Antijudaismus im Galaterbrief?: Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus 3727812567, 3525539401

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Antijudaismus im Galaterbrief?: Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus
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Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen

& The Library CLAREMONT SCHOOL OF THEOLOGY

1325 North College Avenue Claremont, CA 91711-3199 1/800-626-7820

NTOA 40 Michael Bachmann

Antijudaismus im Galaterbrief?

NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS (NTOA) Im Auftrag des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz herausgegeben von Max Küchler in Zusammenarbeit mit Gerd Theissen

Zum Autor:

Prof. Dr. theol. Michael Bachmann, seit 1995 Lehrstuhlinhaber an der Universität Siegen, zuvor seit 1980 an der Pädagogischen Hochschule Freiburg/Breisgau. Promotion (Münster 1978) und Habilitation (Basel 1990) mit Arbeiten zu Lukas und zu Paulus: Jerusalem und der Tempel. Die geographisch-theologischen Elemente in der lukanischen Sicht des jerusalemischen Tempels (BWANT 109), Stuttgart 1980; Sünder oder re Studien zur Argumentation in Gal 2,15ff. (WUNT 59), Tübingen 1992. Ferner zahlreiche Aufsätze (und Wörterbuchartikel) zu neutestamentlichen Themen (lukanisches Werk; paulinisches Schrifttum; Hebräerbrief; Johan-

nesoffenbarung), auch zu ikonographischen und didaktischen Aspekten der Rezeptionsgeschichte des Neuen Testaments.

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Michael Bachmann

Antijudaismus im Galaterbrief? Exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus

Universitätsverlag Freiburg Schweiz Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1999

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Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme

Bachmann, Michael: Antijudaismus im Galaterbrief?: exegetische Studien zu einem polemischen Schreiben und zur Theologie des Apostels Paulus / Michael Bachmann. — Freiburg, Schweiz: Univ.-Verl.; Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1999 (Novum testamentum et orbis antiquus; 40) ISBN 3-7278-1256-7 (Univ.-Verl.) ISBN 3-525-53940-1 (Vandenhoeck & Ruprecht)

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SCHOOL OF THEOLO@Y AT CLAREMONT Californir

Veröffentlicht mit Unterstützung des Hochschulrates Freiburg Schweiz, des Rektorates der Universität Freiburg Schweiz und der Deutschen Forschungsgemeinschaft Die Druckvorlagen wurden vom Verfasser als reprofertige Dokumente zur Verfügung gestellt.

© 1999 by Universitätsverlag Freiburg Schweiz Paulusdruckerei Freiburg Schweiz ISBN 3-7278-1256-7 (Universitätsverlag) ISBN 3-525-53940-1 (Vandenhoeck & Ruprecht)

ISSN 1420-4592 (Novum Testam. orb. anti.)

Vorwort

Die in diesem Band zusammengestellten sechs Beiträge greifen Fragen auf, die mich schon bei der Abfassung meiner 1992 erschienenen Habilitationsschrift (WUNT 59) beschäftigt haben, ohne daß ich damals Gelegenheit gehabt hätte, ihnen genauer nachzugehen. Seinerzeit standen die Struktur von Gal 2,15-21 und die Funktion dieser Passage im Gesamtzusammenhang des Briefs an die galatischen Gemeinden im Zentrum meiner Beobachtungen und Überlegungen, und der Fortgang der Diskussion auf diesen Feldern, die mehrheitlich recht freundlichen Rezensionen meines Buches sowie (zumal durch J. Lambrecht und A. Wechsler)

unabhängig von ihm gewonnene Ergebnisse! vermitteln mir den Eindruck, "nicht vergeblich gearbeitet" zu haben. Die Beschäftigung mit der paulinischen Argumentation im Galaterbrief, einem von Polemik fraglos nicht freien Schreiben, hatte mich an unterschiedlichen Punkten zu Zweifeln an einer Sicht veranlaßt, nach der Paulus hier mit "Werkgerechtigkeit", insbesondere mit jüdischer "Werkgerechtigkeit", abrechnen soll. Eine derartige Auffassung überzeugte mich u.a. deshalb nicht, weil der Apostel sich doch an galatische Christen, (zumindest primär) an Heidenchristen, wendet und deren Einstellung und Verhalten zu beeinflussen sucht. Solche Fragen, die in der Habilitationsschrift eher am Rande zur Sprache kamen, habe ich in den vorliegenden Aufsätzen weiter verfolgt. Das nicht sonderlich klare Stichwort "Antijudaismus" mag, auf neutestamentliche Sachverhalte angewandt, mittlerweile gelegentlich allergische Reaktionen auslösen. Für Paulus und den Galaterbrief indes scheint mir die Thematik in unserer geschichtlichen Lage und in der gegenwärtigen exegetischen Diskussion alles andere als obsolet. Einige wenige Zitate mögen das verdeutlichen. H. Schreckenberg (Umfeld, 89)? urteilt aufgrund umfassender Kenntnisse: "Auf jüdischer Seite sah und sieht man im Galaterbrief eine Hauptquelle der Judenfeindschaft im theologischen und politischen Raum christlicher Zeit." Daß dazu nach wie vor Anlaß besteht, zeigt etwa die — nicht zuletzt mit Passagen des Schreibens an die galatischen Gemeinden begründete — Einschätzung durch R. Ruether (Nächstenliebe, 101 [vgl. 104]): "Die Position des Paulus war fraglos die des Antijudaismus.” Und noch nach W. Kraus (Volk, 254) ist "für das ungläubige Israel" immerhin und geI S, Lambrecht, Studies, 303 samt Anm. 4 (vgl. ebd., 211-230, und dazu Bachmann,

Sünder, VII), und A. Wechsler, Geschichtsbild und Apostelstreit. Eine forschungsgeschichtliche und exegetische Studie über den antiochenischen Zwischenfall (Gal 2,11-14) (BZNW 62), Berlin/New York 1991, bes. 390-393. Zur Entschlüsselung der im Vorwort verwandten Kurztitel s.u. Beitrag (V) Anm. 1.4.20.43 sowie Beitrag (VI) Anm. 9.

2 Im Blick auf die Frage "Neues Testament und Antijudaismus" vgl. I. Broer, Die Juden im Urteil der Autoren des Neuen Testaments. Anmerkungen zum Problem historischer Gerechtigkeit im Angesicht einer verheerenden Wirkungsgeschichte, in: ThGl 82, 1992, 233, und G.G. Stroumsa, From Anti-Judaism to Antisemitism in Early Christianity?, in: O.

Limor/G.G. Stroumsa (Hg.), Contra Judaeos — Ancient and Medieval Polemics between Christians and Jews (TSMJ 10), Tübingen 1996, 1-26 - sowie die dort genannte Literatur.

VI

Antijudaismus im Galaterbrief?

rade "im Gal die Verwerfung ... sachlich ... durch den Ausschluß vom Erbe und die Identifikation des Sinaibundes mit der Sklaverei vollzogen". In unserer historischen und in einer solchen forschungsgeschichtlichen Situation hängt von der Klärung dessen, ob für den Galaterbrief von Antijudaismus zu sprechen ist, nicht wenig ab: Hat man wirklich einen paulinischen Antijudaismus zu konstatieren und sich deshalb von ihm im Sinne der Sachkritik zu emanzipieren (s. Ruether, Nächstenliebe 112.210-212; vgl. ebd., 246, wo P. von der Osten-Sacken "Ruethers Un-

tersuchung ... auf den Nenner der Notwendigkeit theologischen Besitzverzichts" bringt)? Oder ist "die Position des Gal" als "eine polemische Überspitzung" zu charakterisieren, "die nicht als letztes Wort anzusehen ist" (Kraus, Volk, 355) und im Römerbrief "zurückgenommen" wird (ebd., 359), sich also von dorther korrigieren läßt? Die Erarbeitung der hier vereinigten Studien hat mich zu der wenig konventionellen Überzeugung geführt, daß nicht der Galaterbrief selbst, vielmehr erst seine Rezeption antijudaistische Züge trägt. Dem leistet er mit seiner polemischen Schärfe freilich Vorschub. Es kam hinzu, daß schon bald die - im Fall der Epya, vöuov>; technische — Sprache und die jüdisch geprägte Schriftauslegung des Apostels nicht mehr hinreichend verstanden und zunehmend Probleme späterer Zeiten, insbesondere solche des 16. Jahrhunderts, in den Galaterbrief "hineingelesen" wurden. So betreffen diese — bewußt rezeptions- und wirkungsgeschichtliche Aspekte einbeziehenden — Aufsätze nicht nur eine ganze Anzahl von nicht selten strittigen Einzelfragen der Paulus-Exegese, sondern auch das frühere wie das gegenwärtige Verhältnis von Judentum und Christentum, ferner die philologische und die ökumenische Debatte um die sog. Rechtfertigungslehre. Die Beiträge (I), (ID und (III) werden hier gemäß der jeweiligen Erstveröffent-

lichung unverändert abgedruckt*, allerdings mit neuem, einheitlichem Layout — dem bei Aufsatz (III) die einstigen Randglossen zum Opfer gefallen sind —. Dazu wurden die Manuskripte auf Druckfehler und andere Versehen hin durchgemustert; insbesondere ist nun in Abb. 4 von Studie (III) der Mosaikfußboden der Syn-

3 Erst während der Drucklegung der vorliegenden Aufsatzsammlung stieß ich auf den folgenden, gerade auch diese Wendung betreffenden Beitrag: J.A. Fitzmyer, Paul's Jewish Background and the Deeds of the Law, in: ders., According to Paul. Studies in the Theology of the Apostle, New York/Mahwah, NJ, 1993, 18-35 (und 125-130). Dem Autor zufolge klingt sie (und die um den Genitiv kürzere, "abbreviated form") "like a slogan derived from

his [d.h. Paulus'] Jewish theological background, summing up the deeds prescribed or proscribed in the Mosaic Law, it’s 'precepts’ " (20); als Bestätigung dafür seien Qumran-Belege zu werten, insbesondere der durch 4QMMT (C27) gegebene, für den gelte: "It is clear ... that m“s’ym is to be understood as 'precepts'" (22, wo sodann auf Ex 18,20 verwiesen wird). Vgl. ferner die mir ebenfalls erst jetzt zugänglich gewordene wichtige Studie: R. Penna, Le "opere della Legge" in s. Paolo e4QMMT, in: RStB 9/2, 1997, 155-176, bes. 159.173-176. 4 Was die genauen Fundorte meiner früheren Publikationen angeht, die in diesem Aufsatzband wiederabgedruckt werden oder eine Entsprechung finden, s.u. das Inhaltsverzeichnis.

VII

Vorwort

agoge von Bet Alfa (im Sinne des Aufsatzes: richtig) so wiedergegeben worden, daß beispielsweise Abraham sozusagen auf dem Kopf steht. Die bei Beitrag (I) ursprünglich als Nachtrag gebotenen Ergänzungen zu Anm. 138.147.151.158.160 (ThZ 49, 1993, 331) sind jetzt in diese Anmerkungen integriert (und an sie mit der Erstnennung der vollständigen Veröffentlichungstitel angeglichen) worden, während umgekehrt zu Beitrag (III) ein Nachtrag hinzugekommen ist. Die übrigen drei Studien sind in der vorliegenden Gestalt noch nicht publiziert worden. Allerdings handelt es sich allein beim abschließenden Aufsatz um eine Erstveröffentlichung im engeren Sinn, während von den Beiträgen (IV) und (V) kürzere Fassungen bereits erschienen sind. Der hiermit publizierte Beitrag (V) weicht dabei von der bereits veröffentlichten Version im wesentlichen durch einen umfangreicheren Anmerkungsapparat ab, weshalb auch in diesem Fall — nicht anders als in den Studien (I), (II) und (III) - in der Kopfzeile auf die Seitenzahlen der früheren Publikation hingewiesen werden kann. Viele haben daran Anteil, daß es zu dieser zunächst nicht als Einheit ins Auge gefaßten, deshalb auch mancherlei Überschneidungen - z.B. zwischen den Beiträgen (I) und (II) einerseits, (III) und (IV) andererseits — aufweisenden Aufsatzsammlung hat kommen können, in die ich nur solche Paulus-Studien aufgenommen habe, welche es zentral mit dem im Obertitel angesprochenen Themenbereich? zu tun haben. Herr Kollege G. Theißen bot mir den Publikationsort an, und Herr Kollege M. Küchler gab nicht nur seine Zustimmung dazu, sondern versorgte mich auch mit Literatur. Die Verlage Friedrich Reinhardt (Basel), de Gruyter (Berlin) und Neukirchener (Neukirchen-Vluyn) erklärten sich mit dem Wiederabdruck der Beiträge (I), (II) und (III) einverstanden. Die nicht eben einfache Aufgabe, die handschriftlichen Vorlagen in Maschinensatz zu überführen, bewältigte in Freiburg/Breisgau Frau M. Glockner und bewältigten dann in Siegen Frau R. Schumacher, Frau R. Reimann und Frau E. Dörnemann. Für das einheitliche Layout und für die graphische Gestaltung der Tableaus sorgte Herr M. Schüring, angeleitet und unterstützt von dem auch bei diesem Galaterbrief-Buch wieder tätigen Computerduo, meiner Frau, Ursula, und — vor allem — unserem Sohn, Phil-

ipp. Erneut unterzog sich Herr K.F. Ulrichs, inzwischen mein Wissenschaftlicher

Mitarbeiter, den Mühen des Korrekturenlesens und der Erstellung der Register. An

der Suche nach Druckfehlern waren überdies Frau K. Irle und Herr Ch. Eberhard beteiligt. Um die Erstellung der Abbildungsseiten kümmerten sich — neben Herrn Schüring — Frau K. Rohde und Herr M. Büchner. Ihnen allen sage ich herzlich Dank. St. Märgen/Siegen, den 28. Mai 1999

M. Bachmann

ef hat 5 Der enge Bezug auf die paulinischen Schriften und speziell auf den Galaterbri "Qumrandem und Schriften jenen zwischen Relation die daß in Studie (II) dazu geführt,

einigermaßen haDokument" 4QMMT erörtert, aber (z.B.) nicht dessen Verhältnis zu dem

) thematisiert lakhischen Schriftstück Act 15,23-29 (und zu seiner Dreier-Konstellation wird.

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D Rechtfertigung und Gesetzeswerke bei Paulus ........uneneeennnnenennnn 1 (Zuerst in: Theologische Zeitschrift [hg. von der Theologischen Fakultät Basel] 49, 1993, 1-33)

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. 4QMMT und Galaterbrief, RAU DR BR EPFAANOMOY.. Bere 33 (Zuerst in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche 89, 1998, 91-113)

(ID) Jüdischer Bundesnomismus und paulinisches Gesetzesverständnis, das Fußbodenmosaik von Bet Alfa und das Textsegment REN a Sirene

57

(Zuerst in: Kirche und Israel. Neukirchener Theologische Zeitschrift 9, 1994, 168191)

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(IV)

Ermittlungen zum Mittler: Gal 3,20 und der Charakter des mosaischen Gesetzes ........................... 8l (Vgl.: Amt und Gemeinde [hg. vom Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich] 48, 1997, 78-85)

(V)

Die andere Frau. Synchrone und diachrone Beobachtungen zu Gal 4.21-5.1 ................- 127 (Vgl.: Judaica. Beiträge zum Verstehen des Judentums 54, 1998, 144-164)

(VD

Kirche und Israel Gottes. Zur Bedeutung und ekklesiologischen Relevanz des Segenswortes am SchloßslesDalaterbriefs u... len a ee 159 (Erstveröffentlichung)

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A) Rechtfertigung und Gesetzeswerke bei Paulus” In memoriam Karl Heinrich Rengstorf (1.10.1903-24.3.1992)

I Reichlich vermessen und ein bisschen langweilig — so mag einem das gewählte Thema erscheinen. Denn ist es nicht zuviel des Guten und muss es nicht unergiebig bleiben, sich für eine kurze Vorlesung die Rechtfertigungslehre vorzunehmen, die über fast 2000 Jahre hin in Kirche und Theologie heftig diskutiert wurde und wird und die insbesondere bei der bis heute nicht überwundenen Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts eine erhebliche Rolle gespielt hat?! In der Tat, die Rechtfertigungslehre als ganze in den Blick zu nehmen, das wäre vermessen und langweilig. Deshalb die erste Einschränkung: Es soll um den paulinischen Bereich gehen. Aber diese Reduktion hilft nur wenig weiter; denn unsere Paulus-Exegese ist nicht ohne die uns vorausliegende Kirchengeschichte denkbar, und was diese angeht, so ist zumal die Reformation eben der Paulus-Interpretation verpflichtet. Nach Luthers berühmtem Selbstzeugnis aus dem Jahre 1545? ist es ja die Aus- |legung des Ausdrucks iustitia dei von Röm 1,17 gewesen, die seine Kehre bestimmt hat: Nicht, wie er gelernt habe, "de iustitia (ut vocant) formali seu activa" sei die Wen-

dung zu verstehen, sondern um die passive Gerechtigkeit gehe es, "qua nos Deus misericors iustificat per fidem", "qua nos iustificemur". Um die heute übliche grammatische Terminologie zu verwenden’: Es handelt sich bei der "Gerechtig* Leicht überarbeitete und um Anmerkungen erweiterte Fassung der am 3.6.1991 in Basel gehaltenen öffentlichen Habilitationsvorlesung. ! S. dazu nur A.E. McGrath, Iustitia Dei. A History of the Christian Doctrine of Justification, Bd. I-II, Cambridge u.a. 1986, bes. I, 1-4; indes wird hier (I, 3f.) auch einschränkend vermerkt, dass die eigentliche Geschichte der Rechtfertigungslehre "its sphere within the western church alone" hat (I, 3). Zum gegenwärtigen Stand der recht ermutigenden Versuche, die einschlägigen Lehrverurteilungen der Zeit der Reformation und "Gegenreformation" aufzuarbeiten und zu überwinden, zuletzt W. Pannenberg, Die Rechtfertigungslehre im ökumenischen Gespräch, ZThK 88 (1991) 232-246 (der sich insbesondere auseinander-

setzt mit J. Baur, Einig in Sachen Rechtfertigung? Zur Prüfung des Rechtfertigungskapitels der Studie des ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen: "Lehrverurteilungen - kirchentrennend?", Tübingen 1989). 2 WA 54, 179-187 (bei O. Scheel [Hg.], Dokumente zu Luthers Entwicklung [SQS NF 2], Tübingen 21929: 186-193). Zitate: 185,19 (Scheel:191,35f.). 186,7(192,13f.).186,20(192,27). Vgl. McGrath, Iustitia, II, 3-10, bes. 4. 3 S, dazu nur E. Hirsch, Hilfsbuch zum Studium der Dogmatik. Die Dogmatik der Reformatoren und der altevangelischen Lehre quellenmässig belegt und verdeutscht, Berlin

*1964, 130(-133).

2

Antijudaismus im Galaterbrief?

13

keit Gottes" nach Luther nicht um einen genitivus subiectivus, nicht um Gottes eigenes Gerechtsein, sondern eher um einen genitivus obiectivus, speziell um einen genitivus auctoris, um die vor Gott geltende Gerechtigkeit*, die der Mensch Gott verdankt. Angesichts dieser Vorgeschichte ist es kein Wunder, dass sich die protestantische und übrigens auch die katholische Paulus-Exegese insbesondere der letzten Jahrzehnte intensiv mit eben dieser Genitivverbindung, auf griechisch: öt-

kaıoc"bvn BeoV, beschäftigt hat, freilich — und das zeigt endgültig, dass unsere erste Reduktion nur bedingt weiterhilft — ohne dass es hier zu einem Konsens gekommen wäre. E. Käsemanns Anregung etwa, es sei neben dem Gabe- auch der Machtcharakter der Gerechtigkeit Gottes zu bedenken, es sei also — Luther entgegen — durchaus auch (und zwar über Röm 3,5.25f. hinaus) mit Bedeutungsnuancen des genitivus subiectivus zu rechnen, ist weithin aufgegriffen, aber auch vehement zurückgewiesen worden. So erfreulich es ist, dass, wie Käsemanns Votum und

wie auch jüngere katholische Gesprächsbeiträge beweisen, Positionen des 16. Jahrhunderts nicht einfach in die gegenwärtige exegetische Diskussion hinein verlängert werden, dass hier vielmehr das Bemühen um die paulinischen Texte selbst zu Thesen führen kann, die sich nicht der konfessionellen Herkunft des Exegeten

| verdanken,® so bedauerlich ist es, dass unsere erste Reduktion - die auf Paulus hin - noch nicht recht gegriffen hat. Nun, versuchen wir es mit einer zweiten! Sie ist in der Formulierung des Themas durch die Konjunktion "und" angedeutet, die hier keine Aufblähung meinen,

sondern besagen soll, dass es um so etwas wie die Schnittmenge von Rechtfertigungslehre und Gesetzeswerken gehen soll — und das eben bei Paulus -,; Rechtfertigung soll primär oder allein interessieren unter dem Aspekt nicht der Genitivverbindung "Gerechtigkeit Gottes", sondern der anderen: "Werke des Ge-

4 In diesem Sinne übersetzt denn Luther bekanntlich auch in Röm 1,17 (vgl. nur D. Martin Luther, Biblia. Das ist die gantze Heilige Schrifft. Deudsch auffs new zugericht, Wittenberg 1545, hg. v. H. Volz, Bd. I-II, München 1974, III, 2270: "GERECHTIGKEIT/DIE FUR GOTT GILT" [vgl. WA.DB 7, 30 bzw. 31]). 5 E. Käsemann, Gottesgerechtigkeit bei Paulus, in: Ders., Exegetische Versuche und Besinnungen, Bd. II, Göttingen 31970, 181-193 (zuerst 1961), dessen Grundansatz sich, wie

z.B. die Forschungsüberblicke durch J.A. Ziesler, The Meaning of Righteousness in Paul. A Linguistic and Theological Enquiry, MSSNTS 20 (1972) 9-14, und H. Hübner, Paulusforschung seit 1945. Ein kritischer Literaturbericht, in: ANRW I1,25,4 (1987) 2649-2840, 2694-2709, ausweisen, u.a. Ch. Müller, P. Stuhlmacher und K. Kertelge anschlossen, denen zumal R. Bultmann (AIKAIOZYNH ®EOY, JBL 83 [1964] 12-16) und G. Klein (Gottesge-

rechtigkeit als Thema der neuesten Paulus-Forschung, in: Ders., Rekonstruktion und Interpretation. Gesammelte Aufsätze zum Neuen Testament, BEvTh 50 [1969] 225-236 [zuerst 1967]) gegenüberstehen.

6 S, dazu bes. E. Lohse, Die Gerechtigkeit Gottes in der paulinischen Theologie, in: Ders., Die Einheit des Neuen Testaments. Exegetische Studien zur Theologie des Neuen Testaments, Göttingen 21973, 209-227, 210-213.227. Vgl. u. (bei) A. 49.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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setzes”, &pya. vöuov.’ Dass sich da zu weiterführenden Aussagen kommen lässt, ist nun entschieden wahrscheinlicher. Erstens deshalb, weil dieser Ausdruck

"Werke des Gesetzes" nur an ganz wenigen Stellen vorkommt: Es handelt sich bei Paulus, besteht man auf regierendem und regiertem Nomen, nur um sechs Verse (Gal 2,16[3 mal]; 3,2.5.10; Röm 3,20.28; vgl. ferner Röm 9,32 v.l.). Jenseits dieser Stellen fehlt der Ausdruck bzw. ein ihm entsprechender hebräischer im biblischen Schrifttum ganz. Höchstens kommen noch einige Verse des Römerbriefs hinzu, an denen Paulus statt "ohne Gesetzeswerke" (Röm 3,28) oder statt "aus Gesetzeswerken" (Röm 3,20; Gal 2,16; 3,2.5.10) kürzer sagt: "ohne Werke" (Röm 4,6), "aus Werken" (Röm 4,2; 9,12.32; 1 1,6)8 — und dies offenbar nicht zuletzt deshalb, weil

es da auch um Ereignisse geht, die zeitlich vor der |mosaischen Gesetzgebung liegen.” Von "Werken des Gesetzes" zu reden, wäre da einigermassen anachroni-

7 Dem Ausdruck bin ich bereits vor kurzem in einem knapp formulierten, exkursartigen Passus unter einem etwas anderen Aspekt nachgegangen: M. Bachmann, Sünder oder Übertreter. Studien zur Argumentation in Gal 2,15ff., WUNT 59 (1992) 91-100 (vgl. ferner

ebd., 9-11.90f.100f.162). Berührungen mit diesen Ausführungen werde ich im folgenden nicht in jedem Fall notieren. Vgl. u. A. 11. ® Vgl. (etwa) die ähnliche Auflistung bei O. Hofius, "Rechtfertigung des Gottlosen" als Thema biblischer Theologie, in: Ders., Paulusstudien, WUNT 51 (1989) 121-147 (zuerst 1987), 127 A. 35, sowie den tabellarischen Überblick zu &pyov im Corpus Paulinum bei D.J. Moo, "Law", "Works of the Law" and Legalism in Paul, WThJ 45 (1983) 73-100, 93. Den

aufgeführten Belegen hat man, diesem Tableau zufolge, am ehesten zur Seite zu stellen: Eph 2,9 ("aus Werken"); Tit 3,5 ("aus Werken in der Gerechtigkeit"); Röm 2,15 ("das Werk des Gesetzes" [s. hierzu u. A. 109-121, und zu Eph 2,9 und Tit 3,5 u. A. 96]).

9 Das gilt fraglos für die (letztlich) mit Abraham (Röm 4,2.6) in Zusammenhang gebrachten sowie für die mit Jakob und Esau (Röm 9,12) verknüpften Epya: (so zu Recht Moo, "Law", 81.94f.). Gut möglich ist, dass man angesichts des rückwärtigen Kontexts und insbesondere angesichts der weiterwirkenden Abrahamsthematik (s. Röm 9,12; 11,1) auch Röm 11,6 entsprechend zu verstehen hat, während das für Röm 9,32 - wenn es hier nicht ohnehin gemäss dem Mehrheitstext Epya. vönov heissen muss — eher unwahrscheinlich ist (wo der Ausdruck "aus Werken" nach 9,31 und vor 10,5 sich eher als Abkürzung begreifen lässt, die eine prägnante Gegenüberstellung zu "aus Glauben" erlaubt). Sofern die Epya von Röm 4,2ff. auf dem Hintergrund von Röm 3,20ff. zu begreifen sind, ist in Kap. 4ff. wahrscheinlich - wenn nicht an die Tora selbst, so - an Analoga der Gesetzeswerke zu denken (vgl. [indes] Joh 8,39 und dazu [H.L. Strack/]P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament aus Talmud und Midrasch, Bd. I-IV, München 1922-1928, II, 524 und III, 186f.). Es leuchtet deshalb schwerlich ein, wenn Moo, "Law", 94-96, die präpositionalen Ausdrücke von Röm 4,2.6; 9,12.32 und 11,6 nicht eigentlich auf der Folie der um den Genitiv 1o0 vönLov längeren Wendungen von Röm 3,20.28 interpretiert, sondern sie (und selbst die kompletteren Formulierungen) von der Verwendung des absolut gebrauchten Terminus Epyov bzw. &pya. her erklärt und wenn entsprechend J. Lambrecht, Gesetzesverständnis bei Paulus, in: Das Gesetz im Neuen Testament (QD 108), hg. v. K. Kertelge, Freiburg/Basel/Wien 1986, 88-127, 126(£.), äussert: "In Röm 4,2-5 und 9,10-13. 16 sagt Paulus deutlich, dass

4

Antijudaismus im Galaterbrief?

15

stisch.!® Bei einer so gut überschaubaren Zahl von Belegen müsste sich doch etwas eruieren lassen! Das um so mehr, als dieses Feld zweitens seltsamerweise

noch nicht abgegrast, auch nicht durch Gräben exegetischer Fehden bis zur Unkenntlichkeit verstellt ist.!!| Man ist sich vielmehr, obwohl die Art des Genitivs

Gottes rechtfertigende und erwählende Gnade allen menschlichen ‘Werken’, somit nicht nur den Gesetzeswerken,

vorgeordnet

ist" (vgl. S. Westerholm,

Israel's Law

and the

Church's Faith. Paul and His Recent Interpreters, Grand Rapids, Michigan, 1988, bes. 119, und die hierauf bezüglichen Anfragen von J.D.G. Dunn, Jesus, Paul and the Law. Studies in Mark and Galatians, London 1990, 238f.). (Was das Laufen und Wollen von Röm 9,16 angeht, so findet es übrigens gerade in Ps 119[118] eine gewisse Entsprechung, nämlich in V.

32.35.) Vgl. u. (bei) A. 106.123. n Vgl., was die chronologische Anordnung angeht, nur Röm 5,13.14a.20 und Gal 3,17.19, doch auch Röm (5,14b und) 7,7ff. (und s. dazu ©. Hofius, Das Gesetz des Mose und das Gesetz Christi, in: Ders., Paulusstudien, 50-74 [zuerst 1983], 57£. samt A. 26, sowie Bachmann, Sünder, 76 samt A. 253). Il An Studien, in denen der Begriff Epya: vöLLov mehr oder weniger im Zentrum steht,

seien genannt: E. Lohmeyer, Probleme paulinischer Theologie II. "Gesetzeswerke", in: Ders., Probleme paulinischer Theologie, Darmstadt 1954, 31-74 (zuerst 1929); J. Blank, Warum sagt Paulus: "Aus Werken des Gesetzes wird niemand gerecht?", in: EKK. V 1, 1969, 79-95; U. Wilckens, Was heisst bei Paulus: "Aus Werken des Gesetzes wird kein

Mensch gerecht"?, in: Ders., Rechtfertigung als Freiheit. Paulusstudien, Neukirchen-Vluyn 1974, 77-109 (zuerst 1969); J.B. Tyson, "Works of Law" in Galatians, JBL 92 (1973) 423-431; R.P. Fuller, Paul and "the Works ofthe Law", WThJ 38 (1975) 28-42; Moo, "Law"

(s.0. A. 8); L. Gaston, Works of Law as a Subjective Genitive, in: Ders., Paul and the Torah, Vancouver 1987, 100-106 (zuerst 1984); R. Heiligenthal, Soziologische Implikationen der paulinischen Rechtfertigungslehre im Galaterbrief am Beispiel der "Werke des Gesetzes". Bemerkungen zur Identitätsfindung einer frühchristlichen Gemeinde, Kairos 26 (1984) 38-53; J.D.G. Dunn, Works of the Law and the Curse of the Law (Galatians 3.10-14), in: Ders., Jesus (s.o. A. 9), 215-236 (vgl. 237-241) (zuerst 1984) (vgl. Ders., Yet Once More — ‘The Works of the Law’: A Response, JSNT 46 [1992], 99-117); H. Hübner, Was heisst bei

Paulus "Werke des Gesetzes"?, in: Glaube und Eschatologie. Festschrift für Werner Georg Kümmel zum 80. Geburtstag, hg. v. E. Grässer/O. Merk, Tübingen 1985, 123-133; R.H. Gundry, Grace, Works, and Staying Saved in Paul, Bib 66 (1985) 1-38; G. Klein, Werkruhm

und Christusruhm im Galaterbrief und die Frage nach einer Entwicklung des Paulus. Ein hermeneutischer und exegetischer Zwischenruf, in: Studien zum Text und zur Ethik des Neuen Testaments. Festschrift zum 80. Geburtstag von Heinrich Greeven (BZNW 47), hg.

v. W. Schrage, Berlin/New York 1986, 196-211; P. Trummer, Wieso "aus Werken des Gesetzes kein Mensch gerechtfertigt wird" (Gal 2,16) und welche Konsequenzen das für uns hat. Ein Essay, in: Ders., Aufsätze zum Neuen Testament, Grazer Theologische Studien 12 (1987) 81-94; Westerholm, Faith (s.o. A. 9), 116-121; W. Stegemann, Christliche Judenfeindschaft und Neues Testament, in: Ders. (Hg.), Kirche und Nationalsozialismus, Stuttgart/Berlin/Köln 1990, 131-169, hier: 153-167 ("Das christliche Vorurteil von der jüdischen

“Werkgerechtigkeit’"); C.E.B. Cranfield, "The Works of the Law" in the Epistle to the Romans, JSNT 43 (1991) 89-101; Th.R. Schreiner, “Works of Law’ in Paul, NT 33 (1991) 217-244 (hier weitere Literaturangaben). Vgl. o. A. 7.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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dabei ein wenig dunkel bleibt,!? ziemlich einig darüber, was der Ausdruck meint, 3 nämlich in etwa: "Gebotserfüllungen" (P. Billerbeck), "Dienst des Gesetzes" (E. Lohmeyer), "Tora-Observanz im ganz umfassenden Sinn" (O. Hofius).!*|

I Sich auf diesem Feld zu orientieren, dürfte also möglich sein. Es ist zudem angeraten: Zum einen, weil wir auch beim Ausdruck "Gesetzeswerke" eine schwere kirchengeschichtliche Hypothek mitzuschleppen haben; zum anderen,!?weil zwar dieses Syntagma selbst nicht sonderlich umstritten ist, wohl aber die Frage, wie denn, um eine Formulierung E. Lohmeyers zu verwenden,!®"der Kernsatz paulinischer Rechtfertigungslehre" zu verstehen ist, der Satz Röm 3,28 nämlich bzw.

‚ diejenige Formulierung, die Paulus in Röm 3,20 und Gal 2,16 im Anschluss an Ps 143(142),2 wählt und nach der "aus Werken des Gesetzes kein Fleisch gerechtfer-

tigt (werden) wird". Wenn nun beides — jene Hypothek und diese Differenzen — kurz in den Blick gefasst werden soll, so nicht nur, um erahnen zu lassen, welchen

Problemen es sich zu stellen gilt, sondern gleichzeitig, um auf einen problematischen Umgang mit dem Ausdruck "Gesetzeswerke" aufmerksam zu machen. Setzen wir wieder bei Luther und damit bei der kirchengeschichtlichen Hypothek ein! Für den Reformator war jener Kernsatz von ähnlicher Bedeutung wie Röm 1,17. Das lässt sich z.B. daran ablesen, dass Luther "verschiedene(n) Thesen-

12 Vgl. dazu zumal Lohmeyer, Probleme, bes. 73f. (es "bleibt die Art dieses Genetives grammatisch unklar" [73]), und W. Stegemann, Judenfeindschaft, 160f., auch P.C. Böttger, Paulus und Petrus in Antiochien. Zum Verständnis von Galater 2. 11-21, NTS 37 (1991)

77-100, 87, ferner R. Liebers, Das Gesetz als Evangelium. Untersuchungen zur Gesetzeskritik des Paulus, ATRANT 75 (1989) 41. 13 Nach Schreiner, Works, 225.228-235, urteilt man in der Forschung einmütig (s. bes. 225): Das Syntagma "simply designates the deeds or actions commanded by the law" (235), genauer: seitens des mosaischen Gesetzes (s. ebd., 225; vgl. Moo, "Law", 92 samt A. 68, Heiligenthal, Implikationen, 41, sowie u. A. 112). Abgesehen davon besteht indes, wie SOgleich deutlich werden wird, kein Konsens hinsichtlich dessen, was Paulus mit der Wendung beabsichtigt (s. Schreiner, Works, 217). 14 Billerbeck, Kommentar, III, 160f.199 (Zitat: 199), Lohmeyer, Probleme, 67 (u.ö.)

(vgl. Tyson, Works, 426 [u.ö.]), und Hofius, Rechtfertigung, 127 A. 35 - der sich indes betont davon absetzt, Epya. vönov mit Billerbeck und den ihm "in der Regel" (ebd.) folgenden Kommentatoren von "einzelnen ‘Gebotserfüllungen’" (ebd.) zu begreifen, wie denn auch Lohmeyer ganzheitlich versteht und mit "“Gesetzesdienst’ eine bleibende Bestimmtheit der menschlichen Existenz" (Probleme, 69) meint (vgl. u. A. 69.136).

15 Vgl. dazu o. (bei) A. 13f.

16 [ohmeyer, Probleme, 68.

6

Antijudaismus im Galaterbrief?

17

reihen über Röm 3,28" 17 vorlegte, ferner etwa an dem berühmten "Sendbrief vom

Dolmetschen" aus dem Jahre 1530." Hier wird ja gerade auch die Übersetzung von Röm 3,28 verteidigt, genauer: die Zufügung des Wortes "allein" gegenüber dem lateinischen (bzw. griechischen) Text: "Wir halten, das der mensch gerecht

werde on des gesetzs werck, allein durch den glauben".!? An der Begründung für dieses freie Vorgehen ist für uns weniger der bekannte Passus?® von Interesse, der davon handelt, dass man die Eigenart der deutschen Sprache zu erkennen und ihr zu entsprechen habe: Man muss den Leuten "auff das maul sehen, wie sie reden,

und | darnach dolmetzschen".?! Wichtiger ist für unseren Zusammenhang das nachfolgende Sachargument,?? und zwar zunächst deshalb, weil Luther hier ausdrücklich konstatiert, Paulus behandle in Röm 3,28 "das hauptstuck Christlicher lere, nemlich, das wir durch den glauben an Christum on alle werck des gesetzs ge-

recht werden".?? Sodann und vor allem, weil in diesen Ausführungen etwas von dem — um es so auszudrücken - Sitz im Leben deutlich wird, den die "Hauptlehre" bei Luther hat. Sie ist, wenn ich noch einmal fragwürdig formulieren darf, antikatholisch orientiert.2* Luther verweist nämlich darauf, die Lehre sei "sonderlich zu

diser zeit" nötig, "da sie (sc. die "leute") so lang her der werck gewonet und mit macht davon zu reissen sind".?° Dass es auch um Antikatholizismus geht, bestätigt sich, wenn man andere Stellen hinzunimmt, an denen es dem Reformator um die

17 G. Ebeling, Die Rechtfertigung vor Gott und den Menschen. Zum Aufbau der dritten Thesenreihe über Röm 3,28, in: Lutheriana. Zum 500. Geburtstag Martin Luthers von den Mitarbeitern der Weimarer Ausgabe (Archiv zur WA 5), hg. v. G. Hammer/K.-H. zur Müh-

len, Köln/Wien 1984, 103-130, 105. Vgl. WA 39 I, 44 A. 2, wo von "fünf Thesenreihen über Röm 3,28" die Rede ist, die "in den Ausgaben seit 1538 ... zusammengefasst" werden (H. Hermelink).

18 WA 30 II, (627-)632-646 (bei O. Clemen [Hg.], Luthers Werke in Auswahl, Bd. IV,

Berlin 61967: 19 Ebd., möchte sagen kobusbriefes,

179-193).

|

633,29f. (Clemen IV: 180,7f.). Übrigens: "Die particula exclusiva ist ..., man

‘pikanterweise’, eine Kreation des Jakobus" (U. Luck, Die Theologie des JaZThK 81 [1984] 1-30, 2); jedenfalls begegnet sie in Jak 2,24.

20 WA 30 II, 633,7-640,32 (Clemen IV: 180,15-187,34). 21 Ebd., 637,21f.(184,27). 22 Ebd., 640,33-643,13(187,35-190,15).

23 Ebd., 640,37-641,1(188,1-3). 24 Ähnlich z.B. A. Peters, Glaube und Werke. Luthers Rechtfertigungslehre im Lichte der heiligen Schrift, AGTL 8 (1962), 261f. (vgl. auch: Deutsches Wörterbuch von Jacob

Grimm und Wilhelm Grimm, hg. v. der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin XIV, I, 2, Leipzig 1960, 368 [Art. Werkgerechtigkeit]). Vgl. u. (bei) A. 29.46.

25 WA 30 II, 643,5f. (Clemen IV: 190,7f.).

1&

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

A

paulinischen Gesetzeswerke zu tun ist. So heisst es in den "Themata de Votis" von 1521?° in den Thesen 29 bis 31:?’xxix Vorum religionum aut quodcunque omnino quaedam lex est conscientiam nalura captivans. xxx Etvita religiosa aut devotaria non nisi opera legis natura sunt. xxxi Quaecunque ergo de lege et operibus Paulus sentit, de votis et religiosis sentienda sunt. 29 Das Mönchsgelübde oder was für eins auch immer ist überhaupt eine Art Gesetz und nimmt von Natur das Gewissen gefangen. 30 Und das Mönchsleben ist von Natur nichts anderes als Werke des Gesetzes. 31

Was folglich Paulus auch immer über Gesetze und Werke denkt, das

muss auch über die Gelübde und die Mönche gedacht werden. Insbesondere dieses denkt sich Luther”° - den Thesen 13 und 14 zufolge -: xiii Opus bonum fit aliquando opinione iustitiae et salutis querendae per ip sum. | xiilli Haec opinio universa impietas, infidelitas et idolatria est. 13 Das "gute Werk" wird im einzelnen Fall [oder: zuweilen] mit der Absicht getan, dadurch Gerechtigkeit und Heil zu erlangen. 14 Diese Absicht ist reine Gottlosigkeit, reiner Unglaube und reiner Götzendienst. Mit diesem Antikatholizismus kann sich auch ein leiser Antijudaismus verbinden, sofern der Reformator eine Entsprechung”? zwischen seiner Situation und der frühchristlichen sieht. Im Galaterbriefkommentar von 1519,°° in dem sich Luther bei der Auslegung von 2,16 insbesondere gegen die zeitgenössische Lehre wendet,

26 WA 8, (313-)323-335. Eine Übersetzung bietet: H. Junghans (Bearb.), Martin Luther, Glaube und Kirchenreform (Martin Luther Taschenausgabe, hg. v. H. Beintker/H. Junghans/H. Kirchner, 2), Berlin 1984, (153-)154-170.

27 WA 8, 324 (Junghans: 155). 28 Ebd., 324(154). Vgl. u. A. 46. 29 Dieser Sachverhalt ist bekannt und hat zu Anfragen hinsichtlich der Angemessenheit einer solchen Parallelisierung und hinsichtlich einer Paulus-Exegese geführt, die sozusagen mit einer lutherischen Brille geschieht (s. dazu vor allem K. Stendahl, The Apostle Paul and the Introspective Conscience of the West, in: Ders., Paul Among Jews and Gentiles and

Other Essays, Philadelphia 1976, 78-96 [zuerst 1960 bzw. 1961/63], bes. 85-87, und J.D.G. Dunn, The New Perspective on Paul, in: Ders., Jesus [s.o. A. 9], 183-206 [vgl. 206-214] [zuerst 1983], bes. 185.194f.202, auch Bachmann, Sünder, 3f.; doch s. Moo, "Law", 98f., und

Schreiner, Works, 241-243; vgl. ferner u. bei A. 34-37). 30 WA 2, (436-)451-618. Eine Übersetzung bietet: I. Mann, Martin Luther, Kommentar zum Galaterbrief + 1519 (Calwer Luther-Ausgabe, hg. v. W. Metzger, 10), München/ Hamburg 1968.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

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dass "remissio peccatorum per satisfactiunculas, per contritiones coactas" ("durch ein bisschen Genugtuungswerke und erzwungene Reuegefühle”)?! geschehe, hatte der Interpret zuvor aus neutestamentlicher Zeit nämlich gerade die Pharisäer als Beispiel für ein Verhalten angeführt, das zwar in diesem Leben Anerkennung finde, dennoch aber anders zu werten sei: als "iusticia servilis, mercennaria, ficta, speciosa, externa, temporalis, mundana, humana" ("eine knechtische, tagelöhnerische, vorgetäuschte, schöngefärbte, äusserliche, zeitliche, welt-

liche, menschliche Gerechtigkeit"). Dass man diesem Antikatholizismus und auch dem mit ihm verbundenen gewissen Antijudaismus nicht leicht entgeht, mag ein recht unverdächtiger Zeuge demonstrieren: Hans Asmussen, der 1937 in der "Theologischen Existenz heute" zum Thema "Sola fide — das ist lutherisch!" schrieb?* und dabei auf "Werkgerechtigkeit" als "die Gefahr des geistlichen Lebens schlechthin” hinauswollte, die sich in jenen Jahren nach ihm nicht zuletzt im

politisch propagierten "artgemässen" Verhalten ausprägte.”> Um dies abzuleiten formulierte er: "Die Tatsache, dass die | Reformation ohne die Erkenntnis nicht denkbar ist, dass die Werkgerechtigkeit ebenso die Gefahr der römischen Kirche sei, wie sie die Gefahr des Pharisäismus war, ist nicht mehr zu übersehen."30 Es fragt sich natürlich, und wir müssen uns fragen, ob es erst die Reformation, erst die

lutherische Reformation ist, welche die paulinischen Formulierungen von den Gesetzeswerken gegen das wendet, was Asmussen auch "Werkerei"?’ nennen kann, oder ob bereits Paulus selbst das tut. Ehe wir uns darum - nicht zuletzt wegen dieser Fragestellung - der modernen Paulus-Exegese zuwenden, sei indes noch angemerkt, dass der religiösen Gruppen geltende Vorwurf der Werkerei sich im Protestantismus nicht nur an der Aussenfront einstellte, sondern auch im Inneren:

Die grösseren innerlutherischen Auseinandersetzungen, die der Konkordienformel vorausgingen — so der antinomistische, der majoristische und der synergistische Streit —, haben es ja weithin in der einen oder anderen Weise mit der Frage von "Werken" im christlichen Leben zu tun.°® Und was den Schweizer Protestantismus jener Zeit angeht, so sei nur erwähnt, dass Melanchthon (1529) in Marburg Zwing-

31 WA 2, 491,33f. (Mann: 87). 32 Ebd., 489,31-34(83f.). 33 Ebd., 489,30f.(83 [ebd. A. 52 weist Mann zu "speciosa" auf den Vulgata-Text von Mt 23,27 hin, und das, wie aus WA 1, 356,18f. ersichtlich, zu Recht]).

34 35 36 37

nd zwar in H. 49 und 50 der Schriftenreihe (München: Chr. Kaiser Verlag). Zitat(e): H. 50, 15 (vgl. 17). Ebd. Ebd., 16f. (u.ö.).

38 Vgl. dazu nur W. Joest, Gesetz und Freiheit. Das Problem des Tertius usus legis bei

Luther und die neutestamentliche Parainese, Göttingen 1951, 45-55, und McGrath, Iustitia, II, 26-32.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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li und den Seinen Werkgerechtigkeit unterstellte; denn, so sagte er, sie "reden ... und schreiben unschiklich davon, wie der mensch fur got recht geschetzt werde, und treiben die lehr vom glauben nicht genugsam, sonder reden also darvon, als weren die werkh, so dem glauben volgen, die selbig gerechtigkheit"??. Dass sich so der Werkerei-Vorwurf an unterschiedlichsten Stellen einsetzen lässt, mag zwar das mit Antikatholizismus und Antijudaismus gegebene Problem ein wenig abmildern, weist zugleich jedoch auf eine zumindest problematische Seite — nicht nur, aber — auch der Position und Argumentation Luthers hin: Er verfährt, wie der Aufmerksamkeit nur zu leicht entgeht, mit dem Ausdruck "Gesetzeswerke" recht grosszügig.*" Nicht nur, dass | diesem z.B., wie wir sahen, die Erfüllung der Mönchsgelübde subsumiert wird, obwohl diese Gelübde mit der Tora nun doch recht wenig zu tun haben; auch werden die Gesetzeswerke, um nur einige Beispiele aus dem "Sendbrief vom Dolmetschen" anzuführen,*! gleichgesetzt mit "un* ser(e) werck", mit "eusserlich werck"#2 mit "gute" und "bose werck".*? In Röm 3,28 steht davon freilich nichts, und ebensowenig steht in Gal 2,16, was Luther 1519** kommentierend sagt: "Opera legis ... sunt bona in specie, mala in corde" ("Die

Werke

des

Gesetzes...sind gut dem Augenschein nach,

aber im Herzen sind sie böse").*° Solche philologische Grosszügigkeit, insbesondere die Gleichsetzung von "Werke" bzw. "Werke des Gesetzes" mit "gute Werke" ist natürlich nicht Luther allein anzulasten, dies um so weniger, als sich die Rede von den guten Werken angesichts der kirchlichen Tradition und der antikatholı-

39 So Melanchthon in einem auf die Zusammenkunft zurückblickenden Brief, der gut zwei Wochen nach dem Ereignis entstand (R. Stupperich [Hg.], Melanchthons Werke in Auswahl,

Bd. VII,2: Ausgewählte Briefe 1527-1530, hg. v. H. Volz, Gütersloh

1975,

112-119 [bzw. CR 1, 1098-1102], hier 114,29-33; McGrath, Iustitia, II, 33 [samt A. 13], zitiert den Passus merkwürdigerweise nach einer lateinischen Übersetzung des deutschsprachigen Schreibens). Zu Differenzen zwischen der lutherischen und der Schweizer Reformation hinsichtlich des tertius usus legis s. nur Moo, "Law", 73f. (Literatur).

40 Der Tatbestand durchdringt sich mit dem verwandten, dass bei Luther "der Begriff Werke kein eindeutiger Begriff" ist (R. Bring, Das Verhältnis von Glauben und Werken in der lutherischen Theologie, FGLP 10,7 [1955] [zuerst 1933, und zwar schwedisch], ar.

dazu ebd., 14f., und vgl. ebd., 116).

41 Vgl. zu ihm o. (bei) A. 18(-25). Es liesse sich auch auf andere Schriften Luthers ver-

weisen, so z.B. auf die Heidelberger Disputation (WA 1, [350-]353-374; s. hier bes. die Be-

gründungen der Thesen XXI und XXV [ebd., 362.364]). Wohl noch aufschlussreicher ist die Römerbriefvorrede: D. Martin Luther, Biblia ... (s.o. A. 4), III, 2254-2268 (vgl. WA.DB 7, 2-26 bzw. 3-27), hier bes. 2256f.2263 (vgl. WA.DB 7, 6.8 bzw. 7.9 und 7, 16.18 bzw. 17.19). 42 So etwa WA 30 II, 642,33£.13 (Clemen IV: 189,37£.15).

#3 So etwa ebd., 641,36f.; 642,2(189,1.4). 44 Vgl. o. (bei) A. 30-33.

45 WA 2, 492,37-39 (Mann: 90). Vgl. o. (bei) A. 28.32f. und u. (bei) A. 128.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

111

schen Ausrichtung nahelegen musste.*® Wir werden solcher Generosität im Umgang mit paulinischer Ausdrucksweise überdies sogleich wiederbegegnen,*’ wenn wir uns nach diesem Blick auf die mit dem Ausdruck "Gesetzeswerke" gegebene kirchengeschichtliche Hypothek nun kurz den gegenwärtigen Differenzen hinsichtlich der Frage zuwenden,

warum

denn Gesetzeswerke

nach Paulus nicht

rechtfertigen. | In lockerer Anlehnung an eine Auflistung, die der belgische Neutestamentler J. Lambrecht vor einigen Jahren vorlegte,* möchte ich drei Positionen nennen: (1) Vor allem R. Bultmann steht mit seiner Sicht der Dinge Luther sehr nahe:*° "kein Mensch kann seine ‘Gerechtigkeit’ durch Gesetzeswerke erlangen - nämlich ... weil er diese nicht vorweisen kann."°® Und: "Der Mensch soll ... deshalb nicht aus Gesetzeswerken ‘gerechtfertigt’ werden, weil er nicht wähnen darf, aus eigener Kraft sein Heil beschaffen zu können".°! Auch nach dem berühmten Marbur-

4 Zum Begriff opus bonum, wie er in der o. bei A. 28 zitierten These xiii der "Themata de Votis" erscheint, fügt Junghans (155 A. 6) erläuternd an: "Im Sinne der spätmittelalterlichen Frömmigkeit." Vgl. überdies: Deutsches Wörterbuch ... XIV, I, 2 (s.o. A. 24), 327-347

(Art. Werk), 336: "seit frühdt. zeit findet sich die - von der katholischen lehre getragene — formelhafte verbindung gute werke (opera bona)". Vgl. o. (bei) A. 24.29.

47 S, dazu bes. u. (bei) A. 61-65.

48 Lambrecht, Gesetzesverständnis, 99-104; L. stellt, anders als es im folgenden geschieht (vgl. W. Stegemann, Judenfeindschaft, 156-159), die Position U. Wilckens’ voran, nennt überdies die J.D.G. Dunns (an dritter Stelle), die - von der E. P. Sanders’ abhängig -

den Ausdruck &pya. völLov primär auf besondere, soziologisch relevante Merkmale des Judentums wie Beschneidungsgebot und Speisegesetze bezieht (vgl. z.B. Dunn, Perspective, 191, bzw. Ders., Works, 219f.; s. gerade zu Dunns Sicht Cranfield, Works, bes. 89f.99f. [s. wiederum dazu Dunn, Response], Westerholm, Faith, bes. 117-119 [s. wiederum dazu Dunn, Jesus , 237-241], und Bachmann, Sünder, 11.91-93[-100]). Nicht drei oder

vier, sondern fünf Auffassungen unterscheidet Schreiner, Works, 218-224 (und unterscheidet auf andere Weise auch R.B. Sloan, Paul and the Law: Why the Law Cannot Save, NT 33 [1991] 35-60), der dabei (Works, 220f.) der These L. Gastons von Epya. vönov als genitivus subiectivus (s. dazu u. [bei] A. 120; vgl. o. bei A. 4) einen eigenen Punkt einräumt; Sch. nennt überdies - (ähnlich wie Lambrecht und) im Unterschied zu unserer Vorlesung - hin-

sichtlich der einzelnen Positionen, wo dies möglich ist, mehrere Vertreter aus der jüngeren exegetischen Diskussion. 49 Ähnlich urteilen indes inzwischen auch katholische Exegeten (s. dazu nur Lambrecht, Gesetzesverständnis, 100f. [samt A. 41] und 126f. [samt A. 123], sowie Schreiner, Works, 218-220 [samt A. 6.9]). Vgl. o. (bei) A. 6. 50 R,. Bultmann, Theologie des Neuen Testaments, Tübingen 61968, 264 (hier z.T. gesperrt). Vgl. überhaupt ebd., 260-270.341-346, ferner die Studie: R. Bultmann, Christus des Gesetzes Ende, in: Ders., Glauben und Verstehen. Gesammelte Aufsätze, Bd. II, Tübingen

51968, 32-58 (zuerst 1940).

51 Ders., Theologie, 265.

112

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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ger Exegeten bringt also das menschliche Tun allenfalls scheinbar gute Werke hervor. Noch schlimmer: Man hat nach ihm Paulus so zu verstehen, dass "das Bemühen des Menschen, durch Erfüllung des Gesetzes sein Heil zu gewinnen, ihn nur in die Sünde hineinführt, ja im Grunde selber schon die Sünde ist" 2 sofern

dabei nämlich "das Gesetz ... vom Menschen als Mittel seines Selbstruhms ergrif|fen wird". "Man bekommt", um die Position mit den Worten eines anderen Exegeten zu charakterisieren und ein wenig zu karikieren, dabei in der Tat "den Ein-

druck, dass Eifer für das Gesetz schädlicher ist als Übertretung" der Toravorschriften.”* Im Tun des Guten steckt so nach Bultmann immer schon der Wurm, der Wurm der Selbstgerechtigkeit. - Dagegen wenden sich die beiden anderen Positionen: (2) Denn U. Wilckens vertritt die Ansicht, die insbesondere für Röm 3,28 zu gelten habe: "es ist keineswegs so, dass er (sc. Paulus) das Streben des Menschen, ° durch Erfüllung des Gesetzes sich vor Gott als gerecht zu erweisen, als solches ta-

delt; geschweige denn, dass er einem wirklich aufgrund von Werken Gerechten seine Gerechtigkeit streitig machen würde. Aber Paulus beurteilt alle Menschen faktisch als Sünder, weil alle gesündigt haben.">> (3) Und E.P. Sanders wendet sich ebenfalls gegen Bultmann. Das lässt sich schon bei zwei markanten und witzig formulierten zentralen Sätzen seines einflussreichen Buches über "Paulus und das palästinische Judentum" erahnen, dass

52 Ebd., 264f. (hier z.T. gesperrt). Vgl. R. Bultmann, Römer 7 und die Anthropologie des Paulus, in: Ders., Exegetica. Aufsätze zur Erforschung des Neuen Testaments, ausgew., eingel. und hg. v. E. Dinkler, Tübingen 1967, 200-209 (zuerst 1932), 200: "Nicht erst die

bösen Werke, die Übertretungen des Gesetzes, sind es, die den Juden vor Gott verwerflich

machen, sondern schon die Absicht, durch Gesetzeserfüllung vor Gott gerecht zu werden, ist die Sünde, die an den Übertretungen nur zu Tage kommt" (vgl. u. [bei] A. 62f.). 53 Bultmann, Christus, 41.

re54 4. Räisänen, Legalism and Salvation by the Law. Paul's portrayal of the Jewish in Essays Christ. and Torah The Ders., ligion as a historical and theological problem, in: the of ns (Publicatio y Christianit Early in Law the of Problem German and English on the the imFinnish Exegetical Society 45), Helsinki 1986, 25-54 (zuerst 1980), 33: "One gets pression that zeal for the law is more damaging than transgression." Luthers] 55 Wilckens, Paulus, 107 (der sich in der Ablehnung der Sicht Bultmanns [und so, "nicht ist Es 94: ebd., etwa ferner vgl. 103-106]); ebd., mit A. Schlatter einig weiss [s. und erfüllen zu Werke durch Gesetz das überhaupt, Wille der selbst, erke dass die Gesetzesw auf die Rechtferdadurch sich vor Gott als Gerechten zu qualifizieren, von Paulus im Blick lediglich vielmehr spricht Paulus ... tigung des Menschen grundsätzlich bestritten werden Das können." werden igt gerechtfert nicht erken davon, dass Sünder aufgrund von Gesetzesw der Bebei m Selbstruh dem neben Bultmann bei das Gesetzes, des wirkliche Übertreten tritt also bei W. an gründung des Nicht-Gerechtfertigtwerdens die zweite Stelle einnimmt, ucht" (ebd., "Geltungss die die Spitze. Den zweiten Platz nimmt hier indes nicht eigentlich

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Antijudaismus im Galaterbrief?

113

nämlich der Apostel lediglich das "am Judentum für falsch | hält ..., dass es kein Christentum ist",°® und dass er nicht von der Misere hin zur Lösung, sondern "von der Lösung hin zur Misere" ("from solution to plight")>? denkt. Unmittelbar auf Bultmann bezogen ist die Formulierung: "An der Befolgung des Gesetzes", an den Werken des Gesetzes, "ist nicht das Bemühen als solches falsch, sondern die Tatsache, dass der, der das Gesetz hält, nicht nach der Gerechtigkeit trachtet, die Gott

durch das Kommen Christi geschenkt hat".58 Überschauen wir diese jüngeren Positionen zur Frage nach der Ursache des Nicht-Gerechtfertigtwerdens durch Gesetzeswerke, so kommt zu der Problemanzeige, ob Paulus im Zusammenhang dieser Terminologie möglicherweise leicht antijudaistisch formuliere (und einem Antikatholizismus und vielleicht auch ei-

107) ein — die nämlich einfach als wichtiges Element "des Sündenkataloges" (ebd.) eingeschätzt wird —, sondern eher (und nur undeutlich mit dem Moment des faktischen Sündigens

verknüpft) "das beharrliche Festhalten an der Gesetzesgerechtigkeit entgegen der durch Gottes Gnade jetzt eröffneten Glaubensgerechtigkeit post Christum" (ebd., 102; vgl. die sogleich im Text zu charakterisierende Position, bes. u. [bei] A. 58). Nicht ganz glücklich ist m.E. die Gewichtsverteilung bei W. Stegemann, Judenfeindschaft, 157-159, nachgezeichnet, etwa wenn er zu W.’ Auffassung bemerkt: "Die Tora war theoretisch ein Heilsweg" (ebd., 158), nämlich vor Christus. 56 E,P. Sanders, Paulus und das palästinische Judentum. Ein Vergleich zweier Religionsstrukturen, StUNT 17 (1985) (zuerst [als: Paul and Palestinian Judaism. A Comparison of Patterns of Religion] 1977 [Philadelphia/London]), 513 (hier durch Unterstreichung hervorgehoben) (vgl. Originalausgabe: 552). 57 Ebd., 451 (Originalausgabe: 475; vgl. E.P. Sanders, Paul, the Law, and the Jewish People, Philadelphia 1983, 150 [samt A. 26]) — wo S. bereits die Position Bultmanns (und die Auffassung A. Schweitzers) im Blick hat —. Dass schon W. Bousset, Der Brief an die Galater (SNT II, 31-74), Göttingen 31917, 49£. (zu Gal 2,21 [s. die nachfolgende A.]) die Dinge ähnlich sah, habe ich bereits früher (Bachmann, Sünder, 11 [samt] A. 75) notiert; S. selbst (Sanders, Judentum, 6f. samt A. 14 [Originalausgabe: 6 samt A. 14]) verweist auf

G.F. Moore, Judaism in the First Centuries of the Christian Era. The Age of the Tannaim, Bd. I-III, Cambridge 1927-1930, III, 151 (A. 209 zu I, 495), als Vorgänger. 58 Sanders, Judentum, 457 (Originalausgabe: 482), der sich dabei auf Röm 10,2-4 beruft, kurz zuvor indes auf seinen Standardbeleg (vgl. die vorangehende A. [Bousset]): "Bultmanns Darstellung ... ist ... falsch, weil sie die Gedanken des Paulus in falscher Reihenfolge entwickelt. Nicht eine Analyse der Natur der Sünde bestimmt die Anschauung des Paulus, sondern seine Analyse des Heilsweges — nicht seine Anthropologie, sondern seine Christologie und Soteriologie. Pauli eigene Begründung für den Satz, dass der Mensch nicht aus Gesetzeswerken ‘gerechtfertigt’ werde, ist nicht die, dass der Mensch nicht daran denken dürfe, sein eigenes Heil zu erlangen, sondern die, dass Christus umsonst gestorben wäre, wenn das Gesetz errettet (Gal 2,21)" (Judentum, 457 [Originalausgabe: 481f.]). Vgl. einerseits o. A. 55, andererseits zu (möglichen) soziologischen Implikationen der These Sanders’ 0. A. 48. Vgl. ferner u. (bei) A. 164-166.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

ja

nem Antireformiertentum Vorschub leiste), ein Doppeltes hinzu: Zunächst die Frage, wie es sich denn vom Apostel her mit der "Hauptlehre" der lutherischen Reformation verhalte, mit dem articulus stantis et cadentis ecclesiae”, der nach dem

Dargestellten ja selbst ausgesprochen heftigen Schwankungen ausgesetzt zu sein scheint. Fatalerweise sind die genannten Vertreter der erheblich divergierenden Positionen auch noch ausschliesslich Protestanten! Erlaubt die paulinische Ausdrucksweise hier |möglicherweise eine Klärung oder gar Entscheidung? In einem Punkt stimmen die vorgestellten Voten indes glücklicherweise oder mindestens interessanterweise immerhin überein, nämlich darin, dass es bei den Werken des Gesetzes irgendwie um die Ebene des Wirkens gemäss den Regelungen des Gesetzes, der Tora, oder doch um die Ebene des Versuchs eines solchen Wirkens geht. Trotz dieses Konsenses, auf den vorhin schon bei der Erwähnung von P. Billerbecks weithin akzeptiertem Übersetzungsvorschlag "Gebotserfüllungen" hingedeutet wurde, ergibt sich indes gerade hier ein weiteres, ein letztes Problem: Ist diese Übersetzung einigermassen korrekt, oder verfehlt sie den Sinn des Ausdrucks "Gesetzeswerke"? Dass hier ein Problem vorliegt, wurde schon mit dem Verweis auf Luthers pro-

blematische Parallelisierung von "Gesetzeswerke" einerseits, "unsere", "äusserliche", "gute" und "böse Werke" andererseits angesprochen.°! Ähnlich frei, ähnlich problematisch verfährt indes etwa auch Wilckens, wenn er im Zusammenhang der schon zitierten Formulierungen sagt: "Im Geltungsbereich des Gesetzes vermag bereits eine einzige Sünde den Menschen zum Sünder zu machen; und darum gilt, dass der Sünder sich durch kein gutes Werk von seiner getanen Sünde befreien ... kann ... Das sündige Werk ist es, das Unheilswirkung auf das Geschick des Sünders hat."62 "Gesetzeswerke" entsprechen hier also guten und schlechten Werken, dem Tun gemäss dem Gesetz und dem Übertreten des Gesetzes. Was ermächtigt zu dieser seltsamen Gleichung? Paulus sagt doch an der von Wilckens thematisierten Stelle Röm 3,28 nichts von "Werken der Gesetzlosigkeit", vielmehr nur etwas von "Werken des Gesetzes". Ein Grund für die Identifizierung deutet sich in dem nicht weniger merkwürdigen, wenn auch vorsichtig formulierten Diktum von Bultmann an, "dass er (sc. Paulus) sich nicht scheut, in wenigstens scheinbarem Widerspruch zu seiner Lehre von der Rechtfertigung allein aus Glauben, vom Gericht nach den

II, 1 59 Zur Geschichte (und zur Fragwürdigkeit) dieses Begriffes s. McGrath, Iustitia, samt A. (1 und)3.

60 S.0. (bei) A. 12-14. 61 5,0. (bei) A. 40-43(-47).

von "Werk" 62 Wilckens, Paulus, 107 (hier nur beim abschliessenden Vorkommen

der GeKursivdruck). Vgl. noch ebd., 78 und 102 ("Werke des Gesetzes, das heisst Erfüllen

ferner das o. A. 52 bote") sowie 108 (wo noch der Ausdruck "eigenes Werk" hinzukommt), 74. zitierte Wort Bultmanns. - Vgl. u. (bei) A.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

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Werken zu reden". Hier werden — wie ähnlich auch bei Sanders? — implizit die auf das Gericht einerseits, die Rechtfertigung andererseits bezüglichen Wendungen "nach den Werken" und "aus Werken des Gesetzes" in Beziehung zueinander gesetzt, als wären die Präpositionen "nach" (kat&) und "aus" (Ex) identisch und als wäre der | Genitiv (toV) vonov ohne Frage vernachlässigbar.°° Wenn man so verfahren dürfte, dann müsste man natürlich auch keine Hemmungen haben, hinsichtlich des Ausdrucks "Gesetzeswerke" auch noch "gute" wie "schlechte", ja, auch "meine" und "deine Werke" ins Spiel zu bringen; denn um die Klärung, wie

das Tun des konkreten Menschen letztlich einzuschätzen ist, geht es beim "Gericht nach den Werken", sowohl bei Paulus als auch in seiner Umgebung. Aber ist diese, ebenfalls die Ebene des Tuns einschärfende Gleichung von "aus Gesetzeswerken" und "nach Werken" wirklich korrekt? Ist nicht eher damit zu rechnen, dass Paulus sich nicht zu widersprechen meint, wenn er von der Rechtfertigung "ohne Gesetzeswerke" und dem Gericht "nach den Werken" redet, und dass er bewusst unter-

schiedliche Ausdrucksweisen wählt? Dem werden wir jetzt nachzuspüren und damit zugleich und zunächst zum letztgenannten Problem Stellung zu beziehen haben,°® ob Gesetzeswerke - der opinio communis entsprechend — unmittelbar auf der Ebene des Tuns anzusiedeln sind.

IH Meine nun zu begründende exegetische These sei vorangestellt: Paulus meint mit dem Ausdruck "Werke des Gesetzes" nicht etwas, was auf der durch das Tun ge-

mäss den Regelungen des Gesetzes markierten Ebene liegt, insbesondere nicht: Gebotserfüllungen, sondern er meint mit dem Syntagma "Werke des Gesetzes" die Regelungen des Gesetzes selber. Man könnte auch so formulieren: Er meint die zu beobachtenden mswt, die hikwr. 7 Bei der Argumentation zugunsten dieser Behauptung möchte ich so vorgehen, dass in einem ersten und längeren Durchgang das Neue Testament und in ihm im-

63 Bultmann, Theologie, 78. 5 Sanders, Judentum, 494f. (Originalausgabe: 516f.).

65 Dass zwischen den genannten Präpositionen sehr wohl zu unterscheiden ist, wird gut bei Ch.H. Cosgrove, Justification in Paul: A Linguistic and Theological Reflection, JBL 106 (1987) 653-670, 657-660, bes. 659f., deutlich. - Zu den Abbreviaturen "ohne Werke" und "aus Werken" s.o. (bei) A. (8-)9.

66 Nämlich sogleich unter Punkt III, während im abschliessenden Passus, IV, auf den exegetischen Disput hinsichtlich des "Kernsatzes paulinischer Rechtfertigungslehre" und auf die mit ihm verknüpfte kirchengeschichtliche Hypothek zurückzukommen ist.

67 Vgl. (indes) u. A. 83.156.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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mer mehr Paulus in den Blick genommen wird; danach soll sich der Horizont wie-

der weiten und ausserneutestamentliches Vergleichsmaterial interessieren. | Zur Begründung! Die genannte These mag einem deshalb abstrus vorkommen, und sie ist vermutlich darum noch nie ernsthaft‘® und konsequent‘? vertreten WOrden, weil die Sprachgeschichte in eine andere Richtung weist oder zumindest zu weisen scheint; denn das griechische Epyov ist, um es mit dem betreffenden Artikel des Kittelschen Wörterbuchs zu sagen, "gleichen indogermanischen Stammes und gleicher Bedeutung wie das deutsche “Werk’"?! _ und wie das englische "work". Man meint also sogleich, wenn man "Werke des Gesetzes" oder "works of the law" sagt, zu wissen, was mit Epya vöuov gemeint ist. Da bei "Werk" — und entsprechend bei "work" - fraglos an das Wirken zu denken ist,’ legt sich natürlich der Schluss nahe, der Ausdruck "Werke des Gesetzes" sei gleichzusetzen mit "Wirken gemäss dem Gesetz (bzw. gemäss seinen Einzelvorschriften)". Indes, dieser ’ Schluss ist zu einfach. Das lehrt etwa ein Blick auf das in Apk 2 wiedergegebene Sendschreiben an die Gemeinde in Thyatira (bzw. an ihren Engel) (Apk 2,18-29). Gegen Beginn, in V. 19, wird hier von Epya, von Werken, so gesprochen, dass

fraglos auf die Ebene des Tuns abgehoben ist: "Ich kenne deine Werke und deine Liebe und deinen Glauben und deinen Dienst und dein Harren, und dass deine letzten Werke mehr sind als die ersten."’” Wenn im Anschluss an das, was dann an Negativem über Isebel und die von ihr Verführten gesagt wird, die Formulierung erscheint: "ich werde euch geben, einem jeden nach euern Werken"? (V. 23), so ist deutlich, dass bei dieser, hier auf Jesus

bezogenen

Gerichtsterminologie mit

&pya. wiederum an den Bereich des Handelns gedacht ist, ja hier sogar an gutes und schlechtes Verhalten.’* Ganz anders ist dann aber die Verwendung der Vokabel in V. 26, wo ihr nicht ein Pronomen der zweiten, sondern der ersten Person zur Seite tritt, das Jesus meint: "Und wer siegt und hält bis zum Ende meine Werke, dem

re Spasshaft gestreift wird die These von Liebers, Gesetz, 41 A. 3.

69 In nuce vorhanden ist die These bei Lohmeyer, Probleme, 38-41.46.64.66-68.70f.,

den indes vor allem die Vielschichtigkeit des Werk-Begriffes gerade auch jenseits des Syntagmas "Werke des Gesetzes" dazu führt, es letztlich nicht durch "Gebote" (o.ä.) zu umschreiben, sondern durch "Dienst des Gesetzes" (ebd., 67 [u.ö.]). Entsprechend Tyson,

Works, 426 (u.ö.), der sich sehr eng an Lohmeyers Studie anschliesst (s. ebd., 424f., vgl. dazu Gaston, Works, 219f. [A. 6 zu 101]). Vgl. o. (bei) A. 14 und u. (bei) A. 106.136.

70 G, Bertram, Art. &pyov, in: ThWNT II (1935), 631-653, 631. Vgl. Deutsches Wör-

terbuch ... XIV,L2 (s.o. A. 24), 328: "werk ist durch identität mit griech ...Epyov ... als idg. wort erwiesen".

TI 72 73 74

S, ebd. Vgl. indes u. (bei) A. 144f. So übersetzt H. Kraft, Offenbarung des Johannes (HNT 16a), Tübingen 1974, 68. So ebenfalls Kraft, ebd. Vgl. dazu o. (bei) A. 62.

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werde ich Macht geben über die Völker." Natürlich kann hier |nicht Jesu Tun, sondern nur das Halten seiner Gebote gemeint sein,’> zumal in 3,8 (vgl. V. 10) bzw. in 12,17 und 14,12 ähnlich vom Halten des Wortes Jesu bzw. der Gebote (£vroAct) Gottes die Rede ist.’ Erste Folgerung: "Werk", Epyov, kann nicht nur — wie zumeist’’ - auf die Ebene des Wirkens, des Tuns gehen, sondern auch die Norm bezeichnen, der man entsprechen sollte, das Gebot.’® Zweite Folgerung: Der zu "Werk" tretende Genitiv kann nicht nur — wie oft!” -ein genitivus subiectivus sein,

der das Subjekt des Wirkens kenntlich macht, sondern auch ein solcher Genitiv, der irgendwie die Qualität des Werkes, des Gebotes, charakterisiert. Als Bestätigung ist zu werten, dass zumindest das johanneische Schrifttum? mit Joh 6,28.29,

vielleicht auch mit Joh 4,34 und 9,4 (vgl. 5,36; 17,4), Parallelen°! bietet.°? Kurz:

75 S. dazu Th. Zahn, Die Offenbarung des Johannes (KNT XVII), Bd. I-II, Leipzig/ Erlangen 1-31924-1926, I, 294 ("Unter diesen Werken Jesu ist schwerlich nach Analogie von ... v. 19 das Wohlverhalten Jesu zu verstehen, sondern das von Jesus gelehrte und gebotene Tun und Lassen seiner Jünger"), und Lohmeyer, Probleme, 60 (samt A. 2). Vgl. Kraft, Offenbarung, 71 ("Schulbeispiel für einen prägnanten Ausdruck"). Nicht berücksichtigt ist leider gerade dieser Epyov-Beleg bei T. Holtz, Die "Werke" in der Johannesapokalypse, in: Neues Testament und Ethik. Für Rudolf Schnackenburg, hg. v. H. Merklein, Freiburg/Basel/Wien 1989, 426-441. = Vgl. dazu Lohmeyer, Probleme, 60 samt A. 3 (Hinweis auch auf: Apk 1,3; 3,8; 22,7.9). Nach Zahn, Offenbarung, I, 294, meint überdies der Ausdruck 1& Epya. adbing von Apk 2,22 "die von der falschen Prophetin gelehrte Sittenlosigkeit" (doch vgl. die Übersetzung ebd., 282). Vgl. ferner die Textus-receptus-Version von Apk 22,14: notoDvreg TAG EvroAdg abrod (und zu ihr etwa Holtz, "Werke", 428 samt A. 12).

77 gl. dazu nur o. (bei) A. 70. 73 In der Johannesoffenbarung kommt, Lohmeyer, Probleme, 80 (samt A. 5), zufolge, noch ein weiteres Denotat hinzu, die nach ihm in 14,13 belegte "Bedeutung ‘Lohn’". 9 So in der Regel beim persönlichen Genitiv (vgl. z.B. Gen 2,2; Ps 76[77],12; Jer 27[50],29; Joh 3,20; Röm 2,6 und II Tim 1,9, ferner nochmals Apk 2,19.23). Vgl. u. (bei) A. 94-98, doch auch sogleich die nachfolgende A. 80 Vgl. aus dem übrigen Neuen Testament einerseits I Kor 15,58; 16,10 und Phil 2,30 ("Werk des Herrn [bzw. Christi]", "wobei der Gen. den Auftragenden bezeichnet" [R. Heiligenthal, Art. £pyov, in: EWNT II, 123-127, 124; vgl. u. A. 98]), andererseits Act 13,2; 14,26 und 15,38 (&ıg TÖ Epyov von der "Missionsaufgabe" [Heiligenthal, ebd.; vgl. Lohmeyer, Probleme, 61 samt A. 6]), schliesslich noch Jak 1,25, wo "(Hörer des Gesetzes

und) Täter des Werkes" zurückzubeziehen ist auf das "vollkommene Gesetz der Freiheit". Vgl. u. (bei) A. 145. 81 S, dazu Lohmeyer, Probleme, 60 samt A. 4 (und, weniger befriedigend, Bertram, Epyov, 639, Heiligenthal, Epyov, 124f., sowie Westerholm, Faith, 116 samt A. 19). 82 Vgl. ferner Joh 14,10(-15,10); 14,12(-15,12) sowie Apk 15,3(-4) - und zur Septuaginta u. (bei) A. 143.

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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Die These ist angesichts solcher Stellen — dem Schein des sprachgeschichtlichen, des diachronen Arguments entgegen — sehr wohl möglich, und in der Genitivverbindung &pya vöuov könnte dabei vönov die Gebote in ihrer |Qualität ähnlich erhellen, wie das z.B. bei t& &pya tod BeoD - in Joh 6,28 — durch das Attribut

geschieht, das die Gebote mit Gott in Verbindung bringt.®° Lehrreich ist auch ein Blick in den Jakobusbrief, sofern er®* wohl in der Nach-

folge dessen und in — vermutlich indirekter® — Auseinandersetzung mit dem steht, was Paulus über die Epya: vöuov und die nIoTıg Xpıotod gesagt hatte.8° In der für diese Auseinandersetzung entscheidenden Passage — Jak 2,14-26 -—, die mit der prononcierten Formulierung endet: "der Glaube ohne Werke ist tot", fehlt freilich bemerkenswerterweise durchweg der Genitiv vönov®’ - und ebenfalls der andere: XpıotovV. Spätestens das ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass der Jakobusbrief wohl nicht an seinen Adressaten, aber möglicherweise doch an Paulus vorbeiredet,

’ dem es ja in den Kontexten des Ausdrucks "Gesetzeswerke" ganz offenkundig zentral um das grundstürzende Christusereignis geht und damit eben um die nıotıg Xpıotod (s. nur Röm 3,22.24; Gal 2,16f.20f.; 3:41:138788 Diese termino-

logische Abweichung von Paulus findet ihre Entsprechung darin, dass - nicht erst Luther, sondern - schon der Verfasser des Jakobusbriefs trotz der Verwendung der

83 Vgl. dazu u. (bei) A. 121. Interessant ist, dass es nicht an Qumran-Parallelen fehlt;

zu vergleichen sind etwa die ihrerseits einander entsprechenden Ausdrücke m“s’j ’l und mswt ’l aus CD 2,14f.18. 84 5 dazu etwaM. Hengel, Der Jakobusbrief als antipaulinische Polemik, in: Tradition and Interpretation in the New Testament. Essays in Honor of E. Earle Ellis for his 60th Birthday, hg. v. G.F. Hawthorne/O. Betz, Grand Rapids, Michigan/Tübingen 1987, 248-278, bes. 253-255, ferner die vorsichtigeren Ausführungen bei R. Heiligenthal, Werke als Zeichen. Untersuchungen zur Bedeutung der menschlichen Taten im Frühjudentum, WUNT II,9 (1983) 49-52. 85 Nach Heiligenthal, ebd., 50, gilt, dass "einige inhaltliche Argumente ... gegen eine von Jakobus explizit geführte Auseinandersetzung mit paulinischen (sic) Gedankengut

sprechen". 86 Denn es fällt einerseits auf, dass diese Gegenüberstellung im Jakobusbrief in der ähnlich klingenden von "Werken" und "Glauben" eine gewisse Entsprechung findet (vgl. Heiligenthal, ebd., 49, ferner u. [bei] A. 89), und zum anderen stellt Lohmeyer, Probleme, 59 samt A. 2, für das Neue Testament mit einigem Recht fest (vgl. u. [bei] A. 92.94.99):

"Ein absoluter Gebrauch des Wortes ‘Werke’ wie bei Paulus findet sich an kaum einer Stelle" (59), "Ausnahme ist allein Jac 2,14-20" (A. 2). Doch s.u. (bei) A. 90. & Vgl. dazu etwa Heiligenthal, Werke, 50 samt A. 113, und H. Frankemölle, Gesetz im Jakobusbrief. Zur Tradition, kontextuellen Verwendung und Rezeption eines belasteten Begriffes, in: QD 108 (s.o. A. 9), 175-221, 202.216 (vgl. 197).

88 Yo]. dazu etwa Wilckens, Paulus, 108, und Bachmann, Sünder, 91 (samt A. 335.338

[Literatur]).

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so paulinisch wirkenden? präpositionalen Wendungen "aus Werken" (2,18.21. 22.24.25) und "ohne Werke" (2,18.26) keine Be- | denken trägt, ein Personalpronomen, nämlich uoV, hinzuzufügen.” Es heisst in 2,18 (vgl. 2,22, 3,13): "ich wer-

de dir aus meinen Werken den Glauben zeigen". Just das ist aber, wie E. Lohmeyer in einem zuerst 1929°! erschienenen wichtigen Aufsatz zum Ausdruck "Gesetzeswerke" bereits hervorhob, im paulinischen Schrifttum nirgends der Fall: "Paulus hat an keiner Stelle mit dem Begriff ‘Gesetzeswerke’ den Genetiv der Person verbunden"; "er fehlt auch dort, wo die Wendung sich zu dem schlichten Worte ‘Werke’ verkürzt".?? Vielmehr scheidet der

Apostel sozusagen klinisch rein zwischen dem vollen und verkürzten Ausdruck” einerseits, den sonstigen den Terminus "Werk" bietenden Formulierungen andererseits. Nur bei Belegen der letzeren Art treten bei ihm Pronomina im Genitiv hinzu, und das übrigens an einer ganzen Reihe von Stellen (Röm 2,6; I Kor 3,14.15;

9,1; I Kor 11,15; Gal 6,4; I Thess 1,3%; 5,13; vgl. II Tim 1,996; 4,14, ferner Tit 355° 41428), Dem korrespondiert, dass Paulus nie die Gesetzeswerke bzw. die in

89 Vgl. dazu o. (bei) A. 8 (und 86), auch Lohmeyer, Probleme, 64. %0 Zu Recht betont von Lohmeyer, ebd., 59 samt A. 5, der (in A. 5) ausser auf Jak 2,18

noch auf Jak 2,14.22 verweist. Vgl. (dagegen) o. A. 86. 91 Dieo.A.11 genannte Studie wurde zuerst veröffentlicht in: ZNW 28, 177-207. 92 Lohmeyer, Probleme, 34.64 (vgl. ebd., 68.71). Bei der "verkürzten Wendung! ist das

um so signifikanter, als hier die gewisse, indes keineswegs gravierende (s. dazu nur F. Blass/ A. Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, bearb. v. F. Rehkopf, Göttin-

gen 141976, 168) Schwierigkeit entfällt, die zwei (oder mehr) abhängige Genitive bereiten mögen (vgl. dazu u. A. 95). Vgl. o. A. 86. 93 S, zum letzteren o. (bei) A. 8.

= Vgl. Lohmeyer, Probleme, 61-63. 95 Worauf man das bu@v, welches dem Ausdruck "des Werks des Glaubens und der Mühe der Liebe und der Geduld der Hoffnung" voransteht, zu beziehen hat, ist umstritten (vgl. dazu nur T. Holtz, Der erste Brief an die Thessalonicher [EKK XIII], Neukirchen-Vluyn 1986, 43 samt A. 56f.); aber in jedem Fall betrifft das Pronomen auch das Epyov mit (vgl. Holtz, ebd., 43, ferner II Thess 1,11f.). Vgl. o. A. 92. % Lohmeyer, Probleme, 59 samt A. 3, stellt diesen (bei ihm versehentlich durch II Tim

1,10 bezeichneten) Beleg aus "den sog. deuteropaulinischen Briefen" (59) Röm 9,12 gegenüber und hebt entsprechend Tit 3,5 ("nicht aus Werken in der Gerechtigkeit, die wir gemacht hatten" [vgl. u. A. 147]) vom Sprachgebrauch insbesondere des Römer- und Galaterbriefes ab, hätte das überdies auch für Eph 2,(8-)9 (["nicht aus euch" steht hier in Parallele zu]

"nicht aus Werken" [vgl. noch V. 10]) tun können (vgl. Gaston, Works, 104). Vgl. o. A. 8. 97 S, zu dieser Stelle die vorangehende A. = Einigermassen vergleichbar sind die Wendungen "Werk des Herrn (bzw. Christi)" (s. dazu o. A. 80) und "Werke eines jeden" (I Kor 3,13).

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Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

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abkürzender Redeweise angesprochenen Werke unmittelbar als gut oder schlecht bezeichnet — und zwar auch nicht in Röm 9,11f. -, obwohl er |jenseits dieser Be-

lege verschiedentlich vom "guten Werk" spricht” (Röm 2,7; 13,3; II Kor 9,8; Phil

1,6; vgl. Kol 1,10; II Thess 2,17; I Tim 5,10; II Tim 2,21; 3,17, Tit 1,16; 3,119).

Macht man sich diese saubere Trennung zweier terminologischer Bereiche deutlich und löst man sich damit von dem fast unausweichlichen Zwang, sie wie der Jakobusbrief!0! - und dann später z.B. Luther, Bultmann, Wilckens und Sanders - zu vermischen, so wird nunmehr ein freier Blick auf die paulinische Verwendung des Ausdrucks "Gesetzeswerke" möglich. Denn es ist ja jetzt nicht nur dieser Zwang gebrochen, sondern ebenfalls der durch die Etymologie ausgeübte Bann. Die Paulus-Briefe selbst geben dann einige beachtliche Indizien für die Gleichsetzung von "Werke des Gesetzes" und "Regelungen des Gesetzes" an die Hand. Vier Punkte will ich hervorheben: (i) Wenn hier, wie soeben dargestellt, nie von meinen oder — beispielsweise — deinen Gesetzeswerken die Rede ist und auch nie von guten oder schlechten Gesetzeswerken, so spricht schon das dafür, dass es bei &pya vönov nicht unmittelbar um individuelle und zu beurteilende Leistungen geht!” Vielmehr scheint es so, als ob von etwas von mir und dir sowie von konkretem Tun Unabhängigem die Rede sein soll. Umgekehrt: Geht es um die Regelungen der Tora, um die Tora, die Gott gegeben hat, um das "Gesetz Gottes" (Röm 7,22.25; 8,7), so isteine Redeweise wie die von meinen oder deinen Gesetzeswerken, ebenfalls die von bösen Gesetzeswerken selbstverständlich unstatthaft (vgl. Röm 7,7), und die analoge von guten Gesetzeswerken (vgl. Röm 7,12.14.16!%) ist dann in aller Regel entbehr-

lich. |

92 Vgl. Lohmeyer, Probleme, 59, auch Dunn: Perspective, 194; Jesus (s.o. A. 9), 250f. "schö” Vgl. die pluralischen Formulierungen "gute Werke" (Eph 2,10; I Tim 2,10), Rolgeringere Eine 1). 3, Tim I Singular: 3,8.14; 2,7.14; Tit ne Werke" (I Tim 5,10.25; 6,18;

"böses Werk" le spielen im Corpus Paulinum die Antonyme "schlechtes Werk" (Röm 13,3), Werke" (Hebr (II Tim 4,18) und "böse Werke" (Kol 1,21), gar nicht kommen hier vor "tote

werden diese 6,1; 9,14) und "gesetzeswidrige Werke" (II Petr 2,8). Gewissermassen ersetzt (Röm 13,12; Finsternis" der "Werke durch Paulus bei Ausdrücke oppositorischer Funktion (und Joh 3,8 Joh I noch Vgl. 5,19). (Gal Fleisches" des "Werke vgl. Eph 5,11) und 8,41[-44]): "Werke des Teufels".

(und 100 101 Zu Vergleichbarem in "deuteropaulinischen Briefen" vgl. o. (bei) A. 96 Sprachgezum Und 76]). A. 96 "Law", Moo, [und dazu Heiligenthal, &pyov, 124, ferner brauch in der Johannesoffenbarung vgl. nur o. bei A. 72f. sowie A. 76.

102 Vgl. dazu Lohmeyer, Probleme, 64.68.71.

hier aufgrund der 103 Die Betonung der positiven Wertung des Gesetzes ergibt sich provokativen Formulierung von V.7b.

20

Antijudaismus im Galaterbrief?

122

(ii) Schon oft wurde in der Literatur notiert, dass "Gesetzeswerke" und "Gesetz" bei Paulus in Parallele zueinander stehen können. !* Das lassen übrigens die Kontexte aller sechs Verse, an denen Paulus das Syntagma bietet, erkennen.! Besonders deutlich ist die Entsprechung bei Röm 3,28 und Röm 3,21: "ohne Gesetzeswerke" und "ohne Gesetz" heisst es hier. Die einfachste Erklärung für diese Parallelisierung!®% ist natürlich, bei den Gesetzeswerken handle es sich um nichts anderes als eben um die Regelungen des Gesetzes.!”” Denn dann liegt hier mit "Gesetz" und "Regelungen des Gesetzes" fast so etwas wie eine Gleichung vor, eine Gleichung, die das vom Gesetz Geforderte beschreiben will.!%]

104 So etwa bei Lohmeyer, Probleme, 64, und Westerholm, Faith, 117f.120. Vgl. Bachmann, Sünder, 64 (samt) A. 190 und 91 samt A. 337f. (sowie 95 [samt A. 358]); hier weitere Literaturangaben.

105 Zu Röm 3,20a ist 3,20b (sowie 3,19) zu vergleichen, zu Gal 2,16aa..by.c jedenfalls 2,21ba — aber wohl auch 2,19a« (s. dazu nur Bachmann, Sünder, 64-66) —, und zu 3,10a stellt 3,1la eine Parallele dar, ferner 5,4aß (vgl. noch bes. 3,18a.21cß [und dazu Moo, "Law", 86]). Die Verse Gal 3,2.5.10 schliesslich sind in Verbindung (mit 2,21 und 3,11a.12a sowie vor allem) mit 3,13f. zu verstehen. (Was die "Kurzformeln" "ohne Werke" [Röm 4,6] und "aus Werken" [Röm 4,2; 9,12.32; 11,6] angeht, so vgl. das o. [bei] A. 9 Gesagte, ferner

die vöuog-Belege Röm 3,20; 4,13.14.16 und 10,5 [sowie auch dazu Moo, ebd.].) Vgl. u. A. 123, ferner (bei) A. 141. 106 Während insbesondere Moo, "Law", 94-96 (bes. 95), die Parallelisierung, wie schon (o. A. 9) vermerkt, durch die betonte Einbeziehung von Epyov-Belegen aus anderen Kontexten missdeuten dürfte, akzentuiert Lohmeyer, Probleme, 64, im Blick auf sie zu Recht: Sie "ist sichtlich nur dann möglich, wenn aus dem volleren und genaueren Ausdruck das Wort ‘Gesetz’ vor dem anderen ‘Werk’ herausgehört wird, das heisst, wenn dieses Werk nicht als Geleistetes, sondern als zu Leistendes, vom Gesetz Gefordertes angesehen wird."

Vgl. 0. A. 69. 107 Bestätigend kommt der, wie mir scheinen will, gravierende Sachverhalt hinzu, dass

dann und nur dann die Gesetzeswerke von Gal 3,10a genau dem pluralischen Ausdruck nAcıV ToLlg yeypannevorg Ev tw BıßAtw TOD vönov von 3,10b (vgl. Dt 27,26) und ebenfalls den Pronomina (von 3,10b sowie) von 3,12b (und Lev 18,5 LXX) korrespondieren (wie

ähnlich die ‘Werke’ von Röm 9,32 dem ara, von Röm 10,5 [und Lev 18,5 LXX] entsprechen). S. dazu Bachmann, Sünder, 93.95 (samt A. 359 [hier auch: Literatur]).

108 \Yg]. hierzu u. A. 123, ferner, was den derartigen Gebrauch des zusatzlosen Terminus vönog angeht, Westerholm, Faith, 107f. (vgl. 106.110f.).

123

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

21

(iii) Neben den sechs Versen mit dem Plural "Gesetzeswerke" bietet Paulus

einmal, in Röm 2,15, den Singular! ®: "das Werk des Gesetzes".!! Schon weil das Gesetzeswerk nach dieser — sich vielleicht an Jer 31,33 anlehnenden!!! - Stelle

den Heiden ins Herz geschrieben ist, kann hier nicht das —- nun einmal primär gegenüber der Aussenwelt stattfindende — Handeln gemäss dem Gesetz gemeint sein.!!? Nach dem Kontext der Stelle hebt der Apostel mit dem Singular irgendwie auf die Gesamtforderung der Tora oder einer Entsprechung zum jüdischen Gesetz!!? ab. Der Zusammenhang weist überdies gleichzeitig noch darauf hin, dass sich nach Paulus die Gesamtforderung in Einzelforderungen aufgliedert, der Autor indes gewisse Schwierigkeiten hat, diese Einzelregelungen zu bezeichnen. Im vorangehenden Vers hilft er sich ja mit der das regierende Substantiv auslassenden Formulierung t& tob völLov. Man kann sie kaum anders verstehen als E. Käsemann, der in der Übersetzung das Wort "Forderungen" einfügt.! 14 Damit ent» sprechen die Forderungen des Gesetzes dem Werk des Gesetzes, und das passt natürlich bestens zu unserer These, die Werke des Gesetzes seien eben gerade als die Forderungen, die Einzelregelungen der Tora zu begreifen. | Warum sich der

Vgl. dazu o. (bei) A. 8. Nicht nur der Singular unterscheidet die Stelle von den Belegen für "Gesetzeswerke", sondern zudem das Fehlen der bei ihnen durchweg - oder fast durchweg (Ausnahme ist allenfalls Röm 3,20) - vorliegenden inhaltlichen Oppositionen (zumal des Gegenübers zur niotıg Xpıotod; s. dazu u. bei A. 134f., auch u. A. 123). Ausserdem handelt es sich in Röm 2,15 — wo auch allein der Artikel gesetzt ist - nicht um eine der präpositionalen Wendungen, die beim Plural das Feld beherrschen (vgl. nochmals o. bei A. 8, ferner etwa Schreiner, Works, 217 A. 1). Dennoch ist die Berührung zwischen singularischem und pluralischem Ausdruck natürlich schon angesichts dessen nicht zu vernachlässigen, dass sich beide innerhalb des biblischen Schrifttums nur bei Paulus finden.

110 Yg]. hierzu und zum Nachfolgenden: Bachmann, Sünder, 96f. (samt A. 365-371

“[hier auch: Literatur]).

Ill Vgl. zu dieser Problematik E. Käsemann, An die Römer (HNT 8a), Tübingen

31974, (59-)60, und Heiligenthal, Werke, 283f. samt A. 329. In der Septuaginta ist hier, d.h. in Jer 38(31),33, übrigens der Plural vönoı verwandt (vgl. dazu H. Hübner, Art. vöuog, in:

EWNT II [1981], 1158-1172, 1163, und u. [bei] A. 117).

112g]. Cranfield, Works, 94: Die Vokabel bezeichnet hier (im Unterschied zu Röm

3,20 und zu den sonstigen Belegen für "Werke des Gesetzes", bei denen "obedience to the law" [ebd., 92.100] gemeint sei [vgl. o. A. 12-14.60]) "the work as prescribed" (vgl.

Westerholm, Faith, 107f.). Anders z.B. W. Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den

Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, unter Mitwirkung v. V. Reichmann hg. v. K. Aland/B. Aland, Berlin/New York 61988, 623: "d. dem Gesetz entsprechende Handeln".

113 9 dazu etwa Heiligenthal, Werke, 282f., und Cranfield, Works, 94 (welch letzterer

für den Singular auf Joh 6,29 und Röm 8,4 verweist). 114 Käsemann, Römer, 57 (vgl. ebd., 58 [und 60]).

22

Antijudaismus im Galaterbrief?

124

Apostel in Röm 2,14 derart elliptisch ausdrückt, ist nicht ganz leicht zu sagen. Deutlich ist immerhin: Er verwendet vöuog stets im Singular! !3 und meist im Blick auf das mosaische Gesetz als Einheit, !10 und er führt damit sozusagen fort,

"dass LXX den Plur. töröt fast ausschliesslich mit dem Sing. v. übersetzt".117 Schon das reduziert Paulus’ sprachliche Möglichkeiten, im Plural von den Regelungen der Tora zu sprechen. Sofern er in Röm 7 den Terminus &vroXN, Gebot, durchweg im Singular gebraucht und in V. 12 parallel zu vouog verwendet und sofern er überdies in I Kor 7,19 die evroAat BeoV sogar der Beschneidungsforderung entgegensetzt, kommt auch diese Vokabel für die Einzelregelungen der Tora bei ihm nicht in Betracht. Dafür fällt aus einem ähnlichen Grund wohl auch der in Röm 2,26 benutzte Plural T& dikaımuara Tod vouov (vgl. Röm 8,4, auch 1,32)

aus, geht es hier doch um die Erfüllung dieser öıkaı@uata seitens "der Unbeschnittenheit" (n &kpoßvoria). Es bleibt dann allenfalls noch unser Ausdruck, Epya. vöuov, übrig. Er nun hat es nach Ausweis von Galater- wie Römerbrief mit der gerade auch die Beschneidungsforderung umgreifenden Tora zu tun, 118 under mag in Röm 2,14f. eben deshalb vermieden worden sein, weil auch diese Verse die

Frage der Gesetzeserfüllung seitens Unbeschnittener erwägen. Nach den Andeutungen eben dieses Zusammenhangs kann das Syntagma aber, wie wir sahen, gleichwohl die Forderungen, Regelungen des Gesetzes meinen. Und die Formulierung 1& dtikaußnartaı Tod vouov von Röm 2,26, die in Röm

1,32 mit

10 dikaiwua tod BeoD (vgl. Röm 8,4: Td dtkatwpa TOD v6öLOV) eine gewisse Entsprechung findet, gibt dabei überdies eine hilfreiche Parallele zu unserer Genitivverbindung ab. Weder muss man, wieE. Lohmeyer! 19 scherzhaft ins Gespräch brachte, "einen Genetivus nomisticus etablieren", noch auch ist es angeraten, dem

nordamerikanischen Neutestamentler L. Gaston bei seinem Vorschlag zu folgen, es liege ähnlich wie bei der Formulierung von den Werken des Fleisches in Gal 5,19 ein genitivus subiectivus vor, bei dem das Gesetz als - | wie das "Fleisch" — negativ wirkende Kraft zu begreifen sei.!?0 Der Genitiv toD vönov deutet viel-

115 Anders als Paulus, der damit "the law as a single entity" (Moo, "Law", 75) versteht, insbesondere Philo und Josephus (s. dazu nur W. Gutbrod, Art. vönog B.C.D., in: ThWNT

IV [1942], 1029-1077, 1043-1046). 2 Vgl. Moo, "Law", 80, auch E. W. Stegemann, Die umgekehrte Tora. Zum Gesetzesverständnis bei Paulus, Jud 43 (1987) 4-20, 8.

117 Hübner, vonos, 1163 (vgl. 0. A. 111). 118 Vgl. aus dem Kontext der Belege für "Werke (des Gesetzes)" nur: Röm 3,1.30; 4,9-12; Gal 2,3.7-9.12 (vgl. 5,2£.6.11; 6,12£.15). 119 | ohmeyer, Probleme, 36. 120 Gaston, Works, bes. 100-106. Kritisch nehmen zu dieser These (vgl. zu ihr schon o. A. 48) Stellung: (u.a.) Westerholm, Faith, 116f., W. Stegemann, Judenfeindschaft, 160, Bachmann, Sünder, 96 samt A. 362, und Schreiner, Works, (220f. und) 231.

125

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

23

mehr an, was die Qualität der &pya ausmacht, und was sie ausmacht, ist der Bereich, dem sie angehören: der Bereich des vöuoc. Es liegt dann eine recht normale Genitivverbindung vor. ee (iv) Den entscheidenden Prüfstein für unsere These müssen natürlich die sechs Stellen!?? mit dem Ausdruck "Gesetzeswerke" abgeben. Und sie sind m.E. in der Tat durchweg mit dem neuen Verständnis des Syntagmas problemloser auszulegen als zuvor. Das lässt sich, wie unter Punkt (ii) schon thematisiert wurde, etwa daran festmachen, dass so in allen Kontexten die Parallelisierung von vöuog und Epya vönov verständlich wird. Von dem, was sonst noch stützend geltend gemacht! *? werden kann, soll aus Zeitgründen nur noch zweierlei angesprochen werden: Zum einen: Es fällt mit der neuen Deutung eine die Ausleger seit Jahrhunderten beschäftigende crux interpretum weg. Sie liegt bei Gal 3,10 vor, in | ähnlicher »Weise übrigens auch bei Röm 3,20. 124 uther etwa, der seinerseits schon in seiner

121 S dazu Bachmann, Sünder, 100 A. 394 (wo u.a. auf den dem Genitiv des Bereiches

korrespondierenden Genitiv des Inhalts verwiesen wird, wie er in bezug auf den vönog in Eph 2,15 ["Gesetz der Gebote"] und ansatzweise auch in Röm 3,27 [" der Werke"] vorliegt). Vgl. o. (bei) A. 83.

? Sie wurden o. vor A. 8 aufgeführt. 123 Nicht ohne Relevanz ist für jene Passagen mit der Formulierung "Werke des Gesetzes", dass auch bei der Abbreviatur "Werke" (s. zu ihr o. [bei] A. 8f.) gut, wenn nicht besser, mit einer Deutung auf "Vorschriften" hin durchzukommen ist. Vermerkt sei dazu lediglich: Die Stelle Röm 4,6, bei der das Absehen von Gesetzeserfüllungen (zu denen bei

David jedenfalls die Beschneidung zu rechnen ist [vgl. V. 12.16]) angesichts von V. Tf. kei-

nen Sinn machen würde, (und deshalb auch die Stelle Röm 4,2) lässt sich dann wie Röm 3,28 gemäss Röm 3,21 (s. dazu o. bei A. 105, ferner Bachmann, Sünder, 96) - und Röm 7,8f. - verstehen (vgl. zu Röm 4,2 ausserdem nochmals [s.o. A. 105] V. 13.14.16), ebenso die

Gegenüberstellungen von Röm 9,12 (wo sich Gebotserfüllungen nicht zum schlechten Han-

deln von V. 11 fügen würden [s. auch dazu Bachmann, ebd.]); Röm 9,32 und Röm 11,6 ent-

sprechend denen, die z.B. Röm 3,28 und Gal 3,2.5 bestimmen (s. dazu o. A. 109 und u. bei A. 134f.). Wenn in Röm 9,31f. — nach unserer These - vöuog und Epya zwar engstens verbunden (vgl. o. Punkt (ii)), aber doch nicht identifiziert, sondern unterschieden werden, so

dürfte hier beim vöuog auf eine andere als die nomistische Seite des Gesetzes angespielt sein (vgl. dazu nur Bachmann, Sünder, 150 A. 269); und das passt natürlich bestens dazu, dass

es in Röm 9,31-10,4 um Teleologisches geht. 124 Es ist ja- auch ganz abgesehen von Aussagen wie Röm 2,13; 10,5 und Gal 3,12b einzusehen, wieso der Tatbestand, dass es "durch das Gesetz zur Erkenntnis der schwer _ Sünde" kommt (V. 20b), zu begründen vermag, dass ausgerechnet "aus Gesetzeserfüllungen wer(und nicht: aus Gesetzesübertretungen) kein Fleisch vor ihm (sc. Gott) gerechtfertigt

den wird" (V. 20a). Und doch signalisiert das ydp gegen Beginn von V. 20b ein Begrün-

bei A. dungsverhältnis. Vgl. dazu Bachmann, Sünder, 96 samt A. 363 (Literatur), ferner u.

167.

24

Antijudaismus im Galaterbrief?

126

ersten Vorlesung über den Brief auf Hieronymus’ Schwierigkeiten mit der Stelle hinwies,!?5 formuliert im Grossen Galaterbriefkommentar (von 1535) im Blick auf den Vers, dass die in ihm vereinigten "zwei Sätze" "einander klar widersprechen".!?6 Und im Kleinen (von 1519) heisst es!?7: "Aber nun sieh dir den seltsamen Schluss an, den der Apostel hier zieht! Er führt aus 5 Mose 27,26 an, dass verflucht seien, die nicht tun, was im Buch des Gesetzes geschrieben steht. Aus diesem verneinenden Satz holt er einen bejahenden heraus, nämlich diesen: Verflucht sind, die die Werke des Gesetzes tun [qui operantur opera legis]. Bejaht er dann nicht eben das, was Mose verneint?" Während Luther dann auf das Wort des römischen Statthalters Festus von Act 26,24 Bezug nimmt, Paulus sei von seiner grossen Gelehrsamkeit um den Verstand gebracht worden, !?8 spricht Ch.D. Stanley, der dem Problem jüngst einen Aufsatz gewidmet hat, davon: "the Pauline text

does present something of a conumdrum",!?? etwas wie ein Scherzrätsel. Nun, es lässt sich, wie ich meine, lösen, !30 und zwar anders, als Stanley | möchte.!?! Das Problem ergibt sich nämlich allein daraus, dass man die erste Vershälfte im Sinne

der Kennzeichnung derer fasst, deren Wirken der Tora entspricht, qui operantur opera legis, um es noch einmal mit den Worten Luthers zu sagen. Handelt es sich bei den Gesetzeswerken indes gar nicht um das Tun gemäss der Tora, sondern um die Regelungen des Gesetzes selbst, so geht es hier ohne jede Spannung ab. Denn dann hat es dieser Teilvers noch gar nicht mit dem Erfüllen des Gesetzes zu tun,

125 WA 57 [II], 5-108, hier 79,4 - mit dem Hinweis auf PL 26, 357(£.). Vgl. WA 401, SIMSAIT. 126 WA 40 I, (1-)39-II, 184, hier I, 396,34f.: "Sunt ergo omnino duae pugnantes sen-

tentiae Pauli et Mosi". 127 WA 2, 513,23-27, zitiert nach (Z. 26 und nach der o. A. 30 genannten Übersetzung:) Mann: 131. Vgl. WA 57 [II], 79,4; 40 I, 396,(bes.)12.31.

128 WA 2, 513,29f (Mann: 131). Natürlich bleibt Luther nicht bei derart defätistischen

Äusserungen stehen, gelangt vielmehr insbesondere zu der folgenden Interpretation von V. 10a(-b), die den logischen Schaden zu heilen verspricht: "quicunque extra fidem sunt, operantur quidem opera legis, sed legem non implent. Opera enim legis simulata opera sunt" (ebd., Z. 32-34, in Z. 34-36 bezieht sich der Reformator dafür auf Gal 6,13 und 5,3). Vgl. o. (bei) A. 28.32f.45.

129 Ch. D. Stanley, “Under a curse’: A Fresh Reading of Galatians 3.10-14, NTS 36

(1990) 481-511, 481. 130 Dazu etwas ausführlicher: Bachmann, Sünder, 93-95.

131 Stanley, Curse, der, ebd., 482-486 (vgl. 509f.), einen Überblick über ältere und jün-

gere Lösungsversuche gibt (und sie sämtlich zurückweist), versteht V. 10a gleichsam als einen auf Heidenchristen bezogenen Konditionalsatz (vgl. bes. ebd., 498 A. 51) und "v. 10 as expressing the continuing ‘potentiality’ of the ‘curse’ threatened by the law" (ebd., 511). Kritisch dazu bereits Bachmann, Sünder, 94 A. 356 (unter Hinweis u.a. auf Röm 2,12b).

127

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

25

sondern lediglich mit so etwas wie der Ausrichtung an den einzelnen Ge- und Verboten der Tora, einer Ausrichtung, die nicht von Erfolg gekrönt sein muss. Und eben dies, dass sie das durchweg nicht ist und dass der Konflikt mit Einzelregelungen der Tora zur Verfluchung führt, wird dann mit dem Deuteronomium-Zitat und

in den nachfolgenden Versen begründend angefügt.!?? Deshalb also, aufgrund des Sündigens, ist jeder, der aus Gesetzeswerken ist, der sich an den Regelungen der Tora ausrichtet, unter dem Fluch.!?? Es erledigt sich damit eine altehrwürdige crux interpretum! Überdies und zum anderen lässt nun ein Blick auf Gal 3,2.5 deutlicher erkennen, was für eine Alternative Paulus mit der ziemlich stereotypen Gegenüberstellung von "aus Werken (des Gesetzes)" (Röm 3,20; Gal 2,16aa.by.c [vgl. Röm 4,2; 9,12.32; 11,6, ferner Röm 4,13.14.16; 10,5; Gal 2,19aa.21ba; 3,18a.21cß; 5,4aß])!?* und "durch (bzw. aus dem) Glauben an (Jesus) Christus (bzw. Christus Jesus)" (Röm 3,22.26; Gal 2,16aß.bß [vgl. Röm 9,32; Gal 2,16bcı.17a, ferner Röm 3,28; 4,3.5.13.16; 9,30; 10,6; Gal 3,8.9.11.12.14]) im Blick hat.!35 Nicht eigent-

lich die angesichts biblischer und paulinischer Ethik (vgl. nur Ps 25,4-17; Phil 2,13) etwas schiefe Entgegensetzung von menschlichem und göttlichem Handeln, von Horizontale und Vertikale ist gemeint, wenn man Epya. vöuov nicht auf das Tun, sondern auf die Tora-Regelungen bezieht. Vielmehr geht es dann darum, dass zwei denkbare Quellen des Heils, des Geistes, des Handelns Gottes an den Menschen verglichen werden. Die Alternative lautet: "aus Regelungen des Gesetzes (...) oder aus der Predigt des Glaubens". Diese Alternative ist | sauber, sofern sie zweimal auf ein extra nos Bezug nimmt, von dem her sich der einzelne verstehen

und von dem her er sein Leben gestalten kann.!?6 Und klar ist auch, dass für den Apostel nur die zweite Möglichkeit in Frage kommt. Neben diesen vier Punkten, die vom paulinischen Gebrauch des Ausdrucks "Gesetzeswerke" aus zugunsten unserer These geltend gemacht wurden, soll die Diachronie noch ein wenig, aber doch nicht ohne Akzentuierung ins Spiel kom-

132 5, dazu ebd., 141-143, auch 95 A. 357. 133 gl. hierzu u. (bei) A. 168. 134 Der Wendung "nicht aus Werken (des Gesetzes)" korrespondiert der Ausdruck "ohne Werke des Gesetzes" (Röm 3,28), "ohne Werke" (Röm 4,6), auch der weitere: "ohne

Gesetz" (Röm 3,21; 7,8.9). - Zu Röm 4,2(.6); 9,12.32 und 11,6 vgl. o. (bei) A. 9.

135 Vgl. o. (bei) A. 105.109.123.

136 Hier liegt das gewisse Recht etwa der Auffassung Lohmeyers, es gehe bei den &pya um den "Dienst des Gesetzes" (s. dazu o. [bei] A. 14.69); denn Gesetzesvorschriften pflegen auf ihren Vollzug hin angelegt zu sein, und das gilt auch für die paulinischen Epya (vöuov) (s. dazu bes. Röm 4,4f.; 9,11f., Gal 3,10-12; vgl. Röm 2,14 [und Tit 3,5], ferner

Cranfield, Works, 94). Vgl. u. (bei) A. 159f.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

128

men. Es drängt sich ja die Frage auf, ob die Kennzeichnung des üblichen etymologischen Arguments als Scheinargument!?7 nicht eine sprachgeschichtliche Lücke hinterlässt. Sucht man darum nach einem hebräischen Äquivalent zum von Paulus doch auffällig invariabel und wie geprägt verwandten Ausdruck "Werke des Gesetzes", so stösst man — das steht schon im "Billerbeck" — auf m“s‘j twrh. 138

Für diese Verbindung konnten freilich weder Billerbeck noch Lohmeyer auch nur einen einzigen antiken Beleg beibringen.!?? Wenn sie statt dessen den Begriff opera praeceptorum, "Werke der Gebote", aus syrBar 57,2 als nahe Entsprechung zum Syntagma "Werke des Gesetzes" reklamierten,!*° so ist diese Stelle für uns nicht ganz uninteressant; denn hier werden ähnlich wie bei Paulus "Werke" und "Gesetz!" parallelisiert,!*! und es wird zudem, wie schon Lohmeyer sah, das Tun von den Werken unterschieden.!*? Bekräftigend kommt hinzu, dass darüber hin-

aus (insbesondere) die Septuaginta an einer ganzen Anzahl von Stellen | &pyov im Sinne des Gebotes, der Vorschrift verwendet. 143 Dieser Sachverhalt braucht um so weniger zu verwundern, als Epyov im Bereich des Profangriechischen nicht nur das Wirken, !** sondern

auch die zu bewältigende

Aufgabe meinen kann.!*5 Aber

137 5, dazu o. bei A. 70-78. 138 Billerbeck, Kommentar, III, 160. Vgl. u. A. 156. Nach Sch. Ben-Chorin, Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht (dtv/List Sachbuch 1550), ungekürzte Ausg., München 1980, 56, gilt: "es (sc. "das Wort Nomos" bei Paulus) kann für Mizwoth ma’assioth stehen,

für das Ritualgesetz". 139 Bei Billerbeck, Kommentar, III,, 160 A. 1, und bei Lohmeyer, Probleme, 41, wird

lediglich auf "a late midrash" (Gaston, Works, 101) verwiesen, der den Ausdruck als Titel trägt. 140 Billerbeck, Kommentar, III, 160; Lohmeyer, Probleme, (36.)40. Vgl. z.B. Käsemann, Römer, 83.

141 Gesehen von Lohmeyer, Probleme, 40, der indes die Entsprechung zum gleichen Sachverhalt im paulinischen Schrifttum (s. ebd., 64, und o. Punkt (ii)) nicht benennt.

142 Rs ist darum, wie Lohmeyer, ebd., 40, mit Recht betont, "auch hier ... der Ausdruck ‘Werk’ nur eine Variante des Begriffes Gebot, die auf die Forderung des ‘Vollbringens’, nicht auf die Tatsache des ‘Vollbrachtseins’ tendiert." 143 [ ohmeyer, ebd., 39f., verweist auf Stellen wie Ex 36,1.3 und Num 3,7.8 (vgl. ferner etwa Num 8,11 und I[III] Esdr 7,9, auch die von Westerholm, Faith, 116, schwerlich zu Recht für seine Sicht der Gesetzeswerke ["deeds demanded by the law" ]reklamierten Verse Jer 31[48],10 und Bar 2,9 [wo t& Epya adrtov, nach V. 10 - und V. 12 - zu schliessen, nichts anderes als T& npootd.yuata Kuptov meinen dürfte]). Aus dem Schrifttum jenseits der Septuaginta führt er (ebd.) TestLev 19,1 und TestBenj 5,3 an. Es lässt sich hier überdies noch auf Ios., Ant 20,42.43.46 verweisen (s. Bachmann, Sünder, 98) und natürlich auf die schon o. (bei) A. 75-82 genannten neutestamentlichen Belege. 144 S, dazu nur o. (bei) A. 70f. 145 5, dazu nur H. Menge, Langenscheidts Grosswörterbuch Griechisch Deutsch, unter

Berücksichtigung der Etymologie, Berlin u.a. 271991 (Nachdr. 21913), 283f., wo hinsicht-

129

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

27

Epya völLov findet sich auch im griechischen Alten Testament nicht. Die Situation hat sich indes mit den Qumranfunden, genauer: mit der sukzessiven Veröffentli-

chung der mehr oder weniger gut erhaltenen Dokumente entschieden zum Positiven hin verändert. Freilich: Die schon vor über 30 Jahren edierte'*° und in der Sekundäfrliteratur bis vor kurzem allein verzeichnete (und klar benannte) "Parallele"!#7, die sich in einem in der vierten Höhle aufgespürten "Florilegium" zu finden

scheint, unterliegt bereits seit gut 20 Jahren erheblichen Zweifeln; denn hier, in 4Q Flor 1,7, ist möglicherweise nicht m“s‘j twrh, Werke des Gesetzes, zu | lesen, sondern mit Dalet m“s‘j twdh, Werke des Dankopfers.!*® Glücklicherweise ist inzwi-

lich der Bedeutung von &pyov (nach "einzelnes Werk, Tat ...") an zweiter Stelle "obliegende Arbeit, Obliegenheit, Aufgabe, Beschäftigung, Geschäft ..." (bei M. z.T. drucktechnisch hervorgehoben) genannt wird (vgl. z.B. Hom., Il 6,490 [und 6,492], auch Mk 13,34). Vgl. Heiligenthal, &pyov, 124: "E. bedeutet im NT wie im Profangriechisch (sic) ... Arbeit, Aufgabe" (vgl. dazu o. A. 80). Vgl. u. A. 156. 146 Erstausgabe 1959 (s. dazu nur E. Lohse [Hg.], Die Texte aus Qumran. Hebräisch und Deutsch. Mit masoretischer Punktation, Übersetzung, Einführung und Anmerkungen, Darmstadt 1971, 255[-259]). 147 Schon weil z.B. auch nach Moo, "Law", 91, "an equivalent Hebrew verbal parallel only in 4QFlor 1:7" vorliegt (vgl. Schreiner, Works, 230[f.], ferner die [etwa um: W. Stegemann, Judenfeindschaft, 160 A. 186, ergänzbaren] Literaturangaben bei Bachmann, Sünder, 98 A. 384), kann der zusätzliche Hinweis auf Qumran-Belege für "seine Werke in der Tora" (1QS 5,21; 6,18 [vgl. Dunn, Jesus , 244, wo überdies auf 10S 5,23 und auf "an unpublished 4Q text", unter dem der sogleich vorzustellende Brief 4QMMT zu verstehen ist, hingewiesen wird]; vgl. Tit 3,5 [s. zu dieser Stelle o. A. 96]) und für "Werke der Gerechtigkeit" (10H 1,26; 4,31; vgl. PsSal 18,8) nur zur Erhellung des weiteren Hintergrundes dienen. Immerhin erscheint es, was die letztere Wendung angeht, nicht ausgeschlossen, dass (auch) hier die Werke von den Geboten zu verstehen sind, werden sie doch (in IQH 1,26; 4,31) dem Bereich Gottes zugeordnet und (in IQH 1,26f.) den "Werken des Trugs" (1QH 1,27) gegenübergestellt (vgl. PsSal 18,8 mit V,4). Vgl. noch o. (bei) A. 83. Was Paulus und 4QMMT angeht, vgl. noch P.J. Tomson, Paul and 66, the Jewish Law: Halakha in the Letters of the Apostle to the Gentiles, CRI III,I (1990) M. Hengel, Der vorchristliche Paulus, in: Paulus und das antike Judentum. Tübingen-Dur1938) ham-Symposium im Gedenken an den 50. Todestag Adolf Schlatters (f 19. Mai 306, A. 273 und 253f. 177-291/3, 1991, Tübingen (WUNT 58), hg. v. M. Hengel/U. Heckel, Faith, by Justification on Perspective Renewed A God. of Justice The sowie J.D.G. Dunn, JThS 43 (1992) 1-22, 13f. Zweifel 148 S_ dazu (die Literaturhinweise bei) Bachmann, Sünder, 98f. Vorsichtige on Notes Strugnell, J. zuerst äusserte biete, daran, dass die Handschrift in 4QFlor 1,7 twrh 1) (1969-197 7 RdQ Jordan", of Desert Judaean the in es marge du volume V des "Discoveri gium in 163-276, 221. Vehementer urteilt nun G.J. Brooke, Exegesis at Qumran. 4QFlorile twdh reading "the : its Jewish Context (JSOT.SS 29), Sheffield 1985, 108 (vgl. 87.92.192) s". photograph earliest is ... confirmed from the original manuscript and

28

Rechtfertigung und Gesetzeswerke bei Paulus

130

schen indes wenigstens in einer Art Raubedition!® ein in mehrfacher Hinsicht hochinteressantes Dokument aus der gleichen Höhle bekannt geworden, ein Brief, der vielleicht sogar vom Lehrer der Gerechtigkeit selbst stammt.!>® Und dieser Brief, der gegenüber einem Aussenstehenden über 20 halakhische Fragen, insbesondere im Blick auf "Kalender, Reinheit und Tempelkult, Ehegesetze"!5 1 behan-

delt, bietet nun im Epilog die einzige gesicherte Parallele zum paulinischen Ausdruck "Werke des Gesetzes". Wenn es da heisst, im Vorangehenden seien nie-

dergeschrieben | worden mgst m°s’j htwrh!??(C29 [vgl. BIf. und C32]), so kann kaum ein Zweifel daran bestehen, dass es hier um die Vorschriften, die Regelun-

ei Anonymously Received Pre-Publication of the 4QMMT, in: The Qumran Chronicle (Krakau), Appendix "A", Nr. 2, Dezember 1990; hier 2-9 der Text mitsamt einer englischen Übersetzung. (Prof. Dr. H. Lichtenberger, Münster, liess mir unter freundlicher Vermittlung von Prof. Dr. E.W. Stegemann, Basel, dankenswerterweise ein Exemplar hiervon zukommen.) Die Zeilenzählung dieses "Raubdrucks" ist im folgenden aufgegriffen worden, obwohl sie - und auch der Buchstabenbestand — nicht genau mit dem überein-

stimmt, was E. Qimron und J. Strugnell, denen die Aufgabe der kritischen Edition anvertraut ist - oder doch war -, bislang zu und aus dem aus sechs jeweils fragmentarischen Manuskripten zu rekonstruierenden Dokument veröffentlicht haben (nämlich primär zwei Aufsätez mit übereinstimmendem Titel: An Unpublished Halakhic Letter from Qumran, einerseits in: Biblical Archaeology Today. Proceedings of the International Congress on Biblical Archaeology, Jerusalem, April 1984, Jerusalem 1985, 400-407, andererseits in: The Israel Museum Journal 4 [1985] 9-12); so zitieren Qimron/Strugnell, Letter (402 bzw.) 10, einen Passus als "C14-15", der in der Krakauer Ausgabe in Zeile C7 beginnt (vgl. ferner u. A. 152). Trotz des Skandals der jahrzehntelangen Hinauszögerung der Edition des Textes, den Qimron/Strugnell "one of the most important documents from Qumran" (ebd., 400) nennen,

ist zu ihm inzwischen schon viel geschrieben worden (s. die auf S. 10f. des genannten Heftes von "The Qumran Chronicle" gebotene, von Z.J. Kapera zusammengestellte Literaturliste). es Qimron/Strugnell, Letter, 400: Verfasser ist "possibly the Teacher of Righteousness himself". REM Lichtenberger, Literatur zum Antiken Judentum, VF 33 (1988) 2-19, 13. Vgl.L. H. Schiffman, Migsat Ma‘as’eh Ha-Torah and the Temple Scroll, RdQ 14 (1990) 435-457. 152 Während dies dem bei Qimron/Strugnell, Letter, 400 (bzw. 9), notierten Konsonan-

tenbestand entspricht (vgl. ebd., 10, die diesen Passus betreffende Abbildung eines der Fragmente) und in der Sekundärliteratur, soweit ich sehe, einhellig als Wortlaut angenommen wird, bietet die Krakauer Ausgabe nicht m“s‘j, sondern ms’h (womit indes, wie etwa ein Vergleich von Ex 18,20 LXX [E&pya] mit der hebräischen Vorlage [vgl. u. bei A. 154] zeigt,

eine pluralische Bedeutung nicht ausgeschlossen sein muss [vgl. E. Qimron, The Hebrew of the Dead Sea Scrolls , Atlanta, Georgia, 1986, 101, und die nachfolgende A.], und das um so weniger, als ein solcher Wechsel als für die Qumran-Texte nahezu typisch gelten kann [s. dazu M.H. Gottstein, Studies in the Language of the Dead Sea Scrolls: 1. The Interchange of Final Yod and He, JJS 4 104f.]). Vgl. den Hinweis

131

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

29

gen des Gesetzes geht, nicht um das Tun gemäss den Regelungen. So übersetzen denn auch die (eigentlichen) Bearbeiter des Textes diese Wendung, die sie übrigens zur Bezeichnung des Dokuments wählen (AQMMT), mit "some of the pre-

cepts of the Torah".!°* Offensichtlich ist es ein solcher Sprachgebrauch, an den sich Paulus anschliesst! Und daran ist um so weniger zu zweifeln, als erstens das Nomen m“s’h schon in Ex 18,20, wo es in Parallele zu (hgqjm (Satzungen) und twrt (Weisungen) steht,!5* das zu Tuende meint!” und als sich auf eben diese Stelle die rabbinische Auslegung bezieht, die hier auf "die Linie des Rechts", !56 auf das Richten "nach dem Buchstaben des Gesetzes"!?7 deutet. Zweitens stehen sich Paulus und jener Qumran-Brief auch | über den blossen Ausdruck "Gesetzeswerke" hinaus noch auffällig nahe. Dieser Terminus wird nämlich nicht nur im Römerund Galaterbrief (Röm 4,3; Gal 3,6) mit der durch die Abraham-Stelle Gen 15,6 (vgl. IMakk 2,52, ferner Ps 106,31) inspirierten Frage verknüpft, was es denn ei'gentlich sei, das zur Gerechtigkeit angerechnet werde; genau diese Verbindung

bietet vielmehr auch der Epilog des Qumran-Schreibens (C33; vgl. C29)!!>® Pau-

von Qimron/Strugnell, Letter, 406 (A. 7 zu 401): "The variant readings of the several manuscripts are very interesting" (und vgl. o. A. 149). 153 Qimron/Strugnell, ebd., 401 (bzw. 9); genau so bemerkenswerterweise (vgl. die vorangehende A.) auch die der Krakauer Ausgabe beigegebene Übersetzung. Vgl. Lichtenberger, Literatur, 13 ("Teil der Vorschriften der Tora"), und Ch. K. Barrett, Texte zur Um-

welt des Neuen Testaments (UTB 1591), hg. v. C.-J. Thornton, Tübingen 21991, 261. (Nr. 233), hier 261 (Z. 7: "(einiges) aus der Gesamtheit der Vorschriften der Tora"), ferner Qimron, Hebrew, 101.

154 Vgl. 0. A. 152. 155 0 auch Qimron/Strugnell, Letter, 406 (A. 5 zu 401).

156 S, dazu nur: Billerbeck, Kommentar, I, 345f.; II, 501f.; IV,1, 560f.; A. Finkel, Art. Gerechtigkeit II. Judentum, in: TRE XII (1984), 411-414, 412; Qimron/Strugnell, Letter,

406 (A. 5 zu 401) - mit Bezugnahmen u.a. auf: BQ 99b(-100a); BM 30b; MekEx zu 18,20 (hier indes auch Interpretation durch m“s’h htwb);, TPsJ Ex 18,20 (vgl. noch CN Ex 18,20). Qimron/Strugnell, Letter, 406 (A. 5 zu 401 [Literatur]), weisen im übrigen darauf hin, dass es in der nachbiblischen Literatur "many further examples of m“s’jm ... with the meaning

‘precepts’ gebe (vgl. M. Elon, Art. Ma’seh, EJ 11 [1971] 641-649, bes. 641). Das Wort hat

A. dann wie der Terminus mswt (s. dazu nur Billerbeck, Kommentar, III, 161f.; vgl. o. [bei] beiden die ein 144f.) A. [bei] o. nur dazu (8. Epya bzw.) (£pyov wie ähnlich 67.83) - und 136. Pole "Taten" und "Vorschriften" umfassendes Bedeutungsspektrum. Vgl. o. (bei) A.

157 Billerbeck, Kommentar, III, 502 (vgl. 1, 345; IV,1, 561). 158 Vgl. dazu Tomson, Law, 66, und Hengel, Paulus, (253 und) 273 samt A. 306. Wei-

des tere unübersehbare inhaltliche Berührungen sind: Wie in Gal 3,10-14(ff.) die Thematik im ZusammenSegens und des Fluches (von Dt 27£. [vgl. zumal: 30,1; Jos 8,34; Mal 2,2])

wenn in hang der Frage der Gesetzesobservanz erscheint, so auch in 4QMMT (C15ff.), und Vergeauf heit Angewiesen Davids und) Röm 4,6-8 (die Rechtfertigung des Sünders David

30

Antijudaismus im Galaterbrief?

132

lus wie der "Lehrer der Gerechtigkeit" bringen überdies jeweils durch ein ähnliches sprachliches Mittel zum Ausdruck, dass Gesetzeswerke, dass Toravorschriften auf das Tun hin bedacht sein wollen; denn während in dem älteren halak-

hischen Dokument das Verb “s’'h im Zusammenhang dieser "Werke", Vorschriften, auftaucht!>? (C33; vgl. C24, auch B2), ist es beim Apostel in Röm 4,4f. (vgl. 2,10; 13,10; Gal 6,10, ferner I Kor 16,10, auch I Kor 9,13) EpydiLeoBaı.160 Kurz: Von

einer sprachgeschichtlichen Lücke kann angesichts dieser Berührungen nicht bzw. nicht mehr die Rede sein.

IV Unsere These dürfte sich damit sowohl unter diachronem als auch unter synchronem Aspekt empfehlen. Das bedeutet sozusagen paradoxerweise auch, dass gerade das aufzugeben ist, was die drei vorgestellten Antworten auf die Frage verbindet, warum denn Gesetzeswerke nach Paulus nicht rechtfertigen — die Überzeugung nämlich, bei Gesetzeswerken handle es sich unmittelbar um die Ebene des Tuns.

Das eben nicht! Während also der bisherige Konsens aufzukündigen sein wird, lässt sich dafür möglicherweise der skizzierte Dissens überwinden. Jedenfalls scheint es übereilt, die Positionen Bultmanns, Wilckens’ und Sanders’ oder gar die

Ausführungen Luthers in Bausch und Bogen zu verwerfen. Diese Stellungnahmen treten jedoch mit der neuen Auffassung des Ausdrucks "Gesetzeswerke" ohne Zweifel in eine andere Beleuchtung. Was Bultmann anbetrifft, so ist fraglos richtig, dass Paulus etwas gegen den Selbstruhm des Menschen hat; aber nicht, weil

"die Erfüllung des Gesetzes ... die Sünde ist", sondern weil der sich Rühmende | (gemäss Röm 2f.) öffentlich oder heimlich doch das Gesetz übertritt!el und so, Gal 3,10 zufolge, dem Fluch verfällt.!62 Bei Wilckens ist das durchaus zutreffend ge-

sehen; aber Paulus kommt nicht aufgrund einer statistischen Umfrage zu der Auffassung, dass "alle Menschen

faktisch ... Sünder"

sind, sondern, wie z.B. die

Entgegensetzung "aus Werken des Gesetzes (...) oder aus der Predigt des Glaubens" von Gal 3,2.5 deutlich macht,!6? aufgrund des Christusereignisses, das nach ihm nicht grundlos gewesen sein kann (s. Gal 2.216) % Das nun ist bei Sanders

bung zur Sprache kommt, so in ähnlicher Weise ebenfalls in diesem Qumran-Dokument (C2Tf.; vgl. C19ff., auch C10f.).

159 S, dazu Qimron/Strugnell, Letter, 401 samt A. 5. I Vgl. dazu o. (bei) A. 136. Vgl. ferner Hengel, Paulus, 253f.

161 Vgl. Schreiner, Works, 226-229 (und 232-238), und Westerholm, Faith, 170f. 162 Vgl. dazu o. (bei) A. 132. 163 Yo]. dazu o. bei A. 134-136. 164 Vgl. o. A. 58, ferner Bachmann, Sünder, 63 (samt A. 184) und 88f.

133

Rechtfertigungund Gesetzeswerkebei Paulus

31

gut erfasst, ebenso gut wie bei ihm die soziologische Dimension der &pya schon erspürt ist; 165 aber die Misere, die Sindenmisere, die Paulus in der Tat vom Chri-

stusereignis aus in den Blick bekommt, ist für ihn genauso real wie der Tod Jesu selbst, bei dem es eben um die Bewältigung der Sünde(n) ging (s. nur Röm

3,23-26; Gal 1,4; 2,20[f.]; 3,14).166

Dies Sündigen darf nun freilich nicht mit den Gesetzeswerken verwechselt werden — weder im Sinne des erfolgreichen Wirkens noch in dem des sein Ziel verfehlenden Tuns. Die Gesetzeswerke haben es vielmehr unmittelbar mit dem vöuog zu tun, der nach Röm 7,12 heilig ist, und sie haben es insofern mit Gott selbst zu

tun. Wo Paulus von Epya vöuov spricht, wird er also in keiner Weise einer Diskreditierung des Tuns gemäss den Gesetzeswerken Vorschub leisten, sei es nun das gute Tun des Katholiken, des Juden, des Reformierten oder selbst des Luthe-

raners. Nach Röm 2,13 sind denn auch "vor Gott nicht die Hörer des Gesetzes gerecht, sondern die Täter". Das werden wir angesichts der Hypothek unserer Theologie- und Kirchengeschichte und angesichts dessen zu bedenken haben, was ihr an Sozialge- | schichte, oder richtiger: an oft unsozialer Geschichte, entsprach und entspricht. Das verlangt nicht nur das Geschehen des Holocaust und das Zeitalter der Ökumene, das verlangt wohl auch Paulus. Freilich, es wird auch dabei —

wie überdies bei der exegetischen Arbeit — nicht über "Stückwerk" (vgl. I Kor 13,9) hinauszukommen sein, ganz gemäss dem, was Paulus und von ihm her noch mehr Luther nicht müde werden gegenüber jedem Triumphalismus zu betonen. Um ein letztes Mal den Apostel — genauer: Röm 3,2067 - zu zitieren: "aus den Regelungen des Gesetzes wird kein Fleisch vor ihm (sc. Gott) gerechtfertigt (werden); durch das Gesetz kommt es nämlich zur Sündenerkenntnis".!68

165 5, dazu o. (bei) A. 48.58. 166 Sofern indes bei Paulus Soteriologie und Anthropologie von der Christologie her (vgl. nochmals Gal 2,21b [und dazu o. A. 58.164]; vgl. Röm 3,27) in den Blick kommen, wird die Auskunft, das Nicht-Gerechtfertigtwerden aus Gesetzeswerken ergebe sich bei Paulus aus "der sarkischen Verfassung der Menschheit" (W. Stegemann, Judenfeind-

schaft, 165) nur bedingt, nicht als absolute Aussage, nachgesprochen werden können - zumal die Beobachtung, dass in Röm 3,20 und in Gal 2,16 nicht wie in Ps 142,2 LXX nüg Cöv, sondern näca odp& gesetzt ist (W. Stegemann, ebd., 164; ähnlich etwa schon A. Schlatter, Gottes Gerechtigkeit. Ein Kommentar zum Römerbrief, Stuttgart 1935, 133), deshalb nicht zu sehr gewichtet werden darf, weil der Apostel die oap&-Terminologie des derart formulierten Psalmwortes im (näheren) Kontext nicht aufgreift (s. vielmehr Gal 2,16ac:: &vepwncog; doch s. auch Gal 2,20c) und weil die Fleischesbegrifflichkeit auch in dem offenkundig ebenfalls von Ps 143(142),2 abhängigen Vers äthHen 81,5 begegnet (vgl. Wilckens, Paulus, 90f. samt A. 28, und Cosgrove, Justification, 655 A. 9). 167 Vgl. zu dieser Stelle (die vorangehende A. und) o. (bei) A. 124.

IE jedenfalls lautet post Christum crucifixum das paulinische Urteil (s. dazu o. [bei] A. 164.166).

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AD) 4QMMT und Galaterbrief, aan wo und EPTA NOMOY I. In seinem Aufsatz über 4QMMT und den Galaterbrief! hat J. D. G. Dunn verdienstvollerweise wichtige Parallelen zwischen diesen beiden Dokumenten zusammengestellt” und daraus Folgerungen hinsichtlich (der antiochenischen und) der galatischen Situation abgeleitet‘. Man kann weitere Entsprechungen hervorhe‚ben, auch wenn sie nicht ganz so spektakulär sind wie die Korrespondenz von

nmnn v8 (C 27; vgl. B 2) und Epya vönov (Gal 2,16 [3mal]; 3,2.5.10). So fällt an terminologischen Berührungen etwa noch die Redeweise vom Samen, d.h. von der Nachkommenschaft, auf (B 81 [vgl. B 75]; |Gal 3,16.19.29), ferner die Metapher vom einzuhaltenden Pfad (s. C 12 [vgl. C 25]; Gal 2,14 [vgl. z.B. Gal 2,18;

! J.D.G. Dunn, 4QMMT and Galatians, NTS 43 (1997) 147-153. Dunn zieht das in sechs fragmentarischen Handschriften (4Q394-399 [= 4QMMT*T]) vorliegende (und in seiner Einheitlichkeit nicht ganz unumstrittene) Dokument 4QMMT jeweils zumindest auch nach dem "Composite Text" und der entsprechenden Zeilenbenennung bzw. -zählung her-

an, also nach E. Qimron/J. Strugnell, Qumran Cave 4. Bd. V: Migsat Ma‘ase Ha-Torah (Discoveries of the Judaean Desert X), Oxford 1994, 43-63. Ein solches Vorgehen wird

auch für die beschränkten Zwecke des vorliegenden Diskussionsbeitrags im wesentlichen genügen (doch vgl. u. [bei] Anm. 58). Vgl. u. Anm. 35. 2 Nämlich: Absonderung (C 7; Gal 1,15; 2,12); Segen und Fluch (C 14ff.; Gal 3,8ff.); "Werke des Gesetzes" (C 27; Gal 2,16ff.); Gen 15,6 (bzw. Ps 106,31; 1Makk 2,52; Jub 30,17) (C 31; Gal 3,6); Kalender (A Iff.; Gal 4,10). — Schade ist es, was die wissenschaftliche Kommunikation angeht, wie wenig durchlässig die Grenzen z. B. zwischen englischund deutschsprachiger Literatur inzwischen sind. So erwähnt Dunn nicht: H.-W. Kuhn, Die Bedeutung der Qumrantexte für das Verständnis des Galaterbriefes. Aus dem Münchener Projekt: Qumran und das Neue Testament, in: G. J. Brooke (Hg.), New Qumran Texts and Studies. Proceedings of the First Meeting of the International Organisations for Qumran Studies, Paris 1992 (Studies on the Texts of the Desert of Judah XV), Leiden/New York/

Köln 1994, 169-221 (vgl. ders., Die drei wichtigsten Qumranparallelen zum Galaterbrief. Unbekannte Wege der Tradition, in: Konsequente Traditionsgeschichte. FS Klaus Baltzer [OBO 126], Freiburg [Schweiz]/Göttingen 1993, 227-254); M. Bachmann, Rechtfertigung und Gesetzeswerke bei Paulus, ThZ 49 (1993) 1-33, bes. 27-31 (vgl. ders., Sünder oder

Übertreter. Studien zur Argumentation in Gal 2,15ff. [WUNT 59], Tübingen 1992, bes.

98£.); P. Grelot, Les @uvres de la Loi (A propos de 4Q394-398), RdQ 16 (Nr. 63, Dezember

1994) 441-448.

3 S. Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 152f.

34

3.107).

Antijudaismus im Galaterbrief?

Sachlich

treten

die — das Israel-Thema

einbeziehenden?

193

— nahezu

eschatologischen Töne (s. bes. C 16.21.30-32; Gal 1,4; 4,4; 5,5; 6,15f.) besonders

hervor. Und vernachlässigt werden sollte auf keinen Fall, daß das Dokument 4QMMT, das seine Herausgeber E. Qimron und J. Strugnell zunächst als Brief polemischer Art beschrieben hatten, seinem literarischen Charakter nach zumal den

paulinischen Schreiben und unter ihnen gerade dem an die "Gemeinden Galatiens" (Gal 1,2) gesandten auffällig nahesteht’.

Diese Einschätzung ist letztlich nicht davon abhängig, ob der in keiner der 4QMMT-Handschriften enthaltene Eingang des Textes ein Briefpräskript bot oder nicht®. Entscheidend ist vielmehr, daß die auf die kalendarischen | Angaben (A)

* Wahrscheinlich istinC 12 an den Pfad "of the Torah" gedacht, wie Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 59, ergänzen (vgl. ebd., 139 [Bezug auf Ex 18 ?] und vgl. u. [bei] Anm. 63) — entsprechend möglicherweise auch in Gal 3,19 (s. dazu nur Bachmann, Sünder [s. Anm. 2] 74 Anm. 244) -; jedenfalls wird hier die Abweichung vom rechten Weg (gemäß Dtn 27-30 [vgl. bes. 30,16f.]) negativ gewertet - nicht anders als in Gal 2,14.18; 3,19 -. Vgl. zu dieser Bildlichkeit im Rahmen des Galaterbriefs ebd.,

bes. 79f. a Vgl. dazu Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 148-150. (Ebd. Anm. 13: Diskussion der Frage, wie die Lücke am Ende von C 21 zu füllen ist: ob eine Rückkehr zu Israel oder zur Tora [vgl. Gal 2,18a] ausgesagt werden soll.) 6 S. zumal E. Qimron/). Strugnell, An Unpublished Halakhic Letter from Qumran, in: Biblical Archaeology Today. Proceedings of the International Congress on Biblical Archaeology, Jerusalem, April 1984, Jerusalem 1985, 400-407, bes. 401f. Von der Beurteilung des Dokuments als Brief oder doch von der als Privatbrief sind die Autoren inzwischen abgerückt und plädieren nun eher für "Epistel" oder "Abhandlung (treatise)" (s. Qimron/Strugnell, Migsat [s. Anm. 1] 113f.121), ja, Strugnell denkt jetzt für die Teile B und C (des überdies einen Abschnitt A bietenden "Composite Text") sogar an "alegal code", vergleichbar dem Deuteronomium (ebd., 203-206 [Zitat: 205]). Andere Wissenschaftler charakterisieren 4QMMT hingegen weiterhin als Brief (z. B. L. H. Schiffman, The New Halakhic Letter [AQMMT] and the Origins of the Dead Sea Sect, BA 53 [1990] 64-73, bes. 67; H. Stegemann, Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus [Herder Spektrum 4249], Freiburg/Basel/Wien 1993, 148f.; H. Lichtenberger, Das Tora-Verständnis im Judentum zur Zeit des Paulus. Eine Skizze, in: J. D. G. Dunn [Hg.], Paul and the Mosaic Law. The Third

Durham-Tübingen Research Symposium on Earliest Christianity and Judaism [Durham, September, 1994] [WUNT 89], Tübingen 1996, 7-23: 15). 7 Ganz ähnlich urteilen auch Qimron/Strugnell: Letter (s. Anm. 6) 401 samt Anm. 6; Migsat (s. Anm. 1) 114 samt Anm. (10-)14. Auch daß AQMMT wegen der erheblichen Zahl

der in Qumran aufbewahrten Exemplare als Dokument von "substantial authority" (ebd., 112) gegolten haben muß, findet im übrigen seine Parallele bei den Paulusbriefen (vgl. nur 1Kor 5,9; 2Kor 10,9£.; 1Thess 5,27; 2Petr 3,15f.).

8 Vgl. dazu nur Qimron/Strugnell, ebd., 109.113. U. a. angesichts der Formulierung "wir haben an dich geschrieben" (78 12n3 [C 26; vgl. C 10]) ist die Möglichkeit eines Präskripts allerdings keineswegs auszuschließen, zumal das durch die Textanordnung (C 32

93

40MMT und Galaterbrief

35

folgenden beiden Abschnitte, von denen der erste durch halakhisches Material bestimmt ist (B) und der zweite stärker paränetisches Gepräge trägt (C), nicht nur in

dieser Aufeinanderfolge von Thematischem und eher Persönlichem an paulinische Briefe gemahnen?, sondern vor allem mit der in diesen beiden Teilen begegnenden

Konstellation von drei Gruppen!": Eine Wir-Gruppe (B 1; C 7 u.ö.) wendet sich in dem Schreiben in recht verbindlichem Ton an eine Ihr-Gruppe (B 68; C 8 u.ö.) bzw. an ein Du (C 26.28 u.ö.), das einen größeren Kreis repräsentiert (s. C 27; vgl. C 31f.); während fraglos intendiert ist, den mit Du Angesprochenen und die Seinen im Blick auf die thematisierten Halakhot zu überzeugen (s. bes. C 30), tritt bei deren Formulierung eine ohne jede Freundlichkeit erwähnte Sie-Gruppe hervor (B 4.6 u.ö.), die in diesen Punkten anders urteilt!!. Auf diese Leute bezieht sich wahr-

in 40398 bzw. 4Q399 [s. ebd., Plate VIII] am Ende der Kolumne bzw. ohne nachfolgenden Text) gesicherte Fehlen eines Postskripts damit, wie zumal der Jakobusbrief zeigt und auch die Murabba‘ät-Briefe erkennen lassen (s. dazu nur D. Pardee, Handbook of Ancient Hebrew Letters. A Study Edition [SBL.SBibSt 15], Chico, California, 1982, bes. 151f. [vgl. u. Anm. 18]), vereinbar wäre. Berücksichtigt man die inhaltlichen und formalen Merkmale

des Texts 4QMMT, so scheint es (auch Qimron/Strugnell, Migsat [s. Anm. 1] 119f.) gut möglich (und Stegemann, Essener [s. Anm. 6] 149f., offenbar sicher), daß sich auf eben ihn die in Qumran gefundene Auslegung von Ps 37,32f. bezieht, in der es heißt (4Q171 [= 4QPs?] 4,8f.): "Its interpretation concerns the Wicked Priest who spied on the Teacher of Righteousness and tried to put him to death because of the precepts and the law [7111n71] which the latter had sent [17%] to the former" (Qimron/Strugnell, Migsat, 120, wobei indes die Formulierung hinsichtlich der "precepts" [Pr] textlich unsicher ist). Vgl. 1QpHab 5,9-12. Ir gehen den abschließenden Bemerkungen des Ersten Korintherbriefes, 1Kor 16,5ff. (Reisenotizen, Aufforderungen, Grüße usw.), Passagen voran, die einzelne Topoi behandeln (vgl. etwa noch Röm 12,1ff. im Anschluß an Röm 1,16/18ff.). Und daß solche Abschnitte verschiedentlich durch nepi d£ eingeleitet werden (7,1; 8,1; 12,1; 16,1; vgl. 16,12), bildet (wie auch von Qimron/Strugnell, ebd., 113f., angesprochen wird) eine zusätzliche Parallele zu4QMMT, nämlich zum "incipit of each halakha in section B, Sy AR (ebd., 113; s. z.B. B 13.21, während es etwa in B 8.72 kürzer 591 heißt) — und läßt auf Halakhisches bei Paulus und in diesem seinem Schreiben (vgl. z. B. 1Kor 7,1ff.; 8,1 ff. mit 4QMMT

B 39ff. [vgl. B 75f.]; B 36ff.: legitime eheliche Verbindung; erlaubte Opfermahlzeit?) aufmerken (vgl. ebd., 114). Vgl. u. Anm. 11.

10 $. dazu ebd., 114f. und 117 ("a three-party situation"), ferner ebd., 175f. (Qimron). II Die polemische Ausrichtung des Dokuments wird an der (einigermaßen stereotypen) Art deutlich, in der bei einzelnen Halakhot die eigene Auffassung durch "‘“and concerning x: we are of the opinion’" (z. B. B 36.55) eingeleitet werden kann, während verschiedentlich (z. B. B 24.75) "a divergent praxis of others, who are described in the third

person plural", der Profilierung des für richtig Ausgegebenen dient (Zitate: ebd., 110; vgl. ebd., 135.137 [Qimron], und Lichtenberger, Tora-Verständnis [s. Anm. 6] 15). Vgl. o. Anm. 9, ferner CD 2,14.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

194

scheinlich die mittlerweile berühmte Formulierung zumindest primär, welche den bislang frühesten Beleg für W719 im Sinne der Abgrenzung einer religiösen | Gemeinschaft, einer Sekte, hier der Wir-Gruppe, bildet: "we have seperated ourselves

from the multitude of the people [and from all their impurity] and from being inRang with these matters and from participating with [them] in these things" (C

re Diese Konstellation nun findet gerade auch im paulinischen Schrifttum unübersehbar Entsprechungen, besonders klar im Galaterbrief!?. Denn Paulus beansprucht, ihn auch im Namen der bei ihm befindlichen "Brüder" zu schreiben (Gal

1,2) und bedient sich häufig der 1. pers. plur., so daß sich der Eindruck einer Wir-Gruppe ergibt! *; deutlich ist ebenfalls die Polemik gegenüber einer Sie-Gruppe! , während die Angeredeten nicht anders als die Mitverfasser (oder Mitabsender) als "Brüder" bezeichnet sowie mit dem Ihr angesprochen werden!® und der Apostel sich bemüht, sie davon abzuhalten, der Linie der Sie-Gruppe zu folgen und sich beschneiden zu lassen!”. Wie nahe die beiden Dreier-Konstellationen einander stehen, läßt sich gerade

auch am Schluß der zwei Dokumente beobachten. Paulus verbindet nämlich in Gal 6,14-16 die anempfohlene Befolgung seiner (Christus-)Maxime mit einem hoffnungsvollen Ausblick auf das "Israel Gottes", und in 4QMMT C 28-32 wird ent-

12 Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 59. Vgl. ebd., 99.111, ferner Y. Sussmann, The History of the Halakha and the Dead Sea Scrolls, in: ebd., 179-200: 192 (vgl. u. [bei] Anm. 32) - sowie Ch. K. Barrett, Texte zur Umwelt des Neuen Testaments (UTB 1591), 2., erw. deutsche Ausg., hg. v. C.-J. Thornton, Tübingen 1991, 262, und Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 147f. M. Abegg, Paul, "Works of the Law" and MMT, BArR 20 (1994) 52-55.82: 54, ergänzt in C 7 anders und deutet nicht auf eine Trennung vom Volk ([...8]v7), sondern von der Gemeinde ([...77]177); es ginge in dem Schreiben dann um "an intra-communal dispute that precipitated a schism among sectarians", was indes m. E. weniger gut zu jener Dreier-Konstellation paßt. 13 Daneben ist vor allem der Zweite Korintherbrief zu nennen (vgl. z. B. 2Kor 3,1;

10,2; 11,1-15). 14 Man wird beim Wir des Galaterbriefs einen dreifachen Gebrauch unterscheiden müssen: Es meint wohl gelegentlich Paulus und die Mitabsender (so möglicherweise in 1,8f.; ähnlich: 2,4f.9f.), dann fraglos Paulus und (die) Judenchristen (so in 2,15-17, aber wahrscheinlich auch in 3,1-4,7 [mit Ausnahme von 3,14b; 4,6b]); schließlich bezieht es (wie schon in 1,3f. und in 3,14b; 4,6b) auch Heidenchristen mit ein (so in 4,8ff., zuerst in 4,26). Vgl. dazu: T. L. Donaldson, The ‘Curse of the Law’ and the Inclusion of the Gentiles, NTS 32 (1986) 94-112, bes. 95-99; Bachmann, Sünder (s. Anm. 2) 137-139; J. Lambrecht, The

_ Universalistic Will of God. The True Gospel in Galatians, in: ders., Pauline Studies. Collected Essays (BEThL 115), Löwen 1994, 299-306: 304f.

15 g. 4,17; 6,12f. (vgl. bes. 1,7.9; 3,1; 5,7.10.12).

16 Brüder: 1,11 u.ö.; Ihr: von 1,6 an bis hin zu 6,18.

17 5, bes. 4,17-21; 5,1; 5,2-10; 6,11-17.

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40MMT

und Galaterbrief

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sprechend die erwünschte Anerkennung sowie Umsetzung der vorgestellten Halakhot mit dem positiven Ergehen Israels kombiniert!®. | Angesichts der weitreichenden inhaltlichen wie strukturellen Entsprechungen zwischen 4QMMT einerseits, den paulinischen Schriften und insbesondere dem Galaterbrief andererseits liegt es nahe, "vocabulary and manner of theologising" 18, wie sie durch das "Qumran-Dokument" repräsentiert werden, nicht nur für (in Antiochien wirkende und in Galatien wirksam werdende) "Gegner" des Apostels zu reklamieren?", sondern durchaus auch für seine eigene Argumentation — obwohl sie selbstverständlich gerade nicht auf Abgrenzung und Partikularismus aus ist (s. nur Gal 1,16; 2,7-9; 3,8.20.26-29). Sofern indes auch das Schreiben 4QMMT das Du und den mit ihm verbundenen Kreis für ein bestimmtes (halakhisches) Verständnis und Handeln gewinnen will?!, sind die angesprochenen Berührungen zunächst für die epistolographische Einschätzung (der paulinischen Schreiben und vor allem) des Galaterbriefs von hohem Interesse. Man wird ihn nun schwerlich noch primär vor dem Hintergrund des genus iudiciale der antiken Rhetorik und der verschwindend wenigen Beispiele "apologetischer Briefe" betrachten dürfen??, sondern viel eher als ein polemisches Schreiben in der Art von 4QMMT zu klassifizieren haben — oder sogar als polemisch-halakhisches Schreiben. Und das bedeutet für die Wirkabsicht: Es geht gerade auch bei der Polemik (nicht um eine Verteidigung des Apostels gegen Angriffe, sondern) um Einwirkung auf Einstellungen und Verhalten der Adressaten”. Da Paulus sich, wie angesprochen, gegen Beschneidungsbestrebungen und partikularistische Tendenzen wendet, ist die Überzeugung, die er zu vermitteln

18 Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 113, nennen als eine gewisse Parallele zu C

31£.: "OR

ma 921 DIDy MR, the closing greeting formula of one of the Bar Kokhba

letters (Mur 42:7)" — auf das da nur noch Unterschriften folgen (s. dazu P. Benoit/J. T. Milik/R. de Vaux, Les Grottes de Murabba‘ät [Discoveries of the Judaean Desert II], Oxford

1961, 155-159, bes. 156f.; Pardee, Handbook [s. Anm. 8], bes. 123f.151f. [vgl. o. Anm. 8]).

19 Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 153. 20 Dies indes die Tendenz ebd., 152f.

2! Vgl. Sussmann, History (s. Anm. 12) 185: Der Autor der "personal polemical document about halakhic matters" ist, richtet einen Appell an die indes als "opponents" bezeichneten) Adressaten "and attempts to persuade his views regarding specific halakhot". 22 So indes zumal H. D. Betz, Der Galaterbrief. Ein Kommentar zum

epistle”, die "a (von Sussmann them to accept Brief des Apo-

stels Paulus an die Gemeinden in Galatien (Hermeneia), München 1988 (zuerst [englisch]: 1979), 54f. (u. ö.) - und unter seinem Einfluß auch andere Gelehrte (s. dazu nur Bachmann,

Sünder [s. Anm. 2] 11-18 [samt Anm. 122.124f.127]).

23 Vgl. Bachmann, ebd., 16-18 (samt Anm. 114.121.125) und 156-160, sowie R. D.

Anderson, Jr., Ancient Rhetorical Theory and Paul (Contributions to Biblical Exegesis and Theology 18), Kampen 1996, 111-123, bes. 112-117 ([doch] vgl. ebd., 166f.), dazu, daß der

Galaterbrief mittlerweile häufiger dem genus deliberativum zugeordnet oder nahegerückt zu werden pflegt.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

196197

sucht, freilich sachlich dem ziemlich genau entgegengesetzt, worin die persuasive Absicht von 4QMMT besteht. Man könnte den Eindruck gewinnen, der Apostel gehöre in dem Dreieck von Wir, Du/Ihr und Sie, das den "Qumran-Text" bestimmt, zur Sie-Gruppe und polemisiere von dorther gegen dessen | Wir-Gruppe, um ebenfalls den Adressatenkreis zu überzeugen. Natürlich ist das ein Anachronismus. Denn zwischen der Abfassung von 4QMMT einerseits und Galaterbrief andererseits werden ungefähr 200 Jahre liegen”*, und bei dessen Dreieck sind die einzelnen Positionen durch Angehörige der christlichen Gemeinden besetzt”: Wir (Paulus u.a.) N;

Ihr (Galater)

(von der "Qumran-Gruppe") Sie ("Gegner")

Aber das Denkmodell hilft doch, schärfer darauf aufzumerken, daß Paulus im Galaterbrief eine inklusive Vorstellung vom Heil vertritt und in Gal 3,1-4,7 nicht

weniger als dreimal "the inclusion of the gentiles" vor Augen führt?°. Er tut das offenkundig, weil er die Haltung seiner, jedenfalls die Beschneidung - also Halakhisches — propagierenden Sie-Gruppe so begreift, | als bedeute sie das Au-

24 Zwei Exemplare des Schreibens (40395; 40398) stammen noch aus späthasmonäischer oder aus frühherodianischer Zeit (vgl. Qimron/Strugnell, Migsat [s. Anm. 1], bes. 14.28 [A. Yardeni]), und inhaltliche Gründe lassen vermuten (s. dazu nur ebd., 116-121, ferner 205 [Strugnell]), daß es selbst eher gegen Beginn der hasmonäischen Epoche entstand (vgl. bereits o. Anm. 8).

25 Gleichwohl spielt hier das Judentum eine gewichtige Rolle: Paulus ist Judenchrist (s. dazu nur o. Anm. 14), also Jude, und hat als solcher einst die christliche Gemeinde verfolgt (s. 1,13f.), wie er nun selbst derartigen Nachstellungen ausgesetzt ist (s. 5,11); das gilt, 4,28f. zufolge, auch für die /hr-Gruppe oder doch für die sie umfassende größere Gemeinschaft der Christen, und die Sie-Gruppe scheint nach 6,12 dem Verfolgtwerden entgehen zu wollen. Außerdem sind die heidenchristlichen Adressaten (s. nur 4,8) — und die Heidenchristen allgemein - in das von Israel ausgehende Heil eingeschlossen (s. bes. 4,4-7 [und vgl. dazu das sogleich im Text Auszuführende sowie nochmals o. Anm. 14)).

26 Nämlich in 3,1-14; 3,15-29 und 4,1-7. S. dazu: Donaldson, Inclusion (s. Anm. 14),

bes. 95.98; Bachmann, Sünder (s. Anm. 2), bes. 138; Lambrecht, Will (s. Anm. 14) 304f.

198

4OMMT und Galaterbrief

39

ßen-vor-Lassen derjenigen, die dieser Verhaltensnorm nicht beipflichten (s. 4,17: ErkAeloaı buäc BEAovoWw)”. Bezogen auf Petrus und beziehbar auf jeden zu dieser Sie-Gruppe Gehörenden, beschreibt 2,12 die andere Seite des Ausgrenzungsprozesses: &b@pıLev Earvröv - und das ist in der Tat eine frappante Entsprechung zum Vorgehen der Wir-Gruppe von 4QMMT, wie es in C 7f. beschrieben wird®. Gegen den von solcher Exklusivität ausgehenden Zwang und gegen ein mit ihr verbundenes Eifern (s. 4,17f.) wendet sich der Apostel zumal in 4,8:5,129,

Das Denkmodell ist im übrigen so anachronistisch nicht: Paulus charakterisiert sich in 1,13f. selbst als einen einst vor harschem Vorgehen nicht zurückschreckenden, extremen [nAwrng ... T@V NATPIK@V NOV napadboewv, und er schreibt das, bevor die Qumran-Siedlung durch die Römer zerstört wird und als 4QMMT (dort) noch in Geltung steht. Dabei nimmt Paulus nun seine gegen halakhisch begründete Exklusivität gerichtete Haltung°" offenkundig nicht deshalb ein, weil er aufgrund seiner religiösen Erziehung anders als die "Qumran-Leute", die hinter jenem Schreiben stehen, mild-pharisäisch zu denken gewohnt wäre. Eine solche Auffassung wird durch den Terminus Bapıoaiog in dem eng an Gal 1,13f. anklingenden Zusammenhang Phil 3,4-6 nahezu ausgeschlossen — wo der Begriff also anders, nämlich gerade im Sinne von 4QMMT C Tf. gebraucht sein dürfte’?! Bestimmend ist | für den Apostel vielmehr sein ihn vom Exklusivität verfechtenden

27 Vgl. zu Gal 4,17 Ch. Burchard, Nicht aus Werken des Gesetzes gerecht, sondern aus Glauben an Jesus Christus — seit wann?, in: Geschichte - Tradition - Reflexion. FS Martin Hengel, 3 Bde., Tübingen 1996, III, 405-415: 406 Anm. 6 (unter Anführung einer ganzen Reihe von Vergleichsstellen): "ExkAeieıv wohl wie auch Röm 3,27 nicht ‘[hin]Jausschlie-

ßen’, sondern “außen vor halten’".

28 S_ dazu o. (bei) Anm. 1f.12. Vgl. z.B. 1QS 5,14-18; CD 6,14-19 (vgl. u. [bei] Anm.

73:

Vgl. zur Abgrenzung dieses Abschnitts nur Bachmann, Sünder (s. Anm. 2), bes. 111-114.123-130.

30 Wenn Paulus diese Ausdrucksweise (vgl. zu ihr z. B. 10S 4,17f.; Mk 7,5.8) benutzt,

so ist das für das den Galaterbrief bestimmende Dreieck — und für seine Analogie zu dem des Schreibens 4QMMT - ebenso bemerkenswert wie die Verwendung des alle drei Grup-

den pen betreffenden Verbs dlwkeıv (s. dazu o. Anm. 25), zumal er einigermaßen parallel

von 2,14 Terminus Tovdaiohsg verwendet, der offenkundig im (Zwang zum) 1ovöciLer Epya Stichwort zum scheint seinerseits Verb Dieses findet. eine gewisse Entsprechung zu lassen, beschneiden sich Zwang, den zuletzt nicht (das überzuleiten 2,16) vouov (zuerst vgl. das nepır£uveodan [bes. 6,12f.; vgl. zur Frage eines derartigen Zwanges auch 2,3 und überdies 5,2] abdecken soll). 31 Vgl. Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27) 410-414.

32 Die in AQMMT hervortretende rigide halakhische Sicht stimmt in mindestens zwei

Punkten (B 13-16 [rote Kuh]; B 55-58 [flüssige Ströme]) mit dem talmudischen Literatur als Haltung der "Sadduzäer" charakterisiert ron/Strugnell, Miqsat [s. Anm. 1] 132 [Qimron]) und vom weniger ten der "Pharisäer" abgesetzt wird (s. dazu bes. Sussmann, History

zusammen, was in der wird (s. dazu nur Qimstrengen Urteil auf sei[s. Anm. 12] 187-191),

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Antijudaismus im Galaterbrief?

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Christenverfolger zum Glaubensverkündiger umwendendes (s. bes. Gal 1,23) Berufungserlebnis (s. Gal 1,15f.) und ist damit das Christusgeschehen, das für ihn Inklusivität des Heils bedeutet. Gal 2,15-17(-21) zufolge ist die Rechtfertigung auch für andere Judenchristen allein an Christus geknüpft, nicht an &pya vöuov, und das

gilt nach 3,1ff. auch für die (galatischen) Heidenchristen?. Und deshalb versucht Paulus eben auch nicht, "Qumran-Leute" zum Aufgeben ihrer Exklusivität zu be-

wegen, sondern die galatischen Gemeinden davon zu überzeugen, daß einer von Christen ausgehenden Tendenz zu halakhisch begründeter Exklusivität nur um den Preis des Bruches mit dem Christusgeschehen entsprochen werden könnte, also nicht entsprochen werden darf (s. bes. 5,2-12; 6,1 ie). Die Kontaktpunkte zwischen 4QMMT und dem Galaterbrief lassen sich, wie wir sahen, für wichtige epistolographische und historische Probleme fruchtbar machen, die durch dieses paulinische Schreiben aufgegeben werden (und die Analogien tragen umgekehrt zum Verständnis [des Genres] des "Qumran-Dokuments" bei). Nur wenn die Entsprechungen auch auf Paulus selbst und nicht lediglich auf seine "Gegner" zurückzuführen sind, ist überdies erklärlich, wieso die Berührun-

gen mit 4QMMT

nicht auf das Schreiben an die galatischen Gemeinden be-

schränkt sind. Sie betreffen ja weithin auch den Römerbrief, der z.B. ebenfalls die Motive "Same" (4,13.16.18 u.ö.) und "Israel" (9,6; 11,26 u.ö.) aufweist, überdies

mit 4,5-9, mit der im Zusammenhang der Rechtfertigungsthematik erfolgenden Bezugnahme auf die David geltende Vergebung, eine zusätzliche bemerkenswerte

Parallele zu jenem "Qumran-Dokument" bietet (s. C 23-32, bes. C 25f.31)°°. Be-

so daß man insofern sagen kann, die Wir-Gruppe sei hier "sadduzäisch", die Sie-Gruppe "pharisäisch" orientiert (s. Qimron/Strugnell, Migsat, 115f., ferner 175f. [Qimron], und Sussmann, History, bes. 187). In diesem Zusammenhang verdient Beachtung, daß für die "Pharisäer" selbst bei halakhischen Differenzen die Aufrechterhaltung der Gemeinschaft miteinander von prinzipieller Bedeutung war (s. dazu nur Sussmann, ebd., 191 [vgl. 198£.]). Der Christ Paulus vertritt also sozusagen "pharisäische" Anliegen (s. bes. Gal 2,9f.11-14; 3,28; 5,6; 6,15f.), während er vor seiner Berufung "sadduzäisch" agierte — ungeachtet des

Pharisäer-Begriffs von Phil 3,5. Die Verwendung des wahrscheinlich dem Terminus "Pharisäer" zugrundeliegenden Verbs W713 in AQMMT C 7(f.) läßt indes erkennen, daß die rabbinische Sprachregelung nicht einfach in die frühere Zeit eingetragen werden darf (s. dazu nur: Qimron/Strugnell, Migsat, 111; Sussmann, History, 192-199; vgl. o. [bei] Anm. 12). Unter Berücksichtigung dieses W73-Belegs macht Phil 3,5f. (vgl. Apg 26,5) also ganz entschieden Sinn: Es geht um einen Paulus, der auch vor der Konsequenz einer halakhisch begründeten Sezession nicht zurückschreckt. 33 S, dazu nur Bachmann, Sünder (s. Anm. 2), bes. 110f. Vgl. z. B. Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27), bes. 406. 34 Vgl. zu diesen Passagen und zu dem hier erfolgenden sachlichen Rückgriff auf 2,18.21 Bachmann, Sünder (s. Anm. 2), bes. 111-118.

35 Ygl. dazu Bachmann, Rechtfertigung (s. Anm. 2) 30f. samt Anm. 158 (und vgl. über-

dies CD 5,5f. sowie dazu u. [beil Anm. 57). Bei der Bezeichnung der Zeilen richtete ich

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4OMMT und Galaterbrief

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kanntlich fehlt in die- | sem paulinischen Brief auch der Ausdruck &pya vöov nicht (3,20.28; vgl. 9,32 v.L.), ja, von Röm 3,28 aus hat er eine enorme Wirkung entfaltet, zumal Luthers Übertragung "on des gesetzes werck, allein durch den

glauben" mit ihrer Ergänzung des Wörtchens "allein" das Verhältnis von niotıg und Epya. vönov noch als besonders spannungsvoll akzentuierte’°. Wenn dieser für die Geschichte des Abendlandes so wichtige Ausdruck, der im griechischen Schrifttum vor und neben Paulus ja bislang bemerkenswerterweise nirgends belegt war, nun in 4QMMT C 27 mit mM1nT 298 erstmals eine enge Entsprechung findet”’, so ist das natürlich von höchstem Interesse.

I. Es heißt jedoch, eine erhebliche Chance des Verstehens verschenken, wenn man die beiden Wendungen 771H7 ‘®YH und Epya: völLov im berechtigten Interesse der Betonung ihrer Nähe — mit "Werke (bzw. Taten) des Gesetzes" wiedergibt und die Relevanz von Indizien minimiert, die auf andere Konnotationen weisen. Eben das ist es, was bei Dunn im eingangs erwähnten Aufsatz letztlich geschieht, wenn er im Blick auf die Wendung 771n7 ‘2898 akzentuiert: "The closeness of the parallel with Paul’s phrase, Epyo: vöuov, has unfortunately been obscured by the translations so far adopted -— ‘the precepts of the Torah’ ..., ‘observances of the

mich in diesem 1993 erschienenen Aufsatz nach einem 1990 publizierten "Raubdruck" von 4QMMT (s. ebd., 29 Anm. 149). Leider ergibt sich damit eine leichte Abweichung von der sich nun mit dem "Composite Text" durchsetzenden — und jetzt auch von mir befolgten Konvention (s. o. Anm. 1).

36 S, dazu nur ebd., 6-10 (samt Anm. 19: WA 30 II, 633,29f.; vgl. Jak 2,24). Im Septembertestament von 1522 heißt es ähnlich: "on zu thun der werck des gesetzs, alleyn durch den glawben" (WA.DB 7,38). Vgl. u. (bei) Anm. 105 und Abschnitt III.

37 Grelot, &uvres (s. Anm. 2) 448: "Notre texte est le premier qui fournisse une Equivalence directe A l’expression paulinienne: [ta] erga [toü] nömou." Vgl. z. B. Bachmann,

Rechtfertigung (s. Anm. 2) 3.27.29f., und Abegg, Paul (s. Anm. 12) 53, ferner auch Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27) 411 (es "berührt sich nur 4QMMT C 27 eng mit Epya. vönov"). M. Wolter, Ethos und Identität in paulinischen Gemeinden, NTS 43 (1997) 430-444: 433 Anm. 16, kann aus dem griechischen Schrifttum keine einzige enge Entsprechung beibringen. Am ehesten noch ist Epya Aperng zu vergleichen (z. B. Diogenes Laertius 6,70). Die beiden Belege für vönov (8£) Epya in einer unter dem Namen Philostrat geführten Schrift (ArdXeEıg II; s. C. L. Kayser [Hg.], Flavii Philostrati Opera II, Leipzig 1871, 259.260) bieten, gemessen am paulinischen Ausdruck, eine invertierte Wortstellung; außerdem: da es im Kontext um die Frage geht, (was durch die $6c1g und) was durch den vonog geschaffen bzw. bewirkt wird, hat man es hier mit einem genitivus subiectivus zu tun, und der dürfte bei Paulus schwerlich vorliegen (s. dazu nur Bachmann, Rechtfertigung [s. Anm. 2], bes. 23f.). Vgl. u. (bei) Anm. 80.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

1700

Law’"?®.Die statt dessen favorisierte |Wiedergabe durch "works ofthe Law"??, für die u. a. ins Feld geführt wird: "‘deed’ or ‘act’ is the most natural meaning for mwya"0, ist indes, wie nun kurz auszuführen ist, angesichts des "Qumran-Doku-

ments" schwerlich zu halten (II.1). Und bei Paulus sollte man, wie danach - im An-

schluß an frühere Bemerkungen zur Sache*! - summiert sei, &pya vonov ebenfalls besser nicht mit "Werke des Gesetzes" übersetzen, sondern eher mit "Regelungen des Gesetzes" oder mit "Halakhot" (11.2).

I.1 Der Beleg 4QMMT C 27 steht, wie angedeutet, bislang im hebräischen Schrifttum der Antike ohne wirkliche Parallele da. Eine solche dürfte insbesondere nicht in 4Q 174 3,7 (früher: 4QFlor 1,7) vorliegen, wo, folgte man Dunn, "Werke des Gesetzes" ein weiteres Mal bezeugt wäre”; denn daß da nicht mın ‘Wpt, sondern

38 Dunn, A4QMMT (s. Anm. 1) 150. Hier wird für die erstgenannte Übertragung außer auf Qimron/Strugnell (Migsat [s. Anm. 1] 63) auch noch auf die (englische) Textausgabe verwiesen, die F. G. Martinez (letztlich) verantwortet (doch s. die nachfolgende Anm.), für die zweite auf die durch G. Vermes besorgte. Ähnlich verstehen die Wendung etwa auch Schiffman, Letter (s. Anm. 6) 67 ("... legal rulings of (that is, pertaining to) the Torah"), Barrett/Thornton, Texte (s. Anm. 12) 262, B. W. W. Dombrowski, An Annotated Translation of Migsat Ma‘seh ha-Törä (4QMMT), Krakau-Weenzen 21993, 2 ("matters laid down in the law"; vgl. ebd., 21f. [Anm. 7 zu 2] und 26 [Anm. 54 zu 6], ferner Burchard, Nicht aus Wer-

ken [s. Anm. 27] 411 Anm. 36: "Denkbar auch ‘einiges in Sachen Tora’?"), H. Stegemann, Die Bedeutung der Qumranfunde für das Verständnis Jesu und des frühen Christentums, BiKi 48 (1993) 10-19: 15 ("Gebote der Torah"), und F. Avemarie, Art. &pyov «X II, TBLNT? 1 (1997) 57-59: 59. Obwohl Abegg, Paul (s. Anm. 12) 52, - ähnlich wie nun Dunn

— bedauert, daß die Übersetzung durch Qimron und Strugnell "unfortunately obscures MMT'’s relationship to Paul’s letters", und deshalb für 4QMMTC 27 von "works of the law" (ebd., 52; vgl. ebd., 54: "pertinent works of the law") sprechen kann, dient ihm das aus-

schließlich zur Betonung der Relation zum nun einmal normalerweise durch "Werke des Gesetzes" wiedergegebenen paulinischen Ausdruck. Sachlich gibt Abegg, ebd., 53, hingegen Qimron/Strugnell und Schiffman recht: "These translations are accurate enough", und: "The works of the law that the Qumran text refers to are obviously typified by the 20 or so religious precepts (halakhot) detailed in the body of the text." 39 Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150 - unter Verweis u. a. auf die Textausgabe von R. Eisenman/M. Wise, auf eine mündliche Äußerung von F. G. Martinez (s. die vorangehende

Anm.) und auch auf Abegg (den man dafür, wie wir ebenfalls in der vorangehenden Anm. sahen, lieber nicht in Anspruch nehmen sollte). Vgl. ferner etwa J. Maier, Die Qumran-Essener: Die Texte vom Toten Meer (UTB 1862f./1916), 3 Bde., München/Basel 1995-1996, II, 375 ("Torah-Praktiken").

40 Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150. Das ist natürlich, schon sofern ja primär die Verbindung von D'WYR und IN zu erhellen ist, ein recht weiches Argument. 41 Bachmann: Sünder (s. Anm. 2), bes. 93-98; Rechtfertigung (s. Anm. 2), bes. 15-28.

42 Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150 (vgl. ebd., 151 Anm. 21). Entsprechend auch D.

1101 mn

4OMMT

und Galaterbrief

43

294 zu lesen ist, darf mittlerweile als hinreichend gesichert gelten®. Natür-

lich kann man weniger enge Entsprechungen wie |171371 ‘@v (LQH 9,26 [früher: 1,26]; 12,31 [früher: 4,31]) und 7I1n2 Y®v8 (1QS 5,21; 6,18; vgl. 5,23 [YDvR] und 5,24 [D7'®8vH]) vergleichen**. Aber die Unterschiede sind doch erheblich,

wenn im ersten Fall beim status constructus nicht die Tora, sondern die Gerechtigkeit mit den "Werken" verbunden wird und wenn im zweiten Fall eine solche Fügung gar nicht vorliegt und die D’WYA hier durchweg mit dem Suffix verwandt werden* ‚ das sie mit einer Person (bzw. mit Personen) zusammenbringt.

Man ist darum — und aus methodischen Gründen — primär an den literarischen Kontext der Wendung 71n7 ®yH nSPH gewiesen, die dem Dokument 4JQMMT sozusagen den Namen gegeben hat“. Da nun unterliegt es — schon wegen des n3PB und der Verteilung der Belege —- keinem Zweifel, daß sie eine besonders nahe Entsprechung in der zweimal gebrauchten Formulierung 1737 n3P% findet*”. Mit ihr wird in B 1 zunächst "a series of halakhic rulings, chiefly relating to the temple, priesthood, sacrifices and purity"*8, eingeleitet und dann in C 30 das zuvor Gesagte noch einmal angesprochen, nämlich zusammenfassend bezeichnet*”. Daß

Flusser, Die Gesetzeswerke in Qumran und bei Paulus, in: FS M. Hengel (s. Anm. 27) I,

395-403: 397-399. #3 Es kommen paläographische Gründe und Kontextargumente zusammen. S. dazu bes. Grelot, @uvres (s. Anm. 2) 443-445, und Kuhn, Bedeutung (s. Anm. 2) 202-209 (samt

Plate 8.9). Vgl. z. B. J. Kampen, 4QMMT and New Testament Studies, in: ders./M. J. Bernstein (Hgg.), Reading 4QMMT. New Perspectives on Qumran Law and History (SBL.Symposion Series 2), Atlanta, Georgia, 1996, 122-144: 138f. samt Anm. 40. 4 Sou.a. Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150 (Hinweis auch auf IQH 14,9 [früher: 6,9]) - und Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27) 411 (samt) Anm. 37 (Hinweis auch auf CD

20,6f.), der im übrigen für 1QS 5,23.24 eine Textgestalt vermerkt, in der es "seine" bzw.

"ihre ‘Werke’ in der Tora" heißt (s. Maier, Qumran-Essener, II, 207: 4Q 258 [= 4Qas9)). Vgl. u. (bei) Anm. 70f.80. 45 Wenn Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27) 411 Anm. 37, hiermit erklärt, "daß twrh ... mit Präposition konstruiert" wird, so leuchtet das ein (vgl. u. bei Anm. 55f.), weniger indes seine sich anschließende Bemerkung: "Die Stellen sprechen keine andere Sprache als 4QMMT". Zumindest in B 2 und C 27 steht es da nämlich anders (s. dazu das sogleich im Text Auszuführende). 46 5, dazu nur Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) vii (Strugnell). 47 9, dazu nur ebd., 46.139. Nicht registriert wird dieser Tatbestand bei Flusser, Ge-

setzeswerke (s. Anm. 42) 399f. (vgl. u. Anm. 91).

48 Dunn, AQMMT (s. Anm. 1) 150. Nach der Auflistung bei Qimron/Strugnell, Migsat

(s. Anm. 1) 147 (Qimron), handelt es sich bei dem, was die gefundenen Handschriften noch bieten, um "seventeen halakhic subjects", zu denen teils "several halakhot are given"; ursprünglich müssen, dem Erhaltungszustand der Manuskripte nach zu schließen, "a number of further halakhot" im Dokument aufgeführt worden sein.

49 Bei C 30 heißt es indes nach 4Q 399 (= 4QMMT!) kürzer 117374 (s. ebd., 46.62f.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

1102

man diese Formulierung auf halakhische Regelungen zu beziehen hat” und daß sie im Hintergrund der zu deutenden |Wendung steht, wird denn auch von Dunn nicht verkannt, der sich angesichts seines Plädoyers für "works" von da an mit merkwürdigen Doppelungen wie "rulings/practices" behelfen muß°!. Sofern an Regelungen gedacht ist, bei denen sich der Verfasser und die Seinen, wie wir sahen”, von der Sie-Gruppe abheben, ist es nur natürlich, wenn es "einige unserer “Worte’" heißt”. Allerdings macht nicht eigentlich die - schwerlich grundsätzlich gesicherte”* — Erfüllung dieser Regelungen im Kreis um den Autor sie zu "unseren “Worten’", sondern die spezifische Beurteilung halakhischer Fragen seitens dieser "Qumran-Leute". Da die Wir-Gruppe damit richtig zu liegen meint und das angeredete Du und

die Seinen zur Annahme dieser Halakhot zu bewegen sucht (s. C 28-30), kann, ja, muß in C 27 sozusagen objektiver gesprochen werden, nämlich ohne Suffix (und ohne dadurch bedingte Präposition)°> von M1n7 WyH nSDB: Es handelt sich um Tora-Regelungen, die dem Tora-Kundigen (s. C 28) auch unabhängig von der Zugehörigkeit zur Wir-Gruppe einleuchten sollten. Für den Sprachgebrauch des "Qumran-Dokuments" — und für die paulinischen Parallelen (vgl. nur Röm 4,6 [x@pıg Epywv] neben Röm 3,28 [xwpig Epywv vönLov]) — ist noch besonders aufschlußreich, daß auch an der anderen Stelle, an welcher die Formulierung von "un-

seren “Worten’" aufgegriffen wird, nämlich in B 2, trotz des Fehlens einer Näherbestimmung durch "Tora" kein Suffix begegnet”®, es vielmehr einfach

93). Wahrscheinlich ist auch das 778 732 von C 28 (vgl. B 1) als Zusammenfassung zu verstehen (s. ebd., 62: "may well refer to the laws mentioned in section B").

50 S, dazu nur Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 46.139. Ebd., 139 Anm. 44: "737 in the sense ‘commandment’ is found in the Bible ..., as in ... “the ten commandments’. It is more widespread in the later books of the Bible than in the earlier ones" (vgl. Schiffman, Letter [s. Anm. 6] 65). Vgl. ferner etwa Dtn 1,1 (vgl. o. Anm. 6). ! Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150; vgl. ebd., 151: "the rulings and [!] practices (works)" und (für C 30) "our words/practices". Ebd., 150 Anm. 19, spricht Dunn überdies

in bezug auf 718,4 von "ambiguity"; die Vokabel "can signify ‘deed’ as prescribed deed (hence ‘precept’) as well as a deed carried out". Vgl. u. (bei) Anm. (57-)59.

52 O. (bei) Anm. 11. = Vgl. die Auslegung von Num 21,16-18 in CD 6,3ff., bes. Z. 8f.: "sie sind jene, die kommen, um den Brunnen zu graben mit mechogegot (Satzungen), die der Mechogegq (Gesetzgeber) gesetzt hatte" (Maier, Qumran-Essener [s. Anm. 39] I, 16; der Mechogeg ist nach Z.7amınn 8917, "ein autoritativer Torah-Erteiler bzw. ‘ein Prophet wie Mose’ (Dtn 18,18)"

[ebd. Anm. 54]). 54 5, dazu nur Stegemann, Essener (s. Anm. 6) 275-277. Vgl. z. B. 10S 8,15-9,2, CD 19,31-20,17, ferner etwa Gal (3,10 und) 6,13.

55 $. dazu o. Anm. 45. - Vgl. u. (bei) Anm. 69.71; vgl. ferner 1Kor 4,17 (und z. B.Röm

2,16) mit 1Kor 4,15. a Vgl. (nochmals) o. Anm. 45.

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DU heißt. Während es hier und in C 27 um die als gültig eingeschätzten und einzuschätzenden Halakhot geht, wird der das Suffix bietende Terminus 71A1Dyn von C 23 offenkundig nicht derart zu begreifen, sondern — nun wirklich — von ihrem, der Könige, Tun, von ihren Werken zu verstehen sein’. Man hat also aufgrund des durch das Suffix markierten Unterschieds und wegen der Parallelität von B 2 mit B 1 und von C 27 mit C 30 zwischen der Formulierung in C 23 einerseits und den auf Halakhot | zu beziehenden Ausdrücken "“Werke’ des Gesetzes" (C 27) und "Werke" (B 2) andererseits zu unterscheiden®®.”” In B 2 und € 27 bei D'®yH an Regelungen des Gesetzes zu denken, macht im

übrigen auch unter diachronen Gesichtspunkten Sinn. Dies gilt zunächst insofern, als dem Verfasser die spätere rabbinische Terminologie weithin nicht zur Verfügung steht oder ihm doch deren Verwendung wenig opportun scheint": "In MMT laws are not called halakhot, N1)3% and the like"l. Der Terminus 0% nun kann die gewisse semantische Lücke füllen. Denn: "The singular 19V, referring to law in general, is apparently found in the Bible: ‘And thou shalt teach them the statutes and the laws, and shalt show them the way wherein they must walk, and the law (719,77) that they must perform’(Exod 18:20)."? Diese Stelle bzw. eine von ihr

ausgehende Tradition wird man um so zuversichtlicher für 4QMMT

zu be-

rücksichtigen haben, als C 12 beim Bild des "Pfades (der Tora)" gut hiervon abhängig sein könnte‘ und als das Nebeneinander von D'®Vd und DV, wie es in C

57 Darauf führt (neben anderem) sowohl C 25 (vgl. auch C 10f.) als auch die bereits (o. Anm. 35) erwähnte Sachparallele CD Sf:

58 Deshalb - und weil unsicher ist, ob die Passage C 18-24 wirklich kurz vor C 27 einStrugzuordnen ist (s. dazu nur Qimron/Strugnell, Migsat [s. Anm. 1] 2.36f.201f.205f.: J. — hierher) nicht gehörten Fragmente n betreffende die meinen, Stegemann nell und H. vermag es keineswegs zu überzeugen, wenn Dunn, 4QMMT (s. Anm. 1) 150, zugunsten des Geseines Verständnisses des Ausdrucks Inn 8,0 von C 27 im Sinne von "Taten the translate both Martinez and Qimron that noticeable is setzes" geltend macht: "Indeed, it deeds’". ‘their as ... MMT in earlier lines same term four haben 59 Daß der Begriff ‘WM - hier - diese beiden unterschiedlichen Bedeutungen Juen rabbinisch im er wie N(1)138, kann, findet eine gewisse Entsprechung beim Terminus Neuen zum r Kommenta Billerbeck, Strack/]P. L. dentum gebraucht wird (s. dazu nur [H. 161f.). Vgl. BachTestament aus Talmud und Midrasch, 4 Bde., München 1922-1928, III, 51. Anm. (bei) o. ferner 156, Anm. 30 2) Anm. (s. igung mann, Rechtfert did not 60 Vgl. Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 139: "The Dead Sea sectarians GesetFlusser, vgl. Doch ." opponents their employ the term halakhot, which was used by zeswerke (s. Anm. 42) 400.

61 Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 139.

62 Ebd.

63 S, dazu nur o. (bei) Anm. 4.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

1104

27 undC 31 begegnet, der Ausdrucksweise von Ex 18,20 nahezu entspricht®* (zumal gilt: "the LXX reads here the plural!"©5). Außerdem wird diein C 31 verwandte (letztlich | biblische [s. z. B. 2Chr 14,1]) Formulierung vom Tun des Rechten und Guten im rabbinischen Bereich gerade mit den Worten aus Ex 18,20 verknüpft, die vom Tun des "Werkes" sprechen‘®. Sie werden bei den Rabbinen auf "die Linie des Rechts (d.h. das strikte Innehalten des Gesetzesbuchstabens)" und auf "Leistungen" bezogen, die "über den Buchstaben der gesetzlichen Forderung hinausgehen"®”. Auch abgesehen von derartigen Aussagen bietet das jüdische Schrifttum "from the Second Temple period onwards ... widespread use of the plural D\WVM as a term designating the laws or commandments"®®. Was die "Qumran-Schriften" jenseits von 4QMMT angeht, so ist diese Bedeutung fraglos verschiedentlich beim Ausdruck 98 ®vH intendiert®®. Obwohl das Syntagma 71n7 WyM über 4QMMT C 27 hinaus nicht belegt ist, weist dieses Schrifttum doch eine ganze Reihe von constructus-Verbindungen auf, in denen der erste Platz - wie bei 78 'BVh - durch "Werke" besetzt ist’® oder aber der zweite

64 Vgl. Qimron/Strugnell, Letter (s. Anm. 6) 406 (Anm. 5 zu 401): "One could add

many further examples of D'WyM and 7% with the meaning ‘precepts’ and ‘perform the precepts’". Vgl. D. Flusser, Paul’s Jewish-Christian Opponents in the Didache, in: Sh. Shaked (Hg.), Essays on Transformation, Revolution and Permanence in the History of Religions. FSR. J. Zwi Werblowsky (SHR 50), Leiden 1987, 71-90: 82 samt Anm. 19f.

65 E. Qimron, The Hebrew of the Dead Sea Scrolls (Harvard Semitic Studies 29), At-

lanta, Georgia, 1986, 101 (wo übrigens für D'®VM die Bedeutung "precepts" notiert ist). Auch darüber hinaus gilt (s. z. B. Ex 5,4; 23,16): "in der griechischen Bibel wird oft das hebräische 71%Wy4 in der Mehrzahl übersetzt" (Flusser, Gesetzeswerke [s. Anm. 42] 396). Vgl. u. (bei) Anm. 76.104. 66 5, dazu nur Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 133 (samt) Anm. 24. 67 Zitate: Billerbeck, Kommentar (s. Anm. 59) III, 345. S. dazu Bachmann, Rechtfertigung (s. Anm. 2) 30 samt Anm. 156, und Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 133 Anm. 24 (Belege; Literatur). Vgl. Flusser, Gesetzeswerke (s. Anm. 42) 396. es Qimron/Strugnell, Migsat (s. Anm. 1) 139 (samt Anm. 42: Literatur). Vgl. Qimron/ Strugnell, Letter (s. Anm. 6) 401 samt Anm. 5, und Bachmann, Rechtfertigung (s. Anm. 2) 30 Anm. 156, ferner etwa: D. Flusser, Die jüdische und griechische Bildung des Paulus, in: E. Schillebeeckx/D. Flusser(/E. Lessing), Paulus. Zeuge Jesu und Völkerapostel, Freiburg 1982, 151-181: 166 (vgl. [jedoch] u. [bei] Anm. 91); Schiffman, Letter (s. Anm. 6) 65; Kuhn, Bedeutung (s. Anm. 2) 210.

69 Ohne Frage ist das in CD 2,14f. der Fall, wie nicht zuletzt aus dem parallelen Ausdruck 98 n12% von Z. 18 erhellt (vgl. Bachmann, Rechtfertigung [s. Anm. 2] 18 Anm. 83). Auch CD 1,1 gehört hierhin, ferner wohl 1Q0S 4,4 sowie CD 13,7f. (s. dazu u. [bei] Anm. 73). Vgl. noch 1QH 13,36 (früher: 5,36). Ähnlich z. B. 1QS 10,17 ("seine “Werke’"); IQM 13,1 ("“Werke’ seiner Wahrheit"). 70 So etwa IR n13% (s. die vorangehende Anm.) und IR 1127 (s. z.B. 10S 9,13; vgl. Qimron/Strugnell, Migsat [s. Anm. 1] 133 samt Anm. 24). Vgl. ferner die bereits o. bei Anm. 44 genannte Wendung 7P737 ‘89% (s. zu ihr, bei der durchaus auch die göttlichen Gebote gemeint sein könnten, Bachmann, Rechtfertigung [s. Anm. 2] 28 Anm. 147).

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durch "Tora"”!, und dabei geht es nicht selten um etwas dem einzelnen Menschen Vorgegebenes’?. In CD 13,6-8 sind beide Möglichkeiten mit 98 WvH (Z. 7f.) und nmnn W172 (Z. 6) so realisiert, daß dadurch der Ausdruck 7I1n7 %@yH immerhin

suggeriert wird’°. | Mit anderen Worten: Die diachronen Beobachtungen bekräftigen nachdrücklich das Ergebnis, daß in 4QMMTB

2 und C 27 bei "Werken" bzw. ""Werken’ des

Gesetzes" nichts anderes als Halakhot gemeint sind.

1.2 Von daher scheint es zumindest denkbar, daß so auch die paulinische Wendung Epya völov zu begreifen ist. Da vönog hier im Genitiv steht, könnte sie sehr gut einen constructus-Ausdruck widerspiegeln, und dafür käme, wenn es sich bei ihr wie bei der entsprechenden singularischen, um die Artikel reicheren Formulierung von Röm 2,15, d. h. bei 16 &pyov toV vonov’*, um Übersetzungsgriechisch han-

deln sollte’, in einem durch die Septuaginta bestimmten Milieu wohl nur Wh nm) in Frage; denn 771N wird dort in aller Regel mit vönog und nwy% ähnlich stereotyp mit &pyov — an der besonders wichtigen Stelle Ex 18,20 genauer mit (TA) Epya’® = wiedergegeben’. P. Billerbeck hat denn auch lange vor der Auffindung

71 So etwa In

B778 (z.B. CD 20,6; vgl. 0. Anm. 44), 77ın7 8113 (CD 4,6.8; 6,14

[vgl. o. Anm. 28]; 13,6; vgl. 14,18 [s. u. Anm. 104]) und mIın7 ns» (z. B. 10S 9,9; vgl. damit etwa 1QS 8,1 ["Rat der Gemeinschaft"] und zu diesem Nebeneinander o. [bei] Anm. 53-55). Vgl. noch die von 4Q 258 gebotene Textvariante zu 10S 5,1, nämlich "Männer der Torah" (Maier, Qumran-Essener [s. Anm. 39] II, 206). 72 S, dazu nur o. Anm. 69-71.

73 Da hier bei 717 Y1n3 (vgl. zu diesem Ausdruck die o. Anm. 71 aufgeführten Belege) ohne Frage der Tora-Inhalt im Blick ist, wie er vom "Aufseher" (7P2%) durch Unterweisung vermittelt wird (Z. 5f.), und da es auch in Z. 7ff. um den unterweisenden "Aufseher" geht, liegt es nahe, unter den derart zu lernenden "*Werken’ Gottes" bestimmte

Anm. 69. Halakhot zu verstehen (doch vgl. z. B. [IQH 13,36 und] 1QM 10,8). Vgl. o. (bei)

74 Man sollte angesichts von Röm 2,15 deshalb vielleicht nicht formulieren, "that the

21). Vgl. Kamphrase in Paul is always anarthrous" (Dunn, 4JQMMT [s. Anm. 1] 151 Anm. pen, 4QMMT (s. Anm. 43) 138f. samt Anm. 38.43.

n 75 Ähnlich stehen bei Paulus öikauoobvn Beod (z. B. Röm 1,17) und h dikanoobv der. tod Beov (Röm 10,3) nebeneinan

76 $, dazu o. (bei) Anm. 65.

77 Abegg, Paul (s. Anm. 12) 53 Anm. *, formuliert im Blick auf die Septuaginta(-Konword nomos kordanz): "The most common Greek word for ma'ase is ergon. The Greek equivaGreek the that doubt, "Little nur bestehe Darum most commonly translates torah." Burchard, akzentuiert Anders 53). (ebd., nomou" ergon likely is lent of ma‘ase ha-torah

C 27: "was auf grieNicht aus Werken (s. Anm. 27) 411 Anm. 36, im Blick auf 4QMMT richtig übersetzt wäkaum chisch mit einer Wendung, die (td) Epya (T00) vönov enthielte, re" (vgl. u. [bei] Anm. 80).

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von 4QMMT eben diese hebräische Formulierung hinter &pya. vonov vermutet ”®, und Übersetzungen des Neuen Testaments ins Hebräische greifen ebenfalls zu dem nun durch 4QMMT C 27 für die Antike gesicherten Syntagma””. Daß es letztlich der paulinischen Wendung zugrundeliegt und ihren sachlichen Gehalt prägt, würde | selbstverständlich keineswegs schon dadurch falsifiziert, daß &pyov (bei Paulus und) bei dem Apostel zeitlich nahestehenden Autoren außerhalb dieser Genitivverbindung in anderer Bedeutung gebraucht wird®0. Wenn - beispielsweise — die Formulierung Kbpıog navrokpditwp von 2Kor 6,18 sich der alttestamentlichen Formulierung M833 117 (von 2Sam 7,8) verdankt, schließt das ja durchaus nicht aus, daß K’bprog an anderen Stellen (z. B. Gal 4,1; 1Petr 3,6) auf Menschen bezogen wird. Für die Möglichkeit, der Ausdruck &pya vöuov sei als Übersetzung von Wyh mm zu begreifen, reicht vielmehr hin, daß das griechische Vokabular semantisch eine Anknüpfung nicht ausschließt?!. Da es, wie insbesondere Ex 18,20 mit seiner Wiedergabe von NI1N durch vönog und der angesichts des Kontexts (irgendwie) nomistisch zu verstehenden Vokabel 71099 durch Epya zeigt, überdies nachweislich zu einer solchen Anknüpfung gekommen ist, kann an der Möglichkeit jener Abhängigkeit kein Zweifel bestehen. Dem ist um so ernsthafter nachzugehen, als Ex 18,20 nicht isoliert dasteht. Sofern die Ersetzbarkeit von 7I1N bzw.

18yB durch vöuog bzw. Epyov (oder Epya) am Septuagintasprachgebrauch ablesbar ist und sofern dabei das Paar 771N und vönog offenkundig semantisch eng mit dem Bereich des Gesetzlichen verbunden ist®2, wird man das Augenmerk auf die

Frage zu richten haben, ob im frühjüdischen und frühchristlichen Milieu &pyov

18 Billerbeck, Kommentar (s. Anm. 59) III, 160 (vgl. Bachmann, Rechtfertigung [s.

Anm. 2] 27 samt Anm. 138, ferner die nachfolgende Anm.). 79 So wieder in der Übersetzung seitens der British Bible Society von 1976, und zwar,

Abegg, Paul (s. Anm. 12) 53, zufolge: "consistently". Entsprechend ist es auch in einem in London (0.J.) von der Trinitarian Bible Society herausgegebenen Nachdruck der durch F. Delitzsch erarbeiteten Übersetzung (1. Aufl.: 1877) der Fall, wobei lediglich in Röm 3,28

der Artikel nicht gesetzt ist, den auch Billerbeck (s. die vorangehende Anm.) nicht bietet.

80 So indes die Argumentation bei Wolter, Ethos (s. Anm. 37) 432f. samt Anm. 16 (der

sich dabei auf Philo, Praem 82f., und Josephus, Ap 2,291f., bezieht): "Damit erweist sich das zuletzt wieder von M. Bachmann ... vorgetragene Verständnis ... als nicht sachgerecht". Vgl. (o. Anm. 37 und) Burchard, Nicht aus Werken (s. Anm. 27) 410 Anm. 32 (vgl. o. Anm.

77), der aber immerhin für Röm 2,15 erwägt, daß Epyov hier "Aufgabe, Funktion" meinen könne, und (ebd., 411 [samt] Anm. 39) überdies fragt, ob "Werk"-Belege der "Qumran-Schriften", nämlich solche aus 1QS (vgl. o. [bei] Anm. 44), "nicht doch dazu beigetra-

gen haben, Werke des Gesetzes zu einem festen Ausdruck zu machen". 31 Vgl. dazu Bachmann, Rechtfertigung (s. Anm. 2) 16-18.27f. (und die darauf bezügliche Kritik von Burchard, Nicht aus Werken [s. Anm. 27] 410 Anm. 32).

82 5. dazu nur H. Hübner, Art. vöuog, EWNT 2 (1981) 1158-1172: 1162f.

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(bzw. opus) gelegentlich nomistisch gebraucht wird — also etwa so, wie es der sich in dieser Zeit stärker herausbildenden Bedeutung von 7®v im Sinne von "Gebot" entspricht®°. Nun, das ist, wie schon E. Lohmeyer mit einigen Beispielen belegte®*, in der Tat der Fall. Belege finden sich in der Septuaginta selbst°, in | den Pseudepigraphen®® und im Neuen Testament (zumindest jenseits der paulinischen Briefe)’. Es bei &pya vönov (bzw. Tö Epyov TOD vönov) mit einem entsprechenden Ver-

ständnis zu probieren, drängt sich also auf. Gewagt hat den Versuch vor Entdekkung der "Qumran-Schriften" in vorsichtiger Weise der soeben erwähnte lE.

83 S. dazu o. (bei) Anm. (62-)68. Fr Lohmeyer, "Gesetzeswerke", in: ders., Probleme paulinischer Theologie, Darmstadt 1954, 31-74 (zuerst: 1929): 39f. Vgl. jetzt P. W. Ensor, Jesus and His ‘Works’. The Johannine Sayings in Historical Perspective (WUNT II,85), Tübingen 1996, 279-281.

85 g_ bes. Ex 18,20; 36,1.3; Num 3,7.8; 8,11; 1(3)Esdr 7,9; Tob 3,2 (vgl. V. 4f.); Ps

105(106),35.39 (vgl. V. 13); 110(111),7; Spr 16,9; Weish 9,9; Sir 42,15 (vgl. V. 21f.); Mi 6,16; Jer 31(48),10; Bar 2,9 (vgl. V. 10.12); Dan 3,27; 1Makk 2,51 (vgl. V. 53.55.58.65.67.

68 [und dazu sowie zu V. 52: Gal 1,14; 3,5f.; Röm 4,2f.9]). Vgl. Bachmann, Rechtfertigung (s. Anm. 2) 27f. samt Anm. 143. 86 jn 4Esr 7,24 bildet die Formulierung opera eius (d.h. Gottes) eine Parallele zu lex eius (und zu: sponsiones eius, legitima eius) - und in 1Hen 5,1-4 stehen die EvroAai Gottes (V. 4) zu seinen &pya (V. 1) in Beziehung -. Das Gegeneinander von vönog KLpiov und Epya Berıdp in TestLev 19,1 (vgl. die Epya-Belege TestNaph 2,10; TestBenj 5,3) führt zu einer ähnlichen Gleichung von vönog und Epya. (vgl. Testlss 5,1.3 und die nachfolgende als etwas Anm.). Wie die "Werke Beliars" hier und in TestBenj 6,7 (vgl.7,1) dem Menschen [s. Anm. ke" "Gesetzeswer Lohmeyer, (vgl. Objektives (und Wählbares) gegenüberstehen Babylons" "Werken den bei 3) V. (vgl. 8,2 ParJer in auch 84] [39-]40), ist es offenkundig die gerund in 1Hen 10,8 bei den von Azael gelehrten Werken (vgl. 9,6; 13,2) der Fall. Was Ausder ... hier "auch ne zum Vergleich herangezogene Stelle syrBar 57,2 angeht, so ist Bachmann, vgl. ebd.; (Lohmeyer, druck ‘Werk’ nur eine Variante des Begriffes Gebot" aus Werken [s. Anm. Rechtfertigung [s. Anm. 2] 27 samt Anm. 142, und Burchard, Nicht verweisen (s. dazu u. zu 14,18 CD auf u.a. übrigen im ist und — 34) 27] 410f. samt Anm. Arist 18,4; 272,3, [bei] Anm. 104). Vgl. überdies TestDan 6,9; PsSal 18,8 (vgl. V. 4.10); 98, und vgl. Jo2] Anm. [s. Sünder ferner Josephus, Ant 20,42.43.46 (s. dazu Bachmann,

sephus, Bell 5,401). o. [bei] Anm. 87 n Joh 6,28 sind (wie ähnlich auch in 9,4) 1& Epya tod Beod (vgl. dazu

o. [bei] Anm. 64-66 und 69f.) als etwas zu Tuendes (epydGeobaı) charakterisiert (s. dazu verwandten Singular 6,29 in sogleich u. bei Anm. 97), und daran dürfte deshalb auch beim

dann vom Willen Gottes gedacht sein (vgl. 12,[49-]50), zumal im nachfolgenden Kontext

der Belehrung seitens Gottes (S. V. 45) die Rede ist (vgl. die 17,4). In Apk 2,26 wird der "Überwinder" auch als & ınp@v 9,4; 5,36; 4,34; Epyov-Belege der sonstigen VerwenAxpı TEAovg td Epya: OL beschrieben. Damit kann schon wegen 14,12, 22,7.9) nur 12,17; 3,8.10; 1,3; bes. (s. dung von tnpeiv in der Johannesoffenbarung (s. 6,40; vgl. V. 38f.), von

(vgl. Avemarie, Epyov [sdie Beobachtung, das Einhalten von Präskriptivem gemeint sein

50

Antijudaismus im Galaterbrief?

108

Lohmeyer®®. Mir drängte sich im Sommer 1989, als ich einerseits mit den Schwierigkeiten von Gal 2,15ff. kämpfte und andererseits erstmals auf kurze Bemerkungen zu4QMMT stieß®?, diese Möglichkeit auf? J etzt, im Frühjahr 1997, fällt mir eine Studie von D. Flusser in die Hand, in der es schon einige Jahre früher — und

vielleicht noch vor Kenntnisnahme von 4QMMT C 27 - heißt: "Es wird schwer sein, sich von dem Eindruck zu befreien, daß die Werke des Gesetzes mit den jüdischen Geboten identisch seien. Auch das einfache Wort ‘Werke’, das Paulus oft verwendet, bedeutet im damaligen rabbinischen Judentum die Gebote."?! Nach Kenntnisnahme der Nähe, die zwischen A4QMMT und dem Galaterbrief besteht (s.

Anm. 38] 59) - und schwerlich das Achten auf das Tun des irdischen Jesus oder auf sein

Heilswirken für die Gemeinde (gegen M. Karrer, Die Johannesoffenbarung als Brief. Studien zu ihrem literarischen, historischen und theologischen Ort [FRLANT 140], Göttingen 1986, 106 [samt] Anm. 77 [der hier indes zu Recht anspricht, daß es bei den Parallelen von 2,2 an bis hin zu 22,12 jeweils um "Werke" nicht nur eines einzelnen geht] und 199f.) —. Da das Schreiben an die Gemeinde in Thyatira gegen die falsche Lehre und Prophetie "Isebels" angeht (V. 20.24), macht die Bindung an die (prophetisch vermittelten) Anweisungen Jesu (vgl. nochmals

1,3; 3,8; 22,7.9, ferner 22,14 v.l.) noch besonders viel Sinn (und ist es nicht unwahrscheinlich, daß der Ausdruck 1& Epya, adrng [d. h. Isebels] von V. 22 als Gegenbegriff zu nehmen ist [vgl. die vorangehende Anm.] und "die von der falschen Prophetin gelehrte Sittenlosigkeit" [so Th. Zahn, Die Offenbarung des Johannes ofesıaArun J][9JS :EIOL u9Q97 :eIoL

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75 Bundesnomismus Jüdischer

191

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Nachtrag Der dreiteilige Mosaikfußboden der Synagoge von Bet Alfa (6. Jh.) wurde im voranstehenden Aufsatz nicht als eher zufällige, sondern als durch einen theologischen Aussagewillen bestimmte Einheit verstanden. Verwiesen wurde dazu auf weitere Zeugnisse spätantiker synagogaler Kunst, insbesondere auf die Toranische und das zugehörige Fresko in Dura Europos (3. Jh.) und auf das Fußbodenmosaik von Hammat-Tiberias. Das Miteinander der drei in Bet Alfa verbundenen Themen Bindung Isaaks, Tierkreis und Toraschrein findet sich zwar weder auf jener Westwand noch auch auf diesem Fußboden. Aber die beiden archäologischen Funde schienen doch zusammen auf eine solche dreiteilige Komposition zu führen. Eine einigermaßen schlagende Bestätigung dieser Überlegungen ist mit der im Sommer 1993 erfolgten Freilegung eines weiteren synagogalen Mosaikfußbodens gegeben, der im Norden von Sepphoris entdeckt wurde. Der Fund wird u.a. durch ' einen Begleitband zugänglich gemacht, den die Ausgräber, Ze’ev Weiss und Ehud Netzer, 1996 zu einer diesbezüglichen Ausstellung im Israel-Museum, Jerusalem, vorgelegt haben: Promise and Redemption. A Synagogue Mosaic from Sepphoris (vgl. G. Stemberger, Biblische Darstellungen auf Mosaikfußböden spätantiker Synagogen; angekündigt für JBTh 13 [Die Macht der Bilder], 1998 [NeukirchenVluyn 1999]). Zwar ist das wohl ins frühe 5. Jh. zu datierende Mosaik (Weiss/Netzer, Promise, S. 7, unter Hinweis auf Münzfunde) nicht in drei, sondern in sieben Streifen mit insgesamt 14 Feldern aufgeteilt (s. nur ebd., S. 14 [bzw. die o. hinter

Abb. 3 gebotene Reproduktion dieser Vorlage]). Dennoch wird man den Ausgräbern folgen müssen, wenn sie (ebd., S. 34) urteilen: "Three main foci can be distin-

guished in the mosaic." Vom Synagogeneingang aus folgen dabei aufeinander (und zwar: in zwei Streifen und drei Feldern; in einem Streifen und einem einzi-

gen, dem größten Feld; schließlich in vier Streifen und zehn Feldern): ".... the Angels’ Visit t0o Abraham and Sarah and the Binding of Isaac; ... the zodiac in the central panel; ... the architectural facade with its accompanying symbols, the consecration of Aaron and the daily offering, and the Shewbread Table and basket of

first fruits” (ebd., S. 34)!. Also gilt: "The mosaic carpet in the synagogue at Bet Alpha ... is organized in a similar fashion" (ebd., S. 39), von Abraham und Isaak

ausgehend, zum Toraschrein bzw. der (auch auf den Tempel verweisenden) Architekturfassade hinführend und "with a zodiac in the center" (ebd., S. 15; vgl. S. 26). Interessant ist überdies, daß die Ausgräber (schon) für den neu freigelegten Fußboden mit einer einheitlichen Aussage rechnen: "these three foci combine to form a single message, which underlies the scheme of the entire floor" (ebd., S. 34; vgl. S. 37.43). Weiss und Netzer bringen das Anliegen des Gesamtmosaiks im x

! Die Betonung Aarons im Sepphoris-Mosaik läßt mich im übrigen hinsichtlich des fruchttragenden Baums in der Toraschrein-Szene von Bet Alfa zweifeln, ob mein Hinweis auf Sir 24,14.19 wirklich weiterführend war. Es dürfte sich wohl eher um die Symbolisie-

. rung des "Stabs Aarons" (s. bes. Num 17,8; vgl. Hebr 9,4) handeln.

80

Antijudaismus im Galaterbrief?

Buchtitel auf den Nenner "Promise and Redemption" (vgl. auch ebd., S. 38f), und für eine heilsgeschichtlich-eschatologische Interpretation dürfte nicht zuletzt das erste Feld sprechen. Es ist zwar sehr schlecht erhalten; ihm (und vielleicht auch dem in Dura Europos mit der Bindung Isaaks verbundenen Zelt) wird aber — wie zumal die entsprechende christliche Darstellung von San Vitale in Ravenna zu schließen nahelegt (s. ebd., S. 32f [bes. die Abbildungen S. 33]) — die Szene von Gen 18,1-16 zugrundeliegen, in der seitens der himmlischen Besucher Abraham (und Sara) die Geburt eines Sohnes zugesagt wird (V. 10[-15]). Der Zukunftsbe-

zug, der auch bei den zahlreichen den - im 5. Jh. längst zurückliegenden und doch erhofften — Tempelkult betreffenden Feldern und Zügen schwerlich fehlt (s. ebd., S. 36f), ist natürlich auch für unseren Vergleich mit Gal 3,15-29 von einigem Be-

lang. Denn in diesem Textsegment geht es ja ebenfalls um die Abraham gegebene Verheißung und ihre endzeitliche Erfüllung (s. bes. V. 16.17.18.19.21.28f). Eschatologische Züge sind im übrigen auch dem Mosaikfußboden von Bet Alfa nicht abzusprechen, obwohl da, "unlike the Sepphoris mosaic, the depictions that symbolize the promise on one side and the building of the Temple as part of the redemptive process on the other side are much smaller" (ebd., S. 39). Umgekehrt ist die Zentralität des Tierkreises in Bet Alfa noch deutlicher als in Sepphoris. Und was nach Weiss und Netzer für die frühere Zodiakus-Darstellung gilt: sie symbolisiert "the blessing implicit in the divine order" (ebd., S. 35), läßt sich erst recht für die jüngere sagen — und mit der Rolle des Gesetzes für die Struktur der Schöpfung verbinden. Wenn in Sepphoris übrigens im Inneren des Tierkreises anders als z.B. in Hammat-Tiberias und Bet Alfa nicht eine Gestalt — nicht der Sonnengott Helios —, sondern eine Sonnenscheibe (mit Strahlenkranz) auf der Quadriga Platz findet, so dürfte dieser Zug die im voranstehenden Aufsatz im

Blick auf Gal 3,19-25 (und Gal 4,10) vorgetragenen Erwägungen zum Zodiakus einerseits und zu Tora sowie (Sonnen-)Kalender andererseits (s. nur Gen 1 [bes. V. 14]; Ps 19; Weish 7) noch zusätzlich stützen (vgl. ferner H. Maaß, "Du sollst dir kein Bildnis machen". Abbildungen in frühjüdischen Synagogen, in: entwurf

2/1998, S. 32-34, S. 34 [samt] Anm. 32: Hinweis auf 4Q 259 5,10f; 4Q 381 (1) 8).

(IV) Ermittlungen zum Mittler: Gal 3,20 und der Charakter des mosaischen Gesetzes

I Der Vers Gal 3,20 mit seinen Bemerkungen über den oder einen Mittler und über den einen Gott hat etwas von einem undurchsichtigen Kriminalfall an sich, den

man noch nicht endgültig zu den Akten hat legen können. Dem entspricht - erstens —, daß die Stelle oft metaphorisch als dunkel! bezeichnet oder sonstwie als schwierig? charakterisiert wird. So formuliert Terrance Dennis CALLAN, der 1976 in Yale eine (bei Nils Alstrup DAHL erarbeitete) Dissertation zu dieser Passage (genauer: zu V.19b-20) vorgelegt hat”: "This verse is one of the most obscure in the letters of Paul."* Fast 150 Jahre früher urteilt (Gottfried Constantin) Friedrich LÜCKE sogar noch krasser: "Es giebt für den Ausleger des N. T. nicht leicht ein lästigeres Kreuz, als die bezeichnete Stelle."” Und noch einmal gut drei Jahrhunderte vorher schließt Luther im sogenannten Kleinen Galaterbriefkommentar (von 1516/17

e Vgl. z.B. A. KLÖPPER, Zwei merkwürdige Aeusserungen des Apostels Paulus über die Genesis des Messaischen (sic) Gesetzes, in: ZWTh 13, 1870, 78-115, 97 (vgl. 80, wo es zu V. 19f. heißt: "locus vexatissimus" [so auch ©. ZÖCKLER, Die Briefe an die Thessaloni-

cher und der Galaterbrief , 2., großenteils neubearb. Aufl., München 1894, 104]), W. BoUsSET, Der Brief an die Galater (SNT II, 31-74), 3., verb. und verm. Aufl., Göttingen 1917, 56, A. STEGMANN, ‘O ö£ uecitng Evög obk Eotıv, in: BZ 22, 1934, 30-42, 30, [K.] BORNHÄUSER, Der "Mittler". Versuch einer Erklärung von Gal. 3, 19. 20., in: NKZ 39, 1928, 21-24, 21, und A. VANHOYE, Un me&diateur des anges en Ga 3,19-20, in: Bib. 59, 1978, 403-411, 403, ferner u. (bei) Anm. 4.

2 Vgl. z.B. H. SCHLIER, Der Brief an die Galater (KEK VID), 12., neubearb. Aufl., Göttingen 1962, 161, und H.D. BETZ, Der Galaterbrief. Ein Kommentar zum Brief des Apostels Paulus an die Gemeinden in Galatien (Hermeneia), München 1988 (zuerst [englisch]:

1979), 305. R. KÜBEL, Bibelkunde. Erklärung der wichtigsten Abschnitte der h. Schrift und Einleitung in die biblischen Bücher. Teil II: Das Neue Testament, 6. Aufl., Stuttgart 1896, 308, spricht sogar davon, daß "V.20 ... für den schwierigsten Vers des Neuen Testaments gehalten wird." ( vgl. ©. FRITSCH, Galater 3, 20 [Wissenschaftliche Beilage zum Jahresbericht der Margarethenschule zu Berlin], Berlin 1895, 5, und W. SIEBERT, Exegetisch-theologische Studie über Gal 3, 20 und 4, 4., in: NKZ 15, 1904, 699-733, 711). 3 T.D. CALLAN, Jr., The Law and the Mediator: Ga 3:19b-20, Diss. (masch.) Ph.D. Yale University 1976; hier v: N.A. DAHL. 4 T.[D.] CALLAN, Pauline Midrash: The Exegetical Background of Gal 3:19b, in: JBL 99, 1980, 549-567, 549. Vgl. o. (bei) Anm. 1. = [G.C.F.] LÜCKE, Noch ein Versuch über Galat. 3,20., mit besonderer Rücksicht auf die Auslegungen dieser Stelle von Dr. Winer, Dr. Schleiermacher und Prof. Schmieder, in: ThStKr 1, 1828, 83-109, 83.

82

Antijudaismus im Galaterbrief?

bzw. 1519)° seine knappen, später so von ihm nicht wiederholten’ interpretativen Aussagen zum Vers mit dem Seufzer ab: Si quid profundius latet, alii quaerant: ego mea vela colligo.® Es läßt sich also mit Karl WIESELER von einer "durch ihre Schwierigkeit berühmten Stelle"? sprechen, und man darf sich, zumal angesichts von Luthers Zugeständnis, andere könnten sich um hier etwa Verstecktes bemühen, nicht wundern, daß — zweitens — eine enorme Fülle von Lösungsvorschlägen entwickelt

wurde. Schon im letzten Jahrhundert ist deren Anzahl mehrfach sehr hoch beziffert worden!®. Da "solche Angaben", wie Heinrich SCHLIER!! es ausdrückt, "wohl

mehr auf Gerüchten als auf Nachprüfungen" fußen, mag es genügen, drei Voten zur Illustration anzuführen: Nach Lücke!? gilt, "daß von der großen Summe der

bisher versuchten Auslegungen auf jedes der neun Worte des kurzen Verses etwa dreyßig kommen"; Benjamin JOwETT!? (wie später dann Albrecht OEPKE!®) erhöht — unter nicht weniger witziger Anspielung auf die in Gal 3,17 numerisch bemessene Zeitspanne zwischen Abraham-Verheißung und Gesetzgebung - auf 430, während es bei Friedrich SIEFFERT!? heißt: eine "fast unzählbare Menge von

6 WA 2, (436-)451-618. Vgl. die Übersetzung: I. MANN, Martin Luther, Kommentar

zum Galaterbrief : 1519 (Calwer Luther-Ausgabe 10), München/Hamburg 1968. 1 Vgl., was Gal 3,(19.)20 im Kleinen Kommentar, in späteren Auflagen dieses Werkes und in der Auslegung von 1531/35 (s. WA 40 L.II) angeht (WA 2, [522-524.]524; 40 I, [473-501.]501-506), K. WIESELER, Commentar über den Brief Pauli an die Galater. Mit besonderer Rücksicht auf die Lehre und Geschichte des Apostels, Göttingen 1859, 292f. (samt 292 Anm. 1), MANN, Kommentar, 149f. (samt Anm. 72), und J. ROHDE, Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK IX), Berlin 1989, 157 Anm. 21.

8 WA 2, 524 (hier Z. 20). Vgl. u. bei Anm. 30. 9 WIESELER, Gal, 288. Vgl. CALLAN, Law, v: "this infamously enigmatic passage". 10 S, dazu nur die Aufzählungen bei F. SIEFFERT, Der Brief an die Galater (KEK VII;

9. Aufl.), von der 6. Aufl. an neu bearb., Göttingen 1899, 210 Anm.*, SCHLIER, Gall?, 161 Anm. 2, und BETZ, Gal, 305 Anm. 70.

U Gall?, 161 Anm. 2.

!2 Versuch, 83. 13 So SIEFFERT, Gal?, 210 Anm.* (vgl. z.B. FRITSCH, Galater 3, 20, 5 [samt Anm. 9f.]). 14 Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK IX), Nachdr. der 2., verb. Aufl., Berlin

1964, 82. 15 Gal?, 210 (vgl. ZÖCKLER, Gal, 104: eine "Sintflut von Deutungen", die sich nach Z. übrigens "in erster Linie aus dem Auseinandergehen der Meinungen in betreff des neottng" ergibt). Vgl. C.A.Th. KEILIUS (d.h. KEIL), Proponitur exemplum iudicii de diversis singulorum scripturae sacrae locorum interpretationibus ferendi, examinandis varüs interpretum de loco Gal. III, 20. sententiis., in: DERS., Opuscula academica ad N. T. interpretatio-

nem grammatico-historicam et theologiae christianae origines pertinentia, ges. und hg. v. 1.D. GOLDHORN, Leipzig 1821, 211-317 (zuerst: 1809-1812 [s. ebd., 211 Anm. des Hg.; doch vgl. WIESELER, Gal, 288: 1800-1813]), 213: non videbatur nobis vllus alius locus in

medium proferri posse, qui maiori interpretationis diversitati obnoxius fuisset, quam nobilissimus ille epist. ad Gal. III, 20. locus.

Ermittlungen zum Mittler

83

Erklärungsversuchen". Wie bei einem schwierigen Kriminalfall gelegentlich der Kreis der möglichen Täter, der Verdächtigen, den Polizeibeamte oder auch interessierte Bürger umreißen, sich als recht umfangreich darstellt, so ist hier die Zahl

der vorgeschlagenen Lösungen ganz erheblich. Und dabei scheint ein erfolgreicher Abschluß dieses exegetischen Falls um so weniger leicht, als zwar bei einem Verbrechen schon mal viele Mafiosi zu Recht dingfest gemacht werden mögen, kaum aber bei einem Auslegungsproblem auch nur zwei einander deutlich widerstreitende Interpretationsversuche gleichberechtigt als angemessene Antworten an können - es sei denn, man öffnete sich poststrukturalistischer Beliebigkeit! ;

Die Versuchung, das zu tun, ist ausgesprochen verlockend, wenn man einen auch nur etwas längeren Blick auf das Feld der offerierten Lösungsvorschläge wirft. Denn obwohl seit dem Jahre 1800 eine ganze Reihe von Forschungsberichten vorgelegt wurde — den jüngsten unter den umfangreicheren bietet die erwähnte Yale-Dissertation 17, bleibt dieses Terrain doch schwer überschaubar, und das

_. Vgl., was diese Position angeht, etwa M. FRANK, Wörter, Wörter, Wörter. Eine Abrechnung mit dem Poststrukturalismus, in: Die Zeit, Nr. 38 vom 11. September 1992, 74f. 17 Vor allem sind zu nennen: C.F. BONITZ, Plurimorum de loco Pauli Gal. III. 20. sententiae examinatae, novaque eius interpretatio tentata. Commentatio historico-exegetica, Leipzig 1800; DERS., Spicilegium observationum ad locum Pauli nobilissimum Gal IIl, 20, Leipzig 1802; C.Th. ANTON, explicatio loci Gal. III, 20. critica, historica et exegetica (25 verb. und verm. Aufl. [der Wittenberger Diss. von 1800]), in: Sylloge Commentationvm Theologicarvm 5 (hg. v. D.I. POTT), (Helmstedt) 1804, 141-274, KEIL, exemplum;, G.H.F. WEIGAND,‘' ENOZ. In nobilissimo Pauli ad Gal. III. 20 effato. Haud Genitivo sed Nomina-

tivo casu esse positum. Examinatis aliorum

CCXXXXIIl Interpretum explicationibus, Erfurt

1821; H.E. SCHMIEDER, Nova interpretatio loci Paulini Galat. III. 19-20 (Memoriam anniversariam inauguratae ante hos CCLXXXIII. annos Scholae Provincialis Portensis),

Naumburg 1826, bes. 1-3; G.B. WINER, Pauli ad Galatas epistola, 3., verm. und verb. Aufl., Leipzig 1829, 163-176 (= Excursus III. In locum cap. 3. v. 20.), WIESELER, Gal, bes. 292-304; G.A. FRIKKE, Das exegetische Problem im Briefe Pauli an die Galater C. 3, 20 auf

Grund von 3, 15-25 geprüft, Leipzig 1880, bes. 3-8; ZÖCKLER, Gal, 102-105; SIEFFERT, Gal?, 210-218 (übersichtlicher: DERS., Kritisch exegetisches Handbuch über den Brief an

die Galater [KEK VII; 7. Aufl.], neu bearb., Göttingen 1886, bes. 210-223), FRITSCH, Galater 3, 20, bes. 5-8.24-28; SIEBERT, Studie, bes. 700-711; CALLAN, Law, bes. 1-30 (vgl. zu diesem letzteren Literaturüberblick u. [bei] Anm. 52). Recht stark auf die Auslegungsgeschichte bezogen sind auch J. SCHULTHESS, Engelwelt, Engelgesetz und Engeldienst, philologisch und litterarisch erörtert und auf die evangelische Gnade und Wahrheit zurückgeführt, Zürich 1833, und F.W. CULMANN, Noch ein Wort zum Verständnis der Worte Gal. 3, 20, Straßburg 1864; weniger explizit ist dies der Fall bei I.A. NOESSELTUS (d.h. NOESSELT), Prolusio in locum Paulli Apost. Gal. III, 20, in: DERS., Exercitationes ad sacrarum scripturarum interpretationem, Halle 1803, 143-168 (doch s. ebd., 146 Anm. a [Literatur]).

84

Antijudaismus im Galaterbrief?

schon deshalb, weil hier grelle Farbkontraste und feine Abstufungen beieinanderliegen. Beispielsweise sieht Ragnar BRING"® in der Formulierung von V.20a, d ö& heoiTNg Evög obk Eotıv, einen Hinweis auf die Bedeutung der Gesetzgebung und des Mittlers Mose für die gesamte Menschheit ("nicht eines (d.h. nicht nur Israels

Mittler)"19), während Ulrich MAUSER?? hier Mose als "Mittler der Spaltung" ("nicht Mittler der Einheit")?! beschrieben sieht, und zwar verstehen beide V.20b von dem universalen, auch die Heiden einschließenden Machtbereich des einen Gottes, aber doch so, daß BRING dabei gerade auch an das Gesetz denkt, MAUSER hingegen ausschließlich an die Abraham-Verheißung*. Es ermöglichen demnach die Forschungsberichte nicht einen solchen Überblick, bei dem sich eine klare Struktur des Gebietes der Lösungsvorschläge oder gar ein sachliches Vorrecht einiger weniger Interpretationen dem Betrachter darböte. Natürlich disqualifizie-

ren sich einige Auslegungen nahezu von selbst, etwa die von Wilhelm SIEBERT

vorgetragene, nach der bei d ö& Beög eig Eotıv, also in der zweiten, den Terminus

gar nicht bietenden Vershälfte - nicht anders als in Gal 4,4 - an Gott als den alleinigen Mittler, "Übermittler"2®, Christi zu denken ist: Paulus spreche hier "von der

übernatürlichen Erzeugung Jesu, von seiner Empfängnis durch den Heiligen Geist"?7. Auch das von derart Abstrusem gereinigte forschungsgeschichtliche Feld ist indes fraglos nicht dazu angetan, Optimismus hinsichtlich einer raschen und or-

18 Der Mittler und das Gesetz. Das Gesetz und der eine Gott. Eine Untersuchung von Gal 3, 19f., in: DERS., Christus und das Gesetz. Die Bedeutung des Gesetzes des Alten Testaments nach Paulus und sein Glauben an Christus, Leiden 1969, 73-111 (zuerst [in kürzerer Form]: 1966) (vgl. DERS., Der Brief des Paulus an die Galater, Berlin/Hamburg 1968, 147-155; noch in der schwedischen und ebenfalls in der englischen Fassung des Kommentars [1958 bzw. 1961] vertrat B. eine andere Auffassung als dann ab 1966 [s. dazu BRING, Mittler, 73 Anm. 2]). 19 Brınc, Mittler, 87. Vgl. ebd., 86: "Daß Moses nicht der Mittler von einem war, kann angeben, daß er ein Mittler — nicht eines aber - vieler war, also nicht nur der Mittler Israels sondern der Mittler auch der Heiden war."

20 Galater iii. 20: Die Universalität des Heils, in: NTS 13, 1966-1967, 258-270. 2! Ebd., 270. (Zum &vög von V. 16 s. ebd., 269 Anm. 1 [vgl. dazu u. Anm. 158.168].)

22 S. dazu BRING, Mittler, 91-93 (vgl. DERS., Gal, 149), und Mauser, Universalität, 268f. Vgl. u. (bei) Anm. 92-94.195f.

23 S. dazu bes. BRING, Mittler, 91-94 (vgl. DERS., Gal, 150-153).

24 5, dazu bes. MAUSER, Universalität, 268. (vgl. 265). 2 Studie, 711-733, bes. 720-729. 26 Ebd., 724 u.ö. 27 Ebd., 729. - Angefügt sei hier, daß man "z. Tl. sogar beide Naturen Christi, die göttliche und die menschliche in d. St. angedeutet finden wollte" (ZÖCKLER, Gal, 104 [Literaturhinweise]).

Ermittlungen zum Mittler

85

dentlichen Erledigung des exegetischen Falls auszulösen. Wenn man nicht fröhlich die poststrukturalistische Option wahrnehmen oder entschlossen zur z.B. von LÜCKE gewählten, immerhin etwas konservativeren Möglichkeit seine Zuflucht

nehmen will, trotz der einhelligen Textüberlieferung® eine — wie er meint: doppelte — Interpolation zu behaupten”, scheint nur Pessimismus möglich. Von Luthers Bereitschaft, hier die Segel zu streichen”, über oft zaghaft unter der Rubrik

"Versuch" vorgetragene exegetische Vorschläge?! reicht denn auch der Bogen hin zu CALLAN, der gegen Ende seiner Dissertation im Blick auf V.20a meint: "In any case, it may not be possible to give the clause a fully satisfactory interpretation. Paul's thought may have been unambiguous, but he has not expressed himself clearly">?. Sollen also, um noch einmal eine der netten Formulierungen LÜCKES’» aufzugreifen, die durch das Chaos der Auslegungsgeschichte eher "verdrießlich" gestimmten "Ausleger ... sich ... in einem allgemeinen Non liquet! vereinigen"? "Gewiß ist", fährt er kurz darauf”* fort, "stände der Vers in jedem anderen Buche [als der Heiligen Schrift bzw. dem Galaterbrief], er wäre längst aufgegeben!" Daran ist jedenfalls richtig: Der exegetische Fall scheint zum einen hoffnungslos”», und er ist zum anderen alles andere als eine Bagatellangelegenheit. Was das letztere angeht, so mögen sich in der Einschätzung der Bedeutung der Stelle Verschiebungen ergeben haben. Denn: "Die Kirchenväter", die den neoitng

28 S. zu ihr LÜCKE, Versuch, 105-109, und SIEFFERT, Gal?, 209(f.) Anm.** ("Die Zeugen sprechen einstimmig für die Aechtheit"). 29 S, dazu LÜCKE, Versuch, 101-109. V.20a soll danach mit Rücksicht auf V.19, V.20b im Blick auf V.21 eingefügt worden sein (s. ebd., 103f.). Zu Vorgängern und Nachfolgern LÜCKEs bei der Annahme einer solchen (oder auch einer längeren) Interpolation s. FRITSCH, Galater 3, 20, 7, SIEFFERT, Gal?, 209£.) Anm.**, und SIEBERT, Studie, 699 (vgl. CALLAN,

Law, 23f. samt Anm. 42). Auch E. DE WITT BURTON, A Critical and Exegetical Commentary on the Epistle to the Galatians (ICC), Edinburgh 1921, 192, erwägt die Möglichkeit einer eingedrungenen Glosse.

30 $, dazu o. (bei) Anm. 8.

) Vgl. z.B. K.H. Sack, Versuch einer Erklärung von Gal. 3, 20., in: TZTh 1831/Heft 1, 106-111, und BORNHÄUSER, "Mittler" (s. o. Anm. 1), ferner LÜCKE, Versuch - der (ebd., 84) überdies ausdrücklich sagt: Es "wagt fast keine [Auslegung] mehr, mit besonderem

Vertrauen aufzutauchen, ja gerade die gewissenhafteste und gründlichste bescheidet sich am meisten, nur Vermuthung zu seyn und höchstens das Wahrscheinlichste gefunden zu haben." Vgl. u. Anm. 168 (STEUDEL), ferner die nachfolgende Anm. 32 CALLAN, Law, 214 (der seine Arbeit ohnehin nur "a new attempt" [ebd., v] nennt);

vgl. DERS., Midrash, 565.567. 33 Versuch, 84.

34 Ebd., 85 (vgl. 102).

2 Vgl. ebd., 106: "absolute Unauflöslichkeit der exegetischen Schwierigkeiten".

86

Antijudaismus im Galaterbrief?

— unter dem Einfluß des Ersten Timotheus- (2,5) und des Hebräerbriefs (8,6; 9,15; 12,24) — oft und fraglos zu Unrecht?® mit Christus gleichsetzen?’, "gehen noch leicht über die Worte hinweg"? 8. während erst nach der Reformation die Divergen-

zen zunehmen; die "dogm. Polemik ... wurde ... immer grösser seit der 2. Hälfte des 18. Jahrh.", wie SIEFFERT>? resümiert. Wenn er das in den Zusammenhang des

"Erstarken[s] der gramm.-histor. Exegese" stellt, so darf man wohl als wichtigen Grund dafür, daß der Vers eben nicht "aufgegeben" wurde, die Relevanz der Stelle

für die Bestimmung des Verhältnisses von Gesetz und Evangelium bzw., kontextgemäßer, von Verheißung (Gal 3,14.16.17.18[2mal].21.22.29; vgl. V.19) und Gesetz (Gal 3,2.5.10[2mal].11.12.13.17.18.19.21[3mal].23.24)*0 hinzufügen. Nach Auschwitz stellt sich das Problem noch dringlicher, nämlich als ein auch die so-

ziologischen Größen Judentum und Christentum und deren Umgang miteinander betreffendes*!. Und dabei sind für das Selbstverständnis des Christentums wenige Aussagen so entscheidend wie unser Vers, von dem nämlich ganz wesentlich abhängt, wie man die knappen vorangehenden, nicht einmal Mose namentlich bezeichnenden Formulierungen auffaßt, die auf die Frage

"Ti odv d vonoc;"* ant-

worten. Es handelt sich um die ihrerseits einigermaßen änigmatischen Bemerkungen, daß das Gesetz (1) "der Übertretungen wegen gegeben" sei - nur ihretwegen (?) -, daß es (2) seine Rolle bis zum Kommen des Samens, und das ist nach V.16 Christus, zu spielen habe — allem Anschein nach nicht länger -, daß da-

bei (3) und (4) Engel und ein Mittler, offenkundig Mose, wirksam gewesen seien — möglicherweise allein sie**. Wie man von dieser Möglichkeit und damit von die-

36 Denn das gibt der Kontext nicht her (so z.B. BURTON, Gal, 191, und ROHDE, Gal,

157): 37 S, dazu nur SIEFFERT, Gal?, 210 Anm.* und 211 (vgl. ebd., 205f., ferner zur Nach-

wirkung dieser Linie bei Luther die o. Anm. 7 angegebene Literatur).

38 SIEFFERT, Gal?, 210 Anm.*. Vgl. FRITSCH, Galater 3, 20, 5. 39 SIEFFERT, Gal9, 210 Anm. *. #0 Aneiner solchen Verhältnisbestimmung liegt z.B. J.A. BENGEL, Gnomon Novi Testamenti ..., Tübingen 1855 (Nachdruck der 3. Aufl. von 1773), 727: Non est alius Deus ante

legem, alius deinceps: sed unus idemque Deus. Ante legem egit sine mediatore; ergo mediator Sinaiticus non est Dei, sed legis; Dei autem promissio. #1 Zur Frage der hermeneutischen Relevanz der Verbrechen, die ich hier metonymisch durch "Auschwitz" anspreche, vgl. nur M. BACHMANN, Sünder oder Übertreter. Studien zur Argumentation in Gal 2,15ff. (WUNT 59), Tübingen 1992, 3 Anm. 11 (Literatur).

42 Vergleichbar wichtig sind in dieser Hinsicht wohl nur: Mt 27,25; Joh 8,44; 1Thess 2,14-16; Apk 2,9; 3,9 (vgl. noch 2Kor 3f.) — und Joh 4,22; Röm 9-11.

= Vgl. zu ihr u. Anm. 128. a Vgl. zu dieser Auflistung etwa J.B. LIGHTFOOT, St. Paul's Epistle to the Galatians, London 1865, 144, und ROHDE, Gal, 153.

Ermittlungen zum Mittler

87

sen Bemerkungen insgesamt zu denken hat, das entscheidet sich eben nicht zuletzt bei der Interpretation von V.20. Zwar ist soviel deutlich und unumstritten, daß jene vierEEE die Relevanz des Gesetzes, der Tora, irgendwie eingren5. Aber es ergeben sich von V.20 her, läßt man alle feinen Differenzierungen — beiseite, doch zwei einander ziemlich strikt entgegengesetzte Alternativen: Entweder will Paulus, mit dem, was er zum weoitng und zu Gott aussagt, die mittelbare Herkunft des Gesetzes von Gott zum Ausdruck bringen“®, zumindest jedoch offenlassen*”, oder es geht beim Mittler, wie Hans HÜBNER“® formu-

liert, um die "Absentierung Gottes aus dem Geschehen der Gesetzgebung", das

45 S, dazu etwa S. WESTERHOLM, Israel's Law and the Church's Faith. Paul and His Recent Interpreters, Grand Rapids, Michigan, 1988, (176-)177. 46 So z.B. J. GRÜNDLER, Noch einmal: Der "Mittler", in: NKZ 39, 1928, 549-552, 550f., und BRING, Gal, 148 (vgl. DERS., Mittler, 84, auch 81 Anm. 1).

7 So eine große Zahl von Interpreten. Manche Vertreter dieser Gruppe stehen der sogleich zu charakterisierenden Auffassung immerhin nahe (vgl. z.B. G. EBELING, Die Wahrheit des Evangeliums. Eine Lesehilfe zum Galaterbrief, Tübingen 1981, 259f., und D. LÜHRMANN, Der Brief an die Galater [ZBK, Neues Testament 7], 2. Aufl., Zürich 1988, 63f.). H. SCHLIER, Gal!?, 161f., indes hat sich von ihr recht deutlich abgesetzt, nachdem er noch in der vorangegangenen Auflage seines Kommentars (11., durchges. Aufl., Göttingen 1951) einen Hintergrund "früh-gnostischer" (ebd., 117) Art annahm und hier ausgedrückt fand, "daß das Gesetz nicht von Gott gegeben ist, ... weil die Einheit Gottes den ausschließt, in dessen Hand sich doch das Gesetz befand" (ebd., 116; vgl. dazu die Aussagen, die SCHLIER in einem Brief vom 19. August 1939 R. BULTMANN gegenüber macht und die der an der zweiten Lieferung seines Galaterbriefkommentars Arbeitende [einleitend] so zusammenfaßt: "Ich habe ... die Stellen 3,19f.;4,3.5.8ff. überdacht und bin mehr und mehr zur Überzeugung gekommen, daß Paulus gnostische Vorstellungen aufgreift" [R. VON BENDEMANN, Heinrich Schlier. Eine kritische Analyse seiner Interpretation paulinischer Theologie , Gütersloh 1995, 91 Anm. 338]). 48 Das Gesetz bei Paulus. Ein Beitrag zum Werden der paulinischen Theologie (FRLANT 119), 3. Aufl., Göttingen 1982, 28 (bei H. gesperrt). Vgl. DERS., Intertextualität - die hermeneutische Strategie des Paulus. Zu einem neuen Versuch der theologischen Rezeption des Alten Testaments im Neuen, in: ThLZ 116, 1991, 881- 898, 889 (vgl. 894): "Paulus mag diffamierend über das Gesetz des Mose sprechen" (- "diffamierend über die Schrift selbst spricht er nicht").

88

Antijudaismus im Galaterbrief?

sich dann als eine gottlose oder als eine dämonisch bestimmte Aktion darstellt”.

#9 Es verbindet sich bei HÜBNER - und nicht nur bei ihm (sondern etwa auch bei G. KLEIN, Individualgeschichte und Weltgeschichte bei Paulus. Eine Interpretation ihres Verhältnisses im Galaterbrief, in: DERS., Rekonstruktion und Interpretation. Gesammelte Aufsätze zum Neuen Testament [BEvTh 50], München 1969, 180-224 [zuerst, abgesehen vom Nachtrag : 1964], 209f.) — jene Auffassung der Rolle des neoitng mit einer Einschätzung der Engel von V.19, nach der sie nicht nur als "Urheber des Gesetzes", sondern sogar "als dämonische Wesen zu begreifen (sind), die im Gegensatz zu Gott nicht das Heil des Menschen wollen" (HÜBNER, Gesetz, 28f., etwas vorsichtiger: DERS., Biblische Theo-

logie des Neuen Testaments. Bd. 1-2, Göttingen 1990-1993, 1, 92 ["Die Religion des Engelgesetzes steht auf der Seite des Fleisches, die Religion des Evangeliums auf der Seite des Geistes; insofern steht das Gesetz faktisch ... gegen die Verheißung"] und 2, 82f. samt Anm. 137). Bei ähnlichen Positionen werden verschiedentlich die Engel von V.19 mit den (Welt-)Elementen von 4,3.9 (ta [...] otoıxeia [T00 K60noUV]) in Zusammenhang gebracht oder gar identifiziert (vgl. z.B. A. RITSCHL, Die christliche Lehre von der Rechtfertigung und Versöhnung. Bd. 2: Der biblische Stoff der Lehre, 3., verb. Aufl., Bonn 1889, 249-253,

bes. 253, A. SCHWEITZER, Die Mystik des Apostels Paulus, Tübingen 1930, 71f., SCHLIER, Galll, 136 ["Die otoıyeia Tod K6oyov sind die &yyeAoı von 3]9", anders jedoch DERS., Gall?, 194], B. REICKE, The Law and This World According to Paul. Some thoughts concerning Gal 47.1] [zuerst : 1943], in: JBL 70, 1951, 259-276, bes. 262f., M.F. LACAN, Le Dieu unique et son mediateur. Galates 3, 20, in: L’'homme devant Dieu. Melanges offerts au P£re Henri de Lubac. Exe&gese et patristique [Theol(P) 56], Paris 1963, 113-125, 123f., KLEIN, Individualgeschichte, 209 Anm. 105, D. LÜHRMANN, Das Offenba-

rungsverständnis bei Paulus und in den paulinischen Gemeinden [WMANT

16], Neukir-

chen-Vluyn 1965, 67-69 [doch vgl. DERS., Tage, Monate, Jahreszeiten (Gal 4,10), in: Wer-

den und Wirken des Alten Testaments. Festschrift für Claus Westermann zum 70. Geburtstag, hg. v. R. ALBERTZ u.a., Göttingen/Neukirchen-Vluyn 1980, 428-445, 430£.442£.], und M. MACH, Tora-Verleihung durch Engel, in: Das Alte Testament als geistige Heimat. Festgabe für Hans Walter Wolff zum 70. Geburtstag, hg. v. M. AUGUSTIN/). KEGLER [EHS XXIII, 177], 2. Aufl., Frankfurt am Main/Bern 1984, 51-70, 62 [vgl. DERS., Entwicklungsstadien des jüdischen Engelglaubens in vorrabbinischer Zeit , Tübingen 1992, 294.297]). S. dazu H. RÄISÄNEN, Paul and the Law (WUNT 29), Tübingen 1983, 131f., BETZ, Gal, 301-303 samt Anm. 58, ROH-

DE, Gal, 156 (samt Anm. 16.18f.), WESTERHOLM, Law, 176-179, D.B. WALLACE, Galatians 3:19-20: A crux interpretum for Paul's View of the Law, in: WThJ 52, 1990, 225-245, (235.)241-243, und BACHMANN, Sünder, 146 samt Anm. 254. Der Begriff (T&) otoıyeia, (to Köcuov), wie er in Gal 4,3.9 verwandt wird, spricht (indes) gerade gegen eine auch nur einigermaßen enge Verknüpfung mit den Engeln von 3,19 (vgl. Ph. VIELHAUER, Gesetzesdienst und Stoicheiadienst im Galaterbrief, in: DERS., Oikodome. Aufsätze zum Neuen Te-

stament 2 [TB 65], hg. v. G. KLEIN, München 1979, 183-195 [zuerst 1976], bes. 189f.). Denn erstens findet sich nun einmal in Gal 3f. kein ausdrückliches Junktim (vgl. RÄISÄNEN, Law, 131). Zweitens dient bei einer der "vielleicht nächsten 'Parallelen' zu Gal 4,10" (LÜHRMANN, Tage, 442 Anm. 76), nämlich bei Weish 7,17-19, gerade auch der Terminus

croıyeia (Weish 7,17) zur Charakterisierung des Aufbaus und der Regelhaftigkeit des Kos-

Ermittlungen zum Mittler

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Es entscheidet sich also an V.20 die Frage, ob Paulus im Galaterbrief?® an einer Dignität des Judentums festhält oder aber, um Günter KLEINs Sicht durch ein Zitat zu charakterisieren, "die Disqualifikation der Geschichte Israels in nuce">! be-

treibt und ob eine sich auch von Paulus her verstehende Christenheit eher von Dignität oder von Disqualifikation des Volkes der Tora auszugehen hat. Das exegetische Problem ist also wichtig. Ist der exegetische Fall aber auch wirklich hoffnungslos, oder scheint er nur so? Wenn man z.B. bei Scotland Yard einen eminent bedeutsamen, aber auch schwierigen Fall, der noch nicht zum Abschluß hat gebracht werden können, wei-

terverfolgen will, bietet sich — so wie ich mir das, u.a. durch Edgar Wallace geschult, vorstelle — einerseits die Möglichkeit an, die Verdächtigen sämtlich noch einmal einzubestellen und zu befragen, andererseits könnte man sich die gesammelten Indizien erneut vor Augen führen und sogar nach weiteren suchen. Das erstere macht, wenn man denn nicht zu mittelalterlichen Folterungsmethoden greifen will, ohne das letztere wenig Sinn, und das, obwohl der Täter sich sehr wohl

unter einer mehr oder weniger großen Zahl von Verdächtigen befinden kann. Erfolgversprechender mag es da schon sein, solange Indizien aufzuspüren und zu sammeln, bis sich so etwas wie ein einigermaßen aussagekräftiges Phantombild des Täters ergibt - und erst daraufhin zur Festnahme zu schreiten. Auf unseren exegetischen Fall übertragen heißt das: Der nochmalige Versuch eines Überblicks über vorliegende Auslegungsvorschläge, die dabei nach mehr oder weniger zufäl-

mos. Und drittens hat vor wenigen Jahren D. RUSAM, Neue Belege zu den otoıyeia Tob kocuod (Gal 4,3.9; Kol 2,8.20), in: ZNW 83, 1992, 119-125, für den um das Genitivattribut

erweiterten Ausdruck mittels des Thesaurus Linguae Graecae nicht nur die Zahl der antiken Vergleichsstellen gegenüber dem bisherigen Diskussionsstand deutlich erhöhen, sondern auch wahrscheinlich machen können: "Die Vermutung ..., es handele sich bei den otoıyeia to0 koouod um 'belebte Geister‘, entbehrt lexikalisch jeder Grundlage, da sich für diese Wortverbindung dafür kein einziger Beleg findet. Das [vom Autor, also RUSAM] beigebrachte Material erhärtet vielmehr die von J. Blinzler, G. Delling, E. Schweizer und P. Vielhauer vertretene Auffassung, daß es sich bei den otoıyeia tod K6cnov um die vier bzw. fünf physikalischen Elemente handelt." (Ebd., 125, hier Anm. 28-33 Literatur; vgl. ferner

BACHMANN, Sünder, 123f. [samt] Anm. 122[.126f.].) 50 Die Frage nach einer etwaigen, gerade auch die Einschätzung des Gesetzes betreffenden, auf eine Abmilderung hinauslaufenden Entwicklung der paulinischen Anschauungen noch zwischen Galater- und Römerbrief (s. zu ihr nur BACHMANN, Sünder, 8 samt

[bei] Anm. 41 [Literatur]) kann hier nicht weiter verfolgt werden (vgl. indes immerhin u. Recht zu 9, (225-)227-22 3:19-20, Galatians WALLACE, wie sie, gehört Anm. 194). Doch

herausstellt, zu denjenigen Problemen, die Gal 3,19f. und Gal 3,20 ins Zentrum der gegenwärtigen Diskussionen über das paulinische Gesetzesverständnis rücken.

51 KLEIN, Individualgeschichte, 210. Vgl. DERS., Art. Gesetz III. Neues Testament, in:

TRE XII (1984), 58-75, 67.

90

Antijudaismus im Galaterbrief?

lig zusammengestellten Kriterien durchzumustern wären”, wird hier nicht gemacht, wenngleich die Vermutung durchaus naheliegt, auf bessere als die vorliegenden interpretativen Offerten werde man kaum stoßen”. Angegangen werden soll indes eine Auflistung und Ordnung von Indizien, und dabei wird natürlich kräftig auf die Arbeit anderer Exegeten zurückgegriffen werden, die wichtige textliche Hinweise aufgespürt haben, freilich ohne daß es zu einer (wirklichen) Integration in dasjenige Lösungsmodell gekommen ist, das seit geraumer Zeit als das beste gehandelt zu werden pflegt. Wenigstens es sei indes zunächst umrissen, und zwar unter Aufnahme von Kategorien, die bei der Sichtung des forschungsgeschichtlichen Feldes üblich geworden sind und mit Hilfe einer von Franz MUßNER zur Erläuterung dieses auch von ihm aufgegriffenen Modells angefertigten Skizze”*. Im Anschluß daran werde ich mir freilich nicht das Genre des herkömmlichen Krimis selbst zum Vorbild nehmen und mit mehr oder weniger durchsichtigen Andeutungen ein Phantombild vorbereiten, sondern es soll eher wie am Schluß der Hercule-Poirot-Romane sein: dem angeblichen Täter (II) wird der wirkliche gegenübergestellt (IID; die dessen Täterschaft scheinbar ausschließenden Fakten werden anders erklärt (IV), und die der Schuld überführenden Indizien werden aufgeführt (V). Natürlich: es bleibt ein Indizienbeweis. Nun aber zunächst der falsche Täter, die heute besonders gern vertretene Interpretation!

II "Es ist", so

Joachim ROHDE in seinem Kommentar, "davon auszugehen, daß ein

unvollständiger Schluß vorliegt. Dabei lautet der Obersatz: 'Der Mittler ist nicht eines’, d.h. gehört nicht nur zu einem, und der Untersatz: "Gott aber ist einer' ". Dem

52 Wenig befriedigend ist beispielsweise das Vorgehen bei CALLAN, Law, 1-30 (vgl. o. [beil Anm. 17). Denn wenn er (ebd., 4f.) gegen Anfang seines Forschungsberichtes drei "common arguments" (ebd., 4) aufführt (neotitng = Mose; neoitng in V.19b und in V.20 mit letztlich identischem Referenzbezug; Evög und eig in gleicher Bedeutung [vgl. u. Anm. 68.98f.106]), die ihm dann zur Ausscheidung solcher Interpretationen dienen, "which, it seems ..., can rather readily be dismissed" (ebd.), so können diejenigen Argumen-

te, die für die derart durch das Sieb fallenden Vorschläge sprechen, natürlich schwerlich hinreichend gewürdigt werden. (Ähnlich zirkulär m.E. auch: DERS., Midrash [vgl. hier 549 mit 564-567].) 33 Vgl. LÜCKE, Versuch, 101: "Ich weiß wirklich keine bessere Auslegung, als die von mir getadelten [drei: nämlich die von B. WINER, von F.D.E. SCHLEIERMACHER und von C.A.Th./K.A.G. KEIL]. Gäbe es eine bessere, sie wäre längst gefunden." Vielleicht ist sie's!

54 F. MURßNER, Der Galaterbrief (HThK IX), Freiburg/Basel/Wien 1974, 248-250

(Skizze: 249). S. dazu u. Anm. 63. 55 Gal, 157, wo zur Begründung zumal auf "die grammatische Struktur dieses Verses" (gemeint offenbar: V.20) verwiesen wird, freilich ohne daß sie näher charakterisiert würde

Ermittlungen zum Mittler

9]

entspricht der von Albrecht OEPKE?® unternommene Paraphrasierungsversuch: "Zum Begriff des Mittlers gehört es, daß er nicht einen einzelnen vertritt, sondern stets eine Mehrheit. Gott aber ist Einer. Also stammt das Gesetz mindestens nicht direkt von Gott, vielmehr von der Vielheit der Engel." Diese Erklärung ist z.B. (schließlich) auch von Heinrich SCHLIER rezipiert worden”’, und sie allein wird im Exegetischen Wörterbuch zum Neuen Testament aufgeführt und dort als "wohl wahrscheinlichste" vertreten’®. Insbesondere aufgrund des Forschungsberichts von CALLAN wird man in der Tat sagen dürfen, daß in einer solchen Einschätzung (sechs) Entscheidungen zusammenkommen, die seit längerem dominieren. Das gilt für die Frage, ob es sich in V.20a um eine partikulare (bzw. besser”: um eine konkrete) Aussage (z.B. ausschließlich über den Mittler Mose) handle oder eben, wie es bei einem Syllogismus näherliegen mag‘, um eine allgemeine (bzw. besser!: um eine universale), der es zunächst "um den Begriff des Mittlers"°? zu tun ist®® (i). Es gilt ebenso für die häufig benannte Alternative®*, ob als Gegenüber

(doch s. ebd., 158: es habe " & neottng generische Bedeutung ..., weil d nicht gleich oÖtog" sei [s. dazu u. bei Anm. 100]). Deutlicher drückt sich OEPKE, Gal, 83, aus: "Das erste ö£ führt diesen ["Allgemeinsatz", nämlich V.20a] als Obersatz zu v19, speziell seinen letzten Worten ein, das zweite ö£ dagegen v20b als zweiten, gegensätzlichen Untersatz zu v20a" (vgl. DERS., Art. neoitng KtA., in: ThWNT IV [1942], 602-629, 622, ferner u. Anm. 63). Vgl. noch SIEFFERT, Gal?, 216 (es "(haben) die beiden Sätze 3,9 ganz die Form von Oberund Untersatz einer Schlussfolgerung"), ferner u. (bei) Anm. 66.68.69.84.86.

56 Gal, 84. Vgl. u. (bei) Anm. 70.82. 57 SCHLIER, Gal!2, 161; anders noch DERS., Gal!!, 114f. Vgl. ferner z.B. HÜBNER, Gesetz, 28. 58 D. SÄNGER, Art. neoting KrA., in: EWNT II (1981), 1010-1012, 1011.

59 Vgl. dazu etwa J. Dopp, Formale Logik (PhL(D) 3), Einsiedeln/Zürich/Köln 1969,

108f.111-116.141(f.) (samt Anm. 38).

60 Vgl. dazu nur ebd., 141f. 61 Vgl. dazu nochmals ebd., 109.111-116. 62 OEPKE, Gal, 83; vgl. DERS., neottng, 622. 63 S_ dazu CALLAN, Law, bes. (4 und) 24 (vgl. 26): "20th century interpretation of the passage ... has been ... almost unanimous in seeing v 20a as a universal statement about mediation in general." Wenn ebd., 26 (entsprechend: CALLAN, Midrash, 566 Anm. 36), die Interpretation MUBßNERs (Gal, 248-250 [vgl. o. bei Anm. 54]) zu den Ausnahmen von der Regel gezählt wird, so ist das schwerlich korrekt. Zwar betont MUßNER in der Tat (kaum anders als OEPKE [s. dazu o. Anm. 55]) eine "(Adversativ-)Verbindung mit V 19" (Gal,

248); aber er spricht doch auch davon, daß Paulus "dann in allgemeingültiger Formulierung feststellt, daß der Vermittler nicht Vermittler eines einzigen ist" (ebd., 248[f.] Anm. 25; Hervorhebung durch mich), wie denn auch in 1Tim 2,5f. und TestDan 6,2 hinsichtlich des Mittlers gelte: "immer steht hier einer Einheit eine Vielheit gegenüber". Vgl. u. (bei) Anm.

89.

6 Vgl. z.B. SIEFFERT, Gal’, 211-223, bes. 211.217 (vgl. DERS., Gal?, 212-214),

RITSCHL, Rechtfertigung 2, 250, OEPKE, Gal, 83 (vgl. DERS., neottng, 622), und BETZ, Gal,

92

Antijudaismus im Galaterbrief?

zuPER: eine Zweiheit von Parteien oder eine vielköpfige Gruppe anzunehmen Si), und wenn letzteres, ob man an das Volk Israel oder nicht vielmehr an die en V.19 bei der Gesetzgebung beteiligten Engel zu denken habe‘6 (ill). Und was das Evög seiner grammatischen Funktion nach angeht, ist es schließlich das Übliche, nicht mit einem Genitiv der Qualität, auch nicht mit einem genitivus obiectivus zu rechnen, sondern mit einem subiectivus®” (iv). Eigentlich kommen zu die-

sen Entscheidungen noch zwei weitere hinzu, die indes in aller Regel gar nicht so empfunden werden: die Optionen für eine enge Zusammengehörigkeit nicht nur von

Evög und eig sondern auch von V.20a und V.20b als Prämissen eines unvoll-

ständigen Schlusses, eines Enthymems‘® (vi). Übrigens sollte man auch bei der hiermit umrissenen Auffassung die beiden Hälften von V.20 nicht in der vorlie-

305. Jenseits dieser Alternative ist der Versuch angesiedelt, das Evög von V. 20a (trotz des Evöcg von V. 16) nicht als Maskulinum, sondern als Neutrum zu begreifen (so zumal C. HoL-

STEN [Deutung und Bedeutung der Worte des Galater-Briefes cap. 3, 21 in ihrem Zusammenhange, Rostock 1853, bes. 29-31; Das Evangelium des Paulus. Teil I: Die äußere entwicklungsgeschichte des paulinischen evangeliums. Abteilung 1. Der brief an die gemeinden Galatiens und der erste brief an die gemeinde in Korinth, Berlin 1880, bes.

105f.]; s. dazu nur SIEFFERT, Gal?, 221 samt Anm. *).

65 $. dazu CALLAN, Law, bes. (4 und) 24f. (vgl. 26). Vgl. V. STOLLE, Die Eins in Gal

3, 15-29, in: Theokratia. II: 1970-1972. Festgabe für Karl Heinrich Rengstorf zum 70. Geburtstag, hg. v. W. DIETRICH/P. FREIMARK/H. SCHRECKENBERG, Leiden 1973, 204-213,

208 samt Anm. 4: Die Auffassung von einer "Maklertätigkeit zwischen zwei Parteien" (208) "ist in neuerer Zeit ... stark zurückgetreten" (Anm. 4) — begegnet indes z.B. bei F. SIEGERT, Argumentation bei Paulus, gezeigt an Röm 9-11 (WUNT 34), Tübingen 1985, 193. Vgl. u. (bei) Anm. 93.117. 66 $, dazu CALLAN, Law, bes. 25, wo es im Blick auf diese Alternative für das 20. Jahrhundert heißt: "most have understood it to mean that Moses acted as mediator of the angels, rather than God". Vgl. H. MERKLEIN, Studien zu Jesus und Paulus (WUNT 43), Tübingen

1987, 71 Anm. 177: "Gewöhnlich wird der 'Eine' auf Gott bezogen und als Gegensatz zur Vielzahl der Engel aufgefaßt." Nicht ganz deutlich ist, wie man ROHDE, Gal, 153-159, zu

verstehen hat; denn einerseits sagt er, daß "Mose das Gesetz durch Engel empfangen hat" (156), wie er sich denn auch (158 Anm. 36) positiv auf OEPKE ($. 0. [bei] Anm. 56) bezieht, andererseits heißt es bei ihm: "Das Auftreten eines Mittlers setzt das Vorhandensein von zwei Parteien voraus" (158). 67 S, dazu CALLAN, Law, bes. (4 und) 26; vgl. ebd., 27-30, wo C. selbst sich - entgegen der herrschenden Ansicht — einer Bevorzugung der insbesondere von STOLLE, Eins, bes. 207.210, ins Gespräch gebrachten Auffassung annähert, es handle sich um einen genitivus

. qualitatis (vgl. [jedoch] CALLAN, Midrash, 566f. [567: "The advantage of this interpretation is that it allows for v 20b to be taken at full weight, but the use of a cardinal number as a qualitative genitive is unparalleled and somewhat unlikely"]). 68 Von beidem pflegt man "auszugehen" (vgl., was evöc/eig betrifft, schon o. Anm. 52, ferner etwa WIESELER, Gal, 289 [wo es heißt, daß "das eig das Evög augenscheinlich

Ermittlungen zum Mittler

93

genden Reihenfolge als Ober- und Untersatz© bezeichnen, sondern umgekehrt als Unter- ([praemissa] minor) und Obersatz ([praemissa] maior)'®; denn in der angenommenen conclusio, die bei Hans LIETZMANN lautet: 6 neoitng obk Eotı Beod’!, wird doch etwas über den neottng prädiziert, so daß dieser Ausdruck der "kleinere Term" und deshalb V.20a die minor wäre. Dieses monitum betrifft indes

re wird“,

Art, wie der Steckbrief des angeblichen Täters gelegentlich ausgefertigt

aufnimmt"], und vgl. zur Syllogismus-Hypothese o. [bei] Anm. 55). Charakteristisch: CALLAN, Law, 5 ("it seems most likely to me that v 20a and 20b are in some sense antithetical and that the antithesis lies in the contrast between Evög obk Eotıv and eig Eotıv; consequently I reject interpretations which give Evög and eig different meanings"), und F.F. BRUCE, The Epistle of Paul to the Galatians. A Commentary on the Greek Text (The New International Greek Testament Commentary), Exeter 1982, 179 ("We can scarcely hope to grasp Paul's meaning unless we point a logical relation between Evög in the former clause and eig in the latter" [kritisch dazu schon BACHMANN, Sünder, 148 Anm. 265]). Ziemlich zutreffend ist zwar, was LÜCKE, Versuch, 86, beim Vergleich von V.20b mit V.20a sagt: "Die Form des Satzes ist ganz dieselbe"; aber es stimmt doch nicht ganz (s. F. REITHMAYR, Commentar zum Briefe an die Galater, München 1865, 283: "parallel bis auf die Wortfolge"), und es kann, wie LÜCKEs These von der doppelten Interpolation (s. dazu o. [bei] Anm. 29) zeigt, durchaus anders erklärt werden. Vgl. u. (bei) Anm. 98.106.116. 69 So nicht nur (OEPKE, der V.20a sowohl im Blick auf den Abschluß von V.19 als auch hinsichtlich V.20b Obersatz sein läßt, und) ROHDE (s. dazu o. [bei] Anm. 55), sondern eine Fülle von Autoren (vgl. z.B. WIESELER, Gal, 297, SIEFFERT, Gal?, 216, und MUBNER, Gal, 249). 2 Vgl., was die diesbezügliche (traditionelle) logische Terminologie angeht, nur DopP, Logik, 110f.141f.

71 4. LIETZMANN, An die Galater (HNT 10), 3. Aufl., Tübingen 1932, 23, der (gemäß

seiner ersten Prämisse [ebd., 22]: "der neottng ist obk Evöcg, KAAd noAA@v") fortfährt: ANA noAAGv (vgl. u. [bei] Anm. 116f.).

72 Beunruhigender für diejenigen, die in V.20a und V.20b Prämissen eines Syllogismus ausmachen, ist vielleicht noch, daß unter ihnen keine wirkliche Einigkeit hinsichtlich der inhaltlichen Füllung dieser Schlußfigur besteht. Daß sich bei der Annahme, dem Evöc stünden zwei Parteien gegenüber, V.20b auf die eine der beiden Parteien beziehen muß und die conclusio etwa besagen kann: "there was, besides God, a second party" (BURTON, Gal, 191; ähnlich z.B. WINER, Gal, 88f., etwas anders KERN, Noch eine Erörterung von Gal 3, 19.20, in: TZTh 1830/Heft 3, 157-169, bes. 167f.) und daß entsprechend bei der These, das Evög finde sein Gegenüber im Volk Israel, geschlossen werden kann: "Moses war nicht des einen Gottes, sondern der vielen Israeliten neottng" (Th. ZAHN, Der Brief des Paulus an die Galater [KNT IX], 2. Aufl., Leipzig 1907, 177), sei nur erwähnt. Auch wo Mose als Vertreter der Engel gedacht wird, kann indes V.20b nicht nur, wie skizziert, zu der Folge-

rung Anlaß geben, der Mittler sei nicht Gottes, jedenfalls nicht unmittelbar, sondern ebenso (zugleich) auf das unmittelbare Wirken des einen Gottes, wie es sich insbesondere im Verheißungsgeschehen zeige, bezogen werden (vgl. z.B. A. HILGENFELD, Paulus und die Urapostel, der Galaterbrief und die Apostelgeschichte und die neuesten Bearbeitungen, in:

94

Antijudaismus im Galaterbrief? Das von Franz MUßNER”>

gezeichnete Phantombild bleibt davon unberührt,

und es ist fraglos klärend und beeindruckend: Engel (viele) u

e

®

Gott (eic)

Abraham

|

®

_uweoitng (Mose)

)

Volk Israel am Sinai

Man beachte insbesondere, daß hier, wie angesprochen, wohl die Schar der Engel als Vielheit aufgefaßt ist, nicht hingegen das Volk Israel, das sich trotz seines doch immerhin beträchtlichen Umfangs mit einem einzigen Punkt zufrieden geben muß’*. Da MUßNER” den ersten Teil der Skizze nicht nur auf die Abraham-Verheißung des rückwärtigen Kontexts bezieht, sondern, wie das beigefügte eig andeutet, jedenfalls in abgeschwächter Weise auch noch auf V.20b, erlaube ich mir,

die beiden Seiten umzustellen und den betreffenden Pfeil durchbrochen zu zeichnen. Ferner sei durch einen Doppelpfeil mit gewelltem Schaft die behauptete Entsprechung von Evög und eig veranschaulicht, die sich bei Hinzunahme der Negation als kontradiktorische Korrespondenz darstellt. Außerdem möchte ich bei der Klammersetzung etwas konsequenter als MUßNER

verfahren, nämlich klar zwi-

ZWTh 3, 1860, 101-168.205-239, 236-239, KLÖPPER, Aeusserungen, 107-109, RITSCHL,

Rechtfertigung 2, 250f., ferner SCHLIER, Gal!?, 161, SÄNGER, neottng, 1011, auch u. [bei] Anm. 82 [MUßNER; ROHDE]). (Noch wieder anders BETZ, Gal, 304-308, bes. 307£.: beim

"Beweis" habe man "als Voraussetzung die alte Regel ... "Gleiches zu Gleichem' " zu ergänzen [vgl. MERKLEIN, Studien, 71 ].) Vgl. u. (bei) Anm. 81f.93.

73 5. 0. (bei) Anm. 54. 74 gl. o. (bei) Anm. 63.66. 5 Gal, 248f.

Ermittlungen zum Mittler

95

schen Textelementen und Ergänzungen unterscheiden. Das Resultat sieht dann so aus:

nicht eines u u na mt (sondern vieler/der Engel)

Gott/einer &

@

(GESETZ)

|

© (Israel)

Mittler (Mose)

((VERHEISSUNG)) © ((Abraham))

Es tritt hier deutlich einer der Gründe dafür hervor, warum die Stelle eine crux interpretum geworden ist: Man fühlt sich, wie die Zufügungen in den Klammern ausweisen, gedrungen, enorm viel zu ergänzen; der Text ist extrem knapp formuliert’°. Das macht zwar, wenn es sich in V.20a um einen "Allgemeinsatz" handelt,

bei dem Mose unter die Kategorie "Mittler" lediglich zu subsumieren ist’, teils Sinn. Aber eben nur teils. Denn auch dann könnte mindestens mitgeteilt werden, daß der Mittler in Relation zu einer Vielheit steht (a), von ihr beauftragt ist (b). Solche Auskünfte vermißt man um so mehr, als Paulus in V.19 im Anschluß an die

76 Vgl. z.B. ZAHN, Gal, 177, STEGMANN, ueottng, 30, und CALLAN, Law, 2. 77 gl. o. (bei) Anm. 55.

96

Antijudaismus im Galaterbrief?

jüdische Tradition’® wohl pluralisch öl. &yy&Awv sagt, aber doch ohne dabei die

73 S, zu ihr, die insbesondere an Dtn 33,2(LXX) und Ps 68,18 anknüpfen konnte (vgl. dazu S.M. OLYAnN, A Thousand Thousands Served Him. Exegesis and the Naming of Angels in Ancient Judaism [Texte und Studien zum Antiken Judentum 36], Tübingen 1993, bes. 15f.), nur Bill. II, 554-556, SCHLIER, Gall?, 156f., und CALLAN, Midrash, 550-554. Nicht zu überzeugen vermag der Versuch MAchHs (Tora-Verleihung, 54-62; vgl. DERS., Entwicklungsstadien, 285f. samt Anm. 16 und 307 Anm. 80), trotz der auch von ihm als im Judentum verbreitet zugestandenen Auffassung von einer "Begleitung Gottes durch die Engel" (Tora-Verleihung, 55) doch den traditionellen Charakter der spezielleren Anschauung von einer engelischen Vermittlung des Gesetzes zu bestreiten. Zweifelhaft ist schon, ob man wirklich die üblicherweise (s. z.B. Bill. II, 556) als Beleg angeführte Josephus-Stelle Ant 15,136 statt von Engeln von menschlichen Boten zu verstehen hat (wie MACH [Tora-Verleihung, 57f.; Entwicklungsstadien, 307 Anm. 80] meint, und zwar im Anschluß an R. MARcus' diesbezügliche Anm. in der Loeb-Ausgabe und an W.D. DAVIES, A Note on Josephus, Antiquities 15:136, in: HThR 47, 1952, 135-140, sowie F.R. WALTON, The Messenger of God in Hecateus of Abdera, in: HThR 48, 1955, 255-257; anders jedoch z.B. BETZ, Gal, 301f. [samt] Anm. 55, A.J. BANDSTRA, The Law and The Angels: Antiquities 15.136 and Galatians 3:19, in: CTJ 24, 1989, 223-240, und R.N. LONGENECKER, Galatians [Word Biblical Commentary 41], Dallas, Texas, 1990, 140); denn beim öt &yy&Awv von Ant 15,136 an die Propheten von Ap 1,37 zu denken, liegt deshalb nicht eben nahe, weil es da (eher) um die Kenntnis von Narrativem, von "Begebenheiten" (MACH, Entwicklungsstadien, 307 Anm. 80) geht (doch s. immerhin Ap 1,39), hier indes um t& kAAA1ota. ToV doyudtwv Kal 1d do1wraraı av Ev tolg vönorg, und außerdem macht der dyyeAocg-Begriff in Ant 15,136 gerade dadurch Sinn, daß er einerseits die von den Arabern umgebrachten Gesandten zu subsumieren erlaubt, andererseits jedoch durch seine engere Bedeutung zu suggerieren vermag, inwiefern beim Boten Gott präsent wird. (Wären hingegen in Ant 15,136 die Propheten gemeint, so käme der Topos vom gewaltsamen Tod solcher Gestalten [s. nur Ant 9,265]

der Intention des Redners in die Quere, das Unerhörte der feindlichen Taten hervorzuheben.) Aber selbst wenn man diese Stelle nicht berücksichtigen dürfte, blieben doch mindestens (vgl. überdies 4Q 521 (1) 2,2 ["Gebote der Heiligen" ; nach H. STEGEMANN, Die Essener, Qumran, Johannes der Täufer und Jesus. Ein Sachbuch , Freiburg/Basel/Wien 1993, 50, handelt es sich dabei um "nichts anderes als die Gebote ... der Tora, die Gott dem Mose 'durch (seine heiligen) Engel' geoffenbart hatte"], ferner noch ApkMos 1 und u. Anm. 138: Engel allgemein als Vermittler) das Jubiläenbuch (s. bes. 1,27-29; 6,22, 30,12.21; s0,ltt.; vgl. z.B. 2,9; 3,10-14), rabbinische Bemerkungen (s. dazu nochmals Bill. III, 556, und BETZ, Gal, 302

Anm. 55: Hinweis bes. auf PesR 21 [103b]; BETZ, ebd., nennt ferner ARN [Rez. B] 2, wo zwar engelische Vermittlung des Gesetzes zurückgewiesen, damit freilich eine entsprechende Tradition doch vorausgesetzt wird [DAVIES, Note, 140 Anm. 2, rechnet aufgrund solcher, eine Frontstellung erkennbar werden lassender rabbinischer Aussagen mit der Möglichkeit, daß erst "after the close of the New Testament period efforts were made in some quarters to belittle the role of the angels on Mt. Sinai", "to make it clear that the angels did not receive the Law from Yahweh"; LONGENECKER, Gal, 140, schließt sich dieser These von einer gegen bestimmte christliche Interpretationen der Engelpräsenz bei der Gesetzge-

Ermittlungen zum Mittler

97

Vielzahl, wie es leicht möglich wäre, zu betonen’”?. Auch scheint es alles andere

als ausgemacht, daß die Vorstellung von Mose als so etwas wie einem Agenten der

bung gerichteten jüdischen Korrektur an]) und vor allem die neutestamentlichen Parallelen Act 7,53 (vgl. V. 38) und Hebr 2,2 (s. dazu u. [bei] Anm.

137.186-189; vgl. überdies die bei F. SIEGERT, Unbeachtete Papiaszitate bei armenischen Schriftstellern, in: NTS 27, 1981, 605-614, 606, aufgeführte Papiasnotiz, nach der von "Michael und seine[n] Heerscharen, die Wächter der Welt sind", gilt: "sie gaben Gesetze und machten die Propheten weise"). Es ist darum (wie man gerade von DAVIES, Note, 139f. samt

Anm. 11, lernen kann) kurzschlüssig, ein Votum gegen eine Deutung des öl &yy&Awv von Ios., Ant 15,136 auf eine Beteiligung von Engeln an der Gesetzgebung hin bereits für "ausschlaggebend" (MACH, Entwicklungsstadien, 307 Anm. 80) hinsichtlich der Frage einer solchen Tradition einzuschätzen. Und es kommt einer petitio principii gleich, zu behaupten, Act 7,53 (und Hebr 2,2[?]) sei(en) (allein) von Gal 3,19 abhängig (DERS., Tora-Verleihung,

61). Da jedenfalls für den Galaterbrief die These, Paulus habe "die Engel negativ verstanden" (DERS.: ebd., 62f. [Zitat: 63]; Entwicklungsstadien, 285f.), angesichts von 1,8 und 4,14 (so) nicht zu halten ist (s. dazu BACHMANN, Sünder, 146 samt Anm. 151), wird man auch

der Auffassung nicht beipflichten können, die himmlischen Wesen von 3,19 habe man in "Umkehrung der Tradition von der Weisheit der Engel" (MACH, Entwicklungsstadien, 285 Anm. 16) zu begreifen — und damit in Analogie zu der späteren Aussage von Barn 9,4 (vgl. DERS.: Tora-Verleihung, 284[-286]; Entwicklungsstadien, 63 samt Anm. 64), nach der ein

AyyeAog novnpög die Israeliten (hinsichtlich der Beschneidung) beeinflußte (vgl. BACHMANN, Sünder, 147 Anm. 259: Kritik an einer ähnlichen Argumentation bei H.-J. SCHOEPS, Paulus. Die Theologie des Apostels im Lichte der jüdischen Religionsgeschichte, Tübingen 1959, 191). Wenn MACH, Entwicklungsstadien, 285 Anm. 16, das Jubiläenbuch immerhin als "nächste Parallele" zu jener Vorstellung von der Gesetzesvermittlung einschätzt, wie sie in Gal 3,19 begegnet, und nach ihm hier wie dort die "halachische Interpretation der Tora" thematisch ist, so dürfte wenigstens das konsensfähig sein, zumal eine solche Akzentuierung in der Mehrzahl der berührten Vergleichsstellen ebenfalls begegnet (vgl. nochmals u. [bei] Anm. 187-189). 79 Der von Paulus benutzte Ausdruck entspricht ganz der Formulierung von Hebr 2,2 (vgl. Act 7,53) und Ios., Ant 15,136 (s. dazu die vorige Anm.), benutzt hingegen weder die durch die Tradition (s. auch zu ihr die vorangehende Anm.) vorgegebenen hohen Zahlen (s.

schon Dtn 33,2[LXX]; Ps 68,18 [vgl. Ez 43,2LXX und s. dazu OLYAN, Thousand, 50f. samt Anm. 74]; vgl. Hebr 12,22, auch Dan 7,10), noch auch heißt es di noAA@v AyyEAwv (so zu Recht SIEFFERT, Gal?, 213). Vgl. MERKLEIN, Studien, 71 Anm. 177, ferner A. SUHL, Die Galater und der Geist. Kritische Erwägungen zur Situation in Galatien, in: Jesu Rede von Gott und ihre Nachgeschichte im frühen Christentum. Beiträge zur Verkündigung Jesu und

zum Kerygma der Kirche. Festschrift für Willi Marxsen zum 70. Geburtstag, hg. v. D.-A. KOCH/G. SELLIN/A. LINDEMANN, Gütersloh 1989, 267-296, 290f., der weitere Schwierigkeiten der herkömmlichen Deutung nennt, die sich nicht zuletzt angesichts des Kontexts (s. zu ihm u. Teil V dieser Studie) ergeben. Schließlich: Dazu, daß die Herkunft des Gesetzes

von Engeln ausgesagt werden soll, paßt die Formulierung öt dyy&Awv entschieden schlechter als br’ &yy&Awv (s. dazu nur BACHMANN, Sünder, 146 samt Anm. 252f. [Literatur]; vgl. hingegen HÜBNER, Gesetz, 28, ferner u. Anm. 165).

98

Antijudaismus im Galaterbrief?

Engel den zeitgenössischen Adressaten vertraut ware". Speziell die rechte Seite der Skizze mit dem durchbrochenen Pfeil und den doppelten Klammern läßt überdies erkennen, daß sich bei der gängigen These in gewisser Hinsicht das Problem der Knappheit der Formulierung sogar noch weiter verschärft. Zu den angenommenen Prämissen ist nämlich nicht nur die conclusio, daß der Mittler nicht Gottes

ist®!, hinzuzudenken, sondern auch noch eine weitere Folgerung aus V.20 und dem rückwärtigen Kontext; in der Formulierung MUßNERS: "Ergo ist das Gesetz, das ... mit Hilfe eines Vermittlers verordnet wurde, der Verheißung nicht überlegen, son-

dern ihr unterlegen."3? Zwar ist nicht zu bestreiten, daß Paulus nicht selten elliptisch redet und Enthymeme gebraucht®®. Aber hier verführe er doch wohl zu knapp. Wenn man bei dem, was ich einmal salopp die Engel-Syllogismus-These nennen möchte, eine beachtliche Reihe von Indizien erst ergänzen muß, ist es ver-

mutlich doch ratsam, diesen Syllogismus zur Disposition zu stellen, den auf eine solch fragwürdige Weise belasteten Hauptverdächtigen nicht einzukerkern. Das ist in diesem Fall darum noch besonders angeraten, weil das, wovon der Verdacht

ausging, "die grammatische Struktur" von NL20&H keineswegs auch nur einigermaßen unmittelbar auf einen paulinischen Syllogismus führt®. Es fehlt nämlich

80 Direkte Belege für diese Sicht gibt es, soweit ich sehe (ähnlich: STEGMANN, neottng, 40f.; vgl. LONGENECKER, Gal, 142), in der uns interessierenden Zeitspanne nicht

(doch vgl. SCHLIER, Gal!?, 157.159-162: Hinweise u.a. auf Apg 7,38; Jub 1,27ff. und Apk Mos 1 sowie auf gnostische Quellen), und die sich an Jes 63,9LXX anschließende Tradition (s. zu ihr zuletzt MACH, Entwicklungsstadien, 92-94 samt Anm. 72), nach der nicht ein "En-

gel", sondern Gott selbst an Israel handelt, ist nur gelegentlich auf die mosaische Gesetzgebung angewandt worden (s. dazu nur CALLAN, Midrash, 556f. [Literatur]; vgl. Ch.H. GI-

BLIN, Three Monotheistic Texts in Paul, in: CBQ 37, 1975, 527-547, 541 Anm. 63, und o. Anm. 78), erlaubt also kaum den Schluß, hier werde eine solche Anschauung vom Agenten Mose in polemischer Absicht aufgegriffen. Vgl. SUHL, Galater, 290.

81 S, dazu o. (bei) Anm. 56.71f. 82 MUBßNER, Gal, 249 (bei dem indes die nüchterne Formulierung der sich aus den behaupteten Prämissen unmittelbar ergebenden conclusio unterbleibt (die nicht einmal bei

OEPKE [s. o. bei Anm. 56] erfolgt). Ähnlich z.B. ROHDE, Gal, 158f. Deutlich unterscheidet KLÖPPER, Aeusserungen, 105-109, die eigentliche "Conclusio" (105) bzw. "den unterdrückten Schluss" (107) vom außerdem noch nötigen "Rückschluss auf die Inferiorität des Gesetzes" (108). Ähnlich Ch. BURCHARD, Noch ein Versuch zu Galater 3,19 und 20, in: Spuren eines Weges. Freundesgabe für Bernd Janowski zum fünfzigsten Geburtstag, hg. v. Th. PoDELLA/P. RIEDE, Heidelberg 1993, 63-81, 73. Vgl. o. Anm. 66.72.

83 S_ dazu nur SIEGERT, Argumentation, 191-195.237-240.261, und BACHMANN, Sün-

der, 20 (samt) Anm. 137 sowie 48 Anm. 132 (vgl. 35 Anm. 64).

84 5. 0. (bei) Anm. 55(.68). 85 g_ dazu schon BACHMANN, Sünder, 148 Anm. 265. Bereits E. BAMMEL, Gottes

AIAOHKH (Gal. IN. 15-17.) und das jüdische Rechtsdenken, in: NTS 6, 1959-1960, 313-319, 317 Anm. 5, hatte gegenüber den üblichen Interpretationen darauf hingewiesen,

Ermittlungen zum Mittler

99

dafür, daß nicht nur gegen Beginn der zweiten, sondern auch der ersten Prämisse ein d&£ steht, bei Paulus, soweit ich sehe, (fast) jedes Analogon®®. Wie der Apostel unmittelbar aufeinanderfolgende Prämissen zu kennzeichnen pflegt?”, zeigt das dritte Kapitel des Galaterbriefs an mehreren Stellen, so in V.18 und so in V.28f. (genauer: V.28d.29a). Hier wie dort bietet der zweite Satz des Schlusses ein d£, der erste hingegen ein yapd®. Lassen wir also dem bisherigen Hauptverdächtigen seine Freiheit und versuchen statt dessen ein neues Phantombild®°'

II Nun, dieses Phantombild ist nach der MUßNERschen

Anleitung leicht erstellt,

wenn man erstens den durchbrochenen Pfeil, der V.20b etwas überladen erschei-

nen ließ, klar und undurchbrochen V.19 (genauer: V.19bß) zuweist und deshalb nicht auf Abraham, sondern auf den Samen, Nachkommen Abrahams zulaufen läßt und wenn man zweitens das Volk Israel "gerechterweise" mit mehr als einem Punkt symbolisiert und dafür die in V.20a ebenfalls nicht explizit genannten Engel streicht. Das hat freilich für die Herkunft des Gesetzes zur Folge, daß hier nun

"Gott" einzutragen ist, und daraus wiederum ergibt sich, daß man bei &vög schwer-

daß "in V.20a ö£ und nicht u&v" stehe, und er schlug dementsprechend vor, hinter V.20a "ein[en] Punkt zu setzen". Vgl. u. (bei) Anm. 91.97.182. 86 Eine (nur scheinbare) Ausnahme bildet 1Kor 15,13 (vgl. Röm 3,5a; 11,17), wenn man denn diesen Vers (bzw. V.16 [hier indes ohnehin: eı y&p]) und den erst deutlich später folgenden Satz V.20a (vovi ö£) im Sinne von Prämissen eines Schlusses verstehen darf (s. dazu nur BACHMANN: Sünder, 48 Anm. 132; Zum "argumentum resurrectionis" von 1Kor 15,12ff nach Christoph Zimmer, Augustin und Paulus, in: LingBibl 67, August 1992, 29-39, bes. 29-33.35 [Literatur]). Aber die Stelle zeigt sehr schön, daß hier das ö£ nicht (auch) nach

vorn — auf die zweite Prämisse hin —, sondern (ausschließlich) auf den rückwärtigen Kontext hin ausgerichtet ist. In V.13a wird nämlich inhaltlich auf V.12b Bezug genommen, und eben dieser Rückgriff wird durch eı d£ signalisiert, wie denn eı ö£ auch in V.12a (s. [V.1-]11b), V.14a (s. V.13b), V.17a (s. V.16b) jeweils ganz analog gesetzt ist (vgl. Röm

8,9-11.13.17; 11,12.16-18). Vgl. u. (bei) Anm. 122. 87 S, dazu und zu den nachfolgenden Beispielen (die man wohl noch um Gal 3,10. 11a

[und, was das ö£ bei der zweiten Prämisse angeht, um 3,11b.12a] vermehren kann) nur BACHMANN, Sünder, 35 (samt) Anm. 64, 53 Anm. 142, 95 Anm. 357 und 142 Anm. 229 (ferner nochmals 148 Anm. 265).

88 So werden im übrigen die Prämissen auch außerhalb des Corpus Paulinum gerne gekennzeichnet (s. dazu H. LAUSBERG, Elemente der literarischen Rhetorik. Eine Einführung für Studierende der klassischen, romanischen, englischen und deutschen Philologie, 3., durchg. Aufl., München 1967, $ 370).

ein an89 Auch VANHOYE, mediateur, stellt dem MUßNERschen Modell (ebd., 405)

deres zur Seite (s. bes. ebd., 408; vgl. dazu L. SALVADORI, "Mediatore d’angeli" (Gal 3,19-20), in: RBR 17, 1982, 143-145, 144f.). Aber sofern es mit einem Agenten der Engel

100

Antijudaismus im Galaterbrief?

lich an Gott zu denken haben wird, die Wendung "nicht eines" also von oben nach unten zu rutschen hat. Zusammen läßt sich das folgendermaßen visualisieren:

(Gott)

(Gott)

®

]

@

(VERHEISSUNG)

(GESETZ)

Gott/einer

Mittler (Mose)

\

© Same (einer) No —

nicht eines (sondern vieler /Israels)

Was das Graphische angeht, so bleibt allein der Doppelpfeil mit gewelltem Schaft noch kurz zu erläutern: Nach dem zu verteidigenden und zu begründenden Modell hat Mose das Gesetz nicht dem einen Samen, der zuletzt in V.19 erwähnt und in V.16 mit Christus gleichgesetzt worden war, vermittelt, vielmehr, wie nicht verwunderlich, Israel. Spätestens angesichts dieses Miteinanders von Gott, Mose

und Israel dürfte der Unterschied zum heute üblichen Ansatz nun vor Augen stehen: In V.20a geht es nicht um einen allgemeinen Mittlerbegriff, sondern konkret um den Mittler Mose” (i); dem &vög steht zwar auch hier eine Gruppe gegenüber (ii), aber es ist nicht die der Engel, sondern die der Israeliten (iii), wie denn beim Evög selbst nicht Gott, sondern der Abraham-Same, Christus, im Blick ist (v); ferner dürfte man dem weiterhin möglichen”! genitivus subiectivus den obiectivus

rechnet, teilt es wesentliche Schwierigkeiten des betrachteten Vorschlags und fügt ihnen, wenn es diesen Mittler in V.20a angesprochen sein und von Mose (wie er V.19 im Blick sei) unterschieden sein läßt, weitere hinzu, insbesondere die eines kaum durchschaubaren in-

konzinnen Sprachgebrauchs.

90 So in jüngerer Zeit vor allem STOLLE, Eins, 208, LACAN, mediateur, 121f., GIBLIN,

Monotheistic Texts, 540f., und CALLAN, Law, v.212 (vgl. DERS., Midrash, 556f., wo in

Anm. 36 auch MUßNER als Vorgänger veranschlagt wird [s. dazu o. Anm. 63]). Vgl. u. Anm. 97.

91 S, dazu BAMMEL, Rechtsdenken, 317 Anm. 2: "Moses ist ... Vermittler von/für vie-

le(n)" (vgl. u. [bei] Anm. 97.168).

Ermittlungen zum Mittler

101

vorzuziehen haben (iv). Deutlich wird vielleicht auch schon sein, daß die notwen-

digen Ergänzungen leichter fallen. Das gilt natürlich für V.20a, gilt aber auch für die sich nun geradezu aufdrängende Interpretation von V.20b (vi): Nicht mühsame Konklusionen aus einer schwer einsichtig zu machenden ersten Prämisse soll der sich mit Dtn 6,4 berührende Bekenntnissatz”* befördern”, sondern im Rückblick auf das zuletzt zum Gesetz und auf das vorher über die Abraham-Verheißung Gesagte soll er einschärfen, daß der eine, universale Gott hinter beidem steht, und das heißt: auch hinter dem Gesetz. So faßte schon Theodoret von Kyros das gewichtige Sätzchen auf?c: der überdies möglicherweise auch V.20a im Sinne unseres Mo-

92 Vgl. U. BoRSE, Der Brief an die Galater (RNT), Regensburg 1984, 135 ("Als Begründung dient ihm [Paulus] das atl Bekenntnis zur Einzigkeit Gottes"), und STOLLE, Eins, 212 ("Verweis auf das Schema Israel"; an STOLLE schließt sich GIBLIN, Monotheistic Texts, 542 [vgl. ferner WALLACE, Galatians 3:19-20, 244], an; ähnlich schon BORNHÄUSER, "Mittler", 22£.). Freilich fehlt bei Paulus hier, aber nicht nur hier (vgl. [auch dazu] u. [bei] Anm. 195f.), der in Dtn 6,4 vor eig plazierte Terminus Kpıog (s. dazu CALLAN, Law, 195f.). Zum

weiteren Hintergrund der "Formel" s. nur CALLAN, Law, 195-201, und BETZ, Gal, 307 Anm. 79 (Literatur). Vgl. BACHMANN, Sünder, 146 Anm. 249.

3 Schwer einsichtig zu machen ist jene Prämisse einerseits wegen der dem Rezipienten aufgebürdeten nicht-trivialen Ergänzungen (s. dazu o. [bei] Anm. 76-80). Andererseits bildet der angenommene Allgemeinsatz schon in sich eine gewisse Zumutung; denn der Begriff des neottng gibt keineswegs her, daß ein solcher Mittler unbedingt eine Gruppe zu vertreten habe (worauf zu Recht etwa ZAHN, Gal, 176, SCHLIER, Gal!!, 115, GIBLIN, Monotheistic Texts, 540 Anm. 60, und CALLAN, Law, 25, verweisen, und zwar gegenüber Formulierungen wie der KLÖPPERs [Aeusserungen, 106], der Apostel wolle "es ... als eine Erfahrungsthatsache zugestanden wissen, dass nur eine Mehrzahl von Individuen sich eines Mittlers bedient", was freilich zugestandenermaßen "nur im Grossen und Ganzen" gelte), eine wie es die herrschende Konvention will (und auch bei der Annahme, es werde auf

Zweiheit von Parteien abgehoben, geht es nicht ohne Schwierigkeiten ab [s. dazu nur nochPrämismals SCHLIER, Gal!l, 115, und CALLAN, Law, 25]). Davon, daß es auch bei zweiter se und conclusio nicht an Problemen fehlt, war schon o. Anm. 72 die Rede. Wenig einleuchschon tend ist zudem gerade bei den klarsten Fassungen der Syllogismus-These, daß die fraglos Paulus für 195f.) Anm. [bei] u. dazu (s. 8,4.6 nach Ausweis von Röm 3,30 und 1Kor bedeutsame Monotheismus-Formulierung von Gal 3,20b hier lediglich einen numerischen Law, Sachverhalt zum Ausdruck bringen soll (vgl. das entsprechende monitum bei CALLAN, 216 [und WALLACE, Galatians, 3:19-20, 244]).

TE94 PL 82,481: ‘O Kot ırv EnayyeAiov ı@ "Aßpadıı dedwkcc, Kal TÖV vönov Ekeiva EV KAAoG yüp Ob nepac. 16 knıdeibos hyiv as Erayyeii Beıkoc, Kal vov ig und SIEFBeös &kovöungev, KAAOG dE Tadra. Kritisch dazu etwa WIESELER, Gal, 290, Dikdieses auf positiv sich 283, FERT, Gal’, 209 samt Anm.*, während REITHMAYR, Gal, hält us Syllogism eines Prämissen für 20b V. tum bezieht — indes gleichwohl V. 20a und

(ebd., 282-286) —.

102

Antijudaismus im Galaterbrief?

dells verstand”. Und nach einer ganzen Anzahl von Exegeten des vorletzten und letzten Jahrhunderts”® hat vor mehr als drei Jahrzehnten Ernst BAMMEL beide Teile des Verses erneut so ausgelegt”.

IV Freilich, durchsetzen konnte sich das soeben charakterisierte Modell nicht, und das, wie mir scheint, vor allem aus den folgenden Gründen. Zum einen meint man:

95 Jedenfalls fällt auf, daß in Theodorets knapper Kommentierung von V.20a der Hinweis auf das Volk voransteht: ° Eueoitevoe yAp T® Aa Kal To Hew (PL 82,481). 96 Was V.20a angeht, so gibt KEIL, exemplum, 234 samt Anm. 9, und - im Anschluß an ihn - CALLAN, Law, 12 samt Anm. (18 [ evög zwar auf den Samen von V.16.19 bezogen, aber dabei on£pha gemäß V.29 kollektiv verstanden] und) 19, einen Überblick (vgl. SIEFFERT, Gal’, [221-]222 samt Anm.*, und SIEBERT, Studie, 704), und was V.20b anbetrifft,

so ermöglicht SIEFFERT, Gal?, 215 samt Anm.*** (Hinweis insbes. auf Ch.F. SCHMID, Biblische Theologie des Neuen Testamentes, 3., durchg. Aufl., hg. v. C. WEIZSÄCKER, Stuttgart 1864, 521f., und FRITSCH, Galater 3, 20, 15), immerhin eine gewisse Orientierung (s. ferner BONITZ, interpretatio, 57-71, und FRITSCH, Galater 3, 20, 24-26[-28]). Für eine frühe Auslegung des gesamten Verses im charakterisierten Sinne sei I.G. ROSENMÜLLERUS (d.h. ROSENMÜLLER), Scholia in Novum Testamentum. Bd. IV: Continens Pauli epistolas ad Corinthios, Galatas, Ephesios, Philippenses, Colossenses et Thessalonicences, 3., verm. und verb. Aufl., Nürnberg 1790, 388-390 (entsprechend schon in der 1. Aufl. von 1780, dort 367f.), genannt. Zu V.20a heißt es bei ihm (u.a.): Dicit igitur Apostolus, munus illud Mosis,

internuncüi et mediatoris in legislatione, ad prolem illam unicam Abrahamicam, ® Enhyyertaı sine adiecta legis durae conditione, haud pertinuisse (389), und V.(20a-)20b kommentiert er (u.a.) folgendermaßen: Quamquam Deus misit Mosen ad Israelitas, ad promulgandam legem, noluit tamen, ut pacto cum Abrahamo aliquid statueretur contrarium (389£.). 9 BAMMEL, Rechtsdenken, 317 samt Anm. 2(.3.5), der sich dabei auf wenige Bemerkungen beschränkt (vgl. o. Anm. 85.91 sowie u. [bei] Anm. 168.182). Aufgenommen

wurden seine Anregungen durch mich (Sünder, 148 samt Anm. 265; der vorliegende Aufsatz stellt so etwas wie eine Explizierung dieser Anm. dar) und vorher bereits durch SUHL, Galater, 291-293 (bes. 293). SUHL bezieht sich noch intensiver auf MERKLEIN, Studien, 70f.; dessen Auslegung von V.20a (ebd., 71: "Mit dem ersten Halbvers wird bestritten, daß

das von Mose vermittelte Gesetz ... die Erfüllung der Verheißung ist, die auf den 'einen' Samen Abrahams (Gal 3,16), d.h. Christus abzielt (Gal 3,19)"; vgl. STOLLE, Eins, 207-210) greift er (Galater, 292) auf, während er die von V.20b (Studien, 71: "Der zweite Halbvers

entstammt wohl einem analogischen Gedankengang und soll den 'Einen' aus V.20a als unmittelbare Manifestation des ebenfalls 'einen' Gottes herausstellen" [vgl. o. Anm. 72]) unter Rekurs auf BAMMEL 86). Freilich: Für V.20a tet, als er meint, Paulus darf" (vgl. o. [bei] Anm.

(Rechtsdenken, 317 Anm. 5) zurückweist (Galater, 293 samt Anm. bleibt SUHL (ebd., 292) insofern den üblichen Erklärungen verhafbenutze "den Grundsatz, daß ein einzelner eines Mittlers nicht be-

93).

Ermittlungen zum Mittler

103

Da &vög und eig nahe beieinanderstehen, sei — selbstverständlich”® — mit einer "einheitlichen Beziehung" zu rechnen; es könne also die Annahme einer unterschiedlichen Referenz des Zahlwortes - hier (V.20a) Mensch, dort (V.20b) Gott — ausgeschlossen werden. Zum anderen soll gegen die Auffassung, V.20a sei eine Aussage unmittelbar über die Gesetzgebung, dreierlei sprechen: Erstens deute der Artikel vor neottng auf den Begriff des Mittlers hin!0®, meine demnach allenfalls indirekt den konkreten Mittler der Tora; zweitens sei das Präsens Eotiv wie in V.20b Indikator für "eine allgemeine Sentenz"!0!, während bei einer Formulierung über Mose ein fjv zu erwarten wäre!0?; drittens spreche gegen einen Rückbezug des &vöc, daß dem Wort weder der Artikel vorangeht!? noch der Genitiv (TOVL) STEpNLATOG folgt!9*, Das sind starke Argumente, möchte man meinen. Aber Hercule Poirot würde vielleicht sagen, hier gehe es um die Rationalisierung von Vorurteilen. Auf die Exegese übertragen ließe sich davon sprechen, man werde "stark von Lesegewohnheiten 'beherrscht' " 193. Was zunächst das auf &vög und eig bezügliche Argument angeht, so ist die — wie wir schon berührt haben!® - vorausgesetzte, aber nicht eigentlich aufgewiesene These von der "einheitlichen Beziehung" keineswegs zwingend. Paulus

% Vgl. BRING, Mittler, 86 (vgl. DERS., Gal, 148): "Man scheint davon als von etwas

Selbstverständlichem auszugehen, daß 'ein' sich auf denselben bezieht." Zu den von B. angesprochenen Urteilen s. schon o. (bei) Anm. 52.68 (und ferner z.B. SIEFFERT, Gal”, 222

Anm.*).

99 KLEIN, Individualgeschichte, 210 Anm. 110, der sich hier u.a. gegen die Auffassung BRinGs (Mittler, 86; Gal, 148f.) wendet (vgl. o. [bei] Anm. 18f.22f.), nach dem - wie in abgeschwächter Weise dann auch nach STOLLE, Eins, 207f. (samt 208 Anm. 1) (vgl. o. Anm.

67.97) - evög und eig nicht (direkt) zu verknüpfen sind.

100 99 z.B. LIGHTFOOT, Gal, 147, SIEFFERT, Gal?, 212, OEPKE, Gal, 83, und ROHDE,

Gal, 158 (s. o. Anm. 55).

101 SIEFFERT, Gal?, 217. 102 So besonders deutlich J.Ch.K. v. HOFMANN, Der Schriftbeweis. Ein theologischer

Versuch II,2, 2., durchgängig veränd. Aufl., Nördlingen 1860, 55. Vgl. zum Problem auch LÜCKE, Versuch, 86, und WINER, Gal, 89 samt Anm. 27. 103 So z.B. SIEFFERT, Gal’, 222 Anm.*, auch GIBLIN, Monotheistic Texts, 538 Anm. 51, und SUHL, Galater, 292. 104 509 z.B. KEIL, exemplum, 222f., WINER, Gal, 164f., und SIEFFERT, Gal?, 210f. 105 SuHL, Galater, 292. Unter die Kategorie der "Lesegewohnheit(en)" läßt es sich den wohl auch einordnen, wenn z.B. SIEFFERT, Gal?, 215(£.) Anm. *** (vgl. 212.218f.),

nachfolgenden V. 21 so auffaßt, "dass d. Gesetz i. Widerspruch mit der Verheissung steht", weshalb es in V. 20 nicht um die "Identität des Gottes, der die Verheissung u. das Gesetz gegeben hat", gehen könne (s. dazu u. [bei] Anm. 176-183). 106 Vgl. (nochmals) o. (bei) Anm. 52.68.98.

104

Antijudaismus im Galaterbrief?

könnte nämlich hier durchaus auch das rhetorische Mittel des Wortspiels!7 verwenden. Man erinnere sich, was diese Möglichkeit angeht, etwa an den Gebrauch von kpiveıv in Röm 14,13: "Darum laßt uns nicht mehr einander richten (kpivohEv); sondern richtet (Kkpivarze) vielmehr darauf euren Sinn, daß niemand seinem

Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite." Die Frage, ob Paulus auch beim vönoc- Begriff die Möglichkeit der Äquivokation!® derart nutzt oder nicht!®, soll hier nicht erörtert werden; aber daß bei den Genitivverbindungen d vönog TOD

nvebuatog ng Long und d vönog ng Knaprıasg Kal tod Bavatov, die in Röm 8,2 eng beieinanderstehen, nicht semantische Identität! 10 vorliegt, ist ebenso un-

bestreitbar wie dies, daß einige Verse später beim Totsein (Röm 8,10) und Lebendigmachen (Röm 8,11) des s®ua bzw. der owuarta dieser Begriff in deutlich un-

terschiedlicher Nuancierung erscheint! !!. Die doppelte Eins unserer Stelle ähnlich einzuschätzen, liegt überdies angesichts der sonstigen Verwendung des Zahlworts bei und durch Paulus nicht eben fern. Während nämlich bei den in Röm 3,10-13 kombinierten Zitaten dafür gesorgt ist, daß die Eins — Koh 7,20 entgegen - jeweils

(V.10b.12bß) Schlußstellung innehat!!?, stimmt die Position des &vög von Gal 3,20a gerade nicht mit der des eig in der zweiten Vershälfte überein, und während

in Röm 5,12ff.!13 eine typologische Beziehung zwischen dem einen Adam und

107 Vgl. bei C.L. BAVERVS

(d.h. BAUER), Logica Pavllina, vel notatio rationis, qva

vtatvr Pavllvs apostolvs in verbis adhibendis, interpretando, definiendo, envntiando, argvmentando, et methodo vniversa: in vsvm exegeseos et doctrinae sacrae, Halle 1774, den

Passus 2-8, wo es um in ein und demselben Kontext in doppelter Bedeutung gebrauchte Wörter geht; hier, 3, auch das sogleich zuerst zu nennende Beispiel. Was diesen rhetorischen Zug außerhalb des paulinischen Schrifttums angeht, vgl. etwa SIEGERT, Argumentation, 44.46 (samt Anm. 70.77), auch 239 - und die nachfolgende Anm. 108 Vgl. zur Äquivokation (bzw. Homonymie) insbesondere LAUSBERG, Elemente, $

142-152 - ferner die vorangehende Anm. 12 Vgl. zu dieser heiß umstrittenen Frage nur einerseits H. RÄISÄNEN, Sprachliches zum Spiel des Paulus mit NOMOZ2, in: DERS., The Torah and Christ. Essays in German and English on the Problem of the Law in Early Christianity (Publications of the Finnish Exegetical Society 45), Helsinki 1986, 119-147 (zuerst: 1983), andererseits HÜBNER, Gesetz,

118-129 (Literatur).

110 Eine solche Identität behauptet auch HÜBNER, ebd., 125.129, nicht.

Ill so schon C.L. BAUER, Logica Pavllina, 2f. 112 Dazu, daß aus dem &vBpwnog obk Eotıv von Koh 7,20 in Röm 3,10b ein obö£ eig

wurde, mag beigetragen haben, daß es in dem dann in V.11-13 deutlich aufgegriffenen Passus Ps 13(14),1-3 zweifach Ewg Evög heißt (V.1.3).

113 [m (unterschiedlich bezogenen [?]) &vög von Röm 5,17f. sah schon ROSENMÜLLER,

Scholia IV3, 389, eine Parallele zu Gal 3,20a(-20b[?]).

Ermittlungen zum Mittler

105

dem einen Christus durch den identischen Genitiv Evög ausgedrückt wird! !* und in 1Kor 8,6 (vgl. Eph 4,5f., auch 1Tim 2,5) außer hinsichtlich des einen Gottes, des Vaters, auch hinsichtlich des einen Herrn Jesus Christus der Nominativ eig gesetzt ist, differiert in den zur Diskussion stehenden Formulierungen der casus!!5. Zusammengenommen dürften diese Beobachtungen zumindest gestatten, in Gal 3,20 beim Zahlwort unterschiedliche Referenz zu erwägen, ja, diese Möglichkeit dürfte angesichts der Stellung des Evög vor der Negation sogar vorzuziehen sein. Da nämlich diese Einordnung! 16 fraglos dazu zwingt, gedanklich ein &AAA

114 Etwas genauer läßt sich die Korrespondenz folgendermaßen notieren: dt Evöc Kvßpwnov (V.12) tod Evög (V.15.17)/ dl Evög Knaprınoavtog (V.16)/ E& Evög (V.16) dıd TOD Evög (V.17) dl Evög napantoparog (V.18) SL TriG napakorig ToD Evög Avdpwnov (V.19) Christus; Tod Evöc AvBpanov Incod Xpıotod (V.15) dıd Tod Evög Tnood Xpıotod (V.17) dl Evög dikanaparog (V.18) did. rg braxofig Tod Evög (v.l.: 1. e. &vpwnov )(V. 19)

Adam:

115 Weniger nah als die betrachteten Vergleichsstellen sind Röm 12,4f.; 1Kor 6,16f.;

10,17; 12,9ff. (und ist erst recht 1Kor 4,6) mit Gal 3,20 verwandt, sofern dort jeweils das

Verhältnis durch hinzutretende Substantive im Blick auf Beziehung und Unterscheidung (weiter) geklärt wird. Vgl. u. (bei) Anm. 195f.

116 (jberzeugend die Argumentation bei ZAHN, Gal, 176 samt Anm. 40. Da neoitng den Artikel bei sich hat, gehört die Negation inhaltlich nicht (wie z.B. in Ps 13[14],1; vgl. Gal 3,28) mit dem nachfolgenden Wort, Eotiv, zusammen (wie z.B. auch nicht in Röm 8,9; 1Kor 14,33), zu dem vielmehr "ein artikelloses neoitng als Prädikativ zu ergänzen" ist (ZAHN, ebd. Anm. 40, wo auf Röm 2,28f.; 3,29; 1Kor 15,39 verwiesen wird; vgl. nochmals 1Kor 14,33). Dann bezieht sich die Verneinung auf Evöc, und wenn von der üblichen Reihenfolge abgewichen wird, so, um "dem Evög stärkeren Nachdruck zu geben und dadurch das förmliche Aussprechen des Gegensatzes entbehrlich zu machen" (ZAHN, ebd., der u.a. die Voranstellung von "alle" in Num 23,13 und in 1Kor 15,51 vergleicht, ferner die Position der Eins in Mt 5,18; 10,29). Vgl. (indes o. [bei] Anm. 68 und vgl.) E. SCHWYZER, Griechische Grammatik, auf der Grundlage von Karl BRUGMANNs Grammatik. Bd. 2: Syntax und syntaktische Stilistik (HAW

III2), vervollständigt und hg. v. A. DEBRUNNER,

2., unv.

ichen Aufl., München 1959, 596, F. BLASS/A. DEBRUNNER, Grammatik des neutestamentl 1976, $ Griechisch, bearb. v. F. REHKOPF, 14., völlig neubearb. und erw. Aufl., Göttingen des 433,2 samt Anm. 3, und W. BAUER, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften Institut im Aufl., bearb. neu völlig 6., Literatur, en Neuen Testaments und der frühchristlich V. REICHfür neutestamentliche Textforschung/Münster unter besonderer Mitwirkung von 1194. 1988, York Berlin/New ALAND, ALAND/B. K. v. hg. MANN,

106

Antijudaismus im Galaterbrief?

noAAav!!? 7 zu ergänzen 118 , also hier zwei Größen angesprochen zu sehen, ist eine enge Korrelation zwischen dem letztlich auf eine Polarität abhebenden Evög und dem bloßen eig noch entschieden schwieriger als angesichts der Abweichungen in Position und Flexionsform ohnehin schon. Auf keinen Fall besser steht es mit den Argumenten dafür, V.20a als "Allgemeinsatz" zu begreifen. Was — erstens —- den Ausdruck d ö£ necttng angeht, so gibt es für "Artikel bei Appellativa" nun einmal nicht nur die Option: "generische" Verwendung, sondern auch die andere: "individuelle", "anaphorische" Bedeutung! 19 Daß hier mit letzterem zu rechnen ist, meinte schon Johann Albrecht

BENGEL!?®, der dem Artikel vim relativam zuerkannte und die Formulierung von "jenem Mittler, Mose"!21 verstand. Und etwa so wird man angesichts des d& wohl

auch in der Tat begreifen müssen. Im paulinischen Schrifttum signalisiert nämlich das Ö&£ häufig einen Rückgriff auf unmittelbar vorher Gesagtes, ist also insofern explikativ!??. Außerdem hat bei Paulus, wie Charles H. GiBLIN!? bereits vor über

117 So, wie (o. [bei] Anm. 71) erwähnt, (z.B.) LIETZMANN, Gal, 22, aber natürlich auch ZAHN, Gal, 176f.: "Ein selbstverständlicher Gegensatz ist aber immer nur das gerade

Gegenteil; die Verneinung der Einheit, des Singulars, schließt in sich die Behauptung der Vielheit, des Plurals" ("und", fährt der Autor im Blick auf eine häufig vertretene These [s. dazu nur o. Anm. 65.93] fort, "keineswegs die der Zweiheit, des Duals"). ZAHN,

ebd. Anm. 40, veranschaulicht Wortstellung und Ergänzung u.a. mit dem deutschen Satz: "Einer bringt das nicht fertig‘, sondern nur mehrere". 118 Dafür spricht auch, daß bei Paulus als Gegenüber der Eins verschiedentlich die Vielen erscheinen (s. Röm 5,15.16.17.19 [vgl. V.12.18, ferner Röm 12,4; 1Kor 12,12.13.19 und

Gal 3,28, auch 1Kor 9,24: "alle"]; 12,4£.; 1Kor 10,17; 12,12.14.20; Gal 3,16).

119 BL ASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Grammatik, $ 252. 120 Gnomon, 727.

121 Ehd.: "Mediator ille, Moses". Vgl. etwa ROSENMÜLLER, Scholia IV, 389: ‘O £ ille autem, d pro obroc, ut Matth. XII, 3. 11. 39. d d& einev" (s. u. Anm. 123), ferner z.B. H. RIESENFELD, The Misinterpreted Mediator in Gal 3:19-20, in: The New Testament Age. Essays in Honor of Bo Reicke. II, hg. v. W.C. WEINRICH, Macon, Georgia, 1984, 405-411, 407, und BURCHARD, Versuch, 73. 122 Vgl. dazu schon o. Anm. 86, ferner GIBLIN, Monotheistic Texts, 541 (samt) Anm. 61; G. bezieht sich u.a. auf das serielle Vorkommen von ö£ in Röm 5,4f.; 1Kor 11,3 und 12,9f., wo die Partikel "clearly explicative" sei. Zur älteren Diskussion um das ö£ von Gal 3,20a vgl. nur SIEFFERT, Gal?, 210; S. selbst nimmt ebenfalls ein Verhältnis der "Erläuterung" an. 123 GIBLIN, Monotheistic Texts, 540f. (samt Anm. 61), der neben Röm 10,17 noch 1Kor 10,4 und 2Kor 3,16f. anführt (und Röm 9,30 vergleicht [vgl. dazu BLASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Grammatik, $ 447 samt Anm. 5], ferner die in der vorangehenden Anm. genannten Stellen sowie - ohne ö£- Röm 3,21; Gal 4,21; 5,13). Vgl. (WALLACE, Galatians 3:19-20, 244, und vor allem) CALLAN, Law, 212, der zusätzlich auf Gal 4,24f. (sowie auf

Ermittlungen zum Mittler

107

20 Jahren gezeigt hat, speziell dies, daß dem artikellosen neoirng-Begriff von V.19 unmittelbar der Ausdruck d d& ueoitng folgt, enge Parallelen, an denen es eben um Erläuterung geht. So findet sich bekanntlich in Röm 10,17 die Formulierung, der Glaube komme && &xong, ı) d& akon dıd pruartog Xpıotov. Ein weiteres Beispiel für eine solche Aufeinanderfolge liegt in Gal 4,24f. vor. Hier heißt es zunächst hinsichtlich der einen der 8bo d1aankaı, daß es sich um Hagar handle,

und dann (nach dem vermutlich ursprünglichen Texı!?. 10 ö£ ‘Ayap Zıva dbpoc

Eotiv Ev rn ’Apaßıa. Diese Entsprechung bestätigt nicht nur das Urteil über den als individuell und anaphorisch zu nehmenden Beginn von Gal 3,20, sondern verdeutlicht — zweitens — auch, daß einem solchen Verständnis die präsentische Kopula nicht entgegensteht. Denn in Gal 4,24f., wo doch wie in 3,20 auf das Sinai-Geschehen zurückgegriffen wird, heißt es eben nicht Av!>, sondern Eotiv. Die Verwendung des Präsens an dieser Vergleichsstelle erfolgt, das läßt der Zusammenhang klar erkennen!*®, wegen der Gegenwartsrelevanz jener döia@nkn. Da Paulus in ähnlicher Weise wie in Gal 4,21ff. (einerseits V.21-23, andererseits V.24ff. [doch s. V.29a; vgl. V.24c und die Zitate V.27.30]) auch in 2Kor 3,7ff. (einerseits V.7-11 [doch s. V.8.9b.11b], andererseits V.12ff. [doch s. V.13.14a]) aus der Vergangen-

heit in die Gegenwart übergeht! ?”, liegt die Vermutung natürlich nahe, auf die Frage, was die Gesetzgebung für die spätere, für die durch das Christus-Ereignis bestimmte Zeit bedeute, spiele auch das Eotiv von Gal 3,20a an. Damit ist um so

mehr zu rechnen, als schon in V.19b mit der Formulierung "bis der Nachkomme [Christus] da sei, dem die Verheißung gilt", sozusagen ein Sprung von der alttesta-

Eph 4,8f.; Hebr 2,7-9) aufmerksam macht. Wenn man nicht darauf besteht, das Substantiv

müsse bei seinem ersten Vorkommen artikellos sein (vgl. hierzu noch 1Kor 8,1 [v.l.]), läßt

sich als weitere Entsprechung 1Kor 15,55f. nennen (vgl. noch 1Kor 3,7f., ferner 1Kor

5,12f., Gal 5,17). Weniger eng berührt sich unsere Stelle mit dem "er aber" (s.o. Anm. 121),

das "zur Fortleitung in der Erzählung" (BLASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Grammatik, $ 251 [samt Anm. 1]) verwandt wird, im Neuen Testament indes "nur in den historischen Schriften" (ebd.; vgl. ebd., $ 447,1e samt Anm. 7) begegnet. 124 S_ dazu nur B.M. METZGER, A Textual Commentary on the Greek New Testament, London/New York 1971, 596: Es ist ö£ besser bezeugt als ydp, und die (sekundäre) "juxtaof position of yäp ‘Aydp led to the accidental omission sometimes of y&p and sometimes facilior. lectio einer zu überdies führte “Aydıp". Diese letztere Auslassung 125 Wie 1Kor 10,4 (... h netpa. ö£ fiv & Xprotög) zeigt, hätte Paulus sehr wohl so formulieren können.

126 S, dazu nur BACHMANN, Sünder, 131f. 127 Ygl. noch in 1Kor 10,1ff. einerseits V.1-5, andererseits den (freilich ständig auf das

Röm 9-11 (vgl. alttestamentliche Geschehen zurückkommenden) Passus V.6ff. Auch auf verweisen. sich läßt 11,1) 10,5; 9,4.8; bes.

108

Antijudaismus im Galaterbrief?

mentlichen in die neutestamentliche Epoche angedeutet ist!?® und als auch der Bekenntnissatz, nach dem Gott einer ist, sich gerade nicht auf die Vergangenheit beschränkt. Es kann also in V.20a durchaus — auch — darum gehen, daß Moses

Mittlerdienst Israel betraf und betrifft. Schließlich - und drittens — bietet dann auch das Fehlen des Artikels vor Evög und des Genitivs (Tob) on£puatog keine Schwierigkeiten mehr. Denn wohl ergibt "einer" und "nicht-einer" bzw. "einer" und ("einige" oder) "viele" in diesem Zusammenhang eine einleuchtende Gegenüberstellung!?, und insbesondere wird sie denen einleuchten, die sich an das Bild von der Gesetzgebung erinnern, wie es in

128 5, dazu u. (bei) Anm.

166f. Auch der Irrealis von V.21 (vgl. zu ihm u. bei Anm.

181) dürfte einen analogen zeitlichen Spagat ansprechen. Während nämlich die Protasis durch den Aorist "Eö6@n ... uns in dem geschichtlichen Moment der Gesetzgebung fest(hält)" (ZAHN, Gal, 179), bietet der Nachsatz das Imperfekt fjv, und die paulinischen Vergleichsstellen (1Kor 11,31 und bes. Gal 1,10 [vgl. 1Kor 12,19]) bestätigen die Regel, daß "für die Nichtwirklichkeit in der Gegenwart oft das Imperfekt" (E. BORNEMANN, Griechische Grammatik, unter Mitw. v. E. RISCH, Frankfurt am Main/Berlin/München 1973, $ 223 Anm.*) benutzt wird. Dagegen kommt schwerlich an, daß insbesondere das "Imperf. von eivaı, das ja selbst keinen Aor. hat" (BLASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Grammatik, $ 360,3 Anm. 5), als "zweideutig" (ebd., $ 360,3; bei den ebd. Anm. 5 erläuterten [Mt 23,30; Joh 18,36; Hebr 11,15] bzw. genannten [noch: Hebr 8,7] Beispielen liegt übrigens "Zweideutigkeit" insofern vor, als jedenfalls auch noch der Gegenwartsaspekt eine Rolle spielt) gelten kann (anders jedoch: ZAHN, Gal, 179, und, etwas vorsichtiger, MUßNER, Gal, 251 [samt Anm. 36], die allein auf die Vergangenheit abheben). Dies um so weniger, als Paulus sich anders hätte ausdrücken können, z.B. mittels des Aorists von dıka1ododaı (vgl. Röm 4,2; 8,30; 1Kor 6,11). Außerdem werden offenkundig Protasis und Apodosis von V.21c durch V.22a einerseits, V.22b andererseits aufgegriffen (s. dazu BACHMANN, Sünder, 51f. samt Anm. 136); da nun V.22b nicht beim "geschichtlichen Moment der Gesetzge-

bung" verharrt, wird das auch in V.21cß nicht der Fall sein (gegen ZAHN, Gal, 179, der V.22 gerade für seine Interpretation ins Feld führt). - Im übrigen liegt es von hierher, aber auch angesichts des paulinischen Gebrauchs der Wendung ti oöv (s. bes. 1Kor 3,5; 14,15 [vgl. 14,26]; vgl. Röm 3,1.9; 6,1.15; 11,15, auch Röm 7,7; 1Kor 10,19) nahe (so mit Recht etwa SIEFFERT, Gal?, 201), (das ti nicht adverbiell zu nehmen [gegen W. BAUER, Wörterbuch,

1633, LONGENECKER, Gal, 137, und WALLACE, Galatians 3:19-20, 231f.] und) die elliptische Formulierung von Gal 3,19a durch ein Eotiv (jedenfalls nicht durch ein fiv) aufzufüllen (vgl. die bei BETZ, Gal, 290 Anm. 2, zitierte Frage "Sokrates' " vom Beginn des Minos [313a]: d vöuog huiv [BETZ, ebd.: hu@v] ti Eotıv;) und als Frage gerade auch nach der gegenwärtigen Bedeutung des Gesetzes zu verstehen: "wie steht es demnach (...) um das Gesetz?" (so SIEFFERT, Gal?, 201), "Was soll nun das Gesetz?" (so BETZ, Gal, 289f. [vgl. BLASS/DEBRUNNER/REHKOPF, Grammatik, $ 480,3 Anm. 9]; hingegen bietet ROHDE, Gal, 152 [vgl. 154, jedoch auch 153], die Vergangenheitsform). Vgl. o. bei Anm. 43.

129 5, dazu o. (bei) Anm. 116-118.

Ermittlungen zum Mittler

109

Ex 19ff. gezeichnet wird, und die vom Judentum als dem Volk der Tora wissen 30, Aber die Gegenüberstellung von Christus und Israel macht natürlich weder logisch Sinn noch auch sachlich, sofern ja Christus nach dem Kontext nicht nur Abraham-Same (3,16; vgl. V.19.29) ist, sondern Israel zugeordnet, ja, "unter das Gesetz getan" (4,4) ist. Den Artikel und/oder (toV) on£pnatog zu ergänzen, ist also bei der partikularen Auffassung von 3,20a nicht nur nicht nötig!?!, sondern sogar erschwerend. Problemlos läßt sich hingegen das bloße &vög davon verstehen, daß Mose nicht einer Einzelperson zugeordnet ist. Erst von daher ist es darauf zu be-

ziehen, daß er auch nicht Mittler des einen Samens, nicht Mittler Christi ist!??.

In toto: Vorurteile und alte Lesegewohnheiten sind aufzugeben; der scheinbar Unschuldige entpuppt sich als Hauptverdächtiger. Zu zeigen bleibt, daß die Indizien sogar für eine Verhaftung reichen. Natürlich ist dabei vor allem auf die Tatzeit zu achten, darüber hinaus noch ein wenig auf das sonstige Verhalten des dingfest ‚ zu Machenden. Sein Umfeld zu betrachten, mag interessant sein, ohne indes über die Berechtigung des Verdachts eine Entscheidung zu erlauben. Mit anderen Worten: Synchronie hat Vorrang vor der Diachronie. Das braucht indes traditionsgeschichtliche Beobachtungen nicht auszuschließen, ja, sie müssen nicht einmal hintangestellt werden.

V Einen traditionsgeschichtlich bemerkenswerten Sachverhalt möchte ich sogar an den Anfang der Indizienkette setzen, und zwar deshalb, weil er das soeben zu

V.20a Gesagte bekräftigt. Daß es sich hier nämlich nicht um einen "Allgemeinsatz" 133, sondern um eine Aussage unmittelbar über Mose handelt, wird außer

durch die im explikativen Sinne zu nehmende Wendung d ö£ neoitng auch noch durch den Begriff selbst gestützt. Zwar begegnet er im Alten Testament außer in Hi 9,33 nicht!3*, damit auch nicht dort, wo es um die Gesetzgebung geht. Aber er hat an einer ganzen Reihe von Stellen Anhalt, so an Dtn 5,5, dem Beginn des (zur

130 Wie in Ex 19ff. als irdisches Gegenüber des Mose das Volk (DV/Aabg; so z.B. 19,9.25; 24,3.8) und (die Söhne) Israel(s) (870% [732)/[vıoL] Topatı; so z.B. 20,22, 24,5) genannt sind, so heißt es z.B. in Hebr 7,11 (vgl. 1Kor 10,7 [Ex 32,6]) Aaög und in Apg 7,37(££.) (vgl. 2Kor 3,7.13, auch Röm 9,31, ferner Röm 9,4 [Topandttaı]) (viol) Topanı.

131 0 zu Recht auch v. HOFMANN, Schriftbeweis II,2, 56.

132 Den Bezug ausdrücklich herzustellen, konnte Paulus sich schon deshalb ersparen, weilerin V. 16 das dortige Evög - und das T@ ot£pnarı - bereits entsprechend spezifiziert hatte, nämlich durch dg Eotıv Xpıotög (s. dazu u. [bei] Anm. 157-163). Vgl. u. (bei) Anm.

168.183.

133 5, dazu o. (bei) Anm. 55.59-63. 134 S, dazu nur OEPKE, heottng, 605.

110

Antijudaismus im Galaterbrief?

Erinnerung gebrachten) Dekalogs also, und so an Lev 26,46, dem Abschluß des sogenannten Heiligkeitsgesetzes (Lev 17-26). Während nach der erstgenannten Stelle Mose davon spricht, er habe &va uECOV Kupiov Kal bu@v gestanden!?°, um den angesichts der Feuer-Phänomene erschreckten Israeliten die Worte Gottes auszurichten, ist der andere Beleg eher noch aufschlußreicher!3®: denn nicht nur wer-

den auch hier Gott und die Adressaten des Gesetzes in ähnlicher Weise verknüpft: Ava uECoV abrod [KVpiov] Kai Ava uECOV av vı@v Topanı, sondern diese Charakterisierung ist hier auch noch verbunden mit der im Septuaginta-Sprachgebrauch "fast zu einer Formel geworden[en]"137 Wendung Ev xeipi Mwücon, die sich ihrerseits auffällig mit der Schlußformulierung von Gal 3,19 berührt: &v xeıpi ueottov. Erweckt schon das den Eindruck, es werde das Miteinander der Bemerkungen von Gal 3,19f. über den neoitng keineswegs unvorbereitet sein, so kommt hinzu, daß Philo!?® und die Assumptio Mosis!? den Terminus in bezug auf Mose

135 Vgl. Phil., Her 205f. In Hi 9,33 steht &vd n&oov dydorepwv einigermaßen parallel zu d neoitng huW@v.

136 Bezug genommen wird auf Lev 26,46 in ARN (Rez. A) 1, und dabei gibt der Vers

zu folgender Erwägung Anlaß: "Moses merited becoming God's messenger to the children of Israel" (Übersetzung: J. GOLDIN, The Fathers According to Rabbi Nathan [YJS 10], New Haven 1955, 4; ebd., 175 [Anm. 8 zu 4], verweist G. auf eine Lesart, die nicht "messenger", sondern "middleman" biete [vgl. u. Anm. 142]). - Weniger eng mit Gal 3,19f. berührt sich (doch wohl) die von MERKLEIN, Studien, 70(f.) (vgl. SUHL, Galater, 292), genannte Stelle Ex 25,21f. (V.22: &va nEooV T@v bo Xepovßın).

137 BETZ, Gal, 303. Ebd. Anm. 64 führt er (als Parallelen zu Lev 26,46) auf: Num

4,37.41.45.49; 9,23; 10,13; 15,23; 17,5; 33,1; 36,13; Jos 21,2; 22,9; Jdc 3,4; 1Chr 16,40; 2Chr 33,8; Ps 76(77),21; Bar 2,28. Auch Weish 11,1 (&v xeipt npodttov Ayıov) bezieht sich auf Mose, während die "Formel" (die in Num 33,1 und Ps 76[77],21 auf Aaron ausgedehnt ist) in Jos 14,2 sozusagen auf Josua übertragen wird (vgl. HILGENFELD, Paulus,.237 Anm. 1). Dabei ist Ev xeıpt (vgl. Act 7,35: Sbv xeıpi) fraglos ein Hebraismus (s. dazu nur LONGENECKER, Gal, 140). An die sich derart niederschlagende Tradition zu denken, ist auch

angesichts ihrer Aufnahme in 1QS 8,15 naheliegend. Es scheint sogar unumgänglich, sofern das an dieser Qumran-Stelle verwandte Verb 713 im Pentateuch oft im Zusammenhang mit der mosaischen Gesetzgebung gebraucht und in der Septuaginta durch ovvräoceıv wiedergegeben wird (so z.B. in Ex 35,29, aber auch bei dem soeben bereits aufgeführten Beleg Num 15,23), und damit durch ein Wort, dem das öiatd.ooeıv von Gal 3,19bß - nicht zuletzt nach Ausweis von Act 7,44 (vgl. hierzu etwa Ex 35,29) und 7,53 (vgl. hierzu o. [bei] Anm.

78 und u. [bei] Anm. 186-189) — nahezu entspricht. Vgl. o. (bei) Anm. 78 und u. (bei) Anm.

143.186-189.

138 YjtMos 2,166. Vgl. Som 1,142f. ([hier wie TestDan 6,2 der Terminus auf Engel

bezogen; jedoch gleichzeitig:] Bezugnahme auf Ex 20,19!) - ferner SpecLeg 1,116.

139 | 14. 3,12. Für 1,14 ist (bei Gelasius von Cyzicus, HistEccl 2,17,7) eine griechische

Fassung erhalten (vgl. OEPKE, neoitng, 621 Anm. 73), nach der Gott Mose als ing dtaOnkng abrod [Beo0] neoitnv (arbiter testamenti illius) bestimmt hat.

Ermittlungen zum Mittler

111

verwenden und der Hebräerbrief!*" einen solchen Sprachgebrauch voraussetzt! *; dem korrespondiert es, daß Mose in der rabbinischen Literatur als 00

bezeich-

net werden kann!*? und hier überdies auch einmal der Ausdruck "durch die Hand eines Mittlers" (MOND 7‘ YY) begegnet!*?. Diese Fakten machen es verständlich, daß A. OEPKE im uesttng-Artikel des Kittelschen Wörterbuchs trotz seiner These vom "Allgemeinsatz" Gal 3,20a doch zu V.19f. nicht auf die profangriechische, juridisch geprägte Verwendung des Terminus zurückgreift (der sich dort besonders auf den Bürgen, den Zeugen, den Unparteiischen bezieht)!**, sondern konzediert: "Der Gebrauch ist rein judengriechisch". Und: "Auch Pls meint mit neottng hier in concreto einfach Mose"!*°. Angesichts dieser Urteile und angesichts des bis hierher überflogenen Materials ist es indes kaum nachzuvollziehen, wie OEPKE hinzufügen kann, Mose werde hier "aber nicht konkret durch d neoitng bezeichnet, sondern unter den Begriff neoitng subsumiert"!*%. Noch weniger leuchtet

‚ diese Auffassung ein, wenn man zu den in den neutestamentlichen Wörterbüchern zusammengestellten Parallelen hinzufügt, daß neosttng sogar in Gestalt eines auf Mose bezogenen Lehnwortes Eingang in das samaritanische Schrifttum gefunden haben dürfte!*’. Paulus wird sich demnach in Gal 3,19f. beim Begriff des Mittlers

140 8,6 (vgl. V.5: Mose); 12,24 (vgl. V.18-21: Sinai-Ereignisse; Mose). Vgl. 9,15. 141 Vgl. etwa CALLAN, Midrash, 555 (und SÄNGER, neottng, 1012). “ Belege bei Bill. III, 512.514.515£.556 (vgl. OEPKE, neottng, 619f.; CALLAN, Midrash, 555), und S. LIEBERMAN, Hellenism in Jewish Palestine. Studies in the Literary Transmission. Beliefs and Manners of Palestine in the I Century B.C.E.-IV Century C.E. (Texts and Studies of the Jewish Theological Seminary of America 18), New York 1950, 81 Anm. 271. Beachtung verdient, daß dieser Terminus "im wesentlichen ausschließlich auf Mose als den Beauftragten Gottes angewandt (wird)" (OEPKE, , 619). Überdies: "Moses was also called 2, middleman" (LIEBERMAN, Hellenism, 81 Anm. 271), ferner mw (s. ebd.; vgl.

K.H. RENGSTORF, Art. &nootEiiw KrA., in: ThWNT I [1933], 397-448, 419f., und überdies die Stelle AssMos 11,17, an der Mose als magnus nuntius bezeichnet wird, schließlich noch Anm. 136).

143 B;]l. III, 556, bietet eine Übersetzung des betreffenden Passus yMeg 4,74d,9. Vgl. o. (bei) Anm. 137.

144 5, dazu bes. OEPKE, neoitng , 6031. 145 Zitate: ebd., 622.

146 End.

Hellenism, 81f.: "The Samaritan Margah [Memar Margah VI 82], in [ 147 ]JEBERMAN, enumerating the titles of Moses, calls him 100°, neoittng, ..., and Pa), vonıKöc" (vgl. dazu H. BANETH, Des Samaritaners Margah an die 22 Buchstaben, den Grundstock der he-

bräischen Sprache anknüpfende Abhandlung, Diss. phil. Halle-Wittenberg, Halle 1888,

48l[f.] [hier Z. 5f.] samt Anm. 89, und J. MACDONALD, Memar Margah. The teaching of Margah, Bd. 1-2 [BZAW 84], Berlin 1963, 1, 135 [hier Z. 7] sowie 2, 219 [samt Anm. 24,

wo M. vermutet, es sei 190% - in der vorliegenden Übersetzung im Sinne von "Lehrer" verstanden - "possibly a denominative from Latin just-, or connected with unotwp"; zumal

72

Antijudaismus im Galaterbrief?

auf "a common tradition in calling Moses mesites beziehen!*® und darum ausschließlich an diesen Mittler des Gesetzes denken. Dieses Ergebnis ist auch für den Bereich der wichtigsten Indizien von Interesse, der Kontext-Indizien, denen wir uns nun zuwenden. Während nämlich gern darauf hingewiesen wird, daß für das Verständnis der knappen Bemerkungen von V.20 die Beachtung des Zusammenhangs entscheidend seil®, wird der Vers gleichwohl verschiedentlich als Parenthese eingeschätzt!>". Nun mag eine solche Sicht demjenigen naheliegen, nach dem V.20a vom Begriff des Mittlers handelt!!. Eine derartige Auskunft könnte sich aber erübrigen, wenn der necitng auch dieses Satzes unmittelbar auf Mose zu beziehen ist. Jedenfalls ist dann der rückwärtige Anschluß an die Wendung Ev xeıpi neottov und damit an das Vorangehende, insbesondere an die Frage "ti oÖv db vönog;" völlig problemlos. Aber nicht nur fügen sich die vorgetragene Interpretation des neoitng von V.20a und der rückwärtige Kontext zueinander. Vor allem die auf V.20a zuführenden Aussagen sind es auch, die es rechtfertigen, den Mittler nicht mit dem MUßNERschen Modell als Vertreter der Engel aufzufassen, sondern der Vielheit Israel zuzuordnen. Es ist also nun zu zeigen, daß der rückwärtige Zusammenhang für das bereits mit einer Skizze vorgestellte, sozusagen alternative Verständnis von V.20a spricht. Im Anschluß daran möchte ich dann entsprechend meine These zu V.20b von V.21ff. her bekräftigen, und es wird sich dabei ergeben: Das kommt gleichzeitig auch dem alternativ gefaßten V.20a zugute. AN

angesichts des fast unmittelbaren Nebeneinanders mit p'»1

wird indes die von M. nicht

diskutierte These LIEBERMANSs vorzuziehen sein]). Während "die Rabbinen zwar das Lehn-

wort 09 = u£oov kennen" (OEPKE, neoitng, 619), verhält es sich in ihrem Bereich bei neoitng anders — anders auch als in jenem Werk Margahs, das wahrscheinlich spätestens im vierten Jahrhundert entstanden ist (s. dazu MACDONALD, Memar, 1, XX). Den Hinweis

LIEBERMANSs greifen CALLAN, Midrash, 555, und LONGENECKER, Gal, 141, auf.

148 CALLAN, Midrash, 555. Vgl. LÜHRMANN, Gal, 63 (" 'Mittler' mag geläufiger Eh-

rentitel für Mose sein"), ferner SÄNGER, neottng, 1011.

149 gl. z.B. ROSENMÜLLER, Scholia IV?, 388f., WIESELER, Gal, 287.291, KERN, Er-

örterung, 157f., BOUSSET, Gal, 56, GRÜNDLER, "Mittler", 550f., und GIBLIN, Monotheistic

Texts, 538, auch SCHLIER, Gall2, 161, und BETZ, Gal, 305. 150 Schon erwähnt wurde o. (bei) Anm. 29 die mehrfach vertretene These von V.20 als

(einer) Interpolation bzw. Glosse. Gemäßigter spricht WIESELER, Gal, 303, von "dem parenthetischen Gedanken von V. 20" und schätzt CALLAN (Law, ii.211f.214.219; Midrash, 565) sowohl V.19b-20 als auch V.20a in diesem Sinne ein (wie ähnlich schon A. KELLER,

Ueber Gal. 3,20, in: TZTh 1830/Heft 3, 119-147, 147). 151 So unter den in der vorigen Anm. genannten oder angesprochenen Autoren z.B. WIESELER, Gal, 288f., und BURTON, Gal, 191. Anders indes CALLAN (Law, ii.212; Midrash, 566). Vgl. o. (bei) Anm. 62f.121-123.

Ermittlungen zum Mittler

113

Die Frage "ti odv d vönog;" von V.19, die sich, wie das odv signalisiert, aufgrund des zuvor Gesagten stellt, ist nur zu berechtigt. Denn dort, in V.15-18, hatte Paulus strikt zwischen Abraham-Verheißung und Gesetz unterschieden, das eben nicht das zugesagte Verheißungsgut zu vermitteln vermöge. Offenkundig geht der Apostel, wenn er die Tora derart in die Ecke stellt, gegen einen Vorstellungszusammenhang an, nach dem ihr ein prominenter Platz in der Geschichte Gottes mit der Nachkommenschaft Abrahams und Isaaks zukommt! °?. Dieser Eindruck verstärkt sich noch, wenn man beachtet, daß hier mit der Schrift argumentiert wird. Drei vorgegebene Momente sind es, die für die Dissoziierung von Verheißung und Gesetz geltend gemacht werden, genauer: für die Dissoziierung einerseits von Abraham und Tora sowie andererseits von Abraham und Israel. Paulus greift - erstens - in V.15 und V.17 (vgl. 4,24 und Röm 9,4) den durch die Abraham-Geschichte vorgegebenen Begriff "Bund", M72, auf (s. bes. Gen 15,18; ‚ 17,2.4.7.9.10.11.13.14.19.21). Natürlich verwendet er nicht das hebräische Wort,

sondern dessen Septuaginta-Wiedergabe, dö1aan«n. Diese Vokabel klingt spezifischer und noch juristischer als N73 und meint sehr oft so etwas wie ein Testament!°3, Und so verdeutlicht der Apostel (in V.16-18) den mit Abraham ge-

schlossenen Bund und die damit verknüpften Verheißungen denn auch durch das Bild (s. V.15) eines offenkundig recht speziellen Testaments, einer solchen Transaktion nämlich, deren Zeitpunkt nicht etwa und nicht erst vom Tod des Testators bestimmt wird und welche durch diese Person in keiner Weise mehr modifiziert oder gar rückgängig gemacht werden kann!>*. Die damit vorbereitete Folgerung,

152 Yg]. dazu zunächst nur BETZ, Gal, 283-286 samt Anm. 31.48-53 (Literatur). 153 $_ dazu nur G. QUELL/J. BEHM, Art. dan, in: ThWNT II (1935), 106-137,109.127. 154 BAMMEL, Rechtsdenken, bes. 314f., hat vorgeschlagen, an die "Verfügung eines Gesunden” (8°73 nn») zu denken, wie sie in zahlreichen jüdischen Dokumenten belegt ist.

Dieser Hinweis ist insbesondere von MUßNER, Gal, 237f., und BETZ, Gal, 280f., aufgegriffen worden (vgl. BACHMANN, Sünder, 145). Für die These nimmt neben ihrer beachtlichen

Erklärungskraft hinsichtlich der Textdetails (s. dazu nur BAMMEL, Rechtsdenken, bes. 316-318) u.a. ein, daß es weder im orientalischen Raum jenseits von Palästina (s. dazu

BAMMEL, ebd., 315, und BETZ, Gal, 280 samt Anm. 19) noch auch (sonst) im griechisch-rö-

mischen Bereich (s. dazu LONGENECKER, Gal, 129f.) an Analoga zu diesem Rechtsinstitut fehlt. Die von LONGENECKER (ebd., 130) vermerkte Schwierigkeit, daß (insbesondere) die Adressaten mit dem erbrechtlich verwandten Terminus dÖtaah«n eine widerrufbare Verfü-

gung zu assoziieren gewohnt waren, läßt sich überdies relativieren. Die Leser und Hörer werden ja durch die Verbindung des Begriffes mit der Abraham-Geschichte, und d.h. mit der biblischen Redeweise vom "Bund" (s. Gal 3,16f.; vgl. 4,24), ohnehin an einer Fixierung auf ein Verständnis gehindert, das die Vokabel im Sinne einer erst mit dem Tod des Erblassers erfolgenden, vorher noch revidierbaren Eigentumsübertragung begreift. Vgl. (indes) BURCHARD, Versuch, 65.

114

Antijudaismus im Galaterbrief?

das "Testament" Gottes mit Abraham könne durch nichts Späteres beeinträchtigt werden, wird nun damit verbunden, daß nach der alttestamentlichen Darstellung —

zweitens — Abraham weit vor Mose einzuordnen ist. Paulus nennt in V.17 sogar, übrigens wieder im Anschluß an die griechische Bibel (Ex 12,40£.LXX), eine konkrete Zahl: erst 430 Jahre nach dem Abraham-"Testament" ist es zur Gesetzgebung (am Sinai) gekommen!>>. Mit diesen beiden biblischen Momenten, die zu einem

juridisch-chronologischen Argument verknüpft sind, ergibt sich eine klare Trennung von Abraham und Tora: Die Tora kann das Abraham-"Testament" auf keine Weise aushebeln; sie hat mit der Zuteilung der Erbschaft nichts zu tun (s. V. 17f.). Zum juridisch-chronologischen Argument tritt ein soziologisches hinzu. Denn in V.16 bezieht Paulus sich - drittens — darauf, daß in der Abraham-Geschichte hinsichtlich der Nutznießung des Bundes im Singular von "dem Samen", "dem Nachkommen" (T® on£puarı) die Rede ist (s. einerseits bes. Gen 13,15; 17,8; 24,7[LXX] ["dem Samen"], andererseits Gen 22,18 ["in dem Samen"]!30), und er

interpretiert diese Ausdrucksweise — entgegen der dort letztlich intendierten kollektiven Bedeutung (s. nur Gen 13,16; 15,5; doch vgl. immerhin 17,21; 21,12; 22,16ff.; 24,7, auch 12,7, 13,15) und übrigens auch entgegen dem, was er später in Röm 4 (V.9ff., bes. V.11-14.16.18) sagt (doch vgl. Röm 9,6-13) — (zunächst) äu-

Berst spitzfindig!°”: Die Schrift "spricht nicht (so) wie (man) von einer Mehrheit

155 Damit steht Paulus deshalb fraglos der griechischen Fassung von Ex 12,40f. näher als der hebräischen, weil die Zahlenangabe dort anders als hier, wo allein der Ägypten-Aufenthalt im Blick ist, auf die Zeit in Ägypten und Kanaan bezogen wird. Wenn der Apostel darüber hinaus diese Spanne mit Abraham beginnen läßt, so gehört er damit, wie die diesbezüglichen Berechnungen bei Demetrios (Eus., PraepEv 9,21,16.18f.) und eine Passage bei Josephus (Ant 2,318; vgl. indes: Bell 5,382; Ant 2,204) zeigen, einem breiteren Traditionsstrom an. D. LÜHRMANN, Die 430 Jahre zwischen den Verheißungen und dem Gesetz (Gal 3,17), in: ZAW 100, 1988, 420-423 (bes. 421), hat plausibel zu machen unternommen,

daß eine solche Zählung schon im Pentateuch (angefangen mit den chronologischen Notizen von Gen 12,4 und 16,3) angelegt ist.

156 $, zu dieser Unterscheidung als einer die Verheißung von Land und die Zusage von Nachkommenschaft betreffenden nur BETZ, Gal, 283 Anm. 30. Doch vgl. Sir 44,21. 157 EBELING, Gal, 255, spricht sogar davon, daß einen diese Auslegung heute wie ein "Taschenspielertrick" anmute. Er fügt indes mit Recht hinzu, daß der Apostel sich hier gleichwohl innerhalb der ihm "vertrauten rabbinischen Hermeneutik" bewege. Einen als amoräisch geltenden Beleg dafür, daß der kollektiv gemeinte Terminus YAT auf eine herausgehobene Einzelgestalt bezogen wird, führt H.-G. VON MUTIUS, Ein judaistischer Beitrag zu Galater 3,16, in: Biblische Notizen 11, 1980, 35-37, mit BerR 6,9 (zu Gen 1,18) an, wo nämlich der "Same" von Gen 48,19 auf Josua gedeutet wird (vgl. ferner MUßNER, Gal, 238-240, auch LONGENECKER, Gal, 131f.).

Ermittlungen zum Mittler

115

..., sondern, wie (man) von einem einzelnen (redet)" 138, Wenn dieser "eine", "ein-

zelne" dann am Schluß des Verses, wie bereits erwähnt!°?, als Christus identifiziert wird, ist das für die nachfolgenden Ausführungen natürlich von hohem Belang. Aber es darf über diesem wichtigen Punkt nicht, wie es des öfteren geschieht!" vernachlässigt werden, daß der Position ("der Nachkomme ist Chri-

stus") eine stark akzentuierte Negation vorangeht!!, die das Fehlen des Plurals benennt und interpretiert: "Es heißt nicht 'Und den Nachkommen!’ als von vielen". Wie (und weil) das juridisch-chronologische Argument sich — sozusagen — gegen einen Bindestrich zwischen Abraham und Tora wandte und für einen Trennungsstrich zwischen beiden Größen votierte, geht es beim soziologischen Argument — nach den Worten von H.D. BErz!®? - darum, "die traditionelle jüdische Interpretation abzuwehren", nach welcher es sich bei dem bzw. den Nachkommen Abrahams, bei den Bundeserben (zunächst) um das Volk Israel handelt (vgl. bes. Ps 105,5-11; Sir 44,19-21; 4Makk 18,1). D.h. - um es noch einmal so auszudrücken

- aus dem Bindestrich zwischen Abraham und Israel wird ebenfalls ein Trennungsstrich, und es kann oder sollte doch keine Rede davon sein, man habe, wie V. STOLLE!® meint, "die Wendung @g eni noAA@v ... sprachlogisch, nicht jedoch als Hinweis auf ein konkretes Gegenüber zu verstehen". Ganz im Gegenteil! Der Vielheit Israel steht der eine Same, Christus, gegenüber. Oder umgekehrt: Dem einen Samen, Christus, steht als Vielheit das Volk Israel gegenüber. Nach MUßNER-

158 W_ BAUER, Wörterbuch, 1789f. - Zum Versuch einer kollektiven Deutung u.a. des Evög s. o. (bei) Anm. 21 und u. Anm. 168.

159 Nämlich o. (bei) Anm. 132.

160 99 gewinnt man bei SIEFFERT (Gal?, 192-196) und auch noch bei W. RADL (Ga-

1985, 54) den laterbrief [Stuttgarter Kleiner Kommentar, Neues Testament 9], Stuttgart

(Form Eindruck, es gehe lediglich um eine grammatische Absicherung der singularischen geAnspruch in Christus für daher von die und) Bedeutung des Ausdrucks 1@ on£pnarı, (Gal, 237-240) erwägt nommen werden könne (vgl. u. [bei] Anm. 163). Und selbst MUßNER

'Nachkommennur in einer Parenthese, ob Paulus "evtl. gegen den Einwand, daß mit der LONGEN(ähnlich schaft' Abrahams doch ganz Israel gemeint sei" (ebd., 238), angehe ECKER, Gal, 130-132, hier 131). gilt ..., ist ... 161 vgl. ROHDE, Gal, 150: "Daß die Verheißung nicht dem Volk Israel " Apostels. des ngen Ausführu enden nachfolg die für tzung eine wichtige Vorausse

162 Gal, 283. 163 Eins, 205. Vgl. o. (bei) Anm. 160.

116

Antijudaismus im Galaterbrief?

schem Vorbild läßt sich das, wenn wieder der Doppelpfeil mit gewelltem Schaft die Entgegensetzung markiert, folgendermaßen graphisch festhalten:

(Gott)

U)

(VERHEISSUNG)

AM ©

Same/Christus: nicht viele, «-_ın.n_n> sondern einer

(viele/Israel)

Ehe diese Skizze auf V.20a bezogen werden soll und kann, ist indes noch mit zwei Bemerkungen darauf einzugehen, wie ab V.19 auf den vorangehenden Passus V.15-18 zurückgegriffen wird, dessen Abschluß — V.18 - übrigens in Gestalt eines (nicht-aristotelischen) Syllogismus die Summe aus den skizzierten Argumenten zieht, die Summe nämlich, daß die Tora mit der Zuteilung der Erbschaft nichts zu schaffen habe!®*, Zum einen: Ein solches Resultat provoziert natürlich (wie schon angedeutet) mit Recht die Frage "ti oßv d vöuog;". Und es muß bei der Beantwortung darum gehen, ob für die Tora, wenn ihre Aufgabe nicht mit der des Abraham-"Testamen-

tes" identisch ist, überhaupt noch eine Rolle bleibt oder ob sie ein bloßes negativum (oder nullum) sei. Daß Paulus dann sogleich mit der Formulierung t@v napaBAasEewv xApıv npocer£dn auf die Gesetzgebung Bezug nimmt, zeigt: Er stellt sich dem Problem als einem die Geschichte Israels betreffenden, und das die Be-

teiligung Gottes gerade nicht ausschließende Passiv könnte dabei andeuten, daß keine antinomistische Antwort intendiert ist, zumal es dann in V.21 vom vönog analce &860n heißt und in V.22 vom Gegebenwerden der Verheißung die Rede ist Zum anderen: Es ist kaum ein Zufall, daß der Syllogismus von V.18 nicht mehr einfach von der (bzw. den) Verheißung(en) spricht, sondern von dem, was "durch

164 S, dazu nur BACHMANN, Sünder, 50f. (samt Anm. 134f.) und 145 (samt Anm. 246). Vgl. u. (bei) Anm. 178f. 165 Während HÜBNER sich einst (Gesetz, [28-]30) noch dessen sicher war, daß in dem

"Hauptsatz 'Um der Übertretungen willen wurde es hinzugesetzt' die Intention der Engel ar-

Ermittlungen zum Mittler

17

Verheißung" versprochen und "aus Verheißung" erlangt wird, ja, ausdrücklich von der kAnpovouta. Damit dürfte eine Akzent- oder Phasenverschiebung angedeutet sein, der schon V.16 zuarbeitete, wenn es dort hieß, daß die enayyeAiaı Abraham und seinem Samen zugesagt wurden. Jedenfalls geht es zwar im Anschluß an V.18 weiterhin um die Verheißungsthematik (V.19.21.22.29), aber von den beiden

Adressaten der Verheißung, Abraham und dem einen Samen, tritt nun Abraham ganz zurück (doch s. immerhin V.29), während 1d on£pua sogleich in V.19 erscheint (vgl. V.29). D.h. das Nebeneinander von Abraham und Gesetz wird nun

durch ein anderes abgelöst, das es nicht mehr mit der Ansage oder der Fixierung, sondern eher mit der Erfüllung des Abraham-"Testaments" zu tun hat!6. durch das Nebeneinander von Gesetz und Same Christus bzw. von Gesetz und Glaube an Christus. Nach diesen beiden Bemerkungen, denen zufolge in V.19ff. die Frage nach der Rolle der Tora angesichts der Erfüllung der Abraham-Verheißung behandelt wird, dürften sich die Beobachtungen zur Argumentation in V.15-18 nun leicht für V.19-20a fruchtbar machen lassen. Denn nun springt zunächst ins Auge, daß hier sowohl das juridisch-chronologische als auch das soziologische Argument aufgegriffen wird: Das erste, indem Paulus zwar

noch auf das Hinzukommen (npoo-

et£On) der Tora anspielt (V. 19ba), dann aber — gemäß der angesprochenen Phasenverschiebung - auf die Zeitspanne bis hin (&xpız o0) zum Kommen des Sa-

mens abhebt (V.19bß), in welcher

der Tora ihre (u.a.) durch t@v napaßacewv

it nicht mehr tikuliert" werde, schließt er nun (Theologie 2, 83 Anm. 138) die Möglichke meint er hinIndes handeln. divinum passivum ein aus, beim npocet£@n könne es sich um n und dann postuliere divinum passivum ein nicht jedoch kann zusetzen zu müssen: "Man hier freilich man Ob (ebd.). n" erschließe Geber en eigentlich als Gott Postulat aus diesem hen Forpassivisc der von einer "petitio principü" (ebd.) sprechen darf, scheint angesichts einzuschätzenden men von V.21f(f). (und wohl auch angesichts des wahrscheinlich analog

vgl. MUBßNER, Gal, 246 erhyyertoı von V.19bB [s. dazu bes. ZAHN, Gal, 173 Anm. 32;

BRUNNER/REHAnm. 6, und BETZ, Gal, 300 Anm. 43, welch letzterer sich auf BLASS/DE auch das dt ja (zumal KOPF, Grammatik, $ 311,1 Anm. 1, bezieht]) doch sehr fraglich Gesetzes gegebenen Gott von des ng &yye&iowv von V.19bß "zunächst einmal für Vermittlu Vgl. 79]). Anm. o. schon dazu [vgl. scheint sprechen durch Engel" [HÜBNER, Gesetz, 28] zu GaWALLACE, 290(f.), Galater, SUHL, 132, Law, , RÄISÄNEN 17, MUßNER, Gal, 247 Anm. 145 (samt) Anm. 248, und BURlatians 3:19-20, 234-236.241-243, BACHMANN, Sünder, CHARD, Versuch, 67 (samt Anm. 29).

128 erwähnte) Sachver166 Besonders stark akzentuiert ist der (bereits o. [bei] Anm. 291). Galater SUHL, (vgl. 70 halt bei MERKLEIN, Studien,

118

Antijudaismus im Galaterbrief?

xa&pıv!67 angedeutete Rolle zukommt. Und das zweite, das soziologische Argument findet, wenn nicht schon bei den Hinweisen 81 &yy&Awv und Ev xXEipi MEOTTOD, so doch spätestens bei der Erläuterung von V.20a zum Mittler seine Aufnahme, in der das &vög ob Eotıv ja selbst nach der heute gängigen Interpretation auf eine bei der Gesetzgebung beteiligte Gruppe weist. Erst recht fügt sich V.20a natürlich dann zum Vorangehenden, wenn man die bei der Negation &vög ob« Eotıv implizierte Position nicht vom Kreis der Engel, sondern von dem des Volkes

Israel versteht. Denn genau eine hierauf bezügliche Gegenüberstellung war uns ja schon in V.16, beim soziologischen Argument, begegnet: nicht viele, sondern einer, nicht Israel, sondern der eine Same Christus. Die nach unserer These in V.20a

intendierte Gegenüberstellung meint bei Einheit und Vielheit genau dasselbe, nur daß hier — wieder gemäß der skizzierten Phasenverschiebung - nicht von den Verheißungen, sondern vom Gesetz ausgegangen wird. Deshalb hat die Negation hier nicht vor der Vielheit, sondern vor der Einheit ihren Platz: Nicht einem - also:

auch nicht Christus!6® - hat Mose das Gesetz gegeben, sondern Israel. Vielleicht

167 Was die unterschiedlichen Auslegungsversuche hinsichtlich dieser schwierigen Formulierung anbetrifft, vgl. nur SIEFFERT, Gal?, 201-203, M. LEHNINGER, Exegetische Studie über Gal. 3, 19, in: ThQ 33, 1936, 41-56, 50-55, ROHDE, Gal, 154f., WALLACE, Galatians 3:19-20, 236-238, und BACHMANN, Sünder, 74 Anm. 244. Wenn ich mich (ebd.[sowie ebd., 146-149]) gegen die (in jüngerer Zeit z.B. auch von MUßNER, Gal, 246 samt Anm. 5, GIBLIN, Monotheistic Texts, 539f., U. WILCKENS, Der Brief an die Römer, Bd. I[EKK VI,1] Neukirchen-Vluyn 1978, 177, D.J. LULL, "The Law Was Our Pedagogue": A Study in Galatians 3:19-25, in: JBL 105, 1986, 481-498, 484f., J.D.G. DUNN, Jesus, Paul, and the Law. Studies in Mark and Galatians, London 1990, 262 [Anm. 41 zu 250], und BURCHARD, Versuch, 68f., sowie in vorsichtiger Weise auch von LONGENECKER, Gal, 138[f.], abgewiesene) übliche Auffassung wende, nach der das Gesetz gegeben wurde, "um Übertretungen herbeizuführen" (HÜBNER, Gesetz, 27), so deshalb, weil ein kausatives Verständnis des xapıv sprachlich keineswegs nötig ist (s. nur 1Makk 6,13; 2Makk 4,16) und bei ihr Aussagen aus dem Römerbrief (s. Röm 7,5ff.; vgl. 5,20) leitend sein dürften, nicht indes der Kontext unserer Stelle (s. Gal 3,10-13.21-25; vgl. 2,15-17, auch 4,1-11), in dem es - in Harmonie mit dem in V. 19 durch diartaryeig zum Ausdruck gebrachten Anordnungscharakter der Tora — darum geht, daß das Gesetz Fehlverhalten als strafwürdig aufweist (und zu verhin-

dern sucht [vgl. u. Anm. 191, ferner SCHLIER, Gall2, 153 Anm. 1]). Dafür, die Worte av napaßdcewv xApıv in diesem Sinne zu begreifen, lassen sich neben dem Kontext dann natürlich diachron auch noch Sachparallelen wie Jub 1,5ff. (bes. V.22) und Justin, Dial 21,1 (Sabbatgebot und andere Anordnungen von Gott erlassen dia TAG KöL-

Klac bu@v Kal zav natepwv bumv [vgl. 19,6; 20,1]); 67,4.8.10 und wie Röm 3,20 geltend machen. Vgl. u. (bei) Anm. 186-191.

168 5, dazu o. (bei) Anm. 132 und u. (bei) Anm. 183. Ähnlich (aber eben doch ein klein

wenig anders) BAMMEL, Rechtsdenken 317 Anm. 2: In V.20a "handelt es sich um die Komplementäraussage zu V. 165: der vöuog ist nicht auf Christus bezüglich" (vgl. o. [bei] Anm.

Ermittlungen zum Mittler

119

ist es hilfreich, die beiden Schaubilder zu V.16 und zu V.19f. zu verbinden und noch einmal zu betrachten: V.16 (Gott) ®

& AM INN

(VERHEISSUNG)

© Same/Christus:

nicht viele,

oeo..:.”—.,—„„=S,LE:.,:,:..

>

«__

(viele/Israel)

sondern einer

Gott/einer

(Gott)

(Gott)

©

@

Mittler (Mose)

nf) N

(VERHEISSUNG) %

Same — N (einer) NTI>

.e..... nicht eines (sondern vieler/ Israels)

Wie mir scheint, hat man die augenfällige Entsprechung zwischen V.16 und

nicht hinV.19-20a, insbesondere zwischen dem Evög hier und dort, deshalb meist von Poander Gegenein das reichend wahrgenommen, weil man zunächst in V. 16

III, 16 zu erklären, nebst ei91.97). Anders F. STEUDEL (Auch ein Versuch, die Stelle Gal.

1, 1816, 124-143, bes. ner Anfrage ueber die Deutung von Gal. III, 19.20, in: AThNL der Stelle Gal. 3, 20, in: 124-130.137-141; Wiederholte Anfrage wegen einer Auffassung in V. 16 als auch in sowohl TZTh 1830/Heft 3, 148-156, bes. 148.151), der zwar das Evög

120

Antijudaismus im Galaterbrief?

sition und Negation nicht ernst nahm, sich vielmehr fast ausschließlich mit dem Hinweis auf den einen Samen beschäftigte, dg Eotıv Xpıotöc, und weil man sich

zudem von dem in V.20 so bald auf das &v6öcg folgenden eig bannen ließ!®, Für V.16 wurde das soeben korrigiert, und die Berechtigung dieser Korrektur wurde und wird gerade auch durch das Aufgreifen des singularischen on&pua-Begriffs in V.19 gestützt. Was das eig von V.20b anbetrifft, so spricht der nachfolgende Kontext entschieden dafür, die Formulierung von dem einen Gott nicht so zu verstehen, als sei an ihn auch bei dem &vög des vorangehenden Sätzchens gedacht. Ehe ich das einerseits insbesondere mit dem ur) y&vorto von V.21, andererseits mit dem Zielpunkt der Passage V.21-29 begründe, sei vorgreifend ein - allerdings nicht unumstrittener — Sachverhalt angesprochen, der m.E. das zum soziologischen Argument und seiner Aufnahme in V.20a Gesagte zu bekräftigen vermag. Wie ich an anderer Stelle!” - im Anschluß u.a. an einen Aufsatz von TL. DonaLdson!”! - zu zeigen versucht habe, spricht einiges dafür, die Verwendung der 1. Person Plural in 3,1-4,7, wo das Wir!’2 primär mit einem Ihr!73 wechselt, dahingehend zu verstehen, daß Paulus hier (außer in 3,14b; 4,6b) durch dieses

sprachliche Mittel Juden bzw. Wenn diese These zutrifft, für lende Gebrauch der 1. Person dann müssen auch diejenigen

Judenchristen von Heidenchristen unterscheidet. die u.a. der fraglos exklusiv auf Judenchristen ziePlural in 2,15-17a geltend gemacht werden kann, Verse, in denen die Metapher vom Pädagogen

(3,24f.) bestimmend ist (3,23-25; vgl. 4,1ff.), vom einstigen Sein eben der Juden

bzw. Judenchristen unter dem Gesetz handeln. D.h. Paulus nimmt dann mit dem Wir von 3,23-25 ganz ähnlich auf den soziologischen Sachverhalt Bezug, daß die Tora Israel zugeordnet ist, wie sich uns das hinsichtlich des Evög obk Eotıv von V.20a aufdrängte. Nun aber - erstens — zum ur) yEvorto von V.21b!7*| Auch hier kann ich mich kurz fassen, und zwar wieder, weil ich das in meinem Buch zu Gal 2,15ff. nicht

V.20a auf das Kollektivum ("Same") der Geretteten (s. V.28f.) bezieht, dann aber natürlich die Schlußwendung von V. 16 (die er wenig überzeugend umschreibt durch: "und diese groBe verheißene Sache ist Christus" [Versuch, 131]) und damit Christus nicht unmittelbar mit dem Evög verbinden kann (s. zu STEUDELs Ansatz nur SIEFFERT, Gal’, [221-]222 [samt]

Anm. *). Vgl. o. (bei) Anm. 21.158.

169 5. zu diesen beiden Punkten o. (bei) Anm.

160-163 und (bei) Anm.

52.68.98f.106-118.

170 BACHMANN, Sünder, 136-138 (Literatur; vgl. BURCHARD, Versuch, 79 Anm. 92, ferner W.J. DALTON, The Meaning of 'We!' in Galatians, in: ABR 38, 1990, 33-44). 171 The Curse of the Law and the Inclusion oft the Gentiles: Galatians 3.13-14, in: NTS

32, 1986, 94-112, hier bes. 95-99.

172 3 134.14b.23-25; 4,3.5b.6b. Vgl. das Ich von 3,15.17; 4,1. 173 3 1.5.26-29; 4,6a. Vgl. (3,7.15 und) das Du von 4,7. 174 Vgl. BACHMANN, Sünder, 148(f.) Anm. 265.

Ermittlungen zum Mittler

121

tat. Ich habe da!’° nach manchen Vorgängern noch einmal dargestellt, daß Paulus überall dort, wo er diesen Ausdruck der Entrüstung formuliert — und das ist in seinen Schriften an nicht weniger als 13 Stellen der Fall —, eine in Gestalt einer rhetorischen Frage geäußerte falsche These zurückweist, die sich aus einer vorher formulierten richtigen Aussage zwar nicht ergibt, aber doch zu ergeben scheint. Die falsche These liegt in unserem Fall zu Beginn von V.21 vor, wo erwogen wird, ob "das Gesetz gegen die Verheißungen" sei. Zwar wird diese Frage verschiedentlich!7© so begriffen, als reflektiere der Apostel mit ihr die unterschiedlichen Aufgaben von Gesetz und Verheißung, das wirkliche Verhältnis auf einen Widerspruch hin zuspitzend. Aber eine solche Zuspitzung wäre im Blick auf die aller Wahrscheinlichkeit nach judaistischen "Gegner" !77 nicht sonderlich einleuchtend, deren eigene Position so natürlich gerade nicht umschrieben werden kann, die aber auch Paulus’ Auffassung wohl eher mit dem Gegeneinander von Gesetz und Glau’ be (s. nur Röm 3,31) bzw. Gnade (s. nur Röm 6,2f.15) als mit dem von Gesetz und Verheißung charakterisieren würden (vgl. bes. Röm 9,4). Versucht man deshalb, die Frage anders zu verstehen, nämlich davon, ob Gesetz und Verheißung dieselbe Intention hätten und somit — sagen wir einmal: wie ein Mercedes- und ein BMW-Händler — als Konkurrenten gegeneinanderstünden!”®, so ist damit bestens durchzukommen. Nicht nur scheint bei den Adressaten nach Paulus die Gefahr zu bestehen, die Aufgabe des Gesetzes mit der der Verheißung gleichzusetzen (vgl. bes. 2,21b; 5,4), zu vertauschen, hat er doch genau diesen Gedanken mit dem Syl-

logismus von V. 18179 benannt und kritisiert. Auch der — sachlich sozusagen hinter das ur) yEvorto zurückgreifende!®" - Irrealis V.21c!®! stützt diese Interpretation; denn die Protasis erwägt - und verwirft - eben die Möglichkeit, das Gesetz könne Leben verschaffen, und damit das garantieren, was, dem Apostel zufolge, durch Christus (Röm 5,18), durch das nveöua (Gal 6,8) zustandekommt, also auf der Linie der Enayyeria ([tod nvebuarog] 3,14b) liegt. Wenn demnach dies die vom

175 Epd., 30-54, bes. 31.33-40. 176 99 z.B. bei HoLSTEN, Deutung, 33f. (vgl. DERS., Evangelium 1,1, 107f.), SIEFFERT,

in Gal 2. Gal?, 215(f.) Anm. *** (vgl. 212.218f.), J. LAMBRECHT, The Line of Thought

105. 14b-21, in: NTS 24, 1978, 484-495, 492, und HÜBNER, Gesetz, 30f. Vgl. o. Anm. 177 S, dazu nur LONGENECKER, Gal, Ixxxviii-c.

178 So wohl die Mehrzahl der Kommentatoren, z.B. OEPKE, Gal, 84f., SCHLIER, Gall?,

Galater 3, 20, 163, MUßNER, Gal, 250f., und EBELING, Gal, 261f. Vgl. ferner etwa FRITSCH, ). (Literatur 250 Anm. samt 145f. und 135 Anm. samt 50f. Sünder, 18, und BACHMANN,

179 S, dazu o. (bei) Anm. 164.

; s. dazu nur 180 Das ist bei den paulinischen un- yEvorro-Belegen nicht ohne Parallelen 1Kor 6,2a.15d; 3,6a; Röm von yevorro uf das BACHMANN, Sünder, 48-54 (wo es zumal um 6,15c und Gal 2,17c geht).

181 9 zu ihm schon o. Anm. 128 (Literatur).

122

Antijudaismus im Galaterbrief?

Apostel zurückgewiesene falsche These ist, daß die Tora doch über die Zuteilung des mit dem Abraham-"Testament" Zugesagten entscheiden oder mitentscheiden könne, so bleibt zu klären, aus welcher richtigen Aussage sich die falsche ergibt bzw. scheinbar ergibt. Nun, aus V.20b, und zwar genau dann, wenn man diesen

Satz in der früher (nämlich o. unter III) charakterisierten Weise auffaßt, d.h. wenn er sich auf ein Handeln des einen Gottes in Verheißung wie Gesetz bezieht!®?. Der nachfolgende Kontext und die Art, wie Paulus die Interjektion un y&vorto zu verwenden pflegt, führen also eben zu demjenigen Verständnis von V.20b, das wir begründen wollten. Überdies erfährt natürlich auch die Interpretation von V.20a eine weitere Bekräftigung; denn wenn Gott hinter dem Gesetz einerseits und der Ver-

heißung andererseits steht, paßt das natürlich bestens dazu, daß der Mittler Mose nach V.20a das Gesetz nicht einem einzelnen zu geben hat, also!®3 auch nicht dem einen Samen, dem nach V.16 und V.19 die Verheißung Gottes gilt, sondern einer

Vielheit, Israel. Schauen wir uns in diesem Zusammenhang ein letztes Mal die Skizze zu V. 19f. an!

(Gott)

(Gott)

©

®

Gott/einer

nn

@

(VERHEISSUNG)

Same (einer) NN =

Mittler (Mose)

(GESETZ)

nicht eines (sondern vieler /Israels)

Die links hinzugefügte geschweifte Klammer soll signalisieren, daß schon in V.19-20a auf Verheißung wie Gesetz abgehoben wird. Entsprechend will ich mit

182 5, dazu BACHMANN, Sünder, 145f. (samt Rechtsdenken, 317f£., bei dem es heißt: "dadurch, tes handelt, wird das Problem EnayyeAia-vöuog der beiden Größen so dringend" [317; ebd. Anm. 97.

183 5. dazu o. (bei) Anm. 132.168.

Anm. 250; hier der Hinweis auf BAMMEL, daß es sich um zwei Werke des einen Gotein so spitzes und die Verhältnissetzung 5: Bezug auf V.20b]). Vgl. o. (bei) Anm.

Ermittlungen zum Mittler

123

der rechten Klammer andeuten: Eben diese beiden Momente sind es, hinter denen = nach V.21 und deshalb auch — nach V.20b der eine Gott steht. Auf die unterschiedlichen Adressaten des Handelns Gottes in Verheißung und Gesetz, auf den einen Samen Christus und die Vielheit Israel, wird indes nicht nur in V.19-20a zusammen, sondern sogar in dem kurzen Sätzchen V.20a allein angespielt: d ö& hEOTTNG Evög obLK Eotuv.

Was den nachfolgenden Kontext angeht, ist jedoch nicht nur das ur) y&vorto geltend zu machen, sondern ferner - zweitens - auch der Zielpunkt der Passage 3,15-29. Bereits in V.22 taucht die Vorstellung von einer gewissen Universalität der Menschheit auf: "die Schrift hat T& nd&vra unter der Sünde zusammengeschlossen, damit die Verheißung aus Glauben an Jesus Christus denen gegeben würde, die glauben". Die Formulierung läßt erahnen, daß die Schrift nicht allein den Zusammenschluß unter der Sünde bewirkt, vielmehr auch die Verbindung der Gläubigen intendiert, und genau das sah sie übrigens nach V.8 bei der Abraham-Verheißung vorher: Gott rechtfertigt aus Glauben, und zwar (nävra.) TA &8vn. Dies in V.22 erneut ins Auge gefaßte Ziel wird nun indes argumentativ nicht unmittelbar erreicht, sondern - und das ist schwerlich Zufall - über den sogleich

folgenden Passus mit der naıdaywy6g-Metapher, der mit seinem Wir, wie angedeutet!®*, auf Juden bzw. Judenchristen abheben wird. Wie in diesen Versen dem-

nach die soziologische Komponente von V.19-20a wiederkehren dürfte, so außerdem in jedem der drei Sätze (V.23-25) auch die chronologische'®°: Es geht in ihnen ja um das Gesetz bis hin zum Kommen Christi bzw. des Glaubens. Wenn damit also in V.19-20a zur Gesetzgebung knapp Angerissenes expliziert wird, könnten eben hier auch die in Gal 3 — und von uns1?6 _ bislang noch nicht erörterten Bemerkungen von V.19-20a ihre Interpretation finden, nämlich jene zu den Übertretungen!?’ und wohl auch die andere zur Beteiligung der Engel. Dafür, die Engel mit dem vönog als nanda.ywydg zu verbinden, spricht insbesondere dies, daß sie jedenfalls nach der Stephanusrede (Act 7,2ff., hier V. [38.]53) und

nach Hebr 2,2 (vgl. 12,18-21)'® für die Dringlichkeit der Einhaltung der Ge-

184 Nämlich o. (bei) Anm. 170-173. 185 Beide Komponenten ziehen sich also von V. 15-17 (s. dazu o. [bei] Anm. 153-163) über V.19-20a (s. dazu o. [bei] Anm. 166-168) zumindest bis hierhin durch.

186 Doch s. o. Anm. 167 (zu den Übertretungen) sowie (bei) Anm. 49.78-80(.137) (zu

den Engeln).

187 \g]. dazu z.B. MUßNER, Gal, 255, und BETZ, Gal, 312. 188 yo], ferner etwa äthHen 1,9/Jud 14f. (vgl. V.9), auch Ex 23,20f. (vgl. zum "Engel

of the des Herrn" nur E.E. URBACH, The Sages. Their Concepts and Beliefs [Publications : 1969], 137f., und OLYAN, Thousand, 17f.) sowie CD 2,5f., 4Q 400 (1) [ShirShabb

Edition [Harvard 1,(5.14.)16f(f). (s. C. NEWSOM, Songs of the Sabbath Sacrifice: A Critical

124

Antijudaismus im Galaterbrief?

setzesregelungen und für die Strafwürdigkeit der Nichteinhaltung stehen!®?. Wie dem nun auch sei, und ganz gleich, ob die naudaywyög-Metapher!?® lediglich auf Bestrafung des Ungehorsams anspielt oder überdies noch auf Bewahrung?! vor Fehlverhalten: ohne Frage sichert der Passus V.23-25, daß auch diejenigen unter dem Pädagogen nicht ohne Sünde sind und insofern der Rechtfertigung durch Christus bedürfen. Damit ist die Voraussetzung dafür geschaffen, das näg von V.22 wiederaufzunehmen (V.26.28) und die Zusammenfassung aller Gläubigen in Christus, im Samen Abrahams auszusagen, ja, zu formulieren, daß nun doch!?? ein Kollektivum, nämlich dieses Kollektivum aller Gläubigen, Same Abrahams ist —

und demgemäß das Erbe gemäß der Verheißung antritt (V.26-29). Von dieser universalen Gemeinschaft handelt auch der für unsere kirchliche Gegenwart so wichtige V.28: Wenn nach ihm in Christus nicht nur der Unterschied von "Sklave" und "Freiem", von "Mann" und "Frau" prinzipiell aufgehoben ist, sondern wenn auch und zuerst davon die Rede ist, daß "Jude" und "Grieche" hier zusammenkom-

men, so stützt genau dieser Zielpunkt der Passage unsere Interpretation von V.2Ob. Dem eiG-Sein Gottes von V.20b entspricht das eic-Sein der Gläubigen von V.28. Anders ausgedrückt: Dem einen Gott korrespondiert, daß, um es mit V.26 zu sagen, "alle ... Söhne Gottes" sein, daß Juden und Heiden Anteil am Heil haben kön-

nen. Kurz: Verheißung und Gesetz widersprechen sich nach Paulus nicht, sondern gehören, obwohl chronologisch, soziologisch und funktional unterschieden!”, gleichwohl als Werke Gottes zusammen - des Gottes, der als der universale Gott

Semitic Studies 27], Atlanta, Georgia, 1985, 89 [und dazu ebd., 30.105]; vgl. 4Q 521 (1) 2,2f.), Jub 1,24f.(29); 15,26f. (vgl. noch 4,21-24; 30,21f.); TestLev 3,2f.; TestNaph 8,4.6; Herm sim 8,3,3 (=Herm 69,3). Vgl. o. Anm. 78. 189 Q, HOFIUS, Das Gesetz des Mose und das Gesetz Christi, in: DERS., Paulusstudien

(WUNT 51), Tübingen 1989, 50-74 (zuerst: 1983), 62, faßt die Engel von Gal 3,19 auf als "Anwälte der göttlichen Heiligkeit und der middat had-din, der strengen richterlichen Gerechtigkeit Gottes" (vgl. BACHMANN, Sünder, 147 samt Anm. 259 [Literatur]). Vgl. dazu URBACH, Sages, 135-158 (bes. 137-139.149), Bill. III, 555f., P. SCHÄFER, Rivalität zwischen Engeln und Menschen. Untersuchungen zur rabbinischen Engelvorstellung (SJ 8), Berlin/New York 1975, 30-32.64.65-67, BANDSTRA, Law, bes. 239f., und MACH, Entwicklungsstadien, 255-257 (vgl. ebd., 61f. [hier die Punkte 6, 10, 11 und 14], auch 105-112), ferner OLYAN, Thousand, 2.15.99 u.ö., sowie (nochmals) o. Anm. 78.167.

190 9, zu ihr nur BACHMANN, Sünder, 147f. samt Anm. 260-264 (Literatur).

191 Vgl. dazu ebd., (147f. samt Anm. 264 und) 150 (samt) Anm. 272: das dpovpeiv von 3,23 könnte, wie Phil 4,7 und 1Petr 1,5 zeigen (doch vgl. 2Kor 11,32), in diese Richtung weisen. Vgl. BURCHARD, Versuch, 76-78, ferner o. Anm. 167.

192 Vgl. o. (bei) Anm. 156-163. 193 Vgl. BAMMEL, Rechtsdenken, 317 Anm. 3: "Beide Größen sind der Sache wie ihrer Intention nach getrennt."

Ermittlungen zum Mittler

125

sich doch (insbesondere) bei der Gesetzgebung, unter Vermittlung des Mose, gerade dem Volk Israel verbunden hat. Von einem dämonischen Charakter der Tora wird man also angesichts unseres Textes keineswegs sprechen dürfen, und das ist um so gravierender, als der Apostel ja ohnehin "nirgendwo sonst in diese Richtung

weisende Äußerungen macht" !?*, Mit diesen nachdrücklichen Formulierungen könnten die Ermittlungen zum Mittler ganz gut abgeschlossen werden, von dem es heißt: Evög obk Eotıv. Was die Synchronie, die Tatzeit, angeht, mag man immerhin noch hinzufügen, daß sich bei diesem Ermittlungsergebnis in unserer Passage zunächst &vög und Evög

(V.16.20a) sowie eig und eig (V.20b.28) verbinden lassen, dann aber alle vier Stellen, sofern es an der ersten und an der letzten (V.16.28[f.]) um den einen Sa-

men Abrahams, Christus, geht. Aber Hercule Poirot würde vielleicht, um etwa verbliebene Widerstände gegen ' die Verhaftung des von ihm Verdächtigten hinschmelzen zu lassen, überdies auf

dessen sonstiges Verhalten hinweisen. In unserem Fall wäre entsprechend wenigstens ganz kurz ein Blick darauf zu werfen, wie Paulus an anderen Stellen von dem einen Gott redet. Nun, in 1Kor 8,4-6 wird dieser eine Gott nicht nur den vielen "so-

genannten Göttern" (V.5) gegenübergestellt, sondern, wie bereits erwähnt!”>, auch dem einen Herrn Jesus Christus parallelisiert (V.6a.b) und (nicht anders als Christus) zu dem, was hier td navra. heißt (vgl. Gal 3,22), sowie zur Gemeinde in Be-

ziehung gesetzt!”. Und in Röm 3,29f. wird der eine Gott als Gott der "Juden" und

der "Heiden" (V.29), der "Beschneidung" und der "Unbeschnittenheit" (V.30) cha-

rakterisiert, der beide Gruppen "durch (bzw.: aus dem) Glauben" rechtfertigt

194 BAMMEL, ebd. 317 (der bei "dieser Richtung" einen Engel-Gott-Dualismus im Blick hat, wie er gelegentlich aufgrund von Gal 3,15ff. behauptet werde); ähnlich z.B. GesetWESTERHOLM, Law, 176(-179). Zur These von einer besonders negativen Sicht des

zes im Galaterbrief vgl. o. (bei) Anm. 50 (Literatur), ferner etwa J. BECKER, Paulus. Der Apostel der Völker, 2. Aufl., Tübingen 1992, 367, und HÜBNER, Theologie 2, 35-37.

195 O. bei Anm. 114f.

196 Vgl. hierzu und zur sogleich im Text zu nennenden Stelle nochmals Röm 10,12 christologisch (sowie Eph 4,5f.; Kol 3,11 und 1Tim 2,5f.). Wie bei dem dabei (bekanntlich) of an undirealization the in focus its finds ... God of akzentuierenden Paulus "the oneness vgl. MAU547; Texts, ic Monotheist (GIBLIN, persons" of community vided, inner-related Epistolary Galatians. in Abraham HANSEN, G.W. z.B. ferner 266-268, ät, Universalit SER, Galatians WALLACE, und 133, and Rhetorical Contexts [ISNT.SS 29], Sheffield 1989, Raum hen ellenistisc (jüdisch-)h und n griechische 3:19-20, 244), so besteht auch im weiteren

y" (CALLAN, Law, eine enge "connection between the oneness of God and his universalit

200; s. dazu ebd., 196-201). Vgl. o. (bei) Anm. 22-24.92-94.

126

Antijudaismus im Galaterbrief?

(V.30) und insofern zusammenführt, und zwar, wie der sich anschließende Vers verdeutlicht, gerade ohne daß dadurch nach Paulus die Tora diskreditiert würde.

Das paßt zum Kontext von Gal 3,20, und es paßt zu derjenigen Auslegung dieses Verses, die im Vorangehenden vorgeschlagen und begründet wurde. Freilich, das Sammeln von Indizien zu einem schwierigem Fall ist eine Sache, sein Abschluß eine andere. Auch von einer solchen Beendigung, also z.B. von der Verhaftung eines nicht leicht dingfest zu Machenden, pflegt zu gelten - wenn ich hier des Spaßes halber zu einem Allgemeinsatz und zum genitivus subiectivus überwechseln darf -: Evög obk Eotıv.

Ey Die andere Frau. Synchrone und diachrone Beobachtungen zu Gal 4.21-5.1"

I Viererlei ist bei dem berühmt-berüchtigten und schwierigen! Textsegment Gal 4.21-5.1 mindestens klar. Wenn Paulus hier von Abraham, seinen beiden Söhnen und denen spricht, von denen sie geboren wurden, dann will er erstens auf zwei Gemeinschaften, zwei Korporationen hinaus. Es wird ja den beiden Gebärenden

letztlich mehr als jeweils nur ein Nachkomme zugeordnet: Nach v. 25 und v. 28 (vgl. vv. 27,31) geht es um Kinder, t&xva - im Plural. Zweitens faßt der Apostel diese Korporationen zwar in v. 24 unter dem Begriff des Bündnisses, der Sta0nKn, zusammen: Er bezieht die Gebärenden bzw. die Gemeinschaften auf zwei solcher Bündnisse, auf 800 d1aßnkaı. Es kommt aber daraufhin dann sogleich zu einer scharfen Gegenüberstellung?, die spätestens von nun an den Aufbau der Perikope * Zuletzt am 3.8.1995 auf der Prager SNTS-Tagung als Short Paper vorgetragen, danach — bei Wahrung des Vortragsstils — noch leicht überarbeitet und um Anmerkungen erweitert.

Mit dem

Beitrag führe ich einen bereits in meiner

(sogleich in Anm.

1 zu

nennenden) Habilitationsschrift (130-3) knapp skizzierten Interpretationsansatz weiter (ohne Berührungen mit den früheren Aussagen durchweg nachzuweisen). IR]. Matera, Galatians (Sacra Pagina 9; Collegeville, Minnesota, 1992) 172: "This is,

without doubt, one of the most puzzling and disturbing passages in the whole of Galatians"; "a great company of exegetes protests that this is one of the most confusing passages of the New Testament" (vgl. dazu die Literaturhinweise bei M. Bachmann, Sünder oder Übertreter. Studien zur Argumentation in Gal 2,15ff. [WUNT 59; Tübingen, 1992] 130 Anm. 161).Vgl., was das Moment des Anrüchigen angeht, u. (bei) Anm. 16-20.

2 Sie scheint Paulus wichtiger als die Redeweise von den dbo dtaßnkaı (vgl. z.B. U. Luz, 'Der alte und der neue Bund bei Paulus und im Hebräerbrief', EvTh 67 [1967] 318-36, 319-20). Denn während er die daran anknüpfende Formulierung nia uE£v von v. 24c, anders als zu erwarten, gerade nicht durch (h) Et&pa d£ o.ä. aufnimmt (s. dazu bes. F. Mußner, Der

Galaterbrief [HThK 9; Freiburg/Basel/Wien, 1974] 320-1; vgl. etwa: D. Lührmann, Der Brief an die Galater [ZBK. Neues Testament 7; 2. Aufl.; Zürich, 1988] 79, E. Gräßer, Der Alte Bund im Neuen. Exegetische Studien zur Israelfrage im Neuen Testament [WUNT 35; Tübingen, 1985] 77), bietet er gegen Beginn von v.26 mit dem ö£ doch immerhin etwas einer solchen Aufnahme Ähnliches. Damit wird jedoch nun nicht ein weiteres Bündnis dem genannten beigesellt, sondern das obere Jerusalem dem jetzigen von v.25 entgegengesetzt (s. dazu: Mußner, Galaterbrief, 321,325; G. Bouwman, 'Die Hagar- und Sara-Perikope (Gal 4,21-31). Exemplarische Interpretation zum Schriftbeweis bei Paulus’, ANRW 2.25.4 [1987] 3135-55, 3144; G. Jankowski, Friede über Gottes Israel. Paulus an die Galater [Texte & Kontexte 13; Berlin, 1990] 93; Matera, Galatians, 176). Vgl. u. (bei) Anm. 57-71, bes. Anm. 59.

128

Antijudaismus im Galaterbrief?

1145

bestimmt. Drittens steht dabei in vv. 24-5 das Sinai-Bündnis und steht damit die als Hagar benannte Frau voran, der die weitere lediglich folgt. Letztere wird nicht einmal namentlich vorgestellt und rückt erst ab v. 26 ins Zentrum des Interesses (vgl. schon vv. 22-3). Dennoch meine ich beim Titel dieser Studie mit der "anderen Frau" nicht die nachgeordnete, sondern die voranstehende. Ich möchte damit einen vierten unstrittigen Sachverhalt ansprechen, daß nämlich — ähnlich wie in der Genesis-Erzählung (bes. Gen 16.1-17.27;21.1-21) - die Zweitgebärende, also Sara, und mit ihr der in v. 28 genannte Isaak, positiv akzentuiert wird, die Erstgebärende, Hagar, aber mit ihrem in Gal 4 nicht namhaft gemachten Sohn Ismael

sozusagen im Schatten steht: Während Paulus sich und die Adressaten in v. 26 und v. 31 im Sinne von Kindern letztlich mit der Zweitgebärenden als der Mutter verbindet und ihr die positiven Attribute "Freie" (eXevd£pa [4.22,23,26,30,31]), "Verheißung" (enayyedia [4.23,28; vgl. 3.14-29]) und "Geist" (nveüna [4.29; vgl. 3.2-14;4.6;5.5-6.18]) zuordnet, schließt er in v. 31 gleichzeitig eine entsprechende Beziehung zu Hagar aus; im Blick auf diese somit strikt von der legitimen christlichen Gemeinschaft getrennte Gestalt und Korporation gebraucht er zuvor kontrastiv

die

Begriffe

"Sklavin"

(nauötoxn

[4.22,23,30,31])

und

"Fleisch" (o&p& [4.23,29; | vgl. 3.3;4.13-6.13]). Entsprechend wird den Kindern

der "Freien" natürlich "Freiheit" (eAevBepia [5.1; vgl. 2.4;5.13]) attestiert, denen der "Sklavin" "Knechtschaft" ($ovAeia [4.24;5.1; vgl. 4.25 [Verb] und Röm 8.15,21]). Keine Frage: Die zweitgebärende Frau steht im Licht, die erstgebärende im Dunkel. Sie ist, von Paulus und seinen Adressaten aus gesehen, die andere.

II Vergleichbares gilt auch für eine interessante Darstellung zweier Frauen, die sich im Freiburger Münster findet, nämlich auf einander korrespondierenden Medaillons des sog. Tucherfensters. Sie sind am Ende des 13. oder zu Beginn des 14.Jahrhunderts entstanden°.

3 Bei dem - seinen Namen wegen einiger in der Nähe angebrachter Wappen der Zunft der Tuchweber und -händler tragenden - westlichsten Fenster des südlichen Seitenschiffs

1146

Die andere Frau

129

Daß hier eine ähnliche Wertung wie in Gal 4 begegnet, ist kein Zufall. Denn zu den Aussagen, die in dieser Darstellung wie in verwandten kunstgeschichtli- |chen Zeugnissen aufgenommen werden‘, gehört nicht zuletzt unser Textabschnitt°. Dasind lediglich die (drei) ins Maßwerk eingelassene Medaillons (im Grundbestand) noch alt (s. dazu und zu ihnen: F. Geiges, Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters. Seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst [Freiburg, ] 87-92 [samt Anm. 3-4]; I. Krummer-Schroth, Glasmalereien aus dem Freiburger Münster [Freiburg i.Br., 1967] 178; E. Adam, Das Freiburger Münster [Große Bauten Europas 1; 3. Aufl.; Stuttgart, 1981] 80; K. Kunze, Himmel in Stein. Das Freiburger Münster. Vom Sinn mittelalterlicher Kirchenbauten [9., überarb. und erg. Aufl.; Freiburg/Basel/Wien, 1995] 52-3). Den jetzigen Zustand der Scheiben mit den Frauen geben die farbigen Abb. 41 und i 42 bei Kunze, Himmel, wieder, während unsere, die Medaillons zu sehr aneinanderrückende Abbildung (vgl. H. Schreckenberg, Die Juden in der Kunst Europas. Ein historischer Bildatlas [Göttingen/Freiburg, 1996] 54 Abb. 2) die Abb. 245 und 246 bei Geiges, Fensterschmuck, reproduziert, und damit Pausen, die (1898) vor der Restauration der Glasmalereien angefertigt wurden (vgl. ebd., Abb. 247-8: Fotos vom alten Zustand) — bei der insbesondere am Kopf des Reittiers der linken Frau eine Lücke zu füllen war (und zwar durch die Ergänzung eines Löwenhauptes). 4 Vonder einschlägigen, gerade auch die Ikonographie betreffenden Literatur seien genannt: A. Oepke, Das neue Gottesvolk in Schrifttum, Schauspiel, bildender Kunst und Weltgestaltung (Gütersloh, 1950); P. Bloch, 'Nachwirkungen des Alten Bundes in der christlichen Kunst', in: K. Schilling (Hg.), Monumenta Judaica. 2000 Jahre Geschichte und Kultur der Juden am Rhein. Handbuch (2., verb. Aufl.; Köln, 1964) 735-81; R.L. Füglister, Das Lebende Kreuz. Ikonographisch-ikonologische Untersuchung der Herkunft und Entwicklung einer spätmittelalterlichen Bildidee und ihrer Verwurzelung im Wort (Einsiedeln/ Zürich/Köln, 1964); W. Seiferth, Synagoge und Kirche im Mittelalter (München, 1964); B. Blumenkranz, Juden und Judentum in der mittelalterlichen Kunst (FDV 1963; Stuttgart, 1965); W. Greisenegger, 'Ecclesia', LCI 1 (1968) 562-9; ders., 'Ecclesia und Synagoge‘, ebd., 569-78; ders., 'Synagoge', ebd. 4 (1972), 231-2; G. Schiller, /konographie der christlichen Kunst (5 Bde.; Gütersloh, 1966-91) 2.117-8, 121-4; 4.1.38-68; N. Bremer, Das Bild

der Juden in den Passionsspielen und in der bildenden Kunst des deutschen Mittelalters

(EHS 1.892; Frankfurt am Main/Bern/New York, 1986); H. Schreckenberg, Die christli-

chen Adversus-Judaeos-Texte und ihr literarisches und historisches Umfeld (1.-11.Jh.) (EHS

23.172;

Frankfurt

am

Main/Bern,

1982); ders., Die christlichen Adversus-Ju-

daeos-Texte (11.-13.Jh.). Mit einer Ikonographie des Judenthemas bis zum 4. Laterankonzil (EHS 23.335; Frankfurt am Main/Bern/New York/Paris, 1988); ders., "Die patristische Adversus-Judaeos-Thematik im Spiegel der karolingischen Kunst‘, Bijdr. 49 (1988) 119-38; ders., Bildatlas; H. Jochum (Hg.), Ecclesia und Synagoga. Das Judentum in der christlichen Kunst. Ausstellungskatalog (0.0., 1993). 5 Oepke, Gottesvolk, 205 Anm. 2 (vgl. 302), formuliert im Blick auf Gal 4.21-31: "Die

spätere Versinnbildlichung von Kirche und Synagoge als Frauengestalten in der bildenden Kunst und im geistlichen Schauspiel des Mittelalters geht vielleicht auf die vorliegende Stelle zurück. Auf jeden Fall bereitet sie sich hier vor" (ähnlich K. Haacker, 'Paulus und das Judentum im Galaterbrief‘, in: E. Brocke/J. Seim [Hg.], Gottes Augapfel. Beiträge zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden [Neukirchen-Vluyn, 1986] 94-111,

130

Antijudaismus im Galaterbrief?

1147

neben gehen hier natürlich andere biblische Zusammenhänge ein: so auf der linken Seite bei dem Reittier, das an Kopf und Beinen Merkmale von Stier, Mensch,

Löwe und Adler trägt und deshalb Tetramorph genannt wird, Offb 4.6-7 und Ez 1 (bes. v. 10) bzw. 10 (bes. v. 14); und so auf der rechten Seite beim Tuch, das die auf einem Esel reitende Frau nahezu am Sehen hindert, 2Kor 3.(bes. v.)14 - "liegt" doch nach dieser Stelle "bis zum heutigen Tage eben jene Decke auf der Verlesung des Alten Bündnisses, der naAaıd dtadnkn", die Mose gemäß Ex 34.34 nach der

Sinai-Offenbarung auf sein strahlendes Angesicht gelegt hatte (s. 2Kor 3.7,13). Mit diesem Zug und etwa auch mit dem weiteren, daß die rechte Frau ein gelbes Kleid trägt, ist vollends offenkundig, daß mit ihr die Synagoge und mit der gegenüber plazierten, blau gewandeten die Kirche gemeint ist, die dann sozusagen auf den vier Evangelisten’ daherkommt. Selbstverständlich soll es uns hier nicht eigentlich um die Ikonographie des Motivs gehen. Aber die Darstellung mit ihren unübersehbaren Bezugnahmen auf | Gal 4 kann uns doch den Dienst leisten, uns zusammen mit der in dieser Visualisierung zum Ausdruck kommenden Interpreta98). Natürlich ist mit einer Fülle von (weiteren) Einflußfaktoren (unter ihnen: die Hohe-

lied-Exegese; die römischen Judaea-capta-Münzen, auf denen verschiedentlich einer Judaea allegorisch personifizierenden Frauengestalt ein bewaffneter Soldat siegreich gegenübersteht [s. dazu Schreckenberg, Ikonographie, 450-3, und H. Schwier, Tempel und Tempelzerstörung. Untersuchungen zu den theologischen und ideologischen Faktoren im ersten jüdisch-römischen Krieg (66-74 n. Chr.) 287-90; vgl. u. Anm. 75,90]) zu rechnen (s. dazu nur die o. im Text nachfolgenden Bemerkungen und Abschnitt V dieses Beitrags, ferner aus der in der vorangehenden Fußnote aufgeführten Literatur etwa Oepke, Gottesvolk, 301-2[-38]). Dennoch scheint Oepkes

Urteil eher noch zu vorsichtig, wenn man an das nun einmal in Gal 4.21-5.1 unter Einbeziehung des S1aßnkn-Begriffes besonders prägnant ausgedrückte Gegenüber und an (teils sogleich o. im Text hervorzuhebende) auffällige Entsprechungen zwischen dieser Perikope und (in der Frühzeit verschiedentlich [z.B.: Jochum, Ecclesia, Abb. 2,8; s. dazu nur Schrekkenberg, Bijdr. 49, 125] auf "Jerusalem" Bezug nehmenden) Darstellungen des eccle-

sia-synagoga-Motivs denkt, an die mögliche Nachwirkung der altkirchlichen Auslegung jener paulinischen Stelle (vgl. Schreckenberg, Bijdr. 49, 137 [Anm. 35 zu 127], ferner u. Anm. 15) und an die nicht zuletzt in den Äußerungen Innozenz’ III. zum Verhältnis von Christentum und Judentum begegnenden Anspielungen auf eben diesen Passus (s. dazu Schreckenberg, Ikonographie, 408,410,414; vgl. ebd., 99,279,283). Vgl. u. Anm. 13. 6 Das (ältere) Kennzeichen der gelben Farbe setzt sich, was unser Motiv angeht, erst nach dem Vierten Laterankonzil (mit seinen Juden und "Sarazenen" betreffenden und übrigens kein farbliches Merkmal vorgebenden Kleidervorschriften [s. dazu nur: Bremer, Juden, 34-6; Schreckenberg, Ikonographie, 423-5]) stärker durch (s. nur Jochum, Ecclesia, Abb. 265,30 bzw. Schreckenberg, Bildatlas, 66 Abb. 17 und 58 Tafel 2; doch vgl. auch die früheren Dokumente Jochum, Ecclesia, Abb. 17,18). Nicht zuletzt damit wird die so gewer-

tete Frau gerade auch "zur Repräsentantin zeitgenössischen Judentums" (Greisenegger, LCI 1,572; vgl. etwa Oepke, Gottesvolk, 332, ferner: Geiges, Fensterschmuck, 87, Bremer, Juden, 188-9). 7 Daß beim Tetramorph als Reittier der ecclesia zumindest auch an die Verfasser der Evangelien zu denken ist (s. Schiller, Ikonographie, 2.172 samt Anm. 128) - daneben mög-

147

Die andere Frau

131

tion des Abschnittes auf zwei Auslegungsgewohnheiten, auf zwei Auslegungsprobleme hinzuweisen. Was zunächst die deutlichen Bezugnahmen angeht, so wird - um an den oben genannten vier Punkten entlang zu gehen - erstens auch hier mit dem Mittel zweier Frauengestalten auf Korporationen abgehoben. Zweitens gehören sie unter dem Begriff des Bündnisses zusammen. Während darauf rechts der den Tempelkult symbolisierende Bockskopf weist®, ist es links der Kelch mit dem Blut des neuen Bündnisses (s. Lk 22.20;1Kor 11.25). Also haben wir es mit einem Nebeneinander

licherweise an Christus —, wird durch mittelalterliche Formulierungen gesichert (s. dazu: Geiges, Fensterschmuck, 87 samt Anm. 3; Kunze, Himmel, 53), insbesondere durch eine der Beischriften der betreffenden Kirche/Tetramorph und Synagoge/Esel unter dem Kreuz , verbindenden Szene des älteren, 1870 verlorengegangenen, aber u.a. aufgrund von Nachzeichnungen weithin rekonstruierbaren Hortus Deliciarum der Herrad von Landsberg (s. zu diesem Werk nur Schreckenberg, Ikonographie, 601, und zu jener Szene: ebd., 314,602-3; Reproduktionen bei R. Green [u.a.] [Hg.], Herrad of Hohenbourg. Hortus Deliciarum [SWI 36; 2 Bde., London/Leiden, 1979]: 1.Fol. 150r/P1.93 [farbig, ohne Beischriften; vgl. Jochum, Ecclesia, Abb. 40] und 2.Abb. 234 [schwarz-weiß mit Beischriften; vgl. Schiller,

Ikonographie, 4.1.Abb. 111 bzw. Schreckenberg, Bildatlas, 43 Abb. 14]). Es heißt da: Ecclesia. Quatuor evangeliste animal ecclesie (Schreckenberg, Ikonogaphie, 603). Bekanntlich

hat bereits Irenäus

(Adversus

haereses

3.11.8) die "Wesen"

der erwähnten

Bibelstellen nicht nur auf das Wort Gottes, Christus, bezogen, sondern auch auf das viergestaltige Evangelium (und auf vier Bündnisse der Heilsgeschichte). Zur Ablösung einer Evangelien wie Evangelisten meinenden Symbolik durch eine solche, die allein auf jene vier Verfasser bezieht, vgl. H.H. Hofstätter, 'Evangelistenbild und Evangeliensymbole’/ 'Evangelisten und Evangelistensymbole', Mün. 37 (1984) 231-4/321-4, bes. 322-3. 8 Wieder läßt sich die Interpretation durch einen Seitenblick auf den Hortus Deliciarum Ecclesia, sichern, sofern dort die rechte Frau ein ganzes Böckchen hält (ähnlich Jochum, 12. Jh.]: die dem aus ebenfalls [Miniatur, 4 Abb. 39 Bildatlas, berg, Schrecken bzw. 11 Abb. Opferkulverstoßene Frau "hat als Attribut ... das [Ziegen-]Böcklein des alttestamentlichen 3; 60 Tafel 58 1; Abb. 54 Bildatlas, ders., noch vgl. tes im Arm" [ders., /konographie, 547]; Ikonoberg, (Schrecken r" ungsmesse Beschneid oder "Opferein Tafel 6) - außerdem (u.a.) stereotyp wird (8. graphie, 602) -—. Wenn der Bockskopf dann ab Ende des 12. Jh.s nahezu Eecclesia, Jochum, 53; Abb. nur: H. Sachs, Mittelalterliches Chorgestühl [Leipzig, 1964] 31; 53 Abb. 52 Bildatlas, erger, Schreckenb Abb. 16,27,28b,41,42,43, ferner Abb. 44 bzw. der (wie er daß sein, verbinden zu damit auch indes das Abb. 34, ferner 69 Abb. 2), dürfte samt Abb. 2.172 ie, Ikonograph Schiller, [s. e begegnend Synagoge der _ auch als Reittier dazu u. Anm. 14 sowie Sachs, 527] - Bock allgemein und nicht anders als das Schwein [s.

ie, 4.1.52]) darChorgestühl, 42 samt Abb. 60 und 61; doch vgl. auch Schiller, /konograph er, LCI 1, Greisenegg dazu: (s. ist Attribut weisendes über hinaus ein auf Unkeuschheit 315-6). 314-6, [1968] 1 LC/ 'Bock', Stauch, WehrhahnL. 232, 4, 571,574,577, ders., LCI ausweniger so um Für eine Darstellung wie die des Tucherfensters ist eine solche Nuance an nicht ebenfalls Deliciarum zuschließen, als es beim Esel als Reittier nach dem Hortus berg, [Schrecken laxus et stultus asinus Synagoge derartigen Konnotationen fehlt: Animal che christlicher Kunst. Ikonographie, 602; vgl. H./JM. Schmidt, Die vergessene Bilderspra bolik [München, 1982] Ein Führer zum Verständnis der Tier-, Engel- und Mariensym

132

Antijudaismus im Galaterbrief?

147

von altem und neuem Bündnis bzw. Testament zu tun?, wobei insbesondere die

Anordnung mit ihrer sozusagen zwischen beiden Medaillons verlaufenden Symmetrieachse eben auf eine akzentuierende Gegenüberstellung hinauswill. Von einer Vorordnung der z.B. durch Tuch und Bockskopf mit dem Sinai-Bündnis verknüpften Frau freilich kann man - drittens - nicht sprechen, da nun einmal Symmetrie vorliegt. Aber wenn diese Gestalt vom Betrachter aus rechts ihren Platz hat, die den Abendmahlskelch tragende links, so paßt das viertens wieder zur Wertigkeit, die in Gal 4 zum Ausdruck gebracht wird. Denn die Frau auf dem Tetramorph hat damit, wie ein darüber angeordnetes Kreuzes-Medaillon erkennen läßt!O, (zu-

mindest letztlich) den Platz zur Rechten Christi inne!!. Und wie hier positiv gegen negativ steht, ist etwa auch daran ablesbar!?, daß die Gestalt der ecclesia eine Kro-

ne trägt und eine Speerfahne mit aufgerichtetem

Schaft hält, während

der

88-90). Ohne Frage ist der Bockskopf so bei der unbekleideten Synagoge vom "Altarhimmel der Kirche in Aal aus der zweiten Hälfte des 13. Jh." (Blumenkranz, Juden, 58; s. ebd.: Abb. 70 [bzw. Schreckenberg, Bildatlas, 53 Abb. 35]) zu verstehen, sofern diese Frau, ab-

gesehen von der herabsinkenden Krone und dem Schleier über den Augen, ganz ähnlich gestaltet ist wie beispielsweise die berühmte Verführerin in der Vorhalle des Freiburger Münsters (s. Kunze, Himmel, Abb. 93; vgl. Wehrhahn-Stauch, LCI 1, 315) — die wohl ihrer-

seits mit den schräg gegenüber plazierten Figuren der törichten Jungfrauen und der Synagoge (s. Kunze, Himmel, Abb. 39,91; vgl. Schreckenberg, Bildatlas, 55 Abb. 2) zu verbinden ist, wie nicht nur die Anordnung der Skulpturen in diesem Portalraum nahelegt (s. dazu G. Münzel, Der Skulpturenzyklus in der Vorhalle des Freiburger Münsters [Freiburg 1959] 68-70), sondern auch gewisse ikonographische Entsprechungen vermuten lassen (s. dazu zum einen Sachs, Chorgestühl, Abb. 53 [törichte Jungfrau und Synagoge mit Bockskopf, um 1360], zum anderen H. Appuhn, [Hg.], Heilsspiegel. Die Bilder des mittelalterlichen Erbauungsbuches Speculum humanae salvationis [Die bibliophilen Taschenbücher 267; Dortmund 1981] Abb. zu Kap. 34c [und s. dazu ebd., 113-4: Es wird hier, ebenfalls ca. 1360, "die erste der fünf klugen ... Jungfrauen durch Siegesfahne und Kelch als Ecclesia ... gekennzeichnet, die erste der törichten durch die Binde über den Augen, die herabfallende Krone und der Bockskopf als Synagoga"; vgl. hierzu und zu ähnlichen Konstellationen im übrigen R. Körkel-Hinkfoth, Die Parabel von den klugen und törichten Jungfrauen (Mt. 25, 1-13) in der bildenden Kunst und im geistlichen Schauspiel 85-8]). Indes ist hier wie dort der Bockskopf mit einem über die Schulter geworfenen Fell verbunden. Vgl. u. (bei) Anm. 12.

? Vgl. u. (bei) Anm. 59-63. 10 Geiges, Fensterschmuck, Abb. 242-3 (vgl. Abb. 244). Il Darin schlägt sich eine gewisse Entwicklung nieder; denn in älteren Darstellungen des ecclesia-synagoga-Motivs - so z.B. im Hortus Deliciarum (s. dazu o. Anm. 7) - gehören die beiden Frauen in aller Regel unmittelbar unter das Kreuz, und zwar in eben dieser Anordnung (s. dazu nur Greisenegger, LCI 1, 572-3,575). Ohnehin ist im übrigen die linke Seite als die heraldisch rechte, verglichen mit der anderen, die positive (vgl. dazu nur Schreckenberg, Bijdr. 49, 125, mit Hinweis auf Mt 25.33,41). 12 5. dazu nur: Oepke, Gottesvolk, 332-3; Bloch, Monumenta, 752-3; Greisenegger, LCI 1, 571-2; Schiller, /konographie, 2.123-4. Vgl. (Schreckenberg, /konographie, 602-3, und) o. (bei) Anm. 8.

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Die andere Frau

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Esel-Reiterin das Majestätszeichen vom Kopf rutscht (vgl. Klgl 5.16) und bei ihr die Fahnenstange doppelt gebrochen ist. Diese Frau ist negativ gezeichnet: Sie ist die andere Frau. Aber nicht nur wird Gal 4 hier in solcher Weise aufgegriffen, sondern darüber hinaus auch noch in doppelter Weise dezidiert ausgelegt, und in beiderlei Hinsicht muß man spätestens angesichts des Holocausts, aber, wie mir scheint, auch schon wegen der paulinischen Formulierungen von einer heiklen Interpretation sprechen. Zum einen: Man gewinnt aufgrund der symmetrischen Gegenüberstellung sowie aufgrund der verrutschten Krone, der gebrochenen Fahnenstange und des Hintenüberfallens des Körpers der rechten Frau den Eindruck, es handle sich nahezu um so etwas wie eine Kampfesszene!?, und z.B. in einer Variante des | Motivs im

Chorgestühl des Erfurter Doms!* ist denn auch das Gegeneinander im Sinne eines Turniergefechtes dargestellt. Sollte Gal 4 diese pragmatische Funktion haben: Be‚ kämpfung von Gegnern? Zum anderen: Nicht nur die auf dem Tetramorph reitende

13 Krone (corona) und Speerfahne (hasta signifera, flammula, vexillum) weisen ohnehin auf politisch-militärische Elemente in der Vorgeschichte der ecclesia-synagoga-Darstellung (s. dazu nur: Schreckenberg, /konographie, 452 [vgl. dazu o. Anm. 5]; ders., Bijdr. 49, 125-6) - Gal 4.30 eingeschlossen —. Aber erst relativ spät entwickelte sich das GegenLCI 1, über "zu einem echten Kampf ..., wie ihn die Turnierbilder zeigen" (Greisenegger, Kirche von Gegenüber 576), insbesondere das Freiburger. Auf das noch weniger aggressive pseudoauguund Synagoge zunächst in karolingischen Darstellungen wird nicht zuletzt die haben (s. eingewirkt 1131-40) 42, (PL Synagogae" et Ecclesiae stinische Schrift "Altercatio Bijdr. 49, ders., 479-80; , Ikonographie g, Schreckenber 56-65; Synagoge, Seiferth, dazu nur: als Frauen dar125 samt Anm. 24), in der übrigens bei der Auseinandersetzung dieser hier Knechtschaft oder Freiheit zukommende etwa gestellten Gemeinschaften über die ihnen in diesem Zusam(ebd., 1131-2) unser Passus Gal 4.21-5.1 nachklingen dürfte, sofern die 9.12) nur das Moment der Röm (bzw. 25.23 Gen Stelle angeführte 1131) (ebd., menhang

das Motiv des GeKnechtschaft vorgibt, nicht jedoch das der Freiheit und schon gar nicht 16.3.1539 zu unvom Luthers Martin Predigt geneinanders zweier Mütter. Wenn esin einer

Haec pugna et altercatio inter serer Perikope (WA 47, 678-85) heißt (ebd., 679, Z. 31-2):

pugnam, quae ab initio hos 2 populos semper fuit (vgl. ebd., 638, Z. 6: Sic Deus pinxit hanc gekennzeichVerheißung mundi duravit [und zwar den Kampf zwischen wahrer, u.a. durch iff Kampfesbegr der zeigt so Kirche]), neter, und falscher, u.a. durch Werke charakterisierter können, fragen immerhin überdies wird Man an. die inzwischen eingetretene Verschärfung auf die Exegese von Gal ob hier nun nicht bildliche Darstellungen des Motivs Einfluß 4.21-31 ausüben. Vgl. o. Anm. 5 und u. Anm. 13,99. Bildatlas, 65 Abb. 14). 14 Sachs, Chorgestühl, 32-3 samt Abb. 43 (vgl. Schreckenberg, des 14. Jahrhunderts" Hälfte ersten "der von (Während Sachs, Chorgestühl, 31 [vgl. 17], Jochum, Ecclesia, bei und 140, Abb. samt 4.1.59 aphie, spricht, wird bei Schiller, Ikonogr in Freiburg fällt der Kopf der 92 [samt Abb. 38] auf den Beginn des 15. Jh.s. datiert.) Wie dort handelt es sich bei ihr als das Judentum symbolisierenden Gestalt zurück; aber anders einen Mann und bei den um jeweils — und der gegenüberstehenden — dem Genre gemäß 8]). Vor allem: Die Anm. o. [vgl. ga (synago Reittieren um Pferd (ecclesia) und Schwein (vgl. z.B. Jochum, Kirche tragende Schild nen) versehe mbol hier einen (mit einem Fischsy die Synagoge. Gegner, Lanze den Ecclesia, Abb. 37) erreicht nun mit ihrer eingelegten

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Antijudaismus im Galaterbrief?

148

positive Gestalt ist - wie wir sahen — eindeutig identifiziert, sondern bemerkenswerterweise auch die andere Frau. Sie symbolisiert — das hatten wir bereits zu konstatieren — das Judentum. Während die Verbindung der positiven Gestalt von Gal 4 mit der Kirche in der Tat naheliegt, sofern Paulus ja in v. 26 und v. 31, wie wir ebenfalls bereits feststellten, eine Relation zwischen dieser Frau und sich so-

wie den angesprochenen Christen herstellt, scheint die Gleichsetzung der anderen Korporation mit dem Judentum zwar einigermaßen logisch!°, ohne indes durch ein solches Textmerkmal wie das Wir von v. 26 und v. 31 (vgl. 5.1a) gefordert zu werden. Sollte so zu verstehen sein, dann hätte Paulus die jüdische heilsgeschichtliche Sicht — nahezu — "auf den Kopf gestellt" und das Judentum gänzlich aus der von dessen Überlieferungen her doch gerade auf es selbst hinführenden Linie "Abraham, Sara, Isaak" herausgenommen und in die eigentlich aus Israel herausführende Linie "Abraham, Hagar, Ismael" transponiert!®. Man könnte dann verstehen, war!5 Jedenfalls hat man das Textsegment vom 2. Jh. an so aufgefaßt: Tertullian (Adversus Marcionem 5.4.8) zufolge, der es selbst auch von Judentum und Christentum versteht, hat schon Marcion auf Synagoge und Kirche gedeutet (s. dazu J.L. Martyn, 'The Covenants of Hagar and Sarah), in: J.T. Caroll/Ch.H. Cosgrove/E.E. Johnson [Hg.], Faith and History. Essays in Honor of Paul W. Meyer [Atlanta, Georgia, 1990] 160-92, 164-7; vgl. [indes] A. von Harnack, Marcion: Das Evangelium vom fremden Gott. Eine Monographie zur Geschichte der Grundlegung der katholischen Kirche [TU 45; 2., verb. und verm. Aufl.; Leipzig, 1924] 75*[-6*] Anm. 21). Für die sich anschließenden Jahrhunderte nennt Schreckenberg, Umfeld, 306,332,496, an Vertretern einer solchen Interpretation Ambrosius von Mailand, Maximus von Turin und Agobard von Lyon (vgl. u. Anm. 21); aus dem Bereich der griechischsprachigen Exegese könnte man entsprechend etwa Johannes Chrysostomus (PG 61, 662-3) namhaft machen. Vgl. noch Aug., De trinitate 15.9.15, ferner für die spätere Zeit: o. Anm. 5; Martyn, Faith, 167-8; u. (bei) Anm. 46. (Erwähnt sei eigens, daß die Interpretation auf Synagoge und Kirche hin auch durch die Glossa ordinaria bezeugt ist [s. PL 114, 581-2] und daß Luther [s. zu ihm bereits o. Anm. 13], sofern sich das mit dem Verb

&AAnyopeiv und dem Begriff "Jerusalem", der "ein im Mittelalter immer wieder angeführtes Musterbeispiel" [F. Ohly, Schriften zur mittelalterlichen Bedeutungsforschung 14] für die vierfache Deutung biblischer Texte ist, nahelegen mußte, in seinen durchgehenden Kommentierungen des Galaterbriefes stets auf diese Auslegungstechnik zu sprechen kommt [z.B.: WA 57.2, 95-6] und dabei allegorice auf Sinagoga et Ecclesia [z.B. 1516/17: WA 57.2, 96, Z.2] bezieht, ohne hierauf indes den Akzent zu legen.) — Vgl. u. (bei) Anm. 19-21,103. 16 ‚So, jedoch ohne die hypothetische Form, G. Ebeling, Die Wahrheit des Evangeliums. Eine Lesehilfe zum Galaterbrief (Tübingen, 1981) 318 (vgl. z.B.: D.-A. Koch, Die

Schrift als Zeuge des Evangeliums. Untersuchungen zur Verwendung und zum Verständnis der Schrift bei Paulus [BHTh 69; Tübingen, 1986] 204 Anm. 12, auch 209; F.S. Malan, 'The Strategy of Opposing Covenants. Galatians 4:21-5:1', Neotestamentica 26 [1992] 425-40, 433,436). Vgl. Sch. Ben-Chorin, Paulus. Der Völkerapostel in jüdischer Sicht (München, 1980 [zuerst: 1970]) 132: Paulus bietet in Gal 4.21-31 "eine völlige Umdrehung der Vätersage". (Solche Urteile würden unter jener Voraussetzung nicht schon dadurch hinfällig, daß Paulus sich mit der Verschärfung des alttestamentlichen Gegenübers von Hagar/Ismael und Sara/lsaak jedenfalls grundsätzlich in jüdische Auslegungstraditionen [s. z.B. Philo: Cher 9;

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Die andere Frau

135

um hinsichtlich unserer |Verse gern!’ ein harsches Wort Friedrich Nietzsches aus der "Morgenröte" zitiert wird: Er spricht von einem "unerhörte[n] philologische[n] Possenspiel um das Alte Testament" 18 Ein solches Urteil ist um so weniger leicht zu nehmen, als die beiden interpretativen Ansätze — der zur pragmatischen Funktion des Passus und der zur Identifikation der anderen Frau — nicht nur zur mittelalterlichen Bildtradition gehören, sondern auch noch in der gegenwärtigen Exegese eine prominente Rolle spielen!?. So heißt es etwa in der jüngsten größeren deutschen Paulusdarstellung, die Jürgen Becker — zuerst — 1989 vorgelegt hat, in Hinblick auf Gal 4 folgendermaßen: "Israel wird der Magd Abrahams zugeordnet und sein Gottesbund als Knechtschaft bestimmt". "Die jüdische Religion ist Sobr 7-9 ; s. ferner u. Anm. 32] einfügt [s. dazu zumal M.C. Callaway, "The Mistress and the Maid: Midrashic Traditions behind Galatians 4:21-31', RadRel 2 94-101, bes. 99]; vgl. zu Exegese und Rezeptionsgeschichte von Gen 16-21 die Habilitationsschrift von Th. Naumann: "Hagar und Ismael - ein toter Zweig am Baum der Heilsgeschichte", die in der Reihe OBO erscheint, ferner, was Gal 4.27 und Jes 54 angeht, F.F. Bruce, ' "Abraham Had Two Sons". A Study in Pauline Hermeneutics', in: H.L. Drumwright/C. Vaughan [Hg.], New Testament Studies. Essays in Honor of Ray Summers in His Sixty-fifth Year [Waco, Texas, 1975] 71-84, 82 [vgl. u. Anm. 103]). IT SoH.D. Betz, Der Galaterbrief. Ein Kommentar zum Brief des Apostels Paulus an die Gemeinden in Galatien (Hermeneia; München, 1988 [zuerst: 1979] 420, der

(sich in Anm. 55 auf H.-J. Schoeps, Paulus. Die Theologie des Apostels im Lichte der jüdischen Religionsgeschichte [Tübingen, 1959] 248, bezieht und) entsprechend verfährt. Im übrigen weist Schoeps, Paulus, 252 Anm. 1, darauf hin, daß es in der Pesigta de Rab Kahana 22.1 (wohl) so etwas wie "eine ... Ironisierung dieser [paulinischen] Allegorie gibt" (s. dazu nur Bouwman, ANRW 2.25.4, 3149; vgl. Schreckenberg, Umfeld, 166): "R. Berechiah, citing R. Levi, said: You find that when our mother Sarah gave birth, the nations of the world declared - and may be forgiven for repeating what they said -: Sarah did not give birth to Isaac. It was Hagar, Sarah's handmaid - she gave birth to him, they said. [To prove that Sarah had indeed given birth to Isaac], what did the Holy one do? He withered up the nipples of the noblewomen of the worlds' nations, so that they came and kissed the dust of Sarah's feet, pleading with her: Do a good deed and give suck to our children. Thereupon our father Abraham said to Sarah: 'Sarah this is no time for modesty. Hallow the Holy One's name. Sit childdown in the marketplace and give suck to their children.’ Hence it is said Sarah gave for ren suck (Gen 21:7)" (Pesikta de-Rab Kahäna. R. Kahana's Compilation of Discourses Braude/l.]. Sabbaths and Festal Days, translated from Hebrew and Aramaic by W.G.(G.Z.)

Kapstein [The Littman Library of Civilization; London, 1975] 345). Mün18 FR Nietzsche, Werke in drei Bänden, hg. vonK. Schlechta (5., durchges. Aufl.; Christendes Philologie Die 84: ($ 1067-8 ebd., geht Es 1068. 9, 1.1010-27 1966) chen, philologischer tums), nicht speziell um Gal 4.21-5.1, sondern allgemein um den - späterer dem Leibe unter Juden den Testament Alte das Willkür zuarbeitenden - frühen "Versuch, den gehöre und Lehren e christlich als nichts enthalte es g, wegzuziehen, mit der Behauptun hätten" angemaßt nur sich es Juden die während Israel: Volke wahren dem Christen als (1068). Beispiel der Ausu Belege (bei F. Mußner, 'Theologische "Wiedergutmachung". Am beiden Fußnoten folgenden den in und) 10, 7-11, [1974] 26 legung des Galaterbriefes', FrRu 15. Anm. o. Vgl. sowie u. Anm. 46.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

1150

Knechtschaft und Gesetzesdienst (Gal 4,24f.). Gott selbst fordert im Gesetz (Gen 21,10.12 = Gal 4,30), diese Nachkommenschaft Abrahams 'fortzujagen' WONBei: den Ansätzen soll nun nachgegangen werden (III; IV-V).

IH Beginnen möchte ich mit dem, der die Intention des Abschnitts betrifft. Ist sie mit

J. Becker oder auch mit Alfred Suhl?! sozusagen in v. 30 greifbar, wo auf Gen 21.10 rekurriert wird und vom Fortjagen der Sklavin und ihres Sohnes die | Rede

20 J. Becker, Paulus. Der Apostel der Völker (2. Aufl.,; Tübingen, 1992) 116,492. Vgl. ders., Der Brief an die Galater (NTD 8, 1-85; 3. Aufl. dieser Bearb., Göttingen/Zürich, 1985) (55-)58. Ähnlich z.B. auch R. Ruether, Nächstenliebe und Brudermord. Die theologischen Wurzeln des Antisemitismus (ACJD 7, München, 1978 [zuerst: 1974]) 100C-1): "Diejenigen, die an Christus glauben, sind Nachkommen der Freien während jene, die noch im Mosesbund stehen, Nachkommen der Sklavin sind ... Die Sklavin und ihre Kinder werden hinausgeworfen, damit sie nicht mit den Kindern der Freien zusammen erben." Die Autorin kommt nicht zuletzt von daher zu der Einschätzung: "Die Position des Paulus war fraglos die des Antijudaismus" (ebd., 101). Wennn U. Luz, Das Geschichtsverständnis des Paulus (BEvTh 49; München, 1968) 285, im Blick auf Gal 4.30 formuliert: "Hier ist die

Verwerfung der Juden explizit ausgesprochen" (vgl. U. Wilckens, Der Brief an die Römer [3 Bde.; Neukirchen-Vluyn,

1978-82] 2.185; H. Frankemölle, ‘Juden und Christen nach

Paulus. Israel als Volk Gottes und das Selbstverständnis der christlichen Kirche‘, ThGl 74 [1984] 59-80, 75; P. Fiedler, ' "Das Israel Gottes" im Neuen Testament — die Kirche oder das jüdische Volk? in: H. Frohnhofen [Hg.], Christlicher Antijudaismus und jüdischer Antipaganismus. Ihre Motive und Hintergründe in den ersten drei Jahrhunderten [Hamburger Theologische Studien 3; Hamburg, 1990] 64-87, 70), so fügt sich das in diesen Zusammenhang ebenso ein wie Betz’ (Galaterbrief, 423) Bemerkung zu v. 25: "Dies ist einer der schärfsten Angriffe von Paulus auf die Juden." Wohl noch ein wenig krasser heißt es bei G. Klein, 'Individualgeschichte und Weltgeschichte bei Paulus. Eine Interpretation ihres Verhältnisses im Galaterbrief', in: ders., Rekonstruktion und Interpretation. Gesammelte Aufsätze zum Neuen Testament (BEvTh "Nachtrag" [221-4]: 1964), 216, daß raels vernichtet." Vgl. u. (bei) Anm. 21 'Der Galaterbrief - Situation

50; München, 1969) 180-224 (zuerst, abgesehen vom "Paulus ... mit dem Abschnitt V. 21-31 die Dignität Is103. und Argumentation‘, ANRW 2.25.4 (1987) 3067-134,

3121: Es "läuft der ... Beweisgang mit dem unmittelbar an die Gemeinde gerichteten Appell V. 30 darauf hinaus, daß der ... Apostel ... die Trennung von den Irrlehrern als aus ... dem Gesetz ... gebotene Notwendigkeit beweist" (vgl. ebd. 3128-9,3132). Ähnlich z.B.: Th. Zahn, Der Brief des Paulus an die Galater (KNT 9; 2. Aufl.; Leipzig, 1907) 242-3; G. Dehn, Gesetz oder Evangelium? Eine Einführung in den Galaterbrief (UCB 9; 3., erneut durchges. Aufl.; Berlin, 1938) 161-2; Mußner, Galaterbrief, 331-2, Callaway, RadRel 2, 99; Betz, Galaterbrief, 66,430-1, G.W. Hansen, Abraham in Galatians. Epistolary and Rhetorical Contexts (ISNT.SS 29; Sheffield, 1989) 48,144-6 (u.ö.); R.B. Hays, Echoes of Scripture in the Letters of Paul (New Haven/London, 1989) 116; R.N. Longenecker, Galatians (Word Biblical Commentary 41; Dallas, Texas, 1990) 217; Malan, Neotestamentica 26, 436-7; Matera,

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Die andere Frau

13%

ist? Nun, mir scheint, diese These mit ihrer Fixierung auf jüdische oder” auf judenchristliche bzw. judaistische Gegner mag zwar diese treffen, nicht aber die Textgegebenheiten. Das gilt zunächst für das Zitat und die Art, wie es eingebracht wird. Das Zitierte ist nicht nur, wie der Apostel formuliert, ein Wort der "Schrift", sondern spezi-

fischer ein solches Saras”. Da sich Paulus an diesem Detail nicht interessiert zeigt", kann es nicht verwundern, wenn er die Schlußwendung der alttestamentlichen Aussage nicht einfach übernimmt”, in die eben dieser Zug eingeht. Es heißt da: "nicht (zusammen) mit meinem [Saras] Sohn (, mit) Isaak"2. Es hätte genügt,

Galatians, 173,178; J.D.G. Dunn, The Theology of Paul's Letter to the Galatians (New Te‚ stament Theology; Cambridge, 1993) 97; A.C. Perriman, "The Rhetorical Strategy of GalaEvQ 65 (1993) 27-42, bes. 40-1 (wobei P. indes weniger an das Judaisierern oder Juden denkt als vielmehr an eine "the Sinaitic covenant von Hinauswerfen and its implications" betreffende Zurückweisung). Vgl. J. Rohde, Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK 9; Berlin, 1989), 204-5, wo von solcher Auslegung eine andere Interpretationslinie unterschieden wird, nach der die Verstoßung nicht Sache der Adressaten, sondern Gottes ist (so z.B.: A. Oepke, Der Brief des Paulus an die Galater [ThHK 9; Nachdr. der 2., verb. Aufl.; Berlin, 1964] 115; Luz, Geschichtsverständnis, 285, vgl. Koch, Schrift, 211). Ob nun so oder so, jedenfalls "wurde" gerade jene Aussage von Gal 4.30 seit der frühen Kirche "gewöhnlich als Beweis für den Erwählungsverlust und die heilsgeschichtliche Enterbung und Verwerfung des jüdischen Volkes gewertet" (Schreckenberg, Umfeld, 63; vgl. ebd. 100,122, auch 496 [Agobard von Lyon formuliert unter Bezug auf Gal 4.30: Expulsus ergo est de paterna domo Judaicus populus, atque ab Juden haereditate filiorum Ecclesiae, quae per Christum libera effecta est, segregatus; die 103. Anm. (bei) u. Vgl. 96>]). 104, >, die dort — nämlich in 3.29 —

zu dem Ergebnis führte: "Abrahams Nachkomme seid ihr" und "Erben gemäß der Verheißung" (v. 29b). Was das, angewandt auf die von den beiden Frauen be-

stimmten Korporationen bedeutet, formuliert der Vers 4.31 als Konsequenz aus Gen 21. Es geht hier demnach nicht um einen Aufruf zur Auseinandersetzung mit

auch hier der Ausdruck P3% von Gen 21.9 negativ, ja teils im Sinne der Aggression verstanden wird (s. die hilfreiche synoptische Zusammenstellung bei P. Naumann, Targum. Brücke zwischen den Testamenten 1 [Konstanz, 1991], 114-5,127: Götzendienst [CN Gen 21.9, TPsJ Gen 21.9,11; TJII Gen 21.9]; ungehörige Handlungen [CN Gen 21.9]; Tun ungehöriger Dinge [TJII Gen 21.9]; Streit [TPsJ Gen 21.10;22.1; vgl. Ms. EE der Kairoer Geniza Gen 21.10]; Versuch des Umbringens [Ms. LL der Kairoer Geniza Gen 21.9)).

33 Ähnlich zumal: Schlier, Galater, 226-7, Barrett, Essays, 165; Radl, Galaterbrief, 75-6; Broer, Vorsprung, 188-9. Das öiwkeıv von v. 29 nicht mit den Belegen für eben dieses Verb, sondern mit dem wötveıv von 4.19 zu verbinden, wie es bei Martyn, Faith, 179-80 samt Anm. 40, geschieht, ist hingegen wohl zu kühn (vgl. u. Anm. 41,46). — Vgl. u. (bei) Anm. 66-8. 34 Mit der abermaligen Verwendung der Adversativpartikel ergibt sich nun eine Entsprechung zur Tonlage von v. 28 (vgl. Röm 5.13-5, ferner Gal 4.7-8). Das wäre hingegen nicht der Fall, wenn die in v. 29 benannte Aggression in v. 30 durch eine Aufforderung zur Gegenaggression aufgegriffen würde.

35 So z.B.: Mußner, Galaterbrief, 333; Haacker, Augapfel, 100-1 (vgl. o. Anm. 30). Betont wird diese Verbindung auch von Becker, Galaterbrief, 55(-6), der in ihr jedoch eines der Indizien dafür sieht, "V. 28-30 zum paulinischen Einschub in eine ältere Exegese" zu "erklären" (vgl. u. Anm. 52). Daß sich indes, wie er (ebd.) meint, v. 31 nicht als Folgerung aus vv. 29-30 begreifen lasse, wird bei Beachtung jener Verbindung gerade nicht aufrechterhalten werden können.

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Die andere Frau

141

den Gegnern, sondern um eine Art Platzanweisung”® im Nebeneinander der beiden charakterisierten Gemeinschaften: Paulus und seine Adressaten gehören auf die Seite der Freien! Bestätigt wird dieses (aufgrund des modifizierenden Zitates und seiner argumentativen Verwendung gewonnene) Resultat im übrigen noch durch zwei weitere Erwägungen. Die eine betrifft die Struktur unseres Abschnittes, die andere seinen Kontext. Hinsichtlich der Binnenstruktur kann ich mich kurz fassen, da ich einleitend u.a. auf die Gegenüberstellung zweier Frauen und die dabei befolgte Nachordnung der Freien hinwies. Schaut man genauer hin — und dazu hat vor allem?’ Gijs Bouwman’® angeleitet —, so sieht man, daß dabei zwischen v. 25 und v. 26 gleichsam eine Symmetrieachse verläuft, ganz ähnlich wie zwischen den Medaillons des Freiburger Münsters. Ich veranschauliche die Ringkomposition durch eine Skizze, die einige Textmerkmale plakativ festhält””.

unter dem Gesetz?

4.21

der Sklavin

5.1

4.30-14

4.22

pre =

er nach dem Fleisch

429

423

A HAGAR/ Sinai

Sohn°. Knechtschaft ist nach dem Galaterbrief insofern für

nigen, welche die Hagar-Kooperation unmittelbar von Judaisten verstehen, nämlich zumal: Mußner, Schreckenberg und Matera, der sogleich im Text gegenüber der herkömmlichen Sicht zuerst geltend zu machende Einwand hinzu, wenn man ihn denn auf diese Lösungsversuche hin zuspitzt. Aber Martyn und diese Autoren haben sich gleichwohl erheblich darum verdient gemacht, auf die Schwächen des traditionellen Konsenses aufmerksam werden

zu können (s. bes.: Mußner, FrRu 26, 10; Matera, Galatians, 176-7 [Paulus' Gegner nicht

Juden, sondern Judaisten; Gegenüberstellung von Judentum und Christentum anachronistisch]). Zu der ihn auf ganz andere, sehr interessante Weise sprengenden Sicht, die zumal Bouwman, ANRW 2.25.4, bes. 3151, entwickelt hat, s. u. (bei) Anm. 54-5. 47 Wenn Longenecker, Galatians, 225, nach einer der herkömmlichen Sicht der Hagar-Korporation immerhin nahestehenden Interpretation von 4.22-31 (s. bes. ebd., 211,219) im Blick auf 5.1 formuliert: "The use of the word dA ... does not mean that before becoming believers in Christ the Galatians had been under the 'yoke' of the Jewish law", so ist das eine auf diesem Hintergrund — und angesichts von 4.8 — dringend nötige Absicherung. Denn der von ihm angeleitete Leser müßte Paulus sonst gerade in dem derart abgewehrten Sinne verstehen. 48 S zu ihm nur D. Rusam, 'Neue Belege zu den otoıyeia tod Köonov (Gal 4,3.9;

Kol 2,8.20)', ZNW 83 (1992) 119-25. 4 Vgl. dazu o. (bei) Anm. 41 45.

auf Zahn, 50 $, dazu nur Bachmann, Sünder, 124 samt. Anm. 127 (mit Bezugnahme sind, gelangt "Freiheit" zur Jesus" Christus "in die denen, r Gegenübe Galater, bes. 207).

146

Antijudaismus im Galaterbrief?

Heiden noch kennzeichnender als für bemerkenswerterweise in v. 25 ebenfalls in der Hinführung 4.21 nirgends vöuoc, genden, sozusagen mengentheoretischen

1156

Juden. Für unsere Perikope, die nun d6ouVAedbeıv bietet (und, wie betont, außer lassen sich die Überlegungen in der folSkizze zusammenfassen.

Heidentum

Jdt.

HAGAR / Knechtschaft

4.8-9 (vgl. 5.1a, auch 4.25) (IHR)

4.3 (WIR)

Das zweite durch den Kontext aufgeworfene Problem bei einer Gleichsetzung der Hagar-Korporation mit dem Judentum besteht darin, daß Paulus dann innerhalb unserer Perikope das Judentum strikt negativ gewertet haben müßte, während er doch zuvor das heilsgeschichtliche Handeln Gottes an Juden gerade auch positiv beleuchten konnte: ob man nun an den nach 4.4 "unter das Gesetz" getanen Sohn Gottes oder an den jüdischen Verfasser selbst denkt, dessen Weg in Kap. 1 zur Sprache kam°! (vgl. noch das Wir von 2.15-7;3.13-4.6°2). Und so kann denn ja auch in unserem Passus selbst kein Zweifel daran bestehen, daß Paulus bei dem Wir von 4.26,31 und 5.1a nicht nur, wie das beim Ihr von 4.21,28 | und 5.1b der

Fall ist, (zumindest primär) an Heidenchristen denkt, sondern sich auch selbst (und darunter der Nicht-Jude Titus, ist nach 2.1-5 natürlich der Versuch der — nur im Falle jüdischer Herkunft: erneuten -— Knechtung, des katadovAo0v

Sl Ersterer bewirkt als "unter das Gesetz" ter dem Gesetz", letzterer, der im ITovöaıousg Berufung zur Verkündigung &v toig EBveoww nicht-jüdischen Völkern. Beides spiegelt einen

(v. 4) möglich. Getaner gerade auch den Loskauf derer "unbesonders weit ging (1.13-4), wird bei seiner (1.15) bestimmt, und das bedeutet: bei den heilsgeschichtlichen Vorrang des Judentums

wider. 52 Daß die 1. pers.plur. in 2.15-7 exklusiv auf Judenchristen weist, ist angesichts des Kontexts und angesichts der in v. 15 vorgenommenen Gegenüberstellung klar. Von daher liegt eine analoge Antwort für das umstrittene Problem bezüglich der Bedeutung des Wir in dem sich an 2.15-21 anschließenden Teil des Briefes, 3.1-4.7 (s. zu ihm nur Bachmann, Sünder, 136 samt Anm. 193 [Literatur]; vgl. ebd., bes. 27-9,123-4,134-5, hinsichtlich der Segmentierung des Textes), nahe (s. nur ebd., 137). Weitere wichtige Gründe für eine solche

Lösung hat T.L. Donaldson, 'The "Curse of the Law" and the Inclusion of the Gentiles: Galatians 3.13-14', NTS 32 (1986) 94-112, beigebracht. Ihm zufolge gibt Paulus hier dreimal (s. 3.13-4;3.23-9;4.3-7) — und nicht zuletzt mittels der 1. pers.plur. — eine christologisch re-

flektierte Interpretation des traditionellen eschatologischen Schemas, nach dem "salvation

156

Die andere Frau

147

möglicherweise überdies weitere Personen) mit einschließt», also wenigstens einen Judenchristen. Unsere "mengentheoretische" Skizze wäre also entsprechend zu ergänzen. 4.21,28;5.1b (IHR)

4.26,31;5.1a ( WIR: Paulus [und heidenchristl. Adressaten] ) (SARA) /

oberes Jerusalem

Freiheit

HAGAR /

jetziges Jerusalem

Knechtschaft

4.8-9 (vgl. 5.1a, auch 4.25)

(IHR)

4.3 (WIR)

is extended to the Gentiles, who share on equal terms with the Jews" (98). Das Wir werde

darum erst gegen Abschluß der Adaptionen jener vorgegebenen Vorstellung inklusiv, die Heidenchristen einbeziehend, gebraucht, nämlich in 3.14b und 4.5b,6b. Diesem Lösungs-

die 1. ansatz hat sich außer mir (Bachmann, Sünder, bes. 137-9, allerdings verstehe ich

Stupers.plur. in 4.5b, der doch in v. 6a ein Ihr folgt, in exklusivem Sinne) auch Lambrecht, [insbesondedies, 304-5 angeschlossen (der damit seine frühere inklusive Deutung des Wir

Sänger, Die re von 3.13] aufgibt [s. dazu nur ebd., 304 Anm. 6]), nicht hingegen D. und Israel Verkündigung des Gekreuzigten und Israel. Studien zum Verhältnis von Kirche 466. Anm. (samt) 273 1994) bei Paulus und im frühen Christentum (WUNT 75; Tübingen, 3.26-9 in und spricht Abrahams Segen erreichenden Sofern Paulus in 3.14 vom die &6vn setzt, steht und 4.6a in entsprechender Absicht die 2. pers.plur. (wie in 4.7 die 2. pers.sing.) auszusagen en Heidenchrist für auch gkeit Heilsbedürfti und Heil daß Frage, außer natürlich (vgl. 1.4;5.5,25). sind - und eben das geschieht ja auch mit dem Wir von 3.13b und 4.6b sehr fein ab Hinsicht tlicher heilsgeschich in Aber der Apostel stuft in diesem Briefabschnitt Judaeo Tryphone cum Dialogus Justin, auch übrigens Weise (und das tut in etwas anderer ist]). Und obwohl sagen zu Stelle diese auf Bezugnahme Sängers auf Blick im 95.1[-3] [wie nicht begegnet (s. dazu jenseits von 2.15-4.7 das exklusiv auf Judenchristen gehende Wir an 3.14 und 4.6(-7) erinnur Bachmann, Sünder, 136-7 samt Anm. 198), zeigt das zumal

wie sogleich im Text nernde Nebeneinander von 2. pers.plur. und inklusivem Wir, welches, aufgegeben wird. etwa nicht hier ung Differenzier die daß bestimmt, zu belegen ist, 4.21-5.1 es mit Bekdagegen, (Daß dieses Nebeneinander im Brief vorbereitet ist, spricht im übrigen 35]). Anm. o. ker, Galater, 55, literarkritisch auszuwerten [vgl.

53 Vgl. o. Anm. 41,46,52 (und Broer, Vorsprung, 187), ferner hinsichtlich der textkri-

tischen Fragen o. Anm. 28-9.

148

Antijudaismus im Galaterbrief?

1157

Damit sind wir auch hier zu einer Ablehnung des durch die Freiburger Medaillons illustrierten Interpretationsansatzes gekommen. Ähnlich meint auch der schon genannte Bouwman°*: "Die beiden Frauen ... sind hier nicht zwei Gruppen von Menschen, die nacheinander lebten". Wenn er freilich fortfährt: Sie sind | "zwei Existenzweisen ..., die ... nebeneinander bestehen und seit Abraham immer

bestanden haben", so wird er damit m.E. einem wichtigen Merkmal des Textes nicht wirklich gerecht, das ich bislang nahezu umgangen habe, nun aber — wie die diesbezüglichen Beischriften in der erweiterten "mengentheoretischen" Skizze wohl schon erahnen ließen — abschließend und kurz synchron wie diachron beleuchten möchte. Es handelt sich um die mit den beiden Frauen verknüpfte Redeweise vom jetzigen und oberen Jerusalem, die im Zentrum unseres Abschnittes, in

v.25 und v. 26 begegnet”®. Auch hier sind die Adverbien von hohem Interesse”’. Zunächst ist dabei im Sinne Bouwmans”® der Tatbestand hervorzuheben, daß unser Abschnitt trotz der Bezugnahme auf zwei Bündnisse (4.24) anders als 2Kor 3 (und Hebr 8-9 [vgl. 10.16-7]: erstes [8.7,13;9.15,18; vgl. 8.9] und neues [8.8,13;9.15; vgl. 12.24] bzw. zweites [8.7] Bündnis) nicht nur nicht von altem (2Kor 3.14) und neuem (2Kor 3.6; vgl. 1Kor 11.25, ferner Lk 22.20) Bündnis redet”, sondern eben auch nicht von altem und neuem Jerusalem.

54 ANRW 2.25.4, 3151 (Sperrungen von mir rückgängig gemacht). 55 Vgl. ebd., 3149 ("Existenzweise[n], ... dem Begriffspaar Fleisch-Geist" gemäß),3152 ("Die beiden Frauen sind Symbole zweier Existenzweisen, die nicht typisch sind für Judentum einerseits oder Christentum andererseits, sondern die sich in beiden Religionen finden") - und vgl. die o. Anm. 13 zitierten Äußerungen Luthers -. Ähnlich, jedoch ohne ein faktisches Nebeneinander auch hinsichtlich der Vergangenheit zu behaupten, bereits: Schlier, Galater, (223-)224 ("Das jetzige Jerusalem ... ist die Repräsentation der Welt, die der Ordnung des Gesetzes, der Sünde und des Todes unterworfen ist", und es "ist das obere Jerusalem, das in der Kirche lebt, das auf dem Grunde der göttlichen Verheißung in Freiheit herrschende Reich"); Berger, MThZ 17, 63 ("ein mehr 'dogmatisches' Problem"; "nicht 'Juden' und 'Christen', sondern nur 'die unter dem Gesetz’ und 'die frei sind vom Gesetz! "),87

(vgl. überdies: G. Wagner, 'Les enfants d' Abraham ou les chemins de la promesse et de la liberte. Ex&gese de Galates 4,21 a 31', RHPhR 71 [1991] 285-95, bes. 287). Auch vergleich-

bare Aussagen bei: Luz, EvTh 67, 321-2; ders., Geschichtsverständnis, 283-4; Betz, Galaterbrief, 425; Broer, Vorsprung, 192 (vgl. 195 Anm. 110). Vgl. o. Anm. 46 und u. Anm. 69. 56 5. dazu o. Anm. 2 sowie das Struktur-Tableau bei Anm. 39.

57 Vgl. etwa Klein, Rekonstruktion, 216-7, Koch, Schrift, 210, und nun P. Söllner, Je-

rusalem, die hochgebaute Stadt. Eschatologisches und Himmlisches Jerusalem im Frühjudentum und im frühen Christentum (TANZ 25; Tübingen/Basel, 1998) 143-69, bes. 151,

156.

58 Und mit ihm: ANRW 2.25.4, 3149,3951.

59 So zuletzt H. Lichtenberger, 'Alter Bund und Neuer Bund', NTS 41 (1995) 400-14, 414 (vgl. etwa: Lührmann, Galater, 79, Gräßer, Bund, 73 Anm. 304, auch 77). Obwohl der

1158

Die andere Frau

149

Statt des z.B. in Offb 21.2 (n nödıs h Aayıa TepovoaAnu kauvn [vgl. 3.12]) verwandten Ausdrucks vom "neuen Jerusalem"® benutzt Paulus den vom "oberen Jerusalem", und das wird in der Tat bedeuten, daß er nicht auf die Idee | einer

terminologische Sachverhalt vor Augen steht - und obwohl er auch angesichts der Ge-

schichte des Jerusalem-Motivs überaus auffällig ist (s. dazu nur u. [bei] Anm. 60-2,85) -,

wird im Zuge der oder doch in einer gewissen Nähe zur üblichen Deutung unseres Passus auf synagoga und ecclesia hin (s. zu ihr nur o. [bei] Anm. 15,46; vgl. o. bei Anm. 9) angesichts der Redeweise von den 80o d1adthkaı oft auf altes und neues Bündnis bezogen (bes. nachdrücklich z.B. bei: Luz, EvTh 67, 320; ders., Geschichtsverständnis, 57,130,283-5; Becker, Galater, 56-7; ähnlich selbst: Gräßer, Bund, 73,75,77, E.W. Stegemann, 'Zwischen Juden und Heiden, aber "mehr" als Juden und Heiden? Neutestamentliche Anmerkungen 62; zur Identitätsproblematik des frühen Christentums‘, Kirche und Israel 9 [1994] 53-69, beder Fehlens des wegen nur nicht ist Das 152-3). 86, ZThK Stuhlmacher, vgl. ferner etwa dazu o. Anm. treffenden Adjektive bzw. Ordinalzahlen heikel. Es kommt erstens hinzu (s.

ihn bezügli2), daß der Begriff öa@nkn nach v. 24 fallengelassen wird — und daß das auf Gegeneine oder ge Aufeinanderfol che wia u£v in sich ebensowenig eine chronologische ein durch 22bß v. in dann das 22ba, v. von Eva das wie überstellung anzeigen dürfte GrieBauer, W. dazu (s. wird aufgegriffen &va. abzielendes Isaak auf erneutes, nun der frühchristlichisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und York, Berlin/New Aufl.; bearb. neu völlig chen Literatur, hg. von K. Aland/B. Aland [6., ... od uEV d das auch übrigens wird Ic, uev s.v. 1019, ebd., 5d; 1988] 467, s.v. eig 5a, auch vgl. F. eingeschätzt; verwendet Gegensätzen" v. Hervorhebung zur "nicht als ö£ von v. 23 bearb. von F. Rehkopf Blass/A. Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, 7-9) —. Zweitens Anm. samt 247.3 $ 1976] [14., völlig neubearb. und erw. Aufl.; Göttingen, einem durch die Bund" "alten als Sinaibündnis bzw. käme man dann, wenn man das HagarKonflikte mit erhebliche in wollte, vorordnen Bund" "neuen Zweitgebärende markierten 17) (vgl. dazu v. bes. (s. 3 der Akolouthie von Abraham-dtaßhkn und Gesetzgebung in Kap. durch die allenfalls man denen 186), etwa: Bouwman, ANRW 2.25.4, 3151; Martyn, Faith, bei Gräinsbesondere das (wie kann entgehen kühne These von einer tiefsinnigen Dialektik EvTh 67, Luz, 216-7, Rekonstruktion, Klein, [vgl.: wird Ber, Bund, 68-9,75, versucht 321-2]). (oder, weniger wahrscheinlich 60 Schon in äthHen 90.29 wird im Blick auf diese Stadt gesprochen, das an die Stelle Haus neuen einem [vgl. nur 89.50;91.9], ihren Tempel) von , der zwischen einem Jeebrauch Sprachg schen rabbini , späteren des ersten, alten tritt. Zum von dieser Welt (mn o»w 7%) rusalem der kommenden Welt (27 D719 7%) und einem ebd., 4.2.815 u.ö. hinsicht(vgl. unterscheidet, s. nur Billerbeck, Kommentar, 3.22,87,573 . Vgl. u. (bei) Anm. Welten) bzw. Äonen zwei lich der verwandten Ausdrucksweise von den

69,88. schen Jerusalem findet sich in 61 "Der früheste Beleg für die Vorstellung vom himmli Studien zum Verhältnis von himmGal 4,26", heißt es bei B. Ego, Im Himmel wie auf Erden. 2.34; Tübingen, 1989) 15. (WUNT um lischer und irdischer Welt im rabbinischen Judent 90.29 (s. die voranäthHen mit etwa ch Verglei Die Parallelen sind, natürlich auch im einlich auf den wahrsch sehr beiden die sind allem Vor . Datums gehende Fußnote), späteren (©. Hofius, Katapausis. Die Vorstel "zwischenzeitliche[n] Ruheort der frommen Seelen"

150

Antijudaismus im Galaterbrief?

158

Ablösung des Alten durch das Neue hinauswill®2, die z.B. die Freiburger Medaillons bestimmt. Deshalb habe ich in der erweiterten "mengentheoretischen" Skizze die beiden Korporationen nicht nebeneinander angeordnet, sondern übereinander. Merkwürdigerweise steht nun aber dem oberen Jerusalem (n &vw TepovoaAu) nicht das untere (n kAtw TepovooaAnu)e* gegenüber, sondern das jetzige: N vov TepovoaAnu> . Auch das ist schwerlich Zufall. Denn die Gegenwart, das vvv,

lung vom endzeitlichen Ruheort im Hebräerbrief [WUNT 11; Tübingen, 1970] 188 [Anm. 439 zu 73]; vgl. 181-2 [Anm. 359 zu 57]) zu beziehenden Stellen Hebr 12,22 (TepovoaA nu enoup&vıog ) und ParJer 2.34 (vgl. v. 32) (h &vo nöAıg TepovcaAtıı) zu nennen (vgl. Hebr 11.16 und 2Tim 4.18, auch: Eph 2.6;Phil 3.20;Kol 3.1). Zum rabbinischen Nebeneinander

vom Jerusalem, das unten (70% 9%), und dem, das oben ist (Tv

9%), s. wiederum Bil-

lerbeck, Kommentar, 3.573 (vgl. die eingehende Darstellung bei Ego, Himmel, bes. 172-6). 62 Dies um so weni ger, als auch an den beiden Vergleichsstellen Hebr 12.22 und ParJer 2.34, wie in der vorigen Fußnote angesprochen, gerade noch nicht die Endvollendung gemeint sein dürfte.

63 S. dazu o. (bei) Anm. 8-9.

64 Das wäre besonders naheliegend gewesen. Darauf führt etwa die rabbinische Terminologie (s. dazu o. Anm. 61), ebenso aber auch das (nicht erst) neutestamentliche (Joh 8.23; Apg 2.19 [Joel 3.13 v.1.]) Nebeneinander von&vw und k&tw (s. dazu nur Bauer, Wörterbuch, 152, s.v. &vo) sowie der Vergleich insbesondere mit: Hebr 12.25 (vgl. v. 22);Phil 3.19-20 (vgl. v. 14);Kol 3.1-2.

65 Diese Dissonanz ist extrem schrill und hat, soweit ich sehe, keine enge Parallele — schon gar nicht in der o. Anm. 60-1 erwähnten rabbinischen Terminologie —, obwohl es natürlich naheliegt, daß sich lokale und temporale Bestimmungen bei einem an den Ort Jerusalem anknüpfenden und einigermaßen eschatologischen Sachverhalt vermischen können, wie es z.B. in Hebr 12.22-4 ("himmlisches Jerusalem" und "Himmel" neben dem "Mittler

des neuen Bundes") und syrBar 4.1-7 der Fall ist (vgl. auch Offb 3.12;21.2,10). Im letztgenannten Zusammenhang wird das der Zerstörung (durch die Babylonier) überantwortete und für eine begrenzte Phase preisgegebene Jerusalem als dieses und als jetziges dem bei Gott von Anfang an bereitstehenden künftigen kontrastiert. Während da "diese Stadt" deutlich lokal gekennzeichnet wird — "dieser Bau, der nun in eurer Mitte auferbaut" (ISHRZ 5.2, 124 [A.F.J. Klijn]) -, ist das in Gal 4.25b (trotz v. 25a) gerade nicht der Fall. Schon deshalb ist es heikel, hier unmittelbar auf den in Kap. 1-2 mit einiger Betonung genannten Ort Jerusalem zu deuten (so jedoch zumal: H.W. Bartsch, "Geographische Bezeichnungen für Israel im Neuen Testament‘, in: W.P. Eckert/N.P. Levinson/M. Stöhr [Hg.], Jüdisches Volk - gelobtes Land. Die biblischen Landverheißungen als Problem des jüdischen Selbstverständnisses und der christlichen Theologie JACJD 3; München,

1970] 290-304, 295-6;

Lührmann, Galater, 77; Schreckenberg, Umfeld, 63, Haacker, Augapfel, 99; Martyn, Faith, 181-3; Matera, Galatians, 177) -zumal das y&p von v. 25c nicht als begründend verstanden und der Satz nicht von politischer Abhängigkeit (vom römischen Reich) verstanden werden muß (so indes Bartsch und Haacker, ähnlich auch Schreckenberg; anders Lührmann, der das

ydp in folgerndem Sinn versteht [s. zu dieser Möglichkeit Bauer, Wörterbuch, 305, s.v. yap 3, auch 4]) —. Es kommt hinzu, daß die einfache Verbindung von 4.25 mit Kap. 1-2

1159

Die andere Frau

2182

ist ja auch in v. 29 betont, wo das einstige (tÖte, Vergangenheitsfor- | men) Verhältnis Ismael-Isaak (v. 29a) just auf die Gegenwart (vv) bezogen wird®® (v. 29b). Das spricht nicht anders als die in die gleiche Richtung weisende Auffälligkeit, daß von v. 24 an bis hin zu v. 3107 präsentisch formuliert wird®, gegen Bouwmans Sicht, Paulus gehe es um ein durchgängiges Nebeneinander zweier Korporationen seit Abraham”. Nein, während bei der Abraham-Argumentation von Kap. 3 Heilsgeschichtliches und damit auch Zurückliegendes thematisch war’, wird nun in unserem Passus eine Aussage über ein aktuelles Gegeneinander gemacht”, in dem die Adressaten sich re-orientieren, die richtige Position finden sollen. Da diese Positionierung gerade aufgrund des Beschneidungswunsches, aufgrund von Judaisierungstendenzen nötig ist, macht es im übrigen Sinn, wenn Paulus in v. 25 für die andere Frau speziell jüdische Symbole verwendet, nämlich "Sinai" und "jetziges Jerusalem"? - obwohl, wie wir sahen, bei der anderen Frau im Blick auf die

‚ gefährdeten Heidenchristen Knechtschaft allgemein.

ein weiterer Horizont aufgerissen wird: der der

aus zwei weiteren Gründen problematisch ist: Der Terminus ’Apaßta: (von 4.25a) erscheint

in 1.17 ohne jede negative Konnotation, und für Jerusalem wird in 1.17,18 und 2.1 nicht die in 4.25(-6) gesetzte feminine Form gebraucht - die dem hebräischen Namen nähersteht und von daher in der Septuaginta das Feld beherrscht -, sondern das Neutrum Tepoo6Avua (vgl. dazu nur M. Bachmann, Jerusalem und der Tempel. Die geographisch-theologischen Elemente in der lukanischen Sicht des jüdischen Kultzentrums [BWANT 109; Stuttgart/Berlin/ 1980] 13-66 [Literatur], bes. 22-6, ferner u. [beil Anm. 73). Das Gesagte schließt einen weniger direkten, einen raffiniert-schwebenden Bezug auf den Ort Jerusalem von Kap. 1-2 (als Ausgangspunkt der Judaisierungsbestrebungen in Galatien) keineswegs Köln/Mainz,

aus (s. dazu u. bei Anm. 72).

66 $, dazu o. bei Anm. 31-3. Vgl. etwa Stegemann, Kirche und Israel 9, 62-3. 67 Mit Ausnahme eben von v. 29a - selbstverständlich auch mit Ausnahme der Zitate

(vv. 27,30). Vgl. Koch, Schrift, 210.

68 Vgl. hierzu bes. Gal 3.20;2Kor 3.12-18 (doch s. vv. 13,14a).

re des 69 Ebenfalls lassen sich aufgrund des paulinischen Vokabulars und insbesonde halten, aufrechter lert ungeschmä nicht m.E. Positionen solche 25b,29b) doppelten vov (vv. ganze Länge nach denen "jenes vöv (von v. 25b) nicht historisch zu fixieren ist, sondern 'die auf G. Bezug unter 128], Anm. dieses Äons’ einschließt" (Klein, Rekonstruktion, 217 [samt

67, 322; PerriStählin, 'vöv (&prı)', ThWNT 4 (1942) 1099-117, 1107; ähnlich: Luz, EvTh

gie (s. zu man, EvQO 65, 34,41 [vgl. im übrigen o. Anm. 55]). Die diesbezügliche Terminolo bemerkens ihr nur o. [bei] Anm. 60) wird hier indes (anders als z.B. in ITim 6.17[-9]) 4.1]). n 2.12-4;Bar Tit dazu: werterweise nicht benutzt (doch vgl. immerhin Gal 1.4 [und

70 Vgl. o. (bei) Anm. 44,52.

u Vgl. Koch, Schrift, 211, ferner o. (bei) Anm. 27-8,33,35-6,43. anderes VoL: Vgl. o. Anm. 65. In anderem Zusammenhang wählt er auch ein deutlich kabular, z.B. in Phil 3.17-21.

152

Antijudaismus im Galaterbrief?

1160

V Auf beides, auf ein aktuelles Gegeneinander und auf die Verwendung gerade auch von jüdischen Symbolen, lassen auch traditionsgeschichtliche Sachverhalte aufmerken. Sie seien wenigsten noch angesprochen. Etwa dies, daß Paulus in Kap. 4 anders als in den Kapiteln 1 und 2 (1.17,18;2.1)

nicht das Neutrum

(ta) Tepo-

c6Avua zur Bezeichnung der Stadt verwendet, sondern die feminine Form | (h) TepovoaAnu,

lenkt den Blick auf alttestamentliche Tatbestände, denen Odil

Hannes Steck vor einigen Jahren einen schönen Aufsatz unter dem folgenden Titel gewidmet hat: "Zion als Gelände und Gestalt. Überlegungen zur Wahrnehmung Jerusalems als Stadt und Frau im Alten Testament"”*. Wie im Hebräischen Substantive für das Umfassende und Gebärende oft feminin sind, werden da auch Städte entsprechend aufgefaßt’> . Die personale Vorstellung ist in einem recht begrenzten, aber dann doch mannigfach weiterwirkenden Textbereich insbesondere auf Jerusalem angewandt worden’®. Die so als Frau aufgefaßte Stadt kann dabei im Blick auf die zu ihr Gehörenden - wie in Gal 4.26 (vgl. vv. 27,28,31 [auch v.

73 Betont wird das Feminimum - als einer (nur durch das "Sinaigebirge" unterbrochenen) Kette femininer Termini zugehörig - zumal von: Borse, Galater, 171; Jankowski, Galater, 89. Das scheint sinnvoller, als hier auf mit dem (bereits o. Anm. 65 erwähnten) Sprachgebrauch der Septuaginta verbundene "sacred connotations" (Longenecker, Galatians, 213; vgl. etwa Rohde, Galater, 200 Anm. 61) abzuheben (die wohl auch sonst bei der

Erklärung des TepovooAny/ Tepoo6Auua-Befundes des Neuen Testaments zu stark betont werden [s. dazu nur: Bachmann, Jerusalem, 24-5,42-3; J.T. Sanders, The Jews in Luke-Acts 35-6]). Die vov TepovcaAu gehört nun einmal auf die negative Seite. Das Femininum fügt sich vielmehr dem zweifachen Befund ein, daß im Neuen Testament die Vorstellung vom oberen bzw. neuen Jerusalem stets mit dem Begriff TepovooAny — nie mit Tepoc6A ua — verbunden ist (Gal 4.26;Hebr 12.22,Offb 3.12;21.2,10) und daß dabei (sowie in Mt 23.37 par. Lk 13.34) die Stadt durchweg als weibliche Person (s. bes. Gal 4.[25-]26;0ffb 21.2) und/oder Korporation verstanden wird. Jedenfalls das letztere gilt auch für die vv TepovcaAtı von Gal 4.25; es ist jedoch überdies zu beachten, daß außerdem wegen der &vw TepovoaAhu von v.26, bei der beides zutrifft, ein Antonym vv Tepoc6Xvua. kaum möglich gewesen wäre. Dazu etwas detaillierter: Bachmann, Jerusalem,

22-3 (bes. Anm. 41),25.

74 ZThK 86 (1989) 261-81 (hier 263 Anm. 5: weitere wichtige Literatur). 75 S, dazu ebd., 271-2 (hier Anm. 57: Hinweis auf die Formulierung "eine Stadt und

Mutter in Israel" von 2Sam 20.19), auch 274-5: zu Abweichendem zu Vergleichbarem im westsemitischen, "früh die Vorstellung von vgl. u. Anm. 90) entwickelnden Bereich. Vgl. bereits K. Albrecht, bräischen Hauptwörter', ZAW 15 (1895) 313-25; 16 (1896) 41-121:

im ostsemitischen und der Stadt-Göttin" (275; 'Das Geschlecht der he-

56-60 (bes. 59),120-1. 76 S, dazu Steck, ZThK 86, 278-9 (samt Anm. 107). Was die Nachwirkungen angeht, s. vorerst nur ebd., 262,281: Gal 4.26;Offb 21;4Esr 9.26-10.59; Philipp Nicolais Lied "Wa-

chet auf, ruft uns die Stimme" (EG 147).

1161

Die andere Frau

153

25]: zerva)’’ — als "Mutter" (Jes 50.1;Jer 50.12) gekennzeichnet werden und hinsichtlich ihres Verhältnisses zu Gott zumal als "Tochter Zion" (z.B. Jes 52.2) und als "Gemahlin" (z.B. Jes 62.4-5). Sofern die Relation zu Gott (schuldhaft) gestört ist (s. bes. Ez 16), wird von Jerusalem auch als der "Verlassenen" (z.B. Jes 54.6-7), der "Witwe" (z.B. Klgl 1.9 und der "Hure" (z.B. Ez 16.30-1) gesprochen, eine Begrifflichkeit und eine Sicht, die überdies auf ausländische Städte bezogen werden kann (z.B. auf Ninive [Nah 3.4])°, in Jes 47 auch auf das plötzlich zur "Witwe" (vv. 8-9) werdende Babel, Babylon - freilich ohne daß in diesem Zusammenhang der durch ihn immerhin nahegelegte (s. vv. 1-3 [und vgl. dazu Ez 16.35-7;Nah 3.4-5]) Terminus "Hure" (71217) gebraucht würde —. Dieser sozusagen nach außen gerichtete Sprachgebrauch dominiert den auf Jerusalem bezüglichen jedoch nicht. Genetisch dürfte es zudem so sein, daß | "das Hervortreten der personalen Jerusalem-Vorstellung im Alten Testament erst ab der exilischen Zeit ... mit der Erfahrung der Katastrophe Jerusalems ursächlich zusammenhängt" und daß entsprechende Negativ-Formulierungen wie die - u.a. durch die auf das Land bezüglichen Bemerkungen in Hos 2.1-4 vorbereitete — "Dirnen-Metapher" aus Jes 1.21-6 von Jerusalem her auf ausländische Städte erst übertragen werden, bei ihnen also "Gegenaussagen" finden®°. "Eine zweite Phase der Entwicklung" wird dann zu "Weissagungen mit einer heilvollen Zeichnung der Frau Zion" geführt haben®!. Im Ergebnis stehen sich demnach - ähnlich wie in dem von Paulus in Gal 4.27 aufgegriffenen Wort aus Jes 54.1 (hier u.a.: "Vereinsamte" vs. Verheiratete ["den Mann Habende"])®- — zwei unterschiedlich gewertete Frauengestalten ge-

77 gl. 4Esr 10.6-7 ("Zion, unser aller Mutter" [so JSHRZ 5.4, 377 ]);syrBar 3.1,3. Weitere Parallelen bei Billerbeck, Kommentar, 3.574.

ZThK 86, 78 (Weitere) Belege hierzu und zu den vorangehenden Begriffen bei Steck, 270-1. gung in 79 $, dazu ebd., 276-9 (vgl. J. Jeremias, Kultprophetie und Gerichtsverkündi dem in nach 33-7, 1970] , en-Vluyn Neukirch 35; der späten Königszeit Israels [WMANT in Jes auch zum 36-7, ebd., [s. war gedacht Hure als Jerusalem an Nah 3.4 ursprünglich noch the in m Symbolis 47 3a verwandten Bild der Entblößung)]). Vgl. A. Y. Collins, 'Feminine 26, ferner M. Bachmann, 'Offb Book of Revelation', Biblical Interpretation | (1993) 20-33,

spädagogische Grenzgän17,5: Hurenmutter”', in: G. Büttner/J. Thierfelder (Hg.), Religion chschaft Evangelische Landesfa der von Widmann ge. Für Erich Bochinger und Martin Pädagogik 26; Stuttzur [Arbeiten g rttember Baden-Wü in ogik onspädag Theologie/Religi gart, 1988] 95-8, 96 samt 11.

80 Zitate: Steck, ZThK 86, 279,278,280.

allem Jes *51ff mit seiner 81 Ebd., 280. Da auch "diese Texte ..., wie Thr 4,21f und vor llten Feindgrößen" dargeste chend entspre zu ld Gegenbi als zeigen, 47 Orientierung an Jes von Gegenaussassagen (ebd.) entworfen werden, handelt es sich sozusagen um Gegenau en. Kontext (s. nur VV. 3 [vgl. dazu 02 Vgl. Bruce, Studies, 81. - Jes 54.1, schon durch den die Argumentation aufzunehin verknüpft, Jerusalem mit u. Anm. 84],12-3) recht deutlich

154

Antijudaismus im Galaterbrief?

1162

genüber: Jerusalem/Babel als negative Größe einerseits und Jerusalem als positive Einheit andererseits. Und für die so ins Auge gefaßten Korporationen ist dabei wesentlich, daß nun - nicht zuletzt wegen des umfassenden Machtanspruchs Babels (s. nur Jes 47.5-8,1 yo — "die Vorstellung Zions als Person mit ihrer Stellung als

Königin hinsichtlich der Völkerwelt verbunden ist"?*.

Im Sinne eines aktuellen, ja, eines apokalyptischen Gegeneinanders begegnen die derart bereitliegenden — und übrigens bereits in Ez 1685 (vgl. Jes 56.4[-5], 6[-7];61.8) nachdrücklich mit dem Begriff des (gebrochenen und zu erneuernden) Bündnisses (vv. 8,59-62) verknüpften -— Vorstellungen dann bekanntlich in der J ohannesoffenbarung®®. Dort kommt in Kap. 17-8 zunächst die Hure Babylon zur Darstellung, dann in Kap. (19 [vv. 7-9; vgl. auch 20.9] und) 21-2 die reine

"Braut"37, das "neue Jerusalem"®®. | Wie in Gal 4 ist dabei natürlich an Korporationen gedacht und steht die negative Größe voran. Wie in Gal 4 geht von ihr die Verfolgung aus (s. nur Offb 17.6,13-4;18.24) und ist Orientierung in einer unübersichtlichen Situation intendiert (s. nur Offb 17.2,7). Vor allem: Wie in Gal 4 ist bei der anderen Frau nicht

eigentlich — bestimmt nicht allein — das Judentum im Blick.

men, wird für Paulus nahegelegen haben. Der Vers wird auch in den Targumim von Jerusalem verstanden (s. nur: Koch, Schrift, 209 [samt] Anm. 34; Longenecker, Galatians, 215) und (wegen des gleichen Themas "Kinderlosigkeit") in PesR 32.2 mit Sara verknüpft (s. ebd.; vgl. Bouwman, ANRW 2.25.4, 3150 [samt Anm. 78: Bezug auf Callaway, RadRel 2,

97, die ihrerseits auf das von J. Mann, The Bible as Read and Preached in the Old Synagogue. A Study in the Cycles of the Readings from Torah and Prophets, as well as from Psalms, and in the Structure of the Midrashic Homilies , untersuchte diesbezügliche Material der Kairoer Geniza verweist]: "In dem alten palästinischen Zyclus war Jes 54 die haftara ... zu Gen 16" [vgl. Jankowski, Galater, 87,93]), wie denn bereits in Jes 51.1-3 Abraham und Sara mit Zion in Verbindung gebracht werden (s. Hays, Echoes, 119). Vgl. o. (bei) Anm. 32.

83 Vgl. Jes 23.8,16-7;Nah 3.4-5.

84 Steck, ZThK 86, 280; ebd. (samt Anm. 114) Belege, darunter Jes 54.3. Von solchen Aussagen her ist verständlich, daß "sehr früh in der apokalyptischen Jerusalem-Überlieferung ein universalistischer Zug" begegnet (W.W. Reader, Die Stadt Gottes in der Johannes-

apokalypse [Diss. Göttingen, 1971] 28; ebd., 29, Hinweis u.a. auf: äthHen 90.30-5;Gal 4.26-8;Hebr 12.22 [vgl. PsSal 14.29-36, bes. 31]). Vgl. u. (bei) Anm. (85 und) 89,90.

85 Vgl. Jes 54.10;55.3;56.4(-5),6(-7);61.8. Vgl. o. (bei) Anm. 59-60.

86 S, dazu vor allem C. Deutsch, "Transformation of Symbols: The New Jerusalem in Rv 217-225, ZNW 78 (1987) 106-26, bes. (110 Anm. 29, 111-3), 122-4, ferner: Bachmann, Grenzgänge, bes. 96 (samt Anm. 9); Collins, Biblical Interpretation 1, bes. 25-6 (vgl. R.H.

Gundry, "The New Jerusalem. People as Place, not Place for People‘, NT 29 [1987] 254-64, 257-8).

87 Vgl. 2Kor 11.2, auch Jos., Bell. 6.301. 88 Vgl. dazu o. (bei) Anm. 60(-5).

162

Die andere Frau

155:

- Denn erstens wird gemäß der alttestamentlichen Vorgeschichte dieses "große Babylon" (17.5;18.2 u.ö.; vgl. Dan 4.27) nicht anders als das "neue Jerusalem" auf die gesamte Erde (s. bes. 17.2;19.2;21.24) und alle Völker (s. bes. 17.15;8.3; 21:.24,26;22.2) bezogen”, und zweitens weist Kap. 17 (s. bes. vv. 8-12) - und

weist gegen Ende des ersten Jahrhunderts der Name "Babylon" (vgl. nur IPetr 5.13;syrBar 67.7) - hinreichend deutlich auf Rom und das römische Reich hin?®, Angesichts der von uns knapp angesprochenen Geschichte des Motivs muß es einen indes nicht verwundern, daß die "große Hure" trotz des Babylon-Terminus gelegentlich auf Jerusalem gedeutet wird”!. So wenig das dem Apokalypse-Befund entspricht, so sehr verdient doch festgehalten zu werden: Bei der "Hure Babylon" steht letztlich, traditionsgeschichtlich, Jerusalemisches im Hintergrund, und dem trägt der Seher Johannes in gewisser Hinsicht auch Rechnung. Er benutzt nämlich nicht nur für die positive Korporation jüdische oder jüdisch beeinflußte Vorstellungen — neben dem als Braut aufgefaßten neuen Jerusalem ist vor allem an die "Sonnenfrau" von Kap. 12 mit dem sich aus zwölf Sternen zusammensetzenden Kranz um ihr Haupt (v.1)° und an die unmittelbaren Bezugnahmen auf die zwölf Stämme Israels (s. nur 7.3-8 [vgl. 14.1];21.12-3 [vgl. 22.3])

89 S, dazu Bachmann, Grenzgänge, 96. Vgl. Deutsch, ZNW 78, 120-1,126, und o. (bei)

Anm. 84-5. % So etwa auch Collins, Biblical Interpretation 1, 26-7 (vgl., was die zumeist [Aus-

nahmen sind u.a.: E. Lohmeyer und J. Sickenberger; vgl. nun M. Rissi, Die Hure Babylon und die Verführung der Heiligen. Eine Studie zur Apokalypse des Johannes 49-73, nach dem ursprünglich an die "Gottlosigkeit des synkretistischen Religionswesens der Welt" zu denken war, während diejenigen, die, ihm zufolge, in Kap. 17 mit vv. 9-14 und vv. 15-17 jeweils neu gedeutet haben, hingegen im-

merhin darin übereinstimmen, daß "beide in Rom die Hure sehen" ] ebenfalls in die-

sem Sinne interpretierenden Kommentatoren angeht: O. Böcher, Die Johannesapokalypse denkt [EdF 41; 3., durchges. und um ein Nachwort erw. Aufl.; Darmstadt, 1988] 87-96). Sie Roma im übrigen bei der "Frau auf dem scharlachroten Tier" (17.3) genauer an die Göttin

(27: "It is a parody of the honor given Roma: her supporters worship a prostitute, not a goddess!"). Dieser Gedanke liegt in der Tat (nicht nur unter traditionsgeschichtlichen Gesichtswohl punkten [vgl. o. Anm. 5,75]) nahe (vgl. Offb 13.14-5), zumal man bei den Adressaten

und römiVertrautheit mit der "Abbildung von Stadttychen auf phönikisch-hellenistischen Blicke Deine Keel, O. auf: Bezug mit 89, Anm. schen Münzen" (Steck, ZThK 86, 275 samt

Abb. 5 sind Tauben. Zur Metaphorik des Hohen Liedes [SBS 114/115; Stuttgart, 1984] 18; Zü[Stadtgöttin von Gaza; Zeit Hadrians]; ders., Das Hohelied [ZBK, Altes Testament 67 Rom"; vom rich, 1986] Abb. 112 ["Magna Mater Kybele”, "hier wohl als Schutzgöttin anu.ö.>]) 45 Abb. ebd. , sondern auch die Vermutung, es könne in Analogie zum Ölbaumgleichnis "in Röm 11 ... mit dem "Israel Gottes’ das gesamte Volk Gottes gemeint sein, beste-

I S. dazu u. (bei) Anm. 12.30. 2 F, Mußner, "Volk Gottes" im Neuen Testament, in: ders., Praesentia Salutis. Gesam-

melte Studien zu Fragen und Themen des Neuen Testamentes (KBANT), Düsseldorf 1967, 244-252 (zuerst [in noch etwas anderer Gestalt] 1963), 248(f.) - unter Bezug auf H. Schlier, Der Brief an die Galater (KEK VII; 12., neubearb. Aufl.), 3. Aufl. der Neubearb., Göttingen

1962, 283. 3 Mußner, "Volk Gottes", 248. Vgl. u. (bei) Anm. 25.111f. 4 FE. Mußner, Gesetz, Abraham, Israel nach dem Galater- und Römerbrief, in: Ders., Die Kraft der Wurzel. Judentum - Jesus - Kirche, Freiburg/Basel/Wien 1987, 27-38 (zuerst 1983), 34. Vgl. ders., Der Galaterbrief (HThK IX), Freiburg/Basel/Wien 1974, 417 samt Anm. 61. Vgl. u. (bei) Anm. 16f. 5 Mußner, Gesetz, 34. Vgl. z.B. F.F. Bruce, The Epistle of Paul to the Galatians. A Commentary on the Greek Text (The New International Greek Commentary), Exeter 1982,

275.

160

Antijudaismus im Galaterbrief?

hend aus Juden und Heiden"®. Und er schließt mit der eher resignativen Aussage: "Die Exegese wird niemals zu einer einhelligen Meinung darüber kommen, wen Paulus mit dem "Israel Gottes’ im Auge hatte." Spätestens diese letzte Aussage läßt erspüren, daß wir es beim "Israel Gottes" von Gal 6,16 mit einer crux interpretum zu tun haben®. Und beim zuvor Aufgegriffenen deutet sich einerseits mit Judenchristentum, mit christlicher Gemeinde aus

Juden und Heiden und mit Judentum das Spektrum von Interpretationen an”, die in der älteren und jüngeren Exegese vorgeschlagen wurden und werden, zugleich aber auch andererseits, wie das Feld der Argumente in etwa strukturiert ist — der Argumente, die freilich in ihrer Relevanz wieder durchaus umstritten sind. Vier Bereiche lassen sich voneinander abheben. Zum einen wird auf den Kontext der Wendung "Israel Gottes" verwiesen, vor allem — aber nicht nur - auf den weiteren Kontext, d.h. den Galaterbrief insgesamt. So meint J. Roloff, nicht zuletzt mit Blick auf Gal 4,21ff., eine "konsequente Ent-

6 Mußner, Gesetz, 34f. Ähnlich offen die Stellungnahme bei D. Lührmann, Der Brief an die Galater (ZBK, Neues Testament 7), 2. Aufl., Zürich 1988, 102, und bei W. Schrage, "Israel nach dem Fleisch" (1Kor 10,18), in: "Wenn nicht jetzt, wann dann?". Aufsätze für

Hans-Joachim Kraus zum 65. Geburtstag, hg.v. H.-G. Geyer u.a., Neukirchen-Vluyn 1983, 143-151, 145. 7 Mußner, Gesetz, 35. Vgl. etwa J.D.G. Dunn, A Commentary on the Epistle to the Galatians (BNTC), London 1993, 344: "The precise referent has been a source of unresolved debate" (vgl. ferner ebd., 346). 3 Vgl. H.D. Betz, Der Galaterbrief. Ein Kommentar zum Brief des Apostels Paulus an die Gemeinden in Galatien (Hermeneia), München 1988 (zuerst [engl.] 1979), 546: "ein äu-

Berst schwieriges Problem der neutestamentlichen Forschung". 9 Wenn man bezüglich der Christen noch zwischen "judaisierenden" und "gesetzesfreien" unterscheidet und beim Judentum das zur Zeit des Galaterbriefs vorfindliche abhebt vom "eschatologischen", hat man die entscheidenden Varianten des Spektrums beisammen (vgl. dazu nur F.J. Matera, Galatians [Sacra Pagina Series 9], Collegeville, Minnesota,

1992, 232, wo sechs Auslegungsmöglichkeiten aufgeführt werden; ähnlich W. Kraus, Das Volk Gottes. Zur Grundlegung der Ekklesiologie bei Paulus [WUNT 85], Tübingen 1996, 251 [samt Anm. 331-334: Literatur]). Einen recht eigenständigen, aus methodischen Gründen indes nicht verifizierbaren und zur Singularität des Ausdrucks "Israel Gottes" (vgl. dazu u. [bei] Anm. 103) m.E. gerade nicht sonderlich gut passenden Lösungsversuch bietet R.N. Longenecker, Galatians (Word Biblical Commentary 41), Dallas, Texas, 1990, 298f., nach dem Paulus hier wohl "a self-designation of his Jewish-Christian opponents in Galatia" benutzt (298), und zwar um ihnen und den von dieser Gruppe mittels der Israel-Formel angesprochenen Galatern in einer Schlußpointe entgegenzutreten: "what the Judaizers were claiming to offer his converts they already have 'in Christ' by faith: that they ... can be called 'the Israel of God' together with all Jews who believe" (299). Ähnlich etwa schon H.D. Betz, Galaterbrief, 547f., vgl. auch Kraus, Volk, 252 Anm. 338: " "Israel Gottes’ ist ... im Gal ein polemischer Begriff, der sich gegen die galatischen Gegner richtet" (vgl. hingegen u. [bei] Anm. 58f.).

Kirche und Israel Gottes

161

erbungstheorie des Galaterbriefes" ausmachen zu können!". Angesichts der "Enterbung der unter der Tora verharrenden Juden" und angesichts dessen, daß "damit die Vertreter des wahren Israel ... nur die Freien, weil ohne Gesetz Glaubenden",

seien, werde der "Friedenswunsch an das Israel Gottes’, mit dem Paulus den Galaterbrief beschließt (Gal 6,16), schwerlich anders denn als Zusammenfassung die-

ser Generallinie des Briefes" zu begreifen sein: "Das Israel Gottes’ ist die Kirche, die jenseits der Knechtschaft des Gesetzes steht und aus der in Christus gegebenen

Freiheit lebt."!!

Freilich: Gegenüber einer solchen Argumentation, die hier für "die übliche Interpretation"!? geltend gemacht wird, insistiert G. Schrenk — um auch hier wieder nur einen einzigen Autor anzuführen — darauf, daß sich z.B. an Gal 2,1; 2,8f.; 3,24; 4,4 und vor allem an 2,15-21 eine "Gesamt-Konzeption des Briefes" ablesen lasse, bei der "das echte Judenchristentum betont" werde, und eben dazu bilde das "Schlußwort einen letzen Ausklang" '?. Zweitens wird im Blick auf das Syntagma "Israel Gottes" die paulinische Israel-Terminologie geltend gemacht. So führt Schrenk vor allem dies gegen die gängige Deutung "auf die Gemeinde des Christus als Ganzes" ins Feld: "Wäre das ...

10 ], Roloff, Die Kirche im Neuen Testament (GNT 10), Göttingen 1993, (125-)126. Vgl. u. (bei) Anm. 118. l Zitate (von denen

das

erste

im

Original

z.T.

hervorgehoben

ist):

ebd.,

125.125.126.126. l2 H.D. Betz, Galaterbrief, 546 (vgl. z.B. P. Richardson, Israel in the Apostolic Church [MSSNTS 10], Cambridge 1969, 74: "the common position"). Von G. Schrenk, Was bedeutet "Israel Gottes"?, in: Jud. 5, 1949, 81-94, 87 (samt) Anm. 12 (vgl. 85 [samt] Anm. 7f.), Schlier, Galater, 283 (samt) Anm. 2, und Richardson, Israel, 83 Anm. 2, werden als Vertre-

ter aus der älteren Exegese genannt: Eusebios von Emesa, Chrysostomos, Theodoret von Kyros, Luther und Calvin. Daß sich dem "die meisten Neueren" anschließen (Schrenk, "Israel Gottes", 87 Anm. 12, mit Hinweis auf J.B. Lightfoot, C. Holsten, M. Kähler, R.A. Lipsius, H. Lietzmann, W. Bauer, A. Oepke und N.A. Dahl, wozu Schlier, Galater, 283 Anm. 2, hinzufügt: F. Sieffert, A. Bisping, M.J. Lagrange, O. Kuß und S. Lyonnet), gilt auch für die Zeit nach 1949 bzw. 1962 (s. dazu o. [bei] Anm. 1; vgl. u. [bei] Anm. 30). Neben H. Schlier, (dem frühen) F. Mußner und J. Roloff (s. dazu o. [bei] Anm. 2.10f.) seien noch eigens genannt: Ch. Müller, Gottes Gerechtigkeit und Gottes Volk. Eine Untersuchung zu Römer 9-11 (FRLANT 86), Göttingen 1964, 97 (vgl. 99), U. Luz, Das Geschichtsverständnis

des Paulus (BEvTh 49), München 1968, 270.285; W. Klaiber, Rechtfertigung und Gemeinde. Eine Untersuchung zum paulinischen Kirchenverständnis (FRLANT 127), Göttingen 1982, 28; J. Becker, Der Brief an die Galater (NTD 8, 1-85; 16., durchg. Aufl.), 3. Aufl. dieser Bearb., Göttingen/Zürich 1985, 84; E. Gräßer, Der Alte Bund im Neuen. Exegetische Studien zur Israelfrage im Neuen Testament (WUNT 35), Tübingen 1985, 222f. (vgl. 19 Anm. 53); H. Merklein, Studien zu Jesus und Paulus (WUNT 43), Tübingen 1987, 75, Matera, Galatians, 232; Kraus, Volk, 116.251f.355.359 (vgl. u. [bei] Anm. [115-]118).

13 G, Schrenk, Der Segenswunsch nach der Kampfepistel, in: Jud. 6, 1950, 170-190,

180-183 (Zitate: 182.182.183). Vgl. ebd. 185: "Pls hält auch im Gal. seinem Volke die Treue." Vgl. u. (bei) Anm. 33.

162

Antijudaismus im Galaterbrief?

der Fall, so stünde dieser Gebrauch von 'Israel' bei Paulus ganz einzig da. Er hat sonst ohne Ausnahme ... den Namen Israel den Juden belassen", "dem konkreten

Israel"!*. Selbst die Wendung d Iopanı Kata oapka von 1Kor 10,18 führe nicht auf eine Ausnahme von der Regel: Es "fordert der Ausdruck in keiner Weise die stillschweigende Ergänzung durch ein 'Israel kata pneuma', das ja auch gar nicht ausdrücklich genannt wird."!> Beim "Israel Gottes" sei nicht zuletzt deshalb "an das konkrete Israel und nicht an die christliche Kirche zu denken"!® - näherhin seien "die christgläubigen Juden"!’gemeint —. Freilich: Obwohl der Kern des Arguments, obwohl "Schrenks Hauptargument"!3 sich nicht bestreiten läßt, meint N.A. Dahl, der das sehr wohl sieht!?, im-

merhin sagen zu dürfen: "1. Kor 10 beweist ... doch de

Möglichkeit, daß

14 Zitate: Schrenk, "Israel Gottes", 81.81.88. 15 Ebd., (89-)90. Vgl. u. (bei) Anm. 72 und Kraus, Volk, 188(f.). 16 Schrenk, Segenswunsch, 178(f.). 11 Ders., "Israel Gottes", 81 (vgl. dazu u. [bei] Anm. 27.29.51). Ebd., 94 Anm. 29, führt

Schrenk als Vorläufer dieser seiner Sicht auf: Ephraem Syrus, Ambrosiaster, Gaius Marius Victorinus, Th. Beza, H. Grotius, W. Estius, J.A. Bengel, L.J. Rückert, Ch. Schöttgen, M.L. de Wette, G.H.A. Ewald, Ch.J. Ellicott, B. Weiß, J.Ch.K. v. Hofmann, Th. Zahn, A. Schlatter, W. Bousset, E. de Witt Burton und E. Kühl; vgl. Schlier, Galater 283 Anm. 3, der außerdem E. Wörner und A. Schäfer namhaft macht (vgl. aus jüngerer Zeit: P. v. der Osten-Sacken, Römer 9-11 als Schibbolet christlicher Theologie, in: ders., Evangelium und Tora. Aufsätze zu Paulus [ThB 77], München 1987, 294-314, 305 samt Anm. 12). Minde-

stens für E. de Witt Burton, A Critical and Exegetical Commentary on the Epistle to the Galatians (ICC), Edinburgh 1921, 357f. ("the mercy of God through wich they may obtain enlightenment and enter into peace, upon those within Israel who even though as yet unenlightened are the true Israel of God" [358]), dürfte indes die Beschränkung auf Judenchristen heikel sein (s. dazu Richardson, Israel, 83 Anm. 1), und einen darüber hinausgehenden

Kreis von Juden fassen in jüngerer Zeit (vgl. Schrenk, "Israel Gottes", 86 [samt] Anm. 11, der anälteren Vertretern dieser Sicht lediglich Th. Morus und K.F. Zimmer aufführt) - mehr oder weniger entschieden - u.a. die folgenden Autoren ins Auge: W.D. Davies, Paul and the People of Israel, in: NTS 24, 1978, 4-39, 10 (samt Anm. 2); P. Richardson (s. dazu u. [bei] Anm. 26.29); F. Mußner (s. dazu o. [bei] Anm. 4f.); D. Lührmann (vgl. dazu o. Anm. 6); H. Kremers, Judenmission heute? Von der Judenmission zur brüderlichen Solidarität und zum ökumenischen Dialog, Neukirchen-Vluyn 1979, 38; H. Kuhli, Art. Topanı in : EWNT II (1981), 495-501, 501; J.G. Gager, The Origins of Anti-Semitism. Attitudes Toward Judaism in Pagan and Christian Antiquity, New York/Oxford 1983, 228f.; K.H. Schelkle, Israel im Neuen Testament, Darmstadt 1985, 50 (samt) Anm. 7; E.W. Stegemann, Zwischen Juden und Heiden, aber "mehr" als Juden und Heiden? Neutestamentliche Anmerkungen zur Identitätsproblematik des frühen Christentums, in: Kul 9, 1994, 53-69, 62 ("entweder ... Israel überhaupt oder — wahrscheinlicher noch - ... Jerusalemer Urgemeinde").

18 So die Gewichtung bei N.A. Dahl, Zur Auslegung von Gal. 6,16, in: Jud. 6, 1950, 161-170, 162. 19 Ebd.: "Das ist richtig." Vgl. ders. (d.h. N.A. Dahl), Das Volk Gottes. Eine Untersu-

chung zum Kirchenbewußtsein des Urchristentums, 2., unv. Aufl., Darmstadt 1963 (zuerst 1941), 210 (vgl. 1.213). "Die Übertragung auf die Kirche Christi liegt nur Gal 6,16 vor."

Kirche und Israel Gottes

163

Paulus von seinem Standpunkte aus die Kirche [als] 'Israel nach dem Geist' bzw. Israel Gottes’ hätte bezeichnen können."? Er versucht diese Sicht abzustützen, indem er sich auf den Bereich der ekklesiologischen Begriffe und Vorstellungen des Apostels bezieht?!. Drittens wird eben dieser Bereich in den Abwägungsprozeß eingebracht. So nennt Dahl als "Indizien dafür", Paulus habe den Israel-Terminus "auf die christliche Kirche übertragen" können, "die Übertragung der Begriffe 'Kinder Abrahams', '"Beschneidung', "Volk Gottes’ (2. Kor 6,16; Röm 9,25) usw.", ferner die

paulinische "Kirchenanschauung überhaupt", wie sie sich insbesondere in 1Kor 10,18 und Gal 4,29 niederschlage (vgl. Eph 2,1 16%, Freilich: Gegen einen solchen Schluß von der sonstigen die christliche Gemeinde betreffenden Begrifflichkeit auf die Wendung "Israel Gottes" läßt sich traditionsgeschichtlich einwenden, daß gerade die Vokabel "Israel" recht lange der ekklesiologischen Vereinnahmung widerstanden zu haben scheint. P. Richardson spricht in diesem Zusammenhang von "the total absence of an identification of the Church with Israel until A.D. 160", d.h. bis hin zu Justins Dialog mit dem Juden

Tryphon (s. bes. Dial 11,5; 123,7)**. Viertens werden denn auch die jüdischen Parallelen zum Segenswort am Schluß des Galaterbriefs ins Feld geführt, vor allem die 19. Bitte des Achtzehnge-

bets. So urteilt Richardson: "The Galatians sentence conveys the impression of being an interpreted reflection of the benediction."?> Und zwar müsse angesichts jener Gebetsentsprechung mit ihrem Nacheinander von "uns" und "ganz Israel" für Paulus und das in Gal 6,16 auf "sie" folgende "Israel Gottes" gelten: "Israel is not yet the Christ-believing Jews, it is those [Jews] who are still to believe."26 Freilich: Schrenk, gegen den sich die Negation richtet?’ und für dessen Argumentation das jüdische Vergleichsmaterial von einigem Belang ist2®, vermutet, daß gerade die bei "Israel" sonst nicht belegte Näherbestimmung "Israel Gottes"

20 Dahl, Auslegung, 163. Vgl. (hingegen u. bei Anm. 73.76 und) die nachfolgende Anm.

21 Ebd. Vgl. (W. Gutbrod, Art. Tovdoiog KtA. Im Neuen Testament, in: ThWNT III

[1938], 376-394, 390, und) H.D. Betz, Galaterbrief, 547 Anm. 105, wo Schrenk (s.o. bei Anm. 15) hinsichtlich des Ausdrucks (6) Topanı kard nvedua zugegeben wird, daß Paulus die Wendung "nie ... benutzt", wo es aber gleichwohl heißt: "Aber Gal 4,21-31, bes. 4,29 und Röm 2,17-29; 9-11 zeigen, daß er es getan haben könnte, wenn er gewollt hätte." (Nun, offenkundig hat er es nicht gewollt.)

22 Dahl, Auslegung, 163. 23 Richardson, Israel, 83 Anm. 2 (vgl. 74).

24 5. dazu ebd., 9-14. 2 Ebd., 80.

26 Ebd., 82. Vgl. dazu o. (bei) Anm. 16f.

27 5, dazu o. (bei) Anm. 17 (und u. [bei] Anm. 29).

28 9, dazu Schrenk: "Israel Gottes", 92f.; Segenswunsch, 177-179.

164

Antijudaismus im Galaterbrief?

das paulinische proprium anzeige: Der Apostel wolle auf eine "Scheidung in Israel" hinaus und meine eben die Judenchristen?. Überblickt man die hiermit skizzierten vier Argumentationszonen, die bei der Interpretation von Gal 6,16 ineinandergreifen, so bestätigt sich der Eindruck, es

mit einer crux interpretum zu tun zu haben, gerade insofern, als Jeder dieser Bereiche unterschiedlich in Ansatz gebracht werden kann. So verständlich also die zitierte resignative Bemerkung Mußners ist, so wenig muß es m.E. doch bei einer solchen Einschätzung bleiben. Es fehlt, wie das Beispiel der paulinischen Verwendung von Iopanı (und TopanAitng) zeigt, nicht an recht eindeutigen Befunden. Und bei der ein wenig gründlicheren Beschäftigung mit den einzelnen Sektoren der Argumentation, der wir uns nun (mit II. 1-4) zuwenden, verspricht wohl zumin-

dest der aus methodischen Gründen voranstehende synchrone Durchgang (TI.1), angesichts der jüngeren Exegese des Galaterbriefs über etablierte Aporien hinauszuführen. Sofern diese Beobachtungen und die sich daran anschließenden (II.2-4), bei denen sich der Blick über das an die galatischen Gemeinden gerichtete Schreiben (s. Gal 1,2) hinaus weiten soll, zu einer Stellungnahme " gegen die heutige Dogmatisierung der Deutung"? von d Topanı tov BeoD auf die Kirche führen wird, scheint es sinnvoll, in einem abschließenden Teil (III) noch etwas näher auf die Relevanz von Gal 6,16 für das ekklesiologische Profil dieses Briefs einzuge-

hen.

II 1.1 Wenn wir beim weiteren Kontext von Gal 6,16 einsetzen, so stellt sich nach dem

Dargestellten die Frage, ob wirklich eine "konsequente Enterbungstheorie" (J. Roloff) den Galaterbrief bestimmt. Selbst freilich, wer dieser oder doch einer ähnli-

chen Sicht verpflichtet ist, muß beim "Israel Gottes" nicht notwendig einen betonten Bezug auf Juden(christen) verneinen. Das läßt sich an G. Schrenks Ausführungen demonstrieren, der nämlich bemerkenswerterweise folgendermaßen ur-

teilen kann: "Es ist nicht zu bestreiten, daß die gesetzesfreie, glaubende Christenheit nach Paulus das Judenvolkstum 'beerbt'. Die Christus angehören, sind Abrahams Samen und Erben gemäß der Verheißung: Gal. 3,29; vgl. Röm. 4,13. Auch Gal. 4,22-29 liegt der Gegensatz vor: Judenvolkstum auf der einen Seite und gesetzesfreie Christenheit als universale Gemeinde aus allen. Völkern."?! Aber 2 Ebd., (173-)174 (vgl. 178: Der Apostel will "nur den Restteil Israels" bezeichnen). Vgl. o. (bei) Anm. 17.27 und u. (bei) Anm. 103. Auch Richardson, Israel, 82, indes versteht den Genitiv im Sinne der Einschränkung: Paulus segne "an Israel (of God) within (all) Isra-

SR

30 Schrenk, Segenswunsch, 190 (vgl. ders., "Israel Gottes", 91f.). Dahl, Auslegung, 161, zählt diese Interpretation vorsichtiger zu den "eingebürgerte[n] exegetische[n] Auffas-

SUUEER: - der als solcher eine Überprüfung guttue. Vgl. o. (bei) Anm. 1.12. a Schrenk, "Israel Gottes", 86.

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165

während man normalerweise von solcher Lektüre des Briefes her, von "der christozentrischen Engführung der Nachkommenschaft Abrahams und der Hagar-Sara-Allegorese" aus, schließt: ".'Israel Gottes’ begreift die Christusgläubigen aus Heiden und Juden in sich, und nicht die Judenchristen oder einen Teil Israels und schon gar nicht das bisherige Israel in toto">?, findet Schrenk daneben und nicht zuletzt in Gal 2,15-21 eine "andere Linie des Brief-Corpus", angesichts deren "ein Sngenewunsch über das christgläubige Israel im Gal. gar nichts Absonderliches" Se Daß dem Passus Gal 2,15-21 in der Tat im Aufbau des Galaterbriefs eine ent-

scheidende Rolle zukommen wird, habe ich, zumal unter Rückgriff auf Th. Zahns Auslegung der Stelle?*, in meiner Habilitationsschrift”> zu begründen unternommen: Paulus stellt hier den mehrheitlich heidenchristlichen Adressaten (s. nur 4,8f.; 5,2) das Beispiel geborener Juden, das Beispiel der Bekehrung (V. 15-17a), der Gefährdung (V. 17b-18; vgl. V. 21) und des christusgemäßen, auf Gott ausgerichteten Lebens (V. 19f.) von Judenchristen vor die Augen, und der Apostel kann von dort aus in 3,1-6,17 den Galatern aufzeigen, was es mit ihrer eigenen Hinwendung zu Christus auf sich hatte (3,1-4,7), daß auch bei ihnen eine Orientierung an bestimmten rituellen Vorschriften als grundlegende Bedrohung zu gelten hat (4,8-5,1) und was vita christiana inhaltlich bedeutet (5,2-6,17)°°. Schon diese Vorordnung jüdischer und judenchristlicher Existenz im Corpus des Briefes - und

insbesondere die Anknüpfung an die Unterscheidung zwischen "Juden" und "Sündern aus den Heiden" in V. 15(-17a) — läßt eine den Vorrang des Judentums wahrende heilsgeschichtliche Orientierung des Verfassers erkennen, auch wenn er die Angewiesenheit selbst und schon von Juden(christen) auf Christus, auf die Sündenvergebung betont (bes. V. 16f.20d.21b). Dieser Vorrang bleibt auch in 3,1-4,7 bestimmend, sofern wie in 2,15-17a auch hier (mit Ausnahme nur von 3,14b und

4,6b) die 1.pers.plur. auf Juden(christen) geht, so daß in 3,1-14, in 3,15-29 und in 4,1-7 jeweils das Juden geltende Heilsgeschehen als Voraussetzung dessen zur Sprache kommt, was — deshalb - auch den Heiden gelten kann (s. bes. 3,14.26-29; 4,6f.)?’. Dem fügt sich nahtlos ein, daß hinsichtlich des von Abraham zu den Heieiden führenden Weges (s. bes. 3,8), für den bei diesem Schreiben in der Tat von mehr 32 Zitate: Kraus, Volk, 251. Vgl. ebd., 252: Im Galaterbrief "bleibt kein Raum 82. Anm. bei u. hierzu Vgl. natum." Christum post für eine selbständige Qualität Israels Segens33 Zitate (von denen das zweite im Original hervorgehoben ist): Schrenk, wunsch, 183.182 Vgl. o. (bei) Anm. 13. [KNT IX], 2. Aufl., 34 Eben darauf (nämlich auf Th. Zahn, Der Brief an die Galater

181. Leipzig 1907, 119[-135]) bezieht sich auch Schrenk, Segenswunsch, ation in Gal 2,15ff. Argument zur Studien . Übertreter oder 35 M. Bachmann, Sünder Rückgriff. (WUNT 59), Tübingen 1992, hier 108 (samt Anm. 39-43) jener

36 Vgl. bes. ebd., 101f.110f.153.

T.L. Donaldson, 375, dazu nur ebd., 134-139, wo ich insbesondere Anregungen von in: NTS 32, 3.13-14, Galatians Gentiles: the of Inclusion the The Curse of the Law and of God. The Will istic 1986, 94-112, bes. 95-99, aufgreife. Vgl. ]. Lambrecht, The Universal

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Antijudaismus im Galaterbrief?

ner "christozentrischen Engführung" zu sprechen ist (s. bes. 3,16.19.22.26.28f.;

4,6), Christus als yevönevog Lö vouov (4,4) und damit gerade als Jude (s. bes. 2,14f. [vgl. V. 16-19.21b]; 3,23£.; vgl. 1Kor 9,20) charakterisiert wird, wenn nicht

charakterisiert werden muß. Von dieser heilsgeschichtlichen Sicht weichen auch die nachfolgenden Passagen nicht ab. Denn hier werden die Galater zunächst gewarnt (4,7-5,1), nicht hinter die gewonnene und durch die Bekehrung dokumentierte Erkenntnis Gottes (8. 4,8f.) zurückzufallen, des Gottes, an den Abraham glaubte und der Christus sowohl gesandt als auch auferweckt hat (s. nur 1,1; 3,6; 4,4), und ihnen wird sodann

ein durch die Liebe (s. 5,6.13.22) und den Geist (s. 5,16-18.22.25; 6,8) bestimmtes Leben vor die Augen gestellt (5,2-6,17), das gerade so mit dem - den Juden gegebenen (s. bes. 3,20a.23-25; 4,5) - Gesetz harmoniert (s. 5,14.23; vgl. 6,2)°8, Ins-

besondere ist der schwierige und oft als antijudaistisch interpretierte Abschnitt 4,21-5,1

unter

Berücksichtigung

dieses

Zusammenhangs

(s. bes.

4,8f.;

vgl.

4,1.7.10) schwerlich als Beleg für eine "konsequente Enterbungstheorie" zu werten. Er ist, schaut man genauer hin’, nämlich weder als eine Aufforderung zum "Austreiben" von Judaisierern oder gar von Juden zu verstehen (vgl. 4,30) noch auch im Sinne einer Diskreditierung eines sich vom Sinaigeschehen her definierenden Judentums (vgl. 4,24f.). Vielmehr liegt hier eine dringliche Mahnung vor, in der aktuellen Auseinandersetzung (s. 4,29; vgl. 5,11; 6,12) gemeinsam mit dem Jüdischen Verfasser (s. 4,26.31; 5,1a) auf der durch Freiheit gekennzeichneten und durch heilsgeschichtliche Stichwörter wie "die Freie" (nämlich: Sara), "Isaak"

und "oberes Jerusalem" angesprochenen (4,22f.26.28.30f.) - Seite zu bleiben (s. 4,28-5,1) und nicht in den vor der Bekehrung eingenommenen (s. 4,8f.), primär das Heidentum charakterisierenden Status der Knechtschaft zurückzukehren (Ss.

5,1), was indes nun gerade mit der (erstmaligen) Übernahme von Tora-Regelungen drohe (s. 4,21.25; vgl. 4,10; 5,2-4; 6,12f.).

Es wird also im Brief-Corpus - bei fraglos einschränkenden Bemerkungen zum Gesetz (s. nochmals bes. 3,13.17-19), bei Hinweis auf Sünde bzw. Fehlverhalten gerade auch von Juden (s. bes. 2,16-17a; 3,19) und bei einer "christozentrischen Engführung der Nachkommenschaft Abrahams" (s. bes. 3,29) — das heilsge-

True Gospel in Galatians, in: ders., Pauline Studies. Collected Essays (BEThL 115), Löwen 1994, 299-306, 304f. Vgl. Dunn, Galatians, 345f., der (gegenüber Dahl, Auslegung) auf Paulus’ "earlier description of his fellow Jews as heirs still in their minority (see ... 111.23-1v.3)" verweist.

38 9, hierzu nur Bachmann, Sünder, 119-122. Vgl. J.D. Dunn, Paul: Apostate or Apostle of Israel?, in: ZNW 89, 1998, 256-271, 270f. 39 S, dazu (Bachmann, Sünder, 130-132 [samt Anm. 173], ferner) meinen Aufsatz: Die

andere Frau. Synchrone und diachrone Beobachtungen zu Gal 4.21-5.1, der im vorliegenden Aufsatzband abgedruckt (und von dem eine etwas andere Version in Jud. 54, 1998, 144-164, erschienen) ist.

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schichtliche prae des Judentums sehr wohl respektiert. Dem entspricht in gewisser Hinsicht selbst die voranstehende, eher narrative Partie des Schreibens (1,11-2,14). Denn Paulus setzt in 2,7-9 (vgl. 1,17, auch 1,13.22f£.), ungeachtet seiner Christophanie und der damit sogleich verknüpften Ausrichtung auf Nicht-Juden (s. bes. 1,12.15f.; vgl. 2,9a), die zeitliche Vorordnung und die Unumstrit-

tenheit der &nostoAn ıng neprroung (V. 8) gegenüber seiner eigenen Aufgabe voraus, welche die Heiden einbegreift, und er verschweigt hier überdies nicht, daß

die jerusalemischen "Säulen" ihm und Barnabas Kowwvia gewährten (V. 9) und daß es sich nicht um den umgekehrten Vorgang handelte (und handeln konnte)*. Vom weiteren Kontext aus erscheint es also gut möglich, daß beim "Israel Gottes" von 6,16 ausnahmslos wirkliche Juden im Blick sind. Abzulehnen ist deshalb die Auffassung, der Duktus des Galaterbriefs erzwinge die Deutung auf die Kirche aus Juden und Heiden — wiewohl diese Interpretation von den betrachteten Indizi» en her auch nicht schlichtweg auszuschließen ist. Ziehen wir darum nun den engeren Kontext zu Rate! Da verdient zunächst Beachtung, daß die beiden mit'ide bzw. \dete und mit dem Verfasser als Subjekt einsetzenden Passagen 5,2-12 und 6,11-17 sich zwar auch darüber hinaus deutlich

berühren (vgl. nur 5,2b-4 mit 6,16f. und 5,6 mit 6,15), aber doch mit den "Gegnern" unterschiedlich verfahren*': Während im früheren Abschnitt ihre heftige Verurteilung und insbesondere die ihnen geltende sarkastische Kastrationsempfehlung den Schluß bildet (5,7-10, bes. V. 12), steht im späteren Passus die Bezugnahme auf diese Personen voran (6,12f.), ohne daß es hier doch - trotz Benennung oder Unterstellung zweifelhafter Motive — zu einer ähnlichen Schärfe wie dort käme. Dem etwas milderen Ton entspricht es, daß der unmittelbar vor dem Eschatokoll stehende Vers 6,17, obwohl er mit einer abwehrenden Wendung (V. 17a) einsetzt, nicht polemisch, sondern mit einem positiven Wort endet, das den Chri-

stusbezug des - jüdischen, sich nach V. 14 dennoch lediglich des Kreuzes rühmenden — Verfassers kennzeichnet: "ich trage die Malzeichen Jesu an meinem Leib" (V. 17b). Neben der weniger aggressiven Formulierung des Abschnitts 6,12-17 fällt sodann auf, daß hier innerhalb des Briefs erstmals einigermaßen klar eine Verbin-

dung der "Gegner" mit dem Judentum zur Sprache gebracht wird. Der Konnex läßt sich am Stichwort "rühmen" (V. 13.14; vgl. [Röm 2,23; 3,27 und] V. 12) ebenso ablesen wie daran, daß diese Leute nicht nur nach V. 13b (vgl. 5,2) auf die Beschneidung galatischer Christen hinwirken, sondern daß sie selbst in V. 13a als neptrreuvönevoi charakterisiert werden.

40 5 dazu bes. Zahn, Galater, 103-105 (mit Hinweis u.a. auf 1Makk 6,58; 11,62). Vgl. (indes) etwa H.D. Betz, Galaterbrief, 187-191.

41 5, hierzu nur Bachmann, Sünder, 112-118 (bes. 113 samt Anm. 67). Vgl. u. bei

Anm. 58.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

Nimmt man beides zusammen, die ein wenig sanftere Redeweise in 6,12-17 und die erst jetzt gegebenen ziemlich deutlichen Hinweise auf einen durch reptteuvönevor bestimmten jüdischen Hintergrund der galatischen Krise, so wird man für die erstmalige und einzige Verwendung des Israel-Begriffs in V. 16 einen abschließenden und positiven Bezug auf wirkliche Juden ernsthaft in Erwägung ziehen müssen. Für ein solches Verständnis könnte insbesondere sprechen, daß die

beiden dootr-Sätze von V. 12 und V. 16 einander jedenfalls formal entsprechen“”. Bei einer nicht im übertragenen Sinne zu begreifenden Verwendung des Terminus Iopanı bliebe es also nicht bei der Polemik von V. 12f., käme es vielmehr im Blick auf Beschnittene zu einer versöhnlicheren Tonlage, zumal ja Juden in V. 15

— also durch die Relativierung von "Beschneidung" und "Unbeschnittenheit" — ebensowenig vom endzeitlichen Heil ausgeschlossen werden wie Heiden (vgl. 3321148330): Sollte mit dem "Israel Gottes" von V. 16 nicht die christliche Gemeinde aus Juden und Heiden gemeint sein — und sollte dementsprechend in V.17 bei undeig nicht ausschließlich an Christen gedacht sein*° -—, wäre im übrigen besonders einfach zu erklären, warum Paulus im Schlußsatz des Galaterbriefs (6,18), anders als

sonst in seinen Schreiben**, die Adressaten nochmals eigens als &8eAdoi anspricht*> : Ihr Kreis ist dann nicht identisch mit dem zuvor ins Auge gefaßten, insbesondere nicht mit d Iopanı tod Beod, muß in diesem Fall demnach eigens namhaft gemacht werden. Auch der sozusagen engste Kontext gibt schließlich ein Indiz gegen die übliche Interpretation von 6,16 an die Hand. Es handelt sich um die Art, wie der am Ende des Segenswortes plazierte Ausdruck "Israel Gottes" mit dem Vorangehenden ver-

Gr Vgl. nur Bachmann, Sünder, 113 Anm. 66. 43 Zahn, Galater, 284f., ergänzt in V. 17 beim einleitenden tod Aoınod den vorangehenden Terminus TopafX und begreift es "im Gegensatz zu den Menschen, welchen vorher Friede und Erbarmen angewünscht war, persönlich". Er übersetzt demgemäß: "Von dem übrigen (Israel) soll mir niemand Mühe und Belästigung bereiten ..." (285). Aber wo Paulus Aoınödg sonst persönlich gebraucht, setzt er den - auch hier möglichen ("Von den übrigen Israeliten") — Plural (z.B. Gal 2,13), während der Singular bei ihm durchweg adverbiell verwendet wird (vgl. bes. 2Kor 13,11; Phil 3,1; 4,8; 1Thess 4,1; vgl. ferner 2Thess 3,1; Eph 6,10). Vgl. A. Oepke, Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK IX), Nachdr. der 2., verb. Aufl., Berlin 1964, 163. 4 Doch vgl. immerhin 2Kor 13,11; 1Thess 5,27£.; Phim 20 (und ferner Eph 6,23). 4 Vgl. H.D. Betz, Galaterbrief, 551: "Eigentümlich ist die Anrede, 'Brüder', die in diesem Brief so wichtig ist, aber in keinem anderen paulinischen Segensspruch vorkommt." Wenn man diese Merkwürdigkeit mit Lührmann, Galater, 103 (vgl. z.B. Matera, Galatians, 233), folgendermaßen zu deuten versucht: "Bei aller Schärfe der Auseinandersetzung blei-

ben die Galater Brüder", so fragt sich, ob es eines weiteren Hinweises dieser Art nach den einigermaßen analogen Brüder-Belegen des Schreibens (1,11; 3,15; 4,12.28.31; 5,13; 6,1)

und vor allem nach dem im üblichen Sinne verstandenen Segenswort von 6,16 wirklich noch bedurfte.

Kirche und Israel Gottes

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knüpft ist, mit &upnvn Em abrovg kat EXeog (V. 16b) und mit der Charakterisierung der (zumindest) dabei Gemeinten durch 8001 tw Kavdvı TObIW OTOLxncovoıv (V. 16a) - einer Umschreibung, die ihrerseits auf die Interpretation des Christusereignisses im Sinne der über die Differenzierung von "Beschneidung" und "Unbeschnittenheit" hinausführenden "neuen Schöpfung" (V. 14f.) zurückgreift. Wie "neuerdings die Meisten"*° begreift etwa auch W. Kraus den Anschluß: "Eine ... ungezwungene Lösung ergibt sich, wenn das letzte kai in V.16 epexegetisch verstanden wird: Dann bezieht sich Topanı tod HeoV zurück auf adrovg, d.h. auf diejenigen, die nach der Richtschnur der Neuschöpfung wandeln. Sie, die identisch sind mit denen &v Xpıotw, stellen das Israel Gottes dar."*’ Indes, von Ungezwungenheit sollte man in diesem Zusammenhang besser nicht reden. Nicht nur, daß hier die auf die nähere oder auf die fernere Zukunft weisenden Momente, nämlich wenigstens das Futur otoıyncovaıv und der Begriff &Aeog (vgl. nur Röm 11,31f.), schwerlich zu ihrem Recht kommen“®! Es fehlt vielmehr auch an pauli-

nischen Parallelen, die es erlaubten, beim ko Ent 10V IspanA tod Beod das Kai als epexegetisch zu bestimmen®. Th. Zahn wendet gegenüber einer solchen Auffassung überdies zu Recht ein: "Nur ohne das kat, welches, um diesen Sinn zu gewinnen, gelegentlich gestrichen wurde, könnte dies zur Not eine Apposition zu En abro0g sein, obwohl eine Anknüpfung durch oitıveg Eıowv oder TovtEsTtıv natürlicher und das Nachhinken der Apposition ganz unveranlaßt wäre." Es wird demnach bei En abroog und bei Er töv Topanı tod BeoV an zwei unterschied-

46 Schrenk, "Israel Gottes", 84 (samt) Anm. 7 (der Vertreter der betreffenden Sichtwei-

se nennt). Vgl. Oepke, Galater, 163: "so die meisten". 47 Kraus, Volk, 251, der sich in Anm. 337 auf F. Blaß/A. Debrunner, Grammatik des neutestamentlichen Griechisch, bearb. v. F. Rehkopf, 14., völlig neubearb. und erw. Aufl.,

Göttingen 1976, $ 442,6, und auf ]. Rohde, Der Brief des Paulus an die Galater (ThHK IX),

1. Aufl. der Neubearb., Berlin 1989, 278, bezieht. e Vgl. dazu etwa Zahn, Galater, 282f., und Oepke, Galater, 163. 49 Zu den bei W. Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur, 6., völlig neu bearb. Aufl., im Institut für neutestamentliche Textforschung/Münster unter besonderer Mitwirkung v. V. Reichmann hg. v.K. Aland/B. Aland, Berlin/New York 1988, 797, aufgeführten - paulinischen - Stellen s. einerseits Zahn, Galater, 283 Anm. 45, andererseits die gesonderte Rubrizierung der Kai "Israel mit dem Demonstrativpronomen verbindenden Belege (wie 1Kor 2,2) bei Schrenk, dl 06 mit thematisiert, nicht Schrenk Gottes", 85 Anm. 9. Daß Röm 1,5, von Zahn und explikatives) (oder es epexegetisch ein für Beispiel ein EA&Bonev xApıv kat AmocroAhv kat bietet, wird man im übrigen schon wegen der l1.pers.plur (vgl. dagegen 1,1.8) bezweifeln dürfen. vorigen 50 Zahn, Galater, 283 (vgl., was insbesondere TovtEotıv angeht, die in der g von Auslassun die für 44 Anm. in der — todrto) kai für Anm. angesprochenen Belege z.B. 86. Gottes", "Israel Schrenk, z.B. Vgl. —. nennt D t «od die Handschrif

170

Antijudaismus im Galaterbrief?

kepz Kreise gedacht sein, und dabei muß keineswegs der eine den anderen umfassense Achtet man darauf, daß es ei c.acc. bietende präpositionale Wendungen sind, die in 6,16 verbunden werden, so bestätigt sich der gewonnene Eindruck. Denn es

"überwiegt bei weitem jene Figur, in der das zweite emi die Hinzufügung eines neuen Momentes bringt", um es mit Schrenk zu sagen. Unter den von ihm zu-

sammengestellten Belegen’® lassen sich dafür jedenfalls Mt 27,25 ("über uns über unsere Kinder"); Apg 5,11 ("über die ganze Gemeinde und über alle, die hörten"); 11,15 ("über sie wie auch [®ortep kai] am Anfang über uns"); Hebr ("über das Haus Israel und über das Haus Juda") und Apk 20,4 ("auf die Stirn

und das 8,8

und auf ihre Hände") geltend machen. Obwohl bei Paulus, soweit ich sehe, eine Ver-

knüpfung zweier derartiger präpositionaler Ausdrücke durch bloßes kai außer in Gal 6,16 fehlt, suggeriert er doch gelegentlich einen entsprechenden Wortlaut. So ließe sich der in Röm 5,14 begegnenden Formulierung Kai Eni ToDg un anaprncavrag En To duorwuart ng napaßdcewg "Aödu, wäre man auf Vollständigkeit bedacht, eine um die Negation reduzierte Aussage voranstellen. Noch interessanter ist für den zu klärenden Zusammenhang wohl der Beleg Röm 4,9 - mit Einschluß seines Kontexts —. Denn wenn hier gefragt wird, ob der uakapıouög von V. 7f. (bzw. von Ps 31[32],1f.) eni trv neprrounv f Kai En Trv Axkpoßuotiav ergehe, so besteht jedenfalls bei den Motiven des Segenswunsches und der "Beschneidung" bzw. "Unbeschnittenheit", überdies beim in V. 12 begeg-

Sl Wenn z.B. nach Schrenk, ebd., 85 Anm. 9, Paulus "zum Allgemeinen das Besondere" (nämlich: "die christgläubigen Juden" [s. dazu nur o. Anm. 17]) ergänzt (vgl. z.B.

1Kor 9,5) und wenn etwa nach Oepke, Galater, 163 (vgl. F. Sieffert, Der Brief an die Galater [KEK VIIJ; 9. Aufl.], neu bearb., Göttingen 1899, 362), umgekehrt "das kat neben den Teil die Gesamtheit stellt" (nämlich: neben "alle Christen in Galatien, die Gott im Glauben gehorchen werden", als umfassendere Korporation "das nt.liche Gottesvolk überhaupt" [ebd.]), so bleiben beiden gegenüber doch wiederum Zahns ältere, vielleicht etwas zu bestimmt vorgetragene Bedenken von einigem Belang (Galater, 283 [vgl. dazu z.B. Apg 5,29; Röm 1,13; Gal 2,13]): "Im letzteren Fall könnte nüg (nävtes) oder 8Xog hinter kat nicht fehlen, wenn nicht ein pluralischer Ausdruck mit oı Aoınoi bevorzugt wurde. Der erstere Fall aber könnte nur bei der LA [Lesart] otoıyoücıv angenommen werden", während Paulus beim Futur über solche Galater hinaus, die der (in 6,14f.) bezeichneten Richtschnur Folge leisten, "einen zweiten Kreis" ins Auge fassen werde. Vgl. Kuhli, Topanı, 500f., und Schrage, "Israel nach dem Fleisch", 145. 52 Schrenk, "Israel Gottes", 86 Anm. 10. 53 Ebd. (vgl. ders., Segenswunsch, 177 samt Anm. 8, und Dahl, Auslegung, 167) - wo u.a. noch auf Mt 5,45; Hebr 10,16; Apk 19,16 verwiesen wird —. Nicht überzeugt hat mich Richardsons (Israel, [80-]81 [samt] Anm. 1) Einwand gegen diesen Überblick und dessen Auswertung; denn daß sich dabei keine Entsprechung zum Einschub von kai EXeog findet, ändert nichts am Miteinander zweier präpositionaler Ausdrücke.

Kirche und Israel Gottes

171

nenden Ausdruck von den in Abrahams Fußspuren "Wandelnden" (otoıyeiv), eine erhebliche sprachliche und inhaltliche Nähe zu Gal 6,15f. Außerdem legen die Verse Röm 4,11f. mit ihrer Redeweise von Abraham als "Vater aller unbe-

schnittenen [öl &kpoßvorias] Glaubenden" und als "Vater der Beschneidung" für die Frage von V. 9 die Antwort nahe, der Makarismus erstrecke sich emı trv AxKpoßvotiav kai Ent trv neprrounv! Daß in einem ähnlichen Sinne auch Gal 6,16 begriffen werden kann, haben die

Beobachtungen zum weiteren, engeren und engsten Kontext wahrscheinlich gemacht. Kaum einbezogen wurde in die Erwägungen bislang die unmittelbar auf das eıphvn En’ abroog folgende und dem kai Ent 16V Topanı Tod HeoD vorangehende erste Ergänzung, nämlich Kai &Xeoc””. Zum einen unterstreicht sie den bereits durch stoıyncovaıv markierten futurischen Zug. Das läßt die — verglichen z.B. mit 1Tim 1,2 - auffällige Nachordnung gegenüber dem Terminus eıipnvn schon vermuten», und bestätigend kommen mit EAeog (und EXeetv) bei Paulus und darüber hinaus verbundene "eschatologische" Konnotationen hinzu°®. Zweitens haben es EXeog und EAeeitv beim Apostel, und nicht nur bei ihm, auch mit der Israel-Problematik zu tun?’. Beides zusammen bekräftigt das bereits zur Korrespondenz von Gal 5,2-12 und 6,11-17 Gesagte” 8_ sofern so vollends deutlich ist, daß der Bezug auf das — künftige — göttliche Erbarmen nun zumindest in der Ver-

54 Doch vgl. o. (bei) Anm. 49.53 55 Vgl. dazu nur Zahn, Galater, 282, und Longenecker, Galatians, 298, ferner u. (bei)

Anm. 90-110. 56 Bei F. Staudinger, Art. EAeog, in: EWNT I (1980), 1046-1052, 1049, heißt es zu Recht (vgl. bes. Röm 11,31[-33]): "Pls expliziert Gottes EXeoc/eieeiv Röm 9; 11; 15 als heilsgeschichtlich-eschatologisches Tun in Jesus Christus." Aus dem übrigen Neuen Testament sind vor allem die Belege Mt 5,7; 2Tim 1,18; Jak 2,13 und Jud 21 zu vergleichen (vgl. Zahn, Galater, 282 [samt] Anm. 43), die ihrerseits traditionsgeschichtlich nicht isoliert dastehen (s. dazu vorerst nur die o. bei Anm. 3.25 erwähnte Formulierung des Achtzehngebetes sowie Dunn, Galatians, 344). Vgl. u. Abschnitt 11.4. 57 Das Substantiv kommt innerhalb der unumstrittenen Paulus-Schreiben dreimal im Römerbrief vor (9,23 [s. dazu nur V.24!]; 11,31 [s. dazu nur V.28£.'!]); 15,9 [s. dazu nur V.8.10!]) - und "außerhalb des Röm nur Gal 6,16, bezeichnenderweise auch hier verbunden mit dem Stichwort Topanı" (so D. Sänger, Die Verkündigung des Gekreuzigten und Israel. Studien zum Verhältnis von Kirche und Israel bei Paulus und im frühen Christentum [WUNT 75], Tübingen 1994, 132 Anm. 348). Der Schwerpunkt der Verwendung des Verbs läßt sich mit der Nennung von Röm 9-11 kennzeichnen (9,15.16.18; 11,30.31.32; ferner [und anders]: Röm 12,8; 1Kor 7,25; 2Kor 4,1; Phil 2,27). Auch dabei steht Paulus keines-

wegs allein da, wie etwa 1Petr 2,10 und im jüdischen Schrifttum das Achtzehngebet (s. dazu

nochmals o. bei Anm. 3.25, ferner z.B. Dunn, Galatians, [343-]344) erkennen lassen. Vor introallem wegen des Begriffs "Erbarmen" heißt es bei Dunn (ebd.): "Paul has deliberately unmistakable" be would character Jewish very whose benediction, duced a strongly Jewish Vgl. (und zwar "to all the Christian Jews in Galatia and to those most influenced by them"). u. Abschnitt II.4

58 S, dazu o. (bei) Anm. 41.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

bindlichkeit der Formulierung über die Schärfe von 5,10-12 und insbesondere über die in 5,10 jedem Unruhestifter entgegengeschleuderte Gerichtsandrohung hinausführt”. Zugleich geht bei dem zum Begriff "Erbarmen" soeben Vermerkten der Blick indes schon über den Galaterbrief hinaus. Auch die paulinische Israel-Terminologie, der wir uns nun zuwenden, begegnet primär außerhalb dieses Schreibens.

12 Daß die Israel-Begrifflichkeit im Corpus Paulinum nachdrücklich die Deutung des Ausdrucks "Israel Gottes" von Gal 6,16 auf wirkliche Juden hin stützt, wurde schon angesprochen‘ und läßt sich recht schnell zeigen. Das gilt zunächst für das Gentilium Topanıitng, das hier dreimal begegnet (Röm 9,4; 11,1; 2Kor 11,22), und zwar durchweg so, daß der Verfasser eine Verbindung zu seiner eigenen Person herstellt. Wenn er in Röm 11,1 formuliert kai yAp Ey® Topanııtng eiui und wenn er dazu stützend auf seine Abstammung von Abraham und auf seine Zugehörigkeit zum Stamme Benjamin verweist, so um an sich zu demonstrieren, daß d

Bedg TöV Aandv abrov (V. 1.2), trotz aller gegenteiligen Indizien (s. nur 9,31; 10,18-21), nicht verstoßen hat (11,2; vgl. V. 1 und IReg [Sam] 12,22; Ps 93[94], 14), vielmehr an ihm, an — seinem - Israel (s. nur 10,21; 11,2), festhält. Entsprechend betont Paulus in Röm 9,4f., wo er auf "die 'Sohnschaft' (vgl. Gal 4,[1-]5), die 'Herrlichkeit', die Bündnisse, die Gesetzgebung und die Verheißungen", ferner auf "die Väter" und die Abkunft Christi verweist, mit diesen Merkmalen die heilsgeschichtliche Auszeichnung derer, die er "Israeliten" nennt und die er (in V. 3) als

seine "Brüder" und "Stammesgenossen" (vgl. Röm 16,7.11.21) bezeichnet®!. Während ihnen in Röm 9,1-5 (s. bes. V. If. und das "Amen" von V. 5) seine "mit großer Leidenschaft vorgetragene Anteilnahme" gilt6?, geht es in 2Kor 11,22 um eine Auseinandersetzung mit "Gegnern". Bemerkenswert dabei ist, daß er deren "Berufung ... auf die Teilhabe an den Privilegien des Gottesvolkes"®, nämlich "Hebräer", "Israeliten" und "Same Abrahams" zu sein, in seiner "Narrenrede"

nicht einfach für irrelevant erklärt, vielmehr diese zusammengehörigen Prädikate*, insbesondere also das des Israeliten, auch für sich beansprucht: Ob-

59 Vgl. Dunn, Galatians, 345: "Paul holds out an olive branch to his opponents". Vgl. hingegen o. Anm. 9.

60 Nämlich o. (bei) Anm. 4-6.14-17(-24) und zum Abschluß von Abschnitt I.

er Entsprechung von Röm 11,1f. und Röm 9,4f. vgl. Kraus, Volk, 308: "Die Bezeichnung 'sein Volk’ korrespondiert ... sachlich den Privilegien in 9,4f ." Vgl. Röm 11,4, wo Paulus gegenüber 3(1)Reg 19,18 ein &uawvı@ ergänzt, um so Gottes Bindung an den "Rest" Israels und damit an Israel zu akzentuieren (s. dazu ebd., 309 samt Anm. 252). 62 H. Kuhli, Art. TopanAitng, in: EWNT II (1981), 501-504, 503f.

63 Ebd., 503.

64 Für die Zusammengehörigkeit spricht die in 2Kor 11,22 gegebene rhetorische Verbindung der drei Momente (s. Kuhli, ebd.) und sprechen die Parallelen (s. bes. Röm 11,1;

Phil3,9):

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wohl diese Abkunft von fragwürdigen Leuten fragwürdig geltend gemacht werden kann, ist die physische und "volle Zugehörigkeit zum Volk Israel" für Paulus keineswegs eine zu vernachlässigende Größe. Ahnlich verhält es sich beim Ethnikon Iopanı, auch wenn in dem an 2Kor

11,18ff. gemahnenden Zusammenhang Phil 3,2ff. die wieder unmißverständlich akzentuierte physische Zugehörigkeit zu Israel (V. 5: nepıroun oktannepog, EX y&vovg Iopanı, vvAng Bevianiv, ‘Eßpaitog E& ‘Eßparwv ... ) hinsichtlich ihrer Relevanz deutlicher eingegrenzt, christologisch relativiert wird (V. 7f.: Gnyio, okbBaAa). Außer in Phil 3,5 ist der Begriff in mindestens dreizehn Versen (vgl. ferner Röm 10,1v.l. sowie Eph 2,12) der Paulusbriefe belegt (Röm 9,6.27.31; 10,19.21; 11,2.7.25.26; 1Kor 10,18; 2Kor 3,7.13; Gal 6,16). Dabei wird der auf die

gegenwärtige Zugehörigkeit zum Volk Gottes gehende Terminus TopanAtraı für die Vergangenheit sozusagen durch den Ausdruck oı vıor Iopani ersetzt, wie er in 2Kor 3,7.14 in Anlehnung an Ex 34,35 verwandt und in Röm 9,27 aus Hos Bl

aufgegriffen wird, freilich ohne daß hier wie dort eine "eschatologische" Perspektive fehlte (s. nur Röm 9,27b [Jes 10,22]; 2Kor 3,14b-1669) — nicht anders als auch in Phil 3,2ff. (s. bes. V. 9-11.20f.). Da der Zukunftsbezug überdies für Röm 9-11 insgesamt bestimmend ist (s. bes. 11,11-32) — also für diejenigen Kapitel, welche die Mehrzahl der paulinischen IopanA-Belege stellen - und da überdies in 1Kor 10 die Wüstengeneration und das Topanı kata oApka (V. 18) typologisch (s. V. 6.11) im Blick auf die christliche Gemeinde und das "Eschaton" (s. V. 11-13) hin betrachtet werden, wird man zunächst festzuhalten haben: Die futurische Dimension, die uns bereits bei Gal 6,16 begegnete, ist ein verbindender Zug

aller hier in Betracht zu ziehenden Zusammenhänge. Zudem geht es bei dem Terminus Topanı — wie schon bei TopanAitng bzw. TopanAttaı - durchweg um wirkliche Juden. Ins Auge gefaßt werden so (jenseits von Gal 6,16): die Wüsten-

generation (1Kor 10,18 [vgl. V.1-11]) und nicht zuletzt sie (2Kor 3,7.13), Adressaten Elias (Röm 11,2) und Jesajas (Röm 9,27, 10,21) - sowie vergleichbare Personen (vgl. Röm 11,5) -, Paulus selbst (Phil 3,5), ein zeitübergreifendes Judentum (Röm 9,31; 10,19; 11,7), das der paulinischen Gegenwart (Röm 11,25) und

das "eschatologische" (Röm 11,26). Sieht man von der in ihrer genauen Bedeutung nicht eben unumstrittenen®” Formulierung näg Topanı aus Röm 11,26 ab, die je-

65 Kuhli, ebd.

Sän66 Vgl., was die beachtliche Nähe von 2Kor 3,16 zu Röm 11 (bes. V. 23) angeht,

ger, Verkündigung, 178f.

67 S, dazu nur Richardson, Israel, 128 samt Anm. 6 (vgl. 82). Kaum noch bestritten

gewird, "daß mit 'ganz Israel' die Juden und nicht die Judenchristen und Heidenchristen Dazu genaumeint sind" (Kraus, Volk, 321 [samt Anm. 343], mit Verweis u.a. auf V. 25b). 132), (FRLANT Testament Neuen im Maß gische eschatolo Das , er: R. Stuhlmann

... zu Göttingen 1983, 179-181 (vgl. ebd., 178: "TIäg ist ... nicht als numerisch vollständig Names The Tomson, P.J. Acipa"). verstehen, sondern als emphatischer Gegenbegriff zu 120-140. Israel and Jew in Ancient Judaism and in the New Testament, in: Bijdr. 47,1986,

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denfalls irgendwie "kollektiv zu verstehen" sein wird, ist für 1Kor 10,18 und die

Belege aus Röm 9-11 schließlich kennzeichnend, daß innerhalb des Judentums differenziert wird: Während die paradoxe Redeweise von Röm 9,6 (od ... nävteg d1

&& Topanı odroı IopanA) die Vorstellung einer kleineren Korporation immerhin suggeriert, verglichen mit der die umfassende Gemeinschaft trotz des für sie gebrauchten Namens eigentlich nicht TopafjX heißen dürfte, kommt es bei der "Rest"-Aussage von Röm 9,27, ebenso in Röm 10,19-11,10 mit der in 11,7 vorge-

nommenen Unterscheidung zwischen der "Auswahl" und den verstockten "übrigen", ferner bei dem Hinweis von Röm 11,26 auf eine "teilweise Verstockung" in

Israel ohnehin nicht zu einer Limitierung des Israel-Begriffs hin auf eine Kerngruppe®”. Dazu und auch zur Verwendung von odp& in Röm 9,3 (vgl. 11,14; etwas anders: 9,5) und 9,8 (vgl. Phil 3,3f.; Gal 6,12f.) fügt sich die Formulierung d TIopanı Kata oapka von 1Kor 10,18. Denn was jene Stellen aus Röm 9-11 schon vermuten lassen können, daß hier nämlich das Komplement zu einer solchen

Kerngruppe (m.a.W.: zum "Rest") im Blick ist, d.h. eher negativ zu qualifizierende Juden, wird durch den Kontext (vgl. bes. V. 14.19 mit V. 7 und V. 22 mit V. 9) bestätigt. Wie W. Schrage gegenüber anderen Auslegungen wahrscheinlich gemacht hat’, ist zu denken an "Israel, soweit es nicht Gott, sondern den Götzen op-

268-289, 285 samt Anm. 159 (vgl. ebd., 286 samt Anm. 161 sowie u. Anm. 73), verweist

zu Recht auf CD 16,1 als wichtige Parallele, wo es ja heißt: "mit euch einen Bund und mit ganz Israel" (so E. Lohse [Hg.], Die Texte aus Qumran. Hebräisch und Deutsch. Mit Über-

setzung, Einführung und Anmerkungen, 2., kritisch durchg. und erg. Aufl., Darmstadt 1971,

[98-]99). Ferner sind etwa mSan 10,1 (wonach 9x8‘ 93 Anteil am kommenden Äon haben wird) und TestBenj 10,11 (kai ovvaxenceraı näg Topanı npög Kbpıov) zu vergleichen (s. Kraus, Volk, 321 samt Anm. 342); vgl. darüber hinaus Merklein, Studien, 308f., und u. (bei) Anm. 98.100.101.109.131 sowie bei Anm. 106.

68 Kuhli, Topanı, 500. 2 Vgl. hinsichtlich der grammatischen Zuordnung von ano u£povg Kraus, Volk, 320 Anm. 335. Man wird im übrigen wohl seiner Argumentation (ebd., 308-312) dafür zu folgen haben, daß schon in Röm 11,1f. beim "Rest" die Größe näg Topanı von 11,26 im Blick ist (vgl. ebd., 321 [samt Anm. 344]: " 'Rest' ...als "Angeld' auf die Vollzahl"). 70 Schrage, "Israel nach dem Fleisch", bes. 144-150 (samt Anm. 2-8.32f. [mit Hinweisen auf andere Deutungen]). Nicht einzuleuchten vermag die Kritik durch Kraus, Volk, 189 Anm. 225, sofern angesichts der "Einheitlichkeit des Zusammenhangs 1Kor 10,1-22" (ebd., 188 Anm. 219) das Präsens von V. 18b kaum, wie er meint, einen "Rückbezug unwahrscheinlich" werden läßt. Vielmehr sind die präsentischen Formen "ein Indiz dafür, daß ab V.14 die aktuelle Problematik der Teilnahme von Korinthern an heidnischen Kultmahlen in den Vordergrund tritt", und zwar auf dem Hintergrund der mit "der einmaligen historischen Episode des Goldenen Kalbes" arbeitenden "Typologie von V.1ff." (Zitate: Schrage, "Israel nach dem Fleisch", 149). Vgl. das ähnliche Nacheinander von Gal 4,22f. und Gal 4,24-31 sowie von 2Kor 3,7-11 und 2Kor 3,12-18 (und dazu meinen in der vorliegenden Aufsatzsammlung abgedruckten Beitrag [s.o. Anm. 39]: Die andere Frau. Synchrone und diachrone Beobachtungen zu Gal 4.21-5.1, dort bes. [bei] Anm. 68).

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fert."7! Zumal die Wüstengeneration nach V. 3f. "geistliche Speise" und "geistlichen Trank" empfing, wäre, wollte man hier kühnerweise den Gegenbegriff 8 Topanı Katı nvedna (vgl. Röm 1,4; Gal 4,29) eintragen, darunter "als oppositum" zu verstehen "nicht ein anderes Israel in Gestalt des neuen Gottesvolkes, sondern diejenigen, an denen Gott Gefallen fand, weil sie nicht zu denen gehörten, die Götzendienst trieben." Zieht man die Summe, so wird man sagen müssen: Die paulinische Israel-Terminologie jenseits von Gal 6,16 schließt die Möglichkeit nahezu aus, daß beim "Israel Gottes" dieser Stelle an die Kirche aus Juden und Heiden gedacht ist’, Vielmehr ist es angesichts dieses Vergleichsmaterials sehr wahrscheinlich, daß hier wirkliche Juden gemeint sind, zumal die Bindung Gottes an sein Volk, eben

das Israel Gottes, und der Zukunftsbezug, wie sie für Gal 6,16 charakteristisch sind, im Zusammenhang der übrigen Israel-Aussagen des Apostels ihre Entspre' chungen finden’*. 11.3 Gegen die soeben betrachteten Daten und gegen den schon eingangs” erwähnten übergreifenden Tatbestand, daß der Terminus "Israel" auch außerhalb des paulinischen Schrifttums vor der Mitte des zweiten Jahrhunderts nicht auf die Kirche aus Juden und Heiden bezogen wird, kommen die Hinweise’® auf diejenigen ekklesio-

2 Schrage, "Israel nach dem Fleisch", 150. Anders z.B. H.D. Betz, Galaterbrief, 547. = Schrage, "Israel nach dem Fleisch", 150. Schrage selbst vermeidet die Ergänzung d Topanı katı nveuua (s. ebd., 144f.150f.), die vom paulinischen Sprachgebrauch her auch nicht zwingend ist (s. dazu nur Kuhli, Topa.fA, 500, und o. bei Anm. 15). Vgl. Stegemann, Juden, 62. 2 Vgl. hingegen o. bei Anm. 20. Mit dem erhobenen Befund, insbesondere damit, daß bei Paulus (zumindest jenseits von Gal 6,16)

"there is, in fact, no instance of his using

Topanı except of the Jewish nation or a part thereof" (de Witt Burton, Galatians, 358; vgl. Davies, Israel, 10, und Gager, Origins, 228f.), dürften selbst die vorsichtigen Bemerkungen Dunns (Galatians, 345) nicht vereinbar sein (vgl. u. Anm. 114), der davon spricht, beim "Israel Gottes" sei gedacht an "the Jewish people precisely in their covenant identity", aber hinzufügt: "not as excluding Jews as a whole, but as including Gentile believers (cf. Rom. ix.6; xi.17-26; 1 Cor. x.18)." M.E. etwas unverfänglicher formuliert Tomson, Names, 288 (vgl. u. [bei] Anm. 117): "The most prominent misunderstanding is, that for Paul the name Israel

would represent a spiritual reality only. The reserve (sic) is true. Israel for Paul is ... real Israel, his own people." Für Gal 6,16 bedeutet das nach Tomson (ebd., 285 [vgl. o. Anm. 67]):

"There are two communities Paul belongs to: the new Christian community and the people of Israel. And his non-Jewish readers are begged not to stand off but to respect this." Vgl. u. (bei) Anm. 117.137. 1 Vgl. dazu einerseits o. (bei) Anm. 55f., andererseits o. (bei) Anm. 61.66.

75 S. dazu o. (bei) Anm. 23f. 76 5, zu ihnen o. (bei) Anm. 20-22.

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logisch relevanten Begriffe nicht an, bei denen ein solcher Übertragungsvorgang gegeben ist. Diese Einschätzung ist um so zuversichtlicher zu vertreten, als da gerade der traditionsgeschichtliche Sachverhalt weithin ein anderer ist: Von Kindschaft im Verhältnis zu Gott (s. bes. Röm 8,14.15.19.23.; 9,8.26; Gal 3,26; 4,6f.) und von einer Relation zu Abraham als Vater (s. bes. Röm 4,1.11f.16f.; 9,7, Gal

3,7.9.29; vgl. 4,28) kann schon im jüdischen Schrifttum so gesprochen werden, daß nicht allein geborene Juden im Blick sind (s. bes. JosAs 19,[5-]8; Sir 44,19 [-21)); ein spiritualisierendes Reden von der Beschneidung (s. bes. Röm 2,25-29; Phil 3,3) findet sich bereits im Alten Testament (s. nur Jer 4,4; vgl. Ez 44,7, ferner Jub 1,23), nicht anders als die - begrenzte — Bestreitung des Prädikats "Volk Gottes" für die Judenschaft (des Nordreichs), und eben darauf (nämlich auf Hos

[1,9-]2,1) und auf "eschatologisch" interpretierbare Schriftaussagen (Ez 37,27 [vgl. Lev 26,12]; Hos 2,25) nimmt Paulus Bezug, wo er diesen Ausdruck nicht auf

Juden beschränkt (s. Röm 9,25f.; 2Kor 6,1677)°.

Außerdem zeigt gerade der Römerbrief, in dem etwa die Beschneidung und mit ihr das Jude-Sein im übertragenen Sinne begegnen (s. nochmals 2,25-29), überdies entsprechende Hinweise zur Abrahamsnachkommenschaft (s. nur nochmals 4,11f.16f.), daß damit keineswegs eine generelle Ausweitung des Bedeutungshofs der betreffenden Begriffe verbunden ist. Wenn der Apostel reale Beschneidung, wirkliche Juden und Abrahamsnachkommen meint, vermag er das ja unmißverständlich zum Ausdruck zu bringen (s. nur Röm 3,1.29£.; 11,1). Und die Sonder-

stellung des Terminus Topanı (und analog der Bezeichnung TopanAttng), die dieser bei Paulus insbesondere im Vergleich mit Tovöatog einnimmt, "wird bes. deutlich durch die Verteilung beider Wörter im Röm, wo in Kap. 1-8 ausschließlich Tovdaiog und von Kap. 9 an konsequent T. [d.h. Topanı] gebraucht wird"7? — daneben im Zusammenhang der Abhebung von Nicht-Juden (wie zuvor [s. nur 1,16; 3,9]) auch weiterhin Tovöcltog (9,24; 10,12; vgl. ferner nochmals: 9,3; 16,7.11.21 [ovyyervng)) — Die erhobene terminologische Trennschärfe ist für den Galaterbrief schwerlich zu vernachlässigen. Das scheint um so weniger erlaubt, als zum einen auch hier

77 Es ist also zu konstatieren, daß bei Paulus "die Anwendung von Aaög 8eod auf die Ekklesia ... nur in... Zitaten .... erfolgt" (Kraus, Volk, 119; vgl. 115.302), wie der Apostel denn überhaupt "auffälligerweise A. ausschließlich in bibl. Zitaten" (H. Frankemölle, Art.

Aaöc, in: EWNT II [1981], 837-848, 841) bietet (s. noch Röm 10,21; 11,1f.; 15,10f., 1Kor 10,7; 14,21; vgl. [indes] Tit 2,14).

2 Vgl. zu diesen traditionsgeschichtlichen Bemerkungen nur Kraus, Volk, 223-225. 275.280.302. 7 Kuhli, Topatıı, 499 (vgl. ders., Tovöatog, 475f., zum Hintergrund solcher Sprachverwendung, insbesondere zur recht stringenten Unterscheidung von Tovöciiog und Iopanı im Ersten Makkabäerbuch [s. dazu genauer K.G. Kuhn, Art. Tovöcltog «TA. In der nach-at.lichen jüdischen Literatur, in: ThWNT III , 360-370, 361£.]). Vgl. Tomson, Names, 284f.

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Iopannı (6,16) erst im Anschluß an andere auf Juden bezügliche Begriffe verwandt wird und als dabei zum anderen jedenfalls Tovöaitog (2,13.14.15; 3,28) durchweg in "physischem" bzw. ethnischem (s. bes. 2,15; 3,28) Sinne gebraucht wird und dem auch die Benutzung von Iovdaıonög (1,13.14) entspricht; zudem liegt der Verwendung von Tovdaıka@g und ovdaitewv (2,14) ein Bild "jüd.-gesetzlicher Lebensführung" zugrunde®, nach dem sie eigentlich allenfalls eben von Juden verlangt werden dürfte®!. Offenkundig ist in diesem Zusammenhang nicht zuletzt an die wirkliche Beschneidung zu denken (vgl. 2,14 mit 2,3; 6,12), und gerade

auch repıt£uveiwv (2,3; 5,2f.; 6,12f.) und nepıroun (2,7-9.12; 5,6.11; 6,15) begegnen im Galaterbrief ausschließlich im eigentlichen Sinn bzw. metonymisch zur Kennzeichnung von Juden. Den zahlreichen in eine andere Richtung weisenden Indizien können für die Behauptung, beim "Israel Gottes" sei dennoch an Juden- und Heidenchristen ge“ dacht, höchstens diejenigen Aussagen und Passagen des Schreibens entgegengehalten werden, die sich - in recht unterschiedlicher Weise — der Vorstellung von der Abrahamsnachkommenschaft (und der Gotteskindschaft) bedienen, nämlich 3,6-4,7 und 4,21-5,1. Allerdings: Auch diese Abschnitte geben schwerlich her,

was ihnen bei einer solchen Argumentation aufgebürdet wird. Über das bereits oben (unter II) — zur in diesem Brief und gerade auch in 3,1-4,7 zu beobachtenden Wahrung eines heilsgeschichtlichen Vorrangs des Judentums — Ausgeführte hinaus sind hier nur wenige Punkte geltend zu machen. Bei "der christozentrischen Engführung der Nachkommenschaft Abrahams"5?, wie sie in 3,1-29 (s. bes. V. 16.19.26-29) erfolgt, ist insbesondere daran zu denken, daß Paulus hier den Singular on£pua (u.a. von Gen 17,8) betont und auf Christus bezieht (V. 16.29; vgl. V. 19), während er eine Zuordnung der Abraham-VerheiBung(en) zu einer etwa mit dem Plural on&puarta (V. 16; vgl. 4Makk 18,1) ins Auge zu fassenden und mit noAAo1 (V. 16; vgl. V.19) vage bezeichneten jüdischen Korporation (anders als in Röm 4 [s. bes. V. 12.16]) gerade ausschließt. Wenn damit die Bedeutung z.B. des Gesetzes ( s. V. 17-25) und der Zugehörigkeit Christi zu diesem Bereich (s. 4,4) auch keineswegs geleugnet ist, so ist doch deutlich: Der Apostel verweigert sich hier der traditionellen®, etwa in 4Makk 18,1 begegnenden, von ihm selbst in Röm 9,3-8; 11,1-4 und 2Kor 11,22 gebotenen Verknüpfung

von Abraham- und Israel-Thematik®*. Insofern wird durch den nicht zuletzt die Vergangenheit des jüdischen Volkes betreffenden Rückblick die Vorstellung von

80 Q, Betz, Art. vovdatLo krA., in: EWNT II (1981), 470-472, 472. 81 5, zur Bedeutung von 2,14b im Zusammenhang mit 2,15-21 Bachmann, Sünder,

153-156, bes. 155. 82 5.0. bei Anm. 32.

83 Vgl. dazu etwa H.D. Betz, Galaterbrief, 283. 84 Anders z.B. Davies, Israel, 9(f.).

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einer solchen Gemeinschaft nicht vorbereitet, die sich aus einem jüdischen "Rest"-Israel und aus Heiden zusammensetzt. Wenn dann besonders in 3,26-29 und 4,6f. Licht auf die Gegenwart fällt, so wird das Kollektiv der Geretteten, zu dem nun allerdings Juden wie Nicht-Juden

gehören (s. bes. 3,28; vgl. V. 8f.), nur mittelbar durch Abraham zusammengehalten (s. 3,29), hingegen unmittelbar durch Christus (s. bes. 3,28), hinter dem der eine Gott von Juden und Heiden steht (s. bes. 3,20b; vgl. Röm 3,29£.)8> ‚so daß diese Korporation abschließend als die Gesamtheit der "Söhne Gottes" (3,26) bzw.

der "Söhne" (4,6; vgl. V. 7) auf den Begriff gebracht werden kann - nicht aber durch "Israel Gottes". In 4,21-5,1 geht es ebenfalls und nun ganz betont um Präsentisches, insbeson-

dere um die gefährdete christliche Gemeinde (s. bes. 4,29: obtwg ka vov [vgl. V. 2518% die auch nach dieser Passage durch das Christusgeschehen, durch die von

Christus bewirkte Befreiung zusammengehalten wird (s. 5,1). Sofern diese u.a. mit Abraham (4,21) und Isaak (4,28) und mit dem "oberen Jerusalem" als "Mutter" (4,26) verknüpfte Korporation dabei einer anderen gegenübersteht, die gleichfalls mit Abraham (4,21), darüber hinaus mit für das Judentum zentralen Sachverhalten wie "Bündnis(se)" (4,24), "(Berg) Sinai" (4,24f.), "(jetziges) Jerusalem" (4,25) verbunden wird, ergibt sich hier das Bild eines aktuellen Gegeneinanders zweier durch jüdische Symbolik charakterisierten und durch Frauen repräsentierten (8. nur 4,22.25f.) Gemeinschaften?’, nicht aber die - sozusagen maskuline - Vorstellung: 8 Topanı (Kardı nvevna/kard oApka). Trotz positiver bzw. negativer Wertung (s. nur 4,23 [vgl. V. 28f.]: katd odpka bzw. d1' enayyeitoc) der beiden Kollektive fehlt denn ja auch im Unterschied zu Röm 9,6-9 eine Verknüpfung mit der Israel-Begrifflichkeit. Zudem fehlt in Gal 4,21-5,1 anders als in Röm 9,6f. (vgl. V. 4£.)88 ein über die gegenwärtige Situation der Gemeinde hinausweisender Zukunftsbezug. Das gilt, zumindest im wesentlichen, auch für Gal 3,1-4,78° und unterscheidet beide Passagen von dem Segenswort in 6,16. Die nicht unerhebliche Eigenständigkeit dieses Verses im Zusammenhang des Galaterbriefs wird also respektiert werden müssen.

II.4 Zu einer gewissen Eigenständigkeit von Gal 6,16 paßt auch der Tatbestand, daß hier eıpryvn und EAeog aufeinanderfolgen, während eıptjvm in 1,3 und in anderen

85 S, dazu meinen (im vorliegenden Aufsatzband abgedruckten) Beitrag: Ermittlungen zum Mittler: Gal 3,20 und der Charakter des mosaischen Gesetzes, dort bes. (bei) Anm. 92-118.157-164.196. es Vgl. dazu nur o. Anm. 70 (samt dem dort am Schluß gegebenen Literaturverweis). 87 S auch dazu meinen o. Anm. 39 (und 70) genannten Aufsatz zu Gal 4,21ff., dort bes. die Abschnitte II-V. Vgl. u. bei Anm. 133. 83 5, dazu nur Kraus, Volk, 296-299. 89 Zu 3,1-4,7 als auf die Bekehrung zurückblickendem Passus s. nur o. (bei) Anm. 36.

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paulinischen Briefpräskripten (vgl. ferner 1Petr 1,2; 2Petr 1,2; Apk 1,4; 2Bar 78,2) den zweiten Platz einnimmt, und zwar hinter x&pız (s. bes. Röm 1,7, 1Kor 1,3; 2Kor 1,2; Phil 1,2; 1Thess 1,1; Phlm 3). Wenn zu Beginn der Pastoralbriefe (1Tim 1,2; 2Tim 1,2; Tit 1,4; vgl. 2Joh 3 sowie Jud 2) überdies noch EAeog vor eıprvn zu stehen kommt, so kann einem das Nacheinander in Gal 6,16 als "illogical"

erscheinen”. Allerdings wird man demgegenüber etwa darauf verweisen können, daß in Röm 5 eipnyvn betont den Eingang der Argumentation markiert (s. V. 1) und daß danach die "eschatologische" Rettung (s. V. 9f.) zur Sprache kommt”!. Außerdem bildet Gal 6,16 jedenfalls insofern keine Ausnahme, als bei Paulus hinsicht-

lich der Briefabschlüsse”” immerhin "eine recht große Regelmäßigkeit" zu konstatieren ist und als dabei oft "vor dem abschließenden Gnadenwunsch sich ein anderes Segenswort befindet", das zumeist vom "Gott (...) des Friedens" spricht (s. Röm [15,33 und] 16,20; 2Kor 13,11; Phil 4,7.9 [und 4,19]; 1Thess 5,23; vgl. Eph 6,23; 2Thess 3,16 [sowie das &vadeua von 1Kor 16,22], ferner Hebr 13,20,

auch 1Petr 5,14; 3Joh 15)”* - so daß in diesen Fällen eıptjvn gegenüber x&pıg voransteht —. Auffällig ist es angesichts der vergleichbaren paulinischen Segensworte aber fraglos, daß in Gal 6,16 von EAeog und überdies von Iopanı gesprochen wird — sowenig auch das Nebeneinander eben dieser beiden Termini überrascht, wenn man den Römerbrief (und 1Petr 2,10) vergleicht” —. Es liegt von daher nahe, nach jüdischen Parallelen zu fragen, bei Briefabschlüssen und darüber hinaus. Daß Gal 6,16 in einem solchen Kontext Sinn macht, lassen Schlußformulierungen zweier hebräischer Schriftstücke erkennen. Gegen Ende des durch mehrere "Qumran-Fragmente" bezeugten (und aus ihnen rekonstruierten) Dokuments 4QMMT, bei dem es sich möglicherweise um einen Brief handelt, vielleicht sogar um einen vom "Lehrer der Gerechtigkeit" verfaßten, wird der in diesem Schreiben

mit Du Angeredete noch einmal zusammenfassend auf die zuvor aufgeführten "precepts of the Torah" (C 27) hin angesprochen”, wie sie in der vom Autor re-

9% Richardson, Israel, 76. Sonst gelte bei Paulus (mit Ausnahme von Eph 6,23f.): "the order is based on the logic of God's activity among men: source then benefits” (ebd., 77 [samt Anm. 5]). a Vgl. Longenecker, Galatians, 298, der auf das Nacheinander von V. 1-11 ("Friede", "Versöhnung") und V. 12-21 ("Gnade”, "Gnadengabe") abhebt (und vgl. o. [bei] Anm. 55-57). 92 Zur Frage, inwieweit Gal 6,16 schon dem Briefabschluß zuzurechnen ist, s. nur Bachmann, Sünder, 158 samt Anm. 307 (und 114 samt Anm. 74). 93 Zitate: Dahl, Auslegung, 164. 2 Vgl. dazu ebd., 164f., und Longenecker, Galatians, 298. 95 S,. dazu o. (bei) Anm. 57. 96 S, dazu und zum ganzen Absatz nur M. Bachmann, 4QMMT und Galaterbrief, ‘vn ==ın7 und EPTA NOMOY, in: ZNW 89, 1998, 91-113, 91-94 (samt Anm. 1.6.8.18), wiederich abgedruckt im vorliegenden Aufsatzband. In den nachfolgenden Bemerkungen beziehe

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Antijudaismus im Galaterbrief?

präsentierten Gruppe gelten. Sie werden dabei eingeschätzt als wichtig "for your welfare [317] and the welfare of your people" (C 27). Sodann wird die endzeitliche Relevanz dieser Regelungen und das Gegenüber von Gott und Belial (vgl. Röm 16,20 [und 1Kor 16,22]) betont (s. C 28-30, bes. Z. 30: "at the end of time"). Im Blick auf die praktische Umsetzung der Regelungen heißt es anschließend: "And this will be counted as a virtuous deed of yours [vgl. Gen 15,6, ferner Gal 3,6], since you will be doing what is righteous and good in His eyes, for your own welfare [3%] and for the welfare of Israel" (C 31f.). Obwohl Paulus sich in Gal

6,11-18 gerade vom Beschneidungszwang distanziert, der seinerseits mit dem Halten des Gesetzes in Verbindung gebracht wird, sind die Berührungen dieser Passagen, insbesondere

von Gal 6,16, mit den letzten Zeilen von 4QMMT

doch

erstaunlich”’. Denn auch beim Apostel findet sich ein endzeitliches Gegenüber (u.a. von K601og und kaıvr) Kricıg [s. Gal 6,14f.]), auch er versucht den Adres-

satenkreis auf eine Richtschnur und ein ihr entsprechendes Handeln (s. V. 16: KAvav, oToLXELlv) festzulegen, und wie dort hinsichtlich des "Wohlergehens" zwi-

schen dem Angeredeten Du und "seinem Volk" differenziert wird und schließlich statt von diesem — ohne Suffix — von Israel gesprochen wird, so geht auch Paulus vom Friedensgruß aus, der sich unmittelbar auf die in Zukunft gemäß jener Regel "Wandelnden" bezieht, über zum Israel-Terminus, genauer: zur Wendung "Israel

Gottes". Ähnlich heißt es am Schluß eines ungleich weniger religiös gestimmten, nämlich mit einer Eigentumsfrage — den Besitzrechten an einer bestimmten Kuh - befaßten Briefs, der während des Bar-Kochba-Aufstandes abgefaßt wurde: "Best wishes [0172] to you and all Beth-Israel" (PapMur 42,7)°®. Wenn da nicht nur der Adressat, Jeschua Sohn des Galgula (Z. 2), angesprochen, sondern auch Israel genannt wird, das ganze Haus Israel, so ist hier vollends deutlich, was sich auch bei 4QMMT C 27.30f. andeutete: Zum Schluß weitet sich der Blick, es kommt,

sprachlich mittels "und" angeschlossen, das jüdische Volk als Korporation in den Blick”.

mich auf den "Composite Text" und die (von mir lediglich um eingeklammerte Hinweise vermehrte) Übersetzung bei E. Qimron/J. Strugnell, Qumran Cave 4. Bd. V: Migsat Ma‘ase Ha-Torah (Discoveries of the Judaean Desert X), Oxford 1994, 43-63, dort 62f.

97 Vgl. dazu J.D.G. Dunn, 4QMMT and Galatians, in: NTS 43, 1997, 147-153, 151f.

98 Text und (von mir wieder um einen eingeklammerten Hinweis erweiterte) Überset-

zung bei D. Pardee, Handbook of Ancient Hebrew Letters. A Study Edition (SBL.SBibSt 15), Chico, California, 1982, 123f. (vgl. 120.127.151f.). In Z. 7-13 schließen sich an das ei-

gentliche Schreiben noch sechs Unterschriften an.

99 Bei PapMur 42,7 mag dabei ganz konkret eine Rolle gespielt haben, daß man sich

im Falle einer Entwendung der Kuh einem ähnlichen Vorwurf gegenüber hätte verteidigen müssen, wie er in einem Brief Bar Kochbas selbst erhoben wird (5/6Hev 12,3f.): "you are - eating and d[r]inking from the goods of Beth-Israel und not giving a thought to your brothers" (Pardee, ebd., [142-]143; vgl. 125).

Kirche und Israel Gottes

181

_ Hintergrund solcher Wünsche, auch entsprechender späterer Synagogeninschriften!®, ist natürlich das hebräische Alte Testament bzw. die Septuaginta. Aus diesem Bereich ist selbstverständlich die Schlußwendung Ixw* Ivy 97V bzw. Eipnvn Ent 16V Iopani zu vergleichen, die in zwei Psalmen begegnet, nämlıch in

Ps 125 bzw. 124 (V. 5) und Ps 128 bzw. 127 (V. 6)!0!. Dabei verdient mit Rücksicht auf Gal 6,11-18 ein Dreifaches hervorgehoben zu werden: Zum einen ist bei dem Segenswort speziell an die Gerechten (s. nur Ps 124[125],3), an die den Herrn Fürchtenden, an die in seinen Wegen Gehenden (s. bes. Ps 127[128],1) gedacht

(vgl. Gal 6,16) — denen in Ps 124(125),5 andere, weniger positiv beurteilte Personen gegenüberstehen (vgl. Gal 6,1 1-13.17)!% - . Zum anderen fehlt es (auch darüber hinaus) nicht an zu "Israel" einigermaßen synonymen Ausdrücken; schon sofern unter ihnen d Aaög adrod, nämlich Kup1ov, begegnet (Ps 124[125],2; vgl. V.1 und Ps 127[128],5: TepovoaAnu) kann der jenseits von Gal 6,16 in der Antike nicht belegte Ausdruck d Topanı ToV 8200! nicht als unvorbereitet gelten. Drittens wird der Zukunftsbezug der beiden Segensworte durch ihren rück wärtigen Kontext (s. bes. Ps 124[125],1f.; 127[128],2) noch besonders akzentuiert (vgl.

Gal 6,15). Wo in der Septuaginta statt vom Frieden vom Erbarmen Gottes gegenüber Juden oder in bezug auf Israel!%* die Rede ist, spielt die futurische Komponente eine gänzlich unübersehbare Rolle (anders etwa Ps 97[98],3), so z.B. in Hos 1,6.7.25

100 Inschriftlich belegt ist die Formulierung 989° ?v 0172 für die antiken Synagogen

von En Gedi, Gerasa, Husifa und Jericho; die Inschrift von Gerasa spricht genauer von "ganz Israel" (vgl. o. [beil Anm. 67) und fügt "Amen, Amen" an (vgl. u. [beil Anm. 112.120), wie denn vielleicht auch in Husifa ein "Amen" folgte (s. F. Hüttenmeister/G. Reeg, Die antiken Synagogen in Israel [Beihefte zum Tübinger Atlas des Vorderen Orients B12]), Wiesbaden 1977, 111.129.183.190 [Hüttenmeister]). i101 Dunn, Galatians, (343-)344, nennt überdies eine mehr oder weniger außerkanon

sche Parallele, nämlich 11QPs® 23,(10-)11, wo nicht nur in Anlehnung an Ps 133,3 vom

9»xw® ewigen Segen Gottes die Rede ist (Z. 10f.), es vielmehr auch noch heißt:

9v D17%

(zZ. 11).

102 Vgl. u. (bei) Anm. 107.113.

103 &_ dazu nur Richardson, Israel, 76 ("a unique phrase"), und Longenecker, Galatians, or later 299 ("The phrase ... is not found in the extant writings of Second Temple Judaism

vorschlug, "Pl an rabbinic Judaism"); vgl. o. (bei) Anm. 9.29. Daß, wie J.Ch.K. v. Hofmann

Ps 73,1 gedacht und ... 980" als stat. constr. mit DYDR verbunden hat, bleibt fraglich",

361 Anm.*, strikt meint selbst Zahn, Galater, 284 Anm. 48, und wird von Sieffert, Galater, zurückgewiesen. ta-Text von Ps 104 Recht nah beieinander begegnen beide Termini im Septuagin (vgl. 1Hen 5:91.) 7,12 Tob von s-Fassung Sinaiticu der undin 54,10, Jes 84(85),11 sowie von 6, und Dunn, Anm. samt 77 heißt es: Ed buäg EAeog Kal Eiphvnv (vgl. Richardson, Israel, Galatians, 344).

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Antijudaismus im Galaterbrief?

(vgl. Röm 9,25; 1Petr 2,10); Am 5,15; Sach 1,12.17; Jes 14,1 und Ez 39,251%. Dabei fällt besonders auf, daß solche, teils "eschatologischen" Formulierungen nicht

selten in Gebeten (s. bes. Jdt 6,19; Tob 13,10; Sir 36,11!06; vgl. Neh 1,5; 9,32; Tob 8,4), auch — nicht anders als der Friedenswunsch von Ps 124(125),5 bzw. Ps 127(128),6 — am Ende eines Psalms (Ps 32[33],22; vgl. dazu Mi 7,20, den Abschluß dieses Prophetenbuches), ihren Platz haben.

Das intertestamentarische Schrifttum führt diese Verwendung von &Xeog und e\eeiv eindrucksvoll weiter (s. z.B. 1Hen 27,4; TestSeb 8,1f.). Vor allem die Psalmen Salomos!” bieten zahlreiche Belege (s. bes. PsSal 2,35; 4,25; 7,6; 10,3.6[f.]; 9,8[f.]; 11,1; 17,45; 18,3), wobei auch hier das Erbarmen Gottes oft gegen Schluß des betreffenden Hymnus bzw. Gebets beschworen wird (s. PsSal 2,35-37; 6,6; 7,10; 10,6-8; 11,9; 15,13; 16,15; vgl. 9,11, ferner OrMan 14f.). Daneben verlangt jedenfalls die griechische Fassung von 1Hen 1,8 Beachtung, zumal der Gerichts(s. bes. V. 7) und Theophaniemomente (s. bes. V. 4-7.9) aufweisende Kontext eine

dezidiert "eschatologische" Ausrichtung erkennen läßt!®®. Es lohnt sich, den Vers weithin zu zitieren, dem es um Gottes künftige Zuwendung geht: (a) (b) (c) (d)

Kat kai Kai kat

HETA T@V dIKaiwv NV Eipnvnv noinoeı, Eni TO5G ERXEKToVG Estaı OVVrApNoLG Kal Eipnvn, En abToVLG yevnoetau EAeoG, Ecovraı nävteg ToD HeoV,

(i) kat davnoetaı adbroig d@G (j) Kar nornoeı EN AdToVg eipnvnv. Die Berührungen mit Gal 6,16 sind auffällig und dürften helfen, die umstrittene paulinische Formulierung besser zu verstehen. Von besonderem Belang ist, daß wir mit 1Hen 1,8b.c fraglos eine enge Parallele für die "unlogische" Aufeinanderfolge von Eipfjvn und EXeog vor uns haben. Näherhin soll die Vokabel EXeog von V. 8c offenkundig über den Begriff eupnvn von V. 8a und V. 8b (und über den Ter-

105 Vgl. dazu Richardson, Israel, 78 Anm. 3.

106 Djese Formulierung scheint im Blick auf Gal 6,16 (nicht zuletzt hinsichtlich der

dortigen Näherbestimmung von "Israel") besonders bemerkenswert: EA&nOoV Aaöv, Kpıe, KEKANUEVOV ER dvsnarti 00V Kal Topanı, dv NPWTOYyövw WUOLWOALG. 107 Vgl. Dunn, Galatians, 344, ferner Richardson, Israel, 78.218f., der stark akzentuiert, daß in diesem Text-Corpus "as a refrain ... is the idea that God's mercy is only for the

select group" (78; vgl. o. bei Anm. 102 und u. bei Anm. 113). 108 Vgl. M. Black, The Book of Henoch or I Enoch. A New English Edition. With Commentary and Textual Notes (SVTP 7), Leiden 1985, 12f.108, ferner ebd., 327, was den (im Nachfolgenden nach: ders. [Hg.], Apocalypsis Henochi Graece [PVTG 3], Leiden 1970, 19, wiedergegebenen) Text angeht.

Kirche und Israel Gottes

183

minus ovvrHpnoig von V. 8b) hinausführen, wobei sich das Pronomen adbroi wahrscheinlich sowohl auf die "Gerechten" (V. 8a) als auch auf die "Auserwählten" (V. 8b) bezieht — wie spätestens das navteg von V. 8d. Überdies findet hier

(V. 8d) der Genitiv tod Beod der Wendung d Iopanı ob BeoD des Galaterbriefs eine gewisse Entsprechung, und das in V. 8b nachklappende kat Eıpnvn stützt für das ähnlich plazierte kai EXeog von Gal 6,16 die bereits ältere Vermutung: "Kal EAeog becomes ... an afterthought, to which kai Emmi 16V Topanı tod BeoD appends a second afterthought."!” Nimmt man 1Hen 1,4 (& Beög ... Ent ynv

narnoeı .... And TOD obLPAVOoD av obpavav) zum mehrfachen Eni c.acc. von V. 8 hinzu, dürfte sich schließlich die ebenfalls nicht neue Erwägung bestätigen: "In en adroog liegt die Vorstellung, dass Heil ... auf sie herniederkomme."!!9 Trotz der Schwierigkeit, überkommene liturgische Formulierungen genau zu datieren, dürfte der zuletzt betrachtete Passus es nahelegen, hier auch diejenigen ' Gebetstexte geltend zu machen, die schon seit längerem insbesondere für das Nacheinander von "Frieden" und "Erbarmen" in Gal 6,16 zum Vergleich herangezogen werden!!!, nämlich (zumal) die sogenannte babylonische Rezension des Achtzehngebets und das Kaddisch de Rabbanan!!?. Wenn im ersten Formular das "Licht (des göttlichen Angesichts)" genannt wird und wenn nach dem anderen der Friede "vom Himmel" her über verschiedene Gruppen ergeht und wenn hier wie dort am Ende nochmals der Friedensbegriff begegnet, so erinnert das natürlich an 1Hen 1. Im Gesamtzusammenhang unserer diachronen Beobachtungen ist indes von noch größerem Belang, daß in beiden Fällen als letzte (und umfangreichste) der in das Segenswort einbezogenen Gruppen die Korporation Israel genannt wird: "dein Volk Israel" bzw. "alle Gemeinden des ganzen Hauses Israel". Auch handelt es sich jeweils wieder um eine Formulierung gegen Schluß eines Gebets — das zudem nicht anders als der Galaterbrief in ein "Amen" ausläuft. Zusammengefaßt: Daß Paulus kurz vor Abschluß seines Schreibens an die galatischen Gemeinden in einem Segenswort von "Friede" und von "Erbarmen" spricht und dabei zwei Personenkreise ins Auge faßt, zuletzt: 5 Iopanı tod Heov, paßt bestens zum beobachteten jüdischen Vergleichsmaterial, insbesondere zum Abschluß von Briefen (bzw. von zum Versand bestimmten Dokumenten) und von Gebeten. Beim "Israel Gottes" an wirkliche Juden zu denken, ist angesichts dieses

109 De Witt Burton, Galatians, 357f. 110 Sijeffert, Galater, 361.

111 9, bes. Schrenk, "Israel Gottes", 93 (vgl. z.B. Zahn, Galater, 284 Anm. 48, ferner aus o. bei Anm. 3.25). Vgl. (H.L. Strack/)P. Billerbeck, Kommentar zum Neuen Testament 211-214). IV, (und 578f. III, 1922-1928, München I-IV, Bd. Talmud und Midrasch, 112 Texte bei W. Staerk (Hg.), Altjüdische liturgische Gebete (KIT 58), 2., verb. Aufl., des Berlin 1930, 14-19.31f. (und bei G. Dalman, Die Worte Jesu. Mit Berücksichtigung 1898, Leipzig I, Bd. Sprache, n aramäische der und nachkanonischen jüdischen Schrifttums Wor301-304.305f.). Andere Fassungen des Kaddisch bei Staerk, Texte, 30f., und Dalman, ter303.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

Hintergrunds äußerst naheliegend. Obwohl solchen Schlußformulierungen Abgrenzungen gegenüber bestimmten Leuten vorausgehen können!!3, tritt eine derartige Frontstellung mit der Nennung der Korporation Israel in der Regel zurück (s. jedoch PsSal 17,45 und vgl. dazu [Gal 6,11-13 und] Gal 6,17).

IH Die im Vorangehenden zusammengestellten Indizien, die sich aus dem Galaterbrief als Kontext der Wendung "Israel Gottes" (II.1; vgl. II.3), aus dem paulinischen Gebrauch der Israel-Terminologie (II.2) und aus derjenigen Begrifflichkeit ergeben, mit welcher der Apostel sonst Heiden als zum Volk Gottes gehörig charakterisiert (11.3), überdies aus jüdischen Parallelen zum Segenswort von Gal 6,16

(II.4), weisen in ein und dieselbe Richtung, daß nämlich bei d Iopanı tod HeoV nicht auch Christen aus den Völkern, sondern allein Juden — und dabei schwerlich lediglich Judenchristen - im Blick sind. Die Mehrheitsmeinung wird darum aufzugeben sein, und dies ohne sonderliche Verzagtheit (vgl. I). Das hat natürlich erhebliche Konsequenzen. Hinsichtlich der Frage einer Entwicklung der paulinischen Theologie beispielsweise wird man von hier aus vorsichtiger urteilen müssen!!* und kaum noch davon sprechen Können, "beim Israel-Thema" seien "die Unterschiede zwischen ... Gal und Röm ... nur als Umbruch wahrnehmbar" !!3 ‚ denn die Voraussetzung einer

erheblichen Differenz zwischen den hier und dort vertretenen Volk-Gottes-Konzepten dürfte gerade nicht zutreffen, insbesondere die folgende Einschätzung nicht: "Der einzige Beleg, an dem Paulus dem atl. Gottesvolk seine Stellung aus-

drücklich streitig macht, findet sich in Gal 6,16"!1°. Vielmehr gilt: "the letter to the Galatians, while strongly pleading the right of the non-Jewish Christians to stay in

113 S, dazu nur o. (bei) Anm. 96f.102.107. A Vgl. Dunn, Galatians, 344f.: Falls "Israel Gottes" meint "believers in Christ, particularly Gentile believers" (344), we would have to say that Paul modified his position ... in Rom ix-xi" (345). Geht es in Gal 6,16 hingegen um "the Jewish people as a whole" (ebd.), ergibt sich "the corollary that the development of thought between Galatians and Romans is not so great as is often claimed" (ebd.). Dunn plädiert, wie schon (o. Anm. 73) angesprochen wurde, für die letztgenannte Interpretation und meint (Galatians, 345): "Paul deliberately re-

frains from driving a ... wedge between ethnic Israel and the new movement among Gentiles." Vgl. ders., Apostate, 269: "Romans gives us just the same picture as Galatians. The

gospel was a fulfilment of Israel's own hopes" (vgl. ebd., 264 samt Anm. 25). 115 Zitate: Kraus, Volk, 358. 116 End. — Kraus’ Position ist auch insofern nicht eben leicht nachzuvollziehen, als er für den Galaterbrief hinsichtlich der Thematik vom Volk Gottes einerseits "eine neue Reflexionsstufe" (Volk, 354) meint behaupten zu können, andererseits aber (ebd.) Konstatieren

muß, es könne der Apostel "im Zuge seiner Argumentation auf frühere Ansätze wie auch auf vorpaulinische Tauftraditionen zurückgreifen ... (vgl. 1Kor 1,30; 6,11)".

Kirche und Israel Gottes

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their non-Jewish state ... , concludes with the prayer" Gal 6,16, und so kommt es

im Galater- nicht anders als im Römerbrief dazu: "gentiles are invited to call the Jews by the cherished, inner-Jewish name of the Covenant People: Israel." 1 Damit ist natürlich auch das ekklesiologische Profil des Galaterbriefs tangiert, sofern eben nicht mehr zutrifft bzw., korrekt ausgedrückt, noch nie zutraf, daß der

Apostel in diesem Schreiben, und "nur hier", genauer: "in Gal 6,16", "ein neues Verständnis von 'Israel' ... vollzieht": "Als Topanı tod Beod tritt die Kirche aus Juden und Heiden die Erbschaft des bisherigen Gottesvolkes an." 118 Wenn das Segenswort eine solche "polemische Überspitzung"!!? gerade nicht beabsichtigt, vielmehr die primär heidenchristlichen Adressaten daran erinnert, daß ihr Heil mit dem Geschick und Heil von Juden, mit dem Ergehen der Korporation "Israel Gottes" verbunden ist, so wirft der Schluß des Briefes zusätzlich Licht auf das, was

_ vorher bezüglich der "Kirche" zur Sprache kam. Zunächst wird von dem Segenswort 6,16 und dem in ein "Amen" auslaufenden Eschatokoll 6,18 her besonders deutlich, daß der Schluß und das ebenfalls xapız (s. 6,18) sowie Eıpnvm (s. 6,16) beschwörende und mit "Amen" endende Präskript

1,1-5 einander korrespondieren!?. Das läßt sich um so weniger verkennen, als auch der einleitende Passus nicht einer "eschatologischen" Perspektive ermangelt, dokumentiert zumal durch den Hinweis auf die Auferweckung (V. 1), die Redeweise von der Herausnahme "aus dem gegenwärtigen bösen Äon" (V. 4) und die

in dieser Position bei Paulus singuläre Wendung "in die Äonen der Äonen" (V. 5; vgl. bes. Röm 16,27; Phil 4,20). Obwohl bei dem für den Galaterbrief insgesamt charakteristischen apokalyptischen und "eschatologischen" Horizont!?! von Paulus zeitlich genauer differenziert wird und wir sogleich entsprechend zu unterscheiden haben werden! 2, sei zuvor darauf hingewiesen, daß sich in diesem

Rahmen — gerade auch angesichts des zu 6,16 betrachteten Vergleichsmaterials und dabei besonders der Psalmen Salomos — zwei Momente besser begreifen lassen: einerseits die Schlußbemerkung zur in Jerusalem insbesondere zwischen den "Säulen" — Jakobus, Kephas (Petrus), Johannes — und Paulus sowie Barnabas getroffenen Übereinkunft (2,9f.), andererseits das im Blick auf die jerusalemische

Gemeinde verwandte Syntagma h} ExkAnota, tod Beoü (1,13). Das ist evident, so-

bald man berücksichtigt, wie in PsSal 10 das ewige Erbarmen Gottes (V. 6) und

117 Zitate: Tomson, Names, 285.288. Vgl. o. Anm. (67 und) 73 und u. (bei) Anm. 137. 118 Zitate: Kraus, Volk, 355 (vgl. o. [bei] Anm. 10.12.). 119 Kraus, Volk, 355.

o. (bei) Anm. 120 Vgl. nur Dunn, Galatians, 343.347f., ferner, was das "Amen" angeht,

100.112. Galatians, dazu bes. J.L. Martyn, Apocalyptic Antinomies in Paul's Letter to the 121 115-117. und 267) Anm. (samt 79 Sünder, , Bachmann Vgl. in: NTS 31, 1985, 410-424. . 132£.160f

122 < dazu o. Abschnitt II.1 ([bei] Anm. 34-40), ferner o. (bei) Anm. 82-89.

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Antijudaismus im Galaterbrief?

sein Heil en oikov IopanA (V. 8) verbunden wird mit seinem erbarmenden Handeln an den ntwyot (V. 6) und mit dem Lobpreis Ev EKKANOLA Aaod (V. 6) und seitens der ovvayayaıı Topanı (V. 7), und sobald man auch die weithin vergleichbaren abschließenden Formulierungen von PsSal 17 (bes. V. 42-46) in Betracht zieht!??, also eines die Zentralität Jerusalems (s. nur V. 21f. 30£f.) im "eschatologischen" Geschehen akzentuierenden "messianischen" Texts. Und die

auch die "Kollekte" für die "Armen ... in Jerusalem" betreffenden Ausführungen von Röm 15 (s. nur V. 7-12.16-21.25-27.31) bekräftigen, wiewohl hier der Terminus EkkAnota fehlt, den Eindruck, daß Paulus in Gal 2,10 und auch in 1,13 auf

das heilsgeschichtliche prae Jerusalems und des Judentums anspielt, das er im Falle der "Kollekte", wie er eigens hervorhebt, "geflissentlich" respektiert hat, mit der

Christenverfolgung hingegen zunächst mißachtet hatte. Chronologisch betrachtet, handelt es sich bei den wohl (primär) auf jerusalemische Geschehnisse anspielenden Bemerkungen über das Vorgehen gegen die EKKANGIA Tod Beod (1,13[f.]) und bei den damit verknüpften Aussagen über die Verfolgung der exkAnoicı ng Tovöatag (1,22f.) um das früheste ekklesiologische Stadium, das Paulus im Galaterbrief — zugleich als erstes — näher ins Auge faßt. Der Apostel wird dabei, wie die auf die gleichen Vorgänge bezugnehmende Parallele 1Kor 15,9 (vgl. Phil 3,6) wahrscheinlich macht, auf eine Selbstbezeichnung der frühen jerusalemischen Christenheit zurückgreifen!**. Schon "das aber

bedeutet, daß im Begriff exkAncia gerade nicht der Gegensatz zum Judentum, sondern die Anknüpfung daran den Ton trägt." 125 Zusammen mit traditionsge-

schichtlichen Gründen — nicht nur der in "Qumran" belegte Ausdruck 7X Ip (1QM 4,10; vgl. 1QSa 1,25)12° ist hier geltend zu machen!?’ - und zusammen vor allem mit dem Syntagma "Israel Gottes" von Gal 6,16 ergibt sich somit: Paulus stellt die auf jüdischem Boden entstandene christliche Gemeinde grundsätzlich in einen nicht auflösbaren Konnex mit dem jüdischen Volk. Ihr (bereits "eschatologischer") nucleus sind Juden, Judenchristen, und die Zukunft der Christenheit ist für den Apostel nicht ohne Gottes "eschatologische" Zuwendung zu Israel denkbar, zum "Israel Gottes".

123 ,45 (vgl. V. 42): ni Topanı 16 EAeog ... ; V. 43f.: Ev ouvorywyoüc bzw. Ev cvvayayrı) dvAmv. Vgl. de Witt Burton, Galatians, 418, ferner o. (bei) Anm. 107. 124 5, dazu J. Roloff, Art. ExkAnota, in: EWNT I (1980), 998-1011, (1000-)1002(£.) (vgl. ders., Kirche, 83f.96f.), und Merklein, Studien, 301. 125 so Kraus, Volk, 125(f.) - in Auseinandersetzung mit anderen Positionen (insbesondere mit der W. Schrages). Vgl. Roloff, Kirche, bes. 96, ferner Merklein, Studien, bes. 307.309.312, auch Dunn, Apostate, 261 (samt Anm. 17). 126 5, nur Kraus, Volk, 124(f.). Vgl. indes H. Frankemölle, Art. svvayoyr, in: EWNT III (1983), 702-710, 704f. 127 $, dazu bes. Merklein, Studien, 308-312. Vgl. o. Abschnitt II.4 (sowie [bei] Anm. SR):

Kirche und Israel Gottes

187

; In 1,15-17 wird die Evangeliumsverkündigung Ev toig Edveow (V. 16; vgl. 2,3) auf Gottes Initiative zurückgeführt, und in 2,9f. wird die Heidenmission und werden damit auch Heidenchristen durch die Verpflichtung zur "Kollekte" an den jüdischen nucleus der Christenheit zurückgebunden, ehe dann - vorbereitet durch die Schilderung des antiochenischen Konfliktes (2,11-14) und durch Aussagen über eine selbst bei Juden nicht && Epywv vönov erfolgende Rechtfertigung (2,15-21) - in 3,1-4,7 die christliche Gemeinde aus Juden und Nicht-Juden in den Blick kommt, und zwar speziell unter dem Aspekt der zurückliegenden Bekehrung von Heidenchristen. Dabei ist die Konzentration auf das Christusereignis unübersehbar (s. 3,13f.26-29; 4,4f.); aber obwohl damit, wie bereits dargestellt!?®, ZU-

nächst eine Engführung der Abrahamsnachkommenschaft auf den einen Samen Christus (s. 3,16; vgl. V. 19f.) hin erfolgt und insofern eine Abgrenzung gegenüber traditionellen jüdischen Vorstellungen und obwohl die Sinai-Offenbarung betont ' auf das jüdische Volk bezogen und die Bedeutung dieses Geschehens, nicht zuletzt damit, ebenfalls eingegrenzt wird (s. bes. 3,17-19.23f.), fehlt doch — wie im Römerbrief — neben der christologischen die heilsgeschichtliche Komponente keineswegs!”. Auch das braucht nur erinnert zu werden!?°: mit Hinweisen auf das Abraham-Motiv und die mit diesem Mann verknüpfte universale Verheißung (s. bes. 3,6f.16.18.29), auf die Bemerkung zu Christi irdischer Herkunft (4,4) und auf die Vorordnung jüdischen Erlebens und Heils, wie sie in der Position von 2,15-21 vor 3,1-6,17 und in der Verwendung der 1.pers.plur. in 3,13-14a; 3,23-25 und in 4,3-6a zum Ausdruck kommt. Kurz: Es ersteht hier das Bild einer Christen-

heit aus Juden und Heiden, in dem das heilsgeschichtliche prae des Judentums festgehalten ist, und zwar bei völlig gleichberechtigter Zugehörigkeit von Juden und sich nicht von der Tora her definierenden Nicht-Juden zu dieser Gemeinschaft (s. bes. 3,2f.28). Daß für diese Korporation die jüdisch grundierten Ausdrücke "Söhne Gottes" und "Söhne Abrahams"!?! benutzt werden (3,7.27; vgl. 4,6f., auch 3,29), kann als Zusammenfassung dieses ekklesiologischen Konzepts gelten, zumal es sich nach 3,20 um den einen, universalen Gott handelt!?? und zumal die

128 5 dazu die o. Anm. 122 gegebenen Querverweise. 129 so auch Kraus, Volk, bes. 10f.351f. Allerdings meint er im Galaterbrief, wie 0. (bei) Anm. 115-119 angedeutet, gleichwohl eine Minimierung der heilsgeschichtlichen Komponente ausmachen zu können. Dabei überzeugt mich auch dies nicht, wie er Gal 3,23 und 4,1-7 interpretiert (s. dazu bzw. dagegen nur Bachmann, Sünder, 124.146-151 [samt

Anm. 127.263f.272.277]).

130 9, dazu bes. o. (bei) Anm. 34-40.

131 S, dazu nur Kraus, Volk, 223-225.228. Vgl. o. (bei) Anm. 76-78, ferner aus den

Erolv von uns o. herangezogenen Vergleichstexten zumal PsSal 17,27 (n&vreg vor HeoD Beod). Tod nävteg Eoovraı (ka 1,8d IHen und 4,26-28]) Gal abıav [vgl. V. 31 und dazu

132 Vgl. dazu o. (bei) Anm. 85.

188

Antijudaismus im Galaterbrief?

Sohnschaft der Christen in 4,6 (vgl. 3,2-5) mit der göttlichen Sendung des "Geistes seines Sohnes" verknüpft wird. Nach dem jüdischen nucleus der christlichen Gemeinde und nach der Juden wie Nicht-Juden umfassenden Gemeinschaft der "Söhne", in welche die galati-

schen Heidenchristen bei ihrer Taufe eingetreten sind und in der sie nun leben, kommt in 4,21-5,1 die Gegenwart dieser Korporation unter dem Gesichtspunkt einer aktuellen Bedrohung in den Blick. Es stehen sich hier - auch das wurde schon erläutert!33 - genauer zwei Korporationen gegenüber: das sich aus Juden wie Nicht-Juden zusammensetzende Kollektiv, welches mit der "Freien", d.h. Sara, und mit n &vo TepovoaAnu in Zusammenhang gebracht wird, und ein durch Hagar und n vv TepovoaAnı symbolisiertes anderes, dessen Hauptmerkmal "Knechtschaft"

ist, ein besonders

für Nicht-Juden

gültiges Attribut (s. 4,8).

M.a.W.: Eine Gemeinschaft primär von Nicht-Juden wird der Kirche aus Juden und Heiden entgegengesetzt, in welcher die Heidenchristen ihre Freiheit — erneut — zu verlieren drohen, nun durch die Ausrichtung an der Tora und ihren Regelungen (s. 4,21; 5,1). Sofern dabei positive jüdische Symbole — Abraham, "Freie" (d.h. Sara), Isaak

und "oberes Jerusalem" — die derart bedrohte Heilsgemeinde kennzeichnen und sofern die Beschneidung von Heidenchristen als wichtiges Gefährdungsmoment veranschlagt wird (s. nur 5,2), schließt sich das letzte ekklesiologische Bild des

Galaterbriefs bruchlos an, das in 6,16 heraufbeschworen wird und das es mit der das apokalyptische Gegeneinander!?* ablösenden Zukunft zu tun hat. Es betrifft zum einen weiterhin die Christen, vor allem wohl die galatischen Heidenchristen, falls sie sich von der "Neuschöpfung" und damit von der "Relativierung" insbesondere der "Beschneidung" bestimmen lassen werden (V. 16a; vgl. V. 15). Zum anderen faßt es -— kaum anders als Röm 11 - diejenige Korporation in den Blick, die den nucleus der Christenheit, 1 ExkAnoia to Beot, stellt(e) und die Gott, dem einen Gott, in besonderer Weise zugeordnet ist; sie wird hier in eschatologischer Perspektive! ?> als d IopanA tod Beod in das Segenswort einbezogen! °®. Bedeutet das in 6,17 und 6,18 noch einmal angesprochene Christusereignis nach dem Ver-

133 Nämlich o. bei Anm. 86f. 134 Vgl. hierzu und zum Nachfolgenden o. (bei) Anm. 121, insbesondere Bachmann,

Sünder, 79.115-117.132f., ferner ebd., VII.65-78.101f. 135 Sje ist in gewisser Hinsicht schon für das Syntagma d TopanA o0 Beov wichtig (Ss. dazu Kraus, Volk, 125f.; vgl. Merklein, Studien, 303f.311). 136 Die Aufeinanderfolge der betrachteten ekklesiologischen Aussagen des Galaterbriefs kann man sich veranschaulichen, wenn man sich der sozusagen mengentheoretischen

Kirche und Israel Gottes

189

fasser des Galaterbriefs jedenfalls für Heidenchristen, daß eine Ausrichtung an Regelungen wie dem Beschneidungsgebot ein Selbstwiderspruch ist, ein Verstoß gegen die "Neuschöpfung"

(s, bes. 5,2.4; 6,12-15; vgl. 2,18.21b), so kann hier

doch von einer Enterbung des Judentums keine Rede sein. Vielmehr gilt das paulinische Segenswort gerade auch den Juden, dem "Israel Gottes" — und dieser Korporation wird deshalb ebenfalls das Hoffen der Heidenchristen gelten sollen, zumindest das der galatischen Adressaten !?”,

Skizze bedient, die ich in dem o. Anm. 39 genannten Aufsatz entwickelt habe (s. dort bes. bei Anm. 53), sie (da der dort interessierende ikonographische Vergleich hier keine Rolle spielt) um die vertikale Achse spiegelt und dann die einzelnen Sektoren folgendermaßen numeriert:

oberes Jerusalem

jetziges Jerusalem

(SARA) / Freiheit

HAGAR / Knechtschaft

Denn dann gehört, wenn man so sagen darf, zu Gal 1,13ff. Sektor I, zu 3, 1ff. die Komder bination der Sektoren I und II, zu 4,21ff. das Gegeneinander dieser Kombination und

jene Verbindung der Sektoren III und IV (besser: IV und III), während bei 6,16 einerseits

der Kombination der Sektoren I und II, andererseits, gleichsam senkrecht dazu, der Konnex ist. ziehen zu Betracht in III und I Sektoren ferner 137 Vgl. dazu dieo. Anm. 73 und o. bei Anm. 117 zitierten Aussagen Tomsons, o. Anm. 114.

)

ur

Stellenregister Der zu einer Seitenzahl hinzugefügte Buchstabe „A“ besagt, daß die betreffende

Stelle lediglich im Anmerkungsteil aufgeführt ist. Erscheint der Beleg außerdem im eigentlichen Text, wird das durch Kursivdruck angezeigt. Griechische sowie römische Autoren der heidnischen Antike und christliche Schriftsteller von der Zeit der Kirchenväter an werden nicht in diesem, sondern im nachfolgenden Register berücksichtigt.

Altes Testament

Schriften des masoretischen Kanons Genesis

17.21

1

18,1-16

64.80

66.113.114

80

80

1,14-18

65

18,10(-15)

1,14

80

21

140

71 16A

21.121 21,9f.

128 140

1,27 2,2

139.140A 136.138 137A

12,4 12,7 13,15

114A 114 114

21,9 21,10 21,(11-)12

13,16

114

PENIS

15,5 15,6 15,18

114 29.33A.180 66.113

22 22,1-19 221

62.63 63A 63

16

154A

222

63.7

114.136

16,1-17 16,3 16,7 16,27 17 17,2 17,4 17,7 178 17,9

128 114A 139 A 128 63 66.113 66.113 66.113 67.114.177 66.113

22,3 22,6 22,1 228 22,9 33,12 2213 n215-18 22,16ff. 22,18

63A 63A 63A 63A 62.63A 62 62.63A 63 114 63.67.114

17,10

66.113

24,7 (LXX)

114

17,11 17,13 17,14 17,19

66.113 66.113 66.113 66.113

25,23 26,4f. 26,5 48,19

133A 63 63 114A

Stellenregister

192

Exodus

5,4 12,40f. LXX 18 18,20

1820 LXX 18,22 (LXX) 19ff. 19,9 19,23 20,4 20,19 20,22 23,16 23.208. 24,3 24,5 24,8 25,218 222. 27,20 32,6 34,35 393,29 36,1 36,3

46A 66f.114 34A VIA.29.34A.45 46.47.48.49A.52 54A 28A 54A 109 109A 109A 59,60 110A 109A 46A 123A 109A 109A 109A 110A 110A 61 109A.140 173 110A 26A.49A 26A.49A

Leviticus

17-26 18,4f. LXX 18,5 18,5 LXX 20432 26,46

110 54 54.65 20A 176 110

Numeri

I 3,8 4,37 4,41 4,45 4,49

26A.49A 26A.49A 110A 110A 110A 110A

8,11 9,23 10,13 15:23 1:45 17,8 21,16-18 23,13 33,1 36,13

26A.49A 110A 110A 110A 110A 79A 44A 105A 110A 110A

Deuteronomium

14 4,5f. 4,19 3,3 5,8 6,4 18,18 27-30 2IE. 21.26 30,1 30,16f. 33,2 (LXX)

44A 64 60 109 59.60 70.101 44A 34A 29A.59 20A.24.54 29A 34A 96A.97A

Josua

8,34 14,2 21,2 22,9

29A 110A 110A 110A

Richter (Iudicum) 3,4

110A

1. Samuel/l. Regnorum

12,22

172

2. Samuel

7,8 20,19

48 152A

1. Könige/3. Regnorum 19,10 137A 19,14 137A 19,(15-)18 137A 19,18 139.172A

Altes Testament

2. Könige (Regnorum) 233 60 231 60 Jesaja 1,21-26 10,22 14,1 23,8 23,16f. 47 47,1-3 47,3a »47,5-8 47,8f. 47,11 50,1 Siff. 51,1-3 32,2 54 54,1 54,3 54,6f. 54,10 54,12 33 56,4(-5) 56,6(-7) 60,14 61,8 62,4f. 63,9 LXX

1533 173 182 154A 154A 153 153 153A 154 153 154 153 153A 154A 153 135A.154A 153 153A.154A 153 154A.181A 153A 154A 154 154 156A 154 153 98A

Jeremia

4,4 22,8 31,33 38(31),33 31(48),10 50,12 27(50),29

176 156 21 21A 26A.49A 153 16A

Ezechiel

1

130

1,10 10 10,14 16 16,8 16,30f. 16,35-37 16,59-62 37:27 39,25 43,2 LXX 44,7

193

130 130 130 153.154 154 153 153 154 176 182 97A 176

Hosea

1,6 17 (1,9-)2,1 1,25 2,1-4 2,1 2,23-25 2:25

181 181 176 181 153 173 137A 176

Joel

343

150A

Amos

5,15

182

Micha

6,16 7,20

49A 182

Nahum

3,4f. 3,4

153.154A 153

Sacharja 1212 147

182 182

Maleachi 2= 3,20

29A T2A

Psalmen 13(14),1-3 13(14),1

104A 104A.105A

194

13(14),3 19 19,2-7 25,4-17 31(@32),1f. 32(33),22 37.321. 68,18 73.1 7677),12 76(77),21 84(85),11 93(94),14 97(98),3 104 104,2-4 1055-11 105(106),13 106,31 105(106),35 105(106),39 110(111),7 119(118),32 119(118),35 125(124),1£. 125(124),1 125(124),2 125(124),3 125(124),5 128(127),1 128(127),2

Stellenregister

104A 65.80 65 25 170 182 35A 96A.97A 181A 16A 110A 181A 172 181 65 65 63.115 49A 2I33A 49A 49A 49A 4A 4A 181 181 181 181 181.182 181 181

128(127),5 128(127),6 133,3 143(142),2

181 181.182 181A 5.31A.57

Hiob 9,33

109.110

Sprüche 8,22ff. 16,9

64 49A

Kohelet

7,20

104

Klagelieder ji ADNT. 5,16

153 153A 133

Daniel

32T, 4,27 7,10

49A 155 97A

Nehemia

1,5 9,32

182 182

1. Chronik

16,40

110A

2. Chronik

3,1 ll 33,8

63 46 110A

Zusätzliche Schriften (der Septuaginta) 1. Esdras/3. Esdras

7,9

26A.49A

Judit 6,19

182

Tobit

SL

49A

3,4f. 2 8,4 13,10

49A 181A 182 182

l. Makkabäer

RIfR 2,49-52

176A 63

195

Neues Testament (Mt)

Zu 232 238 2,35 2,58 2,65 2,67 2,68 6,13 6,58 11,62

49A 29.33A.49A.63 49A 49A 49A 49A 49A 49A 118A 167A 167A

2. Makkabäer

‚4,16

118A

4. Makkabäer

18,1.

63.67.115.177

Weisheit Salomos

6,18b 6,16-20 74.) 7 7,17-19 77 7,18 7,19 r21 1.22 T.2SU4. 7.25 7,26 7,29 9,4ff. 9,9 10,5 114 13 18,4

59 64 65 64.80 88A 64.88A 64 64 64 64 64 65 65 65 65 49A 63 110A 64 64

Sirach 7,8f. 11,21-28 17,12 17,24-26 24 24,8 24,9 24,10-12 24,10f. 24,14 24,19 2422 24,23 36,11 42,15 42,211. 44,18 44,19-23 44,19-21 44,19%(-21) 44,20 44,21 44,22 45 50

59 59 59 ne, 59.64 64 64 64 65 65.79A 65.79A 65 64 182 49A 49A 66 63 63.115 176 63.66 67.114A 66 65 65

Baruch

2,9 2,10 2,12 2,28 3,9-4,4 3,23 3,31-4,4 As 4,1

26A.49 A 26A.49 A 26A.49A 110A 64 135A 64 64 64

Neues Testament Matthäus

Sal 5,18 5,19

171A 105A 54A

5,45 10,29 12,3 12,11

170A 105A 106A 106A

196 12,39 23,23 23,30 233317 21,25

Stellenregister (Mk)

106A S54A 108A 152A 86A.170

Markus

2155 71,8 13,34

39A 39A 27A

Lukas

13,34 22,20

152A 131.148

Johannes

3,20 4,22 4,34 5,36 6,28 6,29 6,38f. 6,40 6,45 8,23 8,39 8,41(-44) 8,44 9,4 12,(49-)50 14,10(-15,10) 14,12(-15,12) 17,4 18,36

16A 86A 16.49A 16.49A 16.17.49A 16.21A.49A 49A 49A 49A 150A 3A 19A 86A 16.49A 49A 16A 16A 16.49A 108A

Apostelgeschichte (Acta apostolorum) 2,19 Su 3,29 Ts 2LT. fe) T,3T(E£.) 1,38 7,44

150A 170 170A 123 110A 109A 71.97A.98A.123 110A

1,58 11515 1352 13,45 13,50 14,26 15,10 15,23-29 15,38 26,5 26,24

71.97A.110A. 123 170 16A.50A 156A 156A 16A.50A 142A VIA 16A.50A 40A 24

Römer

1-8 1,1 1,4 15 1,7 1,8 1,1) 1,16 1647 1,18ff. 132 21: 2,(6-)7 2,6 27 2,10 2,12b 23 2,14f. 2,14(f.) 2,14 2.15

2,16 2,17-29 2,23 2,25-29 2,26 2,28f. 351

176 169A 175 169A 179 169A 170A 35A.176 1.2A.5.47A 35A 22.53 30 52 16A.18.52 19 30 24A 23A.31.55A 22.53 52 21.22.25A.55 3A.21.47.48A. 51A.53 44A 163A 167 176 22.52.53 105A 22A.108A.176

Neues Testament (Röm)

3,3 358 3,6a 3,9 3,10-13 3,10b 3,11-13 3,12bB 3,19 3,20ff. 3,20-22 3,20

3,20a 3,20b 3,21(-22) 3,21 3,22 3,23-26 3,24 3,25f. 3,26 3,27 3,28

32: 3,29 3,30

3,31 4ff. 4

4.1 4,2#f. 4,2-5 4,2-4 4,(2-)4 4,2f.

2237 99A 121A 108A.176 104 104 104A 104 20A 3A 51A 3.5.20A.21A.23. 25.31.41.51.53f. 54.55.57.58. 118A 20A.23A 20A.23A 53 20.23A.25A. 106A 17.25.55 31 17 2:37 25.55 23A.31A.39A. 52A.54.167 3569.11.13.20. 23A.25.41.44. 48A.51.53 125.176.178 105A.125 22A.101A.125. 126 54.121.126 3A 158A.177 176 3A 3A 55 52 49A

4,2

4,3 4,4f. 4,5-9 4,5 4,6-8 4,6 4,7f. 4,9ff. 4,9-12 4,9 4,11-14 4,11f. 4,12 4,13

4,14 4,16f. 4,16 4,18 5 5,1-11

5,1 5,4f. 5,9f. 51217. 5,12-21 5,12

5,13-15 #13 5,14 5,14a 5,14b

5,15 5,16 517 5,18 5,19 5,20

197

3.20A.23A. 25.51.54.108A. 139 25:29.139 25A,30 40 25.139 29A 3.20A.23A. 25A.44.51 23A.170 114 22A 49A.170.171 114 171.176 23A.170.177 20A.23A.25.40. 164 20A.23A.25 176 20A.23A.25.40. 114.177 40.114 179 179A 179 106A 179 104 179A 105A.106A 140A 4A 170 4A 4A 105A.106A 105A.106A 105A.106A 105A.106A.121 105A.106A 4A.118A

198

6,1 6,2f. 6,2a

6,15 6,15d

RD: rt. 1,57 716 7,8. ES 139 1412 7,14 7,16 102, 1,25 8,4 8,7 8,9-11 8,9 8,12 8,13 8,14 8,15 8,17 8,19 8,21 8,23 8,30 8,32 9-11

9,1-5 IT. 9,3-8 93 9,4f. 9,4

Stellenregister

108A 121 121A 108A.121 121A 22 118A 4A 19.108A 19A 23A 25A 25A 1922.31 19 19 1933 1953 21A 22.53 19:53 99A 105A 138A 99A 176 128.176 99A 176 128 176 108A 72 86A.107A. 158A.163A. 171A.173.174. 184A 171A.176 172 172 177 172.174.176 172.178 107A.109A.113.

(Röm)

9,3 9,6-13 9,6-9 9,6f. 9,6 97 9,8 9,10-13 IM. el 912

95 9,16 9,18 9,22-24 9,23 9,24 9,251. 9,25 9,26 SEA 9,276 9,30 9,31-10,4 93H: 93 9532 9,33 10,1 10,2-4 10,3 10,5 10,6 10,8a

10,8b(-10) 10,12 1047.

121.158A.172 172.174 114.158A 178 178 40.173.174. 175A 176 107A.174.176 3A 19.25A 23A 3.18A.20A.23A. 25.51.35.133A 171A 3A.171A 171A 158A 171A 171A.176 176 137A.163.182 176 173.174 3 25.106A 23A 23A 3A-109A.172. 173 3.20A.23A.25. 41.51.54.55 158A 173 12A 47A 3A.20A.23A.25. 54.65.107A 25 139A 139A 125A.176 106A.107.158A

199

Neues Testament (1Kor)

10,18-21 10,19-11,10 10,19-21 10,19 10,21 11 11,1-4 11,1f. 11,1-2a

11,1

11,2(f.) 14,2 11,2b 11,4f. 11,4 15 11,6 11,7 11,11-32 11,11-16 11,12 11,14 11,15 11,16-18 11,17-32 11,17-26 11,17 11,23 11,25 11,25b 11,26 11,28f. 11,30 11,31(-33) E1,32311.31 11,32 12, 1ff. 12,4f. 12,4

172 174 158A 173 172.173.176A 159.171A.173A. 188 177 172.174A.176A 139 3A.107A.158A. 172.176 137A 172.173 139 139 139.172A 139.173 3.20A.23A.25. 31.55 173.174 173 158A 99A 174 108A 99A 158A 175A 99A 173A 173 173A 40.159.173.174 171A 171A 171A 169 171A 171A 35A 105A.106A 106A

12,8 195 13,10 13:12 14,13 15 15,7-12 15,8 15,9 15,10f. 15,10 15,16-21 15,25-27 1881 15,33 16,7 16,11 16,20 16,21 16,27

171A 19 30 19A 104 171A.186 186 171A 171A 176A 171A 186 186 186 179 172.176 172.176 179.180 1922176 185

1. Korinther

13 1,30 22 3.5 39T. 3,13 3,14 3,15 4,6 4,15 4,17 5,9 3.127. 6,11 6,15c 6,16f. T,1ff. gi 7,19 Tas 8,1ff. 8,1

179 72.184A 169A 108A 107A 18A 18 18 105A 44A 44A 34A 107A 108A.184A 121A 105A 35A 35A 22.52.53 171A 35A 35A.107A

200

8,4-6 8,4 8,5 8,6 8,6a

8,6b 9,1 9,5 9,13 9,20 9,24 10 10,1ff. 10,1-22 10,1-11

10,1-5 10,3.

10,4 10,6ff. 10,6 10,7

10,9 10,11-13 10,11 10,14 10,17 10,18

10,18b 10,19 10,22 18:6) 11:25 11,31 12,1 12,917. 1291. 12.12 52,13 12,14 12:19 12,20

Stellenregister (2Kor)

125 70.101A 125 70.101A.105 123 125 18 170A 30 166 106A 162.173 107A.174A 174A 173 107A Ws: 106A.107A 107A 172 109A.140.174. 176A 174 173 173 174 105A.106A 159.162.163. 173.174.175A 174A 108A.174 174 106A 131.148 108A 35A 105A 106A 106A 106A 106A 106A.108A 106A

13,9 14,15 14,21 14,26 14,33 15,(1-)11b 15,9 15,12a

15,12b 15, 15,13a 15,13b 15,14a 15,16 15,16b 15,17a 15,20a 15,39 15,51 15,55f. 15,58 16,1 16,5ff. 16,10 16,12 16,22

31 108A 176A 108A 105A 99A 186 99A 99A 99A 99A 99A 99A 99A 99A 99A 99A 105A 105A 107A 16A.50A 35A 35A 16A.30.50A 35A 179.180

2. Korinther

2 3f. 3 3 3,6 Ehe 3,7-11 37 3,8 3,9b 3,11b Sl ff: 3,12-18 3,18

3,14

179 86A 148 36A 148 107 107.174A 109A.130.173 107 107 107 107 151A.174A 107.109A.130. 151A.173 130.148.173

Neues Testament (Gal)

3,14a 3,14b-16 3,16f. 3,16 3,18 4,1

6,16 6,18 9,8

10,2 10,98. 11,1-15 11,2 11,15 11,18ff. 11:22 1182 1344

107.151A 173 106A 173A T2A 171A 163.176 48 19 36A 34A 36A 154A 18 173 172.177 124A 168A.179

Galater

If. 1 1,1-5 1,1 1,2 1,3 1,4 IB 1,6 1,7 1,8 1,9 1,10 1,11-2,14 114 1,12 1,130. 1,13f. 1,13(f.) 1,13

1,14 1,.125-17

150A.151A.152 146 185 166.185 34.36.164 178 31.34.147A. 151A.185 185 36A 36A 97A 36A.143 108A 167 36A.168A 167 189A 38A.39.146A 186 140.158A.167. 177.185.186 49A.177 187

1,188. 1,15 1,16 1.107 1,18 La. 1,23 2,1-5 2,1 2,3 2,4 2,7-9 2,7 2,81. 2,8 2,9. 2,9 2,9a 2,10 2,11-14 2,12-14 2,12 2.13 2,14f. 2,14 2,14b 2,15ff. 2,15-4,7 2,15-21

2,15-17(-21) 2,15-17 2,15-17a 2,15(-17a) 2.18 2,16ff. 2,16-19 2,16f.

201

40.167 33A.146A 37.187 143.151A.152. 167 151A.152 167.186 40 146A 143.151A.152. 161 22A.39A.142. 177.187 128.146A 22A.37.167. 177 142 161 167 40A.185.187 167 167 186 40A.187 32 22A.33A.39.177 168A.170A.177 166 33.34A.39A.177 177A 50.120 147A V.51A.146A. 161.165.177A. 187 40 146 120.165 165 146A.177 33A 166 17.165

202

2,16-17a 2,16

21

2,16ab 2,16ba 2,16bb 2,16bg 2,16c 2a

2,17b-18 ZALTC 2,18 2,18a 21. 2,19aa 2,20f. 2,20Cf.) 2,20 2,20c 2,20d 29]

2,21b 2,21ba

3-6 31ER: 3,1-6,17 3f. 3,1-4,7

3,1229 3,1-14 3,1-5 a4 3,2-14 3,2-5

Stellenregister (Gal)

166 33.193 1A.33,. 39A.51.54.55. 57.58 20A.25.31 2) 25 25 20A.25 20A.25 2999 165 121A 33.34A.40A.55. 143.189 34A 165 20A.25 17 31 55.143 31A 165 12A.20A.40A. 165 3081A553.121/ 165.166.189 20A.25 143 40.189A 187 88A 38.120.143. 146A.165.177. 178.187 123.139 A.140. 149A.151 177 38A.165 120A 17.36A 128 188

3.2f. 32 3,3 3,5-14 SSL 33 3,6-4,7 3,6f. 3,6 3,7 3,8ff. 38L 3,8 3,9 3,10-14(ff.) 3,10-13 3,10-12/13 3,10-12 3,10

3,10a(-b) 3,10a 3,10b 3. 3,1la

3,11b 3.12 3.123

3,12b 3,13-4,6 3.,3T: 3,13-14a 3 3,13a 3,13b 3,14-29 3,14

3,14b

187 3.20A.23A.25. 3033.51.3380 128 51A 49A 3.20A.23A.25. 30.33.31.53.86 7 187 29.33A.166A 180 120A.176.187 33A 178 23,31.123.165 25.176 29A 118A 54 25A 3.20A.23.24.30. 33.44A.51.52A. 53.54.86.99A 24A 20A.24A.54 20A.54 25.86 20A.99A 99A 25.65.71.86 20A.99A 20A.23A.54 146 17.20A.187 187 86.147 A.166 120 147A 128 25.31.86.147A. 165 120.121.147A.

Neues Testament (Gal)

3,15ff. 3,15-29 3,15-18 3,15-17 3,15 3,16-18 3,16f. 3,16

3,16b 3,17-25 3,17-19 3,17. 3,19

3,18

3,18a 3,19ff. 3,19-25 3,19f.

3,(19.)20 3,19-20a 3,49

165 70.125A 38A.59.66.80. 123.140.165 66.113.116.117 123A 113.120A.168A 113 69.113A 33.67.68.69.70. 80.86.92A.100. 102A.106A.109. 114.116.117. 118.119.120. 122.125.166. 177.187 118A 177 166.187 114 4A.66.80.82.86. 113.114.120A. 149A 69.70.80.86.99. 116.117.121. 143.187 20A.25 117 68 69.81 A.87A. 89A.110.111. 119.122.187 82A 117.119.122.123 4A.33.34.68.69. 71.80.85A.86. 88A.91A.22. 93A.95.97A.99. 100.102A.107. 109.110.113. 116.117.118A. 120.122.124A. 166.177

3,19a 3,19b-20 3,19b 3,19ba 3,19bB

3,20f. 3,20

3,202(-20b) 3,(20a-)20b 3,20a

3,20b

3,218. 3,21f(f). 3,21-29 3,21-25 3,21

3,21b Z21G

3,21cß 3.22

203

108A 81.112A 90A.107 117 99.100.110A. 117.119.122 66 37.69.70.81. 82A.87.89.90A. 91A.92.98. 103A.105.107. 112.120.126. 151A.187 104A 102A 69.70.84.85.91. 92.93.95.99.100. 101.102A.103. 104.106.107. 108.109.111. 112.116.118. 119.120.122. 123.125.166 69.70.84.85A. 91A.92.93A.94. 95.99.100.101. 102A.103.112. 119.120.122; 123.124.125. 178 112 117A 120 118A 68.70.80.85A. 86.103A.108A. 116.117.120. 121.123 71 108A.121 20A.25.108A 71.86.108A. 116.117.223.

204

3,22a

3:22b 3,23-4,3 3,23-25

3,231: 3,23 3,24f. 3,24 3,25 3,26-29

3,26 3218: 3,27 3,28f. 3,28 (f.) 3,28

3,28d 3,29

3,294 3,29b 4,1ff.

4,1-11 4,1-7 4,(1-)5 4,1 4,2 4,3-6a

4,3

Stellenregister (Gal)

124.125.166 108A 108A 166A 120.123.124; 166.187 166,187 86.124A.187A 120 72.86.161 143 37.67.120A.124. 147A.165.177. 178.187 66.124.166.176. 178 168 187 80.99.120A.166 125 40A.68.71. 105A.106A.124. 125.177.178.187 2 33.86.102A.109. 117.140.164. 166.176.177. 178.187 9 140 120 128.129.130. 132.133.134. 135.145.152.154 118A 38A.140.142A. 145.165.187 A 172 48.120A.142A. 166 142A 187 87A.88A.120A.

4,4-7 4,4Af. 4,4 4,5 4,5b 4,6f.

4,6(-7) 4,6 4,64 4,6b 4,7-5,1 4,Tf. 4,7

4,8ff. 4,8-5,1 4,8-11 4,8f. 4,8 4,9 4,9b 4,9c

4,10

4,12-20 4,12 4,13-6,13 4,14 4,17-21 4,17f. 4,17 4,19 4,21ff. 4,21-5,1

142A.145.146. 147 38A 187 34.84.109. 142A.146.161. 166.177.187 87A.142A.166 120A.147A 165.176.173. 187 147A 128.166.178. 188 120A.147A 120.147A.165 166 140A 120A.142A.143. 147A.166.178 87A 39.165 145 145.146.147. 165.166 38A.144.145A. 188 88A.142A.145 143 143 33A.52.65.71. 80.88A.166 142A.144A 168A 128 97A 36A 39 36A.39 140A.142A.143 107.160.189A 127.130A.133A. 135A.139A.141.

Neues Testament (Gal)

4,21-31

4,21-23 4,21

A,228F. 4,22-31 4,22-29 ' 4,22f. 422 4,22baı 4,22bB 4,23 4,24ff. 4,24-31 4,24f.

4,24 4,24a 4,24b 4,24c 4,24d 4,258. 4,25(-26) 4,(25-)26 4,25

4,25a

4,25b 4,25c 4,26-28

142A.147A.166. 177.178.188 129A.133A. 134A.136A. 157A.163A 107 71.106A.138A. 139A.141.142. 146.147.166. 178.188 139 145A 164 128.166.174A 128.141.178 149A 149A 128.141.142A. 149A.178 107 174A 106A.107.128. 136.139 A.166. 178 113.127.128. 142A.145.148. 149A.151.178 141 141 107.127A.141 141 178 151A 152A 127.128.136A. 141.142 A.146. 147.148.150A. 151.152f.166. 178 141,150A.151A. 141.150A.151A 141.142A.150A 154A.187A

4,26

4,26a 4,26b 4,27

4,28-5,1 4,28-30 4,28f. 4,28

4,29f. 4,29

4,29a 4,29b 4,30f. 4.30

4,31

34

5,1a

205

127A.128.134. 138.141.142A. 144A.146.147. 148.149 A.152. 166.178 141 141 107.127.135A. 138.141.142A. 151A.152.153 166 140A 38A.178 127.128.138. 140A.141.142A. 146.147.152. 166.168A.176. 178 140A 128.139.140. 141.142A.151. 163.166.175.178 107.151 151 141.143.166 107.128.133A. 136.137 A.138. 139.140.141A. 142A.151A. 166 127.128.134. 138.139A.140. 141A.142A. 144A.146.147. 151.152.166. 168A 36A.128.139A. 141.142.143. 145.166.178. 188 134.138A.142A. 144A.146.147. 166

206

5,1b 5,2-6,17 5,2-12 5,2-10 5,2-4 3,21. J,2 5,2b-4 3,3 5,4 5,4aß 3,9 5,6

5,7-10 357 5,10-12 5,10 Sen 5,12 513

5,14 5,16-18 3,19, 5,18 3,19 3,22 3,23 3,25 6,1 6,2 6,4 6,8 6,10 6,11-18 29.21217 6,11-16 6,11-13 6,12-17

Stellenregister (Eph)

138A.146.147 143A.165.166 40.167.171 36A 71.166 22A.142.177 165.167.188. 189 167 24A.54.143 55.121.189 20A.25 34.147A 22A.40A.55. 166.167.168. 177 167 36A 172 36A.172 22A.38A.140. 142.166.177 36A.167 106A.128.166. 168A 54.71.166 166 107A 128 19A.22 166 166 147A.166

6,12-15 6,12f.

168A

Epheser

71.166 18 121.166 30 180.181 36A.167.171 0 181.184 167.168

6,12 6,13 6,13a 6,13b 6,14-18 6,14f. 6,14 6,15f. 6,15 6,16f. 6,16

6,16a 6,16b 6,17 6,17a 6,17b 6,18 6 2,88. 2.839 2,9 En a: 2,12 715 4,5.

189 22A.36A.39A. 142.166.167. 168.174.177 38A.71.140.166. 167.168.177 24A.44A.167 167 167 36 170A.180 167 34.40A.171 22A.71.142.167. 168.177.181.188 167 158A.159.160. 161.162A.163. 164.167.168. 169.170.171. 72.173.1983 177.178.179: 180.181.182. 183.184.185. 186.188,189A 169.188 169 167.168.181. 184.188 167 167 36A.168.185. 188 150A 55A 18A 3A 18A.19A.55A 163 113 23A.52A.54 105.125A

Neues Testament (Phil)

4,8f. 5,11 6,10 6,23f. 6,23

Philipper 22 1,6 2,13 227 2,30 3,1 » 2ER: EM: 3 3,4-6 ER 35 3,6 EA 3,9-11 3,14 3,17-21 3,19f. 3,20f. 3,20 4,7 4,8 4,9 4,19 4,20

107A 19A 168A 179A 168A.179 179 19 25 171A 16A.50A 168A 173 174 176 39 40A 40A.172A.173 186 173 173 150A 151A 150A 173 150A 124A.179 168A 179 179 185

Kolosser

1,10 7.21 iR 31 +11

19 19A 150A 150A 125A

18 179 168A 34A

2. Thessalonicher

IE hi 2,17 3 3,16

18A 19 168A 179

1. Timotheus

1,2 2.55, 245 2,10 31 5,10 325 6,17(-19)

174179 91A.125A 86.105 19A 19A 19 19A 151A

2. Timotheus 142 1,9 1,18 2:21 3.37 4,14 4,18

179 16A.18 171A 19 19

19A.150A

Titus

1,4 1,16 21 2,12-14 2,14 31 3 3,8 3,14

179 19 19A 151A 19.176 19 3A.18.25A.27A 19A 18.19A

Philemon

1. Thessalenicher

1 13 2,14-16 4,1

383 5,23 SETE: 5,27

207

179 18 86A 168A

3 20

179 168A

Hebräer

22

71.974.123

208

2,7-9 6,1 74 8f. 8,5 8,6 8,7 8,8 8,9 8,13 9,4 9,14 915 9,18 10,16f. 10,16 11,15 11,16 12,18-21 12,22-24 12,22 12,24 12,25 13,20

Stellenregister (Jak)

107A 19A 109A 148 111A 86.111A 108A.148 148.170 148 148 79A 19A 86.111A.148 148 148 170A 108A 150A 111A.123 150A 97A.150A. 152A.154A 86.111A.148 150A 179

Jakobus 1.25 2,10 213 2,14-26 2,14-20 2,14 2,18 eh 222 2,24 2,25 2,26 5,13

16A.50A 54 171A 17.55A 17A 18 18.55A 18.63 18 18.41A 18 18 18

1. Petrus

52 15 2,10

179 124A 171A.179.182

3,6 >43 5,14

48 155 179

2. Petrus

12 2,8 3.15£. 3,16

179 19A 34A 57

1. Johannes

3,8

19A

2. Johannes

3

179

3. Johannes

15

179

Judas 2 9 14f. 21

179 123A 96A.123A 171A

Apokalypse (des Johannes) 13 16A.49A.50A 1,4 179 1,16 T2A 2 15 9} 50A 2,9 86A.156 2,18-29 15 2,19 15.16A 2,20 50A 2322 16A.50A 2.23 15.16A 2,24 50A 2,26 15.49A 3,8 16.49 A.50A 3,9 86A.156 3,10 16.49A 3412 149.150A.152A 4,6f. 130 1,3-8 156 11 156.157 Bil 157

Pseudepigraphen des Alten Testaments

11,2-10 11,2 11.2 11,8

157 156 156A 156

11,9C-10)

156

12 12,1 12.17 13,14f. 13,17 14,1 14,12 14,13 15,3(-4) 16,19 17f. 17 12 17,3 17,5 17,6 177 17,8-12 17,8 17,9-14 17,13f. 17,15-17 17513 17,18 18,2

155 155 16.49A 155A 155A 156 16.49A 16A 16A 156 154.156.157 155 154.155 155A 155 154 154 155 156A 155A 154 155A 155 156 155

18,3 18,10 18,16 18,18 18,19 18,21 18,24 19 19,2 19,7-9 19,16 20,4 20,9 21f. 21,1-22,5 21 212 21,10 21,127. 21,23 21,24-26 21,24 21,26 22,2 220 2 22,9 2222 22,14 22,16

209

155 156 156 156 156 156 154 154 155 154 170A 170 154 154.156A.157 157A 152A 149.150A.152A 150A.152A 156 T2A 156A 155A 155 155 156 16A.49A.50A 16A.49A.50A 50A 16A.50A T2A

Pseudepigraphen des Alten Testaments Apokalypse des Mose

Syrische Baruchapokalypse/

1

2. Baruch

96A.98A

Aristeasbrief 18,4 223

49A 49A

Assumptio Mosis 1,14 3,12 11,17

110A 110A 111

EB 33 4,1-7 312 67,7 78,2

153A 153A 150A 26.49 A.54A.63 155 179

4. Esra 71,24

49A

210

9,26-10,59 10,6f.

Stellenregister

152A 153A

Äthiopisches Henochbuch/1. Henoch

15,26f. 30,12

124A 96A

30,17

33A

30,21f.

124A

Zoe

1

183

182

1

17

182

Oratio Manasse (Gebet Manasses)

1,8 1,8a

182.183 182.183

8 14f.

1,4-7

a 183

63 182

2 ‚Sc 1,8d 1,9 5,1-4 5,1 5,4

Paralipomena Jeremiae

183.187 A 123A.182 49 A 49A 49A

a 2,34 8,2 83 i Psalmen Salomos

> 150A 49A A9A

3,08. 9,6 10,8 13,2 27,4 72-82 81,5

181A 49A 49 A 49A 182 65 31A

2,35 4,25 7,6 9,8(f.) 9,11 10 10,3

182 182 182 182 182 185 182

89,50

149A

10,6(f.)

182

90,29

149A

10,6

185.186

90,30-35

154A

10,7

186

91,9

149A

10,8

186

Ds 36

a

1431

154A

15,13

182

16,15 17 DR. 17,27 17,30f. 17,31 17,42-46 IURA2 17,43. 17,45 18,4 18,8

182 186 186 187A 186 187A 186 186A 186A 184.186A 2TA.49A 27A.49A

Joseph und Asenath

2398

Se

Jubiläen IElbie 1,5ff. 1,22 1,23 1,24f. IROTIKT. 1,27-29 1,29 2,9 3,10-14 4,21-24 6,22

65 118A 118A 176 124A 98A 96A 124A 96A 96A 124A 96A

214

Weitere frühjüdische Literatur

18,10

49A

Testamente der 12 Patriarchen

Levi 328 19,1 Issachar a4 5,3 Sebulon 8,1f. Dan 5,6f.

124A 26A.49A 49A 49A 182

6,2 6,9 Naphtalı 2,10 8,4 8,6 Benjamin =. 6,7 71 10,1

91A.110A 49A 49A 124A 124A 26A.49 A 49A 49A 174A

156A

Weitere frühjüdische Literatur Qumrantexte

Damaskusschrift (CD) 1,1 46A 2.,5f: 123A 2,14f. 17A.46A 2,14 35A 2,18 17A.46A 3 65 3.21. 63 4,6 4TA 4,8 4TA 5,5f. 40A 6,3ff. 44A 6,7 44A 6,8f. 44A 6,14-19 39A 6,14 4TA 13,5f. 4TA 13,6-8 47 13,6 47 13, HE: 47A 13,74, 46A.47 14,18 47A.49A.54A

16

65

16,1 19,31-20,17

174A 44A

20,6f.

43A

20,6

47A

Sabbatopferlieder (ShirShabb) 4Q400 (1) 1,5 123A 4Q400 (1) 1,14 123A 4Q400 (1) 1,16f(f). 123A Hymnenrolle (1QH) 9(1),26f. 27A 9(1),26 27A.43 9(1),27 27A 12(4),31 27A.43 13(5),36 46A.47A 14(6),9 43A Kriegsrolle (1QM) 4,10 186 10,8 47A 131 46A Habakuk-Kommentar (1QpHab)

5,9-12 Sektenregel (10S) 1.1. 4,4 4,17f. 5,1 5,14-18 2.21 5,23 5,24 6,18 8,1 8,15-9,2

35A 48A 46A 39A 47A 39A 27A.43 27A.43 43 27A.43 47A 44A

212

8,15 99 9,13 10,17 Gemeinschaftsregel

Stellenregister

110A 47A 46A 46A (1QSa

[=1028a]) 125

186

Kommentar zu Ps 37 (4Q171

[=4QPs?]) 4,8f.

35A

Midrasch zur Eschatologie (4Q174 [=4QFlor]) 4,1 27.42 Brief (?) 4QMMT (4Q0394-399

[=4QM MT?)

A-C Alff. BIf. Bl B2 B4 B6 B8 B13-16 B13 B21 B24 B36ff. B36 B39ff. B55-58 B55 B68 B72 B7S5f. B75 B8l Ca. CE.) Cc7

VIA.27A.28. 58A.59 33A 28 35.43.44 A.45. 51A 30.33.43 A.44. 45.47.51 35 33 35A 39A 35A 35A 35A 35A 35A 35A 39A 35A 35 35A 35A 33.33A 33 36.39 40A 33.35.36A

cs cC10f. c10 c12 C1415J FF. C16 C1ECI9)FF. C18-24 E21 C23-32 C23(24) €25f. E23 C26 C(27-)31 C27(29)

C28-32 C28-30 C28 C30-32 C30f. C30(32) C31f. C31(33) 32 Weitere

35 30A.45A 34A 33.34A.45 29A.33A 34 30A 45A 34 40 30.45.51 30A.40 33.45A 34.35 52 28.29.VIA.33. 35.41.42.43A. 44.45.46.47.48. 230531.55.179 180 36 44.180 35.44 34 180 28.35.43.44A. 45.51A.180 35.37A.52.180 29.30.33A.40.46 34A Text(fragment)e aus 4Q

258 (=SÄ[sP]) (1) il 21

23 239.(=S°) 5,10f. 381 (1)8 SCH) 22T. 521 (1) 2,2

47A 43A 43A

80 80 124A I96A Psalmenrolle (11005 [=11QPs?]) 181A 23,10f. 23,(10-)11 181A

Rabbinische Literatur

23.1

181A

213

Josephus (losephos)

Tempelrolle (11Q19 [und 11Q 20]) (11,9ff.) 65

Bellum Judaicum 5,382

Demetrios

5,401

114A 49A

Eus., PraepEv 9,21,16 (=Frag-

6,301

154A

ment 2)

Antiquitates Judaicae

114A

.

Phil

ar

De cherubim

2

R

134A

De praemiis et poenis

a

114A

9.265

96A

15,136

96A.9TA

20,43

26A.49A

20.46

26A.49A

114A

20.42

ABA

{ De sobrietate

L 2 De somniis

2,204

; 2,318

c

135A

26A.A9A

Contra Apionem 1.37

96A

139

I6A

De specialibus legibus

2291 F.

48A

Diele Miokis

(Weitere) Briefe

1,142f.

110A

1,116

110A

2,166

110A

EN

5/6Hev 12,3f.

Quis rerum divinarum heres sit 205f.

110A

180A

Mur 42,2

180

Mur 42,7-13

180A

Mur 42,7

37A.180

Rabbinische Literatur Babylonischer Talmud

Targumim Targum Neofiti (CN)

Baba Qamma

140A Gen 21,9 Ex 18,20 29A Targum Pseudo-Jonathan (TPsJ) 140A Gen 21,9

29A 99b(-100a) Baba Mesi°a 29A 30b Jerusalemer Talmud

Gen 21,10

140A

Megilla

Gen Z1.11

140A

4,74d,9

Gen 21,12 Gen 22,1 Ex 18,20

137A 140A 29A

Aboth de Rabbi Nathan Rez. A: 1 110A I6A Rez.B: 2

Fragmenten-Targum (TJII)

Gen 21,9

140A

Fragmente der Kairoer Geniza

Ms. EE Gen 21,10 140A Ms. LL Gen 21,9 140A

Misch ”° ei Sanhedrin

10,1

174A

:



ION

b

Mekhilta Exodus

18,20 Bereschit Rabba

29A

2

135A

6,9 114A Pesigta de Rab Kahana

214

Stellenregister

Pesigta Rabbati 21 (103b) 32 (148b)

Gebete

I96A 154A

Achtzehn-Bitten-Gebet (babylonische Rez.) (19. Bitte) 159.163.171A. 183 Kaddisch de Rabbanan 183

Frühchristliche Schriften außerhalb des Neuen Testaments Barnabas

4,1 9,4

151A 97A

Hermas

Similitudines 8,3,3 (=Herm 69,3) 124A Justin

Dialog mit Tryphon 11:5 163

19,6 20,1 21.1 67,4 67,8 67,10 95,1(-3) 123,7

118A 118A 118A 118A 118A 118A 147A 163

Papias von Hierapolis Notiz 97A

Autor(inn)enregister Weil die Autor(inn)en im vorliegenden Aufsatzband zumeist lediglich in den An-

merkungen genannt sind, wird hier anders als im vorangehenden Register nicht diese Plazierung, vielmehr die Erwähnung eines Namens im Textteil durch einen zur jeweiligen Seitenzahl hinzugefügten Buchstaben, nämlich „T“, signalisiert. Kursivdruck der Ziffer(n) meint wieder das Vorkommen (des betreffenden Namens) in beiden Bereichen einer Seite. Durch kursive Type werden auch die in diesem Register mitberücksichtigten Personen aus der Zeit vor dem 18. Jahrhundert (griechische und römische Autoren; christliche Schriftsteller von der Zeit der Kirchenväter an) hervorgehoben.

Abegg, M. 36.41.42.47.48.56 Adam, E. 129 Agobard von Lyon 134.137 Aland, B. 21.76T.105.149.169 Aland, K. 21.76T.105.149.169 Albrecht, K. 152 Ambrosiaster 162 Ambrosius von Mailand 134 Anderson, Jr., R.D. 37 Anton, C.Th. 83

Appuhn, H. 132 Asmussen, H. 8T Augustinus 134 (vgl. 133) Avemarie, F. 42.49 Bachmann, M. passim

Bammel, E. 66T.69T.76T.98.100. 102.113.118.122.124.125 Bandstra, A.J. 96.124 Baneth, H. 111

Barrett, Ch.K. 29.36.42.139.140 Bartsch, H.W. 150

Bauer, C.L. 104 Bauer, W. 21.67.76T.105.108. 115.149.150.161.169 Baur, J. 1, Beagley, A.J. 156

Becker, J. 125.136.138.140.147.149. 161 Behm, J. 113

Ben-Chorin, Sch. 26.134.142 Bendemann, R.von 87 Bengel, J.A. 86.106T.162 Benoit, P. 37 Berger, K. 141.148 Bergmeier, R. 155 Bertram, G. 15.16 Betz, H.D. 37.66T.67.69T.75T.76. 81.82.88.91.94.96.101.108.110. 112.113.134.1157.117.123:123, 136.137.141.144.148.158.160.161. 163.167.168.175.177 Betz, O0. 177 Beza, Th. 162 Billerbeck, P. 3.5.13T.26.29.45. 46.47T.48.96.111.124.139.149. 150.153.183 Bisping, A. 161 Black, M. 182 Blank, J. 4 Blass, F. 18.105.106.107.108.117. 149.169 Bloch, P. 129.132 Blinzler, J. 89 Blumenkranz, B. 129.132 Böcher, O. 155 Böttger, P.C. 5 Bonitz, C.F. 83.102 Bornemann, E. 108

216

Antijudaismus im Galaterbrief?

Bornhäuser, K. 81.85.101 Borse, U. 101.137.138.142.152 Bousset, W. 12.81.112.162 Bouwman, G. 127.135.141T.144. 145.148.149.151T.154.157 Braude, W.G. (G.Z.) 135 Bremer, N. 129.130 Bring, R. 9.84.87.103.142 Broer, I. VA.138.140.144.147.148. 158 Brooke, G.J. 27

Bruce, F.F. 93.135.142.153.158.159 Brugmann, K. 105 Bultmann, R. 2.10.11.12.13.14.

19T.30T.57T.76T. Burchard, Ch. 39.40.41.42.43.47.48. 49.50.51.53.98.106.113.117.118. 120.124 Burton, E. de Witt 85.86.93.112.162. 175.183.186 Callan, T.D. 81.82.83.85.90.91.92. 93.95.96.98.100.101.102.106.111. 112.123 Callaway, M.C. 135.136.139.154 Calvin, J. 161 Carrington, P. 155 Clemen, O. 6.9 Collins, A.Y. 153.154.155 Corsani, B. 144 Cosgrove, Ch.H. 14.31.53 Cranfield, C.E.B. 4.10.21.25 Culmann, F.W. 83 Dahl, N.A. 81.161.162.163.164.166. 170.179 Dalman, G. 183 Dalton, W.J. 120 Davies, W.D. 96.97.162.175.177

Deaut, R. le 139 Debrunner, A. 18.105.106.107.108.

117.149.169 Dehn, G. 136 Delitzsch, F. 48 Delling, G. 89.141.

Deutsch, C. 154.155.157

Diogenes Laertius 41 Dombrowski, B.W.W. 42 Donaldson, T.L. 36.38.120T.146. 165 Dopp, J. 91.93 Dothan, M. 72 Dunn, J.D.G. 4.7.10.19.27.33.34.37. 41T.42.43.44.45.47.53.56.5TT. 76T.118.137.160.166.171.172.175. 180.181.182.184.185.186 Ebeling, G. 6.87.114.121.134.144 Ego, B. 149.150 Eisenman, R. 42.58.76 Ellicott, Ch.J. 162 Elon, M. 29 Ensor, P.W. 49

Ephraem Syrus 162 Estius, W. 162 Eusebios von Caesarea 114 Eusebios von Emesa 161 Ewald, G.H.A. 162 Fiedler, P. 136.144.158 Finkel, A. 29 Fitzmyer, J.A. VIA.55 Flusser, D. 42.43.45.46.50.52.55 Frank, M. 83 Frankemölle 17.136.176.186 Fricke, G.A. 83 Fritsch, O. 81.83.85.86.102.121 Füglister, R.L. 129 Fuller, R.P. 4 Gager, J.G. 144.157.158.162.175 Gaston, L. 4.10.15.18.22.26 Geiges, F. 129.130.131.132T

Gelasius von Cyzicus 110 Giblin, Ch.H. 98.100.101.103. 106.112.118.125.157 Goldhorn, I.D. 82 Goldin, J. 110 Goodenough, E.R. 75T.77T Gottstein, M.H. 28 Gräßer, E. 127.148.149.161

Autor(inn)enregister

Green, R. 131 Greisenegger, W. 129.130.132.133 Grelot, P. 33.41.43.52 Grotius, H. 162 Gründler, J. 87.112 Gundry, R.H. 4.154

Gutbrod, W. 22.163 Gutman, S. 60

Haacker, K. 129.140.142.150 Hansen, G.W. 125.136 Harnack, A.von 134

Hays, R.B. 136.154 Heiligenthal, R. 4.5.16.17.19.21.27. 50.53 Hengel, M. 17.27.29.30 Hermelink, H. 6

Herrad von Landsberg/Hohenbourg 131 Hieronymus 24T Hilgenfeld, A. 93 Hirsch, E. 1

Hofius, O. 3.4.5.124.149 Hofmann, J.Ch.K. von 103.109.162.

181 Hofstätter, H.H. 131 Holsten, C. 92.121.161 Holtz, T. 16.18 Homer 27 Horn, F.W. 50.53.156.157 Hübner, H. 2.4.21.22.48.69.76T.87. 88.91.97.104.116.117.118.121.125 Hüttenmeister, F. 77T.181 Innozenz III. 130

Irenäus von Lyon 131.156 Jankowski, G. 127.142.152.154 Jeremias, J. 153 Jochum, H. 129.130.131.133 Joest, W.8

Johannes Chrysostomos 134.161 Jowett, B. 82T. Junghans, H. 7.10 Kähler, M. 161 Käsemann, E. 2.21.26.57T.76T

217

Kampen, J. 43.47

Kapera, Z.J. 28 Kapstein, 1.J. 135 Karrer, M. 50 Keel, ©. 155 Keil, C.A.Th. 82.83.90.102 Keller, A. 112 Kennedy, G.A. 142 Kern 93.112

Kertelge, K. 2 Klaiber, W. 161 Klein, G. 2.4.69.76T.88.89.103.136. 148.149.151 Klijn, A.F.J. 150 Klöpper, A. 81.94.98.101 Koch, D.A. 134.137.144.148.151. 154 Körkel-Hinkfoth, R. 132 Kraft, H. 15.16 Kraus, W. VT.VIT.160.161.162. 165.169.172.173.174.176.178.184. 185.186.187.188 Kremers, H. 162 Krummer-Schroth, I. 129 Kübel, R. 81 Kühl, E. 162 Kuhli, H. 162.170.172.173.174.175. 176 Kuhn, H.-W. 33.43.46 Kuhn, K.G. 176 Kunze, K. 129.131.132 Kuss, ©. 161 Lacan, M.F. 88

Lagrange, M.J. 161 Lambrecht, J. V.3.10.36.38.57.76. 121.143.147.165.166 Lausberg, H. 99.104 Lehninger, M. 118 Levine, L.I. 60.72.77T Lichtenberger, H. 28.29.34.35.148 Lieberman, S. 111.112 Liebers, R. 5.15

Lietzmann, H. 93.106.144.161

218

Antijudaismus im Galaterbrief?

Lightfoot, J.B. 86.103.137.161 Lipsius, R.A. 161

Lohmeyer, E. 4.5.15.16.17.18.19.20. 22.23:.26.49.50.51.135 Lohse, E. 2.27.156.174 Longenecker, R.N. 96.98.108.110.

112:113:114:115.118.121.136:139. 141.142.145.152.154.158.160.171. 179.181 Luck, U. 6

Lücke, G.C.F. 81.82T.85.90.93.103 Lührmann, D. 65T.67T.76T.87.88. 112.114.127.141.148.150.160.162. 168 Lull, D.J. 118 Luther,/M. 1.2:5T.6.7.9.10T.11.13T. 17T.197.237:2230T:.31T7,81T:82: 85T.86.133.134.148.161 Luz, U. 127.136.137.148.149.151. 158.161 Lyonnet, S. 161 Maass, H. 80T Macdonald, J. 111.112 Mach, M. 88.96.97.98.124 Maier, J. 42.44.47 Malan, F.S. 134.136.142 Mann, 1. 7.8.9.24.82 Mann, J. 154 Marcion 134 Marcus, R. 96

Margah 111.112 Martinez, F.G. 42.45 Martyn, J.L. 134.140.142.144.145. 149.150.157.185 Matera, F.J. 127.136.137.142.144. 145.150.160.161.168 Mauser, U. 84.125 Maximus von Turin 134

McGrath, A.E. 1.8.9.13 McNamara, M. 139 Meeks, W.A. 139 Meissner, S. 50 Melanchthon, Ph. 8T.9

Menge, H. 26.27 Merklein, H. 16.92.94.97.102.110. 117.161.174.186.188 Metzger, B.M. 107.138

Milik, J.T. 37 Moo, D.J. 3.4.5.7.9.19.20.22.27 Moore, G.F. 12 Morus, Th. 162

Müller, Ch. 2.161 Münzel, G. 132 Mußner, F. 58T.76T.90.91.93.94. 98.99.100.108.112T.113.114.115. 117.918121.123.127435136437 139.140.144.145.157.159.160.161. 162.164T Mutius, H.-G. von 67.76T.114 Naumann, P. 140 Naumann, Th. 135 Netzer, E. 60.79T.80T Neusner, J. 58.76T Newsom, C. 123 Nicolai, Ph. 152 Nietzsche, F. 7135 Noesselt, I.A. 83

Oepke, A. 82T.91.92.93.98.103.109. 110211112:21.29.130732337 161.168.169.170 Ohly, F. 134 Olyan, S.M. 96.97.123.124 Osten-Sacken, P. von der VIT.162

Pannenberg, W. 1 Pardee, D. 35.180 Penna, R. VI Perriman, A.C. 137.142.151 Peters, A. 6 (Flavius) Philostrat(os) 41

Prigent, P. 59.60.62.72.77T Qimron, E. 28.29.30.34.35.36.37.38. 39.40.42.43.44.45.46.52.180 Quell, G. 113

Radl, W. 115.138.140 Räisänen, H. 11.88.104.117 Reader, W.W. 154

Autor(inn)enregister

219

Reeg, G. 77T.181 Rehkopf, F. 18.105.106.107.108. 117.149.169

Schnelle, U. 158

Reichmann, V. 21.105.169 Reicke, B. 88 Reithmayr, F. 93.101 Rengstorf, K.H. 111 Richardson, P. 161.162.163.164.170.

Schrage, W. 160.170.174.175 Schreckenberg, H. VT.129.130.131.

173.179.181.182 Riesenfeld, H. 106 Risch, E. 108 Rissi, M. 155 _ Ritschl, A. 88.91.94 Rohde, J. 82.86.88.90T.92.93.94.98. 103.108.115.118.137.144.152.169 Roloff, J. 160T.161.164T.186 Rosenmiüller, I.G. 102.104.106.112 Rückert, L.J. 162 Ruether, R. VT.VIT.136 Rusam, D. 89.145 Sachs, H. 131.132.133 Sack, K.H. 85 Sänger, D. 91.94.111.112.147.171. 173 Salvadori, L. 99 Sanders, E.P. 10.11T.12./4.19T. 307.57 %28,]1 11 Sanders, J.T. 152 Schäfer, A. 162 Schäfer, P. 124

Scheel, O. 1 Schelkle, K.H. 162 Schiffman, L.H. 28.34.42.44.46.52 Schiller, G. 129.130.131.132.133 Schlatter, A. 11.162 Schleiermacher, F.D.E. 90 Schlier, H. 81.82.87.88.91.94.96.98. 101.112.118.121.137.138.139.140. 141.148.158.159.161.162 Schmid, Ch.F. 102 Schmidt, H. 131 Schmidt, M. 131 Schmieder, H.E. 83

Schoeps, H.-J. 97.135 Schöttgen, Ch. 162

132.133.134.135.137.144.145.150 Schreiner, J. 153 Schreiner, Th.R. 4.5.7.10.21.22.27. 30 Schrenk, G. 161.162.163. 164.165. 169.170.183 Schubert, K. 77 Schürer, E. 59T.77T Schulthess, J. 83 Schweitzer, A. 12.88 Schweizer, E. 89 Schwier, H. 130 Schwyzer, E. 105 Seiferth, W. 129.133 Sickenberger, J. 155 Siebert, W. 81.83.84T.85 Sieffert, F. 82.83.85.86.91.92.93.97. 101.102.103.106.108.115.118.120. 121.161.170.181.183 Siegert, F. 92.97.98.104 Sloan, R.B. 10 Söllner, P. 148 Sokrates 108 Stähli, H.-P. 59.61T.62.72.77T Stählin, G. 151 Staerk, W. 183 Stanley, Ch.D. 24 Staudinger, F. 171 Steck, O.H. 152.153.154.155 Stegemann, E.W. 22.71T.77T.149. 151.162.175 Stegemann, H. 34.35.42.44.45.96 Stegemann, W. 4.5.10.12.22.27.31

Stegmann, A. 81.95.98 Steinhauser, M.G. 139

Stemberger, G. 59.60.77T.79T Stendahl, K. 7 Steudel, F. 85.119.120

220

Antijudaismus im Galaterbrief?

Stolle, V. 92.100.101.102.103.115T Strecker, G. 50.53 Stroumsa, G.G. V Strugnell, J. 27.28.29.30.34.35.36. 37.38.39.40.42.43.44.45.46.52.180 Stuhlmacher, P. 2.142.149 Stuhlmann, R. 173

Stupperich, R. 9 Suhl, A. 97.98.102.103.110.117. 136T.138T.139 Sussmann, Y. 36.37.39.40.52 Sweet, J. 155 Tertullian 134

Theodoret von Kyros 101T.161 Thornton, C.-J. 29.36.42 Tomson, P.J. 27.29.173.175.176.

185.189 Trummer, P. 4 Tyson, J.B. 4.5.15 Urbach, E.E. 123.124 Vanhoye, A. 81.99 Vaux, R. de 37 Veijola, T. 63.77T Vermes, G. 42 Victorinus, Gaius Marius 162 Vielhauer, Ph. 88.89 Volz, H. 2.9

Wagner, G. 148

Wallace, D.B. 88.89.101.106.108. 117.118.125 Wallace, E. 89T Walton, F.R. 96 Wechsler, A. V Wehrhahn-Stauch, L. 131.132

Weigand, G.H.F. 83 Weiß, B. 162 Weiss, Z. 79T.80OT Westerholm, S. 4.10.16.20.21.22.26. 30.57.58.77T.87.88.125 Wette, M.L. de 162 Wieseler, K. 82.83.92.93.101.112 Wilckens, U. 4.10.11.12.13.17.19T. 30T.31.118.136.158 Winer, G.B. 83.90.93.103 Wise, M. 42.58.76T Wörner, E. 162 Wolter, M. 41.48 Yeivin, Z. 60 Zahn, Th. 16.50.69T.77T.93.95.101. 105.106.108.117.136.142.145.162. 165.167.168.169.170.171.181.183 Ziesler, J.A. 2 Zimmer, K.F. 162 Zöckler, O. 81.82.83.84 Zwingli, H. 8f.T

NOVUM TESTAMENTUM ET ORBIS ANTIQUUS (NTOA)

Bd.

MAX KUCHLER, Schweigen, Schmuck und Schleier. Drei neutestamentliche Vorschriften zur Verdrängung der Frauen auf dem Hintergrund einer frauenfeindlichen Exegese des Alten Testaments im antiken Judentum. XXII + 542 Seiten, 1 Abb. 1986. [vergriffen]

Bd.

MOSHE WEINFELD, The Organizational Pattern and the Penal Code ofthe Qumran Sect. A Comparison with Guilds and Religious Associations of the Hellenistic-Roman Period. 104 Seiten. 1986.

Bd.

ROBERT WENNING, Die Nabatäer - Denkmäler und Geschichte. Eine Bestandesaufnahme des archäologischen Befundes. 364 Seiten, 50 Abb., 19 Karten. 1986.

[vergriffen] Bd.

RITA EGGER, Josephus Flavius und die Samaritaner. Eine terminologische Untersuchung zur Identitätsklärung der Samaritaner. 4 + 416 Seiten. 1986.

Bd.

EUGEN RUCKSTUHL, Die literarische Einheit des Johannesevangeliums. Der gegenwärtige Stand der einschlägigen Forschungen. Mit einem Vorwort von Martin Hengel. XXX + 334 Seiten. 1987.

Bd.

MAX

KÜCHLER/CHRISTOPH

UEHLINGER

(Hrsg.), Jerusalem. Texte — Bilder —

Steine. Im Namen von Mitgliedern und Freunden des Biblischen Instituts der Universität Freiburg Schweiz herausgegeben... zum 100. Geburtstag von Hildi + Othmar Keel-Leu. 240 S., 62 Abb.; 4 Taf.; 2 Farbbilder. 1987. Bd.

DIETER ZELLER (Hrsg.), Menschwerdung Gottes — Vergöttlichung von Menschen. 8 + 228 Seiten, 9 Abb., 1988.

Bd.

GERD THEISSEN, Lokalkolorit und Zeitgeschichte in den Evangelien. Ein Beitrag zur Geschichte der synoptischen Tradition. 10 + 338 Seiten. 1989.

Bd.

TAKASHI ONUKI, Gnosis und Stoa. Eine Untersuchung zum Apokryphon des Johannes. X + 198 Seiten. 1989.

Bd. 10

DAVID TROBISCH, Die Entstehung der Paulusbriefsammlung. Studien zu den Anfängen christlicher Publizistik. 10 + 166 Seiten. 1989.

Bd.

HELMUT SCHWIER, Tempel und Tempelzerstörung. Untersuchungen zu den theologischen und ideologischen Faktoren im ersten jüdisch-römischen Krieg (66-74 n. Chr.). XII + 432 Seiten. 1989.

Bd.

DANIEL KOSCH, Die eschatologische Tora des Menschensohnes. Untersuchungen zur Rezeption der Stellung Jesu zur Tora in Q. 514 Seiten. 1989.

Bd.

JEROME MURPHY-O'CONNOR, O.P., The Ecole Biblique and the New Testament: A Century of Scholarship (1890-1990). With a Contribution by Justin Taylor, S.M. VIII + 200 Seiten. 1990.

Bd.

PIETER W. VAN DER HORST, Essays on the Jewish World of Early Christianity. 260 Seiten. 1990.

Bd. 15

CATHERINE

HEZSER,

Lohnmetaphorik

und Arbeitswelt

in Mt 20,1-16.

Das

Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg im Rahmen rabbinischer Lohngleichnisse. 346 Seiten. 1990. Bd. 16

IRENE TAATZ, Frühjüdische Briefe. Die paulinischen Briefe im Rahmen der offiziellen religiösen Briefe des Frühjudentums. 132 Seiten. 1991.

Bd.

EUGEN RUCKSTUHL/PETER DSCHULNIGG, Stilkritik und Verfasserfrage im Johannesevangelium. Die johanneischen Sprachmerkmale auf dem Hintergrund des Neuen Testaments und des zeitgenössischen hellenistischen Schrifttums. 284 Seiten. 1991.

Bd. 18

PETRA VON GEMÜNDEN, Vegetationsmetaphorik im Neuen Testament und seiner Umwelt. Eine Bildfelduntersuchung. XII +558 Seiten. 1991.

Bd.

MICHAEL LATTKE, Hymnus. Materialien zu einer Geschichte der antiken Hymnologie. XIV + 510 Seiten. 1991.

Bd.

MAJELLA FRANZMANN, The Odes of Solomon. An Analysis of the Poetical Structure and Form. XXVIII + 460 Seiten. 1991.

Bd. 21

LARRY P. HOGAN, Healing in the Second Temple Period. 356 Seiten. 1992.

Bd. 22

KUN-CHUN WONG, Interkulturelle Theologie und multikulturelle Gemeinde im Matthäusevangelium. Zum Verhältnis von Juden- und Heidenchristen im ersten Evangelium. 236 Seiten. 1992.

Bd. 23

JOHANNES THOMAS, Der jüdische Phokylides. Formgeschichtliche Zugänge zu Pseudo-Phokylides und Vergleich mit der neutestamentlichen Paränese XVII + 538 Seiten. 1992.

Bd. 24

EBERHARD FAUST, Pax Christi et Pax Caesaris. Religionsgeschichtliche, traditionsgeschichtliche und sozialgeschichtliche Studien zum Epheserbrief. 536 Seiten. 1993.

Bd. 25

ANDREAS FELDTKELLER, Identitätssuche des syrischen Urchristentums. Mission, Inkulturation und Pluralität im ältesten Heidenchristentum. 1993.

284 Seiten.

Bd:

THEA VOGT, Angst und Identität im Markusevangelium. Ein textpsychologischer und sozialgeschichtlicher Beitrag. XIV + 274 Seiten. 1993.

Bd. 27

ANDREAS

KESSLER/THOMAS

RICKLIN/GREGOR

WURST

(Hrsg.), Peregrina

Curiositas. Eine Reise durch den orbis antiquus. Zu Ehren von Dirk Van Damme. X + 322 Seiten. 1994. Bd.

HELMUT MÖDRITZER, Stigma und Charisma im Neuen Testament und seiner Umwelt. Zur Soziologie des Urchristentums. 344 Seiten. 1994.

Bd.

HANS-JOSEF KLAUCK, Alte Welt und neuer Glaube. Beiträge zur Religionsgeschichte, Forschungsgeschichte und Theologie des Neuen Testaments. 320 Seiten. 1994.

Bd.

30

JARL E. FOSSUM, The Image of the invisible God. Essays on the influence of Jewish Mysticism on Early Christology. X + 190 Seiten. 1995.

Bd.

31

DAVID

TROBISCH,

Die Endredaktion

des Neuen

Testamentes.

Eine Untersu-

chung zur Entstehung der christlichen Bibel. IV + 192 Seiten. 1996. Bd. 32

FERDINAND ROHRHIRSCH, Wissenschaftstheorie und Qumran. Die Geltungsbegründungen von Aussagen in der Biblischen Archäologie am Beispiel von Chirbet Qumran und En Feschcha. XII + 416 Seiten. 1996.

Bd.

HUBERT MEISINGER, Liebesgebot und Altruismusforschung. Ein exegetischer Beitrag zum Dialog zwischen Theologie und Naturwissenschaft. XII + 328 Seiten. 1996.

Bd. 34

GERD THEISSEN / DAGMAR WINTER, Die Kriterienfrage in der Jesusforschung. Vom Differenzkriterium zum Plausibilitätskriterium. XII + 356 Seiten. 1997.

Bd. 35

CAROLINE ARNOULD, 23 Planches. 1997.

Bd. 36

LEO MILDENBERG, Vestigia Leonis. Studien zur antiken Numismatik Israels, Palästinas und der östlichen Mittelmeerwelt. XXII + 266 Seiten, Tafelteil 144 Seiten. 1998.

Bd. 37

TAESEONG ROH, Die «familia dei» in den synoptischen Evangelien. Eine redaktionsund sozialgeschichtliche Untersuchung zu einem urchristlichen Bildfeld. ca. 272 Seiten.

Les arcs romains

de Jerusalem.

368 pages, 36 Fig.,

1998. (in Vorbereitung)

Bd.

SABINE BIEBERSTEIN, Verschwiegene Jüngerinnen — vergessene Zeuginnen. Gebrochene Konzepte im Lukasevangelium. XII + 324 Seiten. 1998.

Bd. 39

GUDRUN GUTTENBERGER ORTWEIN, Status und Statusverzicht, Testament und seiner Umwelt. VIII + 372 Seiten. 1999.

Bd. 40

im Neuen

MICHAEL BACHMANN, Antijudaismus im Galaterbrief? Beiträge zur Exegese eines polemischen Schreibens und zur Theologie des Apostels Paulus. X + 238 Seiten. 1999.

UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ VANDENHOECK & RUPRECHT GOTTINGEN

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ORBIS BIBLICUS ET ORIENTALIS (eine Auswahl)

Bd. 25/1

MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis. Band I. Ausführliche Handschriftenbeschreibung. Edition mit deutscher Parallel-Übersetzung. Hermeneutischer Anhang zur gnostischen Interpretation der Oden Salomos in der Pistis Sophia. XI + 237 Seiten. 1979.

Bd. 25/1a MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis. Band la. Der syrische Text der Edition in Estrangelä. Faksimile des griechischen Papyrus Bodmer. XI + 68 Seiten. 1980. Bd. 25/2

MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis. Band II. Vollständige Wortkonkordanz zur handschriftlichen griechischen, koptischen, lateinischen und syrischen Überlieferung der Oden Salomos. Mit einem Faksimile des Kodex N. XVI + 201 Seiten. 1979.

Bd. 25/3

MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis. Band III. Forschungsgeschichtliche Bibliographie 1799-1984 mit kritischen Anmerkungen. Mit einem Beitrag von Majella Franzmann. A Study of the Odes of Solomon with Reference to the French Scholarship 19091980. XXXIV + 478 Seiten. 1986.

Bd. 25/4

MICHAEL LATTKE: Die Oden Salomos in ihrer Bedeutung für Neues Testament und Gnosis. Band IV. XII + 284 Seiten. 1998.

Bd. 76

JOZE KRASOVEC: La justice (Sdq) de Dieu dans la Bible hebraique et linterpretation juive et chretienne. 456 pages. 1988.

Bd. 90

JOSEPH HENNINGER: Arabica varia. Aufsätze zur Kulturgeschichte Arabiens und seiner Randgebiete. Contributions ä l'histoire culturelle de l’Arabie et de ses regions limitrophes. 504 Seiten. 1989.

UNIVERSITÄTSVERLAG FREIBURG SCHWEIZ VANDENHOECK & RUPRECHT GOTTINGEN

INSTITUT BIBLIQUE DE L'UNIVERSITE DE FRIBOURG EN SUISSE

L’Institut biblique de l’Universit& de Fribourg en Suisse offre la possibilit€ d’acquerir un

certificat de sp&cialisation

CRITIQUE TEXTUELLE ET HISTOIRE DU TEXTE ET DE L’EXEGESE DE L’ANCIEN TESTAMENT (Spezialisierungszeugnis Textkritik und Geschichte des Textes

und der Interpretation des Alten Testamentes) en une annee acad&mique (octobre & juin). Toutes les personnes ayant obtenu une licence en th&ologie ou un grade acad&mique Equivalent peuvent en beneficier. Cette ann&e d’Etudes peut &tre organisde

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autour de la critique textuelle proprement dite (me&thodes, histoire du texte, instruments de travail, Edition critique de la Bible);

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autour des t&moins principaux du texte biblique (texte masor&tique et masore, textes bibliques de Qumran, Septante, traductions hexaplaires, Vulgate, Targoums) et leurs langues (hebreu, arameen, grec, latin, syriaque, copte), enseignees en collaboration avec les chaires de patrologie et d’histoire ancienne, ou

=

autour de l’histoire de l’ex&gese juive (en hebreu et en jud&o-arabe) et chretienne (en collaboration avec la patrologie et l’histoire de l’Eglise).

L’Institut biblique dispose d’une bibliotheque sp£cialisee dans ces domaines. Les deux chercheurs de I’Institut biblique consacres ä ces travaux sont Adrian Schenker et Yohanan Goldman.

Pour l’obtention du certificat, deux examens annuels, deux s&minaires et un travail Ecrit €quivalent ä un article sont requis. Les personnes interessees peuvent obtenir des informations suppl&mentaires aupr&s du Curateur de l’Institut biblique:

Prof. Dr. Adrian Schenker Institut Biblique Universite, Misericorde CH-1700 Fribourg / Suisse Fax +41 - (0)26 - 300 9754

BIBLISCHES INSTITUT DER UNIVERSITÄT FREIBURG SCHWEIZ

Nachdem Sie das Diplom oder Lizentiat in Theologie, Bibelwissenschaft, Altertumskunde Palästinas/ Israels, Vorderasiatischer Archäologie oder einen gleichwertigen Leistungsausweis erworben haben, ermöglicht Ihnen ab Oktober 1997 ein Studienjahr (Oktober — Juni), am Biblischen Institut in Freiburg in der Schweiz ein

Spezialisierungszeugnis BIBEL UND ARCHÄOLOGIE (Elemente der Feldarchäologie, Ikonographie, Epigraphik, Religionsgeschichte Palästinas/Israels) zu erwerben.

Das Studienjahr wird in Verbindung mit der Universität Bern (25 Min. Fahrzeit) organisiert. Es bietet Ihnen die Möglichkeit, =

eine Auswahl einschlägiger Vorlesungen, Seminare und Übungen im Bereich “Bibel und Archäologie” bei Walter Dietrich, Othmar Keel, Ernst Axel Knauf, Max Küchler, Silvia Schroer und Christoph Uehlinger zu belegen; diese Veranstaltungen durch solche in Ägyptologie (Hermann A. Schlögl, Freiburg), Vorderasiatischer Archäologie (Markus Wäfler, Bern) und altorientalischer Philologie (Pascal Attinger, Esther Flückiger, beide Bern) zu ergänzen;

die einschlägigen Dokumentationen des Biblischen Instituts zur palästinisch-israelischen Miniaturkunst aus wissenschaftlichen Grabungen (Photos, Abdrücke, Kar-

tei) und die zugehörigen Fachbibliotheken zu benutzen; mit den großen Sammlungen (über 10’000 Stück) von Originalen altorientalischer Miniaturkunst des Biblischen Instituts (Rollsiegel, Skarabäen und andere Stempel-

siegel, Amulette, Terrakotten, palästinische Keramik, Münzen usw.) zu arbeiten und sich eine eigene Dokumentation (Abdrücke, Dias) anzulegen; während der Sommerferien an einer Ausgrabung in Palästina / Israel teilzunehmen, wobei die Möglichkeit besteht, mindestens das Flugticket vergütet zu bekommen.

Um das Spezialisierungszeugnis zu erhalten, müssen zwei benotete Jahresexamen abgelegt, zwei Seminarscheine erworben und eine schriftliche wissenschaftliche Arbeit im Umfange eines Zeitschriftenartikels verfaßt werden. “ Interessenten und Interessentinnen wenden sich bitte an den Curator des Instituts:

PD Dr. Christoph Uehlinger Biblisches Institut Universität, Misericorde CH-1700 Freiburg / Schweiz Fax +41 - (0)26 - 300 9754

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Zum Buch:

Sofern Paulus zuerst im Galaterbrief von der Rechtfertigung «nicht aus Werken des Gesetzes», vielmehr «durch den Glauben an Jesus Christus» spricht (2,16), ist dieses Schreiben für die Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts von erheblicher Bedeutung gewesen und auch für die gegenwärtige Diskussion um die Rechtfertigungslehre sowie um die Angemessenheit bzw. Nicht-Angemessenheit eines «lutherischen» Paulusverständnisses von hohem Belang. Zugleich erhebt sich gerade angesichts dieses sich polemischer Mittel bedienenden Dokuments und angesichts der weithin üblichen Exegese eine Frage, die spätestens seit dem Holocaust unumgänglich ist: ob nämlich «die Position des Paulus ... die des Antijudaismus» ist (so R. Ruether). Im Sinne eines Anti-

judaismus werden ausser den — «Gesetzeswerke» negativ beleuchtenden - Rechtfertigungsaussagen in der Regel wenigstens die folgenden Züge des Galaterbriefs verstanden: die Beteiligung von — möglicherweise als negative Mächte einzuschätzenden Engeln bei der Gesetzgebung (3,19f.); das Gegeneinander von «zwei Bündnissen», deren eines mit der Sklavin Hagar und dem «jetzigen Jerusalem» — dem Judentum? -— verknüpft und in dunkles Licht getaucht wird (4.21-5,1); der Segenswunsch über das - die Kirche meinende? — «Israel Gottes» (6,16). Die in dem Buch zusammengefassten,

in den Jahren 1991 bis 1998 entstandenen Studien, führen am philologischen und rezeptionsgeschichtlichen Detail zu Einsichten, welche den angedeuteten exegetischen Gewohnheiten weithin entgegenstehen. Antijudaistische Paulusinterpretation steht damit zumindest auf dem Prüfstand, wenn ihr nicht sogar der Abschied zu geben ist.

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