Annae Comnenae Alexias: Pars prior: Prolegomena et Textus. Pars altera: Indices [Reprint 2016 ed.] 9783110881172, 3110158132, 9783110158137

In her work, the historian Anna Komnene (1083 to approx. 1153), daughter of the Byzantine Emperor Alexios I, deals with

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Annae Comnenae Alexias: Pars prior: Prolegomena et Textus. Pars altera: Indices [Reprint 2016 ed.]
 9783110881172, 3110158132, 9783110158137

Table of contents :
VORWORT
INHALT
PROLEGOMENA
ANNHΣ THΣ KOMNHNHΣ AΛEΞIAΣ
Tabula notarum in apparatibus et indicibus adhibitarum
Text. Teil I
Text. Teil II
Text. Teil III
Text. Teil IV
Text. Teil V
Tafeln
Frontmatter 2
INHALT
INDICES
Index nominum
Index verborum ad res Byzantinas spectantium
Indes Graecitatis
Index verborum memorabilium
Index locorum

Citation preview

ANNAE COMNENAE ALEXIAS

w DE

G

CORPUS FONTIUM HISTORIAE BYZANTINAE CONSILIO SOCIETATIS INTERNATIONALIS STUDIIS BYZANTINIS PROVEHENDIS DESTINATAE EDITUM

VOLUMEN XL/1

SERIES BEROLINENSIS EDIDERUNT H.-G. BECKf • A. KAMBYLIS • R. KEYDELL f

APUD WALTER DE GRUYTER ET SOCIOS BEROLINI ET NOVI EBORACI MMI

ANNAE COMNENAE ALEXIAS

RECENSUERUNT DIETHER R. REINSCH ET ATHANASIOS KAMBYLIS

PARS PRIOR PROLEGOMENA ET TEXTUS

APUD WALTER DE GRUYTER ET SOCIOS BEROLINI ET NOVI EBORACI MMI

Gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft

© Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.

Die Deutsche Bibliothek —

ClP-Einheitsaufnahme

Anna < C o m n e n a > : [Alexias] Annae Comnenae Alexias / ree. Diether R. Reinsch et Athanasios Kambylis. — Berolini ; Novi Eboraci : de Gruyter (Corpus fontium historiae Byzantinae ; Voi. 40 : Ser. Berolinensis) ISBN 3-11-015813-2 Ps. 1. Prolegomena et textus. — 2001

© Copyright 2001 by Walter de Gruyter GmbH Sc Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaltung: Christopher Schneider Satz: Arthur Collignon GmbH, Berlin Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert 8c Co. GmbH & Co.KG, Göttingen

VORWORT Bereits im Jahre 1970 hat A. Kambylis in seinem Aufsatz „Textkritisches zum 15. Buch der Alexias Anna Komnenes" gezeigt, dass der Text dieses Buches gegenüber den bis zu diesem Zeitpunkt erschienenen Ausgaben einschließlich der von B. Leib verbesserungsbedürftig ist, insbesondere deshalb, weil der codex unicus für das 15. Buch, Parisinus Coislinianus 311, gegen Ende mechanisch bedingte Beschädigungen aufweist und an vielen Stellen gar nicht mehr oder nur sehr schwer lesbar ist. Schon bald danach fasste er den Plan zu einer separaten Neuedition des 15. Buches, die er dann auch 1984 offiziell ankündigte. Anlässlich einer 1985 erfolgten Anfrage des Artemis-Verlages (Zürich) wegen einer eventuellen deutschen Übersetzung der Alexias an D. R. Reinsch stellte dieser nach einigen Sondierungen und Teilkollationen im Text der Bücher 1 — 14 fest, dass der Ausgabe von Leib erhebliche Mängel anhaften. Diese Beobachtungen wurden in dem 1990 erschienenen Aufsatz „Zum Text der Alexias Anna Komnenes" publiziert, der mit dem Satz endet: „Eine neue kritische Ausgabe der Alexias auf der Basis einer erneuten Kollation der Handschriften und eines gesicherten Stemmas dürfte nicht zu umgehen sein". Es war nämlich zunächst offensichtlich noch nicht für notwendig erachtet worden, die Alexias in das Programm der Neueditionen im Rahmen des Corpus Fontium Historiae Byzantinae aufzunehmen. Das geschah, nachdem wir uns auf Vorschlag von D. R. Reinsch entschlossen hatten, diese Edition gemeinsam in Angriff zu nehmen, A. Kambylis verantwortlich für Buch 15, D. R. Reinsch für die Bücher 1 — 14. Die einzelnen Schritte zur nunmehr vorliegenden Edition waren folgende: Nachdem D. R. Reinsch den gesamten Text der Alexias in den relevanten Überlieferungsträgern vollständig, in den übrigen Codices in umfangreichen Sondierungen kollationiert hatte, mußte in der recensio das Verhältnis der Codices zueinander genau geklärt werden, was die früheren Herausgeber nicht getan hatten. Auf dieser Grundlage konstituierte er dann den gesamten Text mit kritischem Apparat, Quellenapparat und historischem Apparat sowie den vollen Text der Epitome in einem eigenen Apparat. In Ausdrucke dieses per Computer erstellten Textes und seiner Apparate trug dann A. Kambylis per Hand Ergänzungen und Korrekturen ein, insbesondere in Text und kritischen Apparat des 15. Buches sowie in den Quellenapparat des gesamten Textes; diese Ergänzungen wurden dann wiederum in den Computertext integriert.

VI

Vorwort

Danach haben wir so gut wie alle textkritisch problematischen Stellen mündlich (bei einigen Arbeitstreffen) oder brieflich diskutiert und die Entscheidungen des jeweils anderen Herausgebers kritisiert, wobei Consens oder Dissens selbstverständlich jeweils im kritischen Apparat vermerkt worden sind. Die Indices wurden von D. R. Reinsch unter maßgeblicher Mitarbeit von Foteini Kolovou erstellt. In Ausdrucke dieser Indices hat dann wiederum A. Kambylis per Hand Korrekturen und Ergänzungen eingetragen, insbesondere zum Index Graecitatis; diese wurden dann ebenfalls in den Computertext inkorporiert. Die Abfassung der Prolegomena haben wir folgendermaßen aufgeteilt: Für das Kapitel Zur vorliegenden Edition sind beide Herausgeber verantwortlich; A. Kambylis hat Zu Person und Werk und Probleme der Akzentuation verfaßt, D. R. Reinsch Inhaltsübersicht und Die Handschriften. Die Arbeit an der neuen Ausgabe der Alexias hat viele Jahre in Anspruch genommen und viele Helfer gefunden. Allen voran ist der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu danken; sie hat das Projekt in mehreren Phasen durch Sachmittel zum Ankauf von Mikrofilmen, Reisebeihilfen für D. R. Reinsch, durch Finanzierung der Stelle der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Dr. Foteini Kolovou für 18 Monate (1998 — 1999 für die Erstellung von Indices) und zum Schluss durch einen großzügigen Druckkostenzuschuss gefördert. Die Kommission für Forschung und Wissenschaftlichen Nachwuchs (FNK) der Freien Universität Berlin hat mit Sachmitteln für die redaktionellen Arbeiten geholfen. Unschätzbare Hilfe in allen Computerfragen hat vom Kauf des ersten Rechners 1987 bis zur Konvertierung des Textes für den Druck im Jahr 2001 Prof. Dr. Alexander Kleinlogel (Ruhr-Universität Bochum) geleistet, Beratung sowie tätige Unterstützung auf diesem Feld mit großer Hilfsbereitschaft außerdem Prof. Dr. Klaus Alpers (Universität Hamburg). In den Jahren von 1986 bis 1993 haben in Bochum geholfen Gerda Michaelis als gewissenhafte Manuskriptschreiberin, Kostas Hopteridis als kompetenter Helfer in allen Computerfragen, Silvia Ebert, Silke Firnhaber, Vasiliki Polyzou und Christine Rathenow bei den Vorarbeiten zu Index nominum und Index verborum ad res Byzantinas spectantium; 2001 haben in Athen Dr. Eleni Pappa und in Hamburg Raimondo Tocci bei Schreibarbeiten für die Einleitung, ebenfalls 2001 in Berlin Stavroula Constantinou und Mareike Hubel beim Umschreiben der Zahlenangaben in den Indices auf den Zeilenfall der neuen Ausgabe geholfen. Ihnen allen sowie dem Verlag Walter de Gruyter, insbesondere Herrn Andreas Vollmer für die exzellente Betreuung des Drucks, sei hier noch einmal gedankt. Sed, ut semper, praefulget quaedam eo ipso quod nomen eius non profertur. Berlin und Hamburg im Juli 2001 Diether R. Reinsch und Athanasios Kambylis

INHALT Vorwort

V PROLEGOMENA

Zu Person und Werk Inhaltsübersicht Die Handschriften Ausgaben Übersetzungen Abhandlungen Probleme der Akzentuation Zur vorliegenden Edition

3* 10* 13* 29* 30* 31* 34* 53*

ANNHI T H I KOMNHNHI AAE-IAI Tabula notarum in apparatibus et indicibus adhibitarum Text Tafeln

3 5 509

PROLEGOMENA

ZU PERSON UND

WERK

Hauptquelle unseres Wissens über die äußeren Umstände von Anna Komnenes Leben ist ihr eigenes Werk, die Alexias 1 . Die einzige andere wichtige Quelle eines Zeitgenossen, der sie aus nächster Nähe und höchstwahrscheinlich auch ihr Werk gekannt hat, ist Georgios Tornikes' Epitaphios auf Anna Komnene 2 . Zusätzliche Informationen in Detailfragen bieten einerseits der Prolog Annas zu ihrem Testament 3 sowie das Typikon des von ihrer Mutter gegründeten Klosters Tfjs KexctpiTCO|Jievr|s in Konstantinopel 4 , andererseits Ioannes Zonaras 5 , Niketas Choniates 6 und Theodoros Prodromos 7 sowie eine „Kleinchronik" 8 . Anna Komnene wurde am frühen Morgen des 2. Dezember 1083, einem Sonnabend, als erstes Kind des 26jährigen Alexios und seiner 17jährigen Frau Eirene Doukaina in der Porphyra des kaiserlichen Palastes, dem Gebärraum der byzantinischen Kaiserinnen, geboren 9 . Nur we1

2

3

Im folgenden nach der vorliegenden Ausgabe zitiert und zwar nach Buch, Kapitel, Paragraphen und (in Klammern) Zeilenzahl dieser Edition. Jean Darrouzès, Georges et Dèmètrios Tornikès. Lettres et Discours, Paris 1970, S. 2 2 0 - 3 2 3 (vgl. ebda. Introduction S. 2 0 - 2 4 ) . Ed. Kurtz, Unedierte Texte aus der Zeit des Kaisers Iohannes Komnenos, BZ 16, 1907, 93 — 101: 3. Das Testament der Anna Komnena S. 98 — 101: npoÂoyoç eis T1 Î U SiorraÇiv T f j s K a i u a p i a a r i s K u p â ç "Awr|s, cos TToep' ÉKEÎVTIS ÈKSOSEÎS. — P. G a u t i e r , M i c h e l I t a l i k o s .

Lettres et discours [Archives de l'Orient chrétien 14], Paris 1972 (das Testament der Anna Komnene S. 106—109: npoAoyoç eiç TT)V SiôrraÇiv T-ps KCüCTapiaoris Kupâç "Awr|Ç, cbs T r a p ' 6KSÎvr|S ÉK6O$SÎS). 4

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7

8

9

TUTTIKÔV Tfjs CTEßacuias novfjs Tfjs ÛTTSpayias SEOTOKOU Tfjs KEXAPITCONÉVR|ç TTÎS ÉK ßctSpcov vsoupyr|36ÎCTTis Kai OWTCTOTIS irapà T-ps EÜCTEßEORÄTTIS aûyoûcrrris Kupâç Eipr)VT|S AovKotivris, Kcrrà TÎ)V aÛTfjç TTpoaTaÇiv Kai yvcb[jr|v ûq>r|yT)3Év TE Kai ÉKTESÉV, Acta et diplomata graeca medii aevi sacra et profana, collecta ediderunt F. Miklosich— J . Müller, Bd. 5, Wien 1887, 3 2 7 - 3 8 9 . - P. Gautier, Le typikon de la Theotokos Kécharitôménè, REB 43, 1985, 5 - 1 6 5 (der Text S. 19ff.). Ioannis Zonarae Epitomae historiarum libri XVIII, tom. III libri XIII —XVIII, rec. Th. Büttner-Wobst (CSHB), Bonn 1897. Nicetae Choniatae Historia, rec. I. A. van Dieten (CFHB X I / 1 - 2 ) , Berlin-New York 1975. Theodoros Prodromos, 'E-mSctAayos TOTS TOÖ EUTU/ECTTCKTOU Kcciaapos uioïs, in: Nicephori Bryennii Historiarum libri quattuor, ed. P. Gautier (CFHB IX), Brüssel 1975, hier: 340—355. Id.: 'EmTÖipios TT) yuvaiKi TOÛ uioû TOÖ TRAVEUTUXECTTOTOU Kaiaapos KupoO Nmriçôpou TOÛ BpuEvviou Kupâ 0Eo6copa, ebda. 355—367. P. Schreiner, Die byzantinischen Kleinchroniken (CFHB X I I / 1 - 3 ) , Wien 1975 (Chronik 5 über die Kinder des Alexios, ebda. Bd. XII/1, 54—56). Alex. VI 8,1 ( 8 4 - 8 6 ) . Vgl. auch Chronik 5,1 (Schreiner 54), in der allerdings die Geburt Annas auf die neunte Stunde (copa âvcmj), d. i. um drei Uhr nachmittags, gelegt wird.

4*

Prolegomena

nige Tage später krönten die Eltern die Neugeborene mit dem Diadem zur Mitkaiserin. Konstantin Dukas, der Sohn des früheren Kaisers Michael VII. Dukas (1071 — 1078) und seiner Frau Maria „der Alanin", fungierte bereits als nomineller Mitkaiser, also wurden in den Akklamationen für eine längere Zeit beide Namen, Konstantinos und Anna, akklamiert 1 0 . Anna wurde als Kleinkind mit dem 9jährigen Konstantin Dukas verlobt, alle Vorzeichen, daß sie einmal Kaiserin werden würde, standen somit für sie günstig. In dieser Zeit befand sie sich in unmittelbarer Nähe Marias, der Mutter ihres Verlobten, die Zuneigung zu Anna empfand und ihr uneingeschränktes Vertrauen entgegenbrachte 1 1 . Doch die Aussichten Annas auf den Thron erschienen mit der Geburt ihres Bruders nach vier Jahren (September 1087) 12 , vor allem nach dessen Erhebung zum Mitkaiser 1092 und nach dem Tod ihres Verlobten im Jahre 1095, endgültig dahinzuschwinden. Im Jahre 1097 wird sie als 14jährige mit dem unwesentlich älteren Nikephoros Bryennios verheiratet 1 3 , dem Enkel des Usurpators gleichen Namens, der 1078 von Annas Vater, dem damaligen Domestikos Alexios Komnenos gefangengenommen und von den Schergen des Kaisers Nikephoros Botaneiates (1078 — 1081) geblendet worden war. Dem Nikephoros Bryennios gebar Anna zwischen 1102 und 1108 vier Kinder, die in der Alexias nicht erwähnt werden, wohl aber im Prolog zu ihrem Testament, wo sie von sich sagt, sie sei „Mutter vieler und guter Kinder gewesen" 1 4 und diese an anderer Stelle als „beste und ausgezeichnete Kinder beiderlei Geschlechts" beschreibt 15 . Wir wissen aus anderen Quellen, daß Anna zwei Söhne, Alexios und Ioannes 1 6 , und zwei Töchter hatte, von denen die eine, wohl die ältere, Eirene hieß 1 7 , während der Name der anderen nicht bekannt ist 1 8 . 10 11 12 13

14 15

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17

18

Alex. VI 8,3 ( 1 6 - 2 8 ) . Alex. III 1,4 ( 4 6 - 5 8 ) . Alex. VI 8,4 (31 f.). Wahrscheinlich bezieht sich auf die Zeit nach dem Tode des Konstantinos Dukas und vor der Heirat mit Nikephoros Bryennios eine spätere, ein wenig überraschende Äußerung Annas darüber, daß sie sich eigentlich ein „sehr reines und eheloses Leben" gewünscht, aber schließlich dem Willen der Eltern gefügt habe. Vgl. Prolog zu ihrem Testament 100,48 ff. und ebda. 59 Kurtz = 107,24 ff. und 108,4 f. Gautier. Prolog 99,4 Kurtz = 107,18 Gautier: TraiScov ^ T r i p TTOAA&V Kai KCCACÖV ÜTTCtp^aaa. Ebda. 1 0 0 , 6 4 Kurtz = 1 0 8 , 9 f . Gautier: uaTSes K a A A i a T o i TE K a i ä p i C T T O i EKATEPAS TTJS (pÜCTECOS. T h e o d o r a s Prodromos, „Epithalamios auf die beiden Söhne des Nikephoros Bryennios", in: Nik. Bryenn. hist. 345,5 Gautier, und id. Epitaphios auf T h e o d o r a v. 189, ebda. 354. Typikon M M 5, 383. 387 = Z . 2120. 2126. 2130. 2240. 2283 Gautier. Vgl. auch Georgios Tornikes' Brief an Eirene (nr. 26, S. 156ff. Darrouzes). Typikon M M 5, 386 = Z . 2242 Gautier: eis TT^V ETEpav SuyaTEpa TT)S tTOp R) TOICCUTTI irpä§iS, ßoüÄEupa und entsprechend weniger Verfängliches und Harmloseres ersetzt werden 26 . Im Tolosanus ist dem echten Prolog des Bryennios (71,18 — 73,11 Gautier) ein langer nachträglich hinzugefügter unechter £

R

CN

22

Vgl. J . Seger, Byzantinische Historiker des zehnten und elften Jahrhunderts, I. Nikep h o r o s Bryennios, M ü n c h e n 1 8 8 8 , 1 0 7 — 1 1 2 , der auch die wesentlichen Fakten des Schicksals des c o d e x Tolosanus behandelt.

23

J a c o b i Cujacii N o t a e posteriores in Institutiones, Paris 1 5 8 5 , n o t a 5 0 zu Institutiones, Buch 2 , Titel 1, § 2 1 ( = O p e r a , I, Neapel 1 7 5 8 , Sp. 6 5 ) . - Seger (vgl. oben A n m . 2 2 ) führt ein weiteres kurzes Z i t a t aus einer anderen Schrift des Cujas auf, das aber keine Abweichungen gegenüber der übrigen Überlieferung enthält.

24

Petri Fabri C o m m e n t a r i u s ad legem « D e iustitia et i u r e » itemque « D e origine iuris», 1 6 0 4 (postum), zitiert nach der Ausgabe Genf 1 6 1 8 , S. 5 1 .

25

Z u r abenteuerlichen Geschichte der Benutzung des c o d e x Tolosanus durch Pierre Poussines vgl. die ausführliche Darstellung bei P. Gautier, N i c e p h o r e Bryennios, Histoire ( = C F H B 9), Bruxelles 1 9 7 5 , 3 3 — 4 0 . Die Praefatio seiner Bryennios-Ausgabe von 1 6 6 1 wieder abgedruckt dort 4 3 — 4 6 .

26

Vgl. dazu mit der Vermutung, dass diese Manipulation wahrscheinlich um 1 1 8 0 stattgefunden h a t , Reinsch, Z u m T e x t 2 4 5 — 2 4 7 .

26*

Prolegomena

Prolog vorangestellt (55,1 — 71,17 Gautier), der nichts anderes zum Ziel hat als den Erweis der Rechtmäßigkeit des Kaisertums des Alexios 27 . Der ideologische Hintergrund der Eingriffe ist in beiden Codices derselbe. Als Poussines vorübergehend in den Besitz des codex Tolosanus gelangte, hatte er seine editio princeps der Alexias schon fertiggestellt; sie war durch eine Art widerrechtlicher Handschriften-Beschlagnahme zustande gekommen. Nach der Version Poussines' in seiner Alexias-Praefatio hatte der französische Kanzler Pierre Séguier Kardinal Francesco Barberini in Rom um eine Kopie des in Rom vorhandenen Alexias-Codex gebeten, und dieser habe ihm eine Handschrift geschickt, deren Lücken Lucas Holsten in Florenz ergänzt habe. Die Version Gronovs lautet dagegen anders: Er hatte ja in Rom das Exemplar des Lucas Holsten kopiert und in Florenz ergänzt, aber das war in Eile geschehen. Daher hatte er Lucas Holsten gebeten, dass dieser ihm ein in Florenz genauer, da mit größerer Ruhe ergänztes Exemplar schicken möge. Holsten habe dieses Exemplar herstellen lassen 28 und es dann nicht über Venedig auf dem unsicheren Seeweg expedieren wollen, sondern auf dem Landweg über Paris geschickt. Dort sei es widerrechtlich auf Betreiben des Kanzlers Séguier dem Jesuitenpater Pierre Poussines übergeben worden, damit dieser statt Gronov die Ausgabe samt lateinischer Übersetzung für die Imprimerie Royale veranstalte, was dann auch geschehen ist. Gronov hatte von der Sistierung der Handschrift in Paris auf Betreiben des Kanzlers durch einen Brief des Sébastien Cramoisy, des Direktors der Imprimerie Royale, vom 23. August 1647 erfahren, in welchem dieser ihm mitteilte, der Kanzler habe das besagte Manuskript von Holsten aus Rom erhalten und, damit die Ausgabe möglichst schnell erscheine, „le fit mettre en mains d'une personne docte qui depuis les temps y a travaillé" 29 . Gronov und seine Freunde waren empört über diesen Übergriff, wie aus der Korrespondenz zwischen Gronov und seinem Freund Nikolaus 27 28

29

Vgl. dazu Gautier 4 7 - 4 9 . Heinsius zitiert in einem im Februar 1648 an Gronov gerichteten Brief ein von Holsten an ihn, Heinsius, gerichtetes Schreiben, in welchem es heißt: Id fidem meam nostramque amicitiam testor, me non alio animo codicem meum Lutetiam misisse, quam ut Puteanorum fratrum opera porro ad Gronovium nostrum perferretur: idque tuo me fecisse consilio haud dubie recordaris. Nunc, manu veluti praedae injecta, et mihi beneficium periisse et amicissimo homini editionis spem laudemque interceptam video: mirorque plurimum, qua fronte in protreptico Cardinalis Barberini iussu codicem submissum scripserint, quem Gronovio destinatum, injecta, ut dixi, manu interverterunt; neque enim ex Barberina, sed ex Medicea bibliotheca describendum curavi: eique rei hominem Graecum Roma Florentiam meo sumptu perduxeram. Dank gilt Dr. G. Schott von der Universitätsbibliothek München für die Übersendung von Xerokopien aus 2° Cod.ms. 612, 3—8V mit vier zwischen April und Oktober 1647 geschriebenen Briefen des Sébastien Cramoisy an Gronov. Ganz besonderer Dank geht an Dr. Viviane Mellinghoff-Bourgerie (Romanisches Seminar der Ruhr-Universität Bochum), die sich der nicht leichten Mühe unterzogen hat, diese Dokumente zu entziffern und zu transkribieren.

Die Handschriften

Heinsius 30 hervorgeht, der für ihn bei Lucas Holsten in Rom in der Alexias-Angelegenheit brieflich interveniert hatte. Gronov schreibt im Juni 1647 an Heinsius: Gratias tibi ago pro illo studio, quod mihi apud cl(arissimum) Holstenium praestitisti. Nach der Nachricht aus Paris schreibt er im Oktober 1647 an Heinsius: Parisienses involarunt mihi Alexiadem: nam, ut habuerunt Holstenianum exemplar, invenerunt hominem, ut audio, Jesuitam Possinum, qui raptim operam transferendi promitteret ut impleret. lamque aiunt sub praelo esse. Scilicet homini peregrino hanc laureolam concedere non potuerunt. Cuius potissimum culpa sit ignoro. Cramoysius literis ad me datis in Seguerium Cancellarium confert. Heinsius versuchte, seinen Freund zu trösten und ihn dazu zu bringen, eine gegenüber Poussines verbesserte Ausgabe der Alexias vorzubereiten; er schrieb im Januar 1648 an Gronov: Ego interim non video, quo pacto Alexias ex istarum harpyiarum manibus evelli possit. Si me audias, perges in instituto tuo, et editioni Alexiadem parabis, ac minori forma typis committes, ne impune ferant istam petulantiam. Non dubito, quin multa loca restitueris, multa observaris, quae Possinum fugerint. Gronov ist dem Rat seines Freundes zumindest teilweise gefolgt und hat an der Verbesserung des Textes gearbeitet; der Leidener Codex ist beredtes Zeugnis der hervorragenden philologischen Arbeit Gronovs. Zu einem Druck dieses so verbesserten Textes ist es jedoch nicht gekommen. Der für Gronov bestimmte, von Poussines für seine Edition benutzte Codex, den Holsten auf der Grundlage von Barb. und F erstellt hatte, ist verloren; wahrscheinlich wurde er bei der Druckvorbereitung verbraucht. Einige sowohl bei Gronov im Text und in Poussines' Edition vorgenommene, allerdings geringfügige Korrekturen scheinen auf das verschollene Exemplar des Lucas Holsten zurückzugehen, das deshalb bei Übereinstimmung dieser Korrekturen in Gronov und bei Poussines unter der Sigle „Holst." in unserem apparatus criticus erscheint. Verschollen ist auch die Handschrift, die Matthias Flacius Illyricus in der zweiten Auflage seines Catalogus testium veritatis, qui ante nostram aetatem Pontifici Romano eiusque erroribus reclamarunt, Strasburg 1562, ausgeschrieben hat. Sie enthielt zu den zitierten Stellen Abweichungen, welche diesen Codex ebenso wie den Tolosanus einem anderen Uberlieferungszweig zuweisen 31 . Weitere, aber nur in älteren Katalogen erwähnte und heute verschollene Codices sind bei Leib, S. C L X X V — C L X X V I aufgeführt. 30

Vgl. oben Anm. 10. Folgende Briefe der Sylloge sind für die Beschäftigung Gronovs mit der Alexias einschlägig: Nr. 8 6 , 1 4 0 , 1 4 2 , 146, 151 — 1 5 8 der Korrespondenz G r o n o v — Heinsius sowie Nr. 17 (Isaak Voss an Heinsius).

31

Die Stellen im einzelnen behandelt in D. R. Reinsch, Die Editio Princeps eines Auszugs aus der Alexias Anna Komnenes aus dem J a h r 1 5 6 2 : ein unabhängiger Überlieferungsträger, in: B Z 8 4 / 8 5 ( 1 9 9 1 / 9 2 ) , 1 2 - 1 6 .

Prolegomena

28*

Aus der Untersuchung der handschriftlichen Überlieferung resultiert folgendes Stemma: STEMMA CODICUM Anna--.

I cod. Tolosanus v cod. Flacii

corr

^ i

metaphrasis

Tub

(Holst. + F>~~--Gronov ed. Poussines

1750 —1

Bucur.

Gronov metaphr.

AUSGABEN Alexiados libri VIII ab Anna Comnena de rebus a patre gestis scripti, Augustae Vindelicorum 1610. Edition der Epitome auf der Basis von Monac. gr. 355. Mit einigen erklärenden Notae, auch zu sprachlichen Erscheinungen und textkritischen Entscheidungen (S. 177-188). PETRUS POSSINUS (PIERRE P O U S S I N E S ) , Annae Comnenae porphyrogenitae caesarissae Alexias, sive De rebus ab Alexio imperatore vel eius tempore gestis, libri quindecim, Paris 1649 und öfter. Edition des Volltextes auf der Grundlage einer durch Lucas Holsten besorgten Kopie aus Barb. gr. 235 + 236 und Laur. 70,2. Mit lateinischer Übersetzung, einem Glossar und dem Wiederabdruck der Praefatio und der Notae aus der Edition Hoeschels. Nachgedruckt Venedig 1729 und in PG 131. L U D O V I C U S S C H O P E N U S ( L U D W I G S C H O P E N ) , Annae Comnenae Alexiadis libri XV, vol. I, Bonnae 1839; vol. II, rec. Augustus Reifferscheid, Bonnae 1878. Edition des Volltextes auf der Grundlage von F, C, P, Gronov, für die Epitome Hoeschel, Tub. M b 11. Mit lateinischer Übersetzung Schopens, der Dedicatio der Ausgabe Poussines', der Praefatio Hoeschels, dem Glossar aus der Edition Poussines', den Notae historicae et philologicae von Carolus Ducangius (Charles Du Cange) aus dessen Ausgabe des Ioannes Kinnamos, Paris 1670, mit Index historicus, Index rerum a Ducangio in notis explanatarum und Index Graecitatis. AUGUSTUS R E I F F E R S C H E I D , Annae Comnenae prophyrogenitae Alexias, vol. I—II, Leipzig 1884. Edition des Volltextes auf der Grundlage von F, C, P, für die Epitome Monac. gr. 355. Mit Index nominum et rerum. BERNARD L E I B , Anne Comnene Alexiade, tome I—III, Paris 1 9 3 7 ( 2 1 9 6 7 ) , 1 9 4 3 ( 2 1 9 6 7 ) , 1 9 4 5 . Tome IV, Index par Paul Gautier, Paris 1 9 7 6 . Edition des Volltextes auf der Grundlage von F, C, P, für die Epitome V, mit eigenem (eklektischem) Apparat für die Epitome. Mit französischer Übersetzung und einigen Anmerkungen. H E R B E R T H U N G E R , Anonyme Metaphrase zu Anna Komnene, Alexias X I - X I I I (= Wiener Byzantinistische Studien, 15), Wien 1981. Edition der Metaphrase aus Leid. Gronov. 26 mit ausführlicher Analyse. DAVID H O E S C H E L ,

ÜBERSETZUNGEN Es sind nur Übersetzungen des vollständigen Werkes aufgeführt. Lateinisch: PETRUS POSSINUS (Paris 1 6 4 9 ) . — LUDOVICUS SCHOPENUS (Bonn 1 8 3 9 — 1 8 7 8 ) , siehe oben unter „Ausgaben". Deutsch: F R . SCHILLER (Hrsg.), Allgemeine Sammlung Historischer Memoires vom zwölften Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten, I 1 — 2, Jena 1 7 9 0 (stark paraphrasierend). — D . R . REINSCH, Alexias, Anna Komnene, übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen, Köln 1996. 2. Aufl. Berlin-New York 2001. Italienisch: G. Rossi, I —II, Mailand 1846. Russisch: ANONYM, Anna Komnina, Sokrascennoje skazanije o delach cara Alexeja Komnina ( 1 0 8 1 — 1 1 1 8 ) , perevod pod redakcij Karpova, St. Peterburg 1 8 5 9 . — J . N . LJUBARSKIJ, Anna Komnina, Aleksiada, Moskau 1965 (mit Einleitung und Kommentar). Dänisch: O . A. HOVGARD, Anna Komnenas Alexiade, I — I I , Kopenhagen 1879 — 1882 (mit Einleitung und einigen Anmerkungen). Englisch: ELIZABETH A. S. DAWES, The Alexiad of the Princess Anna Comnena, being the history of the reign of her father, Alexius I, Emperor of the Romans, London 1928. — E. R. A. SEWTER, The Alexiad of Anna Comnena, Harmondsworth (Penguin) 1969. Neugriechisch: "Avvps Konvr|vfjs 'AAe^icts. 'ApxotTov Keipsvov. Eicrayooyri 'I. FiaTraSoTrouAou. MsTacppaais, ARMEICOAEIS N . K . KONSTANTOPULU,

Athen 1 9 3 8 (uns nicht zugänglich). — A L O E SIDERE, "Avva Ko|Jvr|vr|, ÄÄE§iäs, I — I I , Athen 1 9 9 0 - 1 9 9 1 . Polnisch: O. JUREWICZ, Anna Komnena, Aleksjada, I — I I , Wroclaw u.a. 1969 — 1972 (mit Einleitung und kommentierenden Anmerkungen). Rumänisch: MARINA MARINESCU, Ana Comnena, Alexiada, Bukarest 1977 (mit Einleitung und Anmerkungen von N.-§. Tanasoca). Spanisch: E. D I A Z ROLANDO, Ana Comnena. La Alexiada, Sevilla 1989.

ABHANDLUNGEN (in Auswahl) 1. Beiträge zur Textgeschichte und Textgestaltung J. B. BURY, Some notes on the text of Anna Comnena, in: BZ 2 (1893), 76-78. F. DÖLGER, Rezension zu G. Buckler, Anna Comnena, O x f o r d 1929, in: BZ 29 (1929/30), 2 9 7 - 3 0 4 . B. LEIB, Contribution à l'étude des manuscrits et du texte de l'Alexiade d'Anne Comnène, in: Mélanges Charles Diehl, I, Paris 1930, 191 —199. S. P E P P I N K , Annae Comnenae epitome e codice Vaticano 9 8 1 emendata atque suppleta, in: Mnemosyne, tertia series 1 ( 1 9 3 4 ) , 1 4 1 — 1 4 4 . S O P H I A A . A N T O N I A D O U , NGOSÀÀRIVIKÀCTTOIXEÌCCerra ÉTrrà TrpcÒTa ßißAia TFJS „'AÀE^IÓSOS", in: Eis |JVR)PRIV I/rrupíBcovos AánTrpou, Athen 1935, 370-374. I. DUJCEV, Une interpolation chez Anne Comnène, in: Byzantion 10 (1935), 1 0 7 - 1 1 3 . C H . C H A R I T O N I D E S , LTAPATR|pr)AEI5 KpmKccì KAI ypa|i|jaTiKcd EIS "Avvav Ko|ivr|vr)v, in: npaypiaTETai Tfjs 'AI