Apuleius philosophus Platonicus. Untersuchungen zur Apologie (De magia) und zu De mundo

Table of contents :
Einleitung
I. Die Dämonenlehre beiApuleius, Apologie 43, 1, S. 49, 25 ff.
Der Zusammenhang
Die Quellenfrage
Der Diotima-Mythos des Platonischen Symposion
Systematisierung und Dogmatisierung des Platonischen Mythos
Unterschiede zwischen Apuleischer Dämonologie und Mythos des Symposion
Die Angabe natura mediae
Möglichkeiten, δαίμων lateinisch wiederzugeben
Dämon als Seele
Dämon als potestas
II. Ein dämonologisches System in De mundo
A. Die Sonderstellung von Apologia und De mundo im Corpus Apuleianum
B. Der potestas-Begriff
1. Dynamis in der pseudoaristotelischen Schrift περί κόσμου
2. Die Umdeutung des pseudoaristotelischen Dynamissystems in De mundo
C. Die Providentia
In den Florida
In DDP
In der Apologie
In De mundo
III. Bασιλεύς und ὑπερουράνιος τόπος bei Apuleius
Gott als König in De mundo
Gott als König in der Apologie
Das 64. Kapitel der Apologie, gedeutet im Sinne des Platonismus
Das Bild des „Himmelsrückens“ in De mundo
Der Gott-König-Vergleich in DDS
Das 64. Kapitel der Apologie, gedeutet im Sinne der Hermetik
Das 64. Kapitel der Apologie und magische Vorstellungen
IV. Eine formale Beziehung zwischen Florida und De mundo
Schlußwort: Echtheitsfragen
Literatur
Index
1. Wörter
2. Stellen (Auswahl)
3. Hinweise zur Textkritik
4. Namen und Sachen
Tafel. Beziehungen zwischen De mundo und anderen Schriften des Corpus Apulei anum

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Frank Regen Apuleius philosophus Platonicus

Untersuchungen zur antiken Literatur und Geschichte

Herausgegeben von Heinrich Dörrie und Paul Moraux

Band 10

Walter de Gruyter · Berlin · New York 1971

Apuleius philosophus Platonicus

Untersuchungen zur Apologie (De magia) und zu De mundo

von Frank Regen

Walter de Gruyter Berlin · New York 1971

Gedruckt mit Unterstützung der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen

ISBN 3 11 0 0 3 6 7 8 9 © 1971 by Walter de Gruyter & Co., vormals G. J. Göschen'sche Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung - Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp.. Berlin 30. Genthiner Straße 13 (Printed in Germany) Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in f r e m d e Sprachen, vorbehalten. Ohne ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es auch nicht gestattet, dieses b u c h oder Teile daraus auf p h o t o m e c h a n i s c h e m Wege (Photokopie, Mikrokopie) zu vervielfältigen. Satz: Composer Walter de Gruyter, Berlin 30 Druck: Franz Spiller, Berlin 36

Meinen Eltern

Vorwort Die folgende Arbeit ist die revidierte Fassung meiner Dissertation, die im Sommer 1968 der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen vorgelegen hat. Danken möchte ich vor allem Herrn Professor K. Deichgräber, der mich zur Beschäftigung mit den kleinen Schriften des Apuleius angeregt und das Entstehen der Untersuchung tatkräftig unterstützt hat, Herrn Professor W. Richter für die Übernahme des Korreferats und wertvolle Ratschläge, den Herausgebern der UaLG für die Aufnahme in diese Reihe, Herrn Professor A. Heuß für seine freundliche Vermittlung, Herrn Professor P. Moraux auch für förderliche Kritik und manchen hilfreichen Hinweis, der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität schließlich für einen Druckkostenzuschuß, ohne den eine Veröffentlichung in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Berlin-Charlottenburg 1971

Frank Regen

Inhalt Einleitung I.

1

Die Dämonenlehre beiApuleius, Apologie 43, 1, S. 49, 25ff. Der Zusammenhang 3 Die Quellenfrage 5 Der Diotima-Mythos des Platonischen Symposion 5 Systematisierung und Dogmatisierung des Platonischen Mythos 6 Unterschiede zwischen Apuleischer Dämonologie und Mythos des Symposion . 9 Die Angabe natura mediae 11 Möglichkeiten, δαίμων lateinisch wiederzugeben 15 Dämon als Seele 16 Dämon als potestas 17

II. Ein dämonologisches System in De mundo A. Die Sonderstellung von Apologia und De mundo im Corpus Apuleianum 23 B. Der

potestas-Begriff

1. Dynamis in der pseudoaristotelischen Schrift rrept κόσμου Der stoische Gott Stoische Dynamis Die Theologie der pseudoaristotelischen Schrift von der Welt Der Gott-König-Vergleich der pseudoaristotelischen Schrift als Ansatzpunkt zu einer dämonologischen Umdeutung ihres Systems

24 25 27 28

2. Die Umdeutung des pseudoaristotelischen Dynamissystems in De mundo Gegenüberstellung I. Der Lateiner verzichtet auf die Unterscheidung des Göttlichen in Usia und Dynamis Gegenüberstellung II. Dynamis wird als Providentia verstanden Gegenüberstellungen III-V. Scheinbar unsystematische Änderungen des Lateiners Gegenüberstellung VI. dei munere, deorum custodia: eine Unterscheidung im Sinne dämonologischer Systeme Gegenüberstellung VII. Die Worte qui ad conplendum mundum nati factique sunt als Versuch, die griechische Vorlage im Sinne einer Dämonologie umzudeuten Gegenüberstellung VIII. το πλησίον abroO σώμα, propiores, corpora ilia caelestia Räumliche Dreiteilung der Welt. Der Luftraum als medium Exkurs: Das Gesamtsystem von DDS Der Aufbau des dämonologischen Systems in DDS

33 39 40 45 46 51 54 61 70

DDS und das dämonologische System in VIII Ζ. 1 - 1 4 corpora quae ab Ulis sunt secunda als Dämonen Gegenüberstellung IX Ein astrologisches System? potestates = Dämonen? Das pseudoaristotelische Gott-König-Bild als Erläuterung eines dämonologischen Systems bei Maximus von Tyros Drei verschiedene Bedeutungen des po festes-Begriffs in den Florida des Apuleius „potestas = Gestirn" in De mundo , . . C. Die In In In In

70 71 74 75 76 78 80 81

Providentia den Florida DDP der Apologie De mundo

III. Βασιλεύς und imepoupavios

83 84 87 89

τόνος bei Apuleius

Gott als König in De mundo Gott als König in der Apologie Das 64. Kapitel der Apologie, gedeutet im Sinne des Piatonismus Das Bild des „Himmelsrückens" in De mundo Der Gott-König-Vergleich in DDS Das 64. Kapitel der Apologie, gedeutet im Sinne der Hermetik Das 64. Kapitel der Apologie und magische Vorstellungen IV. Eine formale Beziehung zwischen Florida und De mundo

92 94 95 96 98 100 102 104

Schlußwort: Echtheitsfragen De mundo und DDP sind Schriften des Apuleius Echtheitsfrage und Apuleiusbild Literatur

107 108 .111

Index 1. Wörter 2. Stellen (Auswahl) 3. Hinweise zur Textkritik 4. Namen und Sachen Tafel Beziehungen zwischen De mundo und anderen Schriften des Corpus Apiileianum

114 114 119 119

Einleitung Die vorliegende Untersuchung greift in mancher Beziehung ein Problem wieder auf, das sich mit dem Titel einer ihm gewidmeten früheren Arbeit als das des „Verhältnisses von Apuleius De mundo zu seiner Vorlage" beschreiben ließe, wäre nicht inzwischen die Echtheit der genannten Schrift — erneut — mit wirksamen Argumenten in Zweifel gezogen worden (vgl. u. A. 79). Man wird also nicht ohne weiteres von Apuleius als dem Verfasser jener kleinen kosmologischen Abhandlung, einer Wiedergabe der pseudoaristotelischen Schrift „Über die Welt", sprechen dürfen. Beide Fragen, die nach der Verfasserschaft des Apuleius und die nach dem Verhältnis von De mundo zu περί κόσμου, sind unlöslich miteinander verbunden. Ihre Beantwortung wird möglich, wenn man stärker als bisher inhaltliche Gesichtspunkte berücksichtigt. Dabei werden zwei Schriften des Corpus Apuleianum eine Sonderstellung beanspruchen dürfen: 1. De mundo selbst, weil hier das griechische Modell erhalten ist, sich also ein genauer Vergleich von Nachbildung und Vorlage anstellen läßt, 2. die (sicher echte) Apologie, weil sie als Gesamtwerk nicht — wie die anderen als Apuleisch überlieferten Schriften — in relativ enger Anlehnung an ein griechisches Modell entstanden sein kann. Apuleius bezeichnet sich wiederholt als einen „Platonischen Philosophen", als solcher wird er von Späteren angesehen, er zeigt besonderes Interesse an theologisch-dämonologischen Spekulationen, wurde der Magie bezichtigt, stand schließlich schon im Altertum in dem Ruf, ein großer Zauberer gewesen zu sein — es liegt also die Vermutung nahe, daß platonisierende dämonologische Vorstellungen in seiner „Philosophie" eine zentrale Rolle spielten. Unabhängig aber von einer bestimmten Vorlage, in einer auf das ihm Wesentliche reduzierten Form bietet er eine Dämonologie in der Apologie, 43, 3 ff.; von diesem Abschnitt wird auszugehen sein. Die dort faßbare „Dogmatisierung" des Mythos, so wird sich zeigen, besagt wenig, aufschlußreich dagegen ist die Bestimmung der Dämonen als gewisser natura (et loco) mediae divorum potestates. Zumal der poiesias-Begriff verdient Aufmerksamkeit, erklärt doch die pseudoaristotelische Schrift ihr abstraktes Dynamissystem — und eine der lateinischen Entsprechungen des griechischen δύναμις ist potestas — durch ein Bild, dessen Herkunft aus dämonologischen Systemen wahrscheinlich ist, das mit Sicherheit aber durch seine formalen Eigenarten zu einer dämonologischen Umdeutung einladen konnte. Dem Original an den verdächtigten Stellen verglichen verrät De mundo in der Tat die erwartete Umdeutung, deren Einzelheiten obendrein mit Vorstellungen des Apuleius so weitgehend übereinstimmen, daß an der Echtheit der lateinischen Schrift fernerhin kein Zweifel mehr wird bestehen können.

2

Einleitung

Da sich nun nirgends deutlicher als im Gegenüber von pseudoaristotelischem Modell und lateinischer Nachbildung Aufschluß über die philosophischen Fähigkeiten des Apuleius gewinnen läßt, wird man De mundo besondere Bedeutung für die Beantwortung der Frage einräumen dürfen, wie weit dieser Autor den „Ehrentitel" eines philosophus Platonicus zu Recht für sich beanspruchen, wie weit er zu Recht von Zeitgenossen und Späteren als Platonicus nobilis angesehen werden konnte*. * Alles im einzelnen für das Verständnis des Gedankenganges Erforderliche wird im Verlaufe der folgenden Darstellung gegeben werden. Als allgemeinere Einführung empfiehlt sich: REDFORS, 5 ff.

I. Die D ä m o n e n l e h r e bei Apuleius, A p o l o g i e 4 3 , 1, S. 4 9 , 25 f f . 1 Der

Zusammenhang

Gegen Apuleius war nach Ausweis seiner Apologie unter anderen Vorwürfen auch die Tatsache vorgebracht worden (42, 9, S. 4 9 , 4 ff.): puerum quempiam carmine cantatum remotis arbitris, secreto loco, arula et lucema et paucis consciis testibus, ubi incantatus sit, corruisse, postea nesciente εις τον ουρανόν οράιντες öpöfi rfl ΨνχΫι • . . Δ Ι έ λ α χ ο ν δέ αυτών τούς βίους επιστάται deoL Vgl. ο. S. 39.

qui ad conplendum mundum nati factique sunt

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die Wiedergabe von των οπωσδήποτε κατά τόνδε τον κόσμον συντελουμένων durch quae ad conplendum mundum nata factaque sunt: Daß die „Werke der Schöpfung" ad conplendum mundum geschaffen (inatal) seien, ist immerhin eine ziemlich merkwürdige Behauptung. Freilich, dieser, wie ich meine, seltsame Wortlaut eines Teils der neueren Ausgaben (erst MINIÖ-PALUELLO kehrt in berechtigter Vorsicht zur überlieferten Lesart zurück 172 ) ist nicht etwa handschriftlich bezeugt, er beruht auf einer Konjektur des holländischen Philologen und hervorragenden Textkritikers J. LIPSIUS. Die Codices dagegen bieten einhellig ein, wie man glaubte, gänzlich unbegreifliches qui ad conplendum mundum nati factique sunt. HILDEBRAND173 bemerkt zur Stelle: „Quomodo haec lectio defendenda sit, cum aliis nescio, quum qui ad homines tantummodo referri posse videatur, Aristotelem vero pateat non de his solum dixisse sed de tota rerum natura; id quod verba confirmant: Neque ulla res est tarn praestantibus viribus... omnia love plena esse. Hinc Oud. sententia mihi quoque probabilis est aliud quid latere; nam Lipsii coniecturam: quae ad... nata factaque sunt, magis glossam quam emendationem esse cuique persuadebitur. De loci sententia cf. Lips. Physiol. Stoic. I 11. p. 856." Mit der Annahme „glossam . . . esse cuique persuadebitur" täuschte HILDEBRAND174 sich freilich, die Konjektur setzte sich weitgehend durch. Als Grund dafür dürfen wir — so widersinnig diese Behauptung scheinen mag — das streng (philologische Vorgehen der Herausgeber ansehen, die, um die Wiedergabe zu verstehen, auf das Original zurückgriffen, ferner als selbstverständlich voraussetzten, der ursprüngliche („richtige") lateinische Wortlaut sei ein sinnvoller Zusammenhang gewesen.- übrigens argumentiert ja auch HILDEBRAND von beiden Voraussetzungen her: a) Hinweis auf περί κόσμου: „Aristotelem vero pateat non . . . dixisse . . . " ; b) Gesamtzusammenhang von De mundo: „id quod verba confirmant.. ." In Wahrheit jedoch liegt der Schlüssel zur Lösung des textkritischen Problems allein im Relativsatz, dort wiederum nicht zuletzt im Begriff - denn um einen solchen handelt es sich hier - des conplere = συμπληρούν (συμπλήρωσις, συμπλήρωμα, συμπλήρης). Mit diesem Terminus kehren wir zu einem der Ausgangspunkte der vorliegenden Untersuchung zurück, zu Piatons Symposion 202 d 13 — e 7. Dort heißt es: και yap πάν το δαιμόνων μεταξύ εστί ϋεοϋ τε και ΰνητοϋ. — Τ ίνα, ήν δ' εγώ. δύναμιν έχον.; — Έρμηνεϋον και διαπορΰμεϋον ϋεοϊς τά παρ' άν&ρώπων και ανύρώποις τά παρά ϋεών, των μεν τάς δεήσεις και ϋυσίας, των δέ τάς επιτάξεις τε και αμοιβάς των ϋυσιών, ev μέσω 8έ δν αμφοτέρων συμπληροι, ώστε τό πάν αυτό αυτώ συνδεδέσϋαι. 172 173

174

In seiner ο. Α. 121 genannten Ausgabe. G. F. HILDEBRAND, L. Apuleii opera omnia, rec., perpetuis comm. ill. usw., Leipzig 1842, Bd. 2, S. 400. Er beläßt folgerichtig die überlieferte Lesart im Text sowohl seiner Ed. maior von 1842 wie der Ed. minor von 1843. Dagegen wurde die Konjektur von GOLDBACHER in seiner Edition der Apuleischen Philosophica, Wien 1876, ebenso akzeptiert wie von THOMAS, Leipzig 1908. KOZIOL, 39, HlLDEBRANDs Bedenken zustimmend, versucht die Stelle durch Annahme einer Lücke zu heilen: omnium (rerum animantiumque) qui. . .

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Die Umdeutung des ps.-aristot. Dynamissystems in De mundo

Das Daimonion hat also eine über die Funktion der Vermittlung zwischen Gott und Mensch hinausgehende zweite, zumindest ebenso wichtige, wenn nicht sogar wichtigere Aufgabe 175 : es erfüllt - überbrückt - jene den Zusammenhalt des Kosmos bedrohende Leere, die entstehen würde, wenn der Zwischenraum 176 - die Mitte — zwischen menschen-fernem Gott (Symposion 203 a 1) und gottfernem Menschen unbelebt — „unausgefüllt" — bliebe 1 7 7 . Im Sinne späterer Interpretationen dieser Lehre 178 kann man auch formulieren: Der Kosmos muß, um lebensfähig (vollkommen) zu sein, in seiner Gesamt-

175 176

177

178

Vgl. o. S. 27. Von Zwischenraum zu sprechen heißt freilich, μεταξύ bereits im Sinne der „hypostasierenden Verörtlichung des Geistigen im Kosmos" (s. ο. A. 43), im Sinne späterer Dämonologien also, zu interpretieren. Piatons Gedanke wird angemessener mit dem Begriff der „Unvollständigkeit", „Unvollkommenheit", wiedergegeben, zumal wenn man darin die Nuance des πλήρης vorzustellen sucht. Daß im übrigen für Piaton die Vorstellung einer die Einheit der Welt bedrohenden und deshalb „auszufüllenden" Leere mehr ist als eine zur Rechtfertigung eines „Märchens" erfundene Theorie, zeigen die Schlußworte des Timaios: ΰνητά yap και αϋάνατα ζ φα λαβών και συμπληρωθείς οδε ο κόσμος οϋτω, f φ ο ν 'ορατον τά ορατά περιέχον, εΐκών τον νοητού ϋεός αίσϋητός, μέγιστος και 'άριστος κάλλιστος τε και τελεώτατος γέγονεν είς οίρανός οδε μονογενής ών. Der Ausdruck ϋνητά και 'αϋάνατα {"φα umfaßt zwar nicht die Dämonen, wenigstens dem Zusammenhang nach nicht, die ihm zugrundeliegende Lehre aber ist die gleiche wie im Symposion: Der Kosmos kann nur vollkommen sein, wenn er in allen Bereichen erfüllt, er kann nur dann ein Lebewesen sein, wenn er in allen Bereichen belebt ist. Nach M. MÜHL, in: Archiv für Begriffsgeschichte, Bd. 10, 253, postulierte Piaton nicht - wie mir scheint - die Dämonen zur „Erfüllung" des Leeren, sondern umgekehrt: „Dieser Satz (seil, ϋεός δ'ανύρώπω ob μίγνυται) ist nach meiner Überzeugung Piatons eigenes Glossem. Er schafft die nötige Voraussetzung für die Annahme der Existenz der Dämonen als Verbindungsglieder zwischen Gott und den Menschen und gibt ihrem Dasein und Mittlerdienst Erklärung und Legitimation. Die Herübernahme eines fremden Mythos (nach MÜHL stammt der Diotimamythos aus orientalischen Religionen) nötigt Piaton zu einem logisch begründeten Nachweis der Daseinsnotwendigkeit solcher dem griechischen Menschen unbekannter Mittlergestalten." Es seien hier einige Beispiele gegeben (Abweichungen, Umdeutungen, überhaupt Einzelheiten können allerdings nicht behandelt werden): Epinomis 984 b 2 ff.: τά δύο κατώόντες ?φα 'ορατά ημϊν, α φαμεν 'αϋάνατον, το δε γήινον 'άπαν ϋνητόν yeyovevai, τά τρία τά μέσα των πέντε τά μεταξύ τούτων σαφέστατα κατά δόξαν την επιεική γεγονότα πειραδήναι λέγειν. A.a.O. 984 c 4 ff.: πάντα δέ δημιουργήσασαν ταύτα φυχην ξφων εΙκός ολον obpavöv εμπλήσαι, χρήσαμενην πασι τοις γένεσι κατά δύναμιν, πάντων μεν μετόχων τοΰ ζην γεγονότων· A.a.O. 984 e 3 — 985 b 4: των δε δυο τούτων ίφων, τοΰ τ'εξ αΐΰέρος εφεξής τε 'αέρος ον, διορώμενον ολον αΰτων εκάτερον είναι... μετέχοντα δε φρονήσεως θαυμαστής . . . (b 1) και συμπλήρους δη ίφων obpavoü γεγονότος, ερμηνεύεσδα ι προς 'αλλήλους τε και τους 'ακροτάτους άεούς π όντας τε και πάντα, διάτό φέρεσϋαι τά μέσα των ζφων ίπίτεγήν και 'επί τον ολον obpavöv 'ελαφρό, όρ&ην την τούδε, είτε κόσμον εϊ'τε Ηλυμπον είτε obpavöv iv ηδονχι τω λέγειν, λεγέτω μέν .. . Dazu NOVOTNY, Epinomis, S. 88 (= Nr. 120/1 des Komm.): „Utroque loco (Tim. 28 b, Epin. 977 b 2) nominibus κόσμος, ούρανός - in Epinomide etiam ολυμπος unum idemque significatur, summus ille deus, qui supra a 4 uno nomine Οbpavός appellatur,.. ."). Allgemein zur Epinomis E. DES PLACES in seiner Ausgabe der Schrift, Paris (Coli. d. univ. d. France) 1956, S. 114: „La notion de hierarchie aide precisement ä comprendre l'autre fonetion des demons, qui est de combler le vide entre les deux domaines du divin et de l'humain; au συμπληροι de Banq. 202 e 6 repond le

qui ad conplendum mundum nati factique sunt

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heit „erfüllt" sein von Lebewesen. Eben diese Vorstellung aber soll auch in qui ad conplendum mundum nati factique119 sunt zum Ausdruck gebracht werden. Dabei bezieht sich also qui auf alle Lebewesen, irdische, dämonische uijd göttliche, conplere auf alle Bereiche der Welt (mundum), nicht wie dort σνμπληροϊ allein auf TO δαιμόνων (und, eng gefaßt, dessen Lebensbereich, das μέσον). Es wird also, wie ich meine, in De mundo versucht, περί κόσμου im Sinne platonisierender Dämonologien u m z u d e u t e n 1 8 0 .

συμπλήρους . . . ζφων obpaνού γεγονότος d'Epin. 985 b 1 . . . " — Timaios Lokros, περί ψυχας κόσμω 104 e 6 - Ende (Piaton ed. HERMANN, 1866, vol. IV S. 421): Unavra δέ ταύτα iv δευτέρφ περιόδω ά Ν^μεσις σννδιέκρινε σύν δαίμοσι παλαμναίοις χθονίοις τε, τοις 'επόπταις των 'ανθρωπίνων, οίς ο πάντων ίιγεμών #εός επέτρεψε διοίκησα) κόσμω σνμπεπληρωμένω έκ θεών τε και άνθρώπων τών τε'άλλων ζώων, οσα δεδαμιονρ-γαται ποτ'εΐκόνα τάν 'αρίσταν ε&εος 'α-γεννάτω και αΐωνίω και νοατώ. Der oben bereits zitierte Schlußsatz des Timaios (ο. A. 177) wird hier zwar um einen Hinweis auf Dämonen erweitert, doch ohne daß, wie im Symposion, ausdrücklich gesagt würde, diese seien zur Erfüllung der Welt geschaffen. Im übrigen aber kommt der Gebrauch des Begriffes συμπληρονν, der ihm zugrundeliegende Gedanke, den Vorstellungen des Symposion sehr nahe. - Philon Alex., De gig. 2, 8 (II S. 43, 17 COHN-WENDLAND): εστίν ούν ίιναγκαΐον κα'ι τον 'αέρα ζώων πεπληρώσθαι- ταύτα δε ημϊν 'εστίν 'αόρατα .. . κτλ. Ders., De somniis I 135 (III S. 234, 8 ff. COHN-WENDLAND): ούτος (seil, b 'αήρ) δ"εστι ψυχών 'ασωμάτων οίκος, 'επεώή πάντα τω ποιητή τά τού κόσμου μέρτι καλόν 'εδοξεν είναι ζφων αναπληρώσαι . . . ώστε και 'εν τω λοιπφ τμήματι τον παντός, 'αέρι, ζφα yeyovev. el Se μή αίσθήσει καταληπτά, τί τούτο; και ψυχή γαρ hόρατον. In beiden Beispielen kommt die Argumentation als solche dem Gedanken des Symposion näher als der Gebrauch des Terminus (πεπληρώσθαι bzw. 'αναπληρώσαι); Plutarch, De def. orac. 13, 416 e - f : ώοπερ ούν e'i τον 'αέρα τις 'ανέλοι και ϋποσπάσειε τον μεταξύ γ η ς και σελήνης, 'εν μέσι$> κενής και ίισυνδετου χώρας -γενομένης την ενότητα διαλύσει κα'ι την κοινωνίαν τού παντός, ούτως οι δαιμόνων -γένος μή 'ανεπΐμικτα τά των ι>εών και 'ανθρώπων ποιούσι και 'ασυνάλλακτα, τήν ερμηνευτικήν, ώς Πλάτων έλεγεν, και διακονικήν 'αναιροϋντες φύσα>, ή πάντα φύρειν . . . άνα-γκάζονσιν ημάς . . . Hier fehlt der uns interessierende Terminus vollkommen, die Argumentation des zitierten Abschnitts impliziert ihn allerdings deutlich genug, wie ja auch der Hinweis auf das Symposion eindeutig ist. - Apuleius, DDS 4, 9, S. 11, 1 - 1 1 : Habetis interim bina animalia: deos ab hominibus plurimum differentis loci sublimitate, vitae perpetuitate, naturae perfectione, nullo inter se propinquo communicatu, cum et habitacula summa ab infimis tanta intercapedo fastigii dispescat et vivacitas ilttc aeterna et indefecta sit, hic caduca et subsieiva, et ingenia illa ad beatitudinem sublimata sint, haec ad miserias inflmata. quid igitur? nullone conexu natura se vinxit, sed in divinam et humanam partem {hiul)cam se et interruptam ac veluti debilem passa est? nam, ut idem Plato ait, nullus deus miscetur hominibus ... Was zuvor zu Plutarch bemerkt wurde, läßt sich zu Apuleius wörtlich wiederholen. Man vergleiche im übrigen beide Abschnitte miteinander: ihre Ähnlichkeit ist beachtlich. - Proklos, In Tim. III, S. 165, 5 - 8 DIEHL: πάν γάρ τό δαιμόνων τήν μεταξύ χώραν 'αναπληροϊ θεών τε καϊ άνθρώπων. διότι δή παντελής 'απόστασίς 'εστι των τε ημετέρων και των θείων πραγμάτων . . . κτλ. 25—27: τό δέ δαιμόνων κατά τήν δημιουργική ν των 0'λων πρόνοων και τήν φύσιν κατευθύνει και τήν τάξιν 'ορθώς σνμπληροϊ τού παντός κόσμον. 179 180

facti läßt sich als Anspielung auf die geschaffenen Götter des Timaios verstehen. Allein auf Grund der terminologischen Bedeutung des conplere in platonisierenden dämonologischen Systemen läßt sich das natürlich nicht behaupten, denn sicherlich könnte sich dieser „Begriff", wie HILDEBRAND als einzige, doch unverständliche Möglichkeit annahm, auch ausschließlich auf die Menschen, besser: die irdischen Lebe-

'απολείπον

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Die U m d e u t u n g des ps.-aristot. Dynamissystems in De m u n d o

Freilich, auch durch eine solche Interpretation des Relativsatzes verwandelt sich der überlieferte lateinische Text 24, 1 5 - 2 0 , S. 160, 1 7 - 2 2 nicht in einen streng logischen Gesamtzusammenhang 181 . Nun sollte aber mangelnde gedankliche Folgerichtigkeit, zumal in De m u n d o 1 8 2 , niemals Anlaß sein, eine handschriftliche Lesart von vornherein zu verwerfen. Hier wie sonst müssen wir — methodisch eine Selbstverständlichkeit - zunächst, sozusagen auf Widerruf, den Wortlaut der Codices als richtig zugrundelegen und in seinen möglichen Konsequenzen zu durchdenken suchen, erst danach dürfen wir uns für oder gegen ihn entscheiden. Aus dem überlieferten Text aber ergibt sich uns folgendes Bild von (a) der Arbeitsweise und (b) den Ansichten des Lateiners: a) Er denkt nicht „progressiv", nicht fortschreitend von Argument zu Argument, sondern „assoziativ", er überläßt sich ohne Rücksicht auf den Gedankengang sei es der Vorlage, sei es der unter seiner Feder entstehenden „Übersetzung", mehr oder minder weit abliegenden Vorstellungen, welche er offenbar Einzelheiten des griechischen Textes assoziiert 183 b) Er tendiert zu einer dämonologisierenden Umdeutung der pseudoaristotelischen Schrift. Die erste dieser aus der Lesart der Handschriften sich ergebenden Folgerungen steht wohl kaum in Widerspruch zu unseren bisherigen Erfahrungen mit De

wesen, beziehen (so sagt ζ. B. Arist., De gen. et corr. 336 b 31: συνεπλήρωσε το όλον ö ϋεός, ενδελεχή ποιήοας τήν •yeveaw . . .). Eine solche Deutung des lateinischen Textes müßte j e d o c h dessen Abweichung von der Vorlage tatsächlich als vollkommen unmotiviert erscheinen lassen, was dagegen, wie ich meine, nicht der Fall sein wird, wenn man sich die - im Folgenden durch weitere Beobachtungen gestützte - V e r m u t u n g zu eigen macht, hinter den k o n f u s e n Äußerungen des Lateiners verberge sich dessen Versuch einer dämonologisierenden Interpretation der pseudoaristotelischen Schrift. ' ö 1 „Denn G o t t ist Erhalter und Schöpfer aller zur Erfüllung der Welt geborenen und geschaffenen Wesen, d. h. der Menschen (irdischen Lebewesen), der D ä m o n e n und der (geschaffenen) G ö t t e r , non tarnen ut corporei laboris officio orbem istum manibus suis instruxerit, sed qui quadam infatigabili Providentia et procul posita cuncta contingit et maximis intervallis disiuncta conplectitur" - störend wirkt hier: a) der unerwartete Übergang von der Betrachtung aller derer, qui. . . nati factique sunt (oder auch mit LIPSIUS: alles dessen, w a s . . .) zu einer Aussage über den Orbis (sei dies n u n der Gesamtkosmos oder - wahrscheinlicher - der Erdkreis), wie ja auch b) instruxerit ein Gegensatz (non tarnen) allein zu genitor, nicht aber zu sospitator ist, n u n j e d o c h c) eben dieses instruxerit durch Aussagen modifiziert (sed qui) wird, die weniger die instructio mundi (d. h. G o t t als genitor) als die Erhaltung der Welt (d. h. G o t t als sospitator) betreffen. Keine dieser Schwierigkeiten wird übrigens durch die K o n j e k t u r des LIPSIUS beseitigt. ΙΛ - Man vgl. o. S. 34 ff., S. 4 3 f. u. A. 164. 183 Dabei bleibe dahingestellt, ob ihn an der vorliegenden Stelle eine bestimmte Lesart seines griechischen Handexemplars zu der Änderung veranlaßte. Man k ö n n t e an das συντελούνταν in Ζ oder eine ähnliche Variante d e n k e n und auf das allerdings sehr auffällige Nebeneinander von συμπλήρωμα und συντελείν in ähnlichem Zusammenhang bei Philo η Alex., De somn. 2, 116 (III S. 277, 16 ff. COHN-WENDLAND) verweisen: ωστε οϋκ ισχύει λογίσασΰαι, ö κ'άν παις άφρων εννοηϋείη, ότι τ ε χ ν ί τ η ς ουδείς 'ένεκα μέρους ποτέ ολον, ά λ λ ' 'ένεκα τοϋ ολου μέρος δημιουργεί- μέρος δε τού παντός 'άνϋρωπος, ώστε ·γε·γονώς εις το συμπλήρωμα τοϋ κόσμου δικαίως αν αυτός έκείνω συντελοίη (συντελοίη WENDLAND: συντελώνη Α, σ υ ν τ ε λ ώ ν fi ν, συντελών είή COHN). Sollte der Verfasser der lateinischen Wiedergabe also ein κατά τόνδε τον κόσμον συντελούντων als

qui ad conplendum

mundum nati factique

sunt

51

mundo 1 8 4 , die zweite wird in den weiteren Gegenüberstellungen eindrucksvolle Parallelen finden. Auch 24, 16-17, S. 160, 18-19 also ist der Text der lateinischen Schrift richtig überliefert. Daß bei der Behandlung des vorliegenden Abschnitts freilich das textkritische Problem weit weniger als das mit ihm unlösbar verbundene der Textdeutung interessiert, braucht wohl nicht ausdrücklich betont zu werden. VIII περί κόσμον 397 b 27 ff.: μάλιστα δ β π ω ς

τής δυνάμεως άπολαύει CWTOV

τό πλησίον αυτού σώμα,

και even α το μετ εκείνο, και εφεξής οϋτως άχρι των καϋ' ημάς τόπων.

Διό γή τε και τα επί γης εοικεν, εν αποστάσει πλείστη της έκ ΰεού όντα ωφελείας, άσύενή και ακατάλληλα είναι και πολλής μεστά ταραχήςob μην αλλά κα&' οσον επί πάν διικνείσϋαι πέφυκε το ϋείον, και επί τά καϋ' ήμας ομοίως συμβαίνει τά τε υπέρ ημάς,

D E MUNDO 2 5 , 5 , S. 1 6 1 , 4 f f . :

1 denique propiores quosque de po testate eius amplius trahere: 5 [(zu trahere vgl. Z. 8 carpere) corpora ilia caelestia quanto finitima sunt ei, tanto amplius de deo carpere; multo minus, quae ab Ulis 10 [sunt secunda, et ad haec usque terrena pro intervallorum modo indulgentiarum dei ad nos usque beneficia pervenire. 15

20

sed cum credamus deum per omnia permeare et ad nos et [ad] ultra

τάνδε τον κόσμον (κατα)συντελοΰντων mißverstanden haben? Man vergleiche den als Irrtum ähnlichen, (bei RED1ORS, 14, dargestellten) folgenden t a i l : π. κ. 398 b 22: De mundo 27, 23, S. 164, 10 ff.: . . . aliud alio commovetur motusque κινηϋέν yäp έτερον νφ' ετέρου unius alten movendi se originem και αϋτό πάλιν εκίνησεν αΚΚυ tradit. mundo equidem consentiunt σύν κόσμιο, δρώντων μεν πάντων non una sed diversa via et plerumque . . . ού της αυτής δέ 'οδού contraria. πασιν ονοης, αλλά διαφόρου και ετεροίας, εστι bi οϊς και Εναντίας • . . Dazu bemerkt REDFORS: ,,. . . spricht das Verb consentiunt dafür, daß die Lesart der Handschriften die richtige ist; denn sicher f u ß t dies Verb auf σύν (κόσμω)." Im übrigen wird sie sich im Folgenden ebenfalls bestätigen.

52

Die Umdeutung des ps.-aristot. Dynamissystems in De mundo

25 potestatem sui numinis tendere, κατά τό eyyiöv τε και πορρωτέρω quantum dbest vel inminet, ϋεού είναι μάλλον τε και ήττον ωφελείας tantum existimandum est eum μεταλαμβάνοντα. amplius minusve rebus utilitatis dare. Κρείττον ούν υπολαβεϊν, δ και 30 qua[m] re[m] rectius πρέπον έστίκαί ϋεώ μάλιστα άρμόξον, est atque honestius sic arbitrari: ώς η εν ούρανώ δύναμις Ιδρυμένη summam illam potestatem, sacratam και caeli penetralibus, et τοις πλείστον αφεοτηκόσι, ώς ενι yε illis, qui longissime separentur, ειπείν, και σύμπασα> 35 et proximis una et eadem ratione et per se et per alios opem salutis adferre... etc. αϊτιος -γίνεται σωτηρίας ... κτλ. Z. 2 propriores a Z. 12 modum Β Ζ. 24 ad seclusit THOMAS ad ulteriora GOLDBACHER adeo ultra ROHDE

Z. 25 numinis LIPSIUS: nominis ω Ζ . 3 0 qua re LIPSIUS e t SCALIGER

(Pseudoarist.: ούν; cf. p. 163, 15): quam rem ω quam (ob) rem VULCANIUS (Z. 1 - 1 4 kurz behandelt bei KOZIOL, S. 40, doch ohne Berücksichtigung der eigentlichen Schwierigkeiten).

τό πλησίον αύτού σώμα, propiores, corpora ilia caelestia Mit (Ζ. 3) depotestate eius wird αυτού της δυνάμεως hier angemessen wiedergegeben. Dafür überrascht eine andere Abweichung: Statt (Z. 6/9) τό πλησίον αυτού σώμα, και 'έπειτα το μετ εκείνο tauchen in De mundo mit (Ζ. 2) propiores quosque, in keiner Weise eingeführt 185 , Personen auf, denen die (Z. 6) corpora ilia caelestia — scheinbar mit einem weiteren Gedankensprung — folgen. Wie läßt sich dieser Text verstehen, wie sind die Änderungen motiviert? Zunächst ein Blick auf das Original: Nach der (mehrfach von uns erwähnten) Scheidung einer göttlichen ουσία und einer göttlichen δύναμις wird erklärt, Gott sei mit Hilfe der letzteren Schöpfer und Bewahrer des Kosmos, durch sie erreiche er auch das Entfernteste, obgleich er (397 b 24 ff.) την μεν ούν ανωτάτω και πρώτην έδραν αυτός ελαχεν. υπατός τε δια τούτο ώνόμασται, κατά τον ποιητήν ακρότατη κορυφή τού σύμπαντος έ·γκαϋώρυμένος ουρανού. Hieran schließt der zuvor zitierte Satz an: μάλιστα δέ πως . . . So wie hier mit ακροτάτη κορυφή auf einen Homervers fllias 1,499) nur angespielt, nur eine ganz bestimmte Angabe — eine Raumangabe — aus dem Homerischen Bild von Zeus, dem Herrscher im Kreise der Götter, herausgegriffen wird — „(Zeus . . . 185

Ob für den Verfasser von De mundo subjektiv nicht doch ein Anknüpfungspunkt gegeben war, ist eine andere Frage. Vgl. dazu das Folgende.

το -πλησίον αΰτοϋ σώμα, propiores, corpora ilia caelestia

53

sitzend/Dort) auf dem obersten Gipfel (des vielgezackten Olympos)" · 8 6 —, so wird auch sonst in dem betreffenden Abschnitt konsequent die Raumvorstellung hervorgehoben: πόρρω — ανωτάτω — ύπατος — ακρότατη κορυφή — πλησίον — μετ' εκείνο — εφεξής — άχρι των καδ' ημάς τόπων — γή — επί γής - εν αποστάσει. Dieses Betonen der Ortsangaben entspricht vollkommen den Erfordernissen des Gedankenganges. Denn hier soll gezeigt werden, daß mit zunehmender räumlicher Entfernung von Gott die Stärke seiner Dynamis abnehme. Da diese aber (als Gottes Werkzeug) Schöpferin und Erhalterin des „Kosmos", der Ordnung also, ist, wird sie in Gottes Nähe größere, mit zunehmendem „Abstand" 1 8 7 von ihm aber geringere Ordnung schaffen, oder — gesehen mit περί κόσμου vom Standpunkt des Geordneten aus: „Den größten Vorteil von der Dynamis Gottes hat der Gott nahe Körper, geringeren der hinter diesem, und so weiter bis zum irdischen Bereich." Damit soll begreiflich gemacht werden, warum (397 b 30) γή τε και τα επί γης εοικεν, εν αποστάσει πλείστη της εκ δεού 'όντα ωφελείας, αο&ενη και 'ακατάλληλα είναι και πολλής μεστά ταραχής. In De mundo werden zunächst bis 25, 1, S. 160. 22 die der Vorlage entsprechenden Überlegungen schlecht und recht (mit den ζ. T. bereits behandelten Abweichungen) wiedergegeben, dann heißt es: nec ambigitur eum (seil. deum) praestantem ac sublimem sedem tenere et poetarum laudibus nomen eius consulum ac regum nuneupationibus praedicari et in arduis areibus habere solium consecratum. denique propiores quosque.. . Hier wird Gott als consullöy und rex geschildert, der in „hochragender Burg" (= άκροπολις190) auf „geheiligtem Throne" residiert, es wird zwar auch von Gottes praestans ac sublimis sedes gesprochen, doch das Gott-König-Bild tritt in den Vordergrund und beschäftigt schließlich die Phantasie des Lateiners so sehr, daß er, ohne Rücksicht auf die Argumentation seiner Vorlage, zugleich mit dem König auch dessen Hofstaat — propiores, persönliche Wesen, Sterngötter und (oder) Dämonen - in seine Schrift einführt. Dazu spaltet er den Satz des Originals auf: αυτού τής δυνάμεως

186

187 188 189

(Ζ. 3)

a) de potestate eius (Z. 3) b)dedeo (Ζ. 8 ) 1 9 1

Übersetzung v o n J. H. VOSS. Bedenkenswert im übrigen MÜLLERs Hinweis ( 1 0 8 ) auf Ε 754/756. Vgl. ο. A. 92. Eine sehr allgemeine Angabe, π. κ. zitiert dagegen mit κατά τον ποιητήν eindeutig Homer. Dazu REDFORS, 13 f.: „Man kann sich darüber wundern, daß bei der Übersetzung von

ύπατος consul und nicht ein summus od. dgl. verwendet wurde. Consul als Epitheton zu

190 191

Jupiter ist in der Literatur nur einmal belegt (Vopisc. quatt. tvr. 3. 4 lovem Consulem vel Consulentem), und war wohl fast ungebräuchlich. Aber der Übersetzer hat wahrscheinlich keine andere Bedeutung von ύπατος gekannt als eben diese, die zu seiner Zeit die ältere Grundbedeutung summus verdrangt hatte. Regum wurde dann hinzugefügt, um den kühnen Ausdruck zu mildern." Vgl. ο. A. 114. Für die Interpretation des Dynamisbegriffs durch den Lateiner ist kennzeichnend, daß de potestate und de deo offenbar als gleichwertig verwendet werden.

54

Die Umdeutung des ps.-aristot. Dynamissystems in De mundo

μάλιστα απολαύει rö πλησίον αυτού σώμα

(Ζ. 1;4) (Ζ. 6)

a) amplius trahere (Ζ. 4) b) amplius carpere (Z. 8) a) (personifizierend): propiores quosque (Z. 2) b) („neutral": der ursprünglichen Form nahekommend) corpora ilia caelestia quanto finitima... tanto... (Z. 6/7)

In dem durch diese Doppelung 192 entstandenen Text scheint dem Gedankengang der Vorlage am ehesten der Satz Z. 6—9 zu entsprechen: Wenn hier το (πλησίον) σώμα mit corpora caelestia wiedergegeben wird, so ist das eine •zutreffende Deutung der Vorstellungen des Originals — was dort einer Schlußfolgerung des Lesers überlassen bleibt, wird hier in klaren Worten ausgesprochen. Da ferner Gott auch in De mundo — wenigstens im unmittelbar vorhergehenden Satz 193 - als außerweltlich, als „überhimmlisch" bestimmt zu werden scheint 194 , läßt sich die offenbar sowohl in der Vorlage als auch in der „Übersetzung" zugrundeliegende Theorie folgendermaßen wiedergeben: Dem imερουράνιος $βός sind die Fixsterne, bzw. die sie beherbergende „äußerste" 195 Himmelssphäre am nächsten, die Planeten insgesamt sind ihm weniger nah als jene, im einzelnen gestaffelt in ihrem Abstand von ihm nach der „Höhe" ihrer Bahnen. Da nun die Größe des Nutzens, den die Gestirne (wie alle Dinge der Welt) von Gott haben, ihrer Entfernung von diesem umgekehrt proportional ist, wird gesagt: corpora ilia caelestia quanto finitima sunt ei (seil. deo), tanto amplius de deo carpere.

Räumliche Dreiteilung der Welt. Der Luftraum als medium War bis hierher (Z. 8) der lateinische Text ohne weiteres verständlich, so tauchen nun einige Schwierigkeiten auf: Der Anknüpfungspunkt des Relativsatzes quae ab Ulis sunt secunda ist nicht recht klar. Da sich m. E. Ulis nur auf die corpora caelestia, nicht aber auf finitima beziehen kann, müßte in diesem zweiten Teil des Gesamtsatzes, d. h. in multo minus - secunda, von anderen als den „himmlischen" Körpern die Rede sein, oder einfacher: Man wird wohl kaum konstruieren wollen: multo minus (ea corpora caelestia), quae ab Ulis (finitimis corporibus caelestibus) sunt secunda, sondern allein: multo minus (ea corpora), quae ab Ulis (corporibus caelestibus) sunt secunda. Da uns nun der

192

193 194

195

Man mag in gewisser Hinsicht jene Technik der Doppelung vergleichen, die sich auf rein sprachliche Amplificatio zu beschränken scheint. Als Typus sei angeführt: φύαεις βχώρισε: distinxit genera species separavit (s. MÜLLER, 10. Dort weitere Beispiele). 25, 4, S. 161, 3 f.: et in arduis areibus habere solium consecratum. Dazu steht in krassem Widerspruch 25. 10. S. 161. 9: sed cum credamus deum per omnia permeare. Zu diesen Worten vgl. übrigens o. S. 37. Vom menschlichen (irdischen) Standpunkt aus gesehen.

Räumliche Dreiteilung der Welt. Der L u f t r a u m als medium

55

Lateiner bereits (oder: erst) mit dem nächsten (dritten) Schritt, den Worten (Ζ. 11) et ad haec usque terrena, in den irdischen Bereich herabfuhrt, miißte er sich die secunda corpora räumlich zwischen den haec terrena und den corpora caelestia gedacht, die Welt folglich in drei Bereiche gegliedert haben, einen oberen (Aither, Gestirne), einen mittleren (lufterfiillten, s. das Folgende) und schließlich einen unteren, irdischen. Tatsächlich entspricht diese Raumgliederung offenbar einer Grundanschauung des Verfassers von De mundo, wie einige andere, nur scheinbar geringfügige Abweichungen der Wiedergabe vom griechischen Text in aller Deutlichkeit zeigen:

nepi κόσμον 391 b 12 ff.:

D E MUNDO 1, 3 , S. 1 3 7 , 8 f f . :

1 cuius cardinem - sic ertim dixerim κέντρον — robustum et inmobilem genetrix 5 (s. u. Z. 8) atque altrix animantium omnium habet tellus supernis omnibus, ut videri 10 potest, aeris liquiditate ad (vgl. u. Ζ. 14/5) modum tegminis saeptis et opertis. ultra Τό δε vnepüev αυτής, •παν re και ττάνττ} πβπερατώμένον (vgl. oben Z. 9 - 1 2 ) εις τό άνωτάτω, 15 ϋβών οίκητήριον, deorum domus est, ουρανός ώνόμασται. quod caelum vocamus. Ταύτης (της διακοσμήοεως) δε τό μέν μέσον, ακίνητόν re και έδραϊον Öv, η φερέσβως είληχε γη, παντοδαπών ζώων earta re ούσα και μήτηρ. (s. ο. Ζ. 5) (vgl. Ζ. 14)

Z. 2 κέντρον edd.: centron ω Ζ. 3 mobilem B nobilem MV

Β περί κόσμου 399 a 24 ff.: Γίνονται δε beroi κατά καιρόν και άνεμοι και δρόσοι τά re πάΰη (s. Ζ. 11)

D E MUNDO

2 9 , 2 4 , S. 1 6 6 , 4 ff.:

1 hinc tempestivi imbres et spiritus nautis secundi, hinc alimenta roris 5 t esse earum, quae accidere deus

(?)

56

Die Umdeutung des ps.-aristot. Dynamissystems in De m u n d o

τα ev τφ πβριέχοντι συμβαίνοντα δια την ττρώτην και αρχέγονου air (αν.

10

his mundi mediis partibus (Z. 6 accidere) ( Z . 7 dem) voluit. Ζ. 2 est spiritus BP Ζ. 3 nautis secundi scripsit THOMAS: aut insecundi ω: haud infecundi VULCANIUS, parum feliciter Z. 4 roris GOLDBACHER (cf. Pseudoarist.: δρόσοι): robis ω nobis vulg. Z. 5 esse ante earum om. F fort, et cetera, quae accidere (cf. Ps. ar. etc.) et nebularum ( c f . Plin., N . H . 1 4 , 3 4 ; 1 7 , 2 9 ; 1 8 , 1 2 8 ) W. RICHTER Ζ. 6 accidere

BF:

accideret PL

C

περί κόσμου 400 a 4 ff.:

196

DE MUNDO 33, 1, S. 168, 14 ff.:

Es geht unser Beispiel V voraus (s. o. S. 41) ('Τούτον ούν exe ι τον λόγον b ϋεός ev κόσμω, συνέχων την των ολων αρμονίαν re και σωτηρίαρ,) πλην (s. u. Ζ. 5) οϋτβ μέσος ών, ev&a η ~γή τε και

(ad hoc instar mundi salutem tuetur deus aptam et revinctam sui numinis potestate.j Huius locum quaerimus, neque fi(niti)mus197 est terrae contagionibus nec tarnen medius (s. ο. Z. 2) in aere turbido,

οΰολερός τόπος ούτος, verum αλλ' άνω 10 in mundano fastigio, καϋαρός ev καϋαρω χώρω βββηκώς, quem ον 196

Zu diesem Abschnitt ist auf GOLDBACHERs zwar verfehlten, im Ansatz aber bemerkenswerten Deutungsversuch (s. H. BECKER, Studia Apuleiana, Berlin (Diss.) 1879, 87) hinzuweisen. BECKER möchte hier den griechischen Text an die lat. Fassung angleichen und ergänzt ein olfre vor eväa (Z. 5). Überflüssig zu betonen, daß er zuvor die griechische Schrift gründlicher h ä t t e zu Rate ziehen sollen (etwa unter Vergleichung von A. und B.; s. das Folgende). Zum Ganzen: H. BECKER, a.a.O., 86.

197

Ich zitiere hier, wie immer, den Text der Ausgabe von THOMAS, obwohl ich GOLDBACHERs K o n j e k t u r den Vorzug gebe; vgl. A. 201.

Räumliche Dreiteilung der Welt. Der Luftraum als medium

έ τ ύ μ ω ς καλούμε ν obpavöv μέν από τον δρον elvai τον ανω . . .

57

Graeci obpavöv recte vocant, 15 ut qui sit altitudinis finis.

Ζ. 4 nine μέσος -f- Lp Maz R 2 2 3 alii multi a' η: ob μέσος Ε m': οϋτι μέσος A m b 4 1 (conjecerant WENDLAND & WILAMOWITZ). Vid. N o t e s pp. 1 0 2 sqq.

Ζ. 1 si ante locum add. GOLDBACHER, THOMAS ante quaerimus, MINIOPALUELLO ante huius posuit Z. 2 finitimus VULCANIUS: fimus Β infimus δ confinis HILDEBRAND infimus (in) terrae contag. GOLDBACHER, in imis MINIO-PALUELLO Z. 14 obpavöv edd.: uranon ω

Die hier der griechischen Vorlage verglichenen A b s c h n i t t e der Wiedergabe haben E i n e s gemeinsam: Sie alle zeigen eine v o n der des Originals a b w e i c h e n d e räumliche A u f t e i l u n g der Welt. Während die pseudoaristotelische Schrift in schroffem Dualismus ·γή/αήρ z u s a m m e n g e n o m m e n d e m ουρανός gegenübers t e l l t 1 9 8 , gliedert D e m u n d o den (Welt-) R a u m in d r e i ( d e u t l i c h voneinander getrennte) Bereiche, einen unteren (irdischen), einen mittleren (lufterfiillten) und einen o b e r e n ( h i m m l i s c h e n ) 1 9 9 . Angesichts gerade dieser n e u e n Einteilung wird auffallen, daß in Α. Ζ. 1 f. das μέσον der Vorlage durch d e n mit d e m Hinweis sie enim dixerim κέντρον erläuterten lateinischen Begriff cardo wiedergegeben wird. D e m n a c h fand sich die sonst nirgends b e z e u g t e Lesart κέντρον statt μέσον ausgerechnet im griechischen Handexemplar dee A u t o r s v o n D e m u n d o 2 0 0 .

198

199

200

Α) ταύτης (της διακοσμήσεις) το . . . μέσον . . . εΐληχε ·γή . . . το υπερϋεν αϋτής . . . δεών ο'ικητήρναν, ουρανός ύνόμααται. Β) Hier ist, ohne jede Beziehung auf ein lokales Gesamtsystem, vom Aer (der allerdings nicht einmal ausdrücklich genannt wird) als dem περιέχον die Rede. C) . . . oUre μέσος ών, εν·Άα η -γη re και ο δολερός τόπος ούτος, αλλ' ävu> . . . iv καϋαρφ χώρι+ι . . . ον . . . καλοϋμβν οϋρανόν . . . Α) (1) .. . cardinem . . . habet tellus ... (2) supernis omnibus. . . aeris liquiditate . . . saeptis et opertis (3) ultra deorum domus est, quod caelum vocamus (hier wird übrigens die allgemein für den Raum oberhalb der Erdkugel ausgesagte Bestimmung des Originals πάν τε και ττάντγι πεπερατωμένον εις τό ανωτάτω übernommen, allerdings in charakteristischer Weise eingeschränkt auf die Luftzone). B) mediis partibus (= Aer) impliziert die räumliche Dreiteilung der Welt. C) (dei locus) (\)neque infimus est in terrae contagionibus (aus Gründen, die im Folgenden deutlich werden, sei hier GOLDBACHERs Konjektur der Vorzug gegeben) (2) nec tarnen medius in aere turbido (δολερός übernommen und auf den eingeschränkt), (3) verum in mundano fastigio, quem Graeci obpavöv . . . vocant . . . Ob man dieses Zusammentreffen für Zufall halten wird, sei dahingestellt. Daß etwa in κέντρον Spuren eines früheren, vom Lateiner unabhängigen Umdeutungsversuches oder zumindest Ansätze dazu faßbar seien, halte ich für wenig wahrscheinlich. Eher vertretbar scheint mir die Annahme, der Autor von De mundo habe unter den in seinem Exemplar notierten Lesarten - vielleicht handelte es sich auch um erklärende Bemerkungen — diejenige ausgewählt, die seinen Bedürfnissen am meisten entsprach, d. h. sich am leichtesten mit seinen Vorstellungen in Einklang bringen ließ. Vgl. auch MÜLLERS (nicht überzeugenden) Hinweis (145) auf Cie., Tusc. 1, 17, 40.

58

Die U m d e u t u n g deä ps.-aristot. D y n a m i s s y s t e m s in De m u n d o

Das ist insofern bemerkenswert, als diese Variante auf eine Unterscheidung führt, die besonders dämonologischen Vorstellungen entgegenkommt: κέντρον bezeichnet in seiner mathematischen Grundbedeutung den Kreismittelpunkt, cardo allgemein den Punkt, um den sich etwas dreht. Bezogen auf die Welt veranschaulichen somit beide Begriffe einen nicht unwesentlichen Gedanken der sowohl von der Vorlage als auch von der Wiedergabe vertretenen Kosmoslehre: den der sich ewig um den einen gemeinsamen Mittelpunkt drehenden Himmelssphären. μέσος/medius dagegen ist die Bezeichnung des Mittleren zwischen Extremen 2 0 1 und deshalb immer dann angemessener Terminus, wenn der Blick auf einen räumlichen Teilbereich der Welt (wie etwa den durch die Extreme Erde und Himmel begrenzten Raum) beschränkt und dabei naturgemäß jeder die Relativität dieser Beschränkung enthüllende Hinweis auf die Kugelgestalt des Kosmos vermieden werden soll 2 0 2 . Von hier erklärt sich die Bedeutung des Begriffes für dämonologische Systeme. So hatten wir das „Mittlere" bereits kennengelernt, als sich in VII, zur Erklärung von De mundo 24, 16, S. 160, 18 f. qui ad conplendum mundum nati factique sunt, ein erneuter Rückgriff auf Piatons Symposion 202 d ff. notwendig zeigte 2 0 3 . In jenem für alle späteren ..philosophischen" Dämonologien grundlegenden Abschnitt wurde das Daimonion (202 e 1) als μεταξύ . . . deoü re και ϋνητού bestimmt: (202 e 6) ev μέσω δέ öv αμφοτέρων (seil, deov re και ύνητού) συμπληροί. Wenn dort also zwischen Sterblichem 2 0 4 und Gott als den Extremen das Daimonion als das zur „Erfüllung" des Kosmos notwendige „Mittlere" postuliert wurde, so wurde damit zwar nicht der kosmische Raum, wohl aber die Gesamtheit der in ihm beheimateten Lebewesen durch eine Dreiteilung gegliedert. Bei dem Versuch der Epinomis, diese mythische Dämonologie des Symposion durch eine genauere Bestimmung der 'έδρα und der ψύσις aller Lebewesen in ein System zu verwandeln, war, wie sich ebenfalls schon feststellen ließ 2 0 5 , Piatons Dreiteüung der Lebewesen mit einer räumlich-physikalischen Fünfteilung in Beziehung gesetzt worden, d. h. genau genommen drei Stufenfolgen waren miteinander verbunden

201

202

Diese sind für die Vorstellung von Kreis-, Kugel- u n d schließlich W e l t m i t t e l p u n k t verhältnismäßig unwichtig und t r e t e n tatsächlich in den Begriffen κέντρον u n d cardo nicht hervor. Dagegen verlangt der Begriff des Mittleren immer eine genaue Angabe der Bez u g s p u n k t e : wohl deshalb werden diese bei der E i n o r d n u n g der L u f t z o n e als eines μέσον b e s o n d e r s häufig d u r c h Superlative hervorgehoben (ζ. B. infimus, supremus, exsuperantissimus).

D e n n im K o s m o s ist die L u f t natürlich keineswegs das Mittlere, k e h r t sie d o c h auf einem K o s m o s d u r c h m e s s e r zwiefach, hier u n d d o r t vom M i t t e l p u n k t , wieder. ' S. o. S. 4 7 ff. 204 Dieser A u s d r u c k u m f a ß t alle irdischen Lebewesen - freilich d e n k t Piaton selbst vornehmlich an d e n Menschen, wie die Hinweise auf diesen 2 0 2 e 3. 4; 203 a 2. 3 zeigen. 205 Vgl. o. S. 11 ff.

Räumliche Dreiteilung der Welt. Der L u f t r a u m als

medium

59

worden, eine der Lebewesen, eine des Raumes und schließlich eine der fünf Elemente ( 9 8 4 b 2 ff.): a) Lebewesen

GÖTTER DÄMONEN IRDISCHE LEBEWESEN

b) Raum

c) Physis

lebend

vornehmlich bestehend aus

(oben) im Feuer

Feuer

Γ darunter im Äther < darunter in der L u f t L darunter im (über d e m ) Wasser ( u n t e n ) auf der Erde

Äther Luft Wasser Erde

Auf die Dauer freilich konnte sich dieser Systematisierungsversuch der Epinomis nicht in jeder Hinsicht durchsetzen: Der hier mit der Verbindung beider Einteilungen wohl zuerst in einem dämonologischen System vorgebrachte, aus dem Timaios ( 3 9 e 10 ff.) stammende Gedanke, jedem Element seien spezifische Lebewesen zuzuordnen, wird zwar in vielfachen Brechungen und Modifikationen 2 0 6 Bestandteil aller späteren Spekulationen über die „Mittel-

206

Mit der Frage nach der genaueren H e r k u n f t gewisser Spielarten des Platonischen Grundgedankens verbinden sich außerordentlich schwierige Probleme, auf die hier nicht im einzelnen eingegangen werden kann. Nur eine Skizze sei gegeben: - a) Piaton weist im Timaios (39 e 7 ff.) den vier F l e m e n t e n vier Arten spezifischer I ehewescn 711: dem

Feuer das (e 10) ονράνιον ϋεων -γένος, dem Aer das (40 a 1) πτηνόν και αεροπόρον (yevoq), dem Wasser das (a 1) evvSpov είδος, der Erde das (a 1/2) πεξον και χερσαϊον (tu>uq oder yevoq). - b) Die Lpinomis bietet mit Formulierungen wie (y«4 b b. 7)

ϋωμεν und τιϋωμβν, (d 4) τιϋέσϋω,

(d 7) λβκτέον, (985 a 3) Xeyojßev, (984 b 5) κατά

δόξαν την επιβική, (a.a.O.) πειραϋήναι \eyew als Hypothese das oben geschilderte, den Äther und die D ä m o n e n einbeziehende System. - c) Die hypothetische Z u o r d n u n g von Elementen und Lebewesen wird zu einem als Aristotelisch bezeugten G o t t e s b e w e i s ,

Cie., De nat. deorum, 2, 42: Cum igitur aliorum animantium ortus in terra sit aliorum in aqua in aere aliorum, absurdum esse Aristoteli videtur in ea parte quae sit ad gignenda animantia aptissima animal gigni nullum putare. sidera autem aetherium locum optinent; qui quoniam tenuissimus est et semper agitatur et viget, necesse est quod animal in eo gignatur id et sensu acerrumo et mobilitate celerrima esse, quare . . . (unter Poseidonischem Einfluß; zu gignenda, gigni, gignatur. s. REINHARDT, RE 22, 660, 49 ff.). d) Schließlich wird offenbar dieser Aristotelische G o t t e s b e w e i s zu einem " D ä m o n e n beweis umgestaltet, wobei die Göttlichkeit der Gestirne als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Aristoteles wird freilich dennoch angeführt, nun als Gewährsmann für die Existenz sogenannter -nvpiyova ί φ α . Als Beispiel sei Apuleius, DDS 8, 1, S. 15, 12 ff.

angeführt: nam cum quattuor sint elementa notissima, veluti quadrifariam natura magnis partibus disterminata, sintque propria animalia terrarum, (aquarum,) flammarum, — siquidem Aristoteles auetor est in fornaeibus flagrantibus quaedam propria (ω, die K o n j e k t u r von THOMAS parvula verkennt den Gedankengang des Abschnitts)

animalia

pennulis apta volitare . . . - praeterea cum totiuga sidera . . . sursum in aethere, id est in ipso liquidissimo ignis ardore (der Äther wird also ebenfalls genannt, die Vierzahl der Elemente aber durch die Gleichsetzung von Äther und Feuer beibehalten), conpareant,

cur hoc solum quartum elementum aeris . . . cassum ab omnibus, desertum a cultoribus suis natura pateretur, quin in eo quoque aere (ω, THOMAS, der in aeria ändert, übersieht hier eine für den Verfasser von De m u n d o charakteristische Stilfigur, s u. S. 105 f.)

animalia gigner e\n\t, ut in igni flammida, in unda fluxa, in terra glebulenta? nam quidem

60

Die Umdeutung des ps.-aristot. Dynamissystems in De mundo

wesen", als räumliche Gliederung aber wird eine von der üblichen Elementenordnung unabhängige, offenbar allein am Symposion orientierte Dreiteilung 2 0 7 zur Regel. S o bildet z. B. in DDS, der Apuleischen Spezialschrift über die Dämonen, die physikalisch-räumliche Vierteilung (denn in D D S wird die Vierzahl der Elemente vertreten) zwar n o c h die Grundlage für den Dämonenbew e i s 2 0 8 , die räumliche Dreiteilung allein aber bestimmt den Gedankengang und das Weltbild der Schrift, so daß sie als das Leitthema an den Anfang aller Erörterungen gestellt wird ( 1 , 1 ff., S. 6,1 ff.): Plato omnem naturam rerum, quod eius ad animalia praecipue209 pertineat, trifariam divisit censuitque esse summos deos. summum medium et infimum fac intellegas non modo loci disclusione verum etiam naturae dignitate, quae et ipsa neque uno neque gemino modo sed pluribus cernitur. Der im zweiten Teil dieses Satzes anklingende Gedanke einer naturae dignitas - die höchsten Götter sind summi eben nicht nur in räumlicher Hinsicht - wird allerdings sogleich wieder ausgeklammert: Allein das Raumschema soll, zunächst wenigstens ( 1 , 6, S. 6, 6: ordiri tarnen manifestius fuit α loci dispositione), Basis der nun folgenden Dämonologie sein.

qui aves aeri attribuet (wie auch Piaton im Timaios), falsum sententiae meritissimo dixeris. - Das Verhältnis von Timaios, Epinomis und Aristotelischem Gottesbeweis sieht JAEGER, Aristoteles, 146, folgendermaßen: „Der Beweis (seil, des Aristoteles) knüpft an den Timaios (39 E) an, der die vier Elemente mit gleich vielen Arten göttlicher (hier irrt JAEGER, das zeigt nicht nur 40 a 2 sondern auch 41 b 7 in aller Deutlichkeit) Wesen bevölkert. Die Epinomis trägt dem inzwischen erschienenen Dialog des Aristoteles und der Ätherhypothese Rechnung, indem sie statt der vier Elementargötterklassen des Timaios fünf annimmt. Sie zeigt aber schon durch die Anordnung der Elemente, daß sie nicht einfach dem Aristoteles folgen, sondern konservativ dessen Hypothese in den Timaios einfügen will." - Zu d), dem dämonologischen Beweis, sei angeführt: REINHARDT, Kosmos, 65, 2; vgl. auch 62 ff.; die Nachricht von den „Feuertieren" stammt aus Arist., Η. A. 5, 19, 552 b 10. Sie findet sich auch Plinius, Η. N. 11, 119, s. REIN. HARDT, Kosmos, 67 u. Α. 1. Hinzufügen läßt sich Seneca, ep. 9. 19: miramur animalia quaedam, quae per medios ignes sine noxa corporum transeunt: quanto hic mirabilior vir, qui. .. Vgl. auch HEINZE, Xenokrates, 112. 117 u. A. 2. - Überblick über die Frage bei REINHARDT, Poseidonios, 228 u. A. 2. 207 Gewisse Ansätze zu einer Dreiteilung, bzw. Nachwirkungen einer solchen (nämlich der des Symposion) verrät im übrigen die Epinomis selbst, wenn sie die Wasserdämonen, bzw. Wasserhalbgötter, hinter den Luft- und Ätherdämonen völlig zurücktreten läßt (s. o. A. 38). Wäre sie von der Vierzahl der Elemente ausgegangen, so wäre folglich schon sie selbst zu einer, wenn auch kaschierten, räumlich-physikalischen Dreiteilung gekommen, die sich im übrigen deutlich genug 985 b 3 in den Vordergrund schiebt: δια το φέρεσϋαι τα μέσα των ζώων επί τε yf)v και 'επί τον ολον obpavov 'ελαφρά φερόμενα ρύμβ. Betonung des Mittleren auch 984 b 4 τα τρία (die drei Dämonenärten) τα μέσα τω» πέντε τα μεταξύ τούτων (seil, αθανάτων και ϋνητών ζφων). 984 e 1: δαίμονας, aeptov δέ -γένος, εχονεδραν τρίτην και μέσην, της ερμηνείας αίτιον, εΐ/χαϊς τιμαν μάλα χρεών . . . κτλ. 208 DDS, 8, 1, S. 15, 12: nam cum quattuor sint elementa notissima, veluti quadrifariam natura magnis partibus disterminata, sintque propria animalia. . .; dagegen 1, 1, S. 6, 1 ff. (s. u.) Plato omnem naturam rerum .. . trifariam divisit. .. 209 praecipue ω: praeeipua MERCERUS; von THOMAS zu Unrecht in den Text aufgenommen, denn schließlich umfaßt diese Einteilung alle, nicht nur die praeeipua animalia. Daß praecipue sinnvoll einschränke, da es auch andere Einteilungsmöglichkeiten gebe, hat schon KOZIOL, 3, betont.

Exkurs: Das Gesamtsystem von DDS

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Deren grundsätzlichen A u f b a u wenigstens in den großen Zügen zu kennen, ist für das Verständnis der gesamten weiteren Argumentation unerläßlich. Es sei deshalb an dieser Stelle ein Überblick über das Wichtigste g e g e b e n 2 1 0 .

Exkurs:

Das Gesamtsystem

von

DDS

Den ( 1 , 7, S. 6, 7) dii inmortales211, die teils sichtbar ( 1 , 8 , S. 6, 8), teils intelligibel ( 1 , 9 , S. 6 , 9 ) sind, sprach Piaton als Lebensraum den Himmel zu ( 1 , 7 , S. 6 , 7 ) . a) Als „sichtbare G ö t t e r " 2 1 2 sind die G e s t i r n e 2 1 3 anzusehen ( 1 , 9 , S: 6, 9 ff.), zumal Sonne ( 1 , 13, S. 6 , 1 3 dieiopifex) und M o n d ( l , 13 ff.. S. 6. 13 f f . ) 2 1 4 , deren Göttlichkeit weder Graecus noch barbarus bezweifeln wird (2, 2 f f . S. 7, 9 ff., ein in vieler Hinsicht aufschlußreicher Beweis e consensu g e n t i u m 2 1 5 ) .

210

Zu DDS s. VALLETTE, These, 221-269, ferner RATHKEs (sehr einseitig auf einen Nachweis stoischen Einflusses ausgerichtete) Dissertation, gegen die REINHARDT, Kosmos, 276 ff. berechtigte Einwände erhebt, schließlich FESTUGIEREs wenige Bemerkungen in Rev. IV, 93 u. 102 ff. (ältere Lit. s. RATHKE, 5 u. 6 in den Anmerkungen). Der folgenden kurzen Darstellung des dämonologischen Systems der Apuleischen Schrift liegt deren erster, allgemeinerer Teil (bis ungefähr Kap. 16 Ende) zugrunde, der zweifellos innerhalb der Gesamtschrift eine Sonderstellung einnimmt, da er in enger Anlehnung an eine griechische Vorlage entstand, wie die bei RATHKE, 11, zusammengestellten Beobachtungen zeigen. Nicht zustimmen wird man RATHKE allerdings, wenn er daran Anstoß nimmt, daß überhaupt in DDS als einer Spezialschrift über das Somatische Daimonion die allgemeine Dämonentheorie - obendrein recht ausführlich - behandelt wird, S. 9: „Quid enim sibi vult, quod daemones nonnumquam ad deorum honores ascendere, quod quali sint natura effusis verbis accuratissime narratur? Quae omnia in libro de daemonibus scripto apta essent, non in libello de deo Socratis inscripto." Als Rechtfertigung des Apuleius lassen sich die Worte seines ungefähren Zeitgenossen Max. Tyr., S. 90, 5 ff. HOBEIN = diss. 8 τίτό δαιμόνων Σωκράτους, α', anführen: τίδε και ην τό δαιμόνων, ποϋώ μαΰεϊν. Έάν πρώτον, ώ τάν, αποκρίνγι μοι, πότερον ryyel τι eu>ai δαιμονίων yevos 'ev τη φύσει, ώς θεών, ώς 'ανθρώπων, ώς θηρίων. ή μή· yeXolov yäp äv ερωτάν, τί ην τό δαιμόνων Σωκράτους, τό παν 'ayνοοϋντα οίον el και νησιώτης ανήρ, 'αθέατος τοϋ ΐππων yένους και αμαθέστατος, άκούων οτι ήν Μακεόόνι βασιλεΐ κτήμα b Βουκεφάλας . . . επειτα b-νερωτώη, τί ην πpäyμa ο Βουκεφάλας- ηπόρησεν yäp 'άν

211 212 213

214 215

übersieht RATHKE ein besonders überzeugendes Argument für seine Hypothese: Ein kleiner Exkurs über die verschiedenen Meinungen zu den Ursachen der Mondphasen (1, 13, S. 6, 13 ff.) schließt mit dem nie erfüllten, weil gedankenlos aus der Quelle übernommenen Versprechen, 2, 1, S. 7, 8: utra[que] harum vera sententia est - nam hoc postea videro — . . . Zu diesem Terminus s. ο. A. 54. 2, 12, S. 8, 1 visibilium deorum. Zum Sternglauben bei Piaton (und Aristoteles) vgl. BOLL-BEZOLD-GUNDEL, Sternglaube und Sterndeutung, 5. Aufl. Darmstadt 1966, 20 f., ferner VALLETTE, These, 224; RATHKE, 12; (zu Aristoteles s. auch MERLAN, From Platonism to Neoplatonism, Den Haag 1953, 187). S. ο. A. 210 (Ende). So apodiktisch wie RATHKE (S. 12: „Quod documentum num Academicis vel Piatoni est attribuendum? Minime, sed hanc comprobandi rationem a Stoicis esse repetendam

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Natürlich sind auch jene fünf (2, 4, S. 7, 11) stellae, quae vulgo vagae ab inperitis nuncupantur (2, 5 ff., S. 7, 12 ff. kurze Behandlung ihrer höchst gesetzmäßigen Bahnbewegungen) und die Fixsterne (2, 12, S. 8, 1. Berufung auf Piaton, 2, 13, S. 8, 2: qui cum Piatone sentis) göttliche Wesen.

b) Als intelligibel (2, 20 ff., S. 8, 9 ff.: deorum genus, quod natura visibus nostris denegavit, nec non tarnen intellectu eos rimabundi contemplamur.. .) werden die Götter des Volksglaubens bezeichnet 2 1 6 , oder allgemeiner all jene

Gottheiten, (2, 27 ff., S. 8,16 ff.) quorum nomina quidem sunt nostris auribus

nemo est, qui neget") sollte man das neque Graecusaut barbarus facile cunctaverit den Stoikern nicht zusprechen, heißt es doch ζ. B. auch in der Epinomis, 973 d l - wenn auch nicht zum Beweis der Existenz der Götter, wie zumeist in der Stoa - : . . . ίιλλ" •γενέσϋαι χαλεπόν 'άπαντι ? φ ω · Vgl. auch ο. Α. 210. Ein Nebeneinander von Gestirngottheiten und Göttern des Volksglaubens innerhalb eines dämonologischen Systems findet sich auch in der Epinomis. Diese würde allerdings am liebsten auf „Zeus, Hera und die andern (Götter) alle" verzichten, wagt jedoch nicht, sich eindeutig von Platonischen Vorstellungen loszusagen. Im übrigen läßt die Art, wie sie (auch) in diesem Zusammenhang den Timaios voraussetzt, noch einmal alle Zweifel an ihrer Echtheit als berechtigt erscheinen: Epinomis Gestirne (Physis, usw.. Göttlichkeit). Die Darstellung schließt (mit einer Überleitung), 984 b 2 (zu Einzelheiten dieses Abschnitts u. seinem Verhältnis zum Timaios vgl. auch LIER, 66 ff.):

Timaios Gestirne (Physis, Bahnen, Göttlichkeit). Die Darstellung schließt, 4 0 d 4 f.:

καίτά περί θεών 'ορατών •γεννητών (Ιρημένα φύσεως 'εχέτω τέλος.

Kai

(d 6 ) Πβρί δε των άλλων δαιμόνων (gemeint sind die Götter des Volksglaubens) einetv nai yvihvai την yeveoiv μείζον η καύ'ήμάς . . . es folgt eine mythische Theogonie:

(Α))

(B)

νυν ούν δή περί ϋεών ε-ίχεψώμεν τ6 γβ τοσούτον, τά δύο κατώόντες ?ωα ορατά ήμϊν, α φαμεν άϋάνατον, τό δέ -γήινον άπαν ϋνητόν ·γε~/ονέναι, τά τρία τά μέσα τών πέντε τά μεταξύ τούτων σαφέστατα κατά δόζαν την επιεική •γε·γονότα πειραϋήναι λέιειν (es folgt eine knappe Darstellung der mehrfach in dieser Untersuchung geschilderten drei D ä m o n e n gruppen; Anklänge an das Symposion).

(C) (e 3) όντως ουν κατ' εκείνους ημίν ή (d 3) ϋεούς μεν δή, Δ ία τε και "Ηραν και γένεσις περ'ι τούτων των δεών εχέτω τούς άλλους πάντας, οπη τις εϋέλει, και λε·γέσΰω. Γης τε και Ούρανοϋ ταύτη κατά τον αύτόν τιΰέσϋω νόμον και παίδες Ωκεανός τε καίΤηϋύς έγενέσδην, πά-fiov 'εχέτω τοΰτον τον λό·γον· τούτων δε Φόρκυς Κρόνος τε και 'Ρέα (knappe Ablehnung eines Eingehens auf και οσοι μετά τούτων, εκ δέ Κρόνου Mythologisches. Verkennen der Platonischen και 'Ρεας Ζευς "Ηρα τε καί πάντες Ironie). οσους 'ίσμεν 'αδελφούς λε·γομένους αΰτών . . . κτλ. (A 1 ) (d 5) ϋεούς δέ δή τους ορατούς, μέγιστους καί τιμιωτάτους και. . . κτλ. (Wiederauf-

'όπερ

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iam diu cognita, potentiae217 vero animis coniectatae per varias utilitates in vita agenda animadversas in iis rebus, quibus eorum singuli curant. Von diesen letztgenannten 2 1 8 Göttern insgesamt (3, 5, S. 8, 24: hos namque cunctos deos) gelten folgende Bestimmungen: Sie sind (3, 5, S. 8, 24) in sublimiaetheris vertice locat(i), (3, 6, S. 9, 1) ab humana contagione procul discret(i), (3, 9, S. 9, 4) naturale) incorporalis, animalis, nequefini ullo neque exordio, sed prorsus ac retro aeviterna(e), (3, 10, S. 9, 5)