Anleitung zur Anlage-, Pflege und Benutzung lebendiger Hecken [3., sehr verm. völlig umgearb. Aufl. Reprint 2020] 9783112366349, 9783112366332

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Anleitung zur Anlage-, Pflege und Benutzung lebendiger Hecken [3., sehr verm. völlig umgearb. Aufl. Reprint 2020]
 9783112366349, 9783112366332

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Anleitung zur

Anlage, Pflege und Benutzung

lebendiger Hecken. SBon

Proftffor Dr. Alerander von Lengerke, Königl. Preubiscbem Landeo-Occunuinie-N^ttzc. ortenklicheni Mitgliede und General-Lecretair bi‘d Äviiigl. Landes-Oece'iwmie-lze'llegiinno, Witter ?c.

Dritte, sehr oermeQrte unh oöffig umgearöeitete Aussage. Bon

Dr. C W L. Gloger, Ehren-, ordentlichen« nnd eorrespondirendein Mitglied« mehrerer Akademien, gelehrten und huibii'irbichaf11icbei« Ge,'ellfd)alten.

Mit 25 Zeichnungen auf 2 Lafetn.

Leipzig.

Verlag von Veit & Comp. 1860.

Vorwort des Verfassers zur ersten Auflage. Was den beziehungsweisen Werth der lebendigen Hecken, ihre Bor­ züge und ^)^achtheile, die Oertlichkeiten und Verhältnisse, wo dieselben hingehören und wo sie unangemessen sind, anlangt, so müssen wir in dieser Hinsicht hier auf den betreffenden „Bericht" nebst „Gutachten" im 2. Bande der „Annalen der Landwirthschaft in den K. Preußischen Staaten," S. 32 u. ff., verweisen. Durch die gegenwärtige „Anleitung" hoffen wir, nicht nur an sich zur Verbreitung einer vollständigeren inib gründlicheren Kenntniß der Erfordernisse zweckmäßiger und gedeihlicher Heckenanlagen, sondern außerdem auch zur allgemenieren Anerkennung der Thatsache beizutragen: daß auch in Bezug auf die lebendigen Fetdeinfriedigungen manche Uebel­ stände der Sache zur Last geschrieben werden, welche nur deren ver­ kehrter Anwendung und ungeschickter A u s f ü h r u n g anheimfallen. Es lassen sich, unseres Erachtens, auf diesen Gegenstand keine treffenderen Worte anwenden, als diejenigen sind, welche der wackere Schwerz bereits vor nnn fast 40 Jahren in Bezug auf selbige äußerte, nämlich die: „Es giebt wenig Dinge auf der Welt, die neben der schwarzen nicht auch ihre weiße Seite haben. Wenn nun der Zufall will, daß sich die weiße Seite des Würfels zuerst dem Auge darbietet, so heißt es: säwn! — die schwarze: häßlich! Gerade, als wenn der Würfel ein Brillant wäre, dem man, ungeachtet seiner siebenzig Facetten (Schleiffeiten), in's klare Herz sehen kann! Der Schleier aber, welchen die Mutter Natur um ihre Werke windet, ist so durchsichtig nicht; daher geht es unter uns Menschen auf's Streiten und Zanken los, je nachdem der Eine oder der Andere darüberhin, darauf, darunter oder daneben wegsieht. Und so geschieht es nicht selten, daß Alle Recht haben und — auch Keiner."

Berlin, den 10. März 1845.

v. Lengerke.

Vorwort des Verfassers zur zweiten Auflage.

Die vorliegende Abhandlung ist im 7. Bande der „Annalen der Landwirthschaft in den Königlich Preußischen Staaten" veröffentlicht und gleichzeitig in 500 Exemplaren, behufs ihrer Mittheilung an die sämmtlichen landwirthschaftlichen Vereine der Monarchie und zur Ab­ gabe an das hohe Ministerium des Königlichen Hauses und der König­ lichen Domainen, 2. Abtheilung, besonders abgedruckt worden. Seitdcnl hat bei dem Königlichen Landes -Oeconomie-Collegium häufigere ^tachfrage nach dem Sckriftchen und die Bitte um Zusendung desselben stattgefunden. Dies ist der Grund, weshalb wir solches jetzt in einem neuen Separat-Abdrucke im Buchhandel erscheinen lassen. Ich habe dabei nur zu bemerken, daß die Arbeit bloß einigen nicht erheblichen sachlichen und sprachlichen Verbesserungen unterworfen wurde, da meine Erfahrung über den Gegenstand inzwischen keinen Zuwachs gewinnen konnte, die betreffende neueste Literatur aber mir kein Material, weder zu Abänderungen, noch zu Ergänzungen, darbet. Tie Kritik hat sich nur in zwei Organen, in der „Landwirthschaftlichen LiteraturZeitung" und in den „Kritischen Blättern für Forst- und Jagd-Wissen­ schaft," über die „Anleitung" vernehmen lassen. Der Verfasser der ersten Recension bemerkt: „daß die Schrift Allen, die sich für HeckenAnlagen, sei es auch nur zu Gartenzwecken, interessiren, mit vollem Bewußtsein empfohlen werden könne." Herr Oberforstrath Pfeil äußert sich dahin: „daß dieselbe freilich nichts Neues enthalte, eben so wenig aber sich etwas Falsches oder Unzweckmäßiges darin finde."*) 9iach diesen Urtheilen glaube ich, daß ich meine kleine Arbeit mit vollem Vertrauen auf ihren fortgesetzten Nutzen einem weiteren Leserkreise über­ geben darf, zumal ich versichern kann, daß ich, als früherer ausübender Landwirth in Holstein und Schleswig, eine längere Reihe von Jahren hindurch Gelegenheit gehabt habe, das hier Gelehrte praktisch zu erproben. Berlin, den 5. Mär; 1847.

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*) Das ist zwar eigentlich nur wenig gesagt; aus der Feder des Heraus­ gebers jener so genannten „Kritischen Blätter" aber war es schon viel, sehr viel. Denn es hat niemals einen Schriftsteller gegeben, der weniger geneigt gewesen wäre, das Verdienst Anderer anzucrkennen, und mehr geneigt, dasselbe absichtlill) zu verkennen, es durch Entstellungen, Verdrehungen und wissentliche Un­ wahrheiten der gröbsten Art hcrabzusetzen, ohne sich durch die niederschmetternd­ sten Entgegnungen von einem solchen Gebühren zurückbringen zu lasse«. Mehr als zwei Jahrzehnte lang hat er hierdurch eine wahre Skandal-Literatur gegen sich hervorgerufen, von welcher seit dem fast jeder einzelne Jahrgang jeder be­ deutenderen forstmännischen Zeitschrift Beweise in Menge enthält. Gloger.

Vorwort des Herausgrbers zur dritten Ausgabe. Der Hauptgrund, welcher mich bewogen hat, zu einer neuen Bear­ beitung der vorliegenden Schrift gern die Hand 51t bieten, war: der nahe Zusammenhang, in welchem der von ihr behandelte Gegenstand mit einer Frage steht, die mich nun bereits ein volles Jahrzehnt lang vielfach be­ schäftigt hat und nlich wahrscheinlich noch ungefähr zwei Jahre hindurch ausschließlich in Anspruch nehmen wird. Es ist die Frage über den Schutz nützlicher Thiere, als der von der Natur bestellten Gegner der schädlichen, und über die geeignetsten Mittel, diesen Schutz der nützlichen auf die leichteste, sicherste und nachhaltigste Weise zu bewirken, um denselben mit Erfolg in das praktische Leben einznführeu. Eines der wichtigsten Mittel hierzu ist nun eben die, and) schon aus anderweitigen, landwirthschaftlichen Gründen so wünschenswerthe Einr i ch tun g le bend ig e r Z ä u n e. Denn gerade sie gewähren einer Menge solcher Thiere der verschiedensten Art geeignete und sichere Wohuplätze oder Znstnchtorte. Es giebt nämlich bloß Einen sicheren Weg, der zu einer künftigen, allmählichen, aber dauernden Verhütung von Ungezieferschäden und Mäuse fr aß ftihren kann und führen wird: weil es nur Einen giebt, der naturgemäß ist. Dieß kann überall nur der allgemeine und sorg­ fältige Schutz derjenigen Thiere sein, die ihrer Natur nach darauf an­ gewiesen sind, von Ungeziefer und Mäusen zu leben. Denn, indem sie durch den Trieb der Selbsterhaltnng sich gezwungen sehen, derartige Wesen unausgesetzt zu verfolgen, erfüllen sie den ihnen von der Natur zugewiesenen Berns, jeder zu starken, dem Gedeihen der Pflanzenwelt gefährlich werdenden Vermehrung derselben zu rechter Zeit Gränzen zu setzen. Wenn sie aber freilich jetzt sehr oft nicht im Stande sind, damit fertig zu werden: so beruht dieß nur auf dem llmstande, daß sie in Folge menschlichen Verschuldens nicht in der erforderlichen Anzahl vorhallden sind. Auf keine andere Weise, als durch sie und durch ihre Wiederver­ mehrung läßt sich dieses, von Jahr zu Jahr wichtiger werdende Ziel dauernd erreichen. Ehedem hegte allerdings Mancher die höchst wunderliche Meinung, als könne dieß auch der Mensch ohne die Natur, und sogar gegen die 4^atur: (indem er die von ihr hierzu bestimmten Geschöpfe aus Unbedacht, Leichtsinn oder Mangel an richtiger Einsicht verfolgt, anstatt sie mit aller Sorgfalt zu schonell und nach Möglichkeit zu schützen!) Aber diese Meinung ist der ärgste Wahnglaube und zugleich die thörichtste, wenn­ gleich unbewußte Anmaßung, die es geben kann. Denn, wie ungemein viel auch der Mensch in Uebereinstimmung mit der Natur und folglich durch sie vermag: so kann er doch Nickts ohne sie; noch weniger ver-

VI mag er, ohne den größten Schaden für sich, Etwas gegen sie und im Widerspruche zu ihren weisen Einrichtungen. Das hat daher die Er­ fahrung auch hinsichtlich der Ungezieferschäden seit vielen Jahrzehnten gelehrt; und sie lehrt es mit verstärkter Nachdrücklichkeit von Jahr zu Jahr auf's Neue. Durch sie ersehen wir, daß menschliche Afterweisheit mit all ihren Künsteleien nichts Dauerndes auszurichten vermag. Denn trotz aller Versuche, diese Uebel zu bekämpfen, wird es nicht bloß nicht besser damit, sondern immer noch schlimmer: und zwar schlimmer in doppelter Beziehung. Außer dem nämlich, daß die alten, längst be­ kannten Schäden meist in höheren! Maaße und nach kürzeren Zeiträu­ men wiederkehren, als früher, — außer dein treten auch neue, bisher unbekannte hinzu; oder solche, die früher nur in weit entfernten Ländern vorkamen, haben sich allmählich auch bis zu uns verbreitet, und wirken jetzt hier ähnlich verheerend, wie dort.*) Zu Herrn v. Lengerke's Zeit wurde freilich an diesen Vortheil der Heckenwirthschaft für die Thierwelt noch kaum oder gar nicht gedacht; wenigstens geschah es von Seiten unserer Landwirthe nicht. Seinem anerkannten Scharfblicke war die Sache jedoch keineswegs ganz entgan­ gen. Dieß zeigt er bei Erwähnung des Vorwurfes, den Manche den Hecken machen wollten: daß sie den Mäusen als Zufluchtsorte dienten, sie also gleichsam hegten. Dem stellt er die thatsächliche Bemerkung entgegen, daß ja auch nlehrere der wirksamsten Mäusevertilger in den Hecken Schutz finden, also von dort aus gerade um so mehr ihr nütz­ liches Verfolgungswerk betreiben; daß daher z.B. in Holstein, wenn dort Mäusefraß eintrete, derselbe entweder nur die niedrig liegenden Gegen­ den (das „Marschland") treffe, wo es keine Hecken giebt; oder daß, wenn der Schade sich von dort aus nach den höheren Theilen (der „Geest") verbreite, stets nur die erst hinaufgekommenen ausgewanderten Mäuse ihn verursachen. Dieselbe Erfahrung theilte übrigens bereits vor bei­ nahe einem Jahrhunderte ein vortrefflicher, sehr scharfsinniger dortiger Beobachter, der damalige Pastor Wolf, in seiner Schrift: „über die schädlichen Feldnränse", mit. Lebte Herr v. L. heute noch, so würde er ganz gewiß einer der Ersten sein, die Vortheile anznerkennen, welche t>ic lebendigen Einfrie*• Die Beweise hiervon liefern zwei, vor etwas länger als zwei Jahren von mir verfaßte, in Sigismund Wolsts „allgemeiner Deutscher Berlagsanstalt" (Mohrenstraße Nr. 53 hierselbst) erschienene Schriften: 1. „Kleine Ermahnung zum Schutze nützlicher Thiere, als natur­ gemäßer Abwehr von Ungesteferschäden und Mäusefraß. Berlin, 1858." Sechste Auflage 1860. Preis 3 Sgr. 2. „Die nützlichsten Freunde der Land- und Forstwirthschaft unter den Thieren, als die von der Natur bestellten Berhüter und Bekämpfer von Ungezieferschäden und Mäusefraß. Berlin, 1858." Erste bis vierte (unveränderte) Auflage. Preis 772 Sgr. Das erste dieser Schristchen, welches die gesammte Frage nur in gedrängter Kürze behandelt, ist zunächst für gewöhnliche ländliche Leser und besonders für die Jugend von Landschulen bestimmt; das bedeutend umfassendere zweite für Lehrer und größere Landwirthe.

VII

digungen auch für andere nützliche Thiere, namentlich für eine Menge von insectenfressenden Vögeln haben: Vortheile, die somit aller Boden­ cultur überhaupt zu gut kommen. Ich glaubte daher, eben so sehr in seinem Sinne, wie nach eigener Ueberzeugung zu handeln, wenn ich bei der neuen Herausgabe seines Merkchens dasselbe iii’g Besondere auch nach dieser Seite hin vervollständigte.*) Nun bin ich soeben mit der Bearbeitung einer dritten diese Frage betreffenden Schrift beschäftigt, die eine besondere „Anleitung zur Hegung nützlicher Thiere" liefern soll. (Der Zweck derselben geht also bedeu­ tend über jenes bloße Schützen und Schonen oder Nichtverfolgen hinaus, welches die ersten beiden Merkchen empfehlen.) Zur Beförderung dieser „Hegung" trägt aber, wie schon gesagt, die Anlegung von Hecken um die Felder, Wiesen u. s. w. in so hohem Grade bei, wie irgend Etwas. Ich mußte demnach lebhaft wünschen, im Vorworte zu dem beabsichtigten dritten Merkchen die Leser desselben auf eine Schrift verweisen zu können, in Welcker sie eine gedrängte, aber gründliche und vollständige Belehrung über dergleichen Anlagen finden. Ta in beiderlei Hinsicht über die Vorzüge der Lengerke'schen kein Zweifel herrschen konnte: so fain es darauf an, zu wissen, ob die­ selbe noch in einer größeren, also voraussichtlich noch für einige Zeit hinreichenden Anzahl von Exemplaren vorhanden sei. Eine Anfrage hierüber an die Verlagshandlung siel jedoch verneinend aus. Es war nur noch ein so kleiner Theil davon übrig, daß der Herr Verleger sich gern bereit erklärte, diesen Ätest zu kassireu, um das Ganze einer neuen, sachlich vermehrten und zugleich in sprachlicher Beziehung vereinfachten, also gemeinverständlicher zu haltenden Bearbeitung unterworfen zu sehen. Zn dieser wird es nun hoffentlich für Jedermann so leicht faßlich er­ scheinen, wie dieß bei Allem, was für einen großen Leserkreis bestimmt ist, ganz vorzugsweise wünschenswerth bleibt. *) Zur Vervollständigung der Gerechtigkeit, die wir hier einem nach Wissen und Wesen höchst ehrenwerthen Todten zollen, möge noch folgende An­ führung seiner eigenen Worte dienen: In einem Berichte über Schriften, welche die Vertilgung von Ungeziefer und sonstigen für die Landwirthschaft schädlichen, oder schädlich sein sollenden Thieren behandeln, („Annalen," Jährg. 1843, S. 384,) sagte er: „Indem wir auf diese, im Ganzen reichhaltige Literatur zurückblicken, können wir einen Stoßseufzer nicht unterdrücken, und zwar den: daß wir unter derselben auch eigene KriegStractate iiber manche, für die Landwirthschaft so höchst wohlthätige Thiere finden, wie über den Maulwurf, die Sperlinge rc. Deßhalb wollen wir den Wunsch nicht verhehlen, daß einmal ein tüchtiger landwirthschaftlicher Zoolog sich darüber bermachen möchte, eine auf die Natur begründete Schutz­ rede dieser Thiere zu schreiben, die man auf so ungerechte und für uns nach­ theilige Weise zu unseren Feinden zu stempeln sucht." — Nun, er hat wenig­ stens den Anfang hierzu überhaupt, wenn auch nicht gerade in Bezug auf den Maulwurf, noch erlebt. Denn meine ersten Versuche über die Hegung nützlicher Thiere, namentlich der in Baumhöhlen nistenden vorzüglichsten Jnsecten- und Schneckenvertilger unter den Vögeln, hatten zu einer Zeit begonnen, daß er derselben in seiner letzten Arbeit, dem „Berichte über die zehnjährige Wirksam­ keit des K. Landes - Oekonomie- Collegiums,"(Berlin, 1853,) S. 94, noch als „wirklich praktischen Erfolg versprechend" erwähnen konnte.

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Was die sachliche Vermehrung betrifft, so gehört ein Theil hiervon ursprünglich, wenn auch nicht in der hier vorliegenden Gestalt, noch dem Verfasser selbst an. Dieß ist der, in den „Annalen der Landwirthschaft," Bd. II, (S. 32 — 37) abgedruckte und hier aus­ zugsweise als „Einleitung" wiedergegebene „Bericht", auf welchen Herr v. L. sich im Vorworte zur ersten Auflage bezieht, nebst dem gleich­ zeitig abgegebenen „Gutachten" (S. 37—58). Beides durste hier, als wesentlich mit zur Sache gehörend, nicht füglich wegbleiben. Aus Rück­ sicht auf den, nicht weiter auszudehnenden Raum des Merkchens mußte sich aber dieser Auszug auf das Wichtigste beschränken. Unter dem Wenigen, was inzwischen die neuere Zeit geliefert hat, ist namentlich die Schrift von Görner benutzt.*) Von Seiten des Herausgebers finden sich einzelne kleinere Zu­ sätze mehr oder weniger fast überall, wiewohl häufig nur, um das bereits von dem Verfaffer Gesagte zu erläutern. Als ganz neu sind hinzuge­ kommen: der Abschnitt über Hecken-Verschönerung; die Angaben über Senker-Zucht; die Bemerkungen über die Vortheile, welche sowohl die Hecken an sich, wie deren Verschönerungsmittel, für die Thierwelt haben; u. m. A. Die Eintheilung des Stoffes und seine Anordnung waren, wie das von einem Lengerke zu erwarten stand, überall so streng logisch wie möglich. Indeß ging das Streben nach systematischer Uebersichtlichkeit doch wohl darin etwas zu weit, daß von jeder zu Hecken geeigneten Ge­ hölzart in’S Besondere an drei verschiedenen Stellen die Rede war. Ich habe die Sache nun dadurch zu vereinfachen gesucht, daß ich die Be­ sprechung auf zwei Stellen beschränkt habe. Ein guter Gedanke des Herrn Verlegers war es, die, früher auf drei Steindruck-Tafeln etwas zu weitläufig aus einander stehenden Ab­ bildungen jetzt auf zwei Blätter zusammenzurücken. Sie erscheinen dadurch ebensowohl übersichtlicher geordnet, wie sie für das Auge sich besser ausnehmen. Berlin, den 1. October 1860.

*) „Der Weißdornzaun von Crataegus monogyna in seiner schnellsten Anzucht und vollendeten Schönheit und Dichtigkeit.... Nach dreißigjähriger Erfahrung bearbeitet von F. A. Görner, Gartnereibesitzer in Luckau. Berlin, 1856." (Preis 7'/» Sgr.)

Inhalt. Vorwort des Verfassers zur 1. Auflage . . Vorwort des Verfassers zur 2. Auflage. . . Vorwort des Herausgebers zur 3. Ausgabe Einleitung...........................................................

III IV V XI

Erster Hauptabschnitt.

§.

1. 2

3

§. 4.

§. §.

5. 6.

Die verschiedenen Arten von Einfriedigung................... 1 Wahl der oder jener H ecken ar t je nach dem jedesmaligen Zwecke der Einhägung............................................. 2 . Wahl der Heckenhölzer..................................................... 5 A. Allgemeine Rücksichten...................................................... 5 B. Die für bestimmte Zwecke und Fälle empfehlenswerthesten Arten von Heckengehölzen . . . . 6 u. Stachelige oder dornige...................... 7 b. Gehölze ohneStacheln und Dornen . . .13 c. Nadel-Gehölze . . . .... 17 Verzierungen der Hecken.............................................. 19 Anzucht und Herstellung der Hecken-Gehölze ... 24 A. Saat-Anlagen.............................................................. 24 a, für stachelige und dornige 2aubhö1zer .... 27 b, für solche oh ne Stacheln und Dornen....................... 28 c, für Nadel-Gehölze..................................................... 33 ck, für Gehölze zur Hecken-Verzierung . . . 36 B. Absenker- und Stecklings-Zucht .... 37 0. Auswahl und Behandlung der Pflänzlinge . . 40 Zweiter Hauptabschnitt.

§. 7. §. 8.

Anlegung und Behandlung der Flächenhecken überhaupt Die verschiedenen Arten derselben in's Besondere . ...

§. 9. §. 10. §.11. §.12. §.13. § 14 §.15. §.16.

Anlage und Pflege der Wallhecken............................................. 57 Siele. Gatter-Thore. Fahrthore....................................... 63 Bepflanzung der Hecken-Wälle....................................... 64 Pflege und weitere Behandlung der Wallhecken . . .66 Feldhecken. Englische Weißdornzäune....................................67 Koppelhecken und Knicke................................................. 71 Wiesen- und Korbweiden-Hecken............................................. 75 Hohe Busch hecken; Holz- und Baumränder ... 76

43 50

Dritter Hauptabschnitt.

Einleitung. Die Urschrift zu dem vorliegenden Merkchen verdankt ihr Entsteheil zunächst, wenn auch nur mittelbar, dem zufälligen Umstande, daß i. I. 1842 der K. Oberförster Frömbling, zu Rothebude bei Goldapp in der Provinz Preußen, Sr. Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm IV. eine Denkschrift „über Feld- und Wald-Fortification" einreichte. In derselben waren hauptsächlich die außerordentlichen Vortheile dar­ gelegt, welche aus dem Vorhandensein lebendiger Einhägungen der Felder, Wiesen u. s. w. für die Vertheidigung eines Landes gegen jeden eindringenden Feind entspringen.*) Dieß wäre und bliebe also der allgemein patriotische Gesichtspunkt, von welchem aus wir den Gegenstand mit zu betrachten haben. Dabei hatte der genannte brave Forstniann jedoch nicht unterlassen, zugleich auf die großen Vortheile hinzuweisen, welche die allgemeine Ein­ führung von dergleichen Anlagen auch bei uns für die Landwirth­ schaft haben würde: ebenso, wie dieß überall der Fall ist, wo sie be­ stehen. Die Erwägung und leicht erkennbare Wichtigkeit dieses zweiten Punktes veranlaßte die Ueberweisung der Frömbling'schen Eingabe an das, damals soeben errichtete K. Landes-Oekonomie-Collegium zur Prüfung und Begutachtung. Diese fiel, wie zu erwarten, ganz eiltschieden zu Gunsten der Sache aus. Zum Berichterstatter wurde von dem Collegium der GeneralSeeretär deffelben, Herr v. Lengerke, ernannt: eine Wahl, die unmög­ lich glücklicher und sachgemäßer hätte sein können, als sie war. Denn, abgesehen von seiner ausgezeichneten Tüchtigkeit auf dem gesummten Ge­ biete seines Faches, hatte Hr. v. L. bis dahin, wo er Professor der Land­ wirthschaft (an dem Collegium Carolinum zu Braunschweig) wurde, ge­ rade in solchen Landstrichen gelebt und selbst praktisch gewirthschaftet, in welchen die Einhägung der Felder allgemein gebräuchlich ist. Er war

*) Uebrigens regte ihr Bersaffer, ein würdiger Kämpfer aus den Befreiungskri^en, hiermit nur einen Gedanken wieder an, den bereits Thaer in seinem Werke über die englische Landwirthschaft auf sehr bestimmte Weise ausgesprochen hatte. Schon da heißt es nämllch: „Das ganze Land macht hier eine fortlaufende Festung aus; und wenn die Gräben und Koppeln, wie es sehr leicht möglich sein würde, mit einiger militärischen Rücksicht angelegt wären: so könnte ein Land hierdurch weit sicherer geschützt werden, als durch ei­ gentliche Festungen. Dem Staate aber würde es weit weniger kosten, das ganze Land auf diese Weise zu einer ununterbrochenen Festung zu machen, als einzelne Festungswerke um die Städte zum größten Unglücke dieser anzulegen."

XII

nämlich in Holstein ansäßig gewesen. Niemand konnte daher bei dieser Frage zu einem gründlichen Urtheile befähigter sein, als er. Deßhalb wurde ihm demnächst von dem L.-O.-Collegium auch die Aufgabe an­ vertraut, zur Förderung der Angelegenheit in weiteren, praktisch landwirthschaftlichen Kreisen die hier vorliegende „Anleitung zur Anlage, Pflege und Benutzung" solcher lebendigen Umzäunungen auszuar­ beiten. Der von ihm bei dieser Veranlassung abgestattete Bericht und das demselben beigefügten Gutachten, auf deren Abdruck in „den Annalen der Landwirthschaft" er sich im Vorworte zur ersten Auflage bezieht, mögen im Folgenden ihrem wesentlichsten Inhalte nach kurz wiederge­ geben sein: Die ungestörte Benutzung des Bodens, ohne Hinderung von außen her, bleibt überall die Vorbedingung zu seiner besten, den Um­ ständen gemäß thunlichen Cultur; lebendige Einfriedigungen aber sind das geeignetste Mittel, um Störungen abzuhalten. Daher sehen wir Anlagen dieser Art bereits Jahrhunderte lang gerade in solchen Ländern oder Landestheilen bestehen, die als Muster deS Landbaues dastehen und zum Theile schon zu einer Zeit als solche dastanden, wo unsere deutsche Bodencultur sich noch in sehr üblem, rohem Zustande befand. Besser eingerichtet und sorgsamer gepflegt, als meist irgendwo sonst, sind dergleichen Einhägungenin ganz Britannien vorhanden. Nächstdem findet man sie in verschiedenen Gegenden Frank­ reichs, Belgiens und Italiens, eines der ältesten Culturländer. In Deutschland sind es Holstein, ein Theil Mecklenburgs und Han­ novers, so wie die östreichischen GebirgSländer, welche, der allgenleinen Anwendung lebendiger Feldhägen den blühenden Zustand ihrer Landwirthschaft verdanken. Wenn in England ein Grundbesitzer oder Pächter die Absicht hat, ein bis dahin unbebaut daliegendes Landstück urbar zu nlachen: so ist eS regelmäßig das Anlegen eines lebendigen Zaunes um dasselbe, womit er die.Ausführung dieses Planes anfängt. Die Nothwendigkeit hiervon steht nach seiner Ueberzeugung so fest, daß er gar nicht begreift, wie man hierbei überhaupt anders verfahren könne. Denn ihm würde ein zu cultivirendes Grundstück ohne Zaun ungefähr so vorkommen, wie jeder ordentlichen Hausfrau ein Tuch oder Kleid ohne Saum. Ja, er hat als Pächter jedes Ackerland um so lieber, je mehr es durch solche Hecken in kleine einzelne Schläge (Abtheilungen) zerschnitten ist, und zahlt dafür dem Besitzer gern einen desto höheren Pachtszins.*) Und warum? Weil die Erfahrung ihn gelehrt hat, daß eingehägtes Land Ve — Vs mehr Ertrag bringt, als nicht-eingehägtes. Da aber die Hecken auch *) In England, Schottland und Irland befindet sich nämlich fast aller Grundbesitz in den Händen des Adels, der ihn stückweise und meistens auf lange Zeiträume hinaus an die gewöhnlichen Landwirthe verpachtet. Diese find und heißen daher alle ,,Pächter". Das hindert aber nicht, daß eine und dieselbe Pach­ tung, besonders eine größere, mehrere Generationen hindurch bei Einer Familie bleibt, welche daher auch die Vortheile aller von ihr vorgenommenen Derbeffe-

XIII

bei den kleinsten Schlägen höchstens ja gewöhnlich kaum ,/50 des Raumes einnehmen: so liegt der Gewinn auf der Hand. In Frankreich ist es namentlich die, ehedem zu England gehö­ rige Normandie, wo die Einhägung vorzugsweise im Gebrauche ist. Sie bewährt sich da besonders in dem schönen dortigen Ländchen Caux, um Pont L'Eveque rc., als höchst nützlich für dessen Grasländereien; und zugleich macht sie dasselbe so wehrhaft, daß hier eine kleine Armee sich recht gut gegen eine große vertheidigen könnte. In Holland steht die berühmte Molkerei und Käsebereitung der Provinz Limburg in dem innigsten Zusammenhänge mit dem hohen Nutzen der Hecken für die Viehhaltung. Aehntich verhält es sich damit in denjenigen Landstrichen von Bel­ gien, wo dergleichen Anlagen vorhanden sind. Ebenso kennen die Landbewohner der Lombardei, des fruchtbar­ sten Theiles von Italien, sehr wohl die Wichtigkeit des Einfriedigens ihrer vortrefflichen Ländereien. Auch sie wenden es daher überall an, wo dieß thunlich erscheint. In Deutschland verdankt Holstein den blühenden Zustand seiner Wirthschaften der, überall sorgfältig durchgeführten Anlage von Hecken. Ohne sie würde die so gewinnreiche dortige Rindviehzucht, Molkerei und Scklachtvieh-Erzeugung höchst wahrscheinlich nie zu ihrer jetzigen Voll­ kommenheit gelangt sein, in welcher sie die werthvollsten Gegenstände der Ausfuhr liefert. Ganz ähnlich, wie in England, beginnt man das Ur­ barmachen der hin und wieder vorhandenen Sandsteppen und Haidekrautflächen auch dort gewöhnlich mit der „Einkoppelung" derselben durch Erdwälle und mit der, als hiervon unzertrennlich betrachteten Einhäguug durch lebendige Zäune von einiger Höhe. Ebenso verfährt man in gleichem Falle bei den Haidestrecken Hannovers, in den flachen Sandgegenden von Osnabrück, wo man die Abtheilungen des Ganzen meist nur 4 — 6 Morgen groß macht. In den fruchtbarsten Landstri­ chen von Mecklenburg, wo Ackerbau und Viehzucht in vorzüglichem Flor stehen, besteht gleichfalls die Einhägung durch Erdwälle mit Hecken­ gehölz. Nicht minder wird auch die vortreffliche Vieh-Wirthschaft Salzburgs, Kärnthens und Steyermarks wesentlich durch die Einftiedigung der Felder unterstützt. Im preußischen Staate sind es fast nur die westlichen Provinzen, wo dieselbe gebräuchlich ist. So namentlich Westphalen, besonders Münsterland, wo man den Werth solcher „Wallhecken" sehr wohl zu schätzen weiß. Bloß ausnahmsweise hat man deren auf der Insel Rügen, und neuerlich hin und wieder im Brandenburgischen. Sie verbessern erfahrungsmäßig das Klima, besonders an hoch gelegenen Orten: indem sie die Einwirkung kalter, schneidender

rungen genießt, zu deren Kosten meistens der Grundherr seinen Antheil beiträgt. Letzterer bewirthschaftet nur selten emzelne Güter selbst. Statt dessen macht er sich gewöhnlich um so eifriger mit neuen Verbesserungen jeder Art bekannt, um dieselben zu prüfen und sie bei sich einzuführen oder zu leiten.

XIV

und zehrender (austrocknender) Winde mildern. Sie brechen deren Ge­ walt, ohne den Lustzug je ganz zu verhindern. So erhalten sie die Wärme und vermehren dieselbe, indem sie die, bei Tage von der Sonne erwärmte Luft über der Oberfläche des Bodens zusammenhalten. Die­ selbe schützt nun die Erde und deren Erzeugnisse vor der, zur Nachtzeit häufig eintretenden Kälte. Ein Gleiches gilt in Betreff der befruchtenden GaS-Arten, an welchen die untere Luftschicht so reich ist, und welche theils von den Gewächsen eingesogen werden, theils in den Boden sich absetzen. Jede Heckenanlage verhütet ihr zu schnelles Verfliegen ; ohne Hecken dagegen werden sie weit leichter voni Winde entführt und nutzlos verweht. Unter dem Schutze der Gehäge beginnt daher im Frühjahre das Leben der Pflanzenwelt sichtlich weit stüher, und währt im Herbste länger, als da, wo die Einhägung fehlt. Zugleich ist der gesammte Pflanzenwuchs, namentlich der des Grases, dort üppiger und rascher, als hier. So erklärt sich die größere Fruchtbarkeit des Landes zwischen ihnen, gegen die geringere des offen daliegenden: ein Unter­ schied, für welchen die Engländer, wie schon erwähnt, einen Mehrertrag von Ve—1/5 als Regel annehmen. Mindestens eben so wohlthätig wirkt die Einhägung stets auf das Gedeihen des Viehes, begünstigt also die Viehzucht und macht sie zugleich einfacher, daher auch wohlfeiler. In kleinen Landwirthschaften macht sie zuvörderst den Biehhirten ganz entbehrlich. Dadurch führt gerade sie die Möglichkeit zur Beseiti­ gung all' jener mancherlei geistigen, sittlichen und sonstigen Uebelstände herbei, welche bei den so genannten „kleinen Leuten" daraus, daß sie theils ihr eigenes Vieh, theils fremdes durch ihre Kinder hüten lassen, für letztere selbst entstehen. • (Und schon dieser Gewinn ist gewiß in den Augen deS Menschenfreundes ebenfalls nicht gering anzuschlagen.) Bei dem Biehe, welches auf solchen eingehägten Koppeln frei zur Weide geht, finden erfahrungSmäßig ein rascherer und besserer Fleisch ans atz und höhere Milchergiebigkeit Statt: da eS hier sich jener behaglichen Ruhe erfreut, auf welche eS die Natur angewiesen hat. Denn eS hängt da nicht von der Laune deS Hirten ab, sieht sich von keinem Hunde ge­ jagt oder gehetzt, nicht von muthwilligen Kindern geneckt, und findet hinter den Hecken Schutz gegen rauhe Winde, so wie Schatten und Kühle bei zu heißem Sonnenscheine. Die Freiheit, welche eS hierin genießt, befördert sein Gedeihen ungemein: und zwar um so entschiedener, wenn eS die ganze wärmere Jahreszeit hindurch ununterbrochen, inithin auch deS RachtS, im Freien bleibt. Um so mehr nämlich erstarkt und kräftigt eS sich dann, gleichwie in dem ursprünglichen (wilden) Zustande. Zu­ gleich wird eS bei diesem ruhigen Zusammenleben so verträglich unter sich, daß auch größere Heerden meist kaum einiger Beaufsichtigung be­ dürfen: während daS in Ställen gehaltene beim Herauslassen sehr häufig auS Muthwillen Streit anfängt. Dem Allem zufolge liegt also wenig Witz und noch weniger erfahrungSmäßige Wahrheit in dem, vermeintlich schlagenden Satze: Stallfütterung sei die beste Einhägung!

XV

Bei ersterer muß man das Gras und die Futterkräuter auf dem Felde abhauen, sie mehr oder minder weit, oft bekanntlich sehr weit, hereinholen und späterhin ebenso den Dünger hinausfahren. Bloß die Milch hat man gleich bequem zu Hause. Umgekehrt, braucht man bei der Heckenweide nur die Milch hereinzuholen. Das Futter genießen die Thiere da ganz nach eigenem Belieben, daher aus die ihrer Gesund­ heit jedenfalls am besten zusagende Weise und nach dem richtigsten Maaße: so, wie ihr Naturtrieb (Jnstinct) sie Beides lehrt. Alle düngenden Stoffe hingegen, feste, wie flüssige, bleiben gleich draußen; und nicht eine Spur von beiden geht verloren. Ueberdieß: wie ganz anders wirken dieselben in so frischem Zustande, als nach wochen- und meist sogar monatelanger Gährung, bei welcher sich eine Menge der wirksamsten Theile verflüchtigt. Und nun die, für das Wachsthum der Pflanzenwelt so vortheilhafte Ausdünstung der Thiere. Sie macht die Viehställe dumpfig, um dann unbenutzt zu verfliegen. Auf eingehägten Weideplätzen dagegen schlägt sie großentheils, auch wenn das Vieh steht, auf den Boden unter demselben sich nieder ; von dem liegenden aber dringt sie vollständig nach der Tiefe hinein. Auch hierdurch also tragen die Hecken mittelbar dazu bei, die Fruchtbarkeit des Landes zu erhöhen. Ferner erleichtern sie das Wechseln der Weide, wie es zeitweise stets nöthig wird, und die Vertheilung des Viehes auf bessere oder minder gute Plätze mit kürzerer oder höherer, fetterer oder dürftigerer Weide, je nach Zweck und Bedürfniß. Ganz besonders vermindert oder verhindert eineregelmäßige Einhägung auch das Zusammenwehen großer Schneemassen an einzelnen Stellen, also das Entstehen so genannter „Windswehen", und die Entblößung der Saat von der, sie gegen das Erfrieren („Aus­ wintern") schützenden Schneedecke. Beide Uebelstände treten, wie allbekannt, vorzugsweise häufig in hügeligen Gegenden ein. Das Fortwehen geschieht auf den Anhöhen; das Zusammenwehen findet in den Thälern, in Hohlwegen, ja auf jeder Landstraße Statt, welche stellenweise tiefer liegt, als ihre nächste Um­ gebung. Und wo sie höher liegt, da wird auch sie entblößt. Land­ wirthen braucht man die mehrseitige Schädlichkeit beider Fälle nicht aus einander zu setzen. Die Nachtheile der Schneewehen für den Verkehr mit Fuhrwerk jeder Art können aber nach- Umständen so arg werden, daß sie eine Gegend für längere Zeit von aller Verbindung mit ihrer nächsten Umgebung abschneiden. So wurden früher im Naffauischen die Straßen einiger kahlen bergigen Landstriche jeden Winter einige Monate lang völlig unbefahrbar. Denn mit Wagen konnte man nicht durch die große Menge hoher Windswehen hindurch mit Schlitten aber kam man nicht über die eben so zahlreichen, von Schnee entblößten Stellen hinweg. Da gab ein Forstmann den sehr verständigen Rath, auf jeder Seite der Straßen eine schmale Hecke von jungen Fichten an­ zupflanzen. Und, siehe da! sofort war dem Jammer abgeholfen. Deß­ halb gehört an hohe Ränder jeder Landstraße und jedes vielbefahrenen Feldweges eine lebendige Hecke. Aus welcher Gehölzgattung sie bestehe,

XVI

darauf kommt wenig an, wenn sie nur eben dicht genug ist Denn auch durch eine blätterlose Dorn- oder sonstige Laubholz-Hecke treibt der Wind in solchem Falle den Schnee nicht leicht hindurch; sondern er setzt ihn vor derselben ab, oder lehnt ihn buchstäblich an fie fest. Er kann ihn daher um so weniger hoch anhäufen, je zahlreicher die Hecken sind: weil jede dem weiteren Fortwehen ein Hinderniß entgegenstellt.*) Von den Vortheilen der Hecken für eine große Zahl der nütz­ lichsten Thiere wird bei der Besprechung der verschiedenen zur An­ legung derselben geeigneten Gehölz-Arten, so wie der Hecken-Arten selbst, die Rede sein. „Todte Zäune kosten Holz; lebendige Zäune bringen Holz." Letzteres will zwar bei schmalen und niedrigen Dornzäunen, wie es namentlich die aus Weißdorn sind, nur wenig besagen; indeß nehmen sie dafür auch wenig Raum ein. Denn er beträgt bei ihnen durchschnittlich noch kaum ^so von dem, welchen sie einschließen. Da aber letzterer dann Ve oder sogar Vs mehr Ertrag liefert, als wenn er nicht eingehägt wäre: so würde sich die Hecke auch dann immer noch zu mindestens etwa 15 Procent verzinsen, wenn sie gar kein Holz brächte. In der That haben solche niedrige und schmale auch nicht die Bestim­ mung, dieß zu thun. Die höheren und breiteren aber, welche mit hierzu bestimmt sind, und zu welchen man deßhalb andere Gehölz-Arten wählt, bezahlen damit reichlich den größeren, für sie erforderlichen Flächenraum. Hierzu trägt, sobald sie ein gewisses Alter erreicht haben, das gute Ge­ deihen des Holzes in ihnen wesentlich bei. Denn sie bringen dadurch erfahrungsmäßig eben so viel, ja in holzarmen Gegenden sogar mehr ein, als wenn der zu ihnen verwendete Grund und Boden mit Feldfrüchten bebaut wäre. Ein mittelmäßiger todter Zaun verursacht eben so viel oder mehr Herstellungskosten, als der theuerste und beste lebendige. Ueberdieß kann der erstere nie durch sich selbst besser, sondern immer nur schlechter werden. Hiermit fängt er denn auch wirklich bereits an dem Tage an, wo er soeben fertig geworden ist, und fährt darin fort bis an sein Ende, wo er, nach mancherlei versuchten Ausbesserungen, durch einen ganz neuen ersetzt werden muß. Ein lebendiger hingegen braucht freilich *) Demnach konnte Nichts dem einfachen gesunden Menschenverstände mehr widersprechen, als die lächerliche Besorgniß einiger Gegner, daß Heckenanlagen daS Entstehen von Windswehen befördern sollten! Denn, indem sie die Kraft des Windes brechen, so daß er nur bedeutend geschwächt oder gar nicht über sie hinweg den Boden erreicht, verhindern sie ihn gewöhnlich auch, den Schnee auf demselben zu fassen und fortzutreiben. Oder höchstens kann ihm dieß theilweise gelingen, wenn die Hecken in zu geringer Anzahl vorhanden sind, also zu weit von einander abstehen. Selbst dann aber muß er ja den fortgeführten Schnee doch immer schon an der nächsten Heckenreihe gegenüber wieder absetzen. — Um­ gekehrt verhält sich die Sache bei jenen einzelnen kleinen Dornhecken oder Sträuchern, die, von selbst gewachsen, da oder dort zerstreut auf den Feldrainen umherstehen. Sie erleichtern daS Zusammenwehen von Schnee wirklich, indem sie der, oft von Weitem herangetriebenen Masse desselben einen Stützpunkt geben. Es war aber höchst kurzsichüg, von ihnen einen Schluß auf regelmäßige und zusammenhängende Hecken-Anlagen zu ziehen.

XVII

mehrere Jahre, um seine Vollkommenheit zu erlangen; auch bedarf er bis dahin mehr oder weniger Pflege und mancher Nachhilfe. Dann aber wird er bei richtiger Behandlung eigentlich schon von selbst immer bester. (Für die Zeit und Mühe, welche auf diese „Behandlung" zu verwenden ist, leistet er durch seine Holz-Lieferung Ersatz.) Und in diesem Zustande überdauert er leicht ein volles Jahrhundert: während ein todter sich kaum ein Jahrzehnt hindurch forterhält, ohne da oder dort Ausbesserungen zu verlangen. Ein vermeintlicher Fehler, den manche Gegner der Heckeuanlagen diesen vorwerfen, erscheint bei genauerer Prüfling eher als Tugend.*) Es ist der, daß eingehägte Getreidefelder auf den Rand­ beeten, in der unmittelbaren Itähe der Hecken, leichter so genanntes „Lagerkorn" geben, als weiter von denselben entfernt. Dieß rührt von der größeren Fruchtbarkeit her, welche der Boden gerade so dicht an den Hecken mit der Zeit erhält. Sie entsteht nämlich einerseits dadurch, daß unmittelbar neben ihnen der schwächste Luftzug Statt findet. Deßhalb schlagen hier all' jene befruchtenden Stoffe, welche vorzugsweise in der untersten Luftschicht schweben, sich am meisten auf die Erde nieder. Andererseits, und zwar noch bedeutend mehr, wirkt auch das weidende Vieh begünstigend mit ein. Denn es lagert sich bei windigem Wetter schon am Tage, besonders aber des Nachts, am liebsten so nahe wie möglich an den Hecken, theilt hier also dem Boden seine Ausdünstung mit. Bei Weitem das Wesentlichste thut es jedoch da­ durch, daß es beim Wiederanfstehen seinen festen und flüssigen Auswurf da fallen läßt. Hieraus erklärt sich das üppigere Gedeihen aller Ge­ wächse in der nächsten Umgebung der Hecken. Man braucht da also nur eben dünner zu säen, und schwächer oder gar nicht zu düngen, um die Ursache dieser eigenthümlichen Klage über verhältnißmäßig zu große Fruchtbarkeit zu beseitigen. Wenn doch recht viele Uebel nicht auf schlimmeren Gründen beruhten, und wenn sie ebenso durch Ersparung, statt mit Kostenaufwand, abzustellen wären! Dann würde manchen! braven Landwirthe bedeutend wohler zu Muthe fein, als jetzt. Durchaus grundlos ist ferner die Besorgniß, daß Hecken das Ent­ stehen von Getreide-Krankheiten, wie Brand und Rost, befördern möchten. Denn erfahrnngsmäßig kommen beide, ebenso wie Mehlthau u. dergl., in Gegenden mit eingehägten Feldern durchaus nicht häufiger und nicht stärker vor, als wo die Fluren offen daliegen. Aehnlich verhält es sich mit dem Borwurfe, daß Einhägungen das Wegschmelzen des Schnee's und die Frühjahrs-Bestellung der Aecker verzögerten: indem sie das hierzu erforderliche Trockenwerden derselben erschwerten. Bekanntlich trägt aber zum Trocknen überall nicht bloß

*) In Betreff dieser „Gegner" überhaupt bleibt aber der Umstand wohl zu beachten, daß zu ihnen b loß Diejenigen gehören, die nie selbst mit Hecken gewirthschastet haben. Von Denen, bei welchen Letzteres der Fall gewesen ist, hat noch Keiner die seinigen ausgerodet; wohl aber haben solche Praktiker sich deren bei späterer Besitzveränderung da angelegt, wo sie keine vorfanden. Die gesammten Einwände der Gegner sind also nur theoretisch.

xvm der Luftzug, sondern auch die Wärme bei; und letztere steigert sich ja eben zwischen den Hecken, weil diese sie mehr zusammenhalten, invem sie den Luftzug schwächen. Kann er daher weniger trocknend einwirken, so thut es die erhöhte Wärme um so mehr. Hierdurch gleicht sich die Sache wieder aus. Dafür spricht auch, wie schon früher erwähnt, die Erfahrung, daß auf solchen umhägten Ländereien das gesammte pflanz­ liche Leben im Frühjahre zeitiger beginnt und im Herbste später auf­ hört, als da, wo der Heckenschutz fehlt. Eher mag ein solcher Einwurf in Betreff des Trockenwerdens der Feldfrüchte zur Erntezeit gelten, wo an Zeitgewinn oft sehr viel gelegen ist. Erfahrene Praktiker finden aber den Unterschied auch da zu unbe­ deutend, als daß sie Gewicht auf denselben legen sollten. Ferner erkennen sie wohl die Unbequemlichkeit an, welche bei dem Beackern der Winkel zwischen den Hecken eintritt, und welche bei. der Abfuhr der einzuerntenden Gegenstände, so wie bei der Zufuhr des Düngers u. s. w. dadurch entstehen, daß man damit nicht ebenso weit quer feldein fahren und gehen kann, wie auf nicht eingehägten Ländereien. Aber sie erachten dieß Alles für gering im Vergleiche mit den zahlreichen Vortheilen der Einhägung. Deßhalb verharren sie dabei, diese beizu­ behalten: indem sie der allgemeinen Ueberzeugung folgen, daß auch das an sich Beste nicht dorr allen Seiten gut sei, sondern eine oder die andere Ungemächlichkeil mit sich führe, und daß man daher um des weit über­ wiegenden Guten willen sich schon entschließen müsse, einzelne kleine Uebelstände „mit in den Kauf zu nehmen." Mit Einem Worte: sie machen es nicht wie Jener, der sich über seinen Rock beklagte, weil ihm derselbe zwar im Schatten ganz behaglich wohl thue, im Sonnenscheine aber zu warm sei, während es ihm doch auch da wieder zu kühl werde, wenn er denselben ausziehe. —

Erster Hauptabschnitt. §. i.

Die verschiedenen Arten von lebendigen Einfriedigungen. Die Bestimmung dieser Einfriedigungen oder „lebendigen Hecken, lebendigen Zäune, Grünzäune oder Grünhägen", ist je nach

der Oertlichkeit und dem Bedürfnisse eine sehr verschiedene.

Eben

diesen Umständen muß natürlich ihre gesammte Einrichtung und Behandlung angepaßt werden.

Ihrem Standorte gemäß sind sie daher theils Gartenhecken, theils Feldhecken, theils ins Besondere Straßenhecken.' Sehr

oft vertreten aber die ersteren beiden, indem sie einen Weg begränzen, zugleich' die Stelle von Straßenhecken mit.

Je nach der Verschiedenheit ihrer Lage auf oder zu dem Boden

auf welchem sie stehen, zerfallen sie in zwei Hauptarten. Die einen sind kurzweg in das flache Erdreich gepflanzt;

und man wird sie, dem gemäß, am passendsten mit dem Namen Flächen-Hecken oder „Plaine-Hecken" bezeichnen.

Andere wer­

den auf mäßig hohen Erdwällen oder Dämmen angelegt; einige

wenige stehen auch wohl auf rohen, ohne Mörtel anfgeführten Steinwällen, in der zwischen die beiden, answendig befindlichen

Steinschichten eingeschütteten Erde.

Sie alle nennt man Wall-

Hecken. Sowohl die Flächenhecken, wie die Wallhecken, unterscheiden

sich ferner in Betreff der Art ihrer Behandlung und Benutzung. Die einen werden, um sie in gehöriger Ordnung zu erhalten,

mit der Garten- oder Zaun-Scheere beschnitten und heißen vorzugs­ weise lebendige Zäune.

Man läßt sie nur einige Fuß hoch wer-

2 den und nie bedeutend in die Breite wachsen, damit sie nicht zu viel Raum einnehmen.

Unter Knicken dagegen versteht man breitere Wallhecken, deren höher aufwachsendes Holz in regelmäßigen Zwischenräumen

abgetrieben wird.

Hierbei werden solche einzelne Stellen, wo das­

selbe zu „licht" geworden ist, auf die Weise verdichtet, daß man einige lange Zweige neben den Lücken über diese hinweg umbiegt. Zur Erleich­ terung dessen werden solche niedergelegte Aeste, die man dann irgend­

wie befestigt, vorher durch einen sie etwa halb durchschneidenden

Axthieb oder Messerschnitt eingeknickt.

So ist der Name „Knicke"

für das Ganze entstanden.

Im Gegensatze zu ihnen stehen hierin die Busch-Hecken oder so genannten „Holzränder", bei welchen kein solches Umbiegm Statt

findet: indem hier die etwa vorhandenen Lücken durch Nachpflan­ zung ausgefüllt werden.

An Breite pflegen die Buschhecken den

Knicken mindestens gleich zu kommen; auch werden sie ebenso, wie diese, alö Niederwald oder „Strauchholz" behandelt.

Läßt man

einzelne Stämme in ihnen reihenweise höher wachsen, so bilden sie

„Baumwände". UebrigenS bestehen sie meist auS gemischten, selten

auS ungemischten Holzarten; und man thut wohl daran, auch Nadel­ holz, zumal niedriges oder junges, nicht auszuschließen.

Dieses

macht sich dann eben so nützlich, wie es durch Abwechselung zur Ver­ schönerung beiträgt.

§• 2. Wahl der oder jener Heckenart je nach dem jedesmaligen Zwecke der Einhagnng. Zur Einfriedigung von Gärten eignen sich nach Maaßgabe der Oertlichkeit sowohl Flächenhecken, wie auch Wallhecken;

in den meisten Fällen werden hier aber die ersteren, also „leben­ dige Zäune", den Vorzug verdienen.

Bei ihnen gilt eS schon allgemeinhin als Regel, sie nicht auS

beliebig gemischten Holzarten zu erziehen, weil diese gewöhnlich ein zu ungleichmäßiges Wachsthum haben. Denn in Folge defien leidet

ein so gemischter Zaun, was seine Dichtheit und Stärke oder WiderstandS-Fähigkeit betrifft, sehr bald ebenso an großer Ungleichmäßig-

3 feit, ohne daß man derselben auch bei aller Sorgfalt und Mühe ge­

nügend abhelfen kann. Ein solcher Fehler macht sich aber gerade bei einem Gartenzaune besonders fühlbar: weil hier der Sicherheit wegen

seine größte mögliche Wehrhaftigkeit meist eben so nöthig bleibt, wie

seine Gleichmäßigkeit schon um des zierlicheren Ansehens willen stets als wünschenswerth erscheint.

Indeß gilt auch hier, wie fast überall, die Regel nicht unbe­ dingt.

Namentlich mehrere unserer gewöhnlichsten Gattungen von

Dorngesträuch machen eine, für manche Zwecke recht willkommene

Ausnahme. Es sind: der Weißdorn, die Schlehe oder der Schwarz­ dorn, und die wilden Rosen oder „Hagebutten".

Sie alle drei, und

nächst ihnen der Sauerdorn oder die Berberitze, wachsen ungefähr

gleich schnell, gleich dicht und sind vermöge ihrer Dornen gleich wehrhaft.

Ein passendes, regelmäßig und mit einigem Geschmacke

angelegtes Gemisch von ihnen verträgt sich daher wegen der Ab­ wechselung, die es gewährt, sehr wohl mit den Rücksichten auf land­

schaftliche Schönheit.

Zudem hat auch, wie wir später sehen wer­

den, von den genannten Dorn-Gattungen jede ihren besonderen Nutzen hinsichtlich der Thierwelt. In Betreff der Feldhecken gilt es als ziemlich allgemeine

Regel, daß sie keine bloße „Flächenhecken" sein dürfen. Hierbei kommt nämlich die Nothwendigkeit in Betracht, sowohl

das überflüßige Wasser von den Feldern abzuleiten, wie da» Wachs­ thum der Hecke selbst zu befördern und, wenn sie größere Bäume

enthält, dem Auslaufen der Wurzeln dieser eine Gränze zu stecken. AuS diesen Gründen würde eS meistens nicht für angemessen zu erachten sein, wenn man eine solche Feldhecke nur schlichtweg, ohne

einen mäßig tiefen und weiten Graben vor ihr, flach in den Boden hinpflanzen wollte. Demnächst entsteht ferner die Frage, ob man englische Wall­ zäune aus Weißdorn, oder holsteinische Knicke, oder hohe Busch­

hecken wählen solle.

Die Antwort hierauf entscheidet sich danach, welche Nebenzwecke

in Betreff anderweitiger Benutzung, außer der Einfriedigung, man

hierbei zu erreichen wünscht.

Ein solcher Nebengewinn, und zwar

in waldarmen Landstrichen ein sehr wesentlicher, ist das Holz, wel­ l'

4 ches die Knicke und hohen Strauchwände zum Brennen, die Baum-

Wände aber sogar zu wichtigeren Zwecken liefern: während ein Weiß­ dornzaun bloß weniges Brennholz giebt.

Demnach hängt, ebenso

die Beschaffenheit, wie die Benennung der eigentlichen Feld­ hecken, der Koppelhecken, der Angerhecken und Wiesen­

hecken von den jedesmaligen örtlichen, natürlichen und wirthschaftlichen Bedingungen und Bedürfnissen ab.

So haben die Feldhecken meistens die Bestivimung, Acker­ ländereien einzufriedigen, welche ausschließlich zum Frucht­

baue, und zwar vorzugsweise zum Getreidebaue, benutzt werden. - Bei ihnen liegt es mithin im Vortheile des Landwirthes, den

Boden so vollständig wie möglich für diesen Zweck zu benutzen, also

die Saaten je nach der Jahreszeit vor einer zu starken Einwirkung

schneidend-kalter, oder heißer, austrocknender Winde zu schützen, ihnen dagegen den so wohlthätigen Thau nach Möglichkeit zu erhal­

ten.

Ebenso hat er jedoch auch darauf zu sehen, daß ihnen Sonne

jmb Lust nicht in nachtheiliger Weise entzogen werden. Im Ganzen werden hiernach auch bei uns die englischen Weißdornhecken zur

Einhägung der Felder besser geeignet sein, als die breiteren und höheren Knicke und Buschhecken oder Strauchwände, welche zwar

den Wind mehr brechen, aber auch die Umgebung weiterhin beschat­ ten und sowohl den Boden, wie die Luft über demselben oft mehr

erwärmen, al- dieß in trockenen Jahren bei uns wünschenswerth

erscheint. Anders gestaltet sich die Sache bei denjenigen Feldstücken, die

abwechselnd zum Frucht- und Grasanbaue dienen sollen, bei denen

also die auf denselben vorhandene Weide meist vorzugsweise dazu bestimmmt ist, den Sommer hindurch Milch- oder Fetlvich zu

ernähren.

Für sie werde» schon um des BieheS willen lieber Wallhecken,

ganz besonders aber zweckmäßig behandelte Knicke zu wählen sein, als bloße Wallzäune.

Namentlich wird man erstere dann anzuwen­

den haben, wenn diese Ländereien zugleich eine hohe, ungeschützte

Lage und einen trockenen Boden haben; ferner, wenn sie nur in

Schlägen (Parzellen) von mittlerer Größe bewirthschaftet werden; oder, wenn sie in einer holzarmen Gegend liegen.

Und nicht selten

5

kommen ja diese Fälle alle drei vereinigt vor. Für Weideplätze jeder Art bedient man sich bekanntlich in solchen Landstrichen, wo die Ein-

hägung

allgemein

gebräuchlich

ist, des besonderen Ausdruckes

„Koppeln". Haben wir nun die englischen Weißdornhecken, wenn sie

außerhalb der Gärten stehen, „Feldhecken" im engeren Sinne genannt: so werden wir die jetzt hier besprochenen, breiteren und höheren,

unbeschnittenen Wallhecken, deren Gehölz in regelmäßigen Zwischen­ räumen abgehauen wird, als Koppelhecken bezeichnen können. Vielfach hat man so genannte „beständige Weiden" und

Aenger.

Hier bleibt ein sicherer Schutz, also die besondere Wehr­

haftigkeit der Einhägung, stets der Hauptzweck, nm dessen willen man sie anlegt. Dieser Zweck wird aber gleichfalls am besten durch Wallhecken aus Dorngebüsch zu erzielen sein.

Bloß da, wo es zu­

gleich darum zu thun ist, so viel Brennholz wie möglich zu gewinnen,

dürften Buschhecken den Vorzug verdienen. Auch bei Wiesenhecken ist das Verfahren, sie auf die „Kamm­ gräben" zu setzen, im Allgemeinen wünschenswerth. Was endlich die Straßenhecke» betrifft, so beabsichtigt inan,

durch sie Menschen und Vieh abzuhalten, und zugleich die Gegend

zu verzieren.

Dabei sollen sie jedoch weder durch ihr Schatten­

werfen nachtheilig auf die Beschaffenheit der Wege einwirken, noch durch ihre Höhe die freie Aussicht beschränken. Beides läßt sich ver­

meiden, wenn man je nach der Oertlichkeit und Lage entweder nie­ drige Wallhecken, oder Flächenhecken anwendet. §. 3.

Wahl der Heckenhölzer. A. Allgemeine Rücksichten. In dieser Beziehung wird überall Folgendes zu erwägen und

nach Möglichkeit als Richtschnur zu betrachten sein:

Die zu verwendenden Holzarten sollen ohne viel Wartung und Pflege wachsen, sollen den erforderlichen Schutz gewähren, die An­

wendung der Scheere, des Hackmessers öder Beiles vertragen , und nicht auf Kosten des anderweitigen Pflanzenwuchses in der Nach­ barschaft zu weit um sich wuchern.

entsprechen, müssen sie

Um diesen Anforderungen zu

6 1) dem Klima, der örtlichen Lage und dem Boden so viel als

möglich angemessen sein;

2) darf ein gedeihliches Wachsen derselben ihre fernere Kraft hierzu nicht zu früh erschöpfen; und zugleich darf ihr Trieb

nicht so überwiegend nach oben gehen, daß in Folge dessen an der Erde bald Lücken oder Blößen entstehen;

3) aber sollen sie zwar leicht auS dem Stocke und nach Umständen



selbst aus den Wurzeln wieder „auSschlagen", jedoch keine Wur­

zel-Ausläufer bilden. Ferner hat man dabei auch noch manche andere Fragen in Be­ tracht zu ziehen, die meistens wichtig genug sind, um sie nicht al-

bloße Nebensache anzusehen.

ES gehören dahin: die Nutzbarkeit

des HolzeS, des Laubes oder der Früchte; desgleichen der Preis, zu

welchem bestimmte Sorten des ersteren, (wie Korbruthen und Band­ holz,) sich in der Nähe verwerthen oder leicht weiterhin verführen lassen.

Ueberdieß

kömmt noch eine sehr beachtenSwerthe Rücksicht

hinzu, an die bisher wohl mancher Forstmann, aber schwerlich irgend

ein Landwirth gedacht hat, die jedoch allen Thierkundigen um so näher liegt.

Es ist: der vorzügliche Schutz, den einige Gattungen

von Heckengrhölz, im Gegensatz zu anderen, für mancherlei sehr

nützliche kleine Thiere darbieten. Dieß thun alle dornige Holzarten zu jeder Zeit des Jahre­ in weit höherem Grade, als die ohne Stacheln; und Nadelhölzer

leisten darin ungemein viel mehr, als Laubhölzer.

Besonders vor- •

theilhast wirken sie natürlich im Winter: da sie, mit Ausnahme der Lärchen, immer grün und gleich dicht bleiben. So gestatten sie eS

wehrlosen Geschöpfen, sich dem Blicke ihrer Feinde zu entziehen. Deß­ halb verdienen Wachholder und Fichten („Roth- oder Pechtannen"), weil ihr Wuchs am dichtesten ist, wiederum den Vorzug vor den

übrigen. Beide, zumal aber der meist niedrigbleibende Wachholder,

sollten daher wenigstens in keiner höheren Wall- oder Buschhecke fehlen.

.

§• 4.

ß. Die für bestimmte Zwecke und Fälle rmpfehlcuswerthesten Arten von Heckrngehöl^en. Das Erste, wonach man sich bei der Auswahl derselben zu richten hat, bleibt natürlich überall die Lage der Oertlichkeit und

7 die Beschaffenheit des BodenS; das Zweite ist der, hiervon mit

abhängige Zweck der anzulegenden Hecke selbst, und die Art, wie sie den Umständen gemäß eingerichtet werden soll oder kann. Oder, mit anderen Worten: es kommt zuvörderst mit darauf an, zu welcher der verschiedenen Hecken-Arten sie gehören soll.

Demgemäß

wird im Folgenden anzügeben sein, zu welcher von letzteren die zu

erwähnenden Gehölzarten sich am besten eignen. Ebenso eignet sich jede von diesen wieder vorzugsweise für eine

bestimmte Bodenart.

Glücklicher Weise ist dieß jedoch bei keiner von ihnen so aus­ schließlich der Fall, daß sie nicht auch mehr oder weniger bedeutende Abweichungen hiervon mit genügender Leichtigkeit vertragen sollte.

Und es würde schlimm sein, wenn es nicht so wäre. Denn in vielen Gegenden, besonders in hügeligen, findet häufig schon auf sehr

geringe Entfernung einer Stelle von der anderen ein sehr bedeuten­ der Wechsel der Bodenarten Statt, ohne daß eine sonderlich bemerk­ bare Verschiedenheit im Wachsthums der Pflanzenwelt eintritt. Man braucht daher in diesem Punkte auch hinsichtlich der Auswahl

der Gehölzarten zu Hecken nicht gerade sehr ängstlich zu Werke zu

gehen.

Eben deßhalb wird eS besser sein, dieselben hier lieber nach

ihren sonstigen Eigenschaften zu ordnen, als danach, welche An­

sprüche sie an den Grund und Boden machen, auf welchen sie zu stehen kommen sollen.

Beginnen wir also die Reihenfolge mit

a) den stacheligen oder dornigen. Denn sie ganz besonders gehören zu denjenigen, welche die dichtesten

und wehrhaftesten Hecken geben und sich dabei leicht unter der Scheere halten lassen: so, daß sie mithin vorzugsweise für niedrige

Einzäunungen, als für die am häufigsten anwendbaren, zu empfehlen

sind.

Von ihnen gehen wir dallsi zu den höher wachsenden über. Auf die Anzucht der Pflänzlinge von beiden kommen wir später

zu sprechen. 1) Die Weißdornen oder „Mehlbeerensträucher" (Crataegus)

gelten im Allgemeinen und mit Recht für die schätzbarsten von allen

Heckengehölzen.

8 Es giebt bei uns zwei Arten von ihnen, die man bis vor nicht

langer Zeit für einerlei hielt: die zweisaamige (Cr. oxyacantha),

mit zwei so genannten „Stempeln" in der Blüthe, so wie mit zwei Saamenkörnern in der Frucht; und die einsaamige (Cr. mono-

gyna), mit bloß Einem Blüthenstempel und mit nur Einem Säu­ men, der aber dafür bedeutend größer ist.

Bei der letzteren sind die Blätter mehr zertheilt, als bei der ersteren.

Sie haben 4—6 tiefe Einschnitte und sind am Rande

scharf eingesägt, oft tote mit doppelten Sägezähnen versehen; am

Ende laufen sie scharf zugespitzt aus; und am Grunde oder nach dem Stiele zu erscheinen sie keilähnlich verlängert.

Die Rinde der

jungen Zweige sieht bei dieser Art mehr braun, bei der anderen mehr grau aus.

Zugleich stehen bei jener die Blüthen und Früchte

meist in größeren Dvldentrauben bei einander.

Dieser einsaamigen Art gebührt aus mehrfachen Gründen der Vorzug. Namentlich wächst sie viel rascher, als die andere: so, daß junge Stämmchen von ihr, wenn man dieselben durch Schneideln

baumartig zieht, auf gutem Boden schon in 7—8 Jahren eine

Stärke von 2 Zoll Durchmesser erreichen können.

Jene einzelnen

Weißdorn-Bäume von 20, ja mitunter von 30 Fuß Höhe und 6—9 Zoll Dicke im Durchmesser, welche man hin und wieder in

Parken, („englischen Gärten"), aber selten in Wäldern findet, ge­

hören zu ihr.

Ferner geht ihr Saame weit sicherer auf, als die

Körner der anderen Art.

Herr Görner in Luckau, der nach und

nach bereits weit über 1 Million Weißdorn - Pflänzlinge zum Ver­

kaufe gezogen hat, wählt hierzu feit vielen Jahren immer nur die einsaamige Art. Beide Arten verlangen, um gut zu gedeihen, eine günstige

Lage und guten oder mittelguten Boden.

Richtig behandelt, sind

sie aber so dauerhaft, daß man auch bei uns lebendige Zäune

von ihnen kennt, die bereits über 100 Jahre zählen.

land giebt es noch bei Weitem ältere.

In Eng­

Da sie keine Wurzel-

Auslänfer machen, so eignen sie sich ganz besonders zu Flächen-

Hecken. 2) Der

Schwarzdorn oder Schlehen-Strauch, (Prunus

spinosa,)' ist leider von dieser Untugend nicht frei.

Deßhalb thut

9 man wohl daran, sein zu weites Umsichgreifen entweder durch einen kleinen, vorgezogenen Graben zu beschränken, oder, wenn er flach

in die Erde hingepflanzt ist, seine Wurzelausläufer durch zeitweises Umgraben und scharfes Abstechen zu vernichten.

jedoch zwei andere gute Seiten.

Dafür hat er

Er begnügt sich nämlich gern mit

weit geringerem Boden, als der Weißdorn; und die Hasen ziehen seine jungen Triebe, wenn auch nur als „Nothfutter", denen des Weißdornes noch entschieden vor. Eine dichte Schlehdorn-Hecke ist

daher das einfachste Mittel, um sie namentlich von Baumschulen abzuhalten.

Denn, statt in diese einzudringen, um von den jungen

Stämmchen die Rinde abzunagen, begnügen sie sich damit, die

Außenseite der „Hecke zu beschneiden", so weit sie, auf dem fest­ gefrorenen Schnee sitzend, hinaufreichen können. Sowohl der Schwarzdorn, wie der Weißdorn, ist zwar dem

Raupenfraße sehr ausgesetzt; gerade aber dieser Umstand macht Hecken von ihnen zu einer wahren Wohlthat für Gärten.

Die auf ihnen lebenden Raupen sind nämlich fast durchgängig dieselben Arten, die sonst entweder vorweg, oder späterhin, die Obst­

bäume kahl fressen; und zwar thun sie es „vorweg" da, wo beide Dornarten ganz fehlen, „späterhin" aber da, wo es zu wenig davon

Denn immer legen die Schmetterlinge, wenn sie die Wahl

giebt.

haben, ihre Eier zuerst nicht auf die Obstbäume, sondern auf das

Dorngesträuch, und folglich auf solche, auS demselben bestehende Hecken.

Diese sind aber der Lieblingsaufenthalt und Nistplatz meh­

rerer, vornehmlich von Raupen lebender Vögel, die nun der weite­ ren Vermehrung derselben entgegenwirken.

Und wenn ihnen dieß

etwa nicht hinreichend gelingt', so kann man ihnen dabei jedenfalls

in den Hecken ungleich sicherer und bequemer zu Hilfe kommen, als durch das, jederzeit schwierige und für den Arbeiter nicht selten gefahrdrohende Abraupen der Bäume. 3) Der Sauerdorn hingegen, oder die Berberitze, (Berbe­

ris vulgaris,) leidet nie durch Ungeziefer und macht noch weniger

Anspruch auf guten Boden, als der Schwarzdorn.

Sie gedeiht noch in ganz armem, leichtem Sande, wächst aus­ gezeichnet rasch und macht häufig Triebe von sehr ansehnlicher Länge.

Diese eignen sich daher besonders gut zum Verflechten mit einander,

10 um hierdurch eben so schöne, als feste so genannte Spalierzäune zu

bilden.

Die Traubm ihrer schön tiefrothen Beeren zieren sie noch

den Winter hindurch, bis in den Frühling hinein, und haben einen so angenehm saueren Geschmack, daß man sie häufiger, als es bis­

her geschieht, im Haushalte benutzen sollte. Allerdings hat man ihr nachgesagt, daß sie auf dem Felde oft

nachtheilig werde.

Sie sollte nämlich dprch Ausstreuen ihre-

Blüthenstaubes, wenn ihn der Wind auf den in der Nähe blühen­

den Roggen verbreitet, an diesem „taube Aehren" erzeugen; und ferner sollte sie die Blätter desselben mit ihrem so genannten „9tofte" anstecken.

DaS Letztere ist jedoch entschieden unrichtig.

Denn erstens

wird das Getreide auch da vom Roste befallen, wo es meilenweit

umher keinen Berberitzenfttauch giebt.

Zweitens haben genaue,

mikrostopische Untersuchungen gezeigt, daß jene äußerst

feinen

schmarotzerischen Pflanzengebilde, aus welchen der Rost in beiden Fällen besteht, bei dem der Berberitze von dem des Getreides ganz

verschieden sind. Der Vorwurf, daß ihr Blüthenstaub die Befruch­ tung deS Roggens verderbe, ist höchst wahrscheinlich gleichfalls un­

begründet.

Dafür hat die Natur gewiß hier ebenso gesorgt, wie

anderswo: indem sie die Befruchtungs-Werkzeuge so himmelweit

verschiedener Gewächse unempfänglich gegen die Wirkungen gemacht hat, welche der Blüthenstaub der einen sonst auf die der anderen

vielleicht auSüben könnte.

Denn wie sollten anderenfalls überall

so verschiedenartige Pflanzen ohne Schaden für ihre Befruchtung

unmittelbar neben und zwischen einander wachsen und blühen können, wie eS thatsächlich der Fall ist? *) 4) Die wilden Rosen oder Hagbutten kommen fast überall

fort, wo der Grund nicht allzu naß ist; nur erfordern sie ihrer Wurzelausläufer wegen dieselbe Vorsicht, wie der Schwarzdorn.

Eben diese Schößlinge machen übrigens die Vermehrung äußerst leicht: wogegen die Aufzucht aus Saamen langwierig und schwierig •) Dagegen sind allerdings Pflanzenarten von einerlei Gattung für gegenseitige Befruchtung oft sehr empfänglich: so, daß bei manchen von ihnen hänfig Mischlinge (Bastarde) entstehen. Vor allen gehören dahin die Weiden(Salix-) Arten.

11 bleibt.

Von ihren verschiedmen Arten sind natürlich die dornigsten Besonders empfiehlt sich daher die so genannte wohl­

zu wählen.

riechende, (Rosa suaveolens,) da sie noch weit stacheliger ist,

als der Weißdorn.

Hecken von ihr sehen sehr schön aus wegen des

lebhaften Grün'S ihrer Blätter, die überhaupt, namentlich jedoch nach einem warmen Regen, angenehm duften.

Herr Görner zieht

und verkauft eine Menge junger Pflanzen von ihr. 5) Der Bocksdorn oder das Lhcium, (Lycium barbarum,) auch „Fasanenstrauch" genannt, ist zwar nicht sehr dornig und läuft

sehr auS; dafür gedeiht er jedoch noch im schlechtesten Sande, wächst rasch und läßt sich leichter erziehen oder vermehren, als jedes andere

Heckengehölz.

Denn jeder Zweig von ihm, welchen man der Länge

nach bis gegen die Spitze hin in die Erde legt, schlägt fast eben so

gut und schnell Wurzeln, wie eine Weidenruthe. Man kann daher mit denjenigen Endstücken, welche bei dem Beschneiden einer Bocks­

dorn-Hecke abfallen, sogleich eine neue anlegen.

Als wirkliche

„Sandpflanze" eignet er sich vortrefflich überallhin, wo es darauf ankommt, lockeren abschüssigen Boden, zumal Triebsand oder bröcke­ ligen KieSgrund, festzuhaltcn und namentlich vor dem Abschwemmen

zu sichern.

Vollends als Mittel zum Schutze nützlicher Thiere kommt ihm kein anderes Gewächs gleich.

Denn mit seinen langen, oben dicht

auf einander liegenden Zweigen, die sich von ihrer Mitte an bogen­

ähnlich niedersenken, bildet er förmliche Gewölbe oder bedeckte

„Hallen", durch welche kein Schnee und häufig sogar kein Regen cindringt.

Noch viel weniger also vermag dieß z. B. irgend ein

Raubvogel: während kleine Vögel mit Leichtigkeit hindurchschlüpfen.

Repphühner dagegen, Fasane und frei umherlaufende HauShühner

verkriechen sich unter ihn.

So bleibt er für sie alle der sicherste und

gesuchteste Zufluchtsort. 6) Gartenhecken kann man da, wo sie nicht gerade sehr fest zu

sein brauchen, aus Gesträuch von Stachelbeeren (Ribes grossu-

laria) anlegen.

Um nämlich die Früchte besser zu erlangen, dürfen

sie natürlich weder zu dicht, noch zu breit sein.

Die besten Früchte,

und nach Verhältniß auch die zahlreichsten, gewinnt man jedoch von

einzelnen, baumähnlich gezogenen Stämmchen.

Diese pflanzt man

IS entweder mitten in die Hecke, oder, noch lieber, an den inneren

Rand derselben, wo fremde Hände sie von außen her nicht erreichen.

Manche empfehlen auch Gesträuch von ächt-wilden Birnen,

„Gruschken" oder „Grauschken", (Pyrus communis sylvestris,)

welches in der Jugend gleichfalls mit Stacheln bewaffnet ist und sie, wenn eS durch Beschneiden niedrig gehalten wird, auch späterhin fortbehält.

Der außerordentlichen Härte seines Holzes entsprechend,

soll eS recht gute, dauerhafte und sehr dichte, also feste Hecken geben. Um diese anzulegen, steckt man gleich die ganzen, kleinen Fürchte in den

vorher zubereiteten (rigolten) Boden: und zwar dicht an einander in zwei schmale Rinnen, welche man zur Aufnahme der Birnchen gezogen hat.f 7) Die gewöhnliche Akazie (Robinia pseudacacia) ist nur

im Freien und nur auf dem schlechtesten Boden als Heckenholz zu gebrauchen. Schon auf mittelmäßigem, oder gar auf wirklich gutem, wächst sie viel zu üppig und treibt hier so stark nach oben, daß sie

unten sehr bald große Lücken offen läßt.

Ueberdieß macht sie zahl­

reiche und weichin gehende Wurzelausläufer. Dagegen ist die, leider bisher viel weniger allgemein verbreitete kleberige Akazie, (Rob. viscosa,) von diesem Fehler frei: während sie die Tugend, schnell zu wachsen, gleichfalls besitzt.

Sie macht

nämlich keine Ausläufer, erzeugt dafür aber desto mehr bloße so genannte „Wurzelbrut" auf den alten Wurzeln dicht am Stamme.

Indem sie also hier aufs Neue ausschlägt, füllt sie die Lücken, welche

sich etwa bilden wollen, immer bald von selbst wieder zu. Im Winter leiden beide Arten sehr oft von den Haseri. Indeß

halten sie letztere damit auch von dem Besuchm der Gärten ab. (Noch giebt es eine sehr wehrhafte, schöne und zugleich immer

grün bleibende Zaunpflanze, deren Stacheln an den Ecken und

Spitzen der harten, steifen, lederartigen Blätter sitzen.

Daher ihre

Namen Stechblatt, oder wegen der Gestalt der Blätter „Stech­

eiche", und häufig sehr unpassender Weise auch „Stechpalme". (Ilex acuifolium.)

Sie pflanzt sich jedoch schwer fort, da man Beeren

oder Saamen von ihr nur selten haben kann.

Ueberdieß wächst sie

äußerst langsam und erfriert in harten Wintern, wenn sie nicht an einer geschützten Stelle steht.

zu Gartenhecken brauchbar.j

Deßhalb ist sie nur hin und wieder

13 b) Gehölze ohne Stacheln und Dornen. Wir eröffnen die Reihenfolge derselben mit den laubtragen­ den, im Gegensatze zu den wenigen, für manche Zwecke aber sehr

schätzbaren Gattungen mit Nadeln.

Beide haben, mit seltenen Ausnahmen, das Gute, keine Wurzel­ ausläufer zu machen. Einige der ersteren stehen, waS Dichtheit und Festigkeit der von ihnen gebildeten Hecken betrifft, an Werth nur wenig oder kaum hinter den stacheligen zurück.

Namentlich verdient

dieseS'Lob 1) die Hag- oder Hainbuche, auch wohl Roth- oder Stein­ buche genannt, (Carpinus betulus,) deren erster Name schon ihre vorzügliche Verwendbarkeit zu Hazen oder Gehägen ausdrückt. Sie

eignet sich in's Besondere zu Flächenhecken eben so gut, wie der Weißdorn, niacht jedoch weniger Ansprüche an die Güte des Bodens.

Mergeligen hat sie am liebsten.

Nur in gar zu dürrem, kiesigem

Sande will sie nicht gedeihen; und auf nassem Standorte kommt sie überhaupt nicht fort.

Zugleich besitzt sie in gewissem Grade eine

gute Seite der Nadelgehölze: da sie auch den Winter hindurch von ihren, dann freilich dürr gewordenen Blättenr den größeren Theil

behält, M« im Frühjahre der neue Knospentrieb sie abstößt. .In Bezug auf den Schutz gegen kalte Winde ist dieser Vortheil nicht

unbedeutend. 2) Derselbe Umstand findet bei der Stein-Eiche (Quercus

robur) Statt, welche deßhalb auch Winter-Eiche heißt: ebenso, wie man sie „Trauben-Eiche" nennt, weil von ihren Früchten mehrere traubenähulich an einem gemeinschaftlichen Stiele hängen.

Dagegen sind ihre Blätter ungestielt, oder, wie der botanische Aus­ druck lautet, „sitzend".

Bei der Stiel- oder Sommer-Eiche,

(Qu. pedunculata,) verhalten sich alle drei oder vier Punkte um­ gekehrt.

Sie hat gestielte Blätter, die schon im Herbste abfallen;

ihre Früchte aber „sitzen" ohne Stiel und bloß vereinzelt in den Blattwinkeln der Zweige.

Sie wächst übrigens noch rascher, als

die erstere. Beide lieben einen sandigen Lehm, oder lehmigen Sand­

grund.

Sie vertragen das Beschneiden gut und lassen sich mit

ihren zähen, biegsamen Zweigen leicht zu einem sehr festen Spalier­ zaune verflechten.

14 Bei dem Beschneiden im Sommer geben die Hecken von Hag­

buchen und Eichen ein gutes Laubfutter. 3) Von Rüstem oder Ulmen (Ulmus) ist bisher zu niedrigen

oder mittelhohen lebendigen Zäunen wenig Gebrauch gemacht wor­ Und doch stehen sie an Werth hierzu der Hagbuche und den

den.

Eichen wenig oder kaum nach: während sie an Schnellwüchsigkeit beide übertreffen.

Auch genügt ihnen geringer Boden, wenn er nur

locker und nicht zu trocken ist.

Dabei lassen sie sich eben so schnell,

als leicht aus Saamen erzieheu: während es damit bei den Eichen

sehr oft schwer hält und weit langsamer geht. 4) Eine Strauchart, welche noch selten oder gar nicht zuniedrigen Hägen benutzt worden zu sein scheint, ist der gemeine

Hartriegel (Cornus sanguinea). Sein junges Holz, dessen Rinde in den beiden ersten Jahren schön roth auSsieht, besitzt kaum weniger Zähigkeit, als das von Eichen; er wird sich daher ebenfalls gut zum Verflechten eignen.

Ohne Wurzelausläufer zu erzeugen, treibt er viel neue Wurzel­ schößlinge, wird also keine Lücken entstehen lassen.

Er verlangt

freilich etwas feuchten Boden, wächst aber dann auch rasch: während

es damit bei dem Carnelkirsch- oder Herlitzen-Baume, {C. mascula,) der noch ziemlich oft als Gartenhecke gefunden wird, nur langsam vorwärts geht.

Indeß trägt letzterer eßbare, einer kleinen,

länglichen Pflaume ähnlich gestaltete Früchte von angenehm sauerem

Geschmacke und herrlich rother Farbe.

Auch hat er das Eigen­

thümliche, daß er bereits eben so früh oder noch früher im Jahre zu blühe» anfängt, wie der Haselstrauch. Denn bei gelinder Witterung

öffnet er seine kleinen, aber zahlreich tu Dolden bei einander stehen­ den, gelben Blümchen oft schon im Februar, also lange bevor seine BlattknoSpen aufzubrechen anfangen.

5) Häufiger sieht man die Rainwinde oder den Liguster,

(Ligustrum vulgare,) zu Garten- und Straßeuhecken benutzt, die sehr dicht werden und mit ihrer dunkelgrünen Belaubung schön auSsehen.

Diese erhält sich auch bis weit in den Herbst fortwährend

so: da sie, mit Ausnahme der selten vorkommenden Raupe des Li­

guster-Schwärmer-, von keinem Insekte berührt wird. Hecke» dieser Art wachsen aber nicht schnell.

15 6) Zu denselben Zwecken, und noch mehr zu Feldhecken, wird

auch der gewöhnliche Maulbeerbaum (Morus alba) jetzt mit Recht immer mehr empfohlen, um den Seidenbau zu heben.

Außerdem

giebt sein Laub ein vortreffliches Biehfutter, besonders für Schaafe:

während es, mit Ausnahme der Seidenraupe, von keinem Jnsecte

angegriffen wird.

Er läßt sich sehr gut als Heckengehölz behandeln,

ist schnellwüchsig und gedeiht noch recht wohl in lockerem, etwas

lehm- oder humushaltigem Sande.

Doch erschöpft er den Boden.

Eine Hecke von ihm, die auf Seidenzucht benutzt werden soll, ver­

langt daher immer nach einigen Jahren wieder ein starkes Düngen.

Letzteres macht sich aber dann auch reichlich bezahlt. 7) Unter den Ahorn-Arten giebt der Masholder oder kleine Feld-Ahorn, (Acer campestre,) auf gutem, kräftigem und frucht­

barem Lehmboden sehr gute Hägen, die sich bei ihrein zierlich gestal­ teten Laubwerke sehr hübsch ausnehmen.

Er wächst, im Gegensatze

zu den größeren Arten, schon von Natur nur strauchartig. Deßhalb eignet er sich auch noch zu niedrig gehaltenen Flächenhecken: zumal,

da er das Einstutzen gut verträgt und Wurzelbrut ohne Ausläufer treibt, also nicht lückig wird. 8) Zu höheren Umzäunungen für große Gärten, und zum Ein­

hägen von Ackerland, hat man in neuerer Zeit auf ganz sandigem

Boden mit Glück die gemeine Roßkastanie (Aesculus hippo-

castanum) verwendet.

In der That ist keine andere Gehölzart so

leicht aus Saamen zu erziehen, wie sie.

Keine andere Hecke, die

aus Weiden und Bocksdorn abgerechnet, ist daher so rasch, bequem und wohlfeil herzustellen, wie eine von Roßkastanien. Gehörig unter der Scheere gehalten, oder mit dem Hackmesser eingestutzt, wird sie auch bald undurchdringlich.

9) Eine der festesten Gehölzarten zu Gartenhecken ist der ge­

meine Blüthm-Holunber oder „Flieder", (Syringa vulgaris.)

Doch findet man ihn bloß hin und wieder dazu gebraucht.

Mäßig

hoch unter der Scheere gehalten, bildet er viel Wurzelschößlinge

und bleibt daher unten dicht. Sich selbst und seiner Triebkraft überlassen, wie in den höchst zahlreichm Gärten von und um Berlin,

bildet er Buschwände von oft 20—25 Fuß Höhe und mit schenkel­

dicken Stämmen, deren Holz in Härte und Feinheit dem Buchs-

16 baumholze gleicht.

Es dürfte somit ebenfalls zu feinen Drechsler-

Arbeiten benutzbar fein.

Die ungleich schönere chinesische Art,

(S. chinensis,) steht ihm wahrscheinlich nur an Größe nach.

10) Die Birken, (Betula,) wenn man sich ihrer zu niedrigen Verzäunungen bedienen will, haben eigentlich nur.das Gute, daß

Pflänzlinge von ihnen fast überall in den Waldungen schon von selbst zahlreich zu haben sind, und daß sie noch im schlechtesten Sande fort­ kommen. Auch passen sie nur dahin, wo eine sonderlich starke Schutzwehr nicht erfordert wird. Indeß geben sie doch, nach Görner'S Erfahrung,

bei ordentlicher Verflechtung eine sehr dichte und zugleich feste Hecke. 11) Sicher ist dieß jedoch bei der weißen oder grauen Erle

(Ainus incana) der Fall, die freilich bei uns nur hin und wieder ziemlich allgemein vorkommt: während man sie an vielen Orten gar

nicht kennt. In Holland, wo sie allenthalben verbreitet ist, hat man eine Menge schöner Flächenhecken von ihr, die, unter der Scheere gehalten, um so fester sind, weil sie durch fortwährendes Austreiben von Wurzel­

brut sich stets auf's Neue verdichten. Feuchtigkeit bedarf und verträgt diese Art weniger, als die gemeine, klebrige, schwarze oder Snmpf-

Erle, (A. glutinosa,) die nur für hohe Busch- oder Wallhecken paßt.

12) Wenig empfehleuSwerth zu Gartenhecken, aber sehr nutz­

bar in höheren Buschhecken, und Knicken, ist der Haselstrauch, (Corylus avellana.)

Denn in halbschattiger Lage auf gutem

Boden liefert er hier sehr lange Schößlinge zu Faßreifen, später aber Holz zu Garten-Möbeln, und bekanntlich auch Nüsse.

In

Gartenhecken dagegen verträgt er oben das Beschneiden nicht gut und wird davon unten bald undicht. Haut oder sägt man ihn tiefer unterwärts ab, so verdichtet er sich zwar durch neue Schößlinge aus

dem Wurzelstocke wieder; bei mehrmaliger Wiederholung dieses Ver­ fahrens aber kommt man natürlich dahin, daß bloß der Wurzelstock übrig bleibt.

Um gehörig fest zu sein, möchte er daher jedesmal

neu geflochten werden.

Besser eignet er sich zu Feldhecken, wo auf

das ordentliche Aussehen weniger ankommt. 13) Noch weniger passen für niedrige Zäune die Linden

(Tilia.)

Ihr starker Trieb nach oben macht sie unten sehr bald

kahl, ohne daß sie durch WurzelauSschlag die entstandenen Zwischen-

17 räume wieder zudecken. Sie eignen sich, dem gemäß, nur für höhere

Feld- oder Wallhecken und Knicke. c) Nadel-Gehölze.

Es giebt deren bekanntlich nur wenige; und noch dazu kommt Eine Gattung, die Lärche, (Larix europaea,) — nicht der „Lerchen­

baum"! wie sie häufig genannt wird, — hier nicht in Betracht: da

sie ihre Nadeln im Herbste abwirft. Von dem Nutze», welchen die übrigen Gattungen, die ihre Na­ deln behalten, für die benachbarte Thier- und Pflanzenwelt haben,

ist bereits früher (am Schlüsse von §. 3) die Rede gewesen.

Aber,

wie die Natur überhaupt das Nützliche mit dem Schönen zu vereinigen.weiß: so kommt auch bei einer zweckmäßigen Vermi­ schung von Laubholz und Nadelholz das Angenehme hinzu,was mit jeder Abwechselung verbunden zu sein pflegt.

Darum sollte auch bei uns der Landwirth ebenso, wie in Eng­ land, so viel als möglich nach dem Schönen streben: indem er sich über­

zeugt halten darf, mit diesem zugleich etwas Nützliches zu erreichen. 1) Der Uchte, „Roth- oder Pechtanne", (Abies picea, Pinus

picea,) gebührt entschieden der Vorzug vor der Kiefer. *)

Sie ver­

langt mehr Feuchtigkeit, als letztere, verträgt dann auch steinigen und felsigen Grund, jedoch keinen zu schlechten Boden, und gedeiht noch an rauhen Standorten, so wie bei mäßiger Beschattung.

Aber

sehr fruchtbarer Kalk- oder Mergelboden ist ihr gleichfalls nicht zu­

träglich: da sie auf solchem leicht „rothfaul" wird.

Ihre steifen

und spitzigen Nadeln, welche auf der Oberseite ihrer Zweige dicht bei einander stehen, sichern sie vor den Angriffen des Viehes und Wildes : indem sie dasselbe in den Mund stechen.

Als Hecke ge­

pflanzt, läßt sie sich eben so gut unter der Scheere halten, wie der

*) Es ist seltsam, wie häufig man in manchen Landstrichen die Ramen „Kiefer, Fichte und Tanne" mit einander verwechselt, oder sie sür gleichbedeutend hält. Ins Besondere kann diese Verwirrung nirgend» ärger sein, al» hier in der Mark, wo die eigentliche Tanne, „Edel- ober SBeißtanne" ursprünglich gar nicht vorkommt, sondern bloß hin und wieder in Parken an­ gepflanzt ju finden ist. Da wird denn sehr »ft die gewöhnliche Ficht« die „Tanne" bezeichnet; Andere nennen die Kieser „Fichte"; und wieder Andere sehen gar letztere beide für „Tannen" an. (Die Nadeln dieser find weich, stumpf und stcheu seitwärts aus einander, wie die Zähne eines Kamme».)

18 Weißdorn, wird sehr dicht, und hat eine lange Dauer.

Sie treibt

keine so genannte „Pfahlwurzel"; wohl aber thut es 2) die Kiefer oder Föhre, der „Kiehnbaum", (Pinus syl-

•vestris.)

Diese kann sich mit ihrer langen, biegsamen und weichen

Benadelung selbst nicht so gut schützen, wie die Fichte; auch verträgt

sie ein häufiges Beschneiden weniger leicht, als diese.

Aber, gehö­

rigbehandelt, liefert sie doch eine sehr dichte und hinreichend schützende

Einfriedigung.

Sie ist daher eine der geeignetsten Heckenpflanzen

für ärmere Gegenden: da sie noch im tiefen Sande fortkommt. Nur auf sauerem Torf- oder Moorgrunde ist Letzteres nicht der Fall.

Ebenso gedeiht sie da nicht, wo die oberste Bodenschicht zu seicht und der nahe Untergrund so fest ist, daß ihre Pfahlwurzel nicht in den­

selben einzudringen vermag.

3) Unter den Wachholder-Arten trägt bekanntlich bergemeine, einheimische (Juniperus communis) Beeren von blauschwarzer

Farbe mit hellblauem Anfluge; bei dem zu uns eingeführten virgi­

nischen dagegen, (J. virginiana,) der in seinem Baterlande Nord­ amerika wegen der Farbe seines Holzes „rothe Ceder" genannt wird, sehen dieselben schön hochroth aus.

Äußer dem Gebrauche

zu mehrfachen häuslichen und arzeneilichen Zwecken dienen die Beeren

von beiden einer bedeutenden Zahl nützlicher Vögel zur Nahrung;

ja, für manche der nützlichsten bleiben sie in harten Wintern das

einzige oder letzte AuShilfSmittel gegen den Hungertod.

Hecken von

Wachholder sind allerdings nicht eben leicht aufzubringen, da man

sie gewöhnlich nur aus ganz jungen Pflanzen anlegen darf und kann. Sie werden aber sehr dicht und vorzüglich schön.

Auch sind sie

mit schlechtem Boden zufrieden, zumal wenn eS lockerer Sand­

grund ist.

4) Hecken vom Eibmbaume oder „Taxus", (Taxus baccata,) kommen ihnen zwar an Dichtheit und Schönheit nahe, oder gleich;

sie wachsen aber sehr langsam, verlangen auch besseren Boden und haben gern eine geschützte Lage.

Zugleich sind sie weniger wehrhaft:

da ihre stumpfen und biegsamen Nadeln sich zu den stechend-spitzigen

des Wachholders verhalten, wie jene der Fichte zu den weichen der Edeltanne.

Dabei sind ihre schön rothen Beeren giftig, wie über­

haupt die ganze Pflanze.

Man darf sie daher nirgends als Hecken-

19 gehölz anwenden, wo Pferde zu ihr gelangen können: da letztere sie begierig verzehren. 5) Beide Arten von Lebentzbaum, (Thuja orientalis und Tb. occidentalis,) die man häufig, aber fälschlich auch „Cypresse" nennt, verlangen ebenfalls guten, fruchtbaren, humosen und etwas feuchten

3n diesem wachsen sie dann auch ziemlich rasch.

Boden.

Hecken

von ihnen haben zwar ein schönes Ansehen; sie werden aber nicht so

dicht, und noch weniger so fest, wie die aus den vorgenannten vier Nadelholz-Gattungen. Eigentliche Wehrhaftigkeit besitzen sie vollends gar nicht: da ihre Zweige, anstatt wirklicher „Nadeln", bloß kurze

und stumpfe, schuppenähnliche Ansätze von Blättchen haben.

Dagegen eignen sie, der Eibenbaum und Wachholder, baum­ artig hoch gezogen, sich um so mehr zur Verschönerung von Hecken,

die aus Gehölzen anderer Gattungen, zumal aus laubtragenden, bestehen.

§. 5.

Verzierungen der Hecken. Zur Verschönerung Derselben kann Alles dienen, was Ab­

wechselung und Mannichfaltigkeit hervorbringt: vorausgesetzt, daß es mit einigem Geschmacke auSgewählt und mit einer gewissen

Regelmäßigkeit angebracht ist.

Denn ein bloß zufälliges oder

willkürliches Gemisch verschiedener Gewächse, ein beliebiges „Durch­

einander", kann auf Schönheit keinen Anspruch machen. Bei einer Gartenhecke z. B. gilt dieß zuvörderst auch schon in

Bezug auf die Gestalt und Höhe des Ganzen. wird dieselbe einen viereckigen Raum umschließen.

Der Regel nach Angenommen,

sie solle aus irgend einem Grunde nicht überall gleich hoch sein: so

wird sie es doch jedenfalls an den beiden einander gegenüberstehenden Seiten sein müssen.

Oder man kann ihr durchgängig eine wellenartige Gestalt geben, indem man sie bei dem Beschneiden in regelmäßigen Zwischenräumen

bald niedriger macht, bald höher läßt: so, daß sie z. B. an den tief­ sten Stellen blos 4, an den höheren dagegen etwa 5 Fuß Höhe be­

hält.

An diesen wird sich dann ein kleiner Baum, der in die Hecke

selbst, oder ganz dicht neben sie gepflanzt ist, sehr hübsch ausnehmen.

20 Hat Jemand nur einen kleinen Raum einzuhägen, und soll dieß mit zweierlei Gehölzarten geschehen: so wird er dazu an der Ostund Westseite die eine/an der Süd- und Nordseite die andere zu verwenden haben. Will er jedoch in der Abwechselung etwas weiter gehen: so mag er zu den Ecken eine dritte Art wählen und ein Stück in der Mitte aus einer vierten bitten. Ist das einzuschließende Ganze von größerer Ausdehnung, dabei aber vielleicht schmal, oder nur mäßig breit: so läßt sich an seinen beiden längeren Seiten eine desto größere Mannichfattigkeit erzielen. Eine Hecke auS bloß einer­ lei Holzart blüht natürlich über und über zu gleicher Zeit; bei einer gemischten kommt eine Stelle nach der anderen an die Reihe. Große Bäume innerhalb einer Hecke werden für dieselbe nach­ theilig, besonders, wenn sie breite Kronen haben. Letztere beeinträchtigen durch ihren Schattm das Wachsthum des Heckengehölzes, auch wenn sie nicht wirklich darin, sondern bloß nahebei stehen. Jeder große Baum innerhalb desselben verursacht eine doppelte Lücke neben sich: und zwar weniger in Folge der Stärke seines Stammes, als vermöge des viel weiteren Umfanges', den seine hochliegenden ober­ sten Wurzeln einnehmen. Am wenigsten schadet er damit an den Ecken: da sich hier die Hecke inwendig neben ihm herumführen oder bogenartig richten läßt. Kleine Bäume dagegen, von Gattungen, die überhaupt nicht groß werden, sind unschädlich selbst in der Hecke, und natürlich noch mehr dicht neben ihr. In beiden Fällen gereichen sie derselben zur Zierde und sind zugleich allen da wohnenden öder verkehrenden Vögeln als Ruhe- oder Tummelplatz höchst willkommen. Sowohl diese Annehmlichkeit für so nützliche und liebenswürdige Geschöpfe, wie die Schönheit der ganzen Anlage, läßt sich aber noch bedeutend erhöhen, »ernt man hierzu theils beerentragende Bäumchen, theils immergrüne wählt. Bon beide« pflegt zwar ein Theil sonst nur strauchartig zu bleiben; indeß kann man sie für solche Zwecke doch alle durch Schneideln baumähnlich hoch ziehen. Eine beerentragende Gattung, bei welcher dieß gewöhnlich nicht einmal zu geschehen braucht, ist die Eberesche oder der Vogel­ beerbaum, (Sorbus aucuparia.) Sie wächst von selbst hochstäm­ mig, wenn sie nicht durch Abhauen bis zur Wurzel mit Gewalt zu

21 einem bloßen Strauche gemacht tot rd.

Aehnlich verhält es sich mit

dem schwarzen Beeren-oderThee-Hol«nder, (Sambucusnigra,) und ferner mit dem schönen Trauben-, Hirsch-, oder Berg-Holunder, (8. racemosa,) der sich durch seine hochrothen, weintraubenähnlich

bei einander hängenden Beeren so Vortheilhaft auszeichnet, aber frei­

lich nicht allenthalben vorkommt. Auch der KaulbauM oder Schieß­

beerstrauch, (Rhamnus frangula,) wächst sehr oft schon von selbst baumartig und kann dann eine ziemliche Höhe erreichen.

Weniger

thut es der Krmzhom oder Wegedorn. (Rh. catharticus.)

Sehr

leicht zu schneideln ist der Spindelbaum, gewöhnlich RothkelchenBeerbaum und nach der eigenthümlichen Gestalt seiner schön hell­ rothen Früchte auch Pfaffenhütchenbaum genannt,

(Evonymus

europaeus;) desgleichen der wilde Schneeball oder Kalinkenbeer-

strauch, (Viburnum opulus.) Daß unsere WeißbvM-Arten, zumal

die einsaamige, leicht eine sehr hübsche, regelmäßige Baumform an­ nehmen, wurde schon früher erwähnt.

Rascher noch sind einige,

meist größer werdende fremde Arten, die jedoch auch bei uns recht gut fortkommen, dahin zu bringen.

So der langstachelige, fast im­

mergrün bleibende Hahnensporn, mit schön glänzendem Laube; der orientalische,

mit rauhem Holze

und Blattwerke; der

schwarzbeerige; ein großfrüchtiger mit Seeten, die hierin den

so genannten „Kirsch- oder Paradiesäpfelchen" gleich kommen. (Cra­ taegus crus galli; Cr. orientalis; Cr. nigra; Cr. pomifera.) Noch kommt hier der, namentlich für die Vogelwelt sehr günstige

Umstand hinzu, daß alle beerentragende Gehölze, wenn sie hochstämmig gezogen sind, mindestens dreimal und mitunter wohl sechsmal so zahlreiche Frucht bringen, wie im strauchartigen Zustande.

Das

thut denn auch derComelkiksch-Baum. Deßhalb, und seines merk­

würdig zeitige» Blühens wegen, eignet er sich um so bester zur Ver­

zierung der Hecken: während er seines langsamen Wachsthums halber nur geringen Werth zum Anlegen derselbm hat.

Unterben immergrünen Gattungen haben die WachholderArten den besonderen Vorzug, daß sie nicht bloß für die befiederte Thierwelt als dichtestes Versteck dienen, sondern ihr zugleich noch

Beeren liefern.

Auch sie lassen sich ohne Schwierigkeit zu Bäum­

chen gestalten, obgleich sie weniger Neigung besitzen, von selbst eine

22 derarlige Wuchsform anzunehmen, als der Eibenbaum, (Taxus) und

beide Arten von Lebenöbaum.

An Dichtheit und Wehrhaftigkeit

stehen die letzteren fteilich schon hinter dem Eibenbaume, noch sehr

viel mehr aber hinter dem Wachholder zurück; doch werden sie, gleich

dem ersteren, als Heckenverzierung ebenso am Platze sein, wie sie als Heckengehölze es nicht sind. Einen besonderen Werth als Mittel zu demselben Zwecke haben

alle solche kleinere Bäume, deren Kronen sich vergleichsweise minder

al- gewöhnlich in die Breite ausdehnen. Es gehören dahin also die, mit ihren Zweigen hoch aufstrebenden so genannten Pyramiben-

Bäume verschiedener Gattung, und nächst ihnen mehrere Trauer^ bäume mit weit niederhängenden Aesten. Beide sind übrigens nur

eigenthümliche Sortm („Abarten oder Spielarten") von sonst breit

wachsenden gewöhnlichen. Unter den ersteren zeichnet sich wieder ein so gestalteter Wach­

holder, nebst einer dergleichen Rüster (Ulme), in sehr auffallender Weise ans. Denn bei beiden stehen die Aeste so dicht an einander

gedrängt und so gerade aufwärts gerichtet, wie es kaum jemals bei

der schlankesten italienischen oder Pyramiden-Pappel der Fall ist. Zugleich sind beide von sehr kräfttgem und raschem Wüchse, der namentlich bei der Phramiven-Rüster wahrhaft üppig zu nennen ist.

Auch der Phramiden-T axuS geht schneller in die Höhe, als der gewöhnliche; er weicht aber doch bei Weitem nicht so sehr von die­ sem ab.

Trauer- oder Häugebäume hat man, in Folge der Bemüh­ ungen und Kunst unsrer Gärtner, jetzt von beinahe allen gewöhnlichen

Laubholz-Gattungen; als Heckenschmuck werden jedoch, ihrer zu be­

deutenden Größe wegen, die meisten nicht brauchbar sein. Zu empfehlen bleibt vor allen die hängende Eberesche, und nächst ihr der hängende einsaamige Weißd orn.

Unter denen von

mittlerer Größe wird nur etwa die Trauer-Weide, (Salix baby-

lonica,) bei welcher diese Eigenthümlichkeit schon ursprünglich vor­ handen ist, zur Bezeichnung der Ecken von lebendigen Gartenzäunen verwendbar sein. Ferner gehört hierher ein sehr bekanntes Gewächs,

dem sich mit größter Leichtigkeit das Ansehen eines vorzüglich hüb­ schen und höchst regelmäßig gestalteten kleinen Hängebaumes geben

23 läßt, ohne daß es, wegen seiner zu großen Biegsamkeit, jemals ein

wirkliche» Bäumchen werden kann. Es ist der Bocksdorn. Zu diesem Behufe schlägt oder gräbt man einen langen Pfahl in die Erde

und bindet an ihn, bis zu seiner Spitze hinauf, einige der längsten und kräftigsten Bocksdorn-Zweige fest. Bei ihrem Weiterwachsen hält man darauf, daß die jungen Triebe sich nach allen Seiten gleichmäßig ver­

theilen. S° bilden sie nach kurzer Zeit eilte schön regelmäßige Krone,

die einem großen aufgespannten Regenschirme ähnlich sieht. Bon Holzgewächsen, die man ihrer Blüthen wegen anderweitig schätzt, geben manche, in Baumform gebracht, einen Hauptschmuck auch für lebendige Zäune ab.

So der herrlich gelb blühende „Goldregen", Klee- oder B o hn en bäum, (Cytisus laburnum,) der jedoch, um nicht in strengen Win­

tern theilweise zu erfrieren, einen mäßig geschützten Standort ver­ langt; und der Alpen-Goldregen, (C. alpinus,) der einer solchen Lage nicht bedarf:

Mit ihren langen, hängenden Blumen- und

Schotentrauben sind beide auch gleichsam halbe Trauerbäume. Sie

müssen in die Hecke selbst, oder wenigstens an deren Innenseite ge­

pflanzt werden, um sie den Zähnen der Haasen zu entrücken, die ihnen sehr begierig die Rinde abnagen. Ferner gehören hierher: der

allbekannte gemeine Blüthen-Holunder oder „Flieder", und der, jetzt ebenfalls ziemlich allgemein verbreitete, sehr viel schönere

chinesische, (Syringa vulgaris und 8. chinensis.) Auch der Weiß­

dorn kehrt hier abermals wieder. Es giebt nämlich von ihm schöne,

besondere Sorten: eine mit hellrothen und eine mit lebhaft dunkel­ rothen einfachen Blüthen; dann eine mit weißen und eine pracht­ volle mit rothen gefüllten. Sogar vom Schwarzdorne hat man eine höchst niedliche gefüllte Spielart, jedoch nur von weißer Farbe.

Wer nach dem Schönen strebt, muß natürlich vor Allem darauf denken, das Gegentheil desselben zu beseitigen. Und für unschön gilt

bei einer, sonst wohlgeordneten Hecke mit Recht jede Lücke.

Herr Görner empfiehlt zu deren Ausfüllung den Epheu,

der sich, in den leeren Zwischenraum gepflanzt, um die nächsten Stämmchen oder Zweige des Heckengehölzes festschlingt, oder fest­

schlingen läßt, und so die Oeffnung, wenn sie nicht besonders groß

ist, hinreichend verschließt. Indem er jedoch noch mehr auf der Erde

24 herumkriecht und sich in dieselbe festwurzelt, verdichtet er die, gerade am Boden häufig entstehenden undichten Stellen.

Als immergrüne

Pflanze, die sehr viel Beschattung verträgt und sich durch schön ge­ formte Blätter auszeichnet, gewährt er besonders im Winter Zier

und Schutz zugleich.*) Ferner dürsten auch die rankenden oder klet­

ternden Grisblatt-Arten schon als Lückenbüßer, noch mehr jedoch als Heckenschmuck dienen können.

So die gewöhnliche, mit äußerst

wohlriechenden Blüthen von heller Farbe, (Lonicera caprifolinm,)

und die brennend hochrothe aus Mittelasien, (L. tatarica.) Außer der Benutzung zum Bekleiden von Lauben, zieht man sie häufig an Pfählen oder Bäumen.

Nicht minder schön zur Verzierung, aber

schwächer zur Ausfüllung, möchten die blau blühenden Arten von

Waldreben (Clematis) sein. Auch die weiß blühenden sind noch

recht hübsch, da sie ein zierliches Blattwerk haben. Umgekehrt, ist der wilde Wein für jede ähnliche Verwendung in Hecken zu kräftig

und groß: während er, von Baum zu Baum oder von Pfahl zu

Pfahl hinüber gezogen, ei« so vortreffliches „Hängewerk" liefert, wie man es nicht schöner wünschen kann.

8.6.

Anzucht und Herstellung der Hrckengehölze. Ist man über die Wahl derjenigen Gattungen, auS welchen

eine beabsichtigte Einfriedigung bestehen soll, mit sich einig geworden: so muß natürlich das Anschaffen der Pflänzlinge dazu, oder die

Veranstaltung alles dessen, was zur eigenen Anzucht derselben ge­ hört, die nächste Sorge sein. Denn im Ganzen tritt nur selten und

nur bei .wenigen Gattungen der Fall ein, daß man den Saamen oder die Früchte hierzu gleich an Ort und Stelle hinsäen oder stck-

ken kann. Das erste Bedürfniß bleiben daher fast immer

A. Saal-Anlagen.

Ins Besondere sind dieselben dann unentbehrlich, wenn man die

erforderlichen jungen Pflanzen käuflich entweder gar nicht haben kann, oder wenn man sie nur für einen gar zu hohen Preis, vielleicht *) An steinernen Gebäuden aufwärts gezogen, verhütet ober vernichtet er

den „Mauerschwamm": indem er durch seine, sich anklebende Wurzeln die

Feuchtigkeit aussaugt.

25 aus großer Entfernung her, würde beziehen können, wo dann auch zu befürchten steht, daß sie bei mangelhafter Verpackung durch den weiten Transport Schaden leiden möchten. Ein fernerer Gewinn kömmt in dem Falle hinzu, wenn man die nöthigen Sämereien ent­ weder selbst besitzt, oder sie in der Nähe erhalten kann, wo der Ab­ geber oder Verkäufer Bürgschaft für ihre gute Beschaffenheit leistet. Anderenfalls ist der Weg des Ankaufens, obwohl häufig der einzige, doch auch leicht sehr unsicher. Denn oft suchen die Saamenhändler verlegene» alten Saamen, der seine Keimfähigkeit bereits ver­ loren hat, auf die Weise loszuwerden und zu verwerthen, daß sie ihn dem neuen beimischen. So täuscht man den Käufer. Eine Regel, die mit sehr wenigen Ausnahmen für alle Holz­ anzucht gilt, ist: das Einsäen oder Stecken der Saamen in Rinn en von angemessener Tiefe. In diesen behalten die Körner, wie die jungen Pflanzen, mehr Feuchtigkeit, und können auch zeitweise „behackt" werden. Eine solche Auflockerung des Bodens zwischen den Reihen wirkt schon an sich sehr Vortheilhaft; ganz besondes aber dient sie zur Vertilgung des Unkrautes.*) Um bei kleinen oder sehr kleinen Körnern eine gleichmäßig dichte Saat zu erzielen, vermischt man sie einen oder zwei Tage vorher mit einer drei- bis sechsfache größeren Menge feinen Sandes und streut sie mit diesem aus. Am besten eignet sich natürlich zur Anlage einer Saamenschule stets ein Stück Gartenland: schon weil man ein solches in der Nähe der Wohnung leichter beaufsichtigen, pflegen und vor Beschä­ digungen durch Thiere oder Menschen bewahren kann, als wenn es weiter draußen auf dem Felde läge. Durch hinlänglich tiefes Um­ graben, durch Reinigen von Unkrautwurzeln und, wenn es nöthig scheint, auch durch Verbesserung des Bodens mit fruchtbarer Pflau*) ES bleibt eben so merkwürdig, als wahr und durch vielseitige Erfah­ rungen der neueren Zeit erwiesen, daß ein wiederholtes Behacken gerade beider größten Trockenheit aus Gewächs« jeder Art belebender und besruchtender einwirkt, als da«, jederzeit beschwerliche und häufig geradezu unmögliche Begießen. Dieß gilt u. a. sogar von solchen Gartenpflanzen, die, wie die Georginen (Dahlien!, bedeutend mehr Feuchtigkeit bedürfen als viele andere. Man erklärt sich die Sache dadurch, daß eine solche Auflockerung deS Erdreichs daffelbe offenbar in hohem Grade empfänglich für die wohlthä­ tige Wirkung atmosphärischer Einflüße macht.

26

zenerde, bereitet man dasselbe für seinen Zweck vor. Hierbei ist je­ doch zugleich, so viel als thunlich, Rücksicht darauf zu nehmen, welche Bodenart den zu erzielenden Pflanzen vorzugsweise zusagt. Ist diese

auf dem gewählten Platze selbst nicht vorhanden, so schaffe man deren so viel herbei, als hinreicht, um die Saatrinnen damit auszufüllen.

Das Ganze wird stets in Beete von 6—8 Fuß Breite abge­ theilt, die, wo möglich, von Osten nach Westen gerichtet sein müssen

und durch 1. Fuß breite Pfade von einander gesondert werden. Unmittelbar nach dem Säen muß ein tüchtiges „Ueberbrausen" mit der Gießkanne erfolgen. Alle noch ganz junge oder gar erst hervorkeimende Pflänzchen

erfrieren sehr leicht.

Auch die einjährigen Sämlinge leiden im

Winter, und noch häufiger beim Eintritte des Frühjahres, wenn sie

auch nicht erfrieren, oft dadurch, daß „der Frost ihre Wurzel» in die Höhe zieht".

Um Beides zu verhüten, bedeckt man im Herbste

die neuen und vorjährigen Saatbeete mit Reisern und Laub, Moos,

Fichten-

oder Kiesernadeln, mit kurzem

Haidekraute u. bergt

(Dornreiser und Fichtennadel» halten durch ihre stechenden Spitzen

in'S Besondere auch die Mäuse ab, die sich anderenfalls gern da einnisten und die Rinde der jungen Pflanzen abnagen. Fast gleichen Erfolg haben frische „Brechschiefer" oder „Schäden" vom Flachse.)

Diese Bedeckung muß im Ganzen eine 4—6 Zoll hohe Schicht bil­ den. Bon den frühzeitig aufgehenden Ansaaten, die meist unempfind­ lich gegen Spätfröste sind, wird sie bereits im März wieder abge­

nommen; von spät aufgehenden, zarteren im April und Mai, ja von

Maulbeersaaten erst im Juni. Im Frühjahre bestreut man die Wurzeln derjenigen Pflanzen,

welche doch etwa durch Frost gehoben, oder durch Gußregen entblößt worden sind, mit lockerer Erde. Wo dieselben allzu dicht aufgegangen sind, da wird ein Theil herausgezogen und versetzt.

Indeß bleibt

eS überhaupt sehr zweckmäßig, alle zu Heckenanlagen bestimmten Sämlinge vorher wenigstens Einmal zu versetzen: und zwar,

je nach ihrer Größe oder Schnellwüchsigkeit, bereits im zweiten Jahre, oder spätestens im dritten.

Sie bekommen dadurch ein

stärkeres und rundherum gleichmäßigeres „Wurzelvermögen": da

hierbei einzelne, zu laug nach einer Seite hinauSgebende Wurzeln

27 Dieses vorläufige Versetzen verleiht ihnen die

eingestutzt werden.

Kraft, bei ihrer nachherigen bleibenden Verpflanzung in den Hecken­

raum selbst um so besser und sicherer zu gedeihen. Die Zeit, wo der Saame reift, ebenso die Art, wie der­

selbe eingesammelt und nach Umständen aufbewahrt wird, sind bei den verschiedenen Gehölz-Gattungen sehr verschieden. minder weicht daher auch die Saatzeit ab.

Nicht

Wir beginnen die

Reihenfolge auch hier mit a) den stacheligen und dornigen Laubhölzern. 1) Bei dem

Weißdorne

steckt man am bequemsten die ganzen

Beeren, gleich nachdem sie im Herbste (October oder zu Anfänge des November) gut reif geworden sind: und zwar in Rinnen, welche

4 Zoll weit aus einander stehen. Hier werden die Beeren in Zwi­ schenräumen von 2—3 Zoll eingestreut und reichlich 1 Zoll hoch

mit Erde bedeckt.

Die jungen Pflanzen gehen dann meist im zwei­

ten Jahre nachher auf.

Man kann dieß jedoch beschleunigen, wenn

man die Beeren in Töpfe packt, welche man an einen warmen Ort oder in Pferdemist stellt, und in welche man von Zeit zu Zeit einiges

Wasser gießt.

So geht das Fleisch der Beeren in Fäulniß über;

die harten Kerne springen hiervon auf und werden im Frühjahre

auf die schon angegebene Weise auSgesäet, wo sie nun sogleich keimen. Sind sie dagegen aus den Beeren herausgenommen; also trocken geworden: so liegen sie nachher zwei Jahre lang in der Erde, und

viele keimen dann überhaupt gar nicht. 2) Beim

Schwarzdome

legt man ebenfalls die ganzen Früchte

(Schlehen) gleich im Herbste und bekommt dann im nächsten Früh­ jahre junge Pflanzen.

Herausgenommene, also trocken gewordene

Kerne dagegen liegen ein Jahr länger und keimen dennoch viel unsicherer.

3) Von der Berberitze oder dem

Sauerdome gilt das Nämliche,

wie von dem Schleh- und Weißdorne. Die meiste Geduld und Zeit

verlangen aber

4) die wilden

Rosm

oder „Hagbutten".

Bei ihnen keimen

von den äußerst harten Samenkörnern einer Herbstsaat nur wenige

im zweiten Jahre; die meisten liegen bis zum dritten.

Auch geht

es nicht an, zur Beschleunigung die ganzen Früchte zu stecken: weil

28 diese eine so große Anzahl von Körnern enthalten, daß au- jeder ein zu dicht gedrängter Haufe junger Pflanzen entstehen würde. Sie

würden mithin einander gegenseitig am Wachsen hindern, so lange, bi- man sie herausnehmen und versetzen könnte. Dieß kann jedoch vor dem zweiten Jahre nicht geschehen. (Vielleicht könnte man der Keimkraft nachhelfen, wenn man die ganzen, ab und zu angefeuch­ teten Früchte über Winter an einer warmen Stelle aufbewahrte, im Frühjahre die Saamen herausdrückte und sie nun unverzüglich säte.) Die in die Saatrinnen gebrachten Saamen werden 1 Zoll hoch überstreut. 5) Um Sämlinge vom Bocksdorne zu ziehen, können schon eher die ganzen Beeren gelegt werden: da sie nur wenige Saamen enthalten. Doch gehen diese, herausgenommen und im Frühjahre gesät, unter schwacher Bedeckung mit Erde gleichfalls ziemlich sicher auf. 6) Aehnlich thut es der Saame von Stachelbeeren, wozu natürlich stets Früchte der besten Sorten gewählt werden sollten. 7) Bei den Akazien werden im Herbste die Samenschoten ab­ gepflückt und den Winter über trocken aufbewahrt. Im Frühjahre läßt sich dann der Saame durch-Reiben, Zerbrechen oder vorsich­ tige- Zusammenstampfen der Hülsen leicht herausbringen. Zu Ende des April werden die Körner, 6 Zoll weit von einander, in mindestens eben so weit unter sich entfernte Rinnen des tief um­ gegrabenen SaatbeeteS gelegt, welches feucht erhalten werden muß. Hier keimen sie dann, '/s Zoll mit Erde bestreut, nach 2—3 Wochen und treiben rasch hohe Schößlinge, deren Wurzeln man im nächsten Winter mit Laub oder Moos bedeckt. Im zweiten oder dritten Jahre werde«: sie verwendbar. Sollen sie zu«n Anlegen von Hecken dienen, so thut man wohl darait, sie bereits im zweiten Jahre, also nach der erste»« vorläufigen Verpflanzung, kurz einzustutzen; denn sie entwickeln dann eine Menge Wurzelbrnt. sWer Stechblatt-Pflänzlinge zu haben wünscht, möge sich lieber an Gärtner wenden, als deren Anzucht aus Saamen oder Stecklingen selbst versuchen.)

b) Gehölze ohne Stacheln und Dornen. 1) Hain- oder Hagbuchen-Saame. Er wird in den Monaten Oktober und November gesammelt, indem man ihn theils abpflückt,

29

oder auf hingebreitete Tücher herabschüttelt, theils unter den Bäu­

men zusammenkehrt.

Darauf wird er durch Reiben zwischen den

Händen „«fcgefliigett", (b. h. von seinen feinhäuttgen Seiten-Anhängseln, den so genannten „Flügeln", befreit,) durch Sieben gereinigt

und am besten auch sofort ausgesät.

Wo nicht, so bewahrt man

ihn bis zum Frühjahre auf einem trockenem Bodenräume oder häuf­

chenweise in kleinen Gruben auf, wo man ihn beiläufig 1 Fuß hoch mit Erde bedeckt.

In den Saatrinnen wird er nur ’/a Zoll

damit überstreut.

2) Eichen-Saame.

Bei der Sommer- oder Stieleiche reifen

die Früchte (Eicheln) zu Anfänge des October, bei der Stein-,

Winter- oder Traubeneiche gegen das Ende desselben. Die zuerst abfallenden wählt man nicht zur Saat, weil sich

unter denselben viel wurmstichige oder sonst untaugliche befinden.

Das Auflesen der späteren geschieht bei gutem Wetter, und nachdem

sie, wo möglich, 8—14 Tage unter dem Baume gelegen haben, also hier vorläufig getrocknet find.

Sollen sie dann bis zum Frühjahre

liegen bleiben, so müssen sie noch trockener werden.

Zu diesem Be­

hufe bringt man sie auf einen Schüttboden, eine Scheuertenne ob. bergt, unb schichtet sie daselbst auf, läßt sie aber zu Anfänge noch einen Tag über den andern umstechen, damit sie sich nicht erhitzen.

Will und kann man sie den Winter hindurch da liegen lasten, so ver­

mischt und bedeckt man sie mit Laub.

Anderenfalls überwintert

man sie im Freien, wo sie, in größere Haufen zusammengeschüttet, mit Laub und Stroh eingedeckt werden, gleich den m Miethen auf­

bewahrten Kartoffeln.

Als drittes Mittel wird empfohlen, sie in

ein luftdicht zu verschließendes Gefäß zu thun und dieses in einen

Brunn zu versenken.

So sollen sie sich am besten erhalten; jeden­

falls aber sind sie auf diese Weise vor Mäusen und Ratten gesichert.

(Wenn oder wo solche Feindinnen vorhanden sind, da werden Eicheln,

die man bereits im Herbste gesteckt hat, bis zum Frühjahre hin größtentheitS von ihnen verzehrt.)

Sie werden in Saatrinnen von

4—6 Zoll Tiefe 3 Zoll von einander gelegt und 2—3 Zoll hoch mit Erde bedeckt.

3) Bei den Rüstern (Ulmen) tritt die Saamenreife schon zu Ende des Mai und bis um die Mitte des Juni ein.

30

Auch hier gilt der zuletzt reifende Saame als der beste.

Man

gewinnt ihn durch Abstreifen von den Zweigen, welche der auf den

Baum gestiegene Sammler mit einem Haken zu sich heranzieht. Am

Vortheilhaftesten ist seine sofortige Aussaat.

Die Aufbewahrung

über Winter muß, nach erfolgtem gehörigem Trockenwerden, auf einem recht luftigen Bodenräume in groben Säcken oder in Körben

geschehen, wo er so locker wie möglich zu liegen kommt.

Denn, fest

in dichte Säcke gestopft, verdirbt er binnen weniger Tage.

Eine

Saat, die zeitig im Frühjahre gemacht ist, leidet häufig unter Spät­

frösten.

Geschieht sie dagegen im Juni, so erreichen die jungen

Pflanzen aus gutem Boden in demselben Jahre noch eine Höhe von

3—4, ja bisweilen sogar 5 Fuß.

So zum Erstaunen rasch geht es

damit bei keiner anderen Holzgättung. 4) Bon dem gewöhnlichen Hartriegel werden ebenso, wie vom

Cornelkirsch-Baume, die Beeren gleich tat Spätherbste zu stecken und beiläufig 1 Zoll hoch zu bedecken sein. Bei letzterem werden aber die

Sämlinge nicht vor dem sechsten Jahre zur Verwendung für Hecken

tauglich; die von ersterem dagegen werden es gewiß bereits im dritten sein.

5) Die Rataweidm- oder Liguster-Beeren gestatten und ver­ langen eine gleiche Behandlung, wie die soeben genannten. 6) Der Maulbeer-Saame reift mitten im Sommer und liefert,

wenn man Gelegenheit hat, sich Beeren zu verschaffen, bereits nach kaum zwei Wochen Pflanzen, die noch in demselben Jahre einige

Zoll (bis zu */2 Fuß und darüber) hoch werden. Man darf ihn jedoch in diesem Falle nicht erst trocken werden

lassen, sondern muß ihn, nachdem er aus den, in Wasser eingeweich­ ten Beeren herausgequetscht und mit feinem Sande vermischt wor­

den ist, sogleich unter die Erde bringen. Das von den Beeren wieder abgegossene Wasser dient hierbei als vortrefflich wirksames Dünge­

mittel. Man schütte daher besonders daSzum ersten bis dritten Aufgüsse gebrauchte nicht unbenutzt weg, sondern hebe eS zum ersten Begießen der Saat auf.

Wird letztere erst im Frühjahre ausgeführt, so darf

eS nicht vor Ende Mai's geschehen; denn bei einem späten Nachtftoste,

wie deren um diese Zeit mitunter noch eintreten, gehen die soeben hervorgekommenen Pflänzchen unfehlbar sämmtlich zu Grunde.

31 7) Für den strauchigen Ahvm, als die einzige zu lebendigen

Zäunen brauchbare Art seiner Gattung, wird ebenso der Herbst,

wie das Frühjahr als Säezeit empfohlen. Herr Görner spricht sich

für das letztere aus. 8) Die entschieden bequemste Sämlingszucht ist jedenfalls die

von Roßkastanien für hohe Feldhecken.

Denn bei ihnen kann man

die Früchte gleich an Ort und Stelle in den, durch tiefes Umgraben

dazu vorbereiteten Boden stecken.

Am besten geschieht es, nachdem

sie eben vom Baume gefallen sind, und, wo möglich, mit der grünen Schale.

Letztere erhöht nämlich, bei ihrer nachherigen Zersetzung

durch Fäulniß, die Keimfähigkeit der Kerne noch, ebenso, wie sie

späterhin den jungen Pflanzen Düngestoff giebt. 9) Der Saame des Flieders oder BlüthenholunderS reift

zwar im Herbste, fällt jedoch meistens erst zu Ende des Winters oder zu Anfänge des Frühlings aus.

Letzteres wird mithin auch

die allein geeignete Saatzeit für ihn sein; und seiner Kleinheit gemäß

wird er gleiche Behandlung erfordern, wie der Maulbeer- und wie 10) der Birken-Saame, der seiner großen Feinheit wegen nur eine sehr dünne Bedeckung mit Erde verträgt.

Das Einsammeln

ist bei keinem anderen so einfach und bequem, wie bei ihm, wo die Körnchen so leicht von dem Stiele der abgepfiückten „Kätzchen" loS-

fallen. 11) Der von Erlen, wenigstens von der gemeinen, reift im November; und die Zäpfchen fallen im December ab.

Man holt

sie entweder vom Baume, oder sammelt die schon abgefallenen, bringt sie auf einen luftigen Bodenraum, breitet sie hier aus ein­

ander und wendet sie je nach einigen Tagen um. fällt so der Saame von selbst heraus.

Mit der Zeit

Will oder kann man dieß

aber nicht abwarten- so legt man die Zäpfchen auf dicht geflochtene Horden, oder auf Bretter, die mit Leisten eingefaßt sind, und setzt

sie einer gelinden Ofenwärme, oder auch nur der einer geheizten Stube aus.

Sollte dieß noch nicht genügen, so thut man sie in

Säcke, um durch Klopfen aus dieselben das Freiwerden der Körn­ chen zu befördern.

Wo viel saamenreiche Erlen ein stillstehendes Wasser umgeben, da schwimmt beim Aufgehen des Eises der, im Spätherbste und

32 Winter ausgefallene Saame häufig in Menge auf der Wasserfläche. Die Näffe hat ihm bis dahin nicht geschadet. Man kann ihn daher mit Sieben herausfischen, muß ihn dann jedoch auch sofort säen: da er nach dem Trockenwerden in solchem Falle nicht mehr lange keim­ fähig bleibt. Auch der trocken eingesammelte hält sich nur selten länger, als ein Jahr. Er will an einem zwar luftigen, aber nicht zu trockenen Orte aufbewahrt sein; oder man kann ihn, locker in Säcke geschüttet, bis zur Aussaat in reines, wo möglich fließendes Wasser legen. Derselbe verträgt nur eine höchst geringfügige Bedeckung mit Erde. Man streut ihn daher, ohne jedes Auflockern oder gar Um­ graben, zeitig im Frühjahre auf den, bloß mit einem eisernen Rechen (einer Harke) „wundgekratzten" Boden und fährt nachher mit dem umgekehrten Rechen leise einigemal darüber hin. Auf gut cilltivirtem oder von Unkraut rein gehaltenem, etwas feuchtem Graslande keimt er sogar ohne jede weitere Vorbereitung sehr gut, wenn man ihn breitwürfig zwischen die Stoppeln und Wurzeln des, im Herbste kurz abgehauenen Grases hinsät. Wo an sumpfigen Orten EntwäfferungSgräben vorhanden sind, da lassen fich Erlen sehr leicht ziehen, wenn man die abgestochenen schlammigen Grabenränder mit Saamen bestreut und ihn mit der Hand an den Schlamm fest­ streicht. 12) Will man Haseln aus Saamen gewinnen, so legt man

die Rüffe in Rinnen, schüttet 1 Zoll hoch Erde darüber und hält, besonders zu Anfänge, das Beet feucht. 13) Lindm-Saame wird im Herbste gesät und bekommt ’/s— 3/i Zoll Bedeckung. Mit der Mizucht von Weiden aus dem höchst feinen Saamen wird sich Niemand befassen, da man bei ihnen durch Stecklinge so äußerst rasch und bequem zum Ziele gelangt. Eine fast gleiche Bewandtniß hat es in beiderlei Hinsicht mit den Pappeln.*)

*) Alle die vielen Millionen italienischer (Pyramiden-) Pappeln in

Deutschland stammen, da eS bei une keine saamentragende giebt, erweislich

durch Stecklingszucht von Einem, vor Jahrhunderten eingeführten Stämm­ chen her.

33

c) Nadel-Gehölze.

Das Gewinnen trockenen eigentlichen SaameaS ist bei ihnen mit einiger Schwierigkeit verbunden; dafür geht eS bei denjenigen, welche Beeren tragen, mit dem Einsammeln dieser um so leichter.

1) Die Reifezeit des Fichten-Saamens trifft auf da- Ende

des October und den Anfang des November. anfangen, die Zapfen zu sammeln.

Man kann also dann

Am bequemsten geschieht dieß

jedoch erst später, im Winter, auf neuen „Schlägen" an den Aesten der gefällten Stämme.

Nur ist hierbei darauf zu sehen, daß nicht

alte, bereits leere Zapfen, von denen oft noch viele an den Zweigen hängen, mit hinzugenommen werden.

Aus den am spätesten gegen

das Frühjahr hin gesammelten läßt sich der Saame am besten her­

ausbringen, oder, wie die Forstmänner es nennen, „ausklengen". Wer nicht viel davon bedarf, bediene sich hierzu einer so genannten

„Sonnendarre", oder eines Bretterkastens mit durchlöcherten Wän­ den.

In diesen schüttet man die Zapfen, und stellt ihn mit den­

selben an einen luftigen und sonnigen Platz, um sie der Wirkung der Sonnenwärme auszusetzen.

Fehlt eS jedoch an Sonnenschein,

so muß daS Unterbringen des Ganzen in einem geheizten Zimmer

diesen Mangel ersetzen.

Ein gehäufter Berliner Scheffel guter

Zapfen liefert übrigens noch kaum 1 Pfund Saamen.

Will man

denselben längere Zeit anfbewahren, so läßt man ihn besser in den Zapfen. Der Boden zur Saat für ihn darf nicht aufgelockert und er darf nur */4 Zoll hoch mit Erde bestreut werden.

Den Einwirkun­

gen von Dürre und Frost widersteht die Saat am besten, wenn der Saame recht dicht auf den, bloß oberflächlich wund gemachten Boden,

oder hinter dem abgeschälten und nach der Nordseite zurückgeklapp­

ten Rasen an der Mittagsseite eingestreut wird: so, daß nun die ■ Pflänzchen ganz dicht und „geschlossen" aufgehen.

Dann schützen

sie einander gegenseitig. 2) Bei der Kiefer findet das Reifen des Saamens, das Ein­ sammeln der Zapfen, daS Ausklengen der Körner und deren Auf­

bewahrung zu derselben Zeit des JahreS und auf gleiche Weise Statt, wie bei der Fichte.

34 Um so verschiedener ist die Art der Aussaat.

Diese muß bei

der Kiefer in Rinnen auf gut zubereitetem, aufgelockertem Boden er­

folgen, nachdem sich derselbe jedoch oben vorher wieder „gesetzt" hat. (Diese- entgegengesetzte Bedürfniß findet seine Erklärung in der verschiedenen Bestimmung beider Gewächse.

Es beruht nämlich auf

dem Umstande, daß die Kiefer, als Sandgewächs von hohem Wüchse, zuvörderst eine- festen Standes oder Haltes mit einer sicheren Stütze

in der Tiefe bedarf.

Beides erlangt sie dadurch, daß sie eine weit

hinabsteigende Pfahlwurzel treibt: während die, mehr für seichten

und sehr häufig felsigen Grund geschaffene Fichte zwar mit ihren Wurzeln desto weiter in demselben umhergreift, aber stet- nahe an

seiner Oberfläche bleibt.)

Auf mäßig lockerem Boden will der

Kiefernsaame Vi—’/2 Zoll hoch, in ganz leichtem Sande aber höher, mit Erde bestreut sein.

Sowohl ihm, wie dem der Fichte, gehen übrigens mehrere Gattungen körnerfressender Bögel sehr begierig nach.

Um diese ab­

zuhalten, belegt man die besäten Streifen oder Beete für einige

Zeit mit Nadelzweigen oder dornigen Reisern.

3)

Bon den Wachholder - Arten bekommt man die besten

Beeren durch Unterbreiten von Tüchern, und durch Klopfen mit Stöcken an die Sträucher: da in Folge dessen stets die reifsten ab­

fallen.

Ähr Saame bedarf nur einer leichten Bedeckung mit Erde

und liegt l*/s Jahr darin, bevor er Pflänzchen giebt: auch wenn man sein Keimen zu befördern sucht.

Zu diesem Behufe legt man

nämlich im Herbste die soeben gesammelten Beeren in Töpfe mit feuchtem Sande, welche man in einen Keller stellt und hier bis zum folgenden Herbste ruhig stehen läßt.

Sobald alsdann vorwiegend

regnige Tage eintreten, sät man die Kerne, oder noch besser die Beeren, in leichten oder weuigstenS nicht zu schweren Boden aus.

Im nächsten Frühjahre erscheinen so die jungen Pflänzchen.

4) Beeren des Eibenbaumes (Taxus) kann man auch da, wo es Hochstämme von ihm giebt, nur selten bekommen: weil sehr

viele derselben, auch wenn sie noch so reichlich blühen, wenig oder gar keine Früchte tragen.

Daran ist jedoch nur die ungenü­

gende Sachkenntniß schuld, mit welcher man sie auSwählt und pflanzt.

35 Der Taxus gehört nämlich zu den wenigen Gewächsen mit vollständig getrennten Geschlechtern: d. h., jeder Baum dieser Art

bringt entweder nur männliche Blüthen, oder nur weibliche, aber nie beide zugleich.

Die weiblichen Bäume oder Sträucher können

also nur dann regelmäßig Beeren tragen, wenn männliche so nahe

bei ihnen stehen, daß der befruchtende Blüthenstäub der letzteren entweder durch den Wind, oder durch Insekten, auf die Blüthen der

weiblichen Stämme übergetragen wird.

Ausnahmsweise geschieht

Letzteres denn auch wirklich noch auf weite Entfernung hin, und zwar durch Bienen.

In Folge dessen sieht man zuweilen einzelne

Beeren auf Bäumen, die, weil sie ganz vereinzelt stehen, früher nie eine getragen hatten.

Durch Anzucht des Taxus aus Beeren erhält man natürlich

stets männliche und weibliche Pflanzen zugleich, die aber freilich Niemand eher von einander unterscheiden kann, als bis sie zum

ersten Male blühen.

Indeß braucht man sie nur eben so gemischt,

wie sie auf dem Saatbeete gewachsen sind, unweit von einander zu

pflanzen. Dann kann man sicher sein, daß man sich regelmäßig des zierlichen Anblickes zu erfreuen haben werde, welchen ein mit so schön rothen Früchtchen zwischen seinen tief dunkelgrünen Nadeln

geschmückter weiblicher Baum oder Strauch gewährt.

Die Senker­

und StecklingSzncht kann dagegen immer wieder nur entweder männ­ liche, oder weibliche Exemplare liefern, je nach dem Geschlechte des­

jenigen, von welchein die Reiser dazu entnommen sind.

Und selbst

in manchen bedeutenden Handelsgärtnereien hat man überhaupt nur Bäume und Sträucher von Einem Geschlechte. Die Beeren werden ebenso gesät, wie die vom Wachholder.

Auch läßt sich ihre Seimtraft höchst wahrscheinlich auf dieselbe Weise (durch Aufbewahren in Töpfen mit feucht gehaltenem Sande) er­

höhen. 5) Die Früchte der Lebensbäume sehen anfänglich, und bis

sie aufspringen, den Wachholderbeeren ähnlich; späterhin gleichen sie mehr einem ganz kleinen, rundlichen Kieferzapfen.

Die Zahl

ihrer Saamenkörner ist daher eine geringe, oder nur mäßige.

Man

streut sie im Herbste auf dem zubereiteten Saatbeete in fest gedrückte Rinnen, wo man sie nachher bloß mit Wasser „anschlämmt" und 3*

36 mit fein zerzupftem Moose zudeckt, ohne sie mit Erde zu überstreuen. Im Frühjahre kommen die Pflanzen zum Vorscheine, die gewöhnlich

im dritten Jahre verwendbar werden. d) Gehölze zur Hecken-Berzierung.

Wir haben mehrere Gattungen von Heckengehölzen kennen gelernt, die in hochstämmiger Form auch mit zur Verschönerung

lebendiger Zäune dienen können.

Ihre Anzucht ist schon im Vor­

hergehenden mit besprochen.

Andere, die sich zugleich dadurch empfehlen, daß ihre Beeren

ein willkommenes Nahrungsmittel für nützliche Bögel abgeben, kommen meistens in der zu dieser Art von Ausschmückung erforder­

lichen Zahl wildwachsend vor. Demnach wird man sich der Mühe, Sämlinge von ihnen zu erziehen, gewöhnlich überhoben sehen.

In­

deß können doch auch hin und wieder Ausnahmen hiervon eintreten. Für solche Fälle wird Folgendes als Regel gelten mögen:

Die Eberesche, beide Arten von Beeren-Holunder, der Faulbaum und der Kreuzdorn, werden sich am besten ans Bee­

ren erziehen lasten, die man gleich im Herbste sät und mit nur wenig Erde bedeckt. Beim Spindelbaume darf die Saat überhaupt nur

in dieser Jahreszeit, aber nicht im Frühjahre geschehen.

Ebenso

wird es beim wilden Schneeballe sein, dessen Beeren sich mit ihren sehr wenigen, aber sehr harten Kernen ähnlich verhalten, wie der

Cornelkirschbaum und der gewöhnliche Hartriegel.

Sie werden

vermuthlich kaum vor dem zweiten Frühlinge keimen. Der Saame deS Goldregens oder KleebaumeS ist gleich dem der Akazien zu behandeln.

Bei manchen Zierbäumen, die nur besondere Abarten von gewöhnlichen anderen sind, kann eine Vermehrung durch Saamen

überhaupt nicht Statt finden, ohne die unveränderte Forterhaltung

ihrer besonderen Eigenthümlichkeiten zu gefährden.

So lassen sich

Phramidenbäume nur durch Stecklinge fortpflanzen; Gehölze mit ungewöhnlich gefärbten oder gefüllten Blüthen sowohl durch Stecklingszucht, wie durch Veredeln (Pfropfen, Oculiren oder Copuliren) auf Stämmchen der gewöhnlichen Sorte; Hängebäume

nur durch Veredeln. Bei Sämlingen geht diese Sicherheit verloren. Denn sie verändern sich ihrer Mehrzahl nach gewöhnlich mehr oder

37 weniger, ja oft ganz und gar, passen dann also weder zu einander unter sich, noch zu den Mutterstämmchen. WaS die, als „Lückenbüßer^^ zur Ausfüllung von offenen Stellen

in den Hecken bezeichneten kletternden Pflanzen betrifft, so wird man

im Ganzen mit wenigen Exemplaren ausreichen.

Diese kann man

beliebig ans den Beeren, (die Waldreben aus dem trockenen Saamen,) oder aus Stecklingen und noch besser durch Absenker ziehen.

Eine

theilweise Ausnahme hiervon macht der Epheu, da er nur im hohen Alter blüht und Beeren trägt: und zwar bloß in dem Falle, wenn er

Felsen oder Mauerwerk bekleidet, aber nie, wenn er nur auf der Erde hinkriecht. B. Absenker- und Slecklingsrucht. Während das Erzeugen junger Pflanzen durch Stecklinge,

„Stopfer" oder Schnittlinge eigentlich zwar bei fast allen Holzarten möglich ist, bei manchen aber theils überhaupt, theils für den Un­

geübten seine bedeutenden Schwierigkeiten hat, ist die Anzucht

durch Absenker so leicht, sicher und von so raschem Erfolge begleitet, daß man sich wundern muß, bisher so wenig Gebrauch von ihr gemacht zn sehen.

Namentlich an Sicherheit übertrifft sie

in doppelter Beziehung die Anzucht aus Saamen.

Denn letzterer

geräth bekanntlich nicht jedes Jahr, oder fällt nicht immer gut

(keimfähig) auS; ja, zeit- oder stellenweise ist derselbe gar nicht zu haben.

Ferner ist man bei ihm, wie schon gesagt, nicht gesichert

vor dem Ausarten der Abkömmlinge solcher Sorten, welche sich durch besondere Eigenthümlichkeiten des Wuchses, der Blattform und der Farbe ihrer Blätter oder Blüthen vor den gewöhnlichen

auszeichne».

Bei Absenkern dagegen erhält sich Alles dieß unver­

ändert fort, ganz ebenso, wie bei den Stecklingen.

Endlich kommt

man bei Gattungen, deren Saame ein Jahr oder länger in der Erde

liegt, bevor er keimt, mit der Senkerzucht merklich schneller zum Ziele, als durch Säen. Die für diesen Zweck nöthigen Voranstalten bkstehen in Folgendem: Man pflanzt von den zum Senkermachen bestimmten Sträuchern

bloß Eine Reihe auf ein breites, gehörig zubereitetes Beet: und zwar so weit von einander, daß ihre Zweige, wenn man sie auf den

38

Boden hinunter biegt und nach allen Seiten gleichmäßig vertheilt, einander mit den Spitzen gegenseitig erreichen.

Allenfalls mögen

diese auch noch etwas über einander hinwegragen.

Kleine Bäume,

(wenn man keine Sträucher hat,) setzt man zu diesem Behufe schräg, anstatt senkrecht, um sie bequemer vollends umlegen zu können.

Dann pflöckt man sie mit genügend starken und langen Haken an die Erde fest.

Ebenso befestigt man schließlich die niedergebogenen

Zweige der Sträucher; nur einige wenige der jüngsten, aber kräftig­

sten in der Mitte läßt man aufrecht stehen, um sie im nächsten Frühjahre auf gleiche Weise zu verwenden.

Hierauf stutzt man

denen, welche umgelegt werden sollen, die Spitzen ein und kann von da ab zwei etwas verschiedene BerfahrungSweisen einschlagen.

Die

sicherste und sorgfältigste ist: Man macht an der Unterseite der Zweige, da, wo sie Wurzeln

treiben sollen, regelmäßige Einschnitte.

Die hierzu geeignetsten

Stellen sind diejenigen, wo entweder bereits ein kleiner Nebenzweig,

oder eine kräftige, nach oben gerichtete Knospe steht.

Dicht vor

dieser und vor der nächsten ähnlichen kerbt man den Hauptzweig von unten her bis aus beinahe die Hälfte seiner Stärke doppelt ein: so, daß beide Kerben je nach Umständen >/< — 1 Zoll weit von ein­

ander abstehen.

(Dieß richtet sich nämlich nach der geringeren oder

größeren Entfernung der kleinen Nebenzweige oder der Knospen von

einander, die natürlich an den kräftigsten Trieben stets am größten

ist)

Das zwischen den Kerben befindliche Holz löst man durch

einen, mit Vorsicht geführten Längsschnitt heraus.

In der auf

diese Weise entstandenen Wunde bildet sich nun so genannter „Knor­

pel" (CalluS), der sehr bald Wurzeln schlägt: während die aufwärts gekehrte Knospe einen Trieb emporschickt, oder der kleine schon da vorhandene Zweig weiter aufschießt.

Andere vereinfachen sich die Sache, indem sie nur Eine Kerbe

machen, in welche sie, um dieselbe offen zu erhalten, etwas Lehm einklemmen.

Dann lassen sich aber die Zweige, besonders gegen die

Spitze zu, nicht so gät flach und gleichmäßig in den Boden einlegen. Hierzu wird in beiden Fällen mit der Hand eine 2 — 3 Zoll tiefe

Rinne gemacht.

Zu mehrerer Sicherheit werden zuletzt auch die

Zweig-Enden mit Haken festgepflöckt.

39 Im nächsten Frühjahre schneidet man die Mutterzweige an

den eingekerbten Stellen durch, hebt die Absenker heraus und hat nun eben so viel junge, versetzbare und meist sehr gleichmäßig

bewurzelte Pflanzen , wie man Einschnitte gemacht hat.

Die Zahl

derselben von Einem Strauche kann sich alljährlich auf 2—3 Duzend belaufen.

Auch die sonst „eigensinnigsten" Gattungen mit dem

härtesten Holze, die Nadelgewächse miteingeschlossen, widerstehen

dieser BermehrungSweise nicht.

Sie bleibt daher u. a. ganz beson­

ders für den Eiben bäum zu empfehlen: da Beeren oder Saamen von ihm schwer zu haben sind.

Die Gärtner verstehen sich zwar darauf,

Stecklinge von Erlen,

rothblühenden Akazien, Ahorn und vielen anderen Gehölzen fortzu­

bringen; indeß gelingt ihnen dieß auch meistens nicht ohne die An­

wendung mancher Hilfsmittel ihrer Kunst.

Der Landwirth hin­

gegen kann sich hierauf nicht einlassen.

.

Er wird sich daher auf solche weichholzige Gattungen zu bei­

schränken haben, die wegen der ungewöhnlichen Kleinheit ihrer

Saamenkörnchen nur sehr schwer durch Ansäen zu vermehren sein würden, bei denen aber, gleichsam zum Ersätze dafür, die Stecklings­ zucht mit um so größerer Leichtigkeit und Sicherheit von Statten

geht.

Letzteres ist vor allen bei den Weiden und Pappeln der

Fall, und kommt am häufigsten bei ersteren zur Anwendung.

Man

wählt hierzu gewöhnlich die kräftigsten ein- bis dreijährigen Triebe, darunter namentlich auch die so genannten Wafferzweige, und schnei­ det sie entweder zur Steckzeit, im März und April, oder schon früher, im December bis zum Februar.

Sie werden alsdann, bis zum

Gebrauche, in ausgebreiteten Lagen flach in die Erde eingeschlagen. Manche halten dieses frühe Schneiden für das Vortheilhafteste.

Sie haben damit aber schwerlich Recht: da in solchem Falle die Reiser zu wenig Saft mitbringen, weil dieser erst später in den

Bäumen zunimmt und hinaufzusteigen anfängt.

Sollen dergleichen

Weiden-Stecklinge aus einen tief liegenden Grund und Boden kom­ men, der im Frühjahre unter Wasser zu stehen pflegt: so nimmt man die Pflanzung am besten in den Monaten August und Sep­

tember vor.

40 C. Auswahl und Behandlung der Pflänzlinge. Bon- einem richtigen Verfahren hierbei hängt großentheils

das Gelingen der Heckenanlegung ab.

Deßhalb wird man besonders,

wenn man dazu aus Mangel von selbst gezogenen Pflänzlingen solche auS Waldungen verwendet, hierauf ein recht sorgfältiges Augenmerk zu richten haben.

Bei der Auswahl ist folgendes zu beachten: 1) Der frühere Standort der Pflänzlinge muß nach Mög­

lichkeit demjenigen ähnlich gewesen sein, welchen sie nun in der Hecke einnehmen sollen.

Hierbei wird man denn freilich, wenn man ganz schlechten

Boden zu bepflanzen hat, sehr häufig den Grundsatz nicht befolgen können, daß man eS vermeiden solle, ein Gewächs von besserem

Boden auf schlechteren zu versetzen. Denn, wenn man die Setzlinge absichtlich auf gleich schlechtem erziehen wollte, so würden sie eine zu schwache Bewurzelung erhallen.

Ueberhaupt aber kann eS ja doch

wahrlich keinem Zweifel unterliegen, daß jede in gutem oder mittel­

gutem Boden kräftig ausgewachsene Pflanze später in schlechterem besser gedeihen werde, als die, welche auf schlechtem Grunde schwäch­ lich geblieben ist und nachher wieder auf gleich schlechten zu stehen kommt.

Ein fernerer Punkt von Wichtigkeit ist die Gewöhnung der­

selben an ein größeres oder geringeres Maaß von Einwirkung des Lichtes.

Den Saatbeeten, ebenso wie denen für Senker und Stecklinge,

giebt man mit Recht eine ziemlich oder ganz freie, also dem Sonnen­ scheine offen stehende Lage: weil die auf ihnen zu erziehenden Pflänz­

linge später, wenn sie in der Hecke stehen, gleichfalls der Sonne aus­ gesetzt sein werden.

Von den jungen Waldpflanzen dagegen sind

viele in halber oder mehr als halber Beschattung aufgewachsen.

Solche vertragen dann eine Versetzung in'S Freie, nur schwer, oder theilweise gar nicht: zumal nicht, wenn sie dabei vielleicht auch recht „geschloffen" (dicht an einander) gestanden haben.

So gehen in's

Besondere viele Heckenpflanzungen von Hagbuchen bloß darum ein, weil man diesen Umstand nicht beachtet hat.

41 2) Bei der Mehrzahl der hierzu überhaupt verwendbaren Gat­

tungen müssen die Pflänzlinge entweder auS Saamen erwachsen, oder Senker und Stecklinge sein.

Die aus Wurzelbrut entstandenen sind nur bei wenigen Ge­ hölzen gut brauchbar.

Namentlich gehören aber dahin die Wurzel­

schößlinge aller Dorngewächse und der Hagbuche: da sie meistens

ziemlich tief aus der Erde hervorkommen.

Und

soweit sie in

derselben gestanden haben, schlagen sie auch sehr bald Wurzeln: besonders an der Stelle ganz unten, wo sie aus dem Stocke her­ vorgesproßt sind. ES liegt daher wenig daran, ob sie schon Wurzeln

mitbringen, oder nicht, und ob diese beim Ausheben verloren gehm oder nicht.

Ja, man thut am besten, solche Schößlinge nicht mit

dem Messer loszunehmen, sondern sie an der gemeinten Anwuchs­ stelle kurzweg herauszubrechen,, auch wenn dieß nur auf mehr oder minder gewaltsame Weise möglich ist.

Denn gerade auf der so ent­

standenen Ausbruchfläche, (die man überdieß ja nicht etwa glatt­

schneiden darf!) bildet sich nach dem Versetzen ein großer Knorpel,

der nun die schönsten Wurzeln treibt.

Nur muß der Schößling

hierbei auf 2—3 Zoll über dem Boden eingeftutzt werden. 3) Das Wurzelvermögen des Pflänzlinges muß in ange-

mesienem Verhältnisse zu dem oberen Theile deffelben stehen. Ist jenes zu gering, so muß dieser bis auf das entsprechende

Maaß verkürzt werden.

Eine Veranlassung, das entgegengesetzte

Verfahren einzuschlagen, kommt nicht vor; denn, sollte der obere Theil

durch einen besonderen Zufall ungewöhnlich gelitten haben: so wird ein starkes Wurzelvermögen ihn rasch dahin bringen, den Derlust zu ersetzen.

4) Die Pflänzlinge dürfen nicht zu alt sein: weil solche zu ungenügend fortwachsen. Indeß kommt hier sehr viel sowohl auf die Beschaffenheit des

Bodens, wie auf das Wesen der Holzgattung an. Eine gutwüchsige Schwarz- oder Weißerle von sechs Jahren z. B., oder gar eine der­

gleichen Rüster, ist schon um Vieles zu alt; eine gleich alte Hagbuche

dagegen würde noch viel zu jung sein. Ferner handelt es sich darum, welchen Schutz man der zu bildenden Hecke während ihres Heran-

wachsenS gewähren kann, oder will; ferner, ob sie ein Spalierzaun oder ein Knick werden soll; u. dergl.

42 5) Man nehme keine Pflänzlinge, die allzu dicht bei einander

gestanden haben. Denn in diesem Falle sind sie meistens zu schmächtig („spil­ lerig"!) in die Höhe geschossm, und besitzen keine angemeffene Be­ wurzelung.

Sie kümmern daher nach dem Versetzen und erholen

sich erst spät, oder gar nicht, sondern sterben zuletzt ganz ab. 6) wähle man überhaupt so viel als möglich Pflanzen von

gleichmäßiger Beschaffenheit und Stärke, nicht aber große und kleine durch einander. Diese Regel bleibt meisten- unberücksichtigt: indem selten ein Sortirm derselben vorgenommen wird. Und doch hängt da- überall

wünschen-werthe gleichmäßige Wachsen der Hecke sehr wesentlich

davon ab, daß nicht eine Pflanze dem Boden mehr Nahrung entziehe, al-die andere.

Sonst werden die.schwächeren von den stärkeren

überwachsen und gleichsam erstickt: so daß sie endlich verkümmern und die Hecke stellenweise Lücken bekommt.

Was ferner das Aus heben und die nachherige weitere Be­ handlung der Pflänzlinge betrifft, so ist sorgfältig darauf zu sehen, daß ihre Wurzeln so vollständig und vollkommen wie möglich erhal­

ten werden, daß man sie ja nicht lange frei an der Luft liegen läßt, und sie vor Verletzungen beim Fortschaffen bewahrt.

In keinem Falle dürfen sie ohne den Gebrauch angemessener Werkzeuge bloß mit den Händen herausgezogen, oder gar mit Ge­ walt herausgerissen werden.

(Ein Fehler, der, wie schon der sehr

bezeichnende Ausdruck „Raufen" oder „AuSrausen" zu erkennen giebt, bei den im Walde von selbst gewachsenen Birkenpflanzen ge­ wöhnlich begangen wird.)

Durch ein solches Verfahren gehen die

meisten der feinen, zur Aufnahme der Nahrung dienenden, so genann­ ten Haar- oder Saugwurzeln verloren.

Will eS bei älteren Pflänz­

lingen nicht angehen, sie mit unversehrten Wurzeln auszuheben: so

steche man diese wenigstens nicht gar so kurz ab, wie eS leider nur allzu häufig geschieht.

Und zwar nehme man sich davor um so mehr

in Acht, je ärmer der für die Hecke bestimmte Boden ist; denn um so dringender bleibt dann, eben seinetwegen, eine recht reichliche und

wohlerhaltene Bewurzelung.

Ein vortreffliches Mittel zu diesem

Zwecke wird ziemlich regelmäßig bei jungen Fichten angewendet. ES

43 ist: die Verpflanzung mit einem, der Größe des Pflänzlinges ent­ sprechenden Erdbällen, welcher aus der das Stämmchen umgebenden, feuchten oder vorher angefeuchteten Erde so herausgestochen wird,

daß er den größeren Theil der gesammten Wurzeln desselben enthält: während er selbst von ihnen zusammengehalten wird. Bleiben ferner die ohne Ballen ausgehobenen Pflanzen nachher

einige Zeit unbedeckt liegen, so vertrocknen die Haar- und Sgugwur-

zeln und verderben in Folge besten gleichfalls.

Die nämliche Wir­

kung bringt, solange sie sich in so entblößtem Zustande befinden, der leiseste Frost hervor.

Deßhalb schlage man den Wurzeltheil der

Stämmchen so bald als thunlich in lockere Erde ein, welche man dar­

über hinwirst und schließlich durch mäßiges Begießen, (aber nicht durch Zusammentreten!) fest macht.

Sollen sie den Winter über

so liegen bleiben, so wird eS gut sein, beim Eintritte starken Frostes noch Laub, Nadeln u. dergl. einige Zoll hoch aufzuschütten.

Solche Pflanzen, die weit fortgebracht werden sollen, umhüllt

man unten mit feuchtem Moose.

Können dieselben gleich nach dem

Ausnehmen auf den Wagen gestellt werden, so legt man sowohl auf

dessen Boden, wie über und zwischen die Wurzeln Moos, welches im Falle einer langen Fahrt bei trockenem Wetter von Zeit zu Zeit

auf'S Neue befeuchtet wird.

Zweiter Hauptabschnitt. §. 7. Anlegung und Behandlung der Flächenhecken überhaupt. Unter der Bezeichnung „Flächen- oder Plaine-Hecken"verstehen

wir, dem früher (S. 1) Gesagten gemäß, die flach auf den Boden

hingepflanzten Hägen, welche sich vorzugsweise zur Einfriedigung

von Gärten, Straßen und manchen kleinen Feldstücken eignen. Zum Pflanzen auf schwerem, feuchtem oder ganz nassem Grunde

ist der Herbst die passendste Jahreszeit: weil solcher Boden dann trockener ist und sich daher leichter zerbröckelt, als im Frühjahre, wo er noch die gesammte Winterfeuchtigkeit enthält.

Diese macht

43 ist: die Verpflanzung mit einem, der Größe des Pflänzlinges ent­ sprechenden Erdbällen, welcher aus der das Stämmchen umgebenden, feuchten oder vorher angefeuchteten Erde so herausgestochen wird,

daß er den größeren Theil der gesammten Wurzeln desselben enthält: während er selbst von ihnen zusammengehalten wird. Bleiben ferner die ohne Ballen ausgehobenen Pflanzen nachher

einige Zeit unbedeckt liegen, so vertrocknen die Haar- und Sgugwur-

zeln und verderben in Folge besten gleichfalls.

Die nämliche Wir­

kung bringt, solange sie sich in so entblößtem Zustande befinden, der leiseste Frost hervor.

Deßhalb schlage man den Wurzeltheil der

Stämmchen so bald als thunlich in lockere Erde ein, welche man dar­

über hinwirst und schließlich durch mäßiges Begießen, (aber nicht durch Zusammentreten!) fest macht.

Sollen sie den Winter über

so liegen bleiben, so wird eS gut sein, beim Eintritte starken Frostes noch Laub, Nadeln u. dergl. einige Zoll hoch aufzuschütten.

Solche Pflanzen, die weit fortgebracht werden sollen, umhüllt

man unten mit feuchtem Moose.

Können dieselben gleich nach dem

Ausnehmen auf den Wagen gestellt werden, so legt man sowohl auf

dessen Boden, wie über und zwischen die Wurzeln Moos, welches im Falle einer langen Fahrt bei trockenem Wetter von Zeit zu Zeit

auf'S Neue befeuchtet wird.

Zweiter Hauptabschnitt. §. 7. Anlegung und Behandlung der Flächenhecken überhaupt. Unter der Bezeichnung „Flächen- oder Plaine-Hecken"verstehen

wir, dem früher (S. 1) Gesagten gemäß, die flach auf den Boden

hingepflanzten Hägen, welche sich vorzugsweise zur Einfriedigung

von Gärten, Straßen und manchen kleinen Feldstücken eignen. Zum Pflanzen auf schwerem, feuchtem oder ganz nassem Grunde

ist der Herbst die passendste Jahreszeit: weil solcher Boden dann trockener ist und sich daher leichter zerbröckelt, als im Frühjahre, wo er noch die gesammte Winterfeuchtigkeit enthält.

Diese macht

44

ihn dann gewöhnlich viel zu fest, zäh und kleberig: so daß er nicht genügend zwischen die Wurzeln hineindringt. Anderswo da­ gegen wird überall der Frühling, sowohl als Pflanzzeit, wie zum AuSheben der Pflänzlinge, vorzuziehen sein. Denn in diesem Falle bleibt einerseits der so wohlthätige und nöthige Winterschlaf derselben ungestört; andererseits bringen sie dann, weil um diese Zeit bereits auch dis Saftbewegung in ihnen begonnen hat, mehr Gehalt und Kraft zum glücklichen Ueberstehen der mit ihnen vorgehenden OrtSveränderung mit. Demnach wirkt einige Verspätung hier eher vortheilhaft, als nachtheilig: zumal, da sowohl daS Herausnehmen, wie da- Einsetzen, bloß an durchaus frostfreien Tagen vorgenommen werden darf. Wo eS lediglich von dem Willm des GrundeigenthömerS ab­ hängt, die Richtung der anzülegenden Hecke zu bestimmen, da wird er dieselbe natürlich am liebsten in gerader Linie fortlaufen lasten: schon, weil eine solche die größte Bequemlichkeit bei dem Bearbeiten der zu umschließenden Grundstücke gestattet.- Auch der Nebenrück­ sicht auf Schönheit ist hierdurch von selbst genügt. Wo ferner ein Schutz der zwischeninne liegenden Felder, so wie des auf ihnen wei­ denden Viehes gegen rauhe Winde als wünschenswerth erscheint, da wird man den Lauf der Hecke am zweckmäßigsten von Osten nach Westen richten; anderenfalls hingegen von Norden nach Süden. Flachhecken lassen die Erfüllung dieser Bedingung um so eher zu, da bei ihnen die Rücksicht auf das Ableiten des Wassers häufig wegfällt. Dafür muß die Vorbereitung des Bodens zu ihnen mit um so mehr Sorgfalt geschehen. Der hierzu bestimmte, 3—4 und nach Umständen auch mehr Fuß breite Streifen Landes ist bereits längere Zeit vorher auf 2—3 Fuß Tiefe zu rigolen: nämlich auf leichterem Boden 2, auf schwerem 3 Fuß tief. Dabei hat man eine gehörige Vermischung der Erde vorzunehmen und sie da, wo sie zu mager ist, mit allerhand so genanntem „Abraume" oder Gemüll, Sägemehl, Holzerde, Mergel u. bergt zu verbessern. Die passendste. Jahres­ zeit zum Rigolen ist der Herbst: weil so die Erde sich den Winter hindurch mit sehr wohlthätig wirkenden atmosphärischen Stoffen sättigt. Auch kömmt noch der Vortheil hinzu, daß sie mittlerweile

45 gewöhnlich etwas zusammensinkt, („sich setzt",) und sich die Winterfeuchtigkeit aneignet, welche der Hecke nachher ziemlich lange zum Rückhalte dient.

Ist der rigolte Landstreifen von so dürftigem Ge­

halte, daß eine Düngung erforderlich scheint: so empfiehlt sich vor

seiner Verwendung zum Anlegen der Hecke ein Bepflanzen mit Kar­

toffeln.

In England führt man in solchem Falle eine drei- bis vier­

jährige, vollständige Bearbeitung desselben als Brachstück, mit Be­ nutzung zum Anbaue von Hackfrüchten aus; und man legt dort auf

dieses Verfahren großen Werth, indem es wesentlich zum schnellen Wachsen der Hecke beiträgt. Nicht selten bedarf letztere, zur Sicherung gegen Beschädigungen

durch Vieh, die ersten Jahre hindurch eines Schutzzaunes.

Er

wird am besten und wohlfeilsten aus drei bis vier Latten hergcstellt,

welche man an Pfähle befestigt; und er muß einige Fuß weit außer­ halb der Hecke angebracht werden, um die an letzterer vorzunehmen­ den Arbeiten nicht zu erschweren.

Sind jedoch neben ihr Gräben

gezogen, oder ist gar ein Wall da aufgeführt: so wird eine fernere Schutz-Vorkehrung entbehrlich.

In der That setzen die Eitgländer

ihre derartigen Hecken meistens nicht auf Wälle, — wo sie dann ja auch schon Wallhecken sein würden, — sondern vor dieselben.

Zu

desto besserer Sicherheit besäen sie diese auch wohl noch mit Sta­ chelginster, (Ulex europaeus,) dessen Zweige, durch besondere Ma­

schinen häckselartig zerschnitten, ein sehr gutes Pferdefutter abgeben. Das nächste Geschäft nach dem Ausheben der Pflänzlinge ist

das Beschneiden und Sortiren derselben.

Ersteres beschränkt sich auf das Einstutzen einzelner, gar zu

langer Hauptwurzeln und auf das Verkürzen der stark beschädigten bis dahin, wo die Verletzung aufhört.

Als wirklich „stark beschä­

digt" sind aber nur diejenigen zu betrachten, an deren oberer Seite

die Rinde bis zur Hälfte des Umfanges entweder ganz verloren ge­ gangen, oder so gequetscht worden ist, daß sie daS Holz der Wurzel nur noch lose umgiebt.

Letztere wird alsdann schräg („rehfußartig")

so durchgeschnitten, daß die Schnittfläche nach unten gerichtet steht.

An dieser sproffen nach dem Verknorpeln der Wunde neue Würzel­ chen hervor.

Berletzungeil an der Unterseite heilen und verharschen

bedeutend leichter.

Fehlt also hier an einer Stelle auch, dem Um-

46 kreise nach gerechnet, beinahe die Hälfte der Rinde nahe am Stamme:

so schneide man die Wurzel wenigstens in dem Falle, daß sie eine der stärksten ist, nicht zu vorschnell ganz weg. Ferner gehe man recht sorgfältig und schonend mit den feinen Haar- oder Saugwurzeln um: da sie für die Lebensfähigkeit aller Gewächse von hoher Wichtigkeit

sind.

Nun ersetzt sich zwar ihr Verlust wieder, zumal im Frühjahre,

indem neue aus den Hauptwurzeln hervorkommen; bis dahin geräth aber jedenfalls das Wachsthum in's Stocken. Ist, wie gewöhnlich, der Boden des zur Hecke bestimmten Landstreifens an verschiedenen Stellen von verschiedener Güte: so wählt

man für die besten von ihnen die schwächsten Pflänzlinge aus.

Das

Verkürzen oder „Zurückschneiden" der Stämmchen findet bei allen Statt; es richtet sich aber stets nach ihrer Größe, nach dem Grade

ihrer Schnellwüchsigkeit und nach dem Wesen der Holzart, zu welcher Man läßt sie daher theils nur einige Zoll, theils bis

sie gehören.

1 Fuß hoch. Längs der Mitte des ganzen zu bepflanzenden Streifens wird

eine Rinne gezogen, deren Breite hinreicht, um den Wurzeltheil oder (namentlich bei Fichten) den Wurzelballen der Pflänzlinge bequem

in sich aufzunehmen, und deren Tiefe so ist, daß dieselben für die Folgezeit nicht höher, noch weniger aber tiefer in die Erde kommen, als sie bis dahin anderswo gestanden haben.

Doch ist hierbei aller­

dings Rücksicht auf den Umstand zu nehmen, daß jeder aufgelockerte

Boden sich späterhin mchr oder weniger senkt. Je nachdem nun die Hecke mehr oder weniger dicht und breit

werden, und niedrig bleiben oder höher werden soll, bildet man sie bald nur aus Einer, bald aus zwei Reihen von Pflänzlingen.

Für

den letzteren Fall muß natürlich auch die Pflanzrinne breiter sein; und man setzt dann ein Stämmchen der einen Reihe stets einem

Zwischenräume der anderen Reihe gegenüber.

Hierbei werden die

Wurzeln gut auSgehreitet und nachher sofort mit lockerer Erde be­ streut, die man so fein zu zerbröckeln sucht, daß sie leicht zwischen die

Wurzeln hinabdringt.

(Beides läßt sich am besten durch behutsames

Hin- und Herkehren mit einem kleinen Besen bewerkstelligen: wobei

man den Setzling, um nicht an ihm zu rütteln, mit der linken Hand festhält.)

Auf diese erste Schicht wirft man eine dickere zweite und

47 bewirkt durch Ueberbrausen mit einer Gießkanne die gehörige Ber­ einigung beider.

Ist der Boden überhaupt, oder zur Zeit des Pflan­

zens trockener oder fester, als gewöhnlich, und fehlt es nicht an Wasser: so wird es zweckmäßig sein, den Brauseguß so stark zu geben, daß die

Pflänzlinge dadurch, wie man es zu nennen pflegt, „eingeschlämmt" werden.

Die erste Nacharbeit an der fertigen Hecke ist das Nachpflan­ ze» von Ersatz an Stelle derjenigen Stämmchen, die nicht „ange­

gangen", d. h. abgestorben sind. Was ferner stets nützlich wirkt, ganz besonders jedoch im ersten

Jahre und wohl auch noch im zweiten unerläßlich nöthig bleibt, ist:

das Beseitigen der Unkräuter.*)

Die Mittel hierzu sind:

Jäten, ein wiederholtes Behacken und somit Auflockern des Bodens. Letzteres wirkt schon an sich höchst Vortheilhaft auf das Wachsthum der Hecke; die fortwährende Störung aber, welche ein vom Ende des April bis zu Ende des Juli alle 3—4 Wochen beharrlich erneuertes Umstechen des Bodens den Wurzeln der Unkräuter bereitet, vertilgt

diese meist gänzlich.

Dagegen verursacht eilte Vernachlässigung der

Sache während des ersten Sommers desto mehr Arbeit für eine längere Folgezeit.

Das Beschneiden der Hecken ist je nach ihrer Beschaffenheit

und Bestimmung verschieden.

Gleichviel aber, wie es geschehe, so

muß es regelmäßig und zu rechter Zeit erfolgen. Einzelne Triebe, die allzu lang seitwärts hinauswachsen wollen, nimmt man auch schon im zweiten Jahre am besten ganz fort; oder *) Von denjenigen Gattungen, welche überhaupt im Gesträuche, daher auch besonder» gern in den Hecken wachsen, bleibt die Quecke »der Peede (Triticum repens) in und auf der Erde, wo sie also hauptsächlich durch ihre zahlreichen Wnrzeln schadet. Dagegen überziehen solgende Gewächse da» Ge­ sträuch selbst: di« Zaun- und in noch jungen Hecken auch die Ackerwinde, (Convolvulus sepium und C. arvensis.) hin und wieder die Zaun- oder Gicht­ rübe, (Bryonia alba,) und sehr häufig der Hopfen, (Kumulus lupulus,) der win­ denartige und Hecken-Knöterich, (Polygonum convolvulus und P. dumetorum,) die Flachsseide, (Cuscuta europaea.) Auf das Vertilgen dieser kletternden Unkräuter ist besonders in den ersten Jahren zu halten, obgleich auch manche nicht kletternde sehr nachtheilig werden. Letztere wirken aber nicht so „er­ stickend", wie die ersteren. Mit am schädlichsten sind Nesteln und manche große, hoch aufschießende GraSarten.

48 man biegt sie einwärts, um sie zur Berdichtung deS Ganzen hier

einzuflechten.

Starke Schößlinge, die nach oben gehen, schneidet

man ohne Weiteres fort. Das regelmäßige Beschneiden fängt erst dann an, wenn die Hecke beinahe, aber noch nicht ganz diejenige Höhe erreicht hat, welche

man überhaupt wünscht.

Dieser Zeitpunkt hängt von dem Boden,

der Gehölzart und der besseren oder schlechteren Pflege ab; jedenfalls

tritt er nicht vor dem dritten Jahre, häufig erst mit dem fünften und nicht selten sogar noch später ein.

Auch dann läßt man übrigens

die oberste Kante oder Firste (den „Rücken") des Hages unberührt und stutzt nur die Seitenzweige so ein, daß das Ganze die gewünschte Form bekommt. Diese ist gewöhnlich so, daß die Wände senkrecht abfallen,

der Rücken aber waagerecht liegt, also zweikantig wird. Andere halten es jedoch mit Recht für besser, der gesammten

Hecke nicht eine vierkantige, sondern eine mehr dreikantige, also dachähnliche Gestalt zu geben: indem sie die untersten Zweige am wenigsten, oder zu Anfänge gar nicht einstutzen, nach oben zu aber

stufenweise mehr wegnehmen.

So bekommt der oberste Theil eine

schmale, sanft abgerundete Firste; und die Seitentheile oder „Wände"

bilden schräge, nicht senkrechte Flächen.

Letztere werden, besonders

wenn die Sonne hoch steht, von oben her durch ihre Kanten so nach­ theilig beschattet, daß sie unten leicht undicht werden: zumal da sie

hier niemals breiter, sondern eher schmäler sind, als weiter oben.

Bei schrägen Wänden und schmaler Firste dagegen bleiben fast alle Zweige, bis zu den untersten hinab, wenigstens mit ihrer Spitze der

belebenden Wirkung der Sonne ausgesetzt.

In Folge deffen ge­

deihen auch noch die untersten, welche bei senkrechten Wänden mehr

oder minder verkümmern, fortwährend noch recht gut, so daß sie keine Lücke aufkommen lasten.

Zugleich trägt auch schon ihre größere

Länge dazu bei, diesem Uebelstande vorzubeugen.

Endlich gewähren

solche schräg zugeschnittene Hecken auch noch den Vortheil, daß sie weniger Schatten auf die Umgebung werfen.

Daß sie unten etwas

breiter sind, als die mit senkrechten Wänden, und daß sie mithin etwas mehr Raum einnehmen, kann gegen ihre Vorzüge wohl kaum

in Betracht kommen.

49 Die Meisten begnügen sich überall mit einmaligem Beschneiden und nehmen dieses von der Mitte Juni's bis gegen das Ende dessel­

ben vor.

Es geht dann ziemlich leicht von Statten, da um diese

Zeit die neuen Triebe noch nicht ganz hart geworden sind. Nur

Einige wählen dazu höchst unpassender Weise den Frühling. Herr Görner spricht sich aber nicht ohne Grund sehr nachdrück­

lich dafür aus, den Schnitt in der Mitte Septembers bis gegen

dessen Ende hin zu wiederholen. Und gewiß hat es damit in diesem

Falle noch weniger Schwierigkeit, als im Juni: da bekanntlich bei allem Gehölze der zweite Trieb („Johannistrieb") merklich kürzer

und schtvächer bleibt, als der erste oder Frühjahrstrieb.

Nach G.'s

Erfahrung, — der hierbei allerdings vorzugsweise die Weißdorn­

zäune im Sinne hat, — wird auf diese Weise die Hecke um so dich­

ter, und die ganze Arbeit leichter. Er findet nämlich, daß ein solches doppeltes Beschneiden, für beide Male zusammengerechnet, weniger

Zeit und Kraftaufwand kostet, als das einmalige. Auch die Werk­ zeuge leiden bei letzterem weit mehr.

Das wichtigste unter diesen bleibt natürlich die, hiernach be­

nannte Hecken- oder Zaun-Scheere. In anderen Ländern sind jedoch noch mehrere andere im Gebrauche, die auch bei uns bekannt

und eingeführt zu werden verdienen. So hat man deren in Belgien einige, die im Ganzen meist einem gewöhnlichen, krummen Baum­

oder Gartenmesser, einer so genannten „Hippe oder Heppe", ähnlich sehen.

Eines davon ist an die Spitze eines 21(4—3 Fuß langen

Stockes befestigt. Man könnte eS füglich „Dornhauer" oder noch

passender eine „Stock-Hippe" nennen; denn es dient, mit beiden Hän­

den angefaßt, zum Abhauen lang hervorstehender Zweige und findet sich auf Taf. II, als Fig. 20 und 21 dargestellt. (Nur ist hier der

Stiel nicht seiner ganzen Länge nach mitgezeichnet.)

Die übrigen

vier werden mit bloß Einer Hand geführt und haben deßhalb nur einen kurzen, aber zum sicheren Festhalten eingerichteten Griff. Drei

von ihnen sind hauptsächlich mit zur Benutzung beim Flechten der Hecken bestimmt. DaS erste (Fig. 22) hat ins Besondere den Zweck,

solche Zweige, die einwärts gehen, aus dem Innern hervorzuziehen. Es zeigt daher vorn zwei kurze, nach hinten gerichtete und mitange­ schmiedete Haken, von welchen der obere stumpf, der untere spitz 4

50 e ndigt. Unigekehrt, ist bei den beiden folgenden bloß oben und weiter

hinten ein längerer, dünner, vorwärts gekehrter Hacken vorhanden

und mit einer Schraube eingesetzt oder festgelöthet. Er hat die Be­

stimmung, solche Aestchen, die nach außen stehen, mit ihm zu fassen und sie zum Behufe ihres Verflechtens nach innen zurückzuschieben.

Bei Fig. 25 sehen wir eine Bereinigung von Hack- und SchneideWerkzeug: eine Beilhippe. Aus ihr tritt nämlich oben statt eines

Hakens ein scharfes, viereckiges, beilähnliches Blatt hervor, um damit starke Triebe und Stämmchen von mäßiger Dicke abzuhauen : während unten die krumme Spitze, wie die eines Gartenmessers,

zum Abschneiden von schwächeren Zweigen gebrancht wird. Alle diese Werkzeuge sind gleich sehr darauf berechnet, die Ar­ beit zu beschleunigen, wie die Hände der Arbeiter zu schonen und sie

namentlich bei Dornhecken so viel als möglich vor dem Zerkratzen und Zerstechen zu bewahren.

§. 8.

Die verschiedenen Arten von Flächen-Hecken ins Besondere. Von dem, was hierher gehört, ist Vieles bereits da angeführt worden, wo von den verschiedene» Heckengehölzen die Rede war.

Wir können also hier darauf zurückverweisen.

Weißdorn-Hecken. 3m glücklicheren Falle sind die Sämlinge zu ihnen bereits im zweiten Jahre brauchbar, meistens aber nicht vor dem dritten. Beim Pflanzen stutzt man sie auf 5—6 Zoll ein.

Setzt inan bloß Eine Reihe von ihnen, so kommen sie darin 6—7

Zoll weit von einander zu stehen; bei zwei Reihen, die unter sich 8 Zoll abstehen können, mag die Entfernung der Stämmchen von ein­ ander gegen 1 Fuß betragen. Größer darf sie jedoch nicht sein; und

stets muffelt die Stämmchen der einen Reihe schräg vor denen der anderen Reihe angebracht werden. Nämlich: jedem Stämmchen auf

der einen Seite muß eine Lücke der andern Seite gegenüberstehen. Der Weißdorn eignet sich vortrefflich zu einem so genannten Spalierzaune. Dieser wird gebildet, wie folgt:

Im Frühlinge des zweiten Jahres nach der Pflanzung, ehe der Sasttrieb eintritt, oder auch bereits im Herbste vor dem Abfallen

51 der Blätter, werden alle Setzlinge bis auf 2 Zoll über der Erde verkürzt. Bei schwächeren kann dieß allenfalls durch einen Schnitt mit der Hippe geschehen; doch bleibt es nöthig, dann mit einem

Fuße nahe an dein Stämmchen fest auf die Erde zu treten, um nicht durch das bei dem Schneiden entstehende Zerren die Wurzeln dessel­

ben locker zu mache«, oder es gar herauszureißen. Beim Gebrauche der Säge fällt diese Besorgniß weg: da mit ihr der Schnitt von

oben nach unten geführt wird. Zum Verkürzen stärkerer Stämmchen bleibt natürlich nur sie anwendbar.*) Man läßt nicht mehr als

zwei Augen stehen. Ja, auch tvenn diese noch nicht sichtbar hervor­ treten, so inuß das Einstutzen doch bis auf dieselbe Tiefe geschehen:

da sich dann unter dem Schnitte neue Knospen bilden. Aus densel­

ben schießen dann äußerst kräftige, lange Triebe oder „Schenkel" hervor. Doch auch von ihnen läßt man vorläufig dem Stämmchen

gewöhnlich nur zwei der schönsten und stärksten ; die übrigen schneidet man zu der Zeit des kurzen Saftstillstandes, der etwa vom 24. Juni bis zum 1. Juli dauert, sämmtlich

fort.

Im Herbste werden

auch die übrig gelassenen je nach ihrer Größe bis zu 8, 6 oder

4 Zoll verkürzt. Verschiebt man die Sache bis zum Frühjahre, so hat,

wenn man sie alsdann nicht recht zeitig vornimmt, gewöhnlich der Safttrieb schon begonnen. Dann geht aber theils in den abgeschnit­ tenen Zweigen, theils aus den Wunden, ein Bedeutendes an Saft tinbenutzt verloren.

Im dritten Sommer, zur Zeit des zweiten Safttriebes, wird es nöthig, an und zwischen krumme und schwächliche Stämmchen *) Wie bei aller Baum- und Gehölzjucht, so miisieu auch hier die Schnitte jederzeit schräg („rehsußähnlich") gesührt werden: und zwar so, daß der obere Theil der Schnittfläche da aushört, wo die nächste, oberste Knospe steht. Denn bloß in diesem Falle, nicht aber, wenn man über der letzten Knospe einen mehr oder weniger langen Stummel ohne Knospe stehen läßt, verheilt j„überwallt") sich die Wunde vollständig; besonders wenn man die, stets etwas rauhen Sägeschnitte mit dem Messer glatt schneidet. (S.Taf.I,Fig.1, wo dieß genau angedeutet ist) Jeder „augenlose" Stummel dagegen stirbt ab, so weit er über die nächste Knospe hinausreicht, und benachtbeiligt durch sein

Dürrwerden die Gesundheit der benachbarten Aeste. Darum muß man stets recht „knapp schneiden": so knapp wie möglich. Nichts kann un­ begründeter sein, als die von sehr Dielen gehegte Furcht, dem Gewächse da­ durch wehe zu thun. Zm Gegentheil: nur das verkehrte Mitleid schadet ihm.

52 Stöcke von 2—3 Fuß Länge hinzusteckcn, an welchen man die krumm wachsenden Schenkel gerade zieht und mit einer dünnen Weidenruthe („Wicde") festbindet. Oder man schlägt zu demselben Zwecke in der Entfernung von je 3 Fuß dünne, 3 Fuß lange Pfähle ein, an welche man in der Höhe von 8—12 Zoll über dem Boden und über einan­ der lange, glatte Hasel- oder Weidenruthen waagerecht befestigt. Im vierten Jahre beginnt das Verflechten der stärkeren Zweige mit einander, welches der Hecke Dauerhaftigkeit, Undurchdringlich­ keit und Schönheit giebt. Unmittelbar vorher werden an den Schen­ keln alle kleinere Seitenschößlinge auf 2, 3—4 Augen verkürzt; nur an den Haupttrieben unterbleibt dieß einsllveilen. Das Flechten geschieht, (wie es Fig. 7 andeutet,) in Winkeln von 36 Graden über'S Kreuz. Sobald der Arbeiter das oberste Kreuz entweder für sich befestigt, oder an die waagerechte Stange festgebunden hat, schnei­ det er die starken Schenkel 1 Fuß weit, die schwachen aber 6— 8 Zoll weit über dem letztjährigen Triebe weg: und zwar über einer Knospe, die gerade gegen die Zaunlinie stehen muß, also künftig zur Verlängerung des Schenkel» dienen wird. So lange, bis die Hecke zu der gewünschten Höhe gelangt ist, wird jedes Frühjahr die Flechtung weiter fortgesetzt, nachdem wie­ derum die Seitentriebe auf 3—4 Augen zurückgeschnitten morden sind. So nimmt der Zaun, der während der Jahre, wo das Flechten Statt fand, ungefähr wie Fig. 8 ausgesehen hat, immer mehr die bei Fig. 9 angegebene Gestalt an. In diesem Zustande muß er dann forterhalten werden und wird nun durch Beschneiden mit der Zaunscheere in gebührender Ordnung gehalten. Das Herstellen gewöhnlicher lebendiger Zäune, im Gegensatze zn einem Spalierzaune, kostet freilich sehr viel weniger Mühe; aber sie werden auch sehr viel weniger fest und schön. Die übrigen dornigen Sträucher werden sich kaum weniger dazu eignen; bloß der Bocksdorn möchte, als zu schwächlich und biegsam, hiervon auszunehmen sein: es wäre denn, daß er durch ein bleibendes festes Stangengerüst gestützt wird. Wer eine Stachelbeer-Hecke wünscht, nehme dazu nicht Sämlinge, sondern Absenker, Stecklinge und Wurzelschößlinge von einer Sorte mit aufrecht stehenden Zweigen. (Die mit hängenden

53 Besten sind für diesen Zweck zu biegsam, daher zu schwach.) Um viel

und gute Früchte zu liefern, muß die Hecke beim Auflockern des Bodens zuweilen gute Erde oder kurzen Dünger bekommen.

Hagbuchen-Hecken. Bei ihnen dürfen sich die eben gepflanzten Setzlinge, wenn der Zaun ein gewöhnlicher werden soll, nur 1 Fuß hoch über den Boden erheben. Will man einen Flechtzaun, so kann

man eine, den Spalierzäunen ähnliche so genannte Warendorfer

Hecke bilden,die ihren Namen von derjenigen Gegend Westphalens hat, in welcher sie vorzugsweise gebräuchlich ist.

Sie kann schmal

sein, braucht also nur wenig Raum, ist gleichwohl fest und dauerhaft, verursacht wenig Herstellungskosten und erlangt schon im dritten

Jahre eine gewisse Vollkommenheit. Man wählt zu ihr Stämmchen von der Stärke eines kleinen Fingers und läßt sie 2—2>/z Fuß lang. Man setzt ihrer daun je

2 und 2 in Ein Loch, die einzelnen Paare stets etwa 4 Zoll weit von einander, schlämmt sie, wenn das Pflanzen im Frühjahre erfolgt,

tüchtig ein, und versieht sie mit einer an Pfähle befestigten Latte. An diese wird, sobald sich der Boden gesetzt hat, jeder einzelne Setz­

ling mit einer Wiede angebunden. (Fig. 10.) Schon im zweiten Jahre

beginnt das Durchflechten der Hauptstämmchen, (Fig. 11,) und das Niederbinden der stärksten Triebe an daumsdicke Stangen (a, a), nm der jungen Hecke eine gerade Richtung zu geben. Die minder

kräftigen Triebe schneidet man iveg. Da, wo die Stämme ein Kreuz bilden, werden sie mit Weidenrüthchen zusammengebunden; und an

Gartenthoren, Pfählen ob. dergl., wo die Hecke endigt, werden Holz­

klammern (b, b,) eingebohrt, durch welche Man die Schößlinge hin­

durchzieht.

Im dritten Jahre wird das kreuzweise Verflechten der geeig­ netsten Triebe, so wie ihr Niederbiegen und Festbinden wiederholt. Das Ganze wird so jährlich 1—l’/a Fuß höher, bis es die Höhe

von 8, 9 oder wohl auch 10 Fuß erreicht hat.

Dann werden alle

noch hervorsprossende „Lohden" (Triebe) wcggeschnitten: indem von

da ab das regelmäßige Beschneiden mit der Zaunscheere eintritt.

Figur 11 stellt eine solche fertige Hecke dar: und zwar bei c, c so, wie sie int Winter, und bei d, d, wie sie im Sommer aussieht.

Eichen-Hecken lassen sich, je nachdem sie geflochten werden

54 oder nicht, in beliebige Form bringen und wetteifern mit jeder ähn­ lich gezogenen an.Festigkeit. In Ermangelung von Sämlingen kann man sich Pflanzen dazu

aus Eicheln schaffen, die man gleich in die Heckenlinie steckt.

Rüster-Hecken lassen sich gleichfalls durch AuSsäen des, zuvor eingequellten SaamenS an Ort und Stelle anlegen.

Da aber die

Pflänzchen oft viel zu dicht aufgehen, so verdünnt man sie durch

Herausziehen eines Theiles von ihnen.

In schräger Linie gitter­

mäßig über'S Kreuz gezogen, bilden sie vermöge ihrer ganz beson­ deren Schnellwüchsigkeit sehr bald einen dichten Zaun.

Ueber Hecken aus anderen glatten Laubholz-Gattungen ist

bereits früher daS Erforderliche beigebracht.

Maulbeer-Hecken. Man hat in Betreff ihrer zweierlei BerfahrungSweisen:

Nach der einen werden die, 1 Jahr alte» Setzlinge P/2 Fuß weit von einander gepflanzt. Man stutzt sie 4—5 Finger hoch über der Erde ab, läßt aber jedem zwei Triebe und an diesen stets die­ jenigen Seitenknospen, welche nach innen gerichtet stehen.

die nach außen stehen, bricht man ab.

Solche,

Demzufolge wird, wenn das

Pflanzen im Frühjahre geschehen ist, jedes Stämmchen im Herbste

zn'ei starke Aeste zeigen. Im nächsten Frühlinge schneidet man dann bei allen den einen dieser Zweige 1 Fuß hoch über dem Boden ab: und zwar bei allen

auf der nämlichen Seite. kürzt.

Der entsprechende andere bleibt unver­

Hierauf biegt man überall diese ungestutzten Zweige nach

den eingestutzten hin und befestigt sie mit Weidenbändern an sie.

Im dritten Jahre werden die so hinübergebogenen Aeste zahl­ reiche Schößlinge machen, denen man, um die Hecke zu verdichten,

durch Biegen eine Richtung geben muß, welche der Längsrichtung der Hecke entspricht.

Bereits zu Anfänge desselben Jahres beschnei­

det man diese auf beiden Seiten P/2—2 Fuß über der Erde.

Sollte sie vielleicht nicht allenthalben gehörig schließen, weil hin und wieder ein Setzling eingegangen ist: so hilft man dem Uebel­

stande durch einen Senker ab.

Nämlich: man zieht von einem der

benachbarten Stämmchen einen kräftigen Zweig in die Lücke herüber,

und legt ihn so in die Erde, daß er mit der Spitze hervorragt.

In

55 dieser Lage durch einen kleinen, eingestochenen Haken festgehalten,

schlägt er Wurzeln; besonders, wenn man an der tiefsten Stelle

seiner Biegung einen Spalt einschneidet.

So ist das zu Grunde

gegangene Stämmchen ersetzt. *) Neuerlich wird folgendes einfachere Verfahren empfohlen: Man nimmt, je nach Maaßgabe ihres bisherigen Wachsthumes,

ein- oder zweijährige Pflanzen; denn auch schon die ersteren sind jedenfalls verpflanzbar, sobald sie bis zu 5 oder 6 Augen vom Boden

aufwärts gut „reifes Holz" besitzen.

Den schwächeren läßt man 2,

den stärkeren 3 Augen und setzt sie, 1 Fuß weit von einander, in die, l'/z Fuß tiefe und eben so breite Heckenfurche.

Für schwächere

wählt man vielleicht besser einen Zwischenraum von bloß 9 Zollen. Hiernach läßt man sie dergestalt wachsen, daß man bloß die auf­

wärts treibenden Zweige jedesmal im Frühjahre beschneidet.

Und

zwar stutzt man die schwächeren am weitesten, die stärkeren dagegen

am wenigsten ein, um sie zu nöthigen, sich mehr nach den Seiten hin auszubreiten.

Denn es liegt in der Natur dieses Gehölzes als

Baumart, daß es danach strebt, immer wieder hochstämmig zu

wachsen.

Deßwegen muß man es durch Einkürzen der obersten

Spitzen hieran zu hindern suchen.

Die angemessenste und für die

Benutzung des Laubes bequemste Höhe einer solchen Hecke ist die von 6 Fuß, bei einer Breite von l*/8—2 Fuß. Um die Triebkraft ihrer Stämmchen nicht zu schwächen und

ihre Verästelung nicht zu beeinträchtigen, ist es räthlich, sie wenig­

stens nicht während der zwei ersten Jahre nach dem Pflanzen auch

schon des Laubes zu berauben. — In Frankreich pflegt man die Maulbeerhägen alle drei Jahre nahe über der Erde wegzuschneiden. Man erntet also da immer nur Laub von jungem Holze:

Weiden-Hecken. Es werden hierzu je nach Umständen mehrere Arten der Gattung verwendet, da manche von ihnen zu verschiedenen

•) Nebenher möge hier noch bemerkt sein,

daß Maulbeerpflanzlinge

überhaupt sehr leicht durch Absenker, und mit gehöriger Sorgfalt anch als Stecklinge, gezogen werden können. Za bei manchen vorzüglichen Sorten, z. B. dem chinesischen Lou, kann es nur aus diese Weise geschehen: da sie bei der

Anzucht aus Saamen, (der überdieß von ihnen sehr selten zu haben ist,) häufig ausarten und sich dann verschlechtern.

56

Zwecken gleich nutzbar sind.

Der Vorzug aber gebührt in dieser

Beziehung der Band-oder Korbweide, (Salix vimmalis,) und, was die Schönheit betrifft, der Gold- oder Dotterweide, (S. vitellina.) Nur die Bruch- oder Knackweide (S. fragilis) ist wegen

der Sprödigkeit ihres leicht-brüchigen Holze« zu Flechtwerk nicht zu

gebrauchen.

Eine Heckenanlage au« Weiden kann auf zweierlei

Weise geschehen.

Die langwierigere von beiden, obgleich immer noch schnell för­

dernd, ist: man macht Schnittlinge von 4—5 Zoll Länge, die

3 Zoll tief in die Heckenrinne gelegt werden.

Oder, man benutzt

die außerordentliche Leichttgkeit, mit welcher bei fast allen Arten dieser Gattung auch lange und starke Zweig- oder Aststücke sofort

Wurzeln schlagen, um gleich einen ganzen Zaun von Spalierform zu

pflanzen. Man nimmt daher daumenstarke oder noch dickere Zweige von mindestens 3—4 Fuß Länge, steckt sie kreuzweise 4—5 Zoll tief in

die Heckenrinne, und bindet sie an den Kreuzungsstellen zusammen. Auch kann man von den Lohden, welche sie nun bald senkrecht in di«

Höhe treiben, die längsten seitwärts einflechten.

Ein solcher Zaun

wird in kürzerer Zeit, als jeder andere, undurchdringlich, besonders

wenn die Setzlinge nur beiläufig 8 Zoll weit von einander stehen.

Unmittelbar nach dem Einstecken müssen sie stark angegossen werden;

und auf trockenem Boden ist es gut, ihnen diese Wohlthat auch noch späterhin einigemal angedeihen zu lassen.

In manchen Gegenden

pflegt man sie vor dem Stecken einige Tage mit dem unteren Theile in'S Wasser zu legen, damit sie sich vollsaugen.

Aus Korbweiden gemacht, werden solche Hecken auch sehr ein­

träglich.

ES giebt Landstriche, wo eine Strecke von 100 Fuß (ober

50 Schritt) Länge jährlich für nicht weniger als 5 Thaler Korb­

macherruthen liefert. Mchten-Hecken. Die in Pflanzschulen gezogenen Stämmchen sind gewöhnlich im dritten Jahre »ersetzbar und wachsen, mit einem genügenden Erdbällen herausgehoben, leicht an.

sie eS ohne denselben um so seltener.

Dagegen thun

Man pflanzt je nach der

Breite, welche die Hecke einnehmen soll, eine oder zwei Reihen von ihnen.

Haben sie 4—5 Fnß Höhe erreicht, so verstutzt man

ihnen den Wipfel und die Seitenäste, und wiederholt dieß von

57

da ab regelmäßig Jahr für Jahr.

Auf diese Weise erhält man

in kurzer Zeit eine schöne, dichte Heckenwand, die zugleich, besonders im Winter, einen vortrefflichen Zufluchtsort für mancherlei nützliche Thiere abgiebt.

Kieferzäune. Bei sonst vorsichtiger Behandlung wachsen ver­ setzte junge Kiefern meist auch schon ohne Ballen, sicherer aber doch stets mit demselben. Man setzt von ihnen, weil sie ein weniger dich­ tes Astwerk machen, stets zwei Reihen in den vorher gut rigolten,

4—5 Fuß breiten Hecken streifen, je l—l Va Fuß weit von einander. Sind sie recht kräftig, so kann bereits im zweiten Jahre nachher, oder jedenfalls im dritten, das Beschneiden ihrer Wipfel und Seiten­

äste beginnen.

ES wird von Manchen jedes Frühjahr, spätestens

im April, wiederholt. Andere thun eS weniger oft.

Wachholderzäune sind aus älteren Pflanzen, wie man sie häufig im Freien haben kann, schwer herzustellen: da solche nach dem Versetzen allzu leicht absterben. Auch gehen neu hinzugebrachte

zwischen den bereits herangewachsenen schwer an.

Wenn man also

keine junge haben kann, so dürfte eS wohl am besten sein, lieber

gleich Beeren in die Heckenreihe zu säen, und hinter dieser einen Schutzzaun aus Latten („Schleeten") aufzustellen.

Dritter Hauptabschnitt. 8. 9.

Anlage und Pflege der Wallhecken. Der erste Schritt zur Einrichtung derselben ist das Auswerfen der Gräben, welche sie umgeben sollen, und das Aufführen der Wälle selbst, wenn dieß Erdwäüe sind. Die passendste Jahreszeit

hierzu sind Herbst und Frühjahr. Denn im Sommer ist das Erdreich meistens zu trocken, so daß die zum Belegen dienende Grasnarbe ver­

dorrt; im Winter dagegen enthält der Boden, wenn er nicht gefro­ ren ist, zu viel Feuchtigkeit: so daß er, wie man es zu nennen pflegt

nicht „steht".

Dieser Fall kommt sogar nicht selten bereits im

57

da ab regelmäßig Jahr für Jahr.

Auf diese Weise erhält man

in kurzer Zeit eine schöne, dichte Heckenwand, die zugleich, besonders im Winter, einen vortrefflichen Zufluchtsort für mancherlei nützliche Thiere abgiebt.

Kieferzäune. Bei sonst vorsichtiger Behandlung wachsen ver­ setzte junge Kiefern meist auch schon ohne Ballen, sicherer aber doch stets mit demselben. Man setzt von ihnen, weil sie ein weniger dich­ tes Astwerk machen, stets zwei Reihen in den vorher gut rigolten,

4—5 Fuß breiten Hecken streifen, je l—l Va Fuß weit von einander. Sind sie recht kräftig, so kann bereits im zweiten Jahre nachher, oder jedenfalls im dritten, das Beschneiden ihrer Wipfel und Seiten­

äste beginnen.

ES wird von Manchen jedes Frühjahr, spätestens

im April, wiederholt. Andere thun eS weniger oft.

Wachholderzäune sind aus älteren Pflanzen, wie man sie häufig im Freien haben kann, schwer herzustellen: da solche nach dem Versetzen allzu leicht absterben. Auch gehen neu hinzugebrachte

zwischen den bereits herangewachsenen schwer an.

Wenn man also

keine junge haben kann, so dürfte eS wohl am besten sein, lieber

gleich Beeren in die Heckenreihe zu säen, und hinter dieser einen Schutzzaun aus Latten („Schleeten") aufzustellen.

Dritter Hauptabschnitt. 8. 9.

Anlage und Pflege der Wallhecken. Der erste Schritt zur Einrichtung derselben ist das Auswerfen der Gräben, welche sie umgeben sollen, und das Aufführen der Wälle selbst, wenn dieß Erdwäüe sind. Die passendste Jahreszeit

hierzu sind Herbst und Frühjahr. Denn im Sommer ist das Erdreich meistens zu trocken, so daß die zum Belegen dienende Grasnarbe ver­

dorrt; im Winter dagegen enthält der Boden, wenn er nicht gefro­ ren ist, zu viel Feuchtigkeit: so daß er, wie man es zu nennen pflegt

nicht „steht".

Dieser Fall kommt sogar nicht selten bereits im

58 Herbste vor.

Dann stürzt im Winter oft das wieder ein, was man

im Herbste gegraben hat: weil die Erde sich noch nicht hinreichend gesetzt hat und noch nicht durch die Graswurzeln verbunden ist. Im

Ganzen möchte daher auch der Frühling dem Herbste vorzuziehen sein: weil der Rasen dann am leichtesten zusammenwächst. In Gegenden, wo das Ackerland abwechselnd zum Frucht- und

Grasbaue dient, wählt man zum Einrichten solcher Heckengräben und Wälle am zweckmäßigsten das letzte Grasungsjahr.

Denn ein

bereits älterer, dichter und mithin fester gewordener Rasen giebt natürlich eine haltbarere Wandbekleidung, als der, noch mehr locker

gebliebene jüngere. In Betreff der zu wählenden Richtung und Lage nach den

Weltgegenden sind bei Wallhecken dieselben Rücksichten zu nehmen, wie bei den Flächenhecken.

Der Umfang, welchen die einzufriedigenden Abtheilungen („Schläge") erhalten sollen, hängt auch hier, ebenso wie dort, von

dem Umfange des gesammten Grundbesitzthumes, von seiner Boden­

beschaffenheit und von der beabsichtigten Benutzungsweise ab.

So

bedürfen z. B. feuchte Ländereien einer freieren Lage, als trockene.

Für jene eignen sich mithin größere Schläge besser, als kleine. Um­ gekehrt, sind letztere für trockenen Boden häufig um so vortheilhafter, je geringeren Umfang sie haben.*)

Bei Feldstücken, die hauptsäch­

lich zum GraSanbaue dienen sollen, werden die Abtheilungen am

passendsten bloß halb so groß gemacht, wie bei solchen, die mehr zum

Getreidebaue verwendet werden.

Die Breite und Höhe der Wälle bedingt sich gleichfalls theils danach, wie die einzufriedigenden Felder benutzt werden sollen, theils nach der Holzart der Häge, dem Klima und Boden.

Im Lande der sonst geeignetsten landwirthschaftlichen Vor­ bilder für unS, in England, stehen die Weißdornhecken, wenn sie

Wallhecken sind, gewöhnlich auf einer niedrigen Erhöhung von bloß einigen Fuß Breite.

So nehmen sie freilich nur wenig Raum ein,

*) In England, dessen Klima freilich ein sehr gleichmäßiges (ohne große Hitze und verderbliche Trockenheit, so wie ohne strenge Kälte) ist, zahlen die Pächter dem Grundherrn gern einen desto höheren Zins, je kleiner die ein­ zelnen, durch Hecken abgetheilten „Schläge" sind.

59 halten jedoch auch Sonne und Wind sehr wenig ab.

Dabei erfor­

dern sie, abgesehen von den höheren Anlagekosten, ähnlich günstige

klimatische Bedingungen, wie jenes milde Jnselland sie darbietet. Der Ableitung des Wassers möchten sie oft nicht genug Vorschub

leisten; und Holz liefern sie fast gar nicht. Da, wo Viehzucht und namentlich Weidewirthschaft vorwalten,

sind höhere und breitere Hägen passender. Knicke so wie überhaupt stark wurzelnde und kräftig treibende Holzarten, finden in zu schmalen niedrigen Wällen zu wenig Raum, Nahrung und Feuchtigkeit.

Sie

haben daher kein rasches, kräftiges Wachsthum und würden bei uns in solchen, zu wenig umfänglichen Aufwürfen den Einwirkungen der

Trockenheit, so wie des Frostes, in bedenklichem Maaße ausgesetzt fein.

In England hat man Beide- nicht zu befürchten. Uebrigens

reicht natürlich auf mehr thonigen Bodenarten stets eine geringere

Höhe und Breite der Wälle hin, als anf sandigeren. Angenommen, eS könnte auf de» ersteren bei einer Höhe der Dämme von 3 und bei einer Breite von 4 Fuß sein Bewenden haben: so wird auf leich­

terem Boden das Doppelte von Beidem angemessen sein. Uebrigens hängt auch die Gestalt der Wälle mit von der Beschaffenheit deS Bodens, von der Richtung nach den Weltgegende» und von der Bepflanzungsweise ab.

Erdwälle aus sandigem Erd­

reiche werden eine schrägere „Böschung" erhalten, d. h. sanfter „absallen" müssen, als die aus lehmigem Boden.

Auf trockenem und

da, wo der Wall eine Richtung von Abend nach Morgen hat, giebt man demselben auch wohl eine» mäßigen „Absatz" und pflanzt die

Heckenbäumchen auf diesen.

(Bergl. Taf. II, Fig. 13.)

So ver­

schafft man der Anlage Schutz gegen die brennenden Sonnen­ strahlen.

Die Tiefe und Breite der Gräben richtet sich wesentlich nach dem Umfange der Wälle, nach der Menge des abzuleitenden

Wassers und nach dem vorhandenen, stärkeren oder schwächeren Ge­ fälle.

Ebenso hängt auch die Entfernung der Gräben von den

Wällen mit der Höhe und Breite dieser, mit dem Grade ihrer Ab­ dachung und tvieberum zugleich mit der Beschaffenheit des Bodens

zusammen. Zur Herstellung der Wälle gehört zuvörderst und für

60 gewöhnlich die Sorge für das Herbeischaffen der erforderlichen Menge fester Rasenstücke oder „Plaggen".

Bloß auf thonigerem oder

lehmigem Boden kann man dieselben allenfalls dadurch entbehrlich machen, daß man die Wandungen oder Gräben und Wälle selbst

alsbald mit GraSsaamen besät.

Eine sorgsame Borcultur des

Heckenstreifens trägt auch bedeutend zu dem Gedeihen der WallAnlage bei, namentlich, wenn eS sich um das Herstellen englischer

Wallzäune handelt.

Freilich geht in diesem Falle der, sonst auf der

Heckenlinie wachsende Rasen für den Wallbau verloren. In England widmet man dieser Vorbereitung deS Bodens zu

Wallhecken eine gleiche Aufmerksamkeit, wie der zu Flächenhecken. Nämlich man unterwirft den hierzu bestimmten Landstreifen den

Sommer vorher einer völligen Brachbearbeitung und giebt ihm dabei

eine starke Düngung. Bei uns wird man in vielen Fällen theils wegen deS Bedarfs von Rasenplaggen, theils weil man die Wälle breiter und höher wird bauen müssen, eS vorziehen, die Hrckmboden so lange ruhig liegen zu lassen, bis man zum Anlegen der Wälle selbst schreiten will.

Nachdem ihre Höhe und Breite, so wie die Tiefe und Breite

der Gräben bestimmt worden ist, steckt man die Linie zu ihnen durch

kleine weiße Stäbe ab, die natürlich überall nicht weiter von einander

abstehen dürfen, als daß die Schnur, nach welcher gegraben wird, von einem zum anderen reicht. Dann wird zuerst die mittlere Fläche,

auf welcher der Damm aufgeführt werden soll, abgestochen.

Hier-

nächst bringt man an beiden Seiten von 10 zu 10 Fuß diejenigen Modellbretter an, welche in Betreff des „Abschrägens" der Böschung

den Arbeitern als Muster dienen sollen.

Dieselben müssen nach

außen vollkommen geradlinig und an feststehenden Pfählen befestigt

sein. Unten brauchen sie nur bis auf beiläufig 3 Zoll vom Graben­ ufer hinabzureichen, weil diese Ecke der Gräben doch gewöhnlich mit

der Zeit verwittert. Der Wall selbst darf auch da, wo das Erdreich fest ist, nicht

zu steil aufgesetzt werden: also nicht so, daß er nur.wenig von der

senkrechten Linke abwiche.

Sonst erhält sich keine Feuchtigkeit in

oder an ihm; und der Rasen seiner Wandungen vertrocknet.

Ist er

dagegen zu schräg, so wächst freilich das Gras an seinen Wänden um

61 so besser; aber desto leichter klettert auch das Bieh über ihn hinweg; und zugleich wird er dann oben zu schmal.

Im Allgemeinen wird

eine Böschung des DammeS von etwa 70 Grad die angemessenste

sein, und die des GrabenuferS ebenso, oder lieber nur 60 Grad. Der an den Stellen selbst vorhandene Rasen wird zuerst von

der Walllinie, dann auf der Grabenlinie in Stücken von 1 Fuß in's

Gevierte abgeschält, und zwar so tief oder dick, daß die einzelnen

„Plaggen" einen hinreichend festen Zusammenhang behalten. Dabei ist es gut, sie an zwei Seiten ein wenig schräg abzustechen, da sie

dann sich fester an einander legen lassen.

Zwischen dem Erdwalle

und den Grabenkanten läßt mau einen mehrere Zoll breiten Rasen­

streifen stehen, um durch ihn dem Fuße des Dammes einen festen Halt zu geben und zu bewirken, daß er die aufzusetzenden Rasen­

plaggen sicher trägt.

Denn wenn er wiche oder „nachgäbe", so

würden letztere entweder herunterfallen, also der ganze Wandbau

einstürzen; oder sie würden sich wenigstens „verziehen" und so die Wand stellenweise entblößen, oder sie ungleich machen.

Auf Moor-

und Sandboden steht dieß natürlich am meisten zu befürchten. Hier thut man daher wohl, eine 6 Zoll breite dergleichen Rasenkante

stehen zu lassen. Bon der aus den Gräben entnommenen Erde, welche nun zur

Herstellung des Dammes verwendet wird, schaufelt man die oberste

Schicht, als die fruchtbarste, einstweilen bei Seite, um sie für den obersten Theil des Dammes, welcher die Heckenbäumchen aufnehmen

soll, aufzubewahren.

Auch streut und drückt oder stampft man

Etwas von ihr hinter die Rasenstücke, mit welchen man die Wände

bekleidet, und welche man an diesen, mit der beraseten Seite nach außen, fest und wechselsweise an einander legt: so, daß oben stets ein

Stück mitten über die Ritze kommt, wo die zwei nächsten Stücke

darunter mit ihren Rändern an einander stehen. (Ganz ähnlich, wie der Maurer es bei einer Ziegelwand thut.) Während dessen wird der

aufzuführende Damm selbst fortwährend zusammengetreten, damit

er sich späterhin um so weniger senkt.

Denn je mehr er dieß thäte,

nm so eher würde er die, schon von Anfang her dicht gewesenen

Plaggen in Unordnung bringen: da bei ihnen keine weitere Ver­ kürzung eintritt.

Ist der Grund und Boden sehr schlecht, und

62 kommt es dem Besitzer auf eine Mehrausgabe nicht an: so wird es

von großem Vortheile sein, gute Erde herbeizuschaffen, um deu Wall mit ihr auszufüllen, oder Mergel, um die vorhandene schlechte zu

verbessern.

Hat der Damm die gewünschte Höhe erreicht, so läßt

man ihn mitten etwa- tiefer, als an den Rändern, um das zu rasche Wiederablanfen deS Regens zu verhindern.

Auch bekleidet man ihn

längs der Kanten hin mit einer Reihe so genannter „Legesoden": nämlich

mit Rasenstücken, deren bewachsene Seite nach unten gekehrt wird.

In Landstrichen, wo Koppelwirthschaft besteht, und wo daher auf dem Weidelande Rasen in Menge vorhanden ist, setzt man der­

gleichen Wälle mich wohl durch und durch aus Rasenstücken zusammen.

DaS ist zwar sehr mühsam; gewiß aber fällt ein solcher Bau niemals wieder ein, wenn man folgende Maßregeln beobachtet: Die Platten

werden erst IV2 Fuß über die Grabenkante abgeschätt.

Weiter

unten muß das Abplaggen unterbleiben, weil sonst der Fuß des

Walles nicht die nothwendige Festigkeit behalten würde.

Auch darf

daS Abschälen weiter oben nur in dünnen Lagen geschehen; und die

Platten werden mit der bewachsenen Seite nach unten gelegt, so daß

eine, der Größe nach passende, gerade Kante nach außen kömmt.

Hierauf wird die so entstandene Wand oben geebnet und die folgende Schicht „wechselsweise" ebenso darauf gelegt.

Im Gebirge und sonst in Gegenden, welche reich an Feldsteinen

sind, oder wo inan schlechte Bruchsteine billig haben sann, um diese namentlich zu dem unteren Theile zu verwenden, kann man sich durch

Aufsetzen von Steiuwällen eine sehr dauerhafte und feste Einfrie­ digung bilden, die wenig oder gar keiner Ausbesserung bedarf. Man

braucht einer solchen auch keine Gräben beizugeben; oder sie dürfen

bloß ganz flach sein und müssen wenigstens 1 Fuß weit von dem Walle abstehen. Sonst würde letzterer mit der Zeit einsinken.

Seine

Wände führt man entweder senkrecht, oder fast senkrecht auf: so daß

sie nur ganz wenig schräg abfallen. Diese Steinwälle können einfache oder doppelte fein. Erstere

dienen bloß als Aushilfe bei solchen, an Abhängen hin laufenden

Erdwällen, deren untere Wand überhaupt oder theilweise nicht stehen

will, oder an manchen Stellen vorzugsweise häufig durch Vieh be­ schädigt wird.

63 Als doppelte kann man diejenigen bezeichnen, bei welchen

beide Wände auS dergleichen auf einander gelegten Steinen errichtet sind. Die größten von diesen verwendet man zu dem unteren Theile

des Ganzen, um demselben eine desto festere Grundlage zu geben; auch hämmert oder stößt man zu diesem Behufe kleinere darunter

und dazwischen hinein. Ferner legt man die größeren stets über die

Fugen der zunächst unter ihnen befindlichen Schicht. Engere Ritzen füllt man auch wohl durch Hineinstopfen kleiner flacher Steine und

Moosbüschel zu. Der gesammte Raum zwischen den Steinwänden wird voll Erde geschüttet, der man unten, wenn der Wall mehrere Fuß hoch ist, einen Theil Bauschutt beimengen kann, besonders wenn

derselbe alten Lehm enthält. Größere Arten von Gehölz gedeihen auf solchen Steinwällen meistens nur dann gut, wenn diese von an­

sehnlicher Breite sind. Kleinere, namentlich dornige und verschiedene beerentragende, wachsen viel besser; und vor allen zeichne» sich da

Himbeersträucher durch eine sonst ungewöhnliche Ueppigkeit aus.

Sie geben in der Nähe von Städten einen gar nicht unbedeutenden

Ertrag.*)

§. 10. Siele.

Gatterthore.

Fahrthore.

Wo das von den Feldern ablaufende Wasser seinen Weg durch

einen Wall nehmen soll, da genügt hierzu eine in diesem gelassene Oeffnung nicht; sondern eö müssen hölzerne, oder, wenn eS sein kann, steinerne Siele, in manchen Gegenden „Sturzrinnen" genannt,

eingelegt werden.

Die Unannehmlichkeit, auf eingezäunten Feldern hin und wie­ der Fußsteige dulden zu müssen, kann man sich theils durch gerad­

linige Richtung der Heckdn, theils durch das Anbringen zweckmä­ ßiger Gatterthore minder verdrießlich machen. Man bediene sich hierzu einer Vorrichtung, wie die auf Taf. II als Figur 14 darge*) So pflegte z. B. ein kleiner, vor einigen Jabren verstorbener Grund­ besitzer in der Nahe von Berlin, welcher an dem Bretterzäune auf drei Seiten seine«, 4 Morgen enthaltenden Garten« eine Reihe von Himbeersträuchern ge­ pflanzt hatte, jeden Sommer wenigsten« 80 Thaler und mehr au« dem Ver­ kaufe der Beeren zu lösen.

64 stellte. Hier ist Jeder, welcher hindurch will, gezwungen, bei a hinein­

zugehen und sich bei b in die Ecke zu stellen, wo er nun die beweg­

liche Thür hinter sich zurückschieben muß, um bei c hinausgelangen zu können. Die Thür bleibt also nie offen. Denn auch wenn der

Durchgehende eS vergißt, sie hinter sich heranzuziehen und einzu­ klinken: so kann dennoch kein Thier heraus, weil sie bei seinem Herandringen sich auf die Eingangspfoste (rechts von a) feststützt. Zugleich ist eS rathsam, hinter den Stützen oder Pfosten dieser, wie anderer Thore den Wall, oder bei Flächen-Hecke die Erde, mit

großen flachen Steinen zu belegen, um so den zwischen dieselben ein­

gegrabenen Pfosten einen festeren Stand zu geben. Zu Trist-und Fahrthoren, um das ausgetriebene Vieh

und Wagen jeder Art hindurchzulassen, eignen sich am besten die so

genannten Schwingthore, welche sich unten zwischen den Pfosten

in einer am Boden befindlichen „Pfanne" herumdrehen: während sie oben sich in einer Hespe (Haspe) oder in einem Ringe bewegen. 8- H. Bepflanzung der Wälle.

Der Regel nach wird es das Geeignetste sein, die Wälle bald

nach ihrer Anfertigung zu bepflanzen. Indeß können Umstände, wie vor Allem die erforderlichen Rücksichten auf Bodenbeschaffen­

heit und Jahreszeit, auch hier Ausnahmen bedingen.

Von solchen Holzarten, die bei ihrem Höherwerden unten wenig Zweige behalten, so daß leicht Lücken entstehen, setzt man auf einen

Wall von mindestens 4 Fuß oberer Breite zwei, einander gleichlau­

fende (Parallel-) Reihen. Sonst wird meistens Eine Reihe genügen. Jene zweireihigen pflegt man Doppelhecken zu nennen. In

England läßt man die beidm Reihen öfters 2—3 Fuß weit von ein­ ander abstehen. Hierbei darf jedoch jede Reihe für sich nur halb so

viel Raum einnehmen, wie ihn bei einfachen Hecken die einzelne Reihe innehat.

Zum Behufe der Holzbenutzung treibt man dann

jedesmal nur Eine Reihe ab und thut erst dann ein Gleiches mit der

zweiten, wenn die erste wieder so weit herangewachsen ist, daß nun sie auf's Reue den wünschenSwerthen Schutz gewährt.

Bon dem Verfahren, die Heckenpflanzen auf einen schmalen

65

Absatz des Walles zu setzen, ist bereits früher gesprochen worden.

Manche englische Landwirthe bringen dieselben an der Seite des Dammes an, der ihnen dann zum Schutze dient.

In den Haidegegenden von Holstein und Hannover, wo man zu den Hecken gewöhnlich drei- bis vierjährige Birkenpflanzen benutzt, legt man dieselben gleich beim Erbauen der Wälle mit den Wurzeln

zwischen eine Schicht Haideerde auf der einen Seite des Dammes. Hierdurch kommen sie zwar in eine waagerechte Lage, wachsen aber

schon im 2. Jahre wieder senkrecht aufwärts.

Um die Hecke dichter

zu machen, biegt man späterhin einzelne der längsten Triebe um und

bindet sie fest, oder flechtet sie zusammen. Eine Anlage dieser Art findet sich auf Taf. II durch Fig. 16 versinnlicht.*) Dagegen stellt Fig. 15 eine gewöhnliche Wallhecke mit zwei Gräben dar, bei welcher der

Abhang des Dammes eine Reihe struppiger Dorngewächse trägt. Diese schrecken das Vieh gleich von dem ersten Versuche, sich einen

Weg an der Hecke entlang zu bahnen, wieder zurück.

Auf leichtem Boden soll es zweckmäßig sein, die Hecke zuerst zu pflanzen und erst nachher den Wall aufzuführen. In diesem Falle setzt man die Pflänzlinge, wenn sie die, zu diesem Behufe nöthige bedeutendere Länge haben, in eine mit dem Pfluge gezogene Furche

und führt nun den Damm zu solcher Höhe auf, daß mitten auf dem­

selben der obere Theil der Pflanzen herauSragt. Dann stutzt man sie, wie gewöhnlich, nahe über dem Boden ein. Diese ganze Ber-

fahrungSweise scheint aber doch in den meisten Fällen ihr sehr Be­

denkliches zu haben. Allerdings werden so tief eingesenkte Pflanzen nicht leicht von Trockenheit leiden; dieß allein reicht jedoch nicht hin um zu bewirken, daß sie auch gut wachsen. Mele wenigstens dürften ein so weit gehendes Verschütten ihrer Wurzeln, von welchen die obersten (die so genannten „Thauwurzeln") an die nähere Berührung

mit der Luft gewöhnt sind, nur schlecht vertragen. Bei solchen Arten hingegen, die alSdann leicht weiter oberhalb neue Wurzeln treiben, wird eine Besorgniß dieser Art wegfallen.

Da möchte eine derglei­

chen Pflanzweise nicht bloß wohlangebracht, sondern in der That sehr vortheilhaft sein.

*) Die schrägen Vierecke unter und über dem eingelegten Pflanzlinge deuten zugleich die aufgelegten Rasenplatten der Wallseiten an.

66 ß. 12.

Pflege und weitere Behandlung der WaÜheckm. Auch sie bedürfen zu ihrem Gedeihen einiger Pflege. ES gehört dazu hier ebenso, wie anderswo: daß man die noch junge Hecke von Unkraut rein zu halten suche, durch Behacken die Erde auflockere,

fruchtbare neue aufstreue, die ausgegangenen Pflanzen ersetze, u. s. w.

WaS das Beschneiden betrifft, so darf eS bei den eigentlichen Wallzäunen anfänglich nur mäßig geschehen und muß sich auf daS Berkürzen derjenigen Zweige beschränken, welche gar zu lang

hervorschießen.

DaS allgemeine Beschneiden hat erst dann einzu­

treten, wenn die Hecke bereits mehrere Fuß hoch geworden ist, muß aber dann regelmäßig jedes Jahr geschehen. DaS zeitweise Abhauen der Koppelhecken wird am besten in

solchen Jahren vorgenommen, wo das von ihnen eingeschlossene

Grundstück mit Feldfrüchten bebaut ist.

Denn während dieser Zeit

bedarf eS keiner Wehr gegen das Durchbrechen des BieheS; dagegen thut die offnere Lage, welche es den atmosphärischen Einflüssen zu­

gänglicher macht, ihm dann meistens wohl.

Mit dem Abtreiben des

Holzes vereinigt man das Wiederherstellen der etwa schadhaft gewor­

denen Wälle und daS Ausräumen der Gräben, so wie das Nach­ pflanzen von Gehölz. In Schlagwirthschaften erfolgt dieser Abtrieb

nach 8—12 Jahren. DaS Nachpflanzen muß man übrigen-hier, wie bei allen Hecken, durch eine recht sorgfältige Pflege derselben während der ersten Jahre

entbehrlich zu machen suchen: weil man späterhin durch Nachbessern doch nur selten einen glücklichen Erfolg erzielt.

Den», auch wenn

man den Boden an den lückenhaft gewordenen Stellen zuvor sorg­ fältig auflockert und ihn da, wohin ein solcher Nachpflänzling zu

stehen gekommen ist, zum Behufe einer leichteren Aufnahme der Feuch­

tigkeit vertieft, und wenn man dem Lichte und der Luft freieren Zu­ gang verschafft: so will es dennoch häufig nicht gelingen, solche Spät­

linge fortzubringen.

Darum suche man eine so mißliche Nachhilfe

lieber durch gute Pflege der noch jungen Hecke unnöthig zu machen.

Am sichersten dürfte folgendes Verfahren, die Lücken ohne Nach­ pflanzung auszuMen, seinen Zweck erreichen:

67 Man haut oder sägt etwa den dritten Theil der Heckenstämm­ chen 6 Zoll hoch über der Erde weg; ein zweites Drittheil dagegen

sägt oder schneidet man in derjenigen Höhe ab, welche die Hecke selbst

erreichen oder behalten soll.

(Also gewöhnlich bei 4 oder 5 Fuß.)

Die noch übrigen Bäumchen läßt man unverkürzt, biegt sie jedoch in gleicher Höhe um und bindet sie an die hoch abgesägten fest: wie

Figur 17 es zeigt.

Die Stöcke der niedrig abgehauenen treiben in

Folge dessen eine Menge von Schößlingen, welche die Hecke unten

verdichten; die höher gelassenen aber geben derselben, int Vereine mit den umgebogenen, eine sehr bald undurchdringliche Festigkeit. Sollten einzelne Lücken sehr weit offen stehen, so kann man zu deren

Füllung auch hier noch da- Absenker-Machen zu Hilfe nehmen. Man biegt alsdann von zwei Seiten her einen oder zwei der längsten Triebe

von den ganz kurz abgesägten Stöcken herüber nach der Lücke, bricht ihnen die Mehrzahl der Knospen bis gegen die Spitze hin aus, und

verfährt mit letzterer so, wie eS die Bemerkungen über Stecklings­ zucht angegeben haben.

Mit den so gezogenen Senkern kann, wenn

es nöthig erscheint, späterhin wieder ebenso verfahren werden, wie zuerst mit den ganz kurz abgesägten älteren Stämmchen. §. 13.

Feldhecken. Englische Weißdomzänne. Zu ersteren sind alle Holzarten geeignet, welche das Beschneiden mit der Scheere gut vertragen.

Darum paßt für guten Boden vor­

zugsweise der Weißdorn. In England stehen die Hägen von ihm gemeiniglich auf nie­

drigen Erdaufwürfen von 3 Fuß Breite.

Diese werden auf sehr

einfache Weise dadurch hergestellt, daß man zwei, 1 Fuß breite, ein­ ander gleichlaufende (parallele) Gräben zieht und die aus denselben

genommene Erde mitten zusammenschaufelt.

Dann wird längs des

so entstandenen Aufwurfes eine gerade Linie zu einem schmalen und

bloß 10 Zoll tiefen Graben abgesteckt, in welchen die Pflanzen, je 5 Zoll weit von einander, zu stehen kommen.

Haben manche von

ihnen zu lange einzelne Wurzeln, so schneidet man diese kürzer, wirft aber die abgeschnittenen Stücke nicht fort, sondern legt sie alle sorg­ fältig zwischen die Setzlinge in die Pflanzfurche mit ein.

5*

Denn

68 viele darunter schlagen dann Wurzeln und machen Schößlinge, die

nun wesentlich zur Verdichtung der Hecke an deren Grunde beitragen. sEin vornehmer, als Landwirth berühmter Engländer, Lord

KameS, hat sogar eine besondere, hierauf begründete Vermehrungs­ weise eingeführt.

Er ließ nämlich in seinen Baumschulen die Wur­

zeln alter Weißdornsträucher in Stücken von 6 Zoll Länge so auf

Beete pflanzen, daß nur ihre Spitzen V2 Zoll weit herausragten.

Bei trockener Witterung wurden sie begossen.

Ein Hauptvortheil

dabei ist, daß man die Wurzeln der schlechtesten, im Walde ausge­

rodeten Sträucher hierzu benutzen kann.

Um diese Züchtungsart

zu erweitern, könnte man auch kräfttge jüngere Stämmchen geradezu

aus der Erde heraushauen: so, daß nur ihre Wurzeln darin blieben. Diese würden alsdann rundherum einen ganzen Haufen von Schöß­

lingen treiben, deren jeder sich für seinen Theil mehr oder weniger gut bewurzeln würde.

Im zweiten Jahre könnten sie ausgehoben,

von der gemeinschaftlichen Stammwurzel losgeschnitten und so ver­

pflanzt werden.

Letzteres dürfte auch mit den herausgehauenen

Stämmchen oder Stöcken möglich sein: da sie, kurz eingestutzt, sich gleichfalls bald neue Wurzeln bilden würden.

Es ginge also bei

dem ganzen Verfahren durchaus Nichts verloren. — Dasselbe ver­

diente um so mehr auch hier Erwähnung, da seine Verwendung noch

bei vielen anderen Laubholzarten möchte Statt finden können.- So na­ mentlich bei den stacheligen und dornigen, die fast alle gern Wurzel­ schößlinge machen; desgleichen bei manchen glatten.j

Noch eine andere Weise zur Anlage von Wallzäunen ist die, wo man die jungen Dorngewächse mit gleicher Sorgfalt auf den

Rand eines Grabens Pflanzt, der nur auf Einer Seite des Walles

gezogen wird, aber dann etwas tiefer und bretter sein muß. In allen Fällen wird übrigens die obere, bessere Erde, welche

man durch Anlegen der Gräben erhält, dazu benutzt, um daraus ein

fruchtbares Bett für die Pflänzlinge zu bereiten und mit ihr die Wurzeln derselben zu bedecken.

Das minder gute Erdreich, welches

mehr aus der Tiefe heraufgeholt ist, wird zur Bildung eines Schutz­

walles hinter der jungen Hecke verwendet.

Hier verbessert sich das­

selbe übrigens auch bald von selbst, durch Anziehen fruchtbarmachen­ der Stoffe aus der Luft, so wie durch deren günstige Einwirkung auf

69

die Zersetzung der Bodentheilchen, die sich in Folge dessen besser „lösen" und somit geeigneter zur Ernährung werden.

Nach erfolgter Pflanzung lassen gute Heckenwirthe den zunächst

an der Einhägung liegenden Streifen des Grundstücke- 3—4 Jahre lang auf die Breite von 8—10 Fuß mit Hackfrüchten bestellen.

Die

hierdurch bewirkte, fortgesetzte Lockerung und Reinigung des Bodenunmittelbar neben der Hecke befördert auch deren sicheres Gedeihen

und raschen Wuchs ganz bedeutend.

Ihre schließliche Festigkeit be^

ruht stets vorzugsweise auf der nicht nachgebenden Steifheit ihrer Hauptstämme.

Damit sie diese Eigenschaft erhalten, muß das Be­

schneiden ihrer Gipfel so lange unterbleiben, bis sie in der Höhe von 3*/z Fuß die Stärke von mindestens 1 Zolle im Durchmesser erlangt

Dann bietet die Hecke einen vollkommenen Schutz gegen alle

haben.

nicht hoch springende Thiere dar, ebenso, wie sie den größeren ein

gewaltsames Durchbrechen verwehrt.

Stutzt man die Wipfel- und

Seitenzweige zu früh ab, so machen dieselben zwar eine große Menge

neuer Triebe; diese geben aber der Hecke nur für kurze Zeit den An­

schein großer Dichtheit, weil die meisten bald wieder absterben.

Und

wenn sie nicht verdorren, so machen sie den Zaun oben dichter und

schwerer, als unten.

So entstehen hier Oeffnungen, durch welche

sich Lämmer und sogar kleine Schafe bald einen Weg bahnen.

Das Herstellen solcher Wallzäune aus Weißdorn verursacht

freilich die ersten 6 oder 7 Jahre hindurch nicht unbedeutende Kosten; doch auch hier ist nur eben „der Anfang schwer".

Denn sind die

Ausgaben dafür einmal gemacht, so halten sie auch für den langen, mehrere

Menschenalter

umfassenden Zeitraum

von mindestens

1 vollen, P/g oder gar 2 Jahrhunderten vor: während eine todte Um­ zäunung, wenn sie nicht aus Mauerwerk besteht, noch bei Weitem nicht Ein Menschenalter hindurch ausdauert, ohne daß sie häufiger Ausbesserungen und schließlich einer vollständigen Erneuerung be­

dürfte.

Zudem kostet letztere dann jedesmal kaum weniger, mei­

stens aber sogar noch bedeutend mehr, als die theuerste Hecke. Ueberdieß vertheilen sich die Ausgaben für diese, obwohl sie während der ersten Zeit am höchsten sind, im Ganzen auf mehrere Jahre; die für einen todten Zaun irgend welcher Art wollen auf Einmal bestritten

sein.

Hiernach erledigt sich die Frage, was das Bessere sei.

70 Noch ist, besonders für manche Gegenden, das Anpflanzen

höherer Bäume in den Hecken, besonders aber neben denselben,

der Berücksichtigung werth. Bon dem Nachtheile größerer Bäume in den Hecken selbst, auch

wenn es nur wenige sind, und wenn sie vereinzelt stehen, ist bereits früher die Rede gewesen; ebenso davon, daß man dann zur Milde­ rung des Uebelstandes ihre Kronen in die Höhe zu treiben und schmal

zu erhalten suchen muß.

Dieß läßt sich dadurch erreichen, daß man

ihnen schon bei Zeiten die untersten Aeste ganz fortnimmt und spä­

terhin die nachfolgenden stark einkürzt. Wo möglich aber gehören sie außerhalb, neben die Hecke.

Dennoch weichen gerade die englischen Landwirthe oft hiervon ab.

Sie, deren Sinn für Natur- und landschaftliche Schönheit

durchgängig so ausgebildet ist, wie bei denen keines anderen Bölkes, und die ihn bei ihrer Praxis überall bewähren, — sie erkennen sehr

wohl die zierende Wirkung, welche das Vorhandensein von Bäumen und Baumgruppen auf die Gegend ausübt.

Zugleich verkennen

auch die meisten von ihnen den Vortheil nicht, welchen beide der nütz­

lichen Thierwelt um sie her gewähren: ein Vortheil, der so außer­ ordentlich viel dazu beiträgt, Gärten, Felder, Wiesen und Wälder

vor Ungezieferschäden und Mäusefraß zu bewahren.

Ebenso wissen

die Landwirthe Englands recht wohl, daß große Bäume auch nahe hinter ihren Hecken schon manche Nachtheile mit sich bringen. Gleichwohl dulden und pflanzen sie deren eine mehr oder minder

bedeutende Anzahl.*) Am liebsten thun sie dieß auf gutem, tiefgrun-

*) Ja sie gehen so weit, einzelne davon schräg, nicht ausrecht, zu pflanzen: svbgleich sich dieselben in solcher Stellung schlecht ausnehmen.) Und wozu thun sie dieß? Aus einem Grunke, an den ein deutscher Landmann schwerlich den­

ken würde. ES geschieht nämlich dem Viehe zu Liebe: damit sich dieses — den juckenden Rücken bequem daran reiben kann. Ebenso haben sie, ohne sich an die Erschwerung der Ackerbestellung zu kehren, gern einzelne Bäum« mit recht breiten Kronen mitten auf Weideplätze» und GraSseldern, weil solche bei zu großer Wärme dem Biehe Schatten geben: während unsere deutschen Land­ wirthe jede. Spur von Schatten fürchten. Und warum? Weil sie mit kurz­ sichtig-ängstlichem Geiz« nur berechnen, um wie viel (oder vielmehr um wie wenige I) einzelne Groschen eia Baum theils durch „Verdämmen", theils durch seine Wurzeln den Ertrag des Bodens unter ihm schmälern könne. Denn

71 feigem Bofeen mit Eichen, aus geringerem und leichterem aber mit

Rüstern: indem sie beide am wenigsten für nachtheiliK halten. Es giebt jedoch einen Mittelweg, um die Gegensätze auSzugleichen.

Er besteht darin, daß man die Ecken der eingefriedigten

Felder, welche sich ohnehin mit dem Pfluge nur schwer bis an die Spitze hin bearbeiten lassen, abrundet und zum Holzanbaue ver­ wendet.

Man pflanzt dann auf ihnen Gebüsch an, mit einzelnen

Stämmen von Oberholz dazwischen, und zieht sich aus letzterem

verschiedenerlei so genanntes „Nutzholz".

Um letzteres desto geeig­

neter zu machen, wendet man wiederum das, für diesen Zweck

neuerlich von mehreren Forstmännern auch für die Nutzholzzucht in Waldungen immer mehr empfohlene Schneideln an: indem man

von Zeit zu Zeit jedesmal die untersten Aeste recht glatt abnimmt.

§. 14.

Koppelhecken und Knicke. Die Breite der Wälle zu Koppelhecken ist, wie schon gesagt, je nach den Umständen verschieden.

In Holstein beträgt sie bei den

Knicken gewöhnlich im Ganzen 16 Fuß, bisweilen jedoch nur 12; auch möchte dieß in den meisten Fällen wohl hinreichen.

Selbst bei

.den breiteren rechnet man aber nur 7 Fuß auf den eigentlichen Wall.

Von dem Uebrigen kommen 5 Fuß auf feen Hauptgraben an feer Außenseite, und 4 auf den inneren oder „Vorgraben".

Der erstere

bekömmt dann 4 Fuß Tiefe, bei einer Breite der „Sohle" von l*/2—2 Fuß; auf Wiesengrund und Moorboden wird er weniger

tief, aber dafür etwas breiter gemacht.

Der Borgraben ist nur

3 Fuß tief, mit einer Sohle von 1 ’/a — 2 Fuß Breite; der Wall

selbst erhält oben die von 4 Fuß. Von Gehölzen sieht man bis jetzt in diesen Knicken am häufig­

sten: den Weißdorn, die Roth-, Hain- oder Hagbuche, die

Weiß- oder Mastbuche, den Haselstrauch, die Erlen und mehrere Weiden-Arten, besonders die Sahl- oder graue Weide. Seltener kömmt eine weiter gehende Mischung vor.

Diese enthält

um wie Vieles mehr ihnen derselbe aus mittelbare Weise nützt, das eben sieht

mau ja meistens nicht.

Ihre britischen Fachgenossen dagegen haben es durch

einiges Nachdenken sehr bald herausgesunden.

72 dann zugleich: Akazien, Zitterpappeln,

den kleinen Feld- oder

Strauch-Ahorn, (Masholder,) theilweise auch die größeren Arten

dieser Gattung; ferner Eschen, Holunder, Birken, wilde Rosen oder

„Hagbutten", den Rothkehlchenbeer- oder Spindelbaum, „einfache" Schneebälle, Ebereschen u. dergl.

Zu besserem Schutze der Thier­

welt, so wie um der verschönernden Mannichfaltigkeit willen, sollten jedoch auch Nadelhölzer, darunter namentlich Fichten und Wach-

holdergesttäuch, nicht ausgeschlossen sein.

Der Bocksdorn gehörte

ebenfalls dahin, besonders zur Einfassung der Wallränder. Hecken aus Nadelgehölz sind gerade auch zur Bepflanzung von Wällen sehr zu empfehlen wegen des guten Schutzes, welchen sie

vermöge ihrer Dichtheit im Winter den Saaten, bei rauhem Herbst­ und Frühlingswetter aber dem weidenden Viehe, gegen kalte Winde

gewähren. Die Fichte ist, wie schon ftüher gesagt, in hohem Grade schätz­

bar wegen der Leichtigkeit, mit welcher sie das Beschneiden verträgt. Als Wallhecke wird sie ihre, nahe an der Oberfläche bleibenden

Wurzeln um den ganzen Damm herumschlingen, also dazu beitragen, ihn fest zusammenzuhalten.

Die Kiefer dagegen sendet ihre lange Pfahlwurzel so weit in die Tiefe, daß sie von daher auch noch auf schlechtem Boden sich'

Nahrung heraufholt.

Ihren Werth als Heckengehölz hat sie be­

sonders in Mecklenburg gezeigt.

Dort wird den so verwendeten

Stämmchen in dem Alter von 6—8 Jahren zum ersten Male der

Gipfel, etwa 4 Fuß über der Erde, weggehauen.

Dann schießt

einer der obersten SAtenzweige empor, um den fortgenommenen Hauptttieb zu ersetzen.

Deßhalb wird jedesmal nach 4—6 Jahren

auch dieser neue Gipfel abgehauen, und zwar in der Höhe von etwa 5 oder 6 Fuß. Inzwischen haben die unberührt gebliebenen unteren

Zweige, deren Wachsthum sich in Folge des BeköpfenS verstärkt,

gewöhnlich bereits einige Zeit nach der erstmaligen Wegnahme der

Stammspitze eine Länge erreicht, welche es gestattet, sie unter ein­ ander zu verflechten.

Denn, während sie bei nicht entgipfelten

Stämmen sehr bald verkümmern und schließlich verdorren, gewinnen sie bei solchen beköpften an Kraft und nehmen daher an Länge, wie an Stärke immer mehr zu.

So geben sie, von Zeit zu Zeit auf'S

73 Neue mit ihren Spitzen durch einander geflochten, der Hecke eine Festigkeit, welche hinreicht, nicht bloß Rindern, sondern auch

Schaafen und sogar Schweinen jedes Hindurchdrängen unmöglich

zu machen.

Ebenso halten sie das Wild ab, wenn sie hoch genug

sind, um nicht von demselben übersprungen zu werden. Desgleichen hat man in Mecklenburg die nordische, Berg- oder

graue Erle mit entschieden günstigem Erfolge auf Kammgräben als Reisigholz angebaut, dessen Abtrieb dann im Februar oder zu Anfänge des März vorgenommen wird.

Läßt man es nicht zu alt

werden und wird es gehörig tief, schräg und glatt abgehauen: so

steht der Ertrag davon dem, welchen die gemeine „schwarze Erle" auf Bruchboden liefert, nur wenig nach.

Auf gutem Boden verdient auch der Haselstrauch für hohe Feldhecken Berücksichtigung: nicht bloß der Nüsse wegen, sondern

eben so sehr oder noch mehr, weil gerade er Holz giebt, welches für

mancherlei Zwecke so brauchbar ist, wie kein anderes.

Bei den holsteinischen Knicken verlegt man den Abhieb des Holzes jedesmal auf das Jahr, in welchem eine bis dahin als Weide­ land benutzte Koppel ansgebrochen wird, um sie wieder zum Frucht­

baue zu verwenden.

Gleichzeitig werden auch die sie umgebenden

Wallgräben sämmtlich neu aufgemacht.

Auf leichtem Boden, wo

sie natürlich am meisten dem Verfallen oder Schadhaftwerden aus­

gesetzt sind, thut man aber wohl daran, sie bereits in der Zwischen­ zeit einmal wieder herzustellen.

Und zwar wählt man hierzu daS

erste Jahr, in welchem die Koppel zur Weide auSgelegt wird.

Dieses Aufmachen geschieht, indem die Seiten der Gräben abge­ stochen werden, und indem auf der Sohle derselben ein Fuß Erde

herausgenommen wird.

Mit ihr bessert man theils den Wall da,

wo er gelitten hat, auS; theils erhöht man ihn dadurch, daß man

sie oben darauf wirft.

Nur ist hierbei dafür zu sorgen, daß er

trotzdem oben glatt bleibe.

Gewöhnlich hat er sich im Verlaufe

der ersten Jahre an den Seiten stärker abgeschrägt, als dieß bei seiner ursprünglichen Herstellung der Fall war: so daß er nun oben

schmäler, unten breiter geworden ist.

Dann wird hier ein Theil

der beraseten Erde weggenommen, um sie oben anzusetzen.

Da,

wo dieses Ansetzen bewerkstelligt werden soll, muß ein kleiner Absatz

74 oder „Fuß" gemacht werden, um dem Wiederherabgleiten derselben vorzubeugen.

Die Regel, bei dem Betriebe der Koppelwirthschaft das Ab­ holzen der Knicke und anderer höherer Buschhecken mit dem Wieder­

beackern der von denselben umschlossenen Felder zu verbinden, hat ihre sehr triftigen Gründe.

Zuvörderst verschafft nämlich dieses

Niederhauen der ersteren dem anzubauenden Getreide einen freieren

Zugang der Luft; zweitens hat man so für den jungen Ausschlag

deS Gehölzes, der sonst von dem Viehe befreffen werden wurde, Nichts zu befürchten. Denn, bis die eingehägten Grundstücke wieder mit GraS oder Futterkräutern bebaut werden, um neuerdings als

Weideland zu dienen, ist das nachwachsende Gehölz dem Viehe zu

hoch und zu alt geworden. Um die Ausschlagsfähigkeit der Stöcke zu erhalten, bleibt die Vorsicht zu beobachten, daß man das Reisholz nahe über der Erde

wegnimmt, daß alle Hiebe so glatt wie möglich gemacht und daß sie, um daS Einspalten der Stämme oder Stangen zu vermeiden, von unten nach oben geführt werden.

Das geeignetste Werkzeug hierzu

ist der, als Figur 25 dargestellte „Dornschneider", oder, wie man ihn passender wird benennen können, die „Beil-Hippe".

Denn

während das beilähnliche Blatt an der oberen Seite zum Hauen eingerichtet ist, dient die krumme Spitze ebenso zum Abschneiden schwächerer Zweige, wie zum nachträglichen Glattschneiden der bei

stärkeren Aesten geschehenen Hiebe.

Diese bringt man am besten

von der nördlichen, östlichen oder nordwestlichen Seite an. Geschicht es nämlich von der südlichen oder südöstlichen Seite aus, dann wirken die heißen, ans den abgehauenen Stamm fallenden Strahlen

der Mittagssonne leicht sehr nachtheilig vertrocknend ein. UebrigenS bleibt hierbei auch der Umstand zu berücksichtigen, daß gleichzeitig mit dem Abtriebe des Gehölzes der Damm eine Erhöhung durch

die, aus den aufgeräumten Gräben entnommene Erde erfährt.

Man darf also den Abhieb doch nicht so niedrig führen, daß die Stöcke nachher mit verschüttet werden könnten.

Um dieß zu ver­

meiden, hauen Einige zuerst nur das, für das Augenmaaß hinderliche Buschwerk an den Seiten des Walles ab, räumen hierauf die Gräben

aus und schlagen erst zuletzt das Holz auf der Oberfläche des Dam-

75

meS nieder.

Dadurch wird es freilich leichter, die angemessenste

Höhe deS Hiebes zu treffen ; aber die hinauf geworfene Grabenerde läßt sich dann weniger gut zwischen das noch stehende Gesträuch hineinbringen, als zwischen die bloßen Stöcke desselben.

Ist daS Geheck stellenweise zu dünn oder gar lückenhaft, so läßt man daneben einen oder mehrere lange Triebe stehen, um sie im Frühjahre zum Ausfüllen zu benutzen.

Man stutzt sie dann an

der Krone etwas ab, schneidet sie unten ein wenig ein, biegt sie auf

den Boden hinab und pflöckt sie mit Haken in denselben fest, oder

belastet sie mit Rasenstücken, welche sie niederhalten.

Eine- hier­

von, auf die Einschnitts- oder Biegestelle gelegt, beugt hier dem

AuStrocknen vor.

Beim Ausbessern der Gräben kann man einige

der jüngsten Triebe deS Gehölzes nach den Seiten des Walles hin­

abziehen, sie da gleichfalls anpflöcken und mit Erde bewerfen, so daß nur ihre Spitzen hervorstehen.

So breitet sich die Hecke seitwärts

aus, wo sie das Bieh am sichersten abhält, weil ihm die Aeste da gerade entgegenstehen.

§. 15.

Wiesen- und Korbweiden-Hecken. Kann man die Anzucht von eigenem Brennholze dem, oft weit beträchtlicheren Gewinne an baarem Gelde zum Ankäufe desielben

unterordnen: so wird es das Bortheilhafteste sein, auf Wiesen­

ländereien, welche im Frühjahre nicht von längeren Ueberfluthungen zu leiden haben, Korbweidenhägen anzulegen.

Die passendste Zeit hierzu ist der Frühling; als Ort dazu

dienen die Kammgräben; und das Mittel sind Stecklinge.

Man

schneidet sie 2 Fuß lang, an beiden Enden schräg, steckt sie 1 Fuß

tief, P/a—2 Fuß weit von einander und bildet je nach der Breite

des WalleS bald nur Eine, bald mehrere Reihen.

Für die Be­

nutzung der Pflanzung auf das Gewinnen von Korbmacher-Ruthen

reicht eine Entfernung der Setzlinge von l'/a Fuß hin; und man

kann bereits im dritten Jahre anfangen zu schneiden.

Zur Erzeu­

gung von Bandholz, als dem stärkeren, giebt man den Setzlingen eine Entfernung von 2 Fuß unter einander und wartet mit dem

ersten Schnitte bis zum vierten Jahre.

In beiden Fällen geschieht

76 derselbe im October und November, als wo die abgeholzten Stöcke nicht mehr durch Sonnenhitze leiden.

Findet, wie es neuerlich

immer häufiger vorkommt, ein Begehr nach besonders feinen, weichen

und geschmeidigen Ruthen im Sommer Statt: so darf man vorläufig

nur etwa die Hälfte der alsdann vorhandenen wegnehmen lassen,

um die erforderliche Beschattung der Schnitte fortzuerhalten.

Je

glätter diese gemacht sind, um so gewisser tritt auch hier ein kräftiger

Nachwuchs ein. — Brachten viele Weidengehäge schon bisher einen

sehr guten Ertrag, so läßt der immer steigende Beifall, welchen die mancherlei „Korb-Möbel" ihrer Zierlichkeit und ganz außerordent­

lichen Leichtigkeit wegen finden, künftig ein Gleiche- erwarten.

§. 16. Hohe BuschHecken; Holz- und Baumränder.

Beide weichen schon wesentlich von den eigentlichen Hecken ab und nähern sich mehr den gewöhnlichen Holzanpflanzungen.

Sie stehen auf einem breiten und fast oder ganz flachen ErdAbsatze, (einer „Terraffe",) enthalten meist verschiedenartiges Ge­

büsch und Bäume, und werden, gleich den Knicken, nach bestimmten Zeiträumen abgeholzt.

Von den Knicken unterscheiden sie sich zu­

nächst schon durch ihre größere Breite, welche 5—lO Fuß beträgt. *) Ferner sind sie auf das Erzeugen einer größeren Menge von Holz

zu verschiedenerlei Zwecken berechnet: indem sie neben dem Strauch­

werke noch Bäume enthalten.

Da sie, demzufolge, auch viel höher

werden, so verleihen sie den Grundstücken, welche sie umhägen, einen

noch bedeutend wirksameren Schutz gegen rauhe Winde.

Zugleich

führen sie aber die Nachtheile, durch welche schon die Koppelhecken bisweilen ungünstig auf den Fruchtbau einwirken, in bedeutend wei­ terer Ausdehnung mit sich. Trotz dem bieten sie auch wieder manche

Vortheile dar, welche den Wallhecken abgehen. Im Ganzen werden sie hauptsächlich da am rechten Platze sein, wo eine trockene Gegend von hoher Lage einerseits großen Mangel

an Holz leidet, und wo andererseits eben diese Lage es wünschenS-

•) Die breitesten Knicke messen zwar, tote rotr gesehen haben, mit Ein­ schluß ihrer beiden Gräben 16 Fuß; aber für den Wall, der allein bepflanzt wird, bleiben doch nur 7 Fuß übrig.

77 werth macht, die wenige da vorhandene Feuchtigkeit, namentlich den

Thau, nicht sogleich durch austrocknende Winde entführt zu sehen. Bei uns fehlt es zwar an dergleichen Oertlichkeiten nicht; indeß findet man auch da Einhägungen dieser Art nur selten.

Dagegen

kommen sie im nördlichen Frankreich und besonders in Belgien sehr

zahlreich vor; ja im Waeslande sind sie allgemein verbreitet. Man legt sie auf eine besondere Art und Weise an, welche

den Gegensatz zu der bei Wallhecken gebräuchlichen bildet. Sie be­

steht nämlich darin, daß man den beim Ausführen der neben ihnen hintaufenden Abzugsgräben gewonnenen Boden zur Erhöhung des

von ihnen begränzten Ackerlandes verwendet. So bekommt letzteres eine schwach gewölbte, nach beiden Seiten hin abschüssige Oberfläche. Diese macht nun, daß, je nach der Richtung der Beetfurchen, ein größerer oder geringerer Theil des überflüßigen Regenwasserö seit­

wärts abläuft, wo es dem Erdabsatze zugeht, auf welchem die Holz­

anpflanzung steht.

In Folge dessen erhält und behält diese mehr

Feuchtigkeit, als das Feld, zumal da sie in den Gräben sich ansam­ melt. Deßhalb gedeiht natürlich das Holz auch noch an trockenen, hoch liegenden Orten verhältnißmäßig sehr gut: besser, als bei sonst

gleicher Lage in Knicken und Wallhecken. dcm Felde hingehenden Wurzeln

Ferner lausen die nach

der größten Bäume hier so tief

unter der Oberfläche hin, daß sie die Ackerbestellung weder erschwe­

ren, noch durch sie leiden. Ebenso stecken die Wurzeln solcher Dorn­ gewächse, die gern Au-läufer machen, zu tief im Boden, als daß sie

die Neigung, Brut zu treiben, nicht verlieren sollten. Figur 19, auf Taf. II, giebt die Darstellung einer solchen

Holzrand-Hecke. Der Buchstabe a bezeichnet die, vermöge des aus

den Gräben entnommenen Bodens gebildete Wölbung des Feldes, welches von d zu d reicht. Neben d befindet sich auf beiden Seiten

der Erdabsatz, welcher das Gehölz trägt. Er wird an der anderen Seite von den Abzugsgräben begränzt, deren Sohle durch den Buch­

staben d bezeichnet ist. In der Pflanzung selbst nimmt das Unterholz, als hohes Ge­

sträuch, hauptsächlich den Raum dicht am Grabenrande ein, dessen Böschung es häufig mehr oder weniger mit überzieht. Dem Acker­ lande etwas näher haben die Bäume ihren Stand, und zwar in

78 einer geordneten Reihe, mit Zwischenräumen von 20—40 Fuß einer vom anderen.

Es sind, je nach der Ortsbeschaffenheit:

Eichen,

Buchen, Rüstern, Birken, Eschen, Erlen, Silber- und Schwarzpappeln, Weiden rc. in buntem Gemische. Nadelhölzer befinden sich nur selten

darunter. Das Ganze gehört bald einer, bald mehreren Altersklassen an. Ein Theil wird hochstämmig gelassen und nach je 3—6 Jahren

aufs Neue geschneidelt, also zu Nutzholz erzogen, dessen Höhenwuchs

durch diese allmähliche Entästung ungemein befördert wird. Das Uebrige behandelt man als Kopfholz in kurzem Umtriebe. In Bel­ gien besteht dieses Kopfholz fast nur aus Eichen, im nördlichen

Frankreich auch häufig aus Rüstern. (Bei uns wird man es gemisch­ ter einrichten können.)

Das Oberholz aus weichen Holzarten fällt

man, wenn es höchstens etwa 30 Jahre alt geworden ist; hartes da­

gegen läßt man ein, dem entsprechend höheres Alter erreichen. Bei­

des pflanzt man gern in bereits erstarkten Bäumchen mit Wurzel­

ballen. Das Unterholz besteht aus Weiden, Erlen, Birken, Pappeln,

Akazien, Hagbuchen und Eichen mit eingemengtem Dorngesträuche. Es wird als Buschholz in fünf- bis achtjährigem Umtriebe bewirth­ schaftet. Lückige Stellen verdichtet man durch Absenker. Seinen,

gewöhnlich ohnehin sehr üppigen Wuchs befördert man bei Erneu­

erung der Gräben noch dnrch Aufwerfen der Erde zwischen dasselbe. Die Grabenränder werden theilweise mit Eicheln besteckt und Kie­

fern beigemengt,

um den jungen Eichenpflanzen im Frühjahre

Schutz gegen Spätfröste und im Sommer eine gelinde, wohlthätige Beschattung zu geben. Später, wenn sie Beides nicht mehr bedürfen,

haut man die Kiefern wenigstens theilweise wieder heraus: da sie

nun bei gleicher Zahl durch Verdämmen schaden würden.

Leipzig, Druck von Giesecke & Devrient.

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Verbeug von, Veit' & Gowfl. ixl leipztg.