Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen: Stück 12 [Reprint 2021 ed.] 9783112430088, 9783112430071

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Anweisung für Frauenzimmer die ihrer Wirthschaft selbst vorstehen wollen: Stück 12 [Reprint 2021 ed.]
 9783112430088, 9783112430071

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Anweisung für

Frauenzimmer die ihrer

Wirthschaft selbst vorstehen wollen,

Zwölfte» Stück

von den noch übrigen nützlichen und zahmen Haus­ thieren, vom Honig, Wachs, Flachs, Leine, wand und Hanf.

von

3. G. S.

Berlin, bei Arnold Wever 179g.

Von den übrigen nützlichen und zah­ men Hausthieren.

Jr")imtnter kann man diejenigen mit allem Recht c

zählen,

deren Fleisch zwar nicht zum Speise«

angewandt wird, welche aber dagegen durch ihre Arbeit oder andere Eigenschaften der Haushaltung ihren Nutzen stiften und daher wohl angeführt wer­ den dürfen. Es sind deren nur wenige und darunter das Pftrd das vorzüglichste; nach ihm folgt der Hund und zuletzt die Katze.

Wollte man hier ein­

wenden, eine genauere Kenntniß

von der Wartung

vnd Pflege dieser Thiere, sey für eine Wirthinn zu

wissen gleichgültig, oder wohl gar überflüssig, so wi­

derlegt dies einzige schon das ganze Vorgeben, wenn,

man bedenkt, wie oft der Fall eintritt, daß eine Fran

unvermuthet

durch

den Tod ihres

Mannes

zur

Wittwe werden kann, und dann genöthigt ist, nebst dem Hauswesen auch dessen sämmtliche Geschäfte mit zu übernehmen; wie kann sie bei solcher Gelegenheit

nicht hintergangen werden, wenn sie gänzlich unwis­ send in solchen Dingen ist.

A 4

Hun-

4 Dond. übrigen nützl. u. zahmenHausHiereti. Hunde und Katzen haben auch ihren Nutzen in der Wirthschaft; sie können aber auch auf eine oder dir andre Weise schädlich oder mit gefährlichen Krank­ heiten befallen werden. Alles dies beweiset die Noth­ wendigkeit, etwas von der Erhaltung und Wartung dieser Thiere zu wissen. Die Pferde verdienen da­ runter ihres Nutzens halber gewiß den Vorrang, und wir machen daher mit ihnen hier den Anfang,

Von den Pferden»

L^as Pferd ist seiner Bildung und seines Anstan­ des wegen gewiß eines der schönsten Thiere in der Natur.

Sei« Ansehen, seine Stärke, sein Gang oder

Stellung, das schöne Verhältniß aller Theile seines

Körpers gegen einander, bringen jedem der es anfieht, eine gewisse Neigung bei, wodurch man es über alle

andere Thiere erhebt, ohne des Nutzens zu gedenken,

den es uns durch seine Stärke und Geschwindigkeit gewahrt, ja so gar noch nach seinem Tode uns nütz­

lich ist.

Ueberhaupt hat daS Pferd einen edlen An­

stand, Dauer, Kraft und Behendigkeit in allen seine» Handlungen; es ist gelehrig, den Menschen zugethan,

drückt seine Leidenschaften durch Wiehern aus,

ver­

theidigt sich mit seinen Hinter- und Forderfüßen, auch

wohl mit Beißen.

Es dient zum Ackerbau, zum Zie,

hen, Lastentragen, Reiten, Nothfall zum Schwimmen.

Jagen und wohl gar im

Die Tataren brauchen

die Milch und essen das Fleisch; die Hufe und die Haa­ re, besonders aber die Haut gewahren uns so man­

che Dinge von der größte» Nothwendigkeit und Be­ quemlichkeit. A 3

Die-

6

Von den Pferden. Dieses edle und vortreffliche Thier zeichnet sich

vor allen andern durch seinen langhaarigen schönen Schweif,

seine kurze spitzige Ohren,

seine prächtige

Halsmahne und ganz vorzüglich durch seinen emnehmenden Körperbau aus.

Ursprünglich ist das Pferd,

so wie alle andere

hernach aber durch die

Hausthrere wild gewesen;

Bemühungen der Menschen gezähmt und seine vor­

züglichen Eigenschaften «och um vieles durch die Kul­ tur verbessert worden. Gegenwärtig findet man noch, wiewohl in wer «igrn Gegenden?

die in ihrer Freiheit und

Pferde,

WtldNiß leben und sich fortpflanzen,

wie zum Bei­

spiel in den östlichen ehemaligen Polnischen Wäldern, in den Schvtrischen Hochländern,

einigen Gegenden

der Tataret und besonders in dem Spanischen Ame­

Diese Pferde sind unbeschreiblich wild,

rika.

lassen

sich fast gar mckt zähmen und bändigen, fle sind mei-

fienrhetls klein von Körper, und dicke Köpke.

haben struppiges Haar

Vergleicht man diese wilde Pferde

mit den zahmen, so ist es höchst auffallend und kaum

glaublich, daß die Kultur und fleißige Wartung bei Thieren eine solche Veränderung hervor bringen kön­ ne,

als man hier zu bemerken Gelegenheit findet.

Noch mehr, diese Kultur äußert sich auch sichtbarlich an den zahmen Pferden, di« nach Verschiedenheit der

Wartung und der Länder wo sie gebvhren und er­

zogen worden, sich in so mancherlei Raren getheilet haben. päischen,

Nimmt man von diesen nur allein die Euro­ so findet sich,

daß die Polnischen,

Engli-

7

Von den Pferden.

-lischen, Ungarischen, Dänischen, Holländischen, Spa­ nischen, Neapolitanischen re. jede etwas besonders an

sich haben, wodurch, sie sich von den andern auszeichnen, darunter find hie am schnellsten laufenden Pfer­

de, die Englischen, Polnischen, Ungarischen und Türki­

schen, die aber schneller ermüden.

Als die prächtig­

sten und ansehnlichsten zeigen sich die Spanischen und

Neapolitanischen Pferde und als die festesten und zu­ gleich dauerhaftesten die Holländischen und Friesischen Pferde.

Die allerschnellsten im Laufen

sind jedoch

die wilden Pferde, die noch in ihrer Freiheit herum­

gehen.

Bei den Arabern sind die Pferde eine- ihrer größten Reichthümer, und sie wenden sö viel Fleiß auf ihre Zucht, daß sie sogar die Stammregister der­ selben von mehreren' Jahrhunderten ausgeschrieben,

und in drei Gattuugen, schlechte getheilet haben.

als edle,

mittlere, und.

Sie geben nie zu, daß sich

«in Pferd von einer besser» Art mit einer schlechtem begatte und das künftige Füllen verringert werde, daher kömmt es denn auch, daß sie für die allerbesten

Pferde gehalten, öfters für viele tansend Thaler das Stück verkauft werden, und daß die schönsten Pferde,

die man in andern Ländernflndet, davon herstammen. Die Kennzeichen aller Europäischen Pferderacen

hier anzuzeigen, würde wohl zu weitläustig seyn, nur von den Deutschen Pferden wollen wir bemerken, daß

vb es schon in verschiedenen Provinzen,

sehr kleine,

schlechte und mittelmäßige Pferde giebt, so sind doch

im Ganzen genommen die Deutschen Pferde an Größe A4

et.

s

Von bett Pferden.

etwas mehr als mittelmäßig Sie haben einen für. zen Hals und großen Kopf, der Körper und die Beine sind stark, daher sie als rechte gute Zugpferde anzusehen sind. Vorzüglich vor den übrigen sind hierunter die Holskeinifchen und Meklenburgischen Pferde. Daß es aber hin und wieder so viele schlech­ te Pferde giebt, rührr von der schlechten Wartung und Pflege, rote auch von den schlechten Beschälern, die -zur Zucht gebraucht werden, her. Die Farbe der Pferde ist sehr verschieden. ES ziebt ganz weiße oder Schimmel, weiße mit schwar­ zen Haaren untermischt oder Stachelschimmel, isabell­ farbene, braune und schwarze, und diese wieder von dunklerer oder hellerer Farbe', mit einer oder meh­ rer» Farben als die Schecken und mit diesem oder jenem Abzeichen gezeichnet; die ganz weißen sollen Schwächlinge und am wenigsten danerhast seyn.

In Absicht der Gemüthsart haben die Pferde Nichts böses oder grausames an sich; selten werden sie Menschen oder Thiere verletzlich oder aus Bos­ heit beleidigen, außer wenn sie beleidigt oder von ih­ ren Feinden verfolgt werden. Alsdann bedienen sie sich ihrer Starke und ihrer natürlichen Waffen, die beson­ ders in ihren Hinterfüßen bestehen. Hiermit verja­ gen oder tödten sie ihren Feind durch rückwärts Ausschlagen, öfters aber auch, wenn er ihnen nicht gefährlich scheinet, verachten sie ihn, und thun als bemerkten sie ihn nicht einmahl. Unter sich leben sie gern im Frieden, am wenigsten veruneinigen sie sich ihres Unterhalts wegen untereinander, welches bei fletsch-

Von den Pferden, fleischfressenden Thieren

so gewöhnlich T|i; entstehen

ja Streitigkeiten, so haben sie die mehrest» Zett ihren

Ursprung in der Geselligkeit und -es Hanges zum Vergnügen oder mit einander zu spielen.

Von allen

Liesen geben die jungen Füllen die Beyspiele, wenn sie zusammen,

sich selbst überlassen, auf die Weide

gebracht werden.

Es ist ein

wahres

Vergnügen,

diese jungen Thiere zu beobachten, wie sie sich bemü­ hen, eins vor dem andern den Vorsprung zu gewin­

nen, und scheinen sich muthwillig aufznmuntern über Graben zu springen oder wohl durch kleine Flüsse zu

schwimmen.

Diejenigen, welche hierbei die Veran­

lassung geben, oder sich immer an der Spitze befin­

den, kann man

testen halten,

unstreitig für die muthigsten und und wenn

sie herangewachsen und

zahm gemacht worden, für die gelehrigsten folgsam­

sten und vorzüglichsten Pferde ansehen. Selbst Pferde- aufzuziehen macht viele.Kossen

und es mangeln ohnehin an den mehresten Orten die

schicklichen Gelegenheiten und erforderlichen Umstände

dazu, daher man auch hie und da, wo die Gegend und Lage dazu günstig befunden worden, Pferdcstu-

tereien angelegt hat, und die Pferdezucht im Großen betreibet.

Solche Anstalten verursachen viel Kosten;

es ist daher mehr eine Sache der Regierung, sie an­ zulegen, als für andere, denen eS bald an Vermögen bald an Gelegenheit dazu mangelt, und die auch oh­ nehin lauge den Vortheil daraus nicht haben kön­ nen, den ein Fürst hat.

Die einzelnen Pferde, die

hier und da zufälliger Weise erzogen werden, reichen lange nicht zu, den Abgang der Pferde die alle Iah«

Az

re

io

Von den Pferden.

re sterbe« oder zu Grunde gerichtet werden, zu er­ setzen. Wer demnach Pferde zu halten genöthigt ist, oder sich selbige ;u seiner Bequemlichkeit, es sey ;um Reiten oder Fahren anschaffet, der muß sich selbige schon kaufen, und dazu gehört ein gut Theil von Pferdekrnntniß, wenn man sich nicht betrügen lasse« will, bei keinem Handel ist man dem Betrüge mehr ausgesetzt als bei dem Pferdehandel, denn be­ trügerische Verkäufer wisse« oft die größten Fehler dieser Threre so ju verstecken daß es die größte Kennt­ niß erfordert, sie zu entdecken.

Wenn schon an vielen Orten, besonders auf dem Lande viele Pferde den Sommer durch auf dem Fel­ de, in der freien Lust, auf die Weide getrieben wer­ den, so bedürfen diese doch sowohl, als andere, die nie dahin gebracht werden, einen bequemen Stall, den die Sonne beleuchten kann und die Lust frei zu durchstreichen, Gelegenheit hat. Der Geruch der Schweine ist allen Pferden höchst zuwider; daher müssen die Ställe derselben stets so weit als möglich davon entfernt seyn, und sollten sich nie in der Nähe der Pferdeställe befinden. Hingegen sotten sie die Ziegenböcke sehr gern um sich leiden, von denen man sagt, daß durch ihren Geruch tue Ratzen, die sich so gern in die Krippen einfinden und das Futter weg­ holen, vertrieben werden. Reinlichkeit ist hier, so wie bei allen andern Hausthieren, eine höchst noth­ wendige Sache, da bei deren Unterlassung die Ge­ sundheit eines Pferdes in Gefahr steht. Für die jun­ gen Füllen sollte man billig, so lange bis sie vier Jahr alt sind dreierlei Stätte haben. Einen, wen« sie

Von den Pferden.

ii

sie ein halbes biS ei» ganzes Jahr alt sind, einen, zweiten für die zweijährigen, und einen dritten, wenn sie das drttte bis vierte Jahr erreicht haben. Wer seine Pferde lieb hat, sorgt gewiß daß sie des Nachts stets ein gutes trocknes, reines Strohla­ ger erhalten, denn wenn gleich die Pferde äußerst wenig Zett zum Schlaf gebrauchen, sich auch wentg niederlegen, und manche gar stehend schlafen; so ist ihnen solches doch ihrer Gesundheit wegen höchst zuträglich.

Die Natur hat ihnen ihre Nahrung ganz allein in dem Gewäcb^retch angewiesen, und bestehet, • wenn sie in der Dildniß frei herumlauftn, in allerley Grä­ sern und Kramern, oder dem Laube von Sträuchern und Bäumen. Sind sie hingegen gezähmt und leben unter der Aufsicht von Menschen, wo ste zugleich z« allerlei Arbeiten gebraucht werden, da ist dieses na­ türliche Futter nicht hinlänglich, ste gesund und wohl zu unterhalten; alsdann muß man dieses Futter durch Korn, Hafer re. verbeßern und nahrhafter machen, damit die durch die Arbeit verlvhrnen Kräfte, als­ bald wieder ersetzt werden. Das gewöhnlichste Stallfutter bestehet in Hafer, Rocken, oder auch zuweilen in dürftigen Zeiten in Gerste rc. welche man nut Häcksel vermischt. Auf rin großes Pferd, das schwere Arbeit verrichten muß, rechnet man täglich zwölf Pfund Hafer und fünf -iS zehn Pfund gutes Heu. Von Rocken bedarf es nicht so viel, indeß ist von diesem zu bemerken, daß wenn

Von den Pferden.

12

wenn die Pferde davon zu viel bekomme«/ und nicht

genügsame Arbeit haben, er ihnen in die Füße schlägt und sie kontrakt davon werden. Was hingegen das Heu anbelangt, so läßt man ihnen gern bei alle«

Arten von Futter die benannte Portion von fünf Kutsch- und Reitpferde, die wenig Arbeit

Pfunden.

haben,

können fich bei sechs bis acht Pfund Heu

schon mit der Hälfte Hafer und Häcksel begnüge« und dabei doch gut bei Leibe bleiben.

Pferden, die

nach vollendeter Arbeit wenig Ruhe haben, und gleich wieder fort müßen, giebt man nebst etwas Heu, de« reinen Hafer.

Wenn, wie öfters der Fall eintritt,

daß Reitpferde in einen Tag zehn bis zwölf Meile« machen müßen; so giebt man ihnen gegen die letzte«

Meilen gern ein gutes Stück Brod in Braun Bier ««geweicht.

Man kann fich nicht vorstellen, wie un­

gemein dadurch diese Thiere gestärkt werden.

Trächtige Stuten, die nur mäßige Arbeit habe« müßen, darf man nur täglich, nebst dem Heu, zehen

Pfund Hafer geben und wenn fie die letzter« Mona­

te vollends nicht arbeiten dürfen,

find sechs Pfund

Hafer völlig genug für sie. Kann man ihnen gegen die Annäherung der Fohlenzeit zugleich grüne Wicken geben, so ist es ihnen sehr zuträglich, sie laxiren dar­ nach und öfters werden dabei zugleich große Spuhlwürmer mit abgetrieben. Das Futter müßen die Pferde regelmäßig erhal­

ten, nämlich des Morgens um fünf, des Mittags um zwölf und Abends um sieben Uhr. Außerdem pflegt

man ihnen auch gern etwas Heu in die Raufe zu flecken, damit sie in der Nacht etwas zu thun haben. Küh-

Don den Pferden.

13

Kühles/ Helle- und weiches Brunnen- ober FlußWasser ist für die Pferde das allerbeste; wenigstens muß man sie drei mahl des Tages damit tranken.

Sind sie sehr erhitzt so gibt man es ihnen nicht so­ gleich, als erst wenn sie sich erhohlet und abgekühlet

haben, und auch dann wirft man noch aus Vorsicht, etwas Heu ins Waßer, ehe man es ihnen zu saufen giebt.

Der große Naturforscher LinnL in Schweden, sagt, daß von unsern hiesigen Krautern, sie von vier

hundert vier und siebenzig

zwei hundert und zwe^

und sechzig freßen, zwei hundert und zwölf aber un­

berührt liegen gelassen. Die ihnen zuträglichsten grünen Kräuter, sind

außer dem gemeinen Grase, grüner Hafer, Wicken,

Esparzette, Luzerneklee, Reygras, Limotheusgras iG Viele andere grüne Gewächse hingegen sind ih­ nen auch schädlich; dazu gehören vieles junge Laub,

Frauenbettstroh, Ottermennich, verschiedene Spier­ stanzen,

Sonnenwirbel,

Hahnenfuß,

Baldrian,

Pferdeschwan;, Wolfsmilch und andere mehr. Sonderbar aber ist es, daß ihnen das Napelkraut gar nicht nachtheilig ist, und sie es ohne Schaden

fressen können. Die Fortpflanzung der

Pferde ist

Schwierigkeiten verbunden, welches

mit vielen

die eigentliche

Ursach ist, warum man an so vielen Orten Stutereien angelegt hat, denn daselbst werden eigentlich schön«

Hengste dazu gehalten um die Stuten zu belegen, und

14

Von den Pferden.

Und letztere können auch von den zur Aufsicht besteklten Leuten besser gewartet, grpflegrt und in Obacht genommen werden.

Die Stutereien find nun, wie schon gesagt, ih­ rer Kostbarkeit wegen nicht jedermanns Sache, es trifft sich aber doch, daß man zuweilen Pferde hält, und eins davon belegen läßt. In solcher Absicht sie­ het man sehr gern auf einen guten Zuchthengst oder sogenannten Beschäler, denn darauf kömmt sehr vie­ les bei der Pferdezucht an. Ein solcher muß von schönem Wüchse seyn, lebhafte Augen, kleine Ohren und einen schlanken Leib haben. Man nimmt gern solche, die nur einerlei Farbe haben,es sey nun selhige schwarz, brau, ein Fuchs oder Schim­ mel rc. wenn er nur nicht unregelmäßig gefleckt, getiegert oder ein Rochschimmel ist. Ein solcher Hengst ist vom vierten bis im zehnten Jahre tüchtig.

Zu den Mutterpferden wählet man gern solche Stuten, die groß sind, einen langen weiten Leib, gute Schultern, eine breite Brust und einen langen Halhaben. Wenigstens müssen sie fünf Jahre alt seyn, denn vor dieser Zett läßt sich kein gutes Füllen von ihnen erwarten. Die Zeit des Beschälens ist vom Ende des März bis Ende des Mays. Dieses ist die Jahreszeit, in welcher die Stuten immer, wenn sie ordentlich gehalten werden, «inen Trieb zur Fort­ pflanzung empfinden; alsdqnn läßt man auch den Hengst zu ihr. Viele stehen tn dem Glauben, daß die Stuten, wenn sie gute Füllen haben sollen, nicht grbri-

Von den Pferden.

15

arbeiten dürfen; das ist aber ein Irrthum, der fich durch die Erfahrung widerlegt hat, denn es hat sich gezeigt daß Stuten bei steter Arbeit- ost viel bessere Füllen bekommen haben, als andere Stuten die da­ von sind befreiet worden.

Eine Stute trägt von eilf bis zwölstehalb Mo­ nathe, zuweilen auch wohl zwölfe voll, nachdem sie gefuttert und gewartet werden, denn man hat eS schon lange bemerket, daß Stuten, die gut gehalten werden immer um acht oder wohl noch mehrere Tage früher ihre Füllen zur Welt bringen. Kurz zuvor ehe dieses geschiehet, fängt die Milch an zu fließen, «nd sammelt fich um die Warzen in zähen weißen Lropfen. DaS Fohlen geschiehet bei den Stuten mehr ste­ hend alS liegend, und es ist sehr gut, wenn ein er­ fahrner Mann dabei gegenwärtig ist, der wenn er auch weiter nichts dabei thun darf, als daß er nur das pferdegift, welches ein auf der Zunge befindli­ ches dunkelrothes schwammiges Gewächs ist, weg­ nimmt , indem es, wenn es das junge Tbier ver­ schlucket, sehr schädlich ist. Gleichfalls ist es höchst nothwendig, daß die schwammigen Ballen von den Fußsohlen, sogleich abgebrochen werden. Sind die Füllen gesund und haben fie sonst kei­ nen Schaden am Körper, so springen fie sogleich nach der Geburt, und sobald fie von der Mutter beleckt worden, auf, und suchen das Euter. Die erste Mut­ termilch hat die Eigenschaft an fich, daß fie laxtret, daher

Von den Pferden,

16

daher ist sie dein Füllen ungemein dienlich, wr.il da­

durch alle Unreinigkeiten abgeführet

werden.

Sie

sind anfänglich sehr einfältig und saugen an jedes

runde Ding; man muß sie daher an das Euter hal­ ten, damit sie dazu gewöhnt werden. Verlieren die Füllen zuweilen ihre Mutter, so muß man sie bald

zu einer andern bringen.

In

Ermangelung einer

milchenden Stute hat man sie auch schon an Ziegen saugen lassen; diese unruhigen Thiere bequemen sich

aber nicht gern dazu,

außer wenn man ihnen die

Augen zubindet, daß sie ihr Pflegekinds nicht sehen

können. Zur Stärkung giebt man -er Stute gern an«

sanglich einige Tage lang, laues Wasser mit Nocke», mehl oder Waizenkleie- hernach aber gewöhnlicheFutter. Will man im nächsten Jahre gern wieder

ein Fullen haben,

so kann der Hengst, schon den

neunten Tag nachdem sie gefohlet hat wieder zugelassen werden,

und diese Tage sind gewöhnlich die

günstigsten dazu.

Fallen die Fällen früh im Jahre, wenn für die Pferde noch nicht viel zu thun ist, so läßt man sie

auch wohl nebst der Mutter, an Tagen oa es nicht windig ist, beide frei herumlaufen, zugleich muß man

auch alles, woran sie sich Schaden thun können, als

Wagen und dergleichen an die Seite raumen, denn diese jungen Thiere sind sehr wild, springen über alles weg, und können sich auch zugleich, wenn es

sehr windig ist, verfangen. Die Sturen müssen, so lange sie noch im Stalle stehen, wohl mit Futter verpflegt werden, damit es ihnen nicht an Milch fehle. Wenn

Don den Pferden.

17

Wenn die Füllen im fünften Monathe sich nicht selbst entwöhnen, so pfiegt man es gern itn sechsten zu thun. Wenn diese Zeit herannahet, legt man im Stalle hier und da Futter für sie hin, und lüft sie herum laufen, damit sie es selbst finden und etwadavon zu fressen anfangen. Indessen, wenn sie erst nur zwölf Zädne haben, so bekommen sie nebst der Muttermilch auch schon Häcksel, Hafer, Heu und Gras zu ihrem Futter. Bis ins dritte Jahr werden sie bet einer äußerst reinlichen Wartung und Pflege dvn aller Arbeit verschont. Alsdann aber werden sie zu ihrer künftigen Bestimmung nach und nach vor­ bereitet. Sir mögen aber zum Ziehen oder zum Netten gewöhnt werden sollen, so ist dieses eine Arbeit der Mannspersonen, die hier weitlaufrig zu beschreiben nicht nöthig ist, eben so wenig als das grausame Dertchn«'lden und Englisiren der Pferde. Ersteres ist daher entstanden, weil man glaubt, daß sie sich als­ dann beßer regieren lassen; das zweite öder Englisi­ ren der Pferde kann man eine wahre Verunstaltung eines so schönen Thieres nennen, und geschiehet als» bloß aus Vorurtheil, indem es nicht von dem aller­ geringsten Nutzen ist; hingegen leidet das Thier offen­ bar, es verliert einen vorzüglichen Theil seiner Schön­ heit und zugleich das Mittel, wodurch es sich im Som­ mer die ihnen so beschwerlich fallende Fliegen, Brem­ sen und andere Insekten abhalt.

Im Frühjahr vnd Herbst verlieren die Pferde ihre Haare, oder wie man sagt, sie haaren, alsdann sind sie immer etwas kraftloser als sonst. Zu dem Ende ist es nothwendig, daß man sie nicht allein «tB was

iS

Von den Pferden,

was schone, sondern auch besonder- gut und ordent­ lich füttere.

Die mittlere Lebenszeit eines Pferdes, stehet wie bei den andern Thieren mit der Zeit ihres Wachs, thums im Verhältniß. Mit dem vierten Jahre ist ein Pferd völlig ausgewachsen, nimmt man diestr Zeit, so wie es bei den mehrsten Thieren zutrifft, fieben mahl, als die Zeit der Lebensdauer, so kann eS acht und zwanzig bis dreißig Jahre glt werden. Es ist dabei nicht z« leugnen, daß Pferde auch älter werden könne». Vieles beruhet aber auch wohl da­ rauf, wie fie jederzeit gehalten worden, und ob sie in ihrem Leben mehr oder weniger- schwerere oder leich­ tere Arbeit verrichten müßen. Ob die angegebene Lebensdauer bei den wilden Pferden auch zutreffe, läßt sich wohl schwerlich be­ stimmen, öfr man keine Gelegenheit, es zu beobachte» hat. Bei der Benutzung der Pferde kömmt es sehr viel auf ihr Alter an, weil man darnach, außer ihrer Gesundheit und Dauerhaftigkeit auch mehr oder wtNiger Vortheile von ihnen erwarte» kann. Dem zufolge hat man bei dem Ankauf der Pfer­ de hauptsächlich darauf zu sehen

i) wie alt fie find; a) ob alle Theile ihre- Körper- da- rechte Ver­ hältniß haben; 3) ob fie stark oder schwach find, und fich zu der­ jenigen Bestimmung, wozu man fie habe» will, fchicken, und 4) «b

Von den Pferden.

19

4) 06 sie auch gesund und nicht mit einer oder der andern Krankheit oder einem und dem andern Fehler behaftet sind. Was nun daS erstere oder ihr Alter betrifft, so muß man sich bei dem Ankauf sorgfältig in Acht nchmen, daß man von den Verkäufern oder Pferdehän­ dlern nicht hintergangcn werde, wie es so oft der Fall ist, wenn sich «in Unwißender mit ihnen emläßt. Hat man nun nicht selbst hierin und in den übrigen Stücken genugsam« Kenntniß, so ist es beßer, daß man sich hierin den Beistand eines erfahrnes Man­ nes ausbittet oder ihm solches ganz und gar über­ läßt.

Die Zähne sind das erste und sicherste Kennzei, chen, woraus man das Alter der Pferde beurtheile» kann; indessen darf man sich doch nicht so ganz sicher darauf verlassen, denn nicht allein manche Zufälle können es trügltch machen, sondern Betrüger wissen durch Feilen der Zähne und andere Arten, die Zäh­ ne so herzustellen, • daß bei Ansicht derselben die Pferde viel jünger scheinen als sie wirklich sind.

Wen» dergleichen Betrügereien nicht vvrgegangen, so geben theils die Zahne das Alter der Pferde ju erkennen, theils bemerkt man eS an den tiefen Augengruben; letzteres ist aber kein so gewißes Kenn­ zeichen als ersteres, weil junge Pferde, die von alten Hengste» erzeuget worden, sehr ost diesen Fehler an sich haben.



Zn

so

Von den Pferden.

In jedem Pferdemaul sind vierzig Zähne enthal­ ten, nämlich vier und zwanzig Backenzähne, vier Hundszähne und zwölf Schneidezähne. Don den Hundszähnen ist zu bemerken, daß sie bei den Stuten nur sehr kurz sind, oder daß sie zuweilen auch wohl gar keine haben.

Gleich oder eigentlich vierzehn Tage nach der Geburt pflegen die zwölf vorder» oder Milchzahne, nämlich sechs oben und sechs unten, hervor zu bre­ chen, welche rund, kurz und nicht sonderlich dicht sind, auch einige mahl auszufallen, und durch an­ dere wieder ersetzt zu werden pflegen. Von den vier mittelsten Vorderzähnen, verliert ein junges Pferd in einem Alter von drittehalb Jahren, zuerst zwei oben und zwei unten, ein Jahr nachher vier andere, näm­ lich «inen auf jeder Seite der ersten, die nun wieder gewachsen sind. Ungefähr nach einem Alter von fünftehalb Jahren, fallen wieder vier andere, bestän­ dig an der Seite derjenigen aus, die schon einmahl ausgefallen und wiedergewachsen sind.

An die Stelle dieser vier Milchzähne kommen wieder vier andere zum Vorschein, die lange nicht einen so schnellen Wachsthum haben, als diejenigen, welche die Stelle der acht erstem ersetzen mußten. Diese vier letzten der so genannten Eckzähne, die statt der vier letztem Milchzahne hervor gewach­ sen, sind eigentlich die wahren Merkmale, woraus man das Alter der Pferde beurtheilet. Man erken­ net sie ohne Mühe, weil sie oben so wohl, als unten von

Von dm Pferden.

21

»ott der Mitte des äußersten Endes des Kinnbacke« gerechnet, allemahl die dritten find. Außer der Höh« lung, welche man in diesen Zähnen bemerkt, habey sie auch in derselben einen schwarzen Fleck.

In einem Alter von vier und einem halben oder fünf Jahren, ragen sie kaum sichtbar über das Zahnsieisch hervor; die Vertiefung ist aber ungemein deut­ lich zu sehen. Nach sechs und einem halben Jahre fangen sie an, sich auszufüüen, das Mal beginnet von Zeit zu Zeit immer kleiner zu werden, bis nach sieben und einem halben oder nach acht Jahren, wo die Höhlung ganz ausgefüllet und das schwarze Mal verloschen ist. Nach dem achten Jahre läßt sich also das Alter eines Pferdes aus diesen Zähnen gar nicht mehr er­ kennen, man muß es also nach den Haken oder Hundszähnen zu schätzen suchen, welche an der Sei­ te der vier angezeigten Milchzähne stehen; diese pfle­ gen so wenig als die Backenzähne Vorgänger zu habe«, die erst ausfallen müßen. Die zwei unter« Backzähne treiben gemeiniglich in einem Alter von drei, die beiden obern aber nach vier Jahren. Bi­ ms sechste Jahr behalten sie oben ihre Spitzen, nach dem zehnten Jahr aber pflegen die obersten schon stumpf, abgenutzt und lang zu erscheinen, weil sich mit dem zunehmenden Alter, da- Zahnfleisch immer weiter von ihnen ablöset und zurückweichet. Ein Pferd ist also desto älter, in je größerm Grade die angezeigten Merkmale an den Backzähnen sichtbar werden. Zwischen den zehnten und vierzehntenJahre DZ ist

rr

Von den Pferden,

ist eS schwer ein Kennzeichen des Älter- anmgeken. Nach diesem Zeitpunkt stehet man gemeiniglich einige Haare der Augenbraunen sich weiß färben; dieseMerkmal ist aber eben so wenig ,gewiß als die em# gefallenen Angengrvben, weil Pferde, die von alte« Hengsten und von alren ©tuten gefasten sind, schott im nennten oder zehnten Jahre ihres Alters, graue Haare auf ihren Augenbraunen gezeigt haben. Ue# berhaupt kann man aber ein hohes Alter der Pferde, tlvß daran erkennen, wenn die Zähne sehr lang und lose, und die Furchen des Gaumens verschwunden sind.

Einige Pferde haben Zähne, die sehr hart sind «nd sich deshalb gar nicht abnutzen kvnüen, und da­ her ihr schwarzes Mal nie verlieren, allein derglei­ chen Pferde, kann man an der gänzlich verwachsenen und ganilich ausgefällten Höhlung und an der Lange der Hundszähne gar leicht erkennen. Bei diesen hat inan aber bemeikt, daß viel mehr Stuten als Heng# 1k, mit so harten, verwachsenen Zahnen Vorkommen. Gelegentlich ist hier bei dem Alter der Pferde noch anzuführen, daß je spater sie sich völlig auebil# den und ihren vollkommenen Wachsthum und Größe erlangen, sie desto besser und alter werden. Ei« Pferd, welches im sechsten Jahre erst feinen völlige» Wachsth-rm vollendet hat, ist zwanzig Jahr lang gut zu gebrauchen, und lebt wohl vierzig Jahr und «och darüber; hingegen em Pferd, das durch eine äußerliche-oder innerliche Ursache, schon im vierte» Jahre ausgewachsen ist, ist nur zehn Jahre gut und wird

Von den Pferden.

rz

wird nicht leicht über vier und zwanzig Jahr alt. Ganz gewiß aber läßt sich die Frage, wie lange ein Pferd dienen kann, nicht genau bestimmen. Es ist zwar vorhin gesagt, daß ein Pferd, welches seinen völligen Wachsthum erst spat, oder im sechsten Jahre vollendet, länger zu gebrauchen sey als em anderes, welches früher dazu gelanget; es kömmt aber auch hauptsächlich" dabei mit darauf an, wie das junge Pferd bis dahin gehalten und gepflegt werde, ohne welches daS späte Vollenden des Wachsthums wenig helfen kann. Je mehr es in der Jugend geschont, und je später es mit starker Arbeit beim Reiten oder Ziehen angegriffen worden, desto länger kann es her­ nach dienen. Wer sich also seine Pferde selber err ziehet, muß sich diese Regel genau bemerken und da­ hin sehen, daß er jederzeit vernünftige Knechte oder Kutscher bei denselben habe. Man kann die junge» Pferde sehr füglich schon nach zurückgelegtem dritten Jahre zum Ziehen oder Reiten gewöhnen, auch mit den andern mit anspannen lassen, alle Arbeiten aber müssen nur spielend für sie seyn und nicht so schwer, daß sie sehr dabei angestrengt werden. Behandelt man sie auf diese Weise bis nach dem sechsten Jahre, so kann man versichert seyn, daß rin solche- Pferd biS ins vierundjwanzigste Jahr noch munter und völlig brauchbar ist. Wenn aber nach üblicher her­ gebrachter und höchst nachtheiliger Gewohnheit, die Pferde schon im dritten Jahre ohne Schonung zu allen Arbeiten gebraucht werden, dann muß man sich auch nicht darüber wundern, wenn fix bereits im fünfzehnten Jahre unbrauchbar werden. B 4

D) Für ein Reitpferd ist eine erhabene breite Brust bei dünnen Schulterblättern etwas sehr schönes. Eme breite Brust und dicke Schulterblätter, find Zeichen großer Stärke, daher Pferde, die damit begabt stnd, ganz vortrefflich zum Ziehen diene«.

10) Reitpferde müssen einen breiten Rücken haben, sonst werde« ste immer und sehr leicht vom Sat­ tel gedrückt. Er muß nie krumm in die Höhe gebogen, sondern gerade gestreckt und allenfalls ein wenig, aber ja nicht vief eingebogen seyn. 11) Die Rippen rund auswärts gebogen, damit die Lungen nicht gepreßt werden.

12) Der Leib rund, dünn.

weder zu dick noch zu

13) Das Kreuz muß mit den Schultern von glei­ cher Höhe seyn.

14) Die Lenden müssen gerade, stark, aufrecht, und kurz, und zwischen den Hüftbeinen recht' voll seyn.

DZ

15) Der

16

Von den Pferden.

t$) Der Schweif weder zu hoch «och zu niedn'g angesetzt, voll und dick, und überhaupt mit lan­ gen Haaren wohl besetzt.

16) Die Schenkel müssen nicht langer seyn als der Leib hoch ist, dabei dünn ohne lange zottige Haare. Die Vorderschenkel rund und die Knie nicht gebogen; die Hinterschenkel aber rund, fleischicht, spannavricht und ohne Geschwulst. Die Flech­ se« zwischen dem Knie und den Fesseln flach und -reit; die Spannadern von den Beinen befreiet und die Fessel gerade und kurz seyn.

17) Die besten Hufe sind die schwärzlichen, und sie müssen weder,« lang noch zu kurz seyn, dabei rund, der Strahl nicht zn breit, weich, nur nicht fchwammicht/ die Sohle aber dick und nicht zu hohl.

18) Je zarter und glänzender dir Haare, best» mehr kann man auf die gute Art eines Pferdes schließen und glauben, daß eS munter, herzhaft und gesund ist. 19) Der Gang muß gerade und wohl ausgenom­ men seyn und mit dem Hinter- und Vorder­ schenkel nicht zu weit und nicht zu enge, ohne Aus- oder Einwärtswerfen rc. Endlich 20) Stets munter, folgsam, gesellig, treu re. sey«. Folgende Pferde, die nachstehende Fehler habe«, sind deshalb gar nicht zu den schönen zu rechnen: Als wenn der Kopf zu groß ist, oder eine hohle Stirn hat. Ein zu großes Maul, hrrunterhängende W

Von den Pferden.

2?

Lefze«, hängende Ohren, tiefe Augen, einen lange« dünnen Hais, einen kurzen breiten HalS, einen Hal­ der über das Verhältniß unten dicker ist; eine dünne und wolligte Mahne, spitze und schmale Brust, dergleichen Schultern, oder wenn letztere niedriger sind alS daS Kreuz; ein zu sehr gesenkter oder hohl«» Rü­ cken, ei» gar zu kleiner und in den Lende» leerer Bauch, weit hervorragende Hüftknochen, ein spitzig abfallendes Kreuz, ein kahler oder Rattenschwanz, dem auf die eine oder die andere Weise die Haare fehlen; krumme auS6 oder einwärts gebogene Knie, grobe langhaarige Schenkel, lange Fesseln, zu schmale Hufe, oder mit Hornklüften behaftet k.; dazu kömmt noch, wenn sie falsch, beißig, träge, kollerig, hart­ mäulig, scheu, ungeschickt rc, find. Alle diese Fehler verringern die Schönheit eines Pferdes sehr viel; man muß daher bei dem Pferdekauf nach allen diese» Dingen genau sehen, den««dafür stehet hernach kein Verkäufer, Noch merke man sich 1) Pferde, die einen schmalen Rücken haben, wer­ den gemeiniglich leicht von dem Sattck ge­ drückt.

a) Zu flache Rippen preßen die Lungen, und er­ schweren das Athemhohlcn. 3) Pferde mit herabhängendem oder Kuhbauche taugen nicht zum Reite«. 4) Lange Fesseln zeigen Schwäche de- Pferdean.

5) Schwär-

ag

Von den Pftkden.

5) Schwarze, blaue und kleine Augen werde« leicht blind, welches «in fleischigrr Kopf auch er­ warten läßt.

6) Tiefe Augen hält man für ein Zeichen der Träg­ heit.

7) Ein langer dünner SchafhalS, nach innen int Kamm eingebogen, ist ein Zeichen von Unver­ mögen. 8) Zu fleischige Schultern machen daß ein Pferd sehr schwer gehet. 9) Ein hohler Rücken zeigt Schwachheit an.

10) Pferde mit langen Haaren bekommen leicht die Mauke.» 11) Pferde, die ihre Winterhaare nicht verloren haben, sind in schlechten Umständen und kön­ nen bald umfallen, wenn ihnen nicht zu Hülfe gekommen wird. Wenn man alle- dieses bei Ansicht eines Pfer­ des durchgehet, so wird man alsdenn auch leicht ein­ sehen können, ob daS Pferd zu derjenigen Bestim­ mung, wozu man es habe» will, tauglich sey.

Es ist demnach nun noch viertens übrig zu un­ tersuchen, ob sie noch Fehler oder andere Krankheiten an sich haben. Für einige derselben als den Rotz, Stätigkeit, Blindheit, Tollheit rc., muß zwar der Pferdeverkäufer stehen, allein es ist doch besser, man lasse sich selbiges nochmals vor mehrere» Zeugen ver­ sichern. Bei

Von den Pferden. Bei andern

Krankheiten

29

muß man eS selbst

fleißig untersuchen, oder falls man es nicht versteht, einen andern erfahrnen Mann zu Rathe ziehen.

sie

Die Roßtäuscher haben vielerlei Mittel, die anwenden, um fehlerhafte und schlechte Pferde an den

Mann zu bringen; es erfordert also nicht wenig Vor­ sicht und Kenntniß, um nicht hintergangen zu werden,

wovon die sehr häufigen Vorfälle zeugen können.

Einige Vorsichtigkettsregeln, wie man sich davor zu hüten habe, werden demnach nicht überflüßig seyn, angeführt zu werden, obgleich es unmöglich ist, sie alle anzuzeigen, da immer, mehr Betrügereien ent­ deckt und ersonnen werden können.

Beim Einkauf der Pferde hat man also die

größte oder mehr Vorsicht, Dingen nöthig.

andern

als bei irgend

Sich also so viel als möglich vor

Nachtheil zu sichern,

merke man sich folgende Re­

geln.

1) Wenn mehrere Pferde zu verkaufen sind, suche man sich selber eins davon aus, ohne sich an' die Empfehlung des Roßtäuschers zu kehren. 2) Wenn man die Pferde darnach beurtheilen will,

wenn 'sie vom Verkäufer oder dessen Knechten

vorgeritten werden, so irrt man sich sehr, denn

sie

sind von denselben durch die Peitsche, Sporn und Zaum so in Angst und Furcht gesetzt, daß

man sie ganz anders findet, wenn man sie ge­

kauft hat.

3)

Man

so

Von den Pferden.

3) Man lasse sich durch kein Rede« abhalten, die Pferde vor dem Herausführen im Stalle selbst zu besehen; sie stehen darin ruhig und sich selbst überlassen. Es ist alsdann leicht j« entdecken, »b sie noch von Wunden zurückgelassene Fehler haben, schlecht geheilt, oder mit starker Arbeit beladen gewesen sind. 4) Man sehe, ob eS auf den vier Füßen fest stehet oder oft abwechselt, welches Schwäche in den Muskeln anzeigt. Man kann demselben auch in die Kniekehle stoßen um zu sehen ob es auf den Füßen fest stehet.

5) Wenn es hurtig frißt, zeigt es güte Gesund­ heit an.

6) An der Krippe kann man sehen, ob es ein Krippensetzer ist oder nicht. 7) Wenn ein Pferd ganz still stehet, den Kopf hän­ gen läßt, und nicht Lust zum Freßen hat, ist es entweder faul oder krank. 8) Nimmt man die Peitsche und treibt ein Pferd an, so wird em gutes fleißiges Arbeitspferd, munter und flüchtig werden; hingegen ein tücki­ sches und falsches, mit feurigen Augen um sich sehen, den Lerb zusammen ziehen und nach der Peitsche schlagen.

9) Endlich führe man das Pferd nach der Thür und stelle eS mit dem Kopf inS Helle, findet man dann die Augen hell und lebhaft, oder sieht sein eigen Angesicht nicht auf der Ober­ fläche, sondern im Grunde, so sind sie gut, sind -e

Von den Pferden.

31

fie aber trübe oder wolkigt rc., so sind sie schlecht, und werden leicht gar blind.

10) Hebt man das Augenlied in die Höhe, und es finden sich in dem Weißen des Auges keine rothe Adern mehr, so ist dies ein sicheres Zei­ chen, daß es im Leibe anbrüchig ist, oder es hat die Anlage zum Notz, ja zuweilen ist dieser schon vorhanden und nicht j« sehen, weil er gestopft ist. 11) Endlich untersuche man nach obiger Angabe das Alter an den Zahnen. Außerdem aber er» kennt man noch ein junges Pferd daran, dass, wenn man ihnen die Oberlippe in die Höhe hebt und fleht, daß die Zähne noch genau aneinander flehen und zusammen passen; stehn fle aber vor­ wärts und die obern und untern Spitzen treffen nicht gerade auf einander, so ist es wahrschein­ lich ein altes Pferd. 12) Nach den Drüsen am Halse unter den Ohren, zwischen dem untern Kinnbacken muß man genau fühlen, ob fle klein und los sind, denn wenn sie ansitzen oder geschwollen sind, so hat sich daS Pferd erkältet und man muss alle Augenblicke erwarten, daß es ihm aus der Nase fließet oder entzündete Augen bekommt. 13) Sind die Füße nicht rein, so muß man sie ab­ waschen lassen. Finden fich dann zwischen den Knien und Fesseln kleine Ueberbeine, welche auf­ sitzen, so find sie nicht von sonderlichem Nach­ theil, sind fle aber größer und an den Flechsen »erwachsen, glSdann isi es ein ansehnlicher Scha­ den-

Z2

Von den Pferden.

Schaden. Zugleich untersuche man, 06 Horn­ klüfte vorhanden, oder etwa -ar verschmiert smd. 14) Den Spat entdeckt man an den Hintern Füßen inwendig an der Kniekehle; er ist mehrenthetts die Folge von übermäßiger Arbeit.

15) Stellt man sich so neben ein Pferd, daß es unS durch sein Schlagen nicht treffen kann, hebt ihn» sodann den Schwanz auf, so kann man schließen, wenn es denselben schnell herab und zwischen die Lenden ziehet, daß es Kräfte hat und gesund ist; läßt es ihn aber nachläßig fallen und herab­ hängen, so ist es matt oder krank. 16) Die Verkäufer reiten gern selbst die Pferde vor; dem traue man aber nicht, sondern setze sich selbst darauf, ohne eS mit der Ruthe oder den Sporen zu drohen; läßt man es so mit losen Zügeln gehn, so wird sich bald zeigen, ob es anstößt; springt es dabei auf, so ist eS ein Zei­ chen eines alten Fehlers.

17) Nachdem man auf diese Weise erforscht, ob das Pferd einen sichern und festen Gang hat, lasse man einen andern aufsitzen und sehe, ob eS die Schenkel frisch und hoch aufhrbe, ingleichen ob es herzhaft niedertrete; zu dem Ende stelle man sich in gerader Llnie hinter das Pferd, und eben so vor demselben wenn es wieder zurück­ kehrt; dabei untersuche man den Schritt, wie es die Füße setzt und wie der Gang beschaffe« ist. Endlich lasse man es in Trab und Gallop retten, um zu sehen, wie es sich da zeigt. Am be-

Von den Pferden.

33

besten ists, wenn man es selbst zwei bis drei Stunden reiten kann, und zwar auf verschiede­ nen Wegen, ingleichen Berg auf und Berg ab, »Hut eS letzteres ohne Furcht und sicher, so ist es gewiß ganz sicher auf seinen Knochen.

18) Zu gleicher Zeit wird man, wenn das Pferd einige Stunden getrabt hat, sehn, wie der Athem beschaffen ist; bewegen sich die Seiten wenig und einförmig, so ist es gut, hingegen wenn die Bewegung unregelmäßig oder doppelt ist, so jeigt es einen keuchigen Athem an. Ei« flüchtiger Galopp ist demnach das beste Mittel, solches zu erforschen. Denn wider einen keuchi­ gen Athem hat masi noch kein Mittel gefunden. 19) Endlich bedinge man sich noch.aus, daß der Verkäufer, auf Befinden, daß das Pferd rotzig, flätisch, blind rc. sey, solches zurück nehmen und die Kosten ersetzen müsse, weshalb es denn im­ mer gut ist, wenn man sich mit keinem Unbe­ kannten eingelassen hat.

Die Pferde sind so wie die übrigen zahme« Hausthiere mancherlei und mehrer» Krankheiten un­ terworfen, als die in der Wildniß lebenden Thiere. Billig sollte da' er jeder, der eine oder die andere Art zahmer Threre hält, von ihren Krankheiten und de« Mitteln dagegen unterrichtet seyn, um nicht oft für seine Unwissenheit büßen zu müssen. Es hat mit den Thierärzten eben die Dewandniß, wie mit den Aerzten für Menschen; es giebt C nebm

Von den Pferden.

34

«eben den guten und erfahrnen, eine große Menge unwissender und Quacksalber, die mehr Schaden an«

richten als helfen.

Wehe dem Wirthe, der sein Vieh

-einem solchen dummen Menschen anvertrauen muß 5

besser ist es öfters, sein Dreh der Natur, als diesem

zu überlassen. Alle Krankheiten der Pferde aus

zu kennen und zu heilen,

dem Grunde

dazu gehört ein Mann,

der fich damit seine ganze Lebenszeit allein beschäf­

Dergleichen find aber nicht immer gegrn-

tigt hat.

wartig, oder sogleich zu haben;

dieserwegen wollen

■wir hier nur einige der gewöhnlichsten Zufalle und

die Mittel dagegen anführen,

damit man fich mit

denselben so lange helfen kann, bis man mehr Rath und Hülfe Herbeischaft.

Unheilbare Krankheiten, als der Rotz, Blindheit «nd dergleichen, werden also dazu nothwendig ein

weil

übergangen

werden,

erfahrner Thierarzt ge­

höret.

Der Kropf oder die Drüse ist eine Krankheit

die von unterbrochener Ausdünstung oder unordent­ licher Verdauung, Herbst,

besonders im Frühling und im

herrührt, und womit insonderheit drei bis

vierjährige

Pferde

befalle«

werden.

Es sammeln

fich dabei üble Feuchtigkeiten in Knoten unter dem

Kinn, zwischen den beiden Kieferknochen, die in der Mitte geschwollen,

als

zwei

eirunde Körper

an­

zufühlen find und sich verschieben lassen.

SpießglaS-

leber oder besser folgendes Pulver sind

recht gute

Hülfsmittel dagegen.

Ma« nehme

Von den Pferden.

35

3 Loth gestossene rothe Entian - Wurzel

3

a



— — Lorbeeren

——

Huflattichkraut und

4 — — Schwefelblumrn. Dieses alles mische man zusammen und gebe dem Pferde täglich Morgens and Abends einen Lösselvoll

rin.

Zugleich kann man auch von Waid einen, ein

Pfund schweren Ballen machen, ihn in em leinenes

Säckchen nahen, denselben ins Wasser legen und da­

kranke Pferd davon saufen lassen. Die Darmgicht sonst auch Verstopfung

Rolik genannt,

oder

erkennt man, wenn ein Pferd sich

krümmt oder windet, nicht fressen will, mit den Füßen

stampft oder sich Nlederwirst und herumwalzt. ES schwillt ihin dabei der Bauch auf und es kann nicht misten.

Sie entsteht theils von unreinem, theils von

verdorbenem Heu oder Hafer oder von versetzte» Winden und schlechter Fütterung, auch zuweilen wohl von verschluckten

Hähnerfedern.

Menn man ei»

solches Pferd reitet und nicht zum Liegen komme» läßt, oder auch wenn man ihm praparirte Krebs» augen mit Wein eingiebt, so soll es genesen.

Der Gtrengel entsteht von einem Geschwür,

»der von einer -Entzündung im Halse, wo die überstößige Feuchtigkeit an der Kehle zwischen den zwei Unterkiefern, Oder durch die Nasenlöcher, zuweilen

aber auch an andern Orten, ausgeführt wird.

Das

Pferd halt Labei den Hals ganz steif, fern Futter

will es gern kauen Mid fressen, kann cs aber nicht herunter schlucken. Die Krankheit laßt sich am besten C

a

durch

Von den Pferden.

z6

durch Einspritzen von Honig und lauem Wasser he* den.

Vor kühlenden Mitteln muß man sich sehr in

Acht nehmen.

Fließt die Feuchtigkeit aus der Nase

hervor, so ist die beste Hoffnung zur Heilung, wird

sie aber das erste Mal nicht vollkommen ausgewor« fen, so kömmt die Krankheit fast alle Jahre wieder, so daß ein Keichen oder auch wohl ein Husten damit

verbunden ist.

Haben sich aber am Kopfe, an der Kehle, cver

sonst wo Beulen zusammen gezogen, so müssen sie durch Erweichungsmittel aufgezogen oder mit einer Lanzette zur gehörigen Zeit geöffnet werden.

Hier

muß man aber die Wunde nicht zu früh zuheilen^

weil daraus Gefahr entstehen kann, und entweder der Strengel wieder kömmt oder gar der Rotz daraus entsteht.

Ein in der Wunde gelegtes Stück Speck

schickt sich sehr gut, die Wunde offen zu halten. Hat' sich die Geschwulst gelegt, so kann man sie zuheilen

lassen, mit Eßig und Salz auswaschen, und mit

Bleiweißsalbe zuheilen. Das Verfangen ist eine Krankheit die viel ähn­

liches mit der Gicht des Menschen hat.

Das Pferd,

das damit behaftet ist, empfindet heftige Schmerzen, entweder an einem oder dem andern Theil, oder auch am ganzen Körper. Zu diesem Zufall können verschiedene Ursachen beitragen, als :

zu viel und übertriebene Arbeit, oder bei starkem und überflüßi-

gem Futter, Mangel an Bewegung, unterdrückte Ausdünstung, plötzliche Erkaltung, oder wenn das

Pferd nach einem starken Ritt inS Wasser kömmt, oder

Von den Pferden.

37

oder bei Erhitzung sogleich kalt faust, oder wenn es sigrk gegen den Wind » geritten wird; alles dieses kann das Verfangen zuwege bringen, wenn man sich davor nicht in Acht nimmt. Die ^Krankheit scheint zwar nicht so sehr gefährlich zu seyn, aber öfters ist sie doch mit einem Fieber begleitet und zuweilen folgt -ar der Tod.

Bei der Kur dieser Krankheit hat man darauf zu sehen, daß die aufgehobene Ausdünstung oder der zurückgebliebene Schweiß wieder hergesiellt und den Theilen die Bewegung wieder verschast werde. Da­ sicherste und bewährteste Mittel besteht darin, das Pferd wieder recht warm zu reiten, es dann sogleich in einen warmen Stall zu bringen, und daselbst so lange mit einem Strohwisch zu reiben, bis sich der Schweiß gelegt hat; sodann aber behänge man es mit einer Decke, zugleich kann man ihm einen Trank von ein bis zwei Loth Hirschhorn-Spiritus, etwas Honig vnd acht Loth Kornbranntwein eingeben. Oder was noch für besser gehalten wird, wenn man die erhitzten Pferde gegen das Verfangen schützen will: man nehme einen Theil Schwefelblumen und zivei Theile Salpeter, mache davon durch Stoßen und Sieben ein feines Pulver; davon gebe man dem er­ hitzten Pferde einen Löffel voll auf Brod und wieder? hole es nach einer kurzen Zwischenzeit. Der Durchlauf giebt sich daran zu erkennen, wenn das Pferd dünne mistet; ist es weiter nichts, so hat die Krankheit nicht viel zu bedeuten, und giebt sich die mehrest« Zeit von selbst. C 3

Z8

Von -en Pferden.

Der zweit« Grad dieser Krankheit ist, wenn Lek dem Miß-'N zugleich ein zäher Schleim mit abgeht. Hier muß man mcht lange mit der Hülfe ansieben. Das erste was man zn thun hat ist, dem kranken Pferde em Klystier von einem halben Pfund Leinöl mit zwei Elerdottern und zwei Pfund lauem Wasser zu geben, und dabei innerlich des Tages zweimahl jedesmahl cm halb Pfund Leinöl, em halbes Loch Salpeter und cm Loth gepulverte Ennrn-Wurzel; zugleich kann auch das Klystier nach Umständen wie­ derholt werben. Der dritte und schlimmste Grad ist, wenn daS Pferd schon Blut mistet; dieses ist gemeintglich mit einem Fieber verbunden. ’ Dawider koch« man Lein« samen in Wasser und gebe davon täglich zwei Kly­ stiere, innerlich aber gebe man alle Morgen ein halb Pfund Leinöl mit eben so viel Honig und einem Quent­ chen Alaun vermischt ein. Oder wenn zuweilen im Sommer ober Herbst die Pferde von emcui heftigen Durchfall befassen wer­ den, roste man Roggen in einer eisernen Pfanne, und gebe ihnen beufeibcn nut eben so viel Hafer ver­ mischt. Seiten ist es nöthig, dasselbe zu wieder­ holen, nur muß man dieses Mittel nicht sogleich, sondern erst nach ein paar Tagen anwenden. Das Drücken vom Sattel entstehet theils vom schlechten Reiten, theils v.om schlechten Sattel, theils auch vom schlechten Aufsatteln. Es geschieht ferner sehr leicht, wen« den dünnhalsigen Pferden ein Sat-

Von den Pferden.

39

tel aufgelegt wird/ der weit im Holze und nicht gut gefüttert ist. sichern,

Will man ein Pferd vor dem Drücken

so muß der Sattel recht auf den Rücke»

passen, und wenn man ein paar Tage geritten, und

es sitzet dann jemand auf dem Pferde, so versuche man, ob lnan mit zwei Fingern zwischen 'den Sat­

tel und die Schultern kommen kann, ist das/ so wird der Sattel nicht drücken. Der Sattel muß nicht zu eng seyn oder vorn zu dick gefüttert, auch

muß er nicht zu hoch fitzen. muß alle Abend

Auf einer lange» Reise

der Schweiß abgewischt und der

Staub ausgeklopft werden,

ingleichen der Rücken

mit Wasser, worin etwas Alaun aufgelösct ist, ge­

waschen werden.

Ist es heiß, so nehme man auch

des Mittags den Sattel ab, und bedecke den Rücken bis man ihn wieder aufleget mit einem wollenen Tu­ che. Bei solchen Vorsichtsregeln wird selten ritt Pferd gedrückt werden,

geschieht es aber doch,

so

nehme man einer Haselnuß groß Lapis divinus oder Höllenstein, löse es in Wasser auf und wasche die

Geschwulst oder Wunde damit, bis es wieder heil ist. Oder muß man den Sattel, «Herakles zu sehr wund wird, verändern, so löse man anderthalb Loch Campher in acht Loth Weingeist auf, feuchte einen

Lappen damit an, lege es auf die Wunde, und thue dies täglich dreymahl,

so wird sich die Geschwulst

bald zertheilen. Sollte der Schaden zum Schwä­ ren kommen und unterwärts weich werden, so heile nehme

man

ihn

mit

folgender

Salbe.

May

Von den Pferden.

40

» Pfund Theer,

8 Loth gemeinen Terpentin,

6 Loth Honig und vermische alles mit einander,

5 Etrrdottrr,

und wenn es noch lauwarm ist, 3

Quentchen

rühre man gestoßenen

Grünspan

dar­

unter,

Da« Dlutstallen

ist.gleichfalls

eine schlimme

Krankheit, dagegen hilft öfters der Rautensaft, wenn

man ihn mit Wem vermischt dem Pferde erngiebt und es warm zudeckt. Der Tripper und die Entzündung entsteht bei

den Hengsten sehr oft aus Geilheit, oder wenn fle

oft gereizt werden. Man curirt sie gewöhnlich durch EtNfprltzrn des Bleyeßigs. Die Mauke ist derjenige Zufall, wenn an den Fesseln ScbUppen entstehen, von denen ein häßliches, scharfes Wasser herunterfließt und die Haare aus­

fallen.

Dauert es lange, so frißt der Schaden nach

unten zunl Huf hin, mehr und mehr um sich ; zu­ letzt wird solcher umerköthiz und der Huf geräth m

Gefahr.

Anfänglich ist der Schaden nicht sehr bedeutend, so bald er sich aber weiter ausbreitet, oder gar dem Huf drohet, muß man den Fuß mit starker Lauge und zerlassener Seife täglich zweimahl waschen, oder auch Kalkmehl aufstreuen. Weißer Vitriol oder

Grün-

Von den Pferden.

41

Grünspan mit Salmiak vermischt, fru Pulver ge­ stoßen und aufgestreut, sind auch gute Mittel.

Der Splint, Darunter versieht man einen kttorplichten callösen Auswuchs, an den innern oder äußern Seiten des Schenkels, ein wenig unten und picht weit vom Knie. Hingegen Der Spaat erscheinet an dem Fußhakenbeine hinterwärts, nicht weit unter der Kniescheibe; ist von eben der Art und auf gleiche Weife sichtbar. Wiü man die Heilung dieser beiden Zufälle selbst verrichten, oder hat man dazu keinen sachkundigen Dteharjt, so schneide man auf den ganzen Auswücha fen oder Knoten die Haare so kurz oder kahl als möglich ab, hierauf nehme man einen Hammerstiel oder andern ähnlich gestalteten glatten Körper, und reibe damit dir Knoten so lange bis sie weich wer­ den. Zuvor aber bereite man sich folgende Salbe, dnd nehme dazu 4 Loth gesioßnen Euphorbium, i — sublinnrtes Quecksilber, — gestoßne spanische Fliegen, 40 Tropfen Vrtrtolöl, a Loth Steinöl und i — Dostenöl. Dieses alles wird durcheinander gemischt, daß es eine Salbe werde.

Diese Salbe theilet man in drei Theile, und schmieret nach dem Streichen sogleich den einen Theil auf den Schaden. Nach Versireßung von zivölf C5 Stun-

4i

Von den Pferden.

Stunde« streichet man den zweiten Theil auf, und nach abermahligen verfloßenen zwölf Stunden den dritten oder letzten Thcrl. Es sammelt sich nach die­ ser Salbe an dem schadhaften Theil immer viel schar­ fe Feuchtigkeit; diese muß ehe man zum zweiten oder dritten Male die Salbe aufstreichet, zuvor stets gut ausgedrückt und abgetrocknet werden. Nach diesem Verfahren kann man sicher seyn, wenn es recht ge­ macht wird, daß sich sowohl der Splint als auch der Cpaat, es sey welcher es wolle, innerhalb drei Ta­ gen verlieren muff. Zuletzt wenn tue Salbe ver­ braucht worden, heilet man die kranken Stellert mit ungesalzener Butter oder reinem Gän'efett. Da die angeze gte Salbe aber äußerst scharf und freßend ist, das kranke Pferd also viel Schmerzen und Jucken bei dem Gebrauch cmpfmbet, so möchte es, wenn es dazu gelangen kann, sich wohl die Stelle lecken, wovon es Schaden nehmen könnte; dieses zu verhin­ dern ist eS durchaus nothwendig, das Pferd hoch auf zu binden, damit es mit dem Maul nicht zur Wunde hinreichen kann. Dieses waren demnach einige der allgemeinsten Zufälle, bte den Pferden zusiossen können, und die man mit den vorgeschlagenen Mitteln öfters selbst Hellen kann. Sollten sie aber nach deren Gebrauch Nlchr weichen wollen, so scheue man die Kosten nicht­ einen erfahrnen, ehrlichen Mann, wenn ein solcher in der Nähe ist, zu Hülfe zu nehmen; nur Hute man sich vor unwissenden Quacksalbern.

Wollte man nun noch alle übrige 'Pferdekrank­ heiten hier anführen, so würde es nicht nur zweck­ widrig

Von den Pferden.

43

widrig seyn, sondern auch die Weitläuftigkeit es »er*

bieten.

Wer also mehrer« Unterricht in der Kennt­

niß und Kur -er Pferdekrankheiten ju habe» w>

langet, der kann dessen genug in der Menge vorhan­ dener davon handelnder Bücher finden.

Ern guter

Rach aber ist diesem noch beijufügen, daß man fich

vor alle» anempfohlenen und geheimgehaltenen Pfer­ depulvern hüte, ausgenommen die von «inei» erfahr­ nen einsichtsvollen Manne.

Die gemeinen Pferde­

pulver find so oft oder fast immer mit uudienliche» widersinnigen und schädlichen Dingen vermischt, die

wenn sie schon zuweilen keinen Schaden anrichten,

doch auch nichts helfen; überdies sind die dazu ge­ nommenen Sachen die mehreste Zeit von den aller­

schlechtesten und verdorbensten Ingredienzien. Will man ja ein oder da- andre Mahl seinen Pferden etwas eingeben, daß sie ihre Freßlust behal­

ten und bei Leibe bleiben, gender Latwerge,

so bediene man fich fol­

die gewiß keinen Nachtheil anrich-

ten, sondern von vorzüglichem Nutzen bei allen Pfer­

den befunden werden wird.

Die Zusammensetzung

davon ist

3 Loth Galgandwurzel, 1



Gentianwurzel,

3



Osterluzeiwurzel,

4



Eberwurzel,

4



Cardobenediktenkraut,

4



Wermuth,

4



Foenugraksamen,

1



Paradieskörner,

2



Kümnielsamen,

44

Von' den Pferden.

2 Loth Fenchelsamen, 2 — Wachholderbeeren, i Quentchen ZimMet, i — Muskatennuß und i Loth Schwcfelblumen. AlleS dieses laßt man zu einem feinen Pulver stoßen, und vermischt es mit vier Pfund Honig, daß es zu einer Latwerge werde, worunter man noch toter bis sechs Loth Mandelöl mtschen kann. Eins der gewöhnlichsten und besten Mittel tn Pferdekrankhciten ist das Antimonium, oder soge­ nanntes Spießglanz, sowohl in seinem natürlichen Zustande als auch einige seiner Zubereitungen, wie z. B. der Goldschwefel und die Schwefelleber deAnttmonii. In feinem natürlichen Zustande gegeben bewirkt es die Ausdünstung sehr gut, und gewahrt den Vortheil, daß die Pferde bei dessen Gebrauch nicht still stehen dürfen, sondern jugleich zur Arbeit oder Reise gebraucht werden können. Sinh sie aber krank, so laßt man sie gern eine Zeitlang oder eine Rächt durch ohne Futter stehen; sind sie sehr krank, so giebt man es ihnen immer um den dritten und vierten, sechsten bis achten Tag, laßt sie dabei bis zum Mittag stehen, und giebt ihnen alle Stunden viel laulicheö Wasser nach zu saufen. Belm Gebrauch giebt man ihnen nach Beschaffenheit ihrer Größe, des Morgens ein bis zwei Loth mit einem oder zwei Maaß ihres Futters» und bindet sie "dann von der Krippe und Streu weg, sonst freße» sie von der letzter«; zu Mittag giebt man ihnen dann nur ein wenig Heu und Hafer, aber nur so viel, daß esich

Von den Pferden.

45.

sich nicht überfressen kann. Nach Umstanden kann man auch noch dem Antimoniv den vierten Theil fernes Gewichts Salpeter zusetzcn, welches in man­ chen Fallen nicht ohne Nutzen seyn wird.

Bei den innerlichen Kuren der Pferde, oder bei dem Purgiren derselben, bemerke man sich diese all­ gemeine Regel, daß man die Arzneimittel immer mit verschlagenem Wasser eingebe, und solches auch zum Saufen gebe, weil vom kalten Wasser so oft üble Zufälle entstehen, die man dadurch vermeidet. Außer den den Pferden eigenen ben sie auch noch viel von andern siehe», die sie entweder plagen oder nachstellen und sie tödten, darunter derheit gehöret.

Krankheiten ha­ Thieren aus;»« ihnen wohl gar der Wolf inson­

Zu den ersten die ihnen zur Plage gereichen, gehören verschiedene Insekten, Würmer rc. als

1) die geflügelte und die »»geflügelte pferde­ lau», sie saugt den Pferden das Blut aus, und halt sich am liebsten auf den Falben, Rothschimmeln und Schäcken auf. Durch das Waschen der Pferde mit Tabakslauge vertreibt man sie am besten. Die eigentliche ungeflügelte ist die schlimmste. Es scheint, daß diese Insekten deswegen gern die vorgenannten Arten von Pfer­ den wählen, weil diese gemeiniglich Schwächlinge gegen die andern sind.

Von den Pferden.

46

s) Der Afterkriecher.

Dieses ist eine Art von

Bremse, die sich im,Sommer häufig bei und

um pie Pferde etnfinden.

Sie passe» im Fluge

die Zeit ab, wenn das Pferde mistet, und legen ihm alsdann nut der größten Geschwindigkeit ihre Eier am Ende in die Falten des Mast,

darmS.

Hier liege» sie so lange biS sie aus»

kommen, und so lange thun sie keinen Schaden, alsdann aber kriechen die Larven in den Darm­

kanal, wo sie sehr groß werden, und um alle Einschnitte des Körpers bis auf die letzter«, scharfe Stachelreihe« erhalten. Endlich kriechen

sie wohl gar i« den Magen,

wo sie sich mit

ihren hornigten Haken einhakeln und fest setzen, und dem Pferde tödtlich werden.

Bei solchen

Fälle« pflegen die Pferde plötzlich umjufallen, sich zu walzen und nach der schmerzhaften Seite zu sehen; ist es so weit gekommen, so ist gar keine Hoffnung zur Erhaltung des Lebens

übrig. 5) Die Naftnbremm« kriecht dagegen den Pfer» den in die Nase, und legt ihre

Eier in den

Schleim derselben, diese kommen dann auS, und die Larven

ziehe« sich in

den

Schlund

und

Niste« sich da ein, oder sie fried,en so wie die vorigen auch wohl nach dem Mage« und freßen

ihn durch, welches bei magern Pferde» am er­ sten sich ereignet. Zur Befreiung von beiden Arten Bremfenlarven Oele, als Baumöl,

dienen am besten fette Leinöl, Rüböl rc. oder

Weingeist, oder eine stark gesättigte Auflösung

vom

Von den Pferden. vom Kochsalz in Wasser.

47

Für die letztere oder

dient besonders der Schwefel­ dampf, wen« man ihn in die Nase gehe» läßt, Nasenbremme

oder auch wenn nran eine gute Prise Rapper: zündet es an; wenn es nun völlig brennt, läßt man die Hündinn, welche man bisher

gehalten hat, los.

Diese läuft sogleich, wenn sie die

Größe der Gefahr, worin sich ihre Imigen befinden,

bemerkt, auf sie zu; der erste also den sie forttragt, soll der beste, und den sie bis zuletzt liegen läßt, der

schlechteste seyn. Andere beurtheilen sie yach dem Gewicht, und behaupten, daß btc leichtesten die besten find.

Allein

man darf dieses nicht so schlechterdings ohne allen Unterschied annehmen, sondern es scheint nur hieraus so viel zu folgen, daß die schweren Hunde stark und

dauer-

Von den Hunden.

63

Dauerhaft und die letzten flüchtig auf den Füßen feyn werden;

daher man von ihnen nach beiderlei Absicht

gehörigen Gebrauch zu machen hat. Rohes Fleisch

als gekochtes.

giebt den Hunden mehr Kräfte

Sie scheinen auch munterer und leb­

hafter darnach zu werden.

Im Sommer muß man

ihnen mehr zu freßen geben als int W ui ter. gen sie tuen Ecel vor den Speisen,

Bezei­

so gieße matt

'etwas Emg auf schwarze Brod krumm, und fahre ih­ nen bannt an der Nase herum. Weil man glaubt, die Hunde bekämen nach dem

Genusse von Fleisch oder fetten Fleischbrühen triefen­

de Augen,

so mässen insonderheit die Lieblingshunde

diese Lecker« sich oft entziehen lassen;

da sich aber

dieses bei den allermehresten Hunden nicht äußert,

wenn sie auch noch so viel Fleisch zu freßen erhalten, so ist dieses nur als ein bloßcS Vorurtheil anzu­ sehen. Das gewöhnliche Getränk der Hunde ist Wasser,

nächst dem saufen sie sehr gern Milch und Fleisch­ brühe; alles übrige achte« sie nicht.

hüten sie sich,

Beim Saufen

die lange öfters hervorragende Nase

ins Wasser zu stecken, deshalb nehmen'sie es mit ge­

krümmter Zunge auf. Richtet man junge Hunde ab, es sey zur Jagd,

zum Hüten, zu Künsten oder wozu es immer wolle, fq nehme man die Morgenstunden, weun fie noch

nichts gefreßen haben, dazu, denn dieses sind die ge­ schicktesten.

Dor

Von den Hunden.

6j.

Vor alle» ander» aber muß man sie zuerst zur Reinlichkeit gewöhnen/ und dann mit Gelindigkeit yi den andern Künsten anführe».

Die meiste Mühe

wird zu der kunstreichen und vorzüglichen Abrichtung

zur Jagd erfordert, welches aber hauptsächlich das Geschäft der Jäger ist. Die Hunde find, gleich den übrigen Haustbie-

ren, mehrer» Krankheiten unterworfen, als ihre wil­ den Brüder. Sie sind uns überaus nützlich, und treue

Diener, Begleiter und Wächter; anch verschaffen sie uns mancherlei Vergnügungen;

wir sind also auch

gewissermaßen verbunden, ihnen bei ihren verschiede­

nen Krankheiten mir unserer Hülfe beizustehen. Findet man für nöthig, den Hunden eine Pur­

ganz einzugeben, so dienen dazu Rhabarber mit et­ was Salz vermischt, in einer Pflaume gegeben, oder

etwas gestoßene Riesewurzel, oder man giebt ihnen Ziegenmilch zu saufen,

welche

auch

durchschlägt.

Manche stecken ihnen auch Salz in den Hals; wie­

der andere vermischen gestoßene Stephanskörner mit etwas Oel und Eierdolter, und dergleichen mehr. Alle diese Dinge aber müssen nach der Natur, dem Alter und der Größe des Hundes eingerichtet seyn, sonst kann man mehr Schaden als Vortheil damit

stiften.

Alle Krankheiten und deren Heilung anzuführe« wäre zu weitläuftig; die gewöhnlichen aber zu beschrei-. ben wird nicht überflüßig seyn.

Die Fieber zeichnen

sich darunter sehr aus;, es giebt vielerlei Arten der­

selben.

Von den Hunden.



die man an den Hunden bemerkt hat.

selben,

Die-

mehresten rühren von Unverdaulrchkett her, und beb

vielen hilft sich die Natur selbst durch einen hervorgrbrachten Durchfall.

Bei einem Enkzündungsfieber, wobei dem Hunde' die Augen roth und geschwvllxn sind,

er die Zunge

heraussireckt und lechzt, wenn der Fieberanfall kömmt, sehr viel sauft, und sich über den ganzen Körper eine

allgemeine Hitze verbreitet,

ist Nichts besser als ihn

Butter- oder Schtvttermilch saufen zu lassen, und nur Dutterbrod zu freßen zu geben. Stunden

bringe man ihm

Alle drei bis vier

nach Verhältniß seiner

Größe, einen halben bis ganzen Skrupel gestoßenen

Salpeter, mit eben so viel pulverisirten Krebssieinen vermischt bei.

Oder man nehme auch statt der letztem

gestoßene Chinarinde dazu.

Ein Gattenfieber ist zwar anfänglich schwer zu un­

terscheiden, in der Folge aber kann man es an der mit Unreinigkeiten überzogenen Zunge, dem Mangel des Hungers, der Angst des Hundes, dem außerordent­

lichen Gestank der Excremente, der übelriechenden Aus­ dünstung und des Athems, als sicher anerkennen. Zu­

erst gebe man dem Hunde nach ferner Größe alle vier Stunden von einem halben Skrupel bis zu einem

Quentchen englisches Salz, und einen oder zwei Tage nach Umständen, darauf eine ordentliche Purganz voir

Manna, Sennesblatter und englischen Salz.

Eine

Portion für einen Mtttelhund kann bestehen in | Loth Manna,

i Quentchen Sennesblätter und

i





Lerchenfchwamm, E

alles

66

Von den Hunden.

alles mit eittanber in heißes Wasser eingeweicht, durch ein Tuch gegossen und dem Hunde eingegeben.

Nach

dessen Größe kaun man diese Portion vermehren oder verringern.

Uebrigens wiederhvhlt man diese Purganz

noch ein Paarmahl.

Außer diesen erkranken sie auch noch oft an Nervenfiebern, Entjündungsfiebern rc. Die Braune oder Entzündung und Geschwulst am

Halse, welche von abwechselnder Kälte und Wärme,

oder auch vom Mangel an Wasser entstehen kann. Der Zapfen im Halse und die ganze Luftröhre entzündet sich, und der Hals schwillt an.

Aeußerllch legt man Küß­

chen von trocknen, zertheilenden Krämern um den Hals, innerlich aber reibt man ihm das Maul mit Salbei aus, und schüttet ihm Eßig mit etwas Schieß­ pulver vermischt ein. Die Rande ist ansteckend und ost erblich, aber sie

kann auch von einer faulen und müßigen Lebensart,

Erkältung, Unreinigkeit und schlechtem Wasser ent­ stehen, sonderlich bei fetten und faulen oder tragen

Hunden. Sie zeigt sich zuerst hinter den Blättern und Knieen, wie kleine Bläschen oder Geschwüre, welche die Haut durchnagen. Es sind derselben verschiedene Arten, als die rothe Räude, wobei den Hunden die Füße schwellen; die große Räude nimmt nur die Haut

auf eine Handbreit ein, und verursacht eine Ge­ schwulst und ein Jucken; die dritte ist die gemeine Räude, und die vierte die schwarze Rande, welche das Haar ausfallen macht. Die rothe Räude ist bei den Hun­

den

67

Von den Hunden. bin die ärgste und beschwerlichste zu heilen.

Zur Hei­

lung der Räude bedient man sich vornehmlich verschie­

dener Salben.

Erne der vorzüglichsten «st diese.

Ma»

nimmt 2 Händevoll wilde Kreße,

2 L

— —

t— —

Alantkraut und Gvldwurz,

siedet diese Species in Lauge, thut zwei Pfund Seife

dazu, und bestreicht damit den räudigen Hund.

Oder

man wasche ihn mit abgekochtem Hopfen oder Salz­

wasser.

Man kann auch folgende Salbe brauchen,

die in allen Arten der Räude gut «st.

Man nimmt

L Pfund Nußöl, 4 Loth Wacholderöl,

8



Schmeer,

8 — Honig und 4 — Eßig. Alles dieses läßt man über gelindes Feuer kiS zur Alsdann läßt man

Hälfte emkochen.

4 Loth Pech, 4



Harz und

iz



Wachs

gelinde zergehen ,

nimmt es dann vom Feuer, ver­

mischt damit

4 Loth gestoßenen Schwefel,

5 i

— —

Vitriol und gestoßnen Grünstran,

«nd rührt alles durcheinander zu einer Salbe.

dem Gebrauch aber muß man

Dor

erst den Hund mit

Salzwasser rein abwaschen.



Die

Vsn den Hunden.

68

Die Gicht offenbart sich durch eine Steifheit, Un­ beweglichkeit und Aufschwrllen der Glieder.

Die Stu­

ben- und Schvoßhunde sind damit am mehrst«« ge­ plagt; öfters rührt es daher, wenn sie im Futter verwöhnt sind, oder bei Podagristen im Bette liegen oder demselben die Füße lecken müssen.

Das beste

Mittel dagegen sind kalte Bader.

Entzündete und triefende Augen kann man leicht, durch bloßes Wasser von faulen Borstorfer Aepfeln,

oder auch, wenn man etwas wenigen Dleizucker in Rosenwasser auflöfr, heilen.

Oder man nimmt Enveiß,

fein gestoßnen Zucker und ein klein wenig Kampher,

macht eine Salbe davon und legt sie auf.

Der Durchfall begegnet am mehrsten den JagdHunden nach vielen und großen Erhitzungen.

Die

Krankheit ist ansteckend; daher sondere man den Hund,

von den gesunden ab und futtere ihn mit Fleischbrühe, worunter präparirte Siegelerde gethan. Oder man

koche Dohnenmehl zu einem dicken Brei, vermische eS mit Siegelerde und lasse es ihn freßen.

Bei Verstopfung oder heftigem Stuhlzwang muß Inan suchen die Gedärme schlüpfrig zu machen, und

erweichende Mittel geben, oder auch wohl ein erwei­ chendes Klystier; vielmahls aber hilft sich die Natur

»on selbst.

Der Kropf ist eine Halsgeschwulst, die von sto­ ckender Feuchtigkeit herrührr, und tue eine widernatür­

liche Ausdehnung der Haut zuwegebringt.

Es ist zu-

Von den Hunden.

69

weilen so schlimm, daß die Hunde weder saufen noch freßen können. Ein Umschlag von dick gekochten Linsen in Eßig ist sehr oft gut befunden worden. Die Wunden lassen sich leicht heilen, wenn der Hund sie nur erreichen und belecken kann. Doch giebt et auch Wunden, die der menschlichen Hälfe nöthig ha­ ben; diese aber behandelt man wie an einem Men­ sche». Mehrere nicht so oft vorfallende Krankheiten mäs­ sen hier übergangen werden, nur ist es äußerst noth­ wendig, noch der Tollheit oder Wuth der Hunde, alS der allerschrecklichsten und zugleich gefährlichsten für Menschen und Vieh, denen sie so leicht mitgetheilt werden kann, zu erwähnen. Wird ein Mensch von einem tollen Hunde gebissen und nicht sogleich durch Absonderung des verwundeten Theils, oder das Gift durch andere Mittel, nicht auf der Stelle, ehe es in das Blut tritt, fortgeschaft, so hat es die schrecklich­ sten Folgen, und der Gebissene bekömmt über kurz oder lang-die Wasserscheu, woran er auf die elendeste und beträbteste Weise ohne Rettung umkommen und ver­ schmachten muß. Dieses Schicksal stehet auch andern Thieren bevor, die von einem solchen wüthenden Hun­ de gebissen werden.

Traurig ist es, daß wir bisher in der ganzen Na­ tur noch kein sicheres und bewährtes Mittel wider diese schreckliche Krankheit entdeckt haben, auch nicht ein­ mahl so viel, um die Zufälle, die sich dabei zeigen, zu mildern. C 3 Da-

70

Von den Hunden.

DaS einzige ist hierbei noch gut, Laß kein Hund plötzlich und auf einmahl toll wird, daß noch KennZeichen zur Warnung vorhergehen, ehe diese Krankheit völlig ausbncht und man noch Zeit hat, ehe das Gift

ins Blut übergeht, der Gefahr vorzubeugen.

Man

glaubt, daß schnelle Abwechslung der K b.it» und Wärme,

vermodertes Fielich in heißen Jahreszeiten, und Man« fiel an Samen daran Schuld sey. verschiedene Graoe.

Dee Krankheit hat

Zuerst wird der Hund traurig,

er sucht die Einsamkeit, verkriecht sich und frißt oder säuft nicht, zugleich läßt er den Schwanz und die Ohren herabhängen.

Er bellt nicht mehr, fällt aber

doch fremde Menschen und Thiere heimtückisch an, und Nun ist sein Blß schon gefährlich.

Der folgende Grad

ist, daß sie amangen zu keuchen, die Zunge aus den»

schaumenden Maule hervorzustrecken, ihren Herrn ver­ kennen und nach ihm schnappen.

Ihr Gang ist tau­

melnd, bald langsam, bald schnell,

und die Zunge bläulich.

die Augen trübe

Wenn es bis so weit gekom­

men ist, so leben sie kaum noch vier und zwanzig Stun­ den. Kurz vor ihrem Tode werden die Zuralle immer heftiger Und ihr Biß giftiger. ,

Alle Menschen und

Thiere, dievvnF)nen gebissen werden, bekommen diese

Krankheit.

Es rst sonderbar, daß dieses Gift sich wohl

Jahre lang in dem Körper verborgen erhalten kann,

ehe r- ausbricht. Einen tollen Hund heilen zu wollen, ist eine ver­ gebliche und höchst gefährliche Mühe. Das beste ist, ihn sogleich zu tödten, ehe er so viele Qualen aussteht, viw schaden anrichtet.

Von den Hunden.

71

Ist aber ein Mensch oder ein Thier gebissen, so ist kein sichreres und besseres Mittel bekannt, als, wenn es angeht, das verwundete Glied abzunehmen, oder die Wunde so viel möglich ausschneidet oder aus« trennt, und sie dann durch Dlasenpflaster einige Mo» nate offen hält, damit das Gift nicht ins Blut über­ gehet. Lc Roux, der eine Preisschrift hierüber geschrie­ ben, sagt zwar, er könne kein Speeificum gegen diese Krankheit angeben, und alle vorgebliche Euren gegen die Wuth stellet er in ihrer Nichtigkeit dar. Das ein­ zige ächte und sichere Mittel sey die Zerstörung d-s Wuthgifts in der Wunde, ehe es in Thätigkeit gesetzt worden, und hierzu bedient er sich der Spießglanzbutter. Er erweitert die Wunde an allen Seiten, be­ fördert das Bluten derselben, wäscht sie mit Seifen­ wasser auS und verbindet sie trocken. B r folgende« Tage erst berührt er sie vermittelst einer hölzerne« Sonde, in allen ihren Punkte«, mit der Spießglanzbutter, und legt dann ein Blafenpflaster darauf. Wen« der Schorf abgefallen, legt er Erbsen, Entiankägel« chen oder Dourdonets mit Digefiivsalbe bestrichen i« die Wunde. Sobald sich frisches Fleisch erzeugen will, wendet er die Spießglanzbutter und das Blaseupflaster wieder von neuem an, und diese Behandlung setzt er bis zum vierzigsten Tage fort, wo er die Wunde vernarben läßt. Innerlich gab er zweimahl des Ta­ ge- zwölf Tropfen kaustischen Salmiakgeist mit Hollunderblüthenthee, Kindern nach Verhältniß weniger; zuweilen gab er innerlich gar nichts, und die Ver­ wundeten blieben doch gesund. Die Spießgle.vch Mer zieht er deswegen dem glühenden Eisen vor, weil «die Wund« nicht so genau ausbrennt und auch größere E4 Schmer-

?r

Vsn den Hunden.

Schmerzen macht. Man findet darüber ein mehrerer in der Preisschnft von Le Roux über die Wuth. Tübmgen bei Herbrandt 1795. Ist ein Unglück geschehen, so nehme man sich so viel möglich in Acht, in Gegenwart des Patienten, nicht viel von der Gefahr zu sprechen. Ern sicheres Kennzeichen, wenn ein Hund wüthend werden roifl, ist, daß ihn alle andere mitWmseln fliehen, und nichtvon dem anrühren, was jener vor sich gehabt hat.

Es war eine Zeit, wo man glaubte, daß wenn einem Hunde der Tollwurm unter der Zunge genom­ men sey, solcher hernach nicht toll würde; ine Erfah­ rung hat aber leider bewiesen, daß diese Krankheit keineswegs dadurch verhütet worden sey.

Zum Trost vieler Unglücklichen ist noch anzuführen, daß erfahrne Aerzre es widerlegt haben, daß fich das Gift zwanzig Jahre im menschliche« Körper hal­ te« könne. Obgleich die Hunde fich sehr gut zu vertheidige« wißen, so haben fie doch auch, wie^lle andere Thiere, ihre Feinde. Darunter sind manche, die, wenn man fie gleich für gering ansieht, sie doch mit Unerschrokkenheit anfallen und verfolgen. Es sind dieses beson­ ders die Wespen, Fliegen, Mücken, Bremsen und Stechfliegen, die in Menge über fie herfallen und sich besonders hinter den Ohren anseyen, stechen und so das Blut aussaugen, wovon zuweilen eine Art von Grind

Von den Hunden.

73

Grind entsteht, wenn man nicht Mittel anwendet, de» Hund vor ihnen jv schützen.

Ein stcheres Mittel besteht darin, wenn man Wer» muthkraut in Wasser weicht, oder besser, gelinde kochet, es durchseihet, in der Brühe bittre Mandeln jerretbt, und die Hunde damit an den Orten, wo ste von diesen Insekten geplagt werden, bestreicht, f» bleiben ste da­ vor gesichert.

Andere Feinde nisten flch ir» die Haare ein, und plagen die Hunde öfters nicht wenig. Solches.sind die Kuhmilben oder Hundeläuse, die grauröthlichen Hundemilben, die Hühner- oder Zangenläuse, die ih­ nen kahle Flecke freßen, die Filzläuse, eben die, die sich zuweilen bei den Menschen einfinden, die Hunde aber so plagen, daß sie nicht wissen, wo sie bleibe» sollen, und endlich die Flöhe, womit die Budel am meisten geplagt werden. Diese find bisweilenchei de» Hunden von etwas hellerer Farbe, deshalb glaube» manche, es sey eme andere Art, als die die sich bet den Menschen aufhalten; allein es sind eben dieselbe«, nur daß sie jung sind und noch nicht lange gelebt haben. Wenn wir die Hunde, die zum Vergnügen gehal­ ten werden, ausnehmen, so ist der Nutzen der übrige» nicht geringe, wrnn gleich nicht so groß, als von ver­ schiedenen andern Hausthieren. Man bedenke nur, wie nützlich sie einem Hirten, einem Schlächter, einem Jäger, einem Fuhrmann und mehrer« Menschen sind, «Nd wie viel- Erleichterung sie diesen schaffen und E 5 ihnen

74

Von den Hunden,

ihnen ihre Beschäftlgungen erleichtern.

Wie sicher

kann man ruhen, wenn man mit seinem Eigenthume von treuen Hunden bewacht wird; wie stehen sie ihrem Herrn in der größten Gefahr bei,

ohne ihn ju ver­

lassen; sie setzen ihr eignes Leben mit aufs Spiel. Noch

mehr, in manchen Ländern werden sie gar anstatt der Pferde und Ochsen zum Ziehen, und zwar öfters großer

Lasten, vor Schlitten gespannt. Es ist zum Erstau­ nen, was für weite Reisen man mit diesen Thieren auf solche Art m einem einzigen Tage zurückiegen kann,

ungeachtet sie nur ganz kümmerlich von bloßen Fisch­ gräten leben müssen. In England gebraucht man sie auch Diebe und Mörder aufzusuchen, wozu aber nur große und starke

Hunde genommen werden.

Wenn sie so alt geworden,

als sie seyn müssen, wenn man sie zur Jagd abr«chten

will, so führt man sie in Zimmer wo Geldbeutel, Sil­ bergeschirr, und dergleichen stehet, oder Dinge denen die Diebe nachtrachten. Diese werden mit einer stark­ riechenden Sache bestrichen, als Fleisch, Speck, alten

Käse iG und mit eben denselben auch die Schuhsohlen einer andern Person, die den Beutel oder die Sache nimmt und nicht gar weit damit gehet.

Wenn nun

der Hund die Stelle berochen hat, und dergleichen Geruch auch an den Fußstapfen spürt, führt man ihn

genau auf die Spur fort, bis er die Person, die man zum Abrichten braucht, sinder. Alsdann führt man den Hund wieder zurück an den vorigen Ort,

thut

ihm gütlich und giebt «hm etwas zu freßen.

Eben dieses thut man auch mit andern Gerüchen,

welche aber nach und nach immer gelinder seyn müssen, bis

Von den Hunden.

75

Lis matt endlich nichts Riechendes mehr gekraucht, sondern nur einen Menschen,

welcher sehr erhitzt ist

und schwitzt, und dessen Geruch der Hund leicht em»

pfiuden kann, dazu nimmt, dieser wird immer weiter und weiter gelassen, bis endlich der Hund aller, auch der schwächsten Spur gewohnt worden ist. ^Wo nun ein Diebstahl geschehen, da führt matt den^Hund an de» Ort, wo derselbe vorgegangen ist,

uno der Dieb seine Füße niedergesetzt hat.

Da man

nun den Hund bereits gewöhnt hat, der Spur nachjusetzen, wird er sogleich los gelassen; er verfolgt dann

die Spur so genau, daß er, wofern es nicht dazwischen geregnet hat, den Dieb nicht leicht verfehlt.

Diejeni­

gen, welche dergleichen halten, pflegen dieselben sorg­ fältig in Acht zu nehmen, ihnen einerlei und zwar nur

geringe Speise zu geben, und sie mehrentheils an einem One zu lassen, damit ihnen der Geruch nicht verdor­

ben werde. Noch nach dem Tode ist der Hund für den Men­

schen nicht ohne Nutzen; sein Fleisch wird in vielen Landern des Erdbodens genossen,

und ob wir wohl

einen Widerwillen davor haben, so wird eS doch von Europäern, die es gekostet, für eine gesunde und nicht

unangenehme Speise beschrieben. Das Fett hat kei­ nen widrige» Geschmack, und ist ehedem häufig bei

Husten und Brusikrankheiten eingenommen worden, obschon es die Wirkung nicht besitzt, die matt ihm zu­

geeignet hat. In der Levante und andern Ländern,

wo viel

Saffian gemacht wird, werden viele Hunde, blos ihres

schar»

56

Von den Hunden.

scharfen Koches wegen gehalten, den man sammelt, und damit auf die Fleischseite gelegt, das Haar der Felle wegbeitzet. Das Gehirn, die Leber, die Galle, der Koch, das Blut, die Haare rc. sind alS Mittel in der Me­ dicin gebraucht, aber jetzt ganj vergessen worden.

Manche Kindbetterinnen lassen sich noch jetzt von jungen blrndrn Hunden die überflüßige Milch aussau­ gen, oder die zu tiefliegende Warzen in die Höhe zie­ hen, wobei sie oft gute Dienste leisten. Die Felle gebraucht man vielmahls als Pelzwerk, und manche Nationen verfertigen davon ihre Staats­ kleider. Die Kürschner verarbeiten viel, besonderDudeifelle. Die weißgegerbten Felle braucht man z« Handschuhen, und macht auch Leder zu Schuhen und Stiefeln daraus. Das Haar wird zu Hüten, Strüm­ pfen, und zu Sahlleisten an Tüchern angewandt. Endlich bedienen sich auch die Buchbinder der Zähn« zum Glätten.

Der Schaden, den die Hunde anrichten, ist dage­ gen von keiner Beträchtlichkeit, gegen den Nutzen den sie uns leisten, wofern sie nur gut erzogen sind, daß sie weder Menschen noch Vieh anfallen und beißen, oder letzteres gar zerreißen; alsdann ist aber nicht ih­ nen, sondern ihren Erziehern die Schuld beizumessen. Den größten Schaden können sie anrichten, wenn sie toll werden; we-halb es höchst nöthig ist, besonders Acht auf sie zu haben- und sie, noch ehe Die Wuth völlig

Von den Hunden.

77

völlig ausbricht, zu tödte». Beißige Hunde muß man abschaffen; wer daS nicht thut, verdient ohne Mitleiden gestraft ju werden.

Die Hunde haben darin, daß sie sich so leicht zu allerlei Künsten abnchten und brauchen lassen, außer» ordentlich viel vor andern Thieren voraus, sie haben aber auch noch in vielen andern Stücken mancher­ lei Eigenes an sich, das man bei ander« nicht findet. Sie sind mit einem Gedächtniß begabt, vermöge dessen sie ihrer Seele Begriffe und Vorstellungen von Sachen einprägen können, denn außerdein wäre eS unmöglich, daß sie zu so vielerlei Dingen abgerichket werden könnten. Die Einbildungskraft wird ihnen keiner absprechen, und wenn sie selbige auch nicht schon bei vielen andern Gelegenheiten äußerten, so kann man eS deutlich genug an ihren Träumen be­ merken.

Das Gras freßen sie nicht, weil es anders Wet­ ter werden wird, sondern um sich zu brechen. Den stärksten Geruch haben sie, wenn ihnen die Nase feucht ist. Sie laufen auf den Zehen in der Quere, und schwitzen niemahls, sobald sie sich aber erhitzt haben, lassen sie die Zunge heraushängen. Sie sind gute Wetterpropheten, besonders die Hirten-, Jagd­ over Hofhunde, welche sich viel im Freien aufhal­ ten, denn sie haben von der Veränderung des Wet­ ters gemeiniglich eine Vorempfindung, so daß sie. viel

78

Von den Hunden.

viel schlafen und unaufgeräumt sind. Wenn es ihnen im Schlafe im Leibe kollert, als wie Erbsen in tinev Blase, ohne daß sie eine Empfindung dabei zu ha­

ben äußern, so erfolgt Sturm und Ungewirler, auch lange anhaltender Regen.

Hiervon sind viele Jäger

und Hirten überzeugt. Ihr besonders starker Geruch

dungskraft geht^sehr wett.

und Unterschei­

S«e kennen alle und jede

Person im Hause, vornehmlich ihren Herrn, und alle

Kleidungsstücke desselben.

Sie merken sogleich jedes

harte Wort und jede finstre Miene, und suchen ihn durch Schmeicheln und Winseln zu besänftigen; ist der Herr aber freundlich, oder sie sehen ihn nach einer Abwesenheit wieder, so leuchtet ihnen die Freu-> de aus den Augen) sie wedeln mit dem Schwänze,

schreien und wissen nicht,

Cie kennen nach Jahren wieder.

was sie alles thun sollen.

noch ihren alten Herrn

Es mag an dem, was von den Eigenheiten

der Hunde gesagt worden, genug seyn, es leicht,

sonst wäre

noch einige Bogen damit anzufüllen.

ES

erregt öfters Erstaunen, wenn man sieht und hört, welche Klugheit diest Thiere bei manche» Vorfälle« geäußert, und wie weit sie es in einer oder den an­

dern Künsten gebracht haben. Daß das Ausschneiden des TollwurmS der Zunge

einen Hund vor

unter

dem Tvllwerden nicht

schütze, ist schon gesagt worden.

Ein weit schlimme­

res Vorurtheil aber iss es, wenn noch viele Men­ schen, so wie ehedem glauben, daß man einen vv.n

einem tollen Hunde gebißenen, dadurch heilen könne, wenn

Von den Hunden.

79

wenn man ihm so viel gis eine Linse beträgt, von dessen Galle eingrbe, oder von seinen abgeschmttenen Haaren auf die Wunde lege. Ueber den Gebrauch solcher thörichten Mittel verstreicht dieZeit, wo öfternoch Hülfe zu irrwarten wäre, und der Kranke muß darüber auf eine erbärmliche Art sterben. Gottlob.1 daß diese und manche andre Vorurtheile, die man sonst von den Hunden hatte, z. B. ihr Heulen wenn jemand in einem Hause sterben sollte re. nach «nd nach fich verlieren.

80

Von den Katzen.

;L/ie Katzen haben nicht so viele Freunde unter den Menschen, alS die Hunde oder andere zahme HanS« thiere; größtentheils ist ihnen aber auch die Schuld selbst beijumessen, denn fie gehören unter die treulose« Hausgenossen, deren Schmeichelei man niemahls ganz sicher tränen kann, und die sich nie in so hohem Grade zähmen lassen wie die andern Thiere, weil sie theils ihre Freiheit lieben und sich nicht einschränken lassen, theils auch niemahls ihre wilde Natur ganz ablegen, man mag es mit ihnen anfangen wie man will. Müßte man sie nicht aus Noth, die Ratzen und Mäuse zn vertilgen, halten, so möchte man ihnen auch wohl nicht ihren Aufenthalt in der menschlichen Gesellschaft gestatten, sondern sie vielmehr auf alle Art und Weise verfolgen und zu vertilgen suchen. Dieses ist es nicht allein, was den Katzen so viel Unfreunde macht, sondern es giebt auch viele Men­ schen die einen natürlichen Abscheu vor ihnen haben. Die­ ser

Von den Katzen.

8r

ftr geht so weit, daß manche bei ihrem Anblick ohn»

mächtig werden;

andere haben schon Empfindungen?

und verspüren fie, wenn fie selbige auch nicht eins mahl sehen»

Das ganze Katzengeschlechk unterscheidet sich von andern Thieren durch folgende Merkmale»

Sie haben tft beiden Kinnladen sechs Vorder-

zähne.

Die Eckzähne sind einzeln, lang und keilför­

mig.

Auf jeder Seite stehen drei Backzähne; dis

Zunge ist rauh, mit rückwärts gekehrten kurzen Spi­

tzen.

An den Vorderfüßen haben sie fünf und an

den Hinterfüßen vier Zehen, mit krummen, spitzigen-, hornartigen, scharfen Krallen, die sie zum Zerreißen und zu ihrer Vertheidigung gebrauchen. in einer

Scheide,

oder herausstrecken können.

Unterlippe kürzer

Diese liegen

worin sie dieselben hinein ziehen Der Kopf ist rund, die

als die obere.

Die Ohrett sin-

spitz und der Schwanz sehr lang.

Es gjebk mehrere Arten vott Katzen, die aber

alle hier nicht her gehören, als nur unsere Haus­

katze, welche zwar auch gewiß von der wilden Katze herstammt»

Sie haben beide einerlei Naturel,

in

Absicht der Größe, Farbe, Aufenthalt und Lebensart­

ist jedoch einiger Unterschied» Die wilden Katzen meiden die kalten Länder; in

Deutschland trift man sie selten und einzeln, am mehresten noch in Thüringen, in den großen Was--

dern an-

Ob sie in den südlichern Ländern von EuF

ropa

82

Von den Katzen,

ropa häufiger find, ist noch nicht ausgemacht, w» sie sich aber finden, werden sie von den Jägern als offenbare Feinde der hohen Jagd, eifrig verfolgt und getödttt. AuS Gewohnheit giebt man den Hauskatze» allerlei Namen, an welche sie sich gewöhnen und bei deren Ausruf sie eilig herbeikommen.

Diese unsere gezähmten Hauskatzen sind nicht im­ mer von einerlei Größe, sie hängt mehrentheils von ihrem Aufenthalt und ihrer Pfiege ab. Der Kopf ist rund, stark und gewölbt, so daß sie ziemliche Schläge und Stöße daran aushalten können. Das Gesicht ist breit und kurz. Die Augen stehen weit vor, sind grüngelblich wie Glas, und leuchten im Dunkel». Sie haben im Finstern sowohl als im Hellen ei» äußerst scharfes Gesicht. Am Tage bildet die Pu­ pille «ine« schmalen Ritz. Das Gehör ist äußerst fein, so daß sie das allergeringste Geräusch bemerke» können, dagegen aber ist ihr Geruch nur schwach.

Die Zahne sind bei ihnen schlecht geordnet, und sind mehr zum Zerreißen als zum Zermalmen ge­ baut, daher bei ihnen auch das Kauen so langsam von statten geht, und sie aus eben der Ursach nicht allein da- zarteste Fleisch am begierigsten aussuchen, sondern auch ungemein gern Fische freßen mögen. Die Oberfläche der Zunge ist voller spitzer Sta­ cheln, die alle yach dem Schlunde gerichtet sind. Sie saufen eben so wie die. Hunde, indem sie die Zu»-

Von den Katzen.

83

Zunge zusammenrollen und damit da- Getränk tu den Mund riehen. Ihre Glimme ist sehr verschieden, nachdem sie ihre Leidenschaften zu erkennen geben wollen, und be­ sonders merkwürdig, wenn sich ein Kater «ad eine Katze zusammen finden, um fich ju paaren; ander-, wenn sie fich rufen, wieder ander- wenn sie fich ver­ theidigen, besonders ist da- Schnurren oder Spin, «en, wenn man sie strerchelt, wodurch fie ihr Wohl­ behagen anzeigrn wollen. Die Farbe der wilden Katzen ist nicht sehr ver­ schieden, hingegen findet man bei den Hauskatze« hierin eine große Verschiedenheit. Man hat weiße, schwarze, röthliche, dunkel und hellgraue, bunte, kurz von mancherlei Abänderungen. Die Haare sind Nicht sehr lang, aber doch sehr glatt und weich. Das Fell ist stets trocken und rein, weil sie nnabläßig be­ müht sind, es zu reinigen und darin thut ihne» ihre rauhe Zunge vortrefliche Dienste. Diese stete Reinlichkeit befördert gewissermaßen die elektrische Ligenschaft der Haare, die sie von Natur besitzen, und wovon man fich sogleich überzeugen kann, wem» man einer Katze im Finstern in entgegengesetzter Rich­ tung die Haare streicht, so wird man sogleich aller­ wärt- Funken hervorfahren sehen.

Der Schwanz ist so lang' al- -er Körper, über­ all gleich dick und in steter Bewegung.



Man

84

Von den Katzen.

Man kann die Karer so wie die Hunde und an« dere Thiere verschneiden; sie bleiben alsdann hübsch zu Hause und wandern nicht so oft weg. Mein sie werden dann auch gemeiniglich sehr fett und faul, und verlieren allen Muth und alle Herzhaftigkeit, welche ihnen sonst eigen ist.

Die Katzen gehören übrigens ihres Naturells und ganzen Körperbaues halber zu den grausamsten, listigsten und bösartigsten Raubthieren. Sie fahren mit einem Sprunge auf das verfolgte Thier los^ packen es mit ihren scharfen Klauen an, halten es damit fest, und zerreißen es, oder gebrauchen auch — Sorten. -------- Wasser ju Aquavite«. Zwillich. Zwirn.

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