metallwertes beträgt. Für Münzsammler bieten einige Banken in der Bundesrepublik in ihren numismatischen Abteilungen einen besonderen Service. Goldzertifikate Besondere Form des Investments in Gold: der Käufer erwirbt mit dem G. mehrwertsteuerfrei Eigentum an einer bestimmten Menge Gold. Die physische Auslieferung des Goldes bei Einlösung des G. ist jedoch im Ausland (meist Luxemburg) vorgese328

Grobplan hen, da bei Einlösung in der Bundesrepublik Mehrwertsteuerpflicht besteht. Das G. kann ohne Auslieferung des physischen Goldes wieder an die Bank zurückverkauft werden. Gratisaktien -» Berechtigungsaktien. —» Aktie, die an Altaktionäre für eine —> Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln gegeben wird. Ihre —» Emission bedeutet eine Umfinanzierung, bei der offene —> Rücklagen in —» Grundkapital umgewandelt werden. Motiv für die Ausgabe von G. kann sein: Herabsetzung des durchschnittlichen —» Kurses zur Erhöhung der —> Fungibilität der Aktie, Erhöhung des garantierten —» Haftungskapitals, Durchführung einer „stillen" Dividendenerhöhung, Senkung optisch ungünstiger Dividendensätze, die sich auf das Grundkapital und nicht auf das —»Eigenkapital beziehen. Grenzkostenrechnung (Direct Costing, Proportionalkostenrechnung); Art der —> Teilkostenrechnung, bei der nur solche Kosten auf die Kostenträger weiterverrechnet werden, die direkt mit der Beschäftigung variieren. Hierdurch entfällt zwar die Möglichkeit, den kurzfristigen Betriebserfolg, etwa nach einzelnen Produkten oder Produktgruppen gegliedert, zu ermitteln, dafür lassen sich jedoch nach Produkten differenzierte Deckungsbeiträge errechnen, die sich aus der Gegenüberstellung von kostenträgerbezogenen variablen Kosten und den ihnen zugeordneten Umsatzerlösen ergeben. Der Betriebserfolg läßt sich bei der G. dadurch ermitteln, daß von der Summe aller Deckungsbeiträge die gesamten fixen Kosten subtrahiert werden. Grenzzinssatz derjenige Zinssatz, der eine Schwelle für die Vorteilhaftigkeit eines Zinsgeschäftes darstellt. Grobplan Vorgabe im Rahmen der strategischen Planung von Unternehmen. Ein G. ist zumeist langfristig orientiert, weist einen globalen und wenig detaillierten Inhalt auf, ist mit einem relativ großen Unsicherheitsgrad behaftet und zumeist unstrukturiert. Die Unternehmensziele sollten durch Grobpläne

Großbanken konkretisiert und anschließend durch —» Detailpläne operationalisiert werden. Großbanken —» Kreditinstitute, die durch ihr umfangreiches Geschäftsvolumen und ihre überregionale Verbreitung von besonderer gesamtwirtschaftlicher Bedeutung sind. In Deutschland werden nach der Statistik der —» Deutschen Bundesbank die Deutsche Bank AG, die Dresdner Bank AG, die Commerzbank AG sowie ihre jeweiligen Berliner Tochtergesellschaften als G. bezeichnet, somit gibt es insgesamt 6. Die G. in der Rechtsform der AG zählen zu den größten deutschen Kreditinstituten, die ihr Niederlassungsnetz über das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt haben und über ein weites Stützpunktnetz im Ausland verfügen. Auch andere Banken, wie z.B. die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG, die Bayerische Vereinsbank AG oder die Bank für Gemeinwirtschaft AG, haben überregionale Bedeutung erlangt. Dennoch werden sie nicht zu den G. gezählt, da sich diese Bezeichnung an die Bundesbankstatistik anlehnt. Zu dieser Einordnung hat beigetragen, daß die drei G. bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges zu den sogenannten Berliner G. gehörten, von denen sie als einzige der heute bestehenden Institute ihre frühere Stellung wiedererlangen konnten. Großbankengesetz Gesetz über den Niederlassungsbereich von Kreditinstituten vom 29.3.1952, welches die Grundlage für eine Neuorganisation der —> Großbanken nach dem Zweiten Weltkrieg bildete, wonach es den Banken gestattet wurde, in den drei Niederlassungsbereichen des Bundesgebietes jeweils Zweigstellen zu unterhalten. Diese dezentrale Struktur von neun Nachfolgeinstituten wurde in den Jahren 1957 und 1958 durch Fusion wieder aufgegeben. Lediglich die drei Berliner Tochtergesellschaften behielten ihre Selbständigkeit. Großkredite G. sind gemäß § 13 Abs. 1KWG ( - • Gesetz über das Kreditwesen) Kredite an einen Kreditnehmer, die insgesamt fünfzehn vom Hundert des haftenden Eigenkapitals des Kreditinstituts übersteigen. Da die Großkreditgewährung an eine begrenzte Kredit-

Griindungsstock nehmerzahl mit erheblichen —» banktypischen Risiken verbunden ist, erfolgt in § 13 Abs. 3, 4 KWG eine Beschränkung der Großkreditvergabe dahingehend, daß alle G. zusammen das Achtfache, der einzelne G. fünfzig vom Hundert des haftenden Eigenkapitals des Kreditinstituts nicht übersteigen darf. G. sind unverzüglich der —> Deutschen Bundesbank anzuzeigen. Für G., bei denen der zugesagte oder in Anspruch genommene Betrag nicht höher als fünfzigtausend Deutsche Mark ist, entfällt die Anzeigepflicht, es sei denn, daß der G. fünfzig vom Hundert des haftenden Eigenkapitals des Kreditinstituts übersteigt. Großlebensversicherung (veraltete) Bezeichnung für —> Lebensversicherungen mit Versicherungssummen über DM 5000. Die Unterscheidung zwischen —> Kleinlebensversicherung und G. ist heute nicht mehr üblich. Gründungsstock (Gründungsfonds), Gründungskapital eines —» Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit. Gemäß § 22 VAG ist bei Errichtung eines W a G ein G. zu bilden, aus dem die Kosten der Vereinserrichtung zu decken sind. Auch die Deckung der laufenden Betriebskosten, die nach der Errichtung und Einrichtung anfallen, erfolgt aus dem G. (Funktion eines Betriebsstocks). Da eine gesetzliche Rücklage nach § 37 VAG erst noch zu bilden ist, hat der G. weiterhin eine Gewährleistungsfunktion zu erfüllen. Personen, die sich mit der Zeichnung bestimmter Anteile verpflichten, Mittel für den G. bereitzustellen (Garanten), brauchen nicht gleichzeitig Mitglieder (Gründungsmitglieder) zu sein. Sie haben die übernommenen Beträge bar oder durch —» Wechsel einzuzahlen. Dafür erhalten sie entweder eine aus den Jahreseinnahmen zu leistende Verzinsung und/oder eine Beteiligung am Jahresgewinn. Sobald die Errichtungs- und Einrichtungskosten des ersten Geschäftsjahres gedeckt worden sind, muß mit der Tilgung des G. begonnen werden. Dabei müssen die Tilgungsbeträge aus den Jahreseinnahmen stammen. Die Höhe der Tilgungsbeträge müssen der Zuführung zu der Verlustrücklage nach § 37 VAG entsprechen (vgl. § 22 Abs. 4 VAG). Bis zur vollständigen Rückzahlung des G. ergeben G. 329

Grundkapital und Verlustrücklage zusammen immer den ursprünglichen Nominalbetrag des G. Grundkapital —»gezeichnetes Kapital. Grundkredit Grundpfandrechtlich gesicherter langfristiger —» Kredit. —» Realkredit, —> Grundpfandrechte. Grundkreditanstalten —» Realkreditinstitute in öffentlich-rechtlicher Rechtsform. Der Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit liegt in der Vergabe von langfristigen grundpfandrechtlich gesicherten Krediten, die durch Emission von —» Pfandbriefen refinanziert werden. Als besondere Rechtsvorschrift gilt hierfür das „Gesetz über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlichrechtlicher Kreditanstalten". Zur Gruppe der öffentlich-rechtlichen G. gehören heute nur noch eine geringe Anzahl von Instituten. Dennoch lassen sich vier Typen von G. unterscheiden: (1) Landschaften, (2) Ritterschaften, (3) Stadtschaften, (4) sonstige öffentlich-rechtliche G. Zu (1): Landschaften blicken auf eine über zweihundertjährige Tradition zurück. Die erste Landschaft wurde 1770 von Friedrich dem Großen in Schlesien gegründet, weitere ähnlicher Art folgten. Dabei handelte es sich um öffentlich-rechtliche Zwangsvereinigungen adliger Großgrundbesitzer in preußischen Provinzen in Form eines Kreditverbandes. Die Mitglieder hatten mit ihrem Grundbesitz solidarisch und unbeschränkt zu haften. Dafür wurde ihnen ein Rechtsanspruch auf ein Darlehen in Höhe einer einheitlichen Beleihungsquote auf das entsprechende Grundeigentum eingeräumt. Bei Inanspruchnahme des Kredites überließ die Landschaft dem Antragsteller Pfandbriefe zur eigenen Verwertung, in Höhe des Gegenwertes wurde eine -» Hypothek auf sein Gut eingetragen. Neben der unmittelbaren Haftung aus den mit der Hypothek belasteten Grundstücken bestand subsidiär eine Zwangshaftung aller an der Landschaft beteiligten Güter. Die Zwangsmitgliedschaft wurde zu späteren Zeitpunkten aufgegeben und die unbeschränkte Haftung auf die Kreditnehmer beschränkt.

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Grundpfandrechte Zu (2): Ritterschaften entwickelten sich in außerpreußischen Gebieten nur im niedersächsischen Raum. Ähnlich wie die Landschaften in Preußen schlössen sich Rittergüter zu einem Kreditverband zusammen. Hier bestand allerdings keine Zwangsmitgliedschaft, und der Haftungsumfang der Kreditnehmer war aufgrund einer Garantiezusage eines Stiftungsfonds der Ritterschaft wesentlich geringer. Zu (3): Stadtschaften bildeten sich analog zu den Landschaften für den städtischen Grundbesitz am Ende des vergangenen Jahrhunderts. Hier war die Haftung der Mitglieder auf 5% der jeweiligen Restdarlehenssumme beschränkt. Darüber hinaus übernahmen z.T. Provinzen eine Gewährträgerhaftung. Stadtschaften wurden nach dem Zweiten Weltkrieg von anderen Realkreditinstituten übernommen, während Landschaften und Ritterschaften noch heute bestehen (Braunschweigerisches-ritterschaftliches Kreditinstitut, Wolfenbüttel; Calenberg - Göttingen - Grubenhagen Hildesheimer ritterschaftliches Kreditinstitut, Hannover; Ritterschaftliches Kreditinstitut, Stade; Schleswig-Holsteinische Landschaft, Kiel; Westfälische Landschaft, Münster). Zu (4): Zu den sonstigen öffentlich-rechtlichen G. gehören Landeskreditanstalten und überregionale Bodenkreditinstitute (Berliner Pfandbrief-Bank, —» Deutsche Pfandbriefanstalt, Hamburger Wohnungsbaukreditanstalt, Landeskreditbank Baden-Württemberg , Wohnungsbau-Kreditanstalt, Berlin; Wohnungsbauförderungsanstalt des Landes Nordrhein-Westfalen, Wohnungsbaukreditanstalt des Landes Schleswig-Holstein). Neben der Aufgabe der Kreditvergabe an den Agrarsektor trat nach dem Zweiten Weltkrieg der Bereich der Finanzierung staatlicher Wohnungsbauförderung. Für öffentlich-rechtliche G. gelten nicht so strenge Vorschriften wie für —» Hypothekenbanken. Dennoch muß auch hier eine kongruente Deckung zwischen in Umlauf befindlichen Pfandbriefen und Höhe und Zinserträge der Hypotheken bestehen. Grundpfandrechte Sammelbezeichnung für —» Grundschuld, Rentenschuld und —»Hypothek.

Grundsätze Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute Die §§ 10, Abs. 1,10a, Abs. 1 und 11, Abs. 1 KWG (—> Gesetz über das Kreditwesen) schreiben vor, daß das —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (—> Bankenaufsicht) im Einvernehmen mit der —» Deutschen Bundesbank Grundsätze aufstellt, nach denen es beurteilt, ob die Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung und an eine ausreichende Zahlungsbereitschaft der Kreditinstitute gewährleistet ist. Als eigenkapitalorientierte Grundsätze sind die Grundsätze I und Ia anzusehen. Grundsatz I zielt darauf ab, die den Geschäften der Banken innewohnenden Ausfallrisiken zu begrenzen, indem das Volumen bestimmter Geschäftsarten an die Höhe des Eigenkapitals gebunden wird. Für den zum 1.1.1993 novellierten Grundsatz I sind dabei drei Bestimmungsgrößen relevant: die Definition des haftenden Eigenkapitals, die Definition der Risikoaktiva und sonstiger Geschäfte sowie die Höhe der notwendigen Eigenmittelunterlegung der gewichteten Risikoaktiva. Die Kreditinstitute müssen ihre nach Risiko gewichteten Risikoaktiva mit mind. 8% Eigenkapital unterlegen (=Solvabilitätskoeffizient), davon 4% Kernkapital (im wesentlichen Grundkapital und offene Rücklagen). Als Ergänzungskapital sind insbesondere Genußscheine und nachrangige Darlehen vorgesehen, des weiteren Neubewertungsreserven (unrealisierte Buchgewinne aus börsennotierten Wertpapieren und Immobilien) bis max. 1,4% der risikotragenden Aktiva. Sofern Neubewertungsreserven in Anspruch genommen werden, muß das Kernkapital mind. 4.4% ausmachen. Insgesamt dürfen somit die gewichteten Risikoaktiva das 12,5-fache des haftenden Eigenkapitals nicht übersteigen. Der Kreis der anrechnungspflichtigen Risikoaktiva beinhaltet neben den bilanzwirksamen Risikoaktiva wie Krediten, Beteiligungen, Wertpapieren, Sachanlagen und Rechnungsabgrenzungsposten auch nichtbilanzwirksame Geschäfte wie Garantien und Bürgschaften, Kreditzusagen sowie Finanzswaps, Termingeschäfte und Optionsrechte. Die Gewichtung der einzelnen Positionen orientiert sich an der unterschiedlichen Bo-

Grundsätze nität der Vertragspartner. So wird etwa das Ausland in zwei unterschiedlich risikobehaftete Zonen A und B differenziert. Staaten, die Mitglied der OECD sind (Zone A) werden geringer gewichtet als Nichtmitgliedsstaaten. Insgesamt sind fünf Adressengewichtungen vorgesehen: 100, 70, 50, 20 und 0%. Der Grundsatz I findet auch für Kreditinstitutsgruppen Anwendung, wobei die Beträge nach den Grundsätzen der —» Quotenkonsolidierung ermittelt werden. Grundsatz Ia, der in seiner ersten Fassung 1974 als Reaktion auf den Zusammenbruch des Bankhauses Herstatt aufgestellt wurde, stellt auch nach der Novelle 1990 eine Verhaltensnorm zur Begrenzung vom Marktpreisrisiken, insbesondere Zins-, Währungs- und Aktienkursrisiken dar. Er begrenzt die mit Preisrisiken behafteten Geschäfte auf insgesamt 60% des haftenden Eigenkapitals, das auf Basis der bis 1992 gültigen Eigenkapitaldefinition ermittelt werden muß. Fremdwährungsrisiken aus Bilanzpositionen, Finanzswaps, Devisentermingeschäften und -kontrakten sowie Devisenoptionen werden auf 30%, Zinsrisiken aus Zinsterminkontrakten und Zinsoptionen, soweit sie das Risiko anderer Positionen erweitern, auf 20% und sonstige Preisrisiken aus Terminkontrakten und Optionen mit sonstigem Preisrisiko (z.B. aus Aktien- und Indexkontrakten) auf 10% des haftenden Eigenkapitals begrenzt. Die liquiditätsorientierten Grundsätze II und III bauen im wesentlichen auf der —> Goldenen Bankregel auf. Sie fordern eine —» Fristenkongruenz zwischen Ausleihungen und Einlagen, wobei entsprechend der —» Bodensatztheorie berücksichtigt wird, daß immer ein bestimmter Betrag an Einlagen vorhanden sein muß. Grundsatz II soll der längerfristigen, strukturellen Liquiditätssicherung dienen und sieht vor, daß langfristige Aktiva langfristig refinanziert werden sollen, wobei die in den mittel- und kurzfristigen Passiva enthaltenen Bodensätze berücksichtigt werden, so daß in begrenzter Form die Transformation kurzfristiger Einlagen in langfristige Ausleihungen möglich ist. Grundsatz III berücksichtigt die situative, kürzerfristige Liquiditätssicherung, indem 331

Grundsatz I, Ia, II, III sie den nicht ohne weiteres liquidierbaren kurz- und mittelfristigen Aktiva entsprechende Passiva gegenüberstellt. Eine Finanzierung der hier genannten Aktiva ist auch mit einem Überschuß aus Grundsatz Ii-Passiva möglich. Die nicht in den Grundsätzen II und III enthaltenen Finanzierungsmittel stellen diejenigen Passiva dar, die als Mindestmaß an Liquiditätsvorsorge in liquiden oder leicht verwertbaren Aktiva angelegt werden müssen. Grundsatz I, Ia, II, III —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute. Grundschuld Belastung eines Grundstücks in der Weise, daß einem Berechtigten eine bestimmte Geldsumme zu zahlen ist. Im Unterschied zur —» Hypothek wird die G. rechtlich nicht zur Sicherung einer bestimmten Forderung bestellt, d.h. sie ist nicht akzessorisch. Weitgehend gelten für ihre Begründung, Übertragung usw. die Vorschriften über die Hypothek. Die G. kann als Buch-G. oder Brief-G. bestellt sein. Wird der G.-Brief auf den jeweiligen Inhaber (Inhaber-G.) ausgestellt, werden auf den G.-Brief die Vorschriften über —> Inhaberschuldverschreibungen angewendet. Gruppenlebensversicherungen —> Lebensversicherung, die für eine größere Gruppe von Personen in einem Versicherungsvertrag abgeschlossen wird. Die Gruppenspitze (Arbeitgeber, rechtsfähige Vereinigung von Arbeitgebern/Verband, Verein) hat die Beiträge der versicherten Personen geschlossen an die Versicherungsgesellschaft abzuführen. Die Zusammenfassung von Personen zu Gruppen ermöglicht Einsparungen bei Vertriebs- und Verwaltungskosten, die der Versicherer in Form von Beitragsermäßigungen weitergeben kann. Trotz des Verbots der bevorzugten Behandlung einzelner zum Nachteil aller übrigen Versicherungsnehmer oder Versicherten (Grundsatz der Gleichbehandlung aller Versicherungsnehmer bzw. versicherten Personen) sind Sondervergü-

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GWA tungen und Begünstigungen zulässig, sofern das —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen hierzu eine Genehmigung erteilt. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, alle Mitglieder einer Gruppe oder nur namentlich benannte Gruppenmitglieder zu versichern. G. finden in Form von —» Firmenund Verbandsgruppenversicherungen, —» Vereinsgruppenversicherungen oder —> Sammelversicherungen Anwendung. Gruppenversicherung Versicherung einer Gruppengesamtheit innerhalb eines Vertrages. G. wird insbesondere von Arbeitgebern, Verbänden und Vereinen abgeschlossen. Aufgrund der Zusammenfassung von Personen zu einer Gruppe können Einsparungen bei den Vertriebs- und Verwaltungskosten gegenüber —» Einzelversicherungen an die Versicherungsnehmerweitergegeben werden. Diese Vergünstigungen müssen vom —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen besonders genehmigt werden, da diese Regelung dem Grundsatz der Gleichbehandlung aller Versicherten widerspricht. Gült in der heutigen Praxis des Schweizer Hypothekargeschäftes kaum noch verwendetes Wertpapier, das eine auf Geldleistung gerichtete Grundlast auf einem Grundstück verbrieft. G. beinhaltet lediglich eine Realsicherheit ohne weitere Verpflichtung des Schuldners. Güterversicherung Art der —» Transportversicherung, bezieht sich auf die beförderten Güter (Massengüter, Stückgüter, Valoren). Die G. bietet Versicherungsschutz bei allen Transportgefahren, wobei für die verschiedenen Reisewege unterschiedliche Bestimmungen gelten (für Binnentransporte §§ 129ff. W G und ADB, für Seetransporte und gemischte Reisen ADS). Daneben können noch besondere Regelungen Anwendung finden (beispielsweise für Reisegepäck oder Umzugsgüter). GWA —» Gemeinkosten-Wertanalyse.

H Habenzins der für Einlagen in Kreditinstituten zu verrechnende Zinssatz. Habenzinsabkommen —»Zinsabkommen. Hälftelungsmethoden Verfahren zur Aufteilung der Zinsspanne bei der traditionellen Teilzinsspannenrechnung. Sowohl bei der —» Pool-Methode als auch bei der —» Schichtenbilanz-Methode besteht die Notwendigkeit, die durch Gegenüberstellung von Aktiv- und Passivzinssätzen ermittelte Zinsmarge auf einzelne Geschäfte/Bereiche aufzuteilen. Neben der Möglichkeit, die gesamte Marge entweder dem Aktiv- oder dem Passivbereich voll gutzuschreiben oder beiden die volle Marge zuzurechnen, haben sich in der Praxis die Hälftelungsmethoden durchgesetzt, von denen zwei Varianten möglich sind. Einerseits können die Margen so berechnet werden, daß die Differenz der Zinsen aus dem Einzelgeschäft und dem entsprechenden Pool halbiert wird, andererseits kann von dieser Differenz die halbierte Gesamtzinsspanne des entsprechenden Pools subtrahiert werden. Dies führt dazu, daß überdurchschnittlich erfolgreiche Positionen noch positiver, überdurchschnittlich schlechte Positionen noch negativer betrachtet werden. Aufgrund der Willkürmöglichkeiten werden diese Verfahren in der modernen Bankkalkulation abgelehnt. —» Marktzinsmethode. Händlergeschäfte Die Anschaffungsgeschäfte über —» Wertpapiere durch an der —» Börse zugelassene Händler. H. unterliegen nicht der —» Börsenumsatzsteuer. haftendes Eigenkapital Begriff aus dem —> Gesetz über das Kreditwesen. Das auch als Haftungskapital bezeichnete hEk ist in § 10 Abs. 2 KWG geregelt. Hiemach zählt dazu das bilanzielle —> Eigenkapital einschließlich aller Rücklagen (mit Ausnahme des Sonderpostens mit Rücklagenanteil), auf Antrag das sog. „freie Vermögen" von Privatbankiers, der —» Haftsummenzuschlag bei Kreditgenos-

senschaften und unter bestimmten Voraussetzungen ein bestimmter Teil des Genußrechtskapitals. Stille Reserven werden grundsätzlich nicht anerkannt. Das hEk dient aufgrund der Bestimmungen des —> Grundsatzes I als Bemessungsgrundlage für das Aktivgeschäft der Banken. Haftpflichtversicherung —» Schaden Versicherung, bei der ein —> Versicherer die Deckung von Haftpflichtansprüchen sowie die zur Abwehr unbegründeter Ansprüche entstehenden Kosten übernimmt, die ein Versicherungsnehmer aufgrund der gesetzlichen Haftpflichtbestimmungen privat-rechtlichen Inhalts zu erfüllen hat. Die H. schützt den Versicherungsnehmer von Beeinträchtigungen seines Vermögens. Sie ist deshalb stets eine —> Nichtpersonenversicherung, auch wenn der Haftpflichtanspruch gegen den Versicherungsnehmer aufgrund einer Personenverletzung erhoben wird. Die wichtigste Rechtsgrundlage der H. bilden die Bestimmungen im Versicherungsvertragsgesetz (§§ 149-158h W G ) . Daneben schreiben verschiedene Gesetze den Abschluß einer H. vor, z.B. § 17 BundesjagdG (Bundesjagdgesetz für Jäger) oder § 1 PflVersG (Gesetz über die Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter). Gemäß §§ 149,150 W G erstreckt sich der Haftungsumfang des Versicherers auf die Deckung von Rechtsschutz- und Befreiungsansprüchen gegen den Versicherungsnehmer. Da sich die H. nicht auf einen bestimmten - * Versicherungswert bezieht und damit eine —» Unterversicherung nicht möglich ist, stellt die —»Versicherungssumme eine maximale Haftungsgrenze des Versicherers dar. Eine Veränderung (insbesondere Erhöhung) des Versicherungsaufwandes während der Laufzeit des Vertrages kann der Versicherer durch —> Prämienanpassungsklauseln an den Versicherungsnehmer weitergeben. Die wichtigsten Formen der H. bilden die Gruppe der —> Privat-, —» Betriebs- sowie —» Berufshaftpflichtversicherungen mit ihren jeweiligen speziellen Vertragsarten. 333

Haftstrecke Haftstrecke Haftungsumfang eines —* Rückversicherers. Haftsumme Betrag, den ein Mitglied einer Kreditgenossenschaft im Konkursfall nach voller Einzahlung seiner Geschäftsanteile maximal nachschießen muß. Die Haftsumme zählt somit zum potentiellen Vermögen einer Kreditgenossenschaft. Haftsummenzuschlag Teil des —» haftenden Eigenkapitals nach § 10 K W G bei Kreditgenossenschaften. Seine genaue Höhe wird in einer vom Bundesminister der Finanzen bzw. des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen erlassesnen Zuschlagsverordnung festgesetzt, wobei die der Kreditgenossenschaft zustehenden —» Haftsummen und das ohne den Haftsummenzuschlag vorhandene haftende Eigenkapital die rechnerische Basis bilden. Haftungskapital —»haftendes Eigenkapital. Haftungsquote Kennzahl, mit der neben dem bilanziellen auch das nicht bilanzielle Eigenkapital als risikopolitisch bedeutsame Auffanggröße berücksichtigt wird. Im einzelnen sind dies die auf die Bilanzsumme bezogenen Mittel, die den Gläubigern der Bank gegenüber als Haftkapital zur Verfügung stehen (bilanzielles —» Eigenkapital, —* Haftsummenzuschlag, freies Haftungsvermögen, nachrangiges Haftungskapital, versteuerte Rückstellungen und Wertberichtigungen). Hagelversicherung —» Schadenversicherung, bei der ein Versicherer für Ertragsausfälle haftet, die durch Hagelschäden an den versicherten Bodenerzeugnissen entstehen. Die Rechtsgrundlage eines Versicherungsvertrages bilden neben den Bestimmungen des Versicherungsvertragsgesetzes (insbesondere §§ 108-115a W G ) die Allgemeinen Hagelversicherungsbedingungen (AHagB). Für die Ermittlung der Versicherungssumme hat der Versicherungsnehmer ein —* Anbauverzeichnis vorzulegen, daß die einzelnen Anbauflächen und die dort angebauten Erzeugnisse umfaßt. Bei der Bemessung des Versicherungsbeitrages 334

Handelsbilanz werden die Hagelempfindlichkeit der versicherten Fruchtart (Gefahrenklasse) und die regionale Hagelgefährdung (Gefahrenstufe) berücksichtigt. D a der jährliche Gesamtschadenverlauf starken Schwankungen unterliegt, hat das Hagelversicherungsunternehmen die Möglichkeit zur Bildung einer —> Schwankungsrückstellung. Zusätzlich kann eine —» Jahresschadenrückversicherung eine Entlastung bei einer besonders hohen Schadensquote bieten. Die wirtschaftliche Bedeutung der H. ist eng mit der Entwicklung in der Landwirtschaft verknüpft. Während die Anzahl der versicherten Betriebe eine rückläufige Tendenz aufweist, so nimmt der versicherte Durchschnittswert pro Hektar durch die verbesserten Anbaumethoden zu. Die Absicherung gegen Schäden durch Hagel kann durch besondere Klauseln auch in die —> Verbundene Wohngebäude- und Hausratversicherung sowie in die —»Sturmund —» Teilkaskoversicherung eingeschlossen werden. Halbbelegung (Halbdeckung) in der gesetzlichen —* Rentenversicherung der Mindestumfang an Beitragsmonaten, der zur Anrechnung von —> Ausfallzeiten erforderlich ist. Mindestens die Hälfte der Zeit vom Versicherungsbeginn bis zum Versicherungsfall, jedoch nicht unter 60 Monaten, müssen mit Beiträgen für eine rentenversicherungspflichtige Beschäftigung belegt sei. Dann erst werden die Ausfallzeiten bei der Berechnung der Rentenhöhe berücksichtigt. Auch für die Anrechnung von —» Ersatz- und —» Zurechnungszeiten in bestimmten Fällen wird die Erfüllung der H. vorausgesetzt. Halbzwingende Vorschriften treffen —> Versicherer und —» Versicherungsnehmer abweichend von den gesetzlichen Regelungen (insbesondere §§ 37-41a W G ) gesonderte Vereinbarungen, so dürfen diese für den Versicherungsnehmer nicht ungünstiger ausfallen als die gesetzlichen Bestimmungen. Ansonsten kann sich der Versicherer auf diese Vereinbarungen nicht berufen (§ 42 W G ) . Handelsbilanz Gegenüberstellung aller bewerteten Vermögensgegenstände und Kapitalpositionen

Handelswechsel eines Kaufmanns, die dieser nach § 242 HGB zu Beginn seines Handelsgewerbes und für den Schluß eines jeden Geschäftsjahres aufzustellen hat. Gemeinsam mit der -» Gewinn- und Verlustrechnung und, bei Kapitalgesellschaften, dem—» Anhang bildet die H. den Jahresabschluß. Handelswechsel Ziehungen eines Verkäufers auf einen Verarbeiter und/oder Wiederverkäufer. Nicht das der Wechselziehung zugrundeliegende Gut (Ware) entscheidet darüber, ob ein H. vorliegt oder nicht, sondern der Verwendungszweck des —» Bezogenen. H. sind demnach nicht Konsumwechsel, Investitionswechsel und Finanzwechsel. Handwerkerversicherung Handwerkerversorgung nach dem Gesetz über die Rentenversicherung der Handwerker (Handwerkerversicherungsgesetz HwVG) vom 8.9.1960. Dieses Gesetz löste das Gesetz über die Altersversorgung für das Deutsche Handwerk vom 21.12.1938 ab. Die H. bietet selbständige Handwerken eine —» Rentenversicherung im Rahmen der —»Arbeiterrentenversicherung. Versicherungspflichtig sind grundsätzlich alle Handwerker, die bei der Handwerkskammer gemeldet sind (und dort in der Handwerksrolle geführt werden). Die Beitragszahlungen erfolgen unabhängig von der Höhe des Einkommens an den zuständigen Rentenversicherungsträger (Landesversicherungsanstalt). Der monatliche Regelbeitrag wird jährlich neu festgesetzt und beträgt seit dem 1.1.1992 DM 619,50 (DM 317,70 für Deutschland-Ost). Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein höherer Beitragssatz festgesetzt werden. Hausratversicherung Versicherung von beweglichen Sachen des privaten Lebensbereichs, die sich in der jeweiligen Wohnung des —» Versicherungsnehmers befinden. Da ein umfassender Versicherungsschutz des Hausrats eine Absicherung gegen verschiedene Gefahren erfordert, wird diese Versicherung in Form einer—» verbundenen H. betrieben. Haussammeiverwahrung —»Sammelverwahrung.

Hedgegeschäft Hausse im Gegensatz zur-» Baisse anhaltende starke Kurssteigerung an der—» Börse. Havarie (Haverei) durch Seeunfall verursachte Schäden an Schiffen und ihrer Ladung sowie Kosten der Schiffahrt. Im einzelnen können folgende Fälle unterschieden werden: 1) Kleine H.: hierzu zählen gemäß § 621 HGB alle gewöhnlichen und ungewöhnlichen Kosten der Schiffahrt, wie Schiffsbetriebskosten, Schäden durch gewöhnliche Abnutzung, Hafen- und Lotsengelder und dergleichen. Sofern nichts anderes vereinbart wurde, hat diese Kosten der Verfrachter zu tragen. Sie sind grundsätzlich nicht versicherbar. 2) Große gemeinschaftliche H. (H. grosse): hier handelt es sich um Schäden, die dem Schiff und/oder der Ladung vorsätzlich zugefügt werden, um diese aus einer Gefahrsituation zu erretten. Die dabei entstehenden Kosten werden anteilig auf die Beteiligten (Schiff, Ladung, Fracht) umgelegt, wenn Schiff oder Ladung ganz oder teilweise gerettet wurden (§§ 700ff. HGB). Die Aufteilung der Schäden und Kosten (—> Dispache) erfolgt zumeist durch einen neutralen Beauftragten (Dispacheur). Die anteiligen Kosten und Schäden, die ein Beteiligter zu tragen hat, sind im Rahmen einer —»Kaskoversicherung versicherbar. 3) Besondere H.: hierunter werden alle Schadenfälle verstanden, die weder zu kleinen noch zur großen H. zählen, aber dennoch einen direkten Substanzschaden darstellen, der durch die Gefahren der Schifffahrt verursacht wird (§§ 701, 707 HGB). Die Kosten und Schäden, die von den Eigentümern des Schiffes und der Ladung zu tragen sind, können durch eine Kaskoversicherung abgedeckt werden. Hebelwirkung der Optionsscheine Unterschiedliche Kurswirkung des Optionscheines in Abhängigkeit von der Anzahl der —» Aktien, zu deren Bezug er berechtigt. Hedgegeschäft Geschäft zur vollständigen oder teilweisen Minderung eines —» Risikos durch Aufbau einer Gegenposition in derselben Geschäftsart, z.B. im —» Devisenhandel zur 335

Hedger Vermeidung von Währungsumrechnungsund Währungstransaktionsrisiken. Da Wirtschaftssubjekte in der Regel eine optimale Kombination von Risiko und Risikoaversion für viele gewinnträchtige Transaktionen suchen, sind diese Geschäfte sowohl von Spekulation als auch von Hedging geprägt. Ein diesbezüglich optimales Anlageverhalten analysiert die Portofolio-Selection. Hedger Teilnehmer an Wertpapiermärkten, die durch —» Hedgegeschäfte die Preisänderungsrisiken abzudecken versuchen, die ihnen aufgrund ihres Geschäftsbetriebes entstehen. Handelspartner sind insbesondere —»Trader und —» Arbitrageure. Hedging Technik zur Absicherung einer bestehenden Position oder eines Portefeuilles gegen Preisrisiken (Zinsänderungs-, Währungsund Aktienkursrisiken). Das Grundprinzip des H. besteht in dem Versuch des Ausgleichs von Verlusten aus Kassapositionen durch Gewinne aus Options- oder Terminkontraktpositionen. Eine vollständige Risikokompensation (sog. perfect hedge) ist jedoch nur in den seltensten Fällen zu erreichen, das Hauptziel des H. liegt vielmehr in der Verminderung des absoluten Preisrisikos eines Basiswertes (z.B. Aktie oder Währung). Ein verbleibendes Absicherungsrisiko resultiert aus der grundsätzlichen Möglichkeit instabiler Kursrelationen von Kassa- und Termininstrument (sog. Basisrisiko); daher sollte ein die Risiken der Grundposition bestmöglich abdeckender Terminkontrakt zum Hedgen benutzt werden. —> Deutsche Terminbörse, —> Futures, —> Optionen. Heiratssparen Sparverträge mit regelmäßigen Sparraten und der Vereinbarung, daß der Sparer nach 2 Jahren Anspruch auf ein zinsgünstiges —» Darlehen in Höhe des angesparten Betrages zur Hausstandsgründung erhält. Heiratsversicherung Versicherung auf den Heiratsfall, besondere Form der—» Lebensversicherung, bei der die Zahlung der Versicherungssumme bei Heirat des Kindes, spätestens bei Ablauf der Versicherung erfolgt. Diese Versiche336

Höchstschaden rungsform hat sich aus der Töchteraussteuerversicherung entwickelt und wird heute auch für Jungen angeboten. Bei Beginn der Versicherung dürfen Mädchen höchstens 10, Jungen 12 Jahre alt sein. Die Versicherungssumme, deren Höhe maximal DM 150000 betragen kann, wird entweder bei Heirat oder bei Erreichen eines bestimmten Alters (meistens 25 Jahre) fällig, unabhängig davon, ob der Hauptversicherte (Familienernährer) noch lebt oder bereits verstorben ist. Im Todesfall wird die Versicherung beitragsfrei weitergeführt. Bei Tod des Kindes ist meistens eine Rückgewähr der Beiträge vorgesehen. Hinkendes Inhaberpapier Qualifiziertes —> Legitimationspapier. Es gibt den Namen des —» Gläubigers an, wird aber mit der Bestimmung ausgegeben, daß die versprochene Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann. Beispiele: —» Sparkassenbuch, —> Depotschein. Höchstbetragshypothek Spezialform der—» Hypothek, bei der nicht die nominelle Höhe der Forderung, sondern nur der Höchstbetrag, bis zu dem das belastete Grundstück haften soll, in das Grundbuch eingetragen wird (§ 1190 BGB). Die H. lebt jeweils mit einer erneuten Inanspruchnahme eines Kredites wieder auf und ist daher ein geeignetes Besicherungsinstrument für Kredite in laufender Rechnung. Höchstgrenzen für Einzelkredite —» Gesetz für das Kreditwesen, —» Großkredite, -» Millionenkredite, —> Organkredite. Höchstschaden der Schaden, der voraussichtlich im ungünstigsten Fall eintreten könnte. Das Schätzen des H. bildet die Grundlage für die Entscheidung eines Versicherers, ein bestimmtes Risiko zu übernehmen. Daneben ist der H. maßgebend bei der Festlegung des —» Eigenbehaltes in der —> Rückversicherung (—» PML) und bei der Bestimmung der Zeichnungsquote, wenn mehrere Versicherer zusammen ein bestimmtes Risiko tragen (—> Versicherungspool). Das Verhältnis von Höchstschaden zur Gesamtversicherung wird als Schadenquote bezeichnet.

Höhere Gewalt Höhere Gewalt ein unvorhergesehenes außergewöhnliches Ereignis, das auch bei größter Sorgfalt von Betroffenen nicht abgewendet werden kann (z.B. Überschwemmung, Blitzschlag, Erdrutsch u.ä.) Ein Schuldner braucht für h.G. nicht zu haften. Daher werden Schäden durch h.G. von einem Versicherer nur übernommen, wenn dies im Einzelfall in den Versicherungsbedingungen vorgesehenist. Höherversicherung Möglichkeit in der gesetzlichen —» Rentenversicherung, neben den gesetzlich vorgeschriebenen Beiträgen zusätzlich freiwillige Beiträge zu entrichten, um eine höhere Altersrente zu erhalten (§§ 1234, 1388 RVO bzw. 11,115 AVG). Holgelder Geldschuld, bei der der Erfüllungsort der Wohnsitz bzw. das Geschäftslokal des Schuldners ist. Der Schuldner ist auch nicht zur Versendung verpflichtet. Home Banking —» Electronic Banking Elektronische Abwicklung des —> Zahlungsverkehrs zwischen einer Bank und einem Privatkunden mittels Personalcomputer oder Bildschirmtext. Honorant im Wechselrecht derjenige, der bei notleidenden —» Wechseln zugunsten eines Rückgriffspflichtigen eintritt. Derjenige, zu dessen Gunsten er eintritt, ist der Honorat. Hypothek Pfandrecht an einem Grundstück, das zur Sicherung einer bestimmten Geldforderung vereinbart wird (§§ 1113 ff. BGB). Die Rechte aus einer H. sind abhängig vom Entstehen oder Bestehen einer Forderung, für die die H. als Sicherheit dient (Akzessorietät). DieH. kann als Buch-oder Briefhypothek bestellt werden. Während bei einer Briefhypothek eine öffentliche Urkunde, der sogen. Hypothekenbrief, ausgestellt wird, erfolgt bei einer Buchhypothek lediglich eine Eintragung im Grundbuch. Grundsätzlich ist die H. zur Absicherung für die verschiedensten Kreditarten möglich. Aufgrund der Akzessorietät und der aufwendigen Bestellung wird die H. jedoch

Hypothekenbanken (private) hauptsächlich im langfristigen Kreditgeschäft (Realkreditgeschäft) verwendet. Die häufigste Form der H. ist die Verkehrshypothek. Sie ist dadurch gekennzeichnet, daß der öffentliche Glaube des Grundbuches für den Bestand der Forderung maßgebend ist. Im einzelnen kann sich dementsprechend der Gläubiger auf die Eintragung im Grundbuch berufen, bei Einwendungen gegen die Forderung trägt der Schuldner die Beweislast. Nach dem Rückzahlungsmodus der zugrunde liegenden Darlehnsforderung unterscheidet man die —> Tilgungshypothek, bei der die Rückzahlung nach einem festgelegten Tilgungsplan erfolgt, die —> Kündigungshypothek, bei der die Darlehnsrückzahlung erst nach einer fristgerechten Kündigung vorgesehen ist oder die Fälligkeitshypothek im Falle einer endfälligen Tilgung. Abzugrenzen von der Verkehrshypothek ist die Sicherungshypothek. Hierbei kann sich der Hypothekengläubiger nicht auf die Eintragung im Grundbuch berufen und trägt damit die Beweislast für die Rechtmäßigkeit der Forderung. Als Sonderform der Sicherungshypothek ist die Höchstbetragshypothek anzusehen. Hierbei wird die Haftung bis zu einem bestimmten Betrag begrenzt, wobei die Höhe der Kreditforderung schwanken kann (z.B. bei einem Kontokorrentkredit). Für eine Sicherungshypothek kann kein Hypothekenbrief ausgestellt werden und ist daher immer als Buchhypothek zu begründen. Anders als bei einer Hypothek ist die —> Grundschuld nicht mit einer konkreten Forderung verbunden. Deshalb hat die Grundschuld größere Bedeutungerlangt. Hypothekarkredit ein durch Eintragung einer —> Hypothek gesicherter —> Kredit. Er ist das charakteristische —» Kreditgeschäft der —» Realkreditinstitute, wird aber auch von den —> Sparkassen und von Versicherungsgesellschaften gepflegt. —»Realkredit. Hypothekenbanken (private) —» Realkreditinstitute, die das langfristige Hypothekar- und Kommunalkreditgeschäft betreiben und zur Refinanzierung dieser Kredite —» Pfandbriefe und —> Kommunalobligationen emittieren. Die Ge337

Hypothekenbanken (private) schichte der H. geht bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Die ersten H. Deutschlands waren die Frankfurter Hypothekenbank und die Deutsche Hypothekenbank (Meininger) in Meiningen, beide wurden 1862 gegründet. Die H. vergaben ursprünglich überwiegend Kredite an die Landwirtschaft, mit der zunehmenden Verstädterung verlagerte sich der Aufgabenschwerpunkt auf Finanzierungen des Wohnungsbaus. Um die verschiedenen Bestimmungen in einzelnen Ländern des Reichsgebietes zu vereinheitlichen, trat am 1. Januar 1900 das Hypothekenbankgesetz als spezielle Rechtsvorschrift für H. in Kraft. Insbesondere beinhaltet es Angaben über zulässige Geschäfte, Beleihung und Aufsicht. H. dürfen nur in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft oder Kommanditgesellschaft auf Aktien betrieben werden (I 2 HypBankG). Das Mindestkapital beträgt 8 Mio. DM. H. unterliegen der —» Bankenaufsicht nach dem KWG, zusätzlich bestellt das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK) einen Treuhänder, der die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften hinsichtlich der Deckung der ausgegebenen Pfandbriefe und Kommunalobligationen überwacht. Der Treuhänder hat zwar Berichtspflichten gegenüber dem BÄK, jedoch ist er nicht an Weisungen dieser Behörde gebunden. Risikobehaftete Geschäfte sind den H. nur im begrenzten Umfang gestattet. Im Mittelpunkt ihrer Geschäftstätigkeit steht die Vergabe von —» Hypothekarkrediten, die grundpfandrechtlich abgesichert werden,

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Hypothekenbankgesetz sowie die Gewährung von Kommunaldarlehen. Für die Refinanzierung durch Pfandbriefe und Kommunalobligationen gelten verschiedene Auflagen im Hypothekenbankgesetz. Danach muß dem Volumen der in Umlauf befindlichen Hypothekenpfandbriefe in Höhe des Nennbetrages Hypotheken von mindestens gleicher Höhe und gleichem Zinsertrag gegenüberstehen (Kongruenzprinzip). Dabei sind Umlaufgrenzen in Höhe des maximal 25-fachen des Grundkapitals und der Rücklagen zu berücksichtigen. Auch der Gesamtbetrag der in Umlauf befindlichen Kommunalobligationen muß kongruent durch einen entsprechenden Umfang an—* Kommunalkrediten mit mindestens gleichem Zinssatz gedeckt sein. Die Umlaufgrenze hier wird unter Hinzurechnung der in Umlauf befindlichen Hypothekenpfandbriefe durch maximal das 50-fache des Grundkapitals und der Rücklagen bestimmt. Zu diesen Restriktionen treten weitere Regelungen des Hypothekenbankgesetzes hinsichtlich Gewährung von Darlehen, Darlehensbedingungen, Beleihungsgrenzen, Deckungsregister u.a.m. Hypothekenbankgesetz von 5.2.1963 mit späteren Änderungen. Danch dürfen—» Hypothekenbanken nur in der Rechtsform der —> Aktiengesellschaft oder Kommanditgesellschaft auf—» Aktien betrieben werden. Der Geschäftsbetrieb der Hypothekenbanken ist darauf gerichtet, Grundstücke durch—> Hypothekenkredit zu beleihen und auf Grund der erworbenen —> Hypotheken —» Pfandbriefe auszugeben.

IBEC —» International Bank for Economic Cooperation.

IBRD International Bank of Reconstruction and Development, —» Weltbank.

IBIS Integriertes Börsenhandels- und Informationssystem (IBIS 2), ein elektronisches Wertpapierhandelssystem der Frankfurter Wertpapierbörse AG, über däs Kreditinstitute und Makler im außerbörslichen Handel Wertpapiertransaktionen abwickeln können. IBIS wurde zunächst als Interbanken-Informationssystem (IBIS 1) konzipiert, um die Transparenz im außerbörslichen Handel zu verbessern. Dabei bestand die Möglichkeit, nicht verbindliche Geldund Briefkurse für einen Mindestumsatz von 1000 Aktien bzw. 1 Mio. DM bei Rentenwerten in das System einzugeben. Diese Kursangebote standen den Marktteilnehmern zur Verfügung, der eigentliche Geschäftsabschluß mußte jedoch telefonisch bestätigt werden.

IBWZ —» International Bank for Economic Cooperation.

Mit dem Ausbau des IBIS 1991 wurde ein vollelektronischer Handel in Deutschland möglich. Ein Handel kann in den dreißig umsatzstärksten deutschen Aktien (mindestens 500 Stück) oder in etwa 20 Emissionen der öffentlichen Hand (mindestens 1 Mio. DM) erfolgen, wobei der elektronische Zugriff zu IBIS ortsunabhängig ist. Handelszeit ist von 8.30 - 17.30 Uhr. Anders als beim IBIS 1 braucht für einen Geschäftsabschluß kein telefonischer Kontakt mehr hergestellt werden. Hier genügt die Eingabe und Bestätigung am Computer. Das bedeutet gleichzeitig, daß die eingegebenen Geld- und Briefkurse verbindlich sind. Mit IBIS 2 wurde ein weiterer Schritt in Richtung Computerbörse vollzogen. IBNR-Reserven Rückstellung für IBNR-Schäden, d.h. Schäden, die zwar bereits eingetreten sind, aber der Versicherungsgesellschaft noch nicht gemeldet wurden (IBNR = incorred but not reported). Für diese —> Spätschäden hat der Versicherer unter Anwendung geeigneter Schätzmethoden eine Rückstellung zu bilden (Bilanzposition: Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle).

IDA —» Internationale Entwicklungsorganisation. MV-Banken —»Innerdeutsche Verrechnungsbanken. IFC —»Internationale Finanz-Corporation. IIB —»Internationale Investitionsbank. Dlimite-Deckung (unbegrenzte Deckung), innerhalb der —» Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung die summenmäßig unbegrenzte Deckung für Sach- und Vermögensschäden, für Personenschäden darf die Deckungssumme 7,5 Mio. DM je geschädigte Person jedoch nicht übersteigen. Dieses Versicherungsform wird in Deutschland nicht angewandt. Illiquidität mangelnde Fähigkeit einer Unternehmung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt erfüllen zu können. I. führt aufgrund der Vorschriften der Konkursordnung (§§ 102, 209 KO) zum Konkurs des Unternehmens. IMF —»Internationaler Währungsfonds. Immobiliarkredit —> Realkredit Realkredit, der auf eine feste Kreditsumme lautet und eine Bestellung, —»Verpfändung oder Abtretung von—» Grundpfandrechten an Immobilien zugunsten der Bank zur Voraussetzung der Kreditgewährung hat. Immobilienfonds nach dem —» KWG —> Kreditinstitute in der Rechtsform der - * Aktiengesellschaft oder GmbH mit dem Zweck, erhaltene—»Einla339

Immobilien-Leasing gen im eigenen Namen für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger nach dem Grundsatz der Risikomischung in Grundstücken und Erbbaurechten, gesondert vom eigenen Vermögen anzulegen und über die sich daraus ergebenden Rechte Anteilscheine (—> Investmentzertifikate) auszugeben. Immobilien-Leasing Entgeltliche Gebrauchsüberlassung von Immobilien. Leasing-Objekt sind Grundstücke und Gebäude. Hierbei stehen Produktions- und Lagerhallen an der Spitze, gefolgt von Geschäftsund Bürogebäuden. —»Leasing. Immobilienservice Die Vermittlung von Immobilien entwikkelte sich bei den —» Kreditinstituten auf der Grundlage des Finanzierungsgeschäftes. Bei reiner Vermittlungstätigkeit handelt es sich um ein bankneutrales Geschäft. Im Rahmen eines kundengruppenorientierten Leistungsangebotes ist die Vermittlung insbesondere bei gewerblichen Kunden um Information und Beratung erweitert. So umfaßt der sog. Standortservice sowohl die Ermittlung als auch die Vermittlung des geeigneten Standorts sowie die Objektfinanzierung und die damit verbundene Beratung. Dies kann bis zum Full-Service gehen, der bis zur schlüsselfertigen Übergabe der Betriebsanlage reicht. Importfinanzierung Zur Importfinanzierung stehen alle Instrumente der Außenhandelsfinanzierung zur Verfügung. Als spezielles Instrument der I. dienen Eurokredite (—» Eurokreditmarkt) in Form der sog. 4-f-Kredite, die zinsgünstig in allen gängigen Euro-Währungen abgewickelt werden. Der Name leitet sich von § 2 Abs. 4f der Anweisung der —» Deutschen Bundesbank über Mindestreserven (AMR) her, welche den Banken für die I. die mindestreservefreie Refinanzierung auf dem —» Euromarkt ermöglicht. Dadurch können die Banken für die I. —» Zinssätze bieten, die sich aus den Euromarktgeldsätzen plus einem Margenaufschlag zusammensetzen und damit merklich unter dem Niveau des inländischen —» Kreditgeschäftes liegen können. Die —» Laufzeiten reichen bis zu maximal 6 Monaten. 340

Indexanleihen Incoterms Abkürzung für International Commercial Terms. 1953 von der Internationalen Handelskammer in Paris aufgrund im internationalen Handel üblicher Bräuche und Usancen geschaffene, zuletzt 1980 neu gefaßte, einheitliche Lieferklauseln, um wesentliche Käufer- und Verkäuferpflichten für typische Kontinental- und Überseegeschäfte zu regeln. Mangels international gültigem Vertragsrecht wurde durch die I. z.T. eine Kodifizierung des Kaufrechts erreicht. Die I. enthalten Handelsklauseln zur Lieferund Abnahmeverpflichtung, Verteilung der Kosten (z.B. cif, fob) für den Gütertransport zwischen Exporteur und Importeur, Pflicht zur Warenbeförderung und Verantwortung für Aus- und Einfuhrmodalitäten (z.B. zur Beschaffung von Dokumenten). I. gelten nur, wenn die Vertragspartner darauf Bezug genommen haben. Sie regeln nicht das gesamte Kaufrecht, so z.B. nicht Fragen des Vertragsabschlusses, Willensmängel, Zahlungsmodalitäten. Vereinbarung von I. bedeutet für Unternehmen Rationalisierung des Angebotsund Vertragswesens und die Möglichkeit für eindeutige Kalkulation von Auslandsgeschäften. Für Auslegungsstreitigkeiten der I. ist ein internationaler Handelsschiedshof in Paris zuständig. Index Verhältniszahl zur Messung durchschnittlicher Veränderungen in der Regel im Zeitverlauf. Z.B.: Preisindex, —» Aktienindex u.a. Indexanleihen I. i.e.S.: —» Anleihen, deren Rückzahlung und/oder Verzinsung über einen bestimmten Maßstab (z.B. Lebenshaltungskostenindex) an die —» Geldentwertung angepaßt sind; sie sind in der Bundesrepublik verboten. I. im Sinne von Aktienindexanleihen: innovative Anlageform am deutschen —» Kapitalmarkt, bei der der Rückzahlungskurs der Anleihe an die Entwicklung eines repräsentativen —> Aktienindex gebunden ist. Es sind zwei Varianten möglich: Hausse-Anleihe, bei der sich der Anleihe wert nach der Entwicklung des —» Index richtet, also Wertsteigerung mit steigendem Index bzw.

Indexklausel umgekehrt; Baisse-Anleihe, bei der ein fallender Index einen Wertzuwachs bewirkt. Wer mit fallenden —> Aktienkursen rechnet, wird eine Baisse-Anleihe erwerben, wer mit steigenden Kursen rechnet, eine Hausse-Anleihe. —> Anleihe, —»Bear, —» Bull. Indexklausel —»Anpassungsklausel. Indexversicherung Versicherung, bei der die —» Versicherungssumme und die —» Versicherungsprämie regelmäßig einen bestimmten Index (z.B. Baukostenindex) angepaßt werden. Üblich ist eine Angleichung an einen Index beispielsweise in der —> Gleitenden Neuwertversicherung und in der Gebäudefeuerversicherung durch Wertzuschlagsklauseln. Indirektes Geschäft im Versicherungwesen das Geschäft, das ein Versicherer (—» Erst- oder —> Rückversicherer) nicht direkt mit einem Kunden abschließt, sondern von einem anderen Versicherer in Rückdeckung nimmt. Individualkredit Kredit, der nicht an ein festes Schema gebunden ist und nach einzelfallspezifischen Bedingungen gewährt und abgewickelt wird. Der I. enthält individuelle Konditionen (Kredithöhe, Laufzeit, Kapitaldienst, Kosten, Besicherung, Zweck) und wird überwiegend als kurz- bis mittelfristiger Kredit im Firmenkundengeschäft eingesetzt. Programmkredit. Individualversicherung (Privatversicherung), Gruppe aller Versicherungen, die Versicherungsnehmer auf freiwilliger Basis zu individuellen Risikovorsorge abschließen. Im Gegensatz zur —> Sozialversicherung, mit der der Staat sozialpolitische Ziele verfolgt (Fürsorgeprinzip), besteht im Rahmen der I. Entschlußfreiheit hinsichtlich der Vertragsgestaltung über Umfang und Art der versicherten Risiken. Ausgenommen von dieser auf Freiwilligkeit beruhenden Vertragsversicherung sind lediglich einzelne Versicherungsbereiche, in denen eine gesetzliche Versicherungspflicht besteht (beispielsweise für die —> Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherun-

Indossament gen). Die Höhe der —» Versicherungsprämie bemißt sich entsprechend des —> Äquivalenzprinzips nach Risiko und Leistung. Die I. wird von privaten und öffentlichrechtlichen Versicherungsunternehmen betrieben. Die unterschiedlichen Arten der Versicherungen, die —> Versicherungszweige, lassen sich nach verschiedenen Gesichtspunkten ordnen. Man kann sie nach dem versicherten Gegenstand (—» Personen-, —> Sachund —» Vermögensversicherung) einteilen oder nach der Art der Versicherungsleistung (—» Schaden- und —> Summenversicherung). Für Versicherungsunternehmen gilt der Grundsatz der —» Spartentrennung, d.h. sie dürfen nicht alle Versicherungszweige zusammen betreiben (§ 8 Abs. 1 VAG). Insbesondere müssen die —» Lebens-, —» Kranken-, —* Kredit- und —> Rechtsschutzversicherung jeweils von verschiedenen rechtlich selbständigen Unternehmen betrieben werden. Dennoch können sich die einzelnen Versicherungsunternehmen zusammenschließen z.B. zu einer Versicherungsgruppe oder zu einem Konzern. Indossable Wertpapiere —> Orderpapiere, also ein—> Wertpapier, in dem der Aussteller verspricht, an eine bestimmte Person oder an einen Anderen zu leisten, der von dem Benannten als —» Gläubiger durch —» Indossament bezeichnet wird. Geborene Orderpapiere sind der —» Wechsel, die —» Namensaktie und der auf den Namen lautende —» Scheck. Gekorene Orderpapiere sind solche, die erst durch die Aufnahme der Orderklausel in das Papier zu Orderpapieren werden: hierzu zählen die sechs in § 363 HGB aufgeführte handelsrechtlichen Papiere (insbesondere kaufmännische Anweisungen und Verpflichtungsscheine, Lade- und Lagerpapiere sowie —> Konossements), dazu bestimmte - * Schuldverschreibungen und —> Schatzanweisungen. Indossament schriftliche, an bestimmte Formen gebundene rechtsgeschäftliche Erklärung des —» Indossanten (Übertragenden) bei —» Orderpapieren, daß der aus dem Papier Verpflichtete statt an ihn an den von ihm genannten —» Indossator Zahlung zu leisten 341

Indossamentverbindlichkeiten hat. Blanko-I. besteht nur aus der Überschrift des Indossanten auf der Rückseite des Papiers. Voll-I. lautet: „Für mich an (Nennung des Indossatars)", versehen mit der Unterschrift des Indossanten. Das I. erfüllt verschiedene Funktionen: Übertragung des verbrieften Rechts (Transportfunktion); Legitimation des Wertpapierinhabers als Inhaber des verbrieften Rechts bei der Abfolge von —» Indossamenten (Legitimationsfunktion); Haftung des Indossanten für Zahlung des Betrages z.B. bei einem —» Wechsel (Garantiefunktion). Man unterscheidet verschiedene I.-Arten: I. mit Haftungsausschluß, Rektaindossament, Inkassoindossament, Pfandindossament.

IKB Deutsche Industriebank ten eingeräumt, so z.B. von der Industriekreditbank AG.

Industrieaktien —> Aktien von Industrieunternehmungen. Bekannt sind insbesondere die -> blue chips (30 industrielle Spitzenwerte) der New York Stock Exchange (—> Börse), deren—» Kurse zur Ermittlung des —»Dow-Jones Stock Average herangezogen werden.

IKB Deutsche Industriebank Düsseldorf - Berlin (kurz: Industriebank), privatrechtlich organisiertes —» Kreditinstitut mit Sonderaufgaben im Bereich der Finanzierung von mittel- und langfristigen Krediten an nicht-emissionsfähige Kleinund Mittelbetriebe. Die Industriebank ist 1974 durch Fusion der Industriekreditbank AG, Düsseldorf, und der Deutschen Industriebank, Berlin, entstanden. Die Ursprünge gehen jedoch schon auf das Jahr 1924 zurück, als im Rahmen einer gemeinschaftlichen Aktion der gewerblichen Wirtschaft die „Bank für deutsche IndustrieObligationen, Berlin" gegründet wurde. Ihre damalige Aufgabe lag in der Abwicklung der Reparationszahlungen der deutschen Industrie. Nachdem durch eine Neuregelung im Jahre 1929 die unmittelbare Beteiligung der Unternehmen an den Reparationsverpflichtungen aufgehoben wurde, beschlossen Industrie und Reichsregierung, das Mittelaufkommen und die Rücklagen für die Kreditvergabe an sanierungsbedürftige landwirtschaftliche Betriebe einzusetzen. Aus den Tilgungsrückflüssen dieser langfristigen Darlehen wurden vornehmlich Kredite an die mittelständische industrielle Wirtschaft vergeben. Aufgrund der veränderten Geschäftstätigkeit wurde die Bank 1938 in „Deutsche Industriebank" umbenannt. Im Jahre 1945 mußte die Industriebank ihre Geschäftstätigkeit einstellen, auf Initiative von 2500 Unternehmen konnte jedoch 1949 ein Nachfolgeinstitut in Düsseldorf errichtet werden. Allerdings wurde dieses Institut nicht für das Neugeschäft in West-Berlin zugelassen. Dafür war die Industriekreditbank AG, Berlin, zuständig. Erst im Jahre 1954 wurde diese Beschränkung hinsichtlich des Neugeschäftes aufgehoben. Die vielfältigen Verflechtungen der beiden Industriebanken Düsseldorf und Berlin führten 1974 zu ihrer Verschmelzung.

Industriekredit Sammelbezeichnung für von Banken an Industrieunternehmungen gewährte —» Kredite, insbesondere für Betriebsmittelkredite und Investitionszwischenkredite. Letztere werden später durch —» Emissionen refundiert. I. werden auch von Spezialinstitu-

Die Industriebank ist ein privatrechtliches Kreditinstitut in der Rechtsform der Aktiengesellschaft. Da ihre Geschäftstätigkeit im gesamtwirtschaftlichen Interesse liegt, wurden ihr auf der Grundlage eines besonderen Gesetzes (Gesetz betreffend die Industriekreditbank Aktiengesellschaft vom

Indossamentverbindlichkeiten Aus der Garantiefunktion des —» Indossaments ergibt sich die Haftung des —* Indossanten für die Zahlung des —> Wechsels (Art. 15 WG) oder —> Schecks (Art. 181,20 SchG). I. sind damit stets Verbindlichkeiten des Indossanten. I. als besonderer Begriff aus der Bankbilanz: die aus Wechselunterschriften entstehenden —» Eventualverbindlichkeiten werden außerhalb der Bilanzsumme („unter dem Strich") ausgewiesen; eine Inanspruchnahme der Bank ist nur bei —» Zahlungsunfähigkeit der anderen aus dem Wechsel Verpflichteten zu erwarten. Indossant Derjenige, der durch —> Indossament die Übertragung bei —> Orderpapieren vornimmt. Indossator Derjenige, dem ein —» Orderpapier durch —> Indossament übertragen wird.

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Industrieobligationen 15.7.1951) gewisse Vorrechte insbesondere hinsichtlich der Ausgabe und Deckung von —» Schuldverschreibungen eingeräumt. Das Aktienkapital wird in etwa gleichgroßen Anteilen gehalten von der „Stiftung zur Förderung der Forschung für die gewerbliche Wirtschaft", die von mittelständischen Unternehmen getragen wird, von den drei —> Großbanken, großen Versicherungsgesellschaften und privaten Anleger, überwiegend Kunden der Industriebank. Die Bank vergibt in der Mehrzahl langfristige Kredite, die zur Finanzierung von Investitionsvorhaben kleiner und mittlerer Unternehmen eingesetzt werden. Daneben fungiert die Bank als Ausleihstelle des ERP-Sondervermögens und als Kapitalsammelstelle für Berlin-Darlehen nach § 16 Berlinförderungsgesetz. Die Refinanzierung erfolgt hauptsächlich über die Emission von Schuldverschreibungen und Bankeinlagen. Das Einlagengeschäft sowie Geschäfte des Spar- und Giroverkehrs einschließlich der Vergabe kurzfristiger Kontokorrent- oder Konsumentenkredite werden von der Industriebank nicht betrieben. Industrieobligationen Neben Industrieanleihen —> Schuldverschreibungen, die von einem Industrieunternehmen erstklassiger —» Bonität mit relativ großem Grundbesitz und sonstigen Vermögenswerten, meist einer —* Aktiengesellschaft, emittiert werden. Inflation über mehrere Perioden anhaltende Abfolge von Preissteigerungen bzw. entsprechendes Sinken der Kaufkraft des Geldes. I. wird mit Hilfe eines Preisindex gemessen. Die I.-theorie versucht, das Entstehen von I. zu erklären und damit Ansätze zu ihrer wirtschaftspolitischen Bekämpfung zu liefern. Infonnationsmanagement beinhaltet die Gewinnung, Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen im Rahmen eines Planungs- und Kontrollprozesses. Eine wichtige Aufgabe des I. besteht darin, Informationsangebot, -nachfrage und -bedarf dahingehend in Übereinstimmung zu bringen, daß eine potentielle Flut von Detailinformationen zu komplexen, aussagekräftigen Manage-

inhaberscheck ment-Informationen verdichtet wird. Durch ein solches systematisches I. können dann Einzelaktivitäten und Geschäftsbereiche im Hinblick auf die Unternehmenszielc koordiniert werden. Infrastrukturkredit —» Kredite zur —» Finanzierung der Infrastruktur (z.B. Straßen, Schulen, Krankenhäuser u.s.w.). International wird I. insbesondere von der Weltbank und der International Development Association (IDA) vorwiegend an Entwicklungsländer gewährt. Inhaberaktie —» Aktie, die auf den Inhaber lautet. Diese Aktienform ist in Deutschland vorherrschend. Die Eigentumsübertragung erfolgt durch Einigung und Übergabe gemäß 8 929 BGB einfach und kostengünstig. Die Ausgabe von I. ist nur möglich, wenn die Aktien voll eingezahlt sind. Ansonsten müssen —» Namensaktien ausgegeben werden, denn in diesem Fall sind die Eigentumsverhältnisse bekannt und ausstehende Beträge können gegebenfalls eingefordert werden. (—»Aktienarten). Inhaberindossament gilt als—> Blankoindossament. Inhaberklausel Regelung, nach der der Versicherer an den Inhaber des —> Versicherungsscheins leisten kann. Grundsätzlich ist der Versicherungsschein kein Wertpapier; sofern er allerdings auf den Inhaber ausgestellt ist, gilt er als Ausweispapier im Sinne von §§ 808 BGB, 4 VVG. Die I., die in den meisten AVB aufgenommen wurde, ist keine zwingende Bestimmung, so daß der Versicherer den Nachweis der Verfügungs- und Empfangsberechtigung verlangen kann. Inhaberpapier —» Wertpapier, dessen verbriefte Rechte vom jeweiligen Besitzer (Inhaber) geltend gemacht werden können. Das Recht aus dem Papier folgt dem Recht am Papier. Beispiele: —» Inhaberaktie, —> Inhaberschuldverschreibung. Inhaberscheck —»Scheck, der wie andere—» Inhaberpapiere auf den Inhaber oder auf eine bestimmte Person mit dem Zusatz „oder Überbringer" 343

Inhaberschuldverschreibung ausgefertigt ist. Infolge der Bankbedingungen kommen heute Schecks praktisch nur noch als I. vor, obwohl der Scheck an sich ein —»Orderpapier ist. Inhaberschuldverschreibung —> Schuldverschreibung (—» Anleihe), die mit einer Inhaberklausel versehen ist (Vermerk ist nicht ausdrücklich notwendig, wenn üblicherweise —»Inhaberpapiere vorliegen), d.h., die Geltendmachung der in dem Papier verbrieften Rechte steht dem jeweiligen Besitzer zu. Der Aussteller der I. verpflichtet sich zur Leistung an den Inhaber der Urkunde, ohne daß der Inhaber ein Recht an der Urkunde nachweisen muß. Im Inland ausgestellte I., in denen die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, dürfen nur mit staatlicher Genehmigung in den Verkehr gebracht werden, andernfalls sind sie nichtig. Der große Vorteil der I. liegt in ihrer leichten Ubertragbarkeit. Deshalb sind fast alle bedeutenden festverzinslichen —> Wertpapiere I. Inkasso Einzug fälliger Forderungen, insbesondere von —» Wechseln, —» Schecks, ausgelosten —> Wertpapieren,—» Kupons, —> Akkreditiven u.a.m. durch —» Kreditinstitute oder sonstige Beauftragte (Handelsvertreter). Das I. erstreckt sich auch auf den Einzug fälliger —» Versicherungsprämien, entweder auf direktem Wege, wenn die Versicherungsgesellschaft die Versicherungsnehmer unmittelbar zur Zahlung auffordert, oder indirekt wenn Beauftragte der Versicherungsgesellschaft (Versicherungsvertreter, Inkassobüros, Factoring-Gesellschaften, Kreditinstitute) in den Inkassovorgang eingeschaltet werden. Anders als beim echten —»Factoring findet kein Verkauf der Forderung statt. Inkasso-Abteilung Bankabteilung, die die Einziehung fälliger Forderungen, insbesondere von —» Wechseln, —> Schecks, Rechnungen u.a. betreibt. Man unterscheidet folgende Inkassoschwerpunkte: Scheckinkasso, Lastschrift- und Quittungsinkasso, —> Wechselinkasso, Inkasso von—» Zins- und Dividendenscheinen, —> Dokumenteninkasso. 344

Innenfinanzierung Inkasso-Akzept —> Akzept, das eine Bank dem Kunden gibt, auf dessen Konto entsprechende Zahlungseingänge zu erwarten sind. Inkassogebühr Inkassoprovision beim Einzug z.B. von —» Akkreditiven, —» Schecks, verlosten —* Wertpapieren, —» Wechseln, wird meist nach dem Betrag berechnet. Z.B. —* Wechselinkasso: 1 Promille vom Wechselbetrag, aber mindestens 2 DM. Banken erheben untereinander meist keine I. Inkassogeschäft der Kreditinstitute Das durch den Umfang des bargeldlosen —» Zahlungsverkehrs bedeutsame Einziehungsgeschäft der —» Kreditinstitute; Gegenstand ist die Einziehung von —»Schecks, —> Lastschriften, Quittungen, —»Wechseln, —> Zins- und Dividendenscheinen, verlosten Wertpapieren, Dokumenten u.a. Als Vergütung berechnet die Bank dem Kunden eine —» Inkassogebühr (Inkassoprovision). Inkrementalismus Verfahren, um einen organisatorischen Wandel im Unternehmen durchzuführen. Der I. beinhaltet hierbei die schrittweise Veränderung der augenblicklichen Strukturen. Durch die in den einzelnen Stufen nur geringen Veränderungen des Altzustandes werden keine starken Widerstände, wie etwa bei der —» Bombenwurfstrategie aufgebaut, je nach Dauer des geplanten Änderungszeitraumes kann jedoch die Konsequenz in der Durchsetzung abnehmen und die Gefahr der Versandung des Projektes entstehen. Innendienst Innenbereich eines —» Versicherungsunternehmen, zu dessen Aufgaben alle Arbeiten zählen, die innerhalb des Betriebes anfallen. Dazu gehören die Leitung des Versicherungsunternehmens und alle Arbeiten, die mit der Erstellung des Wirtschaftsgutes „Versicherung" zusammenhängen wie z.B. Antragsbearbeitung, Risikoauslese, Tarifgestaltung, Prämienüberwachung, Schadenbearbeitung, außerdem Verwaltungsaufgaben und die Sicherstellung der Finanzierung. (Ggs. —»Außendienst) Innenfinanzierung bezeichnet die Deckung des Kapitalbedarfs

Innerer Wert

International Bank for Economic Cooperation (IBEC)

nach ihren innerhalb der Unternehmung liegenden Quellen aufgrund von erzielten Überschüssen, d.h. aus: 1. einbehaltenen Gewinnen, 2. Zurückbehaltung erwirtschafteter—» Abschreibungen, 3. einbehaltenen Beträgen für —» Rückstellungen, 4. Vermögensumschichtungen. Gegenteil: - » Außenfinanzierung. Innerer Wert Der i.W. entspricht der Differenz zwischen dem Basispreis einer Option und dem aktuellen Börsenkurs (Kassapreis) des Basiswertes. Bei einem —» Call ist der i.W. dann positiv, wenn der Kassapreis über dem Basispreis liegt, bei einem —» Put dann, wenn der Basispreis oberhalb des Kassapreises liegt. Existiert in der hier definierten Form also ein i.W., dann notiert die —» Option „in-the-money"; ist der i.W. Null, nennt man die Notierung „at-the-money", bei negativem i.W. notiert die Option „out-ofthe-money". Die Optionsausübung lohnt also nur bei „in-the-money"-Optionen, hängt aber noch von diversen weiteren Faktoren ab (u.a. —» Zeitwert). Insassenversicherung —» Kraftfahrunfallversicherung. Insider-Regeln Regelwerk zur Bekämpfung des Mißbrauchs von Insider-Informationen, bestehend aus der Insiderhandels-Richtlinie, den Händler- und Beraterregeln und einer Verfahrensordnung. Die von der Börsensachverständigenkommission in Zusammenarbeit mit den Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft und den deutschen Börsen erarbeiteten I. dienen der freiwilligen Selbstkontrolle und sollen verhindern, daß Personen, die bedingt durch ihre priveligierte berufliche Stellung einen höheren Informationsstand über börsennotierte Aktiengesellschaften als interessierte Dritte haben, dieses Insider-Wissen zum eigenen oder zum Vorteil Dritter und damit zum Nachteil des Anlegerpublikums ausnutzen. Als Insider-Informationen gelten noch nicht veröffentlichte Fakten, die die Börsennotierung der betroffenen Unternehmung beeinflussen. Die I. grenzen den Kreis der Insider, Insiderpapiere und den Tatbestand der Insiderinformation sowie

den Kreis der betroffenen Händler und Berater abschließend ein. Vor dem Hintergrund jüngster Entwicklungen im Wertpapierhandel und basierend auf EG-Harmonisierungsbestrebungen erscheint der Übergang zu einer gesetzlich geregelten und damit staatlichen Überwachung wahrscheinlich. Institutssicherung —» Sicherungseinrichtungen werbe.

im

Kreditge-

Integralfranchise Form einer —» Selbstbeteiligung bei —> Franchiseversicherungen, nach der der Versicherer ab einer vereinbarten Franchisenhöhe den auftretenden Schaden voll ersetzt, bei Schäden unterhalb dieser gewissen Mindesthöhe hat der Versicherungsnehmer den Schaden selbst zu tragen. Somit werden keine —* Bagatellschäden übernommen, was zu Prämiensenkungen führt. Interbankgeschäfte Von Banken nicht direkt zur Befriedigung von Kundenbedürfnissen getätigte Geschäfte, sondern auf dem Interbankenmarkt zur gegenseitigen Unterstützung der den Banken übertragenen Aufgaben abwickelte Geschäfte: Übernahme von Geldund Kapitalanlagen anderer Bankbetriebe, mit der —» Deutschen Bundesbank abgewickelte—» Geldmarktgeschäfte. Interbankrate —> Zinssatz, zu dem sich Banken am —> Euromarkt Gelder überlassen. Siehe die —> Referenzzinssätze: —> London Interbank Offered Rate (LIBOR), Londoner Interbank Bid Rate (LIBID), LIMEAN, FIBOR. Interessenversicherang andere Bezeichnung für —» Schadenversicherung. Interimsausschuß —> Internationaler Währungsfonds. Interimsscheine —> Zwischenscheine. International Bank for Economic Cooperation (IBEC) Internationale Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit (IBWZ); gemeinsames Finanzierungsinstitut der Länder des —» Ra345

International Banking Act tes für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW), das 1963 in Moskau gegründet wurde. Die Aufgaben des Institutes bestehen in der multilateralen Verrechnung des Warenaustausches und anderer zwischenstaatlicher, nichtkommerzieller Transaktionen, Finanzierung des Außenhandels und anderer Geschäfte zwischen den RGW-Staaten, Durchführung internationaler Finanztransaktionen, Vergabe von Sonder- und Überbrückungskrediten, zum Ausgleich von Zahlungsrückständen und defizitären Zahlungsbilanzen und der Durchführung von Depositengeschäften in Gold und Devisen. Die Zahlungen der RGW-Staaten werden in sog. transferablen Rubeln verrechnet, deren Goldgehalt 0,987412 Gramm Feingold beträgt. International Banking Act dieses 1978 erlassene US-Gesetz sollte eine Gleichstellung der Auslandsbanken mit den heimischen —> Commercial Banks herbeiführen, indem nun für die bis dahin gesetzlich weitestgehend unberücksichtigten Auslandsbanken die gleichen Bestimmungen wie für die Inlandsbanken maßgebend sind. Ausgenommen vom IBA sind bereits bestehende Stützpunkte und Aktivitäten ausländischer Banken. Wie US-Banken können auch Auslandsbanken wählen, ob sie ihre Konzession bei der Bundesbehörde oder bei der Aufsichtsbehörde eines Staates beantragen, wobei allerdings nur wenige Bundesstaaten Konzessionen an Auslandsbanken vergeben. Wie ihre amerikanischen Mitbewerber sind mit dem IBA die Auslandsbanken den Bestimmungen des—> Trennbankensystems unterworfen, dürfen also nicht gleichzeitig im Commercial und im Investment Banking aktiv sein. Ferner müssen sie die bei ihnen gehaltenen Einlagen bei der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) versichern. Für den Fall, daß die Weltbilanzsumme der Auslandsbank 1 Mrd. US-$ übersteigt, schreibt der IBA eine Mitgliedschaft im Zentralbankensystem vor. International Development Association —> Internationale Entwicklungsorganisation. International Monetary Fund —»Internationaler Währungsfonds. 346

Internationale Bankensysteme Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung —> Weltbank (International Bank for Reconstruction and Development). Internationale Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit —> International Bank for Economic Cooperation. Internationale Bankensysteme Zur Entwicklung moderner internationaler Bankensysteme, deren Ursprünge in die sechziger Jahre reichen und deren Definition von der jeweiligen (Hierarchie-) Position im umfassenden Gesamtsystem abhängt, leisteten amerikanische, deutsche und japanische Banken die wesentlichen Schrittmacherdienste. Als Ergebnis dieses Internationalisierungsprozesses auf der einzelbankbetrieblichen Ebene zeigt sich zu Beginn der neunziger Jahre eine größere Zahl multinationaler Banken im Sinne von internationalen Mik.ro-Banksystemen, die mit ihren Produktionsstützpunkten und Repräsentanzen zum Teil weltweit tätig sind und die nationalen Makro-Bankensysteme durchdrungen haben. Letztere sind dadurch charakterisiert, daß sie auf der Basis eines legislatorischen und administrativen Rahmens (Banken- und Zentralbankgesetze, bankspezifische Verordnungen) die Spielräume für die im jeweiligen nationalen Bereich tätigen Mikro-Banksysteme regeln. Dabei wird die (formale) Ordnung der Mikro-Prozesse von Bankaufsichtsbehörden und die Funktion des Makro-Systems im materiellen Sinne von einer Zentralbank (Zentalnotenbank) gewährleistet. Obwohl sich diese nationalen Makro-Bankensysteme in teilweise erheblichem Umfang system-überschreitenden Aktivitäten von Mikro-Banksystemen geöffnet haben und damit einzelne Charakteristika der Internationalisierung aufweisen, stellen sie allenfalls eine Vorstufe für die Bildung übergreifender internationaler Makro-Bankensysteme dar (Abb. 1). Der Entwicklungsprozeß zu derartigen Bankensystemen der nächst höheren Systemebene mit internationalen Regelungen und supranationaler —> Bankenaufsicht sowie supranationaler Zentralbank als Währungsinstanz steht im Gegensatz zur weit fortgeschrittenen räumlichen und leistungsbezogenen

Internationale Bankensysteme Diversifizierung internationaler MikroBanksysteme erst am Anfang und dürfte in Form des in Umrissen sich abzeichnenden EG-Bankenbinnenmarktes ab 1993 seine erstmalige Realisierung finden. Die Internationalisierung von nationalen MakroBankensystemen setzt unbeschränkte Konvertierbarkeit der Währungen und Freizügigkeit des Devisen- und Kapitalverkehrs in einem Maße voraus, daß auf den dadurch entstehenden (internationalen) FinanzInternationale Bankensysteme

Internationale MikroB anksysteme

I Auf Dauer angelegte Mikrosysteme i- Multinationale Banken -Supranationale Banken -Internationale Banken-Kooperationen -Internationale Banken-JointVentures

Internationale Makro-Bankensysteme I sowie nationale Makro-Bankensysteme mit internationaler Öffnung für ausländische Mikro-Banksysteme 1 Ad-hoc-Mikrosysteme - Syndikate/Konsortien für Wertpapieremissionen und Kredite -Korrespondenzbanksysteme

Abb. 1 Systematik internationaler Banken-Systeme markten Bankleistungen der aus verschiedenen nationalen Makro-Systemen stammenden Marktpartner reibungslos und ohne Benachteiligungen abgesetzt bzw. ausgetauscht werden können. Den höchsten Entwicklungsstand in diesem Sinne zeigt das Finanzsystem am Platz London, das korrespondierend zu den nationalen Finanzmarktsegmenten jeweils entsprechende internationale Euromarkt-Segmente aufweist. Die nationalen und internationalen Makro-Bankensysteme ihrerseits sind wiederum Bestandteile (Subsysteme) eines

Internationale Bankensysteme umfassenderen internationalen Finanzsystems, das auch Systeme der-^ Finanzintermediäre (ohne Bankeigenschaft; siehe dazu SchierenbecklHölscher 1993) einschließt. 1. Internationale Mikro-Banksysteme In diesem Zusammenhang ist grundsätzlich zwischen Mikro-Banksystemen zu unterscheiden, deren Existenz auf Dauer angelegt ist (Multinationale Banken, Supranationale Banken, internationale BankenKooperationen), und vorübergehenden Kooperationen aller Art, die zur Gründung von Syndikaten bzw. Konsortien zum Zwecke der gemeinschaftlichen Emission von Wertpapieren (Emissionskonsortien) und von Krediten (Kreditkonsortien) führen oder eine Zusammenarbeit ohne Gründung eines Konsortiums oder eines gemeinschaftlichen Unternehmens zur Abwicklung bedeuten. Banken-Joint-Ventures als spezielle Gemeinschaftsgründungen im Rahmen internationaler Betätigung von mindestens zwei Mikro-Banksystemen haben sich als so stabil erwiesen, daß sie den auf Dauer angelegten Erscheinungsformen zugeordnet werden können, obwohl JointVentures grundsätzlich Projektcharakter haben. 1.1. Multinationale Banken Die Ursachen für die Entwicklung nationaler Banken zu internationalen und schließlich multinationalen Banken (MNB) können sowohl induzierter als auch autonomer Natur sein. Im ersten Fall reagieren die Mikro-Banksysteme auf die Internationalisierung bzw. Multinationalisierung der Geschäftstätigkeit ihrer Kundschaft (im Sinne des „follow the customers"), die sie ansonsten an die ausländische Konkurrenz verlieren würden. Gleichzeitig eröffnet sich ggf. auf diese Weise eine Möglichkeit, die zunehmende Marktenge im nationalen Makro-Bankensystem zu überwinden und ein zusätzliches Leistungsvolumen im Ausland zu realisieren. Dieses Motiv der Marktverbreiterung beinhaltet bereits primär autonome Ursachenelemente, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß Anreize von außen über die Kundschaft miteinfließen. Als ohne Zweifel autonomer Natur erweist sich jedoch die Multinationalisierung im Falle der Verfolgung gewinnorientierter Strategien im Ausland, um ertragsstarke Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen, obwohl 347

Internationale Bankensysteme selbst dieser Sachverhalt von der erfolgreichen Markterschließung inländischer Konkurrenten im Ausland beeinflußt sein kann, denen man nicht ohne weiteres die Nutzung derartiger Erfolgspotentiale zugestehen möchte und somit eine Strategie des „follow the competitors" anwendet. Die Beachtung der Besonderheiten bankbetrieblicher Produktion mit direkter Mitwirkung der Kunden bei der Endkombination der Bankmarktleistung erfordert den Aufbau ausländischer Stützpunkte, so daß die ursprünglich im inländischen MakroBankensystem operierenden Mikro-Banksysteme nunmehr gezwungen sind, ausländische (fremde) Makro-Bankensysteme zu „infiltrieren". In Abhängigkeit von der gewählten Präsenzform im Ausland entstehen auf diese Weise multinationale MikroBanksysteme entweder auf der Basis multinationaler Einheitsunternehmungen (die Bank operiert in diesem Fall ausschließlich mit rechtlich und wirtschaftlich unselbständigen Einheiten im Ausland, z.B. Filialen, Niederlassungen) oder in Form eines multinationalen Bankkonzerns, wenn bestehende Auslandsbanken erworben (akquiriert) und/oder rechtlich selbständige Banken im Ausland gegründet werden (in beiden Fällen geraten die ausländischen Grundeinheiten über die Mehrheitsbeteiligung der Spitzeneinheit in wirtschaftliche Abhängigkeit von dieser, so daß eine einheitliche Leitung

— — — — Finanzmittelverwendung Abb. 2 348

Struktur von MNB (mit Zwischeneinheit)

Internationale Bankensysteme des Bankkonzerns möglich wird). Üblicherweise sind die beschriebenen Idealtypen jedoch nicht in reiner Form realisiert, weshalb regelmäßig Mischformen anzutreffen sind, deren Existenz sowohl entwicklungsgeschichtlich bedingt, als auch von den spezifischen Marktgegebenheiten erzwungen sein kann. Darüber hinaus halten MNB häufig eine größere Zahl an Nichtbank-Beteiligungen, also an Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmungen. Insofern liegt ein multinationales Bank-Konglomerat vor (beispielsweise im Falle der Deutschen Bank). Die Struktur von MNB wird darüber hinaus regelmäßig durch die Einschaltung von Zwischengesellschaften (Zwischeneinheiten) geprägt, deren Standort an einem O f f Shore-Platz („Steueroase") gewählt wird und deren Funktion primär in der kostengünstigen Finanzmittelaufbringung für alle Einheiten der MNB besteht (Abb. 2). Im Unterschied zur MNB, die in mehr als zwei Ländern nachhaltig mit eigenen Produktionsstätten tätig ist (siehe im einzelnen Eilenberger, S. 262ff.), erfüllt ein als international zu bezeichnender Bankbetrieb diese Anforderungen nicht: Die Produktion der Bankleistungen erfolgt entweder ausschließlich im Inland mit nachfolgendem Absatz über Korrespondenzbankensysteme oder über ausländische Grundeinheiten

Internationale Bankensysteme in nur einem weiteren Land (Zwei-LänderFall). Eine Sonderstellung nehmen in diesem Zusammenhang sog. Eurobanken ein, die als rechtlich selbständige Grundeinheiten im Interesse und Auftrag der Spitzeneinheit einer MNB oder einer internationalen Bank in Euromarktzentren (London, bei deutschen Banken vorzugsweise Luxemburg, ansonsten aber auch Hongkong oder Singapur für den Asien-Dollar-Markt als Segment des umfassenderen Euromarktes) operieren (siehe dazu auch Davis, S. 25ff.): Ihre wesentlichen Aktivitäten beziehen sich direkt oder indirekt auf die Annahme von Einlagen (Deposits) in Euro-Währungen (Banken-Giralgeld auf der Basis von Währungen außerhalb deren nationalen Ursprungsgebietes, z.B. Euro-Dollar als Dollar-Einlagen außerhalb des Hoheitsgebietes der USA) und - auf dieser Basis - der Vergabe von Krediten in entsprechenden Euro-Währungen. Zusätzlich zur Erstellung internationaler Bankleistungen für den Eurogeldmarkt und den Eurokreditmarkt spielen die Aktivitäten und internationalen Leistungsangebote auf dem Eurokapitalmarkt seitens der Eurobanken eine wesentliche Rolle. In letzter Zeit verbreitern Eurobanken ihre Leistungsbasis in Richtung auf die Bedürfnisse der vermögenden privaten Kundschaft, insbesondere durch Angebote bezüglich internationaler Vermögensverwaltung, internationaler Anlagen und ggf. internationaler Kredite. Die im Ausland aufgebauten Geschäftsvolumina deutscher internationaler MikroBanksysteme (MNB und internationale Banken) erreichten Ende August 1988 einen Umfang von 503 Mrd. D M , wozu 76 rechtlich selbständige Grundeinheiten in Mehrheitsbesitz deutscher Banken mit 229,7 Mrd. DM und 107 Filialen/Niederlassungen mit 273,3 Mrd. D M beitrugen. Als Grundlage diente eine Eigenkapitalausstattung dieser Einheiten von insgesamt 9,6 Mrd. D M (6,8 Mrd. DM der Tochtergesellschaften und 2,8 Mrd. D M der Filialen, jeweils Gezeichnetes Kapital bzw. Betriebskapital zuzüglich Rücklagen), mit der ein 52-faches Geschäftsvolumen realisiert werden konnte. Im Vergleich zum Inlandsgeschäftsvolumen der Kreditbanken (ohne Zweigstellen ausländischer Banken) sowie

Internationale Bankensysteme der Girozentralen und Genossenschaftlichen Zentralbanken von insgesamt 1609 Mrd. DM erreichte das Auslandsgeschäftsvolumen bereits einen Anteil von 31,3% (Quelle: Deutsche Bundesbank). Mit rund einem Drittel pratizipierten an dieser Entwicklung die 26 Luxemburger Tochtergesellschaften in ihrer Eigenschaft als Eurobanken, wenn auch ihr Geschäftsvolumen von 166 Mrd. D M lediglich das 40-fache ihres Eigenkapitals (4,1 Mrd. DM) erreichte. In Einzelfällen reduziert sich infolge zunehmender internationaler Geschäftstätigkeit die Heimatbasis, gemessen als Anteil des Auslandsgeschäfts am Konzerngeschäftsvolumen oder als Anteil des Auslandserfolges am Gesamterfolg, nicht unerheblich auf Werte unter 50%. Damit kann einerseits zwar eine Risikostreuung und damit Risikoverminderung, andererseits aber auch eine Erhöhung des Risikopotentials für die MNB verbunden sein. Die internationale Risikodiversifikation entfaltet ihre grundsätzlich gefährdungsdämpfenden Wirkungen insbesondere dann, wenn sie mit einer Risikolimitierung einhergeht, die eine (intern festgelegte) Obergrenze für die Geschäftstätigkeit in einzelnen Kontinenten, Regionen und Ländern bestimmt. Als tendenziell risikosteigernd können sich Auslandsengagements trotz risikostreuender Maßnahmen gleichwohl in den (Einzel-) Fällen erweisen, in denen protektionistische Maßnahmen des Gastlandes und/oder die Realisierung bestehender Valuta-, Konvertierungs- und Transferrisiken plötzlich die bislang mögliche, uneingeschränkte Beweglichkeit der Finanzmittelströme innerhalb der internationalen Mikro-Banksysteme erschwert oder völlig zum Erliegen bringt. In einer derartigen Situation sind nicht nur die Fragmentierung des MikroSystems zu befürchten, die ohnehin auch in stabileren Zuständen latent droht und der permanent über geeignete Unifizierungsstrategien des Managements (z.B. Implementation globaler Konzernorganisationsstrukturen; Durchsetzung einer globalen Produkt- und Finanzpolitik) zu begegnen ist, sondern auch Einschränkungen in der Existenz der inländischen Spitzeneinheit und ggf. des inländischen Teilsystems der MNB. In Ergänzung zu wirtschaftlichen Risiken bedürfen somit insbesondere die poli349

Internationale Bankensysteme tischen Risiken laufender Identifikation, Einschätzung und Beurteilung durch die MNB. In minder schweren Fällen können sich diese in Einmischungen in die Geschäftstätigkeit der MNB manifestieren. Die Intensität der Risiken nimmt über diskriminierende Maßnahmen zu und erreicht mit der Enteignung (ohne Entschädigung) ihren Extremfall. Wie die jüngere Vergangenheit zeigt, sind Großbanken selbst in einzelnen Mitgliedsländern der EG derartigen Eingriffen grundsätzlich ausgesetzt. Bezüglich der Nutzung von Chancen der Internationalisierung stehen MNB die Möglichkeiten zu globalen Kreditstrategien und zum globalen —> Investment Banking ebenso offen wie zu globalem Geld- und Devisenhandel, die insgesamt eine verbesserte Ausschöpfung von Erfolgspotentialen, die ihrerseits wiederum global gegeben sind, erlauben. 1.2. Supranationale Banken Im Gegensatz zu MNB mit privater Eigentümerschaft handelt es sich bei supranationalen Banken (SNB) um Körperschaften des internationalen Rechts, die von souveränen Staaten als Eigentümer getragen und deren Aufgaben durch völkerrechtliche Verträge definiert sind. Da sowohl Trägerschaft als auch Leistungen ausschließlich international angelegt sind, erweisen sich derartige Banken als internationale Mikrosysteme mit gesesetzlich bestimmtem Standort ohne Filialsysteme, weshalb sie regelmäßig der Unterstützung nationaler oder internationaler Mikrosysteme zur Abwicklung der Leistungen bedürfen. Die Aufgaben von SNB (—> Weltbank, InterAmerikanische Entwicklungsbank, Asiatische sowie Afrikanische Entwicklungsbank, Europäische Investitionsbank) bestehen im wesentlichen in der Erschließung wenig entwickelter Gebiete, der Förderung der Finanzierung von Projekten und Untenehmungen (z.B. durch Co-Finanzierungen mit MNB), welche zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen oder private Investitionen ergänzen bzw. anregen, und in der Förderung der Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten zur Realisierung von Projekten, welche die Möglichkeiten eines einzelnen Landes übersteigen (wegen Einzelheiten siehe Eilenberger, S. 265ff.). Die Mittelbeschaffung erfolgt in diesem Zusam350

Internationale Bankensysteme menhang durch internationale Wertpapieremissionen und Eigenkapitalfinanzierung seitens der Mitgliedsstaaten. Eine Sonderstellung innerhalb der Gruppe der SNB nimmt die —* Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) mit Sitz in Genf ein, die in der Form einer AG schweizerischen Rechts die Zusammenarbeit zwischen den Zentralbanken fördert und insofern als „Bank der Zentralbanken" bezeichnet werden kann. Die Funktionen der BIZ ergeben sich aus internationalen Verträgen und zeigen sich im einzelnen in der Hilfestellung bei der Abwicklung des internationalen Zahlungsverkehrs und bei der Lösung von nationalen Währungsproblemen (Gewährung von Kredithilfen und Bereitschaftskrediten zum Ausgleich von Währungsverlusten und Zahlungsbilanzdefiziten im Auftrag der Notenbanken) sowie als Clearingstelle zur Abwicklung privater ECU-Transaktionen (seit 1986) für Geschäftsbanken. 1.3. Internationale Banken-Kooperationen Ohne Aufgabe der rechtlichen Selbständigkeit der davon betroffenen Einheiten vereinbaren Banken internationale bzw. multinationale Kooperationen in der Weise, daß durch Zusammenfassung von Beteiligungen über eine internationale HoldingGesellschaft bankenübergreifende Mikrosysteme entstehen, die der Erfüllung definierter Aufgaben dienen sollen und deren Existenz auf Dauer angelegt ist. Durch die Konzentration der Kräfte auf bestimmte Zwecksetzungen wird eine erhöhte Schlagkraft und - daraus resultierend - eine verbesserte Marktposition gegenüber der (zersplitterten) Konkurrenz angestrebt. Als Beispiel für derartige MNB-übergreifende internationale Mikrosysteme sei die Ende 1988 erfolgte Gründung der globalen Investmentbankgruppe CS First Boston Inc., New York, durch die Schweizerische Kreditanstalt, die New Yorker Investmentbank First Boston und die Financière Crédit Suisse First Boston angeführt (Abb. 3), deren Interessen in der Holdinggesellschaft CS First Boston gebündelt sind. 1.4. Internationale Bank-loint-Ventures Parallelen zu Banken-Kooperationen weisen schließlich Joint-Ventures als spezielle Gemeinschaftsgründungen von Banken im Ausland insofern auf (siehe dazu Brosset), als sie von mindestens zwei Eigentümern

Internationale Bankensysteme

Internationale Bankensysteme papieren oder Krediten nur unter Beteiligung anderer Banken absetzen oder aufbringen zu können. Mit der Tilgung der internationalen Schuldverschreibung bzw. Transaktion in Geldmarktpapieren oder des internationalen Kredites ist die Aufgabe des internationalen Konsortiums erfüllt und damit dessen Existenz nicht mehr notwendig, es sei denn, das Konsortium hat weitere Gemeinschaftsleistungen erbracht oder beabsichtigt, die Zusammenarbeit fortzusetzen. Die Aufgaben und Organisation regeln Konsortialverträge im Innenverhältnis (der beteiligten internationalen Banken) und Außenverhältnis (mit dem/ den Emittenten/Kreditnehmern).

Abb. 3

Globale Investmentbankkooperation (Quelle: NZZ 12.10.1988)

aus zwei verschiedenen Ländern getragen werden. Der wesentliche Unterschied besteht jedoch darin, daß ein Eigentümer mit wesentlicher Beteiligung aus dem Gastland, das die Operationsbasis darstellt, stammt. In vielen Fällen bedeutet die Gründung eines internationalen BankenJoint-Ventures die einzige Möglichkeit des Marktzutrittes im Gastland, dessen Gesetzgebung Mindesbeteiligungen nationaler Partner vorsieht (z.B. die bislang vier Banken-Joint-Ventures deutscher Banken in Ungarn). Die Höhe der Beteiligungen des ausländischen Partners beträgt in der Regel mindestens 50%, weshalb aus der Sicht der landesfremden Bank Stabilität und Erfolg des Joint-Ventures häufig als nicht allzu hoch eingeschätzt werden. 1.5. Internationale Syndikate!Konsortien Lediglich auf den Zeitraum zur Abwicklung bestimmter, gemeinschaftlich zu erbringender internationaler Bankleistungen (Gemeinschaftsleistungen) sind Mikro-Bankensysteme im Falle der konsortialen Wertpapieremissionen und Kreditvergaben angelegt. Die Gründe dafür liegen sowohl in der möglichen Risikoteilung als auch in der Notwendigkeit, große Volumina an Wert-

1.6. Internationale Korrespondenzbanksysteme Der Ad-hoc-Charakter von Internationalen Mikro-Bankensystemen ist im Falle der Inanspruchnahme ausländischer Banken bei Abwicklung internationaler Zahlungsverkehrsleistungen und Außenhandelsfinanzierungen noch stärker ausgeprägt als bei den unter 1.5. dargelegten Verhältnissen. Zwar bestehen Abreden oder Vereinbarungen, welche eine inländische Bank mit einer größeren Zahl ausländischer (Korrespondenz-)Banken grundsätzlich zur Abwicklung von Leistungen getroffen hat, jedoch hängt die tatsächliche Zusammenarbeit und Mitwirkung der ausländischen Bank jeweils vom entsprechenden Geschäftsanfall und von der Entscheidung der inländischen Bank ab, jeweils eine bestimmte Bank aus dem Spektrum der Kooperationspartner ad hoc auszuwählen und zu aktivieren. So können zwar grundsätzlich über 100 derartige Verbindungen bestehen und somit das Mikrosystem definieren, jedoch erweisen sich diese ihrer Natur nach eher lose und für den Systemzustand instabil, zumal als Mindestvoraussestzungen für das Zusammenwirken lediglich gegenseitige Kontokorrentverbindungen notwendig sind. Eine gewisse Stabilisierung wird allerdings im Falle der Mindesbeteiligung an den ausländischen Korrespondenzbanken erreicht, so daß dann der Ubergang zu dauerhaften Mikrosystemen vorliegen kann. 2. Internationale Makro-Bankensysteme Die Vorstufe zu umfassenden internationalen Makro-Bankensystemen wird durch 351

Internationale Bankensysteme Öffnung einzelner nationaler Makro-Bankensysteme auf Grund bilateraler Verträge nach dem Prinzip der Gegenseitigkeit oder multilateraler Abkommen (wie dem EWGVertrag) erreicht, welche die Dienstleistungsfreiheit und ggf. die Niederlassungsfreiheit für die jeweiligen Mikro-Banksysteme der Vertragspartnerländer generell regeln oder zumindest in Teilbereichen für zulässig erklären. Selbst bei Verträgen, die vollständige Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit (beispielsweise durch Art. 52 und 59ff. EWG-Vertrag) vorsehen, zeigt sich jedoch, daß die Banken die jeweilige nationale Rechtsordnung für den Bankenbereich zu beachten haben, im Falle der E G und bei voller Ausnützung in allen Mitgliedsländern also 12 verschiedene Rechtsordnungen. Dazu kommen weitere Probleme, insbesondere im Verhältnis zum japanischen und amerikanischen Makro-Bankensystem (zu letzterem siehe Schierenbeck! Hölscher 1993), die als Trennsysteme konzipiert und daher im Unterschied zu dem in Europa vorherrschenden Universalbankensystem für die Durchführung des —> Commercial Banking (Kredite und Sparleistungen) und des Investment Banking (Wertpapieremissionen und -geschäft) getrennte Gründungen von Auslandseinheiten für die jeweiligen Geschäftsbereiche (mit entsprechender Kapitalausstattung und jeweils zusätzlichen Mitarbeitern) erfordert. Da die Internationalisierung von MakroBankensystemen in der dargelegten Weise nur partiell zur umfassenden Dienstleistungsfreiheit (über die Grenzen hinweg) und Niederlassungsfreiheit führt (wie in der Bundesrepublik Deutschland, wo ausländische Banken bereits nahezu vollständig Dienstleistungsfreiheit genießen), beschreitet die EG-Kommission zur Herstellung des einheitlichen europäischen Bankenbinnenmarktes, der auf Grund der Einheitlichen Europäischen Akte bis Ende 1992 herzustellen ist und den Schritt zu einer erstmaligen Realisierung eines echten internationalen Makro-Bankensystems (mit einheitlicher Bankenaufsicht und letztlich Europäischer Zentralnotenbank) bedeutet, den Weg einer Vereinheitlichung des Bankenaufsichtsrechts und der generellen Durchsetzung des Sitz-, Herkunfts- und 352

Internationale Bankensysteme Heimatlandprinzips. Demnach eröffnet bereits die einmalige Zulassung eines Kreditinstituts in einem EG-Mitgliedsstaat den Marktzutritt zu allen anderen nationalen Bank-Makrosystemen. Die Umsetzung soll mittels der Zweiten Bankrechts-Koordinierungsrichtlinie (Vorschlag vom 16.2.1988; BR-Drucksache 115/88) erfolgen, die das Angebot aller „klassischen"Bankmarktleistungen ermöglicht und auf dem Prinzip der gegenseitigen Anerkennung sowie dem Prinzip der Herkunftslandkontrolle fußt. Ergänzend dazu sind weitere Empfehlungen und Richtlinien notwendig, insbesondere zum Bankaufsichtsrecht (z.B. Eigenmittelrichtlinie, Richtlinien für einen Solvabilitätskoeffizienten, zur Koordinierung der Rechts- und Verwaltungsvorschriften über die Aufnahme und Ausübung der Tätigkeit der Kreditinstitute, über die Sanierung und Liquidation von Banken, über die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis sowie einiger bankgruppenspezifischer Richtlinien). Die EGBankbilanzrichtlinie (über den Jahresabschluß und den konsolidierten Abschluß) und die Richtlinie über die Beaufsichtigung der Kreditinstitute auf konsolidierter Basis sind bereits erlassen. Insgesamt werden von der Existenz internationaler Makro-Bankensysteme über die Intensivierung des Bankenwettbewerbes eine Verbesserung des Angebotes an Bankmarktleistungen und Beseitigung ungerechtfertigter Preisdifferenzierungen zwischen den nationalen Märkten sowie eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit und erhöhte Transparenz des bislang durch rechtliche Barrieren isolierten nationalen Makro-Bankensystems erwartet. Literatur: Brosset, M.: Multinationale Bankenverflechtungen - Joint Ventures und Partnerschaften, Bern/Stuttgart 1983; Davis, St. I.: The Euro-Bank - Its Origins, Management and Outlook, 2 nd Ed., London and Basingstoke 1980; Eilenberger, G.: Bankbetriebswirtschaftslehre, Grundlagen - Internationale Bankleistungen - Bank-Management, 3. Aufl. München/Wien 1987; Schierenbeck, H. /Hölscher, R.: Bankassurance, 3. Aufl., Stuttgart 1993. Dr. Guido Eilenberger, Rostock

Internationale Entwicklungsorganisation Internationale Entwicklungsorganisation (International Development Association, IDA); bildet gemeinsam mit der —> Weltbank und der —* Internationalen FinanzCorporation die Weltbank-Gruppe. Dieses 1960 gegründete und in Personalunion mit der Weltbank geführte Institut hat bei generell gleicher Zielsetzung, nämlich Förderung des Aufbaus und der Entwicklung der Mitgliedsländer, einen spezielleren Kreditnehmerkreis als die Weltbank. Die Zielgruppe der IDA sind solche Mitgliedsländer, die den strengen Bonitätsanforderungen der Weltbank nicht genügen, also den ärmsten Entwicklungsländern. Die gewährten Darlehen sind, abgesehen von einer Bearbeitungsgebühr, unverzinslich und haben eine Laufzeit von in der Regel 50 Jahren bei 10 tilgungsfreien Jahren. Internationale Finanz-Corporation (IFC) (International Finance Corporation); bildet gemeinsam mit der —* Weltbank und der —> Internationalen Entwicklungsorganisation die Weltbank-Gruppe. Dieses 1956 gegründete Institut wird von der Weltbank und der Internationalen Entwicklungsorganisation gemeinsam mit dem Ziel geleitet, private Unternehmen in den Entwicklungsländern zu fördern. Die Kredite der IFC müssen nicht durch Regierungsgarantien abgesichert sein. Neben der Kreditvergabe ist der IFC auch die Beteiligung an Unternehmen in Mitgliedsländers erlaubt. Die Refinanzierung der herausgelegten Gelder erfolgt außer durch Einzahlungen der Mitglieder durch Kreditaufnahme bei der Weltbank oder durch Verkauf von Kapitalbeteiligungen . Internationale Investitionsbank (IIB) (International Investment Bank); ein aufgrund eines Beschlusses des Exekutivkomitees des —> Rates für gegenseitige Wirtschaftshilfe 1970 gegründetes Institut, dessen Aufgaben in der Gewährung von mittel- und langfristigen Krediten besteht, die für Aufgaben zur Spezialisierung und Kooperation der RGW-Staaten, zur Erweiterung der Energie- und Rohstoffvorkommen sowie zur sonstigen Förderung und Entwicklung der Volkswirtschaften der beteiligten Staaten verwendet werden sollen. Die Refinanzierung der IIB erfolgt zum Teil auch am internationalen Geld- und Ka-

Intemationaler Währungsfonds (IWF) pitalmarkt. Am genehmigten Kapital der IIB in Höhe von 1073,3 Mio. transferablen Rubeln, dies ist die Verrechnungseinheit im RGW, beteiligen sich die RGW-Staaten entsprechend der Höhe ihres Exportanteils am gesamten gemeinsamen Warenaustausch. Internationaler Währungsfonds (IWF) (International Monetary Fund, IMF); im Rahmen des -» Bretton-Woods-Abkommens 1944 gegründete Institution, die 1946 ihre Tätigkeit mit dem Ziel aufnahm, die internationale währungspolitische Zusammenarbeit zu fördern, die Ausweitung des Welthandels zu erleichtern und geordnete Währungsbeziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten zu sichern. Dem IWF gehören mehr als 150 Staaten an. Die Mitgliedschaft ist mit in den Statuten festgesetzten Rechten und Pflichten verbunden. So wird die Quote eines jeden Mitgliedslandes, dies ist die Pflichteinlage, nach der wirtschaftlichen Stärke der Volkswirtschaft bemessen und bestimmt die Anzahl der Stimmrechte in den Gremien und die Höhe des Kapitaleinschusses auf nicht von eingezahlte Anteile. Höchstes Beschlußorgan des IWF ist der Gouverneursrat, in den jedes Mitgliedsland einen Gouverneur und einen Stellvertreter, meist den Finanzminister oder Notenbank-Präsidenten, entsendet. Der Rat tritt einmal jährlich zusammen, zwischenzeitlich finden schriftliche Abstimmungen statt. Eigentliches Lenkungsgremium ist jedoch der Interimsausschuß des Gouverneursrats, dem 22 Mitglieder angehören , 16 gewählte und 6 ernannte (von den Vereinigten Staaten, Großbritannien, der Bundesrepublik, Frankreich, Japan und Saudi Arabien). Der Interimsausschuß, der formal nur einen Beraterstatus hat, tagt jedes Jahr im Frühjahr sowie vor der Hauptversammlung. Verantwortlich für die Führung der laufenden Geschäfte ist das Exekutivdirektorium, dem ebenfalls 16 gewählte und 6 ernannte Mitglieder angehören. Dem Stab des Fonds mit Sitz in Washington gehören 1700 Mitarbeiter aus über hundert Ländern an. Nach dem Zusammenbruch des Systems fester Wechselkurse 1973 und dem 1978 legalisierten Übergang zum System flexibler Wechselkurse wurde die Goldbindung der Währungen abgebaut. In zunehmendem 353

Internationaler Zahlungsverkehr Maße werden anstelle von Gold und konvertiblen Devisen—» Sonderziehungsrechte (SZR) als neues Reservemittel eingeführt. Der IWF arbeitet sehr eng mit der —» Weltbank zusammen, er ist als das monetäre Gegenstück dieses Instituts zu betrachten. Internationaler Zahlungsverkehr im weitesten Sinne die Summe aller Zahlungsverkehrsleistungen (—» Zahlungsverkehr) zwischen Banken und Nicht-Banken oder ausschließlich zwischen Nicht-Banken verschiedener Währungsgebiete. Im engeren Sinne die Summe der von Bankbetrieben unter Einbezug ausländischer —> Währungen abgewickelten Zahlungsverkehrsleistungen. Ausgelöst werden diese durch Warenbewegungen der Kunden, durch bankbetriebliche Devisenhandelsleistungen für Kunden sowie als autonome und induzierte internationale Zahlungsverkehrsleistungen aufgrund reiner Finanztransaktionen für Kunden bzw. durch den bankwirtschaftlichen Produktionsverbund. Als Instrumente, die in engem Zusammenhang mit den internationalen Zahlungsbedingungen stehen, dienen die Überweisung in Form des internationalen —» Zahlungsauftrages (Payment Order) und bestimmte Formen international einsetzbarer —» Schecks (Banken-Orderschecks, InhaberVerrechnungsschecks); dies sind Instrumente des Clean Payment. Daneben spielen Dokumente zum Zwecke der Zahlungssicherung eine wesentliche Rolle (—* Dokumenteninkasso, —» Dokumentenakkreditiv). Die beleglose und bargeldlose Zahlungsverkehrsabwicklung erfolgt mit Hilfe des —» Swift-Netzes als internationalem Electronic-Funds-Transfer-Netz. Die Rechtsgrundlagen - außer den für den inländischen Zahlungsverkehr geltenden Vorschriften - werden durch das Außenwirtschaftsgesetz und die Außenwirtschaftsverordnung sowie die Entschließungen der Internationalen Handelskammer Paris („Einheitliche Richtlinien und Gebräuche für Dokumenten-Akkreditive" und „Einheitliche Richtlinien für —* Inkassi") gebildet. Eine wesentliche Voraussetzung für den reibungslosen Austausch von Währungen stellt darüber hinaus die Herstellung der vollen —» Konvertibilität der Deutschen Mark (29.12.1958) gegenüber den wichtigsten Währungen der Welt dar. 354

Interventionspflicht der Zentralbanken Interne Verrechnung Möglichkeit in Kreditinstituten, im Rahmen der Liquiditätsplanung die effektiven Zahlungsmittelbewegungen dadurch möglichst gering zu halten, daß zum einen im hausinternen und zum anderen im gironetzinternen Bereich Ein- und Ausgaben kompensiert werden. Es handelt sich dann um reine Umbuchungen ohne Liquiditätswirkung. Desweiteren ist im Rahmen der Bilanzierungsmöglichkeiten der Banken eine i.V. bei bestimmten Aufwendungen und Erträgen möglich (—» Kompensation, —» Überkreuzkompensation). Interner Zinsfuß die mithilfe der—» Internen Zinsfußmethode ermittelte Rendite einer Investition. Interne Zinsfußmethode Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung, das mithilfe der Erkenntnisse der —» Kapitalwertmethode einen Zinsfuß ermittelt, bei dem der —> Kapitalwert CQ einer Investition gleich Null ist. Dieser interne Zinsfuß kennzeichnet die Rentabilität (vor Abzug von Zinsen), mit der sich der jeweils noch nicht amortisierte Kapitaleinsatz jährlich verzinst. Nach der IZM ist eine Investition dann vorteilhaft, wenn der Interne Zinsfuß über einer geforderten Mindestverzinsung liegt. Die allgemeine Formel für die Ermittlung des Internen Zinsfußes lautet: Co = 0 = - 1 „ + 2 (E, - A,) x (1 + r) _ t oder I0 = 2 (E, - A t ) x (1 + r)"', wobei I 0 für die Anschaffungsauszahlung, (E t - A t ) für den Einzahlungsüberschuß der Periode t und r für den zu ermittelnden Internen Zinsfuß stehen. Interventionspflicht der Zentralbanken Verpflichtung der —» Zentralbanken im System fester (bzw. innerhalb von festgelegten Bandbreiten flexibler) Wechselkurse die vereinbarten Leitkursen bei Erreichen der sog. —» Interventionspunkte durch Devisenan- und -verkaufe zu halten. Im Rahmen des Europäischen Währungssystems (EWS), das im März 1979 den Europäischen Währungsverbund („Euroschlange") ablöste, einigten sich die Teilnehmerländer auf das Blockfloating. Das bedeutet, daß die Wechselkurse innerhalb einer Bandbreite von +1—2,25% um die Leitkurse schwanken können. Bei Errei-

Interventionspunkte chen des oberen oder unteren Grenzwertes der Bandbreite greifen die Zentralbanken in das Marktgeschehen ein, um die vereinbarten Leitkurse zu halten. Diese Interventionspflicht besteht gegenüber den EGPartnerwährungen; eine Verpflichtung gegenüber dem US-Dollar besteht seit dem Frühjahr 1973 nicht mehr. Dennoch greift die Bundesbank bei kurzfristigen Wechselkursausschlägen in den DM-Dollar-Markt ein, um auf diese Weise übertriebene Wechselkursbewegungen zu glätten. Interventionspunkte festgesetzte Tiefst- und Höchstkurse im Devisenhandel, die die Bandbreite markieren, innerhalb derer sich die Wechselkurse bewegen können, ohne daß seitens der Zentralbank eine —» Interventionspflicht besteht. Invaliditätsentschädigung die im Rahmen einer —» Unfallversicherung anfallende Versicherungsleistung, deren Höhe sich nach dem Grad der Invalidität richtet (—» Gliedertaxe). Bei Ganzinvalidität wird die gesamte vereinbarte Invaliditätssumme fällig. Investitionsgüterkreditversicherung Versicherung von Forderungen an gewerbliche Abnehmer aus der Lieferung von Investitionsgütern sowie aus Leasing- und Mietkaufgeschäften. Die I. gewährt ähnlichen Versicherungsschutz wie die —» Warenkreditversicherung. Im Gegensatz dazu sind die Kreditlaufzeiten für die Finanzierung der Maschinen und Anlagen erheblich länger, zumeist mittelfristig bis zu fünf Jahren. Investitionsstrategie —> Marktstrategien. Investment Banking 1. Einordnung und Abgrenzung des Investment Banking. In den zentraleuropäischen Staaten (Deutschland, Österreich, Schweiz) mit ihren gewachsenen —* Universalbanksystemen war der Begriff des I. bis zu Beginn der achtziger Jahre nicht gebräuchlich und hat erst seitdem allmählich Eingang gefunden. Die Vereinigten Staaten von Amerika dagegen haben seit 1933, legalisiert durch den —» Glass-Steagall Act, ein Spezialbankensystem und differenzieren seither zwischen

Investment Banking —> Commercial Banking und I. Die strikte Trennung in Einlagen- und Kreditgeschäft einerseits und Wertpapiergeschäfte andererseits ist in den letzten zehn Jahren von den amerikanischen Banken vielfach unterlaufen worden, und es fehlte auch nicht an politischen Vorstößen zur Deregulation und der völligen Beseitigung der —> Spartentrennung. Formal jedoch besteht das —» Trennbankensystem auch heute noch. Ähnliches gilt für Japan, wo nach dem Vorbild der USA 1948 (Securities and Exchange Act, Art. 65) ebenfalls ein Trennbankensystem geschaffen worden ist und seitdem zwischen Commercial Banks und Securities Companies unterschieden wird, jedoch mit den gleichen Tendenzen einer Auflösung dieser strikten Barrieren wie in den USA und der Entwicklung hin zum Universalbankensystem. In Großbritannien herrschte bis zur großen Börsenreform ( ^ Big Bang, Oktober 1986) ein striktes Spezialbankenregime vor. Auf der einen Seite tätigten die großen —» Clearing Banks hauptsächlich das Depositen- und Kreditgeschäft, während zu den Aufgaben der —> Merchant Banks die nationalen und internationalen Emissionsgeschäfte, Akzeptkreditgeschäfte, Finanzberatung von Unternehmungen sowie Fusionen und Übernahmen gehörten. Seither haben die britischen Clearing Banken durch Fusionen den Weg zu Finanzkonglomeraten beschritten. Hervorgerufen durch neuere Entwicklungen in den 80er Jahren, wie dem Börsenboom von 1982 bis 1987, der damit intensivierten —» Securitization und Innovationswelle und der wiederum durch diese und die weltweite Informatization ausgelöste Globalization, haben sich zahlreiche Änderungen und Anpassungen ergeben. Diese sind nicht ohne Auswirkungen auf das I. und seine Funktionen geblieben. Eine aktuelle Umschreibung der einzelnen Sparten und Funktionen der Bankgeschäfte sowie die Einordnung des I. soll wie folgt vorgenommen werden: Commercial Banking - Einlagen- und Kreditgeschäft (klassische Transformationsfunktion) - Zahlungsverkehr, Geld- und Dcviscnhandel (Transfer- und Spekulationsfunktion) 355

Investment Banking

Investment Banking

Investment Banking - Durchführung von Kapitalmarkttransaktionen auf dem Primärmarkt (Emissionsfunktion) - Handel mit Wertschriften auf dem Sekundärmarkt (Brokerfunktion) - Durchführung von Geldmarktgeschäften (Euronotes und Euro Commercial Papers) (Desintermediationsfunktion) - Financial Engineering („Unbundling" und „Repackaging" Funktion) - Mergers & Acquisitions (Corporate Finance Funktionen)

tionelle Anleger). D a beide Bereiche unterschiedliche Funktionen (Wertpapieremission einerseits und —> Portfolio Management andererseits) zum Inhalt haben, scheint auch diese Differenzierung gerechtfertigt. Als praktisches Beispiel für die organisatorische Realisierung der vorgeschlagenen Dreiteilung soll eine schweizerische Großbank dienen, bei der im Organigramm als Frontbereiche Kommerz (Commercial Banking), Finanz (Investment Banking) und Anlage (Trust Banking) vorgesehen sind.

Trust Banking - Finanzanalyse (Informationsfunktion) - Beratung für Anlagekunden (Anlageberatungsfunktion) - Portfolio-Management (Verwaltungsfunktion) - Options, Futures, Forward Rate Agreements (Hedging- und Spekulationsfunktion) Die Trennung von Commercial Banking und I. ist angesichts der klar unterscheidbaren Funktionen relativ problemlos. Allerdings hat die Verbriefungstendenz einige —> Finanzinnovationen hervorgebracht, die die Grenzen zwischen beiden Bereichen fließend machen. Zu denken wäre hierbei in erster Linie an Euronote Facilities. Sind diese mit der Finanzierungsgarantie einer Bank in Form einer Übernahme- (Back-upLinie) oder einer Kreditverpflichtung (Standby Commitment) verbunden, so handelt es sich um ein Geschäft sowohl mit Wertpapier- als auch Kreditcharakter. Diese hybriden Finanzierungsformen sollen gleichzeitig als ein Beispiel für die in den letzten Jahren zu beobachtende Verschmelzung der Finanzmärkte (Geld-, Kredit-, Kapitalmärkte) dienen, eine Tendenz, für die sich der Begriff „Homogenisierung" eingebürgert hat.

Kombiniert man die hier zugrundegelegte Einteilung in drei Sparten mit den banktypischen Geschäftsbereichen und den geografischen Aktionsradien, so ergibt sich folgendes, in Würfelform dargestelltes Bankenprofil:

Schwieriger und von der Praxis deshalb auch nicht immer terminologisch so gehandhabt, ist die Differenzierung des Trust Banking und des I. insofern, als beide Bereiche dem Effektengeschäft zugehören. Die Begründung für die hier vorgenommene Trennung liegt darin, daß das I. die Beziehung eines Finanzinstitutes zum Schuldner (Unternehmung, Staat, multinationale Organisationen) beinhaltet und das Trust Banking jene zum Investor (Sparer, institu356

¿á^/Regional/National ^""international Global Commercial Banking

Investment Banking

Trust Banking

Bankentypus

Abb. 1

Banken-Würfel

Nur wenige Finanzinstitute, auch unter den Universalbanken, sind in allen Dimensionen des „Banken-Würfels" tätig. Beispielhaft kann man als Universalinstitut die Deutsche Bank erwähnen, die als „Major Player" sowohl das Wholesale-Geschäft auf globaler Basis wie auch das Retail-Geschäft international pflegt. Das gleiche trifft auf die amerikanische Citicorp zu, ebenso auf die Londoner Clearing Banken, vor allem nach deren Übernahme von Merchant Banken. Die amerikanischen Investment Banken sind zum Teil global tätig, die einen im Wholesale-Bereich (z.B. Salomon Brothers), andere wiederum auch im RetailGeschäft (z.B. Merril Lynch). Die schweizerischen Großbanken rechnen ebenfalls zu den „Global Players", allerdings global mit der Beschränkung auf das Wholesale-

Investment Banking

Investment Banking Geschäft, während sie sich im Retail-Bereich auf das Inland konzentrieren. Nach diesen grundsätzlichen Erwägungen soll der Begriff des I. wie folgt definiert werden: 1. umfaßt Geld- und Kapitalmarktgeschäfte der Banken, vornehmlich Emission, Vermittlung und Handel von Wertschriften sowie die Beratung und Durchführung von Corporate Finance-Transaktionen. Diese Geschäfte sind nicht bilanzwirksam (—» Off Balance Sheet Business) und ergeben Provisionseinnahmen (Fee Business). 2. Der Geschäftsbereich des Investment Banking 2.1. Durchführung von Kapitalmarkttransaktionen auf dem Primärmarkt Auf den Kapitalmärkten werden sowohl Fremdkapital (Anleihen, Privatplazierungen) als auch Eigenkapital (Aktien, Genußscheine) emittiert und plaziert. Diese Märkte haben im Verlauf der letzten zehn Jahre einen dramatischen Strukturwandel erfahren. Die Stichworte hierfür sind Deregulation (Aufhebung gesetzlicher Barrieren bezüglich des Zugangs zu wichtigen Kapitalmärkten), Securitization (Substitution des herkömmlichen Kreditgeschäftes durch verbriefte Forderungen), Globalisierung (24 Stunden-Handel auf allen wichtigen Märkten der Welt bei gesteigerter Internationalität des Angebots und der Nachfrage) und Innovation (Schaffung neuer Formen und Techniken im Wertpapiergeschäft sowie neuer Börsen für den Optionen- und Futureshandel). Am Beispiel des Anleihenmarktes sollen die grundsätzlichen Emissionsvarianten wie folgt aufgezeigt werden: Die größte Zahl der Finanzinnovationen hat sich im Bereich des —» Anleihegeschäftes ergeben. Ein Überblick über die neuen Formen zeigt, daß dabei die herkömmliche Anleihe (Straight Bond) jeweils gewissen Variationen unterzogen wurde. So können über die unterschiedliche Ausgestaltung des Coupons (fix, flottierend oder partizipierend) neue Obligationenformen kreiert werden: - » Floating Rate Note (FRN), Discount Bond, Premium Bond, —> Zero Bond, Stufencoupon, Index Bond, etc. Das gleiche Verfahren kann auch mit der Variation der Laufzeit (fix, variabel) angewendet

Anleihen Inlandsanleihen (Domestic) (Anleihen inländischer Schuldner, ausgegeben in der jeweiligen Landeswährung unter der Federführung inländischer Banken.)

Internationale Anleihen (Zusammenfassung der Euro- und Auslandsanleihen)

Auslandsanleihen (Foreign) (Anleihen gebietsfremder oder internationaler Schuldner in der Währung des Emissionslandes. Die Plazierung erfolgt durch ein Konsortium von Banken, die im Inland domiziliert sind. Die Marktkontrolle bleibt für die Währungsbehörden gewährleistet.)

Euroanleihen (Euro) (Anleihen gebietsfremder oder internationaler Schuldner in beliebiger Währung. Die Euroanleihen werden von einem internationalen Bankensyndikat übernommen und auf internationaler Ebene plaziert und gehandelt. Es besteht somit keine Einheitlichkeit von Emissionsplatz, Anleihenwährung und Ort der Börsennotierung. Die Währungsbehörden haben keinen oder nur einen geringen Einfluß.)

Abb. 2

Emissionsvarianten

werden: Perpetuáis, Call Option, etc. Bezüglich einer besonderen Ausgestaltung der Währung ergeben sich als spezielle Formen die Doppelwährungsanleihe oder der FIPS (Foreign Interest Payment Securities). Die Ausstattung von Bonds mit Warrants (Optionsscheinen) führen zu Equity Warrants, Debt Warrants und Gold Warrants. Der Lebenszyklus dieser Vielzahl von Finanzinnovationen ist sehr unterschiedlich ausgeprägt und abhängig von rechtlichen und steuerlichen Gegebenheiten sowie von der jeweiligen Kapitalmarktentwicklung. Seit dem Börsencrash vom Oktober 1987 ist zu beobachten, daß die Innovationshektik eindeutig nachgelassen hat. 357

Investment Banking 2.2. Handel mit Wertschriften auf dem Sekundärmarkt Ebenso wie das Emissionsgeschäft gehört auch der Handel mit Wertschriften zur Geschäftspalette des I. Die Tatsache, daß es für praktisch alle Arten von Wertpapieren einen Sekundärmarkt gibt, sei er organisiert über die Börse oder Telefon- bzw. Bildschirmhandel, ist bezüglich der Mobilität des Kapitals der besondere Vorteil der Wertpapierfinanzierung. Dem verdankt auch die Securitization ihren Aufschwung in den letzten zehn Jahren, was sich nicht zuletzt in den Umsatzzahlen der Börsen widerspiegelt. Unter ihnen nehmen diejenigen von Tokyo, New York, London, Zürich und Frankfurt die ersten Ränge ein. London ist darüber hinaus der wichtigste Markt für Euro-Geschäfte, nicht zuletzt ein Grund dafür, daß neben überseeischen auch alle großen kontinentaleuropäischen Institute eine Investment-Banktochter in London unterhalten. Die global tätigen Institute sind auch in New York, Tokyo, Singapur und Hongkong vertreten. 2.3. Durchführung von Geldmarktgeschäften (Euronotes und Euro-CommercialPapers) Euronotes und Euro-Commercial-Papers sind ebenfalls Produkte der Securitization und Innovationswelle. Die Entwicklungsgeschichte dieser Geldmarktinstrumente geht auf das Euro-roll-over-Kreditgeschäft zurück. Die traditionelle Rolle der EuroBanken, kurzfristige Euro-Depositen am Markt aufzunehmen und diese Gelder langfristig wieder auszuleihen, hat durch die Emissions- und Plazierungstechniken über Euronotes eine grundlegende Wandlung erfahren. Erstklassige Adressen können sich nämlich über Euronotes kostengünstiger am Markt als direkt über Banken finanzieren, was gleichzeitig zur sog. Desintermediation der Banken geführt hat. Euronotes sind kurzfristige, nicht börsenkotierte Schuldtitel, die von den Schuldnern revolvierend am Euromarkt begeben werden. Sie haben die Gestalt von Promissory Notes englischen Rechts, vergleichbar mit handelbaren Eigenwechseln mit einer Laufzeit von 1, 3, 6, 9 oder 12 Monaten. Programme zur Plazierung von Euronotes werden in der Regel durch sog. „Euronotes Facilities" unterlegt. Die wichtigsten unter 358

Investment Banking ihnen sind unter folgenden Namen bekannt: Revolving Underwriting Facilities (RUFs), Transferable Underwriting Facilities (TRUFs), Note Issuance Facilities (NIFs), Short-term Note Issuance Facilities (SNIFs) und Borrower Options for Notes and Underwritten Standby (BONUSes). Das Grundprinzip ist bei allen Euronotes das gleiche. Es geht darum, eine mittel- bis langfristige Finanzierung durch die revolvierende Emission und Plazierung kurzfristiger Notes durchzuführen. Die Rolle der Investment-Banken liegt in der Plazierung der Euronotes im Markt. 2.4. Financial Engineering Wie bereits im Zusammenhang mit neuen Anleiheformen angedeutet, beruhen die meisten Finanzinnovationen auf der Technik des „Unbundling" (Aufschlüsselung) klassischer Finanzierungstransaktionen in ihre einzelnen Elemente mit einer nachfolgenden Umgruppierung („Repackaging") dieser Elemente zu neuen Problemlösungsvarianten (Financial Engineering). Dies soll beispielhaft an folgenden fundamentalen Zusammenhängen illustriert werden: Eine normale Obligation kann als Nullcoupon-Obligation mit einer Annuität aufgefaßt werden, eine $-Obligation als eine DM-Obligation mit einem WährungsSwap, ein Floating Rate Asset als ein Fixed Rate Asset mit einem Zinssatz-Swap. Von den typischen Transaktionen des Financial Engineering, der Ausgestaltung mit Optionsrechten und den Kapitalmarkt-Swaps (Währungs- oder Zinssatzswaps) soll beispielhaft auf letztere eingegangen werden. Von einem eigentlichen Swap-Markt kann erst seit 1981 gesprochen werden, jenem Jahr, in dem das in die Geschichte der neueren Finanzierungstechnik eingegangene Währungs-Swap-Geschäft zwischen der Weltbank und IBM abgeschlossen wurde. Der Kapitalmarkt-Swap ist eine Finanztransaktion, bei der zwei Parteien übereinkommen, im voraus definierte Zahlungsströme über einen bestimmten Zeitraum auszutauschen, mit dem Ziel, Kostenvorteile auszunutzen. Neben dem Interest Rate-Swap (Zinssatz-Swap) und Currency Swap (—» Währungs-Swap) kommen sogenannte Cross-Currency Interest Rate Swaps als Kombinationen der beiden ersten Formen vor.

Investment Banking Ohne hier auf diese einzelnen Swapvarianten näher einzugehen, soll am Beispiel eines Zinssatz-Swaps die Grundidee dieser Innovation kurz dargestellt werden. Zwei Parteien, die bonitätsmäßig ein abweichendes Rating am Markt aufweisen, tauschen ihre unterschiedlichen Zinsverpflichtungen mit der Absicht der Erzielung eines jeweiligen Zinsvorteiles aus. Als Alternativen sind z. B. der Tausch von festen Zinszahlungen gegen variable (Coupon Swap) oder verschiedene variable Zinsbasen (Basis Swap) denkbar. Die Rolle der Investmentbanken bei diesen Geschäften ist die eines Vermittlers, wobei sich je nach wahrgenommener Funktion drei Varianten unterscheiden lassen: Einmal die des Arranger, wobei die Bank ausschließlich vermittelt, dann jene des Intermediary, d.h. die Bank tritt als Vertragspartner beider Parteien auf, und schließlich die Bank in der Funktion des Principal, d.h. als Vertragspartner einer Vielzahl von Kontrahenten. Der Kapitalmarkt-Swap hat in den letzten Jahren einen derartigen Aufschwung genommen, daß man nach Schätzungen davon ausgehen darf, daß rund drei Viertel aller EurobondNeuemissionen swap-bezogen sind. 2.5. Mergers & Acquisitions (M&A) Mergers & Acquisitions ist der Sammelbegriff für alle Akquisitionen, Fusionen, Beteiligungen von Unternehmungen oder Unternehmungsteilen. Damit eng verbunden ist der Begriff des Leveraged Buyout (LBO), worunter der Erwerb einer Unternehmung oder eines Teiles davon verstanden wird, wobei zur Finanzierung der Akquisition primär Fremdkapital eingesetzt wird. Da Konglomerate auch aus strategischen Gründen oft einzelne Töchter abstoßen (Spin offs) und bei mancher Fusion aus kartellrechtlichen Gründen Firmenanteile verkauft werden (Asset Stripping), hat dieser Geschäftsbereich des I. einen enormen Aufschwung genommen. In den Vereinigten Staaten, wo das M&A-Geschäft besonders verbreitet ist, hat sich neuerdings hierfür der ursprünglich britische Begriff des „Merchant Banking" eingebürgert. Die Rolle der Banken, bisher im Firmenkundengeschäft mehr auf Finanzierungsprobleme ausgerichtet, hat sich zu einer Gesamtberatung ausgeweitet. Dadurch soll festgestellt werden, welche besonderen Effekte

Investment Banking im Unternehmen vorhanden sind und welche Voraussetzungen das allfällige Akquisitionsobjekt mitbringen muß, um Synergiepotentiale zu realisieren. Die strategischen Akquisitionen müssen nach den Gesichtspunkten ausgewählt werden, inwieweit sie einen wesentlichen Beitrag dazu leisten können, etwaige Schwachstellen im Portfolio der Muttergesellschaft zu beseitigen, ohne dabei die eigenen strategischen Stärken zu unterminieren. Es ist zu erwarten, daß ausgehend von den USA, das M&A-Geschäft auch für die kontinentaleuropäischen Banken eines der größten Wachstumspotentiale im I. sein wird. 3. Entwicklungstendenzen im Investment Banking Auch im I. bewahrheitet sich eine bekannte Erfahrung, daß auf eine Phase des exorbitanten Aufschwungs in der Regel eine Konsolidierungsperiode mit zum Teil ernüchternden Konsequenzen folgt. In der Boomphase an den internationalen Börsen haben die Investment Banken bzw. die Investment-Sparten der Universalbanken beachtliche Kapazitäten unter kostspieligem Einsatz der Elektronik und hoch bezahlter Spezialisten aufgebaut. Nach dem Börsencrash 1987 zeigte sich dann auch folgerichtig, daß dies Überkapazitäten zahlreicher Banken mit sich gebracht hat und die InvestmentMärkte als „overbanked" galten. Auf die Expansion scheint nun die Kontraktion und schließlich die Konzentration zu folgen. Während man bisher etwa 30 bis 40 „Major Players" im globalen Geschäft ausmachen konnte, gehen kompetente Meinungen dahin, daß es in Zukunft nur noch 15 bis 20 solcher Banken geben wird. Und in der Tat haben sich bereits einige selbst der größten Institute aus verschiedenen Marktsegmenten wieder zurückgezogen. Ertragserosion, „Marktkannibalismus" und Verletzungen des Conduct of Business wird praktisch von allen Teilnehmern am I. beklagt. So ist das im Euro-Kreditmarkt entstandene und international gepflegte Konsortialverhalten in Frage gestellt, indem sich die klassiche Konsortial-Struktur auf das sogenannte „Club Deal" verkürzt hat und die Bürde der Plazierung hauptsächlich bei den Lead-Managern liegt. Aber auch im Bank-Kunden Verhältnis zeigen sich Umorientierungen, 359

Investment Banks indem internationale Großkunden direkt an die Geld- und Kapitalmärkte (In-House Banking) gehen und ganz allgemein das „Relationship-Banking" durch ein „Transactionship-Banking" abgelöst wurde, d.h. daß die genannte Clientèle in kostenbewußter Absicht die Banken mit den besten Konditionen wählt, unter Übergehung manch gewachsener Hausbankbeziehung. Die direkte Konsequenz dieser Entwicklung ist mitunter der defizitäre Geschäftsabschluß der Investment-Banken vor allem an den Hauptplätzen des I. in London, New York und Tokyo und die dadurch auferzwungene organisatorische Restrukturierung dieser Institute bzw. Tochtergesellschaften, gefolgt von Mitarbeiterentlassungen, teilweise aber auch der Reregulierung auf jenen Märkten, was besonders in London zu beobachten ist. Dennoch wird dem I. ein weiterer, wenn auch in ruhigeren Bahnen verlaufender Aufschwung prophezeit. Die Tendenz zur Verbriefung wird weitergehen, ohne allerdings das Commercial Banking grundsätzlich in Frage zu stellen. Innovationen werden auch in Zukunft den Markt beleben, wenn auch unter stärkerer Beachtung des Qualitäts- und Renditeaspektes und eines effektiven Risk Managements. Literatur: Eugen Dempfle: Finanzinnovationen auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten, Münsingen 1988; Deutsche Bank: Neuere Entwicklungen am internationalen Kapitalmarkt, Frankfurt am Main 1986; Alfred Herrhausen: Internationales Investment Banking, in: Bankenforum 1986, Göttingen 1986; Price Waterhouse: Investment Banking; An Industry in Change, London 1988; Leo Schuster: Investment Banking - Eine Beurteilung aus Schweizer Perspektive, in: Neuere Entwicklungen in Betriebswirtschaftslehre und Praxis, Festschrift für Oswald Hahn, Frankfurt am Main 1988; Schweizerischer Bankverein: Der schweizerische Kapitalmarkt, Basel 1986. Prof. Dr. Leo Schuster, Eichstätt Investment Banks Kreditinstitute, die sich auf das Wertpapiergeschäft spezialisiert haben. 360

Investment-Zertifikat In den USA erlangten diese aus den Privatbankhäusern entstandenen Institute zum Ende des 19. Jahrhunderts eine erhebliche Bedeutung, als sie zum Aufbau industrieller Großbetriebe beitrugen. Seit dem —* Glass-Steagall-Act aus dem Jahre 1933 ist ihnen das Kredit- und Einlagengeschäft grundsätzlich untersagt. Ihre Tätigkeit im Wertpapiergeschäft gliedert sich in drei Teile. Zunächst sind sie Marktteilnehmer am börsenmäßigen und außerbörslichen Handel mit Wertpapieren aller Art und treten dabei als Broker (Makler) und/oder Dealer (Eigenhändler) auf. Des weiteren sind sie als Emissionsbank (underwriter) für Kapitalsuchende bei der Aufnahme von Fremd- und Eigenkapital tätig. Die dritte wesentliche Aufgabe liegt in der Beratung von Unternehmen bezüglich Fusion oder Übernahme (Mergers & Acquisition), aber auch in der Beratung von anlagesuchendem Publikum. Daneben gewähren sie Effektenkredite und verwalten Investmentfonds. Die meisten Investment Banks haben ihren Sitz in New York, Illinois oder Kalifornien, wobei viele größere Häuser ein bundesweites Filialnetz, zum Teil auch Auslandsstützpunkte unterhalten. Investmentfonds Sondervermögen einer—» Kapitalanlagegesellschaft (—» Investmentgesellschaft) des Vertragstyps, das aus dem gegen Ausgabe von Anteilscheinen eingelegten Geld der Anleger gebildet wird. Es wird für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger von der Investmentgesellschaft im eigenen Namen nach dem Grundsatz der Risikomischung in handelbaren und vertretbaren Werten (—» Wertpapieren, Waren, Warenkontrakten, Immobilien) angelegt. Investmentgesellschaften —»Kapitalanlagegesellschaften Investment-Zertifikat —> Wertpapier, in dem die Eigentumsrechte am Vermögen eines —» Investmentfonds verbrieft sind. I. lauten auf eine quotenmäßige Beteiligung am Fondsvermögen. Der Wert des I. bemißt sich nach dem Nettowert des Fondsvermögens dividiert durch die Anzahl der umlaufenden Anteile und wird in der Regel von den—» Investmentgesellschaften börsentäglich ermittelt und veröffentlicht.

IWF

Irrtumsklausel (Versehensklausel) Irrtumsklausel (Versehensklausel) 1. Klausel in den Versicherungsbedingungen zur industriellen —> Feuer- und —> Betriebsunterbrechungsversicherung, die den Versicherer nicht von der Leistungspflicht entbindet, wenn der Versicherungsnehmer in leichter, fahrlässiger Weise seine —» Anzeigepflicht von —» Gefahrerhöhungen verletzt. 2. Klausel in Rückversicherungsverträgen,

die die Leistungspflicht des Rückversicherers nicht einschränkt, wenn dem Erstversicherer unbeabsichtigt Fehler oder Versehenunterlaufen. Istkosten tatsächlich in einem Abrechnungszeitraum angefallene Kosten. IWF —> Internationaler Währungsfonds.

361

J Jahresfehlbetrag —> Jahresüberschuß. Jahresüberschaden-Rückversicherung (engl.: Stop Loss), —> Nichtproportionale Rückversicherung, bei der ein —> Rückversicherer den Anteil am gesamten zu dekkenden Jahresschaden übernimmt, der eine bestimmte jährliche Schadengrenze übersteigt. Die Haftung des Rückversicherers, die sich dementsprechend auf die Schadenverteilung des gesamten oder Teilversicherungsbestands bezieht, kann durch eine Höchstgrenze limitiert sein. Da die Höhe der Schäden sowohl von der Zeichnungspraxis des Erstversicherers als auch von konjunkturellen Schwankungen beeinflußt wird, finden Jahresüberschaden-Rückversicherungsverträge mit Ausnahme in der—» Hagel- und —» Sturmversicherung nur selten Anwendung. Jahresüberschuß der einer Gewinn- und Verlustrechnung eines Unternehmens zu entnehmende positive Saldo aller Erträge und Aufwendungen der Rechnungsperiode. Entsprechend wird der negative Saldo als Jahresfehlbetrag bezeichnet. Der Jahresüberschuß ist Bestandteil des bilanziellen —» Eigenkapitals. Für bilanzanalytische Betrachtungen, etwa Einblick in die Ertrags- und Finanzlage des Unternehmens, ist die Jahresüberschußziffer aufgrund bilanzpolitischer Spielräume nicht geeignet. Joint Venture Gemeinschaftsunternehmen, an dem mindestens zwei unabhängige Unternehmen kapitalmäßig beteiligt sind. Diese besondere Form der Kooperation dient vor allem der Erschließung neuer Märkte mit Schwerpunkt im Ausland. Mindestens eines der beteiligten Unternehmen sollte seinen Sitz im Gründungsland des J.V. haben. Jomukai ein häufig in japanischen Großbanken eingesetztes Top-Managementorgan, das ursprünglich zur Beratung der überlasteten Vorstände eingerichtet wurde, heute aber vielfach in die strategische Entscheidungsfindung eingebunden ist. 362

Junge Aktien —* Aktien, die aufgrund eines —» Bezugsrechts auf alte Aktien bei effektiver —» Kapitalerhöhung oder bei nomineller Kapitalerhöhung (—» Gratisaktien) ausgegeben werden. Unterscheidung zwischen neu ausgegebenen Aktien, nämlich J., und alten Aktien erfolgt, wenn auf J. geringere —> Dividende als auf alte Aktien gezahlt wird. Beide Aktienarten werden dann an der —» Börse getrennt notiert. Vor der Börsenzulassung erfolgt die Notierung der J. nur im —» Freiverkehr. Wenn J. den alten Aktien z.B. hinsichtlich des Dividendenanspruchs gleichstehen, entfällt die Bezeichnung J. Erstbezug von J. unterliegt nicht der —» Börsenumsatzsteuer. Junghandwerkersparen Sparverträge mit regelmäßigen Sparraten und dem Ziel, unter bestimmten Voraussetzungen zinsgünstige —» Darlehen zu erhalten. Jungscheingiro Durch den —» Girosammeiverkehr auf der Basis von Globalurkunden weitgehend abgelöste Methode: Dabei hatte sich der Emittent durch ein Schreiben - den sog. Jungschein - dem Kassenverein (—» Wertpapiersammelbank) gegenüber unwiderruflich verpflichtet, nach dem Erscheinen die effektiven Stücke an ihn zu liefern. Der Kassenverein richtete daraufhin dem führenden Emissionshaus ein sog. Jungscheinkonto ein. Es handelt sich hierbei um eine Sonderform des—> Effektengiroverkehrs. Junk Bonds hoch verzinsliche und hochspekulative, mit einem signifikant höheren Ausfallrisiko behaftete —» Anleihen von Emittenten mit niedriger Bonität (sog. „Schrott-" bzw. „Ramsch-Anleihen"). J. werden häufig zur Fremdmittelmobilisierung bei —» Buy Outs emittiert. Da sich durch die hohe Verschuldung bei dieser Form der Übernahmefinanzierung das unternehmensspezifische Risiko erhöht und damit das —» Rating verschlechtert, muß das emittierende Unternehmen dem Inve-

Junk Bonds stor eine deutlich über dem Marktzinsniveau liegende Nominalverzinsung bieten. Ausgehend von den USA, wo der J.-Markt in den 80er Jahren seine Boom-Phase erlebte, aber mittlerweile bei den Neuemissio-

Junk Bonds nen zum Erliegen gekommen ist, hat sich auch in Deutschland ein Markt in J. entwikkelt. Empirische Untersuchungen haben gezeigt, daß das erhöhte Ausfallrisiko bei J. bisher durch die Mehrverzinsung überkompensiert werden konnte.

363

K Kabelauszahlung Telegrafische Auszahlung. Telegrafische Banküberweisung von Geldbeträgen. Telegrafische Geldüberweisungen ins Ausland (nach Übersee) werden an der Devisenbörse zum -» Wechselkurs auf kurze Sicht gehandelt oder es wird dafür ein besonderer —»Kurs festgestellt. KAD —»Kontoauszugsdrucker. Kaduzierung Verlust der —» Aktien durch den —> Aktionär bzw. Verlust des Geschäftsanteils und schon geleisteter Zahlungen durch den GmbH-Gesellschafter zugunsten der —* Aktiengesellschaft bzw. GmbH, wenn —» Einlage auf Aktien bzw. Stammeinlage nicht rechtzeitig einbezahlt werden (Zwangsausschließung). Kalkulation im Bankbetrieb —» Gesamtbetriebskalkulation, —* Margenkalkulation, —> Controlling in Kreditinstituten, —> Kosten-Management in Kreditinstituten, —> Bankkalkulation. Kalkulationszinsfuß Zinssatz in der dynamischen Investitionsrechnung, der eine geforderte Mindestverzinsung des durch die Investition gebundenen Kapitals ausdrückt. Seine Höhe wird durch die Finanzierungskosten, die bei der Durchführung der Investition entstehen bzw. durch die Rendite, die bei alternativer Anlage der finanziellen Mittel erzielt werden könnte, bestimmt. —» Kapitalwertmethode. Kapitaladäquanzrichtlinie Vorhaben der EG mit dem Ziel, einheitliche Mindest-Eigenkapitalanforderungen insbesondere für —» Zinsänderungs-, —> Aktienkurs- und —» Ausfallrisiken aus dem —» Trading-Book sowie für —» Währungsrisiken aus dem Entire-Book ( = —> Tradingund Non-Trading-Book) von Banken und Wertpapierhäusern zu formulieren (Umsetzung: voraussichtlich 1.1.1995). Kapitalanlagegesellschaften Unternehmen, dessen Geschäftszweig darauf gerichtet ist, bei ihm angelegte Gelder 364

im eigenen Namen für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger nach dem Grundsatz der Risikomischung in —» Wertpapieren oder Grundstücken gesondert von dem eigenen Vermögen anzulegen und über die hieraus sich ergebenden Rechte der Einleger (Anteilinhaber) Urkunden (Anteilscheine) auszustellen (Investmentgeschäft). Eine K. darf nach dem Gesetz über - * Kapitalgesellschaften nur in der Rechtsform der —» AG oder GmbH betrieben werden. Mindestkapital: 500000 DM. Ihr Geschäft ist —> Bankgeschäft, unterliegt daher der —» Bankenaufsicht und der Erlaubnispflicht. Das gegen Ausgabe von Anteilscheinen eingelegte Geld und die damit angeschafften Vermögensgegenstände bilden ein Sondervermögen. Mit der Verwahrung des Sondervermögens sowie mit der Ausgabe und Rücknahme der Anteilscheine ist ein anderes —> Kreditinstitut (Depotbank) zu beauftragen. Kapitalanlagen in Versicherungsuntemehmen (Vorschriften und Politik) 1. Begriff und wirtschaftliche Bedeutung Der Begriff „Kapitalanlage" hat einen doppelten Inhalt: Er bezeichnet sowohl die Tätigkeit des Anlegens als auch den durch den Anlagevorgang erworbenen Vermögenswert des Versicherungsunternehmens. Im Sinne der Tätigkeit des Anlegens ist die Kapitalanlage eine der wichtigsten Aufgaben des Finanz-Bereiches der —» Versicherer. Es handelt sich um eine notwendige Station zur Produktion des Versicherungsschutzes oder - anders ausgedrückt - zur Erfüllung der eingegangenen Leistungsversprechen für die Zukunft. Während das Eigenkapital der —» Versicherungsunternehmen eine Sicherheits- und Garantiefunktion erfüllt, werden die —> Versicherungsleistungen aus den im voraus entrichteten Beiträgen der —» Versicherungsnehmer erbracht. Sie stellen das Fremdkapital des Versicherungsunternehmens dar, das auf der Passiv-Seite der Bilanz unter den —» versicherungstechnischen Rückstellungen ausgewiesen wird. Mit diesen Mitteln finanziert das Versicherungsunternehmen die Dienstleistung—> Versicherung. Im Gegen-

Kapitalanlagen in Versicherungsuntemehmen

Kapitalanlagen

satz zur Industrie gibt es grundsätzlich keine Darlehensaufnahme zu Investitionszwecken. Kapitalanlage bedeutet in diesem Sinne die Umwandlung der zur Zeit noch nicht benötigten Prämienbeträge in verzinsliche Vermögenswerte. Die Kapitalanlagen der deutschen Versicherungsunternehmen beliefen sich Ende 1988 auf 610 Mrd. DM; sie erbrachten Erträge in Höhe von 44 Mrd. DM. Die volkswirtschaftliche Bedeutung dieser Kapitalsammelbeckenfunktion ist groß, da die Mittel im wesentlichen zur Finanzierung der Wirtschaft und der öffentlichen Hand verwandt werden. Auch die Auswirkungen auf die einzelnen Versicherungsunternehmen sind erheblich. Durch die Kapitalanlagen wird die jederzeitige Verwirklichung des Versicherungsschutzes im Wege der Erbringung der Versicherungsleistung sichergestellt. In der —» Lebensversicherung fließen die Erträge größtenteils den Versicherten als —» Überschußbeteiligung zu und stellen somit als Bestandteil des Preises einen wichtigen Wettbewerbsfaktor dar. Für —» Schaden- und —»Unfallversicherungsunternehmen sowie —> Rückversicherer erfüllen die Vermögenserträge bei negativem Verlauf des versicherungstechnischen Geschäftes eine Ausgleichsfunktion zur Überdeckung entstandener versicherungstechnischer Verluste.

Rückstellungen für Rentenleistungen, die aber weniger ins Gewicht fallen. Vom Umfang her am bedeutendsten ist die Dekkungsrückstellung der Lebensversicherer, auf die etwa 90% aller Anlagen dieser Gesellschaften entfallen. Als Ansammlung der Sparbeiträge ist sie besonders sicher anzulegen. Der Deckungsstock bildet deshalb ein vom übrigen Vermögen des Versicherungsunternehmens getrenntes Sondervermögen, dessen Bestand im Deckungsstockverzeichnis nachgewiesen (§ 66 V A G ) und von einem Treuhänder überwacht wird (§§ 70-76 VAG). Die Höhe des Deckungsstocks richtet sich nach dem vom mathematischen Sachverständigen ermittelten Dekkungsstock-Soll. Eignungsvoraussetzungen und Aufgaben des Treuhänders sind aufsichtsbehördlich geregelt. Er hat die Bestände des Deckungsstocks unter Mitverschluß des Versicherungsunternehmens zu verwahren und sicherzustellen, daß über Werte des Deckungsstockvermögens nur mit seiner Zustimmung verfügt werden kann. Unter der Bilanz bestätigt der Treuhänder die vorschriftsmäßige Anlage und Aufbewahrung der Deckungsrückstellung. Zum übrigen gebundenen Vermögen der Versicherungsunternehmen gehören nach § 54a Abs. 1 Satz 2 V A G im wesentlichen Vermögenswerte außerhalb des Deckungsstocks in Höhe der versicherungstechnischen Rückstellungen. Es handelt sich also nicht wie beim Deckungsstock um einen abgegrenzten Teil des Vermögens, sondern um eine rechnerische Größe. Unter dem sogenannten restlichen oder freien Vermögen versteht man die Gegenwerte des Eigenkapitals und derjenigen Rückstellungen der Bilanz, die nicht im Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft stehen.

2. Vermögensstruktur Nach der Art der durch die Kapitalanlagen zu bedeckenden Verpflichtungen (PassivPosten) des Versicherungsunternehmens werden verschiedene Formen des Vermögens (Vermögensblöcke) unterschieden: - » Deckungsstock, übriges gebundenes Vermögen und restliches (freies) Vermögen. Sein jeweiliger Umfang läßt sich nicht der Bilanz entnehmen, weil ihre Aktiv-Seite nicht nach Vermögens-, sondern nach Kapitalanlage-Arten gegliedert ist. Er wird der Aufsichtsbehörde (—> Versicherungsaufsicht) im Rahmen der sogenannten internen Rechnungslegung aufgegeben. Dem Deckungsstock entspricht auf der Passiv-Seite die - » Deckungsrückstellung der Lebensversicherung und die Alterungsrückstellung, die in der —> Krankenversicherung aus den Beiträgen für den höheren Schadenbedarf im Alter gebildet wird; die Unfall- und Haftpflichtversicherung kennt

3. Rechtsgrundlagen Für die Kapitalanlage der Erstversicherungsunternehmen bestehen zum Schutze der Versicherten strenge gesetzliche Vorschriften in den §§ 54 und 54a V A G , die durch eine Reihe aufsichtsbehördlicher Anordnungen (im wesentlichen die Rundschreiben R 2/75, 11/76 und 2/87) ergänzt werden. Auf Rückversicherer finden diese Bestimmungen wegen der Internationalität ihres Geschäftes keine Anwendung; sie werden aber von den Unternehmen im In365

Kapitalanlagen teresse der Sicherheit soweit wie möglich eingehalten. Die gesetzliche Regelung unterscheidet allgemeine Anlagegrundsätze, die für sämtliche Kapitalanlagen einschließlich des restlichen Vermögens gelten. Darüber hinaus besteht für das gebundene Vermögen (Deckungsstock und übriges gebundenes Vermögen) ein gesetzlicher Katalog der zugelassenen Kapitalanlage-Arten. Gemäß § 54 Abs. 1 V A G ist das Vermögen der Versicherungsunternehmen so anzulegen, daß möglichst große Sicherheit und Rentabilität bei jederzeitiger Liquidität unter Wahrung angemessener Mischung und Streuung erreicht werden. Den Vorrang hat danach die Sicherheit, das heißt, daß die Versicherer bei ihrer Anlagepolitik kein Risiko eingehen dürfen und Verluste vermeiden müssen. Für Darlehen der Versicherungsunternehmen hat somit stets der Anlagezweck und nicht der Gedanke der Kreditgewährung, wie beispielsweise bei Banken, im Vordergrund zu stehen, so daß ein Ausfall auch nicht unter dem Aspekt des Ausgleichs der Kapitalanlagen in Kauf genommen werden darf. Nach dem Prinzip der Rentabilität muß jede Kapitalanlage nachhaltig einen marktgerechten Ertrag erzielen. Damit scheidet die Anlage in Gold für Versicherungsunternehmen grundsätzlich aus. Die Liquidität bezieht sich nicht auf die einzelne Kapitalanlage, sondern auf die ständige Zahlungsbereitschaft und soll sicherstellen, daß die Versicherungsunternehmen jederzeit ihre Verpflichtungen aus den Versicherungsverträgen einschränkungslos erfüllen werden können. Der Anteil der danach in bar verfügbaren Mittel hat nach den betriebenen Versicherungssparten eine unterschiedliche Höhe. Ergänzt werden diese Grundmaximen durch die Forderung nach Mischung und Streuung. Während sich die Mischung auf die Kapitalanlage-Arten bezieht, also verhindern soll, daß ein Versicherungsunternehmen sich einseitig auf bestimmte Anlagen, wie Aktien oder Hypotheken, beschränkt, wird der Gedanke der Streuung im wesentlichen unter dem Aspekt des Schuldners gesehen, indem nicht zu große Beträge an einen Adressaten gebunden werden sollen, beispielsweise durch Erwerb von Aktien, 366

Kapitalanlagen Gewährung von Hypotheken und Einräumung von Darlehen. 4. Arten der Kopitalanlagen Der Anlagekatalog des § 54a Abs. 2 V A G ist im Zuge einer gewissen Deregulierung durch das Gesetz zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für institutionelle Anleger vom 16.12.1986 und das Zweite Gesetz zur Förderung der Vermögensbildung der Arbeitnehmer durch Kapitalbeteiligungen (Zweites Vermögensbeteiligungsgesetz) vom 19.12.1986 erweitert worden. Er zählt diejenigen Kapitalanlagen auf, in denen das Deckungsstock- und übrige gebundene Vermögen angelegt werden darf. Für das restliche Vermögen gilt diese Beschränkung nicht, weil es nicht zur Sicherstellung von Verpflichtungen aus dem Versicherungsgeschäft angelegt wird. Die Schichtung der Kapitalanlagen ergibt sich aus der folgenden Tabelle: Kapitalanlagen der deutschen rungsunternehmen 1988

Versiche-

Mio. DM 39 904 Grundstücke 72960 Hypotheken Schuldscheinforderungen und Darlehen 276980 3794 Schuldbuchforderungen Darlehen auf Versiche8460 rungsscheine 25063 Beteiligungen Wertpapiere und Anteile 177686 5320 Festgelder Insgesamt

610167

%

.

6,5 12,0 45,4 0,6 1,4 4,1 29,1 0,9 100,0

Grundsätzlich sind die Versicherer frei bei der Auswahl der gesetzlich zulässigen Anlage-Arten. Für Anlagen in Aktien und in Investmentfonds sowie in Grundstücken bestehen bestimmte Höchstgrenzen. Grundstücksinvestitionen für eigene Geschäftszwecke der Versicherungsunternehmen bedürfen der Genehmigung der Aufsichtsbehörde. Beteiligungen sind nur zu Lasten des restlichen Vermögens gestattet. In jedem Fall ist der Erwerb von Grundstücken und Beteiligungen über 10% des Kapitals nach § 54 Abs. 2 V A G der Aufsichtsbehörde anzuzeigen. Im einzelnen bestehen strenge Anforderungen an die jeweiligen Kapitalanlagen.

Kapitalanlagen Die Gewährung von Darlehen, die durch Hypotheken oder Grundschulden besichert sind, setzt voraus, daß Zins und Tilgung aus dem Grundstück erwirtschaftet werden können; der —» Beleihungswert darf 60% nicht übersteigen (Erfordernisse nach §§ 11, 12 HypBankG). -> Schuldscheindarlehen sind gestattet an die öffentliche Hand oder Wirtschaftsunternehmen gegen im einzelnen vorgeschriebene Sicherheiten. Entsprechendes gilt für Namensschuldverschreibungen. Als Wertpapiere kommen Inhaberschuldverschreibungen (Renten), Aktien oder Investmentzertifikate in Betracht. Aktien für den Deckungsstock müssen an einer inländischen Börse zugelassen sein, für das übrige gebundene Vermögen sind darüber hinaus in gewissen Grenzen auch an einer ausländischen Börse zum amtlichen Handel zugelassene Aktien gestattet. Wertpapier-Sondervermögen (Investmentfonds) richten sich nach dem Gesetz über Kapitalanlagegesellschaften. Sie können entweder zum Erwerb der Anteile durch jedermann (Publikumsfonds) oder zugunsten einzelner namentlich bekannter Anleger (Spezialfonds) aufgelegt werden. Ihre Eignung für das gebundene Vermögen erfordert eine bestimmte Zusammensetzung. Verbreitet sind Spezialfonds für einzelne oder mehrere Versicherungsunternehmen, die gegenüber dem Erwerb der Einzelpapiere an der Börse gewisse Vorteile bieten. Auch der—> Anlagestock der sogenannten —» fondsgebundenen Lebensversicherung besteht aus derartigen Spezialfonds. Die Zulässigkeit von Einlagen bei Kreditinstituten beurteilt sich danach, ob sie durch die verschiedenen Einlagesicherungseinrichtungen der Kreditwirtschaft geschützt sind. Durch die Erweiterung des Anlagenkataloges sind neuerdings auch zugelassen: - nicht notierte Aktien - Geschäftsanteile an einer GmbH - Kommanditanteile - Beteiligungen als stiller Gesellschafter im Sinne des H G B - Genußrechte - Anteile an Beteiligungs-Sondervermögen. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die Versicherungswirtschaft von diesen Möglichkeiten Gebrauch machen wird.

Kapitalanlagen 5. Kapitalanlagepolitik Die Anlageentscheidungen der Versicherungsunternehmen beruhen innerhalb des vorgegebenen gesetzlichen Rahmens auf den Anforderungen der betriebenen Versicherungszweige, der jeweiligen Geschäftspolitik und der konkreten Marktsituation. Kapitalanlagebedarf und -politik unterscheiden sich in erster Linie nach den einzelnen Sparten. Auf die Lebensversichcrungsunternehmen sowie die Pensions- und Sterbekassen entfallen aufgrund der mit dem Sparvorgang verbundenen Kapitalbildung drei Viertel aller Kapitalanlagen der deutschen Versicherungswirtschaft, die somit der Altersvorsorge dienen. Auf sie konzentriert sich daher in entscheidendem Maße die Anlagetätigkeit. Die Dauer der eingegangenen Versicherungsverträge und die Zuverlässigkeit der für sie bestehenden mathematischen Rechnungsgrundlagen gestatten eine langfristige kontinuierliche Kapitalanlage mit einer differenzierten Finanzplanung. Entsprechendes gilt für die Krankenversicherer, bei denen der überwiegende Teil der Kapitalanlagen ebenfalls auf die Deckungsrückstellung (Alterungsrückstellung) entfällt. Demgegenüber dienen bei den Schaden- und Rückversicherern die vereinnahmten Prämien grundsätzlich zur Deckung der im Geschäftsjahr anfallenden Schäden und Kosten. Sie haben sich auf Schwankungen im Schadenverlauf einzustellen und ihre Kapitalanlagen danach auszurichten. Für Rückversicherungsunternehmen kommt aufgrund der Internationalität ihres Geschäftes die Anlage in fremden Währungen hinzu. Da die Unternehmen der Versicherungswirtschaft nicht in erster Linie Anleger, sondern Versicherer sind, wird es auch von der deutschen Aufsichtsbehörde anerkannt, daß sie ihre Kapitalanlagepolitik auf den eigentlichen Geschäftszweck des Versicherungsabschlusses einstellen. So dienen Grundstücke den Versicherungsunternehmen häufig zur eigenen Nutzung durch den Direktionsbetrieb oder Geschäftsstellen, mit denen zugleich eine Werbefunktion im Stadtbild verbunden ist. Schadenversicherer gewähren industriellen und gewerblichen Kunden, namentlich in Zeiten mit hohem Zinsniveau, Darlehen zu günstigen Konditionen unter der üblichen Verzin367

Kapitalanlagen sung, um bestehende Geschäftsverbindungen zu erhalten und zu vertiefen bzw. um neue Abschlüsse zu tätigen. Zu dem gleichen Zweck werden auch Beteiligungen an wirtschaftlichen Unternehmen erworben. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Zusammenhang der aufsichtsrechtliche Grundsatz der —» Spartentrennung, der dazu geführt hat, daß sich Versicherungsunternehmen an anderen Versicherern kapitalmäßig beteiligen, um über die Konzernbildung durch einen organisatorisch zentral gesteuerten Außendienst einen umfassenden Versicherungsschutz aus einer Hand bieten zu können. Neuerdings spielt dieser Gesichtspunkt auch im Hinblick auf das Angebot von Finanzdienstleistungen eine Rolle. Verbreitung hat insbesondere die Darlehensgewährung in Verbindung mit einer Lebensversicherung gefunden. Als institutionelle Anleger tragen die Vcrsicherungsunternehmen bei ihren Anlageentscheidungen über die geschilderten Aspekte hinaus selbstverständlich der jeweiligen Kapitalmarktsituation unter Beachtung ihrer wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten Rechnung. In diesem Sinne berücksichtigen die Versicherer vor dem Grundstückserwerb die Vermietersituation im weitesten Sinne, vor dem Aktienkauf die Beurteilung der Börsenlage und vor der Anschaffung von Rentenwerten die mögliche Entwicklung des Zinsniveaus. Angesichts der Anlagepolitik deutscher Versicherungsunternehmen hat man den Satz geprägt, daß die 50er Jahre der Aktie und die 60er Jahre dem Grundbesitz gehörten, während die 70er Jahre im Zeichen des Rentenmarktes standen. Für die 80er Jahre zeichnet sich ganz deutlich eine Zunahme der Namensschuldverschreibungen und Beteiligungen ab. Nur die Anteile dieser beiden Positionen am Gesamtkapitalanlage-Bestand der Versicherungsunternehmen sind gestiegen, wohingegen die übrigen Kapitalanlage-Arten anteilmäßig abgenommen haben. Die Zuwachsraten bei den Beteiligungen beruhen auf einer Geschäftspolitik, die auf eine Ausweitung des Angebotes der Versicherer gerichtet ist. Aus der Konzentration auf Namensschuldverschreibungen, die keinen Abschreibungsbedarf verursachen, ersieht man, daß die Anlage der Finanzmittel durch die Ver368

KapHalanlagen sicherungsunternehmen keineswegs spekulativ und übertrieben risikoreich ist. Auf der gleichen Überlegung beruht auch die große Verbreitung von Spezialfonds bei Versicherungsunternehmen im Hinblick auf die bilanziellen Gestaltungsmöglichkeiten. Obwohl die Kapitalanlagepolitik in erster Linie den eigenen geschäftlichen Interessen der Versicherungsunternehmen zu dienen hat, sind sie sich auch ihres Einflusses auf die Kapitalmarktsituation und der damit verbundenen Verantwortung bewußt. Derartige Gesichtspunkte haben immer wieder eine Rolle bei Anlageentscheidungen gespielt, beispielsweise der Gestaltung von Emissionsbedingungen, dem Erwerb von Beteiligungen und der Förderung des Wohnungsbaus trotz ungünstiger juristischer Rahmenbedingungen. Die künftige Entwicklung wird durch die fortschreitende internationale Integration der Finanzmärkte, insbesondere innerhalb der Europäischen Gemeinschaft, sowie den Finanzierungsbedarf inländischer Unternehmen gekennzeichnet sein. Als anerkannter Partner hat sich bereits die 1984 gegründete Kapitalbeteiligungsgesellschaft der Deutschen Versicherungswirtschaft A G bewährt. Vor dem Hintergrund geänderter Verhältnisse wird jeweils zu prüfen sein, ob die bestehenden gesetzlichen Anlagevorschriften neuen Herausforderungen und Bedürfnissen noch entsprechen, wobei aber risikobehaftete Anlagen die Interessen der Versicherten keinesfalls gefährden dürfen. Literatur: Zloch, Bernhard: Die Kapitalanlagen von Versicherungsunternehmen in betriebswirtschaftlicher Sicht, Heft 11 der Veröffentlichungen des Instituts für Versicherungswissenschaft der Universität Mannheim, Karlsruhe 1975; Schwebler, Robert (Hrsg.): Vermögensanlagepraxis in der Versicherungswirtschaft, Karlsruhe 1977; Kaibaum, Günter / Mees, Jürgen: Kapitalanlagen, Handwörterbuch der Versicherung, herausgegeben von Dieter Farny, Elmar Helten, Peter Koch, Reimer Schmidt, Karlsruhe 1988, S. 331-343. Prof. Dr. Peter Koch, Aachen

Kapitalausstattung (Solvabilität) Kapitalausstattung der Versicherungsunternehmen (Solvabilität) 1. Grundlagen Unter den in den Wirtschaftswissenschaften diskutierten Kapitalbegriffen ist die gebräuchlichste Beschreibung des Kapitals als „Geld für Investitionszwecke" für die Fragestellung dieses Artikels geeignet und hinreichend. Es ist Ausdruck für die abstrakte Verfügbarkeit von Vermögen, das dem Betrieb von außen in Form von Geld oder geldwerten Gütern zugeflossen ist. Dieses Kapital entspricht im wesentlichen auch der bilanzorientierten Kapitaldefinition, die in der Betriebswirtschaftslehre vorherrscht. Von ihr wird im folgenden ausgegangen. Das dem Betrieb zur Verfügung stehende Kapital kommt zum Ausdruck in der Summe der Passiva nach Abzug von Wertberichtigungen und Verlustvortrag. Die einzelnen Passivposten zeigen die Mittelherkunft, d.h. sie legen offen, aus welchen Quellen das Kapital dem Betrieb zugeflossen bzw. finanziert worden ist. Demgegenüber belegt die Aktivseite der Bilanz die Mittelverwendung bzw. in welche Vermögensteile das Kapital investiert wurde. Es ist in Eigenkapital und Fremdkapital zu untergliedern. Eigenkapital wird von Eigentümern unbefristet zur Verfügung gestellt, gewährt Eigentumsrecht in Form von Anspruch auf Substanz und Liquidationserlös sowie Anteil an der Geschäftsführung, es trägt Risiko durch Anteil an Gewinn und Verlust sowie Haftung im Konkurs. Da diese regelhaft zugeordneten Kapitaleigenschaften und -funktionen auch im Versicherungsunternehmen auseinanderfallen können, ist es geboten, zum Zwecke der Eindeutigkeit allein auf das Kriterium des Eigentumsrechts abzustellen: Eigenkapital ist demnach der Teil des Kapitals, der einen Rechtsanspruch auf das Vermögen nach Abzug der Gläubigeransprüche gewährt. Eigenkapital ist eine Residualgröße. Sie kann als Saldo aus Gesamtvermögen minus betragsmäßig fixiertem Fremdkapital nicht selbständig bewertet werden, sondern ist in der Höhe von diesen Ausgangsgrößen abhängig. Diese wechselseitige Bedingtheit ist gerade in der Versicherungswirtschaft traditionell bewußt und hat dazu geführt, daß bei der Einschätzung der Sicherheit eines Versicherungsunternehmens vor der

Kapitalausstattung (Solvabilität) Beurteilung des Eigenkapitals stets die ausreichende Bemessung der—* versicherungstechnischen Rückstellungen, welche die ausstehenden Ansprüche der Versicherungsnehmer und Geschädigten repräsentieren, zugleich geprüft wird. Um die derart bewertungsabhängig fließenden Grenzen zwischen Eigen- und Fremdkapital zu überwinden, verwendet z.B. der britische Markt als Kriterium den sog. „cover", der Eigenkapital plus versicherungstechnische Rückstellungen zur Nettoprämie in Beziehung setzt; diese Vermischung von haftendem und im Insolvenzfall anspruchsberechtigtem Kapital ist jedoch abzulehnen. Die Gegenüberstellung von Leistungsbereich und Finanzbereich ist auch auf Versicherungsbetriebe übertragbar. In der industriellen Produktion ist typischerweise zuerst mit der Beschaffung der Produktionsfaktoren eine Geldauszahlung verbunden, der die entsprechende Einzahlung aus dem Absatz der Produkte erst in einem zeitlichen Abstand folgt, mit der Folge einer permanenten Finanzierungsnotwendigkeit des in den Produktionsfaktoren während der Zwischenphase der Leistungserstellung gebundenen Kapitals. Gerade umgekehrt verläuft der finanzielle Umsatzprozeß für die laufende Produktion im Versicherungsbetrieb. Durch die generelle Usance der Prämienvorauszahlung beginnt die Versicherungsperiode mit einer Einzahlung, bevor die Produktion von Versicherungsschutz permanent in der darauffolgenden Zeit erfolgt. Die Auszahlungen für die Schäden und einen großen Teil der Betriebskosten werden entsprechend später getätigt. Nur ein Teil der Kosten, insbesondere die Provisionen, werden zu Beginn des Prämienzahlungszeitraumes ausgezahlt. Die Größe des time lags zwischen Einzahlung und zugehöriger Auszahlung hängt von der Prämienzahlungsweise, den unterschiedlichen Deckungsbeiträgen in der Prämie und insbesondere von der Schadenregulierungsdauer ab, die je nach Versicherungszweig und Marktsegment sehr verschieden sind. In der Regel fließen die Prämien eines Kollektivs von Versicherungsverträgen mehr oder weniger gleichmäßig über das Jahr verteilt zu, und die Schäden fallen zufällig aber im Durchschnitt meist ebenso gleich369

Kapitalausstattung (Solvabilität) mäßig - an. Da die Auszahlungen für Schäden und laufende Kosten jeweils aus den gleichzeitigen Prämienzuflüssen gezahlt werden können, resultiert aus diesen revolvierenden Zahlungsströmen ein „Bodensatz" langfristig verfügbaren Kapitals, das für eine Investition in Vermögenspositionen zur Verfügung steht, die nicht für die eigentliche Versicherungsproduktion benötigt werden. Der Versicherer hat also im Gegensatz zu sachgütererzeugenden Betrieben die dauernde Möglichkeit der Kapitalanlage außerhalb des Betriebes. Aus der Prämienvorauszahlung entsteht für die Versicherer eine Verpflichtung, weil ihre Leistung (Risikotragung und Schadenleistung) noch aussteht, während die Versicherungsnehmer ihre Gegenleistung bereits erbracht haben. Die versicherungstechnischen Passiva sind Ausdruck dieser Verbindlichkeit gegenüber den Versicherungsnehmern als Gläubiger und zeigen die Mittelherkunft als versicherungstechnisches Fremdkapital an. Sie beherrschen die Passivseite der Versicherungsbilanz und bilden in der Regel den größten Teil der Bilanzsumme. Nicht-versicherungstechnisches Fremdkapital spielt eine untergeordnete Rolle. Das größte Gewicht hat dabei meist die Pensionsrückstellung; auch die übrigen Posten sind nicht außenfinanziert, sondern resultieren aus dem laufenden Geschäftsbetrieb (z.B. Steuerrückstellungcn). Kreditfinanzierungen kommen praktisch nicht vor. Sie sind nach Ansicht des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV), abgesehen von sehr eingeschränkten Fällen, mit dem Versicherungsgeschäft nicht vereinbar. 2. Das versicherungstechnische Fremdkapital (Überblick) Das versicherungstechnische Fremdkapital wird in der Bilanz unter der Überschrift „ Versicherungstechnische Rückstellungen" ausgewiesen. Es handelt sich im wesentlichen, aber nicht ausschließlich, um folgende Positionen: Die —» Beitragsüberträge (BÜ) umfassen die Teile der im Geschäftsjahr fällig gewordenen Beiträge, welche als Entgelt für die Leistung des Versicherers in dem Teil des Prämienzahlungszeitraumes anzusehen ist, der nach dem Bilanzstichtag liegt. Die BÜ 370

Kapitalausstattung (Solvabilität) sind grundsätzlich zeitanteilig zu bilden, wobei Prämienteile für Dienstleistungen des Versicherers im Zahlungszeitpunkt nicht übertragungsfähig sind (das sind gem. einer fiskalischen Pauschalregelung im direkten Geschäft der Nicht-Lebensversicherung 85% der Provisionen). Die BÜ sind keine Rückstellungen, sondern ein transitorischer —» Rechnungsabgrenzungsposten, der als „Einnahme noch nicht Ertrag" zu verstehen ist. Während die BÜ die Kapitalverfügbarkeit für den Zeitraum zwischen Prämienfälligkeit und Schadeneintritt repräsentieren, betrifft die —* Schadenrückstellung die Zeit danach bis zu den Auszahlungen der Versicherungsleistungen (Entschädigungen). Die Schadenrückstellung wird gebildet für die konkrete Leistungsverpflichtung, die sich aus den bis zum Bilanzstichtag eingetretenen Versicherungsfällen ergibt, soweit sie noch nicht reguliert sind. Sie sind grundsätzlich einzeln zu bewerten. Enthalten ist eine Rückstellung für Schadenregulierungskosten. Meist ist die Schadenrückstellung der größte Passivposten in der Bilanz der Schaden- und Unfallversicherer. Die unsichere Bewertung der Schadenrückstellung führt regelhaft zu einer Differenz zwischen Rückstellungsansatz und endgültigem Abwicklungsbetrag, die wegen des bilanzrechtlichen Vorsichtsprinzips tendenziell positiv ist und in diesem Sinne als stille Reserve mit Sicherheitsfunktion angesehen werden kann. Die —» Deckungsrückstellung ist in der Bilanz der Lebensversicherer und in der Form der Alterungsrückstellung in der Bilanz der Krankenversicherer der größte Passivposten. Sie wird mit Hilfe aufsichtsrechtlich regulierter Rechnungsgrundlagen als Barwert der künftigen erwarteten Versicherungsleistungen minus dem Barwert der noch zu erwartenden Prämienzahlungen mathematisch errechnet. Für bestimmte Arten der —» Lebensversicherung kann sie auch in retrospektiver Betrachtung als Summe der verzinslich angesammelten Sparanteile aus den Prämien interpretiert werden. Sie ist ebenfalls das Resultat einer (mehrjährigen) Prämienvorauszahlung. Sie bietet dem Versicherer nach Genehmigung des—> Geschäftsplanes durch die Aufsichtsbehörde praktisch keinen Bewertungsspiel-

Kapitalausstattung (Solvabilität) räum. In der—» Schaden- und—» Unfallversicherung ist Deckungsrückstellung von vergleichsweise geringer Bedeutung. Die —»Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) wird (abgesehen von crfolgsunabhängigen Rückgewährbeträgen, die als planmäßige vertragliche Auszahlungen anzusehen sind) aus dem Kapitalzuwachs gespeist, der sich als Rohüberschuß aus der Gewinn- und Verlustrechnung ergibt. Die Zuführung zur RfB wird nicht als Gewinnverwendung, sondern als Aufwand für spätere Auszahlung an die Versicherungsnehmer verbucht. Besonderes Gewicht hat die RfB in der Lebensversicherung. Dort enthält sie neben den bereits festgelegten Ausschüttungen an die einzelnen Versicherungsverträge in den Folgeperioden und der Reserve für den Schlußgewinnanteil einen sog. freien Teil. Dieser beinhaltet keine individuelle Verpflichtung, sondern stellt nur eine Verbindlichkeit gegenüber der Gesamtheit der Versicherungsnehmer dar und hat insofern Eigenkapitalcharakter, als er unter gewissen Bedingungen zur Deckung außerordentlicher Verluste herangezogen werden kann. Die —»Schwankungsrückstellung in den Bilanzen deutscher Schaden- und Unfallversicherer ist ein Sicherheitskapital eigener Art ohne Vorbild in anderen Wirtschaftszweigen. Ihre Ausgleichsfunktion besteht darin, die eingetretenen Geschäftsjahresschäden, je nachdem, ob sie unter oder über einem langjährigen Durchschnitt liegen, durch Zuführungen bzw. Entnahmen auf einen mittleren Betrag hin zu verändern. Ihre Sicherheitsfunktion ist auf die Deckung von Überschäden gerichtet; es ist die Aufgabe, durch die Bereitstellung finanzieller Mittel die Sicherheit vor derartigen Verlusten zu erhöhen. Sie basiert auf einer Anordnung des BAV, womit sie handels- und steuerrechtlich als Fremdkapital anerkannt ist. Ihre Obergrenzen sowie Zuführungen und Entnahmen sind exakt geregelt, ohne daß dem Versicherer ein bilanzpolitischer Spielraum verbleibt. Im Gegensatz zur Schadenrückstellung ist die Schwankungsrückstellung eine Vorsorge für künftige mögliche Überschäden. Als Rückstellung läßt sie sich bilanztheoretisch unter Heranziehung des Vorsichtsprinzips begründen. Eine stichhaltige, dynamisch orientierte

Kapitalausstattung (Solvabilität) Begründung liefert die Übertragung des Realisationsprinzips auf den Prozeß des Risikogeschäfts des Versicherers, in dem Sicherheitszuschläge und zufällige Unterschäden erst realisiert und ausschüttungsfähig sind, wenn eine hinreichende Sicherheit erreicht ist. Die Schwankungsrückstellung hat jedoch eindeutig eine dem Eigenkapital vorgeschaltete Sicherheitsfunktion und ist in Erwartungswertbetrachtung oder bei Zugrundelegung eines Tageswertansatzes unter dem Aspekt sofortiger Liquidation in voller Höhe Eigenkapital; denn es gibt keinen Gläubiger, der darauf Anspruch hätte. Schließlich ist auch die Rückstellung für drohende Verluste bis zum Eintritt der Realisation der antizipierten Verluste als Eigenmittel zu betrachten, die zur Risikovorsorge zweckgebunden sind. 3. Die Finanzierung der Betriebsbereitschaft Der quasi automatische Zufluß von versicherungstechnischem Fremdkapital ist stets im Durchschnitt ausreichend, um den —» Kapitalbedarf für Auszahlungen (lfd. Betriebskosten, Schadenzahlungen) zu dekken. Damit sind freilich keineswegs alle Finanzierungsprobleme des Versicherers gelöst; denn dieses Fremdkapital ist nicht beliebig verwendbar. Es gibt weitere Kapitalbedarfe zur Herstellung und Aufrechterhaltung der Betriebsbereitschaft; sie bestimmen nach Art, Zeit und Höhe die Art der Finanzierung (Prinzip der Kongruenz). Außerdem schränken die Kapitalanlagevorschriften des Versicherungsaufsichtsgesetzes (§§ 54ff. VAG) die Verwendung des versicherungstechnischen Fremdkapitals außerordentlich stark ein: abgesehen vom Geschäftsgebäude ist nur eine Investition in betriebsexterne Vermögen erlaubt. Für die Produktion von Versicherungsschutz notwenig sind Investitionen in - Sicherheitsmittel, - materielle/nominelle Vermögenswerte des Anlage- und Umlaufvermögens, - langfristig gebundene immaterielle Vermögenswerte. Sicherheitsmittel sind Vermögensteile, die geeignet sind, Verluste zu decken. Sie schützen die Ansprüche der Versicherungsnehmer (Haftungsfunktion) und bilden damit ein Qualitätsmerkmal für den Versicherungsschutz. Schließlich besteht ihre Si371

Kapitalausstattung (Solvabilität) cherheitsfunktion in der Absicherung der Existenz des Versicherungsunternehmens, indem sie die Wahrscheinlichkeit des Konkurses durch stochastische Verluste mit zunehmender Höhe ihres Bestandes verringern. Die Eignung als Sicherheitsmittel hängt einerseits von ihrer Realisierbarkeit im Bedarfsfalle ab und zum anderen von ihrer Herkunft, d. h. ihrer Finanzierung durch haftendes Kapital. Sie können auch mit dem haftenden Kapital als Residualgröße gleichgesetzt werden, wenn dieses definiert wird als Differenz des entsprechenden Liquidationswertes der Aktiva minus dem nicht-haftenden Fremdkapital. Die Höhe des Kapitalbedarfs an Sicherheitsmitteln kann für den versicherungstechnischen Bereich theoretisch abgeleitet werden. Wird das versicherungstechnische Unternehmensrisiko durch das Modell des Risikogeschäftes abgebildet (d.h. durch einen Bestand an Sicherheitsmitteln, der planmäßig um einen Strom von Brutto-Risikoprämien erhöht und zu zufälligen Zeitpunkten in zufälliger Höhe durch Schadenabflüsse vermindert wird) und durch eine Ruinwahrscheinlichkeit gemessen, so kann bei gegebenem versicherten Bestand für jede planmäßig gewollte Ruinwahrscheinlichkeit die Höhe der Reserve mathematisch abgeschätzt werden. Für eine praktische Anwendung ist diese Rechnung allerding zu anspruchsvoll. Der Kapitalbedarf für materielle Produktionsfaktoren betrifft in erster Linie die langfristigen Investitionen in Betriebsgrundstücke, -einrichtung und dergleichen. Hinzu kommen kürzerfristig gebundene Kapitalbedarfe in Sachmitteln und Finanztiteln (Forderungen, Kasse), die den Charakter von Umlaufvermögen haben. Die theoretisch denkbare Finanzierung durch versicherungstechnisches Fremdkapital kommt praktisch nur in rudimentärer Form vor, soweit dieses nicht den speziellen Kapitalanlagevorschriften gem. § 54a V A G unterliegt. Die betriebsnotwendigen Investitionen in immaterielle Vermögenswerte sind im Versicherungsunternehmen umfangreich. Sie betreffen die Ausgaben für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebes, insbesondere für den Aufbau der Innenorganisation. Ein besonderes Gewicht 372

Kapitalausstattung (Solvabilität) hat die Schaffung eines leistungsfähigen Akquisitionspotentials, das vor allen Dingen beim Aufbau eines betriebsgebundenen oder betriebseigenen Außendienstes hohe risikoreiche Investitionen für Rekrutierung, Schulung und Organisation verlangt. Schließlich bilden Abschlußprovisionen und andere Auszahlungen, die einmalig bei Abschluß oder Veränderung eines Versicherungsvertrages anfallen, beträchtliche Investitionen in den Aufbau von Versicherungsbeständen; das in ihnen gebundene Kapital wird im Laufe der Vertragsdauer durch die Abschlußkostendeckungsbeiträge in den Prämien wieder freigesetzt. Bis auf die Aufwendungen für die Ingangsetzung und Erweiterung des Geschäftsbetriebes gem. I 269 H G B (ähnliches gilt für die Errichtungs- und Einrichtungskosten der W a G , § 36a VAG), die als Bilanzierungshilfe vorübergehend aktiviert werden dürfen, treten diese immateriellen Investitionen in der Bilanz nicht in Erscheinung. Schon von daher verbietet sich eine Finanzierung durch Fremdkapital. Der Gesamtkapitalbedarf ist mit den üblichen betriebswirtschaftlichen Methoden auf der Basis des geplanten Umfanges der Geschäftstätigkeit einzeln zu ermitteln (vgl. auch § 5 (4) (5) VAG). Er setzt sich jedoch nicht additiv aus dem Betrag für Sicherheitsmittel und der Summe für andere betriebsnotwendige Investitionen zusammen, sondern diese überlappen sich teilweise. Soweit betriebliche Vermögensteile im Bedarfsfall zur Befriedigung von Ansprüchen verwendbar und durch haftendes Kapital finanziert sind, stellen sie zugleich Sicherheitsmittel dar. Soweit die nötigen und vorhandenen Sicherheitsmittel derartige interne Investitionen übersteigen, werden sie in außerbetriebliche Kapitalanlagen investiert, wobei die Disposition des Versicherers praktisch kaum beschränkt ist. Die Deckung des beschriebenen Kapitalbedarfes ist je nach Rechtsform sehr verschieden, was besonders bei der Ursprungsfinanzierung deutlich wird. Versicherungsunternehmen dürfen gem. § 7 V A G nur in den Rechtsformen der —» Aktiengesellschaft (AG), des —* Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit ( W a G ) sowie der Körperschaft oder Anstalt des öffentlichen Rechts (ö.r.VU) tätig werden.

Kapitalausstattung (Solvabilität)

Kapitalausstattung (Solvabilität)

Die A G erhält Eigenkapital von außen durch Beteiligungsfinanzierung in Form von Grundkapital und Kapitalrücklagen. Das Grundkapital ist traditionell bei Versicherungsunternehmen häufig nur teileingezahlt (mindestens 25%). Das Aktiengesetz erlaubt für Versicherer als Ausnahmeregelung auch eine Kapitalerhöhung unter Beibehaltung der Teileinzahlung. Teileingezahlte Aktien müssen Namensaktien sein. Sie sind darüber hinaus bei Versicherern üblicherweise vinkuliert. Im übrigen weist die Beteiligungsfinanzierung keine Besonderheiten auf.

kein Eigentumsrecht, ist jedoch nicht kündbar, trägt das Risiko von Verlusten und haftet im Konkurs. Den Garanten kann neben einer Verzinsung eine durch die Aufsichtsbehörde beschränkte —» Überschußbeteiligung sowie eine gewisse Teilnahme an der Verwaltung eingeräumt werden. Der Gründungsstock ist zu tilgen (falls er nicht ausnahmsweise schenkungsweise zur Verfügung gestellt wurde). Die Tilgung darf nur aus laufenden Überschüssen finanziert werden. Damit ist der Gründungsstock eindeutig Fremdkapital, jedoch mit Sicherheitsfunktion.

Keine Vorbilder außerhalb der Versicherungswirtschaft gibt es für den sog. —> Organisationsfonds. Er wird seit der Zeit vor 1910 von der Aufsichtsbehörde regelmäßig zur Deckung des Aufwands für Gründung und erste Einrichtung sowie für die Finanzierung der immateriellen Investitionen in der Anlaufphase verlangt. Er ist von den Kapitalzeichnern ä fonds perdu, d.h. unter ausdrücklichem Verzicht auf Rückzahlung und Gewinnbeteiligung, aufzubringen. Er fließt nicht in die Kapitalrücklage, da er nicht als Aufgeld gilt, sondern er wird mit der Verausgabung aus der Bilanz gestrichen. Damit dient er in erster Linie der Bilanzoptik, weil sonst wegen der nicht aktivierbaren immateriellen Investitionen große scheinbare Anlaufverluste ausgewiesen werden müßten.

Zugleich mit der Tilgung des Gründungsstocks muß der Versicherungsverein durch Selbstfinanzierung eine sog. Verlustrücklage (§ 37 V A G ) aufbauen, und zwar derart, daß die Summe aus verbleibendem Gründungsstock und Verlustrücklage die Höhe des ursprünglichen Gründungsstocks nicht unterschreitet. Die Verlustrücklage entspricht schließlich ganz dem Grundkapital und der gesetzlichen Rücklage der A G . Bezüglich Genußrechten sowie weiterer Selbstfinanzierung gilt das gleiche wie bei der A G .

Im übrigen bildet die Versicherungs-AG im Laufe ihres Geschäftsbetriebes durch Selbstfinanzierung verschiedene Gewinnrücklagen und im Rahmen der bilanziellen Bewertungsnormen stille Reserven. Seit 1987 ist auch unter sehr beschränkten Bedingungen eine Finanzierung durch Genußscheine mit Eigenkapitalfunktion erlaubt. Der W a G hat grundsätzlich nicht die Möglichkeit einer Beteiligungsfinanzierung von außen. Das Eigentumsrecht steht den Mitgliedern zu, die ausschließlich Versicherungsnehmer sind und im Unterschied zur Genossenschaft keine Kapitaleinlage leisten können. Die Funktion von Grundkapital und Organisationsfonds übernimmt der —» Gründungsstock (§ 22 V A G ) , der von den sog. Garanten, die nicht zugleich Gründer sein müssen, zur Verfügung gestellt wird. Der Gründungsstock ist in bar oder durch Solawechsel einzuzahlen. E r gewährt

Die Finanzierung ö.r.VU ist nach Landesrecht und damit uneinheitlich geregelt. Häufig wird ihnen vom Muttergemeinwesen ein Stammkapital, vergleichbar dem Grundkapital der A G , zur Verfügung gestellt. Im übrigen sind sie ebenfalls auf Selbstfinanzierung angewiesen. 4. Solvabilitätsvorschriften Die Kontrolle ausreichender Sicherheitskapitalausstattung der Versicherungsunternehmen ist zentraler Teil der staatlichen Versicherungsaufsicht. Seit 1976 bzw. für die Lebensversicherung seit 1979 sind die Anforderungen an die —» Solvabilität im einzelnen gesetzlich geregelt, veranlaßt durch EG-Richtlinien, die auch das Wort „Solvabilität" in den deutschen Sprachgebrauch einbrachten. Rechtsquellen sind § 53c V A G in Verbindung mit § 81b VAG und die Kapitalausstattungs-Verordnung vom 13.12.1983. Sie werden ergänzt durch die Rundschreiben des BAV R 2/88 (VerBAV 88, S. 135) und R 3/88 (VerBAV 88, 5. 195), die erläuternden Charakter haben und u.a. eine Mustersolvabilitätsübersicht zur jährlich zum Bilanzstichtag erfolgenden Solvabilitätskontrolle enthalten. 373

Kapitalausstattung (Solvabilität) Der Kern der Vorschriften besteht in der Forderung „freie, unbelastete Eigenmittel" in Höhe der—» Solvabilitätsspanne (SSP) zu bilden (§ 53c (1) VAG). Dabei sind Eigenmittel (EM) nicht als Vermögensteile auf der Aktivseite der Bilanz zu verstehen, sondern als erweiterter Eigenkapitalbegriff; denn der nicht abschließend formulierte EM-Katalog des § 53c (3) V A G ist an der Passivseite orientiert. Allerdings gehören zu den E M auch der Gründungsstock, Genußscheinkapital und bei W a G in beschränktem Umfange potentielle Nachschüsse, die noch nicht zugeflossen sind. Außerdem erfolgt eine Korrektur durch den Abzug des Verlustvortrags und immaterieller Aktiva sowie der Hälfte der ausstehenden Einlagen auf das Grundkapital (analog bei W a G ) . Der Zusatz „frei und unbelastet" bleibt unklar. Die Formulierung ist bezüglich des Eigenkapitals bisher nicht gebräuchlich und aus betriebswirtschaftlicher und bilanzrechtlicher Sicht unverständlich. Sie geht auf einen Übersetzungsfehler zurück. Die SSP ist als Maß für den erforderlichen Kapitalbedarf an Sicherheitsmitteln anzusehen. Als zweiten Maßstab nennt das Gesetz den —> Garantiefonds (GF); er beträgt 1/3 SSP, mindestens aber umfaßt er einen von den betriebenen Versicherungszweigen abhängigen Betrag in DM bzw. in der Lebensversicherung in E C U . Dieser —> Mindestgarantiefonds ist die Untergrenze für die Ursprungsfinanzierung mit Sicherheitsmitteln. SSP und G F begründen ein abgestuftes Sanktionssystem (§ 81b VAG): Bei EM < SSP hat der Versicherer der Aufsichtsbehörde den sog. Solvabilitätsplan „zur Wiederherstellung gesunder Finanzverhältnisse" vorzulegen; E M < GF löst den sog. Finanzierungsplan „über die kurzfristige Beschaffung der erforderlichen Eigenmittel" aus und gibt der Aufsicht zusätzlich unmittelbare Eingriffsrechte. Die Höhe der SSP ist im einzelnen in der Kapitalausstattungs-VO geregelt. Sie richtet sich unmittelbar nach der Größe des Versicherungsunternehmens, die in der Nicht-Lebensversicherung an den Beitragscinnahmen oder dem durchschnittlichen Schadenaufwand gemessen wird. Dazu ist ein sog. Beitragsindex und ein sog. Schadenindex zu berechnen, deren höherer Er374

Kapitalausstattung (Solvabilität) gebniswert alternativ die SSP bestimmt. Für den Beitragsindex werden die Bruttobeitragseinnahmen des direkten und indirekten Geschäfts aus dem letzten Geschäftsjahr stufenweise mit einem Prozentsatz multipliziert. Dieser beträgt für die ersten 36,6 Mio. D M 18%, darüber hinaus 16%. Von der Summe dieser Ergebnisse wird ein Abzug für die passive Rückversicherung vorgenommen, indem sie mit dem Verhältnis der Eigenbehaltsschäden zu den Gesamtschäden des Geschäftsjahres, mindestens jedoch 50%, multipliziert wird. Für den Schadenindex wird der Durchschnitt der periodisch abgegrenzten Bruttoschadenaufwendungen der letzten drei Jahre ebenfalls stufenweise mit bestimmten Prozentsätzen multipliziert, und zwar bis zum Betrag von 25,62 Mio. DM mit 26%, darüber hinaus mit 23%. Die sich ergebende Summe wird, wie beim Beitragsindex, um die passive Rückversicherung gekürzt. In der Lebensversicherung ist die SSP völlig anders zu ermitteln, und zwar im wesentlichen als Summe aus 4% der Deckungsrückstellung und 0,3% des riskierten Kapitals aus den im Bestand befindlichen Versicherungsverträgen. Diese Beträge werden in unterschiedlicher Weise im Falle passiver Rückversicherung gekürzt und für spezielle Vertragsarten modifiziert. Bei der Beurteilung der Solvabilitätsvorschriften, die im Schrifttum vielfach kritisch beleuchtet wurden, sind folgende Aspekte von Bedeutung: Die Solvabilitätsvorschriften gehen ausschließlich vom Kapitalbedarf für Sicherheitsmittel aus und lassen die Aufgabe der Finanzierung des betrieblichen Anlage-und Umlaufvermögens außer acht. Die Kapitalbedarfe für diese Investitionen gelten offenbar als impliziert abgedeckt. Allenfalls der Organisationsfonds wird gem. § 5 (5) V A G von der Aufsicht als zusätzlich zu finanzierender Kapitalbedarf angesehen, was aus den EG-Richtlinien nicht ohne weiteres zu folgern ist. In der Nicht-Lebensversicherung orientieren sich die Vorschriften ausschließlich am versicherungstechnischen Risiko; denn alle Maßgrößen für die Solvabilitätsspanne sind ausschließlich versicherungstechnischer Natur. Dieses ist gerechtfertigt, wenn entweder unterstellt werden kann, die nichtversicherungstechnischen Risiken seien

Kapitalausstattung (Solvabilität) vernachlässigbar klein, durch andere aufsichtsrechtliche Eingriffe hinreichend abgesichert oder sie seien dem versicherungstechnischen Risiko annähernd proportional. Als Maß für das abzusichernde Risiko fungieren keine statistischen Parameter der Schaden Verteilung (z.B. Standardabweichung oder Varianz), sondern die in Geldeinheiten ausgedrückte SSP, die als eine Art maximal zu erwartender Verlust interpretiert werden kann. Dies ist theoretisch unbefriedigend, aber leichter kontrollierbar. Als Leitbild dient offenbar die Einhaltung einer gewissen maximalen Ruinwahrscheinlichkeit zur Gewährleistung einer Mindestsicherheit für die Existenz und Leistungsfähigkeit des Versicherungsunternehmens. Grundsätzlich gilt die handelsrechtliche Bewertung der Bilanzpositionen, wobei die EG-Richtlinien ausdrücklich die ausreichende Bemessung der versicherungstechnischen Rückstellungen und ihre sichere Anlage als vorgeschaltet ansehen. Die Solvabilitätskontrolle ist schließlich statisch orientiert und wird rein stichtagsbezogen durchgeführt. Ob die Solvabilitätsvorschriften auf dieser Basis im Kern als zweckmäßig zu beurteilen sind, hängt von der Beantwortung der zweifachen Grundfrage ab: - Wird die SSP der Risikosituation des Versicherungsunternehmens gerecht, d.h. z.B., sind —> Beitrags- und —> Schadenindex adäquate Maßstäbe für das Risiko? - Bieten die E M Sicherheitsfunktion, d.h. sind sie zur Bedeckung des Sicherheitskapitalbedarfs geeignet und vollständig erfaßt? Beides ist aus risikotheoretischer und betriebswirtschaftlicher Sicht zu bezweifeln. Einige Ungereimtheiten mögen als Beispiel dienen. Schadenindex und Beitragsindex stehen in einem festen Verhältnis zueinander derart, daß bei konstanten Versicherungsbeständen der Schadenindex genau dann zum Zuge kommt, wenn die Schadenquote einen Grenzwert von nahezu exakt 70% der Bruttoprämie überschreitet. Es ist zu vermuten, daß der Schadenindex als Bremse für das Absinken der E M bei einem systemati-

Kapitalausstattung (Solvabilität) sehen Prämienverfall wirken soll, was dann aber allzusehr von der Bestandszusammensetzung abhängig wäre; denn die Schadenquoten sind in den einzelnen Versicherungszweigen sehr unterschiedlich. Hinzu kommt, daß während des 1 1/2-jährigen time lags zwischen Schaden- und Beitragsindex die erwähnte Grenzschadenquotc von der Veränderung der Bestandsgrößc abhängig ist. Bei wachsenden Beständen kommt der Schadenindex erst ab einer Geschäftsjahresschadenquote zum Zuge, die höher als 70% liegt. Der Schadenindex ist auch in unbegründeter Weise sehr empfindlich gegen zufällig auftretende außerordentlich hohe Schäden. Theoretisch ist der ausgeglichene Schadenaufwand mehrerer Jahre ein statistischer Näherungswert für die Risikoprämie und damit ein geeigneterer Anhaltspunkt als die für den Beitragsindex maßgebende Bruttoprämie; denn diese enthält Deckungsbeiträge für Betriebskosten, die mit dem versicherungstechnischen Risiko nichts zu tun haben und Risikounterschiede in den Vcrsicherungszweigen eher verdecken. Geradezu widersinnig wirkt ein in der Bruttoprämie enthaltener Sicherheitszuschlag, der seinerseits unmittelbar risikomindernd wirkt, aber dennoch die SSP erhöht. Allgemein ist zu bemängeln, daß die unterschiedliche Bestandszusammensetzung aus Versicherungszweigen und -arten extrem verschiedenen Risikos völlig unberücksichtigt bleibt. Der stufenweise sinkende Anrechnungsprozentsatz, bezogen auf die Beiträge bzw. Schäden, soll vermutlich die Verbesserung des Risikoausgleichs in wachsenden Kollektiven zur Geltung bringen. Dies geschieht jedoch nur äußerst rudimentär; denn die Abweichung von der Proportionalität ist nur gering und die in Geldeinheiten festgelegte Stufe unterliegt zudem noch einem inflatorischen Erosionsprozeß. Die Berücksichtigung des risikopolitischen Instruments der Rückversicherung ist grundsätzlich systemgerecht, wenn auch die 50%-Grenze willkürlich ist. Sie soll vermutlich einer Ausweichstrategie, Rückversicherung allein zum Zwecke der Minderung des Kapitalbedarfs abzuschließen, einen Riegel vorschieben. Gravierend ist allerdings, daß die unterschiedliche risikopolitische Wirkung der verschiedenen Rück375

Kapitalausstattung (Solvabilität) Versicherungsformen nicht unmittelbar in die Berechnung Eingang findet. Andere risikopolitische Instrumente werden praktisch nicht berücksichtigt. Insgesamt kann die Bemessung der SSP als grob, aber tragbar beurteilt werden, insbesondere weil in großen versicherten Kollektiven die bestandsproportionalen Komponenten des versicherungstechnischen Risikos überwiegen und weil darüber hinaus Bewertungsunterschiede bei den einzelnen Bilanzpositionen viele andere Effekte überdecken. Zum EM-Katalog sei nur wenig kritisch angemerkt, der teilweise Abzug der ausstehenden Einlagen auf das Grundkapital erscheint nicht konsistent; denn abgesehen von den immateriellen Werten wird für alle anderen Aktiva unterstellt, daß sie in Höhe ihres Bilanzwertes realisierbar sind und damit Sicherheitsmitteleigenschaft haben. Lt. Rundschreiben des BAV können sowohl ein unverbrauchter Organisationsfonds als auch die Schwankungsrückstellung nicht ergänzend als EM angesetzt werden, obwohl sie am Stichtag haftendes Kapital sind. Die Schwankungsrückstellung hat eindeutig eine dem eigentlichen Eigenkapital vorgeschaltete Sicherheitsfunktion und ist auch im Erwartungswert Eigenkapital; am Stichtag gibt es keinen Gläubiger, der einen Anspruch darauf hätte. Sonderposten mit Rücklageanteil erkennt das BAV in Höhe des Rücklageanteils zwar als Eigenmittel an, jedoch ist auch hier zu bedenken, daß im Falle außerordentlicher Verluste der Gesamtbetrag dieses Postens zur Deckung zur Verfügung steht. Das BAV hat die Meinung geäußert, aber noch nicht durchgesetzt, daß von den Eigenmitteln der Bilanzwert von Beteiligungen an anderen Versicherungsunternehmen abzusetzen sei (R 3/88, Ziff. 27), „weil das eingesetzte Kapital mit der Zweckbestimmung belastet ist, als Solvabilitätselement des anderen Versicherungsunternehmens dienen zu müssen" und damit „nicht zu den freien unbelasteten Eigenmitteln" gehört. Diese Art der Konsolidierung ist betriebswirtschaftlich und risikotheoretisch so nicht gerechtfertigt. Es läßt sich nachweisen, daß ein teilweiser Abzug nur in den seltenen Sonderfällen überwiegend gleichläufiger Risiken bei Mutter- und Tochter376

Kapitaldeckungsverfahren unternehmen sowie bei wechselseitiger Verflechtung als sinnvoll abgeleitet werden kann. Die geltenden Vorschriften sehen dies nicht vor. Zusammenfassend ist festzustellen, daß die statisch orientierte Solvabilitätskontrolle dem dynamischen Risikoprozeß im Versicherungsunternehmen nur unvollkommen gerecht werden und zu einer Überbetonung des risikopolitischen Instruments Sicherheitsmittel verleiten kann, während Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an geänderte Daten in Wahrheit stärker existenzsichernd wirken. Literatur: Hesberg, D.: Anmerkungen zur Ausstattung der deutschen Schaden-Versicherungsunternehmen mit Sicherheitskapital nach der Novellierung des Versicherungsaufsichtsgesetzes durch das Erste Durchführungsgesetz/EWG zum VAG, ZVersWiss 65 (1976), S. 379-437; Farny, D.: Versicherungsbetriebslehre, Karlsruhe 1989; Kastelijn, W. M. / Remmerswaal J. C. M.: Solvency. Surveys of Actuarial Studies No. 3, Rotterdam 1986. Prof. Dr. Walter Karten, Hamburg Kapitalbeteiligungsgesellschaften Gesellschaften, die ihre Kapitalmittel (—> Kapital) in Unternehmungen anlegen, die selbst nicht emissionsfähig sind. Dadurch eröffnet sich für die letzteren ein Zugang zum —>Kapitalmarkt auf indirekte Weise. Kapitalbildung geschieht aufgrund unabhängig voneinander geplanter Spar-und Investitionsvorgängen. Formen der K.: Ersparnisse aus laufenden Einkommen, nichtausgeschüttete Gewinne der Unternehmungen. Ersparnisse dienen der langfristigen Kreditvergabe oder dem Beteiligungserwerb (z.B. Kauf von —» Aktien). Nichtausgeschüttete Gewinne erhöhen das —» Eigenkapital oder führen zur Bildung offener oder —» stiller Reserven. Kapitalbindungsdauer Zeitraum, in dem in Investitionsobjekten gebundenes Kapital durch Einnahmen noch nicht vollständig freigesetzt ist. Kapitaldeckungsverfahren Methode, nach der in der —> Rentenversicherung die Höhe der Rückstellung ermit-

Kapitaldienst telt wird, die eine ausreichende Sicherung der zukünftigen Versicherungsleistungen bietet. Auf der Grundlage von Kapitalwerten werden hierbei für bereits eingetretene Rentenversicherungsfälle Kapitalbeträge angesammelt. Im Gegensatz zum —» Anwartschaftsdeckungsverfahren werden noch nicht eingetretene Versicherungsfälle nicht berücksichtigt. (Andere mögliche Methoden —» Abschnittsdeckungsverfahren, —» Anwartschaftsdeckungsverfahren, —»Umlageverfahren). Kapitaldienst Summe aus Zins- und Tilgungsleistungen, die ein Schuldner für aufgenommene Anleihen und Kredite regelmäßig zu zahlen hat. Kapitalerhöhung 1. Allgemein alle Maßnahmen zur —» Finanzierung eines erhöhten Bedarfs an —> Eigenkapital einer Unternehmung entweder in Form der —» Innenfinanzierung oder —* Außenfinanzierung. 2. Bei einer —» Aktiengesellschaft die von der Hauptversammlung mit dreiviertel Mehrheit beschlossene Erhöhung des Grundkapitals auf vier Arten: durch Ausgabe junger —> Aktien zu einem bestimmten Termin. (Sie ist meistens mit einem —» Bezugsrecht (Vorkaufsrecht) der Alt-Aktionäre verbunden.); durch die dem Vorstand für längstens fünf Jahre gegebene Ermächtigung, das Grundkapital bis zu einem bestimmten Nennbetrag (—» Nennwert) ebenfalls durch Ausgabe junger Aktien zu erhöhen; durch begebene —> Schuldverschreibungen mit Umtauschrecht (—» Wandelschuldverschreibungen) oder mit —» Bezugsrecht (—> Optionsanleihe) auf Aktien, wenn die Inhaber von diesen Rechten Gebrauch machen; durch Umwandlung von freien Rücklagen in Grundkapital, die mit Ausgabe zusätzlicher Aktien verbunden ist (—> Gratisaktien). Man spricht von K. gegen Einlagen, K. durch genehmigtes Kapital, bedingte K. und K. aus Gesellschaftsmitteln. Kapitalflußrechnung Instrument der Bilanzanalyse, das in Form einer Bewegungsrechnung für einen bestimmten Zeitraum Herkunft und Verwendung verschiedener liquiditätswirksamer

Kapitalfreisetzungseffekt Mittel darstellt. Die Kapitalflußrechnung, für deren Erstellen mindestens eine Anfangs* und eine Schlußbilanz benötigt werden, kann in vier verschiedenen Arten auftreten. Bei einer Beständedifferenzbilanz werden einfach die Veränderungen der einzelnen Bilanzpositionen zweier Bilanzen aufsummiert, wobei dann das Ergebnis der Differenz der beiden Bilanzsummen entspricht. Bei der Veränderungsbilanz werden die Nettobestandsveränderungen beider Bilanzen nach den Kriterien Mittelverwendung (= Aktivzunahmen und Passivabnahmen) und Mittelherkunft ( = Passivzunahmen und Aktivabnahmen) gegenübergestellt. In der Bewegungsbilanz werden die unsaldierten Umsätze auf den einzelnen Bilanzkonten erfaßt und wie bei der Veränderungsbilanz nach Mittelverwendung und -herkunft gegenübergestellt. Die Fondsrechnung, oder auch fondsgebundene Kapitalflußrechnung, enthält neben den Daten aus der Bilanz auch die Umsätze auf den Erfolgskonten. Somit wird der Fondsrechnung zur systematischen Abgrenzung zwischen finanzwirksamen und lediglich erfolgswirksamen Bewegungen das gesamte Zahlenmaterial der Finanzbuchhaltung zugrunde gelegt. Mögliche Fondseinteilungen sind hierbei Umsatz-, Anlagen-, Kapital- und Geldbereich oder auch Umsatz-, Anlagen-, Finanz- und Ergebnisbereich. Ein Fonds ist hierbei als eine Verbindung von Aktiva/Passiva und Aufwendungen/Erträgen zu einer buchhalterischen Einheit, über die separat abzurechnen ist, anzusehen. Insgesamt gesehen erleichtert eine Kapitalflußrechnung das Nachvollziehen der Finanzierungsströme und Investitionsprozesse und schafft damit eine verbesserte Grundlage zur Beurteilung der Liquiditätsund Ertragsentwicklung von Unternehmen. Durch eine Fondsbildung kann der Aussagewert erhöht werden, da sowohl Veränderungen in den einzelnen Fonds hinsichtlich Höhe und Struktur als auch die Quellen der Fondsmittelabflüsse aufgezeigt werden. Kapitalfreisetzungseffekt im Rahmen der —» Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen können 377

Kapitalisierung die im Umsatzprozeß verdienten und in liquider Form vorhandenen Abschreibungen anderweitig, etwa zur Tilgung oder zum Kauf neuer Maschinen (—» LohmannRuchti-Effekt) verwendet werden. Kapitalisierung Ermittlung eines Gegenwartswertes durch Abzinsung künftiger Zahlungen mit einem —> Kalkulationszinsfuß. —> Kapitalwertmethode. Kapitalkonto Eigenkapitalposition bei Kreditinstituten, die als Personenhandelsgesellschaft firmieren. Auf dem K. sind die Einlagen der Gesellschafter verbucht. Kapitallebensversicherung —» Lebensversicherung, bei der die Versicherungsleistung in der Auszahlung einer bestimmten Versicherungssumme besteht. Die Zahlung erfolgt dabei entweder bei Tod des Versicherten oder bei Ablauf der Versicherung. Eine K. ist nicht gleichzusetzen mit einer kapitalbildenden Lebensversicherung, bei der die in der —» Versicherungsprämie enthaltenen Sparanteile zu einem Versorgungskapital angesammelt werden. Beispiel für K. sind die —» Todesfallversichcrung, —» Risikolebensversicherung oder —» Fondsgebundene Lebensversicherung (Ggs. Lebensversicherung in Form einer—> Rentenversicherung). Kapitalmarkt im Gegensatz zum —» Geldmarkt der institutionalisierte Markt für Finanzmittel langfristiger Natur, und zwar für langfristige —» Kredite (—> Anleihen) und Beteiligungen (—> Aktien, Anteile). Der K. besorgt den Emittenten von —» Wertpapieren langfristig Finanzierungsmittel und ermöglicht den Kapitalgebern einen jederzeitigen Verkauf der Papiere. Der K. gliedert sich in einen Primärmarkt (Emissionsmarkt) für die Erstausgabe von K.-Papieren, und einen Sekundärmarkt (Effektenmarkt), auf dem —> Effekten über die —» Börse gehandelt werden. Neben diesem institutionalisierten Markt mit den Teilmärkten —» Amtlicher Handel, —> Geregelter Markt, —» Geregelter Freiverkehr gibt es noch einen freien Markt (—» Ungeregelter Freiverkehr), der auch den Handel mit —»Investmentzertifikaten umfaßt. Der Effektenmarkt wird in 378

Kapitalmarkttheorie den —» Rentenmarkt, auf dem festverzinsliche Effekten (Rentenwerte, Gläubigereffekten), und den Aktienmarkt, auf dem Aktien (Teilhabereffekten) gehandelt werden, sowie den Hypothekenmarkt der —> Realkreditinstitute untergliedert. Die Koordination von —» Emissionen auf dem K. erfolgt durch den —> Zentralen Kapitalmark tausschuß. Kapitaknarktefiizienz Optimales Funktionieren als Bindeglied zwischen Sparern und Investoren, als Informations- und Koordinationsstelle. Leistungseffizient ist der —» Kapitalmarkt dann, wenn er sich durch eine große Aufnahmefähigkeit, starke Stabilität und relativ geringe Informations- und Transformationskosten auszeichnet. Eine andere Bedeutung hat der Begriff im Sinne von Effizienz eines —> Portefeuilles im Rahmen der —» Kapitalmarkttheorie: Effizient ist ein Portefeuille, wenn es kein anderes gibt, das bei gleichem Ertrag ein geringeres —»Risiko oder bei gleichem Risiko einen höheren Ertrag aufweist. Kapitalmarkttheorie 1. Kapitalmarkttheorie und Kapitalmarktforschung Kapitalmärkte stellen die Nahtstelle der Beziehungen zwischen den Anbietern von Kapital (den Kapitalgebern bzw. Anlegern) und den Nachfragern nach Kapital (den Kapitalnehmern) dar. Die Kapitalmarkttheorie untersucht diese Beziehungen, befaßt sich mit den organisatorischen und regulativen Bedingungen an den Kapitalmärkten und entwickelt insbesondere Hypothesen über die Preise und Preisentwicklungen von Finanztiteln bzw. die Preisbeziehungen zwischen verschiedenen Finanztiteln. Der instrumentelle Ansatz der Kapitalmarkttheorie zielt auf eine detaillierte Beschreibung der auf den Kapitalmärkten emittierten und/oder am Sekundärmarkt gehandelten Wertpapiere. Im Gegensatz hierzu beschäftigt sich der modernere Marktansatz der Kapitalmarkttheorie mehr mit der Entwicklung und empirischen Überprüfung von Hypothesen über markträumende Wertpapierkurse. Beide Ansätze basieren sowohl auf theoretischen als auch auf empirischen Modellen der Kapitalmarktforschung. In Deutschland hat die

Kapitalmarkttheorie Kapitalmarkttheorie im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten noch keine ausgeprägte Verbreitung gefunden, so daß auch die theoretische Erklärung und rationale Analyse des realen Kapitalmarktgeschehens noch Lücken zeigt. Im Rahmen eines bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft ab 1988 eingerichteten Schwerpunktprogramms zur empirischen Kapitalmarktforschung sollen über theoretisch gestützte, empirische Forschungen diese Lücken möglichst gefüllt werden und das Verständnis für die Funktionen und Funktionsweisen der Kapitalmarktsegmente vertieft werden. Die als Problembereiche herausgestellten Fragen machen die besondere Bedeutung und Vielfalt des Untersuchungsgegenstandes der Kapitalmarkttheorie für die Praxis deutlich (zitiert aus der von W. Bühler, H. Hax und R. Schmidt formulierten Projektbeschreibung): - Wie bilden sich die Preise risikobehafteter Finanztitel, und welchen Einfluß besitzen welche Informationen auf die Preisbildung? - Welche Bedeutung ist den einzelnen Finanzierungsinstrumenten für die effiziente Kapitalversorgung und Risikoverteilung beizumessen? Lassen sich unter diesem Aspekt bessere Finanzierungsinstrumente entwickeln? - Werden aufgrund steuerlicher Vorschriften und bestehender Regulierungen neue Kapitalmärkte, Finanzierungsinstrumente und Organisationsformen für —»Finanzintermediäre entstehen? - Welche Marktorganisationen sind effizient für Primärmärkte, welche für Sekundärmärkte? - Können für bestimmte Zielsetzungen vorteilhafte Anlagestrategien an Kapitalmärkten entwickelt werden? - Welche Aussagen lassen sich aus der Kenntnis der an Kapitalmärkten gehandelten Beteiligungs- und Forderungstitel für die Kapitalstruktür und die Ausschüttungspolitik von Unternehmen ableiten? - Bieten Kapitalmärkte Informationen über die Höhe der Kapitalkosten? Liefern diese von Kapitalmärkten gewonnenen Kapitalkosten die richtigen Signale für Investitions- und Finanzierungsentscheidungen?

Kapitalmarkttheorie Die Basis zur Beantwortung dieser Fragen bieten kapitalmarkttheoretische Ansätze. 2. Kapitalmarktbegriffe In der ökonomischen Theorie geht man üblicherweise von einem sehr weit gefaßten Kapitalmarktbegriff aus. Als Kapitalmarkt bezeichnet man dort die Summe aller Transaktionsmöglichkeiten der Wirtschaftssubjekte zur zeitlichen Transformation von Geldvermögen. Im Gegensatz zur üblichen Begriffsbildung der Praxis beschränkt sich ein solcher Kapitalmarktbegriff - weder auf spezielle lokal und zeitlich begrenzte Marktveranstaltungen - noch auf durch bestimmte Institutionen organisierte, mit Hilfe bestimmter Techniken durchgeführte und gegebenenfalls staatlich reglementierte und überwachte Marktveranstaltungen - und auch nicht auf bestimmte „Qualitäten" des Kapitals, die an solchen Märkten den Gegenstand des Handels bilden, insbesondere nicht auf Mindestfristen der Kapitalüberlassung oder die Effektenqualität der betrachteten Finanztitel. Ein einheitlicher Kapitalmarkt für alle Finanztitel, wie er in den umfassenden Ansätzen der ökonomischen Theorie und in der Gleichgewichtstheorie des Kapitalmarktes unterstellt wird, existiert in der Realität nicht. Dagegen lassen sich in der Realität vielfältig differenzierte und organisierte Märkte mit verschiedenartigen Marktobjekten, mit unterschiedlichen Organisationsgraden und Organisationsformen, mit unterschiedlichen freiwilligen und staatlichen Regulierungen und mit unterschiedlichen Marktteilnehmern ausmachen. Die modernen arbitrageorientierten Ansätze der Kapitalmarkttheorie richten sich auch auf solche realen Teilmärkte des (theoretisch idealisierten) umfassenden Kapitalmarktes und untersuchen die Preisbildung der an diesen Teilmärkten gehandelten speziellen Finanztitel. Unabhängig von diesen Differenzierungen gehen alle marktorientierten Ansätze von gewissen Vollkommenheitsannahmen für die untersuchten Kapitalmärkte aus. Der spezielle Annahmenkatalog orientiert sich - am Abstraktionsgrad der Theorie (Gesamtmarkt versus individuelle Teilmärkte), 379

Kapitalmarkttheorie - am unterstellten Informationsstand der Marktteilnehmer (Theorien der Kapitalmarkteffizienz), - am Organisationsgrad (freier Markt, geregelter Markt, amtlicher Markt) und der Organisationsform (Präsenzbörse, Auktionsbörse, Computerbörse), - am Grad der Sicherheit der den Finanztiteln zugeordneten Zahlungsströme (Aktienmärkte, Optionsmärkte, Märkte für festverzinsliche Wertpapiere), - an der durchschnittlichen Risikoeinstellung der für den untersuchten Teilmarkt typischen Marktteilnehmer und - an den zur Berücksichtigung realer Kapitalmarktverhältnisse eingeführten Transaktionskosten, Steuern und Portefeuillerestriktionen. Alle modernen Ansätze der Kapitalmarkttheorie stellen dabei insbesondere die Risikentransformationsfunktion der Kapitalmärkte in der Mittelpunkt des Interesses. Sie fragen nach den vom Risikograd der untersuchten Finanztitel abhängigen erwarteten Renditen der Bestandshaltung dieser Titel. Die Untersuchung der Funktionen der Losgrößen- und Fristentransformation, die wie bei der Darstellung der Aufgaben der Finanzintermediäre früher im Zentrum der Untersuchungen standen, hat dagegen in den theoretisch motivierten Ansätzen zur Zeit an Bedeutung verloren. An einem risikoeffizienten Kapitalmarkt läßt sich ein höherer Ertrag nur unter Inkaufnahme eines höheren Risikos erzielen. Auch empirisch läßt sich (zumindest auf längere Sicht) feststellen, daß riskantere Anlagen (beispielsweise Aktienanlagen) einen höheren Ertrag als weniger riskante Anlagen (beispielsweise festverzinsliche Wertpapiere) erbringen. Mit den Determinanten des Abstandes zwischen dem Erwartungswert der Rendite einer risikobehafteten Aktienanlage und der Rendite einer risikofreien Anlage beschäftigt sich ausführlich das sog. Kapitalmarktmodell in der bekannten Form des „Capital Asset Pricing Model" (CAPM). 3. Die Beziehung zwischen dem Ertrag und dem Risiko für einzelne Aktien und für Aktienportefeuilles im CAPM Das Kapitalmarktmodell, das in den sechziger Jahren von Sharpe, Lintner und Mossin entwickelt wurde, leitet aus bestimmten 380

Kapitalmarkttheorie Annahmen über die Erwartungsbildung und das Risikoverhalten der Anleger am Kapitalmarkt Aussagen über den Zusammenhang zwischen dem Ertrag und dem Risiko einzelner Aktien und ganzer Aktienportefeuilles ab. In der Formulierung als Tauschmodell wird eine Erklärung der Preisbildung am Zirkulationsmarkt für Aktien angestrebt: die Anleger sind mit den am Markt umlaufenden Aktien bereits ausgestattet, haben aber untereinander die Möglichkeit, durch den Kauf oder Verkauf von Aktien ihre Portefeuilles ihren Zielvorstellungen entsprechend umzuschichten. Die Aktienkurse, bei denen die individuellen Portefeuillepläne aller Anleger miteinander kompatibel sind, sind die im Modell bestimmten Gleichgewichtskurse. Das Kapitalmarktmodell läßt sich auch zur Analyse der Preisbildung am Emissionsmarkt für Aktien heranziehen, wenn berücksichtigt wird, daß die Anleger den emittierenden Gesellschaften Finanzierungsmittel in Höhe des Gleichgewichtsmarktwertes der Aktien zur Verfügung stellen. In dieser Formulierung wird die Bedeutung des Ansatzes für die Messung der Kapitalkosten der Unternehmen besonders deutlich. Das Kapitalmarktmodell baut auf der von Markowitz entwickelten „Portfolio Selection Theorie" des optimalen Aktienportefeuilles auf, die heute auch gern als „Modern Portfolio Theory" (MPT) bezeichnet wird. Das Kapitalmarktmodell unterstellt nämlich, daß alle Anleger am Kapitalmarkt ihre Aktienkäufe nach den Regeln der Portfolio Selection treffen. Typisch für den einperiodigen Ansatz der Portfolio Selection ist, daß die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Anlegerrendite durch die Angabe zweier Parameter vollständig charakterisiert werden kann, nämlich durch den Erwartungswert und die Standardabweichung der Portefeuillerendite. Die Anleger können durch ihre Portefeuillebildungen unterschiedliche Erwartungswerte und Standardabweichungen der Portefeuillerendite realisieren. Sie präferieren c.p. Portefeuilles mit einem höheren Erwartungswert und einer niedrigeren Standardabweichung. Unter dieser allen Anlegern unterstellten Präferenz für höhere gegenüber niedrigeren Renditen und einer gewissen Risikoaversion bei der Portefeuillebildung wer-

Kapitalmarkttheorie

Kapitalmarkttheorie den stets effiziente Portefeuilles zusammengestellt, die bei alternativen Standardabweichungen der Rendite den jeweils höchsten Erwartungswert bieten. Zur Bestimmung des optimalen Anlegerportefeuilles müssen dann noch die subjektiven Risikopräferenzen des Anlegers bekannt sein, es sei denn, der Anleger hat neben der Anlage in Aktien zusätzlich die Möglichkeit einer risikofreien Anlage bzw. Verschuldung. Für den Fall einer solchen zusätzlichen Möglichkeit der Anlage bzw. Verschuldung zum risikofreien Zinssatz weist nämlich die Portfolio Selection Theorie das Ergebnis einer risikopräferenzfreien Zusammenstellung des optimalen Aktienportefeuilles (Tobin - Separation) nach. Diese Eigenschaft des Aktienportefeuilles risikoaverser Anleger bei Existenz einer risikofreien Anlage wird in Abb. 1 verdeutlicht. Erwartungswert der Rendite A

Effizienzgerade effizienter Rand riskanter Aktienportefeuilies

risikofreier Zinssatzr

T ist das von allen Anlegern unabhängig von ihren Risikopräferenzen realisierte Aktienportefeuille

Standardabweic^iung der Portefeuillerendite

Abb. 1

nun noch weiter, daß alle Anleger am Kapitalmarkt von denselben Kursparametern der Wertpapiere ausgehen (homogene Erwartungen) und der Kapitalmarkt im Gleichgewicht ist, dann gilt die folgende Beziehung: E ( r i ) - r = (E(rM)-r)ß1 (1) Im Kapitalmarktgleichgewicht wird die Risikoprämie einer Aktie i (der erwartete Renditeüberschuß der Aktie gegenüber der risikofreien Anlage) durch die Risikoprämie des Marktes und das ß-Risiko dieser Aktie i bestimmt. Das ß-Risiko der Aktie wird auch als ihr systematisches Risiko bezeichnet und als auf die Varianz des Marktportefeuilles bezogene Kovarianz der Aktienrendite mit der Marktrendite gemessen. Empirisch wird das ß-Risiko durch Regression der Aktienrendite an der Marktrendite bestimmt. Beziehung (1) besagt, daß zwischen dem Erwartungswert der Risikoprämie und dem systematischen Risiko der Aktie ein linearer Zusammenhang besteht. Die ausschließliche Bewertungsabhängigkeit der Rendite vom systematischen Risiko beruht darauf, daß nur das systematische Risiko kursbeeinflussend ist, weil das unsystematische Risiko durch Diversifikation im realisierten effizienten Portefeuille vernichtet wird. Die grafische Darstellung dieses Zusammenhangs bezeichnet man als Wertpapiermarktlinie (security market line).

Der effiziente Rand der Wertpapiermischungen

Möchte der Anleger ein eher geringes Risiko übernehmen, so investiert er nur einen Teil seines Vermögens in das Tangentialportefeuille T und legt das restliche Vermögen zum Marktzins r an. Präferiert er dagegen eine bei höherem Erwartungswert auch höhere Standardabweichung seines Endvermögens, so wird er mehr als sein Anfangsvermögen in das Tangentialportefeuille investieren. E r verschuldet sich also zum Zinssatz r, um einen Punkt auf der Effizienzgeraden rechts vom Tangentialpunkt Tzu realisieren. Das Kapitalmarktmodell geht davon aus, daß das gerade beschriebene Modell der Portfolio Selection als Hypothese für das Verhalten aller Anleger am Kapitalmarkt aufgefaßt werden kann. Unterstellt man

Abb. 2

Die Wertpapiermarktlinie im CAPM

Das Portefeuille M, das alle am Markt umlaufenden Aktien im Verhältnis ihrer Marktwerte umfaßt, beschreibt das Tangentialportefeuille der Portfolio Selection unter der zusätzlichen Annahme des Kapitalmarktgleichgewichts und wird als Marktportefeuille bezeichnet. Da bei homogenen Erwartungen alle Anleger dasselbe Tangentialportefeuille realisieren, sind alle Anlegerportefeuilles mit dem Marktporte381

Kapitalmarkttheorie feuille vollkommen positiv korreliert. Daraus folgt, daß die erwartete Risikoprämie der Anlegerportefeuilles linear mit dem Portefeuillerisiko, gemessen als Standardabweichung der Portefeuillerendite S(r P ), steigt. E ( r P ) - r = (E(rM)-r)S(rP) (2) Man bezeichnet die grafische Darstellung dieses linearen Zusammenhangs zwischen dem Erwartungswert und der Standardabweichung der Portefeuillerenditen im Kapitalmarktgleichgewicht auch als Kapitalmarktlinie (capital market line). Empirische Tests der Gültigkeit des CAPM stoßen auf erhebliche methodische und erhebungstechnische Schwierigkeiten. Die empirischen Tests für den deutschen Aktienmarkt lassen keine eindeutigen Aussagen über die Gültigkeit des CAPM zu, schließen seine Gültigkeit aber auch nicht aus. „Jedenfalls besteht zwischen den expost Renditen und den ex-post ermittelten systematischen Risiken während vieler Perioden ein Zusammenhang, der oftmals nicht im Widerspruch zum CAPM steht, vielleicht sogar Ausdruck desselben ist" (Möller 1988). Die Formel „Beta is dead! Long live Beta!" ist Ausdruck der ambivalenten Haltung vieler Analysten gegenüber der empirischen Relevanz des Kapitalmarktmodells. 4. Faktormodelle und Arbitrage Pricing Theory (APT) Ein zum CAPM alternativer Ansatz zur Erklärung von Aktienkursen bzw. Aktienrenditen, der bereits 1976 von Ross vorgeschlagen, aber gegenüber dem CAPM weniger beachtet wurde, ist die Arbitrage Pricing Theory (APT). Der APT folgend läßt sich die Entwicklung der Kurswerte von Aktien im Zeitablauf aus bestimmten Faktoren wie beispielsweise der Entwicklung des $-Kurses, des Zinsniveaus oder anderer gesamtwirtschaftlicher oder branchenspezifischer Indizes erklären. Man kann die erklärenden Faktoren in einem linearen Modell der Aktienrendite zusammenfassen und zum Beispiel in folgender Weise spezifizieren: r; = a, + ß ü F, + ßi2F2 + ... + ßiNFN + e, (3) In dieser Gleichung bezeichnen r; die gemessene Rendite der Aktie i und a; den Erwartungswert der Rendite für den Fall, daß alle Faktoren den Wert Null haben. Mit ßy 382

Kapitalmarkttheorie wird die Sensitivität der Rendite der Aktie i bezüglich des Risikofaktors j bezeichnet und mit ej ein Zufallsterm, der keinen Zusammenhang mit den identifizierten Faktoren aufzeigt. Faktormodelle arbeiten zur Erklärung der Entwicklung der untersuchten Aktienrenditen mit einem bestimmten Spektrum von Risikoursachen als Faktoren. Die Faktoren können einen positiven oder negativen Einfluß auf die Rendite haben (oder im Fall ß = 0 keinen nachweisbaren Einfluß). Das Modell wird als Faktormodell bezeichnet, wobei die systematischen Risikoursachen durch die Faktoren Fj beschrieben werden. Ob eine bestimmte Risikoursache für die Aktienrendite von Bedeutung ist, wird nicht theoretisch, sondern durch empirische Tests ermittelt. Nur der Störterm ej bezieht sich auf eine einzige Aktie. Im einfachsten Fall wird die aktuelle Aktienrendite aus einem einzigen Faktor erklärt. Dieses Modell bezeichnet man dann als Marktmodell (market model), seinen einzigen Faktor als ß-Wert der Aktie. Das Faktormodell basiert nicht auf der Annahme eines Gleichgewichtszustandes am Kapitalmarkt. Das Modell läßt sich aber als Gleichgewichtsmodell formulieren, indem Aussagen über Erwartungswerte der Aktienrenditen gemacht werden. Im Gleichgewicht ist der Erwartungswert des Störterms gleich Null und a: gleich dem sicheren Zinssatz. Im Fall des Marktmodells, indem der Faktor F die Risikoprämie des Marktes mißt, läßt sich das Faktormodell in das CAPM überführen. Das Faktormodell kann also als eine Verallgemeinerung des CAPM aufgefaßt werden und enthält dieses als Spezialfall. Insbesondere läßt das Faktormodell im Gegensatz zum CAPM die Existenz mehrerer systematischer Risiken zu. Das Problem der Konstruktion und Anwendung von Faktormodellen besteht insbesondere darin, daß die relevanten Risikofaktoren zumindest ex ante nicht bekannt sind. Empirische Untersuchungen in den Vereinigten Staaten legen die Vermutung nahe, daß Faktormodelle mit drei bis fünf Faktoren die aktuellen Renditeziffern einer Stichprobe von Aktien schon hinreichend genau erfassen können. Gegenüber dem CAPM lassen sich darüber hinaus Faktormodelle auch zur Er-

Kapitalmarkttheorie klärung der Renditen Wertpapiere einsetzen.

Kapitalmarkttheorie festverzinslicher

5. Die Optionspreistheorie (OPT) Die Optionspreistheorie beschäftigt sich mit der Ableitung von Hypothesen zur Bestimmung des Marktwertes von Optionen. Eine Option beinhaltet den Anspruch, das Recht auf den Kauf (Call Option) oder die Lieferung (Put Option) bestimmter Wertpapiere innerhalb einer bestimmten Frist zu einem im voraus vereinbarten Preis. Die Analyse solcher Rechte, deren Wert vom Kurs anderer Wertpapiere abhängig ist (Contingent Claims, Derivative Assets), wird heute auch zur Entwicklung von Anlagestrategien herangezogen. Grundlegend für die neuere Optionspreistheorie ist das Optionsbewertungsmodell von Black und Scholes aus dem Jahr 1973. Black und Scholes gelang es erstmals, den Wert einer Option aus beobachtbaren Charakteristika des zugrundeliegenden Wertpapiers (nämlich insbesondere der—> Volatilität des Wertpapierkurses), d.h. unabhängig von möglichen Anlegerpräferenzen oder den Kurswerten anderer Finanztitel am Markt herzuleiten. Im Optionspreismodell sind allerdings bestimmte Verteilungsannahmen über zukünftige Wertpapierkursverläufe notwendig. Das für Aktien konzipierte Optionspreismodell läßt sich nicht ohne weiteres auf die Bewertung von Zinsoptionen übertragen. Hier sind andere Ansätze entwickelt worden, die die Besonderheiten von Zinsoptionen berücksichtigen (Bühler 1988). Optionspreismodelle leiten ihre Hypothesen aus der Möglichkeit der Bildung eines risikofreien Hedge-Portefeuilles her, das aus drei Finanztiteln besteht: einem risikofreien Papier mit gegebenem Zinssatz, dem zugrundeliegenden riskanten Wertpapier und der auf dieses Wertpapier lautenden Option mit zunächst noch unbekanntem Wert. Ein perfekt gehedgtes Portefeuille zeichnet sich dadurch aus, daß sein Wert nicht vom eingetretenen Umweltzustand abhängt. Da das Hedge-Portefeuille somit eine sichere Anlage darstellt, muß es sich bei vollkommenem Kapitalmarkt zum risikofreien Marktzins verzinsen. Der Wert des Portefeuilles ist daher der mit dem Marktzinssatz diskontierte Erwartungswert des Portefeuilleendvermögens.

Da im Optionspreismodell nur die Abhängigkeit des Optionswertes von der Wertentwicklung des zugrundeliegenden Wertpapiers untersucht wird und keine Aussagen über den Gleichgewichtskurs des zugrundeliegenden Wertpapiers gemacht werden, stellt das Optionspreismodell als Arbitragemodell ein partielles Gleichgewichtsmodell für Ansprüche aus bedingten Finanztiteln dar. Im übrigen impliziert die Möglichkeit der Bildung eines risikofreien Portefeuilles aus Wertpapier, Option und Anlage bzw. Verschuldung zum risikofreien Zinssatz, daß die Option gar nicht real an einem Markt handelbar sein muß. Man kann eine solche Option auch aus dem Wertpapier und der risikofreien Anlage synthetisch" herstellen, eine Möglichkeit, von der heute im Rahmen der sog. „Portfolio-Insurance" zur Absicherung von Wertpapierportefeuilles Gebrauch gemacht wird. Literatur: Wolfgang Bühler: Rationale Bewertung von Optionsrechten auf Anleihen, in: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung, 40. Jg. (1988), S. 851-883; Edwin J. Elton und Martin J. Gruber: Modern Portfolio Theory and Investment Analysis, 3. Aufl., New York 1987; Günter Franke und Herbert Hax: Finanzwirtschaft des Unternehmens und Kapitalmarkt, Berlin e.a. 1988; Robert A. Haugen: Modern Investment Theory, Englewood Cliffs, N. J. 1986; Edwin O. Fischer: Dynamische Kapitalstrukturoptimierung unter Unsicherheit: Theorie und Empirie, Wien 1988; Udo Hielscher: Ursprünge und Grundgedanken der modernen PortfolioTheorie, in: Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Anlageberatung (Hrsg.): Beiträge zur Wertpapieranalyse Nr. 25, Darmstadt 1988; Charles P. Jones: Investments: Analysis and Management, 2. Aufl., New York 1988; Lutz Kruschwitz und Rainer Schöbet: Eine Einführung in die Optionspreistheorie, in: Wirtschaftsstudium, 13. Jg. (1984), S. 68-72, S. 116-121 und S. 171-176; Burton G. Malkiel: A Random Walk Down Wall Street, 4. Aufl., New York 1985; Hans Peter Möller: Die Bewertung risikobehafteter Anlagen an deutschen Wertpapierbörsen, in: Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche 383

Kapitalrücklagen Forschung, 40. Jg. (1988), S. 779-797; Bernd Rudolph: Zur Theorie des Kapitalmarktes - Grundlagen, Erweiterungen und Anwendungsbereiche des „Capital Asset Pricing Model (CAPM)", in: Zeitschrift für Betriebswirtschaft, 49. Jg. (1979), S. 10341067; William F. Sharpe: Investments, 3. Aufl., Englewood Cliffs, N. J. 1985; Helmut Uhlir und Peter Steiner: Wertpapieranalyse, Heidelberg-Wien 1986; Jochen E. M. Wilhelm: Arbitrage Theory, Berlin e.a. 1985. Prof. Dr. Bernd Rudolph, Frankfurt Kapitalrücklagen Bestandteil des bilanziellen —» Eigenkapitals, zu dem alle Einlagen zählen, die nicht —> gezeichnetes Kapital darstellen. Hierzu gehören beispielsweise Beträge, die bei der Ausgabe von Anteilen über den Nennbetrag hinaus erzielt werden (Agio). Kapitalstruktur Art und Zusammensetzung der Passivseite einer Unternehmensbilanz. Durch Kapitalstrukturkennzahlen lassen sich die Anteile einzelner Bilanzpositionen an der Bilanzsumme oder am Eigenkapital aufzeigen. Kapitalverkehrsteuer Steuerarten, die im Kapitalverkehr anfallen. K. sind die Gesellschaftsteuer und die —> Börsenumsatzsteuer. Durch das Finanzmarktförderungsgesetz 1990 wurden beide Steuerarten abgeschafft: die Gesellschaftsteuer mit Wirkung zum 1.1.1992 und die Börsenumsatzsteuer zum 1.1.1991. Nur wenn die Steuerpflicht vor diesen Terminen entstanden ist, werden noch K. gemäß des Kapitalverkehrsteuergesetz vom 17.11.1979 erhoben. Kapitalversicherung —» Summenversicherung (z.B. —» Lebensoder—> Unfallversicherung) bei der die Leistung des Versicherers in der Zahlung einer Kapitalsumme besteht. Die Zahlung erfolgt dabei entweder bei Eintreten des Versicherungsfalls oder bei Ablauf der Versicherung. (Ggs. —»Rentenversicherung). Kapitalverwässerung optische Verbilligung eines „schweren" ( = hohen) Aktienkurses durch Emission von —> Gratisaktien oder jungen Aktien, deren Ausgabekurs weit unter dem Börsenkurs der Altaktien liegt, um so die Handelbar384

Kaskoversicherung keit der Papiere zu erleichtern. Durch eine K. können die Rechte der Aktionäre oder der Inhaber anderer Rechte am Unternehmen, wie Optionsschein- oder Wandelanleihe-Inhaber, beeinträchtigt werden. Aus diesem Grund enthalten die Emissionsprospekte derartiger Rechte häufig Kapitalverwässerungsschutzklauseln. Kapitalwert der Gegenwartswert aller Zahlungen einer Zahlungsreihe, der über die geforderte Mindestverzinsung und Amortisation des eingesetzten Kapitals hinaus erwirtschaftet wird. —> Kapitalwertmethode. Er ergibt sich als Differenz der Summe aller Barwerte der Einzahlungen und der aller Auszahlungen, die einer entsprechenden Investition zuzuordnen sind. Kapitalwertmethode Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung, das den Gegenwartswert oder auch —» Kapitalwert Q einer Investition ermittelt. Dies geschieht durch Abzinsung der ihr zuzurechnenden jährlichen Einnahmeüberschüsse bzw. -unterdeckungen (E, — A t ) auf einen einheitlichen Bezugspunkt mit dem Kalkulationszinsfuß i und durch Subtraktion des ursprünglichen Kapitaleinsatzes I0 von der Summe der diskontierten Rückflüsse ermittelt. Die allgemeine Berechnungsformel lautet: Co = - 1 0 + 2 (E, - A t ) x (1 + i)-'. Für den Fall, daß mit gleichmäßigen Rückflüssen R t (= E t - A t = const.) gerechnet wird, kann der Kapitalwert unter Verwendung von Rentenbarwertfaktoren vereinfacht ermittelt werden. Die Formel lautet dann: 1 C o = ' -10 + R, x ( i + j ) " - n . ' 1 X (1 + l) Nach der K. ist eine Investition dann vorteilhaft, wenn ihr Kapitalwert größer als Null ist.

Kaskoversicherung Versicherungsart der—> Transportversicherung. Im Gegensatz zur—> Waren Versicherung werden in der K. die Transportmittel selbst versichert. Demnach lassen sich die See-, Fluß-, Luft- oder Landkaskoversicherung unterscheiden. Im Rahmen der Landkaskoversicherung werden lediglich nichtmotorisierte Fahrzeuge versichert. Die Autokaskoversicherung (—* Fahrzeugversi-

Kassageschäft cherung) wird als eigenständige Versicherungsart nicht der Transportversicherung zugerechnet, sondern sie bildet einen besonderen Zweig der —» Kraftfahrzeugversicherung. Kassageschäft Ausdruck für —» Börsengeschäfte, deren Merkmal eine kurzfristige Erfüllung (Lieferung, Abnahme, Bezahlung) ist. Bei K. in —• Wertpapieren z.B. hat die Zahlung bei Lieferung zum —» Kassakurs zu erfolgen. Gegensatz: —> Termingeschäft. Kassakurs —> Kurs, zu dem (Devisen-) —> Kassageschäfte abgeschlossen werden. —» Börsenkurs für die Umsätze am —• Kassamarkt. ( - * Kurs) Kassamarkt —» Börsenmarkt für —> Wertpapiere, die nur im —» Kassageschäft gehandelt werden. Teilmarkt des —» Devisenmarktes für —» Devisenkassageschäfte. Beim Effektenhandel: A m K. muß die Erfüllung am zweiten Börsentag nach dem Geschäftsabschluß erfolgen. Kasse Aus- und Einzahlungsstelle in Kreditinstituten sowie der Bargeldbestand der Banken. Kassenbestand aktivische Bilanzposition, in der die gesetzlichen inländischen und ausländischen Zahlungsmittel außer Goldmünzen sowie die Postwertzeichen, Wechsel- und Gerichtsgebührenmarken ausgewiesen werden. Kassenkredit die nach § 20 BBkG vorgesehene Möglichkeit der direkten Kreditgewährung der —» Deutschen Bundesbank an den Bund (maximal 6 Mrd. DM), die Länder (maximal 2,6 Mrd. DM) und Sondervermögen des Bundes (insgesamt 1,25 Mrd. DM) zur Überbrückung kurzfristiger Kassenfehlbeträge im Laufe des Haushaltsvollzugs, nicht aber zur Deckung von Haushaltsdefiziten. Die festgelegten - * Kreditplafonds begründen keinen Anspruch auf K., sondern begrenzen das Volumen der K. Dieser wird mit dem —» Diskontsatz verzinst. Kassenobligationen Festverzinsliche —» Effekten des Bundes,

Kellerwechsel der Länder, der Sondervermögen Bahn und Post zur Beschaffung von mittelfristigem —» Kapital, mit einer —» Laufzeit von allgemein drei Jahren, aber auch bis fünf Jahre. Ausgabe nur großer Stücke von 5 0 0 0 , - DM bis 100000,- DM, vorwiegend für institutionelle Anleger geeignet. K. werden nicht über Banken verkauft, sondern in der Regel im —» Tenderverfahren vertrieben. K. sind —> lombardfähig (—> Lombard) und —» börsenfähig (—» Börse) im Geregelten —> Freiverkehr. Kassenverein Firmenbezeichnung von - » sammelbanken.

Wertpapier-

Kaufkredit Meist als standardisierte Konsumentendarlehen (—» Ratenkredite), die mit normierten Bedingungen vergeben werden. Sie werden je nach —> Kreditinstitut als Persönliche —» Darlehen, (Persönliche) —> Kleinkredite, Anschaffungsdarlehen, Sofortdarlehen, Ratenkredite oder Privatdarlehen angeboten. Kaufoption —> Call. Zeitlich befristetes Anrecht auf die Abwicklung eines Kaufs von —> Aktien (oder Gold, Waren) zu einem vereinbarten bestimmten Preis. —»Option. Kautionseffekten eigene -»Effekten der Bank, die bei staatlichen Ämtern oder dergleichen für einen Bankkunden als Sicherheit für die Erfüllung von Verträgen hinterlegt werden. Sie sind während der Hinterlegungsdauer nur eingeschränkt verfügbar. Kautionsversicherung Form der —» Kreditversicherung im weiteren Sinne, bei der ein Versicherer im Auftrag seiner Versicherungsnehmer zugunsten ihrer in- und ausländischen Gläubiger Bürgschaften und Garantien zur Absicherung von gesetzlichen und vertraglichen Verpflichtungen übernimmt. Eine K. ist vergleichbar mit einem —» Avalkredit, den Kreditinstitute vergeben. Kellerwechsel —> Wechsel, der auf eine nicht existierende oder völlig mittellose Person gezogen wurde. 385

Kernenergieversicherung Kemenergieversicherung i.w.S. Versicherung gegen Gefahren, die sich aus dem Umgang mit radioaktiven Stoffen ergeben; i.e.S. Versicherung gegen Gefahren, die aus der Erzeugung von Atomstrom resultieren. Kernenergierisiken werden häufig bei der Zusage von Versicherungsschutz in den verschiedenen —» Versicherungszweigen ausgeschlossen, da gerade diese Risiken besonders schwer kalkulierbar sind. Um dennoch diese Risiken versicherbar zu machen, haben sich Versicherer zu einem —» Versicherungspool zusammengeschlossen, um gemeinsam die Deckung zu übernehmen. In Deutschland ist dies die Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG), Köln, der fast alle deutschen Sach- und Haftpflichtversicherer angehören. Weltweit gewähren sich die verschiedenen nationalen Pools Deckung im Rahmen der —» Rückversicherung. Die K. beinhaltet zum einen die —> Sachversicherung von kerntechnischen Anlagen. Die Ausgestaltung dieses Bereichs orientiert sich an der —» Feuerversicherung. Der andere Bereich bezieht sich auf die Haftpflicht der Betreiber von Kernanlagen, die häufig die durch das Atomgesetz hierfür vorgeschriebene Deckungsvorsorge durch den Abschluß einer K. erfüllt wird. Auf diesem Gebiet wurde international ein Abkommen (das sog. Pariser Übereinkommen) geschlossen, das für die angeschlossenen Länder die Haftung der Kernanlageninhaber länderübergreifend regelt. Hier beruht die Haftung auf dem Prinzip der —» Gefährdungshaftung, d.h. Kernanlageninhaber müssen auch ohne Verschulden im Schadenfall haften, d.h. nach dem Prinzip der rechtlichen Kanalisierung, das eine Möglichkeit der Entlastung unterbindet. Beide Bereiche - Sach- und Haftpflichtversicherung - werden in Deutschland über die DKVG abgewickelt. Kindererziehungszeit die in der gesetzlichen —> Rentenversicherung für die Erziehung eines Kindes angerechnete Zeit. Nach dem Hinterbliebenenrenten- und Erziehungszeiten-Gesetz vom 11.7.1985 mit Wirkung vom 1.1.1986 an werden auf die —* Wartezeit und bei der Berechnung der Rentenhöhe die Zeiten der Kindererziehung als —» Beitragszeiten an386

Kleinkredit gerechnet, wenn die Mutter (oder der Vater) das Kind im Geltungsbereich des Reichsversicherungsgesetzes erzogen hat oder dort der gewöhnliche Wohnsitz gewesen ist. Die Anrechnung gilt nur für Frauen, die nach dem 31.12.1920 geboren wurden. Für Frauen, die vor 1921 geboren sind, wird ab 1987 pauschal pro Kind ein „Baby-Jahr" berücksichtigt. Die Anerkennung einer K. kommt als staatliche Sozialleistung auch den Frauen zugute, die nie in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert waren. Versicherte Frauen, die im Jahr nach der Geburt Lohn/ Gehalt von mindestens 75% des Durchschnittsentgeltes bezogen haben, können ein Erziehungsjahr nicht oder - unter bestimmten Bedingungen - nur teilweise geltend machen. KISS Kurs-Informations-Service-System. Elektronisches Informationssystem an der Frankfurter Wertpapierbörse, das die Echt-Zeit-Kurse der dort gehandelten Wertpapiere sowohl den Händlern und Maklern innerhalb des Börsensaales als auch interessierten Nachfragern, insbesondere institutionellen Anlegern über Direktanschlüsse bietet. Kleinkredit Standardisierte —» Konsumentenkredite (—> Ratenkredite), mittel- und langfristige —> Kredite, die mit normierten Bedingungen (—» Laufzeit, Kreditkosten, feste monatliche Raten) vorwiegend an Lohn- und Gehaltsempfänger vergeben werden. Sie werden auch unter den Bezeichnungen Persönliche Darlehen, - * Anschaffungsdarlehen, Sofortdarlehen, Ratenkredite, Privatdarlehen von den Instituten angeboten. Merkmale der K. sind: Die Höhe des K. liegt im allgemeinen zwischen 1000 DM und 30000 DM; die Laufzeiten bewegen sich meist zwischen 6 und 72 Monaten; die Kosten des K. werden bereits zu Beginn der Laufzeit auf den Kreditbetrag aufgeschlagen und in die monatlichen Raten eingerechnet; für die Bearbeitung wird in der Regel eine Bearbeitungsgebühr von 2% der Kreditsumme verlangt; die —> Zinsen werden regelmäßig in einem für die gesamte Laufzeit gültigen Monatssatz, der sich immer auf das ursprüngliche

Kleinlebensversicherung —» Darlehen bezieht, vereinbart. Aus Gründen des Verbraucherschutzes müssen K. immer auch mit ihrem Effektivzins ausgezeichnet werden. Die Verwendung der Kreditsumme wird meist nicht vorgeschrieben. Die Bearbeitung der K. ist stark schematisiert. Da die K. sich in erster Linie auf die persönlichen Verhältnisse des Kreditnehmers beziehen, steht die Prüfung der Zuverlässigkeit sowie des Einkommens des Kreditnehmes im Vordergrund. Dazu dienen die Selbstauskunft des Kreditnehmers, die Bescheinigung über das Beschäftigungsverhältnis, die —» SCHUFA-Auskunft. Als Sicherheiten werden meist die Mitverpflichtung des Ehepartners und die Abtretung der pfändbaren Ansprüche auf das Arbeitsentgelt verlangt. Wird der Kreditantrag befürwortet, so stellt die Bank zusammen mit dem Kreditnehmer einen —» Tilgungsplan für den K. auf. Kleinlebensversicherung —> Lebensversicherung mit niedriger Versicherungssumme und vereinfachten Versicherungsbedingungen. Nach der Höhe der Versicherungssumme wurden Lebensversicherungen früher in K. bis zu einer Summe von DM 5000 und —> Großlebensversicherung mit höheren Summen eingeteilt. Da die K. heute nur noch von untergeordneter Bedeutung ist, ist diese Unterscheidung nicht mehr üblich. Als sogenannte —» Volksversicherung bot die K. den breiten Schichten der Bevölkerung die Möglichkeit, Vorsorge für den Todesfall zu treffen. Dem Bereich der K. sind auch die —» Sterbekassen zuzuordnen, die heute noch betrieben werden. Kleinsparverkehr Die Annahme selbst kleinster Sparbeträge durch —» Kreditinstitute (insbesondere —> Sparkassen). Die meisten Kreditinstitute schreiben zwar in ihren Bestimmungen vor, daß die Mindestspareinlage 1,— DM betragen soll. Im Rahmen des K., wie z.B. des Schulsparens, des Vereinssparens oder des Prämiensparens, nehmen sie jedoch in der Regel auch kleinere Beträge entgegen. So werden insbesondere Schüler und Jugendliche durch besondere Aktionen geworben. Die Banken nehmen bewußt die hohen Kosten in Kauf, können sie doch erwarten, daß viele der jugendlichen Sparer später als

Kommissionstratte Erwachsene bei dieser Bank ihre Geschäftsverbindungen weiterführen werden. Kollektivprinzip Das von —» Bausparkassen gepflegte —> Bausparen geschieht nach dem K., d.h. das kollektive Sparen der Bausparer zum Zweck der —» Finanzierung von Eigenheimen. Kollektiwersicherung Zusammenfassung einer Mehrzahl von Personen oder Objekten in einem Versicherungsvertrag. Einzelne Formen von K. sind die —> Gruppenversicherung oder die - * Zeitschriften Versicherung.

Kombinierte Versicherung —»Gemischte Versicherung, bei der mehrere Sparten zu einem einheitlichen Versichcrungspaket in einem —» Versicherungsvertrag zusammengefaßt werden. Im Gegensatz zur —» Gebündelten Versicherung handelt es sich um einen Vertrag, dem ein einheitliches Bedingungswerk zugrunde gelegt wird. Beispiele für eine k. V. sind die —> verbundene Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung. Kommissionär derjenige, der es gewerbsmäßig übernimmt, Waren oder Wertpapiere für Rechnung eines anderen (des Kommittenten) in eigenem Namen zu kaufen oder zu verkaufen. Er ist verpflichtet, das übernommene Geschäft mit der Sorgfalt eines ordentlichen Kaufmanns auszuführen, wobei er interessewahrend die Weisungen des Kommittenten zu befolgen hat. Die gesetzliche Grundlage für das —» Kommissionsgeschäft bilden die §§ 383-406 HGB. Kommissionsgeschäft Allgemein: die geschäftliche Betätigung eines Kaufmanns im eigenen Namen für fremde Rechnung. Die —» Kreditinstitute betreiben die Anschaffung und Veräußerung von —» Wertpapieren für andere in der Form von Effektenkommissionsgeschäften. Auch —» Devisengeschäfte führen die Banken oft als Kommissionsgeschäfte für Kunden durch. Das K. ist in den §§ 383-406 HGB geregelt. Kommissionstratte der auf Rechnung eines Dritten gezogene -> Wechsel (Art. 3 WG). So zieht etwa ein 387

Konjunkturpolitik

Kommissionswechsel Exporteur für Rechnung des ausländischen Käufers auf dessen Bank im Rahmen eines —»Remboursgeschäftes einen Wechsel. Kommissionswechsel —» Kommissionstratte. Kommittent —> Kommissionär. Kommunalanleihen —> Schuldverschreibungen, die von Städten, Gemeinden und Gemeinde verbänden am —> Kapitalmarkt begeben werden. Diese sind im Gegensatz zu den Staatsanleihen stets genehmigungspflichtig. Als Sicherheit dienen Vermögen und Steuerkraft der Emittenten. K. sind lombardfähig (—» Lombard) und mündelsicher. Die K. sind direktes Finanzierungsinstrument im Gegensatz zum indirekten Finanzierungsinstrument der—» Kommunalobligationen. Kommunaldarlehen langfristiger—» Kommunalkredit. Kommunalkredit Körperschaftskredit. Von Banken, —» Sparkassen, —» Hypothekenbanken und Pfandbriefbanken an Gebietskörperschaften gewährte —» Kredite jeglicher Fristigkeit. Kommunalobligationen Kommunalschuldverschreibungen. Von —> Hypothekenbanken und Pfandbriefinstituten zur —»Finanzierung gewährter —> Kommunaldarlehen in gleicher Höhe emittierte —> Schuldverschreibungen. Kommutationswerte Tabellenwerte einer —» Sterbetafel, die die Entwicklung der Bevölkerung und der Sterblichkeit aufzeigen. Die einzelnen Hilfsgrößen (diskontierte Lebende, aufsummierte diskontierte Lebende, diskontierte Tote, aufsummierte diskontierte Tote) bilden die Grundlage für die Berechnung der Beiträge und der —> Deckungsrückstellung in der —* Lebensversicherung. Kompensation Aufrechnung von Forderungen und Verbindlichkeiten bzw. Erträgen und Aufwendungen. In Kreditinstituten dürfen gemäß § 4 der Formblattverordnung als Ausnahme vom 388

Bruttoprinzip bestimmte gleichartige Aufwendungen und Erträge sowohl im Kreditais auch im Wertpapiergeschäft miteinander aufgerechnet werden. —» Überkreuzkompensation. Kompensationskurs im Wertpapiergeschäft der Preis, der vom Börsenvorstand für die Spitzen von Aufrechnungsgeschäften festgesetzt wird. Kompensationsgeschäft bewußter wechselseitiger Austausch von Realgütern zwischen Geschäftspartnern in verschiedenen Ländern, unabhängig davon, ob zusätzlich Zahlungen erfolgen oder nicht. —» Gegengeschäft. Konditionenpolitik Zusammenfassung all derjenigen Marketinginstrumente, die Gegenstand vertraglicher Vereinbarungen über das Leistungsentgelt mit Ausnahme des Preises sind. Mit der K. werden somit die Bedingungen festgesetzt, zu denen Güter und Dienstleistungen am Markt angeboten werden ( = Rabate, Zahlungsbedingungen, etc.). —» Bankmarketing. Konditionsbeitrag —> Marktzinsmethode. Konditionserfolgsrisiko Gefahr, daß die Marktzinsänderungen zu Lasten der Zinsspanne nicht stets sofort und/oder nicht in vollem Umfang in den Bankkonditionen weitergegeben werden können oder sollen. Das K. ist eng mit dem variablen —» Zinsänderungsrisiko verbunden. Konditionsmarge Differenz aus effektivem Kunden- und effektivem Opportunitätszinssatz —» Marktzinsmethode, —> Margenkalkulation in Kreditinstituten. Konjunkturpolitik Da der Markt die zyklischen Schwankungen der Nachfrage nur unzureichend korrigiert, greift die K. unterstützend ein. Ziele der K.: Preisstabilität, Vollbeschäftigung, Ausgleich der Zahlungsbilanz (magisches Dreieck). Instrumente der K. sind geldund fiskalpolitische Maßnahmen, Mittel der Lohnpolitik und der außenwirtschaftlichen Absicherung. Trotz des Vorrangs der Ursachentherapie bleiben der K. meist nur

Konkurs nachträglich kompensierende Maßnahmen, da die Kausalfaktoren des Zyklus, die nicht von vornherein ausgeschaltet werden können, häufig erst an ihren späteren Auswirkungen zu erkennen sind. Zudem sind die Mittel, die an der Ursache ansetzen können, z.B. an der Lohnverzögerung im Aufschwung, im gegeigneten Moment noch nicht verfügbar. Probleme bereitet auch die Koordinierung konjunkturpolitischer Entscheidungskompetenzen, da diese mehrere Träger (Regierung, Bundesbank (—»Deutsche Bundesbank), Gewerkschaften, Arbeitgeber u.a.) haben. Auch eine kompensatorische K. kann sich heute nicht mehr mit dem bloßen Ausgleich von globalen Lücken oder Überschüssen der Nachfrage begnügen. Sie muß zunehmend strukturelle Komponenten berücksichtigen. Konkurs gerichtliches Verfahren zur gleichmäßigen, aber nur anteiligen Befriedigung der Forderungen aller Gläubiger an den Schuldner durch Vollstreckung in das gesamte Vermögen. —» Zahlungsunfähigkeit oder —> Überschuldung führen auf Antrag zur Eröffnung des K.-Verfahrens durch das K.Gericht. K. kann durch einen Vergleich (anteiliger Forderungsverzicht der Gläubiger) abgewendet werden. Konossement vom Verfrachter oder einem anderen Vertreter des Reeders ausgestelltes Dokument, das dem Ablader die Annahme der Güter bescheinigt mit der Verpflichtung, dem legitimierten Inhaber des K. die Ladung auszuhändigen. Somit kann über unterwegs befindliche Ware durch Übergabe des K. verfügt werden. Die Klausel: „Kasse gegen K." bedeutet, daß der Kaufpreis gegen Aushändigung des K. bezahlt werden soll, weil dadurch das Eigentum an der Ware auf den Empfänger übergeht. Das K. enthält Angaben über den Verfrachter, Schiff, Ablader, Empfänger, Löschungshafen und insbesondere über die Art, Menge und äußerliche Beschaffenheit der Güter. Es wird üblicherweise an Order ausgestellt, was die Übertragung durch —»Indossament ermöglicht. K. spielt im Akkreditiwerkehr (—»Akkreditiv) eine bedeutende Rolle. Konsolidierung Im Wertpapierbereich wird unter der K. die

Konsolidierungskreis Bereinigung eines Anleihenportefeuilles durch Zusammenziehen mehrerer älterer zu einer einheitlichen Anleihe verstanden. Im Rechnungswesen versteht man unter K. die Zusammenfassung von Einzelbilanzen zu einer, den gesamten —» Konzern umfassenden —> Konzernbilanz. Das Ziel der aufsichtsrechtlichen K. von —»Bankbeteiligungen besteht darin, die in einer —* Kreditinstitutsgruppe auf dem effektiv vorhandenen haftenden Eigenkapital lastenden Risikovolumina sichtbar zu machen und die risikotragenden Geschäfte durch die Anwendung des —» Grundsatzes I auf die konsolidierte Bilanz wirksam zu begrenzen. Die Risikovolumina werden deutlich, wenn die Bankbeteiligungen aus den Einzelbilanzen herausgerechnet bzw. die Einzelbilanzen der verbundenen Kreditinstitute konsolidiert werden, wobei grundsätzlich drei —> Konsolidierungsverfahren Anwendung finden können (Abzugsverfahren, Vollkonsolidierung, Quotenkonsolidierung). Konsolidierungskreis gemäß § 294 HGB sind das Mutterunternehmen und alle Tochterunternehmen ohne Rücksicht auf den Sitz der Tochterunternehmen in den Konzernabschluß einzubeziehen, sofern die in den §§ 295, 296 HGB angeführten Ausnahmen nicht zutreffen. Bei Kreditinstituten gehören zunächst die Beteiligungen an inländischen Kreditinstituten, ferner an Hypothekenbanken und an Bausparkassen, an Leasing- und an Factoringgesellschaften sowie an gebietsfremden Kreditinstituten, Leasing- und Factoringgesellschaften zum K. Nicht zu konsolidieren sind Beteiligungen an Unternehmen des nicht-finanziellen Sektors sowie solche an Investmentgesellschaften und Wertpapiersammelbanken. Die konsolidierungspflichtigen Beteiligungen gehen jedoch nach § 10a KWG nur dann in den Konzernabschluß ein, wenn ein „herrschender Einfluß" der Mutter auf die Tochter oder eine „erhebliche Beteiligung" vorliegen. Der „herrschende Einfluß" entspricht der Definition des Abhängigkeitsverhältnisses nach § 17 AktG; dieser entsteht bei einem 50% übersteigenden Anteilsbesitz. Neben den Beteiligungsunternehmen, auf die unmittelbar Einfluß ausgeübt wird, müssen auch die Unternehmen, die über ein abhängiges 389

Konsolidierungsverfahren Unternehmen dem herrschenden Einfluß unterliegen, in der Konsolidierung berücksichtigt werden, soweit die durchgerechnete Beteiligungsquote nicht weniger als 10% ausmacht. Von einer „erheblichen Beteiligung" wird dann gesprochen, wenn ein (übergeordnetes) Kreditinstitut an einem anderen (untergeordneten) Kreditinstitut unmittelbar oder mittelbar beteiligt ist, wobei die durchgerechneten Beteiligungsquoten jeweils 40% betragen müssen. Konsolidierungsverfahren für die aufsichtsrechtliche —> Konsolidierung von —> Bankbeteiligungen kommen prinzipiell drei Verfahren in Betracht: das Abzugsverfahren, die Vollkonsolidierung und die Quotenkonsolidierung. Bei Anwendung des Abzugsverfahrens werden die Bankbeteiligungen lediglich durch eine entsprechende Verminderung des Eigenkapitals des Mutterinstituts aus der Bilanz eliminiert. Aufgrund der spezifischen Konstruktion dieses Verfahrens entstehen jedoch Nachteile für die Muttergesellschaft in Bezug auf die Grundsatz IAuslastung, weshalb dieses Verfahren weitgehend abgelehnt wird. Bei der handelsrechtlichen Vollkonsolidierung werden die gesamten Vermögens- und Schuldenpositionen der Untergesellschaften ungekürzt übernommen. Auf der Passivseite der Konzernbilanz wird der auf die Minderheitsgesellschafter entfallende Anteil gesondert ausgewiesen (Ausgleichsposten für Anteile im Fremdbesitz). Insbesondere aufgrund möglicher Mehrfachbelegungen von haftendem Eigenkapital wird auch dieses Verfahren weitgehend abgelehnt. Bei der Quotenkonsolidierung werden mit Ausnahme des gegen die Beteiligung aufgerechneten Eigenkapitals alle Aktiva und Passiva der Untergesellschaften nur in Höhe der Beteiligungsquote übernommen, wodurch die Einwendungen gegen die Vollkonsolidierung berücksichtigt werden. Der Gesetzgeber hat daher in § 10a Abs. 3 KWG für bankaufsichtsrechtliche Zwecke die Quotenkonsolidierung vorgeschrieben. Konsortialabteilung Bankabteilung mit der Aufgabe der Betreuung und Abwicklung von —> Konsor390

Kontenrahmen tialgeschäften, insbesondere Bank Konsortialführerin ist.

wenn

die

Konsortialgeschäfte Geschäfte eines —> Bankenkonsortiums, insbesondere die Effektenemission. —» Emissionskonsortium. -* Emisson. Konsortialkredite gemeinsame Kreditgewährung von zwei oder mehreren Banken wegen der Größenordnung des —» Kredits. Dieser wird dem Kunden durch den Konsortialführer zur Verfügung gestellt. An der Kreditgewährung ist dieser mit einer festen Quote beteiligt. Für die von den anderen Konsorten übernommenen Kreditanteile fungiert er als Kreditvermittler. Konsumentenkredit meist als standardisierter—» Kleinkredit. Konsumfinanzierang veraltete Bezeichnung für standardisierte Konsumentendarlehen (—» Ratenkredite). —* Kleinkredite, —> Teilzahlungskredit. Konsumentenkredltversicherung Form der —» Kreditversicherung, die Kreditinstituten Versicherungsschutz aus der Vergabe von Anschaffungsdarlehen, Klein- und Dispositionskrediten sowie aus der Vergabe von Scheckkarten an private Kreditnehmer bietet. Kontenplan —> Kontenrahmen. Kontenrahmen systematischer Organisations- und Gliederungsplan von Kosten, der nach den Bedürfnissen bestimmter Wirtschaftszweige entwickelt ist und als Rahmenplan eine gewisse Vereinfachung der Buchführung bezweckt. Aufgrund unterschiedlicher Bedürfnisse und Betriebsstrukturen existieren für die verschiedenen Kreditinstitutsgruppen unterschiedliche K. Der K. der privaten Geschäftsbanken, der sich an den Bedürfnissen einer Universalbank orientiert, ist in Bilanz- und Erfolgskonten aufgeteilt und weist die folgenden zehn Kontoklassen auf: Klasse 0: liquide Mittel, Wertpapiere; Klasse 1: Anlagevermögen, sonst. Vermögensposten; Klasse 2: Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Banken; Klasse 3: Forderungen und Verbindlichkeiten gegenüber Kunden, sonstige Verbind-

Konto lichkeiten; Klasse 4: Verrechnungs- und Vermerkkonten; Klasse 5: Zinserträge, Pro Visionserträge, Kursgewinne, sonst. Erträge; Klasse 6: Zinsaufwendungen, Provisionsaufwendungen, Kursverluste; Klasse 7: Personal- und Sachaufwand, sonst. Aufwendungen; Klasse 8: Neutrale Erträge und Aufwendungen und vom Ergebnis abhängige Aufwendungen; Klasse 9: Kapital, Rücklagen, Rückstellungen, Abschlußkonten. Auf Basis dieser K. lassen sich nun bankindividuelle, innerbetriebliche Kontenpläne ableiten, die den spezifischen Bedürfnissen des einzelnen Kreditinstituts entsprechen. Konto 1. In der Buchführung eine zur Aufnahme und wertmäßigen Erfassung von Geschäftsvorfällen bestimmte Rechnung. Jedes K. hat eine Soll- und eine Habenseite (Debitund Kreditseite). 2. Im Sinne von Bankkonto: eine Rechnung der Bank für ihre Kunden (Kontoinhaber), in der sie die Bestände der Forderungen und Verbindlichkeiten aus dieser Geschäftsverbindung und die Veränderungen dieser Bestände als Gutschriften und Belastungen erfaßt. Kontoauszugsdrucker (KAD) im Rahmen der —» Bankautomation eingesetztes Gerät, das nach Eingabe der ec-Karte den aktuellen Kontostand nebst den Umsätzen druckt. Kontoeröffnung Voraussetzung für die Aufnahme der geschäftlichen Beziehungen zwischen der Bank und ihrem Kunden. Die K. erfolgt durch Abschluß eines Kontovertrages (Geschäftsbesorgungsvertrag nach § 675 BGB). Zuvor findet eine Legitimationsprüfung statt. Der Kontovertrag kommt durch die Willenserklärung des Bankkunden in Form des Kontoeröffnungsantrages und die Willenserklärung der Bank durch Annahme des Kontoeröffnungsantrages zustande. Mit dem Kontovertragsabschluß erfolgt zugleich die Anerkennung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen und evtl. die Anerkennung von Sonderbedingungen. Die Regeln der —» Kontoeröffnung variieren entsprechend der Art des zu eröffnenden —» Kontos.

Kontokorrentstaflei Kontoführungsgebühr Entgelt für die mit der Kontoführung verbundenen Grundleistungcn einer Bank. Die K. wird zumeist in Abhängigkeit von der Anzahl der Buchungsposten im Abrechnungszeitraum berechnet und hat die —> Umsatzprovision als Bankpreis weitgehend abgelöst. Kontokorrentkredit —> Kredit in laufender Rechnung, wobei dem Kreditnehmer das Recht eingeräumt wird, sein Kontokorrentkonto (—> Kontokorrent) bis zu einer festgesetzten —> Kreditlinie (Kontokorrentlinie), aber auch darüber hinaus (—» Überziehungskredit) in Anspruch zu nehmen. Neben der Kreditbereitstellungsprovision sind —» Zinsen nur auf die tatsächlichen Kreditbeträge zu zahlen. K. erlaubt dem Kunden größtmögliche Freiheit in seinen finanziellen Dispositionen. Wegen der für die Bank schwer voraussehbaren tatsächlichen Inanspruchnahme ist der K. relativ teuer. Obwohl er grundsätzlich kurzfristig ist, kann er durch ständige —> Prolongation den Charakter eines langfristigen Kredits annehmen. Eine jederzeitige Kündigung ist bei Fehlen bindender Absprachen über seine —» Laufzeit möglich. Kontokorrentstaffel Methode der Zinsbetragsermittlung beim —» Kontokorrent für die Abrechnungsperiode (mindestens einmal jährlich, in der Regel vierteljährlich): Dabei werden nach der Formel

K: Kapital t: Tage für die einzelnen Tagessalden die Zinszahlen berechnet. Gilt für die gesamte Abrechnungsperiode nur ein —» Zinssatz p, so ergibt sich der endgültige Zinsbetrag durch Division der Summe sämtlicher Zinszahlen durch den Zinsdivisor (360/p). Bei unterschiedlichen Zinssätzen während der Abrechnungsperiode sind die Summen der Zinszahlen der Tagessalden von Perioden gleicher Zinssätze durch ihre Zinsdivisoren zu dividieren und diese einzelnen Zinsbeträge zum gesamten Zinsbetrag zusammenzufassen. 391

Kontonummer Kontonummer Nummer, unter der das —»Konto des Bankkunden bei seiner Bank geführt wird. Daneben ist - vor allem im Zuge der vollautomatischen Abwicklung des Zahlungsverkehrs - die einheitliche —»Bankleitzahl von Bedeutung, die zugeich die K. des -> Kreditinstitutes bei der —> Landeszentralbank ist. Konto pro Diverse —> CpD Konto- und Depotvollmacht Ermächtigung zum Handeln in fremdem Namen, also Verfügungen über ein - » K o n to oder ein —»Depot in fremdem Namen zu treffen. Die Erteilung einer Vollmacht ist zwar nicht formbedürftig, doch wird die Bank, bei der das Konto bzw. das Depot geführt wird, stets eine Vollmachtsurkunde zur Vorlage verlangen. Zum Zweck der Vollmachtserteilung enthalten bereits die Kontoeröffnungsanträge bei den Banken entsprechende Vordrucke. Konto- und Kundenkalkulation Bereich der —> Bankkalkulation, der den Erfolgsbeitrag der einzelnen Bankverbindung feststellen soll. Während die Kontenkalkulation den Erfolgsbeitrag einzelner, von Kunden unterhaltener Konten ermitteln soll, dient die Kundenkalkulation der Feststellung, inwieweit die Kunden bzw. Kundengruppen des Instituts zu dessen Gesamterfolg beigetragen haben. Die Kontenkalkulation läßt sich nochmals in eine —> Wertleistungskalkulation und eine —» Stückleistungskalkulation differenzieren. Die Ergebnisbeiträge der einzelnen Konten eines Kunden werden zum Ergebnisbeitrag des Kunden aufaddiert, die Aggregation über alle Kunden mit homogenen Merkmalen ergibt die Kundengruppenkalkulation. Kontraprotest —» Wechselprotest mangels unterbliebener Ehrenzahlung. Durch K. wahrt der Wechselinhaber seine Rückgriffsansprüche, wenn der Notadressat bzw. der Ehrenannehmer die Zahlung verweigert. Konversion (Konvertierung) ist die Umwandlung einer —» Anleihe - in der Regel nach vorheriger Kündigung durch den Schuldner - in eine neue mit meist niedrigerem —» Zinsfuß oder anderen 392

Konzernsteuerung in Kreditinstituten Tilgungsbedingungen (—» Tilgung). Eine Herauf-K., d.h. eine Umwandlung mit Erhöhung der Nominalverzinsung ist sehr selten. Konzern Ein K. besteht gemäß § 18 Abs. 1 AktG aus einem herrschenden und einem oder mehreren abhängigen Unternehmen, die unter der einheitlichen Leitung des herrschenden Unternehmens zusammengefaßt sind. Gemäß § 18 Abs. 2 AktG liegt auch dann ein K. vor, wenn rechtlich selbständige, voneinander unabhängige Unternehmen unter einheitlicher Leitung zusammengefaßt sind. Konzerne, die durch Abhängigkeitsverhältnisse geprägt sind, werden als Unterordnungskonzern, solche ohne Abhängigkeitsverhältnis als Gleichordnungskonzern bezeichnet. Nach herrschender Meinung sind lediglich Unterordnungskonzerne verpflichtet, gemäß § 290 Abs. 1 Satz 1 H G B einen —» Konzernabschluß zu erstellen. —> Konsolidierungsverfahren. KonzernabschluB Zusammenfassung der in den —» Konsolidierungskreis einbezogenen Einzelunternehmensabschlüsse . Konzernbeteiligungen Gesamtheit der Beteiligungen eines Unternehmens, für die die Voraussetzungen für den —» Konzern gegeben sind. —> Bankbeteiligungen. Konzemsteuerung in Kreditinstituten Gliederung I. Ziele der Konzernsteuerung II. Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit der Konzernsteuerung 1. Führungsphilosophie und Selbstverständnis eines Bankkonzerns 2. Transparenz der Geschäftsabläufe und Verflechtungen im Konzern III. Instrumente der Konzernsteuerung 1. Instrumente der Ergebnisoptimierung 1.1. Optimale Kapitalallokation 1.2. Optimale Ressourcen Verteilung zwischen In- und Ausland 1.3. Optimierung der Kundenergebnisse 1.4. Aktiv-/Passivmanagement 2. Überwachung und Steuerung der Risikopositionen

Konzemsteuerung 3. Planungsprozeß und Soll-Ist-Vergleich 4. Aspekte der strategischen Konzernsteuerung IV. Ausblick: Optimalbilanz im Konzern als Steuerungsinstrument I. Ziele der Konzernsteuerung Als Konzern wird die Verbindung rechtlich selbständiger Unternehmen zu einer wirtschaftlichen Einheit verstanden, wobei die Muttergesellschaft aufgrund ihrer Kapitalbeteiligung an den Tochtergesellschaften und der Ausübung der einheitlichen Leitung bzw. besonderer Rechte (ControlVerhältnis) zur Konzernleitung legitimiert ist. Der Ausrichtung auf ein übergeordnetes Ziel können die Einzelinteressen der Konzernunternehmen entgegenstehen, die aufgrund ihrer differenzierten geschäftlichen Aktivitäten, der unterschiedlichen rechtlichen Grundlagen sowie der individuellen Vorstellungen des jeweiligen Managements nicht zwangsläufig übereinstimmende Ziele verfolgen. Erst durch eine konzernübergreifende und um die Auswirkungen des Zusammenspiels der Gesellschaften wissende Konzernsteuerung kann aus der Vielfalt der Einzelinteressen ein optimales Gesamtinteresse erreicht werden. Im Bankbereich wird das Konzerndenken durch externe Auflagen der —» Bankenaufsicht (konsolidierter —» Grundsatz I gemäß § 10a KWG) unterstützt und durch -> Patronatserklärungen der Konzernmütter für die Tochtergesellschaften in den jeweiligen Geschäftsberichten dokumentiert. Als geschäftspolitische Ziele einer erfolgsorientierten Konzernsteuerung werden die Optimierung der Ergebnisfähigkeit, die Handhabung eines konzernweiten Risikomanagements sowie die Sicherung des strategischen Wachstums des Konzernverbundes definiert. Herausragender Maßstab und operative Steuerungsgröße für den Konzernerfolg ist das individuelle Betriebsergebnis der Profit-Center. Unter dem Druck des konsolidierten Grundsatzes I ergibt sich zusätzlich die Notwendigkeit, sämtliche Konzernglieder mittels einer objektiven Meßlatte, die die Ertragsoptimierung des jeweils gebundenen Kapitals nachweisbar macht, zu vergleichen. An der Schnittstelle zwischen operativer und strategischer Steuerung ge-

Konzernsteuerung winnt der Ergebnisbeitrag zur Deckung der Kosten der jeweils gebundenen Kapitaleinheit damit zentrale Bedeutung. Das Risikomanagement eines Bankkonzerns bezieht sich auf die dem Bankgeschäft immanenten Kredit- und Marktrisiken. Die Risikopolitik wird in Abhängigkeit von den jeweils verfügbaren Kapitalressourcen und von der Risikopräferenz der Konzernleitung unterschiedlich gestaltet. Die Formulierung der Risikopolitik und die Umsetzung in das Verhalten des Konzerns ist eine Steuerungsaufgabe zur Erhaltung bzw. Verbesserung des Ertrags- und Substanzwertes des Unternehmensverbundes. Konzernsteuerung im Sinne des strategischen Wachstums heißt Führung mit dem Ziel der nachhaltigen Existenzsicherung des Konzerns. Das strategische Denken muß die gesamte Struktur des Unternehmens durchdringen. Voraussetzung für strategisches Wachstum des Konzerns sind der Aufbau einer zielgerechten regionalen Präsenz, die Entwicklung einer optimalen Produktpalette im Kundeninteresse sowie die Motivation der Mitarbeiter aller Ebenen auf das gemeinsame Konzernziel hin. Welche Strategiepfade im einzelnen eingeschlagen werden, hängt von den Ambitionen und der geschäftspolitischen Langfristperspektive ab. II. Voraussetzungen für die Funktionsfähigkeit der Konzernsteuerung 1. Führungsphilosophie und Selbstverständnis eines Bankkonzerns Konzernsteuerung erfordert eine Führungsphilosophie, die auf allen Ebenen des Unternehmensverbundes verstanden und akzeptiert wird und die als Leitgedanke alle Aktivitäten bis zum Tagesgeschäft beeinflußt. Das Führungskonzept eines Konzerns wird durch die Gewichtung der Grundprinzipien Dezentralisation und Zentralisation charakterisiert. In der Praxis der Filialgroßbanken haben sich die Delegation von Verantwortung und Kompetenz und damit ein hoher Grad von Selbständigkeit für das inländische Niederlassungsnetz bewährt. Die Vorzüge der dezentralen Steuerung - Motivation, Eigendynamik, Nutzung der Geschäfts- und Marktnähe sind nur über eine modifizierte Leitungs393

Konzemsteuerung

Konzernsteuerung philosophie im Konzern mit seiner in der Regel breiten geographischen Streuung häufig mit verschiedenen nationalen Identitäten - und differenzierten Managementaufgaben erzielbar. Zunehmend fordern der verschärfte Wettbewerb mit seinen innovativen Leistungsanforderungen, die Komplexität der Produkte sowie die neuen Informationsmöglichkeiten eine stärkere Zentralisierung bestimmter Aufgaben. Hier ist die Verbindung der Spezialkenntnisse aus den zentralen Planungs-, Kontroll- und Analyseinstrumenten mit der Markterfahrung der dezentralen Einheiten angebracht. Solange die Produktdimension im Vordergrund steht, muß das Kenntnis- und Kreativitätspotential der Zentrale im Sinne des Financial Engineering eingesetzt werden; nach der Markteinführungsphase, wenn Standardisierbarkeit und die Betonung des Relationship-Banking überwiegen, beginnt der Prozeß des Produkttransfers in die dezentralen Geschäftsstellen des Konzerns. Zentrale Dispositionen werden notwendig, wenn sich bietende Synergieeffekte identifiziert und im Interesse der Verbesserung des Konzernergebnisses genutzt werden können. Reibungsverluste zwischen den Polen Zentralisierung und Dezentralisierung werden vermieden, wenn eine Symbiose von Profit-Center- und Konzerndenken gelingt. Das Zusammenwirken im Bankkonzern wird durch die zunehmende Verzweigung multinationaler Allfinanzkonzerne in unterschiedliche Institute/Institutsgruppen komplizierter; die Koordinierung der Einzelinteressen auf das übergeordnete Konzernziel gewinnt aber gerade durch die zunehmende Heterogenität der Konzernstruktur immer mehr an Bedeutung.

2. Transparenz der Geschäftsabläufe Verflechtungen im Konzern

und

Die Verlagerung von Entscheidungskompetenz und Ergebnisverantwortung auf die Profit-Center und der Wille der Konzernleitung zu ergebnisoptimierender Konzernsteuerung machen Instrumente erforderlich, die die Komplexität der Geschäftsabläufe und die Verflechtungen im Konzern für die Entscheidungsträger sichtbar machen. Ein Steuerungs- und Informationssystem, das den Ansprüchen globaler Kon394

zernaktivitäten gerecht werden soll, muß die Gesamtstruktur des Bankkonzerns in die kleinsten informatorisch sinnvollen Elemente zerlegen (Profit-Center, Sparte, Kunde) und die Verantwortung rechenhaft machen. Die Transparenz der Ergebnisherkunft läßt sich mit Hilfe des Ergebniswürfels und der Verantwortungspyramide anschaulich darstellen.

Ergebniswürfel Die örtliche Entstehung des Betriebsergebnisses (Filiale/Konzerngesellschaft) wird durch die vertikale Zerlegung des Würfels deutlich; das Instrument, das sich auf diese Betrachtungsdimension bezieht, ist die kurzfristige Erfolgsrechnung bzw. Performance-Darstellung jedes Profit-Centers. Der horizontale Schnitt durch den Ergebniswürfel wird mit Hilfe der Geschäftsbereichsrechnung durchgeführt. Ziel dieser Rechnung ist es, das Betriebsergebnis auf verantwortungsbezogene Geschäftsbereiche zu projizieren, d.h. den Beitrag pro B e reich zum Betriebsergebnis zu ermitteln. Der marktbezogene Nachweis des B e triebsergebnisses folgt als dritte Dimension in diesem Würfel durch die Kundenkalku-

Konzernsteuerung lation. Der Ergebniswürfel des Konzerns setzt sich aus der Addition der Ergebnisse der Muttergesellschaft mit denen der der Mutter verbundenen Unternehmen zusammen (Abb. 1). Verantwortungspyramide Während der Ergebniswürfel als Steuerungsinformation „buttom-up" strukturiert ist und den regionalen Ergebnisbezug herstellt, bildet die Verantwortungspyramide den Konzern in der „top-down"-Perspektive ab und macht die vertikale Geschäftsbereichsverantwortung transparent. Voraussetzung für den Informationsgehalt der Verantwortungspyramide ist die klare Abgrenzung der Zuständigkeiten im Konzern ausgehend vom Vorstandsbereich über die Zentrale-Abteilungen bis auf die Ebene Filialbank (Inland/Ausland) und Konzerntöchter (Inland/Ausland). In der zweiten Stufe werden die Aufwands- und Ertragskomponenten auf die Verantwortungsbereiche bezogen und bis zum GüV-wirksamen Ergebnis bzw. zur Performance durchgerechnet. Die konzernweite Segmentierung der Ergebnisbeiträge dient als entscheidungsorientierte Management-Information (Abb. 2). III. Instrumente der Konzernsteuerung 1. Instrumente der Ergebnisoptimierung 1.1. Optimale Kapitalallokation Die Einhaltung des konsolidierten Grundsatzes I gemäß § 10a KWG auf Konzernebene erfordert den Einsatz eines Steuerungsinstruments zur optimalen Allokation der Ressource Eigenkapital im Konzern.

Konzernsteuerung Hierzu wird das operative Rentabilitätskriterium Betriebsergebnis/Gewinn vor Steuern mit der strategischen Fragestellung verknüpft, inwieweit das Eigenkapital konzernweit von Volumina (Aktivkomponente) mit der höchsten Ertragskraft gebunden wird. Dem Gewinn vor Steuern jedes Profit-Centers wird das Anspruchsniveau als Sollwert zur Deckung der Eigenkapitalkosten (Dividenden- und Thesaurierungserfordernis zuzüglich der Steuerbelastung) gegenübergestellt. Als Differenz ergibt sich die Über- bzw. Unterdeckung des Anspruchsniveaus durch den Gewinn vor Steuern, also die Subventionsfähigkeit bzw. der Subventionsbedarf der ProfitCenter. Die Makrobetrachtung zeigt, ob im Konzern die Kapitalbedienungs- und Thesaurierungsfähigkeit gesichert ist; die Mikrobetrachtung macht transparent, in welchem Ausmaß die einzelnen Profit-Center diese Anforderungen zu erfüllen in der Lage sind. Aus einer längerfristigen Analyse der Ergebnisfähigkeit des durch Aktivkomponenten gebundenen Kpaitals können folgende Steuerungsentscheidungen getroffen werden: - strukturelle Umschichtungen von Aktivkomponenten zugunsten niedrigerer Anrechnungen im konsolidierten Grundsatz I, - Reduzierung ertragsschwacher Aktivkomponenten, - Erhöhung der Eigenmittel, - Steigerung grundsatzunabhängiger Ergebnisbeiträge.

Verantwortungsbereich

Abb. 2

Verantwortungspyramide 395

Konzernsteuerung 1.2. Optimale Ressourcenverteilung zwischen In- und Ausland Ein weiteres Instrument der Konzernsteuerung ist die EDV-gestützte Simulation der Entwicklung von Konzernbereichen, mit deren Hilfe die Auswirkungen von Anteilsverschiebungen zwischen Inlands- und Auslandsaktiva auf die Ausschüttungs- und Thesaurierungsmöglichkeiten im Konzern aufgezeigt werden. Zielgrößen des Simulationsmodells sind die Gesamtrendite des Bankkonzerns, die Rendite in einzelnen Konzernbereichen, Ausschüttungs- und Thesaurierungsmöglichkeiten, unterschiedliche Emissionsverhältnisse für die Beschaffung zusätzlichen Eigenkapitals sowie die Verfügbarkeit von tarifbesteuerten Inlandserträgen (EK 56) sowie im Ausland versteuerter Auslandserträge (EK Ol). Das Modell zeigt, daß sich aufgrund der steuerlichen Bedingungen (bei Ausschüttung der Auslandserträge Belastung mit der ausländischen Steuer und mit der deutschen Körperschaftsteuer) und bei Annahme einer besseren Ertragslage im Inland Schwankungen beim Inlandsergebnis besonders auf das Ausschüttungspotential der Bank auswirken. Da es aus steuerlichen Gründen geboten ist, Auslandserträge den Rücklagen zuzuführen, wird der kritische Auslandsanteil primär von der Höhe der Inlandserträge bestimmt. Somit wird deutlich, daß die tragende Säule eines deutschen Bankkonzerns unter dem geltenden Körperschaftsteuerrecht immer das Inlandsgeschäft sein wird. 1.3. Optimierung der Kundenergebnisse Über Ertrag, Kosten und Kapazitätsauslastung einer Bank wird letztlich an der Basis - beim Einzelkunden - entschieden. Konzernsteuerung zur Optimierung der Kundenergebnisse setzt exakte Kenntnisse über die Ergebnisbeiträge der Einzelkunden/ Kundengruppen voraus. Das Instrument Kundenkalkulation verschafft mit der tiefen Gliederung seiner Daten und deren vielfältigen Verknüpfungsmöglichkeiten Transparenz über die Rentabilität der Kundenverbindungen bzw. von Kundengruppen. Aus der Verbindung von Marktpotentialuntersuchungen mit der kritischen Prüfung der eigenen Stärken und Schwächen in bezug auf die Betreuung und 396

Konzemsteuening Leistungsversorgung der Kundengruppen können konzernübergreifende Strategien entwickelt werden, um erfolgversprechende Marktpotentiale stärker auszuschöpfen. So ist beispielsweise zu analysieren, wo im In- und Ausland Kapazitäten für das personal* und kostenintensive retail-banking zur Verfügung gestellt werden sollten und wo der Konzern national und international der Produktnachfrage von High Networth Individuais entsprechen kann und soll. Durch Vernetzung der Informationen (EDV-gestütztes Informations- und Kommunikationssystem für den Konzern) werden Marketing-Aktionen sowie Akquisition und Betreuung im Konzernverbund unterstützt. Optimierung der Kundenergebnisse heißt Aufspüren von Ertragspotentialen mit Hilfe der Kundengruppen-Analyse und Steuerung des Ressourceneinsatzes auf rentabilitätsträchtige Segmente hin. 1.4. Aktiv-/Passivmanagement Im Aktiv-/Passivmanagement, wo weltweiter Ressourceneinsatz unter Ausnutzung aller Möglichkeiten innovativer Finanzierungsinstrumente eine bedeutende Rolle spielt, sprechen betriebswirtschaftliche Argumente (Kosten/Risiko) für die Nutzung der Vorteile im Konzern verbünd. Zielvariable des Optimierungsprozesses ist die Refinanzierung des Konzerns in Anpassung an den Bedarf der Aktivseite unter Einhaltung gesetzlicher Strukturnormen (u.a. KWG-Grundsätze) sowie geschäftspolitischer Nebenbedingungen (Wahrung des Emissionsstandings, Atmungsspielraum für die KWG-Grundsätze, Limitierung evtl. Aktiworläufe u.a.). Die Ertragskraft des multinationalen Konzerns hängt mit davon ab, wie professionell die Möglichkeiten des weltweiten LiabilityManagements genutzt werden. Die Ermittlung des Refinanzierungsbedarfs basiert auf der jährlichen Volumensplanung des Konzerns sowohl für das —» Commercial Banking als auch für das —* Investment Banking (Grundausstattung mit Refinanzierungsmitteln für die Bestandshaltung im Konzern). Dabei können bereits Steuerungsmaßnahmen durch konzerninterne Geschäftszuweisungen eingebaut werden (z.B. Vermittlung hypothekenbankfähigen Baufinanzierungsvolumens zu

Konzernsteuening den Hypothekenbanken des Konzerns). Die Eindeckung mit Refinanzierungsmitteln (Volumen, Währungen unter Beachtung rechtlicher und steuerlicher Konsequenzen auf internationalen Märkten) für die Muttergesellschaft des internationalen Konzerns ist Gegenstand zentraler Steuerung, während die Tochtergesellschaften in der Regel ihr eigenes Asset-/Liability-Management betreiben. Auch bei eigenverantwortlicher Refinanzierung der Tochtergesellschaften ist die Wahrnehmung zentraler Koordinationsund Leitfunktionen im Konzern erforderlich. Konzernübergreifende Steuerungsaufgaben sind die Überwachung der Grundsätze und der Zins- und Liquiditätsrisiken (inkl. der „off-balance sheet exposures") sowie die Wahrung des Standings auf den internationalen Geld- und Kapitalmärkten; auch die Reallokation von Finanzierungsmitteln innerhalb des Konzerns (z.B. Geschäfte im Grundsatz III-Interesse) und das Engagement des Konzerns im Bereich der —* Finanzinnovationen muß zentral gesteuert werden. 2. Überwachung und Steuerung der Risikopositionen Dynamik, Umfang und Kumulationsgefahr von Kredit- und Marktrisiken führen den internationalen Bankkonzern in neue Risikodimensionen, die kalkulierbar gehalten werden müssen. Dabei wird an das Risikomanagement extern und intern erhöhte Anforderungen gestellt. Die externe Herausforderung liegt im beschleunigten sektoralen und regionalen Strukturwandel der nationalen und internationalen Wirtschaft sowie in der Volatilität der globalen Finanzmärkte. Intern wird die Risikotransparenz im Konzern durch zunehmende Diversifizierung der Produkte und Geschäftseinheiten (Trend zum Allfinanzkonzern) und die Ausdehnung der internationalen Präsenz erschwert. Risikomanagement zielt auf die Zusammenfassung der Kredit- und Marktrisiken zu einem quantifizierbaren Gesamtportfolio ab, auf dessen Basis die Risikopolitik konzipiert werden kann. Primärer Risikofaktor im Bankgeschäft ist unverändert das —» Kreditrisiko mit seinen Ausprägungen —» Bonitäts- und —»Länderrisiken. Die Informationspflicht der Kon-

Konzemsteuerung zernstellen bezüglich ihrer risikorelevanten Engagements, die einheitliche Bewertung festgestellter Risiken und die Überwachung der Einhaltung von Ordnungsprinzipien nach Gesetz, Satzung und hausinternen Regelungen (KWG, Kreditausschuß, Kompetenz) bilden die Basis für die Quantifizierung der Bonitätsrisiken und die Sichtbarmachung des Risikobedarfs im Konzern. Erst wenn Risikotransparenz organisatorisch gesichert ist, kann ein Konzept präventiver Maßnahmen entwickelt werden, das vorrangig auf die qualitative Beeinflussung der Risikopräferenz der Entscheidungsträger gerichtet sein muß. Wichtige Instrumente zur Schaffung eines konzerneinheitlichen Bonitätsrisikostandards sind ein umfassender Informationsfluß über die Gefährdungstatbestände sowie der Einbezug der Risikovorsorge in die Ergebnisplanung und Ergebnisanalyse der ProfitCenter. Die systematische Erfassung und Bewertung der Länderrisiken im Konzern erfolgt durch Verknüpfung des Länderobligos (Zusammenführung aller von den Konzerastellen gemeldeten grenzüberschreitenden Geschäfte) mit dem Länder-Rating, einer aus dem Ansatz aussagekräftiger Indikatoren errechnete Bonitäts-Kennziffer. Risikosteuerung im Kreditgeschäft und in der Refinanzierung wird durch den Präsenzaufbau im Ausland erleichtert. Während ein Kredit aus dem Inland an einen im Ausland domizilierenden Kunden neben dem Bonitätsrisiko mit dem Transfer-/Länderrisiko behaftet ist, wird dieses Risiko bei Kreditvergabe durch eine Niederlassung in dem betreffenden Land vermieden, sofern die Refinanzierung dieses Geschäfts ebenfalls in diesem Land erfolgt. Außerdem wird durch die internationalen Stützpunkte des Konzerns der Einblick in länderspezifische Probleme verbessert. Marktrisiken, die sich aus der—» Volatilität der Effekten- und Devisenkurse sowie der Zinssätze ergeben, beziehen sich auf das bilanzwirksame und das Off-BalanceSheet-Geschäft. Zur Quantifizierung dieser unterschiedlichen Risikokategorien ist eine Umrechnung der Nominalbestände bilanzunwirksamer Risiken in kreditäquivalente Volumina erforderlich. Z u m Management der Effekten-Risiken gehört die zeit397

Konzernsteuerung nahe, konzernweite Erfassung sämtlicher Bestände (laufende Effekteninventuren) getrennt nach Renten und Aktien. Für das Rentenportefeuille sind Zinsszenarien durchzuspielen, aus denen sich Prognoserechnungen für alternative Wertveränderungen ergeben. Das Risiko aus Aktienbeständen kann durch Simulierung alternativer Börsenkursveränderungen sichtbar gemacht werden. Die Erfassung des —» Zinsänderungsrisikos pro Konzernstelle erfolgt durch Analyse der Bestände konditionsgebundener Forderungen und Verbindlichkeiten gemäß ihrer Restlaufzeit. Die Auswirkungen auf die Ertragslage lassen sich über Zinsänderungsszenarien und Alternativrechnungen für die Eindeckungspolitik darstellen. Die Vernetzung dieser Rechnungen im Konzcrnverbund verschafft die optimale Informationsbasis für eine konzernweite Steuerung des Zinsänderungsrisikos. 3. Planungsprozeß undSoll-Ist-Vergleich Die operative Planung im Konzernverbund transformiert die Ziele der Konzernsteuerung - Ergebnisoptimierung, Risikoeingrenzung, strategisches Wachstum - in maßnahmereife Sollvorgaben für den auf Einjahresebene projizierten Ergebnisbeitrag der einzelnen Profit-Center. Durch Verbindung von zentralen Orientierungsgrößen, in die die strategischen Vorstellungen der Konzernleitung eingehen, und dezentraler Interpretation in Kenntnis des eigenen Aktionspotentials, wird die Basis für die Jahresplanung geschaffen. Nach Rückkopplung setzt die konzernweite Verdichtung, Koordinierung und Strukturierung des Planungswerkes durch die Zentrale ein. Insbesondere muß die Plausibilität im Hinblick auf die Einhaltung der KWG-Grundsätze, des angemessenen Zinsänderungsrisikos sowie die Übereinstimmung mit den übergeordneten Unternehmenszielen überprüft werden. Als Ergebnis des Planungsprozesses im —» Gegenstromverfahren bildet sich eine Zielvereinbarung, deren Akzeptanz durch die Planausführenden weitgehend gesichert ist. Die Realisation wird durch das zentrale und dezentrale (Seif-) Controlling, vornehmlich durch den Soll-Ist-Vergleich, begleitet. Der Steuerungswert des Soll-Ist-Vergleichs liegt nicht in der Rechtfertigungssuche für evtl. Plan398

Konzemsteuerung unterschreitungen, sondern in der Motivation für die Geschäftsleitungen der ProfitCenter, geeignete Maßnahmen zur Erreichung des tatsächlich geplanten Betriebsergebnisses zu ergreifen. 4. Aspekte der strategischen Konzernsteuerung Tiefgreifende strukturelle Wandlungsprozesse an den internationalen Finanzmärkten (Stichwort „Globalisierung") sowie die vorgesehene Realisierung eines einheitlichen Finanzmarktes bis 1992 erfordern ein strategisches Konzept für den internationalen Bankkonzern. Dieses Konzept sollte die eigene internationale Standortpolitik, die Dimensionierung und Diversifikation der Leistungspalette sowie die Definition der abzudeckenden Marktsegmente und Kundengruppen beinhalten. Die geschäftspolitischen Ziele können grundsätzlich auf drei verschiedenen Wegen verfolgt werden: internationaler Ausbau des eigenen Netzes durch Gründung von Filialen und Tochtergesellschaften bzw. deren Ausbau, Kauf von Instituten in anderen Ländern sowie Kooperation bzw. gegenseitige Verflechtung mit Drittinstituten. Der Lösungsweg hängt von den eigenen Ressourcen (Kapital/Personal) sowie von der strategischen Ziel Vorstellung ab, wobei alle Überlegungen auf die langfristige Optimierung der Ertragskraft auszurichten sind. Die Strategie der deutschen Bankkonzerne mit multinationaler Ausrichtung konzentriert sich auf die Wachstumsmärkte der Triade - Europa, Nordamerika, pazifisches Becken. In der Vorphase der Investitionsentscheidung wird die Attraktivität des neuen Geschäftsumfeldes - bankfreundliche und steuerlich begünstigende Gesetzgebung, berechenbare politische Verhältnisse, stabile Währung, gut entwickelte Bankstruktur-analysiert und die Kompatibilität mit der Konzernstandortpolitik überprüft. Konkretisiert sich die Planung auf ein bestimmtes Investment, sind neben Rentabilitätsberechnungen die Synergieeffekte im Konzern möglichst rechenhaft zu machen. Im Vordergrund stehen die Auswirkungen auf den konsolidierten Grundsatz I bzw. auf den § 12 KWG, die sich in Rentabilitätserfordernissen ausdrücken lassen. Im nachfolgenden Beispiel wird das Renditeerfordernis nach § 12 KWG (Sollrendite

Konzemsteuerung vor Steuern des in Beteiligungen investierten Kapitals) für eine Investition in Italien dargestellt, wobei für die akquirierende Konzernmutter ein Dividendenerfordernis von 20% (Thesaurierungen im Verhältnis 1 : 1 ) sowie ein Emissions Verhältnis von 4 : 1 angenommen wird: DM Dividendenerfordernis netto 5,00 deutsche Körperschaftsteuer (Ausschüttungsbelastung 36%) 2,81 7,81 ausl. KöSt (46,4%) 6,76 Dividendenerfordernis brutto 14,57 Thesaurierungserfordernis netto 5,00 ausl. KöSt (46,4%) 4,33 Renditeerfordernis nach § 12 KWG 23,90 (mit Quellensteuer: 25,53) Für eine Konzerntochter in Italien sind nach Deckung ihrer außerordentlichen Rechnung 16,20 DM pro 100 DM investierter Eigenmittel vor Steuern zu erwirtschaften, um nur das Dividendenerfordernis abzudecken; 25,53 DM, wenn auch der Thesaurierungsanspruch erfüllt sein soll. In dem so formulierten Renditeerfordernis sind allerdings Paritätsänderungen noch nicht berücksichtigt. Eine Abwertung der Währung des Domizillandes vermindert durch die Umrechnung der Eigenmittel zum Stichtagskurs die Konsolidierungsrücklage und damit die Konzerneigenmittel. IV. Ausblick: Optimalbilanz im Konzern als Steuerungsinstrument Die Steuerung eines Bankkonzerns zum Ertragsoptimum macht letztendlich die Strukturierung der Bilanz unter dieser Zielvorstellung erforderlich. Hierfür sollte ein Instrument entwickelt werden, das plausible Informationen darüber liefert, welche Produkte (Bilanzpositionen) unter gleichzeitiger Beachtung wesentlicher Restriktionen (Grundsätze I - III, Mindestreserveerfordernisse, Liquiditätserfordernisse, Rediskontkontingent, § 12 KWG, Zinsrisiko, Volumensveränderung von Einzelpositionen höchstens 10%, konstantes Geschäftsvolumen) und geschäftspolitischer Erfordernisse gefördert oder reduziert werden sollten. Zur Lösung dieser Aufgabe kann ein Optimierungsmodell beitragen, das aufzeigt, wie der Zinsüberschuß durch Varia-

Kopfquote tion der Aktiv- und Passivvolumina verbessert werden könnte. Innerhalb des Modells wäre aufgrund der vielfältigen Besonderheiten zwischen der Bilanz der Muttergesellschaft im In- und Ausland und der Konzerngesellschaften zu unterscheiden, so daß nicht eine gemeinsame, sondern simultan eine entsprechende Anzahl von Bilanzen optimiert wird. Literatur: Herrhausen, A.: Zielvorstellungen und Gestaltungsmöglichkeiten einer Langfristplanung in Kreditinstituten. In: Bank-Betrieb, 11. Jg., 1971, S. 354-359; Krumnow, J.: Kapitalbindung und Ergebnisoptimierung im Konzern. In: Bankpolitik nach der KWGNovelle, Herausgeber: Bernd Rudolph, Frankfurt am Main 1986; Mertin, K.: Von der Großbank zum internationalen Bankkonzern. In: Börsen-Zeitung, Nr. 34 vom 17.2.1984, S. 5. Dr. Jürgen Krumnow, Frankfurt Kooptation Zuwahl neuer Mitglieder durch eine Mitgliedervertretung einer Körperschaft, wenn einzelne Mitglieder ausscheiden. Dieses System ist bei —» Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit üblich. Die oberste Vertretung kann dort als Versammlung aller Vereinsmitglieder oder von Vertretern der Mitglieder konzipiert sein. Ist eine Mitglieder-Vertreter-Versammlung vorgesehen, so kann die Wahl der einzelnen Vertreter entweder durch Urwahl erfolgen, d.h. Mitgliedervertreter werden von allen Vereinsmitgliedern gewählt, oder durch K., wenn die Mitgliedervertretung sich bei Ausscheiden eines Vertreters selbst durch Zuwahl eines Nachfolgers ergänzt. Eine K. setzt voraus, daß die ursprüngliche Form der Mitglieder-Vertreter-Versammlung durch Urwahl gebildet worden ist. Die Gestaltung der obersten Vertretung sowie ihr Wahlmodus ist durch die Satzung zu regeln (§29 VAG). Kopfquote Die Bank deutscher Länder, als Vorläuferin der —> Deutschen Bundesbank, hat im Zuge der —* Währungsreform 1948 die Erstausstattung der Bevölkerung mit 4 0 , DM pro Kopf - daher K. - abgewickelt. 399

Kopfschaden Kopfschaden statistischer Begriff in der - * Krankenversicherung, der den Krankheitsaufwand pro Person pro Jahr zum Ausdruck bringt. Die Erfassung der durchschnittlichen jährlichen Leistungsbeanspruchung kann nach Geschlecht und Alter differenziert werden. Der K. bildet die Grundlage für die Prämienkalkulation. Korrespondenzbank Bank mit direkter Kontoverbindung zu einer anderen Bank. Im internationalen Zahlungsverkehr: ausländische Bank, bei der eine inländische Bank ein —» Währungskonto unterhält bzw. inländische Bank, bei der eine ausländische Bank ein DM-Konto unterhält. Kosten die zur Herstellung einer betrieblichen Leistung benötigten und bewerteten Faktorverbräuche. Kostenartenrechnung Im Rahmen der —» Bankkalkulation werden in der K. die Gesamtkosten nach der Art ihrer Entstehung gegliedert. Kostenarten sind in Kreditinstituten insbesondere Personal-, Material- und Betriebsmittelkosten im —»technisch-organisatorischen Bereich und Zinskosten im —» liquiditätsmäßig-finanziellen Bereich. Kostenbudget —» Budgetkategorien. Kosten des Betriebsbereichs die im —» technisch-organisatorischen Bereich anfallenden Kosten. Dies sind im wesentlichen Sachkosten, Personalkosten und Abschreibungen auf Sachanlagen. Kostenmanagement in Kreditinstituten Unter Kostenmanagement sind alle zielgerichteten Aktivitäten zu verstehen, die darauf ausgerichtet sind, die Kosten eines Kreditinstituts, nämlich die —» Betriebskosten in Form von Personal- und Sachkosten (sowie in erweiterter, aber hier nicht zu behandelnder Form die —> Wertkosten und die —> Risikokosten), so zu beeinflussen, daß die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber direkten und indirekten Konkurrenzunternehmen nachhaltig erhöht wird. Erfolgreiches Kostenmanagement ist primär eine Verhaltensweise der Entscheidungsträger. Es gilt, 400

Kostenmanagement in Kreditinstituten die Entscheidungsträger auf allen Ebenen eines Kreditinstituts so zu führen und mit Informationen zu versorgen, daß sie innerhalb ihres Entscheidungsbereichs alle Möglichkeiten zur Kostensenkung und Leistungssteigerung nutzen. Kostenmanagement ist somit integraler Bestandteil des Controlling im Sinne einer betonten langfristigen Ertragsorientierung (Kostensenkung und Leistungssteigerung) durch systematische Informationen der Entscheidungsträger mit dem Ziel, deren unternehmerische Einzelaktivitäten auf das gesamte Unternehmensziel hin auszurichten und zu koordinieren. Die Delegation von Kostenverantwortung auf organisatorische Einheiten und damit auf Einzelpersonen erfordert ein Informationssystem, das die Kostenverantwortung getroffener Entscheidungen ermittelt, die Ursachen für das Zustandekommen transparent macht und gleichzeitig Hinweise auf die Beseitigung von Unwirtschaftlichkeiten und Schwachstellen sowie auf Möglichkeiten weiterer Leistungsverbesserungen gibt. Voraussetzung für ein funktionsfähiges Kosten-Management sind somit aussagefähige Informationen darüber, welche Kosten anfallen, und zwar nach Art ihrer Entstehung gegliedert (—> Kostenartenrechnung), wo diese Kosten anfallen, das ist die Frage nach dem Ort der Kostenverursachung (—» Kostenstellenrechnung) und für welche Bankdienstleistungen welche Kosten anfallen (—> Kostenträgerrechnung). Die Kostenträgerrechnung stellt nicht nur auf ein einzelnes Produkt bzw. eine einzelne Dienstleistung ab, sondern sie wird auch zusammengefaßt für Geschäftsstellen (räumliche Zuordnung zu einzelnen Filialen bzw. Zweigstellen), für Geschäftssparten (als Summe verschiedener Produkte, Dienstleistungen und/oder Kundengruppen zu Sparten) und für Konten und Kunden. Die sinnvolle Segmentierung des Geschäftes nach Produkten, Kunden- und Kundengruppen oder Regionen schafft homogene, strategisch führbare Geschäftseinheiten und gibt erste Anhaltspunkte für Stärken und Schwächen des Kreditinstitutes. Mit Hilfe der Kostenartenrechnung (dazu gehören nicht nur die Sach- und Personalkosten, sondern kalkulatorische Kosten

Kostenmanagement wie zum Beispiel entgangene Zinsen und Mieten) können die Kosten detailliert von Periode zu Periode verfolgt und analysiert werden. Die Kostenstellenrechnung ist entsprechend der für die Kundenkalkulation erforderlichen Kostenrechnung zu konzipieren. Sie dient der Analyse von Kostenabweichungen: - durch die Analyse von Plan/Ist-Abweichungen können die Ursachen für Kostenabweichungen auf die verantwortlichen Organisationseinheiten zurückverfolgt werden. Damit werden mögliche Schwachstellen erkennbar und es können Maßnahmen zu ihrer Beseitigung eingeleitet werden; - durch die Analyse der innerbetrieblichen Leistungsverflechtung werden die Umlagen zwischen Kostenstellen transparent und erleichtern die Kontrolle der Vorkostenstellen. Die Kostenträgerrechnung hat nicht nur die Anforderungen der Kundenkalkulation zu erfüllen, nämlich die verursachungsgerechte Zuordnung von Kosten zu Einzelgeschäften, sondern sie läßt sich auch zu einem leistungsfähigen Instrument für Produktivitätssteigerungen nutzen: - die Analyse des gesamten Leistungserstellungsprozesses in die Kostenträgerrechnung und die Zuordnung von Leistungsmengen zu Produkten liefert wesentliche Informationen für Ablaufverbesserungen; - durch die Integration der Kostenträgerund der Kostenartenrechnung können Personal- und Sachkostenauswirkungen auf Ablaufveränderungen ermittelt und in die Ressourcenplanung mit einbezogen werden; - die eindeutige Verbindung von Kostenträgern zu „produzierenden" Kostenstellen erlaubt die eindeutige Zuordnung und Auswertung des „Produktionsergebnisses" sowohl kostenstellenbezogen als auch kostenträgerbezogen und macht damit Kostenplanung und Kostenkontrolle auch unterhalb der Ebene der Kostenstellen möglich. Durch die Einführung von kalkulatorischen Erträgen aus der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung wird das früher in Banken übliche Umlagesystem abgelöst und gleichzeitig die Leistungsverrechnung zwi-

Kostenmanagement sehen den verschiedenen Kostenstellen transparent gemacht, was angesichts des hohen Anteils von Umlagekosten an den Gesamtkosten von wesentlicher Bedeutung ist. Mit dem „Produktionsergebnis" als Differenz zwischen den kalkulatorischen „Erträgen" aus der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und den gesamten IstKosten jeder Kostenstelle werden Entscheidungen über den Einsatz von Personal- und Sachkosten effizienter gesteuert. Die kalkulatorischen „Erträge" einer Kostenstelle sind die zu Plankosten bewerteten Leistungen, die eine Kostenstelle für andere Kostenstellen oder für den Leistungserstellungsprozeß im Kunden- und Eigengeschäft erbracht hat. Die Ist-Kosten sind die tatsächlich entstandenen Kosten der Kostenstelle. Mit der Steuergröße Produktionsergebnis wird dem Kostenstellenleiter ein wirksames Mittel in die Hand gegeben, vorhandenes Kosteneinsparungspotential zu erkennen und zu nutzen. Für die Entscheidungsträger ergeben sich typischerweise folgende Fragestellungen und Entscheidungsnotwendigkeiten: - Was ist die kostengünstigste Leistungserstellung (Ablauforganisation)? - Welche Leistungsstandards sollen für die Mitarbeiter festgelegt werden? - Welche Qualifikationsanforderungen ergeben sich aus bestimmten Leistungen? - Wie kann der effiziente Einsatz von Personal- und Sachressourcen sichergestellt werden? - Wie werden die Stellen am besten besetzt? - Wie werden die Mitarbeiter entlohnt, wie motiviert und gefordert? Die Ergebnisse des Kostenmanagements entstehen aus einem Interaktionsprozeß der Entscheidungsträger, und zwar der Produktabteilung, der jeweils beteiligten Kostenstellenleiter, der Einbeziehung der Organisations- und Datenverarbeitungsabteilung und der Personalabteilung und Ausbildungsabteilung. Die einzelnen Einflußgrößen umfassen beispielsweise: - die Festlegung der Arbeitsablauforganisation, der Leistungsstandards, der Qualifikationsanforderungen usw. - die Kapazitätsplanung entsprechend der Mengenerwartung 401

Kostenmanagement - die Kontrolle des „Produktions"prozesses - die Festlegung der Gehaltsstruktur, Titel und Beurteilungen - die Festlegung der Personalbeschaffungs- sowie Aus- und Fortbildungsprogramme. Einmalige Kostensenkungsbzw. Leistungssteigerungsmaßnahmen Nicht in allen Kreditinstituten wird das Kostenmanagement als integraler Bestandteil des Controlling als laufende Aufgabe verstanden und praktiziert. Insofern werden Kostensenkungsbestrebungen häufig als Einzelmaßnahmen durchgeführt und durch bestimmte Ereignisse ausgelöst (z.B. drastischer Verfall der Margen, Auftreten zusätzlicher Wettbewerber, plötzlich auftretender Verlust durch Forderungsausfall, Kursverluste im Wertpapier- oder Devisenbereich usw.). Aber auch bei Vorhandensein eines laufenden Kostenmanagements wird dieses von Einmalaktionen häufig begleitet. Typische Maßnahmen für Einzelaktionen sind z.B. der Einstellungs- und Bestellstop. Er dient der unverzüglichen Begrenzung der Kostenentwicklung, läßt sich jedoch über längere Perioden nur mit abnehmender Wirkung praktizieren. Typischerweise sind die Einzelmaßnahmen zur Kostensenkung und Leistungssteigerung von qualifiziertem (unter Umständen externem) Personal durchzuführen und verursachen daher nicht unbeträchtliche Kosten, dem ein entsprechend hohes Einsparungspotential gegenüberstehen muß. Ohne im einzelnen auf die verschiedenen Möglichkeiten einzugehen, sollen nur folgende Verfahren kurz erwähnt werden: - Organisationsanalysen zur Nutzung von Fixkosten-Degressionseffekten und Skaleneffekten - REFA-Methode > Standardeinzelkostenrechnung - Ressourcenanalyse - Lebenszyklusanalyse - Portfolio-Analyse - Erfahrungskurven-Analyse - ABC-Analysen - Strategische Geschäftsfeld-Analyse - Zero-Base-Budgeting. In der Praxis hat sich die —» Gemeinkostenwertanalyse zur wirksamen Kostensenkung und Leistungssteigerung bewährt. Wenn in 402

Kostenmanagement der Vergangenheit die Betriebswirtschaftslehre nur unzureichende Instrumente zur Kosteneindämpfung im Gemeinkostenbereich entwickelt hatte, lag es 1. an dem hohen Komplexitätsgrad der Dienstleistungen. Je größer die Unternehmen wurden, desto unübersichtlicher war die Gemeinkostenproblematik. Daher konnten vielfach Großunternehmen auch keine Kostenvorteile gegenüber mittleren und kleineren Unternehmen erzielen. 2. daran, daß die Dienstleistungen des Gemeinkostenbereichs häufig einen beträchtlichen Umfang von „EinmalleiUrsprung der Widerstände Gefühl

Tradition

Mißtrauen gegen alles, was man nicht kennt und was zu Änderungen führt Angst vor Prestigeverlust (speziell bei Führungskräften) Emotionen das haben wir schon immer so gemacht, es hat sich bewährt und wird geschätzt

Interessemangel

das geht mich nichts an; machen Sie, was Sie wollen

Überschätzung der eigenen Tätigkeit

meine Arbeit ist für das Unternehmen lebenswichtig und kann unmöglich verändert werden oder gar entfallen; meine Arbeitsweise ist optimal, aber die Kollegen in der Abteilung X...

falsche Sparsamkeit

das neue Arbeitsmittel brauchen wir nicht, das ging manuell besser

schlechte Erfahrungen bei früheren Untersuchungen Abb. 1 Widerstände gegen Maßnahmen zur Kostensenkungs- und Leistungssteigerung

Kostenmanagement stungen" enthalten, die oft gar nicht exakt definiert werden können. Zum Beispiel sogenannte Ad-hoc-Produkte wie Sonderanalysen, Einzelstatistiken oder abstrakte Produkte wie „Führung". 3. an dem Fehlen eines internen Marktes für die erbrachten Leistungen, so daß Gemeinkostenbereiche praktisch zu Monopolen besonderer Prägung wurden. Ist ein Kostenbereich ohne Preisund Kostenkontrolle durch den Wettbewerb, entsteht die automatische Tendenz zum Wachsen. Hierdurch ergeben sich Gesetzmäßigkeiten ä la Parkinson, wonach der Umfang der einzelnen Gemeinkosten nicht allein von der Nachfrage nach dieser Leistung bestimmt wird, sondern öfter stärker von der Zahl der verfügbaren Mitarbeiter. Will man eine Entschlackungskur im Hinblick auf den Abbau überflüssiger Kosten in Gang setzen, so ergeben sich häufig Widerstände (Abb. 1). Der Erfolg der Gemeinkostenwertanalyse basiert darauf, daß sie 1. von Leistungen ausgeht und nicht von Personen (es wird danach gefragt, welche Leistungen eingespart werden können, nicht welche Personen); 2. Aufwand und Nutzen einander gegenüberstellt, und zwar wird der Nutzen auch von dem Bezieher der Leistungen beurteilt; 3. alle im Unternehmen vorhandenen Ideen zur Kostensenkung und Leistungssteigerung freisetzt. Als Denkhürde wird eine Zeiteinsparung von 40% gefordert, um in eine andere (Risiko-) Denkkategorie zu kommen; 4. getragen wird von den Führungskräften eines Unternehmens; 5. fundierte Entscheidungen in kurzer Zeit erlaubt. Die Motivation muß von der Unternehmensleitung unterstützt werden durch - den Abbau von nicht vom Markt gewünschten Leistungen (bzw. von Leistungen, die nicht zu den vom Markt bezahlten Preisen erstellbar sind); - gleiche Härte im Vorgehen, d.h. alle Tabus müssen gestrichen werden, insbesondere muß die Führungsetage mit gutem Beispiel vorangehen; aber Toleranz für ungleiche Ergebnisse;

Kostenmanagement - keinen Rechtfertigungszwang für Fehler der Vergangenheit. Die Gemeinkostenwertanalyse wird in 3 Phasen abgewickelt. 1. Phase = Leistungserfassung Sämtliche erbrachten Leistungen werden nach Häufigkeit und beanspruchter Zeit in Mannjahren aufgelistet. Für die gesamte zur Verfügung stehende Zeit wird die Sollarbeitszeit abzüglich 15% (als Fehlzeit) als Quote angesetzt. Anschließend werden die Sach- und Personalkosten für die Leistungen ermittelt. Auf diese Weise wird praktisch eine Preisliste für alle erstellten Leistungen ermittelt. Zusätzlich werden die Empfänger der Leistungen angegeben, z.B. andere Abteilungen oder der Markt. 2. Phase = Erarbeitung von Einsparungsvorschlägen durch die Leistungsersteller Jeder Ersteller von Leistungen muß Einsparungsvorschläge in Höhe von 40% erarbeiten. Als Kosteneinsparungsmöglichkeiten gelten nur Vorschläge, die innerhalb eines überschaubaren Zeitraumes von z.B. 2 Jahren realisiert werden können. Einsparungen aufgrund der Freisetzung von Mitarbeitern gelten als sofort realisiert (wenn die betreffenden Mitarbeiter in die Personalreserve übernommen werden) (Abb. 2). Soweit eine Verlagerung von Leistungen auf andere Bereiche vorgesehen wird, ist lediglich die damit vom neuen Leistungsersteller erzielbare Ersparnis gegenüber dem bisherigen Zeitbedarf anzugeben. Zusätzliche Investitionen zur Effizienzsteigerung gelten nur dann als Einsparungsidee, wenn sich die Investitionen innerhalb von 2 Jahren amortisieren. 3. Phase = Bewertung der Einsparungsmöglichkeiten Die Bewertung erfolgt sowohl durch den Ersteller der Leistungen wie durch den Empfänger. Die einzelnen Einsparungsmöglichkeiten werden nach 3 Bewertungsgruppen unterschieden: A-Vorschläge, das sind Einsparungsmöglichkeiten, die von dem Leistungsersteller aufgrund eigener Kompetenz realisiert werden können. B-Vorschläge, das sind Einsparungsmöglichkeiten, die noch mit den Empfängern besprochen werden müssen oder mit sonstigen tangierten Abteilungen, z.B. der Orga403

Völliger Wegfall Geringere Qualität Reduzierung der Leistung

Geringerer Umfang Geringere Frequenz Langsamere Reaktionszeit

Effizientere organ. Zuordnung Rationalisierungsidecn

Man kann z.B. zur Vermeidung von Engpässen Arbeitsvorgänge auf eine andere Tageszeit oder einen anderen Tag verschieben. Zentralisierung/ Dezentralisierung Verlagerung auf andere Abteilungen Straffung der Abläufe

Effizientere Abläufe (o. Voraussetzungen) Rationellere Leistungserbringung

Standardisierung/ Pauschalierung Verbesserung der Kapazitätsausnutzung EDV-Einsatz Anlageinvestitionen

Schaffung von Voraussetzungen Bauinvestitionen Organisatorische Hilfsmittel Abb. 2

Möglichkeiten zu Arbeitseinsparungen bzw. Leistungsverbesserungen

nisations-, Revisionsabteilung usw., wobei die Abstimmungen jedoch innerhalb von 4 Wochen herbeigeführt werden können. C-Vorschläge, das sind Einsparungsmöglichkeiten, deren Realisierung nicht für möglich bzw. nicht für richtig angesehen werden. Gegen die Einordnung eines Einsparungsvorschlages in die C-Gruppe kann 404

das Betreuungs-Team der Untersuchung Einspruch erheben. Nach den Erfahrungen aus der Praxis wird die überwiegende Zahl der Einsparungsideen in die Kategorie A fallen, d.h. in die Gruppe, über die der Leistungsersteller selbst entscheiden kann. Bei der Beschlußfassung und Umsetzung der Ergebnisse aus

Kostenmanagement der Gemeinkostenwertanalyse haben die Abteilungsleiter pro einzusparender Stelle 2 Mitarbeiter zu benennen; die Organisations- und Personalabteilung überlegen, wo diese freizusetzenden Mitarbeiter eingesetzt werden können. Das Bestreben wird es sein, diese in produktive Bereiche einzusetzen, wenn das auch nicht immer gelingen kann. Die praktischen Einsparungsergebnisse von Wertanalysen liegen üblicherweise zwischen 10% und 20% der Gemeinkosten eines Kreditinstitutes, in Extremfällen auch über 30%. Selbst in gut geführten Instituten ist ein Einsparungspotential von 10% realisierbar. Mit solchen Untersuchungen sind weitere Vorteile verbunden: - die Erhöhung der Schlagkraft der Organisation durch Abbau von Bürokratie (schnellere Entscheidungsfindung, Eindämmung von Papierflut usw.) - motivierendes Erfolgserlebnis für alle Beteiligten - nützliche Unterlagen für die Budgetierung von künftigen Kosten und für die Entwickung von Verfahren für Personalanforderungen und Personalgenehmigungen - gute analytische Schulung und Wissensvermittlung für die Führungskräfte - Sammlung von Ideen zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit über die reine Kostensenkung hinaus. Der Einfluß der Technologie Neue Techniken und fortschrittliche Technologien ermöglichen es den Kreditinstituten, neuartige Wege zur Rationalisierung, zur Verbesserung der Informationsverarbeitung und Informationsbereitstellung, zur Effizienzsteigerung bei der Erstellung und bei dem Vertrieb ihrer Dienstleistungen, zur Abgrenzung gegenüber Wettbewerbern und damit zur Spezialisierung oder Profilierung zu beschreiten. Gleichzeitig verbunden mit diesen fast unüberschaubaren Möglichkeiten sind nicht unbeträchtliche Gefahren. Es ergeben sich folgende Fragen: Welche Techniken setzen sich langfristig durch und sind langfristig rentabel? Wie reagieren die Kunden auf die Techniken? Kann es gelingen, bei den vorhandenen oder angestrebten Kundengruppen über den Einsatz neuer Technologien Präferen-

Kostenmanagement zen für das eigene Institut aufzubauen bzw. signifikante Kostenvorteile bei der Dienstleistungserstellung zu realisieren? Sind die Mitarbeiter in den Banken hinreichend auf die Beherrschung der Techniken vorbereitet? Welche Möglichkeiten bieten die neuen Techniken für die Außenseiterkonkurrenz, ob es sich um Nichtbanken, wie Waren- und Versandhäuser, oder um Beinahe-Banken wie die Post, Kreditkartenorganisationen und Versicherungsgesellschaften handelt? Welche Auswirkungen haben die neuen Techniken und der Einsatz der Techniken durch die Wettbewerber auf die Vertriebsstrategie und insbesondere auf die Standorte und das gesamte Netz der Niederlassungen und Filialen? Die Entwicklung neuer Technologien bringt grundsätzlich zwei existentielle Gefahren. Diejenigen, die zu spät erkennen, welche umstürzenden Auswirkungen neue Techniken in traditionelle Märkte bringen können und die sich nicht rechtzeitig an unausweichliche Entwicklungen anpassen, können sich - wie in den verschiedensten Branchen zu sehen ist - an den Rand des Ruins bringen. Andererseits vermag auch die unreflektierte Begeisterung für den Einsatz und die Erprobung neuer Technologien die Ressourcen einer Bank überstark zu binden und damit die Wettbewerbsfähigkeit zu vermindern. Da sich neue Technologien in aller Regel nicht kurzfristig durchsetzen, sondern längere Entwicklungszeiten benötigen, ist jegliche Hast, aber auch jegliches Phlegma gegenüber der technischen Entwicklung von Schaden. Erforderlich ist vielmehr die Entwicklung von Marketing-Strategien nach gründlicher Analyse der Bankmärkte und der möglichen technischen Entwicklung. Man muß sich darüber klar werden, wie sich neue Technologien auf die von der Bank zu bearbeitenden Geschäftsfelder und auf die einzelnen Dienstleistungen auswirken, wie man sie effizient für die Verfolgung der Marketing-Strategie einsetzen kann und welche Auswirkungen sie auf die Unternehmensaufbau- und die Arbeitsablauforganisation haben. Das breite Spektrum an neuen Banktechnologien stellt sich auf zwei Ebenen dar, einmal als betriebsinterne Unterstützung bei der Erstellung von Dienstleistungen, 405

Kostenmanagement bei der Informationsverarbeitung und der Automatisierung und zum zweiten als kundenorientierte —» Bankautomation, die die Beziehung Kunde/Bank berührt. 1. Betriebsinterne Technologien Kreditinstitute sind klassische Informationsverarbeiter. Die Beschaffung, Veränderung, Speicherung, Weiterleitung und Verarbeitung von Informationen wird sich in stark zunehmendem Umfang auf elektronischem Wege vollziehen. Die Informationstechnologie muß die Schwachstellen der innerbetrieblichen Leistungserstellung wirksam abbauen. Folgende Schwachstellen sind häufig zu orten: Beschaffung schwer zugänglicher Informationen, Verzögerungen bei schriftlicher Kommunikation, nicht ausreichende Verfügbarkeit von Ressourcen, Informationsredundanzen, ungleiche Arbeitsbelastung, mangelnde Erreichbarkeit der Experten und Kundenberater, unnötige Kontakte, Mißverständnisse, zeitaufwendige Kontaktaufnahmen, hohe Reisetätigkeit, hoher Zeitaufwand bei Anfertigung von Berichten, Entscheidungsvorlagen und der Korrespondenz, langsamer Zugriff auf die vorhandenen Daten und archivierten Unterlagen. Verbesserungen sind einmal anzustreben über eine integrierte Ver- und Bearbeitung von Daten, Text, Sprache und Bild. Zur Rationalisierung sollen die vorhandenen Systeme der Informationsverarbeitung genutzt werden. Büromittel wie das Telefon, das Diktiergerät, der Personal Computer, Mikrofilme oder Bildplatte, Schreibmaschine, Telex, Teletex und Telefax und das Bildschirmterminal sollen durch Integration wesentlich vereinfachte, rationellere Anwendungsmöglichkeiten bieten. Durch die Zurverfügungstellung von Methoden für die individuelle Datenverarbeitung werden den Fachabteilungen Möglichkeiten an die Hand gegeben, auch ohne Erfahrung in der Datenverarbeitung schnell Ergebnisse aus der Groß-EDV zu erlangen, etwa für Abfragen, Analysen, Berichtsgestaltungen, für die Datenerfassung, für das Erstellen von Graphiken, für das Informationsmanagement, für statistische Verfahren, für die Textverarbeitung und Korrespondenz. Zur Verbesserung der Kundenberatung und zur Unterstützung der Sachbearbei406

Kostenmanagement tung wird an Expertensystemen gearbeitet, die sich im Aufbau und in der Struktur stark von konventionellen Datenverarbeitungsprogrammen unterscheiden. Die Idee, das Wissen von Experten eines Fachgebietes in einer Wissensbank zu speichern und wieder verfügbar zu machen, stellt eine qualitativ neue Art der Nutzung des Computers dar. Die Wissensbasis enthält in formalisierter Darstellung das Wissen und einen Satz von Regeln, wie aus dem vorhandenen Wissen neues Wissen beschafft werden kann. Die Problemlösungskomponente kombiniert aus Fakten und Regeln neue Aussagen. Die Dialogkomponente kommuniziert mit den Benutzern in möglichst leicht verständlicher Form, weil die Nutzer keine DV-Experten sind. Die Erklärungskomponente gibt Auskunft darüber, warum und wie eine Schlußfolgerung zustandegekommen ist. Expertensysteme sind offene Systeme, in die neues Wissen über das Fachgebiet einfach einfügbar zu sein hat. 2. Bankautomation, die die Beziehung Kunde/Bank berührt Ist in der Vergangenheit die Technik dazu benutzt worden, zu Leistungsverbesserungen und Rationalisierungen im back-office zu kommen, so greift die Technik heute mehr und mehr über den Bankschalter hinaus und berührt unmittelbar die Beziehung zu den Kunden beziehungsweise schließt das aktive Mitwirken des Kunden mit ein. An den Kundenschnittstellen bietet sich nach dem heutigen technologischen Standard der Einsatz von automatischen Bankschaltern, von POS-Terminals (—> Point-ofsale-System) sowie des Bildschirmtextsystems an. Die automatischen Bankschalter übernehmen zunehmend mehrere Funktionen (neben der Geldausgabe, der Kontostandsabfrage und dem Kontoauszugsdruck auch die Funktionen Geldeinzahlung, Geldwechseln, Entgegennahme von Uberweisungsaufträgen sowie standardisierte Beratungsleistungen). Auf diese Weise kann in Banken ein erhebliches Rationalisierungspotential, insbesondere im Bereich der Zahlungsverkehrsautomation und der Kundenselbstbedienung realisiert werden. Das wird schlagartig deutlich, wenn man bedenkt, daß etwa 90% der Bankkunden beim Besuch ihrer Bank lediglich Routine-

Kostenstellenrechnung geschäfte abwickeln, wovon zwei Drittel auf den Zahlungsverkehr entfallen. Der Lebenszyklus der traditionellen Überweisung hat seinen Höhepunkt überschritten. Die Überweisung mittels Terminals, unterstützt durch eine spezielle Kunden-PlastikZahlkarte, wird nach und nach die herkömmliche Überweisung, den Scheck und vor allem auch die Bargeldvorgänge im Handel und Dienstleistungsgewerbe ersetzen. Deshalb ist es naheliegend, eine Kundenkarte zu entwickeln, die nicht nur zur Benutzung der bereits genannten Selbstbedienungseinrichtungen bei Banken, sondern auch für bargeldlose Zahlungen am POS-Terminal eingesetzt werden kann. Eine Auszahlung am Kassenschalter, eine GAA-Transaktion (GeldausgabeautomatTransaktion) und eine POS-Zahlung sind organisatorisch gleichwertige Kontoverfügungen, die ein und dieselbe Organisationsanwendung benutzen und mit einem Selbstbedienungsinstrument (Karte) ausgelöst werden. Dadurch können die Kreditinstitute den personalintensiven Schalterverkehr für den reinen Zahlungsverkehr einschränken und sich stärker auf die Finanzberatung konzentrieren. Der Vormarsch des —> Electronic Banking wird die Massenflut zu verarbeitender Papierbelege (Schecks, Überweisungen, Kontoauszüge) zurückdrängen. Dagegen wird der —» Float (Zinsgewinn durch Verzögerung der Überweisung) im Zuge der elektronischen Überweisung geringerwerden. Prof. Dr. Hans Wielens, Frankfurt Kostenstellenrechnung Verfahren der—» Bankkalkulation, das die in der —» Kostenartenrechnung erfaßten Periodenkosten des -» technisch-organisatorischen Bereichs auf die Orte der Entstehung verteilt. Grundlage der traditionellen K. ist der —> Betriebsabrechnungsbogen, der bei Kreditinstituten sowohl die Gemeinkosten als auch die Einzelkosten aufnimmt. Die Verrechnung der Kosten auf die marktbezogenen Hauptkostenstellen erfolgt üblicherweise in drei Genauigkeitsschichten, deren Präzisionsgrad von Schicht zu Schicht abnimmt. In einer ersten Stufe werden alle die von den einzelnen Kostenstellen unmittelbar verursachten und deshalb direkt zurechenbaren Stellenein-

Kostenträgerrechnung zelkosten verteilt. In der zweiten Genauigkeitsschicht werden die restlichen, als Stellengemeinkosten klassifizierten Betriebskosten mithilfe von möglichst verursachungsgerechten Kostenschlüsselungen verteilt. Nachdem nun alle Kosten den zuvor gebildeten Kostenstellen zugewiesen sind, erfolgt in der dritten Genauigkeitsschicht eine Umlage der gesamten Stellenkosten der Allgemeinen Kostenstellen und der Hilfskostenstellen auf die Hauptkostenstellen, da nur diese unmittelbar an der Erstellung der Marktleistung beteiligt waren. Gerade die Umlage der Kosten in der dritten Schicht stößt auf besondere Probleme, da zumeist kein direkter Leistungszusammenhang erkennbar ist und zudem wechselseitige Leistungsverflechtungen beachtet werden müssen. Die Ergebnisse der K. bilden die Basis für die —»Kostenträgerrechnung. Kostensteuem diejenigen Steuern, die normalerweise und notwendigerweise anfallen, um die erstellten Leistungen anbieten zu können. Sie werden üblicherweise den Betriebskosten zugeordnet. In Kreditinstituten fallen insbesondere folgende K. an: Grundsteuer, Vermögensteuer, Gewerbesteuer, Kapitalverkehrsteuer sowie Kraftfahrzeugsteuer. Kostenträgerrechnung Bereich der —» Bankkalkulation, der den Leistungen der Bank die durch sie verursachten Kosten zuzuordnen versucht. Als Kalkulationsobjekt stehen hierbei nicht nur die einzelnen Produkte oder Geschäftsarten im Vordergrund, sondern auch die Geschäftsstellen, Geschäftssparten oder Konten und Kunden. Je nachdem, welcher Zweck mit der jeweiligen Kalkulation verfolgt wird, kann durch diese Gliederung der Erfolg der einzelnen Kalkulationsobjekte ermittelt bzw. der Erfolg der Gesamtbank auf die einzelnen Kalkulationsobjekte verteilt werden. In der traditionellen Bankkalkulation werden die einzelnen Erfolgsbestandteile durch die —> Pool-Methode oder die —> Schichtenbilanz-Methode im Wertbereich und den —» Betriebsabrechnungsbogen im Betriebsbereich ermittelt, während in der modernen Bankkalkulation die —> Markt407

Kostentragfähigkeitsprinzip

Kosten- und Leistungsrechnung im Versicherungsunternehmen

zinsmethode und die —* Standard-Einzelkostenrechnung Anwendung finden. Kostentragfähigkeitsprinzip kostenrechnerisches Prinzip, nach dem einem Produkt neben den Einzelkosten so viele Gemeinkosten zugerechnet werden, wie es aufgrund der Marktsituation tragen kann. Kostenverteilungsschlüssel —> Kostentragfähigkeitsprinzip, verursachungsprinzip.

Kosten-

Kostenverursachungsprinzip kostenrechnerisches Prinzip, nach dem einem Kostenträger nur die Kosten zugerechnet werden, die er kausal verursacht. Kosten- und Leistungsrechnung im Versicherungsuntemehmen Kostenrechnung (KR) und Leistungsrechnung (LR) befinden sich generell in der Versicherungswirtschaft noch im Anfangsstadium einer systematischen und betriebswirtschaftlich begründeten Entwicklung. 1. Kostenrechnung 1.1. Kostenarten, -stellen und-träger Die wichtigsten primären Kostenarten der Versicherungsunternehmen (VU) sind Personal-, Vermittler- und Sachkosten, Schadenkosten für eigene Rechnung, Rückversicherungs- und Kapitalkosten (Farny 1985, S. 61). Kostenstellen werden hauptsächlich nach organisatorischen, funktionalen oder rechnungstechnischen Kriterien sowie Verantwortungsbereichen gegliedert. Kostenträger sind primär die Versicherungsprodukte der VU, die nach —» Versicherungszweigen, Versicherungsarten und speziellen Produktvarianten differenziert werden können. Weitere Kostenträger entstehen z.B., wenn ein VU aktive —> Rückversicherung betreibt oder Vermittlerdienstleistungen gegenüber fremden VU oder anderen Finanzdienstleistern erbringt. Wegen der rechtlichen —» Spartentrennung treten außerdem häufig formale Dienstleistungsbeziehungen zwischen den Gesellschaften eines Konzerns oder einer Gruppe auf, die ebenfalls zur Bildung von Kostenträgern führen. 1.2. Aufsichtsrechtliche Vorschriften Im Rahmen seiner Vorschriften über die —> externe Rechnungslegung der VU hat das —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs408

wesen (BAV) auch die Erfassung und Zurechnung der in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließenden Aufwendungen geregelt. Dabei wird, bis auf wenige Ausnahmen, keine Abgrenzung zwischen Aufwand und Kosten vorgenommen. Mit diesen Vorschriften werden praktisch die wesentlichen Merkmale eines „Basis-KR-Systems" festgelegt. Viele VU beschränken ihre KR auf dieses rechtsverbindlich vorgegebene Basissystem, und betriebswirtschaftlich weiter entwickelte KR-Systeme bauen zumeist auf dieser Grundlage auf. Der sachliche Gehalt der amtlichen Vorschriften ist in erster Linie von der aufsichtsrechtlichen Zielsetzung der rechnungsmäßigen Spartentrennung bestimmt. Ausgehend von der traditionellen Gefahrengemeinschaftsidee zur Erklärung des Versicherungsprozesses (Müller 1988) wird mit dem Spartenrechnungsprinzip die Fiktion verfolgt, ein VU verwalte wirtschaftlich unabhängige Gefahrengemeirischaften von jeweils homogenen Risiken. Ein Komposit-VU mit breitem Produktsortiment wird dementsprechend als Ansammlung verschiedener Gefahrengemeinschaften (Vertragsbestände, Risikokollektive) verstanden, die im Jahresabschluß jeweils selbständig abzurechnen sind. Mit Hilfe der Spartenrechnung soll die Erfüllung des aufsichtsrechtlichen Grundsatzes nachgewiesen werden, daß sich jeder Versicherungszweig eines VU auf Dauer selbst trägt, also keine „Gefahrengemeinschaft" zur Subventionierung einer anderen herangezogen wird. Außerdem sollen die so ermittelten Aufwandsgrößen als zuverlässige Basis für die Kalkulation „gerechter" Prämien dienen. Der größte Teil der Aufwandsarten der VU kann entsprechend den amtlichen Vorschriften den einzelnen Gu V-Positionen direkt zugerechnet und auf die verschiedenen Geschäftssparten verteilt werden. Das gilt insbesondere für den Aufwand für Schadenfälle im Versicherungsgeschäft, für Finanztransaktionen bei den Kapitalanlagen sowie für das Dienstleistungsgeschäft mit verbundenen und fremden Unternehmen. Diese Aufwandsarten werden in der Regel überhaupt nicht in die KR einbezogen. Kostenrechnungen im betriebswirtschaftlichen Sinne werden deshalb von VU häufig

Kosten- und Leistungsrechnung nur für die Verwaltungs- und Vertriebskosten durchgeführt. Sie enthalten erhebliche Anteile an den Gemeinkosten, die nach dem Spartenrechnungsprinzip der GuV in einer Ist-Vollkostenrechnung vollständig auf die Geschäftssparten zu verteilen sind. Die nach den aufsichtsrechtlichen Vorschriften gestaltete Basis-KR der VU übt also eine reine Hilfsfunktion bei der Spartenrechnung der Rechnungslegung aus. Entsprechend diesem Rechnungszweck hat das BAV ein eigenständiges Verfahrensschema für die Basis-KR entwickelt und den VU vorgeschrieben. Danach sind genau spezifizierte Aufwandsarten in den Betriebsbereichen: freier—» Außendienst, angestellter Außendienst, Geschäftsstellen und Generaldirektion zu erfassen und den folgenden GuV-Positionen zuzurechnen (BAV 1987, S. 5): 1) Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb (insbesondere Provisionen an Vertreter, sonstige Vertriebs- und die Verwaltungskosten); 2) Aufwendungen für die Regulierung von Versicherungsfällen; 3) Aufwendungen für die Regulierung von Rückkäufen, Rückgewährbeiträgen und Austrittsvergütungen; 4) Sonstige versicherungstechnische Aufwendungen; 5) Aufwendungen für die Verwaltung von Kapitalanlagen; 6) Sonstige Aufwendungen, für - Aufwendungen für das Unternehmen als Ganzes, - Aufwendungen für erbrachte Dienstleistungen. Die Aufwandsartengruppen 1) bis 4), die praktisch die gesamten Personal- und Sachkosten des versicherungstechnischen Geschäfts einschließen, sind nun noch auf die „Kostenträger" i.S. von Geschäftssparten aufzuspalten. Dies geschieht nach mehreren Dimensionen: a) Versicherungszweige und -arten: Insgesamt wird nach 21 Versicherungszweigen getrennt, in der - » Kraftfahrzeugversicherung zusätzlich nach vier Versicherungsarten sowie in der —» Lebensversicherung nach Abrechungsverbänden; b) selbst abgeschlossenes und in Rückdekkung übernommenes Versicherungsge-

Kosten- und Leistungsrechnung schäft, jeweils für die einzelnen Versicherungszweige; c) inländisches und ausländisches Versicherungsgeschäft, jeweils getrennt nach selbst abgeschlossenem und in Rückdekkung genommenem Geschäft. Sowohl das Verfahren als auch die Zielsetzung der aufsichtsrechtlich vorgeschriebenen Basis-KR der VU ist problematisch und schon vielfach kritisiert worden (Farny 1985, S. 103 f.; Quack 1987, S. 10 f.). Wird zunächst das vom BAV verfolgte Spartenrechnungsprinzip als gegeben akzeptiert, so ist festzustellen, daß mit dem verordneten Rechnungssystem kein zuverlässiger Einblick in den periodischen Erfolg der einzelnen Versicherungsteilbestände zu gewinnen ist. Die enge Verbindung mit der GuVRechnung verhindert die systematische Abgrenzung zwischen Aufwand und Kosten ebenso wie überhaupt den Aufbau einer sachlich begründeten Bildung von Kostenstellen und -trägem. Die Basis-KR ist zudem nur ein Torso, denn bei der Ermittlung des Spartenerfolgs werden verschiedene Kostenarten, wie die Abschreibungen auf die Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie die Altersversorgung der Mitarbeiter, nicht berücksichtigt. In den Zweigen der Sachversicherung bleiben sogar, bis auf wenige Ausnahmen, die Ergebnisse der umfangreichen Kapitalanlagen bei der Ermittlung der Spartenerfolge außer acht. Das gravierendste Problem besteht jedoch zweifellos in der geradezu kultivierten Schlüsselung der überwiegend aus Gemeinkosten bestehenden Personal- und Sachkosten der VU. Die tatsächlichen Organisationsstrukturen der meisten VU sind nur noch teilweise an Versicherungszweigen und Vertragsabwicklungsfunktionen ausgerichtet. Häufig bestehen dagegen Zentralbereiche für alle Gesellschaften eines Konzerns oder einer Gruppe, für die auch zahlreiche Mitarbeiter in Personalunion tätig sind. Infolge dieser organisatorischen Zentralisierung und Integration von Aufgaben müssen die Gemeinkosten oft in vier oder fünf Schlüsselungsstufen verrechnet werden, bevor sie erneut durch Schlüssel auf Versicherungszweige, Erst- und Rückversicherung, in- und ausländisches Geschäft verteilt werden. Das in der Betriebswirtschaftslehre seit langem bekannte

409

Kosten- und Leistungsrechnung Problem der sachlich nicht begründbaren Gemeinkostenschlüsselung führt hier zu nicht mehr durchschaubaren, willkürlichen Zurechnungen. Darüber hinaus liefert die nach den aufsichtsrechtlichen Vorschriften gestaltete KR wenig relevante Informationen für die Planungs-, Entscheidungs- und Kontrollzwecke der Unternehmensleitung. Insbesondere bietet die Spartenerfolgsrechnung keine Unterstützung für die zunehmend an Marktsegmenten, Kundengruppen und einzelnen Kundenbeziehungen orientierten Marketingentscheidungen der VU. Schließlich läßt die wenig entwickelte Kostenstellenrechnung kaum Wirtschaftlichkeitskontrollen zu. 1.3. Betriebswirtschaftliche KR-Systeme der Versicherungsunternehmen Das zuvor nur vereinzelte Interesse der VU am Aufbau von KR-Systemen für Steuerungsaufgaben der Unternehmensleitung hat in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Die Aufmerksamkeit ist dabei vor allem auf die Deckungsbeitragsrechnung (DBR) gerichtet, während Ansätze zur Plankostenrechnung (PKR) noch am Anfang der Entwicklung stehen. 1.3.1. Deckungsbeitragsrechnungen In der Versicherungsliteratur (Hopp 1973; Quack 1987) finden sich mehrere Untersuchungen zur Übertragung der DBR auf der Basis relativer Einzelkosten auf die Bedingungen der VU. Dabei war zunächst das Bemühen vorherrschend, die betriebswirtschaftlichen Mängel der aufsichtsrechtlichen Spartenerfolgsrechnung zu beseitigen, so daß auch für die DBR-Ansätze hauptsächlich Versicherungsarten und -zweige als Bezugsgrößen gewählt wurden. Das Schema der folgenden Abbildung (nach Farny 1985, S. 92) zeigt den Aufbau einer nach Sparten gegliederten DBR. Kapitalerträge und das Vermittlungsgeschäft werden nur pauschal verrechnet, die Rückversicherung wird nicht berücksichtigt. Die DBR der VU wirft eine Reihe versicherungsspezifischer Probleme auf, die noch nicht endgültig geklärt sind: (1) Grundrechnung Die teilweise stark divergenten Anforderungen der aufsichtsrechtlichen KR-Vorschriften einerseits und der betriebswirt410

Kosten- und Leistungsrechnung schaftlichen Rechnungsziele andererseits erschweren den Aufbau einer gemeinsamen Grundrechnung zur Erfassung von Kosten- und Erlösarten erheblich. Zudem bestehen in der Praxis immer noch Bedenken, Parallelrechnungen durchzuführen, die völlig auf die amtlichen Erfassungs- und Verrechnungsvorschriften verzichten. (2) Schadenkosten Der Versicherungsprozeß baut darauf auf, daß sich die Schadenrisiken der Verträge eines Portefeuilles in einer Periode nur teilweise realisieren und die tatsächlich eintretenden Schäden aus den Risikoprämien der schadenfreien Verträge gedeckt werden können. Dieser finanzielle Ausgleich kann durch größere Schadenfälle schon bei den Portefeuilles von Geschäftsstellen und Agenturen erheblichen periodischen Schwankungen unterliegen, erst recht aber bei einzelnen Verträgen und Kundenbeziehungen. Die DBR mit solchen kleinen Bezugsgrößen verliert leicht an Aussagekraft, wenn die Kosten auch nur eines Großschadens vollständig als Einzelkosten zugerechnet werden. Von den verschiedenen Verfahren zur Lösung dieses Problems ist der Ansatz von Quack (1987, S. 147ff.) am weitesten entwickelt, der eine „Mehrkontenrechnung" vorschlägt. Dabei wird die DBR in einen Sockelschadenbereich und einen Großschadenbereich aufgeteilt. Dem Sokkelschadenbereich werden die Schadenkosten, für die der Ausgleich in der Periode erwartet wird, zusammen mit den übrigen Kosten zugeordnet. Großschäden werden dagegen auf einem gesonderten Konto gesammelt, dem zugleich Erlösanteile in Höhe der Erwartungswerte der Großschäden von allen Verträgen des Portefeuilles zugerechnet werden. Dieser Ansatz könnte entsprechend der Gliederung einer Bezugsgrößenhierarchie weiterentwickelt werden, indem in mehrere Großschadenbereiche differenziert wird. ^Rückversicherung Je nach Sparte geben VU einen mehr oder weniger großen Anteil ihrer am Erstversicherungsmarkt gezeichneten Risiken an Rück-VU weiter. Eine vollständige DBR erfordert die Berücksichtigung der mit der Rückversicherung verbundenen Kosten und Erlöse, so daß für die jeweiligen Bezugsgrößen Nettoergebnisse ermittelt wer-

Vermittlungen

Kapitalanlagen

KraftverkehrsV

UnfallV

HaftpflichtV

FeuerV sonstiges

übrige SachV

Kosten- und Leistungsrechnung FeuerV Landwirtschaft

FeuerV Industrie

Kosten- und Leistungsrechnung

Einzelerlöse der Bezugsgrößen - Einzelkostender TeilVZweige Deckungsbeiträge der TeilVZweige aggregierter Deckungsbeitrag der TeilVZweige - Einzelkostender VZweige Deckungsbeiträge der VZweige

Feuer

aggregierte Deckungsbeiträge der VZweige - Einzelkostender VZweiggruppen Deckungsbeiträge der VZweiggruppen

Sach

HUK

aggregierter Deckungsbeitrag der VZweiggruppen - Einzelkostender Geschäftszweige Versicherungen/ Kapitalanlagen/ Vermittlungen Deckungsbeiträge der Geschäftszweige

V gesamt

aggregierter Deckungsbeitrag aller Geschäftszweige = des Gesamtunternehmens - Einzelkostendes Gesamtunternehmens Gewinn Abb.

Aufbau einer nach Sparten gegliederten D B R

411

Kosten- und Leistungsrechnung den können. Die vielfältigen Gestaltungsformen der Verträge zwischen Erst- und Rückversicherern sowie die organisatorische und finanzielle Geschäftsabwicklung erschweren allerdings die zuverlässige Ermittlung der Kosten und Erlöse sowie, vor allem bei kleinen Bezugsgrößen, ihre sachgerechte Zuordnung in der DBR. In der Praxis der DBR wird die Rückversicherung deshalb zumeist nicht berücksichtigt. (4) Kapitalerträge Von den beträchtlichen Kapitalerträgen der VU fließt vor allem in der Sachversicherung ein wesentlicher Anteil aus Kapitalanlagen, die durch die Zeitunterschiede zwischen Prämienvorauszahlungen und Auszahlungen für Betriebs- und insbesondere Schadenkosten zur Verfügung stehen. Obwohl diese, zumeist generell als Zinserlöse bezeichneten, Kapitalerträge aus QuasiFremdkapital entstehen, das den VU im direkten Zusammenhang mit dem Versicherungsgeschäft überlassen wird, bleiben sie in der DBR häufig außer Ansatz oder werden nur aggregiert dem Gesamtunternehmen zugerechnet. Theoretische Ansätze zur differenzierten Zurechnung auf einzelne Bezugsgrößen, die aus betriebswirtschaftlicher Sicht sowohl für die Kalkulation der Preisuntergrenzen einzelner Produkte als auch für die Beurteilung von Kundenbeziehungen wichtig sind, liegen in unterschiedlichen Komplexitätsgraden vor, die jedoch zumeist Schlüsselungen erfordern. Ein individuelles Abwicklungsmodell, das in Kontokorrentform einzelnen Verträgen oder Teilkollektiven die von ihnen verursachten Zinserlöse zurechnet und auch die Zinseffekte von Rückversicherungsverträgen berücksichtigt, ist kürzlich von Quack (1987, S. 122 ff.) vorgeschlagen worden. (5) Vermittlungsgeschäft Uberhaupt keine Aufmerksamkeit hat bislang die differenzierte Berücksichtigung des Vermittlungsgeschäftes in der DBR gefunden. Die Bedeutung der Vermittlung von Versicherungsverträgen für nicht selbst betriebene Sparten und, in steigendem Maße, von Finanzdienstleistungen beruht jedoch vor allem auf der Nutzung vorhandener Kundenbeziehungen. Zumindest bei der DBR zur Beurteilung von Einzelkunden und Kundengruppen sollten folglich 412

Kosten- und Leistungsrechnung auch die Kosten und Erlöse des Vermittlungsgeschäftes individuell zugerechnet werden. 1.3.2. Plankostenrechnung Während für die DBR im VU immerhin einige praktische Anwendungserfahrungen vorliegen und die Analyse versicherungsspezifischer Probleme begonnen hat, steht die PKR noch ganz am Anfang der Entwicklung. Neben einigen einführenden Erläuterungen zur Thematik liegt seit kurzem eine erste ausführlichere Untersuchung vor (Fischer 1987). Sie stellt systematisch die Möglichkeiten der Kostenplanung und -kontrolle im VU dar, läßt aber auch die engen Grenzen erkennen, die gegenwärtig insbesondere der analytischen Planung des Mengengerüstes gesetzt sind. Dies ist auch auf den unbefriedigenden Stand der Produktions- und Kostentheorie der Versicherung zurückzuführen (s.u. 3.). 2. Leistungsrechnung Ist-LRen werden in VU in der Form periodischer Erlösrechnungen durchgeführt, die sowohl im Zusammenhang mit aufsichtsund aktienrechtlicher Rechnungslegung als auch für die DBR benötigt werden. Allerdings wird diese LR regelmäßig auf die Erlösartenrechnung beschränkt; weitergehende Erlösstellen- und Erlösträgerstückrechnungen werden nicht als erforderlich angesehen (Farny 1985, S. 83). Der Grund dafür liegt insbesondere in der geringen Bedeutung, die der Preis als Wettbewerbsfaktor in den meisten Versicherungssparten bislang besitzt, so daß die kalkulierten Stückerlöse auch realisiert werden. Versicherungsspezifische Zurechnungsprobleme treten bei der Erlösartenrechnung kaum auf. Dagegen bestehen für die Zurechnung von Erlösen aus Kapitalanlagen, Rückversicherung und Vermittlungsdienstleistungen auf kleine Bezugsgrößen in der DBR noch verschiedene offene Probleme (s.o. 1.3.1.). Die kostenorientierte LR, die für die innerbetriebliche LR Voraussetzung ist, hat bislang wenig Aufmerksamkeit gefunden. Besondere Formen der „Leistungsrechnung" sowie der Ermittlung von „Leistungsquoten" werden periodisch vor allem für die Lebens- und Krankenversicherung vorgelegt. Grundlage dieser Rechnungen ist aber nicht ein wirtschaftliches, sondern

Kosten- und Leistungsrechnung das juristische Leistungskonzept, das die Schadenzahlung als Versicherungsleistung versteht. Infolgedessen werden in diesen „Leistungsrechnungen" in wirtschaftlich nicht begründbarer Weise Erlös- und Kostenkomponenten zusammengefaßt. Die Aussagekraft der so ermittelten Leistungsgrößen ist gering.

3. Theoretische Grundlagen

Der insgesamt noch unbefriedigende Zustand der K L R in der Versicherungswirtschaft erklärt sich nur teilweise aus Praxisbedingungen, wie aufsichtsrechtlichen Vorschriften und eingeschränktem Wettbewerbsdruck zum Aufbau leistungsfähiger Informationsquellen für Entscheidungsund Kontrollaufgaben. Eine wichtige Ursache liegt auch in der bislang sehr lückenhaften theoretischen Aufarbeitung dieses Problembereiches. Generell hat sich die Betriebswirtschaftslehre bei der Untersuchung von Fragen der K L R sowie ihrer produktions- und kostentheoretischen Grundlagen fast ausschließlich an Bedingungen des Industriebetriebs orientiert und die Dienstleistungswirtschaft stark vernachlässigt.

Speziell in der Versicherungsbetriebslehre liegt zwar ein produktions- und kostentheoretischer Ansatz vor, der auch teilweise die Diskussion über die K L R der V U beeinflußt hat (Farny 1965, 1985). Allerdings baut diese Produktions- und Kostentheorie der Versicherung auf der historischen, von der unternehmerischen Versicherungswirtschaft längst überholten Idee der Versicherung als einer Gefahrengemeinschaft ihrer Mitglieder auf (Müller 1988). Die Folge ist ein produktionstheoretisches Modell des V U s , das in zentralen Punkten betriebswirtschaftlich fragwürdig und realitätsfern ist, so bei - der Einbeziehung aller Funktionen des VUs, also auch des Absatzes und der Finanzierung, in den Produktionsprozeß; - der Gleichsetzung von Produkt und Produktionsprozeß; - der Behandlung von Kapitalanlagen als Kuppelproduktion mit dem Hauptprodukt; - der Einführung spezifischer Produktionsfaktoren, wie der Bestand an Versicherungsverträgen und die Vertriebsorganisation.

Kosten- und Leistungsrechnung Die Aussagen der Produktionstheorie der Versicherung sind nicht nur in ihrer empirischen Relevanz unbefriedigend. Durch ihre konzeptionelle Unschärfe, hohe Komplexität und Isolierung von der allgemeinen betriebswirtschaftlichen Diskussion haben sie zudem retardierende Wirkungen auf die theoretisch begründete Entwicklung der Kostentheorie und K R der V U ausgeübt. Insbesondere die Ausweitung von Produkt und Produktionsprozeß auf alle Funktionen des V U bereitet als theoretische Basis für den Entwurf von KR-Systemen, Analysen des Mengengerüstes und die Bestimmung von Kosteneinflußgrößen außerordentliche Schwierigkeiten. Unter Berufung auf das ebenfalls in der Produktionstheorie von Farny postulierte „kollektive Wesen der Versicherung" ist die Zurechenbarkeit von Schadenkosten sowie, wegen ihres „Kuppelcharakters", die Zurechenbarkeit von Kapitalerträgen auf kleine Bezugsgrößen in der D B R bestritten worden. Die jüngsten Fortschritte bei der D B R (Quack) und P K R (Fischer) lehnen bezeichnenderweise einige zentrale Aussagen der Produktionstheorie der Versicherung ab und stützen sich weitgehend auf allgemeine betriebswirtschaftliche Grundlagen. Ansatzpunkt für die betriebswirtschaftlich fundierte Entwicklung der theoretischen Grundlagen der K L R der V U ist die Ersetzung des in Versicherungstheorie und -praxis noch verbreiteten, mit Schadenzahlungen verbundenen juristischen Leistungskonzeptes (Bachmann 1988) durch ein wirtschaftliches Leistungskonzept, das die am Markt gegen einen Preis verkaufte Leistung der V U in den Mittelpunkt der Überlegungen stellt. Bei dieser wirtschaftlichen Leistung handelt es sich um spezifische Informationsprodukte, die das V U seinen Vertragspartnern in der Form genau abgegrenzter Garantiezusagen für den künftigen Zustand ihres Vermögens liefert. So garantiert beispielsweise ein V U in einem Feuerversicherungsvertrag, daß das Vermögen des VN durch einen Brand während der Vertragslaufzeit nicht vermindert wird. Sollte tatsächlich ein Brandschaden entstehen, so wird das V U durch eine Schadenzahlung den Vermögensverlust im vereinbarten Umfang ausgleichen und dadurch seine Zustandsgarantie einhalten. Die wirt413

Kosten- und Leistungsrechnung schaftliche Leistung des VU besteht mithin in den zu Vertragsbeginn gelieferten Garantieinformationen, durch die der VN eine unvollkommene Informationslage über seinen künftigen Vermögenszustand und damit seine Risikosituation verbessern kann. Für dieses in den jeweiligen Versicherungsbedingungen beschriebene, Informationsprodukt zahlt der VN einen Preis, nicht dagegen für Schadenzahlungen (vgl. Müller 1988; Nickel-Waninger 1987). Aus diesem wirtschaftlichen Leistungskonzept der Versicherung ergeben sich weitreichende Konsequenzen für den Produktionsprozeß und letztlich auch für die Kosten- und Leistungsrechnung der VU. Wie Seng (1989) gezeigt hat, läßt sich der Informationsproduktionsprozeß im VU mit Hilfe der allgemeinen betriebswirtschaftlichen Produktionstheorie darstellen. Damit wird der Weg für die systematische Entwicklung der Kostentheorie sowie der KLR der VU eröffnet. Literatur: Bachmann, Winfried: Leistung und Leistungserstellung der Versicherungsunternehmen, Karlsruhe 1988; Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (Hrsg.): Verordnung über die Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen gegenüber dem Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (Interne VUReV), in: Veröffentlichungen des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen, Sonderheft 11, Berlin 1987; Farny, Dieter: Buchführung und Periodenrechnung im Versicherungsunternehmen, Wiesbaden 1985; Farny, Dieter: Produktions- und Kostentheorie der Versicherung, Karlsruhe 1965; Fischer, Heinrich: Plankostenrechnung im Versicherungsunternehmen unter besonderer Berücksichtigung der Grenzplankostenrechnung, Köln 1987; Müller, Wolfgang: Das Versicherungsprinzip - Zum Gefahrengemeinschaftsmythos in Versicherungstheorie und -praxis, in: Rolf, G.; Spahn, B.; Wagner, G. (Hrsg.): Sozialvertrag und Sicherung - Zur ökonomischen Theorie staatlicher Versicherungs- und Umverteilungssysteme, Frankfurt - New York 1988; Nickel-Waninger, Hartmut: Versicherungsmarketing auf der Grundlage des Marketing von Informationsprodukten, Karlsruhe 1987; Quack, Alexander: Kundenkalku414

Kraftfahrtversicherung lation im Versicherungsunternehmen, Köln 1987; Seng, Peter: Theoretische Grundlagen der Informations- und Versicherungsproduktion, Diss. Frankfurt a.M. 1989. Prof. Dr. Wolf gang Müller, Frankfurt Kotieren, Kotierung Quotieren, Quotation, (franz. cote - Kurszettel). Beschluß der -» Börse (Zulassungsstelle) über die Zulassung eines —* Wertpapieres zum amtlichen Handel und die Aufnahme in das amtliche Kursblatt. Die Schreibweise K. ist insbesondere in der Schweiz verbreitet. Kraftfahrtunfallversicherung (Insassenversicherung) —» Versicherungsart der —> Kraftfahrtversicherung, gewährt Versicherungsschutz bei Kraftfahrzeugunfällen, bei denen Insassen oder Berufsfahrer zu Schaden kommen. Gemäß § 16 Abs. 1 AKB lassen sich vier Arten der K. unterscheiden: - Insassenunfallversicherung nach dem —» Pauschalsystem: hierbei bezieht sich der Versicherungsschutz auf ein bestimmtes Fahrzeug, dessen mitfahrende Personen - ausgenommen angestellte Berufs- und Beifahrer - mit einem Teilbetrag versichert sind, der sich aus der Division der gesamten —> Versicherungssumme durch die Zahl der Insassen ergibt. Bei zwei oder mehr mitfahrenden Personen erhöht sich die vereinbarte Versicherungssumme um 50%, die auf die Insassen aufgeteilt wird. - Insassenunfallversicherung nach dem —» Platzsystem: Jeder einzelne Platz eines bestimmten Fahrzeugs wird mit der gleichen Summe versichert, z.B. bei Omnibussen. - Berufsfahrerversicherung: Berufsfahrer können unabhängig von einem bestimmten Fahrzeug gegen Unfälle versichert werden. - Versicherung mit Namen benannter Personen: auch hier ist die Versicherung nicht an ein bestimmtes Fahrzeug gebunden. Kraftfahrtversicherung Gruppe von —»Versicherungsarten, die die Risiken aus dem Gebrauch von Kraftfahr-

Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung zeugen abdeckt. Im einzelnen zählen dazu die —» Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung, die —> Fahrzeugversicherung und die —» Kraftfahrtunfallversicherung. Andere Versicherungsarten, bei denen Versicherungsschutz auch bei Gefahren des Straßenverkehrs gewährt wird (z.B. —» Rechtsschutzversicherung , Reisegepäckversicherung) , werden nicht zur Gruppe der K. gerechnet, da es sich dabei um selbständige—» Versicherungszweige oder -arten handelt. Die K. hat sich mit der zunehmenden Bedeutung des Straßenverkehrs zu einem der größten Versicherungszweige herausgebildet. Gemessen am Prämienaufkommen ist sie der zweitgrößte Versicherungszweig nach der—> Lebensversicherung. Kraftfahrzeug-Haftpflichtveisicheruiig Versicherungsart der —» Kraftfahrtversicherung, umfaßt die Deckung von Personen-, Sach- und sonstigen Vermögenschäden, die durch den Gebrauch eines Fahrzeugs verursacht werden. Eine Versicherungspflicht ergibt sich aus I 1 PflVG, wonach der Halter eines Kraftfahrzeugs oder Anhängers eine K. abzuschließen und aufrechtzuerhalten hat. Der Umfang der Haftung bezieht sich bei Schäden im Straßenverkehr nicht nur auf die —» Verschuldenshaftung des Fahrers entsprechend der zivilrechtlichen Vorschriften (§§ 823ff. BGB), sondern es besteht weiterhin eine verschuldensunabhängige Haftung, die sog. —» Gefährdungshaftung seitens des Kraftfahrzeughalters. Dieser ist gemäß § 7 Abs. 1 StVG verpflichtet, Schäden zu ersetzen, die bei dem Betrieb des Kraftfahrzeugs anderen zugefügt werden, auch wenn ihn daran kein Verschulden trifft. Von der Ersatzpflicht ist er nur dann befreit, wenn er nachweisen kann, daß der Unfall für ihn ein unabwendbares Ereignis war. Für den Umfang der Gefährdungshaftung gelten verschiedene gesetzliche Höchstbeträge. Wer einen Schadenersatzanspruch hat, kann diesen nicht nur gegen den Schädiger, sondern auch unmittelbar gegen den Haftpflichtversicherer geltend machen (—» Direktanspruch gemäß § 3 Nr. 1 PflVG). Einen weiteren Schutz der Verkehrsopfer bieten Entschädigungsfonds für die Fälle, daß bei einem Unfall das verursachende Fahrzeug nicht ermittelt werden kann oder die

Kraftverkehrsversicherung gesetzlich geforderte K. nicht besteht (Verkehrsopferhilfe e.V., Hamburg). Der Abschluß einer K. mit bestimmten Mindestversicherungssummen stellt eine Voraussetzung für die behördliche Zulassung von Fahrzeugen dar. Während der Fahrzeughalter hierbei ein Versicherungsunternehmen auswählen kann, besteht seitens der —» Versicherer grundsätzlich ein Kontrahierungszwang, wonach der Versicherer verpflichtet ist, bei ihm gestellte Anträge auf K. anzunehmen (—* Annahmepflicht). Die Tarife in der K. müssen vom BAV (—> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen) genehmigt werden. Sie sind nach objektiven (technische Merkmale wie kWWerte bei PKWs, Verwendungszweck wie z.B. Eigennutzung) und subjektiven (Regionalklassen, Berufsgruppen z.B. Beamte, Landwirte) Gefahrenmerkmalen aufgebaut. Nach der Dauer der Schadenfreiheit wird dem Versicherungsnehmer ein —» Schadenfreiheitsrabatt eingeräumt. Auf der Grundlage des Schadenverlaufs erfolgt am Jahresende eine Überprüfung der Schadenfreiheits- bzw. Schadenklasse, was im Einzelfall eine Einstufung in eine höhere oder Rückstufung in eine niedrigere Klasse bedeuten kann. Der Versicherer ist verpflichtet, jährlich nach einem vorgeschriebenen Abrechnungsschema die Erträge und Aufwendungen zu ermitteln. Wenn sich für ein Kalenderjahr ein technischer Überschuß ergibt, so ist dieser von den Versicherungsunternehmen zur Beitragsermäßigung zu verwenden. Kraftloserklärung von Wertpapieren 1. K. durch Aufgebotsverfahren, d.h. durch richterliches Ausschlußurteil vorwiegend bei abhanden gekommenen —» Wertpapieren. 2. K. von —> Aktien durch die —» Aktiengesellschaft in den Fällen der—» Kaduzierung, der Kapitalherabsetzung bei den trotz Aufforderung nicht zu Umtausch, Abstempelung und dergleichen eingereichten Aktien und in den Fällen, in denen Aktien inhaltlich unrichtig geworden sind (§67 AktG). Kraftverkehrsversicherung —»Kraftfahrtversicherung. 415

Krankenhaustagegeldversicherung Krankenhaustagegeldversicherung Form der privaten —» Krankenversicherung, bei der ein Versicherter bei medizinisch notwendiger stationärer Heilbehandlung in Krankenhäusern eine tägliche Summe erhält, die frei verwendet werden kann, z.B. für eine Haushaltshilfe, für Nebenkosten im Krankenhaus u.a.m. (Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung). Krankenkasse Träger der gesetzlichen —> Krankenversicherung, öffentlich-rechtliche Körperschaft mit Selbstverwaltung. Gemäß § 4 Abs. 2 SGB V sind die K. in folgende Arten gegliedert: - Allgemeine Ortskrankenkassen, die als Pflichtkrankenkasse für einen bestimmten regionalen Bereich zuständig sind; - Betriebskrankenkassen, die von Arbeitgebern mit mindestens 450 versicherungspflichtigen Beschäftigten errichtet werden dürfen; - Innungskrankenkassen, bei denen Innungsmitglieder (Handwerker) versichert werden können; - die See-Krankenkasse, in der alle Seeleute pflichtversichert sind; - landwirtschaftliche Krankenkassen, die bei den landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften unterhalten werden; Pflichtmitglieder sind alle landwirtschaftlichen Unternehmer und deren mitarbeitende Familienangehörige, sowie Bezieher von Altersruhegeld oder Landabgaberente; - die Bundesknappschaft als Träger der knappschaftlichen Krankenversicherung; - Ersatzkassen, deren Mitglieder bestimmten Berufsgruppen angehören, die sich von der Mitgliedschaft von der Pflichtkrankenkasse befreien lassen können. Krankenversicherung Versicherung, durch die die Kosten zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit und Arbeitskraft sowie den durch Krankheit bedingten Einkommensausfall gedeckt werden. Im bestehenden Krankenversicherungssystem der Bundesrepublik Deutschland lassen sich die gesetzliche und die private K. unterscheiden. 416

Krankenversicherung 1. Die gesetzliche K. (oder soziale K.) als ältester Zweig der —» Sozialversicherung wurde bereits 1883 durch die Bismarcksche Gesetzgebung eingeführt. Zu den wichtigsten gesetzlichen Grundlagen heute zählen das Sozialgesetzbuch (SGB V) und die Reichsversicherungsordnung (insbesondere §§ 165-536a R V O , wobei eine Vielzahl von Vorschriften durch das Gesetz zur Strukturreform im Gesundheitswesen vom 20.12.1988 - Gesundheits-Reformgesetz in das SGB V übernommen wurden). Die Mitgliedschaft in der gesetzlichen K. ist für einen bestimmten Personenkreis durch das Gesetz vorgeschrieben. Zu den Pflichtmitgliedern gehören Auszubildende, Arbeiter und Angestellte, soweit ihr Einkommen die Jahresarbeitsentgeltgrenze (für 1990: DM 56.700, - ) nicht übersteigt, sowie Rentner, Landwirte und Studenten (zum versicherungspflichtigen Personenkreis vgl. im einzelnen § § 5 , 6 SGB V). Möglich ist auch eine —» Freiwillige Versicherung in der K., die entweder in Form einer —* Weiterversicherung erfolgt (§§ 9, 16, 185 SGB V) oder durch den freiwilligen Beitritt begründet wird (§ 9 SGB V). Der Versicherungsschutz in der gesetzlichen K. bezieht sich nicht nur auf den Versicherten selbst, sondern grundsätzlich auch auf dessen Familienangehörige (—» Familienversicherung). Die Leistungen im Rahmen der gesetzlichen K. bestehen in Sachleistungen gegen Krankenschein (ab 1992: Krankenversicherungskarte) und in Barleistungen als Sterbe- oder Krankengeld. Sie sind im einzelnen durch das Gesetz bestimmt (§§ 11-68 SGB V, 179, 195-200b, 200e-200g RVO). Danach haben Versicherte Anspruch auf Leistungen zur Förderung der Gesundheit, zur Verhütung, Früherkennung und Behandlung von Krankheiten sowie bei Schwerpflegebedürftigkeit. Außerdem besteht ein Anspruch auf Sterbe- und Krankengeld. Die im Gesetz vorgeschriebenen Regelleistungen sind Mindestleistungen, die von keiner Krankenkasse unterschritten werden dürfen. Den Krankenkassen ist es erlaubt, für ihre Mitglieder höhere Leistungen (Mehrleistungen) zu erbringen, die im einzelnen in der Satzung aufgeführt werden müssen. Die Leistungen werden durch die nach dem

Krankenversicherung —» Umlageverfahren berechneten Beiträge finanziert. Die Beiträge sind einkommensabhängig, der jeweilige Beitragssatz ist in der Satzung der Krankenkasse festgelegt. Für die Pflichtmitglieder werden die Beiträge je zur Hälfte vom Arbeitnehmer (Versicherter) und vom Arbeitgeber getragen (§ 249 SGB V). Die freiwilligen Mitglieder haben ihren Beitrag allein zu tragen, sie haben jedoch einen Anspruch gegenüber dem Arbeitgeber auf einen Zuschuß zu dem zu zahlenden Betrag (§ 257 SGB V). Träger der gesetzlichen K. sind die Krankenkassen, die in folgenden Arten gegliedert werden (gemäß § 4 Abs. 2 SGB V): Allgemeine Ortskrankenkassen, Betriebskrankenkassen, Innungskrankenkassen, die See-Krankenkasse, landwirtschaftliche Krankenkassen, die Bundesknappschaft sowie Ersatzkassen. Die Krankenkassen sind öffentlich-rechtliche Körperschaften mit dem Recht auf Selbstverwaltung. 2. Die private K. hat sich aus den freien Hilfskassen, insbesondere berufsständischen Unterstützungseinrichtungen, entwickelt. Ihre Anfänge gehen auf das Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Für die private K. gibt es keine besonderen rechtlichen Regelungen, hier finden die allgemeinen Vorschriften des W G und V A G Anwendung. Daher sind brancheneinheitliche Musterbedingungen entwickelt worden, die ergänzt um die jeweiligen unternehmensspezifischen Tarifbedingungen die —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen bilden. Die private K. unterliegt wie die gesetzliche K. der Aufsicht durch das B AV. Die Erlaubnis zum Betrieb eines Krankenversicherungsunternehmens wird nur bei Beachtung der—> Spartentrennung erteilt. Die private K., die als —> Schaden- oder —> Summenversicherung betrieben werden kann, umfaßt vier Versicherungsarten: (a) die Krankheitskostenversicherung zur Abdeckung der Kosten für Heilbehandlungen; (b) die Krankentagegeldversicherung, die bei krankheits- oder unfallbedingter Arbeitsunfähigkeit den Verdienstausfall durch eine pro Tag festgelegte Summe ausgleicht; (c) die selbständige Krankenhaustagegeldversicherung, die bei einem Krankenhausaufenthalt tageweise eine bestimmte Summe zur Verfügung stellt; (d)

Kredit sonstige selbständige Teilversicherungen, die als Ergänzung des Krankenversicherungsschutzes bestimmte Kosten tragen (z.B. Pflegekrankenversicherung, Krankheitskostenversicherung für Auslandsreisen). Grundsätzlich kann sich jeder privat krankenversichern, was allerdings durch die gesetzlichen Vorschriften eingeschränkt wird. So können sich nur Angestellte, deren Einkommen höher ist als die Versicherungspflichtgrenze, Angehörige freier Berufe, Selbständige und Studenten ausschließlich privat kranken versichern, alle anderen zählen zum pflichtversicherten Personenkreis und können daher nur zusätzlich zu der gesetzlichen K. eine private K. abschließen. Die Leistungen und die Beiträge der privaten K. richten sich nach dem vereinbarten Tarif. Für die Höhe der Beiträge ist weiterhin das persönliche Risiko des Antragstellers (Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen) maßgebend. Werden innerhalb eines Kalenderjahres keine Versicherungsleistungen in Anspruch genommen, so erfolgt, begrenzt je nach Ertragslage, eine Beitragsrückgewähr. Wird ein Krankenversicherungsvertrag abgeschlossen, so besteht zunächst eine —» Wartezeit von im allgemeinen drei Monaten, in der der Versicherer zu keiner Versicherungsleistung verpflichtet ist (Ausnahmen: z.B. bei Unfällen). Privater Versicherungsschutz wird von einer Reihe von Unternehmen in der Rechtsform der A G , des W a G oder der öffentlich-rechtlichen Körperschaft angeboten. Mit der Ausnahme einiger W a G haben sich diese im Verband der privaten Krankenversicherung e.V. zusammengeschlossen.

Kredit 1. Zeitlich begrenzte Überlassung von Kaufkraft in der Regel in Geldform gegen den Preis der Zahlung eines —» Zinses als Entschädigung für den Nutzungsverzicht. Die ökonomische Seite des K. besteht in dem zeitlichen Auseinanderfallen einer wirtschaftlichen Leistung und dazugehöriger Gegenleistung. K. kommt heute in vielfältigen Formen vor (—» Waren-K., —>Kontokorrent-K., —* Diskont-K., —» Raten-K., —* Real-K., —» Devisen-K., durchlaufender 417

Kreditabteilung K., —> Lombard-K., —» Teilzahlungs-K., Personen-K., Firmen-K. usw.). 2. Unter rechtlichem Gesichtspunkt ist K. nach dem —> KWG wesentlich weiter gefaßt, da nicht nur alle —> Darlehen, sondern auch —> Bürgschaften, Garantien eines —> Kreditinstituts, —» Aktien im Besitz eines Kreditinstituts u.a. darunter fallen. 3. Habenseite eines —» Kontos, auf der ein Guthaben steht. Kreditabteilung Organisationseinheit in Kreditinstituten, die für das gesamte Kreditgeschäft zuständig ist. Bei großen Kreditinstituten ist sie lediglich für die Bearbeitung und Genehmigung eingehender Kreditanträge zuständig, während die Kundenkontakte durch die Firmenkundenabteilung hergestellt werden. In der K. werden üblicherweise die Kreditakten geführt, die den gesamten Schriftverkehr sowie sämtliche mit der Kreditgewährung und -bearbeitung verbundenen Schriftstücke beinhalten und der Dokumentation und Überwachung im Rahmen der—» Bankkontrolle dienen. Kreditakte —> Kreditabteilung. Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) —> Kreditinstitut mit Sonderaufgaben, Sitz in Frankfurt (Main). Diese Körperschaft des öffentlichen Rechts wurde durch Gesetz 1948 mit einem Grundkapital von 1 Mrd. DM gegründet, wobei der Bund mit 800 Mio. DM und die Länder mit 200 Mio. DM beteiligt sind. Das Kapital ist derzeit zu 15% eingezahlt. Die Rechtsgrundlage der KfW bildet das Gesetz über die Kreditanstalt für Wiederaufbau; die KfW unterliegt damit nicht den Bestimmungen des KWG. Die ursprüngliche Aufgabe der KfW lag in der Finanzierung des Wiederaufbaus der deutschen Wirtschaft. Hierzu konnte die KfW auf Mittel zurückgreifen, die im Rahmen der Marschallplanhilfe (European Recovery Program-ERP) von amerikanischer Seite zur Unterstützung des Wiederaufbaus in Europa bereitgestellt wurden. Der heutige Aufgabenbereich der KfW umfaßt zum einen die Vergabe von Investitions- und Exportkrediten und die Übernahme von Bürgschaften zur Förderung der 418

Kreditbanken deutschen Wirtschaft, zum anderen die Vergabe von Krediten und Zuschüssen im Auftrag der Bundesregierung im Rahmen der finanziellen Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern . Die Refinanzierung der Kreditanstalt erfolgt durch die Ausgabe von —» Schuldverschreibungen und die Aufnahme von Darlehen beim Bund, bei Sondervermögen des Bundes (insbesondere bei ERP-Sondervermögen, das durch die Rückzahlung der ERP-Mittel geschaffen wurde), bei der —» Deutschen Bundesbank und im Ausland. In der Geschäftstätigkeit ist die KfW insoweit eingeschränkt, als daß ihr das Einlagen- und Kontokorrentgeschäft sowie der Effektenhandel für fremde Rechnung nicht gestattet sind. Kreditaufnahmeverbot Bei der staatlichen Sparförderung darf die Sparleistung weder unmittelbar noch mittelbar in einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit der Aufnahme eines —» Kredits stehen. Kreditauftrag Formfreier Auftrag an einen anderen, einem Dritten im eigenen Namen und auf eigene Rechnung —» Kredit zu gewähren (§ 778 BGB). Der Auftraggeber haftet für die aus der Kreditgewährung entstandene Forderung wie ein Bürge. Kreditauskunft Urteil über geschäftliche Moral und finanzielle Leistungsfähigkeit einer Einzelperson oder eines Unternehmens. Der Beurteilte genießt Schutz gegen Kreditgefährdung durch § 824 BGB. Eine unrichtige K., die im Geschäftsverkehr zu Zwecken des Wettbewerbs gegeben wird, kann auch nach §§ 1,14 UWG als unlauterer Wettbewerb zu Schadenersatz verpflichten. Kreditausschul! eigentlich: —> Zentraler Kreditausschuß (ZKA). Siehe dort. Kreditbanken private Geschäftsbanken. Die Gruppe der K. ist in ihren Erscheinungsformen nicht homogen, charakteristisch ist jedoch die privatrechtliche Organisationsform. Die Bundesbankstatistik unterscheidet vier Gruppen von K.: —» Großbanken, —> Re-

Kreditbedarf gionalbanken und sonstige K., Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute, -> Privatbankiers. Als —» Universalbanken stehen K. im direkten Wettbewerb mit den Kreditinstituten des Sparkassen- und Genossenschaftssektors, im Gegensatz zu diesen Institutsgruppen stehen K. auch innerhalb dieser Bankengruppe im Wettbewerb zueinander. Die Geschichte der K. geht auf eine Vielzahl von Privatbankiers im 19. Jahrhundert zurück. Aufgrund des wachsenden Kapitalbedarfs der sich entwickelnden Industrie und des Staates gelangten die Privatbankiers jedoch schnell an die Grenzen ihrer Finanzkraft. So kam es zu Gründungen von Aktienbanken und später zu Fusionsbestrebungen. Die Geschäftstätigkeit der K. ist national und international geprägt. Alle Bankgeschäfte werden grundsätzlich von ihnen ausgeführt. Im Bereich der Mittelverwendung bildet das kurzfristige Kreditgeschäft den größten Anteil am Geschäftsvolumen. Der Anteil des mittel- und langfristigen Kreditgeschäftes nimmt tendenziell zu. Zusätzlich können K. über das Emissionsgeschäft ihren Kunden langfristige Finanzierungen ermöglichen. Die Refinanzierung des Kreditgeschäfts erfolgt überwiegend durch das kurzfristige Einlagengeschäft. Das Dienstleistungsgeschäft umfaßt alle universalbanktypischen Geschäfte wie die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, das Effektenemissions- und -kommissionsgeschäft und der Handel mit Devisen, Sorten, Münzen und Edelmetallen. Die Bedeutung der verschiedenen Dienstleistungssparten ist allerdings bei den einzelnen Banken recht unterschiedlich ausgeprägt. Kreditbedarf Finanzmittelbedarf eines Wirtschaftssubjektes, der anders als durch eine Kreditaufnahme nicht oder weniger vorteilhaft zu decken ist. Kreditbrief Anweisung an eine oder mehrere Banken, dem Begünstigten Beträge bis zu der im K. bezeichneten Höchstsumme auszuzahlen. Eine besondere Form des K. ist der ReiseK. Wer Zahlung aufgrund eines K. verlangt, muß sich als rechtmäßiger Inhaber des K. legitimieren.

Kreditfazilitat Kreditdauer —»Kreditlaufzeit, —> Kreditfristen. Auf dem —> Kreditmarkt unterscheidet man kurzfristige, mittel- und langfristige K. Kurzfristige K. charakterisiert den —»Geldmarkt im engeren Sinne (—> Tagesgeld, —» Termingeld). Hier reicht die K. von einem Tag bis zu 12 Monaten. Mittel und langfristige K. kennzeichnet den —» Kapitalmarkt. Hier stehen die —> Laufzeiten von —> Darlehen im Mittelpunkt: mittelfristig: 1-3 Jahre; langfristig: über drei Jahre. Wesentliches Merkmal jeder Kreditart ist u.a. ihre K. Siehe deshalb auch unter den Stichworten zu den Kreditarten. Krediteröffnungsvertrag Formfreier Vertrag, in dem sich in der Regel ein - » Kreditinstitut verpflichtet, einem anderen—> Kredit zu gewähren: als—> Darlehen, durch Annahme eines Wechsels (—> Akzeptkredit), durch Übernahme einer —> Bürgschaft (—» Avalkredit) usw. Maßgebend sind die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Kreditinstitute. Kreditfähigkeit Fähigkeit des Kreditnehmers, rechtsgültige —> Kreditgeschäfte abzuschließen und insbesondere für die aus dem Kreditgeschäft entstehenden Verpflichtungen gegenüber dem Kreditgeber zu haften. K. setzt grundsätzlich Rechtsfähigkeit voraus. Rechtsfähig sind neben natürlichen Personen auch juristische Personen. Die K. einer natürlichen Personen ist von ihrer Geschäftsfähigkeit abhängig. Nur eine unbeschränkt geschäftsfähige Person kann selbst rechtswirksam Kreditgeschäfte abschließen. Dies kann bei beschränkt geschäftsfähigen Personen nur mit Zustimmung Dritter (Eltern bzw. Vormund) erfolgen. Kreditgeschäfte mit Geschäftsunfähigen können nur durch den gesetzlichen Vertreter mit Genehmigung des Vormundschaftsgerichts abgeschlossen werden. Zur Beurteilung der K. von juristischen Personen ist zu prüfen, wer sie in welchem Umfang rechtswirksam vertreten kann. Eine solche sorgfältige Prüfung ist auch für die K. von Konkursverwalter und Testamentsvollstrecker geboten. Kreditfazilitat 1. Ausdruck aus dem Bankwesen für alle einem Kunden eingeräumten Kreditmöglich419

Kreditfristen keiten unabhängig von ihrer Inanspruchnahme. 2. insbesondere Bezeichnung für Finanzierungsmöglichkeiten von Zahlungsbilanzdefiziten, hauptsächlich der Entwicklungsländer, beim —» internationalen Währungsfonds (IWF), so die 1977 bereitgestellte Witteveen —» Fazilität: Von 14 Industrieund OPEC-Ländern wurden ca. 10 Mrd. Dollar in einen —» Fonds eingebracht, aus dem IWF-Mitgliedsländern bei großen Zahlungsbilanzschwierigkeiten —> Kredite unter bestimmten Kriterien gewährt werden können. Kreditfristen —» Laufzeiten von —> Krediten, —> Kreditdauer. Üblich ist die Unterscheidung in kurzfristig, mittel- und langfristig. Wesentliches Merkmal jeder Kreditart ist u.a. ihre —»Fristigkeit. Deshalb sei auf die Stichworte zu den Kreditarten hingewiesen: —» Tagesgeld, —» Termingeld, —> Akzeptkredit, —» Kontokorrentkredit, —»Darlehen u.a. Kreditgarantiegemeinschaften (Bürgschaftsbanken) —»Kreditinstitute, die das Garantiegeschäft gemäß § 1 Abs. 1 Nr. 8 KWG betreiben. K. sind Gründungen der Fachverbände des Handels, Handwerks, Hotel- und Gaststättengewerbes und der mittelständischen Industrie unter Mitwirkung von Kreditinstituten, die den mittelständischen Unternehmen die Aufnahme von Krediten durch Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen erleichtern, soweit sich aufgrund fehlender Sicherheiten eine Kreditaufnahme schwierig darstellt. K. übernehmen bis zu 80% des beantragten Kredits für wirtschaftlich gesunde Kreditnehmer eine Ausfallbürgschaft. Für diese Bürgschaften haben sich der Bund und die Länder zu 4/5 rückverbürgt, so daß die unmittelbare Haftung der K. nur 16% der Kreditsumme beträgt. Der Kreditnehmer hat für den nicht verbürgten Teilbetrag des Kredites (mindestens 20%) bankübliche Sicherheiten zu stellen. Die Deckung der übernommenen Bürgschaften bilden die Stammanteile der Gesellschafter (K. firmieren in der Rechtsform der GmbH), Rücklagen und Haftungsfondseinlagen und -darlehen von den jeweiligen Gewerbegruppen. Als Kreditin420

Kreditgenossenschaften stitute unterliegen K. der —> Bankenaufsicht des —» Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. Kreditgeld Geld in modernen Geldwirtschaften hat Kreditcharakter, es ist K. Sowohl das —» Zentralbankgeld als auch das Bankengeld stellen Verbindlichkeiten dieser beiden Institutionen dar. Kreditgenossenschaften Genossenschaftsbanken, die als Gesellschaften mit nicht geschlossener Mitgliederzahl durch einen gemeinschaftlichen Geschäftsbetrieb und die Abwicklung aller üblichen bankmäßigen Geschäfte den Erwerb und die Wirtschaft ihrer Mitglieder fördern wollen. Für K. stellt der genossenschaftliche —» Förderungsauftrag die Leitmaxime der Geschäftspolitik dar, während für —» Kreditbanken das erwerbswirtschaftliche Prinzip und für—> Sparkassen das Gemeinnützigkeitsprinzip (öffentlicher Auftrag) im Vordergrund steht. Historisch gesehen gehen die Genossenschaftsbanken auf zwei Gruppen zurück: auf die gewerblichen K. (Volksbanken) und die ländlichen K. (Spar- und Darlehenskassen, Raiffeisenkassen). Die genossenschaftliche Idee der Selbsthilfe wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von SchulzeDelitzsch durch Gründung von gewerblichen K. umgesetzt, die ländlichen K. wurden auf Initiative von Raiffeisen gegründet. Die traditionelle Zweiteilung wurde erst 1972 durch die Zusammenführung der beiden Spitzenverbände aufgegeben. K. unterliegen als Kreditinstitute den Bestimmungen des Kreditwesengesetzes und zusätzlich als Genossenschaften den Vorschriften des Genossenschaftsgesetzes. Somit unterstehen sie sowohl der allgemeinen —> Bankenaufsicht als auch der Kontrolle durch eigene Prüfungsverbände. Die Mitgliedschaft entsteht durch den Erwerb mindestens eines Geschäftsanteils. Auch wenn es möglich ist, mehrere Geschäftsanteile zu erwerben, so hat doch jedes Mitglied unabhängig von der Höhe der Geschäftsanteile in der Generalversammlung nur eine Stimme. Die Generalversammlung, die sich aus dem Kreis der Mitglieder zusammensetzt, beschließt über grundsätzliche Fragen der K. und wählt die

Kreditgeschäft Mitglieder des Aufsichtsrates, deren Aufgabe in der Überwachung des Vorstandes besteht. Der Vorstand als geschäftsführendes Organ leitet die K. in eigener Verantwortung. Der Entscheidungsspielraum wird durch satzungs- und gesetzmäßige Beschränkungen eingeengt. Als eine Besonderheit der Genossenschaft geht der Haftungsumfang der einzelnen Mitglieder über ihre Kapitaleinlage hinaus. Dieser Haftsummenzuschlag wird neben dem Geschäftsguthaben der Genossen und Rücklagen in begrenztem Umfang als Bestandteil des -> haftenden Eigenkapitals anerkannt. Je nach Ausgestaltung des Genossenschaftsanteils kann eine unbeschränkte oder eine beschränkte Haftpflicht vorgesehen werden. Fast alle K. haben heute eine beschränkte Haftung vereinbart. Der Genossenschaftssektor ist in drei Stufen hierarchisch gegliedert. Die einzelnen Primärgenossenschaften bilden dabei die Basis dieses dreistufigen Aufbaus, auf der mittleren Stufe arbeiten auf regionaler Ebene die genossenschaftlichen Zentralbanken, die Spitze der Organisation stellt die D G Bank - Deutsche Genossenschaftsbank dar. Neben den örtlichen K., den regionalen Zentralbanken und der DG Bank gehören dem genossenschaftlichen Verbundsystem weitere Unternehmen an, die es den Primärgenossenschaften vor Ort ermöglichen, ihren Kunden ein universelles Leistungsangebot zu bieten. Der Aufgabenschwerpunkt der K. liegt in der Gewährung von langfristigen Krediten an gewerbliche und ländliche Betriebe. Die Mittelbeschaffung der K. erfolgt zu einem großen Anteil über Spareinlagen. Die Bedeutung der genossenschaftlichen Bankengruppe resultiert aus der Vielzahl der Bankstellen. Von den ca. 4.500 Kreditinstituten gehören ca. 3.300 zur genossenschaftlichen Bankengruppe.

Kreditgeschäft -> Bankgeschäft nach § 1 — KWG. K. im engeren Sinn: Gewährung von Gelddarlehen und —* Akzeptkrediten; —* Diskontgeschäft: Ankauf von —» Wechseln und —» Schecks; —» Garantiegeschäft: Übernahme von —»Bürgschaften und—> Garantien.

Kreditinstitute Kreditgewinnabgabe eine —> Ausgleichsabgabe im Rahmen des Lastenausgleichs (neben der Hypothekengewinnabgabe und der Vermögensgewinnabgabe). Kreditinflation —> Inflation, deren Hauptursache in einer zu starken Kreditausweitung innerhalb einer Volkswirtschaft zu sehen ist. Kreditinstitute Unternehmen, die Bankgeschäfte betreiben, deren Umfang einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert (gemäß § 1 KWG). Zu den Bankgeschäften zählen im einzelnen: (1) Annahme fremder Gelder als Einlagen (Einlagengeschäft) ; (2) Gewährung von Darlehen (Kreditgeschäft); (3) Ankauf von Wechseln und Schecks (Diskontgeschäft); (4) Anschaffung und Veräußerung von Wertpapieren für andere (Effektengeschäft); (5) Verwahrung und Verwaltung von Wertpapieren für andere (Depotgeschäft); (6) Anlage eingelegten Geldes in eigenem Namen für gemeinschaftliche Rechnung der Einleger nach dem Grundsatz der Risikomischung (Investmentgeschäft); (7) Erwerb von Darlehensforderungen vor Fälligkeit (Darlehenserwerbsgeschäft) ; (8) Übernahme von Bürgschaften, Garantien und sonstigen Gewährleistungen für andere (Garantiegeschäft) ; (9) Durchführung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs und des Abrechnungsverkehrs (Girogeschäft). Sämtliche K. unterliegen den Vorschriften des Gesetzes über das Kreditwesen (KWG); daneben gelten für —» öffentlichrechtliche K. zusätzlich rechtliche Bestimmungen des jeweiligen Bundeslandes (z.B. Sparkassengesetze). Nicht als K. im Sinne des KWG gelten die —» Deutsche Bundesbank, die Deutsche Bundespost, die —» Kreditanstalt für Wiederaufbau, Sozialversicherungsträger, —* Versicherungsunternehmen, Pfandleiher u.a. (§ 2 KWG). Für diese Unternehmen finden die Bestimmun421

Kreditinstitute mit Sonderaufgaben gen des KWG grundsätzlich keine Anwendung. Sie gelten nur, wenn die Unternehmen Bankgeschäfte betreiben, die nicht zu ihrem eigentlichen Betriebszweck gehören. K. unterliegen der Aufsicht des —> Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. Dabei gelten die vom B Ä K erlassenen —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität von K. nicht für alle K. Als Institution des finanziellen Sektors haben K. die Aufgabe, die unterschiedlichen Zielvorstellungen von Anbietern und Nachfragern von Kapital durch Ausübung der Transformationsfunktion auszugleichen . Im einzelnen gehört dazu die - Losgrößentransformation (Umwandlung unterschiedlich hoher Beträge in die gewünschten Volumina von Angebot und Nachfrage), - Fristentransformation (Umwandlung formell kurzfristig angebotener in langfristig nachgefragter Kredite), - Risikotransformation (Ausgleich unterschiedlicher Risikovorstellungen der Marktteilnehmer). Alle Teile des Systems zur monetären Steuerung einer Volkswirtschaft nehmen K. eine Schlüsselrolle ein, insbesondere durch ihre Aufgaben, die Wirtschaft mit Finanzmitteln zu versorgen, Geldanlagemöglichkeiten zu schaffen und den Zahlungsverkehr abzuwickeln. Sie schaffen damit die Voraussetzungen für eine Güterproduktion und -distribution. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Bank, Bankbetrieb und K. synonym verwendet. Eine Abgrenzung wird nur dann getroffen, wenn Banken und Sparkassen unterschieden werden. In diesem Fall wird der Begriff K. als zusammenfassender Oberbegriff verwendet. Kreditinstitute mit Sonderaufgaben —» Spezialbanken, die Ergänzungsfunktionen im Kreditgewerbe ausüben; sie erfüllen Aufgaben, die von anderen —> Kreditinstituten gar nicht oder nicht in genügendem Umfang wahrgenommen werden. Die Gruppe der K. wird in der Bundesbankstatistik nicht weiter untergliedert. Sie umfaßt sowohl Institute in privatrechtlicher als auch öffentlich-rechtlicher Trägerschaft. Bei den privaten Rechtsformen überwiegt die Aktiengesellschaft und die Gesellschaft 422

Kreditinstitut, nachgeordnetes mit beschränkter Haftung. Aufgaben, an deren Erfüllung ein öffentliches Interesse besteht, führten zu Gründungen von öffentlich-rechtlichen Institutionen. Obwohl die Gruppe der K. in sich recht inhomogen ist, lassen sich einheitliche Tendenzen für die Mittelherkunft und -Verwendung ableiten. Die Kapitalbeschaffung erfolgt überwiegend durch Einlagen von Kreditinstituten und Termineinlagen von Nichtbanken sowie über die Emission von —> Schuldverschreibungen. Zu den Kreditnehmern zählen insbesondere Kreditinstitute; bei der Kreditvergabe an Nichtbanken dominiert das langfristige Geschäft. Im einzelnen zählen zu den privatrechtlichen K. die —> AKA Ausfuhrkreditanstalt GmbH, —* Deutsche Bau- und Bodenbank AG, - * Deutsche Verkehrs-Kredit-Bank AG, —» Industriekreditbank AG - Deutsche Industriebank, —»Liquiditäts-Konsortialbank GmbH, —» Privatdiskont AG. Bei den öffentlich-rechtlichen K. sind insbesondere die —» Deutsche Ausgleichsbank, die —> Deutsche Siedlungs- und Landesrentenbank, - » Kreditanstalt für Wiederaufbau und —» Landwirtschaftliche Rentenbank zu nennen.

Kreditinstitut, nachgeordnetes Kreditinstitut, dessen Kapital ganz oder teilweise von einem anderen Kreditinstitut (übergeordnetes Kreditinstitut) gehalten wird. Als Kriterium für die Zugehörigkeit eines Kreditinstituts zu einer —» Kreditinstitutsgruppe sieht das KWG (§ 10a bzw. § 13a) zum einen „herrschenden Einfluß" und zum anderen „erhebliche Beteiligung" vor. Bei einer erheblichen Beteiligung hält ein übergeordnetes Kreditinstitut mindestens 40% der Kapitalanteile (mittelbar oder unmittelbar) eines n. K. Besteht die Kreditinstitutsgruppe aus mehr als zwei Stufen, dann stellt ein n. K. auch gleichzeitig ein übergeordnetes Kreditinstitut für die nachfolgende Stufe dar. Als n. K. im Sinne des KWG gelten auch in- und ausländische Leasing- und Factoringgesellschaften sowie ausländische (gebietsfremde) Kreditinstitute. Unternehmen des nicht-finanziellen Sektors können ansonsten nicht zu einer Kreditinstitutsgruppe gehören.

Kreditinstitutsgruppe Kreditinstitutsgruppe das —> Gesetz über das Kreditwesen führt in den §§ 10a, 13a KWG den Begriff der K. ein. Kreditinstitute bilden dann eine K., wenn ein übergeordnetes Kreditinstitut bei einem oder mehreren anderen nachgeordneten Kreditinstituten mindestens 40 Prozent (§ 10a KWG) bzw. 50 Prozent (§ 13a KWG) der Kapitalanteile unmittelbar oder mittelbar hält (erhebliche Beteiligung) oder unmittelbar oder mittelbar beherrschenden Einfluß ausüben kann. Als nachgeordnete Kreditinstitute gelten auch inund ausländische Unternehmen, deren Gegenstand darauf gerichtet ist, Geldforderungen entgeltlich zu erwerben, Leasingverträge abzuschließen sowie ausländische Kreditinstitute. Kreditkarte bargeldloses Zahlungsmittel, das seinen Ursprung in den USA hat. Durch Vorlage der K. bei einer Akzeptanzstelle, etwa im Handel, Hotel- oder Gaststättengewerbe erhält der Inhaber Leistungen, die er lediglich durch seine Unterschrift bestätigen muß. Der Emittent der K., meist Kreditinstitute, Dienstleistungs- und Handelsunternehmen sowie eigens gegründete Kreditkartengesellschaften, verpflichtet sich bei den Akzeptanzstellen, die Rechnungen nach Abzug einer Provision glattzustellen. Der Karteninhaber wird über das Verrechnungssystem des K.-emittenten i.d.R. einmal monatlich mit dem saldierten Rechnungsbetrag belastet. Die Ausgabe der Karte, für die häufig ein bestimmtes Mindesteinkommen Voraussetzung ist, erfolgt gegen eine Jahresgebühr. Kreditkontrolle Kreditüberwachung. Bei —» Kreditinstituten: Kontrolle, ob sich die zum Zeitpunkt der—» Kreditprüfung ermittelten Daten während der anschließenden —» Kreditlaufzeit zum Nachteil des Kreditgebers verändern. Dabei wird grundsätzlich nach dem Prinzip der Ausnahme vorgegangen: Es werden nur wenige, für die Entwicklung der Kreditsicherheit charakteristische Größen überwacht. Die Überwachungstechnik orientiert sich zweckmäßigerweise an der Art und der Bedeutung des —> Kredites.

Kreditorenfinanzierung Gesetzliche K.: Kontrolle der Kreditgebarung der Geschäftsbanken aufgrund einzureichender Bilanzen und sonstiger bankstatistischer Daten. —»Großkredite sind der—> Bankenaufsicht zu melden. Staatliche Emissionsgenehmigungen sind für die Begebung aller —> Anleihen erforderlich. Besonderer staatlicher Kontrolle unterliegen die öffentlich-rechtlichen Kreditanstalten und die—> Hypothekenbanken. Kreditleihe —» Kreditwürdigkeit des Kreditgebers in Form einer —» Bürgschaft, —»Garantie oder eines Wechselakzeptes. Es handelt sich um ein Versprechen der Bank, Zahlungen zu leisten, sofern der Kreditnehmer seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Kreditlinien Kredithöchstbeträge, die von einer Bank einem Kunden eingeräumt werden und die befristet oder unbefristet in Anspruch genommen werden können. In der Regel werden K. durch—> Sicherheiten gedeckt. Kreditmarkt Bezeichnung für die Zusammenfassung eines Partialmarkts des Finanzmarktes (Finanzmittelmarktes). Auf dem K. werden—» Kredite angeboten und nachgefragt. Begriffliche Abgrenzung von —» Geldmarkt und —»Kapitalmarkt ist mitunter schwierig. Kreditnehmeranteilsquote risikopolitische Kennzahl, die über die Diversifikation in Kreditportefeuilles Auskunft gibt, indem das Volumen an bestimmte Kreditnehmergruppen auf das gesamte Kreditvolumen bezogen wird. Kreditor —» Gläubiger einer Unternehmung aus den auf —» Kredit bezogenen Waren (Zielkauf) und Dienstleistungen, aber auch Gläubiger aller Art, z.B. Darlehensgläubiger. Kreditorenfinanzierung Variante der —* Finanzierung von Warenbeständen, die mehrere Finanzierungsarten miteinander verbindet. Der Kreditnehmer erhält von speziellen Finanzierungsinstituten ein —> Darlehen auf seinen Lagerbestand. Das Finanzierungsinstitut bezahlt alle eingehenden Lieferantenrechnungen. Dafür verpflichtet sich der Kreditnehmer, einen genau festgelegten Anteil der Ver423

Kreditplafond kaufseriöse an das Kreditinstitut abzuführen. Kreditplafond Nach § 20 BBkG festgelegte Höchstgrenzen für—> Kassenkredite. Es handelt sich um eine —> Kreditlinie, die einem öffentlichen Schuldner eingeräumt wird. Kreditprovision Bereitstellungsprovision, von den -» Kreditinstituten berechnete Provision für zugesagte —> Kredite, soweit sie nicht in Anspruch genommen werden. Die K. beträgt in der Regel 3% auf den zugesagten Kredit. Für in Anspruch genommene Kredite werden dagegen meist —» Nettozinssätze berechnet. Kreditprüfung —> Kreditwürdigkeitsprüfung und Kreditüberwachung (—> Kreditkontrolle). Kreditrestriktion währungspolitische Maßnahme zur Einschränkung eines aufgeblähten volkswirtschaftlichen Kreditvolumens. Direkte Maßnahmen der —> Zentralbank zur Einschränkung der Kreditgewährung: Von einer allgemeinen Kreditsperre bis zur Kreditplafondierung (—» Kreditplafond). Bis auf die Kreditlimitierung durch die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates nach § 19 des StabG für die Gebietskörperschaften und den Kreditplafond für (öffentliche) —> Kassenkredite sind quantitative Instrumente für die Zentralbank und die Bundesregierung im Sinne der K. gesetzlich nicht vorgesehen. Kreditrisiko umfaßt alle in einem einzelnen Kreditgeschäft ruhenden potentiellen Gefahren. Das K. beinhaltet somit sämtliche Möglichkeiten einer nicht vereinbarungsgemäßen Leistungserfüllung und stellt sowohl auf die Erfolgskomponente in Form des —» Bonitätsrisikos als auch auf die Liquiditätskomponente in Form des —» Terminrisikos ab. Im internationalen Kreditgeschäft kann ferner das —» Länderrisiko schlagend werden. Kreditschöpfung —> Giralgeldschöpfung, aktive und passive. Kreditschutzorganisation Gesellschaften, die Informationen über pri424

Kreditsicherung vate Kreditnehmer sammeln und diese —» Kreditinstituten und der kreditgebenden gewerblichen Wirtschaft bei Kreditvergabe zur Verfügung stellen. Diese Auskünfte sollen zu einer besseren Beurteilung der Bonität des Kreditnehmers beitragen. Zu der Gruppe der K. zählen Kreditschutzvereine, die ihren Mitgliedern nicht nur Informationen über private Unternehmen beschaffen, sondern auch den Forderungseinzug für Dritte betreiben und Unterstützung beim Einzug von konkursbedrohten Forderungsausfällen gewähren (z.B. Verein Creditreform). Weiterhin bieten —> Evidenzzentralen Kreditinstituten Informationen über Kreditnehmer. Als eine bedeutende Evidenzzentrale fungiert die —» Deutsche Bundesbank, die als zentrale Meldestelle Kenntnisse über die Vergabe von —> Millionenkrediten besitzt. Werden einem Kreditnehmer mehrere Millionenkredite gewährt, so benachrichtigt die Bundesbank die beteiligten Kreditinstitute. Die größte deutsche K. ist die —» Schufa, die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Die Schufa sammelt alle für die Kreditwürdigkeitsprüfung wichtigen Tatbestände wie Angaben über vergebene Kredite, Bürgschaftsübernahme, Mietkauf, Leasing, aber auch über Kontoeröffnungen und -Überziehungen und Scheckkartenausgabe. Kreditsicherung K. im engeren Sinn, Kreditbesicherung: Sicherung des —* Gläubigers vor Verlusten aus gewährten —* Krediten durch Hingabe von Vermögenswerten oder von Rechten daran. Formen: Belastung von Grundstükken durch Eintragung von —» Hypotheken oder Grundschulden in das Grundbuch; Sicherungsübereignung, —»Verpfändung von Vermögenswerten; Bürgschaftsübernahme (—» Bürgschaft) durch Dritte; Eigentumsvorbehalt bei Lieferung von Waren auf Ziel. K. im weiteren Sinn: Alle Maßnahmen des Kreditgebers, die darauf abzielen, das Risiko eines teilweisen oder gänzlichen Ausfalls der einzelnen Kreditforderung zu minimieren. Instrumente der K. sind—> Kreditprüfung, Kreditlimitierung für den einzelnen Kreditnehmer, Risikoteilung durch —» Konsortialkredit, Kreditüberwachung

Kreditstatus

Kreditwürdigkeitsprüfung

und Kreditbesicherung (K. im engeren Sinn).

schäft zu erfüllen. Die K. ist Gegenstand der—» Kreditwürdigkeitsprüfung.

Kreditstatus Kreditbilanz. Eine einmalig vor der Kreditzusage im Rahmen der —» Kreditwürdigkeitsprüfung durchgeführte Aufstellung des Vermögens und der Schulden des Kreditnachfragers.

Kreditwürdigkeitsprüfung 1. Begriff und Zweck Im Kreditgeschäft wird allgemein zwischen der sogenannten Geldleihe einerseits und der —> Kreditleihe andererseits unterschieden. Während bei der Kreditleihe der Kreditgeber lediglich seinen Namen zur Verfügung stellt (—» Avalkredit, —» Bürgschaftskredit, -> Akzeptkredite, —> Remboursgeschäfte) überläßt er bei der Geldleihe dem Kreditnehmer finanzielle Mittel im Vertrauen darauf, daß der Kreditnehmer willens und in der Lage ist, den vertraglichen Vereinbarungen entsprechend fristgerecht und in vollem Umfang die ihm obliegenden Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten. Der Chance, für das eingesetzte Kapital eine Marge über die marktmäßige Verzinsung hinaus zu erzielen, steht für den Gläubiger das Risiko des vollständigen oder teilweisen Kapitalverlustes infolge Kreditausfalls und Untersicherung der ausstehenden Forderung gegenüber. So wird hinsichtlich des Kreditrisikos unterschieden:

Kredittäuschungsvertrag Vertrag, mit dem die Täuschung von Dritten über die —»Kreditwürdigkeit einer Vertragspartei bezweckt oder bewußt in Kauf genommen wird. Ein K. ist nichtig gemäß § 138 BGB. Kreditversicherung Gegenstand der K. ist die Übernahme des —» Kreditrisikos vom Kreditnehmer durch den Versicherer. Bei der Delkredereversicherung (—» Delkredere) (K. im engeren Sinn) übernimmt der Versicherer die Gewährleistung für den Eingang der Forderungen des Versicherungsnehmers (Kreditgeber). Diese Form der Abdeckung von Ausfallrisiken wird üblicherweise im allgemeinen Handelsverkehr angewendet, nicht üblich ist die K. dagegen für Kreditinstitute, die im Gegensatz zu anderen Unternehmen die Möglichkeit haben, bei der Kreditvergabe Sicherheiten zu verlangen. Die K. bezieht sich daher auf die Absicherung von Krediten aus Warenlieferungen und Dienstleistungen, die Unternehmen ihren Kunden einräumen. Ist der Schuldner zahlungsunfähig und damit nicht mehr in der Lage, den beanspruchten Kredit zurückzuzahlen, ersetzt der Kreditversicherer dem Versicherungsnehmer den entsprechenden Ausfall. Innerhalb der K. können folgende Hauptarten unterschieden werden: —» Waren*, —» Ausfuhr-, —» Investitionsgüteroder —» Konsumentenkreditversicherung, daneben gelten als K. im weiteren Sinne die —> Kautions-, —» Vertrauensschaden- und —»Computermißbrauchversicherung. Kreditwürdigkeit Die persönliche und wirtschaftliche K. eines potentiellen Kreditnehmers beruht auf dem (mehr oder weniger) begründeten Vertrauen des Kreditgebers in dessen Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit, die Verpflichtungen aus einem—* Kreditge-

Ausfallrisiko = Verlustrisiko i.e.S. Terminrisiko = Liquiditätsrisiko i.e.S

BoniKre-tätsditrisiko risiko i.e.S.

Besicherungsrisiko Zinsänderungsrisiko Währungsrisiko (inkl. Geldwertrisiko) Standingrisiko Die Wahrscheinlichkeit eines störungsfreien Verlaufs des Kreditengagements wird determiniert durch die Bonität oder Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers. Diese ist Gegenstand der K., sowohl im Vorfeld der Kreditentscheidung als auch bei der laufenden Engagementüberwachung. Eine besonders starke Beeinträchtigung des Kreditverhältnisses ist zu erwarten, wenn der Kreditnehmer innerhalb der Kreditlaufzeit insolvent wird. Damit gehören Aussagen über eine mögliche zukünftige Insolvenz zu den herausragenden Aufgaben der K. Es geht darum, insolvenzgefährdete Kreditengagements erst gar nicht einzugehen oder 425

Kreditwürdigkeitsprüfung

Kreditwürdigkeitsprüfung

solche, die bereits bestehen, mit möglichst geringen Verlusten zu beenden. Die vom Kreditnehmer gestellten Sicherheiten (Grundschulden, Hypotheken, Sicherungsübereignungen , Forderungsabtretungen, Bürgschaften) dienen dazu, im Falle des Eintritts des Bonitätsrisikos den Kapitalverlust des Kreditgebers abzuwehren. Im Rahmen der Besicherungsprüfung wird laufend die sich verändernde Verwertbarkeit der Sicherheiten beurteilt. Dem offenstehenden Kreditsaldo gegenübergestellt ergibt sich das ungedeckte —» Ausfallrisiko, das umso eher akzeptiert werden kann, j e höher die Kreditnehmerbonität ist. Ein sicheres und genaues Urteil über die Bonität des Kreditnehmers stützt sich auf eine sorgfältige Analyse der persönlichen und rechtlichen sowie wirtschaftlichen Verhältnisse im Gesamtzusammenhang der relevanten Umweltbedingungen. (Abb. 1) Die systematische Auswertung des verfügbaren Datenmaterials auf die genannten Bonitätskriterien hin ist von grundlegender Bedeutung. Mithin sind sämtliche bankinterne und -externe Quellen zu berücksichtigen: die Kontoführung und das bisherige Finanzgebaren des Kunden, Jahresabschluß, Finanzplan und Einkommensnachweis, Auskünfte von Geschäftspartnern und Auskunfteien und der „Leumund".

Eine schlichte Maximierung von Umfang und Intensität des Informationsbeschaffungs- und -auswertungsprozesses ist aus Kosten-Nutzen-Überlegungen und angesichts der gegebenen zeitlichen, personellen und technischen Restriktionen dennoch nicht angebracht. Insofern bieten sich Verfahrensweisen an, die neben der Systematisierung der Informationsgrundlegung die notwendigen Bearbeitungs- und Bewertungsschritte standardisieren und das Gesamturteil weitestgehend objektiv und nachvollziehbar machen. Die Bonität eines Kreditnehmers bestimmt sich von zukünftigen Zahlungsströmen her, ist also weder vergangenheitsorientiert noch statisch zu sehen. Aus diesem Grunde sind dynamische, potentialorientierte Verfahren rein statischen Betrachtungen vorzuziehen. Der grundsätzlichen Nichtverfügbarkeit zukünftiger Daten wird begegnet, indem aus der Analyse vergangenheitsbezogener Werte oder mit Hilfe kausaler und subjektiver Verfahren von der Gegenwart in die Zukunft extrapoliert wird. Nicht alle Kriterien, die Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit zulassen, sind numerisch faßbar und ohne weiteres mathematisch verknüpfbar. Wenngleich oberstes Gebot für eine umfassende Bonitätsschätzung die Berücksichtigung aller relevanten

Bonität des Kreditnehmers

Umweltbedingungen

Verhältnisse des Kreditnehmers

wirtschaftlich

rechtlich

-Vermögen

-Privatperson, -Fähigkeit, jurist. Person Kenntnisse

-Einkommen, Ertrag -Vertretungsbefugnisse, - Liquidität Kreditfähigkeit

persönlich

-Aufrichtigkeit, Geradlinigkeit

sozial

-familiäre Verh.. Gesellschaftsvertrag

technologisch

gesamtwirtschaftlich

branchenspezifisch

überregional

regional

- gesellschaftl. Einbindung

-Werthaltungen, Zielsetzungen Abb. 1 426

ökonomisch

Aufgegliederter Kriterienkatalog zur Bonität des Kreditnehmers

Kreditwürdigkeitsprüfung numerischen und nicht-numerischen Daten ist, lassen sich deswegen die in der Praxis nebeneinander verwandten Verfahrensansätze in (schwerpunktmäßig) qualitative und quantitative unterscheiden. Die Faktoren, die die zukünftige Einnahmen- und Ausgabenentwicklung (Zahlungsfähigkeit) beim Kreditnehmer und seine Zahlungsbereitschaft wesentlich beeinflussen, unterscheiden sich ganz erheblich, je nachdem, ob es sich um private oder gewerbliche Kreditnehmer handelt. Entsprechend sind auch die Verfahren der Bonitätsbeurteilung anders ausgelegt. 2. Bonitätsbeurteilung im Konsumentenkreditgeschäft Grundlage der traditionellen K. im Privatkundengeschäft bilden die Elemente Sachkenntnis, Erfahrungen, logische Kombinationsgabe und Intuition des Entscheidungsträgers. Sie ist damit wesentlich subjektiv. Nun ist das Mengengeschäft durch eine große Anzahl relativ kleiner Kreditengagements gekennzeichnet, was aus wirtschaftlichen Gründen und im Interesse einer objektiveren Urteilsfindung eine Standardisierung der Bewertungsverfahren sinnvoll, wenn nicht gar nötig erscheinen läßt. Sogenannte moderne Kreditbewertungssysteme vereinheitlichen die zu berücksichtigenden Beurteilungskriterien und ihre Gewichtung und verdichten die Informationen zu einer einzigen Bonitätskennzahl (Credit-ScoringSystems). In dieser Form sind sie nicht neu. Bereits in den 40er Jahren sind sie in den USA konzipiert und in den folgenden Jahrzehnten auch in der Bundesrepublik, insbesondere von Versandhäusern und Teilzahlungsbanken, angewandt und weiterentwickelt worden. Ihr Grundmodell fußt im wesentlichen auf folgenden Annahmen: 1. Die Gruppe der privaten Kreditnehmer stellt eine homogene Grundgesamtheit dar. Ihre Kreditengagements entwickeln sich unabhängig voneinander. 2. Die Bonität des Kreditnehmers steht vor allem auch mit soziodemographischen Merkmalen in Zusammenhang, die über Befragungen hinlänglich verfügbar sind. 3. Anhand dieser Kundenmerkmale wird ein Vergleich von vereinbarungsgemäß zurückgeführten sowie von notleidend gewordenen Konsumentenkrediten der Vergan-

Kreditwürdigkeitsprüfung genheit möglich. Mit Hilfe statistisch-mathematischer Verfahren lassen sich diejenigen Kenngrößen eruieren, die als einzelne oder als Bestandteil einer einzigen Trennfunktion die Gesamtheit der vorliegenden Fälle in zwei (normalverteilte) Gruppen guter oder schlechter Risiken aufteilen, weil die Werte der guten Risiken deutlich genug anders ausfallen als diejenigen der schlechten. 4. Die Kennzahlen oder Diskriminanzfunktionen, die sich als voneinander unabhängig und besonders geeignet zur Trennung der abgeschlossenen Engagements erwiesen haben, ermöglichen auch in die Zukunft hinein eine Zuordnung von Krediten, deren Verlauf noch unsicher ist, zur Gruppe der guten oder schlechten Risiken. Für die Anwendung bedeutet das, daß alle Engagements mit Punkt- oder Diskriminanzwerten, die über (unter) einem zu benennenden kritischen Wert liegen, den guten (schlechten) Risiken zuzurechnen sind. (Abb. 2) Die Klassifikation der einzelnen Engagements wird also durch die Festlegung des cutoff-score im Hinblick auf das Auswertungsverfahren vorweggenommen (Niederschlag zentraler kreditpolitischer Entscheidungen). Eine Standardisierung des Kreditvergabeverfahrens vereinheitlicht und objektiviert die Bewertung und ermöglicht insofern bedeutende Kosteneinsparungen. Demgegenüber können im Falle nicht ausreichender Trennschärfe der zugrunde gelegten Funktion Kostensteigerungen und Ertragseinbußen auftreten, wenn mehr Fehlzuordnungen auftreten als bei der herkömmlichen K. Beim Fehler erster Art, schlechte Risiken werden nicht als solche erkannt, entstehen unmittelbar Verluste aus dem Kreditausfall; ggf. kommen noch Imageverluste hinzu. Entgangene Erträge resultieren aus dem Fehler zweiter Art, bei dem tatsächlich vereinbarungsgemäß ablaufende Geschäfte von der Konkurrenz durchgeführt werden, weil der vorliegende Kreditantrag ungerechtfertigterweise den schlechten Risiken zugeordnet worden war. Probleme ergeben sich bei der Anwendung dieser Systeme auch im Graubereich der Überschneidung der Verteilungen. Hier 427

Kreditwürdigkeitsprüfung

Kreditwürdigkeitsprüfung Maß der Trennfähigkeit: Divergence/ Mittelwertabstand

BADS

GOODS gute Risiken

schlechte Risiken

- Z Merkmalsausprägung Punktzahlen hierin abgelehnte Goods —» e n t g a n g e n e Erträge aus vereinbarungsgemäß a b g e w i c k e l t e n Geschäften sowie ggf. zusätzlich aus K u n d e n a b g a n g u n d Imageverlust Abb. 2

aggreg. Bonitätskennzahl Grauzone kritisches Intervall

Idealisierte Darstellung der Kennzahlenhäufigkeit guter und schlechter Risiken

sind zur Vermeidung untragbarer Fehlerkosten weiterhin intensivere Prüfungen nötig. Theoretisch kaum haltbar ist die Zugrundelegung von gegenwärtigen Merkmalsausprägungen - etwa soziodemographischer Art die in keinem nachweislich unmittelbaren ursächlichen Zusammenhang zur zukünftigen Zahlungswilligkeit und -fähigkeit des Kreditnehmers stehen. Darüber hinaus scheint die Anwendbarkeit des Systems in Frage gestellt, wo das nötige Maß an Informationen nicht erreicht werden kann, die hierzu nötige Befragung des Kunden als Indiskretion abgelehnt wird oder zur Beeinträchtigung der Kundenbeziehung und damit des Gesamtgeschäfts führt. Ist durch eine fortlaufende datenmäßige Erfassung und Auswertung weiterer Kreditausgänge und aller sonstigen verfügbaren Informationen eine permanente Überprüfung und Aktualisierung der Trennwerte und -funktionen gewährleistet (ggf. in428

hierin angenommene Bads —» s c h l a g e n d w e r d e n d e Risiken s o w i e ggf. zusätzlich Imageverlust

tensivere Bonitätsuntersuchung im Graubereich), bleiben dem Verfahrensansatz die entscheidenden Vorteile unbenommen: die einheitliche, nachvollziehbare Zuordnung der zu bewertenden Kredite zu den guten oder schlechten Risiken und nicht unerhebliche Kosteneinsparungen aus der Standardisierung. 3. Kreditwürdigkeitsprüfung im Firmenkundengeschäft 3.1. Bestimmungsfaktoren für die Bonität eines Unternehmens Während sich die Banken als Kreditgeber im Konsumkreditgeschäft einer relativ homogenen Gesamtheit von Privatpersonen gegenüber sehen, ist die Gruppe der kreditsuchenden Unternehmen deutlich heterogener. Handelt es sich beim Privatkundenkreditgeschäft noch um ein in weiten Teilen standardisiertes Mengengeschäft, das sich aus vielen einzelnen, relativ kleinen Beträgen zusammensetzt, zeichnet sich das Betriebsund Investitionskreditgeschäft

Kreditwürdigkeitsprüfung durch im Einzelfall betragsmäßig bedeutendere Geschäfte aus, die sich stärker voneinander unterscheiden und damit schematische, etwa auf Gesetzen der Wahrscheinlichkeitstheorie beruhende, Verfahren der Bonitätsbewertung zunächst unangebracht erscheinen lassen. In der Praxis der K. von Unternehmen werden im deutschsprachigen Raum zwei Beurteilungskomplexe unterschieden: die personellen Verhältnisse (Management, Mitarbeiterschaft) und die wirtschaftlichen Gegebenheiten (Vermögens- und Ertragslage sowie Liquidität). Wenn die rechtlichen Sicherheiten in diesem Zusammenhang keine Erwähnung finden, dann nicht deswegen, weil ihnen in der Praxis keine Bedeutung zugemessen wird. Im Gegenteil, es wird häufig erst gar keine Bonitätsanalyse vorgenommen, wenn die ausgelegten Kredite ausreichend besichert sind. Dies zeigt jedoch, daß die Frage der Besicherung nicht integraler Bestandteil der Bonität des Kreditnehmers ist, vielmehr Alternative oder Ersatz für eine nicht in jedem Falle ausreichende Bonität. Anders wird in der amerikanischen Praxis die Sicherheitenprüfung als ein wesentlicher Bestandteil der K. betrachtet. Die Bonitätsaussage stützt sich hier auf die im einzelnen betrachteten sogenannten „fiveCs": Character Capacity

= Integrität des Managements = Fähigkeit des Managements zur Aufrechterhaltung der Liquidität und zur Erzielung eines nachhaltigen Zukunftgewinns Capital = Vermögenslage des Unternehmers Collateral = rechtliche Sicherheiten Conditions = konjunkturelle und technische Bedingungen für die Unternehmung innerhalb der Branche und der Volkswirtschaft als Ganze. Mit Ausnahme der Sicherheiten als Bonitätskriterium sind damit keine wesentlichen Unterschiede inhaltlicher Art in der Kreditbewertung festzustellen. Vielmehr ist völlige Übereinstimmung dahingehend zu konstatieren, daß eine positive Einschätzung der personellen Faktoren nach wie vor als wichtigste Voraussetzung für eine (fortgesetzte) Kreditgewährung betrachtet wird.

Kreditwürdigkeitsprüfung Daß dennoch das Schwergewicht der Forschung und der praktischen K. auf die Analyse der Finanz- und Ertragslage gelegt ist, wird auf die Schwierigkeit der Erfassung und Verwertung nicht-numerischer •Bonitätsmerkmale zurückzuführen sein. 3.2. Der klassische Ansatz der Bonitätsbeurteilung auf Grundlage der Bilanzanalyse Bei der klassischen K. im Unternehmenskreditgeschäft nimmt die Analyse der wirtschaftlichen Gegebenheiten einen breiten Raum ein. Es geht um die Frage, inwieweit das kreditsuchende Unternehmen in der Lage ist, bei Erzielung eines angemessenen Gewinns eine jederzeit ausreichende Liquidität zu sichern. Zur Durchleuchtung der Finanz- und Ertragslage dienen herkömmlicherweise die Jahresabschlüsse. Die klassische Bonitätsanalyse stützt sich bei ihren Aussagen zur zukünftigen Zahlungsfähigkeit des Unternehmens damit primär auf das Instrumentarium der Jahresabschlußanalyse (Bilanzanalyse). Es wird der Versuch unternommen, durch die Bildung und Auswertung von Kennzahlen aus Bilanz und Gewinn- und Verlustrechnung die gegenwärtige und zukünftige finanzielle Lage und Erfolgssituation des kreditsuchenden Unternehmens zu erschließen. Im Ablauf der Kennzahlenanalyse lassen sich drei Verfahrensstufen unterscheiden. Als erstes erfolgt die Aufbereitung des vorliegenden Datenmaterials. Es sind die Bilanz- und GuV-Positionen zu den Größen zusammenzufassen, die anschließend zur Bildung der Kennzahlen benötigt werden. Von Interesse sind die Positionen Anlagevermögen, Umlaufvermögen, monetäres Umlaufvermögen, liquide Mittel, Eigenkapital, langfristiges Fremdkapital, kurz- und mittelfristiges Fremdkapital sowie Umsatzerlöse, Materialaufwand, Personalaufwand, das ordentliche betriebsbedingte Ergebnis, das ordentliche Finanz- und Beteiligungsergebnis, das außerordentliche Ergebnis, Steueraufwendungen und Jahresüberschuß. Im zweiten Schritt erfolgt die Bildung von Kennzahlen als absolute Größen, als Verhältniszahlen (Gliederungs-, Beziehungsoder Indexzahlen) oder auch als statistische Maßgrößen (vor allem Erwartungswert und Varianz). Mit ihrer Hilfe lassen sich die ak429

Kreditwürdigkeitsprüfung tivische Vermögens- und passivische Kapitalstruktur wie auch die horizontale Bilanzstruktur (Liquidität und Finanzierung) erfassen. Diese Kennzahlengruppe ist bestandsorientiert. Demgegenüber spricht man bei Erfolgs- und Aktivitätskennzahlen von dynamischen, stromgrößenorientierten Kennzahlen, weil diese die innerhalb eines Zeitraums aufgetretenen finanziellen Bewegungen (flows) berücksichtigen. Grundlage sind neben der Gewinn- und Verlustrechnung die Gegenüberstellung mindestens zweier Bilanzen oder Kapitalflußrechnungen. Auf der dritten Stufe im Analyseablauf erfolgt zur Bewertung der ermittelten Kenngrößen die Durchführung von Vergleichen, denn erst durch die Gegenüberstellung mit normativen oder empirischen Kenngrößen erhalten die errechneten Werte ihre Aussagekraft: Beim Zeitvergleich werden die in periodischer Abfolge festgestellten Kennziffern miteinander verglichen. Hieraus lassen sich oft wertvolle Erkenntnisse zur Trendentwicklung gewinnen. Ein großer Vorteil des Betriebsvergleiches ist die i.d.R. deutlich größere Datenbasis und die Unabhängigkeit der Werte von zeitbedingten Entwicklungen. Hier werden die Kennzahlen branchengleicher Unternehmen gegenübergestellt oder die Werte einer Unternehmung mit dem Branchendurchschnitt verglichen. Branchenübergreifende Gegenüberstellungen empfehlen sich bei stärker gesamtwirtschaftlichen Betrachtungen. Neben der Verwendung empirischer (Durchschnitts-)Werte der Vergangenheit, deren Aussagegehalt als normative Größen umstritten ist, kommt der Soll-Ist-Vergleich im Rahmen der Kreditprüfung in Betracht, wenn neben der Dokumentation der vergangenen Geschäftsentwicklung Plangrößen verfügbar sind. So wertvoll solche Planzahlcn für die Kreditwürdigkeitsprüfung sein mögen, so schwierig bleibt ihre Erhebung. Häufig sind solche Daten nicht einmal in der kreditsuchenden Unternehmung vorhanden. Die Möglichkeiten der traditionellen bilanzorientierten Kennzahlenanalyse im Hinblick auf eine zukunftsorientierte K. werden in der Literatur heute überwiegend 430

Kreditwürdigkeitsprüfung skeptisch beurteilt. Die Kritik richtet sich dabei vor allem auf Unzulänglichkeiten der Informationsgrundlage Jahresabschluß und auf die mangelnde Objektivität bei der Bewertung und Aggregation der Einzelinformationen zu einem einheitlichen Entscheidungswert. Besondes nachteilig erweisen sich für die Bilanzanalyse die in der Rechnungslegung zulässigen Ansatz- und Bewertungsspielräume. Positive wie negative Unternehmensentwicklungen können durch entsprechende bilanzpolitische Maßnahmen (zeitweilig) verschleiert werden. Hinzu kommt, daß eine Reihe von Tatbeständen aus der Bilanz nicht oder nur zum Teil ersichtlich sind. Auf der einen Seite wird in der Bilanz die Auflistung der regelmäßigen Verpflichtungen aus Abnahme-, Miet- und Arbeitsverträgen sowie aus Sozialplänen vermißt. Auf der anderen Seite erfolgt der Ausweis der Aktiva unter der Annahme der Unternehmensfortführung (going concern), während im Falle wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Kreditnehmers kurzfristige Veräußerungs- oder Zugriffswerte relevant sind. Etwa können im Anlagevermögen durchaus Wertpapiere oder Grundstücke ausgewiesen sein, die kurzfristig über Bilanzwert veräußerbar sind, während im vermeintlich kurzfristigen Umlaufvermögen Positionen enthalten sein können, die nicht umgehend odernurmit Verlust abzusetzen sind. Insofern die K. auf die zukünftige Zahlungsfähigkeit gerichtet ist, macht sich besonders nachteilig bemerkbar, daß die Analysedaten Vergangenheitswerte darstellen. Zudem haben sich die Möglichkeiten zahlungsstromorientierter Liquiditätsanalyse und -prognose mit dynamischen Kennzahlen wie dem finanzwirtschaftlichen Cash Flow durch die neue Gesetzgebung weiter verschlechtert, weil insbesondere die Zerlegung des Unternehmenserfolgs in extrapolierbare und nicht extrapolierbare sowie in finanzwirksame und finanzunwirksame Komponenten schwieriger geworden ist. Hieraus begründet sich auch die in der Literatur lauter werdende Forderung nach einer den speziellen Erfordernissen der K. angemessenen Rechnungslegung, die stärker finanzplanorientiert ist und - mit Rücksicht auf den obengenannten Kritikpunkt -

Kreditwürdigkeitsprüfung ergänzt wird um eine Bestandsrechnung zu Zerschlagungswerten. Neben der Informationsgrundlage stellt das Verfahren der Informationsauswertung den zweiten wesentlichen Schwachpunkt der traditionellen K. dar. Ein abschließendes Bonitätsurteil allein aus der Betrachtung einzelner Kennzahlen im Zeit- oder auch im Betriebsvergleich entbehrt der geforderten Objektivität. Es wird nicht expliziert, welche Abhängigkeiten zwischen den Kennzahlenwerten angenommen werden und welche Qualität ihnen im einzelnen im Hinblick auf Bonitäts- bzw. Insolvenzprognosen zugestanden wird. Die Aggregation der Einzelurteile zu einem einzigen Bonitätswert wird damit nicht nachvollziehbar, das Prüfungsergebnis also letztlich subjektiv. 3.3. Empirische Untersuchungen zur Bonitäts - und Insolvenzprognose Dem Problem der mangelnden Objektivität der klassischen Bonitätsanalyse ist man in den letzten Jahren wiederholt mit empirischen Untersuchungen entgegengetreten. Die Bestimmung von Bilanzkennzahlen und Kennzahlenverbindungen, die sich durch besondere Prognosequalität im Hinblick auf die Voraussage möglicher Störungen im Kreditverlauf (im schlimmsten Falle Insolvenz) auszeichnen, kann objektiv mit Hilfe mathematisch-statistischer Verfahren erfolgen, d.h. unter Auswertung umfangreichen Bilanzanalysematerials aus vergangenen Perioden. In das empirische Analysematerial sind zwei Gruppen von Unternehmen einzubeziehen: solche, die im Beobachtungszeitraum insolvent wurden, und solche, die diesen (etwa bezüglich Branche, Betriebsgröße, Rechtsform und Unternehmensalter) vergleichbar sind, aber im selben Zeitraum solvent blieben. Dabei sollen unter Anwendung mathematisch-statistischer Hilfsmittel (Profilanalyse, Histogrammvergleich, dichotomischer Klassifikationstest, multiple Diskriminanzanalyse) diejenigen Bilanzkennzahlen und Merkmale ermittelt werden, die die beiden Unternehmensgruppen - solvent und insolvent - am besten voneinander trennen. (Vgl. auch die unter Pkt. 2 geschilderten Verfahren im Konsumentenkreditgeschäft.)

Kreditwürdigkeitsprüfung Im Anschluß an die vergangenheitsbezogene Feststellung der am besten trennenden Kriterien werden diese zur Analyse aktuellen Datenmaterials von Unternehmen angewandt, deren Entwicklung über den gegenwärtigen Betrachtungszeitraum hinaus noch unbekannt ist, und auf diese Weise zur Prognose der Zahlungsfähigkeit während der Kreditlaufzeit genutzt. Es wird also unterstellt, daß solche Merkmale, die für vergangene Perioden ihre Fähigkeit zu frühzeitiger Trennung solventer und insolvent werdender Kreditnehmer bewiesen haben, auch für die Zukunft hohe Prognosekraft besitzen. An dieser Stelle sind zwei Ansätze zu unterscheiden: Untersuchungen auf univariater und solche auf multivariater Basis: Bei der ersten Verfahrensgruppe (dichotomische Klassifikationstests) werden die als möglicherweise prognosefähig angenommenen Kennzahlen separat untersucht. Ihre Qualität bemißt sich jeweils daran, wieviele der erfaßten Unternehmen von ihnen richtig qualifiziert werden. So werden die trennfähigsten Kennzahlen ermittelt und ohne Gewichtung nebeneinander gestellt. Aufgrund der isolierten Betrachtung der einzelnen Kennzahlen kann es durchaus zu widersprüchlichen Aussagen über die Bonität der untersuchten Unternehmung kommen , und zwar dann, wenn einige Kennzahlen auf eine positive Untcrnchmcnsentwicklung hinweisen, während andere eine drohende Insolvenz anzeigen. In diesem Falle bleiben die Untersuchungsergebnisse für eine Bonitätsprognose unfruchtbar, weil der unterschiedlichen Bedeutung der über die verschiedenen Kennzahlen erfaßten Einflußfaktoren nicht durch entsprechende Gewichtung Rechnung getragen wird und auch mögliche Abhängigkeiten zwischen den Einflußgrößen nicht erfaßt werden. Der Übergang auf multivariate Klassifikationsregeln erfolgt in dem Interesse, derart begründete widerprüchliche Aussagen zu vermeiden und aufgrund der Annahme, daß mehrere optimal aufeinander abgestimmte Kennzahlen eher in der Lage sind, solvente Unternehmen von insolvenzgefährdeten zu trennen, als die Kennzahlen für sich genommen, auch wenn sie als ein431

Kreditwürdigkeitsprüfung

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Kündigungssperrfrist seitigen Rechtsgeschäft der Kündigung, durch die die Beendigung eines Rechtsverhältnisses, meist nach Ablauf einer Frist, herbeigeführt werden soll. Kündigungssperrfrist Eine Kündigung ist erst nach Ablauf der Sperrfrist möglich. Bei Spareinlagen besteht zusätzlich zur vereinbarten Kündigungsfrist eine K. von mindestens sechs Monaten (I 22 Abs. 2 Satz 2 KWG). Sie wird vom Tag der Einzahlung eines Betrages an gerechnet. Längere K. als die vom Gesetz geforderte sind zulässig. Künstlersozialkasse Träger der —» Künstlersozialversicherung. Als rechtsfähige bundesunmittelbare Anstalt des öffentlichen Rechts ist die K. für die Umsetzung der Künstlersozialversicherung zuständig. Mit Sitz in Wilhelmshaven wird sie kommissarisch von der Landesversicherungsanstalt ( L V A ) Oldenburg-Bremen geleitet. Oberste Dienstbehörde der K. ist das Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung. Künstlersozialversicherung Zweig der —» Sozialversicherung. Durch das Gesetz über die Sozialversicherung der selbständigen Künstler und Publizisten vom 27. Juli 1981 (Künstlersozialversicherungsgesetz - K S V G ) wurde die Gruppe der Künstler und Publizisten ab 1. Jan. 1983 versicherungspflichtig in der gesetzlichen —» Rentenversicherung für Angestellte (—» Angestelltenversicherung) und in der gesetzlichen -»Krankenversicherung. Im einzelnen kennt die K. vier Künstlergruppen: Künstler aus dem Bereich Musik, darstellende Kunst, bildende Kunst/Design sowie Wort. Die Beiträge werden je zur Hälfte von den Versicherten selbst sowie von der —> Künstlersozialkasse aufgebracht. Die Finanzierung dieses Anteils erfolgt durch die Künstlersozialabgabe der sogenannten Vermarkter von publizistischen und künstlerischen Leistungen (z.B. Verlage, Theaterdirektionen, Galerien, Rundfunkanstalten) sowie durch einen im Gesetz festgelegten Zuschuß des Bundes. Künstlersozialabgabe und Bundeszuschuß zusammen entsprechen dem —»Arbeitgeberanteil in der Kranken- und Rentenversicherung für Angestellte. Die Versicherten haben ihren Bei-

Kundenbetreuung tragsanteil an die Künstlersozialkasse zu zahlen, die den gesamten Beitrag an die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BfA) in Berlin und an die jeweiligen Allgemeinen Ortskrankenkassen oder Ersatzkassen weiterleitet. Kulisse Im heutigen Sprachgebrauch die Bezeichnung für den nichtamtlichen Börsenmarkt (—> Börse) oder für die Gesamtheit der für eigene Rechnung am Börsenverkehr Beteiligten. Kumulierungsverbot Beim steuerbegünstigten Sparen: Der Sparer kann für eine Sparleistung nur eine staatliche Förderung in Anspruch nehmen. Bei Sparleistungen, für die eine Sparzulagc gewährt wurde, kann keine Wohnungsbauprämie oder Steuerbegünstigung in Anspruch genommen werden; bei Bausparleistungen kann entweder die Wohnungsbauprämie oder die Steuervergünstigung gewährt werden. Kumulrisiko Gefahr, daß aufgrund eines Schadenereignisses eine große Anzahl von Versicherungsverträgen bei einem Versicherungsunternehmen betroffen sind. Eine Kumulierung von Schäden, die beispielsweise durch eine Massenkarambolage, ein Großfeuer oder ein Unwetter ausgelöst werden könnten, kann durch den Abschluß einer - > Rückversicherung abgeschwächt werden. Kumulschadenexzedent in der —» Schadenexzedentenrückversicherung der auf den Rückversicherer entfallende Anteil eines Gesamtschadens, der infolge eines Ereignisses (z.B. Katastrophe) durch eine Häufung von Einzelschäden (Kumul) entsteht. Kundenbedienter Bankschalter —»Automatischer Bankschalter. Kundenbetreuung Zunächst in der Ausführung des Bankgeschäfts die Kundenpflege, Kundenberatung und Akquisition von Kunden. Schwerpunkte sind die Bereiche: Durchführung von Kundenbesuchen, Verhandlungsführung, Beratung beim Verkauf von Bankdienstleistungen. Darüberhinaus die Gesamtausrichtung eines Bankinstituts bis in 439

Kundengeschäftsvolumen die Organisation des Unternehmens hinein: Kundenorientierung durch Zielgruppenorientierung und Regionalisierung. Die K. als Kundenmanagement hat die Produktorientierung in der Bankorganisation abgelöst. Kundengeschäftsvolumen —» Geschäftsvolumen. Kundengruppen-Geschäftsarten-Matrix —> Würfelmodell. Kundenkalkulation —> Konto- und Kundenkalkulation. Kundschaftskredite Zusammenfassender Begriff für alle Kreditarten (—> Kredit), die der bankeigenen Kundschaft angeboten und gewährt werden. Im engeren Sinne: —> Teilzahlungs- bzw. —» Ratenkredite, die ein Verkäufer aufgrund einer Vereinbarung mit seiner Bank dem Kunden beim Kauf zur—»Finanzierung anbietet. Kupon —> Coupon. Aktienurkunden (—> Aktien) (als Dividendenschein) und Urkunden festverzinslicher —» Wertpapiere (als —> Zinsschein) beigefügter Erträgnisschein, gegen dessen Einreichung bei einer Bank der fällige —» Zins oder die Dividende ausgezahlt wird. K. sind für einen längeren Zeitraum (in der Regel 10 Jahre) in einem sog. —> Kuponbogen (Couponbogen) zusammengefaßt. Ansprüche aus K. verjähren nach vier Jahren. Kuponarbitrage Ausnutzung von Preisunterschieden für —> Kupons an verschiedenen —» Kuponmärkten. Kuponbogen —» Bogen. Teil der Wertpapierurkunde (—» Wertpapier). Der K. setzt sich zusammen aus dem —> Kupon (Coupon, Erträgnisschein) und dem Erneuerungsschein (—» Talon, —> Zinsleiste). Kuponkasse Bankabteilung, die —» Kupons annimmt, ankauft und verwertet. Eingereichte Kupons werden von der K. an die Zahlstelle weitergereicht. 440

Kurs Kuponmarkt Markt für—» Kupons (Coupons, Erträgnisscheine), insbesondere —> Gewinnanteilscheine (Dividendenscheine von —> Aktien). Kuponsteuer —» Kapitalertragsteuer auf—» Zinsen aus—> Anleihen und Forderungen, die in ein öffentliches Schuldbuch eingetragen oder über die —» Teilschuldverschreibungen ausgegeben sind, wenn sie an Gebietsfremde ausgezahlt werden. Die K. wurde 1964 aus konjunkturpolitischen Gründen eingeführt, um den Kapitalimport wegen seiner Wirkung auf die —» Geldmenge im Inland (Geldmengenerhöhung) zu bremsen. Sie ist seit dem 1.1.1985 nicht mehr in Kraft. Kurantmfinzen —»Münzen. Kurs der an —» Börsen für —> Effekten, —> Devisen oder Waren festzusetzende oder sich bildende Preis; in Prozent des Nennbetrages (—» Nennwert) für —* Wertpapiere und in DM je Stück für Beteiligungspapiere. Es wird zwischen dem an deutschen Börsen dominierenden —» Kassa-K. und dem —» Termin-K. unterschieden. Kassa-K. wird am —» Kassamarkt als —» Einheits-K. vom —» Kursmakler bis zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgrund sämtlicher gesammelter Kauf- und Verkaufsaufträge umsatzmaximierend festgesetzt (Einheitsnotierung) oder als variabler K. dreimal am Tag (Erster K. in der ersten halben Stunde, Einheits-K. zu einem festgesetzten Termin, Schluß-K. in der letzten halben Stunde der Börsenzeit) oder aber auch, sobald der Makler Abschlüsse zustande bringt (variabler Handel). Der Termin-K. wird für erst später zu erfüllende Zeitgeschäfte auf dem —> Terminmarkt gebildet. Von freien Maklern (Geregelter —» Freiverkehr) wird der —» Spannungs-K., d.h. ein gespannter K. sowohl für Angebot und Nachfrage festgesetzt, von den Kursmaklern im amtlichen Handel der amtliche K., der der wirklichen Geschäftslage des Verkehrs an der Börse entsprechen muß und für die bei den Banken getätigten Geschäfte maßgebend ist. Die Kennzeichnung G (Geld) hinter dem Kurs bedeutet Nachfrage, B (Brief) Ange-

Kursänderungsrisiko bot. Der K. ist die reziproke Größe zur Rendite. Kursänderungsrisiko —> Währungsrisiko. Kursblatt Kursbericht, Kurszettel. Liste der —» Kurse, die von den amtlichen Börsenbehörden (im Amtlichen Kursblatt) herausgegeben wird. Das K. enthält die amtlich festgestellten und die im Geregelten —> Freiverkehr ermittelten Kurse sowie die von den Banken zusammengestellten Kurse sonstiger unnotierter Papiere (Beiblatt zum Amtlichen K.). Die Veröffentlichung erfolgt durch Börsen- und Tageszeitungen. Bei der Gestaltung des K. wird grundsätzlich unterschieden zwischen festverzinslichen —> Wertpapieren und Aktien des Inlands sowie ausländischen —> Rentenwerten und Aktien. Neben dem —» Tageskurs geben K. auch Auskunft über den Vortageskurs, die Wertpapier-Kenn-Nummer, die Stückelung usw. Von großer Bedeutung, weil sie die Marktlage des jeweiligen Papiers erläutern, sind die—> Kurszusätze. Kursfestsetzung 1. —* Einheitskurs: Tägliche Festsetzung eines Einheitskurses durch die amtlichen —» Kursmakler, zu dem die meisten —> Wertpapiere abgerechnet werden können. 2. K. für Wertpapiere im Auktionsverfahren durch Gebot und Zuruf zu verschiedenen —»Kursen oder durch Festsetzung eines Einheitskurses nach Angebot und Nachfrage (an englischen und amerikanischen —» Börsen). 3. Variable Kurse: Fortlaufende —» Notierung aller an der Börse tatsächlich zustandegekommenen Kurse. Der variable Handel ist in der Bundesrepublik Deutschland auf bestimmte Papiere beschränkt. Umsätze nur in 50 Stück oder einem Vielfachen davon zulässig. Kursgewinn Positive Differenz zwischen Verkaufskurs und Ankaufskurs bei einem —» Wertpapier unter Berücksichtigung aller anfallenden Spesen. Kurs-Gewinn-Verhältnis —* Price-Earnings-Ratio

Kursnotierung Kursindex —> Börsenindex, —»Aktienindex. Index der jeweiligen —» Börsenkurse als Indikator der Kursentwicklung. K. können auf verschiedene Weise berechnet werden. Vgl. z.B. Aktienindex. K. werden sowohl für sämtliche an der —» Börse notierten Werte als auch für einzelne Kategorien von —> Effekten (z.B. festverzinsliche—» Wertpapiere) errechnet. Kursintervention Eingreifen von Interessengruppen (in der Regel Banken) an der-» Börse zur Verhinderung unerwünschter Kursverläufe (insbesondere Kursabschwächungen) von -» Wertpapieren. Die K. ist ein Mittel der —> Kurspflege. Kurslimit —»Limit. Bei Börsenaufträgen derjenige feste —> Kurs, der bei Verkauf nicht unterschritten bzw. bei Kauf nicht überschritten werden darf. Limitierte Aufträge müssen ausgeführt werden, wenn der limitierte Kurs an der —> Börse festgestellt wird. Das K. gilt üblicherweise bis zum letzten Börsentag des laufenden Monats (—» Ultimo) und muß erneuert werden, sofern eine Ausführung bis dahin nicht möglich war. Kursmakler Die an der —> Börse zwischen Käufer und Verkäufer kraft amtlichen Auftrags eingeschalteten Mittelspersonen. Ihre Aufgabe erschöpft sich nicht mit der „Geschäftsvermittlung", sondern sie sind auch mit der Vorbereitung und der Feststellung der —> Kurse betraut. K. werden in der Bundesrepublik Deutschland von der Landesregierung bestellt und vereidigt (Voraussetzungen: eingehende Kenntnis des Börsenhandels, ausreichende Vermögensgrundlage). Sie dürfen weder andere Handelsgeschäfte betreiben, noch auf eigene Rechnung Geschäfte in jenen —> Wertpapieren tätigen, für die sie bei der -* Kursfestsetzung tätig sind (Ausnahme: beim Spitzenausgleich ist Selbsteintritt gestattet). Kursnotierung Börsennotierung, —» Notierung. Festsetzung der amtlichen —» Börsenkurse durch den Börsen vorstand, der diese Aufgabe den amtlichen —» Kursmaklern übertragen 441

Kursparität

Kurszusätze

hat. In der Bundesrepublik Deutschland erfolgte die K. ursprünglich fast ausschließlich in Prozent des—> Nennwertes (Prozentnotierung); seit 1.7.1 969 werden für -> Aktien nur noch Notierungen in DM pro Stück (Stücknotierung) ermittelt.

gen von —> Währungen bei fixen —» Wechselkursen bzw. durch ungünstige Entwicklung bei freien Wechselkursen. Im letzteren Fall kann man sich durch Kurssicherungsgeschäfte (—» Kurssicherung) gegen das K. absichern.

Kursparität In einem System der festen —» Wechselkurse der fixierte Wechselkurs zwischen zwei —> Währungen (—> Währungsparität) bzw. beim —> Floating der Wechselkurse die festgelegten bilateralen —> Leitkurse, um die innerhalb einer Bandbreite zwischen oberem und unterem Interventionspunkt die tatsächlich notierten Wechselkurse ohne Eingreifen der—> Notenbanken schwanken können.

Kurssicherung Alle Maßnahmen im Außenhandel gegen —> Kursrisiken, die vom —> Devisenmarkt ausgehen. Dazu dienen in erster Linie —> Devisentermingeschäfte, die Aufnahme von Fremdwährungskrediten, das FinanzHedging.

Kurspflege Kursregulierung, —»Kursstützung. Börsentechnischer Kauf und Verkauf von—»Wertpapieren durch interessierte Stellen (in der Regel Banken, Emissionshäuser), um größere Kursschwankungen zu vermeiden. Die emittierenden —> Kreditinstitute treten im Bedarfsfall selbst als Käufer auf und werden bestrebt sein, die aufgenommenen Stücke bei günstiger Börsenlage wieder am Markt unterzubringen. Langfristig kann eine K. allerdings nicht im Gegensatz zum allgemeinen Börsentrend verlaufen. Die K. bei —» Aktien ist schwierig und soll insbesondere eine zu große Disproportionalität zwischen Geschäftsentwicklung der Unternehmung und Aktienkursentwicklung vermeiden helfen. Auch spekulative Kursbewegungen sollen dadurch weitgehend eliminiert werden. Ein geeigneteres Mittel dürfte hier aber die umfassende und tatsachengemäße Publizität sein. Große Bedeutung kommt der K. bei einer bevorstehenden —> Kapitalerhöhung zu. Die —> Emissionsbanken werden hier bestrebt sein, den —> Kurs der Aktie in die Höhe zu treiben, um den Bezug —»junger Aktien zu fördern. Die K. am —> Rentenmarkt: Die Aufgabe der K. am Rentenmarkt besteht darin, den Rentenkurs nicht zu sehr unter den Emissionskurs fallen zu lassen. Sie wird allerdings dann scheitern, wenn der Marktzins steigt, was notwendigerweise zur Kurssenkung niedrig verzinslicher Papiere führt.

Kurswert Wert eines —» Wertpapiers, der sich aufgrund des —» Börsenkurses ergibt. Bei der Stücknotierung sind —> Kurs und K. identisch. Liegt dagegen die —> Notierung in Prozenten des Nominalbetrages (—» Nennwertes) vor, so errechnet sich der K. wie folgt: Kurswert = Nominalbetrag (Nennwert) • Kurs 100 Kurszusätze K. des amtlichen Kurszettels (—> Kursblattes) an den deutschen —> Börsen: b, bz, bez (bezahlt): Es fanden Umsätze statt. Zum amtlichen —» Kurs waren Angebot und Nachfrage ausgeglichen. Sämtliche, zum entsprechenden Kurs vorliegende Aufträge konnten ausgeführt werden. B (Brief): Dem Angebot stand zu diesem Kurs keine oder nur geringe Nachfrage gegenüber. Keine Umsätze. G (Geld): Der Nachfrage stand zu dem Kurs kein oder nur geringfügiges Angebot gegenüber. Keine Umsätze. bB, bezB (bezahlt und Brief): Zum genannten Kurs konnten nicht alle Verkaufsaufträge erledigt werden (Angebotsüberhang). bG, bezG (bezahlt und Geld): Zum genannten Kurs konnten nicht alle Kaufaufträge erledigt werden (Nachfrageüberhang).

Kursrisiko Verlustgefahr durch Auf- oder Abwertun442

Kursstützung —» Kurspflege. —* Kursintervention

etw. (etwas): Nur geringe Umsätze. exB, exBR, exBez (ausschließlich —> Bezugsrecht) : Aktie wird ab dem Tage des Be-

Kurzakzept zugsrechtsabschlags ohne Bezugsrecht gehandelt. exDi, exDiv (ausschließlich—» Dividende): Aktie wird ab dem Tage des Dividendenabschlags ohne Dividendenanspruch für das abgelaufene Jahr gehandelt. (gestrichen): Es lagen weder Kaufnoch Verkaufsaufträge zu vertretbarem Kurs vor; aber auch: amtliche Streichung, r, rep, rat (repartiert, rationiert): Ausführung der Aufträge durch (prozentuale) Zuteilung. T, tax (Taxkurs, taxiert): Geschätzter Kurs, da keine Umsätze zustande kamen. Kurzakzept Akzept auf einem —» Wechsel, das lediglich aus der Unterschrift des —» Bezogenen besteht. Nach der äußeren Form des Akzeptes unterscheidet man —> Vollakzepte und K.

KWG Kux früher: Anteil (Anteilschein) an einer bergrechtlichen Gewerkschaft. K. lautete nicht auf einen bestimmten Nennbetrag (—» Nennwert), sondern auf eine bestimmte Quote (vergleichbar den Quotenaktien) und verkörperte einen Bruchteil des Gesellschaftsvermögens der bergrechtlichen Gewerkschaft, das in 100, 1000 oder ein Vielfaches von 1000 eingeteilt war. Kuxbörse Kuxenbörse. —» Wertpapierbörse für den Handel mit —> Kuxen. Kuxschein Das auf Antrag von der Bergrechtlichen Gewerkschaft über den im Gewerkenbuch eingetragenen —» Kux ausgestellte Papier. D e r K . ist—» Rektapapier. KWG —>Gesetz über das Kreditwesen.

443

L Länderanteilsquote Risikostrukturkennzahl, die die Volumina der Kredite nach Ländern gegliedert mit dem gesamten Kreditvolumen in Beziehung setzt und so zeigt, welcher Anteil des Kreditgeschäfts mit welchen Ländern gemacht wird. Hieraus werden Erkenntnisse für risikopolitische Diversifikationsentscheidungen gewonnen. Ländergruppenrisiko —» Länderrisiko. Länderrisiko Gefahr, daß Kapital- oder Kapitaldienstzahlungen von Schuldnern eines Landes wegen Transferschwierigkeiten durch hoheitliche Maßnahmen des ausländischen Staates verhindert werden. Das Länderrisiko, das dem —» Ausfallrisiko zugeordnet wird, spielt insbesondere im Kreditgeschäft der Banken eine wichtige Rolle und besteht aus drei Komponenten. Das wirtschaftliche L. besteht in der Gefahr, daß ein Staat aufgrund seiner binnen- und außenwirtschaftlichen Situation nicht über die zum Schuldendienst notwendigen Devisenbestände verfügt und somit unfähig ist, Zahlungen an ausländische Gläubiger zu leisten. T)aspolitische L. wird in der Gefahr einer Unwilligkeit eines Staates gesehen, aus politischideologischen Gründen auch trotz vorhandener Zahlungsfähigkeit die Bedienung und Tilgung von Auslandsschulden zu leisten. Das Ländergruppenrisiko besteht in der Gefahr, daß mehrere Länder gleichzeitig aus wirtschaftlicher Notwendigkeit oder aus abgestimmten politischen Entscheidungen heraus ihre Schuldendienstzahlungen vorübergehend oder endgültig reduzieren oder einstellen. Das Ländergruppenrisiko ist also ein kumuliertes wirtschaftliches und/oder politisches Länderrisiko. Landesbanken kommunale —» Kreditinstitute in der Rechtsform von Anstalten oder Körperschaften des öffentlichen Rechts. Die L. haben primär die Funktion einer Hausbank des jeweiligen Bundeslandes. Durch den Zusammenschluß mit den —> Girozentralen, die als Zentralbanken der angeschlos444

senen —* Sparkassen tätig sind, weiteten diese Gemeinschaftsbanken ihre Geschäftstätigkeit aus und betreiben heute auch das Universalbankengeschäft. Im Rahmen der bestehenden Arbeitsteilung zwischen Landesbanken/ Girozentralen und Sparkassen führen die L. Dienstleistungen im Giro-, Effekten- und Auslandsgeschäft für die Sparkassen durch. Besonders hervorzuheben ist hier die Funktion einer zentralen Verrechnungsstelle für den bargeldlosen Zahlungsverkehr. Die Trägerschaft der Landesbanken/Girozentralen üben Länder, Giroverbände und Sparkassen gemeinschaftlich aus. Bis auf wenige Ausnahmen (Bremer Landesbank, Bayerische Landesbank Girozentrale) stimmen Kapital- und Gewährträgerschaft überein. Während die Kapitalträger der jeweiligen Landesbank/Girozentrale das Kapital zur Verfügung stellen, verpflichten sich die —» Gewährträger für die Verbindlichkeiten der Kreditinstitute unbeschränkt zu haften. Landeskreditkassen —> Landesbanken,—> Girozentralen. Landesrentenbriefe Rentenbriefe, die von Rentenbanken, deren Aufgabe die Pflege des Realkredits für landwirtschaftliche Siedlungen durch Eintragung von —> Grundpfandrechten ist, emittiert werden. In diesem strengen Sinne sind L. nur noch Rentenbriefe der Bayerischen Landesboden-Kreditanstalt in München. Unter L. kann man aber auch die Rentenbriefe der —> Deutschen Siedlungsund Landesrentenbank sowie —> Schuldverschreibungen der —> Landwirtschaftlichen Rentenbank verstehen. Landeszentralbanken Hauptverwaltungen der —» Deutschen Bundesbank. Die Bundesbank unterhält in allen Bundesländern einschließlich WestBerlin eine L., diesen sind wiederum insgesamt rund 200 Zweigstellen untergeordnet. Die Vorstände der L., bestehend aus Präsident und Vizepräsident und bis zu zwei weiteren Mitgliedern, haben als regionales Ausführungsorgan der Bundesbank die

Landkredit Aufgabe, die in ihren Bereich fallenden Geschäfte und Verwaltungsangelegenheiten durchzuführen. Die Präsidenten der L. sind gleichzeitig Mitglieder des —> Zentralbankrates. Vizepräsidenten, die in Vertretung ihres Präsidenten an den Sitzungen dort teilnehmen dürfen, sind nicht stimmberechtigt. Bei den L. bestehen Beiräte, die als beratendes Gremium in kredit- und währungspolitischen Fragen die Kontaktstelle zwischen Bundesbank und den einzelnen Wirtschaftsgruppen bilden. Diesen Beiräten gehören Vertreter des Kreditgewerbes, der Wirtschaft und der Arbeitnehmerschaft an. Landkredit —> Grundkredit, wobei landwirtschaftlich genutzte Bodenflächen zur Besicherung dienen. —* Realkredit. Landschaften —»Grundkreditanstalten. Landwirtschaftliche Rentenbank öffentlich-rechtliches —> Kreditinstitut mit Sonderaufgaben, zentrales Kreditinstitut für die Landwirtschaft und Ernährungswirtschaft (einschließlich Forstwirtschaft und Fischerei). Die L. wurde 1949 durch Gesetz in Frankfurt gegründet, um die Kreditversorgung des Agrarsektors zu gewährleisten. Auf der Grundlage der Selbsthilfe wurde das Grundkapital von den land- und ernährungswirtschaftlichen Betrieben selbst aufgebracht, indem jeder Betrieb über 10 Jahre jährlich Rentenbankgrundschuldzinsen in Höhe von 0,15% des Einheitswertes seiner Grundstücke einzahlen mußte. Die so angesammelten Mittel stehen der Bank auch heute noch als Stiftungsvermögen zur Verfügung. Weiterhin refinanzierte sich die Bank früher aus ERPund Bundesmitteln, in zunehmendem Maße stammen die Mittel heute aus der Emission von —» Schuldverschreibungen und —> Kassenobligationen. Die L. vergibt die überwiegend mittel- und langfristigen Kredite nicht direkt an die Kreditnehmer, sondern nur über andere Kreditinstitute. Die Mittel werden für Finanzierungen im Agrarbereich eingesetzt wie z.B. für Neubau und Modernisierung landwirtschaftlicher Gebäude, wasserwirtschaftliche und ländliche Strukturmaßnah-

Laufende Versicherung men, Schaffung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum. Ferner werden im Rahmen von Sonderkreditprogrammen bestimmte Förderungsmaßnahmen finanziert. Lastenausgleichsbank —» Deutsche Ausgleichsbank. Lastschrift ein vom —> Gläubiger (Zahlungsempfänger) ausgestelltes Einzugspapier, mit dem bei der Bank des Schuldners (Zahlungspflichtiger) fällige Forderungen durch Buchgeldübertrag (—> Buchgeld) eingezogen werden, sofern der Schuldner mit dieser Form des Forderungseinzuges einverstanden ist. Lastschriftverkehr Abwicklungsform im bargeldlosen Zahlungsverkehr, bei der fällige Forderungen mit einem Einzugsbeleg (—» Lastschrift) dem Konto des Zahlungspflichtigen belastet werden. Für den Lastschrifteinzug ist ein schriftlicher Auftrag des Kunden erforderlich entweder an seine Bank (—> Abbuchungsverfahren) oder an den Zahlungsempfänger, wodurch dieser ermächtigt wird, Zahlungen bei Fälligkeit mittels Lastschrift einzuziehen (—» Einzugsermächtigungsverfahren). Die rechtliche Grundlage für beide Verfahren bildet das „Abkommen über den Lastschriftverkehr" in der Fassung vom 1.7.1982. Anders als beim —> Dauerauftrag wird im Lastschrifteinzug die Höhe und der Termin der Zahlung nicht von vornherein festgelegt. Damit eignen sich Lastschrifteinzugsverfahren insbesondere für schwankende Zahlungsverpflichtungen. Laufende Prämie laufende Leistung, die ein Versicherungsnehmer regelmäßig in bestimmten Zeitabständen zu zahlen hat. Unterschieden werden können die —» Erst- und die —» Folgeprämie. (Ggs. —> Einmalprämie). Laufende Versicherung besondere Form eines —» Versicherungsvertrages, bei dem die versicherten Gegenstände bei Vertragsabschluß nur der Gattung nach bezeichnet und erst später dem Versicherer einzeln mitgeteilt werden (—» Deklarationspflicht des Versicherungsnehmers, § 187 Abs. 2 W G ) . L.V. sind in der 445

Laufzeitprämie —> Schadenversicherung, insbesondere in der —> Transport- und —> Feuerversicherung üblich. Laufzeitprämie —> Marktzinsmethode. Layer (engl.: Schicht), Haftungsabschnitte, die in eine Gesamthaftung aufgeteilt wird (überwiegend in der —» Rückversicherung), so daß auch bei einem höheren Haftungsumfang eine vollständige Deckung gewährt werden kann. Leasing eine - besonders ausgestaltete - mittel- und langfristige Vermietung oder Verpachtung von Wirtschaftsgütern des Anlagevermögens durch die Hersteller oder durch besondere Leasing-Gesellschaften. Formen des Leasing sind vielfältig: Direktes Leasing (Hersteller-Leasing), Indirektes Leasing (Leasinggeber ist eine unabhängige Leasing-Gesellschaft). —> MobilienL., —> Immobilien-L, Personal-L. Full-Service-L, Teil-Service-L., Net-Leasing (die gesamten Serviceleistungen trägt der L.Nehmer). Bei der Möglichkeit der Leasing-Vertragsgestaltung unterscheidet man grundsätzlich in —> Operate-Leasing (meist von Herstellerfirmen unter Einschluß von Service-Leistungen angeboten) und —» Financial-Leasing (Finanzierungs-Leasing, das die herstellerunabhängigen Leasing-Gesellschaften betreiben). Fragen der Vorteilhaftigkeit von L. betreffen die steuerrechtliche Behandlung sowie alternative Finanzierungsformen bei Kauf. Leasing-Lebensversicherung —> Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme, die das Risiko abdecken soll, daß durch Tod eines LeasingNehmers ausstehende Leasing-Raten nicht mehr geleistet werden können. Lebenserwartung Maßzahl, die auf der Grundlage von Sterbetafelberechnungen die Anzahl der Jahre angibt, die ein Mensch, in Abhängigkeit von seinem bereits erreichten Alter, wahrscheinlich noch leben wird. In den letzten Jahrzehnten ist eine Zunahme der L. festzustellen, was bei der Kalkulation von Ver446

Lebensversicherung Sicherungen, insbesondere —> Rentenversicherungen, in den Rechnungsgrundlagen Berücksichtigung finden muß. Eine zunehmende L. zieht ferner gesellschaftliche Veränderungen nach sich. Lebensversicherung 1. Grundsätzliches zur Lebensversicherung a) Begriff und historische Entwicklung Die Lebensversicherung (L) ist wie die —> Kranken- und —> Unfallversicherung eine Personenversicherung. Sie dient der Dekkung der wirtschaftlichen Auswirkungen von Risiken des menschlichen Lebens. Die wichtigsten durch die L. gedeckten Risiken sind der Tod, die Langlebigkeit, die —> Berufsunfähigkeit und neuerdings auch die Pflegebedürftigkeit sowie lebensbedrohende Krankheiten. Erste Ansätze der Lebensversicherung gab es bereits in der römischen Kaiserzeit. Doch bis zum 15. Jahrhundert mangelt es allen Vorläuferformen der heutigen L. an einer auf statistischen Rechnungsgrundlagen beruhenden versicherungsmathematischen Kalkulation. Erst der Aufschwung der Naturwissenschaften ermöglichte mit der Zinseszinsrechnung und der Wahrscheinlichkeitsrechnung - neben der einsetzenden Beschäftigung mit Fragen der Bevölkerungsund Sterblichkeitsstatistik - die moderne L.-Technik. Die ersten nach kaufmännischen Gesichtspunkten geführten Lebensversicherungsgesellschaften wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in England gegründet. In Reaktion auf das englische Lebensversicherungsmonopol entstand 1827 in Gotha die erste bedeutende deutsche Lebensversicherungsgesellschaft. In die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts fiel die Entwicklung der gemischten L. (auf den Todes- und Erlebensfall), die seither wesentlich zur Verbreitung der privaten —» Altersvorsorge beitrug. Trotz zweier Währungsreformen in diesem Jahrhundert, die für die L. schwere Bewährungsproben bedeuteten, ist seit 1950 die Bereitschaft breiter Bevölkerungskreise stetig und nachhaltig gewachsen, mit der L. Eigenvorsorge zu betreiben. Ende 1991 bestanden in der Bundesrepublik 83 Mio. L.-Verträge. b) Wesen der Lebensversicherung, Funktionsprinzip Der Versicherungsfall in der L. wird durch den - in seinem Zeitpunkt ungewissen -

Lebensversicherung Tod der versicherten Person oder das Erleben eines im voraus festgelegten Zeitpunktes ausgelöst. Die L. ermöglicht die Dekkung des hieraus entstehenden Geldbedarfs: insbesondere die wirtschaftliche Versorgung der Hinterbliebenen, die wirtschaftliche Sicherung des eigenen Lebensabends, die Bereitstellung von Mitteln für die Berufsausbildung bzw. Heirat der Kinder oder für die Sicherung und Rückzahlung von Krediten. Die L. ist eine Summenversicherung, wobei die —> Versicherungsleistung in der Zahlung einer bestimmten Kapitalsumme oder in bestimmten, regelmäßig wiederkehrenden Rentenzahlungen bestehen kann. Im Gegensatz zu anderen Formen des Kapitalaufbaus wird bei der Vorsorge durch L. bereits nach Zahlung des ersten Beitrags im Versicherungsfall die Leistung in voller Höhe gewährt. Wesentliche Voraussetzung dafür ist, daß sich mit Hilfe der Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung der Eintritt des Todes bzw. der Berufsunfähigkeit für ein Personenkollektiv sehr genau abschätzen läßt. Indem der Lebensversicherer eine große Anzahl gleichartiger Risiken zusammenfaßt, wird für ihn das statistische Risiko des einzelnen und damit der zu zahlende Beitrag berechenbar. 2. Soziale und volkswirtschaftliche Bedeutung der L. Für den überwiegenden Teil der Bevölkerung stellt die private L. neben gesetzlicher Rentenversicherung und betrieblicher Altersversorgung die dritte Säule der Altersund Hinterbliebenenversorgung dar. Dank ihrer hohen Flexibilität in der Vertragsgestaltung, der Möglichkeit einer Absicherung gegen Zusatzrisiken, der Dynamisierung von Beiträgen und Leistungen, bietet die L. das geeignete Instrumentarium, um mit einer maßgeschneiderten Alters- und Hinterbliebenenversorgung den individuellen Bedürfnissen zu entsprechen. Auch innerhalb der betrieblichen Altersversorgung kommt der Lebensversicherung eine große und weiter wachsende Bedeutung zu. Den gesamten Beitrag der L. innerhalb des gegliederten Alterssicherungssystems verdeutlicht folgende Zahl: 1991 wurden in der Bundesrepublik 39,5 Mrd. DM an L.-Leistungen ausgezahlt. Dies entsprach 21% der Rentenzahlungen der Arbeiter- und

Lebensversicherung Angestelltenversicherungen. Angesichts der demographisch bedingten langfristigen Probleme für die gesetzliche Rentenversicherung wird der Ergänzungsfunktion der L. sowohl im privaten wie auch im betrieblichen Bereich künftig noch größeres Gewicht zukommen. Der Staat unterstützt die Vorsorge über die L., die vom Bürger ein langfristiges Vorsorgedenken und Konsumverzicht erfordert, durch steuerliche Förderung. Insbesondere sind Beiträge zu begünstigten L.-Verträgen im Rahmen bestimmter Höchstgrenzen als Sonderausgaben steuerlich absetzbar sowie Kapitalleistungen aus solchen Verträgen für den —» Versicherungsnehmer einkommensteuerfrei. Die L. kann der Volkswirtschaft durch die kontinuierliche und von kurzfristigen Zyklen weitgehend unabhängige Kapitalbildung langfristige Investitionsmittel zur Verfügung stellen. Mit einem Kapitalanlagenbestand von 449 Mrd. DM (Ende 1991) und jährlichen Netto-Neuanlagen von über 30 Mrd. DM erweisen sich die L.-Unternehmen als bedeutende Kapitalsammelstellen. 3. Sicherungszwecke und Produkte Traditioneller Hauptsicherungszweck einer L. ist nach wie vor die Alters- und Hinterbliebenenversorgung . Daneben gibt es aber eine Vielzahl weiterer Sicherungszwecke, die eine L. je nach ihrer Ausgestaltung erfüllen kann. Die verschiedenen L.-Formen lassen sich nach mehreren Gesichtspunkten klassifizieren, so z.B. entsprechend der geltenden Vorschriften der Rechnungslegung nach —* Einzel- und —» Gruppenversicherungen oder entsprechend dem Leistungsbild nach L. mit Kapital* und Rentenzahlungen. Im folgenden wird zunächst die Klassifizierung nach dem Leistungsbild verwendet. 3.1 L. mit Kapitalzahlung sehen ihrem Namen entsprechend für den Leistungsfall eine Kapitalzahlung vor. Weiteres Merkmal der folgenden Formen der L. mit Kapitalzahlung ist die stets enthaltene Leistung im Todesfall, a) Die —> gemischte L. bzw. L. auf den —* Todes- und Erlebensfall stellt im Todesfall die Versicherungssumme z.B. zur Versorgung der Hinterbliebenen zur Verfügung. 447

Lebensversicherung Die Versicherungssumme wird spätestens bei Erleben des vereinbarten Ablauftermins fällig. Neben der unmittelbaren Altersversorgung kann eine gemischte L. z.B. auch der Sicherung und Rückführung einer Wohnbauhypothek mit Tilgungsaussetzung dienen. Die gemischte L. hat einen Anteil von rd. 75% an allen Kapital-L. b) Bei der L. auf verbundene Leben wird die Versicherungssumme i.d.R. beim Ableben der zuerst sterbenden Person gezahlt, bei einer gemischten L. auf verbundene Leben spätestens, wenn beide versicherten Personen den Ablauftermin erleben. Diese Versicherungsform ist interessant für Ehepaare zur gegenseitigen Versorgung oder für Teilhaber zur Absicherung des Unternehmensbestandes. c) Die L. mit mehreren Erlebensfallzahlungen ist eine Sonderform der gemischten L. Statt eines Erlebensfalltermins gibt es in der Regel zwei oder vier Termine, an denen bei Erleben ein Teil der Versicherungssumme fällig wird. Je nach Tarif kann die Todesfallsumme nach erfolgter Erlebensfallzahlung entsprechend vermindert oder unvermindert fortgeführt werden. Mögliches Motiv für diese Versicherung ist die Sicherung eines Kredites mit mehreren Tilgungsterminen. d) Die^> Term-fix-versicherung oder L. mit festem Auszahlungstermin, vielfach wegen der Eignung zur Bereitstellung von Mitteln bei Beginn der Ausbildung auch Ausbildungsversicherung genannt, stellt am vereinbarten Ablauftermin die Versicherungssumme zur Verfügung, unabhängig davon, ob die versicherte Person vorher stirbt. Bei Tod des Versicherten wird die Versicherung beitragsfrei fortgeführt. e) Die —> Aussteuerversicherung stellt bei Heirat des zu versorgenden Kindes, spätestens bei Vollendung des 25. Lebensjahres, die Versicherungssumme als „Aussteuer" zur Verfügung, unabhängig davon, ob die versicherte Person (Versorger) vorher stirbt. Bei Tod des Versicherten wird die Versicherung beitragsfrei fortgeführt. f) Die —* Risikoversicherung oder abgekürzte L. auf den Todesfall stellt bei Tod innerhalb der vereinbarten Versicherungsdauer die Versicherungssumme zur Verfügung und kann z.B. als Sicherheit für eine Forderung dienen. 448

Lebensversicherung g) Die lebenslängliche—» Todesfallversicherung wird z.B. als Sterbegeldversicherung abgeschlossen. Bei Tod, zumeist aber spätestens bei Erleben des 101. Lebensjahres wird die Versicherungssumme fällig. h) Die -» Restschuldversicherung dient zur Absicherung der planmäßigen Erfüllung bestehender Zahlungsverpflichtungen, z.B. Bauspardarlehen. Die Versicherungssumme wird monatlich der sinkenden Restschuld der bestehenden Zahlungsverpflichtuilg angepaßt. Sie wird nur bei Tod des Versicherten innerhalb der Versicherungsdauer fällig. Besondere Vertragsformen der L. mit Kapitalzahlung: i) Die —> Vermögensbildungsversicherung gehört zu den zulässigen Anlageformen der vermögenswirksamen Leistungen von Arbeitnehmern nach dem Vermögensbildungsgesetz. Es werden außer Risikoversicherungen alle gängigen L.-Tarife angeboten, die allerdings aufgrund einiger rechtlicher Besonderheiten anders kalkuliert sind. j) Bei der —> fondsgebundenen L. werden die Deckungsmittel in Fondsanteilen angelegt. In der Regel wird im Todesfall eine garantierte Todesfallsumme zuzüglich des Wertes der angesammelten Fondsanteile fällig, bei Erleben des vereinbarten Ablauftermins wird der Wert der angesammelten Fondsanteile fällig. 3.2 L. mit Rentenzahlung sehen in der Regel keine oder nur eine geringe Todesfalleistung vor. Sie dienen deswegen vor allem dem Ausbau der eigenen Versorgung. Man unterscheidet folgende Formen: a) Die —> Rentenversicherung wird nach sofort beginnender und aufgeschobener Rentenzahlung unterschieden. Ab dem vereinbarten Zeitpunkt werden Renten gezahlt, solange der Versicherte lebt. b) Die —* Berufsunfähigkeitsversicherung sieht für den Fall der Berufsunfähigkeit eine Rente vor. c) Die —» Pflegerentenversicherung sieht im Pflegefall eine Rente vor. Tritt der Pflegefall nicht ein, wird in der Regel bei Erleben des 85. Lebensjahres eine lebenslängliche

Lebensversicherung Altersrente oder bei vorherigem Tod eine Todesfallsumme gezahlt. 3.3 Durch Zusatzversicherungen oder zusätzliche Vertragsvereinbarungen kann der L.-Schutz individuell ausgebaut werden. a) Die —» Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung bietet Beitragsfreistellung und/ oder eine Rente bei Berufsunfähigkeit. b) Aus der —» Unfall-Zusatzversicherung wird bei Unfalltod eine zusätzliche Versicherungssumme fällig. c) Der zusätzliche Todesfallschutz ist eine zusätzliche Versicherungssumme, die im Todesfall fällig wird. d) Bei Tod versorgt die Hinterbliebenrenten-Zusatzversicherung den oder die Hinterbliebenen mit einer Rente. e) Aus der Arbeitsunfähigkeits-Zusatzversicherung wird eine Rente bei Arbeitsunfähigkeit gezahlt (nur bei Restschuldversicherung). f) Die Pflegerenten-Zusatzversicherung wird voraussichtlich im Jahre 1992 eingeführt. Im Pflegefall erfolgt Beitragsfreistellung und/oder Rentenzahlung. Keine Zusatzversicherung, sondern eine Zusatzvereinbarung ist die —» Dynamik. Mit ihr soll sichergestellt werden, daß auf lange Sicht die Versorgungslücke gedeckt bleibt. In der Regel paßt sich dabei der Beitrag jährlich der allgemeinen Einkommensentwicklung an. Entsprechend erhöht sich der Versicherungsschutz, wobei eine Gesundheitsprüfung entfällt. 3.4 Lebensversicherung im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung a) Die —* Direktversicherung schließt der Arbeitgeber als Versicherungsnehmer auf das Leben des Arbeitnehmers ab. Bezugsberechtigt sind der Arbeitnehmer oder seine Hinterbliebenen. Träger der Versorgung ist nicht der Arbeitgeber, sondern das Versicherungsunternehmen. Die Finanzierung erfolgt durch Beiträge des Arbeitgebers, eine Beteiligung des Arbeitnehmers, ggf. durch Umwandlung von Barbezügen, ist möglich. Die Beiträge des Arbeitgebers sind als Betriebsausgaben abzugsfähig und beim Arbeitnehmer lohnsteuerpflichtig. Die Anwendung des § 40 b EStG (Pauschalierung) ist möglich.

Lebensversicherung b) Die —> Pensionskasse ist eine rechtlich selbständige Versorgungseinrichtung, die von einem oder mehreren Unternehmen getragen wird, der Versicherungsaufsicht unterliegt und auf deren Leistungen ein Rechtsanspruch besteht. Sie ist mit einem L. - Versicherungsunternehmen vergleichbar. Die Ausführungen zur Finanzierung und steuerlichen Behandlung der Beiträge unter a) Direktversicherung gelten hier entsprechend. c) Die —> Rückdeckungsversicherung ist eine Lebensversicherung zur mittelbaren Finanzierung der Pensionszusage (unmittelbare Verpflichtung des Arbeitgebers, Versorgungsleistungen zu zahlen, für die Rückstellungen zu bilden sind) bzw. der Leistung einer —> Unterstützungskasse (rechtlich selbständige Versorgungseinrichtung, auf deren Leistungen kein Rechtsanspruch besteht). Sie wird vom Unternehmen bzw. der U-Kasse auf das Leben des Arbeitnehmers sowohl zur Risikoabsicherung als auch zur Vorfinanzierung der Versorgungsmittel abgeschlossen. Träger der Versorgung bleibt das Unternehmen bzw. die U-Kasse. Die Versorgung über Pensionszusage und U-Kasse fällt ebenso wie die Versorgung über Direktversicherung und Pensionskasse unter das Betriebsrentengesetz (Unverfallbarkeit, Insolvenzsicherung). 4. Beitragskalkulation, Überschußbeteiligung, Überschußverwendung und Rendite L. werden durchschnittlich mit einer Laufzeit von knapp 30 Jahren abgeschlossen. Um die versicherten Leistungen zu einem feststehenden Beitrag auf so lange Sicht garantieren zu können, sind die Rechnungsgrundlagen für die Beitragskalkulation (Zinssatz, Sterblichkeit, Kosten) vorsichtig bemessen. Grundlage der Beitragskalkulation ist das —* Äquivalenzprinzip. Danach stimmen die während der gesamten Versicherungsdauer zu erwartenden Beiträge mit den zu erwartenden Versicherungsleistungen überein. Die Erwartungswerte hängen von der Sterblichkeit und/oder anderen biometrischen Daten ab, die über eine Sterbetafel, Invaliditätstafel u.a. Eingang in die Berechnung finden. Als langfristig erzielbarer Zins (-* Rechnungszinssatz, derzeit 3,5%) wird ein vorsichtiger, d.h. niedriger Wert verwendet. Schließlich 449

Lebensversicherung müssen bei der Beitragsfestlegung die Kosten für Abschluß und Verwaltung des Vertrages berücksichtigt werden. Um die Erfüllbarkeit der Leistungten für jeden einzelnen Vertrag sicherzustellen, werden vertragsindividuelle Reserven gebildet (-> Anwartschaftsdeckungsverfahrert). Diesen Reserven stehen Kapitalanlagen des L.-unternehmens gegenüber. Ihr Ertrag führt in aller Regel zu einer höheren Verzinsung der Reserven als die rechnungsmäßige Zinsrate und bildet somit die Hauptüberschußquelle . Aber auch wenn weniger Versicherungsfälle eintreten oder weniger Kosten entstehen als kalkuliert wurden, entstehen Überschüsse. Diese werden von den L.-Unternehmen zum größten Teil an die Versicherungsnehmer zurückerstattet. Die den Versicherungsnehmern jährlich gutzuschreibenden Uberschußanteile können wie folgt verwendet werden: a) Aus den jährlichen Überschußanteilen werden zusätzliche beitragsfreie Versicherungssummen bzw. Renten gebildet (Bonussystem). b) Die jährlichen Überschußanteile werden verzinslich angesammelt (verzinsliche Ansammlung). c) Die jährlichen Überschußanteile werden mit den Beiträgen verrechnet (Beitragsverrechnung). d) Zum Teil werden die jährlichen Risikoüberschußanteile als Sofortüberschußbeteiligung gegeben, die entweder mit den Beiträgen verrechnet wird oder als Todesfallbonus die Leistung im Todesfall erhöht. e) Bei vertragsgemäßer Beendigung wird oft über eine Schlußüberschußbeteiligung (—» Überschußbeteiligung) ein verbliebener Überschuß ausgezahlt. Die Höhe ist zumeist von der Versicherungssumme und den zurückgelegten Versicherungsjahren abhängig. 5. Der Lebens versicherungsvertrag Der L.-Vertrag ist ein bürgerlich-rechtlicher Vertrag, der zwischen dem Versicherer und dem Versicherungsnehmer als Vertragspartner abgeschlossen wird. Versicherungsnehmer können natürliche Personen, juristische Personen oder sonstige handlungsfähige Rechtsgemeinschaften sein. Beide Vertragsparteien haben eine Reihe verschiedenartiger Rechtspflichten. 450

Lebensversicherung Hauptpflicht des Versicherers ist, den vereinbarten Versicherungsschutz zu gewähren und beim Eintritt des Versicherungsfalles die dafür vorgesehen Leistungen zu erbringen. Die Hauptpflicht des Versicherungsnehmers besteht dagegen darin, den vereinbarten Beitrag zu zahlen. Rechtliche Grundlage eines L.-Vertrages sind in erster Linie die versicherungsrechtlichen Spezialnormen des -»Versicherungsvertragsgesetzes ( W G ) , Neben diesen Spezialnormen gelten die allgemeinen Rechtsquellen wie insbesondere das BGB, das HGB und das AGB-Gesetz. Weitere rechtliche Grundlagen einer L. sind die Allgemeinen und Besonderen Versicherungsbedingungen sowie der technische Geschäftsplan und die geschäftsplanmäßigen Erklärungen des Versicherers gegenüber dem —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen. Bei jedem L.-Vertrag gibt es eine (oder mehrere) versicherte Person(en). Die versicherte Person (Gefahrperson) kann mit dem Versicherungsnehmer identisch sein; es kann sich aber auch um eine dritte Person handeln. Für den Versicherungsantrag gibt es keine gesetzlich vorgeschriebene Form. Wegen der Wichtigkeit der Erklärungen, die bei der Antragstellung abzugeben sind, erfolgt diese aber regelmäßig auf speziellen Formularen des Versicherers. Für die Lebensversicherer besteht keine gesetzliche Verpflichtung, eine beantragte Versicherung abzuschließen; es gilt der Grundsatz der Abschlußfreiheit. In der Regel führen die Versicherer für jeden Vertrag eine Risikoprüfung durch. Die Risikoprüfung ist zum einen erforderlich, um einer eventuellen Gegenauslese (Antiselektion) entgegenzuwirken. Sie kann sich nur dann erübrigen, wenn - wie bei Gruppenverträgen - gewährleistet ist, daß eine fest definierte Gruppe von Personen versichert wird, bei der die einzelne Person keinen Einfluß darauf nehmen kann, ob und in welcher Höhe sie versichert wird. Zum anderen wird die Risikoprüfung durchgeführt, um im einzelnen Vertrag die Leistungen des Versicherungsnehmers (Beitragshöhe) und die Gegenleistung des Versicherers (Gefahrtragung) ins Gleichgewicht zu bringen.

Lebensversicherung Die Risikoprüfung erfolgt durch Gesundheitsfragen und erforderlichenfalls anhand von Arztberichten oder durch ärztliche Untersuchungen. Eine ärztliche Untersuchung verlangen die Versicherer in der Regel nur, wenn die beantragten Versicherungsleistungen einen gewissen Umfang übersteigen. So ist z.B. bei einer Kapital-Lebensversicherung eine ärztliche Untersuchung normalerweise erst erforderlich, wenn die Versicherungssumme 250.000 D M übersteigt. Damit der Versicherer das ihm angetragene Risiko einschätzen kann, sind der Versicherungsnehmer und die zu versichernde Person verpflichtet, bei Vertragsschluß alle Umstände anzuzeigen, die für die Übernahme der Gefahr erheblich sind. Wurde diese vorvertragliche Anzeigepflicht verletzt, ist der Versicherer berechtigt, vom Vertrag zurückzutreten. Der Versicherer stellt über den Vertrag einen Versicherungsschein (Police) aus (ein qualifiziertes Legitimationspapier im Sinne des § 808 BGB). Der Versicherungsnehmer kann über seine Rechte und Ansprüche aus dem Vertrag in unterschiedlicher Weise verfügen. Eine für die L. typische Form, Dritten Ansprüche auf die Versicherungsleistungen einzuräumen, ist das Bezugsrecht. Der Versicherungsnehmer kann die Begünstigten in der Regel durch einseitige Willenserklärung benennen. Die Benennung kann bei oder nach Vertragsschluß erfolgen und das Bezugsrecht kann als widerrufliches oder als unwiderrufliches eingeräumt werden. Bei einem widerruflichen Bezugsrecht erwirbt der Begünstigte das Recht auf die Leistung erst mit dem Eintritt des Versicherungsfalles; bis dahin kann es jederzeit aufgehoben oder geändert werden. Anders ist es beim unwiderruflichen Bezugsrecht. Der unwiderruflich Begünstigte erwirbt schon mit seiner Einsetzung den Anspruch auf die Versicherungsleistungen; das unwiderrufliche Bezugsrecht kann deshalb nur mit Zustimmung des Begünstigten aufgehoben oder geändert werden. Leistungen, die anläßlich des Todes des Versicherungsnehmers fällig werden, erwirbt ein Bezugsberechtigter (—» Bezugsberechtigung) außerhalb des Nachlasses des Versicherungsnehmers. Weitere Möglichkeiten, Dritten Rechte an einer Versicherung einzuräumen, sind die Abtretung und Verpfändung.

Lebensversicherung In der Praxis häufig ist die Abtretung zu Sicherungszwecken . Der Versicherungsnehmer kann die Versicherung jederzeit für den Schluß der laufenden Versicherungsperiode kündigen oder die Umwandlung des Vertrages in eine prämienfreie Versicherung verlangen. Bei rückkauffähigen Versicherungen kommt im Falle der Kündigung ein vorhandener —> Rückkaufswert zur Auszahlung; bei einer Beitragsfreistellung bleibt der Vertrag mit reduziertem Versicherungsschutz bestehen. Wann eine L. regulär endet, ist von der gewählten Versicherungsform abhängig. Im Normalfall endet die Versicherung durch Zeitablauf (Erleben eines bestimmten Zeitpunktes) oder durch den Eintritt des Todes der Gefahrperson. 6. Vermögensanlage Mit dem Abschluß von L.-Verträgen gehen die L.-Unternehmen gegenüber den Versicherungsnehmern Leistungsversprechen ein, denen in der Bilanz durch die Bildung von Rückstellungen Rechnung getragen wird. Ihnen gegenüber stehen auf der Aktivseite die Kapitalanlagen, die somit der Sicherstellung der Ansprüche der Versicherungsnehmer dienen. Die Anlage der nicht für Kosten und Versicherungsleistungen benötigten Gelder ist eine notwendige Zwischenstufe im Prozeß der Erstellung von Versicherungsschutz. Die daraus resultierenden Kapitalerträge sind Hauptquelle der Überschußbeteiligung der Versicherungsnehmer. Dadurch wird der Erfolg der Kapitalanlagetätigkeit zu einem wesentlichen Wettbewerbsfaktor. Als Vergleichsmaßstab dienen hier nach Formeln des Verbandes der L.-Unternehmen ermittelten Kennzahlen „Laufende Durchschnittsverzinsung" und „Nettoverzinsung". Die L.-Unternehmen sind bei der Festlegung ihrer Kapitalanlagepolitik nicht frei, sondern an die Vorgaben des Versicherungsaufsichtsgesetzes (VAG) gebunden. Das V A G schreibt vor, die Kapitalanlagen nach Vermögenskategorien zu strukturieren, und zwar aufgrund des Grades der Schutzbedürftigkeit in —» Deckungsstock, übriges gebundenes Vermögen sowie restliches Vermögen. Dem Deckungsstock ent451

Lebensversicherung

Leerkosten

sprechen auf der Passivseite im wesentlichen die Deckungsrückstellung und die Gewinnguthaben der Versicherungsnehmer. Durch Treuhänderaufsicht ist dieses Vermögen vor dem Zugriff fremder Gläubiger geschützt. Nach dem VAG ist das gesamte Vermögen des Versicherungsunternehmens so anzulegen, daß möglichst große Sicherheit und Rentabilität bei jederzeitiger Liquidität unter Wahrung angemessener Mischung und Streuung erreicht werden. Mischung und Streuung bedeuten in diesem Zusammenhang die Vermeidung einer einseitigen Anlagepolitik, d.h. der Konzentration auf eine Anlageart oder einzelne Emittenten bzw. Schuldner. Außerdem konkretisiert das VAG die allgemeinen Anlagegrundsätze und gibt für den Deckungsstock und das übrige gebundene Vermögen einen enumerativen Anlagekatalog vor. Das L.-Unternehmen kann dabei unter den vom Gesetz zugelassenen Nominal- und Substanzwerten frei wählen, muß aber bei einzelnen Anlagearten gesetzliche Höchstgrenzen beachten. Ende 1991 betrugen die Kapitalanlagen der deutschen L.-Unternehmen 449 Mrd. DM. Davon entfielen 226,7 Mrd. DM (50,5%) auf Darlehen, 95,3 Mrd. DM (21,2%) auf Wertpapiere, 72,7 Mrd. DM (16,2%) auf Hypotheken, 26,1 Mrd. DM (5,8%) auf Grundstücke, 9,9 Mrd. DM (2,2%) auf Beteiligungen und 18,3 Mrd. DM (4,1%) auf sonstige Kapitalanlagen.

Mit dem steuerlichen Anreiz für die Finanzierung einer eigenenverantwortlichen Alters- und Hinterbliebenenversorgung wird dem Grundsatz der Besteuerung nach der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit des Steuerpflichtigen entsprochen. Kapitalleistungen aus Lebensversicherungen waren bis 1974 uneingeschränkt einkommensteuerfrei. Seit 1975 gehören die rechnungsmäßigen und außerrechnungsmäßigen Zinsen auf die Sparanteile, die in den Beiträgen zu nicht-begünstigten Lebensversicherungen enthalten sind, zu den Einkünften aus Kapitalvermögen. In der Praxis sind die Zinsen in den meisten Fällen einkommensteuerfrei, weil eine steuerbegünstigte Vertragsform gewählt wird. Für die Steuerfreiheit der Zinsen sind die Anforderungen an den Versicherungsvertrag zu stellen, die auch für die Begünstigung der Beiträge maßgebend sind. Die Steuerfreiheit von Zinsen aus langfristigen Lebensversicherungen sind u.a. als ein Ausgleich für die Geldentwertung und für die steuerfreien Bundeszuschüsse zur gesetzlichen Rentenversicherung begründet. Renten aus privaten Rentenversicherungen werden wie die Sozialversicherungsrenten mit dem sogenannten Ertragsanteil als sonstige Einkünfte besteuert. Der Ertragsanteil ist der Zins aus dem zu Rentenbeginn gebildeten Rentenstammrecht. Dr. Gerhard Rupprecht, Stuttgart

7. Steuerliche Behandlung Seit über 100 Jahren werden Vorsorgeaufwendungen steuerlich gefördert. So konnten bereits nach dem preußischen Einkommensteuergesetz von 1891 Beiträge für Versicherungen auf den Todes- oder Erlebensfall (bis 600 Mark) vom zu versteuernden Einkommen abgezogen werden. Diese Bestimmung wurde von den Reichssteuergesetzen übernommen und nach dem 2. Weltkrieg im Einkommensteuergesetz fortgeführt. Auch heute sind Lebensversicherungsbeiträge bis zu bestimmten Höchstbeiträgen als Sonderausgaben steuerlich abzugsfähig. Während die abzugsfähigen Vorsorgeaufwendungen in Abständen erhöht wurden, sind die Anforderungen an die steuerlich begünstigten Vertragsformen verschärft worden (u.a. Mindestvertragsdauer, Beitragszahlungsweise).

Leeraktien —> Aktien einer —> Aktiengesellschaft, die nicht voll eingezahlt sind. Bei Existenz von L. neben volleingezahlten Aktien wird der Gewinn, falls die Satzung nichts anderes vorschreibt (§ 60 AktG), zunächst mit 4% auf die eingezahlten Beträge und der Rest gleichmäßig nach dem —» Nennwert der Aktien ausgeschüttet.

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Leerkosten die durch den ungenutzten Teil von vorhandenen Leistungskapazitäten entstehenden proportionalisierten fixen Kosten. L., die im Rahmen der —» Abweichungsanalyse sichtbar gemacht werden können, sind ein Signal für unausgelastete Kapazitäten und sollten durch gezielte Maßnahmen beseitigt und so zu einer erhöhten Kostenwirtschaftlichkeit verändert werden. -» Nutzkosten.

Leerposition Leerposition Derjenige, der am —» Devisen-, Warenoder Börsenmarkt —> Leerverkäufe tätigt, befindet sich in einer L., d.h. das, was er verkauft, besitzt er im Augenblick des Geschäftsabschlusses noch gar nicht. Leerverkauf Leerspekulation, short sales. Verkauf von - * Wertpapieren oder Waren an der —> Börse per Termin (Termingeschäft), die der Verkäufer bei Verkauf noch nicht besitzt. Bei L. spekuliert der Verkäufer auf ein Fallen der —» Kurse (Baissier) und hofft, die Papiere bzw. Waren bis zum vereinbarten Termin billiger kaufen zu können. L. ist an deutschen Börsen nicht zulässig. Freimaklern ist er in begrenztem Umfang erlaubt. (—» Leerposition) Legitimationspapier Urkunde, bei welcher der Schuldner mit befreiender Wirkung an jeden leisten kann, der die Urkunde vorlegt. Beim qualifizierten L. (auch hinkendes —» Inhaberpapier) braucht der Schuldner nur an den Inhaber zu leisten. Diese enthält zwar die Angabe des Namens des —» Gläubigers, wird aber mit der Bestimmung ausgegeben, daß die Leistung an jeden Inhaber bewirkt werden kann. Zu den qualifizierten L. gehören z.B. das Sparkassenbuch (—» Sparbuch) und der —»Depotschein. Zu den einfachen L. gehören z.B. die Garderobenmarke und der Gepäckschein. Leibrentenversicherung Form der —» Lebensversicherung mit Rentenzahlung (häufig nur als —» Rentenversicherung bezeichnet). Die Rentenzahlungen erfolgen regelmäßig bis zum Lebensende des Versicherten. Bei einer L. mit aufgeschobener Rentenzahlung beginnt die Rentenzahlung erst in einem bestimmten Alter (i.d.R. im 60. oder 65. Lebensjahr), d.h. nach Ablauf einer Aufschubzeit. Soll die Rentenzahlung sofort aufgenommen werden, kann eine L. mit sofort beginnender Rentenzahlung nur gegen einmalige Beitragszahlung abgeschlossen werden. Stirbt der Versicherte vor Erreichen des Rentenbeginnalters, wird keine Versicherungsleistung fällig, sofern keine Rentengarantie und —» Beitragsrückgewähr verein-

Leistungsprimat bart wurde. Die Rentengarantie bezieht sich auf eine garantierte Mindestlaufzeit der Rente. Wenn der Versicherte innerhalb der Rentengarantiezeit stirbt, werden die noch ausstehenden Renten meist diskontiert an die Hinterbliebenen ausgezahlt. Tritt der Todesfall schon während der Aufschubzeit ein, erfolgt bei der Vereinbarung einer Beitragsrückgewähr eine Erstattung der eingezahlten Beiträge. L. können speziell die Versorgung der Ehepartner einschließen (—» WitwenrentcnZusatzversicherung), wenn z.B. die Ehefrau nach dem Tode des Ehemannes eine lebenslange Rente erhalten soll. Ferner können L. einen umfassenden Alters- und Hinterbliebenenschutz sowie Leistungen im Invaliditätsfall gewährleisten, wenn eine Rente bei Erreichen der Altersgrenze, bei Tod des Versicherten an die Hinterbliebenen oder bei vorzeitiger —» Berufsunfähigkeit gezahlt werden soll (—> Pensionsversicherung). Leistungsanpassung im Versicherungswesen die Anpassung des festgelegten Leistungsumfangs an veränderte Situationen. Diese Möglichkeit basiert auf den sog. Leistungsanpassungsklauseln, wie sie beispielsweise bei privaten —» Krankenversicherungen üblich sind. Bei Abweichung zwischen dem Aufwand für erbrachte und kalkulierte Leistungen kann somit eine Korrektur der Leistungen vorgenommen werden. Leistungsfreiheit Befreiung eines Versicherers von der vereinbarten Leistung im Versicherungsfall. Die Fälle, in denen der Versicherer nicht leisten braucht, sind im Versicherungsvertragsgesetz geregelt: z.B. bei Obliegenheitsverletzungen seitens der Versicherungsnehmer (§ 6 VVG), bei der bewußten Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht (§ 16 W G ) , aufgrund einer unterlassenen Anzeige bei—» Gefahrerhöhungen (§ 23 Abs. 2 W G ) oder wenn der Versicherungsfall vorsätzlich oder fahrlässig herbeigeführt wurde (§ 61 W G ) . Leistungsprimat innerhalb der —> Direktversicherung bzw. der —* Lebensversicherung die Ausrichtung des Versicherungsvertrages auf den Versorgungsumfang dergestalt, daß die ange453

Leistungsprogramm strebte Höhe der Versorgungsleistungen durch eine Kapitalsumme oder Rentenzahlungen fest umschrieben wird. Bei Abschluß der Versicherung besteht ein bestimmter Versorgungsbedarf im Vordergrund, der die Grundlage für die Beitragsbemessung bildet (Gegensatz: —* Beitragsprimat). Leistungsprogramm Summe aller nationalen und internationalen Leistungen eines Kreditinstituts. Auf der Basis von Marktanalysen und Rentabilitätsrechnungen ist in der Planung des L. eine wichtige Managementaufgabe zu sehen. Hierbei ist insbesondere auf die Volumina der einzelnen Leistungsarten, die Berücksichtigung von Synergieeffekten zwischen einzelnen Leistungsarten sowie die qualitative Güte des L. zu achten. Leistungstransfer räumliche, sachliche und zeitliche Übertragung von Leistungen von der Bank auf den Kunden. Die Methoden des L. lassen sich anhand dreier Merkmale näher beschreiben. Der Kundenkontakt zur Anbahnung der Abwicklung von Bankgeschäften kann zum einen über den persönlichen Verkauf, zum andern durch Verwendung technischer bzw. elektronischer Medien erfolgen. Der Grad der Leistungszentralisation als zweites Merkmal knüpft an die Existenz dezentraler Leistungszentren der Bank an, wobei diese als betriebseigene oder auch als betriebsfremde Organe existieren können. Als drittes Merkmal ist die Form der zeitlichen Betriebsbereitschaft anzusehen. Hierbei ist der persönliche Verkauf sehr an die Öffnungszeiten der Bank gebunden, wodurch der Verwendung technischer bzw. elektronischer Medien (BTX usw.) eine wachsende Bedeutung zukommt. Leistungszentralisierung —»Leistungstransfer. Leitkurs 1. Wechselkurs der—» Leitwährung. 2. Beim —> Floating innerhalb des —»EWS der jeweils bilateral festgelegte Wechselkurs zweier dem EWS angehörender —» Währungen, um den der am —» Devisenmarkt notierte tatsächliche Wechselkurs in einer Bandbreite zwischen oberem und unterem Interventionspunkt 454

Lenkpreisorientierung ohne Eingreifen der —» Notenbanken schwanken kann. Leitungswasserversicherung Versicherung, die Schäden durch Leitungswasser abdeckt (z.B. Rohrbruch-, Frost-, Durchnässungsschäden). Die versicherten Sachen sowie der Versicherungsort müssen im Versicherungsschein näher bezeichnet werden. Die Leistung des Versicherers im Schadenfall ist an die Voraussetzungen geknüpft, daß der Versicherungsnehmer weder Gefahrerhöhungen vorgenommen , Sicherheitsvorschriften verletzt oder notwendige Instandhaltungsmaßnahmen versäumt hat. Die L. wird meist nicht eigenständig, sondern mit anderen Versicherungen gemeinsam abgeschlossen (—> gebündelte oder —> kombinierte Versicherung). Die Rechtsgrundlagen der L. richten sich dann nach der —» gemischten Versicherung: VHB (—> Verbundene Hausratversicherung), VGB (-» Verbundene Wohngebäudeversicherung), AWB (bei Wasserleitungsschäden an sonstigen industriellen, gewerblichen, landwirtschaftlichen Gebäuden und Betriebseinrichtungen) . Leitwährung -> Währung eines Landes, die Währungen anderer Länder gegenüber folgende Funktionen ausübt: Maßstabs Währung: die L. dient als Maßstab zur Festsetzung und Regulierung der —» Währungsparitäten. Rechenwährung: Leistungs- und Kapitalverkehr werden in der L. beziffert. Transaktionswährung: die L. bildet die Währung für die —» Finanzierung des Leistungs- und Kapital Verkehrs. Reservewährung: die L. ist das Medium der Reservebildung der —» Zentralbanken der Nichtleitwährungsländer. Trotz mancher Einbußen übt der US-Dollar noch immer wesentliche L.-Funktionen aus. Lenkpreisorientierung auf Schmalenbach zurückgehendes Postulat, das den Kosten eine Lenkungs- und Steuerungsfunktion für betriebliche Entscheidungen zukommt. Im Rechnungswesen der Banken erfüllt die—» Marktzinsmethode vom Anspruch her dieses Postulat.

LFB LFB —»liquiditätsmäßig-finanzieller Bereich Lieferantenkredit Warenkredit, den der Lieferant seinem Kunden durch Gewährung eines Zahlungsziels einräumt. Eine besondere Form des L. ist der Warenwechsel. Die —» Kreditplafonds A und B der —> AKA-Ausfuhr-Kredit-Gesellschaft mbH stehen für L. für Exporte nach allen Ländern bzw. für Exporte in Länder, die nicht der EG angehören, zur Verfügung. LIBOR —> London Interbank Offered Rate, Referenzzinssatz für den Geldmarkt, der täglich in London fixiert wird. LIFFE London International Financial Futures Exchange; Londoner Börsensegment, an dem Termin- und Optionskontrakte gehandelt werden. Limit Vorschrift des Auftraggebers über Menge und Preis, zu denen eingekauft oder verkauft werden soll. L. beim Effektenauftrag: Anzahl und evtl. der Höchst- bzw. Mindestkurs, zu dem der Auftrag an der —» Börse ausgeführt werden soll. Kredit-L.: —> Kreditlinie beim -» Kontokorrentkredit. L.Antrag: Nach Abschluß des Factoringvertrages (—» Factoring) reicht die Anschlußfirma beim Factoring-Institut für jeden —» Debitor einen L.-Antrag ein, auf dem sie jeweils ein Warenkredit-L. für ihren Kunden vorschlägt. Linieninstanz Stelle, die innerhalb der Linienorganisation Leitungsfunktionen innehat. Liquidation Abwicklung eines aufgelösten Unternehmens. Grundsätzlich geschieht die L. in der Weise, daß die laufenden Geschäfte beendet, die Schulden getilgt, die Forderungen eingezogen und das Vermögen in Geld umgesetzt und verteilt wird (§ 49 BGB, §§ 732735 BGB, §§ 149,155,161 II HGB, §§ 268, 271 AktG, §§ 70, 72 GmbH, §§ 88, 91, 92 GenG). Die L. wird durch die Liquidatoren durchgeführt. Liquidatoren sind i.d.R. diejenigen Personen, die bisher die Geschäfte geführt haben. Sie vertreten bis zur Beendi-

Liquiditätsgrad gung der L. weiterhin das Unternehmen gesetzlich. Mit der Verteilung des Vermögens endet i.d.R. dieL. Liquidationsanteilscheine Verbriefte Mitgliedsrechte an einer Gesellschaft , die sich in —» Liquidation befindet. Liquide Anlagen die nicht in den - * Grundsätzen II und III enthaltenen Aktiva. Dies sind die Barreserve, Forderungen an Banken mit einer Laufzeit von weniger als drei Monaten, 80% der Forderungen an Banken mit einer Laufzeit zwischen drei Monaten und vier Jahren, die Inkassopapiere und Wechsel, festverzinsliche Wertpapiere, Schatzwechsel, unverzinsliche Schatzanweisungen sowie Ausgleichs- und Deckungsforderungen. Liquidität Fähigkeit einer Unternehmung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt zwingend fälligen Zahlungsverpflichtungen uneingeschränkt erfüllen zu können. Die L. ist eine strenge Existenzbedingung, die jederzeit, auch kurzfristig gesichert werden muß, wenn Illiquidität mit der daraus folgenden Konkurskonsequenz vermieden werden soll. —> Liquiditätspolitik in Kreditinstituten. Aufgrund der besonderen Bedeutung der L. für Kreditinstitute hat das Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute aufgestellt. Hierbei steht der objektbezogene Liquiditätsbegriff, der die Eigenschaft von Vermögensgegenständen, in Zahlungsmittel umgewandelt werden zu können, im Vordergrund. Liquiditätsausgleich Möglichkeiten der Banken, bei anderen Instituten liquide Mittel zur Sicherstellung der Zahlungsfähigkeit abzurufen oder kurzfristig anzulegen. Liquiditätsgrad Kennzahl zur Beurteilung der Fähigkeit von Unternehmen, ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommen zu können. Der L. ist dabei ein statisches Deckungsverhältnis zwischen bestimmten Aktiva und Passiva zu einem Zeitpunkt, wobei die fälligen Passiva durch entsprechende Aktiva gedeckt sein sollen. 455

Liquiditätsindex Insgesamt finden im Rahmen dieser Analyse drei Teilkennzahlen Verwendung. Die Liquidität ersten Grads gibt das Verhältnis der liquiden Mittel zum kurzfristigen Fremdkapital, die Liquidität zweiten Grades das Verhältnis des monetären Umlaufvermögens zum kurzfristigen Fremdkapital und die Liquidität dritten Grades das Verhältnis des gesamten Umlaufvermögens zum kurzfristigen Fremdkapital an. Allgemein gilt für alle L., daß die Liquidität der Unternehmung um so günstiger eingeschätzt wird, je höher der Wert der jeweiligen Kennzahl ist. Allerdings kann die alleinige Betrachtung das L. zu einer gravierenden Fehlbeurteilung der Liquiditätslage des Unternehmens führen, da sich die tatsächlichen Liquidations- und Fälligkeitszeitpunkte der einzelnen aufgerechneten Positionen nicht unbedingt entsprechen. Desweiteren sind nicht alle Zahlungsverpflichtungen in den involvierten Positionen enthalten und aufgrund der statischen Betrachtung wird lediglich die Situation eines Zeitpunktes analysiert. Liquiditätsindex Kennzahl mit deren Hilfe ein Eindruck davon vermittelt wird, inwieweit ein Kreditinstitut auf unwägbare Liquiditätsabflüsse größeren Ausmaßes vorbereitet ist. Hierzu werden —»Liquiditätsreserve und —>Abrufpotential miteinander in Beziehung gesetzt. Soweit der L. bei Eins liegt, ist das Kreditinstitut in der Lage, dem Abrufrisiko gefahrlos standzuhalten. Liquiditäts-Konsortialbank GmbH privatrechtliches —> Kreditinstitut mit Sonderaufgaben. 1974 gegründet nach dem Zusammenbruch der Herstatt-Bank, um Kreditinstitute kurzfristig zu unterstützen, die trotz einwandfreier Bonität unverschuldet in Liquiditätsschwierigkeiten geraten sind. Insbesondere soll durch diese Hilfeleistungen die bankmäßige Abwicklung des Zahlungsverkehrs im Inland und mit dem Ausland gesichert werden. Die Liquiditätshilfe kann über eingezahlte Eigenmittel bereitgestellt werden, oder dadurch, daß die betroffene Bank einen Wechsel auf die L. zieht, den diese dann akzeptiert und das Akzept der Bundesbank zum Rediskont einreicht. Die bankmäßige Abwicklung erfolgt über die AKA. Die Stützungsmaßnah456

Liqniditätspapiere men sind kurzfristig ausgerichtet, es findet kein Verlustausgleich statt. Das Stammkapital der L. in Höhe von 310 Mio. DM wird von der Deutschen Bundesbank, Mitgliedern des Bundesverbandes deutscher Banken e.V., dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V., dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V., der Bank für Gemeinwirtschaft AG als Mitglied des Verbandes der Gemeinwirtschaftlichen Geschäftsbanken e.V. und dem Bankenfachverband Konsumenten- und gewerbliche Spezialkredite aufgebracht. Mit der —> Nachschußpflicht der Gesellschafter bis zu 1240 Mio. DM beträgt die Gesamthaftung der Bank 1550 Mio. DM. Die L. wird nur dann tätig, wenn eine Bank, die einem der obigen Verbände angehört, einen Antrag auf Liquiditätshilfe stellt. Daraus ergibt sich, daß die L. keine Geschäfte mit Nichtbanken betreibt. Liquiditätskosten Kostenkomponente zur Bestimmung kostenorientierter Mindestpreise im Rahmen der —» Mindestmargenkalkulation in Kreditinstituten. Die L. werden einerseits durch die für Kundeneinlagen zu haltenden Mindestreserven und andererseits durch das Anlageerfordernis etwaiger Refinanzierungsüberhänge in den Grundsätzen II und III und der sich daraus möglicherweise ergebenen Grundsatz I-Belastung ( = derivative Eigenkapitalkosten) verursacht. LiquiditätsmäBig finanzieller Bereich (LFB) (Wertbereich), gedankliche Einheit aller Dispositionen und Transaktionen finanzieller Art. Er umschließt im wesentlichen die Nutzung des monetären Faktors, also der Zahlungsmittel und des Haftungspotentials. Das Steuerungsprinzip im LFB einer Bank ist die Gewinnerzielung unter Aufrechterhaltung von Liquidität und Sicherheit. Liquiditätsnormenpolitik —> Liquiditätspolitik in Kreditinstituten. Liquiditätspapiere —» Schatzwechsel und —> U-Schätze, die bis zu einem Höchstbetrag von 8 Mrd. DM von der Bundesregierung der —> Deutschen Bundesbank zur Verfügung zu stellen sind, wenn solche Papiere bereits bis zum Nennbetrag (—» Nennwert) der Ausgleichsforde-

Liquiditätsplanung rungen der Bundesbank als sog. —> Mobilisierungspapiere im Umlauf sind und weitere Papiere zur Durchführung der —» Offenmarktpolitik der Bundesbank erforderlich werden (§ 29 StabG, §§ 42,42a BBkG). Liquiditätsplanung —»Finanzplanung. Liquiditätspolitik in Kreditinstituten 1. Aufgaben der Liquditätspolitik 1.1. Liquiditätspolitik ist ein unabdingbarer und integraler Teilbereich der Unternehmenspolitik der Kreditinstitute. Sie richtet sich auf die Sicherung zukünftiger Zahlungsfähigkeit. Sie soll die Eintrittswahrscheinlichkeit von Zahlungsengpässen, Zahlungsstockungen und letztendlich der Zahlungsunfähigkeit des Kreditinstituts durch Einfluß auf das Gesamtprogramm der Unternehmenspolitik hinreichend klein halten (Liquiditätssicherungspolitik). Kreditinstitute haften wie alle Rechtssubjekte nach dem Prinzip der Vertragstreue für die Erfüllung aller ihrer Verpflichtungen. Bei den Kreditinstituten sind dies ganz überwiegend Zahlungsverpflichtungen. So richtet sich die Liquiditätspolitik der Kreditinstitute zunächst und vor allem auf die Sicherung rechtlich zwingender Zahlungsverpflichtungen. In der funktionierenden Geldwirtschaft lassen sich (mit wenigen und wenig bedeutenden Ausnahmen) aber auch Verpflichtungen auf Sachlieferung und Dienstleistung in Zahlungsverpflichtungen transformieren. Es ist deshalb nur konsequent, wenn die Konkursordnung die Zahlungsunfähigkeit eines Gemeinschuldners (als des Prototyps seiner wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit) mit der Eröffnung des Konkursverfahrens, mit dem Entzug der Verfügungsgewalt über das Vermögen bedroht. Mit der gleichen Sanktion bedroht die Konkursordnung auch den Eintritt der Überschuldung. Die Überschuldung - ein ex ante in einer Sonderbilanz festgestellter Überschuß aller RückZahlungsansprüche von Gläubigern über den Bilanzwert des zur Deckung bereitstehenden Vermögens läßt sich als Indiz für die drohende Zahlungsunfähigkeit des Gemeinschuldners in dem speziellen Fall einer bevorstehenden erzwungenen Liquidation des gemeinschuldnerischen Unternehmes interpretieren. Die Liquiditätspolitik der Kreditinsti-

Liquiditätspolitik in Kreditinstituten tute behält deshalb auch den Konkursgrund der Überschuldung im Auge. Die Sicherung der zukünftigen Zahlungsfähigkeit (Solvenz) richtet sich aber nur an rechtlich zwingenden Auszahlungsversprechen aus. Sie muß auch hinreichend sicherstellen, daß das Kreditinstitut rechtlich nicht erzwingbare Kreditzusagen bei deren (unsicherer) Inanspruchnahme erfüllen kann. Schließlich muß sie den zukünftigen Zahlungsausgleich auch für jenes Niveau von Auszahlungsansprüchen sichern, die aus der von der Unternehmensleitung geplanten Wachstums- und Geschäftsstrukturpolitik folgen. 1.2. Ein Kreditinstitut, das auf Dauer im Markt bleiben will, muß (auch unbeschadet der Rechtsfolgen nicht erfüllter Zahlungsverpflichtungen) eine Unternehmenspolitik betreiben, die im Urteil seiner Anteilseigner, seiner Kunden und des gesamten Publikums (als des Inbegriffs zukünftig möglicher Geschäftsverbindungen) hinreichend wahrscheinlich macht, daß es zukünftig alle Zahlungsansprüche wird erfüllen können. Nur wenn dies gelingt, kommt es nicht zum massierten Abzug von Einlagen und zu ähnlichen schwer planbaren Vertrauensschäden, die die Zahlungsfähigkeit des Kreditinstituts bedrohen. Ebenso wichtig ist das Urteil der Refinanciers am Bankengeldmarkt über die Solvenz des Instituts. Das Urteil der genannten Gruppen gehört zu den Urteilen „über die Lage der Gesellschaft", die zu beeinflussen der Sinn jeglicher Unternehmenspublizität ist. Eine der Aufgaben der Liquiditätspolitik ist es, Informationen zur Finanzlage des Kreditinstituts beizusteuern, um positive Solvenzurteile zu erzeugen und zu erhalten (Liquiditätspublizitätspolitik). Diese Aufgabe kann auf die Dauer nur Erfolg haben, wenn die Liquiditätssicherungspolitik gelingt, wenn also Zahlungsengpässe und Zahlungsstokkungen tatsächlich vermieden werden und wenn darüber hinaus zutreffende und hinreichend aussagefähige Informationen (Solvenzindizien) verbreitet werden. Auf die Dauer ist der Markt über die Liquiditätslage der Bank nicht zu täuschen. 1.3. In der Bundesrepublik Deutschland sind Kreditinstitute Rechtsunterworfene des —» Gesetzes über das Kreditwesen (KWG). Nach § 11 KWG müssen die Kre457

Liquiditätspolitik ditinstitute ihre Mittel so anlegen, daß jederzeit eine ausreichende Zahlungsbereitschaft gewährleistet ist. Das —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen hat Grundsätze aufgestellt, nach denen es für den Regelfall beurteilt, ob die Liquidität eines Kreditinstitutes ausreicht (Grundsätze II und III BAKred). Die Deutsche Bundesbank hat aufgrund § 16 Bundesbankgesetz eine Anweisung über —» Mindestreserven (AMR) herausgegeben, die die Kreditinstitute verpflichtet, unverzinsliche Notenbankguthaben zu unterhalten. Zu den unabdingbaren liquiditätspolitischen Aufgaben gehört es, die Geschäftspolitik so abzustimmen, daß diese zwingenden Regeln nicht verletzt werden (Liquiditätsnormenpolitik). Daß die Liquiditätspolitik stets integraler Teilbereich der Unternehmenspolitik ist, folgt aus der Betrachtung ihrer Aufgabenbereiche: Liquiditätssicherungspolitik muß alle Aktivitäten umfassen, die zahlungswirksam sind, die in zukünftigen Zeitpunkten zu Zu- oder Abströmen von -» Zentralbankgeld führen. Nur so steuert sie die Zahlungsfähigkeit des haftenden Rechtssubjekts Kreditinstitut. Liquiditätspublizitätspolitik informiert Marktpartner über die Lage des gesamten Kreditinstituts mit dem Ziel, über ein positives Liquiditätsurteil die zukünftige Refinanzierung zu sichern. Liquiditätsnormenpolitik sucht nach jenem ertragsorientierten Gesamtprogramm des Kreditinstituts, das die Liquiditätsnormen nicht verletzt. Liquiditätspolitik läßt sich daher nicht von den übrigen unternehmenspolitischen Teilbereichen isoliert betreiben. Sie ist (abgesehen von ihren technischen Planungs- und Kontrollaktivitäten) nicht delegierbar. Liquiditätspolitische Entscheidungen sind Richtlinienkompetenz, sie sind Vorstandsaufgabe. Management-Aufgaben der praktischen Liquiditätspolitik sind: Die planerische Erfassung von Ein- und Auszahlungen, die das Kreditinstitut selbst fest disponiert, die Bildung unsicherer Zahlungserwartungen und ihre Transformation in Plandaten und deren betriebliche Vorgabe und Kontrolle und schließlich die Entscheidung über finanzielle Anpassungsmaßnahmen (als Reaktionen auf nicht erwartete Entwicklungen der Zahlungssalden im laufenden Geschäft). 458

Liquiditätspolitik 2. Liquiditätssicherungspolitik 2.1. Kurzfristige Liquiditätssicherung Im kurzfristigen Steuerungsbereich basiert die Liquiditätssicherungspolitik auf Zahlungsplänen, in die die Anfangsbestände an Zahlungsmitteln (Kasse, LZB, Sichtguthaben bei anderen Kreditinstituten - als indirekte Verfügungsbeträge über Zentralbankgeld) und alle zukünftigen Ein- und Auszahlungen des Kreditinstituts in der Planungsperiode eingehen. Zunächst werden alle Ein- und Auszahlungen erhoben, die im Kunden- und im Eigengeschäft (einschließlich der Zahlungen aus liquiditätspolitischen Maßnahmen der Vorperioden) und im zahlungswirksamen Bereich der Gewinn- und Verlustrechnung (—> cash flow) anfallen. Sie gehen als Bruttoströme, also unsaldiert, möglichst präzise bestimmten Zahlungsterminen (Zahlungstage, -Wochen, -dekaden) zugeordnet und in Gruppen fester oder disponibler (in der Planabstimmung noch veränderbarer) Zahlungen gegliedert in den Zahlungsplan ein. Grundsätzlich sind alle Ein- und Auszahlungen bis auf jene, die das Kreditinstitut selbst disponieren kann, nach Betrag und Termin unsicher. Nur in Erhebungsbereichen, in denen in jeder Teilperiode der Planung aus zahlreichen voneinander unabhängig verursachten Ereignissen folgende Ein- und Auszahlungen anfallen, kann aufgrund mathematischer Wahrscheinlichkeiten geplant werden. Dazu gehören die Einund Auszahlungen im Massengeschäft (Spareinlagen, Sichteinlagen von Privatkunden, Aus- und Einzahlungen im Dispositionskredit u.ä.). Ansonsten hilft man sich mit dem Ansatz des überwiegend wahrscheinlichen Betrages zum vertraglichen oder aufgrund spezifischer Informationen erwarteten Zahlungstermin. Ergänzend findet man in den Zahlungsplänen oft Einund Auszahlungen aus einem pessimistischen Szenario in einer Vergleichsspalte. Da auch dieses Szenario aus Informationen abgeleitet werden muß, kann es sinnvoll nur zur groben Abschätzung der Varianz des geplanten Zahlungsausgleichs (ex ante) dienen. Das pessimistische Szenario mißt daher, wie man leicht einsehen kann, nicht den Bedarf an liquiditätspolitischen Anpassungsmaßnahmen, der bei Soll-/Ist-Abweichungen (ex post) gedeckt werden muß.

Liquiditätspolitik Die Kreditinstitute setzen in ihre Zahlungspläne stets Liquiditätsreserven ein. Formal treten diese als fiktive Auszahlung auf, die mit allen übrigen Auszahlungen durch Planeinzahlungen zu decken ist. Solche Liquiditätsreserven dienen der Deckung der nicht planbaren Auszahlungsüberschüsse aus Soll-/Ist-Abweichungen in der Durchführungsphase des Zahlungsplans. Es ist leicht einzusehen, daß das Volumen solcher Vorkehrungen für nicht planbare Zahlungsengpässe nicht exakt quantitativ bestimmbar ist. Es gibt für seine Höhe und Zusammensetzung auch keine verläßlichen Erfahrungen. Gäbe es sie, so müßten sie sich ja in erwartete Plan-Zahlungen transformieren lassen. Die autonome Festsetzung von kurzfristigen Liquiditätsreserven ist einer der Fälle ungestützter, unternehmerischer Entscheidung. Dieser noch nicht abgestimmte Plan wird nur zufällig ausgeglichen sein. Meistens weist er einen Ein- oder Auszahlungsüberschuß aus. In jedem der drei möglichen Fälle setzen liquiditätspolitische Überlegungen ein. Sie richten sich auf planerische Ausgleichsmaßnahmen. Solche können bei den oben angegebenen Erhebungsbereichen der Ausgangsdaten ansetzen und sind dann Eingriffe in andere Teilpläne (z.B. Marketing-, Bilanzstruktur-, Erfolgssteuerungs-Pläne), also ressortübergreifend und zustimmungsbedürftig. Sie können überdies in Anlagemaßnahmen (bei Einzahlungsüberschüssen) und in Refinanzierungsmaßnahmen im Bereich schon bestehender oder erst zu vereinbarender Finanzierungsspielräume (bei Auszahlungsüberschüssen) bestehen. Konkrete Formen solcher Ausgleichsmaßnahmen liegen in der Zuführung und Auflösung sogenannter Primärliquidität (Kassenbestand, LZB- und Postscheckguthaben, laufende Konten bei anderen Kreditinstituten, Tagesgeld). Darüber hinaus kommt die Bildung und Auflösung befristeter Forderungen an Kreditinstitute in Betracht. Zu den wichtigen Ausgleichsmaßnahmen zum Ausgleich von Auszahlungsüberschüssen im Zahlungsplan gehört als Inanspruchnahme von Kreditspielräumen die Kreditaufnahme am —» Bankengeldmarkt unter Einschluß der Möglichkeit, den flexiblen —»Lombardkredit bei der Deutschen Bundesbank in An-

Liquiditätspolitik spruch zu nehmen. Schließlich gehören zu den Ausgleichsmaßnahmen der Praxis für erwartete Auszahlungsüberschüsse auch die Mobilisierung von Wechseln durch Weitergabe an die LZB oder andere Kreditinstitute und die Mobilisierung von Wertpapieren. Man sieht leicht, daß sich die hier aufgezählten in praxi bedeutsamen Ausgleichsmaßnahmen hinsichtlich des Volumens, bis zu dem sie von einem Kreditinstitut in Anspruch genommen werden können, aber auch in der mit ihnen verbundenen Übernahme von Preisrisiken (—> Zins- oder Kursänderungs- bzw. —» Währungsrisiken) stark unterscheiden. In den Plan gehen diese planerischen Ausgleichsmaßnahmen formal als zusätzliche Auszahlungen und Einzahlungen ein. Es gibt fast immer mehrere Möglichkeiten, um den Zahlungsplan durch Ausgleichsaktivitäten abzustimmen. Es ist jenes Programm von Ausgleichsmaßnahmen zu wählen, daß mit den geringsten direkten Kosten und Opportunitätskosten oder den höchsten Anlageerlösen verwirklicht werden kann. Typische Kosten-Einflußgrößen sind: - Zusätzliche direkte Kosten und entgangene Erlöse wegen der zum Planausgleich ergriffenen Anlage- oder Refinanzierungsmaßnahmen selbst, - zusätzliche Kosten und entgangene Erlöse wegen unvollkommener Abstimmung der Ausgleichsmaßnahmen mit der Dauer und dem Volumen der im Zahlungsplan auszugleichenden Salden, - zusätzliche Kosten und entgangene Erlöse, die wegen Irreversibilität von einzelnen Ausgleichsmaßnahmen in zukünftigen Planungsperioden auftreten werden, - zukünftig auftretende zusätzliche Verluste durch die Übernahme von Zinsänderungs- und Wechselkursänderungsrisiken in den Ausgleichsmaßnahmen, - Opportunitätskosten aus den negativen Wirkungen von Ausgleichsaktivitäten auf das Refinanzierungsstanding des Kreditinstituts, - Opportunitätskosten, die sich daraus ergeben, daß die Ausgleichsmaßnahmen wiederum Einfluß auf die Einhaltung bankaufsichtlicher Normen oder die Mindestreservehaltung haben. Der auf diese Weise abgestimmte Zah459

Liquiditätspolitik lungsplan ist der Schlußstein des Unternehmensplans der gesamten Bank. Er erfüllt für jede seiner Teilperioden die Bedingung: Anfangsbestand an Zahlungsmitteln + Einzahlungen aus den Erhebungsbereichen - Auszahlungen aus den Erhebungsbereichen - Liquiditätsreserve (fiktive Auszahlung) ± liquiditätspolitische Ausgleichsmaßnahmen = 0. Ein Kreditinstitut mit voll abgestimmtem Zahlungsplan ist zahlungsbereit. Die Planzahlen (Solleinzahlungen/Sollauszahlungen) werden den Geschäftsstellen und Leistungsbereichen vorgegeben und im Soll-/ Ist-Vergleich kontrolliert (Liquiditätssteuerung durch kurzfristige Liquiditätsplanung und -kontrolle). Es ist leicht einzusehen, daß der hier erläuterte, weit verbreitete und in vielen Häusern durch den Einsatz spezieller EDVProgramme rationalisierte Liquiditätssteuerungsprozeß aufgrund der mit der Länge der Planungsperiode exponentiell sinkenden Informationsqualität nur ein kurzfristiges, operatives Instrument der Liquiditätssicherungspolitik sein kann. Es macht daher auch keinen Sinn, von Zahlungsbereitschaft anders als nur im kurzfristigen Sinne zu sprechen. Der Planungshorizont geht bei diesem methodischen Ansatz vernünftigerweise nicht über vier Monate hinaus (bei monatlicher Planrevision; „rollierende Planung"). Nur für den ersten Monat läßt sich wöchentlich, schon vom zweiten Monat an nur noch monatlich planen. 2.2. Längerfristige Liquiditätspolitik Wenn längerfristig die Zahlungsplanung als Basis der Liquiditätssicherungspolitik wegen unzureichender Informationsqualität kein gangbarer Weg mehr ist, muß nach einem anderen methodischen Ausweg gesucht werden. Aufs Ganze gesehen kennt man deren drei: - Liquiditätssteuerung nach Fristenkongruenzregeln, - Liquiditätssteuerung nach der Maximalbelastungsregel, - Strategische Liquiditätssteuerung als Steuerung von Geschäftsrisiken. 460

Liquiditätspolitik 2.2.1. Liquiditätssteuerung nach Fristenkongruenzregeln Otto Hübner hat 1854 das Prinzip der Vertagstreue in seine bekannte liquiditätspolitische Steuemngsregel für Banken, die —» Goldene Bankregel, transformiert: „Der Credit, welchen eine Bank geben kann, ohne Gefahr zu laufen, ihre Verbindlichkeiten nicht erfüllen zu können, muß nicht nur im Betrage, sondern auch in der Qualität dem Credite entsprechen, welchen sie genießt." Die Hübner'sche Regel basiert auf der seinerzeit weithin anerkannten Anschauung der Bankpraxis, einzig geeignete Anlage von Sicht- und Termineinlagen bei Kreditinstituten sei der kurzfristige Geschäftskredit zur Finanzierung sich aus dem Umsatzprozeß kurzfristig selbstliquidierender Geschäfte (commercial loan theory; gute Handelswechsel als prototypische Kreditpapiere). Hübner verlangte qualitative Kongruenz der Aktiv- und Passivseite der Bankbilanz und meinte damit Fristenkongruenz: In jeder Bilanzschicht sollen sich die erwartete planmäßige Selbstliquidationsperiode (Amortisationsperiode) der Bankaktiva und die Periode bis zur vertragsgemäßen Fälligkeit der Bankdepositen entsprechen. Es wurden später zwei Modifikationen dieser Fristenkongruenzregel eingeführt. An die Stelle der Abzugsfälligkeit der Bankdepositen traten die erwarteten Termine des Depositenabzugs (Bodensatzregel; G. Tucker 1839; J. Wilson 1847; H. D. Macleod 1855; A. Wagner 1857). Bei den Bankaktiven werden die Klassen gleicher „Fristigkeit" nicht mehr nur nach der erwarteten Selbstliquidationsperiode gebildet. Wenn dies zur Zuordnung zu einer kürzerfristigen Klasse führt, wird bei der Klassenzuordnung auch die Möglichkeit, den Vermögensposten durch vorfristige Veräußerung ohne Disagio (d.h. mindestens zum Buchwert) in Zahlungsmittel umzuwandeln, berücksichtigt (shiftability; vgl. z.B. J. M. Keynes, A Treatise onMoney, 1930: „More certainly realizable at short notice without loss"). Fristenkongruenzregeln, insbesondere die Bodensatzregel spielen bis heute im Bewußtsein der Bank- und Finanzierungspraxis als Leitbild längerfristiger Liquiditätspolitik eine erhebliche Rolle. Überdies sind sie für die bankaufsichtlichen Liquiditäts-

Liquiditätspolitik

Vorschriften (Grundsatz BAKred) konstitutiv.

Liquiditätspolitik

II

und

III

Die Verwendung von Fristenkongruenzregeln in der längerfristigen Liquiditätssteuerung des Kreditinstituts hat drei wichtige Implikationen: - An die Stelle der Planung von einzelnen Ein- und Auszahlungssirome/i tritt die Planung von Aktiv- und Passivbeständen, in die und aus denen Zahlungsströme fließen (Bilanzstrukturplanung). Die Aktivabestände, soweit sie nicht ohnehin schon Zahlungsmittelbestände sind, werden als Quelle zukünftiger Zuströme (Einzahlungen im Amortisationsprozeß), die Passivabestände als Quelle zukünftiger Abströme (Kapitalrückzahlungen, Einlagenabzüge) interpretiert. - Für das Verständnis der Steuerungsidee ist wichtig, daß bei den Fristenkongruenzregeln stets nur von Zahlungswirkungen in den Beständen aufgrund eines gegebenen Wirtschaftsplans ausgegangen wird. Es sind Amortisationszahlungen bei planmäßiger Amortisation und Auszahlungen bei planmäßigem (vertragsgemäßen und/oder erwarteten) Einlagenabzug. Die Aufnahme von Liquidisierungskrediten und die vorfristige Veräußerung, Beleihung und Inpensionsgabe von Vermögenspositionen als Möglichkeiten, sich durch Rückgriff auf „Reserven" Zahlungsmittel zu beschaffen, bleiben bei der Goldenen Bankregel und der Bodensatzregel außerhalb der berücksichtigten Liquiditätsquellen. Dies ist allerdings nur konsequent: Denn entweder sind solche Vorgänge schon erfolgt, dann haben sie sich bereits in den Bilanzbeständen niedergeschlagen und sind auf diese Weise in der Liquiditätssteuerung wirksam. Sind sie aber noch nicht erfolgt, dann haben sie den Charakter von liquiditätspolitischen Anpassungsma&ndihmen ex post, deren Ansatz der Grundannahme planmäßiger Amortisation widerspricht. - Die in die und aus den Bilanzbeständen fließenden Zahlungen gelten als hinreichende Repräsentanz aller zukünftigen Zahlungsströme, die einzeln längerfristig nicht geplant werden können. Daß dies wenigstens für die zahlungswirksamen Erträge und Aufwendungen (den cash

flow) nicht befriedigen kann, liegt bei ihrer Bedeutung für die längerfristige Zahlungsfähigkeit auf der Hand. In den Fristenkongruenzregeln wird von der Terminstruktur der Amortisationsrückflüsse (von der Ordnung der Aktiva in Klassen steigender durchschnittlicher vertraglicher oder erwarteter Selbstliquidationsperioden) gefordert, sie müsse der Terminstruktur der vertragsgemäß fälligen Abzüge (strengere Goldene Bankregel) oder der der fälligen und erwartungsgemäß abgerufenen Abzüge von Finanzierungsmitteln (weniger strenge Bodensatzregel) entsprechen. Sei nämlich das Volumen jeder Terminschicht der Aktivseite mindestens so groß wie das Volumen einer Terminschicht der Passivseite mit kürzerer oder allenfalls gleicher durchschnittlicher Fristigkeit, so seien die planmäßigen (und d.h. wie wir sahen vertraglichen oder erwarteten) Abzüge durch planmäßige Zuflüsse an Zahlungsmitteln aus dem gesamten Amortisationsprozeß gedeckt. Die Befolgung beider Fristenkongruenzregeln in der Liquiditätssicherung beschränkt die —» Fristentransformation, eine der Grundfunktionen des Kreditinstituts und damit ein Fundament ihrer Existenz. Sie mindert die Möglichkeiten, aus Zinsspannen Gewinne zu ziehen, erheblich. Daher legt man die Annahme des Abzugs aller fälligen Zahlungsansprüche aus den Bankpassiven (Goldene Bankregel) in der praktischen Liquiditätspolitik der Kreditinstitute nicht zugrunde. Dagegen steht die Annahme des Abzugs der fälligen und zugleich abgerufenen Zahlungsansprüche (Bodensatzregel) im Ruf der Vernünftigkeit. Bestechend scheint an ihr zu sein, daß sie bei gut diversifizierten Eintrittsursachen der Abzüge, den—> Bodensatz-den durchschnittlich längerfristig in der Bank verbleibenden Bestand vertraglich kurzfristiger Finanzierungsmittel, der zur längerfristigen Anlage verfügbar ist - berechenbar macht. Dies heißt allerdings nicht auch schon, daß die Beachtung der Bodensatzregel eine hinreichene Bedingung für die Liquiditätssicherung ist: Auch die Bodensatzregel geht ja vom planmäßigen Ablauf der Anlagenrückflüsse und der Einlagenabzüge aus. Sie stellt also nur auf die Vermeidung von Fristeninkongruenzen im geplanten Amortisa461

Liquiditätspolitik

tions- und Abzugsverlauf ab. Der Fall, daß Einzahlungen ihrem Betrage oder ihrem Zuflußtermin nach tatsächlich hinter den geplanten Zuflußerwartungen zurückbleiben oder daß Auszahlungen dem Betrage oder dem Zuflußtermin nach das Niveau der fälligen und abgerufenen Abzüge übersteigen, läßt sich in dieser Methode nicht berücksichtigen. Besonders plastisch werden die Konsequenzen dieser methodischen Beschränkung, wenn man sich Krisensituationen des Kreditinstitutes vor Augen stellt, in denen die Ursachen für den Abzug von Einlagen nicht mehr wie bei der Bodensatzregel unabhängig voneinander sind. In diesem für die Liquiditätssicherung wichtigen Falle (dem sog. „run auf die Schalter der Bank") schwinden die Bodensätze in den Einlagepositionen dahin. Alle Welt zieht Einlagen aus eben denselben Gründen ab, wegen der Krise. Ein großer Kredit Verlust, ja schon ein Gerücht über eine Schieflage könnte die Grundannahme der Bodensatzregel außer Kraft setzen. Wenn die Bodensatzregel in der Liquiditätspolitik der Kreditinstitute nach wie vor eine bemerkenswerte Rolle spielt, so tut sie dies trotz ihrer vereinfachenden und vergröbernden Annahmen offenbar vor allem deshalb, weil sie die Grundidee der bankaufsichtlichen Liquiditätsregeln ist. Alle Kreditinstitute müssen in ihren Steuerungssystemen ohnehin die Grundsätze II und III BAKred beachten. Geschäftspolitische Grundentscheidungen und auch einzelne größere Kredit- und Refinanzierungsentscheidungen für sich genommen werden stets auf ihre Grundsatzverträglichkeit abgestimmt. Es nimmt andererseits nicht wunder, daß über die Beachtung der Liquiditätsgrundsätze des Bundesaufsichtsamts hinausgehende bankindividuelle Konzepte der Liquiditätspolitik, die auf Fristenkongruenzregeln aufbauen, nur selten vorkommen. 2.2.2. Liquiditätssteuerung nach der Maximalbelastungsregel Es wurde oben schon gezeigt, daß man den Konkursgrund der Überschuldung als Indiz für eine drohende Zahlungsunfähigkeit im Falle der Liquidation des Unternehmens auffassen kann. Wolfgang Stützel (1964) hat für die längerfristige Liquidatitätssicherungspolitik der Kreditinstitute einen Me462

Liquiditätspolitik thodenvorschlag gemacht, der an diesem Punkte ansetzt. Stützel hat die Einhaltung der sogenannten Maximalbelastungsregel zu erwägen gegeben. Sie stellt auf die denkbar größte positive Abweichung der tatsächlichen von den erwarteten Zahlungsverpflichtungen aus den Einlagen des Kreditinstituts ab. Sie geht davon aus, das Vertrauen von Einlegern in die Sicherheit ihrer Bankeinlagen sei nur dadurch zu sichern, der run auf die Schalter der Bank nur dadurch zu verhindern, daß die Bank im voraus regelmäßig den Nachweis führt, sie werde den run überstehen (spezieller Ansatz der Liquiditätspublizitätspolitik). Das Instrument, mit dem dieser Nachweis geführt werden soll, ist die sogenannte Einlegerschutzbilanz. In einer solchen Sonderbilanz müßte - da in der hypothetischen Situation des run keine andere Möglichkeit, sich Zahlungsmittel zu beschaffen mehr besteht - der Liquidationswert der Haftungsmasse (vorhandenes Vermögen und aufgrund von Haftungszusagen im run-Fall zufließendes Vermögen) stets größer sein als der Rückzahlungswert aller Fremdmittel (Einlagen). Die Maximalbelastungsregel berücksichtigt also konsequent die in der unterstellten besonderen Situation verbleibenden Refinanzierungsmöglichkeiten. Die Fristenkongruenzregeln schreiben dagegen vor, daß man mit dem planmäßigen Zufluß an Zahlungsmitteln auszukommen hat. Sie ziehen die Verwertung vorhandenen Vermögens, die Aufnahme von Krediten und andere Anpassungsmaßnahmen zur Abwendung der Zahlungsunfähigkeit wie gesagt nicht in Betracht. Weder in der bankindividuellen Liquiditätspolitik, noch als Konzept für die Neukonstruktion von Solvenzvorschriften im Bankaufsichtsrecht hat sich die Maximalbelastungsregel durchgesetzt. In beiden Anwendungsfeldern mag trotz der Stringenz des methodischen Ansatzes die Ausrichtung des Steuerungsinstruments „Einlegerschutzbilanz" an einem hypothetischen Konkursfall gestört haben. Man kann auch bezweifeln, daß das Publikum vom run auf die Schalter der Bank abzuhalten ist, indem man den Bestätigungsvermerk zur Einlegerschutzbilanz veröffentlicht. Eine Komponente dieses liquiditätspolitischen Methodenvorschlags ist aber für neuere liqui-

Liquiditätspolitik ditätspolitische Überlegungen fruchtbar geworden. Stützel hat gezeigt, daß letztendlich bei der Risikopolitik angesetzt werden muß, wenn das Kreditinstitut längerfristig gegen Zahlungsunfähigkeit gesichert werden soll. So hat er als Erster auf die Bedeutung der Zinsänderungs- und Wechselkursänderungsrisiken in den Bankportefeuilles für die Zahlungsfähigkeit der Banken hingewiesen und sie in seinem Methodenvorschlag berücksichtigt. 2.2.3. Strategische Liquiditätssteuerung als Steuerung von Geschäftsrisiken Längerfristig folgt die Zahlungsfähigkeit der Rentabilität (Stützel 1964). Umgekehrt gilt, daß es Vemögensverlustrisiken sind, deren Eintritt auf Dauer gesehen die Zahlungsunfähigkeit im Gefolge haben muß. Dies gilt in doppeltem Sinne: Verluste mindern die Haftungsmasse, die zur Deckung der Verbindlichkeiten zur Verfügung steht. Überdies .bleiben dauernde oder erratisch auftretende große Vermögensverluste dem Publikum nicht verborgen. Das Kreditinstitut verliert seinen Kredit. Strategische Liquiditätspolitik muß daher in der Einführung und Anwendung leistungsfähiger Methoden der Begrenzung der Geschäftsrisiken (Ausfallrisiken, Zinsänderungsrisiken, Wechselkursänderungsrisiken) bestehen. Auf dem Gebiet des Management der Ausfallrisiken sind dies z.B. Methoden der Kreditfähigkeitsprüfung, der Kreditbesicherung und der Kreditüberwachung. Im Management der Zinsänderungsrisiken werden Methoden der durations analysis (—» Durationsanalyse), —» Zinsbindungsbilanzen und —» Zinselastizitäten verwendet. Alle diese Methoden zielen darauf ab, erwartete Vermögensverluste in die mittel- und längerfristige Erfolgsplanung des Kreditinstituts einzubeziehen: Geplante Geschäftsrisiken sind im Unternehmensplan des Kreditinstituts durch geplante Ertragschancen zu decken. Gelingt dies, so sichert längerfristiger Erfolg zugleich längerfristige Zahlungsfähigkeit (Solvenz). Auch hier entsteht ein Reservenproblem, das Problem der Vorsorge für nicht erwartete, ex post auftretende Verluste. So wie Kreditinstitute bei unerwartet auftretenden Auszahlungsüberschüssen im kurzfristigen Bereich Liquiditätsreserven halten, so hal-

Liquiditätsreserve ten sie im mittel- und langfristigen Bereich für entsprechende Soll-/Ist-Abweichungen Eigenkapital. Da es sich auch hier um eine Vorsorge für mangels hinreichender Informationen nicht planbare liquiditätsbedrohende Ereignisse handelt, ist die Eigenkapitalhaltung des Kreditinstituts exakter quantitativer Planung entzogen. Sie ist wie die autonome Festsetzung kurzfristiger Liquiditätsreserven ein Fall ungestützter, unternehmerischer Entscheidung. Literatur: Bellinger, Bernhard: Liquidität der Banken, Handwörterbuch der Finanzwirtschaft, Stuttgart 1976, Sp. 1301-1313; Güde, Udo: Liquiditätspolitik, in: Handwörterbuch der Sparkassen, Band 3, Stuttgart 1982, S. 144-156; Krümmel, Hans-Jacob: Liquiditätssicherung im Bankwesen, in: Kredit und Kapital, 3/1968, S. 247ff. und 1/ 1969, S. 60ff.; Krümmel, Hans-Jacob: Liquidität, in: Handwörterbuch der Wirtschaftswissenschaft, Bank 5, Stuttgart-Tübingen - Göttingen 1980, S. 47-54; Stützel, Wolfgang: Bankpolitik heute und morgen, 2. Aufl., Frankfurt 1964; Schierenbeck, Henner, Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Aufl., Wiesbaden 1994, insbcs. S. 524 und S. 724ff.; Witte, Eberhard: Die Liquiditätspolitik der Unternehmung, Tübingen 1963. Prof. Dr. Hans-Jakob Krümmel, Bonn Liquiditätspostulat Forderung, die an die Finanzplanung von Unternehmungen zu stellen ist. Gemäß dem L. haben Finanzplanungen zukünftige Geldzu- und -abflüsse lückenlose und überschneidungsfrei sowie zeitlich präzise auszuweisen, um so mögliche Liquiditätsengpässe oder -Spielräume rechtzeitig identifizieren zu können und darauf aufbauend finanzwirtschaftliche Anpassungsmaßnahmen zur Sicherung der Liquidität oder zur Sicherung der Rentabilität einleiten zu können. Liquiditätspublizitätspolitik —> Liquiditätspolitik in Kreditinstituten Liquiditätsreserve Die L. eines Kreditinstituts dient allgemein der Risikovorsorge bei Fehleinschätzungen im Liquiditätsplan bzw. der Abdeckung unvorhersehbarer Auszahlungsanforderungen sowie der Risikovorsorge für den Fall, 463

Liquiditätsrichtline daß das zeitliche Raster der Planungsintervalle zu grob ist, um die Struktur der Zahlungsbewegungen präzise abzubilden bzw. um der Geldpolitik den nötigen Spielraum zu gewähren. Die L. ist zentrales Bindeglied zwischen der kurzfristigen Finanzplanung und der finanziellen Struktursteuerung im Rahmen des —> Bilanzstruktur-Managements. Generell werden die aktivische und die passivische L. unterschieden. Die aktivische L. setzt sich aus der Sicherheitskasse, dies ist die frei disponible Barreserve, die sich aus der gesamten Barreserve abzüglich der —» Mindestreserve und der Transaktionskasse zusammensetzt sowie dem aktivischen Refinanzierungsspielraum, bestehend aus liquiden Wertpapieranlagen und fällig werdenden Interbankenforderungen. Die passivische L. besteht aus offenen Kreditlinien, also der kurzfristigen Möglichkeit zur Geldmarktverschuldung. Liquiditätsrichtlinie z.Zt. in Vorbereitung befindliches Vorhaben der EG mit dem Ziel, die bankaufsichtsrechtlichen Liquiditätsvorschriften der Mitgliedsländer zu harmonisieren. Liquiditätsrisiko beinhaltet solche Gefahren, die zu einer Gefährdung der Zahlungsfähigkeit führen können. Neben den aus dem —> Erfolgsrisiko resultierenden Liquiditätswirkungen tritt das L. grundsätzlich als Fristigkeitsrisiko auf. Hierunter wird die Gefahr verstanden, daß sich Kapitalzuflüsse und -abflüsse zu Lasten der -^Liquidität zeitlich nicht synchron vollziehen. Es werden grundsätzlich drei Arten des Fristigkeitsrisikos unterschieden: das Termin-, das Refinanzierungs- und das Abrufrisiko. Unter dem Terminrisiko wird die Gefahr eines verspäteten Eingangs von Kapitaldienstleistungen verstanden. Es führt zu einer unplanmäßigen Verlängerung der —» Kapitalbindungsdauer von Aktivgeschäften und wird daher auch als aktivisches L. bezeichnet. Unter dem Refinanzierungsrisiko wird die Gefahr verstanden, daß im Rahmen der —» Fristentransformation eine Anschlußrefinanzierung längerfristiger Aktiva durch kürzerfristige Passiva nicht sichergestellt 464

Lokalbanken werden kann. Es wird daher auch als passivisches Liquiditätsrisiko bezeichnet. Mit dem Abrufrisiko wird zum einen die Gefahr einer überplanmäßigen Inanspruchnahme von Kreditzusagen, zum anderen die Gefahr eines unplanmäßigen Abzuges von Einlagen bezeichnet. Dieses hauptsächlich im Großkredit- und -einlagengeschäft schlagend werdende Risiko tritt somit sowohl als aktivisches als auch als passivisches L. auf. Liquiditätssicherungspolitik —»Liquiditätspolitik in Kreditinstituten. Loan Production Offices Repräsentanzen US-amerikanischer —* Commercial Banks in US-Bundesstaaten, die nicht Sitz der Banken sind. Diese Institutionen wurden insbesondere von größeren Banken eröffnet, um trotz der gesetzlichen Beschränkungen bezüglich der Filialgründung in anderen US-Bundesstaaten vertreten sein zu können und so Kundenakquisition und Pflege der Kundenbeziehungen betreiben zu können. Local Banks —> Commercial Banks. Lohmann-Ruchti-Effekt (= Kapitalerweiterungseffekt); im Rahmen der —» Finanzierung aus Abschreibungen und Rückstellungen können die durch den —» Kapitalfreisetzungseffekt entstandenen disponiblen Mittel für zusätzliche Investitionen genutzt werden. Hierdurch kommt es jedoch nur zu einer Ausweitung der Periodenkapazität, während jedoch die Totalkapazität der eingesetzten Aggregate gleich bleibt. Lohn- und Gehaltstarifvertrag —> Tarifvertrag. Lokalbanken früherer Sammelbegriff der Statistik der —» Deutschen Bundesbank für private Kreditinstitute in der Rechtsform der Kapitalgesellschaft, deren Geschäftstätigkeit auf den Bereich des Domizilortes und der nächsten Umgebung beschränkt war. Die Funktionen der L. sind weitgehend durch Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie durch Groß- oder Regionalbanken übernommen worden.

Lombard Lombard Bestellung eines —> Pfandrechts in Verbindung mit der Vergabe von —» Darlehen durch Bankinstitute. —» Effekten-L.: Hinterlegung von —» Wertpapieren. —» Warenlombard: meist —> Sicherungsübereignung von Warenlagern. Der Begriff weist auf im Mittelalter in der Lombardei entwickelte Darlehensgeschäfte hin. Lombardeffekten —> Effekten, die den Anforderungen für die Gewährung eines -» Lombardkredites genügen. Lombardgeschäft In den meisten Fällen als—» Effekten-L. der —» Kreditinstitute bzw. der —> Deutschen Bundesbank. Das L. besteht in der Gewährung eines verzinslichen K., des —> Lombardkredits, gegen die Beleihung von lombardfähigen Sachen und Rechten (neben —> Effekten nur selten —> Wechsel, Waren und Warenwertpapiere so wie Forderungen). Die —» Beleihungsgrenzen für Effekten werden aus Sicherheitsgründen meist relativ niedrig angesetzt. Sie sind in den Mustersatzungen der —» Sparkassen vorgeschrieben. Diese liegen etwas niedriger als im privaten Bankgewerbe. Hier betragen die Beleihungssätze für mündelsichere Effekten 90% des —» Kurswertes, für „Erstklassige" —» Aktien 75% des Kurswertes, für andere Aktien 50% des Kurswertes. Häufig werden im Rahmen des Effektenhandels sog. „Effektenkredite" gewährt, bei denen ein Effektenkäufer z.B. nur 50% des Kaufpreises selbst aufbringet und den Rest als Lombardkredit gegen —» Verpfändung der anzuschaffenden Effekten erhält. Das L. hat stark an Bedeutung verloren, da bei beweglichen Sachen die —» Sicherungsübereignung, bei Rechten und Forderungen die —» Sicherungsabtretung Vorteile bringt. Für die Kreditinstitute ist der Lombardkredit im Rahmen des L. der Deutschen Bundesbank als Refinanzierungsmittel von einiger Bedeutung. Lombardkredit Kurzfristiger, auf einen festen Betrag lautender und für eine feste —» Laufzeit vereinbarter Einzelkredit, der durch die —> Verpfändung marktgängiger und damit leicht

Luftfahrtversicherung verwertbarer beweglicher Sachen Rechte gesichert ist.

oder

Lombardsatz —» Zinssatz für —> Lombardkredite der Bankinstitute, insbesondere der —> Deutschen Bundesbank. DerL. liegt regelmäßig über dem —» Diskontsatz und ändert sich meist mit diesem. London Interbank OfTered Rate (LIBOR) —» Zinssatz, zu dem führende Banken in London bereit sind, an andere erste Bankadressen kurzfristige Gelder auszuleihen bzw. bei ihnen anzulegen. Der L. ist der zentrale Zinssatz für sämtliche internationalen Finanzmärkte. Er ist zugleich —» Referenzzinssatz für zinsvariable —» Anleihen und zinsvariable —» Kredite. Zur Ermittlung werden üblicherweise vier oder fünf Banken als Referenzbanken (—» referencc banks) benannt, aus deren Zinsmeldungen zu einem bestimmten Zeitpunkt er als arithmetisches Mittel bestimmt wird. —> LIBOR. Lorokonto Banken-—» Kontokorrentkonto: das Konto der fremden Bank, das im eigenen Bankhaus geführt wird. —»Nostrokonto. LosgröBentransformation Aufgabe der Kreditinstitute, unterschiedlich hohe finanzielle Beträge in die gewünschten Volumina bei Angebot und Nachfrage umzuwandeln. Typisch für die Finanzmärkte ist dabei die Situation, daß große Kreditpositionen einer Vielzahl kleinerer Anlageleistungen entgegenstehen, wobei allerdings auch der umgekehrte Fall denkbar ist. —» Transformationsfunktion. Luftfahrtversicherung verschiedene Versicherungsarten, die Risiken des Luftverkehrs abdecken: 1. Luftfahrt-Kaskoversicherung, die Schäden am Luftfahrzeug selbst trägt. Im einzelnen bezieht sich der Versicherungsschutz auf Schäden, die durch Unfall, Überflutung, Brand, Blitzschlag, Explosion, Diebstahl und Raub verursacht werden. Der Versicherungsschutz, der weltweit gilt, kann im Rahmen einer Vollkasko- oder Taxwertversicherung gewährt werden. 465

Luftfahrtversicherung 2. Luftfahrt-Haftpflichtversicherung, die sich zum einen auf die Halterhaftpflicht und zum anderen auf die Luftfrachtführerhaftpflicht bezieht. Eine Halterhaftpflicht ergibt sich gemäß den gesetzlichen Regelungen (§ 33 LuftVG) aus dem Halten und dem Betrieb eines Luftfahrzeugs. Die gesetzliche Haftpflicht aus der Beförderung von Personen und Sachen (§§ 44, 45 LuftVG) wird von der Luftfrachtführerhaftpflichtversicherung, auch als Passagierhaftpflichtversicherung bezeichnet, abgedeckt. 3. Luftfahrt-Unfallversicherung, die von Luftfahrtunternehmen zur Sicherheit ihrer Fluggäste abgeschlossen wird. Diese Versicherung ist eine —> Pflichtversicherung gemäß §50 LuftVG. Seit neuerer Zeit erstreckt sich der Versicherungsschutz im Rahmen der L. auch auf

466

Luxembourg Inter Bank Offered Rate den Bereich der Raumfahrt. Die Risiken, die Luftfahrtversicherer übernehmen, gehören zu den Großrisiken. Deshalb wurde von den deutschen Luftfahrtversicherern der Deutsche Luftpool - eine Rückversicherungsgemeinschaft - gegründet, der seinen Mitgliedern RückVersicherungsschutz für Luftfahrtrisiken gewährt. Die Mitglieder bringen die von ihnen gezeichneten deutschen Luftfahrtrisiken zu 100% in den Pool ein, an dem sie mit einer festen Quote an Gewinn und Verlust beteiligt sind. Auf diese Weise kann das Risiko eines einzelnen Versicherers begrenzt werden. Luxembouig Inter Bank Offered Rate —* Referenzzinssatz erster Bankadressen in Luxemburg. Der L. kommt ähnlich zustande und dient den gleichen Zwecken wie der —»LIBOR und—»FIBOR.

M Macht der Banken Einleitung Unter dem Begriff M. wird die Möglichkeit von Banken verstanden, Entscheidungsprozesse des Staates, von Parteien, sonstiger gesellschaftlicher Gruppen, von Kunden oder Kundengruppen zum eigenen oder zum Vorteil eines Dritten zu beeinflussen. Die M. kann begründet sein: - in der Finanzkraft der Banken insgesamt, einer Bankengruppe oder eines einzelnen Instituts, - in einer beherrschenden Marktstellung auf allen oder einzelnen Bankleistungsmärkten, - in einem Informationsvorsprung aufgrund besonderer geschäftlicher Beziehungen zu Kunden, der zu Interessenkonflikten und Mißbrauch von Insiderwissen führen kann. Im Mittelpunkt der Kritik an der M. steht die Machtanhäufung in Universalbanken durch Anteilsbesitz an Nichtbankenunternehmen, —» Vollmachtstimmrecht und Aufsichtsratsmandate sowie einige weitere Einflußfaktoren von geringerer Bedeutung. In jüngster Zeit sind einzelne Banken außerdem wegen unzureichender Anlageberatung, wegen ihrer Rolle bei spektakulären Fusions- und Beteiligungstransaktionen, problematischen Börseneinführungen, angeblicher Verletzung ihrer Aufsichtspflicht in Aufsichtsräten von Großunternehmen sowie ihrer Zinsanpassungsund -berechnungspolitik ins Gerede gekommen. 1. Anteilsbesitz an Industrie-, Handels-, Energie-, Verkehrs- und Dienstleistungsunternehmen Kritisiert wird vor allem der Dauerbesitz von Banken an Nichtbankunternehmen; er verfälsche den Wettbewerb, verschaffe den Banken über ihre Hausbankfunktion eine bevorzugte Stellung im Beteiligungs-, Konsortial- und Auslandsgeschäft und rufe Interessenkonflikte hervor. Er gewähre vor allem den überregional tätigen Banken Einflußmöglichkeiten, die ihnen als Kreditgeber nicht zukämen und stelle eine Zweck-

entfremdung der Einlagengelder dar. Mittels des Anteilsbesitzes könnten sie ihre Beteiligungsunternehmen begünstigen oder benachteiligen. Indem sie bei diesen Hausbankfunktionen übernähmen, schränkten sie sie in der Wahl ihrer Bankverbindungen ein und verschafften sich so gegenüber konkurrierenden Instituten Wettbewerbsvorteile. Auch ermögliche es ihnen ihr Einfluß, sich im Krisenfall rechtzeitig von dem Unternehmen zu trennen oder im Konkurs ihre Ansprüche durchzusetzen. Schließlich beeinträchtige der Anteilsbesitz der Banken die Funktionsfähigkeit des Aktienmarktes,'weil er der Börse Material auf Dauer entziehe und eine breite Streuung der Aktien erschwere. Die vom Bundesminister der Finanzen zur Untersuchung der M. eingesetzte Studienkomission und der Bundesverband deutscher Banken halten diese Vorwürfe für unzutreffend. Soweit die Banken aufgrund ihres Anteilsbesitzes Einfluß ausübten, sei dies legitim. Einem Machtmißbrauch werde durch institutionelle Schranken, den Wettbewerb unter den Banken sowie die Verhandlungsmacht der großen Unternehmen vorgebeugt. In vielen Fällen gehe der Anstoß zum Anteilserwerb von den Unternehmen aus oder diene der Ablösung notleidender Kredite. Für eine Hausbankverbindung eines Unternehmens seien Langfristigkeit, gute Beratung und günstige Konditionen ebenso wichtig wie die Vorteile aus der Beteiligung. Auch die Behauptung, die Banken nutzten ihren Anteilsbesitz, um Mitbewerbern den Zugang zu bestimmten Bankleistungsmärkten zu verwehren oder um sich Konkursprivilegien zu verschaffen, sei nicht stichhaltig. Bei Schwierigkeiten eines Unternehmens sei ein Verkauf der Anteile aus Gründen des Standings und weil sich kaum Käufer finden dürften, nur schwer möglich. In solchen Fällen böte die Stützung des Unternehmens die größere Chance, das Beteiligungs- und/ oder das Kreditrisiko zu mindern. Auch der Vorwurf, die Banken betrieben, um den Wert ihrer Anteile zu steigern, eine aktive Konzentrationspolitik, sei nicht haltbar. Die Kommision sah auch die Funktionsfä467

Macht der Banken higkeit des Aktienmarktes durch den Anteilsbesitz der Banken nicht beeinträchtigt. Dafür und für eine Manipulation der Aktienkurse sei dieser zu gering. Anteilsbesitz an Nichtbankunternehmen sei nur dort bedenklich, wo er sich auf einzelne Institutsgruppen und Wirtschaftszweige konzentriere und 25% des Nennkapitals des Beteiligungsunternehmens übersteige. Ein Verbot des Anteilsbesitzes sei aber nicht geeignet, den Einfluß der Banken zu begrenzen, weil Anteilsbesitz sowohl aus Betriebs- (Ertrags- und Substanzsicherung) als auch aus gesamtwirtschaftlichen Gründen (Abwehr einer Überfremdung, Erhaltung von Arbeitsplätzen, Umstrukturierungsmaßnahmen) geboten sein könne. Da es nicht Aufgabe von Banken sei, sich im Nichtbankenbereich unternehmerisch zu betätigen, schlug die Kommissionsmehrheit vor, künftig jeden Anteilsbesitz, der 25% plus eine Aktie übersteigt, zu untersagen. Für den Abbau des Altbesitzes solle eine Übergangsfrist von 8-10 Jahren und Steuerbefreiung für den Veräußerungsgewinn gewährt werden. Eine starke Minderheit wollte die Grenze bereits bei 10% des Nennkapitals des Beteiligungsunternehmens ziehen. Auch der Wissenschaftliche Beirat beim Bundesministerium für Wirtschaft, die Monopolkommission, Vertreter der SPD und der F.D.P. befürworten eine Begrenzung des Anteilsbesitzes der Banken an Nichtbanken auf 10 bis 15 vH. Nach der zweiten Bankrechtskoordinierungsnovelle der E G soll der Anteilsbesitz der Banken an Nichtbanken auf 15 vH., der gesamte Anteilsbesitz eines Kreditinstituts auf 60 vH. dessen Eigenkapitals begrenzt werden. Vertreter der F.D.P. und der Präsident des Bundeskartellamtes plädieren außerdem dafür, die für Banken geltende Ausnahmeregelung des § 102 GWB aufzuheben und die Banken voll dem Kartellrecht zu unterwerfen. Die Monopolkommission schreibt den Einfluß der Banken auf die Wirtschaft „unaufholbaren Informationsvorsprüngen" zu, die zugleich Wettbewerbsvorsprünge bedeuteten. Das gelte auch im Verhältnis kleiner und großer Banken zueinander mit der Folge, daß eine Tendenz zur Beteiligung relativ großer Institute an relativ großen Nichtbankunternehmen mit überdurchschnittlichem Er468

Macht der Banken trags- und Substanzwert bestehe. Außerdem seien Banken besonders an Zusammenschlüssen auf der Erwerberseite beteiligt und hätten, indem sie sich die Übernahmemasse mit dem erwerbenden Unternehmen teilten, dazu beigetragen, die Fusionskontrolle zu unterlaufen. Dadurch habe sich die Machtkonzentration in der Wirtschaft vergrößert. Die Monopolkommission sowie Bundestagsmitglieder der SPD möchten daher den Anteilsbesitz der Banken auf 5% des Kapitals des Beteiligungsunternehmens begrenzen. Demgegenüber bestreitet der —> Bundesverband deutscher Banken eine verschärfte Machtkonzentration und lehnt eine gesetzliche Begrenzung des Anteilsbesitzes ab, weil sie den vielfältigen Problemen nicht gerecht werde und auf verfassungsrechtliche Bedenken (Verletzung des Grundsatzes der Freiheit wirtschaftlicher Betätigung) stoße. Der Anteilsbesitz werde überschätzt. Die Banken strebten im Nichtbankenbereich keine unternehmerische Verantwortung an und hätten, vor allem im relevanten Bereich von mehr als 25%, seit 1976 ihren Anteilsbesitz erheblich reduziert. Der Anteilsbesitz sei aus wirtschaftspolitischen Gründen und wegen des Eigenkapitalbedarfs der mittelständischen Wirtschaft gerechtfertigt. Für den von der Studienkommission geforderten Abbau des Altbesitzes gebe es keine überzeugenden Argumente. Er könnte sogar zu einer unerwünschten Konzentration und Einflußnahme ausländischer Erwerber führen und über eine Minderung des Marktwertes der Anteile die Substanzerhaltung der Banken gefährden, weil wichtige Anlegergruppen wie Investment- und Versicherungsgesellschaften als Käufer nur begrenzt in Frage kämen. Einem Mißbrauch des von den Banken nicht bestrittenen Einflusses stünden gesetzliche Normen und die Einbindung der Banken in die staatliche Wirtschafts- und Währungspolitik entgegen. Da der Anteilsbesitz außerdem dem Ertragsausgleich und der Risikovorsorge dient, bestehe auch ein legitimes Interesse der Anteilseigner der Banken. Unberechtigt sei auch der Vorwurf, die Banken trügen durch zeitlich parallelen Erwerb von Unternehmensanteilen dazu bei, die Fusionskontrolle zu unterlaufen. Die von der Monopolkommission herangezogenen Beispiele (z.B. Metro/Kaufhof, MBB/

Macht der Banken Krauss-Maffei) seien nicht beweiskräftig. Die Deutsche Bank hält es für unlogisch, den Banken die Wahrnehmung der aus dem Anteilsbesitz resultierenden Eigentümerrechte zu untersagen, wenn sie Unternehmen anderer Wirtschaftszweige gestattet bleibe. Der Bundesverband der Deutschen Industrie und die Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels wenden sich ebenfalls gegen eine Begrenzung des Anteilsbesitzes von Banken, weil diese die Gefahr einer unerwünschten Konzentration in Industrie und Handel noch erhöhen könnte. 2. Vollmachtstimmrecht Dank ihres umfangreichen Depotgeschäfts verfügen die großen Banken nach Auffassung der Kritiker bei der Wahrnehmung des —» Vollmachtstimmrechts in den Hauptversammlungen der Aktiengesellschaften über Mehrheiten, die sie zur Durchsetzung eigener Ziele und zur Entmachtung des Einzelaktionärs nutzen könnten. Ihre Macht übersteige den auf ihrem Anteilsbesitz beruhenden Einfluß bei weitem. Obwohl das Aktiengesetz sie ausdrücklich verpflichte, die Interessen der Aktionäre wahrzunehmen, unterstützten sie i.d.R. die Vorschläge der Verwaltung und verstärkten so deren Macht. Sachkundige Opponenten würden überstimmt. Sie förderten die Konzentration zulasten der Klein- und Mittelbetriebe. Stimmrechtsleihe mehre ihren Einfluß noch zusätzlich, so daß sie große Teile der Wirtschaft beherrschten. Für die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre ist das Vollmachtstimmrecht für die Banken nicht, wie sie behaupten, „lästiger Verwaltungskram" sondern eine Machtfrage. - Nach den Erhebungen der Studienkommission konzentrieren sich die Stimmrechtsvertretungen auf wenige Banken, die im Wertpapiergeschäft mit Privatkunden seit jeher besonders aktiv sind und andererseits auf die großen Industrieund Handelsunternehmen. Hier hätten die Großbanken ein erhebliches Einflußpotential. Trotzdem hält die Kommission die Kritik für unberechtigt: Die Banken orientierten sich, vor allem bei der Ausschüttungspolitik, am langfristigen Interesse des Unternehmens und des Durchschnittsaktionärs. Zudem könnten die mit den Vorschlägen der Verwaltung nicht einverstan-

Macht der Banken denen Aktionäre spezielle Weisungen erteilen. Der starke Wettbewerb hindere die Banken an der Verfolgung von Sonderinteressen. Sie förderten auch nicht die Konzentration, weil dies nur Großaktionären mit qualifiziertem Mehrheitsbesitz möglich sei. Eine Stimmrechtsleihe scheide wegen § 135 Abs. 3 AktG praktisch aus. Wegen des Desinteresses vieler Kleinaktionäre gäbe es keine praktikable Lösung des Problems. Ein Rückzug der Banken aus diesem Recht, an dem sie wegen der hohen Kosten ohnehin nicht sonderlich interessiert seien, hätte für die Kleinaktionäre wie die Verwaltung erhebliche Nachteile, weil er Zufallsmehrheiten und Großaktionäre begünstigen würde. Obwohl Mißbrauchsfälle nicht bekannt geworden seien, schlug die Kommissionsmehrheit vor, dem aus der Zusammenballung der Stimmen in der Hand der Banken resultierenden Unbehagen dadurch Rechnung zu tragen, daß bei Beibehaltung der Dauervollmacht für Abstimmungen in der Hauptversammlung immer dann Einzelweisungen des Depotkunden gefordert werden sollten, wenn die Hauptversammlung Beschlüsse faßt, für die das Aktiengesetz qualifizierte Mehrheiten vorsieht, und wenn Kandidaten von Kreditinstituten in den Aufsichtsrat einer Gesellschaft gewählt, und schließlich, wenn der Aufsichtsrat für das einzelne Kreditinstitut hinsichtlich des ihm zugehörigen Aufsichtsratsmitglieds entlastet werden soll. Ferner sollte die Übertragung von Stimmrechtsvollmachten von Banken an andere Banken offengelegt werden. Der Bundesverband der deutschen Industrie und die Hauptgemeinschaft des deutschen Einzelhandels kritisierten diese Vorschläge. Da die meisten Aktionäre Einzelweisungen nicht erteilen würden, könne eine Hauptversammlung von engagierten Minderheiten manipuliert werden. Der Bundesverband deutscher Banken stimmt der Stellungnahme der Studienkommission weitgehend zu. Weder die erhobenen Daten noch die Praxis der Stimmrechtsausübung gäben Anlaß für eine Kritik an den Banken. Diese unterstützten keineswegs gewohnheitsmäßig die Vorschläge der Verwaltung, sondern ließen sich von den Interessen der Aktionäre leiten, denen - wie den Banken - an einer guten Führung der Gesellschaft gelegen sei. Die Banken seien Änderungen der 469

Macht der Banken derzeitigen Form der Stimmrechtsausübung gegenüber aufgeschlossen, aber brauchbare Alternativen seien nicht erkennbar. Auch die Monopolkommission sieht keine Lösung, hält aber eine „bessere Offenlegung der Interessenkonflikte für erforderlich, die durch das Zusammentreffen der Depotstimmrechtsausübung mit der Wahrnehmung von Bankfunktionen eintreten". Nach dem Beispiel der USA sollten die Gesellschaften verpflichtet werden, über die letzte Hauptversammlung im nächsten Geschäftsbericht die Höhe der durch die einzelnen Kreditinstitute vertretenen Stimmrechte anzugeben und zwar getrennt nach Eigen- und nach Fremdbesitz, sofern diese 5% übersteigen. Nach Auffassung der Deutschen Bank sind die Banken nicht selbst Entscheidungsinstanz; sie leiteten Entscheidungen nur weiter. Das Vollmachtstimmrecht ermögliche es Hunderttausenden von Aktionären eines Unternehmens, ihr Eigentümerrecht zu wahren. 3. Aufsichtsratsmandate Anlaß zur Kritik bietet auch die Präsenz der Banken im Aufsichtsrat großer Unternehmen, durch die die Banken Einfluß auf große Bereiche der Wirtschaft erlangten. Der Aufsichtsrat habe sich von einem Kontrollorgan zu einem Mitwirkungsorgan entwikkelt, das an allen wichtigen Entscheidungen beteiligt sei. Die auch vom Präsidenten des Bundeskartellamtes für „höchst problematisch" gehaltene personelle Verflechtung von Banken und Wirtschaft werde noch verstärkt, wenn Angehörige von Nichtbankunternehmen im Aufsichtsrat von Banken vertreten seien. Die im Aktiengesetz von 1965 vorgeschriebene Begrenzung der Zahl der von einer Person wahrzunehmenden Aufsichtsratsmandate hat nach Meinung der Kritiker die Verflechtung kaum gemindert, weil die freigewordenen Sitze von ehemaligen Vorstandsmitgliedern oder Bankangehörigen unterhalb der Vorstandsebene eingenommen würden. Die im Aufsichtsrat gewonnenen Informationen könnten die Banken zur Verfolgung eigener Ziele zum Nachteil der Aktionäre des Unternehmens, anderer konkurrierender Unternehmen oder Banken oder der Gesamtwirtschaft nutzen. Sie gäben sogar Anstöße für Fusionen. Daran seien die Banken auch nicht dadurch gehindert, daß 470

Macht der Banken Angehörige mehrerer Banken im Aufsichtsrat sitzen, weil Duldung und gegenseitige Rücksichtnahme ein abgestimmtes Verhalten ermöglichten. Nach den Feststellungen der Studienkommission konzentrieren sich die Aufsichtsratsmandate ebenfalls auf die großen Geschäftsbanken und einige großen Unternehmen des Großhandels sowie der Nahrungs- und Genußmittelindustrie. Auf alle Aktiengesellschaften bezogen sei der Anteil von Bankangehörigen in den Aufsichtsräten relativ gering. Auch seien die Möglichkeiten einer Einflußnahme bei kleinen und mittleren Unternehmen größer als bei den verhandlungsstarken Großunternehmen. Von einer Beherrschung der Wirtschaft durch die bankangehörigen Aufsichtsratsmitglieder könne man nicht sprechen. Auch träten die aus verschiedenen Instituten stammenden Mitglieder nicht als gemeinsamer Block auf. Daß sie bei Sachentscheidungen die Interessen ihres Instituts mitberücksichtigten, sei legitim. In erster Linie seien es die Unternehmen und ihre Gesellschafter, die auf den sachverständigen Rat der Bankangehörigen Wert legten, was kaum der Fall wäre, wenn sie aus deren Mitwirkung Nachteile befürchten müßten. Auch Interessenkonflikten und Wettbewerbsproblemen, die sich daraus ergeben könnten, daß Angehörige der gleichen Bank im Aufsichtsrat konkurrierender oder zu fusionierender Unternehmen sitzen, und wie sie auch vom Präsidenten des Bundeskartellamtes vermutet werden, maß die Kommissionsmehrheit keine Bedeutung bei. Ein Verbot bzw. eine weitere zahlenmäßige Begrenzung der Aufsichtsratsmandate, wie sie verschiedentlich gefordert wird, würde die Zahl der Bankenmandate kaum vermindern; sie würde vielmehr den Grundsatz der freien Auswahl der Aufsichtsratsmitglieder verletzen und die Banken verleiten, sich auf die wichtigsten Unternehmen zu konzentrieren. Daher befürwortete die Kommission lediglich eine Verbesserung der Publizität dergestalt, daß im Geschäftsbericht die berufliche Betätigung aller Aufsichtsratsmitglieder, insbesondere ihre Zugehörigkeit zu einem bestimmten Unternehmen, sowie alle von den Angehörigen eines Unternehmens bei anderen Unternehmen wahrgenomme-

Macht der Banken nen Aufsichtsratsmandate angegeben werden sollen. Im übrigen vermutet die Studienkommission, daß die Verwirklichung ihrer Vorschläge zur Begrenzung des Anteilsbesitzes und zum Vollmachtstimmrecht auch die Zahl der Aufsichtsratsmandate von Banken vermindern wird. Im Gegensatz hierzu beschränkt sich die Monopolkommission darauf, die Offenlegung der Aufsichtsratsmandate nur für Kreditinstitute und deren Beauftragte zu fordern. Nach Auffassung des Bundesverbandes deutscher Banken und der Deutschen Bank wird der Einfluß von Bankangehörigen in den Aufsichtsräten von Großunternehmen überschätzt. Nach seiner Erhebung seien 1988 in den Aufsichtsgremien der 100 umsatzstärksten Unternehmen mit insgesamt 1496 Sitzen die privaten Banken nur mit 104 Sitzen oder 7% vertreten, während externe Gewerkschaftsmitglieder mit 187 Sitzen 12,5% aller Mandate innegehabt hätten. Die Bankangehörigen übten hier ein ihnen persönlich anvertrautes Mandat aus; sie seien dem Wohl des Unternehmens verpflichtet und gehörten in der Regel konkurrierenden Instituten an. Ihre Mitwirkung, insbesondere bei Finanzierungsfragen und beim Gang zur Börse, sei von den Unternehmen selbst gewünscht. Der Aufsichtsrat als Beratungsorgan solle Fehler in der Geschäftsführung nicht erst aufdecken, sondern verhindern. Obwohl der Bankenverband keine Notwendigkeit für eine zusätzliche gesetzliche Regelung sieht, stimmt er dem Vorschlag der Studienkommission zu. 4. Kreditgewährung und Bindung des Bankkunden an die Hausbank Weitere Kritikpunkte sind die Möglichkeiten des Machtmißbrauchs im Kreditgeschäft, insbesondere die mit der Sicherheitenstellung verbundenen Gefahren einer Beschränkung der Dispositionsfreiheit des Kreditnehmers und der u.U. existenzbedrohenden Kreditkündigung, sowie die mit dem umfassenden Leistungsangebot der Universalbank einhergehende Bindung des Bankkunden an seine Hausbank, die dieser Preisspielräume eröffne, die sie nutzen könne, ohne eine Abwanderung des Kunden befürchten zu müssen. Die Studienkommission mißt dieser Kritik wegen des Wettbewerbs im Bankgewerbe keine Bedeutung bei. Die Kreditentschei-

Macht der Banken dungskompetenz mache - auch nach Meinung der Deutschen Bank - das Wesen einer Bank aus. Als Treuhänder fremder Gelder unterlägen die Banken einer besonderen, auch gesetzlich geregelten Sorgfaltspflicht, der sie in Krisensituationen des Kreditnehmers zur Sicherung eines Kredits nachkommen müßten. Auch ein Bankwechsel sei für Kunden guter Bonität jederzeit möglich; aber Mengenkunden seien oft nicht bereit, dessen Kosten und Lästigkeiten auf sich zu nehmen. 5. Wertpapierkonsortialgeschäft und Wertpapierhandel Kritik wird auch an der Macht einzelner Banken(gruppen) im Wertpapierkonsortialgeschäft und im Wertpapierhandel geübt. Die Emissionskonsortien würden von wenigen Instituten, insbesondere den Großbanken, beherrscht, die bei der Federführung, der Mitführung und den Konsortialquoten dominierten. Die Konsortien seien kartellmäßig organisiert und zementiert, so daß dem Emittenten statt mehrerer nur ein einziges Konsortium gegenüberstehe, auf dessen Zusammensetzung er kaum Einfluß nehmen könne. Auch unter den am Konsortialgeschäft interessierten Banken fehle es an Wettbewerb; teilnahmewilligen Instituten sei der Zugang zu diesem ertragreichen Geschäftszweig verwehrt. Die Emissionspreise seien starr und - verglichen mit denen des Auslands - überhöht. Der wirtschaftspolitische Sprechcr der F.D.P.-Bundestagsfraktion Graf Lambsdorff sieht im ungenügenden Wettbewerb im Emissionsgeschäft einen der „wenigen deutlichen Nachteile des Universalbanksystems". Ähnliches gilt nach Auffassung der Kritiker für den Wertpapierhandel: Auch er konzentriere sich auf die privaten Großbanken; der Marktzugang sei beschränkt und die Provisionssätze überhöht. Andere Banken würden bei der Emission von Aktien und bei Kapitalerhöhungen zu wenig berücksichtigt. Kritik wird, insbesondere nach den starken Kurseinbrüchen der letzten Zeit auch an der Beratung der Anlegerkunden geübt. Hier seien die Banken Interessenkonflikten ausgesetzt, die sie nicht selten zu Lasten der Kunden entschieden, so daß der Ruf nach bankfremden Beratern laut wird. 471

Macht der Banken Nach den Untersuchungen der Studienkommission haben sich die Änderungen in der Zusammensetzung der Konsortien in den letzten Jahren zwar beschleunigt, aber weiteren Instituten sei trotz ausreichender Kapital- und Plazierungskraft der Marktzugang nach wie vor nicht leicht möglich, und Änderungen des Quotengefüges seien nur schwer durchzusetzen. Diese relative Unbeweglichkeit erkläre sich u.a. daraus, daß die dominierenden Institute außer ihrer Kapital- und Plazierungskraft über einen technisch-organisatorischen Apparat verfügen, der sie zur Durchführung aller mit der Emission verbundenen Aufgaben befähige. Die relative Starrheit der Emissionspreise beruhe möglicherweise darauf, daß die auf die Laufzeit der Emission berechneten Kosten nicht so stark ins Gewicht fielen wie das richtige Timing der Emission. Die niedrigeren Emissionskosten des Auslands ließen sich u.U. mit dem geringeren Leistungsumfang der dortigen Konsortien erklären. Die Kommission empfahl, die Plazierungskraft der Institute von Zeit zu Zeit zu überprüfen, obwohl Wünschen von Emittenten nach Aufnahme bestimmter Banken in das Konsortium bereits gegenwärtig entsprochen werde. Die Kommissionsmehrheit sah weder in der verstärkten Nutzung der Daueremission noch der Ausdehnung des —> Tenderverfahrens noch der Bildung konkurrierender Konsortien (competitive bidding) geeignete Mittel zur Behebung der Mängel. Der Bundesverband deutscher Banken schloß sich dieser Stellungnahme weitgehend an: Ein verstärkter Übergang zur Daueremission habe negative strukturelle Konsequenzen für den Kapitalmarkt. Er lehnt das Tenderverfahren nicht ab, aber er hegt Bedenken gegen seine Bevorzugung. Konkurrierende Konsortien könnten, sofern sie überhaupt zustandekämen, eine aggressive Plazierungspolitik fördern und die dauerhafte Pflege der Emissionen gefährden. Die Konzentration des Wertpapierhandels auf die privaten Banken führt die Studienkommission nicht auf eine marktbeherrschende Stellung einer Bankengruppe, sondern darauf zurück, daß sich diese Banken seit jeher auf das Wertpapierkommissionsgeschäft spezialisiert haben. Da innerhalb 472

Macht der Banken der Bankengruppe reger Wettbewerb herrsche und es sich bei ihren Kunden um versierte private und institutionelle Anleger handle, könnten die Banken eine möglicherweise bestehende Marktmacht nicht ausnutzen. Zum Schutz der übrigen Kunden empfahl die Kommission eine Verbesserung des Anlegerschutzes und nötigenfalls eine Ergänzung der freiwilligen Insiderregelung. Weitere von der Kritik vorgebrachten Mängel, wie z.B. die Geldmarktabhängigkeit des Rentenmarktes, die Beeinträchtigung der Notenbankpolitik durch die verzögerte Weitergabe von Zinssenkungen oder die Anfälligkeit des Bankensystems für ruinöse Preiskämpfe und Preiskartelle sind gesamtwirtschaftlicher Natur und berühren weniger die Frage der M. als vielmehr die Struktur unseres Bankensystems. Auf ihre Behandlung wird daher verzichtet. 6. Die Kumulation der verschiedenen Einflußfaktoren Nach Äuffassung der Kritiker ist es vor allem die Kumulation der verschiedenen Einflußfaktoren in der Universalbank, die zu einem unangemessen großen und unkontrollierten Machtpotential führt, das die Banken befähige, die Willensbildung sowohl der mit ihnen verbundenen Unternehmen als auch von Aktionärsgruppen zu beeinflussen. Indem sie die Unternehmen durch ein umfangreiches Leistungssortiment an sich bänden und diese Bindung durch sachliche, persönliche und räumliche Präferenzen verfestigten, verbesserten die Banken ihre Wettbewerbsposition gegenüber anderen Banken und schüfen sich monopolistische Spielräume, die sie für sich oder zugunsten Dritter ausnutzten. Mittels des Vollmachtstimmrechts beherrschten sie die Hauptversammlungen, kontrollierten einen großen Teil des Marktes für Vorstands- und Aufsichtsratsposten und förderten die Konzentration. Außerdem behinderten sie die politischen Instanzen, deren Entscheidungen sie durch ihr Verhalten unterlaufen könnten und stellten sogar die Funktionsfähigkeit staatlicher Globalsteuerung in Frage. Die Studienkommission sieht die Gefahr, daß sich die verschiedenen Einflußfaktoren zu einem bedenklichen Machtpotential kumulieren, nur bei großen Banken als gege-

Macht der Banken ben an. Angesichts des Wettbewerbs im Kreditgewerbe und der Verhandlungsmacht der großen Unternehmen sei ein Mißbrauch dieses Potentials weitgehend ausgeschlossen. Allerdings schwanke die Wettbewerbsintensität auf den einzelnen Bankleistungsmärkten je nachdem, ob es sich um einen Käufer- oder einen Verkäufermarkt handelt. Je vielfältiger und intensiver die Bindungen zwischen Bank und Unternehmen seien, desto stärker werde die Stellung dieser Bank im Wettbewerb mit anderen Banken. Sofern diese Stellung nicht auf einem Leistungsvorsprung beruht, könne sie auch durch den Wettbewerb nicht abgebaut werden und sei daher ordnungspolitisch unerwünscht. Obwohl von der bloßen Existenz eines Einflußpotentials nicht auf dessen Mißbrauch geschlossen werden dürfe, sollte diese nach Meinung der Kommissionsmehrheit dennoch Anlaß für eine Begrenzung der Einflußmöglichkeiten sein. Dabei sei am Anteilsbesitz und am Vollmachtstimmrecht anzusetzen, weil diese die Grundlage auch für die übrigen Einflußfaktoren bildeten. Die Kommission sah einhellig weder im Übergang zum Trennbankensystem noch in der Vergesellschaftung oder Verstaatlichung eine geeignete Lösung, weil sie nur eine Machtverlagerung bewirkten. Nach Auffassung des Bundesverbandes deutscher Banken kann eine lediglich theoretische Möglichkeit des Machtmißbrauchs nicht Anlaß für schwerwiegende gesetzliche Neuregelungen sein. Die Deutsche Bank hält den Informationsvorsprung, den Banken aus den verschiedenen Quellen erlangen, für notwendig und legitim, weil sie fremde Gelder verleihen. Ein zu großes Einfluß- und Gestaltungspotential sei nicht feststellbar. Die Machtstruktur in unserer pluralistischen Gesellschaft sei durch die Banken nicht aus der Balance geraten. Das wichtigste und wirksamste Instrument, den Aufbau unzulässiger Macht und ihren Mißbrauch zu verhindern und damit die Machtbalance zwischen den verschiedenen Machtzentren unserer Gesellschaft stabil zu halten, sei der Wettbewerb. Außerdem seien die Gesetze und die Instanzen, die ihre Einhaltung überwachen, wirksame Instrumente, um den ständigen Prozeß der Veränderung pluraler Machtpotentiale zu

Macht der Banken kontrollieren und zu steuern. Schließlich ließen sich auch in der Wirtschaft Verantwortungsbewußtsein, Ethik und Moral aus dem Phänomen der Macht nicht ausklammern. Die Öffentlichkeit müsse aber auch bereit sein, ein solches Verhalten anzuerkennen. Nach Auffassung des wirtschaftspolitischen Sprechers der F.D.P.-Bundestagsfraktion Graf Lambsdorff weist der Bankenwettbewerb noch beachtliche Defizite auf. So sei z.B. der Emissionswettbewerb unzureichend. In der Entstehung von Allfinanzkonzernen sieht er eine Gefahr für die Marktwirtschaft. Auch werde die Wettbewerbsintensität durch die bloße Existenz der staatlichen Aufsicht gemindert. Angesichts der neueren Entwicklungen reiche eine Beschränkung des Anteilsbesitzes allein zur Begrenzung der Macht nicht mehr aus. Er fordert, gleichzeitig die Aufsichtsratspositionen einer Bank auf ein Unternehmen einer Branche zu beschränken. Ferner sollte verboten sein, daß eine Bank an einem Unternehmen beteiligt ist und gleichzeitig ein Aufsichtsratsmandat in dessen Konkurrenzunternehmen wahrnimmt. Auch das Bundeskartellamt schließt bei einem Zusammenwachsen der Kredit- und der Versicherungswirtschaft die „Gefahr des Verlustes an Wettbewerbspotential" nicht aus. Schluß Die Diskussion um die Macht der Banken wird nirgends so lebhaft geführt wie in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei vermischt sich die Kritik an der M. vielfach mit der Kritik an der Universalbank mit ihrem breit gefächerten Leistungsangebot. Sofern die Kritiker nicht von vorneherein gegenüber den Banken als „Geldverleihern" voreingenommen sind, übersehen sie oft, daß eine in die Weltwirtschaft integrierte Volkswirtschaft finanzstarke Institute braucht, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten und den heimischen Unternehmen auch im Ausland den notwendigen finanziellen Rückhalt gewähren können. Sie übersehen ferner, daß international der Trend zur Universalbank geht und daß auch die Bankkunden Macht haben, die sie allerdings häufiger nicht wahrnehmen, und daß die Initiative für das Erbringen von Bankleistungen i.d.R. nicht von 473

Macht der Banken den Banken, sondern von den Kunden ausgeht. Die Kritiker unterschätzen auch die Bedeutung des Wettbewerbs und der Rücksichtnahme auf das Standing für das Verhalten der Banken im Kampf um den Kunden. Die M. reicht nur so weit, wie die Gegenmacht der Kunden und die Konkurrenz es zulassen. Mißverständnisse über den tätsächlichen Einfluß der Banken beruhen auch auf der Unmöglichkeit, die zwischen Bank und Kunde stattfindenden Entscheidungsprozesse offenzulegen. Da die Entwicklung der großen Banken zu Allfinanzkonzernen die Bindung des Kunden an seine Bank noch verstärkt, muß der Wettbewerb durch Deregulierung gefördert werden. Ferner muß durch größtmögliche Publizität für Transparenz gesorgt werden. Schließlich könnten auch die von der M. betroffenen Unternehmen dazu beitragen, Vorurteile und Mißverständisse abzubauen. Wer überall dort, wo die Gegenmacht der Kunden und der Wettbewerb nicht hinreichen, die Banken an der Ausnutzung eines Machtpotentials zu hindern, eine gesetzliche Begrenzung dieses Potentials vermeiden will, muß sich angesichts der Stellung der Banken in Wirtschaft und Gesellschaft in der Tat darauf verlassen können, daß sich die Bankleitungen bei der Zusammenarbeit mit ihren Kunden nicht nur von ökonomischen, sondern auch von moralischen und ethischen Grundsätzen leiten lassen. Die Intensität der weiteren Diskussion und die Schlußfolgerungen, die sich daraus für den Gesetzgeber ergeben hängen wesentlich davon ab, ob und inwieweit der Machtzuwachs, den unsere Universalbanken durch die Einbeziehung immer neuer Geschäftsarten in ihr Leistungsprogramm erfahren, durch den sich mit der Globalisierung und weiteren Öffnung der Märkte verschärfenden Wettbewerb neutralisiert wird und ob und wie die Banken dem wachsenden Unbehagen über ihren Einfluß Rechnung tragen. Literatur: Bundesministerium der Finanzen: Schriftenreihe Nr. 28, Grundsatzfragen der Kreditwirtschaft - Bericht der Studien-Kommission, Bonn 1979; Stellungnahme des Bundesverbandes deutscher Banken zum Bericht der Studienkommission, Okt. 1980; Hauptgutachten der Monopolkommission 474

Makler-Tagebuch 1972/3 und 1976/7; Deutsche Bank AG: Geschäftsbericht für das Jahr 1986; ferner: Zur Diskussion um die „Macht der Banken" in: Die Bank 10/89, S. 556ff.; Deutscher Bundestag 11. Wahlperiode, Drucksache 11/ 554, Bericht des Bundeskartellamtes über seine Tätigkeit in den Jahren 1985/6 sowie über die Lage und Entwicklung auf seinem Aufgabengebiet, S. 94ff. Prof. Dr. Ludwig Mülhaupt, Münster Makler Börsenbesucher (außer den Banken und ihren Börsenvertretern sowie des Hilfspersonals), so wie sie vom Börsengesetz als Aktoren an der Börse vorgesehen sind. Amtliche M.: Börsenbesucher, die auf Vorschlag der —> Börse infolge Bestellung durch die Landesregierung zum —> Kursmakler kraft Amtes zugelassen sind. Sie führen als Vermittler der am Börsenverkehr teilnehmenden Banken Angebot und Nachfrage zusammen und sind in Ausführung ihres öffentlichen Auftrages für eine marktgerechte -> Kursfeststellung verantwortlich. Im Rahmen der ihnen übertragenen Zuständigkeiten für bestimmte —» Effekten werden sie selbständig tätig. Ihr Entgelt besteht in der sog. Makler-Courtage (—» Courtage). Freie Makler: Börsenbesucher, die vom Börsenvorstand zur Teilnahme am Börsenbetrieb zugelassen sind. Sie üben zwar keine amtliche Funktion aus, vermitteln aber ebenso wie die amtlichen Makler Effekten zwischen den übrigen Börsenbesuchern. Ihr Aufgabengebiet erstreckt sich insbesondere auf den Handel in amtlich nicht notierten Effekten einschließlich des Handels auf eigene Rechnung. Maklerschranke Arbeitsplatz der Kursmakler im Börsensaal. Maklertafel Anzeigetafel, auf der die amtlichen Wertpapierkurse abgelesen werden können. Durch den Einzug der elektronischen Datenverarbeitung in das Börsenwesen wurde die manuell beschriftete M. gegen elektronische Anzeigetafeln weitgehend ersetzt. Makler-Tagebuch Geschäftsbuch der Makler, in dem alle ab-

Margenkalkulation

Management-Informations-System (MIS) geschlossenen Geschäfte mitsamt den Konditionen aufgezeichnet werden. Management-Informations-System (MIS) Informationssystem, dessen Output unmittelbar als Entscheidungsprämisse in den Managementprozeß eingeht. Im Rahmen des —> Controlling in Kreditinstituten ist es ein Baustein einer controlling-adäquaten Infrastruktur. Mantel Neben dem —> Bogen Teil der Effektenurkunde. Der M. verbrieft das Forderungsoder Anteilsrecht. Manteltarifvertrag —> Tarifvertrag. Mantelzession Art der —> Zession: Der Kreditnehmer verpflichtet sich, laufend Forderungen in Höhe eines bestimmten Gesamtbetrages an die Bank abzutreten. Die eigentliche Abtretung erfolgt nicht im Mantel vertrag, sondern erst im Augenblick der Einreichung der betreffenden Rechnungskopien oder Debitorenliste (—» Debitor) (konstitutive Wirkung der Einreichung, Individualisierung der Forderung). In der Praxis verpflichtet sich der Kreditnehmer, neu entstandene Forderungen durch Übersendung entsprechender Rechnungskopien oder Debitorenaufstellungen an die Bank abzutreten, sobald eine festgelegter Mindestbetrag unterschritten oder ein bestimmter Zeitraum verstrichen ist. Maple Leaf kanadische Goldmünze mit einem Feingoldgewicht von einer Unze (=31,1035 g). Marge Preisspanne; bei Kreditinstituten häufig die Differenz zwischen zwei Zinssätzen. —» Zinsmarge. Margenabweichung —» Abweichungsarten. Margenkalkulation I. Die Probleme der Margenkalkulation Die lückenlose Ergebnisdarstellung eines Kreditinstitutes erfordert insbesondere die weitere Aufspaltung der Bruttozinsspanne (—» Gesamtbetriebskalkulation) bis hin zu den Zins(erfolgs)beiträgen einzelner Kredit- und Einlagengeschäfte. Diese ist aber

nur mit einer entsprechenden Einzelgeschäfts-Kalkulation, die auch als Margenkalkulation bezeichnet wird, möglich. Allgemein ist die Zins- oder Bruttomarge von Bankgeschäften definiert als Differenz zwischen dem Ertragszins und dem Aufwandszins. Diese Definition gilt allgemein sowohl für die aktivischen Kredit- wie auch für die passivischen Einlagengeschäfte. Der grundsätzliche Unterschied zwischen Kredit- und Einlagengeschäften besteht dann allerdings darin, daß den Kreditgeschäften originär nur deren Zinsertragselementc und den Einlagengeschäften originär nur deren Zinsaufwandselemente direkt zugeordnet werden können. Zur Bestimmung der Einzelmarge muß somit im Kreditgeschäft der kalkulatorische Aufwandszins, im Einlagengeschäft dagegen der kalkulatorische Ertragszins bestimmt werden: Zinserfolg eines Kredites = originärer Zinsertrag X kalkulatorischer Zinsaufwand

Zinserfolg einer Einlage = kalkulatorischer Zinsertrag X originärer Zinsaufwand

Ausgehend von dieser Margendefinition eröffnen sich im ersten Schritt zunächst zwei Problembereiche: Hinsichtlich des originären Zinsertrages (bei Krediten) bzw. Zinsaufwandes (bei Einlagen) stellt sich zum ersten die Frage, wie die einzelnen Zinsertrags- bzw. -aufwandselemente zu einer einzigen Größe, dem sog. —» Effektivzins, verdichtet werden. Der zweite Problembereich umfaßt die Frage, wie auf der anderen Seite der kalkulatorische Zinsaufwand (bei Krediten) bzw. der kalkulatorische Zinsertrag (bei Einlagengeschäften) zu bestimmen ist, und welche Steuerungsimpulse und Konsequenzen für die Ergebnistransparenz sich daraus ergeben. Da die erste Frage der Verdichtung originärer Ertrags- bzw. Aufwandselemente zu einem Effektivzins nicht völlig unabhängig von der kalkulatorischen Zinsaufwands- bzw. Zinsertragsbestimmung behandelt werden kann, wird zunächst der zweite Problembereich näher betrachtet. Bei der Bestimmung des kalkulatorischen Zinsaufwandes (für Kredite) bzw. Zinsertrages (für Einlagen) stehen sich, abgese475

Margenkalkulation

Margenkalkulation

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476

Margenkalkulation hen von jeweiligen Variationsmöglichkeiten, im Prinzip zwei Grundansätze gegenüber: 1. D e r Pool- oder Schichtenbilanz-Ansatz 2. Die Marktzinsmethode. Zu (1): D e r Pool- oder—> SchichtenbilanzAnsatz ist dadurch gekennzeichnet, daß einzelnen Kreditgeschäften ein durchschnittlicher Aufwandszins aus allen oder aus ausgewählten Positionen der Passivseite einer Bank zugerechnet wird. Einzelnen Einlagengeschäften wird umgekehrt der Durchschnittszins aller oder ausgewählter Aktivpositionen zugeordnet. Die prozentual ausgedrückte Differenz zu den jeweiligen originären Zinserträgen bzw. Zinsaufwendungen wird bei diesem Konzept als „Teilzinsspanne" bezeichnet und entspricht dem Begriff „Marge". Soll die volumensgewichtete Summe aller Teilzinsspannen genau der Bruttozinsspanne entsprechen, so ist eine grundsätzliche Entscheidung darüber zu treffen, welcher Anteil der Bruttozinsspanne dem Aktivgeschäft einerseits und dem Passivgeschäft andererseits zuzurechnen ist, und wie in der Folge die so berechneten Teilzinsspannen zu modifizieren sind. Ansonsten führt die Summe der volumensgewichteten Teilzinsspannen (Zinsspannenbeiträge) zur doppelten Bruttozinsspanne. Das Zinsergebnis würde dann zweimal verrechnet. In der Regel wird jedoch eine hälftige Aufteilung der Bruttozinsspanne auf das Aktiv- und Passivgeschäft vorgeschlagen. Aus dieser Art der kalkulatorischen Zinszurechnung ergibt sich ein zweites wesentliches Merkmal des Pool- oder Schichtenbilanz-Ansatzes: Die gesamte Bruttozinsspanne wird nur nach zwei Erfolgsbereichen, dem Aktivgeschäft einerseits und dem Passivgeschäft andererseits, unterschieden. Die größten Mängel des Pool- oder Schichtenbilanz-Ansatzes liegen nun zum ersten in der fehlenden „Objektivität" der Ergebnisse. Denn die so ermittelten Teilzinsspannen einzelner Geschäfte sind über die gesamte Bruttozinsspanne nicht nur vom Erfolg anderer Geschäfte abhängig, sondern vor allem auch davon, wie über die Aufteilung der Bruttozinsspanne auf das Aktivund das Passivgeschäft entschieden wurde. Letztere Entscheidung aber ist zwangsläufig willkürlich. Z u m zweiten enthält dieser

Margenkalkulation Ansatz nicht die bei Vorteilhaftigkeitsanalysen notwendige Grenzbetrachtung. So entspricht es nicht der Realität, daß bei einem zusätzlichen Kreditgeschäft automatisch zusätzliche Passivmittel in der durch den durchschnittlichen Aufwandszins implizierten Struktur als Refinanzierungsmittel für dieses Kreditgeschäft zur Verfügung stehen. Drittens schließlich wird die Erfolgsquelle „Fristen- und Zinsbindungstransformation" als „3. Erfolgsquelle" neben dem Erfolg aus Kredit- und Einlagengeschäften vernachlässigt. Aus diesen Mängeln heraus wurde mit der Marktzinsmethode ein alternativer Ansatz zur Einzelgeschäftskalkulation entwickelt. Zu (2): Das erste entscheidende Grundmerkmal der—» Marktzinsmethode besteht darin, daß der kalkulatorische Zinsertragsbzw. Aufwandssatz aus Marktsätzen, zu denen die Banken an einem „anderen" Markt, nämlich dem —» Geld- und —> Kapitalmarkt zwischen den Banken und an der Börse, Geld anlegen bzw. aufnehmen können, abgeleitet wird. Bei diesen Marktzinsen handelt es sich somit um externe und von einer einzelnen Bank i.d.R. nicht beeinflußbare Bewertungsmaßstäbe. Ein rentabilitätsmäßiger Mindererfolg auf der Passivseite kann somit den auf dieser Basis kalkulierten Erfolgsbeitrag von Kreditgeschäften nicht mehr beeinflussen und umgekehrt. Eine willkürliche „Zuteilung" ist somit vom Grundsatz her ausgeschlossen. Die Grundüberlegung, daß zum Kreditgeschäft alternative Geldanlagemöglichkeiten und zum Einlagengeschäft alternative Geldaufnahmemöglichkeiten am Geldund Kapitalmarkt bestehen, diese somit als Opportunitätsgeschäfte angesehen werden können, stellt das zweite Wesensmerkmal der Marktzinsmethode dar. Dies kommt methodisch darin zum Ausdruck, daß dem einzelnen Kredit- oder Einlagengeschäft jeweils der Marktsatz für die fristengleiche Alternativmöglichkeit der Geldanlage bzw. Refinanzierung als kalkulatorischer Zinsaufwands- bzw. -ertragssatz zugerechnet wird. Als drittes Merkmal läßt sich herausheben, daß jeweils die im Entscheidungszeitpunkt gültigen Marktsätze zur Bewertung herangezogen werden, so daß jedes einzelne Geschäft auch eine sichere Entscheidungsgrundlage besitzt. Das vierte 477

Margenkalkulation Wesensmerkmal der Marktzinsmethode schließlich besteht darin, daß über die B e wertung mit jeweils fristenäquivalenten Marktsätzen bei Laufzeitdifferenzen zwischen Aktiv- und Passivgeschäft ein Teil der Bruttozinsspanne als „Fristentransformations-Ergebnis" identifiziert wird. Letzteres bringt zum Ausdruck, welchen Teil des Zinsergebnisses eine Bank auch ohne Kundengeschäfte und nur mit —» Fristentransformation aus Geld- und Kapitalmarktgeschäften und durch Ausnutzen von Zinsdifferenzen zwischen den jeweiligen Fristigkeiten tatsächlich erwirtschaftet hat oder aber bei gleicher Fristenstruktur hätte erwirtschaften können. Die Differenz zwischen dem Kreditzins und dem Zins für fristengleiche Alternativanlagen am Geldund Kapitalmarkt bzw. zwischen dem Einlagenzins und dem Zins für fristengleiche Alternativ-Refinanzierungen am Geld- und Kapitalmarkt wird bei der Marktzinsmethode als —» „Konditionsmarge" bezeichnet. Für die Differenz zwischen den laufzeitverschiedenen Geld- und Kapitalmarktsätzen und damit zwischen den aktivischen und passivischen Marktbewertungszinsen haben sich die Begriffe „Transformationsmarge" und „(Fristen-)Strukturergebnis" gebildet (vgl. Abb.). Als wesentliche Vorteile werden der Marktzinsmethode die Orientierung am realen Entscheidungsverhalten, die kalkulatorische Unterlegung eines —> dualen (d.h. kombinierten zentralen und dezentralen) Steuerungssystems, die kalkulatorische Ausschaltung wechselseitiger Erfolgsbeeinflussung zwischen einzelnen Kundengeschäften sowie die explizite Trennung zwischen Transformationsentschcidungcn einerseits und Kundengeschäftsentscheidungen andererseits bescheinigt. Ausgehend von der Marktzinsmethode als der sich in neuerer Zeit durchsetzende Kalkulationsansatz ergeben sich bei ihrer Konkretisierung zwei weitere Problembereiche. Zum ersten betrifft dies die schon oben genannte Effektivzinsfrage, zum zweiten ist der in der Abbildung angestellte Vergleich zwischen dem fünfjährigen Kredit und dem fünfjährigen Wertpapier nur in Sonderfällen, nämlich bei endfälliger Tilgung und jährlicher Zinszahlung (also direkt kongruent zum Wertpapier), zulässig. Bei Til478

Margenkalkulation gungsdarlehen dagegen setzt sich der B e wertungszins aus einer Mischung alternativer Geld- und Kapitalmarktanlagen unterschiedlicher Laufzeiten zusammen.

II. Die Effektivzinsfrage

Mit dem Effektivzins werden die in ihrer Art und in ihrem zeitlichen Anfall unterschiedlichen Ertrags- (bei Krediten) bzw. Aufwandskomponenten (bei Einlagen) zu einer Rentabilitätsgröße verdichtet. Bei Kreditgeschäften sind dies z . B . der vereinbarte —» Nominalzins, ein etwaiges —> Disagio (Damnum), Zinszahlungs- und Tilgungstermine etc. In allgemeiner Form stellt ein Effektivzins die Relation zwischen den zusammengefaßten Zinserträgen und dem zusammengefaßten Kapitaleinsatz dar. Um den zeitlichen Anfall von Kreditzahlungen bei der Effektivzinskalkulation zu berücksichtigen, ist eine dynamische „Investitionsrechnung" nötig. Zur Diskussion stehen dabei die auf der sog. —» Internen Zinsfußmethode basierenden und von methodenimmanenten Prämissen zunächst freien Effektivzins verfahren. Zu den in der Praxis bekannten Varianten zählen der Effektivzins nach Braess/Fangmeyer und nach der —> Preisangabenverordnung („PAngV"), der sog. amerikanische Effektivzins ( „ U S " ) , der im Zusammenhang mit der—> Marktzinsmehtode ermittelte treasury-konforme Effektivzins ( „ T E Z " ) , der von der internationalen Rentenhändlervereinigung empfohlene internationale Effektivzins (—> „ A I B D " ) sowie der Effektivzins nach Moosmüller. Die Differenzen zwischen den mit diesen Effektivzinsverfahren kalkulierten Effektivzinsgrößen liegen in der unterschiedlichen kalkulatorischen Behandlung unterjähriger Zahlungen begründet. Mit anderen Worten: Bei Zahlungsreihen mit ausschließlich jährlichen Zahlungen führen alle genannten Effektivzinsvarianten zum gleichen Ergebnis. Auch hat die Effektivzinskalkulation keinen Einfluß auf die Zahlungsreihe eines Kredites. Letztere stellt vielmehr die Basis für die Effektivzinskalkulation dar, wobei, wenn unterjährige Zahlungen oder „krumme" Laufzeiten vorliegen, für ein und dieselbe Zahlungsreihe mit den genannten Verfahren unterschiedliche Effektivzinsen kalkuliert werden. Die Methoden nach „Braess/Fangmeyer"

Margenkalkulation und „ P A n g V " unterstellen bei der Effektivzinsberechnung eine unterjährig lineare Zinsrechnung. Dies bedeutet erstens, daß während des Jahres auflaufende, effektive Zinsbeträge nicht mitverzinst werden, eine Zinskapitalisierung also kalkulatorisch (die Zahlungsreihe ist von dieser Annahme nicht betroffen) nur in jährlichen Abständen erfolgt. Unterjährig aufgelaufene Zinserträge werden deshalb auch nicht mit unterjährigen Zahlungen saldiert (dies würde nämlich faktisch eine Zinsverrechnung bedeuten), so daß zum zweiten unterjährige Zahlungen kalkulatorisch vollständig als Tilgung angesehen werden, auch wenn es sich nominell um Zinszahlungen handelt. Bei sog. „gebrochenen" Laufzeiten (z.B. über l'/2- oder l'A-Jahren) muß festgelegt werden, wo der „gebrochene" Abschnitt liegen soll. Hier unterscheiden sich die beiden Methoden nun. Die Effektivzinsrechnung nach Breass/Fangmeyer stellt den „gebrochenen" Abschnitt an den Anfang, die Effektivzinsmethode nach „ P A n g V " dagegen an das Ende des Kalkulationszeitraums. Bei allen anderen Verfahren werden auch unterjährig aufgelaufende Zinsen kapitalisiert. Bei der „US"-, „ T E Z " - und der „Mossmüller"-Methode geschieht dies stets in den Zeitpunkten unterjähriger Zahlungen, wobei die Zinsrechnung zwischen den unterjährigen Zahlungen linear weitergeführt wird. Die „Moosmüller"-Methode rechnet den sich daraus ergebenden Effektivzins im Gegensatz zur „US"-Methode in einem weiteren Schritt in einen exponentiellen Effektivzins um. Insofern liegt bei diesem ökonomisch gesehen keine durchgängige Bewertung des Zahlungsstroms vor. Während die „US"- und die „Mossmüller"-Methode zur Ermittlung der unterjährig aufgelaufenen Zinsen die (zu diesem Zeitpunkt) gesamte Kapitalbindung berücksichtigen, werden bei der „TEZ"-Methode nur diejenigen Zinsen im unter jährigen Bereich kapitalisiert, die für (die zu diesem Zeitpunkt) fällig werdende Tranche, einen Teilbetrag des tatsächlich gebundenen Kapitals, zu entrichten sind. Die Begründung für diese Vorgehensweise liegt in der Ausrichtung dieses Effektivzinsverfahrens am Opportunitätsgeschäft. Dabei wird explizit berücksichtigt, daß der Treasurer

Margenkalkulation einer Bank gemäß den Usancen am Geldund Kapitalmarkt für unterjährige Refinanzicrungstranchen Zinsen zu entrichten hat und sich dies in der Zinskapitalisierung widerspiegeln muß. Es wird unterstellt, daß für unterjährige Tranchen am Ende ihrer Laufzeit Zinsen zu bezahlen sind, wogegen die Zinszahlungen für Tranchen mit längerer Laufzeit (ab einem Jahr) nach Ablauf eines Jahres anfallen. Dementsprechend wird der Auszahlungsbetrag eines Kredites in - durch ein lineares Gleichungssystem zu ermittelnde - einzelne Tranchen zerlegt, die es gemäß der genannten Prämissen zu verzinsen gilt. A m weitesten geht die Effektivzinsrechnung nach „ A I B D " . Dort wird kalkulatorisch (also wiederum ohne Einfluß auf den Zahlungsstrom) aufgrund der durchgängig exponentiellen Rechnung unabhängig von irgendwelchen Zahlungsterminen eine tägliche Zinskapitalisierung unterstellt. Dies heißt mit anderen Worten, daß am zweiten Tag der Kreditlaufzeit die Zinsen für den ersten Tag mitverzinst werden. Empfohlen wird diese Effektivzinsmethode mit der Begründung, daß sich Geldgeschäfte mit unterschiedlicher Fristigkeit, z.B. eine Wertpapieranlage und eine Tagesgeldanlage, renditemäßig besser vergleichen lassen. Dies ist immer dann richtig, wenn Geldanlagen unterschiedlicher Fristigkeiten zunächst jeweils für sich genommen reditemäßig bewertet und erst dann miteinander verglichen werden. Bei dieser Vorgehensweise ist der Effektivzins nach A I B D „genauer" als alle anderen Methoden, weil er wegen der täglichen Zinskapitalisierung auch bei einer längerfristigeren Geldanlage die gleiche Zinsverrechnungsart unterstellt, wie sie bei einer revolvierenden Tagesgeldanlage effektiv auftreten würde. Dieser Vorteil des AIBD-Effektivzinses ist abhängig von der „Vergleichs"-Methode. Auch mit den anderen Effektivzinsverfahren läßt sich Vergleichbarkeit von Geldgeschäften unterschiedlicher Fristigkeit dadurch erreichen, daß die kurzfristige Geldanlage revolvierend bis auf die Endfristigkeit des länger laufenden Geschäftes ausgedehnt wird. Grundsätzlich gilt hierbei zunächst jedoch - und dies gilt auch für den Effektivzins nach A I B D - , daß ein Vergleich unterschiedlicher Fristigkeiten unab479

Margenkalkulation hängig vom Effektivzinskonzept mit Wiederanlage- und Refinanzierungsprämissen verbunden ist. Im Hinblick auf die Marktzinsmethode weist kein Effektivzinskonzept eindeutige, betriebswirtschaftlich begründete Vorteile auf. Soweit erkennbar ist, führen Renditevergleiche auf der Basis der jeweils gleichen Methode bei allen Verfahren zur gleichen Reihenfolge zwischen den bewerteten Geschäften. Der häufig genannte Vorteil des AIBD-Effektivzinses, unterschiedliche Fristigkeiten besser vergleichen zu können, läßt sich zum einen auch mit den anderen Verfahren erreichen, zum zweiten spielt dies für die Berechnung der Konditionsmarge und -beträge keinerlei Rolle. Denn diese ist zunächst darauf ausgerichtet, laufzeit- und kapitalidentische Geschäfte zu vergleichen, so daß eine Wiederanlageoder Refinanzierungsprämisse nicht mehr vorhanden ist und nicht mehr benötigt wird. Aufgrund der Existenz der Preisangabeverordnung in Deutschland sprechen zwar einige eher praktische Gründe für die Anwendung des Effektivzinsverfahrens nach „PAngV" wie die Übereinstimmung zwischen internem und externem Effektivzinsausweis, die der rechtlichen und nominellen Verzinsungspraxis entsprechende lineare unterjährige Verzinsungsprämisse und die recht einfache rechentechnische Handhabung; daß die Legitimation dieses Effektivzinsverfahrens jedoch lediglich durch seine gesetzliche Verankerung begründet ist, wird durch folgende Mängel sichtbar: (1) Eine Synchronisation zwischen Bankbuchhaltung und Ergebnisrechnung wird bei der „PAngV"-Methode erschwert, da Zinszahlungen zu Tilgungszwecken verwendet werden. (2) Der Zeitpunkt der Gewinnrealisation erscheint aufgrund der nur jährlichen Zinskapitalisierung der „PAngV"-Methode recht willkürlich. Tatsächliche Zahlungs- und Realisationszeitpunkte bleiben unberücksichtigt. (3) Die Nichtbeachtung der Usancen am Geld- und Kapitalmarkt durch die Ausrichtung am Kunden- statt am Opportunitätsgeschäft birgt potentielle Fehlsteuerungen im Transformationsbercich in sich. 480

Margenkalkulation Die nachfolgenden Ausführungen machen deutlich, daß lediglich die „TEZ"-Methode den theoretischen und praktischen Ansprüchen eines steuerungs-adäquaten Effektivzinsverfahrens gerecht wird. Bei diesem der linearen Verzinsungsprämisse folgenden und durch EDV-Einsatz rechentechnisch handhabbaren - Effektivzinsverfahren erfolgt eine realistische und saubere Trennung von Zinserträgen und -aufwendungen gemäß den Usancen am Geld- und Kapitalmarkt. Die Zeitpunkte der Gewinnrealisation werden richtig abgebildet und es läßt sich mithilfe der „TEZ"-Methode eine entscheidungsrelevante Marge ermitteln. Durch die große Realitätsnähe dieses Verfahrens wird eine völlige G&V-Synchronität ermöglicht, da sich die kalkulierten Zahlen auch tatsächlich in der Gewinn- und Verlustrechnung wiederfinden lassen. Aus diesen Gründen sei im folgenden der Effektivzins nach der „TEZ"-Methode als der am ehesten opportunitätsgerechte Effektivzins angesehen. Im nächsten Kapital werden verschiedene Konzepte zur Ermittlung der Konditionsmarge bzw. des Konditionsbeitrages dargestellt und gewürdigt. III. Ansätze zur Margenkalkulation Eine betriebswirtschaftlich absolut „saubere" Opportunitätszins- und Margenkalkulation läßt sich nur bei Festzinsgeschäften vornehmen. Da Geld- und Kapitalmarktgeschäfte nämlich i.d.R. ebenfalls Festzinsgeschäfte darstellen, lassen sich völlig homogene Vergleichsbedingungen auch nur bei den festverzinslichen Kundengeschäften herstellen. Bei allen anderen Geschäften muß letztlich mit Plausibilitäts- und Näherungslösungen gearbeitet werden, die sich jedoch betriebswirtschaftlich hinreichend fundieren lassen. Insofern hebt dies auch nicht den grundsätzlichen Vorteil der Marktzinsmethode gegenüber der traditionellen Pool- oder Schichtenbilanzkalkulation auf. Im folgenden wird die Opportunitätszinsbestimmung bei Festzinsgeschäften mit veränderlicher Kapitalbasis dargestellt. Hier läßt sich der Ansatz der „reinen Lehre" nachvollziehen. Für all die Festzinspositionen, deren Kapitalbasis dagegen konstant ist, ergeben sich im Prinzip keine weiteren Probleme. Sie sind unmittelbar mit entsprechenden Einzel-Fristigkeiten am Geld- und Kapitalmarkt vergleichbar.

Margenkalkulation Als allgemein anerkanntes Konzept zur Opportunitätszinsbestimmung, das die Grundlage für die Margenkalkulation bildet, gilt - aufbauend auf den Ausführungen zur Effektivzinsrechnung - der auf dem internen Zinsfuß beruhende kapitalbasisorientierte Ansatz. Dabei wird eine Fristenkongruenz zwischen dem Kredit- und dem Opportunitätsgeschäft durch eine Kapitaleinsatzidentität erzeugt, d.h. daß Opportunitätsgeschäfte kalkuliert werden, die für einen Ausgleich der in den Kreditzahlungen enthaltenen effektiven Tilgungsbeträgen, nicht dagegen der gesamten Zahlungsbeträge, sorgen. Auf diese Weise ist sichergestellt, daß die kreditspezifische Kapitalbasis auf die Opportunität übertragen wird, wodurch homogene Vergleichsbedingungen zwischen dem Kundengeschäft und dem alternativen Marktgeschäft (-skonglomerat) geschaffen werden. In diesem Zusammenhang lassen sich einund zweistufige Ansätze unterscheiden. Während im einstufigen Modell alle relevanten Kalkulationsgrößen mit Hilfe eines linearen Gleichungssystems simultan bestimmt werden, operieren die zweistufigen Ansätze mit einem finanzmathematischen Kalkül: Zunächst ist in einem ersten Schritt der Konditionsbeitrags-Barwert des Kundengeschäftes zu ermitteln. Dies erfolgt mithilfe des sog. Barwertkalküls (vgl. Schierenbeck/Rolfes 1988, S. 147ff.), indem über die Abzinsung des Kundenzahlungsstroms mit - aus den jeweiligen Geldund Kapitalmarktsätzen zu bestimmenden - „Zerobond-Abzinsfaktoren" (vgl. Grabiak 1988, Marusev 1988) der Barwert der Zahlungsreihe berechnet wird. Die Differenz zwischen dem Kreditauszahlungsbetrag und dem Barwert der Zahlungsreihe stellt den Konditionsbeitrags-Barwert dar, den Ausgangspunkt für verschiedene Verrentungskonzeptionen. In einem zweiten Schritt ist nun die periodische Verteilung des Konditionsbeitrags-Barwertes vorzunehmen, wofür eine Fülle verschiedener Verteilungskonzeptionen existieren. Z u nennen sind hier die kapitalstrukturkongruente, die kostenorientierte, die zeitproportionale und die rückflußproportionale Verteilungsregel. Gemäß der kapitalstrukturkongruenten Margenkalkulation, die eine Verteilung des

Margenkalkulation Konditionsbeitrags-Barwertes anhand des gebundenen Kapitals vornimmt, ist zunächst der Barwert des eingesetzten Durchschnittskapitals (lt. T E Z ) zu berechnen. Dieses Effektivkapital bildet die Basis für die Berechnung der durchschnittlichen Konditionsmarge, die sich aus der Division des Konditionsbeitrags-Barwertes durch den Barwert des Durchschnittskapitals ergibt. Die kostenorientierte Verteilungsmethode strebt im Gegensatz dazu ein stabiles Verhältnis zwischen dem Zinsüberschuß und den Betriebskosten an. Dagegen soll bei dem zeitproportionalen Verrentungskonzept eine im Zeitablauf konstante Periodisierung des Konditionsbeitrags-Barwertes erzielt werden. Der rückflußorientierte Ansatz bedingt eine verursachungsgerechte Verteilung des Zinsüberschusses in dem Sinne, daß als Basis für die Periodisierung der Anteil jeder Kundeneinzahlung am gesamten Kunden-CashFlow zugrundegelegt wird. Über die Eignung der aufgezeigten Kalkulationsverfahren ist anhand der nachstehenden Beurteilungskriterien zu entscheiden, deren Gewichtung letztlich von der individuellen Situation eines Kreditinstitutes abhängig ist: - Ist die Verteilungsmethode offen für Zwecke der bilanzpolitischen Gestaltung des Jahresergebnisses? - Orientiert sich die Verteilungsmethode an den externen Rechnungslegungsvorschriften (z.B. Realisationsprinzip)? - Entspricht das Verfahren dem traditionellen Denken der Praxis in (konstanten) Margengrößen? - Ist die Art der Verteilung für die Mitarbeiter motivationsfördernd und daran anknüpfend geeignet als Grundlage für ein leistungsorientiertes Vergütungssystem? - Steht die Verteilung des Konditionsbeitrags-Barwertes in Einklang mit den Möglichkeiten der Treasury (Zentraldisposition), diese durch korrespondierende Geld- und Kapitalmarktgeschäfte real darzustellen? Literatur: Flechsig, R. / Flesch, H. R.: Die Wertsteuerung - ein Ansatz des operativen Controlling im Wertbereich, in: Die Bank 1982, S. 454ff.; Flesch, H. / Piaskowski, F. / Sievi, C. 481

Marktstrategien

Margin R.: Erfolgsquellensteuerung durch Effektivzinsen im Konzept der Wertsteuerung, in: Die Bank 1984, S. 357ff,;Flesch, H. R. / Piaskowski, F. / Sievi, C. R.: Stellungnahme zu dem Aufsatz von Schierenbeck/Rolfes „Effektivzinsrechnung und Marktzinsmethode", in: Die Bank 1987, S. 190ff.; Grabiak, S. / Kottissek, N. / Küsters, H. / Marusev, A. W.: Die moderne Marktzinsmethode im Tagesgeschäft der Banken, in: Zfgk 1988, S. 787ff.; Kosmider, H. P.: Der Dispositionsbezogene Effektivzins (DEZ) - Eine Effektivzinsmethode ohne Wiederanlageprämissen, in: Streitferdt, L., (Hrsg.), Operations Research Proceedings 1985, Berlin/Heidelberg 1986, S. 34ff.; Marusev, A. W.: Die Marktzinsmethode im Tagesgeschäft der Banken, in: Bank-Controlling 1988 - Beiträge zum Münsteraner Controlling-Workshop, Hrsg.: Schierenbeck H./v. Schimmelmann, W./Rolfes, B., Frankfurt 1988; Schierenbeck H.: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Aufl., Wiesbaden 1994 (Schierenbeck 1991); Schierenbeck, H. I Fellenstein, D.: Bankbetriebliche Controlling-Systeme unter Berücksichtigung Schweizer Rahmenbedingungen, Basel 1992; Schierenbeck, II. / Rolfes, B.: Effektivzinsrechnung in der Bankenpraxis, in: zfbf, 38. Jg. (1986a), S. 766778; Schierenbeck, H. / Rolf es, B.: Effektivzinsrechnung und Marktzinsmethode, in: Die Bank 1/87 (1987a), S. 25-33; Schierenbeck, H. / Rolfes, B.: Zur Diskussion um das opportunitätsgerechte Effektivzinskonzept, in: Die Bank 6/87 (1987b); Schierenbeck, H. / Rolfes, B.: Effektivzins- und Margenkalkulation, in: Bank-Controlling 1988 - Beiträge zum Münsteraner Controlling-Workshop, Hrsg.: Schierenbeck, H./v. Schimmelmann, W./Rolfes, B., Frankfurt 1988. Prof. Dr. Henner Schierenbeck, Basel Prof. Dr. Bernd Rolfes, Duisburg Margin Sicherheitsleistung in Geld oder Wertpapieren durch Käufer und Verkäufer bei Abschluß eines Kontraktes an einer Terminbörse. —> Deutsche Terminbörse, —> Futures. Market Maker Börsenteilnehmer (i.d.R. tätig für Banken oder Wertpapierhäuser), die zur Stellung 482

verbindlicher Kauf- und Verkaufskurse in einem oder mehreren von ihnen betreuten Handelsobjekten (Wertpapiere i.w.S., Devisen) zu jedem Zeitpunkt während der Handelszeit verpflichtet sind und somit den „Markt" in diesem Titel „machen". Ein M. handelt auf eigene Rechnung und eigenes Risiko und erzielt seinen Gewinn (spread) aus der Differenz zwischen dem Kauf- (bid) und Verkaufskurs (ask). Eine nach dem M.-Prinzip organisierte Börse ist die —> Deutsche Terminbörse, an der erstmalig in Deutschland ein Handel mit M. stattfindet. Mark(ing) to market börsentägliche Bewertung und Anpassung der Sicherheiten (—> margin) sowie die tägliche Verrechnung der Gewinne und Verluste aufgrund von Preisänderungen an Terminbörsen (Futures und Optionen). Das M.-Prinzip ermöglicht die sofortige Ermittlung und den Ausgleich von Risiken aus einer eingegangenen Position durch den börsentäglichen Vergleich von aktuellem und Vortagsschlußkurs oder auf der Basis der Schlußkurse von Option und Aktie. Das M.-Prinzip fand auch Eingang in den neuen Grundsatz Ia des —» Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. Darin wird u. a. gefordert, daß bei der Beurteilung des Risikos aus bestehenden S w a p g e schäften so verfahren werden muß, als würde der Swap am Bewertungstag zu aktuellen Marktkonditionen neu abgeschlossen (sog. Marktbewertungsmethode). Marktleistungsportfolio Kombination aus dem —» Leistungsprogramm und dem —> Leistungstransfer einer Bank. Marktstrategien im —» Portfolio-Management entwickelte Alternativen zur Sicherung der strategischen Wettbewerbssituation des Unternehmens. Je nach prognostizierter Ausgangssituation und prognostiziertem Strukturtrend werden drei Marktstrategien empfohlen. Die Abschöpfungs- oder Dezimierungsstrategie hat zum Inhalt, den abnehmenden Ertrags- und Wachstumschancen bestimmter Geschäftsfelder durch Desinvestition in Form von Kapazitätsabbau zu begegnen und dies durch entsprechende Konditionenpolitik zu begleiten. Die Leit-

Markt, vollkommener idee der Wachstums- oder Investitionsstrategie besteht darin, in das entsprechende Geschäftsfeld expansiv hineinzugehen und bewußt zu investieren, um Marktanteile zu gewinnen. Selektivstrategien sind für solche Geschäftsfelder entwickelt worden, für die keine generellen Handlungsempfehlungen gegeben werden können. Erfolgversprechende M. hängen hier von weiteren Charakteristika der Geschäftsfelder ab, die individuell zu prüfen sind. Markt, vollkommener Begriff der Preistheorie für einen Markt, der durch das Gesetz der Unterschiedslosigkeit der Preise (Jevons) gekennzeichnet ist, so daß für dasselbe Gut zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht zwei unterschiedliche Preise existieren können. Dazu müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein: - keine Unterscheidung zwischen Eigenund Fremdkapital; - einheitlicher konstanter Marktzins (Sollzins = Habenzins); - unbeschränkte Kapitalaufnahme- und -anlagemöglichkeiten; - vollkommene Markttransparenz; - unendlich schnelle Reaktionsgeschwindigkeit aller Marktteilnehmer auf Veränderungen einzelner Marktgrößen (keine time lags). Auf Finanzmärkten in Form eines v.M. erfolgt der Ausgleich von Angebot und Nachfrage nach Kapital ohne den Einsatz von Banken und Finanzintermediären. Da ein vollkommener Finanzmarkt nur in der Theorie besteht, haben die finanzwirtschaftlichen Institutionen die Aufgabe, den Ausgleich durch Ausübung der Transformationsfunktion (Losgrößen-, Fristen- und Risikotransformation) herbeizuführen. Marktzinsmethode modernes, entscheidungsorientiertes Kalkulationsverfahren im Weitbereich von Kreditinstituten. Im Unterschied zu den traditionellen Methoden der —» Teilzinsspannenrechnung werden bei der M. nicht Aktiv- und Passivgeschäft einander gegenübergestellt und hieraus ein Bankerfolg ermittelt, sondern jedes Bankgeschäft wird als isolierter Erfolgsfaktor betrachtet. Als Grundlage hierzu dient das Opportunitätsprinzip, das besagt, daß der Nutzen eines Geschäfts darin besteht, mehr als mit einem

Maschinenversicherung vergleichbaren Alternativgeschäft zu erwirtschaften. Als Maßstab solcher Alternativgeschäfte werden die am Geld- und Kapitalmarkt (GKM) existenten Bedingungen angesehen. Entsprechend besteht der Erfolg von Aktivgeschäften aus dem zusätzlichen Ertrag eines Kundenhabenzinses gegenüber einem kongruenten GKM-Geschäft, der von Passivgeschäften aus der Ersparnis eines Kundenhabenzinses gegenüber einer kongruenten Refinanzierung auf dem GKM. Während diese, als Konditionsbeitrag bezeichneten, Erfolgsbeiträge im Kundengeschäft erwirtschaftet werden, wird ein weiterer Erfolg, der Strukturbeitrag, durch Entscheidungen über Fristentransformation erzielt, wobei hier die GKM-Sätze für unterschiedliche, realisierte Fristigkeiten gegenübergestellt werden. Der Strukturbeitrag (= Fristentransformationsbeitrag) ist somit als Fristigkeits- oder Laufzeitprämie für inkongruente Positionen zu interpretieren, der auch durch reine GKM-Geschäfte erwirtschaftet werden kann und somit dem Einzelgeschäft nicht direkt zugerechnet werden darf, während die Konditionsbeiträge spezifische Leistungs- und Risikoprämien darstellen, die im einzelnen Kundengeschäft verdient werden. —> Margenkalkulation. Maschinenversicherung —»technische Versicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf alle unvorhergesehenen und plötzlich eintretenden Schäden an Maschinen oder maschinellen Anlagen bezieht. Dabei soll grundsätzlich der gesamte Maschinenpark eines Betriebes versichert sein, mindestens jedoch eine geschlossene Betriebsabteilung. Für die einzelnen zu versichernden Maschinen ist ein Maschinenverzeichnis anzufertigen, das dem Versicherer bei Abschluß des Versicherungsvertrages vorzulegen ist. Der Versicherungsschutz erstreckt sich grundsätzlich auf alle Gefahren, die Schäden an den versicherten Maschinen verursachen können, es sei denn, einzelne Risiken werden explizit ausgeschlossen. Nicht eingeschlossen sind Schäden durch Abnutzung und Verschleiß. Der Versicherer leistet beispielsweise bei folgenden Schadenursachcn: menschliches Versagen (Bedienungsfehler, Fahrlässigkeit), Konstruktions-, Material- oder Ausführungsfehler, 483

Maximaltabelle Schäden durch Kurzschluß, Über- oder Unterdruck und Elementarereignisse. Bei einem Teilschaden erstreckt sich die Versicherungsleistung auf die tatsächlich entstandenen Wiederherstellungskosten, bei einem Totalschaden auf den Zeitwert der zerstörten Maschine. An jedem Schaden ist der Versicherungsnehmer in Höhe seines —* Selbstbehalts beteiligt, unabhängig davon, ob mehrere Schäden durch das selbe Ereignis verursacht wurden. Die Höhe der Versicherungsprämie hängt von der Art der Maschinen und des Betriebs sowie von dem angestrebten Umfang des Versicherungsschutzes ab. Maximaltabelle Tabelle, die als Grundlage für die Festsetzung des—> Eigenbehalts (—> Maximum) einest» Erstversicherers im Rahmen einer —» Summenexzedentenrückversicherung verwendet wird. Das Maximum bemißt sich nach der erwarteten Schadenquote und dem Umfang des Versicherungsbestandes. Die M. ist vom Erstversicherer regelmäßig aufzustellen und an den —» Rückversicherer weiterzuleiten, der auf diese Weise das von ihm übernommene Risiko überwachen kann. Maximum in der —> Schadenexzedentenrückversicherung der Teil der —» Versicherungssumme, den der —» Erstversicherer maximal selbst übernimmt (—> Eigenbehalt). McFadden Act US-amerikanisches Gesetz aus dem Jahre 1927, das die bestehenden Wettbewerbsvorteile für —> State Banks gegenüber —> National Banks in Bezug auf die Errichtung von Außenstellen aufheben sollte. Die geographischen Beschränkungen für National Banks wurden dahingehend gelockert, daß ihnen die Eröffnung von Filialen innerhalb ihrer „home city" gestattet wurde, sofern den State Banks dieses durch Gesetz des betreffenden Bundesstaates ebenfalls erlaubt war. Eine endgültige Beseitigung der Unglcichbehandlung erfolgte erst 1933 mit dem —»Glass Steagall Act. Medium Term Notes (MTNs) festverzinsliche Wertpapiere, die je nach Bedarf im Rahmen eines zwischen Bank 484

Mengentender und Unternehmen vereinbarten Daueremissionsprogramms in kleineren Tranchen mit unterschiedlichen Fälligkeiten nicht-börsennotiert begeben werden. MTNs ermöglichen den emittierenden Unternehmen eine höchst flexible Kapitalmarktfinanzierung, da sie den Emissionszeitpunkt selbst bestimmen, und damit für sie günstige Marktverhältnisse auswählen können. Die mit einer Mindestlaufzeit von 2 Jahren (Bedingung der Dt. Bundesbank) ausgestatteten MTNs bilden eine Ergänzung zu kurzfristigen —» Commercial Papers und längerfristigen Euroanleihen sowie —» Schuldscheindarlehen. Für auf DM lautende MTNs muß der Emittent als Arranger und Dealer eine Bank mit Sitz in Deutschland beauftragen. Mehrfache Versicherung gleichzeitige Versicherung eines Gegenstandes bei mehreren Vesicherern gegen dieselbe Gefahr (§ 58 W G ) . M. können in drei verschiedenen Formen auftreten: als —»Mit-, —> Neben- oder—» Doppelversicherung. Memorial (Primanota); veralteter Begriff aus der Buchführung. Das M. ist das Grundbuch der Buchhaltung, in dem die Geschäftsvorfälle chronologisch verbucht werden. Mengenkurs —» Mengennotierung. Mengennotierung Art der Devisennotierung: es wird der Mengenkurs angegeben d.h., welcher Betrag der ausländischen —> Währung für eine inländische Währungseinheit erhältlich ist. Die M. ist in Großbritannien gebräuchlich. Andere Methode der Wechselkursnotierung ist die —» Preisnotierung. Mengentender Form der Plazierung von Wertpapieren, insbesondere von der —> Deutschen Bundesbank angewandt. Bei einem M. setzt die Bundesbank die Abgabesätze für Wertpapiere fest, die sie im Rahmen ihrer —> Offenmarkt-Politik den Kreditinstituten zum Kauf anbietet. Den Kreditinstituten ist es freigestellt, ob sie Offenmarkt-Titel ordern. Die Verteilung der Wertpapiere erfolgt anhand der georderten Menge (—» Wertpapierpensionsgeschäft).

Merchant Banking Merchant Banking US-amerikanischer Begriff für eine umfassende Finanzierungsberatung für Unternehmen, die sich bis hin zur Beratung bei Unternehmenskäufen und Unternehmenszusammenschlüssen erstrecken kann. —* Investment-Banking; —» Commercial Banking. Mergers & Acquisitions (M & A) —»Investment Banking. Metageschäft Geschäfte zweier Vertragspartner mit Dritten, wobei sich jene Gewinn oder Verlust hälftig teilen. Die Vertragspartner heißen Metisten: sie werden im eigenen Namen tätig, aber für Rechnung der Meta. Metakredit (ital.: a m e t ä = zur Hälfte), Kreditgeschäft, das von zwei oder mehreren —>Kreditinstituten (Metisten) gemeinsam durchgeführt wird. Die Anteile, die die einzelnen Partner zeichnen, brauchen nicht gleich hoch zu sein. Gewinne und Verluste dieses M. werden entsprechend der Anteile auf die Partner verteilt. Wird der Schuldner darüber informiert, daß die Kreditinstitute gemeinschaftlich das Kreditgeschäft abwickeln, spricht man von einem „offenen" M. Tritt dagegen nur das federführende Kreditinstitut dem Schuldner gegenüber in Erscheinung, handelt es sich um einen „verdeckten" M. Metallkonto Konto, auf dem Käufe und Verkäufe von Edelmetallen verbucht werden. Möchte ein Kunde seine Bestände an Edelmetallen nicht selbst lagern oder einer Bank in Verwahrung geben, so besteht weiterhin die Möglichkeit, hierfür ein M. mit Sammelverwahrung oder Einzelverwahrung unter Streifband einzurichten. Dieses Vorgehen bietet sich insbesondere für Anleger an, die in größerem Umfang disponieren. M. werden hauptsächlich an ausländischen Bankplätzen (z.B. Luxemburg) unterhalten, da bei Umsätzen auf deutschen Edelmetallkonten Mehrwertsteuer anfällt, die im Ausland entfällt.

Metallwährung Währung, bei der die ausgegebenen gesetz-

Mindestmargenkalkulation in Kreditinstituten liehen Zahlungsmittel durch Edelmetalle, i.d.R. Gold und Silber, gedeckt sind. Millionenkredite Kredite in Höhe von einer Million Deutsche Mark oder mehr. § 14 KWG sieht für M. eine Meldepflicht der Kreditinstitute bis zum Fünfzehnten der Monate Januar, April, Juli und Oktober an die —» Deutsche Bundesbank als —»Evidenzzentrale vor. Mindestbausparsumme (Mindestansparsumme), Bausparguthaben, das ein Bausparer bis zum Bcwcrtungsstichtag mindestens angespart haben muß, damit der Bausparvertrag zugeteilt werden kann. Weitere Voraussetzungen für die Zuteilung eines Bausparvertrages ist das Einhalten einer - » Wartezeit (Mindestsparzeit) und das Erreichen einer bestimmten Bewertungszahl, die die Reihenfolge der Zuteilung festlegt. Mindestgarantiefonds Mindesthöhe an Eigenmittel in Form eines absoluten Betrages, den ein Versicherungsunternehmen regelmäßig nachweisen muß. Die Höhe des M. wird durch die Kapitalausstattungs-Verordnung festgelegt. Je nach Versicherungssparte gelten unterschiedliche Mindestbeträge, so für die —> Schadenversicherung zwischen 732000 DM und 1464000 DM (§ 2 KapitalausstattungsVO) bzw. 800000 ECU für die -> Lebensversicherung (§ 5 KapitalausstattungsVO) (—> Garantiefonds,—» Solvabilitätsspanne). Mindestkapital vom Gesetzgeber vorgeschriebenes Haftungskapital bei Gründung einer Gesellschaft. Bei Aktiengesellschaften muß gemäß § 7 AktG der Mindestnennbetrag des Grundkapitals 100000 DM, gemäß § 5 GmbHG muß das Stammkapital der GmbH mindestens 50000 DM betragen. Für Einzel- und Personenhandelsgesellschaften sowie bergrechtliche Gewerkschaften ist kein Mindestkapital vorgeschrieben. Mindestmargenkalkulation in Kreditinstituten 1. Die zentrale Erfolgsquelle von Kreditinstituten liegt im zinsabhängigen Geschäft. Demzufolge ist der —> Bankkostenrechnung als Grundlage zur Steuerung dieses Geschäfts eine entsprechend große Be485

Mindestmargenkalkulation deutung einzuräumen. Wie jede Kostenrechnung muß sich auch der Aufbau der Bankkostenrechnung an den damit verfolgten Zielen orientieren. Dabei kann die Vielzahl möglicher Ziele stets einem der beiden grundsätzlichen Zwecke der Kostenrechnung zugeordnet werden, nämlich dem der Disposition einerseits oder dem der Kontrolle andererseits. Aussagen zur Qualität von Kostenrechnungsverfahren müssen sich also an diesen beiden Grundaufgaben orientieren. Nun bedingen Kontrolle und Disposition regelmäßig unterschiedliche Informationen und somit auch unterschiedliche Zahlen. Bereits daraus folgt, daß ein einziges Verfahren der Bankkostenrechnung nicht ausreicht, sowohl dem Zweck der Kontrolle als auch dem der Disposition in ausreichendem Umfang Rechnung zu tragen. Dazu bedarf es vielmehr eines Kostenrechnungssystems. Die M. stellt eine der vielfältigen Arten der Bankkostenrechnung dar, und zwar ein Verfahren zur Ermittlung kostendeckender Preise im zinsabhängigen Geschäft. Kalkulationsobjekte sind also Produkte des —» Wertbereichs bzw. des —»liquiditätsmäßigfinanziellen Bereichs von Kreditinstituten. Dabei wird danach gefragt, ob die Bruttozinsspanne bzw. der Zinsüberschuß ausreicht, um die über die Refinanzierungszinsen hinausgehenden Kosten abzudecken. Hiermit sind die - * Eigenkapitalkosten, die —» Liquiditätskosten, die —> Risikokosten und die Bearbeitungskosten angesprochen. Zielsetzung der M. ist also die Kalkulation einer Marge, die ausreicht, um diese Kosten abzudecken. Teilweise findet man in der Literatur die Anforderung, die M. müsse so konzipiert sein, daß sie als universelles Instrument der Bankkostenrechnung Verwendung finden könne. Diese Anforderung ist sicherlich zu weit gefaßt, weil die M. in ihrer Grundversion auf einer Vollkostenrechnung beruht. Damit sich ihre grundsätzlichen Aufgabenstellungen bereits vorgezeichnet. Die M. zielt zum einen auf die Wahrnehmung bestimmter Kontrollaufgaben ab. So soll sie etwa eine Hilfestellung bei der Antwort auf die Frage geben, ob bestimmte Produkte, Geschäftsarten oder Sparten gewinnoder verlustbringend sind. Zum anderen erlaubt sie, so jedenfalls bei idealtypischer 486

Mindestmargenkalkulation Auslegung, die Ableitung langfristiger Preisuntergrenzen (Preisobergrenzen) im Aktivgeschäft (Passivgeschäft). In ihrer Grundversion als Vollkostenrechnung ist die M. also ex definitione nicht als Instrument zur Disposition im laufenden zinsabhängigen Geschäft geeignet. Einem universellen Anspruch kann die M. bereits von daher nicht Genüge leisten. Wenngleich diesem Mangel modelltheoretisch leicht Abhilfe zu schaffen wäre, so bleibt zunächst einmal das generelle Problem aller Verfahren der Bankkostenrechnung des Wertbereichs, nämlich das der Mittelzuordnung. Dieses Problem ist im Vorfeld zu lösen, wenn es um die Ableitung selbstkostendeckender Mindestmargen geht. Insofern reicht es insgesamt nicht aus, wie im Rahmen der M. lediglich die Eigenkapital-, die Liquiditäts-, die Risiko- und die Bearbeitungskosten zu kalkulieren. Nun ist aber das Problem der Mittelzuordnung aus theoretischer Sicht befriedigend lediglich für solche Fälle gelöst, bei denen ein kausaler Finanzierungszusammenhang besteht, wenn es sich also um sogenannte Margenkredite handelt, beispielsweise um durchlaufende Kredite oder Hypothekenkredite. Ansonsten wird eine Fülle strittiger Lösungsmöglichkeiten angeboten wie etwa die Refinanzierung eines Kredits aus der Überschußkasse zu einem Mischzins aus Mitteln, die diesen Fonds alimentieren, oder aus nach liquiditäts- oder rentabilitätsmäßig geschichteten Passiva zu Durchschnittskosten der jeweiligen Schicht, aus der das betreffende Aktivgeschäft als finanziert unterstellt wird. Letzteres begründet dann auch, daß solche Lösungsvorschläge generell problembehaftet sind. Sie können den Makel einer willkürlichen Zuordnung von Aktiva und Passiva nicht beseitigen, selbst wenn die Schichtung und Zuordnung mit noch so großer Akribie erfolgt. (Der in den letzten Jahren mit der—» Marktzinsmethode beschrittene Weg kommt zwar ohne Zuordnung von Aktiva und Passiva aus, jedoch fehlt bis heute der schlüssige Nachweis, daß diese Methode geeignet ist, eine optimale Beschaffung und Allokation von Refinanzierungsmitteln zu gewährleisten.) Neben der Frage der Mittelzuordnung weist die M. eine Reihe weiterer Probleme auf. Sie beruhen auf der Methodik der Voll-

Mindestmargenkalkulation kostenrechnung sowie der Art und Weise der im folgenden noch zu präzisierenden Verrechnung der interessierenden Kostenbestandteile. Insofern ist es verständlich, daß die M. eine gewisse Reife lediglich in ihrem traditionellen Anwendungsgebiet erlangt hat, nämlich im Bereich des Aktivgeschäfts im allgemeinen und dem des Kreditgeschäfts im besonderen. Wenngleich diese Einschränkung keineswegs methodisch zu begründen ist - d.h. der Anwendungsbereich der M. läßt sich ohne weiteres auch auf das gesamte Passivgeschäft ausdehnen wird die Darstellung der ihr zugrunde liegenden Vorgehensweise im folgenden anhand des Aktivgeschäfts und der dort zu berücksichtigenden Eigenkapitalkosten, Liquiditätskosten, Risikokosten und Bearbeitungskosten veranschaulicht. 2. Zur Kalkulation von Eigenkapitalkosten ist zum eine zu klären, wie diese Kosten zu ermitteln sind, und zum anderen, wie bzw. auf welche Produkte deren Verteilung erfolgen soll. Der Kostensatz für —• Eigenkapital entspricht grundsätzlich der Verzinsung, die notwendig ist, um potentielle Investoren zur Überlassung von Eigenkapital zu bewegen. Dabei ist es zwar möglich, aus ökonomischer Sicht aber höchst unbefriedigend, diesen Kostensatz als intersubjektiv nicht überprüfbare gewünschte Mindestverzinsung zu definieren. Bei der Ermittlung der gewünschten bzw. erforderlichen Mindestverzinsung muß man sich vielmehr an ökonomischen Gegebenheiten orientieren, also etwa an der langfristigen Kapitalmarktrendite. D a Eigenkapital Haftungskapital und somit Risikoträger darstellt, ist die langfristige Kapitalmarktrendite um eine Risikoprämie zu erhöhen. Im Rahmen der M. wird der Eigenkapitalkostensatz üblicherweise unter Berücksichtigung der Steuerwirkungen aus der zu erzielenden Verzinsung des insgesamt eingesetzten Eigenkapitals retrograd ermittelt. Ausgangspunkt der Überlegungen stellt der in kalkulatorischem Sinn als Kosten zu interpretierende Gewinne dar. Dabei hängt die Angemessenheit der Eigenkapital-Verzinsung im einzelnen insbesondere vom Verhältnis zwischen (mit Dividende zu bedienendem) Nominalkapital und Rücklagen ab, von der Ausschüttungspolitik, von der gesamten steuerlichen Belastung und

Mindestmargenkalkulation der gewünschten Dotierung von Rücklagen. Die so charakterisierte Vorgehensweise zur Ermittlung des Eigenkapitalkostensatzes ist insofern verständlich, als Eigenkapital in Kreditinstituten einen entscheidenden Kapazitätsfaktor und somit eine entscheidende Grundlage für gewünschtes Wachstum determiniert. Wesentlich bei der Ermittlung des Kostensatzes für Eigenkapital ist weniger, was in der Vergangenheit für Eigenkapital gezahlt wurde, sondern vielmehr, wie hoch die Verzinsung des Eigenkapitals sein soll, um zukünftige Zuführungen von Eigenkapital zu gewährleisten. Hinsichtlich der Frage, wie und aufweiche Produkte die Eigenkapitalkosten verteilt werden, geht man im Rahmen der M. gleichsam doppelt pragmatisch vor. Zur Lösung dieser Probleme orientiert man sich nämlich am Grundsatz I der —> Bankenaufsicht (—> Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute), der die Einhaltung einer Deckungsrelation zwischen bestimmten risikotragenden Aktivgeschäften und der Höhe des haftenden Eigenkapitals verlangt. Dieser Grundsatz definiert bei der M. sowohl die Kostenträger des Eigenkapitals (obwohl Eigenkapital nicht nur vorzuhalten ist, um die in Grundsatz I genannten Geschäfte zu tätigen) als auch die Verteilungsgrundlage. Vereinfacht formuliert darf nach Grundsatz I in derzeit geltender Fassung die Summe von Krediten und Beteiligungen das 18fache des haftenden Eigenkapitals nicht übersteigen, wobei die Kredite in Risikoklassen eingeteilt sind, nach denen eine unterschiedliche Anrechnung im Grundsatz I erfolgt (Konsumentenkredite z.B. gehen mit 100% ein oder Kredite an inländische Kreditinstitute zu 20%). Demzufolge stellt der Grundsatz I eine Kapazitätsgrenze für die Auslastung von haftendem Eigenkapital durch die dort genannten Kredite und Beteiligungen dar. Die Verteilung der Eigenkapitalkosten wird grundsätzlich wie folgt vorgenommen: Ein Kredit in H ö h e von K bindet nach Maßgabe seines Anrechnungsfaktors a haftendes Eigenkapital in H ö h e von a • K/18. Bei einer zu erzielenden Eigenkapitalverzinsung in H ö h e von r (in Dezimalform) belaufen sich die absoluten Kosten des Eigenka487

Mindestmargenkalkulation pitals somit auf r • a • K/18. Bezieht man diese auf das Kreditvolumen K, so erhält man die für das Eigenkapital zu kalkulierende Kostenmarge mit r • a/18. Da die kalkulierten und verdienten (!) Kosten des Eigenkapitals zu einem entsprechenden Wachstum des Eigenkapitals führen - so wird in der Literatur regelmäßig argumentiert - , muß dem ein kalkulatorischer Zinsertrag in Höhe des langfristigen Kapitalmarktzinses zugerechnet werden. Demnach ist der entsprechende Zinsertrag von der zuvor erläuterten Kostenmarge abzuziehen, um die effektiven Kosten des haftenden Eigenkapitals zu erhalten. Mit einem Kapitalmarktzins in Höhe von i (in Dezimalform) ergibt sich die Kostenmarge des Eigenkapitals dann grundsätzlich gemäß a (r — i) /18. 3. Die Kosten der Liquiditätshaltung lassen sich zum einen auf die —> Mindestreserve und zum anderen auf die Liquiditätsgrundsätze (Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute), also die Grundsätze II und III, zurückführen. Nach § 16 des —> Gesetzes über die Deutsche Bundesbank kann diese verlangen, daß die Geschäftsbanken einen bestimmten Prozentsatz bestimmter Refinanzierungsmittel bei ihr (zinslos) auf Girokonten unterhalten. Die Einzelheiten regelt § 2 der Anweisung über Mindestreserven (—» A M R ) . Demzufolge ergeben sich die Kosten der mindestreservepflichtigen Refinanzierungsmittel als Differenz zwischen effektiven und nominellen Kapitalkosten. Bei einem nominellen Einstandszins in H ö he von p und einem Mindestreservesatz in Höhe von MR (jeweils in Dezimalform) ergibt sich der effektive Einstandszins gemäß p/(l-MR). Liquiditätskosten durch die Grundsätze II und III kommen stets dann zum Tragen, wenn diese Grundsätze einen Engpaß darstellen (wobei diese Vorschriften lediglich eine gesetzlich fixierte Obergrenze darstellen, d.h. die aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu setzenden Grenzen müssen in Anbetracht der Ungewißheit und der Notwendigkeit zur Vorhaltung von Reserven für zukünftige Geschäfte unterhalb der gesetzlichen Obergrenze liegen). Diese Kosten sind darauf zurückzuführen, daß bestimmte Gelder nach Maßgabe von Fristigkeiten gemäß Liquiditätsgrundsätzen nur anteilig als 488

Mindestmargenkalkulation Refinanzierungsmittel Anerkennung finden. Geht man beispielsweise davon aus, daß ein Kredit mit 100% Anrechnung im Grundsatz III durch Mittel refinanziert wird, die diesen Grundsatz passivseitig nur zu 50% entlasten, so sind entsprechende Refinanzierungsmittel in doppelter Höhe des Kreditbetrages zu beschaffen. Dem Kredit sind allerdings nicht die doppelten Refinanzierungszinsen anzulasten, da der Differenzbetrag zwischen aufgenommenen und zur Kreditgewährung benötigten Refinanzierungsmittel ( = strukturelle Liquidität) nicht zinslos gehalten, sondern einer verzinslichen Anlage zugeführt wird. Dies führt zu einer entsprechenden Korrektur der Zinsbelastung brutto. Analog zur Mindestreserve lassen sich die Kosten der Liquiditätshaltung gemäß Liquiditätskosten demzufolge wiederum als Differenz zwischen effektivem und nominellem Einstandszins definieren. (Wird beispielsweise ein im Grundsatz III voll angerechneter Kredit in Höhe von 100 Geldeinheiten ( G E ) durch 200 G E mit einer Anrechnung von 50% zu 5% refinanziert und die strukturelle Liquidität in H ö h e von 100 zu 4% angelgt, so belaufen sich die effektiven Einstandszinsen für die Kreditgewährung auf 2 • 5% - 4 % = 6 % . Die Differenz in Höhe von 1% gegenüber dem nominellen Einstandszins in Höhe von 5% entspricht den im Beispiel durch Grundsatz III entstehenden Liquiditätskosten.) Eine Modifikation dieser Vorgehensweise ist dann zu bedenken, wenn die strukturelle Liquidität nicht grundsatzneutral angelegt wird, also etwa als Interbankenforderung. Diese bindet nämlich haftendes Eigenkapital gemäß Grundsatz I und führt zu sogenannten derivativen Kosten des Eigenkapitals, die dem originären Kredit anzulasten sind bzw. angelastet werden können. (Die Kalkulation ist analog zur Vorgehensweise bei der Ermittlung der originären Kosten des Eigenkapitals zu vollziehen.) Gleichzeitig ist zu bedenken, daß sich die Anlage der strukturellen Liquidität am Interbankenmarkt eventuell wiederum auf die Liquiditätsgrundsätze auswirkt. Deren Einhaltung zwingt gegebenenfalls zu einer erneuten A u f n a h m e von Refinanzierungsmitteln in entsprechendem Umfang. Dementsprechend ändern sich die Kalkulation

Mindestmargenkalkulation von Liquiditätskosten und derivativen Kosten des Eigenkapitals. 4. Im liquiditätsmäßig-finanziellen Bereich von Kreditinstituten lassen sich prinzipiell —» Liquiditätsrisiken (Termin-, Abruf- und Refinanzierungsrisiko) und —» Erfolgsrisiken (Bonitäts-, Zinsänderungs- und Währungsrisiko) unterscheiden. Liquiditätsrisiken schlagen sich letztlich allerdings stets in Form von Erfolgsrisiken nieder. Ob und inwieweit Zinsänderungs- und Währungsrisiken zum Tragen kommen, hängt entscheidend von Dispositionen der Bankleitung ab. Insofern ist ein prinzipieller Unterschied gegenüber dem Bonitätsrisiko zu sehen, weil dieses maßgeblich auch vom Verhalten des Kreditnehmers und dessen wirtschaftlichem Umfeld abhängt. Als Konsequenz dieser Differenzierung sollten in die Risikokalkulation also nur solche Kostenbestandteile eingehen, die durch Maßnahmen der bankbetrieblichen Steuerung nicht (mehr) zu verhindern sind. Demzufolge findet im Rahmen der M. dann auch lediglich das Bonitätsrisiko Berücksichtigung. Grundsätzlich läßt sich das Bonitätsrisiko für die Kalkulation als Ausfallquote und somit als Kostensatz ermitteln, indem man die erwarteten Ausfälle auf das erwartete durchschnittliche Kreditvolumen bezieht. Einen Anhaltspunkt für diese Schätzung stellt die durchschnittliche Ausfallquote der letzten Perioden dar, wobei allerdings Sondereinflüsse wie etwa der Ausfall eines Großkredits eliminiert werden sollten. Eine solche undifferenzierte Betrachtung über alle Kredite ist für Zwecke der Kalkulation allerdings zu grob. Zweckmäßiger ist es, statt dessen auf differenzierte Kostensätze für das Bonitätsrisiko abzustellen, indem man Kredite in verschiedene Risikoklassen einteilt und diesen nach Maßgabe der jeweiligen Risikokategorie entsprechend ermittelte Ausfallquoten als Risikoaufschläge zuordnet. Diese Vorgehensweise folgt dem bei —» Versicherungen üblichen Prinzip: individuelle Verursachung des Schadens und Sozialisierung der damit einhergehenden Verluste durch Prämien, die von allen Kreditnehmern zu leisten sind. Das damit charakterisierte Prozedere zur Kalkulation des Ausfallrisikos ist zwar plausibel. Schließlich sind realisierte Kreditverluste durch ent-

Mindestmargenkalkulation sprechende Erträge abzudecken, was in Anbetracht der Zahlungsunfähigkeit der betreffenden Kreditnehmer nur durch Sozialisierung des Schadens möglich ist. Dennoch ist es keineswegs zwingend, daß solche Verluste lediglich durch Kreditgeschäfte abgedeckt werden sollen. Grundsätzlich kommen hierfür auch Erträge aus anderweitigem Bankgeschäft in Frage, die (anteilig) in einem Risikopuffer vorzuhalten sind, sei es in Form von ausreichendem bilanziellem Haftungskapital oder in Form von —» stillen Reserven. 5. Im Unterschied zu den bisher erläuterten volumensabhängigen Kosten des Wertbereichs geht es bei der Ermittlung der Bearbeitungskosten um Stückkosten. Damit sind neben Kostensteuern insbesondere die Personal- und Sachkosten angesprochen, die im Rahmen der Stückkostenrechnung auf interessierende Leistungsträger zu verteilen sind. Dies erfolgt im Rahmen der —> Kostenartenrechnung (Differenzierung nach Kostenarten und betragsmäßige Ermittlung der entsprechenden Kosten), der —» Kostenstellenrechnung (Verteilung der Kosten auf Kostenstellen) und der —» Kostenträgerrechnung (Verteilung der Kostenstellenkosten auf Kostenträger). Nun handelt es sich bei den Personal- und Sachkosten von Kreditinstituten fast ausschließlich um Gemeinkosten, und bei der als Vollkostenrechnung konzipierten M. läßt sich eine Schlüsselung dieser Gemeinkosten nicht vermeiden. Dies ist ohne Verletzung des Verursachungsprinzips nicht möglich, womit die Aussagekraft von Stückkostenrechnungen regelmäßig erheblichen Einschränkungen unterliegt. Dabei nimmt die Aussagekraft mit sinkender Ebene der Kostenverrechnung ab. Das Problem der Schlüsselung von Gemeinkosten taucht bei der Stückkostenrechnung prinzipiell an drei Stellen auf: 1. bei der Verteilung der Kostenarten auf Kostenstellen, 2. bei der innerbetrieblichen Leistungsverrechnung und 3. bei der Verteilung der Kostenstellenkosten auf Kostenträger. Betrachtet man die einzelnen Kredite bzw. Produkte und somit die kleinsten Leistungseinheiten als Kostenträger, so spricht man eine Ebene der Kostenverrechnung an, bei der das Verursachungsprinzip im Vorfeld an drei Stellen mehr

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Mindestmargenkalkulation oder minder stark verletzt wurde. Damit einhergehende Probleme lassen sich mindern, wenn man die Kostenverrechnung statt auf einzelne Kredite (Produkte) auf höhere Ebenen abstellt, also auf Geschäftsarten wie etwa das Konsumentenkreditgeschäft oder die gesamte Sparte Kreditgeschäft. Damit steigt zwar die Genauigkeit und somit die Aussagekraft der M., jedoch wird ihr Anwendungsbereich merklich eingeschränkt. Die gerade interessierende Kalkulation des einzelnen Produkts wird auf diese Weise nicht vollzogen. Die zuvor erläuterte prinzipielle Vorgehensweise bei der Stückkostenrechnung ist wie folgt zu konkretisieren: Zunächst sind die Personal- und Sachkosten zu ermitteln, die sich Einzelgeschäften direkt zuordnen lassen. Diese Kosten können über Standardkostensätze verteilt werden. Sodann bleiben solche Kosten zu ermitteln, die man einer höher gelagerten Kostenebene zurechnen kann, also etwa auf der Ebene von Geschäftsarten oder Sparten. Diese Kosten können beispielsweise nach Maßgabe unterschiedlicher Kreditvolumina oder nach Standardkosten auf Einzelkredite verteilt werden. Diese Verteilung ist allerdings primär statistischer und nicht kausaler Natur, also letztlich mehr oder minder willkürlich. Im letzten Schritt geht es um die Kosten auf der Ebene der Gesamtbank, die sogenannten —» Overhead-Kosten. Das sind solche, die keinerlei mittelbare oder unmittelbare Beziehung zu Einzelgeschäften, Geschäftsarten oder Sparten herleiten lassen. Bei einer Vollkostenrechnung kommt man dennoch nicht um eine Verteilung dieser Kosten umhin. Sie kann prinzipiell etwa nach Maßgabe der Verteilung im zweiten Schritt erfolgen oder nach Maßgabe der Kostentragfähigkeit einzelner Kredite. So drückt die Verteilung der Overhead-Kosten nach Volumina oder Standardkosten aus, daß die Einzelgeschäfte anteilig in gleichem Umfang zur Deckung dieser Kosten beitragen sollen. Eine Verteilung der OverheadKosten nach dem Tragfähigkeitsprinzip beruht auf dem Gedanken, daß ertragsreichere Geschäfte zu einer höheren Deckung dieser Kosten beitragen sollen als weniger ertragreiche Geschäfte. 6. Die der M. konventionellen Zuschnitts zugrunde liegende Vollkostenrechnung 490

Mindestmargenkalkulation schränkt ihr praktisches Anwendungsgebiet merklich ein. Wenngleich die langfristige Preisuntergrenze prinzipiell nur auf Vollkosten beruhen kann, so bedeutet dies keineswegs, daß Kreditkonditionen oder allgemein die Preise von Produkten stets die (mehr oder minder willkürlich) zugerechneten Kosten abdecken müssen. Entscheidend ist vielmehr, daß auf Dauer ein kalkulatorischer Ausgleich erzielt wird. Demzufolge ist es ohne weiteres opportun, bestimmte Bankprodukte auch dann anzubieten, wenn sie weniger als die kalkulierte Mindestmarge erwirtschaften. Im Rahmen einer auf die Ermittlung kurzfristiger Preisuntergrenzen abzielenden Grenzkostenbetrachtung ist (tendenziell) auf die Berücksichtigung der zuvor erläuterten Kostenbestandteile der M. zu verzichten, jedenfalls dann, wenn ausreichende Kapazitäten aus Eigenkapital, Liquidität sowie Personal- und Sachmitteln vorliegen. So kann in bestimmten Fällen beispielsweise ohne weiteres auf die Kalkulation von Eigenkapitalkosten verzichtet werden, etwa dann, wenn die Eigenkapitalkosten bereits verdient wurden oder zukünftige Geschäftsbeziehungen mit bestimmten Kunden im Vordergrund der Überlegungen stehen. Analog gilt dies letztlich auch für das Bonitätsrisiko bei der Kalkulation eines einzelnen Kredits, der ja nur dann vergeben wird, wenn der Entscheidungsträger die Bonität des Kreditnehmers als ausreichend erachtet. Hinzu kommt, daß sich Preise regelmäßig nicht kalkulieren lassen, sondern durch den Markt bestimmt werden. Zu bedenken ist schließlich auch, daß es sich bei der Mindestmarge nicht um eine „wahre" Kostenspanne handelt, sondern um eine nicht konsequent verursachungsgemäß kalkulierbare Größe. Es wäre also wenig sinnvoll, Einzelgeschäfte schlechthin aus dem Gesamtzusammenhang bankpolitischer Maßnahmen herausgelöst zu betrachten und Kostenbestandteile isoliert für einzelne Produkte zu kalkulieren. Realiter ist nicht zu gewährleisten, daß Einzelgeschäfte generell mit starr geplanten Mindestmargen am Markt untergebracht werden können. Dennoch hat die M. zweifelsohne Bedeutung und Berechtigung bei Kontrollrechnungen, wenn sich diese auf höhergelagerte

Mindestmargenkonzept Ebenen wie auf Geschäftsarten oder Sparten beziehen. Eine Kontrollrechnung auf der Ebene von Einzclgeschäftcn ist in Anbetracht der geschilderten Probleme der M. - also der Zurechnungs- und Verteilungsprobleme von Kosten - mit merklichen Vorbehalten zu versehen. Generelle Vorbehalte gegenüber der M. sind dann geltend zu machen, wenn sie als Dispositionsgrundlage dienen soll. Als Vollkostenrechnung ist sie als alleinige Entscheidungsgrundlage jedenfalls abzulehnen und kann lediglich als Entscheidungshilfe in dem Sinn verstanden werden, dafür Sorge zu tragen, daß im Durchschnitt über die Einzelgeschäfte (wenigstens) die Mindestmarge erwirtschaftet wird. Als generelle Dispositionsgrundlage kann nur eine modifizierte M. in Frage kommen. Diese Modifikation bleibt dergestalt auszurichten, daß in der Mindestmarge bei Einzelgeschäften nur solche Kosten enthalten sind, auf deren Abdeckung der Entscheidungsträger im konkreten Fall nicht zu verzichten bereit ist. Hierbei muß allerdings bedacht werden, daß eine konkurrenzorientierte Preispolitik zwar den Markterfolg eines Kreditinstituts fördert, daß diese aber durch eine kostenorientierte Preispolitik zu fundieren und abzusichern ist. Insofern hat die M. konventionellen Zuschnitts zweifelsohne ihre Berechtigung. Literatur: Bühler, W.: Zur Ermittllung von Mindestmargen im Zinsgeschäft der Kreditinstitute, in: Österreichisches Bank-Archiv, 2/ 1983, S. 37-56; Doranth, M.: Mindestmargen im langfristigen Kreditgeschäft, in: Betriebswirtschaftliche Blätter, 2/1979, S. 7276; Ippisch, W.: Bankbetriebliches Zinsspannen-Management - Instrumentelle Aspekte einer Fristen- und Rentabilitätssteuerung bei sich wandelnden Bilanzstrukturen, in: Schriftenreihe des Instituts für Kredit- und Versicherungswirtschaft, Abteilung Bankbetriebslehre, Bd. 6, Hrsg.: Bühler, W., Wien 1984. Prof. Dr. Jürgen Steiner, Passau Mindestmargenkonzept Verfahren zur Preiskalkulation von Zinsgeschäften. Im Vordergrund der Kalkulation steht hier die Bestimmung von kostenorientierten Mindestpreisen, was die Berücksichtigung aller durch ein bestimmtes Ein-

Mindestreserveberechnung zelgeschäft verursachten Kosten voraussetzt. Zusätzlich zu dem eigentlichen Einstandszins sind dies die Eigcnkapital-, Liquiditäts-, Risiko- und Betriebskosten, die addiert einen sog. Selbstkostenpreis ergeben. —» Mindestmargenkalkulation. Obwohl dem M. betriebswirtschaftlich anspruchsvolle und differenzierte Überlegungen zugrunde liegen, weist es eine Reihe von Kritikpunkten auf, die insbesondere in der mangelnden Zuordnungsmöglichkeit allgemeiner Kostenkomponenten auf Einzelgeschäfte und in der fehlenden Durchsetzbarkeit der Mindestmargen am Markt münden. Mindestreserve zinslose Guthaben, die Kreditinstitute gemäß § 16 BBankG bei der Deutschen Bundesbank halten müssen und die in einem bestimmten Verhältnis zu den Kundeneinlagen sowie den aufgenommenen Geldern von nicht mindestreservepflichtigen Unternehmen stehen. Statt „M." finden häufig auch die Ausdrücke „Pflichtreserven, Barreserven" oder „Liquiditätsreserven" Verwendung. M.n gehören zum einen zum geldpolitischen Instrumentarium der Deutschen Bundesbank (—»Mindestreservepolitik), zum anderen bedeuten sie für die Kreditinstitute Liquiditätsreserven. Ergänzend zu den Regelungen des BBankG hat die Deutsche Bundesbank die „Anweisung der Deutschen Bundesbank über Mindestreserven (AMR)" erlassen. Hierin sind neben allgemeinen Bestimmungen Regelungen über die Unterhaltung der M., über die Berechnung des Reserve-Solls und der Ist-Reserve (—» Mindestreserveberechnung), über einen abzuführenden Sonderzins bei Verletzung der Bestimmungen sowie über die Termine der Reservemeldung zu finden. Die vom Zentralbankrat festgesetzten Mindestreservesätze sind einerseits nach der Art der reservepflichtigen Verbindlichkeiten - Sichtverbindlichkeiten, befristete Verbindlichkeiten und Spareinlagen - gestaffelte, andererseits nach der Herkunft der reservepflichtigen Verbindlichkeiten Nichtbanken, nicht reservepflichtige Kreditinstitute und Banken im Ausland - differenziert. Mindestreserveberechnung Die von den Kreditinstituten bei der Deutschen Bundesbank zu unterhaltende —» 491

Mindestreserve-Konzeptionen Mindestreserve wird unter Anwendung der §§ 5-7 der „Anweisung der Deutschen Bundesbank über Mindestreserven (AMR)" ermittelt. Hiernach ist der Vorschrift Genüge getan, wenn die Ist-Reserve eines Kreditinstituts das Reserve-Soll erreicht. Das Reserve-Soll wird aus den jeweilig gültigen Mindestreservesätzen und dem Monatsdurchschnitt der reservepflichtigen Verbindlichkeiten errechnet, wobei alternativ zwei Verfahren Anwendung finden können. Zum einen kann der Monatsdurchschnitt aus den Endbeständen jeden einzelnen Tages in der Zeit vom 16. des Vormonats bis zum 15. des laufenden Monats oder aus den Endbeständen des 23. und des letzten Tages des Vormonats und des 7. und 15. Tages des laufenden Monats errechnet werden. Welches Verfahren für das einzelne Kreditinstitut Anwendung findet, kann die Deutsche Bundesbank vorschreiben. Als Ist-Reserve gilt der aus dem Stand des am Ende sämtlicher Tage des laufenden Monats errechnete Monatsdurchschnitt der bei der Bundesbank unterhaltenen Guthaben. Sollte die Ist-Reserve das Reserve-Soll unterschreiten, so hat das Kreditinstitut gemäß § 8 AMR auf den Fehlbetrag für 30 Tage einen von der Deutschen Bundesbank festzulegenden Sonderzins zu zahlen. Ein Überschreiten des Reserve-Solls hat im Gegenzug jedoch keine positiven Auswirkungen, so daß eine solche Überschußreserve aus Rentabilitätsgründen möglichst klein gehalten wird. Mindestreserve-Konzeptionen 1. Ursprung der Mindestreserven Ursprünglich hielten —> Kreditinstitute freiwillig —> Mindestreserve (MR) in Form von —> Zentralbankgeld (monetäre Basis) in einem bestimmten Verhältnis zum Umfang der bei ihnen gehaltenen Einlagen, um das Verlustrisiko ihrer Einleger zu begrenzen (—» Einlagensicherung). Heute gilt dies in England (wieder), da seit 1982 die MRPflicht durch die Bank of England aufgehoben wurde. In den 20er Jahren wurden in England auf einen Vorschlag von John Maynard Keynes MR-sätze offiziell vorgeschrieben, die aus geldpolitischen (konjunkturpolitischen) Motiven änderbar sein sollten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden MR-vorschriften in fast allen marktwirtschaftlich organi492

Mindestreserve-Konzeptionen sierten Volkswirtschaften aus konjunkturpolitischen Gründen eingeführt. Im Deutschen Reich wurde 1934 die Deutsche Reichsbank ermächtigt, eine Reservehaltung bis zu 10% der Einlagen von den Kreditinstituten zu fordern, ohne daß sie allerdings je davon Gebrauch machte. Mit der Neuordnung des Währungssystems in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1948 wurde die MR-politik nach US-amerikanischem Vorbild gesetzlich verankert. 2. Bemessungsgrundlage in Deutschland Seit der Errichtung der —» Deutschen Bundesbank am 27. Juli 1957 ist das Instrument der MR-politik in § 16 BBankG geregelt; die Anweisung der Deutschen Bundesbank über die Mindestreserven (—* AMR) enthalten die dafür notwendigen Durchführungsbestimmungen. Nach § 16 BBankG ist die Deutsche Bundesbank berechtigt, zur Beeinflussung des Geldumlaufs und der Kreditgewährung von den Kreditinstituten in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes ihrer Verbindlichkeiten zinslose Guthaben auf einem Bundesbank-Girokonto zu fordern; dies ist die sog. —»Mindestreserve. Bemessungsgrundlage sind nach § 2 Abs. 1 AMR für die bei der Deutschen Bundesbank zu haltende MR alle Einlagen mit einer Befristung unter vier Jahren, die von Nichtbanken, nicht reservepflichtigen Kreditinstituten sowie Banken im Ausland bei deutschen Kreditinstituten gehalten werden. Der Kreis der Kreditinstitute ist in § 1 KWG erschöpfend festgehalten. Seit Mai 1986 werden auch von Kreditinstituten emittierte—> Inhaberschuldverschreibungen mit einer Ursprungslaufzeit bis zu zwei Jahren sowie seit April 1985 Bauspareinlagen, über die vorzeitig verfügt werden darf, der MR-pflicht unterworfen. Mit einer MR-verpflichtung auch bestimmter Bausparanlagen hat die Deutsche Bundesbank ihre MR-politik seit 1985 erstmals auch auf —> Finanzintermediäre ausgedehnt. 3. Berechnungsmethoden der Mindestreserve Die von der Deutschen Bundesbank geforderten MR-sätze sind nach - Art und Umfang der Verbindlichkeiten, - ihrer Herkunft und - dem Bestand sowie ihrem Zuwachs

Mindestreserve-Konzeptionen differenziert. Dabei wird der Umfang der reservepflichtigen Verbindlichkeiten durch das Progressionsstaffelverfahren berücksichtigt, nach dem Kreditinstitute mit größerem Umfang an Verbindlichkeiten mit einem höheren MR-satz belegt werden als solche mit einem niedrigeren Umfang an Verbindlichkeiten. Um den internationalen Kapitalverkehr (insb. unerwünschte Kapitalimporte) zu beeinflussen, kann die Deutsche Bundesbank auch die MR-sätze für Einlagen von Inländern und Ausländern unterschiedlich gestalten. Zusätzlich kann den Kreditinstituten auferlegt werden, neben einer MR auf den Bestand an Verbindlichkeiten auch eine Zuwachsreserve auf den Anstieg an Verbindlichkeiten - bezogen auf einen bestimmten Stichtag-zu halten. Zur Ermittlung des MR-Solls werden die für ein Kreditinstitut und dessen einzelne Verbindlichkeiten geltenden MR-sätze jeweils - entweder mit den im Monatsdurchschnitt gehaltenen Verbindlichkeiten (§ 5 AMR), d.h. den Endständen an allen Kalendertagen in der Zeit zwischen dem 16. Tag des Vormonats und dem 15. Tag des laufenden Monats (TagesendstandMethode) - oder nach der Stichtag-Methode aus den Endständen der vier Stichtage: 23. und letzter Tag des Vormonats, 7. und 15. Tag des laufenden Monats (§6 AMR) berechnet; bei Verdacht auf Manipulation der Endstände dieser Stichtage wird die Stichtag-Methode allerdings untersagt. Von diesem MR-Soll dürfen Kreditinstitute ihren Kassenbestand, d.h. den im Durchschnitt des laufenden Monats ermittelten Bestand an inländischem Bargeld, abziehen ; allerdings nur bis maximal 50% des berechneten MR-Solls. Übersteigt das MR-Soll die im Monatsdurchschnitt bei der Deutschen Bundesbank gehaltenen Guthaben, also das MRIst, so muß auf den Differenzbetrag ein Sonderzins gezahlt werden der drei Prozent-Punkte über dem jeweiligen —* Lombardsatz liegt. Die Erfüllung der MRpflicht wird turnusmäßig von der zuständigen —» Landeszentralbank, der Hauptverwaltung der Deutschen Bundesbank in einem Bundesland, überprüft.

Mindestreserve-Konzeptionen 4. Mindestreserve-Dispositionen ohne geldpolitische Wirkung Die Berechnungsmodalitäten des MR-Solls erlauben es den Kreditinstituten, mögliche —> Überschußreserven (Differenz zwischen dem MR-Ist und dem MR-Soll) zur eigenen Disposition zu verwenden. Da ein mögliches Defizit zwischen dem Ist- und Soll-Betrag rechtzeitig erkannt werden kann, können Kreditinstitute durch geeignete Maßnahmen - Einschränkung der Verbindlichkeiten und/oder Kreditaufnahme in Zentralbankgeld (monetäre Basis) - eine eventuell drohende Sonderbelastung vermeiden. Dies gilt gleichermaßen für den Fall einer von der Deutschen Bundesbank verfügten Erhöhung der MR-sätze. Mit der Stichtag-Methode wird Kreditinstituten die Möglichkeit zugeschrieben, die natürlichen Schwankungen im Bestand der Verbindlichkeiten terminlich auszunutzen und dabei das MR-Soll zu reduzieren. Dies wird einerseits mit der Abnahme des Einlagenbestands zur Monatsmitte auf Grund der dann fälligen Steuervorauszahlungen und andererseits mit der zum Monatsende erfahrungsgemäß stärkeren Barabhebung begründet. Beide behaupteten Möglichkeiten, das MR-Soll zu reduzieren, sind allerdings recht vordergründig: Steuervorauszahlungen vermindern zwar bei einigen Banken das Einlagevolumen, erhöhen es aber uno actu bei denjenigen Kreditinstituten, bei denen Finanzämter ihre Konten unterhalten. Barabhebungen reduzieren zwar ebenfalls das Einlagevolumen, gleichzeitig aber auch den auf das MR-Soll anrechenbaren Kassenbestand, was eigentlich wegen des Buchgeldschöpfungs-Multiplikators zu einer stärkeren Belastung der davon betroffenen Kreditinstitute führt. Die gleichen Überlegungen gelten auch für das Argument, Kreditinstitute könnten durch interne Disposition Abbuchungen (Daueraufträge) genau auf die für die Berechnung des MR-Solls relevanten Stichtage legen, oder durch externe Disposition mit Firmenkunden vereinbaren, Gehalts- und Prämienauszahlungen auf diese Stichtage zu verlegen. Allenfalls könnte man annehmen, daß Kreditinstitute im internen Verrechnungsverkehr diese Stichtag-Methode ausnutzen, indem eine Abbuchung am 493

Mindestreserve-Konzeptionen Stichtag erfolgt und die Gutschrift ein, zwei Tage später. Dies würde ein Ausnutzen des —»float nicht nur aus Renditeüberlegungen (Verzinsung der Einlagen), sondern auch aus MR-Belastungsgründen bedeuten. 5. Mindestreserve-Dispositionen mit geldpolitischer Wirkung Kreditinstituten wird auch die Möglichkeit zugeschrieben, eine Umschichtung von mit der MR höher belasteten Einlagen auf solche mit einer niedrigeren Belastung vorzunehmen. Dies könnte zum Beispiel durch geschickte Beratung der Bankkunden und Zinsanreize erfolgen, wodurch Sichteinlagen in Termin- oder Spareinlagen (oder auch —»Inhaberschuldverschreibungen der betreffenden Bank) umgeschichtet werden. Ganz abgesehen von der höheren Zinslast für das Kreditinstitut ist eine Bank stets daran interessiert, Kredite über eine Refinanzierung auch durch —* Termin- und —> Spareinlagen sicherzustellen. Dies ist daher keine Folge der MR-verpflichtung, sondern gehört zur allgemeinen Geschäftspolitik einer jeden Bank. Kreditinstitute können sich bei einer Erhöhung der MR-sätze oder bei einer Ausdehnung ihrer Kreditgewährung nur durch Verschuldung bei anderen Kreditinstituten oder durch Auflösen ihrer —> Liquiditätsreserven Zentralbankgeld (monetäre Basis) zur Erfüllung ihrer MR-verpflichtung beschaffen. Dazu besteht einerseits die Möglichkeit einer Verschuldung bei anderen Banken am —> Geld- und —> Kapitalmarkt, und andererseits können freie Liquiditätsreserven durch Verkauf inländischer—> Geldmarktpapiere an die Deutsche Bundesbank aufgelöst werden. Außerdem könnten sich Kreditinstitute in einem System fester Wechselkurse im Ausland in fremder Währung verschulden, die aufgenommenen Devisen an der Devisenbörse zur Parität in die inländische Währung DM konvertieren und so eine Erhöhung der Zentralbankgeldmenge (monetäre Basis) erzwingen. Bei festen Wechselkursen muß die Deutsche Bundesbank an der Devisenbörse einen möglichen Angebotsübergang an Devisen gegen DM ankaufen und damit die Zentralbankgeldmenge (monetäre Basis) erhöhen. Schließlich können sich Kreditinstitute mit 494

Mindestreserve-Konzeptionen Geldschöpfungsmöglichkeit (in Form von Zahlungsmitteln, also Sichteinlagen), d.h. Banken, bei solchen Kreditinstituten ohne Geldschöpfungsmöglichkeit (Finanzintermediäre wie Bausparkassen, Sozialversicherungen etc.) verschulden. Eine Bank regt dabei einen Finanzintermediär dazu an, seine bei ihr unterhaltene Sichteinlage in eine Termineinlage umzuschichten. Für Banken wäre ein solches Vorgehen allerdings nur dann sinnvoll, wenn der Finanzintermediär nicht selbst als MR-pflichtiges Kreditinstitut gilt, denn andernfalls wären Einlagen des Finanzintermediärs als inländische Interbankenverbindlichkeit MR-frei. Die MR der Deutschen Bundesbank wurde im Hinblick auf Finanzintermediäre in der Vergangenheit einige Male geändert. So wurden Kreditinstitute mit vorwiegend langfristigem Geschäft ab 1. Juli 1965 von der Mindestreservepflicht befreit. Mit der Neufassung der AMR vom 20. Januar 1983 wurde diese MR-pflicht zum 1. Januar 1984 wieder eingeführt. Damit wurden die Einlagen von Finanzintermediären bei Geschäftsbanken MR-frei; jedoch sind gleichzeitig die Verbindlichkeiten der Finanzintermediäre von der MR-pflicht ausgenommen, so daß sie selbst keine MR zu halten brauchen. Seit 11. April 1985 wurden allerdings in § 2 Abs. 4 (d) AMR die bis dahin von der MR-pflicht freigestellten Verbindlichkeiten aus Bauspareinlagen, über die ein Bausparer vor Zuteilung der Bausparsumme verfügen kann, MR-pflichtig. 6. Mindestreserve-Konzeption der Deutschen Bundesbank (These) Kreditinstitute schaffen regelmäßig Geld in Form von Zahlungsmitteln - also Sichteinlagen - , indem sie Kredite an Nichtbanken gewähren. Daneben stellen sie auch Sichteinlagen für die Hereinnahme von Bargeld, Fremdwährungen und Wertpapieren zur Verfügung. Da Banken zur Abwicklung des täglich fälligen Geschäftsverkehrs (working balances) und zur MR-haltung nur einen Bruchteil der von ihnen zur Verfügung gestellten Geldmenge benötigen, sind sie zu einer multiplen —* Geldschöpfung in der Lage. Vergleicht man den Umfang an Bankkrediten (Aktivseite der Bankbilanz) mit der „Geldmenge" (Passivseite der Bankbi-

Mindestreserve-Konzeptionen

Mindestreserve-Konzeptionen

lanz), so entspricht das Kreditvolumen nicht dem Umfang an Sichteinlagen, allenfalls dem Umfang sämtlicher Einlagen von Nichtbanken sowie den im Umlauf befindlichen Inhaberschuldverschreibungen von Banken. Dies läßt scheinbar darauf schließen, daß den Bankkrediten eine relativ weitgefaßte „Geldmengenart" gegenüberstehen sollte. Die Deutsche Bundesbank definiert daher in internationaler Tradition eine - Geldmenge Ml (Bargeldumlauf, ohne Kassenbestände der Kreditinstitute, plus Sichteinlagen inländischer Nichtbanken), - „Geldmenge" M2 (Ml plus Termineinlagen inländischer Nichtbanken bis unter 4 Jahre), und - „Geldmenge" M3 (M2 plus Spareinlagen mit gesetzlicher Kündigungsfrist); der MR-plicht unterliegen allerdings (siehe oben) noch weitere Positionen einer Bankbilanz. Die weite „Geldmengen"definition M3 entspricht nicht nur vom Umfang her eher dem von der Deutschen Bundesbank zu steuernden Kreditvolumen, sie wird auch unter

geldnachfrage-theoTCtischem Aspekt begründet. Die Deutsche Bundesbank sieht Termin- und Spar-Einlagen aus der Sicht des einzelnen Geldverwenders (individueller Geldnachfrager) als enge Substitute für Zahlungsmittel an, die relativ rasch in Sichteinlagen umgeschichtet werden können. Termin- und Spareinlagen werden von ihr als Geld mit relativ hohem Liquiditätsgrad bezeichnet. Die moderne Geldmengen-Politik basiert wesentlich auf der Geldnachfrage-Theorie, die eine stabile Beziehung zwischen der Entwicklung der gesamtwirtschaftlichen (realen) Geldmenge und der des realen Bruttosozialproduktes bzw. der des realen Volkseinkommens unterstellt. Geldpolitisch kommt eine geldnachfrage-theoretisch begründete, auf das Verhalten der einzelnen Nichtbank abstellende, gegebene Beziehung zwischen Sicht-, Termin- und Spareinlagen hinzu. Diese gegebene Beziehung mag sich wohl aus der zeitlichen Entwicklung der monetären Aggregate M l , M2 und M3 ablesen lassen. Im Prinzip aber zeigt diese Entwicklung nur: Wenn alle „reicher" werden, neh-

G e l d m e n g e n e n t w i c k l u n g Ml, M2 1972 - 1 9 0 7 (In Billionen DM)

1.2

u n d

M3

' I ' ' ' I1 ' 1 I ' ' 1 I11 ' I ' ' 1 I1 ' 1 I11 ' I ' ' 1 I1 1 1 I 1 • 1 I ' ' ' I111 I ' ' 1 I ' 11 I ' 197219731974-1975197619771978197919BO19811982198319841985 1986 1987 Abb. 1

Quell«; Monatsberichte Bundesbank 495

Mindestreserve-Konzeptionen

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men auch alle Vermögensarten zu. (Abb. 1) 7. Aktuelle Mindestreserve-Konzeption aus gesamtwirtschaftlicher Sicht (Antithese) Die MR-Konzeption der Deutschen Bundesbank sieht Termin- und Spareinlagen ihrem Wesen nach aus der Sicht eines einzelnen Geldnachfragers. Diese Betrachtungsweise übersieht, daß Termin- wie Spar-Einlagen gesamtwirtschaftlich - kein Geld, sondern im Gegenteil zeitweise Aufgabe an Zahlungsmitteln, sowie - Refinanzierungsquellen für Banken zur Schaffung neuer Kredite darstellen. Die Umschichtung einer Sichteinlage in eine Termineinlage durch eine Nichtbank geschieht gerade aus dem Grund, um vorübergehend einer anderen Nichtbank diese Zahlungsmittel in Form von Sichteinlagen auf dem Kreditweg durch Vermittlung einer Bank zu überlassen. Da die MR-sätze für Sichteinlagen r D , für Termineinlagen r x und für Spareinlagen r s im Verhältnis r D > r T > r s abgestuft festgesetzt werden - was allein aus der Sicht eines einzelnen Geldnachfragers überhaupt be-

gründbar ist, aus der Sicht des Geldangebotes hätte eine genau entgegengesetzte Struktur zu gelten - , muß bei zunehmendem Volumen an Termin- und/oder Spareinlagen durch Umschichtungen der Umfang an Sichteinlagen und damit die Geldmenge Ml sinken. Dies erfolgt selbst bei angespannten -» Kreditmärkten, was zu einer Erhöhung des Zinsniveaus und steigender Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge Ml führt, bewirkt durch die MR-politik der Deutschen Bundesbank. (Abb. 2) Die Funktion der Termineinlagen TE (dies gilt auch für von Banken emittierte Inhaberschuldverschreibungen im Umlauf) als Refinanzierungsquelle der Banken zeigt sich insbesondere an ihrer zur Geldmenge M l gegenläufigen Entwicklung. Die Refinanzierungsquelle Spareinlagen dagegen paßt sich in ihrer zeitlichen Entwicklung eher der des Volkseinkommens an. Da Finanzintermediäre zwar Kredite schaffen, die sie über ihre Bankeinlage einem Kunden zur Auszahlung anweisen, nicht jedoch auch Zahlungsmittel in Form von Sichteinlagen, ist ihre M.-Verpflichtung

Waclistximsrateii 1973 -

Abb. 2 496

Ml u n d TE

1907 (in Prozent)

Quoll«: Monatsberichte Bundesbank

Mindestreserve-Konzeptionen nicht begründbar. Finanzintermediäre sind reine Kreditvermittler. 8. Effiziente Mindestreserve-Konzeptionen (Synthese) Die MR-politik der Deutschen Bundesbank setzt an den Passivpositionen einer Bankbilanz an; sie ist deshalb eine PassivMR-Konzeption. Eine Aktiv-MR-Konzeption dagegen würde an den Aktivpositionen einer Bankbilanz ansetzen. Die Passiv-MR-verpflichtung für Sichteinlagen reguliert den Zahlungsmittelumlauf, eine Passiv-Mindestreserve auf Terminund Spareinlagen sowie Bank-Inhaberschuldverschreibungen im Umlauf die Refinanzierung der Kreditinstitute. Allerdings sind in praxi nicht alle Refinanzierungskomponenten mit einer MR belastet. Durch verschiedene MR-sätze auf unterschiedliche Refinanzierungskomponenten ergeben sich darüber hinaus ungerechtfertigte Wettbewerbsverzerrungen, da die verschiedenen Bankengruppen wegen ihrer unterschiedlichen Ausrichtung auf bestimmte Kundengruppen auch eine voneinander abweichende Bilanzstruktur aufweisen. Da die Deutsche Bundesbank das Verhalten der Nichtbanken im Prinzip nicht beeinflussen kann - allein über eine Steuerung des Zinsniveaus könnte sie dies versuchen - , ist sie selbst es, die bei einer Passiv-MR für bestimmte Schwankungen der Umlaufsgeschwindigkeit des Geldes verantwortlich ist; sie steuert diese damit nicht, sondern nimmt sie in Kauf. Wenn schon neben der Zahlungsmittelmenge auch die Refinanzierung der Banken beeinflußt werden soll, müßten alle Refinanzierungskomponenten - auch solche auf der Aktivseite einer Bankbilanz - in eine MR-Verpflichtung einbezogen werden. Um keine Wettbewerbsverzerrungen zwischen verschiedenen Bankengruppen zu bewirken, sollten dabei alle Refinanzierungskomponenten mit demselben MRsatz belegt werden. Und wenn eine Steuerung des Zahlungsmittelumlaufes im Vordergrund der —* Geldpolitik steht, dann sollten nur diejenigen Kreditinstitute zu einer MR-haltung verpflichtet werden, die auch Sichteinlagen schaffen. Die Deutsche Bundesbank soll mit ihrer

Mindestreserve-Konzeptionen MR-politik aber nicht nur den Geldumlauf, sondern auch das Kreditvolumen steuern. Dies führt konzeptionell zu einer AktivMR-verpflichtung. Denn da das Kreditvolumen nicht allein von der Geldmengencntwicklung bestimmt wird, müßte eine Steuerung des Kreditvolumens auch direkt an diesem ansetzen. Eine MR-verpflichtung auch der Refinanzierungsquellen des Kreditvolumens - also das Wertpapier-Portefeuille sowie eine Reihe von Positionen auf der Passivseite einer Bankbilanz - , hätte gleiche Probleme zur Folge wie die bei einer Passiv-MR-pflicht. Außerdem sind eigentlich nur Aktien W A im Portefeuille einer Bank eine mögliche Refinanzierungsquelle. Inhaberschuldverschreibungen W B anderer Banken sollten im Prinzip als Interbankenforderungen gelten und MR-frei sein; Inhaberschuldverschreibungen W N von Nichtbanken dagegen sind bereits gewährte Kredite. Eine Aktiv-MR-verpflichtung des Kreditvolumens K der Kreditinstitute müßte sich deshalb auf K: = K + WN beziehen. Eine Aktiv-MR auf die Refinanzierungskomponente Aktien (im Portefeuille einer Bank) zielte auf eine künftig mögliche Kreditgewährung und Geldschöpfung ab - was die Geldpolitik jedoch nicht darf - , während eine Passiv-MR auf Refinanzierungskomponenten immer an der bereits erfolgten Kreditgewährung und Geldschöpfung ansetzt. Eine Geldpolitik, die über eine Aktiv-MRpolitik auf die Versorgung der Investoren mit Krediten abstellt, damit volkswirtschaftliches Wachstum finanziert werden kann, erscheint ihrem Wesen nach die adäquatere Politik gegenüber einer PassivMR-politik zu sein. Hinzu kommt, daß in eine Aktiv-MR-konzeption problemlos auch Finanzintermediäre einbezogen werden könnten. Allerdings blieben dabei aber reine Finanzmarktgeschäfte - die wohl einen Einfluß auf die Geldmenge, nicht jedoch auf das Kreditvolumen haben - unberücksichtigt. Literatur: Borchert Manfred: Mindestreservekonzeptionen, Wiesbaden 1987; Jarchow Hans-Joachim: Theorie und Politik des Geldes, II. 497

Mindestreservepolitik Geldmarkt, Bundesbank und geldpolitisches Instrumentarium, 5. Aufl., Göttingen 1988; Schierenbeck Henner: Ertragsorientiertes Bankmanagement, 4. Aufl., Wiesbaden 1994. Prof. Dr. Manfred Borchert, Münster Mindestreservepolitik geldpolitisches Instrument der —> Deutschen Bundesbank, mit dem vor allem das Kreditangebot der Banken und die Geldund Kreditnachfrage der Wirtschaftssubjekte im Sinne der währungspolitischen Ziele der Notenbank beeinflußt werden soll. Grundlage der M. ist die Verpflichtung der Kreditinstitute, —» Mindestreserve bei der Deutschen Bundesbank zu unterhalten. Ansatzpunkt der M. sind primär die Mindestreservesätze, durch deren Variation der Zentralbankrat Einfluß auf die —» Giralgeldschöpfung und damit auf den Umfang der potentiellen Kreditexpansion der Kreditinstitute nehmen will. Mindestschluß Bei Abschluß eines —> Börsengeschäfts der Mindestbetrag oder die Mindeststückzahl von —> Wertpapieren: bei fortlaufender -» Notierung 50 Stück oder 3000 DM nominal , bei —» Wandelanleihen 5 000 DM nominal, bei —> Optionsanleihen 6000 DM nominal, bei —» Optionsgeschäften 50 Stück —> Aktien. Minimalprämie Begriff aus der Kalkulation von —» Lebensversicherungen, stellt den Teil der —» Versicherungsprämie dar, den ein Versicherer für erforderlich hält, um aufgrund der geplanten erwarteten Zinssätze und der kalkulierten Erwerbs-, Inkasso- und sonstigen Verwaltungskosten den Bedarf zu decken. In der tatsächlichen Höhe der Prämie, die der Versicherungsnehmer zu zahlen hat, ist zusätzlich ein Sicherheitszuschlag enthalten, der die Versicherungsleistung auch bei einem ungünstigeren Verlauf der Sterblichkeits- oder Kostenentwicklung sicherstellt. Minusstückzinsen —> Stückzinsen. MIS —»Management-Informations-System. Mismatch-Risiko Risiko, das aus Inkongruenzen bezüglich 498

Mobilisierungspapiere (Mob-Papiere) der Laufzeit, dem Betrag oder der Währung von Finanzgeschäften entsteht. Im —> Swapgeschäft entsteht das M. aus offenen Swap-Positionen. Mittelkurs Der tatsächlich ermittelte —» Devisenkurs, der für das eigentliche —» Börsengeschäft gilt. Es ist ein—> Einheitskurs aufgrund der Aufträge, die sich an den einzelnen Devisenbörsen nicht direkt ausgleichen ließen und bei dem die —» Deutsche Bundesbank den Spitzenausgleich übernommen hat. Mitversicherung Form der —> mehrfachen Versicherung, bei der mehrere -» Versicherer gemeinschaftlich ein bestimmtes Risiko übernehmen. Jeder der Versicherer ist an dem übernommenen Risiko mit einer bestimmten Quote beteiligt oder trägt einen bestimmten Betrag der —» Versicherungssumme. Sind alle Versicherer im —* Versicherungsschein namentlich aufgeführt, handelt es sich um eine offene M. Hierbei wird häufig eine sogenannte —» Führungsklausel vereinbart, die einen Versicherer ermächtigt, den Geschäftsverkehr allein im Namen aller abzuwickeln. Bei einer stillen M. treten die Mitversicherer dem Versicherungsnehmer gegenüber nicht in Erscheinung. Mitversicherungspool —> Versicherungspool. Mobilisierungspapiere (Mob-Papiere) Offenmarkt-Papiere, die durch Mobilisierung der sogenannten Ausgleichsforderungen entstehen (—» Ausgleichs- und Dekkungsforderungen). Gemäß § 42 BBankG kann die —»Deutsche Bundesbank den Bund auffordern, die aus der Währungsreform von 1948 stammenden Ausgleichsforderungen in kurzfristige Titel des Bundes (Schatzwechsel, unverzinsliche Schatzanweisungen) umzuwandeln. Der Bund ist Schuldner der Ausgleichsforderungen, die der Bundesbank zustehen. Durch die Umwandlung hat die Bundesbank die Möglichkeit, die geschaffenen Geldmarktpapiere im Rahmen ihrer —> Offenmarkt-Politik zur Steuerung der Bankenliquidität einzusetzen. M. können nur bis zur Höhe der Ausgleichsforderungen ausgehändigt werden. Sollten diese Papiere für die Transaktionen der Bundes-

Mobilisierungstratten bank nicht ausreichen, kann sie vom Bund verlangen, weitere Schatzwechsel und USchätze bis zu einem Höchstbetrag von 8 Mrd. DM auszuhändigen. Diese Papiere werden —» Liquiditätspapiere genannt (§ 42aBBankG). Mobilisierungstratten —» Tratten, also gezogene aber noch nicht akzeptierte —» Wechsel, die ein Kreditinstitut auf ihre Kreditkunden zieht mit der Zusage, diese den Kunden nicht abzurechnen, sondern bei Verfall selbst einzulösen. Auf diese Weise kann ein Kreditinstitut bereits ausgezahlte Kredite wieder kurzfristig in Zahlungsmittel umwandeln. Monatsbilanz Nach § 25 KWG sind Kreditinstitute verpflichtet, unverzüglich nach Ablauf eines jeden Monats der —> Deutschen Bundesbank Monatsausweise einzureichen. Aus eigenen Bilanzzahlen und diesen Monatsausweisen erstellt die Deutsche Bundesbank dann bankstatistische Gesamtrechnungen (—»BiSta). Monatsgeld 1. i.e.S. und i.d.R. Zentralbankguthaben (—» Zentralbanken), die zwischen Banken auf dem —» Geldmarkt der Bundesrepublik, hier —* Termingeldmarkt, mit einer Fristigkeit von einem Monat zum Ausgleich von Liquiditätsspannungen bei Banken gehandelt werden. In geringem Umfang sind seit 1967 auch Nichtbanken, wie vor allem große Industriefirmen, beteiligt. 2. —> Verbindlicheren der Banken gegenüber ihren Kunden, für die eine Festlegungsfrist von einem Monat vereinbart wurde. Monetary Control Act —> Depositary Institutions Deregulation and Monetary Act. Money Center Banks —» Commercial Banks. Money Market Mutual Fund in den 70er Jahren von US-amerikanischen — Notes (Swinglines), durch Begebung von —» Bankakzepten u.a., und dies nach Bedarf in verschiedenen —» Währungen und mit unterschiedlichen kurzen bis mittleren Laufzeiten. Musterbedingungen vereinheitlichte allgemeine Geschäftsbedingungen im Versicherungswesen. Die —* Allgemeinen Versicherungsbedingungen, die als Bestandteil des —» Geschäftsplans von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden müssen, werden für wesentliche —» Versicherungszweige im Interesse der Markttransparenz einheitlich formuliert. Spätere Änderungen kann die - * Versicherungsaufsicht gesammelt genehmigen. Mustergeschäftsplan exemplarische Aufstellung der Aufsichtsgrundsätze des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen für die einzelnen Tarifbereiche der —» Lebensversicherung (technischer —» Geschäftsplan) und für die —» Überschußbeteiligung (Gesamtgeschäftsplan). M. dienen der Vereinfa-

Mostersatzung chung und Beschleunigung von Genehmigungsverfahren bei der Zulassung zum Geschäftsbetrieb. Regelungen, die von den veröffentlichten M. abweichen, müssen im allgemeinen besonders begründet werden, was im Einzelfall zu einer Verzögerung der Erlaubniserteilung führen kann. Von der Aufsichtsbehörde wurden bisher für eine Reihe von Versicherungsarten der Lebensversicherung M. erstellt, z.B. für die —» Großlebensversicherung, —» Risikolebensversicherung, —» BerufsunfähigkeitsZusatzversicherung, selbständige —> Berufsunfähigkeitsversicherung, —> Sammelversicherung u.a.m. Sie erhalten im einzelnen folgende Angaben: (1) Tarifbeschreibung, (2) Allgemeine Tarifbestimmungen, (3) Rechnungsgrundlagen, (4) Tarifbeiträge, Erhöhungssummen, Zuzahlungen, (5) —• Deckungskapital, (6) —» Garantiewerte, (7) Bilanzdeckungsrückstellung, (8) Überschußbeteiligung und Verlustausgleich. Mustersatzung einheitliches Muster für eine Satzung von —» Sparkassen. Im Interesse der Rechtseinheit sollen sich die vom —» Gewährträger er-

Mutual Savings Banks lassenen Satzungen für die jeweilige Sparkasse an diesem Muster orientieren. Die M. enthält Bestimmungen über die rechtlichen Grundlagen und die Aufgaben der Sparkassen, Vorschriften über die Geschäftspolitik und den organisatorischen Aufbau der Sparkassen. Nach der Sparkassenrechtsform 1953 gab es zwei Varianten von M., die sich nur hinsichtlich der Organe der Sparkassen unterschieden. Während die Variante A zwei Organe befürwortete den Vorstand als Geschäftsführungs- und Vertretungsorgan und den Verwaltungsrat als Kontroll- und Überwachungsinstanz - , sah die Variante B nur den traditionellen Vorstand vor. Die letztere Möglichkeit wurde allerdings gegen Ende der 60er Jahre wieder abgeschafft. Auch der—» Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. hat eine M. entwickelt, die als Richtlinie für die Gestaltung von Satzungen der Genossenschaftsbanken herangezogen werden soll. Mutual Savings Banks —> Thrift Institutions.

501

N Nachbörse Markt für Wertpapiergeschäfte, die nach der offiziellen Börsenzeit Zustandekommen. Die hier gesprochenen Kurse werden zumeist im —> Telefonverkehr festgesetzt und haben häufig eine Tendenz- und Signalwirkung. Nachfinanzierungszins —> Reale Zinsfuß-Methode. Nachprämie im Versicherungswesen die Nachzahlung von —» Versicherungsprämien nach Ablauf eines Geschäftsjahres. Bei Anwendung des —» Umlageverfahrens kann der Versicherer eine vorläufige Prämie (—» Vorprämie) zur Abdeckung der laufenden Kosten erheben. Am E n d e des Geschäftsjahres, wenn die tatsächlich angefallenen Aufwendungen bekannt sind, wird die Differenz zwischen der vorläufigen bereits gezahlten und der tatsächlich zu zahlenden Prämie - also die N.-fällig. Nachschußpflicht Verpflichtung der Anteilseigner (Eigenkapitalgeber) zur Leistung von weiteren Einzahlungen über den Nominalbetrag des Anteils hinaus. Die N. kann im Gesellschaftsvertrag einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung in unbeschränkter (§ 27 GmbHG) oder beschränkter (§ 28 G m b H G ) Form bestimmt sein. Die Einzahlung der Nachschüsse, die auf einen bestimmten Betrag beschränkt sein kann, hat nach Verhältnis der Geschäftsanteile zu erfolgen. Bei einer unbeschränkten N. haften die Anteilseigner mit ihrem gesamten Vermögen für die Verbindlichkeiten der Gesellschaft. Bei einer Genossenschaft besteht eine N. nur im Konkursfall, wenn die Konkursmasse zur Befriedigung der Gläubiger nicht ausreicht (§§ 105ff. GenG). Diese N. kann durch Statut der Genossenschaft ausgeschlossen werden. Aufgrund der N. wird bei Genossenschaftsbanken ein —> Haftsummenzuschlag zum haftenden Eigenkapital anerkannt. Nachsichtwechsel —»Wechsel, der eine bestimmte Zeitspanne nach Sicht (nach Vorlage beim —» Bezoge502

nen) fällig ist (vgl. auch —» Tagwechsel, —> Datowechsel, —» Sichtwechsel). Nachttresor Außeneinrichtungen an Gebäuden von Sparkassen und Banken für Einzahlungen der Kunden nach Geschäftsschluß. Dafür werden besondere Behälter verwendet, die von den Kreditinstituten zur Verfügung gestellt werden. Nach dem Einwurf gelangen diese Geldkassetten direkt in den gepanzerten Tresor. Auf diese Weise können Bargeld, aber auch —» Schecks und —»Wechsel eingeliefert werden. Für die Benutzung des N. ist ein besonderer Vertrag zwischen Kunde und Kreditinstitut erforderlich. Nachversicherung nachträgliche Anpassung eines bestehenden Versicherungsvertrages an veränderte Bedingungen. Üblich innerhalb der —» Lebensversicherung, bei der eine nachträgliche Anpassung der Versicherungssumme bei Einkommenssteigerungen vorgenommen werden kann. Hierfür muß neben einer erneuten Antragstellung auch eine neue Gesundheitsprüfung vorgenommen werden. U m diese zu vermeiden, können Lebensversicherungen mit planmäßigen Erhöhungen abgeschlossen werden, die im Rahmen einer—» Nachversicherungsgarantie nachträgliche Erhöhungen bei bestimmten Anlässen (z.B. Heirat, Geburt eines Kindes) oder zu vereinbarten Terminen (z.B. alle fünf Jahre) vorsehen. Bei der —» dynamischen Lebensversicherung erfolgen Erhöhungen regelmäßig nach einem bei Vertragsabschluß bereits vereinbarten Plan. Nachversicherungsgarantie Zusage eines Lebensversicherers, bestehenden Versicherungsschutz nachträglich zu bestimmten Anlässen (z.B. Heirat, Geburt eines Kindes) oder zu vereinbarten Terminen (z.B. alle fünf Jahre) ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erweitern. Für die Nachversicherungssumme gelten dabei bestimmte Obergrenzen (—» Nachversicherung). Nachzugsaktien —> Aktien, die erst dann Anspruch auf —*

Namensaktie Dividende haben, wenn die —» Stammaktien bereits mit einer bestimmten Dividende bedient worden sind. N. sind nach § 12 AktG in der Regel nicht zulässig. —• Vorzugsaktien. Namensaktie —» Aktie, die auf den Namen des Inhabers lautet. Die Übertragung von N. erfolgt durch —> Indossament und Übergabe und ist damit anders als bei —» Inhaberaktien nicht formlos möglich. N. stellen geborene Orderpapiere dar. Eine Übertragung ist der Aktiengesellschaft anzuzeigen (§ 68 AktG), die eine Eigentumsänderung in das —»Aktienbuch einträgt. Nur Aktionäre, die im Aktienbuch der Gesellschaft mit Namen, Wohnort und Beruf eingetragen sind, können die Aktionärsrechte ausüben. Durch den hohen Verwaltungsaufwand ist die Fungibilität dieser Aktien zwar stark eingeschränkt, doch auf diese Weise kennt die Gesellschaft ihre Aktionäre und erhält frühzeitig Informationen über Umschichtungen im Beteiligungsverhältnis. Des weiteren müssen N. nur zu 25 Prozent eingezahlt sein, was insbesondere für Versicherungsgesellschaften interessant ist, die bei einem normalen Geschäftsverlauf keine hohe Kapitalausstattung benötigen. Gleichzeitig ist hiermit die Gefahr einer unerwünschten Übernahme verbunden, wofür nur ein relativ geringes Kapital benötigt wird. Deswegen werden häufig —» vinkulierte N. ausgegeben, deren Übertragung an die Zustimmung der Gesellschaft gebunden ist (—»Aktienarten). National Banking Act Dieses 1863 erlassene und 1864 ergänzte, auch als National Currency Act bekannt gewordene US-amerikanische Gesetz gab der US-Bundesregierung das Recht, neben den Landesbehörden Bankenkonzessionen zu vergeben. —* Commercial Banks wurden gemäß NBA somit vor die Wahl gestellt, die Zulassung zur Geschäftstätigkeit entweder bei der Bundesbehörde zu stellen (National Banks) und somit den Bestimmungen dieses Gesetzes zu unterliegen oder sie bei der jeweiligen Landesbehörde zu beantragen (State Banks). Die Bundesbehörde durfte zur Vereinheitlichung des amerikanischen Zahlungsmittelsystems über die National Banks einheitliche Bank-

Nebengebühren einer Versicherung noten ausgeben, wobei die Deckung in Staatspapieren erfolgen mußte. Gleichzeitig wurde die Notenausgabe der State Banks mit einer Steuer belegt. Aufgrund zahlreicher Bankzusammenbrüche in der Folgezeit wurde 1913 mit dem —» Federal Reserve Act die Grundlage für ein Zentralbankensystem geschaffen. National Charter —»Dual Banking. National Currency Act —»National Banking Act. Naturalersatz im Versicherungswesen die Leistung eines Versicherers in Form von Sachleistungen. Gemäß § 1 Abs. 1 W G hat der Versicherer bei —> Sachversicherungen den durch den Eintritt des Versicherungsfalls verursachten Vermögensschaden zu ersetzen. Die Leistung besteht grundsätzlich in Form einer Geldzahlung (§ 49 W G ) . Ein N. ist nur dann zulässig, wenn dies in den —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen vorgesehen ist. Diese Vereinbarung gilt beispielsweise für die —> Glasversicherung. Naturalgeid Tauschmittel, das vor Einführung der Münzen und Noten zur Bezahlung verwendet wurde. N. bestand dabei aus Gegenständen, deren Wert den Tauschpartnern vertraut und allgemein anerkannt war. So ergibt sich die lateinische Bezeichnung für Geld = pecunia aus dem einstigen N. Vieh = pecus. Naturaltilgung Form der Tilgung von —» Hypothekarkrediten der —» Realkreditinstitute, bei der die Tilgung nicht in bar, sondern in —» Pfandbriefen erfolgt. Dies ist für die Bank besonders dann vorteilhaft, wenn die entsprechenden Pfandbriefe unter pari notiert sind. Eine N. muß durch einen Vertrag besonders vereinbart werden. Diese Tilgungsform ist in Deutschland nicht mehr üblich, jedoch wird sie noch in anderen europäischen Ländern praktiziert. Nebengebühren einer Versicherung Gebühren, die ein Versicherungsnehmer neben der —» Versicherungsprämie zu zahlen hat. Dazu zählen z.B. eine Aufnahmegebühr, Ausfertigungsgebühr für Versiche503

Nebenversicherung rungsschein und Nachträge, Hebegebühr (Gebühr für Inkasso der Prämie). Im Antragsformular und Versicherungsschein ist der Versicherungsnehmer besonders auf die N. hinzuweisen. Weitere Gebühren darf weder Versicherer noch Versicherungsvermittler erheben. N. unterliegen als Bestandteil des Versicherungsentgeltes der —» Versicherungssteuer. Zahlt der Versicherungsnehmer die N. nicht rechtzeitig, treten die gleichen Rechtsfolgen wie beim Prämienzahlungsverzug ein (—» Erstprämie, —> Folgeprämie). Nebenversicherung Form einer —> mehrfachen Versicherung, bei der ein —» Versicherungsnehmer mehrere Verträge für denselben Versicherungsgegenstand abschließt, ohne daß die —> Versicherungssumme den —> Versicherungswert übersteigt. Gemäß § 58 W G ist der Versicherungsnehmer verpflichtet, jeden Versicherer davon zu unterrichten. Nebenwerte umsatzmäßig nicht sehr bedeutende —> Aktien. Im Gegensatz dazu stehen —» blue chips. Negative Deckungsrückstellung Begriff aus der—> Lebensversicherung. Die bei Beginn einer Versicherung anfallenden —> Abschlußkosten werden in die Versicherungsprämie eingerechnet und somit auf die Laufzeit der Versicherung verteilt. Die Abschlußkosten, die eine Forderung des Versicherers gegenüber dem Versicherungsnehmer darstellen, werden mit jeder gezahlten Prämie in gleichbleibenden Raten getilgt. Die jeweilige Restforderung, die erst durch künftige Prämienzahlungen gedeckt wird, darf in der Bilanz aktiviert werden (Position: Ansprüche für geleistete, rechnungsmäßig gedeckte Abschlußkosten). Aus den eingehenden Prämien werden gleichzeitig Teile in die —» Deckungsrückstellung eingestellt, die bilanziell unter der Position „Versicherungstechnische Rückstellungen" auszuweisen sind. Beide Größen - die noch zu leistenden Abschlußkosten und die bereits gebildeten Rückstellungen - dürfen nach den Rechnungslegungsvorschriften nicht saldiert werden. Dies geschieht jedoch in der Kalkulation bei Anwendung des —> Zillmerverfahrens. Zu Beginn einer Versicherung werden die 504

Negoziationskredit noch ungetilgten Abschlußkosten die bereits gebildete Deckungsrückstellung übersteigen. Verrechnet man die Forderung mit der Deckungsrückstellung, entsteht ein negativer Wert, der als n.D. oder als gezillmerte Deckungsrückstellung bezeichnet wird. Negative Orderklausel Zusatzvermerk auf einem —> Wechsel, durch den die Übertragung durch —»Indossament ausgeschlossen wird. Eine Übertragung ist dann nur noch durch Abtretung des Anspruchs möglich (vgl. Art. 11 Abs. 2 WG). Durch die n.O. wie beispielsweise „nicht an Order" wird der Wechsel zum Rektapapier (—» Rektawechsel) gemacht. Negativklausel Verpflichtung des Anleiheemittenten, während der gesamten —» Laufzeit keine —» Sicherheiten (z.B. Pfandrechte auf Vermögenswerte) zu bestellen, ohne die Anleihegläubiger zur gleichen Zeit und im gleichen Rang an solchen oder gleichen Sicherheiten teilnehmen zu lassen. Negativzins Zins, den Kreditinstitute für unerwünschte Einlagen erheben. Als Abwehrmaßnahme gegen hohe Kapitalzuflüsse aus dem Ausland wird dieser Strafzins für Bankeinlagen von Gebietsfremden verlangt, um währungspolitische Ziele zu unterstützen (üblich z. B. in der Schweiz). Negoziation 1. Verkauf eines —» Wertpapieres (insbesondere öffentliche —» Anleihe) mittels fester Übernahme durch eine Bank oder ein —> Bankenkonsortium. 2. —* Diskontierung einer Dokumententratte (-> Tratte). Negoziationskredit Ankauf von —* Tratten oder Dokumenten durch ein —» Kreditinstitut. Form der kurzfristigen Außenhandelsfinanzierung, die meist im Zusammenhang mit dem—> Dokumentenakkreditiv vorkommt und für den Exporteur den Vorteil hat, daß er einen von ihm gezogenen Wechsel zusammen mit den Versanddokumenten diskontieren lassen kann. Voraussetzung dafür sind Vereinbarungen zwischen Importeur und Bank des Importeurs einerseits und der diskontierenden Bank andererseits. Die dafür notwen-

Nennwert dige Ermächtigung heißt „authority to purchase". Eine Variante des Verfahrens besteht darin, die Tratte nicht auf den Importeur, sondern auf die Bank des Importeurs zu ziehen. Eine weitere Variante sieht vor, daß die Ermächtigung direkt an den Exporteur ausgestellt wird („commercial letter of credit"), der die Tratte dann zusammen mit der Ermächtigung und den Versanddokumenten bei jeder Bank diskontieren lassen kann. Nennwert Nominalwert, Nennbetrag. Der Geldbetrag, auf den ein —»Wertpapier (durch Aufdruck) lautet. Bei—> Aktien beträgt der N. 50 DM oder 100 DM oder ein Vielfaches von 100 DM. —»Kurswert. Nettobeitrag (Nettoprämie) 1. der Teil des gesamten Versicherungsbeitrages (—» Bruttobeitrag), der zur Deckung der Versicherungsleistungen erforderlich ist. Die N. setzt sich zusammen aus der Nettorisikoprämie, deren Höhe sich nach den wahrscheinlich zukünftig anfallenden Schadenkosten bemißt, und einem Sicherheitszuschlag, der dazu dient, einen höheren als erwartet anfallenden Schadenaufwand bedingt durch zufällige Schwankungen des Schadenverlaufs oder durch Fehleinschätzung-zu tragen. 2. der Teil des gesamten Versicherungsbeitrages, den ein —> Erstversicherer für das von ihm im direkten Geschäft übernommene Risiko einbehält, das dann bei einem —» Rückversicherer rückgedeckt wurde. Der Rückversicherer erhält für den von ihm gewährten Versicherungsschutz die Differenz von —> Bruttobeitrag und N. als Rückversicherungsbeitrag. Nettoschadenklausel Vereinbarung in Verträgen zur —» Rückversicherung, nach welcher der Gegenstand des Vertrages stets der Nettoschaden eines —»Erstversicherers ist, der sich nach Abzug aller Rückerstattungen ergibt. Nettozinsspanne Element der -> ROI-Analyse bei Banken, das das Betriebsergebnis vor Steuern, also die ordentlichen Aufwendungen und Erträge, mit dem Geschäftsvolumen ins Verhältnis setzt. —»Gesamtbetriebskalkulation.

Neuwertversicherung Neubewertungsrücklagen Rücklagen, die aufgrund unrealisierter Gewinne gebildet werden. Neubewertungsreserven entstehen, wenn der aktuelle Marktpreis den (auf den historischen Anschaffungskosten beruhenden) Buchwert eines Vermögensgegenstandes übersteigt. Werden diese Neubewertungsreserven, die insbesondere bei Grundstücken und Gebäuden sowie bei Beteiligungen und Wertpapieren auftreten können, in der Bilanz offen ausgewiesen, spricht man von N. N. werden in mehreren europäischen Ländern als Bestandteil des haftenden Eigenkapitals von Kreditinstituten anerkannt. Nach deutschem Bilanzrecht ist eine solche Anerkennung derzeitig nicht möglich. Aufgrund der bis 1993 umzusetzenden EGRichtlinie über die Eigenmittel der Kreditinstitute sowie der Empfehlungen der Cooke-Kommission (Ausschuß für Bankbestimmungen und -Überwachung bei der Bank für internationalen Zahlungsausgleich -BIZ- in Basel) wird zur Zeit überprüft, ob und inwieweit N. bei deutschen Kreditinstituten ergänzend als haftendes Eigenkapital zukünftig anerkannt werden können. Neuwertversicherung Sonderform der —> Vollwertversicherung, bei der für die Entschädigungsleistung der Neubauwert bei Gebäuden bzw. der Wiederbeschaffungspreis bei beweglichen langlebigen Wirtschaftsgütern zugrunde gelegt wird. Eine N. wird insbesondere dann angewandt, wenn der erwartete Zeitwert nicht unter einen bestimmten Prozentsatz des Neuwertes sinken kann. Im einzelnen können N. abgeschlossen werden für - industrielle und gewerbliche Risiken einschließlich Gebrauchsgegenstände der Betriebsangehörigen, - landwirtschaftliche Wohn- und Wirtschaftsgebäude, - Wohn- und Geschäftsgebäude einfacher Gefahr (§ 6 VGB), - Hausrat (§ 18 VHB 84), - Kraftfahrzeuge (§ 13 Abs. 2 AKB), - verschiedene Nebenzweige. Als Sonderform wird in der —» gleitenden N. für Gebäude der —* Versicherungswert auf der Grundlage des Neubauwertes von 1914 ermittelt, der an den Tagesneuwert 505

nichtamtlicher Handel durch Indexzahlen des Statistischen Bundesamtes angepaßt wird. nichtamtlicher Handel Marktsegment deutscher Wertpapierbörsen, das den —> geregelten Markt, den -» Freiverkehr und den —> Optionshandel umfaßt. Im Gegensatz zum —» amtlichen Handel werden in diesem Segment keine amtlichen Kurse festgestellt, jedoch werden die Kurse wie im amtlichen Handel notiert, wobei der Anleger allerdings aus den Kursen des n.H. keinen Anspruch auf Ausführung herleiten kann. nichtamtlicher Markt Markt, auf dem die nicht zum —> amtlichen Handel zugelassenen Wertpapiere gehandelt werden. —»nichtamtlicher Handel. Nichtpersonenversicherung Bezeichnung für eine Versicherung, bei der sich der Versicherungsschutz nicht auf Personen, sondern auf Gegenstände und Vermögen einer versicherten Person erstreckt. Die —» Individualversicherung läßt sich in zweifacher Weise einteilen. Zum einen unterscheidet man N., das sind —» Sach- und sonstige —»Vermögensversicherungen, und die—» Personenversicherung. Zum anderen wird eine Unterscheidung von —> Schadenund —» Summenversicherung getroffen. Nicht-proportionale Rückversicherung —» Rückversicherung, bei der sich die Leistung des —» Rückversicherers ausschließlich durch die Höhe des Schadens bestimmt. Anders als in der—» Proportionalen Rückversicherung wird das einzelne Risiko und die dafür erhobene Prämie nicht proportional zwischen —> Erst- und —» Rückversicherer aufgeteilt. Vielmehr übernimmt der Rückversicherer im Schadenfall den Teil des Schadens, der über den vereinbarten —» Eigenbehalt des Erstversicherers (—> Priorität) hinausgeht. Die an den Rückversicherer zu zahlende Prämie wird unabhängig vom einzelnen Originalrisiko pauschal für das gesamte geschützte Portefeuille berechnet. Der Rückversicherer kann seine Haftung betragsmäßig begrenzen oder sein Übernahmemaximum als Prozentsatz der Jahresprämie des Erstversicherers festsetzen, ggfs. zusätzlich limitiert durch einen Höchstbetrag. Um ein eventuell ungedecktes Restrisiko abzusichern, 506

Nominalzins können mehrere N. nacheinander geschaltet werden. Die Hauptformen der N. sind die -> Schadenexzedentenrückversicherung und —» Jahresüberschadenrückversicherung. Nichtveranlagungsbescheinigung (NV-Bescheinigung) Aktionäre, die ihre Aktien im Depot eines Kreditinstitutes halten und voraussichtlich nicht zur Einkommensteuer veranlagt werden, können bei ihrem zuständigen Finanzamt eine N. beantragen. Diese, beim depotführenden Kreditinstitut eingereicht, bewirkt, daß bei Ausschüttungen der Aktiengesellschaften die Dividende incl. der Kapitalertrag- und der anrechenbaren Körperschaftsteuer ausgezahlt werden. Nichtversicherungstechnisches Geschäft allgemeines Geschäft im Versicherungswesen, das nicht direkt mit den einzelnen Versicherungsverträgen oder dem Gesamtversicherungsbestand zusammenhängt. Positionen des —» versicherungstechnischen und n.G. sind im Jahresabschluß (insbesondere beim Ausweis der Rückstellungen und in der Erfolgsrechnung) getrennt auszuweisen. Was im einzelnen dazu zählt, wird in den Rechnungslegungsvorschriften der verschiedenen —» Versicherungszweige unterschiedlich geregelt. Beispielsweise gehören Kapitalanlagen in der —» Schaden-, —» Unfall- und —» Rückversicherung zum n.G., während sie in der —> Lebens- und —> Krankenversicherung zum versicherungstechnischen Geschäft gehören (—» Kapitalanlage in Versicherungsunternehmen). NIF —»Note Issuance Facilities. Nominalkapital das bei Aktiengesellschaften als —> Grundkapital bezeichnete Eigenkapital; allgemein das ausdrücklich als Eigenkapital veröffentlichte Kapital. Nominalzins der sich auf den Nennbetrag einer Verbindlichkeit beziehende Zins, der vom Schuldner zu den vereinbarten Terminen zu zahlen ist. Der N. ist Bestandteil des nach der —» Preisangabenverordnung zu ermittelnden—»Effektivzinses.

Nonbank-Banks Nonbank-Banks US-amerikanische Institutionen mit bankähnlichen Leistungen. Die amerikanische Gesetzgebung definiert Banken als Institutionen, die sowohl Einlagen annehmen als auch Kredite vergeben, wobei beide Bedingungen kumulativ erfüllt sein müssen. Insbesondere Broker-Häuser, Lebensversicherungsgesellschaften , Handelsketten und Reisedienstleistungsunternehmen gründeten seit Ende der 70er Jahre Finanzinstitutionen, für die nur eines der Bankendefinitionsmerkmale zutraf. Diese Institute haben so keinen Bankstatus, fallen nicht unter die restriktiven US-Bankengesetze und können trotzdem das Einlagen- oder das Kreditgeschäft betreiben. Hierdurch ergeben sich erhebliche Expansionsmöglichkeiten für die beteiligten Unternehmen. Bekannte Nonbank-banks sind u.a. American Express, Gulf & Western, Merril Lynch, Sears, Roebuck & Co. und Prudential Insurance Company. Nonvaleurs —» Wertpapiere ohne oder mit sehr geringem Wert. Normalkosten aus den —> Istkosten vergangener Perioden gebildete Durchschnittskosten, mit denen auf Zufälligkeiten und Unregelmäßigkeiten zurückzuführende Kostenschwankungen ausgeschaltet und damit eine bessere Vergleichbarkeit im Rahmen von Planungs- und Kontrollprozessen erreicht werden soll. Nostrokonto das bei einem dritten Kreditinstitut geführte Kontokorrentkonto eines Kreditinstituts. Das N. kann sowohl Nostroguthaben als auch -Verpflichtungen beinhalten. Aus Sicht des kontoführenden Kreditinstituts handelt es sich bei dem betrachteten Konto um ein Vostro- oder auch Lorokonto. Note Issuance Facilities (NIFs) Vertragskonstruktion zur Kreditbeschaffung am Eurogeldmarkt, die im Prinzip dem Ansatz bei den —» Revolving Underwriting Facilities entspricht, nur daß hier die Banken des Übernahmekonsortiums (underwriter) die —» Notes vom Konsortialführer (Arranger/Lead Manager) der Kreditfazilität in einem Bietungsverfahren er-

Notenbankpolitik werben (Institute mit den niedrigsten Zinsangeboten erhalten den Zuschlag) und anschließend privat plazieren. Da es bei dieser Plazierungsmethode für den Kreditnehmer zu günstigeren Konditionen kommt, wird diese Vertragskonstruktion überwiegend angewandt. —> Euronotes, —» Securitization. Notenbank Bank mit dem Recht zur Ausgabe von Banknoten (Notenprivileg). In der Bundesrepublik Deutschland hat dies Recht allein die —» Deutsche Bundesbank (§ 14 BBankG). Die auf D-Mark lautenden Banknoten sind zugleich einziges unbeschränktes gesetzliches Zahlungsmittel, was für Münzen nur im beschränkten Umfang gilt. Notenbankgeldmenge Zielgröße der Geldmengenpolitik der —» Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die N. wird von der SBN in bereinigter Form ermittelt und umfaßt das Giroguthaben von Banken, Handel und Industrie bei der SNB und den Notenumlauf, wobei Ultimokredite der SNB ausgeklammert werden. Kann durch das Notenbankinstrumentarium der SNB gesteuert werden. Notenbankpolitik Politik d e r - » Notenbank resp. d e r - » Deutschen Bundesbank zur Sicherung des Binnen- und Außenwertes der Währung. Aus dieser Zielsetzung ergeben sich für die Notenbank die Aufgaben, den Bargeldumlauf und die Kreditversorgung der Wirtschaft zu regeln. Außerdem hat die Bundesbank für die bankmäßige Abwicklung des inländischen sowie des Zahlungsverkehrs mit dem Ausland zu sorgen (§ 3 BBankG). Zur Erfüllung dieser Aufgaben werden der Deutschen Bundesbank durch das Bundesbankgesetz verschiedene geldpolitische Instrumente zur Verfügung gestellt. Mit ihrem Einsatz bezweckt die Bundesbank vor allem das Kreditangebotsverhalten der Banken und die Geld- und Kreditnachfrage der Wirtschaft zu beeinflussen. Die Steuerung erfolgt dabei mittelbar über die Veränderung der Bankenliquidität und des Zinsniveaus auf den Finanzmärkten. Eine Trennung der Instrumente hinsichtlich ihrer Wirkungen auf Liquiditäts- und Zinspo507

Notenkontingent litik läßt sich allerdings nicht immer eindeutig machen, da einzelne Instrumente häufig beide Effekte aufweisen. Insbesondere hat die Bundesbank die Möglichkeit, folgende Instrumente einzusetzen: —> Refinanzierungspolitik, —> Mindestreservepolitik, -> Offenmarkt-Politik, —> Einlagen-Politik, —»Devisenkurspolitik, —»Geld- und Kapitalverkehrspolitik. Diese geldpolitischen Instrumente sind dadurch gekennzeichnet, daß in den Wettbewerb und das freie Spiel der Marktkräfte nicht eingegriffen wird. Daher verfügt die Bundesbank beispielsweise nicht über die Möglichkeit, unmittelbar die Kreditaufnahme der Nichtbanken zu beschränken (Kreditplafondierung) oder die an den Finanzmärkten geltenden Zinssätze administrativ festzulegen (Zinsbindung). Notenkontingent Höchstbetrag, bis zu dem eine Notenbank aufgrund gesetzlicher Vorschriften Banknoten ausgeben darf. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es kein N. Notenstückelung die in der Bundesrepublik Deutschland umlaufenden Banknoten haben folgende Nennwerte: 5 DM, 10DM, 20DM, 50 DM, 100 DM, 200 DM, 500 DM, 1000 DM. Notenumlauf alle im Verkehr befindlichen Banknoten. Der gesamte Bargeldumlauf, der sowohl den Noten- als auch den Münzumlauf umfaßt, wird im Bankausweis der Deutschen Bundesbank veröffentlicht. Notes kurz- bis längerfristige (1 bis 7 Jahre) Schuldtitel, die im Wege einer Privatplazierung emittiert werden. —»Euronotes, —> Securitization. Notierung Festsetzung der amtlichen —» Börsenkurse. Die N. in Prozent des —> Nennwerts war früher in Deutschland üblich (Prozent-N.). Seit 1969 werden —» Aktien nur noch in DM pro Stück notiert (Stück-N.). Werden die —» Kurse der zustande gekommenen Abschlüsse fortlaufend notiert, spricht man von variabler N. Davon werden in der Re508

Nummembuch gel Anfangs- und Schlußkurse, Höchst- und Niedrigstkurse im Kurszettel (-»Kursblatt) veröffentlicht. Bei der vorherrschenden Einheitskurs-N. (-» Einheitskurs) setzen die —» Kursmakler täglich nach Börsenschluß einen einzigen Kurs fest. Dieser wird so berechnet, daß zu ihm die meisten Kaufund Verkaufsaufträge ausgeführt werden können. Zum Einheitskurs werden die Börsengeschäfte auch tatsächlich abgerechnet. Notifikation Benachrichtigung an den Aussteller eines —» Wechsels und den unmittelbar vorangehenden Indossamenten, daß der Wechsel vom —» Bezogenen nicht eingelöst und deshalb Protest erhoben wurde (—> Wechselprotest). Die Mitteilung hat innerhalb von vier Werktagen nach der Protesterhebung zu erfolgen (Art. 45 WG). Eine gleiche Benachrichtigungspflicht gilt auch bei nicht eingelösten Schecks (Art. 42 ScheckG). NOW-Konten (Negotiable Order of Withdrawal), USKonten, über die mittels negoziierbarer Auszahlungsanweisungen, die sich lediglich formal von Schecks unterscheiden, sonst jedoch die gleiche Funktion haben, verfügt werden kann. Mit Hilfe dieser NOW-Konten gelang es den —> Thrift-Institutions, in das traditionelle Zahlungsverkehrsmonopol der —» Commercial Banks einzudringen. Mit dem -> Garn St. Germain Act 1982 wurde für US-Banken die gesetzliche Grundlage geschaffen, als Scheckkonto geführte, verzinsliche Einlagen hereinzunehmen, über die jederzeit verfügt werden konnte (Super-NOW-Konten). Die Unterhaltung von Super-NOW-Konten ist jedoch nur privaten Haushalten, gemeinnützigen Institutionen und Regierungsstellen erlaubt. Nullkupon-Anleihe Anleihe ohne —> Zinskupons, deren —» Ausgabekurs entsprechend tief unter dem —> Nominalwert (= Rückzahlungswert) liegt und so marktkonforme Renditen garantiert (—»Zero-Bonds). Nummernbuch Nummernkartei. In der Depotbuchhaltung das Verzeichnis der Nummern der —> Wertpapiere, die in

Nummemkonto

Nutzkosten

der —» Streifbandverwahrung deponiert sind.

unter der Nummer ohne Namenserwähnung abgewickelt.

Nummemkonto der Name des Kontoinhabers eines N. ist nur sehr wenigen Personen innerhalb der Bank bekannt. Alle Transaktionen werden

Nutzkosten der Teil der durch vorhandene Leistungskapazitäten verursachten fixen Kosten, der durch die teilweise Nutzung der Kapazitäten gedeckt ist. —»Leerkosten.

509

o Obligation —> Schuldverschreibung, die ein Forderungsrecht verbrieft. Der Aussteller ist dem Gläubiger gegenüber zu einer Leistung verpflichtet, die i.d.R. laufende Zinszahlungen und die Rückzahlung des Anlagebetrages umfaßt. Nach den Emittenten einer O. unterscheidet man - Bundesobligationen (langfristige Schuldverschreibungen des Bundes), - Kassenobligationen (kurz- und mittelfristige Schuldverschreibungen öffentlichrechtlicher Stellen) - Kommunalobligationen (Schuldverschreibungen von Real- und Kommunalkreditinstituten) - Bankund Sparkassenobligationen (Schuldverschreibungen von Kreditinstituten) - Industrieobligationen (Schuldverschreibungen von Industrieunternehmen). 0 . werden zumeist als —» Inhaberpapiere oder als Wertrechte (d.h. urkundenlos) ausgegeben. Obligatorische Rückversicherung Form der —» Rückversicherung, bei der die Vereinbarung getroffen wird, daß der -» Erstversicherer grundsätzlich bestimmte Risikoteile an den —» Rückversicherer überträgt (z.B. 40% jedes Haftpflichtrisikos) , der Rückversicherer seinerseits ist zur Übernahme dieser Risiken verpflichtet (Ggs. —> fakultative Rückversicherung). Besteht eine Verpflichtung nur auf einer Vertragsseite (Zedent oder Zessionar), spricht man von einem fakultativ-obligatorischen Rückversicherungsvertrag (Open Cover). Obligobuch ein in der Wechselabteilung geführtes Buch, in dem alle eingereichten —> Wechsel erfaßt werden. Das O. umfaßt das —» Einreicher- und —» Bezogenenobligo, die jeweils nach Kunden bzw. Bezogenen geordnet werden. Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute 1. Definition und Wesensmerkmale Als öffentlich-rechtliche Kreditinstitute werden im folgenden —> Kreditinstitute im 510

Sinne des —* Gesetzes über das Kreditwesen (KWG) 1 ) verstanden, die eine öffentliche Rechtsform besitzen. Als Rechtsformen öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute kommen die Anstalt des öffentlichen Rechts und die Körperschaft des öffentlichen Rechts in Frage. Träger können der Bund, die Bundesländer, die Kommunen, öffentlich-rechtliche Zweckverbände oder sonstige juristische Personen des öffentlichen Rechts sein. Den Trägern der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute obliegt in den meisten Fällen die Gewährträgerhaftung und/oder zumindest die Anstaltslast. Die—> Anstaltslast verpflichtet die Errichtungskörperschaften, die Kreditinstitute für die gesamte Dauer ihres Bestehens funktionsfähig zu halten. Die —» Gewährträgerhaftung umfaßt die unbeschränkte Haftung für alle Verbindlichkeiten der Kreditinstitute. Die Anstaltslast geht der Gewährträgerhaftung voraus. In einzelnen Fällen (z.B. bei der Landesgirokasse, Stuttgart, und bei Kreditinstituten des Bundes) wird auf die Gewährträgerhaftung verzichtet. Inwieweit auch die Anstaltslast (bzw. eine „Körperschaftslast") entfallen kann, ist juristisch nicht ausdiskutiert. Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland erfüllen entweder allgemein umschriebene oder enumerativ festgelegte öffentliche Aufgaben. Sie nehmen insofern teils am Wettbewerb mit den privat-rechtlich organisierten Kreditinstituten im Rahmen des marktwirtschaftlichen Systems teil und stehen dann häufig auch untereinander in Konkurrenz; teils handelt es sich bei ihnen um Kreditinstitute mit Sonderaufgaben, die dann vom üblichen Bankenwettbewerb ausgenommen sind und als „Banken der Banken" (Interventionsinstitute) tätig werden. Gemeinsam ist den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten der Verzicht auf Gewinnmaximierung. Das bedeutet nicht Verzicht auf erwerbswirtschaftliche Tätigkeit und Gewinnstreben schlechthin, denn die Erzielung und Thesaurierung von Gewinn ist eine wichtige, oft sogar die wichtigste Möglichkeit, das Eigenkapital aufzustocken,

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute das im Kreditgewerbe eine Geschäftsbegrenzungsfunktion besitzt (vgl. z.B. § 12 KWG und den Eigenkapitalgrundsatz Grundsatz I - des BÄK). Das Gewinnstreben ist jedoch dem je spezifischen öffentlichen Auftrag unterzuordnen. Im Gegensatz zu den privaten Kreditinstituten unterliegen die öffenlich-rechtlichen Kreditinstitute einer doppelten Aufsicht: Zum einen der allgemeinen —» Bankenaufsicht gemäß K W G durch das —> Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. Zum anderen einer Staatsaufsicht, die die Erfüllung der öffentlich-rechtlichen Pflichten und die Gesetzmäßigkeit des Verhaltens gewährleisten soll. Diese Aufsicht besteht unbeschadet der Einflußmöglichkeiten, die der Träger innerhalb der Unternehmensorgane der öffenlich-rechtlichen Kreditinstitute besitzt. 2. Arten öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute In der Bundesrepublik Deutschland bestehen drei Gruppen von öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten, nämlich - die öffentlich-rechtlichen —> Grundkreditanstalten, - die —» Sparkassen (Ausnahme: freie Sparkassen) und - die —* Landesbanken/Girozentralen (incl. Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank - D G Z - , Frankfurt). Daneben gibt es - öffentlich-rechtliche Kreditinstitute mit Sonderaufgaben und einige - weitere öffentlich-rechtliche Kreditinstitute. Neben den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten bestehen Kreditinstitute des privaten Rechts (z.B. Aktienbanken), deren Kapital ganz oder teilweise von öffentlichrechtlichen (Gebiets-) Körperschaften gehaltenwird. 3. Öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten Nach den Privatbankiers sind die öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten in Form der Landschaften, Stadtschaften und Ritterschaften die ältesten deutschen Kreditinstitute. (—> Geschichte des Bankwesens) Sie entstanden im 18. Jahrhundert, insbesondere im Osten des Deutschen Reichs, um den landwirtschaftlichen Hypo-

öffentlich-rechtliche Kreditinstitute thekarkredit zu fördern. Die Institute gewährten die Kredite zunächst vielfach als Pfandbriefdarlehen, d.h. die Kreditnehmer erhielten kein Geld, sondern—» Pfandbriefe, die als Inhaberpapiere wie Bargeld umlaufen sollten. Im 19. Jahrhundert entstanden weitere öffentlich-rechtliche —» Realkreditinstitute, vor allem aber auch die privat-rechtlich organisierten Hypothekenbanken, die die gleichen Passivgeschäfte (Emission von Pfandbriefen und Kommunalobligationen) und Aktivgeschäfte (Hypotheken- und Körperschaftsdarlehen) betreiben. Im 20. Jahrhundert traten ferner die Landesbanken/Girozentralen in diesen Geschäftssparten hinzu. Auch die Sparkassen hatten bereits im 19. Jahrhundert den Realkredit ( = Hypothekarkredit) zur „Veranlagung" der Spareinlagen aufgenommen. Doch unterschieden sie sich zunächst hinsichtlich Stükkelung und Zielgruppen von den bestehenden öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten. Heute betreiben praktisch alle universell tätigen öffentlich-rechtlichen und privaten Bankengruppen auch das Hypothekarkreditgeschäft und das Körperschaftskreditgeschäft. Die Refinanzierung über Pfandbriefe und Kommunalobligationen ist aber vom Gesetzgeber den öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten und den Landesbanken/Girozentralen (Gesetz über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten) sowie den privaten Hypothekenbanken (Hypothekenbankgesetz) vorbehalten. Derzeit bestehen in der Bundesrepublik Deutschland sieben öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten. Die vormals größte Grundkreditanstalt - die Deutsche Pfandbriefanstalt, Wiesbaden - wurde 1990 privatisiert, d.h. in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Von den o.a. ältesten Grundkreditanstalten, den Landschaften, Stadtschaften und Ritterschaften, sind nur noch drei ritterschaftliche Kreditinstitute und zwei Landschaften im norddeutschen Raum übriggeblieben. Die übrigen öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten sind Einrichtungen einzelner Bundesländer. Diese Banken nehmen z.T. neben der Wohnungsbaufinanzierung weitere struktur- und regionalpolitische öf511

öffentlich-rechtliche Kreditinstitute fentliche Aufgaben wahr. Die Grenzen zu den u.a. Kreditinstituten mit Sonderaufgaben sind fließend. 4. Sparkassen Sparkassen wurden seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert, vor allem aber in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in großer Zahl im Rahmen der Armenfürsorge als lokal oder distriktiv tätige Einrichtungen, ausnahmsweise auch als Landessparkassen, gegründet. 2 ) Zunächst wurden Sparkassen teils als Abteilung der Kommunalverwaltung, teils in privater Rechtsform errichtet. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts setzte sich in Deutschland die (unselbständige) kommunale Anstalt als Prototyp der Sparkasse immer mehr durch, so daß unter den 581 Sparkassen (Stand 1.1.1990) nur noch sieben eine private Rechtsform besitzen („freie Sparkassen"). Im Zusammenhang mit der Bankenkrise des Jahres 1931 wurden die Sparkassen rechtlich verselbständigt, u.a. um sie nachdem viele —» Kommunalkredite „eingefroren" waren - dem weiteren unmittelbaren Zugriff der kommunalen Gewährträger zu entziehen. Seitdem sind die Sparkassen Anstalten des öffentlichen Rechts, die von Landkreisen, von (kreisunabhängigen oder kreisabhängigen) Städten oder von kommunalen Zweckverbänden getragen werden. In der Regel stehen sie infolge des Regionalprinzips nicht miteinander im Wettbewerb (Ausnahme: bei Gebietsüberschneidungen in sogenannten „Gemengelagen") und können infolgedessen als Gruppe, geführt von den Sparkassen- und Giroverbänden, und im Verbund mit den Landesbanken/Girozentralen, den Landesbausparkassen und weiteren Gemeinschaftseinrichtungen, in Konkurrenz zu den privaten Kreditinstituten treten. Die Sparkassen sind Universalkreditinstitute und bieten alle üblichen Bankgeschäfte an. Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt in der Förderung des Sparens, in der Kreditversorgung der jeweiligen Region (Wohnungsbaukredite, Konsumentenkredite, Kommunalkredite, gewerbliche Kredite) und in der Abwicklung des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Die Sparkassen sind Marktführer in der bankmäßigen Versorgung der privaten Haushalte und des gewerblichen Mittelstandes. 512

öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Sparkassenarten und Zweigstellen Sparkassenart

Großstadtsparkassen Übrige Stadtsparkassen Kreissparkassen Gemeindeund Amtssparkassen Zweckverbands- und Bezirkssparkassen Sonstige Sparkassen mit öffentl.-rechtl. Trägern Sparkassen in privater Rechtsform Westdeutsche Sparkassen insgesamt Ostdeutsche Sparkassen Sparkassen im gesamten Bundesgebiet

Zahl Zweig- Sparkassenstellen stellen insges. 38

1.621

1.659

121

1.131

1.252

132

6.068

6.200

13

53

66

230

7.198

7.428

1

239

240

7

484

491

542

16.794

17.336

181

2.727

2.909

723

19.522

20.245

Stand: 31.12.92 Quelle: DSGV Jahresbericht 1992 Am Geschäftsvolumen aller deutschen Kreditinstitute sind die Sparkassen mit rd. 21% beteiligt. 5. Landesbankenl Girozentralen Die heutigen Landesbanken/Girozentralen entstanden i.d.R. im Zusammenhang mit dem Aufbau des Sparkassen-Giroverkehrs seit dem Jahr 1908. Vorläufer waren Provinzialhilfskassen (in einigen preußischen Provinzen) und Landesbanken (in einigen Ländern, z.B. die Nassauische Landesbank) , die in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur „Beförderung des heilsamen Sparkassen wesens" und/oder zur Pflege des landwirtschaftlichen Kredites errichtet worden waren.

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Bald übernahmen die Girozentralen neben der Clearingfunktion, der Liquiditätshaltung und dem Liquiditätsausgleich für die angeschlossenen Sparkassen weitere Aufgaben. Sie gewährten gemeinsam mit den Sparkassen Gemeinschaftskredite, bauten in den 1920er Jahren das kurzfristige eigene Kreditgeschäft aus (um ihre Liquiditätsüberschüsse zu nutzen), wandten sich dem Wertpapiergeschäft zu, erhielten das Emissionsrecht für Schuldverschreibungen und damit den Zugang zum langfristigen Kreditgeschäft und gliederten sich Ende der 1920er Jahre als Abteilungen Bausparkassen an. Nach dem zweiten Weltkrieg nahmen sie ferner das Auslandsgeschäft in ihr Angebot auf. Von der Rechtsform her waren die Landesbanken/Girozentralen zunächst i.d.R. rechtlich unselbständige Anstalten der Giroverbände. Diese waren (seit 1908) als öffentlich-rechtliche Verbände neben den bereits bestehenden privatrechtlich organisierten Sparkassenverbänden gegründet worden, mit denen sie in den Folgejahren fusionierten. 1924 entstand durch Verschmelzung des Deutschen Sparkassenverbandes, des Deutschen Zentral-Giroverbandes und des Deutschen Verbandes der kommunalen Banken der —» Deutsche Sparkassen- und Giroverband, Körperschaft des öffentlichen Rechts (DSGV ö.K.), d e r - als Rechtsnachfolger des Deutschen Zentral-Giroverbandes - auch Träg e r d e r D G Z wurde. Wie die Sparkassen, wurden auch die Girozentralen (einschl. d e r D G Z ) 1931 rechtlich verselbständigt. Sie sind seitdem Körperschaften oder Anstalten des öffentlichen Rechts. 3 ) Träger der Girozentralen wurden nach dem Ende des zweiten Weltkriegs meist die Bundesländer gemeinsam mit den regionalen Sparkassenorganisationen (Landesbanken/Girozentralen als Gemeinschaftsbanken). In zwei Fällen obliegt die Trägerschaft den Sparkassenorganisationen allein (reine Sparkassenzentralbanken), einmal einem Bundesland allein (reine Staatsbank). Träger der Deutschen Girozentrale—Deutsche Kommunalbank ist nach wie vor der DSGV ö.K., der ansonsten seit 1945 ein „ruhender Verband" ist. 4 ) Seit 1969 sind daneben die regionalen Landesbanken/Girozentralen und die Sparkas-

se der Stadt Berlin West nach Art von Kommanditisten (also mit beschränkter Haftung) am Grundkapital der D G Z beteiligt. Girozentralen in der Bundesrepublik Deutschland Bank

Rechts- Träger form

Bilanzsumme zum 31.12.92 Mrd. DM (in Klammern: ggf. Konzern)

Deutsche Anstalt D S G V ö . K . 85,3 GirozenAm Kapital (92,8) tralesind ferner Deutsche die regioKommunalen Lannalbank, desbanken/ Frankfurt Girozentralen beteiligt. BayeriAnstalt Freistaat 200,1 scheLanBayern (213,0) desbank 50% GirozenBayerische trale, Sparkassen München 50% Bremer Körper- Norddeut39,4 Landes- schaft sehe Lanbank Kredesbank ditanstalt 75% Oldenburg -Girozentrale—, Bremen Freie Hansestadt Bremen 25% Hambur- Körper- Freie und 59,0 gische schaft Hansestadt LandesHamburg bank 100% -Girozentrale-, Hamburg Landes- Körper- SGV 97,8 bank schaft Hessen (104,8) HessenThürinThüringen gen 100% Girozenzentrale, 513

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Frankfurt Landes- Anstalt bank Rheinland-Pfalz -Girozentrale—, Mainz Landes- Anstalt bank Saar Girozentrale, Saarbrücken Landes- Anstalt bank SchleswigHolstein Girozentrale, Kiel NORD/ Anstalt LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale, Hannover Sparkassenbeteiligungsverband Sparkassenbeteiligungszweckverband Sachsen Anstalt LB Landesbank Sachsen Girozentrale, Leipzig

SGV Rheinl.Pfalz50% WestLB SüdwestLB

SGV Saar 100%

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute 52,7 (57,0) 37,5 12,5

12,8

Schleswig 56,5 Holstein (61,4) 50% SGV SchleswigHolstein 50% Nieder109,4 sachsen 40% SachsenAnhalt 10% Mecklenburg-Vorpommern 10% NSGV 26,67% Sachsen-Anhalt6,67%

MecklenburgVorpommern 7,67%

Freistaat 3,5 Sachsen 37,45% Sächsische Sparkassen 37,45% Südwest LB 25,10% Südwest- Anstalt Badischer 103,7 deutsche SGV 30% (112,0) LandesWürttembank Girobergischer zentrale, SGV 70% 6 ) Stuttgart, Mannheim 5 ) WestLB Anstalt Land 247,3

514

Westdeutsche Landesbank Girozentrale, Düsseldorf, Münster

Nordrhein- (270,0) Westfalen 43,16% Landschaftsverband Rheinland 11,75% Landschaftsverband Westfalen-Lippe 11,75% Rheinischer SGV 16,67% Westfälischer-Lippischer SGV 16,67%

Die Landesbanken/Girozentralen haben sich in der Bundesrepublik Deutschland zu den Kreditinstituten mit dem breitesten Leistungsangebot unter einem Dach entwickelt. Sie sind zugleich - Sparkasssenzentralbanken, - Staatsbanken, d.h. Hausbanken der Bundesländer, - Emissions-, Real- und Kommunalkreditinstitute, - universelle Geschäftsbanken und unterhalten i.d.R. - Bausparkassen. Am Geschäftsvolumen aller deutschen Kreditinstitute sind die Landesbanken/Girozentralen mit rd. 16% beteiligt. 6. Kreditinstitute mit Sonderauf gaben Die Deutsche Bundesbank weist in ihren Bankstatistiken zum 31. Dezember 1991 16 Kreditinstitute mit Sonderaufgaben aus; davon zählen fünf zu den öffentlich-rechtlichen Kreditinstituten. Diese fungieren (außer der DSL-Bank) ausschließlich oder doch weitgehend als „Banken der Banken". Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), Frankfurt. 7 ) Rechtsform: Körperschaft des öffentlichen Rechts Sie wurde 1948 gegründet, um die Marshallplangelder (ERP-Mittel) zur Finanzie-

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute rung des deutschen Wiederaufbaus zu verwalten. Seit 1951 betätigt sie sich daneben in der Finanzierung von Exportgeschäften inländischer Unternehmen. In den 50er Jahren wurde die Geschäftstätigkeit auf die Finanzierung der staatlichen Entwicklungshilfe sowie auf strukturpolitische Programme des deutschen Wiederaufbaus ausgeweitet. Am Grundkapital der KfW sind der Bund mit 80% und die Länder mit 20% beteiligt. Deutsche Ausgleichsbank, Bonn Rechtsform: Anstalt des öffentlichen Rechts Sie wurde 1950 als „Bank für Vertriebene und Geschädigte A G " gegründet. 1954 erfolgten die Umwandlung in eine Anstalt des öffentlichen Rechts und die Umbenennung in Lastenausgleichsbank. Seit 1986 trägt sie die heutige Bezeichnung. Nachdem zunächst der Lastenausgleich Hauptaufgabe dieses Spezialinstituts war, übernahm die Bank seit Anfang der 60er Jahre auch allgemeine mittelständische Förderungsmaßnahmen, z.B. die Finanzierung von Existenzgründungen und von Umweltschutzinvestitionen. Das Kapital wird vom ERPSondervermögen (53,29%), vom Bund (40,56%) und vom Sondervermögenausgleichsfonds (6,15%) gehalten. Landwirtschaftliche Rentenbank, Frankfurt Rechtsform: Anstalt des öffentlichen Rechts Sie ging 1949 aus der Deutschen Rentenbank Kreditanstalt hervor und finanziert agrarbezogene Vorhaben alle Art. Der überwiegende Teil des Eigenkapitals ist ein (von der Land- und Forstwirtschaft aufgebrachtes) Stiftungsvermögen. DSL-Bank, Bonn Rechtsform: Anstalt des öffentlichen Rechts Sie ging 1965 aus der Fusion der Deutschen Siedlungsbank und der Deutschen Landesrentenbank hervor. An die Stelle der ursprünglichen Aufgaben, die Erneuerung des ländlichen Raums zu fördern und die aus der Landwirtschaft stammenden Vertriebenen und Flüchtlinge einzugliedern, trat seit 1980 (Neufassung des Errichtungsgesetzes) - neben der Wahrnehmung von Sonderaufgaben für Bund und Länder - die Finanzierung öffentlicher und privater Vor-

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute haben jeder Art. Am Kapital sind der Bund (99,06%), Berlin (0,63%) und Bayern (0,31%) beteiligt. Die DSL Holding AG ist als atypisch stiller Gesellschafter mit einer Vermögenseinlage von 48% beteiligt. Das teilprivatisierte Aktienkapital der DSLHolding wurde breit gestreut. Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung (LfA), München Rechtsform: Anstalt des öffentlichen Rechts Aufgabe: Förderung der regionalen Strukturpolitik und weitere Sonderaufgaben Gegründet: 1950 Gewährträger: Freistaat Bayern 7. Weitere öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Neben den bisher genannten Instituten bestehen die folgenden fünf Kreditinstitute in öffentlicher Rechtsform: DG-BANK Deutsche Genossenschaftsbank, Frankfurt Dieses Spitzeninstitut der deutschen Genossenschaftsorganisation ist letztlich aus der vom preußischen Staat 1895 als Anstalt des öffentlichen Rechts gegründeten Preußischen Central-Genossenschafts-Kasse, Berlin, („Preußenkasse") hervorgegangen. Unmittelbarer Rechtsvorgänger war die Deutsche Genossenschaftskasse, Frankfurt, die 1949 neugegründet worden war. Heute sind an der DG-BANK, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts betrieben wird, die regionalen genossenschaftlichen Zentralbanken (mit gut 64,8%), andere genossenschaftliche Institutionen (mit rd. 24,2%), der Bund (mit 0,1%), die Länder (mit 0,4%) und sonstige juristische Personen (mit 0,5% des Kapitals) beteiligt. Landesbausparkassen Sieben der 13 öffentlichen Bausparkassen sind Abteilungen von Landesbanken/Girozentralen, zwei von Sparkassen. Die folgenden vier Institute bestehen als rechtlich selbständige Kreditinstitute: Badische Landesbausparkasse, Karlsruhe, Anstalt des öffentlichen Rechts, Öffentliche Bausparkasse Hamburg, juristische Person des öffentlichen Rechts, und Landesbausparkasse Württemberg, Stuttgart, Anstalt des öffentlichen Rechts. Ostdeutsche Landesbausparkasse AG, Potsdam (Aktionär: OSGV). 515

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute Schließlich besitzt noch die Sparda-Bank Karlsruhe die Rechtsform einer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Sie gehört innerhalb der Gruppe der 16 EisenbahnSpar- und Darlehenskassen zur Organisation der Kreditgenossenschaften. 8. Verbandsmäßiger Zusammenschluß der öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen- sind gemäß den Sparkassengesetzen der einzelnen Bundesländer Pflicht-Mitglieder der regionalen Sparkassen- und Giroverbände, die die Rechtsform der Körperschaft des öffentlichen Rechts besitzen. 8 ) Die regionalen Sparkassen- und Giroverbände und die Landesbanken/Girozentralen (einschl. D G Z und Sparkasse der Stadt Berlin West) sind ordentliche Mitglieder des DSGV e.V., Bonn. Als außerordentliche Mitglieder gehören diesem Verband u.a. die vier genannten selbständigen öffentlichen Bausparkassen an. Alle Landesbanken/Girozentralen sind zugleich neben den meisten öffentlich-rechtlichen Grundkreditanstalten, Kreditinstituten mit Sonderaufgaben und der Postbank ordentliche Mitglieder des Verbandes öffentlicher Banken e.V., Bonn. Dieser Verband besitzt ferner eine Reihe von außerordentlichen Mitgliedern (z.B. die DGBANK) und von Gastmitgliedern (z.B. freie Sparkassen, zwei der rechtlich selbständigen Landesbausparkassen, die Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Berliner Industriebank AG). Die Landesbausparkassen sind als Gruppe in der Bundesgeschäftsstelle Landesbausparkassen, einer Abteilung des DSGV e.V., zusammengeschlossen. 9. Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute in der Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland Die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute stellen, wie ausgeführt, eine heterogene Gesamtheit von Kreditinstituten dar. Sie nehmen teils als „Interventionsinstitute" enumerativ definierte Sonderaufgaben wahr. Teils stehen sie als Universal-Kreditinstitute im Wettbewerb mit den privaten Banken und den Kreditgenossenschaften. Gerade bezüglich des Kreditgewerbes wurde immer wieder die Frage diskutiert, inwiefern in einer marktwirtschaftlichen Ord516

Öffentlich-rechtliche Kreditinstitute nung öffentlich-rechtliche Unternehmungen eine Daseinsberechtigung besitzen. Diese Fragestellung wurde dadurch verschärft, daß sich in der wirtschaftlichen Realität die Verhaltensweisen miteinander im Wettbewerb stehender privater und öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute einander sehr angeglichen haben. Inzwischen besteht weithin wissenschaftlicher und politischer Konsens darüber, daß die wirtschaftliche Betätigung der öffentlichen Hand und insbesondere auch öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute in einer marktwirtschaftlichen Ordnung zulässig, ja evtl. sogar geboten ist. Zur Lösung von Strukturproblemen, zur Initiierung und Flankierung regionaler und sektoraler Wirtschaftspolitiken, zu Zwecken staatlicher und kommunaler Daseinsvorsorge und nicht zuletzt zur Aufrechterhaltung eines hohen Grades an Wettbewerb sind öffentlich-rechtliche Kreditinstitute wichtige Institutionen. So unterschiedlich die Gründungsmotive im einzelnen gewesen sind, so unterschiedlich die historische Entwicklung verlaufen ist, so unterschiedlich der je spezifische öffentliche Auftrag von Kreditinstituten, die im Wettbewerb stehen, und von Interventionsbanken mit Sonderaufgaben heute ist: Die Effizienz des Bankensystems in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere auch die gleichmäßige regionale Versorgung aller Gebiete mit Bankdienstleistungen, dürften wesentlich auf die Existenz öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute neben den privaten Banken und den Kreditgenossenschaften zurückzuführen sein („DreiSäulen-Theorie"). Anmerkungen: ') Gemäß § 1 Abs. 1 KWG sind Kreditinstitute „Unternehmen, die Bankgeschäfte betreiben, wenn der Umfang dieser Geschäfte einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert." Nicht behandelt werden in diesem Beitrag die Deutsche Bundesbank, die als Zentralbank einen Sonderstatus gegenüber allen Geschäftsbanken besitzt, und die Deutsche Bundespost. Die Postbank wird erst ab 1. Januar 1996 als Kreditinstitut dem KWG unterliegen. 2

) Die Höchstzahl der Sparkassen dürfte

Öffentlich-rechtliche Versicherung 1915 mit 3137 Instituten im damaligen Deutschen Reich erreicht worden sein. 3 ) Materiell-rechtlich dürften sie alle als Anstalten anzusehen sein, weil sie nicht wie Körperschaften - von einer Vielfalt von Mitgliedern getragen werden, also keinen Personenverband bilden. 4 ) Als neuer Spitzenverband der deutschen Sparkassenorganisation entstand in der Nachkriegszeit der heutige Deutsche Sparkassen- und Giroverband eingetragener Verein (DSGV e.V.), Bonn. 5 ) Seit 1.1.1989; Fusion der Badischen Kommunalen Landesbank und der Landesbank Stuttgart. 6 ) Die Gewährträgerschaft liegt bei den beiden genannten Sparkassen- und Giroverbänden. Die Kapitalanteile werden-in den genannten Relationen - von den badischen und württembergischen Sparkassen unmittelbar gehalten. 7 ) Die KfW ist nicht Kreditinstitut im Sinne des KWG (vgl. § 2 Abs. 1 Nr. 3). Sie wird jedoch von der Deutschen Bundesbank unter „Kreditinstitute mit Sonderaufgaben" subsumiert und deshalb auch hier behandelt. 8 ) Ausnahme: Der Hanseatische Sparkassen- und Giroverband ist ein rechtsfähiger Verein. Literatur: Becker, W.-D. I Zweig, G.: Aufgabenwandel bei öffentlichen Kreditinstituten, in: Eichhorn, P. / Münch, P. (Hrsg.): Aufgaben öffentlicher und gemeinwirtschaftlicher Unternehmen im Wandel, Baden-Baden 1983, S. 197f.; Hasenkamp, K. P. / Kirchhoff, U.: Öffentliche Kreditinstitute, in: Chmielewicz, K. / Eichhorn. P. (Hrsg.): Handwörterbuch der öffentlichen Betriebswirtschaft, Stuttgart 1988, S. 98f.; Rehm, H.: Die öffentlichen Banken in der Bundesrepublik Deutschland, in: Österreichisches Bankarchiv, Zeitschrift für das gesamte Bank- und Börsenwesen, hrsg. von der Österreichischen Bankwissenschaftlichen Gesellschaft, Heft 12/1988, S. 1160-1183. Prof. Dr. Günter Ashauer, Bonn Öffentlich-rechtliche Versicherung Versicherung, die von öffentlich-rechtlichen Institutionen betrieben wird. Dazu zählen verschiedene —* Versicherungszwei-

Offenmarkt-Politik ge der —» Individualversicherung, wie z.B. die Gebäude-Feuerversicherung, und die —» Sozialversicherung (gesetzliche —> Arbeitslosen, —» Kranken-,-» Renten- und —> Unfallversicherung). öffentlich-rechtliche Versicherungsunternehmen Anstalten oder Körperschaften des öffentlichen Rechts, die auf dem Gebiet der —> Individualversicherung tätig sind. Für diese Unternehmen besteht eine —> Gewährträgerhaftung, sie betreiben das Versicherungsgeschäft ohne erwerbswirtschaftliche Ziele als selbständige juristische Personen des öffentlichen Rechts. Die Rechtsgrundlage für die Geschäftstätigkeit bilden landesrechtliche Vorschriften und staatlich genehmigte Satzungen. Die öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmen lassen sich in —» Pflicht- oder —* Zwangsanstalten, —» Monopol- und —» Wettbewerbsanstalten einteilen. Pflichtbzw. Zwangsanstalten und Monopolanstalten beziehen sich nur auf den Bereich der —» Gebäudeversicherung. off-balance-sheet-Geschäft nicht bilanzwirksames Bankgeschäft, wie etwa provisionsabhängige Beratungsleistungen oder der Handel mit —» Finanzinnovationen, wie z.B. Swaps. offene Festzinsquote Kennzahl, bei der offene —> Festzinspositionen in den verschiedenen Fristigkeitskategorien auf das Geschäftsvolumen bezogen werden. Offenmarktgeschäft Kauf und Verkauf von Wertpapieren am offenen Markt. Auf diesem Markt bestehen für die einzelnen Marktteilnehmer keine Zugangsbeschränkungen. Zur Regelung des Geldmarktes hat die —» Deutsche Bundesbank die Möglichkeit, am offenen Markt O. durchzuführen. (—> OffenmarktPolitik). Offenmarkt-Politik Steuerung des Anlage- und Kreditverhaltens der Geschäftsbanken durch die —» Deutsche Bundesbank mittels Kauf oder Verkauf von Wertpapieren am offenen Markt auf eigene Rechnung. Die Rechtsgrundlage hierfür bildet § 21 BBankG. Offenmarktoperationen der Bundesbank fin517

Offshore-Geschäft den überwiegend am Geldmarkt statt, und zwar mit —> Schatzwechsel und unverzinslichen —» Schatzanweisungen (U-Schätze). Zur Schaffung dieser Geldmarktpapiere hat die Bundesbank die Möglichkeit, die aus der Währungsreform von 1948 stammenden —» Ausgleichsforderungen in kurzfristige Titel des Bundes umzuwandeln (—> Mobilisierungspapiere nach § 42 BBankG) oder zusätzlich, wenn bereits Mobilisierungspapiere bis zum Betrag der Ausgleichsforderungen in Umlauf gebracht worden sind, vom Bund weitere Schatzwechsel und U-Schätze bis zu einer Höhe von 8 Mrd. DM zu verlangen. Weiterhin kann die Bundesbank auch Offenmarktgeschäfte mit Rückkaufvereinbarung (—» Pensionsgeschäfte) abschließen. Hierfür werden —> Wechsel, lombardfähige Wertpapiere als auch Devisen eingesetzt. Den Banken wird mit den Pensionsgeschäften nur kurzfristig Zentralbankguthaben zur Verfügung gestellt, denn schon bei Abschluß des Kaufvertrages werden die Rückgabemodalitäten festgelegt. Die Offenmarkttitel werden ausschließlich den Kreditinstituten im —» Tenderverfahren angeboten. Beim —> Mengentender setzt die Bundesbank den Abgabezins der Papiere fest, während beim —» Zinstender lediglich ein Mindestbietungssatz genannt wird, wobei sich dann der einheitliche Zinssatz aus den Geboten der Kreditinstitute ergibt. Bei den Offenmarktoperationen am Kapitalmarkt hat sich die Bundesbank auf Käufe und Verkäufe von öffentlichen Anleihen beschränkt. Doch hierbei hat die Bundesbank bisher noch nie größere Bestände über längere Zeit in ihrem Portefeuille gehalten. Offshore-Geschäft spezifische Form des internationalen Bankgeschäftes, das in sog. Offshore-Zentren abgewickelt wird, die losgelöst vom inländischen Geld- und Kapitalmarkt sind und deshalb von zentralbanklichen Reglementierungen (z.B. Bardepot- und Mindestreservehaltung) nicht erreicht werden. Des weiteren gelten dort günstigere steuerliche Rahmenbedingungen. Banken, die an Offshore-Zentren Geschäfte betreiben, werden Offshore- Banken genannt. Das O. 518

Operations Research in Kreditinstituten wird vornehmlich oder ausschließlich mit Gebietsfremden abgewickelt. Das O. weist häufig insofern eine Fristeninkongruenz auf, als daß es sich bei den angebotenen Geldern überwiegend um kurzfristige Gelder handelt, die nachgefragten Gelder aber eher langfristiger Natur sind. Aus dieser Situation ist der -» Roll-over-Kredit als spezielle Kreditform entstanden. Zu den wichtigsten Offshore-Zentren gehören London, Luxemburg, New York, Singapur, Hongkong und die Cayman-Inseln. Aufgrund der zunehmenden Bedeutung des O. sind in jüngster Zeit eine Reihe neuer Zentren dazugekommen. Auch die Errichtung von Bankenfreizonen unter den gleichen Bedingungen zielt in die gleiche Richtung. Onshore-Geschaft Gegensatz zu —» Offshore-Geschäft, Geschäfte des nationalen und internationalen Bankgeschäftes, die den nationalen Gesetzen und Reglementierungen unterliegen. Operations Research in Kreditinstituten 1. Konzeption des Operations Research Operations Research (OR) ist eine Disziplin, die Methoden zur Entscheidungsvorbereitung umfaßt. Als Bezeichnungen für diese Disziplin sind neben „OR" auch „Management Science" und „Systemforschung" gebräuchlich. Unter Entscheidungsvorbereitung wird die Analyse konkreter, hier bankbetrieblicher, Entscheidungsprobleme und die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen für die verantwortlichen Entscheidungsträger verstanden. Die Entscheidungsprobleme, auf die die Methoden des OR angewandt werden, sind typischerweise komplex: Es sind Probleme mit zahlreichen Entscheidungsalternativen, einer oder auch mehreren Zielsetzungen und kausalen Beziehungen zwischen Mitteleinsatz und Zielerreichung. Die Handlungsempfehlungen, die mit Methoden des OR erarbeitet werden sollen, sind darauf ausgerichtet, daß Maßnahmen ergriffen werden, die den Zielen der Organisation als einem Ganzen, z.B. den Zielen eines Kreditinstituts bestmöglich dienen. Mit den Methoden des OR sollen die Auswirkungen der Handlungsalternativen auf die Ziele des Kreditinstituts quantitativ erfaßt werden. Man begnügt sich hier also nicht mit Aussagen, die nur die Richtung

Operations Research der Wirkungen angeben wie z.B., wenn mehr Wertpapierberater eingesetzt werden, wird der Provisionsertrag aus Wertpapiergeschäften zunehmen. Vielmehr wird mit Hilfe der OR-Methoden versucht, das Ausmaß der Wirkungen quantitativ zu bestimmen. Dies setzt aber voraus, daß die für das jeweilige Entscheidungsproblem wichtigsten Einflußgrößen quantitativ meßbar und erfaßbar sind. Im einfachsten Fall kann man, um beim obigen Beispiel zu bleiben, in den Niederlassungen des betrachteten Kreditinstituts jeweils die Anzahl der Wertpapierberater pro 100 Kunden und den von ihnen erzielten Provisionsertrag aus Wertpapiergeschäften abzüglich der direkten Personalkosten der Wertpapierberater feststellen. Diese Daten werden nun in eine Graphik eingetragen, auf deren Abszisse (x-Achse) die Zahl der Wertpapierberater und auf deren Ordinate (y-Achse) der Provisionsertrag abzüglich Personalkosten abgetragen sind. In dieser Graphik erscheint jede Niederlassung mit einem Punkt. Die Gesamtmenge dieser Punkte weist eine zunächst degressiv steigende und dann wieder fallende Tendenz auf. Das bedeutet, daß bei niedrigen Werten für die Zahl der Wertpapierberater pro 100 Kunden eine Steigerung zu einer, wenn auch degressiv abnehmenden Steigerung der Provisionserträge abzüglich der Personalkosten führt, während bei hohen Werten die Steigerung der Provisionserträge (brutto) gerade noch und schließlich nicht mehr ausreicht, um die zusätzlichen Personalkosten abzudecken. Durch diese Punktmenge kann man mit einem statistischen Verfahren eine Kurve legen, die den Zusammenhang zwischen Personaleinsatz (mögliche Maßnahme) und Netto-Provisionsertrag (Beitrag zur Erreichung des Gewinnziels der Bank) erkennen läßt. Die Punkte streuen zwar um die Kurve, was darauf schließen läßt, daß sich hier noch weitere Enflußgrößen wie z.B. das lokale Marktpotential auswirken, die in diesem einfachen Ansatz nicht berücksichtigt sind. Dennoch läßt diese Kurve näherungsweise das Ausmaß der Wirkungen erkennen, die, bezogen auf den Ausgangspunkt der jeweiligen Niederlassung, mit einer Steigerung oder Senkung der Zahl der eingesetzten Wertpapierberater verbunden sind.

Operations Research In dem obigen Beispiel wurde gezeigt, wie eine einfache formale Relation ermittelt werden kann, die einen Zusammenhang zwischen Mitteleinsatz und Zielerreichung in einem bestimmten Problemfeld beschreibt. Dies ist im Prinzip der Kern eines mathematischen Entscheidungsmodells. In der Praxis bestehen derartige Entscheidungsmodelle häufig jedoch aus einer Vielzahl formaler Relationen, Gleichungen, Ungleichungen, Funktionen etc., wenn ein komplexes Entscheidungsproblem angemessen erfaßt und formalisiert werden soll. Mit Hilfe mathematischer Entscheidungsmodelle sollen diejenigen Handlungsalternativen ausfindig gemacht werden, die, wenn sie in der Praxis realisiert werden, zu einer optimalen oder in Bezug auf das Anspruchsniveau befriedigenden Zielerreichung führen. Hierbei werden mathematische Optimierungsverfahren, Simulationsverfahren usw. eingesetzt. Man braucht also nicht in der Realität mehrere Handlungsalternativen auszuprobieren, um die beste Alternative zu finden. Dies kann hohe Kosten verursachen oder sogar undurchführbar sein. Das Entscheidungsmodell bietet die Möglichkeit, theoretische Experimente, also Experimente mit einem Modell auszuführen, die nur geringe Kosten verursachen und auch zur Identifizierung der optimalen Handlungsalternative führen. Die Aufbereitung von Daten für ein Entscheidungsmodell und die Anwendung mathematischer Verfahren zur Berechnung der optimalen Lösungen stellen häufig hohe Ansprüche an die Informationsverarbeitung. Die ersten OR-Anwendungen gab es bekanntlich während des zweiten Weltkrieges, als Analytiker versuchten, mit Hilfe von einfachen mathematischen Entscheidungsmodellen militärische Entscheidungsprobleme zu lösen. Die Entwicklung der EDV setzte erst später ein, etwa 1948. Zu dieser Zeit wurden auch große Fortschritte auf dem Gebiet der mathematischen Optimierungsverfahren, insbesondere der linearen Optimierung, erzielt. Die Entwicklung des OR, die nun folgte, war dadurch gekennzeichnet, daß man die Möglichkeiten der Informationsverarbeitung, die die EDV-Technik bot, in vollem Umfang ausschöpfte. Einerseits wäre eine Vielzahl von OR-Anwendungen ohne die 519

Operations Research

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E D V nicht realisierbar gewesen, und andererseits wirkte sich die Rechengeschwindigkeit und der Speicherplatz von Großrechnern immer wieder als Engpaß für OR-Anwendungen aus. Die jüngste technische Entwicklung hat diesen Engpaß nun beseitigt: Es gibt heute Großrechner mit gigantischen Kapazitäten, und OR-Fachleute können an ihrem Arbeitsplatz mit Hilfe von Terminals davon Gebrauch machen. Für kleinere Anwendungen können ergänzend auch schon Personal Computer herangezogen werden.

delt werden können, im Vordergrund stehen. Konkrete Prognose- und Entscheidungsmodelle können und sollen hier nicht im Detail behandelt werden, und auf die im Einzelfall anzuwendenden mathematischen und statistischen Verfahren wird nur verwiesen (vgl. Hillier und Liebermann 1988 und Backhaus et al. 1978). Dem Interessenten soll also das Problemlösungspotential der OR-Methoden an Hand ausgewählter Beispiele vor Augen geführt werden; bei Bedarf kann er dann Spezialliteratur und OR-Fachleute hinzuziehen.

Praktiker, die mit den Methoden des OR nicht vertraut sind, wenden gelegentlich ein, es habe keinen Sinn, mit mathematischen Modellen und Verfahren präzise Optimierungsrechnungen durchzuführen, weil Einflußgrößen wie Geld- und Kapitalmarktsätze und —» Wechselkurse auf das Bankgeschäft einwirken, über deren zukünftige Entwicklung gar nichts oder nur sehr wenig bekannt ist. Diese Art von Unsicherheit kann in der Tat durch Entscheidungsmodelle nicht beseitigt werden. Entscheidungsmodelle können hingegen verwendet werden, um die einem Entscheidungsproblem innewohnende Unsicherheit darzustellen, also sichtbar zu machen, und um Entscheidungen vorzubereiten, mit denen sich der Entscheidungsträger gegen die Unsicherheit absichern kann. Zu diesem Zweck können Wenn-Dann-Rechnungen auf der Grundlage von Szenarien, quantitative Risikoanalysen und modellgestütztes Hedging durchgeführt werden.

2.1. Aktiv-Passiv-Steuerung Die Gesamtheit der Kapitalbeschaffungsund Kapitalverwendungsmöglichkeiten, wie sie in der Bilanz eines Kreditinstituts erscheint, ist Gegenstand der Aktiv-PassivSteuerung, und im Einzelfall sind hierbei zusätzlich auch noch gewisse bilanzunwirksame —> Finanzinnovationen zu berücksichtigen. Hinter jeder Bilanzposition, ggf. weiter untergliedert, und auch hinter den bilanzunwirksamen Positionen steht jeweils eine Anzahl von Einzelgeschäften, so daß die Positionen als Aggregate der Einzelgeschäfte aufgefaßt werden können. Diese Positionen unterscheiden sich bezüglich Zinsertrag bzw. Zinsaufwand, Disponibilität, Bindungs- und Überlassungsfristen, Anrechnung in den —* Grundsätzen über Eigenkapital und Liquidität usw. Durch Maßnahmen der Aktiv-PassivSteuerung können diese Positionen nun im Rahmen ihrer Disponibilität einerseits und ihrer Bindungs- und Überlassungsfristen andererseits beeinflußt werden. Außerdem hat jede Maßnahme ganz spezielle Konsequenzen für den Zinsüberschuß, das —> Zinsänderungsrisiko, die Ausschöpfung der Grundsätze, die —»Liquidität usw. Diese Positionen bieten sich also als Entscheidungsvariable für ein Aktiv-Passiv-Steuerungs-Modell an, also als die Größen, bei denen die Bank mit ihren Maßnahmen der Aktiv-Passiv-Steuerung ansetzt. Die Konsequenzen dieser Maßnahmen hängen aber auch von Umweltparametern ab, also Größen, die die Banken nicht selbst beeinflussen können. Das sind z.B. Zinssätze, Wechselkurse, gesetzliche Vorschriften und die Notenbankpolitik. Aufgrund der Interdependenzen, die zwischen den verschiedenen Aktiv- und Passiv-

2. Bankbetriebliche Anwendungsfelder Schon früh, zunächst in den USA und dann auch in der BRD, hat sich die Kreditwirtschaft als interessanter Anwendungsbereich für OR-Methoden gezeigt. Aus der Sicht von OR-Spezialisten geben Cohen, Maier und Vander Weide (1981) einen umfassenden Überblick zu den Anwendungsmöglichkeiten in den wichtigsten bankbetrieblichen Feldern. Eine Vielzahl konkreter OR-Anwendungen ist detailliert beschrieben in Cohen und Gibson (1978). Der vorliegende Beitrag kann hier anknüpfen; er wendet sich aber nicht an OR-Spezialisten, und er bezieht sich auf das deutsche Banksystem. Hier sollen insbesondere die Planungs-, Entscheidungs- und Steuerungsprobleme, die mit OR-Methoden behan520

Operations Research Positionen bestehen, kann eine einzelne Steuerungsmaßnahme gleichzeitig mehrere Wirkungen im System des Aktiv- und Passiv-Geschäfts auslösen, die intuitiv kaum zu überblicken sind. Wie wirkt es sich z.B. auf Refinanzierung und Anlagepolitik aus, wenn man wegen des Zinsänderungsrisikos zum Abbau der —» Fristentransformation die kurzfristigen —> Termineinlagen reduzieren möchte? Die Systemwirkungen, die von derartigen Steuerungsmaßnahmen ausgehen, können quantitativ durch ein AktivPassiv-Steuerungs-Modell sichtbar und damit auch steuerbar gemacht werden. Dies erfordert allerdings zusätzlich, daß die planende Bank ihre Zielsetzungen für die Aktiv-Passiv-Steuerung bezüglich Inhalt, Ausmaß und zeitlichem Bezug festlegt. Hauptziel ist hierbei typischerweise die Maximierung des Zinsüberschusses, wobei entsprechend der Risikopräferenz der Geschäftsleitung eine bestimmte Obergrenze für das Zinsänderungsrisiko nicht überschritten werden darf. Weitere Ziele können berücksichtigt werden. Für die Aktiv-Passiv-Steuerung werden in der Praxis unterschiedliche Modelltypen eingesetzt, Modelle der mathematischen Optimierung (Meyer zu Selhausen 1988) und Simulationsmodelle, die sich bezüglich der Identifizierung der optimalen Steuerungsmaßnahmen und bezüglich der Berücksichtigung des Risikos, insbesondere des Zinsänderungsrisikos, deutlich unterscheiden. Modelle dieser Art werden in der Bankpraxis, insbesondere in den USA, in erheblichem Umfang eingesetzt. 2.2. Kreditgeschäft Zentrales Anliegen der Anwendung von OR-Methoden im —» Kreditgeschäft ist die Unterstützung der Kreditvergabeentscheidung. Diese Entscheidung ist immer mit Risiko verbunden. Es besteht insbesondere die Gefahr, daß Kreditanträge von Kunden, die in Wirklichkeit „gut" sind, abgelehnt werden, und daß Kredite gewährt werden, die sich später als „schlecht" erweisen. Im ersten Fall hat die Bank einen Entgang an —> Konditionsbeitrag im Sinne der —> Marktzinsmethode, und im zweiten erleidet sie ganz oder teilweise einen Kreditausfall. Die Konsequenzen einer Fehlentscheidung wiegen im zweiten Fall also viel schwerer als im ersten.

Operations Research Zur Unterstützung bei der Kreditvergabe sind schon sehr früh sogenannte ScoringModelle entwickelt worden, die darauf beruhen, daß Kreditkunden anhand von Merkmalen, persönlichen Merkmalen und Haushalts-Merkmalen bei Privatkunden, Bilanzkennzahlen u.ä. bei Firmenkunden, in „gute" und „schlechte" Fälle klassifiziert werden. Ausgehend von abgeschlossenen Kreditakten, bei denen sowohl die interessierenden Merkmalsausprägungen als auch das Endergebnis (ordnungsgemäße Rückzahlung oder Leistungsstörung) feststellbar ist, kann man mit Hilfe der Diskriminanzanalyse Gewichtungsfaktoren für die Merkmale und damit eine Diskriminanzfunktion ermitteln, die eine Klassifizierung von Kreditanträgen erlaubt. Leider sind solche Scoring-Modelle nicht alsolut trennscharf; es besteht also ein gewisses Risiko der Fehlklassifikation. Einer der Gründe hierfür mag in der zumeist additiven Verknüpfung der Merkmale in der Diskriminanzfunktion liegen, was ja bedeutet, daß im Einzelfall einer oder mehrere ungünstige Merkmalsausprägungen durch eine oder mehrere günstige Ausprägungen bei anderen Merkmalen kompensiert werden können. Wenn in Wirklichkeit für die Prognose der —» Kreditwürdigkeit bestimmte Konstellationen (Muster) von Merkmalsausprägungen von entscheidender Bedeutung sind, dann müßte ein anderer methodischer Ansatz, z.B. der des Expertensystems, gewählt werden. (—> Kreditwürdigkeitsprüfung) . 2.3. Wertpapiergeschäft OR-Anwendungen sind typischerweise computergestützt, aber nicht alle computergestützten Verfahren können dem OR zugerechnet werden. Im Bereich des Wertpapiergeschäfts gilt dies insbesondere auch für die —> technische Aktienanalyse, die bekanntlich theoretisch nicht hinreichend fundiert ist, so daß auf Ursache-WirkungsBeziehungen beruhende Entscheidungsmodelle für die technische Aktienanalyse nicht formuliert werden können. Insgesamt gibt es aber für das Wertpapiergeschäft eine Fülle von Anwendungsmöglichkeiten für OR-Methoden. Durch eine einmalige Auswertung von Wertpapieranlage-Strategien kann man nicht eindeutig feststellen, welche Strategie 521

Operations Research die beste ist. Die Performance hängt typischerweise von Art und Anzahl der einbezogenen Wertpapiere, von gesamtwirtschaftlichen Faktoren und der Verfassung der Börsen im In- und Ausland ab. Als ORVerfahren zur Analyse von Anlage-Strategien drängt sich die Simulation geradezu auf. Strategien, die sich hierbei besonders erfolgversprechend erweisen, können dann von den Portefeuille-Managern in herkömmlicher Weise bei der Strukturierung der Portefeuilles umgesetzt werden. Die optimale Portefeuille-Struktur kann aber auch direkt ermittelt werden. Man bedient sich dann eines Portefeuille-Planungsmodells, das von einem Verfahren der mathematischen Optimierung, wie z.B. der linearen Optimierung, Gebrauch macht. Solche Modelle stellen aber sehr hohe Ansprüche an die Qualität der Eingabedaten. Ein interessanter Sonderfall in diesem Zusammenhang ist die Immunisierung von Renten-Portefeuilles gegenüber dem Zinsänderungsrisiko. Dieses Verfahren, das vom Durations-Konzept (—> Durationsanalyse) Gebrauch macht, beruht allerdings auf einigen nicht ganz realistischen Annahmen, so daß die Immunisierung nur näherungsweise erreicht werden kann. Die Umstrukturierungen der Renten-Portefeuilles, die nach Zinsänderungen immer wieder vorgenommen werden müssen, können mit einem Modell der linearen Optimierung geplant werden. Einige deutsche Kreditinstitute verwenden ein Wertpapier-Informationssystem, in das ein derartiges Modell bereits integriert ist. 2.4. Marketing Für OR-Methoden gibt es auch im —* BankMarketing vielfältige Anwendungsmöglichkeiten, von denen hier insbesondere die Marktsegmentierung und die Einsatzplanung für die Marketing-Instrumente (Bank-Marketing) hervorgehoben werden sollen. Marktsegmentierung, z.B. im Privatkundengeschäft, erfordert empirisches Datenmaterial über Kunden und Nichtkunden, ihre Einstellungen und ihre Erwartungen bezüglich ihrer Bankverbindung. In einem ersten Schritt kann dann mit Hilfe der Faktorenanalyse versucht werden, die Gesamtheit der Merkmale dieser Personen auf wenige Faktoren zu reduzieren; diese werden in einem zweiten Schritt einer Cluster522

Operations Research Analyse unterworfen, so daß Kundengruppen (Cluster) erkennbar werden, die in Bezug auf die Faktoren möglichst ähnlich sind. Die Merkmalsausprägungen einer jeden Kundengruppe (Marktsegment) werden in einem Profil dargestellt, das dann als Ausgangspunkt für die Planung von Marketing-Maßnahmen dient. Henry Ford II wird der Ausspruch zugeschrieben, er wisse, daß die Hälfte seiner Werbeaufwendungen wirkungslos sei und damit eigentlich eingespart werden könne, er wisse nur nicht, ob es sich um die erste oder zweite Hälfte handle. Diese Problematik gilt nicht nur für die Industrie, sondern für alle Branchen und damit auch für die Kreditwirtschaft. Sie beschränkt sich auch nicht auf die Werbung, sondern sie gilt grundsätzlich für alle Marketing-Instrumente. In Bezug auf die Wirkung, die durch den Einsatz von Marketing-Instrumenten erzielt werden kann, besteht für den Entscheidungsträger ein ganz erhebliches Maß an Unsicherheit. Mit Hilfe der multiplen Regressionsanalyse können Marktreaktionsfunktionen ermittelt werden, die anzeigen, wie eine abhängige Variable, z.B. der Marktanteil eines Kreditinstituts in einer bestimmten Sparte, von unabhängigen Einflußgrößen, Entscheidungsvariablen des Instituts wie z.B. Werbeaufwand und Umweltfaktoren wie z.B. Konjunktur, abhängt (Meyer zu Selhausen 1978). Solche Marktreaktionsfunktionen machen den Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zwischen Marketing-Maßnahmen und ihren Wirkungen sichtbar, und können deshalb der Planung von Marketing-Maßnahmen zugrundegelegt werden. 2.5. Technisch-organisatorischer Bereich Die Bearbeitung beleggebundener Vorgänge, insbesondere die Scheckverarbeitung, ist in den USA Gegenstand zahlreicher OR-Studien gewesen. Dabei stand häufig das Rundreiseproblem der Bankfahrzeuge, die die zur Gutschrift eingereichten Schecks von den Niederlassungen zur zentralen Weiterverarbeitung transportieren, im Vordergrund. Durch eine geschickte Rundreiseplanung konnten beträchtliche Einsparungen an Personal- und Sachkosten realisiert werden, ohne daß bei Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit Abstriche gemacht werden mußten. Weitere Studien beschäf-

Operations Research tigten sich mit optimalen Routinen für die Sortierung der Schecks in der zentralen Weiterverarbeitung und mit der Auswahl der günstigsten Wege für das Scheck-Clearing. Personalplanung ist ein weiterer Schwerpunkt für Studien im - * technisch-organisatorischen Bereich. Kurzfristige Personaleinsatzplanung stellt dann hohe Ansprüche an die Verantwortlichen, wenn in einer Abteilung o.ä. der Umfang der erforderlichen Arbeiten im Zeitablauf stark schwankt. Für eine Problemstellung dieser Art wurde ein Modell der linearen Optimierung entwikkelt. Bei der langfristigen Personalplanung liegen die Problemschwerpunkte dagegen auf Personalbedarf, Einstellungen, Entlassungen, Pensionierungen und Beförderungen. Unter bestimmten Annahmen kann mit Hilfe eines Simulationsmodells ermittelt werden, welche Personalmaßnahmen erforderlich sind, um langfristig den quantitativen und qualitativen Personalbedarf bestmöglich zu decken. 3. Durchführung einer Operations Research-Studie Die Tätigkeit von OR-Fachleuten läuft nicht kontinuierlich ab, sondern problemund projektbezogen. Ein derartiges Projekt einschließlich der Dokumentation wird auch als OR-Studie bezeichnet. Für diese Tätigkeit sind Spezialkenntnisse erforderlich, über die die Bankpraktiker nur in den seltensten Fällen verfügen. Für OR-Projekte muß man daher OR-Fachleute heranziehen, die zugleich auch mit dem Bankgeschäft vertraut sein sollten. Um sicherzustellen, daß wirklich alle erforderlichen Kenntnisse und Fähigkeiten zur Verfügung stehen, bildet man zur Durchführung einer Studie ein gemischtes Projekt-Team, in dem nach Möglichkeit OR-Kenntnisse und Kenntnisse aus dem Anwendungsgebiet, die analytische Denkweise und die ganzheitliche Denkweise, praxisbezogene und wissenschaftsbezogene Wertvorstellungen etc. in ausgewogener Weise vertreten sind. Die günstigste Voraussetzung für den Erfolg einer OR-Studie ist Problemdruck. Wenn Entscheidungsträger mit Entscheidungsproblemen konfrontiert sind, die sie aufgrund ihrer Komplexität nicht mehr bewältigen können, die aber von erheblicher Bedeutung für das Institut und damit auch

Operations Research für die Verantwortlichen selbst sind, z.B. die Steuerung des Zinsänderungsrisikos, dann bestehen gute Aussichten, daß eine OR-Studie auch implementiert, also in der Praxis umgesetzt wird. Der Ablauf einer Studie (vgl. Hanssmann 1987) beginnt mit Problemerkennung und Problemformulierung. Das Projekt-Team erarbeitet sich im Dialog mit den verantwortlichen Entscheidungsträgern eine Sichtweise für die zu untersuchende Problemstellung, die der weiteren Arbeit zugrundegelegt wird. Dann folgt in wechselseitiger Abstimmung die Erfassung und Analyse von Daten und die Konstruktion eines Entscheidungsmodells. Aus sachlogischen Gründen leitet man den Bedarf an Daten aus der Struktur des Entscheidungsmodells ab, das zur Bewältigung des Entscheidungsproblems erforderlich scheint. In der Praxis stellt aber die Datenverfügbarkeit sehr häufig einen Engpaß dar, so daß man sich bei der Modellkonstruktion nach der Datenverfügbarkeit richten muß. Die Modellkonstruktion beginnt mit der Spezifizierung der Modellelemente, also dem oder den Entscheidungskriterien, den Entscheidungsvariablen und den Umweltparametern. Bei Konstruktion eines analytischen Modells folgt die Verknüpfung dieser Elemente zu einem funktionalen Zusammenhang zwischen Entscheidungskriterium einerseits und Entscheidungsvariablen und Umweltparametern andererseits. Dieser Zusammenhang wird als Zielfunktion bezeichnet. Im Einzelfall können Nebenbedingungen, auch Restriktionen genannt, hinzutreten, die die Aufgabe haben, die Werte, die die Entscheidungsvariablen annehmen können, auf einen realistischen Variationsbereich einzuschränken. Simulationsmodelle sind dagegen darauf ausgerichtet, Vorgänge, die in der Zeit ablaufen, nachzubilden. Als Beispiel wurde die Simulation von Anlagestrategien schon erwähnt. Auch hier finden die oben genannten Modellelemente Verwendung, die Modellstruktur ist aber durch Gleichungen gekennzeichnet, die der Fortschreibung der Bestandsgrößen während des Simulationsablaufs dienen. Die Datenanalyse dient der Prognose der Umweltparameter, also der Größen, die die Konsequenzen von Entscheidungen be523

Operations Research einflussen, die aber vom Kreditinstitut selbst nicht festgelegt werden können. Ein Beispiel hierfür ist die —» Zinsstruktur für ein Modell der Aktiv-Passiv-Steuerung. Nachdem das Modell spezifiziert und mit Umweltparameter-Werten ausgestattet ist, können Lösungen berechnet werden. Bei analytischen Modellen geschieht dies mit Hilfe eines Lösungsverfahrens, auch Algorithmus genannt, bei Simulationsmodellen ohne besonderen mathematischen Aufwand durch Auswertung (Evaluierung) von Entscheidungsalternativen, die der Modellbenutzer jeweils vorgibt. Modell und Lösungen werden sorgfältigen Tests unterworfen, bevor sie den betroffenen Entscheidungsträgem präsentiert werden können. Diese befinden darüber, ob das Modell in der vorgelegten Form eingesetzt oder modifiziert werden soll. Bei Akzeptanz folgt die Implementierung, also die Installation der EDV-Systeme für den laufenden Einsatz und die Schulung der Mitarbeiter, die diese Systeme handhaben werden. Bei dieser Gelegenheit ist auch schon darüber zu entscheiden, wie in Zukunft die Wartung des Modells und der EDV-Systeme erfolgen soll, und wie, wenn das Projekt-Team sich längst aufgelöst hat, sichergestellt werden soll, daß das Kreditinstitut sein eigenes Know-How in Bezug auf Modelle und Systeme bewahrt. Die Beschreibung der Durchführung einer OR-Studie mußte hier auf die wichtigsten Aspekte beschränkt bleiben. In der Praxis treten weitere Probleme hinzu, wie z.B. Kommunikation zwischen Projekt-Team und Fachabteilungen, Handhabung von Interessenkonflikten, Beschaffung der Budgetmittel für ein Projekt, Zeit-Management, Dokumentation etc., Probleme also, die durch geschicktes Projekt-Management bewältigt werden müssen. 4. Implementierung des Operations Research als Management-Beratung Im Gegensatz zu den USA (vgl. Cohen et al. 1981) ist die Anwendung von OR-Methoden in deutschen Kreditinstituten bisher wenig verbreitet. In der BRD hat sich die ursprüngliche Erwartung, OR würde sich als betriebliche Funktion der ManagementBeratung etablieren, nur in ganz wenigen Instituten erfüllt, und auch dies fast ausnahmslos nur mit einem auf ein Ressort 524

Operations Research oder eine Fachabteilung eingeschränkten Wirkungsbereich. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Für weitgehend von juristischem Denken geprägte Bankpraktiker ist das mathematisch orientierte Denken von ORFachleuten völlig fremd. Hinzu kommt die verbreitete Abneigung gegenüber der Mathematik. Die Wertvorstellungen und die Denkweise (cognitive style) von Praktikern und OR-Fachleuten können stark voneinander abweichen, die Unterschiede in der Fachsprache können die Kommunikation schwer belasten usw. Manager, die OR als betriebliche Funktion der Management-Beratung implementieren wollen, müssen ganz außerordentlich sorgfältig und umsichtig vorgehen. Ihnen ist dringend zu empfehlen, daß sie zunächst das innerbetriebliche Szenario analysieren, in dem die OR-Fachleute tätig werden sollen, und daß sie ihre Entscheidungen bezüglich Auswahl der OR-Fachleute, organisatorische Einordnung usw. genau darauf abstimmen. Eine empirische Untersuchung, die nicht nur auf die Kreditwirtschaft, sondern auf alle Branchen ausgerichtet war, (vgl. Meyer zu Selhausen 1985), hat ergeben, daß der organisatorischen Einordnung der ORFachleute eine Schlüsselrolle zukommt. Von der Einordnung hängt es offenbar sehr stark ab, ob sich OR in die Entscheidungsabläufe des jeweiligen Instituts integrieren kann, und davon ist wiederum abhängig, ob OR als Beratungsfunktion Erfolg hat, akzeptiert wird und sich auf Dauer etablieren kann. In der Praxis kommen hauptsächlich drei Formen der organisatorischen Einordnung vor, als Stab der Geschäftsleitung, nahe an der Linie einer Fachabteilung oder nahe an der Linie der DV-Abteilung. Die Einordnung nahe an der Linie einer Fachabteilung, z.B. die Einordnung der für Aktiv-PassivSteuerungsmodelle verantwortlichen ORFachleute in der Abteilung für Aktiv-Passiv-Steuerung, erweist sich empirisch als besonders vorteilhaft. OR-Fachleute, die so eingeordnet sind, kennen die Probleme ihrer Abteilung zumeist sehr genau; sie arbeiten streng nachfrageorientiert an den drängendsten Problemen ihrer Abteilung; sie bilden Projekt-Teams, ohne auf andere Abteilungen besondere Rücksicht nehmen

Opportunitätsprinzip zu müssen; die Zusammenarbeit im Projekt-Team ist zumeist sehr konstruktiv und kaum von Konflikten belastet. Es überrascht nicht, daß OR-Fachleute mit dieser organisatorischen Einordnung in der Praxis kaum Schwierigkeiten mit Akzeptanz und Implementierung ihrer Modelle und Lösungen haben. Sie sind regelmäßig fest etabliert, und damit ist zugleich OR als betriebliche Funktion der Management-Beratung implementiert. Literatur: Backhaus, K. / Erichson, B. / Plinke, W. / Schuchard-Fischer, Chr. / Weiber, R.: Multivariate Analysemethoden. Eine anwendungsorientierte Einführung, 4. Aufl., Berlin, Heidelberg, New York, London, Paris, Tokyo 1987; Cohen, K. J. / Gibson, St. E. (Hrsg.): Management Science in Banking, Warren, Gorham & Lamont, Boston, New York 1980; Cohen, K. J. / Maier, St. F. / Vander Weide, J. H.: Recent Developments in Management Science in Banking, in: Management Science, Vol. 27, No. 10 (October 1981), pp. 1097-1119; Hanssmann, F.: Einführung in die Systemforschung. Methodik der modellgestützten Entscheidungsvorbereitung, 3. Aufl., München 1987; Hillier, F. S. / Liebermann, ].: Operations Research - Einführung, 4. Aufl., München, Wien 1988; Meyer zu Selhausen, H.: Erfassung und Steuerung des Zinsänderungsrisikos einer Bank mit Hilfe eines Modells der Aktiv-Passiv-Koordination, in: Kredit und Kapital 4/1988, S. 556591; Meyer zu Selhausen, H.: Möglichkeiten und Grenzen der quantitativen Analyse im Bank-Marketing, in: Müller-Merbach, H. (Hrsg.), Quantitative Ansätze in der Betriebswirtschaftslehre, München 1978, S. 285-300; Meyer zu Selhausen, H. / Scholz, G.: Distinctive Scenarios for OR-Activities in German Business Firms, in: OR Spektrum 7/1985, pp. 237-248. Prof. Dr. Hermann Meyer zu Selhausen, München

Opportunitätsprinzip Maxime, die den Erfolg einer Aktion am Nutzen aus einer alternativen Handlung mißt und bewertet. Das Opportunitätsprinzip ist Grundlage für die —> Marktzinsmethode.

Optionsanleihen Opportunitätszins der im Rahmen der —» Marktzinsmethode zur Ermittlung von Konditions- und Strukturmargen benötigte qualitätskongruente Geld- und Kapitalmarktzinssatz. optimale Geschäftsstruktur —»Bankengeschäftsstruktur. Option berechtigt den Käufer, verpflichtet ihn aber nicht, ein nach Preis und Menge mit einem Vertragspartner ausgehandeltes Angebot innerhalb einer bestimmten Periode (amerikanische O.) oder zu einem bestimmten Zeitpunkt (europäische O.) anzunehmen. An der Aktienoptionsbörse (seit 1.4.1983 auch in der Bundesrepublik) sind O. die zeitlich befristeten Anrechte auf Abwicklung von wirtschaftlichen Transaktionen zu einem bestimmten Preis. Eine —» Kauf-O. heißt -> Call, eine —> Verkaufs-O. Put. Dem Erwerber einer O., dem O.-nehmer, steht der Verkäufer, der sog. —> Stillhalter, gegenüber. Der Preis, zu dem das Aktiengeschäft (auch: Goldgeschäft, Warengeschäft), auf welches die O. ein Anrecht verleiht, getätigt werden kann, heißt —» Basispreis. Der letzte Gültigkeitstag der O. wird Verfalldatum (—» Verfalltag) genannt. Der O.-preis kann in den Wert und das sog. Aufgeld zerlegt werden. Der Wert ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Basispreis und dem—» Kurs der Aktie. O. sind meist ein Spekulationsobjekt: Wer auf —»Hausse hofft, kauft Calls, wer auf —> Baisse spekuliert, kauft Puts. (—> Optionsgeschäft) Optionsanleihen bestehen vereinfacht aus zwei Komponenten: Erstens aus einem Anleihepapier und zweitens aus einem Optionsschein. Der Optionsschein kann von der —» Anleihe getrennt werden und ist dann selbst Handelsobjekt. Er verkörpert das Recht, ein oder mehrere-» Wertpapiere (meist—» Aktien oder -» Investmentzertifikate) zu erwerben. Der Zeitpunkt dafür ist bei europäischen Optionsscheinen bereits bestimmt. Unabhängig von einer zeitlichen Beschränkung ist aber in jedem Falle der Preis der damit zu erwerbenden Papiere bereits fixiert. 525

Optionsdarlehen Optionsdarlehen Mittelfristiger Investitionskredit mit dem Wahlrecht zur Umschuldung in ein Tilgungsdarlehen. Für das O. ist zunächst eine —> Laufzeit von höchstens 48 Monaten bei regelmäßiger, fester —» Tilgung vorgesehen. Nach 24 Monaten kann der Kreditnehmer das —» Optionsrecht ausüben und das Restdarlehen in ein Tilgungsdarlehen mit einer Tilgungsdauer von weiteren 4 bis 10 Jahren bei Stellung entsprechender —» Sicherheiten umwandeln. Optionsgeschäft Erwerb oder Veräußerung des Rechts, eine bestimmte Anzahl von —» Wertpapieren, die zum Optionshandel zugelassen sind, jederzeit während einer der festgesetzten Fristen (Optionsfristen) zu einem im voraus vereinbarten Preis (—> Basispreis) entweder zu fordern oder zu liefern. Danach unterscheidet man zwei Grundformen des O.: die —» Kaufoption (—» Call) und die —> Verkaufsoption (Put) mit jeweils einer Käuferseite (dem aktiven Kontrahenten) und einer Verkäuferseite (dem passiven Kontrahenten oder —> Stillhalter) . D e r Käufer entscheidet sich über die Ausübung der—> Option und gegebenenfalls über den Zeitpunkt der Ausübung. Dafür bezahlt er den —> Optionspreis. Der Verkäufer dagegen wartet auf die Entscheidung des Käufers. Für das Stillhalten erhält er den Optionspreis. Das O. kennt demnach vier Arten: Kauf einer Kaufoption, Verkauf einer Kaufoption, Kauf einer Verkaufsoption, Verkauf einer Verkaufsoption. Im Hinblick auf die Handelsobjekte weist der deutsche Effekten-Optionsmarkt zwei Marktsegmente auf: den Aktien-Optionsmarkt (Aktien-Optionsbörse) und den Renten-Optionsmarkt (Renten-Optionsbörse), die ihrerseits entsprechend der darstellbaren -» Laufzeiten wiederum jeweils in einen Primärmarkt und einen Sekundärmarkt zu trennen sind. Der Basispreis wird innerhalb bestimmter vorgegebener, standardisierter Betragsgrößen gewählt. Das einzelne O. lautet auf einen —» Mindestschluß. Nebenrechte in Form von Barausschüttungen, —» Bezugsrechten, Zinszahlungen u.a., die während der Laufzeit der Option bis zum Ausübungstag anfallen, stehen grundsätzlich demjenigen Kontrahenten zu, auf den die 526

optische Beleglesung —• Effekten im Falle der Ausübung der Option übergehen. Optionspreis Preis, den der Optionskäufer dafür bezahlt, daß er über die Ausübung der —> Option und gegebenenfalls den Zeitpunkt der Ausübung entscheiden kann. Der Verkäufer betrachtet den O. als Entgelt für das —* Stillhalten. Die Höhe des O. bei —» Aktienoptionen richtet sich grundsätzlich nach Angebot und Nachfrage. Die Spannen werden in 0,05 DM angegeben. Im Rentenoptionshandel erfolgt der Ausweis der O. in Prozentnotierung, d.h. in einem v.-H.-Satz des Mindestabschlusses (nominal 100000 DM) mit jeweils zwei Stellen nach dem Komma und somit in absoluten Werten jeweils in Stufen von 10 DM oder einem Vielfachen davon. Optionsrecht Recht, eine bestimmte Anzahl von —» Wertpapieren, die zum —> Optionshandel zugelassen sind, jederzeit während einer der festgesetzten Fristen zu einem im voraus bestimmten Preis (—» Basispreis) entweder zu fordern oder zu liefern. Allgemein: Recht zur Ausübung oder Nichtausübung einer jeweils konkreten Entscheidung. Optionsrententarif spezieller Tarif in der —» Lebensversicherung, der die Grundlage für eine Umwandlung einer —> Kapitallebensversicherung in eine —» Rentenversicherung bildet. Dem Versicherungsnehmer wird damit die Möglichkeit eingeräumt, statt der vereinbarten Versichcrungsleistung in einer Summe sich gleichbleibende Raten auszahlen zu lassen. Optionsschein —»Optionsanleihe. optische Beleglesung Möglichkeit, Datenträger des Zahlungsverkehrs wie Schecks, Lastschriften oder Überweisungsträger durch Maschineneinsatz schneller bearbeiten zu können. Voraussetzung für den Einsatz der o.B. sind neben der technischen Ausstattung sowie einer optisch lesbaren Schrift einheitliche Belegformate mit übereinstimmendem Aufbau und entsprechender Papierqualität so-

OR wie Raum für eine Kodierzeile zur Aufnahme der für die maschinelle Bearbeitung relevanten Daten. OR Abkürzung für das Schweizerische Obligationenrecht. Order Kauf- oder Verkaufsauftrag, den Kunden einem Kreditinstitut - insbesondere für Wertpapiere-erteilen. Orderklansel Vermerk auf Wertpapiere („an Order"), mit dem eine bestimmte Person berechtigt wird, die Leistung aus dem Wertpapier zu verlangen. Durch die O. wird ein Wertpapier zum (gekorenen) Orderpapier und kann nur durch eine schriftliche Erklärung auf dem Papier (—»Indossament) an einen neuen Eigentümer übertragen werden (§§ 363, 364 HGB). Geborene Orderpapiere (kraft Gesetz) wie der —> Wechsel oder —» Scheck benötigen diese Klausel nicht, durch eine —» negative Orderklausel werden sie jedoch zu—» Rektapapieren, die nur noch durch Abtretung übertragen werden können. Orderpapier —> Wertpapier, in dem der Aussteller verspricht, an eine bestimmte Person oder einen Anderen zu leisten, der von dem Benannten durch —» Indossament als Gläubiger bezeichnet wird. Geborene O. sind vor allem der —» Wechsel, die —» Namensaktie und der auf den Namen lautende —> Scheck. Gekorene O. sind die sechs in § 363 HGB aufgeführten handelsrechtlichen Papiere (z.B. Lade- und Lagerscheine), ferner bestimmte —» Schuldverschreibungen und —> Schatzanweisungen. Beim geborenen O. muß die Orderklausel besonders ausgeschlossen sein, wenn es nicht O. sein soll; beim gekorenen O. wird nur durch Aufnahme der Orderklausel die Eigenschaft, O. zu sein, erworben. Orderscheck Scheck mit Angabe des Begünstigten. Der Scheck als geborenes —» Orderpapier wird durch —» Indossament übertragen. Eine —» Orderklausel („an Order") ist überflüssig. Im inländischen Zahlungsverkehr sind überwiegend Inhaberschecks gebräuchlich, das sind Schecks, die durch die —» Über-

Organkredite bringerklausel zum —» Inhaberpapier werden. Im internationalen Zahlungsverkehr, insbesondere in angelsächsichen Ländern, wird ein O. dagegen häufig verwendet. Bei O. haben die bezogenen Kreditinstitute zusätzlich zur formellen und materiellen Prüfung die Lückenlosigkeit der Indossamentenkette und die persönliche Legitimation des Scheckvorlegers zu prüfen. Da die Bearbeitung von O. einen recht hohen Arbeitsaufwand erfordert, wurde zur Vereinfachung ein Orderscheckabkommen zwischen den Spitzenverbänden des Kreditgewerbes und der —» Deutschen Bundesbank abgeschlossen. Darin wurde u.a. vereinbart, daß bei einem Scheckeinzug unter Kreditinstituten anstelle eines Indossaments ein Stempel des betreffenden Instituts akzeptiert wird. Da O. nur selten vorkommen, werden diese aus Sicherheitsgründen zusätzlich mit einem roten Streifen am rechten Rand mit der Aufschrift „Orderscheck" versehen. Organisationsfonds Mittel, die ein Versicherungsunternehmen bei Gründung oder Aufnahme neuer —> Versicherungszweige zum Aufbau der Verwaltung und des Vertreternetzes benötigt. Für die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb hat das Versicherungsunternehmen der Aufsichtsbehörde nachzuweisen, daß hierfür die erforderlichen Mittel zur Verfügung stehen. Dieser Nachweis ist dem Antrag auf Erteilung der Betriebserlaubnis zusätzlich zum —> Geschäftsplan beizufügen (§ 5 Abs. 5 Nr. 3 VAG). Organkredite Kredite, die an Geschäftsleiter, Mitglieder der Aufsichtsorgane, Prokuristen und zum gesamten Geschäftsbetrieb ermächtigte Handlungsbevollmächtigte des Kreditinstitutes sowie deren Ehegatten und minderjährige Kinder und weitere Personen und Institutionen gemäß § 15 Abs. 1 KWG vergeben werden. O. dürfen nur auf Grund eines einstimmigen Beschlusses sämtlicher Geschäftsleiter des Kreditinstituts und nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Aufsichtsorgans gewährt werden. Gemäß § 16 KWG ist ein O. dem —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und der —> Deutschen Bundesbank unverzüglich anzuzeigen, wenn er bei natürlichen Personen 527

Outright-Geschäft 250000 DM übersteigt, und bei Unternehmen fünf Prozent des haftenden Eigenkapitals des Kreditinstituts übersteigt und höher als 250000 DM ist. Outright-Geschäft Devisentermingeschäft, das nicht mit einem —» Kassageschäft verbunden ist. Dies

528

Overhead-Kosten unterscheidet ein O. von einem -» SwapGeschäft. Overhead-Kosten Kosten, die dem Geschäftsleitungsbereich zuzuordnen sind und mit den im Unternehmen erstellten Leistungen nicht direkt verknüpft werden können.

p PAngV —» Preisangabenverordnung. Parallelanleihen —»Anleihe, bei der der gesamte Anleihebetrag in einzelne Ländertranchen aufgeteilt wird und deren Ausgabezeitpunkt, Nominalverzinsung (-» Nominalzinsfuß) und —> Laufzeit übereinstimmen. Die Anleihewährung entspricht der —* Währung des Landes, in dem die jeweilige —» Tranche aufgelegt wird. Eine Variation besteht in der gleichzeitigen Emission zweier unterschiedlicher Anleihen durch den selben Emittenten (gespaltene P.). Oft bestehen diese split-issues aus einer kurz- und einer langfristigen Anleihe oder aus einer —»Bear- und einer—» Bull-Anleihe. Pari gleich (—» Nennwert bei —> Wertpapieren, Parität bei—»Devisen). Pariemission Ausgabe von —> Wertpapieren zu einem Emissionskurs, der dem Nennwert des Wertpapiers entspricht. Bei ÜberpariEmission liegt der Emissionskurs über dem —» Nennwert, bei —> Unterpari-Emission unter dem Nennwert. Unterpari-Emission von —» Aktien ist nicht zulässig (§9 AktG). Parikurs —» Kurs, der dem—» Nennwert bei —» Wertpapieren entspricht. - * Devisenkurs, der der Parität entspricht (Paritätskurs). Parität Austauschverhältnis einer Währung zum Gold (Goldparität), zu einer anderen Währung (Fremdwährungsparität), zu —> Sonderziehungsrechten oder zur europäischen Währungseinheit (—» ECU). Partizipationsscheine (Insbesondere in der Schweiz:) Börsenfähige (—» Börse) —» Wertpapiere, die Ansprüche auf Anteile am Gewinn und Vermögen der Gesellschaft sowie auf—» Bezugsrechte bei —> Kapitalerhöhung verkörpern. Passivenversicherung Form der —» Schadenversicherung, bei der für das Vermögen als Ganzes Versiche-

rungsschutz gewährt wird. Nach Art des versicherten Gegenstandes unterscheidet man zwischen —> Aktivenversicherung und P. Die P. schützt insbesondere davor, daß sich das Vermögen des Versicherungsnehmers (auf der Passivseite der Bilanz) durch Belastungen verringert. Hierzu zählen z.B. die - * Haftpflichtversicherung (bei Schadenersatzansprüchen), —> Rechtsschutzund —» Rückversicherung sowie Krankheitskostenversicherung. Passivgeschäfte alle Refinanzierungsgeschäfte einer Bank, die auf der Passivseite der Bilanz ausgewiesen werden (Ggs.: —» Aktivgeschäfte). Es handelt sich bei den P. insbesondere um das Einlagengeschäft und die Emission von Pfandbriefen und Schuldverschreibungen. Als P. werden lediglich die verschiedenen Formen der Fremdmittelbeschaffung bezeichnet, die Eigenmittelaufnahme zählt nicht dazu. Passivüberhang Position auf der Passivseite einer Bilanz, die durch keine Gegenposition auf der Aktivseite gedeckt ist. Ein P. kann im Festzins-, Währungs- und Edelmetallbereich in Bankbilanzen auftreten. Passivziiis —»Habenzins. Patronatserklärung Zusage einer Muttergesellschaft eines Konzerns, für finanzielle Verpflichtungen ihrer Tochtergesellschaften einzustehen. Die P. kann gegenüber Dritten (Kreditgeber), aber auch der Tochtergesellschaft gegenüber abgegeben werden. Üblich sind P. im internationalen Anleihe- und Kreditgeschäft. Pauschalsystem Verfahren in der —» Kraftfahrtunfallversicherung, nach dem die Insassen gegen Unfälle versichert werden können. Danach ist jeder Insasse (Ausnahme: Berufsfahrer) mit dem Teilbetrag versichert, der sich aus der Division der gesamten Versicherungssumme durch die Anzahl der mitfahrenden Personen ergibt. Sind mehrere Personen 529

Pauschalverfahren von einem Unfall betroffen, erhöht sich die Versicherungssumme pro Fahrzeug nach den im Versicherungsschein festgelegten Regeln. Eine andere Form der Insassenunfallversicherung stellt das —> Platzsystem dar, des weiteren können die im Versicherungsschein namentlich benannten Personen unabhängig von einem bestimmten Fahrzeug versichert werden (z.B. Berufsfahrer). Pauschalverfahren Schätzverfahren zur Berechnung von —> Beitragsüberträgen. Unter der Annahme, daß sich die Beitragsfälligkeiten aller Versicherungsverträge gleichmäßig über das ganze Jahr verteilen, werden die Jahresbeitragseinnahmen prozentual (i.d.R. zu 50%) auf das nächste Geschäftsjahr übertragen. Pauschalwertberichtigungen Wertkorrekturen bei Aktivposten, die gemäß § 26a KWG allgemein zur Sicherung gegen die besonderen Risiken des Bankgeschäfts gebildet werden. Sie sind nicht auf das —> Ausfallrisiko beschränkt und werden in der Bilanzierungspraxis der Banken primär für die Bildung stiller Reserven im Rahmen der Bilanzpolitik gebildet. Pay-Back-Verfahren Verfahren zur Kalkulation der Risikoprämie für eine —» Schadenexzedentenrückversicherung. Dabei wird die Rückversicherungsprämie danach bemessen, in welchen Zeiträumen Groß- und Totalschäden zu erwarten sind, die aus den Prämienaufkommen beglichen werden sollen. Pensionsgeschäft Geschäft, bei dem eine Kreditinstitut als Pensionsgeber Vermögensgegenstände (Wechsel, Forderungen, Wertpapiere) auf einen anderen (Pensionsnehmer) gegen Zahlung eines Betrages überträgt. Nach der Art der Rückübertragung unterscheidet man - echte P., bei denen der Pensionsnehmer verpflichtet ist, den Gegenstand zurückzuübertragen. Der Zeitpunkt der Rückübertragung wird dabei im voraus oder vom Pensionsgeber später bestimmt; - unechte P., bei denen der Pensionsnehmer berechtigt ist, den Gegenstand zurückzuübertragen. Hierbei wird der 530

Pensionsversicherung eventuelle Zeitpunkt der Rückübertragung entweder im voraus oder später vom Pensionsnehmer festgelegt. Ursprünglich wurden P. zur Sicherung eines Kredites abgeschlossen, heute steht die Umwandlung von Vermögensgegenständen in Zahlungsmittel im Vordergrund. Die P. der Kreditinstitute sind der —» Deutschen Bundesbank zu melden. Dabei ist es unerheblich, ob die Kreditinstitute als Pensionsgeber oder -nehmer auftreten. Um den Kreditinstituten Zentralbankgeld einzuräumen oder zu entziehen, bietet die Bundesbank den Kreditinstituten P. im Rahmen der —» Offenmarkt-Politik an (erstmalig 1973). Die Bundesbank kann dabei sowohl als Käufer oder Verkäufer auftreten. Obwohl nahezu jeder Vermögensgegenstand in Pension gegeben werden kann, beschränkt sich die Bundesbank auf Geschäfte mit Wertpapieren, Wechseln und Devisen. Pensionskasse eine von einem oder mehreren Unternehmen gegründete außerbetriebliche Einrichtung meist in der Rechtsform eines kleineren —» Versicherungsverein a.G. zur Gewährung von Leistungen im Rahmen der —» Betrieblichen Altersvorsorge. Versorgungsleistungen dürfen nur an Mitarbeiter dieser Unternehmen bzw. deren Angehörige gewährt werden. Die Mittel zur Finanzierung der Versorgungsleistungen werden durch Beiträge der Unternehmen aufgebracht, an denen der Arbeitnehmer beteiligt sein kann. Pensionsrückstellungen die im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung aufgrund unmittelbarer Versorgungszusagen entstandenen, bezüglich der Fälligkeit und Höhe jedoch ungewissen Verbindlichkeiten gegenüber den Arbeitnehmern, die i. d. R. passiviert werden. Pensionsversicherung spezielle Form der —> Leibrentenversicherung, bei der eine Altersrente, Hinterbliebenenrente (Witwen- und Waisenrente) und Invalidenrente (Berufsunfähigkeitsrente) vereinbart wird. Die Rentenzahlung erfolgt bei Erreichen der Altersgrenze, bei Tod des Versicherten an die Hinterbliebenen oder bei vorzeitiger —» Berufsunfähigkeit. Träger der privaten P. sind vor allem

Perpétuais

Personal-Management in Kreditinstituten

die betrieblich gebundenen —» Pensionskassen. Da innerhalb der gesetzlichen —» Rentenversicherung ebenfalls Alters-, Hinterbliebenen- und Invalidenrenten gezahlt werden, dient die P. als ergänzende Versicherung und hat daher bisher nur eine geringe Bedeutung erlangt.

1) Führung für das Personal im Sinne von Schaffen und Gestalten von Systemen, die eine systematische, d.h. planvolle und kontrollierbare Abwicklung der gesamten Personalarbeit ermöglichen: Systeme der Personalbeschaffung, -auswahl, -Versetzung, -fortbildung etc.

Perpetuals Perpetual Bond. —> Anleihe ohne Endfälligkeit, deren Zinszahlungen also zeitlich nicht begrenzt von Jahr zu Jahr erfolgen. Perpetual Floating Rate Note: —> Floating Rate Note ohne Endfälligkeit.

2) Führung des Personals meint eine weit verstandene Verhaltenssteuerung insofern, als sie zum einen die Handhabung dieser Personalsysteme umfaßt (indirekte Führung wie z.B. das Fällen von Entscheidungen über Mitarbeiter-Versetzungen, über Fortbildungsmaßnahmen usw.). Zum anderen gehört die direkte Führung im Sinne der Ausübung der Vorgesetztenfunktionen „im täglichen Geschäft" (Mitarbeiterführung) dazu.

Personalkredit Blankokredit, der einem Kreditnehmer aufgrund einer einwandfreien persönlichen Kreditwürdigkeit gewährt wird und bei dem das Kreditinstitut auf die Hereinnahme von Sachsicherheiten verziehet. Unter P. (im weiteren Sinne) faßt man vielfach auch die Kredite zusammen, die durch personenbezogene Sicherheiten abgesichert werden, z.B. durch Versicherungspolicen besicherte Kredite, Wechselkredite u.ä. (andere Kreditarten: -» Realkredit, —» Kommunalkredit). Personal-Management in Kreditinstituten Gliederung: I. Einführung II. Personalstrukturen im Bankwesen III. Personalplanung 1. Informationsfundament 2. Personalbedarf IV. Mitarbeiterführung V. Personalbeschaffung, -auswahl und entwicklung VI. Arbeitsbedingungen: Neue Technologien I. Einführung: Begriff, Tätigkeitsgebiete und Bedeutung des Personal-Managementfür Kreditinstitute Personal-Management ist derj enige Teil der Unternehmungsführung, der sich nicht auf die materiellen Ressourcen für die betriebliche Betätigung bezieht (Finanzmittel, Materialien, technische Hilfsmittel etc.), sondern auf die personellen Ressourcen: auf die Gesamtheit der im Betriebe beschäftigten Personen. Personal-Management umfaßt eine Vielzahl von Tätigkeiten, die in zwei Gruppen zusammengefaßt werden können:

Personal-Management ist gleichbedeutend mit der Summe systematisch und konzeptionell betriebener Personalarbeit. —» Kreditinstitute (synonym: Banken) sind alle Unternehmungen, deren Hauptbetätigungsfeld das Betreiben von Bankgeschäften ist, also sowohl die in der Bundesrepublik Deutschland üblichen —» Universalbanken (private Kreditbanken, Sparkassen, Kreditgenossenschaften) wie auch —» Spezialinstitute (Real-Kreditinstitute etc.). Sie beschäftigen über 600000 Mitarbeiter und damit 3% der deutschen Wirtschaft (d.h. ohne „öffentlichen Dienst"). Damit wird bereits der erste Aspekt der Bedeutung des Personal-Management für Kreditinstitute offenkundig: - Banken sind außerordentlich personalintensive Unternehmungen; weitere wichtige Aspekte sind: - der Anteil der Personalkosten an den gesamten betrieblichen Kosten ist mit ca. 70% exorbitant hoch; - der verschärfte Wettbewerb, die verstärkte Kundenorientierung, wachsende Informationsbewältigung und stark gestiegene Technisierung in der Anbahnung und Abwicklung der Bankgeschäfte sowie veränderte und gewachsene Ansprüche an Führungsaufgaben steigern die Ansprüche an die Mitarbeiter-Qualifikationen. Das Personal wird als „Wettbewerbsfaktor Nr. 1" angesehen. Daß der insoweit für Bankbetriebe wichtigste Produktionsfaktor Personal (menschli531

Personal-Management che Arbeitsleistung) besonderer Beachtung und „Pflege" bedarf, dürfte außer Frage stehen - systematisfches und konzeptionell betriebenes Personal-Management kann dies leisten. Immerhin hat das Kreditgewerbe selbst bereits die Wichtigkeit von Aus- und Fortbildung zwecks Qualifikationsanhebung für die Steigerung der ökonomischen Effizienz gesehen. II. Personalstrukturen im Bankwesen: Quantitative Entwicklungen, Personalkosten (Entlohnung), qualitative Anforderungen Das Bankwesen nimmt mit der quantitativen Entwicklung seines Personals innerhalb der Gesamtwirtschaft eine Sonderstellung ein. In dem Zeitraum von 1970 bis 1984 sank die Zahl der Erwerbstätigen in der Bundesrepublik Deutschland um 5,5%, im Kreditgewerbe stieg sie dagegen um 35% an. Die Zahl der Beschäftigten im Bankensektor ist - trotz wachsender Produktivität (u.a. Computereinsatz) - deutlich angestiegen und hat damit stark expandierendes Geschäft ermöglicht; rationalisierungsbedingter Beschäftigungsabbau hat also nicht stattgefunden. Gleichzeitig vollzog sich eine Verschiebung in der Personalkostenstruktur durch deutliche Änderungen in der zahlenmäßigen Besetzung der Tarifgruppen. Faßt man die neun Tarifgruppen zu zwei Blöcken zusammen, ergibt sich im Zeitvergleich folgendes Bild: Geht man davon aus, daß Ergebnisse tarifpolitischer Auseinandersetzungen dies in geringstem Maße bewirkt haben, so ist diese Strukturverschiebung zuerst durch ein deutliches Anwachsen der Personal-Qualifikation zu erklären. Damit ist deutlich, daß die Dequalifizierungs-These (Rückgang höher qualifizierter Aufgaben infolge technischer Rationalisierung) für den Bankensektor nicht gilt. Die einleitend angegebenen Aspekte in der Wettbewerbssituation und in den Erfolgsfaktoren für ökonomische Effizienz der Banken liefern die sachlichen Gründe für neue und heute wichtigere Anforderungslnhalte an das Bankpersonal: Zum einen werden in den Geschäftsbereichen (wie Firmenkunden-, Vermögensberatung, Aus532

Personal-Management

1973 1986

TG 1 - 4

TG 5 - 9

46,4% 25,4%

53,6% 74,6%

Eine Dreiergruppierung ergibt noch etwas deutlicheren Aufschluß darüber, daß an dieser starken Änderung die mittleren Tarifgruppen 4-6 den geringsten Anteil haben (Abb. 1).

TG 1 - 3

1984

1973 70% --

TG 4 - 6

60% -

50% - 1973 30% --

1984 TG 7 - 9

10% --

1973

1984

Abb. 1 Entwicklung der tariflichen Eingruppierungen landsgeschäft) Spezialisten benötigt, deren Schwerpunkt in Denkhaltung und Tätigkeiten von ausgeprägter Kundenorientierung als primärem Erfolgsfaktor bestimmt ist: Der Qualität der Beratung (nicht nur der großen Kunden, sondern auch der breiten Kundschaft) kommt ausschlaggebende Bedeutung zu. Zusätzlich sind verstärkt Generalisten-Qualifikationen für die individuelle Arbeit (wie z.B. Kreativität, Anbiguitätstoleranz) und für die Führungsaufgaben (Führungs-, Kommunikations-, Konfliktfähigkeit etc. ) gefragt. III. Personalplanung In einem weiten Sinne umfaßt Personalplanung die planerische Vorwegnahme jeglicher Personalarbeit, also z.B. auch eine Personalbeschaffungs-Planung, eine Perso-

Personal-Management nalentwicklungs-Planung etc. Kern aber und Vorstufe hierfür ist eine Planung des Personalbedarfs: Die Notwendigkeit seiner Deckung löst dann eine Planung und letztlich konkrete Maßnahmen der Personalbeschaffung, -entwicklung etc. aus. III. 1. Informationsfundament Zum informatorischen Fundament jeglicher Personalplanung - sowohl im weiteren wie auch im engeren Sinne einer Bedarfsplanung - gehören die Anforderungsprofile der Arbeitsplätze einer Bank wie auch die Qualifikationsprofile ihrer Mitarbeiter. Dann erst ist eine qualitative Personalplanung möglich, die über die lediglich quantitativen Angaben der besetzten bzw. vakanten bzw. freiwerdenden Stellen hinausgeht. Unter Anforderungen werden Soll-Vorstellungen über diejenigen Voraussetzungen verstanden, die von einer Aufgabenstellung und der zugehörigen Arbeitssituation ausgehen und die von einer Person (Arbeitsplatzinhaber) erfüllt sein müssen, die diese zureichend bewältigen soll. Es ist nur sinnvoll, solche Anforderungen zu formulieren, die auch als persönliche Qualifikationsmerkmale festgestellt werden können. Unter Qualifikation wird das gesamte Leistungspotential eines Mitarbeiters verstanden: seine Eignungen, seine Arbeitskenntnisse, seine motivational bedingten, an die Arbeitssituation geknüpften individuellen Ziele und Erwartungen wie auch weitere Disponiertheit, anderen, situational bedingten Anforderungen der Arbeitssituation gerecht zu werden. Qualifikationen sind personenorientierte Ist-Vorstellungen und der Gegenbegriff zur arbeitsplatzorientierten Anforderung. Informationen über Anforderungen entfalten ihren vollen Nutzen erst im Zusammenhang mit Informationen über Qualifikationen. Angaben über Qualifikationen der Mitarbeiter besagen, inwieweit diese den Anforderungen betrieblicher Arbeitsplätze entsprechen können und wollen. Insofern ist es nur sinnvoll, Qualifikationen im Hinblick auf Arbeitsplatz-Anforderungen zu definieren. III.2. Personalbedarf Die Gesamtheit der (vorgesehenen) Stellen (Arbeitsplätze) eines Kreditinstituts macht seinen Brutto-Personalbedarf aus. Wird von ihm der Personalbestand eines bestimmten Zeitpunktes subtrahiert, ist der

Personal-Management Netto-Personalbedarf das Ergebnis: Ein positiver Netto-Personalbedarf zeigt Vakanzen an, eine negativer Personalüberhang. In langfristiger Sicht wird eine Personalbedarfsplanung erkennbar aus der Unternehmungsplanung abzuleiten sein bzw. von ihr bestimmt werden. Dies betrifft nicht nur die quantitative Komponente; nicht nur Stärke und Tempo unternehmenspolitisch angestrebten Wachstums bestimmen die Zahl der benötigten Mitarbeiter, sondern auch die Inhalte der geschäftlichen Entwicklungen und die gewollte Organisationsstruktur. Beides wiederum beeinflußt maßgeblich auch die Qualitäten der Arbeitsplätze und ihre Anforderungen. Soll beispielshalber die Zahl der Geschäftsstellen einer Bank stagnieren oder reduziert werden bei gleichzeitiger Geschäftsausweitung, etwa über verstärkten Einsatz von Außendienst-Mitarbeitern (wie derzeit zu beobachten), so hat dies erheblichen Einfluß auf die zu fordernden MitarbeiterQualifikationen. Das gleiche gilt, wenn organisatorische Umstrukturierungen die Effizienz zukünftiger Marktbearbeitung steigern sollen, etwa im Wege betonter Zielgruppenorientierung, die durch Betriebsund Stabsabteilungen - durch Matrixorganisation aufeinander bezogen - gewährleistet sein soll. Auch dies verlangt ganz bestimmte Qualitäten des Personals und insofern der Beschreibung des Personalbedarfs. IV. Mitarbeiterführung Als Führung wird allgemein die Einflußnahme (Einwirkung) auf das Verhalten anderer Personen verstanden. Für betriebliche Belange ist wichtig, aus welchen Arten von Tätigkeiten Führung besteht, wie diese ausgeübt werden können und welche Wirkungen (Erfolge, Effizienzen) damit erzielt werden. Für die Arten von Führungstätigkeiten ist eine Dreiergruppierung üblich: (1) Willensbildung umfaßt die meisten Phasen (von der Zielbildung über die Problemerkenntnis und Planung bis hin zur Entscheidung); (2) Willensdurchsetzung meint das Implementieren von Entscheidungen unter Einschluß von Legitimation und Motivation; (3) Das Kontrollieren und Analysieren von Abweichungsursachen wird zur Willenssicherung. 533

Personal-Management

Personal-Management

Die Frage nach dem „Wie" der Führung ist gleichbedeutend mit der Frage nach dem („richtigen", effizienten) Führungsstil. Sie beschäftigt die Führungsforschung seit Jahrzenten; Ergebnis ist eine Fülle von empirischen Untersuchungen, analytischen Studien, Modellansätzen. Im Kern kommen sie zumeist zu einer Dichotomisierung oder zu einer Mehrzahl möglicher Führungsstile als Zwischenformen zweier Extremtypen: (1) Autoritäre (Synonym: autokratische, aufgabenorientierte, produktionsorientierte), (2) Kooperative (demokratische, partizipative, personenorientiertc) Führung. Die Vorstellung eines Kontinuums zwischen diesen zwei Extremen veranschaulicht exemplarisch für die Führungstätigkeit der Entscheidung die Abb. 2. Gegenwärtig wird autoritäre Führung zunehmend in Frage gestellt. Gleichzeitig wird kooperative Führung vermehrt praktiziert bzw. zu praktizieren versucht oder auch nur behauptet. In den meisten Führungsgrundsätzen ist sie formell verankert, eine große Zahl von Trainingsmaßnahmen zielt auf entsprechende Verhaltensänderungen von Führungskräften ab. Auch in strukturellen Gestaltungsmaßnahmen spieMitarbeiterzentrierte Führung

gelt sich kooperative Führung wider, z.B. in Unternehmens- und Betriebsverfassungen, in der Führungsorganisation (kollegiale, dezentrale, matrixorientierte Formen) etc. Dafür gibt es eine Mehrzahl von Gründen: Der „mündige Bürger", höhere Bildungsniveaus, gestiegene Lebensqualität, Abbau und Ablehnung von autokratischer Herrschaft, wissenschaftlich-technischer Fortschritt. Insgesamt dürfte es vor allem die soziale Erwünschtheit sein, die im Arbeitsalltag die Vorstellungen über kooperative Führung prägt und die Tendenzen, sie zu praktizieren, fördert. Hinsichtlich der Frage, welche Art von Führung zu welchen Wirkungen führt, gibt es keine einheitlichen Befunde. Grundsätzlich werden zwei Gruppen von Effizienzmaßen verwendet: ökonomische Kriterien (Arbeitsleistung, Produktivität) und sozialpsychologische Kriterien (Arbeitszufriedenheit, Erreichung persönlicher Ziele). Für beide Führungsstile ergibt sich unter Effizienzgesichtspunkten ein ziemlich einheitliches Bild von einer tendenziellen Überlegenheit des kooperativen Stils hinsichtlich der sozialpsychologischen Effizienz: Sie führt zu höherer Zufriedenheit der Untergebenen (meist gemessen als sin-


Indossant. Eine Weitergabe ist nur zum —> Inkasso möglich. Pfandschein Im Rahmen des Pfandkredits die dem Darlehensnehmer über das Pfand ausgestellte Bescheinigung (-> Legitimationspapier). Nach der Rückzahlung des —» Darlehens nebst —» Zinsen wird das Pfand gegen Rückgabe des P. wieder ausgehändigt. Der P. beim —» Lombardgeschäft der —» Zentralbank mit den —> Kreditinstituten:

Pflegekrankenversicherung Dem Verpfänder ausgehändigtes Papier, in das alle Zahlungen des Schuldners, Pfandveränderungen usw. eingetragen werden; nach Erledigung des Lombardgeschäftes erfolgt die Rückgabe des quittierten P. Pflegebedürftigkeit Begriff der —> Pflegeversicherung. P. liegt vor, wenn die versicherte Person durch Krankheit, Körperverletzung oder Kräfteverfall so hilfslos ist, daß sie für gewöhnliche und regelmäßig wiederkehrende Verrichtungen des täglichen Lebens die Hilfe einer anderen Person benötigt. Die Leistung des Versicherten bemißt sich nach Pflegestufen (Pflegeintensität), die den Umfang der P. zum Ausdruck bringen. Pflegefallversicherung —> Pflegeversicherung. Pflegekostenversicherung —> Pflegekrankenversicherung. Pflegekrankenversicherung Art der privaten —* Krankenversicherung, bei der Versicherungsschutz im Fall der —» Pflegebedürftigkeit gewährt wird. Die verschiedenen Formen lassen sich auf drei Tarifmodelle zurückführen. In der Pflegetagegeldversicherung erhält der Versicherungsnehmer bei Pflegebedürftigkeit ein vereinbartes Pflegetagegeld, dessen Höhe vom Alter und Grad der Pflegebedürftigkeit abhängt. Im Rahmen einer Pflegekostenversicherung werden im Pflegefall anteilige Kosten erstattet, die für die eigentliche Pflege, nicht aber für stationäre Behandlung anfallen. Bei der dritten Variante der P. handelt es sich um eine Mischform aus Pflegetagegeld- und Pflegekostenversicherung. Fallen bei Pflegebedürftigkeit keine tatsächlichen Pflegekosten an, da die Pflege beispielsweise von Familienangehörigen übernommen wird, zahlt der Versicherer ein Ersatzpflegegeld, das sich nach dem Grad der Pflegebedürftigkeit bemißt. Die Konzeption der P. besteht erst seit kurzer Zeit, so daß die Versicherungsgesellschaften für die Kalkulation der Beiträge noch nicht auf gesicherte Erfahrungswerte zurückgreifen können. Deshalb können Änderungen der—> Allgemeinen Versicherungsbedingungen mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde auch für bestehende 537

Pflegerentenversicherung Versicherungsverhältnisse werden.

Pflichtversicherung vorgenommen

Pflegerentenversicherung selbständige Form der —» Lebensversicherung, die als —> Summenversicherung mit fest vereinbarten Rentenbeträgen das Risiko der—» Pflegebedürftigkeit abdeckt. Die Versicherungsleistungen erstrecken sich auf drei Tatbestände: (1) eine bedingte Pflegerente wird bei Eintritt eines Pflegefalles vor Erreichen einer festgelegten Altersgrenze gezahlt, in Abhängigkeit von der—» Pflegestufe; (2) der Anspruch auf eine unbedingte Pflegerente besteht unabhängig von der Pflegebedürftigkeit ab einem bestimmten Alter (85. oder 80. Lebensjahr); (3) die Todesfalleistung umfaßt eine Sterbegeld in Höhe von 24 (oder 36) Monatsraten abzüglich bereits erbrachter Rentenleistungen. Aufgrund einer Beitragsanpassungsklausel können mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde Beiträge auch für bestehende Verträge angehoben werden. Pflegestufe (Pflegeintensität), Maßstab für das Ausmaß der —> Pflegebedürftigkeit. Die Einordnung in P. ergibt sich aus einer Punktsumme, die sich aus der Anzahl von einzeln aufgeführten Verrichtungen ergibt, für die die pflegebedürftige Person fremde Hilfe benötigt. Das Berechnungsverfahren ist in den jeweiligen —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen festgelegt. Pflegetagegeldversicherung —» Pflegekrankenversicherung. Pflegeversicherung Oberbegriff für Versicherungen, die bei Vorliegen von —» Pflegebedürftigkeit Leistungen erbringen. P. treten in zwei Formen auf: als —> Pflegekrankenversicherung in der privaten —> Krankenversicherung und als —» Pflegerentenversicherung in der —> Lebensversicherung. Pflichtanstalten —» öffentlich-rechtliches Versicherungsunternehmen, bei dem alle Gebäude eines bestimmten Gebietes versichert sein müssen. Das Versicherungsverhältnis entsteht unmittelbar kraft Gesetzes, es wird also kein 538

Vertrag im privatrechtlichen Sinne geschlossen. Diese Versicherungspflicht besteht beispielsweise für Gebäude in BadenWürttemberg, Hamburg, z.T. in Hessen und Rheinland-Pfalz, in den Kreisen Braunschweig, Lippe, Oldenburg sowie in Ostfriesland. Pflichthaltpflichtversicherung Versicherungsarten der allgemeinen —> Haftpflichtversicherung, deren Abschluß für bestimmte Personenkreise gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Versicherungspflicht kann sich auf persönliche Haftpflichten beziehen wie z.B. für Jäger, deren Jagderlaubnis von einer Jagdhaftpflichtversicherung mit bestimmten Mindestdeckungen abhängt, aber auch auf Betriebshaftpflichten, wozu u.a. die P. der Kraftfahrzeughalter gemäß § 1 PflVG zählt. Der Abschluß von —» Berufshaftpflichtversicherungen ist für einige Berufsgruppen vorgeschrieben, zu denen u.a. Notare, Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Architekten und Statiker gehören. —> Produkthaftpflichtversicherungen müssen von Arzneimittelherstellern abgeschlossen werden. Die Verpflichtung zum Abschluß von Haftpflichtversicherungen für Schüler besteht für Schulträger in Bayern, daneben haben die Träger der Entwicklungshilfe für ausreichende Haftpflicht zugunsten der Entwicklungshelfer zu sorgen. Pflichtversicherung gesetzliche Verpflichtung für bestimmte Personengruppen zum Abschluß einer Versicherung. P. öffentlich-rechtlicher Art umfassen die —> Sozialversicherung und die berufsständische Versorgung. Daneben bezieht sich die Pflicht zum Abschluß von Versicherungsverträgen auf privatrechtliche Versicherungen, auf die die Vorschriften des W G Anwendung finden. Hierzu zählen die —» Pflichthaftpflichtversicherung, die für bestimmte Personen den Abschluß von —> Haftpflichtversicherungen mit Mindestdeckungen vorschreibt (z.B. für Kraftfahrzeughalter), innerhalb der —> Unfallversicherung die Versicherungspflicht von Luftverkehrsunternehmen zugunsten der Passagiere und die Verpflichtung von Arzneimittelherstellern, eine Unfallversicherung zugunsten der Probanden bei der klinischen Prüfung von Arzneimit-

Pflichtversicherungsgesetz (PflVG) teln abzuschließen; außerdem gibt es eine Anzahl von Pflicht-Sachversicherungen wie beispielsweise die öffentlich-rechtlichen —» Gebäudeversicherungen. Pflichtversicherungsgesetz (PflVG) Bezeichnung für das Gesetz über die —» Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughalter vom 5.4.1965 mit späteren Änderungen. Das PflVG ist die rechtliche Grundlage der —»Kraftfahrtversicherung. Placement Agent die für die Plazierung von neu emittierten, internationalen Schuldtiteln, wie etwa —» Euronotes am Markt zuständige Institution. Im Emissionsgeschäft haben sich drei verschiedene Methoden durchgesetzt: Sole Placing Agent, Multiple Placing Agent und Tender Panel. Bei einem Sole Placing Agent wird die Plazierung von einem Kreditinstitut durchgeführt, das ein erstklassiges Standing besitzen und über ein ausgezeichnetes Distributionssystem verfügen muß, um die Plazierung abzuwickeln. Im Multiple Placing Agency-System erhält jeder an der Plazierung interessierte —»Underwriter ein seinem Anteil am Übernahmevolumen entsprechendes Volumen der emittierten Schuldtitel. Beim Tender Panel orientiert sich die Plazierungszuteilung an der Plazierungskraft der interessierten Bewerber. Verschiedene P.A. geben hierzu nach Rücksprache mit ihren Investoren Zinsgebote bei dem Tender Panel Agent ab, wobei dann die Institute mit den niedrigsten Zinsgeboten den Zuschlag bekommen. Bei allen drei Plazierungsmethoden werden nicht abgesetzte Stücke an den Underwriter zurückgegeben. Placierung 1. im Handel die Unterbringung einer Ware am Markt. 2. im Finanzsektor die Unterbringung neuemittierter —* Wertpapiere am-* Kapitalmarkt als Teil des —» Emissionsgeschäftes der Banken, aber auch die Unterbringung von —* Geldmarktpapieren der —» Deutschen Bundesbank bei den Banken. 3. in der Werbung die Standortfestlegung eines Werbemittels innerhalb eines Werbe-

Planbilanz trägers, z.B. einer Anzeige in einer Zeitung. Plafond A von den Konsortialbanken der —» AKA zweckgebunden zur zeitlich unbegrenzten allerdings im Rahmen der Kreditversicherungsfristen - mittel- und langfristigen Exportfinanzierung zur Verfügung gestellter —» Kreditplafond. AKA und Exporteur schließen den Kreditvertrag. Der Kreditantrag kann nur über die zum Konsortium gehörende Hausbank des Exporteurs gestellt werden. Konsortialbanken der AKA übernehmen —> Wechsel des Exporteurs im Rahmen ihrer Konsortialquote, so daß i.d.R. eine 60%ige —> Finanzierung aus P. erfolgt, wobei der Rest von der den Antrag einreichenden Konsortialbank rediskontiert wird. Die Selbstbeteiligungsquote des Exporteurs beträgt i.d.R. 10-15%. Plafond B von der —* Deutschen Bundesbank der —» AKA eingeräumte Sonderrediskontlinie zur zweckgebundenen Refinanzierung von Exporten mit maximaler —»Laufzeit der —» Kredite von 48 Monaten. Die Inanspruchnahme des P. erfolgt durch —» Begebung von —» Wechseln des Exporteurs, die mit dem —» Giro der Hausbank und Unterschrift der AKA versehen sein müssen. Der Exporteur hat die Wahlmöglichkeit zwischen variablem und festem—» Zinssatz. Plafond C von den Konsortialbanken der —> AKA zweckgebunden für —» Kredite an ausländische Besteller zur Verfügung gestellte —> Kreditlinie. Speisung des P. erfolgt durch langfristige Buchkredite der Konsortialbanken und —» Placierung von —> Inhaberschuldverschreibungen der AKA auf dem —> Kapitalmarkt, die mit einer —» Laufzeit bis 10 Jahren lombardfähig sind und im Geregelten —» Freiverkehr an den —» Börsen gehandelt werden. Der Kreditbetrag wird im Auftrag des Kreditnehmers an den inländischen Exporteur ausgezahlt. Mögliche Länderrisiken werden i.d.R. durch Bundesbürgschaften abgesichert. Planbilanz Gegenüberstellung von Aktiva und Passiva die nicht auf Ist-Zahlen, sondern auf geplanten Größen basiert. 539

Plankosten

Portfolio-Management

Plankosten auf der Grundlage technisch-ökonomischer Verbrauchs-, Zeit-, Beschäftigungs- und Marktstudien ermittelte Kosten, die als Sollgrößen in den Planungsprozeß eingehen. Im Sinne von Prognosekosten haben P. insbesondere im —» Wertbereich, und hier besonders für Zinskosten Bedeutung, während sie als Standardkosten eine bestimmte angestrebte Wirtschaftlichkeit im —» Betriebsbereich zum Ausdruck bringen sollen.

Policendarlehen in der —» Lebensversicherung verzinsliche Vorauszahlung einer Versicherungsleistung. Sobald eine Versicherung rückkaufsfähig ist, kann sie bis zur Höhe des jeweiligen —» Rückkaufswertes beliehen werden. Der Zinssatz für das P. richtet sich nach dem Kapitalmarktzins für dinglich gesicherte Darlehen.

Planungs- und Kontrollsystem —> Controlling in Kreditinstituten.

Poolmethode traditionelles Verfahren der —» Teilzinsspannenrechnung. Die Margen einzelner Geschäfte werden hierbei ermittelt, indem ein individueller Kundenzins mit dem durchschnittlichen Zins der bilanziellen Gegenseite (Pool) verglichen wird. Eine direkte Verknüpfung einzelner Aktiv- und Passivgeschäfte erfolgt durch diese Poolbildung somit nicht, denn die Einzelgeschäfte verlieren in dem Moment, in dem sie in den Pool gelangen, ihre Identität. Die Poolmethode ist für ein entscheidungsorientiertes Rechnungswesen ungeeignet, da sie aufgrund der Durchschnittsbildungen zu Willkür bei der Ergebnisrechnung auf die Leistungsbereiche und somit zu falschen Ergebnisinformationen als Entscheidungsgrundlage führt. —> Margenkalkulation

Platzsystem Verfahren in der —» Kraftfahrtunfallversicherung, nach dem die Insassen gegen Unfälle versichert werden können. Danach wird jeder einzelne Platz eines bestimmten Fahrzeugs mit der gleichen Summe versichert (z.B. in Omnibussen). Des weiteren kann eine Insassenversicherung pauschal (—»Pauschalsystem) oder für bestimmte namentlich benannte Personen abgeschlossen werden (z.B. für Berufsfahrer, die unabhängig von einem bestimmten Fahrzeug versichert werden). Plusstückzinsen —> Stückzinsen. PML Abkürzung für Probable A/aximum Loss, wahrscheinlicher Höchstschaden, mögliche Bemessungsgrundlage für die Festsetzung des—» Eigenbehalts in der—» Rückversicherung. Point-of-Sale-System (POS) Dienstleistungsangebot im Rahmen des Electronic Banking. POS-Systeme ermöglichen bargeldloses Zahlen an den Ladenkassen auf elektronischem Wege (am Ort des Verkaufs). Dafür wird die Zahlkarte des Kunden (Magnetstreifen-, Chip- oder Hybridkarte) von einem Lesegerät überprüft, die Zahlung über ein bestimmtes System autorisiert (z.B. durch die Eingabe einer Geheimnummer) und anschließend onoder offline mit dem kontoführenden Kreditinstitut verrechnet. Police (lat.: pollicitation = rechtsgeschäftliches Versprechen), traditionelle Bezeichnung für—»Versicherungsschein. 540

Politik der Deutschen Bundesbank —»Notenbankpolitik.

Portefeuille Portfolio. Der Besitz von —» Wechseln (Wechsel-P.) oder -> Effekten (EffektenP.) eines Anlegers oder einer Bank. Portfolio-Management Managementbereich, dessen Schwerpunkt in der Entwicklung von Marktstrategien zur Sicherung der Wettbewerbsposition von Unternehmungen liegt. Insbesondere besteht die Aufgabe des P.M. darin, das Leistungsprogramm so zusammenzustellen und durch distributionspolitische Maßnahmen zu unterstützen, daß auch unter Beachtung langfristiger Aspekte jederzeit sichergestellt ist, daß ein möglichst hohes Niveau bzw. Wachstum des Erfolgspotentials gewährleistet ist. Mithilfe der—» PortfolioPlanung muß hierbei darauf geachtet werden, daß ein strategisches Gleichgewicht zwischen aktuell risikoreichen, aber zukünftig erfolgsträchtigen und gegenwärtig ertragsstarken, aber langfristig möglicher-

Postbank

Portfolio-Methode weise unattraktiven —» strategischen Geschäftsfeldern besteht. Als Hilfsmittel bei der Portfolio-Planung stehen die —» Portfolio-Methode und das Modell der—> strategischen Geschäftsfeldkurve zur Verfügung, mit deren Hilfe —> Basisstrategien entwikkelt werden können. Portfolio-Methode Verfahren im Rahmen des —»Portfolio-Management, mit dem die Stärken und Schwächen bzw. Chancen und Risiken eines Unternehmens analysiert werden können. Hierbei kann sowohl die aktuelle strategische Position ermittelt, des weiteren die künftige strategische Position bei unveränderter Fortführung der eingeschlagenen Strategie prognostiziert und letztlich kann die P.M. als Hilfsmittel zur strategischen Zielplanung eingesetzt werden. Wesentliche Merkmale der P.M. sind die Verwendung von zwei Haupterfolgsfaktoren, die dann in Teilfaktoren zerlegt werden, sowie der Verwendung einer Matrix mit den beiden Haupterfolgsfaktoren als Achsenbezeichnung und einer Differenzierung der Merkmalsausprägungen in verschiedene Klassen (gut/schlecht). Der eine Erfolgsfaktor besteht dabei aus solchen Merkmalen, die nicht vom Unternehmen beeinflußt werden können, der andere aus beeinflußbaren Merkmalen. Die zuvor definierten —» strategischen Geschäftsfelder werden ihren Werten entsprechend in die Matrix eingefügt. Hieran anschließend können dann —> Marktstrategien formuliert werden. Die in der Praxis gebräuchlichsten Portfolio-Methoden sind das Marktanteil-Marktwachstums-Portfolio der Boston Consulting Group und das Marktattraktivität - WettbewerbsstellungPortfolio von McKinsey und Co. Portfolio-Planung Hauptbestandteil des—» Portfolio-Management, mit der Aufgabe, ein strategisches Gleichgewicht im Produkt- und Sortimentsprogramm sowie in der Kundenstruktur des Unternehmens dahingehend herzustellen, daß sich aktuell ertragsstarke und künftig ertragsstarke, gegenwärtig aber eher unattraktive Betätigungsfelder die Waage halten. Die P.P. erfolgt in sechs Schritten. Nach der Bestimmung —> strategischer Geschäftsfelder ( S G F ) werden für diese S G F

strategische Erfolgsfaktoren abgeleitet, die anschließend mithilfe der - » Portfolio-Methode oder des Modells der—» strategischen Geschäftskurve bewertet werden. Dieser Analyse der Ausgangssituation folgt viertens die Herausarbeitung der strategischen Alternativen vor dem Hintergrund der Ertrags-, Sicherheits- und Wachstumsziele der Bank. Hieran anschließend werden die Marktstrategien für die einzelnen S G F erarbeitet und diese im letzten Schritt zu einer Gesamtstrategie zusammengefaßt und hieraus konkrete Aktionsprogramme abgeleitet. POS —» Point-of-Sale-System. Postbank Institut, in dem sämtliche Dienstleistungen der Post zusammengefaßt sind, die in Beziehung zum Geld- und Kreditwesen stehen, und das als eines von drei organisatorisch und wirtschaftlich weitgehend selbständigen Unternehmen mit Verabschiedung des Poststrukturgesetzes am 08.06.1989 geschaffen wurde und seit dem 01.07.1989 unter dem Namen „DBP POSTB A N K " - Deutsche Bundespost Postbank - firmiert und aktiv am Wettbewerb am Markt für Finanzdienstleistungen teilnimmt. Vom Selbstverständnis her handelt es sich bei der P O S T B A N K um ein Spezialinstitut für Zahlungsverkehrsdienstleistungen und das Einlagengeschäft, ohne ein Kreditinstitut im Sinne von § 1 K W G zu sein bzw. zu werden (Ausnahmeregelung: § 2 Nr. 2 KWG). Dementsprechend ist die P. von den meisten Bestimmungen des Kreditwesengesetzes ausgenommen; es gelten jedoch für sie die Regelungen über—» Spareinlagen und die Mindestreservepflicht. Die Bankdienste der Post im Kundengeschäft umfassen traditionell den Postgiround Postsparkassendienst, wobei die Post ihre Angebotspalette in den letzten Jahren kontinuierlich und z.T. schon auf Aktivgeschäfte (Überziehungskredit bis 10.000 D M ) ausgedehnt hat; auch erscheint eine weitere Expansion um Leistungen, die nach Auffassung der Post im Wettbewerb erforderlich sind und den rechtlichen und ordnungspolitischen Rahmen nicht verletzen, sehr wahrscheinlich. Die damit verbundene 541

Postgiro- und Postsparkassenämter Verschärfung des Wettbewerbs stößt auf das Unbehagen der übrigen Kreditwirtschaft, da die P. weiterhin eine Sonderstellung als öffentliches Unternehmen einnimmt und die vorhandenen Verbundvorteile (insb. das Netz der Postämter) nutzt. Gesamtwirtschaftlich gesehen erfüllt die P. eine Funktion als bedeutende Kapitalsammelstelle (Spargeschäft), entlastet die Kreditwirtschaft im kostenintensiven Mengengeschäft (Giroverkehr) und dient im Eigeninteresse der Deutschen Bundespost als Hausbank und wichtiger Kreditgeber. Postgiro- und Postsparkassenämter rechtlich unselbständige Einrichtungen der Deutschen Bundespost —> Postbank, über die die Bankgeschäfte abgewickelt werden. Die DBP Postbank betätigt sich im Bankgeschäft auf zwei Gebieten: im Postgirodienst und als Postsparkasse. Der Postgirodienst (Postscheckdienst) wird über 13 Postgiroämter abgewickelt (Berlin, Dortmund, Essen, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, Ludwigshafen, München, Nürnberg, Saarbrücken, Stuttgart). Ihre Aufgabe besteht in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs. Zu diesem Zweck können bei den Postgiroämtern Sichteinlagen unterhalten werden. Überschüssige Mittel werden der Deutschen Bundespost als Kreditleistung zur Verfügung gestellt. Auch die Gewährung von Kontokorrentkrediten an Nichtbanken ist seit einigen Jahren möglich. Das Spareinlagengeschäft wird von den zwei Postsparkassenämtern (Hamburg, München) betrieben. Als zentrale Einrichtun des Postsparkassenverkehrs sind sie für die Entgegennahme, Verwaltung und Rückzahlung von Spargeldern zuständig. Als Annahme- und Zahlstellen fungieren alle Postanstalten (Postgiroämter, Postämter, Poststellen, Posthilfsstellen). Damit verfügen die Postsparkassenämter über ein ähnlich dichtes Geschäftsstellennetz wie die Sparkassen oder Kreditgenossenschaften. Postsparer können darüber hinaus auch in 15 europäischen Ländern Abhebungen vom Postsparbuch tätigen. Postlaufkredit Überbrückungskredit, den sich Banken untereinander zur finanziellen Abwicklung von Ex- und Importgeschäften für den Zeit542

Postsparkasse räum gewähren, der zwischen der Ausführung einer Zahlung und Eintreffen der Deckung auf dem üblichen Postweg liegt. P. werden häufig im Zusammenhang mit einem —» Dokumentenakkreditiv eingeräumt. Da die Importeurbank die Bezahlung der importierten Waren erst vornimmt, wenn ihr die Dokumente über die ordnungsgemäße Versendung vorliegen, der Exporteur aber gleich nach Versand der Ware den Gegenwert erhalten möchte, kann ihm seine Bank schon den Rechnungsbetrag auszahlen, gleichzeitig räumt sie der Bank des Importeurs bis zum Eingang der Dokumente einen P. ein. P. werden gewöhnlich nicht für einen Einzelfall vergeben, sondern global im Rahmen eingeräumter Kreditlinien abgewickelt. Postscheck —» Scheck, den ein Inhaber eines Postscheckkontos ausstellt (—> Postgiro- und Postsparkassenämter). Der heutige P. unterscheidet sich hinsichtlich seiner Form und Funktion nicht mehr von den Schecks anderer Geldinstitute. Bei der Bargeldauszahlung eines P. sind zwei Formen möglich: (1) Kassenschecks: können an jeden Vorleger ausgezahlt werden ; (2) Postbarschecks: werden nur bei gleichzeitiger Vorlage einer Ausweiskarte ausgezahlt. Seit dem 1.1.1976 ist die Deutsche Bundespost auch am Euroscheck-Verfahren beteiligt. Eingelöst werden die —> Euroschecks der Post bei allen angeschlossenen Kreditinstituten und Poststellen genauso wie die Post alle ihr vorgelegten Euroschecks von anderen Geldinstituten bei formeller Richtigkeit einlöst. Postsparkasse Einrichtung der Post zur Förderung des Sparens. In den meisten Ländern sind Postanstalten befugt, Spargelder entgegenzunehmen. Besonders ausgeprägt ist der Postsparkassendienst in Ländern ohne ausgebautes Sparkassen-System. Die erste P. entstand 1861 in England, die erste deutsche P. wurde erst am 1.1.1939 gegründet. Alle Postanstalten sind Annahme- und Zahlstellen, die Verwaltung der Spargelder obliegt den —» Postsparkassenämtern.

Post-Spar- und Darlehensvereine Post-Spar- und Darlehensvereine genossenschaftlich organisierte Bankstellen, die der Deutschen Bundespost zugeordnet sind. Kunden der P. sind überwiegend Beamte. Die Geschäftstätigkeit der P. ist auf wenige Bereiche beschränkt, die Schwerpunkte bilden das Spareinlagengeschäft und die Vergabe langfristiger Kredite. Die z.Zt. 21 Institute werden in der Bundesbankstatistik unter den —» Kreditgenossenschaften ausgewiesen. Präjudizieller Wechsel verwirkter —> Wechsel. Werden bei einem Wechsel festgelegte Fristen versäumt, in denen Ansprüche geltend gemacht werden können, erlöschen die Verpflichtungen von Indossanten, Aussteller und anderen Wechselverpflichteten, die Wechselverpflichtung des Annehmers (Bezogenen) bleibt allerdings bestehen (vgl. im einzelnen Art. 53 WG). Prämienanpassungsklausel Regelung innerhalb der Versicherungsbedingungen zur erleichterten Prämienanhebung dem Grunde und der Höhe nach. Im Falle eines Ungleichgewichtes zwischen —» Versicherungsprämie und Versicherungsschutzverpflichtung aufgrund einer nachgewiesenen Steigerung des Schadenbedarfs kann eine Erhöhung der Prämie innerhalb gewisser Grenzen auch ohne schriftliche Einwilligung des Versicherungsnehmers erfolgen. P. gibt es beispielsweise im Bereich der Allgemeinen —> Haftpflichtversicherung, —» Krankenversicherung, —> Verbundenen Hausrat- und Wohngebäudeversicherung und der -> Rechtsschutzversicherung. Prämiendepot Guthaben eines —» Versicherungsnehmers, das durch Prämienvorauszahlung entstanden ist. Der Versicherer bucht die jeweils fällige —» Versicherungsprämie vom P. ab. Bereits auf das P. eingezahlte Prämien sind unkündbar, jedoch ist es möglich, für die noch nicht fälligen Prämien eine Verzinsung zu vereinbaren. Im vorzeitigen Versicherungsfall ist der Versicherer zur Rückerstattung der zuviel geleisteten Prämien verpflichtet. Beim P. handelt es sich nicht um eine —* Einmalprämie, die für die gesamte Laufzeit einer Versicherung zur —» Versi-

Prämiensparvertrag cherungsbeginn in einer Summe zu zahlen ist. Prämienentlaslung insbesondere bei —» Risikolebensversicherungen angewendetes Verfahren, nach dem die dem Versicherungsnehmer zustehenden Gewinnanteile mit der —» laufenden Prämie verrechnet werden. Dadurch hat der Versicherungsnehmer für dieselbe Versicherungsleistung eine geringere Prämie zuzahlen. Prämienfreie Versicherung Versicherung, zu der keine laufende Prämie zu entrichten ist. Wird der Versicherungsanspruch durch eine —» Einmalprämie erworben, brauchen folglich laufende Prämien nicht mehr gezahlt werden. In der —» Lebensversicherung kann der Versicherungsnehmer eine Umwandlung einer Versicherung mit laufender Prämienzahlung in eine P. verlangen (§§ 173f. W G ) , sofern das vorhandene Deckungskapital (—» Rückkaufswert) als Einmalprämie verrechnet werden kann. Daraus ergibt sich eine Neufestsetzung der Versicherungssumme. Voraussetzung für die Umwandlung einer Lebensversicherung ist ihre Rückkaufsfähigkeit (—> Rückkauf). Versicherungen können weiterhin durch den Eintritt eines Ereignisses, für das eine Befreiung von weiteren Prämienzahlungen vertraglich vereinbart wurde, prämienfrei werden (z.B. —» Ausbildungs-, —» Heiratsoder -» Termfixversicherung bei Tod des Versorgers). Prämienreserve die im —» Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) verwendete Bezeichnung für —» Deckungsrückstellung. Prämienreservefonds —»Deckungsstock. Prämienrückstellung -»Beitragsrückerstattung. Prämiensparvertrag Sonderform des Sparens, bei dem eine regelmäßige Sparleistung mit einer Prämie am Ende der Laufzeit belohnt wird. Auf der Grundlage des Sparprämiengesetzes (SparPG) wurden Sparverträge, die bis 543

Prämienüberträge zum 11.11.1980 abgeschlossen wurden, unter bestimmten Voraussetzungen (Laufzeit 7 Jahre, davon 6 Jahre Ansparzeit und ein Ruhejahr; begrenzte Höhe an Sparbeiträgen: maximal DM 800,— jährlich, für Ehegatten DM 1600,-; Einkommensgrenzen bei dem begünstigten Personenkreis von DM 24000,- jährlich, für Ehegatten DM 48000,-; u.a.) staatlich gefördert, indem auf die Sparleistung eine Prämie gezahlt wurde. Da für neuere Verträge keine Prämie mehr gewährt wurden, liefen die letzten P. am 30.6.1987 aus. Somit ist eine staatliche Sparförderung nur noch nach dem —» Vermögensbildungsgesetz und Wohnungsbauprämiengesetz möglich. Um den Abfluß von Spareinlagen zu verhindern, entwickelten die Kreditinstitute eine Sparform mit ähnlichen Merkmalen, bei der die Kreditinstitute am Ende der Laufzeit eine Prämie auf die geleistete Sparsumme zahlen. Diese P. beinhalten monatlich gleichbleibende Sparleistungen, die nur auf Sparkonten angesammelt werden können. Prämienüberträge —> Beitragsüberträge. Prämientarif zusammenfassende Bezeichnung für verschiedene Prämiensätze im Versicherungswesen, die nach Gefahrenklassen (Risikogruppen) gegliedert werden. Im weiteren Sinne werden auch die —> Allgemeinen Versicherungsbedingungen zum Tarif gezählt, da dort der Versicherungsumfang festgehalten wird, der neben anderen Faktoren für die Prämienhöhe maßgebend ist. Prämienverfahren Verfahren, nach dem das Entgelt festgelegt wird, das der —» Versicherungsnehmer an den Versicherer für die —» Gefahrtragung zu zahlen hat. Im Gegensatz zum —> Umlageverfahren, das eine Verteilung des Jahresaufwandes auf die Versicherungsnehmer vorsieht, wird bei Anwendung des P. für die gesamte Vertragslaufzeit eine gleichbleibende Prämie vereinbart, die nur unter bestimmten Voraussetzungen verändert werden kann (—> Anpassungsklausel). Deshalb müssen schon bei der Kalkulation der Prämie Spielräume für Unsicherheiten berücksichtigt werden, so daß auch bei un544

Preispolitik günstigen Verhältnissen die Versicherungsleistung nicht gefährdet wird. Das gilt umso mehr, wenn die Laufzeit des —» Versicherungsvertrages sehr lang ist und eine Erhöhung der Prämie ausgeschlossen ist (z.B. in der—» Lebensversicherung). Prämissenkontrolle - * Bankkontrolle. Preisabweichung —» Abweichungsarten. Preisangabenverordnung (PAngV) in ihrer gültigen Version zum 1.9.1985 in Kraft getretene Verordnung, die jeden, also auch Kreditinstitute, der Letztverbrauchern Kredite anbietet oder mit Preisen wirbt, dazu verpflichtet, den —» Effektivzins in einem Preisverzeichnis deutlich sichtbar im Geschäftslokal und Schaufenster anzugeben. Für Kredite mit Festkonditionen ist hierbei der „effektive Jahreszins", bei solchen mit variablen Sätzen der „anfängliche effektive Jahreszins" bekanntzugeben. Bei der Effektivzinsermittlung sind als preisbestimmende Faktoren der Nominalzins, Bearbeitungsgebühren, Vermittlungsprovisionen, Agio und Disagio, Tilgungsleistungen, Zahlungs-, Verrechnungs- und Zinsstellungstermine sowie alle Kosten, die unmittelbar wirtschaftlich mit dem Kredit zusammenhängen zu berücksichtigen, während mittelbare Faktoren, wie Aufwendungen für die Bereitstellung von Sicherungsrechten, Bereitstellungsprovisionen und übliche Kontoführungsgebühren zwar anzugeben, aber nicht in die Effektivzinsberechnung aufzunehmen sind. —» Margenkalkulation, —* Effektivzinsrechnung. Preisnotierung Art der Devisenkursnotierung: P. gibt an, welcher Betrag an inländischer—» Währung für einen festgesetzten Betrag (meist 100 Währungseinheiten) der ausländischen Währung zu zahlen ist. Andere Art: —» Mengennotierung. Preispolitik trifft Entscheidungen über das vom Kunden zu zahlende Entgelt für bankbetriebliche Leistungen. Insbesondere die Aspekte der Ermittlung marktlicher Durchsetzbarkeit von Preisen steht im Mittelpunkt der P. Die Preisermittlung kann sich sowohl am —*

Preisrisiko Verursachungsprinzip als auch am —> Tragfähigkeitsprinzip orientieren. Über die Durchsetzung der geplanten Preise am Markt entscheidet letztlich der effiziente Einsatz des preispolitischen Instrumentariums, bei dem im wesentlichen das—» Gebührenprinzip, das —» Prinzip der gleitenden Preisanpassung und das —» Prinzip der kleinen Mittel Verwendung findet. Das bedeutsamste preispolitische Konzept in Kreditinstituten stellt das —> Bündelpreiskonzept dar, das die o.g. Prinzipien vereint. —» Bankmarketing. Preisrisiko zählt neben dem —» Ausfallrisiko zu den zentralen banktypischen —> Erfolgsrisiken. Wichtige Kategorien sind dabei —» Zinsänderungs-, —* Währungs- und —» Aktienkursrisiko. Price-Earnings-Ratio Verhältniszahl aus dem —» Kurs einer —» Aktie und dem —» Reingewinn, der auf diese Aktie entfällt. Die Zahl gibt das Vielfache des Reingewinns an, zu dem eine Aktie gehandelt wird. Zeit- und Unternehmungsvergleiche erlauben im konkreten Fall eine Aussage über die vergleichsweise Preiswürdigkeit einer Aktie. Prima erste Ausfertigung eines —> gezogenen Wechsels. Gemäß Art. 64 Abs. 1 WG können -» Wechsel in mehreren Ausfertigungen ausgestellt werden. Die zweite Ausfertigung wird als —* Sekunda, die dritte als —» Tertia usw. bezeichnet (-» Wechselausfertigung). Primärbank —» Primärgenossenschaften. Primärgenossenschaften örtliche—» Kreditgenossenschaften, die die Basis und damit die erste Stufe der dreistufigen genossenschaftlichen Bankengruppe bilden und zugleich die Kapitaleigner der regionalen —» Zentralkassen sind. —» Genossenschaftliche Bankengruppe. Primanota (Memorial), veralteter Begriff aus der Buchführung. Die P. ist das Grundbuch der Buchhaltung, in dem die Geschäftsvorfälle chronologisch verbucht werden.

Priorität Prinzip der gleitenden Preisanpassung Grundprinzip der —» Preispolitik in Kreditinstituten, nach dem Bankpreise verändert werden können, ohne einen Konfliktgrund zwischen Bank und Kunden aufzuwerfen. Vertraglich festgelegte Preis- und Zinsgleitklauseln regulieren Tatsache, Form, Richtung und Ausmaß von Preisänderungen durch Bindung derselben an betriebsexterne Sachverhalte, wie etwa an die Diskontpolitik der Bundesbank. Hierdurch wird die Verantwortung für Preisänderungen auf Dritte übertragen, so daß das Verhältnis zum Kunden emotional unbelastet bleibt. Darüber hinaus tritt anstelle permanenter Preisverhandlungen eine einmalige Preisregulierung. Die Bank reduziert desweiteren mit Zins- und Preisgleitklauseln das —> Zinsänderungsrisiko ihrer eingegangenen Geschäfte. Prinzip der kleinen Mittel bedeutsamstes Prinzip der —> Preispolitik in Kreditinstituten, nach dem der Gesamtpreis von Bankleistungen in möglichst viele Teilpreise zerlegt wird, die jeweils Gegenstand gesonderter Verhandlungen und Entscheidungen sind. Durch gezielte Zugeständnisse bei einzelnen Teilpreisen kann so die gesamte Erlösminderung begrenzt werden. Durch die Vielzahl der Teilpreise wird die Markttransparenz für die Kunden erschwert, wodurch preisunabhängige Präferenzen der Kundschaft gebildet werden können. Prinzip der Zielvereinbarung (Management by Objectives), moderne, umfassende und weit entwickelte Management-Konzeption, bei der die Ziele des Unternehmens kooperativ von der Unternehmensleitung und den nachgeordneten Stellen festgelegt werden. Hierdurch soll die Führungsspitze entlastet, die Motivation der Mitarbeiter erhöht und die Organisation verbessert werden. Der Grad der Zielerreichung dient ex post zur Beurteilung der beteiligten Personen und Organisationseinheiten. Das P. kann in drei Ausprägungsformen Anwendung finden: —> Bottom-up-Verfahren, —» Gegenstromverfahren, —»Top-down-Verfahren. Priorität in der —» Schadenexzedentenrückversicherung der Teil des Schadens, für den der —> 545

Prioritätsprinzip Erstversicherer selbst aufkommt (—» Eigenbehalt). Prioritätsprinzip engpaßorientierter Führungsgrundsatz, mit dem gewährleistet werden soll, daß im Planungsprozeß knappe Mittel in die erfolgswirksamste Richtung gelenkt werden. Hierdurch sollen bewußt Schwerpunkte, etwa im Rahmen der —> Budgetierung, gebildet werden. Privatbanken Banken in den Rechtsformen der Einzelfirma und der Personengesellschaft. Nach der KWG-Novelle von 1976 sind aufgrund des dort festgelegten Vier-Augen-Prinzips Neugründungen in der Rechtsform eines Einzelkaufmanns nicht mehr möglich. Privatbankiers stellen den P. das Eigenkapital zur Verfügung, darüber hinaus haben sie sich verpflichtet, persönlich und unbeschränkt für die Verbindlichkeiten des Kreditinstituts mit ihrem Gesamtvermögen zu haften. Gleichzeitig sind Privatbankiers als Miteigentümer an der Geschäftsführung beteiligt. Die P. sind die ältesten Institute des Kreditgewerbes. Ihre Geschichte reicht in Deutschland bis ins Mittelalter zurück. (—* Geschichte des Bankwesens). Angesichts einer in Italien abzeichnenden Entwicklung und der Gepflogenheiten der deutschen Handelshäuser Fugger und Welser sowie des damaligen vielgestaltigen Münzwesens, entschlossen sich einige Handels- und Speditionsunternehmen für ihre Kunden Geldwechsel- und Kreditgeschäfte zu übernehmen und die Transportkosten, Zölle und sonstige Abgaben bis zur Veräußerung der Waren zu kreditieren. Diese Häuser entwickelten sich später zu reinen Privatbankierunternehmen, die sich auf die Bankgeschäfte spezialisierten. Zu Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert kam es aufgrund des hohen Kapitalbedarfs zur Gründung von —» Aktienbanken. Die größere Kapitalkraft ermöglichte ein rasches Ausdehnen ihrer Geschäftstätigkeit, so daß die Anzahl der P. bis heute kontinuierlich abnahm. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch gesamtwirtschaftliche Erschütterungen, wie z.B. die Bankenkrise von 1931. Viele P. wurden von anderen Kreditinstituten übernommen 546

Privatdiskont-AG oder wurden zur Liquidation gezwungen. Arisierungsmaßnahmen in den Jahren 1933-1937 zwangen die jüdischen Bankiers zur Aufgabe ihrer Geschäftstätigkeit. Die Probleme der P. heute werden hauptsächlich durch institutionelle Regelungen hervorgerufen. Hier sind insbesondere die Eigenkapitalvorschriften zu nennen. Steuerliche Probleme und Nachfolgeprobleme beeinträchtigen weiterhin die Position der P. P., die das universelle Bankgeschäft tätigen, sind aufgrund ihrer geringen Betriebsgröße erheblichen Kostennachteilen ausgesetzt. Um diesen Problemen zu begegnen, schließen sich viele P. mit anderen Instituten zusammen oder spezialisieren sich auf einzelne Geschäftsbereiche. So haben sich viele P. auf die individuelle Betreuung gewerblicher und privater Großkundschaft konzentriert. Durch engen persönlichen Kontakt wird ein Vertrauensverhältnis zwischen Bank und Kunden geschaffen, so daß viele Kunden den P. auch ihre Vermögensverwaltung übertragen haben. Aus dem Geschäftsschwerpunkt der P. im Individualgeschäft ergibt sich eine besondere bilanzielle Struktur. Aufgrund der starken Geldmarktabhängigkeit wirken sich Liquiditätsengpässe und -Überschüsse gravierender aus. Die Refinanzierung erfolgt in großem Maße über Termineinlagen von Nichtbanken, Spareinlagen haben eine untergeordnete Bedeutung. Bei den Aktivgeschäften überwiegen kurzfristige Kredite, daneben besitzen die P. hohe Bestände an Anleihen und Schuldverschreibungen. Dies ist auf Rentabilitätsüberlegungen und einem hohen Anteil an überschüssigen Mitteln, die nicht in Form von Krediten ausgelegt werden kann, zurückzuführen. Privatbankier Einzelunternehmer und die (geschäftsführenden) Gesellschafter von —> Privatbanken. Privatdiskont-AG Spezialinstitut, das 1959 von überwiegend privaten Kreditinstituten zur Abwicklung von Geschäften mit —» Privatdiskonten gegründet wurde. Privatdiskonte sind Bankakzepte, die aufgrund der hohen Anforderungen hinsichtlich der Bonität des Wechselverpflichteten eine Sonderstellung auf dem Geldmarkt einnehmen. Bis Ende 1991

Privatdiskonte hat die Deutsche Bundesbank zur Marktregulierung Privatdiskonte an- und verkauft. Mit dem Abbau des hierfür eingeräumten Rediskontkontingentes ist für die P. die wichtigste Geschäftsgrundlage entfallen. Seit dem 12.8.1985 hat die P. die Aufgabe, den Referenzzinssatz FIBOR (Frankfurt Interbank Offered Rate) - alt - zu ermitteln und zu veröffentlichen. Diese Aufgabe bleibt für die P. weiterhin bestehen. Privatdiskonte —» Bankakzepte von besonders hoher Qualität, die auf der Grundlage von Akzeptkrediten ausgestellt werden. P. müssen verschiedenen sachlichen und formalen Anforderungen genügen, um bei der Privatdiskont-AG refinanziert werden zu können. P. werden zu einem Vorzugssatz, dem Privatdiskont, abgerechnet. An dem Handel mit P. an der Frankfurter Börse war bis Ende 1991 die Deutsche Bundesbank beteiligt. Mit dem Wegfall dieses Handelspartners ab 1992 hat der Handel mit P. an Bedeutungverloren. Private Geschäftsbanken 1. Begriffliche Eingrenzung Der Begriff P.G. umfaßt eine recht heterogene Gruppe privatrechtlich organisierter —> Kreditinstitute in der Bundesrepublik Deutschland. Die unter diesem Begriff subsumierten Institute weisen beispielsweise bei Merkmalen wie Größe, Rechtsform oder räumliche Ausdehnung erhebliche Unterschiede auf. In Wissenschaft und Praxis ist der Sprachgebrauch nicht einheitlich. In diesem Beitrag werden für die Einordnung eines Instituts als P. G. folgende Kriterien zugrunde gelegt: - P.G. sind - nach Art und Umfang ihres Leistungsangebots » Universalbanken, das heißt, sie bieten im Gegensatz zu den —» Spezialbanken eine breite Palette von Bankleistungen im Kredit-, Einlagen- und Effektengeschäft sowie im Zahlungsverkehr an. - P.G. unterscheiden sich von anderen Universalbanken - den —» Sparkassen und genossenschaftlichen Instituten durch ihre Rechtsform und ihre betriebliche Zielsetzung. P.G. werden in den üblichen Rechtsformen privater Betriebe, nämlich als Einzelunternehmen, als Personen- oder Kapitalgesell-

Private Geschäftsbanken schaft geführt, nicht aber - ex definitione als Genossenschaft. Nach dem aus ihrer Entstehungsgeschichte überkommenen Selbstverständnis orientieren sich P.G. am erwerbswirtschaftlichen Motiv, die Sparkassen dagegen an gemeinnützigen Zielen (Förderung des Sparfleißes und Kreditvergabe an einkommensschwächere Bevölkerungsgruppen) und die Genossenschaftsbanken an der „Förderung des Erwerbs und der Wirtschaft ihrer Mitglieder". Diese ehemals starren Grenzlinien sind allerdings in der heutigen betrieblichen Praxis weitgehend verwischt. Der Typus der P.G. entspricht dem einer —»• commercial bank im angelsächsischen Sprachraum. Als Universalbanken pflegen die deutschen P.G. darüber hinaus auch intensiv das Effektengeschäft; dies ist bei ausländischen commercial banks - insbesondere aus Ländern mit einem—> Trennbankensystem - oft nicht gleichermaßen der Fall. Die —» Deutsche Bundesbank verwendet in ihrer Bankenstatistik auch eine an die Rechtsform anknüpfende Gruppeneinteilung. Sie spricht jedoch nicht von P.G., sondern von Kreditbanken. Da die heterogene Struktur des Geschäftsbankensektors eine tiefere Gliederung nahelegt, unterscheidet die Bundesbank innerhalb dieser Gruppe zusätzlich zwischen 1) Großbanken, 2) Regionalbanken und sonstigen Kreditbanken, 3) Privatbankiers und 4) Zweigstellen ausländischer Banken. 2. Marktstellung der Privaten Geschäftsbanken im Bankwesen der Bundesrepublik Deutschland 2.1. Strukturmerkmale Die Bundesbank zählt gut 300 von insgesamt rund 4500 Kreditinstituten zum Kreis der P.G. (Kreditbanken). Sie unterhielten Ende 1987 rund 6600 Bankstellen in der Bundesrepublik. Dies entsprach einem Anteil von 15% an den Bankstellen aller Universalbanken. Die Zahl der selbständigen P.G. ist zwar in den letzten 30 Jahren deutlich zurückgegangen; aufgrund zusätzlicher Zweigstellen stieg die Zahl der Bankstellen insgesamt in diesem Zeitraum aber auf das Zweieinhalbfache (vgl. Tab. 1). Nach der raschen Expansion in den sechziger und frühen siebziger Jahren haben die P.G. ihr Filialnetz nicht weiter ausgebaut. Im Inland ist künftig eher mit einer Verdün547

Private Geschäftsbanken

Private Geschäftsbanken

Tabelle 1 Universalbanken in der Bundesrepublik Deutschland Anzahl der Anteil Geschäfts- Anteil Wertpapier- Anteil nachrichtl.: Anteil in inländischen in volumen2) depots 1 ) in Beschäfin 1 Bankstellen ) % in Mrd. DM % Volumen in % tigte1) % Mrd. DM 3 ) in Tsd. Private Geschäftsbanken Sparkassen 4 ) Genossenschaftsbanken 4 ) Universalbanken insgesamt

6602

15

932,0

31

545,9

77

1945)

33

18136

41

1462,8

48

120,1

17

247

42

19428

44

659,9

22

44,2

6

148

25

44166

100

3054,7

100

710,2

100

5895)

100

') Stand Ende 1987; 2 ) Stand Oktober 1988; 3 ) Nominalwerte; ohne Investmentzertifikate, Auslandsaktien und Fremdwährungsanleihen; einschl. ausländischer Depots; 4 ) einschl. Zentralinstitute; 5 ) einschl. privater Spezialbanken. Differenzen in den Summen durch Runden. Quellen: Deutsche Bundesbank; Die Bank 5/88. nung des Zweigstellennetzes zu rechnen, zumal die Präsenz der Kreditinstitute insgesamt bereits sehr hoch ist. Demgegenüber dürfte die Entwicklung abgestufter Vertriebssysteme - in denen Zweigstellen nach ihrem Leistungsangebot stärker differenziert werden - ebenso an Bedeutung gewinnen wie der Einsatz von Außendienstmitarbeitern; letzteres auch als Bestandteil der Allfinanz-Stiategie mancher P. G. Am zusammengefaßten Geschäftsvolumen aller Universalbanken sind die P.G. zu rund einem Drittel beteiligt. Seit 1970 weiteten sie ihr Geschäftsvolumen um etwa das Dreieinhalbfache aus. Unter den P.G. expandierten die Zweigstellen ausländischer Banken prozentual am stärksten (bei deutlich zunehmender Anzahl der Institute), gefolgt von den Regional- und sonstigen Kreditbanken sowie den Großbanken. Bei den Privatbankiers wuchs das Geschäftsvolumen nicht so stark, allerdings verminderte sich auch die Zahl der selbständigen Institute erheblich (vgl. Tab. 2). Die P.G. sind gleichmäßiger über die unterschiedlichen Größenklassen gestreut als die Institute anderer Bankengruppen. Der An548

teil der P.G., der in der höchsten Klasse angesiedelt ist (Geschäftsvolumen über 5 Mrd. DM), belief sich Ende 1987 auf 7%; dies war mehr als bei den übrigen Universalbanken, wenn man die Zentralinstitute der Sparkassen und Kreditgenossenschaften einmal ausklammert. In den beiden mittleren Segmenten (Geschäftsvolumen 50 Mio. bis 500 Mio. DM und 500 Mio. bis 5 Mrd. DM) waren jeweils gut ein Drittel der P.G. vertreten. Nahezu ein Fünftel der P.G. befand sich in der unteren Gruppe (Geschäftsvolumen kleiner als 50 Mio. DM). Nur im genossenschaftlichen Sektor war der Anteil der kleinen Institute noch höher (vgl. Abb. aufS. 548). Die größten P.G. der Bundesrepublik belegen im weltweiten Maßstab vordere bis mittlere Plätze. Ende 1987 rangierten nach einer Aufstellung des „American Banker" fünf Institute, nämlich die Deutsche Bank (15.), die Dresdner Bank (26.), die Commerz bank (32.), die Bayerische Vereins bank (35.) und die Bayerische Hypothekenund Wechsel-Bank (47.), unter den 50 größten Banken der Welt. Weitere acht P.G. plazierten sich unter den „Top 500".

Prívate Geschäftsbanken Tabelle 2

Prívate Geschäftsbanken

Private Geschäftsbanken in der Bundesrepublik Deutschland 1 ) Anzahl der Institute

1970 Großbanken Regionalbanken und sonstige Kreditbanken Privatbankiers Zweigstellen ausländischer Banken Private Geschäftsbanken insgesamt

Anzahl der inländischen Bankstellen 2 )

Geschäftsvolumen in Mrd. DM 1970

Wertpapierdepots Volumen in Mrd. DM 2 )

1988

1970

1987

6

6

2656

3126

83,6

350,5

342,8

112 163

162 89

2129 459

2971 415

87,2 20,8

450,0 59,3

173,4 26,1

24

58

47

90

12,0

72,1

3,6

305

315

5291

6602

203,6

932,0

1988

1970

79,0

1987

545,9

') Stand Ende 1970 und Ende 1987 bzw. Okt. 1988; 1970 ohne private Teilzahlungskreditinstitute; 2 ) Nominalwerte; ohne Investmentzertifikate, Auslandsaktien und Fremdwährungsanleihen; einschl. ausländischer Depots; Daten für 1970 nicht auf die einzelnen Institutsgruppen aufgliederbar. Differenzen in den Summen durch Runden. Quelle: Deutsche Bundesbank

in v.H. der Institute

Größenklassen Privater Geschäftsbanken - relative Verteilung der einzelnen Institutsgruppen nach d e m Geschäftsvolumen Stand: Ende 1987

WA Privatbankiers B

Zweigstellen ausländischer Banken

EU] Regional- u. sonstige Kreditbanken S B Großbanken

< 50 Mio

50 Mio-500 Mio

500 Mio - 5 Mrd

> 5Mrd

Geschäftsvolumen in D M Abb.

Größenklassen Privater Geschäftsbanken 549

Private Geschäftsbanken Das Personal wird für alle Banken zu einem immer wichtigeren Wettbewerbsfaktor. Im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft, in der die Zahl der Erwerbstätigen 1987 um rund 680000 niedriger war als 1970, hat das Kreditgewerbe im gleichen Zeitraum gut 190000 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen. Ende 1987 waren nach Angaben der Verbände knapp ein Drittel der über 600000 Arbeitnehmer bei privaten Instituten (einschließlich privatrechtlicher Spezialbanken) beschäftigt. In den kommenden Jahren dürften sich die Zuwachsraten beim Personal etwas verringern. Gleichwohl besteht nennenswerter Mehrbedarf bei den kundennahen Beratungs- und Akquisitionstätigkeiten. Statt quantitativer Stellenvermehrung wird die Steigerung der Qualifikation der Mitarbeiter durch Ausund Fortbildung höhere Priorität genießen. (—» Berufsbildung im deutschen Bankwesen, —» Personalmanagement in Kreditinstituten). 2.2. Geschäftsstruktur P.G. sind als Universalbanken auf praktisch allen Gebieten des „klassischen" Bankgeschäfts tätig: Sie vergeben kurz-, mittel- und langfristige Kredite jeder Größenordnung, refinanzieren sich übersieht-, Termin- und Spareinlagen sowie Sparbriefe mit gestaffelten Fristigkeiten, wickeln den Zahlungsverkehr im Inland und mit dem Ausland ab, handeln mit Devisen sowie Edelmetallen und sind besonders aktiv in allen Sparten des Effektengeschäfts. Die zunehmende gegenseitige Durchdringung der Märkte von Banken, Versicherungen und Bausparkassen unter dem Schlagwort Allfinanz birgt neue Herausforderungen für viele P.G. in sich. Die traditionelle Arbeitsteilung zwischen diesen Finanzinstitutionen weicht immer mehr auf; zahlreiche near banks (z.B. Kreditkartengesellschaften) und non banks (z.B. Handelsunternehmen) sind zusätzliche Konkurrenten auf dem dynamisch wachsenden Markt für Finanzdienstleistungen geworden. In diesem veränderten strategischen Umfeld haben P.G. unterschiedliche Möglichkeiten, zu agieren: Sie können einerseits ihre Angebotspalette - beispielsweise durch Kooperationen, Beteiligungen oder Neugründungen von Tochtergesellschaften - erweitern und sich im Konzernverbund zu einem „Fi550

Private Geschäftsbanken nanz-Supermarkt" weiterentwickeln, der auch das Bauspar- und Lebensversicherungsgeschäft betreibt. Eine andere Strategie zielt darauf ab, sich als „Finanz-Boutique" mit einem selektiven Angebot von Dienstleistungen zu profilieren. Zwischen diesen Polen gibt es zahlreiche Varianten, wie etwa die Nutzung alternativer Vertriebssysteme bei gegebener Produktpalette. Einige größere P.G. haben bereits grundlegende Entscheidungen für ihre Allfinanz-Strategie getroffen: Sie wollen mehr Finanzprodukte „aus einer Hand" anbieten, um ihre Ertragsquellen zu diversifizieren und um ihre Kunden enger an das Institut zu binden. Dieser Weg ist sicher nicht für alle P.G. begehbar. Vor allem für kleinere Banken dürfte eine Nischenpolitik oft erfolgversprechender sein. Mindestens ebenso starke Impulse für die Geschäftspolitik der P.G. dürften vom Binnenmarktprogramm der Europäischen Gemeinschaft ausgehen. Die Deregulierung beim Angebot von Finanzdienstleistungen und der Abbau von Kapitalverkehrskontrollen in Europa öffnet angestammte Heimatmärkte für neue Wettbewerber. Die größeren Banken müssen sich fragen, ob sie innerhalb des gemeinsamen Marktes auf einen regionalen Status zurückfallen oder auf europäischer Ebene agieren wollen. Für die letztere Strategie sind Zusammenschlüsse mit anderen Instituten im In- und Ausland, der Aufbau eigener Niederlassungen in EGLändern oder Kooperationen mit ausländischen Banken denkbar. In der Praxis wird man überwiegend eine Kombination dieser Möglichkeiten verwirklicht sehen. Viele P.G. sind für diese weitere Herausforderung recht gut gerüstet, zumal die größeren Institute bereits über ein ansehnliches Netz von Auslandsstützpunkten verfügen und teilweise seit vielen Jahren mit ausländischen Banken kooperieren. Das „klassische" Inlandsgeschäft der P.G. weist folgende wichtige Strukturmerkmale auf: - Im Kreditgeschäft mit inländischen Nichtbanken überwogen noch vor wenigen Jahren die kurz- und mittelfristigen Ausleihungen. Diese Struktur hat sich inzwischen zugunsten des langfristigen Bereichs gewandelt, der jetzt rund 60% ausmacht. Im kürzerfristigen Kreditge-

Private Geschäftsbanken schäft halten die P.G. gleichwohl noch immer den höchsten Marktanteil unter den Universalbanken. - Nicht nur der relativ große Anteil an den Firmenkrediten, sondern auch der hohe Bestand an Sicht- und Termineinlagen weist die P.G. als wichtige Hausbanken der Wirtschaft aus. Obwohl die Zunahme der Spareinlagen seit längerem forciert wird, haben diese noch nicht denselben Umfang in der Refinanzierung erlangt wie die kürzerfristigen sonstigen Einlagen. - Das bilanzunwirksame Geschäft, insbesondere auf dem Wertpapiersektor, ist wesentlich stärker ausgeprägt als bei anderen Institutsgruppen. Einen Hinweis auf die große Rolle im Wertpapierkommissionsgeschäft, in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung liefert die Wertpapier-Depotstatistik. Danach verwalten die P.G. dem Volumen nach gut drei Viertel aller Kundendepots im Universalbanksektor. Eine herausragende Stellung nehmen sie darüber hinaus im Konsortitalgeschäft ein, vor allem bei der Börseneinführung von Aktiengesellschaften. 3. Charakteristika der einzelnen Bankengruppen 3.1. Großbanken Nach der Statistik der Bundesbank zählen zur Gruppe der Großbanken die Deutsche Bank, die Dresdner Bank und die Commerzbank sowie zusätzlich ihre jeweiligen rechtlich selbständigen Berliner Tochterinstitute (Deutsche Bank Berlin, Bank für Handel und Industrie, Berliner Commerzbank), die alle als Aktiengesellschaften firmieren. Sie sind typische Universalbanken mit breit angelegtem Leistungsangebot. Über Tochtergesellschaften oder Beteiligungen sind sie beispielsweise auch im langfristigen Realkredit- und im Investmentgeschäft, in der institutionellen Vermögensverwaltung sowie in der Leaimg-Branche tätig. Sie unterhalten das dichteste Netz an Auslandsverbindungen und sind im Wholesale banking weltweit präsent, sowohl durch ihre Zweigstellen und Töchter, die mehr als 40% aller Auslandsstellen deutscher Banken ausmachen, als auch durch Beteiligungen und Kooperationen mit ausländischen Kreditinstituten. Das Auslands-

Private Geschäftsbanken geschäft der Großbanken dürfte derzeit mit gut einem Drittel an ihrem Geschäftsvolumen beteiligt sein. Das wichtigste Standbein ist gleichwohl immer noch das Geschäft im Inland; hier sind die Großbanken mit über 3 000 Zweigstellen flächendeckend präsent. Die herausragende Stellung der Großbanken spiegelt sich in ihrem Geschäftsvolumen allein, das zusammengefaßt nur gut ein Zehntel desjenigen aller Universalbanken beträgt, nicht deutlich genug wider. Im bilanzunwirksamen Geschäft, insbesondere im Effektengeschäft, ist der Marktanteil der Großbanken wesentlich größer: Sie verwalten zum Beispiel dem Volumen nach nahezu die Hälfte aller Kundendepots im Universalbanksektor und sind führend im nationalen wie internationalen Konsortialgeschäft sowie in der Plazierung von Effekten tätig. Im Kredit- und Einlagengeschäft sind die Großbanken traditionell als Banken von Handel und Industrie eingeführt. Das Geschäft mit den privaten Kunden haben sie relativ spät intensiviert, hierbei seitdem aber beachtliche Erfolge erzielt. Die Geschichte der Großbanken reicht bis in die Zeit der Reichsgründung 1871 zurück, als ihre Vorläuferinstitute errichtet wurden. Damals war der schnell wachsende Kreditbedarf der Wirtschaft im Zuge der Industrialisierung und des Eisenbahnbaus nur durch die Gründung von Aktienbanken zu decken, aus denen nach mehreren Fusionswellen später unter anderem die Großbanken hervorgingen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden die Großbanken in zahlreiche kleinere Institute mit regionalem Wirkungskreis aufgespalten, bis sie sich 1957/58 wieder zu ihrer heutigen Form zusammenschließen konnten. (—> Geschichte des Bankwesens). 3.2. Regionalbanken und sonstige Kreditbanken Die Gruppe der Regional- und sonstigen Kreditbanken enthält ein breites Spektrum von Kreditinstituten sehr unterschiedlicher Größe, Geschäftsstruktur und räumlicher Tätigkeitsbereiche. Ihr wichtigstes gemeinsames Merkmal ist, daß sie als Kapitalgesellschaften (AG, GmbH oder KGaA) firmieren. Die bedeutendsten Institute dieser Gruppe, die Bayerische Vereinsbank und die Bayerische Hypotheken- und Wechsel551

Private Geschäftsbanken Bank haben als sogenannte gemischte Hypothekenbanken dem Geschäftsvolumen nach zu den Großbanken aufgeschlossen. Produktmäßig decken sie die gesamte Bandbreite einer Universalbank und zusätzlich das Realkreditgeschäft ab. Ihr räumliches Tätigkeitsfeld haben sie seit langem über die Grenzen Bayerns hinaus bis ins Ausland ausgedehnt. Auch die Bank für Gemeinwirtschaft, mit über 250 Zweigstellen im gesamten Bundesgebiet vertreten und in allen wesentlichen Sparten des Bankgeschäfts tätig, ist kaum noch als Regionalbank zu bezeichnen. Dieser Begriff trifft eher auf die Berliner Bank zu, die den Großteil ihrer Geschäftsstellen in Berlin unterhält. Die am Geschäftsvolumen gemessen etwa ebenso große Berliner Handels- und Frankfurter Bank (BHF-Bank) verzichtet auf ein dichtes Zweigstellennetz. Sie hat sich auf das Firmenkundengeschäft konzentriert und ist im Ausland mit Filialen und Repräsentanzen vertreten. Viele Institute innerhalb dieser Gruppe haben sich auf bestimmte Geschäftszweige spezialisiert, zum Beispiel jene, die die Bundesbank bis 1986 als Teilzahlungskreditinstitute in einer eigenen Statistik geführt hat. Eine Reihe von Instituten sind großen Unternehmen anderer Wirtschaftssektoren angegliedert; sie wurden früher auch als Haus- oder Konzernbanken bezeichnet. Andere wiederum sind zwar in vielen Sparten des Bankgeschäfts, aber nicht in allen Regionen tätig. Die Geschichte der Regional- und sonstigen Kreditbanken begann Mitte des 19. Jahrhunderts, als zahlreiche Aktienbanken gegründet wurden. Die bereits 1835 errichtete Bayerische Hypotheken- und WechselBank, die damals auch als Notenbank fungierte, gilt als älteste börsennotierte Bank Deutschlands. 3.3. Privatbankiers Als Privatbankiers werden diejenigen Kreditinstitute - richtiger: ihre Inhaber - bezeichnet, die als Einzelkaufmann, als Personengesellschaft oder als KGaA geführt werden; letztere nur, sofern die Kapitalanteile ausschließlich in Familienbesitz und nicht zum Börsenhandel zugelassen sind. Hierzu zählen auch die in den letzten Jahren in Offene Handelsgesellschaften umfirmierten Niederlassungen ausländischer 552

Private Geschäftsbanken Banken. Die Rechtsform Einzelkaufmann ist bei Neugründungen seit 1976 nicht mehr zugelassen. Die Statistik der Bundesbank weicht von dieser Definition insofern ab, als sie alle Privatbankiers in Form der KGaA unter den Regional- und sonstigen Kreditbanken ausweist. Da die Privatbankiers ein wachsendes Geschäftsvolumen weniger leicht mit Eigenkapital unterlegen können als Kapitalgesellschaften, sind ihre Expansionsmöglichkeiten begrenzt. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist eine Tendenz zur Konzentration unverkennbar. Die meisten Privatbankiers sind kleinere Institute, die nur über wenige oder gar keine Zweigstellen verfügen. Am Geschäftsvolumen der P.G. sind sie lediglich mit 6% beteiligt. Ihre Bedeutung im Bankwesen ist aber größer, als es in dieser Relation zum Ausdruck kommt, weil sie sich oft auf Geschäfte spezialisiert haben, die sich in der Bilanz nicht direkt niederschlagen, zum Beispiel die Vermögensverwaltung. Ihre Geschäftsstruktur ist im übrigen sehr unterschiedlich; die Schwerpunkte liegen außer in der Vermögensverwaltung im sonstigen Wertpapiergeschäft (einschließlich Konsortialgeschäft) sowie in der Unternehmensfinanzierung. Die intensive persönliche Beratung gehört zu den Stärken dieser Institute. Die Privatbankiers sind die traditionsreichste Gruppe innerhalb des Bankensektors. Ihre Wurzeln reichen bis in das Mittelalter; sie sind oft aus Speditions- oder Handelsunternehmungen hervorgegangen. Nach der Gründung von Aktienbanken in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm ihre Bedeutung im deutschen Bankwesen, insbesondere in der Unternehmensfinanzierung, relativ ab. 3.4. Zweigstellen ausländischer Banken Die Bundesbank zählt die rechtlich unselbständigen Zweigstellen ausländischer Banken zu den P.G. (Kreditbanken), da sie in ihrem Geschäftsgebaren und den Rechtsformen ihrer ausländischen Hauptinstitute am ehesten mit den anderen Banken dieser Gruppe vergleichbar sind. Nach dem —» KWG gilt die erste Niederlassung einer ausländischen Bank als Kreditinstitut, alle weiteren werden als dessen Zweigstellen ange-

Private Geschäftsbanken sehen. Nahezu alle rechtlich selbständigen deutschen Kreditinstitute im Mehrheitsbesitz ausländischer Banken gehen dagegen gemäß ihrer Rechtsform - in die Statistiken als Regional- und sonstige Kreditbanken oder als Privatbankiers ein. Über die „Auslandsbanken" insgesamt berichtet die Bundesbank seit Januar 1987 in einer ergänzenden Statistik. In den siebziger und achtziger Jahren zog es zahlreiche Auslandsinstitute in die Bundesrepublik. Seit 1970 hat sich die Zahl der Zweigstellen ausländischer Banken nahezu verdoppelt, ihr Geschäftsvolumen versechsfacht. Ihr Anteil am Geschäftsvolumen der P.G. beträgt gegenwärtig rund 8% (1970: 6%); die Auslandsbanken insgesamt (einschließlich der rechtlich selbständigen Tochterinstitute ausländischer Banken) kommen auf etwa ein Fünftel. In einigen Sparten hat sich der Bankenwettbewerb hierdurch deutlich verschärft. Die Ursachen dieser Expansion dürften vor allem in der engen Verflechtung der Bundesrepublik mit der Weltwirtschaft, der stabilen Währung, den liberalen Zulassungsbedingungen für Auslandsbanken sowie in der wachsenden Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland liegen. Die Hauptinstitute der Zweigstellen ausländischer Banken sind zum Großteil in den wichtigen westlichen Industrieländern, nämlich den USA, Japan, Frankreich, Großbritannien und Italien, angesiedelt. Die Geschäftsstruktur der Zweigstellen unterscheidet sich erheblich von der anderer P.G.: Im Vordergrund steht das Interbankengeschäft, auf das etwa zwei Drittel der Aktiva und mehr als 80% aller Passiva entfallen. Der größte Teil hiervon wird grenzüberschreitend mit Banken im Ausland, vorwiegend der eigenen Zentrale, abgewikkelt. Daneben spielt noch die Finanzierung des Außenhandels eine wichtige Rolle. Literatur: Bundesverband deutscher Banken (Hrsg.): Das Bankwesen in Deutschland, 15., überarbeitete Ausgabe, bearbeitet von Jürgen Stein, Köln 1987; Deutsche Bundesbank: Bankenstatistik nach Bankengruppen; Statistische Beihefte zu den Monatsberichten, Reihe 1; Deutsche Bundesbank: Monatsberichte; Gürtler, Joachim!Pusse, Leo: Beschäftigung und Arbeitsproduktivität im

Produkthaftpflichtversicherung Kreditgewerbe - Mittelfristige Tendenzen und betriebliche Maßnahmen, in: IfoSchnelldienst 20/88, S. 7ff.; Institut für bankhistorische Forschung (Hrsg.): Deutsche Bankengeschichte, Bank 1-3, Frankfurt/M. 1982/1983; Scheidt, Karl: Die Geschäftsbanken, in: Obst/Hintner: Geld-, Bank- und Börsenwesen, 38., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage, hrsg. von Norbert Kloten und Johann Heinrich von Stein, Stuttgart 1988, S. 179ff.; Süchting, Joachim: Bankmanagement, 2., überarbeitete Auflage, Stuttgart 1987. Dr. Walter Seipp, Frankfurt Private Placements Wertpapiergeschäft von US-Commercial Banks, bei dem die Banken ihre Kunden bei der Emission von Wertpapieren hinsichtlich einzelner Bedingungen wie Laufzeit, Zinssatz und Ausgabezeitpunkt beraten, aber niemals Eigentümer der Papiere werden. Trotz der Nähe dieser Beratungstätigkeit zu dem geschlossenen Bereich des Investment Banking ist die Assistenz von Commercial Banks bei P.P. seit 1977 gestattet, da hiermit nicht die gleichen Risiken und Einflußmöglichkeiten wie bei einer Zeichnung von Effekten (Underwriting) verbunden sind. Privathaftpflichtversicherung Form der —* Haftpflichtversicherung, bei der ein Versicherer die Deckung von Haftungs- und Schadenersatzansprüchen des privaten Lebensbereichs i.w.S. übernimmt, die ein Versicherungsnehmer oder eine der mitversicherten Personen aufgrund der gesetzlichen Haftpflicht (—» Verschuldens-, —» Gefährdungs-, Vertragshaftung und die durch Vertrag übernommene gesetzliche Haftpflicht) zu leisten hat. Für außergewöhnliche Risiken ist eine spezielle Haftpflichtversicherung abzuschließen (z.B. Gewässerschaden-, Bauherren-, Tierhalter- oder Jagdhaftpflichtversicherung). Produkthaftpflichtversicherung Form der —» Betriebshaftpflichtversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz aufgrund —» besonderer Versicherungsbedingungen auf Schadenersatzansprüche bezieht, die dadurch entstehen, daß Erzeugnisse eine zugesicherte Eigenschaft nicht aufweisen und dem Abnehmer durch die 553

Produktinnovation Verwendung der fehlerhaften Produkte Vermögensschäden entstehen. Produktinnovation Einführung neuer Produkte am Markt. Ein Bankprodukt gilt dann als Innovation, wenn es - von dem betrachteten Kreditinstitut erstmalig erstellt und angeboten wird, - eine Betriebseinheit darstellt und in seinen Basismerkmalen mit keinem anderen Angebot der Bank identisch ist und - bereits Marktreife besitzt, das Planungsund Entwicklungsstadium also hinter sich hat. Die Entscheidung über Produktinnovationen werden im Rahmen der —» Produktpolitik gefällt. Produktionskredit (Produktivkredit), Kredit an erwerbswirtschaftlichen Unternehmen zur Finanzierung der Produktion, Verteilung und Bereitstellung von Gütern. Nach dem Verwendungszweck teilt man die Kredite in P. und Konsumkredite ein, letztere werden zu Konsumzwecken verwendet. Arten des P. sind beispielsweise der Anlage- und Investitionskredit (langfristiger Kredit, der zur Finanzierung von Investitionen und des Anlagevermögens aufgenommen wird), der Betriebsmittelkredit (kurzfristiger Kredit, der zur Finanzierung von Waren eingesetzt wird, die als Betriebsmittel nur vorübergehend im Unternehmen verbleiben), der Saison- und Überbrükkungskredit (Kredit, der bei saisonalen Schwankungen oder zur Überbrückung kurzfristiger Zahlungsverschiebungcn aufgenommen wird), der Zwischenkredit (Kredit, der zur Vorfinanzierung von bereits zugesagten, jedoch noch nicht zugeteilten Mitteln - insbesondere Bausparmitteln - verwendet wird).

Programmkredit lungsbedarfs eingeleitet. Analyse und Auswahl von Handlungsmögüchkeiten und die Erarbeitung eines Detailkonzeptes schließen sich an. Die Beschaffung der für eine Prognose der relevanten Erfolgskomponenten notwendigen Informationen zieht als fünfte Phase die konkrete Bewertung der geplanten produktpolitischen Maßnahmen nach sich. Der Entscheidungsprozeß wird mit der Entscheidungsfindungsphase abgeschlossen. Im Rahmen des —» Portfolio-Managements, bei dem auch produktpolitische Entscheidungen im Vordergrund stehen, besitzt insbesondere die Identifikation produktpolitischen Handlungsbedarfs und die Produktbewertung besondere Bedeutung. —> Bankmarketing. Profit-Center-Organisation Organisationsform, die dem Leiter der einzelnen Organisationseinheit neben der Leitungs- auch eine Ergebnisverantwortung für seinen Bereich überträgt. Die Bildung der Profit-Center kann sowohl nach funktionalen als auch nach divisionalen Aspekten erfolgen, wobei i.d.R. im Sinne des —> Controlling in Kreditinstituten ein divisionaler, kundenorientierter Aufbau gewählt wird. —»Bankorganisation.

Produktkalkulation —> Geschäftsartenrechnung.

Programmhandel Form des Börsenhandels, bei dem die Transaktionsentscheidung nicht von Menschen (Händlern, Maklern), sondern von einem Computer aufgrund programmierter mathematischer Modelle getroffen wird. Mithilfe dieser Programme werden desweiteren Chart-Analysen durchgeführt, die Kauf- und Verkaufsignale identifizieren und entsprechend neue Transaktionsentscheidungen treffen, ohne jedoch Aspekte der Fundamental-Analyse zu berücksichtigen. Desweiteren werden im Rahmen des P. Arbitrage-Analysen und Portfolio-Versicherungs-Strategien errechnet. Die konkrete Ausführung der Computerentscheidungen obliegen den Händlern und Maklern. —> Computer-Handel.

Produktpolitik trifft Entscheidungen über die Innovation, Variation und Elimination eines Bankproduktes. Der sechsphasige produktpolitische Entscheidungsprozeß wird mit der Identifikation produktpolitischen Hand-

Programmkredit privater P.: normiertes Darlehen, das in bezug auf Höhe, Zinssatz und Zinsberechnung, Kosten, Abnehmerkreis, Kreditwürdigkeitsprüfung (—> Schufa) und Besicherung sowie bei der Rückzahlung (i.d.R. in

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progressive Postenmethode

Provision

Raten) standardisiert und institutsübergreifend substantiell identisch ist. Private P. zählen zum Mengengeschäft von Kreditinstituten und werden bei mittlerer Laufzeit überwiegend an Privatkunden vergeben; —» Individualkredit; öffentlicher P.: Kreditangebote der öffentlichen Hand, die zur Erfüllung eines bestimmten Zweckes aufgelegt werden.

Überträge für den einzelnen Versicherungsvertrag pro rata temporis (auf den Tag genau) der Versicherungsperiode am laufenden Geschäftsjahr und an zukünftigen Folgeperioden ermittelt. Bei der Abgrenzung der Beitragsüberträge können unter bestimmten Voraussetzungen zur Vereinfachung Schätzverfahren angewendet werden (—> Pauschal- oder—» Bruchteil verfahren).

progressive Postenmethode Verfahren der Zinsberechnung im Spargeschäft. Unmittelbar bei jeder Sparkontenbewegung wird die Zinsgutschrift auf das Jahresende berechnet, wobei jedesmal davon ausgegangen wird, daß der jeweilige Umsatz der letzte des Jahres sei. Die tatsächliche Kapitalisierung der Sparzinsen erfolgt allerdings erst zum Jahresultimo.

Prospekthaftung Gemeinsame Haftung von - * Emittent und —> Kreditinstitut für die Richtigkeit des Inhalts des Prospekts, der die rechtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse des Emittenten klarlegt und der zusammen mit dem Antrag auf Zulassung zum amtlichen Handel des —» Wertpapiers bei der Zulassungsstelle der—» Börse einzureichen ist.

Prolongation 1. Verlängerung (Stundung) der Kreditdauer bzw. Kapitalüberlassungsfrist. Eine Prolongationszusage kann bereits bei der Gewährung von mittelfristigen Bankkrediten gegeben werden, womit faktisch die Vergabe eines längerfristigen Kredites erfolgt. Eine Verlängerung kann auf Antrag des Kreditnehmers zugesagt werden, aber auch dem Kreditnehmer vom kreditgebenden Kreditinstitut nach dem jeweiligen Terminablauf fortlaufend gewährt werden, ohne daß ein neuer Kreditantrag gestellt werden muß (z.B. —» Dispositionskredit).

Protesterlaßklausel Vermerk auf einem —> Wechsel, durch den ein wechselrechtlicher Rückgriff ohne Protesterhebung erfolgen soll. Gemäß Art. 46 WG kann sich der Aussteller, jeder Indossant oder Wechselbürge durch den Zusatz „ohne Protest", „ohne Kosten" oder einem gleichbedeutenden Vermerk verpflichten, bei Rückgriff ohne Vorlage einer Protesturkunde zu zahlen. Wird dennoch Protest erhoben, so braucht derjenige, der den Vermerk auf den Wechsel gesetzt hat, für die Kosten des Protestes nicht aufzukommen. Setzt bereits der Aussteller eine P. auf den Wechsel, so gilt diese für alle Wechselverpflichteten. Ein Indossant dagegen kann nur für sich einen —» Wechselprotest ausschließen.

2. Verlängerung der Zahlungsfrist eines —> Wechsels mit der gleichzeitigen Ausstellung eines neuen Wechsels, dem sog. Prolongationswechsels (—> Wechselprolongation). Proportionale Rückversicherung - * Rückversicherung, bei der das rückversichernde Risiko sowie die Anteile an der Originalprämie prozentual zwischen —» Rück- und —» Erstversicherer aufgeteilt werden. Hauptformen der P. sind die —» Quotenrückversicherung und die —» Summenexzedentenrückversicherung (Ggs. —> Nicht-proportionale Rückversicherung). Proportionalkostenrechnung —» Grenzkostenrechnung. Pro-rata-temporis-Methode Methode zur Aufteilung von —» Beitragsüberträgen. Hierbei werden die Beitrags-

Protestliste Liste, die von Kreditorganisationen und Evidenzzentralen über Wechselakzeptanten geführt wird, die ihre Wechsel Verpflichtungen nicht erfüllt haben. Die für den Ankauf von —» Wechseln wichtigen Informationen werden an die Kreditinstitute weitergegeben. Provision Entgelt für denjenigen, der in Ausübung seines Handelsgewerbes einem anderen Geschäfte besorgt oder Dienste leistet (§ 354 HGB). Im Bankgeschäft sind P. solche Entgelte, die für Leistungen gezahlt werden, die keine Kapitalüberlassung darstellen und somit 555

Provisionsüberschuß nicht durch einen Zins abgegolten werden. Im Rahmen der —» ROI-Analyse sind Kreditpro Visionen, wie etwa die Überziehungsprovision, im —> Effektivzins enthalten und erhöhen somit nicht die Provisionsspanne. Provisionsüberschufi Saldo aus den Erträgen aus Dienstleistungsgeschäften und weitergegebenen Provisionen im nicht-zinsabhängigen Geschäft. proxy Handlungsvollmacht, Stellvertretung; wird insbesondere im Rahmen der Vertretung von Anteilseignern in Hauptversammlungen verwendet (proxy-Stimmrecht). Publikumsgesellschaft Aktiengesellschaft, deren Grundkapital breit gestreut und nicht in Händen von Großaktionären ist. I.d.R. existiert für P. ein breiter Markt.

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Put Punktbewertungsverfahren (Scoring-Modelle), Methode der Entscheidungsfindung bei Problemstellungen, deren optimale Lösung nicht nur von Kostenund Erlösaspekten, sondern auch von qualitativen Überlegungen geprägt wird. P. werden in der Bankenpraxis häufig im Rahmen der —* Kreditwürdigkeitsprüfung oder des —» Portfolio-Management angewendet.

Put Verkaufsoption. Beim Kauf eines P. (sog. long put) erwirbt der Käufer gegen Zahlung der Optionsprämie das Recht, den Basiswert zum vereinbarten Preis zu verkaufen, während der Verkauf eines P. (sog. short put) im Falle der Optionsausübung durch den Käufer die Verpflichtung zum Bezug des Basiswertes beinhaltet. —» Call, —» Option.

Q Qualitätskongruenz Tatbestand der qualitativen Gleichheit von zu vergleichenden Sachverhalten. Im Rahmen der —> Marktzinsmethode ist entsprechend dem Grundsatz der Q. ein Höchstmaß an Übereinstimmung zwischen der fristen- und zinsbindungsmäßigen Qualität der Kundengeschäfte einerseits und der alternativen Geld- und Kapitalmarktgeschäfte andererseits herzustellen. Quellensteuer Sammelbezeichnung für Steuern, deren Erhebung im Abzugsverfahren erfolgt, d.h. die Steuer wird bereits dann erhoben, wenn eine steuerpflichtige Zahlung entsteht. Hierzu gehören in Deutschland die Lohnsteuer sowie die Kapitalertragsteuer auf Dividenden. Die einbehaltenen Steuern werden hierbei auf die endgültige Steuerschuld des Steuerpflichtigen angerechnet. Die 1989 eingeführte Q. auf Zinserträge aus Sparguthaben u.ä. wurde in dem selben Jahr wieder abgeschafft. Quote der Risikoaktiva Kennzahl, die das Ausmaß risikotragender Aktiva, die mittels der im —» Grundsatz I formulierten Anrechnungsfaktoren errechnet werden, am gesamten Geschäftsvolumen angibt. Quotenaktie nach deutschem Aktienrecht unzulässige Aktienart, die einen Bruchteil des Gesamtvermögens der AG verbrieft. Im Gegensatz zur—> Summenaktie ist sie nennwertlos. Quoten-Exzedenten-Rückversicherung Mischform einer —» Proportionalen Rückversicherung, die sowohl Merkmale einer —» Quoten- als auch einer —> Summenexzedentenrückversicherung aufweist. Diese Kombination bietet sich für junge Versicherungsunternehmen an, die in der Anlaufzeit zur Risikobegrenzung ihren nur kleinen Versicherungsbestand quotal rückversichern möchten. Daneben müssen sie

aus Gründen der Wettbewerbsfähigkeit auch höhere Versicherungssummen zeichnen, bei denen sie nicht in der Lage sind, die selbstbehaltene Quote zu decken. In diesen Fällen findet eine Summenexzedentenrückversicherung Anwendung. Quotenkonsolidierung —> Konsolidierungs verfahren. Quotenrückversicherung —> Rückversicherung, bei der ein —> Erstversicherer von jeder Versicherung - unabhängig von der Höhe der einzelnen Versicherung - einen durch Vertrag festgelegten prozentualen Anteil an einen —»Rückversicherer weitergibt. Dementsprechend ist auch der —» Eigenbehalt des Erstversicherers von vornherein in Höhe eines bestimmten Prozentsatzes für alle rückzuversichernden Risiken festgelegt. Die Höhe der Quote kann für verschiedene Risikoarten unterschiedlich ausfallen. Der Abschluß einer Q. schützt vor einer Kumulierung von Mittel- und Kleinschäden, wie z.B. in der —» Hagel- und —* Sturmversicherung. Sie eignet sich ferner zur Abdeckung des Änderungsrisikos, d.h. eine systematische Änderung des Schadenverlaufs, ohne daß dies bei der Beitragskalkulation berücksichtigt worden wäre. Weiterhin werden neue Versicherungsarten und Gefahren häufig in Quotenform rückversichert. Auch für neugegründete Versicherungsunternehmen bietet sich die Q. an, wenn sich diese in der Anlaufzeit vor zufälligen Schwankungen schützen möchten. Nicht empfehlenswert ist die Q. für einen Versicherungsbestand, der sich aus Risiken mit einem breit gestreuten Schadenpotential zusammensetzt (—» Summenexzedentenrückversicherung). Eine Q. läßt sich aber auch mit einer —» Schaden- oder Summenexzedentenrückversicherung kombinieren (—» Quoten-Exzedenten-Rückversicherung).

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R Rabattierte Einzeltarife innerhalb der —» Firmengruppenversicherung eine verminderte Prämienleistung für die Einzelversicherung. Schließt ein Arbeitgeber für seine Arbeitnehmer eine —» Lebensversicherung in Form einer —» Gruppenlebensversicherung ab, können unter bestimmten Voraussetzungen (Beteiligungsquote mindestens 5 0 % der Belegschaft bzw. 10 Arbeitnehmer, bei über 5 000 Mitarbeitern mindestens 4 0 % der Belegschaft) die —* laufende Prämie bis zu 30% und bei Versicherungen gegen —» Einmalprämie diese bis zu 10% der Tarifprämie ermäßigt werden. Werden mehr als 90% der Arbeitnehmer (mindestens 10 Personen) in einer Gruppenversicherung berücksichtigt, so können statt r.E. Sondertarife zugrunde gelegt werden. Rahmenkredite besondere Form eines Konsumentenkredites, der sowohl Merkmale eines Raten- als auch —> Dispositionskredits aufweist. Hierbei wird dem Kunden ein Kreditrahmen eingeräumt, der für persönliche Anschaffungen ausgeschöpft werden kann. Der Kreditrahmen wird in regelmäßigen Raten gekürzt. Bei erneutem Bedarf kann der Kunde über bereits getilgte Beträge wieder verfügen. Um die Laufzeit nicht in beliebigem Maße auszudehnen, ist ein R . auf eine bestimmte Dauer vertraglich begrenzt. Raiffeisenbanken ländliche —» Kreditgenossenschaften, entstanden als Selbsthilfeeinrichtungen der ländlichen Bevölkerung. Die Entstehung der R. wurde durch Friedrich Wilhelm Raiffeisen geprägt, der Mitte letzten Jahrhunderts die erste R . gründete. Die Mitglieder der Genossenschaften, die unbeschränkt für die Verbindlichkeiten haften mußten, war die Landbevölkerung selbst. Die Mitgliedschaft war die Voraussetzung, um ein Darlehen zu erhalten. Die meisten ländlichen Kreditgenossenschaften betreiben gleichzeitig neben dem universellen Bankgeschäft das Warengeschäft. Die traditionelle Trennung zwischen R . und —» Volksbanken verliert zunehmend an Bedeutung, zur Zeit vollzieht 558

sich eine Vereinigung zu einheitlichen Genossenschaftsbanken . Kan dorn-walk-Hypothese ein spezifisches Modell für Zeitreihen der —» Aktienkurse als zufallsbedingte Kursentwicklung, das u.a. mit Hilfe der Spektralanalyse untersucht wird. Der Wert einer Zeitreihe im Zeitpunkt t + 1 wird bestimmt durch von einander unabhängige Zufallsvariable im Zeitpunkt t. Ratenkredit standardisierter Kredit, der in festen monatlichen Teilbeträgen (Raten) zurückgezahlt wird. Im Unterschied zu anderen Kreditformen werden bei R . bereits mit der Kreditzusage die Ratenhöhe und die Anzahl der Raten festgesetzt. Dafür werden sämtliche Kreditkosten zu der Kreditsumme addiert. R . werden zumeist von Privatpersonen zur Beschaffung von Konsumgütern aufgenommen; daneben werden R . auch zur Finanzierung von Investionsvorhaben an Kleinbetrieben vergeben. Als Arten des R . unterscheidet man —» Teilzahlungskredite (Abzahlungskredite) und persönliche R . (—» Kleinkredite, —» Anschaffungsdarlehen). Ratentilgung Rückzahlung von aufgenommenen Geldern in Raten zu bestimmten Terminen. Die Tilgungsraten fallen bereits während der Laufzeit der Finanzierung an. Die Tilgung kann dabei sowohl in gleichen als auch in ungleichmäßigen Raten erfolgen. R . ist üblich im Kreditgeschäft, seltener im Wertpapiergeschäft bei der Rückzahlung von Schuldverschreibungen (Tilgungsanleihen). Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) (Council for Mutual Economic Assistance/ C M E A , auch C O M E C O N ) , Zusammenschluß sozialistischer und kommunistischer Staaten, mit dem Ziel, den technischen und wirtschaftlichen Fortschritt in den Mitgliedsländern durch gemeinsame Anstrengungen zu beschleunigen, die Industrialisierung in den unterindustrialisierten Staaten zu fördern und so die Arbeitspro-

Rating duktivität und den Wohlstand in den Mitgliedsstaaten zu steigern. Der R G W wurde 1949 in Moskau gegründet, seine Mitglieder sind Bulgarien, Deutsche Demokratische Republik, Kuba, Mongolei, Polen, Rumänien, Tschechoslowakei, UdSSR, Ungarn und Vietnam. Albanien beteiligt sich seit 1961 nicht mehr an den gemeinsamen Aktivitäten, Jugoslawien ist assoziiertes Mitglied. Auf der jährlich stattfindenden Ratstagung wird über Vorschläge der Mitgliedsstaaten, etwa bezüglich der Planung und Abstimmung von Produktionsschwerpunkten, der arbeitsteiligen Spezialisierung der Staaten oder der Abstimmung nationaler Investitionspläne diskutiert. Dem Rat als oberstem Organ des R G W stehen ein Exekutivkomitee, bestehend aus den stellvertretenden Regierungschefs der Mitgliedsländer, und ein Sekretariat unter Leitung des Generalsekretäts als ausführende Organe zur Seite. Gemeinsame Finanzinstitute sind die - » Internationale Bank für wirtschaftliche Zusammenarbeit und die —> Internationale Investitionsbank. Rating Skala, mit der die Bonität von Schuldnern abgebildet werden soll. R . werden sowohl für einzelne Großschuldner und Unternehmen als auch für Länder entwickelt, um so leichter die potentiellen Ausfallrisiken quantifizieren zu können und Grundlagen für Konditionenverhandlungen zu schaffen. Im Wertpapierbereich sind die R.-Modelle von Standard & Poor's und Moody's weit verbreitet, die von A A A (triple A ) über mehrere Stufen bis hin zu D als schlechteste Beurteilung laufen. Rationierung —> Repartierung. Reale Zinsfußmethode (RZM) Verfahren der dynamischen Investitionsrechnung, das auf der -»Internen Zinsfußmethode aufbaut. Während die I Z M unterstellt, daß zwischenzeitliche Auszahlungen zum Internen Zinsfuß angelegt werden (Wiederanlageprämisse), werden bei der R Z M zwischenzeitliche Zahlungsdifferenzen zu einem anderen, bekannten Zinssatz h, der als Nachfinanzierungs- bzw. Wiederanlagezins bezeichnet wird, nachfinanziert bzw. angelegt.

Realkreditinstitute Realignment Änderung bzw. Neufestsetzung von Wechselkursen in einem Währungssystem. Im Rahmen des —> Europäischen Währungssystems z.B. erfolgt ein R . der ECU-Leitkurse bei einer auf fundamentalen wirtschaftlichen Daten basierenden Abweichung der ECU-Tageswerte von den ECU-Leitkursen. Realkapital Kapitalgüter einer Unternehmung, wie etwa Maschinen, Werkzeuge und Werkstoffe.—» Geldkapital. Realkredit Kredit, der durch reale Vermögenswerte abgesichert wird (im weiteren Sinne). Bei einem R. steht die Beleihung der Vermögenswerte im Vordergrund, während die persönliche Kreditwürdigkeit des Kreditnehmers eine nachgeordnete Rolle einnimmt (anders als beim —> Kommunaloder —» Personalkredit). Werden für die Absicherung des Kredits bewegliche Gegenstände verwendet (Waren, Wertpapiere), so spricht man auch von einem—» Lombardkredit. Im engeren Sinne ist unter einem R. ein langfristiger Kredit zu verstehen, der durch —> Grundpfandrechte (Grund- oder Rentenschuld, Hypothek) abgesichert wird. Er wird insbesondere für die Finanzierug des privaten und gewerblichen Wohnungsbaus verwendet. Realkreditinstitute —» Kreditinstitute, die sich auf die Vergabe von langfristigen Krediten gegen Grund(bzw. Schiffs-)pfandrechte spezialisiert haben. Die Mittelbeschaffung zur Finanzierung der Kredite an Privatpersonen erfolgt durch die Ausgabe von —»Pfandbriefen und durch Aufnahme von Globaldarlehen bei Kapitalsammelstellen. Nicht dinglich gesichert werden Kredite an Gemeinden oder Gemeindeverbänden, diese werden durch die Ausgabe von —» Kommunalobligationen refinanziert. Zur Gruppe der R . zählen sowohl privatrechtliche Banken (—» Hypothekenbanken und Schiffspfandbriefbanken) als auch öffentlich-rechtliche - » Grundkreditanstalten (Landschaften, Ritterschaften, Stadtschaften, sonstige Grundkreditanstalten). Innerhalb dieser Bankengruppe gibt es Institute, die das Hypothekarkredit- und 559

Rechungsbegrenzungsposten Pfandbriefgeschäft neben anderen Bankgeschäften betreiben. Hierzu zählen die gemischte Hypothekenbanken (z.B. die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG, die Bayerische Vereinsbank AG) sowie Landsbanken/Girozentralen mit Pfandbriefprivileg. Die rechtlichen Grundlagen bilden für die privatrechtlichen R. das Hypothekenbankgesetz bzw. das Gesetz über Schiffspfandbriefbanken (Schiffsbankgesetz). Für öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten gelten die Bestimmungen des Gesetzes über die Pfandbriefe und verwandten Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Kreditanstalten (Pfandbriefgesetz). R. verfügen nicht über ausgedehnte Filialnetze. Der Absatz der emittierten Pfandbriefe und Kommunalobligationen erfolgt über (sofern vorhanden) eigene Niederlassungen oder anderen Banken oder Versicherungen, die hierfür Provisionen erhalten. Lediglich gemischte Hypothekenbanken können ihre emittierten Wertpapiere über ihr eigenes Filialnetz am Markt unterbringen. Rechnungsabgrenzungsposten aktivische bzw. passivische Bilanzposition für solche periodenspezifische Zahlungen, die vor dem Bilanzstichtag für einen genau bestimmten Zeitraum nach dem Bilanzstichtag geleistet bzw. empfangen werden. Rechnungsmäßige Abschlußkosten in der —» Lebensversicherung der Teil der —» Abschlußkosten, der in die Prämie einkalkuliert und mit den —» Sparprämien der ersten Jahre verrechnet wird (—> Zillmerverfahren). Rechnungsmäßige Zinsen garantierte Mindestverzinsung von z.Zt. 3,5% (ab 1987), die ein Lebensversicherer den Versicherungsnehmern für die Kapitalanlage der Sparprämien vergütet. Diese Zinsen sind bereits kalkulatorisch in dem vereinbarten Tarif erfaßt. Die Zinserträge, die über den Rechnungszins hinausgehen, werden als -» außerrechnungsmäßige Zinsen bezeichnet. Rechnungszins (technischer Zins). Verbindliche Mindestverzinsung für alle —» Lebensversicherungen. Die Höhe des R., der 1987 auf 3,5% 560

Rechtsschntzversicherung angehoben wurde, hat einen wesentlichen Einfluß auf die Höhe der Lebensversicherungsbeiträge. Die Beiträge setzten sich zusammen aus einem Risikoanteil, einem Anteil zur Deckung der Verwaltungskosten und einem Sparbeitrag, für den durch die Anlage in Vermögenswerten Zinsen erzielt werden. Für eine exakte Kalkulation der Beiträge müßten im voraus die bei den Kapitalanlagen erzielbaren Zinserträge bekannt sein. Da die zukünftigen Zinsentwicklung ungewiß ist, muß die Höhe des R. so niedrig eingesetzt werden, daß er auch bei einem niedrigen Zinsniveau erwirtschaftet werden kann. Der durchschnittliche Zinsertrag für die Vermögensanlagen der Lebensversicherungsunternehmen liegt derzeit wesentlich höher (etwa bei 7,5%) als der R. Die Differenz zwischen dem Zinsertragssatz und dem R. wird daher in Form der—» Überschußbeteiligung an die Versicherungsnehmer ausgeschüttet. Rechtsschutzversicherung Versicherung, die die zur Wahrung der rechtlichen Interessen des Versicherungsnehmer« entstehenden Kosten übernimmt. Die deutsche R. geht auf das Jahr 1928 zurück, in dem der Schweizer Baron de Blonay die Gesellschaft D.A.S. (Deutscher Automobil-Schutz) gründete. Die zunächst auf den Bereich des Verkehrsrechts ausgerichtete R. dehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ihre Geschäftstätigkeit auf eine Vielzahl von Gebieten aus. Heute können folgende Arten unterschieden werden: 1. Rechtsschutz für den Verkehr: hierzu zählen der auf die Person des Versicherungsnehmers bezogenen VerkehrsRechtsschutz, der auf ein bestimmtes Fahrzeug ausgerichtete Fahrzeug-Rechtsschutz sowie der Fahrer-Rechtsschutz für Berufsfahrer und Personen, die überwiegend fremde Fahrzeuge fahren; 2. Familien-Rechtsschutz: Diese Art von R. gewährt Versicherungsschutz für die gesamte Familie des Versicherungsnehmers. Sie ist abgestellt auf den privaten Bereich und das Berufsleben eines Arbeitnehmers; 3. Firmen-Rechtsschutz für Gewerbebetreibende und freiberuflich Tätige; 4. Rechtsschutz für Vereine; 5. Rechtsschutz für Grundstückseigentum und Miete;

Rediskontgeschaft der Deutschen Bundesbank 6. Rechtsschutzkombinationen: hier werden einzelne Rechtsschutzarten nach Lebensbereichen zusammengefaßt. Häufige Kombinationen sind die Verbindung von Verkehrs- und Familien-Rechtsschutz und Landwirtschafts- und Verkehrs-Rechtsschutz für land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Der Rechtsschutzversicherer trägt im Versicherungsfall alle Kosten, die dem Versicherungsnehmer zur Wahrung sein rechtlichen Interessen entstehen (Rechtsanwaltskosten, Gerichtskosten, Kosten für Privatgutachten usw.) Dabei unterstützt der Rechtsschutzversicherer den Versicherungsnehmer mit bestimmten Dienstleistungen wie Hilfe bei der Schadenfeststellung oder Auswahl eines Rechtsanwaltes. Eine rechtliche Beratung jedoch ist dem Rechtsschutzversicherer nicht erlaubt. Die R. unterliegt dem Grundsatz der —» Spartentrennung. Als —» Schadenversicherung finden für die R. die allgemeinen Vorschriften im W G Anwendung; spezielle Vorschriften wurden in das Gesetz nicht aufgenommen. Die einzelnen Bestimmungen der R. finden sich daher in den Allgemeinen Bedingungen für die R. (ARB). Rediskontgeschaft der Deutschen Bundesbank Ankauf (Rediskontierung) von Handelswechseln durch die —> Deutsche Bundesbank. Kreditinstitute, die von ihren Kunden —» Wechsel ankaufen, können diese an die Bundesbank weiterverkaufen. Dafür gewährt die Bundesbank den Kreditinstituten bis zum Verfalltag Kredit. Rediskontfähige Wechsel, die zum Diskontsatz abgerechnet werden, müssen bestimmten seitens der Bundesbank festgelegten formellen und materiellen Mindesterfordernissen entsprechen. Außerdem bestehen betragsmäßige Höchstgrenzen, sog. Rediskontkontingente, bis zu denen die Bundesbank für die einzelnen Kreditinstitute Wechsel ankauft. Reference Banks repräsentative Gruppe von Banken, deren Interbanken-Konditionen bei der Kreditkonditionierung von anderen Banken berücksichtigt werden.

Refinanzierungspolitik Referenz-Zinssatz Zinssatz, auf den Bezug genommen wird. Für variabel verzinsliche Kredite sind häufig der LIBOR oder der FIBOR als R. anzusehen. Refinanzierung Mittelbeschaffung der Kreditinstitute bei anderen Geschäftsbanken oder der Deutschen Bundesbank durch Veräußerung oder Verpfändung von Effekten, Ausgleichsforderungen und Wechseln, um hiermit gewährte oder zu gewährende Kredite decken zu können. Im Sinne der Liquiditätssteuerung beinhalten die Refinanzierungsmaßnahmen eines Kreditinstituts üblicherweise solche Geschäfte, bei denen durch Aktivtausch sekundär- und tertiärliquide Aktiva in primärliquide Aktiva, also in Zentralbankgeld umgewandelt werden und desweiteren die Aufnahme von Krediten auf dem Bankengeldmarkt oder am Kapitalmarkt. Je nach Fristigkeit der umzuwandelnden bzw. aufzunehmenden Mittel ändern sich die Transaktionskosten, so daß bei der Liquiditätssteuerung zunächst die Mittel mit den geringsten Refinanzierungskosten in Anspruch zu nehmen ist. Refinanzierungskosten —> Refinanzierung. Refinanzierungsmaßnahmen —> Refinanzierung. Refinanzierungspolitik der Deutschen Bundesbank Politik der —» Deutschen Bundesbank über die Kreditgewährung gegenüber den Geschäftsbanken zum einen durch den Ankauf von —> Wechseln (Rediskontkredit), zum anderen durch die Beleihung von Wertpapieren (Lombardkredit). Die Rechtsgrundlage für die R. bildet § 15 BBankG. Das Ausmaß der R. kann die Bundesbank mit Hilfe folgender Gestaltungselemente steuern: - Höhe des Diskont- und Lombardsatzes; - qualitative Anforderungen an die zur Refinanzierung zugelassenen Wechsel und Wertpapiere; - quantitative Begrenzung der Höhe des den Banken insgesamt eingeräumten Rediskont- und Lombardkontingenten. Je nach geldpolitischen Erfordernissen kann die Bundesbank die Gewährung von 561

Refinanzierungsrisiko Lombardkrediten einstellen. In dieser Ausnahmesituation bietet sie häufig den Banken im begrenzten Umfang Sonderlombardkredite an, um übermäßige Spannungen am Geldmarkt auszugleichen. Die Verzinsung zum Sonderlombardsatz kann sich täglich ändern. Wenn die Bundesbank die Vergabe von Sonderlombardkrediten gänzlich einstellt, müssen die Banken die ihnen gewährten Kredite am nächsten Tag zurückzahlen. Refinanzierungsrisiko —»Liquiditätsrisiko. Refinanzierungsspielraum —» Liquiditätsreserve. Regelbeitrag mindestens zu zahlendes Entgelt, das ein Versicherer in der —> Sozialversicherung aufgrund gesetzlicher Bestimmungen zu entrichten hat. Regeldeckungssumme übliche Versicherungssumme in der —» Haftpflichtversicherung, entspricht einer standardisierten Versicherungsleistung. Beispiel: für Personenschäden 1 Mio. DM, für Sachschäden 300000 DM. Regionalbanken Gruppe von —» Kreditbanken, die sich in ihrer Geschäftstätigkeit auf ein geographisch eingegrenztes Geschäftsgebiet beschränken. Gleichwohl kann der Umfang der Geschäftsbeziehungen sich auch auf internationale Tätigkeitsfelder beziehen, so daß insbesondere die größeren Institute zahlreiche Stützpunkte im Ausland unterhalten. Zur Gruppe der R. zählen Institute unterschiedlicher Größe und Geschäftsstruktur, die einheitlich in Rechtsformen des privaten Rechts firmieren. Einen Schwerpunkt bilden die R. im bayerischen Raum, in Südwest- und Norddeutschland. Eine Sonderstellung der R. nehmen die gemischten Hypothekenbanken ein (Bayerische Hypotheken- und Wechselbank AG, München; Bayerische Vereinsbank AG, München; Norddeutsche Hypotheken- und Wechselbank AG, Hamburg), da sie neben dem universellen Bankgeschäft auch das Hypothekenbankgeschäft betreiben dürfen, was das Hypothekenbankgesetz von 1899 grundsätzlich ausschließt. Die Regelung gilt nicht für die obengenannten Institute, 562

Reisegepäckversicherung da sie schon vor Inkrafttreten des Gesetzes in beiden Geschäftsbereichen tätig waren. Auch die Bank für Gemeinwirtschaft AG stellt keine typische R. dar, die trotz ihres überregionalen Charakters dieser Gruppe zugerechnet wird. Die Bundesbankstatistik faßt R. und sonstige Kreditbanken zusammen. Wenn auch die einzelnen Institute recht große strukturelle Unterschiede aufweisen, so sind die R. in ihren Geschäftstätigkeiten mit den —» Großbanken vergleichbar. Regional Banks —> Commercial Banks. Regulation Q —> Glass Steagall Act. Reihenregreß Form eines wechselrechtlichen Rückgriffs, bei dem der Wechselinhaber seine Ansprüche aus dem —> Wechsel gegenüber seinem unmittelbaren Vormann geltend macht. Der Wechselinhaber ist allerdings beim Rückgriff nicht an eine Reihenfolge gebunden (-» Sprungregreß). Reingewinn vor Steuern Jahresüberschuß vor Verrechnung der erfolgsabhängigen Steuern (—» Gesamtbetriebskalkulation) . Reingewinnspanne vor Steuern Kennzahl im Rahmen der —» ROI-Analyse und der —> Gesamtbetriebskalkulation, die das Verhältnis von Reingewinn und Geschäftsvolumen ausdrückt. Reinstatement (Wiederauffüllung), Vereinbarung in Verträgen zur^-> Schadenexzedentenrückversicherung, nach der ein —» Rückversicherer verpflichtet wird, bei einer Häufung von Schadenfällen innerhalb eines Jahres nach einer Abdeckung von Risiken in Höhe einer—» Haftstrecke diesen Deckungsumfang nochmals in gleicher Höhe zur Verfügung zu stellen (d.h. seine Haftung wiederaufzufüllen). In diesem Fall kann der Rückversicherereine Zusatzprämie verlangen. Reisegepäckversicherung Versicherung sämtlicher Sachen des persönlichen Reisebedarfs, die der Versicherte auf der Reise mit sich führt. Für die R. existieren einheitliche Versicherungsbedingungen: die AVB Reisegepäck 1980.

Reisescheck Reisescheck (Travellerscheck), spezielles Reisezahlungsmittel in Form von Schecks (Orderschecks) oder scheckähnlichen Urkunden (Zahlungsanweisungen). R. lauten auf feste Beträge. Sie können bei —» Kreditinstituten erworben werden. Bei der Ausgabe sind die R. sofort zu bezahlen, ferner muß der Erwerber auf jedem R. eine Kontrollunterschrift leisten. Eingelöst werden können R. bei in- und ausländischen Kreditinstituten sowie in vielen Hotels und Gaststätten. Auch bei Einlösung ist der R. zu unterzeichnen, wobei die Zahlstelle die Übereinstimmung beider Unterschriften zu prüfen hat. Eine Legitimationsprüfung ist dabei nicht erforderlich. R. sind zumeist unbegrenzt gültig, so daß der Erwerber nicht eingelöste Schecks auf späteren Reisen verwenden kann. Für abhanden gekommene R . werden dem Erwerber - unter bestimmten Voraussetzungen noch während der Reise - die Beträge ersetzt. Emittieren ausländische Kreditinstitute R. auf fremde Währung, spricht man von Travellerschecks. Auch diese werden von deutschen Kreditinstituten kommissionsweise verkauft. Reitwechsel —> Wechsel, die Personen oder Unternehmungen gegenseitig auf sich ziehen, um sich durch die Diskontierung zusätzliche Geldmittel zu verschaffen. Wird ein Wechsel zur Einlösung fällig, werden zur Deckung wiederum neue Wechsel ausgestellt. R. sind reine —> Finanzwechsel; wird allerdings der Tatbestand eines Handelswechsels vorgetäuscht, handelt es sich um Betrug (§ 263 StGB). Rektaindossament Indossament auf einem —> Wechsel oder —» Scheck mit dem Zusatz „nicht an Order" oder „Indossierung untersagt" oder einem gleichbedeutenden Vermerk, der bewirkt, daß der Indossant seine Haftung auf den ihm unmittelbar folgenden Wechsel- (bzw. Scheckinhaber beschränkt, falls dieser den Wechsel (bzw. Scheck) weiter indossiert. (Art. 15 Abs. 2 WG, Art. 18 Abs. 2 ScheckG). Ein Wechsel mit R. bleibt ein —» Orderpapier, nur wenn der Aussteller eine —» negative Orderklausel aufnimmt, wird

Relative Einzelkostenrechnung aus dem Order- ein—»Rektapapier (Art. 11 Abs. 2 WG). Rektapapiere Wertpapiere, die auf eine bestimmte Person lauten. Eine Übertragung der R. erfolgt durch Einigung, Zession (§ 398 BGB) und Übergabe der Urkunde. Der Verpflichtete darf nur an den im Wertpapier genannten Berechtigten leisten. R. sind z.B. Kuxscheine, Hypotheken-, Grundund Rentenschuldbriefe, Anweisungen gemäß §§ 783-792 BGB, Papiere des § 363 HGB ohne positive Orderklausel, Wechsel und Namensschecks mit negativer Orderklausel sowie Sparbücher. Rektawechsel —» Wechsel, der durch einen Zusatz (z.B. nicht an Order) zu einem —» Rektapapier gemacht wird. Der Wechsel, der als geborenes —» Orderpapier durch —> Indossament übertragen wird, kann durch diese—» negative Orderklausel nur noch durch Abtretung des Anspruchs übertragen werden (Art. 11 Abs. 2 WG). Da eine Übertragung durch Indossament nicht mehr möglich ist, kaufen Kreditinstitute R. normalerweise nicht an. Relative Einzelkostenrechnung ein von Riebe! entwickeltes Verfahren der Teilkostenrechnung, das nicht nur völlig auf die Proportionalisierung der fixen Kosten, sondern auch auf jegliche schlüsselmäßige Verteilung der Gemeinkosten verzichtet. Die folgenden sechs Prinzipien können als grundlegend für die R.E. angesehen werden. Erstens sind nur solche Kosten und Leistungen gegenüberzustellen, die durch dieselbe identische Entscheidung verursacht worden sind. Zeitens sollen sämtliche Kosten als Einzelkosten erfaßt und ausgewiesen werden, wobei die unterste Stelle in der jeweiligen Bezugsgrößenhierarchie, an der man die einzelnen Kosten gerade noch als Einzelkosten erfassen kann, maßgebend sein soll. Drittens sind sämtliche Kosten nach zweckabhängigen Merkmalen, wie etwa dem Ausgabencharakter, der Periodenzurechenbarkeit etc., zu gliedern und in einer Grundrechnung zu erfassen. Viertens wird der völlige Verzicht auf die Schlüsselung und Überwälzung der Gemeinkosten auf Kostenträger sowie auf die Proportionalisierung von Fixkosten ge563

Remboursgeschäfte fordert. Fünftens sind aus der Grundrechnung die für anstehende Entscheidungsprobleme geeigneten Kosteninformation abzuleiten. Sechstens sind für nicht den Produkten zurechenbare Kosten und für den kalkulatorischen Betriebserfolg Deckungsbudgets zu bestimmen, die den einzelnen Unternehmungsbereichen nach Maßgabe geschäftspolitischer Aspekte vorgegeben werden. Die R. E. gilt als das wohl konsequenteste System der modernen Kostenund Leistungsrechnung. Remboursgeschäfte Sonderform des —» Akzeptkredits im Außenhandel auf der Grundlage eines —»Dokumentenakkreditivs. Die R. dienen vor allem der —> Finanzierung von Importgeschäften. Normalerweise zieht der Exporteur auf den Importeur einen —» Wechsel, den der Exporteur (nach Akzeptierung durch den Importeur) bei seiner Bank zum - * Diskont einreicht. Die Bank des Exporteurs wird diesen Wechsel nur dann ankaufen, wenn ihr der Importeur bekannt ist und als kreditwürdig gilt. Ist dies nicht der Fall, wird der Exporteur verlangen, daß der Importeur bei einer bekannten Bank einen Akzeptkredit in Anspruch nimmt. Dann zieht der Exporteur einen Wechsel auf diese Bank (sei es die Bank des Importeurs, sei es eine zwischengeschaltete Remboursbank), wobei die —» Tratte von den Dokumenten begleitet wird. Die kreditgebende Bank akzeptiert bei Annahme der Dokumente die Tratte und sendet das Akzept an den Exporteur zurück. Rentabilität Fähigkeit eines Unternehmens, die aus dem Wirtschaftsprozeß erwachsenden Aufwendungen bzw. Kosten durch entsprechende Erträge bzw. Leistungen mindestens abdecken zu können. Die R. wird zumeist als Relativzahl ermittelt, indem einer Erfolgsgröße eine Basisgröße zugeordnet wird. Wichtige Rentabilitätskennzahlen sind die Eigenkapitalr., Gesamtkapitalr., Return on Investment und die Umsatzr. Im Zielsystem der Unternehmungen nimmt die R. neben den Wachstums- und Sicherheitserfordernissen eine herausragende Stellung ein. Rentabilitätsprinzip Handlungsmaxime, die die Ertragskraft des 564

Rentendeckungsrückstellung Betrachtungsobjektes in den Vordergrund stellt. Rentabilitätsrechnung zeigt die Verzinsung des eingesetzten Kapitals in der Abrechnungsperiode. Die R. findet i.d.R. Anwendung, wenn verschiedene Alternativen zur Zielerreichnung zur Verfügung stehen, wobei die Alternative mit dem höchsten Rentabilitätsgrad die vorteilhafteste ist. Rentabilitätsziel neben dem —» Sicherheits- und —> Wachstumsziel ein Teilziel im bankbetrieblichen Zielsystem. Im Rahmen eines erfolgsorientierten Bankmanagements steht das Rentabilitätsziel im Mittelpunkt der Geschäftspolitik, wobei hierin nicht der Wille einer Gewinnmaximierung, sondern die Erkenntnis zum Ausdruck kommt, daß eine bestimmte Rentabilität als Existenzsicherungsgrundlage von Kreditinstituten notwendig ist. Rente eine regelmäßig wiederkehrende Zahlung. Nach der Dauer der Auszahlung unterscheidet man - ewige R. als laufender Zinsertrag aus einem investierten Kapital (z.B. bei Anleihen, für die eine Rückzahlung nicht vorgesehen ist oder bei auf Grundstücken ruhenden Lasten); - Leibrente, die an das Leben einer bestimmten Person geknüpft ist. Diese Person erhält - so lange sie lebt - eine R.; - Zeitrente, eine Rente, die nur befristet für einen bestimmten Zeitraum gezahlt wird. R. als Einkommen werden gezahlt aufgrund von öffentlich-rechtlichen Versorgungsansprüchen (z.B. Kriegsbeschädigten- oder Hinterbliebenenrente), im Rahmen der sozialen —» Rentenversicherung in Form eines Altersruhegeldes; aus Versicherungsansprüchen (z.B. Unfallrente) oder aufgrund vertraglicher Vereinbarungen (z.B. Rente aus einer—» Lebensversicherung oder aufgrund einer —» betrieblichen Altersvorsorge). Rentenbarwertfafctor —> Kapitalwertmethode. Rentendeckungsrückstellung Rückstellung, die Schaden- und Unfallver-

Rentenhandel sicherer für künftige Rentenverpflichtungen und noch nicht in Anspruch genommene fällige —» Renten zu bilden haben. Der bilanzielle Ausweis erfolgt unter der Position „Rückstellung für noch nicht abgewikkelte Versicherungsfälle". Rentenhandel der Börsenmarkt, an dem —» Gläubigerpapiere gehandelt werden. Der R. kann sowohl amtlich als auch nichtamtlich erfolgen, womit er sich in die entsprechenden Handelssegmente einfügt. Rentenschuldverschreibungen Schuldverschreibungen, die von den —» Deutschen Siedlungs- und Landesrentenbanken emittiert werden. Rentenversicherung Versicherung, bei der die Versicherungsleistungen in regelmäßig wiederkehrenden Zahlungen erfolgen. 1. Bei privaten R. verpflichten sich privatrechtliche Versicherungsgesellschaften zu Rentenzahlungen, die entweder lebenslang gezahlt werden (Leibrente) oder innerhalb eines begrenzten Zeitraumes fällig werden (Zeitrente). Je nach Ausgestaltung können verschiedene Arten von R. unterschieden werden. Bei —»Leibrentenversicherungen mit sofort beginnender Rentenzahlung kann der Anspruch nur durch eine größere einmalige Prämienzahlung erworben werden. Leibrentenversicherungen mit aufgeschobener Rentenzahlung beginnen erst bei Erreichen eines bestimmten Alters (z.B. im Alter von 60 oder 65 Jahren), d.h. nach Ablauf einer Aufschubzeit. Leibrentenversicherungen können eine Rentengarantie umfassen, die in Form einer garantierten Mindestlaufzeit der Rente besteht. Ferner können Leibrentenversicherungen auf ein oder zwei Leben abgeschlossen werden, im letzteren Fall meist auf das Leben des Mannes und seiner Ehefrau, die die Rente nach dem Tode des Mannes in verminderter Höhe ausgezahlt bekommt. Eine —» Berufsunfähigkeitsversicherung bezieht sich auf Rentenzahlungen im Invaliditätsfall, bei—» Pflegerentenversicherungen erfolgen die Rentenzahlungen im Pflegefall. Innerhalb von —» Pensionsversicherungen werden gleichzeitig Renten bei Er-

Report reichen der Altersgrenze, bei Tod des Versicherten an die Hinterbliebenen oder bei Invalidität vereinbart. 2. In der —» Sozialversicherung bildet die gesetzliche R. den größten Zweig. Sie umfaßt die R. für Arbeiter, die R. für Angestellte, die knappschaftliche R. für Bergleute sowie die Altershilfe für Landwirte. Die Beiträge werden monatlich von den Bezügen abgezogen und vom Arbeitgeber an den Rentenversicherungsträger weitergeleitet. Üblicherweise tragen die Beiträge Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte. Eine Rentenzahlung erfolgt in folgenden Fällen: bei Erwerbsminderung (Invalidität), bei Erreichen der Altersgrenze von 60-65 Jahren, bei Tod des Versicherten an die Hinterbliebenen. Bei Aufnahme der Rentenzahlungen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Hierzu zählen im einzelnen die Einhaltung von —> Wartezeiten (Mindestversicherungszeit), besondere Voraussetzungen hinsichtlich der Beitragszahlung (z.B. besteht der Anspruch auf Invaliditätsrente nur, wenn 36 Monate in den letzten 5 Jahren vor dem Versicherungsfall Beiträge geleistet wurden), Begrenzungen von Nebentätigkeitsbezügen neben einer Rente. Neben Rentenzahlungen leistet die gesetzliche R. Zuschüsse an die —> Krankenversicherung der Rentner, außerdem werden Kosten für Rehabilitationsverfahren bei drohender Invalidität übernommen. Die Beitragshöhe richtet sich nach allgemeinen Faktoren (—> Allgemeine Bemessungsgrundlage, Steigerungssatz je anrechnungsfähigem Versicherungsjahr) und nach persönlichen Faktoren (Höhe der Beiträge , Dauer der Beitragszahlung). Repartierung (Rationierung) Zuteilung von Wertpapieren, wenn zu den festgesetzten Kursen aufgrund eines Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage nur bestimmte Teile der vorliegenden Aufträge ausgeführt werden können. R. findet auch bei überzeichneten Emissionen statt. Report Differenz zwischen dem höheren —» Terminkurs und einem niedrigeren —» Kassakurs bei Kurssicherungsgeschäften (-* 565

Repräsentanz Kurssicherung). Gegensatz ist der —» Deport. Repräsentanz Vertretung einer Bank im Ausland. Eine R. übt keine bankbetrieblichen Tätigkeiten aus, sie fungiert vielmehr als Verbindungsbüro bei der Vermittlung von Geschäften. Daneben hat eine R. die Aufgabe, bestehende Beziehungen zu pflegen und neue Kontakte zum Ausland herzustellen. Gegenüber des BÄK und der —> Deutschen Bundesbank besteht gemäß § 53 KWG eine Anzeigepflicht bei der Errichtung, Verlegung und Schließung von R. Research systematische Untersuchungen über Investitionsalternativen (Wertpapiere, Devisen, Immobilien) zur Analyse und Erforschung wert- bzw. kursrelevanter Faktoren, i.d.R. in Banken als eigenständige Abteilung geführt, die regelmäßig Berichte, wissenschaftliche Untersuchungen und/ oder Anlageempfehlungen veröffentlicht. Reserven schweizerischer Begriff für eigene Mittel, die aus dem unverteilten und somit zurückbehaltenen Gewinn gebildet werden. Regelungen zur Bildung von R. in der Schweiz enthält das OR wie auch das Bankengesetz. Die R. erfüllen wichtige Sicherheits- als auch Selbstfinanzierungsfunktionen. —» Rücklagen. Restkostenanalyse Verfahren der traditionellen —» Geschäftsstellenrechnung, wonach die Beurteilung einer Filiale nicht anhand der ihr zuzuordnenden Gewinne, sondern an der Höhe ihrer nach Abzug von direkt zurechenbaren Zins- und Dienstleistungserträgen noch zu deckenden Restkosten erfolgen soll, wobei diese ins Verhältnis zum Einlagenüberschuß gesetzt werden. Im Rahmen der modernen —» StandardEinzelkostenrechnung findet bei der R. eine kritische Überprüfung derjenigen Istkosten statt, die nicht durch Standardkosten gedeckt sind ( = Leerkostenanalyse). Restlaufzeit Zeitraum, der einer Verbindlichkeit oder Forderung von einem bestimmten Stichtag an bis zur Endfälligkeit verbleibt. Die R. kann sich sowohl auf die Kapitalbindungs566

Revolving-Kredit dauer, etwa bei der Liquiditätsplanung, als auch auf die Zinsbindungsfrist, etwa im Rahmen der Analyse des —» Zinsänderungsrisikos beziehen. Restschuldversicherung besondere Form der —» Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme zur Absicherung von Krediten, insbesondere —» Teilzahlungskrediten. Die Versicherungsdauer entspricht der Laufzeit des Kredites. Die stufenweise Reduzierung wird auf den Tilgungsplan abgestimmt, so daß im Todesfall die fällig werdende Versicherungssumme die Restschuld deckt. Retrozession —» Rückversicherung auf zweiter Stufe bzw. Weiterrückversicherung, bei der ein —» Rückversicherer das vom —» Erstversicherer übernommene Risiko teilweise an einen dritten Versicherer weitergibt. Durch R. und damit durch Zerlegung des zu deckenden Gesamtrisikos in Teileinheiten können auch größere Risiken ausreichend rückversichert werden. Die Beteiligten an einer R. werden Retrozedent (Weiterrückversicherungsnehmer) und Retrozessionar (Weiterrückversicherer) genannt. Mit Ausnahme der —> Jahresüberschadenrückversicherung kommen sämtliche Vertragsformen der Rückversicherung für die R. in Betracht. Revaluation Aufwertung einer Währung. Revolving-Kredit 1. Kredit, bei dem entsprechend der Erfordernisse des Kreditnehmers zurückbezahlte Kreditbeträge erneut - ohne neuen Kreditantrag - in Anspruch genommen werden können. Die Möglichkeit besteht nur innerhalb eines vereinbarten Zeitraumes. Anwendung finden R. beispielsweise im Rahmen des—> Diskontgeschäftes, wenn einer kreditnehmenden Unternehmung ein Höchstbetrag für die Diskontierung von —» Wechseln zugesagt wird, den sie entsprechend ihres Geschäftsverlaufs ausschöpfen kann. 2. langfristiger Kredit, dessen Refinanzierung mit kurzfristig aufgenommenen Geldern erfolgt. Eine solche Refinanzierung setzt voraus, daß stets kurzfristige Anschlußgeschäfte mit vergleichbaren Konditionen getätigt werden können (-* Revolving-System).

Revolving-System Revol Ving-System Form eines —> Schuldscheindarlehens, bei dem die Refinanzierung nicht fristenkongruent erfolgt. Folgende R. können unterschieden werden: - Direktes R.: hierbei wird einem Kreditnehmer gegen Schuldschein eine kurzfristiger Kredit eingeräumt, der fortlaufend prolongiert wird. Durch die Verlängerungszusage wird der kurzfristige Kredit in ein faktisch langfristig gewährtes Darlehen transformiert. Die Refinanzierung erfolgt durch Termingelder, die bei Fälligkeit durch neu aufgenommene Gelder ersetzt werden. Das Transformations- und Zinsänderungsrisiko trägt bei diesem System die kreditnehmende Unternehmung. Das bedeutet, daß der Kreditgeber Veränderungen des Refinanzierungszinssatzes an den Kreditnehmer überwälzen und im Falle fehlender Refinanzierungsmöglichkeiten den Kredit kündigen kann. - Indirektes R.: hierbei wird das Schuldscheindarlehen über eine Bank abgewikkelt. Diese räumt dem Kreditnehmer ein langfristiges Darlehen ein, die Refinanzierung erfolgt über kurzfristige Termingelder, die der Bank über einen Finanzmakler vermittelt werden. Der Finanzmakler übernimmt der Bank gegenüber die Verpflichtung, die Anschlußfinanzierung für die gesamte Laufzeit des Schuldscheindarlehens sicherzustellen. Das Zinsänderungsrisiko hat allerdings die kreditnehmende Unternehmung zu tragen.

Risiko von Unternehmen durch die wiederholte bzw. revolvierende Begebung von kurzfristigen Geldmarktpapieren (—» Euronotes, —> Commercial Papers) über eine einzige, die Emissionsbedingungen bestimmende Bank (Sole Placing Agent, —» Placement Agent). Weitere an der Emission beteiligte Banken (—» Underwriter) sind zum Ankauf der Notes zu einem fixierten Zins (z.B. Libor + Spread) vom Lead Manager verpflichtet, wenn dieser die Emission nicht alleine am Markt unterbringen kann. —»Note Issuance Facilities. RGW —» Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe. Richtkonditionen Möglichkeit, im Rahmen eines —> dualen Steuerungsmodells die zum Teil unterschiedlichen Ziele der zentralen Struktursteuerung und der dezentralen Marktsteuerung integrativ zu verknüpfen. Durch vorgegebene Richtkonditionen wird die Konditionskompetenz der dezentralen Bereiche eingeschränkt und somit eine Ausweitung der Konditionsbeiträge vermieden. Richtkonditionen können in Form von Festkonditionen mit und ohne Sonderkonditionsspielraum bestehen. Richtmarge eine im Rahmen des Budgetierungsprozesses in Kreditinstituten vereinbarte und im Zinsgeschäft zu erreichende Marge.

- System 7 M (des Finanzmaklers Münnemann): Im Unterschied zum indirekten R. übernimmt der Finanzmakler nicht nur das Transformations-, sondern auch das Zinsänderungsrisiko. Dem Kreditnehmer wird ein langfristiges Darlehen mit einer festen Laufzeit zu einem gleichbleibenden Zinssatz zugesagt, das mit einer Reihe von kurzfristigen Krediten refinanziert wird, deren Verzinsung zu den jeweiligen Geldmarktkonditionen erfolgt. Aufgrund des hohen Risikos für den Finanzmakler hat dieses System praktisch keine Bedeutung.

Ringi-seido in japanischen Unternehmen weit verbreitete Ausprägungsform des —» Prinzips der Zielvereinbarung, bei dem der Problemlösungsvorschlag so lange von allen betroffenen Unternehmensabteilungen geprüft und modifiziert wird, bis jede betroffene Stelle dem Konzept zustimmen kann. Dieser sehr zeitintensiven Entscheidungsfindungsphase folgt dann allerdings eine problemlose Durchführungsphase, da die notwendigen Abstimmungsprozesse bereits erfolgt sind. Weitere positive Effekte des R. betreffen die Dezentralisierung der Kontrollfunktion, die Intensivierung der innerbetrieblichen Kommunikation und die Partizipation der mittleren Unternehmensebene an der Lösung von Entscheidungen.

Revolving Underwriting Facilities mittel- bis langfristige Kapitalbeschaffung

Risiko die in dem unzureichenden Informations567

Risikoaktiva stand begründete Gefahr einer Verfehlung des bei aktuellen Umweltkonstellationen erzielbaren Erfolges. Banktypische Risiken können zu einen im —» Wertbereich, zum anderen im —> Betriebsbereich schlagend werden. Als Risiken des Wertbereichs unterscheidet man das —> Erfolgsrisiko und das —> Liquiditätsrisiko; unter Risiken des Betriebsbereichs werden Beraubungsrisiken, technische Risiken, etwa im Zusammenhang mit der elektronischen Abwicklung von Bankgeschäften, Personalrisiken u.ä. verstanden. Risikoaktiva Aktiva in der Bankbilanz, in denen sich grundsätzlich ein Ausfallrisiko niederschlagen kann. Als Risikoaktiva sind insbesondere Schecks und Inkassopapiere, Forderungen an Banken, Forderungen an Nichtbanken (ohne Forderungen an inländische öffentliche Haushalte und öffentlich-rechtlich verbürgte Forderungen), Anleihen und Schuldverschreibungen (ohne Anleihen inländischer Gebietskörperschaften, Kommunal- und Zweckverbände sowie Pfandbriefe und Kommunalschuldverschreibungen inländischer Kreditinstitute), börsengängige Dividendenwerte, Beteiligungen und sonstige Aktiva anzusehen. bankenaufsichtsrechtliche Risikobegrenzungsnormen.

Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen len Kundengeschäft, der Kommissionsergebnisbeitrag und der Eigengeschäftsergebnisbeitrag. In letzteren sind neben den Wertschriftenerträgen ebenfalls die sonstigen Ergebnisbeiträge enthalten, die in der deutschen Analyse in der Regel in der außerordentlichen Spanne verrechnet werden. Somit umfaßt die Risiko-(bedarfs-) spanne - im Gegensatz zur außerordentlichen Spanne - lediglich die Aufwandsposition „Verluste, Abschreibungen und Rückstellungen im Kreditgeschäft". Risikodeckungsbedarf für Festzinsgeschäfte —» Gesamtrisikodeckungsbedarf. Risiko-Ertragskennzahlen Instrumente des^> Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten, die aufzeigen, ob die potentiell eintretenden —» banktypischen Risiken ertragsmäßig aufgefangen werden können. —»Gesamtrisikodeckungsbedarf.

Risikoausschluß im Versicherungswesen der Ausschluß von bestimmten Gefahren, die der Versicherer nicht trägt. Werden Gefahrumstände im Versicherungsvertrag ausgenommen, ist der Versicherer bei Schäden, die durch solche Gefahren verursacht werden, leistungsfrei. Vom R. sind die Obliegenheiten des Versicherungsnehmers zu unterscheiden. Während eine R. schon bereits vertraglich fixiert ist, verliert der Versicherungsnehmer einen zugesagten Versicherungsschutz bei schuldhafter Obliegenheitsverletzung.

Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen 1. Einordnung und Begriff der Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen Das von —» Versicherungsunternehmen produzierte Gut Versicherungsschutz dient dazu, die Finanzplanung von privaten Haushalten und Unternehmen sicherer zu machen. Durch den sogenannten Risikotransfer vom —» Versicherungsnehmer auf das Versicherungsunternehmen können Wirtschaftssubjekte ihre in Zeitpunkt und/ oder Höhe ungewissen Finanzbedarfe, die durch zufallsabhängige Schadenereignisse ausgelöst werden, auf Versicherungsunternehmen übertragen. Für diese Dienstleistung verlangen die Versicherungsunternehmen eine in den meisten Versicherungszweigen feste, in einigen Versicherungszweigen (z.B. Kraftfahrtversicherung) vom individuellen Schadenverlauf abhängige variable Prämie.

Risiko-(bedarfs-)spanne Komponente des ROI-Schemas für Schweizer Banken, die ein partielles Äquivalent zur sogenannten außerordentlichen Spanne (—» Gesamtbetriebskalkulation) darstellt. Gemäß dem externen Ergebnisausweis Schweizer Banken lassen sich drei Ergebnisbeiträge isolieren: Der Zinsergebnisbeitrag aus der Zinsdifferenz im kommerziel-

Die Kalkulation der —» Prämie erfolgt in zwei Schritten: 1. Risikokostenkalkulation 2. Betriebskostenkalkulation Zunächst wird die von bestimmten Risikofaktoren (Risikomerkmalen) der versicherten Person, der versicherten Sachen oder der versicherten Interessen abhängige Risikoprämie, die in der Versicherungspraxis

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Risikokalkulation oft noch als —> Nettoprämie bezeichnet wird, berechnet. Die—» Risikoprämie setzt sich aus zwei versicherungstechnischen Komponenten, der Nettorisikoprämie und dem Sicherheitszuschlag zusammen. Dann erfolgt im zweiten Schritt - in der Regel als Zuschlagskalkulation auf die Risikoprämie - die Kalkulation der Betriebs-(,Verwaltungs-')kosten, des Gewinnzuschlags - evtl. gemindert um einen Abzug für Erfolg aus Kapitalanlagen - und der in den meisten Zweigen der—» Schaden- und—» Unfallversicherung für den Versicherungsnehmer statt der Umsatzsteuer abzuführenden —» Versicherungsteuer. Die als Summe aus diesen versicherungstechnischen und nichtversicherungstechnischen Komponenten berechnete Prämie wird in der Kalkulation der Versicherungswirtschaft als Bruttoprämie ( —»Bruttobeitrag) bezeichnet. 2. Modelle und Methoden der Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen 2.1. Schadenursachensysteme Alle Modelle von Schadenursachensystemen, auf denen Versicherungen basieren, unterstellen den Wirtschaftssubjekten zwar finales, d.h. zielorientiertes Verhalten. Aber wegen der beschränkten Informationen über die Ursachen-Wirkungszusammenhänge der Realität (Informationsdefizit) können die Wirtschaftssubjekte jedoch ihr Handeln nicht so determinieren, daß die gesetzten Ziele immer genau erreicht werden. Soweit die gesetzten, aber nicht erreichten Ziele doch durch zusätzliche Finanzmittel noch erreichbar sind und die Ergebnisse der Ursache-Wirkungsbeziehungen einer Zufallsgesetzmäßigkeit unterliegen, die durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung beschreibbar ist, können die Versicherungsunternehmen den potentiellen Finanzbedarf kalkulieren, Versicherungsschutz produzieren und diesen den Wirtschaftssubjekten anbieten. Der R. liegt deshalb die Vorstellung zugrunde, daß alle Ereignisse, aus denen Versicherungsleistungen resultieren, durch Schadenursachenmodelle mit deterministischen, stochastischen oder gemischten (hybriden) Komponenten erklärt werden können. Danach beeinflussen bestimmte, in der Regel nicht vollständig bekannte (Schaden-) Ursachen einen bestimmten Ausschnitt der Realität, der als versicherter

Risikokalkulation Bereich' bezeichnet wird, und führen dort zu bestimmten, ungewollten und ungeplanten Ereignissen, den sogenannten Schadenereignissen. Für die Wirtschaftssubjekte resultieren aus den Schadenereignissen Planabweichungen und damit Änderungen des Zielerreichungsgrades, die dann Finanzbedarfe auslösen, wenn der ursprüngliche Zustand wiederhergestellt bzw. der geplante Ziel wert noch erreicht werden soll. Die Zusammenstellung und die Zusammenwirkung, das heißt die Elemente und die Relationen der Schadenursachen (Risikofaktoren) des versicherten Bereichs (Personen, Sachen oder Interessen) und der Resultate (Schadenereignisse) wird als Schadenursachensystem und modelltheoretisch als versicherungstechnisches Zufallsexperiment bezeichnet. Den einzelnen Versicherungszweigen und darüberhinaus den einzelnen Versicherungsprodukten liegen unterschiedliche Schadenursachensysteme zugrunde. Die Unterschiede bestehen in der Auswahl und Ausprägung der Schadenursachen, in den verschiedenen Elementen des versicherten Bereichs, in der Art der Schäden und in den vielfältigen Möglichkeiten des Zusammenwirkens dieser Elemente. 2.2. Allgemeine Versicherungsbedingungen Die —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) sind eine Synthese von Allgemeinen Geschäftsbedingungen und der Beschreibung des Produkts Versicherungsschutz. Sie legen das Schadenursachensystem des jeweiligen Versicherungszweiges bzw. Versicherungsprodukts fest. In den Allgemeinen Versicherungsbedingungen werden zunächst die versicherten Gefahren definiert. Nur wenn diese genau bezeichneten Risikofaktoren, die lediglich eine Teilmenge aller möglichen Schadenursachen darstellen, einen Schaden verursacht haben, ist der Schaden auch versichert. Danach erfolgt die Festlegung der versicherten Personen, versicherten Sachen oder versicherten Interessen (z.B. Haftpflicht). Nur wenn bei einem Schaden die versicherten Gefahren auf diesen genau abgegrenzten versicherten Bereich eingewirkt haben, ist der Schaden auch versichert. Schließlich müssen die versicherten Gefahren dem versicherten Bereich einen exakt definierten versicherten Schaden zugefügt haben, sonst 569

Risikokalkulation ist der Schaden kein Schaden im Sinne der AVB (z.B. Suizid in den ersten drei Versicherungsjahren der Lebensversicherung, Brandschäden in der Feuerversicherung, die an den versicherten Sachen dadurch entstehen, daß diese einem,Nutzfeuer'und keinem .Schadenfeuer' ausgesetzt werden). 2.3. Tarifsysteme und Prämiendifferenzierung Da die Versicherungsunternehmen nie über die unterschiedlichen Ausprägungen der individuellen Schadenursachensysteme der einzelnen Versicherungsnehmer in allen Einzelheiten informiert sein können erkenntnistheoretische Gründe sprechen gegen eine vollkommene Voraussicht, und auch aus ökonomischen Gründen ist es nicht sinnvoll, Schadenursachensysteme bis ins letzte Detail zu erforschen - versuchen die Versicherungsunternehmen aus der Menge der Risikofaktoren diejenigen auszuwählen und als Tarifvariable in ein Tarifsystem einzubauen, die die Schwankungen der Anzahl und Höhe der Schäden am besten erklären können. So wurde bis vor einigen Jahren in der —» Lebensversicherung nur das Alter der versicherten Personen als einzige Tarifvariable benutzt. Nachdem schweizer Unternehmen, wie in der—» Krankenversicherung, außer dem Alter auch das Geschlecht als Tarifvariable eingeführt hatten, genehmigte das —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen diese weitere Differenzierung des Tarifsystems auch für die deutsche Lebensversicherung. Weltweit besteht verstärkt die Tendenz, die Tarifsysteme zu erweitern, um damit die Prämien noch feiner differenzieren und Preispolitik treiben zu können. Die Erweiterung eines Tarifsystems kann durch die Aufnahme zusätzlicher Tarifvariablen oder durch Hinzufügung weiterer Ausprägungen der bisher schon benutzten Tarifvariablen erfolgen. So sind in der—» Kraftfahrthaftpflichtversicherung seit 1962 sowohl die Anzahl der Regionalklassen als auch die Anzahl der Schaden- und Schadenfreiheitsklassen sukzessive vermehrt worden. Wenn auch durch die fortschreitende Erweiterung der Tarifsysteme die Risikoprämie risikoadäquat („risikogerechter") wird, so darf man die dadurch verursachte 570

Risikokalkulation Erhöhung der Betriebskosten nicht unberücksichtigt lassen. Die VersicherungsWirtschaft steht hier vor einem Dilemma: Unter der Zielsetzung möglichst geringer Betriebskosten ist eine undifferenzierte einheitliche Prämie die Ideallösung. Allerdings ist eine solche Einheitsprämie wegen mangelnder Solidarität und wegen des Grundsatzes Jeder zahle die von ihm verursachten Kosten' (Verursachungsprinzip) in der Privatwirtschaft nicht durchsetzbar. Eine Einheitsprämie ist aber auch unter der Zielsetzung der Risikokostenminimierung ökonomisch nicht sinnvoll. Die Sozialversicherung zeigt ja, daß ein Einheitstarif keine Anreize zur Schadenminderung bietet. Preisdifferenzierung dient in der Privatversicherung dazu, Anreize zur Schadenverhütung zu geben. Gleichzeitig wird dadurch ein Beitrag zur besseren Ressourcenallokation gegeben. Die zur Bildung von Tarifsystemen und zur weiteren Prämiendifferenzierung eingesetzten Methoden sind Verfahren der einfachen und multiplen Regressionsanalyse, der Diskriminanzanalyse, der Faktorenanalyse und der mehrdimensionalen Klassifikation. Hat man mit diesen Verfahren der mehrdimensionalen statistischen Analyse ein Tarifsystem entwickelt, das dem gesetzten Ziel der Prämiendifferenzierung entspricht, so werden alle Versicherungsnehmer innerhalb einer Tarifklasse als gleich im Hinblick auf ihre zukünftige Schadenentwicklung angesehen. Man spricht dann von einem homogenen Kollektiv. Alle Versicherungsnehmer derselben Tarifklasse zahlen deshalb auch dieselbe Risikoprämie, selbst wenn die dann realisierte Anzahl und Höhe der Schäden unterschiedlich sind. Die verschiedenen Schadenverläufe der einzelnen Versicherungsnehmer derselben Tarifklasse werden als „durch den Zufall verursacht" erklärt. Mit Zufall wird somit jener Teil des Schadenursachensystems bezeichnet, der nicht in das Tarifsystem aufgenommen wurde. Wie in den meisten ökonometrischen Modellen wird auch in der versicherungsbetrieblichen R. der Zufall als „stochastische Restgröße" formuliert. Allerdings kann in den meisten Fällen keine Normalverteilung als stochastische Gesetzmäßigkeit unterstellt werden, da die Schadenprozesse in Abhängigkeit von den

Risikokalkulation

Risikokalkulation Versicherungszweigen strukturiert sind.

unterschiedlich

2.4. Risikotheoretische Schadenprozeßmodelle Die Risikotheorie befaßt sich unter anderem mit den Zufallsgesetzmäßigkeiten der Schadeneintrittszeitpunkte bzw. der Anzahl der Schäden in einem bestimmten Zeitraum (z.B. Versicherungsjahr), der Höhe der einzelnen Schäden und der Gesamtschadensumme in einem bestimmten Zeitraum. In der älteren individuellen Risikotheorie werden diese Schadengesetzmäßigkeiten für einzelne Risiken (versicherungstechnische Einheiten) untersucht, in der jüngeren kollektiven Risikotheorie für Versicherungsbestände. Die relativ neue Entwicklung der Credibility-Theorie kann als Synthese der individuellen und kollektiven Risikotheorie aufgefaßt werden. Sie versucht den Schadenverlauf einer versicherungstechnischen Einheit im Kollektiv (,Risk in Collective') zu modellieren und mischt Schadeninformationen der einzelnen versicherungstechnischen Einheit mit Schadeninformationen des Kollektivs, um eine bessere Prognose des individuellen Schadenverlaufs und eine risikoadäquate Tarifierung zu erreichen. Als Grundmodell eines Schadenzahlverlaufs wird der Poisson-Prozeß verwendet. Dieses Grundmodell wird in der Credibility-Theorie zu einem gemischten (strukturierten) Poisson-Prozeß erweitert und führt, wenn die Strukturfunktion des versicherten Bestandes gammaverteilt ist, zu einem Pölya-Prozeß, der negativ-binomial verteilt ist. Als Modelle der zufallsabhängigen Höhe der Schäden werden heute noch statische, daß heißt zeitpunktbezogene Wahrscheinlichkeitsverteilungen wie Lognormal-, Gamma-, Exponential-, Pareto- oder Betaverteilung benutzt. Die Auswahl dieser Wahrscheinlichkeitsverteilungen basiert auf den von Versicherungszweig zu Versicherungszweig und von Versicherungsbestand zu Versicherungsbestand variierenden Schadenstatistiken. Mit Hilfe von Anpassungstests werden die theoretischen Schadenmodelle mit den empirischen —> Schadentafeln, das sind in Schadensummenklassen unterteilte Häufigkeitsvertei-

lungen der Schadenhöhe, auf ihre Anwendbarkeit überprüft. Das einfachste Grundmodell eines Gesamtschadenprozesses S (t), N(t) S(t)= 2 Xk, k=l einer durch einen Schadenzahlprozeß N (t) gesteuerten Summe von zufälligen Schadenhöhen X k , ist der verallgemeinerte Poisson-Prozeß. Darin wird der Schadenzahlverlauf N (t) als Poisson-Prozeß modifiziert und die Schadenhöhe X k hat eine im Einzelfall noch zu spezifizierende Schadensummenverteilung F (x). Die Verteilungsfunktion des verallgemeinerten Poisson-Prozesses hat die Form: 00 G ( x , t) =

I

g-X! i ^ l l ü p » n (x), 0 S

X
Risikokosten-Management. Risikokostenbudgetierung Teilbereich des —> Budget-Managements, der sicherstellen soll, daß die sicherheitspolitischen Ziele der Bank eingehalten werden. Im Rahmen der R. werden zunächst Risikoraten für die einzelnen Geschäftsund Risikoarten ermittelt und diese anschließend als Aufschläge auf relevante Zinsspannen verrechnet (—» RisikokostenManagement). Risikokosten-Management 1. Charakterisierung der Risikokosten a) Wesen und Abgrenzung Die Tätigkeit eines Kreditinstitutes ist zwangsläufig mit der Übernahme von Risiken verbunden, wobei als wesentliche Risikoarten des Wertbereichs die —* Liquiditäts- und die —» Erfolgsrisiken zu unterscheiden sind. Letztere lassen sich weiter in das —> Ausfall-, das —> Zinsänderungs-, und das —» Währungsrisiko differenzieren (Schierenbeck 1994). Zum Schutz gegen die mit den Risiken verbundenen Ertragsgefahren werden von den Kreditinstituten eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, die von den gesamtbankorientierten Ansätzen des —> Bilanzstruktur-Managements bis zu den einzelgeschäftsbezogenen Verfahren der —* Kreditwürdigkeitsprüfung reichen. Aufgrund verbleibender Unsicherheit lassen sich jedoch auftretende Risiken nicht vollständig vermeiden, bzw. werden sich auf lange Sicht unvorhergesehene Dinge ereignen, die dazu führen, daß Risiken schlagend werden. Die in diesen Umweltentwicklungen begründeten Ertragsveränderungen werden im weiteren Sinne als Risikokosten bezeichnet (Hölscher 1987). In einer engeren, auch im folgenden zugrunde gelegten Definition gelten dagegen als Risikokosten nur die mit dem Ausfallrisiko und hier genauer gesagt mit dem Gläubigerrisiko verbundenen Ertragseinbußen.

Risikokosten-Management Die übrigen Risikokategorien werden dagegen vernachlässigt, da es sich hier um Ertragsveränderungen handelt, - die in den Ertragsgrößen implizit enthalten sind und nicht (Liquiditätsrisiken) oder nur über gesonderte Rechnungen (Zinsänderungsrisiko) ermittelt werden können, - die in hohem Maße außerordentlichen Charakter tragen und sich aus diesem Grund einer kalkulatorischen Behandlung entziehen (Devisenkursänderungen), - die von mehreren Geschäften abhängig sind (Zinsänderungsrisiko, Währungsrisiko) und folglich in keiner Beziehung zu einem einzelnen Geschäft stehen und - die schließlich allein von einer zentralen Abteilung eines Kreditinstituts verantwortet werden müssen und einer (dezentralen) Budgetierung nicht zugänglich sind. Das nachstehend behandelte Gläubigerrisiko beinhaltet die Gefahr einer Ertragsverminderung aufgrund des teilweisen oder vollständigen Verlustes eines hingegebenen Kreditbetrages einschließlich der vereinbarten Zinsen. Es umfaßt somit neben dem reinen Kapitalausfall auch die Unoder Minderverzinslichkeit. b) Zurechenbarkeit und Dispositionsbezogenheit der Risikokosten Das Risikokosten-Management hat die Aufgabe, sämtliche Risikokosten zu erfassen, verantwortungsgerecht zuzuordnen und eine Abdeckung durch zur Verfügung stehende Ertragsbestandteile sicherzustellen. Der Entwurf eines hierzu geeigneten Steuerungssystems verlangt zunächst eine kostenrechnerische Charakterisierung der Risikokosten im Hinblick auf ihre Zurechenbarkeit, d.h. ihre Kennzeichnung als —> Einzel- oder —» Gemeinkosten und ihre Dispositionsbezogenheit, d.h. ihre Kennzeichnung als variable oder fixe Kosten. Einzelkosten sind einem Bezugsobjekt direkt, Gemeinkosten dagegen nur indirekt über Schlüsselgrößen zurechenbar. Als Bezugsobjekte kommen in organisatorischer Hinsicht neben dem gesamten Bankbetrieb insbesondere Geschäftsarten, Geschäftsstellen, Konten und Kunden in Betracht. Auf der Basis entsprechender Erfassungssysteme können die Risikokosten dabei 575

Risikokosten-Management ebenso einzelnen Geschäftsarten und Geschäftsstellen direkt zugerechnet werden wie eine verursachungsgerechte Kalkulation auf Gesamtbankebene möglich ist. Eine theoretisch eindeutige Beziehung besteht schließlich auch in Bezug auf die einzelnen Konten oder Kunden, die einen bestimmten Ausfall bewirken. Für Steuerungsüberlegungen ist jedoch eine geschäftsbezogene Erfassung der Risikokosten nicht sinnvoll, denn zum einen lassen sich die ausfallenden Geschäfte ex ante nicht identifizieren, zum anderen würde eine nur auf die ausfallenden Engagements verteilte Risikoprämie dem Kreditbetrag entsprechen und wäre damit nicht durchsetzbar und ökonomisch sinnlos. Bezogen auf einzelne Konten oder Kunden ist daher nur eine indirekte Zurechnung der Risikokosten möglich (Mülhaupt 1956, von Villiez 1989). Neben ihrer organisatorischen Dimension wird eine Kalkulation immer für einen bestimmten Zeitraum angefertigt, so daß die Frage zu klären ist, welcher Zeitspanne Risikokosten direkt zugerechnet werden können. Dabei liegt dem Gläubigerrisiko eine Kapitalbindungsentscheidung zugrunde, durch die dem Kreditnehmer für einen in der Regel genau definierten Zeitraum ein Geldbetrag überlassen wird. Der Ausfall eines Kredits kann daher eindeutig nur dem Zeitraum zwischen der Kapitalbereitstellung und der Beendigung des Kreditverhältnisses zugeordnet werden. Sofern die Laufzeit des Kredits mehrere Jahre umfaßt, stellen die Kapitalausfälle folglich Einzelkosten in Bezug auf die mehrjährige Abrechnungsperiode, Gemeinkosten jedoch hinsichtlich einer Periode oder noch kürzerer Zeiträume dar (Güde 1967, Hölscher 1987). Im Vergleich zu Kapitalausfällen können Ausfälle von Zinszahlungen in kürzeren Zeiträumen als Einzelkosten erfaßt werden. Dies resultiert daraus, daß sie nicht das Ergebnis der längerfristigen Kapitalübcrlassung, sondern der periodenweise abzugeltenden Kapitalnutzung darstellen. Zinsausfälle gelten daher in Abhängigkeit von den jeweiligen Zinszahlungszeiträumen als Einzelkosten. Die Analyse der Risikokosten im Hinblick auf ihre Dispositionsbezogenheit besitzt für bankbetriebliche Entscheidungsprozesse 576

Risikokosten-Management eine erhebliche Bedeutung, denn im Gegensatz zu den variablen Kosten bestehen die dispositionsabhängigen oder fixen Kosten unabhängig von der zu treffenden Entscheidung und können daher im Kalkül vernachlässigt werden. Allerdings läßt sich eine allgemeine Aussage, ob bestimmte Kostenarten als variabel oder fix anzusehen sind, nicht treffen. Es kommt vielmehr auf das jeweilige Entscheidungsproblem und die konkreten Bedingungen der Entscheidungssituation an (Schierenbeck 1993). Als wesentliche, auch im Zusammenhang mit der Steuerung der Risikokosten bedeutsame Entscheidungsfälle sind die Höhe des Geschäftsvolumens als Ausdruck für die Beschäftigung, die Kundenstruktur, das Leistungssortiment und das Vertriebssystem zu unterscheiden (von Hinten 1973, Kleber 1972). Zwischen der Höhe des Geschäftsvolumens und dem Ausmaß der Kapital- und Zinsausfälle kann eine unmittelbar positive Beziehung unterstellt werden, nach der eine mit steigenden oder sinkenden Risikoaktiva verbundene Änderung des Geschäftsvolumens zu einer gleichgerichteten Anpassung der Risikokosten führt. Es handelt sich somit um variable Kosten (Güde 1967), wobei ferner vermutet werden kann, daß ein mit steigenden Volumina zunehmender Risikogehalt der kontrahierten Geschäfte mit einer progressiven Erhöhung der Ausfälle verbunden ist. Dieser plausible Zusammenhang, der aus kostentheoretischer Sicht die Budgetierung der Risikokosten erst möglich macht, gilt jedoch eher in einer langfristigen und nur mit deutlichen Einschränkungen in einer kurzfristigen Betrachtung, denn in der Regel werden sich Ausfälle erst eine erhebliche Zeit nach der Kreditvergabe und der umfangreichen Prüfung der Kreditwürdigkeit ergeben. Kurzfristig sind die Risikokosten daher als weitgehend fix anzusehen, so daß eine wesentliche Abweichung der in einer Periode realisierten von den geplanten Risikokosten eher auf Planungsfehler und eine rapide verschlechterte Kreditwürdigkeit des Altgeschäfts als auf eine unplanmäßige Erhöhung der Risikoaktiva zurückgeführt werden kann. Ebenso wie das Geschäftsvolumen wirken sich unter langfristigen Aspekten auch die

Risikokosten-Management

Risikokosten-Management

Kundenstruktur, das Leistungssortiment und der Standort auf die Risikokosten aus, denn zum einem ist zu vermuten, daß die Höhe des Ausfallrisikos stark von der Person des Kreditnehmers abhängt, zum anderen dürften aufgrund bestimmter produktspezifischer Sicherheitsanforderungen einzelne Geschäftsarten mit einem geringeren, andere mit einem höheren potentiellen Ausfallbetrag verbunden sein. Schließlich kann in strukturell benachteiligten Gebieten von einer größeren Ausfallgefahr als in wirtschaftlich gesunden Gebieten ausgegangen werden. In bezug auf diese Entscheidungssituationen liegt also ebenfalls ein variabler Zusammenhang vor, so daß sich insgesamt die Notwendigkeit ergibt, die Steuerung der Risikokosten sowohl Volumens- als auch künden-, produkt- und standortspezifisch zu gestalten.

kungsraten" bestimmt, bei denen es sich um die Beträge handelt, die die betrachtete Periode zur Deckung der Periodengemeinkosten beitragen soll. Durch den Verzicht auf die Schlüsselung der Risikokosten ermöglicht es die relative Einzelkostenrechnung ferner, die periodischen Ausfälle und die zu verdienenden Beträge zusammenzuführen und das sich dadurch ergebene Risikoergebnis als ertrags- und risikoorientiertes Steuerungskriterium einzusetzen, wobei die „Soll-Deckungsraten" in der bankbetrieblichen Terminologie (absolut) als „Risikoprämien" oder (relativ) als „Standard-Risikoraten" bezeichnet werden:

2. Grundgedanken und Berechnung des Risikoergebnisses a) Das Risikoergebnis als Steuerungskriterium Die organisatorische Zuordnung der Risikokosten auf bestimmte Verantwortungsbereiche und die zeitliche Zuordnung auf bestimmte Abrechnungsperioden hängt von der Wahl des Kostenrechnungssystems ab. In —> Vollkostenrechnungen werden sämtliche Risikokosten auf die Bezugsobjekte verteilt, wobei die Verteilung der Ausfälle auf die einzelnen Perioden und im Zweifel auch auf die verschiedenen Kalkulationsobjekte mit Hilfe pauschaler Durchschnittsgrößen erfolgt. Dem Gemeinkostencharakter wird somit nur in ungenügender Weise Rechnung getragen. Die einzelnen Perioden werden durch die Pauschalierung prinzipiell mit einem falschen Betrag belastet, darüberhinaus gehen für den Steuerungsprozeß wesentliche Informationen über die Höhe der periodischen Risikokosten verloren.

Das Risikoergebnis kann für die Gesamtbank oder für einzelne Verantwortungsbereiche, vergangenheits- oder zukunftsbezogen berechnet werden. Ein positives Risikoergebnis zeigt an, daß in der betrachteten Periode ein größerer als der periodisch meßbare Ausfallbetrag verdient werden soll. Dagegen werden bei einem negativen Risikoergebnis die auftretenden Ausfälle kalkulatorisch nicht vollständig durch die in der jeweiligen Periode erzielten Erträge abgedeckt.

Eine steuerungsadäquate Behandlung der Risikokosten gewährleisten daher nur Teilkostenrechnungssysteme. Als insbesondere geeignet erweist sich hierbei die —• relative Einzelkostenrechnung (Riebel 1990), da dieses System explizit den zeitlichen Gemeinkostencharakter der Risikokosten berücksichtigt. Statt die Risikokosten zu schlüsseln werden hier im Rahmen einer dispositiven Entscheidung sog. „Soll-Dek-

Risikoprämien der Planungsperiode - Risikokosten der Planungsperiode = Risikoergebnis der Planungsperiode

Entscheidend für die Einsatzfähigkeit des Systems ist die Ermittlung der Risikokosten und der Risikoprämien, so daß zunächst auf diesen Problemkreis eingegangen werden soll, bevor die Steuerungswirkung des Risikoergebnisses näher untersucht wird. b) Ermittlung der Risikokosten Für eine fundierte Kalkulation der Risikokosten kommt grundsätzlich nur der Ansatz von tatsächlich zu befürchtenden bzw. faktisch eingetretenen Vermögensverlusten in Frage (Flechsig/Rolfes 1987). Die nach § 26a KWG gebildeten —» Pauschalwertberichtigungen sind damit aufgrund ihrer erheblichen bilanzpolitischen Abhängigkeit für eine entscheidungsorientierte Kalkulation nicht einsetzbar. Dies gilt selbst dann, wenn sie anhand der ehemaligen —> Sammelwertberichtigungen gebildet werden, da es sich hier um grobe, aufsichtsrechtlich definierte Durchschnittswerte handelt, die dem tatsächlich in einem Kreditinstitut zu 577

Risikokosten-Management verzeichnenden Wertberichtigungsbedarf nur ungenügend Rechnung tragen. Zur Abbildung der effektiven Vermögensverluste verbleiben damit als mögliche Alternativen die—> Einzelwertberichtigungen und die effektiven Kapitalausfälle. Einzelwertberichtigungen dienen der (bilanziell) richtigen Ermittlung des Periodenerfolges und müssen aufgrund handelsrechtlicher Bewertungsvorschriften bei einem akut drohenden Ausfall einzelner Forderungen gebildet werden. Ihre Höhe entspricht der unter Berücksichtigung etwaiger Sicherheiten als uneinbringlich geltenden Restforderungen (Schierenbeck 1994). Die effektiven Kreditausfälle sind dagegen mit den tatsächlich ausgebuchten Krediten identisch. Über einen längeren Zeitraum führen Einzelwertberichtigungen und tatsächliche Ausfälle zum gleichen Ergebnis, in einer kurzfristigen Betrachtung sind die prinzipiell mit einem Unsicherheitsmoment behafteten Einzelwertberichtigungen eher als die effektiven Ausbuchungen feststellbar. Unter Berücksichtigung dieser unterschiedlichen Charakteristika müssen die Risikokosten auf der Basis der Einzelwertberichtigungen bestimmt werden. Dabei handelt es sich zwar nicht zwangsläufig um die letztlich richtigen Werte, jedoch ist es notwendig, die Risikokosten spätestens bei ihrer bilanziellen Erfassung in das interne Rechnungssystem zu integrieren (Hölscher 1988). Um das Unsicherheitsmoment zu berücksichtigen, sind die Einzelwertberichtigungen allerdings um etwaige Auflösungsbeträge zu berichtigen. Werden zusätzlich die Zinsverzichte und die direkt ausgebuchten Kredite erfaßt, so ergeben sich die Risikokosten anhand der folgenden Rechnung: nominelle Forderungsbeträge — eingehende Tilgungsleistungen + Einzahlungen aus der Verwertung von Sicherheiten = Einzelwertberichtigungs-Bedarf — Eingänge aus einzelwertberichtigten Forderungen + Direkte Abschreibungen von Forderungen — Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen + Zinsverzichte 578

Risikokosten-Management = Risikokosten eines Verantwortungsbereichs in der Rechnungsperiode c) Ermittlung der Risikoprämien Für die Kalkulation der Risikoprämien, d.h. also der zur Deckung der Risikokosten einsetzbaren Deckungsmassen stehen mit dem (-» Kosten-) Tragfähigkeits- und dem —» Verursachungsprinzip zwei Ansätze zur Verfügung. Nach dem Tragfähigkeitsprinzip müssen Perioden und Verantwortungsbereiche mit hohen Ertragschancen größere Deckungsbeiträge erwirtschaften, als dies in Jahren und in Bereichen mit schlechten Ertragsaussichten der Fall ist. D a mit dem marktorientierten Tragfähigkeitsprinzip jedoch das Problem einhergeht, daß auf der einen Seite eine bestimmte notwendige Größenordnung der Risikoprämien nicht bekannt ist, auf der anderen Seite aber ein bestimmter Teil des erzielten Ergebnisses abgespalten werden muß, um den periodischen Überschuß zu berechnen, ist eine zumindest ergänzende Kalkulation über das Verursachungsprinzip notwendig. Die verursachungsgerechte Kalkulation der Risikoprämien verlangt zunächst, daß sich die zu verdienenden Deckungsmassen ausschließlich an den in den jeweiligen Verantwortungsbereichen entstehenden Risikokosten und nicht an den Risikokosten anderer Teilbereiche orientieren. Darüber hinaus müssen die Basis einer solchen Kalkulation die in dieser Periode verursachten, jedoch erst später auftretenden Risikokosten sein, wobei zudem eine Zurechnung nur zu den gesamten Kreditvergabezeiträumen anforderungsgerecht ist. Da den letztgenannten Prinzipien jedoch die Unkenntnis zukünftiger Ausfälle und die Notwendigkeit periodischer Abschlüsse im Wege steht, kann die Kalkulation der Risikoprämien im strengen Sinne nicht verursachungsgerecht sein. Vielmehr erfordert die Prognose zu erwartender Risikokosten einen Blick in die Vergangenheit und die abschnittsweise Dokumentation die Bildung periodischer Durchschnittswerte. Eine derart aufgebaute Kalkulation setzt sich jedoch der Gefahr einer der Vollkostenrechnung entsprechenden, pauschalen Durchschnittsbildung aus. U m dem zu begegnen ist sicherzustellen, - daß sich die Höhe der von einem Verantwortungsbereich zu verdienenden Ri-

Risikokosten-Management sikoprämien an der Höhe der übernommenen Risiken orientiert, - daß die auf der Basis einer vergangenheitsorientierten Berechnungsweise ermittelten Prämien um zukünftig zu erwartende Entwicklungen korrigiert werden können und - daß schließlich Risikoprämien und Risikokosten zusammengeführt werden und sich langfristig entsprechen. Die letztgenannte Anforderung wird dabei bereits durch die Konstruktion des Risikoergebnisses erfüllt, der ersten Bedingung kann durch eine an den Risikodeterminanten, nämlich Kundengruppe, Produktart und Standort orientierten und ggf. statistisch untermauerten Risikoklassenbildung Genüge getan werden. Gehen sichtbare Entwicklungstendenzen zudem durch eine zeitliche Gewichtung oder durch die Vornahme von Zu- oder Abschlägen in das Berechnungsverfahren ein, so ergeben sich Risikoprämien, die dem Unsicherheitsmoment und dem zeitlichen Gemeinkostencharakter Rechnung tragen und dennoch im weiteren Sinne als verursachungsgerecht angesehen werden können. 3. Steuerung der Risikokosten mit Hilfe des Risikoergebnisses a) Die zeitliche Abstimmung des Risikoergebnisses Zur Steuerung mit Hilfe des Risikoergebnisses müssen für einen Verantwortungsbereich und eine Abrechnungsperiode die Risikokosten und die Risikoprämien prognostiziert werden. In die Profit-Center-Rechnung gehen dabei lediglich die in den Risikoprämien sichtbaren, periodisch aus dem Brutto-Ergebnis zu deckenden Risikokosten ein. Hieraus ergibt sich ein wesentlicher Vorteil, denn um ein ausgeglichenes Bereichsergebnis zu erzielen, ist es nicht erforderlich, daß die Zins- und Provisionsüberschüsse in der gleichen Weise wie die Risikokosten schwanken. Ein periodisch ausgeglichenes Risikoergebnis kann aufgrund des (bilanziellen) Charakters der Risikokosten und des (kalkulatorischen) Charakters der Risikoprämien nur im Ausnahmefall erzielt werden. Allerdings sollen über einen längeren Zeitraum die erzielten Prämien den tatsächlichen Ausfällen genau entsprechen, denn in diesem Zeitraum lassen sich beide Größen als

Risikokosten-Management Einzelkosten erfassen und sowohl eine zu hohe als auch eine zu geringe Ansammlung von Deckungsbeträgen wird dem auf eine ausgeglichene Situation ausgerichteten Ziel des Risikokosten-Managements nicht gerecht. Um diesen langfristigen Ausgleich zu gewähren, müssen die periodisch auftretenden Differenzen des Risikoergebnisses überwacht, fortgeschrieben sowie im Hinblick auf eine längerfristige Kompensation gesteuert werden. Aufgrund des durch die Fortschreibung intra- und interperiodischen Charakters des Risikoergebnisses bieten sich zur Steuerung verschiedene, letztlich jedoch miteinander verknüpfte Ansatzpunkte an (Hölscher 1987). Dabei kann zunächst innerhalb eines Abrechnungszeitraums die mögliche negative Höhe des laufenden Risikoergebnisses begrenzt werden. Übersteigt das zunächst geplante Risikoergebnis diesen Wert, dann sind in dem jeweiligen Verantwortungsbereich prämienerhöhende und/oder risikokostenvermindernde Maßnahmen erforderlich, um eine im Vergleich zu den Ertragsmöglichkeiten selbst kurzfristig zu risikoreiche Geschäftscntwicklungen zu verhindern. Die Begrenzung des laufenden Ergebnisses in positiver Hinsicht besitzt nur eine untergeordnete Bedeutung, denn dieser Überschuß kann zur Auffüllung eines geringen oder zur Deckung eines sogar negativen Anfangsbestandes erforderlich sein. Demgegenüber bedingt die periodenübergreifende Steuerung des Risikoprämien-Endbestandes die Festlegung sowohl eines positiven als auch eines negativen Grenzwertes. Dabei soll die Vorgabe eines maximalen Gesamtüberschusses die unangemessen hohe Ansammlung von Reserven verhindern. Durch außergewöhnlich hohe Bestände kann zudem eine aus Gesamtbanksicht zu risikoreiche Geschäftsentwicklung ausgelöst werden, die mit der Bestimmung des Höchstwertes begrenzt und im Hinblick auf einen kontinuierlichen risikopolitischen Verlauf gelenkt wird. Die sich ergebenden positiven Endbestände müssen mittels zentraler Maßnahmen an das Kreditinstitut gebunden werden und dürfen nicht zur Ausschüttung gelangen. Ein adäquater Ansatzpunkt stellt dabei die Bildung—» stiller Reserven dar, wodurch die Prämienbestände letztlich einen 579

Risikokosten-Management auf die verschiedenen Verantwortungsbereiche aufgespaltenen Teil des Gesamtbestandes an stillen Deckungsmassen darstellen. Als problematisch erweist sich neben der Festlegung eines positiven Grenzwertes die Definition einer maximalen Deckungslükke. Bei einem die gesamte Lebensdauer eines Kreditinstituts erfassenden interperiodischen Ausgleichs sind zunächst Defizite, die durch spätere Überschüsse ausgeglichen werden, denkbar und wahrscheinlich. Diese sind im Rahmen der Gesamtsteuerung eines Instituts solange tragfähig, wie zu jedem Zeitpunkt Prämienlücken durch Prämienüberschüsse in den einzelnen Verantwortungsbereichen ausgeglichen oder überkompensiert werden. Denkbar ist jedoch auch eine Situation, in der alle Verantwortungsbereiche ein negatives Gesamtergebnis aufweisen und unter Umständen sogar die definierte Höchstgrenze voll ausschöpfen. Selbst bei einer derart schlechten Ertragslage darf jedoch die Existenz eines Kreditinstituts nicht gefährdet sein. Sofern eine Kreditinstitut eine Dekkungslücke zuläßt, müssen daher grundsätzlich Reserven in Höhe des Gesamtbetrages möglicher Ergebnisüberschreitungen in zentraler Form vorgehalten werden. Dies gilt unabhängig von der aktuellen Prämiensituation, denn bei einer sich abzeichnenden Gefährdung müssen die Reserven verfügbar sein und können dann nicht erst kontinuierlich angesammelt werden. Damit muß mit der Bestimmung einer maximalen Deckungslücke in Überschußzeiten ein umfangreiches Reservepotential einhergehen: Zum einen müssen die über alle Verantwortungsbereiche saldierten Prämienüberschüsse an das Kreditinstitut gebunden werden, zum anderen muß auch der gesamte Betrag möglicher Ergebnisüberschreitungen vorhanden sein. U m auch ohne diese hohe Reservenbildung mit dem Risikoergebnis arbeiten zu können, bietet es sich daher an, ein ausgeglichenes Ergebnis als prinzipielle Untergrenze zu definieren. Damit wird dann zwar dem zeitlichen Gemeinkostencharakter nicht vollständig Rechnung getragen, jedoch erweist sich ein derartiges System als praktikabler und ökonomisch sinnvoller. 580

Risikokosten-Management b) Die sachliche Abstimmung des Risikoergebnisses Durch die Installation und Fortschreibung des Risikoergebnisses sind die bankbetrieblichen Verantwortungsbereiche nicht nur für die Einhaltung der effektiven Risikokostenbudgets, sondern darüber hinaus auch für die langfristig angelegte Akkumulation entsprechender Ertragsbestandteile verantwortlich. Von entscheidender Bedeutung für die Funktionsfähigkeit des Systems ist dabei die Entwicklung eines steuerungsadäquaten Systems zur Vereinbarung der Zielwerte und zur Transformation der Risikoprämien auf einzelne Kreditengagements. Ausgangspunkt zur Ermittlung der Zielwerte ist dabei das Bilanzstruktur-Management, das als Ergebnis auch Informationen über die aus Gesamtbanksicht voraussichtlich entstehenden Risikokosten und die vermutlich durchsetzbaren Risikoprämien liefert. Diese Werte müssen im Rahmen eines —» Budgetprozesses auf die verschiedenen Verantwortungsbereiche verteilt werden, wobei sich hier zur Gewährleistung einer hohen Planidentifikation und zur Ausnutzung des spezifischen dezentralen Erfahrungspotentials insbesondere das—> Gegenstromverfahren anbietet. Im Rahmen des Gegenstromverfahrens werden die Elemente des Risikoergebnisses auf der Basis allgemeiner Vorgaben von den Verantwortungsbereichen geplant. Ein vergleichsweise hoher Genauigkeitsgrad dieses Prognoseprozesses kann für die Risikoprämien durch ein standardisiertes Berechnungsverfahren gewährleistet werden (Schierenbeck/Rolfes 1988, von Villiez 1989), der Realitätsgehalt der Risikokosten wird durch die Kenntnis der örtlichen Marktgegebenheiten und den fortlaufenden Kontakt mit den Kunden sichergestellt. Darüber hinaus hat eine vertikale Koordination zwischen den einzelnen Budgetbereichen sowie eine horizontale Koordination im Hinblick auf die Ergebnisse des Bilanzstruktur-Managements zu erfolgen, so daß sich die Werte des Risikoergebnisses insgesamt in einem vergleichsweise realistischen Rahmen bewegen werden. Das Risikoergebnis liefert den Entscheidungsträgern Informationen über die insgesamt sowie in einer differenzierten Betrach-

Risikokosten-Management tung über die in einem Risikosegment (Kundengruppe, Produktart, Standort) voraussichtlich erzielbaren Risikoprämien und vermutlich auftretenden Risikokosten. Die segmentweise ermittelten Risikoprämien können dabei auch auf die Volumina der einzelnen Risikogruppen bezogen werden und geben dann als Standard-Risikoraten den Teil der erforderlichen Bruttomarge wieder, der zur Abdeckung der Risikokosten erzielt werden muß. Obwohl die Risikokosten kurzfristig als fix anzusehen sind, handelt es sich dabei um einen in jedem Fall zu erzielenden Erfolgsbestandteil, denn zum einen wird im Rahmen der —> Marktzinsmethode das risikolose Geldund Kapitalmarktgeschäft mit dem risikobehafteten Kundengeschäft verglichen und ohne Beachtung der kalkulierten Risikokosten würde das Kundengeschäft zu positiv beurteilt, zum anderen kann unter langfristigen Aspekten auch das betrachtete Geschäft zu Risikokosten führen und muß dementsprechend zwingend einen bestimmten Beitrag zur Deckung der Ausfälle erbringen (Schierenbeck/Rolfes 1988). 4. Beurteilung des Risikoergebnisses als Steuerungsansatz Die Steuerung der Risikokosten auf der Basis des Risikoergebnisses ist mit verschiedenen Vorteilen verbunden. Hierzu gehört zunächst eine verbesserte Planung, denn an die Stelle subjektiv als tragfähig erachtetcr Risiken und Risikokosten tritt eine umfassendes Planungssystem, das eine adäquate Risikoneigung bereits in den verschiedenen Teileinheiten eines Kreditinstituts sicherstellt und von den Verantwortungsträgern verlangt, bei sämtlichen Entscheidungen Ertrags- und Risikoüberlegungen zu erfassen und zu bewerten. Daneben kann mit einer —»Budgetierung von Risikokosten auch das Verhalten der Mitarbeiter in positiver Hinsicht beeinflußt werden, denn ein Budgetsystem fördert die Leistungsbereitschaft, indem es den Mitarbeitern quantitative, durch eigenständige Handlungen zu erreichende und selbständig zu kontrollierende Ziele vorgibt. Desweiteren läßt sich durch die Budgetierung der Risikokosten eine Verbesserung der Leistungsbeurteilung erzielen. Während ohne ein Budgetsystem jedes auftretende Risiko mit einer negativen Leistungseinschätzung und daraus

Risikokosten-Management folgend unter Umständen mit einem unangemessen hohen, risikoscheuen Verhalten der Mitarbeiter verbunden sein kann, werden mit der Budgetierung die tragfähigen Risikokosten offengelegt und mit den Verantwortungsbereichen abgestimmt. Dies bedeutet zwar nicht, daß von vornherein unsichere und extrem risikobehaftete Engagements eingegangen werden sollen. Jedoch lassen sich selbst bei im konkreten Einzelfall hinreichend sicheren Geschäften Risikokosten nicht vermeiden, deren im Verhältnis zur Ertragslage möglicher Umfang durch das Steuerungssystem den Verantwortungsbereichen mitgeteilt wird. Literatur: R. Flechsig / B. Rolfes: Risikokosten in der Deckungsbeitragsrechnung, in: Die Bank, 1987, S. 373-377; U. Güde: Die Bank- und Sparkassenkalkulation, Meisenheim am Glan 1967; P. von Hinten: Ansatzpunkte zur Konzipierung einer bankbetrieblichen Kostentheorie, Diss., München 1973; R. Hölscher: Risikokosten-Management in Kreditinstituten, Ein integratives Modell zur Messung und ertragsorientierten Steuerung der bankbetrieblichen Erfolgsrisiken, Frankfurt 1987; R. Hölscher: Die Steuerung von Risikokosten durch ein BudgetSystem, in: Die Bank, 1988, S. 317-323; E. Kleber: Kostenplanung in Kreditinstituten, Diss., Göttingen 1972; L. Mülhaupt: Umsatz-, Kosten- und Gewinnplanung einer Kreditbank, in: ZfhF, 8. Jg. (1956), S. 7-74; P. Riebel: Einzelkosten- und Deckungsbcitragsrechnung, Grundfragen einer marktund entscheidungsorientierten Unternehmensrechnung, 6. Aufl., Wiesbaden 1990; H. Schierenbeck: Ertragsorientiertes Bankmanagement , Betriebswirtschaftliche Grundlagen des Controlling in Kreditinstituten, 4. Aufl., Wiesbaden 1994; H. Schierenbeck: Ein Ansatz zur integrativen Quantifizierung bankbetrieblicher Ausfall- und Zinsänderungsrisiken, in: Bankrisiken und Bankrecht, F. Phillipp zum 60. Geburtstag, Hrsg.: W. Gerke, Wiesbaden 1988, S. 4361; H. Schierenbeck: Grundzüge der Betriebswirtschaftslehre, 11. Aufl., München 1993; H. Schierenbeck / B. Rolfes: Entscheidungsorientierte Margenkalkulation, Frankfurt 1988; C. von Villiez: Budgetkontrolle und Abweichungsanalyse in Kreditinstituten, Frankfurt 1989. Dr. Reinhold Hölscher, Basel 581

Risikolebensversicherung Risikolebensversicherung —» Lebensversicherung zur Abdeckung des Todesfallrisikos innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Die —» Versicherungssumme wird nur ausgezahlt, wenn der Versicherte während der Versicherungsdauer stirbt. Bei Ablauf der Versicherung wird keine Versicherungsleistung fällig. Die Prämie besteht also nur aus einem Risikoanteil und einem Verwaltungskostenzuschlag (im Gegensatz zur —» Todesfallversicherung, bei der noch ein Sparanteil hinzutritt). Die R. dient ausschließlich der Hinterbliebenenvorsorge. R. können nach Art des zeitlichen Verlaufs der Versicherungsschutzes in zwei Typen unterschieden werden: Bei einer gleichbleibenden Versicherungssumme bleibt die ursprünglich vereinbarte Versicherungsleistung während der Vertragsdauer unverändert. Sie eignet sich zur Überbrückung von Wartezeiten, bis eine anderweitige Sicherung der Altersversorgungin Kraft tritt. Wird dagegen eine R. mit fallender Versicherungssumme vereinbart, verringert sich die Summe stufenweise in gleichen zeitlichen Abständen bis auf Null. Diese Form der Versicherung wird überwiegend in Verbindung mit Verträgen abgeschlossen, die eine laufende Verpflichtung beinhalten, deren Erfüllung durch den Tod des Versicherten gefährdet würde (z.B. Sparprogramme, Leasing-Verträge, Kredite). Hier sind vor allem die Absicherung von Teilzahlungskrediten (—> Restschuldversicherung) und von Bauspardarlehen (—> Bausparrisikoversicherung) zu nennen. Risikomanagement in Kreditinstituten Teilgebiet des —» Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten, das die systematische Erfassung und Steuerung der banktypischen Risiken beinhaltet. Risikopolitik in Kreditinstituten Gesamtheit der geschäftspolitischen Möglichkeiten, im Rahmen des —» Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten die risikopolitischen Ziele zu erreichen. Hierbei steht das Bestreben im Vordergrund, Risiken zu vermeiden oder zumindest zu begrenzen. Als Instrumente der R. gelten hier zum einen die Einwirkung auf die Marktbereiche mittels Richtkonditionen, Bonus/ 582

Risikotransformation Malus-Systemen und Limiten, daneben die Durchführung kompensatorischer Eigengeschäfte auf den Geld-, Wertpapier-, Devisen- und Edelmetallmärkten und drittens die Durchführung bilanzpolitischer Maßnahmen im Rahmen der Bilanzstrukturund der Stille-Reserve-Politik. Risikoprämie (—» Nettoprämie) Versicherungsentgelt, das für die Erfüllung der Leistungsverpflichtung im Versicherungsfall erforderlich ist. Die Höhe der Prämie wird auf der Grundlage statistischer Erhebungen ermittelt, insbesondere über die Schadensursachen und — häufigkeit, Sterbewahrscheinlichkeiten in der—* Lebensversicherung sowie über den Umfang der zu erbringenden Versicherungsleistung. In der Lebensversicherung kann neben der R. noch eine Sparprämie zum Aufbau eines —* Deckungskapitals treten, wenn neben der Risiko Vorsorge eine Kapitalbildung vorgesehen ist. Risikosteuerung Aufgabenbereich des —» BilanzstrukturManagements in Kreditinstituten. Neben dieser Struktursteuerung, die zentral durchgeführt werden muß und i.d.R. anhand von Kennzahlen erfolgt, ist bei jedem einzelnen abzuschließenden Geschäft eine Einzelgeschäftssteuerung vonnöten, bei der die Risiken und Chancen analysiert werden. Risikostniktur Zusammensetzung einer Bilanz im Hinblick auf die den einzelnen Positionen innewohnenden —» bankbetrieblichen Risiken. Diese können durch —» RisikostrukturKennzahlen abgebildet werden. Risikostruktur-Kennzahlen Kennzahlen, die im Rahmen der—> Risikosteuerung Aussagen über die risikopolitische Situation der Bank ermöglichen sollen. Durch ein aussagefähiges System von Risikostruktur-Kennzahlen muß gewährleistet sein, daß alle Determinanten der verschiedenen Teilrisiken hinreichend sowohl qualitativ als auch quantitativ abgebildet werden. Risikotransformation Aufgabe der Kreditinstitute, die Präferenzen der Kapitalanleger nach sicherern, möglichst risikofreien Vermögensanlagen

Risikoumtauschversicherung mit den häufig risikobehafteten Finanzierungsprojekten der Kapitalnehmer zu harmonisieren. Durch eine breite Diversifizierung bei der Kreditgewährung senkt das Kreditinstitut das aus den Einzelkrediten resultierende Gefahrenpotential und erreicht so einen Risikoausgleich. —» Transformationsfunktion. Risikoumtauschversicherung —» Risikolebensversicherung, bei der dem —> Versicherungsnehmer die Möglichkeit eingeräumt wird, seinen Vertrag ohne erneute Gesundheitsprüfung bis zum Ablauf eines vereinbarten Zeitraumes (zumeist bis zum Ende des 10. Versicherungsjahres) in eine —» gemischte Versicherung (—> Todesund Erlebensfallversicherung) umzuwandeln. Risikoversicherung (—> Risikolebensversicherung), Versicherung, die eine Vorsorge gegen das finanzielle Risiko eines vorzeitigen Todesfalls abdeckt. Kapital wird in dieser Versicherungsform nicht gebildet, d.h. bei Ablauf der Versicherung (im Erlebensfall) fallen keine Versicherungsleistungen an. Risikozuschlag Zuschlag zur tariflichen —» Versicherungsprämie aufgrund von gefahrerhöhender Umstände. Die Höhe des R. richtet sich nach dem Ausmaß des zusätzlich übernommenen Risikos. Risiko-Zusatzveisicherung —> gemischte Versicherung, die einen zusätzlichen Todesfallschutz vorsieht. Soll die Versicherungsleistung im Todesfall höher sein als im Erlebensfall, kann durch eine R. dieser übersteigende Teil abgedeckt werden. Da eine R. immer im Zusammenhang mit einer gemischten Versicherung abgeschlossen wird, ist für diese Versicherungsform keine gesonderte Vertragsverwaltung erforderlich. Daher sind die Beiträge einer Z. im Vergleich zu einer selbständigen —» Risikolebensversicherung in der Regel ermäßigt. Ritterschaften —> Grundkreditanstalten. Rohertrag im Grundschema der aktienrechtlichen GuV-Rechnung nach § 157 AktG enthalte-

Rückdeckungsversicherung nes Zwischenergebnis, das sich aus dem Saldo der Umsatzerlöse, der aktivierten Eigenleistungen, der Bestandsveränderungen an Halb- und Fertigfabrikaten sowie dem Materialaufwand ergab. In dem sei dem 1. Januar 1986 geltenden § 275 HGB wird der R. als Zwischensumme nicht erwähnt. ROI-Analyse Verfahren zur Aufspaltung der Eigenkapitalrentabilität in ihre einzelnen Komponenten, wobei die einzelnen Ergebnisgrößen auf eine Bezugsgröße, das Geschäftsvolumen, bezogen werden. —» Gesamtbetriebskalkulation. ROI-Kennzahlenhierarchie hierarchische Verknüpfung von Ergebniskennzahlen —» Gesamtbetriebskalkulation (s. Abb. S. 584). Roll-over-Kredit mittel- bis langfristiger—» Kredit am —> Euromarkt mit variablem —» Zinssatz. Dabei wird der Zinssatz i.d.R. alle drei, sechs oder zwölf Monate neu festgelegt. Die periodischen Zinsanpassungen richten sich nach der—» London Interbank Offered Rate (LIBOR) für kurzfristige Kredite am Euromarkt. Rückdatierung Zurückverlegung des technischen —» Versicherungsbeginns, d.h. des Zeitpunktes, ab dem die Prämie berechnet wird. Eine R. hat eine besondere Bedeutung in der —> Lebensversicherung und privaten —> Krankenversicherung, da der Versicherungsnehmer dadurch ein früheres Eintrittsalter erreicht und somit einen niedrigeren Prämiensatz erhält. Rückdeckungsversicherung —» Lebensversicherung, die ein Arbeitgeber zur Absicherung von Versorgungszusagen auf das Leben der Arbeitnehmer abschließt. Betriebliche Vorsorgungsleistungen bestehen in der Zahlung von Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenrenten. Dafür werden zwar Pensionsrückstellungen gebildet, dennoch besteht die Ungewißheit über den Umfang der Versorgungspflicht. Deshalb bietet sich die R. als außerbetriebliche Absicherung an, so daß die aus der Erteilung von Versorgungszusagen verbundenen Risiken auf einen Lebensversicherer übertragen werden können. 583

Rückerstattungsquote (RE-Quote) Werden nach Art und Höhe die gleichen Leistungen versichert, wie sie den Arbeitnehmern zugesagt wurden, besteht eine volle (kongruente) Rückdeckung. Bei einer sogenannten partiellen Rückdeckung erfolgt nur eine teilweise Versicherung der Versorgungsverpflichtungen. Der Arbeitgeber behält sich das Bezugsrecht vor, um fällige Versicherungsleistungen für sich selbst zu beanspruchen, denn diese sollen dem Betrieb die Erfüllung von Zusagen ermöglichen und stehen nicht unmittelbar dem Arbeitnehmer zu. Rückerstattungsquote (RE-Quote) Kennzahl in der —» Lebensversicherung, die das Verhältnis von Zuweisung zur —> Rückstellung für Beitragsrückerstattung plus —» Direktgutschrift zur Summe der Überschüsse aus dem Risikoverlauf und den Kapitalanlagen angibt. Die RE-Quote dient dem BAV als Beurteilungsmaßstab dafür, ob die Versicherten eine angemessene —» Überschußbeteiligung erhalten. Die Richtlinien des BAV sehen vor, daß mindestens 90% des Überschusses der Rückstellung für Beitragsrückerstattung zuzuführen sind oder den Versicherungsnehmern in Form der Direktgutschrift zukommen sollen. Rückgewährplan Plan, den ein Lebensversicherungsunternehmen auf Verlangen des BAV dann aufzustellen hat, wenn die—> Rückgewährquote im Durchschnitt der letzten drei Geschäftsjahre nicht dem anhand des Durchschnitts aller Lebensversicherungsunternehmen festgelegten Richtsatz entspricht (§ 81c VAG). Der R. muß Angaben enthalten, in welcher Weise eine Aufstockung der —> Rückstellung für Beitragsrückerstattung erfolgen soll. Mit dieser Bestimmung werden die Interessen der Versicherungsnehmer berücksichtigt, eine in etwa den Marktverhältnissen entsprechende —> Überschußbeteiligung zu erhalten. Rückgewährquote (R-Quote) oder Rückgewährrichtsatz, Kennzahl in der —» Lebensversicherung, die als erweiterte —> Rückerstattungsquote das Verhältnis angibt von den Erträgen, die den Versicherungsnehmern zufließen (Zuweisung zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung, —» Direktgutschrift und —> rechnungsmäßi584

Rückgriff ge Zinsen), zu einem Normwert, den das BAV auf der Grundlage von Branchenergebnissen ermittelt. Anders als die —» Rückerstattungsquote, die sich an tatsächlich erwirtschafteten Erträgen orientiert, berücksichtigt die R. die Entwicklung der Marktverhältnisse. Unterschreitet ein Lebensversicherer die R., so kann das BAV die Aufstellung eines —» Rückgewährplans verlangen. Rückgewährrichtsatz —> Rückgewährquote. Rückgriff (Regreß), allgemein: die Inanspruchnahme eines Dritten aufgrund einer bestimmten Forderung. Speziell im Wechselrecht (Art. 43ff. WG): Wird ein —» Wechsel vom —> Bezogenen nicht oder nur teil weise eingelöst oder ist eine Einlösung des Wechsels nicht mehr zu erwarten, so kann der Wechselinhaber gegen andere Wechselverpflichtete - Aussteller, —» Indossanten oder Wechselbürgen R. nehmen. Die Voraussetzung für den R. bildet der —» Wechselprotest. Dementsprechend kann ein R. mangels Annahme, mangels Zahlung oder mangels Sicherheit erfolgen. Alle, die auf einem Wechsel unterschrieben haben, haften gesamtschuldnerisch, d.h. der Wechselinhaber kann jeden einzelnen Wechselverpflichteten, allein oder gemeinsam mit anderen, in Anspruch nehmen, ohne dabei an eine Reihenfolge gebunden zu sein. Geht der Wechselinhaber auf seinen unmittelbar vorangehenden Indossanten zurück, handelt es sich um einen —»Reihenregreß; wendet sich der Wechselinhaber an einen beliebigen Vormann, so liegt ein —» Sprungregreß vor. Der Inhaber kann im Rahmen des R. eine Forderung verlangen, die sich wie folgt zusammensetzt (Art. 48 WG): - aus der Wechselsumme (bei Nichtannahme oder -einlösung des Wechsels), - zuzüglich Zinsen in Höhe von 2% über dem —> Diskontsatz der —> Deutschen Bundesbank, mindestens 6%; die Verzinsung wird vom Verfalltag an berechnet; - zuzüglich der Protestkosten, Kosten der Benachrichtigung und sonstigen Auslagen;

Rückkauf - außerdem eine Provision, die maximal 1/3% der Wechselsumme betragen kann. Löst ein Wechselverpflichteter einen zurückgereichten Wechsel ein, so kann er von seinen Vormännern folgende Summe verlangen (Art. 49 WG): - die Summe der Rückrechnung, die er selbst gezahlt hat, - zuzüglich Zinsen in Höhe von 2% über dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank - mindestens 6% - gerechnet vom TagderEinlösungan, - außerdem seine Auslagen - und eine Provision in Höhe von höchstens 1/3% der Wechselsumme. Der Rückgriffsschuldner braucht nur dann zu zahlen, wenn ihm der Wechsel, die Protesturkunde und eine quittierte Rückgriffsrechnung ausgehändigt wird. Im Scheckrecht (Art. 40ff. ScheckG): Wird ein Scheck nicht eingelöst, so hat der Scheckeinreicher ein Rückgriffsrecht gegenüber den Vormännern und dem Aussteller. Das bezogene Kreditinstitut kann eine Einlösung des Schecks grundsätzlich verweigern, wenn das Konto des Ausstellers die erforderliche Deckung nicht aufweist, ein Scheckwiderruf vorliegt, die Vorlegungsfristen nicht eingehalten wurden (dann ist ein R. allerdings nicht möglich) oder der Scheck Formfehler aufweist. Eine Ablehnung der Scheckeinlösung muß entweder durch eine öffentliche Urkunde (Protest), Nicht-Bezahlt-Vermerk (—» Vorlegungsvermerk) oder eine Erklärung der LZBAbrechnungsstelle dokumentiert werden. Das Rückgriffsverfahren läuft ähnlich wie beim Wechsel ab. Zur Vereinfachung des R. haben die Kreditinstitute einheitliche Vereinbarungen im Rahmen des Scheckabkommens getroffen. Entsprechend des Scheckgesetzes (Art. 45, 46 ScheckG) hat der letzte Scheckinhaber Anspruch auf - die Schecksumme, - zuzüglich Zinsen in Höhe von 2% über dem Diskontsatz der Deutschen Bundesbank, mindestens 6%, gerechnet vom Vorlegungstag an, - außerdem 1/3% Provision von der Schecksumme. Rückkauf in der —» Lebens- und —» Unfallversiche-

Rückkaufswert rung die entgeltliche Rücknahme von Versicherungen seitens der Versicherungsunternehmen bei vorzeitiger Kündigung durch den Versicherungsnehmer. Die Rückkaufsfähigkeit einer Versicherung ergibt sich aus den —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen, die eine Mindestlaufzeit der Versicherung für den R. vorschreiben. Nach dem Tarifwerk in der Lebensversicherung (ab 1987) ist die Rückkaufsfähigkeit bereits ab Beginn des ersten oder des zweiten Versicherungsjahres gegeben, je nachdem, welche der beiden von dem —» Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen zugelassenen Varianten für den R. vom Versicherungsunternehmen angewendet wird. Dem Versicherungsnehmer steht ein Teil des —» Deckungskapitals zu, dessen Mindesthöhe (Mindest-Rückkaufswert) von der gewählten Berechnungsmethode des Versicherungsunternehmens abhängt. Mit der Auszahlung des —» Rückkaufswertes wird der Versicherungsvertrag aufgelöst, womit alle weiteren Ansprüche aus dem Vertrag erlöschen. Im Falle einer Kündigung bevor eine Versicherung rückkaufsfähig ist, wird die Versicherung ohne Abfindung beendet. Bei vorzeitiger Kündigung kann der Versicherungsnehmer statt der Auszahlung des Rückkaufswertes auch die Umwandlung der Versicherung in eine —»prämienfreie Versicherung verlangen. Rückkaufswert (Rückvergütung), Geldsumme, die ein Versicherungsnehmer bei vorzeitiger Kündigung einer —» Lebensversicherung vom Versicherer erhält. Mit der Zahlung des R. erlischt die Versicherung und damit alle Ansprüche aus dem Versicherungsvertrag. Die Höhe des R. richtet sich nach der aus den Sparanteilen der Prämie gebildeten -» Prämienreserve (Deckungskapital) sowie den darauf entfallenen Anteil an Gewinnbeteiligung. Da die Versicherungsunternehmen die Prämienreserve nach unterschiedlichen Rechnungsgrundlagen (—> Absterbeordnung, Zinsfuß, —» Zillmerverfahren) ermittelt und die Gewinnbeteiligung unternehmensspezifisch ausfällt, können die R. für zwei Versicherungen, die bei verschiedenen Versicherungsunternehmen abgeschlossen wurden, in geringem Umfang voneinander abweichen. Nach dem 585

Rücklage für eigene Aktien Tarifwerk in der Lebensversicherung (ab 1987) werden allerdings garantierte Mindest-Rückkaufswerte zugesagt, die sich je nach Anwendung der vom —> Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen zugelassenen Varianten für den Rückkauf von Versicherungen auf 50% der eingezahlten Beiträge (rückkaufsfähig bereits ab 1. Versicherungsjahr) oder 65% der ab dem 2. Versicherungsjahr gezahlten Beiträge belaufen. Außerdem ist der Versicherer berechtigt, einen angemessenen Anteil für Verwaltungskosten (im allgemeinen 1% des Risikokapitals) in Abzug zu bringen (vgl. hierzu §§ 173-176 VVG). Rücklage für eigene Aktien Bestandteil des bilanziellen —» Eigenkapitals, der zu bilden ist, wenn ein Unternehmen, etwa eine Aktiengesellschaft, eigene Anteile erwirbt. Diese Rücklage wird zu Lasten des Jahrcsübcrschusscs oder aus vorhandenen frei verwendbaren Gewinnrücklagen gebildet und bewirkt eine Ausschüttungssperre, solange die Anteile von der Unternehmung gehalten werden. Rücknahmesätze Preise, zu denen die —» Deutsche Bundesbank —> Geldmarktpapiere vor Fälligkeit von den Kreditinstituten zurückkauft (—» Abgabesätze). Rückscheck (Retourscheck), —> Scheck, der vom bezogenen dem einreichenden Kreditinstitut zurückgegeben wird, weil er nicht eingelöst werden kann (i.d.R. bei fehlender Kontodeckung oder Scheckwiderruf). Gemäß des Scheckabkommens kann die Verweigerung der Einlösung durch einen —> Vorlegungsvermerk auf dem Scheck festgehalten werden Rückgriff). Rückstandsquote Kennzahl, die eine Beurteilung des relativen Ausmaßes des rückständigen Kreditvolumens ermöglicht, indem sie das Kreditvolumen an Schuldner mit Zins- und Tilgungsrückständen auf das gesamte Kundenkreditvolumen bezieht. Rückstellungen Sammelposition in der Bilanz, die gemäß § 249 HGB für alle Verbindlichkeiten gebildet werden muß, die aufgrund der Ungewißheit ihres Bestehens bzw. ihrer Höhe 586

Rücktrittskosten-Versicherung zwar noch nicht als Verbindlichkeiten in der Bilanz passiviert, aber der Abrechnungsperiode hinreichend sicher erfolgswirksam zugerechnet werden können. Rückstellung für Beitragsrfickerstattung (RfB) Passivposten einer Bilanz von Lebens-, Kranken-, Schaden- und Unfallversicherungsunternehmen, der die Rückgewährbeträge enthält, die für eine Ausschüttung an die Versicherungsnehmer vorgesehen sind. Anteile, die für die Rückerstattung bestimmt sind, werden im Versicherungswesen nicht in der Rechnungsperiode ausgeschüttet, in der sie entstanden sind. Vielmehr sind diese Beträge zunächst der RfB zuzuführen. Der Versicherer, der aufgrund einer positiven Öffentlichkeitswirkung eine möglichst gleichbleibende Ausschüttungsquote anstrebt, kann Schwankungen in den Jahresergebnissen ausgleichen, indem er die RfB nur teilweise auflöst. Das führt zu einer zeitlich verzögerten Ausschüttung an die Versicherungsnehmer. Speziell für den Bereich der-» Lebensversicherung, in dem die RfB eine besondere Bedeutung hat (—» Überschußbeteiligung), hat die Aufsichtsbehörde strengere Bestimmungen erlassen. Danach müssen mindestens 90% der erzielten Überschüsse an die Versicherungsnehmer zurückvergütet werden. Seit Ende 1986 ist weiterhin die Höhe der RfB begrenzt, um eine zeitnahe Ausschüttung zu gewährleisten. Die Höhe der in einem bestimmten Geschäftsjahr fällig werdenden Überschußanteile wird bereits für ein bis zwei Jahre im voraus festgelegt und ist im Geschäftsbericht zu veröffentlichen. Seit 1984 haben Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, erwirtschaftete Gewinne nicht erst in die RfB einzustellen, bevor diese Beträge zur Ausschüttung gelangen, sondern einen Teil der Überschüsse den Versicherungsnehmern im Rahmen der —» Direktgutschrift unmittelbar gutzuschreiben. Rücktrittskosten-Versicherung Versicherung, die die Kosten übernimmt, die ein Versicherter zu tragen hat, wenn er eine gebuchte Reise aufgrund bestimmter Ereignisse (Tod, Unfall, schwere Krankheit des Versicherungsnehmers oder eines nahen Angehörigen) nicht antreten kann oder diese vorzeitig abbrechen muß.

Rückvergütung Rückvergütung 1. Sammelbezeichnung für Rückleistungen von Versicherungsbeiträgen, die entweder erfolgsabhängig (—» Beitragsrückerstattung) oder erfolgsunabhängig (-»Beitragsrückgewähr) erfolgen. 2. Andere Bezeichnung für —» Rückkaufswert, die im Tarifwerk der —> Lebensversicherung ab 1987 verwendet wird. Rückversicherer Versicherungsunternehmen, das Teile eines Risikos übenimmt, das ein anderes Versicherungsunternehmen (—> Erstversicherer) einem Versicherungsnehmer vertraglich zugesagt hat. Der R. ist dabei nur gegenüber dem Erstversicherer verpflichtet (—> Rückversicherung). Rückversicherung Versicherung, bei der ein Versicherer (—> Erstversicherer, —» Zedent) Teile seines übernommenen Risikos gegen Zahlung einer RückVersicherungsprämie an andere Versicherer (—» Rückversicherer, —» Zessionar) überträgt. Die Legaldefinition gemäß § 779 Abs. 1HGB beschreibt die R. als die Versicherung der von dem Versicherer übernommenen Gefahr. Die R. wird auch als Versicherung der Versicherer bezeichnet.

Rückversicherungspool rungsvertrages unterscheidet man die —»fakultative R., bei der der Erstversicherer von Fall zu Fall entscheidet, ob er ein übernommenes Risiko weitergibt, und die —» obligatorische R., die sich nicht auf ein Einzelrisiko bezieht, sondern auf eine Gruppe von Risiken, von denen der Erstversicherer grundsätzlich bestimmte Teile an den Rückversicherer abtritt und dieser verpflichtet ist, diese zu übernehmen. Eine weitere Unterscheidung wird zwischen —» proportionaler und —» nichtproportionaler R. gemacht, je nachdem wie das rückzuversichernde Risiko und die darauf entfallende Prämie zwischen Erst- und Rückversicherer aufgeteilt wird. Hauptformen der proportionalen R. sind die—» Summenexzedenten- und —» Quotenrückversicherung. Die nicht-proportionale R. tritt in den Formen der —» Schadenexzedentenund —» Jahresüberschaden-Rückversicherung auf. Durch eine R. hat ein Erstversicherer die Möglichkeit, seine Zeichnungskapazität zu erhöhen. Sie dient weiterhin zur Begrenzung der übernommenen Risiken (Risikoausgleich) und bietet Schutz vor zufälligen Schwankungen im jährlichen Schadenverlauf.

Unabhängig von der Art des vom Erstversicherer getragenen Risikos (das sogenannte Originalrisiko) stellt die R. stets eine Form der —» Schadenversicherung dar. Vertragspartner können nur Versicherungsunternehmen sein, und zwar sowohl professionelle Rückversicherer, die sich auf das Rückversicherungsgeschäft spezialisiert haben, als auch Erstversicherer, die das Rückversicherungsgeschäft zusätzlich betreiben. Die im Versicherungswesen übliche —> Spartentrennung gilt nicht in der R. Nach außen, also gegenüber dem Versicherungsnehmer, tritt die Risikoteilung zwischen Erst- und Rückversicherer nicht in Erscheinung, d.h. zwischen dem Rückversicherer und dem Versicherungsnehmer besteht keine Rechtsbeziehung. Ihm gegenüber haftet der Erstversicherer allein und in vollem Umfang für alle übernommenen Verpflichtungen aus dem Versicherungsvertrag.

RückVersicherungsbeitrag (RückVersicherungsprämie), Entgelt, das der—» Erstversicherer an den—» Rückversicherer für die gewährte Rückdeckung zu zahlen hat. In der—»proportionalen Rückversicherung wird dem Rückversicherer anteilig die Originalprämie (—> Bruttobeitrag) vergütet. Der Rückversicherer erstattet dem Erstversicherer wiederum eine —» Rückversicherungsprovision, da diese Prämie auch Bestandteile enthält, die zur Deckung der Betriebskosten erforderlich sind, die bei Erstversicherer entstehen. Der R. in einer —> nicht-proportionalen Rückversicherung wird unabhängig von einzelnen Risiken pauschal für das gesamte in Rückdeckung gegebene Portefeuille berechnet. Eine Rückversicherungsprovision fällt hierbei nicht an.

Die R. bildet einen selbständigen —» Versicherungszweig. Je nach Form des Versiche-

Rückversicherungspool —> Versicherungspool. 587

Rückversicherungsprovision Rückversicherungsprovision in der —» proportionalen Rückversicherung eine Zahlung des —* Rückversicherers an den —» Erstversicherer, mit der alle Betriebskosten abgegolten werden, die dem Erstversicherer bei Erwerb und Verwaltung der rückgedeckten Versicherungen entstehen. Da der—> Bruttobeitrag (Originalbeitrag) auch Bestandteile zur Deckung der Betriebskosten enthält, die dem Rückversicherer im Rahmen des —» Rückversicherungsbeitrages aufgrund der quotalen Aufteilung des Beitrages zwischen Erstund Rückversicherer zufließen, erstattet der Rückversicherer hierauf dem Erstversicherer eine R. In der —> nicht-proportionalen Rückversicherung werden keine Provisionen vergütet. Rückwärtsversicherung Versicherung, bei der die Gewährung des Versicherungsschutzes rückwirkend vereinbart wird. Voraussetzung für die Wirksamkeit des Vertrages ist es, daß beide Vertragsparteien über den Eintritt des Versicherungsfalles im ungewissen sind (§ 2 VVG). Diese Art von Versicherung wurde früher hauptsächlich im Bereich der—> Transportversicherung angewendet, in dem z.B. Schiffe, die sich auf See befanden, vom Tage der Abreise an rückwirkend versichert wurden. Aufgrund der schnellen Informationsübertragung heute hat die R. für die Transportversicherung keine Bedeutung mehr. R. beziehen sich heute insbesondere

588

Run auf Vermögensschaden-Haftpflichtversicherungen, wenn das Risiko eines fahrlässigen Gesetzesverstoßes durch einen Rechtsanwalt rückwirkend übernommen wird. Rfickwechsel (Ricambio), —» Wechsel, der von einem Rückgriffsberechtigten eines zu Protest gegangenen Wechsels auf einen seiner Vormänner gezogen wird. Dieser Wechsel muß auf Sicht lauten und am Wohnort diese Vormannes zahlbar sein (Art. 52 WG). Neben der Rückgriffssumme (gemäß Art. 48f. WG) kann die Wechselsumme Gebühren und die für den R. anfallende —» Wechselsteuer umfassen. Im Geschäftsverkehr der Kreditinstitute werden Retourwechsel (unbezahlt zurückgegebene Wechsel) häufig ebenfalls als R. bezeichnet. RUF —» Revol ving Underwriting Facilities. Rumpfgeschäftsjahr Berichtsperiode einer Aktiengesellschaft, die keine 12 Monate umfaßt. Run Ansturm der Gläubiger (Einleger) einer Bank bei tatsächlichen oder angenommenen Zahlungsschwierigkeiten der Bank oder in gesamtwirtschaftlichen Extremsituationen, um von ihrem Recht der Kündigung Gebrauch zu machen und unverzüglich über ihre Guthaben in bar zu verfügen.

s Sachversicherung —» Nichtpersonenversicherung, bei der Sachwerte Gegenstand der Versicherung sind oder bei der ein Versicherer bei Eintritt eines Sachschadens zur Leistung verpflichtet ist. Unterteilt man die Versicherungsformen nach —» Summen- und —» Schadenversicherung, ist die S. der letzteren zuzuordnen, da es sich hier um die Abdeckung von Risiken aus konkreten Vermögensschäden handelt. Beispiele für Arten der S. sind: —» Feuerversicherung, —» Einbruchdiebstahl- und Raubversicherung oder —» Haftpflichtversicherung (Ggs.: —» Vermögensversicherung). Sammelversichening aufsichtsbehördlich zugelassene Form einer —» Gruppenlebensversicherung für Arbeitnehmer. Sofern die strengen Voraussetzungen eine —» Firmengruppenversicherung nicht zugelassen (z.B. erforderliche Beteiligungsquote von 50%), können im Rahmen von S. Beitragsvergünstigungen an Gruppenmitglieder gewährt werden. Auch hier ist der Arbeitgeber (oder rechtsfähige Vereinigung von Arbeitgebern oder rechtsfähige Versorgungswerke) verpflichtet, die Beiträge zu sammeln und in einem Betrag an den Versicherer zu überweisen. Weiterhin hat er die Aufgabe, Inkassokontrollen durchzuführen, Beitragsrückstände zu bearbeiten, das Nachinkasso abzuwikkeln, die Bestandspflege zu übernehmen sowie - sofern er dazu gesondert berechtigt wird - Auskünfte zu erteilen. Da hinsichtlich der Gestaltungsform nicht so strenge Vorschriften wie bei der Firmengruppenversicherung bestehen, fällt die Prämienbegünstigung niedriger aus als bei dieser. Sammelverwahrung Lagerung und Verwaltung vertretbarer Wertpapiere einer und derselben Art, die ein Verwahrer ungetrennt von seinen eigenen Beständen derselben Art oder von solchen Dritter aufbewahren oder einem Dritten übergeben darf, wenn der Hinterleger ihn dazu ermächtigt hat. Die Ermächtigung muß ausdrücklich und schriftlich erfolgen. Mit der Einlieferung in die S. verliert der Hinterleger das Eigentum am eingeliefer-

ten Stück, erhält dafür ein Miteigentum nach Bruchteilen an den zum Sammelbestand gehörenden Wertpapieren gleicher Gattung. Dem Verwahrer entsprechend wird die S., die durch die Kreditinstitute im eigenen Haus ausgeübt wird, als Haussammeiverwahrung bezeichnet, bei Weitergabe der eingelieferten Wertpapiere an eine Wertpapiersammelbank spricht man von Girosammeiverwahrung. Die gesetzliche Grundlage für die S. bildet §§ 5-9a DepG. —»Sonderverwahrung. Sammelwertberichtigungen handels- und steuerrechtlich anerkannte Wertkorrekturen für Aktivpositionen zur Berücksichtigung des latenten —» Kreditrisikos, das auch intakten Forderungen zuzumessen, im einzelnen jedoch nicht belegbar und nicht darstellbar ist. Die Bildung von S. war den Kreditinstituten in festgelegter Größenordnung vorgeschrieben. Durch eine Verwaltungsvorschrift der Bundesregierung vom 4.7.1988, die im Rahmen der Steuerreform erlassen wurde und einer Anordnung des —» Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen vom 18.8.1988 wurde die Bildung von S. für Geschäftsjahre, die nach dem 30.12.1988 enden, nicht mehr anerkannt. Bislang gebildete S. sind aufzulösen. Den Kreditinstituten wird jedoch in einer Übergangsregelung gestattet, für solche Forderungen, die vor dem 31.12.1988 sammelwertberichtigt worden sind und die nach dem 31.12.1988 nicht einzel- oder pauschalwertberichtigt werden, in der ersten Bilanz nach dem 30.12.1988 eine den Gewinn mindernde Rücklage in Höhe von zwei Dritteln des durch die Auflösung entstandenen Buchgewinns gebildet werden darf. Diese Rücklage, die in der Passivposition „Sonderposten mit Rücklageanteil" eingestellt werden muß, ist in den folgenden zwei Wirtschaftsjahren je zur Hälfte gewinnerhöhend aufzulösen. Trotz der Aberkennung der steuerlichen Wirksamkeit macht das BÄK in einem Begleitschreiben zu seiner Anordnung darauf aufmerksam, daß latenten Risiken künftig nach handelsrechtlichen Grundsätzen durch die Bildung von Pauschalwertberich589

Savings & Loan Association tigungen in erforderlichem Umfang Rechnung zu tragen ist. Die steuerliche Anerkennung muß dann jeweils bankindividuell mit dem Abschluß- bzw. Steuerprüfer abgeklärtwerden. Savings & Loan Association —>Thrift Institutions. Schadenanzeigepflicht Obliegenheit des —> Versicherungsnehmers zur Anzeige bei oder nach Eintritt eines Versicherungsfalls (—» Anzeigepflicht). Im einzelnen ist die S. sowohl gesetzlich (§§ 6, 33 VVG) als auch ergänzend in den Versicherungsbedingungen geregelt. Für einige —» Versicherungszweige gelten feste Fristen für die Absendung der Anzeige, so beispielsweise in der —> Feuerversicherung drei Tage (192 W G ) , in der —»Hagelversicherung vier Tage (§ 110 VVG), in der —» Haftpflichtversicherung eine Woche (§ 153 VVG), in der—> Todesfallversicherung drei Tage (§171 W G ) oder in der Unfallversicherung bei einem Unfall mit Todesfolgen 48 Stunden (telegraphisch § 15 II 2 AVB). Bei einer vorsätzlichen oder grob fahrlässigen Anzeigepflichtverletzung braucht der —> Versicherer grundsätzlich keine Leistung zu erbringen (Ausnahmen: vgl. § 6 Abs. 3 W G ) . Schadenaufwand im Versicherungswesen alle Zahlungen und —» Schadenrückstellungen für Schäden, die einem Versicherer während eines Geschäftsjahres gemeldet werden. Zum S. zählen weiterhin die Ergebnisse aus der Abwicklung der Schadenrückstellungen aus den Vorjahren. Schadenausgleiche der Gemeinden und Gemeindeverbände Form der kommunalen —» Selbstversicherung, bei der Gemeinde und Gemeindeverbände nicht-rechtsfähige Vereine gegründet haben, die einen Ausgleich von auftretenden Schäden zwischen ihren Mitgliedern herbeiführen. Mitglieder dieser Vereine können neben den Gemeinden und Gemeindeverbänden Unternehmen mit mindestens 50%iger Beteiligung kommunaler Gebietskörperschaften sein. Der Ausgleich vollzieht sich nach dem —* Umlageverfahren. Danach werden alle Kosten, die für die Abdeckung von Schadenfällen anfallen, 590

Schadenfreiheitsrabatt nach einem bestimmten Schlüssel auf die Mitglieder verteilt. Innerhalb der S. wird nach verschiedenen Bereichen (Haftpflicht-, Schülerunfall-, Autoinsassenausgleich u.a.m.) unterschieden, wofür jeweils getrennt die Umlagebeiträge erhoben werden. Schadenexzedent —* Exzedent in der —> SchadenexzedentenrückVersicherung, d.h. der Teil des zu dekkenden Schadens, der den —» Eigenbehalt (—» Priorität) des —> Erstversicherers übersteigt und der durch den —> Rückversicherer abgesichert wird. Schadenexzedentenrückversicherung (engl.: Excess loss), —> Nichtproportionale Rückversicherung, bei der ein —» Rückversicherer die Teile des Schadens eines einzelnen Risikos oder einer Gruppe von Risiken übernimmt, der den —> Eigenbehalt des - » Erstversicherers übersteigt. Durch eine S. kann sich der Erstversicherer also zusätzlich gegen Schäden absichern, die höher ausfallen, als er zu decken bereit ist. Bei einem weitgehend gleichmäßigen Bestand an Risiken (z.B. in der —»Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung) kann eine Schadenexzedentendeckung für einzelne Risiken innerhalb des Versicherungsbestandes (sog. working cover) abgeschlossen werden. Die S. bietet weiterhin Schutz vor Groß- bzw. Kumulschäden (Katastrophen), wenn mehrere Schäden durch ein Ereignis verursacht werden. In solchen Fällen besteht die Gefahr, daß der Erstversicherer seinen Eigenbehalt - je nach Anzahl der Schadenfälle mehrfach voll tragen muß. Um dies zu vermeiden, kann der Erstversicherer, evtl. ergänzend zur —» proportionalen Rückversicherung, eine S. abschließen, die Risiken pro Ereignis abdeckt. Der Rückversicherer erhält für die Übernahme der Risiken üblicherweise eine Pauschalprämie, die unabhängig von einzelnen Originalrisiken für den gesamten geschützten Versicherungsbestand berechnet wird. Erhält der Rückversicherer einen Teil der Originalprämien, spricht man von einer Zweitrisiko Versicherung. Schadenfreiheitsrabatt in der —> Kraftfahrtversicherung die Beitragsermäßigung bei schadenfreiem Verlauf der Versicherung.

Schadenhäufigkeit Ein —» Versicherungsvertrag ist dann schadenfrei, wenn innerhalb eines Kalenderjahres kein Schaden gemeldet wurde, für den der Versicherer Entschädigungen zahlen oder Rückstellungen bilden mußte. Die Gewährung eines S. setzt weiterhin das ununterbrochene Bestehen des Versicherungsvertrages während dieses Kalenderjahres voraus. Die Höhe des S. richtet sich nach der Anzahl der schadenfreien Kalenderjahre. Die Zuordnung zu den Rabattstufen, auch Schadenfreiheitsklassen genannt, erfolgt jeweils für ein Kalenderjahr. Je länger ein Versicherungsvertrag schadenfrei geführt wird, desto niedriger ist der Beitrags- bzw. Hebesatz in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung und Fahrzeugvollversicherung (-* Fahrzeugversicherung). Die Höchstgrenze für die Beitragsermäßigung beläuft sich auf 80% des jeweiligen Tarifbeitrags. Werden auftretende Schäden vom Versicherer übernommen, so erfolgt in der KraftfahrzeugHaftpflichtversicherung eine gestaffelte Rückstufung. In der Fahrzeugvollversicherung verfällt der S., die Beiträge werden dann entsprechend der Schadenklasse 0 erhoben. Schadenhäufigkeit Grundlage für die Prämienkalkulation in der—» Schadenversicherung. Die S. ist definiert als Zahl der —» Versicherungsfälle zu der Zahl der abgeschlossenen Versicherungen. Als relative Größe gibt die S. an, wie viele Versicherungsverträge von Schäden betroffen sind. Zur Ermittlung einer —» Versicherungsprämie sind weiterhin die durchschnittliche Schadenhöhe sowie die Verteilung der Schäden nach Größe zu berücksichtigen. Schadenindex Maßzahl für die Schadenbelastung eines Versicherungsunternehmen. Der S. (bzw. der —> Beitragsindex) bildet die Grundlage für die Bestimmung eines Mindesteigenkapitals eines Versicherungsunternehmens (—»Kapitalaustattung von Versicherungsunternehmen, —> Solvabilität, —» Solvabilitätsspanne). Schadenquote Kennzahl in der —* Schadenversicherung, ist definiert als Verhältnis von Schadenaufwendungen zu vereinnahmten Beiträgen

Schadenversicherung pro Geschäftsjahr. Die S. gibt an, wieviel von den Beiträgen für Schadenaufwendungen verwendet werden. Schadenrückstellung (Schadenreserve), Rückstellung für noch nicht abgewickelte Versicherungsfälle (in der —» Kranken, —> Schaden- und —» Unfallversicherung) und —» Rückkäufe (in der —> Lebensversicherung), Teilposition der —» versicherungstechnischen Rückstellung. Die S. wird gebildet für Schäden, die dem Versicherer zwar bereits bekannt aber noch nicht gemeldet sind. Daneben umfaßt die S. die Rentenrückstellung in der —» Haftpflicht- und Unfallversicherung, die Rückstellung für Ansprüche aus Regressen sowie für Schadenregulierungskosten. Je länger die durchschnittliche Schadenabwicklung in einem —» Versicherungszweig dauert, desto bedeutender ist diese Passivposition. Da die Bewertung der S. aufgrund von Schätzverfahren erfolgt, enthält diese Rückstellung häufig stille Reserven. Schadentafel Übersicht über die Größenverteilung der Schäden in einer —» Schadenversicherung. Diese statistischen Daten der Vergangenheit finden Berücksichtigung bei der Ermittlung einer risikogerechten —> Versicherungsprämie (vgl. —» Risikokalkulation in Versicherungsunternehmen). Schadentaxe im Versicherungswesen der im Schadenfall durch einen Sachverständigen festgestellte (geschätzte) Schadenbetrag. Schadenversicherung Sammelbezeichnung für alle —> Versicherungsformen, die einen konkreten Vermögensschaden ersetzen (Prinzip der konkreten Bedarfsdeckung). Gemäß § 1 Abs. 1 S. 1 W G ist der Versicherer verpflichtet, nach Eintritt des Versicherungsfalles den Schaden an Sachen oder sonstigem Vermögen entsprechend den Vertragsbedingungen zu erstatten. Die Versicherungsleistung kann dabei in Geld oder als Naturalersatz erfolgen. —» Nichtpersonenversicherungen, das sind —> Sach- und sonstige —> Vermögensversicherungen wie —> Feuer-, —»Einbruchdiebstahl- oder —» Transportversicherungen, werden immer als S. betrieben. —» Perso591

Schatzanweisungen, unverzinsliche nenversicherungen dagegen können als —» Summenversicherung oder S. ausgestaltet sein. Durch Eintritt des Versicherungsfalles darf der Versicherungsnehmer oder der berechtigte Dritte nicht durch Versicherungsleistungen bereichert werden (§ 55 VVG). Die Leistungen des Versicherers wird daher durch die Versicherungssumme, den —> Versicherungswert und die Schadenhöhe dreifach begrenzt. Schatzanweisungen, unverzinsliche —> Inhaberpapiere in Form von meist kurzfristigen—» Schuldverschreibungen, die von öffentlich-rechtlichen Gebietskörperschaften zur Deckung vorübergehenden Geldbedarfs begeben werden. Schatzwechsel Titel zur Geldmarktregulierung der —> Deutschen Bundesbank, also OffenmarktTitel in Form von —> Wechseln, deren —> Bezogene der Bund oder die Bundesbahn ist und die eine —»Laufzeit (Verfallzeit) von 30 bis 59 Tagen und von 60 bis 90 Tagen aufweisen. Scheck unbedingte Anweisung eines Ausstellers an sein Kreditinstitut, bei Vorlage eine bestimmte Geldsumme zu Lasten seines Kontos an den Berechtigten auszuzahlen. Die gesetzliche Grundlage für den Scheckverkehr bildet das Scheckgesetz vom 14. August 1933 mit späteren Änderungen. Damit eine Urkunde als S. gilt, muß sie folgende gesetzliche Bestandteile aufweisen (Art. 1 ScheckG): (1) die Bezeichnung als S. im Text der Urkunde, (2) die unbedingte Anweisung, eine bestimmte Geldsumme zu zahlen, (3) der Name des bezogenen Kreditinstitutes, (4) die Angabe des Zahlungsortes, (5) Tag und Ort der Ausstellung, (6) die Unterschrift des Ausstellers. Zur Erleichterung des Scheckverkehrs geben die Kreditinstitute einheitliche Scheckvordrucke aus, die entsprechend der „Richtlinien für die einheitliche Gestaltung von Zahlungsverkehrsvordrucken") zusätzlich kaufmännische Bestandteile wie z.B. Schecknummer, Kontonummer des 592

Scheckkarte Ausstellers, Angabe der Bankleitzahl usw. enthalten. Der S. stellt ein bargeldloses Zahlungsmittel dar. Ein Aussteller kann den S. in dieser Eigenschaft nur nutzen, wenn er ein laufendes Konto (Girokonto) unterhält. DerS. ist aufgrund des Scheckgesetzes ein —» Orderpapier, durch eine —» Überbringerklausel wird er zu einem —* Inhaberpapier, durch eine —»negative Orderklausel zum —»Rektapapier (Art. 5 ScheckG). Nach Art der Einlösung unterscheidet man —» Barschecks, die bei Vorlage bar eingelöst werden, und —> Verrechnungsschecks, die zur Gutschrift auf einem Konto bestimmt sind. Der S. ist bei Sicht zahlbar (Art. 28 ScheckG), für die Einlösung des S. gelten gesetzlich vorgeschriebene —* Vorlegungsfristen (Art. 29 ScheckG). Ein Scheckwiderruf ist erst nach Ablauf der Vorlegungsfrist wirksam. Bei Nichteinlösung des S. kann der Scheckinhaber —> Rückgriff nehmen, dafür gelten ähnliche Bestimmungen wie beim—> Wechsel (Art. 40ff ScheckG). Scheckfähigkeit Voraussetzung für die Teilnahme am Scheckverkehr. Die aktive S. bezieht sich auf den Aussteller. Dieser muß voll geschäftsfähig bzw. rechtsfähig sein. Die aktive S. besitzen demnach alle geschäftsfähigen, natürlichen und juristischen Personen sowie die Personengesellschaften (OHG, KG), nicht aber die Gesellschaften bürgerlichen Rechts. Unter der passiven S. versteht man das Recht, Schecks auf sich ziehen zu lassen. Die passive S. wird gemäß des Scheckgesetzes nur von öffentlichen und privaten Geldund Kreditinstituten erfüllt (Art. 3 und 54 ScheckG). Scheckkarte Ausweispapier, das den darin genannten Inhaber als berechtigt benennt, Schecks zu Lasten eines Kontos in laufender Rechnung auszustellen, für deren Einlösung das bezogene Kreditinstitut garantiert, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Dieses Prinzip liegt dem Euroscheck-Verfahren zugrunde, bei dem die garantierte Einlösesumme auf DM 4 0 0 , - beschränkt ist. Die Garantie gilt für ausgestellte —> Euroschecks in DM oder Fremdwährung gegenüber jedem Schecknehmer in europäi-

Scheckkarten-Versicherung sehen und in den an das Mittelmeer angrenzenden außereuropäischen Ländern. Unabhängig vom ausgebenden Kreditinstitut haben Schecks und Scheckkarte ein einheitliches Erscheinungsbild. Auf der Vorderseite der Scheckkarte müssen der Name, die Kontonummer und Unterschrift des Berechtigten sowie die Kartennummer, Gültigkeitsjahr und Name des bezogenen Kreditinstitutes angebracht sein. Auf der Rückseite befindet sich die Garantieerklärung des Kreditinstituts und, sofern die S. geldautomatenfähig ist, außerdem ein Magnetstreifen. Einen Einlöseanspruch hat ein Schecknehmer nur, wenn (1) die Unterschrift des Scheckkarteninhabers, der Name des Kreditinstituts sowie die Kontonummer auf dem Scheck übereinstimmen; (2) die Nummer der S. auf der Rückseite des Schecks steht; (3) das Austellungsdatum des Schecks vor Ablauf der Gültigkeitsdauer der S. liegt; (4) die —» Vorlegungsfristen für Schecks eingehalten werden (im Inland ausgestellte Schecks innerhalb 8 Tagen, im Ausland ausgestellte Schecks innerhalb 20 Tagen nach dem Ausstellungsdatum). Scheckkarten-Versicherung Versicherung, die Kreditinstitute zugunsten ihrer Kunden abschließen, um diese bei Verlust oder Diebstahl von Scheckkarte und —> Schecks vor betrügerischen Praktiken zu schützen. Die Kosten der Versicherung sind dabei in den Gebühren für Schecks und Scheckkarte enthalten. Scheidemünzen —> Münzen. Schichtenbilanz eine nach bestimmten Kriterien gegliederte Bilanz, mit deren Hilfe im Rahmen der —» Teilzinsspannenrechnung nach der —» Schichtenbilanz-Methode Bankerfolge kalkuliert werden. Eine Gliederungsmöglichkeit besteht in der Schichtung der Aktivund Passivpositionen nach ihrer Fristigkeit in Anlehnung an die —* Goldene Bankregel. Eine andere Möglichkeit bietet eine Schichtenbildung nach dem Rentabilitäts-

Schlußalter prinzip, wobei den höchstverzinslichen Aktiva die Passiva mit den höchsten Zinskosten gegenübergestellt werden. Eine weitere Möglichkeit der Schichteneinteilung ist die Zuordnung nach rechtlichen Anlageund Finanzierungsvorschriften, insbesondere nach den Grundsätzen II und III des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen. Schichtenbilanz-Methode Verfahren der traditionellen —» Teilzinsspannenrechnung, das im Gegensatz zur —> Poolmethode mehrere „Sammelbecken" zur Ermittlung von Margen bildet, die in einer —> Schichtenbilanz ausgewiesen werden. Statt eines pauschalen Zusammenhangs zwischen einem Einzelgeschäft und der gesamten bilanziellen Gegenseite werden hier differenziertere Finanzierungsbeziehungen hergestellt, indem nur die einer Schicht zugehörigen Positionen und Zinssätze beachtet werden. Die S.-M. ist allerdings für ein entscheidungsorientiertes Rechnungswesen ungeeignet, da es aufgrund vieler Wahlmöglichkeiten zu Willkür bei der Ergebniszurechnung auf die Leistungsbereiche und zu falschen Ergebnisinformationen als Entscheidungsgrundlage führt. —»Marktzinsmethode, —> Margenkalkulation. Schicksalsteilung in der—> Proportionalen Rückversicherung Bezeichnung für den Tatbestand, daß im Versicherungsfall —» Erst- und —* Rückversicherer gemeinsam entsprechend der im Rückversicherungsvertrages vereinbarten Anteile zur Leistung verpflichtet sind. Bei Vereinbarung einer -» Irrtumsklausel besteht die Leistungspflicht des Rückversicherers auch, wenn der Erst Versicherer bei der Übertragung von Risiken nicht vorsätzlich Fehler begeht oder ihm Versehen unterlaufen. Schiffsbank (Schiffspfandbriefbank) Spezialbank in der Form eines privatrechtlichen —> Realkreditinstituts. S. beschaffen sich durch die Emission von —* Pfandbriefen Mittel zur zweckgebundenen Kreditvergabe, wobei die Kredite durch Schiffspfandrechte gesichert sein müssen. Schlußalter das höchste in einer —* Sterbetafel von 593

Schlußkurs Überlebenden erreichbare Alter. In Untersuchungen über die Sterblichkeit von Menschen wird dieses S. in der Regel mit 100 Jahren angenommen. SchluBkurs letzter Kurs eines variabel notierten Wertpapiers am Ende der offiziellen Börsensitzung. Schlußtafel —> Aggregattafel. Schufa (Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung e.V.), deutsche —» Kreditschutzorganisation, die ihren Mitgliedern Auskünfte über Einzelpersonen erteilt, die für die Beurteilung der Kreditwürdigkeit dieser Personen wichtig sind. Die Schufa ist eine auf Gegenseitigkeit arbeitende Gemeinschaftseinrichtung, der Kreditinstitute und Einzelhandelsunternehmen angehören. Im Bundesgebiet bestehen mehrere selbständige Schufa-Gesellschaften - in der Rechtsform der GmbH - , die ihrerseits wiederum Geschäftsstellen unterhalten. Die regionalen Schufa-Gesellschaften sind in der Bundes-Schufa (Vereinigung der deutschen Schutzgemeinschaften für allgemeinen Kreditschutz e.V., Wiesbaden) zusammengeschlossen, die als überregionale Organisation die gemeinsamen Interessen ihrer Mitglieder vertritt und für die Koordination zuständig ist. Die Mitglieder der Schufa haben sich verpflichtet, bei Vergabe oder Ablehnung von Krediten alle damit verbundenen wichtigen Tatbestände zu melden. Auf der anderen Seite können sie sich Schufa-Auskünfte telefonisch oder fernschriftlich binnen kürzester Frist einholen, um dadurch ihrerseits eine Verringerung des Risikos bei Kreditgewährung zu erreichen. Schuldbuchforderungen Darlehensforderungen gegen den Staat, für die keine —» Schuldverschreibungen ausgestellt sind. S. sind durch Eintragung in das Staatsschuldbuch beurkundet. S. des Bundes sind zum Börsenhandel zugelassen. Schuldscheindarlehen lang- oder mittelfristiges -» Darlehen, das aufgrund eines Schuldscheins (Beweisurkunde) gewährt wird. Darlehensgeber sind Kapitalsammelstellen wie insbesondere Le594

Schwankungsrückstellung bensversicherungen, Pensionskassen, die Sozialversicherungsträger, die Bundesanstalt für Arbeit und Arbeitslosenversicherung und die—> Kreditinstitute. Darlehensnehmer sind emissionsfähige und nicht emissionsfähige Unternehmen (—» Emissionsrecht), wobei die nicht emissionsfähigen Unternehmen besondere Anforderungen an das —» Eigenkapital und an —» Sicherheiten erfüllen müssen. Schuldverschreibungen —» Inhaberpapiere, die ein Forderungsrecht verbriefen. Zu den —> Inhaberschuldverschreibungen gehören die S. der öffentlichrechtlichen Körperschaften, insbesondere des Bundes, der Länder und Gemeinden (z.B. Prämienanleihen), Hypothekenpfandbriefe, —» Gewinnanteilscheine einer AG, Inhaberlagerscheine. Zur Ausstellung von S. ist grundsätzlich eine staatliche Genehmigung erforderlich, von der nur S. des Bundes und der Länder befreit sind. Schwankungsrückstellung Rückstellung zum Ausgleich der Schwankungen im jährlichen Schadenbedarf, zu deren Bildung Schaden-, Unfall- und Rückversicherungsunternehmen (mit Ausnahme von Versicherungsunternehmen mit geringer wirtschaftlicher Bedeutung) verpflichtet sind. Die S. hat eine Ausgleichsund eine Sicherungsfunktion. Liegen die realisierten Jahresschäden unter dem Durchschnitt der Schadenhöhe vergangener Perioden, so wird die S. um diese Differenz (Unterschaden) erhöht. Wenn allerdings die auftretenden Jahresschäden über dem Durchschnitt liegen und kann die daraus resultierende zusätzliche Belastung nicht über einen Sicherheitszuschlag in der Prämie abgedeckt werden, dann wird dieser Mehraufwand (Überschäden) der S. entnommen. Damit wird trotz Schwankungen im Schadenverlauf eine gleichbleibende jährliche Schadenbelastung angestrebt. Zuführungen und Entnahmen der S. werden durch besondere Anordnungen - insbesondere zum Berechnungsverfahren vom B A V geregelt. Die Zuordnung der S. zum Eigen- und Fremdkapital erfolgt nicht eindeutig. Auch wenn die S. aus dem jährlichen Überschuß gebildet wird und somit Eigenkapitalcha-

Schweigepflicht-Entbindugsklausel rakter aufweist, so erfolgt die Bildung der S. jedoch aufgrund von vorsichtigen Bewertungen der künftigen Verpflichtungen aus einem gegebenen Versicherungsbestand. Auch nach § 53c VAG wird die S. nicht als Eigenkapital angesehen. Unter dem Posten der S. sind des weiteren folgende Rückstellungen auszuweisen: Rückstellung für die Versicherung von Atomanlagen (Atomanlagenrückstellung), Großrisikenrückstellung für die Produkthaftpflicht-Versicherung von Pharma-Risiken und ähnliche Rückstellungen. Die S. bildet wiederum einen Bestandteil der —» versicherungstechnischen Rückstellungen. Schweigepflicht-Entbindungsklausel Bestandteil eines Antrages auf Abschluß einer —• Personenversicherung (—» Lebens-, —» Kranken-, —• Unfallversicherung) , wodurch der Versicherer die Erlaubnis erhält, sich nach dem Gesundheitszustand des Antragstellers bei Ärzten, Zahnärzten, Krankenhäusern und sonstigen Krankenanstalten, anderen Personenversicherern und Behörden zu erkundigen. Somit erhält der Versicherer alle Angaben, die zur Beurteilung des zu versichernden Risikos und zur Ermittlung der —» Prämie notwendig sind. Da die Entbindung von der ärztlichen Schweigepflicht über den Tod hinaus reicht, kann sich der Versicherer auch über die Todesursachen informieren. Schweizerische Bankiervereinigung Interessenverband des schweizerischen Bankgewerbes mit Sitz in Basel. Schweizerische Nationalbank (SNB) Notenbank (Zentralbank) der Schweiz, die im Jahre 1907 ihre Tätigkeit aufgenommen hat und seitdem neben den Aufgaben des Geldwesens ebenfalls weitere Aufgaben (wie die Wertschriften Verwaltung, Anlage von Staatsgeldern, Staatsschulden Verwaltung u. ä.) wahrnimmt. Scoring-Modelle —» Punktbewertungsverfahren. Securitization ist eine wertpapiermäßige (—» Wertpapier) Verbriefung von Bankkrediten (—» Kredite) und damit die Herstellung ihrer Handelbarkeit. Die verstärkte Hinwendung der Banken zur Wertpapieremissionstätigkeit

Selbständige Berufsunfähigkeits versicherung bzw. ihre verstärkte Abwendung von der Vergabe direkter Bankkredite ist u.a. die Folge der Eigenkapitalvorschriften (—» Eigenkapital) der—> Bankenaufsicht. Seeversicherung ältester Zweig der kommerziell betriebenen —> Versicherung. Schon etwa im 14. Jahrhundert wurde diese Versicherungsform im Mittelmeerraum angewendet, die ersten deutschen S. wurden etwa Ende des 16. Jahrhunderts abgeschlossen. Als eine Form der —» Transportversicherung deckt die S. alle Gefahren, denen Schiff oder Ladung während der Seeschifffahrt ausgesetzt sind. Die S. umfaßt die Seekaskoversicherung (Versicherung der Beförderungsmittel) und die Seewarenversicherung (Versicherung der beförderten Güter). Die gesetzlichen Regelungen der S. bilden formell die §§ 778-905 HGB, allerdings sind diese in der Praxis durch die Allgemeinen Deutschen Seeversicherungsbedingungen (ADS) vollständig ersetzt worden. Die Vorschriften des Versicherungsvertragsgesetzes finden keine Anwendung (vgl. § 186 WG). Sekunda zweite Ausfertigung eines —> gezogenen Wechsels, ein Duplikat (—»Wechselausfertigung). Die erste Ausfertigung nennt man —»Prima, die dritte —> Tertia usw. Selbständige Berufsunfahigkeitsversicherung selbständige —»Lebensversicherung, die im Gegensatz zur —» Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung auf einen gesonderten —» Versicherungsvertrag beruht. Wie diese bietet die s.B. Versicherungsschutz für den Fall der vorzeitigen —» Berufsunfähigkeit. Die Versicherungsleistung besteht in der Zahlung einer laufenden Rente. Bei der Ausgestaltung der s.B. sind zwei Formen zu unterscheiden. Wird eine 50-Prozent-Regelung vereinbart, leistet der Versicherer bereits ab diesem Grad der Berufsunfähigkeit die volle Rente, liegt der Berufsunfähigkeitsgrad unter dieser Grenze, wird keine Leistung fällig. Dagegen richtet sich bei der Staffelregelung die Höhe der Rente nach dem Grad der Berufsunfähigkeit, wobei die Mindestrente sich auf DM 1200 be595

Selbsbehalt läuft. Die Rentenzahlungen werden bei Männern bis zum 65. Lebensjahr, bei Frauen bis zum 60. Lebensjahr befristet, da sich der Versicherungsschutz nur auf den Zeitraum beziehen kann, in dem der Versicherte seinen Beruf normalerweise ausübt. Selbstbehalt andere Bezeichnung für —» Selbstbeteiligung. Selbstbeteiligung (Selbstbehalt), Beteiligung eines Versicherungsnehmers an dem vom Versicherer zu ersetzenden Schaden (vgl. —* Franchiseversicherung). Selbstemission —»Emission. Selbstversicherung bewußter Verzicht eines Wirtschaftssubjektes, versicherbare Risiken an —» Versicherungsunternehmen weiterzugeben. Besteht ein vollständiger Verzicht auf jegliche Absicherung, handelt es sich nicht um eine S., sondern um eine NichtVersicherung. Bei einer internen S. findet ein Risikoausgleich innerhalb des eigenen wirtschaftlichen Bereichs statt, wie dies beispielsweise im Rahmen der—* betrieblichen Altersvorsorge durch die Bildung von Pensionsrückstellungen geschieht. Da eine versicherungsvertragliche Grundlage fehlt, ist die interne S. keine Versicherung im eigentlichen Sinne. Dagegen beruht die externe S. auf einem gegenseitigen Vertrag, der alle Merkmale eines Versicherungsvertrages aufweist. Selbstversicherungsunternehmen, die von Wirtschafts verbänden oder Unternehmen betrieben werden, räumen hierbei ihren Vertragspartnern einen Rechtsanspruch auf die vereinbarte Versicherungsleistung ein. Wenn auch grundsätzlich für alle —» Versicherungszweige eine S. möglich ist (Ausnahme: Bereiche der öffentlich-rechtlichen —» Monopolanstalten), so findet man insbesondere Selbstversicherungsunternehmen im Bereich der —> Lebensversicherung (betriebliche —» Pensions- und —> Unterstützungskassen), der industriellen —»Sach-, —» Transport- und —> Haftpflichtversicherung (konzerneigene Selbstversicherungsunternehmen) und der Haftpflicht- und Unfallversicherung von 596

Sicherheitskasse Gemeinden und Gemeindeverbänden (kommunale-* Schadenausgleiche). Selektionstafel —> Sterbetafel, bei der neben dem Alter auch die zurückgelegte Laufzeit der Versicherung berücksichtigt wird (doppelt abgestufte Sterbetafel). Lebensversicherer überprüfen bei Antragstellung die Gesundheitsverhältnisse der potentiellen Versicherungsnehmer und lehnen besonders risikobehaftete Anträge ab. Diese Risikoauslese bewirkt in den ersten Versicherungsjahren eine niedrige Sterblichkeit der Versicherten. In den Folge jähren nimmt diese Selektionswirkung kontinuierlich ab und verschwindet nach etwa 10 bis 15 Jahren vollkommen. Im Gegensatz zu —* Aggregattafeln berücksichtigen S. diese Selektionswirkung. Nach Ablauf der Selektionsdauergehen S. in Aggregattafeln über. Selektivstrategien —» Marktstrategien. Self-Controlling Möglichkeit der Durchführung von Controllingaufgaben. Die Controllingaufgaben werden hierbei nicht von zentralen Stellen vorgenommen, sondern sind im Arbeitsprozeß der dezentralen Markteinheiten integriert. Sicherheitenstruktur Zusammensetzung eines Kreditportefeuilles, differenziert nach der Art der dinglichen Sicherheiten. „Einwandfrei" wäre ein Kredit etwa, wenn die vorhandenen Sicherheiten den Anforderungen des HypBankG entsprächen bzw. zweifelsfrei in Höhe des Kreditbetrages zu realisieren sind, „nicht ganz bedenkenfrei" wäre ein Engagement, bei dem Sicherheiten nur in Form von Bürgschaften, Sicherheitsübereignungen und Forderungsabtretungen vorlägen oder schwer realisierbar oder mit ihren Beleihungsgrenzen überschritten sind. Eine letzte Form von Sicherheiten sind Blankokredite, bei denen keine formellen Sicherheiten vorliegen. Sicherheitskasse der Teil der Liquiditätsreserve, der nicht aufgrund gesetzlicher Regelungen (z.B. Mindestreserve), sondern zusätzlich auf-

Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe

Sicherheitspolitik grund bankinterner Liquiditätsplanungen gehalten wird. Sicherheitspolitik —> Bilanzstrukturmanagement stituten.

in Kreditin-

Sicherheitsziel neben dem —» Rentabilitäts- und dem —> Wachstumsziel ein Teilziel im bankbetrieblichen Zielsystem. Im Rahmen eines erfolgsorientierten Bankmanagements soll die Übernahme von Risiken nur in Abhängigkeit von den Gesamtertragsmöglichkeiten erfolgen und muß im Rahmen der—» Risikosteuerung als Prozentsatz des erzielbaren Betriebsergebnisses begrenzt werden. Sicherungseinrichtungen im Kreditgewerbe Gliederung: 1. Ausgangsüberlegungen 2. Entstehung der Einlagensicherung 3. Deutsche Systeme der Sicherungseinrichtungen 3.1. Die Einlagensicherung im privaten Bankgewerbe 3.2. Die Einlagensicherung der Sparkassenorganisation 3.2.1. Die Sparkassenstützungsfonds 3.2.2. Die Sicherungsreserve der Landesbanken/Girozentralen 3.3. Die Einlagensicherung im Genossenschaftssektor 3.4. Prüfungswesen der Sicherungseinrichtungen 3.4.1. Die Aufgabe der Prüfungsverbände 3.4.2. Die Einlagensicherungsprüfung durch den Prüfungsverband deutscher Banken 3.4.3. Das Prüfungswesen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken 3.4.3.1. Die Prüfung der Sparkassen 3.4.3.2. Die genossenschaftliche Pflichtprüfung 3.5. Abwicklung 3.6. Publizität 3.7. Die Liquiditäts-Konsortialbank (LIKO-Bank) 4. Ausländische Sicherungssysteme 4.1. Einlagensicherung in den EGStaaten 4.2. Das Versicherungssystem in den USA

4.3.

Das Konkursprivileg in der Schweiz 5. Schlußbemerkung 1. Ausgangsüberlegungen Die beste Garantie für die Sicherheit der Einlagen einer Bank ist ihr Unternehmungserfolg, ihre Ertragskraft. Der Einleger soll sein Geld aber auch dann zurückerhalten, wenn seine Bank Verluste erlitten hat, die sie in ihrer Existenz bedrohen und die sie aus eigener Kraft nicht mehr ausgleichen kann. Bei dem heute umfassenden Netz geldwirtschaftlicher Beziehungen zwischen privaten Haushalten, Unternehmungen und Staat, dessen Mitte die —> Kreditinstitute sind, hat die Einlagensicherung nicht nur große einzelwirtschaftliche, sondern auch hohe volkswirtschaftliche Bedeutung. Bricht ein Kreditinstitut zusammen, hat dies regelmäßig schwerwiegende Bedeutung für einen relativ großen Kreis von Kunden, vor allem für seine Einleger. Außerdem kann der Vertrauensverlust auf die Einleger anderer Kreditinstitute übergreifen und zu einem allgemeinen Sturm auf die Bankschalter führen (—» Run). Dem trägt auch das—» KWG Rechnung, dessen Regelungen ausdrücklich und vor allem dem Schutz der Einleger vor Verlusten dienen (§ 6 Abs. 2). Ein direkter Rechtsanspruch an den Staat in Verlustfällen ergibt sich daraus allerdings nicht (BGH, Urteil vom 24.10.1988)'). 2. Entstehung der Einlagensicherung Die —» Einlagensicherung hat ihre historischen Wurzeln in den dreißiger Jahren. Als Folge der Wirtschaftskrise wurden von den Kreditgenossenschaften die ersten freiwilligen Garantiegemeinschaften gegründet; 1937 entstand der „Kreditgenossenschaftliche Garantiefonds des Deutschen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch)", dem alle gewerblichen Kreditgenossenschaften (Volksbanken) angehörten. 2 ) Das private Bankgewerbe gab zunächst freiwilligen Ad-hoc-Sicherungsmaßnahmen den Vorzug. Als erste institutionelle Einrichtung wurde 1959 der „Bayerische Bankenfonds" beim Verband der privaten Kreditinstitute in Bayern errichtet. Die Sparkassen sahen aufgrund der öffentlich-rechtlichen Haftung ihrer —» Gewährträger grundsätzlich keine Notwendigkeit für eine Einlagensicherung. 1969 beschloß 597

Sicherungseinrichtungen die Sparkassenorganisation ein eigenes System von Stützungsfonds aufzubauen, da sie ebenfalls durch die Errichtung eines institutsgruppenspezifischen Einlagensicherungssystems die staatliche Einführung einer allgemeinen, von der gesamten Kreditwirtschaft getragenen Einlagensicherung verhindern wollte. Ebenfalls spielte das Argument der Wettbewerbsgleichheit eine Rolle. Bei jedem Regionalverband wurde ein Stützungsfonds errichtet. Die 11 Freien öffentlichen Sparkassen gehören als Mitglieder der regionalen Verbände den Stützungsfonds an. Das heutige System der Einlagensicherung wurde nach den tiefreichenden Schwierigkeiten einiger Kreditinstitute 1974 in Verhandlungen mit der Bundesregierung geschaffen und so eine gesetzliche Regelung vermieden. 3. Deutsche Systeme der Sicherungseinrichtungen Heute gehören nahezu alle Kreditinstitute, die das —> Einlagengeschäft betreiben, dem von den Verbänden der Kreditwirtschaft auf freiwilliger Basis errichteten Sicherungssystem an. Hauptziel ist die Wahrung des Vertrauens in das Kreditwesen. Daneben trägt es dazu bei, Unterschiede in der Wettbewerbsstellung zwischen öffentlichrechtlichen, genossenschaftlichen und privaten Banken auszugleichen. Der Staat wirkt bei diesen Einrichtungen nicht direkt mit. Sie haben ein hohes Maß an Flexibilität. Könnte sich jedes Kreditinstitut sicher auf eine Hilfestellung verlassen, würde das System der Sicherungseinrichtungen in seiner Wirkung beschnitten. Deswegen wird auch kein Rechtsanspruch auf ein Eingreifen gewährt. 3 ) 3.1. Die Einlagensicherung im privaten Bankgewerbe Der Zweck des Einlagensicherungsfonds ist in § 2 seines Statuts festgelegt: „Der Einlagensicherungsfonds hat die Aufgabe, bei drohenden oder bestehenden finanziellen Schwierigkeiten von Banken, insbesondere bei drohender Zahlungseinstellung, im Interesse der Einleger Hilfe zu leisten und Beeinträchtigungen des Vertrauens in die privaten Kreditinstitute zu verhüten." Im privaten Bankgewerbe wird demnach in erster Linie der unmittelbare Einlegerschutz im Insolvenzfalle bezweckt. 598

Sicherungseinrichtungen Es wirken alle Kreditinstitute mit, die den Mitgliedsverbänden des —» Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) angehören, sofern sie über ein ausreichendes haftendes Eigenkapital und mindestens zwei fachlich und persönlich geeignete bankerfahrene Geschäftsleiter verfügen, ein insgesamt ausgeglichenes Ergebnis im laufenden Geschäft, die notwendige Liquidität und die ordnungsmäßige Durchführung ihrer Bankgeschäfte gewährleisten sowie Mitglieder im Prüfungsverband deutscher Banken sind. Zur Kontrolle führt der BdB laufend ein Verzeichnis der an der Einlagensicherung des Bundesverbandes mitwirkenden Institute. Die Einlagensicherung kann durch alle zur Hilfeleistung geeigneten Maßnahmen erfolgen, und zwar insbesondere durch Zahlungen an einzelne Gläubiger, Leistungen an Banken, Übernahme von Garantien oder von Verpflichtungen im Rahmen von Maßnahmen bei Konkursgefahr einer Bank gemäß § 46a KWG. Der Einlagensicherungsfonds schützt diejenigen Verbindlichkeiten gegenüber NichtKreditinstituten, die in der Bilanzposition „Verbindlichkeiten aus dem Bankgeschäft gegenüber anderen Gläubigern" auszuweisen sind. Dies sind im wesentlichen die Sicht-, Termin- und Spareinlagen (einschließlich der auf den Namen laufenden Sparbriefe). Zur Berechnung der geschützten Einlagen werden alle Verbindlichkeiten gegenüber Privatpersonen, Wirtschaftsunternehmen und öffentlichen Stellen zusammengerechnet. Gegenforderungen der Bank werden abgezogen unter entsprechender Anwendung des § 54 Abs. 1 und 2 Konkursordnung. Die Sicherungsgrenze je Gläubiger liegt bei 30% des haftenden Eigenkapitals im Sinne von § 10 KWG. Eine starre betragsmäßige Begrenzung wurde also nicht festgelegt; die Sicherungsgrenze hängt vielmehr von der Größe des jeweiligen Instituts ab. Die Banken sind verpflichtet, eine Jahresumlage in Höhe von 0,03% der Bilanzposition „Verbindlichkeiten aus dem Bankgeschäft gegenüber anderen Gläubigern" an den Bundesverband zu entrichten. Sowohl das Aussetzen der Jahresumlage bei Erreichen einer angemessenen Höhe des Fondsvermögens, als auch ihre Verdoppelung sind möglich. Eine Sonderumlage

Sicherungseinrichtungen bis maximal zur Höhe eines Jahresbeitrages kann ebenfalls verfügt werden. Der Fonds wird als unselbständiges Sondervermögen des Bundesverbandes geführt. Ein Rechtsanspruch der Einleger auf ein Eingreifen oder auf Leistungen des Einlagensicherungsfonds besteht ebensowenig wie ein Anrecht der Banken auf Hilfeleistung oder auf das Vermögen des Fonds. Hilfsmaßnahmen für kranke Institute dürfen die gesunden nicht gefährden. Besondere Bedeutung kommt der Regelung zu, daß ein Mutterinstitut sein Tochterinstitut nicht fallen lassen darf. Geschieht dies dennoch, muß das Mutterinstitut Aufwendungsersatz an den Fonds leisten. 3.2. Die Einlagensicherung der Sparkassenorganisation Bei der Sparkassenorganisation gewährleistet prinzipiell die öffentliche Hand im Rahmen ihrer—» Gewährträgerhaftung und —» Anstaltslast den Schutz der Einlagen. Bei dieser Institutssicherung wird nicht die einzelne Einlage, sondern der Fortbestand des Kreditinstituts gesichert. Die Anstaltslast beinhaltet die Verpflichtung des Trägers, die Anstalt jederzeit mit den erforderlichen Mitteln zur Aufrechterhaltung ihrer Funktionsfähigkeit auszustatten und damit auch eine Zahlungsunfähigkeit zu verhindern. Die Gewährträgerhaltung zielt demgegenüber direkt auf den Gläubigerschutz ab. Ähnlich einer Bürgschaft wird jedem Gläubiger ein Zahlungsanspruch garantiert, wenn die Sparkasse ihren Verbindlichkeiten nicht nachkommt. Im Rahmen des Aufbaus des Einlagensicherungssystems nach 1974 richtete die Sparkassenorganisation Stützungsfonds mit Umlagen ein. Sie bilden - angesichts der häufig begrenzten Leistungsfähigkeit der Gewährträger - eine reale Sicherungsmasse und tragen zur Wettbewerbsgleichheit auf diesem Gebiet bei. 3.2.1. Die Sparkassenstützungsfonds Die Sparkassenstützungsfonds dienen der Unternehmungssicherung. Die Mitgliedschaft aller Sparkassen in einem ihrer Regionalverbände schließt automatisch die Mitgliedschaft in den Fonds mit ein. Der Stützungsfall wird gemäß den Fondssatzungen angenommen, „wenn eine Sparkasse aus eigener Kraft nicht in der Lage ist,

Sicherungseinrichtungen einen Verlustausweis zu vermeiden, der geeignet ist, den Bestand der Sparkasse zu gefährden oder ihre Entwicklung wesentlich zu beeinträchtigen. Die Ursache der wirtschaftlichen Schwierigkeiten muß in den geschäftlichen Verhältnissen dieser Sparkasse liegen", für eine allgemeine Krise der Kreditwirtschaft sind die Fonds nicht vorgesehen. Bei Inanspruchnahme von Hilfsmaßnahmen müssen die in der Sparkasse vorhandenen Potentiale bereits voll ausgeschöpft sein. Der Verband führt dem Fonds jährliche Teilbeträge von in der Regel 0,03% der Bilanzposition „Forderungen an Kunden" nach Maßgabe der Bilanzwerte des jeweils letzten Jahres (Bemessungsgrundlage) zu, bis der Fonds 50% des vorgesehen Gesamtvolumens erreicht hat. Die Fondsmittel werden im Rahmen der Verbandsumlagc aufgebracht und jährlich durch Beschluß neu festgelegt. Eine Auffüllungspflicht wird dann erforderlich, wenn das Fondsvermögen unter 50% des Gesamtvolumens absinkt. Die regionalen Verbände haben eine Nachschußpflicht, die auf das Gesamtvolumen abzüglich der bereits aufgebrachten und noch vorhandenen Mittel begrenzt ist. Die Pflicht zu regelmäßigen Beiträgen erlischt, sobald die Hälfte des Gesamtvolumens eingezahlt ist. Die andere Hälfte ist ein Garantievolumen und im Bedarfsfall durch Nachschuß abzudecken. 3.2.2. Die Sicherungsreserve der Landesbankenl Girozentralen Die Sicherungsreserve der —» Landesbanken/Girozentralen entspricht in etwa dem Sicherungssystem der Sparkassenstützungsfonds. Sie bezweckt jedoch keine Institutssicherung. Primär ist die Teilnahme am Haftungsverbund (eine freiwillige Haftungsgemeinschaft), sekundär ist die Bedeutung des Fonds als Zusatzsicherheit für die Einlagen von Nichtbanken. Sie ist ein unselbständiges Sondervermögen des —» Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), das von den Leitern der beteiligten Landesbanken und dem Präsidenten des DSGV als Ausschuß des Spitzenverbandes verwaltet wird. Die Fondsmittel werden im Rahmen der Verbandsumlage aufgebracht. Gemäß ihrer Satzung dient die Sicherungsreserve - unbeschadet der bestehenden öffentlich-rechtlichen Haf599

Sicherungseinrichtungen tung und im Hinblick auf Sicherungseinrichtungen anderer Kreditinstitute mit den dort üblichcn Maßstäben - als Zusatzsicherheit für die Einlagen von Nichtbankkunden bei den Landesbanken. Dieser Fonds hat darüberhinaus besondere Bedeutung, weil er einen Haftungsverbund mit den anderen (Sparkassen-) Stützungsfonds bildet und einen überregionalen Ausgleich durchführen kann. Der überregionale Ausgleich wird durch eine sogenannte Überlaufregelung erreicht. Übersteigen die für einen Stützungsfall notwendigen Aufwendungen die vorhandenen Mittel des betroffenen regionalen Fonds, dann kann auf die Mittel anderer Fonds zurückgegriffen werden. Der Haftungsverbund zwischen Sparkassen-Stützungsfonds und der Sicherungsreserve wird dann wirksam, wenn die Mittel aus dem anderen Sicherungssystem herangezogen werden müssen und die zuständigen Gremien zugestimmt haben. Das Gesamtvolumen der Sicherungsreserve beträgt 1% der Einlagen von Nichtbankenkunden. Die Mitgliedsinstitute zahlen jährlich 0,01% der Einlagen von Nichtbankenkunden ein, bis 50% des Gesamtvolumens erreicht sind. Die weitere Hälfte besteht in Garantiezusagen, die durch eine Nachschußpflicht gegebenenfalls sofort realisiert werden können. Im Rahmen ihrer Auffüllungspflicht sind die Landesbanken dazu angehalten, den Fonds nicht unter 50% des Gesamtvolumens absinken zu lassen. Ob der Fonds eingesetzt wird oder nicht, ist der (Ermessens-) Entscheidung der Verbandsorgane anheimgegeben. Tritt ein Sicherungsfall ein, können bei der Liquidisierung des Fondsvermögens oder der Inanspruchnahme der Steuerkraft der Anstaltsträger Hemmnisse auftreten. Als ergänzendes Element der Elastizität hat daher der DSGV ein „besonderes Verfügungsrecht" in Höhe von höchstens 15% des Gesamtvolumens der Fonds jährlich erhalten. Diese Regelung greift, wenn die Abwicklung nur unter Inanspruchnahme aller Regionalfonds erfolgen kann und ein zentral organisiertes Verfahren notwendig ist. Der Mitteleinsatz für außerhalb der Sparkassenorganisation liegende Zwecke kann nur nach Abstimmung in der Mitgliederver600

Sicherungseinrichtungen Sammlung des Verbandes erfolgen und erfordert ein Quorum von 90% der Stimmen. 4 )

3.3. Die Einlagensicherung im Genossenschaftssektor Das System besteht aus einem Garantiefonds und einem Garantieverbund. 5 ) Der Zweck des Garantiefonds ist, drohende oder bestehende wirtschaftliche Schwierigkeiten bei den Mitgliedsbanken abzuwenden oder zu beheben, um Beeinträchtigungen des Vertrauens in genossenschaftliche Kreditinstitute zu verhüten. Obwohl im Statut der Sicherungseinrichtung des —» Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) die Einlagensicherung als Hauptzweck festgelegt worden ist, gilt traditionell die Unternehmungssicherung im Genossenschaftssektor als Prinzip. Die Bemessungsgrundlage umfaßt die risikotragenden Aktiva und nicht die Einlagen, weil der Umfang der Ausfallgefahr vom Volumen und Risikogehalt der Kredite abhängt. Die Sicherungseinrichtung gewährt Zuschüsse, Bürgschaften, Garantien und Darlehen. Ein Rechtsanspruch auf Hilfeleistung bestehen nicht. In besonderen Ausnahmefällen kann der Schutzumfang beschränkt bzw. das Eingreifen verweigert werden. Die Grunderhebungssätze für die Beiträge betragen 0,05% der Kundenforderungen, Wechsel- und sonstigen Avalverpflichtungen. Einschließlich Sonder- und Wiederauffüllungsbeitrag kann maximal das Vierfache des Grunderhebungssatzes, d.h. 0,2% als Höchstbeitrag eingefordert werden. Reichen die Garantiefondsmittel auch nach Erhebung des Höchstbeitrages nicht aus, so findet ein überregionaler Rückgriff statt, über dessen Notwendigkeit der Vorstand des BVR nach vorheriger Zustimmung des Verwaltungsrates des BVR und von 2/3 der Prüfungsverbände entscheidet. Der BVR zahlt 10% der Rückgriffssumme aus den zentral verwalteten Garantiefondsmitteln. Die Prüfungsverbände müssen 90% der Rückgriffssumme aufbringen, wobei sich ihre jeweilige Beteiligung nach ihren Anteilen an der Aufbringung der Garantiefondsmittel richtet.

Sicherungseinrichtungen Bei Garantieleistungen übernehmen die Banken gegenüber dem B V R Garantien in Höhe von 6 0 % der im Jahresabschluß 1987 gebildeten Sammel Wertberichtigungen. Wird eine Inanspruchnahme über die Mittel des Garantiefonds hinaus erforderlich, wird der Ausfallbetrag auf die garantierenden Banken umgelegt. Der Garantieverbund soll den beteiligten Banken Bilanzierungshilfen (Bürgschaften oder Garantien) als Liquiditäts- oder Rentabilitätshilfen (verzinsliche oder unverzinsliche Darlehen, Barzuschüsse) gewähren. Obwohl der Garantiefonds Vermögen des B V R ist, wird er nicht zentral verwaltet. Der B V R erhält grundsätzlich nur 1 0 % der jährlichen Garantiefonds-Beiträge, die restlichen 9 0 % bleiben bei den Prüfungsverbänden, denen die Volks- und Raiffeisenbanken sowie die genossenschaftlichen Zentralbanken als Mitglieder angehören.

3.4. Prüfungswesen der Sicherungseinrichtungen 3.4.1. Die Aufgabe der Prüfungsverbände

Das Prüfungsrecht ist ein notwendiger Bestandteil der Einlagensicherungssysteme. Wer für die u.U. sehr hohen Schäden von Bankinsolvenzen aufzukommen hat, muß sich v.a. über die Werthaltigkeit der Aktiva der angeschlossenen Institute laufend informieren und gefährliche Entwicklungen frühzeitig aufdecken können.

3.4.2. Die Einlagensicherungsprüfung durch den Prüfungsverband deutscher Banken Der Prüfungsverband deutscher Banken e . V . wurde 1969 als Prüfungsorgan des B d B gegründet. E r kann jederzeit in den Geschäftsräumen der Mitgliedsbanken Prüfungen vornehmen. Alle Mitglieder im Einlagensicherungsfonds sind gleichzeitig auch Mitglieder des Prüfungsverbands. Ziel der Prüfungen ist es, frühzeitig Gefahrenmomente für die Sicherheit der Einlagen festzustellen. Die Einlagensicherungsprüfungen können als „Vollprüfungen" den gesamten Geschäftsbetrieb umfassen, oder sich auf Teilbereiche z . B . das Kreditgeschäft beschränken. Der Schwerpunkt liegt bei der Untersuchung, ob das Eigenkapital der Bank ausreicht, und Zuverlässigkeit und Fachkunde der Geschäftsleitung gegeben sind.

Sicherungseinrichtungen Die Bank erhält den Prüfungsbericht als Entwurf zur Äußerung. Mängel sollen sofort beseitigt und dies in einer Nachprüfung kontrolliert werden. Der endgültige Bericht geht auch an das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen und die zuständige Landeszentralbank (§ 26 Abs. 2 K W G ) , die mit den Sicherungseinrichtungen eng zusammenarbeiten. 6 )

3.4.3. Das Prüfungswesen der Sparkassen und Genossenschaftsbanken

Für Sparkassen und Genossenschaftsbanken gibt es keine spezielle Einlagensicherungsprüfung. Die Belange der Einlagensicherung werden vielmehr im Rahmen der allgemeinen (regelmäßigen und nicht regelmäßigen) Prüfungen berücksichtigt. Dies ist auch gerechtfertigt durch Umfang und Intensität dieser Prüfungen und die engen Beziehungen zwischen Kreditinstitut und Prüfungsorgan.

3.4.3.1. Die Prüfung der Sparkassen Der Umfang der Prüfung richtet sich nach Sparkassen- und Haushaltsrecht sowie dem Recht der Wirtschaftsbetriebe der öffentlichen Hand. Sie entspricht der Jahresabschlußprüfung nach dem Aktienrecht, umfaßt aber z . B . auch die Rechtmäßigkeit der Geschäftsführung und Verwaltung sowie die wirtschaftlichen Verhältnisse, insbesondere die Vermögens-, Ertrags- und Liquiditätslage (§ 53 Haushaltsgrundsätzegesetz). Die Prüfung dient gleichwertig einerseits der Feststellung von Richtigkeit und Ordnungsmäßigkeit und andererseits der Beurteilung der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit der unternehmerischen Entscheidungen und damit der Geschäftspolitik; hierbei ist jedoch die Festlegung sachgerechter Beurteilungsmaßstäbe problematisch. Träger der Prüfungen sind die Prüfungsstellen der regionalen Sparkassenverbände. Mit ihnen haben die Sparkassen eine enge laufende Verbindung, die insbesondere im Hinblick auf die Institutssicherung sehr wesentlich ist. 7 )

3.4.3.2. Die genossenschaftliche Pflichtprüfung Die Banken sind verpflichtet, dem B V R jede Unterrichtung über sich selbst zu geben, die für diesen als Träger der Sicherungseinrichtung im Einzelfall bedeutsam sein könnte. Insbesondere sind dem B V R auf 601

Sicherungseinrichtungen Verlangen die Prüfungsberichte zur Verfügung zu stellen, seine Prüfungen zuzulassen und ihre Kosten zu übernehmen. Die Prüfungsverbände verwenden die von ihnen verwalteten Fondsmittel vorwiegend für ihre jeweiligen Mitgliedsbanken. Die Entscheidungsbefugnis über den Einsatz der Garantiefondsmittel steht bis zu 2 Millionen DM pro Sicherungsfall dem Prüfungsverband zu. Bei darüberhinausgehenden Beträgen hat der Vorstand des BVR die Entscheidungsbefugnis. Reichen die Garantiefondsmittel nicht aus, erhebt der Prüfungsverband bei seinen Mitgliedsbanken einen zumutbaren Sonderbeitrag. Auch im genossenschaftlichen Bankwesen werden die Belange der Einlagensicherung im Rahmen der regelmäßigen Pflichtprüfung wahrgenommen. Um schädliche Entwicklungen frühzeitig aufdecken und bekämpfen zu können, ist ein umfangreiches Informationssystem geschaffen worden, nach dem der BVR zwar selbst keine Prüfungen durchführen kann, weil er kein Prüfungsrecht besitzt, jedoch berechtigt ist, sie zu veranlassen. Der Umfang der genossenschaftlichen Pflichtprüfung ist gemäß § 53 GenG sehr weit gefaßt. Danach sind zur Feststellung der wirtschaftlichen Verhältnisse und der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung die Einrichtungen, die Vermögenslage, die Geschäftsführung und die Rechnungslegung der Genossenschaft zu prüfen. Aus dem Charakter als umfassende Betreuungsprüfung ergeben sich vielfältige Ansatzpunkte zur Früherkennung von Schwachstellen und Fehlentwicklungen. Werden Mißstände festgestellt, kann der Prüfungsverband aufgrund seiner starken Position und guter Informationen nachhaltig auf deren Beseitigung drängen. 3.5. Abwicklung Das erste Ziel der Prüfungen ist die Prävention von Fehlentwicklungen. Ergeben sich Verdachtsmomente oder Fakten, die auf eine drohende Insolvenz hinweisen, so können Gegenmaßnahmen ergriffen werden. (Beispiele in Abschnitt 3, Ziff. 4, §§ 45ff. KWG) Das zweite Ziel ist in einer effizienten Abwicklung der Sicherungsmaßnahmen mit einem möglichst guten Ergebnis zu sehen. 602

Sicherungsemrichtungen So übernimmt z.B. der Prüfungsverband deutscher Banken die Verwertung der Aktiva eines insolventen Kreditinstitutes im Interesse des Einlagensicherungsfonds und zahlt die Einleger aus, die ihre Forderungen gegen die Bank an den Fonds abtreten. 3.6. Publizität Die Werbung mit der Einlagensicherung ist im Kreditgewerbe verboten. Information in den Schalterhallen der Mitgliedsbanken oder auf Merkblättern ist zulässig, ebenso auf mündliche Anfrage. Sie darf auf keinen Fall als ein wettbewerbswirksames Instrument eingesetzt werden. Auf Anfragen bei den Spitzenverbänden wird die Höhe der Sicherungsgrenze und die Mitgliedschaft bestätigt. Durch die hohe Vertrauensempfindlichkeit der Bankkunden wird die Sicherheit der Einlagen gerade bei verschärftem Wettbewerb eine zunehmende Rolle spielen. 3.7. Die Liquiditäts-Konsortialbank (LIKO-Bank) Die —» Liquiditätskonsortialbank GmbH (LIKO-Bank) wurde 1974 vom deutschen Kreditgewerbe und der Bundesbank (Kapitalanteil 30%) gegründet. Sie dient der Beseitigung zeitweiliger Zahlungsschwierigkeiten bonitätsmäßig und betriebswirtschaftlich prinzipiell gesunder Banken. Sie wird im Vorfeld der eigentlichen Einlagensicherung tätig, damit diese selbst nicht in Anspruch genommen werden muß. Ihr Mittelvolumen von 1 Mrd. D M umfaßt weniger als 0,1% des Geschäftsvolumens aller deutschen Kreditinstitute. Die LIKO-Bank kann damit in Einzelfällen und bei relativ kleinen Kreditinstituten bzw. Vertrauenskrisen helfen und so wesentlich dazu beitragen, daß der größte Teil bankaufsichtslich relevanter Unternehmenskrisen im Kreditwesen still bereinigt wird. Im Falle eines allgemeinen Sturms auf die Bankschalter werden Maßnahmen gemäß §§ 47f. KWG und insbesondere die Bereitschaft der Bundesbank zur Liquiditätshilfe erforderlich. 4. Ausländische Sicherungssysteme 4.1. Einlagensicherung in den EG-Staaten In vielen Ländern mit einem entwickelten Bankensystem existieren Sicherungseinrichtungen, jedoch in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Nahezu alle EG-Staaten haben Sicherungseinrichtungen, die durch eine Empfehlung der Kommission

Sicherungseinrichtungen vom 22. Dezember 19868) bis 1990 obligatorisch und vereinheitlicht werden sollen. Auf der Grundlage dieser Empfehlung ist eine Richtlinie vorgesehen, deren zentrale Probleme die Solvenzkontrolle und die Regelung der Sicherungssysteme sind. Bei Filialen von Kreditinstituten mit Sitz außerhalb der E G stellt sich beispielsweise die Frage, ob die Mitgliedschaft in dem System des Mutterlandes ausreicht. Die folgende Übersicht (Tab. auf S. 602) soll einen Einblick in den gegenwärtigen Stand der Sicherungseinrichtungen in den anderen EG-Ländern vermitteln. Die Entwicklung ist im Fluß, ein Anspruch auf Vollständigkeit kann deshalb nicht erhoben werden. 4.2. Das Versicherungssystem in den USA Das amerikanische Einlagensicherungssystem beruht auf der Bankengesetzgebung von 1933. Es ist als Versicherung organisiert. Für die Geschäftsbanken (—» Commercial Banks) und die —> Mutual Savings Banks ist die FDIC (—> Federal Deposit Insurance Corporation) zuständig. Institute mit Bundeszulassung müssen Mitglied sein. Institute mit Zulassung der Einzelstaaten haben der Bundeseinlagensicherung anzugehören, wenn sie Mitglied im —» Federal Reserve System sind. Anderenfalls werden ihre Einleger durch eine einzelstaatliche Einrichtung gesichert. Durch ihre Grundkonstruktion als Versicherung und v.a. die umfangreiche Reglementierung ist die amerikanische Einlagensicherung in ihrer Effektivität beeinträchtigt. So sieht sie auch nur einen begrenzten Schutz vor. Bei der FDIC sind z.B. alle Bankeinlagen nur bis 100000 $ pro Einleger gesichert. Bei der Beurteilung ist aber zu berücksichtigen, daß die Institutionen der Einlagensicherung auch Funktionen der —* Bankenaufsicht haben, die ihnen nicht zuletzt im Sinne des Prinzips der „checks and balances" zwischen den Trägern der Aufsichtsbefugnisse übertragen worden sind. Sie haben aber nicht verhindern können, daß das Einlagensicherungssystem der USA durch die hohen Insolvenzzahlen bei den amerikanischen Sparkassen und die damit verbundenen extremen Schadensbeträge in eine schwere Krise geraten ist, deren Lösung

Sicherungseinrichtungen und Folgen noch nicht (1989) klar erkennbansind. 4.3. Das Konkursprivileg in der Schweiz In Höhe von 5 0 0 0 , - CHF pro Einleger genießen Spareinlagen ein Recht auf Vorwegbefriedigung im Konkursfall. Eine Anhebung des Privilegs aufgrund der Verschlechterung der Kaufkraft wurde diskutiert. Da dies jedoch auf Kosten der übrigen Gläubiger erfolgen würde, und dieser Schutz nur dem eigentlichen Kleinsparer zuteil werden sollte, mußte eine maßvolle Ausgleichsregelung gefunden werden. 1971 ist dieses Konkursvorrecht in der 3. Klasse durch eines in der anschließenden 4. Klasse ergänzt worden. Somit sind Spareinlagen, die diesen Betrag übersteigen, bis zu weiteren 5000,— C H F in der 4. Klasse privilegiert. 9 ) 5. Schlußbemerkung Die Einlagensicherung hat sich als stabilisierendes Element in der Kreditwirtschaft bewährt. Bei entsprechender Ausgestaltung hebt sie das Existenzrisiko der Kreditinstitute nicht auf und ist mit marktwirtschaftlichen Prinzipien vereinbar. Anmerkungen: ') Vgl. B G H , Urteil v. 24.10.1988 - II ZR 311/87 (OLG Köln), in: Zeitschrift für Wirtschaftsrecht 10. Jg., v. 13.1.1989, S. 14-20. 2 ) Vgl. Weiser, Klaus: Mehr als Einlegerschutz: Die Sicherungseinrichtung der Genossenschaftsbanken, in: Der Bankkaufmann, o. J., Heft 6, 1982, S. 267270. 3 ) Vgl. Habscheid, Edgar: Sicherung von Bankeinlagen trotz fehlenden Rechtsanspruchs und ausgeschlossener Amtshaftung?, in: Betriebs-Berater, o. J., Heft 34 v. 10.12.1988, S. 2328-2334. 4 ) Vgl. Schmidt, Dirk: Einlagensicherung im deutschen Kreditgewerbe, Sparkassenheft 60, Stuttgart 1977. Vgl. Fischer, Reinfrid: Einlagensicherung - Institutssicherung, in: Handwörterbuch der Sparkassen, Deutscher Sparkassenverlag G m b H , Stuttgart 1982. 5 ) Vgl. Schlösser-Christen, Karin: Die Sicherungseinrichtungen der Kreditgenossenschaften, Diss. Köln 1985, S. 163-217. 6 ) Vgl. Günther, Hans: Bankprüfung in: 603

Sicherungseinrichtungen Tab.

Sicherungseinrichtungen

Einlagensicherungssysteme in der EG

Land

Einführungsjahr

Beitritt Verwal- Art des Systems tung

Belgien

(1975)1985 freiwillig

Dänemark

1988

Frankreich

1980

Präventiv- Höchstbetrag interven- je Einleger tionen

gemischt Kapitalisierungs- möglich system 1 ); 0,02% der Einlagen p.a.

500000BEF

n.vf. 2 )

öffentlieh

n.vf.

n.vf.

250000DKK

freiwillig

privat

Umlagesystem 3 )

möglich

200000 FRF

Griechenland

Gesetzesvorlage liegt dem Parlament zur Verabschiedung vor

Großbri- 1982 tannien

obliga- öffenttorisch lich

gemischtes Synicht vor- 75% der stem, Beiträge zu gesehen ersten 10 000 GBP einem Fonds und möglicher Rückgriff auf sonstige Beiträge

Irland

1988

n.vf.

n.vf.

Italien

1977(1987)

Luxemburg

1989

n.vf.

Niederlande

1980

öffentlieh

n.vf.

bis 5 000IEP = 80% weitere 5 000 IEP = 70% weitere 5 000 IEP = 50%

n.vf.

bis0,2Mrd. ITL = 100% weitere 0,8 Mrd. = 90% weitere 2 Mrd. = 80%

Fondssystem

n.vf.

500000LUF

obliga- privat torisch

Umlagesystem

nicht vor- 35.000 NLG indexiert gesehen (Revision alle 3 Jahre)

Portugal 1989

n.vf.

öffentlieh

n.vf.

n.vf.

bis 2 Mio. PTE = 100% weiter 2 Mio. =95% weitere 2 Mio. = 50%

Spanien 1977

freiwillig

gemischt Umlagesystem

möglich

1,5 Mrd. ESP

Bankenkonsortium, dem nahezu alle Banken angehören; 99% der Einlagen sind miteinbezogen privat

Quelle: In Anlehnung an: Wintzen, F.-A.: Einlagensicherung in der EG, in: Die Bank, o.J., Heft 5,1987, S. 266-269. ') schrittweise Errichtung des Fonds: Rücklagen oder regelmäßige Einzahlungen 2 ) nicht verfügbar 3 ) die Institute treten bei Bedarfbis zur Höhe vonxMrd. ein; bei Abruf: Bemessungsgrundlage ist die Bilanzsumme. Die Höhe der Sicherungsmittel wird für jeden Einzelfall festgelegt.

604

Sicherungsfonds Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen, 38. Jg., Heft4vom 15.2.1985, S. 12-14. ) Vgl. Faißt, Lothar (Hrsg.): Verbandsrevision, Deutscher Sparkassenverlag, Stuttgart 1987. 8 ) Vgl. Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften, Nr. L 33, 30. Jg., vom 4.2.1987, S. 10-11. ®) Vgl. Bundesgesetz über die Banken und Sparkassen (vom 8. November 1934), Siebenter Abschnitt, Art. 15 Abs. 2, S. 10-11. Fassung gemäß Ziff. I des BG vom 11. März 1971, in Kraft seit 1. Juli 1971. Prof. Dr. Heinrich von Stein, Hohenheim Dipl. -oec. Sylvia M. von Stieglitz, Hohenheim

7

Sicherungsfonds nach Artikel 1 des Bundesgesetzes über die Sicherstellung von Ansprüchen aus Lebensversicherungen inländischer Lebensversicherungsgesellschaften hat in der Schweiz jede inländische Lebens Versicherungsgesellschaft die Ansprüche aus den von ihr abgeschlossenen Lebensversicherungen durch einen S. sicherzustellen. Der Sollbetrag des S. ergibt sich aus dem geschäftsplanmäßig berechneten Deckungskapital, der Rückstellung für schwebende Versicherungsleistungen, der den einzelnen Versicherungsnehmern gutgeschriebenen Überschußanteile und einem angemessenen Zuschuß. Zur Bestellung des S. sind nur bestimmte, besonders sichere Kapitalanlagen zugelassen. Sicherungsfibereignung Eigentumsübertragung mit der Abrede, die zur Sicherheit übereignete Sache nur bei Nichterfüllung der gesicherten Forderung zu verwerten. Die S. ist die wirtschaftlich wichtigste Form des eigennützigen Treuhandeigentums (Rechtsgrundlagen: §§ 930, 931,675 BGB). Zur Sicherung einer Forderung ist die Bestellung eines Pfandrechts oft nicht möglich, da dieses die Übertragung des Besitzes an der Pfandsache auf den Gläubiger voraussetzt. Rechtlich erfordert die S. Einigung und - anstelle der Übergabe der Sache - Vereinbarung eines konkreten Besitzkonstituts, wobei zunehmend die S. selbst als derartiges Besitzmittlungsverhältnis anerkannt wird.

Slip Sichteinlagen Guthaben auf Giro- oder Kontokorrentkonten mit täglicher Fälligkeit. Der Gläubiger (Kunde) kann daher jederzeit, d.h. auf Sicht, bar oder unbar über seine Guthaben verfügen. S. werden hauptsächlich zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs eingesetzt. Deswegen werden S. gar nicht oder nur mit einem sehr niedrigen Zinssatz verzinst. Für die Kreditinstitute stellen S. wichtige Finanzierungsmittel dar. Obwohl S. täglich abgerufen werden können, bleibt auf den Konten regelmäßig ein bestimmter Mindestbestand stehen, der sog. —» Bodensatz. Dieser Teil der S. kann aufgrund der Liquiditätsgrundsätze II und III des BÄK im Kreditgeschäft verwandt werden, womit den Kreditinstituten die Möglichkeit eingeräumt wird, —> Fristentransformation zu betreiben. Zur Sicherung der Liquidität unterliegen dieS. derMindestreservepflicht. Dabei gelten als S. gemäß § 3 AMR (Anweisung der Deutschen Bundesbank über Mindestreserven) neben den täglich fälligen Geldern auch Verbindlichkeiten mit einer Laufzeit oder Kündigungsfrist bis zu einem Monat sowie bei Zweigstellen ausländischer Kreditinstitute (§ 53 KWG) ein passivischer Verrechnungssaldo. Sichtwechsel —> Wechsel, der bei Vorlage (bei Sicht) einzulösen ist. Der W. trägt im Gegensatz zum —> Tagwechsel kein festes Verfalldatum. Der —»Bezogene eines S. muß stets mit der Vorlage des Wechsels rechnen. Deshalb wäre für ihn ein —» Nachsichtwechsel günstiger, bei dem die Wechselsumme erst eine bestimmte Zeitspanne nach der Vorlage zu bezahlen ist. Sofern auf einem Wechsel keine Verfallzeit angegeben ist, gilt er gemäß Art. 2 Abs. 2 WG als S. S. werden insbesondere im Zusammenhang mit Bürgschaftskrediten ausgestellt. Sofern der Hauptschuldner seinen Verpflichtungen nicht nachkommt, wird der Wechsel dem Bürgen (Wechselbezogener) vorgelegt, wodurch der Wechsel zur Zahlung fällig wird. Slip (engl.: Zettel), Durchschrift oder stichwortartige Zusammenfassung von Aufträgen, um diese im Geschäftsverkehr in vereinfachter Form an Dritte weiterzugeben. 605

Solawechsel Beispiel: im Bankwesen die Weitergabe von Kauf- und Verkaufsaufträgen an den Börsenhändler; im Versicherungswesen die Weitergabe von Risiken an einen —> Rückversicherer. Solawechsel (eigener Wechsel), —» Wechsel, mit dem sich der Aussteller selbst zur Zahlung verpflichtet. Somit ist der Aussteller auch gleichzeitig —> Bezogener. Die rechtlichen Grundlagen für den S. regelt das Wechselgesetz (Art. 75ff. WG). S. werden zur Sicherung von Forderungen und Leistungen eingesetzt (Depotwechsel). Sie werden auch vom Bund und Ländern in Form von —» Schatz- oder Vorratsstellenwechseln für kürzerfristige Finanzierungszwecke ausgestellt. Die Bezeichnung des S. als „trockener Wechsel" ist veraltet und heute nicht mehr gebräuchlich (Ggs. —»gezogener Wechsel). Sole Placing Agent —»Placement Agent. Sollmarge die im Rahmen des Planungs- und Budgetierungsprozesses ermittelte, im tatsächlichen Geschäft zu erreichende Zinsspanne. Sollzins der für Kredite an Bankkunden zu verrechnende Zinssatz. Solvabilität der Begriff der S. wird in zweifacher Weise verwendet: 1. als Fähigkeit von Wirtschaftssubjekten, ihre Existenz und die dauernde Erfüllbarkeit von Verpflichtungen jederzeit durch ausreichendes Eigenkapital sicherzustellen. Die Mindesthöhe an Eigenkapital wird von der jeweiligen Aufsichtsbehörde überwacht. Für Kreditinstitute gelten die gesetzlichen Vorschriften der §§ 10, 10a KWG in Verbindung mit den Grundsätzen über das Eigenkapital (—» Grundsatz I, —> Grundsatz Ia) sowie §§ 12, 13, 13a KWG. Gesetzliche Solvabilitätsvorschriften für Versicherungsunternehmen beruhen auf § 53c VAG sowie auf der Verordnung über die Kapitalausstattung von Versicherungsunternehmen (Kapitalausstattungs-Verordnung vom 13.12.1983). Danach ist die Mindesthöhe an Eigenmitteln (Soll-S.) in 606

Solvabilitätsspanne drei Stufen durch die —» Solvabilitätsspanne, —» den Garantiefonds und —» den Mindestgarantiefonds festgelegt. Auch für Kreditinstitute wird gemäß der Zweiten Bankenrichtlinie zukünftig ein Solvabilitäts-Koeffizient gelten, der im Hinblick auf die Verwirklichung eines gemeinsamen Binnenmarktes für alle Kreditinstitute in der EG einheitlich ist. Dieser Koeffizient hat die Höhe von 8%, d.h. Kreditinstitute dürfen bis zum 12,5-fachen ihres Eigenkapitals an Krediten auslegen. 2. im Versicherungswesen als Mindestrelation zwischen Prämieneinnahmen oder Schadenbelastung und Eigenmitteln bei Nicht-Lebensversicherungsunternehmen bzw. für Lebensversicherungsunternehmen zwischen der Summe aus technischen Reserven und Risikokapital ( = Versicherungssumme X Deckungskapital) einerseits und Eigenmitteln andererseits. Das Einhalten dieser Solvabilitätsvorschriften soll künftig eine Voraussetzung für den Geschäftsbetrieb von Versicherungsunternehmen in der EG bilden. Solvabilitätskoeffizient —» Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute. Solvabilitätsspanne Mindest-Eigenkapital, das Versicherungsunternehmen zur dauernden Sicherstellung der Erfüllbarkeit der Versicherungsverträge nachweisen müssen. Die gesetzlichen Vorschriften hierfür bilden § 53c VAG in Verbindung mit der Verordnung über die Kapitalausstattung von Versicherungsunternehmen vom 13.12.1983 (Kapitalausstattungs-Verordnung) . Die Höhe der Soll-Solvabilität wird in drei Stufen durch die S., —> Garantiefonds und —» Mindestgarantiefonds festgelegt. Während die S. als höchste Stufe und der Garantiefonds mit dem Wert eines Drittels der S. (§ 53c Abs. 1 VAG) unternehmensspezifisch in Abhängigkeit vom Geschäftsvolumen berechnet werden, ist der Mindestgarantiefonds in Form eines absoluten Betrages (§§ 2,5 Abs. 1 KapitalausstattungsVO) fest vorgegeben. Kann ein Versicherungsunternehmen die Mindestanforderungen an die Eigenmittelhöhe nicht erfüllen, so hat die Aufsichtsbehörde Maßnahmen zu

Sonderlombardkredit ergreifen, die für die drei Stufen unterschiedlich restriktiv ausfallen (§ 81b VAG). Im einzelnen wird die S. für Nicht-Lebensversicherungsunternehmen nach § 1 Abs. 1 Kapitalausstattungs VO auf der Grundlage des —» Beitrags- oder —> Schadenindex berechnet , wobei der höhere Index für die Berechnung der S. maßgebend ist. Für Lebensversicherungen bemißt sich die S. nach der Deckungsrückstellung und dem Risikokapital. Damit wird zum einen dem Risiko aus Kapitalanlagen Rechnung getragen und zum anderen das Risiko aus dem Versicherungsgeschäft berücksichtigt. Als Eigenmittel gelten neben den im Jahresabschluß ausgewiesenen Eigenkapitalpositionen und auf Antrag die stillen Reserven, bei Lebensversicherern zusätzlich unter bestimmten Bedingungen Teile der —» Rückstellungen für Beitragsrückerstattung sowie in den Beitrag eingerechnete Abschlußkosten (§ 53c Abs. 3, 3a VAG). Jedes Versicherungsunternehmen hat jährlich der Aufsichtsbehörde eine Berechnung der S. vorzulegen und die Eigenmittel nachzuweisen (153c Abs. 4 VAG). Sonderlombardkredit Lombardkredit, den die —» Deutsche Bundesbank nur in Ausnahmefällen gewährt. Sofern es die geldpolitische Situation erfordert, kann die Bundesbank die Vergabe von Lombardkrediten vorübergehend einstellen. Um übermäßigen Spannungen am Geldmarkt zu begegnen, vergibt sie stattdessen S., dessen Verzinsung zum Sonderlombardsatz täglich geändert werden kann. S. können jederzeit gekündigt werden. Im Falle einer Kündigung muß ein S. am nächsten Tag zurückgezahlt werden. Sonderprüfungen bei Kreditinstituten Im Gegensatz zu den regelmäßig jährlich wiederkehrenden Jahresabschlußprüfungen (—> Externe Rechnungslegung und Prüfung in Kreditinstituten) werden unter dem Begriff Sonderprüfungen all jene Prüfungen zusammengefaßt, die entweder zeitlich unregelmäßig wiederkehren oder nur einmalig anfallen und somit zumeist nicht an eine vorherige Prüfung anknüpfen. Die S. bezwecken die Informationsbeschaffung zu ausgesuchten Tatbeständen, um da-

Sonderprüfungen bei Kreditinstituten mit jene, die diesbezüglich Entscheidungen zu treffen haben, mit den erforderlichen Informationen zu versorgen. Die Motive und Interessen, denen die Prüfungsergebnisse dienen sollen, sind dabei oftmals sehr unterschiedlich und stark abhängig von der Stellung des Interessenten zum geprüften Unternehmen. Anknüpfungspunkt für S. ist zum einen die Rechtsform des Unternehmens, da z.B. gerade für die Kapitalgesellschaften eine Vielzahl von S. gesetzlich vorgeschrieben oder vorgesehen sind, die bei anderen Unternehmensrechtsformen entweder keine Pflichtprüfungen darstellen oder gar nicht notwendig sind. S. werden aber auch an Einzeltatbestände angeknüpft, wie dies z.B. bei den steuerlichen Betriebsprüfungen, den Lohnsteuer-Außenprüfungen oder den Prüfungen im Sozialversicherungsbereich der Fall ist. Aber auch an eine Anknüpfung an bestimmte Tätigkeitsbereiche ist zu denken, wie dies bankspezifisch bei der Kreditprüfung, Depotprüfung, Einlagensicherungsprüfung und vielen Prüfungen des - * Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen nach § 44 KWG der Fall ist. Daneben können die S. im wesentlichen als gesetzlich vorgeschriebene, gesetzlich vorgesehene und freie S. unterschieden werden. Die gesetzlich vorgeschriebene Prüfungen sind als gesetzlich zwingend bestimmte Pflichtprüfungen stets bei Vorliegen der entsprechenden tatbestandlichen Voraussetzungen durchzuführen. Bei den gesetzlich vorgesehenen Prüfungen erfolgt die Durchführung, wenn die gesetzlichen Tatbestände erfüllt sind, nur auf Veranlassung eines im Gesetz benannten Berechtigten. Die freien S. hingegen sind gesetzlich nicht niedergelegt und werden in der Regel durch Prüfungsinteressenten mit entsprechender Einflußmacht angeregt, um an Informationen für ihre Entscheidungen zu gelangen oder Sachverhalte aufzuklären. Im Hinblick auf die jüngsten Expansionsentwicklungen an den internationalen Finanzmärkten gewinnen die freiwilligen S. mehr und mehr an Bedeutung und sollen daher im folgenden (1.) zuerst dargestellt werden. Auf diese sich stark ändernden wirtschaftlichen Verhältnisse reagiert auch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen (BÄK) mit entsprechend angepaßten 607

Sonderprüfungen Themen- und Auftragsgestaltungen in ihren nach § 44-> Kreditwesengesetz (KWG) durchführbaren S., die im Anschluß daran (2.) erörtert werden. Schließlich gilt es noch auf einige gesetzlich vorgeschriebene oder gesetzlich vorgesehene S. (3.) erläuternd einzugehen. 1. Die freiwilligen Sonderprüfungen bei Kreditinsituten 1.1. Prüfungen anläßlich von Strategieberatungen Im Hinblick auf die langfristige Entwicklung des gesamten Finanzdienstleistungssektors - Banken, Versicherungen, Leasing, Factoring etc. - i n der Bundesrepublik Deutschland, wie sie sich in den Konzeptionen zu den Schlagwörtern „Bank 2000" oder „Europa 1992" widerspiegelt, wird es für die Kreditinstitute und Verbände mehr und mehr lebensnotwendig, zur Unterstützung und Entlastung des Top-Managements hochkarätige, anspruchsvolle und oftmals sehr kostenintensive Strategien von führenden Unternehmensberatungsgesellschaften entwickeln zu lassen, um den stark steigenden Anforderungen des künftigen internationalen Marktes gerecht zu werden.

Sonderprüfnngen die Beurteilung der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführung. Anhaltspunkte hierfür bieten von verschiedenen Gremien und Institutionen erlassene Fragenkataloge, die sich mit der Ordnungsmäßigkeit der Geschäftsführungsorganisation , -instrumente, -tätigkeit sowie dem Bilanzaufbau, der Liquidität und der Finanz- und Ertragslage befassen. Dies erfordert eine kontinuierliche Prüfung in Form einer genauen Analyse der Quartals- und Monatsabschlüsse, sowie eine, im Gegensatz zur reinen Belegprüfung, verstärkte Systemprüfung auf Schwächen und Stärken des Rechnungswesens.

Hierzu hat sich jedoch in jüngster Zeit aus den praktischen Notwendigkeiten heraus eine völlig neue Form der S. bei Kreditinstituten herausgebildet, die die Gegenprüfung solcher Strategiestudien unter Berücksichtigung der jeweiligen Gegebenheiten des Unternehmens zum Gegenstand hat, was bei alle jenen Prüfern, die derartige Prüfungen öfter betreuen, dazu führt, daß sie aufgrund der unterschiedlichen geprüften Strategiekonzepte über reichhaltige Spezialkenntnisse verfügen und damit zumeist selbst zu einem begehrten Strategieberater werden.

Auch die kritische Analyse von Kennziffern zur Rentabilitäts- und Bilanzstruktur ist in diesem Zusammenhang unerläßlich. So gibt unter anderem z.B. das Kennzahlensystem „Return on Investment" (—» ROI) durch Inbezugsetzen von Verhältniszahlen des Ertrages zu jenen des Eigenkapitals Aufschluß über die Rentabilität einer Bank, wobei dies, wegen der Kombination verschiedener betrieblicher Systemelemente, funktionale Abhängigkeiten der ermittelten Spitzenkennzahlen von den zusammengefügten Teilbereichswerten aufzeigt. Dies bedingt ein logisches zielorientiertes und auf die Wesentlichkeit der Prüffelder ausgerichtetes Denken und Handeln. Im Hinblick auf die mutmaßliche oder tatsächliche Machtstellung der Banken im allgemeinen Wirtschaftsleben einerseits (—>Macht der Banken) und das Schutzbedürfnis der Einleger andererseits, wäre es jedoch zweckmäßig, die Prüfung von Geschäftsführungsvorgängen bindend vorzuschreiben, um damit der öffentlichen Diskussion um die mangelnden Kontrollmöglichkeiten der Unternehmensführung entgegenzutreten.

1.2. Sonderprüfungen von Vorgängen bei der Geschäftsführung Eine weitere die Tätigkeitsform betreffende Prüfung stellt die Prüfung der Geschäftsführertätigkeit dar. Gesetzlich vorgeschrieben sind die Geschäftsführungsprüfungen bisher nur für die Genossenschaften. Gebietskörperschaften können dies auf freiwilliger Basis auch für ihre Kapitalgesellschaften vorschreiben. Die Problematik dieser Prüfung liegt oftmals in dem Auffinden von Maßstäben für

1.3. EDV-Prüfungen Ohne den Einstz datenverarbeitender Geräte wäre der heutige umfangreiche Geschäftsbetrieb der Kreditinstitute nicht vorstellbar. Gleichzeitig bietet dieser Teilbereich aber auch für den Prüfer ein wichtiges Arbeitsfeld, in dem er nicht nur kontrollierende sondern aufbauend auf einer solchen Prüfung oftmals beratende Tätigkeiten entfalten kann. So sind vorhandene EDV-Systeme aufzunehmen und zu analysieren, um neue strategische Entwicklungspläne zu er-

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Sonderprüfungen arbeiten. Auch gilt es Ist-Aufnahmen der verfügbaren Standard-Software vorzuschalten, um entsprechende Soft wäre-Auswahl und Einführungsunterstützungen vornehmen zu können. Überprüfungen, Analysen und spezifische Empfehlungen für die Sicherheit von Anwendungssystemen sind ebenfalls zu erstellen. Am Ende steht zweckmäßigerweise ein sog. „POST-Implementation-Review". Bereits diese wenigen Beispiele zeigen, wie vielfältig sich dieser stark im Ausbau befindliche Tätigkeitsbereich im Rahmen der S. gestaltet. 1.4. Kreditprüfungen Mittels spezieller, von Experten entwickelter, modernster Software wird die EDV hier als Prüfungsgehilfe zu Analysen der vielfältigsten Bereiche eingesetzt. Beginnend bei der Beurteilung der Organisation - Bearbeitung, Überwachung, Mahnung und Verwaltung von Krediten weiterführend über strukturelle Merkmale nach Arten, Größe, Branche von Krediten und Kreditnehmern, als auch die wirtschaftliche Beurteilung im Hinblick auf Risiken und Deckung, Wertberichtigungen und Sicherheiten, bis hin zur Einhaltung von Höchstkreditgrenzen und die Prüfung der Kreditunterlagen und einzelner bemerkenswerter Engagements und Großkrediten erstreckt sich dieses weitere interessante Prüfungsfeld. Auch Zukunftsbeurteilungen von Wertberichtigungen, Bonitäten und Sicherheiten unter Darlegung entsprechender Gründe gehören in diesem nahezu unerschöpflichen Bereich prüfungsrelevanter Aufgabenstellungen. 1.5. Einlagensicherungsprüfung Zur Sicherung der Einlagen im Falle eines Bankzusammenbruchs wurden verschiedene Einlagensicherungseinrichtungen für die Bereiche Genossenschaftsbanken, Sparkassen und das private Bankgewerbe errichtet. Auch die hierzu von den Mitgliedsbanken errichteten Anlagefonds unterliegen der ständigen Prüfung durch hierfür gegründete externe Verbände, wie z.B. dem Prüfungsverband deutscher Banken e.V. für den Bereich des privaten Bankgewerbes. 1.6. Delikts- und Unterschlagungsprüfungen Zuletzt sei noch auf eine der häufigsten freiwilligen Prüfungsarten aufmerksam ge-

Sonderprüfungen macht. Auslösende Momente sind oft schwerwiegende Verdachtsmomente, wie gefälschte Belege, Fehlbuchungen, Zahlungsverkehrsunregelmäßigkeiten etc. Es gilt dann oft den Umfang der dolosen Handlungen festzustellen und den Täter zu überführen. Oftmals bedarf es, mittels einer Schwachstellenanalyse des internen Kontrollsystems des zu untersuchenden Bereichs, der Eingrenzung des Deliktbereichs, um dann mittels einer lückenlosen Gesamtprüfung und nicht nur einer Stichprobenprüfung Klarheit zu gewinnen. Ähnliches gilt auch für Manipulationen von EDV-Programmen. Die Ergebnisse der Prüfungen sind vorab dem Auftraggeber zur Einleitung entsprechender arbeits- und strafrechtlicher Schritte mitzuteilen und hernach in einem schriftlichen beweisführungssicheren Bericht abzufassen. Jüngst erst sah sich der Auditing Standards Board des American Institut of Certified Public Accountants (AICPA), als die amerikanische Institution zur Entwerfung der Rechnungslegungsgrundsätze aufgrund anhaltender öffentlicher Diskussionen veranlaßt, verschärfende neue Standards für die amerikanischen Wirtschaftsprüfer festzulegen. Gerade im Hinblick auf die Aufdekkung von Irrtümern und Unregelmäßigkeiten haben eine besondere Risikoanalyse und Planung der Prüfung zu erfolgen. Insbesondere sei auf wenig abgestimmte Entscheidungen, hohe Fluktuation, unbeständige Rentabilität, undurchschaubare Geschäftsvorfälle und ähnliches als Kriterien für ein erhöhtes Risiko zu achten. Die Prüfungsmethoden und -durchführungen sind sodann unter besonderer Beachtung des internen Kontrollsystems entsprechend darauf auszurichten. Hernach hat eine ausführliche Analyse und Bewertung der Prüfungsergebnisse zu erfolgen und es sind die Auswirkungen der Unregelmäßigkeiten auf den Jahresabschluß zu begutachten. Während diese Grundsätze in Amerika im Rahmen der Jahresabschlußprüfung zu beachten sind und damit die allgemeinen Prüfungsanforderungen für die Prüfer erheblich verschärfen, bestehen solche Verpflichtungen in Deutschland noch nicht, da die Abschlußprüfung hierzulande ihrem Wesen nach nicht auf die Aufdeckung von Unterschlagungen ausgerichtet ist, dies 609

Sonderprüfungen vielmehr entsprechenden S. vorbehalten bleibt. Doch für diese S. sollten diese neuen Standards, die dem internationalen Prüfungsstandard entsprechen, durchaus auch in Deutschland stärker verpflichtend werden, damit Deutschland nicht den Anschluß an diese weltweite Entwicklung verliert. 2. Die Sonderprüfungen des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen gemäß § 44 KWG Im Hinblick auf die in dieser Darstellung im Vordergrund stehenden S. ist auf eine sich in diesem Wirtschaftszweig ergebende Besonderheit hinzuweisen. Wegen der Komplexität und der vielfältigen Gefahren, die im Rahmen der Kredit- und Finanzwirtschaft für die beteiligten Kreise bestehen, unterliegen die Kreditinstitute gemäß dem Kreditwesengesetz (KWG) der besonderen Aufsicht des Bundesaufsichtsamtes für das Kreditwesen (BÄK). Im Rahmen seiner aufsichtlichen Tätigkeit ist es dem BÄK nach § 44 KWG möglich, jederzeit Auskünfte und Unterlagen von den Kreditinstituten zu verlangen oder dort Prüfungen vorzunehmen. Eine Vielzahl der noch zu erörternden S. werden oftmals als Routineprüfungen des BÄK veranlaßt, wobei sich das BÄK zur Durchführung oft Wirtschaftsprüfern , Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, genossenschaftlichen Prüfungsverbänden und neuerdings verstärkt auch den Prüfern des Einlagensicherungsfonds bedient. Diesen Prüfungseinrichtungen stehen dann die gleichen weitreichenden Untersuchungsrechte auf Einsicht in alle Unterlagen etc. zu, wie sie dem BÄK nach dem KWG eingeräumt sind. Beispielhaft seien hier einmal einige Prüfungsgegenstände von tatsächlichen Prüfungen nach § 44 KWG aus der jüngeren Zeit aufgeführt: - Prüfungen der Einhaltung des § 18 KWG - Vorlage von Kreditunterlagen zur Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse bei Kreditnehmern. - Prüfung des Bürgschaftsgeschäfts einer Bank unter Berücksichtigung der Werthaltigkeit der Forderung, der Kreditrisiken und des entsprechenden Rückstellungsbedarfs für Ausfälle. - Prüfung der Organisation und Abwick610

Sonderprüfungen lung des Händlerkreditgeschäfts bei hauseigener Bank eines KfZ-Herstellers. - Prüfung der Umsätze in Yen- und USDollar-Wandelanleihen japanischer Aussteller bei einer ein InvestmentFond-Sondervermögen verwaltenden Depotbank. - Prüfung der Handhabung, Verbuchung und Bilanzierung der Wertpapierpensionsgeschäfte sowie des Umfangs der betriebsinternen Kontrolle über das EDV-System. - Prüfung der Organisation des Teilzahlungsgeschäfts und dessen Vertragsabwicklung unter Berücksichtigung der Zusammenarbeit mit Kreditvermittlern, der Vermittlungsgebühren, der Handhabung fälliggestellter Kredite und der Konditionsgestaltung vorzeitiger Kredittilgung. - Prüfung der Bonität im Rahmen des Factoringgeschäfts angekaufter Forderungen, von Ratenkrediten und Großkrediten an einen Kreditnehmer im Hinblick auf den Konkurs des Kreditnehmers und eine Überschuldungsüberprüfung der Bank. - Prüfung der Organisation des Rechnungswesens und die Ausgestaltung der Innenrevision eines Kreditinstituts. - Prüfung der von einer Bank betriebenen nicht bilanzwirksamen —» Finanzinnovationen unter besonderer Beachtung der Organisation und Überwachung der Geschäftstätigkeit und Darstellung der Währungs-, Zinsänderungs- und Bonitätsrisiken nebst den entsprechenden Risikovorsorgemaßnahmen. 3. Die gesetzlich vorgeschriebenen oder vorgesehenen Sonderprüfungen bei Kreditinstituten 3.1. Depot-/Effektenprüfungen Neben der Jahresabschlußprüfung ist die Depotprüfung nach dem KWG für alle Kreditinstitute eine Pflichtprüfung, soweit diese das Effekten- oder Depotgeschäft betreiben. Sie findet jährlich, zeitlich unregelmäßig und unangemeldet statt. Die Prüfer werden vom BÄK bestimmt. Die Prüfung kann sich auf ausgesuchte Stichproben aus möglichst allen Bereichen des Effektengeschäfts bei möglichst verschiedenartigen Prüfungsdurchführungen beschränken. Le-

Sonderprüfungen diglich bei größeren Mängeln bedarf es einer Vollprüfung. Nach Abschluß der Prüfung sind die Ergebnisse im Bericht dem B Ä K und der zuständigen Landeszentralbank mitzuteilen. Neben den vom B Ä K und dem Wirtschaftsprüferinstitut erlassenen Richtlinien für die Depotprüfung gilt es, insbesondere bei —» Kapitalanlagegesellschaften und bei ausländischen —» Investmentgesellschaften, besondere Vorschriften zu beachten. In jüngster Zeit rückt mehr und mehr die Frage in den Vordergrund, ob von der Depotprüfung auch die Prüfung derivativer Instrumente, wie der Handel mit —» Optionen, —>Futures oder ähnlichen Risiken, sowie andere sich mit der Einrichtung der Deutschen Terminbörse ergebenden Probleme erfaßt werden, oder ob diese einer davon unabhängigen S. vorbehalten bleiben soll. Auch der Gebrauch komplexer EDV-Systeme (insbesondere Software) oder die zukünftige Dualität von Präsenzoder Computerbörsen werden mit vielfältigen Problemstellungen verbunden sein, die in eine Depotprüfung oder gesonderte Prüfung aufzunehmen, durchaus ihre Berechtigung fänden.

3.2. Gründungsprüfung

Bei der Gründungsprüfung handelt es sich im wesentlichen um eine Ordnungsmäßigkeitsprüfung, bei der die Richtigkeit und Vollständigkeit besonderer Prüfungsobjekte überprüft wird. Hierzu zählen z.B. Angaben der Gründer über die Übernahme von Anteilsrechten, Einlagen auf das Grundkapital, die Festsetzung von Sondervorteilen oder Sacheinlagen oder das Wertverhältnis von Sacheinlagen und "übernahmen zum Nennbetrag der dafür gewährten Anteilsrechte. Grundlage für eine solche Gründungsprüfung bilden für einige Unternehmensformen, bei denen eine relativ große Zahl an Prüfungsinteressenten besteht, ausdrückliche gesetzliche Regelungen, wie z . B . für die A G , K G a A , e G oder GmbH. Für andere Unternehmensformen, wie die Personengesellschaften, können solche Gründungsprüfungen vertraglich vereinbart werden. Auch sind hier aufsichtsrechtliche Prüfungen des B Ä K zur Erteilung der Betriebserlaubnis für ein Bankgeschäft zu nennen. Prüfungsträger können bei der Gründungsprüfung sowohl gesellschaftsin-

Sonderprüfungen terne Personen - z . B . der Aufsichtsrat aber auch externe vom Gericht oder dem B Ä K bestimmte Prüfer sein. In der Praxis tendiert man immer mehr zu den externen Prüfern, um den Anforderungen nach Unabhängigkeit und Unparteilichkeit zu genügen.

3.3. Nachgründungsprüfung

B e i der Sachgründung bestehen, wegen der besonderen, die Sacheinlagen und den Wert betreffenden Interessen, verschärfte Prüfungsanforderungen. Ein rein interner Prüfungsvorgang reicht hier nicht aus, vielmehr müssen durch Gericht externe Gründungsprüfer bestellt werden. Um zu verhindern, daß diese Regelung durch Bargründungen und anschließenden Erwerb der Sachen umgangen wird, wurde die Nachgründungsprüfung eingeführt, die die Überprüfung aller Verträge sowie aller innerhalb von 2 Jahren nach Gründung der Unternehmung vorgenommenen Rechtsgeschäfte über den Erwerb von Vermögensgegenständen von den Gesellschaftern umfaßt. Im übrigen gilt hier das zur Gründungsprüfung Gesagte entsprechend.

3.4. Sonderprüfungen von Vorgängen bei der Gründung Im Rahmen der Gründungsprüfung wird in erster Linie der Gründungsvorgang als Ganzes einer Prüfung unterzogen. Demgegenüber gibt diese S. die Möglichkeit, nach Abschluß des Gründungsvorgangs bekannt werdende Mängel nachträglich überprüfen zu lassen. Dies geschieht bei entsprechenden Verdacht entweder auf Veranlassung der Mehrheit der Anteilseigner oder aufgrund einer Festsetzung des Gerichts nach Antrag auch einer Minderheit von Anteilseignern. Der zu bestellende Sonderprüfer darf dabei weder Angestellter noch Organ des zu prüfenden Unternehmens oder eines damit verbundenen Unternehmens sein. Inhaltlich hängt der Umfang naturgemäß von den jeweiligen Gründungsmängeln ab.

3.5. Umwandlungsprüfung Nicht nur bei der Gründung eines Unternehmens, sondern auch bei der rechtsformändernden Umwandlung der Gesellschaft ist eine Prüfung entweder, wie bei einigen Kapitalgesellschaften, zwingend vorgeschrieben oder doch zumindest zu empfehlen. Vor allem dient diese Prüfung dazu, festzustellen, ob der Wert der Sacheinlagen 611

Sonderprüfungen den gewährten Anteilsnennbeträgen entspricht, um einer unzulässigen Unterpariemission entgegenzuwirken. 3.6. Verschmelzungsprüfungen Hierbei handelt es sich um Prüfungen anläßlich eines Zusammenschlusses von zwei oder mehreren rechtlich selbständigen Unternehmen (vgl. §§ 339, 340 b AktG). Die sich in diesem Zusammenhang ergebenden Prüfungsfragen entsprechen weitestgehend jenen der Umwandlungsprüfung mit der Besonderheit, daß hier keine vollumfängliche Prüfung erfolgt, sondern in der Regel nur teilweise Prüfungen durchgeführt werden, je nachdem, aus welchem Blickwinkel die Verschmelzung gerade zu sehen ist. So prüft das Registergericht nur die für die Registereintragung notwendigen Erfordernisse nach, während das BÄK die Verschmelzung nur im Hinblick auf eine Erlaubnispflicht überprüft und das Bundeskartellamt sich nur jene bezügliche Wettbewerbsbeschränkungen relevanten Teilbereiche herausgereift und kontrolliert. Die Prüfung einer Abschlußbilanz durch externe Prüfer wiederum kann sich inhaltlich auf ganz andere Aspekte konzentrieren, wie die Nachgründungsprüfung durch die Gründungsprüfer der übernehmenden Gesellschaft. Die abschließenden Stellungnahmen befassen sich daher dann auch nur mit dem erörterten Teilbereich und mit nicht allen Aspekten der Verschmelzung. 3.7. Sonderprüfungen bei Unternehmensbewertungen Eng verbunden mit der zuvor erörterten Prüfung bei Verschmelzungen steht die nunmehr darzustellende S. bei Unternehmensbewertungen. Die Beurteilung und Bewertung von Unternehmen als Ganzes, anläßlich z.B. einer Unternehmensübernahme oder -Veräußerung, stellt die Prüfer vor besondere Probleme, da es nicht nur den Substanzwert hilfsweise zu ermitteln gilt, sondern darüber hinaus auch die zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten im Wege einer Prognose abgeschätzt werden müssen. Wenn auch nicht durch den Gesetzgeber vorgegeben, so hat das Institut der Wirtschaftsprüfer doch in der Praxis Standards entwickelt, die als Grundsätze für Unternehmensbewertungen ihren Niederschlag fanden und sich mit einigen wesentlichen 612

Sonderprüfungen Aspekten befassen, wie der Bewertung als wirtschaftliche Einheit, der vergangenheitsanalytischen und zukunftsorientierten Bewertung der Einnahmeüberschüsse, der Ertragskraft und des Eigenkapitals, sowie der Berücksichtigung bestimmter Management-Funktionen und Synergie-Effekte. Im Vordergrund der Bewertung steht zumeist ein funktionaler Ansatz, d.h. die Funktion als Gutachter, Berater oder Vermittler, aus der heraus der Prüfer die Bewertung vornimmt. Stand früher die Ermittlung eines Substanz- oder Ertragswertes im Vordergrund, wird nunmehr oft die Auffassung vertreten, daß die Bildung eines Entscheidungswertes in den Mittelpunkt gerückt ist, da eine Unternehmensbewertung kaum isoliert von den subjektiven Möglichkeiten der jeweiligen Beteiligten erfolgen kann. Oftmals gilt es zukunftsorientiert den Vergleich zu einer Investitionsalternative heranzuziehen oder den mit der Eingliederung eines Unternehmens bezweckten und erwarteten Verbundeffekt zu berücksichtigen, um eine zutreffende Beurteilung zu erhalten. Nur im Falle der Ermittlung eines Schiedswertes gilt es neutral, unparteiisch und unter Gerechtigkeitsgesichtspunkten einen Vorschlag für einen fairen Einigungspreis, quasi als Kompromiß zwischen den Beteiligten, festzustellen. Die Ergebnisse der Unternehmensbewertung und die damit im Zusammenhang stehenden S. sind in einem Bericht unter Darstellung der Aufgabe, des Objekts, der den Bewertungen zugrundeliegenden Informationen, der Wert- und Ertragsermittlungen und den abschließenden wertenden Festellungen zu dokumentieren. Literatur: A. Bödecker: Prüfungen nach § 44 Abs. 1 KWG, Verfahren und Kosten, Diss., Stuttgart 1986; K.H. Forster (Hrsg.), Bankaufsicht, Bankbilanz und Bankprüfung, Düsseldorf 1985; D. Mertin: Verantwortlichkeit des Abschlußprüfers für Unterschlagungen, in: Die Wirtschaftsprüfung, 1989, S. 385ff.; G. Puckler: Zum Umfang der Prüfungspflichten der Abschlußprüfer bei Kreditinstituten, in: Der Betrieb 1975, S. 869ff.; F. Reischauer / J. Kleinhans: Kreditwesengesetz, Kommentar, 1. Bd., Berlin 1985; H. Schedlbauer: Sonderprüfungen im

Sonderverwahrung Zusammenhang mit Verschmelzungen, in: Die Wirtschaftsprüfung 1984, S. 33ff. und 70ff.; F. W. Selchert: Prüfungen anläßlich der Gründung, Umwandlung, Fusion und Beendigung von Unternehmungen, Düsseldorf 1977. Godehard Puckler, Frankfurt Sonderverwahrung Verwahrungsart von Wertpapieren, bei der gemäß § 2 DepG der Verwalter verpflichtet ist, die Wertpapiere unter äußerlich erkennbarer Bezeichnung jedes Hinterlegers gesondert von seinen eigenen Beständen und von denen Dritter aufzubewahren. Der Einlieferer hat einen Herausgabeanspruch für die eingelieferten Stücke, für die er im Konkursfall des Verwahrers ein Aussonderungsrecht hat. Da die äußerlich erkennbare Bezeichnung in Form eines Papierbandes um die Wertpapiere gelegt wird, spricht man auch von Streifbandverwahrung. Die S. gilt als Grundform der Wertpapieraufbewahrung im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen. —» Sammelverwahrung. Sonderziehungsrechte (SRZ) Special Drawing Rights (SDR), Recheneinheit bzw. Währungswertmaß des —> Internationalen Währungsfonds (IWF). Um die internationale Liquidität zu erhalten, kann jedes Mitgliedsland SRZ in einem festgelegten Umfang in Anspruch nehmen. Als Währungsreserve werden SZR im Bedarfsfall gegen konvertierbare Währungen eingetauscht und beispielsweise zur Finanzierung von Defiziten in der—» Zahlungsbilanz verwendet. Auf der anderen Seite verpflichtet sich jedes Mitgliedsland, bis zu 200% der ihm selbst zugeteilten SZR von anderen Mitgliedern des IWF zu übernehmen. Bei der Einführung des SZR 1969 hatte ein SZR den Goldwert eines US-Dollars. Durch die Aufhebung der Golddeckung des US-Dollars, seine Abwertung 1971 und den Übergang zu freien Wechselkursen 1973 wurde ein neuer Berechnungsmodus des SZR erforderlich. Von 1974-1981 erfolgte die Bestimmung des Wechselkurses eines SZR täglich auf der Grundlage eines „Standardwährungskorbs" mit 16 Währungen mit verschiedenen Gewichtungen. Dieses System wurde ab 1981 nicht mehr angewandt, stattdessen wurde die Berechnung

Sozialversicherungsausweis des Wertes eines SZR auf einen Währungskorb mit den wichtigsten 5 Devisen mit unterschiedlicher Gewichtung umgestellt: US-Dollar zu 42%, D-Mark zu 19%, Yen, französischer Franc und Pfund Sterling jeweils zu 13%. Für die Berechnung werden die jeweiligen Mittagssätze am Londoner Devisenmarkt herangezogen. Sozialversicherung gesetzliche —» Pflichtversicherung, die auf der Grundlage des Solidaritätsprinzips die Risiken abdeckt, die die Existenzgrundlage und Erwerbsfähigkeit des Einzelnen beeinträchtigen können. Dabei stellt die S. nur eine Grundversorgung dar, die durch die —» Individualversicherung ergänzt wird. Die deutsche S. wurde durch die auf Bismarck zurückgehende Kaiserliche Botschaft vom 17.11.1881 ins Leben gerufen. Sie wurde so zum Instrument der staatlichen Sozialpolitik. Die rechtlichen Grundlagen des Sozialrechts sind im Sozialgesetzbuch (SGB) zusammengefaßt, daneben gelten die Bestimmungen der speziellen Sozialversicherungsgesetze. Die Mittelaufbringung erfolgt durch die Beiträge der Versicherten, bemessen nach der Höhe des Einkommens, durch die Beiträge der Arbeitgeber und durch Zuschüsse des Bundes. Die Gewährung des Versicherungsschutzes wird durch verschiedene Sozialversicherungsträger wahrgenommen. Für die einzelnen Versicherungszweige stellt sich dies wie folgt dar: > Rentenversicherung für Arbeitnehmer: Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Bundesknappschaft, Landesversicherungsanstalten, u.a.; - Rentenversicherung der Handwerker und Landwirte: Landwirtschaftliche Alterskassen, Landesversicherungsanstalten; > Krankenversicherung: Orts- und Betriebskrankenkassen, Ersatzkassen u.a.; » Arbeitslosenversicherung: Bundesanstalt für Arbeit; > Unfallversicherung: Bundesgenossenschaften. Sozialversicherungsausweis Ausweis, den jeder Beschäftigte vom zuständigen Rentenversicherungsträger er613

Spätschäden hält und bei Beschäftigungsaufnahme dem Arbeitgeber vorzulegen hat. Der fälschungssichere S. (Plastikkarte ohne Lichtbild) enthält neben dem Namen des Beschäftigten auch dessen Rentenversicherungsnummer. Zur Bekämpfung illegaler Beschäftigung soll der S. eine besser Uberprüfung von Beschäftigungsverhältnissen ermöglichen und unrechtmäßigen Leistungsbezug verhindern. Für einige Berufsgruppen, bei denen eine unmittelbare Prüfung des Beschäftigungsverhältnisses am Beschäftigungsort erschwert ist (Baugewerbe, Schaustellergewerbe u. a.), ist der S. ständig mitzuführen. Spätschäden Schäden, die dem —» Versicherer bei Ablauf eines Geschäftsjahres noch nicht bekannt sind. Das ist darauf zurückzuführen, daß entweder der —» Versicherungsnehmer einen bereits eingetretenen Versicherungsfall noch nicht gemeldet hat (IBNR-Schäden: incorred but not reported) oder die dem Versicherungsnehmer selbst nicht bekannt sind. Letzterer Fall tritt insbesondere im Rahmen der —> Haftpflichtversicherung auf, wenn ein Schaden erst nach Ablauf der Versicherungsperiode eintritt, für den aber eine Leistungspflicht des Versicherers besteht (z.B. deckt die Architektenhaftpflichtversicherung Planungsfehler eines Architekten, die erst nach der Fertigstellung eines Gebäudes wirksam werden). Für S. ist eine ausreichende Rückstellung zu bilden (Spätschädenreserve). Für ihre Berechnung werden zumeist versicherungsmathematische Pauschalverfahren verwendet, die auf der Grundlage von Abwicklungsstatistiken über Anzahl und Höhe vergangener Schäden beruhen. Spannungskurs nichtamtliche Kursnotiz an Börsen, die aus den zwei Kursen besteht, zwischen denen die Abschlußkurse des Börsentages liegen. Sparbrief nicht börsenfähiges Wertpapier, das von den Kreditinstituten den Sparern als mitteloder langfristige Kapitalanlage angeboten wird. Mit der Ausgabe einer Urkunde verpflichten sich die Kreditinstitute, den S. zum Ende der Laufzeit zum —> Nennwert zurückzuzahlen. Damit trägt der Sparer 614

Sparbuch kein Kursrisiko. Als Refinanzierungsquelle der Kreditinstitute nehmen S. eine Stellung zwischen —» Spareinlagen und börsengängigen festverzinslichen Wertpapieren ein. S. werden zumeist als Namensschuldverschreibungen (—> Rektapapiere) ausgegeben, die auf den Namen des Erwerbers lauten. Eine vorzeitige Rückgabe der S. wird i.d.R. vertraglich ausgeschlossen. Nach Art der Verzinsung unterscheidet man normalverzinsliche Papiere, die zum Nennwert erworben werden und bei denen die vereinbarten Zinszahlungen regelmäßig während der Laufzeit (meistens jährlich) erfolgen, und auf- oder abgezinste Papiere, bei denen keine laufenden Zinszahlungen vorgesehen sind. Während bei aufgezinsten Papieren die gesamten Zinsleistungen am Ende der Laufzeit zusammen mit der Rückzahlung des Anlagenbetrages vegütet werden, wird bei abgezinsten Papieren bereits bei der Ausgabe der Kaufpreis um die Zinszahlungen vermindert. Die Laufzeiten der S. können sehr unterschiedlich sein. Jedoch überwiegen Laufzeiten von vier Jahren und länger, da für diese Papiere keine Mindestreservepflicht anfällt. Für S. mit kürzerer Laufzeit gelten die Mindestreservesätze der befristeten Einlagen (—»Termineinlagen). Sparbuch Urkunde, die von einem Kreditinstitut über die Höhe der jeweiligen —» Spareinlagen ausgestellt und dem Sparer ausgehändigt wird. Spareinlagen sind durch die Ausfertigung einer Urkunde zu kennzeichnen. Die gebräuchlichste Form stellt dabei das S. dar. In einem S. werden in Übereinstimmung mit dem Sparkonto alle Ein- und Auszahlungen sowie die kapitalisierten Zinsgutschriften eingetragen. Die Ausgabe von S. ohne Einlage ist nicht zulässig. Die Form und der Inhalt der Sparurkunden sind durch die „Bedingungen für den Sparverkehr" bzw. bei den Sparkassen durch die Satzung oder Sparkassenverordnung geregelt. Als wichtigste Merkmale sind die Angaben zum kontoführenden Kreditinstitut, zum Sparer und Verfügungsberechtigten sowie über eventuelle Sperr- oder Kündigungsvermerke anzusehen. Bislang fanden die gesetzlichen Regelun-

Spareinlagen gen zum Sparverkehr ihren Niederschlag in den §§ 21 und 22 KWG. Mit Wirkung vom 1.7.1993 entfallen sie dort und werden zukünftig - möglicherweise in anderer Form in der Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute geregelt werden. Rechtlich gesehen stellt das S. gemäß § 808 BGB ein qualifiziertes Qualifikationspapier dar, das ein Kreditinstitut berechtigt (aber nicht verpflichtet), an jeden Vorleger des S. mit befreiender Wirkung auszuzahlen. Darüber hinaus ist das S. als „hinkendes Inhaberpapier" einzuordnen. Das bedeutet, daß ein Kreditinstitut die Leistung von der Legitimation des Sparbuchinhabers abhängig machen und einem Nichtberechtigten eine Sparauszahlung verweigern kann. Verfügungen über das Sparguthaben können nur gegen Vorlage des S. vorgenommen werden (Ausnahmen s. Mitteilung des BÄK Nr. 1/64). Sparkassen dürfen ihre ausgegebenen S. als Sparkassenbücher bezeichnen. Spareinlagen sind Spargelder, die auf einem besonderen Konto angesammelt oder angelegt werden und über die eine Urkunde (insbesondere ein—»Sparbuch) ausgestellt wird. Die wichtigsten Rechtsgrundlagen über S. finden sich bis zum 1.7.1993 im Kreditwesengesetz (§§ 21,22 KWG) und werden fortan in der Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute - möglicherweise in anderer Form - geregelt. Ergänzend wirken die Mitteilungen des Bundesamtes für das Kreditwesen (BÄK). Als S. dürfen nur Geldbeträge zur Ansammlung oder Anlage von Vermögen angenommen werden. Gelder, die im Zahlungsverkehr oder im laufenden Geschäftsbetrieb eingesetzt werden sollen, erfüllen diese Voraussetzungen nicht. Da man im allgemeinen diesen Verwendungszweck bei juristischen Personen und Personenhandelsgesellschaften unterstellen kann, müssen diese in einer gesonderten Erklärung den Sparcharakter der Einlagen belegen (—» Dartunserklärung). Von dieser Verpflichtung sind lediglich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Einrichtungen ausgenommen. S. stehen den Kreditinstituten für eine unbestimmte Zeit zur Verfügung. Wird von vornherein eine Befristung vereinbart, handelt es sich nicht um S. im

Sparerfreibetrag rechtlichen Sinne —» Termineinlagen). Bei der Rückzahlung von S. muß dem Kreditinstitut die Sparurkunde vorgelegt werden (Ausnahmen in besonderen Fällen). Dabei sind Verfügungen durch Scheck oder Überweisung nicht zulässig. Die gesetzliche Kündigungsfrist für S. beträgt drei Monate; dabei können ohne Kündigung innerhalb von 30 Zinstagen bis zu DM 2.000,- zurückgefordert werden (Freibetrag). Auf einen höheren Rückzahlungsbetrag hat der Sparer keinen Anspruch. Jedoch zahlen Kreditinstitute im allgemeinen auch höhere Beträge ohne Einhaltung der Kündigungsfrist auf Wunsch des Sparers aus. In diesem Fall sind die Kreditinstitute verpflichtet, für den vorzeitig zurückgezahlten Betrag Vorschußzinsen zu verlangen. Diese müssen die zu vergütenden Habenzinsen um mindestens ein Viertel übersteigen. In einigen Fällen kann auf die Berechnung von Vorschußzinsen verzichtet werden (vgl. Mitteilung 1/64 des BÄK). Für S. kann eine längere Kündigungsfrist als die gesetzliche vereinbart werden. Diese muß mindestens 6 Monate betragen. Üblich sind Kündigungsfristen von 1, 2, und 4 Jahren. Die Kreditinstitute haben durch Preisaushang in den Schalterräumen die jeweils geltende Verzinsung der S. bekanntzugeben. Dabei wird der Zinssatz für S. mit gesetzlicher Kündigungsfrist als Spareckzins bezeichnet. Gesamtwirtschaftlich betrachtet nehmen die S. für die Mittelbeschaffung im finanziellen Sektor eine wichtige Rolle ein. Weitaus größer ist mittlerweile das Volumen an festverzinslichen Wertpapieren. Der Bestand an S. wird unterteilt nach Sparergruppen - regelmäßig in den Monatsberichten der —» Deutschen Bundesbank veröffentlicht. Sparerfreibetrag Freibetrag, den jeder Steuerpflichtige bei Ermittlung der Einkünfte aus Kapitalvermögen geltend machen kann. Nach Abzug der Werbungskosten kann jährlich ein Freibetrag von D M 6 0 0 , - ; bei Ehegatten DM 1200,— abgesetzt werden. D a auch für die Werbungskosten ein Pauschalbetrag angesetzt werden kann, und zwar in Höhe von DM 1 0 0 , - bzw. für Ehegatten DM 2 0 0 , - , sind Einkünfte aus Kapitalvermögen erst ab D M 7 0 0 , - bzw. DM 1 4 0 0 , - fürEhegat615

Sparheft ten zu versteuern. Als Einkünfte aus Kapitalvermögen werden nicht nur Zinsen angesehen, sondern auch andere Einkünfte wie Beteiligungserträge, Erträge aus typischen stillen Gesellschaften, Einnahmen aus dem Verkauf von Zins- und Gewinnansprüchen u.a.m. (vgl. dazu § 20 Abs. 4 EStG; Absch. 156a EStR). Sparheft schweizerische Bezeichnung für ein von einer Bank ausgegebenes Heft, in das die laufenden Veränderungen des jeweiligen Sparguthabens verzeichnet werden. Das S. und die entsprechende Kontoform, das Sparkonto, genießen in der Schweiz einen recht weitgehenden Schutz, der insbesondere durch ein Konkursprivileg gewährleistet wird. Zusätzlich erfolgt in einzelnen Kantonen eine weitere Absicherung durch ein gesetzliches Pfandrecht. —» Sparbuch. Sparkassen Kreditinstitute, deren Grundgedanke in der Förderung des Spargeschäftes und der Vermögensbildung liegt, sowie in der Kreditversorgung des Mittelstandes und der wirtschaftlich schwächeren Bevölkerungskreise der jeweiligen Region. Die Gruppe der S. kann man unterteilen in kommunale S., die als Anstalten des öffentlichen Rechts je einen öffentlichen —» Gewährträger haben (Gemeinde, Kreis, Zweckverband), und —> freie S., die in der Rechtsform einer privatrechtlichen Stiftung oder eines Vereins keinen eigenen Gewährträger haben, dennoch als S. dieselben geschäftspolitischen Zielsetzungen wie kommunalgebundene S. verfolgen. Der Name „Sparkasse" ist in der Weise gesetzlich geschützt, daß nur solche Kreditinstitute diese Bezeichnung führen dürfen, die entweder eine derartige Erlaubnis vom Bundesaufsichtsamt (BÄK) besitzen oder diese Bezeichnung schon vor Inkrafttreten des KWG im Namen führten. Rechtsgrundlagen für die Geschäftstätigkeit bilden die landesrechtlichen Sparkassengesetze mit ihren Durchführungsverordnungen, welche entweder in Form einer Sparkassenverordnung (Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg) oder in Form einer Mustersatzung erlassen wird. Sowohl Mustersatzung als auch Sparkassenverordnung verpflichten den Gewähr616

Sparkassenbrief träger eine Satzung für seine S. aufzustellen, in der Aufgaben, Geschäftstätigkeit und Verwaltung geregelt werden. Zusätzlich zu der Bankenaufsicht des KWG unterliegen S. der Sparkassenaufsicht der einzelner Bundesländer. Im Unterschied zu anderen Kreditinstituten haben S. kein Grund- oder Stammkapital. Das Eigenkapital der S. wird vielmehr lediglich aus den Rücklagen gebildet (vgl. § 10 Abs. 2 Nr. 4 KWG), der sog. Sicherheitsrücklage, die aus den Überschüssen der Geschäftstätigkeit aufgebaut wird. Aufgrund der Nachteile, die sich durch die beschränkten Möglichkeiten der Eigenkapitalschaffung ergeben, hat der Gewährträger eine Haftungszusage für die Verbindlichkeiten seiner S. erteilt (—> Gewährträgerhaftung). S. sind in ihrer Geschäftstätigkeit dem öffentlichen Auftrag verpflichtet, der durch die Erfüllung der ihr vom Gewährträger übertragenen öffentlichen Aufgaben, durch das gemeinwirtschaftliche Prinzip und das Regionalprinzip gekennzeichnet ist. Vom Umfang der Bankgeschäfte her gesehen entwickeln sich S. immer mehr zu universellen Bankbetrieben. Doch bildet nach wie vor das Spargeschäft den Schwerpunkt ihrer Geschäftstätigkeit. Sparkassenbrief rechtlich ist der S. ein kaufmännischer Verpflichtungsschein (§ 363 HGB) über eine mittelfristige —» Spareinlage, die zu einem bestimmten Zeitpunkt ausgezahlt werden soll. Die Nennbeträge (—> Nennwert) lauten über 100, 500 oder 1000 DM. Die -> Laufzeit beträgt zwischen vier und sieben Jahren. Sie werden von —> Sparkassen und Volksbanken, aber auch von Privat- und Kreditbanken ausgegeben. Die Institute verpflichten sich, an die im S. genannte Person eine bestimmte Summe zu zahlen. Man kann dabei zwischen folgenden Typen unterscheiden: 1. Depotzertifikat. Die —» Zinsen werden vorab vom Kaufpreis abgezogen, bei Ende der Laufzeit wird der Nennbetrag ausgezahlt. 2. Zinsthesaurierung. 3. Jährliche Zinszahlung. Die Zinsen können während der Laufzeit mit einem festen Prozentsatz über dem Spareckzins vereinbart sein oder mit einer jährlich ansteigenden —» Verzin-

Sparkassenobligationen sung ausgestattet werden. Der S. steht in Konkurrenz zum —» Sparbuch, bringt aber höhere Zinsen. Sparkassenobligationen nicht börsenfähige, mündelsichere Orderschuldverschreibungen mit Laufzeiten zwischen 4 und 10 Jahren, mit denen Sparkasen ihr mittel- und langfristiges Kreditgeschäft refinanzieren und mit denen sie ihre Kunden an ihr Haus binden wollen. S. werden jederzeit von der emittierenden Sparkasse zu einem dort festgelegten Kurs (= Hauskurs) zurückgenommen. Der Emittent haftet für die S. mit seinem gesamten Vermögen, wobei aus Darlehensforderungen und Wertpapieren sog. Deckungsmassen für die S. gebildet werden. S. können in Einzel- und Sammelobligationen unterschieden werden. Einzelobligationen werden von einer einzelnen Sparkasse emittiert, Sammelobligationen werden von einem Konsortium aus mehreren Sparkassen, das meist in der Rechtsform der GbR geführt wird, herausgegeben. Sparkassenorganisation Gesamtheit aller —»Sparkassen, —»Landesbanken/Girozentralen, Sparkassen- und Giroverbände und ihrer Gemeinschaftseinrichtungen und Verbundunternehmen. Beim Aufbau der S. sind drei Ebenen zu unterscheiden: die erste,örtliche Ebene bilden die Sparkassen, die zweite Ebene wird durch die regionalen und überwiegend auf Landesebene tätigen Girozentralen dargestellt; die dritte zentrale Ebene bezieht sich auf das Spitzeninstitut des Sektors, die —> Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank. Im Verbandsbereich stellen die 11 regionalen Sparkassen- und Giro verbände das Bindeglied zwischen den Sparkassen und dem Spitzenverband, dem —> Deutschen Sparkassen- und Giroverband e.V., dar(—> Bankenverbände). ZurS. zählen weiterhin Verbundeinrichtungen, die das Leistungsangebot der Sparkassen ergänzen, wie z.B. die 13 regionalen Landesbausparkassen, die Deutsche Kapitalanlagegesellschaft (DEKA) oder die Deutsche Sparkassen-Immobilien-Anlagegesellschaft (DESPA). Sparplan mit Versicherungsschutz langfristiger Kontensparvertrag kombiniert mit einer —» Risikolebensversicherung.

Spartentrennung Dieses Finanzprodukt wird seit einigen Jahren vom Kreditgewerbe angeboten, um eine Alternative zur traditionellen —» Lebensversicherung auf den Todes- und Erlebensfall zu offerieren. Der S. ist dabei mit einem variablen Zinssatz und einem Bonus auf die Spareinlagen ausgestattet. Die Laufzeit ist kürzer als bei anderen Lebensversicherungen, zusätzlich wird eine vierjährige Kündigungsfrist vereinbart. Beiträge zum S. können im Gegensatz zur Lebensversicherung nicht als Sonderausgaben bei der Ermittlung der Einkommensteuer geltend gemacht werden (bei Laufzeiten bis 12 Jahren). Sparprämie Bestandteil der —» Versicherungsprämie in der —> Lebensversicherung. Während die —» Risikoprämie zur Deckung der erwarteten Versicherungsleistungen notwendig ist, dient die S. der Ansammlung von Kapital, das bei Fälligkeit der Versicherung ausgezahlt wird. Die Sparanteile werden verzinslich angelegt. Der —> Rechnungszins von zur Zeit 3,5% stellt dabei eine Mindestverzinsung dar. Darüber hinaus werden dem Versicherungsnehmer Zinserträge im Rahmen der —» Überschußbeteiligung gutgeschrieben. Sparte eine im Sinne der divisionalen Organisationsstruktur entsprechend dem Objektprinzip gebildete Hauptorganisationseinheit (Kredite, Sparkonten, etc.). Spartenerfolg —> Geschäftsspartenrechnung. Spartengliederung —> Geschäftsspartenrechnung. Spartentrennung Grundsatz für Versicherungsunternehmen, nach dem bestimmte Versicherungssparten nicht zusammen mit anderen Sparten, sondern nur getrennt durch besondere Unternehmen betrieben werden dürfen. Ursprünglich betraf die S. die Lebensversicherung, die (private) Krankenversicherung, die Kredit- und Kautionsversicherung und die Rechtsschutzversicherung. Aufgrund früherer EG-Richtlinien wurde das Spartentrennungsgebot für die Kredit-, die Kautions- und die Rechtsschutzversicherung bereits im Jahre 1990 aufgehoben. Die 3. 617

Spezialbanken

Spekulationsbanken EG-Richtlinie für die Lebensversicherung erlaubt es den Mitgliedsstaaten nunmehr auch, die strikte Trennung der Zweige Kranken- und Lebensversicherungen zu beseitigen. Spekulationsbanken ein von Adolf Weber geprägter Ausdruck, wonach Kreditinstitute, die das langfristige und risikobehaftete Geschäft betreiben, im Gegensatz zu —» Depositenbanken als S. bezeichnet werden. Spekulationsgeschäft ist der Kauf in der Hauptursache einer Finanzanlage in der Erwartung, diese teurer zu verkaufen, bzw. der Verkauf einer Finanzanlage in der Erwartung, diese billiger zu kaufen; Hausse-S. (—» Hausse) bzw. Baisse-S. (—»Baisse). Spekulationsteuer Einkommensteuer, die auf Spekulationsgewinne erhoben wird. Spekulationsgewinne umfassen kurzfristig private Veräußerungsgewinne, die, wenn sie die Freigrenze von jährlich D M 1000,— überschreiten, gemäß § § 2 2 Nr. 2 , 2 3 E S t G als sonstige Einkünfte der Einkommensteuer unterliegen. Verluste aus Spekulationsgeschäften können mit Spekulationsgewinnen des gleichen Jahres aufgerechnet werden. Spekulationsgewinne fallen beispielsweise bei Aktien, Wandel- und Gewinnobligationen an, wenn der Zeitraum zwischen An- und Verkauf weniger als 6 Monate beträgt. Spezialbanken Unter dem Kriterium des Geschäftskreises (Leistungssortiment) wird zwischen —> Universalbanken (Pflege aller „landesüblichen" Bankgeschäfte) und S. unterschieden. Mitunter rechnet man auch die —» Zentralbanken (Banken für Banken) und echte Branchenbanken zu den S. Für letztere kann dies nur bei einer geschäftsmäßigen Spezialisierung gelten: Zentralbanken haben zwar ebenfalls ein beschränktes Sortiment, sie werden jedoch regelmäßig nicht den Universalbanken, sondern den—> „Geschäftsbanken" (Universal- und Spezialbanken) gegenübergestellt. Das enge Sortiment der S. ist entweder Ausfluß einer gesetzlichen bzw. traditionellen Arbeitsteilung mit den Universalbanken (Kontinent: Investitionsbanken; angel618

sächsischer Raum: Effektenbanken) oder aber das Ergebnis einer besonderen Absatzstrategie: diese ist teilweise verbunden mit Marktsegmentierung (Konsumentenbanken), teilweise das Ergebnis entsprechenden Verzichts der Universalbanken auf derartige Geschäfte (z.B. Factor) oder aber schließlich Ausfluß einer Ausgliederung bestimmter zentraler Aufgaben (z.B. Refinanzierungsinstitute, -* Clearing Banks). Sowohl—»Sparkassen als auch—» Kreditgenossenschaften gehörten ursprünglich angesichts fehlenden Bedarfs ihrer Klientel ebenfalls zu den S. In Zentraleuropa erfolgte in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts die Emanzipation dieser Institute, die bei den angelsächsischen Sparkassen Anfang der achtziger Jahre einsetzte, bei den französischen Sparkassen und vor allem bei den Kreditgenossenschaften der Entwicklungsländer noch aussteht. Während in Frankreich und in den angelsächsischen Ländern gesetzliche Vorschriften den Weg der Sparkassen und Kreditgenossenschaften zur Universalbank zumindest bisher versperrten, fehlt in vielen Bankwirtschaften bei Kreditgenossenschaften nach wie vor der entsprechende Bedarf ihrer Kunden nach einem universellen Leistungsangebot. Es zeichnet sich gegenwärtig weltweit der Trend einer Sortimentsausweitung sowohl der Universalbanken (angelsächsischen Trenn-Banksystem) als auch der S. ab, der allerdings vielfach auf dem Umwg über entsprechende Konzernierung erfolgt. Für eine erste Untergliederung der Spezialbanken bietet sich die Vierteilung Investitionsbanken, Institute des kurzfristigen Geldkredites, Institute der Kreditleihe und Banken des Dienstleistungs- und Handelsgeschäftes an.

1. Investitionsbanken

Für Investitionsbanken charakteristisch ist das langfristige Aktiv- und Passivgeschäft. Sie lassen sich weiter untergliedern in —> Realkreditinstitute und Fondsgesellschaften. Hinzu kommen die —» Kreditinstitute mit „Sonderaufgaben", in erster Linie die —» Entwicklungsbanken. Umstritten ist die Einordnung der Leasingsgesellschaften sowohl unter die Banken als auch unter die Investitionsbanken.

Spezialbanken a) Realkreditinstitute beschränken sich im Aktivgeschäft auf die Gewährung grundpfandrechtlich gesicherter Kredite. Im engsten Wortsinne rechnen unter diese Gruppe die —» Hypothekenbanken und —> Bausparkassen (beide i.d.R. filiallose Großunternehmen), im weiteren Sinn auch die Sparkassen. (1) Hypothekenbanken finanzieren ihre Realkredite durch Ausgabe von Pfandbriefen (klassisches Parallelgeschäft: Deckung der Pfandbriefe durch Hypothekarkredite bzw. Grundschulden). Als weiteres Parallelgeschäft ist ihnen die Gewährung von Kommunaldarlehen und deren Finanzierung durch Ausgabe von Kommunalobligationen gestattet. Für Hypothekenbanken gelten ebenso wie für Sparkassen und—> Versicherungsgesellschaften bezüglich der Hypothekarkreditgewährung drei Grundsätze: Beschränkung auf Grundstücke mit einem (objektiv) nachhaltig erzielbaren Ertrag unabhängig vom (subjektiv) jeweiligen Eigentümer, Erstrangigkeit der Pfandrechte und Beleihungsgrenze bis zu 60% des Beleihungswerts (i.d.R. Ertragswert). In der Bundesrepublik treten die Hypothekenbanken in Erscheinung als Privatinstitute (H.i.e.S.) durchweg als Tochtergesellschaften von Universalbanken, als öffentlichrechtliche Institute, [früher vor allem als —* Land-, —» Ritter- und —»Stadtschaften, später als (inzwischen weitgehend mit den Girozentralen fusionierte) —» Grundkreditanstalten] und schließlich in der besonderen Form der gemischten Hypothekenbanken (bayerische Großbanken und —» Girozentralen), die dadurch zu den universellsten Kreditinstituten werden. Ebenfalls unter die Hypothekenbanken rechnen schließlich die Schiffshypotheken- bzw. -pfandbriefbanken. In Österreich arbeiten lediglich (staatliche) „Landeshypothekenbanken", während sich in der Schweiz Kantonal- und Regionalbanken mit ihren jeweiligen Pfandbrief-Emissionszentralen das klassische Aktiv- und Passivgeschäft der Hypothekenbank teilen (Prinzip gemischter Hypothekenbanken). In angelsächsischen Ländern fungieren die dortigen Bausparkassen (Building Societies) als Hypothekenbanken. (2) Die kontinentalen Bausparkassen basieren demgegenüber auf dem Prinzip der

Spezialbanken Zwecksparkassen: Erwerb eines Anspruchs auf Darlehensgewährung (z.B. 60%) nach Erfüllung der Ansparpflicht (40%). Dies bedeutet eine sukzessive Identität von Sparern (Finanzierung der Bauspardarlehen anderer bis zur Erreichung der Bausparsumme) und Darlehensnehmern (zweite Hypothek: nach Erreichung des Sparziels). Zudem gilt der Grundsatz einer Gleichbelastung während der Anspar- und Tilgungsperiode (monatliche Sparleistung während der Ansparphase gleich monatlichem Kapitaldienst während der Tilgungsphase). Die privaten deutschen Sparkassen waren bisher nahezu ausnahmslos Tochtergesellschaften von Versicherungen, während sich seit 1988 die Großbanken um die Gründung eigener Bausparkassen bemühen (Gegenaktion: Gründung von Universalbanken durch den Bausparkassenkonzern Wüstenrot). Die öffentlichen Bausparkassen sind Töchter der Regiebetriebe der Girozentralen. (3) Substitutionskonkurrenten der Universal- und Hypothekenbanken sind die Versicherungsunternehmen: im Passivgeschäft konkurrieren Einlagen und Schuldverschreibungen der Banken mit Versicherungsprämien, im Aktivgeschäft der Hypothekarkredit, der allerdings in Deutschland in starkem Umfang durch die Refinanzierung von Schuldscheindarlehen verdrängt wurde. Das Realkreditvolumen der Bundesrepublik Deutschland (Ende 1988 rund 1,5 Bio. DM) verteilt sich zu 90% auf Banken, von denen wieder 2/3 auf Universal- und etwa 1/3 auf Realkreditinstitute entfällt, b) Entwicklungsbanken sind heute vielfach staatliche oder staatlich geförderte Institute und haben durchweg subsidiäre Aufgaben. Sie finanzieren sich durch Zwangsaufbringung von Mitteln (z.B. —* Lastenausgleichsbank) durch die durch „Gegenwerte" ausländischer Wirtschaftshilfe entstandenen „Fonds" (ERP-Sondervermögen: Marshall-Plan; insbesondere die —» Kreditanstalt für Wiederaufbau, KfW) oder aus Staatskrediten bzw. fiskalischen Zuschüssen (z.B. Bayerische Landesanstalt für Aufbaufinanzierung). Zur Verstärkung der Kapazität beschaffen sich diese Entwicklungsbanken auch Mittel auf dem —» Kapitalmarkt („Mischfinanzierung") oder über 619

Spezialbanken Refinanzierungszusagen. Charakteristisch für Entwicklungsbanken ist, daß ihre Kreditgewährung im allgemeinen nur im Rahmen von Förderungsprogrammen über Banken erfolgt. Die im 19. Jahrhundert entstandenen privaten Entwicklungsbanken (Adolf Weber: „Spekulationsbanken") haben nur noch vereinzelt Bedeutung erlangt, wobei der Beteiligungserwerb durch eine Darlehensgewährung ersetzt wird (z.B. —»Industriekreditbank), c) Für Fondgesellschaften ist charakteristisch die Dominanz, wenn nicht gar Ausschließlichkeit der Eigenfinanzierung. Es stehen sich hier zwei Typen gegenüber: (1) Die primär investitionsorientierten Fonds, die mit ihrer Geschäftstätigkeit primär die Finanzierung von bestimmten Vorhaben bezwecken: entweder Einzelinvestitionen (geschlossene —» Immobilienfonds, Abschreibungsgesellschaften, Bauherrenmodelle), Rohstofflager (Warenfinanzierung-Fonds) oder mehrere Projekte (—> Kapitalbeteiligungsgesellschaften). Diese Fondsgesellschaften unterliegen im allgemeinen nicht dem allgemeinen „Bankgesetz" (KWG) und rechnen daher nicht unter Banken im juristischen Sinn. Ihr Anteil am gesamten Investitionsvolumen ist unbekannt; er dürfte unter 5% des gewerblichen Investitionskreditvolumens liegen. (2) Die primär anlageorientierten Fonds, die primär dem Kapitalgeber eine Risikostreuung ermöglichen sollen und deren Vermögen daher breit gestreut ist: (Effekten-) —> Investmentfonds sowie (offene) Immobilien-(Investment-)Fonds (beide mit Bankeigenschaft) und Effektenclubs mit Kleinstanteilen einerseits und die Fonds der Treuhandverwaltung (ab 500000,— DM Einsatzkapital) andererseits. Dabei wird die Treuhandverwaltung inzwischen primär von Universalbanken wahrgenommen: Der Anteil der Selbständigen am Gesamtvolumen ist minimal: Insgesamt vereinigen die Investmentfonds etwa zehn Prozent des umlaufenden Effektenkapitalvolumens in der Bundesrepublik auf sich. 2. Spezialbanken des kurzfristigen Geldkredits Diese S. nehmen entweder zentrale Aufgaben für Banken wahr oder nutzen Marktnischen der Universalbanken für Geschäfte mit Nichtbanken aus. 620

Spezialbanken a) Zum ersten Typ rechnen Refinanzierungs-Institute: Die anglo-japanischen Geldmarktbanken und die englisch-französischen Diskontbanken (bill-broker, Diskontbüros, Wechselbanken). Ihre wirtschaftliche Existenz ist nur beim Vorhandensein großer Geldmärkte gesichert. Zur gleichen Gruppe rechnet auch die deutsche -» Liquiditätskonsortialbank (Verhinderung von Bankinsolvenzen), die —» Privatdiskontbank und die —> Ausfuhrkreditanstalt (AKA) als Gemeinschaftsinstitute der nationalen Bankwirtschaft. b) Die zweite Gruppe bilden die in den USA entstandenen —»Teilzahlungsbanken. Hier haben sich im Zeitverlauf drei Typen entwickelt: (1) Die Konsumentenbanken pflegten als Teilzahlungsbanken ursprünglich nur dieses beschränkte Geschäft mit Konsumenten , haben aber seit Ende der sechziger Jahre ihr Sortiment ausgeweitet und sich zu universellen Zielgruppenbanken entwikkelt. (2) Verschiedene Refinanzierungsinstitute des Handels spezialisierten sich im Zeitverlauf auf das (dem KWG nicht unterworfene) Factoring, während sich mangels entsprechender Märkte Forfaitierer nur an internationalen Finanzplätzen (vor allem Zürich) entwickeln konnten. (3) Als „reine" Ratenkreditbanken hielten sich bisher die Werksfinanzierer, die insbesondere im Kfz-Bereich den Absatz ihrer Konzerne finanzieren, wobei gerade hier eine beachtliche Subventionierung der Konditionen zu Lasten des Warengeschäfts der Konzerne zu verzeichnen ist. c) Schließlich sind noch die (nicht dem KWG unterworfenen) Pfandleiher zu erwähnen, deren Bedeutung zunächst mit steigender Wirtschaftsentwicklung abnimmt. Im Hinblick auf fehlendes qualifiziertes Personal können sie jedoch die besonderen Funktionen innerhalb der Wohlstandsgesellschaft (Zunahme der bei Banken nicht mehr beleihbaren Kostbarkeiten) nicht wahrnehmen. 3. Spezialbanken der Kreditleihe Akzeptbanken, Avalbanken und Aussteller von Kreditkarten fallen unter diese Gruppe, aber auch die Privatdiskont AG beim „Durchhandeln" von Wechseln

Spezialbanken (Überlassung des Giros als dritte Unterschrift an die Einreicher, die die Papiere sogleich wieder zurücknehmen). a) Akzeptbanken konnten sich als Spezialinstitute angesichts des beschränkten Marktes auch in der Vergangenheit nicht auf dieses Geschäft konzentrieren. Die Gewährung des Akzeptkredits gehört daher neben der Funktion als Emissionsbank - zu den Hauptaufgaben der englischen —»Merchant-Banks. In der Bundesrepublik konzentriert sich der Akzeptkredit auf Großbanken und verschiedene Bankiers. b) Avalbanken als Institute der gewerblichen Überlassung von Bürgschaften sind eine Besonderheit der schweizerischen Bankwirtschaft. In der Bundesrepublik entstanden in größerem Umfang solche Institute nach dem Zweiten Weltkrieg als meist regionale —» „Kreditgarantiegemeinschaften" verschiedener Branchen (Einzelhandel, Handwerk, Mittelstand generell). Sie verbürgen sich für bis zu 80% eines beantragten Bankkredits, wobei das Bürgschaftsvolumen dieser Institute wiederum bis zu 80% durch öffentliche Rückbürgschaften abgedeckt wird. c) Bei den Kreditkarten-Ausstellern ist zwischen dem Zweiparteiensystem (firmeneigene Kreditkarten von Filialunternehmen: zentrale Kreditwürdigkeitsprüfung zu Gunsten der Filialen) und dem Dreiparteiensystem zu unterscheiden („Akkreditierungsinstitute", die sich gegenüber Vertragsunternehmungen verbürgen). Während in angelsächsischen Ländern das Kreditkartensystem in starkem Umfang auch von den einzelnen Kreditinstituten betrieben wird, dominiert auf dem Kontinent und vor allem in der Bundesrepublik die Universalkreditkarte von Spezialisten bzw. Gemeinschaftsunternehmen (Diners Club, VISA, Amexo, Eurocard Deutschland). 1988 begannen allerdings auch verschiedene größere Banken mit der Ausgabe eigener Karten. Daneben werden von Gemeinschaftsunternehmen (z.B. Eurocard) auch Leistungen im Rahmen eines Franchise angeboten. 4. Spezialbanken des Handels- und Dienstleistungsgeschäfts Spezialinstitute dieser Gruppe sind die Effektenbanken, verschiedene Spezialbanken des Zahlungsverkehrs und die klassische Posttyank. Nicht als Banken im rechtli-

Spezialbanken chen Sinn gelten schließlich die Finanzmakler. a) Bei den Effektenbanken ist zu unterscheiden zwischen der eigentlichen —> Effektenbank (angelsächsischer Typ) und den Institutionen der Effektenverwahrung, den —» Wertpapiersammelbanken (deutscher Typ). Die angelsächsischen Effektenbanken sind ihrerseits entweder —> Emissionsbanken („issue banks", „investment-banking") oder Effektenhändler (—> „Broker"). (1) In Deutschland wurde die Funktion der Emissionsbanken traditionell von den Universalbanken wahrgenommen, die sich dazu der institutionalisierten —> Effektenkonsortien bedienten. In den siebziger Jahren entdeckten verschiedene Spezialisten eine Marktlücke bei der Eigenfinanzierung mittelständischer Unternehmen (z.B. Portfolio Management, Münchcn). Seit 1986 bemühen sich alle größeren Universalbanken um die Ausweitung ihres Emissionsgeschäfts (—» „Investment Banking"). (2) Die gleiche Marktbeherrschung durch Universalbanken gilt für den deutschen Effektenhandel. In den angelsächsischen Ländern vermochten sich die Broker immer weniger allein zu halten und waren zu immer stärkeren Anschluß an die Emissionshäuser gezwungen. Broker konnten sich allerdings in der Bundesrepublik Deutschland als Spezialisten für ausländische Werte etablieren, wobei als Newcomer ausnahmslos Niederlassungen ausländischer (englischer, US-amerikanischer und japanischer) Gesellschaften zu verzeichnen sind. Der enge Markt verlangt dabei die Konzentration auf internationale Finanzplätze, u.a. auch in Frankfurt. (3) Analog zu den Konsortien sind auch die Effekten-Verwaltungsinstitute Selbsthilfeeinrichtungen der Universalbanken. Die (an sieben der acht deutschen Effektenbörsen etablierten) Wertpapiersammelbanken (Kassenvereine) dienen der Abrechnung der Börsengeschäfte (Effekten-Clearing), aus denen sich der Effekten-Giroverkehr und die Girosammeiverwahrung entwickelten. Erst in den siebziger Jahren wurde diese Konzeption auch in der Schweiz, zehn Jahre später mit ersten Anfängen in den angelsächsischen Ländern etabliert. 621

Spezialbanken b) Wechselstuben als klassische Spezialinstitute des Zahlungsverkehrs sind in Europa durch die Universalbanken verdrängt worden, da sich das Geschäft nicht lohnt. Eine Ausnahme stellen die Niederlassungen der —> Deutschen-Verkehrs-Kredit-Bank A G dar, die als Hausbank der Deutschen Bundesbahn dieses Geschäft an allen größeren Bahnhöfen pflegt. Auch die klassischen Depositenbanken (—* „Girokassen") konnten sich als Spezialisten nicht halten. Lediglich das Clearing hat sich teilweise verselbständigt (Ausnahme: Bundesbank-Abrechnung, Konzern-Clearing): Es arbeiten hier die verschiedenen Abrechnungsstellen von Verkehrsunternehmungen (Eisenbahnund Luftverkehr), der Geschenkdienste und des Buchhandels einerseits und die Gemeinschaftsinstitute der Banken andererseits (Eurocard International, Eurocheque International,—> S.W.I.F.T.). c) International recht unterschiedlich einzuordnen sind die Bankdienste der Postverwaltung. Es finden sich dabei drei verschiedene Konstellationen: (1) Die Post als Träger des Zahlungsverkehrs, wobei sich aus der Bargeldübermittlung der Postgiroverkehr entwickelt hat. (2) Außerhalb der USA und der meisten COMECON-Länder arbeiten sodann Postsparkassen, die vor allem in Commonwealth-Ländern das fehlende kommunale Sparkassensystem ersetzen. In der Bundesrepublik Deutschland bestehen derzeit innerhalb der Gesamtkörperschaft „Deutsche Bundespost" 13 —> Postgiro- und zwei —»Postsparkassenämter. (3) Die Postbank - entweder als Regiebetrieb der Postverwaltung oder als verselbständigtes Institut bei Kooperation mit der Postverwaltung (insbesondere Finnland und Niederlande) - ist die Vollendung der Postbankdienste und würde den PostBankdienst in die Nähe einer Universalbank rücken. Entsprechende Aktivitäten sind dabei regelmäßig das Resultat entweder fehlender bankwirtschaftlicher Infrastruktur, insbesondere in Flächenstaaten (Skandinavien), oder der staatliche Versuch zur Errichtung eines Marktgegengewichts gegen die —» Commercial Banks (Niederlande). Entsprechende Befürchtungen einer Entwicklung zu einer universellen Postbank sind in der Bundesrepublik 622

Spezialbanken Deutschland unbegründet. Trotz eines dichten Stellennetzes und günstiger Öffnungszeiten besitzt die Bundespost im Spar- und Sichteinlagengeschäft nach wie vor einen Marktanteil von zwischen 5% und 7%. d) Die Finanzmakler können als Vorstufe der Banken gelten: Sie vermitteln zwischen Kapitalgebern und Kapitalnehmern, während die Bank zum Zwecke der Kreditgewährung ihrerseits Kredit aufnimmt. Finanzmakler unterliegen nicht den Bankgesetzen. Sieht man vom „Finanzmakler in eigener Sache" (Kfz.- und Immobilienhandel) einmal ab, so lassen sich drei Typen spezialisierter Finanzmakler unterscheiden: (1) Der Vermittler von Konsumentenkrediten. Hierbei vermittelt der klassische Makler zwischen Konsumenten und privaten Geldgebern; er ist charakteristisch für unterentwickelte Bankwirtschaften oder aber für eine Zurückhaltung der etablierten Banken im Konsumentenkredit. Verschiedene Universal- und Konsumentenbanken bedienen sich seit den sechziger Jahre zur Gewinnung von Kunden solcher Vermittler. Dies gilt dann als unseriös, wenn dem Konsumenten entsprechende Provisionen belastet werden. (2) Wichtige gesamtwirtschaftliche Funktionen nimmt der Finanzmakler der unternehmerischen Individualfinanzierung wahr, die vor allem in der Zusammenstellung besonderer Finanzierungen insbesondere im internationalen Bereich bestehen. Hierzu gehört auch die Mitwirkung im Industrie-Clearing und die Aufgaben eines Händlers in Kapitalbeteiligungen („Unternehmenshandel") . (3) Die gesamtwirtschaftlich größte Bedeutung besaß die Vermittlung von Schuldscheindarlehen (Rudolf Münemann). Die Aufgabe dieses Finanzmaklertyps bestand darin, revolvierend jeweils für kurze Zeitabschnitte langfristige —> Schuldscheindarlehen unterzubringen, wobei der Darlehensnehmer das Prolongationsrisiko trug. Mit Übernahme dieses Risikos auf die Vermittler entstand daraus ein UniversalbankGeschäft, das inzwischen durch die Pensionsgeschäfte ersetzt wurde und diesen Finanzmaklertyp weitgehend überflüssig machte.

Spin Off Literatur: Oswald Hahn: Struktur der Bankwirtschaft, 3 Bde., Berlin 1981,1984,1985. Prof. Dr. Oswald Hahn, Erlangen-Nürnberg Spin Off Unternehmensneugründung durch Ausgliederung bzw. Verselbständigung von Teilbereichen einer bestehenden Unternehmung. Getragen werden S. durch erfahrene ehemalige Manager und Wissenschaftler, die ihr Know-how in das neue, innovative Unternehmen einbringen. Als Hauptziel eines S. gilt der Transfer eines innovativen Potentials auf die Neugründung, weil in dem bestehenden Unternehmen oft schwerfällige Organisationsstrukturen das für einen Technologietransfer (= Überführung einer technisch-wissenschaftlichen Invention in eine wirtschaftliche Innovation) notwendige flexible und effiziente Arbeiten behindern oder erschweren. Da ein S. auch der Muttergesellschaft zugute kommen kann, geschieht das Ausscheren aus dem etablierten Unternehmen mit Wissen und häufig mit Unterstützung durch diese. Im Gegensatz zu den —» Buy-Out's steht hier also die Neugründung innovativer (Schumpeter'scher Pionier-) Unternehmen im Vordergrund. —» Venture Capital. Spread Differenz, Aufschlag. Im Kreditgeschäft besteht der S. aus einem Aufschlag auf einen Referenzzins, etwa auf den LIBOR, im Wertpapier- und Devisengeschäft besteht der S. aus der Differenz zwischen An- und Verkaufskursen. Sprungregreß Form eines wechselrechtlichen -» Rückgriffs, bei dem sich der Wechselinhaber nicht an seinen unmittelbaren Vormann (—» Reihenregreß), sondern an einen beliebigen anderen Wechselverpflichteten (—»Indossanten oder Aussteller) wendet. Stadtschaften - * Grundkreditanstalten. Staffelmethode Verfahren der Zinsrechnung im Kontokorrentbereich. Grundlage der Rechnung ist der Saldo, der sich nach einem Umsatz auf

Standard-Einzelkostenrechnung dem Konto ergibt, wobei hier die Wertstellung, nicht das Buchungsdatum von Bedeutung ist. Diesem Saldo wird bis zum nächK•t sten Umsatz nach der Formel Z = -JQQ- eine Verzinsung zugerechnet (Z = Zinsen, K = Kapital, t = Zinstage, p = Zinssatz pro Jahr). Die Tageszinsen ergeben sich somit K•t aus der Division der Zinszahlen ( ) mit 100

dem Zinsdivisor

360

der bei gleichbleibcnP dem Zinssatz konstant ist, so daß bis zum Abrechnungstermin lediglich die Zinszahlen ermittelt und aufaddiert und dann mit dem Zinsdivisor dividiert werden müssen. Stammaktie —» Aktie, die dem Inhaber alle Rechte gemäß AktG gewährt. Anders als bei —» Vorzugsaktien gilt bei S. das Prinzip der Gleichberechtigung für die Aktionäre in bezug auf das Stimmrecht, das Bezugsrecht, das Dividendenrecht und das Recht auf Teilhabe am Liquidationserlös bei Auflösung der Gesellschaft (—> Aktienarten). Stammkapital das —» Gezeichnete Kapital einer GmbH. Nach § 5 GmbHG muß das S. mindestens 50000 DM betragen. Standard-Einzelkostenrechnung modernes Kalkulationsverfahren für Leistungen des technisch-organisatorischen Bereichs, das die Einzelkosten, die pro Stückleistung anfallen, ermittelt. Hierbei wird eine Vollauslastung der involvierten Kostenstellen ebenso wie eine Arbeit unter normalen Arbeitsbedingungen vorausgesetzt. Die S.E. wird in vier Schritten durchgeführt. Zunächst ist mittels Ablaufstudien festzustellen, welche Leistungsbereiche bzw. Kostenstellen an der Erstellung der Betriebsleistung beteiligt sind. Danach werden die an der Leistungserstellung direkt beteiligten Arbeitsvorgänge in Teilabschnitte zerlegt, für die dann durch Zeitstudien Standard-Bearbeitungszeiten zu ermitteln sind. Voraussetzung hierfür ist, daß die einzelnen Leistungen meßbar sind, es sich also um regelmäßig wiederkehrende, gleichartige Tätigkeiten handelt. Die Standard-Bearbeitungszeiten stellen dabei, etwa durch REFA-Zeitstudien ermittelte, 623

Standing Sollzeitvorgaben dar, die von den tatsächlichen Ist-Zeiten abweichen können. Im dritten Schritt erfolgt eine Bewertung der ermittelten Zeitverbrauchsmengen für die einzelnen Teilleistungen unter der Annahme ständiger Vollauslastung. Hierzu werden zunächst durch Division der gesamten Stelleneinzelkosten durch die gesamte Kostenstellenkapazität in Sekunden die Einzelkosten-Sekundenfaktoren errechnet, die dann im vierten Schritt zu einer Gesamtgröße aggregiert werden, indem die Einzelkosten-Sekundenfaktoren mit den für die Leistungserstellung notwendigen Standard-Bearbeitungszeiten multipliziert und über alle beteiligten und so bewerteten Teilleistung aufaddiert werden. Als Ergebnis erhält man dann die Standard-Einzelkosten einer Betriebsleistung. Standing aus den USA kommender Begriff für das Ansehen einer Institution. Hohes S. im Bankensektor hat für Kreditinstitute erfolgswirksame Auswirkungen, dai.d.R. geringe Risikomargen in den Interbankenzins eingehen und somit Wettbewerbsvorteile erzielt werden können. Ausdruck für das S. einer Bank ist das ihr zugewiesene -» Rating. State Charter -»Dual Banking. Stelleneinzelkosten die von den einzelnen Kostenstellen unmittelbar verursachten Kosten, die im Rahmen der Kostenstellenrechnung einer Kostenstelle direkt zugerechnet werden. Im Hinblick auf den einzelnen Kostenträger können S. auch Gemeinkostencharakter haben. Stellengemeinkosten die den einzelnen Kostenstellen nur mittels einer Kostenschlüsselung zurechenbaren Betriebskosten. Zu den S. zählen sowohl die echten Gemeinkosten, bei denen ein Verursachungszusammenhang völlig fehlt, als auch die unechten Gemeinkosten, bei denen lediglich aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen auf eine direkte Erfassung verzichtet wird. Sterbegeldversicherung —» Todesfallversicherung mit geringer Versicherungssumme. Als eine Form der —> 624

Sterbetafel Kleinlebensversicherung wird die Sterbegeldleistung beim Tod des Versicherten an die Hinterbliebenen ausgezahlt. S. werden insbesondere von —> Sterbekassen betrieben. Sterbejahrmethode in Deutschland verwendetes Verfahren zur Aufstellung der Allgemeinen —» Sterbetafeln. Grundlage dafür bildet der Anteil der gesamten Bevölkerung, der innerhalb eines bestimmten Zeitraumes verstirbt (vgl. auch —> Geburtsjahrmethode). Sterbekassen rechtlich-selbständige Einrichtungen, meist in der Rechtsform des kleineren —» Versicherungsvereins auf Gegenseitigkeit, die im Todesfall eines Versicherungsnehmers ein einmaliges Sterbegeld zur Dekkung der Bestattungskosten gewähren (Höchstversicherungssumme auf das Leben einer Person: DM 10000,-, vgl. auch § 189 Abs. 1 Ziff. 2 W G ) . Im Gegensatz zu den sogenannten —> Unterstützungskassen besteht ein Rechtsanspruch auf die Versicherungsleistung. S. unterliegen grundsätzlich der Aufsicht des BAV in Berlin, kleinere S. werden allerdings im allgemeinen von den zuständigen Landesbehörden beaufsichtigt. Probleme für die Sicherung der dauernden Bestandsfähigkeit der S. bereitet das Schrumpfen der Bestände. Als eine Maßnahme zum Schutz der Versicherten verlangt die —» Versicherungsaufsicht für die Zulassung neuer S. eine Prämienberechnung auf Basis des technischen Verfahrens mit abgestuften Individualbeiträgen, wonach die Bildung von Rückstellungen für die Vorbeiträge vorgesehen ist. Neue S. können also nicht mehr nach dem herkömmlichen —»Umlageverfahren arbeiten. Sterbetafel Modell, das auf der Grundlage von Sterblichkeitsbeobachtungen Sterbenswahrscheinlichkeiten einer Personengruppe darstellt. Im einzelnen kann man aus einer S. ablesen, wieviele Personen in einem bestimmten Alter sterben. Nach dem Gesetz der großen Zahl lassen sich daraus für die Kalkulation von —» Lebensversicherungen Aussagen über die Lebenserwartung in Jahren ableiten. S. können grundsätzlich nach zwei unter-

Sterbewahrscheinlichkeit schiedlichen Verfahren aufgestellt werden. Wendet man das Längsschnittverfahren an, erhält man eine Darstellung über die Entwicklung der Todesfälle einer bestimmten Generation (Generationssterbetafel). Dafür müssen von Personen einer Altersgruppe die jährlichen Todesfälle festgehalten werden, bis alle Personen diese Generation gestorben sind. Da für die Aufstellung einer S. dementsprechend 100 Jahre (—» Schlußalter) benötigt werden, hat dieses Verfahren keine praktische Bedeutung erlangt. S. nach dem Querschnitts verfahren bilden die Sterblichkeitsentwicklung gleichzeitig lebender Generationen innerhalb einer bestimmten Periode ab (Periodensterbetafel) . Diese Methode findet bei der Entwicklung der Bevölkerungssterbetafel in der Bundesrepublik Deutschland Anwendung. Sterbewahrscheinlichkeit eine aufgrund von Sterblichkeitsuntersuchungen ermittelte Wahrscheinlichkeit, daß eine Person in einem bestimmten Alter stirbt. S., die in —> Sterbetafeln statistisch aufbereitet sind, bilden die Grundlage für die Risikoeinschätzung in der —» Lebensversicherung. Stichtagszüisertragsbilanz auf der Basis von Bilanzstichtagswerten aufgestellte —» Zinsertragsbilanz. Auf freiwilliger Basis reichen deutsche Kreditinstitute einmal pro Jahr eine S. bei der Deutschen Bundesbank ein, die diese für ihre Bankenstatistik auswertet. Die S. liefert Ergebnisse, die lediglich die Erfolgssituation einer Bank am jeweiligen Ermittlungstag wiedergeben, nicht aber als Maßgröße für den Erfolg der vergangenen oder künftigen Periode dienen können. —» Durchschnittszinsertragsbilanz. Stille Reserven auch stille Rücklagen genannte Teile des—• Eigenkapitals, deren Höhe jedoch aus der Bilanz nicht ersichtlich ist. Die Höhe der S. ergibt sich aus der Differenz zwischen den Buchwerten und den höheren, tatsächlichen Werten von Aktiva bzw. den Buchwerten und den niedrigeren, tatsächlichen Werten von Passiva. Nach der Art der Entstehung werden gesetzliche Zwangsreserven, Ermessensreserven und Willkürreserven unterschieden.

Stock-Dividende Stille-Reserven-Politik bewußte Legung und Auflösung —» stiller Reserven, um so eine Gewinnregulierung zu bewirken, die Widerstandskraft des Unternehmens zu erhöhen und so eine Substanzerhaltung zu gewährleisten. Durch die Bewertungsvorschriften des HGB ist die S. nur in bestimmten Bandbreiten möglich. Kreditinstituten ist es nach § 26a KWG gestattet, in erheblichem Umfang stille Reserven zu bilden, sofern dies zur Sicherung gegen die besonderen Risiken des Geschäftszweiges des Kreditinstituts notwendig ist (—» Pauschalwertberichtigungen). Im Falle des Eintretens dieser Risiken sollen durch Auflösung der stillen Reserven Verluste aufgefangen werden, ohne daß das bilanzierte haftende Eigenkapital tangiert wird. Stillhalter Verkäufer einer —> Option. Der S. hat im Gegensatz zu seinem Kontrahenten kein Ausübungswahlrecht, sondern muß bei Aufforderung durch den Optionskäufer im Fall der —» Kaufoption die Stücke liefern (S. in Wertpapieren) und im Fall der —» Verkaufsoption die Stücke abnehmen (S. in Geld). Für seine Bereitschaft erhält er eine Optionsprämie. Stock Index Futures Terminkontrakte auf (ein bestimmtes Vielfaches) einer fest vorgegebenen Anzahl und Zusammensetzung von Aktien (= Index). Der bekannteste fest gehandelte Aktienindex ist der Standard & Poor's-Aktienindex in Chicago. Nach der Implementierung der DTB in Frankfurt sind auch S. auf den DAX denkbar. Mit S. kann sowohl auf steigendes und fallendes Kursniveau spekuliert als auch ein bestehendes Portefeuille gegen Kursschwankungen abgesichert werden. Stock-Dividende Form der Gewinnausschüttung bei Aktiengesellschaften. Im Gegensatz zu der in Form liquider Mittel ausgeschütteten Bardividende besteht die S. aus —» Berichtigungsaktien, mit deren Hilfe ein Teil der offenen Rücklagen der AG in Grundkapital umgewandelt werden. Dem Vorteil, daß der A G durch die S. keine Liquidität verloren geht, steht der Nachteil eines höheren Körperschaftsteuersatzes gegenüber. 625

Stop-buy-order

Strategische Planung der Versicherungsunternehmung

Stop-buy-order (Stop-order-to-buy), Form der Limiterteilung in den USA, mit der eine, häufig nach chart-technischen Aspekten ermittelte, Kauforder limitiert wird, um nach einer Trendumkehrung der Aktie am Kursanstieg profitieren zu können. Der mit S. eingegebene Kaufauftrag wird erst dann ausgeführt, wenn der aktuelle Börsenkurs den Limitkurs überschreitet. Stop-loss-order Form der Limiterteilung in den USA, mit der ein Gewinn abgesichert bzw. ein Verlust begrenzt werden kann. Der mit S. eingegebene Verkaufsauftrag kommt erst dann zur Ausführung, wenn der aktuelle Aktienkurs den Limitkurs unterschreitet. S. werden häufig nach chart-technischen Aspekten in den Markt gegeben, da bei entsprechenden Signalen mit Trendumkehrungen gerechnet wird. Stop-Loss-Rückversicherung —»Jahresüberschaden-Rückversicherung. Straight bonds —> Anleihen mit festem—> Zinssatz. Dieser klassische Anleihetyp wird je nach Marktlage unterschiedlich ausgestattet: Garantie der Muttergesellschaft für Anleihen der Tochtergesellschaft, staatliche Garantie für öffentliche Anleihen, —> Negativklauseln, Prolongation, Tausch usw. strategische Geschäftsfeldkurve Modell, das zur Analyse des strategischen Bank-Leistungsprogramms im Rahmen des —» Portfolio-Managements angewendet wird. Im Gegensatz zur —» Portfolio-Methode beschränkt es sich auf quantitative zahlenmäßige Zusammenhänge. Die Geschäftsfeldkurve ergibt sich durch die graphische Umsetzung der in der —> Geschäftsfeldstruktur-Tabelle ermittelten Erfolgsund Volumensgrößen einzelner Geschäftsfelder. Geordnet nach relativer Ertragsstärke wird dabei jedes strategische Geschäftsfeld in einem Koordinatensystem als Gerade skizziert, wobei die horizontale Ausdehnung das Geschäftsvolumen, die vertikale Ausdehnung den zugehörigen Deckungsbeitrag und die Steigung der Geraden entsprechend die Rentabilität des Geschäftsfeldes dargestellt. 626

Strategisches Geschäftsfeld (SGF) abgrenzbarer produkt- und marktbezogener Geschäftsbereich mit eigenem Erfolgspotential, für den sich unabhängig von anderen Geschäftsbereichen im Rahmen des —> Portfolio-Managements eigene —» Marktstrategien planen und durchführen lassen. Typische Abgrenzungskriterien für SGF sind etwa Eigenständigkeit der Marktaufgabe, homogene Kundenstruktur, einheitliche Vertriebswege, organisatorische Selbständigkeit. Aufgrund des Sortimentscharakters der Bankleistungen ist die Bildung von SGF anhand von Zielgruppen-RegionalmarktKombinationen am bedeutsamsten, da sich hier häufig deutliche Unterschiede im Beratungsbedarf, im Erfolgspotential, in der Konkurrenzdichte etc. zeigen. Strategische Planung der Versicherungsunternehmung 1. Begriff, Wesen und Inhalt der strategischen Planung Strategisches Denken gehört vermutlich seit jeher zum erfolgreichen Unternehmertum. Die Institutionalisierung strategischer Aspekte im Rahmen des Planungssystems der Unternehmungen und die Entwicklung eines spezifischen Instrumentariums der strategischen Unternehmungs-Planung (SUP) begann in den 60er und 70er Jahren als Antwort auf die durch sprunghaften technischen Fortschritt, Marktsättigung, sozialen Umbruch usw. eintretenden Diskontinuitäten, denen die traditionellen Planungskonzepte in vielen Fälle nicht mehr gewachsen schienen. Strategische Planung ist zunächst Planung und beinhaltet alle Elemente des Planungsbegriffs: Zukunftsbezug, Prognose, Alternativenbestimmung und -beWertung, Entscheidung. Ihre Besonderheiten liegen in der spezifisch strategischen Sicht weise, die komplexe Planungsprobleme durch stark abstrahierende und konzentrierte Darstellung im Prognose- und Gestaltungsbereich reduziert. Die Zukunftsanalyse beinhaltet konsequentes Denken in alternativen Zukunftslagen, beschränkt sich aber auf wenige repräsentative Entwicklungslinien (Szenarien), die jeweils Bandbreiten prospektiver Entwicklungspfade kennzeichnen. Prognosebasis ist eine genaue und umfassende

Strategische Planung

Abb.

Strategische Planung

Strukturierung des Ablaufs des unterr

Lagebeurteilung, bestehend aus einer Beurteilung der Umweltfaktoren und der möglichen Konsequenzen. Der Umweltanalyse obliegt vor allem auch die Herausarbeitung kritischer Faktoren als Grundlage für Risikoeinschätzung und Frühwarnung. Hierbei weist Haller im Versicherungsbereich der Beurteilung menschlicher Verhaltensweisen, insbesondere des Kundenverhaltens, besondere Bedeutung zu. Die Betrachtung der Umweltfaktoren soll Aufschluß geben über die Chancen und Risiken des Gesamtmarktes bzw. relevanter Teilmärkte unter Berücksichtigung des sozialen und politischen Umfeldes. Sie wird ergänzt durch intensive Analysen der Konkurrenzsituation (Konkurrenzanalyse) und der spezifischen Unternehmungssituation des planenden Unternehmens (Unternehmungsanalyse). Aus der Zusammenschau der Bereiche Umwelt, Konkurrenz und Unternehmung resultiert die Kennzeichnung des Gestaltungsrahmens (der „Perspektiven") der planenden Unternehmung, übersichtlich präsentiert z.B. anhand von Chancen/Risiken-Profilen, Stärken/Schwächen- und/oder Portfolio-Darstellungen. Aufgabe des strategischen Management ist es, daraus „frühzeitig jene Konsequenzen zu ziehen, welche den dauerhaften Erfolg und das Überleben eines Systems absichern" 1 ). Dazu gehört es, kritische Situationen rechtzeitig zu erkennen und ihnen entgegenzuwirken, gegenwärtige Erfolgspotentiale (besser) auszuschöpfen, künfti-

ge Erfolgspotentiale aufzubauen und ständig für eine ausreichende Systemsicherheit Sorge zu tragen. Zusammenfassend kann strategische Unternehmungsplanung als Prozeß definiert werden, „in dem eine rationale Analyse der gegenwärtigen Situation und der zukünftigen Möglichkeiten und Gefahren zur Formulierung von Absichten, Strategien, Maßnahmen und Zielenführt". 2 ) Dieser Planungsprozeß bedarf eines organisatorischen Rahmens, der ihn innerhalb des Unternehmens etabliert und in die Gesamtunternehmungsplanung integriert. Der folgende Abschnitt kennzeichnet die strategische Unternehmungsplanung in diesem institutionellen Sinn. 2. Aufgaben, Aufbauund Ablauf der strategischen Unternehmungsplanung (SUP) Zweck einer institutionalisierten SUP ist die Unterstützung und Verbesserung unternehmerischer Entscheidungen. Zugleich soll sie ein hinreichendes Maß an Innovation und notwendige Änderungen in der Unternehmung bewirken bzw. ermöglichen. Damit günstige und kritische Umweltentwicklungen rechtzeitig erkannt, neue Lösungen entwickelt und der erstrebte Erfolg gewährleistet werden kann, muß die SUP so konzipiert sein, daß sie den spezifischen Anforderungen der Unternehmungsleitung und der Organisation als Ganzem entspricht. 627

Strategische Planung Die (auch) innovatorisch-kreative Zwecksetzung sowie die Bedeutung unternehmungsspezifischer Anforderungen erhellen, daß die Ausgestaltung und konkrete Realisierung der SUP deutlich unternehmungsindividuelle Züge trägt. Das organisatorische Konzept einer SUP gibt es nach herrschender Auffassung nicht. Gestaltungsaufgabe ist vielmehr die Entwicklung eines maßgeschneiderten, unternehmungsspezifischen Planungssystems, das die strategische Planung adäquiat integriert. Der SUP kommend dabei vor allem folgende Funktionen zu: (1) Allokation der knappen Ressourcen (Technologie, Know how, Fähigkeiten usw.). (2) Identifikation strategischer Optionen. Dies beinhaltet (2.1) die Ermittlung von Handlungsbedarf („strategische Lücke") aus dem Vergleich von status quo und angestrebter Entwicklung, (2.2) Entwicklung globaler Maßnahmen zur Schließung der strategischen Lücke 3 ). (3) Reduktion strategischer Optionen und Koordination strategischer Aktivitäten zwecks Bestimmung effizienter Lösungen und Festlegung der zu verfolgenden Strategie. (4) Rückkoppelung der Konsequenzen strategischer Entscheidungen und Gewährleistung von Lernprozessen. D.h. die SUP ist so zu organisieren, daß die Unternehmung aus ihrem strategischen lernt und dadurch in die Lage versetzt wird, ihre strategische Richtung zu verbessern. 4 ) Das in der Abb. auf S. 606 gezeigte Modell strukturiert einen aufgabenentsprechenden und die strategische Planung integrierenden Ablauf des unternehmerischen Planungsprozesses5) . Das Modell gliedert in 3 Ebenen - Unternehmung, Bereich, Funktion - und verfolgt den Planungsablauf über 3 Phasen: Zielsetzung, strategische Programmplanung und Budgetierung. Die dritte Dimension des Schemas kennzeichnet den Informationsund Kommunikationsfluß mit den Stufen 1 bis 19. In Phase 1 werden die grundlegenden Anforderungen und die Planungsausrichtung festgelegt. Die Ausrichtung ist entweder mehr adaptiv (neue Produkte, Geschäfts628

Strategische Planung zweige, Märkte) oderintegrativ (Erhaltung und Ausbau der Unternehmungsposition in einem stabilen und reifen Markt unter Verbesserung der Kostenstruktur, Produktqualität usw.). Fixierung der Zielsetzung, der Unternehmungsgrundsätze und der Grundannahmen ist Aufgabe der Unternehmungsleitung. Von dieser muß generell auch der Anstoß zur und der originäre Input der strategischen Planung ausgehen. Die 6 Stufen der ersten Planungsphase beinhalten folgende Aktivitäten: (1) Festlegung der Unternehmungsziele; (2) Anforderung der Bereichspläne; (3) Definition der Bereichsaufgaben, -ziele und -Strategie; (4) Vorschlag für Sollvorgaben und Ressourceneinsatz der Bereiche; (5) Genehmigung der Bereichsziele und der Bereichsstrategie; (6) Festlegung der Unternehmungsstrategie und vorläufiger Unternehmungs- und Bereichssolls. In Phase 2 erfolgt der Entwurf eines unternehmungsspezifischen strategischen Programms einschl. der Bestimmung genereller Strategien für die einzelnen Geschäftszweige/Produktionslinien. Ziel ist eine ausgewogene Chancen-Risiko-Situation der Gesamtunternehmung, d.h. die Bereichspläne sind auf dieses Ziel hin zu koordinieren. Hierfür erweist sich vor allem die —» Portfolioanalyse (s.u.) als nützliches Hilfsmittel. Die Programmplanung der Phase 2 greift durch bis zur Abteilungsebene (Funktionsebene) und gliedert sich in folgende Stufen: (7) Anforderung strategischer Bereichsprogramme; (8) Festlegung von Bereichszielen und -Strategien; (9) Suche nach Handlungsalternativen und Identifikation alternativer strategischer Programme; (10) Alternativenbewertung und Auswahl der besten Programme; (11) Bestimmung der besten Programmkombination (Programm-Mix) sowie des Ressourcenbedarfs; (12) Festlegung des Unternehmungs- und Bereichssolls; (13) Vorläufige Verteilung der Ressourcen auf die Bereichsprogramme . In Phase 3 wird das strategische Programm in Budgets und Aktions- bzw. Investitionsprogramme für die einzelnen Unternehmungsbereiche und in operative Funktionspläne umgesetzt: (14) Anforderung von Bereichsbudget; (15) Bestimmung der Bereichssolls; (16) Entwicklung von Abtei-

Strategische Planung lungsbudgets; (17) Budgetvorschlag; (18) Koordination und Überprüfung der Budgets; (19) Genehmigung der Budgets, einjährige Ressourcenallokation. Den hier explizierten Phasen 1 bis 3 folgend dann noch die Kontrollphase (Vergleich aktueller mit geplanter Durchführung, SollIst-Vergleich der Ergebnisse), die Abweichungsanalyse und die Rückkoppelung zwecks Anreiz zur Anpassung und Modifikation der Strategien und der Planung. 6 ) 3. Bildung strategischer Geschäftseinheiten Die vertikale Dreiteilung in der Abb. kennzeichnet die vorgegebene oranisatorische Gliederung der Unternehmung in Divisionen/Sparten, Produktbereiche und in funktionale Ressorts. Für Zwecke der strategischen Planung wird diese Primäroganisation überlagert durch eine an Marktgesichtspunkten orientierte ergänzende Abgrenzung —» strategischer Geschäftsfelder/ Geschäftseinheiten. Es sind dies ProduktMarkt-Kombinationen (in Versicherungsunternehmungen ggf. weiter differenziert nach Kunden- oder Risikogruppen 7 ), die gebildet werden, um strategische Faktoren (Hauptkonkurrenten, Marktvolumen und Wachstum, Wettbewerbsvor- und -nachteile, Erfolgsfaktoren), die nicht (einheitlich) die Unternehmung als Ganzes betreffen, differenzierter erfassen und spezifische Geschäftsfeldstrategien entwickeln zu können. Zentrales Abgrenzungskriterium ist entsprechend die Unabhängigkeit der Geschäftsfeldstrategien, d.h. der Erfolg eines Geschäftsfeldes soll nicht - jedenfalls nicht direkt - vom Verhalten und den Maßnahmen anderer Geschäftsfelder abhängen. Die Einteilung in strategische Geschäftsfelder existiert zunächst nur - als gedankliche Konstruktion - auf der Planungsebene. Vielfach wird jedoch eine explizite Konkretisierung im Rahmen der Primärorganisation intendiert, wie sich aus folgender Zusammenstellung häufig genannter Abgrenzungsmerkmale der strategischen Geschäftseinheiten ergibt: - eigenständige Marktaufgabe - eindeutige Identifikation der Konkurrenz - Erreichbarkeit relativer Wettbewerbsvorteile - weitgehende Entscheidungsautonomie auf der operativen Ebene

Strategische Planung - einheitliche Führung. Den ersten Schritt einer strategischen Planung bildet die sorgfältige Bestimmung des Ausgangszustandes. Diese Ist-Analyse (IstPortfolio) soll Stärken und Schwächen der Unternehmung, der Konkurrenten sowie Chancen und Risiken der Umweltentwicklung herausarbeiten. In diesem Zusammenhang erfolgt die Abgrenzung und Festlegung der strategischen Geschäftseinheiten. Entsprechend gliedert Weber*) die IstAnalyse in vier Phasen: (1) Definition der strategischen Geschäftseinheiten, (2) Definition der strategischen Schlüsselfaktoren, (3) Bewertung der Geschäftseinheiten bzw. Schlüsselfaktoren, (4) Aggregation dieser Bewertung zum strategischen Erfolgspotential der jeweiligen Geschäftseinheiten. Unternehmungsziele, die Beurteilung der Ausgangslage und der weiteren Entwicklung determinieren den anzustrebenden Soll-Zustand (Soll-Portfolio), die Strategieentwicklung (Identifikation und Bewertung alternativer Geschäftsfeldstrategien) und die Festlegung des strategischen Programms der Unternehmung einschließlich der—> Budgetierung. 4. Instrumente der strategischen Planung Instrumente der unternehmensexternen Analyse sind Umwelt-, Konkurrenz-, Branchen- und Marktanalyse. Gegenstand der Umweltanalyse ist die Darstellung des strategischen Umfeldes der —> Versicherungsunternehmung. Dazu müssen Daten zur wirtschaftlichen, technischen, politischen, rechtlichen und demographischen Lage, aber auch mögliche Entwicklungen erfaßt und kritisch auf ihre Bedeutung für das eigene Unternehmen hin untersucht und bewertet werden. 9 ) Im Gegensatz zur Umweltanalyse beschränkt sich die Untersuchung im Rahmen der Branchenanalyse auf die relevanten Versicherungszweige. Betrachtet werden Determinanten der Wettbewerbssituation, Wettbewerbsinstrumente, Kundenstruktur und Faktoren, die die Erfolgspotentiale gefährden können. Daran anknüpfend wird eine Konkurrenzanalyse durchgeführt, die im wesentlichen eine Spezifikation der Umweltanalyse im Hinblick auf die wichtigsten Konkurrenten darstellt. Neben Marktanteil, Wachstum, Gewinn-, Kosten-, Risikosituation des Konkurrenzunternehmens 629

Strategische Planung und seinen spezifischen Erfolgsfaktoren (Management, Personal, Außenorganisation, Vertriebspartner, Service, Konzern-, Beteiligungs-, Wachstumspolitik usw.) sollten - soweit möglich - seine strategischen Absichten erfaßt und analysiert werden. Abschließend versucht die Marktanalyse eine Synthese zwischen Nachfrageseite und dem eigenen Leistungsangebot sowie dem der Konkurrenten herzustellen. Bei der Untersuchung der Nachfrageseite müssen neben quantitativen Größen auch qualitative Veränderungen berücksichtigt werden. Diese beziehen sich beispielsweise auf hochqualifizierte Spezialisten, die dem Versicherungsunternehmen als Verhandlungspartner im Industriegeschäft gegenüberstehen, oder auf sich abzeichnende Polarisierung im Privatkundengeschäft (z.B. in Diskounts- und Qualitatsenquéte). In der Praxis erleichtern Checklisten die Durchführung der einzelnen Analysen.10) Ein weiteres Instrument der SUP stellt das Produktlebenszyklus-Konzept dar. Es beschreibt den Zeitraum von der Entstehung der Produktidee bis zum Ausscheiden des Produktes aus dem Markt (Entstehungsund Marktzyklus) und dient zur Prognose der Absatzentwicklung, als Hilfsmittel für den Einsatz des absatzpolitischen Instrumentariums, zur Beurteilung der Erfolgschancen eines Produktes sowie zur langfristigen Produktplanung. 11 ) Seine Übertragung auf das Versicherungsunternehmen erweist sich jedoch aus verschiedenen Gründen als problematisch 12 ): Produktverbund, Entwicklung der Risiken, Einfluß des Sicherheitsverhaltens, Meßprobleme usw. Im übrigen ist das völlige Verschwinden eines Versicherungsproduktes unüblich. Vielmehr führen Nachfrageausfälle i.a. zu einer Anpassung der Produktmerkmale an die neuen Marktgegebenheiten. Im Anschluß an die Analyse der Unternehmensumwelt rückt die Unternehmung selbst in den Mittelpunkt der Betrachtung. Instrumente der unternehmensinternen Analyse sind die Stärken-/Schwächen-, Gap- und Erfahrungskurvenanalyse. Gegenstand der Stärken-/Schwächen-Analyse ist die Untersuchung der Ausgangssituation der Unternehmung anhand von Daten zum Unternehmenswachstum, Entwicklung des Sparten-Mix, der Regionalstruktur, der 630

Strategische Planung Kostenstruktur, der Personalstruktur, Organisation usw. 13 ). Die Erfassung und Darstellung des Ist-Zustandes soll gegenwärtige Stärken und Schwächen aufdecken. Anschließend werden Ressourcen und Potentialfaktoren der Unternehmung mit alternativen Umweltszenarien kontrastiert, um künftige Chancen und Risiken der Unternehmensentwicklung offenzulegen. Die Ergebnisse der Stärken-/Schwächen-Analyse können in Form einer Profilkurve oder eines Marketing-Mix-Modells, das die besondere Kundenorientierung zum Ausdruck bringt, dargestellt werden. 14 ) Eine wichtige Variante der Stärken-/SchwächenAnalyse für Versicherungsunternehmen ist die Risikosegmentierung. Mit Hilfe einer Multi-Faktor-Analyse werden diejenigen risikoerklärenden Faktoren identifiziert, die jeweils ein Risikosegment definieren. Unterschiedliche Akquisitions-, Zeichnungs-, Preis- und Rabattentscheidungen für die einzelnen Segmente sollen eine nachhaltige Reduktion der Schadenquote ermöglichen und versicherungstechnischen Verlusten entgegenwirken 15 ). Die Gap-Analyse untersucht den Abstand zwischen dem Basisgeschäft (Umsatz mit bestehenden Produkten auf vorhandenen Märkten) und dem äußerstenfalls durch die Einbeziehung aller gegenwärtigen und/ oder zukünftig verfügbaren und noch nicht genutzten Potentialfaktoren erreichbaren Geschäftsvolumen im Zeitablauf. Die durch die beiden Kurven beschriebene Lücke unterteilt sich in die operative Lükke, deren Schließung unter Beibehaltung des bisherigen Produktes und Marktes möglich ist, und die strategische Lücke, die nur durch neue Produkte und/oder Märkte ausgefüllt werden kann. Bei der Gap-Analyse ist zu berücksichtigen, daß die Lücke um so kleiner ausfällt, je stärker die vorhandenen Potentiale bereits genutzt werden. Insgesamt ist die Gap-Analyse ein recht grobes Instrument, das nur die Grundlage für weitere Verfahren (z.B. Portfolio-Methode) bilden kann. 16 ) Die Erfahrungskurve beschreibt einen funktionalen Zusammenhang zwischen kumulierter Produktionsmenge und Kostenverlauf. Ihre Kernaussage lautet: Mit jeder Verdoppelung der kumulierten Produktionsmenge gehen die auf die Wertschöp-

Strategische Planung fung bezogenen preisbereinigten Stückkosten tendenziell um einen konstanten Prozentsatz zurück. Der Erfahrungskurveneffekt beruht auf vier Teilkonzepten: Theorie der Lernkurve, Größendegression, technischer Fortschritt und Rationalisierung. Für die Praxis kann dieses Konzept Hinweise für die Gestaltung der Preis- und Produktpolitik bei der Einführung neuer Produkte geben. 17 ) Die Übertragbarkeit des Erfahrungskurvenkonzeptes auf die Versicherungswirtschaft wird in der Literatur nicht einheitlich beurteilt. Einen Nachweis für die Gültigkeit des Erfahrungskurveneffektes erbrachten Hedley 18 ) für die Lebensversicherung in den USA, Kaluza/Kür19 ble ) für die Private —> Krankenversicherung. Letztere prüften allerdings im Gegensatz zum ursprünglich postulierten streng funktionalen Zusammenhang die schwächere Hypothese, daß reale Stückkosten im Zeitablauf tendenziell sinken. Reuter 20 ) weist die Gültigkeit des Erfahrungskurveneffektes im Versicherungsunternehmen insbesondere für die Betriebskosten nach. Im Gegensatz dazu findet Pröbstl 21 ) in seiner Untersuchung der —* Haftpflichtversicherung, allerdings auf der Basis von Schadenquoten, keinen Beleg für einen solchen Effekt. Insgesamt stellt sich das Erfahrungskurvenkonzept eher als ein „Mittel zum besseren Verständnis der Zusammenhänge als ein direktes Meßinstrument" 22 ) dar. Es bedarf ebenso wie die oben genannten Verfahren der Ergänzung (z.B. durch die Portfolio-Methode). Die bisher behandelten Instrumente der Umwelt- und Unternehmungsanalyse bilden die Grundlage für die Portfolioanalyse. Dabei wird die Grundidee der Theorie der Portfolio Selection auf die Unternehmungsplanung übertragen: es soll ein nach Chancen und Risiken der zukünftigen Erfolgsentwicklung ausgewogenes Produktprogramm bestimmt werden. 23 ) Aus der Vielzahl 24 ) möglicher Portfolio-Ansätze wird hier nur das sog. MarktattraktivitätsWettbewerbsvorteil-Portfolio behandelt, das sich für Dienstleistungsunternehmen eignet 25 ) und die wichtigsten Determinanten des Erfolgspotentials einer Versicherungsunternehmung erfaßt 26 ). Üblicherweise wird in der Matrix auf der Ordinate die Marktattraktivität dargestellt, in die

Strategische Planung Wachstums-, Ertrags- und Risikogrößen eingehen, und auf der Abszisse die relative Wettbewerbsposition abgebildet, die sich als Produkt aus relativem Marktanteil (im Vergleich zum größten Konkurrenten) und relativer Rentabilität ergibt. 27 ) In den beiden Dimensionen Marktattraktivität und Wettbewerbsstärke können weitere versicherungsspezifische Determinanten berücksichtigt werden. 28 ) So fordert Haller 29 ) eine Erweiterung vom Produkt- zum Funktionenmarkt, um die Substitutionskonkurrenz mit einzubeziehen. Dies bewirkt eine Ausdehnung der strategischen Wettbewerbsposition. In der MarktattraktivitätsWettbewerbsstärke-Matrix werden die einzelnen Produkte bzw. strategischen Geschäftseinheiten der Unternehmung entsprechend ihrer Ausprägung in den beiden Merkmalen positioniert. Als Ergebnis erhält man ein Ist-Portfolio, in dem die Gcschäftsfelder entsprechend ihrer relativen Bedeutung durch unterschiedlich große Kreise dargestellt sind. Aus der Gegenüberstellung von Ist-Portfolio und gewünschtem Soll-Portfolio ergibt sich die zu verfolgende strategische Zielrichtung (Investitions-, Desinvestitions-, Abschöpfungs-, Erhaltungs-, Wachstums-, Spezialisierungsstrategie usw.) 30 )

5. Stand der Strategischen Unternehmungsplanung in der Versicherungswirtschaft Der Versicherungswirtschaft bescheinigt die Literatur international bislang eine im Vergleich zu anderen Branchen starke Zurückhaltung bei der Einführung einer SUP, wobei sich die Situation in jüngster Zeit zu wandeln scheint. So gaben in einer 1984 veröffentlichten Befragung für die Bundesrepublik Deutschland 31 ) immerhin 75% der antwortenden Versicherungsunternehmungen an, strategisch zu planen. Befragt wurden die 50 größten Erst-, 10 größten Rückversicherer und die 10 größten in der Bundesrepublik tätigen ausländischen Versicherungsunternehmungen. Die Rücklaufquote war 50%. Allerdings entfiel gut die Hälfte der positiven Antworten auf nur erst rudimentäre Formen der SUP, 40% auf fortgeschrittenere Stadien. Insgesamt folgern Esser/Kraus eine nur begrenzte Realisation der SUP in der deutschen Versicherungswirtschaft, aber ein beachtlich hohes 631

Strategische Planung Niveau zumindest bei großen Versicherungsunternehmungen. Ähnliche Ergebnisse liefern Untersuchungen von Aylor/Cummins 32 ) für die USA, von Grosjean 33 ) für europäische Länder. Sie beurteilen den Entwicklungsstand der SUP in einem Unternehmen anhand eines Vierstufenschemas, wobei Stufe I den niedrigsten, IV den höchsten Stand bezeichnet: Stufe I „Basic Financial Planning" beinhaltet eine jährliche Budgetierung. Die Planung ist kurzfristig und beschränkt sich auf finanzielle Größen. Das Management ist vorrangig budgetorientiert. Als Hauptnachteil dieser Stufe gilt die Verwundbarkeit der Unternehmung durch negative MarktentWicklungen. Stufe II „ForecastBased Planning" wird durch längerfristiges Denken und die Anwendung gehobener Prognosetechniken charakterisiert, wodurch das Management auch mit nachhaltigeren Implikationen heutiger Entscheidungen konfrontiert wird. In der Kritik wird diese Planungsstufe als noch zu statisch und nicht genügend langfristig bezeichnet, insbesondere fehle es an einer grundlegenden Änderung im Verhalten der Unternehmung gegenüber dem Markt. Stufe III „Externally Oriented Planning" trägt letzterer Kritik Rechnung: sie ist strategisch und auf Verstehen des Marktes ausgerichtet. Durch Abwägen von Stärken und Schwächen sollen vorhandene Entwicklungsmöglichkeiten genutzt, Risiken begrenzt und Wettbewerbsvorteile ausgebaut werden. Die Nachteile dieser Stufe, zu geringe Kreativitäts- bzw. Anreizwirkung (incentives) und Dynamik sollen durch Weiterentwicklung zur Stufe IV beseitigt werden. Stufe IV „Strategie Management" kennzeichnet sich durch einen wohldefinierten Planungsrahmen und einen flexibleren strategischen Planungsprozeß, der zu unternehmerischem Denken anregt. Aber auch Unternehmungskultur, Wertesystem und Klima der Unternehmung fördern eine strategische Sichtweise und Haltung. Die Planung ist extern ausgerichtet, sie orientiert sich an Schlüssel-Märkten, Schlüssel-Wettbewerbern und den spezifischen Wettbewerbsvorteilen der Unternehmung. Als wesentlich gilt auch das unternehmungsspezifisch maßgeschneiderte Design des Planungssystems. 632

Strategische Planung Die genannten Erhebungen stufen die amerikanischen Versicherungsunternehmungen mehrheitlich unter I und II ein, erkennen aber einen Trend zu Ausbau und Verstärkung der SUP. Die Untersuchung Grosjeans weist einen Rückstand der europäischen Versicherungsunternehmungen aus: von den 30 antwortenden Unternehmungen (davon 14 englische, 8 deutsche, 7 französische, 1 italienische) hätten zwar alle irgendeine Form der strategischen Planung, die allermeisten seien jedoch der Stufe I zuzurechnen. Als mögliche Gründe für die vergleichsweise geringe Akzeptanz und den niedrigen Entwicklungsstand der SUP in der Versicherungswirtschaft wird in der Literatur auf die stabilere Marktentwicklung, die weitgehend noch zufriedenstellende Lage der Versicherungsunternehmungen und versicherungsspezifische Besonderheiten wie Aufsicht, Verbandswesen, Beharrungsvermögen der Bestände, unvorhersehbare Schadenentwicklungen in manchen Sparten usw. verwiesen, es werden aber auch Konservatismus, unreagible Organisationsstrukturen, Mangel an Planungserfahrungen und andere Faktoren verantwortlich gemacht. 6. Strategische Situation und Entwicklungstendenzen der Versicherungswirtschaft Im Schrifttum wird zunehmend die Einführung bzw. der forcierte Ausbau einer SUP in Versicherungsunternehmungen gefordert und für notwendig, z.T. für überlebensnotwendig gehalten. Grundlage dafür ist die Einschätzung der Situation und der Entwicklungstendenzen in der Versicherungswirtschaft. So kennzeichnet Haller34) den Zeitraum 1975-1985 als kritische Übergangsphase, die einer bis dahin für die Versicherungsunternehmungen weitgehend stabilen Umwelt (mit zwar einigen, aber mühelos zu bewältigenden Störungsphasen) folgt, und die auf in die weitere Zukunft wirkende Entwicklungstendenzen hinweist. In dieser Phase rücke „mehr und mehr der Kunde mit seinen Bedürfnissen in den Vordergrund" 35 ), als „kritische Umweltfaktoren" erwiesen sich (a) die (Abnahme der) Gesamtnachfrage, (b) Änderungen im Konsumentenverhalten, (c) Ausbau und Entwicklung des Risiko-Management und (d) die jüngste technologi-

Strategische Planung sehe Entwicklung (EDV). Damit verlagere sich das Führungsproblem auf die „Ausrichtung der Versicherungsunternehmung auf Kundenbedürfnisse" und eine strategische Denkweise. Als Konsequenz für die Leistungsgestaltung der Versicherungsunternehmung empfielt Haller eine (Rück-) Besinnung auf die Grundfunktionen (Risikoidentifikation, -analyse, -bewältigung) der Versicherung gegenüber anderen Dienstleistungen und auf die speziellen Potentiale und Fähigkeiten der Versicherer. Dies soll eine Schwerpunktsetzung im autonomen Marktbereich der Versicherung und eine Festlegung von Prioritäten bei Konkurrenz mit „überlappenden Dienstleistungen (z.B. mit Banken)" 36 ) ermöglichen. Zur Bewältigung der Marktprobleme der 90er Jahre sei die Entwicklung von Strategien auf den drei Ebenen Produkt, Marktleistung und Servicefunktionen nötig. Die strategischen Grundtendenzen werden wie folgt skizziert: Ebene 1 (Produkt): Ebene 2 (Marktleistung): Ebene 3 (Servicefunktionen):

Von der Versicherungsdeckung zum Versicherungsschutz Vom Versicherungsschütz zur Problemlösung Sicherheit' Von der traditionellen Marktleistung zur Behauptung des strategischen Geschäftsfeldes

Aufgabe des strategischen Management ist nicht nur die Auseinandersetzung mit den Schwächen (Problemen, Gefährdungen), die sich für die Versicherungsunternehmungen auf allen drei Ebenen abzeichnen, sondern vor allem auch der Ausbau der Stärken. Zu denen gehört (a) das anhaltende Sicherheitsbedürfnis, (b) die ungebrochene Bedeutung der Grundfunktion Risikoübernahme und das versicherungsspezifische Know how, (c) die personelle Kapazität, erhebliche technische Flexibilität und günstige finanzielle Ausgangslage der Assekuranz. In der Literaturdiskussion bislang noch nicht adäquat berücksichtigt wird u.E. der finanzwirtschaftliche Bereich. Wir zählen dazu (1) die weitgehend strategischen Aspekte der Beteiligungs- und Kooperationspolitik37) und (2) Kapitalanlagenstra-

Strategische Planung tegie und strategische Kapitalanlageplanung. Im Bereich (1) rücken angesichts der anstehenden EG-Entwicklung (Dienstleistungsfreiheit, „Europa 92") mit Änderungen der Konkurrenzsituation für die Versicherer zunehmend Möglichkeiten einer internationalen Geschäftsausweitung ins Blickfeld der strategischen Planung.38) Auch im Inlandsbereich wird - wie bereits an der aktuellen Entwicklung abzulesen nicht jeder sein Heil in der von Haller empfohlenen Rückbesinnung suchen, jedenfalls wird man Kooperations- und Konzentrationswege im Finanzdienstleistungs- und in den Banksektor hinein als strategische Optionen erwägen müssen. Die unter (2) angesprochenen Problemkreise betreffen die Festlegung der angestrebten Kapitalanlagestruktur, ihre Anpassung an Umweltänderungen sowie die zu verfolgenden Kapitalanlagestrategien.39) In diesen Rahmen fällt auch die Einrichtung und Ausgestaltung von Spezialfonds, in Zukunft möglicherweise mit Wahlmöglichkeiten hinsichtlich des Landes, in dem der Fonds aufgelegt werden soll.40) Unter verstärktem Konkurrenzdruck und kritischerem Verbraucherverhalten dürfte in vielen Sparten dem Kapitalanlageergebnis nicht nur als direktem Erfolgs-, sondern auch als Marktfaktor wachsende Bedeutung zukommen. Theoretische Anlaysen lassen die Vorziehungswürdigkeit einer integrierten Planung erkennen, bei der das Kapitalanlageportefeuille und das die verschiedenen Produktlinien erfassende Versicherungsportefeuille zu einem Gesamtportefolio zusammengefaßt werden.41) Eine derartige integrative strategische Gesamtportfolioanalyse wurde im einzelnen bislang noch nicht ausgearbeitet. Sie ist grundsätzlich jedoch anzustreben, wenn die Interdependenzen zwischen Versicherungs- und Kapitalanlagestrategie nicht übersehen, sondern explizit erfaßt und berücksichtigt werden sollen. Anmerkungen: >) Haller, M. (1982/83), S. 4. 2 ) Kreikebaum,H. (1987),S. 26. 3 ) Vgl. Benölken, H. (1984), S. 303. 4 ) Vgl. Aylor, Ch./Cummins, J. D. (1985), S.3,4. 5 ) Vgl. Lorange, P. (1982), S. 70. 6 ) Vgl. Lorange, P. (1980), S. 55. 7 ) Vgl. Pröbstl, W. (1985a), S. 67-92. 633

Strategische Planung 8

) Vgl. Weber, M. (1986), S. 160-173. ) Zum Instrument der Szenarioanalyse vgl. z.B. Heiligtag, J.AVeber, M. (1985); Raubitschek, R. (1988). 10 ) Vgl. dazu Hinrichs, H. (1985), S. 216219. ") Vgl. Kreikebaum, H. (1987), S. 71-75. n ) Vgl. Farny, D./Kirsch, W. (1987), S. 385; Pröbstl, W. (1985), S. 129-138. ,3 ) Vgl. dazu im einzelnen Benölken, H. (1984), S.304-308. 14 ) Vgl. Benölken, H. (1984), S. 308. 15 ) Vgl. dazu im einzelnen Muth, M./Kühl, H. (1982). 16 ) Vgl. Kreikebaum, H. (1987), S. 41-44. ") Vgl. Kreikebaum,H. (1987), S. 81-83. 18 ) Vgl. Hedley,B. (1976). 19 ) Vgl. Kaluza, B./Kürble, G. (1984), (1986). 20 ) Vgl. Reuter, F. (1983), S. 149ff. 21 ) Vgl. Proebstl, W. (1985a), S. 192f. 22 ) HendersonB. D. (1974), S. 99. 23 ) Vgl. Kreikebaum, H. (1987), S. 85. 24 ) Vgl. dazu Mauthe, K.D./Roventa, P. (1982). 25 ) Vgl. Benölken, H. (1984), S. 440. 26 ) Vgl. Kirsch, W. (1985), S. 9. 27 ) Vgl. Benölken, H. (1984), S. 440; Muth, M. (1982), S. 22. 28 ) Vgl. Farny, D./Kirsch, W. (1987), S. 384f.; Pröbstl, W. (1985a), S. 194f. 29 ) Vgl. Haller, M. (1982/83) S. 14-18, ähnlich Benölken, H. (1985), S. 343. 30 ) Vgl. z.B. Benölken, H. (1984), S. 512; Hinterhuber, H. (1984), S. 97; Mintzberg, H. (1988). 31 ) Vgl. Esser, W. M./Kraus, F. (1984). 32 ) Vgl. Aylor, Ch./Cummins, J. D. (1985). 33 ) Vgl. Grosjean, Chr. (1985). 34 ) Vgl. Haller, M. (1982/83); ähnlich auch: Benölken, H. (1985); Muth, M. (1982); Wilde, K.D. (1983), S. 3. 35 ) Haller, M. (1982/83), S. 6. 36 ) Haller, M. (1982/83), S. 10. 37 ) Vgl. z.B. Göllert, K. (1984). 38 ) Vgl. auch Ratcliff, A. (1988); Liebrecht, H. (1988); Walter, I. (1988); Rogers, D. (1988). 39 ) Vgl. dazu auch Kromschröder, B. (1986) ; Leis, W. (1988), S. 180ff.; zu Immunisierungsstrategien gegen Zinsänderungsrisiken vgl. z.B. Bühler, W. (1983); Rudolph, B./Wondrak, B. (1986). 40 ) Bereits heute spielen steuergünstige Lu9

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Strategische Planung xemburgsfonds für die Anlage von Ablaufleistungen eine zunehmend größere Rolle. 41 ) Vgl. Kahane, Y./Nye, D. (1975); Markle, J. L./Hofflander, A. E. (1976). Literatur: Aylor, Charlotte C. / Cummins, J. David (1985): Strategie Planning in the U.S. Property-Liability Insurance Industry, in: Cummins, J. D. (ed.): Strategie Planning und Modeling in Proberty-Liability Insurance, Boston-Dortrecht-Lancester 1985, S. 1-77; Benölken, Heinz (1984): Strategische Planung im Versicherungsunternehmen, in: VW 39 (1984), S. 302-308, 379384, 440-446, 510-514; Benölken, Heinz (1985): Umwelt-Szenario 1990, in: VW 40,1 (1985) S. 337-345; Benölken, Heinz (1988): Prioritäten der strategischen Planung aus Rückversicherungs-Perspektive, in: VW 10 (1988), S. 675-679; Berndt, Heinz (1985): Der Einsatz von Kennzahlen bei der strategischen Planung in Versicherungsunternehmen, in: VW 40,1 (1985), S. 330-336; Büchner, Georg (1985): Strukturveränderungen in der Versicherungswirtschaft, in: vb (1985), Heft 1, S. 6f.; Bühler, Wolfgang (1983): Anlagestrategien zur Begrenzung des Zinsänderungsrisikos von Portefeuilles aus festverzinslichen Titeln, in: zfbf-Sonderheft 16 (1983), S. 82-137; Cummins, J. David (ed.) (1985): Strategie Planning and Modeling in Property-Liability Insurance, Boston-Dordrecht-Lancaster 1985; Esser, Werner-M. / Kraus, Florian (1984): Strategisches Management im Versicherungsunternehmen, in: vb (1984), Heft 2, S. 12-15; Farny, Dieter / Kirsch, Werner (1987): Strategische Unternehmenspolitik von Versicherungsunternehmen, in: ZVersWiss 76 (1987), S. 369-401; Feider, Josef I Schoppen, Willi (1988): Prozeß strategischer Planung - Vom Strategieprojekt zum strategischen Management, in: Henzler, H.A. (Hrsg.) Handbuch Strategische Führung, Wiesbaden 1988, S. 665-689; Göllert, Kurt (1984): Strategisches Beteiligungsmanagement: Das Modell eines Beteiligungsportfolios, in: DB 37 (1984), S. 305-311; Grosjean, Chr. (1985): Strategie Planning in the European Insurance Industry, in: Cummins, J. D. (ed.), Strategie Planning and Modeling in Proberty-Liability Insurance, Boston-Dordrecht-Lancaster

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Strukturmarge Streifbandverwahrung —» Sonderverwahrung. Streubesttz insbesondere bei —* Publikumsgesellschaften anzutreffende Verteilung des gesamten oder eines Teils des Aktienkapitals auf viele Kleinaktionäre. Strichnotiz Börsennotierung, die dann erfolgt, wenn dem Kursmakler bei Beginn der Börsenzeit keine Aufträge vorliegen oder kein Abschluß zustande kommt. Strukturabweichung —> Abweichungsarten. Strukturbeitrag —» Marktzinsmethode. Strukturentscheidung —> Fristentransformation. Struktureller Gewinnbedarf der unter Berücksichtigung bestimmter, in Planungen festgelegter Rentabilitäts-, Wachstums- und Sicherheitsziele zur langfristigen Existenzsicherung notwendige Mindestgewinn. Als Determinanten des s.G. sind neben dem Geschäftswachstum die Risikostruktur der Geschäfte, die Sicherheitsanforderungen des Kreditinstituts, die Höhe der externen Eigenkapitalaufnahme und die abzuführenden Dividenden und Steuern anzusehen. Die Durchführung von Gewinnbedarfsrechnung sowie die Abstimmung von Mindest-Rentabilität und erzielbarem Gewinn ist eine Teilaufgabe des —> Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten. Strukturerfolgsrisiko Gefahr, daß sich bei Marktzinsänderungen neben dem Zinsniveau auch die Steigung der Zinsstrukturkurve zu Lasten der Zinsspanne verändert. —»Zinsänderungsrisiko. Strukturmarge Differenz zwischen den durchschnittlichen aktivischen und passivischen Opportunitätszinssätzen in Bankbilanzen im Rahmen der —» Marktzinsmethode. Die S. gibt das Fristentransformationsergebnis der Bank an. Als absolute Größe, also multipliziert mit dem Geschäftsvolumen, ergibt sich der Strukturbeitrag aus den Zinsgeschäften.

Stückeverzeichnis Stückeverzeichnis Zusammenstellung derjenigen Wertpapiere, die ein —» Kommissionär dem Kommittenten unverzüglich, spätestens binnen einer Woche nach Ausführung eines Auftrages zum Einkauf von Wertpapieren zu übersenden hat. In dem S. sind die Wertpapiere nach Gattung, Nennbetrag, Nummern oder sonstigen Bezeichnungsmerkmalen zu bezeichnen. S. werden im Rahmen des Depotgeschäfts der Banken dann angefertigt, wenn die Wertpapiere in d e r - * Sonderverwahrung gelagert werden. Nach dem Wertpapierkauf geht i.d.R. mit Absendung des S. das Eigentum an den dort aufgeführten Wertpapieren auf den Kommittenten über. Die gesetzliche Regelung im Zusammenhang mit dem S. ist in den §§ 18-31 DepG festgeschrieben. Stückkalkulation Verfahren zur Ermittlung von Erfolgsbeiträgen einzelner Bankleistungen. Bei modernen Kalkulationsverfahren bedient man sich für die S. der —» Standard-Einzelkostenrechnung. Stückkosten die einer einzelnen Stückleistung zuzurechnenden Kosten. In modernen Kostenrechnungssystemen werden die S. mittels der—» Standard-Einzelkostenrechnung ermittelt. Stückkurs Preisnotierung für Aktien in Geldeinheiten pro Stück an der Börse. Gemäß § 1 der Verordnung über die Feststellung des Börsenpreises von Wertpapieren vom 17.4.1967 werden die Preise für Wertpapiere, in denen nicht die Zahlung einer bestimmten Geldsumme versprochen wird, in Deutsche Mark je Stück amtlich festgestellt.

Sturmversicherung der Veräußerung des Gläubigerpapiers Käufer und Verkäufer laufzeitgerecht zugeordnet werden. Plusstückzinsen sind hierbei die vom letzten Zinstermin bis zum Verkaufstag aufgelaufenen Zinsen, die dem Verkäufer zusätzlich zum Kurswert gutgeschrieben werden, wenn er den Zinsschein mit veräußert. Minusstückzinsen werden einem Käufer von Gläubigerpapieren in Form eines Nachlasses auf den Kaufpreis gewährt, wenn vom Zeitpunkt der Zahlung des Emissionspreises bis zum Beginn der Laufzeit des ersten Zinskupons noch Zinstage liegen. Studienkommission „Grundsatzfragen der Kreditwirtschaft" (Bankenstrukturkommission), eine vom Bundesminister der Finanzen im November 1974 gebildete Kommission, die die Aufgabe hatte, die struktur- und gesellschaftspolitische Stellung der Kreditinstitute zu prüfen. Die Kommission bestand aus 12 Mitgliedern, die nach viereinhalbjähriger Tätigkeit 1979 ihren umfassenden Bericht vorlegen konnten. Einen Schwerpunkt der Arbeit der S. bildete eine Untersuchung über die Vor- und Nachteile des in der Bundesrepublik bestehenden Universalbankensystems versus einem Trennbankensystem. Neben Einzelproblemen, wie die Frage über die —» Macht der Banken, wurde der Eigenkapital- und Liquiditätsausstattung der Kreditinstitute ein weiterer Untersuchungsbereich gewidmet. Stumme Zweigstelle —» Automatischer Bankschalter.

Stückleistungskalkulation im Rahmen der —* Konto- und Kundenkalkulation vorgenommene Erfolgsrechnung über die dem Kalkulationsobjekt zurechenbaren Aufwendungen und Erträge aus dem technisch-organisatorischen Bereich. Dies sind im wesentlichen die mittels —> Standard-Einzelkostenrechnung ermittelten Stückkosten sowie die zurechenbaren Stückerlöse.

Sturmversicherung —»Sachversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf Schäden bezieht, die durch unmittelbare Einwirkung des Sturmes entstehen oder die Folge eines Sturmschadens sind. Daneben sind Schäden versichert, die dadurch verursacht werden, daß der Sturm Gebäudeteile, Bäume oder andere Gegenstände auf die versicherten Sachen wirft. Der Leistungsumfang des Versicherers schließt einige Gefahren (Sturmflut, Lawinen etc.) aus, die explizit in den Versicherungsbedingungen aufgeführt werden müssen.

Stückzinsen die Zinsen eines Gläubigerpapiers, die zwischen den Zinsterminen auflaufen und bei

Die S. wird häufig mit anderen Versicherungsarten zusammengefaßt entweder in Form einer —» gebündelten Versicherung 637

Summenaktie (z.B. im Gewerbe) oder —> kombinierten Versicherung (z.B. —> verbundene Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung). Rechtsgrundlagen der S. sind dementsprechend entweder die Allgemeinen Bedingungen für die Versicherung von Sturmschäden (AStB) oder die Bedingungen der Hausratversicherung (VHB) bzw. Wohngebäudeversicherung (VGB). Versicherungsrechtlich liegt ein Sturm bei einer Windgeschwindigkeit von mindestens 62 km/h (Windstärke 8) vor. Da die Sturmgefährdung im Bundesgebiet unterschiedlich ist, werden zwei Sturmzonen gebildet, wobei die Sturmzone II (nord- und westdeutscher Raum) als besonders sturmgefährdet eingestuft wird. Für die Sturmzone I - das übrige Bundesgebiet - werden aufgrund des geringeren Sturmrisikos niedrigere Prämien erhoben. Das Sturmrisiko ist im allgemeinen schwer einschätzbar. Deswegen hat ein Sturmversicherer für evtl. Sturmkatastrophen Vorkehrungen zu treffen, die den zugesagten Versicherungsschutz gewährleisten. Dazu zählen zum einen die —» Rückversicherung, gelegentlich auch die —» Mitversicherung, und zum anderen die Bildung einer ausreichenden —> Schwankungsrückstellung, die zur Abdeckung außergewöhnlicher Spitzenschäden herangezogen werden kann. Summenaktie Nennwertaktie. Auf einen festen Geldbetrag lautende Aktie. Gemäß § 6 AktG müssen Aktien im Geltungsbereich des Gesetzes auf einen Nennbetrag in DM lauten, somit sind nur S. zulässig. In anderen Staaten sind auch —»Quotenaktien zulässig. Summenausgleich in der —» Feuerversicherung die Kompensation von verschiedenen Positionen (z.B. Gebäudeteilen) mit gesonderten Versicherungssummen bei Vorliegen einer —» Unterversicherung. Sind mehrere Positionen im Rahmen einer —> Feuerversicherung von einem Schadenfall betroffen, so wird für jede Position einzeln geprüft, ob eine Unterversicherung vorliegt. Ist das für einzelne Positionen der Fall, kann - je nach Vereinbarung - ein genereller oder beschränkter S. durchgeführt werden, indem die zu niedrigen durch zu hohe Versicherungssummen ausgeglichen werden. 638

Summeilversicherung Summenbilanz im Rahmen der Erstellung der Bilanz werden in der S. die sich nach Vornahme aller Verkehrsbuchungen auf den Konten ergebenden unsaldierten Summen der Soll- und Habenbestands- und -erfolgskonten eingesetzt. Summendepot Lagerstelle derjenigen in —» Sammelverwahrung genommenen Wertpapiere bei einer Bank. —»Aberdepot. Summenexzedentenversicherung Form der —* Proportionalen —» Rückversicherung, bei der ein Rückversicherer mit einem festen Prozentsatz nur an den Versicherungen eines —* Erstversicherers beteiligt ist, deren vereinbarte Versicherungssummen den vertraglich festgelegten —» Eigenbehalt des Erstversicherers übersteigen. Der Rückversicherer übernimmt einen prozentualen Anteil des den Eigenbehalt übersteigenden Teil der Versicherung (—»Exzedent), wobei er die Höchsthaftung i.d.R. auf ein Vielfaches des Eigenbehaltes des Erstversicherers begrenzt. Zur Abdekkung eines dadurch möglicherweise auftretenden ungedeckten Restrisikos ist es üblich, mehrere Summenexzedentenrückversicherungsverträge nacheinander zu schalten. Bei größeren Versicherungssummen werden die Exzedenten häufig unter mehreren Rückversicherern aufgeteilt. Zur vereinfachten Behandlung von Rückversicherungsverträgen können die einzelnen Versicherungsverträge nach verschiedenen Risikokriterien in Gruppen zusammengefaßt werden. Erst nach Erreichen einer festgelegten Summe setzt dann die —* Rückversicherung ein (Gruppenexzedentenrückversicherung). Durch eine S. wird ein unausgeglichener Versicherungsbestand weitgehend homogenisiert, so daß der erwartete Schadenverlauf nicht von einzelnen Großschäden beeinflußt wird. Summenversicherung Versicherung, die einen Versicherer verpflichtet, nach Eintritt des Versicherungsfalles eine bei Vertragsabschluß vereinbarte Geldsumme zu leisten (Prinzip der abstrakten Bedarfsdeckung). Die Versicherungsleistung kann als einmalige Summe

Superdividende oder als Rente ausgezahlt werden, sonstige Leistungen sind möglich, kommen aber in der Praxis nicht vor (§ 1 Abs. 1 S. 2 W G ; die im Gesetz verwendete Bezeichnung der —» Personen versicherung deutet darauf hin, daß Personenversicherungen bei Inkrafttreten des Gesetzes grundsätzlich als S. ausgestaltet waren, heute gibt es jedoch Ausnahmen wie z.B. die Krankheitskostenversicherung). Typische S. sind die —» Lebensversicherung, die meisten Arten der—» Unfallversicherung sowie die —» Krankenhaus-Tagegeldversicherung. Superdividende eine in ihrer Höhe über die normale Dividende hinausgehende Gewinnausschüttung, die i.d.R. den Vorzugsaktionären gewährt wird. Des weiteren wird von einer S. im Fall außerordentlicher Ausschüttungen oder Zahlung von Boni gesprochen. Super-NOW-Konten —» NOW-Konten. Surplus der nicht zur Gewinnverteilung gelangte Überschuß, der als Gewinnvortrag auf das nächste Geschäftsjahr übertragen und dann als Dividende ausgeschüttet wird. Swap Austausch einer Kapitalsumme, einer Zinsverpflichtung oder einer Kombination hieraus zwischen zwei Partnern. —* Finanzinnovationen, —* Zinsswap, —> Währungsswap. Swapgeschäfte Ursprünglich waren S. reine Devisentermingeschäfte, mit denen die —* Deutsche Bundesbank ihre Geld- und Währungspolitik steuern konnte. Seit der Zulassung der —» Finanzinnovationen werden als S. auch solche Geschäfte am Finanzmarkt verstanden, die den Austausch von Forderungen (Assets) oder Verbindlichkeiten (Liabilities) zwischen den Geschäftspartnern zum Inhalt haben. S. werden mit dem Ziel abgeschlossen, komparative Vorteile, die die Handelspartner aufgrund ihrer Stellung an einem bestimmten Finanzmarkt genießen, zu arbitrieren. Im wesentlichen werden Zinsswap- und Währungsswapgeschäfte sowie Mischformen unterschieden.

S.W.I.F.T. Mithilfe der S. werden im Rahmen des —> Bilanzstrukturmanagements in Kreditinstituten bankbetrieblichc Risiken gesteuert. Im Rahmen ihrer S. mit der Kundschaft kann das Kreditinstitut durch die Übernahme einer Position auf eigenes Risiko eine aktive Rolle, andererseits durch die Vermittlung zweier Geschäftspartner eine Vermittlerrolle einnehmen. Wenn die Bank die Partner im Rahmen ihrer Vermittlungstätigkeit zusammenbringt und sie mit ihrem Know how unterstützt, handelt es sich um eine offene Vermittlung. Schließen die Swap-Partner ihre Verträge jedoch jeweils direkt mit der Bank ab, ohne den Kontrahenten zu kennen, spricht man von anonymer Vermittlung. Swapsatz Differenz zwischen dem Termin- und dem Kassakurs einer Währung, die auf ein Jahr und in Prozent des Kassakurses ausgedrückt wird. Währungen mit positiven Differenzen weisen einen Report, solche mit negativen Differenzen einen Deport aus. Im allgemeinen entspricht der S. der Zinsdifferenz zwischen Geldanlagen in den betreffenden Währungen, wodurch eine Zinsparität zwischen den Währungen geschaffen wird. International operierende Kapitalanleger können somit mit Zinstermingeschäften in Währung keine risikofreien Arbitragegewinne erzielen. Swapsatzpolitik geldpolitisches Instrument der —> Deutschen Bundesbank, mit dem diese ihre währungspolitischen Ziele beeinflussen und steuern kann. Swapsatzrisiko —> Währungsrisiko. S.W.I.F.T. (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication), 1973 von Banken aus Europa und Nordamerika gegründete Gesellschaft mit Hauptsitz in Belgien, deren Aufgabe in der Entwicklung und im Betreiben eines vollautomatischen und belegfreien internationalen Datenübertragungsnetzes besteht. Hierüber können die angeschlossenen Banken finanzbezogene Nachrichten, wie etwa Zahlungsaufträge, Devisenhandelsbestätigungen, Wertpapier- und Edelmetallkontrakte innerhalb weniger 639

Swing Minuten austauschen. Die Gesellschaft soll lediglich kostendeckend arbeiten, also keine Gewinne erzielen. Swing (engl.: Spielraum), Kreditlinien, die im Rahmen von bilateralen Handels- und Zahlungsabkommen zwischen zwei Ländern vereinbart werden, bei denen ein Ausgleich der Forderungen und Verbindlichkeiten auf dem Verrechnungsweg erfolgt. Eine Swinggrenze wird häufig von Ländern festgelegt, deren Währungen nicht konvertibel sind. Die gegenseitigen Warenlieferungen werden über Verrechnungskonten abgerechnet, dabei wird eine Verschuldung innerhalb der S. akzeptiert. Erst wenn der S. überschritten ist, wird eine Zahlung in Devisen verlangt. Eine Swing-Vereinbarung besteht beispielsweise zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR. Swiss Interbank Clearing System (SIC) für die Schweiz geschaffenes elektronisches Interbankclearingsystem, das - unter Aufsicht der Schweizerischen Nationalbank den Zahlungsverkehr zwischen den Banken abwickelt. Swiss Options and Financial Futures Exchange AG, Zürich (SOFFEX) Trägerorganisation der vollautomatischen schweizerischen Börse für Aktienoptionen und Index-Futures. Switch-Geschäft (engl.: to switch = umlenken), im Außenhandel Geschäfte, die wegen devisenrechlicher Beschränkungen (z.B. fehlende Kon-

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Systemnoten vertibilität) oder aufgrund von Devisenkursunterschieden nicht unmittelbar mit dem Geschäftspartner des Empfängerlandes, sondern über einen Switchhändler in einem Drittland abgewickelt werden. S. sind Transitgeschäfte, die der Umleitung von Finanztransaktionen dienen (originäre S.). Werden dagegen Waren über Drittländer geleitet, spricht man von derivativen S. S. sind zwischen Staaten mit konvertiblen Währungen selten, im Ost-West-Handel und im Handel mit Entwicklungsländern aber durchaus üblich. Switch-Klausel Bestimmung in internationalen Anleiheund Kreditverträgen, die eine Änderung der ursprünglich vereinbarten in eine andere Währung gestattet. Syndizierung im internationalen Kredit- und Anleihegeschäft die Bezeichnung für eine teilweise Plazierung des Kredites bzw. Anleihe durch den Lead-Manager bei anderen Banken. Systemnoten Papiergeld, das in betrügerischer Absicht in Streifen zerschnitten und unter Außerachtlassung eines Streifens so wieder zusammengesetzt wurde, daß die UnVollständigkeit nur schwer ersichtlich ist. Aus den übriggebliebenen Streifen wird ein neuer Geldschein zusammengesetzt. Die LZB prüft in Zweifelsfällen die Echtheit und Vollständigkeit entzweiter und wieder zusammengefügter Geldscheine.

T Tafelgeschäft Zug-um-Zug-Geschäft der Banken mit ihren Kunden, bei dem Wertpapiere oder Devisen in effektiven Stücken gegen Barzahlung „über die T a f e l " , also am Schalter, ausgehändigt werden. Tagesbfflanz in Kreditinstituten täglich erstellte Rohbilanz, die den buchmäßigen Stand auf den Hauptbuchkonten aufweist, um so einen Überblick über die Ertrags- und insbesondere die Liquiditätslage der Bank zu erhalten. Tagesgeld auf dem bundesdeutschen Geldmarkt unter Banken gehandeltes Zentralbankgeld, mit dem ein Ausgleich von Liquiditätspositionen und Mindestreserveverpflichtungen der Banken ermöglicht wird. Der Handel mit Tagesgeld findet überwiegend vormittags statt. Tagesgeldsatz Zinssatz für Tagesgeld. D e r Tagesgeldsatz wird im Rahmen der -»Marktzinsmethode häufig als Basiszins zur Ermittlung von Strukturbeiträgen einzelner Geschäfte verwendet, da ihm unterstellt wird, keine Laufzeitprämie zu beinhalten. Tageskurs der Börsenkurs eines bestimmten Tages. Im Börsengeschäft werden die Transaktionen im Kassamarkt immer zum T. abgerechnet. Tagwechsel —» Wechsel, der an einem kalendermäßig bestimmten Tag (Verfalltag) fällig ist. A n diesem Tag ist die Wechselsumme zu zahlen. Grundsätzlich sind Zahlungs- und Verfalltag identisch. Nur wenn der Verfalltag ein gesetzlicher Feiertag, ein Samstag oder ein Sonntag ist, ist der Wechsel am 1. Werktag nach dem Verfalltag einzulösen (vgl. auch —> Sichtwechsel, - » Datowechsel oder —> Nachtsichtwechsel). Talon der einem —» Bogen anhängende Erneuerungsschein, der zum Empfang eines neuen

Bogens berechtigt, wenn sämtliche Kupons eingelöst sind. Tankscheck spezieller —> Verrechnungsscheck, der in Verbindung mit einem Tankscheckausweis zur Bezahlung von Mineralölprodukten und Tankstellendienstleistungen eingesetzt wird. Werden Ausweis und Scheck zusammen vorgelegt, garantiert das bezogene Kreditinstitut bei übereinstimmenden Kennzeichen des Kraftfahrzeugs die Einlösung des Schecks bis maximal D M 200,— . Anders als beim Euroscheck ist die Einlösezusage nicht an den Scheckaussteller gebunden, sondern auf ein bestimmtes Kraftfahrzeug bezogen. Somit kann jeder Fahrer des bezeichneten Fahrzeugs T . ausstellen, was insbesondere im Speditions- und Transportgewerbe von großem Nutzen ist. Tantieme Arbeitsentgelt, das mit der Arbeitsleistung nur mittelbar zusammenhängt und betraglich von der Höhe einer zuvor zu definierenden Überschußziffer (z.B. - » Jahresüberschuß) abhängig ist. Bei Aktiengesellschaften erhalten Vorstand und Aufsichtsrat sowie häufig leitende Angestellte eine Vergütung in Form einer Tantieme. Tarife Preissätze, die in vielen Bereichen des ökonomischen Lebens Anwendung finden, insbesondere im Arbeitsrecht, Beförderungswesen, Zollverkehr, Versicherungswesen und im Steuerrecht. Tarifgruppen im Bankbetrieb Der Manteltarifvertrag für Arbeitnehmer in Banken und Bausparkassen sieht neun Möglichkeiten zur Eingruppierung von Tarifangestellten vor. Die konkrete Zuordnung eines Arbeitnehmers zu einer Tarifgruppe erfolgt anhand folgender Tätigkeitsmerkmale: Tarifgruppe 1: Tätigkeiten, die Vorkenntnisse nicht erfordern, Tarifgruppe 2: Tätigkeiten, die Kenntnisse oder Fertigkeiten erfordern, wie sie in der Regel durch eine kurze Einarbeitung erworben werden, 641

Tarifvertrag Tarifgruppe 3: Tätigkeiten, die Kenntnisse und/oder Fertigkeiten erfordern, wie sie in der Regel durch eine Zweckausbildung oder eine längere Einarbeitung erworben werden, Tarifgruppe 4: Tätigkeiten, die Kenntnisse und/oder Fertigkeiten erfordern, wie sie in der Regel durch eine abgeschlossene Berufsausbildung oder durch eine um entsprechende Berufserfahrung ergänzte Zweckausbildung oder längere Einarbeitung erworben werden, Tarifgruppe 5: Tätigkeiten, die gründliche oder vielseitige Kenntnisse erfordern, wie sie in der Regel auf dem in Gruppe 4 angegebenen Wege - ergänzt durch weitere Berufserfahrung, Berufsfortbildung oder die Aneigung zusätzlicher Kenntnisse im jeweiligen Sachgebiet - erworben werden, Tarifgruppe 6: Tätigkeiten, die vertiefte gründliche und/oder vielseitige Kenntnisse voraussetzen und deren Ausführung in begrenztem Umfang eigene Entscheidungen erfordern, Tarifgruppe 7: Tätigkeiten, die umfassende Kenntnisse voraussetzen und deren Ausführung überwiegend eigene Entscheidungen und ein entsprechendes Maß an Verantwortung erfordern, Tarifgruppe 8: Tätigkeiten, die besondere Anforderungen an das fachliche Können stellen und/oder mit Verantwortung verbunden sind, Tarifgruppe 9: Tätigkeiten, die sich durch Schwierigkeit und/oder Verantwortung offenbar über Gruppe 8 hinausheben. Die Tarifgehälter innerhalb der einzelnen Tarifgruppen sind in sieben, nach Berufsjahren differenzierte Einkommensklassen aufgeteilt. Tarifvertrag bürgerlich-rechtlicher Vertrag, der in einem schuldrechtlichen Teil die Rechte und Pflichten der Tarifpartner regelt und in einem normativen Teil arbeitsrechtliche Normen über Inhalt, Abschluß und Beendigung von Arbeitsverhältnissen sowie über betriebliche und betriebsverfassungsrechtliche Problemstellungen festsetzt. Im Rahmen der Tarifautonomie ist es den Tarifparteien, dies sind im wesentlichen die Gewerkschaften und die Arbeitgeberverbände, möglich, ihre arbeitsrechtlichen Belange selbständig und ohne staatlichen Einfluß 642

Taxe durch den Abschluß von Tarifverträgen zu regeln. Nach dem Inhalt lassen sich zwei Tarifvertragsarten unterscheiden. Während der Lohn- und Gehaltstarif vertrag nur die Lohn- und Gehaltsbedingungen regelt, beinhaltet der Manteltarifvertrag alle sonstigen Bereiche des Arbeitsverhältnisses, wie etwa Arbeits- und Urlaubszeitregelungen oder Eingruppierungsbedingungen in bestimmte —» Tarifgruppen. Tarifwerte -» Versorgungswerte. Tauschdepot Lagerstelle der in —> Tauschverwahrung genommenen Wertpapiere bei einer Bank, —> Sonderverwahrung. Tauschverwahrung Art der —» Sonderverwahrung, bei der der Hinterleger von Wertpapieren den Verwahrer ermächtigt, anstelle der ihm zur Verwahrung anvertrauten Wertpapiere solche derselben Art zurückzugewähren. Die Ermächtigung muß gemäß §§ 10 f. DepG für jedes einzelne Verwahrungsgeschäft ausdrücklich und schriftlich abgegeben werden. Sie darf weder in den Geschäftsbedingungen des Verwahrers enthalten sein noch auf andere Urkunden verweisen. Durch die Ermächtigung wird es dem Verwahrer i.d.R. gestattet, die ihm anvertrauten Wertpapiere schon vor der Rückgewähr durch Wertpapiere derselben Art zu ersetzen, wobei der Hinterleger schon beim Austausch das Eigentum an den neuen Stücken erwirbt. Taxe allgemein: von einem Sachverständigen ermittelter (geschätzter)Wert eines Gegenstandes. Im Versicherungswesen die Festsetzung des —» Versicherungswerts durch Vereinbarung auf einen bestimmten Betrag (§ 57 W G ) . Die T. ersetzt den Versicherungswert während der gesamten Laufzeit der Versicherung, d.h. sowohl den Anfangswert, als auch den laufenden Versicherungswert wie auch den—» Ersatzwert. Eine Taxvereinbarung ist nur im Bereich der —» Aktiven Versicherung möglich (Ausnahme: die in der privaten —» Unfallversicherung vereinbarte—» Gliedertaxe). Während die —» Versicherungssumme als

Taxe Höchstbetrag für die Leistung eines Versicherers zwischen den Vertragsparteien nach subjektiven Kriterien frei vereinbart wird, bemißt sich die T. nach objektiv nachvollziehbaren Kriterien (z.B. Börsenkurs oder Rohstoffpreise). In der Regel wird die vertragliche Versicherungssumme der T. entsprechen. Die T. stellt die Bemessungsgrundlage für die Leistung des Versicherers dar. Somit entfällt im Schadenfall die Bestimmung der Schadenhöhe, was bei Totalschäden besonders problematisch ist. Der Versicherungsnehmer braucht die Höhe des Ersatzweites nicht beweisen. Übersteigt die T. den tatsächlichen Versicherungswert, wenn also die T. von vornherein zu hoch bemessen war oder die T. zu hoch ist, weil der Wert der versicherten Gegenstände sich nachträglich verringert hat, führt dies zu einer Bereicherung des Versicherungsnehmers. Diese Durchbrechung des versicherungsrechtlichen Bereicherungsverbots wird allerdings dadurch eingeschränkt, daß der Versicherer bei einer erheblichen Abweichung zwischen T. und wirklichem Wert (Ersatzwert) zu Gunsten des Versicherungsnehmers nicht mehr an die Taxvereinbarung gebunden ist. Als erhebliche Abweichung wird eine Differenz von über 10% des Ersatzwertes angesehen. Die Leistungspflicht des Versicherers ist dann genauso hoch wie bei einer Versicherung ohne Taxe. Liegt eine -» Unterversicherung vor, d.h. die Versicherungssumme ist niedriger als die T., so haftet der Versicherer im Schadenfall nach der sog. Proportionalitätsregel lediglich im Verhältnis von Versicherungssumme zu T. Besondere Regelungen gelten im Bereich der —• Feuerversicherung für bewegliche Sachen. Gemäß § 87 W G bezieht sich die T. nur auf den anfänglichen Versicherungswert im Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, nicht aber auf denjenigen bei Eintritt des Versicherungsfalles. Weiterhin ist es grundsätzlich nicht möglich, bei einer Feuerversicherung eine T. abzuschließen, die einen entgehenden Gewinn berücksichtigt (§89 W G ) . Im Rahmen der —» Transportversicherung sind Taxvereinbarungen überflüssig, da als Versicherungswert nur der Wert zu Beginn

Teilauszahlungsversicherung der Versicherung angesetzt werden kann (§§140 f. W G ) . technische Aktienanalyse —» Aktienanalyse/—» Wertpapieranalyse. Technische Versicherung Sammelbegriff für verschiedene Versicherungsarten, die Versicherungsschutz gegen technische Risiken gewähren. Im einzelnen zählen zu den t.V. die —» Maschinen-, —> Elektronikversicherung, technische —» Betriebsunterbrechungsversicherungen, die —» Montage-, Garantie- sowie —» Bauleistungsversicherung. Technischer Zins —> Rechnungszins. technisch-organisatorischer Bereich (TOB) (auch: Betriebsbereich), erfaßt die Struktur und das sachliche und räumliche Zusammenwirken der Elementarfaktoren Arbeitskraft sowie Arbeits- und Betriebsmittel im Bankbetrieb. Der TOB kann sowohl als Hilfsbereich für den —»liquiditätsmäßigfinanziellen Bereich (LFB) in Erscheinung treten, indem er den technischen Apparat, der zur Bearbeitung und Abwicklung der finanziellen Transaktionen nötig ist, stellt, als auch als eigenständiger Leistungsbereich, etwa im Beratungsgeschäft, auftreten. Die Steuerungsprinzipien im TOB sind auf das Streben nach sicherer Ausführung der Geschäftsvorfälle, auf das Prinzip der wirtschaftlichen Nutzung der Kapazität sowie auf das Prinzip der Tagfertigkeit für alle Geschäfts vorfalle gerichtet. Teilakzept Akzept auf einem —> Wechsel, in dem sich der —> Bezogene auf einen Teil der Wechselsumme beschränkt (Art. 26 WG). In diesem Fall erkennt der Bezogene die Forderung des Ausstellers nicht in voller Höhe an. Bei einem T. hat ein Wechselinhaber bereits vor Verfall die Möglichkeit des —» Rückgriffs (Art. 43 Abs. 2 Nr. 1 WG). Teilauszahlungsversichening —* Todes- und Erlebensfallversicherung mit mehreren Teilleistungen. Die T. sieht Auszahlungen zu bestimmten Zeitpunkten vor, z.B. nach Ablauf des 12., 16., 20., usw. Versicherungsjahres. Häufig entspricht die Summe der vereinbarten Teilleistungen der Todesfallsumme. Die Leistung im Todes643

Teilzahlungsbanken

Teilhaberversicherung fall erfolgt unabhängig davon, ob bereits Auszahlungen vorgenommen wurden. Teilhaberversicherung —»Todes- und Erlebensfallversicherung auf verbundene Leben, bei der die versicherten Personen Teilhaber einer Personengesellschaft sind. Bei Tod eines Gesellschafters können die durch den Tod entstehenden Verpflichtungen (Erben) durch die Versicherungssumme abgedeckt werden. Teilindossament —> Indossament auf einem —» Wechsel (oder —» Scheck), durch das nicht die gesamte Wechscl- (bzw. Scheck-)summe, sondern nur ein Teil davon übertragen wird. Rechtlich gesehen sind T. nichtig (Art. 12 Abs. 2 WG, Art. 15 Abs. 2 ScheckG). Teilkaskoversicherung —»Fahrzeugversicherung. Teilkostenrechnung Kostenrechnungssystem, das im Gegensatz zur Vollkostenrechnung nur die dispositionsabhängigen Kosten auf die Kostenträger verrechnet. Der dominierende Zweck ist die Bereitstellung aussagefähiger Informationen für die Fundierung unternehmenspolitischer Entscheidungen sowie für die Wirtschaftlichkeitskontrolle und Budgetierung. Teilschuldverschreibungen von Industrieunternehmen emittierte Gläubigerpapiere, die dem Anlagepublikum in Teilbeträgen angeboten werden. Gemeinsam mit —» Industrieobligationen gehören die T. zu den Industrieschuldverschreibungen. Teilzahlungsbanken Kreditinstitute, die sich auf die Vergabe von —» Teilzahlungskrediten spezialisiert haben. Dabei handelt es sich überwiegend um zweckgebundene Kredite im Bereich der Konsumfinanzierung, bei denen bestimmte Rückzahlungsmodalitäten vereinbart werden. Die Rückzahlung erfolgt in mehreren in etwa gleich hohen Teilzahlungen, deren Zahlungstermine schon bei der Kreditgewährung festgelegt werden. Schon Mitte des letzten Jahrhunderts räumten Handelsunternehmen in Deutschland Konsumenten und kleinen Betrieben die 644

Möglichkeit ein, Waren gegen planmäßige Ratenzahlung zu erwerben. Die bankmäßige Gewährung von Teilzahlungskrediten setzte erst nach dem Ersten Weltkrieg ein. Insbesondere die Absatzfinanzierung von Kraftfahrzeugen wurde über T. abgewikkelt. In der Folgeperiode dehnte sich das Teilzahlungsgeschäft auch auf andere Bereiche aus, so daß es kurz vor Beginn des Zweiten Weltkriegs bereits etwa 50 T. in Deutschland gab. Während des Krieges kam das Teilzahlungsgeschäft völlig zum Erliegen. Als nach der Währungsreform 1948 das Warenangebot wieder zunahm, boten die Verkäufer Teilzahlungsfinanzierungen an, um den Käufern, die durch den Verlust ihrer Ersparnisse nur in geringem Umfang Barkäufe tätigen konnten, auch größere Anschaffungen zu ermöglichen. Durch Neugründungen und Nachfolgeinstitute der T., die während des Krieges ihre Geschäftstätigkeit aufgegeben hatten, erhöhte sich die Zahl derT. im Jahre 1961 auf 265. Aufgrund der verschärften Wettbewerbssituation nahm die Zahl der T. wieder ab, so daß Ende 1986 noch 84 T. in Deutschland tätig waren. Danach wurden die T. in der Bankenstatistik der —» Deutschen Bundesbank nicht mehr gesondert erfaßt, sondern entsprechend ihrer Rechtsform den anderen Bankengruppen zugeordnet. T. sind Kreditinstitute gemäß § 1 KWG. Daneben haben sie die Bestimmungen des „Gesetzes betreffend die Abzahlungsgeschäfte" von 1894 zu beachten, das als rechtliche Grundlage mit einigen Änderungen noch heute gilt. T. werden überwiegend in den Rechtsformen Gesellschaft mit beschränkter Haftung und Kommanditgesellschaft einschließlich der GmbH & Co. KG geführt. Die Gruppe der T. läßt sich hinsichtlich der Merkmale Kundengruppe, Absatzwege und Angebotsform systematisieren. Danach lassen sich vier Typen von T. unterscheiden: -

Absatzkreditbank für private Haushalte, Kreditbank für private Haushalte, Universalbank für private Haushalte, Investitions- und Absatzkreditbank für den gewerblichen Kreditnehmer. Eigenkapitalgeber sind zum einen Kredit-

Teilzahlungskredit institute, die durch eine Beteiligung an T . ihr Leistungsangebot erweitern, und zum anderen Produzenten und Händler, die mit der Möglichkeit der Ratenfinanzierung den Absatz fördern. Die von Privatpersonen getragenen T . sind überwiegend kleinere Institute, die ihre Geschäftstätigkeit auf einen regionalen Bereich beschränken und daher eine untergeordnete Bedeutung haben. Im Teilzahlungsgeschäft werden direkte und indirekte Kundenfinanzierungen durchgeführt. Die Unterscheidung bezieht sich darauf, ob eine direkte Kreditbeziehung zwischen Kreditnehmer und Bank besteht oder ob der Kredit über die Vermittlung eines Händlers gewährt wird. D e r Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit liegt im Konsumentenkreditgeschäft. Da das Ausfallrisiko im gewerblichen Kreditgeschäft niedriger ist, verlagern T . zunehmend ihre Geschäfte in diesen Bereich (vor allem C-Geschäfte auf Wechselbasis, vgl. auch—»Teilzahlungskredit). Im Rahmen der Mittelbeschaffung überwiegen Einlagen und aufgenommene Kredite von anderen Kreditinstituten. T . , die eine Vollkonzession besitzen, refinanzieren sich weiterhin über Spareinlagen, deren Anteil an der Mittelbeschaffung in den letzten Jahren erheblich zugenommen hat. Im Vergleich zu anderen Kreditinstituten verfügen T . über eine relativ hohe Eigenkapitalquote (ca. 6 % ) , da das Eigenkapital zu einem großen Teil von anderen Banken oder Unternehmen zur Verfügung gestellt wird. Teilzahlungskredit (Abzahlungskredit), Konsumentenkredit, mit dem der Kauf von meistens langlebigen, beweglichen Konsumgütern finanziert wird. D e r Kaufpreis wird hierbei in Teilzahlungen beglichen. T . werden vor allem von spezialisierten Kreditinstituten (—» Teilzahlungskreditinstituten) vergeben. Für T . gelten die speziellen Vorschriften des „Gesetzes betreffend die Abzahlungsgeschäfte" (Abzahlungsgesetz). Danach müssen beim Abzahlungskauf u.a. zwei Preise genannt werden, der Barzahlungsund der Teilzahlungspreis. Daneben muß der Vertrag den Betrag, Zahl und Fälligkeiten der einzelnen Teilzahlungen sowie den

Teilzahlungskredit effektiven Jahreszins beinhalten. Das Teilzahlungskreditgeschäft wird in drei Formen, dem A - , B - und C-Geschäft, abgewikkelt. Bei einem A-Geschäft (direkte Kundenfinanzierung) räumt die Bank dem Käufer (Kreditnehmer) direkt - ohne Einschaltung und Mithaftung des Händlers - den Kredit ein. Der Kredit wird dem Kreditnehmer bar zur Verfügung gestellt. Früher erfolgte die Bereitstellung des Kredits nach einem Kundenscheck-Verfahren (sog. Königsberger System), bei dem der Kreditnehmer Kreditschecks (Zahlungsanweisungen über den Kreditbetrag) erhielt, die er bei bestimmten Handelsunternehmen zur Zahlung vorlegen konnte. Aufgrund der eingeschränkten Möglichkeiten hinsichtlich der Objekt- und Händlerwahl hat dieses Verfahren an Bedeutung verloren. Vielmehr deckt sich das A-Geschäft heute weitgehend mit dem persönlichen Kleinkredit der Universalbanken. Das B-Geschäft (sog. Berliner System) umfaßt eine Kreditgewährung an den Käufer durch Vermittlung und Mithaftung des Verkäufers. Der Käufer leistet für das gewünschte Kaufobjekt eine Anzahlung von 20-30% auf den Kaufpreis. Zur Finanzierung des Restkaufpreises beantragt er einen Kredit bei einer Teilzahlungsbank. Dieser Antrag wird von dem Verkäufer bearbeitet und an die Teilzahlungsbank weitergeleitet, die den Antrag prüft. Die Teilzahlungsbank überweist dem Händler die Kreditsumme, wobei ein bestimmter Prozentsatz auf einem Sperrkonto einbehalten wird. Nach Rückzahlung des Kredits wird auch der einbehaltene Betrag dem Verkäufer gutgeschrieben. Bei notleidend gewordenen Krediten kann die Teilzahlungsbank Rückbelastungen auf dem Sperrkonto vornehmen, denn der Händler übernimmt eine Mithaftung für die ordnungsgemäße Rückzahlung des Kredits. Diese Mithaftung ist jedoch nicht auf den einbehaltenen Betrag beschränkt, sondern umfaßt den gesamten ausstehenden Kreditbetrag. Das C-Geschäft weist starke Ähnlichkeiten mit dem B-Geschäft auf, wird aber im Gegensatz zu diesem auf Wechselbasis abgewickelt. Zur Sicherung der einzelnen Raten werden vom Verkäufer —> Wechsel ausge645

Tenderverfahren

Teilzahlungskreditinstitute stellt, die der Kunde akzeptiert. Der Verkäufer reicht die Wechsel bei der Teilzahlungsbank zum Diskont ein und finanziert dadurch den Kaufpreis. Die Fälligkeiten und Beträge der einzelnen Wechsel entsprechen den einzelnen Raten. Die Besicherung durch Wechsel bringt deshalb Vorteile, da aufgrund der wechselrechtlichen Strenge bei einem Zahlungsverzug eine rasche Abwicklung notleidender Kredite möglich ist. T. erfordern im Vergleich zu anderen Krediten einen hohen Verwaltungsaufwand. Zur Abdeckung dieser Kosten haben die Kreditnehmer zusätzliche Gebühren zu zahlen. Deshalb sind T. normalerweise teurer als andere vergleichbare Kredite. Teilzahlungskreditinstitute —»Teilzahlungsbanken. Teilzahlungswechsel —»Wechsel, der zur Sicherung einer einzelnen Rate eines —> Teilzahlungskredites (CGeschäft) ausgestellt wird. Aussteller ist der Verkäufer einer auf Abzahlung gekauften Ware, —» Bezogener ist der Kunde. Für jede Rate wird ein eigenständiger Wechsel ausgestellt. Der Verkäufer kann die T. einem —* Teilzahlungskreditinstitut zum Diskont einreichen, diese legt an den jeweiligen Fälligkeitsterminen dem Kunden die Wechsel zur Einlösung und damit zur Rückzahlung des Teilzahlungskredites vor. Teilzinsspannenrechnung Teilgebiet der Bankkalkulation, bei dem die Kosten und Erlöse des —> Wertbereichs auf das Geschäftsvolumen bezogen und in Teilerfolge differenziert werden. Das Ziel der T. liegt in der Analyse der Entstehung und Zusammenstzung der Bruttozinsspanne und in der Gewinnung von Steuerungsinformationen für das Bankgeschäft im einzelnen. Ihre höchste Entfaltung hat die T. erreicht, wenn aus ihr der Beitrag eines jeden einzelnen Geschäftsabschlusses zum Gesamtüberschuß folgt. Über eine Aggregation aller Teilergebnisse können dann Teilzinserfolge von Geschäftsaiten, Geschäftsstellen und Kundengruppen kalkuliert werden. Für die T. stehen als grundlegende Methoden zum einen die traditionellen Verfahren der —» Poolmethode und der —» Schichtenbilanz-Methode und zum anderen das moderne Verfahren der —» 646

Marktzinsmethode zur Verfügung. Während die Einzelgeschäftsmarge bei der Marktzinsmethode direkt ermittelt werden kann, sind bei den traditionellen Verfahren Schlüsselungen der Teilzinsspanne vorzunehmen (—» Hälftelungsmethoden). Telefonverkehr (ungeregelter Frei verkehr), Börsensegment, das den Handel in solchen Wertpapieren umfaßt, die weder amtlich zugelassen noch den geregelten Markt oder in den geregelten Freiverkehr einbezogen sind, sowie den Handel in allen Wertpapieren, der vor- und nachbörslich abgewickelt wird. Der T. lebt vor allem von Arbitragegeschäften mit solchen ausländischen Börsen, die andere als die deutschen Börsenzeiten haben. Die rechtliche Grundlage des T. bilden die Vorschriften des BGB und des HGB, wobei als Marktteilnehmer ausschließlich Banken und freie Makler auftreten. Für solche Wertpapiere, die während der Börsenzeit gehandelt werden, wird i.d.R. täglich eine Preisliste erstellt, während für den vor- und nachbörslichen Handel keine Preise gesammelt werden. Telescheck-Anlage (Faksimile-Anlage), im Rahmen der Dokumentenprüfung eingesetztes Übertragungsgerät, das über Kabel das Originaldokument bildlich zur Prüfinstanz weiterleitet, damit diese, etwa im Barscheckverkehr, weitere Aktionen, etwa die Auszahlung legitimiert. Telquel-Kurs Devisenkurs, der ohne Berechnung von Transaktionskosten und Zinsen gesprochen wird. Tender Panel -» Placement Agent. Tenderverfahren Form der Plazierung von Effekten, bei der die Wertpapiere auf der Basis von schriftlich abgegebenen Geboten, die sowohl das gewünschte Volumen als auch den akzeptierten Kurs beinhalten, den Meistbietenden zugeteilt werden. Beim T. setzt somit der Kunde und nicht der Emittent den Zeichnungskurs fest. Das T. wird insbesondere von der Deutschen Bundesbank für Kassenobligationen des Bundes angewendet.

Termfixversicherung Tennfixveisicherung —> Lebensversicherung mit festem Auszahlungszeitpunkt. Die vereinbarte Versicherungssumme wird mit Ablauf der Versicherung fällig, auch wenn der Versicherte bereits verstorben ist. Im Todesfall wird die Versicherung beitragsfrei weitergeführt, d.h. bei dieser Versicherungsform ist zwar die Dauer der Beitragszahlung ungewiß, jedoch nicht der Zahlungstermin der Versicherungsleistung. Somit ist sichergestellt, daß zu dem vereinbarten Zahlungszeitpunkt die Versicherungssumme unabhängig vom Tod des Versicherten zur Verfügung steht. Häufig bietet der Versicherer die Möglichkeit, im Todesfall ein diskontiertes Kapital schon vorzeitig zu zahlen. T. finden beispielsweise Verwendung als —» Ausbildungsversicherung, um das für die Berufsausbildung von Kindern erforderliche Kapital anzusparen. Auf diese Weise steht ein Kapitalbetrag zur Abdeckung der Ausbildungskosten unabhängig vom Lebensschicksal der Eltern zur Verfügung. Eine andere Variante der T. stellt die —» Familienversorgungs-Versicherung dar, bei der sich im Todesfall die Leistung aus einer einmaligen Sterbegeldzahlung (z.B. 10% der Versicherungssumme) und einer Zeitrente (z.B. monatlich 1% der Versicherungssumme bis Vertragsende) zusammensetzt. Diese Versicherungsform kommt in Deutschland allerdings nur selten vor. Terminbörse Börsensegment, an dem —> Termingeschäfte abgeschlossen und gehandelt werden. Entsprechend der gehandelten Geschäfte werden der Effekten-, Devisen- und Warenterminhandel unterschieden. Termineinlagen befristete Einlagen, die für mindestens 30 Tage angelegt werden, um Zinseinkünfte zu erzielen. T. werden unterschieden in Festgelder, die an einem bei Vertragsabschluß bestimmten Tag fällig werden und in Kündigungsgelder, die nach einer Kündigung, der eine vereinbarte Kündigungsfrist folgt, zurückgezahlt werden. Termingeld 1. andere Bezeichnung für—» Termineinlagen. 2. Festgelder, meist runde Beträge (1 Mil-

Termingeschäftsfähigkeit kraft Information lion oder ein Vielfaches), die unter Banken am Geldmarkt üblicherweise für standardisierte Laufzeiten (1, 3, 6 und 12 Monate) gehandelt werden. Die Zinssätze werden frei vereinbart. Dennoch werden sie von der —> Deutschen Bundesbank erfaßt, statistisch aufbereitet und in den Monatsberichten veröffentlicht. Termingeschäfte Handelsgeschäfte mit Effekten, Devisen oder Waren, bei denen die Erfüllung des Vertrages zu einem späteren als dem Abschlußtermin erfolgt, wobei der Preis des Handelsobjektes jedoch bereits bei Geschäftsabschluß festgesetzt wird. 1931 wurde der Handel per Termin in Deutschland eingestellt, 1970 wurden —» Optionsgeschäfte in Aktien wieder erlaubt und mit der Eröffnung der Deutschen Terminbörse DTB wurden in Deutschland ab Anfang 1990 T. mit Wertpapieren wieder voll möglich. T. werden unterschieden in Fix-Geschäfte, Optionsgeschäfte und Differenzgeschäfte. Fix-Geschäfte zeichnen sich dadurch aus, daß die Vertragspartner zu vereinbarten Konditionen und Zeitpunkten erfüllen müssen. —> Optionsgeschäfte geben dem Optionskäufer das Recht, dem Verkäufer die Pflicht, den vereinbarten Optionsgegenstand zu liefern bzw. abzunehmen. Differenzgeschäfte sind dadurch gekennzeichnet, daß sich die Erfüllung auf die Zahlung der Differenz zwischen dem vereinbarten Terminkurs und dem aktuellen Kurs in Erfüllungszeitpunkt beschränkt. Ein Transfer der dem Geschäft zugrundeliegenden Gegenstände findet nicht statt. Termingeschäftsfahigkeit kraft Information im Rahmen der Novelle des Börsengesetzes 1989 entwickeltes Modell zur Abschaffung des—»Differenzeinwandes. Zwar gelten Privatpersonen weiterhin als nicht-termingeschäftsfähig, erlangen jedoch ihre schuldrechtliche Gleichstellung mit Kaufleuten, wenn sie vor Abschluß eines Börsentermingeschäftes über die typischerweise und in § 53 Abs. 2 BörsG abschließend enumerierten Risiken schriftlich und in festgelegten Zeitabständen wiederholt informiert werden. Die T. stellt die zentrale Voraussetzung für die Teilnahme 647

Terminpapier von Nicht-Vollkaufleuten an der —> Deutschen Terminbörse dar. Terminpapier Wertpapier, das zum Börsenterminhandel zugelassen ist. Über die Zulassung von Wertpapieren zum Terminhandel hat der Börsenvorstand nach den Bestimmungen der Börsenordnung zu entscheiden. T. sind im amtlichen Kursblatt besonders gekennzeichnet. Terminrisiko —> Liquiditätsrisiko. Terms of Trade die internationale, natural ausgedrückte Tauschrelation: Der in Einheiten anderer Güter ausgedrückte Preis eines international gehandelten Gutes auf dem Weltmarkt. In der Praxis behilft man sich mit dem prozentualen Verhältnis aus Exportgüterpreisniveau (P x ) und Importgüterpreisniveau (Pi m ), jeweils in heimischer—» Währung.

Tertia dritte Ausfertigung (Duplikat) eines -»gezogenen Wechsels (—» Wechselausfertigung)Tlirift Institutions Sammelbegriff für drei Institutsgruppen, die neben den —» Commercial Banks und den —>Investment Banks das US-amerikanische Geschäftsbankensystem bilden. Ihre Geschäftsschwerpunkte sehen die T. hauptsächlich im Spar- und Hypothekengeschäft, sie bieten ihren Kunden aber auch eine Reihe weiterer Dienstleistungen, insbesondere die Abwicklung des Zahlungsverkehrs, Konsumkredite und andere Finanzierungen an. T. sind, bis auf Ausnahmen in der ersten Gruppe, genossenschaftlich organisiert. Bei dieser ersten Gruppe, den Savings & Loan Associations, handelt es sich um Institute, die den deutschen Bausparkassen entsprechen. Die Mittelbeschaffung erfolgt zum einen über den Verkauf von Gesellschaftsanteilen (Shares) durch die der Einleger die Eigentümereigenschaft erhält, zum anderen hauptsächlich über Spareinlagen, aber auch über Sicht- und Termineinlagen sowie seit 1980 über —> NOW-Konten. Die Mittelverwen648

Thrift Institutions dung beschränkt sich im wesentlichen auf die Vergabe von Hypothekarkrediten, verbleibende Mittel werden in Staatspapieren angelegt. Bundeskonzessionierte Institute dürfen zudem Konsumentenkredite vergeben, Industrieobligationen erwerben, Treuhandgeschäfte durchführen sowie Kreditkarten ausgeben. Die von einem Treuhänderrat geleiteten Mutual Savings Banks (Sparkassen auf Gegenseitigkeit) bilden die zweite Gruppe. Der Schwerpunkt dieser Institute, die größenmäßig zwischen Commercial Banks und den anderen Thrift Institutions angesiedelt sind, liegt im Nordwesten der USA. Die Mittelbeschaffung erfolgt weitgehend über Sicht-, Termin- und Spareinlagen sowie über verzinsliche NOW-Konten. Bei der Mittelverwendung entfällt der überwiegende Teil auf das Realkreditgeschäft, während Konsumkredite nur in geringerem Umfang vergeben werden. Neben dem Kauf von Wertpapieren wickeln Mutual Savings Banks auch Treuhandgeschäfte und den Zahlungsverkehr der Einleger ab, die hier keine Eigentümer, sondern eine Gläubigerstellung einnehmen. Bundeskonzessionierten Instituten ist zusätzlich erlaubt, gewerbliche Kredite zu vergeben, allerdings darf ein Anteil von 5% an der Bilanzsumme nicht überschritten werden. Die dritte Gruppe innerhalb der Thrift Institutions bilden die Credit Unions (Kreditvereine). Sie werden als eine Gruppe von Personen definiert, die ein gemeinsames Interesse verbindet, die deshalb ihre Spargelder zusammenlegen und sich aus diesem Fonds gegenseitige Kredite einräumen. Das gemeinsame Interesse kann hierbei in dem gleichen Arbeitgeber oder Wohnsitz, der gleichen Gewerkschaft oder Kirchengemeinde begründet sein. Unternehmenszweck ist nicht die Gewinnerzielung, sondern die Förderung der Vereinsmitglieder; nur mit diesen oder anderen Credit Unions werden Geschäfte gemacht. Die Mittelbeschaffung erfolgt hauptsächlich über Mitgliederanteile und Spareinlagen, Schwerpunkt der Mittelverwendung ist das Konsumentenkreditgeschäft, teilweise auch das Hypothekenkreditgeschäft. Die Abwicklung des Zahlungsverkehrs bieten nur die großen Credit Unions an.

Ticker Hcker Monitor, auf dem Wertpapiere und Devisenkurse zeitnah abgerufen werden können. Ein bekannter Anbieter, der Daten über einen T . bereitstellt, ist die Nachrichtenagentur Reuters. Tierversicherung —> Sachversicherung, die Versicherungsschutz gegen Schäden an Tieren in Landwirtschaft, Gewerbe und Sport gewähren. Innerhalb der T . werden folgende Arten unterschieden: - die langfristige Lebendtierversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz (mindestens ein Jahr) auf Schäden durch Tod, Nottötung oder die dauernde Unbrauchbarkeit für den vorgesehenen Verwendungszweck bezieht; - die kurzfristige Lebendtierversicherung, die besondere Risiken abdeckt, die nur vorübergehend auftreten oder sich auf einen bestimmten Anlaß beziehen (z.B. Verlust von Tieren während der Weidezeit oder Schäden, die beim Transport oder auf Ausstellungen auftreten); - die Tier-Krankenversicherung, bei der ein Versicherer Behandlungs- und Operationskosten übernimmt; - die Schlachttierversicherung, bei der Schäden an geschlachteten oder zur Schlachtung vorgesehener Tiere versichert sind (z.B. Beanstandungen der Fleischbeschauer, so daß das Fleisch nicht zum Handel zugelassen wird). Tilgung Rückzahlung einer langfristigen Schuld (Anleihen, Kredite) nach einem festgesetzten Tilungsplan. Tügungsanleihe vom Emittenten zurückzahlbares —» Gläubigerpapier. Für die Rückzahlung einer T. kommen mehrere Möglichkeiten in Betracht. Die Rückzahlung kann in einer Summe am Ende der Laufzeit, lt. Tilgungsplan, durch Auslosung oder in mehreren Jahresraten, durch vorzeitige Kündigung im Rahmen der Anleihebedingungen oder durch einen freihändigen Rückkauf an der Börse erfolgen. filgungsformen Möglichkeiten, nach denen die Tilgung von

Tilgungshypothek Gläubigerpapieren oder Krediten erfolgen kann. 1. Tilgung von Gläubigerpapieren (Anleihen): Die häufigste Form der Tilgung von Anleihen besteht in der Rückzahlung des Anleihebetrags am Ende der Laufzeit in einer Summe. Üblich ist weiterhin die Rückzahlung durch Auslosung, wofür entsprechend des Tilgungsplans zu festgelegten Terminen Serien oder Nummerngruppen aus dem Gesamtbestand der Anleihe ausgelost und zurückgezahlt werden (—» Tilgungsanleihe). Dementsprechend ist dem Anleger die Laufzeit seines gezeichneten Betrages nicht von vornherein bekannt. Des weiteren ist eine außerplanmäßige Rückzahlung durch vorzeitige Kündigung seitens des Emittenten im Rahmen der Anleihebedingungen möglich. Damit kann weiterhin eine Umwandlung der Anleihe (Konvertierung oder Konversion) verbunden sein. Wenn der Kurswert einer börsennotierten Anleihe zuzüglich der Rückkaufspesen niedriger ist als der Nennwert, kann auch ein freihändiger Rückkauf an der Börse sinnvoll sein. 2. Tilgung von Krediten: Auch die Rückzahlung von Krediten kann entweder in einer Summe (endfällige Tilgung) oder gemäß eines Tilgungsplanes nach und nach erfolgen. J e nach den Tilgungsmodalitäten unterscheidet man Ratentilgungen, bei denen die Tilgung in festgelegten (gleich oder ungleichmäßig hohen) Beträgen erfolgt, oder Annuitätentilgungen, bei denen der gesamte Rückzahlungsbetrag zwar konstant bleibt, der Anteil der Tilgungsleistungen jedoch infolge der Zinserparnis für die getilgten Beträge kontinuierlich zunimmt. Weiterhin können Tilgungsfreijahre vereinbart werden. Eine andere Tilgungsform ist durch nicht im voraus vereinbarte Tilgungsvolumina gekennzeichnet. Hierzu gehört vor allem der —> Kontokorrentkredit, dessen Tilgungsverlauf ausschließlich von den Dispositionen des Kreditnehmers bestimmtwird. Tilgungshypothek Form einer —» Hypothek (Verkehrshypothek), bei der der Schuldner zur Rückzahlung des langfristig gewährten Darlehns entweder gleichbleibende Jahresleistungen zu erbringen hat, d.h. der gesamte Rück649

Tilgungsstücke zahlungsbetrag setzt sich aus einem im Zeitablauf fallenden Zinsanteil und einem zunehmenden Tilgungsanteil zusammen (Annuitätenhypothek), oder gleichbleibende Tilgungsbeträge zu leisten hat, wobei jedoch die Jahresleistung aufgrund abnehmender Zinsleistungen während der Vertragsdauer kontinuierlich fällt (Abzahlungs- oder Ratenhypothek). Andere Formen der Verkehrshypothek sind die —» Kündigungshypothek (Rückzahlung des Darlehnsbetrags nach einer fristgerechten Kündigung) oder die Fälligkeitshypothek (Rückzahlung des Darlehnsbetrags zu einem im voraus festgelegten Termin). Tilgungsstücke —> Teilschuldverschreibungen, die der Emittent zur Tilgung einer Anleihe am Markt zurückkauft. Time bill engl. Bezeichnung für —» (Nach-)Sichtwechsel. Timing Bestimmung des richtigen Zeitpunktes; wird insbes. häufig im Wertpapiergeschäft verwendet, um möglichst günstig kaufen oder verkaufen zu können oder eine Emission zu einem günstigen Termin plazieren zu können. TOB -» technisch-organisatorischer Bereich. Todes- und Erlebensfallversicherung häufigste Form der-* Lebensversicherung, die eine Versicherung auf den Todes- und Erlebensfall umfaßt, d.h. die Versicherungsleistung wird bei Tod, spätestens bei Ablauf der Versicherung fällig. Somit eignet sie sich gleichermaßen als Hinterbliebenen- und Altersvorsorge. Aufgrund der verschiedenen Möglichkeiten, T. auszustalten, gibt es eine Reihe von Varianten. Sie unterscheiden sich darin, auf welcher der beiden Versicherungsleistungen der Schwerpunkt liegt. - So können die Todes- und Erlebensfallleistung gleich hoch bemessen sein. Diese Form wird neben der Hinterbliebenen- und Altersvorsorge häufig zur Absicherung und Tilgung eines Darlehns verwendet (—» gemischte Versicherung). 650

Todes- und Eriebensfallversicherang - Übersteigt die im Todesfall fällige Versicherungssumme die Erlebensfalleistung, steht der Hinterbliebenenschutz im Vordergrund. Diese Variante wird in Form eines gesonderten Tarifs oder als Kombination einer gemischten Versicherung mit einer Risiko-Zusatzversicherung angeboten, die für die Differenz zwischen Todes- und Erlebensfalleistung abgeschlossenwird. - Bei einer T. mit erhöhter Erlebensfalleistung wird üblicherweise in den letzten Versicherungsjahren die Leistung im Todesfall angehoben, wenn das —» Dekkungskapital die vereinbarte Todesfallsumme übersteigt. Auch diese Variante kann sowohl als gesonderter Tarif als auch als Kombination einer gemischten Versicherung mit einer Erlebensfall-Zusatzversicherung abgeschlossen werden. - Eine andere Variante stellt die sogenannte —» Teilauszahlungsversicherung dar, die bei Erleben von vertraglich vereinbarten Zeitpunkten Teilauszahlungen vorsieht. Häufig entspricht die Höhe der Todesfallsumme der Summe der einzelnen Teilleistungen, die jeweils gleich hoch oder auch unterschiedich sein können. Im Todesfall wird die vereinbarte Summe gezahlt, unabhängig davon, ob bereits Teilzahlungen geleistet wurden. - Die T. auf verbundene Leben wird überwiegend als gemischte Versicherung auf zwei Leben abgeschlossen. Hier wird das Todesfallrisiko zweier (oder mehrerer) Personen innerhalb eines Vertrages versichert, deshalb ist der Beitrag höher als bei einer gemischten Versicherung auf ein einzelnes Leben. Die Versicherungssumme wird mit dem Tod des zuerst sterbenden Versicherten fällig, spätestens beim Ablauf der Versicherung. Auch wenn beide Versicherte gleichzeitig sterben (z.B. bei Unfall), wird die Versicherungssumme nur einmal ausgezahlt. Da diese Versicherung häufig von Ehepartnern abgeschlossen wird, trägt sie auch die Bezeichnung —» Ehegattenversicherung. Daneben bietet sich diese Versicherungsform für Teilhaber einer Personengesellschaft an, um die durch vorzeitigen Tod eines Gesellschafters entstehenden Verpflichtungen abzudecken (—» Teilhaberversicherung).

Todesfallversicherung Todesfallversicherung Versicherung, bei der die Versicherungsleistung bei Tod der versicherten Person fällig wird. Als eine Form der—> Lebensversicherung sind in der reinen (lebenslänglichen) T. die Beiträge bis zum Tod des Versicherten zu zahlen. Die Beitragszahlung endet überwiegend bei Erreichen eines bestimmten Höchstalters (z.B. 85 Jahre); spätestens zu diesem Zeitpunkt erfolgt eine Auszahlung des Kapitals. Auch kann eine T. mit verkürzter Beitragszahlungsdauer abgeschlossen werden (z.B. bis zum Alter von 60 oder 65), um den Versicherten beim Ausscheiden aus dem Erwerbsleben von regelmäßigen Zahlungen zu entlasten. Die Leistungspflicht des Versicherers bleibt jedoch trotzdem bestehen. Töchteraussteuerversicherang —»Aussteuerversicherung, —»Heiratsversicherung. Tontine ein nach dem Italiener Lorenzo Tonti (1630-1695) bezeichnetes System, das als Vorläufer der—» Lebensversicherung gilt. Zur Besserung der damaligen zerrütteten Staatsfinanzen in Frankreich wurde 1689 eine Staatstontine (Anleihe) aufgelegt, deren Verzinsung in Form von Leibrenten vorgesehen war. Jährlich hatte der Tontinarius (Emittent der Anleihe) eine gleichbleibende Summe an Zinsen auszuzahlen, die auf die überlebenden Kapitalanleger verteilt wurden. Somit stieg die Zinszahlung pro Anleger mit zunehmender Laufzeit, bis beim Tod des letzten Tontinisten die Zahlung eingestellt wurde. Die gesamte T. wurde in Klassen (Untertontinen) nach dem Alter der Anleger gegliedert. Für jede Klasse war der gesamte Zinsbetrag zwar gleich, doch der einzuzahlende Betrag pro Anteil unterschied sich. Ältere Anleger mußten weniger, jüngere mehr für einen Anteil bezahlen. Diese Form berücksichtigte somit die unterschiedliche Lebenserwartung der Anleger. Tontinesysteme in dieser Art sind in Deutschland nicht mehr zulässig. Top-down-Verfahren Ausprägungsform des —> Prinzips der Zielvereinbarung, bei dem die Planung hierarchisch von oben nach unten verläuft. Hierbei legt die Führungsspitze die Unterneh-

Transfer mensziele fest, fixiert die generelle Unternehmenspolitik und stellt übergeordnete Rahmenpläne auf. Den nachgeordneten Management-Ebenen obliegt es dann, diese globalen Vorgaben speziell für ihren Verantwortungsbereich stufenweise in detaillierte Teilpläne umzusetzen. —> Bottomup-Verfahren, —»Gegenstromverfahren. Trade bill engl. Bezeichnung für einen —> Handelswechsel. Trade Pledge gemeinsame Vereinbarung der OECDMitglieder im Jahre 1974, die durch die Ölkrise aufgetretenen Zahlungsbilanzschwierigkeiten nicht durch solche nationale Maßnahmen zu begegnen, die sich nachteilig auf andere Mitgliederländer auswirken könnten. Trader (Spekulant), Teilnehmer am Wertpapiermarkt, der durch Einschätzung künftiger Preis- und Kursentwicklungen versucht, rasche Kursgewinne zu erzielen, wobei er häufig offene Positionen eingeht. Handelspartner sind—> Arbitrageure und insbes. —* Hedger. Trading-Book Bestand an Finanzinstrumenten, die eine Bank oder ein Wertpapierhaus für Zwecke des Handelns hält. Traditionspapier —> Dispositionspapier. Transaktionskasse die liquiden Mittel, die zur Abwicklung der laufenden Zahlungen gehalten werden. In Kreditinstituten sind dies i.d.R. die im Kundenverkehr zu tätigenden üblichen Ein- und Auszahlungen sowie die Zahlungen zur Begleichung der laufenden Betriebsausgaben. Neben der T. umfaßt der Zahlungsmittelbestand der Banken die zu haltende —» Mindestreserve sowie die Sicherheitskasse. Transfer allgemeiner Ausdruck für die Übertragung von Rechten und Sachen von einem Wirtschaftssektor in einen anderen. Im internationalen Zahlungsverkehr wird unter T. die in der Umwandlung von Währungen bestehende Wertübertragung verstanden. Im 651

Transferklausel staatlichen Bereich sind mit T. unentgeltliche Zahlungen des Staates an die Haushalte gemeint. Transferklausel möglicher Vertragsbestandteil in internationalen Kreditverträgen, mit dem das Schuldnerland berechtigt wird, den Kapitaldienst zu unterbrechen, wenn die Zahlungsbilanz den Transfer der fälligen Beträge ungewöhnlich erschwert oder dieser aus anderen Gründen nicht möglich ist. Transferrisiko Gefahr, daß der ungehinderte internationale Kapitalaustausch zwischen Schuldnerund Gläubigerländern gestört wird. Die Gründe für die Störung liegen i.d.R. in der Devisenknappheit des Schuldnerlandes, wodurch die Rückführung überlassener Kapitalbeträge einschließlich der Zinszahlungen trotz evtl. vorhandener Zahlungswilligkeit des Kreditnehmers und Zahlungsfähigkeit in eigener Währung unmöglich ist. Das T. ist eine besondere Ausprägung des wirtschaftlichen—» Länderrisikos. Transformationsfunktion Aufgabe der Kreditinstitute, im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit die unterschiedlichen Zielvorstellungen der Kapitalanleger und der Kapitalsuchenden bezüglich der Höhe, des Volumens und des Risikogehaltes zu harmonisieren. —» Losgrößentransformation,—»Fristentransformation,-» Risikotransformation. Transmissionsmechanismus monetärer Impulse 1. Jede Volkswirtschaft hat Impulse (Schocks) zu verarbeiten, die in Intensität und zeitlicher Abfolge variieren und dadurch die wirtschaftliche Entwicklung prägen. Solche Impulse können im In- oder Ausland ausgelöst, realwirtschaftlich (z.B. technische Fortschritte, Bedarfsverschiebungen, Preisänderung eines wichtigen Produktionseinsatzfaktors) oder monetär (z.B. Beschleunigung oder Abgrenzung des Geldmengenwachstums) verursacht sein. Welche Wirkungen haben speziell monetäre Impulse, die von der - * Geldpolitik der —» Notenbank ausgelöst werden, auf reale und nominale gesamtwirtschaftliche Größen? Beeinflussen sie die gesamtwirtschaftliche Produktion und Beschäftigung, also 652

Transmissionsmechanismus monetärer Impulse die konjunkturelle Entwicklung? Oder verändern monetäre Impulse nur nominale Größen wie das Nominaleinkommen und das Preisniveau? Diese transmissionstheoretischen Fragen, die seit jeher im Zentrum der Geldtheorie stehen, lassen sich nur dann beantworten, wenn geklärt ist, - über welche Transmissionsglieder und -kanäle ein monetärer Impuls auf nominale und reale Variablen und somit auf die gesamtwirtschaftliche Aktivität wirkt (Transmissionsstruktur), - wie der Transmissionsprozeß zeitlich abläuft (Time-lag-Struktur) und - ob ein monetärer Impuls in kurzer und langer Frist Nominaleinkommenseffekte hat und wie er sich in Preis- und Mengeneffekte aufteilt (Splitting-Problem). Alle drei Aspekte des T. werden in der neueren Geldwirkungsanalyse (Neoquantitätstheorie der relativen Preise; Neokeynesianische Portfoliotheorie) vermögenstheoretisch erklärt: In diesen gesamtwirtschaftlichen Modellen ist Geld ein Vermögensgut, das die Wirtschaftssubjekte in Konkurrenz zu anderen in- und ausländischen Vermögensgütern (Bankkredite, verzinsliche Staatsschuldtitel, Aktien, Sachvermögen, Humanvermögen) zu halten wünschen. Wird die optimale Struktur ihrer Vermögenshaltung gestört, kommt es zu Vermögensbestandsanpassungen, in deren Verlauf auch die Investitions- und Konsumausgaben (Stromgrößen) und damit die gesamtwirtschaftliche Aktivität variieren. Die Struktur des T. wird bestimmt durch - die betrachteten Vermögensmärkte (Geld-, Devisen-, Kredit-, Sachkapitalund Humankapitalmärkte), auf denen private Haushalte und Unternehmen, Geschäftsbanken, Staat und Notenbank agieren; - die pekuniären (Zinssätze) und nichtpekuniären (Nutzenstiftungen) Ertragssätze, die für jedes Vermögensgut typisch sind; - die Informations- und Veränderungskosten (Transaktionskosten), die beim Wechsel der Vermögensanlage entstehen, und die Risiken, denen die erwarteten Ertragsströme eines Vermögensgutes unterliegen; - die Präferenzen der Wirtschaftssubjekte

Transniissionsmechanismus (Risikofreude, Risikomeidung), die in den Analysen mit einer aggregierten Nutzenfunktion als gegeben unterstellt werden; - den gesamten Vermögensbestand, der als Budgetrestriktion fungiert. Variationen der aktuellen Marktpreisrelationen verändern die Ertragsdifferenzen der einzelnen Vermögensgüter mit der Folge, daß die Wirtschaftssubjekte bei gegebenem Gesamtvermögen eine neue Vermögensstruktur anstreben (Substitutionseffekt). Verändert sich hingeben der Vermögensbestand, muß die Nachfrage nach mindestens einem Vermögensgut im gleichen Ausmaß variieren (Vermögenseffekt). Ein gesamtwirtschaftliches Gleichgewicht ist verwirklicht, wenn bei gegebenen Marktpreisrelationen alle Märkte geräumt sind, kein Wirtschaftssubjekt also seine Pläne revidieren muß. Es ist stabil, wenn die Vermögensbestände nicht mehr variieren und die Erwartungen der Wirtschaftssubjekte korrekt in den Plänen antizipiert wurden. Ein solches Gleichgewicht wird durch einen monetären Impuls gestört, der in einer wachsenden Volkswirtschaft dann vorliegt, wenn die Wachstumsrate der nominalen Basisgeldmenge (Bargeldbestände des Publikums und freiwillige sowie gesetzliche Basisgeldreserven der Geschäftsbanken) und als Folge davon jene der jeweils betrachteten Tauschgeldmenge (z.B. Mj: Bargeldbestände des Publikums und Sichteinlagen bei den Geschäftsbanken) - deutlich steigt (expansiver Impuls) oder sinkt (restriktiver Impuls). Die Notenbank kann einen expansiven Impuls auslösen, indem sie zusätzlich verzinsliche Staatsschuldtitel vom privaten Sektor kauft (—> Offenmarktpolitik), die Kreditausleihungen an die Geschäftsbanken erhöht (—» Diskont-, —> Lombardpolitik), ein steigendes Staatshaushaltsdefizit durch Ankauf neuemittierter Wertpapiere finanziert (monetäre Alimentierung expansiver Fiskalpolitik), Devisen am —» Devisenmarkt gegen Inlandswährung kauft (Außenkomponente der Geldbasis) oder Notenbankgewinne an den Staat ausschüttet, die dieser ausgibt (Gewinnkomponente der Geldbasis). Schließlich kann sie das Geldmengenwachstum durch Senkung der gesetzlichen Mindestreserven erhöhen (—» Mindestre-

Transmissionsmechanismus servenpolitik), weil dadurch die freie Verfügbarkeit der Geschäftsbanken über Basisgeld erhöht wird. 2. Ein expansiver monetärer Impuls, wie z.B. die drastische Erhöhung der Wachstumsrate der Geldbasis und der Tauschgeldmenge in der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1985, löst Substitutions- und Vermögenseffekte aus, die in Liquiditäts-, Einkommens- und Preiserwartungseffekte unterschieden werden. Der zügig eintretende Liquiditätseffekt beschreibt die Senkung der Ertragssätze der Vermögensgüter. Die Wirtschaftssubjekte versuchen, die - als Folge des Impulses entstandenen - überschüssigen nominalen Geldbestände in ihren Kassen auf anderen Vermögensmärkten abzubauen (Vermögenseffekt), um die gewünschte Vermögensstruktur wiederherzustellen. Sie bevorzugen dabei zunächst jene Märkte mit niedrigen Transaktionskosten, also die Finanzmärkte. Auf ihnen steigen Kreditangebot und Wertpapierkurse; die Ertragssätze für Finanzaktiva sinken. Hierdurch erhöht sich die Nachfrage nach Sach- und Humanvermögen, deren Ertragssätze noch unverändert sind (Substitutionseffekt). Der Prozeß endet erst, wenn alle Marktertragsraten soweit gesunken sind, daß die Wirtschaftssubjekte höhere nominale Kassenbestände zu halten bereit sind. Auf den Kreditmärkten hat die expansive Geldpolitik somit eine Zinsniveausenkung bewirkt, die allerdings nur vorübergehend ist. Der Einkommenseffekt bezeichnet den Wiederanstieg der Vermögensertragssätze, der aus dem nunmehr einsetzenden Anstieg der Nachfrage nach Produktionsleistungen resultiert: Das gesunkene Zinsniveau erhöht die Konsum- und Investitionsausgaben und damit das nominale Volkseinkommen, wodurch die Kreditnachfrage wächst und das Zinsniveau ansteigt. Ob es dabei zu einem positiven Produktions- und Beschäftsigungseffekt kommt, hängt von den Erwartungen der Anbieter von Produktionsleistungen ab. Erkennen sie, daß die monetäre Expansionspolitik einen generellen Nachfrageanstieg auslöst, werden sie allein die Preisforderungen für neuzuproduzierende Vermögensgüter erhöhen, ohne Produktion und Beschäftigung auszuweiten (Nominaleinkommens- oder Preisniveauef-

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Transmissionsmechanismus fekt). Nur wenn der Nachfrageanstieg, der auf dem jeweiligen Einzelmarkt zu beobachten ist, fehlinterpretiert wird als Ergebnis einer Änderung der Bedarfsstruktur, werden Produktion und Beschäftigung erhöht (Realeinkommenseffekt). Steigt das Preisniveau auf den Gütermärkten, sinkt die reale Kassenhaltung, die nur durch einen Nachfragerückgang auf den übrigen Vermögensmärkten wieder auf das gewünschte Niveau erhöht werden kann. Dadurch sinken die Wertpapierkurse und steigen die Marktertragssätze wieder an, wodurch die realen Einkommenseffekte abgebaut werden. Der Preiserwartungseffekt ist schließlich durch das Entstehen positiver Inflationserwartungen als Folge der monetären Expansion verursacht. Die Wirtschaftssubjekte berücksichtigen auf den Vermögensmärkten den erwarteten Anstieg der Inflationsrate bei ihren Renditegeboten und -forderungen, um reale Einkommensumverteilungen zu ihren Lasten zu vermeiden. Die nominalen Effektivrenditen steigen dann um den Wert der antizipierten Inflationsrate über das Ausgangsniveau hinaus weiter an. Im Verlauf dieses T. haben die Wirtschaftssubjekte ihre Vermögenshaltung den sich ändernden Preisrelationen angepaßt; sie haben sowohl die gewünschte Vermögensstruktur als auch die absolute Höhe einzelner Vermögenspositionen verändert. Umstrukturierung und Neubildung von Vermögen sind das entscheidende Bindeglied zwischen dem monetären Impuls und der gesamtwirtschaftlichen Aktivität. Insbesondere die Einbeziehung des Preiserwartungseffektes in der neueren Transmissionstheorie begründet, weshalb ein expansiver (restriktiver) monetärer Impuls nur vorübergehend das Kreditzinsniveau senkt (erhöht) und Produktion sowie Beschäftigung anregt (bremst). Nach Ablauf aller Anpassungsprozesse - insbesondere der vollständigen Antizipation der Inflationserwartungen in den Marktkontrakten-hat eine expansive (restriktive) monetäre Politik lediglich die Inflationsrate, das nominale Zinsniveau und die Wachstumsrate des Nominaleinkommens, nicht jedoch Produktion, Beschäftigung und Realeinkommensanstieg dauerhaft erhöht (gesenkt). 654

Transmissionsmechanismus 3. Die Ergebnisse des T. hängen in der Realität, in der die Modellvoraussetzungen stabiler Gleichgewichte und unverzüglicher Anpassungen an Störungen nicht verwirklicht sind, von unterschiedlichen Faktoren ab: Von der aktuellen Konjunkturlage; von den konkreten Rahmenbedingungen, die die Fähigkeit zu einzelwirtschaftlichen Planrevisionen beeinflussen; von Intensität und Organisation der außenwirtschaftlichen Integration (Wechselkurssystem, Grad der internationalen Kapitalmobilität, internationale Koordination der Geld- und Wirtschaftspolitik); auch von der Stärke des monetären Impulses. Besonders bedeutsam für die Lösung des Splitting-Problems und den Zeitbedarf der Anpassungsprozesse ist die Funktionsfähigkeit der Geld-, Kredit-, Arbeits- und Gütermärkte, die ihrerseits durch die Art und Weise der Erwartungsbildung der Wirtschaftssubjekte einerseits und die Möglichkeiten zu zügiger Antizipation der Erwartungen in Marktkontrakten andererseits bestimmt wird. Erwartungsbildung und -antizipation hängen wesentlich von der Höhe der Transaktionskosten ab, die bei der Anpassung entstehen. Sie wiederum werden entscheidend durch die jeweilige Strategie der Geldpolitik beeinflußt. In den Verhaltensannahmen über Erwartungsbildung und -antizipation sowie in der Bedeutung, die die Informations- und Veränderungskosten dabei haben, unterscheiden sich die neueren Transmissionstheorien. Wird - wie in der Neuen Klassischen Ökonomie - unterstellt, daß die Wirtschaftssubjekte keinen Erwartungsirrtümern unterliegen (Modell rationaler Erwartungsbildung) und alle Marktpreise auch kurzfristig vollständig flexibel sind, haben systematische, von den Marktteilnehmern erkannte monetäre Impulse keine Realeffekte. Erwartungsänderungen werden vollständig und unverzüglich durch absolute Preisänderungen antizipiert. Die bestehenden Preisrelationen bleiben unverändert, so daß weder Struktur noch Niveau der realen Vermögensbestände variiert. Nur unsystematische monetäre Impulse, die die Marktteilnehmer nicht sofort als solche erkennen, haben transitorische Realeffekte, die nach

Transmissionsmechanismiis der Erwartungskorrektur jedoch zügig abgebaut werden. Im Monetarismus haben hingegen auch systematische monetäre Impulse kurzfristig vorübergehende Produktions- und Beschäftigungseffekte, weil - positive Informationskosten bei der Erwartungsbildung unterstellt werden, wodurch es für die Wirtschaftssubjekte ökonomisch sinnvoll sein kann, Erwartungen nach einfachen, fehlerhaften, aber kostengünstigeren Konzepten zu bilden (z.B. autoregressive Erwartungsbildung); - selbst korrekte Inflationserwartungen nicht unverzüglich wegen bestehender Terminkontrakte, die die Wirtschaftssubjekte erfüllen müssen, in Güterpreisund Nominallohnanpassungen umgesetzt werden können. Da aus Risikogründen solche Terminkontrakte mit teilweise langen Vertragslaufzeiten existieren, sind die Antizipationsmöglichkeiten von Erwartungsänderungen eingeschränkt. Die - gleichwohl transitorischen - Realeffekte monetärer Impulse halten um so länger an, je mehr Wirtschaftssubjekte aus Risikogründen auf Terminmärkten agieren und je längere Kontraktlaufzeiten sie vereinbart haben. Eine Zunahme der monetären Instabilität durch Stop-and-go-Strategien der Geldpolitik verkürzt die Kontraktlaufzeiten, erhöht die Unsicherheit sowie die Informations- und Veränderungskosten, woraus langfristig negative Allokationseffekte resultieren können. Wie der Monetarismus lehnt auch die neuere keynesianische Portfoliotheorie das Konzept rationaler Erwartungsbildung ab. Die Reaktionsgeschwindigkeit der Preisanpassungen auf Güter- und Arbeitsmärkten, aber auch auf Finanzvermögensmärkten wird wegen der vertraglichen Bindungen als sehr gering eingeschätzt. Monetäre Impulse haben - insbesondere wenn sie durch steigende oder sinkende Haushaltsdefizite ausgelöst werden - selbst langfristig spürbare Realeffekte. Begründet ist diese Einschätzung in der Annahme, daß der T. durch zwei Vermögensblöcke (Finanz- und Sachvermögen) geprägt ist, wobei innerhalb der Blöcke Substitutionsbeziehungen zwischen den einzelnen Vermögensgütern,

Transmissionsmechanismus zwischen den Blöcken selbst jedoch Komplementaritätsbeziehungen bestehen. In der Neuen Makroökonomie wird angenommen, daß die Preise auf allen Märkten völlig starr sind. Monetäre Impulse verändern nicht die Preisrelationen, so daß keine Substitutionseffekte entstehen können. In dieser Sicht verkümmert der marktwirtschaftliche T., weil die Nachfrager nur ihr gewünschtes Aktivitätsniveau auf den Vermögensmärkten variieren können; die Preis- und Lohnrigiditäten verhindern, daß Güter- und Arbeitsmärkte geräumt werden. Monetäre Impulse werden nicht durch Änderungen relativer Preise, sondern durch Mengenanpassungen von Markt zu Markt übertragen, wobei Rationierungsgleichgewichte entstehen. Welche der unterschiedlichen Verhaltenshypothesen besser geeignet ist, den T. in konkreten Marktwirtschaften zu erklären, kann nur empirisch beantwortet werden. Die Ergebnisse der zahlreichen empirischen Länderstudien werden kontrovers beurteilt; auch die ökonometrischen Testmethoden sind umstritten. Immerhin gelangt eine goße Zahl der Analysen zu den Ergebnissen, daß - über längere Zeiträume Variationen des Geldmengenwachstums dominant die Veränderungen des nominalen Volkseinkommens bestimmen; - monetäre Impulse kurzfristig transitorische Produktions- und Beschäftigungseffekte haben, die durch Erwartungsanpassungen wieder abgebaut werden, so daß längerfristig nur Nominaleffekte (Preisniveau-, Nominaleinkommenseffekte) entstehen; - Nominalzins und Nominallohn längerfristig die Veränderungen der Inflationserwartungen widerspiegeln; - staatliche Ausgabenvariationen nur dann gesamtwirtschaftliche Einkommenseffekte haben, wenn sie von entsprechenden Variationen des Geldmengenwachstums begleitet sind. Die empirischen Ergebnisse über die quantitativen und zeitlichen Effekte der T. weichen für einzelne Länder oder verschiedene Zeitperioden voneinander ab. Dies ist verursacht durch unterschiedliche Rahmenbedingungen, die das Funktionieren von Märkten beeinflussen, aber insbesondere 655

Transportversicherung durch die Geldpolitik selbst, die die Struktur des T. im Zeitablauf verändert. Eine aktivistische, diskretionäre Geldpolitik, die kurzfristige Wechselbäder drastischer monetärer Expansion und Restriktion zuläßt oder gar herbeiführt, beraubt sich allmählich selbst ihres Einflusses auf Produktion und Beschäftigung. Dies ist begründet in der Lernfähigkeit der Marktakteure, die bei zunehmender monetärer Instabilität ihr Erwartungsbildungs- und Antizipationsverhalten verändern; sie lassen sich immer weniger durch unsystematische monetäre Impulse täuschen. Die negativen Erfahrungen mit der zyklischen, monetären Impulse auslösenden Geldpolitik in der Vergangenheit und neuere transmissionstheoretische Erkenntnisse begründen, weshalb es gegenwärtig keine sinnvolle Alternative zu einer strikten Verstetigung des Geldmengenwachstums gibt. Literatur: Duwendag, Dieter, u.a.: Geldtheorie und Geldpolitik, 3. Aufl., Köln 1985, S. 176254; Ketterer, Karl-Heinz / Kloten, Norbert: Theorien der Geld Wirkungen, in: N. Kloten; J. H. v. Stein (Hrsg.), G. Obst / O. Hintner: Geld-, Bank- und Börsenwesen, 38. Aufl., Stuttgart 1988, S. 61-84; Thieme, H. Jörg / Vollmer, Uwe: Theorien des Geldwirkungsprozesses, in: H. J. Thieme (Hrsg.), Geldtheorie, 2. Aufl., Baden-Baden 1987, S. 71-106. Prof. Dr. H. Jörg Thieme, Düsseldorf Transportversicherung Gruppe von —» Versicherungen, bei denen sich der Versicherungsschutz auf beförderte Güter und verwendete Transportmittel bezieht. Daneben ordnet man die Versicherungen von Nebeninteressen, die im Zusammenhang mit dem Transport der Güter stehen, dieser Versicherungssparte zu. Zur T. im engeren Sinne zählen die —> Warenversicherung (See-, Land-, Fluß- und Luft waren Versicherung), die —» Kaskoversicherung (See-, Land-, Flußkaskoversicherung), die —» Verkehrshaftungs-Versicherung sowie verschiedene übrige Versicherungen, die sonstige Gefahren aus dem Transport und der Lagerung von Gütern abdecken. Nach den Vorschriften des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV) gehört auch die Luftfahrtkaskoversicherung zu den Transport656

Travellerscheck Versicherungsarten. Diese fällt allerdings nicht unter die vom Deutschen TransportVersicherungsverband e.V. (DTV) betreuten Versicherungsarten. Nicht nur in diesem Punkt weicht die Zuordnung der Versicherungsarten zur T. zwischen BAV und DTV ab. Dem DTV angegliedert sind noch eine Reihe von Nebenzweigen der T. wie z. B. die Reisegepäck-, Valoren- oder Kühlgüterversicherung, die das BAV nicht nur T. zählt. Deshalb sind die Versicherungsbedingungen und Tarife der Nebenzweige dem BAV zur Genehmigung vorzulegen, was für die Hauptzweige der T. entfällt (§ 5 Abs. 6 VAG). Die T. bietet grundsätzlich eine -» Allgefahrendeckung, bei der sich der —* Versicherer eine Reihe von Ausschlüssen oder Leistungsbegrenzungen vorbehält. Trassant Aussteller eines —» gezogenen Wechsels, der von dem —» Bezogenen (Trassant) noch nicht akzeptiert wurde (—> Tratte). Trassat —» Bezogener eines —> gezogenen Wechsels, der die Wechselforderung durch ein Akzept noch nicht verbindlich anerkannt hat (-»Tratte). Trassiert-Eigener Wechsel —> gezogener Wechsel, in dem sich der Aussteller selbst als —» Bezogenen benennt (gemäß Art. 3 Abs. 2 WG möglich). Solche Wechsel werden beispielsweise von Unternehmen (Hauptniederlassung, Zentrale) ausgestellt, die auf ihre (Zweigniederlassungen Wechsel ziehen. Trassierung Bezeichnung für die Wechselziehung (Ausstellen einer—» Tratte). Tratte gezogener, aber noch nicht akzeptierter - * Wechsel. Der Aussteller eines Wechsels (Trassant), der eine Forderung gegen einen —» Bezogenen (Trassat) hat, stellt in dieser Höhe einen Wechsel aus (die sog. „Tratte"), die er als Zahlungsaufforderung dem Bezogenen übergibt. Erst mit dem Akzept hat der Bezogene die Forderung als verbindlich anerkannt. Travellerscheck —» Reisescheck.

Treasury Treasury Geschäftsbereich in international tätigen Kreditinstituten, der das Management der gesamten kurzfristigen Geld- und Devisenmarkttransaktionen im In- und Ausland zur Aufgabe hat. In Industrieunternehmen ist der Begriff T./ Treasureship weiter gefaßt und beinhaltet neben dem Liquiditätsmanagement noch die Bereiche Kapitalbeschaffung und -anlage, Führung der Bankverbindungen, Investor Relations, Versicherungen sowie Kundenkreditvergabe und -Überwachung, also sämtliche Funktionen eines Finanzmanagements. Treiuibankensystem Gegenstück zum —» Universalbanksystem. Gemäß dem Trennungsprinzip, das die Verbindung verschiedener Geschäftsinteressen und Tätigkeitsbereiche innerhalb einer Organisationsstruktur untersagt, sind z.B. das japanische und die anglo-amerikanischen Bankensysteme aufgebaut. Mit dem T. verfolgt die US-amerikanische Bankengesetzgebung die drei Ziele „Schutz vor übermäßiger Wirtschaftsmacht", „Schutz vor Wettbewerbsverzerrungen" und „Gewährleistung eines sicheren Bankensystems". Die bekannteste Ausformung des T. betrifft die Trennung in —> Commercial Banks und —»Investment Banks durch den —> Glass Steagall Act von 1933. Dort werden Emissionsgeschäfte und Börsenhandel den speziellen Investment Banks und Einlagen- und Kreditgeschäfte den Commercial Banks zugewiesen. Eine weitere Ausprägung des US-amerikanischen T. ist in der Grenzziehung zwischen dem Bankenbereich und anderen Wirtschaftsbereichen zu sehen, die im —> Bank Holding Company Act of 1956 mitgeregelt wird. Das T. wird des weiteren durch den —» International Banking Act von 1978 und den —> Depositary Institutions Deregulation and Monetary Act von 1980 gesetzlich geregelt. Tresorgeschäft Bankgeschäft, das die Vermietung von Schließ- und Tresorfächern an Kunden sowie die Verwahrung besonderer Wertgegenstände (z.B. Wertpapiere) gegen Zahlung einer Provision umfaßt. Zum T. zählt auch die Benutzung des —»Nachttresors.

Treuhandkredite Treueprämienversicherung Form der —» Teilauszahlungsversicherung, die von Unternehmen zur Versorgung ihrer Mitarbeiter abgeschlossen wird. Da diese Versicherungsform nicht mehr als —» Direktversicherung steuerlich begünstigt wird, hat sie heute an Bedeutung verloren. Treuhänder (Fiduziar), natürliche oder juristische Person, die Vermögensrechte eines Dritten (Treugebers) wahrnimmt. Der T. kann die ihm übertragenen Rechte zwar im eigenen Namen, aber nur zum vereinbarten Zweck ausüben. Im Bankgeschäft übernehmen —» Kreditinstitute die Funktion als T. beispielsweise bei der Betreuung von —> Treuhandkrediten (—> durchlaufende Kredite). Treuhänderdepot Depot, bei dem die Wertpapiere nicht dem Hinterleger, sondern einem Dritten gehören. Treuhandbanken —> Kreditinstitute, die Vermögensverwaltungsaufgaben für ihre Kunden gegen Entgelt übernehmen. Reine T. sind insbesondere in den USA verbreitet (vgl. —» Trust Companies). Treuhandgiroverkehr (Treugiroverkehr), besondere Form des—» Effektengiroverkehrs, bei dem nicht Wertpapiere, sonderen Wertpapierrechte (z.B. Zuteilungsrechte) weitergeleitet werden. Anwendung findet derT. beispielsweise bei Schuldbuchforderungen der öffentlichen Hand, wenn an Stelle von effektiven Stükken der Zeichner einer Anleihe im Schuldbuch eingetragen wird (Schuldbuchgiroverkehr). Des weiteren ist ein T. mit Jungscheinen üblich, die anstelle von noch nicht erschienener —» Aktien oder —» Obligationen ausgegeben werden (-» Jungscheingiro). Treuhandkredite —> durchlaufende Kredite, bei denen das Kreditinstitut als —» Treuhänder finanzielle Mittel, die ihr von einem Geldgeber (Treugeber) zur Verfügung gestellt werden, an einen Kreditnehmer weiterleitet. Das Kreditinstitut übernimmt dabei vertraglich vereinbarte Verwaltungsaufgaben im Interesses des Geldgebers (z.B. Auszahlung der Kreditsumme, Entgegennahme von Zins657

Treunehmer

Trust-Geschäft

und Tilgungsleistungen, die Verwaltung und Überwachung von Kreditsicherheiten). Das Kreditrisiko kann allein beim Treugeber liegen oder ganz oder teilweise auf das Kreditinstitut gegen Entgelt übertragen werden. In diesem Fall führt das Kreditinstitut vor Kreditvergabe Bonitätsprüfungen der Kreditnehmer durch. T., bei denen das weiterleitende Kreditinstitut kein Kreditrisiko trägt, sind beispielsweise aus ERP-Mitteln (European Recovery Program) gewährte Kredite. Des weiteren werden viele zentrale Kreditaktionen von Bund und Ländern zur Förderung der Wirtschaft in Form von T. abgewickelt.

Trockene Stücke —> Pfandbriefe und-» Kommunalobligationen, die sich im Umlauf befinden. Im Gegensatz dazu stehen „nasse Stücke", die sich noch in der Verwahrung eines —» Treuhänders befinden und noch nicht in Umlauf gegeben wurden.

Treunehmer natürliche oder juristische Person, die Rechte eines anderen in dessen Interesse wahrnimmt (—» Treuhänder).

Trust Companies in den USA ansässige Banken, die das Vermögen ihrer Kundschaft im Rahmen des —» Trust-Geschäfts verwalten.

Triffin-Plan Plan für eine Weltzentralbank durch Ausbau des —> Internationalen Währungsfonds von Robert Triffin (1959). Durch Konzentration der —» Währungsreserven der beteiligten Länder im - * Portefeuille der Weltzentralbank sollte eine Demonetisierung des Goldes und eine Entlastung des USDollars in seiner Reservefunktion ermöglicht werden, ohne daß ein gravierender Mangel an internationaler —» Liquidität eintreten würde. Die Entwicklung seit Auf-

Trust-Geschäft US-amerikanische Bezeichnung für ein Geschäft, das die treuhänderische Verwaltung von Vermögensteilen im Interesse eines Begünstigten durch ein Kreditinstitut beinhaltet, wobei häufig das Eigentum auf das Kreditinstitut übertragen wird. Unter das auch in Deutschland wachsende T. (Treuhandgeschäft) fällt neben der Verwaltung von Vollmachtdepots (—> Vermögensverwaltung) auch die Ausgabe von Anteilen an Publikumsfonds (-» Fondsgeschäft).

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hebung der Goldkonvertibilität des USDollars 1971 zeigt freilich, daß das „TriffinDilemma" nicht eintrat.

Trockener Wechsel veraltete Bezeichnung für einen —» Solawechsel.

u Überbringerklausel (Inhaberklausel), Vermerk „oder Überbringer" auf einem —» Scheck, der zusätzlich zu dem Namen des Zahlungsempfängers angegeben ist. Durch die Ü. wird de Scheck als geborenes —» Orderpapier zu einem —» Inhaberscheck, d.h. das bezogene Kreditinstitut kann an jeden Inhaber - ohne Legitimationsprüfung - die Schecksumme auszahlen. Im inländischen Zahlungsverkehr werden überwiegend Schecks mit Ü. verwendet, da diese eine schnelle Abwicklung des Scheckverkehrs ermöglichen. Überdividende —> Superdividende. Überkreuzkompensation Möglichkeit für Kreditinstitute, gemäß § 4 der Formblattverordnung Erträge aus dem Eingang abgeschriebener Forderungen, aus der Höherbewertung von Forderungen, aus der Auflösung von Rückstellungen im Kreditgeschäft, aus der Höherbewertung von Wertpapieren und aus dem Abgang von Wertpapieren mit bestimmten Aufwendungen (Abschreibungen und Zuführung zu Wertberichtigungen auf Forderungen, Zuführung zu Rückstellungen im Kreditgeschäft, Abschreibungen auf Wertpapiere und Verluste aus dem Abgang von Wertpapieren) zu saldieren. Neben der Kompensation artgleicher Aufwendungen und Erträge dürfen somit auch wesensverschiedene Erfolgsgrößen überkreuz kompensiert werden. Durch dieses Vorgehen ändert sich der Jahresüberschuß nicht, da sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Aufwandsseite jeweils der gleiche Betrag weggekürzt wird. Allerdings wird die Transparenz für den Bilanzleser gestört, da aufgrund der Ü. bei Vorhandensein entsprechender Erträge keine Wertberichtigungen und Abschreibungen mehr ausgewiesen werden müssen, der Jahresabschluß der Kreditinstitute somit an Aussagekraft verliert. Die Ü. wird desweiteren zur Legung und Auflösung stiller Reserven gemäß § 26a KWG (—» Pauschalwertberichtigungen) genutzt.

Übernahmekurs Kurs, zu dem eine Bank oder ein Konsortium im Rahmen der Fremdemission die Wertpapiere des Emittenten übernimmt, um sie anschließend im Publikum zu plazieren. Überpariemission Plazierung von Wertpapieren, deren Ausgabekurs über dem Nennbetrag liegt, also mit einem —»Agio gehandelt wird. Überrechnungsmäßige Abschlußkosten in der —» Lebensversicherung die Differenz zwischen den bei Abschluß eines Vertrages anfallenden Kosten und den in die Prämie einkalkulierten und mit den —> Sparprämien der ersten Jahre verrechneten —> Abschlußkosten (—> Zillmerverfahren). Überschußanteil in der —» Lebensversicherung der Anteil an den erwirtschafteten Überschüssen, der im Rahmen der —» Überschußbeteiligung dem —» Versicherungsnehmer gutgeschrieben wird. Überschußbeteiligung Rückerstattung der zuviel erhobenen Lebensversicherungsbeiträge an die Versicherten. Überschüsse entstehen durch Abweichungen im Risikoergebnis, wenn weniger Todesfälle eintreten als bei der Beitragskakulation zu Grunde gelegt wurden, durch Kapitalerträge, die höher als die —> rechnungsmäßigen Zinsen ausfallen, durch Einsparungen bei den Verwaltungskosten und durch sonstige Ergebnisquellen, wie vorzeitiger Abgang (Storni) oder —> Rückversicherung. Die für die Versicherten bestimmten Überschüsse, die von Jahr zu Jahr in unterschiedlicher Höhe anfallen, werden entweder in der Überschußreserve (—» Rückstellung für Beitragsrückerstattung) angesammelt, aus der die Ausschüttung der -> Überschußanteile an die Versicherungsnehmer erfolgt, oder im Rahmen der—> Direktgutschrift unmittelbar den Versicherungsnehmern gutgeschrieben. Die der Rückstellung für Beitragsriickerstattung 659

Überschußbeteiligung zugewiesenen Beträge werden den Versicherungsnehmern erst mit einer zeitlichen Verzögerung zugerechnet. Die Höhe der fällig werdenden Überschußanteile werden vom Versicherer ein bis zwei Jahre vorher festgelegt und im Geschäftsbericht veröffentlicht (—> Vorausdeklaration). Durch dieses Verfahren wird versucht, eine gleichmäßige Überschußausschüttung der einzelnen Jahre zu erreichen. Die Rückstellung für Beitragsrückerstattung enthält also die durch die Vorausdeklaration festgelegten Überschußanteile, noch nicht ausgeschüttete Überschußanteile für bereits abgelaufene Versicherungen (Schlußüberschußanteilfonds) sowie freie Rückstellungen, über dessen Auszahlungszeitpunkt noch nicht entschieden wurde. Um diesen Anteil durch steigende Zinserträge aufgrund eines hohen Kapitalmarktzinsniveaus nicht in erheblichem Umfange ansteigen zu lassen, wurde 1984 die Direktgutschrift eingeführt, durch die Überschüsse - ohne über die Rückstellung für Beitragsrückerstattung geführt zu werden - direkt den Versicherungsnehmern gutgeschrieben werden. Danach ist das Guthaben der Versicherungsnehmer (Deckungsrückstellung plus Überschußguthaben) mindestens mit 5% minus dem Rechnungszinssatz von derzeit 3,5%, also mit 1,5%, zu verzinsen. Nach Richtlinien des —» Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen sind die Versicherungsgesellschaften verpflichtet, mindestens 90% des Überschusses an die Versicherungsnehmer auszuschütten. Die tatsächliche Ausschüttungsquote liegt im Branchendurchschnitt in den letzten Jahren deutlich höher. Für die Verwendung der Überschußanteile kommen verschiedene Formen in Betracht: - Barauszahlungen; werden kaum praktiziert, da diese Ausschüttungen der Kapitalertragsteuer unterliegen, - Anrechnung der Überschußanteile auf die laufende Beitragszahlung, so daß der Versicherungsnehmer nur noch einen um die Überschußanteile verminderten Beitrag zu zahlen braucht, - verzinsliche Ansammlung der jährlichen Überschußanteile beim Versicherungsunternehmen und Ausschüttung an den Versicherungsnehmer zusammen mit der vertraglichen Leistung, 660

Überweisung - Erhöhung der Versicherungsleistungen durch eine zusätzliche beitragsfreie Versicherung (—»Bonus), - Verkürzung der Versicherungsdauer, so daß die Versicherungssumme bereits zu einem früheren Zeitpunkt als dem vertraglich vereinbarten zur Auszahlung kommt (—» Abbruchklausel). Überschußreserve —> Mindestreserveberechnung. Übersterblichkeit in der —> Lebensversicherung die Abweichung der tatsächlichen Sterblichkeit von der erwarteten Sterblichkeit gemäß der zugrundegelegten —* Sterbetafel in der Weise, daß eine höhere Sterblichkeit eines bestimmten Personenkreises beobachtet wird. Dem —> Versicherer entstehen hieraus SterblichkeitsVerluste, da er für die vereinbarte Todesfalleistungen mehr als geplant auszahlen muß. Wird bereits bei Antragstellung ein höheres Sterblichkeitsrisiko einer einzelnen Person festgestellt, findet dies in Form einer um einen Risikozuschlag erhöhten Prämie Berücksichtigung (Gegensatz: —> Untersterblichkeit). Überversicherung Begriff aus dem Versicherungsrecht, beschreibt den Tatbestand, daß die Versicherungssumme (Höchsthaftsumme) den tatsächlichen Versicherungswert (Wert der versicherten Gegenstände) übersteigt. Da in der —> Schadenversicherung im Versicherungsfall nur der tatsächliche Schaden bis zur Höhe des Versicherungswertes ersetzt wird (§ 55 W G ) , kann sowohl der Versicherer als auch der Versicherungsnehmer bei Bekanntwerden die Beseitigung der Ü. durch Herabsetzen der Versicherungssumme und Prämie mit sofortiger Wirkung verlangen (§ 51 W G ) . Lag eine betrügerische Absicht des Versicherungsnehmers bei Vertragsabschluß vor, so ist der Vertrag nichtig (§59 Abs. 3 W G ) . Überweisung bargeldlose Zahlung durch Umbuchen eines Geldbetrages vom Konto des Auftraggebers auf das Konto des Zahlungsempfängers. Eine Ü. beruht auf der Zahlungsanweisung eines Bankkunden an seine Bank, zu Lasten seines Kontos einen bestimmten Geldbetrag auf das Bankkonto eines Drit-

Überweisungsträger ten bei seiner Bank oder einem anderen Kreditinstitut zu übertragen. Wirtschaftlich und rechtlich sind Ü. und Bargeldzahlung gleich einzuordnen. Liegt ein Schuldverhältnis vor, so führt die Ü. zur Schuldentilgung an Erfüllung statt. Der Bankkunde erteilt seinen Überweisungsauftrag auf von den einzelnen Kreditinstituten ausgegebenen Formularen, die entsprechend der Richtlinien für einheitliche Zahlungsverkehrsvordrucke bei allen Kreditinstituten gleich gestaltet sind. Das dreiteilige Durchschreibeformular setzt sich zusammen aus dem Überweisungsauftrag des Kunden, einer Durchschrift für den Kunden und dem —» Überweisungsträger, der nach der Buchung an den Zahlungsempfänger weitergeleitet wird. Überweisungsträger Teil des dreiteiligen Durchschreibeformulars einer —> Überweisung, der nach der Ausführung des Zahlungsauftrages eines Kunden an den Zahlungsempfänger bzw. an seine kontoführende Stelle als Gutschriftsanzeige übersandt wird. Auf dem Ü. soll ein Sicherungsstempel (Girokontrollstempel) von der erstbeauftragten Bank angebracht werden, der als Nachweis für eine ordnungsgemäße Bearbeitung dient; Fernüberweisungen müssen codiert werden. Überweisungsverkehr (Giroverkehr), Abwicklung der —» Überweisungen. Der Ü. kann danach eingeteilt werden, wieviele Kreditinstitute für die Abwicklung eingeschaltet werden müssen: 1. Hausüberweisungsverkehr (einstufiges Verfahren): Der Auftraggeber und der Zahlungsempfänger unterhalten ihre Konten bei demselben Kreditinstitut. Die Ausführung einer Überweisung besteht in einer entsprechenden Umbuchung: das Konto des Auftraggebers wird belastet, dem Empfänger eine Gutschrift erteilt. 2. Direkter Ü. (unmittelbarer Ü.): Der Auftraggeber und der Zahlungsempfänger unterhalten ihre Konten bei zwei verschiedenen Kreditinstituten, die in gegenseitigem Kontoverkehr stehen (Korrespondenzbanken). Eine Verrechnung der Überweisung erfolgt direkt über diese Kontostellen.

Überzeichnung 3. Indirekter Ü. (mittelbarer Ü.): Der Auftraggeber und der Zahlungsempfänger unterhalten ihre Konten bei zwei verschiedenen Kreditinstituten, die nicht miteinander in Kontoverbindung stehen. Zur Durchführung der Überweisung muß ein drittes Kreditinstitut eingeschaltet werden, bei dem die beiden Kreditinstitute jeweils ein Konto führen (z.B. Zentrale des eigenen Netzes). Auch kann es notwendig sein, mehrere Zentralstellen einzuschalten, wenn die beiden Kreditinstitute mit verschiedenen Zentralstellen zusammenarbeiten. Für die indirekte Abrechnung haben sich die einzelnen Bankgruppen Gironetze geschaffen: - das Gironetz der —» Deutschen Bundesbank einschließlich der —* Landeszentralbanken; - das Gironetz der —» Sparkassen (Spargironetz), hierbei erfolgt die Abrechnung über die —» Girozentralen (—> Landesbanken) und die —» Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank; - das Gironetz der —» Kreditgenossenschaften (Ringgironetz), hierbei werden die Überweisungen über die genossenschaftlichen —> Zentralkassen und die Deutschen Genossenschaftsbank abgewickelt; - die Gironetze der privaten Kreditbanken, hierbei findet eine Verrechnung über die Zentralen der —> Großbanken statt; - das Gironetz der Deutschen Bundespost, hierbei werden die Überweisungen über die Postscheckämter (Postgiroämter) abgewickelt. Sonderformen des Ü. sind zum einen der Eilverkehr, bei dem die Laufzeit der Überweisung verkürzt wird (z.B. durch Direktversand an das Empfängerinstitut oder durch telegraphische oder telefonische Übermittlung) und zum anderen der Dauerüberweisungsverkehr, wenn regelmäßig wiederkehrende Zahlungen zu bestimmten Terminen zugunsten der gleichen Konten erfolgen (Abwicklung im Datenträgeraustauschverfahren) . Überzeichnung liegt im Wertpapieremissionsgeschäft dann vor, wenn der von den Anlegern insgesamt 661

Überziehungskredit gezeichnete Betrag größer ist als der insgesamt emittierte Betrag. Im Fall der Ü. kann die Zuteilung der Wertpapiere durch Auslosung oder Repartierung erfolgen. Überziehungskredit Form eines —> Kontokorrentkredits, bei dem ein Kontoinhaber ohne vorherige Absprache mit dem kontoführenden Kreditinstitut sein bewilligtes Kreditlimit überschreitet (z.B. durch Scheckziehung). Wurde dem Kunden auf dem Kontokorrentkonto kein Kreditlimit eingeräumt, so gilt der gesamte Kredit als Ü. Da die Kreditinanspruchnahme mit dem Kreditinstitut nicht vereinbart wurde, stellt das Kreditinstitut dem Kunden neben dem üblichen Sollzins i.d.R. eine Überziehungsprovision in Rechnung. Überziehungsprovision Entgelt, das die Bank einem Kunden dafür in Rechnung stellt, daß ein vereinbarter Kreditrahmen nicht eingehalten wurde (Krcdit-Ü.) oder ein Kredit ohne vorherige Vereinbarung in Anspruch genommen wurde (Konto-Ü.). Ultimo (lat.: ultimus = letzter), banktechnische Bezeichnung für den letzten Tag eines Monats, evtl. auch für den letzten Tag eines Jahres. Bedeutend für die Abwicklung von Wertpapiergeschäften, da limitierte Aufträge meist nur bis zum U. gültig sind. Ultimogeld aufgenommene Gelder, die ohne besondere Kündigung am Monatsende fällig sind. Ultimogeschäft Termingeschäft, bei dem die Erfüllung am —> Ultimo vorgesehen ist. Umkehrwechsel (umgedrehter Wechsel), —» Wechsel, den ein Lieferant auf den Käufer seiner Ware zieht und ihm auch aushändigt. Der Käufer (—> Bezogener) reicht den W. zur Diskontierung bei seiner Hausbank ein. Die Mittel aus dem —> Diskontkredit verwendet der Käufer zur Bezahlung der Ware unter Ausnutzung von Skonto. Bei Fälligkeit des Wechsels löst der Käufer den Wechsel ein und zahlt damit gleichzeitig den aufgenommenen Wechseldiskontkredit zurück. Bei diesem Verfahren ist nicht der Aussteller 662

Unbegrenzte (reine) Versicherung - wie sonst üblich - Einreicher und Kreditnehmer eines Diskontkredites. Der Käufer kann mit einem U. im Vergleich zu einem Lieferantenkredit einen günstigeren Diskontkredit aufnehmen. Ein U. bietet sich auch dann an, wenn der Käufer bei seiner Hausbank bessere Konditionen erhält als sein Lieferant. Die Ausstellung eines U. setzt eine starke Stellung des Käufers voraus. Schließlich kann der Lieferant durch seine Unterschrift auf dem W. bei Nichteinlösung durch den Bezogenen haftbar gemacht werden. Umlageverfahen Methode, nach der die Höhe des Versicherungsentgelts bemessen wird. Im Gegensatz zum —» Prämienverfahren, bei dem der Versicherungsnehmer eine vereinbarte Prämie zu zahlen hat, werden beim U. die konkreten Ausgaben des Versicherers auf die Versicherungsteilnehmer verteilt. Für die Umlagen kann in der Satzung ein Höchstbetrag festgelegt werden. Das U. findet nur Anwendung, wenn erwartet werden kann, daß der versicherte Personenkreis annähernd gleich groß bleibt. Die Umlage erfolgt nachträglich, zumeist am Ende eines Geschäftsjahres. Wird bereits eine —» Vorprämie für den geschätzten künftigen Bedarf erhoben, können bei einem schlechten Geschäftsverlauf —» Nachprämien erforderlich werden. Umlaufvermögen die Vermögensgegenstände eines Unternehmens, die nur für eine vorübergehende Nutzung im Geschäftsbetrieb bestimmt sind. In Kreditinstituten werden zum U. ein Teil der Wertpapiere, die Devisen, Sorten und Edelmetalle sowie die Forderungen gezählt. —> Anlagevermögen, —> Rechnungsabgrenzungsposten. Umsatzprovision Entgelt für die mit der Kontoführung verbundenen Grundleistungen einer Bank. Die U. wird als prozentualer Anteil an allen Bewegungen des Kontokorrentkontos berechnet. Die U. wurde in vielen Banken durch die —» Kontoführungsgebühr abgelöst. Unbegrenzte (reine) Versicherung —» Schadenversicherung ohne festgelegte Höchstsumme für die Entschädigungslei-

Underwriter stung. Durch die Versicherungsleistung ist somit in jedem Fall der Schaden voll gedeckt. Diese Versicherungsform findet in der Praxis nur selten Anwendung. Sie eignet sich nur für Sach- und Vermögensgegenstände, deren mögliche Höchstschäden bekannt sind. Innerhalb der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung besteht die Möglichkeit, eine unbegrenzte Deckung (—> Illimite-Dekkung) für Sach- und Vermögensschäden zu vereinbaren; für Personenschäden wird allerdings im allgemeinen die Deckung auf 7,5 Mio. DM begrenzt. Diese Gestaltungsmöglichkeit wird in Deutschland nicht angewandt. Underwriter solche Banken oder Makler, die im Rahmen von Wertpapieremissionen eine Übernahmegarantie für nicht plazierte Wertpapiere zu einem bestimmten Höchstzinssatz oder -kurs abgeben. Als Gegenleistung erhalten sie eine Provision (= commitment fee), die der Höhe nach von der Bonität des Emittenten und der Laufzeit des Wertpapiers abhängt. uneinbringliche Forderungen Gemäß §§ 252, 253 HGB sind Forderungen, die uneinbringlich oder zweifelhaft sind, abzuschreiben bzw. mit ihrem wahrscheinlichen Wert anzusetzen. Kreditinstitute, die Kapitalgesellschaften sind, dürfen über die o.g. Vorschriften hinaus gemäß § 26a KWG noch niedrigere Wertansätze für ihren Forderungsbestand zum Ansatz bringen. Im Rahmen der —» Kompensation bzw. —»Überkreuzkompensation können diese Aufwendungen mit bestimmten Erträgen aufgerechnet werden. Unfallversicherung Form der Versicherung, die der Deckung des Unfallrisikos dient. Bei einem Unfall handelt es sich um ein plötzliches Ereignis, das von außen auf den Körper einer Person einwirkt, so daß sie unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet (gemäß § 1 AUB). Die U. kann unterteilt werden in den Bereich der gesetzlichen U. als einen Teil der —» Sozialversicherung und der privaten U. Während die private U. Leistungen nach Unfällen aller Art erbringt, beschränkt sich die gesetzliche U. auf Be-

Unfallversicherung rufsunfälle. Unterschiede bestehen weiterhin in bezug auf die Mitgliedschaft, Finanzierung und Leistungsumfang. 1. Gesetzliche U.: Die gesetzlichen Grundlagen dieser —> Pflichtversicherung befinden sich im Sozialgesetzbuch (Allgemeiner Teil - SGBI und Gemeinsame Vorschriften für die Sozialversicheung - SGB IV) und in der Reichsversicherungsordnung (RVO). Die gesetzliche U. ist in drei Gruppen gegliedert, die allgemeine (gewerbliche) U. (§§ 643-773 RVO), die landwirtschaftliche U. (§§ 776-834 RVO) und die See-Unfallversicherung (§§ 835-895 RVO). Die Träger der U. sind die jeweiligen Berufsgenossenschaften, die im einzelnen im Gesetz aufgeführt sind (allgemeine U. § 646, landwirtschaftliche U. § 790, See-U. § 850 RVO). Die U. des Staates, der Kommunen und der Bundesanstalt für Arbeit wird von Ausführungsbehörden für U. oder Gemeindeunfallversicherungsverbände (vgl. auch —» Eigenunfallversicherung) wahrgenommen (§§ 766-771 RVO). Der Kreis der Personen, der kraft Gesetz in der gesetzlichen U. pflichtversichert ist, wird in § 539 RVO näher beschrieben. Danach erstreckt sich die U. u.a. auf Arbeitnehmer, die aufgrund eines Arbeits-, Dienst- oder Ausbildungsverhältnisses beschäftigt sind. Unternehmer der gewerblichen Wirtschaft und freiberuflich Tätige, die nicht zu den Pflichtversicherten zählen, können durch die Satzung der Berufsgenossenschaft in den Versicherungsschutz einbezogen werden (§ 543 RVO); sie und evtl. ihre mittätigen Ehegatten können sich auch freiwillig versichern (§ 545 RVO). Der Versicherungsschutz erstreckt sich auf den Arbeitsunfall (§§ 548-555a RVO), den Wegeunfall (§ 550 RVO) und die Berufskrankheit (§ 551 RVO und die Berufskrankheiten-VO vom 20.6.1968). An Leistungen gewährt der jeweilige Unfallversicherungsträger Maßnahmen zur medizinischen und beruflichen Rehabilitation, Verletzten- und Übergangsgeld, Renten an Verletzte oder im Todesfall an Hinterbliebene, Abfindungen, Beihilfen und Sterbegeld (vgl. auch im einzelnen §§ 546-635 RVO). Zu den Aufgaben der Unfallversicherungsträger gehört weiterhin die Unfallverhütung und Erste-Hilfe-Ausbildung durch Erlaß entsprechender Vorschriften 663

Unfallversicherung und deren Überprüfung in den Unternehmen (§§ 723-761,865-867 R V O ) . Die Mittel, die zur Deckung der Aufwendungen der Unfallversicherungsträger erforderlich sind, werden von den Unternehmen ohne Beteiligung der Versicherten aufgebracht (§§ 723 Abs. 1,802,870 RVO). Damit genügt ein Unternehmer seinen sozialen Fürsorgepflichten, des weiteren wird dadurch die zivilrechtliche Haftung des Unternehmens für Schadenersatzansprüche wegen schuldhafter Verursachung eines Arbeitsunfalls abgelöst. Die Beiträge, die meist im—» Umlageverfahren erhoben werden, richten sich in ihrer Höhe nach der Größe des Unternehmens und der Einschätzung der Unfallgefährdung. Unfallversicherungsträger der öffentlichen Hand werden aus Steuermitteln finanziert. 2. Private U . : Für diese —> Individualversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz grundsätzlich auf jede Person zwischen 14 und 75 Jahren erstrecken kann, gelten neben den allgemeinen Vorschriften des privaten Versicherungswesens speziell die Regelungen der §§ 179-185 V V G sowie Allgemeine und Besondere Unfallversicherungsbedingungen. Je nach Ausgestaltung kann sich die U. allgemein auf die Absicherung von Unfallgefahren beziehen oder sich auf einzelne besondere Risiken beschränken (z.B. Insassen-U. oderSport-U.). Unterschieden werden kann die private U . auch hinsichtlich des versicherten Personenkreises. Es können demnach einzelne Personen (EinzelU., Kinder-U.) oder mehrere Personen (Familien-U., Gruppen-U.) versichert sein. Wird eine laufende Anpassung der Versicherungsleistungen an die Einkommensentwicklung angestrebt, so kann dies im Rahmen einer dynamischen U . erfolgen. Als eine Sonderform ist die —» Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr anzusehen, bei der eine Rückgewähr der eingezahlten Beiträge zu bestimmten Zeitpunkten vorgesehen ist. Die Versicherungsleistung, durch die wirtschaftliche Folgen eines Unfalls finanziell ausgeglichen werden sollen, besteht grundsätzlich in der Auszahlung eines vereinbarten Betrages (—» Summenversicherung). Im einzelnen können im Versicherungsvertrag vereinbart werden: Leistungen im Todes664

Unfall-Zusatzversicherung fall, eine Invaliditätsentschädigung bei einer dauernden Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit gemäß einer —» Gliedertaxe, (Krankenhaus-)Tagegeld und Genesungsgeld bei vorübergehender Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit, Übergangsentschädigung während einer Wiedereingliederungszeit in das Berufsleben, die Übernahme von Heilbehandlungs-und Bergungskosten. Der Versicherungsnehmer hat die —»Versicherungsprämie entsprechend der —> Prämientarife zu zahlen, wobei sich die Höhe nach der Einordnung in eine Gefahrengruppe bestimmt. Zumeist werden nach der beruflichen Tätigkeit zwei Gefahrengruppen unterschieden: Gefahrengruppe A für kaufmännische und verwaltende Tätigkeiten und Gefahrengruppe B für körperliche und handwerkliche Berufsarbeit. Unfallversicherung mit Prämienrückgewähr besondere Form der privaten —> Unfallversicherung, bei der eine Rückgewähr der eingezahlten Beiträge in voller Höhe unabhängig von geleisteter Unfallentschädigungen bei Tod des Versicherten und/oder bei Erreichen eines bestimmten Alters oder zu einem bestimmten Termin erfolgt. Versicherungsleistungen und Kosten werden allein aus den Zinsen gedeckt, die der Versicherer aus der Kapitalanlage der Beiträge erzielt. Der Versicherungsnehmer kann zusätzlich eine —» Überschußbeteiligung erhalten. Unfall-Zusatzversicherung ergänzende Versicherung auf den Todesfall, die in Verbindung mit einer —»Lebensversicherung gegen Zahlung eines Zusatzbeitrages abgeschlossen werden kann. Vielfach wird die U. bis zu einer bestimmten Hauptversicherungssumme (z.B. bis D M 20000) ohne zusätzlichen Vertrag grundsätzlich miteingeschlossen. Die Unfall-Zusatzversicherungssumme wird bei Tod des Versicherten durch Unfall gezahlt. Hat diese Versicherungssumme die gleiche Höhe wie die der Hauptversicherung, was überwiegend der Fall ist, so wird bei Unfalltod die doppelte Summe gezahlt. Für die U . gibt es allerdings Höchstsummen (z.B. D M 250000). Diese Doppelzahlung wird meist bis zum 75. Lebensjahr geleistet, danach wird nur gezahlt, wenn der Unfall bei Be-

Ungedeckter Scheck nutzung eines öffentlichen Verkehrsmittels eintritt, wobei dem Verkehrsmittel selbst ein Unfall zustoßen muß. Eine U. kann nur zusammen mit einer Lebensversicherung abgeschlossen werden. Sie ist von der privaten —* Unfallversicherung zu unterscheiden, die von Lebensversicherungsgesellschaften nicht betrieben wird. Ungedeckter Scheck —* Scheck, der bei Vorlage nicht eingelöst werden kann, da das Konto des Ausstellers nicht die erforderliche Deckung aufweist. Die bezogene Bank versieht diesen Scheck mit einem—»Vorlegungsvermerk und leitet ihn an die erste Inkassostelle zurück (—> Rückscheck). Der Scheckinhaber kann gemäß Art. 40 ScheckG die fehlende Dekkung des Schecks auch durch Protest feststellen oder durch eine Erklärung des Bezogenen auf dem Scheck dokumentieren lassen. Ist der Scheck innerhalb der —» Vorlegungsfrist zur Einlösung vorgelegt und die Verweigerung der Zahlung festgestellt worden, kann der Scheckinhaber gegen die Indossanten, den Aussteller und anderen Scheckverpflichteten —> Rückgriff nehmen. Universalbanken —> Kreditinstitute mit umfassendem Leistungsangebot. Grundsätzlich führen U. alle vorkommenden Bankgeschäfte durch. Gesetzliche Einschränkungen beziehen sich lediglich auf die Notenemission und auf das Hypothekenbankgeschäft. Um dennoch das Hypothekenbankgeschäft betreiben zu können, haben die großen U. Beteiligungen an —> Hypothekenbanken erworben oder diese als Tochterbanken übernommen. Der Typ der U. dominiert im bundesdeutschen Bankgewerbe (Ggs. —» Spezialbanken). Universalbanksystem —> Bankensystem, in dem-» Kreditinstitute sämtliche Bankgeschäfte, d.h. sowohl das Einlagen- und Kreditgeschäft als auch das Wertpapiergeschäft, betreiben dürfen. Während im Trennbankensystem bestimmte Bankgeschäfte institutionell zu trennen sind (gesetzlich vorgeschrieben), herrscht im Bankwesen der Bundesrepublik Deutschland der Typ der -»Universalbank vor, daneben sind —» Spezialbanken anzu-

Unterversicherung treffen, die sich auf einzelne Geschäftsarten beschränken. Universalkarte Zahlungsmittel, das alle Funktionen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs übernehmen kann. So soll die Universalkarte etwa als -» Kreditkarte, —> Euroscheck-Karte und —» Point-of-Sale-fähige Karte genutzt werden können. Im Rahmen der individuellen Päferenz- und Produktpolitik deutscher Kreditinstitute ist das ursprünglich gemeinsam geplante Universalkartenprojekt „europlus-Karte" im Jahr 1988 gescheitert. Jedes Kreditinstitut ist seitdem bemüht, zum Teil in Kooperation mit ausländischen Kartenemittenten eigene Karten zu kreieren. unnotierte Werte die nicht amtlich gehandelten Effekten. Unterpariemission Plazierung von Wertpapieren, deren Ausgabekurs unter dem Nennbetrag liegt, also mit einem —» Disagio gehandelt werden. Bei Aktienemissionen sind U. gemäß § 9 AktG unzulässig. Untersterblichkeit in der —> Lebensversicherung eine beobachtete geringere als die erwartete Sterblichkeit gemäß einer—» Sterbetafel. Daraus ergeben sich für den —> Versicherer geringere Ausgaben für anfallende Todesfallleistungen. Diese Einsparungen werden den —» Versicherungsnehmern im Rahmen der —> Überschußbeteiligung gutgeschrieben (Gegensatz: —> Übersterblichkeit). Unterstützungskasse rechtlich selbständige Einrichtung eines Unternehmens zur Gewährung von Leistungen im Rahmen der —> betrieblichen Altersvorsorge. Die Versorgungsleistungen werden formell ohne Rechtsanspruch übernommen, so daß U. aus diesem Grund nicht der —> Versicherungsaufsicht unterliegen. Arbeitsrechtlich ist die U. bzw. das Unternehmen jedoch zur Leistung verpflichtet. Die Finanzierung der U. erfolgt durch das sie tragende Unternehmen. Unterversicherung Begriff aus dem Versicherungsrecht; im Sinne von § 56 W G liegt eine U. vor, wenn die Versicherungssumme (Höchsthaftsum665

Unverzinsliche Schatzanweisungen me) niedriger als der—> Versicherungswert (= Wert der versicherten Gegenstände) ist. Der Versicherer leistet im Schadenfall nur eine anteilige Entschädigung, die durch das Verhältnis von Versicherungssumme zum Versicherungswert bestimmt wird: Entschädigung = Schaden x V ers icherungssumme Versicherungswert Im Bereich der —» Erstrisikoversicherung hat der Versicherer keine Möglichkeit, eine U. geltend zu machen, da hier § 56 W G keine Anwendung findet. Unverzinsliche Schatzanweisungen (U-Schätze), kurz- und mittelfristige Gläubigerpapiere, die von öffentlichen Haushalten emittiert werden. U. haben eine Ursprungsfristigkeit von höchstens zwei Jahren und einen Mindestnennwert von DM 10000. Die Rückzahlung erfolgt bei Fälligkeit zum Nennwert, Zinsen werden durch Abdiskontierung beim Erwerb berücksichtigt, wobei der Erwerberkreis überwiegend aus Banken besteht. Neben Schatzwech-

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U-Schätze seln sind u.S. das wichtigste Instrument der —» Offenmarktpolitik der —» Deutschen Bundesbank. Urkunde jede schriftliche Erklärung eines Menschen, die einen für den Rechtsverkehr erheblichen Inhalt hat. Dabei kann die Verbriefung in einem Schriftstück, einer Marke oder einem Zeichen erfolgen. Nach ihrer Herkunft könnn U. in öffentliche (z.B. Personalausweis, Grundschuldbrief) und private (z.B. Aktie, Sparbrief, Scheck) U. eingeteilt werden. Entsprechend ihrer Funktion unterscheidet man Beweis- und Legitimationsurkunden sowie Wertpapiere, die Vermögensrechte verbriefen. Urspnmgsfristigkeit Gesamtlaufzeit eines Finanzierungsmittels vom Emissonszeitpunkt bis zum Fälligkeitszeitpunkt. U-Schätze —> unverzinsliche Schatzanweisungen.

V Valorenversicherung Nebenzweig der—»Transportversicherung. Der Versicherungsschutz bezieht sich auf Werttransporte, wobei je nach Art der Güter die Hauptbereiche Bankvaloren- und Bijouterievalorenversicherungen unterschieden werden können. Im Rahmen der Bankvalorenversicherung werden Valoren I. Klasse (Wertpapiere, die aufgrund bestimmter Merkmale genau bezeichnet werden können, wie z.B. —> Namenspapierc) und Valoren II. Klasse (Wertpapiere, für die im Schadenfall kein Aufgebots- oder Ersatzverfahren möglich ist, wie z.B. Banknoten oder Postwertzeichen) gegen Risiken der Beförderung abgesichert. Bei der Bijouterievalorenversicherung erstreckt sich der Versicherungsschutz auf Schmuckwaren, Edelsteine, Pelze u.ä. Der Versicherungsschutz besteht solange, wie sich die Wertgegenstände im Besitz von Beförderungsunternehmen oder amtlichen Stellen befinden. Bei der Vertragsgestaltung überwiegt die Form einer—» laufenden Versicherung, wofür sich eine —» Generalpolice anbietet. Die Leistungspflicht des Versicherers wird i.d.R. durch die Vereinbarung von Höchsthaftungssummen begrenzt. Da der—» Versicherungswert der transportierten Wertgegenstände aufgrund des geringen Platzbedarfs recht hoch ausfällt, betreiben deutsche Versicherer häufig gemeinschaftlich die V. in Form von Valorenpools. Valuta zum einen die Wertstellung im Zahlungsverkehr der Kreditinstitute, zum anderen ein Sammelbegriff für fremde Währungen. Valuta Akzept —» gezogener Wechsel, der auf eine ausländische Währung lautet, üblich in der Außenhandelsfinanzierung. Valuta-Anleihen von deutschen Emittenten ausgegebene, auf ausländische Währung lautende Gläubigerpapiere. Valuta-Deckungsstock selbständiger Teil des —» Deckungsstocks, der für die Erfüllung der Ansprüche aus —»

Fremdwährungsversicherungen in der betreffenden Währung gebildet wird. Valutageschäft Geschäft der Banken, das das Wechseln ausländischer in inländische Währung zum Inhalt hat. Valutakonto —> Währungskonto. Valutakredite Kredite, die auf fremde Währung lauten. V. sind häufig bei Außenhandelsfinanzicrungen üblich, daneben werden sie auch aus Wechselkurs-, Risiko- und Zinsüberlegungen aufgenommen. Valutapapiere Wertpapiere, die auf ausländische Währung lauten und deren Zinsen und Tilgung bzw. Dividendenzahlungen ebenfalls in ausländischer Währung erfolgen. Die Zinsund Dividendenscheine der V. werden als Valuten bezeichnet. Valuten zum einen sind V. die Zins- und Dividendenscheine der —» Valutapapiere, zum anderen steht der Begriff als Sammelbezeichnung für mehrere Währungen. Valutierung —> Wertstellung. variabel verzinsliche Position Bilanzposition, deren Grundlage ein Geschäft ist, bei dem keine feste Zinsbindungsdauer vereinbart wird. Variabel verzinsliche Positionen unterliegen einem —• Zinsänderungsrisiko, das durch —» Zinserfolgselastizitäten quantifiziert und im Rahmen des —» Bilanzstruktur-Managements in Kreditinstituten gesteuert werden muß. variabler Handel findet mit bestimmten, vom jeweiligen Börsenvorstand zugelassenen Aktien statt, bei denen große Umsätze üblich sind. Die hier festgestellten variablen Notierungen werden für mindestens 50 Stück oder ein mehrfaches davon immer dann veröffentlicht, wenn ein Abschluß zustandegekommen ist. Der zuständige Kursmakler eröffnet den v.H. mit einem Eröffnungskurs, der alle bis 667

variabler Kurs dahin vorliegenden Aufträge berücksichtigt, stellt den Kassakurs fest und schließt die amtliche Börsenzeit mit dem Schlußkurs. variabler Kurs Notierung eines zum —» variablen Handel zugelassenen Wertpapiers, die sich immer auf 50 Stücke oder ein Vielfaches davon bezieht. Variationsanalyse Verfahren im —» Operations Research in Kreditintituten, mit dem eine modellanalytisch optimale Bankbilanzstruktur ermittelt wird. Venture Capital 1. Begriff und Abgrenzung Venture Capital (VC) ist eine aus dem Amerikanischen übernommene Bezeichnung für „Risiko-" oder „Wagniskapital". Allgemeines Merkmal von VC ist, daß das finanzierte Vorhaben in irgendeiner Hinsicht neu sein muß. Dabei kann, wie im Falle einer beliebigen Unternehmensgründung oder -erweiterung, die Neuartigkeit subjektiv, aus der Sicht des Investors, gegeben sein, oder sie kann sich aus einer echten Produkt- oder Verfahrensinnovation ergeben. Der Begriff VC kann sehr weit oder sehr eng gefaßt werden. In der weiten Fassung fällt unter den Begriff nahezu jede Projektfinanzierung außer der mit banküblich, über Grundpfandrechte, abgesicherten Krediten. „Ungesicherte" Bankkredite, Eigenkapitalüberlassungen und „Förderungsmittel" staatlicher Stellen für junge und wachsende Unternehmungen sind externe Finanzierungen, die danach ebenso unter VC zu subsumieren sind wie intern gebildete Mittel, die ein Konzern für eine wesentliche Neuproduktentwicklung budgetiert. Im engeren Sinne spricht man von VC nur dann, wenn eine Finanzierung dem Idealtypus nahekommt, der, gemäß dem amerikanischen Vorbild, folgende Merkmale aufweist: (1) Die finanzierten Unternehmungen sind jung, weisen ein beträchtliches Wachstumspotential auf und operieren tendenziell in einem technologisch subtilen Bereich („High-Tech"). (2) Das überlassene Kapital ist Eigenkapi668

Venture Capital tal oder eigenkapitalähnlich, der Ertrag des VC-Financiers ist demnach vom Gewinn bzw. von der Wertsteigerung des Kapitalanteils abhängig. (3) Die Kapitalüberlassung erfolgt langfristig, i.d.R. für eine Dauer von mehr als fünf Jahren. (4) Es ist vorgesehen und vereinbart, daß sich der oder die VC-Geber erst dann aus der Beteiligung lösen, wenn die finanzierte Unternehmung entweder an eine andere Unternehmung verkauft wird („merge upward") oder wenn die Anteile an der Börse eingeführt sind (—> „going public"). (5) Der oder die VC-Geber bieten der finanzierten Unternehmung außer der Kapitalüberlassung auch Beratung und Betreuungsleistungen; sie sind „aktive Financiers". (6) Der VC-Financier ist ein auf diese Art der aktiven temporären EK-Finanzierung spezialisierter —> Finanzintermediär. Meist wird im wissenschaftlichen, politischen und journalistischen Schrifttum der engere Begriff von VC gebraucht; dies geschieht auch im folgenden. Diese Begriffsbildung hat für die empirische Arbeit jedoch den Nachteil, daß sie nicht operational ist: Wieviele Abweichungen von dem Idealtyp dürfen vorliegen, ohne daß der Charakter von VC verloren geht? 2. Motivation VC im engeren Sinn gibt es in den USA seit langem. Am Ende der 70er Jahre hat sich diese Finanzierungsform in größerem Maße durchgesetzt. Am Anfang der 80er Jahre wurde die Idee nach Deutschland übertragen. Man erwartete sich von einer Ausweitung der VC-Finanzierung i.e.S. eine wesentliche Belebung der wirtschaftlichen Dynamik, des Innovationstempos, der Beschäftigung und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit. Hinter dieser Erwartung stand der Gedanke, daß kleine und junge Unternehmungen besonders innovativ und wachstumsfähig seien, daß sie aber von den zu konservativen Banken und von den herkömmlichen —» Kapitalbeteiligungsgesellschaften das benötigte Kapital und die zugleich benötigte intensive Betreuung nicht bekommen (können). Daher sei für ihre Entfaltung die innovative Finanzierung mit

Venture Capital VC durch innovative Financiers unverzichtbar (vgl. Workshop '83,1983). Erfahrungsberichte aus den USA gaben zudem Anlaß zu der Vermutung, daß die VC-Finanzierung auch für die Kapitalgeber sehr attraktiv sein könnte. 3. Das Konzept der Venture Capital-Finanzierung Grundlegend für das Verständnis der VCKonzeption ist die Einsicht in die speziellen Finanzierungsprobleme junger, wachstumsorientierter und innovativer Unternehmungen. Diese Probleme resultieren aus den Besonderheiten ihres —> cashflows: In frühen Entwicklungsphasen ist gerade bei aussichtsreichen Unternehmungen der cash-flow negativ oder zumindest geringer als der Kapitalbedarf für die Investitionen, die für den späteren Erfolg unverzichtbar sind. Laufende Zins- und Tilgungsoder Dividendenzahlungen kann eine Unternehmung in den Phasen der Gründung, der Produktentwicklung, des Aufbaus der Produktionskapazität und der Markterschließung in aller Regel nicht leisten. Allein dies - wie auch der typische Mangel an beleihbarem Realvermögen - schließt eine konventionelle Kreditfinanzierung schon weitgehend aus. Hinzu kommt, daß die typische Venture-Unternehmung „objektiv" riskant ist. Der vereinbarte Kreditzinssatz müßte daher eine so hohe Risikoprämie enthalten, daß er weit über dem banküblichen liegen würde. Dadurch scheiden auch atypische Kredite mit einer längeren zinsund tilgungsfreien Zeit in der Regel aus. Beteiligungen unterliegen diesen Beschränkungen nicht. Aber auch für Eigenkapitalgeber sind die Ertragsaussichten, an denen sie beteiligt sind, „objektiv" unsicher. Hinzu kommt, daß die Kapitalgeber gerade bei innovativen Unternehmungen nicht sicher sein können, ob sie die Risiko-Chancen-Struktur der finanzierten Unternehmung richtig einschätzen. Schließlich sind besonders bei jungen und wachsenden Unternehmungen die später zu erwartenden Erträge in starkem Maße davon abhängig, welche Entscheidungen in der Zwischenzeit noch getroffen werden. All diese Umstände führen dazu, daß die typischen innovativen Unternehmungen auch für eher passive Eigenkapitalgeber zu riskant erscheinen und von ih-

Venture Capital nen i.d.R. nicht finanziert werden (können). Hingegen kommt die Eigenkapitalfinanzierung durch solche Kapitalgeber in Betracht, die die ihnen zugehenden Informationen optimal nutzen und so ihr Risiko gering halten können und die zusätzlich das Risiko der finanzierten Unternehmungen begrenzen und deren Aussichten verbessern können, indem sie sie beraten und z.B.durch die Vermittlung von Absatzmöglichkeiten unterstützen. Das ist der Kern der VC-Finanzierung: eine aktive Rolle des Kapitalgebers bei der Schaffung des Wertes („value added"), an dem er beteiligt ist und von dessen Zuwachs er profitiert. Gerade junge Unternehmungen sind häufig auf qualifizierte Beratung und Unterstützung besonders angewiesen. Das eigene finanzielle Interesse des VC-Gebers als Berater dürfte der Qualität seiner Beratung nur zuträglich sein. Beratung und Betreuung ermöglichen zugleich eine effektive Kontrolle des VC-Nehmers; dies liegt im wohlverstandenen Interesse beider Seiten, weil es ohne Kontrollmöglichkeiten kaum zur Risikofinanzierung käme. Auch der geplante Ausstieg des VC-Gebers über die Börse oder durch den Verkauf des VC-Anteils oder der ganzen Unternehmung an eine andere Unternehmung ist ein sinnvolles Element der VC-Finanzierung, denn erstens schafft es ein gemeinsames Interesse von VC-Geber und VC-Nehmer an einem hohen Unternehmenswert, zweitens vermeidet der Verkauf an einen anderen als den VC-Nehmer den Konflikt um den Verkaufspreis bei Beendigung der Finanzierungsbeziehung, und drittens wird der Unternehmung nicht dringend benötigte Liq u i d i t ä t entzogen. Im Prinzip ist die idealtypische VC-Finanzierung ein sinnvolles Konzept: Es dürfte eine Reihe von jungen innovativen Unternehmungen geben, die externes Kapital nur in der spezifischen Form von VC bekommen können, weil alle anderen Formen der Finanzierung für Kapitalgeber oder -nehmer nicht ertragreich genug bzw. zu teuer und/oder zu risikoreich wären (vgl. Hartmann-Wendels, 1987, und Schmidt, 1985). Daraus folgt freilich nicht, daß es immer möglich ist, junge innovative Unternehmungen mit VC zum Erfolg zu führen. Für Unternehmungen in anderen Situatio669

Venture Capital nen als denen der typischen VC-Fälle mögen einzelne Elemente von VC auch relevant und wertvoll sein, aber der spezifische Vorteil des VC-Konzepts läßt sich nicht nachweisen. Dies gilt insb. für die in der Praxis der VC-Gesellschaften zunehmend wichtigen Fälle von „buy-outs": Für einen buy-out kommen vor allem Unternehmungen mit einem stetigen, positiven und gut überschaubaren cash-flow in Betracht. 4. Venture Capital-Finanzierung aus der Sicht der Venture Capital-Gesellschaften Aus der Kennzeichnung der idealtypischen VC-Finanzierung im Einzelfall erkennt man, daß dieses Konzept höchste Anforderungen an den oder die Manager einer VCGesellschaft stellt. Wiederum typisierend läßt sich die Tätigkeit einer VC-Gesellschaft in fünf Phasen einteilen. In der ersten Phase ist ein Konzept zu erarbeiten. Es umfaßt die Planung, woher das zu investierende Kapital zu beschaffen ist und welche Anlage- und Betreuungsstrategie verfolgt werden soll. Außerdem ist die rechtliche Form und Ausgestaltung der VC-Gesellschaft zu wählen. Hierbei ist zum einen zu entscheiden, ob es eine einheitliche VC-Gesellschaft geben soll oder ob sie rechtlich in zwei Gesellschaften aufgeteilt werden soll, von denen eine die Beteiligung hält (Fonds-Gesellschaft) und die andere als Management-Gesellschaft die Geschäfte führt und insb. die einzugehenden Beteiligungen auswählt und betreut. Die Kapitalgeber können gegebenenfalls Anteile an der Fonds-Gesellschaft erwerben. Außer der Rechtskonstruktion mit einer FondsGesellschaft ist auch eine Konstruktion möglich, bei der die zu gewinnenden Kapitalgeber sich direkt an den zu finanzierenden Unternehmungen beteiligen und ihre Eigentümerrechte treuhänderisch der Management-Gesellschaft übertragen. Solche Konstruktionen ohne Fonds-Gesellschaft können in Deutschland wegen der Kapitalgewinnbesteuerung vorteilhaft sein, wenn die Kapitalgeber natürliche Personen sind (vgl. Nevermann/Falk, 1987). Schließlich ist das erforderliche qualifizierte Personal zu gewinnen. In der zweiten Phase geht es um die Kapitalbeschaffung. Im Prinzip ist der Kreis möglicher Kapitalgeber, die (im häufigsten Fall) Anteile an der Fonds-Gesellschaft zeich670

Venture Capital nen, weit. In Betracht kommen wohlhabende Privatpersonen, Industrieunternehmen, Banken, —» Versicherungen, Pensionskassen und andere Finanzintermediäre sowie staatliche Stellen. Praktisch wird sich eine VC-Gesellschaft um Kapitalgeber bemühen, die erstens durch ihr Wissen und ihre Möglichkeiten auch dazu beitragen können, die finanzierten jungen Unternehmungen zu fördern und so das VC-Management zu unterstützen, und zweitens finanzielle Reserven haben, um evtl. notwendige Nachfinanzierungen vorzunehmen. In der dritten Phase ist das Beteiligungsportefeuille aufzubauen. Die Auswahl von attraktiven Objekten ist gerade dann schwierig, wenn technisch innovative Projekte finanziert werden sollen. Möglicherweise kann sich eine VC-Gesellschaft bei der Projektprüfung des Know-how ihrer Kapitalgeber bedienen. Zum Portefeuilleaufbau gehört auch, mit den Beteiligungsunternehmen geeignete Verträge abzuschließen, die später eine aktive und weitgehend konfliktfreie Betreuung und Kontrolle ermöglichen. VC-Gesellschaften orientieren sich bei der Projektprüfung vor allem an drei Merkmalen der Beteiligungsunternehmen: der Qualität des Managements, dem Markt und dem Produkt. Bei der Portefeuillebildung ist auf Diversifikation zu achten, sowohl um eine Risikostreuung zu erreichen als auch um einen Liquiditätsausgleich im Zeitablauf zu sichern. Die Erfahrung zeigt, daß von 100 eingehenden Anträgen auf VC-Finanzierung allenfalls 5 bis 10 für eine Beteiligung in Betracht kommen. In der vierten Phase der Betreuung geht es darum, durch eine sinnvolle Dosierung und Kombination von Beratung/Betreuung und Kontrolle zur Wertsteigerung der Unternehmungen beizutragen. Hier sollte der Synergie vorteil, daß Kapital und Beratung/ Betreuung aus einer Hand kommen, manifest werden. Internationale, insb. amerikanische Erfahrungen lassen vermuten, daß sich höchstens bei einer vonlO Beteiligungen der erhoffte sehr hohe Wertzuwachs realisieren läßt, daß 3 bis 4 Beteiligungen sich als Ausfälle erweisen und der Rest eher eine unterdurchschnittliche Performance erbringt. Die fünfte und letzte Phase ist die der Desinvestition und der Rückzahlung des Kapi-

Venture Capital tals. Als „exit options" kommen in Betracht der Gang an die Börse, der Verkauf des gesamten Bctciligungsuntcrnehmens oder des Anteils des VC-Gebers an eine andere Unternehmung und der Rückkauf des VCAnteils durch den oder die Unternehmer. Aus konzeptionellen Gründen ist der dritte Weg nicht empfehlenswert, praktisch ist er in der B R D (noch) am bedeutsamsten. Als internationale Faustregel gilt,daß die drei „exit options" etwa gleich häufig gewählt werden (sollten). Der Ertrag, den die Kapitalgeber der VC-Gesellschaft erzielt haben, läßt sich erst ermitteln, wenn die Fonds-Gesellschaft aufgelöst und der Liquidationserlös an die Kapitalgeber ausgezahlt worden ist. Deutsche VC-Gesellschaften haben diese Phase noch nicht erreicht; der Ertrag läßt sich noch nicht feststellen. 5. Venture Capital in der Praxis Daß VC für eine beträchtliche Klasse von Unternehmungen als vielleicht einzige Form der Finanzierung in Betracht kommt, gibt Anlaß zu der Erwartung, daß sich VC auch in beträchtlichem Umfang empirisch nachweisen läßt. In den USA, dem führenden VC-Land, ist dies auch der Fall. Dort gibt es über 600 VC-Gesellschaften, von denen etwa die Hälfte unabhängig, und je ein Viertel Small Business Investment Companies (SBICs) bzw. eng mit einzelnen Kapitalgebern, Banken oder Industriebetrieben, verbundene („corporate") VC-Gesellschaften sind. Vom Kapitalvolumen her dominieren die unabhängigen privaten VCGesellschaften bei weitem. Das Gesamtvolumen des verfügbaren VC wird für Ende 1987 auf 30 Mrd. US-$ geschätzt. Der Mittelzufluß betrug 1987 4 Mrd. US-$, von denen über 70 Prozent investiert worden sind. Im Durchschnitt umfaßt ein VC-Fonds 50 Mio. US-$, aber die Konzentration ist ausgeprägt: 10% der VC-Gesellschaften verwalten mehr als die Hälfte aller Mittel. Nach Schätzungen von Venture Economics, einem Brancheninformationsdienst, lag die Durchschnittsrendite von abgewikkelten VC-Fonds für die Kapitalgeber in den letzten Jahren unter 15%, nachdem sie in der Zeit bis 1983 deutlich über 20% gelegen hatte. Die wichtigsten Kapitalgeber der VC-Gesellschaften in den USA sind Pensionsfonds (1987:40% des Mittelzuflusses). Aber auch

Venture Capital Privatpersonen tragen beträchtlich zum Kapitalaufkommen am VC-Markt bei. Bei der Mittelverwendung spielen High-TechUnternehmungen und Unternehmungen in frühen Entwicklungsphasen eine immer noch wichtige, im Zeitablauf aber deutlich abnehmende Rolle. In den letzten Jahren läßt sich eine Verschiebung der Portefeuillestrukturen hin zu konventionelleren Technologien und späteren Entwicklungsphasen der Beteiligungsunternehmen sowie zur Buy-Out-Finanzierung beobachten. In Europa nehmen Großbritannien und die Niederlande bei der Verbreitung von VC eine führende Position ein. In der B R D hat sich seit 1982 in Publikationen und politischen Erklärungen eine wahre VC-Euphorie ausgebreitet, die jedoch ohne größere faktische Folgen geblieben ist. Es wird geschätzt, daß das verfügbare VC (im engeren Sinne) in der B R D bei etwas über einer Mrd. DM liegt. Die bei weitem wichtigsten Kapitalgeber sind Bank- und Industriekonzerne sowie Versicherungen. Privatinvestoren und (deutsche) Pensionskassen spielen keine nennenswerte Rolle. Die Zahl der echten aktiven VC-Gesellschaften liegt unter 20. Das investierte VC-Volumen liegt Ende 1987 schätzungsweise bei 400 Mio. DM, die auf etwa 200 Beteiligungensunternehmen aufgeteilt sind. Nach einer Erhebung von 1986 (Willms/Schmidt, 1987) investieren die deutschen VC-Gesellschaften nur ein Achtel ihrer Mittel in den sehr frühen Entwicklungsphasen von Unternehmungen, für die sich die VC-Konzeption als besonders angemessen erweist. Auch scheinen die Beteiligungsunternehmen größer und die Technologieorientierung weniger ausgeprägt zu sein, als es den ursprünglichen Erwartungen in die VC-Finanzierung entsprechen würde. Empirische Angaben über den finanziellen Erfolg von VC-Finanzierungen für die Kapitalgeber liegen für Deutschland naturgemäß noch nicht vor, da bisher - abgesehen von dem VC-Pionier „WFG", dessen frühe Ergebnisse ausgeprägt negativ waren - noch kein Fonds lang genug operiert, um eine ex-post-Erfolgsmessung zu ermöglichen. Empirisch gestützte Mutmaßungen über die Kosten und Ertragsstrukturen der deutschen VC-Branche legen jedoch die Vermutung nahe, daß 671

Venture Capital sich auch für die Kapitalgeber die von dem amerikanischen Vorbild genährten optimistischen Erwartungen nicht erfüllen werden (Schmidt, 1988). Der deutschen VC-Branche steht noch ein Ausleseprozeß bevor, bei dem vermutlich ein Teil der gegenwärtig operierenden VC-Gesellschaften wegen Verlusten aus dem Markt gedrängt werden wird. 6. Probleme und Perspektiven Entgegen dem amerikanischen Vorbild, entgegen den hoch gesteckten wirtschaftspolitischen Erwartungen vom Anfang der 80er Jahre und entgegen der tendenziell positiven Einschätzung durch die Finanzierungstheorie hat sich die VC-Konzeption in Deutschland bisher nicht in nennenswertem Umfang durchsetzen können. Dies wird auch daran erkennbar, daß VC im engeren Sinne kaum 5 Prozent von VC im weiteren Sinne ausmachen dürfte. Entgegen früheren Voraussagen stellt das Angebot von VC (im engeren Sinne) keinen Engpaß dar. Es fehlen, wie es scheint, eher die geeigneten Anlageobjekte, oder die VC-Gesellschaften sind nicht in der Lage, sie zu identifizieren. Es wird vielfach behauptet, daß ungünstigere Steuer- und kapitalmarktrechtliche Rahmenbedingungen in der BRD im Vergleich zu den USA die VC-Branche behindern (vgl. z.B. Albach et al, 1986, und Lutz, 1987). Doch diese Kritik kann, zumal nach einschlägigen gesetzlichen Änderungen seit 1987, nicht überzeugen. Eine andere mögliche Erklärung liegt darin, daß in Deutschland die Kosten der VC-Finanzierung zu hoch und die Effizienz der VC-Gesellschaften zu niedrig sind und daß deshalb viele für VC geeignete Unternehmungen diese extrem teure Finanzierungsform nach Möglichkeit meiden. Während die VC-Branche auf ihre Strukturprobleme reagiert, indem sie zu eher konservativen Anlagestrategien übergeht, verhalten sich Banken und Kapitalbeteiligungsgesellschaften bei ihre Finanzierung junger und innovativer Unternehmungen in letzter Zeit zunehmend aufgeschlossen. Der vor Jahren als grundlegend herausgestellte Gegensatz zwischen VC-Gesellschaften und Kapitalbeteiligungsgesellschaften verliert sich zunehmend. Ob sich daneben eine echte, konsequent dem ursprünglichen Konzept folgen672

Verbände der Versicherungswirtschaft de VC-Finanzierung erhalten bzw. entwikkeln wird, ist gegenwärtig nicht absehbar. Literatur: H. Albach et al.: Finanzierung mit Risikokapital, Stuttgart 1986; European Venture Capital Association: EVCA Yearbook 1988 - Venture Capital in Europe, Brüssel 1988; K. -H. Fanselow / H. Siedler: Venture Capital in Deutschland, in: Die Bank 10/1988; L. Fischer: Problemfelder und Perspektiven der Finanzierung durch Venture Capital in der Bundesrepublik Deutschland, in: Die Betriebswirtschaft 1/1987; Th. Hartmann-Wendels: Venture Capital aus finanzierungstheoretischer Sicht, in: ZfbF 1/1987; H. A. Klemm: Die Finanzierung und Betreuung von Innovationsvorhaben durch Venture Capital Gesellschaften, Frankfurt u.a. 1988; H. Nevermann / D. Falk: Venture Capital, Baden-Baden 1986; R. H. Schmidt: Venture-Capital aus der Sicht der Finanzierungstheorie, in: BFuP 5/1985; R. H. Schmidt: Venture Capital in Deutschland - ein Problem der Qualität? in: Die Bank 4/1988; H. Siedler: Venture Capital und geregelter Freiverkehr, Frankfurt 1987; M. Willms / R. H. Schmidt: Venture Capital in Germany, Mimeo 1987; Workshop '83: Venture Capital für junge Technologieunternehmen, hrsg. v. Verlag Markt und Technik, München 1983. Prof. Dr. Reinhard H. Schmidt, Trier Veranderungsbilanz —> Kapitalflußrechnung. Verantwortungsprinzip Grundsatz, der eine Beziehung zwischen dem Ergebnis und dem Ergebnisverursacher herstellt, indem der Organisationseinheit die Verantwortung für das von ihr verursachte Ergebnis übertragen wird. Hiermit soll unternehmerisches Denken und Handeln auch auf unteren Führungsebenen erreicht werden. Voraussetzung für die erfolgreiche Anwendung des V. ist die parallele Ausrichtung am —» Verursachungsprinzip, um den Ergebnisverantwortlichen tatsächlich nur die verursachungsgerecht zugewiesenen Ergebnisbeiträge zuordnen zu können. Verbände der Versicherungswirtschaft /. Anfänge Vorläufer der heutigen Versicherungsverbände sind erste Zusammenschlüsse der

Verbände der Versicherungswirtschaft

Verbände der Versicherungswirtschaft

Organisation des GDV

Abteilungen Recht Außenund dienst, Gesetz- Wettbegebung werb. Atomrecht

EG Kapital- RechBeanlagen nungstriebslegung wirtschaft Ausland

Abb. 1 Organisation des GDV privaten Feuerversicherer im Jahr 1852, der 1856 gegründete Verband der Hagel-Versicherungs-Aktiengesellschaften und der Verein deutscher LebensversicherungsGesellschaften von 1869. Diese zunächst mehr losen Verbindungen übernahmen

Steuern

Volkswirtschaft

Archiv

Presse und Information

noch im vorigen Jahrhundert Gemeinschaftsaufgaben, wie z.B. die Erstellung gemeinsamer Statistiken und den Austausch von Erfahrungen bei der Einschätzung problematischer Risiken, und wuchsen so zu berufsständischen Vereinigungen heran. 673

Verbände der Versicherungswirtschaft Der Verband der privaten Krankenversicherung wurde 1926, der Verband der Kraftfahrzeug-Versicherer wenig später gegründet. Die Verbandsgründungen in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts lassen sich auch als Ausfluß der Bemühungen erklären, in die mit der Reichsgründung weitgehend parallel verlaufende Industrialisierung und Liberalisierung der Wirtschaft Elemente aus der ständisch organisisierten Wirtschaft einzubauen, die das wirtschaftliche Geschehen im Mittelalter geprägt hatte. Dabei mag die Konjunkturkrise Mitte der 70er Jahre als Stimulans mitgewirkt haben. Eine größere politische und ökonomische Bedeutung erlangten die Wirtschaftsverbände in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, parallel zu dem damals stärker hervortretenden Sozial- und Wohlfahrtsstaat und dem Auf- und Ausbau kollektiver Sicherungsmaßnahmen in Bevölkerung und Wirtschaft. Die erste Dachorganisation der Versicherungswirtschaft wurde als Vereinigung der deutschen Privatversicherung im Jahre 1911 von den folgenden Branchenverbänden gegründet: dem Verband deutscher Lebensversicherungs-Gesellschaften, der Vereinigung der in Deutschland arbeitenden Feuerversicherungsgesellschaften, dem Verband der in Deutschland arbeitenden Unfall- und Haftpflichtversicherungsgesellschaften, der Vereinigung zur Wahrung der gemeinschaftlichen Interessen der Einbruchdiebstahlversicherungs-Branche, dem Verein deutscher Viehversicherungsgesellschaften, dem Verein deutscher Hagelversicherungs-Aktiengesellschaften und dem internationalen Transport-Versicherungs-Verband. 1919 wurde diese Vereinigung umbenannt in Reichsverband der Privatversicherung, 1930 erlangte dieser die Rechtsfähigkeit eines eingetragenen Vereins. Die öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten - sie hatten sich bereits 1868 auf dem Gebiet der Feuerversicherung zu einer öffentlich-rechtlichen Vereinigung zusammengeschlossen - gründeten 1934 den Reichsverband der öffentlich-rechtlichen Versicherung. Im Zuge der nach 1933 verfügten Reichsund Wirtschaftsgruppen - sie sollten das 674

Verbände der Versicherungswirtschaft Gerüst für einen einheitlichen Aufbau und eine parteigebundene-ständische Organisation der Wirtschaft bilden - wurden auch die Funktionen der Versicherungsverbände beschnitten und neu definiert. Die ins Leben gerufene Reichsgruppe Versicherung wurde untergliedert in die beiden Wirtschaftsgruppen Privatversicherung und öffentlich-rechtliche Versicherung, die wiederum in Fachgruppen und Fachuntergruppen unterteilt wurden. 1940 entfiel die Zweiteilung nach privaten und öffentlichen Rechtsformen. Der Wiederaufbau des Verbandswesens der Versicherungswirtschaft nach dem Zweiten Weltkrieg stand ganz im Zeichen der Einheit in der Vielfalt: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft und die fünf Fachverbände (s.u. Ziff. 4) sind Organisationen aller in der Bundesrepublik Deutschland zugelassenen Versicherungsunternehmen ungeachtet ihrer Rechtsformen (als Aktienversicherer, Gegenseitigkeitsversicherer, öffentlich-rechtlichen Wettbewerbs- oder Monopolanstalten) und ungeachtet ihrer nationalen Herkunft. Mitglieder sind nahezu alle im Markt operierenden Versicherungsunternehmen mit einem Marktanteil von insgesamt rund 95 Prozent.

II. Aufgaben

Hauptaufgabe der Verbände ist es, die Interessen ihrer Mitglieder wahrzunehmen. Sie ist z.B. in Paragraph 1 der Satzung des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e . V . ( G D V ) von 1954 wie folgt definiert: „Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e . V . ( G D V ) hat den Zweck, die Interessen der in Deutschland arbeitenden Individualversicherer wahrzunehmen. Dabei obliegt ihm insbesondere in seiner Eigenschaft als Dachverband der angeschlossenen Fachverbände der Versicherungsunternehmen die Bearbeitung der Aufgaben, die alle oder mehrere Versicherungszweige gemeinsam betreffen, namentlich die Bearbeitung von volkswirtschaftlichen und finanzpolitischen Fragen." In § 2 der Satzung des Verbandes der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Autoversicherer und Rechtsschutzversicherer (HUK-Verband) e . V . heißt es über „Zweck und Aufgaben":

Verbände der Versicherungswirtschaft „1. Der Verband hat die Aufgabe, die gemeinsamen Berufsinteressen der im Gebiet der Bundesrepublik Deutschland tätigen privaten und öffentlichrechtlichen Versicherer im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen zu fördern und wahrzunehmen, soweit diese Versicherer die Haftpflicht-, Unfall-, Kraftverkehrs- oder Rechtsschutzversicherung betreiben. 2. Zu diesem Zweck kann der Verband Maßnahmen zur Förderung des Versicherungsgedankens treffen, Grundsätze für einen gesunden Wettbewerb aufstellen und an seine Mitglieder Empfehlungen erlassen. 3. Die Wahrnehmung der wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Mitglieder, auch deren Interessen als Arbeitgeber, sowie marktregelnde Maßnahmen gehören nicht zu den Aufgaben des Verbands. 4. Der Verband verfolgt keine politischen und auch keine wirtschaftlichen Zwekke im Sinne des § 21 BGB. 5. Durch die Tätigkeit des Verbands dürfen geschäftliche Vorteile für ihn nicht erzielt werden." III. Funktionen und Legitimation der Verbände in Staat und Gesellschaft Die Rolle der Verbände als Interessenwahrer ihrer Mitglieder in Staat und Gesellschaft war insbesondere in den 50er und 60er Jahren Gegenstand kontrovers geführter ordnungspolitischer Diskussionen. In kritischen Betrachtungen war die Rede von einer Untergrabung der Demokratie durch „Pressure Groups"; der Titel der Schrift „Herrschaft der Verbände?" von Theodor Eschenburg wurde zum Schlagwort vieler, nicht selten ideologisch besetzter wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Auseinandersetzungen. Dabei stand häufig die Überlegung Pate, die Verbände, vor allem die Sozialpartner, Arbeitgeber und Gewerkschaften, aber auch die Verbände großer Wirtschaftszweige setzten durch Einflußnahme auf die Instanzen des Staats unter Mißachtung des Allgemeinwohls ihre Interessen mehr oder weniger rücksichtslos durch. In der wissenschaftlichen Erforschung von Funktion und Stellung der Verbände dominierten Untersuchungen der juristischen Staatslehre, die im Einfluß der

Verbände der Versicherungswirtschaft Verbände auf den Staat eine Gefährdung der staatlichen Autorität befürchteten. Im Gegensatz zum angelsächsischen Bereich, in dem die Repräsentation organisierter Interessen durch Parteien und Verbände nie als großes Problem angesehen wurde, wirkte auf dem europäischen Kontinent und hier ganz besonders in Deutschland eine ausgeprägte staatsrechtliche Trennung von Staat und Gesellschaft bis in unsere Tage (vgl. von Allemann / Heinze 1981). Positiver werden die Verbände von den pluralistischen Gesellschaftsvorstellungen beurteilt. Danach bedürfen die Verbände keine besondere Legitimation im Sinne einer Verpflichtung gegenüber dem Gemeinwohl. Sie werden hier mehr als intermediäre Instanzen definiert, die zur Formulierung der verschiedenen Standpunkte beitragen und auf diesem Wege über den Interessenausgleich durch die politischen Instanzen sozusagen ungewollt einen Beitrag für die Erreichung des Gemeinwohls leisten. Die Rolle der Verbände in einem den sozialen Aspekten wie der individuellen Selbstbestimmung seiner Bürger gleichermaßen verpflichteten Staatswesen wird aber am zutreffendsten nach den Kriterien des Neokorporatismus erklärt. Renate Mayntz (vgl. Mayntz 1992) schreibt dazu: „Die pluralistischen Konzepte wurden in den 70er Jahren vom Konzept des Neokorporatismus abgelöst. In der angeregten neueren Verbändeforschung wird betont, daß Verbände nicht nur Interessen artikulieren und Druck auf das politische System ausüben, sondern an der Formulierung und Implementation von Politik aktiv beteiligt sind. An die Stelle eines Unidirektionalprozesses der Einflußnahme von Verbänden auf den Staat tritt damit die Vorstellung einer Kooperation von Staat und Verbänden. Als Gegenleistung für ihre Entscheidungsbeteiligung und die staatliche Unterstützung ihrer Organisationsgewalt erbringen die Verbände dabei auf die eigenen Mitglieder bezogene Ordnungsleistungen und tragen insofern zur Steuerung hochdifferenzierter und komplexer Gesellschaften bei." Betrachtet man allerdings den Staat nicht als oberste Steuerungsinstanz für das gesellschaftliche und wirtschaftliche Geschehen 675

Verbände der Versicherungswirtschaft in einem Lande, das zunehmend von internationalen und anderen, exogenen Einflüssen auf die nationale Volkswirtschaft abhängt, dann verliert der Staat seine Monopolstellung als Richter über das, was unter Gemeinwohl zu verstehen ist. Zieht man diese neueren Überlegungen in die Betrachtung ein, kommt man zwangsläufig zu dem Schluß, daß man von allen am Wirtschaftsleben Beteiligten, von Unternehmen und Verbänden, erwarten kann, daß sie in ihren Petitionen und in ihrem Handeln ohne staatlichen Zwang die Interessen der Allgemeinheit berücksichtigen, sich dem Allgemeinwohl verpflichtet fühlen. Dafür spricht auch die Überlegung, daß unter dem Druck der öffentlichen Meinung, der kritischen Kommentierung und Bewertung der von den Verbänden vorgetragenen Argumente durch die Medien es wenig erfolgsversprechend wäre, Interessen durchsetzen zu wollen, von denen anzunehmen ist, daß sie als dem Allgemeinwohl abträglich in der Öffentlichkeit zurückgewiesen werden. Vor diesem Hintergrund lassen sich die Aufgaben der Verbände für die Willensbildung in einem demokratisch verfaßten Staat folgendermaßen umschreiben: - Diskussion und Bündelung der oft heterogenen und bisweilen auch auseinanderdriftenden Interessen und Vorstellungen der Mitglieder im Hinblick auf die politische Realisierbarkeit. - Eruierung eines für die Mitgliederinteressen gemeinsamen Nenners. Dabei ist zu überprüfen, inwieweit der gefundene gemeinsame Nenner als Argument für die Akzentuierung des Verbandsinteresses geeignet ist, in die vorparlamentarische Diskussion als Petitum eingebracht zu werden. - Je mehr die auf diese Weise gefilterten Vorstellungen der Verbände dem Gemeinwohl entsprechen - das nicht von einer exogenen Macht, auch nicht vom Staat definiert wird, sondern von den jeweiligen Wertvorstellungen der Gesellschaft - , desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, diese auf parlamentarischer Ebene zur Geltung bringen zu können. - Die Achtung der Interessen anderer auf der Basis allgemein anerkannter demokratischer Grundwerte, die in der Demo676

Verbände der Versicherungswiitschaft kratie zu einem „Government by discussion" führen, ermöglichen eine kooperative Konfliktbewältigung. - Durch das Zusammenwirken der vorher definierten und gefilterten Interessen der Mitglieder, leisten die Verbände einen unverzichtbaren Beitrag für eine rationale Güterabwägung und Entscheidungsfindung in den Parlamenten. Aus diesem Zusammenspiel der Argumente im Rahmen eines dem Wettbewerb verpflichteten gesellschaftspolitischen Grundkonsens entwickelte sich folgerichtig der positive Ansatz des Korporatismus, die Vorstellung einer „Osmose" von Staat und Gesellschaft im Sinne Ernst Forsthoffs. IV. Gegenwärtige Verbandsstruktur der Versicherungswirtschaft Aus den skizzierten historischen Wurzeln entwickelte sich in der Versicherungswirtschaft ein kooperatives Nebeneinander von Verbänden mit spartenübergreifenden, spartenbezogenen und speziellen Gemeinschaftsaufgaben: Dachorganisation mit übergreifenen Aufgaben ist der - Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), Bonn. Die spartenbezogenen Aufgaben werden von fünf Fachverbänden betreut: - Verband der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Auto Versicherer und Rechtsschutzversicherer - (HUK-Verband) - e . V . , Hamburg - Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e.V., Bonn - Verband der privaten Krankenversicherung e.V., Köln - VerbandderSachversicherere.V., Köln - Deutscher Transport-VersicherungsVerband e.V., Hamburg. Daneben stehen Verbände mit speziellen, aus dem Arbeitsbereich des G D V und der Fachverbände ausgeklammerten Gemeinschaftsaufgaben, vor allem - der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland, München, und das - Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (BWV), München, gegründet vom G D V und dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland.

Verbände der Versicherungswirtschaft Die öffentlich-rechtlichen Versicherungsunternehmen sind - neben ihrer Zugehörigkeit zu den vorerwähnten Verbänden - zusammengeschlossen im - Verband öffentlicher Feuerversicherer Körperschaft des öffentlichen Rechts und im - Verband öffentlicher Lebens- und Haftpflichtversicherer Körperschaft des öffentlichen Rechts. Unabhängig von allen Verbänden der Versicherungsunternehmen werden die Interessen der im Versicherungsvertrieb tätigen Kaufleute vertreten durch - den Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK), Bonn - Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler e.V. , Hamburg - V G A Bundesverband der Geschäftsstellenleiter der Assekuranz e.V., Köln. V. Willensbildung und Verbandsorgane Die Willensbildung und Formulierung von Standpunkten und Stellungnahmen erfolgt regelmäßig nach den Vorgaben der Entscheidungsgremien durch die Verbandsgeschäftsstellen der Verbände. Auf diesen Ebenen findet auch die Abwägung der Interessen der verschiedenen Mitglieder und Gruppierungen der Mitgliedsunternehmen unter Berücksichtigung der Anforderungen des Gemeinwohls statt. Es liegt in der Natur der Sache, daß die Mitglieder eines auf nationaler Basis arbeitenden Fachverbandes und insbesondere eines Dachverbandes, in dem sich Versicherungsunternehmen unterschiedlicher Rechtsformen (Aktiengesellschaften, Gegenseitigkeitsvereine und öffentlich-rechtliche Anstalten) sowie auch die Hauptniederlassungen ausländischer Unternehmen zusammengefunden haben, in den anstehenden Fragen nicht immer der gleichen Meinung sind. Hier gilt es dann, einen Interessenausgleich herbeizuführen, der häufig auch Kompromisse erfordert. Stellungnahmen von grundsätzlicher Bedeutung, vor allem zu Gesetzgebungsvorhaben, werden meist auch übergeordneten Verbandsorganen, etwa dem Präsidium und Präsidialausschuß beim Gesamtverband, dem Vorstand oder den Hauptausschüssen bei den Fach verbänden oder sogar

Verbände der Versicherungs wirtschaft der jeweiligen Mitgliederversammlung zur Entscheidung vorgelegt. Beim Gesamtverband und - ähnlich bei den Fachverbänden - sind schon in der Satzung Vorkehrungen getroffen, daß die unterschiedlichen Gruppierungen bei der Willensbildung in den einzelnen Verbandsgremien vertreten sind. So wählen beim Gesamtverband die Mitgliedsunternehmen - unabhängig von Rechtsform und Größe - in der Mitgliederversammlung die Wahlmitglieder des Präsidiums als Vorstand für die Dauer von jeweils zwei Jahren und die Mitglieder des Präsidialausschusses für dessen dreijährige Amtsperiode unmittelbar. Jedes Mitglied hat das gleiche Stimmrecht. Zu den Wahlmitgliedern des Präsidiums und des Präsidialausschusses treten kraft Amtes im GDV-Präsidium die von der Mitgliederversammlung der fünf Fachverbände unmittelbar gewählten Fachverbandsvorsitzenden; im Präsidialausschuß die von der Mitgliederversammlung oder dem Präsidialausschuß gewählten Vorsitzenden der Fachausschüsse sowie ein Vertreter des Arbeitgeberverbandes und der Vorsitzende des Vorstands des Deutschen Vereins für Versicherungswissenschaft. Dem Präsidium obliegt die Vertretung des Gesamtverbands nach außen, die Berufung der Mitarbeiter der Verbandsgeschäftsstelle und die Ausführung der Beschlüsse des Präsidialausschusses und der Mitgliederversammlung. Aus seiner Mitte wählt das Präsidium den Präsidenten des Gesamtverbands, der den Verband nach innen und außen repräsentiert. Der Präsidialausschuß hat vor allem die Aufgabe, die Richtlinien für die gesamte Verbandsarbeit aufzustellen, die Beschlußfassung durch die Mitgliederversammlung vorzubereiten und die Ausschußmitglieder sowie den Verbandsdirektor (Hauptgeschäftsführer) zu bestellen. Die Fachausschüsse werden von der Mitgliederversammlung oder vom Präsidialausschuß berufen unter Berücksichtigung der Vorschläge der Fachverbände. Ihre hauptsächliche Aufgabe besteht in der Bearbeitung und Vorbereitung von Entscheidungen im Hinblick auf die ihnen zugewiesenen Fachfragen. 677

Verbände der Versicherungswirtschaft

Verbände der Versicherungswirtschaft

Die Mitgliederversammlung des Gesamtverbands bestellt die Wahl-Mitglieder des Präsidiums und des Präsidialausschusses, sie stellt den Haushalt auf, genehmigt die Jahresrechnung und entlastet Präsidium und Präsidialausschuß. Ferner fallen Satzungsänderungen in ihren Aufgabenbereich, auch hat sie die Möglichkeit, in Grundsatzfragen zu entscheiden.

dung ist der 1953 ins Leben gerufene Europäische Versicherungsverband (Comité Européen des Assurances - C E A ) mit Sitz in Paris. Dem C E A gehören inzwischen alle westeuropäischen Dachverbände an, dazu aus Mittel- und Osteuropa seit 1992 als assoziierte Mitglieder auch die Verbände Ungarns, der ehemaligen Tschechoslowakei und Polens.

VI. A ktivitäten nach innen und außen Wenn von Interessenvertretung der Verbände die Rede ist, dann versteht man darunter die wichtigste Aktivität nach außen: die Geltendmachung des Standpunkts gegenüber Regierungen und Parlament, gegenüber der Öffentlichkeit, insbesondere gegenüber den Medien sowie gegenüber anderen Verbänden wie z.B. den Verbraucherorganisationen. Zur Vertretung nach außen gehört dabei auch die umfassende Information über Aufgaben und Funktion der eigenverantwortlichen Vorsorge in einer nach marktwirtschaftlichen Kriterien organisierten Gesellschaftsordnung. Ansprechpartner sind hier neben den Medien auch die breite Öffentlichkeit, Politiker und Behörden, Schulen und Universitäten. Doch auch den nach innen gerichteten Verbandsaufgaben kommt ein hoher Stellenwert zu. Vorrangig ist hier zu nennen die laufende Information der Mitgliedsunternehmen durch Rundschreiben, Quartalsberichte, Geschäftsberichte und das Jahrbuch der deutschen Versicherungswirtschaft. Auch Fachreferate und Seminarveranstaltungen der Verbände zählen zu diesem nach innen gerichteten Aufgabenbereich, ebenso die Stellungnahme zu Einzelfragen, das Einholen von Gutachten, das Erteilen von Rechtseinkünften, die Beratung und Mitbetreuung bei Musterprozessen, auch die Mithilfe bei der Beilegung von Unstimmigkeiten zwischen Mitgliedsunternehmen untereinander, die z.B. bei behaupteten Verstößen gegen die Wettbewerbsrichtlinien entstehen können.

Wichtigste Funktionen des C E A waren seit seiner Gründung ein kontinuierlicher Gedankenaustausch, die Durchführung gemeinsamer Studien zu Grundsatzfragen, das Eintreten für einen freien Wettbewerb auf dem Versicherungssektor, die Förderung der Information über die Leistungsfähigkeit der Individualversicherung und nicht zuletzt die Mitarbeit an den EGRichtlinien.

VII. Europa als Schauplatz und Aufgabe Die europäische Integration bedingt einen kontinuierlichen Zuwachs an Gestaltungsaufgaben der Verbände und führte schon frühzeitig zur Bildung von Zusammenschlüssen nationaler Versicherungsverbände. Die für die Versicherungswirtschaft wichtigste internationale Verbandsgrün678

In dem 1985 vorgelegten Weißbuch der EG-Kommission wurde nicht nur der Zeitplan für die Vollendung des Binnenmarktes bis 1992 festgeschrieben, sondern auch die von der Kommission selbst entwickelte neue Strategie, die Realisierung dieses Ziels mitgeteilt: Anstelle der ursprünglich geplanten umfassenden Harmonisierung der nationalen Gesetze kam nunmehr das Prinzip der „minimalen Koordinierung" zum Zuge, d.h., die Koordinierung war nunmehr nur insoweit durchzuführen, als dies zur gegenseitigen Anerkennung der bestehenden nationalen gesetzlichen Regelungen in den EG-Mitgliedsstaaten notwendig schien. Dieser Strategiewechsel der EG-Kommission, gestützt durch einschlägige Urteile des E u G H , ermöglicht nunmehr die Realisierung der Dienstleistungsfreiheit innerhalb des Gemeinsamen Marktes bei unterschiedlichen Rechtssystemen. Der Wettbewerb zwischen den Angeboten der Unternehmen in verschiedenen Ländern des Binnenmarktes wird damit von einem Wettbewerb der verschiedenen nationalen Systeme überlagert. Mit der Vollendung des Binnenmarktes der Versicherer kündigt sich eine Verlagerung des Schwerpunkts der CEA-Aufgaben an: Neben die - nach wie vor wichtige - Begleitung der Brüsseler Rechtssetzungsaktivitäten treten zunehmend die Aufgaben eines Wirtschaftsverbands in einem gemeinschaftsweit realitätsgewinnenden einheitlichen Versicherungsmarkt. Das erfordert

Verbindlichkeiten

Verbände des Bankwesens eine Arbeitsteilung zwischen dem CEA und den nationalen Mitgliedsverbänden und gebietet zugleich, die „unternehmerische" Komponente des CEA zu stärken. Satzungsänderungen, die in diese Richtung weisen, sind im Herbst 1992 beschlossen worden. Auch die Struktur der deutschen Versicherungsverbände steht auf dem Prüfstand. Eine Reformdiskussion ist in Gang gekommen, die auf eine stärkere Integration der Verbandsstrukturen und -aktivitäten zielt. In der Tat überwiegen integrative Lösungen in den Nachbarmärkten mehr und mehr. Der Wunsch, kompatibler zu werden und noch mehr „mit einer Zunge" zu sprechen, verschafft sich Gehör. Spartenübergreifende Fragestellungen nehmen zu und spartenunabhängige (etwa an Kundengruppen orientierte) Unternehmensstrukturen dringen vor. Die Vorstellung einer künftigen Zusammenarbeit der drei großen Spartenbereiche Lebens-, Kranken- sowie Schadens- und Unfallversicherung unter dem Dach eines einzigen Verbandes liegt somit nahe und scheint zunehmend an Boden zu gewinnen. Literatur: Arps, L.: „Auf sicheren Pfeilern". Deutsche Versicherungswirtschaft vor 1914. Göttingen 1965, bes. S. 553ff; Wilke, H.-J.: „Das Verbandswesen in der Versicherungswirtschaft" , Versicherungswirtschaftliches Studienwerk, Studienheft 13, Gabler-Studientexte, Wiesbaden, 1984; Wilke, H.-J.: „Aufgaben der Verbände bei der Gestaltung des Gemeinsamen europäischen Versicherungsmarktes", in „Versicherungen in Europa - Heute und Morgen", Geburtagsschrift für Georg Büchner, Karlsruhe 1991; von Allemann, U. und Heinze, R.D. \ „Verbände und Staat", Westdeutscher Verlag, Köln 1981; Mayntz, R. (Hrsg.): „Verbände zwischen Mitgliederinteressen und Gemeinwohl", Verlag Bertelsmann, Gütersloh 1992. Dr. Georg Büchner, Stuttgart Verbände des Bankwesens Zusammenschlüsse von Kreditinstituten mit dem Ziel, institutsgruppenbezogene Interessen der Mitglieder zu vertreten (—» Bankenverbänden). Die bedeutendsten Bankenverbände sind:

—» Bundesverband deutsche Banken e.V., Köln; —> Deutscher Sparkassen- und Giroverband e.V. (DSGV), Bonn; —» Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken e.V. (BVR),Bonn; —> Verband öffentlicher Banken e.V., Bonn; —> Verband deutscher Hypothekenbanken e.V., Bonn. Verbrauchsabweichung —»Abweichungsarten. Verbraucherkreditgesetz (VKG) Gesetz, das das Ziel verfolgt, durch eine einheitliche, umfassende Kodifizierung des Rechts zum Verbraucherkredit zur Transparenz beizutragen. Mit Wirkung vom 1.1.1991 hat das VKG das bislang geltende Abzahlungsgesetz ersetzt. Es stellt das Kernelement des Verbraucherkreditrechts dar, soweit es die Klarheit von Kreditverträgen hinsichtlich der aus einer Kreditinanspruchnahme resultierenden wirtschaftlichen Belastungen anbelangt. Daneben tragen insbesondere der § 138 BGB, das Haustürwiderrufgesetz (HWiG), die generellen gesetzlichen Grundlagen des Darlehensrechts (§§ 607 bis 610 BGB) und die zunehmend verbraucherfreundliche Rechtsprechung des BGH zur Transparenz von Preisen und Bedingungen bei den verschiedenen Kreditformen sowie zu einer erheblichen Aufklärung und Beratung des Kunden bei Vertragsabschluß bei. Verbindlichkeiten Schulden der Unternehmung, Gegenposition zu —»Forderungen. In der Grundstruktur der —> Handelsbilanz nach § 266 HGB Position C. auf der Passivseite. Sie gliedert sich weiter in: 1. —> Anleihen; davon konvertibel; 2. V. gegenüber —> Kreditinstiuten; 3. erhaltene Anzahlungen auf Bestellungen; 4. V. aus Lieferungen und Leistungen; 5. V. aus der Annahme gezogener -» Wechsel und der Ausstellung eigener Wechsel; 6. V. gegenüber verbundenen Unternehmen; 7. V. gegenüber Unternehmen, mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht; 8. Sonstige V., davon aus Steuern, davon im Rahmen der sozialen Sicherheit. Diese Unterpositionen von Passivum C (V.) gelten für mittelgroße und große —> 679

Verbundene Hausratversicherung Kapitalgesellschaften (größenabhängige Erleichterungen für kleine Kapitalgesellschaften §§ 265, 267 HGB). Sie stellen „echte" V. dar und zählen zusammen mit den —> Rückstellungen, zum —» Fremdkapital der Unternehmung. Verbundene Hausratversicherung Versicherung des Hausrats gegen verschiedene Gefahren in kombinierter Form (—> kombinierte Versicherung). Versichert werden in der V. der gesamte Hausrat, zu dem Einrichtungsgegenstände, Ge- und Vcrbrauchsgüter zählen, die sich in der jeweiligen Wohnung des —» Versicherungsnehmers befinden. Einbezogen werden ferner weitere Gegenstände wie Campingausrüstungen, bestimmte Wertgegenstände (Bargeld, Goldmünzen, Wertpapiere), Arbeitsgeräte und Einrichtungsgegenstände, die dem Beruf oder Gewerbe dienen, u.a.m. Auch fremdes Eigentum ist mitversichert. Eine V. umfaßt gemäß den VHB von 1984 eine Absicherung gegen die Gefahren Feuer, Einbruch-Diebstahl, Beraubung, Leitungswasser und Sturm. Daneben besteht die Möglichkeit, das Risiko des Glasbruchs und Fahrraddiebstahls jeweils gegen Prämienzuschlag einzubeziehen. Die Leistung des Versicherers bemißt sich im Schadenfall am Neuwert des gesamten Hausrats. Liegt eine —> Unterversicherung vor, was der Versicherer zu beweisen hat, wird die Versicherungsleistung entsprechend gekürzt. Verbundene Wohngebäudeversicherung Versicherung von Wohngebäuden in Form einer —» kombinierten Versicherung, bei der auf der Grundlage von einheitlichen Versicherungsbedingungen (Allgemeine Wohngebäude-Versicherungsbedingungen - VGB) verschiedene Gefahren - Feuer, Leitungswasser, Sturm - versichert werden (-»Gebäudeversicherung). Vereinfachtes Scheckeinzugsverfahren Verfahren, nach dem die —» Deutsche Bundesbank die von den Kreditinstituten eingereichten Einzugspapiere bearbeitet. Das v.S., das 1950 für den Einzug von —» Schecks eingeführt wurde, umfaßt seit 1966 auch das Inkasso von —> Lastschriften (vereinfachtes Scheck- und Lastschrifteinzugsverfahren). 680

Verfügung Die Bundesbank übernimmt für Kreditinstitute, die bei ihr ein Konto unterhalten, auf DM lautende Schecks und Lastschriften das Inkasso ohne eine Berechnung von Gebühren. Schecks und Lastschriften müssen bestimmten Formvorschriften entsprechen. Beispielsweise muß es sich bei den eingelieferten Schecks um —» Verrechnungsschecks handeln, und die Lastschriften müssen auf der Rückseite den Vermerk „An Landeszentralbank" mit Ort, Namen und —> Bankleitzahl des einreichenden Kreditinstituts tragen. Die Einzugspapiere sind der—» Landeszentralbank (oder Zweiganstalten) bis zu einer bestimmten Tageszeit vorzulegen. Am nächsten Geschäftstag nach der Einlieferung der Papiere erhält das einreichende Kreditinstitut eine Gutschrift auf seinem LZB-Konto mit dem Vermerk "Eingang vorbehalten" (E.V.). Vereinsgruppenversicherungen —> Lebensversicherung für eine Gruppe, hier für Mitglieder von Vereinen aller Art, zur Sicherstellung von Sterbegeldern. Derartige Verträge sind nur als Nebenzweck einer Vereinigung zulässig (Ausnahmen: aufgelöste und für den Neuzugang geschlossene —> Sterbekassen und sterbekassenähnliche Einrichtungen). Ähnlich wie in der —» Firmen- und Verbandsgruppenversicherung ist unter bestimmten Voraussetzungen die Anwendung eines verbilligten Gruppentarifs aufsichtsbehördlich gestattet. Verfallkartei (Verfallbuch, Verfallregister), Verzeichnis aller -» Wechsel eines Kreditinstitutes, geordnet nach den Fälligkeitsterminen. Eine V. wird für die Überwachung von Verfallterminen angelegt. Durch die Möglichkeiten der EDV werden heute häufig keine Karteien mehr angelegt, sondern mittels EDV geführt. Verfalltag im Wechselrecht der Tag, an dem die Wechselsumme gezahlt werden muß (—> Vorlegungsfrist). Verfügung (1) im Bankverkehr: die Belastung eines Kontos, bar durch Abhebung oder unbar durch —» Uberweisung, —» Scheck usw., durch einen Verfügungsberechtigten.

Verfügungsberechtigung (2) im allgemeinen Rechtsverkehr: Verwaltungsakt oder Anordnung einer Behörde. Verfügungsberechtigung Recht über ein Konto zu verfügen. Dieses Recht steht grundsätzlich jedem Kontoinhaber zu (Ausnahme bei beschränkt geschäftsfähigen oder geschäftsunfähigen Personen). Der Kontoinhaber kann Dritten eine V. über seine Konten erteilen, die auch über den Tod hinaus rechtswirksam sein kann. Eine V.ist schriftlich dem Kreditinstitut mitzuteilen, das bei einer—> Verfügung eine Legitimationsprüfung vorzunehmenhat. Verfügungsbeschränkung Einschränkung einer Verfügungsbefugnis über ein Konto in bestimmten Fällen: - bei Pfändungs- und Überweisungsbeschluß, - bei Konkurs oder Vergleich, - bei Abtretung (z.B. ein Kontoinhaber überträgt sein Guthaben einem anderen), - bei Verpfändung. Eine V. kann auch gesetzlich begründet sein. Dies gilt insbesondere für beschränkt geschäftsfähige, geschäftsunfähige und juristische Personen, bei denen Verfügungen nur durch die zur Vertretung Berechtigten vorgesehen sind. Vergleich gegenseitiger Vertrag, durch den der Streit oder die Ungewißheit der Parteien im Wege gegenseitigen Nachgebens beseitigt wird (§779 BGB). Ein V. kann sowohl gerichtlich als auch außergerichtlich geschlossen werden. Mit einem gerichtlichen V. soll ein drohender Konkurs abgewendet werden. Die Gläubiger verzichten auf Teile ihrer Forderungen und gewähren dem zahlungsunfähigen Schuldner Stundungen. Dieser muß den Gläubigern mindestens 35% ihrer Forderungen innerhalb eines Jahres zurückzahlen. Ein außergerichtlicher V. wird auf freiwilliger Basis abgeschlossen, indem der Schuldner sich mit den Gläubigern einigt, wie seine Zahlungsfähigkeit durch entsprechendes Entgegenkommen (Schuldenerlaß, Zahlungsaufschub) zu beseitigen ist.

Verkaufsoption Verhaltenskontrollen —> Bankkontrolle. Veijährung Ansprüche gelten als verjährt, wenn sie gerichtlich nicht mehr geltend gemacht werden können. Nach Ablauf der gesetzlichen Verjährungsfrist besitzt der Schuldner das Recht auf die Einrede der Verjährung, der entsprechend er nicht zu leisten braucht. Im Bankgeschäft gelten folgende wichtige Verjährungsfristen. Für Ansprüche aus Darlehensforderungen, rechtskräftigen Urteilen und Vollstreckungsbescheiden gilt die regelmäßige Verjährungsfrist gemäß § 195 BGB von dreißig Jahren. Ansprüche auf Darlehenszinsen einschließlich der Zinseszinsen und der Amortisationsquoten verjähren gemäß § 197 BGB nach vier Jahren. Scheckrechtliche Ansprüche verjähren gemäß Art. 52 SchG in sechs Monaten vom Ablauf der Vorlegungsfrist bzw. vom Tag der Zahlung des Indossanten an gerechnet. Wechselmäßige Ansprüche gegen den Annehmer verjähren in drei Jahren vom Verfalltage, die Ansprüche des Inhabers gegen die Indossanten und gegen den Aussteller verjähren in einem Jahre vom Tage des rechtzeitig erhobenen Protestes oder im Falle des Vermerks „ohne Kosten" vom Verfalltage, die Ansprüche eines Indossanten gegen andere Indossanten und gegen den Aussteller verjähren in sechs Monaten von dem Tage , an dem der Wechsel vom Indossanten eingelöst oder ihm gegenüber gerichtlich geltend gemacht worden ist (Art. 70 WG). Verkaufsoption —» Put; Termingeschäft in Wertpapieren, bei dem der Käufer gegen sofortige Zahlung einer Prämie (des Optionspreises) das Recht erhält, jederzeit bis zum vereinbarten Verfalltermin zu einem festen Kurs (Basispreis) an den Verkäufer liefern zu können. Der Verkäufer (Stillhalter in Geld) verpflichtet sich, auf Anforderung zu kaufen. Der Käufer der V. rechnet mit fallenden Kursen; einen Gewinn kann er dann erzielen, wenn der Kurs der Aktie mindestens um den Optionspreis unter den Basiskurs fällt, da er sich dann günstiger zur Vertragserfüllung am Kassamarkt eindekken kann, als er an den Verkäufer liefert. 681

Verkeh rshaftungs-Versicherung Sein Risiko bleibt auf den Optionspreis beschränkt. Im Rahmen der Neuordnung des deutschen Optionshandels wurden zum einen die Fälligkeiten und zum anderen die Basispreise standardisiert. Für Aktienoptionen gelten als Fälligkeitstermine der 15. Januar, 15. April, 15. Juli und 15. Oktober eines jeden Jahres, für Rentenoptionen der 25. Januar, 25. April, 25. Juli und der 25. Oktober. Bei Vertragsabschluß für Aktienoptionen können die Handelspartner zwischen den drei auf den Abschlußtag folgenden Verfalltagen wählen, bei Rentenoptionen haben sie die Wahl zwischen dem übernächsten Termin und dem dann 6 Monate späteren Termin. Die möglichen Basispreise sind vom Kurswert der betreffenden Aktien abhängig. Verkehrshaftungs-Versicherung Nebenzweig der —» Transportversicherung. V. werden von Spediteuren, Frachtführer oder sonstigen Beförderungsunternehmen zugunsten ihrer Auftraggeber abgeschlossen, die im allgemeinen auch die —» Versicherungsprämie zu zahlen haben. Durch die V. werden die Haftungsverpflichtungen abgesichert, die Beförderungsunternehmen für übernommene Güter zu tragen haben. Für bestimmte Bereiche ist das Beförderungsunternehmen verpflichtet, eine V. abzuschließen (Versicherungspflicht gemäß §§ 27,41 GüKG, Güterkraftverkehrsgesetz, beispielsweise für den Umzugsverkehr oder die Möbelbeförderung). Verlustdeckungspotential Gesamtvolumen der der passiven Sicherheitspolitik von Kreditinstituten zur Verfügung stehenden Deckungsmasse (—» Bilanzstruktur- Management in Kreditinstituten). Das V. setzt sich zusammen aus dem bilanziellen Eigenkapital, dem Genußrechtskapital und dem Haftsummenzuschlag sowie nachgewiesenen freien Vermögen. Hinzu kommen stille Reserven sowie Haftungszusagen und Mittel aus Garaniefonds. Verlustvortrag —» Gewinnvortrag. Vermittlungsagent selbständiger —* Versicherungsvertreter, der lediglich befugt ist, Versicherungsverträge zu vermitteln (§ 43 W G ) , aber nicht 682

Vermögensbildungsversicherung im Namen des Versicherers handeln darf (im Gegensatz zu —> Abschlußagent). Vermögensbildungsgesetz (VermBG) Gesetz, nach dem der Gesetzgeber —> vermögenswirksame Leistungen von Arbeitnehmern fördert. Das 5. VermBG vom 19.12.1986 bezieht sich auf Zahlungen, die unmittelbar vom Arbeitgeber an ein Kreditinstitut oder Unternehmen für einen Arbeitnehmer überwiesen werden, bei dem diese Gelder vermögenswirksam angelegt werden. Der begünstigte Personenkreis sind Arbeitnehmer, deren zu versteuernde Einkommen im Kalenderjahr der Sparleistung DM 27000,- für Alleinstehende und DM 54000,- für Verheiratete nicht übersteigt. Die Förderung des Staates besteht in der Zahlung einer Arbeitnehmersparzulage, deren Höhe sich nach der Art der Anlageform richtet. Im einzelnen kommen folgende Anlageformen in Betracht: (1) Anlage in bestimmten Wertpapieren oder Vermögensbeteiligungen bis maximal DM 9 3 6 , - , jährlich mit einer Sparzulage von 23%; (2) Anlage in Arbeitnehmerdarlehen (Stille Beteiligungen, Genossenschaftsoder GmbH-Anteile), maximaler Förderungsbetrag von jährlich DM 936,—, die hierauf gewährte Sparzulage beträgt 23%; (3) Anlagen nach dem Wohnbau-Prämiengesetz (Bausparverträge, WohnbauSparverträge, Baufinanzierungsverträge, Anteile an Bau- und Wohnungsbaugenossenschaften). Auf diese Sparbeiträge wird nicht nur eine Sparzulage von 10% bei maximal DM 936,— jährlicher Sparleistung gezahlt, sondern auch eine Wohnungsbauprämie von 8% für zusätzliche jährliche Sparleistungen von DM 800,- für Alleinstehende bzw. DM 1600,- für Verheiratete. Vermögensbildungsversicherung —> Lebensversicherung, die aufgrund des 5. Vermögensbildungsgesetzes vom 19.12.1986 staatlich gefördert wird. Der Staat zahlt dem Versicherungsnehmer, sofern er Arbeitnehmer ist, unter bestimmten Voraussetzungen (Mindestvertragsdauer von 12 Jahren, Höchstvertragsdauer von 35 Jahren, jährliche Beiträge von höchstens

Vermögensstock 936 DM, Einkommensgrenze von 27000 DM für Ledige bzw. 54000 DM für Verheiratete bei Zusammenveranlagung u.a.) eine Arbeitnehmersparzulage von 10% der jährlichen Beiträge, höchstens für einen Beitragsaufwand von 624 DM. Die Beiträge werden vom Arbeitgeber direkt an den Versicherer weitergeleitet; die Arbeitnehmersparzulage muß der Arbeitnehmer im Rahmen seiner Steuererklärung beantragen. Bei V. handelt es sich stets um —» Kapitalversicherungen, Zusatzversicherungen (Berufsunfähigkeits- oder Unfall-Zusatzversicherungen) sind unzulässig. Entspechend der gesetzlichen Bestimmungen muß der —» Rückkaufs wert der V. mindestens 50% der geleisteten Beiträge betragen. Aus diesem Grund ist die —» Abschlußprovision in Abhängigkeit von der Versicherungsdauer über mehrere Jahre zu verteilen. Die laufenden Verwaltungskostenzuschläge sind im Vergleich zu der —> Großlebensversicherung niedriger anzusetzen. Daraus resultieren niedrige Beiträge, was durch die —» Oberschußbeteiligung ausgeglichen wird. Vermögensstock Sondervermögen, das von Lebens- und Krankenversicherungsunternehmen zur Absicherung der —> Rückstellung von Beitragsrückerstattung gebildet wird, indem die Gegenwerte für diese Verpflichtungen in voller Höhe diesem Fonds zugeführt werden. Durch die getrennte Erfassung der Vermögensteile, die ausschließlich den Versicherungsnehmern zustehen, was in der Satzung oder —» geschäftsplanmäßigen Erklärung dokumentiert sein muß, hat das Versicherungsunternehmen die Möglichkeit, die Zuführungen zu den Rückstellungen steuerlich im Sinne einer Dauerschuld in Abzug zu bringen. Wie der-» Deckungsstock unterliegt der V. besonderen Verfügungsbeschränkungen und muß von einem Treuhänder überwacht werden. Vermögensversicherang Form einer -» Versicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf ein Vermögen als Ganzes bezieht. Den Gegensatz dazu bildet die -» Sachversicherung, bei der ein einzelnes Objekt Gegenstand der Versicherung ist (z.B. —» Feuer- oder —> Transport-

Verrechnungsscheck Versicherung). Zu der V. zählen die —> Haftpflicht- oder —> Kraftfahrtversichcrung. Hierbei würde die Inanspruchnahme für Schadenersatzverbindlichkeiten zu einer Beeinträchtigung des Vermögens im ganzen führen. Vermögensverwaltung Geschäftszweig der Kreditinstitute und der Finanzintermediäre, dessen Kernpunkt eine besondere Vereinbarung mit dem Vermögenseigentümer bildet, durch die dem Vermögensverwalter ein Verfügungsrecht eingeräumt wird, das er zum Zweck der Vermögenserhaltung bzw. -mehrung ausüben soll. Der Vermögensverwalter hat sich hierbei i.d.R. an zuvor vereinbarte Prinzipien zu halten, die z.B. die Einhaltung bestimmter Fristen, etwa der Spekulationsfrist, das Verhältnis bestimmter Vermögensarten zueinander oder nur allgemeine Ziele der Anlagepolitik beinhalten. Vermögenswirksame Lebensversicherung —»Vermögensbildungsversicherung. Vermögenswirksame Leistungen Leistungen, die ein Arbeitgeber für einen Arbeitnehmer nach dem —> Vermögensbildungsgesetz anlegt. Diese Sparleistungen kann der Arbeitgeber ganz oder teilweise zusätzlich zum Bruttogehalt des Arbeitnehmers aufbringen (z.B. aufgrund von Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen) oder vom Arbeitsentgelt des Arbeitnehmers - auf besonderen Antrag - abziehen. Vermögenswirksamer Sparvertrag Sparvertrag nach dem 5. Vermögensbildungsgesetz. Verrechnungsscheck -» Scheck, der mit einem Vermerk auf der Vorderseite „nur zur Verrechnung" versehen ist, der bewirkt, das der Scheck nicht bar ausgezahlt werden darf, sondern nur noch auf dem Wege einer Gutschrift auf einem Konto eingelöst werden kann. Zahlt ein Kreditinstitut trotzdem bar aus, so haftet es im Falle einer Nichteinlösung. Eine Streichung des Vermerks „nur zur Verrechnung" gilt als nicht erfolgt (Art. 39 ScheckG). Jeder Barscheck kann durch einen entsprechenden Vermerk in einen V. umgewandelt werden. Dadurch wird eine Auszahlung an Unberechtigte vermieden. Zwei quer über den Scheck angebrachte Li683

Verrechnungstage nien kennzeichnen allein noch keinen V., hier handelt es sich um einen —> gekreuzten Scheck. Verrechnungstage Tage, an denen bei —» Termingeschäften die Verrechnung stattfindet, i.d.R. zwei Tage vor dem Erfüllungstermin. Hierzu ist ein Skontrobogen (Bestandsnachweis) einzureichen. Verrechnungsverkehr Ausgleich von Forderungen und Verbindlichkeiten auf dem Verrechnungwege (unbar): (1) zwischen Staaten oder (2) zwischen Kreditinstituten oder (3) innerbetrieblich zwischen Kostenstellen. Verrechnungszins Zinssatz, zu dem innerbetriebliche Leistungen im Wertbereich von Kreditinstituten verrechnt werden. Insbesondere in der traditionellen Geschäftsstellenrechnung von Filialbanken werden Aktiv- oder Passivüberhänge im Kundengeschäftsvolumen über eine V. mit der Zentrale verrechnet. Versandscheck —» Scheck, der an einem auswärtigen —> Bankplatz fällig gestellt ist und daher zur Einlösung versandt werden muß. Dies kann entweder über das Abrechnungsnetz der —> Deutschen Bundesbank, das Gironetz der —» Sparkassen oder der —» Genossenschaftsbanken oder durch Direktversand erfolgen. Bei einem Direktversand wird der Scheck zusammen mit einer Bezahlt-Melde-Karte direkt an das bezogene Kreditinstitut geschickt, das die Karte ausgefüllt zurücksendet. Ein Direktversand bietet sich bei Eilbedürftigkeit an, wenn eine Einlösungsbestätigung über den Postweg weniger Zeit benötigt als der Einzug im Abrechnungsverkehr. Versandwechsel —> Wechsel mit abweichendem Ausstellungs- und Zahlungsort, der zur Einlösung über den —»Abrechnungsverkehr an ein anderes Kreditinstitut weitergegeben wird. Eine andere Möglichkeit bietet der Direktversand, bei dem der Wechsel mit einer Bezahlt-Melde-Karte direkt an das bezogene Kreditinstitut geschickt wird, das diese Karte ausfüllt und zurückschickt. Der Di684

Versicherung rektversand wird immer dann angewendet, wenn der Einreicher schnell Gewißheit über die Einlösung erhalten möchte und eine Einlösung über den Abrechnungsverkehr länger als der Postweg dauert. Verschuldungshaftung gesetzliche Verpflichtung zum Schadenersatz in unbegrenzter Höhe, desjenigen, der vorsätzlich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, die Freiheit, das Eigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrechtlich verletzt (§§ 823 ff. BGB), vgl. auch—» Gefährdungshaftung. Veisehensklausel - * Irrtumsklausel. Versicherer andere Bezeichnung für —» Versicherungsunternehmen, eine juristische Person, die als Vertragspartner der —» Versicherungsnehmer die Deckung bestimmter Risiken übernimmt. In der —» Sozialversicherung entspricht dem V. der—» Versicherungsträger. Versicherter Person, zu dessen Gunsten ein Versicherungsvertrag abgeschlossen wurde. Besteht ein Vertrag für eigene Rechnung, so sind der —» Versicherungsnehmer und V. identisch. Wird dagegen ein Vertrag für fremde Rechnung abgeschlossen, ist der Versicherungsnehmer zwar Vertragspartner, der jedoch im Interesse eines anderen, dem V., den Vertrag eingeht. Versicherung Vereinbarung über die gegenseitige wirtschaftliche Hilfeleistung zwischen Mitgliedern einer —» Gefahrengemeinschaft bei Eintritt bestimmter Gefahren. Die Dekkung der Folgen aus den auftretenden Schäden erfolgt aus den Beiträgen der Gruppenmitglieder (—» Versicherte, —» Versicherungsnehmer), wobei der Einzelne bei Eintritt eines Versicherungsfalls einen Rechtsanspruch auf die vereinbarte Leistung hat. Die Bildung einer Gefahrengemeinschaft kann in verschiedenen Rechtsformen Gestalt gewinnen. Für Versicherungsgesellschaften sind Aktiengesellschaften und —» Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit sowie öffentlich-rechtliche Körperschaften

Versicherung für fremde Rechnung und Anstalten möglich. Das Entgelt (—» Versicherungsprämie), das jeder Versicherungsnehmer für die Gewährung von Versicherungsschutz zu zahlen hat, richtet sich nach der Schadenwahrscheinlichkeit (in bezug auf —> Schadenhäufigkeit und durchschnittliche Schadenhöhe) und dem Wert des versicherten Objektes. Neben fest vereinbarten Prämien (—> Prämienverfahren) kann die Aufbringung der Mittel durch das —» Umlageverfahren erfolgen, indem der angefallene tatsächliche Bedarf auf die Versicherten nachträglich umgelegt wird. Versicherbar sind nur Folgen aus Schäden, die aufgrund zufällig eintretender Ereignisse entstehen. Eine Ungewißheit muß dahingehend bestehen, ob das Ereignis überhaupt eintritt, wann das Ereignis eintritt und welchen Umfang der durch das Ereignis verursachte Schaden annimmt. Der Geldbedarf, der im Versicherungsfall zu decken ist, muß jedoch schätzbar sein. Versicherung für fremde Rechnung besondere Form eines —» Versicherungsvertrages in der —> Schaden Versicherung, bei der ein —» Versicherungsnehmer den Vertrag im eigenen Namen für einen anderen abschließt (§ 74 Satz 1 W G ) . Derjenige, zu dessen Gunsten der Versicherungsvertrag abgeschlossen wird, wird als „Versicherter" bezeichnet. Ihm steht im Schadenfall die Versicherungsleistung nur zu, wenn er im Besitz des —» Versicherungsscheines ist oder die Zustimmung des Versicherungsnehmers besitzt. Der Versicherungsnehmer, der der Vertragspartner des —» Versicherers ist, ist verpflichtet, die Beiträge zu entrichten. Die rechtlichen Bestimmungen einer V. sind im Versicherungsvertragsgesetz geregelt, insbesondere §§ 7480,158i W G . Versicherungsaktiengesellschaft eine der drei zugelassenen Rechtsformen für —> Versicherungsunternehmen. Nach § 7 Abs. 1 VAG dürfen Versicherungsunternehmen nur als Aktiengesellschaft, —» Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit sowie Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts geführt werden. Der Unterschied einer V. zu anderen Aktiengesellschaften besteht lediglich im Gegenstand der Geschäftstätigkeit. Wie für jede A G gelten die rechtlichen Bestimmun-

Versicherungsaufsicht gen des Aktiengesetzes, daneben müssen spezifische Vorschriften des V A G beachtet werden. Das gezeichnete Kapital, das als Eigenkapital insbesondere Garantiefunktion hat, ist häufig nicht voll eingezahlt. Aus diesem Grund sind Versicherungsaktien überwiegend —» Namensaktien, die nur mit Bestimmung der Gesellschaft übertragen werden können (vinkulierte Namensaktien). Versicherungsart Unterform eines —> Versicherungszweiges. Versicherungsaufsicht I. Grundlagen 1. Historische Entwicklung Eine staatliche Aufsicht über das Versicherungswesen gibt es seit der Entstehung privater Versicherungseinrichtungen. Im 19. Jahrhundert machten einzelne Staaten den Betrieb von Versicherungsgeschäften von einer Konzession abhängig und überwachten mit unterschiedlicher Intensität auch den laufenden Geschäftsbetrieb. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde im Deutschen Reich nach dem Vorbild Österreichs und der Schweiz ein einheitliches Versicherungsaufsichtsrecht geschaffen. Die Aufsicht über —» Versicherungsunternehmen (VU) wurde durch Gesetz vom 12.5.1901 dem neu geschaffenen „Kaiserlichen Aufsichtsamt für das Versicherungswesen" mit Sitz in Berlin übertragen. Ab 1919 trug das Amt die Bezeichnung „Reichsaufsichtsamt für Privatversicherungen", ab 1943 „Reichsaufsichtsamt für das Versicherungswesen". Nach dem Kriege nahm dessen Funktion zunächst das Zonenamt des R A A für das Versicherungswesen wahr. Durch Gesetz vom 31.7.1951 wurde als Nachfolgebehörde das Bundesaufsichtsamt für das Versicherungs- und Bausparwesen mit Sitz in Berlin errichtet. Seit 1973 trägt es den Namen—* „Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen" (BAV). Innerhalb der Europäischen Gemeinschaft (EG) ist die Versicherungsaufsicht durch zahlreiche Richtlinien weitgehend vereinheitlicht worden. Das deutsche Versicherungsaufsichtsrecht mußte daher immer wieder dem europäischen Recht angepaßt werden. Der Prozeß ist noch nicht abgeschlossen. 2. Träger der Versicherungsaufsicht Die Versicherungsaufsicht wird vom BAV 685

Versicherungsaufsicht und den Aufsichtsbehörden der Länder wahrgenommen. Das BAV beaufsichtigt alle privaten VU, ausgenommen die kleineren —» Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit (VVaG), deren Beitragseinnahmen bestimmte Grenzen nicht überschreiten, und die öffentlich-rechtlichen Wettbewerbs-VU, deren Tätigkeit nicht auf ein Bundesland beschränkt ist. Alle übrigen VU, insbesondere die öffentlichen - » Zwangs- und —» Monopolanstalten, werden von den Aufsichtsbehörden der Länder beaufsichtigt. In Einzelfällen ist jedoch die Aufsicht auf das BAV übertragen worden. 3. Beaufsichtigte Einrichtungen Der Versicherungsaufsicht unterliegen die VU, d.h. Unternehmen, die den Betrieb von Versicheungsgeschäften zum Gegenstand haben und nicht Träger der —»Sozialversicherung sind. Ausgenommen sind einzelne im Gesetz besonders genannte Einrichtungen. Kleinere VVaG mit örtlich begrenztem Wirkungskreis, geringer Mitgliederzahl und geringem Beitragsaufkommen können von der Aufsicht freigestellt werden. Der deutschen Versicherungsaufsicht unterstehen auch die Niederlassungen ausländischer VU. Unternehmen, die ausschließlich die - » Rückversicherung betreiben , werden nur hinsichtlich ihrer finanziellen Lage überwacht. —»Versicherungsmakler und Versicherungsagenten werden nicht beaufsichtigt. Ebensowenig unterliegen Vcrsicherungskonzerne oder Finanzkonzerne, zu denen VU gehören, der Versicherungsaufsicht. 4. Zweck der Versicherungsaufsicht Die Versicherungsaufsicht verfolgt das Ziel, die Belange der Versicherten zu wahren und die dauernde Erfüllbarkeit der Verpflichtungen aus den Versicherungen sicherzustellen. Die Notwendigkeit der Versicherungsaufsicht wird damit begründet (Motive zum V A G von 1901), daß ein besonderes öffentliches Interesse an einer gedeihlichen und soliden Entwicklung des Versicherungswesens bestehe und deshalb der Staat zu besonderer Fürsorge verpflichtet sei. Das Versicherungswesen habe eine große wirtschaftliche, soziale und ethische Bedeutung. Werde es mißbraucht, so bestehe die Gefahr schwerster Schädigung des Volkswohls. Dies liege daran, daß der einzelne ohne Hilfe von anderer Seite in der 686

Versicherungsaufsicht Regel nicht imstande sei, sich ein zuverlässiges Urteil über das VU zu bilden, dem er sich anvertraue. Die Versicherungsaufsicht ist in der Bundesrepublik Deutschland materielle Staatsaufsicht. Sie erstreckt sich auf den gesamten Gechäftsbetrieb eines VU und schließt vielfältige Eingriffsmöglichkeiten ein. Sie beginnt mit der Zulassung zum Geschäftsbetrieb und setzt sich fort mit dessen laufender Überwachung. 5. Rechtsgrundlagen Aufgaben und Befugnisse der Versicherungsaufsichtsbehörde sind im Gesetz über die Beaufsichtigung der VU (—> Versicherungsaufsichtsgesetz - V A G ) in der Fassung vom 13.10.1983 (BGBl. I S . 1261), zuletzt geändert durch Gesetz vom 19.12.1986 (BGBl. I S. 2595) geregelt. Zur Durchführung des V A G sind zahlreiche Verordnungen erlassen worden. Das BAV hat außerdem in seinem amtlichen Mitteilungsblatt VerB AV - Rundschreiben und Richtlinien veröffentlicht, die eine einheitliche Anwendung des V A G gewährleisten sollen. Sie haben teils den Charakter von Anordnungen, teils geben sie die Auffassung der Behörde wieder. II. Zulassung zum Geschäftsbetrieb 1. Konzessionszwang VU bedürfen zum Geschäftsbetrieb der Erlaubnis der Aufsichtsbehörde. Diese wird erteilt, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind: VU können in der Rechtsform der A G , des W a G oder der öffentlich-rechtlichen Körperschaft oder Anstalt betrieben werden. Sie dürfen nur Versicherungsgeschäfte und damit in unmittelbarem Zusammenhang stehende Geschäfte betreiben. Sie haben einen —» Geschäftsplan vorzulegen. Die —»Lebens- und die —» Krankenversicherung dürfen nur jede für sich und getrennt von allen übrigen Versicherungszweigen betrieben werden. Falls die —> Rechtsschutzversicherung zusammen mit anderen Versicherungszweigen betrieben wird, ist die Schadenregulierung auf ein anderes selbständiges Unternehmen auszugliedern. VU müssen eine bestimmte Mindestkapitalausstattung nachweisen. Die Mitglieder des Vorstandes müssen die notwendige Qualifikation besitzen. Ausländische VU, die im Inland das Direktversicherungsgeschäft betreiben wol-

Versicherungsaufsicht len, bedürfen ebenfalls der Erlaubnis. Errichten sie eine Niederlassung, so ist für diese ein Hauptbevollmächtigter zu bestellen. Er hat die Rechtsstellung eines Vorstands. Eine Erlaubnis ist nicht erforderlich, wenn ausländische VU mit Sitz in der E G Großrisiken im Wege des freien Dienstleistungsverkehrs versichern. 2. Geschäftsplan Der Geschäftsplan enthält die rechtlichen, versicherungstechnischen und finanziellen Grundlagen des VU. Zum Geschäftsplan gehören insbesondere die Satzung, die —» Allgemeinen Versicherungsbedingungen, die das VU verwenden will, Unternehmensverträge , Funktionsausgliederungsverträge und in der Lebens- und Krankenversicherung die Tarife. Der Geschäftsplan wird von der Aufsichtsbehörde nur genehmigt, wenn die Belange der Versicherten ausreichend gewahrt sind und dargetan wird, daß die Verpflichtungen aus den Versicherungsverhältnissen auf Dauer erfüllt werden können. 3. Kapitalausstattung Bei der Zulassung müssen Eigenmittel mindestens in Höhe des Mindestbetrages des Garantiefonds vorhanden sein. Dieser beträgt je nach der Art der betriebenen Versicherungszweige zwischen 732 TDM und 2,8 Mio. DM. Außerdem ist ein Organisationsfonds zur Verfügung zu stellen, aus dem der Aufbau der Verwaltung und des Vertreternetzes finanziert werden kann. Ausländische VU mit Sitz in einem Mitgliedsstaat der E G weisen die notwendige Kapitalausstattung durch eine Bescheinigung ihrer Sitzland-Versicherungsaufsichtsbehörde nach. Ausländische VU mit Sitz in Drittländern haben für ihre Niederlassung eine Kaution zu stellen. III. Lauf ende Auf sieht 1. Genehmigung von Geschäftsplanänderungen Jede Änderung des Geschäftsplans bedarf der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörde. Sie darf erst in Kraft gesetzt werden, wenn die Genehmigung vorliegt. 2. Genehmigung der Tarife in der Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung Die Tarife in der —» Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung gehören nicht zum Geschäftsplan. Nach dem Pflichtversiche-

Versicherungsaufsicht rungs-G dürfen sie aber Versicherungsverträgen nur zugrunde gelegt werden, wenn sie von der Aufsichtsbehörde genehmigt worden sind. Die Genehmigung wird auf Antrag erteilt, wenn ein angemessenes Verhältnis von Versicherungsbeitrag und Versicherungsleistung dauernd gewährleistet ist, die Belange der Betroffenen (Geschädigte, Versicherte) hinreichend gewahrt sind und die in der Tarif-VO genannten Grundsätze für den Aufbau und die Berechnung der Tarife beachtet worden sind. 3. Überwachung der Kapitalausstattung VU haben stets Eigenmittel mindestens in Höhe der jeweiligen —» Solvabilitätsspanne bereitzustellen. Diese bemißt sich bei Kranken- und Schaden- und Unfall-VU entweder nach den jährlichen Beiträgen (—» Beitragsindex) oder nach den durchschnittlichen Aufwendungen für Versicherungsfälle der letzten drei oder sieben Geschäftsjahre (—> Schadenindex). Maßgebend ist der jeweils höhere Index.Die Rückversicherung wird in gewissem Umfang berücksichtigt. Für Kranken-VU ist nur ein Drittel anzusetzen. Bei Lebens-VU richtet sich die Solvabilitätsspanne nach der Deckungsrückstellung, dem Risikokapital und den Beitragseinnahmen aus den Zusatzversicherungen. Zu den Eigenmitteln rechnen insbesondere die Eigenkapitalposten, in begrenztem Umfang Genußrechtskapital, —> stille Reserven, sofern die Aufsichtsbehörde zustimmt, bei Schaden- und UnfallVU in der Rechtsform des VVaG die Hälfte der jährlich einforderbaren Nachschüssc und bei Lebens-VU der nicht festgelegte Teil der —» Rückstellung für Beitragsrückerstattung. Mit Zustimmung der Aufsichtsbehörde können Lebens-VU außerdem den Wert der künftigen Überschüsse als Eigenmittel ansetzen. Aktivierte immaterielle Wirtschaftsgüter sind von den Eigenmitteln abzusetzen. 4. Überwachung der Kapitalanlagen VU haben ihr Vermögen unter Berücksichtigung der Art der betriebenen Geschäfte sowie der Unternehmensstruktur so anzulegen, daß eine möglichst große Sicherheit und Rentabilität bei jederzeitiger Liquidität des VU unter Wahrung angemessener Mischung und Streung erreicht wird. Bei der Vermögensanlegung wird unterschieden zwischen —» Deckungsstock, übrigem 687

Versicherungsaufsicht gebundenen Vermögen und freiem Vermögen. Für den Deckungsstock und das übrige gebundene Vermögen (gebundenes Vermögen) sind nur die im Katalog des Gesetzes genannten Anlagearten zugelassen. Andere Anlagen können den VU von der Aufsichtsbehörde genehmigt werden. Die zum Deckungsstock gehörenden Werte sind gesondert von jedem anderen Vermögen zu verwalten. Sie sind einzeln in ein Verzeichnis einzutragen. Die Aufsichtsbehörde erhält davon eine Abschrift. Zur Überwachung des Deckungsstocks in der Lebens- und Krankenversicherung sind ein Treuhänder und ein Stellvertreter zu bestellen. Über die Bestände des Deckungsstocks darf nur mit Zustimmung des Treuhänders verfügt werden. (—» Kapitalanlage in Versicherungsunternehmen). 5. Überwachung der finanziellen Lage anhand der Rechnungslegung VU legen extern gegenüber der Öffentlichkeit und intern gegenüber der Aufsichtsbehörde Rechnung. Die Externe Rechnungslegung erfolgt nach eigenen Vorschriften, die den Besonderheiten der VU Rechnung tragen. In der Internen Rechnungslegung wird der Jahresabschluß stärker aufgegliedert und durch weitere Angaben erläutert. Die Aufsichtsbehörde prüft anhand der Externen und Internen Rechnungslegung, ob das VU in der Lage ist, seinen Verpflichtungen aus den Versicherungsverhältnissen auf Dauer nachzukommen. (—» Externe Rechnungslegung der VU; —* Kosten und Leistungsrechnung in VU). 6. Überwachung des gesamten Geschäftsbetriebes Die Aufsichtsbehörde hat den gesamten Geschäftsbetrieb der VU zu überwachen, um sicherzustellen, daß die Belange der Versicherten ausreichend gewahrt sind. Der Geschäftsbetrieb muß mit den gesetzlichen Vorschriften und dem Geschäftsplan im Einklang stehen. Es dürfen keine Mißstände Platz greifen. Gegenstand der Aufsicht sind insbesondere die Anbahnung, der Abschluß und die inhaltliche Gestaltung sowie die Verwaltung und Abwicklung der Versicherungsverträge. Im Rahmen seiner Überwachungstätigkeit geht das BAV auch Beschwerden über VU nach, die von Versicherten und sonstigen betroffenen Personen an das Amt herange688

Versicherungsaufsicht tragen werden. Das BAV prüft, ob das VU fehlerhaft gehandelt hat, und verlangt gegebenenfalls Abhilfe. In Streitfällen verweist es den Beschwerdeführer an die ordentlichen Gerichte. 7. Örtliche Prüfungen Die Aufsichtsbehörde kann jederzeit in den Geschäftsräumen eines VU dessen Geschäftsführung und Vermögensanlagen prüfen. Zu diesem Zweck sind den Prüfern des Amtes alle Auskünfte zu erteilen und auf Verlangen alle Bücher, Belege und Schriften, die für die Beurteilung des Geschäftsbetriebes und der Vermögenslage bedeutsam sind, vorzulegen. Die Prüfung, die in regelmäßigen Zeitabständen vorzunehmen ist, erstreckt sich auf den gesamten Geschäftsbetrieb. In die Prüfung der Aufsichtsbehörde können auch selbständige Agenten und Makler, die für das VU tätig sind, einbezogen werden. Diese haben in gleicher Weise Auskunft zu geben und alle verlangten Unterlagen vorzulegen. Die Aufsichtsbehörde kann örtliche Prüfungen auch bei anderen Unternehmen vornehmen, um festzustellen, ob diese Versicherungsgeschäfte betreiben und deshalb der Aufsicht unterliegen. Ebenso kann sie Unternehmen prüfen, die Funktionen des Versicherungsbetriebes übernommen haben oder bestimmte Dienstleistungen für ein VU erbringen, mit dem sie verbunden sind. 8. Genehmigung von Bestandsübertragungen Ein VU kann seinen Bestand an Versicherungsverträgen ganz oder teilweise auf ein anderes VU übertragen. Damit gehen die Rechte und Pflichten aus den Versicherungsverträgen auf das übernehmende VU über, ohne daß die —» Versicherungsnehmer mitwirken. Die Bestandsübertragung ist nur mit Genehmigung der Aufsichtsbehörde wirksam. Diese hat zu prüfen, ob die Belange der Versicherten und die sozialen Belange der Beschäftigten des übertragenden VU ausreichend gewahrt sind und das übernehmende VU auch nach der Bestandsübernahme eine ausreichende —> Solvabilität besitzt. IV. Eingriffsbefugnisse der Aufsichtsbehörde 1. Auskunftsrecht VU haben der Aufsichtsbehörde uneinge-

Versicherungsaufsicht schränkt Auskunft zu geben über alle Fragen, die für die Aufsichtsführung bedeutsam sind. Das V A G selbst nennt zahlreiche Unterlagen, die der Aufsichtsbehörde einzureichen sind. Darüber hinaus kann die Aufsichtsbehörde generell oder im Einzelfall weitere Auskünfte verlangen. Nach dem V A G sind der Aufsichtsbehörde einzureichen: Solvabilitätsübersicht mit Nachweis der vorhandenen Eigenmittel (jährlich); Angabe über die Höhe der Aufwendungen und die Art ihrer Berechung bei Dienstleistungsverträgen (jährlich); Anzeigen über den Erwerb von Grundstükken, grundstücksgleichen Rechten und Beteiligungen sowie über die Anlagen bei verbundenen Unternehmen (monatlich); Berichte über Neuanlagen (vierteljährlich) und über den Gesamtbestand der Vermögensanlagen (jährlich); Extene und Interne Rechnungslegung (jährlich); Anzeige über den bestellten Abschlußprüfer (jährlich); Deckungsstockverzeichnis (jährlich); statistische Nachweise über den Geschäftsbetrieb des VU (vierteljährlichjährlich). Das BAV verlangt regelmäßig: Berichterstattung über die beabsichtigte Vorstandsbestellung; Meldung über Unregelmäßigkeiten im Außendienst; Berichterstattung und Stellungnahme zu Beschwerden, die dem BAV eingereicht worden sind. 2. Anordnungsrecht Die Aufsichtsbehörde kann die Anordnungen treffen, die geeignet sind, den Geschäftsbetrieb mit den gesetzlichen Vorschriften und dem Geschäftsplan im Einklang zu erhalten oder Mißstände zu beseitigen, welche die Belange der Versicherten gefährden oder den Geschäftsbetrieb mit den guten Sitten in Widerspruch bringen. Die Anordnungen haben den Charakter von Verwaltungsakten. Sie richten sich an VU und solche Unternehmen, die Funktionen für ein VU wahrnehmen oder einem verbundenen VU gegenüber Dienstleistungen erbringen. 3. Verhängung von Zwangsgeld Zur Befolgung ihrer Anordnungen kann die Aufsichtsbehörde Zwangsgeld bis zu 50 T D M festsetzen. Der Festsetzung muß eine schriftliche Anordnung des Zwangsmittels unter Fristsetzung vorausgehen. 4. Einsetzung eines Sonderbeauftragten Die Aufsichtsbehörde kann, wenn es zur

Versicherungsaufsicht Wahrung der Belange der Versicherten erforderlich ist, einen Sonderbeauftragten einsetzen und ihm alle Rechte und Befugnisse übertragen, die den Organen des VU (bei Niederlassungen ausländischer VU: dem Hauptbevollmächtigten) nach Gesetz und Satzung zustehen. Der Sonderbeauftragte erlangt die Rechtsstellung des Organs, für das er eingesetzt ist. Die Rechte und Befugnisse der bisherigen Mitglieder des Organs ruhen. Der Sonderbeauftragte kann für ein Organ (Vorstand, Aufsichtsrat, Hauptversammlung bzw. Mitgliederversammlung), für mehrere oder auch alle Organe eingesetzt werden. Es können ihm alle oder nur bestimmte Aufgaben innerhalb eines Organs übertragen werden. Die Kosten des Sonderbeauftragten einschließlich der diesem zu gewährenden Vergütung hat das VU zu tragen. 5. Entsendungsrecht Die Aufsichtsbehörde kann Vertreter (Angehörige der Behörde) in Sitzungen des Aufsichtsrats und in Hauptversammlungen bzw. Mitgliederversammlungen von VU entsenden. Die Vertreter sind jederzeit anzuhören. Die Aufsichtsbehörde kann ferner verlangen, daß solche Sitzungen und Versammlungen einberufen werden, und dabei den Gegenstand der Tagesordnung bestimmen. Wird dem Verlangen nicht entsprochen, so kann die Aufsichtsbehörde selbst auf Kosten des VU die Sitzung oder Versammlung einberufen. Sie hat dann den Vorsitz. 6. Änderung des Geschäftsplans Die Aufsichtsbehörde kann verlangen, daß der Geschäftsplan eines VU (Allgemeine Versicherungsbedingungen, Tarife, technische Grundlagen) geändert wird, bevor neue Versicherungsverträge abgeschlossen werden. Sie kann auch selbst den Geschäftsplan mit Wirkung für bestehende oder noch nicht abgewickelte Versicherungsverhältnisse ändern oder aufheben, wenn es zur Wahrung der Belange der Versicherten notwendig erscheint. Das Versicherungsverhältnis erhält damit einen neuen Inhalt. 7. Maßnahmen zur Sicherung der Solvabilität Verfügt ein VU nicht mehr über die notwendige Kapitalausstattung, so kann die Aufsichtsbehörde einen Plan zur Wieder689

Versicherungsaufsicht herstellung gesunder finanzieller Verhältnisse (Solvabilitätspian) verlangen, der ihr zur Genehmigung vorzulegen ist. Betragen die Eigenmittel weniger als ein Drittel der Solvabilitätsspanne (Garantiefonds), so kann sie vom VU einen Plan über die kurzfristige Beschaffung der erforderlichen Eigenmittel (Finanzierungsplan) verlangen, der ihr ebenfalls zur Genehmigung vorzulegen ist. Sie kann in diesem Fall außerdem eine Verfügungsbeschränkung über das Vermögen des VU verhängen. 8. Maßnahmen zur Sicherung der Überschußbeteiligung in der Lebensversicherung Führt ein Lebens-VU im Durchschnitt der letzten drei Jahre der Rückstellung für Beitragsrückerstattung weniger zu, als es nach dem Rückgewährrichtsatz notwendig wäre, so kann die Aufsichtsbehörde von dem VU einen Plan zur Sicherstellung angemessener Zuführungen zur Rückstellung für Beitragsrückerstattung (Rückgewährplan) verlangen, der ihr zur Genehmigung vorzulegen ist. Der Rückgewährrichtsatz gibt an, zu welchem Prozentsatz die Zins- und Risikoüberschüsse mindestens an die Versicherten ausgeschüttet werden müssen. Er wird anhand der durchschnittlichen Zinsund Risikoerträge aller Lebens-VU errechnet. (—»Überschußbeteiligung). 9. Untersagen von Beteiligungen Die Aufsichtsbehörde kann einem VU die Fortsetzung einer Beteiligung an einem nicht beaufsichtigten Unternehmen untersagen, wenn diese ihrer Art oder dem Umfang nach geeignet ist, das VU zu gefährden. 10. Zahlungsverbot; Herabsetzung von Leistungen Ist ein VU auf Dauer nicht mehr imstande, seine eingegangenen Verpflichtungen zu erfüllen, und erscheint die Vermeidung des Konkurses zum besten der Versicherten geboten, so kann die Aufsichtsbehörde alle erforderlichen Maßnahmen treffen. Sie kann insbesondere ein zeitweiliges Zahlungsverbot verhängen und die Leistungen in der Lebensversicherung herabsetzen. 11. Konkursantrag Ist ein VU zahlungsunfähig oder überschuldet, so hat der Vorstand dies nicht dem Amtsgericht, sondern der Aufsichtsbehörde anzuzeigen. Diese entscheidet, ob sie 690

Versicherungsaufsicht den Antrag auf Konkurseröffnung beim Amtsgericht stellt. Das VU selbst kann den Konkurs nicht beantragen. 12. Widerruf der Erlaubnis Die Aufsichtsbehörde kann die Erlaubnis für einzelne Versicherungssparten oder den gesamten Geschäftsbetrieb widerrufen, wenn das VU die Voraussetzungen für die Erteilung der Erlaubnis nicht mehr erfüllt, in schwerwiegender Weise Verpflichtungen aus Gesetz oder Geschäftsplan verletzt, schwere Mißstände vorliegen oder das VU außerstande ist, innerhalb der gesetzten Frist die im Solvabilitätspian oder Finanzierungsplan vorgesehenen Maßnahmen durchzuführen. Der Widerruf hat zur Folge, daß Versicherungsgeschäfte nicht mehr abgeschlossen, erhöht oder verlängert werden dürfen. 13. Verhängung von Bußgeld Das BAV kann bei Ordnungswidrigkeiten Bußgelder bis zu 50 TDM bzw. 100 TDM verhängen. Ordnungswidrigkeiten sind Zuwiderhandlungen im laufenden Geschäftsbetrieb, beim Abschluß oder der Vermittlung von Versicherungsverträgen und gegen die Tarif-VO in der Kraftfahrtversicherung. V. Die Aufsichtsbehörde 1. Das BAV Das BAV ist eine selbständige Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministers der Finanzen. An der Spitze steht der Präsident. Gegen Verfügungen des BAV ist Widerspruch möglich. Über diesen entscheidet eine Beschlußkammer. Sie ist mit drei Mitgliedern des BAV und zwei Beiratsmitgliedern besetzt. Gegen deren Entscheidung kann Klage beim Bundesverwaltungsgericht erhoben werden. 2. Beirat Beim BAV besteht ein Beirat aus sechzig Sachverständigen des Versicherungswesens, die ehrenamtlich tätig sind. Sie werden auf Vorschlag des Bundesministers der Finanzen vom Bundespräsidenten auf die Dauer von fünf Jahren berufen. Sie haben die Aufgabe, das BAV gutachtlich bei der Vorbereitung wichtiger Beschlüsse zu beraten. 3. Veröffentlichungen Die Rechts-und Verwaltungsgrundsätze, die das Amt bei der Versicherungsaufsicht anwendet, werden in den monatlich er-

Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) scheinenden Veröffentlichungen des BAV (VerBAV) mitgeteilt. Diese enthalten außerdem Bekanntmachungen über Zulassungen von VU, Bestandsübertragungen, Bestellungen von Hauptbevollmächtigten u.ä. Das BAV gibt jährlich einmal einen Geschäftsbericht (GB BAV) heraus, in dem es über den Stand seiner Aufsicht unterstellten VU und Wahrnehmungen auf dem Gebiet des Versicherungswesens berichtet, sowie statistische Daten veröffentlicht. Literatur: Prölss / Schmidt / Frey: VAG, 9. Auflage, München 1983; Golderg I Müller: VAG und B AG, Berlin, New York 1980. Dr. August Angerer, Berlin Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) Gesetz über die Beaufsichtigung der Versicherungsunternehmen vom 6.6.1931 mit späteren Änderungen (entstand aus dem Gesetz über die privaten Versicherungsunternehmen vom 12.5.1901). Die —> Versicherungsaufsicht in Deutschland beruht auf dem System der materiellen Staatsaufsicht, d.h. die Überwachung bezieht sich auf technische und finanzielle Grundlagen des Versicherungsgeschäfts, um die Erfüllbarkeit der von den Unternehmen übernommenen Verpflichtungen gegenüber den Versicherten dauernd zu sichern. So enthält das VAG nicht nur Aufsichtsrecht, sondern auch Vorschriften zum Verwaltungs-, Gesellschafts- und Konkursrecht. Der VAG hat den Charakter eines Bundesgesetzes. Ihm unterliegen alle privaten Versicherungsunternehmen und öffentlich-rechtliche Wettbewerbsversicherungsunternehmen, die über den Bereich eines Landes hinaus tätig sind. Für die sonstigen öffentlich-rechtlichen Versicherungsanstalten können nicht alle Bestimmungen des VAG angewendet werden; Lücken sind durch das Landesrecht zu schließen. Versicherungsbeginn für den V. unterscheidet man drei Zeitpunkte: formeller, materieller und technischer V. Der formelle V. ist der Zeitpunkt des Vertragsabschlusses, mit dem der Vertrag rechtswirksam zustandekommt. Der materielle V. ist der vertraglich vereinbarte Zeitpunkt, von dem ab der Versicherungs-

Versicherungsbilanz schütz besteht. Diese Leistungspflicht (Gefahrtragung) des Versicherers beginnt grundsätzlich mit der Zahlung der ersten Prämie (Einlösungsprinzip). Einlösungsklauseln, die diesen Sachverhalt rechtlich regeln, finden sich zum einen im Versicherungsvertragsgesetz (§ 38 VVG) und zum anderen in den verschiedenen —»Allgemeinen Versicherungsbedingungen der einzelnen —> Versicherungszweige. Für einige Versicherungszweige beginnt der Versicherungsschutz erst nach einer —> Wartezeit (z.B. -» Krankenversicherung, —> Rechtsschutzversicherung). Der technische V. ist der im Versicherungsschein als V. genannte Zeitpunkt, ab dem Prämien gezahlt werden müssen. Der Beginn dieses prämienbelasteten Zeitraumes ist gemäß § 9 VVG in Zeitabschnitte von höchstens einem Jahr einzuteilen, für die die Prämien bemessen werden. Die verschiedenen Arten des V. können zusammenfallen, wenn bei Vertragsabschluß die Zahlung der —> Erstprämie sofort erfolgt und der Versicherungsschutz gleichzeitig laut Versicherungsschein beginnt (—» Blockpolice). Versicherungsbestätigung Nachweis über das Bestehen einer gesetzlich vorgeschriebenen —» Haftpflichtversicherung eines Kraftfahrzeughalters gemäß § 29a StVZO. Eine V. bildet die Voraussetzung für die öffentlich-rechtliche Zulassung von Kraftfahrzeugen. Durch eine V. wird bereits ein rechtlich selbständiger Vertrag gemäß i l Abs. 2 S. 1 AKB abgeschlossen (im Unterschied zur—» Deckungszusage). Versicherungsbetrieb —»Versicherungsunternehmen. Versicherungsbilanz kontenmäßige Gegenüberstellung von Vermögen und Kapital eines —» Versicherungsunternehmens bezogen auf einen Stichtag. Die rechtlichen Grundlagen für die Rechnungslegung bilden die allgemeinen Vorschriften - des Handelsgesetzbuches (insbesondere §§ 238-263 HGB und zusätzlich für Kapitalgesellschaften §§ 264-335 HGB) und - des Publizitätsgesetzes (Rechnungslegung von Unternehmen §§ 1-10 PublG, 691

Versicherungsfall Rechnungslegung von Konzernen §§ 1116PublG)und - des Aktiengesetzes für Versicherungsunternehmen in der Rechtsform der Aktiengesellschaft (insbesondere §§ 150176 AktG) sowie die speziellen Vorschriften - des Versicherungsaufsichtsgesetzes (insbesondere §§ 55-64 VAG) und - der Verordnung über die Rechnungslegung von Versicherungsunternehmen (Externe VUR e.V.). Abweichend von den Gliederungsvorschriften des Handelsgesetzbuches haben Versicherungsunternehmen ihre Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen nach vorgegebenen Formblättern aufzustellen, die für Lebensversicherer, Krankenversichcrer sowie Schaden- und Unfallversicherer unterschiedlich sind. Die Besonderheiten des Versicherungsgeschäftes erfordern spezielle Abbildungsprinzipien im Jahresabschluß. Zu den wichtigsten Prinzipien zählt zum einen das Spartenrechnungsprinzip, das aus dem Aufsichtsgrundsatz der —»Spartentrennung abzuleiten ist. Bezogen auf die Rechnungslegung beinhaltet dies eine differenzierte Darstellung von Jahresabschlußinfomationen nach den einzelnen betriebenen—> Versicherungszweigen. Zum anderen ist das Brutto- bzw. Nettoprinzip für die Aufstellung von V. bedeutsam. Das Nettoprinzip betrifft den Ausweis der —» versicherungstechnischen Rückstellungen. Diese dürfen mit den Anteilen der —> Rückversicherung unter besonderer Angabe ihrer Höhe kompensiert werden (Ausnahme: —» Deckungsrückstellung in der —» Lebensversicherung, vgl. § 67 VAG). In der Schaden- und Unfallversicherung dürfen weiterhin in der Gewinn- und Verlustrechnung Saldieningen vorgenommen werden (Versicherungsleistungen nur für eigene Rechnung). In allen anderen Fällen erfolgt der Ausweis der einzelnen Positionen zu Bruttogrößen. Versicherungsfall Zustand oder Ereignis, das im Versicherungswesen die Leistungspflicht eines —> Versicherers auslöst. Dabei muß es sich um zufällig eintretende V. handeln, die wirtschaftliche Folgen bewirken. Welcher Zu692

Versicherungsmakler stand bzw. Ereignis als V. angesehen wird, ist im einzelnen in den -> Allgemeinen Versicherungsbedingungen oder im —» Versicherungsvertrag festgelegt. Versicherungsformen Arten von Versicherungen, die nach dem Umfang der dem Versicherungsnehmer zustehenden Leistungen unterschieden werden. Die Leistung des Versicherers kann sich zum einen auf eine vereinbarte Versicherungssumme beziehen (—» Summenversicherung) und zum anderen auf die Abdeckung des tatsächlich entstandenen Schadens (—» Schadenversicherung). Innerhalb der Schadenversicherung sind verschiedene Varianten zu unterscheiden (—» Unbegrenzte (Reine) Versicherung, —» Erstrisikoversicherung, —» Vollwertversicherung, —» Bruchteilversicherung, —» Franchiseversicherung), die sich aus dem Verhältnis von Entschädigungsleistungen zu Schadenhöhe ergeben. Versicherungsleistung Geld- oder Naturalleistung, die ein —> Versicherer aufgrund eines eingetretenen —> Versicherungsfalls zu erbringen hat. Diese Verpflichtung beruht auf den Vereinbarungen des—»Versicherungsvertrages. In der Rechnungslegung umfassen die V. Aufwendungen für Versicherungsfälle einschließlich einer eventuellen Änderung der —> Schadenrückstellung. Die Leistungen, die von einem —» Rückversicherer erbracht werden, müssen dabei in Abzug gebracht werden. In der —» Lebensversicherung gehören zu den V. auch die —» Rückkäufe und Abgangsentschädigungen (Storni). Versicherungsmakler selbständige —» Versicherungsvermittler, die in keinem Vertragsverhältnis zu einer Versicherungsgesellschaft stehen, sondern im Kundenauftrag handeln. V. besitzen die Kaufmannseigenschaft nach § 1 Abs. 2 Nr. 7 HGB, insbesondere gelten für sie die handelsrechtlichen Bestimmungen über Handelsmakler (§§ 93-104 HGB). Der Anspruch des Maklers auf Provision bzw. Courtage richtet sich abweichend vom Handelsrecht (§ 99 HGB) nach Gewohnheitsrecht nur gegen die Versicherungsgesellschaft, obwoh V. rechtlich selbständig und unabhängig ihre Geschäftstätigkeit

Versicherungsnehmer ausüben. V. sind überwiegend für Gewerbe und Industrie tätig. Versicherungsnehmer Vertragspartner eines —» Versicherers, schließt als Nachfrager von Versicherungsschutz mit dem Versicherer einen Versicherungsvertrag. Der V. ist verpflichtet, die vereinbarte Prämie zu zahlen (§§ 1, 35 W G ) ; dafür hat er einen Anspruch auf Versicherungsschutz, d.h. -> Gefahrtragung und Leistung nach Eintritt des Versicherungsfalls. Als V. können natürliche oder juristische Personen sowie Personengruppen auftreten. Meist sind V. und —» Versicherter (derjenige, dem die Versicherungsleistung zusteht) identisch. Der Begriff V. wird nicht bei - * Versicherungsvereinen auf Gegenseitigkeit verwendet, dort spricht man von Mitgliedern oder Versicherten. Versicherungspflicht gesetzliche Verpflichtung zum Abschluß einer Versicherung. Jedem —» Versicherungsnehmer ist es grundsätzlich freigestellt, eine Versicherung abzuschließen. Ausnahmen bestehen aufgrund gesetzlicher Regelungen zum Schutz des geschädigten Dritten (z.B. Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung, —> Feuerversicherung) oder aufgrund staatlicher Fürsorge (z.B. —» Sozialversicherung, Zusatzversorgung). Eine V. kann sich auch aus einer vertraglichen Vereinbarung ergeben, wenn dies als Bestandteil in den Vertrag aufgenommen wird (z.B. bei Übersee-Kaufverträgen oder Kreditverträgen). Versicherungspflichtgrenze Höhe des Jahresarbeitsentgeltes, bis zu der eine Versicherungspflicht für Angestellte in der gesetzlichen —» Krankenversicherung besteht. Die Jahresarbeitsentgeltgrenze beträgt 75% der jeweils gültigen —» Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen—» Rentenversicherung (§ 6 SGBV), für 1993 beträgt sie DM 64.800 für die alten Bundesländer bzw. DM 47.700 für die neuen Bundesländer. Bei Überschreiten der V. sind die Angestellten nicht mehr versicherungspflichtig, können sich aber freiwillig versichern (§9 SGBV). Versicherungspolice —» Versicherungsschein.

Versicherungsprämie Versicherungspool Gemeinschaft von Erst- und Rückversichcrungsgesellschaftcn, die in der Rcchtsform einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts bestimmte Risiken untereinander aufteilen und gemeinschaftlich tragen. Hierbei handelt es sich um umfangreiche Risiken, die als besonders gefährlich gelten oder schwcr abzuschätzen sind, häufig weil sie neuartig sind. Die Poolmitglieder verpflichten sich in einem Poolvertrag, bei Übernahme der dort aufgeführten Risiken diese in den Pool einzubringen und sich mit einer festgelegten Quote an allen eingebrachten oder gemeinschaftlich gezeichneten Risiken zu beteiligen. Beispiele für V. in der Bundesrepublik Deutschland sind: Deutscher Luftpool, Deutsche Kernreaktor-Versicherungsgemeinschaft (DKVG) sowie Deutsche Pharma-Rückversicherungs-Gemeinschaft (Pharmapool). Bei den Arten von V. unterscheidet man den Rückversicherungs- und Mitversicherungspools. Beim Rückversicherungspool werden die Versicherungen jeweils nur von einzelnen Poolmitgliedern abgeschlossen, der Versicherer bringt dieses Risiko nach Maßgabe des Poolvertrages in den Pool ein. Jedes Poolmitglied ist an dem Risiko und an dem Prämienaufkommen mit einem festen Anteil, der Zeichnungsquote, beteiligt. Schließt ein Versicherungsnehmer dagegen mit einem Mitversicherungspool - vertreten durch die Poolleitung oder Poolgcschäftsführung - einen Versicherungsvertrag ab, werden im Versicherungsschein alle Poolmitglieder mit ihren geweiligen Quoten aufgeführt. Anteile von Rückversicherungsgesellschaften, die kein Direktgeschäft betreiben, werden von dem Pool angehörenden —> Erstversicherern vorgezeichnet. Versicherungsprämie Entgelt für die Gewährung von Versicherungsschutz. Die Zahlung der vereinbarten V. stellt eine Rechtspflicht des-» Versicherungsnehmers gemäß § 1 W G dar. Die Begriffe V. und Beitrag werden zunehmend synonym verwendet, obwohl Beiträge i.e.S. nur von Mitgliedern der —» Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit entrichtet werden. Zusammen mit der V. werden —> Nebengebühren und —» Versicherungsteuern erhoben. Die Höhe der V. wird auf der 693

Versicherungsschein Grundlage des Prämientarifs des Versicherers ermittelt. Für den einzelnen Vertrag gelten die Vereinbarungen im —» Versicherungsschein. Je nach Zahlungsweise unterscheidet man —» Einmalprämien, wenn es sich um einmalige bei Vertragsabschluß fällige Zahlungen handelt, und —> Erst- und —> Folgeprämien, wenn die Zahlung der V. regelmäßig erfolgt. Die Erstprämie stellt dabei die erstmalig zu entrichtende V. dar, die den materiellen —» Versicherungsbeginn begründet. Die anschließenden Prämienzahlungen werden Folgeprämien genannt. Versicherungsschein (Police), Urkunde über den Inhalt eines abgeschlossenen —> Versicherungsvertrages. Der Versicherungsnehmer hat einen rechtlichen Anspruch auf Aushändigung des V. (§ 3 VVG). Eine standardisierte Form des V. stellt die —> Blockpolice dar. Versicherungsschutz Übernahme bestimmter Risiken im Rahmen einer —> Versicherung. Diese —> Gefahrtragung stellt eine Verpflichtung des —» Versicherers dar, die im -» Versicherungsvertrag vereinbart wird. Gewährung von V. bedeutet, daß der Versicherer bei Eintritt des —» Versicherungsfalls die vertraglichen Leistungen zu erbringen hat. Die Aufrechterhaltung des V. ist nur dann gewährleistet, wenn der —> Versicherungsnehmer die vereinbarte —» Versicherungsprämie am Fälligkeitstermin zahlt. Versicherungssumme vereinbarte Geldleistung, die im Versicherungsfall an den Berechtigten zur Auszahlung kommen soll. In der —» Schadenversicherung wird durch die V. die finanzielle Obergrenze der Versicherungsleistung festgelegt (Höchsthaftsumme). In der—> Summenversicherung stellt die Zahlung der V. die Versicherungsleistung dar. Versicherungstechnische Rückstellungen Sammelbegriff für Rückstellungen, die für der Höhe nach ungewisse Verpflichtungen aus dem Versicherungsgeschäft gebildet werden. Im einzelnen werden folgende Positionen unterschieden: - Beitragsüberträge (am Bilanzstichtag noch nicht verdiente Beiträge), die bereits vereinnahmte Beitragszahlungen betreffen, die sich jedoch auf Versiche694

Versicherungssteuer rungsleistungen nach dem Bilanzstichtag beziehen und insofern einen transitorischen Rechnungsabgrenzungsposten bilden; - die -» Deckungsrückstellung in der —» Lebens-, —> Kranken- und—> Rückversicherung, die aus Teilen der Beiträge gebildet wird, um künftigte Versicherungsansprüche erfüllen zu können; dazu zählen in der Lebensversicherung auch die —» Sparprämien; - die Rückstellung für noch nicht abgewikkelte Versicherungsfälle und Rückläufe (—» Schadenrückstellung); - die —» Schwankungsrückstellung (nur in der —»Schaden-, —> Unfall- und —> Rückversicherung); - die Rückstellung für drohende Verluste aus schwebenden Geschäften; - die —> Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB), die Rückgewährbeträge umfaßt; sowie - sonstige v.R. als Sammelposition für Rückstellungen von geringerer Bedeutung. Die Bilanzposition „versicherungstechnische Rückstellungen" enthält nicht nur Rückstellungen im betriebswirtschaftlichen bzw. bilanziellen Sinne, sondern auch Positionen, die ihrem Charakter nach Rechnungsabgrenzungsposten (z.B. Beitragsüberträge) oder echte Verbindlichkeiten (z.B. Teile der Schadenrückstellung oder RfB) darstellen. Versicherungstechnisches Geschäft spezifisches Geschäft eines Versicherungsunternehmens, das unmittelbar mit dem Abschluß und der Abwicklung der einzelnen Versicherungsverträge bzw. dem Gesamtversicherungsbestand verbunden ist. (Ggs. —» nichtversicherungstechnisches Geschäft). Versicherungsteuer Verkehrsteuer (bzw. Verbrauchsteuer), die aufgrund der entgeltlichen Gewährung von Versicherungsschutz anfällt. Rechtsgrundlage hierfür bildet das Versicherungsteuergesetz vom 24.7.59. Danach sind alle Versicherungsnehmer, die ihren Wohnsitz (Sitz) oder gewöhnlichen Aufenthalt im Inland haben oder einen Gegenstand im Inland versichern, verpflichtet, auf der Grundlage des Versicherungsentgeltes (—»

Versicherungsträger Prämie und —» Nebengebühren) 10% Steuern zu entrichten (Ausnahmen in der Seekasko- und —> Hagelversicherung). Steuerbefreiungen gelten für —» Lebens- und —> Rückversicherungen,-» Kranken-,—» Renten- und —»Arbeitslosenversicherungen sowie —» Unfallversicherungen nach der RVO. Steuerschuldner ist stets der Versicherungsnehmer. Der Versicherer haftet für die Steuer, da er die Steuer zu erheben und an das Finanzamt abzuführen hat. Zahlt der Versicherungsnehmer die V. nicht rechtzeitig, treten die gleichen Rechtsfolgen wie bei Prämienzahlungsverzug ein (—> Erstprämie, —> Folgeprämie). Versicherungsträger juristische Personen des öffentlichen Rechts (Anstalten oder Körperschaften), die mit der Durchführung der gesetzlichen —» Sozialversicherung beauftragt sind. Zu diesen Sozialversicherungseinrichtungen zählen - Rentenversicherungsträger (Bundesversicherungsanstalt für Angestellte, Landesversicherungsanstalten, Bundesknappschaft, landwirtschaftliche Alterskassen und andere) - Krankenversicherungsträger (Orts-, Betriebs-, Ersatzkassen und andere) - Unfallversicherungsträger (Berufsgenossenschaften) - Träger der —> Arbeitslosenversicherung (Bundesanstalt für Arbeit) - Träger der —» Künstlersozialversicherung (Künstlersozialkasse) - andere. Im Bereich der —» Individualversicherung spricht man nicht von V., sondern von —» Versicherungsunternehmen (—> Versicherer). Veisicherungsuntemehmen privates oder öffentlich-rechtliches Unternehmen, das Versicherungsnehmern gegen Bezahlung einer Versicherungsprämie Versicherungsschutz gewährt. Durch die Zusammenfassung gleichartiger Risiken der Versicherungsnehmer werden aus den Versicherungsprämien auftretende Schadenfälle abgedeckt. Zur Errichtung eines V. ist eine staatliche Zulassung erforderlich. Versicherungsunternehmen im Sinne des § 1 Abs. 1 VAG, die Versicherungsleistungen bereitstellen

Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG) und nicht Träger der Sozialversicherung sind, unterliegen der Aufsicht des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen in Berlin (—» Versicherungsaufsicht). Versicherungsverbände Zusammenschlüsse einzelner Versicherungsunternehmen zur Förderung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen. Der Dachverband des Versicherungswesens, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV) mit Sitz in Köln und Berlin, wird von 5 Fachverbänden unterschiedlicher —» Versicherungszweige getragen: Verband der Lebensversicherungs-Unternehmen e.V., Bonn; Verband der Haftpflichtversicherer, Unfallversicherer, Autoversicherer und Rechtsschutzversicherer - HUK-Verband e.V., Hamburg; Verband der Sachversicherer e.V., Köln; Deutscher Transport-Versicherungungs-Verband e.V., Hamburg. Neben den Fachverbänden gehören alle bedeutenden Versicherungsunternehmen diesem Dachverband als Mitglieder an. Die Versicherungsunternehmen sind weiterhin in der Mehrzahl dem Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (agv) angeschlossen. Des weiteren haben sich einzelne Versicherungsgesellschaften zu Fachverbänden zusammengeschlossen wie beispielsweise der Verband öffentlicher Feuerversicherungsanstalten in Deutschland oder der Verband der Vcrsicherungsvereine auf Gegenseitigkeit e.V. Im Bereich der Versicherungswirtschaft gibt es eine Reihe von Verbandseinrichtungen für die Mitgliedergemeinschaft. Schwerpunktmäßig widmen sich diese der Berufsbildung und Außendienstrcgclung. Ferner existieren für besondere Härtefälle die vom HUK-Verband gegründeten Vereine Verkehrsopferhilfe und Solidarhilfe. Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (WaG) versicherungstypische Rechtsform für —» Versicherungsunternehmen, das die Versicherung seiner Mitglieder nach dem Grundsatz der Gegenseitigkeit betreiben will. Die Rechtsfähigkeit erhält dieser Verein durch die Erlaubnis der Aufsichtsbehörde; für die formale Zulassung zum Geschäftsbetrieb ist eine Eintragung in das Handelsregister anzumelden. Die Rechts695

Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit ( W a G ) . grundlage für die Geschäftstätigkeit bildet insbesondere das Versicherungsaufsichtsgesetz (§§ 15-53 VAG). Diese spezielle Rechtsform weist Merkmale der Genossenschaft und der BGB-Gesellschaft auf. Der W a G versichert nach dem Prinzip der genossenschaftlichen Selbsthilfe als Verein seine Mitglieder. Der —» Gründungsstock (Haftungskapital), der bei Errichtung des Vereins zu bilden ist, wird von den Vereinsmitgliedern oder Dritten als Darlehen oder Schenkung eingebracht. Er hat die Kosten der Vereinsgründung und die laufenden Ausgaben, die nach Errichtung anfallen, zu dcckcn; außerdem entspricht er als Garantiekapital der (zunächst noch nicht gebildeten) gesetzlichen Rücklage gemäß § 22 VAG. Der Gründungsstock soll in den folgenden Jahren aus dem Gewinn des Vereins getilgt werden. Die Beiträge, die Versicherungsnehmer für den Versicherungsschutz zu leisten haben, können in Form von Vorbeiträgen oder durch ein —> Umlageverfahren erhoben werden. Reichen Vorbeiträgen für den geschätzten zukünftigen Bedarf nicht aus, können entsprechend satzungsmäßiger Vereinbarungen Nachschüsse gefordert werden. Diese Nachschußpflicht kann durch eine —• Rückversicherung begrenzt werden. Für Umlagen, die nachträglich aufgrund des festgestellten Bedarfs ermittelt werden, können Höchstbeiträge vereinbart werden. Organe des W a G sind Vorstand, Aufsichtsrat und oberste Vertretung (Mitglieder-Vertreter-Versammlung) . Für alle Mitglieder gilt der Gleichbehandlungsgrundsatz (§ 21 Abs. 1 VAG), d.h. Mitgliedsbeiträge und Vereinsleistungen müssen nach gleichen Kriterien bemessen werden. Auch Nichtmitglieder können gegen eine feste Prämie versichert werden. Sie sind von Mitspracherechten und dem Anspruch auf Gewinnrückvergütung allerdings ausgeschlossen. Aufsichtsrechtlich können größere und kleinere W a G unterschieden werden. Kleinere Vereine haben einen sachlich, örtlich oder dem Personenkreis eng begrenzten Wirkungskreis. Für sie gelten Erleichterungen bei verschiedenen Rechtsvorschrif696

Versicherungsvertragsgesetz (VVG) ten, z.B. hinsichtlich Publizität und Rechnungslegung. Versicherungsvermittler Personen, die im—» Außendienst Versicherungsverträge vermitteln (und ggfs. abschließen). Nach ihrer Rechtsstellung sind selbständige —» Versicherungsvertreter, Angestellte im Außendienst und Versicherungsmakler zu unterscheiden. Stille Vermittler (Gelegenheitsvermittler) zählen nicht zu den V., da sie nicht gewerbsmäßig tätig sind. Ihre Aufgabe beschränkt sich auf die Weitergabe von Adressen potentieller Versicherungsnehmer. Versicherungsvertrag schuldrechtlicher Vertrag zwischen einem Versicherungsnehmer, der sich zur Zahlung der —» Prämie verpflichtet, und einem Versicherer (—» Versicherungsunternehmen), der einen bestimmten Versicherungsschutz zu gewährleisten hat (—» Gefahrtragung). Rechtsgrundlagen sind neben dem BGB, das —> Versicherungsvertragsgesetz ( W G ) sowie die Besonderen und -» Allgemeinen Versicherungsbedingungen (hierfür gilt zusätzlich das AGB-Gesetz). Individuelle Vertragsvereinbarungen können die gesetzlichen Bestimmungen ergänzen. Für den V. gelten keinerlei Formvorschriften. Versicherungsgegenstand können alle versicherbaren Gefahren darstellen. Grundsätzlich kommt der V. auf freiwilliger Basis zustande, Ausnahmen beruhen auf besonderen gesetzlichen Vorschriften wie z.B. im Rahmen der KraftfahrzeugHaftpflicht- oder—» Gebäudeversicherung. Versicherungsvertragsgesetz ( W G ) Gesetz über den Versicherungsvertrag vom 30. Mai 1908, spezielle Rechtsgrundlage des —> Versicherungsvertrages. Das W G findet auf alle Sparten der-» Individualversicherung Anwendung. Ausnahmen bilden die —> Seeversicherung, die —> Rückversicherung und solche Versicherungsverhältnisse, die bei öffentlich-rechtlichen Versicherungseinrichtungen unmittelbar kraft Gesetzes entstehen oder aus einem gesetzlichen Zwang resultieren (§§ 186,192 VVG). Das W G enthält Vorschriften, die für sämtliche —» Versicherungszweige gelten. Darüber hinaus regelt das W G im einzel-

Versicherungsvertreter nen die—» Schadenversicherung (—»Feuer-, —> Hagel-, —> Tier-, - » Transport- und —> Haftpflichtversicherung) sowie die —> Lebens- und —» Unfallversicherung. Die Vorschriften des W G schränken die Vertragsfreiheit zum Schutz des Versicherungsnehmers ein. Je nach Umfang unterscheidet man zwingende und halbzwingende Vorschriften. Während bei zwingenden Bestimmungen abweichende Vereinbarungen nicht zulässig sind, können halbzwingende Vorschriften in beschränktem Umfang geändert werden, wenn daraus kein Nachteil für den Versicherungsnehmer entsteht. Die übrigen rechtlichen Bestimmungen des W G sind abdingbar, d.h. sie können durch Vereinbarung frei geändert werden. Versicherungsvertreter selbständiger Handelsvertreter, dessen Aufgabe in der Vermittlung und/oder Abschluß von Versicherungsverträgen liegt (§ 92 HGB). Für ihn gelten die handelsrechtlichen Bestimmungen über Handelsvertreter (§§ 84-92c HGB) sowie über Kaufleute, da er die Kaufmannseigenschaft nach § 1 Abs. 2 Nr. 7 H G B besitzt. Weitere Vorschriften finden sich im Versicherungsvertragsgesetz (§§ 43-48 W G ) . Der Geschäftsbetrieb des V. wird als Versicherungs-Agentur bezeichnet, woraus sich der veraltete Ausdruck des Versicherungsagenten ableitet. Die Stellung des V. zum Versicherungsunternehmen wird in einem weitgehend genormten Agenturvertrag geregelt. Danach ist der V. an bestimmte Weisungen des Versicherers gebunden. Als Vergütung stehen ihm Vermittlungs-, Inkasso- und Abschlußprovisionen zu, darüber hinaus werden in der —> Schadenversicherung aus Folgeprämien Provisionen gezahlt. Die Gruppe der V. läßt sich nach verschiedenen Kriterien einteilen. Nach der Rechtsform unterscheidet man Einzelvermittler (Einzelkaufmann) und Vermittlungsgesellschaften, die als Personen- oder Kapitalgesellschaften betrieben werden können. Der Geschäftsbereich kann sich auf ein einzelnes Versicherungsunternehmen bzw. -konzern beziehen (Einfihnenvertreter), woraus sich ein Anspruch auf ein Mindesteinkommen (§ 92a HGB) ableitet. Mehrfachvertreter, die gleichzeitig für

Versicherungszweige verschiedene Gesellschaften tätig sind, betreuen insbesondere gewerbliche und industrielle Kunden. Vermittlungsvertreter (§ 43 W G ) sind lediglich befugt, reine Vermittlungstätigkeiten zwischen Versicherungsnehmer und -gesellschaft ausüben, Abschlußvertreter (§ 45 W G ) dagegen dürfen auch im Namen des Versicherungsunternehmens über die Annahme der Anträge und Durchführung von Veränderungen entscheiden sowie —» Deckungszusagen erteilen. Eine weitere Unterscheidung wird zwischen haupt- und nebenberuflichen V. gemacht. Für Vertreter im Nebenberuf gelten einschränkende Bestimmungen (§ 92b HGB). Versicherungswert der in Geld ausgedrückte Wert des versicherten Interesses (§51S. 1 W G ) . Der Begriff findet Anwendung im Bereich der —» Schadenversicherung, insbesondere in der —» Aktivenversicherung. (In der —> Passiven- und —» Personenversicherung erfolgt dieHaftung des Versicherers bis zur Höhe der Versicherungssumme.) Die Bestimmung des V. wird grundlegend in § 52 W G geregelt. Danach ist der V. der Sachwert des versicherten Vermögensgegenstands, welcher sich auf der Grundlage des gemeinen Wertes bzw. Verkehrswertes ergibt. Der V. bemißt sich also nach objektiven Kriterien. Sofern ein entgangener Gewinn oder der Ertragswert Berücksichtigung finden soll, muß dies im Versicherungsvertrag besonders vereinbart werden (§53 W G ) . Von der obigen gesetzlichen Regelung wird in einzelnen—» Versicherungszweigen abgewichen (vgl. §§ 86,88,140f. W G , -> Neuwertversicherung). Vereinbarungen über den V. sind auch in Form einer —» Taxe möglich (§§ 57,87,89 W G ) . Versicherungszweige 1. Einführung 1.1. Abgrenzung des Themas Das Versicherungswesen gliedert sich in zwei große Bereiche: die gesetzliche —> Sozialversicherung und die -> Individualversicherung. In diesem Beitrag wird nur auf die Individualversicherung eingegangen. Nach einer Einführung (Abschnitt 1) folgt eine Systematik der Versicherungszweige, bei der die 697

Versicherungszweige Gliederungsmöglichkeiten der Versicherungszweige kurz dargestellt werden (Abschnitt 2). Danach werden aktuelle Probleme von grundsätzlicher Bedeutung in einzelnen Versicherungszweigen erörtert (Abschnitt 3). 1.2. Begriff des Versicherungszweiges Der Begriff des Versicherungszweiges ist eine Sammelbezeichnung für Versicherungen gegen weitgehend gleichartige Risiken aus einer bestimmten Gefahr. (Zur Begriffsdefinition siehe Koch (1),S. 1251). Synonym mit dem Begriff Versicherungszweig werden häufig die Begriffe Versicherungsbranche und Versicherungssparte verwendet. Eine eindeutige Abgrenzung dieser Begriffe voneinander gibt es bislang nicht. Auch in den Gesetzen ist die Terminologie nicht einheitlich. So verwendet das —» Versicherungsvertragsgesetz ( W G ) den Begriff Versicherungszweig, während das —> Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) gleichzeitig die Begriffe Versicherungssparte und Versicherungszweig ohne klare Abgrenzung voneinander nennt. Es wäre wünschenswert, daß entweder die Begriffe Versicherungszweig und Versicherungssparte eindeutig voneinander abgegrenzt werden oder aber nur einer der beiden Begriffe verwendet wird. Im folgenden wird der Begriff Versicherungszweig verwendet - es sei denn, daß im Gesetz (insbesondere im VAG) ausdrücklich von Versicherungssparte die Rede ist. Dann wird der Begriff Sparte mit dem Begiff Zweig gleichgesetzt. Die Versicherungszeige werden nach Versicherungsarten untergliedert. Arten der—» Feuerversicherung sind z.B. die industrielle und die landwirtschaftliche Feuerversicherung, Arten der —» Kraftfahrtversicherung sind die Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherung, Fahrzeugvollversicherung, Fahrzeugteilversicherung und die Kraftfahrzeug-Unfallversicherung. 1.3. Historische Entwicklung Bis vor etwa 100 Jahren gab es nur wenige Versichcrungszweige. Zu diesen gehörten die Feuer-, —» Lebens- und —> Transportversicherung. Sie entwickelten sich unabhängig voneinander. Im Zuge der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung kamen weitere Zweige, wie die—> Unfallversicherung, die —> Haftpflichtver698

Versicherungszweige Sicherung und die Kraftfahrtversicherung hinzu. 2. Gliederungsmöglichkeiten der Versicherungszweige Die Individualversicherung zeichnet sich durch eine große Vielfalt der existierenden Versicherungszweige aus. Gliederungskriterien lassen sich aus der historischen Entwicklung nur schwerlich ableiten, da viele Zweige unabhängig voneinander entstanden sind. Für eine Systematisierung ist auch die Benennung der Zweige und Arten wenig hilfreich, da diese beispielsweie u.a. nach der versicherten Gefahr, dem versicherten Gegenstand, dem Zweck der Versicherung, dem Ort der Gefahr oder dem Gegenteil des Versicherungsfalles (z.B. Lebensversicherung) bezeichnet werden. Die Unterscheidung in verschiedene Versicherungszweige und -arten basiert vor allem auf dem Prinzip der Gefahrengemeinschaft. Erst die Abgrenzung der versicherten Gefahren und Schäden im Rahmen der einzelnen Zweige ermöglicht eine Kalkulation von Prämien und damit die Versicherbarkeit schlechthin. Auch die Rechnungslegungsvorschriften verlangen einen getrennten Ausweis der Ergebnisse nach Vesicherungszweigen. Des weiteren verwalten die Versicherungsunternehmen ihre Versicherungsbestände nach Versicherungszweigen getrennt, wenn sich auch seit einigen Jahren eine stärkere kundengruppenorientierte Bearbeitung abzeichnet. Die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb erfolgt aufsichtsrechtlich gemäß V A G für jede Sparte getrennt (§ 6, Abs. 2, Satz 1 VAG). Das VAG teilt die Risiken in 21 Versicherungssparten (Anlage A V A G ) auf. Die Lebens-, Kranken-, Kredit- und Kautionssowie —» Rechtsschutzversicherung müssen getrennt voneinander, d.h. im Rahmen rechtlich selbständiger Unternehmen, betrieben werden. Im Zuge der EG-Harmonisierung wird allerdings das Spartentrennungsgebot in seiner bisherigen strengen Form nicht weiterbestehen. Gleichartige Risiken werden in einem Versicherungszweig zusammengefaßt. Jeder Zweig besitzt deshalb eigene —»Allgemeine Versicherungsbedingungen, aus denen die Rechte und Pflichten der Vertragspartneralso Leistungsinhalte - entnommen werden können.

Versicherungszweige 2.1. Gliederung nach Art der Versicherungsleistung Nach der Art der Versicherungsleistung kann man die Versicherungszweige in die —» Schadenversicherung und die —» Summenversicherung gliedern. Die Schadenversicherung bezweckt eine konkrete und die Summenversicherung eine abstrakte Bedarfsdeckung (Koch (1), S. 1253). Die Schadenversicherung deckt also den tatsächlich entstandenen Bedarf ab, so z.B. Heilkosten in der Kranken- und Unfallversicherung, Sachschäden in der Feuerversicherung und Vermögensschäden in der Haftpflichtversicherung. Die Summenversicherung hingegen deckt den im voraus abgeschätzten Bedarf, wie z.B. in der Lebensversicherung, der Unfallversicherung und der Krankentagegeldversicherung. Im Versicherungsfall wird eine bestimmte Geldsumme fällig. Die Gliederung nach Art der Versicherungsleistung findet sich als Einteilungskriterium im Versicherungsvertragsgesetz ( W G ) . Dort wird allerdings der Name Summenversicherung nicht ausdrücklich genannt, sondern die einzelnen Formen der als Summenversicherung ausgestalteten Personen Versicherungen. Anzumerken ist jedoch, daß nicht alle Personenversicherungen als Summen versicherung konzipiert sind. So ist eine Krankheitskostenversicherung eine Schadenversicherung. 2.2. Gliederung nach der Art des versicherten Gegenstandes Eine weitere Einteilungsmöglichkeit ist die Gliederung in —> Personen- und Nichtpersonenversicherungen. Personenversicherungen betreffen Risiken, die unmittelbar den Menschen selbst bedrohen (Tod, Krankheit, Invalidität). Nichtpersonenversicherungen betreffen das Risiko von Vermögensschäden, die nicht unmittelbar aus einem Personenschaden resultieren. Je nachdem, ob sich das Risiko auf eine konkrete Sache (z.B. Hausrat) oder das Vermögen insgesamt bezieht, unterscheidet man bei den Nichtpersonenversicherungen —* Sach- und —» Vermögensversicherungen. Dieses Unterscheidungskriterium liegt auch - ausgehend von einer Unterneh-

Versicherungszweige mensbilanz - der Gliederung in Aktivenund Passivenversicherung zugrunde. Zur Aktivenversicherung zählen die Sachversicherungen (z.B. Gebäudeversicherung) und die Kreditversicherung. Unter die Vermögenswerte auf der Aktivseite der Bilanz fallen Sachen und Forderungen. Die Passivenversicherung gewährt einen Schutz vor der Zunahme der Verbindlichkeiten bzw. der Verminderung des Eigenkapitals. Beispielhaft seien hier die Haftpflichtversicherung und die Rechtsschutzversicherung genannt. Für die Nichtpersonenversicherung wird auch häufig der Ausdruck Güterversicherung verwendet. Dabei werden die Güter in Aktiva und Passiva sowie Ertrag und Aufwand unterteilt. Die Prüfung des Versicherungsschutzes anhand der Positionen des Jahresabschlusses erleichtert die Versicherungsplanung. 2.3. Gliederung nach Art der versicherten Gefahr Die Unterscheidung der Versicherungszweige nach der versicherten Gefahr ist die historisch gewachsene. Sie liegt auch dem VAG zugrunde. In der Gliederung des VAG haben auch die Bemühungen um eine einheitliche Terminologie und Systematik im Rahmen der EG-Harmonisierung ihren Niederschlag gefunden. Das VAG gliedert nach der versicherten Gefahr in 21 Versicherungssparten: 1. Unfall 2. Krankheit 3. Landfahrzeug-Kasko (ohne Schienenfahrzeuge) 4. Schienenfahrzeug-Kasko 5. Luftfahrzeug-Kasko 6. See-, Binnensee- und FlußschiffahrtsKasko 7. Transportgüter 8. Feuer und Elementarschäden 9. Hagel-, Frost- und sonstige Sachschäden 10. Haftpflicht für Landfahrzeuge mit eigenem Antrieb 11. Luftfahrzeughaftpflicht 12. See-, Binnensee- und FlußschiffahrtsHaftpflicht 13. Allgemeine Haftpflicht 14. Kredit 15. Kaution 16. Verschiedene finanzielle Verluste 699

Versicherungszweige 17. Rechtsschutz 18. Beistandsleistungen für Personen, die sich in Schwierigkeiten befinden 19. Leben 20. Heirats- und Geburtenversicherung 21. Fondsgebundene Lebensversicherung In der Regel beziehen sich die Versicherungszweige - nach dem Grundsatz der Spezialität - jeweis nur auf ein einzelnes und genau umgrenztes Risiko, wie z.B. in der Feuer- oder Sturmversicherung. Jedoch wird bei einigen Zweigen nach dem Grundsatz der Universalität (Allgefahrendekkung) verfahren, wie z.B. in der Transportversicherung und den Technischen Versicherungszweigen; diese decken mehrere Gefahren in einem Versicherungszweig ab. Die Gliederung nach der versicherten Gefahr findet sich auch in den Rechnungslegungsvorschriften und in den Statistiken des —> Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen (BAV). Das BAV unterscheidet Haupt- und Nebenversicherungszweige. 3. Aktuelle Probleme in wichtigen Versicherungszweigen. Im folgenden werden einige aktuelle Probleme von grundsätzlicher Bedeutung in einzelnen Versicherungszweigen dargelegt. 3.1. Lebensversicherung Die Lebensversicherung ist der größte Versicherungszweig. Ihre Aufgabe besteht zum einen darin, für den Todesfall einen Kapitalbetrag bereitzustellen und zum anderen in der finanziellen Vorsorge für das Alter. Basis der Beitragskalkulation sind die jeweils aktuellen—> Sterbetafeln. Vor diesem Hintergrund stellt die Ausbreitung der Immunschwächekrankheit Aids die Lebensversicherer vor ein neues Problem. Bereits bestehende Verträge werden auch bei Aidserkrankungen erfüllt. Bei Neuverträgen stehen die Versicherer aber vor dem Problem, Aids-Risiken nicht in den Bestand aufzunehmen, da sie heute nicht versicherbar sind. Als Konsequenz daraus wurden die Gesundheitsfragen erweitert. Bei Versicherungssummen ab 250000 DM wird außerdem i.d.R. ein AidsTest verlangt. Auch die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen auf dem Markt für sog. Finanzdienstleistungen stellen die Lebens700

Versicherungszweige Versicherungsunternehmen vor neue Herausforderungen. Zusätzliche Anbieter bzw. Anbietergruppen, insbesondere aus dem Bankensektor, wirken auf die Struktur des Finanzdienstleistungsmarktes und die Vertriebsformen offenbar kräftiger ein, als dies vor einigen Jahren erkennbar war. Auch die angebotene Produktpalette wird noch vielfältiger und differenzierter. Die Marktöffnung durch die für 1992 angestrebte Dienstleistungsfreiheit in der Europäischen Gemeinschaft wird weitere Veränderungen bringen, und zwar nicht zuletzt durch Angebote, die von den bisher genehmigten abweichen, aber auch durch andersartige Aufsicht und Regulierung. Die private Lebensversicherung beruht auf den versicherungsmathematischen Grundlagen des —> Kapitaldeckungsverfahrens, d.h. der Kapitalansammlung durch die Versicherten, während die gesetzliche Rentenversicherung nach dem —> Umlageverfahren aufgebaut ist. Hierbei finanziert die jeweils aktive Generation durch ihre Beiträge die Renten der nicht mehr im Arbeitsleben stehenden Personen. Dieser —» Generationenvertrag wird für die voraussehbare Zukunft durch die demographische Entwicklung belastet. Die Relation zwischen Erwerbstätigen und Rentnern wird sich in Zukunft erheblich zu Ungunsten der arbeitenden Bevölkerung verschieben. Damit gewinnt die private Vorsorge weiter an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund ist für die kommenden Jahre mit einem anhaltenden Wachstum des Versicherungszweiges Lebensversicherung als wichtige Säule des Altersicherungssystems zu rechnen. Die Stellung der kapitalbildenden Lebensversicherung im Vergleich zu anderen Formen der Altersvorsorge hängt auch von der steuerlichen Behandlung ab. Eine Reihe von steuerlichen Förderungen sind in den letzten Jahren gekürzt worden oder entfallen. Trotzdem bietet die private Lebensversicherung nach wie vor eine besonders sichere und ertragsstarke Form der Altersund Hinterbliebenenvorsorge.

3.2. Private Krankenversicherung Gemessen an der Beitragseinnahme ist die private Krankenversicherung (PKV) drittstärkster Versicherungszweig der deutschen privaten Versicherungswirtschaft.

Versicherungszweige Die PKV ist Teil der sozialen Sicherung in Deutschland. Sie ist zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Partner i.S. der Ergänzung, zugleich aber auch Konkurrent im gegliederten System der Krankenversicherung. Das Krankheitsrisiko wächst mit dem Alter der versicherten Person. In der Bundesrepublik hat sich deshalb ein System bewährt und durchgesetzt, bei dem lebenslange Verträge die Regel sind. Die Gesellschaften verzichten als Konsequenz hieraus in der Vollversicherung und teilweise auch in der Zusatzversicherung auf ihr ordentliches Kündigungsrecht. Der Kunde kann demgegenüber nach einer anfänglichen Versicherungsdauer jährlich kündigen. Wegen der besonderen sozialen Sensibilität der —» Krankenversicherung und der unterschiedlichen Sozialversicherungssyteme in den europäischen Ländern werden die nationalen Regelungen nach heutigem Stand auch nach 1992 fortbestehen. Die Nachfrage nach privaten Krankenversicherungen wird voraussichtlich auch weiter wachsen. Hierfür maßgebend sind im wesentlichen die unterschiedlichen Leistungs- und Beitragssysteme der GKV und PKV. Die GKV bietet eine Grundversorgung zu einem einkommensbezogenen Solidarbeitrag, die PKV individuellen Versicherungsschutz zu einem risiko- und leistungsorientierten Beitrag sowie Beitragsrückerstattungen aus anfallenden Gewinnen. Ein zentrales Problem der PKV besteht darin, daß auch die Krankheitskosten für Privatpatienten in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Die neuen Gebührenordnungen für Ärzte bzw. Zahnärzte bringen keine anhaltende Kostendämpfung. Noch stärker haben die Leistungen bei stationärer Krankenhausbehandlung zugenommen. Das Gesundheitsreformgesetz 1988 hat den Teil Krankenhauskosten jedoch ausgespart. 3.3. Allgemeine Unfallversicherung Die Aufgabe der Allgemeinen Unfallversicherung besteht darin, Schutz vor Vermögenseinbußen zu bieten, die bei Verlust oder Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit infolge Unfalls eintreten können.

Versicherungszweige Sie gewährt weitergehenden Schutz als die gesetzliche Unfallversicherung der RVO, die sich nur auf Berufsunfälle und Unfälle auf dem Weg von und zur Arbeitsstätte sowie auf Berufskrankheiten erstreckt. Letztere ist somit Ausschnittsversicherung und steht auch nicht jedem offen. Den Kern der private Unfallversicherung bildet die Absicherung gegen das Invaliditätsrisiko für jedermann. Während Invalidität früher als „dauernde Beeinträchtigung der Arbeitsfähigkeit" definiert wurde, wird der Invaliditätsbegriff heute weiter gefaßt: Die „dauernde Beeinträchtigung der körperlichen oder geistigen Leistungsfähigkeit"ist maßgebend für die Leistung. Diese Definition bietet Kriterien, die auf jeden Versicherten - gleichgültig welchen Alters oder Geschlechts, ob berufstätig oder nicht - in gleicher Weise angewendet werden können. Als Ergänzung zur Lebensversicherung hat die Allgemeine Unfallversicherung erhebliche Bedeutung erlangt, die noch weiter zunehmen dürfte. 3.4. Allgemeine Haftpflichtversicherung Bei der Haftpflichtversicherung verpflichtet sich der Versicherer, dem Versicherungsnehmer Ersatz im Rahmen des Dekkungsumfangs zu leisten, wenn dieser einem Dritten einen Schaden zugefügt hat. Die wichtigsten Arten sind die Privat- und die Betriebshaftpflichtversicherung. Die Haftungsverpflichtung wird sich in naher Zukunft im Bereich der Produkthaftung ändern. Nach der Umsetzung der EGProdukthaftungsrichtlinie in deutsches Recht Anfang 1989 wird zum einen der Kreis derjenigen, die als Hersteller haften, deutlich erweitert werden. Außerdem wird das neue Gesetz die bisher geltende Verschuldenshaftung durch die strenge Gefährdungshaftung ersetzen, was zu einer Verschärfung der Haftung für Betriebe führt, sowohl in Bezug auf die Art und Ursache der Schäden als auch auf die Haftungssummen. Nachdem in der Rechtsprechung immer höhere Schadenersatzansprüche zugesprochen werden und die Aufwendungen entsprechend stark angestiegen sind, reichen Deckungssummen unter 2 Millionen DM pauschal für Personen- und Sachschäden 701

Versicherungszweige selbst in der Privathaftpflichtversicherung oftmals nicht mehr zur Schadendeckung aus. Für die Betriebshaftpflichtversicherung wird seit einiger Zeit die Einführung einer Umwelt-Haftpflichtversicherung diskutiert, die der Gefährdungshaftung und den Altlasten Rechnung trägt. Für alle Beteiligten ergeben sich hieraus schwer zu lösende Probleme für neue Deckungskonzepte. 3.5. Kraftfahrtversicherung Mit der Entwicklung des Kraftfahrzeugbestandes auf über 30 Millionen Fahrzeuge in der Bundesrepublik ist die Kfz-Versicherung zur bei weitem größten Einzelsparte der Schadenversicherung geworden. Tarife und Bedingungen unterliegen einem fortgesetzten Wandel infolge Wettbewerbsdruck und Aktivitäten der Verbraucherseite. Durch die jüngste Änderung der Allgemeinen Bedingungen vom 1.7.1988 ist z.B. in der Kaskoversicherung eine stärkere Berücksichtigung der unternehmenseigenen Schadenbedarfe und eine nahezu freie Wahl der Regionalklassen-Struktur eingeführt worden. Die Umsetzung dieser Änderung hat zu einer noch größeren Individualisierung des Prämiengefüges und der Tarifstrukturen geführt. Ein weiteres Problem ist die Pflicht zur Aufklärung über die Versicherungs-Bedingungen. Diese Verpflichtung führt zu einer Informationsflut ohne besondere Rücksicht auf persönliche Fragestellungen und Informationsdefizite. Angesichts dieser Entwicklungen kommt der individuellen Beratung durch einen qualifizierten Außendienst in Zukunft noch mehr Bedeutung zu. Immer mehr Aktualität gewinnt der Versicherungsbetrug. Experten schätzen den Anteil fingierter Schadenmeldungen heute auf 10%. Für das Ansteigen des Versicherungsbetruges gibt es mehrere Gründe: Das Massengeschäft mit standardisierten Kommunikationsabläufen erschwert persönliche Beziehungen zum Versicherungsunternehmen. Auch kennen viele Kunden den Vertragsinhalt ihrer Police zu wenig und haben deshalb im Schadenfall falsche Erwartungen. Wer aber bei einem vermeintlich berechtigten Anspruch leer ausgeht, neigt beim nächsten Schaden vielleicht eher zum Betrug. 702

Versicherungszweige Eine weitere Ursache hängt mit dem allgemeinen Wandel hin zu egoistischen Werten zusammen. Er dokumentiert sich auch in einer größeren Neigung, die Gemeinschaft der Versicherten bzw. das anonyme Großunternehmen zum eigenen Vorteil zu schädigen. Seitdem Versicherungsbetrug auch noch zu einem Betätigungsfeld organisierter Kriminalität geworden ist, versuchen die Versicherungsunternehmen mit Hilfe sog. Betrugsindikatoren fingierte Schadenfälle systematischer zu erkennen und die Risikoprüfung bereits vor Vertragsabschluß zu verstärken. 3.6. Rechtsschutzversicherung Die Rechtsschutzversicherung deckt das finanzielle Risiko der Wahrnehmung der rechtlichen Interessen des Versicherungsnehmers. Gedeckt werden insbesondere Anwaltsgebühren, Gerichts- und Sachverständigenkosten. Am weitesten verbreitet ist die Rechtsschutzversicherung im Verkehrsbereich; auf sie entfallen zwei Drittel der versicherten Risiken. Bislang galt für die Rechtsschutzversicherung zur Interessenwahrung der Versicherten der Grundsatz der Spartentrennung (s. oben). Im Zuge der EG-Harmonisierung ist eine Auflockerung vorgesehen. Eine entsprechende Richtlinie sieht für Kompositversicherer, die eine Rechtsschutzversicherung betreiben, folgende Alternativen vor: - die sog. getrennte Schadenverwaltung unterhalb der Vorstandsebene; - das ausgegliederte Schadenregulierungsunternehmen; - die sofortige Beauftragung eines Rechtsanwaltes, wenn ein Tätigwerden des Rechtsschutzversicherers verlangt werden kann. Unabhängig davon bleibt das Recht eines Unternehmens, weiterhin voll spartengetrennt tätig zu sein, von der neuen Regelung unberührt. Die etablierten deutschen Unternehmen dürften die derzeitige Struktur überwiegend beibehalten. 3.7. Feuerversicherung Während die Feuerversicherung privater Wohngebäude zu einer relativ problemlosen Versicherungsart des sogenannten Breitengeschäfts geworden ist, steckt der Feuer-Industrie-Versicherungsmarkt seit vielen Jahren in einer Krise. Hierfür gibt es

Versicherungszweige mehrere Gründe. Zum einen handelt es sich um einen stagnierenden bzw. nur schwach wachsenden Markt, zum anderen sorgt ein agressiver Verteilungskampf (Verdrängungswettbewerb) mit teilweise ruinösem Prämienwettbewerb für ein insgesamt nicht ausreichendes Prämienniveau. Parallel hierzu ist die seit Jahren anhaltende negative Großschadenentwicklung zu berücksichtigen. Etwa 30% der Millionenschäden sind auf Brandstiftung zurückzuführen. Ein anderes Problemfeld der Feuerversicherung ist ähnlich wie im Haftpflichtbereich, die Umweltthematik. Brandabfälle, die vor Jahren noch auf Haushaltsmülldeponien abgeliefert wurden, müssen aufgrund verschärfter Umweltgesetzgebung mit erheblichem Kostenaufwand auf Sondermülldeponien entsorgt werden. Der ausreichenden Bemessung der Versicherungssumme für diese Aufräumungs-, Abbruch- und Feuerlöschkosten wird bisher nicht die notwendige Aufmerksamkeit geschenkt. Zunehmende Bedeutung gewinnt die Beratung bezüglich der Schadenverhütung. Inzwischen gehört es zur Serviceleistung aller großen Feuerversicherer, die Versicherungsnehmer in bezug auf Brandschutz intensiv zu unterstützen. Dazu gehört auch die Beratung bereits in der Planungsphase von Neu-, Um- und Erweiterungsbauten. 3.8. Technische Versicherungen Die Technischen Versicherungen gehören zu den neuen Sparten der Sachversicherungen. Sie nehmen durch ihren umfangreichen Gefahrenkatalog eine Sonderstellung im Bereich der Sachversicherungen ein (Allgefahrendeckung). Zu den wachstumsstärksten Sparten der Technischen Versicherungen zählt seit Jahren die Elektronik-Versicherung. Sie gleicht durch ihren weitgehenen Deckungsumfang einer All-Risk-Versicherung. Das immer schnellere, intensivere Vordringen der Elektronik in alle Wirtschaftsbereiche dürfte dazu führen, daß die ElektronikVersicherung weiter überdurchschnittlich wächst und sie sich zur bedeutendsten TVSparte entwickelt. Der „Chip" als Symbol dieser Entwicklung stellt die Versicherer vor neue Probleme. Die ständig kleiner werdenden Bauteile

Versicherungszweige bieten nur selten die Gelegenheit der Nachprüfung des Sachschadens. Während die Beschädigung eines mechanischen Bauteiles im Regelfall optisch sichtbar ist und die Beschädigung eines Widerstandes oder Kondensators noch meßbar war, ist die Nichtfunktion eines integrierten Schaltkreises (IC) der heutigen Generation mit einfachen Meßtechniken meist nicht mehr zu lokalisieren. Die Kosten für die Feststellung eines Schadens sind dadurch vielfach höher als der Einbau von Austauschteilen. Hieraus ergibt sich, daß der ElektronikVersicherer mehr und mehr gezwungen ist, vom sog. klassischen Sachschadenbegriff abzuweichen. Die weitere Entwicklung hängt nicht zuletzt von der Garantie und der Wartungsleistung der Hersteller und Lieferanten ab. 3.9. Transportversicherung Die Transportversicherung ist die älteste und gleichzeitig vielseitigste Versicherungssparte. Die Vielzahl der unterschiedlichen Interessen, die über Transportversicherungen abgedeckt werden, eröffnen ein weites Feld für die individuelle Gestaltung des Versicherungsschutzes. Im Mittelpunkt der Transportversicherung steht die Versicherung von Gütern (Warenversicherung) und die Versicherung von Transportmitteln (Kasko-Versicherung). Beide Arten unterliegen traditionell einem starken internationalen Wettbewerb. Im wichtigsten Bereich der Transportversicherung, der —» Warenversicherung, ist die Situation durch folgende Rahmenbedingungen gekennzeichnet: - Die weitere Ausdehnung des EG-Binnenhandels zu Lasten des Güterverkehrs mit überseeischen Ländern vermindert das Prämien volumen. - Immer mehr Staaten greifen zu sog. „diskriminierenden Maßnahmen" hinsichtlich der Transportversicherung. Diese Staaten verbieten oder erschweren ihren Importeuren den Abschluß von Transportversicherungen im Ausland. Durch diese Maßnahmen entsteht ein neuer Bedarf an Versicherungen, mit denen sich Exporteure gegen die Unwägbarkeiten ihrer Warenlieferungen und Leistungen schützen. - Gesetzgebung und Rechtsprechung nei703

Versicherungszweige gen tendenziell zur Ausweitung der Haftung der Verkehrsträger. - Beratungskonzepte für Risk-Management erhalten in Industrie und Handel wachsende Bedeutung. Damit verbunden ist auch eine Einflußnahme des Versicherers auf die gesamte logistische Abwicklung. - Eine Änderung des Risikopotentials ergibt sich durch die zunehmende Verlagerung der gesamten Waren-Logistik auf Spediteure und andere Dienstleister. Im Kaskobereich ist die Seekaskoversicherung die bedeutendste Versicherungsart. Strukturveränderungen in der Seeschifffahrt und Überkapazitäten auf dem internationalen Versicherungsmarkt haben in dieser Sparte zu hohen Verlusten geführt, die sich auch noch fortsetzen dürften. Zu den Zukunftsaufgaben der Transportversicherer wird es gehören, die Erschließung neuer Rohstoffquellen im Meeresboden und die Raumfahrtrisiken in steigendem Umfang zu versichern. In diesen Bereichen ist erhebliches wissenschaftlichtechnisches Know-how zu entwickeln, da es erforderlich ist, bereits in der Entwicklungsphase risikomindernden Einfluß zu nehmen. 3.10. Kreditversicherung Die Kreditversicherung ist in besonderem Maße vom Verlauf der Konjunkturzyklen abhängig. Tendenziell ist mit zunehmenden Problemen bei der Vertrauensschadenversicherung, die auch die Computer-Mißbrauch-Versicherung umfaßt, zu rechnen. Die Kriminalität innerhalb von Wirtschaftsunternehmen nimmt offensichtlich zu, ja, sie erreicht - wie einige spektakuläre Fälle belegen - gelegentlich außerordentliche Größenordnungen. Gleichzeitig mehren sich Mißbräuche an oder mittels der Datenverarbeitung. Aufsehenerregende Eingriffe in angeblich sichere und gut geschützte Systeme lassen aufhorchen. Unter Schadensaspekten sind Hakkcr-Fälle und ähnliche Delikte zwar vergleichsweise harmlos, wenn es den Handelnden nur um den Beweis der Überlegenheit des Menschen geht. Wenn aber Manipulationen zur persönlichen Bereicherung oder zur Wirtschaftsspionage genutzt werden oder ein sog. Virus in essentielle Pro704

Versicherungszweige gramme implantiert wird, kann es zu immensen Schäden kommen. Die zunehmende Abhängigkeit von reibungslos funktionierender Datenverarbeitung eröffnet gefährliche Schadenspotentiale. Dabei geht es sowohl um den richtigen Deckungsumfang, als auch um angemessene Versicherungssummen. Schließlich bedarf es großer Anstrengungen auf dem Gebiet der Schadenverhütung. 3.11. Rückversicherung Die in Abschnitt 2 dargestellte Gliederung der Versicherungszweige bezieht sich auf die —» Erstversicherungen - und nicht auf die —» Rückversicherung. Zwischen Erstversicherung und Rückversicherung bestehen enge Verflechtungen. Deshalb werden auch einige aktuelle Probleme der Rückversicherung angesprochen. Die Rückversicherung befindet sich am Ende der achtziger Jahre in einer schwierigen Phase. Die Entwicklung der Kapitalausstattung und die Ertragskraft sind bei vielen Rückversicherern ungünstiger als bei Erstversicherern. Die Schadenpotentiale wachsen zwar sowohl bei großen Einzelrisiken als auch bei Naturgefahren weiter an und Katastrophenereignisse treten häufiger auf, aber Zusammenschlüsse von Erstversicherern zu immer größeren Gruppen, in denen passive Rückversicherung mehr und mehr nach Risk-Management-Überlegungen eingekauft wird, führen doch tendenziell zu einer Beeinträchtigung des Rückversicherungsbeitragsvolumens . Weitere Anstöße kommen von Wünschen der Erstversicherer nach neuen Serviceleistungen. Angefangen von der Produktentwicklung über Bedingungsgestaltung, Tarifierung, Schadenregulierung bis hin zur EDV-Unterstützung suchen viele Erstversicherer den fachkundigen Rat ihrer Rückversicherer. Insbesondere stellen die zunehmenden Auslandsaktivitäten zahlreicher Erstversicherer - etwa vor allem im Rahmen der EG-Harmonisierung - die Rückversicherer vor neue Herausforderungen. 4. Ausblick Zur Absicherung des wachsenden Lebensstandards, höherer Sachwerte sowie veränderter rechtlicher, technischer und wirt-

Versorgungswerte schaftlicher Voraussetzungen ist die Nachfrage nach Versicherungsschutz seit Jahrzehnten überproportional zum volkswirtschaftlichen Wachstum gestiegen. Diese Tendenz dürfte für die Gesamtbranche anhalten. Zugleich wird sich die Vielfalt der Versicherungsangebote - auch infolge der Entwicklung zum EG-Binnenmarkt - voraussichtlich noch erhöhen. Neben der klassischen Gliederung nach Versicherungszweigen und -arten dürfte künftig die Gliederung nach Kundengruppen für die praktische Arbeit der Versicherungsunternehmen weiter an Bedeutung gewinnen. Diese Entwicklung wird verständlich durch zunehmende „Allfinanz"Angebote von Versicherungen gemeinsam mit anderen Finanzdienstleistungen. Literatur: Koch, P.: Versicherungszweige, System und übrige Sparten, in Handwörterbuch der Versicherung, hrsg. v. D. Farny, E. Helten, P. Koch und R. Schmidt, Karlsruhe 1988, S. 1251-1257; Müller-Lutz, H.-L. / Schmidt R.: Allgemeine Versicherungslehre, Wiesbaden 1981. Dr. Peter C. von Härder, Wiesbaden Versorgungswerte Aktien der Versorgungsindustrie (Gas- und -elektroerzeugung, Wasserver- und -entsorgung, Hafenbetriebe), die sich aufgrund relativ konstanter Liefer- und Leistungsmengen durch eine solide Kursentwicklung auszeichnen und daher im allgemeinen eher als langfristige Anlage denn als Spekulationspapier gehalten werden. Versorgungswerke ktumneifähiger Freier Berufe berufsständische Versorgungseinrichtungen für Freie Berufe wie Ärzte, Zahnärzte, Tierärzte, Apotheker, Rechtsanwälte, Notare, Architekten und Steuerberater, die anstelle der gesetzlichen —» Rentenversicherung oder zusätzlich zu ihr eine Alters-, Invaliditäts- und Hinterbliebenenversorgung gewähren. Die V. sind als Ersatzversicherungseinrichtungen anerkannt. Deswegen können Angestellte der bestimmten Berufsgruppen zwischen der Versicherung im Rahmen der gesetzlichen Rentenversicherung oder ihrer berufsständischen V. wählen (§7 Abs. 2 AVG).

Verwahrstelle Vertrag zweiseitiges Rechtsgeschäft, dessen gesetzliche Grundlage das BGB mit den §§ 145157 bildet. Ein V. kommt durch die Abgabe und sofortige Annahme einer Willenserklärung zwischen mehreren Parteien zustande, wobei er, von gesetzlichen Ausnahmen abgesehen, keiner besonderen Form bedarf. Der V. ist die Grundlage wirtschaftlichen Handelns. Es werden einseitige V., bei denen nur ein Vertragspartner Pflichten übernimmt, etwa ein Bürgschaftsvertrag und zweiseitige V., bei denen beide Vertragspartner Pflichten übernehmen, etwa ein Kreditvertrag, unterschieden. Vertrauensschadenversicherung —» Kreditversicherung im weiteren Sinne, durch die sich ein Unternehmen gegen Vermögensverluste absichert, die durch vorsätzliche unerlaubte Handlungen von Mitarbeitern gegenüber dem Arbeitgeber entstehen (z.B. Unterschlagung, Urkundenfälschung). Die gebräuchlichste Versicherungsform ist eine Pauschalversicherung für alle Mitarbeiter eines Betriebs, sie kann sich aber auch auf bestimmte Personengruppen oder Einzelpersonen beziehen. Da Schäden aus Computer-Mißbrauch häufig besonders hoch ausfallen, wird für diesen Bereich eine spezielle V. angeboten, die —> Computermißbrauchversicherung, bei der höhere Versicherungssummen vereinbart werden können. Vertretungsmacht eine durch Gesetz oder Rechtsgeschäft erteilte Befugnis, im Namen eines Dritten handeln zu dürfen. Verursachungsprinzip Grundsatz, nach dem ein Entscheidungsträger nur solche Kosten und Leistungen planen kann, die er selbst zu beeinflussen in der Lage ist. —» Kostenverursachungsprinzip. Verwahrer im Sinne des § 1 Abs. 2 DepG ist der V. ein Kaufmann, dem im Betriebe seines Handelsgewerbes Wertpapiere unverschlossen zur—» Verwahrung anvertraut werden. Verwahrstelle das Kreditinstitut, das im Rahmen seines —» Depotgeschäftes bewegliche Sachen verwahrt. 705

Verwahrstücke Venvahrstücke bewegliche Sachen, die einem —» Verwahrer, i.d.R. einem Kreditinstitut zur Autbewahrung übergeben werden. V. sind i.d.R. verschlossene und versiegelte oder verplombte Pakete, deren Inhalt nicht erkennbar und dem Verwahrer unbekannt bleiben. Rechtlich bleibt der Hinterleger Verwahrer der Gegenstände selbst, das Kreditinstitut wird lediglich Verwahrer der Verpackung. Die Haftung des Verwahrers ist aufgrund der §§ 688-700 BGB, der Allgmeinen Geschäftsbedingungen des Verwahrers und der Bedingungen für die Annahme von Verwahrstücken i.d.R. auf max. 10000DM je V. beschränkt. Verwahrung Verpflichtung eines —»Verwahrers gemäß § 688 BGB, eine ihm durch den Verwahrungsauftrag vom Hinterleger übergebene bewegliche Sache aufzubewahren. Verwahrungsgeschäft Geschäftszweig von Kreditinstituten, das zum einen die Vermietung von Schrankfächern in einem Stahlschrank oder einem Tresorraum und die Aufbewahrung von verschlossenen und versiegelten oder plombierten Verwahrstücken, deren Inhalt nicht erkennbar ist, beinhaltet (geschlossenes Depot, da die Art des verwahrten Gegenstandes dem Kreditinstitut nicht bekannt ist), zum anderen die Verwahrung von Wertpapieren im offenen Depot umfaßt. Diese liegt immer dann vor, wenn die Papiere unverschlossen übergeben werden und der Verwahrer zugleich die Verwaltung der Effekten übernimmt. —> Depotgeschäft. Verwaltungsaufwand Position bei der GuV-orientierten —> Gesamtbetriebskalkulation, in der die ordentlichen Aufwendungen des —»technisch-organisierten Bereichs, also die Personal- und Sachaufwendungen, erfaßt werden. Verwaltungsgeschäft Geschäftszweig der Kreditinstitute, der sich im wesentlichen auf die Verwaltung von Effekten im Rahmen des —» Depotgeschäftes erstreckt. Im einzelnen umfaßt hierbei das V. die Abtrennung, Einlösung und Erneuerung der Zins- und Gewinnanteilsscheine, die Anmeldung zur Hauptver706

Volksaktie Sammlung bzw. die weisungsgemäße Ausübung des Stimmrechtes, die Benachrichtigung über Übernahme-, Abfindungs-, Bezugsangebote etc. sowie die Abwicklung der daraus resultierenden Weisungen und der Einzug verloster oder gekündigter Wertpapiere. Vier-Augen-Prinzip Prinzip im Kreditwesen, das eine doppelte Prüfung bei bestimmten Geschäftsvorfällen vorsieht. Aus Gründen des Vertrauensschutzes und der Sicherheit darf das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen aufgrund des V.A.P. die Zulassung zum Geschäftsbetrieb gemäß § 33 K W G versagen, wenn das Kreditinstitut nicht mindestens zwei Geschäftsleiter hat, die nicht nur ehrenamtlich für das Kreditinstitut tätig sind. Hierdurch wird eine bessere interne —» Bankkontrolle gewährleistet. Vierspeziesmaschine durch Computer überflüssig gewordene Rechenmaschine, die in Kreditinstituten zum Rechnen der vier Grundrechenarten Anwendung fand. vinkulierte Namensaktien Aktien, die auf den Namen des Eigentümers lauten, der im Aktienbuch der Gesellschaft eingetragen werden muß. Die Übertragung der v.N., bei der die Aktien indossiert und im Aktienbuch umgeschrieben werden müssen, ist von der Zustimmung der Aktiengesellschaft abhängig. Die Vinkulierung soll verhindern, daß unerwünschte Beteiligungsverschiebungen stattfinden. Sie kann durch entsprechende Bestimmungen in der Satzung vorgesehen werden. Vista (ital.: Sicht), Vorlegen eines —» Wechsels zur Bezahlung (—» Sichtwechsel). Volatilität kennzeichnet die Schwankungen einzelner Wertpapiere oder ganzer Wertpapiermärkte. Die Quantifizierung der V. erfolgt häufig mittels statistischer Verfahren, etwa durch Messung der Standardabweichung der relativen Kursdifferenzen. Volksaktie breit gestreute Aktien, die aus Gründen der Förderung der privaten Vermögensbildung aus staatlichen Händen in private Hände

Volksbanken übergegangen sind. Deutsche V. sind etwa Volkswagen, VEB A und Preussag. Volksbanken gewerbliche —» Kreditgenossenschaften, entstanden als Selbsthilfeeinrichtungen der gewerblichen Wirtschaft. Die Errichtung von V. geht auf Hermann Schulze-Delitzsch zurück, der Mitte des letzten Jahrhunderts die erste V. gründete, um Handwerk und Gewerbe mit kurzfristigen Krediten zu unterstützen. Die Mittel hierfür stammten aus den Geschäftsguthaben der Mitglieder. Die Kreditprobleme in Handwerk und Gewerbe resultierten daraus, daß die Betriebe aufgrund der anwachsenden industriellen Konkurrenz wie diese zunächst auf Lager produzieren mußten, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Vorher wurde meist auf Bestellung gearbeitet. Der dadurch steigende Bedarf der mittelständischen Wirtschaft an Krediten ließ die Zahl der Volksbanken rasch anwachsen. V. haben sich seitdem zu —» Universalbanken entwickelt. Nach wie vor steht die Förderung des Mittelstandes als Geschäftszweck der V. im Vordergrund des Bankgeschäftes. Zur Zeit verliert die traditionelle Trennung zwischen —» Raiffeisenbanken und V. zunehmend an Bedeutung, es ist eine Tendenz zu einheitlichen Genossenschaftsbanken festzustellen. Volksversicherung —»Kleinlebens- oder —> Unfallversicherung mit niedrigen —> Versicherungssummen und meist monatlichen oder wöchentlichen Beitragszahlungen, die durch Inkasso-Vertreter eingezogen werden. Vollakzept Form eines Akzeptes auf einem —» Wechsel, das neben der Unterschrift des —» Bezogenen den Wechselbetrag sowie den Ort und den Tag der Annahme erhält. V. sind nur bei —» Nachsichtwechseln vorgeschrieben, ansonsten reicht ein—» Kurzakzept für eine rechtswirksame Annahme aus (Art. 25 WG). Vollindossament —»Indossament auf einem —» Wechsel oder —» Orderscheck, daß neben der Unterschrift des Indossanten (Übertragender) auch den Namen des Indossatars (Empfänger) enthält, außerdem kann noch die —»

Vollmachtindossament Orderklausel mit Datum vermerkt sein. Das V. erfüllt uneingeschränkt die Indossamentsfunktionen: Transport-, Legitimations- und Garantiefunktion. Vollkaskoversicherung —»Fahrzeugversicherung. VoUkonsolidierung —»Konsolidierungsverfahren. Vollkostenrechnung System der Kostenrechnung, bei dem sämtliche Periodenkosten, also Einzel- und Gemeinkosten verrechnet und auf die Produkte des Unternehmens verteilt werden. Die Verteilungskriterien können sich hierbei sowohl am —» Kostentragfähigkeitsprinzip als auch am —> Kostenverursachungsprinzip orientieren, wobei dem Verursachungsprinzip der Vorrang zu geben ist, allerdings ist dies gerade im Bereich der Gemeinkosten problematisch. Vollmacht eine neue Rechtsgeschäft erteilte Vertretungsmacht, die das Recht beinhaltet, im Namen eines anderen zu handeln. Der Bevollmächtigte darf im Namen des Vollmachtgebers Willenserklärungen abgeben, die nicht ihn, sondern den Vertretenen verpflichten (§§ 164-181 BGB). Vollmachtindossament (Inkasso- oder Prokuraindossament), Indossament auf einem —» Wechsel (oder —> Orderscheck), mit dem der Indossatar (Kreditinstitut) beauftragt wird, die Wechselsumme (bzw. Schecksumme) einzuziehen. Dafür wird dem Indossament der Vermerk „Wert zur Einziehung", „zum Inkasso", „in Prokura" oder ein gleichbedeutender Vermerk hinzugefügt. Der Indossatar erhält kein Eigentum an dem Wechsel (oder Scheck), doch kann er alle Recht aus diesem Wertpapier geltend machen. Der Wechsel (bzw. Scheck) kann nur durch ein weiteres V. übertragen werden (vgl. im einzelnen Art. 18 WG und Art. 23 ScheckG). Bei einem verdeckten (fiduziarischen) V. wird zwar eine Inkassovereinbarung getroffen, diese wird aber nach außen nicht sichtbar gemacht. Zur Übertragung wird das —» Orderpapier mit einem -» Voll- oder —> Blankoindossament ohne Zusatz versehen. 707

Vollmachtstimmrecht Vollmachtstimmrecht das einem Dritten übertragene Recht, auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft für den Aktionär zu handeln. § 135 AktG schreibt vor, daß zur Ausübung des V. eine schriftliche Bevollmächtigung des Aktionärs vorliegen muß. Der Gesetzgeber, der Kreditinstitute als geeignete Bevollmächtigte ansieht, schreibt vor, daß die Vollmacht längstens 15 Monate gelten darf, nur für eine bestimmte Bank erteilt werden kann und jederzeit widerruflich ist. In der Öffentlichkeit wird das V. in regelmäßigen Abständen unter dem Stichwort —» Macht der Banken diskutiert. —» Depotstimmrecht. Vollstreckung —»Zwangsvollstreckung. Vollwertversicherung (Vollversicherung), —> Schadenversicherung, bei der die Versicherungssumme auf Basis des Zeitwertes ( = Versicherungswertes) festgelegt wird. Decken sich die Versicherungssumme und der Versicherungswert, erfolgt im Schadenfall eine volle Entschädigung. Bei zu niedriger Versicherungssumme besteht eine —> Unterversicherung (§ 56 W G ) , übersteigt die Versicherungssumme den Versicherungswert, liegt eine —> Überversicherung vor. Die Versicherungssumme stellt nicht nur die Höchsthaftsumme dar, sondern dient auch als Grundlage der Prämienermittlung. Die Höhe der Prämie berechnet sich als Promille-Betrag der Versicherungssumme.

Vorlegungsfrist gelangt, verbleibt vorerst in der —» Rückstellung für Beitragsrückerstattung. Vorausklage Recht eines Bürgen, gemäß § 771 BGB die Befriedigung des Gläubigers zu verweigern, solange nicht der Gläubiger eine Zwangsvollstreckung gegen den Hauptschuldner ohne Erfolg versucht hat (Einrede der Vorausklage). Das Recht der Einrede der V. ist bei der selbstschuldnerischen Bürgschaft ausgeschlossen. Vorbörse Markt für Wertpapiergeschäfte, die vor der offiziellen Börsenzeit Zustandekommen. Die hier gesprochenen Kurse werden zumeist im —* Telefonverkehr festgesetzt und geben häufig einen Stimmungstrend für die folgende Börsensitzung an. Vordatierter Scheck —» Scheck, auf dem ein zukünftiges Datum als Ausstellungstag angegeben ist. Da es sich bei einem Scheck um ein Zahlungsmittel - nicht aber um ein Kreditmittel - handelt, ist eine Vordatierung nicht zulässig. Ein v.S. ist deshalb bei Vorlage zahlbar (Art. 28 Abs. 2 ScheckG). Ein Aussteller würde insbesondere dann einen Scheck im voraus datieren, wenn zur Zeit der Ausstellung die erforderliche Deckung auf seinem Konto nicht gegeben ist.

Volumensbudget —> Budgetkategorien.

Vorkalkulation im Rahmen der Kostenträgerrechnung durchgeführte Ermittlung der Stück- oder Selbstkosten, die vor der Erstellung der Leistung stattfindet. Die V. dient der Ermittlung kostenorientierter Preise und ist Grundlage einer vergangenheitsbezogenen Nachkalkulation. Als Grundlage dieser Kostenplanung dienen im Regelfall Normal- oder Plankosten.

Vorausdeklaration Erklärung eines Lebensversicherers über die Höhe der im nächsten oder übernächsten Geschäftsjahr fällig werdenden Überschußanteile, die dem Versicherungsnehmer in dem jeweiligen Zeitraum ausgeschüttet werden sollen. Die Bekanntgabe über die Ausschüttung der —» Überschußbeteiligung erfolgt im Geschäftsbericht. Die Festlegung ist für den bezeichneten Zeitraum (Deklarationszeitraum) verbindlich. Der Teil, der nicht zur Ausschüttung

Vorlegungsfrist Zeitraum, in dem durch Vorlage eines bestimmten Dokumentes Ansprüche geltend gemacht werden können. Für —» Wechsel: Wechsel sind am Verfalltag fällig und an diesem Tag oder an einem der beiden folgenden Werktage dem —»Bezogenen zur Zahlung vorzulegen (Art. 38 WG). Dabei wird ein Samstag nicht als Werktag angesehen. Ist der Verfalltag ein Samstag, Sonn- oder Feiertag, ist die Zahlung erst am nächsten Werktag fällig. Falls

Volumensabweichung —»Abweichungsarten.

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Voriegungsgebot der letzte Wechselinhaber versäumt, den Wechsel innerhalb der V. vorzulegen, verliert er alle wechselrechtlichen Ansprüche gegen Indossanten und Aussteller, die Ansprüche gegenüber dem Bezogenen bleiben allerdings bestehen. Für —> Schecks: Die gesetzlichen V. (Art. 29 ScheckG) betragen - für Schecks, die im Inland ausgestellt sind, 8 Tage; - für Schecks, die im europäischen Ausland oder in einem an das Mittelmeer angrenzenden Land ausgestellt sind, 20 Tage; - für Schecks, die in einem anderen Erdteil ausgestellt sind, 70 Tage. Innerhalb dieser Fristen sind die Schecks zur Zahlung vorzulegen. Die V. beginnt mit dem Tag nach der Ausstellung. Vordatierte Schecks sind bei Vorlage fällig. Endet die V. auf einem Samstag, Sonn- oder Feiertag, so verlängert sich die V. bis zum nächsten Werktag. Versäumt der Scheckinhaber die rechtzeigtige Vorlage des Schecks, so erlöschen seine scheckrechtlichen Ansprüche gegen Aussteller und Indossanten. In diesem Fall kann er seine Ansprüche nur noch auf bürgerlich-rechtlichem Wege geltend machen. Ein Scheckwiderruf durch den Aussteller ist erst nach Ablauf der V. wirksam (Art. 32 ScheckG). Für Zins- und Dividendenscheine: hier betragen die V. einheitlich vier Jahre. Vorlegungsgebot Anordnung eines Wechselausstellers, daß der —> Wechsel mit oder ohne Angabe einer Frist zur Annahme beim —»Bezogenen vorgelegt werden muß (Art.22 Abs. 1 WG). Dieses Recht steht auch jedem Indossanten zu, sofern nicht der Aussteller die Vorlegung zur Annahme untersagt hat (Art. 22 Abs. 4 WG). Beachtet ein Wechselinhaber das V. nicht, so verliert er bei Nichteinlösung das Rückgriffsrecht. Ein Wechsel kann bereits vor der Annahmeerklärung in Umlauf gebracht werden. Erst mit der Unterschrift auf dem Wechsel verpflichtet sich der Bezogene zur Zahlung. Vorher haften Aussteller und Indossanten für die Annahme des Wechsels. Deshalb können diese ein V. vorschreiben, womit sie die wechselrechtliche Rückgriffmöglich-

Vorlegungsvermerk keit auf den Bezogenen sicherstellen. Ein gesetzliches V. gilt für —» Nachsichtwechsel. Diese müssen innerhalb eines Jahres nach dem Tag der Ausstellung zur Annahme vorgelegt werden (Art. 23 Abs. 1 WG). Vorlegungsverbot Anordnung eines Wechselausstellers, die Vorlegung zur Annahme des —> Wechsels beim —» Bezogenen durch den Vermerk „nicht zur Annahme" zu untersagen (Art. 22 Abs. 2 WG). Dies ist nicht bei—> Domizil, —» Zahlstellen- oder —» Nachsichtwechseln möglich. Wird ein Nachsichtwechsel dennoch mit einem V. versehen, so gilt er als—> Sicht Wechsel. V. finden A n w e n d u n g ,

wenn ein Bezogener mit grundsätzlich guter Bonität sich weigert, den Wechsel zu akzeptieren. Der Aussteller kann trotzdem den Wechsel weitergeben bzw. zum—> Diskont einreichen. Da ein Aussteller wechselrechtlich bis zur Akzeptierung für die Annahme des W. haftet, kann er diese Haftung durch ein V. ausschließen. Ein Haftungsausschluß ist unwirksam, wenn über das Vermögen des Ausstellers der Konkurs oder das gerichtliche Vergleichsverfahren eröffnet worden ist (Art. 43 Abs. 2 Nr. 3 WG). Ein zeitlich befristetes V. kann der Aussteller vorschreiben, indem er anordnet, daß der-Wechsel nicht vor einem bestimmten Tag zur Annahme vorgelegt werden darf (Art. 22 Abs. 3 WG). Beachtet ein Wechselinhaber das V. nicht, verliert er bei Nichteinlösung sein Rückgriffsrecht. Vorlegungsvermerk Erklärung auf einem —> Scheck, daß dieser bei Vorlage nicht eingelöst wurde. Mit dieser Erklärung bestätigt das bezogene Kreditinstitut, daß der Scheck rechtzeitig dem Aussteller vorgelegt, aber nicht bezahlt wurde. Die Erklärung, die den Tag der Vorlegung enthalten und rechtsverbindlich unterschrieben sein muß, bildet die Voraussetzung für die Erhaltung von Regreßanprüchen. Der Einreicher, der den Scheck mit V. zurückbekommt, kann auf diese Weise eine Scheck-Klage gegen den Aussteller erheben. Ein V. hat die gleiche Wirkung wie der Protest, der heute aufgrund der höheren Kosten unüblich ist (vgl. Art. 40 ScheckG). 709

Vorprämie Vorprämie im Versicherungswesen die vorläufige Prämie, die ein Versicherungsnehmer zu Beginn eines Geschäftsjahres zu zahlen hat, wenn diese im —> Umlageverfahren erhoben wird. Die V. wird zur Abdeckung der laufenden Kosten verwendet. Erst am Ende eines Geschäftsjahres kann die genaue —» Versicherungsprämie berechnet werden, wenn der Gesamtaufwand feststeht. Die erforderliche Nachzahlung wird dann in Form einer-» Nachprämie erhoben. Vorratsaktien die von einem Dritten übernommenen, für Rechnung der emittierenden Aktiengesellschaft gekauften Aktien, die vom Dritten, meist einem Bankenkonsortium zur vollen Verfügung der AG gehalten werden. V. werden i.d.R. als Schutzaktien gegen Überfremdung oder zur späteren Verwertung etwa als Belegschaftsaktien verwendet, wobei der Dritte aufgrund § 56 AktG eingeschaltet werden muß, da die Gesellschaft keine eigenen Aktien zeichnen darf. Vorratsstellenwechsel —> Solawechsel der Bundesanstalt für landwirtschaftliche Marktordnung (Balm), die zur Finanzierung der Einlagerung bestimmter Grundnahrungsmittel (Fleisch, Butter, Getreide) ausgestellt werden. Diese V. werden von den —» Landwirtschaftlichen Rentenbanken im Rahmen eines mit dem Balm vereinbarten —» Konsortialkredites angekauft, wenn die Laufzeit der Abschnitte zwischen 30 und 90 Tagen liegt. Die —» Wechsel werden vom Bund verbürgt. Seit dem 1. Januar 1977 hat die —» Deutsche Bundesbank die Refinanzierung dieser Wcchscl eingestellt, d.h. sie sind weder rediskont- noch lombardfähig. Auch bietet die Bundesbank V. nicht mehr im Rahmen ihrer Geldpolitik als kurzfristige Anlagepapiere für Kreditinstitute an. Vorschußzinsen Zinsen, die ein Kreditinstitut einem Sparer bei einer vorzeitigen Rückzahlung von —> Spareinlagen, d.h. ohne Einhaltung der Kündigungsfrist, zu belasten hat. Die bisherige gesetzliche Grundlage zur Erhebung von V. bilden vor allem die Vorschriften zum Sparverkehr (§§ 21,22 KWG), die mit Wirkung vom 1.7.1993 dort entfallen und zukünftig - möglicherweise in anderer Form 710

Vorsorge - ihren Niederschlag in der Verordnung über die Rechnungslegung der Kreditinstitute finden werden. Spareinlagen sind bekanntlich Gelder, die der Ansammlung oder Anlage von Vermögen dienen. Möchte ein Sparer über sein Sparguthaben verfügen, so ist der entsprechende Betrag zu kündigen. Lediglich DM 2.000,- innerhalb von 30 Zinstagen können vom Sparer ohne Kündigung zurückgefordert werden, sofern keine längere Kündigungsfrist als die gesetzliche vereinbart wurde. Darüber hinaus besteht keine Verpflichtung seitens der Kreditinstitute, den Sparern ungekündigte Sparguthaben zurückzuzahlen. Jedoch zahlen Kreditinstitute im allgemeinen auf besonderen Wunsch der Sparer vorzeitig Spareinlagen zurück. Für diese Fälle verlangt der Gesetzgeber eine Vorschußzinsberechnung. Der Zinssatz für diese Vorschußzahlung muß den zu vergütenden Habenzinssatz um mindestens ein Viertel übersteigen. Wenn beispielsweise der Habenzinssatz 3% beträgt, so ist als Sollzinssatz mindestens 3,75% anzusetzen. Dementsprechend werden dem Sparer vom Tag der Verfügung bis zum Ende der Kündigungsfrist zusätzlich V. mindestens in Höhe von 0,75% belastet. Die anfallenden V. werden dabei von dem gespeicherten Zinsbestand abgesetzt. Übersteigen die V. die insgesamt für das laufende Jahr zu vergütenden Habenzinsen, so dürfen die in Vorjahren gezahlten und bereits kapitalisierten Zinsleistungen mit verrechnet werden. Die eingezahlten Sparleistungen des Sparers dürfen jedoch nicht vermindert werden. Des weiteren dürfen V. maximal für einen Zeitraum von 2,5 Jahren berechnet werden, was insbesondere für Spareinlagen mit vereinbarter Kündigungsfrist von 4 Jahren von Bedeutung ist (vgl. Mitteilung des BÄK vom 22.8.1972). Auf die Berechnung von V. kann in bestimmten Fällen verzichtet werden. Dazu zählt eine wirtschaftliche Notlage des Berechtigten und eine Reihe von weiteren Ausnahmen, die das BÄK zur Vermeidung von Härtefällen zugelassen hat (vgl. Mitteilung 1/64 des BÄK). Vorsorge sämtliche Maßnahmen zur Absicherung der Versorgung im Alter, der Hinterbliebe-

Vorzugsaktien nen und bei Invalidität. Gemäß Artikel 34 quater der Bundesverfassung besteht die V. in der Schweiz ausdrücklich aus drei Säulen. Die staatliche V. beruht auf der Altersund Hinterlassenenversicherung (AHV) und der Invalidenversicherung (IV). Sie umfaßt die gesamte schweizerische Bevölkerung und bildet das Fundament. Die berufliche V. wird über Pensionskassen, Gruppenversicherungen und ähnliche Einrichtungen der Betriebe, Berufsverbände und der öffentlichen Verwaltungen abgewickelt. Das entsprechende Bundesgesetz über die berufliche Vorsorge (BVG) ist am 1.1.1985 in Kraft getreten. Die private V. trifft jeder einzelne nach seinen persönlichen Bedürfnissen und Möglichkeiten. Zu unterscheiden sind dabei die gebundene und die freie Vorsorge. Während für die gebundene Vorsorge die (begrenzte) steuerliche Abzugsfähigkeit der Prämien, einschränkende Vorschriften über die Ausgestaltung und die Verfügungsmöglichkeiten sowie die volle Besteuerung der Leistungen kennzeichnend sind, kennt die freie V. keine besonderen Auflagen. Vorzugsaktien Aktien, die im Hinblick auf ein oder mehrere Rechte aus den Aktien mit Vorrechten gegenüber den —> Stammaktien ausgestattet sind, wobei der Aktionär verschiedentlich andere Nachteile, insbesondere den Verlust des Stimmrechts in Kauf nehmen

Vreneli muß. Nach der Art der Vorrechte lassen sich folgende V. unterscheiden: V. mit Überdividende haben einen grundsätzlichen Dividendenvorteil gegenüber den Stammaktien; kumulative V. gewähren einen Anspruch auf Nachzahlung bei Dividendenausfall; bei stimmrechtslosen V. lebt das Stimmrecht bei Dividendenausfall wieder auf; die Vorzugsdividende ist bei limitierten V. begrenzt, der Restgewinn wird an die Stammaktionäre verteilt; bei prioritätischen V. ist eine Vorabdividende mit fixiertem Mindestbetrag vorgesehen und Stimmrechts-V. gewähren ein mehrfaches Stimmrecht in der Hauptversammlung. Voizugsdividende der Teil der Gewinnausschüttung einer Aktiengesellschaft, der auf —» Vorzugsaktien entfällt. Vostrokonto —»Nostrokonto. Vreneli schweizerische 20-Franken-Goldmünze mit Frauenbild. Die schweizerische 10-Franken-Goldmünze wird dementsprechend als 1/2 V. bezeichnet. Sofern nichts anderes vermerkt ist werden unter V. stets 20-Franken-Goldstücke verstanden. Sie weisen ein Bruttogewicht von 6,45 g und einen Feingoldgehalt von 5,806 g auf.

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w Wachstumsabweichung —> Abweichungsanalyse. Wachstumsstrategie —> Marktstrategien. Wachstumsversicherung —> Dynamische Lebensversicherung. Wachstumsziel neben dem —> Rentabilitäts- und dem -»Sicherheitsziel ein Teilziel im bankbetrieblichen Zielsystem. Im Rahmen eines erfolgsorientierten Bankmanagements sollte Wachstum nur insoweit angestrebt werden, wie eine bestimmte, zur Existenzsicherung notwendige Mindestrentabilität nicht unterschritten wird. Währung Geldeinheit, die auf das Zahlungsmittel des Staates lautet. Währungsgebiet all die Regionen, in denen eine einheitliche Währung als gesetzliches Zahlungsmitte) fungiert. Währungsguthaben die auf fremde Währungen lautenden Guthaben bei inländischen Kreditinstituten. Bei internationalen Krisenfällen wurden W. des öfteren von den kontoführenden Staaten blockiert, so etwa Guthaben iranischer Institutionen in den USA in den 80er Jahren. Währungsklausel Valutaklausel, Wertsicherungsklausel; möglicher Vertragsbestandteil in internationalen Kredit- und Anleiheverträgen, bei dem zur Absicherung gegen das —» Währungsrisiko die Höhe der Forderung nicht in der dem Rechtsgeschäft zugrunde liegenden Währung, sondern durch Bezugnahme auf eine andere, meist die US-amerikanische Währung ausgedrückt wird. I.d.R. ist in der BR Deutschland die W. nur mit Genehmigung der —> Deutschen Bundesbank gemäß § 3 WährG zulässig. Währungskonto Devisenkonto, Valutakonto; ein auf fremde Währung lautendes Konto bei einem inländischen Kreditinstitut. Auf dem W. sind 712

die für Zahlungen im internationalen Zahlungsverkehr benötigten Währungen verbucht. Für diese Mittel entfällt somit das —» Währungsrisiko, weil sie nicht mehr in die benötigte Währung getauscht werden müssen. Währungskorb Zusammenstellung unterschiedlicher Währungen zu einer einheitlichen Kunstwährung, wobei jede einzelne Währung mit einem fest vorgegebenen Anteil in die neue Rechnungseinheit eingeht. Ein bekannter W. ist der EG-W., mit dem der ECU (European Currency Unit) berechnet wird. Währungsparität Austauschverhältnis einer Währung zu einer bestimmten anderen Währung oder zu —» Sonderziehungsrechten, das durch die Währungsbehörden offiziell festgelegt wird. Währungsrembours andere Bezeichnung für Rembours. —> Remboursgeschäfte. Währungsreserven diejenigen Vermögensgegenstände eines Landes, die vom Ausland als Zahlungsmittel akzeptiert werden. W. können in amtliche oder auch offizielle, also im Besitz der Deutschen Bundesbank befindlich, und in private, also bei anderen Kreditinstituten befindliche W. unterschieden werden. Desweiteren kann man Brutto- oder Netto-W. unterscheiden. Letztere sind Bruttoreserven abzüglich kurzfristiger Verbindlichkeiten an das Ausland. Die amtlichen NettoW. in der BR Deutschland bestehen aus Gold, Devisen, Sorten, der Reserveposition beim IWF und den Sonderziehungsrechten. Währungsrisiko Gefahr, daß der erzielte Erfolg aufgrund von Geschäften, die den Übergang von einer Währung in eine andere erfordern, den erwarteten Erfolg unterschreitet. Das Währungsrisiko kann in das Kursänderungsrisiko, das Swapsatzrisiko sowie in das Erfüllungsrisiko differenziert werden. Das Kursänderungsrisiko entsteht bei Fremdwährungsaktiva, wenn der Wechsel-

Währungsrisikodeckungsbedarf kurs der ausländischen Währung sinkt (Aufwertung der heimischen Währung) und bei Fremdwährungspassiva, wenn der Wechselkurs der ausländischen Währung steigt (Abwertung der heimischen Währung). Voraussetzung für eine Ergebnisbelastung durch das Kursänderungsrisiko ist das Vorhandensein einer offenen Devisenposition in der Bilanz. Als Swapsatzrisiko wird die Gefahr bezeichnet, die aus geschlossenen Devisenpositionen resultiert, bei denen sich die Fälligkeiten der Liefer- und Abnahmeverpflichtungen nicht exakt ausgleichen. Das Swapsatzrisiko wird dabei durch eine unerwartete Veränderung des —> Swapsatzes determiniert. Das Erfüllungsrisiko kennzeichnet die Gefahr, daß die Vertragspartner aus Termingeschäften ihren Verpflichtungen vollständig oder teilweise nicht nachkommen und wird ausschließlich im Zusammenhang mit zwischenzeitlichen Kurs- oder Swapsatzänderungen relevant. Es beinhaltet die zusätzlichen Kosten der erneuten Absicherung einer durch den Ausfall eines Vertragspartners verursachten offenen Devisenposition. Währungsrisikodeckungsbedarf —> Gesamtrisikodeckungsbedarf. Währungsswaps Swapgeschäft, bei dem sich die Parteien verpflichten, neben den jährlich zu leistenden Zinsverpflichtungen auch die Kapitalbeträge zu Beginn des Finanzierungszeitraumes zu dem dann gültigen Wechselkurs zu übernehmen und gleichzeitig per Termin, also am Ende des Finanzierungszeitraumes zum gleichen Kurs zurückzutauschen. Die Partner erhalten dadurch zum einen Mittel mit der gewünschten Zinsvereinbarung und erzielen hierdurch Zinsvorteile und schalten zum anderen das -» Währungsrisiko aus. Währungsunion 1. Deutsche Währungsunion zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik: Durch den Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der D D R wurde die Schaffung einer Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion zum 1. Juli

Währungsunion 1990 beschlossen. Zur Errichtung der W. wurde die Währung zu diesem Zeitpunkt umgestellt. Als alleinige gesetzliche Zahlungsmittel gelten seitdem die von der Deutschen Bundesbank ausgegebenen Banknoten und die von der Bundesrepublik Deutschland ausgegebenen Bundesmünzen. Die Umstellung von Mark der DDR auf D-Mark wurde ausschließlich unbar über Geldinstitute in der ehemaligen DDR abgewickelt. Der allgemeine Umstellungssatz wurde mit 2:1 festgelegt (2 Mark der DDR entspricht 1 Deutsche Mark). Für natürlich Personen wurde für bestimmte Beträge ein bevorzugter Umstellungssatz von 1:1 vereinbart (je nach Alter bis zu 2.000,4.000 oder 6.000 Mark der DDR). Des weiteren ist zum 1. Juli 1990 die Zuständigkeit für die Geld- und Währungspolitik auf die Deutsche Bundesbank übergegangen. Damit wurde auch für das Gebiet der ehemaligen DDR die Trennung zwischen einer zentralen Notenbank (d.h. der Deutschen Bundesbank) und den Geschäftsbanken maßgebend. Darüberhinaus unterliegen alle Kreditinstitute den Regelungen des Kreditwesengesetzes der Bundesrepublik und auch der Aufsicht durch das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen. 2. Europäische W.: Ein bedeutendes Ziel der Europäischen Gemeinschaft ist es, einen einheitlichen europäischen Wirtschafts- und Währungsraum in Europa zu entwickeln. Die Umsetzung soll dabei stufenweise erfolgen. Am 1. Juli 1990 begann die erste Stufe der Integration, bei der es vor allem um eine stärkere Ausrichtung der gesamten Gemeinschaft auf die Erfordernisse der Geldwertstabilität und Haushaltsdisziplin geht. Mit der 2. Stufe wird u.a. eine W. angestrebt, wobei auch institutionelle Anpassungen vorgesehen sind (gemeinsame supranationale Organisationen und Behörden). Eine W. impliziert eine abgestimmte bzw. gemeinsame Währungspolitik und die Bildung eines einheitlichen Währungsraums (—> Europäisches Währungssystem); sie erfordert weiterhin eine Wirtschaftsunion ( = Freihandel, Niederlassungs- und Dienstleistungsfreiheit sowie Harmonisierung aller Bereiche der Wirtschaftspolitik) mit ein. Für die Bildung eines einheitlichen EG-Binnenmarktes wur713

Wallstreet de dabei der Weg über eine Harmonisierung durch Rechtsangleichung und eine gegenseitige Anerkennung gewählt (Ggs.: Wettbewerb der Systeme). Die höchste Integrationsstufe ist dann der Einheitliche Wirtschaftsraum, bei dem dann sämtliche wirtschaftspolitischen Kompetenzen einer gemeinsamen supranationalen Behörde obliegen, in der Währungspolitik z.B. der sog. „Eurofed" (Europäische Zentralbank). Wall Street Straße in Manhatten, New York, die im Volksmund für den New Yorker und sogar für den US-amerikanischen Finanzmarkt steht. A n der W. haben die New York Stock Exchange, viele Banken und Broker ihre Büroräume. Wandelanleihe (Wandelobligation, Wandelschuldverschreibung); Gläubigerpapiere einer Aktiengesellschaft mit zunächst fester Verzinsung, die dem Gläubiger nach Ablauf einer bestimmten Zeitspanne das Recht, nicht aber die Pflicht einräumen, das Gläubigerpapier zu fest vereinbarten Bedingungen in Aktien des Unternehmens umzutauschen. Mit dem Umtausch erlischt das Forderungsrecht und es entsteht eine Beteiligungsbeziehung zwischen dem Unternehmen und dem Inhaber der Urkunde. Durch die Ausgabe von W. entsteht für die AG zunächst keine Dividenden-, sondern nur eine steuerlich absetzbare Zinsbelastung. Die Verzinsung ist i.d.R. aufgrund der impliziten Kurschancen geringer als das Marktniveau. Der Anleger vermeidet dagegen bis zur Umwandlung das Eigenkapitalrisiko, partizipiert jedoch indirekt an Kurssteigerungen. Altaktionären steht bei der Emission von W. ein gesetzliches Bezugsrecht zu. Die Anleihebedingungen beinhalten die Ausstattungsmerkmale der W., die in die Anleihe selbst und die Umtauschmöglichkeiten differenziert werden können. Die W. selbst hat i.d.R. eine langfristige Laufzeit zwischen 15 und 20 Jahren mit endfälliger Tilgung und festem Zins. Das Umtauschrecht bezieht sich vor allem auf folgende 5 Merkmale: Als Umtauschobjekt kommen i.d.R. nur Stammaktien der emittierenden A G in Be714

Warenbörse tracht. Die Umtauschzeit bezeichnet den Zeitraum von der frühest- bis zur letztmöglichen Ausübung des Umtauschrechts. Das Umtauschverhältnis gibt an, wieviele W. zum Bezug einer Aktie aus der bedingten Kapitalerhöhung eingetauscht werden müssen. Neben der Inzahlungnahme der Anleihe wird häufig noch eine Zuzahlung verlangt, deren Höhe zeitlich gestaffelt sein kann, um so auf den Zeitpunkt der Umwandlung Einfluß nehmen zu können. Für den Fall zwischenzeitlicher Kapitalerhöhungen sehen Verwässerungsschutzklauseln vor, daß die Anleihebedingungen so geändert werden, daß der Inhaber durch etwaige rechnerische Kursbeeinträchtigungen nicht benachteiligt wird. Wandelgeschäft Wertpapier-Termingeschäft, das einem Vertragspartner das Recht einräumt, schon vor dem vereinbarten Termin die Erfüllung des Geschäftes zu verlangen. Die Abschlußformeln für W. lauten entweder „per ultimo täglich" oder „per ultimo auf Kündigung". Wandelobligation —»Wandelanleihe. Wandelschuldverschreibungen —» Wandelanleihe. Wandprotest Form des —> Wechselprotests, bei dem der —> Wechsel dem —> Bezogenen zur Annahme vorgelegt werden soll, dies aber nicht möglich ist, weil der Bezogene nicht an seinem Wohnort oder Geschäftssitz anzutreffen ist oder dem Protestbevollmächtigten der Zutritt zu den Räumen verwehrt wird. In diesem Fall wird Protest mangels Annahme erhoben (vgl. zum Inhalt des Protestes Art. 80 WG, insbesondere Abs. 1 Nr. 2). Warenbörse —> Börse, die standardisierte Rohstoffe und Naturprodukte zum Handelsobjekt hat. An der W. werden sowohl - * Warentermingeschäfte (Warenterminbörse) als auch—> Effektivgeschäfte (Produktbörse) abgeschlossen. Während W. in Deutschland eher unbedeutend sind, findet in den USA ein reger Handel, insbesondere in Warentermingeschäften statt.

Warenkredltbrief Warenkreditbrief Waren- oder Kaufscheck, den ein Konsument von einer - * Teilzahlungsbank im Rahmen eines —> Teilzahlungskredits (AGeschäft) erhält, um diesen zur Bezahlung von Waren zu verwenden. Ein W. wird nur von Einzelhandelsgeschäften akzeptiert, mit denen die Teilzahlungsbank hierfür vertragliche Regelungen getroffen haben. Heute werden W. nur noch von den Hausbanken der Warenhaus-Konzerne ausgegeben. Warenkreditversicherung —» Kreditversicherung, die das Ausfallrisiko von kurzfristigen Außenständen aus Warenlieferungen und Dienstleistungen abdeckt. Wird ein Schuldner zahlungsunfähig, ersetzt der Kreditversicherer dem Versicherungsnehmer den Forderungsausfall abzüglich einer —» Selbstbeteiligung. Im Rahmen eines Mantelvertrages hat der Versicherungsnehmer dem Versicherer alle zu Kreditkonditionen abgeschlossenen Geschäfte anzubieten (Anbletungspflicht), die einen bestimmten Betrag überschreiten (Anbietungsgrenze). Der Kreditversicherer übernimmt für seine Versicherungsnehmer die laufende Kreditüberwachung. Neben einer Prüfungsgebühr hat der Versicherungsnehmer eine Prämie zu zahlen, deren Höhe sich nach den ausstehenden Forderungen zu einem bestimmten Termin richtet (für mittelfristige Forderungen vgl. —> Investitionsgüterkreditversicherung). Warenpapiere Wertpapiere, die die Forderung auf Auslieferung eines transportierten oder gelagerten Gutes verbriefen. Der Erwerb der W. hat die gleichen rechtlichen Wirkungen wie die körperliche Übergabe der Ware. W. sind insbesondere das Konnossement, der Ladeschein und der Orderladeschein. Warentenningeschäfte Handelsgeschäfte mit Waren, bei denen die Vertragserfüllung zu einem späteren Zeitpunkt als der Vertragsabschluß erfolgt. Handelsgegenstand sind i.d.R. Naturprodukte und Rohstoffe, für die standardisierte Zahlungs- und Lieferbedingungen wie Menge, Qualität, Lieferort und Preis festgelegt sind.

Wartezeit Warenversicherung Versicherungsform der —» Transportversicherung, bei der sich der Versicherungsschutz auf die transportierten Güter erstreckt. Je nach gewähltem Transportmittel unterscheidet man die See-, Land-, Flußund Luftwarenversicherung. Die W. bietet eine —> Allgefahrendeckung gegen alle Risiken, denen die Güter während der Beförderung ausgesetzt sind. Schäden, die nicht durch den Transport verursacht werden (z.B. Verderb der Waren durch eine falsche Art der Verpackung), können durch Zahlung einer Zuschlagprämie mitversichert werden. Warenvorschässe im Auslandsgeschäft gewährte Bankkredite, denen ein —» Warengeschäft zugrunde liegt. W. werden als Rembourskredite oder sonstige kurzfristige —* Kredite gegen Verpfändung der Waren gegeben. Früher wurden die W. in den —> Bankbilanzen gesondert ausgewiesen. Warrant ein dem deutschen Optionsschein ähnliches amerikanisches Wertpapier (—> Optionsanleihe). Wartezeit 1. in der —» Sozialversicherung: Mindestversicherungszeit, die für einen Leistungsanspruch erforderlich ist. In der gesetzlichen —» Rentenversicherung besteht beispielweise eine W. von 60 Kalendermonaten bei einer Rente wegen —> Berufs- oder —» Erwerbsunfähigkeit, 180 Kalendermonate bei der Altersrente für Angestellte (§§ 1246ff. RVO, 23ff. AVG). Ersatzzeiten werden auf W. angerechnet. 2. in der —» Individualversicherung: Zeitraum zwischen dem technischen und materiellen —» Versicherungsbeginn. Während dieser Zeit braucht der —> Versicherer bei Eintritt eines —> Versicherungsfalls nicht zu leisten. W. treten weiterhin in der privaten —»Krankenversicherung auf, in der eine allgemeine W. von drei Monaten vorgeschrieben ist, jedoch im Einzelfall je nach Tarif und Leistung eine besondere W. vereinbart werden kann. Auch im Rahmen von —> Lebensversicherungen sind zur Einschränkung des subjektiven Risikos W. üblich (insbesondere bei Lebensversicherungen 715

Wechsel ohne ärztliche Untersuchung sowie für —> Kleinlebensversicherungen). 3. im Bauspargeschäft: Zeitspanne zwischen Zuteilung und Auszahlung eines Bauspardarlehns (—»Bausparen). Wechsel Zahlungsanweisung in gesetzlich vorgeschriebener Form, zu einem bestimmten Zeitpunkt eine festgelegte Geldsumme zu zahlen. Man unterscheidet wechselrechtlich zwei Arten: den gezogenen W. und den —»Solawechsel (eigener W.). Der gezogene W. ist eine Anweisung des Ausstellers (Gläubiger) an den—»Bezogenen (Schuldner), den im W. angegebenen Betrag zu einem bestimmten Zeitpunkt an den Begünstigten zu zahlen. Der Bezogene (Akzeptant) verpflichtet sich durch sein Akzept, die Zahlung zu leisten. Bei einem Solawechsel handelt es sich um ein Zahlungsversprechen des Ausstellers, den Wechselbetrag zum angegebenen Zeitpunkt an den Wechselnehmer (Inhaber des W.) zu zahlen. Aussteller und Bezogener sind also identisch. W. lassen sich nach einer Vielzahl von Kriterien einteilen, beispielsweise nach Art des Grundgeschäfts (Handels- oder Finanzwechsel), nach der Fälligkeit (—»Tag-, —> Sicht-, —» Nachsicht- oder—» Datowechsel), nach dem Akzeptanten (Bankakzept, —> Privatdiskont, Debitorenziehung), nach der Einlösungsstelle (—» Zahlstellen- —> oder Domizilwechsel), nach der Verwendung (Diskont-, Inkasso- oder Depotwechsel) u.a.m. Der W. ist ein Wertpapier. Das verbriefte Recht kann nur bei Vorlage der Urkunde geltend gemacht werden. Als geborenes —» Orderpapier (kraft Gesetz) wird der W. durch —> Indossament übertragen. Die Wechselforderung ist abstrakt, d.h. sie ist losgelöst von dem zugrundeliegenden Rechtsgeschäft. Jeder, derauf einem W. unterschreibt, kann für die Annahme und Einlösung des W. haftbar gemacht werden. Der W. unterliegt der Wechselstrenge, somit kann eine Wechselforderung auch bei Nichteinlösung schnell und sicher durchgesetzt werden. Für das Wechselgeschäft gelten die speziellen Bestimmungen des Wechselgesetzes 716

Wechseiabschrift vom 21. Juni 1933. Gemäß Art. 1WG muß ein gezogener W. die dort aufgeführten Bestandteile enthalten: (1) Die Bezeichnung als „Wechsel" im Text der Urkunde (Wechselklausel); (2) die unbedingte Anweisung, eine bestimmte Geldsumme zu zahlen; (3) der Name des Bezogenen; (4) die Angabe der Verfallzeit; (5) die Angabe des Zahlungsortes; (6) der Name des Wechselnehmers (Begünstigter); (7) der Tag und Ort der Ausstellung; (8) die Unterschrift des Ausstellers. Der Solawechsel hat nur 7 gesetzliche Bestandteile, da die Angabe des Bezogenen entfällt (vgl. Art. 75 WG). Der W. hat die Funktion eines Kreditmittels, da der Aussteller sich mit diesem Kredit verschaffen kann. Für den Gläubiger eines Kredits stellt der W. ein besonderes Sicherungsmittel dar, da aufgrund der Wechselstrenge bei Nichteinlösung die Forderung schneller eingeklagt werden kann als das bei einer Buchforderung der Fall ist. Die Weitergabe eines W. kann anstelle einer Zahlung erfolgen, somit dient der W. auch als Zahlungsmittel. Die ursprüngliche Schuld erlischt erst mit der Einlösung des W. Kreditinstitute übernehmen im Rahmen ihrer Zahlungsverkehrsgeschäfte alle Aufgaben, die mit der Einlösung der W. verbunden sind. Dazu gehören sowohl das Inkasso als auch die Diskontierung von W. Kreditistitute können bis zu einem Höchstbetrag (Rediskontkontingent) bereits diskontierte W. bei der -^Deutschen Bundesbank rediskontieren. Wechselabschrift Kopie eines -» Wechsels. Jeder Inhaber des Wechsels kann eine Abschrift anfertigen, nicht aber der Aussteller. Wie das Original des Wechsels (Urschrift) kann die Abschrift mit einem - * Indossament und mit einer Bürgerschaftserklärung versehen werden. Des weiteren ist auf den Abschriften zu vermerken, wo sich das Original befindet (Depositenklausel). Eine W. kann im Gegensatz zur —> Wechselausfertigung nicht zur Zahlung vorgelegt werden (Art. 67,68 WG).

Wechselausfertigung W. werden insbesondere im Überseehandel verwendet, um eine Zeitspanne zwischen Ausstellung und Akzeptierung durch den Bezogenen zu überbrücken. In der Zwischenzeit kann die W. bereits weitergegeben werden. Dafür kann auf dem Original ein Vermerk angebracht werden, in dem zum Ausdruck kommt, daß ab einem bestimmten Zeitpunkt nur noch Indossamente auf der Abschrift gelten, spätere Indossamente auf der Urschrift wären damit nichtig (Art. 68 Abs. 3 WG). Wechselausfertigung (Wechselduplikat), zusätzliche gleiche Ausfertigung eines —> gezogenen Wechsels (keine Abschrift). Besonders im Überseeverkehr werden Wechsel in mehreren gleichen Ausfertigungen ausgestellt. Während die erste Ausfertigung (—» Prima) zum Akzept an den Bezogenen versandt wird, kann inzwischen die zweite (Sekunda) oder die dritte (Tertia) Ausfertigung bereits weitergegeben werden. Jede Ausfertigung muß mit einer laufenden Nummer versehen werden, da sonst jede Ausfertigung als eigenständiger Wechsel angesehen wird. Außerdem ist in einer Depositenklausel zu vermerken, wo sich das Original bzw. Annahmeexemplar befindet. Jede W. kann zur Zahlung vorgelegt werden; wird eine Ausfertigung bezahlt, erlöschen die Ansprüche aus den anderen Ausfertigungen (vgl. Art. 64-66 WG). Bei einem —» Solawechsel sind mehrere Ausfertigungen nicht möglich, da Aussteller und Bezogener identisch sind. Hier ist lediglich eine —» Wechselabschrift (Kopie) zulässig. Wechselbuch (Wechselkopierbuch), Aufstellung nach laufender Nummer der angekauften —» Wechsel im Rahmen des —> Diskontgeschäftes. Im W. werden alle Einzelheiten über den Wechselankauf und -abrechnung festgehalten. Bei der heute üblichen EDVmäßigen Erfassung werden die Wechsel nicht mehr in einem Buch eingetragen, sondern auf EDV-Listen ausgedrückt. Häufig werden die Wechsel gleichzeitig in die —» Verfallkartei, das ->Einreicher- und—» Bezogenenobligo aufgenommen.

Wechselinkasso Wechseldiskont Betrag, den ein Kreditinstitut bei Ankauf eines —» Wechsels als Zinszahlung für die Zeit zwischen Ankauf und Fälligkeit von der Wechselsumme abzieht. Dem Einreicher des Wechels wird die um den —» Diskont (und Wechselsteuer) gekürzte Wechselsumme ausgezahlt. Wechselfähigkeit Fähigkeit, Wechselforderungen zu erwerben (aktive W.) und Wechselverpflichtungen einzugehen (passive W.). Die allgemeine Geschäftsfähigkeit gemäß §§ 104f. BGB schließt die W. mit ein, d.h. jede voll geschäftsfähige (natürliche oder juristische) Person kann am Wechselverkehr teilnehmen. Wechselgeschäft Geschäft, das Kreditinstitute im Rahmen des Wechselverkehrs übernehmen. Dazu gehört - der Ankauf von —» Wechseln für eigene Rechnung (—» Diskontgeschäft) und auftragsweise für fremde Rechnung (Wechselkommission), - den Einzug von Wechseln im Auftrag (Wechselinkasso), - die Einlösung von Wechseln (Funktion einer—» Zahlstelle), - Gewährung von—»Akzeptkrediten, - und sonstige Aufgaben wie z.B. das Einholen von —»Akzepten. Wechselgiro —> Indossament auf einem —> Wechsel, d.h. ein Vermerk, durch den alle Rechte aus dem Wechsel auf einen anderen übertragen werden (Art. 14 Abs. 1 WG). Wechselinkasso Einzug von fälligen Wechselforderungen. Im Rahmen des Zahlungsverkehrsgeschäfts übernehmen Kreditinstitute die Abwicklung des —> Wechseleinzugs für Kunden. Die meisten —»Wechsel sind bei einem Kreditinstitut zahlbar gestellt, so daß das W. überwiegend unbar über ein Gironetz erfolgt. Für das W. hat der Wechselinhaber den Wechsel mit einem Inkassoindossament zu versehen. Nach der Einlösung des Wechsels wird dem Kunden nach Abzug von Inkassospesen der Wechselbetrag gutgeschrieben; erhält der Kunde bereits bei Auftragserteilung eine Gutschrift per Ver717

Wechselkurs fall, so wird diese mit dem Vermerk „Eingang vorbehalten" (E.v.) versehen. In gleicher Weise wird der Einzug fällig werdender Diskontwechsel abgewickelt. Wechselkurs (Devisenkurs); der in Einheiten einer anderen Währung ausgedrückte Preis einer Währung. Als Preisnotierung, die in Deutschland gebräuchlich ist, wird hierbei der Preis der einheimischen zu einer Einheit der ausländischen Währung verstanden: 1 US-$ = 1,90 DM. Die Mengennotierung gibt die Mengen ausländischer Währungseinheiten an, die für eine Einheit inländischer Währung zu zahlen sind: 1 DM = 0,53 US-$. Wechselmoratorium Zahlungsaufschub für Wechselfälligkeiten, der nur unter außergewöhnlichen Umständen wie etwa Kriegsausbruch oder Naturkatastrophen gesetzlich angeordnet werden kann. Wechselnehmer (Remittent), derjenige, an den oder an dessen Order bei Fälligkeit eines —» Wechsels die Wechselsumme gezahlt werden soll. Der Name des W. stellt einen gesetzlichen Bestandteil des Wechsels dar (Art. 1 und 75 WG). Wird der Wechsel an eigene Order ausgestellt, so sind Aussteller und W. identisch, bei einem Wechsel an fremde Order ist ein Dritter W., dem das —> Akzept auszuhändigen ist (Art. 3 WG). Wechselobligo Summe aller Wechselverbindlichkeiten eines Kunden bei einem Kreditinstitut. Im Regelfall wird dem Kunden eine Diskontlinic eingeräumt, bis zu dem ein Kreditinstitut bereit ist, geeignete —> Wechsel zum —» Diskont anzukaufen. Für die laufende Kontrolle führt das Kreditinstitut ein —»Einreicher- und —> Bezogenenobligo sowie eine —»Verfallkartei und ein—»Wechselbuch. Wechselpensionsgeschäft —> Pensionsgeschäft, bei dem ein Verkäufer (Pensionsgeber) bundesbankfähige —> Wechsel gegen Zahlung eines bestimmten Betrages an einen anderen (Pensionsnehmer) überträgt, mit der Verpflichtung, diese zu einem festgelegten Termin vor Fälligkeit zurückzukaufen. 718

Wechselprotest Die —> Deutsche Bundesbank bietet zum Ausgleich besonderer Spannungen am Geldmarkt den Kreditinstituten W. an, wobei die Wechsel nicht auf die Rediskontkontingente angerechnet werden. W. werden insbesondere dann getätigt, wenn die Bundesbank den Kreditinstituten nur für sehr kurze Zeit (meist 10 Tage) Liquidität verschaffen möchte. Wechselportefeuille Gesamtbestand eines —> Kreditinstituts an diskontierten —» Wechseln. Die Bezeichnung ist abgeleitet von dem Behälter (bzw. Tasche), in dem ein Kreditinstitut die angekauften Wechsel aufbewahrt. Wechselprolongation Verlängerung der Zahlungsfrist eines —» Wechsels. Eine W. ist mit der Ausstellung eines neuen Wechsels (Prolongationswechsel) verbunden. Vereinbaren Gläubiger und Schuldner eine W., hat der —> Bezogene erneut einen Wechsel zu akzeptieren, der an die Stelle des alten fälligen Wechsels tritt. Das Schuldverhältnis aus dem ursprünglichen Wechsel bleibt dennoch bestehen. Mit einer W. wird dem Bezogenen die Möglichkeit eingeräumt, zu einem späteren Zeitpunkt als dem Verfalltag zu zahlen. Zusätzliche Kosten und Zinsen hat der Bezogene zu tragen. Auch wenn dem ursprünglichen Wechsel ein Handelsgeschäft zugrunde lag, handelt es sich bei eimem Prolongationswechsel immer um einen—» Finanzwechsel. Wechselprotest amtliche Beurkundung eines Notars oder Gerichtsvollziehers (oder Postbeamten bei Beträgen bis DM 1000,-), daß ein ordnungsgemäß vorgelegter —» Wechsel am Fälligkeitstermin vom —» Bezogenen nicht angenommen oder bezahlt wurde (Art. 44, 49 WG). Die Protesturkunde ist die gesetzliche Voraussetzung für den Rückgriff (Art. 44,79,80 WG). Bei den Formen des W. unterscheidet man den (1) Protest mangels Annahme: Hier wird der W. erhoben, wenn dem Bezogenen der Wechsel zur Annahme vorgelegt wird, dieser aber die Annahme verweigert. Ein Protest mangels Annahme kann während der gesamten Laufzeit

Wechselrechnung des Wechsels erhoben werden, nach dem Verfalltag ist dies nicht mehr möglich. (2) Protest mangels Zahlung bei Verfall: Löst der Bezogene den rechtzeitig vorgelegten Wechsel nicht ein, kann ein Protest mangels Zahlung erhoben werden. Der W. kann nur am ersten oder zweiten Werktag nach dem Fälligkeitstag erfolgen (Samstag gelten nicht als Werktage). (3) Protest mangels Zahlung vor Verfall (Protest mangels Sicherheit): Bei Zahlungseinstellung oder erfolgloser Zwangsvollstreckung in das Vermögen des Bezogenen kann bereits vor Verfall nach erfolgter Vorlegung der W. erhoben werden. Wird über das Vermögen des Bezogenen oder Ausstellers Konkurs oder das gerichtliche Vergleichsverfahren eröffnet, so ist zur Ausübung des Rückgriffsrechts ein W. nicht erforderlich. Protest kann erhoben werden, wenn der Bezogene nicht anzutreffen ist (—» Wandprotest) oder die Geschäftsräume oder Wohnung des Bezogenen nicht zu ermitteln sind (—» Windprotest). Für die Durchführung des W. sind bestimmte Formvorschriften einzuhalten (Art. 79ff. WG). Setzt ein Aussteller oder Indossant eine Protesterlaßklausel (z.B. „ohne Kosten" oder „ohne Protest") auf den Wechsel, so verpflichtet er sich, bei Rückgriff ohne vorangegangenen Protest zu zahlen (Art. 46 WG). Wird dennoch Protest erhoben, braucht er die Kosten des Protests nicht zu übernehmen. Ist die Protesterlaßklausel vom Aussteller auf den Wechsel vermerkt, so bezieht sie sich auf alle Wechselverpflichteten, ein Indossant kann den W. nur für sich selbst ausschließen.

Wechselrechnung Abrechnung, die vor allem beim Ankauf von Diskontwechseln erstellt wird. Räumt ein Kreditinstitut einem Kreditnehmer einen Diskontkredit ein, so erhält der Kreditnehmer nicht die Wechselsumme der vorgelegten —» Wechsel gutgeschrieben, sondern den Wert des Wechsels am Ankaufstag. Dies ist der um die Kosten des Diskontkredites reduzierte Nennbetrag des

Wechselreiterei Wechsels. Im einzelnen berechnen die Kreditinstitute (1) Zinsen (—» Diskont), (2) Diskontprovision, (3) Spesen und Auslagen (z.B. verauslagte —»Wechselsteuer). Häufig werden —»Diskont und Diskontprovision zu einem Nettozinssatz zusammengefaßt. Die Höhe der Wechselankaufskonditionen wird durch verschiedene Faktoren beeinflußt. Die wichtigsten Faktoren sind: (1) das Zinsniveau auf dem Geld- und Kapitalmarkt, vor allem der von der -> Deutschen Bundesbank festgelegte Diskontsatz, (2) die Qualität des Wechselmaterials, (3) die Höhe der Wechselsumme (mit zunehmenden Wechselbeträgen günstigere Abrechnungssätze) (4) die Liquiditäts- und Ertragslage des Kreditinstituts einschließlich der aktuellen Ausnutzung des Rediskontkontingents. Auch bei Rediskontierung von Wechseln erstellt die Bundesbank eine ähnlich aufgebaute Abrechnung. Bei einer Rückrechnung von Wechseln vor Verfall werden dem Einreicher die Zinsen für die restliche Laufzeit erstattet, zusätzlich fallen allerdings Rückrechnungsgebühren (z.B. Postspesen, Rücklaufgebühren) an. Erfolgt eine Rückrechnung, weil ein Wechsel nicht eingelöst wurde, werden außerdem die Protestkosten in Rechnung gestellt. Wechselrecht gesetzliche Grundlagen des Wechselverkehrs, das sind im einzelnen das Wechselgesetz und ergänzende Vorschriften des BGB.HGB und der ZPO. Wechselreiterei Austausch von Gefälligkeits-Akzepten, die Personen oder Unternehmen gegenseitig auf sich ziehen, um sich durch die Diskontierung Mittel zu beschaffen. Wird ein —> Wechsel fällig, werden wiederum neue Wechsel ausgestellt und zum—» Diskont gegeben, dabei werden die ausgezahlten Kreditmittel für die Einlösung der früheren Wechselforderungen eingesetzt. Bei diesen —» Reitwechseln handelt es sich um reine -» Finanzwechsel; wird der Tatbestand eines 719

Wechselsteuer —> Handelswechsels vorgetäuscht, liegt im strafrechtlichen Sinne ein Betrug vor (§ 263 StGB). Wechselsteuer Verkehrsteuer, die für in Umlauf gegebene -» Wechsel anfällt. Wurde 1992 abgeschafft. Weiterversicherung insbesondere im Rahmen einer —»freiwilligen Versicherung die freiwillige Fortsetzung einer —> Pflichtversicherung, wenn eine Versicherungspflicht nicht mehr besteht. Weltbank (International Bank for Reconstruction and Development, IBRD, Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung); rechtlich selbständige Sonderorganisation der Vereinten Nationen, die nach der Währungs- und Finanzkonferenz von —» Bretton Woods am 22.12.1945 gegründet wurde und am 25.6.1946 offiziell ihre Tätigkeit aufnahm. Gemeinsam mit der 1960 gegründeten —» Internationalen Entwicklungsorganisation (International Development Association, IDA) und der 1956 gegründeten —»Internationalen Finanz-Corporation (International Finance Corporation, IFC) bildet sie die Weltbank-Gruppe. Die Weltbank hat über 150 Mitgliedsstaaten, die Kapitalanteile und Stimmrechte haben und als Voraussetzung der Mitgliedschaft gleichzeitig dem —> Internationalen Währungsfonds angehören müssen. Seit 1952 ist die BR Deutschland Mitglied der Weltbank. Ihre Hauptaufgabe besteht in der Förderung des Aufbaus und der Entwicklung ihrer Mitgliedsländer, wobei nach dem Wiederaufbau der europäischen Staaten infolge des zweiten Weltkrieges der aktuelle Schwerpunkt in der Unterstützung der Entwicklungsländer durch Beratung und Gewährung langfristiger Darlehen liegt. Oberstes Organ ist der Gouverneursrat, in dem alle Mitgliedsländer vertreten sind und der einmal jährlich tagt. Hier wird über Kapitalerhöhungen, Aufnahme neuer Mitglieder, Zusammenarbeit mit anderen internationalen Organisationen und die Gewinnverteilung diskutiert und abgestimmt, wobei das Stimmrecht der einzelnen Mitgliedsländer nach den Kapitalanteilen bemessen ist. Alle anderen Befugnisse, insbe720

Werksparkassen sondere die Geschäftsführung, hat der Gouverneursrat dem 21-köpfigen Direktorium (Executive Directors) übertragen, von denen 5 Direktoren von der 5 anteilsstärksten Mitgliedern ernannt, die restlichen vom Gouverneursrat, dem in der Regel die Finanz- und Wirtschaftsminister der Mitgliedern angehören, gewählt werden. Der vom Direktorium jeweils auf 5 Jahre gewählte Präsident steht an der Spitze der Weltbank, hat den Vorsitz im Direktorium und führt nach dessen Weisungen die laufenden Geschäfte. Die Weltbank vergibt ihre Kredite ausschließlich an Regierungen oder unter Regierungsgarantie, wobei diese in der Regel projektgebunden sind und nur dann gewährt werden, wenn andere Quellen nicht zur Verfügung stehen. Die Kredite werden sowohl aus erhaltenen Kapitaldiensten als auch durch eigene Emissionen an den internationalen Kapitalmärkten refinanziert. Weltkreditbrief —» Reisekreditbrief, dessen Inhaber bei beliebig vielen Zahlstellen des In- und Auslandes bis zu einer im Brief bestimmten Höchstsumme Geldbeträge abheben kann. Der jeweils abgehobene Betrag wird auf dem W. vermerkt und von der Höchstsumme abgezogen. Der verbleibende Restbetrag steht dem Inhaber für weitere Abhebungen zur Verfügung. Der W. hat im Reisezahlungsverkehr keine Bedeutung mehr. Er wurde vielmehr vom —> Reisescheck verdrängt. Weltspartag der 30. Oktober jeden Jahres, der als besonderer Tag des Sparens bereits im Jahr 1924 von der internationalen Sparkassenorganisation vereinbart wurde. An diesem Tag soll auf die ethische und volkswirtschaftliche Notwendigkeit des Sparens hingewiesen werden. Hierbei soll vor allem die Jugend angesprochen werden. Inzwischen haben auch andere Kreditinstitutsgruppen und die Deutsche Bundespost den Gedanken des W. aufgegriffen. Werksparkassen Betriebssparkassen, die früher in größeren Unternehmen errichtet wurden, um den Sparsinn der Belegschaft zu fördern und die Spargelder im Unternehmen zu halten. Da-

Wertbereich bei bestand der Kreis der Einleger nur aus Betriebsangehörigen; das Bankgeschäft beschränkte sich auf die Hereinnahme von Einlagen und die Darlehensgewährung an Arbeitnehmer. Zum Schutz der Belegschaft mußten W. bis zum 31.12.1940 aufgelöst werden. Da W. keinerlei aufsichtsrechtlichen Bestimmungen unterlagen und keine ausreichende Sicherung der Einlagen bestand, hätte ein Arbeitnehmer im Falle einer Schieflage des Unternehmens nicht nur seinen Arbeitsplatz, sondern auch seine Ersparnisse verlieren können. Deshalb gehören im heutigen KWG W. zu den verbotenen Geschäften (§ 3 Ziff. 1 KWG). Wertbereich —> liquiditätsmäßig-finanzieller Bereich. Wertberichtigungen Wertkorrekturen für zu hoch angesetzte Aktiva. —> Abschreibungen. W. können direkt durch Abzug des Abschreibungsbetrages von dem Aktivum oder indirekt durch Bildung eines Passivpostens bilanzwirksam gemacht werden. Zur Berücksichtigung von —»Ausfallrisiken im Bankgeschäft werden —» Einzelwertberichtigungen, —> Sammelwertberichtigungen und —» Pauschalwertberichtigungen unterschieden. Wertberichtigungsquote —» Gesamtrisikodeckungsbedarf. Wertleistungskalkulation im Rahmen der —» Konto- und Kundenkalkulation vorgenommene Erfolgsrechnung der auf diese Kalkulationsobjekte entfallenden Aufwendungen und Erträge im —» Wertbereich. Dies sind im wesentlichen die mit der —> Marktzinsmethode ermittelten Konditionsbeiträge. Wertpapier Urkunde, in der private Vermögensrechte verbrieft sind, die nur der Besitzer der Urkunde geltend machen kann. Recht und Urkunde bilden somit eine Einheit. Das W. kann in drei Arten unterschieden werden. Geldwertpapiere (= Geldpapiere) verbriefen eine Forderung ohne laufende Erträge, wie etwa Banknoten, Kapitalwertpapiere verbriefen eine Forderung mit laufenden Erträgen, wie Aktien und Gläubigerpapiere und Waren wertpapiere verbriefen Forderungen aus Auslieferung von Waren.

Wertpapieranalyse Vertretbare Kapitalwertpapiere auch als Effekten bezeichnet.

werden

Wertpapieranalyse Unter dem Begriff Wertpapieranalyse subsummierte man ursprünglich vornehmlich die —* Aktienanalyse. Die wirtschaftlichen Turbulenzen der 1970er Jahre führten jedoch zu einem enormen Anschwellen des Volumens der Rentenmärkte sowie zu drastischen Zinsniveauänderungen mit der Folge von bis dahin unbekannten Kursschwankungen festverzinslicher Wertpapiere. Heute bilden deshalb Renten- und Aktienanalyse gleichrangige Kerngebictc der Wertpapier- bzw. exakter der Effektenanalyse (Effekten = vertretbare Wertpapiere). In die Betrachtungen werden im allgemeinen auch Sonderformen von Anleihen, Partizipationsscheine u.ä. einbezogen, ferner bei internationalen Anlagen Währungsprobleme. Zu den Aufgaben der auf dem Gebiet der Wertpapieranalyse tätigen Personen gehört heute allerdings nicht nur die klassische Wertpapier (Effekten-)analyse, sondern auch die Analyse einer Vielfalt von anderen Rechten, d.h. von Forderungen und Verbindlichkeiten, wie sie etwa aus —> Optionen oder—> Futures-Kontrakten und ähnlichen —» Finanzinnovationen resultieren. In der Praxis sind daher Intentionen vorhanden, die mittlerweile zu eng gewordene Bezeichnung Wertpapieranalyse durch den weiteren Begriff Investmentanalyse zu ersetzen, um dadurch z.B. auch eine begriffliche Angleichung an gängige Bezeichnungen wie—» Investmentfonds,—»InvestmentBankingu.ä. zu vollziehen. 1. Finanzmathematische Rentenanalyse Mit Hilfe der finanzmathematischen Rentenanalyse werden Zahlungsströme bewertet. Will man unterschiedliche künftige „sichere" Zahlungen zum heutigen Zeitpunkt vergleichen, so ist der heutige Wert durch Abzinsung mit Hilfe des Diskontierungsfaktors l/q" zu berechnen. Diesen so ermittelten vergleichbaren Wert Ko bezeichnet man als - * Barwert (= rechnerischer Kurs) einer Zahlung: Ko = K„/q" (1) wobei: l/q = Abzinsungs- bzw. Diskontierungsfaktor; q = 1 + i; i = Zinssatz = p/100; p = 721

Wertpapieranalyse

Wertpapieranalyse Zinsfuß (in Prozent); n = Jahre, die die Zahlung in der Zukunft liegt; Kq = Barwert (bzw. Gegenwartswert, present value); K n = Endwert (bzw. Zukunftsweit, future value). Zero-Bonds sind —»Null-Kupon-Anleihen, d.h. - gesamtfällige Anleihen ohne jeden Zinskupon. Auf Zero-Bonds werden also während ihrer Laufzeit keinerlei Zinsen gezahlt. Die Zinsen werden vielmehr erst am Ende der Laufzeit zusammen mit der Tilgung in einem Betrag ausbezahlt. Ziel ist also die Kapitalakkumulation. Zero-Bonds werden zum diskontierten Wert Ko emittiert und zu Kn eingelöst, so daß sie, über die gesamte Laufzeit gerechnet, eine effektive (sog. interne) Verzinsung von genau i = q - 1 bieten. Ein Zero-Bond ist die mathematisch am einfachsten zu behandelnde Anleiheform, denn seine gesamte Zahlungsreihe besteht für den Anleger lediglich aus einer einzigen sofortigen Auszahlung Ko und einer einzigen Einzahlung Kn nach n Jahren. Da die allgemeine finanzmathematische Definitionsgleichung zur Bestimmung des -» internen Zinsfußes bekanntlich lautet: Barwert der Auszahlungsreihe = Barwert der Einzahlungsreihe, läßt sich die interne Redite eines ZeroBonds analytisch wie folgt berechnen: K«,= K„/q" q" = Kn/Ko n I xr q = i+i

(2)

B = -L q + -L q2 + -L q 3 + ... Dividiert man B durch q und bildet man die Differenz (B - B/q) = r/q, so ergibt sich aus dieser Gleichung der Barwert (Kurs) einer ewigen Rente mit der nachschüssigen Jahresrate r als: B= f

(3)

Der Barwert einer zukünftigen ewigen Rente, deren erste Zahlung hingegen erst in n Jahren beginnt, ist gleich dem Barwert r/i der nachschüssigen ewigen Rente gemäß Gleichung (3), jedoch gemäß Gleichung (1) zusätzlich diskontiert mit dem Barwertfaktor 1/q", da die Zahlungen erst nach Ablauf von n Jahren beginnen und deshalb zu Vergleichszwecken zusätzlich auf „heute" abzuzinsensind: J_ B= (4) q" Der Barwert einer gewöhnlichen Rente, deren Rentenzahlungen r nach n Jahren enden, läßt sich aufgrund der vorstehenden Überlegungen leicht wie folgt berechnen: Barwert einer ewigen Rente mit der Rate r minus Barwert einer erst n Jahre später beginnenden ewigen Rente mit der gleichen Rate r, denn dann heben sich alle künftigen Zahlungen r auf, mit Ausnahme der ersten n Raten, deren Barwert zu ermitteln ist. Um den Barwert einer einfachen zeitlich begrenzten Rente zu ermitteln, ist also lediglich Gleichung (4) von Gleichung (3) abzuziehen: B=

iq"

-)

(5) Abgesehen von den Zero-Bonds lassen sich nur noch die klassischen ewigen Renten, die bereits im 18. und 19. Jahrhundert verbreitet waren, finanzmathematisch elementar behandeln. Vor der Konzeption her wird eine ewige Rente, wie bereits der Namen sagt, niemals getilgt. Der Investor erwirbt mit dem Kauf einer ewigen Rente also einen zeitlich unbegrenzten Strom jährlicher Zinszahlungen, aber keinerlei Anspruch auf Tilgung. Der Barwert B einer ewigen Rente mit jährlichen nachschüssigen Rentenzahlungen r läßt sich unter Verwendung von Gleichung (1) als Summe der Einzelbarwerte wie folgt schreiben: 722

B = r-

qn(q-l)

Eine gesamtfällige Anleihe setzt sich zusammen aus einer zeitlich begrenzten Rente mit der n-mal (nachschüssig) gezahlten Rate r zuzüglich einer einmaligen Zahlung (Tilgung T) ganz am Ende der Laufzeit. Damit läßt sich eine gesamtfällige Anleihe darstellen als die Summe einer n-mal nachschüssig gezahlten einfachen, zeitlich begrenzten Rente zuzüglich einem Zero-Bond mit n Jahren Laufzeit. Der Barwert und damit der rechnerische Kurs einer gesamtfälligen Anleihe ergibt sich also aus einer Addition von Gleichungen (5) und (1):

Wertpapieranalyse q" — 1 — (61 q - ( q - l ) ' q" Z u r Ermittlung der Gleichungen (4) bis (6) wurde das sog. Duplizierungsprinzip angewandt. Das Dublizierungsprinzip besagt, d a ß zwei Investments, völlig unabhängig davon wie sie zusammengesetzt sind, den gleichen Wert haben, wenn aus ihnen nur genau die gleichen Zahlungsströme resultieren. Zieht man beispielsweise, wie bei Gleichung (5) von einer ewigen Rente mit der Rate r, allerdings um n Jahre zeitverschoben, genau die gleiche Rente ab, dann verbleibt eine zeitlich auf n Jahre begrenzte R e n t e (mit der Jahresrate r). Letztere ist gleichviel wert wie die Differenz der beiden ewigen Renten insgesamt. Mit Hilfe des Duplizierungsprinzips lassen sich genauso auch komplexe Anleihen auf elementare Anlagen reduzieren und danach additiv bewerten. Dieses gedankliche „Bond-Stripping" und seine Umkehrung die Synthetisierung z.T. äußerst komplexer, schwer durchschaubarer Anleihekonstruktionen bis hin zu sog. „Cocktails" - hat sich in jüngerer Zeit zu einem lukrativen Gebiet für Spezialisten entwickelt. 2. Fundamentale Aktienanalyse D i e fundamentale Analyse erklärt die Aktienkursbildung anhand der zeitlichen Entwicklung gesamtwirtschaftlicher, branchenspezifischer sowie insbesondere unternehmensindividueller Größen. Sie untersucht den Einfluß dieser Faktoren auf die möglichen Aktionärsziele, um Kauf- und Verkaufsempfehlungen geben zu können. Aufgrund der realistischen A n n a h m e , daß das Ertragsstreben zumindest vordergründige Handlungsmotivation der meisten Käufer und Verkäufer von Aktien ist, orientiert sich die fundamentale Analyse in erster Linie an der Ertragskraftentwicklung d e r Aktiengesellschaften. D e r Ansatz der Fundamentalanalyse läuft daher letztlich auf die Abschätzung des „Inneren Wertes" - in Form eines in bestimmter Weise abgeleiteten Ertrags wertes - einer Aktie hinaus. Dieser wird dann mit der Börsenbewertung, d.h. dem Kurs der Aktie, verglichen. Solange der Börsenwert niedriger ist als der innere Wert, gilt die Aktie als kaufenswert und vice versa. B = r-

D a ein Aktienkäufer juristisch bei einer langfristig selbständig fortbestehenden Ge-

Wertpapieranalyse sellschaft, abgesehen vom Stimmrecht auf der Hauptversammlung, lediglich einen Anspruch auf einen Teil des Ertrages erwirbt, nämlich die Dividende, erscheint der Barwert der gesamten künftigen Dividendenzahlungsreihe zunächst als der unmittelbar geeignete Maßstab für den Ertragswert einer Aktie. Unter den vereinfachenden Annahmen, daß eine Gesellschaft ad infinitum besteht und jährlich gleichbleibende Dividendenzahlungen D aus einer Aktie fließen, läßt sich gemäß Gleichung (3) der folgende Ausdruck für den Barwert (Kurs) K der Aktie angeben: K=

(7)

Das in Gleichung (7) auf die einfachste Formulierung reduzierte Barwertmodell („dividend discount model") erfährt in der praktischen Aktienanalysc durch die P E R in modifizierter Form allgemeine Anwendung. D.h. mit anderen Worten: Im Rahmen der fundamentalen Aktienbewertung nimmt in der Praxis nach wie vor die Kennzahl —» Price-Earnings-Ratio (Kurs-Gewinn-Verhältnis, Gewinnmultiplikator), mit P E R = (Kurs): (Gewinn pro Aktie) (8) eine Vorrangstellung vor allen anderen Kennzahlen ein, wie z.B. Bilanzstruktur-, —> Cash Flow- sowie sonstigen Rcnditeund Liquiditätskennzahlen. Bei der Abschätzung der zukünftigen baren Dividendenzahlungen ist, neben der Beurteilung der Ausschüttungspolitik der Verwaltung, insbesondere das Ausmaß des künftigen Dividendenzahlungspotentials zu berücksichtigen. Da dieses seinerseits entscheidend von den einbehaltenen Gewinnanteilen determiniert wird, erscheint es plausibel, unmittelbar auf die künftigen Pro-Aktien-Gewinne (G), quasi als „Index" für das Dividendenpotential, abzustellen, wobei theoretisch die langfristig repräsentativen und nachhaltig erzielbaren Gewinne zugrunde zu legen wären. Aus der Definitionsgleichung (8) der P E R ergibt sich damit die Bestimmungsgleichung für den „angemessenen" Aktienkurs K als K = PER G oder (9) K = G/io mit i 0 = Gesamtgewinnrendite = Kehrwert 723

Wertpapieranalyse

Wertpapieranalyse

des Gewinnmulitplikators = 1/PER. Der Ausdruck (9) entspricht formal der Barwertformel (3) für die ewige Rente. Er impliziert damit allerdings auch, daß bei der Aktienbewertung mit Hilfe der PER von konstanten Pro-Aktien-Gewinnen ausgegangen wird. Da in der Praxis jedoch in der Regel nur die für das nächste Jahr erwarteten Gewinne verwendet werden, muß ein nachhaltiges über- bzw. unterdurchschnittliches Wachstum der Gewinne einzelner Gesellschaften in der Höhe der PER selbst Berücksichtigung finden. Der fundamentalen Aktienanalyse ist es bislang jedoch nicht gelungen, praktikable Ansätze dafür zu entwickeln, wie hoch diese Zu- bzw. Abschläge von der PER im speziellen Einzelfall sein sollten. Lediglich für den Marktdurchschnitt (Index) hat sich als Anhaltspunkt zur Ableitung der „normalen" bzw. durchschnittlichen PER (bzw. ihres Kehrwertes i G ) der Kapitalmarktzins, speziell die Rentenrendite, bewährt. Ähnliche Quantifizierungsprobleme tauchen übrigens auch bei der Rentenanalyse auf, wenn es darum geht, die Höhe der Diskontierungsfaktoren nach Bonität des Emittenten zu differenzieren.

phie" der technischen Analyse besteht daher auch nur darin, bei günstigen Trendverläufen Gewinne solange wie möglich wachsen zu lassen, Verluste hingegen durch baldiges Aussteigen in Trendumkehrphasen möglichst zu begrenzen. Die technische Analyse gibt also in der Regel keine Prognosen für die Markttendenz von „übermorgen". Sie behauptet nicht, voraussagen zu können, wie lange der Trend anhalten wird - sie beabsichtigt vielmehr nur Aussagen darüber, in welchem Trend sich der gesamte Markt oder eine einzelne Aktie augenblicklich befindet, ob sich der beobachtete Trend gegenwärtig noch fortsetzt oder ob eine Umkehrphase vorliegt. Unter technischer Analyse versteht man dementsprechend die Beobachtung bestimmter Indikatoren, insbesondere von graphisch dargestellten Kurs- und Indexverläufen sowie den Vergleich von Kursen und Börsenumsätzen. Man will damit Trendverläufe von Aktienkursen und deren Umkehrpunkte frühzeitig erkennen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden zahlreiche Methoden entwickelt, mit denen versucht wird,

3. Technische Aktienanalyse Während die Fundamentalanalyse einen mittelbaren Weg einschlägt - sie versucht, aufgrund einer Beurteilung des gesamtwirtschaftlichen Umfeldes und der unternehmensspezifischen Situation zu ermitteln, ob der Markt oder eine Einzelaktie hoch oder niedrig bewertet ist - dient der technischen Analyse der Markt unmittelbar als sein eigenes Barometer. Die technische Aktienanalyse orientiert sich also nicht an Unternehmensdaten, sondern vornehmlich an Daten des Aktienmarktes selbst. Begründet wird dies damit, daß sich zwangsläufig alle kursrelevanten Fakten unmittelbar in den Kursen und Umsätzen niederschlagen und somit umgekehrt auch mit Hilfe geeigneter Interpretationsverfahren aus den Kurs- und Umsatzverläufen ablesbar sein müssen. Der Grundgedanke der technischsen Analyse ist dabei, daß Kurs-Trends solange erhalten bleiben, bis in der Angebotsund Nachfragestruktur eine grundsätzliche Änderung eintritt, die den Trend unterbricht und somit eine Umkehr definitiv signalisiert wird. Die grundlegende „Philoso-

- die Grundtendenz der Börse zu erfassen. Zu diesem Zweck werden bestimmte Kennzahlen, Indices und „Ratios" gebildet, aus deren Veränderungen man Schlüsse zu ziehen versucht. Hierzu gehören zum Beispiel die verschiedenen Formen der „Odd Lot"-, „Short Interest"- und „Advance-Decline"-Statistiken, das „Momentum", „Oscillatoren", „Sentiment-Indikatoren" und andere mehr; - Beziehungen einzelner Aktienkursverläufe zu Branchenindices oder zu der allgemeinen Grundtendenz der Börse herzustellen . Auf diese Weise wird eine Verbindung zwischen dem erstgenannten Bereich und den im folgenden angeführten Verfahren angestrebt. Zu nennen wären in diesem Zusammenhang die sogenannte „relative Stärke" und die „Beta-Faktoren"; - die Kursverläufe einzelner Aktien zu analysieren. Hierher gehört die Trendlinienmethode, die Analyse der Formationen und die Kursanalyse mittels gleitender Durchschnitte, die sich in der Anwendung ergänzen und im Ergebnis ge-

724

Wertpapieranalyse genseitig kontrollieren. Diese drei Methoden werden häufig unter dem Begriff des „Chart-Reading" zusammengefaßt. 4. Neuere RisklReturn-Analysen Die skizzierte traditionelle Wertpapieranalyse ist vornehmlich durch eine isolierte Betrachtung einzelner Effekten gekennzeichnet. Aspekte der Portefeuillegestaltung spielen eine eher sekundäre Rolle. Ferner steht eine monovariable Zielfunktion des Investors im Vordergrund - vor allem die Rendite ist Gegenstand quantitativer Überlegungen. Im übrigen waren qualitative Abschätzungen charakteristisch. Ein Umdenken leiteten zwei Ereignisse ein. Erstens das Erscheinen des Hauptwerkes von Harry M. Markowitz „Portfolio Selection" im Jahre 1959, das den Ausgangspunkt f ü r eine ganze Reihe weiterer quantitativ orientierter Portfolio Selection-Modelle bildete und auch den Anstoß zur Entwicklung der modernen Portfolio- sowie —» Kapitalmarkttheorie gab. Von nun an beherrschte im wesentlichen die Problematik des Ausgleichs von Ertrags- und Sicherheitsstreben die theoretische Diskussion, mit deutlichen Rückwirkungen zunächst vor allem auf die anglo-amerikansiche Analysepraxis. Entscheidend für die Weiterentwicklung der Aktienanalyse war insbesondere die Idee der Aufspaltung des gesamten einer Aktie anhaftenden Risikos in ein nicht eleminierbares sog. systematisches Risiko und in ein durch Anlagestreuung eliminierbares sog. unsystematisches oder aktienspezifisches Risiko. Man gewann so zwei Risikomaße, den sog. Beta-Faktor als Maßzahl für die Scnsitivität eines Titels auf Markt(Index-)änderungen und die sog. Eigenvolatilität einer Aktie, die den nicht durch die allgemeinen Marktbewegungen erklärbaren Renditeanteil (Restvolatilität) einer Aktienanlage erfaßt. Analytisch ergibt sich der Beta-Faktor einer Aktie als Steigungsmaß der Regressionsgeraden aus prozentualen Wertveränderungen der Aktienanlage als abhängiger Variable und den die Marktentwicklung repräsentierenden prozentualen Indexveränderungen als unabhängiger Variable. D i e Eigenvolatilität wird durch die Standardabweichung der Regressionsresiduen charakterisiert. Ein Beta-Faktor von ß = 1,5 (beispielsweise) bedeutet, daß der

Wertpapieranalyse Kurs K der betreffenden Aktie stets 1,5 mal stärker (nach oben oder unten) schwankt als der Marktdurchschnitt (Index) I, der definitionsgemäß einen Beta-Faktor glcich „eins" hat: (10) Ein weiterer zentraler Gedanke war die Einführung der sog. risikolosen Ertragsrate im Rahmen von Performancemcssungcn und der Entwicklung des Capital Asset Pricing Model (CAPM): rP = r F + ß P ( r M - r F )

(11)

Das in Gleichung (11) formulierte CAPM besagt, daß sich die Rendite r P eines risikobehafteten gut diversifizierten Portefeuilles zusammensetzt aus der risikofrei erzielbaren Rendite r F (z.B. aus kurzlaufenden Staatspapicren), zuzüglich einer Risikoprämie aus der Differenz von Marktdurchschnittsrendite r M und risikoloser Ertragsrate r F . Dabei ist diese aus Marktgrößen bestehende Differenz (rM - r F ) noch mit dem speziellen Beta-Faktor des Portefeuilles ß P , als Maßgröße für die Höhe des mit dem speziellen Portefeuille eingegangen systematischen Risikos, zu multiplizieren. Die Größe ß P • (r M — r F ) wird auch als „Marktpreis des Risikos" bezeichnet, m.a.W. sie ist der Preis, der vom Markt auf lange Sicht f ü r das Tragen des mit dem speziellen Portefeuille verbundenen besonderen Risikos vergütet wird. ß P ist dabei nichts anderes als das gewogene arithmetische Mittel der Beta-Faktoren der einzelnen im Portefeuille befindlichen Aktien, wobei die wertmäßigen Anteile der einzelnen Aktien am Gesamtwert des Portefeuilles als Gewichte dienen. Erweist sich r P höher als unter der Gleichgewichtsannahme gemäß Gleichung (11) erwartet, dann sind vom Portfoliomanagement im Beobachtungszeitraum offensichtlich im Durchschnitt erfolgreich „unterbewertete" Papiere berücksichtigt worden und vice versa (Performancemessung nach Jensen). Mit den skizzierten Instrumenten war man u.a. in der Lage, Aktien und Portefeuilles mit defensivem Charakter (Low-Beta-Aktien bzw. -Portefeuilles) auszuwählen, die durch niedrige Beta-Faktoren (ß < 1) und eine geringe Eigenvolatilität gekennzeichnet sind. High-Beta-Papiere (ß > 1) hinge725

Wertpapieranalyse gen geben Marktschwankungen verstärkt wieder, so daß mit ihnen in Zeiten hoher Marktvolatilität ein größeres Risiko, zugleich aber auch höhere Ertragserwartungen verbunden sind. Einen Mittelweg versuchte man verschiedentlich mit sog. IndexPortefeuilles zu beschreiten, die genau wie der Marktdurchschnitt einen Beta-Faktor von eins beinhalten und von denen man exakt die gleiche Wertentwicklung („Performance") wie vom Markt erhoffte. Das im Sinne des CAPM optimale Portefeuille für einen risikoscheuen Anleger ist freilich eine Linearkombination aus der risikofreien Anlage und dem Marktportefcuille. Denn bei dem Marktportefeuille ist als einzigem das gesamte unsystematische Risiko wegdiversifiziert. Wird ein Risiko (ß-Faktor) zwischen 0 und 1 angestrebt, so läßt sich das am besten durch eine Kombination der risikofreien Anlage mit dem Marktportefeuille erreichen. Da es sich dabei um die lineare Kombination der beiden Extremwerte handelt, sind die aus ihnen gebildeten und somit zwischen ß = 0 und ß = 1 liegenden Portefeuilles allen anderen im Hinblick auf die Ertrag-Risiko-Relation ebenfalls überlegen (= dominante Kombination). Genau das besagt übrigens Gleichung (11). Wird unter Inkaufnahme eines überdurchschnittlichen Risikos ein Ertrag über dem Marktdurchschnitt angestrebt, so ist dies möglich, wenn statt der risikofreien Anlage ein Kredit zum Zinssatz der risikofreien Anlage aufgenommen wird. Der gesamte Kredit ist dann zusätzlich in das Marktportefeuille zu investieren. Dem Beta-Faktor bei Aktien entspricht bei Renten die Duration. Die —> Duration bietet die Möglichkeit, Aussagen über die erwarteten Wertänderungen von Anleihen bei Zinsveränderungen zu machen, m.a.W. sie gestattet, die Zinssensitivität bzw. das —> Zinsänderungsrisiko von Anleihen bzw. allgemein von Zahlungsreihen abzuschätzen. Bei nicht allzu großen Zinsniveauänderungen Ai in kurzen Zeiträumen (gemessen an der Duration) erhält man eine brauchbare Näherung für die Kursänderung A B (B = Barwert = aktueller Kurs): M = (12) B q Berechnen läßt sich D als gewogenes arithmetisches Mittel in Form der Summe der 726

Wertpapieranalyse mit der Zeit gewichteten Einzelbarwerte B t aus den einzelnen Zahlungen, dividiert durch den Gesamtbarwert B des Zahlungsstroms:

Die Duration stellt damit eine Kennzahl für die durchschnittliche Bindungsdauer eines finanziellen Engagements dar und eignet sich auch für Immunisierungsstrategien von Portefeuilles gegen Zinsänderungsrisiken. Der zweite Anstoß für den oben erwähnten Umdenkprozeß kam aus der Praxis. Die bereits einleitend erwähnten wirtschaftlichen Turbulenzen der 1970er Jahre mit bis dahin weltweit unbekannten Währungs- und Zinsschwankungen ließen den Bedarf an effizienten Risiko-Absicherungsinstrumenten sprunghaft ansteigen. Damit waren die Voraussetzungen für das Entstehen der viel diskutierten Finanzinnovationen gegeben, deren Schwerpunkt Risikotransformationen auf Zukunftsmärkten bilden. Insbesondere an den bisherigen Zentren des Warenterminhandels Chicago, New York und London, später aber auch an anderen Börsenplätzen, entwickelten sich folgerichtig in den 1970er Jahren zunächst Finanzterminbörsen (Financial Futures Exchanges) für Zinsen (Fixed Interest Rates Futures, kurz Interest Futures genannt) und Währungen (Currency Futures), Anfang der 1980er Jahre auch solche für Aktienindices (Stock Index Futures), ferner entsprechende Optionsbörsen. Nicht nur von wissenschaftlicher Seite, sondern auch aus den Bedürfnissen der Praxis heraus, wurde im Rahmen des vermehrten Risikomanagements der Ertrag/Risiko-Dualismus somit zum zentralen Entscheidungsproblem der modernen Investmentanalyse. Der prinzipielle Absicherungsmechanismus („hedging") auf Futuresmärkten, z.B. gegen Zinsänderungs- und Währungsrisiken sei abschließend an zwei vereinfachten Fällen veranschaulicht. Fall 1: Ein amerikanischer Investor möchte sein Depot im Kurswert von 1 Mio. US-$, das nur gesamtfällige 7%ige Anleihen mit 5 Jahren Restlaufzeit enthält, gegen Kursverluste infolge eines in Kürze erwarteten Zinsanstiegs von derzeit 7% auf künftig 8% absichern.

Wertpapieranalyse Gemäß Gleichung (13) ergibt sich eine Duration von D = 4,387 Jahren. Nach Gleichung (12) belauft sich damit das Kursrisiko ungefähr auf AB/B = -4,387 • 0,01:1,07 = -0,041 » 4%. Bei einem augenblicklichen Depotwert von 1 Mio. $ wären dies immerhin rund 40000 $ Kursverlust. Diesen Verlust kann der Investor näherungsweise dadurch kompensieren, daß er zum heutigen (Termin-)Kurs Interest Futures-Kontrakte im Wert von 1 Mio. $ verkauft (sog. „short"). Später wird dann das Geschäft durch den Kauf derselben Anzahl gleicher Kontrakte, allerdings zu einem infolge des Zinsanstiegs gesunkenen Kurs, glattgestellt. Die Differenz aus dem heutigen höheren Verkaufskurs und dem später niedrigeren Kaufkurs dient zur Deckung des Wertverlustes des Depots in Höhe von 40000 $. Der Mechanismus bei Stock Index Futures funktioniert analog. Fall 2: Ein deutscher Anleger möchte sein US-Depot mit 90tägigen Treasury Bills im Wert von 1 Mio. US-$ auf 3 Monate gegen Währungsverluste absichern, da er damit rechnet, daß der Kassakurs des US-$ innerhalb der Anlagezeit von 3 , - DM/$ auf 2,50 DM/$ fällt. In DM gerechnet würde sich dadurch der Wert seines Depots um 500 000, — DM (von 3 auf 2,5 Mio. DM) vermindern. Dieser Verlust kann durch Eingehen einer sog. „Long"-Position am Currency Futures-Markt wie folgt durch einen Gewinn in Höhe von rund 500000 DM kompensiert werden: Zur Absicherung des erwarteten Verlustes werden 24 DM-Kontrakte ä 125000 D M pro Kontrakt gekauft (24 • 125000 DM = 3 Mio. DM). Dabei ist in der Regel zunächst nur ein geringfügiger Einschuß (Anzahlung) zu leisten: 1. Kauf der Kontrakte heute zu 0,333 $/DM(= 3,0000 DM/$) 2. Verkauf der Kontrakte nach 3 Monaten zu 0,4000 $/DM (= 2,5000 DM/$) 3. Ergebnis Gewinn pro DM: 0,4000-0,3333 = 0,0667 $/DM Gewinn pro Kontrakt: 0,0667 $/DM • 2,5000 DM/ $ • 125000DM = 20843,75 DM Gewinn auf 24 Kontrakte: 20843,75 D M - 2 4 = 500250,00 DM

Wertpapierdienstleistungsgeschäft Stiege entgegen den Erwartungen der Dollar gegenüber der DM, so würde die Wertsteigerung des Depots (in DM gerechnet) durch einen Verlust aus dem Currency Futures-Geschäft ungefähr kompensiert, d.h. mit Abschluß eines Sicherungsgeschäftes verzichtet der Hedger gleichzeitig auch auf die Gewinnchance. Risiken und Gewinnchancen wurden also durch Risikotransformationen über die Zukunftsmärkte auf andere Personen übertragen - entweder auf Spekulanten oder auf andere Hedger mit entgegengesetzter offener (nicht abgesicherter) Position. Literatur: Udo Hielscher: Finanzmathematische Grundkonzepte der modernen Investmentanalyse, in: Beiträge zur Wertpapieranalyse, Nr. 25 (1988), S. 7-18; Udo Hielscher: Ursprünge und Grundgedanken der modernen Portfolio-Theorie, in: Beiträge zur Wertpapieranalyse, Nr. 25 (1988), S. 19-43; Sidney Cottle, Roger F. Murray und Frank E. Block: Graham and Dodd's Security Analysis. McGraw-Hill, 5. Auflage, New York u.a. 1988; Walter Frühling: Technische Analyse von Aktientrends, Band I und II, 2. Aufl., Darmstadt u.a. 1987; Ricardo Cordero: Der Financial Futures Markt. 2. Aufl., Bern und Stuttgart 1987; Manfred Eberts: Das Berufsbild des Finanzanalysten in der Bundesrepublik Deutschland, Darmstadt 1986; Helmut Uhlir und Peter Steiner: Wertpapieranalyse, Heidelberg und Wien 1986; William F. Sharpe: Investments. 3rd Edition, Prentice Hall, Englewood Cliffs (N.J.) 1985. Prof. Dr. Udo Hielscher, Darmstadt Wertpapierbörse Ort, an dem vertretbare Wertpapiere (Effekten) gehandelt werden. In Deutschland gibt es insgesamt acht W.: in Frankfurt, Düsseldorf, München, Hamburg, Stuttgart, Berlin, Hannover und Bremen. Wertpapierdienstleistungsgeschäft Geschäftszweig der Banken, der alle Wertpapiergeschäfte umfaßt, die im Auftrag der Kundschaft durchgeführt werden. Hierzu zählen die Effektenhandelsgeschäfte, die den An- und Verkauf von Effekten einschließlich Namensschuldverschreibungen und Schuldscheinen beinhalten, die Effektenemissionsgeschäfte, die sich mit der Ausgabe von Wertpapieren und ihrer Unter727

Wertpapiereigengeschäft bringung im Publikum beschäftigen, und die Depotgeschäfte, die alle Tätigkeiten umfassen, die mit der Verwahrung und Verwaltung von Effekten sowie der Verwahrung sonstiger Vermögensgegenstände für Dritte verbunden sind. Wertpapiereigengeschäft —> Wertpapiergeschäft, das ein Kreditinstitut für eigene Rechnung abschließt. Zum aktivischen W. zählen der Erwerb und die Veräußerung von Wertpapieren, was auf der Aktivseite der Bilanz seinen Niederschlag findet. Das passivische W. als Refinanzierungsinstrument umfaßt dagegen die Emission und den Rückkauf eigener Schuldverschreibungen. Wertpapierfonds —» Investmentfonds, dessen Sondervermögen in Wertpapieren angelegt ist. Nach der Art der Wertpapiere unterscheidet man Renten-, Aktien- und gemischte Fonds, je nachdem, ob sich das Anlagekapital ausschießlich aus festverzinslichen Wertpapieren oder Aktien oder aus beidem zusammensetzt. Wertpapiergeschäft umfaßt alle Bankgeschäfte, die den Anund Verkauf, die Verwahrung und Verwaltung sowie die Emission von Effekten betreffen. Das W. kann dabei entweder als Geschäft für eigene Rechnung (Eigengeschäft) oder für fremde Rechnung (Dienstleistungsgeschäft) erfolgen. Wertpapierkennummer 6-stellige Identifikationsnummer, die jedem in Deutschland handelbaren Wertpapier aufgrund eines Kennummernbuches zugewiesen wird. Dieses wurde von den „Wertpapier-Mitteilungen", einem halbamtlichen Fachorgan für das gesamte Wertpapierwesen nach den Richtlinien der Spitzenverbände des Kreditgewerbes zu Beginn der 50er Jahre konzipiert und seitdem permanent weiterentwickelt. Die Numerierung soll eine Erleichterung und Sicherung der Verbuchung und der Korrespondenz, insbesondere für die Banken gewährleisten. Das Kennummernbuch gruppiert die einzelnen Wertpapierarten und ordnet ihnen folgende Nummernkreise zu: 728

Wertpapiermärkte 100000-199999 für Schuldverschreibungen öffentlich-rechtlicher Emittenten 200000-349999 für Pfandbriefe und Kommunalobligationen 350000-499999 für ausländische Schuldverschreibungen 500000-789999 für Industrieaktien 790000-799999 für Kuxe 800000- 819999 für Bankaktien 820000- 839999 für Verkehrsaktien 840000-846999 für Versicherungsaktien 847000- 849999 für Anteilsscheine von Kapitalanlagegesellschaften 850000-969999 für ausländische Aktien und Bezugsrechte. Bezugsrechte haben eine um 30000, junge Aktien eine um 60000 höhere W. als die alten Aktien. 970000-979999 für ausländische Investmentzertifikate 990000-999999 fürGrundstücksinvestmentan teile. Die letzte der 6 Ziffern der Nummernkreise 500000-846999 ( = deutsche Aktien) stellt eine Schlüsselzahl dar, die Aufschluß über die Aktiengattung der betreffenden Gesellschaft gibt: 0 = Stammaktien; 1 = junge Aktien, 2 = jüngste Aktien, 3 = Vorzugsaktien oder Vorzugsaktien Lit. A, 4 = Vorzugsaktien Lit. B, 5 = Genußscheine, 6 = nach eigener Wahl, 7 = konvertierte Vorzugsaktien, 8 = zweimal konvertierte Vorzugsaktien oder Bezugsrechte, 9 = konvertierte Stammaktien. Wertpapierkonto Bankkonto, auf dem die gehaltenen Wertpapiere mit ihrem Einstandskurs verbucht sind. Wertpapiermärkte 1. Wertpapiermärkte als wesentlicher Bestandteil des organisierten Kapitalmarktes Die generelle Funktion eines Marktes ist der Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage über den Preis. Dies gilt auch für den —> Kapitalmarkt, der in einer geldwirtschaftlich organisierten Volkswirtschaft eine zentrale Rolle einnimmt. Durch Konzentration von Angebot und Nachfrage soll ein Höchstmaß an Kapital mobilisiert, in

Wertpapiermärkte nachfragegerechte Formen transformiert und an die Stellen höchster Rentabilität geleitet werden, Voraussetzungen also, die den wirtschaftstheoretischen Vorstellungen von einem vollkommenen Markt recht nahe kommen. Der Kapitalmarkt erfüllt seine Funktion auf einer Reihe von Teilmärkten, unter denen die W. eine wesentliche Rolle spielen. Die gehandelten unterschiedlichen Finanzierungstitel tragen den vielfältigen Wünschen der Marktteilnehmer insoweit Rechnung, als auch sie Gegenstand des Marktausgleiches zwischen Angebot und Nachfrage sind. Sie können nach rechtlichen und wirtschaftlichen Kriterien unterteilt werden in Beteiligungspapiere (Aktienmarkt) und Forderungspapiere (Rentenmarkt). Handelsobjekte auf diesen Märkten sind ausschließlich fungible Wertpapiere (Effekten), die der Kapitalanlage dienen. Einer der Hauptvorzüge von Effekten besteht darin, daß Kursnotierungen laufend Aufschluß über ihren Marktwert geben. Obgleich bei einer Emission dem Emittenten langfristig Eigen- oder Fremdkapital zur Verfügung gestellt wird, ist dem Erwerber kurzfristig die Rückverwandlung der Effekten in Geld möglich. Die Liquidität der Vermögensanlage ist somit gesichert. Die Börsen haben ihre ursprüngliche Aufgabe, die Emission von Effekten und damit die direkte Beschaffung von Finanzierungsmitteln, seit langem an die - * Kreditinstitute abgegeben. Wertpapierbörsen sind heute in erster Linie nicht mehr Emissionsmarkt (Primärmarkt), sondern Zirkulationsmarkt (Sekundärmarkt), d.h. Markt für bereits umlaufende Wertpapiere. 2. Finanzierungsanforderungen gestiegen Die Kapitalbildungs- und Lenkungsfunktion der Börse steht in engem Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der jeweiligen Volkswirtschaft. In Deutschland nahm mit dem stürmischen technischen Fortschritt im 19. Jahrhundert der bis dahin nicht besonders ausgeprägte Wertpapierhandel neue Dimensionen an. Die Industrialisierung schuf einen Kapitalbedarf, der alle herkömmlichen Vorstellungen sprengte und ohpe Mithilfe privater Spargelder nicht befriedigt werden konnte. Im 20. Jahrhundert wurde das neu geschaffene Vertrauen der Sparer durch zwei Weltkrie-

Wertpapiermärkte ge, Inflationen sowie Krisen im internationalen Währungssystem erheblichen Spannungen ausgesetzt. Nicht zuletzt aus diesem Grunde ist die Selbstfinanzierungsquote deutscher Unternehmen bis heute traditionell sehr hoch. Im Vergleich zu anderen Industrienationen ist der deutsche Aktienmarkt hinsichtlich seiner Marktkapitalisierung mit knapp 4% Weltmarktanteil unterentwickelt. Der Anteil der USA liegt bei rd. 38%, der Japans bei etwa 30% und der Großbritanniens bei ca. 10%. Im Verhältnis zum Bruttosozialprodukt ist diese Diskrepanz noch ausgeprägter (Tab. 1). Tabelle 1: Strukturdaten Strukturdaten per 31.3.1992 Aktienmarkt- Bruttoinlandskapitalisierung produkt Mrd. US-$ % % 9.064 Welt 100 100 USA 40,1 33,5 3.638 Kanada 230 2,5 3,2 2.317 14,4 Japan 25,6 Großbritannien 909 10,0 6,7 Deutschland 365 4,0 10,5 Frankreich 356 3,9 9,0 2,2 Schweiz 201 1,6 Sonstige 1.048 11,7 21,1 Quelle: Morgan Stanley Capital International Die Anzahl börsennotierter deutscher Aktiengesellschaften litt in über 30 Jahren nach dem Kriege stark unter der in der Industrie herrschenden Konzentrations welle. Hinzu kam, daß bei Unternehmensneugründungen andere Gesellschaftsformen als die der A G gewählt wurden. Die Zahl der Inlandswerte betrug 1955 noch 682 und ging bis 1983 kontinuierlich auf 442 zurück. Erst seit jenem Jahr wurden die Abgänge durch eine steigende Zahl neu an die Börse kommender Werte deutlich übertroffen. Bis Ende 1991 hat sich die Zahl der börsennotierten inländischen Aktiengesellschaften auf 660 erhöht. Sie verfügen über ein gezeichnetes Kapital von rund 80 Mrd. DM. Kapitalisiert zu 1991er Ultimo-Kursen, errechnet sich ein Börsen wert von 662 Mrd. DM. Davon ist dem Handel allerdings 729

Wertpapiermärkte knapp die Hälfte in Form von Festbesitzanteilen entzogen. In den letzten fünf Jahren haben börsennotierte Aktiengesellschaften Gesellschaftsanteile im Kurswert von 63 Mrd. DM emittiert. Der Anteil der Aktienemissionen an der gesamten externen Kapitalaufnahme von Produktionsunternehmen ist von 5,6% im Jahr 1988 über 9% im Jahr 1989 auf 13% 1990 gestiegen. Es ist also festzustellen, daß die Aktie als Instrument der Unternehmensfinanzierung an Bedeutung gewinnt. Gemessen am Gesamtvolumen aller ausstehenden Aktien belegt Deutschland Platz zwei in Europa und den vierten Platz in der Welt. Erfreulich ist, daß es sich bei den jüngsten Emissionen nicht nur um Wertpapiere bereits notierter Unternehmen handelt, sondern zum Teil auch um Erstemissionen. Nachdem der Kurszettel an den deutschen Börsen 1991 mit der Börsennotierung der ersten ostdeutschen Aktiengesellschaft erweitert worden ist, ist zu erwarten, daß in den nächsten Jahren weitere Aktiengesellschaften aus Ostdeutschland den Weg an die Börse finden werden. Die deutschen Wertpapierbörsen verfügen mit ihren drei abgestuften Segmenten —»Amtlicher Handel, —> Geregelter Markt und —> Freiverkehr dabei über eine Marktstruktur, mit der den jeweiligen Befürfnissen der Emittenten, der Anleger und des Handels Rechnung getragen wird. Im Gegensatz zum Aktienmarkt ist das Angebot an Titeln am deutschen Rentenmarkt in Auswahl und Menge im Weltmarktvergleich deutlich größer. Mit knapp 10% Weltmarktanteil ist der deutsche Rentenmarkt nach den USA und Japan der drittgrößte Markt der Welt. Das Umlaufvolumen festverzinslicher Wertpapiere hat sich von 1970 bis Ende 1991 verzehnfacht und beträgt über 2,7 Billionen DM. Unter den zahlreichen Anleihearten kommt den inländischen Inhabertiteln die größte Bedeutung zu (ca. 62% aller ausstehenden DMRentenwerte), gefolgt von Schuldscheinen öffentlicher Stellen (21%). Schuldscheine sind in rechtlichem Sinne keine Wertpapiere. Sie werden - wie auch andere Namenspapiere - nicht an der Börse notiert. Sie repräsentieren Darlehen, die mittels schriftlicher Abtretung an Dritte übertragen werden können. Diese Mög730

Wertpapiermärkte lichkeit unterscheidet sie von normalen, nicht fungiblen Bankkrediten. Da Schuldscheine regelmäßig am Markt „gehandelt" werden, ähneln sie anderen Rentenwerten und werden als Teil des Rentenmarktes angesehen. Namenstitel und DM-Auslandsanleihen spielen dagegen mit einem Marktanteil von je etwa 9% eine geringere Rolle. Ihre Bedeutung nimmt jedoch zu. Neue Finanzierungsinstrumente, wie z.B. variabel verzinsliche Anleihen mit einem Emissionsvolumen von 105 Mrd. DM und Null-KuponAnleihen mit 34 Mrd. DM per Ende 1991 sind insgesamt bislang noch ohne große Bedeutung, allerdings ist auch deren Marktanteil gestiegen. Von den Emittentengruppen, das sind die öffentliche Hand, Real- und Spezialkreditinstitute, andere Banken sowie Unternehmen, hebt sich besonders die erste Gruppe heraus. Ende 1991 waren öffentliche Anleihen mit einem Gesamtvolumen von rd. 645 Mrd. DM im Umlauf. Als Emittenten in diesem Marktsegment fungieren der Bund, der Fonds „Deutsche Einheit", die Länder, die Gemeinden sowie Bundesbahn/Reichsbahn und die Bundespost. Auffällig am Rentenmarkt in der Bundesrepublik ist der relativ geringe Anteil von nur 38% der Anleihen der öffentlichen Hand am Umlaufvolumen der gesamten Inhabertitel in Höhe von rd. 1,7 Bill. DM. Während Staatsanleihen an den meisten internationalen Bondmärkten dominieren, resultiert ihr geringerer Anteil in Deutschland aus den speziellen Finanzierungsmethoden der öffentlichen Hand. So deckte der Staat in der Vergangenheit seinen Finanzierungsbedarf überwiegend durch die Ausgabe von Schuldscheinen. Im Herbst 1991 waren durch Schuldscheine immer noch 47% 1985 lag dieser Anteil sogar bei 65% - der gesamten Verschuldung der öffentlichen Haushalte finanziert, durch Anleihen hingegen nur 28%. Als Mittel zur Refinanzierung von Schuldscheinen der öffentlichen Hand begeben die Hypothekenbanken —» Bankschuldverschreibungen, insbesondere Kommunal-Obligationen. Der dominierende Anteil der Bankschuldverschreibungen am deutschen Rentenmarkt (62% per Ende 1991) erklärt sich somit weitgehend durch die Rolle der Banken als Vermittler

Wertpapiermärkte im Rahmen der öffentlichen Finanzierung. In den letzten Jahren hat sich dieses für den deutschen Markt typische Bild jedoch etwas geändert. Der Bund deckte seinen Finanzierungsbedarf zunehmend direkt am Rentenmarkt, indem er weitere Finanzierungsinstrumente mit kürzeren Laufzeiten einführte. —> Bundesobligationen (5 Jahre Laufzeit), —» Bundesschatzbriefe (6 bzw. 7 Jahre), —» Finanzierungsschätze (1 bzw. 2 Jahre), —» Kassenobligationen/Bundesschatzanweisungen (zwischen 2 und 6 Jahren) und unverzinsliche—> Schatzanweisungen (bis zu 2 Jahren) machten im Herbst 1991 bereits etwa 40% (1985 z.B. erst31%) der ausstehenden Verbindlichkeiten des Bundes (rd. 570 Mrd. DM) aus. 3. Globalisierung und Securitisation: Entwicklungslinien mit Zukunft Die W. dürften sich in den nächsten Jahren unverändert dynamisch entwickeln. Bei allen Unwägbarkeiten, die nicht zuletzt in der politischen Sphäre liegen, geht es letztlich darum, strukturelle langfristig wirksame und zyklische Bestimmungsgründe voneinander zu trennen. An dieser Stelle soll auf einige strukturelle Entwicklungslinien abgestellt werden. Sowohl im Inland als auch weltweit erreichen die Kapitalströme immer neue Rekordziffern. Aber nicht nur die Beträge sind in ungeahnte Größenordnungen hineingewachsen, sondern auch die Vielfalt der Instrumente und Möglichkeiten des Kapitalmarktes hat sich drastisch verbreitert. Um die Tendenzen an den W. richtig zu erkennen und ihre Bedeutung zu erfassen, bedarf es eines Blickes auf die Hintergründe. Was sind die treibenden Kräfte, die den Bereich der Finanzleistungen im weitesten Sinne zu einer Wachstumsindustrie gemacht haben? Es sind vor allem folgende Faktoren: - Der weltweite Trend zu hoher Staatsverschuldung, - der Abbau von Restriktionen oder herkömmlichen Strukturen, - das steigende Renditebewußtsein aller Anlegergruppen, - die hohe Mobilität des Kapitals bei wachsenden Volumina und - die Neueinschätzung des Unternehmensgewinns, was zu verbesserten Rahmen-

Wertpapiermärkte bedingungen für Risikokapital und zu dessen Rehabilitation führte. Die Ergebnisse all dieser Einflüsse waren schließlich Expansion der W., Kreativität an den W., ein anhaltender Trend zur —> „Securitisation" sowie die Internationalisierungder W. Heute werden an den W. Volumina bewegt, die noch vor wenigen Jahren als unvorstellbar galten. An deutschen Börsen wurden 1991 Wertpapiere im Wert von 3.448,8 Mrd. DM umgesetzt, nach 3.623,9 Mrd. DM im Vorjahr. Festverzinsliche Wertpapiere haben 1991 mit 2.090,5 Mrd. D M den Aktien mit 1.358,3 Mrd. DM deutlich den Rang abgelaufen. Das Umsatzwachstum im Rentenhandel spiegelte vor allem die nach der deutschen Vereinigung erheblich gestiegene Kapitalnachfrage der öffentlichen Haushalte wider. Im Aktienoptionshandel konnte die Deutsche Terminbörse DTB mit einem Gesamtumsatz von über 9 Mill. Optionskontrakten einen beachtlichen Umsatzzuwachs verbuchen; damit ist die DTB umsatzstärkste Börse für Aktienoptionen in Europa, gefolgt von der E O E in Amsterdam und LTOM in London. Die im November 1990 eingeführten DAX- und DM-Zins-Terminkontrakte verzeichneten ebenfalls erhebliche Umsatzsteigerungen. Die Produktpalette der DTB wurde im Herbst 1991 um drei weitere Finanzinstrumente erweitert: einen mittelfristigen Zins- Terminkontrakt, eine Option auf den Bund-Terminkontrakt und eine DAX-Option. Zum Jahresende wurden insgesamt 17 Optionen und 3 Terminkontrakte an der DTB notiert. Die W. werden in zunehmendem Maße von institutionellen Anlegern mit systematischem Portfoliomanagement geprägt. In Deutschland ist z.B. die Anzahl der Publikumsfonds von 80 im Jahre 1984 auf 193 im Dezember 1991, die der Spezialfonds gleichzeitig von 650 auf 1815 gestiegen. Die Fondsvermögen erhöhten sich von 9,8 auf 20,9 Mrd. DM bzw. von 33,7 auf 140,0 Mrd. DM. Erfreulich ist, daß die Entwicklung an den W. in den letzten Jahren in hohem Maße eine nachhaltige Verbesserung der Rahmenbedingungen reflektiert. Hierzu zählen die nach den schmerzlichen Erfahrungen der siebziger Jahre veränderten Prioritäten in 731

Wertpapiermärkte der Fiskal-, Geld- und Lohnpolitik und die grundlegend verbesserte Ertragskraft der Unternehmen als Ergebnis durchgreifender Rationalisierung und Modernisierung. Vor diesem Hintergrund hat sich das Verhalten der Kapitalanleger substantiell gewandelt. Eindeutige Präferenz genießen heute kapitalmarktorientierte Anlagen, ein Umfeld, in dem—»Finanzinnovationen sich rasch entwickeln konnten. Zugleich hat das Wertpapier als Finanzierungsinstument beträchtlich an Bedeutung gewonnen. Große Unternehmen und öffentliche Institutionen haben sich in den letzten Jahren von der klassischen Finanzierung über Kredite fortbewegt und zunehmend Mittel über die Begebung börsenfähiger Papiere aufgenommen. Der Begriff der „Securitisation" beschreibt diesen Prozeß recht eindrucksvoll. Eine weitere strukturelle Entwicklungslinie an den W. ist geprägt durch den anhaltenden Trend zur Internationalisierung sowohl der Anlegeraktivitäten als auch der Emissionstätigkeit. Die Erweiterung der Kurszettel vieler Börsen durch ausländische Werte belegen dies beispielhaft. Umgekehrt hat sich natürlich auch das Volumen der Umsätze deutscher Anleger in ausländischen Wertpapieren stark ausgeweitet. Während deutsche Anleger 1981 Umsätze in ausländischen Wertpapieren in Höhe von 86 Mrd. DM tätigten, waren es 1991 rd. 625 Mrd. DM. Die internationalen Kapitalmärkte müssen künftig mit bedeutenden neuen Herausforderungen rechnen. Diese beruhen auf der Konsolidierung der Altschulden Zentralund Osteuropas sowie auf dem vermutlich wachsenden Bedarf dieses Länderkreises an neuen Finanzierungsmitteln. Diese Problematik wird noch dadurch akzentuiert, daß gewohnte staatliche Verbände auseinanderdriften und an sich bereits komplizierte Fragen des internationalen Schuldenmanagements noch schwieriger zu handhaben sind. Einerseits wird man aus westlicher Sicht den demokratischen und marktwirtschaftlichen Tendenzen in großen Teilen Zentral- und Osteuropas keine Hindernisse entgegensetzen wollen; andererseits muß man aber darauf drängen, daß nicht zuletzt kredit- und kapitalmarktfähige Partner entstehen oder erhalten bleiben. Dies ist letzten Endes auch Voraussetzung dafür, daß 732

Wertpapiermärkte die westlichen Kapitalmärkte den neu entstehenden Staaten beim Neuaufbau ihrer Volkswirtschaften zur Seite stehen können. Im wiedervereinten Deutschland wurden die Finanzierungserfordernisse im Zusammenhang mit der deutschen Einheit bislang weitgehend reibungslos und beispielhaft bewältigt. 4. Wachsender Stellenwert des Risikokapitals In der Bundesrepublik hat sich die Geldvermögensbildung in den letzten Jahren erheblich erhöht. Geldvermögen stellt für die privaten Haushalte in Deutschland traditionell die dominierende Anlageform dar. Im Durchschnitt der Jahre 1990/91 bildeten die westdeutschen Privathaushalte rund 210 Mrd. DM neues Geldvermögen; damit stieg das Anlagevolumen gegenüber Anfang der siebziger Jahre auf das Dreieinhalbfache . Von diesen 210 Mrd. DM entfielen 1990/91 im Jahresdurchschnitt 63,8 Mrd. DM auf Geldanlagen bei Banken, 55,5 Mrd. DM auf Versicherungen, 78,5 Mrd. DM auf festverzinsliche Wertpapiere und 12,2 Mrd. D M auf sonstige Anlagen. Der Anstieg des Geldvermögens beruht vor allem auf der kräftigen Zunahme der Einkommen aus selbständiger und unselbständiger Arbeit. Der Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen beträgt rund 14%. Die privaten Haushalte sind mit ihrer kräftig expandierenden Spartätigkeit zur tragenden Säule der Kapitalbildung im Westen Deutschlands geworden. In den vergangenen 20 Jahren haben sie etwa zwei Drittel des Sparaufkommens aller inländischen Sektoren aufgebracht und somit den Hauptbeitrag zur Finanzierung des gesamtwirtschaftlichen Vermögensaufbaus geleistet. Ein Fortschreiten auf diesem Weg ist ein wichtiger Beitrag zur Lösung der wirtschaftlichen Probleme, mit denen sich Deutschland nach der Vereinigung auseinanderzusetzen hat. Im Rahmen des Volkseinkommens ist im übrigen eine sehr bemerkenswerte Tendenz sichtbar: Der Anteil der Einkommen aus Zinserträgen nimmt zu. Einkommen aus Kapitalerträgen haben aber erfahrungsgemäß eine höhere marginale Sparneigung als Arbeitseinkommen. Hierin liegt ein stabilisierendes Element für die Spartätigkeit. In den kommenden Jahren spielen fällig

Wertpapiermärkte werdende Beträge aus Kapitalversicherungen eine immer größere Rolle. Wünschenswert ist, diese Beträge dem Kapitalmarkt weitgehend zu erhalten. Hinzu kommt, daß auch in der Bundesrepublik eine Erbengeneration heranwächst. Allein im letzten Jahr wurden bei uns Vermögenswerte von 100 Mrd. DM von älteren in jüngere Hände übertragen. Bis zum Ende dieses Jahrtausends wird dieser Betrag immens steigen. Schon jetzt belaufen sich in Deutschland die reinen Geldvermögen auf etwa 3.000 Mrd. DM. In diesem Zusammenhang ist von Bedeutung, daß nach neuesten Studien jüngere Menschen über deutlich mehr Erfahrung im Umgang mit Geld verfügen. Sie sind bei der Vermögensanlage risikofreudiger und nutzen die verschiedenen Geldanlageformen stärker als die ältere Generation. Der dem Risikokapital zugebilligte Stellenwert wird somit weiter zunehmen. Risikokapital ist zwar weiterhin rar, unter bestimmten Konstellationen lassen sich jedoch beachtliche risikobereite Gelder aktivieren. Vor diesem Hindergrund wird die Notwendigkeit, für die Aktienmärkte freundlichere Rahmenbedingungen zu schaffen, auch im politischen Raum mehr und mehr erkannt. A m Aktienmarkt lag nach Sektoren gegliedert der Anteil der privaten Haushalte am Aktienbesitz 1990 bei rund 17%. Der Aktienbestand der Produktionsunternehmen, 1985 noch bei knapp 50%, betrug 1990 42%. Die Sektoren Kreditinstitute weisen 10%, —» Versicherungen 12% und öffentliche Haushalte 5% des Aktien Vermögens aus. Der Auslandsanteil deutscher Aktien betrug rund 14%. Hinsichtlich des Markteinflusses der einzelnen Sektoren ist zu berücksichtigen, daß die Aktienbestände von Unternehmen, öffentlichen Haushalten, Kreditinstituten und Versicherungen überwiegend geschäftspolitisch motivierten Beteiligungsbesitz enthalten, der nicht oder nur selten gehandelt wird. Auch bei den privaten Haushalten wird ein Großteil der Bestände relativ langfristig gehalten. Der überwiegende Aktienbesitz des Auslandes ist dagegen als Portfolioinvestment kürzer gebunden. Die deutschen W. zählen seit jeher zu den liberalsten der Welt. Auch weiterhin muß allerdings viel getan werden, wenn man

Wertpapiermärkte nicht nur der führende Handelsplatz für DMark-Wertpapiere bleiben, sondern sich auch zu einer Drehscheibe für internationale Kapitalströme entwickeln möchte. Die Bundesregierung hat im Januar 1992 die Initiative ergriffen, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für den deutschen Kapitalmarkt weiter zu verbessern. Das vom Bundesfinanzminister vorgelegte Konzept für den Finanzplatz Deutschland wird erhebliche strukturelle Änderungen des deutschen Börsensystems zu Folge haben. Nur wenn es gelingt, in Hinblick auf Geschwindigkeit, Zuverlässigkeit, Liquidität, Transparenz und Anlegerschutz die Qualität und die Leistung anzubieten, welche Anleger, Emittenten und Handel fordern, werden die Börsen in diesem Wettbewerb ihre führende Position behalten. Konkurrent der deutschen Börsen sind dabei nicht nur andere Börsen in Europa, sondern auch der außerbörsliche Wertpapierhandel. Augenfällig ist, daß sich die Struktur der Dienstleistungen von Börsen zusehends ändert. Einerseits wird die technische Leistungsfähigkeit der Präsenzbörsen weiter ausgebaut, andererseits an einer strategischen Neuausrichtung des deutschen Börsensystems in Richtung eines Elektronischen Handelssystems (EHS) gearbeitet. Inzwischen gibt es zwei computergestützte Handelssysteme am deutschen Kapitalmarkt: Die —> Deutsche Terminbörse (DTB) und das Integrierte Börsenhandelsund Informations-System —»(IBIS). Beide Systeme bieten den Vorteil, daß sie den Teilnehmern einen Zugang zum Handel an einem zentralen Markt unabhängig vom eigenen Standort erlauben. Die Umsatzentwicklung an der DTB und in IBIS zeigt, daß die Börsenorgane die notwendigen Weichenstellungen vollzogen haben. Globalisierung und Securitisation haben zweifellos einen erheblichen Beitrag zum Wachstum der W. geleistet. Vier regionale Schwerpunkte des Finanzgeschäfts der Zukunft haben sich herausgebildet: New York, Tokio, London und Frankfurt. Für die Zukunft des Finanzplatzes Europa wurden beim Gipfeltreffen des Europäischen Rates im Dezember 1991 in Maastricht die Weichen gestellt. Die vertraglichen Vereinbarungen sehen bis zum Ende dieses Jahrhunderts die Errichtung einer Europäi733

Wertpapiemummerierung sehen Wirtschafts- und Währungsunion (EWWU) vor. Zu diesem Zeitpunkt sollen auch eine einheitliche europäische Währung und ein gemeinsames Europäisches Zentralbanksystem etabliert werden. Literatur: Deutsche Bundesbank, Monatsberichte und Beihefte; Jahresbericht 1991 der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Wertpapierbörsen. Gerhard Eberstadt, Frankfurt Wertpapiemumerierung —» Wertpapierkenn-Nummer. Wertpapierpensionsgeschäft —» Pensionsgeschäft, bei dem festverzinsliche Wertpapiere angekauft werden mit der gleichzeitigen Verpflichtung des Verkäufers, diese zu einem festgelegten Zeitpunkt zurückzukaufen. W. bietet die —» Deutsche Bundesbank im Rahmen ihrer —» Offenmarkt-Politik den Kreditinstituten an, um auf diese Weise ihnen bei einer angespannten Lage auf dem Geldmarkt zusätzlich Liquidität zu verschaffen. Die W. werden über ein besonderes Ausschreibungsverfahren (—» Tenderverfahren) angeboten, bei dem die Bundesbank entweder die Abgabesätze und die Laufzeit der Papiere festlegt (—» Mengentender) oder einen Mindestzins und die Laufzeit der Papiere vorgibt (—» Zinstender). Wertpapierrechnung Begriff aus dem Auslandsgeschäft in Wertpapieren. Werden Effekten im Ausland gekauft oder dort zur Verwahrung eingereicht, so werden diese von den Banken grundsätzlich auch im Ausland deponiert. Für die Effekten, die die inländische Depotbank treuhänderisch verwaltet, verschafft sie sich regelmäßig das Eigentum und erteilt dem Kunden für diese Effekten eine Gutschrift in W. Damit hat dieser einen schuldrechtlichen Anspruch auf Lieferung von Wertpapieren aus dem Deckungsbestand der inländischen Depotbank am ausländischen Lagerort. Wertpapiersammelbanken (Kassenvereine), Spezialinstitute für die Girosammeiverwahrung von Wertpapieren und den—> Effektengiroverkehr. W. sind Kreditinstitute im Sinne des § 1 734

Wertpapiersammelbanken KWG und unterliegen damit der - * Bankenaufsicht. Allerdings finden die Grundsätze über das Eigenkapital und die Liquidität der Kreditinstitute außer des Grundsatzes Ia keine Anwendung. Die deutschen W., die sich aufgrund der engen Verbindung zum Börsengeschäft an Börsenplätzen befinden, (Bayerischer Kassen* Verein AG, München; Berliner Kasserverein AG, Berlin; Frankfurter Kassenverein AG, Frankfurt am Main; Norddeutscher Kassenverein AG, Hamburg; Wertpapiersammelbank, Baden-Württemberg AG, Stuttgart; Wertpapiersammelbank Nordrhein-Westfalen AG, Düsseldorf) schlössen sich Ende 1989 zur Deutschen Kassenverein AG, Frankfurt am Main, zusammen. Die ehemaligen regionalen Kassenvereine/W. sowie deren Niederlassungen werden als Niederlassungen der Deutschen Kassenverein AG weitergeführt. Die Abwicklung des Effektengiroverkehrs mit dem Ausland wird seit 1970 über eine weitere W., der Deutsche Auslandskassenverein AG, Frankfurt am Main, abgewickelt, die im Zuge der Verschmelzung zur 100%igen Tocher der Deutschen Kassenverein AG wurde. Die Aktionäre der bisherigen W. waren die Kreditinstitute des jeweiligen Geschäftsgebietes; nach der Fusion wurden diese Kreditinstitute Gesellschafter der Deutschen Kassenverein AG. Nach den Geschäftsbedingungen der W. werden nur Depotkunden akzeptiert, die der gesetzlichen Depotprüfung unterliegen oder sich einer gleichartigen Prüfung freiwillig unterziehen, faktisch also nur Kreditinstitute. Eine Aufgabe der W. liegt in der Verwahrung von Wertpapieren. Dazu zählen sowohl die effektiven Stücke als auch Wertrechte. W. übernehmen die Durchführung sämtlicher Verwaltungsmaßnahmen wie z.B. den Einzug von Zins- und Dividendenscheinen oder die Besorgung neuer Bögen. Wertpapiere, die bei den W. in—» Sammelverwahrung gegeben wurden, können im Rahmen des —> Effektengiroverkehrs und des —» Effektenferngiroverkehrs stückelos von Börsenplatz zu Börsenplatz übertragen werden. Ähnliche Aufgaben wie im Effektengiroverkehr üben die W. bei der Ab-

Wertpapiersteuer wicklung des —» Jungscheingiroverkehrs und des Schuldbuchgiroverkehr aus. Wertpapiersteuer bis 1965 erhobene Steuer, die bei der Emission von Schuldverschreibungen und von ausländischen Wertpapieren im Ausland anfiel. Wertschriften schweizerische Bezeichnung für —» Wertpapiere. Wertstellung (Valutierung), Festsetzung des Tages, ab dem auf einem Bankkonto eine Gutschrift verzinst wird bzw. bei Lastschriften die Verzinsung endet. Gemäß § 187 BGB hat die Verzinsung von Eingängen auf Bankkonten spätestens einen Tag nach dem Eingang zu beginnen bzw. bei Rückzahlungen kann sie frühestens einen Tag vor der Rückzahlung beendet werden. Eine verzögerte W. von Bareinzahlungen ist allerdings nicht zulässig (BGH-Urteil vom 17.1.1989, Aktenzeichen XI54/88). Die Wertstellungstage richten sich in erster Linie nach der Zeit, die für eine buchungsmäßige Abwicklung erforderlich ist. Daneben nutzen Kreditinstitute die Möglichkeit, durch W. zusätzliche Erlöse aus dem Zahlungsverkehr zu erzielen. Wettbewerbsanstalten —» öffentlich-rechtliche Versicherungsunternehmen, die ohne Sonderrechte ausgestattet sind. Sie stehen also mit den privaten Versicherungsunternehmen im direkten Wettbewerb. Widerrufliches Akkreditiv Grundform des —» Akkreditivs: Akkreditiv, das nicht ausdrücklich als unwiderruflich bezeichnet ist. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Akkreditivbank die Dokumente ordnungsgemäß aufgenommen hat, ist die Änderung oder Annulierung des Akkreditivs durch den Akkreditivsteller oder die —» Akkreditivbank ohne Benachrichtigung des Begünstigten möglich. Das W. birgt somit für den Begünstigten erhebliche —» Risiken, da er sich gegen Abänderungen oder Widerruf nicht schützen kann. Es ist deshalb auch nur selten in der Praxis anzutreffen.

Würfelmodell Windfall profits Gewinne, die einem Unternehmen nicht aufgrund der betrieblichen Leistung, sondern aufgrund einer Veränderung des Preisgefüges entstehen. Windprotest besondere Form des Wechselprotests mangels Annahme. Es kommt zu einem W., wenn dem —> Bezogenen der —» Wechsel nicht vorgelegt werden kann, weil die Geschäftsräume oder die Wohnung nicht ermittelt werden können (vgl. zum Inhalt des Protests Art. 80 WG, insbesondere Abs. 1 Nr. 2). Winkelbanken unseriöse Unternehmen, die die Bezeichnung „Bank" im Namen führen, um den Anschein zu erwecken, daß sie der Gruppe der Kreditinstitute zuzuordnen sind. Dies wurde durch § 39 KWG unterbunden. Dennoch existiert weiterhin der Typ der W., die versuchen, das Publikum zu Effektenspekulationen oder zum Ankauf minderwertiger Papiere zu überreden oder sich auf zweifelhafte Kreditgeschäfte einzulassen. Witwenrenten-Zusatzversicherung spezielle Form der —» Leibrentenversicherung, bei der im Rahmen einer auf das Leben des Ehemannes abgeschlossenen —» Rentenversicherung eine lebenslang zu zahlende Witwenrente nach dem Tode des Ehemannes vereinbart wird. Der Anspruch auf Witwenrente entsteht mit dem Tod des Ehemannes. Die Witwenrente beträgt i.d.R. zwischen 50% und 75% der Mannesrente oder, sofern der Ehemann selbst noch keine Rente bezogen hat, der Anwartschaft auf Mannesrente. Würfelmodell Instrument zur Integration der drei Kalkulationsebenen Geschäftsarten-, Geschäftsstellenund Kunden(gruppen)Rechnung. Die allen drei Ebenen direkt zurechenbaren, mit der—»Marktzinsmethode bzw. der —» Standardeinzelkosten-Rechnung ermittelten Ergebnisbeiträge, werden in einen sogenannten „Ergebniswürfel" eingestellt. Je nach Analyseziel lassen sich diese Ergebnisbeiträge, deren Summe auf allen drei Ebenen betragsmäßig identisch ist, auf die gewünschte Kalkulationsebene 735

Würfelmodell beziehen. Das Zustandekommen der Geschäftsstellenergebnisse bei den einzelnen Kunden(-gruppen) ist hierbei der Kundengruppen-Geschäftsstellen-Matrix zu entnehmen, die Geschäftsstellen-Geschäftsarten-Matrix gibt Auskunft über die Erfolgs-

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Würfelmodell beiträge aus einzelnen Produkten bei den Geschäftsstellen und der GeschäftsartenKundengruppen-Matrix ist zu entnehmen, welche Ergebnisbeiträge mit den einzelnen Produkten in den jeweiligen Kundengruppen erzielt werden.

X XL Abk. fiir Excess Loss, —> Schadenexzedentenriickversicherung.

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z Zahlschein Einzahlungsbeleg im halbbaren - * Zahlungsverkehr. Der Z. bietet Kunden und Nichtkunden die Möglichkeit, Zahlungen bei einem Kreditinstitut bar vorzunehmen, ohne dort ein Konto zu unterhalten oder in Anspruch zu nehmen. Das Kreditinstitut leitet die Zahlung unbar auf das Konto des Zahlungsempfängers weiter. Zahlstelle Platz, der für die Einlösung einer Verbindlichkeit vorgesehen ist. Im Wechselverkehr wird häufig nicht der Wohn- oder Geschäftssitz des Bezogenen als Z. angegeben, sondern ein Kreditinstitut benannt. Auf diese Weise wird die Einlösung vereinfacht. Wird der —» Wechsel bei einem Kreditinstitut an einem Bankplatz zahlbar gestellt (—» Domizilwechsel), wird damit eine Anforderung erfüllt, die die —» Deutsche Bundesbank an den Rediskont von Wechseln stellt. Im Effektenverkehr muß der Aussteller von Wertpapieren ein Kreditinstitut als Z. benennen, bei dem fällige Zins- und Dividendenscheine, ausgeloste und gekündigte Schuldverschreibungen u.a. eingelöst werden können. Zahlstellenwechsel —»Wechsel, der zwar am Wohnort oder Geschäftssitz des —> Bezogenen zahlbar gestellt ist, jedoch nicht bei ihm, sondern bei einem ortsansässigen Kreditinstitut (unechter —> Domizilwechsel). Zahlungsabkommen (internationales), Abkommen zwischen mindestens zwei Ländern über die Verrechnungsweise des zwischenstaatlichen —* Zahlungsverkehrs. Ein Z. ist nur dann notwendig, wenn in wenigstens einem der beteiligten Länder ein beschränkter Devisenverkehr (Devisenbewirtschaftung) besteht, bei freiem Devisenverkehr (freie Konvertibilität) ist ein Z. nicht erforderlich. Die Vereinbarungen des Z. beziehen sich auf den Ausgleich der Zahlungen des Handels*, Dienstleistungs- und Kapitalverkehrs. Die Abwicklung erfolgt zumeist über die jeweiligen Zentralbanken/Noten738

banken. Bei einem bilateralen Z. wird häufig ein —> Swing vereinbart, der die Verschuldungsgrenze für den Fall angibt, daß ein Land mit seinen Lieferungen in Rückstand gerät. Zahlungsaufschub —»Moratorium. Zahlungsauftrag allgemein: jeder Auftrag eines Kunden an seine Bank, zu Lasten seines Kontos eine bestimmte Zahlung zu leisten. Speziell: im internationalen —» Zahlungsverkehr eine Sonderform der —» Überweisung, bei der ein Zahlungspflichtiger seine Bank anweist, einem Begünstigten im Ausland einen Geldbetrag in einer bestimmten Währung zu überweisen. Die Auftragserteilung erfolgt dabei auf einem besonderen Formularsatz, von dem die beauftragte Bank eine Durchschrift an die —» Deutsche Bundesbank zur Erfüllung ihrer Meldepflichten gemäß AWG weiterleitet (bei Zahlungen über DM 2000,- oder entsprechendem Gegenwert in ausländischer Währung). Zahlungsbilanz wertmäßige Gegenüberstellung aller wirtschaftlichen Transaktionen zwischen Inund Ausländern während eines bestimmten Zeitraumes. In der Bundesrepublik Deutschland wird die Z. monatlich von der —• Deutschen Bundesbank in Zusammenarbeit mit dem Statistischen Bundesamt aufgestellt. Die Z. setzt sich aus mehreren Teilbilanzen zusammen - Handelsbilanz: Gegenüberstellung der Ex- und Importe von Gütern und Waren; - Dienstleistungsbilanz: Erfassung aller Dienstleistungen insbesondere Fremdenverkehrsleistungen , Kapitalerträge, Transportleistungen; - Übertragungsbilanz: Erfassung der unentgeltlichen Leistungen, z.B. Überweisungen der ausländischen Arbeitnehmer in ihre Heimatländer, Wiedergutmachungszahlungen, Beiträge an internationale Organisationen wie die Europäi-

Zahlungsverkehrssysteme

Zahlungsformen sehe Gemeinschaft, Zahlungen an Entwicklungsländer; (diese drei Teilbilanzen werden zur Leistungsbilanz - Bilanz der laufenden Posten - zusammengefaßt.), - Kapitalbilanz: untergliedert in die Bilanzen des langfristigen und des kurzfristigen Kapital Verkehrs, umfaßt alle finanziellen Transaktionen mit dem Ausland, z.B. Direktinvestitionen deutscher Investoren im Ausland und ausländischer Investoren im Inland, Wertpapierkäufe, Ausländern gewährte Kredite und Auslandskredite an das Inland; (Die Salden der Leistungs- und Kapitalbilanz ergeben zusammen den Saldo aller statistisch erfaßten Transaktionen. Berücksichtigt man zusätzlich den Restposten, das ist der Saldo der statistisch nicht aufgliederbaren Transaktionen, erhält man den Saldo aller Transaktionen im Leistungs- und Kapitalverkehr.) - Ausgleichsposten zur Auslandsposition der Deutschen Bundesbank: ergibt sich durch die Neubewertung der Auslandsposition infolge von Wechselkursschwankungen, - (Gold- und) Devisenbilanz: beinhaltet die Veränderung der Netto-Auslandsaktiva der Deutschen Bundesbank (Gold, Devisen, —»Sonderziehungsrechte). Nach dem Prinzip der doppelten Buchführung ist eine Z. immer ausgeglichen, was aber nicht für die Salden der einzelnen Teilbilanzen gelten muß. Dies wird im Rahmen der Stabilitätspolitik angestrebt, die u.a. auf die Sicherung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichtes ausgerichtet ist. Zahlungsformen moderne Volkswirtschaften sind als Geldwirtschaften ausgelegt; für empfangene Leistungen werden als Gegenleistungen somit Geld oder Geldersatzmittel gegeben. Diese Gegenleistung kann bar, halbbar oder bargeldlos erfolgen. Bei der Barzahlung dienen —» Banknoten und—» Münzen als Zahlungsmittel. Halbbare Zahlungen setzen bei dem Empfänger des Geldes ein Konto voraus, auf das das bar eingezahlte Geld per Zahlkarte oder Zahlschein überwiesen wird. Bargeldlose Zahlungen setzen bei beiden

Partnern ein Konto voraus, das dann per Scheck, Überweisung, Lastschrift, Kreditkarte, POS-Karte etc. erkannt bzw. belastet wird. Zahlungskraft —» Finanzplan. Zahlungsmittel zur Schuldentilgung akzeptierte Werte. In modernen Volkswirtschaften sind —> Banknoten und —> Münzen gesetzliche Zahlungsmittel, die kraft Gesetz akzeptiert werden müssen. Zahlungsort Ort, an dem eine fällige Forderung zur Einlösung vorzulegen ist. Bei —» Wechseln ist der Z. der Wohnort oder Geschäftssitz des Bezogenen. Dies gilt nicht für —> Domizilwechsel, bei denen ein anderer Z. angegeben ist. Z. bei —> Schecks ist der Sitz des bezogenen Kreditinstituts. Zahlungsverkehr Summe aller Zahlungsvorgänge innerhalb einer Volkswirtschaft (nationaler Z.) oder zwischen verschiedenen Volkswirtschaften (internationaler Z.). Die Abwicklung des Z. erfolgt durch die Übertragung von Zahlungsmitteln: entweder in Form von Barzahlungen oder unbar durch —» Überweisungen, —»Lastschriften, —* Schecks, im internationalen Z. zusätzlich durch —* Dokumenteninkassi und -akkreditive sowie internationale Zahlungsaufträge. Kann eine Verrechnung nicht innerhalb einer Bank erfolgen, wird die Verrechnung über Zahlungsverkehrsnetze (—» Gironetze) abgewickelt. Träger des Z . sind in- und ausländische Kreditinstitute sowie die —» Deutsche Bundesbank. Zahlungsverkehrssysteme 1. Einleitung Die Kosten des Zahlungsverkehrs bewegen sich in der BR Deutschland in der Größenordnung von 1% des Bruttosozialproduktes. Dies entspricht, um einen Vergleich mit einem in den letzten Jahren vieldiskutierten Ausgabensegment herzustellen, dem jährlichen Arzneimittelbedarf. Aus der Sicht des deutschen Kreditgewerbes zählt der dem Mengengeschäft zuzurechnende Zahlungsverkehr der privaten 739

Zahlungsverkehrssysteme

Zahlungsverkehrssysteme Karsten (1988, S. 32) sind wir von der bargeldlosen Gesellschaft noch meilenweit entfernt, denn 87% aller Zahlungsverkehrstransaktionen (Stückumsatz) vollziehen sich in barer Form. In Frankreich hegt hingegen der Anteil des Barzahlungsverkehrs bei 82%, in den USA nur noch bei 61%. Wertmäßig ausgedrückt hat sich das gesamte Zahlungsverkehrsvolumen, welches das deutsche Kreditgewerbe auf Nichtbankenkonten bewältigt, von 4,5% Bio. DM (1970) auf 17,6% Bio. D M (1987) erhöht. Dieses enorme Volumen entspricht im Jahre 1987, um einen anschaulichen Bezugspunkt zu liefern, dem 8V2-fachen Umschlag des Bruttosozialproduktes. Im Rahmen der unbaren Dispositionen nimmt der —» Überweisungsverkehr mit einem Anteil von 57% am gesamten Stückumsatz die führende Position ein (Karsten, 1988, S. 32), gefolgt vom -> Lastschriftverkehr (32%) sowie vom Scheckverkehr (11%). Kartengesteuerte Zahlungsverkehrstransaktionen fallen nach dieser Studie derzeit noch nicht ins Gewicht. Mit dieser Struktur der unbaren Zahlungsver-

Haushalte zu den verlustträchtigsten Geschäftssparten. Im Zuge einer immer stärkeren Beachtung des Verursacherprinzipes wird zukünftig die Steigerung des Kostendeckungsgrades eine unverzichtbare geschäftspolitische Strategie darstellen. Ansatzpunkte dazu liefern sowohl Gebührenerhöhungen als auch die Nutzung von Rationalisierungspotentialen. Auch der Verbraucherschutz widmet dem Zahlungsverkehr seit Jahren besondere Aufmerksamkeit. In einer breiteren öffentlichen Diskussion stehen die Themen Wertstellungspraxis des Kreditgewerbes, Überweisungslaufzeiten, bei denen allerdings seit den bereits 1975 zwischen den Spitzenverbänden vereinbarten Normlaufzeiten eine erhebliche Beruhigung erzielt werden konnte, sowie die Konditionen im Zahlungsverkehr. 2. Zahlungsverkehrsstruktur, Zahlungsverkehrsvolumen und Marktanteile an der giralen Verfügung auf Nichtbankenkonten In der BR Deutschland dominiert nach wie vor der Anteil der Barzahlungen. Nach in %

70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87

Jahre Kreditbanken

Großbanken

Sparkassen

Genossensch.

- * - Post Diagramm 1 Girale Verfügungen auf Konten von Nichtbanken 1970-87 (Marktanteile in %)

Zahlungsverkehrssysteme kehrsströme unterscheiden wir uns ganz grundlegend von den Zahlungsverkehrssystemen in Frankreich, GB, Italien und den USA - in allen vier Ländern steht mit großem Abstand der Scheck an führender Stelle - sowie von Japan, wo der Lastschriftverkehr vorherrscht. Die Marktanteile an den giralen Verfügungen auf Konten von Nichtbanken (Deutsche Bundesbank, 1988) entwickelten sich von 1970 bis 1987 wie in Diagramm 1 abgebildet. Diagramm 1 enthält die Belastungen auf Konten von Nichtbanken aus Überweisungen, Lastschriften und Scheckverrechnungen (Wertumsatz). Aus der Abbildung wird deutlich, daß sich die Marktanteile im Zahlungsverkehr offenbar völlig anders verteilen als die Anteile am gesamten Geschäftsvolumen oder selbst an den Sichteinlagen. Die hohe Quote der Kreditbanken demonstriert, daß für die Nachfrage nach Zahlungsverkehrsleistungen einer Bank andere Kriterien maßgebend sein müssen als die Bankstellendichte oder die Marktanteile an den Privatkonten. Das auf die Kreditbanken konzentrierte Zahlungsverkehrsvolumen erklärt sich vorwiegend aus den hohen Anteilen des kommerziellen Giroverkehrs an den gesamten giralen Verfügungen auf Nichtbankenkonten. Über den gesamten Zeitraum von 1970 bis 1987 betrachtet, hat sich der ohnedies hohe Marktanteil dieser Gruppe sogar noch leicht erhöht. Die Großbanken für sich genommen erlitten in diesem Zeitraum zwar Verluste, dennoch entfällt auf sie noch immer ein Anteil, der fast dem Volumen des gesamten Sparkassensektors entspricht. Der Marktanteil der Sparkassen selbst hat sich über den Berichtszeitraum geringfügig verringert, während die Anteilsentwicklung bei den Kreditgenossenschaften ein Abbild der Gesamtposition des Sektors am Bankenmarkt darstellt. Erhebliche Einbußen mußten hingegen die Postgiro- und Postsparkassenämter hinnehmen. Ihr Marktanteil an den giralen Verfügungen hat sich von 7,5% auf 2,1% reduziert. 3. Inländischer Zahlungsverkehr Zahlungsverkehrstransaktionen können grundsätzlich in barer, halbbarer oder bargeldloser Form abgewickelt werden. Diagramm 2 schlüsselt die Zahlungsverkehrs-

Zahlungsverkehrssysteme N^Zahlungs- Unter- öffent- Private liche Nyempfän- nehmen HausHaushalte Z a h - \ _ ger halte lungs\ erbringer N. Unternehmen öffentliche Haushalte Private Haushalte



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| | | & | j überwiegend bargeldlose Zahlungen J überwiegend Barzahlungen Diagramm 2 Bare und unbare Zahlungsverkehrssegmente - aufgegliedert nach Wirtschaftssektoren ströme nach den Wirtschaftssektoren auf und ordnet jedem Segment die dominierende Zahlungsform zu. Beim Barverkehr wird in aller Regel im direkten Kontakt zwischen Zahlungsempfänger und Zahlungserbringer Zahlung geleistet. Im wesentlichen handelt es sich heute dabei um Zahlungen von den privaten Haushalten an die Unternehmen, in geringerem Umfang auch um Zahlungsverkehrstransaktionen zwischen privaten Haushalten. Wenn wir bereits einleitend feststellten, daß die in der BR Deutschland dominierende Zahlungsform die Barzahlung darstellt, so erklärt sich diese Tatsache in erster Linie aus der enormen Stückzahl der von den privaten Haushalten an die Unternehmen zu leistenden Zahlungen, da ein Großteil der gesamten konsumtiven Ausgaben hier ihren Niederschlag finden. Ein ganz erheblicher Teil dieser Geldbewegungen sind Bagatellzahlungen, die unter einer Rechnungssumme von 5 DM liegen und die auch langfristig für eine Integration in kartengesteuerte Abwicklungsformen aus Wirtschaftlichkeitsgründen nicht in Betracht kommen können. Der Mittlerfunktion des Kreditgewerbes bedarf es hingegen bei den halbbaren und bargeldlosen Abwicklungsformen. 741

Zahlungsverkehrssysteme Beim halbbaren Zahlungsverkehr wird nur ein Akt des gesamten Zahlungsvorganges bargeldlos ausgeführt, während die entsprechende Gegentransaktion in barer Form zur Abwicklung gelangt. Instrumente des halbbaren Zahlungsverkehrs sind der Zahlschein, die Zahlkarte, die Zahlungsanweisung und der Barscheck. Während beim Zahlscheinverkehr und der Zahlkarte der Zahlungserbringer seine Zahlungsverpflichtung in bar leistet, erfolgt bei der Zahlungsanweisung und beim Barscheck die Auszahlung an den Begünstigten in Form von Bargeld. Insgesamt betrachtet ist der stück- und wertmäßige Umsatz der halbbaren Zahlungsverkehrsleistungen heute vergleichsweise gering. Als Spezialist in der Abwicklung halbbarer Zahlungsverkehrsauftäge gilt allgemein die Deutsche Bundespost. Die tragenden Instrumente des bargeldlosen Zahlungsverkehrs sind die Überweisung, der Scheck und die Lastschrift. Die dominierende Position nimmt, wie bereits erwähnt, die Überweisung ein. Gegenstand des Scheckverkehrs sind vor allem Inhaberschecks, in geringerem Ausmaß Order* und Rektaschecks. Im Lastschriftverkehr ist grundsätzlich zu trennen zwischen dem Dauerauftrag und der Einzugsermächtigung. Beim Dauerauftrag geht die Initiative vom Zahlungspflichtigen aus, beim Einzugsverfahren hingegen wird der Zahlungsempfänger vom Zahlungspflichtigen bis auf Wiederruf zum Forderungseinzug ausdrücklich ermächtigt. Während Unternehmen und Öffentliche Haushalte schon seit Jahrzehnten ihren Zahlungsverkehr über die kontoführenden Banken in unbarer Form abwickeln, konnten die privaten Haushalte erst mit der Einführung der bargeldlosen Lohn- und Gehaltszahlung und der damit in unmittelbarem Zusammenhang stehenden Einrichtung der Privatgirokonten am halbbaren und bargeldlosen Zahlungsverkehr teilnehmen. Diese Entwicklung nahm Mitte der 50er Jahre ihren Anfang. Heute entfallen statistisch gesehen auf jeden privaten Haushalt 2 Privatgirokonten. Damit ist das Marktpotential weitgehend ausgeschöpft. Zur technischen Abwicklung des Zahlungsverkehrs haben einzelne Banken und Ban742

Zahlnngsverkehrssysteme kengruppen Gironetze aufgebaut. Über eigene Gironetze verfügen die Deutsche Bundesbank, die drei Großbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank, der Sparkassensektor, die genossenschaftliche Bankengruppe sowie die Postgiro- und Postsparkassenämter. Aufgrund des enormen Stückumsatzes ist das Kreditgewerbe ständig bestrebt, alle bestehenden Rationalisierungsreserven auszuschöpfen. Der mit der Automation des Zahlungsverkehrs erzielbare Rationalisierungseffekt kann allerdings nur dann voll greifen, wenn durch entsprechende Normen instituts- und netzüberschreitend EDV-technische Kompatibilität soweit hergestellt ist, daß die direkte Weiterverarbeitung der in beleggebundener oder in belegloser Form erfaßten Daten möglich ist. Bei der Abwicklung beleggebundener Zahlungsaufträge bietet der Einsatz der optischen Beleglesung einen erheblichen Rationalisierungseffekt. Voraussetzung der optischen Beleglesung sind maschinell voll lesbare Belege, wozu in der B R Deutschland bereit vor Jahren mit der Schaffung einer einheitlichen Codierzeile, einheitlicher Codier-Richtlinien sowie der Bankleitzahl die erforderlichen technischen Voraussetzungen geschaffen wurden. Die kostenträchtige Ausfertigung und Weiterbearbeitung von Belegen erübrigt sich, wenn die zu erteilenden Zahlungs- oder Einzugsaufträge auf Datenträgern (Magnetband, Magnetplatte, Diskette) erfaßt werden. Gegenstand des beleglosen Datenträgeraustausches sind vor allem Massenzahlungen wie Lohn-, Gehalts- und Rentenzahlungen sowie Einzugsaufträge. In diesem Falle wird der Zahlungs- oder Einzugsauftrag bereits auf einem EDV-mäßig weiterzuverarbeitenden Datenträger bei der erstbeauftragten Bank eingereicht oder über Leitungen überspielt. Die Datensätze können sodann von der erstbeauftragten Bank und allen nachgelagerten Clearing-Stellen bis zur Bank des Endbegünstigten ohne manuellen Aufwand direkt verarbeitet werden. Nach dem heutigen technologischen Horizont als Endstufe der Entwicklung ist die Abwicklung des Zahlungsverkehrs über Leitungen, der elektronische Zahlungsverkehr, zu betrachten. Der oben dargestellte

Zahlungsverkehrssysteme Datenträgeraustausch enthält bereits wesentliche Elemente des elektronischen Zahlungsverkehrs. Ein netzüberschreitendes on-line Verbundsystem ermöglicht aber auch das elektronische Scheckinkasso, das 1985 eingeführt wurde. Der Scheck bleibt zwar in seiner Grundform noch erhalten, doch bei seinem Eintritt in das Bankensystem über das Einreicherinstitut werden die für seine Weiterverarbeitung erforderlichen Daten elektronisch erfaßt. Auf eine Weiterreichung des Schecks an die bezogene Bank kann verzichtet werden (ScheckTruncation). Derzeit erfolgt das beleglose Scheckinkasso bis zu einer Betragsgrenze von 1000 DM. Eine Erhöhung der Grenze auf 2 000 DM steht zur Diskussion und ist in absehbarer Zeit zu erwarten. Der Anteil der beleglosen Verfügungen aufgeschlüsselt auf die einzelnen Zahlungsverkehrsträger - wird regelmäßig im Jahresbericht des —» Deutschen Sparkassenund Giroverbandes veröffentlicht. Demnach lag im Jahre 1987 der beleglose Anteil (Stückumsatz) bei den Überweisungsaufträgen bei 48%, bei den ÜberweisungsGutschriften bei 54% und bei den Lastschriften bei 89%. Der langfristige Trend weist stetig nach oben. Zwar stehen von den anderen Bankengruppen keine repräsentativen Globalzahlen zur Verfügung, doch zweifellos ist auch bei den anderen Sektoren von einer parallelen Entwicklung auszugehen. Rationalisierung im Zahlungsverkehr setzt aber nicht nur im back-office der Kreditinstitute, sondern zunehmend auch an den Kundenschnittstellen an. Wir meinen damit die Verbreitung kundenbedienter Datenstationen. In diesem Zusammenhang an erster Stelle zu nennen sind die —»Geldausgabeautomaten. Ende 1987 waren nach dem Jahresbericht des —» Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken insgesamt 4860 Geldausgabeautomaten installiert. Von diesen entfielen 775 auf die Kreditbanken, 2900 auf die Sparkassen, 1100 auf die genossenschaftliche Bankengruppe und 85 auf die Deutsche Bundespost. Diesem Automateneinsatz liegen Rationalisierungsmotive, aber auch die Ausweitung der Schalteröffnungszeiten sowie Imageziele zugrunde.

Zahlungsverkehrssysteme —» Point-of-sale (POS-) Terminals ermöglichen die kartengesteuerte, bargeldlose Zahlungsabwicklung an der Einzelhandelskasse. Damit verbunden ist die zunehmende Ablösung der Barzahlung und der herkömmlichen Scheckzahlung. Aus der in das Kassenterminal eingegebenen Zahlungsverkehrs- oder Kreditkarte werden die Adreßdaten des Kunden (Bankleitzahl und Kontonummer) abgelesen. Die weitere Verarbeitung unterscheidet sodann zwischen der Autorisierung und dem Clearing (= Gutschrift auf dem Händlerkonto und Belastung auf dem Kundenkonto). Ende 1987 waren in der BR Deutschland erst etwa 200 klassische POS-Terminals im Einzelhandel im Einsatz. Nach den Testinstallationen in Berlin und München kommt allerdings gegenwärtig Bewegung in den Markt. Neben einem weiteren Test in Regensburg, bei dem auch bereits die chipKarte einem Praxiseinsatz unterworfen wird, wurde bereits 1989 der bundesweite Start vorgesehen, jedoch noch nicht verwirklicht. Die Vorzüge des pos-Systems liegen für den Einzelhändler in der Verkürzung der Abfertigungszeiten an der Kasse und der Rationalisierung des Bargeldhandling. Die kontoführenden Banken ziehen Nutzen aus einer Verringerung der aufwendigen Barabhebungen und einer Erhöhung der Bodensätze auf den privaten Girokonten. Neue Möglichkeiten des Dialoges zwischen Banken und Bankkunden eröffnet schließlich das —» Bildschirm-Textsystem (= BTX). Auch hier blieb die Entwicklung weit hinter den hochgesteckten Erwartungen zurück. Im Februar 1988 konnten erst 100000 Anschlüsse vermeldet werden. Im Zahlungsverkehr bietet BTX die Möglichkeit, Überweisungsaufträge rund um die Uhr an die kontoführende Bank zu erteilen. Damit verlagert sich der Erfassungsaufwand von den Kreditinstituten auf die Auftraggeber, woraus Rationalisierungseffekte erwartet werden. Unabdingbare Voraussetzung des Einsatzes von kundenbedienten Datenstationen ist die Verfügbarkeit von Kartensystemen, die als Bedienungsmedium fungieren. Eine hervorragende Bedeutung kommt hier der eurocheque-Karte zu. Ende Juli 1988 befanden sich in der BR Deutschland 21,7 743

Zahlungsverkehrssysteme Mio. eurocheque-Karten im Umlauf. Dies entspricht, bezogen auf die bei deutschen Kreditinstituten geführten Privatgirokonten, einer Penetrationsrate von 40%. Im Zuge der Forcierung kartengesteuerter Zahlungsverkehrssysteme wird sich der Verbreitungsgrad der eurocheque-Karte weiter deutlich erhöhen. Eine durch die Bonität der Bankkunden bestimmte Sättigungsgrenze wird erst bei Marktdurchdringungsraten von 70% bis 80% gesehen. Die eurocheque-Karte repräsentiert die typische Zahlungsverkehrskarte. Sie garantiert jedem Schecknehmer pro eingereichtem Scheck die Einlösung des Gegenwertes bis zur Höhe von 400 DM. Hinsichtlich der technischen Ausstattung ist die Entwicklung von der Magnetstreifenkarte zur chipKarte über eine Hybridlösung (das sind Karten, die sowohl mit dem Magnetstreifen als auch mit dem chip ausgestattet sind) vorprogrammiert. Bei der chip-Karte handelt es sich um eine mit einem chip ausgestattete Plastikkarte. Im Vergleich zur Magnetstreifenkarte bietet diese Karte eine wesentlich höhere Speicherkapazität sowie einen weitaus höheren Grad an Sicherheit. Zunehmende Verbreitung finden aber auch Kreditkartensysteme. Elementare Unterscheidungsmerkmale gegenüber den Zahlungsverkehrskarten sind die wesentlich höheren Jahresgebühren, das vom Zahlungsempfänger zu tragende Disagio sowie die verzögerte Abbuchung vom Konto des Zahlungspflichtigen, woraus sich die Kreditleistungsfunktion des Systems erklärt. Ende 1987 befanden sich in der BR Deutschland etwa 1,8 Mio. Kreditkarten im Umlauf (Godschalk, 1988, S. 55). Neben dem Marktführer Eurocard (700000 Karteninhaber) sind American Express, Diners Club und Visa zu nennen. An Gewicht gewinnen aber auch allmählich Kundenkreditkarten, die von Einzelhandelsketten, Kaufhäusern, Warenhauskonzernen, Mineralölgesellschaften, Hotels, Fluggesellschaften oder Autovermietungen begeben werden. Das gesamte Kundenpotential für Kreditkarten wird in der BR Deutschland auf 10 Mio. Karteninhaber geschätzt. Dieser Marktdurchdringungsgrad soll nach Prognosen bis zum Jahre 2000 erreichbar sein. Optimisten erwarten zudem, daß bis zum 744

Zahlungsverkehrssysteme Jahre 2000 die Kreditkartenumsätze im europäischen Binnenmarkt ein höheres Volumen aufweisen als der US-Kreditkartenmarkt. 4. Ausländischer Zahlungsverkehr Im internationalen Zahlungsverkehr ist zu unterscheiden zwischen Zahlungen, die ohne besondere Auflagen erfolgen, sowie Zahlungen auf dokumentärer oder auf Wechselbasis. Im ersten Fall sprechen wir von „Clean Payment", die bevorzugten Zahlungsverkehrsträger sind der Scheck und die Oberweisung. Auf dokumentärer Basis vollziehen sich grenzüberschreitende Zahlungen durch das —* Dokumentenakkreditiv oder das —> Dokumenteninkasso. Beim Dokumentenakkreditiv verpflichtet sich die eröffnende Bank, den Akkreditivbetrag gegen Übergabe der im Akkreditiv bezeichneten Dokumente auszuzahlen. Beim Dokumenteninkasso hingegen beauftragt der Exporteur seine Bank, die Dokumente dem Importeur nur gegen Rechnungseinzug auszuhändigen. Für die Übergabe in Betracht kommen vor allem Transport- und Versicherungsdokumente sowie die Konsulatsfaktura und das Ursprungszeugnis. Auf Wechselbasis werden Auslandszahlungen in Form des Rembours- und Negotiationskredites abgewickelt. Bei beiden Zahlungsverkehrsformen sind Kombinationen mit dem Dokumentenakkreditiv oder mit dem Dokumenteninkasso gebräuchlich. Beim Rembourskredit verpflichtet sich die Remboursbank im Auftrag des Importeurs, eine vom Exporteur auf sie gezogene Tratte gegen Übergabe der Dokumente zu akzeptieren (d/a = documents against acceptance). Beim Negotiationskredit bevorschußt die negotiierende Bank eine vom Exporteur auf den Importeur gezogene Tratte gegen Einreichung der Dokumente (d/p = documents against payment). Zur Übermittlung von ZahlungsverkehrsDaten auf internationaler Ebene steht —> SWIFT (Society for Worldwide Interbank Financial Telecommunication) zur Verfügung. SWIFT wurde im Jahre 1973 von 239 Kreditinstituten aus 15 Ländern gegründet (Jueterbock, 1988, S. 270). Ende 1987 waren 1373 Kreditinstitute aus 56 Ländern an

Zahlungsverkehrssysteme SWIFT angeschlossen. Im Durchschnitt wurden im Jahre 1987 täglich 950000 Nachrichten verarbeitet. SWIFT bewirkte einerseits eine enorme Beschleunigung des internationalen Zahlungsverkehrs. Über Kontinente hinweg können Zahlungsverkehrstransaktionen in wenigen Minuten übermittelt werden. Gleichzeitig hat SWIFT eine Standardisierung internationaler Zahlungsverkehrsaufträge erforderlich gemacht und damit eine Rationalisierung dieses Geschäftsbereiches bewirkt. Bei den über SWIFT abgewickelten Zahlungsverkehrstransaktionen stehen kommerzielle Zahlungen sowie der Interbanken-Zahlungsverkehr im Vordergrund. Im Reisezahlungsverkehr sind die tragenden Instrumente der euroeque, Kreditkartensysteme sowie in zunehmendem Umfang traveller cheques. In unmittelbarem Zusammenhang mit der Entstehung des EG-Binnenmarktes 1992 wird die länderübergreifende Kooperation im internationalen Reisezahlungsverkehr einen deutlichen Entwicklungsschub erfahren. Zu denken ist insbesondere an verstärkte Kooperationen bei der Nutzung von Geldausgabeautomaten sowie von POS-Terminals. Bereits heute können mit den von deutschen Kreditinstituten begebenen eurocheque-Karten Geldausgabeautomaten in Spanien, Portugal, Großbritannien und Dänemark in Anspruch genommen werden. Mittelfristig wird aber auch die grenzüberschreitende POS-Disposition möglich werden.

Literatur: Godschalk, H. T. C.: Abhängig von 9 Fakten. Überlegungen zum EFTPOS-Marktpotential für die Bundesrepublik Deutschland. In: Geldinstitute. Jg. 1988/5. S. 55ff.; Jueterbock, D.: Zehn Jahre SWIFT-Netzwerk - ein Meilenstein der Automation. In: Die Bank. Jg. 1988/5. S. 269 ff.; Karsten, E.: Anforderungen an ein künftiges Massenzahlungsmittel. In: Bank und Markt. Jg. 1988/4. S. 32 ff.; Schriftliche Auskunft der Deutschen Bundesbank über die giralen Verfügungen auf Konten von Nichtbanken vom 7.12.1988; Jahresberichte des Bundesverbandes deutscher Banken; Jahresberichte des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes; Jahresberichte des Bundes-

Zeichnungsschein Verbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. Prof. Dr. Erich Priewasser, Marburg Zedent derjenige, der eine Forderung oder ein bestimmtes Recht aus einem Vertrag an einen Dritten abtritt. Der Altgläubiger wird Z. genannt, der Neugläubiger -»Zessionar. In der —* Rückversicherung wird der —» Erstversicherer mit Z. bezeichnet, der Risikoanteile gegen Prämienzahlung an einen —» Rückversicherer (Zessionar) weitergibt. Die Parteien einer —» Retrozession werden Retrozedent und Retrozessionar genannt. Zeichnung schriftliche Erklärung eines Anlegers, einen bestimmten Betrag einer Wertpapieremisson übernehmen zu wollen. Der Zeichner ist im Fall der Zuteilung verpflichtet, den gezeichneten Betrag abzunehmen, kann aus der Z. jedoch im Fall der Überzeichnung keinen Rechtsanspruch auf Lieferung aller gezeichneten Stücke ableiten. Zeichnungsbedingungen die im Emissionsprospekt bekanntgemachten Emissionskonditionen, dieinsbes. über die Zeichnungsfrist, die Zusammensetzung des Emissionskonsortiums sowie die Anleihebedingungen wie etwa Stückelung, Laufzeit, Verzinsung, Tilgung, Ausgabe- und Rückzahlungskurs bei Anleihen bzw. den Emissionskurs und die Dividendenberechtigung bei Aktien Aufschluß geben. Zeichnungsschein schriftliche Erklärung, mit der sich der Kapitalanleger zur Abnahme und Bezahlung der von ihm gewünschten Stücke einer Emission verpflichtet. Gemäß § 185 AktG muß aus dem Z. die Beteiligung des Zeichners nach der Zahl, dem Nennbetrag und, wenn mehrere Aktiengattungen ausgegeben werden, die Gattung der Aktien hervorgehen. Der Z. hat dabei folgende Informationen zu enthalten: 1. den Tag, an dem die Erhöhung des Grundkapitals beschlossen worden ist; 2. den Ausgabebetrag der Aktien, der Betrag der festgesetzten Einzahlungen sowie den Umfang von Nebenverpflichtungen; 3. die bei einer Kapitalerhöhung mit Sacheinlagen vorgesehenen Festsetzungen und, wenn mehrere Gattungen ausgegeben werden, den Gesamtnenn745

Zeitschriftenversicherung betrag einer jeden Aktiengattung; und 4. den Zeitpunkt, an dem die Zeichnung unverbindlich wird, wenn nicht bis dahin die Durchführung der Erhöhung des Grundkapitals eingetragen ist. Zeitschriftenversicherung Art der —» Unfall- und Sterbegeldversicherung, bei der alle Abonnenten einer Zeitschrift versichert sind. Der Zeitschriftenverleger, der die —» Versicherungsprämie zu zahlen hat, tritt als Vermittler zwischen dem Versicherer und Abonnenten (Versicherte) auf. Zeitwert allgemein: Wert, mit dem ein Vermögensgegenstand (z.B. Immobilie) zu einem bestimmten Stichtag (z.B. zum Jahresabschluß) anzusetzen ist (z.B. in der Bilanz); speziell: für eine —> Option entspricht der Differenz zwischen dem börsennotierten Optionspreis und dem —» inneren Wert, d.h. der Optionspreis bei einem inneren Wert von Null ergibt sich vollständig aus dem Z. der Option. Die Bestimmungsfaktoren des Z. sind zum einen die —» Volatilität des —» Basiswertes und zum anderen die Restlaufzeit der Option, wobei natürlich jede Option im Zeitablauf unweigerlich an Z. verliert, so daß der Z. der Option am Verfalltag gleich Null ist. Zentralbank Währungs- und Notenbank eines Landes, in der Bundesrepublik Deutschland die —* Deutsche Bundesbank. Zentralbankgeld von der Notenbank geschaffenes Geld. Dies sind zum einen die umlaufenden —> Banknoten und —» Münzen, zum anderen die als Mindestreserve-Soll bei der—»Deutschen Bundesbank geführten Sichteinlagen der Kreditinstitute. Zentralbankgeldmenge bis 1988 Zielgröße für das Geldmengenziel der —» Deutschen Bundesbank. Die Z. umfaßt den Bargeldumlauf, die Sichteinlagen, die Termingelder unter 4 Jahren sowie die Spareinlagen mit Kündigungsfrist unter 4 Jahren, die jeweils bei den Kreditinstituten gehalten werden. Während der Bargeldumlauf mit seinem gesamten Volumen erfaßt wird, gehen die anderen Komponenten nur mit einer Gewichtung in die Z. ein, die sich 746

Zentraler Kapitalmarktausschuß (ZKMA) an den durchschnittlichen Mindestreservesätzen von Januar 1974 orientieren: 16,6% für Sichteinlagen, 12,4% für Termingelder und 8,1% für Spareinlagen. In der neuen Zielgröße für das Geldmengenziel der Bundesbank, der Geldmenge M3 schlagen sich alle Bestandteile ungewichtet, d.h. mit ihrem tatsächlichem Volumen nieder. Zentralbankrat oberstes beschlußfassendes Organ der —» Deutschen Bundesbank. Er setzt sich zusammen aus dem Bundesbankpräsidenten und -Vizepräsidenten, den weiteren Mitgliedern des —» Direktoriums und den Präsidenten der —> Landeszentralbanken. Als Führungsgremium der Deutschen Bundesbank entscheidet der Z. über währungsund kreditpolitischen Grundsatzfragen (z.B. Höhe des Diskontsatzes), bestimmt die allgemeinen Richtlinien für die Geschäftsführung und Verwaltung und legt ferner die Zuständigkeiten des Direktoriums und der Vorstände der Landeszentralbanken fest, falls dieses nicht bereits im Gesetz geschehen ist. Im Einzelfall ist es dem Z. gestattet, den anderen Organen Weisungen zu erteilen. Zentralbanksystem der Bundesrepublik Deutschland bis 1957 zweistufiges Notenbanksystem bestehend aus der —» Bank deutscher Länder und den rechtlich selbständigen Landeszentralbanken. Mit der Verabschiedung des—> Gesetzes über die Deutsche Bundesbank (Bundesbankgesetz) wurden die Landeszentralbanken mit der Bank Deutscher Länder verschmolzen. Aus dem vormals zweistufigen System entstand auf diese Weise die —» Deutsche Bundesbank als einstufiges Banksystem mit eigener Rechtspersönlichkeit. Die heutigen—* Landeszentralbanken bilden die Hauptverwaltung der Bundesbank. Zentraler Kapitalmarktausschuß (ZKMA) 1957 auf freiwilliger Basis gebildeter Ausschuß, dem 11 Vertreter der wichtigsten Emissionsbanken und -gruppen angehören. Die Aufgabe des ZKMA besteht darin, über die Reihenfolge und den Zeitpunkt von Anleiheemissionen zu beraten und eine Abstimmung mit den jeweiligen Kapitalmarkterfordernissen herbeizuführen. Da-

Zentraler Kreditausschuß (ZKA) mit soll eine Überforderung des Kapitalmarktes durch eine zu starke Häufung von Emissionen vermieden werden. Zusätzlich wurde 1968 ein ZKMA-Unterausschuß gebildet, der sich ausschließlich mit DM-Auslandsanleihen befaßt, um auch hier eine Koordination geplanter Emissionen ausländischer Emittenten zu erreichen. Zentraler Kreditausschuß (ZKA) Ausschuß, in dem sich Mitglieder der Spitzenverbände des Kreditgewebes mit gemeinsamen kredit- und wirtschaftspolitischen Problemen, insbesondere mit Zahlungsverkehrsfragen, befassen. Erstmals 1936 errichtet, wurde der ZKA nach der Währungsreform 1953 neu gebildet. Ihm gehören der —> Bundesverband deutscher Banken, der —» Bundesverband der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, der —» Deutsche Sparkassen- und Giroverband, der Verband öffentlicher Banken sowie der Verband deutscher Hypothekenbanken an. Die Federführung im ZKA wechselt jährlich zwischen den drei erstgenannten Verbänden. Aus kartellrechtlichen Gründen kann der ZKA nur Empfehlungen, jedoch keine Weisungen erteilen. Durch das KWG von 1961 und die Aufhebung der Zinsverordnung 1967 hat der ZKA an Bedeutung verloren. Zentraikassen regionale Spitzeninstitute der —* Kreditgenossenschaften. Der kreditgenossenschaftliche Sektor ist dreistufig aufgebaut. Den Primärgenossenschaften auf der ersten Stufe schließen sich die Z. auf der zweiten Stufe an. Das Spitzeninstitut auf der dritten Ebene bildet die DG Bank Deutsche Genossenschaftsbank. Die Z. - überwiegend in der Rechtsform der Aktiengesellschaft - werden von den örtlichen Kreditgenossenschaften getragen. Als Zentralinstitute haben Z. die Aufgaben, ihre Anteilseigner bzw. ihre Mitglieder, d.h. die Genossenschaftsbanken, in ihrem Geschäft zu unterstützen und zu ergänzen. Im einzelnen übernehmen sie folgende Funktionen: - Giroverkehrszentrale zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs (Clearingstelle), - Liquiditätsausgleichsstelle,

Zession - Zentrale für das Dienstleistungsgeschäfte, - Durchlaufstelle für zentrale Kreditaktionen. Dementsprechend hat das Bankgechäft mit Kreditinstituten eine überragende Bedeutung, Geschäfte mit Nichtbanken sind von untergeordneter Bedeutung (—> Genossenschaftliche Bankengruppe). Zentralnotenbank —> Zentralbank. Zero-Bonds (Null-Kupon-Anleihen); langfristige Anleihen, die in abgezinster Form ausgegeben und bei Fälligkeit zum Nennwert getilgt werden. Z. sind an der Börse handelbar und somit wesentlich fungibler als —»unverzinsliche Schatzanweisungen. Aufgrund der impliziten Wiederanlage der Zinsen sind Anleger von der Notwendigkeit befreit, eventuelle Zinserträge wiederanlegen zu müssen. Bezüglich der steuerlichen Behandlung besitzen Z. den Vorteil, daß die Zinserträge erst im Jahr der Rückzahlung oder des vorzeitigen Verkaufs zu versteuern sind, wodurch eine Steuerverlagerung mit entsprechender Zinswirkung entsteht. Hingegen sind erhebliche Anforderungen an die Bonität des Emittenten zu stellen, da er aufgrund der endfälligen Zinszahlung eine hohe Zinseszinsbelastung übernimmt, die zudem mit einem Mal fällig wird. Diese Belastung läßt sich nur dann realisieren, wenn der Schuldner bereits während der Laufzeit Rückstellungen für Zinsen und Tilgung gebildet hat. Zertifikat Bescheinigung, mit der ausgegebene oder hinterlegte Wertpapiere bestätigt werden. Des weiteren Bezeichnung für Anteilsscheine von Investmentfonds. Zession (lat. cessio = Abtretung), Abtretung von Forderungen und Rechten (Rechtsgrundlage: §§398 ff. BGB). Der Gläubiger einer Forderung (—» Zedent) überträgt diese durch einen Vertrag auf einen Dritten (—» Zessionar). Damit tritt an die Stelle des bisherigen der neue Gläubiger. Die Abtretungserklärung ist grundsätzlich an keine Form gebunden, wird aber aus Beweisgründen i.d.R. schrift747

Zessionar lieh abgegeben. Ausnahme: Forderungen aus einer —» Hypothek können nur schriftlich und mit Ubergabe des Hypothekenbriefes abgetreten werden. Wird die Abtretung dem Schuldner mitgeteilt, liegt eine offene Z. vor, wird dagegen der Schuldner nicht informiert, handelt es sich um eine verdeckte (stille) Z . In diesem Fall sind Blanko-Abtretungen üblich, bei denen der Name dessen, auf den die Forderungen übergehen soll, zunächst offen bleibt. Damit hat die Bank die Möglichkeit, gegebenfalls verdeckte Z. in offene Z. umzuwandeln und rechtswirksam durchzusetzen. Dieser Modus unterstreicht den Sicherungscharakter der Z. Man nennt eine solche zu Sicherungszwecken abgeschlossene Z. auch fiduziarische Abtretung, im Gegensatz zur Inkassazession, die lediglich zum Forderungseinzug vereinbart wird. Zessionen lassen sich weiterhin hinsichtlich der vertraglichen Ausgestaltung unterscheiden. Bei einer Einzelzession wird für jede Forderung einzeln die Abtretung vereinbart. Dagegen verpflichtet sich ein Kreditnehmer im Rahmen einer Mantelzession, laufend Forderungen bis zu einem festgelegten Gesamtbetrag an die Bank abzutreten. Die Abtretung selbst erfolgt erst mit der Weitergabe von Rechnungskopien oder Debitorenlisten an die Bank, nicht bereits bei Abschluß des Mantel Vertrages. Anders geht man bei einer Globalzession vor. Hier werden bereits bei Vertragsabschluß sämtliche bestehenden und zukünftigen Forderungen an die Bank abgetreten. Zessionar derjenige, dem eine Forderung oder ein bestimmtes Recht aus einem Vertrag abgetreten wird. An die Stelle des alten Gläubigers (—> Zedent) tritt der Z., der damit der neue Gläubiger wird. Zettelbanken veralteter Ausdruck für die —> Notenbanken. ZGB Abkürzung für Schweizerisches Zivilgesetzbuch. Zieher (Steller); der Stillhalter im Stellagegeschäft. 748

Zinsabkommen Zielgruppen-Regionalmarkt-Kombination —» strategisches Geschäftsfeld. Zillmerverfahren die beim Abschluß einer Lebensversicherung anfallenden Kosten werden in die Prämie eingerechnet und dadurch vom Versicherten in jährlich gleichbleibenden Raten getilgt. Während der Laufzeit einer Versicherung hat der Versicherungsnehmer immer erst einen Teil der Abschlußkosten gedeckt. Die jeweils noch nicht getilgten Teile der Abschlußkosten stellen eine Forderung des Unternehmers an den Versicherten dar, die in der Bilanz des Versicherers aktiviert werden darf. Dies geschieht in indirekter Weise durch eine Verrechnung mit dem Passivposten —» Deckungsrückstellung. Das um die noch nicht getilgten Abschlußkosten verminderte Deckungskapital wird als gezillmertes Deckungskapital bezeichnet. Zu Beginn der Versicherung ist die gezillmerte Prämienreserve negativ. Das gezillmerte unterschreitet stets das ungezillmerte Deckungskapital, es näherst sich diesem im Laufe der Versicherungsdauer aber immer mehr an und entspricht bei Ablauf einer (gemischten) Versicherung der Versicherungssumme. Die dargestellte Behandlung der Abschlußkosten wurde von dem Versicherungsmathematiker A. Zillmer (18311893) eingeführt und nach ihm als Zillmermethode oder Zillmerverfahren benannt. Zins Preis für die Überlassung von Vermögensgegenständen, insbesondere für Geldkapital. Der Zins wird üblicherweise in Prozenten der Kapitalsumme angegeben und auf ein Jahr bezogen (Z.-fuß, Z.-satz). —» Nominalzins, —> Effektivzins. Zinsabkommen Vereinbarungen über die Höhe der Zinssätze. Zum Schutz vor einem ruinösen Wettbewerb wurde das erste Z. 1928 von den Spitzenverbänden der Privatbanken, Sparkassen und Genossenschaftsbanken beschlossen. Als Folge der Bankenkrise von 1931 wurde ein neues Z. abgeschlossen, durch das die Zinssätze der Kreditinstitute in Form von bindenden Höchstsätzen staatlich festgelegt wurden. Das nächste Z. von 1936 blieb mit einigen Änderungen bis

Zinselastizität

Zinsänderungsrisiko 1965 gültig. Der dann folgende Erlaß der Zinsverordnung (Habenzinsabkommen) wurde am 1. April 1967 aufgehoben, so daß seitdem wieder völlige Zinsfreiheit besteht. Zinsänderungsrisiko Gefahr einer von Marktzinsänderungen herbeigeführten Verringerung der geplanten und/oder erwarteten Zinsspanne. Als Formen des Z. werden das variable Z. und das Festzinsrisiko unterschieden. Unter dem variablen Z. wird die Gefahr verstanden, daß sich die Bruttozinsspanne aufgrund unterschiedlicher Zinsanpassungsreaktionen einzelner variabel verzinslicher Bilanzpositionen auf allgemeine Zinsniveauveränderungen verringert. Das Festzinsrisiko als festzinsbestimmtes Z. weist die beiden Dimensionen Zinsspannenrisiko und Abschreibungsrisiko auf. Das Zinsspannenrisiko entsteht im Fall nicht zinsbindungskongruenter Finanzierungsverhältnisse der Gesamtbilanz. Bei steigendem Zinsniveau wird es schlagend, wenn der Zinssatzanstieg der Aktivseite dem der Passivseite nicht entsprechend folgen kann und analog bei sinkendem Zinsniveau, wenn die abnehmenden Zinserlöse der Aktivseite nicht durch entsprechend gesunkene Zinsaufwendungen der Passivseite aufgefangen werden können. Das Abschreibungsrisiko entsteht bei festverzinslichen aktivischen Wertpapierbeständen zusätzlich dadurch, daß bei steigendem Zinsniveau die Kurswerte der Wertpapiere fallen und somit ein Abschreibungsbedarf auftritt, der das Bankergebnis, zumindest vorübergehend, negativ beeinflußt. Mögliche Ansatzpunkte zur Steuerung des Z. sind in der —» Risikoabwälzung, —> Risikolimitierung und —> Risikostreuung zu sehen. Zinsanleihen Gläubigerpapiere, die zu einem in den Zeichnungsbedingungen festgesetzen Termin zurückgezahlt werden und dem Anleger regelmäßige Zinszahlungen bieten.

Zinsbegrenzungsvereinbarung individuelle vertragliche Vereinbarung zwischen zwei Partnern (i.d.R. Banken und Unternehmen oder institutionelle Anleger) zur Absicherung von Verbindlichkeiten oder Kapitalanlagen gegen Zinsänderungsrisiken oder zur Spekulation. Die gebräuchlichsten Instrumente —» Cap, —> Floor und —* Collar entsprechen dabei einer Aneinanderreihung von europäischen Zinsoptionskontrakten (—» Zinsoption) auf über die Laufzeit festgelegte Fälligkeitstermine. Zinsberechnungsmethoden —> progressive Postenmethode, —» Staffelmethode. Zinsbindungsbilanz eine in Form einer Ablaufbilanz nach Laufzeiten und Fälligkeiten gegliederte Gegenüberstellung jener Aktiva und Passiva einer Bank, für die mit den Kunden feste Zinsvereinbarungen getroffen wurden. Mittels der Z. sollen —» Zinsänderungsrisiken im Festzinsbereich erkannt und beurteilt werden. Hierzu ist es notwendig, zum einen das Volumen von Aktiv- oder Passivüberhängen im Festzinsbereich (Zinsbindungsdifferenz) sowie zum anderen den durchschnittlichen Zins der Bilanzpositionen des Überhangs festzustellen. —» Bilanzstruktur-Managementin Kreditinstituten. Zinsbindungsdauer Zeitraum, über den eine Festzinsvereinbarung getroffen wurde. Zinsbindungsdifferenzen —» Zinsbindungsbilanz. Zinsbogen der verzinslichen Gläubigerpapieren anhängende, die Zinsscheine enthaltende Bogen. Zinsdivisor —» Staffelmethode.

Zinsanpassungselastizität —» Zinselastizität. Zinsarbitrage Geschäfte, mit denen

Zinssätze bei gleichen Laufzeiten so ausgenutzt werden, daß für den Arbitrageur ein nahezu risikofreier Zinsgewinn entsteht. Die —> Deutsche Bundesbank versucht mittels ihrer Swapsatz-Politik die Z. zu steuern.

unterschiedliche

Zinselastizität Veränderung einer bestimmten Zinsposi749

Zinseszinsrechnung

Zinselastizitätsprofil tion in der Bankbilanz bezogen auf eine allgemeine Zinsniveauveränderung, üblicherweise den Tagesgeldzins, um einen Prozentpunkt. Das Konzept der Z. basiert auf der Erkenntnis, daß nicht alle Geschäftsarten parallel auf Zinsniveauveränderungen reagieren. So verhält sich der Spareckzins z.B. wesentlich unsensibel als TermingeldZinssätze auf Zinsniveauveränderungen. Das Konzept der Z. unterscheidet zwei Elastizitätsbegriffe: die Zinserfolgselastizität und die Zinsanpassungselastizität. Die Zinserfolgselastizität beschreibt die Auswirkungen einer Geldmarktzins-Änderung von einem Prozentpunkt auf den Erfolgsbeitrag einer Zinsposition. Sie wird üblicherweise berechnet, indem die Zinserfolgsveränderung, die sich aus der Steigerungsdifferenz zwischen Sollzins und Tagesgeldzins bei Aktivgeschäften bzw. Tagesgeldzins und Habenzins bei Passivgeschäften ergibt, in Relation zur Zinsniveausteigerung des Tagesgeldzinses gesetzt wird. Diese Größe ist auf der Basis der —> Marktzinsmethode entwickelt worden und inhaltlich nur über das System dieses modernen Bankkalkulationsverfahrens interpretierbar. Die Zinsanpassungselastizität beschreibt die Reaktion des Effektivzinses einer Zinsposition auf eine Änderung des Geldmarktzinses um einen Prozentpunkt. Hierzu wird die Steigung des Effektivzinses mit der Steigung des Geldmarktzinses ins Verhältnis gesetzt. Beide Elastizitätsgrößen lassen sich ineinander überführen. So stellt die Zinserfolgselastizität die Differenz zwischen der Zinsanpassungselastizität und dem Faktor 1 (Geldmarktzinssteigerung 100%) dar. Zinserfolgselastizität = Zinsanpassungselastizität - 1. Mithilfe des Konzeptes der Z. kann eine Steuerung des Zinsänderungsrisikos im Rahmen des —» Bilanzstruktur-Managements erfolgen, indem entsprechende Volumina gemeinsam mit ihren Auswirkungen auf das Bankergebnis bei Zinsniveauveränderungen geplant werden. Zinselastizitätsprofil Gegenüberstellung durchschnittlicher Aktiv- und Passivzinssätze im Zeitablauf. Reagieren die Zinssätze auf allgemeine Zinsni750

veauveränderungen parallel, sind die Zinselastizitäten gleichgewichtig. Reagiert der Aktivzins stärker als der Passivzins, liegt ein aktivischer Zinselastizitätsüberhang vor, andernfalls ein passivischer. Zinserfolgselastizität —* Zinselastizität. Zinsertragsbilanz Grundlage der traditionellen —> Teilzinsspannenrechnung. Die Zinsertragsbilanz entspricht einer unkompensierten Bilanz, deren Bilanzpositionen nach verzinsungstypischen Merkmalen geordnet und in Gruppen zusammengefaßt werden. Zu Anfang einer Zinsertragsbilanz stehen die unverzinslichen Aktiva und Passiva, denen höherverzinsliche Positionen mit steigender Erfolgswirkung folgen. Die jeder Position zuzurechnenden Zinssätze werden der Übersichtlichkeit halber als gewogener Durchschnitt der Zinssätze aller Einzelgeschäfte ermittelt und um den absoluten Ertrag bzw. Aufwand ergänzt. Gewichtet man diese Zinssätze mit ihrem jeweiligen Bilanzsummenanteil und summiert sie nach Aktiv- und Passivpositionen getrennt auf, erhält man die durchschnittlichen Ertragsund Aufwandszinssätze des Gesamtinstituts. Aus deren Differenz resultiert dann die Bruttozinsspanne der betrachteten Periode. Zur Ermittlung der Volumensgrößen und Zinssätze der zugrundeliegenden Einzelgeschäfte stehen grundsätzlich zwei Methoden zur Verfügung. Je nachdem, ob Bilanzstichtagswerte oder Jahresdurchschnittswerte gewählt werden, unterscheidet man zwischen —> Stichtagszinsertragsund —> Durchschnittszinsertragsbilanzen. Zinseszins Zins auf aufgelaufene Zinsbeträge, die dem Kapital zugeschlagen werden. —» Zinseszinsrechnung. Zinseszinsrechnung nach dem deutschen Recht ist die Berechnung von —> Zinseszinsen grundsätzlich untersagt, für Kreditinstitute gelten jedoch Sonderregelungen (§§ 248 Abs. 1, 2 BGB, 353,355 HGB). In der internen Wirtschaftlichkeitsrechnung, insbesondere der dynamischen Investitionsrechnung, findet die Z. rege Verwendung, ebenfalls in der gesamten Finanzmathematik. Die Formel der Z.

Zinsregelung

Zinsfuß lautet allgemein K„ = Ko * q" mit K„ = Endkapital, Ko = Anfangskapital, q = Aufzinsungsfaktor und n = Anzahl der Jahre. Die Zinseszinsen selbst können mit Hilfe von Logarithmen ermittelt werden. Zinsfuß —» Zins. Zins-Future standardisiertes —> Zinstermingeschäft (Zinsterminkontrakt, Interest-Rate-Future). -»Futures. Zinsgarantie Gewährleistung der vertraglichen Verzinsung von Gläubigerpapieren durch einen Dritten, meist durch eine öffentliche Institution. Häufig übernehmen auch Großunternehmen für Emissionen ihrer Konzerntöchter eineZ. Zinsgleitklausel —» Prinzip der gleitenden Preisanpassung. Zinskonversion nachträgliche Änderung des Nominalzinssatzes eines festverzinslichen Gläubigerpapiers in einen anderen marktgerechten und meist niedrigeren Nominalzinssatz. Hierbei ist die Herabsetzung des Nominalzinssatzes nur durch Kündigung der Anleihe und Emission einer neuen möglich. Zinskupon —» Zinsschein. Zinsleiste Talon, Erneuerungsschein; Teil des—> Bogens, der zum Empfang eines neuen Bogens berechtigt, wenn alle Kupons eingelöst sind. Zinsmarge (Zinsspanne); Differenz zwischen zwei Zinssätzen. In der —» Gesamtzinsspannenrechnung der Kreditinstitute ist die Z. die Differenz aus durchschnittlichem Soll- und Habenzins. Bei traditionellen —» Teilzinsspannenrechnungen wird die Z. ebenfalls durch Gegenüberstellung von Aktiv- und Passivzinssätzen ermittelt. Die moderne—» Marktzinsmethode stellt zur Ermittlung von Z. einander zugehörige Geschäfte oder Sachverhalte gegenüber. Zinsoption —»Option, bei der durch die Festschreibung

eines bestimmten Zinssatzes der Käufer das einmalige Recht erwirbt, am Fälligkeitstag (europäische Z.) bzw. während der Laufzeit (amerikanische Z.) durch Ausübung der Z. eine Verbindlichkeit gegen steigende bzw. eine Kapitalanlage gegen fallende Zinsen abzusichern (—> Hedging) oder von Zinsniveauveränderungen zu profitieren (Trading, Spekulation). Je nachdem, ob es sich um eine „funded option" oder eine „unfunded option" handelt, ist der Stillhalter dazu verpflichtet, dem Käufer die der Z. zugrundeliegenden festverzinslichen Wertpapiere zu liefern bzw. die Differenz zwischen dem vereinbarten und dem Marktzinszuzahlen. Zinsparität —»Swapsatz. Zinsrechnung die deutsche kaufmännische Z. hat 360 Tage pro Jahr und 30 Tage pro Monat, die bürgerliche und englische Z. 365 bzw. 360 Tage pro Jahr und kalendergenaue Tage pro Monat, die französische Z. hat 360 Tage pro Jahr, die Monate werden kalendermäßig ausgezählt. Der Zins wird auf einen Kapitalbetrag berechnet, wobei Beginn und Ende der Laufzeit i.d.R. durch die §§ 187,188 BGB bestimmt werden. Die Zinsformel lautet: Z = (K x p x t ) : (100 x 360) mit Z = Zinsen, K = Kapital, p = Zinsfuß und t = Tage. Entsprechend der Produkte im zinsabhängigen Geschäft der Banken finden verschiedene Methoden der Zinsrechnung Anwendung. Kontokorrentkonten werden i.d.R. mit der —» Staffelmethode, Spar-und sonstige Einlagenkonten werden i.d.R. mit der—> progressiven Postenmethode, Wechselgeschäfte mit der —» Wechselrechnung, Darlehen häufig mit der Annuitätenmethode und Effektengeschäfte häufig über —> Stückzinsen abgerechnet. In der internen Bankkalkulation werden Zinsgeschäfte mittels der—» Effektivzinsrechnung berechnet. Zinsregelung vor der Zinsfreigabe durch das —» Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen zum 1.4.1967 konnten durch ministerielle oder behördliche Verordnungen für bestimmte Geschäfte Zinssätze vorgegeben werden. 751

Zinssatz Seit dem 1.4.1967 gilt völlige Zinsfreiheit, —> Zinsabkommen. Zinssatz —»Zins. Ziiisscheine die in einem —> Bogen festverzinslicher Wertpapiere enthaltenen, auf einen festen Geldbetrag lautenden Berechtigungsscheine, die das Recht auf Erhalt der Zinsen bei Fälligkeit verbriefen. Z. enthalten desweiteren den Namen des Ausstellers, den Zinssatz und Nennbetrag des Stückes, Ort und Datum der Ausstellung, Fälligkeit des Betrages, Stück- und Zinsscheinnummer und einen Prägestempel. Zinsspanne —»Zinsmarge. Zinsspannenrechnung Teilgebiet der—» Bankkalkulation, bei dem Kosten und Erlöse aus der bankbetrieblichen Tätigkeit auf Volumensgrößen bezogen werden. Während die—> Gesamtz. alle Kosten und Erlöse in Prozentwerten des Geschäftsvolumens ausdrückt, werden in der —» Teilz. nur die relativen Kosten und Erlöse des Wertbereichs analysiert. Die Erfolgskomponenten des Betriebsbereiches gehen in die —» Stückleistungskalkulation ein. Die Verwendung von Relativgrößen in allen Bereichen der Z. dient einer erhöhten Übersichtlichkeit und ermöglicht gleichzeitig einen verbesserten Erfolgsvergleich von Banken unterschiedlicher Größenstruktur. Weiterhin wird eine effizientere Überwachung des Ertrags im Zeitablauf gewährleistet. Zinsspannenrisiko —»Zinsänderungsrisiko. Zinsstaffel —> Staffelmethode. Zinsstruktur —> Zinsstrukturkurve. Zinsstrukturkurve Abbildung des Verhältnisses von Fristigkeit zu Zins. Bei normaler Zinsstruktur hat die Zinsstrukturkurve eine positive Steigung, da mit steigender Fristigkeit steigende Zinssätze einhergehen. Bei in verser Zinsstruktur ist die Steigung negativ, da 752

Zinstermin hier bei steigender Fristigkeit die Zinssätze abnehmen. Zinsswap Tauschgeschäft zwischen zwei Wertpapieremittenten, bei dem sich beide bei einer gleichhohen Mittelaufnahme über Übernahme der Zinsverpflichtung des Swappartners verpflichten. Insbesondere werden dadurch Zinsaufwendungen aus einer festverzinslichen Anleihe gegen solche aus einem variabel verzinslichen Geld- und Kapitalmarktkredit getauscht. Durch den Z. erzielen beide Parteien einen Zinsvorteil, der jedoch nicht mit der effektiven Übertragung der Kapitalbeträge verbunden ist. Mit dem Z. kann ein gezieltes Risikomanagement, etwa Schließung offener Zinspositionen, betrieben werden, ohne daß Swapgeschäfte zu einer Bilanzverlängerung führen, da diese nicht selbständig bilanziert werden und somit bilanzneutral sind. Zinstage —»Staffelmethode. Zinstender Form der Plazierung von Wertpapieren, insbesondere von der —» Deutschen Bundesbank angewandt. Bei einem Z. gibt die Bundesbank einen Mindestbietungszinssatz für Wertpapiere vor, die sie im Rahmen ihrer —» Offenmarkt-Politik den Kreditinstituten zum Kauf anbietet. Sind die Kreditinstitute am Kauf interessiert, geben sie ihre Gebote ab, zu denen sie zu einem Geschäftsabschluß bereit sind. Die Zuteilung der Wertpapiere kann nach dem holländischen oder amerikanischen Verfahren erfolgen. Bei dem holländischen Verfahren wird ein Einheitskurs errechnet, zu dem alle Wertpapiere abgesetzt werden können; bei dem amerikanischen Verfahren dagegen erfolgt die Zuteilung auf der Grundlage der von den Bietenden selbst vorgeschlagenen Zinssätzen, wobei der Meistbietende den Zuschlag erhält (-» Wertpapierpensionsgeschäft). Zinstermin der in den Emissionsbedingungen von Schuldverschreibungen festgesetzte ZinsZahlungstermin. Neben der jährlichen sind auch halbjährliche oder, etwa bei ZeroBonds, einmalige Zinstermine möglich.

Zinstermingeschäft Zinstermingeschäft vertragliche Vereinbarung über einen zukünftigen Zinssatz zur Absicherung von Verbindlichkeiten oder Kapitalanlagen gegen Zinsänderungsrisiken, wobei die Laufzeit der Z. an einem festgelegten Zeitpunkt in der Zukunft beginnt. Erfolgt die Vertragsgestaltung eines Z. individuell zwischen den beteiligten Parteien, spricht man von einem —» Forward-Rate-Agreement, während es sich bei der standardisierten und börsenmäßig gehandelten Form eines Z. um —> Zins-Futures handelt. Die Besonderheit von Z. im Vergleich zu —» Zinsoptionen und —» Zinsbegrenzungsvereinbarungen liegt in der - je nach eingegangener Position und Entwicklung des Referenzzinses am Markt - grundsätzlichen Verpflichtungen zur Ausgleichszahlung für beide Vertragspartner. Zinsüberschuß Differenz zwischen Zinserträgen aus Krediten, Wertpapieren und Beteiligungen und dem Zinsaufwand für entsprechende Positionen. Im Z. der Banken zeigt sich der laufende Erfolg, den das Kreditinstitut im Bilanzgeschäft (zinsabhängigen Geschäft) erzielt hat. Zinsüberschußbudget der Teil des Gesamtbudgets in Kreditinstituten, der die Soll-(Konditions-)Margen im Zinsgeschäft der Banken zum Inhalt hat. Zinsverjährung -»Verjährung. Zinszahlen —» Staffelmethode. Zirkularkreditbrief -»Barakkreditiv, das von der ausstellenden Bank an alle Korrespondenten dieser Bank gerichtet ist, so daß der Begünstigte nach seiner Wahl den Betrag, auf den der Z. lautet, oder Teilbeträge davon nach Legitimation bei einem der Korrespondenten sich zur Verfügung stellen lassen kann. Zirkularscheck trassiert-eigener —» Scheck, den ein Kreditinstitut auf sich selbst zieht. Gemäß Art. 6 Abs. 3 ScheckG ist in Deutschland ein trassiert-eigener Scheck grundsätzlich unzulässig. Die Ausstellung von Z. ist allerdings in Italien möglich, wo die Notenbank be-

Zusatzversorgung stimmte Banken dazu ermächtigt hat. Diese können Z. an Bankkunden aushändigen, die die Schecks als Zahlungsmittel (z.B. bei Notaren) verwenden. Voraussetzung dafür ist es, daß die Bankkunden für ausreichende Deckung bei der betreffenden Bank gesorgt haben. Zurechnungszeit Begriff der gesetzlichen —> Rentenversicherung. Wird ein Versicherter vor Erreichen seines 55. Lebensjahres berufs- oder erwerbsunfähig, so wird diese Zeitspanne zwischen dem Eintritt des Versicherungsfalles und Vollendung des 55. Lebensjahres bei der Ermittlung der anrechnungsfähigen Versicherungsdauer den Beitrag-, Ersatz-, Kindererziehungs- und Ausfallzeiten hinzugerechnet. Zusatzaktien Gratisaktien, Berichtigungsaktien; die den Altaktionären im Rahmen der Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln angebotenen Aktien. Sie entstehen aufgrund einer Umwandlung von Kapital- und Gewinnrücklagen in Grundkapital, wodurch der Gesamtbetrag des Eigenkapitals nicht verändert wird. Zusatzversicherung zusätzliche Versicherung, die bestehenden Versicherungsschutz ergänzt und erweitert. Insbesondere werden Z. zusätzlich zur —» Sozialversicherung und zur—» Lebensversicherung in Form von —» Unfall-Z. oder —> Berufsunfähigkeits-Z. abgeschlossen. Zusatzveisorgung Sonderform der —»betrieblichen Altersvorsorge, bei der zusätzlich zu der gesetzlichen —> Rentenversicherung Leistungen zur Alters-, Berufsunfähigkeits-, Erwerbsunfähigkeits- und Hinterbliebenenversorgung gewährt werden. Die Leistungen bestehen in der Zahlung einer Zusatzrente. Zusatzversorgungseinrichtungen können sowohl öffentlich-rechtlich als auch privatrechtlich organisiert sein. Zu den bedeutendsten Zusatzversorgungssystemen gehört die Z. der Angestellten und Arbeiter im öffentlichen Dienst, deren Träger die Zusatzversorgungsanstalt des Bundes und der Länder ist. Die im öffentlichen Dienst beschäftigten Angestellten und Arbeiter 753

Zuwachsversicherung haben einen Anspruch auf Z. gemäß der Versorgungstarifverträge. Zuwachsversicherung —»Dynamische Lebensversicherung. Zwangsanleihen öffentliche Gläubigerpapiere, zu deren Zeichnung bestimmte Unternehmen oder Bevölkerungsgruppen durch Gesetz gezwungen werden können, wenn der Staat seinen Finanzmittelbedarf nicht anders decken kann. Die Zeichnungshöhe richtet sich i.d.R. nach dem Einkommen der Zielgruppe, wobei den Z. somit der Charakter einer verzinslichen Steuer zukommt. Zwangsanstalten —> Pflichtanstalten. Zwangshypothek Möglichkeit der —» Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen, die auf Antrag des Gläubigers eines Grundstückeigentümers in Form einer Sicherungshypothek durch das Grundbuchamt in das Grundbuch eingetragen wird. Zwangskonversion eine durch Verordnung oder Gesetz verfügte Änderung der Zinssätze von —» Gläubigerpapieren. Die Z. wurde zur Eindämmung der Inflation in den Jahren 1931 und 1935 angeordnet. Zwangskurs staatlich festgelegter Wechselkurs einer Währung. Zwangsvergleich Form des —> Vergleichs, der in erster Linie dazu dient, dem Gemeinschuldner eines Konkursverfahrens die weitere Existenz zu sichern. Im Rahmen eines laufenden Konkursverfahrens werden durch Bestätigung des Gerichts auch solche nicht bevorrechtigte Gläubiger einem von der Mehrheit der nichtbevorrechtigten Gläubiger und dem Schuldner geschlossenen Vertrag unterworfen, die dem Vertrag nicht zustimmen. Hierbei ist zum einen die absolute Stimmenmehrheit der nichtbevorrechtigten Konkursgläubiger und die Zustimmung von mindestens Dreiviertel der Gesamtsumme aller stimmberechtigten Forderungen notwendig. Durch den Z. wird das laufende Konkursverfahren eingestellt. 754

Zwangsvollstreckung Zwangsversteigerung Möglichkeit der —* Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in unbewegliches Vermögen durch das Amtsgericht, das die Z. auf Antrag eines Gläubigers anordnen kann. Ziel der Z. ist es, den Gläubiger durch Versilberung des Vermögens, i.d.R. eines Grundstücks zu befriedigen. Das Gericht setzt aus diesem Grund auf der Basis des Zwangsversteigerungsgesetzes einen Verkehrswert für das Objekt fest, unter dem derjenige Preis des Grundstücks unter Einschluß der beweglichen mitzuversteigernden Gegenstände verstanden wird, der bei einer freihändigen Veräußerung unter Berücksichtigung der besonderen Eigenschaften des Objekts erzielt werden könnte. Im ersten Versteigerungstermin kann i.d.R. der Zuschlag auf Antrag eines Berechtigten versagt werden, wenn das Höchstgebot 70% des Verkehrswertes nicht erreicht; er ist von Amts wegen zu versagen, wenn das Höchstgebot 50% des Verkehrswertes nicht erreicht. Im Fall, daß der Zuschlag versagt wird, ist ein neuer Termin festzusetzen, bei dem dann jeder gebotene Höchstpreis akzeptiert werden muß. Der hier erzielte Preis wird dann nach Abzug der Gerichtskosten auf die Berechtigten verteilt. Zwangsverwaltung Möglichkeit der —> Zwangsvollstreckung wegen Geldforderungen in unbewegliches Vermögen durch das Amtsgericht. Im Rahmen der Z. erhalten die Gläubiger im Rahmen einer ordnungsgemäßen Bewirtschaftung des Grundstücks durch den Eigentümer oder einen Zwangsverwalter den Zugriff auf die laufenden Erträge. Neben der Z. kann zusätzlich auch die Zwangsversteigerung betrieben werden, wenn die Erträge die Ansprüche der Gläubige nicht decken. Zwangsvollstreckung gesetzlich geregeltes Verfahren, in dem staatliche Organe mit staatlichem Zwang privatrechtliche Ansprüche gegen einen Schuldner durchsetzen. Voraussetzung für die Z., die nur auf Antrag des Gläubigers beginnt, ist ein vollstreckbarer Titel. Die Vollstreckungsinstanz hängt von der Art der Gegenstände ab, in die vollstreckt werden soll. So erfolgt

Zwecksparen die Z. in bewegliche Sachen durch Pfändung durch den Gerichtsvollzieher, in Forderungen und andere Rechte durch Pfändungs- und Überweisungsbeschluß durch das Amtsgericht und in das unbewegliche Vermögen entweder durch —» Zwangsversteigerung und —» Zwangsverwaltung durch das Amtsgericht oder durch eine —* Zwangshypothek durch das Grundbuchamt. Zwecksparen meistens regelmäßige Einzahlungen von Sparbeträgen mit der Absicht, sie bei Erreichen einer bestimmten Höhe der Sparsumme für einen bestimmten Zweck zu verwenden. Beispiele sind das —» Bausparen, die Ausbildungsversicherung u.a. Zweigniederlassung —» Zweigstellen mit Ein- und Auszahlungsverkehr sowie selbständiger Kontenführung. Zweigstelle rechtlich unselbständige Nebenstelle eines Kreditinstituts; im privaten Bankgewerbe eine von einer —* Filiale, Niederlassung oder —> Zweigniederlassung abhängige Nebenstelle bzw. Nebenstelle am Platz der Zentrale; bei den anderen Kreditinstitutsgruppen grundsätzlich örtliche Geschäftsstellen außerhalb der Zentrale. Unterschieden werden hierbei Hauptzweigstellen mit selbständiger Kontenführung und Nebenzweigstellen als Annahme- oder Zahlstellen. Von den Z. des privaten Bankgewerbes sind Filialen abzugrenzen, da sich diese an anderen Plätzen als dem Sitz der Zentrale befinden. Die Bundesbank differenziert in ihrer Stati-

Zwischenzinsen stik nicht zwischen Filialen und Z., sondern sie unterscheidet lediglich Kreditinstitute (Hauptsitz) und Zweigstellen. Haupt- und Nebenstellen zusammen ergeben die Anzahl der Bankstellen. Auch im Gesetz werden unter dem Begriff Z. alle Arten von Nebenstellen von Kreditinstituten zusammengefaßt. Für die Errichtung, Verlegung und Schließung von Z. besteht eine Anzeigepflicht (§ 24 Abs. 1 Nr. 7 KWG); handelt es sich um ausländische Unternehmen, ist eine Erlaubnispflicht vorgeschrieben (§ 53 Abs.2Nr.5KWG). Zweitrisikoversicherung —» Schadenexzedentenrückversicherung, bei der die Vergütung des —»Rückversicherers nicht - wie im Normalfall - in Form einer Pauschalprämie erfolgt. Vielmehr wird die Originalprämie des —> Erstversicherers anteilig an den Rückversicherer weitergegeben. Zwischenscheine (Interimsscheine); Urkunden, die eine Aktiengesellschaft vor der Ausgabe von Aktien, etwa im Fall der Neuemission oder einer Kapitalerhöhung, erteilt. Gemäß § 10 Abs. 3, 4 AktG müssen Z. auf Namen lauten; auf den Inhaber lautende Z. sind nichtig. Der Mindestnennbetrag der Z. ist gemäß § 8 AktG fünfzig Deutsche Mark, höhere Nennbeträge müssen auf volle hundert Deutsche Mark lauten. Zwischenzinsen die anteiligen Zinsen, die ein Schuldner bei Rückzahlung vor der Fälligkeit abzuziehen berechtigt ist. Bei der Rückzahlung einer unverzinslichen Schuld vor Fälligkeit dürfen nach § 272 BGB keine Z. abgezogen werden.

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